■■■■^■^^^■iHBHHMHBBMM^HI / BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. FUNFUNDMEISSIGSTER JAHRGANG. BAND XXXV. MIT 14 TAFELN, 3 BILDNISTAFELN UND 100 TEXTABBILDUNGEN IN 316 EINZELFIGUREN. LIBRARY RK GARDEN BERLIN, GEBRÜDER BORNTRAEGER, W 35 Schöneberger Ufer 12 a 1917 I ' BAND XXXV. JAHRGANG im*. HEFT 1. BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. I IN1WI>I>REISSIGSTER JAHRGANG. HEFT 1. (MIT TAFEL I). AUSGEGEBEN AM 22. FEBRUAR 1917. BERLIN, GEBRÜDER BORNTRAEGER, W 36 Schöneberger Ufer 12a 1917 Es wird gebeten, die dritte Umschlagsseite zu beachten. Inhaltsangabe zu Heft 1. Saite Sitzung vom 26. Januar 1917 1 Mitteilungen. 1. Willi. Lang: Zur Ansteckung der Gerste durch Ustilago nuda 4 2. Theo. J. Stomps: Ligustrum vulgare errat, ebbingense. (Mit 1 Abb. im Text.) 20 3. Gh Dittrich: Zur Giftwirkung der Morchel, Gyromitra esculenta (Pers.) .27 4. Wilh. Lang: Eine neue Pilzkrankheit an Ulmus montaha. 37 5. Wilh. Lang: Zur Biologie von Corynespora Melonis (Oooke) Lindau 40 6. A. Ursprung: Über die Stärkebildung im Spektrum. (Mit Tafel I und einer Abbildung im Text.) 44 7. Adolf Scher lieh: Jod, ein brauchbares mikrochemisches Reagens für Gerbstoffe, insbesondere zur Darstellung des Zusammenhanges der Verteilung von Gerbstoff und Stärke in pflanzlichen Geweben 69 8. H. Harms; Über die asiatische Meliaceen-Gattung Munronia Wight und eine verwandte südafrikanische Gattung. (Mit 1 Abbildung im Text.) .74 Nächste Sitxmig der Gesellschaft: Freitag, den 23. Februar 1917. abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pflanzenphysiolog. Instituts d. Universität, Berlin-I>afolcm, Königin-Luise-Straße 1. Sitzung vom 26. Januar 1917. Sitzung vom 26. Januar 1917 Vorsitzender: Herr R. KOLKWITZ. LIBRART NRW YORK ÖOTan/CaL G^RDGN Der Vorsitzende teilt mit, daß Herr Dr. 0. Schubert, Assistent der Rebenveredelungsstation in Greisenheim a. Rh. am 18. September 1916 an den Folgen einer schweren Verwundung in einem Feldlazarett des russischen Kriegsschauplatzes gestorben ist. Am 16. Dezember 1916 verschied in Kew bei London Herr Prof. Daniel Oliver, korrespondierendes Mitglied unserer Gesellschaft; und am 10. Ja- nuar 1917 in Berlin Herr Prof. Dr. Georg Volkens. Die Anwesenden ehrten das Andenken an die Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Zum ordentlichen Mitglied wird vorgeschlagen Herr Müller, Otto, Inspektor am botanischen Garten in Straßburg i. E. (durch L. JOST und KURT NOAOK). Zum ordentlichen Mitglied wird ernannt Herr Baumgärtl, Dr. Otto in Prag. Zur Feier seines 80. Geburtstages widmete der Vorstand Herrn Prof. Dr. SCHWEINFURTH folgende Adresse: Hochgeehrter Herr Kollege! An dem Tage, an dem Sie, um mit Ihrem Freunde ASCHERSON zu sprechen, die „Jahre des Propheten" um ein Dezennium über- schreiten, will auch die Deutsche Botanische Gesellschaft, der Sie seit fast 25 Jahren angehören, nicht unter denjenigen fehlen, die Ihnen die herzlichsten Glückwünsche zu diesem Tage aussprechen können, den in so seltener jugendlicher Frische zu erleben Ihnen vergönnt ist. Ber. der deutschen bot. Gesellech. XXXV 1 2 Sitzung vom 26. Januar 1917. Vor kurzem haben Sie Ihten Freunden und damit der wissen- schaftlichen Welt eine Arbeit geschenkt, in der Sie ein vollständiges Verzeichnis Ihrer Schriften, einer stattlichen lleihe von weit über 400 geben. Neben Ihrem großen Werke „Im Herzen Afrikas", den geographischen Arbeiten, den Ergebnissen Ihrer großen For- schungsreisen, die zum Teil gleichzeitig eine Fundgrube für botanische Studien darstellen, spielen die von Ihnen als rein botanischen Inhalts angegebenen mit fast 100 Nummern die Hauptrolle. Nach einer Beschreibung Ihrer Glocknerbesteigung, bei der Sie die .Hochalpenflora begeisterte, sind alle Ihre Jugendarbeiten aus- schließlich botanischer Natur. Zuerst beschäftigten Sie sich ein- gehend mit der Flora Deutschlands; Ihre umfangreichen Samm- lungen aus Ihrer Studienzeit, die jetzt in den Besitz des Dahlemer botanischen Museums übergegangen sind, legen Zeugnis ab für die liebevolle Sorgfalt, mit der Sie namentlich in der Umgebung Heidelbergs geforscht haben. Sehr bald aber wird in Ihnen das Interesse für die Flora des Orients, namentlich Ägyptens, geweckt; bereits 1862 erschienen Thre Plantae quaedam Niloticae, und diese Arbeit eröffnet den Beigen zahlreicher Werke über die Gebiete der östlichen Mittelmeerländer. Schon frühzeitig erkannten Sie die große Bedeutung, die neben der Erforschung der wildwachsenden Flora der der Nutzpflanzen, insbesondere der angepflanzten, zukommt. Wer von Ihren Freunden oder Fachgenossen je Gelegenheit gehabt hat, Ihre Sammlungen, insbesondere Ihre Zeichnungen zu sehen, die mit künstlerischer Vollendung durchgeführt sind, wird in staunender Hochachtung verstummt sein vor der Fülle des Materials, vor allem aber vor der bis ins kleinste peinlichen und genauen Präparation und Dar- stellung aller Einzelheiten. Die großzügige und geniale Durchführung Ihrer Gedanken über den Zusammenhang der alten Kulturzentren, über die Herkunft der Nutzpflanzen u. a. in. hat Sie nicht gehindert, auch unendlich viel wissenschaftliche Kleinarbeit zu leisten, und damit haben Sie Ihren Ausführungen eine Grundlage gegeben, wie sie sicherer nicht gedacht werden kann. Namentlich in den letzten Jahren haben Sie durch Ihre Sammlungen dargetan, wie wichtig es ist, die Kulturpflanzen einschließlich der Ziergewächse in den einzelnen Ländern zu studieren, und dabei gezeigt, wie groß die Lücken in unserer Kenntnis selbst der Formen der hauptsächlichsten Nähr- und Nutz- pflanzen sind. Sitzung vom 26. Januar 1911 'o Ihre stets fortgesetzten Arbeiten über d\ altägyptischen Gräberpflanzen haben bewiesen, daß es unumgänglk^ notwendig ist, die Pflanzen, selbst die häufigsten, in allen Teilen\.u konser. vieren, wie Sie es seit Ihrer Jugend taten. Möchten Sie Ihre Forschungen, gleich bedeutend dur\ ^ positiven Errungenschaften wie als Wegweiser für weitere \e]e in unserer Wissenschaft, noch recht lange Jahre fortsetzen könn£ Das ist der Wunsch aller Ihrer Freunde und Fachgenossen. Berlin, den 29. Dezember 1916. Der Vorstand der Deutschen Botanischen Gesellschaft S. SCHWENDENER. J. REINKE. HANS WlNKLER. R. Kolkwitz. M. 0. Reinhardt. C. Correns. P. Claussen. L. Diels. E. Baur. 0. Appel. Der in der Sitzung am 28. Juli gewählte Ausschuß, bestehend aus den Herren LINDAU, LlNDNER und REINHARDT, zur Hebung der Produktion von Speisepilzen, hat dem Vorstande einen Bericht eingereicht. Der Vorsitzende verliest den Bericht, den Herr HABERLANDT dem Ministerium der geistlichen und Unterrichts- angelegenheiten übergeben wird. 1* Wii.n. Lang: Mitteilungen. I. W M h. Lang: Zur Ansteckung der Gerste durch Ustilago nuda. (Eingegangen am 30. Dezember HO 6.) Früher glaubte man, die Ansteckung durch die Brandpilze könne allgemein nur an der jungen Keimpflanze erfolgen. Den ersten Fortschritt zur Klärung des Sachverhalts brachten die Unter- suchungen BREFELDs über den Beulenbrand des Mais, wonach alle Teile der Pflanze in jugendlichem Zustande ansteckungsfällig sind. Rätselhaft blieb noch der Vorgang bei den Flugbrandarten, die auf Weizen und Gerste auftreten. Das Sporenpulver ver- stäubt hier schon zur Blütezeit und die Sporen können leicht vom Wind auf die Blüten verweht werden. Dieses auffallende zeitliche Zusammentreffen hat schon HOFFMANN (14) zu denken gegeben: „Fragt man nun, auf wTelche Weise der Parasit an die Pflanze kommt, so sind folgende Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen; 1) durch die Blüte; nämlich in dem Sinne, daß etwa ein während der Blütezeit durch Ustilago infizierter Fruchtknoten ein krankes Korn bildete, welches im nächsten Jahre dann einen oder mehrere kranke Halme treiben würde. Aber dann müßte man bereits in den Früchten der betreffenden Sommerähre Mycelium finden, was bisher nicht geschehen ist". Er hat auch „viele" Ansteckungsversuche zur Blütezeit ausgeführt. Da aber die aus solchen Körnern hervorgegangenen Pflanzen nicht brandig wurden, "ntschied er sich für die herrschende Auffassung einer Keimlings- ansteckung, obwohl die nach Hunderten zählenden Impf versuche, die er in den Jahren 1856 — 1862 nach dieser Richtung anstellte, ebenfalls „fast in allen Fällen ohne Erfolg" geblieben waren. Es ist auffallend, daß seine Veröffentlichung keinen der späteren For- scher zur Nachuntersuchung angeregt hat. — Den gleichen Gedanken- gang findet man erst bei JENSEN (16) wieder. Aber auch seine Versuche, die Blüten anzustecken, blieben ohne Erfolg, deshalb nahm er eine Überwinterung der Sporen zwischen Spelzen und Korn wie beim Hafer an. Zur Ansteckung der Gerste durch Ustilago nuda. 5 Zuerst gelang die Blüten-Ansteckung einem Australier, FRANK MADDOX in Tasmania im Jahr 1896 (zitiert nach MC ALPINE [19]): „Ich will jetzt die Schlußfolgerungen mitteilen, zu denen ich auf Grund meiner Versuchsergebnisse beim Weizenflugbrand gekommen bin. Es ist mir nie gelungen, die Ansteckung und die Krankheit mit Sporen am Korn oder im Boden hervorzurufen, was ich mit Steinbrandsporen zur Erzeugung des Steinbrandes leicht erreichte. Die einzige Art, wie es mir gelang, Getreide anzustecken und Brand hervorzurufen (was selten versagte) ist die, daß man die Sporen zur Blütezeit auf den Fruchtknoten bringt, ungefähr um dieselbe Zeit, wo die Pollenkörner herausfallen. Das Korn wird reifen, ohne die geringsten Anzeichen von Krankheit zu zeigen. Ich habe jetzt die Zeit so gut getroffen, daß ich sagen kann, ich kann niemals einen Mißerfolg haben. Ich denke, dies erklärt, daß umgekehrt, wenn ich fehlte, der Fruchtknoten noch nicht weit genug war, um für die Sporen ein Keimbett abzugeben, oder möglicherweise die Spore manchmal nicht reif genug war. Vergleicht man die Steinbrand- und Flugbrandsporen in bezug auf ihre Keimungsgelegenheit, so verhalten sie sich genau entgegen- gesetzt zueinander. Es erscheint mir wirklich wundervoll, wie die Brandsporen sich verhalten, da das Ovar durch die Spelzen gut geschützt ist, und es gibt nur eine kurze Periode, wo die An- steckung erfolgreich zu sein scheint. Es ist außer Zweifel, daß wir hier den praktischen Beweis für die Tatsache haben, daß die Ansteckung beim Flugbrand während der Blütezeit erfolgt, und daß dies der erste Bericht ist." Im nächsten Jahr, 1897, führten NAKAGAWA und YAMADA die Ansteckung der Weizenblüten mit ausgereiften Flugbrandsporen aus, die angesteckten Körner wurden ausgesät und die daraus hervorgehenden Pflanzen wurden im Jahr darauf brandig. — Bald darauf kam HORI (15) zu den gleichen Ergebnissen mit Ustilago tritici und U. nuda und „er schloß daraus, daß die Sporen jenes Brandes, welche zur Blütezeit des Wirts reifen und leicht durch den Wind zerstreut werden können, im Innern des Korns zurück- gehalten werden und die Krankheit während der nächsten Blüte- zeit der Wirtpflanze auferstehen lassen" (nach MC ALPINE). Bei uns haben, ohne von diesen australischen und japani- schen Forschungen Kenntnis zu haben, BREPELD (3) im Jahr 1903 und HECKE (10) 1904 die ersten Mitteilungen über ähnliche Ansteckungsversuche veröffentlicht. BREFELD hat durch zahlreiche und sorgfältige Versuche nicht bloß den Nachweis erbracht, daß U. tritici und U. nuda die Blüte anzustecken vermögen, sondern 6 Wim. Lang: er hat auch gezeigt, daß dies bei den beiden Brandpilzen die einzige Art der Ansteckung ist und Keimlingsansteckung hiei nicht in Frage kommt. HECKE hat außerdem als erster das Brandmycel in dem jungen Keimling bei Gerste nachgewiesen. Es erhebt sich nun die Frage: was wissen wir über den Verlauf der Ansteckung? Die vom Wind verwehten Sporen gelan- gen auf die Narbenäste und auch zwischen den Fruchtknoten und die Spelzen. Auf welchem Wege erreichen die Pilzfäden der aus- keimenden Sporen den Embryo V BREFELD (3) berichtet darüber 1905: „Es konnte mit Sicherheit beobachtet werden, daß besonders auf der federförmigen Narbe fast alle Sporen in dem Narbensekret ausgekeimt waren, und daß von den Sporenkeimlingen lange Fäden ausgingen, die sich den Narbengeweben angelegt hatten und sich in diesen verloren. Eine weitere Beobachtung, um das Vordringen der Keimschläuche durch die Narbe auf noch weitere Strecken zu verfolgen, stieß insofern auf Schwierigkeiten, als die sichere Unter- scheidung der feinen Pilzfäden nach unten allmählich abnahm und somit das Einwachsen der Schläuche durch die Narbe in den jungen Fruchtknoten nicht sicher gesehen werden konnte. Es liegt aber kein Grund vor, der gegen die Annahme spräche, daß die auf der Narbe üppig auskeimenden und in ihren Schläuchen nach unten fortwaebsenden Infektionskeime nicht auch weiter vordringen und gleich den Pollenschläuchen in den Fruchtknoten gelangen sollten. Das gleiche kann von den Sporen gelten, welche an dem jungen Fruchtknoten direkt keimen und in das junge Gewebe desselben eindringen. Weiter als die oben angegebenen Einzelheiten sind mikroskopisch durch Beobachtungen nicht zu ermitteln." 1907 (4) teilt er dann noch mit: „Die anatomischen Untersuchungen ergaben in jedem Falle, daß die Infektionskeime sich in allen Teilen des Embryos und auch im Endosperm vorfanden, daß diese Infektionskeime die Samenruhe mit dem Getreide durchmachen, erst mit seiner Keimung wiederbelebt werden, um dann mit der weiteren Entwicklung der Pflanzen in den Fruchtknoten der Blütenstände zur Brandlagerbildung zu gelangen." 1908 bestätig BREFELDs Mitarbeiter FALCK (7), das Brandmycel „im Scutellum. im Embnro und in seiner unmittelbaren Umgebung im Nährgewebe" gefunden zu haben. Von HECKE ist die 1905 (11) in Aussicht ge- stellte Abhandlung über die vorliegenden Fragen noch nicht erschienen. BROILI (5) hat im Jahre 1908 Ansteckungsversuche bei der Gerste gemacht, zunächst mit der Absicht, brandwiderstandsfähige Stämme herauszuzüchten. Später hat er sich zusammen mit Zur Ansteckung der Gerste durch Ustilago nuda. 7 W. SOHIKORRA (6) eingehender mit der Biologie des Gerstenflug- brandes beschäftigt, doch steht die im Sommer 1913 angezeigte ausführlichere Abhandlung noch aus. Bis jetzt hat er das Vor- kommen und Verhalten des Pilzes im ruhenden Samen dargestellt, worauf ich später zurückkommen werde. Ferner haben die beiden Verfasser die Zugehörigkeit des im Samenkorn gefundenen Mycels mit U. nuda durch Reinkulturen dargetan; endlich führen sie als Beweis für die Identität des im Korn gefundenen Mycels mit U. nuda an, daß regelmäßig aus mycelhaltigen Körnern Brand- pflanzen hervorgegangen sind. Ich habe im Sommer 1908 mit Ansteckungsversuchen beim Weizen begonnen und konnte als erster 1909 (17) lückenlos den Weg aufzeigen, den U. tritici nimmt, um zum Embryo zu gelangen. Ich habe dann in den folgenden Jahren verschiedentlich Versuche sowohl mit Weizen als mit Gerste angestellt. Dabei hat mich weniger die Absicht geleitet, den Weg der Ansteckung auch für U. nuda klarzulegen, denn ich nahm damals als so gut wie sicher an, daß die beiden auch sonst so nahe verwandten Pilze — BREFELD will sie zu einer Art zusammengefaßt wissen — sich darin ganz gleich verhalten. Ich wollte vielmehr eine Übersicht über die Anfälligkeit einer größeren Anzahl von Sorten beider Getreide- arten gewinnen und dann den Ursachen für die Widerstandsfähig- keit nachgehen. Es war hier viel eher die Möglichkeit vorhanden, zu eindeutigen Ergebnissen zu gelangen als bei der Keimlingsan- steckung, schien doch der Erfolg viel weniger von äußeren Um- ständen abhängig zu sein. Ich mußte aber die Versuche bald auf- geben, da unsere im botanischen Garten angebauten Getreide zu wenig sicher vor störenden Einflüssen waren. Dagegen habe ich mit Gerste noch mehrmals größere Versuche durchgeführt, vor allem, um ähnlich wie BROILI und SOHIKORRA geeignetes Material zur Prüfung der durch die Heißwasserbeize angeschnittenen Fragen zu bekommen. Ich war dabei anfangs wenig vom Glück begünstigt. Das Bestäuben erfolgte, wie beim Weizen, stets mit der größten Vorsicht nur bei spreizenden Blütchen. Dabei wurde ein feiner, nur wenig Brandpulver haltender Pinsel derart über dem Blütchen abgeklopft, daß ein kleines Staubwölkchen das Blütchen erfüllte. Es ließ sich aber nicht vermeiden, daß dann und wann eine deutlich sichtbare Menge in das Blütchen fiel. Durch Abblasen wurde dann von dem Brandstaub entfernt, was nicht bereits an den Narbenästen festklebte. Auf diese Weise wurde naturgemäß nicht bloß die Narbe, sondern auch der ganze junge Fruchtknoten bepudert. Beim Weizen hatte ich damit aus- g Wilh. Lang: gezeichnete Erfolge; bei der überwiegenden Mehrzahl der Körner gelang die Ansteckung, ohne daß nur ein einziges Korn sich nicht normal entwickelt hätte. Bei der Gerste dagegen waren die meisten Körner mehr oder weniger geschrumpft und der Embryo vielfach nur unvollkommen entwickelt; ein Teil der Blüten blieb ganz taub. Der Mißerfolg mußte umsomehr befremden, als es den Züchtern bei Kreuzungsversuchen leicht gelingt, normale Körner zu ernten; und dabei sind doch viel stärkere Eingriffe notwendig. Erst als ich den Brandstaub in Säckchen aus feinstem Gewebe füllte und diese über den Blütchen ausklopfte, erhielt ich etwas bessere Er- gebnisse, obwohl auch jetzt Schrumpfungen, wie sie auch BROILI beschreibt, nicht selten sind. Da eine Beeinträchtigung des Be- fruchtungsvorgangs oder eine sonstige Verletzung der Blüte nun- mehr vollkommen unmöglich ist, so gewinnt die Vermutung an Wahrscheinlichkeit, daß der Pilz an der mangelhaften Entwicklung des Kornes irgendwie beteiligt ist. Dem nachzugehen, hat mich schon lange gereizt; außerdem aber brauche ich den vollständigen Entwicklungsgang von U. nuda für die von mir beabsichtigte er- neute Bearbeitung der Brandkrankheiten unserer Hauptgetrei d< - arten1) ; es war mir daher nicht möglich, noch länger auf die von BROILI und SCHIKORRA versprochene Abhandlung zu warten. Die Keimung der Sporen und das Eindringen der Hyphen in die Narbenäste erfolgt ganz ähnlich, wie ich es für U. triiici be- schrieben habe. Weiter folgen die Hyphen dem Leitgewebe fin- den Pollenschlauch, bis sie zum Scheitel des inneren Integument* > gelangen. Das Vordringen der Hvphen scheint bei U. nuda rascher vor sich zu gehen als bei /'. tritici. Ich habe sie schon fünf Tage nach der Bestäubung nicht bloß zwischen den Zellen des inneren Integumentes, sondern sogar schon innerhalb der Nucellar- schicht angetroffen. Sie erreichen also in sehr kurzer Zeit jene Gewebeschichten, von deren Zustand das weitere Vordringen wesentlich abhängt. So früh kann aber von der Ausbildung einer Cuticula an der äußeren Integumentschicht noch keine Rede sein. Deshalb steht den Hyphen der Weg durch die Zellzwischenräume noch gänzlich frei. Wie etwa verspätete Hyphen sich verhalten, das zu beobachten hatte ich keine Gelegenheit. Ist der Pilz aber einmal in das Innere der Samenanlage eingedrungen, so hat er beim weiteren Wachstum kein Hindernis mehr zu überwinden. Er wächst der Chalaza entlang in die Tiefe, bis er dm Embryo er- 1) Die noch fehlende Untersuchung ül>er die Ansteckung durch Tilidin und Uroeystis ist fertig und wird in kürzester Frist erscheinen. Zur Ansteckung der Gerste durch Ustilago nuda. 9 reicht. Auf diesem Wege kann man schon frühzeitig eine reich- liche Verzweigung der Pilzfäden beobachten. Außerdem sind die einzelnen Hyphen jetzt viel kräftiger, entsprechend der reichlichen Versorgung mit Nährstoffen durch die Chalaza. Auf das Verhalten des Pilzes im Embryo werde ich später zu sprechen kommen. Der bisher beschriebene Weg entspricht genau dem, was über Ustilago tritici bekannt ist. Dort gibt es für den Pilz nur diese eine Möglichkeit, zum Embryo zu gelangen; wenigstens habe ich bei den vielen von mir untersuchten Fruchtknoten von ver- schiedenen Weizensorten nie eine Stelle gefunden, die auch nur als Versuch des Pilzes gedeutet werden könnte, die Epidermis des Fruchtknotens anzugreifen und in sie einzudringen. Die von BREFELD ausgesprochene Vermutung, daß die ganze Oberfläche des Fruchtknotens den Angriffen der Keimfäden des Pilzes ausgesetzt sein könne, trifft für den Weizen sicher nicht zu. Dagegen konnte ich bei der heuer zu den Versuchen be- nützten Frankengerste (Sommerfrucht') Beobachtungen machen, die zu dem Schluß berechtigen, daß Ustilago nuda eine ungleich größere Angriffsenergie entwickelt als U. tritici. Beim Bestäuben der offenen Blütchen gelangen die Sporen sicher in großer Zahl auch zwischen den Fruchtknoten und die Spelzen. Das Spreizen dauert aber nur ganz kurze Zeit, nachher schließen die Spelzen wieder ganz dicht zusammen und bilden um den Fruchtknoten einen kleinen, gut abgeschlossenen Raum. Darin wird die Luftfeuchtigkeit wesentlich höher sein, als in der freien Atmosphäre; es ist auch möglich, daß die Schwellkörperchen nach dem Aufhören des Spreizens nach außen Flüssigkeit austreten lassen. Auf alle Fälle darf angenommen werden, daß nach einem Regen in dem Raum soviel Feuchtigkeit vorhanden ist, als die zwischen dem unteren Teil des Fruchtknotens und den Spelzen befindlichen Flugbrand- sporen zum Keimen brauchen. Es wird also erst noch untersucht werden müssen, ob die eingeschlossenen Sporen ganz unabhängig von den äußeren Verhältnissen jederzeit wie auf der Narbe zu keimen Gelegenheit haben. An den von mir untersuchten Frucht- knoten konnten fast immer gekeimte Sporen in großer Zahl nach- gewiesen werden; es hat aber während der Blütezeit öfters leichte Gewitterregen gegeben. Die Keimfäden vermögen an dem unteren Teil der Frucht- knoten die Außenwand der Epidermiszellen zu durchbohren; ein- mal eingedrungen wählen sie den kürzesten Weg, um die Frucht- knotenwandung zu durchmessen. Sie wachsen durch die Zellen hindurch und verzweigen sich in der Fruchtknotenwand noch 10 Wii.h. Lang: mehrmals. Ab und zu begegnet man in den Zellzwischenräumen knotenförmigen Verdickungen. Der Angriff kann an ein- und demselben Fruchtknoten an so vielen Stellen zugleich erfolgt sein. laß man auf einem einzigen Längsschnitt mit Leichtigkeit drei verschiedene Nester unterscheiden kann. Durch das Eindringen des Pilzes werden die Zellen getötet. Dadurch Fallen die ange- griffenen Gewebeteile schon bei mittlerer Vergrößerung auf. Liegen mehrere Angriffstellen nahe beisammen, so bilden die toten Zellen bald ein großes zusammenhängendes Trümmerfeld. So sind bereits sieben Tage nach der Bestäubung große Teile im Innern der Fluchtschale unten am Fruchtknoten durch den Pilz getötet. Nach weiteren drei Tagen erfolgt bereits der Angriff auf die äußere Schicht des Integumentes. Sie scheint aber größeren Widerstand zu bieten als die Zellen der Fruchtschale. Die Hyphen hingen nicht einfach in die Zellen ein, sondern die angegriffenen Zellwände erhalten von innen Verdickungen, die an den be- obachteten Stellen mehr als die halbe Breite der Zelle einnehmen können. Solche Wandverdickungen können sich über mehrere Zellen nebeneinander erstrecken. Nach den Beobachtungen, die ich am Fruchtknoten vierzehn Tage nach der Bestäubung machen konnte, erscheint es sein- wahrscheinlich, daß die Hyphen unter günstigen Umständen das Integument wesentlich früher erreichen und darin eindringen, ohn<- daß sie um diese frühe Zeit auf größeren Widerstand stoßen würden. Ohne diese Voraussetzung wäre es schwer verständlich, wie der Pilz, der am zehnten Tage in die äußere Zellschicht des Integuments einzudringen versucht, schon vier Tage später nicht bloß die Nucellarepidermis zu durchwachsen, sondern auch im ganzen unteren Teil des Endosperms sich außerordentlich auszu- breiten imstande ist. Tatsächlich kann man um diese Zeit den Pilz in der unteren Hälfte des Fruchtknotens fast überall finden, ausgenommen den jungen Keim l). Vereinzelte Fäden trifft man noch im inneren Teil der Fruchtknotenwand, außerordentlich zahl- reich sind sie zwischen den Schichten des Integuments und der Nucellarepidermis. Auf Längsschnitten begegnet man hier Schnitt für Schnitt ausgedehnten, längs verlaufenden Fadenstücken; ein guter Teil der Hyphen sucht also auf dem nächsten Weg den Embryo zu erreichen. Dazwischen sieht man kurze, quer ver- laufende Hyphen, die dem Endosperrn zustreben. In diesem selbst 1) Die erläuternden Abbildungen werden der Gesamtdarstellung bei- eben. Zur Ansteckung der Gerste durch Ustilago nuda. 1 1 trifft man zwischen den Zellen allenthalben die Spitzen der in kräftigem Wachstum befindlichen Hyphen. Aus dem Bild, das die Hyphen darbieten, kann man gewisse Schlüsse über ihr Alter und die Wachstumsbedingungen ziehen. Junge, kräftig wachsende Hyphen sind dicht vom Plasma erfüllt, sie färben sich zum Beispiel mit Haematoxylin gleichmäßig und tief blauschwarz. Sie fallen in dem jungen, noch wenig mit Stärke gefüllten Endospermgewebe, das bei der angewandten Färbung fast farblos bleibt, schon bei mäßiger Vergrößerung auf; augenscheinlich ist die Ernährung hier noch denkbar günstig. Aehnlich färben sich die Hyphen in der Fruchtknotenwand, aber ihr Durchmesser ist bedeutend geringer. Ein ganz anderes Aus- sehen haben dagegen schon um diese Zeit die längs und quer verlaufenden Hyphenstücke in den Schichten des Integumentes und des Nucellus. Sie haben eine rauchbraune Farbe und sind entweder inhaltsarm oder ganz entleert. Man darf daher annehmen» daß sie Zeugen einer früheren Periode besonders üppigen Pilz- wachstums sind; die Nährstoffe sind jedenfalls von den der Auf- lösung verfallenden Schichten des Integumentes geliefert worden. Besonders auffallen mag, daß der junge Embryo trotz der außerordentlichen Ausbreitung des Pilzes von ihm verschont ge- blieben ist. Dabei muß der Pilz gerade in der Gegend des Embryo schon frühzeitig die Integumentschicht durchbrochen haben, denn man findet unmittelbar dem Embryo anliegend nicht bloß einzelne Hyphenstücke, sondern größere Mycelnester, die gar keinen plasmatischen Inhalt mehr führen. Man wird also beinahe zu der Annahme gezwungen, daß dem Pilz das Eindringen in den Embryo von der Außenseite her — wenigstens um diese frühe Zeit — ver- wehrt ist. Ein Absterben der Zellen infolge des Pilzangriffs be- obachtet man fast nur in der Fruchtknotenwand, seltener im Integument, in dem weiter innen gelegenen Gewebe überhaupt nicht mehr. Aber auch in der Fruchtknotenwand sterben durch- aus nicht alle Zellen ab, die mit den Hyphen in Berührung kommen, nicht einmal alle jene Zellen, die von ihm durchbohrt werden. Die meisten toten Zellen findet man am unteren Ende des Frucht- knotens. Es trifft jedoch durchaus nicht immer zu, daß der Pilz nach vierzehn Tagen in der beschriebenen Weise von dem ganzen Fruchtknoten Besitz ergriffen hat. Obwohl die untersuchten Fruchtknoten von diesem Alter alle am gleichen Tage mit Sporen- pulver bestäubt worden sind und somit die gleichen günstigen äußeren Bedingungen für das Keimen der Sporen gehabt haben. 12 Wilii. Lang: Es kommt auch vor, daß der Pilz, der offenbar an verschiedenen Stellen eingedrungen ist, in den Schichten des Integuments stecken geblieben ist und nirgends die Nucellarepidermis durchdrungen hat. Zwischen den Integumentzellen findet man dann stark an- geschwollene Hyphenstücke mit kurzen Fortsätzen nach innen, die man als letzten Versuch des Pilzes deuten könnte, weiter vor- zudringen. Die Wandung solcher Hyphen ist bereits stark ver- dickt; sie besitzen einen gleichmäßig dichten Inhalt und dunkel- rauchbraune Färbung und sind von den in reifenden Körnern ge- fundenen Dauerformen nicht zu unterscheiden. In älteren Fruchtknoten wird es nicht mehr immer möglich sein, die Herkunft des Mycels mit Sicherheit festzustellen. Der durch die Narbe eingedrungene und der Ciialaza entlang wachsende Pilz vermag ebenso das Nährgewebe zu durchwachsen wie jene Hyphen, die ihren Weg durch die Fruchtknotenwand und das Integument genommen haben. Es wäre sogar noch ein weiterer Weg denkbar; die durch die Narbe am Integumentscheitel ange- kommenen Hyphen wachsen zwischen Integument und innerer Fruchtknotenepidermis weiter und ernähren sich von den der Auf- lösung verfallenden Integumentschichten. Sie müßten dann früher oder später durch die noch verbleibende Scheidewand hindurch, die sich aus dem Rest des Integumentes und der Nucellarepidermis sowie der Kleberschicht zusammensetzt. Ich habe aber in der oberen Hälfte des Fruchtknotens auf keiner Altersstufe in den Integumentschichten Mycel finden können. Es erscheint daher wenig wahrscheinlich, daß die Hyphen diesen dritten Weg be- nutzen. — Mag es also auch schwierig sein, in reifenden Körnern den Ursprung des Mycels mit Sicherheit nachzuweisen, so wird man doch immer Anhaltspunkte dafür finden können ob die Hyphen durch die Fruchtknotenwand eingedrungen sind. Es bleibt aber auch dann immer noch die Möglichkeit, daß der Pilz am gleichen Fruchtknoten sowohl durch die Narbe wie durch die Fruchtknoten- wand den Weg ins Innere gefunden hat. Das letztere dürfte bei der in den Versuchen erzielten Massenansteckung sogar die Kegel sein. In den Fruchtknoten, die neunzehn Tage nach dem Bestäuben eingelegt wurden, konnte wenig Neues gefunden werden. In allen bis auf einen war der junge Keim frei von Mycel; in dem einen versuchten die ersten Hyphen zwischen den Saugzellen des Schild- chens einzudringen. Immer aber wurden stark angeschwollene Hyphenstücke in dem Gewebe gefunden, das sich rückwärts an das Schildchen anschließt, also im Nährgewebe und den zwischen dem Nährgewebe und dem Schildchen stark zusammengedrückten Zur Ansteckung der Gerste durch Ustilago nuda. 13 Zellen, von denen in der Regel nur die Zellwände übrig geblieben sind. Diese Hyphen haben augenscheinlich bereits Dauerform an- genommen. Etwas ergiebiger ist die Ausbeute bei den Körnern gewesen, die 24 Tage nach dem Bestäuben geerntet worden sind. Für spätere Versuche mag vermerkt werden, daß sie am gleichen Tage wie die vierzehntägigen Fruchtknoten bestäubt worden sind, während die zehn- und neunzehntägigen einer andern Versuchs- reihe angehören. Es ist wohl möglich, daß bei jener Reihe die Witterungsverhältnisse das Keimen der Sporen mehr begünstigt haben; leider habe ich im Sommer versäumt, darüber genauer Buch zu führen. Integument und Nucellusgewebe ist jetzt fast voll- ständig geschwunden ; die Außenwand der Innenepidermis der Fruchtschale und der Kleberschicht ist stark verdickt. In dem Zwischenraum sind noch einzelne Zellen als Überreste des Inte- gumentes vorhanden. Dazwischen findet man sehr reichlich Mycel, das tonnenförmig angeschwollen ist und alle Merkmale des Dauer- zustandes besitzt. Außerdem sind oberhalb des Schildchens am ganzen Umfang des Fruchtknotens zahlreiche Hyphen erst vor kurzem in die Kleberschicht eingedrungen. Die Kleberschicht ist mehrere Zellagen mächtig, aber nur die Außenwand ist stärker verdickt, alle andern Zellwände sind noch äußerst fein. Die Hyphen sind in die Zellen eingedrungen; dabei kann man sehr wohl zweierlei Wandungen unterscheiden: die eine ist die Fort- setzung der Zellwand, die andere gehört der Hyphe an. Sie durch- dringt den dichten Plasmakörper und verzweigt sich innerhalb der Zelle. Der eine Ast tritt in den Zellzwischenraum über, der andere dringt in die zunächst gelegene Kleberzelle ein. Die Zellen der Kleberschicht wehren sich also nicht gegen den Eintritt des Pilzes und werden auch nicht sichtbar durch ihn geschädigt. — Von der Kleberschicht geht es dann weiter in das Nährgewebe oberhalb des Schildchens; man findet da wachsende Hypbenenden in großer Zahl. Endlich treten die Hyphen von rückwärts zwischen den Saugzellen in das Schildchen ein, wobei der obere Teil besonders bevorzugt wird. Im Schildchen folgen sie der Ge- fäßbündelanlage, bis sie in das Achsenstück umbiegt. An der Biegungsstelle habe ich die am weitesten vorgedrungenen Hyphen- spitzen beobachtet. Von der Vorderseite dringen keine Hyphen in den jungen Keim ein. Bei einigen Fruchtknoten ist auch um diese Zeit der Embryo noch vollständig frei von Mycel, obwohl es im übrigen Gewebe, dem Integumentrest, der Kleberschicht und dem Endosperm sehr 14 Wilh. Lang: reichlich vorhanden ist. Das Mycel ist hier meist in Dauerzustand übergegangen, so daß es als sehr fraglich erscheint, ob überhaupt noch einige Fäden in das Schildchen eintreten. — Mehrfach konnte am unteren Teil des in der Raphe verlaufenden G-efäßbündels außerordentlich üppige Mycelentwicklung festgestellt werden. Die Hyphen treten nicht bloß in dem Begleitgewebe auf, sondern sind auch in die Gefäßzellen eingedrungen. Bei einem derartigen Fruchtknoten ist der Embryo so weit verkümmert, daß nur das Schildchen und eine Wurzelanlage vorhanden ist. Die Erklärung hierfür mag darin gefunden werden, daß unten am Fruchtknoten in der Fruchtschale, auch entlang dem Gefäßbündel große Gewebe- teile durch die Massenansteckung des Pilzes getötet worden sind, wodurch die normale Ernährung notgelitten hat. Als besonders bemerkenswert möchte ich nochmals hervor- heben, daß der Pilz, der schon frühzeitig in die nächste Nähe des Embryo gelangt, erst sehr viel später eindringt und daß ihm der Eintritt nur durch die Saugzellenschicht des Schildchens möglich ist. Zur Erklärung des auffallenden Vorganges vermag vielleicht gerade der Umstand beizutragen, daß alle andern Teile des Embryo den Zugang verwehren. Die junge, etwa vierzehn Tage alte Keimanlage ist nach außen durch eine feine, aber lückenlose Außenhaut abgeschlossen; das gilt auch für die Anlage des Schildchens. Erst wenn die Saugzellenschicht nahezu fertig ge- bildet ist, wenn sich die einzelnen Saugzellen halbkugelförmig gegen das angrenzende Gewebe vorwölben, entstehen an den Kanten der Zellen kleine Zwischenräume. Durch sie kann der Pilz ohne weiteres eindringen. Die Verschiedenheiten im Bau der einzelnen Teile des Embryo reichen aber noch nicht aus, das Ver- halten des Pilzes restlos zu erklären. Denn gerade bei U. nuda haben wir mehrfach gesehen, daß auch stärkere Zell wände kein besonderes Hindernis zu bilden vermögen. Zum vollen Verständnis wird man daher auch die Ernährungsmöglichkeiten in Betracht ziehen müssen. Ich möchte daran erinnern, daß die Hyphen, die sich zwischen Fruchtschale und Kleberschicht befinden, ein ver- schiedenes Verhalten gezeigt haben. Die älteren haben, nachdem die von den Integumentzellen herrührenden Nährstoffe aufgebraucht und zwischen den beiden stark verdickten Außenwänden kein weiterer Zustrom möglich war, sich zum Dauerzustand angeschickt, die jüngeren, noch in lebhaftem Wachstum befindlichen dagegen sind trotz der dicken Trennungsschicht in die Kleberzellen einge- drungen. Ganz ähnlich werden die Verhältnisse im Nährgewebe liegen. Solange die Zellen noch wenig Stärke enthalten, können Zur Ansteckung der Gerste durch Ustilago nuda. 15 sie reichliche Mengen flüssiger Nährstoffe an den Pilz abgeben. Je mehr aber die Stärkespeicherung foitschreitet, umsomehr wird die Zellsaftmenge zurückgehen und konzentrierter werden. Da- durch aber wird die Ernährung des Pilzes erschwert, es werden also die älteren Hyphen in Dauerform übergehen und die jüngeren werden bessere Nährstoffquellen aufsuchen. In dem jugendlichen Endosperm standen dem Pilz die Nährstoffe in üppigster Fülle zu Gebot, deshalb vermochte der Embryo keine besondere Anziehung auszuüben. Später stellen die noch in Teilung begriffenen Zellen des Embryo mit ihren unverdickten Wänden die einzige, im Korn noch erreichbare Nährstoffquelle dar. Dadurch wird nicht bloß der späte Eintritt in den Embryo verständlich, sondern auch eine Erklärung dafür gewonnen, warum trotz der reichlichen Mycel- entwicklung im Nährgewebe nur verhältnismäßig wenige Hyphen in das Schildchen eindringen. Im Anschluß an den mehrfach erwähnten Vorgang, daß die Hyphen so spät noch die Kleberschicht durchdringen, mag auch die Frage erörtert werden, wie lange der Pilz die Möglichkeit hat, eine erfolgreiche Ansteckung auszuführen, welcher Spielraum ins- besondere für das Keimen der Sporen vorhanden ist. Wir haben mehrfach Gelegenheit gehabt, zu beobachten, daß U. nuda eine für Brandpilze besonders starke Angriffsenergie zu entwickeln vermag. Es ist daher sehr wohl denkbar, daß die Keimfäden von Sporen, die erst spät zu keimen Gelegenheit haben, noch in die Frucht- schale eindringen können. Sie müssen aber, am innern Rand der Fruchtknotenwand angekommen, erst die kräftig entwickelte innere Cuticula durchbohren, ehe sie die ebenfalls gut geschützte Kleber- schicht angreifen können. Daß Sporen, die z. B. vierzehn Tage nach der Blüte zwischen Spelze und Fruchtknoten zum Keimen kommen, noch eine Ansteckung auszuführen imstande sind, erscheint nach dem bisherigen nicht unmöglich, Gewißheit können aber nur weitere Versuche bringen. Trifft unsere Vermutung zu, so ist für U. nuda die Aussicht auf Ansteckung noch wesentlich günstiger geworden. Die Untersuchung der reifen Körner hat die von BROILI (5) gemachten Angaben in allen Punkten bestätigt. Im Schildchen findet man reichlich Mycel, besonders im oberen und mittleren Teil, am häufigsten dort, wo das Schildchen in das Achsenstück übergeht. Auch in der Achse sind Hyphenstücke durchaus nicht selten, dagegen habe ich im Sproß nur einmal wenige Hyphen gesehen. Die Würzelchen, die Wurzelscheide und die Blattanlagen sind ganz frei. Die Hyphen dringen dann und wann in die Zellen 16 Wilii. Lang: ein und entsenden gewissermaßen Haustorien; sie durchdringen die Zellen aber auch ganz, wie in der Kleberschicht. In einem Hand- -chnitt durch das Schildchen habe ich auch mehrmals längere Hyphenstücke beobachtet, die der Reihe nach durch mehrere Zellen mitten durchgedrungen sind. An der Durchtrittstelle be- sitzen sie den gewöhnlichen Durchmesser, im Zellinnern erschei- nen sie stark zusammengeschrumpft. Die Mehrzahl der im Schild- chen vorhandenen Hyphen ist bereits inhaltsarm, dagegen sind sie im Achsenstück dicht mit stark färbbarem Inhalt angefüllt. Tonnen- förmige Anschwellungen habe ich nicht beobachtet. Wenn BROILI und SCHIKORRA (6) Mycel in allen Teilen des Embryo gefunden haben, „im Sproßkegel manchmal schon in nächster Xähe der Spitze, in den Blattanlagen und Anlagen von Seitensprossen, im Hypokotyl, in der Cotyledonarscheide, ja sogar in der Wurzelanlage", so liegt nur ein scheinbarer Widerspruch vor. Wir haben früher gesehen, daß der Pilz verhältnismäßig- spät und mit wenigen Hyphen in das Schildchen eintritt. Hier findet er einen neuen, sehr günstigen Nährboden, in dem er sich aufs Neue auszubreiten beginnt. Erfolgt die weitere Reifung des Korns sehr langsam, so wird er nicht bloß genügend Zeit finden, alle Teile des Embryo zu durchwachsen, sondern das Mycel wird auch am Schluß die bekannten Merkmale des Dauerzustandes auf- weisen, da es sich ganz allmählich darauf einrichten konnte. In unserem Fall dagegen ist offenbar die letzte Periode der .Reifung stark und fast plötzlich abgekürzt worden. Darauf deutet nicht bloß die geringe Ausbreitung des Mycels hin, sondern vor allem der Umstand, daß das Mycel in der Achse plötzlich von der Aus- trocknung überrascht worden ist, daß es ihm nicht mehr möglich war, in die normale Dauerform überzugehen. Ob es auch Körner gibt, bei denen in reifem Zustand der Embryo vollständig frei von Mycel bleibt und dieses in den an- grenzenden Geweben in den Dauerzustand übergetreten ist, habe ich nicht mehr feststellen können. Interessant wäre es zu untersuchen, ob solche Körner ebenfalls brandige Pflanzen liefern, ob also der Pilz imstande ist, bei der Keimung den Vorsprung des Keimlings hereinzuholen. Das Wichtigste der vorliegenden Untersuchung möchte ich darin erblicken, daß Ustilago nuda sich grundsätzlich anders ver- hält wie die ihr so nahe verwandte U. tritlci. Letztere vermag nur durch die Narbe in das Innere des Fruchtknotens zu gelangen, und ihre Hyphen dringen nie in lebende Zellen ein oder bringen sie zum Absterben. U. nuda dagegen besitzt eine ungleich größere Zur Ansteckung der Gerste durch Ustilago nuda. 17 Angriffsenergie vind scheint bei guten Ernährungsbeclingungen jedes entgegenstehende Hindernis überwinden zu können. Deshalb sind auch die Aussichten für das Gelingen der Ansteckung hier ungleich günstiger. Besonders dann, wenn weitere Versuche bestä- tigen sollten, daß die Ansteckung auch dann noch gesichert ist, wenn die Sporen erst geraume Zeit nach dem Blühen zum Keimen kommen. — Will man versuchen, sich über die Abstammung der Ustilago-Avten ein Bild zu machen, so wird man annehmen dürfen, daß bei den ursprünglich wildwachsenden Gräsern diejenige Art am meisten Aussicht auf Erhaltung gehabt hat, die nach dem Verstäuben der Sporen zur Blütezeit beim Keimen die größte An- griffsenergie zu entwickeln vermochte. Darnach würde U. nuda am meisten der ursprünglichen Art entsprechen. Es muß allerdings erst durch einen weiteren Versuch nachgewiesen werden, daß sie auch den Keimling anzustecken vermag, was bei richtiger Ver- suchsanstellnno: durchaus wahrscheinlich ist. Dann hätte U. nuda im Laufe der Zeit nur die Fähigkeit eingebüßt, auch nach längerer Zeit noch auszukeimen. Die nächste Abstufung würde Ü. avenae darstellen, die wohl den Keimling, aber nicht mehr den Frucht- knoten anzugreifen vermag. Am weitesten entfernt hätte sich U. tritici, die den Wirt überhaupt nicht mehr angreifen kann ; anders betrachtet stellt sie die höchste Form der Anpassung dar. Die Frage der Sortenanfälligkeit ist von verschiedenen For- schern gestreift worden. Die Auffassung V. • TsOHERMAKs u. a., daß die geschlossen abblühenden Gerstensorten vor Ansteckung geschützt sind, erlangt jetzt erhöhte Bedeutung. Nur vollständiges Geschlossenßleiben der Spelzen und möglichst dichter Abschluß wird eine sichere Gewähr gegen Ansteckung bieten. Daß die geschlossen abblühenden ereetit m-Sorten die Brandfreiheit einzig der Eigenschaft des Geschlossenbleibens der Spelzen verdanken, hat HENNING (13) gezeigt. Er hat zur Blütezeit den oberen Teil der Deckspelze weggeschnitten, so daß die Blüten offen blieben. Die Übertragung der Sporen erfolgte auf natürlichem Weg durch den Wind von dem benachbarten, stark flugbrandhaltigen Felde. Durch das Abschneiden der Spelzen hat der Brandbefall eine Steigerung von 0,004 pCt. auf 15,4 pCt. erfahren. Es wird also ganz allgemein wenig Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden sein, daß gewisse Sorten durch besondere Eigenschaften sich auszeichnen, die es dem am Fruchtknoten zum Keimen gelangenden Pilz un- möglich machen, bis zum Embryo vorzudringen. Auch der Einfluß der Witterung verdient jetzt noch größere Beachtung. Anhaltendes Regenwetter während der Blütezeit wird Ber. der deutschen bot. Gesellseh. XXXV. 2 18 Wilii. Lam.: die Ansteckung am wenigsten begünstigen. Denn es werden nicht nur die Sporenmasse n vom liegen zu Boden gewaschen, sondern auch das offene Abblühen verhindert. Ganz anders werden die Bedingungen sein bei heißem Sommerwetter mit abwechselnden Gewitterregen. V. TSOHERMAK (20) betont, daß „plötzlicher Eintritt von Hitze bei feuchtem Boden, also Sonnenschein kurz nach einem liegen rasches Schossen, Hervortreten der Ähren noch vor Beginn der Blüte und starkes Spreizen der Spelzen an den überhaupt sich öffnenden Blüten" zur Folge hat. Die gleichen Umstände, die zum offenen Abblühen beitragen, werden sowohl die Übertragung als das Keimen der Sporen in besonderem Maße begünstigen. Aber auch kühles Wetter wird die Ansteckungs- gefahr erhöhen; denn es „bedingt eine längere Blühdauer außerhalb der Blattscheide". Nur bei trockener, warmer Luft und trockenem Boden, also bei anhaltender Trockenheit, wird das Abblühen sehr rasch und vielfach ganz innerhalb der Blattscheide erfolgen und dabei werden auch die Aussichten für die Ansteckung nur gering sein. Um den Einfluß der Witterung auf die Ansteckung voll- ständig beurteilen zu können, sind erst noch weitere Untersuchun- gen nötig über den Grad der Abhängigkeit der Sporenkeimung von äußeren Bedingungen. Die eingangs erwähnten Mißerfolge bei den künstlichen Ansteckungsversuchen, die in dem schwächeren oder stärkeren Schrumpfen der Körner bestehen, finden in der zerstörenden Tätigkeit des Pilzes eine genügende Erklärung, besonders wenn man bedenkt, daß es sich bei den Versuchen fast immer um einen Massenangriff handelt. Deshalb dürfen auch die erhaltenen Er- gebnisse nicht ohne Vorbehalt den Vorgängen in der Natur gleichgestellt werden. Wenn das Sporenpulver durch den Wind verweht wird, werden in die einzelnen Blüten meist nur wenige Sporen gelangen. Die von ihnen am Grund des Fruchtknotens angerichtete Zerstörung wird nur in wenigen Fällen die Ausbildung des Kornes beeinträchtigen. Doch ist es BROILI und SüHIKORRA gelungen, durch daraufhin gerichtete Auslese der Körner den Brandgehalt von 2,3 pCt. auf 1,6 pCt, also um ein Drittel herab- zudrücken. Auf die Frage, ob die kleinen Körner ganz allgemein mehr BrandpfUmzen liefern, brauche ich hier nicht einzugehen. Endlich ist die vorliegende Untersuchung geeignet, das Er- gebnis von Versuchen, die ich im Sommer 1909 durchgeführt habe, aufzuhellen. Bei der nahen Verwandtschaft von U. tritici und U. nuda hielt ich es für durchaus möglich, daß die beiden Brand- ai ten unter Umständen auf beide Wirtpflanzen übergehen können. Zur Ansteckung der Gerste durch Ustilago nuda. 19 Ich bestäubte Blüten von KIRSCHES Dickkopf weizen mit Sporenpulver von TT. nuda. Dabei traf ich alle Vorkehrungen, um eine zufällige Übertragung von tritic i-Sporen zu vermeiden. Im Versuchsgarten war überhaupt kein Weizenflugbrand vorhanden ; der nächste befand sich im botanischen Garten in einer Entfernung von 300 m, war aber vom Versuchsgarten durch zahlreiche Gebüsche getrennt und außerdem in östlicher Richtung. Die Gefahr einer Verunreinigung war also an sich nicht sehr groß; zur Vorsicht wurden jedoch die Versuchsähren in Düten von Pergamentpapier gesteckt, nur zum Bestäuben herausgenommen und dann noch volle acht Tage ver- schlossen gehalten. Die so geernteten Weizenkörner ergaben im folgenden Jahr 50 pCt. brandige Pflanzen. Daraufhin versuchte ich mehrmals die Umkehrung, Gerste mit TT. iritic i-Sporen anzu- stecken, aber ohne jeden Erfolg. Es ist also wohl möglich, daß TT. nuda mit ihrer größeren Aktivität den Weizen krank macht, nicht aber umgekehrt. Hohenheim, Botanische Anstalt, im Dezember 1916. Zitierte Literatur. 1. Appel, 0. und Gassner, G., Der derzeitige Stand unserer Kenntnisse von den Flugbrandarten des Getreides. — Mitteil. d. K. Biolog. Anst. 1907. Heft. 3. 2. — — und RlEHJJ, E., Die Bekämpfung des Flugbrandes von Weizen und Gerste. — Arb. a. d. K. Biolog. Anst. 1911. S. 343 ff. 3. BREFELD, 0., Untersuchungen ans dem Gesamtgebiete der Mykologie. Band 13 und 15. 1905 und 1912. 4. — — , Über die Brandkrankheiten des Getreides. — Jahrb. d. Deutschen Landw.-Ges. 1907. S. 75 ff. 5. BR01LI, J., Versuche mit Brand-Infektion zur Erzielung brandfreier Gersten- stämme. — Naturw. Zeitschr. f. Forst- u. Landw. 1910. S. 335 ff. und 1911. S. 53 ff. 6. — — und SCHIKORRA, W., Beiträge zur Biologie des Gerstenflugbrandes (Ustilago hordei nuda Jen.) Berichte d. Deutsch. Bot. Gesell. 1913. S. 336 ff. 7. Falck, R., Die Flugbrandarten des Getreides, ihre Verbreitung und Be- kämpfung. — Journ. f. Landw. 1908. S. 173 ff. 8. Fruwirth, C., Das Blühen der Gerste. — FÜHLINGS landw. Zeit. 1906. S. 544 ff. 9. — — , Die Züchtung der vier Hauptgetreidearten und der Zuckerrübe. 1907. 10. Hecke. L., Ein innerer Krankheitskeim des Flugbrandes im Getreidekorn. — Zeitschr. f. d. landw. Versuchswesen in Österr. 1904. S. 1 ff. 11. — — , Zur Theorie der Blüteuinfektion des Getreides durch Flugbrand. — Berichte d. Deutsch. Bot. Ges. 1905. S. 248 ff. 2* 20 Theo J. Siomps: ] 2. HENNING, E., Studier öfver kornets blomning och nagra i sambond därmed staende förefeelser. I. Orientierande iaktagelser och synpunkter. — Meddelande fran Ultuna Landsbruksinstitut. Nr. 1. 1906. 13. — — , II. Ett fürsük med bortklippning af axborsten hos körn vid blom- ningstiden och dess följder. — Nr. 8. 1910. 14. HOFFMANN, H., Über den Flugbrand. — Karstex. Botan. Unters. 1866. S. 192 ff. 15. HORI, S., Seed infektion by smut fungi of cereals. — Bull. Jap. 1907. S. 163 ff. 16. JENSEN, J. L., N^ve Undersogelser og Forsog over Kornsorternes Brand. 1888. 17. LANG, W., Die Blüteninfektion beim Weizenflugbrand. — Centralblatt f. Bakt. 2. Abt. 1909. S. 86 ff. 18. — — , Zum Parasitismus der Brandpilze. — Jahresber. d. Ver. f. angew. Bot. 1912. S. 172 ff. 19. M.C ALPINE, D., The smuts of Australia: their structure, life history, treatment and Classification. — Depart. of Agric. of Victoria. 1910. 20. V. TSCHERMAK, E., Die Blüh- und Fruchtbarkeitsverhältnisse bei Roggen und Gerste und das Auftreten von Mutterkorn. — FÜHLINGS landw. Zeit 1906. S. 194 ff. 21. — — , Weitere Beobachtungen über die Fruchtbarkeit^- n. Iofektior;.s- Verhältnisse der Gersten- und Roggenblüte. — Deutsche Landvv. Trespe 1909. S. 149 ff. 22. V. TUBEUF, K., Die Brandkrankheiten des Getreides. 1910. 2. Theo. J. Stomps: Ligustrum vulgare mut. ebbingense. (Mit 1 Abb. im Text.) (Eingegangen am 2. Januar 1917.) Gelegentlich eines Besuches, den ich im vergangenen Sommer seiner Besitzung in den Dünen in der Mitte zwischen Harlem und Zandvoort (Holland), genannt „de Ebbinge", machte, lenkte Herr Dr. W. POSTHTTMUS MEYJES meine Aufmerksamkeit auf ein sehr merkwürdiges Ligustrum-IndWiduTim, das sich scharf von dem, hier in zahlreichen Exemplaren in Dünenniederungen wildwachsen- den Ligustrum vulgare unterschied. Das gewöhnliche Ligustrum vulgare unserer Dünen hat immer rein weiße Blüten und Blätter, die, oberseits sattgrün, unterseits blasser, die größte Breite ober- halb der Mitte haben and am besten als schmal verkehrt eilänglich zu bezeichnen sind. Von unserer Pflanze waren die Blätter kleiner, etwas schmäler, lanzettförmig mit der größten Breite in der Mitte und von gelblichgrüner Farbe, die Blüten wirklich schön gelb, Ligustrum vulgare mut. ebbingen.se. 21 etwa wie bei Forsythie, aber etwas wärmer. Herr Dr. POSTHUMUS MEYJES teilte mir mit, daß ihm die Pflanze schon aufgefallen war, als er vor zwölf Jahren „de Ebbinge" gekauft hatte, in einer Zeit, als sich in der Nähe noch keine Villen vorfanden, wie das jetzt der Fall ist. Links und rechts unten Zweige von gelbblütigem Ligustrum vulgare mut. ehbingen8e. Rechts oben, zum Vergleich, Zweig von typischem L. vulgare. Dieses abweichende Individuum erregte in besonderem Grade mein Interesse. Ich vermutete nämlich beim ersten Anblick, daß ich es mit einer an Ort und Stelle in einem einzigen Individuum 22 Theo J. Stomps: entstandenen gelbblütigen Mutation des gewöhnlichen L. vulgare zu tun hatte. In der Kultur kennt man zahlreiche Formen des L. vulgare, solche mit bunten Blättern, mit anders als schwarz ge- färbten Beeren (die Varietäten) leucoearpum, xanthocarpum und rhlorocarpum) usw. Dies deutet darauf hin, daß L. vulgare sich in einem mutablen Zustande befindet, und wundernehmen könnte es also nicht, falls man in der Natur einer Mutation begegnen würde. Zunächst stellte ich mir die Frage, ob möglicherweise unsere Pflanze irgendeiner mir unbekannten gelbblütigen kultivierten Ligusfrum-Art angehörte und aus der Kultur entschlüpft sei. Wahr- scheinlich kam mir dies allerdings nicht vor, denn der Ort des Vorkommens lag jeder Kultur fern, als die Pflanze sich zu ent- wickeln anfing. In der Tat zeigte es sich, daß auf keinen Fall ein aus der Kultur verschleppter Typus vorlag. Die Gattung Ligustrum stellt sich hauptsächlich aus weißblütigen Arten zu- sammen. Daneben kennt man zwar einige Arten mit nicht rein- weißen, sondern mit gelblich-weißen oder creme-weißen Blüten. So nach C. K. SCHNEIDERS Illustr. Handbuch der Laubholzkunde das L. strongylophgllum und das L. gumianense. Diese kamen aber nicht in Betracht, denn ersteres hat buchsbaumartige Blätter, ganz andere somit als unsere Pflanze, und letzteres unterscheidet sich von ihr durch die sehr kleinen unangenehm duftenden Blüten, und dazu ist gelblich-weiß noch nicht gelb. Gelbe Ligustrum- Arten kennt man in der Kultur nicht. Somit konnte unsere Pflanze nur an Ort und Stelle entstanden sein. Darüber, daß sie aus L. vulgare ihren Ursprung genommen hatte, war kein Zweifel möglich. Ihre Merkmale stimmten im großen und ganzen mit denen des L. vulgare überein. Eine ge- naue Bestimmung führte nur zu dem Namen L. vulgare. Zudem ist die Pflanze mehreren hervorragenden Kennern kultivierter Gewächse, so Herrn L. SPRINGER, Gartenarchitekt in Harlem, und Herrn A. J. VAN LAREN, Garteninspektor unseres Amsterdamer botanischen Gartens, gezeigt worden. Die Herren konnten sich nur zugunsten des Namens L. vulgare aussprechen. Das Vorkommen der Pflanze inmitten normaler L. vulgare-lndividuen ließ übrigens den Gedanken an einen anderen Ursprung kaum aufkommen. Wie oben bemerkt wurde, war der Hauptunterschied zwischen dem normalen Individuum und typischem />. vulgare, daß die Blätter kleiner, schmäler und lanzettförmig, dazu gelbgrün, und die Blüten gelb waren. Der zueist genannte Unterschied tritt in unserer Ab- bildung deutlich zum Vorschein. Dieselbe stellt zwei Zweige. Ligustrum vulgare mut. ebbingense. 23 einen größeren und einen kleinen, der abweichenden Pflanze und zum Vergleich einen kurzen Zweig vom gewöhnlichen L. vulgare dar. Die Blätter des letzteren sind deutlich schmal verkehrt ei- länglich, diejenigen des anormalen Individuums haben die größte Breite in der Mitte und sind dazu etwas rinnenförmig zusammen- gefaltet, während die Blätter von typischem L. vulgme ganz flach sind. Der Unterschied in der Farbe geht leider nicht aus der Abbildung hervor und das nämliche gilt für die Blütenfarbe. Ich habe die Aufnahme zweimal gemacht, mit und ohne Gelbfilter, in der Hoffnung, in der Photographie einen Unterschied in der Blüten- farbe zu erzielen, aber vergebens. Die gelbe Blütenfarbe rührt, wie die mikroskopische Untersuchung lehrte, daher, daß in den »ubepidermalen Zellen der Blütenblätter die Chromatophoren deut- lich gelb sind. Wie zu erwarten, zeigte sich der Farbstoff alkohol- löslich, als ich eine größere Anzahl von Blütenblättern in Alkohol gebracht hatte. Die' prachtvoll goldgelbe Lösung habe ich spektro- skopisch untersucht, um Näheres über den Farbstoff zu erfahren. Ich erhielt ein Absorptionsspektrum, das sich, wie ich gleich- falls nicht anders erwartete, mit dem sehr charakteristischen Xanthophyllspektrum — drei breite Absorptionsbänder in Blau und Violett, gleich hinter F im Lichtblau beginnend, und bei An- wendung stärkerer Lösungen zu einer einzigen Endabsorption zu- sammenfließend — vollständig deckte. Was die weiteren Eigen- schaften des abweichenden Individuums anbetrifft, so sei noch darauf hingewiesen, daß die Verzweigungen im allgemeinen zarter waren, als bei L. vulgare, die gleichfalls schwarzen Beeren etwas kleiner, im Durchschnitt 4,5 mm breit und 5 mm lang, und dazu in weit geringerer Anzahl anwesend als normal für einen Liguster- strauch. Vielleicht darf eins wie das andere mit einer herab- gesetzten Assimilationstätigkeit in Zusammenhang gebracht werden? Hatte ich es nun mit einer Mutation zu tun oder mußte unsere Pflanze anders aufgefaßt werden? Erstens war die Mög- lichkeit zu erwägen, daß eine einfache Standortsmodifikation vor- lag, zweitens, daß die Pflanze durch Mendelkombination hervor- gerufen worden war. Was die zuerst genannte Möglichkeit anbetrifft, so konnte dieselbe nicht ohne weiteres zurückgewiesen werden, obwohl die Pflanze zusammen mit anderen normalen Liguster-Individuen in derselben Dünonniederung vorkommt. Man hat es öfters gesehen, daß augenscheinlich unbedeutende Einflüsse zur Folge hatten, daß eine Pflanze sich ganz anders ausbildete, als Individuen derselben Spezies in nächster Nähe. Die Tatsache indessen, daß die Pflanze 24 Theo J. Stomps: sich zwölf Jahre hindurch immer in derselben Weise hervorgetan hatte, war der Auffassung derselben als Standortsmodifikation nicht günstig. Ebensowenig die Erwägung, daß der Hauptunterschied mit dem gewöhnlichen L. vulgare nicht quantitativer, sondern qualitativer Art war und sich dabei auf die Blütenfarbe bezog. In der Natur begegnet man manchmal Standortsmodifikationen derselben Spezies, die sich in qualitativer Hinsicht von einander unterscheiden, aber die Merkmale, um die es geht, sind dann in der Regel Anpassungsmerkmale. Unterschiede in der Blütenfarbe, welche man im Fr.eien beobachtet, erweisen sich, meiner Erfahrung nach, in den meisten Fällen als konstant. Die Entscheidung brachte mir ein einfacher Kulturversuch. L. vulgare läßt sich durch Steck- linge leicht vegetativ vermehren. Stecklinge nun des abweichen- den Individuums, die ich seit länger als einem halben Jahre in Töpfen züchte, haben ihre Eigenschaften vollständig beibehalten. Meiner Meinung nach geht aus diesem Versuch mit genügender Sicherheit hervor, daß eine Standortsmodifikation nicht vorlag. Die Frage, ob die Pflanze vielleicht durch Mendelkombina- tion hervorgerufen wurde, glaube ich in verneinendem Sinne be- antworten zu dürfen. Sollten die Eigenschaften der normalen Ligusfrum-Individuen solche sein, daß eine glückliche Kombination von Keimzellen gelegentlich zum Auftreten eines gelbblütigen Individuums Anlaß geben könnte, so dürfte man auf alle Fälle er- warten, mit einer gewissen Regelmäßigkeit in unseren Dünen solche Individuen und eventuell Zwischenformen entstehen zu sehen. Wo dies nicht der Fall ist, darf man meiner Meinung nach ruhig die Möglichkeit einer Entstehung auf dem Wege der Mendelkombi- nation außer Betracht lassen. Somit bleibt uns nur übrig, unsere abweichende Pflanze als eine an Ort und Stelle zum ersten Male in einem einzigen Idivi- duum aufgetretene Mutation zu betrachten, eine Mutation, die ich mit dem Namen L. vulgare mut. ebbingense zu belegen nicht zögere. Über den Wert dieser Mutation, sowie über den gewählten Namen sei es mir gestattet, hier noch eine kurze Bemerkung zu machen. Die Mutation zeigt eine Eigenschaft, die bei der Elternart nicht anwesend war. Darf man sie deshalb als eine progressive betrachten? Das wäre für die Mutationstheorie von großer Be-"~ deutung. Die Mutationstheorie hat uns die Einsicht gebracht, daß die Eigenschaften der Organismen aus bpstimmten voneinander scharf unterschiedenen Einheiten aufgebaut sind. Daraus ergibt sich als zwingender Schluß, daß neue Arten nur stoßweise ent- stehen können, abgesehen davon, daß sie auch durch Artkreuzungen Ligustrum vulgare mut. ebbingense. '25 — nicht aber bei rein MENDELschen Kreuzungen, bei denen nie etwas wesentlich neues entsteht — hervorgerufen werden können. Die Annahme einer Entstehung durch Mutation ist unumgänglich, weil selbstverständlich Artkreuzung allein nicht zu dem Reichtum von Formen geführt haben kann, die uns die Natur darbietet. PIs hat nun die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, daß die meisten der beobachteten Mutationen retrogressiver Natur, also Verlust- mutationen sind. So hält DE VRIES, meiner Meinung nach aus guten Gründen, nur eine einzige Mutation der Oenothera Lamarckiana für progressiv, nämlich die 0. Lamarekiana giga*. Schon hat man die Ansicht ausgesprochen, daß die gesamte Abstammung mittels retrogressiver Mutationen zustandegekommen ist. Das ist wohl unrichtig. Gar zu deutlich sind progressive und retrogressive Art- bildung bei der Entstehung größerer Gruppen, wie z. B. der Mo- nocotylen, Hand in Hand gegangen. Wundernehmen kann es doch nicht, daß gegenwärtig retrogressive Mutationen so viel häufiger zur Beobachtung gelangen als progressive ! Aus dem Gesagten geht hervor, daß eine neue progressive Mutation Aufsehen zu er- regen imstande wäre. Indessen vermag ich unsere L. vulgare thb'mgensc nicht als eine solche zu betrachten und halte sie bis auf AVeiteres für eine regressive Mutation. DE VRIES hat zu wieder- holten Malen betont, daß latente Eigenschaften offenbar im Pflanzen- reiche sehr verbreitet sind. Man kennt mehrere Gattungen von Oleaceen mit gelben Blüten, Forsythia z. B., und sogar Arten von Ligustrum mit, wie wir das oben gesehen haben, nicht rein- weißen, sondern creme-weißen Blüten, darunter auch eine Kulturform von L. vulgare. Es ist deshalb wohl nicht zu gewagt, anzunehmen, daß unsere Mutation regressiver Natur ist. Ich habe Samen in größerer Anzahl von ihr gewonnen, wahrscheinlich zum Teil infolge Bestäubung mit L. vulgare entstanden, und hoffe diese auszusäen und durch das Studium der Nachkommen etwas über das Wesen der Mutation zu erfahren. "Was die nomenklatorische Bemerkung anbetrifft, so verhalte ich mich der Art und Weise durchaus unsympathisch gegenüber, wie viele Systematiker die Pflanzen mit Namen belegen. Viel zu weniL rechnet man damit, daß eine Pflanze sich unter verschiedenen Um- ständen oft sehr verschieden ausbilden kann und zahlreiche der in den Florenwerken anzutreffenden Subspeziesnamen dürften sich schließlich nur auf Standortsmodifikationen einer einzigen Art be- ziehen. Im besonderen sind mir solche Subspeziesnamen wie nanus, pauciflorus, velutinus, untflora, pggmaeum, pumilum, villoswn usw. verdächtig. Ein Zuchtversuch muß immer angestellt werden, 26 Theo J. Stomps: Ligustrum vulgare mut. ebbingense. bevor man einen Namen gibt. Ais ideelle Nomenklatur schwebt mir dann eine Einteilung in größere Arten vor, die einzig und allein in die Schulfloren hineingehören; diese größeren Arten kann man in Elementararten einteilen, die man in größeren Werken aufzählen kann. Als Elementarart möchte ich betrachten das Gesamte aller Formen, die aequipangenär sind, d. h. dieselben PaDgene1) in ihren Proto- plasten führen, diese aber nicht notwendigerweise in denselben Zu- ständen. Je nach den Zuständen, in denen die Pangene sich befinden (aktiv, latent, labil usw.) könnte man eine Untereinteilung in Subspezies schaffen. Selbstverständlich würde man auf Schwierigkeiten stoßen, namentlich bei Arten, die nicht reine Arten, sondern Populationen sind, und andererseits dürfte man finden, daß manche Typen, die jetzt als gute Arten betrachtet werden, etwa Lamium album und L. purpureum, in Wirklichkeit eine einzige Art darstellen und nicht in Spezies-, sondern nur in Varietätsmerkmalen von einander unter- schieden sind. So weit sind wir indessen noch lange nicht; man könnte sich aber vorläufig einer Nomenklatur bedienen, die BART- LETT2) vorgeschlagen hat. BARTLETT meint, daß, wenn man den Ursprung einer Art aus einer andern kennt, man das durch einen dreifachen Namen zum Ausdruck bringen darf. So spricht BART- LETT von Oenoihera Lamarchiana mut. semigigas, 0. Lamarchiana mut. nanella, usw. Die trinäre Nomenklatur bat den Vorzug, daß man parallele Mutationen einer verwandten Art in gleichartiger Weise benennen kann. Man denke an die Oenothera biennis mut. semigigas und nanella. Hat man einen Einblick in das Wesen der Mutation, so kann man das in dem Flamen näher andeuten. 0. Lamarchiana mut. gigas hält man für eine progressive Mutation- für eine Mutation „of specific rank", sagt BARTLETT, also kann man schreiben: 0. Lamarchiana mut. spec. (mutativ specifica) gigas. Die 0. Lamarchiana mut. breristylis ist sicher eine retrogressive Form, oder „of varietal rank" nach BARTLETT. BARTLETT schlägt hier somit den Namen 0. Lamarchiana mut. v. (mutatio varietalis) bvevistylis vor. Ich schließe mich ihm gerne an, möchte aber dar- auf hinweisen, daß man sehr bequem den Charakter der Mutati" varietalis, ob retrogressiv oder degressiv, angeben könnte, indem man anstatt v, d oder r schreibt. 0. Lamarchiana mut r. brcyistglis sagt uns sofort, daß die Brevistglis eine retrogressive Mutation 1) Ich bediene mich des Wortes Pangen, weil ich die Kritik JOHANNSEAs dieses von Darwin und DE VRIES benutzten Wortes für unberechtigt halte. 2) H. H. BARTLETT, An account of the cruciata-floweren Oenotheras of the subgenus Onagra. Am. J. of. Bot., Bd. 1, Nr. 5, 1914, S. 237. G. Dittrich: Zur Giftwirkung der Morchel, Gyromitra esculenta (Pers.). 27 darstellt und so könnte man eine rosablütige Mutation von Lamium ulbum als Lamium album mut. d. roseum bezeichnen. Was unsere Jjigustruia-'M.u.ta.tion. anbetrifft, wage ich keine Entscheidung über ihre Natur zu treffen und möchte sie deshalb einfach als Ligustrum vulgare, mut. ebbingense vorführen. 3. G. Dittrich: Zur Giftwirkung der Morchel, Gyromitra esculenta (Pers.). (Eingegangen am 13. Januar 1917.) Die gleichzeitig und unabhängig voneinander angestellten, in gleich ausführlicher Form veröffentlichten Untersuchungen von PONFICK1) und BOSTROEM2) hatten zu dem übereinstimmenden Ergebnis geführt, das man seitdem in kurzer Form an vielen Stellen lesen kann: Helvella esculenta Pers. (= Gyromitra esculenta Fr.) enthält in frischem Zustand einen tödlichen, blutzersetzenden Stoff, der durch siedendes Wasser ausgezogen wird und beim Trocknen der Pilze verschwindet; man soll also die frischen sog. Lorcheln vor der Zubereitung überkochen und dieses Brühwasser beseitigen. Gewonnen waren jene Ergebnisse ausschließlich durch Versuche an Hunden. In der Folgezeit ist die Schädlichkeit un- verdorbener sog. Lorcheln vielfach bestritten worden. Zu beachten ist allerdings, daß man sie bei der kunstgerechten Zubereitung in der Küche in der Regel mit warmem Wasser behandelt, um sie nämlich von dem fest anhaftenden Sande zu befreien, ohne den sonst spröden Hut dabei in Stücke brechen zu müssen, und daß man dieses Spülwasser selbstverständlich nicht verwendet. Indessen haben sich auch die nicht mit heißem Wasser in Berührung ge- kommenen Pilze nach dem gewohnten Schmoren oft als ungefähr- lich erwiesen ; Verf. hat in dieser Weise einmal 175 g ohne jede nachteilige Wirkung genossen. In dem Pilzatlas von GRAMBERG wird auf die Möglichkeit hingewiesen, daß der Giftstoff durch die 1) Über die Gemeingefährlichkeit der eßbaren Morchel. Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie, 88. Band, 1882, S. 445 — 508. 2) Über die Intoxikationen durch die eßbare Lorchel (Stockmorchel, Helvella esculenta). Deutsches Archiv für klinische Medizio, 32. Band, 1883, S. 209—284, Tafel IV/'V. 28 Gr. Dittrich: höhere Temperatur der siedenden Fette zerstört würde. Weiter- hin ist bezweifelt worden, ob die von BOEHM und KÜLZ1) dar- gestellte Helvellasäure und nicht vielmehr ein Nervengift die töd- liche Wirkung ausübe. Vielleicht wird man die Erscheinungen der Hämolvse nicht zu hoch bewerten dürfen, wenn auch über diesen Punkt vor der Hand nichts Sicheres zu sagen ist; jedenfalls kommen Hämolysine bei Pilzen in weiter Verbreitung vor. Als allgemein aufgegeben muß zurzeit die Annahme einer besonderen, seltenen, allein giftigen Helvella- bzw. Gyromitra -Art gelten, deren Unterschiede von der „eßbaren" Gyr. esculenta, wie schon oftmals dargelegt worden ist, recht unbestimmte gewesen wären, es sei denn, daß man die von WEBERBATJER2) abgebildeten, übrigens denen von Gyr. yiyas (Krombh.) in Form und Größe recht ähnelnden Sporen als ein wesentliches Merkmal dieser Helvella su- specta hätte ansehen wollen. Vielmehr sind die angeführten Unter- suchungen mit den eigentlichen, im östlichen Deutschland ungemein verbreiteten Speisepilzen, die teils vom Markte, teils von Groß- händlern bezogen waren, angestellt worden; es liegt also hier der merkwürdige Fall vor, daß ein von der medizinischen Wissen- schaft für giftig erklärter Pilz gleichwohl in großen Mengen ge- handelt wird. Die deutsche Bezeichnung dieses Marktpilzes weist nun einen bedauerlichen Zwiespalt auf, der auch in die Frage der Giftigkeit hineinspielt und daher hier erörtert werden muß. Der gifthaltige Marktpilz Gyromitra esculenta heißt nämlich überall in Schlesien und Posen, mindestens auch in Teilen der Nachbar- provinzen, Morchel, in allen Büchern aber Lorchel. Volksnamen für Pflanzen oder Tiere müssen so, wie sie das Volk nun einmal wirklich gebraucht, verwendet werden, auch wenn sie nicht „richtig" sind, da hier das Recht der lebenden Sprache entscheidet und nicht die Ansichten der Schreiber von Büchern. Der Name Lorchel ist, soweit dem Verf. seit zwei Jahrzehnten bekannt, nirgends bodenständig, und es wäre unmöglich, sich mit seiner Hilfe beim Sammeln zu verständigen; wenn man ihn dennoch einmal hört, kann man immer feststellen, das er aus einem Buche oder aus der Schule stammt und sich alsdann mit ihm meist keine Kenntnis des Pilzes selbst verbindet. Die Büchergelehrten möchten ,, Morchel" für Morchel! a- Arten vorbehalten wissen, die ihrerseits im Volke Spitzmorcheln, Türmchen oder ähnlich heißen. In Wahr- 1) Über den giftigen Bestandteil der eßbaren Morchel (Helvella esculenta). Archiv für exp. Path. u. Pharmak, 19. Band, 1885, S. 403—414. 2) Die Pilze Norddeutschlands mit besonderer Berücksichtigung Schlesiens. I. Heft, 1873, Tab. V. Zur Giftwirkung der Morchel, Gyromitra esculenta (Pers.). 29 heit ist umgekehrt Morchella die Uebersetzung des Wortes Morchel. Nun sind aber alle Morchella- Arten, also die Morcheln der Bücher, ungiftig und unverdächtig. Leider führen die sich hieraus er- gebenden Widersprüche zu zahllosen Irrungen. Da wird beispiels- weise gesagt: „Die Morchel kann wohl mit der Lorchel nicht so leicht verwechselt werden." Mediziner, die sich ja auch heut ge- legentlich mit Pilzvergiftungen abgeben, schreiben über Helveüa es- culenta, daß sie als ,, falsche Morchel1)" .... sich leicht unvermerkt in ein Morchelgericht einschleichen kann, und halten es für möglich, daß „das Morchelgericht giftige, schwer erkennbare (!) Lorcheln enthält." Tatsächlich ist diese verdächtige Pilzart selbst der weitaus überwiegende, wenn nicht der alleinige Marktpilz ; Morchella- Arten (M. conica, esculenta, rimosipes, elatior) sieht man auf den reichbeschickten Märkten des Ostens, auch in Berlin nach Mitteilungen von P. HENNINGS, nur recht selten. Im letzten Frühjahr, als Verf. Spitzmorcheln zur vergleichsweisen Fütterung beziehen wollte, lehnten die Breslauer Marktfrauen die Lieferung ab mit der Begründung, es seien so viele Fälle von Vergiftung durch Morcheln (Gyromitra!) vorgekommen, daß sie keine andere Sorte mehr zu verkaufen sich getrauten und Sammler, die Spitz- morcheln brächten, zurückwiesen. Es wird also der mehr oder minder bedenkliche Pilz verkauft und der harmlose abgelehnt ! Auch viele Forstmänner sehen aus denselben irrigen Anschauungen heraus gerade die Spitzmorchel für verdächtig an. Daß auch die Nachrichtenstelle der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg im Anschluß an die beunruhigenden Vorkommnisse des Frühjahrs 1916 Morcheln und Lorcheln als gleichmäßig giftig hinstellte, beweist nur den Umfang der Verwirrung, die hier be- steht. Am besten dürfte diesem unklaren oder geradezu unheil- vollen Zustand durch Ausschaltung des Namens Lorchel zu be- gegnen sein, da hiermit auch der Vorstellung, es handele sich um eine besondere Art von Giftpilz oder um die Möglichkeit einer Verwechselung mit einer ähnlichen Form, der Grund zum Teil entzogen würde. Demgemäß ist im folgenden, wie bereits in der Überschrift, der gifthaltige Marktpilz Gyromitra esculenta als Morchel bezeichnet. Will man diese Art durch einen Zusatz von den Angehörigen der Gattung Morchella unterscheiden, so mag man nach dem Vorbild der alten Namen Stockmauroche oder Stock- amurache „Stockmorchel" sagen. Ein noch heut im Volke ge- 1) Umber, Vorsicht beim Morchelgenuß! Deutsche Med. Wochenschr., 42. Jahrg., 1916, S. 627. 30 G. Dittrich: bräuchliches "Wort, das auf den dem Erdboden angedrückten Hut des Pilzes Bezug nimmt, wäre „Kauermorchel." Den Todesfällen nach Morchelgenuß, die PONFICK, BOSTROEM und KOPPEL1) zusammengestellt haben, sind einige im letzten Jahre vorgekommene Vergiftungen anzureihen, die sich aus den bereits bekannten Tatsachen erklären lassen. Am Karfreitag 1916 aßen in Bromberg sieben Personen der Familien SZYBOWICZ und PUTZ, Viktoriastraße 11, mittags und abends insgesamt vier Pfund Morcheln, die aus den Wäldern bei Hopfengarten stammten und teils vom Bromberger Wochen- markt bezogen, teils dem gemeinsam betriebenen Vorkostladen ent- nommen waren. Die Pilze hatten vor der Zubereitung ein voll- kommen frisches Aussehen ; sie wurden fünfmal mit kaltem Leitungswasser zum Zweck der Reinigung gespült, darauf 6 bis 7 Minuten gekocht und etwa ebensolange in Butter gebraten. Die Brühe wurde mit Eiern, Mehl und Butter als Suppe zubereitet und schmeckte besonders gut. Zwei Knaben im Alter von 15 und 9 Jahren blieben gesund; vier Personen erkrankten in der folgenden Nacht, ein zwölfjähriges Mädchen erbrach jedoch die Pilze und fühlte sich bald wieder wohl. Zuletzt (am Ostersonntag) und am schwersten zeigten sich Erbrechen und Leibschmerzen bei der 67 Jahre alten Frau VERONIKA PUTZ. Alle wiesen im Gesicht, ins- besondere in den Augen, und am ganzen Körper auffällige Gelb- färbung auf, wurden aber durch ärztliche Hilfe ziemlich rasch wieder hergestellt. In früheren Jahren hatten sie die gleiche Pilz- art unbehelligt gegessen, allerdings ohne die Brühe. Gleichfalls in Bromberg, am Elisabethmarkt, waren am Vor- mittag des 10. April Morcheln von gutem Aussehen gekauft und am folgenden Mittag von Frau Professor HE. (56 Jahre), Frau Zeug- hauptmann Hl. (35 Jahre) und deren Sohn HEINZ Hl. (6 Jahre) verspeist worden. Sie wurden, wie auch sonst, ungebrüht ver- wendet und mit selbstbereiteten Nudeln gekocht. Frau Hl. empfand plötzlich einen Widerwillen vor dem Gericht, während es die anderen mit Appetit aßen. Bei ihr stellten sich gegen 6 Uhr Gähnkrampf und Uebelkeit ein, der Knabe aß dagegen noch zu Abend, erbrach aber um 10 Uhr; bei Frau HE. begannen die Be- schwerden erst in der Nacht. Nachdem alle wiederholt erbrochen und auch Tee nicht hatten bei sich behalten können, verfielen sie am folgenden Tage in einen betäubungsartigen Schlaf, der sie über 1) Literarische Zusammenstellung der von 1880 — 1890 in der Weltliteratur beschriebenen Fälle von Vergiftungen von Menschen durch Blutgifte. Dissert. Dorpat 1891. Zur Giftwirkung der Morchel, Gyromitra esculenta (Pers.). 31 ihren Zustand keine Klarheit gewinnen ließ und sie auch an der Hinzuziehung eines Arztes hinderte. Abends wurde schließlich aus einer Apotheke Pepsinwein beschafft. Am nächsten Tage fühlten sich alle wohler, sahen aber ganz gelb aus. Schmerzen waren nicht vorhanden, nur der Knabe schrie einige Male auf, sagte aber, es fehle ihm weiter nichts. Mittags erschien der Arzt, der den Morcheln die Schuld zuschrieb und Abführmittel, Klistiere, Milch, starken Kaffee und Tee verordnete. Bei HEINZ blieben die Abführmittel ohne Erfolg; er erhielt später zweistündlich Kampfer- spritzen. Am 14. April morgens 1/26 Uhr starb er, nachdem er seit etwa 3 Uhr nachmittags ohne Besinnung gewesen war und abends Krämpfe und starkes Röcheln sich eingestellt hatten ; die gelbe Farbe war geblieben, die Lippen färbten sich vor dem Tode blau. Die beiden Damen erholten sich schnell. Die Familie K. in Gl. in Schlesien aß ein Gericht Morcheln, die im WECKschen Apparat eingekocht waren, ohne daß nach- teilige Folgen eintraten. Am anderen Tage wurde das Pilzwasser, in dem die Morcheln gekocht waren, bei der Bereitung des Ge- müses verwendet. Darauf erkrankte die gesamte Familie schwer, und der 5 Jahre 10 Monate alte Sohn starb. — In Raake (Kr. Oels) stellten sich gleichfalls im Frühjahr 1916 bei drei Kindern des herrschaftlichen Kutschers KELLER, nachdem sie mittags an einem Morchelessen teilgenommen hatten, am Abend des folgenden Tages vergiftungsähnliche Erscheinungen ein ; ein Sohn starb später unter auffälliger Pupillenerweiterung während der letzten Stunden. Wenn eine Darstellung von anderer Seite, wonach die Kinder am zweiten Mittag das Morchelbrühwasser als Suppe genossen hätten, zutrifft, wrürde sich dieser Fall dem vorhergehenden anschließen. — R. KOLKWITZ erwähnte brieflich, daß im April des gleichen Jahres eine Frau nach dem Genuß von Gyromitra esculenta starb. — Nach einer Zeitungsnachricht vom 6. Mai 1916 erkrankten in Fürstenwalde- West und Hangelsberg unter den nämlichen Um- ständen etwa 30 Personen ernstlich. Es soll sich dabei zum Teil um Familien gehandelt haben, die seit 10 Jahren an den gleichen Stellen die Morcheln gesammelt und auch diesmal alle Vorsichts- maßregeln, wie tüchtiges Abkochen in Salzwasser, beobachtet hätten. Bringen die hier geschilderten Fälle auch keine wesentlich neuen Züge in das bereits bekannte Bild der Morchelvergiftung, ebensowenig wie übrigens die von UMBER und HENIUS1) mitge- 1) Ein weiterer Fall von Morchelvergiftung. D. med Wochenschr., 42.Jahrg., 1016, S. 701. 32 G. Dittrjch: teilten günstig verlaufenen Erkrankungen des letzten Jahres, so bleiben immerhin noch viele Fragen ungeklärt, insbesondere die verhältnismäßige Seltenheit von Gesundheitsschädigung durch einen so verbreiteten Marktpilz; denn einfach auf verdorbenen Zustand der genossenen Morcheln alle nachteiligen Wirkungen zurückführen zu wollen, geht, wie an anderer Stelle1) auseinandergesetzt, nicht an. Auch die fast ausnahmslose Verwendung von Hunden bei den Fütterungs versuchen führt zu Bedenken gegen die AI] gemein- gültigkeit der Ergebnisse. Gewiß ist der Einwand eines bekannten volkstümlichen Pilzbuches, Hunde bekämen auch nach Sauerkraut Erbrechen und Abweichen, sodaß man darnach dieses ebenfalls als giftig bezeichnen müßte, wenig stichhaltig; fraßen doch dieselben Hunde die ausgekochten Morcheln ohne nachteilige Wirkungen und handelte es sich doch um einen Komplex bestimmter Vergiftungs- erscheinungen nach dem Genuß der Brühe. In jedem Falle blieb aber das Verhalten pflanzenfressender Tiere (Hühnervögel oder Nager) genauer zu untersuchen. Ich habe nun in den Frühjahrs- monaten 1914 und 1916 insbesondere Meerschweinchen Morcheln eingefüttert und will das Ergebnis dieser Versuche vorwegnehmen : Durch eine einmalige noch so große Gabe frischer Morcheln oder ihrer Abkochung werden Meerschweinchen nicht dauernd geschädigt, dagegen werden sie durch zweimalige Verab- folgung kleinerer Mengen unter ähnlichen Er- scheinungen wie Hunde oder Menschen getötet. Zwei Versuche dieser Art mögen genauer beschrieben werden. Ein Weibchen, das sich besonders geduldig füttern ließ, wog nach fünfstündiger Nahrungsentziehung bei Beginn des Versuches 297 g. Es wurde am 27. April 1914 von 2 Uhr ab während 50 Minuten mit besonders frisch aussehender Marktware gefüttert and nahm davon, wie die Schlußwägung unter Berücksichtigung viermaliger Harnentleerung in dieser Zeit ergab, reichlich 25 g, also etwa 8,5 v. H. seines Körpergewichtes, auf. Das anscheinend immer noch hungrige Tier fraß sofort begierig Weizenkleie und Blumenkohlblätter und verhielt sich überhaupt bis zum späten Abend ganz normal. Am folgenden Morgen um 8 Uhr wog es indessen nur noch 287 g und saß gleichgültig neben dem reichlich 1) Diese Berichte, Jahrgang 1916, Band XXXIV., S. 720. — Daß in einer Zeitungsnotiz die Forderung aufgestellt wird, Morcheln müßten innerhalb von 24 Stunden verzehrt werden, mag als offensichtlich undurchführbar erwähnt sein; auf der anderen Seite schreibt KOBERT gerade dem mehrtägigen Lagern eine Verminderung des Giftgehaltes zu. Zur Giftwirkung der Morchel, Gyromitra esculenta (Pers.). 33 gebotenen Futter; Atmung 66, zeitweiliges Zittern. Auch am Nachmittag unternahm es nur einige Male einen sofort wieder auf- gegebenen Freßversuch; 6 Uhr: Gelbbrauner Harn, Atmung 80, sehr geringe Kotabscheidung, Gewicht 277 g, nach nunmehrigem zweistündigem Aufenthalt im gemeinsamen Stall 278 g; 9 Uhr: Atmung 92; das Tier sitzt weiter teilnahmslos da. Gewicht am 29. April früh 8 Uhr: 271 g, nachmittags 3 Uhr, trotz Verbleibens im Stall während der ganzen Zwischenzeit, nur 266 g. Von Wasser und besonders von Milch trank es reichlich und wog abends 8 Uhr 273 g; auch fraß es jetzt reichlicher Möhre und anderes Lieblings- futter und zeigte nach einer Stunde 277 g. Es blieb meist mit schräger Kopfhaltung sitzen und war nur wenig in Bewegung zu bringen; Atmung 77. Während der folgenden Nacht hatte es gut gefressen, auch Kotballen von fast gewöhnlicher Größe abgesetzt, wog aber am Morgen nur 261 g, 24 Stunden später 266 g, am Mittag dieses Tages (1. Mai) 267 g, hat also von seinem an sich niedrigen Anfangsgewicht noch 30 g abgenommen, augenscheinlich infolge einer Störung der Magentätigkeit. An den drei folgenden Tagen wog es 285 g, 294 g und (unter denselben Bedingungen wie bei Versuchsbeginn) 276 g. Nachdem es am 6. Mai infolge reichlicher Grünfütterung vorübergehend auf 321 g gekommen war, blieb es am Abend des 7. Mai nach fünfstündiger Nahrungs- entziehung auf 309 g und entwickelte sich nunmehr der Wieder- herstellung entsprechend weiter. Ein Männchen, das fastend 378 g wog, erhielt am 27. April 1914 in der Zeit von ]/25 bis 5 Uhr nachmittags 20 g von schönen, offensichtlich frischen Morcheln, d. i. 5,3 v. H. seines Gewichtes, und von X/21 bis 7 Uhr nochmals die gleiche Menge. In der Zwischenzeit und auch nach einer weiteren halben Stunde fraß es befriedigend von seinem Futter, ebenso in der Nacht, so daß es am folgenden Morgen 395 g verzeichnete. In der 11. Vormittags- stunde treten Krämpfe mit Hochwerfen des Körpers ein. Beim Laufen auf dem Fußboden fällt es zur Seite und bleibt in ein- gebogener Haltung, die Beine bewegend, liegen; wieder hingesetzt, wirft es sich von neuem um. Kotballen etwas verkleinert, später- hin Augen stark tränend, Bindehaut an einer Stelle gelb. 2 Uhr: Harn rotbraun, Atmung zeitweilig sehr beschleunigt. 31/2 Uhr: Atmung 48, ungleichmäßig. 4 Uhr: Alle 1/2 bis l1/., Minuten wird das Maul weit aufgesperrt. Zwischen 1/25 und 6 Uhr Tod nach Entleerung einer geringen Harnmenge; Gewicht 383 g. Die Sektion ergab nichts Auffälliges; ein zweites, infolge weiter auseinander- liegender Fütterungen erst nach etwas längerer Zeit eingegangenes Ber. der deutschen bot. Gesellseh. XXXV. 3 34 Gr. Dittrich: Tier zeigte gelbe Färbung des Dünndarms und einzelner Stellen der Bauchdecken. Zu der unsehnlichen Menge der dem ersten Meerschweinchen auf einmal beigebrachten Morcheln ist zu bemerken, daß die Tiere von ihrem gewohnten Futter, wie voraufgegangene Versuche ergeben hatten, nach zeitweiliger Nahrungsentziehung etwa 7 v. H. ihres Eigengewichtes während einer Stunde aufnahmen; die obigen 8,5 Prozent könnten daher vielleicht schon eine Magenüberfüllung und die starke Gewichtsabnahme deren Folgezustand darstellen. Indessen zeigten sich ähnliche Störungen, auch in der Eßlust und Munterkeit, bereits nach 4 v. H. Morcheln in Substanz oder Dekokt; bei einem etwas kleineren Tier traf dadurch beispielsweise ein allerdings schon nach 48 Stunden überwundener Gewichtsverlust von 15 v. H. ein. Mit ausgekochten Morcheln lassen sich auf das Volumen bezügliche Vergleichsversuche nicht einwandfrei anstellen, da sie nach darauffolgendem Abtrocknen bis zu einem dem frischen Zustand wieder ungefähr entsprechenden Feuchtigkeitsgehalt nur noch etwa 27 v. H. des Ausgangsgewichtes besaßen und andererseits bei ihrer gummiartig-zähen Beschaffenheit jetzt nur schwierig von den Tieren gekaut werden konnten. Im Gewicht der frischen Pilze ausgedrückt, schadeten 8,5 v. H. Morcheln, zerschnitten und eine halbe Stunde ausgekocht, einem größeren Tiere anscheinend bis zum folgenden Abend garnichts; die nunmehr eingefütterte unge- heuere Menge von 17 v. H. gekochter Morcheln brachte freilich einen Gewichtsrückgang um 7 Prozent hervor, der nach fünf Tagen wieder ausgeglichen war. Mit großen Gaben anderer Speisepilze angestellte Versuche verliefen nicht eindeutig. Von den derben, nicht wachsartig zerbrechlichen Maipilzen (Tricholoma gambosum) ließen sich überhaupt nur 6,7 v. H. innerhalb 3 Stunden bei- bringen; nach 24 Stunden betrug das Gewicht des Tieres statt 562 g nur 532 g, 24 Stunden später wieder 563 g. . Dagegen be- einflußte eine Fütterung mit 7,5 v. H. Zuchtchampignons weder Gewicht noch sonstiges Verhalten des Versuchstieres. Über Fütte- rungen mit Gyromitra gigas, die in Breslau und Oppeln als Grasemorchel, meist der esculenta beigemischt, aber auch in Berlin verkauft wird, sei bemerkt, daß die Tiere sich ihr gegen- über im ganzen ebenso zu verhalten scheinen, wie es von der ver- wandten Art geschildert wurde. Da nach den älteren Versuchen und Angaben mit einem stärkeren Giftgehalt der frisch gepflückten Exemplare zu rechnen war, wurden auch selbstgesammelte Morcheln verwendet. Am 19. April 1914 wurden aus der Festenberger Gegend einige Stücke Zur Giftwirkung der Morchel, Gjromitra esculenta (Pers.), 35 geholt, etwa drei Stunden später in kleingeschnittenem Zustande mit der eineinhalbfachen Menge Wassers 30 Minuten lang kochend erhalten und am gleichen Abend einem Männchen von 267 g etwa 3 v. H., 17 Stunden später nochmals 2,5 v. H. seines Körper- gewichtes eingeflößt. Am 1. April 1916 wurden einem Männchen von 216 g drei aus den Wäldern bei Bohrau (Kr. Oels) entnommene Morcheln im Gesamtgewicht von 17,5 g 5 Stunden nachher ein- gefüttert. Beide Male zeigten sich keine anderen Wirkungen als von den vom Markt beschafften Pilzen. Ein Huhn und zwei weiße Ratten fraßen geringere Mengen solcher frischer Morcheln, die zu Kartoffel- brei gemengt Avaren, ohne Anzeichen einer Störung. Wenngleich nach alledem Meerschweinchen nicht als geeignete Versuchstiere für den vorliegenden Zweck — wie wohl überhaupt nicht für die Einverleibung von Pilzen per os — anzusehen sind, wurde doch noch ein Versuch mit geschmorten Morcheln an einem für den Giftstoff anscheinend einigermaßen empfänglichen Weibchen von 530 g angestellt. Es erhielt am 14. April 1916 von 2 — 3 Uhr 45 g frisch gewogene Fruchtkörper, also 8,5 v. H., die eine Stunde lang mit einer den Zeitverhältnissen entsprechenden Buttermenge unter Salzzusatz ohne vorheriges Abbrühen gedämpft worden waren; die Tunke wurde mit Kleie und zerriebenem Zwieback aufgenommen. Auch in diesem Falle bereitete das Kauen dem Tiere Schwierigkeiten. Nach 24 Stunden wog es 506 g, zeigte sich gegen Futter ziemlich abgeneigt, saß meist zusammengekauert da und wog am 16. April zu gleicher Tageszeit 482 g, am 17. April 476 g, am 18. April 487 g, am 19. April 528 g. — Eine zweimalige Fütterung mit den geschmorten Pilzen, die beweisender hätte aus- fallen können, kam infolge des frühzeitigen Endes des Morchel- wachstums nicht zur Ausführung. BOEHM und KÜLZ flößten zwei Kaninchen von 1270 und 1200 g das Dekokt von je 100 g Morcheln in vier Portionen im Laufe von vier Stunden mit tödlichem Erfolge ein. Auch hier handelte es sich also um eine wiederholte Verabreichung; die Menge betrug um 8 v. H. des Gewichtes der Versuchstiere. Das Verhalten von Meerschweinchen gegenüber einverleibten Morcheln kann man wohl als überempfindlichkeit auf- fassen. Immerhin erinnern die Ergebnisse dieser Versuche an die merkwürdige, von MAURER und BOSTROEM1) mitgeteilte Beob- achtung, daß eine Morchelmahlzeit bei den Mitgliedern einer Familie keinerlei Beschwerden hinterließ, das zweite, von den 1) S. 80 des Sonderdruckes. 3* 36 Gr. Dittrich: Zur Giftwirkung der Morchel, G\-romitra esculenta (Pers.). nämlichen frischen Pilzen am folgenden Tage bereitete Gericht aber tödliche Wirkungen hatte, ferner an den ersten Bromberger, den Gl . . . er und an zwei von UMBERs Fällen. Die sonderbarste Tatsache bleibt freilich, daß häufig von den Teilnehmern einer Mahlzeit nur ein einzelner erkrankt. So bekam in der Familie des Försters WARNAT in Patschkey bei Bernstadt (Schles.) die alte Mutter nach einigen Eßlöffeln eines (nicht abgebrühten) Morchel- mittagessens in der folgenden Nacht eholeraartige Durchfälle und Krämpfe in den Beinen, während W. selbst und seine Frau, wie stets, völlig gesund blieben ; dieselbe Patientin hatte schon in einem früheren Jahre aus dem gleichen An- laß einen ähnlichen Zufall erlitten. Der Forst- aushelfer HOFFMANN in Raake (Kr. Oels) aß mit seiner Frau gemeinsam Morcheln; während sich bei ihm keine Folgen zeigten, -■rkrankte seine Frau ernstlich. Hiernach könnte es sich bei den Erkrankungen von Menschen vielleicht um eine weitverbreitete und unter Umständen bis zu gefährlichen Folgeerscheinungen gesteigerte Idiosynkrasie handeln. Durch eine vorübergehende Schwächung der Widerstandsfähigkeit wären dann die Angaben eines Berichtes zu erklären, dessen Verfasser seit vielen Jahren die Morcheln ohne Vorbehandlung mit heißem Wasser schätzte, in einem Frühling aber, während der Genesung von einem Unfall, an einer in gewohnter Weise zubereiteten Mahlzeit, wiederum als einziger der Teilnehmer, schwer erkrankte. Da der im Kochwasser gelöste Giftstoff leichter als der in den Pilzzellen eingeschlossene vom Körper aufgenommen werden kann, muß vor jeglicher Verwendung gerade dieses Morchelwassers unbedingt gewarnt werden; ganz besonders aber soll man es vermeiden, nach einer kürzeren Zwischenzeit, etwa am folgenden Tage, noch- mals Morcheln in irgendeiner Form zu sich zu nehmen. Wollte man indessen allgemein ein längeres Aus- kochen der Morcheln für erforderlich erklären, so würde der Zweifel berechtigt sein, ob ihr Genuß alsdann noch zu empfehlen wäre. Schon BOSTROEM hat darauf hingewiesen, daß gewisse Jahr- gänge reich an Nachrichten über Morchelvergiftungen sind. In die Reihe dieser Jahre gehört auch 1916. Breslau, den 12. Januar 1917. Wilh. Lang: ßine neue Pilzkrankheit an Ulmus montana. 37 4. Wilh. Lang: Eine neue Pilzkrankheit an Ulmus montana. (Vorläufige Mitteilung.) (Eingegangen am 19. Januar 1917.) Mehrere Jahre hintereinander habe ich Gelegenheit gehabt, an einer mehr als hundertjährigen Bergulme eine alljährlich wieder- kehrende eigenartige Erkrankung der einjährigen Triebe zu beob- achten. Der Baum steht nach allen Seiten frei im sogen, exotischen Garten und ist vollständig gesund. Im Hochsommer, in den Monaten Juli und August, kommt es durchaus nicht selten vor, daß einzelne kräftige Triebe fast plötzlich welken. Die Erscheinung war in dem nassen Sommer 1913 so häufig, daß der Gärtner eine Erkrankung des ganzen Baumes und sein baldiges Eingehen befürchtete. In den Jahren 1914 und 1915 mit geringen Nieder- schlägen im Sommer konnte ich nur vereinzelte abgestorbene Zweige hoch oben in der Baumkrone entdecken; im vergangenen Jahr dagegen begünstigte die Witterung wiederum das Auftreten „ der Krankheit. Die zahlreichen Adventivsprosse am Grunde des Stammes ermöglichten nicht nur die Beobachtung des Verlaufs der Krankheit unter natürlichen Bedingungen, sie eigneten sich auch sehr gut zu Ansteckungsversuchen. Sorgfältige Beobachtung hat ergeben, daß die Erkrankung eines Zweiges ihren Anfang an einem be- liebigen Blatt nimmt. In der Mehrzahl der Fälle folgt der Krankheitserreger einem Seiteonerven im Blatt, bis er den Haupt- nerv erreicht. Dann dringt er in diesem nach unten vor und tritt schließlich durch den Blattstiel in das Gewebe des Zweiges über. So weit läßt sich seine Bahn äußerlich an der Bräunung des angrenzenden Blattgewebes gut verfolgen. Nach einiger Zeit färbt sich die Binde rings um den Blattstielgrund ebenfalls dunkel und beginnt einzusinken. Gleichzeitig wird die Trennungsschicht angelegt, so daß schon ein mäßiger Wind das Blatt zum Abfallen bringen kann. Hat dann die Bräunung der Binde am Blattgrunde den Zweig in seinem ganzen Umfang ergriffen, so welken alle folgenden Blätter bis zur Spitze und vertrocknen innerhalb eines Tages. Die so plötzlich verdorrten Blätter können sich aber nicht vom Zweige loslösen, da das Aufhören der Wasserzufuhr so 38 Wilh. Lang : unvermittelt eingetreten ist, daß die Trennungsschicht nicht vor- bereitet werden konnte. Sie bleiben daher bis zum Herbst an den Zweigen hängen und nehmen nach mehrmaliger Beregnung rasch eine braunschwarze Färbung an, dadurch fällt die Krankheits- erscheinung schon von weitem auf. Der Erreger der Krankheit breitet sich unterdessen in Rinde und Holz des befallenen Zweiges weiter aus, in den meisten Fällen von der Ansteckungsstelle bis zur Spitze, seltener auch nach rückwärts. Schon wenige Tage nach dem Vertrocknen der Blätter werden in der nächsten Umge- bung der Narbe des abgefallenen Blattes die ersten Pykniden des Pilzes sichtbar. Bis zur Reifung der Sporen vergeht natürlich noch längere Zeit; im Herbst ist der ganze abgestorbene Teil des Zweiges mit Pykniden dicht besetzt. Ebenso kann man an den Blättern, durch die die Ansteckung erfolgt ist und die vorzeitig abgefallen sind, aus der Verteilung der Pykniden ersehen, daß der Pilz sich nachträglich in dem Gewebe des ganzen toten Blattes ausgebreitet hat. Die genaue Untersuchung des Verlaufs der Ansteckung — es handelt sich um einen ausgesprochenen Wundparasiten — sowie die Beschreibung der Versuche, auf denen sich der Nachweis aufbaut, daß der in den Pykniden erscheinende Pilz der Erreger der Krankheit ist, mag der demnächst zu veröffentlichenden aus- führlichen Abhandlung vorbehalten bleiben. Im folgenden soll nur die Zugehörigkeit des Pilzes erörtert werden. Die Pykniden werden einzeln in der Rinde gebildet und sitzen einem spärlichen^ dunkelgefärbten Mycelgeflecht auf, ein Stroma ist also nicht vor- handen. Das Fruchtgehäuse hat annähernd kugelige Gestalt und einen Durchmesser von ]/3 mm. Es ist ganz kahl mit mäßig dicker, kohliger Wandung. Die kurze und stumpfe Mündungs- papille durchbricht sehr früh die Epidermis. Die Sporen werden auf kurzen Stielchen gebildet, sind anfangs hyalin, erscheinen aber später im durchfallenden Licht hellbraun. Der Farbstoff wird ausschließlich in der dicken Außenhaut gespeichert. Sie sind einzellig und dicht mit grobkörnigem Inhalt gefüllt und haben stumpf elliptische, seltener eiförmige Gestalt. Die Längenmaße zeigen etwas größere Schwankungen als die Breitenmaße; Länge 23 bis 27 ^, Breite 17 bis 18 fi. Paraphysen sind nicht vorhanden, die Sporen treten nicht in Schleimranken aus. — Eine zu den Pykniden gehörende Hauptfruchtform ist bis jetzt nicht gefunden worden. Nach der Beschreibung gehört der Pilz zur Gattung Sphae- ropsis. SACOARDO führt verschiedene Arten an, die mit unserer Eine neue Pilzkrankheit an Ulmus montana. 39 eine gewisse Ähnlichkeit haben. Daß diese immer nur auf ab- gestorbenen Ästen vorkommen, wäre noch kein Grund zur Trennung; es ist ja sehr wohl möglich, daß den früheren Beobachtern die Art der Ansteckung entgangen oder unbekannt geblieben ist. Zunächst wäre eine Sphaeropsis TJlmi Sacc. et Roum. anzuführen Ihre Sporen sind aber länglich spindelförmig und reichlich noch einmal so lang wie unsere. Sie soll die Pyknidenform von Massaria TJlmi Fuckel darstellen. Auch eine Macrophoma TJlmi Fautr. wird als zu dieser Verwandtschaft gehörig auf der Rinde von Ulmus campestris angegeben. Die Sporen treten in weißlichen Ranken aus und sind 30 p lang und 10 p dick. Da die Sporen unseres Pilzes anfänglich hyalin sind, wäre es denkbar, daß er zu Macrophoma gestellt worden ist, aber es stimmen weder die Maße noch habe ich das Austreten in Schleimranken beobachten können. Ebensowenig Übereinstimmung ist mit Macrophoma ulmicola vorhanden, die in Nordamerika auf toten Asten gefunden worden ist. Die Sporen werden als kugelig bis kurz elliptisch angegeben, die Maße mit 15 bis 20 p . Am meisten Ähnlichkeit hat unser Pilz mit einem ebenfalls in Nordamerika auf Ulmus fulva gefun- denen. Die Artmerkmale stimmen fast vollständig: „Pycnidiis singulis v. confertis, numerosis, tenuibus, globosis, erumpentibus, nigris ; sporulis late ellipsoideis v. obovatis, primum hyalinis dein maturis luce transmissa obscure brunneis, 24 — 32 x 16 — 20 p." Aber die Pykniden sind hier auf einem Stroma gehäuft, deshalb ist der Pilz der Gattung Haplosporella zugeteilt, II commixta Peck. Wir haben also eine noch nicht näher beschriebene Art aus der Gattung Sphaeropsis vor uns. Nach der Art der Ansteckung dürfte sie mit dem Beiwort „nervfolgend" = nervisequa treffend charakterisiert sein. Die Diagnose wird lauten: Sphaeropsis nervisequa Lang nov. spec. Pykniden unter der Oberhaut hervorbrechend, bald in Herden beisammenstehend, bald mehr zerstreut, fast kugelig, ungefähr 1/3 mm im Durchmesser, kohlig, mit kurzer, abgestumpfter Mündungspapille; Sporen stumpf elliptisch, seltener eiförmig, einzellig, dicht mit grobkörnigem Inhalt angefüllt, mit starker "Wandung, anfangs hyalin, später im durchfallenden Licht hellbraun, 23 bis 27 [i lang, 17 bis 18 (x breit; Sporenträger hyalin, kurz, Paraphysen sind nicht vorhanden. An einjährigen Zweigen und seltener auf Blättern von Ulmus montana. Hohenheim, Botanische Anstalt, im Januar 1917. 40 Wii.h. Lang: 5. Wilh. Lang: Zur Biologie von Corynespora Melonis (Cooke) Lindau. (Vorläufige Mitteilung). (Eingegangen am 19. Januar 1917.) Die Corynespora Melonis 'gehört zu einer Gruppe von Pilzen, die man nicht mehr zu den Parasiten im eigentlichen Sinne rechnet. Sie vermögen in der Regel nur dann auf der Wirtpflanze zu größerer Ausbreitung zu gelangen, wenn die äußeren Umstände nicht bloß ihr Wachstum begünstigen, sondern zugleich auch die Lebenstätigkeit der Pflanzen in irgend einer Weise nachteilig be- einflußen. So richtet Corijnespora Melonis nur an den unter Glas gezogenen Gurken größere Verheerungen an, während die Freiland- kulturen vollständig verschont bleiben. Sie ist schon Ende des vorigen Jahrhunderts stark schädigend in England aufgetreten und vor etwa 8 Jahren ist zum ersten Mal ihre Verschleppung nach Deutschland gemeldet worden. Sie hat dann rasch in allen Teilen des Reiches in die Gurkentreibereien Eingang gefunden und i. J. 1913 sind uns die ersten Berichte über schwere Schädigungen aus Württemberg zugegangen. Sie befällt in der Hauptsache die Blätter, auf denen sie kleine, rasch vertrocknende Flecke erzeugt; unter günstigen Bedingungen vermag sie sehr rasch sich auszubreiten und innerhalb ganz kurzer Zeit die Kulturen zu vernichten. Die üblichen Vorbeugungsmittel gegen Pilzkrankheiten, Kupfersulfat und Schwefel, haben vollständig versagt; noch in neuerer Zeit werden die Züchter in der Hauptsache auf gründliche Desinfektion ihrer Gurkenhäuser und das Beizen der Samen verwiesen1). Da der Pilz augenscheinlich an die besonderen Verhältnisse in den Warmhäusern angepaßt ist, habe ich ihn in den Jahren 1913 und 1914 rein gezüchtet, um seine biologischen Verhältnisse näher kennen zu lernen. Er läßt sich auf künstlichen Nährböden, sowohl auf neutralem Agar als auf schwach angesäuerter Gelatine, leicht züchten. Die keulenförmigen Sporen, die eine wechselnde Zahl von Querwänden besitzen, keimen gern und rasch und zwar in der Regel an den beiden Enden, seltener treten die Keimschläuche 1) APPEL, 0., Blattbrand, Krätze und Grauschimmel der Gurken. Deutsche landw. Presse 1915, S. 728 f. mit 1 färb. Tafel. Zur Biologie von Corynespora Melonis (Cooke) Lindau. • 41 seitlich hervor. Das vegetative Wachstum zeigt keine Besonder- heiten, die Hyphen sind anfangs hyalin, färben sich aber sehr rasch dunkel. Die Sporen werden auf Trägern gebildet, die erheblich über die Unterlage herausragen. An jedem Träger ent- steht eine mehr oder weniger lange Kette von Sporen. — Um den Einfluß der Temperatur auf die Keimung der Sporen, die vege- tative Entwickelung und die Sporenbildung zu studieren, sind mehrere Versuchsreihen mit stufenweiser Steigerung der Temperatur durchgeführt worden. Aus den Ergebnissen sei im folgenden das Wesentliche angeführt. Als Nährboden wurde entweder neutraler Kartoffelagar mit 2 pCt. Traubenzucker oder Kartoffelgelatine mit 2 pCt. Traubenzucker und 0,5 pCt. Citronensäure verwendet, ohne daß zwischen den Kulturen auf den beiden Nährböden ein merk- licher Unterschied sich gezeigt hätte. Bei gleichmäßiger Temperatur von 6° C. kann man nach 8 Stunden bei einem kleineren Teil der ausgesäten Sporen den Beginn der Keimung feststellen. Nach 22 Stunden zeigt die Mehrzahl der Sporen winzige Spitzen an den beiden Enden, die Keim- schläuche sind also knapp aus der Sporenwand herausgetreten; die zuerst gekeimten zeigen noch keinen weiteren Fortschritt. Zwei Tage nach der Aussaat haben die Keimschläuche eine Länge von 10 bis 20 jj, erreicht, Abzweigungen werden nicht gebildet. Nach 4 Tagen und 9 Tagen sind die Hyphen nur wenig weiter gewachsen und hyalin geblieben. Bei 12 bis 13° C. keimen die ersten Sporen nach 7 Stunden; nach 22 Stunden ist die Keimung allgemein, aber nur an den Sporenenden, die längsten Keimschläuche erreichen die Größe einer mittleren Spore, Verzweigungen sind noch selten. Nach 2 Tagen haben die Hyphen höchstens die doppelte Länge der Sporen erreicht, Verzweigung ist spärlich. Weiterhin entwickelt sich ein mäßig verzweigtes Mycel, das noch nach 9 Tagen hyalin bleibt. Um diese Zeit wird auch wenig hellgefärbtes Luftmycel beobachtet; Sporenbildung ist nicht eingetreten. Bei Zimmertemperatur, 19 bis 20° C, hat die Mehrzahl der Sporen schon nach 3 Stunden gekeimt, die größte Länge des Keimschlaaches beträgt 6^*2 Stunden später besitzen die Keimschläuche eine durchschnittliche Länge von 12/*; 7 Stunden nach der Aussaat kann man bereits zahlreiche kurze Seitentriebe beobachten, der Leitzweig hat eine Länge von 33 ,u erreicht. Nach 22 Stunden reichliche Verzweigung und kräftiges Wachstum. Nach 2 Tagen sind die aus den einzelnen Sporen hervorgegangenen Mycelien in der Mitte bereits stark verfilzt, am Rande findet man 42 Wilh. Lang: viele kräftige und strahlig verlaufende Hyphen. Nach 3 Tagen besitzen die Kulturen zum Teil einen gebräunten Kern. Zahl- reiche Sporenträger mit je einer keuligen Spore ; daran kann man 3 Querwände unterscheiden. Nach 4 Tagen an einzelnen Trägern 2 Sporen, nach 9 Tagen Ketten von 2 bis 3 Sporen, die einzelnen Sporen groß und gleichmäßig entwickelt. Bei einer Temperatur von 24 bis 25° C. kann man häufig schon nach 2 Stunden gekeimte Sporen beobachten; nach 3 Stun- den ist die Keimung allgemein an beiden Enden, die Keimschläuche durchschnittlich 18 /* lang. Nach 5 Stunden sind schon Seiten- triebe vorhanden und der Haupttrieb hat eine Länge von 34 /i erreicht. Weiter verläuft die vegetative Entwickelung sehr rasch, uach 22 Stunden ist sie wesentlich üppiger als zur gleichen Zeit bei 20°. Nach 2 Tagen ist die Mitte der Kulturen stark gebräunt, die zahlreich vorhandenen Sporenträger haben bereits die ersten rauchgrauen, schön keulig geformten Sporen abgeschnürt ; Quer- wände sind zu erkennen. Nach 3 Tagen Ketten mit je 2 Sporen, die äußere mit einer größeren Anzahl von Querwänden, die innere mit 1 bis 2 Querwänden. Nach 4 Tagen haben die Kulturen wohl an Umfang zugenommen, die Ketten bestehen aber meist noch aus 2, seltener 3 Sporen. Nach 9 Tagen kann kein wesentlicher Fortschritt mehr festgestellt werden; die Sporen sind sehr groß und besitzen bis zu 14 Querwände. Bei 30° erfolgt die Keimung ebenso rasch; nach 18 Stunden ist die Entwickelung bereits außerordentlich üppig und nach 44 Stunden sind die Sporenketten sehr zahlreich, die einzelnen Ketten besitzen schon 4 — 6 Sporen. Nach 3 Tagen habe ich mehrfach verzweigte Sporenträger beobachtet, so daß 5 bis 6 Ketten von einem einzigen Träger ausgehen. Die einzelnen Ketten bestehen in der Regel aus 8 Sporen. Nach 9 Tagen häufig Ketten mit 14 bis 16 Sporen. Weder abgefallene noch gekeimte Sporen vorhanden. Auch bei 36° keimen die Sporen nach 2 Stunden, aber wäh- rend man bei 20° bis 30° nur selten einen seitlichen Keimschlauch beobachten kann, treten sie jetzt häufig auf, so daß man außer an den beiden Enden, wo sie zuerst erscheinen, noch leicht bis 4 seitliche Keimschläuche feststellen kann. Das Wachstum ist nach einem Tag üppig und die Verzweigung reichlich, doch bleiben die Kolonien etwas hinter denen bei 30° zurück. Nach 2 Tagen erreichen sie noch nicht die Hälfte des Durchmessers der bei 30° wachsenden Kolonien. Das Mycel zeigt die Anzeichen des Zerfalls. Nach 5 Tagen erholen sich die Kulturen wieder und lassen nun Zur Biologie von Corynespora Melonis (Cooke) Lindau. 43 auch den Beginn der Sporenbildung erkennen. Weiterhin werden sie durch die beginnende Vertrocknung stark beeinträchtigt. Vergleicht man die Entwickelung des Pilzes bei verschiedenen Temperaturen, so ergibt sich ganz unzweideutig seine Anpassung an hohe Temperaturen. Wohl erfolgt bei den niedern Tempera- turen von 6° und 12° die Keimung ebenfalls noch nach verhältnis- mäßig kurzer Zeit, aber es kommt weiterhin nur zu einem mäßigen vegetativen Wachstum ohne Sporenbildung. Recht günstig wirkt bereits die Zimmertemperatur und von da ab tritt mit dem Steigen der Temperatur eine gleichsinnige Steigerung nicht bloß in der vegetativen Entwicklung sondern auch in der Sporenbildung ein, bis bei 30° das Optimum erreicht wird. Höhere Temperaturen erträgt der Pilz ebenfalls, doch wird mit 36° nahezu das Maximum erreicht sein. Der Pilz wird bei der für ihn günstigsten Temperatur von 30° die Gurkenkulturen am meisten gefährden. Denn er wird nicht bloß an den einzelnen Ansteckungsstellen sich sehr rasch auf vegetativem Wege ausbreiten, sondern durch die ungeheuer gesteigerte Sporenbildung für die noch gesunden Blätter die größte Gefahr bilden. Dazu kommt, daß wir mit gutem Grund annehmen dürfen, daß er bei der optimalen Temperatur auch die größte Menge jener chemischen Stoffe erzeugt, die den Angriff auf die Wirtpflanze ermöglichen. Über die Ansteckung der Blätter soll erwähnt werden, daß sie nur dann Erfolg hat, wenn Wasser in tropfbar flüßiger Form auf den Blättern vorhanden ist. Das ist aber bei dem bisher üblichen Kulturverfahren fast immer der Fall gewesen. Denn zur Steigerung der Erträge ist, neben einseitig unzweckmäßiger Dün- gung, die Temperatur bis zum äußersten ausgenützt worden. Mit dem raschen Steigen der Temperatur am Vormittag kann die Wasserverdunstung nicht gleichen Schritt halten. Der Feuchtig- keitsgehalt der Luft kann also bei schneller Erwärmung unter das für die Gurkenpflanzen zuträgliche Maß sinken, wenn nicht künstlich durch Überbrausen mit Wasser nachgeholfen wird. Unsere Versuche haben ergeben, daß man sehr wohl Temperatur und Feuchtigkeitsgehalt der Luft dauernd so regeln kann, wie es für die Gurkenkulturen wünschenswert ist, ohne daß es nötig wäre, die Blätter selbst zu benetzen. Genauere Verhaltungsmaß- regeln werden in der ausführlichen Abhandlung demnächst mit- geteilt; ich möchte aber darauf hinweisen, daß die im Jahr 1913 vollständig verseuchten Häuser in den Jahren 1914 bis 1916 bei Befolgung meiner Vorschriften keine Spur der Krankheit mehr 44 Gf. A. Ursprung: gezeigt haben, ohne daß vorher eine gründliche Desinfection hätte durchgeführt werden können. Es liegt also hier der in der Krankheitslehre seltene Fall vor, daß eine Pilzerkrankung, gegen die alle chemischen Vor- beugungsmittel vollständig versagt haben, leicht vermieden werden kann, wenn bei den Kulturmaßnahmen auf die Besonderheiten des Pilzes Rücksicht genommen wird. Hohen heim, Botanische Anstalt. Im Januar 1917. 6. A. Ursprung: Über die Stärkebildung im Spektrum. (Mit Tafel I und einer Abbildung im Text.) (Eingegangen am 24. Januar 1917.) Die hier beschriebenen Versuche hatten zunächst nur den Zweck, einiges Demonstrationsmaterial zu liefern, um die assimila- torische Wirkung der verschiedenen Wellenlängen der Sonnen- strahlung anschaulich vorführen zu können. Gewöhnlich bedient man sich zur Demonstration der assimilatorischen Bedeutung ver- schiedener X der Filter; die Schwierigkeiten auf diesem Wege monochromatisches Licht und eine richtige IntensitäLsverteilung zu erhalten, sind genugsam bekannt. Ein zweiter Weg besteht in der Anwendung des Spektrums, etwa in Verbindung mit dem für Demonstrationszwecke so beliebten Blasenzählen. Neben anderen, neuerdings wieder betonten Übelständen hat aber das Blasenzählen in unserem Falle auch den Nachteil, daß die verschiedenen Wellen- längen sich nicht gleichzeitig prüfen lassen. Die simultane Beob- achtung in allen Teilen des Spektrums ist aber zweifellos über- sichtlicher. Da ferner die Sonne während der betreffenden Vor- lesung nicht immer zu scheinen pflegt, war eine Methode er- wünscht, die das erhaltene Resultat dauernd fixiert. Das benützte Verfahren besteht einfach darin, das Spektrum auf ein entstärktes Blatt zu projizieren und nach genügender Ex- position und Extraktion des Chlorophylls die Jodreaktion auszu- führen. Am leichtesten gelingt der Versuch mit dem Prisma; er glückt aber auch mit den Gitterkopien, die ein für unsere Zwecke Über die Stärkebildung im Spektrum. 45 brauchbares Normalspektrum x) liefern. Wir erhalten auf diese Weise ein Spektrogramm, über dem wir nur ein Bild des benutzten Spektrums zu befestigen brauchen, um mit einem Blicke eine richtige Vorstellung zu bekommen. 1. Methodisches. Das Prinzip ist nicht neu. TlMIRIAZEFF wandte es als erster und meines Wissens einziger im Jahre 1890 an2). Er entwarf mit einem Prisma ä vision directe und einer achromatischen Linse im Dunkelzimmer das Sonnenspektrum auf ein entstärktes Blatt von Ilydranyca3) während 3 — 6 Stunden. Nach der Mitteilung von 1890 trat nach der Jodreaktion Absorptionsband I deutlich hervor, im Orange und Gelb war noch ein Halbschatten sichtbar, der immer schwächer wurde und wenig jenseits D verschwand. 1903 heißt es: „The blue and violet rays produced hardly any effect." Um ein Gelegenheitsexperiment kann es sich nicht handeln, denn schon 1890 wird erwähnt, daß in mehreren vorhergehenden Jahren ver- gebliche Versuche unternommen wurden und 1903 wird über Be- mühungen mit einem ÜOWLANDschen Gitter berichtet, die wegen zu geringer Lichtintensität negative Resultate ergaben. Die vor- liegenden Erfahrungen waren somit wenig ermutigend. Orientierende Versuche zeigten jedoch bald, daß TlMIRIAZEFFs Anordnung nicht sehr zweckmäßig war. Jedenfalls erhielt ich mit geradsichtigen Spektroskopen guter Konstruktion relativ schlechte Resultate, wohl wegen der stärkeren Absorption und des größeren Lichtverlustes überhaupt; nach EDER4) können solche Apparate schon das sichtbare Violett stark schwächen. Ferner empfiehlt sich die Verwendung fertig montierter Spektroskope oder Spektrographen; sie sind nicht nur handlicher, sondern erleichtern die Abhaltung fremden Lichtes und die Justierung. Ich benutzte 3 Spektroskope mit je 1 Glasprisma, 2 Spektro- skope mit Gittern (Photographie auf Glas) und Glaslinsen4), einen kleinen Quarzspektrographen. Als Lichtquellen wurden verwendet : Eine Osramlampe AZO von 2500 Kerzen; eine Gleichstromliliput- 1) Der Spektrophor hat neben dem Vorteil relativ großer Lichtstärke den Nachteil, daß er kein zusammenhängendes Spektrum liefert. 2) O. TlMIRIAZEFF, Enregistrement photographique de la fonction chlorophyllienne par la plante vivante. Compt. rend. 1890 T. 110, p. 1346. 3) TlMIRIAZEFF, The cosmical function of the green plant. Proc. Roy. Soc. Vol. 72. 1903, p. 424. 4) EDER, Handbuch der Photographie I, 3, p. 42. 46 Gr. A. Ursprung: bogenlampe mit Regulierung; eine automatische Projektionsgleich- strombogenlampe; eine große Wechselstrombogenlampe für Straßen- beleuchtung; eine kleinere und eine größere Quecksilberbogenlampe mit Leuchtrohr aus Quarz; das Licht der Sonne, weißer Wolken und des blauen Himmels in Verbindung mit einem automatischen Heliostaten, dessen Spiegel auf der dem Lichte zugekehrten Seite versilbert war; endlich Vollmondlicht1). Die Spaltbreite schwankte etwas, je nach der Intensität der Lichtquelle; sie betrag in der Regel ca. 1 mm, in gewissen Fällen aber auch bedeutend weniger. Zwischen Spalt und Lichtquelle war gewöhnlich ein Kondensor eingeschaltet, der je nach Umständen von größerer oder geringerer Brennweite gewählt wurde; er be- stand bei Glasapparaten ebenfalls aus Glas (wenn möglich achro- matisch), beim Q.uarzspektrographen aus einer einfachen Quarzlinse. Im Spektrographen gelangte das Blatt in die Ebene der photo- graphischen Platte. Bei den Spektroskopen wird das Okular des Fernrohres abgeschraubt und in einfacher Weise eine Vorrichtung getroffen, um das Blatt genau in jener Ebene festzuhalten, in der ein scharfes objektives Spektrum entsteht. Wesentlich ist dabei nur, daß das bestrahlte Blattstück auf beiden Seiten frei an die Luft grenzt, daß kein fremdes Licht Zutritt hat und auch im Apparat selbst alles falsche Licht nach Möglichkeit abgeblendet wird, daß das Blatt endlich gesund und turgeszent ist und mit der lebenden Pflanze in Verbindung steht. Das Spektrum ist auf möglichst ebene Spreitenteile zu werfen unter Vermeidung stärkerer Nerven; gewölbte Flächen geben, besonders im Quarz- spektrographen, verzerrte Bilder; über den Nerven kann Bildung und Lösung der Stärke sich anders verhalten. Für jeden Apparat mußte das Spektrum kalibriert werden. Dazu benutzte ich die FRAUNHOFERschen Linien, die Hauptlinien von H, He, K, Na. Zur Kalibrierung des Quarzspektrographen dienten auf derselben Platte übereinander erzeugte Photographien des He-Spektrums, des Cd-Funkenspektrums sowie des Absorptions- spektrums des Blattes. Wenn nötig, wurden die Wellenlängen 1) Ein Apparat stammt von ZEISS; den zweiten lichtstärkeren baute ich selbst auf aus einem guten Spektroskop und einem Gitter von GAERTNER & Co., Chicago (C. 485, 3. 610 lines to the inch), die ich Herrn Prof. Dr. DHfcRfe verdanke. 2) Verschiedene Herren, besonders mehrere Kollegen, unterstützten mich durch gütige Überlassung von Apparaten. Ihnen allen, vornehmlich aber Herrn Prof. Dr. JOYE, spreche ich auch an dieser Stelle meinen herz- lichsten Dank aus. Über die Stärkebildung im Spektrum. 47 zwischenliegender Punkte durch Aufzeichnen der Kurve oder mit der Interpolationsformel von HARTMANN1) ermittelt. Die Orientierung im Blatt erfolgt einmal durch einen feinen Einschnitt oder besser feine Nadelstiche in der Mitte des Haupt- absorptionsbandes. Dies allein genügt jedoch nicht, da das Blatt bei der darauffolgenden Behandlung mit kochendem Wasser, heißem Alkohol2), Jodlösung etc. sich etwas kontrahiert. Diese Kontraktion muß für jedes einzelne Versuchsblatt an der Stelle des Spektro- grammes gemessen und später in Rechnung gezogen werden. Da- durch wird ein Mindestmaß von Genauigkeit erzielt; besser ist es, eine größere Zahl von Marken an verschiedenen Stellen des Spektrums anzubringen. Zur Ausmessung werden die Spektro- gramme entweder auf dem Objektträger aufgeklebt und trocken untersucht oder unter Deckglas in Jodwasser gebracht. Als Versuchspflanzen dienten fast ausschließlich im Zimmer kultivierte Topfexemplare von Phaseolus multiflorus, die sich glatt entstärkten und genügend Stärke bildeten; zu einigen Experimenten benützte ich ferner Impatiens, Tropaeolum und Coleus. Dadurch daß wir die Wirkungen der verschiedenen Strahlen an ein und demselben Blatt studieren, werden individuelle Ver- schiedenheiten, wie sie zwischen verschiedenen Blättern derselben Pflanze oder zwischen verschiedenen Individuen möglich sind, aus- geschaltet. Es bleiben noch ev. Differenzen zwischen verschiedenen Teilen desselben Blattes, die man erstens durch Verwendung normaler ausgewachsener Blätter zu vermeiden sucht, und die sich ferner dadurch eliminieren lassen, daß man das Spektrum in auf- einanderfolgenden Versuchen verschieden orientiert (Bot bald gegen Blattspitze, bald gegen Basis, bald gegen Rand, bzw. Mittelnerv). 2. Innerhalb welcher Grenzen wird Stärke gebildet? Die zum Studium dieser Frage benützten farbigen Filter lassen ganze Gruppen von Wellenlängen durch. Wenn daher DETMER3) hinter Kupferoxydammoniak sehr schwache oder gar keine Stärke- bildung fand, so läßt sich nicht sagen, welchen X diese geringe Tätigkeit zukommt; außerdem befanden sich die Blätter in C02- 0 1) s = s0-f- , worin «=1 gesetzt wurde. Vgl. HARTMANN, (* i *o) Zeitschr. f. Instrumentenkunde 19, p. 57 (1899). 2) Hartnäckige Chlorophyllinseln entfernt man durch wiederholtes Be- handeln mit kochendem Wasser und Alkohol. Das Übertragen der Blattstreifen von Wasser in Alkohol erfolgt zweckmäßig mit kniefürmig gebogenem Glasstab. 3) DETMER, Praktikum, 4. Aufl., p. 36. 48 G. A. Ursprung Qlasprisma Osram Glasprjsma Bogen Olaspriswi Sonne Quarzprisma T Abb. 1. Versuchspflanze Phaseolus multiflorus. Über die Stärkebildung; im Spektrum. ' 49 Erklärung- der Abb. 1. A. Kurven und Zeichnungen von Spektrogrammen. r. 91: Osramlampe, Spektroskop II mit Glasprisma, kein Kondensor, Belichtung 2 Stunden. 20: Osramlampe, Spektroskop I mit Glasprisma, Belichtung 24 Stunden. 47: Osramlampe, Spektroskop I mit Glasprisma, Belichtung 48 Stunden. 88: Liliputgleichstrombogenlampe, Spektroskop I mit Glasprisma, kein Kondensor, Belichtung % Stunde. 35: Wechselstrombogenlampe, Spektroskop II mit Glasprisma, mit Kondensor, Belichtung 12 Stunden. 53: Liliputgleichstrombogenlampe, Spektroskop II mit Glasprisma, mit Kondensor, BelichtuDg 9% Stunden. 104: Sonne, Spektroskop mit Glasprisma, Spaltsehreng, Belichtung mit 13/4 Stunden. 54: meist weiße Wolken, Spektroskop II mit Glasprisma, mit Kondensor, Belichtung 9 1/2 Stunden , 61: Sonne, Spektroskop I mit Glasprisma, mit Kondensor, Belichtung ca. 5 Stunden. 78: Sonoe, Spektroskop I mit Glasprisma, mit Kondensor, Belichtung 9 Stunden. Infolge wolkenlosen Himmels und großer Kondensorlinse mit langer •ennweite, trat, nach Auflösung der Stärke, in einem Teil der solarisierten irtie Zerstörung des Chlorophylls ein (Bezirk BC und kleine rechts an- bließende Partie). \ 93: Osramlampe, Spektroskop III mit Gitter, kein Kondensor, Belichtung 8 Stunden. 45: Sonne, Spektroskop III mit Gitter, mit Kondensor, Belichtung 8 Stdn. 48: Sonne, Spektroskop III mit Gitter, mit Kondensor, Belichtung 9% Stdn. 66: Sonne, Spektroskop III mit Gitter, großer Kondensor wie in Nr. 78, Belichtung 7 Stunden. 74: Sonne, Spektroskop III mit Gitter, großer Kondensor wie in Nr. 78, Belichtung 8l/2 Stunden. 81 : blauer Himmel, Quarzspektrograph, Quarzkondensor, Belichtung 9 Stdn. 100: Liliputgleichstrombogenlampe, Quarzspektrograph, Quarzkondensor, Belichtung 12 Stunden. 39: Osramlampe, Spektroskop I mit Glasprisma, vor Spaltplanparalleles Glasgefäß mit alkohol. Chlorophyllösung, Belichtung 6 Stunden. 43: Osramlampe, Spektroskop I mit Glasprisma, vor Spaltplanparalleles Glasgefäß mit alkohol. Chlorophyllösung, Belichtung 21 Stunden. 69: Liliputgleichstrombogenlampe, Spektroskop I mit Glasprisma, vor Spalt- planparalleles Glasgefäß mit alkohol. Chlorophyllösung, mit Kondensor, Belichtung 9 Stunden. Ber. der deutschen bot. Gesellseb. XXXV. 50 A. Ursprung : reicher Luft, was die Übertragung auf natürliche Verhältnisse ei schwert. 1903 erwähnt TlMIRIAZEFF Versuche mit dem Spektro- phor, in welchen das Spektrum in zwei Hälften (700—550 und 550 — 400 (tfj) geteilt und jede zu einem Streifen vereinigt auf das Blatt geworfen wird. Nach der Angabe TlMIRIAZEFFs ergab die Stärkereaktion „dasselbe Resultat", wie die gasanalytische Methode d. h. es verhielt sich die Assimilatiou in der gelben zur blauen Hälfte, wie 100 : 54. Wahrscheinlich wollte der Autor sagen, „ungefähr dasselbe Resultat"; jedenfalls glückte es mir nicht mit der Jodreaktion, so präzise Werte zu erlangen. Für unsere Frage ist auch damit nicht viel gewonnen, . da die Farben nicht aus- reichend getrennt sind, die blaue Hälfte z. B. bedeutende Mengen Grün enthält. Nach den schon erwähnten Befunden desselben Autors im Spektrum reicht die Stärkeproduktion von B bis wenig über D; Blau und Violett zeigen kaum eine Wirkung. Er schreibt letzteres dem Umstand zu, daß hier Bildung und Auflösung von Stärke sich das Gleichgewicht halten, so daß keine Anhäufung mehr erfolgen kann. JOST1) sagt: „grünem Licht kommt so gut wie gar keine assimilatorische Wirkung zu" ; das kann, auf die Stärkebildung übertragen, nur heißen: im Grün wird keine Stärke erzeugt. Nach den vorliegenden, z. T. sich widersprechenden An- gaben ist also Stärkeproduktion nur von B bis wenig über D mit Sicherheit nachgewiesen. Zur Ermittlung der äußersten Grenzen bis zu denen Stärke gebildet wird, benützte ich für die kurzwellige Seite den Quarz- spektrographen, für die langwellige die Apparate mit Glasprismen. Die lichtschwächeren Gitter sind für diese Zwecke natürlich weniger geeignet. Wie aus den Kurven und Spektrogrammen (siehe Textabb. und Tafel) ersichtlich ist, fand ich die rote Grenze für die Stärke- bildung bei Sonne, Bogenlicht und Osramlampe in der Regel zwischen a u. A, im Maximum etwa bei A. Für das Ultrarot waren meine Befunde negativ und decken sich somit ganz mit den bisherigen Angaben. Im Ultraviolett ließ sich Stärkebildung in der Sonne bis ca. 342 ju/a, im Bogen bis ca. 330 f//t* wahrnehmen. Die äußersten Grenzen bis zu denen meine Beobachtungen reichten, waren somit ungefähr 760 und 330 fi[i. Über die Zuverlässigkeit dieser Zahlen entscheiden die Fehler- quellen. Solche sind 1. ungenaues Anbringen der Schnittmarken im Blatt, 2. seitliche Ausbreitung des Lichtes durch Reflexionen im Innern des Blattes, 3. falsches Licht im Innern des Apparates. 1) JOST, Vorlesungen 1913, p. 166. Über die Stärkebildung im Spektrum. 51 Was Punkt 1 betrifft, so hängt der bei genauem Arbeiten mögliche Fehler von der Länge des Spektrums ab; ich schätze ihn in meinen Spektrogrammen im Maximum auf ± 10 fifi und suchte ihn durch eine größere Zahl (ca. 100) von Versuchen nach Möglichkeit ein- zuengen. Bei Punkt 2 kann es sich sicher nicht um nennenswerte Größen handeln, da das Spektrogramm nach oben und unten scharf begrenzt war. Punkt 3 kommt für die rote Grenze nicht in Be- tracht, da zu ihrer Feststellung nur Apparate mit je 1 Glasprisma dienten, bei denen das diffuse Licht sehr schwach und das Spek- trum nach oben und unten scharf begrenzt war. Dagegen bedarf Punkt 3 für die ultraviolette Grenze einer besondern Prüfung; das diffuse Licht zeigt im benutzten Quarzspektrographen etwas größere Intensität, das Spektrum ist oben und unten durch einen Schirm begrenzt, und die Strahlung nimmt im Ultraviolett mehr und mehr ab. Erstens erstreckt sich diese diffuse Helligkeit nicht nur bis 330 [jfi, sondern viel weiter und zwar mit annähernd der- selben Intensität; es müßte also, wenn diese Fehlerquelle eine Rolle spielt, die Stärkebildung weit über 330 ///* hinaus fortschreiten; das war aber nie zu beobachten. Zweitens zeigten auch Glas- apparate, mit viel weniger falschem Licht, eine deutliche Stärkebildung im Ultraviolett, die allerdings, infolge der Absorption des Glases, nicht bis 330 sich erstrecken konnte. Drittens nimmt das diffuse Licht cet. par. mit der Intensität der Lichtquelle zu. Es hätte daher die Stärkebildung in der Sonne weiterreichen müssen, als im weniger lichtstarken Bogen; tatsächlich war aber das Gegen- teil der Fall; was mit dem Gehalt an ultravioletten Strahlen durch- aus übereinstimmt. Viertens benützte ich ein Ultraviolettfilter. Als solches kann nach H. LEHMANN1) dienen eine Küvette aus Jenaer Blauuviolglas, gefüllt mit wässeriger Lösung von Nitroso- dimethylanilin, verbunden mit Quarzküvette mit Kupfersulfatlösung ; durchgelassen wird der Bezirk X 400 — 280 (ip. Ich habe das mir zur Verfügung stehende Filter nicht auf seine Durchlässigkeit ge- prüft, glaube aber trotzdem das Resultat kurz angeben zu dürfen. Die Pflanze (Phaseolus) war im Dunkelzimmer in einen lichtdichten Kasten eingeschlossen, dessen einziges Fenster mit dem Filter be- deckt war. Nach 1 1 stündiger Bestrahlung mit einer kleinen Queck- silberbogenlampe ließ sich in den bestrahlten Teilen eine allerdings schwache, aber deutliche Stärkebildung nachweisen, die in den nichtbestrahlten Teilen desselben Blattes fehlte. Die Sache schien 1) H. Lehmann, Filter für ultraviolette Strahlen. Physik. Zeitschr. 1910, 2. Teil p. 1069. 4* 52 A. Ursprung : mir wichtig genug um noch eine fünfte Prüfung zu unternehmen. Dazu dienten Lichtquellen die im Ultraviolett kein kontinuierliches, sondern ein Banden- oder Linienspektrum geben. Wenn mit den ultravioletten Banden wirklich Stellen reicherer Stärkebildung koinzidieren, so ist damit jeder Zweifel an der Wirkung des Ultra- violett ausgeschlossen. Ich operierte mit den Cyanbanden des Kohlenbogens und mit der Quecksilberlampe Die ultraviolette Cyanbande l 388 — 386 fifi ist in den Glasapparaten deutlich sicht- bar (vgl. Spektrogramm 35 und 53 sowie die betr. Kurven). Die Hg-Lampe benützte ich in Verbindung mit dem Quarzspektro- graphen. Da das Blatt viel dicker ist als die empfindliche Schicht der photographischen Platte und zu dem keine ebene Oberfläche zeigt, isc die Einstellung schwierig. Auch bei den scharfen Hg- Linien ist daher im Spektragramm eine scharfe Begrenzung nicht zu erwarten, um so mehr müssen jene Bänder unscharf sein, die schon auf einer guten Photographie verwaschen erscheinen. In einem solchen unscharfen Zustand ließ sich nun das Spektrum des Hg-Bogens tatsächlich im Blattspektrogramm verfolgen von zirka 580 [ip bis zu den intensiven ultravioletten Linien bei ca. 365 /u/*1). Die Bestrahlung hatte 13Va Stunden gedauert. Einige Versuche, mit einer kräftigeren Quecksilberlampe auch noch kurzwelligere Linien (ca. 313 [ifjo) im Spektrogramm aufzufinden, führten zu keinem sicheren Resultat, woran z. T. die schädigende Wirkung Schuld war2), läßt sich in dieser Richtung auch noch mehr erreichen, so genügten die erhaltenen Resultate doch um die Wirksamkeit des Ultraviolett sicherzustellen. Die Grenzen innerhalb deren Stärke gebildet wird, liegen also weiter als man in der Regel anzunehmen pflegt; sie liegen auch weiter als die für die Sauerstoffausscheidung gewöhnlich ange- gebenen Werte. Im Rot erwähnt REINKE3) Blasenausscheidung bis zum Bezirk 750—700 ju/a, ENGELMANN gelangt mit der Bak- terienmethode bis 718 i>{i. Im kurzwelligen Teil macht REINKE An- gaben bis zum Bezirk 450— 400 pp, ENGELMANN bis G = 430,8 pp. in einem Falle bis H = 396,9 py,. Über Stärkebildung im Ultra- violett habe ich keine Angaben gefunden, und über Assimilation im Ultraviolett geben m. W. nur BONNIER u. MANGIN4) ein posi- 1) Über die Intensitätsverteilung vgl. Eder 1. c. p. 642 u. Euler, Handb. d. biochem. Arbeitsmetboden VII. p. 612. 2) Die ganze Pflanze hatte trotz der Isolierung gelitten. 3) Reinke, Botan. Ztg. 42, 1884. 4) BONNIER et MANGIN, L'action chlorophyllienne dans l'obscurite ultra- violette. Compt. rend. 102, 1886, p. 123. Über die Stärkebildung im Spektrum. 53 tives liesultat an. Sie bestimmten den üespirationsquotienten im Dunkeln und hinter Filtern, die ihrer Meinung nach nur Ultra- violett durchließen. Ob BONNIERs Filter (verre violet obscur oder verre argente) den geforderten Bedingungen entsprochen haben, kann ich nicht entscheiden, da ich sie keiner Prüfung unterzog. Es ist aber zu bemerken, daß auch BONNIER von einer solchen Prüfung nichts erwähnt und damit ist für mich und die Physiker, die ich hierüber konsultierte, die Zuverlässigkeit dieser Filter fraglich. Zudem zeigt eine Durchsicht der Literatur1), daß zuver- lässige Ultraviolettfilter nicht leicht zu erhalten und wohl noch nicht sehr lange bekannt sind; auch dürfte man sich in dieser Hinsicht in letzter Zeit kaum so abgemüht haben, wenn schou 1886 eine brauchbare Lösung vorgelegen hätte. Übrigens bleibt nach BONNIER und MANGIN die Assimilation hinter der Atmung zurück2) und damit wäre also Stärkebildung ausgeschlossen. Die mannigfachen Angaben über chemische Wirkungen des Ultraviolett außerhalb des pflanzlichen Organismus sind z. T. (Bildung von Formaldehyd, Zucker) auch für die Pflanzenphysiologie von In- teresse; sie lassen sich für die Assimilation aber nicht direkt ver- werten, da die betr. ultraviolettreichen Lichtquellen das Blatt in kurzer Zeit töten. Wir schließen mit der folgenden Zusammenstellung: Die gesamte kalorische Strahlung erstreckt sich von .... 100 — 60 000 (i/i = ca. 9 Oktaven. Die auf die Erdoberfl. fallende Sonnenstrahlung . . . .ca. 300— 5 000 (i[i = ca. 4 Oktaven, (wenn wir von dem schwachen längerwelligen Infrarot absehen) Sichtbar ist der Bezirk3) . . . 400 — 760 p/tt =r ca. 1 Oktave, iStärkebildung wurde beobachtet zwischen ca. 330 — 760 /^ =. ca. 1V6 Okt. Unsere Methode hat den Vorzug, daß sie ähnlich wie die photographische Platte die Lichtwirkungen bis zu einem gewissen Grade summiert, so daß auch sehr schwache Wirkungen bei ge- nügender Exposition sichtbar werden können. Ist nun mit 330 {ip die äußerste Grenze der Stärkebildung erreicht? Zur Entscheidung dieser Frage reichen meine Versuche 1) Vgl. spez. Lehmann 1. c. 2) Vgl. auch PFEFFER, Pflanz, phys I, p. 331. 3) Kayser 1. c. I, p. 599 bemerkt, daß die Grenzwerte 400 u. 760 (jp für den sichtbaren Teil sehr intensives Licht und sehr weiße Gläser voraus- setzen. 54 A. Ursprung: nicht aus. Sicher ist nur, daß man auch mit den ultraviolett- reichsten Lichtquellen sehr viel weiter nicht mehr kommen kann, denn bald unter 300 fifi fangen die Strahlen an schädigend bis tötend auf das Plasma einzuwirken. Dagegen geben meine Spek- trogramme mit der Sonne sicher nicht das erreichbare Maximum. Einmal erfolgten meine Versuche im Herbst, während Juni der zweckmäßigste Monat ist. Ferner wurde gerade das ultraviolett- reichste Licht um die Mittagszeit (um Mittag reicht das Spektrum der Sonne nach CORNU bis 295, um 5h 14 bis 315 pfi) nur ganz unvollständig ausgenützt. Endlich ließ auch der Heliostatenspiegel zu wünschen übrig. Nach EDER (1. c. p. 638) reicht das Sonnen- spektrum im Quarzspektrographen bei klarem Sonnenschein bis ca. 310 jjfi, was offenbar für die Ebene gemeint ist. Auf dem Eiffelhaus (2570 m) kam CORNU '■ bis 294,3 w und SlMONY auf dem Pic von Teneriffa (3700 m) bis 292,2 w- CORNU schließt, daß für je 600 — 900 m Erhebung das Spektrum um ca. 0,5 ,U|t* länger werde. Daneben ist vielleicht auch die Natur der Pflanze von Bedeutung, wie ja z. B. der dem menschlichen Auge sichtbare Bezirk bei verschiedenen Beobachtern etwas schwankt. Meint- Angaben beziehen sich auf Phaseolus, und es dürfte eine eventuelle Verschiebung der Grenze weiter ins Ultraviolett am ehesten bei Alpenpflanzen zu erwarten sein1). Offenbar sind die grünen Blätter auch insofern der Sonnenstrahlung angepaßt, als jedenfalls der größte Teil des betreffenden Ultraviolett assimilatorisch wirksam ist, während noch kürzere Wellen bald den Tod herbeiführen. Der bei zu intensiver Insolation eintretende Lichttod ist, wie wir 1) Zu berücksichtigen ist noch folgendes. Wenn im Phaseolusblait z. B. A 318 /u/u keine Stärke erzeugt, so beweist das noch nicht, daß die Phaseolus- Chromatophoren mit A 318 keine Stärke bilden können. Die Strahlen müssen je bevor sie in die Chlorophyllkörner gelangen können mindestens die Epider- mis passieren. Die Absorption durch die Epidermis lallt um so mehr in Be- tracht, je geringer die Intensität der auffallenden A 318 und je größer der Absorptionskoeffizient für A 818 ist. Noch LANGLEY nimmt die Intensität der ultravioletten Sonnenstrahlung mit der Kürze der Wellen mehr und mehr ab und umgekehrt nimmt die Absorption von Eiweiß und wohl auch von Plasma mit Abnahme der Wellenlänge zu (HENRI, C. R., 1912, II, p. 315). Das Verhalten von Zelluloseacetat u. Viscose (Henri 1. c.) sowie das Ver- schwinden der Holzreaktion legt die Vermutung nahe, daß auch die Zellwände Ultraviolett absorbieren dürften. Nach AMBRONN u. KÖHLER (STAHL, Biologie des Chlorophylls p. 89) absorbiert die Kutikula das Ultraviolett stark und bei gewissen Pflanzen auch Blau und Violett. Für den Zellsaft ist das Wasser in dieser Hinsicht bedeutungslos, dagegen können die gelösten Substanzen ev. eine Rolle spielen (vgl. HARFLEY in KAYSER). Über die Stärkebildung im Spektrum. 55 später sehen werden, keine Folge der ultravioletten, sondern haupt- sächlich der BC-Strahlen. Daß im Infrarot keine Stärke gebildet wird, obschon beim Prismenspektrum das Maximum der Energie ins Infrarot fällt, kann seinen Grund haben 1, darin, daß gar kein Infrarot ins Chlo- rophyllkorn gelangt, indem es vorher, absorbiert wird, 2. darin, daß das Chlorophyllkorn kein. Infrarot absorbiert, 3. darin, daß das Chlorophyllkorn infrarote Strahlen zwar absorbiert aber nicht zur Assimilation verwenden kann. Wenn auch die Absorption der verschiedenen Zellbestandteile für Infrarot nicht bekannt ist, so folgt doch aus den bolometrischen Messungen von ENGELMANN1), DONATH2) und ASCHKINASS3), daß Infrarot ins Chlorophyllkorn gelangt. DONATH zeigte, daß Chlorophyll das Infrarot absorbiert. Wenn er auch den maximalen Wert von 40 pCt. als unsicher be- zeichnet, so kommen doch Absorptionen von 2 — 8 pCt. häufig vor. Beispielsweise sei erwähnt, daß bei X 751 die Absorption und die auffallende Energie kleiner sind als im benachbarten Infrarot. Ob- schon also in diesem Infrarot mehr Energie absorbiert wird als bei X 751, wird doch bei X 751 Stärke gebildet, im Infrarot aber nicht. Es bleibt somit zur Erklärung nur die dritte Möglichkeit übrig. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die besonders von ABNEY studierte Erscheinung, daß das Infrarot eine vorherige Belichtung der Platte aufheben kann. Es beruht das (KAYSER I, p. 615) darauf, daß die langen Wellen oxydieren, während die kurzen umgekehrt reduzierend wirken. Sollte für das Chlorophyll- korn ähnliches gelten, so wäre die Untätigkeit des Ultrarot im Assimilationsprozeß dem Verständnis näher gerückt. Jedenfalls ist flie Förderung der Atmung und der Diastasetätigkeit durch die langwelligen infraroten Wärmestrahlen eine bekannte Tatsache. Über die Abhängigkeit der Grenzwerte von der Expositions- dauer und der Natur der Lichtijuelle vgl. Abschnitt 5. 3. Zur Frage der Maxima. Spektrogramme, bei denen eineBogenlampe als Lichtquelle diente, zeigten 2 oder 3 Maxima (vgl. Spektrogramm 35, Kurve 35; häufig fehlt das Nebenmaximum zw. G und h, was die Zahl der Maxima auf zwei reduziert) was anENGELMANNs Kurve oder an den früher behaupteten Parallelismus mit dem Absorptionsspektrum erinnert. Indessen traten 1) Engelmann, Botan. Zeitg. 1888. 2) DONATH, Bolometrische Unters, über Absorptionsspektra fluores- zierender Substanzen u. äther. Öle. Wied. Ann. 58, 1896, p. 609. 3) Vgl. KAYSER 1. c. III, p. 396. 56 A. Ursprung: diese Nebenmaxima weder in der Osramlampe noch im Sonnenlicht auf, obschon ich die Expositionsdauer von Bruchteilen einer Stunde bis zu 9 1/2 Stunden (Sonne) u. 48 Stunden (Osram) sukzessive gesteigert habe; sie müssen also für den Bogen charakteristisch sein.1) Die Lage der Nebenmaxima zeigt auch auf den ersten Blick, daß sie nicht mit Absorptionsbändern des lebenden Blattes zusammenfallen ; dagegen koinzidieren sie mit Cyanbanden des Kohlenbogens. Be- kanntlich zeigt das Spektrum der Bogenlampe bei gewöhnlichen Kohlen (nicht Effektkohlen) neben dem kontinuirlichen Spektrum noch die Cyanbänder. C janband 461—455 (Jtu zw. F u. G ist relativ lichtarm; sehr hell sind dagegen das violette Band zw. G u. h (422— 416 w) und das ultraviolette zw. L u. M (388-386^)5 em weiteres Band (359 — 358) liegt schon in jenem Bezirk, der durch manche Gläser stark geschwächt wird und so erklärt sich sein Fehlen in meinen Glasspektrogrammen. Das- Fehlen in andern Lichtquellen und diese Koinzidenz mit den Cyanbändern zeigt zweifellos, daß letztere die Ursache der Nebenmaxima sind. Die Lage des Hauptmaximums ist mit unserer Methode am besten durch jene Stelle zu präzisieren, an der die Stärkebildung beginnt. Es ist das bei allen 3 Lichtquellen im Prismenspektrum des Bezirk BC (Nr. 91, 88, 104). Das Gritterspektrogramm verhält sich gleich — trotz der anderen Energieverteilung — , was ich direkt für die Osramlampe (Nr. 93) und indirekt für die Sonne (Nr. 74) ermittelte. Diese Tatsache hätte man jedenfalls nicht erwartet auf Grund der Darstellung, wie sie z. B. auch von JOST (p. 167) ge- geben wird. Da ENGELMANN die primäre Kurve mit dem Maximuni bei BC nur auf der Vorderseite der Cladophorazelle fand, während auf der Rückseite das Maxima jenseits D lag, so hätte man in dickeren Pflanzenteilen, wie dem Blatt, erst recht eine solche Verschiebung vermutet. Die Spektrogramme ließen aber auf der Ober- und Unter- seite der Blätter keine derartigen Differenzen erkennen. Um weiteren Aufschluß zu erhalten, stellte ich vor den Spalt eine oft erneuerte alkoholische Chlorophyllösung in planparallelem Glasgefäß. An Stelle des früheren Stärkemaximums bei BC fand sich jetzt deutlich ein Minimum (Nr. 43, 59). Jetzt war auch ein Maximum gegen Gelb verschoben ; doch ließen sich mehrere Maxima erkennen und das Haupt- maximum scheint am linken Ende von BC zu liegen (vgl. vorige Num- 1) Als einzige Ausnahme wäre ein Solarisationsspektrogramm (Nr. 31, nicht reproduzieit) zu erwähnen, in welchem ein stärkearmes Band außer bei BC auch bei F vorhanden war. Bei den stets vorhandenen individuellen Ver- schiedenheiten ist einem solchen einmaligen Vorkommnis tunter ca. 100 Spektro- grammen) keine Bedeutung beizumessen. Über die Stärkebildung im Spektrum. 57 inern und besonders 39). Die aus dem Absorptionsspektrum gezogene Folgerung stimmt also wohl für die vorgeschaltete Chlorophyllösung, sie stimmt aber nicht iür das Bohnenblatt.1) Der Grund kann offenbar nur der sein, daß die BC-Strahlen von den oberen Chlorophyll- lagen des Bohnenblattes nicht so stark absorbiert werden, als man nach obigem hätte glauben können. Nach JOST (1. c. p. 166) werden in einem gewöhnlichen Laubblatt „schon die obersten Chlorophyll- schichten alles Licht von der Wellenlänge ca. 660 absorbieren und die darunter liegenden Teile des Blattes befinden sich in Dunkelheit." Daß in einem Blatte die Absorption nicht so bedeutend ist, wie man bisher annahm, zeigt auch die später zu erwähnende Stärke- bildung hinter einem Blatt. 4. Die Solarisation. Stellen wir ein entstärktes Blatt, das gesund und an der Pflanze inseriert ist, am Morgen in die Sonne, so wird im Laufe des Tages mehr und mehr Stärke gebildet. Daß nun die Stärkemenge pro Flächeneinheit bzw. die mit Jodlösung erfolgende Schwärzung ein gewisses Maximum nicht überschreiten wird, ist ohne weiteres klar. Diese maximale Schwärzung wird aber nicht beibehalten, sondern nimmt trotz andauernder Belichtung wieder ab um zuletzt zu ver- schwinden. Als Beispiel sei ein Fiederblatt von Phaseohts er- wähnt, das in einem Rahmen Anfangs Oktober der Sonne exponiert und immer annähernd senkrecht auf den einfallenden Strahlen ge- halten wurde. Nach 5 stündiger Exposition zeigte eine Blattprobe starke Schwärzung; da jedoch die etwas beschatteten Landpartien die intensivste Stärkereaktion gaben, war das Maxima bereits über- schritten. Spätere Proben ergaben immer weniger Stärke. Nach ■81/2 stündiger Exposition war die Reaktion nur noch schwach mit Ausnahme der etwas beschatteten Bandpartien. Diese Erscheinung erinnert an das in der Photographie bekannte Solarisationsphänomen; ich habe daher auch dieselbe Bezeichnung angewendet. Sie ist aber, gleich der photographischen Solarisation, durchaus nicht auf die Sonne beschränkt. Schwaches Bogenlicht, das mit einer Zylinder- linse auf ein Blatt geworfen wurde, ergab z. B. eine Zunahme der Schwärzung bis zu ca. 12 stündiger Exposition und darauf Abnahme. Um die Wirkung der verschiedenen X kennen zu lernen, läßt man ein möglichst intensives Spektrum auf das Blatt fallen (Prisma Kondensor, nicht zu enger Spalt). Sonne, Bogen- und Osramlicht 1) Eine Verschiebung gegen D tritt, wie wir später sehen werden bei der Solarisation ein, aber aus einem ganz andern Grunde. 58 A. Ursprung: zeigten im Prinzip dasselbe: im Bezirk BG, wo die Schwärzung begonnen hatte, ging sie auch zuerst wieder zurück. Je schwächer die Lichtquelle ist, um so später tritt cet. par. die Solarisation auf. Unter den in den betreffenden Versuchen gerade realisierten Be- dingungen habe ich in der Sonne deutliche Entstärkung bei BG schon nach 4—5 Stunden beobachtet. Im Bogenlicht fand ich den Anfang nach 5 — 6 Stunden, deutliche Solarisation nach 9 — 10 Stunden (Nr. 53). Im Osramlicht war nach 24 Stunden noch keine Solarisation sichtbar, sehr ausgesprochen aber nach 48 Stunden (Nr. 47). Durch Änderung von Spaltweite und Kondensor lassen sich diese Zahlen natürlich innerhalb weiter Grenzen variieren. Bei steigender Licht- menge greift die Solarisation immer weiter nach kürzeren Wellen, so sah ich sie bei 9 stündiger Insolation bis gegen F vordringen (Nr. 78); dagegen scheint sie sich gegen das Infrarot nicht wesent- lich auszudehnen. Im lichtschwächeren Gitterspektrum ist die Erscheinung natürlich schwieriger zu erhalten, doch war sie auch hier nach 8 1/.i stündiger Besonnung deutlich sichtbar, und zwar an derselben Stelle wie im Prismenspektrum (Nr. 74). Auch auf der photographischen Platte tritt Solarisation zuerst an der Stelle der Maximalwirkung auf, also bei Jodsilberplatten im Sonnenspektrum zuerst im Blau und Violett (EDER 1. c. 305). "Wir kommen zur Erklärung. Das Nachlassen bis völlige Ver- schwinden der Schwärzung beweist, daß nachweisbare Stärkebildung, trotz gleichbleibender Beleuchtung, aufgehört hat, während die Auflösung weiter ging. Die Chlorophyllkörner hatten also ihre assimilatorische Tätigkeit ganz oder zum größten Teil eingestellt. Dabei waren — falls die Lichtintensität nicht zu groß — Chlorophyll- körner und Zellen am Leben geblieben, denn die Palisaden zeigten im solarisierten Zustande deutliche Plasmolyse und Deplasmolyse, und das solarisierte Blatt vermochte nach der Nachtruhe wieder zu assimilieren und Stärke zu bilden. Das Aussetzen der Jodreaktion war also die Folge der Inaktivierung der Chloroplasten, die. wie das Solarisationsspektrogramm zeigt, zuerst durch die BC-Strahlen hervorgerufen wird. Es dürfte das mit der starken Absorption, der großen Intensität und der reichen Stärkeanhäufung im BC- Bezirk zusammenhängen. Vielleicht spielt auch die mit der Assi- milation verbundene O-Produktion eine Rolle, denn nach PRINGS- HEIM1) bleibt der Licbttod — der bei zu intensiver Strahlung auf die Inaktivierung folgt, — in H oder einem Gemenge von H und 1) N. PftlNGSHEIM, Über Lichtwirkung und Chlorophyüfunktion in der Pflanze. Jahrb. f. wiss. Bot. 12, 1879-1881. Über die Stärkebildung im Spektrum. 59 002 aus. In diesem Zusammenhange sei erwähnt, daß auch die photographische Solarisation unter dem Einflüsse von Oxydations- mitteln besonders stark ist und in einer H- oder N-Atmosphäre ausbleibt (EDER I 3 p. 307). Vielleicht geht mit der Hemmung der Stärkebildung eine Förderung der Stärkelösung Hand in Hand, doch wurde dies nicht näher geprüft; jedenfalls könnte die Er- höhung der Temperatur, die ja bei intensiver Insolation eintritt, in diesem Sinne wirken. Ist das Licht zu stark, so wird das Chlorophyll zerstört und die Zellen sterben ab. Sowohl mit der Sonne wie mit künstlichen Lichtquellen ist dieses Stadium je nach der Konzentration ver- schieden rasch zu erreichen. Es beginnt wiederum bei BC und schreitet, soweit meine Beobachtungen im Prismenspektrum zeigen immer weiter gegen Blau vor.1) An den gebleichten Stellen ver- sagte die Jodreaktion; was nach dem bereits Mitgeteilten auch zu erwarten war. 5. Die Schwärzungskurve. Das Prismenspektrogramm kann kein richtiges Bild vom Ge- samtverlauf der Schwärzungskurve geben, da die Dispersion gegen die kürzeren Wellen zunimmt. Dagegen liefert das Gitter ein Normalspektrum und ist daher stets zum Studium der Assimilations- kurve empfohlen worden. In der Praxis stellte sich dann aller- dings die Lichtintensität als so schwach heraus, daß alle bisherigen Versuche meines Wissens erfolglos geblieben sind. Dieses Hinder- nis ist jetzt überwunden; damit sind aber alle Schwierigkeiten noch lange nicht beseitigt. Bei den Beugungsspektren ist die Ab- lenkung allerdings angenähert proportional der Wellenlänge; ein Thermometer durch ein Normalspektrum hindurchbewegt, fängt ein Strahlenbündel auf, dessen Breite überall derselben Wellen- längendifferenz entspricht. Theoretisch gibt daher das Gitter spektrum zweifellos die richtige Energieverteilung. Es dürfte aber nicht überflüssig sein auf einen Punkt hinzuweisen, den ich in der botanischen Literatur nicht erwähnt fand. Die Gitter, mit denen wir praktisch arbeiten, sind trotz der großen Fortschritte durchaus nicht fehlerfrei. EDER (1. c. p 57) arbeitete mit einem Gitter, in dem das Blau im Spektrum 2 ter Ordnung viel 1) Eine besonders starke Wirkung bei A 450 — 410, wie sie REINKE (Bot. Ztg, 43, 1885) mit dem Spektrophor in alkohol Chlorophyllösung beobachtete, fand ich nicht, doch schenkte ich diesem Punkte keine weitere Aufmerksamkeit, auch war die Versuchsanordnung in wesentlichen Dingen — z. B. der Energie- verteilung im Spektrum — verschieden. 60 A.- Uk.-,ijri.n. : heller ist als im Spektrum 1 ter Ordnung. KAYSER (1. c. I. p. 429) wohl die erste Autorität auf diesem Gebiete schreibt über die Interisitätsverteilung im Gitterspektrum: ,,Auch innerhalb jedes einzelnen Spektrums kann sie sieb ganz beliebig ändern, so daß einzelne Teile des Spektrums viel schwächer werden oder sogar ganz fehlen. Diese Wirkung wird durch die Art der Furchen, durch ihre Gestalt hervorgebracht'-. Bei Erwähnung einer Arbeit von PASC1IEN, der mittels Bolometer die IntensitätskurVv n im Gitterspektrum von glühenden festen Körpern untersuchte, bemerkt KAYSER (p. 447) „Er benutzte 2 Gitter von ßOWLAND und 2 Gitter von NOBERT, aber alle gaben ganz verschiedene Kurven, die zeigten, daß Intensitätsmessungen mittels Gitterspektren, wenn man sich nicht auf benachbarte Stellen der Spektren beschränkt, ganz wertlos sind. Die Kurven geben viel eher ein Charakteristikum für die Beschaffenheit der Gitterfurchen, als für die Intensitäts- verteilung im Spektrum des glühenden Körpers". Und später: ..Auch EDER und VALENTA berichten über Unregelmäßigkeiten der Intensitätsverteilung". Wenn auch der Pflanzenphysiologe nicht immer so hohe Anforderungen stellen muß wie der Physiker, so folgt hieraus doch, daß beim Arbeiten im Gitterspektrum Vor- sicht geboten ist. Am besten wird man sich vor Irrtümern schützen, durch Anwendung vetschiedener Methoden: Benützung mehrerer Gitter, Reduktion der prismatischen Kurve auf das Normalspektrum. Wenn kein kontinuirliches Spektrum verlangt wird, leistet ein gut konstruiertes Spektrophor vorzügliche Dienste. Um die Schwärzungskurve konstruieren zu können, muß die Lntensität der Schwärzung gemessen werden. Für das Photo- metrieren von Spektrogrammen auf photographischen Platten sind besondere Apparate (Schwärzungsmesser, Mikrophotometer) kon- struiert worden. Indessen ist diese Aufgabe schon für die relativ homogene photographische Platte nicht so einfach und gestaltet sich daher für das Blatt noch schwieriger. Nach orientierenden Versuchen mit einem - allerdings nicht für Spektrogramme ge- bauten — Schwärzungsniesser, zog ich es vor die Schwärzung mit Hilfe einer Skala aus 7 Tönen zu schätzen. Sie war hergestellt aus einem hellgrauen Gelatinestreifen, der in 1 bis 7 facher Lage eine stufenweise zunehmende Schwärzung lieferte. Zu bemerken ist noch, daß unter scheinbar denselben äußeren Bedingungen die Kurven verschiedener Blätter derselben Spezies nicht genau sich decken, indem die Schwärzung in verschiedenen Fällen etwas verschieden weit vorgeschritten ist. Einmal ist es eben nicht so leicht die Beleuchtung 8 und mehr Stunden lang in 2 aufeinander- Über die Stärkebildung im Spektrum. 61 folgenden Versuchen genau gleich zu halten und dann mögen auch Unterschiede in Temperatur, Wassergehalt, Entwicklungs- stadium der Blätter mitgespielt haben. Auf den Charakter der Kurve hat das keinen Einfluß, sondern nur auf die Angaben über die Expositionsdauer, die einzig zur ungefähren Orientierung bei- gefügt wurden (siehe d. Tafel mit d. Spektogrammen) und natür- lich auch von Spaltweite, Bewölkung usw. stark abhängen. Unter den vorliegenden Spektrogrammen wurde die Auswahl zur Re- produktion so getroffen, daß dadurch ein übersichtliches Bild der Gesamterscheinung ermöglicht wird. Aus Spektrogrammen und Schwärzungskurven ist nun folgendes zu ersehen: Der Bezirk innerhalb weichein Stärke gebildet wird, hängt ab von der Länge der Exposition und der Natur der Lichtquelle. Im Osram-, Bogen- und Sonnenlicht beginnt die Schwärzung im Prismen- und Gitterspektrum bei BC; sie dehnt sich bei zunehmender Exposition aus und zwar schwach gegen die langen, stark gegen die kurzen Weilern (Vgl. Nr. 91, 20, 47; 88, 35, 53; 104, 61, 78) Bei gleich langer Exposition hängt die Lage besonders der violetten Grenze von der Natur der Lichtquelle ab. Wenn die Temperatur der Lichtquelle steigt, so wächst die Energie aller, besonders aber der kürzeren Wellen und das Energiemaximum rückt daher immer mehr gegen die stärker brechbare Seite: Lage des Energiemaximums Maximale Temperatur Sonne Bogen Nernst 700^ 1200/i,« 5880 4200 2450 Dementsprechend erstreckt sich die Stärkebildung am .venigsten nach rechts im violettarmen Osramlicht; am weitesten geht sie — im scheinbaren Gegensatz zu unserer Tabelle — nicht in der Sonne, sondern im Bogen (vgl. Nr. 100), weil das Sonnen- spektrum infolge Absorption der Atmosphäre nur bis ca. 300, das Bogenspektrum aber bis ca. 280 reicht. Hier sei auch erwähnt, daß ich mit dem Vollmond trotz 8 stündiger Exposition (mit Heliostat) in einer klaren Oktobernacht, kein Spektrogramm erhielt. Übrigens "rat auch im direkten, unzerlegten, ja selbst in dem durch Linse konzentrierten Mondlicht nach 8 Stunden keine Schwärzung ein. 62 A. Ursprung : Die Versuche waren jedoch wegen zu tiefer Lufttemperatur nicht eindeutig. Sie wurden daher im Dezember im warmen Zimmer wiederholt, abermals mit negativem Resultat; die Bestrahlung konnte hier nur 5 Stunden lang dauern. Hierzu ist zu bemerken, daß die Beleuchtungsstärke des Vollmondlichtes bei Zenitstand nur ca. 0,2 Lux beträgt, des gestirnten Nachthimmels ca. 0,0005 Lux, des Sonnenlichtes bei Zenitstand ca. 100,000 Lux, bei einer Sonnen- höhe von 30° immer noch ca. 65 — 70,000 Lux; selbst der blaue Himmel beleuchtet bei Sonnenuntergang eine horizontale Fläche mit ca. 2000 Lux. Da nach LANGLEY (Phil. Mag. 26, 1888 p. 505) das Maximum der Mondstrahlung weit im Infrarot liegt, so müßte in einem bei ausreichender Konzentration erhaltenen Spektrogramm die Stärkebildung gegen Blau rasch abnehmen. Betrachten wir nun den Gesamtverlauf der Schwärzungskurve, so dürfen wir nicht außer acht lassen, daß wir mit unserer Skala die Schwärzung nicht genau messen, sondern nur schätzen können. Vor der Solarisation steigt die Kurve vom roten Ende aus steil an und verläuft dann etwa von B an eine gewisse Strecke annähernd horizontal. Diese horizontale Partie nimmt zu mit der Expositionsdauer und dem Gehalt der Lichtquelle an kurzwelligen Strahlen. Dann fällt die Kurve allmählich gegen die violette Grenze hin. Abweichend verhält sich nur das Bogenspektrogramra, das auf dem absteigenden Ast gewöhnlich 1 — 2 Nebenmaxima aufweist, die, den Cyanbändern ihre Entstehung verdanken. Nach der Solarisation reicht die Kurve noch weiter nach rechts und bei BC bildet sich eine Einsenkung (Nr. 47), die immer tiefer und breiter wird (Nr. 53 u. 78). Es ist also zweifellos nicht nur in allen Teilen des sichtbaren, sondern auch in einem bedeutenden ultravioletten Bezirk reiche Stärke- bildung möglich. Trotz aller Mängel sind die Kurven ferner zuverlässig genug, um zu zeigen, daß die Ordinaten im Blau ebenso lang werden können, wie im Rot. Das ergibt schon das lichtschwache Glas- gitter (Nr. 7 4), noch deutlicher demonstrieren es die lichtstärkeren Prismen (Nr. 61), besonders wenn die gesamte Optik aus Quarz besteht (Nr. 81, 100). Dabei sind die prismatischen Kurven nicht einmal auf das Normalspektrum reduziert und es muß das Resultat natürlich noch viel augenfälliger werden, wenn wir uns diese unerläßliche Korrektion ausgeführt denken. (Das kann nur ungefähr geschehen, da zu einer genauen Reduktion die Beziehung zwischen Lichtintensität und Assimilation besser bekannt sein müßte.) Ver- gleichen wir noch die gesamte Stärkebildung links von F mit. der- jenigen rechts von F, so folgt, daß unterhalb einer gewissen Über die Stärkebildung im Spektrum. 63 Exposition rechts von F keine Stärke erzeugt wird, daß dann mit zunehmender Lichtmenge die Stärke rechts von F immer reich- licher wird, daß in einem gewissen Stadium die beiden Stärke- mengen gleich sind und daß später (Nr. 78, 100) rechts von F sogar mehr Stärke vorhanden ist. Wenn also TlMIRIAZEFF mit- teilt, daß die Schwärzung in der gelben, zur Schwärzung in der blauen Hälfte sich verhält wie 100 : 54, so ist das ein Zufallsresultat. Besonderes Interesse verdienen noch die Kurven 61 (ca. 5 Stunden direkte Sonne), 54 (ca. 9V2 Stunden weiße Wolken) und 81 (ca. 9 Stunden blaues Himmelslicht). Sie zeigen, daß cet. par. die relative Stärkeproduktion durch Blau und Violett sich verhält: blauer Himmel ^> weiße Wolken > direkte Sonne. Dies deckt sich mit den Angaben von KÖTTGEN1), wonach die relative Helligkeit von Blau und Violett ebenfalls für blauen Himmel ^> weiße Wolken ;> direkte Sonne. Auffallend ist, daß das Schwärzungsmaximum in Sonne, Bogen- und Osramlicht annähernd an derselben Stelle liegt. Denn da für ein bestimmtes Blatt die inneren Faktoren (wie Absorptions- verhältnisse usw.) gegeben sind, muß die Lage des Schwärzungs- maximums von der Lage des Energiemaximums der betr. Licht- quelle abhängen. Nun liegt dieses Energiemaximum im Normal- spektrum an folgenden Stellen : für die durch die Atmosphäre ge- tretenen Sonnenstrahlen bei hohem Sonnenstand (nach LANLEY) bei 600 p/*, für die Bogenlampe (KAYSER II 182) bei 700 fjfi, für die Nernstlampe (die der benutzten Osramlampe wohl am nächsten kommen dürfte) bei 1200 [i[i. Daß trotzdem das Schwärzungs- maximum im Bogen- und besonders im Osramlicht nicht wesent- lich2) weiter links liegt als in der Sonne, beruht offenbar auf dem rapiden Fallen der Absorptionskurve links von B, so daß das Maximum der absorbierten assimilatorisch wirksamen Energie doch annähernd an derselben Stelle bleibt. Ähnliche Ursachen dürften bedingen, daß das Stärkemaximum in Prisma und Gitter auf BG fällt (Nr. 91 und 93; 104 und 74), obschon das Energiemaximum der gleichen Lichtquelle in Prisma und Gitter eine ganz andere Lage hat.3) 1) E. KöTTGEN, Unters, d. spectralen Zusammensetzg. versch. Licht- quellen. Wied. Ann. 53, 1894, p. 809. 2) Zum sicheren Nachweis geringer Differenzen waren meine Spektro- gramme zu kurz. 3) Die Differenzen zwischen der bolometrischen (DONATH) und der photometrischen Absorptionskurve bedürfen einer Prüfung und Aufklärung. Q4 A. Ursprung: (). Stärkebildung in anderen Blattern. Impafiens gab in einigen orientierenden "Versuchen ähnliche Resultate wie Phaseolus. Bei Tropäeolum waren die Versuchspflanzen wenig geeignet. Erwähnung verdienen noch einige Experimente mit roten Cohiisbl&ttem. Die Schwärzung blieb hier weder an Intensität noch an Ausdehnung hinter Phaseolus zurück und deckte sich durchaus mit dem kräftigen Wuchs unserer Exemplare. Sie war nach 31 2 stündiger Osrambelichtung bis über F, nach 91,., stün- diger Bogenbelichtung bis deutlich ins Ultraviolett vorgedrungen. Da der rote Zellsaft nach ENGELMANN1) besonders das Grün ab- sorbiert, ist hier eine relativ geringere Schwärzung zu erwarten. Das scheint auch der Fall zu sein, doch sind diese Versuche zu spärlich, um für die Beurteilung solcher Differenzen eine sichere Grundlage zu bieten. Im großen und ganzen zeigt die Kurve jedenfalls den bekannten Verlauf. 7. Stärkebilduug hinter einem Blatt. CZAPEK, der in der neuen Auflage seiner Biochemie den heutigen Stand unserer Kenntnisse darlegt, schreibt über diesen Punkt (p. 535): „daß das Licht nach seinem Durchtritt durch ein Blatt bereits so geschwächt ist, daß keine Stärkebildung in dem bedeckten Blatte mehr zustande kommt." Die Untersuchungen von NAGAMATSZ2), auf die sich diese Angaben beziehen, wurden unter der Leitung von SACHS auf folgende Weise ausgefühlt. Das obere Blatt wurde mit dem untern „so zusammengekoppelt, daß es einige Zentimeter hoch über ihm schwebte und daß das Versuchsblatt vollkommen durch jenes beschattet wurde, wobei nur wenig Licht von den Seiten her auf die untersuchte Blattfläche treffen konnte." „Das Gesamtresultat war nun, daß, wenn der Versuch früh morgens mit stärkefreien Blättern begann, und mehrere Stunden andauerte, das obere direkt beleuchtete Blatt reichlich Stärke bildete, während das untere (halbe) Blatt keine Stärke erzeugte." Die Protokolle zeigen, daß die Einzelversuche ebensolange, z. T. noch länger dauerten, als bei meinen Experi- menten. Sie erfolgten ferner im Mai und Ende April, wo die Beleuchtungsverhältnisse im allgemeinen günstiger sind als zu meiner * Versuchszeit (Oktober). Während ich die Resultate in keiner Weise anzweifle, muß ich die Schlußfolgerungen als falsch 1) Engelmann, ßotan. Ztg. 45, 1887. 2) Arbeiten d. bot. Inst. Würzburg 3, 1887, p. 3Ö9, vgl. auch PFEFFER, Pfl. physiol. I, p. 329. Über die Stärkebildnng im Spektrum. ßc bezeichnen. Sie lauten: „Da die mikrometrische Messung ergab daß keines der Blätter im Mesophyll dicker als 0,2 mm war von welcher Ziffer nun noch die Dicke der beiden Epidermen 'abzu- regnen ist, so ergibt sich, daß eine chlorophyllhaltige Gewebe- schicht des Mesophylls von weniger als 0,2 mm Dicke im Stande ist die Assimilationskraft der Sonnenstrahlen vollständig zu er- schöpfen.« Einleitend wird bemerkt, daß SACHS schon früher aus dem Umstände, daß die chlorophyllführenden Zellschichten nie .f 6r ?„?,1,T°'2nmm Smd' den Scllluß «>& <* büßten so dünne ch orophyllhaltige Gewebeschichten die Assimilationskraft des auf- tauenden Sonnenlichtes vollständig erschöpfen Wie ich frühe,-) gezeigt habe, wird ' ein Blatt, das im Schatten eines anderen aufgestellt ist, cet. par. von umso weniger Strahlen getroffen, je weiter es von diesem Blatte absteht. &Es beruht das darauf daß die auf das obere Blatt parallel auffallenden Strahlen beim Austritte aus der Spreite diffus geworden sind NAGAMATSZ konnte daher bei seiner Versuchsfnordnung DUr einen Bruchteil des durchgetretenen Lichtes ausnutzen. Um eine zuverläss.ge Antwort auf unsere Frage zu erhalten, muß man also die beiden entstärkten Blätter dicht aufeinander legen Ich habe außerdem die Blätter (Phaseols multifl. an der Pflanze be- findlich) so in einen lichtdichten Eahmen gespannt, daß das untere Blatt ausschließlich nur solche Strahlen erhalten konnte, die das obere passiert hatten. In Versuch 82 befanden sich die Blätter vor dem Fenster und wurden annähernd senkrecht auf die ein- allenden Strahlen gehalten. In Versuch 87 befanden sie sich in üxer Lage im Innern des Zimmers hinter einem geschlossenen Sudfenster, so daß die Sonnenstrahlen nur um die Mittagszeit die Spreite annähernd senkrecht trafen. In beiden Fällen bedeutet s das besonnte, seh das beschattete Blatt, o die Oberseite und u die Unterseite. Die starke Schwärzung der beschatteten Spreite (siehe Tafel Versuch 82 und 87) beweist, daß bei Pkaseolus die durchtretenden Strahlen zu einer intensiven Stärkebildung ausreichen. Besonders interessant ist Versuch 82. Einmal enthält hier die Oberseite des besonnten Blattes infolge Solarisation weniger Stärke als die Ober- seite des beschatteten. Ferner ist das besonnte Blatt erst auf der Obers tesolarisiert, so daß die Unterseite noch sehr viel Stärke enthalt. Auch bei dem beschatteten Blatt finden wir eine deutliche Heft 6u! tm™*™™' ^ Ph7SikaL Eig6nSchaftea der Laubblätter. Bibl. Bot., Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 5 6(3 A. G. Ursprung : Differenz zwischen Ober- und Unterseite, aber aus einem andern Grunde. Hier war das Liebt durch die Absorption so geschwächt, daß es die Unterseite nur zu einer mittleren Stärkemenge brachte. Starke Schwärzungsdifferenzen zwischen Ober- und Unterseite, von denen früher die Rede war, sind also sehr wohl möglich. Um zu prüfen, welche / hinter einem Blatt Stärke bilden, ließ ich auf das Blatt ein Spektrum fallen unter Einschaltung eines Gefäßes mit alkohol. Chlorophyllösung vor den Spalt. Noch besser wäre es gewesen, die Chlorophyllösung durch ein Blatt zu ersetzen oder das Spektrum auf 2 übereinander liegende Blätter zu werfen; ich habe jedoch in allerdings nur wenigen derartigen Yor- versuchen im hinteren Blatt keine Stärke gefunden, da das Licht infolge der Zerstreuung durch Prisma und Blatt zu schwach ge- worden war. Die Verwendung der Chlorophyllösung ist übrigens — wenn häufig erneuert — für diesen Zweck zulässig, weil die selektive Absorption hauptsächlich durch den Farbstoff bedingt ist. Das Resultat wurde schon früher erwähnt; es zeigt, daß die Schwärzungskurve im untern Blatt eine andere Gestalt haben muß als im obern. (Abb. Nr. 39, 43, 59.) 8. Schluß. ENGELMANN stellte die Gleichung auf Eabs. = Eass. , wonach die in Form von Licht verschwindende Energiemenge gleich ist der produzierten potentiellen chemischen Energie, unabhängig von der Wellenlänge und dem Chromophyll. Wollen wir diese Gleichung an Hand unserer Spektrogramme prüfen, so ist zunächst nochmals hervorzuheben, daß die Stärkeproduktion kein genaues Maß für die Assimilation sein kann, indem ja noch andere Stoffe entstehen und iodem fortwährend auch Lösung erfolgt. Es hat übrigens schon ENGELMANN1) selbst hervorgehoben, daß die Gleichung nicht unbeschränkt gültig sein kann, denn ein gegebener Chloroplast vermag auch unter den besten Bedingungen die Assimilation nur bis zu einer bestimmten Grenze zu steigern. Dies wird, wie wir sehen, besonders deutlich durch die Solarisationserscheinungen demonstriert. Aber auch mit dieser Beschränkung erregt die Gleichung schon aus theoretischen Gründen Bedenken. • Die der Schwärzung zugrunde liegende Stärkebildung ist ein endothermer photochemischer Prozeß, der natürlich nur bei Ab- 1) ENGELMANN, Unters, über d. quantitativen Beziehungen zw. Absorption des Lichtes u. Assimilation in Pflanzenzellen. Bot. Ztg. 42, 1884. Farbe u. Assimilation. Bot. Ztg. 41, 1883. Zur Technik u. Kritik d. Bakterienmethode. Bot. Ztg. 44, 1886. Über die Stärkebildung im Spektrum. 67 Sorption erfolgen kann. Es ist auch zweifellos richtig, daß nur solche Strahlen Assimilationsarbeit leisten können, die vom Blatt absorbiert werden. Aber der Satz läßt sich nicht umkehren, denn nicht alle Strahlen, die absorbiert werden, leisten chemische Arbeit. Das gilt nicht etwa nur für Chlorknallgas oder alkoholische Chlo- rophyllösung, sondern auch für das lebende Blatt. Von der auf- fallenden Energie wird ein Teil reflektiert, ein Teil absorbiert, ein Teil durchgelassen. Von der absorbierten Energie dient wiederum nur ein — bekanntlich kleiner — Bruchteil zur photochemischen Arbeitsleistung. Es darf also jedenfalls in obiger Gleichung unter Eabs nicht die gesamte vom Blatte absorbierte Energie verstanden werden, sondern nur der zur Assimilation verwendete Bruchteil. Wie groß nun die zur Assimilation benutzte Energie für verschie- dene X ist, wissen wir nicht. Wir sollten dazu für jedes X kennen, 1. die zur Assimilation verwendete Energie in Prozenten der auf- fallenden, 2. die auffallende Energie. Wird z. B. von Xx 1 pCt. verwendet, von X2 0,5 pCt., so kann trotzdem die zur Assimilation benützte Energie für X2^>X1 sein; es braucht ja nur die auffallende Energie für X2 etwa 100, für Xx etwa 20 zu betragen. Ferner ist zu bedenken, daß die Energiekurve der wichtigsten Lichtquelle, der Sonne schwankt; bei niedrigem Sonnenstand liegt das Maximum nach LANLEY bei ca. 700, bei höherem Sonnenstand bei ca. 600. Nur unter Berücksichtigung aller dieser Umstände erhält man brauchbare Werte für die bei der Assimilationsarbeit direkt in Be- tracht fallende absorbierte Energie. Daß mit dieser, bis jetzt un- bekannten, Absorptionskurve die Assimilationskurve sich deckt, ist aber wieder nicht wahrscheinlich. Denn auch der photochemisch unwirksame Rest der absorbierten Energie kann durch Erhöhung der Blattemperatur, Beeinflussung der Transpiration etc. für die Assimilation Bedeutung haben. Jedenfalls fehlen uns zurzeit die Grundlagen, um die Anpassung der Pflanze ans Licht in so weit- gehendem Maße beurteilen zu können, wie ENGELMANN wollte. Wenden wir uns von den Versuchen im Spektrum zu den Verhältnissen in der Natur, so ist bei der Übertragung der Resul- tate Vorsicht geboten. Unser Befund, daß das Ultraviolett der Sonne Assimilation bewirken kann, beweist z. B. nicht, daß das Ultraviolett an der Stärkebildung stets einen nennenswerten Anteil hat. Der Fall ist leicht denkbar, daß im diiekten weißen Sonnen- licht durch die Tätigkeit der BC-Strahlen Solarisation eintritt, be- vor das Ultraviolett zu bedeutender Wirkung gelangte. Dies wäre bei noch intensiverem Licht in Vers. 74 eingetroffen. Die Gitter- spektrogramme zeigen, daß im direkten Sonnenlicht BC die führende 68 A. G. Ursprung : Über die Stärkebildung im Spektrum. Rolle hat; dieser Bezirk entscheidet über den -Beginn der Stärke- bildung und der Solarisation; die Tätigkeit aller anderen Strahlen wird unterbrochen, sobald BC inaktivierend wirkt. Anders verhält es sich im diffusen Licht. Hier scheint BC mehr und mehr die dominierende Stellung zu verlieren. Die Stärkebildung scheint sich gleichmäßiger über das Spektrum zu verteilen (Kurve 54, 81) und damit kommt der Gesamtheit der Strahlen eine immer größere Bedeutung zu. Ob auch diffuses Tageslicht zu solarisieren ver- mag, entscheiden meine Versuche nicht, jedenfalls könnte die Er- scheinung erst viel später eintreten. Die aus unsern Experimenten sich ergebende Anpassung an die natürlichen Beleuchtungsverhältnisse läßt sich etwa folgender- maßen zusammenfassen. Von den auffallenden Strahlen vermögen Stärke zu bilden der ganze sichtbare Bezirk und jedenfalls der Hauptteil des verfügbaren Ultraviolett, während das Infrarot un- wirksam ist. Das Blatt ist also so eingerichtet, daß der Teil des Ultraviolett, der in der Natur zur Verfügung steht, zur Assimilation nützlich sein kann, während der durch Absorption der Erdatmos- phäre fern gehaltene Rest schädlich bis tödlich wirken würde. Senkrecht auffallendes, direktes Sonnenlicht wird nur wenige Stunden ausgenützt, da bald Solarisation eintritt. Die Pflanze erweist sich somit einer so intensiven Insolation nicht angepaßt. Das ist offen- bar zweckmäßig; denn würde das Bohnenblat^ erst nach 9 stündiger stärkster Besonnung das Stärkemaximum zeigen, so könnte unter- normalen Verhältnissen nur wenig assimiliert werden. Die Pflanze scheint so eingerichtet, daß sie die gewöhnliche Beleuchtung den ganzen Tag ausnützen und damit genügend Assimilate bilden kann, und daß anderseits ausnahmsweise starkes Licht kein nennenswertes Plus erzeugt, aber auch nicht schädlich wirkt. Was endlich die grüne Farbe des Laubblattes betrifft, so ist sie zwar nicht so ge- wählt, daß alle wirksamen Strahlen gleich viel Stärke bilden, aber die Wirkung der verschiedenen Wellen ist im diffusen Tageslicht jedenfalls gleichmäßiger als in der direkten Sonne. Erwähnenswert erscheint noch ein Umstand, den ich auch in STAHLs interessanter Chlorophyllarbeit nicht beachtet fand. Die Mengen weißen Lichtes, die eine Fläche reflektiert, hängen cet. par. von der Färbung der Fläche ab. Nämlich1) weißes Papier = 1200, blaßgrünes = 300, gelbes = 150, dunkelgrünes = 100, rotes = 24, schwarzes = 15. Für eine Spreite, die auf solch reflektiertes Licht angewiesen ist, dürfte die grüne Farbe der umgebenden Blätter auch in diesem Sinne von Nutzen sein. 1) Eder 1. c. p. 75. Adolf Sperlich : Jod, ein brauchbares mikrochemisches Reagens usw. 69 Erklärimg der Tafel 1. B. Photographie eines Blattes (Versuch Nr. 1) mit Spektrogramm Nr. 1: Liliputgleichstrombogenlampe, Spektroskop II mit Glasprisma, mit Kondensor, Belichtung 6 Stunden. Nr. 1 a = 17 8 nat. Gr.; Nr. 1 b = 7/8 nat. Größe. Der Einschnitt sollte natürlich feiner sein. C. Photographie von je 2. übereinanderliegenden Blättern, die unter einer Schablone belichtet wurden. Nr. 87: Zwei Blätter dicht aufeinander gelegt in lichtdichtem Rahmen mit rundem Ausschnitt. Das untere Blatt kann nur Licht erhalten, welches das obere passiert hat. Einen Tag hinter geschlossenem Südfenstur in fixer Lage exponiert, so daß Sonnenstrahlen um die Mittagszeit annähernd senkrecht auftreffen konnten, s = direkt be- sonntes, oberes Blatt, seh = darunterliegendes Blatt, das also nur Licht erhielt, welches s passiert hatte, o besagt, daß von jedem Blatt die obere, dem Licht zugekehrte Seite photographiert wurde. Nr. 82: Zwei Blätter dicht aufeinander gelegt in lichtdichtem Rahmen mit rechteckigem Ausschnitt. Im allgemeinen wie bei Nr. 87. Aber den ganzen Tag der Sonne nachgedreht, so daß die Strahlen stets an- nähernd senkrecht auffielen. s = direkt besonntes, oberes Blatt. seh = darunter liegendes Blatt, das nur Licht durch s erhielt, o = obere, dem Licht zugekehrte Seite des Blattes, u = untere, dem Licht abgewendete Seite des Blattes. 7. Adolf Sperlich: Jod, ein brauchbares mikrochemi- sches Reagens für Gerbstoffe, insbesondere zur Darstellung des Zusammenhanges der Verteilung von Gerbstoff und Stärke in pflanzlichen Geweben. (Vorläufige Mitteilung.) (Eingegangen am 25. 1, 1917.) Bei Versuchen, die angestellt wurden, um zu wissen, ob Jod als solches an der Bildung der in Form und Farbe mannigfaltigen Ballungen, die regelmäßig in gerbstoffhältigen Zellen bei Einfüh- rung von Organschnitten in Chlorzinkjod entstehen (der alten SANIOschen Gerbstoffreaktion1), beteiligt ist oder nicht, ergab sich, daß freies Jod in Spuren ohne Schädigung des lebenden Plasmas in die Zelle dringen kann und die im Zellsafte gelösten Gerbstoffe zur allmählichen Bildung fester, nahezu unangreifbarer und gut gekennzeichneter Körper von verschieden getönter brauner 1) C. Sanio. Einige Bemerkungen über den Gerbstoff und seine Ver- breitung bei den Holzpflauzen. Botan. Zeitung, 21. 1863, S. 17. 70 Adolf Sperlich : Farbe veranlaßt1). Hierbei handelt es sich, wie vergleichende Reaktionen mit viel Wahrscheinlichkeit dargetan haben, um Oxy- dationsprodukte, die den Phlobaphenen nahe stehen oder vielleicht Phlobaphene sind. Zu deren Bildung dürfte das Jod dadurch Ver- anlassung geben, daß es aus Wasser Sauerstoff befreit oder neben- bei aus dem Moleküle des gelösten Gerbstoffes Wasserstoff bindet. So wird die gewöhnlich erst mit dem Tode gerbstoffhältiger Zellen einsetzende Weiterführung der in der lebenden Zelle unterbroche- nen Oxydation noch bei lebendem Plasma wohl unter Mitwirkung oxydierender Enzyme ermöglicht. Die stofflichen Umsätze, die über verschieden lösliche ge- färbte Körper schließlich zu den fast unangreifbaren, den festen braunen Borkenbestandteilen nahestehenden Produkten führen, beanspruchen längere Zeit und erreichen nur dann ihr Ziel, wenn das Plasma die Exosmose des gelösten Stoffes solange verhindert» mithin solange nicht Schaden leidet, bis diese unlöslichen Produkte im Zellsaftraume ganz oder nahezu fertig sind. Hierzu ist erfor- derlich daß jede Konzentrationssteigerung der Jodlösung möglichst lange vermieden werde. Dies wird erreicht, wenn nach folgender Vorschrift vorgegangen wird : In ein kleines, ungefähr 5 ccm fassendes Glasröhrchen (Stoff- hälter) gibt man einen etwa 1 bis 2 qmm messenden Jodsplitter und gießt 1 ccm destilliertes oder Brunnenwasser darauf. Ohne durch vorheriges Schütteln eine raschere Lösung des Halogens erwirken zu wollen, werden die vorbereiteten, zunächst in Wasser liegenden lebenden Organschnitte in das noch völlig farblose Jod- wasser eingeführt, wobei zu beachten ist, daß die Schnitte völlig untertauchen. Die Häufung von Schnitten im Röhrchen verdirbt die Reaktion; im allgemeinen ist es ratsam, bei Vorhandensein mehrerer Schnittproben eine entsprechende Anzahl von Gläschen bereitzustellen. Je nach der Schnittgröße empfiehlt es sich, höch- stens 2 bis 4 Schnitte in ein Röhrchen zu bringen. Die Schnitte müssen sorgfältig ausgeführt werden und durch Waschung in Wasser von jeder anhaftenden Gerbscoffspur befreit sein. Gerbstoffe heben das Lösungsvermögen des Wassers für Jod bedeutend. Je sauberer der Schnitt, umso schöner die Reaktion ; allzu dicke Schnitte beeinträchtigen die Reaktion in ähnlicher Weise, wie die Häufung von Schnitten in einem Röhrchen. Ist infolge von Luft, die in 1) Es herrschen hier bezüglich der Giftwirkung ähnliche Verhältnisse wie bei der von PFEFFER studierten Aufnahme giftiger Farbstoffe in die lebende Zelle (Ueber Aufnahme von Anilinfarben in lebende Zellen, Unter- suchungen aus dem bot. Institute zu Tübingen, II. 1886—1888, S. 327). Jod, ein brauchbares mikrochemisches Reagens für Gerbstoffe, usw. 71 t größeren Interzellularen oder im Geflechte der Trichome festgehalten wird, ein Untertauchen der zarten Schnitte unmöglich, so muß die Luft vorher wenigstens so weit entfernt werden, daß die Schnitte im Reagens schweben. Das kann, um das zeitraubende Behan- deln mit der Luftpumpe zu vermeiden, durch vorhergehendes kräftiges Schütteln in Wasser ohne Schädigung der Zellen bald erreicht werden. Die Schnitte verbleiben in dem vor jeder Er- schütterung möglichst bewahrten, mit einem Korke verschlossenen Gläschen durch 12 bis 24 Stunden. Diffuses Tageslicht oder übli- ches Lampenlicht sind ohne merklichen Einfluß. Das Verweilen der Schnitte in der Flüssigkeit über die angegebene Zeit führt früher oder später zur Lösung des Gewebeverbandes. Xach Ablauf der Zeit, die für manche Objekte und zur Erzielung bestimmter Effekte auf 4 bis 8 Stunden gekürzt werden kann, gelangen die Schnitte aus der nunmehr völlig oder wenigstens in den unteren Teilen deutlich gelben Flüssigkeit zur Differenzierung in Alkohol. Eine Wiederverwendung der Jodlösung ist begreiflicherweise aus- geschlossen; wohl aber kann das zurückbleibende feste Jod nach gründlicher Spülung mit Wasser sehr oft zu weiteren Reaktionen, jedoch jedesmal mit erneutem Wasser, benutzt werden. Alkohol entzieht den Schnitten das reichlich festgehaltene Halogen in verschiedenem Maße. Am raschesten entfärben sich die zunächst leuchtend gelben verholzten Membranen, es folgen das Plasma der gerbstoffreien Zellen, seine meist gut fixierten geformten Bestandteile (Zellkerne, Piastiden) und in weitem Ab- stände die ursprünglich tiefschwarze Stärke. Eine Reihe durch Jod gefärbter Inhaltsstoffe, wie Öle und Harze, werden ganz oder teilweise gelöst; am hartnäckigsten halten unlösliche Fette, die braunen Borkenbestandteile, Kork und besonders kutinisierte Mem- branteile das Jod fest. In derart, je nach der beliebig ausdehn- baren Alkoholbehandlung, der man auch die Behandlung mit anderen Lösungsmitteln folgen lassen kann, und je nach den stoff- lichen Verhältnissen bald mehr, bald weniger, bald völlig entfärbten Schnitten bleiben die Gerbstoffe, in gefärbte, unangreifbare und deutlich erkennbare Körper verwandelt, im Saftraume der Zellen liegen. Bei nicht allzu lange ausgedehnter Alkoholbehandlung erscheinen neben den gelben bis braunen Abkömmlingen der Gerb- stoffe auch noch die Stärkekörner in blauer Farbe. Gerade diese histologischen Bilder, die sich sowohl bei Wasser- als auch bei Glyzerinpräparaten oft durch Tage nur wenig ändern, sind be* sonders lehrreich. Ist die Alkoholbehandlung mit Rücksicht auf Inhaltsstoffe, die man lieber entfernt haben möchte, bis zur völligen 72 Adolf Speklrii : Entfärbung der Stärkekörner ausgedehnt worden, so läßt sich die Blaufärbung dadurch sehr bald wiederherstellen, daß dem Alkohol oder "Wasser, in das die Schnitte übertragen wurden, einige Tropfen der üblichen Laboratoriumssalzsäure zugesetzt werden.1) Das Ver- fahren führt auch bei Präparaten zum Ziele, die nach einem bis zwei Tagen völlig entfärbte Stärke aufweisen. Wurden bei der Durchführung der Reaktion alle mitgeteilten Vorschriften getreulich befolgt, so gibt der Charakter der Färbung und Fällung ungefähr ein Maß für die Menge der im Zellsafte gelösten Gerbstoffe — allerdings nur unter dieser Voraussetzung, da Plasmaalterationen auch mit Gerbstoff reich versehene Zellen zu weitgehender Entleerung ihres Inhaltes führen. Wir begegnen hier ähnlichen Verhältnissen wie bei der Reaktion mit Kalibichro- mat, für die seinerzeit KUTSCHER eine kolorimetrische Tabelle zusammengestellt hat.2) Bei jeder Form der Jodreaktion färbt sich nicht selten bald mehr bald weniger der Plasmaschlauch in gleicher oder anders getönter Farbe mit, was auf ein Eindringen noch löslicher Gerb- stoff abkömmlinge gegen Ende des Reaktionsprozesses hinweist. Besonders klar wird hierdurch in gerbstoffhältigen, mit dickeren Membranen versehenen Zellen die Tüpfelung hervorgehoben und ich halte es für wahrscheinlich, daß nach einem entsprechenden Verquellung^ verfahren für die Zell wand an dünnen Schnitten auch die Plasmodesmen sichtbar gemacht werden könnten. Die durch die beschriebene Behandlung erzielten Gerbstoff- abkömmlinge sind in jeder Form außerordentlich widerstandsfähig; die Schnitte vertragen daher jedes weitere Färbe- und Einschluß- verfahren. Nur in vereinzelten Fällen fand ich eine allmähliche, oft mehrere Wochen benötigende Auflösung der Fällung in Gly- zerin, so beispielsweise bei Pelargonium. Die Sauberkeit der Re- aktion wird bei gleicher Auffälligkeit des Ergebnisses in Form und Farbe von keinem der üblichen Mittel erreicht. An Empfind- lichkeit steht die Jodgerbstoff probe infolge ihres allmählichen, längere Zeit benötigenden Verlaufes den üblichen Reagentien aller- dings nach. Verwechslungen sind nur mit widerstandsfähigen Jodfettprodukten möglich. 1) Dies Verfahren entspricht ungefähr dem Nachweise von Jod, durch Stärkekleister, wie ihn MOLISCH bei Meeresalgen angewandt hat. Vgl. MOLISCH, Mikrochemie der Pflanze, Jena 1913, S. 78—82. 2) E. KUTSCHER, Über die Verwendung der Gerbsäure im Stoffwechsel d«r Pflanze. Flora 66. 1883, Taf. I. Jod, ein brauchbares mikrochemisches Reagens für Gerbstoffe, usw. 73 Der größte Vorteil liegt in der gleichzeitigen und kontrast- reichen Hervorhebung von Gerbstoffen und Stärke. Das daraufhin untersuchte, den verschiedensten Verwandtschaftskreisen der Blüten- pflanzen entnommene Material ergab in zum Teil guter Überein- stimmung mit Befunden G. BERTHOLDs und seiner Schule,1) daß innerhalb einer Pflanze, zu deren Organisation die Speicherung beider Stoffe gehört, Gerbstoff und Stärke in der B, e g e 1 in einer und derselben Zelle nicht aufgestapelt wird, daß in pflanz- lichen Geweben, die aus beiderlei (gerbstoff- und stärkeführenden) Zellen zusammengesetzt sind, Speicherung und Abbau der beiden Stoffe sehr häufig parallel laufen und daß in inhaltlich homogenen Geweben oder Gewebezonen im Laufe der Entwicklung der eine Stoff dem anderen das Feld räumt. Stehen die gewonnenen Einblicke in guter Übereinstimmung mit der Vorstellung, die E. FISCHER und K. FREUDENBERG2) über die nahen Beziehungen zwischen Gerbstoffen und Kohlenhydraten geschaffen und begründet haben, so bietet andererseits der zweifel- los häufige Abbau der Gerbstoffe, sei es zugleich mit benachbarter Stärke, sei es vor neu auftretender Stärke, keinen Anhaltspunkt, aus dem irgendetwas gefolgert werden könnte, das sich nicht schon in der umfangreichen Literatur über diese Frage vorfindet oder der eine entscheidende Auswahl aus der kaum überbietbaren Zahl der geäußerten Meinungen und Vorstellungen gestattete. Zurückzuweisen ist indes die Auffassung, wonach alle Gerbstoffe bedeutungslose oder nur in verschiedenem Belange schützend wirkende Exkrete sein sollen. Die ausführliche Arbeit in den Sitzungsberichten der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. Innsbruck, botanisches Institut der Universität. im Jänner 1917. 1) G. BERTHOLD, Untersuchungen zur Physiologie der pflanzlichen Organisation, 1 Leipzig 1898. II. 1904. 2) E. FISCHER u. K. FreüDENBERG, Über das Tannin und die Synthese ähnlicher Stoffe. Ber. der deutschen chemischen Ges. 45. 1912, S. 915ff. und S. 2709 ff; weitere Arbeiten in den folgenden Jahrgängen. 74 H. Harms 8. H. Harms: Über die asiatische Meliaceen-Gattung Munronia Wight und eine verwandte südafrikanische Gattung. (Mit 1 Abbildung im Text.) (Eingegangen am 26. Januar 1917.) Beim Einordnen neu hinzu gekommenen Materials der Melia- eeen wurde ich mit zwei bemerkenswerten auf den Philippinen heimischen Arten bekannt, die kürzlich E. D. MERRILL genauer beschrieben und zur Gattung Turraea gestellt hat. Dabei fand ich gleichzeitig unter unbestimmtem Material eine südafrikanische Art desselben Verwandtschaftskreises der Melioideae-Turraeeae (H. HARMS in ENGLER- PRANTL, Nat. Pflanzenfam. III. 4. (1896) 280). die meines Wissens noch nicht beschrieben ist; ich möchte sie als eine neue Gattung auffassen, die in der Mitte steht zwischen der kleinen, nur etwa ein Dutzend Arten zählenden indisch-malayischen bis in das mittlere China verbreiteten Gattung Munronia Wight und der größeren hauptsächlich im tropischen Afrika und im madagassischen Gebiet verbreiteten jedoch auch eine Anzahl Aus- läufer (gegen 10) in das indisch-malayische Gebiet bis in das tropische Australien entsendenden Gattung Turraea L., deren Arten- zahl auf nahezu 100 zu schätzen ist. Über die afrikanischen vgl. BAKER in Journ. of Bot. XLI. (1903) 8 und C. DE OANDOLLE in Ann. Conserv. Geneve X. (1907) 123. Die Meliaceen sind größtenteils Sträucher oder Bäume, oft von beträchtlicher Höhe; manche davon gehören, wie die Maha- goni-Bäume, zu den gewaltigsten Riesen des Tropenwaldes. Nur eine sehr geringe Anzahl1) sind niedrige Sträucher, kleine Halb- 1) L. DlELS (Jugendformen u. Blütenreife im Pflanzenreich (1906) 59) weist daraufhin, daß unter den Fällen „verfrühten" Blühens zwei auffällige Beispiele, Sivietenia u. Melia, den Meliaceen angehören. Die Verschiebbarkeit des Verhältnisses von Blattentfaltung und Blütenreife scheint also in dieser Familie größer zu sein als anderswo. So liegt es nach ihm ganz im Bereiche der Wahrscheinlichkeit, daß bei den niedrigen halb-strauchigen Formen der Turraeeae eine eigenartige Kombination der beiden Prozesse herrschend ge- worden ist, ohne jedoch durchgreifende Geltung erlangt zu haben. Bei Mun- ronia finden wir etwas höherwüchsige Sträuchlein und ganz niedrige Zwerg- Über die asiatische Meliaceen-Gattung Munronia Wight usw. 75 sträucher oder Stauden; solche zwergigen Formen, die so auffallend von der Mehrzahl ihrer Verwandten abweichen, finden wir in der Gruppe der Turraeeae, deren größte Gattung Turraea L. selbst ist. Die niedrigsten Formen der Familie enthält die Gattung Munronia; einige Arten werden nur 10 — 20 cm hoch. Ein kleiner Halbstrauch ist auch die verwandte monotypische Gattung Naregamia alata Wight et Arn. in Ostindien, von der es in Angola eine var. africcma C. DC. (Monogr. Mel. (1878) 147) gibt, ausge- zeichnet durch beiderseits dicht behaarte Blättchen der drei- zähligen Blätter; nach WELWITSCH (HlERN, Catal. Afric. PI. Welw. I (1896) 130; Nelanaregam alata 0. Ktze. Rev^. gen. (1891) 110 var. (i. africana) ist die afrikanische Varietät ein 2 — 3 Zoll hohes rasig wachsendes Kraut mit vielköpfigem holzigem Wurzelstock oder ein niedriger Strauch mit 3 zähligen Blättern und weißen Blüten, der in lichten Gehölzen wächst. Die Arten der Gattung Turraea L. sind Sträucher oder Bäume, stets mit einfachen ganzrandigen oder eingeschnittenen Blättern;, gerade an den einfachen Blättern ist diese Gattung leicht zu er- kennen unter den übrigen Meliaceen, die meistens Fiederblätter haben, bei denen jedoch gelegentlich auch einfache Blätter vor- kommen. Die beiden von. MERRILL zu Turraea gerechneten Arten der Philippinen, T. humilis (Blanco) Merrill und palaivanensis Merrill, scheinen mir nun schon in der Tracht, durch den niedrigen Wuchs (sie werden nur 20 cm hoch), dann auch besonders durch den krautigen tief geteilten Kelch sich viel eher an Munronia anzu- schließen als an Turraea; sie stehen einer Art von Java sehr nahe, die man bisher stets zu Turraea gerechnet hat ( T. pumila Bennett). Diese drei Arten stelle ich jetzt zu Munronia, sie unter einer eigenen Sektion zusammenfassend. Sie weichen von den echten Munronia- Arten besonders dadurch ab, daß die Blumenblätter wenigstens später frei voneinander sind, während sie bei den echten Munronien untereinander und mit dem unteren Teil der Staubblattröhre ver- wachsen sind ; indessen ist das Merkmal bei den genannten 3 Arten nicht scharf ausgeprägt, da jedenfalls im Anfang des Blütenstadiums die Blumenblätter bei ihnen meist aneinander haften. Ferner unterscheiden sich dieselben 3 Arten von den meisten Munronia- Arten durch das Fehlen eines häutigen zylindrischen Diskus am Grunde des Fruchtknotens; ein solcher fehlt im allgemeinen bei sträucher oder Halbsträucher, teils mit Fiederblättern, teils mit einfachen oder 3 zähligen Blättern : die Gattung zeigt demnach die Blühbarkeit bei verschieden abgestufter Laubentwickelung in musterhafter Weise. Genauere Angabe a über die Lebensverhältnisse fehlen leider noch. 76 H. Harms : Turraea1). — Die Philippinen besitzen übrigens eine echte Turraea mit völlig freien Blumenblättern in T. membranacea Merrill (in Philipp. Journ. Sc. IX. (1914) 306). die mit der indochinesischen T. pubescais Hellen, nahe verwandt ist (vgl. PELLEGRIN in Lecomte, Fl. gener. Indo-Chine (1911) 735; auch auf Java nach Koorders, Exkursionsfl. Java II. (1912) 438). Die übrigen für diese Insel- gruppe beschriebenen Turraea- Arten gehören zu Dysoxylum (vgl. MERRILL in Bull. Nr. 27. Dep. Inter. Bur. of Governm. Laborat. (1905) 30). Die unten beschriebene südafrikanische neue Gattung (Nurmo- nia pulchella; der Gattungsname ist ein Anagramm aus Munronia), besitzt in dem niedrigen Wüchse, der krautigen laubblattähnlichen Beschaffenheit des tief geteilten Kelches, der kleinen kopfigen die Staubblattröhre nicht oder kaum überragenden Narbe Merkmale, die sie der Gattung Munronia nähern und von Turraea entfernen. Dagegen unterscheidet sie sich von den echten Munronia- Arten durch die freien Blumenblätter, die sie mit Turraea teilt; ferner dadurch, daß die zwei Samenanlagen jedes Fruchtknotenfaches nicht übereinander (wie bei Munronia), sondern nebeneinander stehen. Oollaterale Samenanlagen dürften bei Turraea die Regel sein. Diese Gattung hat meist eine aus der Staubblattröhre weit heraus ragende kopfige oder keulenförmige Narbe und meist einen nur in kurze Zähne geteilten Kelch, dessen Zipfel nur selten krautige Beschaffenheit zeigen, wie wir sie in der Regel bei Mun- ronia finden. Ich konnte die südafrikanische Pflanze weder der einen noch der andern Gattung angliedern, und habe sie deshalb als eigene Gattung angesehen; im großen und ganzen aber scheint sie mir doch engere Beziehungen zu Turraea als zu Munronia auf- zuweisen. 1) BENNETT (PI. jav. rar. II. (1840) 180) hat die Merkmale der Gattungeu Munronia und Turraea einander gegenübergestellt; diese Unterschiede gelten teilweise noch jetzt, jedoch haben sie sich seife der Zeit durch das Bekannt- werden einer großen Zahl von Arten etwas verwischt. — Das Fehlen oder Vorhandensein eines häutigen röhrenförmigen Diskus am Grunde des Ovariums bedingt keinen scharfen Unterschied zwischen Turraea und Munronia, da O. ÜE OANDOLLE eine Turraea-Art mit einem „discus intrastaminalis tubulosus'- beschrieben hat, T. tubulifera O. DO. in Ann. Oonserv. Jard. Geneve X. (1907) 133 (Zanzibar). L. DlELS (1. c. 59) hebt mit Recht hervor, daß sich die Gruppe Munronia-Turraea nur sehr künstlich in zwei Gattungen trennen lasse. Eine Berücksichtigung gerade des Wuchses, wie ich es jetzt versucht habe, im Verein mit gewissen Blütenmerkmalen dürfte in diesem Falle zu einer einiger- maßen natürlichen Scheidung führen; einen absolut scharfen Unterschied wird man nicht finden können. Über die asiatische Meliaceen-Gattung Munronia Wight usw. 77 Übersicht der Arten der Gattung Munronia Wight. (Icon. (1839) t. 91). __ Sect. 1. Eumunronia Harms in Engler - PräNTL, Nat. Pflanzenfam. III. 4. (1896) 282. Blumenblätter mit der Staubblatt- röhre verwachsen, oberwärts frei. Diskus häutig, am G-runde des Fruchtknotens, meist röhrenförmig, kurz oder länger (dann auch den unteren Teil des Griffels umhüllend), selten fehlend. Blätter gefiedert, mit 3 oder mehr Blättchen, selten einfach. 1. M. unifoliolata Oliv, in HOOK. Icon. pl. (1887) t. 1709; DIELS in ENGLERs Bot. Jahrb. XXIX. (1901) 425. China: Hupeh, Ichang (HENRY n. 2901, 3963). — Fast un- verzweigter Halbstrauch von 5 — 15 cm Höhe mit einfachen läng- lichen ganzrandigen oder schwach gezähnten Blättern. 2. M. pumila (Moon) Wight, Icon. (1839) t. 91; HlERN in HOOK. f. Fl. Brit. India I. (1875) 543; C. DC. Monogr. Mel. (1878) 448; TRIMEN, Handbook to the Fl. Ceylon I. (1893) 242. — Melia pumila Moon, Cat. (1824) 35. Ceylon: Felsige Orte im Flachland, häufig, doch nicht reich- lich an den Standorten (nach TRIMEN). Von MOON schon 1819 gesammelt; liefert ausgezeichnetes bitteres Tonicum, einheimischer Name: Bin-kohomba. — Sehr kleiner un verzweigter Halbstrauch mit 10 — 20 cm hohem Stämmchen and 3 zähligen Blättern, deren Endblättchen größer ist als die seitlichen; Blättchen ganzrandig oder grob gesägt bis gekerbt. 3. M. sinica Diels in ENGLERs Bot. Jahrb. XXIX. (1901) 425. China: Nanchuan (BOCK u. VON ROSTHORN). — Stämmchen einfach oder wenig verzweigt, 10 — 15 cm hoch. Blätter 3 zählig, selten 5 zählig; vollständige Blüten unbekannt. Nach DlELS steht sie der M. pumila so nahe, daß sie trotz der Entfernung der Heimat mit ihr wohl zu vereinigen wäre, wenn sich die Blüten als identisch erweisen sollten. Sie unterscheidet sich vegetativ nur durch kleinere Blätter und die Kürze der Behaarung. 4. M. Henryi Harms n. sp.; suffruticulus nanus. caule lignoso simplici tenui brevi cicatricibus foliorum delapsorum notato; folia apice caulis conferta, rhachi cum petiolo 2,5 — 3 cm longa, pubes- cente vel puberula, foliola 3-juga cum impari, infima minima ovalia vel suborbicularia vel obovata, rotundata vel obtusa, saepe integra, 0,5 — 1 cm longa, media majora ovata vel oblonga vel obovata, ob- tusa vel rotundata, integra vel apice pauci-crenulata vel obtuse late serrulata, 1 — 2,5 cm vel ultra longa, suprema et terminale 78 H. Harms: lanceolata vel oblongo lanceolata, basi acuta vel obtusa (terminale basi acutum vel longe angustatum), apice acuta vel angustata vel obtusa, integra vel irregulariter grosse crenata vel apice lobulato- crenata, 3 — 7 cm longa, 1,5 — 3 cm lata, juvenilia subtus pubes- centia supra praeter marginem et costam glabra vel parce pilosula, adulta subglabrescentia; flores albi solitarii vel saepe e pedunculo communi brevi gemini, 6 — 7 cm longi, pedicellis pilosis 7 — 12 mm longis, serius reflexis; calyx ad basin 5-lobus, lobis lanceolatis, pilosus, 2 — 3 mm longus; petala 5 cum tubo stamineo margine filamentoso connata, superne libera, oblongo-oblanceolata vel lance- olata, basi angustata, apice acuta, tubo 4 — 4,5 cm longo, parte libera 1,5 — 2 cm longa; antherae apiculatae, margine tubi insertae ; ovarium villosum, stylo ima basi piloso ceterum glabro, stigmate parvo capitellato, disco tubuloso nullo (?). China: Yunnan, Szemao (HENRY n. 12202) ; Mengtze (HENRY n. 12 202 A). Ähnlich M. sinica Diels, von der M. Henryi durch die meist 7 zähligen Blätter abweicht. 5. M. Delavayi Franchet in Bull. Soc. bot. France XXXIII. (1886) 451. China: Yunnan (DELAYAY). — Von voriger Art verschieden durch kleine verkehrt-eiförmige bis fast rundliche im oberen Teil eingeschnittene stumpfe Blättchen in meist größerer Zahl von Paaren (3 — 5). 6. M. Robinsotlii Pellegrin in Notul. syst. Paris IL (1911) 135. Ann am: Nha-Trang u. Umgegend (ROBINSON n. 1264. — III. 1911). — 10 — 15 cm hoher Halbstrauch mit Sternhaaren, Blättchen kleiner als bei M. Delavayi, 6 paarig, länglich-verkehrt- eiförmig, teils ganzrandig keilförmig spitz, teils 3 — 5 zähnig, be- haart; Blüten behaart, 2 cm lang. 7. M. pinnata (Wall.) Harms. — Turraea pinnata Wall. PI. as. rar. IL (1831) 21 t. 119; Bot. Reg. XVII. (1831) t. 1413. — M. Wallichii Wight, Illustr. (1841 - 50) 147; BENNETT, PI. jav. rar. II. (1840) 185; C. DC. Monogr. Mel. (1878) 449; HlERN in HOOK. f. Fl. Brit. India I. (1875) 543. — M. neilgherrlca Wight, Illustr. 1. c. 147 t. 54. Ostindien: Östl. Himalaja und Nilgherries. — Strauch, Blättchen ganzrandig oder etwas gewellt, 5 — 9, meist 7, lanzettlich bis länglich, spitz; Blüten hellrötlich, mit großem laubigen Kelch. Bei einem Exemplar von MEEBOLD n. 12938 (Peermade Trav., Dec. 1910) sind die Blättchen im oberen Teil grob-gesägt. — Blühte 1830 in den Häusern der Horticultural Society (England) Über die asiatische Meliaceen-Gattung Munronia Wight usw. 79 aus Samen, die WALLICH 1828 geschickt hatte, der sie zuerst nach einem aus Silhet stammenden kultivierten Exemplar des Bot. Garten von Calcutta beschrieben hat. 8. M. javanica Bennett, PI. jav. rar. II. (1840) 176 t. 38; 0. DC. Monogr. Mel. (1878) 448; KOORDBRS, Exkursionsfl. Java II. (1912) 438. — Didymochiton littorale Hassk. in Tijdschr. Natuurl. Geschied. X. 138 nach KOORDERS. — Turraea pinnata Reinw. ex Koorders, 1. c. Java, auf der ganzen Insel, aber nur in der Ebene, im lichten Regenwald, auch auf Kalkfelsen in der Nähe des Meeres. — Bis V2 rn hoher Halbstrauch, Blättchen 5, selten 3, eiförmig bis ellip- tisch, grobgezähnt oder lappig gezähnt. — Nach KOORDERS. 9. M. timoriensis Baill. Adansonia XL (1874) 266; C. DC. Monogr. Mel. (1878) 449 u. in ENGLERs Bot. Jahrb. VII (1886) 461. Timor. — Nach 0. DE C ANDOLLE gehört hierher folgendes Exemplar des Berliner Herbars aus Timor, Atapupu (NAUMANN — Mai 1875; kleiner Strauch im Buschwalde mit weißen Blüten). — Bis 30 cm hoher Strauch; Blättchen 9 — 11, eiförmig-elliptisch. Inflorescenzstiele sehr lang, mehrblütig. Sect. 2. Pseudoturraea Harms. Blumenblätter anfangs mit der Staubblattröhre mehr oder weniger vereint, später frei und dann mit sehr langem schmalem Nagel. Staubblattröhre an der Spitze etwas umgerollt und in feine aufwärts gekrümmte Fädchen zerteilt; Antheren am oberen Rande sitzend. Diskus am Grunde des Fruchtknotens nicht röhrig, fehlend od^r sehr kurz (?). Blätter einfach, wellig gezähnt oder gelappt. — Bei M. pseudoturraea sind die Petalen jedenfalls später frei, dasselbe gibt schon BLANOO für M. humilis an, wo sie anfangs mit der Staubblattröhre vereint sind, sich jedoch in der voll entwickelten Blüte loslösen; für M. pala- wanensis beschreibt sie MERRILL als unten verwachsen („corolla slender and tube-like below"). Vielleicht sind sie im Anfangs- stadium der Blüte bei allen 3 Arten untereinander und mit der Staubblattröhre verklebt. 10. M. pseudoturraea Harms. — Turraea pumila Bennett, PI. jav. rar. II. (1840) 183; C. DC. Monogr. Mel. (1878) 440; KOORDERS, Exkursionsfl. Java IL (1912) 438. Java. — Zuerst von HORSF1ELD gesammelt, dessen Exemplar ich nicht kenne. Dagegen glaube ich hierher ein von JAGOR n. 693 gesammeltes Exemplar des Berliner Herb, rechnen zu können (etwa 10 — 15 cm hohe blühende Individuen, mit ungeteilten Blättern; vgl. L. DlELS, Jugendformen u. Blütenreife im Pflanzen- 80 H. Harms: reich (1906) 60). — Ein sehr kleiner Halbstrauch, nur bis 1/3 m hoch (nach KOORDERS), Blätter einfach, eiförmig bis elliptisch- lanzettlich, wellig gezähnt. Scheint1) selten zu sein. 11. M. httmilis (Blanco) Harms. — Plagianthus humüis Blanco, Fl. Filip. ed. 1. (1837) 526, ed. 2. (1845) 366; ed. 3. (A. NAVES) IL (1878) 315 t. 181. — Turraea humüis (Blanco) Merrill, Review of the ident. of the spec. descr. BLANCOs Fl. Filip. (1905) 30; u, in Philipp. Journ. Sc. IX. (1914) 308. — Turraea pumila F. Villar in Fl. Filip. Nov. append. IV. (1880) 41, non BENNETT. Philippinen: nur auf Luzon (nach MERRILL), örtlich ver- breitet u. selten. 12. M. palawanensis Merrill in Philipp. Journ. Sc. IX. (1914) 307. Philippinen: Palawan. — Hat größere Blüten (4 — 4,5 cm lang) als vorige Art, bei der sie 3 — 3,5 cm lang sind ; 20 cm hoher Halbstrauch. Sect. 3. Philastrea (Pierre) Harms in ENGLER-PRANTL, Nat. PHanzenfam. III. 4. (1896) 282. Blüten klein. Blumenblätter im unteren Teil mit der Staubblattröhre verwachsen, behaart. Antheren innenseits etwas unterhalb des fein gezähnten Randes der Staub- blattröhre befestigt. Discus fehlend oder kurz polsterförmig. Blätter meist einfach (selten daneben dreizählige), elliptisch oder eiförmig, gekerbt gesägt, behaart. 13. M. pauciflora (Pierre) Harms, 1. c. 282; PELLEGRIN in LE COMTE, Fl. gener. Indo-Chine (1911) 725 fig. 78. — Philastrea pauciflora Pierre in Bull, Soc. Linn. Paris I (1885) 475. Cambodscha: Prov. Samrong-tong, Berg Aral. — 10 — 15cm hoher Halbstrauch, an Melochia erinnernd. - Nurmonia Harms n. gen. Sepala 5, ima basi connata vel fere libera, foliacea, viridia, oblongo-lanceolata, obtusiuscula vel acuta, pubescentia. Petala 5, libera, spathulato-oblanceolata vel oblongo-oblanceolata, basin versus angustata, apice obtusa vel rotundata. Tubus stamineus tubulosus, extus glaber, intus villosulus, apice in lacinias 10 breves profunde 1) T. Zollingeri. C. DC. (Monogr. Mel. (1878) 441) von Java soll auch nur ein x/z m hoher Halbstrauch sein (KOORDERS, 1. c. 439); vielleicht gehört auch diese mir unbekannte Art in diese Gruppe, wogegen indessen der Kelch zu sprechen scheint. Über die asiatische Meliaceen- Gattung Munronia Wight usw. 81 anguste bifidas fissus, petalis brevius, antherae 10 inter fila laci- niarum sessiles, Lanceolatae, longe crassiuscule mucronatae. Discus brevis annularis ad basin ovarii. Ovarium sericeo-villosum, loculis 5, Stylus hirsutus, stigmate parvo capitellato, baud vel vix exserto, vertice verruculas minimas 5 fusco-brunneolas gerente; ovula 2 in ioculo collateralia, anatropa, micropyle supera. — Fruticulus nanus, caulibus pilosis. Folia simplicia, obovata vel oblongo-obovata, saepe obliqua, basi in petiolurn brevem angustata, margine supra medium grosse paucicrenaJ:a vel obtuse serrata vel interdum brevissime late lobulata, apice ipso obtusa vel acuta, pubescentia (supra praeter marginem fimbriatum subglabrescentia). Flores axillares, solitarii, pedicello piloso, fere medio bracteolis parvis lineari-lanceolatis obsito. // V- F Abb. 1. Nurmonia pulchella Harms. A Stück des Stengels. B Blüte im Längsschnitt. C Kelchzipfel. D Blumenblatt. E Oberster Teil der Staubblatt- rühre. F Dieselbe von innen. G Griffel. H Fruchtknoten. I Fruchtknoten im Längsschnitt. K Derselbe im Querschnitt. Nurmonia pulchella Harms n. sp. — Aus einem holzigen fast horizontalen oder schief aufsteigenden Stämmchen entspringen einige krautige, dünne, schlaffe, fein behaarte, beblätterte Stengel von 7—20 cm Höhe. Blätter grün im Herbar, weich, krautig, weichhaarig oder teilweise fast kahl, Stiel sehr kurz (2 — 4 mm), Spreite 1—3 cm lang, 0,7—2 cm breit, in der oberen Hälfte mit wenigen groben Kerben oder breiten kurzen Lappen. Blüten einzeln in den Blattachseln, auf 9—15 mm langem Stiel, etwa 9 mm lang, der Kelch 5 mm, die Petalen 8 mm lang. Blütenfarbe weiß oder rötlich. Die Staubblattröhre erinnert im Bau an die vieler Trichilia- Arten der Sektion Eutrichilia. 82 H. Harms: Über die asiatische Meliaceen-Gattung Munronia Wight usw. Südöstliches Kapland: Bei Kentani, Flußtäler, selten, 330 m. (A. PEGLER in Herb. BOLUS n. 730. — März 1903). — War mit Fragezeichen als Turraea heterophylla Sm. bestimmt, die jedoch (identisch mit T. lobata Lindl., nach BAKER in Journ. of Bot. XLI. (1903) 10), eine Art des westlichen tropischen Afrika (Cape Coast), ganz andere Blüten hat; in der Blattfoim ähnelt sie allerdings der südafrikanischen Pflanze durch die nicht seltene Ausbildung kurzer Lappen im oberen Teil des Blattes. Breit- gekerbte oder kurz-gelappte Blätter hat auch die in Natal heimi- sche T. obtusifolia Höchst. Herrn J. POHL spreche ich für die Anfertigung der Abbildung besten Dank aus. Es wird gebeten, alle wissenschaftlichen Zusendungen für die Sitzungen im Jahre 1917 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Prof Dr JWvO. Reinhardt, Berlin W 50, Augsburgs Str. 9; zu richten. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate Auffaat und September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. W Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt ..d, dem Vorsitzenden vollständig 'druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format '12/18 cm) — ein* gereicht werden. Die Mitteilungen sollen for ResW nach der. Uwlang von 8 Druckseiten nicht überschreiten. Im dl^emeineu wird den Autoren eine schwarze Tafel oder der Kaum einer Tafel für Textfiguren kostenlos gewährt. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefaßt nnd unleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträfflieh- keiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen m fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der se- wünschten Sonderabdriicke anzugeben. . , Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst Alle auf die \ erüffentlichnng der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W.Wächter, Berlin-Steelit* Duntherstr. 5 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei 'ündet nicht statt. Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1917. Ehrenpräsident: S. Seh wendener. bnr die Generalversammlung: J. Rein ke, Präsident; Hans Winkle r, Stellvertreter büT die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: M. O.Reinhardt, Vorsitzender-' l/. Gorrens, erster Stellvertreter; H. Conwentz, zweiter Stellvertreter- *.£„'. •e^t?r Schriftführer; E. Baur, zweiter Schriftführer; H Harms' dritter Schriftführer. '• Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions-Kommission: M. 0. Reinhardt. L. Diels, E. Baur, H. Harms A. Engler, P. Graebner, H. v. Guttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversammlung): Th. Loesener, E. Gilg, E. Jahn, R. Kolkwitz P. Clanssen. -Geschäftsfiihrender Sekretär: W. Wächter. .- u f1^ Geldsendungen, sowie die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüg- lichen Schriftstücke werden franko „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse tur die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten Der Beitrag beträgt für alle ordentlichen .Mitglieder 20 M. Alle event. Rekla- mationen, die Versendung der Berichte und Sonderabdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Bandes unmittelbar an die Ver- lagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 35, Schöneberger Ufer 12a, zu richten. Adressenänderungen sowie alle das Mitgliederverzeichnis betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter. Berlin-Steglitz, Duntherstr. 5 p., zu senden. Sonderabdrücke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Autor erhält SO Sonderabdrücke mit Umschlag broschiert kostenfrei geliefert. 2. Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung derÜberzahl vor der letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 2 Pfennig — 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates . 5 3. für jede Lichtdrucktafel . 9 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr 2 „ 5. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr 3 6. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr 2 l 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck ... . 1,35 ^ 8. für jeden Umschlag ] ]ö "n 9. für einen besonderen Titel auf dem Umschlage, falls ein solcher gewünscht wird 3,50 Mark. .Pfennige, welche durch 5 nicht teilbar sind, werden nach oben auf 5 abgerundet. Druck von A. V\ . Hayn's Erben (Cnrt Gerber), BerlirTSWW. Vertag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W35 Neuere Erscheinungen: BIBLIOTHECA GENETICA, herausgegeben von Prof. Dr. Baui\ Band I: Studien über die Mendelsche Vererbung der wichtigsten Rassenmerkmale der Karakulschafe bei Reinzucht und Kreuzung mit Rambouillets von Hof rat Professor Dr. L. Adametz. Mit 32 Abbildungen auf 16 Tafeln. Vorzugspreis für die Abnehmer der „Zeitschrift für induktive Abstämmlings- und Vererbungs- lehre" 16 Mk. KriGQSbOtciniK ! Vortrag, gehalten auf Einladung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft im Pharmahologischen Institut der Universität Berlin am 5. Oktober 1916 von Professor Dr. A. Tschirch. Geheftet 1 Mk. 50 Pfg. Thesaurus litteraturae mycologicae et lichenologicae ratione habita praecipue omnium quae- adhuc scripta sunt de mycologia applicata quem congesserunt G. Lindau et P. Sydow. Vol. V. Fase. I. Geheftet 20 Mk. NaiUrQGnKniaiGr. Vorträge und Aufsätze herausgegeben von der Staatlichen Stulle für Naturdenkmalpflege. Heft 12: Braeß: Schutz den heimischen Kriechtieren und Lurchen! Geheftet 60 Pfg. Heft 13: Tessendorff: Der Drausensee bei Elbing, ein Natur- denkmal. Mit 2 Kartenskizzen. Geheftet 60 Pfg. Ausführliche Verlagsverzeichnisse kostenfrei BAND XXXV. JAHRGANG 191?. HEFT 2. BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. In der Märzsitzung wird Herr Geh. Rat ngler zum Andenken an die hundertste Wiederkehr des Geburtstages von Carl ägeli eine Ansprache halten. AUSGEGEBEN AM 29. MÄRZ 1917. BERLIN, GEBRÜDER BORNTRAEGER, W 35 Schöneberger Ufer 12 a 1917 Es wird gebeten, die dritte Umschlagsseite zu beachten. Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W35 Neuere Erscheinungen: BIBLIOTHECA GENETICA, hei -ausgegeben von Prof. Dr. Baur, Band I: Studien über die Mendelsche Vererbung der wichtigsten Rassenmerkmale der Karakulschafe bei Reinzucht und Kreuzung mit Rambouillets von Hofrat Professor Dr. L. Adametz. Mit 32 Abbildungen auf 16 Tafeln. Vorzugspreis für die Abnehmer der „Zeitschrift für induktive Abstämmlings- und Vererbungs- lehre" 16 Mk. KNBQSUOtciniK ü Vortrag, gehalten auf Einladung der Deutschen Pharmazj der Unii Dr. A. Ts Thesauru et lieh adhuc s( G. Linda niSIUrÖBüKniälGr. Vorträge und Aufsätze herausgegeben von der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege. Heft 12: Braeß: Schutz den heimischen Kriechtieren und Lurchen! Geheftet 60 Pfg. Heft 13: Tessendorff: Der Drausensee bei Elbing, ein Natur- denkmal. Mit 2 Kartenskizzen. Geheftet 60 Pfg. Ausführliche Verlagsverzeichnisse kostenfrei SAND XXXV. JAHRGANG 1917. HEFT Z. BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. IT N V UNDDREISSIGSTER JAHRGANG. HEFT 2. (MIT TAFEL II— III). AUSGEGEBEN AM 29. MÄRZ 1917. BERLIN GEBRÜDER BORNTRAEGER, W 35 Schöneberger Ufer 12 a 1917 Es wird gebeten, die dritte Umschlagsseite zu beachten. Inhaltsangabe zn Heft 2. Seite Sitzung vom 23. Februar 1917 83 *& Mitteilungen. 9. lt. von Wettstein: Studien über die svstematische Glie- derung von Cytinus Hypocistis L. (Mit Taf. II.) . . . 86 10. Hans Moli seh: Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze. Nr. 8: Über einen leicht kristallisierbaren, organischen Körper bei Linaria- Arten. (Mit 3 Abb. im Text.) . . gp*99 11. Käte Low: Über Unterschiede in der Anatomie von Zweigen der Trauerbäume und der entsprechenden auf- rechten Formen. (Aus dem pflanzenphysiologischen Institut der k. k. Universität, Wien Nr. 99 der IL Folge.) (Mit Tafel III.) 104 12. Hermann Itoss: Dem Andenken der Forschungsreise von Spix und Martius in Brasilien 1817—20. (Mit 1 Abb. im Text.) . 119 13. Hugo de Vries: Halbmutanten und Zwillingsbastarde. 128 14. C. Weh m er: Leuchtgas Wirkung auf Pflanzen. 1. Die Wirkung des Gases auf Sporen- und Samenkeimung. (Mit 8 Textabbildungen.) 135 15. Harald Kylin: Über die Entwicklungsgeschichte von Batrachospermum moniliforme. (Mit 7 Abb. im Text.) . 155 16. Fritz Jürgen Me}^er: Über die Leitbündel einiger untergetauchter Wasserpflanzen und einiger Sumpfpflanzen. 165 17. A. Pascher: Von der grünen Planktonalge des Meeres Meringosphaera. (Mit 2 Abb. im Text.) ...... 170 18. H. Harms: Weitere Beobachtungen über Kleistogamie bei afrikanischen Arten der Gattung Argyrolobium. . . 175 Nächste Sitzung der Gesellschaft: Freitag, den 30. März 1917, abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pflanzenphysiolog. Instituts d. Universität, Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Straße 1. Sitzung vom 23. Februar 1917. 83 Sitzung vom 23. Februar 1917. Vorsitzender: Herr 0. REINHARDT. Als ordentliches Mitglied wird vorgeschlagen Herr Gertz, Dr. Otto, Dozent an der Universität in Lund (durch H. NlLSSON-EHLE und ErNAR NAUMANN). Der Vorsitzende verliest die Herrn Prof. v. VÖCHTING- in Tübingen zu seinem 70. Geburtstage gewidmete Adresse. Herr Geh. Rat CORRENS, der die Glückwünsche der Gesell- schaft dem Jubilar persönlich ausdrückte, überreichte die Adresse: Hochgeehrter Herr Professor! Am 8. Februar vollenden Sic Ihr 70. Lebensjahr;, in harter Zeit, die Ihnen neben der allgemeinen auch schwere persönliche Sorge ge- bracht hat und die Festfreude dämpft. Trotzdem stellt sich die Deutsche Botanische Gesellschaft bei Ihnen ein, um herzlich Glück zu wünschen und Ihnen für all das zu danken, was Sie auf unserem Arbeitsfeld für die deutsche Wissenschaft geleistet haben. ■ Hervorgegangen aus einer Gärtnerfamilie und selbst als Gärtner ausgebildet, wurden Sie durch ALEXANDER BRAUN der reinen Wissenschaft gewonnen ; auch KNY und PRINGSHEIM waren Ihre Lehrer, so daß Sie in Ihrer Studienzeit vielseitige Anregung empfingen. Ihre frühesten Arbeiten behandelten anatomische und entwicklungs- geschichtliche Fragen ; Sie berührten aber schon hie und da die Pro- bleme, in deren Erforschung Sie weiterhin in erster Linie Ihre wissen- schaftliche Lebensaufgabe gesehen haben. Es sind die Fragen der experimentellen Morphologie und Anatomie. Gleich Ihr erstes selb- ständig erschienenes, hochbedeutendes Werk, die Organbildung im Pflanzenreich, zeigt schon Ihre Eigenart voll entwickelt: die aufs Große zielende Fragestellung, das aufs Einzelne gehende, genau über- legte und mit ganz besonderem Geschick durchgeführte Experiment, die unabhängige Auffassung der Ergebnisse, wo sie der gerade herr- schenden Ansicht widersprechen, und die gewählte Darstellungsweise. Auf die Organbildung folgten andere Werke und Abhandlungen, nicht sehr groß an Zahl, aber alle von schwerem Gew icht für die Wissen- schaft. Erst in Bonn, dann in Basel und endlich 30 Jahre lang in Tü- bingen haben Sie als Lehrer mit begeisterndem Vortrag auf die aka- Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV 6 34 Sitzung vom 23. Februar 1917. demische Jugend gewirkt. Nach außen wenig hervortretend und Stellungen mit größeren Amtsverpflichtungen abhold, haben Sie still der Forschung gelebt, in Ihrer Familie, am Mikroskop und unter Ihren Versuchspflanzen, mit deren jeder Sie ein fast persönliches Band verknüpft. Als Sie Ihr erstes Werk veröffentlichten, galten physiologische Vorstellungen, die unter SACHS' und unter HOFMEISTERS, ja schon unter SCHLEIDENs Wirken als Reaktion auf die Lehre von der Lebenskraft entstanden waren und eine. Zurückführung aller pflanzlichen Lebensvorgänge auf die chemischen und physikahschen Vorgänge der anorganischen Natur forderten. Wie einfach sich die Lebensvorgänge abspielen sollten, erfüllt die jüngeren unter uns jetzt mit Befremden und Staunen. Sie aber, hochverehrter Jubilar, haben von Anfang an und immer wieder hervorgehoben, wie neben den äußeren Kräften, die ihrer physikalischen und chemischen Natur nach bekannt sind, auch die inneren Kräfte, und darunter wieder die ge- staltbedingenden „morphologischen" tätig sind, ohne sie doch als prinzipiell verschieden von den physikalischen und chemischen an- zusehen. Höchste innere Komplikation des Lebensgetriebes war für Sie nicht gleichbedeutend mit unerforschbarer Lebenskraft. Es ist nicht möghch, an dieser Stelle die wichtigsten Ergebnisse Ihres Forscherlebens auch nur annähernd aufzuzählen. Nur an einiges dürfen wir erinnern. Sie haben an der Hand der Regenerationser- scheinungen den Gegensatz von Spitze und Basis bei den höheren Gewächsen nachgewiesen, jene Polarität, die durch die Wirkung der äußeren Einflüsse wohl verdeckt, aber nicht beseitigt werden kann. Im Zusammenhang damit stellten Sie als erster den Satz auf, daß die Funktion eines Organes von dem Orte bestimmt sei, an dem es entsteht, den Satz, auf den DRIESCH später so nachdrücklich hin- wies. Später wiesen Sie durch Regenerationsversuche an Marchanti- aeeen und Transplantationsversuche an höheren Gewächsen die Polarität auch für die einzelne Zelle nach. Eine weitere Frucht dieser Untersuchungen war der experimentelle Nachweis, daß nahezu jeder Zelle eines Planzenkörpers die Fähigkeit innewohnt, den ganzen Organismus wieder hervorzubringen — eine Tatsache von funda- mentalster Bedeutung. Ihnen verdanken wir die Entdeckung der Fähigkeit eines durch Licht oder Schwerkraft gekrümmten Sprosses, sich am Klinostaten wieder gerade zu strecken und die Kenntnis der psychrokünen Re- aktion von Laubsprossen auf Temperaturherabsetzung. Sie studierten eingehend die Bewegungen der Blüten und Früchte und zeigten für viele Fälle, wie der zygomorphe Blütenbau bald von äußeren Ein- Sitzung vom 23. Februar 1917. 85 f Kissen, bald von inneren Ursachen und von beiden zusammen abhängt. Sie halfen den Transversaltropismen zur Anerkennung und beschrieben einen der ersten Fälle lokaler Trennung von Reizperzeption und Re- aktion. Ihre Untersuchungen deckten auch den Zusammenhang von Beleuchtung und Blütenbildung auf. Wiederholt haben Sie sich in die morphologisch-physiologischen Probleme vertieft, die von den Reservestoff beb altern in so großer Mannigfaltigkeit geboten werden. Sie haben die äußeren und inneren Bedingungen für den Ort der Entstehung und das Wachstum der Knollen untersucht. Sie haben die Sproß- und Wurzelknolle in den Stamm eingefügt und dann ihre anatomischen Veränderungen studiert. Sie haben die Knollenbildung aus dem Sproß in die Wurzel oder das Blatt verlegt und durch diese und ähnliche Versuche die Kenntnis der Korrelationen wesentlich erweitert Ihre kritischen experimentellen Untersuchungen über Pfrop- fungen mit art ungleichen Symbionten haben den Standpunkt in der Pfropf bastardfrage begründet, der heute gilt. Sie haben in der Blatt Stellungslehre wieder die inneren Ursachen neben die mechani- schen Prinzipien gestellt, die sehr stark in den Vordergrund getreten waren. Das letzte Werk, das Ihrer Feder entstammte, brachte auf dem Gebiete der experimentellen Anatomie, das Sie stets im Auge gehabt, und auf dem Sie schon manchen Erfolg zu verzeichnen hatten, eine Fülle neuer Tatsachen und zum Teil ganz überraschender Gedanken. Durch diese und andere Untersuchungen haben Sie selbst Ihren Namen unverlöschlich in das Buch unserer Wissenschaft geschrieben. Wer aber Ihre Arbeiten kennt, weiß, daß das, was Sie uns gaben, nur ein Bruchteil dessen ist, was Sie untersucht haben. Indem die Deutsche Botanische Gesellschaft Ihnen noch für viele Jahre die alte Arbeits- lust und körperliche Gesundheit wünscht, verbindet sie damit die Hoffnung, daß Sie im achten Jahrzeh ..t Ihres Lebens nicht nur noch recht viele angefangene Beobachtungsreihen erfolgreich zum Abschluß bringen, sondern auch noch ganz neue ersinnen und durchführen möchten. Das ist ihr aufrichtiger Wunsch. Der Vorstand der Deutschen Botanischen Gesellschaft. S. SCHWENDENER. J. REINKE. HANS WINKLER. M. O. REINHARDT. C. CORRENS. H. CONWENTZ. L. DIELS. E. BAUR. H. HARMS. O. APPEL. ßQ R. von Wettstein: Mitteilungen. 9. R. von Wett stein: Studien über die systematische Gliederung von Cytinus Hypocistis L. (Mit Taf. II ) (Eingegangen am 31. Januar HU 7.) Auf Grund mehrfacher Beobachtung an Ort und Stelle ist mir das Aussehen des auf den Wurzeln von Cistus villosus L. auf den Inseln der nördlichen Adria vorkommenden Cytinus Hypocistis wohlbekannt. Umsomehr überraschte mich die Abbildung des Cytinus Hypocistis in dem durch seine, wenigstens in den Farben, naturgetreuen Abbildungen ausgezeichneten Buche STRASBURGERS „Streifzüge an der Riviera" (2. Aufl., 1904, S. 171), welche eine ganz anders aussehende Pflanze darstellte. Und als ich im April des Jahres 1913 in Tunis den daselbst auf dem Djebel Bou Kournin an Halimium umbellatum (L.) Spach vorkommenden ,, Cytinus Hypocistis" sah, der wieder von den beiden erwähnten Pflanzen stark abwich, da drängte sich mir die Vermutung auf, daß Cytinus Hypo- cistis reicher gegliedert sein könnte, als man dies bisher zumeist annahm, daß insbesondere seine Gliederung, was auch schon früher mehrfach angenommen wurde, mit dem Parasitismus auf verschiede- nen Nährpflanzen im Zusammenhang stehen dürfte. Ich wurde zu einer Untersuchung des Gegenstandes umsomehr angeregt, als bei Durchsicht der Literatur sich zahlreiche irrtümliche Angaben fanden, und die neueste monographische Bearbeitung der Rafflesiaceen (SQLMS-LAUBACH, H. Graf zu in ENGLER, A., Das Pflanzen- reich, IV., 75, 1901) über Cytinus recht dürftige und zum Teil irrtüm- liche Angaben brachte.1) Die vorliegende Mitteilung über das Ergebnis meiner Unter- suchung betrachte ich nicht als abschließend. Der Erhaltungs- zustand, in dem Cytinus Hypocistis in den meisten Herbarexemplaren vorliegt, das häufige Fehlen von Angaben über die Blütenfarbe und die Nährpflanzen machen es unmöglich, auf Grund von Herbar- materialien zu abschließenden Ergebnissen zu gelangen. Studien 1) Zu den dort erwähnten Arten kommt noch C. capensis Marl, in Trans. Roy. Soc. S. A. Vol. II, 1912, und The flora of South Africa Vol. I, 1913. Studien über die systematische Gliederung von Cytinus Hypocistis L. 87 an Ort und Stelle, Beschaffung von Material aus den verschiedenen Teilen des Mediterrangebietes war aber aus naheliegenden Gründen in den letzten Jahren ausgeschlossen. Ich hoffe vor allem, durch meine Mitteilungen zu weiteren Beobachtungen anzuregen. LINNE hat unseren Cytinus Hypocistis als Asarum Hypocistis in Spec. plant, ed. 1. Tom. I. 1753, p. 442 beschrieben. Der Name der Gattung Cytinus und die Namenskombination C. Hypocistis stammt aus LINNE Systema naturae ed. XII., Tom. II, 1767, p. 402. Aus den von LINNE angegebenen Zitaten ist mit Sicherheit zu ent- nehmen, daß er wenigstens zwei der im folgenden erwähnten Formen zusammenfaßte; es wird dadurch formell motiviert, was mir sach- lich am meisten berechtigt erscheint, den Namen Cytinus Hypocistis L. als Sammelnamen beizubehalten und die bisher festgestellten Formen als Subspecies oder Rassen ihm, wenigstens vorläufig, unterzuordnen . I. Am verbreitesten im Mediterangebiete ist eine Form von Cytinus Hypocistis, welche durch relativ kleine, die Bracteen und Vor- blätter zur Zeit der Vollblüte1) nicht viel überragende Blüten, durch ocker- bis hellgelbe Perianthien, gelbliche oder orangefarbige oder ± scharlachrot überlaufene Stengelblätter, Bracteen und Vorblätter ausgezeichnet ist. Die Bracteen, Vorblätter und Blüten sind =L dicht mit kurzen stumpflichen Haaren besetzt. (Vgl. Taf. II, Fig. 5—8.) Es ist dies zweifellos die Form, welche GüSSONE I. im Florae Siculae synops. Vol. II, Pars. 2, 1844, p. 618, als C. Hypocistis a. ochraceus bezeichnete, und die ich deshalb als Subspecies C. ochra- ceus Guss. fortan nennen will. Wohl dieselbe Pflanze hat schon CLUSIUS in Rar. plant, hist. 1601. p. 79 (von LINNE a. a. O. zitiert) angegeben und in Rar. aliquot stirp. p. Hisp. observ. hist. 1576, p. 161 als Hypocistis varia beschrieben. Andere Synonyme sind: Hypocistis lutea, FOURREAU Catal. d. pl. du cours du Rhone (Ann. d.i. Soc. Linn. d. Lyon. Nouv., Ser. XVII, 1869, p. 148) non CLUSIUS und C. Hypocistis var. lutea, Briq. Prodrom, d. fl. Corse I, 1910, p. 438. Was die Nährpflanzen dieses C. ochraceus anbelangt, so habe ich zunächst in dem mir vorliegenden Herbarmaterial nur die weiß blühenden Arten der Sektionen Stephano corpus und Ledonia (vgl. GROSSER in ENGLER, A., Pflanzenreich IV., 193, 1903) C. mons- 1) Bei der Beurteilung der Blütenlänge ist sehr auf diesen Umstand zu achten; die Perianthien bleiben nach dem Yeiblühen lange erhalten, verlängern sich häufig und werden insbesondere bei den $ Blüten durch das Heranwachsen des Fruchtknotens stark über die Bracteen empor- gehoben. gg R von Wettstein: peliensis L. und C. salvifolius L. konstatieren können. Dabei berück- sichtigte ich, um sichere Ergebnisse zu gewinnen, nur Exemplare, bei denen eine Probe der Nährpflanze vorlag. Ich sah solche Exem- plare aus Südfrankreich, Spanien, Italien.1) Der C. ochraceus ist aber im Mediterrangebiet, besonders im westlichen, gewiß verbreiteter. Verläßliche Literaturangaben bestätigen diesen Befund. Schon CLUSIUS (Rar. plant, bist. 1601, p. 79) gibt seine Hypocistis varia auf „Ledon V", d. i. Cistus mons peliensis an2). GUSSONE (1. c.) be- tont ausdrücklich, daß sein C. Hyp. a. ochraceus auf Sizilien, Alicuri, Panaria, Lipari und Pantellaria nur auf Cist. mons peliensis und C. salvifolius vorkomme ; dasselbe sagt FOURREAU (1. c). J. Gay, welcher den Unterschied zwischen der hier besprochenen Form und dem C. kermesinus klar erkannte (Bullet, de la Soc. bot. de France X, p. 310, 1863), nennt als Nährpflanzen C. monspeliensis und C. salvifolius^), was für Sardinien von P. ASCHERSON (Bull, de la Soc. bot. de France XI, 1864, p. 331) bestätigt wurde. E. RAY LAX- KASTER (The Gard. Chron. 1908 p. 341) hat bei Hyeres deutlich die beiden Formen ochraceus and kermesinus unterschieden und ersteren nur auf C. salvifolius und C. monspeliensis beobachtet. Auch ARCANGEL1 (Comp, della flora Ital. 1882, p. 611 und in Atti d. Congr. intern, bot. Firenze 1874, p. 155) gibt den gelb blühenden C. H. auf den beiden genannten Arten an. BlCKNELL, C. (Flowering plants and ferns of the Riviera 1885) erwähnt, daß Cytinus an der Riviera an den Wurzeln von C. mons- peliensis und C. salvifolius vorkommt ; daß der dort wachsende Cytinus C. ochraceus ist, geht aus der schon erwähnten Abbildung STRASBURGERS hervor, aber auch aus brieflichen Mitteilungen des bekannten guten Kenners der Riviera, Herrn A. BERGER4). In SlBTHORP Flora Graec. X, 1840, t. 938, wird C. ochraceus in Verbindung mit Cistus salvifolius dargestellt. W. H. HOOKER 1) Von ausgegebenen Exsiccaten gehören hierher: SCHULTZ, Herb. aorm. Nov. Ser. Cent. 21, Nr. 2069 (Narbonne; Av.de; V., 1884); leg. NEYRA). 2) ,, Ledon V" in Rarior. aliquot, stirp p. Hisp. observ. hist. 1575 ist C. Clusii und in Rar. plant, hist. als ,, Ledon VI" abgebildet. 3) Die übrigen dort erwähnten Nährpflanzen kommen hier nicht in Bet lacht, da sie sich nicht eder nicht sicher auf C. ochraceus beziehen. 4) Brief vom 8. Jänner 1917. ,.An der Riviera ist Cytinus nicht häufig. Nur auf Kap Martin habe ich ihn in größerer Menge gesellen, z. B. im Garten der Kaiserin Eugenie und an anderen Stellen. Diesseits der Grenze kam er nicht mehr vor. Nur einmal traf ich ihn dort auf Cistus salvifolius, ziemlich hoch im Gebirge. Am Kap Martin wuchs er nur auf C. monspeliensis. VUe Cytinus, die ich gesehen habe, gehörten der F. ochracea an, d. h. sie hatten gelbe Blüten und gelbe, rote, oft hochrote Bracteen." Studien über die systematische Gliederung von Cytinus Hypocistis L. 89 (Exotic flora Vol. III, t. 153, 1827) bildet zweifellos C. ochraceus auf C. monspeliensis ab, nach Exemplaren, welche er von DELILE aus Montpellier erhielt. L. REICHENBACH (Icon. flor. Germ, et Helv. XL, 1849) hat die Abbildung HOOKERS mit einigen Modifikationen kopiert; wenn er im Text sagt: „in Cisti imprimis C. salvifolii et villosi radieibus insidens", so ist dies darauf zurückzuführen, daß er, wie aus den Standortsangaben hervorgeht, die Pflanze der adriati- schen Inseln, welche auf C. villosus vorkommt, irrtümlicherweisr mit der HooKER'schen Pflanze identifizierte.1) Auch die Ab- bildung in SOLMS-LAUBACH (1. c), welche Cytinus m Verbindung mit C. monspeliensis zeigt, möchte ich hier als Beleg zitieren, wenn auch die charakteristischen Eigentümlichkeiten des C. ochraceus in der Figur nicht gut zu erkennen sind. In gewissem Sinne ist eine Bestätigung für das Vorkommen der C. ochraceus auf den beiden mehrfach genannten Cistus-Arten eine Bemerkung, welche BAT- TANDIER und TRAB ITT (Flore anal, et synopt de l'Alg. et de la Tun. 1902) p. 297 der Erwähnung des C. H. hinzufügen: ,,fleurs jaunes sur les Fumana, jaunätres sur 1 e s c i s t e s ä f 1 e u r blanche, roses et blanches sur les cistes a fleur rouge". C. salvi- folius und monspeliensis sind w e i ß b 1 ü h e n d. Eine Bestätigung der vorliegenden Angaben über die Xährpflanzen von C. ochraceus erhielt ich schließlich in jüngster Zeit durch Herrn Dr. F. KNOLL. Im Herbarium der zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien -erliegt ein Exemplar von Cytinus, welches je ein Stück des C. ochraceus und des C. kermesinus enthält. Die Etikette lautet: „Auf Wurzeln von Cistus salvifolius und viscosus (soll wohl heißen villosusl WEIT- STEM). Auf der Halbinsel Punta d'Ostro und in dem Gebiete von ganz Castelnuovo." Nebenbei bemerkt, der einzige mir bisher vorhegende Beleg über das Vorkommen der C. ochraceus in Dalma- tien.2) Ich schrieb deshalb an Herrn Dr. KNOLL, welcher sich seit mehr als einem Jahre m der Bocche di Cattaro aufhält, und ersuchte ihn um Mitteilungen über eventuelle Beobachtungen an Cytinus. Seine Antwort lautete (Brief vom 15. Januar 1917): „Ich habe im Vorjahre Cytinus hier sehr häufig gesehen und es fiel mir auf, 1) Ich sah in der Bibliothek des Wiener Hofmuseums ein koloriertes Exemplar der Icones aus dem Besitze RElCHEXBACHS. J )ie Abbildung weicht von der HOOKER'schen, abgesehen von der anderen ( rruppierung, auch durch die zinnoberrote Färbung der Bracteen ab, welche HOOKER ganz gelb dargestellt hatte; auch diese Abweichung könnte durch die Rück- sichtnahme aui die adriatische Pflanze erklärt werden. 2) Ein von ALSCHINGER bei Zara gesamme'tes Exemplar (Herb. Hofmus. Wien) ist mir wegen zu schlechten Erhaltungszustandes zweifelhaft. 90 R- vnx Wettstein: daß zwei deutlich verschiedene Formen auftreten. Eine mit elfenbein- weißer Blütenfarbe und eine, deren Grundfarbe ein sattes Chromgelb ist.1) Die roten Teile der elfenbeinfarbigen Blütenstände sind kirsch- rot, die der chromgelben dagegen orangerot. C. H. kommt hier auf Cistus villosus und auch auf C. salvifolius vor. Da diese Cistrosen- sträucher oft eng nebeneinander wachsen, konnte ich nicht immer sicher sagen, auf welcher Art die betreffende Cytin us-Pflanze schma- rotzte, doch scheint die chromgelbe Form nur a u f C. salvifolius vor zukomme n." Im Gegensatz^' zu diesen Angaben fand ich in der Literatur keine sichere Angabe über das Vorkommen des C. ocliraceus auf einer anderen Cistaceen-Art. Die Literaturangaben, welche sämtliche Formen der C. H. zusammenfassen, kommen naturgemäß hier nicht in Betracht. D e m n a c h s c h eint C. Hypocistis subsp. ocliraceus jene Subspecies oder Rasse zu sein, welche speziell auf Cistus monspeliensis und C. salvifolius parasitisch wächst. Ob noch andere Arten als Nährpflanzen in Betracht kommen, kann ich nicht sagen, da mir dafür jedweder sichere Beleg fehlt; zu vermuten wäre C. ocliraceus eventuell zunächst noch auf C. Iiirsutus Lam. und L. populifolius L., welche nach GROSSER ebenfalls zur Sektion „Ledonia" gehören2). II. Seit langem bekannt ist unter dem Namen kermesinus eine Form von C. H., die aber bezüglich ihrer [Merkmale und ihres Parasitismus nicht ganz geklärt ist. Sie unterscheidet sich von C. ocliraceus durch die elfenbeinweißen, selten an der Außenseite rötlichen Blüten und durch die karmin- bis kirschroten Stengel- blätter, Bracteen und Vorblätter. Die Pflanze ist in der Regel höher und schlanker, die Blüten ragen zur Zeit der Vollblüte noch weniger über die Bracteen hervor. Kräftige Exemplare sind zudem meist reichblütiger als solche von C. ocliraceus. (Tai II, Fig. 9 — 12). Der älteste für die Pflanze anwendbare Namen ist C. H. b. kermesinus, Gussone florae siculae synops. Vol. II, Pars 2, 1844, p. 618. GUSSONE meinte sicher unsere Pflanze, wenn auch das von ihm hervorgehobene Merkmal ,,corollarum tubo constricto" im 1) Diese letztere Form igt C. ocliraceus, die erstere ist der sofort zu be- sprechende C. kermesinusl 2) Im Herbare des Berliner botanischen Museuns liegt ein von Hegelmaier 1873 auf der Insel Majorea gesammeltes Exernplar mit der Bemerkung „Helianthemo umbellato insidens", doch fehlt ein Belegstück der Nährpflanze. Studien über die systematische Gliederung von Cvtinus Hypocistis L. 91 Gegensatz zu ,,tubo non constricto" bei C. H. a. ochraceus nicht stimmt.1) Ich will daher die Pflanze als Subspecies C. kermesinus nennen . Ein älterer, nur nicht verwendbarer Name ist Hypocistis rubra Clus. (Rar. stirp. p. Hisp. observ. hist p. 134, 1576), den auch FOURREAU (1. c.) übernommen hat. Ueberflüssigerweise hat NY- MANN (Conspect. flor. Eur. 1881, p. 645) der Pflanze den Namen C. Clusii gegeben. In bezug auf die Nährpflanzen kann ich folgendes mitteilen: Ich selbst habe C. kermesinus lebend nur auf Cistus villosus L. gesehen (Lussin piccolo April 1890; Dalmatien, Insel Kurzola April 1914); alle von mir gesehenen Herbarexemplare, welche den Para- siten in Verbindung mit der XährpfJanze aufwiesen, zeigten C. villosus L. oder eine der von GROSSER (Pflanzenreich IV, 193) zu C. villosus gestellten Formen, also Cistus mit roten Blüten aus der Sektion Eucistus Spach. In der Literatur finde ich folgende Angaben: CLUSIUS (1. c.) erwähnt als Nährpflanze seinen ,,Cistus mas I", d. i. C. albidus L., gleichfalls eine rotblühende Art der Sektion Eucistus. GUSSONE (1. c.) nennt als Nährpflanzen C. villosus und C. creticus (nach GROSSER Varietät von C. villosus) und sagt: „forsan species propria et ulterius observanda, nam praeter characteres notatas, nonnisi ad radices Cisti villosi vel cretici, et nunquam ad illas alio- rum provenit." GAY (1. c.) berichtet, daß BARRANDON den C. kermesinus, auf den sich seine Abhandlung bezieht, auf C. albidus bei Montpellier sammelte; ASOHERSON (Bull. d. 1. soc. bot. de 1) Auch sonst finde ich bezüglich der Merkmale vielfach nicht zutreffende Angaben (vgl. auch K. FRlTSCH a. a. O.). GAY (1. c), welcher den Unter- schied zwischen C. ochraceus und C. kermesinus schon sehr gut erkannte, bezeichnete die Blüten des letzteren auf Grund südfranzösischer Exemplare als kahl. Ich habe südfranzösische Exemplare mit auffallend wenig behaarten Blüten gesehen und werde auf die Bedeutung dieses Umstandes noch zurück- kommen; aber als allgemein gültiges Merkmal läßt sich die Kahlheit unmög- lich angeben. Auf die Angabe GAY's und auf die Miteinbeziehung des kahlen C. canariensis ist es wohl zurückzuführen, wenn später bei Erwähnung des C. kermesinus so häufig die kahlen Blüten oder wenigstens die kahle Columna derselben hervorgehoben wurden, so z. B. bei SOLMS-LaüBACH (a. a. O.), bei ASCHERSON und GRAEBNER (Synopsis IV. Bd., S. 691). AREANGELi (Compendio della flora Ital. 1882, p. 611) nennt die Blüten von C. kermesinus „rosei o purpurei o rcsseggianti"; die Blüten sind rein weiß, nur selten an der Außenseite der Perianthblätter etwas rötlich. Zur Bezeichnung der Blülen als ,,rot" können leicht die zwischen den Blüten oft hervorragenden roten Vorblätter verleiten. 92 R. von Wettstein: France XI, 1864) sammelte ihn bei Aritzo auf Sardinien auf C. v/7- iosus. FOURREAU (Catal. d. pl. du cours d. Rhone p. 148) rinnt als Nährpilanze seiner H. rubra den Cistus albidus; ROUY (Flore de France XII, 1910, p. 294) sagt bezüglich des Vorkommens von C. H. ß kcrmesinus: ,,surtout sur le Cistus albidus"; AROANGEL] (Comp, della 11. Ital. 1882, p. 611) bezeichnet als Nährpflanzen des C. kermesinus: C creticus und villosus; in FiORb A. et Pao- LETTI, G. (Flora anal. d'Italia Vol. I, 1896-98, p. 288) finden vir die Stelle: ,,soltanto sul C. incanus" , dieser ,,C. incanus" ist aber nur eine andere nomenklatorische Bezeichnung für das, was ich hier nach GROSSER C. villosus nenne.1) K. FRITSCH (Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch., Wien, CXXI, S. 992) und G. V. HAYEK (Oesterr. bot. Zeitschr. 1912, S. 238) untersuchten Cytinus blütenbiologisch und geben C. ker- mesinus auf C. villosus an. SOLMS-LATJBASCH (1. c.) nennt als Nährpflanze C. albidus, ebenso ASCHERSON und GRAEBNER (Synopsis IV-) ; die beiden Angaben gehen vielleicht auf GAY zurück, den SOLMS zitiert; in der Mitteilung ASCHERSONS und GRAEBNERS soU es sicher ,,C. villosus" heißen, da C. albidus auf den istrianischen Inseln nicht vorkommt. E. RAY LANKASTER (1. c.) gibt als Nähr- pflanze C. albidus an. Schließlich stimmt auch die schon erwähnte Angabe in BATTANDIER und TRIBUT mit dem Vorkommen des C. kermesinus auf rotblühenden Cistus-Arten (alle als Nährpflanzen sichergestellte Arten der Sektion Eucistus sind rot blühend) überein. Somit geht aus meinen Beobachtungen und aus den Angaben der Literatur hervor, daß auch der "Parasitismus von C. kermesinus spezialisiert ist, daß e r a u f d e n W u r z e 1 n d e r rotblühende n Arten der S e k t i o n Eucistus v o r k o m m t. Nachgewiesen ist dies für Cistus albidus und für C. villosus s. 1. Bezüglich der Verbreitung des C. kermesinus kann ich mit- teilen, daß ich ihn aus Spanien, Südfrankreich, Korsika, Sizilien, Sardinien, Italien, von den liparischen und adriatischen Inseln2), 1) Vgl. auch Janchen, E., Die Cistaceen Oesteireich-lngarns in Mit- teilung, d. Natunv. Verein, a. d. Univ. Wien 1909. 2) Sichere Standorte: Istrien : Lussin (TOMMASINI!, J. KERNER!. NOE!, WlTTING!, WETTSTEIN !, M. F. MÜLLNER!, HAYEK !, JANCHEN!. HANDEL-MAZZETTl! u. v. a.1, Cherso (NOE!). — Dalmatien: Lesina (BOT- TERI!), Bra za (Herb. PORTENSCHLAG!, Herb. HOST!), Kurzola (BOTTERl!, WETTSTEIN!); — Punta d'Ostro und Castelnuovo (STÜDNICKA). — Corfu M'NGER!, SPRE1TZENHOFER!, KECH1NGER!), Cepha'onia (SPRE1TZENHOFER!). — Ob in Istrien überhaupt C. ochraceus vorkommt, ist noch ungeklärt, aber wahrscheinlich. Diesbezüglich kommt vor allem die Gegend von Pola in Istrien in Betracht. 1876 sammelte daselbst MARCHESETT1 einen Cytinus Studien über die systematische Gliederung von Cytinus Hypocistis L 93 aus Dalmatien , Griechenland , der Türkei und Kleinasien sah1)- Die einzige Angabe, welche dem eben mitgeteilten Ergebnis, betreffend die Spezialisierung des Parasitismus von C kermesinus widerspricht, finde ich bei J. BRIQUET in Prodrom, de 1. flore Corse I. 1910, p. 438. Er sagt dort: ,,Nos observations ne confirment pas l'opinion emise par FOUCAUD et SIMON (Trois sem. herb. Corse 1898, p. 157) relativement a la localisation de cette variete sur les Cistus villosus et corsicus" und führt C. H. var. kermesinus bei Cateraggio auf Cistus monspeliensis an. Ich schätze BmQUET zu sehr als Beobachter und Systematiker, als daß ich ohne weiteres einen Irrtum annehmen möchte; vielleicht lag ihm aber doch nur eine etwas abweichende Form von C. ochraceus vor; zu dieser Ver- mutung bestimmt mich der Umstand, daß in seiner Charakteristik ein paar Bemerkungen stehen, die doch auf den typischen kerme- sinus nicht ganz passen (,,bractees plus longues, d'un rouge vif au s o m m e t"2) Eine gute Abbildung von C. kermesinus fand ich in der Literatur noch nicht ; den Habitus gibt sehr gut wieder das Bild in KERNERs Pflanzenleben (2. Aufl., I. Bd., S. 188; reproduziert in der Bearbeitung durch A. HANSEN, II. Bd., S. 375). Die Be- schreibung der Blüte als „gelb" beruhte jedoch auf einem Irrtum und ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, daß KERNER die Angabe über die Blütenfarbe einem Werke entnahm, in welchem C. kermesinus von C. ochraceus nicht unterschieden war. Daß die abgebildete Pflanze weiße Blüten besaß, kann ich behaupten, weil ich seinerzeit die Skizze für das Bild nach Exemplaren von LUSSIN entwarf. auf C. salvifolius bei Punta Monumenti (Herb. zeöl. bot. Gesellsch.) ; von derselben Stelle mit der Angabe „auf Cistus salvifolins" liegt mir (Herb. zool. bot. Ges.) ein von TOMAIASINI gesammeltes Exemplar vor; im Herbarium des botan. Instituts der Universität Wien liegt ein von J FREYN gesammeltes Exemplar mit der Etikette „Gegend von Pola. Auf Cistus salvifolius bei Stignano. 27. Mai 1877." Den gleichen Standort mit der Nennung derselben Nährpflanze gibt FREYN in seiner „Flora von Süd-Istrien" (Verh. d. zool. bot. Gesellsch. XXVII, 1877, S. 417) an. Das voiliegende Herbarmaterial ist nicht gut genug, um eine sichere Entscheidung zu treffen, doch ka n n es zu C. oclirace.is gehören. Entweder liegt der einzige bisher bekannte Standort des Cyt. ochrace is im Gebiete der deutsch-österreichischen Flora oder ein (wenig wahrscheinliches) abnormes Vorkommen von C. kermesinus auf Cist. salvifolius vor. In beiden Fällen wäie eine Klarstellung wertvoll. 1) Von ausgegebenen ExsLcaten gehören hierher: HlJET DU PAVILLON Plantae Siculae, 173. — KOTSCHY, PI. p. ins. Cypro leetae 18(32, 751. - 2) Für nicht ausgeschlossen halte ich es, daß C. kermesinus wieder zwei, allerdings von einander schwer zu trennende Formen umfaßt, die mit 94 R- VON Wettstein: III. Eine dem C. kermesinus in der Färbung sehr ähnliche Rasse ist die auf den Kanarischen Inseln vorkommende, welche WEBB und BERTHELOT in Hist. nat. d. iles Canar. Tom III., pars 2, p. 429. (1836—50) als Cytinus Hypocistis var. canariensis bezeichneten, und die ich hier als Subspecies unter dem Namen C. canariensis aufführe. Die Pflanze hat wie C. kermesinus karminrote Bracteen und Vor- blätter, sowie weiße Blüten; sie unterscheidet sich aber von jenem leicht durch die völlig kahlen Stengelblätter, Bracteen, Vorblätter und Perianthien. Die Bracteen und Vorblätter sind wesentlich kürzer als die Blüten, weshalb diese schon zur Zeit der Vollblüte deutlich über dieselben hervorragen. Die Pflanze scheint oft auf- fallend reichblütig zu sein ; ich sah Exemplare mit bis zu 40 Blüten, was bei keiner zweiten Cytinus-Form vorkommt (vgl. Taf. II, Fig. 1-4). Die Frage nach den Nährpflanzen des C. canariensis ist nicht ganz geklärt. Ich sah kein Exemplar in Verbindung mit der Nähr- pflanze. Sicher ist, daß C. canariensis auf Cistus symphyti- folius Lam. var. vaginatus (DRYAND.) GROSSER, einem Repräsen- tanten der rotblühenden Sektion Rhodocistus (Spach) GROSS, vor- kommt. Diese Nährpflanze wird von WEBB und BERTHELOT (1. c.) angegeben; J. BRONMÜLLER, welcher in den Jahren 1900 und 1901 die Kanarischen Inseln bereiste1) und C. canariensis mehrmals sammelte2), teilt mir (14. Januar 1917) brieflich mit, daß er die Pflanzen stets auf C. vaginatus einsammelte. In seinem Herbare Parasitismus auf verschiedenen Pflanzen zusammenhängen. Wie oben erwähnt, habe ich — soweit Exemplare im Zusammenhang mit der Nährpflanze in Betracht kommen — C. kermesinus nur auf C. villosus s. 1. gesehen; alle diese Exemplare zeigten + behaarte Perianthien. GAY der (1. c.) in vortrefflicher Weise C. kermesinus von C. ochraceus schied, betonte ausdrücklich, daß der auf C. albidus wachsende Cytinus kahle Perianthien (,,glaberrimis") hat. In der Tat sah ich einzelne Exemplare von C. kermesinus aus Südfrankreich (ohne Nährpflanze) mit fast kahlen Perianthien. Ich kamt diese Frage momentan nicht klären, möchte aber auf sie aufmerksam machen. 1) Vgl. BORNMÜLLER, ]., Ergebnisse zweier botanischer Reisen nach Madeira und den Canarischen Inseln in ENGLEB, A., Botan. Jahrb. 33. Bd., 1904, S. 412. 2) Teneriffa: Esperaiua in pinetes, 800 m. s. m., Exs. Nr. 1208. — ■ La Palma: in pinetis supra El Paso. Exs. Nr. 2810. — Hierro: El Golfo. Exs. Nr. 2810 b. — Von dem ersterwähnten Standorte lagen mir Exemplare vor. — Ueberdies sah ich außer den im Texte erwähnten Exemplaren von HUSNOT solche von BOURGEAU (Teneriffa, region des Cistes au dessus de Guimar. 24. Juni. Plant. Canar. 1855) und von HiLLEBRAND (Teneiiffa). Studien über die systematische Gliederung von Oytinus Hypocistis L. 95 befindet sich auch ein Exemplar in Verbindung mit dieser Nähr- pflanze. HUSNOT gab C. canariensis in seinen Plant. Canar. anni 1866 sub Nr. 268 aus und bemerkt auf den Etiketten: „Sur le Cistus Berthelotianus, La Villa, Teneriffe". C. Berthelotianus ist aber der erwähnte C. symphytifolius. Dagegen ist es fraglich, ob C. canariensis nicht auch auf C.mons- peliensis vorkommt. WEBB und BERTHELOT geben (1. c.) auch diese Nährpflanze an; GAY sagt (1. c. p. 314) ,,specimen herb. Coss., a Perralderio in Teneriffa prope Guimar lectum — — — Cisti cujus- dam frustulo adhaerens, quod C. monspeliensem potius quam aliam quam vis generis speciem aemulatur" ; PITARD und PROUST (Les lies Canaries; flore de 1 'Archipel 1908, p. 336) erwähnen Cyünus von Teneriffa, Palma, Gomera und Hierro und setzen hinzu: ,,Pa- rasite des Cistus Monspeliensis et C. Berthelotianus d'apres Webb et BERTHELOT. Nous ne l'avons rencontre quc sur les lacines de la premiere espece". Herr I. BORNMÜLLER teilt mir mit, daß im Herbare HAUSSKNECHT inWeimar ein von Dr. KUGLER am 16. April 1895 bei Guimar auf Teneriffa gesammelte Pflanze mit dem Vermerke ,,auf Cistus monspeliensis" liegt1). Ich vermag unter den heute obwaltenden Verhältnissen diesen Widerspruch nicht aufzuklären ; als e r w i e s e n k a n n i c h vorläufig nur betrachten, daß C. canariensis a u f Cistus symphytifolius Lam. var. vaginatus (Dryand.) Grosser vorkommt. IV. E'ne ungemein auffallende, von den übrigen stark abwei- chende Form von Cytinus Hypocistis ist jene, welche mehrere Teil- nehmer an der 3. Wiener Universitäts-Reisc (u. a. JANCHEN, GINZ- BERGER, MORTON, VlERHAPPER) im April 1913 auf dem Djebel Bou Kournin bei Tunis auf Halimium umbellatum (L.) Spach sammelten, und die ich bei diesem Anlaß lebend sah. Sie unterscheidet sich von allen bisher besprochenen Formen (vgl. Taf. II, Fig. 17—20) durch die großen, die Bracteen und Vorblätter weit überragenden Blüten. Von C. canariensis ist sie überdies durch die Behaarung aller Teile, von C. kermesinus durch die intensiv gelben Blüten verschieden. Die Stengelblätter, Bracteen und Vorblätter waren karmin- bis zinnoberrot gefärbt. Ich nenne diese Sufospecies d macranthus. \) H. Schenck (Beitr. zur Kenntnis d. Veg. d. Canar. Ins. in Wissen- schaftliche Ergebnisse der d. Tiefsee-Exp. IL, 1, 1907) erwähnt nur S. 381 Cyst. Hyp. ohne Näheres über die Nährpflanze anzugeben. y»> R. von Wettstein: In Herbarien sali ich die Pflanze zweimal in Verbindung mit der NTährpflanze und beidemal ebenfalls auf Halimium. Die Standorte sind: „Ad montem Djebel prope Tingitem (Tanger), 28. IV. 1876. leg. E. HAOKEL" und „Algier, prope Stora auf Halimium lialimi- folium (L.). leg. CHOULBTTE" (Frag. flor. Alg. exs. 380). Für sehr wahrscheinlich halte ich es, daß es dieselbe Pflanze ist, welche CLUSIUS in Rarior. aliquot stirp. p. Hisp. observ. hist. p. 143 (1576) als Hypocistis lutea beschrieb und auf ,,Cistus folio Halimi 1" = Halimium lialimifolium (L.) angibt. In den Schausammlungen des Berliner botanischen Museums befindet sich ein Cytinus, welchen Professor D. L. IHELS 1910 in Algerien, auf dem Djebel Murdjadjo sammelte. Nach einem, mir von Prof. DfELs freundlichst übersendeten Stücke stimmt diese Pflanze mit C. macranthus überein. Auch von der Nährpflanze erhielt ich ein kleines Sproßstück; eine sichere Bestimmung der- selben war mir noch nicht möglich; vielleicht ist es Cistus hetero- phyllus Desf. Ob die von WILLKOMM bei Chiclana in Südspanien auf Hali- mium lialimifolium gesammelte Pflanze (Willk. exsicc. 507) hierher gehört, kann ich nicht entscheiden, da die mir vorliegenden Exem- plare zu schlecht erhalten sind; dasselbe gilt von einem im Berliner Herbare liegenden, von Graf SOLMS bei Lissabon auf Halimium lialimifolium gesammelten Exemplare. Wenn mir also auch nicht reichliches Material von C. macranthus vorliegt, so läßt sich doch demselben entnehmen, daß derselbe auf Halimium- Art en als Parasit vorkommt; ob er sich auch noch auf anderen Pflanzen findet (z. B. Cistus Jieterophyllus) muß ich vorläufig noch dahingestellt sein lassen. V. Im Anschluß an die Behandlung der im vorstehenden be- sprochenen Cy//flWS-Formen, die mir im wesentlichen geklärt er- scheinen, möchte ich noch einige Vorkommnisse erwähnen, zu deren Klärung reichlicheres Material und vor allem Beobachtungen an Ort und Stelle nötig wären. Von Kreta, den ägäischen Inseln und Cypern liegt mir in mehreren Exemplaren (Kreta bei Tybaki, leg. EBERSTALLER 1914. — Insel Gaudos südlich von Kreta, leg. J. DÖRFLER 1900.- Naxos, leg. LEONIS; Dörfler Flora Aegaea Nr. 105. Berge bei Kantara auf Cypern; Sintenis et Rigo Sters cypr. 1880, 508) ein Cytinus vor, welcher nach den Herbarexemplaren von C. macranthus schwer zu unterscheiden ist. Er stimmt mit diesem in der Blüten- Studien über die systematische Gliederung von Cytinus Hjpocistis L. 97 große, in der Färbung der lauten und der Bracteen, sowie in deren Behaarung überein, ist daher durch dieselben Merkmale wie C. ma- cranthus von den übrigen Cy/mus-Formen verschieden. Von C. ma- cranthus ist dieser Cytinus (vgl. Tai". II, Fig. 13—16) durch folgende Merkmale zu unterscheiden: Die männlichen Blüten besitzen eine nach oben allmäblig erweiterte trichterförmige Röhre, die unter den Perianthzipfeln nicht eingeschnürt ist, die Bracteen sind schmal und nur wenig konkav. Die Bracteen der weiblichen Blüten überragen den Fruchtknoten nicht oder nur wenig, sie sind lineal-länglich, stumpf, wenig bauschig. Bei C. macranthus ist die Röhre der männ- lichen Blüten oben eingeschnürt, unten bauchig erweitert; die Bracteen derselben sind breit und kahnförmig ausgehöhlt. Die Bracteen der weiblichen Blüten überragen deutlich den Frucht- knoten, sind breit verlängert, eiförmig und stark ausgebaucht. Ich nenne diese Form vorläufig als Subspecies C. Orientalis. Nur von einer Stelle (Tybaki auf Kreta) liegt mir dieser Cytinus in Verbindung mit der Xährpflanze vor; es ist dies nach der Be- stimmung von Prof. Dr. VIERHAPPER C. parvifolius (Lam.) (Set. Ledonella), von dem mir sonst bisher kein Cytinus bekannt ist. Auch auf Gaudos dürfte der Cytinus auf Cistus parvifolius vor- kommen, da DÖRFLER diesen an derselben Stelle sammelte Da dieser Cistus auch auf den anderen oben genannten Inseln vor- kommt, ist es immerhin sehr wahrscheinlich, daß C. parvifolius die Xährpflanze des Cytinus orientalis ist. Ferner möchte ich noch auf folgende Tatsachen aufmerksam machen. Im Herbarium des Wiener naturh. Hofmuseums liegt ein Exemplar eines Cytinus in Verbindung mit Fumana thymifolia (L .) Hai. von BAL ANS A 1848 bei Mostaganem in Algier gesammelt. Nach GAY sammelte auch CHAROY bei Aumale in xAlgier auf der I genannten Nährpflanze einen Cytinus und auch sonstige Angaben i deuten auf das Vorkommen eines Cytinus auf Fumana, bzw. ,,Helian- themu m" -Arten hin. Welcher Cytinus dies ist, konnte ich bisher nicht entscheiden, das von mir gesehene Exemplar war hierzu zu schlecht erhalten. A. TROTTER teilt in Bull. Soc. bot. Ital. 1906, p. 9—24 mit, daß er auf dem Mt. Pergolo bei Avellino fern von 98 R- V"N Wi iistkin: Studien über die systematische Gliederuog usw. jedem Cistus einen Cytinus in der Nähe von r/zy/nus-Pflanzen beobachtete. Waren nicht doch vielleicht diese nicht blühenden T/zywus-Pflanzeii Tumana thymifolia ? Dkkkaux gibt Cytinus auf Cistus Clusii rosmarinifolius Pourr., • nur Art ans der Sectio Halimioides Willk. bei Boghar in Algier an (Act. Sog. IJnn. d. Bord. Will, 1860 p. 174) und nach GAY (1. c.) findet sich ein derartiges Exemplar, von LEFRANC bei Batna in Algier gesammelt, im Herb. C«>s*OX. Auch über diesen Cytinus vermag ich nichts auszusagen. Inwiefern der Parasitismus der in dieser Abhandlung angeführten Cy//'n«s-Formen und -Arten streng spezialisiert ist, könnten vor allem Kulturversuche beweisen. Aufzucht von Cytinus aus Samen ist bisher nach HEIXRIOHER (Die Aufzucht n. Kultur d. paras. Samenpfl-, Jena 1910) noch nicht durchgeführt worden. Jedenfalls wäre bei Kulturversuchen mit Cytinus auf die hier sehr wahrschein- lich gemachte >pr/ialisierung des Parasitismus zu achten. Schließlich sei hier eine Uebersicht der hier besprochenen Cytinus- Formen mit Berücksichtigung ihrer bisher sicher gestellten Nährpflanzen gegeben : X ä h r p f 1 a n z e n: Cytinus - F o r m: 1. Cistus Sect. Rhodocistus . . C canariensis (Webb u. Berth).. Sect Eucistus . . . . C. kermesinus (Gussone). Sect. Ledonella . . . C. orientalis Wettst. — Sect. Stephanocarpus . C. ochraceus (Gussone). Sect. Ledonia . . . . C. ochraceus (Gussone). 2. Halimium C. macranthus Wettst. 3. Fumana C. ? Erklärung der Tafel II. Sämtliche Figuren sind bei gleicher Vergrößerung mit dem Zeichen- apparat gezeichnet; die natürliche Größe ist durch die beigesetzten Linien ange- deutet. Fig. 1, 5, 9, 13, 17 zeigen die $ Blüten von der Seite gesehen, Fig. 2, 6, 10, 14, 18 die 9 Blüten von der Innenseite. Fig. 3, 7, 11, 15, 19 zeigen die 6 Blüten von der Seiten-, Fig. 4, 8, 12, 16, 20 von der Innenansicht, b bedeutet in allen Fällen Deckblatt, v b Yorblatt. Hans Molisch: Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze usw. 99 Die verschiedene Form des Perianthraumes ist für die einzelnen rächte in dem Maße charakteristisch, wie es aus den Figuren hervorzugehen scheint, sie gibt nur genau das Aussehen der gezeichneten Blüten wieder. Fig. 1 — 4. Cytinus canariensis (Webb et Berth.), Exemplar: Teneriffa; Es- peranza leg. J. BORN MÜLL KR exs. 1208. Fig. 5 — 8. C. ochraceus (Gussone). Exemplar: Frankreich; Cannes, leg. Heilmann et Maupassant. Fig. 9 — -12. C. kermesinus (Gussone). Exemplar: Istrien; Insel Lussin. leg. Janchen. Fig. 13 — 16. C. Orientalis Wettst. Exemplar: Insel Gaudos, südlich von Kreta. leg. DÖRFLER. Fig. 17 — 20. C. macranthus Wettst. Exemplar: Djebel Bou Kournin bei Tunis. leg. Janchen. 10. Hans Molisch: Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze. Nr. 8: ÜDer einen Licht kristallisierbaren, organischen Körper bei Linaria-Arten. (Mit 3 Abb. im Text.) (Eingegangen am 2. Februar 1917). I. Wenn man die Epidermis des frischen Blattes von Linaria genistifolia Mill.1) in einen Tropfen dest. Wassers bringt, mit einem Deckglas bedeckt und unmittelbar darauf unterm Mikroskop beob- achtet, so erscheinen die Zellen zunächst frei von Kristallen. Aber schon nach einer oder ein paar Minuten bilden sich in den meisten Oberhautzellen ein bis viele Kristalle in Form von ein- fachen oder Zwillingssphäriten, Doppelpinseln, Hantelformen oder Prismen. In einem einzigen mikroskopischen Präparate sieht man viele Tausende solcher Kristalle. (Abb. 1.) Der fragliche Körper muß in sehr konzentrierter, nahezu ge- sättigter Lösung in der Oberhaut vorhanden sein und eine in reinem Wasser unlösliche oder sehr wenig lösliche Substanz darstellen. 1) Für die Beschaffung dieser Pflanze in größerer Menge bin ich den Herrn stud. phil. KARL HÖFLER und CHRISTIAN WlMMER zu großem Danke verpflichtet. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 7 100 Hans Molisch: Da der Körper aus den verletzten Zellen leicht heraus diffun- diert, entstehen auch sehr viele Kristalle in nächster Nachbarschaft außerhalb des Schnittes. Ihre Farbe ist schwach gelblich. Alkohol. Behandelt man die frisch abgezogene Oberhaut mit absol. Alkohol, so bilden sich dieselben oder ähnliche Kri- stalle. Die Sphärite und Sternaggregate herrschen hier vor. (Abb. 2.) Glyzerin wirkt ähnlich: es entstehen gleich nach der Ein- bettung die beschriebenen Kristalle. IS/ 1 1 g> £''//> .** 5 i ■ CD -s Abb. 1. Oberhaut des Blattes von Linaria genistifolia nach Behandlung mit Wasser. Es entstehen allenthalben gelbliche Kristalle. Vgr. 380. Azeton, Äther, Chloroform, Zuckerlösung und Xylol veranlassen auch das Auskristallisieren desselben Körpers. Auch bloßes Eintrocknen des Schnittes an der Luft führt zur Kristallisation. Salzsäure, Salpetersäure und Schwefelsäure — durchwegs lOprozentig — , ferner Oxalsäure (öproz.) und Essigsäure (konz.) bringen den Körper in den erwähnten Kristallformen zur Fällung. (Abb. 3.) Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze usw. 101 Alkalien. Verdünnte Sodalösung (10%) oder gesättigte Sodalösung färbt die Kristalle intensiv gelb, läßt sie aber ungelöst. Ebenso wirkt kohlensaures Kali (10 %). Abb. 2. Kristalle, entstanden in der Oberhaut des Blattes von Linaria geni- stifolia nach Behandlung mit Alkohol. Vgr. 650. Kalilauge, gleichgültig ob verdünnt oder konzentriert, löst «die Kristalle mit gelber Farbe. Ebenso Natronlauge, Barytwasser ! DO *fa cP *** dr §? cy "^ ■7" Vbb. 3. Kristalle aus der Oberhaut des Blattes von Linaria genistifolia nach Einwirkung von Schwefelsäure. Vgr. 550. und Ammoniak. — Legt man die Blätter in heiße Ammoniaklösung il %) und läßt dann bei gewöhnlicher Temperatur 1 — 2 Tage stehen, 7* 1Q2 Hans Moliscii: so geht der Körper mit gelber Farbe in Lösung und kann dann durch Neutralisierung mit verd. Salzsäure in Form von Kristallen o-ewonnen werden. Die mit Wasser gewaschenen Kristalle erscheinen farblos. Damit ist ein Weg gewiesen, wie der Körper auf bequeme- Weise aus der Pflanze in reiner Form für die Makroanalyse ge~ wonnen werden kann. II. Verteilung des Körpers in der Pflanze. Blatt. Die Hauptmenge des Körpers liegt in der Epidermis sowohl der Ober- als auch der Unterseite des Blattes. Wenn im Mesophyll überhaupt die Substanz auftritt, so sicherlich nur in geringer Menge. Der Prozentgehalt des Körpers in der Oberhaut muß, nach dem Kristallreichtum der mikroskopischen Präparate zu schließen,, ein sehr großer sein. Stengel. Auch hier kommt der Körper lokalisiert in großer Menge in der Oberhaut vor. Wurzel. Hier konnte ich den Körper nicht nachweisen, Blüte. Kelch, Blumenkrone und Stempel enthalten den. Körper in großer Menge. Same. Im Samen und in ganz jungen, erst mit den beiden Primordialblättern versehenen Keimlingen habe ich unsere Substanz vermißt. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß der Körper, abgesehen von der Wurzel, in der Oberhaut der ganzen Pflanze lokalisiert in großer Menge vorkommt und die Pflanze gewissermaßen in. konzentrierter Lösung einhüllt. III. Untersuchung anderer Arten. Linaria vulgaris. Geprüft wurden 20 cm hohe Pflanzen. Der Körper war hier nicht nachzuweisen. Linaria Cymbalaria. Blühende Pflanzen enthielten die Sub~ stanz nicht. Linaria origanifolia. Blühende Pflanze. Der Körper konnte- nicht nachgewiesen werden. Linaria jmrpurca. Die Untersuchung der blühenden Pflanze ergab ein negatives Resultat. Linaria tryphylla. In der blühenden Pflanze konnte der Körper nicht nachgewiesen werden. Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze usw. 103 Linaria macroura und Linaria versicolor verhalten sich ebenso. Linaria bipartita und L. reticulata enthalten hingegen den Körper reichlich und zwar in jener Verteilung, wie sie bei Linaria genistifolia geschildert wurde. Linaria spuria, L. elatine und Anthirrlünum majus gaben negative Resultate. Der hier beschriebene Körper weist in seiner Löslichkeit und seinem Verhalten gegenüber Alkalien eine gewisse Ähnlichkeit mit Hesperidinen auf. Darunter versteht TüNMANN1) alle jene Körper, .„welche die hauptsächlichsten Hesperidinreaktionen geben und für die eine chemische Analyse noch nicht vorliegt". Hesperidinkristalle lösen sich nicht in Wasser, Alkohol, Gly- zerin, Äther, Chloroform, Chloralhydrat, verd. Schwefelsäure, verd. und konz. Salzsäure und Salpetersäure. Sie lösen sich schwer in Ammoniak, Essigsäure, verschieden leicht im Kalk- und Baryt- wasser, hingegen leicht und mit gelber Farbe in verd, Kali- und ^Natronlauge. Darin stimmen die Kristalle von Linaria genistifolia so ziem- lich überein. Meine Zuckerprobe mit Napthol oder Thymol geben sie nicht. Ob es sich nun bei Linaria genistifolia tatsächlich um ein Hesperidin handelt oder um einen anderen besonderen Körper, dürfte sich nur durch eine makrochemische Analyse exakt beweisen lassen. Vielleicht gibt diese kurze Mitteilung einem Chemiker die Anregung, sich den Körper in größerer Menge zu verschaffen und auf Grund der vorliegenden Daten einer Makroanalyse zu unter- werfen. Die Samen von Linaria genistifolia sind bei der Samen- handlung von HAAGE -u. SCHMIDT in Erfurt leicht in großen Mengen keimfähig zu erhalten. Ich selbst habe die Pflanze in Beeten aus Samen kultiviert und mich überzeugt, daß sie vortreff- lich gedeiht. IV. Zusammenfassung. In der Oberhaut von Linaria genistifolia und einigen anderen Arten (Linaria bipartita und L. reticulata) findet sich in Form einer ziemlich gesättigten Lösung ein organischer Körper vor, der schon 1) TUNMANN, 0., Pflanzerjmikrochemie. Berlin 1913, p. 369—374:. Derselbe: Übor krystallinische Ausscheidungen in einigen Drogen (Hes- peridine) und über die physiolog. Bedeutung dieser Körper i. d. Pflanzen. "Verhandl. Naturforsch. Ges. Salzburg 1910, II, 1, S. 133. 104 Käu: Lew: kurze Zeit nach dem Abziehen der Epidermis im Wasser in großer Menge in Form von einfachen oder Zwillingssphäriten, Doppel- pinseln, Hantelformen oder Prismen auskristallisiert. Der Körper hat einige Ähnlichkeit mit Hesperidinen; ob er aber tatsächlich zu ihnen gehört oder mit ihnen verwandt ist, wird die Makroanal - entscheiden., II. Käte Low: Über Unterschiede in der Anatomie von Zweigen der Trauerbäume und der entsprechenden auf- rechten Formen. (Aus dem pflanzenphysiologischen Institut der k. k. Universität, Wien Nr. 99 der II. Folge.) (Mit Tafel III.) (Eingegangen am 2. Februar 1917.) Literatur. Untersuchungen an Trauerbäumen wurden häufig angestellt, um die Frage nach der Ursache des abnormen Wuchses und andere Fragen physiologischer und anatomischer Natur zu beantworten- Zahlreiche Autoren befaßten sich, von verschiedenen Gesichtspunkten aus, mit wechselnden Resultaten, mit der Erklärung des Hän Wuchses. Eine Zusammenstellung der diesbezüglichen Literatur findet sich in einer Arbeit BARANETZKYs1). Physiologische Unter- suchungen, betreffend die Schwerkraftwirkung auf Trauerbäume, wurden unter anderen von HABERLANDT2) und HERING3) durch- geführt. Weitaus geringer ist die Zahl der anatomischen Untersuchungen. Zum Nachweis der mechanischen Funktion der Bast- und Skleremchymelemente in der Rinde dikotyler Holzgewächse unter- 1) BARANETZKY J.( Ueber die Ursachen, welche die Richtungen der Aeste von Baum- und Straucharten bedingen. Flora 1901, p. 138. 2) HABERLANDT, G., Zur Statolithentheorie des Geotropismus. FRINGS- HEIM, Jahrb. f. w. Bot. 1903, Bd. XXXVIII, p. 457. 3) HERING, H., Untersuchungen über das Wachstum im eis gestellter Pflanzenorgane, PRJNGSHEBI, Jahrb. f. \v. Bot. 1904. Bd. XI, p. 545. Über Unterschiede in der Anatomie von Zweigen usw. 105 sucht TSOHIRCH1) vergleichsweise junge Zweige der aufrechten und Hängeform von Fraxinus excelsior und Salix caprea. Er findet besonders im ersten Falle bedeutend schwächere Ausbildung der Bast- und Sklerenchymelemente im Hängebaum. BARANETZKY2) vergleicht, zur Ergänzung seiner physiologischen Untersuchungen, die aufrechten und Hängeformen von Caragana arborescens, Ulmus montana und Fraxinus excelsior. Er gibt an, daß im Vergleich zu den aufrechten Formen, die Elemente des Holzkörpers der Hänge- arten schwächer verdickt sind. Bei der letztgenannten Hängeform findet er auffallende Förderung in der Ausbildung von Parenchym und Mark und langsame Entwicklung der mechanischen Elemente. Bezüglich der Erklärung des Herabhängens der Zweige schließt er sich der Ansicht VÖCHTINGS3) an, räumt aber histologischen Ver- hältnissen einen gewissen Einfluß ein. YYIEDERSHEIM4) beobachtet den Einfluß der Belastung auf das mechanische System in Hängezweigen. Bei dieser Gelegenheit untersucht er den Stammaufbau der Trauerformen von Fraxinus excelsior, Caiagana arborescens und Ulmus montana, im Vergleich zu dem der entsprechenden aufrechten Bäume, und bestätigt die Er- fahrungen BARANETZKYs. Bei Fagus silvatica, Sorbus aucuparia und Corylus avellana findet er keine konstanten Unterschiede, ebenso wenig bei Fraxinus excelsior, wie er der Ansicht TSCHlRCHs gegen- über ausdrücklich betont. Da 1 . die Anatomie der Trauerbäume im Vergleich zu der der normalen Formen bisher nur als Teilfrage neben Hauptfragen physio- logischer Art behandelt wurde, 2. in. der Literatur wechselnde Angaben vorliegen (Fraxinus excelsior) , 3. die Untersuchungen nicht an einer größeren Zahl von Indi- viduen einer Art, wie es zum Zwecke eines Vergleiches notwendig ist, vorgenommen wurden, veranlaßte mich mein verehrter Lehrer, Prof. Dr. HANS MOLISCH, den anatomischen Aufbau der Zweige von Trauerbäumen mit dem der entsprechenden aufrechten Formen zu vergleichen. 1) TSCH1RCH, A., Beitrag zur Kenntnis des mechanischen Gewebe- Systems. PR1NGSHE1M, Jahrb. f. w. Bot. 1885, Bd. XVI, p. 315. 2) BARANETZKY, J., 1. C. p. 138. 3) YÖCHTlNG, K., Ueber Organbildung im Pflanzenreiche. 1866, II. Teil, p. 78. 4) WIEDERSHEIM W. Ueber den Einfluß der Belastung auf die Ausbildung von Holz- und Bastkörpern beiTrauerbäumr-n. PRINGSHEIM, Jahrb. f. w. B- t. 1903 Bd. XXXVIII p. 41. 106 Käte Low: Material und Methode. Zu Vergleichszwecken können nur aufrechte und entsprechende Hängebäume verwendet werden, welche: 1. Der gleichen Art angehören. 2. Gleichaltrig sind. 3. I nter gleichen Verhältnissen leben. 4. In größerer Zahl vorhanden sind. Bezüglich des ersten Punktes könnte eingewendet werden, daß Kulturpflanzen dieser Anforderung nicht genügen können, da inner- halb einer Art zahlreiche Unterarten und Rassen usw. vorhanden sind. Diesem Einwand suchte ich dadurch zum Teil zu begegnen, daß ich immer eine möglichst große Zahl von Individuen einer Art, auch von verschiedenen Standorten, untersuchte. Die restlichen Bedingungen (Punkt 2—4) fand ich in Beständen von Baumschulen erfüllt, wo an mehreren Exemplaren einer Pflanzung von jungen, normalen Bäumen Hängeformen durch Pfropfung erzeugt werden, während der Rest normal weiter wächst, so daß dann die gleich- altrigen — aufrechte — und Hängebäume nebeneinander stehen, unter den gleichen Bedingungen aufgewachsen und in größerer Anzahl zur Verfügung sind. Ich entnahm das Material für meine Unter- Suchungen der städtischen Baumschule in Albern bei Wien und einer Baumschule in Brunn (Mähren). Zur Ergänzung prüfte ich auch einzelne Exemplare anderer Standorte. Ich verglich 1 -, 2- und 3jährige (manchmal 4jährige) Zweige des Hängebaumes mit den entsprechenden der aufrechten Form und zwar immer mehrere Zweige eines Indi- viduums in verschiedenen Internodien und mehrere Individuen einer Art. In allen Fällen, wo sich kein diesbezüglicher Vermerk findet, handelt es sich bei den untersuchten Vergleichsobjekten um junge Bäume. Die Messungen erfolgten am Querschnitt. Ich untersuchte aufrechte und Hängeformen von: Monis alba, Sopliora japonica, Caragana arborescens, Fraxinus excelsior, Corylus avellana, Sorbits aueuparia. Untersuchungen. A. Mortis alba. Zeit der Untersuchung: September 1916. Untersucht wurden 3 A und 3 ^ Bäume.1) (Albern.) I. Unterschiede im Aussehen. Monis alba p. ist ein echter Trauerbaum; die Zweige hängen von der Stelle der Pfropfung fast vertikal abwärts. Das Wachstum ist an den Spitzen 1) A = aufrecht, y = hängend. Über Unterschiede in der Anatomie von Zweigen usw. 107 gehemmt1). Die Zweige sind in terno dien reicher und die Interne dien bedeutend länger als die der dazu gehörigen normalen Pflanze. Scnst ist in Umfang und Beschaffenheit der Triebe äußerlich kein Unterschied zu beobachten. Die Blätter ven Monis alba p. sind, besonders an der am stärksten belichteten Seite, größer und kräftiger als die des aufrechten Baumes. II. Unterschiede im anatomischen Aufbau. I . Kurze Schilderung des Stammaufbaues. Die Epidermis bleibt bis zur zweiten Vegetationspei ic de erhalten. Das mehrschichtige, dickwandige Periderm entwickelt sich im zweiten Jahre. Die primäre Rinde enthält Kollenchym und Rindenparenchym ; in ihrem äußersten Teile schließen Sklerenchymz eilen zu einem Ring zusammen. Zu den starken, primären Bastbündeln kommt im zweiten Jahre eine breite Zone sekundärer Bastbelege dazu. Das Holz ist rekh an Libriformfasern und hat meist einreihige Markstrahlen. Die Markzellen sind dünnwandig. 2. Vergleich. Im Bau der aufrechten — verglichen mit dem der -Hängeform zeigen sich sehr auffallende und kon- stante Unterschiede; sie sind im Schnitt ohne weiteres ausein- anderzuhalten. Bedeutendster Unterschied-: Beschaffen- heit des mechanischen Systems. Er besteht in Menge und Ausbildung der Elemente. a) Mechanische Elemente der Rinde. Die primären Bastbündel werden bei der Trauerform später angelegt, als bei der aufrechten . Die sekundären Bastbelege entstehen beim normalen Baume in den letzten Internodien des zweijährigen Triebes, beim Hängebaum sind sie erst später zu beobachten. Die primären Bastbündel sind im ersten Jahre bei beiden Formen ungefähr gleich groß, im zweiten und dritten Jahre bei der Hängeform viel kleiner und unregel- mäßiger, oft nur als schmale Streifen ausgebildet. Der sekundäre Bastbelag besteht beim normalen Baume aus einem breiten Ringe von einzelnen Bast- fasern, beim Hängebaum aus kleinen Komplexen von Bastzellen. Die Zell- w ä n d e der primären Bastbündel und der Bastzellen des sekundären Bast- belages sind im normalen Stamme mächtig verdickt, das Lumen schlitzförmig < der unsichtbar. Die Wände der primären Bündel im Hängebaum sind sehr zart (im ersten Jahre von denen der Parenchymzellen nicht zu unterscheiden), später durch den Druck der umliegenden Gewebe zusammengepreßt, so daß das Lumen zum Verschwinden kommt. Aehnliche Beschaffenheit zeigen die sekundären Bastbelege, doch sind die Zellwände noch dünner, vom umgebenden Bastparenchym nur durch die auffallende Faltung abgegrenzt. (Bedeuten- der Unterschied). Das Kollenchym ist besonders im ersten Jahre im aufrechten Baume stärker ausgebildet. Später ist dieser Unterschied undeutlich, da das Kollenchym vom Sklerenchymring verdeckt wird. Das Sklerenchym tritt im Hängebaum frühzeitiger auf und ist in allen Jahren elort stärker ausgebildet, wie um die schwachen Bastelemente zu ersetzen. b) Mechanische Elemente des Holzes. Im Hängebaum sind die Libriformelemente in germgerer Menge vorhanden als im aufrechten, die Zellwände viel dünner. (Am deutlich- 1) VÖCHT1NG, H., I.e. p. 78. 108 \\\i\. Low: .^teii im ersten Jahre.) Der Unterschied ist weniger auffallend als im Bastteil, aber konstant. Im Gegensatz zu Bast und Holz sind Rindenparen- chym und Mark im Hängebaum stärker ausgebildet. ] »ieses Merk' ist aber nicht ganz konstant. B. Sophora Japonica. Mai 1916 und November 1916. Untersucht wurden: 3 ^ und 4 ^ Bäume (Brunn), 1 ^ und 1 y Baum, beides ältere Exem- plare (Albern). 1. Unterschiede im Aussehen. Kurze Schilderung des Stammaufbaues. Sophora japonica p. ist eine echte Trauerform, die Zweige hängen veri abwärts. Das Wachstum ist an den Spitzen gehemmt. Neue Zweige inseri auf der Höhe der Krümmung der älteren, so daß eine Schirmform zustande kommt. Die Hängeform ist \ iel reicher verzweigt, die Internodien der Zweige sind kürzer als die der aufrechten. In Stärke und Beschaffenheit der Triebe ist äußerlich kein Unterschied festzusteller . Der Hängebaum hat etwas groß« re und kräftigere Blätter, die später abfallen, als die des normalen Baumes II. Unterschiede im anatomischen Aufbau. Die Epidermis besitzt einen krustenförmigen Wachsüberzug und eine starke Kutikula; sie bleibt bis zum vierten Jahre erhalten, dann erst tritt Peridermbildung ein. Die primäre Kinde enthält mehrschichtiges Kollenchym; welches in dünnwandiges Rjndenparenchym übergeht. Die großen, primären Bastbündel werden durch einzelne Steinzellen, später durch Sklerench] gruppen zu einem Ringe geschlossen. In der sekundären Rinde sind außer kleinere Bastgruppen in mehreren Lagen ausgebildet. Das Holz ist gefäßreich; die Markzellen haben kräftige, getüpfelte Wände. 2. V e r g 1 e i c h. Die aufrechte und Hängeform von Sophora japonia sind a n a t o m i s c h s e Ji r s t a r k v o n e i n a n d e r v e r - schieden. Die Unters c h i e d e sind konstant. Sie sind im Bau der älteren Bäume noch deutlicher ausgeprägt. I >ie aulrechte und die Trauerform sind im Schnitt < hne weiteres auseinander zu halten. Bedeutendster U n t e rschied : Behaffenheit des mechanischen Syste m s. E r best e li t nicht i n a L le n F ä l le n in d e r M e n g <• . \ o r w i e g e n d i n d er Ausbild u der mechanischen El e m e n t e. a) Mechanische Elemente der Rinde. Die p r i m ä r e n B a s t b ü n d e 1 u n d Ski e r e n c h y in - g ruppen sind bei beiden Formen im ersten Jahre fast gleich groß, in Avn späteren Jahren sind sie beim Hängebaum individuenärmer, der King ist schmäler. Die s e k u n d ä r e n B a s t b e 1 e g e werden im Trauerbaum später und meist in viel geringerer Menge angelegt, als im aufrechten. So be- stehen sie in einigen Fällen im aufrechten Baum aus \ ier oder mehr Lagen. von Bastbündeln, im hängenden aus unregelmäßig verstreuten kleinen Bast- gruppen; zuweilen aber beobachtet man bei beiden Formen die gleiche Menge Über Unterschiede in der Anatomie von Zweigen usw. 109' vcn Bastbelegen. Die Zell wände der primären Bastbündel und der sekundären Bastbelege sind im normalen Zweige durchwegs mächtig verdickt, das Lumen ist punkt- oder spaltförmig, die Wandungen der gleichen Elemente des Hängezweiges sind zart, das Lumen ist weit. (Bedeutender Unterschied) Das Kollenchym zeigt in seiner Größe und Ausbildung keine kcnstantcn l nterschiede. b) Mechanische Elemente des Holzes. Di e L i b r i f o r m e 1 e m ente des aufrechten Baumes sind durch- wegs stärker ausgebildet als die des Hängebaumes, doch ist der Unterschied weniger auffallend als im Bastteil. Rinde nparenchym und Mark sind gewöhnlich im Trauerbaum umfangreicher als im normalen. Ersteres ist besonders deutlich an den untersuchten Zweigen der älteren Bäume zu beobachten, wo im zweiten und dritten Jahre das Rindenparenchym beim auf- rechten vollkommen fehlt, während es beim Hängebaum sehr stark entwickelt ist. Die Epidermis junger Hängezweige zeigt meist reicheren Haar- besatz als die der entsprechenden aufrechten. C. Caragana arborescens. Dezember 1915 und Oktober 1916. Untersucht wurden: 6 ^ und 4 X Bäume (Albern). 6 ^ und 4 ^ Bäume (Brunn) . 1 ^ Baum mit ^ Trieben aus der Unter- lage. I. Unterschiede im Aussehen. . Caragana arborescens p. ist ein echter Trauerb räum ; die Zweige hängen fast vertikal a on der Stelle der Pfropfung abwärts. Das Wachstum ist an den Spitzen gehemmt. Der Hängebaum ist weiter verzweigt, blüht reicher und verliert später das Laub als der aufrechte. Die Hängezweige sind gleich stark, in vielen Fällen stärker, als die gleichaltrigen normalen; in ihrer Be- schaffenheit ist äußerlich kein Unterschied zu beobachten. II. Unterschiede im anatomischen Aufbau. 1 . Kurze Schilderung des S t a m m a u f b a u e s. Die Epidermis wird sehen in der ersten Vegetationsperiode abgeblättert, l'nterhalb der Epidermis verlaufen starke Bastrippen längs des Stammes. Peridermbüdung erfolgt sehen in den jüngsten Internodien. In das Rinden- parenchym sind große primäre Bastbündel eingelagert. Im daruntergelegenen Teile der sekundären Rinde wechseln tangential angeordnete Bastbelege mit Siebröhren und Bastparenchymplatten ab. Das Holz ist reich an Libri- f< rmelementen ; das Mark ist kleinzellig. 2. Vergleich. Bei allen untersuchten Bäumen w arden, m i t einer A u s n a h m e , sehr auffalle n de und konstante Unterschiede zwischen der aufrechten und Hänge- f o r m g e f u n d e n. Diese ist im Schnitt ohne weiteres kenntlich. HO Käte Low: Bedeutendster Unterschied: Beschaffenheit des mechanischen Syste m s. E r b e s t e h i nicht in der Menge, sondern in der Ausbil d u n g der mechanischen E 1 e m e n t e. a) Mechanische Elemente der Rinde. Die primären Bastbündel werden bei der Trauerform etwas später ange- legt als bei der aufrechten. In der Größe des Bastteiles1), in Menge und Ausdehnung der primären B a s t b ü n d c 1 und der sekundär ■entstehenden Bastbä n d e r besteht kein Unterschied. In einigen Fällen scheint die Bastproduktion beim Hängebaum auffallend erhöht, wie um die Schwäche der einzelnen Faser auszugleichen. Alle Wände der Bastzellen sind beim aufrechten Baum mächtig verdickt, das Lumen punktförmig oder unsichtbai; beim Hängebaum sind sie sehr zart und durch ■den Druck der umgebenden Gewebe etwas zusammengepreßt. (Bedeuten - •der Untcrschie d.) b) Mechanische Elemente des Holzes. Die Wände der L i b r i f o rmzellen sind beim Hängebaum schwächer als die der aufrechten Form. Der Unterschied ist weniger auffallend als der des Bastteiles, aber ebenso konstant. Das Holz des aufrechten Baumes ist frühzeitiger vollkommen ausgebildet als das der Hängeform. In der Größe besteht kein Unterschied. Die Markzellen des Trauerbaumes haben weitere Lumina und dünnere Wände als die des normalen. In einem Falle war bei einem aufrechten Baume der Raum des Markes ven einem Nest von Steinzellen erfüllt. In der Ausbildung des Periderms, Rindenparenchy m s , der Bastrippen unter der Epidermis wurde kein konstanter Unterschied beobachtet. Unter 15 untersuchten Hängebäumen fanden sich bei einem Exemplare ■die erwähnten Unterschiede der Ausbildung nur in einjährigen Zweigen. Die zwei- und dreijährigen Hängetriebe waren ebenso gebaut wie die entsprechen- der aufrechten. D. Fraxinus excelsior. Januar 1916 und Oktober 1916. Untersucht wurden: 6 ^ und 6 ^ Bäume (Brunn). 1 ^ alter Baum, ein kleiner Teil der Aeste hängt abwärts. (Bot. Garten, Wien.) I. Unterschiede im Aussehen. Fraxinus excelsior p. ist nicht als echter Trauerbaum zu bezeichnen. Es kommen außer den herabhängenden Trieben (wie sie Caragana oder Mortis zeigen) horizontale oder geneigt nach aufwärts gerichtete vor; diese senken sich später, oder verbleiben in ihier Stellung, so daß auf diese Weise eine all- mähliche Erbebung des Hängebaumes stattfinden kann2). Das Wachstum ist and en Spitzen nicht gehemmt. Beim Hängebaum überwiegt die Zahl der 1) , .Bastteil" = Zone, welche die sekundäre Rinde von den primären Bastbündeln bis zum Verdickungsring umfaßt. 2) YÖCHTING, K.: I.e. p. 83. Über Unterschiede in der Anatomie von Zweigen usw. 11t Langtiiebe, beim aufrechten dis der Kurztiiebe. Eistere haben wohl längeie, aber .nicht schlankere Intemodien als der entsprschende normale Baum1). In der Beschaffenheit der Zweige ist äußerlich sonst kein Unterschied zu beobachten. II. Unterschiede im anatomischen Aufbau. 1 . Kurze Schilderung des Stammaufbaues. Die Epidermis wird im zweiten Jahre abgestreift; während der ersten Vegetationsperiode entsteht das großzellige Periderm. Die primäre Rinde besteht aus mehrschichtigem Kollenchym und dünnwandigem Rindenparen- chym, in welchem Steinzellen verstreut liegen . Die sekundäre Rinde enthält außer den starken primären Bastbündeln, welche zuerst durch vereinzelte- Sklerenchymzellen, später durch Sklerenchymgruppen zu einem Ringe ver- einigt werden, keine weiteren Festigkeitselemente. Das Holz ist in vielen Fällen abnorm gebaut; bei zwei- und dreijährigen Zweigen schalten sich zwischen die Jahresringe schmälere Streifen ein, die gefäßles, oder mit sehr engen Gefäßen versehen sind. Das Mark besteht aus starkwandigen Zellen, Steinzellen sind zwischen ihnen verstreut. 2. Vergleich. Langtriebe. Im Aufbau der normalen — ■ ver- glichen mit dem der Hängeform wurden Unterschiede beobachtet; doch sind sie sehr geringfügig oder nicht konstant. In der Ausbildung des mechanischen Systems besteht insofern ein Unterschied, als ein Teil der Elemente (Sklerenchym) beim Hängebaum etwas später angelegt wird, daher sind im ersten Jahre die zu erwähnenden Unterschiede deutlich, im zwei- ten und dritten Jahre weder deutlich noch kon- stant. a) Mechanische Elemente der Rinde. Im ersten Jahre sind die Bastbündel des aufrechten Baumes größer und regelmäßiger, die Wände der Bastzellen .stärker verdickt als- beim Hängebaum. Der Unterschied ist unbedeutend und in den späteren Jahren nicht konstant. Die Ausbildung des Sklerenchyms im Hängebaum ist abwechselnd stärker oder schwächer als im normalen. Das Kollenchym des aufrechten Baumes ist in allen Fällen etwas breiter und weist stärkere Eckenverdickung auf als das der Trauerform. Der Unterschied ist gering- fügig. b) Mechanische Elemente des Holzes. Das Holz ist im allgemeinen in aufrechten Bäumen frühzeitiger voll- kommen ausgebildet. Sonst besteht weder in der Größe des Holzteiles, noch in der Beschaffenheit seiner Bestandteile (Gefäße, Libriformfasern, Mark- strahlen usw.) ein konstanter Unterschied. Ebensowenig konnte ich in der Ausbildung von Mark und Rindenparenchym konstante Unter- schiede finden.2) 1) BARANETZKY, J.: 1. C. p. 220. 2) BARANETZKY findet Rindenparenchym und Mark des Hänge- baumes auffallend stärker ausgebildet. 1. c p 220. 112 Käte Low: Im zweiten Jahre überwiegt die Peridermbildung im Hänge- baum die des aufrechten; diese Verschiedenheil wird später wieder ausge- glichen. Kurz triebe. Etwas regelmäßiger und deutlicher sind die Unter- schiede beim Vergleiche der Kurztriebe der beiden Formen zu beobachten; sm Verschiedenheiten in der Ausbildung \<>n I'> a s t , Ski e r e n c h y m und Kollenchy m . Der Holzkörper ist im aufrechten Triebe frühzeitiger zur Gänze ausgebildet und umfangreicher, dagegen ist im Hängetrieb Rinden- parenchy m in größerer Menge vorhanden. Markanter als die anatomischen Unterschiede gleichartiger Triebe der beiden Baumformen sind die zwischen Lang- und Kurz trieb des gleichen Baumes bestehenden. Und zwar beim Hängebaum, wie auch makroskopisch sichtbar, deutlicher ausgeprägt. E. Corylus avellana. April 1916 und November 1916. Untersucht wurden: 3 ^ und 3 ^ Bäume (Albern). I. Unterschiede im Aussehen. Corylus avellana p. zeigt keinen ausgesprochenen Trauertypus. Die Zweige hängen in mehr oder weniger großem Winkel zur Lotlinie abwärts. Im Zentrum der Krone über der Propfungsstelle richten sie sich auf; die End- teile und die Triebe nächster Ordnung senken sich gewöhnlich wieder; das Wachstum ist an den Spitzen nicht gehemmt. In Stärke und Beschaffenheit der Zweige ist äußerlich kern Unterschied zu beobachten, außer daß die jungen Hingetriebe reicher behaart sind als die entsprechenden aufrechten. II. Unterschiede im anatomischen Aufbau. 1 . Kurze Schilderung des Stamnuufb a u e s. Die Epidermis überdauert die erste Vegetationsperiode. Das mehr- schichtige Periderm ist schon im ersten Internodium des ersten Jahres vor- handen. Die primäre Rinde enthält Kollenchym und Rindenparenchym, die sekundäre Rinde starke primäre Bistbündel, die sich mit um- und zwischen- gelagerten Steinzellen zu einem Ring schließen. In mehrjährigen Zweigen -überwiegt das Sklerenchym. Im äußersten Teile der sekundären Rinde, in der Nähe des Verdickungsringes, treten zuerst einzelne Bastzellen, später radial am Umfang angeordnete Bastgruppen auf. Das Holz ist auffallend reich an kleinen Gefäßen, welche dicht übereinander liegen. Die Markstrahlen sind ein- reihig, das Mark hat große, dickwandige Zellen. 2. Vergleich. Im anatomischen Stammaufbau sind Unterschiede vorhanden, doch sind sie geringfügig oder nicht konstant. Die beiden Formen sind im Schnitt nicht ohne weiteres zu unterscheiden. Das mechanische System ist fast in glei- cher Weise ausgebildet. Da, wo zwischen beiden Formen Unter- schiede vorhanden sind, bestehen sie in der Menge der Elemente und sind, A\ie bei Fraxinus, im ersten Jahre deutlicher ausgeprägt. Über Unterschiede in der Anatomie von Zweigen usw. U3 a) Mechanische Elemente der Rinde. Der Bast teil ist beim aufrechten und Hängebaum ungefähr gleich stark. Der Ring aus Bast- und Skleren ohymgruppen ist am deutlichsten im ersten Jahre, aber auch in den folgenden, beim Hängebaum schmäler als beim aufrechten; die Bast- und Sklerenchymgruppen, besonders die ersteren, sind individuenärmer, die Zellen etwas kleiner. Der Unterschied ist imbedeutend. Die sekundär entstandenen Bastbündel sind bei beiden Formen in gleicher Menge und Beschaffenheit vorhanden. b) Mechanische Elemente des Holzes. Sie zeigen in ihrer Ausbildung bei aufrechten und Trauerbäumen keinen Unterschied. Im ersten jähre ist der Ho 12 te i 1 des Trauerbaumes, später •der des normalen, umfangreicher. Ersterer hat mehr Gefäße. In Größe und Ausbildung des Markes bestehen zwischen beiden Formen keine konstanten Unterschiede. Die E pidermis der jungen Hängetriebe weist dichter -angeordnete und längere Haare auf als die der aufrechten. Die restlichen Bestandteile des Stammaufbaues zeigen keine oder keine konstanten Unter- schiede. F. Sorbus aueuparia. Juni 1916. Untersucht wurden: 3^ und 3^ Bäume (Albern). I. Unterschiede im Aussehen. Sorbus aueuparia p. stellt keine ausgesprochene Trauerform dar. Die Zweige hängen bogenförmig oder in mehrfacher Krümmung abwärts Zweige welche im Zentrum der Krone oder auf der Höhe der Krümmung inserieren' .sind oft vollkommen aufgerichtet. Auch zweijährige Zweige haben diese Stellung' Das Wachstum ist an den Spitzen nicht gehemmt. In Stärke und Aussehen •der Zweige der beiden Formen ist äußerlich kein Unterschied zu beobachten Die Blatter des Hängebaumes sind etwas größer und kräftiger als die des aufrechten. Die Triebe des normalen Baumes*) sind auch vielfach und in ver- schiedenen Richtungen gekrümmt und sind oft, so zum Beispiel wenn sie Früchte tragen, in ähnlicher Weise nach abwärts gerichtet wie die der Trauerformen. II. Unterschiede im anatomischen Aufbau. 1 . Kurze Schilderung des Stammaufbaues. Die Epidermis bleibt bis zum zweiten Jahre erhalten. Schon im ersten Internodium des einjährigen Zweiges ist Periderm vorhanden. Die primäre Kinde enthalt Kollenchym, Rindenparenchym, niemals Steinzellen. In der sekundären Rinde liegen die großen primären Bastbündel; später werden weitere Bastbelege ausgebildet. Das Holz ist gefäßreich; zwischen den dünnwandigen Markzellen ist Sklerenchym eingelagert. 2. Vergleich. Im anatomischen Aufbau v o n Sorbus aueuparia u n d der Hangeform sind in allen Jahren konstante i nterschiede nicht zu beob a chten. 1) Es sind junge Bäume gemeint. < 4 i Kä i E L«>w: Die beiden Formen können im Schnitt nur im ersten und dritten Jahre mit einiger Sicherheit bestimmt werden. Auch hier werden die Festigkeitselemente im Hängebaum viel später ausgebildet, so daß sich der einjährige Zweig des Trauerbau. noch deutlieh vom normalen unterscheidet. In zweijährigen Zweigen ist die Beschaffenheit wechselnd, bei verschiedenen Exemplaren und verschiedenen Zweigen desselben Exemplares verschieden . [m dritten Jahre bestehen gewisse ki n star te Unterschiede. a) Mechanische Elemente der Kinde. Die primären Bastb ü n d e 1 sind beim aufrechten Baume schon in den ersten Internodien des ersten " Jahres vollkommen ausgebild« während sie beim Hängebaum entweder erst angelegt sind, oder doch aul- fallend schwächer verdickte Zellwände haben. In zweijährigen Zweigen i,t die Ausbildung abwechselnd bei der aufrechten oder der Hängeform kräftige r. Die sekundären Bastbelege entstehen im zweiten Jahre und sind hier bei verschiedenen aufrechten und hängenden Vergleichsobjekten in dej Anlage vorhanden oder sie fehlen. Im dritten Jahre waren sie in allen unter- suchten Zweigen des normalen Baumes vorhanden und fehlten beim Hänge- baum. b) Mechanische Elemente des Holzes. In Menge und Ausbildung der m e c h a n i s c h e n E 1 e m onte des Holzes besteht kein Unterschied. Der Holzteil wird im normalen Baume früher ausgebildet und ist bei zweijährigen Zweigen dort umfangreicher. Im drittem Jahre ist der Unter- schied nicht mehr konstant. Die parenehymatischen Elemente überwiegen im erst i Jahre bei den Hängezweigen, später wird der Unterschied ausgeglichen. Resultate der Untersuchungen. 1. Beim Vergleich der untersuchten Trauerbäume mit den entsprechenden aufrechten Formen wurden im anatomischen Stamm- aufbau Unterschiede beobachtet, die bei den verschiedenen Baum- arten mit mehr oder weniger großer Deutlichkeit und Konstanz in Erscheinung treten. Sie sind: a) Auffallend und konstant (bei Monis, Sophora und Caragana). b) Geringfügig oder weniger konstant (bei Fraxinus und Corylus). c) Nicht konstant (bei Sorbus). 2. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die Beschaffen- heit des mechanischen Systems. Die mechanischen Elemente der Rinde und des Holzes, Bast- und Libriformfasern, sind im Hänge- baum: a) In geringerer Menge und bedeutend schwächerer Ausbildung vorhanden als im entsprechenden aufrechten Baum {Morus). Über Unterschiede in der Anatomie von Zweigen usw. 115 b) Sie sind nicht vermindert, aber am Querschnitt bedeutend dünnwandiger als die der normalen Pflanze (Caragana, Sophora). c) Sie sind in gleicher Menge und Ausbildung wie im normalen Baum entwickelt, oder zeigen nur geringfügige Unterschiede, werden aber später angelegt. (Fraxinus, Corylus, Sorbus). 3. Zeigt der Baum typischen Hängewuchs, so ist das mechanische System, verglichen mit dem des normalen, auffallend schwächer entwickelt. (Morus, Sophora, Caragana); zeigt er keine ausge- sprochene Trauerform, so ist es um weniges schwächer oder gleich stark ausgebildet (Fraxinus, Corylus, Sorbus). 4. Die Unterschiede im mechanischen Anteil des Holzes der Vergleichsobjekte sind viel weniger auffallend als die des Bastteiles. 5. Der Holzteil ist in aufrechten Zweigen meist frühzeitiger zur Gänze entwickelt als der der hängenden. 6. Die Ausbildung von Rindenparenchym und Mark ist in einigen Fällen im Hängebaum gefördert. 7. Die Epidermis der Hängeform von Sophora und Corylus zeigt reicheren Haarbesatz als die der aufrechten. 8. Bei Fraxinus excelsior p. konnte ich weder abweichende Be- schaffenheit des mechanischen Teiles1), noch auffallende Förderung der parenchymatischen Elemente2) beobachten. 9. Aeußerlich bestehen in Umfang und Beschaffenheit der auf- rechten und Hängezweige keine oder nur sehr geringfügige Unter- schiede. 10. Bei Morus, Sophora und Sorbus sind die Blätter des Hänge- baumes etwas größer und kräftiger als die der normalen Form. Die in den Punkten 2 und 3 angeführten Tatsachen finden eine Erklärimg in der Annahme, daß die Faktoren: „Mangelhafte Aus- bildung der spezifisch mechanischen Elemente" und „Abnorme Wachstumsrichtung" einander gegenseitig wenigstens zum Teil be- dingen. Ad 4. Nach SüH WENDENER3) und HABERLANDT4) dienen die Bastelemente der Rinde nur in jungen Zweigen spezifisch mecha- nischen Zwecken, während im späteren Alter die mechanischen Ele- mente des Holzes allein diese Funktion übernehmen. Es ist möglich, daß demzufolge bei älteren, aufrechten und Hängezweigen der Unterschied des Bastteiles gegen den des Holzes zurücktritt. 1) Wie TSCHIRCH sie durchwegs findet, 1. c. p. 315. 2) Wie BARANETZKY konstatiert, 1. c. p. 138. 3) SCHWENDENER, S.: Das mechanische Prinzip im Aufbau des Mono- kotylen-Stammes, Basel 1874, p. 142. 4) Haberlandt, G. : Physiologische Pflanzenanatomie 1909, p. 141. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 8 116 Käte Lr>w: Ad 10. Nach MOLISCH1) erscheint es möglich, daß bei Hänge- bäumen die Veredlungsstelle eine Stauung der Assimilate und infolgedessen reichere Ernährung der Blätter verursacht. Es sei mir gestattet, an dieser Stelle meinem hochverehrten Lehrer, Prof. Dr. HANS MOLlSüH, für das wohlwollende Interesse, das er meiner Arbeit entgegenbrachte, meinen aufrichtigsten Dank zu sagen. Erklärung der Tabellen. Um einen tunlichst genauen Vergleich zu ermöglichen, wurden Messungen ausgeführt. Es wurden bei jedem untersuchten Exemplar des aufrechten und Hängetypus mehrere ein- bis vierjährige Zweige in verschiedenen Internodien gemessen und die gewonnenen Werte verglichen. Die in den Längsreüien der Tabelle stehenden Zahlen geben den Querdurchmesser des zu Häupten der Reihe genannten Stammanteiles an. Die Zahlen je zweier, untere inander- stehender Querreihen geben zum Vergleich die Werte bei der aufrechten (^) und der Hängeform (^) des untersuchten Baumes an, der in der ersten Rubrik genannt ist. Und zwar werden je zwei Vergleichsobjekte einer Baumart mit einer römischen Ziffer und dem Anfangsbuchstaben des Gattungsnamens, Alterund Internodium mit arabischen Ziffern bezeichnet. CI. lj. 1. J. bedeutet Caraganal, einjährig, 1. Internodium. Die Zahlen sind Durchschnittswerte, die Größen sind in /* angegeben. Es erfolgten zahlreiche Messungen. Die im folgenden angeführten beziehen sich auf: /. Mortis alba, II. Sophora japonica, III. Fraxinus excelsior. Mortis alba. Kollen- chym Skleren- chym RindeDp. Bündel2) Holz Mark Mi, lj 4. J J54-6 J 546 54-6 36-4 91 0 309-4 273 1656-2 1820 Mn, lj. 6 J. J64 6 f 36.4 72-8 546 91 72-8 400 3458 1092 1492 Mi, 2j. 9 J. ? 36-4 0 364 43 5 50-9 91 54-6 382-2 105-5 1820 2147 1916. 1) MOLISCH, H.: Pflanzenphysiologie als Theorie der Gärtnerei, Jena 2) „Bündel" = primäre Bastbündel. Über Unterschiede in der Anatomie zon Zweigen usw. 117 Kollen- chym Skleren- chym Rindenp. Bündel1) Holz Mark Mll, 2j. 8 J. JM-6 J 36 4 0 0 64-6 72.8 109-2 728 946-4 637 1820 2457 Ml, 3j. 1. J. | 54 6 ^ 36-4 54-6 36-4 72-8 91 728 2056 1383 1820 2002 Mll, 3j. 1. J. J72-8 J364 36-4 91 54-6 728 91 54-6 1547 2574 1720*8 1820 Sophora japonica. Epider- mis Kollen- chym Rinden- par. Bündel1) Holz Mark Si,lj. 1. J. 18-2 36-4 364 54-6 546 546 54-6 54-6 163-8 582.4 182 0 600 6 Sil, lj. 3. J. 364 36-4 54-6 36-4 546 72-8 36-4 36-4 4366 145-6 527-8 491-4 Sn,2j. 2. J. Sin, 2j. 1. J. Si, 3j 1. J. 36-4 36-4 546 54-6 364 54-6 72-8 546 762-4 5460 3b-4 18-2 91-0 1092 0 728 910 72-8 418-6 1437.8 364 54-6 54-6 54-6 72-8 910 36.4 10738 891-8 418-6 582.4 527-8 6734-0 5096-0 6916-0 Sm,4j. 1. J. ! 36-4 36-4 91-0 910 0 127-4 54-6 72-8 2911-0 20930 1) „Bündel" = primäre Bastbündel. 762-4 1001-0 8* 118 Kate Low: Ueber Unterschiede in der Anatomie von Zweigen usw. fraxinus excelsior. Periderm Kollen- chym Rinden- par. Bündel1) Holz Mark Fl, lj. 1. J. L. 1 '28 1 ? 728 i 91-0 91-0 218-4 3640 91*0 72-8 435 0 473-2 2002(i 2(193-0 '• FlI. 2.j. 1. J., i 72-8 72-8 54-6 200-2 200-2 91-0 910 7624 8008 2689-0 23650 Fiii,3.j. l.J. L. Ill-O | 91-0 910 72-8 618-6 345-8 91-0 91-0 1265-8 828-4 3094H 22750 Fn, lj l.J. K. | W9"2 1 127-4 163-80 546 309 4 473-2 91-0 728 418-6 3822 2093 0 2093-0 2. - Fn, 2j. l.J K. 1 91-0 ¥ 91-0 91-0 91-0 3276 309 4 910 91-0 855-4 327 6 2093-0 1456-D Fn, 8j. 1 J. K. j 273 0 f 109-2 127-4 91-0 1638 2730 109-2 9 1 -0 16198 618-8 24570 2457-ü 1. Vergleich zwischen aufrechten und hängenden Langtrieben. (L.) 2. Vergleich zwischen aufrechten und hängenden Kurztrieben. (K.) Siehe Text Erklärung der Tafel III. Abb 1 . Querschnitt durch die Rinde von Monis alba ; zeigt die primären Bastbündel b und den sekundären Bastbelag br Die Zellwände der Bast- fasern sind mächtig verdickt, die Lumina spaltförmig. Abb. 2. Zum Vergleich: Querschnitt durch die Rinde von Monis alba pendula; die Wände der primären Bastbündel b und der sekundären Bast- belege bx sind zart und durch den Druck der umgebenden Gewebe zusammen- gepreßt, die Lumina weit. Abb. 3. Teile eines Querschnittes durch sekundäre Rinde und Holz von Caraga naarborescens mit primären Bastbündeln b und sekundären Bast- belegen bj, deren Zellwände sehr stark verdickt sind; Lumina punktförmig oder unsichtbar. 1) „Bündel" = primäre ßastbündel. Hermann Ross: Dem Andenken der Forschungsreise von Spix usw. 1 19 Abb. 4. Zum Vergleich: Teil eines Querschnittes durch sekundäre Rinde und Holz von Caragana arborescens pendula. Die Bastfasern der primären Bastbündel b und der sekundären Bastbelege bx sind sehr zart, das Lumen ist weit; die Wandungen der Holzzellen sind bedeutend schwächer als im aufrechten Yergleichso b j ekt . Bei der Anfertigung der Zeichnungen wurde verwendet : Mikroskop Leitz, Ok. 2, Obj. 6. 12. Hermann Ross: Dem Andenken der Forschungsreise von Spix und Martius in Brasilien 1817—20. (Mit einer Abb. im Text.) (Eingegangen am 10. Februar 1917.) Vor hundert Jahren traten der Akademiker JOH. BAPT. SPIX und der junge Botaniker CARL FRIEDR. PHIL. MARTIUS in München ihre fast 4 Jahre dauernde Reise zur naturwissenschaft-. liehen Erforschung Brasiliens an. König Max I. hatte schon 1815 eine ,, literarische Sendung" zur naturwissenschaftlichen Erforschung des tropischen Amerika geplant und die Kgl. bayerische Akademie der Wissenschaften beauftragt, entsprechende Vorschläge zu machen. Der österreichische Hof benutzte die Gelegenheit der Vermählung der Erzherzogin Leopoldine mit dem Kronprinzen von Portugal, dem späteren Kaiser Dom Pedro I. von Brasilien, um eine Anzahl Naturforscher dem Gefolge der Erzherzogin anzugliedern. Bayerns König erreichte es, daß Münchener Gelehrte die Fahrt auf einer der beiden Fregatten, welche die Erzherzogin in die neue Heimat führten, machen durften, uad daß ihnen für ihre Reise innerhalb Brasiliens möglichst vielseitige Unterstützung und Förderung zuteil wurde. Erst im Dezember 1816 erfuhren SPIX und MARTIUS, daß die Wahl auf sie gefallen sei, und so blieb ihnen nur wenig Zeit für eine wissenschaftliche Vorbereitung, sie mußten ihre ganze Kraft hauptsächlich einer möglichst zweckmäßigen Ausrüstung zuwenden. Am 6. Februar 1817 verließen db beiden Gelehrten München und trafen nach 4 Tagen in Wien ein, dessen wissenschaftliche Schätze sie nach Möglichkeit für ihre zukünftigen Zwecke ausnützten. Dann ging es mit einem Teil des Gefolges der Erzherzogin nach Triest, aber erst am 10. April lichtete die Fregatte ,,Austria", auf welcher die Ueberfahrt gemacht wurde, die Anker. Die Leiden der Seefahrt 120 Hermann Rn-s; begannen sehr bald . Schon in der ersten Nacht herrschte eine starke Bora. Diese hatte dem Schilf so schweren Schaden zugefügt, daß es zur Ausbesserung den Hafen von Pola aufsuchen mußte. Wegen ä JfCZr/ X>r.v S,. ,./^ ■ > starker Gegenwinde mußte Malta angelaufen werden. Ferner wurde in Gibraltar und Madeira gelandet. Alle diese Gelegenheiten benutzten unsere Naturforscher, um zu sammeln und Beobachtungen zu machen. Dem Andenken der Forschungsreise von Spix; und Martius usw. 121 Der 29. Juni brachte sie über den „Erdteiler" und am 15. Juli betraten sie endlich das Land in Rio de Janeiro, auf das herzlichste begrüßt von Behörden, wohlwollenden Landsleuten, Freunden und Gönnern. 96 Tage hatte die Fregatte zu der in ihrem ganzen Verlauf durch ungünstige Winde erschwerten Reise gebraucht, welche ein Schnelldampfer jetzt in etwa 18 Tagen bewältigt. Zunächst entwickelten die beiden bayrischen Naturforscher in der näheren und weiteren herrlichen Umgebung der Hauptstadt Brasilienseine reiche Sammeltätigkeit. Am 8. Dezember 1817 konnten sie dann ihre Reise in das Innere des Landes antreten, und zwar ganz unabhängig von den österreichischen Kollegen. Zunächst wandten sie sich südwestlich in großem Bogen nach S. Paulo, dann in nordöstlicher Richtung in die Provinz Minas Geraes, wo sie sich in Ouro Preto über zwei Monate aufhielten. Dann zogen sie nach Minas Novas, von hier westwärts durch die Campos zum Rio S. Franzisco und über diesen hinaus nach Carinhanha an der Grenze der Provinz Bahia. Diese fast der ganzen Breite nach durchquerend, erreichten sie am 10. November 1818 die Stadt Bahia und somit wieder die Küste. Die zu überwindenden Schwierig- keiten waren zum Teil außerordentlich groß, besonders in den heißen, wasserarmen Gebieten; so mußten die Reisenden zum Beispiel teilweise den Tau von den Felsen lecken, um nicht zu verdursten. Vom 13. Dezember bis 9. Januar 1819 machten sie einen Abstecher in südlicher Richtung nach Ilheos. Am 18. Februar verließen sie wieder Bahia, wandten sich nun in nordwestlicher Richtung und kamen am 25. März wieder an den Unterlauf des Rio S. Franzisco bei Joa- zeiro, wo sie bis zum 21. April blieben. Dann wandten sie sich, immer nordwestlicher Richtung folgend und einen kleinen Teil von Pernam- bueo berührend, Piauhy zu und gelangten bei S. Luiz do Maranhao wieder an das Meer. Am 20. Juli segelten sie nach der Mündung des Amazonenstroms und landeten nach fünf Tagen in Para. Von hier aus traten sie am 21. August in einem Ruderboote mit einheimi- scher Bemannung ihre Fahrt auf dem Amazonenstrom an, um ihn fast seiner ganzen Länge nach zu erforschen und auch noch Abstecher in mehrere der großen Nebenflüsse zu machen. LTeber Santarem und Manaos am Rio Negro nahe seiner Mündung, wo sie einige Tage Auf- enthalt nahmen, erreichten sie am 25. November Teffe (Ega). Hier inmitten einer großartigen, von allen Gesichtspunkten aus noch wenig erforschten Natur und umgeben von urwüchsigen, teilweise von der Kultur noch gar nicht berührten Indianerstämmen, entschlossen sich SPIX und MARTIUS, um größere Gebiete durchforschen zu können, sich zu trennen und jeder für sich eine Zeitlang die Reise fortzusetzen, 122 Hermann Ross: um später dann wieder zusammenzutreffen. SPIX fuhr den Haupt- strom aufwärts und gelangte am 9. Januar 1820 nach Tabatinga an der Grenze von Peru. Von hier aus kehrte er nach Manaos zurück und begab sich den Rio Negro aufwärts bis nach Barcellos, um dann wieder nach Manaos zurückzukehren. MARTIUS dagegen be- nutzte den Rio Japurä, um an sein Ziel, die großartigen Wasserfälle in den östlichsten Ausläufern der Kordilleren an der Grenze von Ecador zu gelangen, die in der Luftlinie rund 2500 km von Para entfernt sind. Unter größten Mühseligkeiten und Gefahren erreichte er zwar sein Ziel am 28. Januar 1820, verlebte aber schwere Tage in der großartigen Wildnis, fieberkrank und schwer leidend durch Moskitos und blutgierige Stechfliegen, umgeben von wilden, zum Teil anfangs sehr feindlich gesinnten Indianerstämmen. Glücklicherweise hatte er in dem Milizenkapitän F. R. ZAXY, einem geborenen Italiener, den er in Para kennen gelernt hatte, von Manaos an einen treuen und sachkundigen Begleiter gefunden. Seit 16 Jahren war dieser am Rio Negro ansässig und mit dem Ama- zonasgebiet und seinen Bewohnern sowie deren Sprache gut vertraut. Er begleitete M ARTTUS auf seiner Fahrt zur Erforschung des Japurä, war schließlich aber auch sehr schwer am Fieber erkrankt Da die als Ruderer angestellten Indianer nach und nach fortliefen, und neue Kräfte nicht zu beschaffen waren, mußte MARTIUS, obwohl selbst fieberkrank, nicht nur ZANY pflegen, sondern auch die Boote stromabwärts führen und alle unterwegs notwendigen, selbst die schwersten Arbeiten mitmachen. Die Expedition gelangte trotz großer Schwierigkeiten und Mühsale glücklich nach Teffe, wo aber ZAXY, noch zu schwach für die lange Rückreise — und diese drängte — zurückbleiben mußte. MARTIUS konnte hier, wie überall, seine medizinischen Kenntnisse — er hatte, von 1812—1816 in seiner Vaterstadt Erlangen Medizin studiert und war 1816 zum Dr. med. promoviert worden — ausgezeichnet verwerten. Er tat auch überall auf der langen Reise sein Möglichstes, um durch Rat und Tat seinen leidenden Mitmenschen zu helfen und zu nützen. Mit reichen Samm- lungen, deren Fortschaffung den Bau eines neuen Bootes notwendig gemacht hatte, gelangte er dann nach Manaos (11. März), wo ihn SPIX schon erwartete. Auf der gemeinsamen Rückfahrt wurde dann nur ein kurzer Abstecher zu den Mauhe-Indianern am unteren Laufe des Rio Madeira gemacht, und am 16. April trafen die Reisen- den mit dem umfangreichen Gepäck, vielen lebenden, sorgfältig ge- pflegten Pflanzen und zahlreichen lebenden Tieren sowie mehreren jungen Indianern vom oberen Laufe des Japurä nach fast achtmonat- licher Abwesenheit wieder in Para ein. Dem Andenken der Forschungsreise von Spix und Martius usw. 123 Am 14. Juni schifften sich die Forscher nach Europa ein, irreichten am 24. August Lissabon und kehrten über Madrid, Lyon und Straßburg am 8. Dezember 1820 nach fast 4jähriger Abwesenheit nach München zurück. Infolge des großen Entgegenkommens der brasilianischen Behörden und der ausgedehnten Gastfreundschaft und vielseitigen Hilfsbereitschaft der Bewohner, besonders dort ansässiger Deutscher, betrugen die Kosten der ganzen Reise nur 30 000 Gulden. Die reiche wissenschaftliche Ausbeute der Reise gelangte auch vollständig und wohlbehalten nach München und wurde den Sammlungen der Kgl. bayerischen Akademie der Wissenschaften überwiesen. Die zoologische Ausbeute betrug an Säugetieren 85 Arten, Vögeln 350, Amphibien 130, Fischen 116, Insekten 2700 usw. Die botanischen Sammlungen umfaßten etwa 7000 Arten bzw. Varie- täitii. und zwar meist in gut und reichlich aufgelegten Exemplaren. Der wissenschaftliche Wert der gesammelten Pflanzen wurde dadurch wesentlich erhöht, daß MARTIUS an der Hand des frischen Materials ausführliche Beschreibungen (Observationes) in trockenem Zustande weniger gut erkennbarer Merkmale machte. Ferner hatte MARTIUS an Ort und Stelle eine Reihe von Skizzen von Charakterpflanzer, Pflanzenformationen und Vegetationsbildern angefertigt. Die ganze Tätigkeit der beiden Gelehrten ist um so höher einzuschätzen, als Sammeln, Herrichten, Trocknen, sachgemäßes Versorgen und Ver- packen so großer Mengen von Naturobjekten auf einer langen, immer vorwärtsstrebenden Reise im tropischen, teils sehr regenreichen Klima außerordentlich viele Mühe und Schwierigkeiten bereitet. Xeben dieser ihrer Hauptaufgabe botanischer und zoologischer Forschungen brachten die beiden Reisenden auch reiche Samm- lungen ethnographischer, mineralogischer und anderer Gegen- stände mit. Nach ihrer Rückkehr erhielten SPIX und MARTIUS als Aner- kennung ihrer hervorragenden Leistungen den Zivilverdienstorden und damit den persönlichen Adel. MARTIUS wurde bald darauf von der K. bayr. Akademie der Wissenschaften zum ordentlichen Mitgliede ernannt, ferner zum zweiten Konservator des botanischen Gartens, 1826 zum Professor der Botanik an der von Landshut nach München verlegten Universität und 1835 nach dem Tode VON SCHRANKs zum ersten Konservator des Botanischen Gartens1). 1) Ausführliche Lebensbeschreibung geben: A. W. EICHLER in Flora 52 (1869), 3. — . C. F. MEISSNER, Denkschrift auf Carl FRIEDRICH PHIL. VON MARTIUS. München 1869. — J. URBAN in Flora Brasilien sis 1 (1906) 56. 124 Hekmanx Ross; Beide G( lehrte machten sich sogleich an die Bearbeitung der Ergebnisse der Reise. Zuerst gaben sie ein dreibändiges Quartwerk über die Reise selbst heraus1), welches für die Kenntnis Brasiliens von derselben Bedeutung geworden ist wie die Schriften ALEXANDERS VON HUMBOLDT für die nördlichen Teile Südamerikas und für Mittelamerika. SP1X veröffentlichte im Laufe der nächsten Jahre umfangreiche, meist von farbigen Tafeln begleitete Werke über die Affen, die Vögel und einen Teil der Amphibien und Reptilien. Die Gesundheit von SPIX hatte auf der Reise aber augenscheinlich stark gelitten und schon 1826 ereilte den kaum Sechsundvierzigj ähriger der Tod. Unter MARTIUS' Fürsorge erschien nach und nach dann die Bearbeitung der übrigen Tiergruppen durch andere Zoologen. Dem bei der Rückkehr erst 26 jährigen MARTIUS war es ver- gönnt, in seinem arbeitsreichen, langen Leben die botanischen Ergeh- nisse — und nur dieser soll hier eingehender gedacht werden — voll und ganz für die Wissenschaft zu verwerten. 1824 — 32 erschien ein 3 Bände starkes, von 300 handkolorierten Tafeln begleitetes Werk in Folio über die wichtigsten für die Wissenschaft neuen Pflanzen2). Die Tafeln geben dem Werke einen besonderen Wert, da nicht allein die Pflanzen in vortrefflicher, künstlerischer Weise dargestellt sind, sondern auch ausgezeichnete Analysen von Blüten, Früchten usw. gegeben werden. Die Reichhaltigkeit der Ausstattung verdankt dieses und andere Werke von SPIX und MARTIUS hauptsächlich der Unterstützung ihres hohen Gönners, König Max I. Nach dessen Tode (1825) hörte diese große Hilfe und Förderung leider auf, wodurch mancherlei finanzielle Schwierigkeiten und langsameres Erscheinen der Werke verursacht wurden. Während dieser Zeit veröffent- lichte MARTIUS zahlreiche kleinere Arbeiten über einzelne Familien sowie über pharmazeutische, medizinische, sprachforschende, volks- kundliche, sogar juristische Gegenstände. Angeregt durch die majestätische Schönheit der Palmen Brasil liens und der damals herrschenden Unkenntnis über die ,, Fürsten der Pflanzenwelt" hatte MARTIUS diesen während der Reise ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet und eifrigst das sonst so schwie- rig zu beschaffende .Material gesammelt. Er entschloß sich dann zu lj Rei.se in Brasilien auf Befehl Sr. Majestät Maximilian J< seph [.I Königs von Bayern, in den Jahren 1817 bis 1820 gemacht und beschrieben. München 1823—1831. - - Ein guter Auszug daraus findet sich in H. SCHRAMM: C. F. PH. VON MARTIUS, Sein Lebens- und Charakterbild, insbesondere seine Reiseerlebnisse in Brasilien. 2 Bde. 8°. Leipzig 1869. 2) Xova genera et species plantarum Brasiliensium. Monachii 1824 — -32. 4°. 3 Bände. Dem Andenken der Forschungsreise von Spix und Martius usw. 125 einer Bearbeitung der ganzen Familie1), ein Prachtwerk größten Umfange s mit 245 farbigen Tafeln (Ladenpreis 986 M.) . In der bereits 1823 erschienenen ersten Lieferung des zweiten Bandes wurden die Palmen Brasiliens behandelt. Die bildliche Darstellung der ganzen Palmen geschieht zum Teil in Form von Vegetationsbildern, zu denen die Skizzen in den meisten Fällen von MARTIUS in Brasilien an Ort und Stelle entworfen worden waren. Um dem Palmenwerke eine möglichst große Vielseitigkeit zu geben, veranlaßte MARTIUS geeignete Fachgenossen die ihm ferner liegenden Gebiete wie Ana- tomie, Morphologie und die fossilen Palmen zu bearbeiten. Nicht nur den herrlichsten und stattlichsten Pflanzentypen hatte MARTIUS seine Aufmerksamkeit während der Reise zugewandt, sondern auch die kleinen und unscheinbaren Formen nicht unbeachtet gelassen, wie sein Werk über die Sporenpflanzen Brasiliens zeigt2). Auch hier finden sich viele Einzelheiten auf den schönen Tafeln dargestellt, zum Teil stark vergrößert. Eine für die Wissenschaft wichtige Folge der brasilianischen Reise war auch die Herausgabe des ,, Herbarium florae Brasiliensis" . Vermittels der angeknüpften Verbindungen konnten von 1837—1842 von dieser für die damalige Zeit außergewöhnlich guten und reichen Sammlung trockener Pflanzen 1310 Nummern an Herbarien aller Länder abgegeben und so viel zur Kenntnis der brasilianischen Pflanzenwelt beigetragen werden.3) Ferner beabsichtigte MARTIUS, das gesamte von ihm und anderen gesammelte Pflanzenmaterial in einem umfassenden Werke, einer „Flora Brasiliensis" erscheinen zu lassen. Er gewann geeignete Fachgenossen für die Bearbeitung der einzelnen Familien oder Gruppen, die ihnen besonders vertraut waren, und 1829 erschien die erste Lieferung, d. h. der erste Teil des II. Bandes, enthaltend die von CHR. GOTTFRIED NEES VON ESENBECK bearbeiteten Gräser, während die zweite Lieferung, der 1. Teil von Band I, die von MARTIUS, NEES und ESOHWEILER bearbeiteten Algen, Flechten und Lebermoose umfaßte und 1833 veröffentlicht wurde. Dieses im COTTAschen Verlage erschienene Werk in Oktav hatte aber augen- scheinlich keinen buchhändlerischen Erfolg und wurde daher nicht fortgesetzt. 1) Historia naturalis Palmarum. Lipsiae 1823 — -1850. Imp. -Folio. 3\ol. 2) Icon.es selectae plantarum cryptogamicarum Brasiliensium. Monaehii. impensis auctoris. 1826 — 31. Folio minor. 76 tab. col. 3) Herbarium florae Brasiliensis. Plantae Brasilienses exsiccatae, quas denominatas partim diagnosi ant observationibus instructas Botanophilis offert. Flora Bd. 20 21, 22, 24 (1837, 38, 39, 41). 12l! Hermann Küss: MARTIUS gab aber den Gedanken einer Gesamtbeschreibung der Pflanzenwelt Brasiliens nicht auf und fand schließlich in dem österreichischen Kanzler METTERNICH einen Förderer seines Planes. König Ludwig I. von Bayern und Kaiser Ferdinand I. von Oesterreich wurden dafür gewonnen und 1840 erschien dann die erste Lieferung der neuen „Flora Brasiliensis", eines Werkes in Großfolio, noch weitgehender und noch großzügiger als der erste gescheiterte Versuch, in glänzender Ausstattung mit zahlreichen Tafeln. An der Leitung des umfangreichen Unternehmens beteiligten sich auch der Wiener Botaniker ENDLICHER, und bis zu dessen Tode (1849) waren 9 Lieferungen erschienen. Von dann an hatte MARTIUS allein die gesamte Leitung des verhältnismäßig langsam fortschreiten- den Werkes in Händen. Die Bearbeitung der einzelnen Familien erfolgte auch hier durch Fachleute, die sich mit denselben besonders beschäftigt hatten. Tatsächlich aber wurde in den meisten Fällen nicht Brasilien allein, sondern auch die benachbarten Länder, also fast alle tropischen und subtropischen Gebiete Südamerikas mit Ausschluß der Kordilleren in das Werk hineingezogen, so daß vielfach aus den einzelnen Bearbeitungen ausgedehnte Monographien wurden. Da die allgemeine Leitung den vielbeschäftigten MARTIUS sehr in Anspruch nahm, kam er selbst nur dazu, 2 kleinere Familien zu bearbeiten; dagegen verfaßte er bei den meisten Familien die Ab- schnitte über die geographische Verbreitung und über den Nutzen und die Verwendung der Pflanzen, ferner überwachte er die Anferti- gung der Tafeln, besonders auch die Herstellung der mühevollen Analysen. Von großem Werte für die Pflanzengeographie sind die meist nach Skizzen von MARTIUS entworfenen Vegetationsbilder (tabulae physiognomicae), welche 1840 — 1869 erschienen sind und den ersten Teil von Band I der ,, Flora Brasiliensis" bilden. Die ersten 42 Tafeln sind von einem ausführlichen Text begleitet, die übrigen (43—59) führen nur kurze Unterschriften. Durch zahlreiche andere Arbeiten hat MARTIUS die Pflanzengeographie im allgemeinen und besonders die Brasiliens wesentlich gefördert und zum Teil in neue Bahnen geführt. In den fünfziger Jahren trat ein Wendepunkt für die „Flora Brasiliensis" ein. Es gelang MARTIUS, den Kaiser Dom Pedro II. von Brasilien für das Unternehmen zu gewinnen, und die brasiliani. sehe Regierung bewilligte einen jährlichen Zuschuß von 20 000 M. mit der Verpflichtung für MARTIUS, eine bestimmte Anzahl von Druckbogen und Tafeln jährlich fertigzustellen und der brasilianischen Regierung eine bestimmte Anzahl von Exemplaren abzuliefern. Infolge der jetzt reichlicher zur Verfügung stehenden Mittel schritten die Arbeiten rascher vorwärts. Dem Andenken der Forschungsreise von Spix und Martius usw. 127 Die großartigen Reiseeindrücke beherrschten den lebhaften Geist von MARTIUS bis an sein Ende. Die meisten seiner zahl- reichen Arbeiten auf den verschiedensten Gebieten verdanken der Reise ihren Ursprung. Erst 1867 vollendete er ein großes und wichtiges Werk über die Sprachen, das Leben sowie die Vergangen- heit und Zukunft der brasilianischen Indianer1). Seine Vorlesungen über seine Reise gehörten zu den besuchtesten an der Universität und der damals größte, über 600 Personen fassende Hörsaal reichte kaum aus. Seit 1854 befand sich MARTIUS im Ruhestande und konnte sich nun umsomehr seiner literarischen Tätigkeit widmen. Er starb 1868, 74 Jahre alt. Bei seinem Tode war etwa ein Drittel der „Flora Brasiliensis", im ganzen 46 Lieferungen, erschienen; sie enthielten etwa 10 000 Arten und 1100 Tafeln. Er hatte aber für die Fort- führung seines Lebenswerkes rechtzeitig und gut gesorgt, indem er den damaligen Privatdozenten an der Münchner Universität A. W. EICHLER dafür gewonnen hatte. Dieser trug zur Förderung des Unternehmens in jeder Weise bei und bearbeitete selbst mehrere schwierige Familien. Leider war es auch ihm nicht vergönnt, das Riesenwerk zu Ende zu führen, da ihn schon frühzeitig der Tod ereilte (1887). Dann übernahm I. URBAN die Leitung ; seinen Bemühungen gelang es nach und nach, auch für die noch fehlenden, besonders schwierigen und umfangreichen Familien Bearbeiter zu gewinnen, und 1906 das ganze, 40 stattliche Bände in 130 Lieferungen umfassende Werk zum Abschluß zu bringen. Dasselbe enthält 20 733 Halbfolioseiten und 3811 Tafeln. Beschrieben sind darin 2253 Gattungen und 22 767 Arten, von denen 5939 neu für die Wissen- schaft waren. Der Ladenpreis dieses in seinem Umfang und Inhalt einzig dastehenden Werkes beträgt 4372 M. An den wissenschaft- lichen Arbeiten beteiligten sich im ganzen 65 Mitarbeiter, darunter 38 Deutsche2). Eine der wichtigsten Grundlagen für die „Flora Brasiliensis" bildeten naturgemäß die Sammlungen von MARTIUS selbst. Diese sind einer der wertvollsten Bestandteile des Münchner Herbars, das seit 1914 in dem neuen Botanischen Institut in Nymphen bürg eine seiner wissenschaftlichen Bedeutung entsprechende Aufstellung gefunden hat. Am 9. Juni 1905 wurde MARTIUS ein schlichtes, lj Beiträge zur Ethnographie und Sprachenkunde Amerikas, zumal Brasi- liens. 2 Bde. 8°. Leipzig 1867. 2) Vgl. I. URBAN, Martii Flora Brasiliensis. Abhandl. d. Botan. Vereins der Prov. Brandenburg. 49 (1907), 1. 128 Hugo de Vries: aber würdiges Denkmal1) in Form einer Büste gesetzt, welche dann auch in den neuen Botanischen Garten übergeführt wurde. .Möge dasselbe dazu beitragen, dem unermüdlichen Forscher ein dauerndes Andenken zu sichern, dem die in Brasilien gewonnenen Eindrücke seiner Jugend als Grundlage und Richtschnur dienten für sein arbeits- reiches Leben. Bis zuletzt hat er die Kenntnis des ihm lieb gewordenen Landes gefördert und demselben zu nützen gesucht, zwar nicht durch Kolonisation und materielle Verbesserungen, sondern durch die Mehrung ideeller Güter, die schönste Art deutscher Kultur- arbeit. München, Kgl. Botanisches Museum (Herbarium), den 6. Februar 1 9 1 7. 13. Hugo de Vries: Halbmutanten und Zwillingsbastarde. (Eingegangen am 17. Februar 1917.) Seitdem man weiß, daß Mutationen vor der Befruchtung statt- finden, liegt es auf der Hand, daß mutierte Sexualzellen bisweilen mit nicht mutierten kopulieren müssen, ja daß sie mit solchen häufiger zusammentreffen müssen als mit gleichsinnig mutierten. Daraus folgt aber, daß es zu jeder vollen Mutation auch eine halbe Mutation geben muß. Die ersteren sind in ihrer Nachkommenschaft erblich und kon- stant, das braucht aber offenbar von den Halbmutanten nicht zu gelten. In diesen können Spaltungen auftreten, welche ähnlichen Gesetzen folgen wie die Bastarde. Umgekehrt können Spaltungen, welche diesen Gesetzen genügen und bei mutierenden Arten beobachtet werden, Folgen von solchen halben, d. h einseitigen Mutationen sein. Dadurch entsteht die Frage, ob die Zwillingsbastarde vielleicht einen solchen Fall von Spaltung von Halbmutanten darstellen. Halbmutanten können in ihren Spaltungen genau den Mendel- schen Gesetzen folgen. Sie sind aber dennoch keine Bastarde im eigent- lichen Sinne. Denn Bastarde entstehen durch die geschlechtliche Verbindung von verschiedenen Rassen, sei es nun daß diese Arten oder 1) Vgl. K. GOEBEL, Zur Erinnerung an C. F. PH. VON MARTIUS, Gedächtnisrede bei Enthüllung seiner Büste im K. Botanisehen Garten am 9. Juni 1905. München 1905. Halbmutanten und Zwillingsbastarde. 129 Varietäten oder einfach Zuchtfamilien sind. Halbe Mutanten ent- stehen aber in unseren Versuchen durch Selbstbefruchtung inner- halb reiner Linien; ihnen fehlt somit der hybride Ursprung. Sie gehen aus mutierten Sexualzellen hervor und bilden dadurch wichtige Argu- mente für die Mutationstheorie. Sind nun die Zwillingsbastarde auf solche halbe Mutationen zurückzuführen, so können sie offenbar nicht, wie es einige Verfasser versucht haben, als Argumente gegen die Theorie benutzt werden. Das klarste Beispiel für die Existenz von Halbmutanten bildet wohl die Oenothera Lamaickiana mut. semigigas, welche 21 Chromo somen in ihren Kernen führt und mit dem eigenen Pollen nahezu steril ist. Sie rührt offenbar von der Kopulation von in Gigas mutierten Gameten mit normalen her und hat denn auch die Eigenschaften der künstlichen Bastarde zwischen 0. mut. gigas und ihrer Mutterart. Ein anderes Beispiel bildet Oenothera Lamarckiana gigas mut. nanelta. Diese Zwerge entstehen alljährlich in etwa 1 % der Nachkommenschaft von Gigas, aber außerdem entstehen halbe Mutanten, welche äußerlich den normalen Individuen von Gigas gleich sind, aber nach Selbstbe- fruchtung sich nach dem Mendel'schen Gesetze für Monohybriden in drei Typen spalten: konstante Zwerge, konstante hohe Exemplare und Halbmutanten, welche in ihrer Nachkommenschaft die Spaltung wiederholen können. Aus diesen Überlegungen entsteht die Aufgabe, für jede Mutation zu entscheiden, ob sie eine halbe oder eine volle ist, und zweitens die zugehörige andere Mutationsform aufzusuchen. Volle Mutationen müssen offenbar etwa im Quadrate seltener sein als halbe oder mit anderen Worten, es müssen die halben Mutationen zu bekannten vollen leicht, aber die vollen Mutationen zu bekannten halben sehr schwer zu begegnen sein. Die letzteren kann man aber auf einem Umwege erhalten, falls sie nach Selbstbefruchtung der halben in ähnlicher Weise wie bei den Mendel'schen Bastarden abgespalten werden. Findet diese Abspaltung nach der Formel für die Monohybriden statt, so müssen die Halbmutanten zweierlei Art von Gameten hervor- bringen und zwar normale und solche, welche das Merkmal der be- treffenden Mutation tragen. Diese letzteren sind somit nicht primär mutiert, sondern bedingen nur Wiederholungen der primären Mutation. Diese kann man sekundäre Mutationen nennen. Nach der Selbstbe- fruchtung treten sie in etwa einem Viertel der Nachkommen auf und rufen dadurch die Erscheinung ins Leben, welche zuerst von BART- LETT beschrieben und als Massenmutation bezeichnet wurde. Kreuzt man nun solche Halbmutanten mit zweierlei Art von Gameten, mit anderen Arten, so werden offenbar Bastard* willinge 130 Hugo de Vries: entstehen können. Der eine Zwilling rührt dann von der Befruchtung der normalen und derandere von jener dersekundär mutierten Sexual- zellen her. Wendet man dieses auf die Zwillmgsbastarde von Arten an, z. B. voi Oenothera Lamarckiana oder 0. grandiflora, so entsteht die Frage, ob auch hier eine sekundäre Mutation vorliegt, welche diese Spaltung bedingt. Wie wir unten sehen werden, ist die Massenmutation im letzteren Falle wirklich vorhanden, im ersteren aber wenigstens nicht sichtbar. Man kann dann die Mitwirkung von letalen Faktoren annehmen, welche die sekundär mutierten Keime innerhalb der Samen töten. Die Existenz solcher letalen Faktoren wurde zuerst von MORGAN und seinen Mitarbeitern bei der Fliege D r o s o p h i 1 a nach- gewiesen; sie können offenbar nur sprungweise entstehen wie andere Mutationen, und nicht in Folge ihres Nutzens durch allmählige Steige- rung geringer Variationen sich ausbilden. Die Notwendigkeit der Annahme letaler Erbschaftseinheiten bildet also an sich eine Stütze der Theorie. Wo man bei den Oenotheren solche Faktoren anzunehmen hat, findet man in den Kapseln eine entsprechende Anzahl leerer Samen, und diese enthalten nach RENNER's Untersuchungen früh- zeitig abgestorbene Keime. Die Zwillingsbastarde von Oenothera Lamarckiana können also als die Folge einer unsichtbaren sekundären Mutation betrachtet werden. Ist diese letztere ebenso alt wie die Art selbst oder vielleicht älter, oder ist sie später entstanden als die übrigen Artmerkmale ? Im letzteren Falle wäre unsere jetzige Lamarckiana als eine ab- geleitete Form der ursprünglichen Art zu betrachten. Da aber 0. grandiflota, welche sehr nahe mit der Lamarckiana verwandt ist, bei Kreuzungen ganz ähnliche Zwillinge hervorbringt, ist es auch sehr wohl möglich, daß beide Arten diese Eigentümlichkeit einem gemeinschaftlichen Vorfahren verdanken, und daß die Eigenschalt somit älter wäre als die übrigen Merkmale beider Arten. Solche Fragen entziehen sich aber augenblicklich der Beantwortung und haben nur Nutzen, insoweit sie imstande sind unsere Einsicht in die tatsächlich beobachteten Vorgänge zu klären. Die beschriebene Unsicht barkeit fällt aber weg, wenn man nicht mit einer von außen eingeführten Art oder „Varietät sondern mit einer im eigenen Garten entstandenen Mutation arbeitet. Aus diesem Grunde will ich das Verhalten von Oenothera rnbrinervis in den Vordergrund stellen. Diese durch schmale, rinnige Blätter, graue Behaarung, schüsseiförmige Blumen und andere Merkmale, besonders aber durch die auffallende Sprödigkeit aller ihrer Organe ausgezeichnete Form, entsteht in meinen Kulturen seit etwa zwanzig Jahren nahezu all- jährlich aus den reinen künstlich selbstbefruchteten Linien von 0. La- Halb mutanten und Zwillingsbastarde. J3| mal Chiana. Dieses regelmäßige Vorkommen könnte bereits darauf hinweisen, daß sie vielleicht eine Halbmutante ist, denn das zufällige Zusammentreffen zweier gleichsinnig mutierten Sexualzellen dürfte viel seltener sein. Früher hielt ich 0. mut. rubrinervis für durchaus einförmig und konstant, weil in allen Rassen dieses Namens alle Individuen im gleichen Grade spröde sind. Im Frühling 1913 beob- achtete ich dann zuerst einen Unterschied unter den Keimpflanzen, von denen einige etwas breitere Blätter von reinerer grüner Farbe hatten. Diese Pflanzen hatten im Hochsommer gleichfalls breitere und mehr grüne Brakteen als die übrigen und stellten auch durch ihre Tracht einen eigenen Typus dar. Ich nenne ihn 0. mut. deserens, es waren nahezu ein Viertel aller Individuen und die Erscheinung war somit ein deutlicher Fall von Massenmutation. Seitdem habe ich gefunden, daß 0. rubrinervis stets diese neue Form und in entsprechend hohen Verhältnissen abspaltet. Um dieses zu erklären, nehme ich an, daß 0. rubrinervis die Halb- mutante von 0. deserens ist. Mit anderen Worten, daß in 0. Lamarck- iana von Zeit zu Zeit Gameten in 0. deserens mutieren und dann mit normalen kopulieren. Ferner nehme ich an, daß die so entstandenen Halbmutanten sich nach Selbstbefruchtung entsprechend dem MENDEL'schen Gesetze für Monohybriden spalten. Daraus folgt dann, daß 0. rubi inervis in jeder Generation zweierlei Art von Gameten haben muß, deren eine ohne Veränderung von 0. Lamarckiana geerbt wurde, während die andere die Mutation in deserens enthält. Diese beiden Arten von Gameten müssen in annähernd gleicher Anzahl hervorgebracht werden. Bei der Selbstbefruchtung geben sie zu etwa einem Viertel 0. desetens, zu zwei Viertel 0. rubrinervis und zu einem Viertel Keime, welche beiderseits den letalen Faktor von 0. Lamarck- iana erhalten und somit im Samen zu Grunde gehen müssen. Diesen Folgerungen entspricht die Erfahrung, denn 0. rubrinervis enthält zu etwa einem Viertel leere Samen, und aus den keimenden Samen kommen alljährlich etwa ein Drittel 0. deserens hervor. Bei der Kreuzung von 0. rubrinervis mit anderen Arten entstehen bekanntlich zumeist die Zwillinge Laeta und Velutina. Daß von diesen der eine aus den mutierten, der andere aber aus den nicht mutierten Sexualzellen hervorgeht, läßt sich unmittelbar beweisen. Man braucht dazu nur die betreffenden Kreuzungen einerseits mit 0. deserens und andererseits mit 0. Lam. mut. velutina zu wiederholen. Die ersteren Verbindungen geben die Laeta, die letzteren die Velutina, und diese stimmen in allen bis jetzt untersuchten Fällen genau mit den beiden Zwillingen aus 0. rubrinervis überein. Damit ist aber der volle Beweis geliefert, daß die Zwillinge, wenigstens in diesem Falle, eine Folge der sekundären oder Massen-Mutation sind. Ber. der deutsehen bot. Gesellsch. XXXV. ° 132 " '' Vries: Genau so wie O.rubrinervis verhältsich eine viel jüngere Mutante 0. erythrina, welche eine Halbmutante von 0. decipiens ist, und in ihren Zwillingen die einförmigen Bastarde dieser Form und diejenigen von 0. Lani nuit. velutina verbindet. Wie diese beiden Halbmutanten verhall sich auch die von mir bei Castleberry in Alabama gesammelte Art 0. grandiflma An. AK sekun- däre Mutation bringt sie alljährlich eine schwache Form hervor, welche sich durch breite flache Blätter, weit abstehende Verzweigung, niedrige Tracht und gelblich grüne Farbe des Laubes unterscheidet. Ich nenne diese 0. giandiflora mut. ochracea, sie umfaßt nahezu ein Drittel der Individuen und ist somit eine typische Massenmutation. Außerdem sind die Samen von 0. grandiflora zu etwa einem Viertel leer. Die Ver- hältnisse sind somit in der Hauptsache genau dieselben wie bei 0. TVL- brinervis, und dieselbe Erklärung muß für sie gültig sein. Wir stellen uns somit vor, daß ursprünglich eine Sexualzelle von 0. grandiflora in O. oclu acea mutierte, daß diese mit einem normalen Gameten kopuliert« und daß ferner in den nicht mutierten Gameten ein letaler Faktor ent- and. Die Selbstbefruchtung muß dann zu einem Viertel Ochracea, zu einem anderen Viertel leere Samen und zur Hälfte Halbmutanten vom elterlichen Typus geben, und dieses stimmt mit der Erfahrung überein. Bei der Kreuzung mit anderen Arten entstehen zu gleichen Teilen Zwillinge und dieses muß auf dieselbe Ursache zurückgeführt werden. Die Richtigkeit dieser Folgerung kann nun teilweise experimentell geprüft werden, und zwar durch Kreuzungen von 0. ochracea. Diese ergaben, so weit untersucht, den Bastard Laeta und nur diesen. Die andere Komponente von 0. grandiflora ist bis jetzt noch nicht in den Kulturen aufgetreten, und die Behauptung, daß sie den Zwilling Velutina gibt, kann somit noch nicht unmittelbar bewiesen werden. Die an 0. rubrinervis und 0. grandifloi a gemachten Erfahrungen wollen wir nun anwenden zur Erklärung der Zwillingsbastarde von 0. Lamarckiana. Diese Art hat keine sichtbare Massenmutation, datür enthalten ihre Samen aber doppelt so viele leere Körner als diejenigen der beiden genannten Typen. Wir nehmen deshalb eine latente Massen- mutation an, sowie zwei letale Faktoren, deren einer die nicht mut ierten Keime tötet, während der andere die Weiterentwickehmg der mu- tierten Keime im Samen verhindert. Bei der Selbstbefruchtung bleiben dann nur die Keime am Leben, welche durch die Verbindung der mutierten mit den nicht mutierten Gameten entstehen, und aus diesen wiederholt sich die Art als eine scheinbar konstante Form. Offenbar können die letalen Faktoren durch weitere Mutation wieder vital werden, und in diesem Falle kann der Typus der latenten Massenmutation ans Licht treten. So erkläre ich mir das Auftreten der bereits erwähnten Form 0. Lam. mut. velutina, welche bei Kreuzungen Halbmutanten und Zwillingsbastarde. 133 mit anderen Arten keine Zwillinge, sondern nur die dem Typus Velutina entsprechenden Bastarde gibt. Diese Mutante ist in meinem Garten im Jahre 1907 zuerst aufgetreten, sie stellt eine konstante Rasse dar, welche alle Eigenschaften einer reinen Velutina besitzt, sowohl in ihren sichtbaren Merkmalen, wie in ihrem erblichen Verhalten. Ich stelle mir somit vor, daß in 0. Lama, ckiana ursprünglich eine Mutation einer Sexualzelle in Velutina stattgefunden hat, und daß ■diese mit einem normalen Gameten kopulierte. Dadurch muß dann •eine Halbmutante entstanden sein, welche in ihrer Nachkommenschaft sich in drei Typen spalten mußte. Zwei von diesen wurden aber am Leben verhindert durch letale Faktoren und nur der gemischte Typus konnte am Leben bleiben, da in ihm die beiden fraglichen Faktoren ihre Wirkung nicht häufen konnten. Diese lebensfähigen Keime wachsen dann zu normalen Lamarcki ana-Pflanzen aus, welche in ihrer Nachkommenschaft die unsichtbare Massenmutation alljährlich wiederholen. Auf der letzteren beruht die Entstehung der Zwillinge bei Kreuzungen, und zwar müssen die mutierten Gameten die Velutina, aber die normalen die Laeta erzeugen. Die l^/u/ma-Zwillinge sind aber erfahrungsgemäß den einförmigen Bastarden der 0. Lam. mut. velutina in allen Fällen und in allen Punkten gleich, und somit ist der experimentelle Beweis für die Auffassung so vollständig, wie er augen- blicklich nur sein kann. Dazu kommt, daß 0. Lam. mut. velutina die Art selbst in Zwillinge spalten muß, deren einer der Mutter und deren anderer dem Vater äußerlich gleich sein muß. Auch diese Folgerung wurde durch die Erfahrung bestätigt. Aus diesen Auseinandersetzungen sehen wir, daß wildwachsende Arten bisweilen sichtbare oder unsichtbare Massenmutationen hervor- bringen können, und solche sind bekanntlich auch für andere Fälle, z. B. 0. piatincola und 0. Reynoldsii, von BARTLETT nachgewiesen worden. Im Freien ist die stetige Wiederholung offenbar an die Be- dingung gebunden, daß die fragliche Mutante nicht kräftiger ist als die Art selbst, und diese somit nicht zu verdrängen und auszumerzen vermag. Eine merkwürdige Folgerung aus unserer Auffassung soll schließ- lich noch besprochen werden. Falls Arten mit alljährlicher Massen- mutation weiter zu mutieren fortfahren, so entsteht die Frage ob die neuen Typen in den normalen Gameten oder in den mutierten oder vielleicht gar in beiden auftreten. Das letztere dürfte selten sein, ist aber a priori keineswegs ausgeschlossen. Die oben erwähnten Muta- tionen in deserens, deeipiens und ochracea fanden in den Laeta bildenden Gameten statt, andere Umbildungen dürfen aber in den Velutina -erzeugenden Geschlechtszellen erwartet werden. Es gibt ein empi- 9* 134 Hugo de Vries: Halbmutanten und Zwillingsbassarde. risches Mittel auch diese Frage zu entscheiden, indem man von den fraglichen Mutanten Zwillinge erzeugt, und von diesen die folgenden Generationen kultiviert. Wird dann die fragliche Eigenschaft von nur einem der Zwillinge abgespalten, so darf dieses wohl als ein Beweis da- für gelten, daß die ursprüngliche Mutation nur in dem entsprechenden Typus der Gameten auftrat. Kreuzt man z. B. 0. Lam. mut. nanella mit anderen Arten, so entstehen dieselben Zwillinge, wie aus 0. La- mar ckiana selbst. Von diesen spalten aber die Velutina stets, die Laeta niemals Zwerge ab, und dieses weist, nach der hier vertretenen Auf- lassung, darauf hin, daß die Zwergmutationen in den Velutina-Gaxaeten von 0. Lamar ckiana stattzufinden pflegen. Eine ähnliche Betrachtung läßt sich auf 0. Lam. mut. lata anwenden. Diese wird durch Kreuzungen mit anderen Arten gleichfalls in Lacta und Velutina gespalten, daneben treten aber bereits in der ersten Generation Pflanzen mit den Merk- malen der lata selbst auf. Diese ergeben sich nun nahezu stets gleich- zeitig als Velutina. Die Verbindung Lata-laeta fehlt durchaus oder ist doch so selten, daß sie als Ausnahme zu betrachten ist. Somit muß man annehmen, daß die ursprünglichen Mutationen von 0. Lamar Ch- iana in Lata gleichfalls in den Velutina-Gamcten stattfinden. In ähn- licher Weise lassen sich andere Mutationen untersuchen. Oenothera Lamarchiana mut. gigas ist offenbar durch die Kopu- lation von zwei in Gigas mutierten aber sonst normalen Gameten entstanden. Dabei können die Velutina- Hälften, von 0. Lamarchiana nicht mitgewirkt haben und aus diesem Grunde fehlt der 0. gigas die Eigenschaft, bei Kreuzungen mit anderen Arten Zwillinge zu erzeugen . Sie besitzt die betreffende latente Massenmutation nicht. Manche andere Fälle lassen sich aus dem Prinzipe der Massen- mutation und der letalen Faktoren erklären, doch muß ich dieses für die Spezial- Untersuchungen vorbehalten . Schließlich tritt an uns die Frage heran, ob die sichtbaren bzw. unsichtbaren Massenmutationen vielleicht die Ursache oder doch wenigstens ein fördernder Umstand für weitere Mutationen sind. Ich kann darauf bis jetzt nur antworten, daß 0. mut. rubrineivisy welche Massenmutation in 0. deserens aufweist und zu etwa einem Viertel leere Samen hat, dennoch fast gar nicht mutiert, und daß ihr jedenfalls die sonst häufigen Mutationen, wie z. B. in Nanella, abgehen. Eine Erklärung der sonstigen Mutabilität darf man somit von den Massenmutationen nicht erwarten. Das wichtigste Ergebnis aus diesen kurzen und nur vorläufigen Mitteilungen scheint mir aber zu sein, daß 0. grandiflora Ait. aus Alabama, sowie 0. Lamarchiana mut. rubrineivis Massenmutationen aufweisen, welche die Ursache der Entstehung von Zwillingen aus C. Wehmer: Leuchtgaswirkung auf PflaDzen. 135 ihren Artkreuzungen sind. In 0. Lamarckiana selbst ist dann eint* durch letale Faktoren unsichtbar gemachte Massenmutation in Ve- lutina anzunehmen, welche denselben Erfolg hat. Für jede Mutation ist nun die Frage zu entscheiden, ob sie eine halbe oder eine volle ist und die andere zu ihr aufzufinden, sowie die weitere Aufgabe zu er- mitteln, ob sie in den normalen Gameten der Art auftritt oder in den- jenigen, welche die Massenmutation bedingen. Manches läßt sich aus dem vorhandenen Tatsachenmaterial bereits mit einiger Wahrschein- lichkeit ableiten, doch scheint mir eine weitere experimentelle Prüfung in den meisten Fällen unabweislich. Nachschrift. Im Momente der Absendung der obigen vor- läufigen Mitteilung erhielt ich das zehnte Heft des vorigen Bandes dieser Berichte, mit dem Auf satze RENNER 's über „Die tauben Samen der Oenotheren". Seine umfangreichen Berechnungen sind mit der oben vorgetragenen Ansicht im wesentlichen in Überein- stimmung und bilden eine sehr willkommene Stütze für meine Be- hauptung, daß die Spaltbarkeit, welche die Erscheinung der Bastard- zwillinge bedingt, eine Folge, und nicht die Ursache, des mutabelen Zustandes der Oenotheren ist. 14. C. Wehmer: Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 1. Die Wirkung des Gases auf Sporen- und Samenkeimung-. (Mit 8 Textabbildungen.) (Eingegangen am 17. Februar 1917.) Leuchtgas gilt bekanntlich als giftig für Pflanzen, experimen- tell nachgewiesen ist zwar Schäd'gung und Absterben insbesondere von Bäumen unter Wirkung eines wochen- oder monatelang dem Wurzelsystcm zugeleiteten Gasstromes, welcher besonderen Art aber diese direkte oder indirekte Schädigung ist, wurde bislang nicht näher untersucht ; unentschieden ist auch, welche von den zahl- reichen Gasbestandteilen dabei in erster Linie in Frage kommen, so daß neuerdings1) selbst wieder die Ansicht vertreten wurde, das Gas wirke dabei lediglich erstickend auf die Wurzeln (Sauerstoff- 1) SORAUER, P., Landwirtschaft. Jahrb. 1915, 48, 279, insbesondere 306—307. Gleicher Meinung war früher schon BR1ZI, Staz. Sperim. Agrar. Jtal. 36, 1903. 136 C. Wl hmer: ihangel infolge Verdrängung der Bodenhift). Diese Fragen sind natürlich nur durch besondere Versuche zu klären, sie können nicht durch mehr beiläufige Feststellungen «»der gar nur mikroskopische Untersuchungen beantwortet werden. Anlaß zu einem etwas näheren Verfolg gab mir die Bearbeitung eines umfangreichen Gasschadens, bei dem Parteien und Gutachter angesichts der bestehenden Unsicherheil über die Art der Gas- wirkung sehr verschiedener Meinung waren; einzelne Beobachtungen regten dabei Fragen an, die ich dann weiter zu verfolgen beschloß. Als Resultat ergab sich alsbald, daß die Verhältnisse weit kompli- zierter liegen, als man vielleicht im voraus anzunehmen geneigt ist. Eine geeignete Grundlage zur Beurteilung dieser schienen mir deshalb vorweg Versuche mit Samen und Pilisporen, über deren Ergebnis hier zunächst berichtet werden soll. Zur Verwendung kam das Gas, wie es die Leitung des Labora- toriums im zweiten Halbjahre 1916 lieferte, seine Untersuchung darf ich an dieser Stelle1) übergehen, im allgemeinen stimmte es mit der des sonstigen hannoverschen Straßengases und mit der dieses überhaupt überein (Hauptbestandteile: Wasserstoff, Methan und Kohlenoxyd, zusammen etwa 90 %, einige Prozent Aethylen, Benzol u. a., geringe Mengen Schwefel Verbindungen, etwa 0,6 Schwefel in 1 cbm, Spuren von Ammoniak, Cyanverbindungen usw., neben einigen Prozent Stickstoff, Kohlensäure und Spuren Sauerstoff) .. Bei dem für die Versuche meist angewandten Volumen von 4 1 (Glocken mit 1 —2 Hahnverschlüssen) wird man den spurenhalten Ver- unreinigungen für die Wirkung vorweg kaum Bedeutung beimessen wollen, meine Resultate mahnen da aber zu großer Vorsicht. Die verschiedenen Pilze u n d B a k teri e n (7 Arten) verhielten sich in einer Atmosphäre unverdünnten Leuchtgases meist n i c h t w e s e n 1 1 i c h a n d e r s als in s a u erst o f I - freier Luft, sie wurden entweder in der Entwicklung gehemmt, sitzten diese aber nach Ersatz des Gases durch Luft alsbald fortr oder ihre Sporen wuchsen überhaupt sogleich aus und das Wachstum ging wochenlang unter Gas weiter. Es ergab sich sehr bald, daß dies verschiedene Verhalten sich ganz mit dem gegen Sauerstoff deckte, nur fakultativ oder streng anaerobe wuchsen im Gas (gewisse Mucor - Arten, Hefe, eine Oidium- und Bacterium- Art), streng aerobe kamen bestenfalls auch in Wochen nur zu 1) In einer ausführlichen Arbeit komme ich auf Einzelheiten, (Versachs- anstellung und anderes) zurück, auch die bisherige Literatur über Gas Wirkung wird da näher berücksichtigt. Die unten mitgeteilten Versuche sind nur ein Auszug aus derselben. Leuchtuaswirkung auf Pflanzen. 137 1. Verhalten von Pilzaussaaten (Gelatiiierührchen) in eiuer Lenchgasatmosphäre1). Spezies Aussehen der Kultur nach Tagen 3 Tage 10 Tage 30 Tage Nach Verdrängung des Gases durch Luft: 2 Tage später 5—10 Tage später 1. Aspergillus niger 2. 3. Penicillium varia- bile 5. Merulius lacry- maus 6. Mncor Mucedo 8. Mucor hiemalis (Stichkultur) (Stichkultur) ]0. Ji»cor-Spezies (aus Erde isoliert) 11. (Stichkultur) 12. 0/(?/»wi-Spezies (aus Preßhefe isoliert) 13. Saccharomyces- Spezies (aus Preßhefe isol.) 14. Bacterium-S^e- cies (aus Preß- hefe) 15. (Stichkultur) 0 0 0 0 0 0 graues Myzel Gasblasen in der Gelatine Myzel auf Impfstrich Gasblasen Myzel im Impfstrich Wachstum Wachstum Gasblasen 0 Spur von Myzel im Impfstrich 0 schwaches Myzel im Impfstrich 0 0 0 spärliches Myzel im Impfstrich 0 breiter Strich von sterilem Myzel 0 0 Spur-Myzel Oberfläche von Myzel bedeckt Andauernd große Gas- blasen in der Gelatine Überfläche mit starkem grauen Myzel Gelatine dauernd mit Gasblasen durchsetzt grauer Mycelbeleg auf Oberfläche im Impfstrich dicker grauer Hefestrich grauer Impfstrich-Beleg andauernd große Gas- blasen in der Gelatine lebhaftes Wachstum schnelles Wachstum sichtbares Wachstum üppiger dunkler Ko- nidienrasen voller grüner Konidien- rasen 0 Myzelhaut mit Sporan- gienträgern Myzel mit Sporangien- trägern Sporangien- bildunsr verstärktes Wachstum zu derbem rötlich- grauen Myzelbeleg l)Die Kulturröhrchen standen umgekehrt in einem Nowschen Anaeroben- Apparat, der Wattepfropf wurde unmittelbar vorher entfernt und durch den Apparat ein halbstündiger Leuchtgasstrom geleitet. Nach Verschluß der Glas- hähne Aufstellen bei Zimmertemperatur (+ 18 °) im zerstreuten Tageslicht. Bei jedem Versuch je eine von allen Spezies; wiedergegeben ist hier nur ein Teil der Versuche. 138 (J. Weiimer: kümmerlicher Entwicklung {Aspergillus niger, Penicillium variabile), bildeten dann aber der freien Luft ausgesetzt in kurzem üppige Conidienrasen. Alk- in der auch sonst empfindliche Merulius lacry- mans starb unter Gas sicher ab. Sporenbildung unterblieb aber stets, dagegen kam es zu lebhaften Gärungserscheinungen bei Mucor hiemalis, Hefe u. a. Man darf ruhig annehmen, daß verwandte Mikroorganismen sich im ganzen ähnlich verhalten, das Leuchtgas für sie also meist nicht den Charakter eines ,, Giftes" hat. Bei grünen Pflanzen liegen die Verhältnisse schon etwas anders, tatsächlich ergab sich aber, daß die Same n mancher Arten ein ähnliches Verhalten wie die Sporen aerober Pilze zeigen, auch für sie ist das Gas kein akutes Gift ; das gilt z. B. für die von mir genauer verfolgte Gartenkresse (Lepidium sativum L.), welche sich aus mehreren Gründen vorzugsweise für solche Experimente eignet, aus denen auch die Art der Leuchtgaswirkung klar hervor- geht. Kressesamen keimen nie in reiner Gasluft, sie quellen etwas, ohne daß es auch nach Wochen zur Durchbrechung der Samenschale kommt, während an der Luft das Würzelchen schon nach 1 —2 Tagen hervortritt (± 20°). Gesunde kräftige Samen sterben dabei aber keineswegs ab, ersetzt man z. B. nach 20 Tagen das Gas durch atmosphärische Luft, so beginnt schon am 2. Tage bei vielen die Keimung, auch die zur Ausbildung normaler grüner Pflänzchen führende Entwicklung verläuft wie sonst. Der 20tägigeAuf- enthalt unter Leuchtgas vermag also d i < wasserhaltigen Samen nicht zu töten, das aus- bleibende Keimen ist lediglich Folge irgendeiner Hemmung. Natürlich kann daran schon der Sauerstoffmangel des unverdünnt Gases schuld sein, unter einer Wasserstoff- Atmosphäre blieben alle Samen gleichfalls 20 Tage lang ohne irgendwelche Kei- mungserscheinungen, sie entwickelten sich dann nach Luftzufuhr schnell zu normalen grünen Pflänzchen1). Daß aber keineswegs der Sauerstoffmangel dabei allein in Frage kommen kann, stellt man unschwer fest, wenn dem Leuchtgas einige Prozent (5—10 %) Luft beigemengt werden, jetzt findet zwar eine spärliche Keimung, doeb keine erhebliche Weiterentwicklung auch in Wochen statt, die Mehr- zahl der Samen bleibt unverändert, offenkundig besteht die Hem- 1) Reis und Samen anderer Wasserpflanzen keimen ohne Sauerstoff (cit. bei JOST, Pflanzenphysiologie, 3. Aufl. 1913, 425), Weizenkörner keimten nicht in Kohlenoxyd, doch nach Herausnahme (MäRCACCI, Arch. Ital. Biol. 1893, 19, 140). Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 139 mung fort, bei Ablassen des Gases tritt alsbald Entwicklung ein. Ohne wesentlich besseren Erfolg kann man dem Gas auch das Doppelte an Luft beimengen ; nicht mehr störend sind aber Gemenge mit weniger Gas (5—16 %) : 2. Verhalten der Kressesainen in Leuchtgas und Wasserstoff. Verhalten der Sameu nach: Beschaffenheit der binnen 20 Tagen nicht gekeimten Samen (Verdrängung des 5 Tagen 15— 20 Tagen Gases durch Luft) 1 Leuchtgas Die schon nach 3 — 4 cm hohe K 0/ ° /o 2 Tagen gekeim- grüne Pilanzen Aussaat 10. II. tenSamenhaben sich zu kleinen 2 desgl. 16% Aussaat 10. II. grünen Pflänz- chen entwickelt (± 1 cm) + 3 cm 3 desgl. einzelne Samen weniger als Hälfte meist lebend (Keimung 50% mit kleinen gekeimt, nur nach 2 Tagen), Entwick- Aussaat 28. XII. Würzelchen Würzelchen oder auch Hypoc. u. Keimbltr. frei. (Ohne Weiter- entwicklung) lung zu normalen grünen Pflanzen 4 desgl. Keimung meisten Samen lebend (wie oben) 90-95 % spärlich ungekeimt. (überein- nur einzelne übrigen zeigen stimmend) Würzelchen kleine Wurzeln Aussaat 28. XII. oder freie Keimbl. (Stillstand) 5 desgl. 0 0 lebend (wie oben) 100 % (kein Same Aussaat 28. XII. gekeimt) 6 ! Wasserstoff 0 0 lebend (wie oben) Aussaat 28. XII. (kein Same gekeimt) 7 Atmosph. fast vollzählig 3—4 cm hohe __ Luft gekeimt und zu grüne Pflanzen (zum Vergleich) 1 — 2 cm hohen grünen Pfänz- chen entwickelt Ohne Frage sind es hiernach ganz bestimmte Gasbestandteik-, welche das Wachstum des nur von der Testa umschlossenen Keim- lings verhindern, ohne ihn sonst merklich zu schädigen, das Gas wirkt zunächst rein narkotisch, die Wirkung ist nur vorübergehend, sie erlischt mit Beseitigung des Agens, nicht anders wie bei Asper- gillus oder Penicillium. Wie wenig speziell bei der Kresse der Sauer- 140 C. Weiimik : stoff dabei in Frage kommt, läßt sich auch noch in folgender Weisi zeigen. Eingeschaltet seien hier zuvor einige Versuchsdaten, welche beweisen mögen, daß Samen auch nach längerer Aufbewahrung unter Gas (feuchte Luft und Erde) sich gutenteils wenigstens rasch er- holen (die ausgekeimten gehen bei längerer Versuchsdauer gewöhnlich zu Grund' :}. Samenkeimnng nach Aufenthalt in einer 50 — Hin proz. Gasluft (Kresse1). Gas- Keimung und Entwicklung nach Verdrängung des Gases konzentration durch Luft nach Tagen und Dauer der Einwirkung 1 Tag 2 Tage 5 Tage 12 Tage Vers. 1 0 Mehrzahl der grüne Pflänzchen Pflanzen 7 Tage Samen mit + 2 cm hoch 3—4 cm hoch 100 % Gas Würzelcheo (29. XII.) (ca. 3/4) Vers. 2 6 Samen zu ca. ;! 4 ge- grüne Pflänzchen 3—4 cm hohe 8 Tage mit keimt, 1 — 2 cm hoch gesunde grüne 100 % Gas Wurzel Würzelchen (6 Samen unge- Pflanzen (9. I.) 1 — 3 mm, meisten unver- ändert 3 — 5 mm keimt) Vers. 3 0 9 Samen mit Hälfte der Samen bis 4 cm hohe 20 Tage Wurzel hat sich zu 2 — 3 cm grüne Pflanzen 100 °o Gas 2 — 3 mm lang; hohen grünen neben kleineren (18. I.) meisten Pflanzen voq + 1 cm: unverändert entwickelt, andern noch zurück alle gesund von Aussehen Vers. 4 0 2 Samen mit kleine grüne 3—4 cm hohe 20 Tage kleiner Wurzel; Pflänzchen sehr grüne Pflanzer. 95 % Gas meisten unver- ungleich, größten (18. I.) ändert 1—2 cm (6 Stück) Vers. 5 0 0 Pflänzchen bis 2 cm 3 — 4 cm hohe 20 Tage (12 Stück), andere gesunde 50 °0 Gas Samen nur mit Pflanzen (18. I.) Wurzelentwicklung 1) In allen Keimversuchen betrug die Zahl der ausgesäeten Samen in der Regel wenigstens 50—100, oder ein Vielfaches (Topfversuche), nur he Verwendung von Fließpapier (in kleinen Glasschälchen auf etwas Wasser^ mit Nährlösung, schwimmend) weniger (20—30); auch hier wächst der Same ungestört zu gesunden grünen Keimpflänzchen von über 3 cm Höhe heran dabei ist zumal die Wurzelentwicklung unter Wirkung schädlicher Einflüsse gut zu verfolgen. Auf die Versuchsausführung komme ich a. a. 0 zurück. genauer Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 141 Durch Aenderung der Versuchsbedingungen kann man aber die Gaswirkung außerordentlich .verstärken, Streut man die Samen auf die freie Oberfläche der feuchten Erde eines Topfes, durch den von unten her ein langsamer Strem Leucht- gas geleitet wird, so kommt unter sonst richtig gewählten Verhält- nissen auch nach Wochen nicht ein Same zur Keimung. (Abb. 1.) Diese beginnt dagegen alsbald nach Abstellen des Gases, vorausgesetzt, daß die Zuleitung nicht allzulange dauerte (5 Tage) / läßt man den Gasstrom nun aber etwa 10—15 Tage hindurch gehen, Abb. 1 . Leuchtgas narkose der Kressesamen. Beide Blumentöpfe gleichzeitig besät, 7 Tage alt. Auf der Oberfläche ven Nr. 1 liegen die Samen unverändert, in Nr. 2 haben sie sich zu einem 2 bis 3 cm hohen Kresserasen entwickelt; durch die Erde ven 1 ging ein langsamer Strom von Gas (G = Gasschlauch). so sind meist alle Samen tot, sie keimen auch nicht mehr nach Wochen. Gewöhnlich wird schon nach wenigen Tage eine mehr oder minder starke Schädigung konstatiert, die Zahl der noch keimfähigen wird geringer, Keimkraft und Entwicklungsschnelligkeit nehmen ab. Die anfängliche Narkose führt hier also sehr schnell zu tieferer innerer Schädigung" mit nachfolgendem Tode. ßei diesen Versuchen läßt sich zwar das Gas oberhalb der Topf- erde unschwer durch Geruch und andere Mittel (Palladiumpapier) 142 0. Wehmer: nachweisen, seine wirkliche Menge ist aber relativ gering, ein völliger Sauerstoffmangel für die Samen ist nach Lage der Sache natürlich ausgeschlossen. Noch nach einer anderen Seite hin habe ich dies-- Versuche dann etwas näher verfolgt (siehe unten). Welche von den verschiedenen Gasbestandteilen nun Träger der narkotischen Wirkung sind, läßt sich nur durch genauen.- Prüfung der einzelnen Stoffe unter übrigens gleichen Bedingungen feststellen; /Air völligen Klärung hat diese bislang nicht geführt, anscheinend sind mehrere beteiligt. Die bisherigen Versuche geben zwar ganz bestimmte Andeutungen, sind aber noch nicht beendet, hier sei nur Einzelnes hervorgehoben. Leuchtgas ist bekanntlich ein kompliziert zusammengesetztes, nach Art und Menge der einzel- nen Bestandteile auch keineswegs konstantes Gemisch von wenig- stens einem Dutzend dampf- oder gasförmiger Stoffe, von denen nachgewiesenermaßen mehrere eine physiologische Wirkung auch auf Pflanzen ausüben. Meine Versuchsgefäße von meist 4 1 Inhalt, boten in dem eingeleiteten Gas rund 400 cc Kohlenoxyd (10 %), 160 cc Aethylen (4 %), 80 cc Kohlensäure (2 %), 4 cc Benzol-Toluol (unter 1 %), 2,4 cc Acetylen (0,06 %), 3—4 mg bestimmbarer Schwefelverbindungen (Hauptbestandteil Schwefelkohlenstoff), un- wägbare minimale Mengen irgendwelcher Cyan- und Ammoniak- Verbindungen usw.1), neben den indifferenten beiden Hauptbestand- teilen (Wasserstoff und Methan) ; es bleibm dann allerdings noch einige andere Stoffe in nicht ganz zu vernachlässigender Menge übrig, welche die übliche Gasanalyse nicht berücksichtigt oder überhaupt nicht nachweisen bzw. bestimmen kann. Streng ge- nommen steht man also beim Arbeiten mit dem technischen Leucht- gas auf etwas unsicherem Boden, nicht alle Faktoren sind klar zu übersehen. Geprüft habe ich bislang auf ihren Einfluß gegen keimende Kressesamen ven Kohlenwasserstoffen : Aethylen, Ace- tylen, Benzol, T o 1 u o 1 (letztere beiden meist als Gemenge 1 : 1 ), X y 1 o 1 , weiterhin Kohlenoxyd, S c h w e f e 1 - kohlenstoff, S c h w e f e 1 w asserstoff (das ,, Kriegs- gas" enthielt im Gegensatz zu sonst davon geringe Mengen) und Kohlensäure. Als schädlichste Bestandteile — gleiche Mengen verglichen — ergaben sich Schwefelverbindungen und Benzol nebst dessen Homologen (flüssige Kohlenwasserstoffe). an Wirkungsintensität übertrafen sie die übrigen um ein Vielfaches; 1) An Cyan kaum 1 mg in 1 cbm, wenig mehr an Ammoniakver- binduugen. Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 143 4. Einfluß verschiedener Leuchtgasbestandteile auf Keimung von Kressesamen (± 18 °). ') Vol.-% der At- mos- phäre Beginn de r Kei- mung nach Tagen Größe der Keim- pflanzen nach 12 Tagen Nach 20 Tagen Versuchs- bedingungen (cc der an- gewandten Substanz auf Gefäß- Volum) Berechnete Vol.-% der flüssigen Substanz (auf Luftvol.), 1 Toluol ± lt*2j 0 0 0 (Samen tot) 1 cc flüssiges Toluol auf 1,3 1 (0,077) 2. Benzol + 10 0 0 0 (Samen tot) 1 cc auf 1,3 1 (0,077) !) 3,1 0 0 0 1 cc auf 8 1 0,0125 >> 2,6 9 (Spur z.T.) 0 (nur Würzelchen von + 3 mm) kleine grüne Pflänzchen + 2 cm (fast wurzellos) 3) 0,25 cc: 2,381 0,0105 >> 1,7 9 (teilweise) 0 (nur Wurzel 1—7 mm) kleine grüne Pfl.,1— 2cm mit kranker Wurzel (un- entwickelt) 0,5 cc: 9,1 1 0,0055. ;> 1,3 4 (ver- einzelt) bis 0,8 cm unentwickelt (wie vorher) 0,17 cc: 3,31 0,0052 i» 0,94 3 (teilweise) + 1 cm + 2 cm hohe grüne Pflanzen 0,3 cc : 8 1 0,00375 »• 0,32 2 (teilweise) 2 cm 3 — 4 cm hohe grüne Pflanzen 0,1 cc : 8 1 0,00125 1) Mit Schwankungen von mehreren Grad, was natürlich auf die Ent- wicklungsschnelligkeit der nicht gleichzeitig ausgeführten Versuche einen wenn auch geringen Einfluß hat. Zumal im Winter sind in Fensternähe die Schwankungen geheizter Räume erheblicher, unter Glasglocke aber minder beträchtlich. Für das Wachstum der Keimpflanzen spielt natürlich das Licht eine sehr wesentliche Rolle, obige Versuche sind von Dezember bis Februar angestellt, Kressekeimpflanzen kommen auch da noch ganz gut zur Entwick- lung, die aber über die Ausbildung der grünen Keimblätter gewöhnlich nicht hinausgeht. — Alle Größenangaben der Tabelle abgerundet und annähernd. 2) Von der angewandten Menge Benzol und Toluol wird in den ersten beiden Versuchen nur ein Teil vergast, mit Benzoldampf gesättigte Luft ent- hält ca. 10 Vol.-%. Bei Umrechnung von flüssigem Schwefelkohlenstoff und Benzol auf Dampf sind die Faktoren 378 und 251 zu gründe gelegt (1 cc Benzol liqu. = 0,899 g, dampfförmig = 3,58 mg; 1 cc CS2 üqu. == 1,292 g, dampfförmig = 3,42 ing; 760 mm, 0°). 3) Anscheinend ist auch die wirkliche Menge der angewandten Substanz- (Giftmenge !) nicht ganz belanglos, richtiger würde man überall also mit gleichen Gefäßvolumina arbeiten, praktisch ist das aber schwer durchführbar- 144 C Wehmer : Vol.- der At- mos- phäre Beginn der K e i - mun g nach Tagen Grüße der K e i m - pflanzen n ich 12 Tagen Nach 20 Tagen Versuchs- bedingungen (cc der an- gewandten Substanz auf Gefäß- Volum) Berechnete Vol.-% der flüssigen Substanz auf Luftvol.) 3. Schwefel- kohlenstoff 1,86 0 0 0 (Samen tot) 0,115 cc flüssig. CS2 auf 2,3 1 0,00.". >» 0,95 7 (einzeln) 0 (nur Würzel- che a) 0 (nur einzelne Würzelchen) 0,21 cc]):8,4 1 >» 0,95 7 (teilweise) + 1 cm 1—2 cm hoch (!) 0,01 cc1): 1,61 0,0025 »> 0,45 3 2—3 cm + 4 cm hoch 0,03 cc : 2,5 1 0,0012 4. Seh wef el- wasserstofl 1,0 0 0 0 (tot) 4,3 cc : 4,3 1 — » 0,1 2—3 1-3 cm — 2,8 cc : 2,8 1 — •5. Acetylen 6 2 2-3 cm 4 cm 2O0ccGas:41 200 cc — 6. Äthylen 10 3 (teilweise) bis 1 cm (ungleich, kümmerlich) wie vorher 200 cc Aethylengas: 2 1 — >> ?J 2-3 1—2 cm bis 4 cm hohe grüne Pilanzen (!) 45 cc : 0,45 1 7. Äthylen 4- Benzol 4 1 6-7 (teilweise) bis 1 cm (teilweise) 2 cm 160 cc Aethylen •+- 0,16 cc Benzol auf 4 1 S. Kohlen- oxyd 10 2 ± 3 cm grüne Pflz. bis 4 cm 430 cc : 4,3 1 — >» 20 2 2—3 cm + 3 cm 38 cc: 0,190 1 — >» 30 2 1-2 cm 1 — 2 cm 67 cc : 0,230 1 — j» 50 4 (teilweise) + 1 cm 1—2 cm 95 cc; 0,1901 — 9. Kohlen- säure 20 2 2—3 cm 4 cm UOcc. 0.5501 — »1 30 2 (teilweise) 2 cm bis 4 cm I35cc:0,4501 — 1> 60 3-4 (teilweise) 1 cm 1 — 2 cm 225 cc: 0,4501 — — 10. Atrao- s p h ä r. Lu ft (zum Vergleich) 1—2 3—4 cm + 4 — 5 cm 1) Siehe Anmerkung 3, S. 143. Leuchtgaswiikung auf Pflanzen. 145 zur völligen Unterdrückung der Samenkeimung reichte freilich durchweg deren im Gas faktisch vorhandene Menge noch nicht aus, wenn durch diese auch mehrfach starke Verzögerung beobachtet wurde. Versuche mit Gemengen derselben sind noch nicht abge- schlossen, voraussichtlich sind solche ja wirksamer. Dämpfe von Schwefelkohlenstoff z. B. hemmten ■die Keimung schon unter 2 Volum % völlig (etwa 0,4 cc flüssiger CS2 auf 9,2 1 Luft), von Benzol 3 % (1 cc flüssig auf 8 1 Luft), aber schon 1—2 % hatten hier sehr schädliche Wirkung (0,3—0,5 cc flüssiges Benzol auf 91 Volumen); von ersterem ent- hielt mein Gas freilich weniger als 1/10 dieser Dosis, von Benzoldampf gleichfalls noch unter 1 % (die Gastechnik rechnet mit etwal %) ; beide töten auch die Samen alsbald ab. Abgesehen vom A c e t y 1 e n waren auch noch andere wirksam, so schädigte z. B. Aethylen bei 10 % merklich (im Gas gegen 4 %) und ein Gemenge von 4 % •desselben mit 1 % Benzol verzögerte die Keimung um ungefähr 5 Tage. Einige weitere Versuchsdaten gibt die Tabelle 4 oben. Weder Kohlenoxyd noch Kohlensäure störten die Kei- mung, auch bei 10—30 % trat das Würzelchen nach 2—3 Tagen hervor, Weiterentwicklung verlief meist rasch. Auch diese Versuche habe ich noch in der Weise abgeändert wiederholt, daß die Gase bzw. Dämpfe der Topferde (wie oben) zu geleitet wurden, hier war gleichfalls Acetylen ohne merklichen Einfluß, ebenso eigenartigerweise bislang Benzoldampf (1 Ver- such), wogegen reines Aethylengas in einem Falle die Keimung völlig unterdrückte, auch die Samen rasch tötete in zwei anderen stark schädigte, so daß die Aussaat völlig verkümmerte (Abb. 2), in einem vierten war die Wirkung gering, Grund ist noch aufzuklären. Bei der mindestens gleich starken Wirkung des Leuchtgases unter solchen Verhältnissen ist aber nur mit kaum 4 % Aethylen zu rechnen, allerdings ist seine Wasserlöslichkeit erheblich (etwa 15 %), viel größer die des Acetylens (über 100 %), die des Benzols dagegen .gering (0,8 %). - Das die Erde durchströmende Gas betäubt aber nicht nur •die von ihm berührten noch in der Samenschale eingeschlossenen jungen Pflänzchen1) , es verleiht auch der Topferde alsbald keimungs- und wachstumshemmende Eigen- 1) In den Endosperm-losen Cruciferensamen schließt bekanntlich nur die in unserem Falle relativ dünne braune Testa den Embryo von der Außenwelt 3,b, ihre äußere Schicht verquillt beim keimenden Kressesamen zu einem 1 — 2 mm dicken Schleimmantel. U6 C. WEHMER: Schäften. Wird die Gaszuleitung nach vielleicht drei Tagen unterbrochen, so geht eine Neuaussaat von Kresse gewöhnlich noch ■ »hne Schwierigkeiten an und entwickelt sich ganz normal ; das ändert sich jedoch sehr bald, der Boden verseucht allmählich durch Absorp- tion schädlicher Gasbestandteile. Die .Messung der durchgehenden Mengen mittels Gasuhr ergab, daß dazu wenige Kubikmeter Gas genügen, Einzelheiten hängen natürlich von mancherlei Umständen mit ab (Topfgröße, Erdmenge, Feuchtigkeit, chemische und physi- kalische Bodenbeschaffenheit usw.). A b b. 2. A ethylenwirkung auf die Samenkei m u n g (Kresse). Verkümmerte Entwicklung auf einem Topfe, "durch den 4 Tage Aethylengas geleitet wurde. Nebenstehende Abb. 3 zeigt 2 Versuchstöpfe (Blumenerde der Gärtnerei), durch die 7 bzw. 13 Tage ein langsamer Gasstrom geleitet wurde (s. oben), auf einem Teile der Oberfläche beider war dann nach Abstellen der Gasleitung zu gleicher Zeit von neuem Kressesamen aus- gesät, die Bilder zeigen den Zustand genau 7 Tage später; in Topf 1 haben sich die frischen Samen alsbald zu einem, geschlossenen Be- stände von 2 — 3 cm hohen (hier etwas heliotropisch beeinflußten) K e i m p f 1 ä n z c h e n entwickelt, in Nr. 2 dagegen, wo das Gas die Erde vorher 13 Tage passierte, sind erst die Würze leben sichtbar Beiläufig haben sich in Nr. 1 noch mehrere Samen der vor- her durch Gaswirkung gelähmten ersten Aussaat zu hohen Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 147 verkrümmten Pflänzchen entwickelt (im Vordergrund des Bildes), dagegen nicht in 2, wo alle Samen getötet waren; dies ist übrigens der gleiche Topf wie oben Abb. 1. Die beiden Versuche zeigten auch nach Wochen noch ein ganz verschiedenes Aussehen, die Pflanzen des mit E signierten Blumentopfes (1) wuchsen trotz der ungünstigen Beleuchtungsverhältnisse (Januar— Februar) ganz passabel weiter, die von B (2) dokumentierten durch abnorm langsames Wachstum Abb. 3. Wirkung der ,, Gaserde" auf die Samenkei- mung (Kresse). Durch Topf 1 ging 7 Tage, durch Topf 2 dagegen 13 Tage ein Gasstrom ; nach Abstellen des Gases beide gleichzeitig auf einem Teil der Oberfläche neu mit Kresse besät. Nach Verlauf weiterer 7 Tage ist in 1 daraus ein kleiner Bestand von Keimpflanzen hervorgegangen, in 2 stark verzögerte Keimung, die Samen zeigen lediglich Würzelchen. — ■ In 1 außerdem im Vordergrunde lange verbogene Keimpflanzen, die nach Abstellen der Gas- leitung aus der ersten Kressesaat hervorgegangen sind (ist derselbe Topf wie 1 in Abb. 1), in 2 sind diese zuerst ausgestreuten Samen durch den 13- tägigen Gasstrom getötet und nicht mehr ausgekeimt. und allerlei Verkrümmungen den schädlichen Einfluß der Gas- erde, verkümmerten auch später; nach 18 Tagen erst kleine grüne Pflanzen (Abb. 4), die selbst ca. 4 Wochen nach der Aussaat nicht wesentlich weiter gekommen waren (Abb. 5). üebersichtlich stellt sich die Sache also so (s. Tabelle 5) : In anderen Fällen können Aussaaten auf solcher „Gaserde' etwas besser oder auch gar nicht zur Entwicklung kommen, das hängt ßer. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 10 1 18 C. WkH.mi i< : 6 Samen davon auf neue Erde über- tragen: Nach 10 Tagen alle unge- keimt, dann trat 1 Keimling lang- sam hervor, ging aber verkümmernd zu Grunde, nach 20 und 30 Tagen : 0 (D es" OQ 1 l 1 B 2 c p erq CD O o p N e, cd" et-" PI a erq 77 2. &' CG P B CD erq CD PT CD *-* B <7»- Nach 13 Tagen Gaszuleitung alle Samen ungekeimt Gas al 6 Tage später ebenso (tot) auch noch nach 27 Tagen »gestellt na 9 Tage später spärlich (4 Samen mit bis mm langer Wurzel) ; nach 6 Tagen besser (17 Samen, Wurzel bis 3 mm); nach 7 Tagen fast vollzählig (Würzelchen 3 — 4 mm), (s. Abb. 7 Nr. 2); nach 18 Tagen kleine j_rüne kümmerliche Pflanzen (Abb. 8) nach 24 Tagen wenig Fortschritt, (Abb. 9). (Schließlich allmähliches Welkwerden der Pflanzen) W CD B rj 3 erq CD 00 et" D P CS er 4- l"3 P CD D ch 13 Tagen. Resultat- Neue Aussaat auf Teil der Topf- oberfläche '-- tsr. ~ P p o er bS CS ©' CD p cr erq cd CD i p q- 13 'S °£.= CS*' • B © =— 3 , — 3 £ §crq 5. ~ CD CD x- 3 CD 3 D - ezj BT p s f> CD cr ?, 55' et- V X n erq 3" a 3 CD 2 3 p a ^3 5- 05 CD ' P «1 ^P S 5= er Foq © * r — CS p B 5" 3 CD 2 © Sz5" tT-P 3 p o er cn p er? CD D C. P OD N P p ö 0q < CD P* p c P p fS y. 3" s. 3 ~.1 CD 1-3 - ■<- 9 i( -: • s i 5? _ X OD -~ a CA OKI BS cc 33 Cq IC p erq CD OD p: aq g CD *? orq 7 K CD -> 1 3 ts ?**? i-3 SS» = ^ < p — , . — . erq CD cd W tr P D CD O 3 Ol p: 3- erjq B m M ■ p g CD 'ei P* D L_| o aq W 3 CD cfS» P CD > a CO 0 " OD ■ CD D D CO O p CT rr- CD g hi ach 1 Pfla Abb. -1 P ~ CD SS P -a N r-3 "' h^2 P 3 Z D p £*" erq g g--: CD CD orq cd er — >S»3 to Oi g » H3 CD agen 2—3 mäßi i-3 o aq o B i Q p p cr erq CD X r>- CD D P o er r-3 p erq CD 3 CD 00 BS CK SS = ar. 33 OD — p e: e: = cc e 00 Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 14'. < von den Umständen ab. Die Topferde, durch welche oben Acety- 1 e n oder mit B e n z o 1 d a m p f beladene Luft mehrere Tage lang Abb. 4. V e r k ü m mern der Kresse auf Gase r de. 18 tägige Kultur; der gleiche Topf wie Abb. 3 B, 11 Tage später. Langsame Entwicklung zu kleinen kümmerlichen Pflanz chen. W Im Abb. 5. Aussehen der P f 1 ä h z c h e n von Topf B in A b b. 3 und 4 24 Tage nach Aussaat auf G a s e r d e (s. Text) . geleitet wurde, erwies sich als nicht keimungsschädlich (Abb. 6—7), wider Erwarten auch nicht A e t h y 1 e n - Erde, dieses Gas scheint lediglich direkt auf die berührten Samen zu wirken. 10* 150 C. Wkhmkk Um welche Stolle es sich speziell in dieser Gaserd« handelt, ist zurzeit noch etwas problematisch, chemisch ergab sich bislang wenig Klares, vielleicht find es ganz bestimmte Verun- A b b. 6. Kresseentwicklung auf , ,A c e t y 1 e n e rde". Aus- saat auf Topferde, durch die 4 Tage ein Strom von A c etylenga s ging; 7tägig. Keine Störung der Entwicklung. Abb. 7. Kresseentwicklung auf Erde, durch die mit B e n - zoldampf geladene Luft gek-itet* wurde (24 1 in 4 Tagen). Ohne Störung. reinigungen des Leuchtgases, die dann natürlich auch bei der direkten Wirkung des Gases auf die Samen mitspielen können. So werden z. B. seine nur in minimalen Mengen vorhandenen charakteristische)! Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 151 Geruchstoffe — gleich Ammoniak- und Cyan Verbindungen — be- kanntlich von Erde zurückgehalten, isolierbar sind sie aber kaum1). Natürlich handelt es sich nicht um sogenannte „teerige Bestand- teile", wie solche bei längerem Durchgang zumal unreinenLeucht- gases sich natürlich im Boden ansammeln müssen, übrigens früher schon für die schädliche Wirkung verantwortlich gemacht wurden2). Die für uns in Frage kommenden Stoffe müssen auch bereits in kleineren Mengen in jedem reinen Straßengase vorhanden sein. An allgemeinen Eigenschaften ließ sich bisher unter anderen nur feststellen, daß sie gutenteils wasserlöslich, auch relativ i-JLth*äf Abb. 8. Einfluß der Gaserde auf die Entwicklung. Kresseentwicklung vor und nach dem Auslaugen der Gaserde mit Wasser (s. TextN. Gleichalte Kulturen und gleiche Erde, in Topf 1 vorher ausgelaugt. leicht oxydierbar sind, teilweise scheinen sie schon beim Trocknen der Erde zu verschwinden. Nach Auslaugen mit kalt em W asser verhält sich meine Gaserde wie normale ge- sunde Erde, jetzt keimte die Kresse ungestört, die schädlichen n H. BUNTE, Journ. f. Gasbeleuchtg. 1885, 28, 644 u. f. 2) Bei dem einzigen Versuche BÖHMS (S.-Ber. Wiener Acad. 1873, (>8, IL Abt., 293) im Jahre 1873 war das Gas gegen 214 Jahre lang durch ein Gefäß mit Erde geleitet; um wie viel hundert cbm es sich handelte, ist nicht angegeben, vor gut 40 Jahren war natürlich der Reinheitsgrad des Leuchtgases bei weitem nicht der heutige, jedenfalls kommen in solcher Erde keineswegs allein Kohlenwasserstoffe — wie das BÖHM meinte — in Frage 152 0. Wehmer: Eigenschaften gehen aber auf den Wasserauszug über; durch solchen Keimversuch läßt sich unter Umständen die Qualität einer Erdprobe als „Gaserde" schneller ermitteln, als durch chemische Untersuchung. Die Abb. 8 zeigt zwei Kresseaussaaten auf Blumenerde, durch die etwa 7 Kubikmeter Leuchtgas geleitet wurden, davon war die in den Topf Nr. 1 gefüllte Probe vor der Besamung mit dreimal je 100 cc kalten Wassers verrührt, das Wasser abfiltriert. In den ersten Tagen der Keimung war der Unterschied der 2 Töpfe noch weit erheblicher als jetzt, die Keimungsverzögerung sehr augenfällig, wie das die beiden ersten Versuche der Zusammenstellung zeigen (siehe Tab. 6). An der narkotischen Wirkung der Gasluft auf Kressensamen können somit Benzol nebst Homologen und A e t b y 1 e n sehr wohl mitbeteiligt sein, bislang hat es freilich nicht den Anschein, daß letzteres wenigstens auch Bestandteil des ,, Bodengiftes" in solchen Kressekulturen ist; sichere Schlüsse können hier jedoch vorläufig nur mit großer Vorsicht gezogen werden, denn trotzdem Benzolluft bei Zuführung von 24 1 in 4 Tagen durch den Erdboden auf die Samen keine sichtbare Wirkung hatte, war eine Atmosphäre mit 1 —2 % Benzoldampf auf die hier aus solchen hervorgegangenen Keimlinge ungemein schädlich, sie blieben alle fast w u r z e 1 1 o s (völlige Ver- kümmerung) und gingen trotz ihrer freudig grünen Keimblätter und des gesunden Hypokotyls schließlich zugrunde; gleiches beobachtet man auch bei Keimlingen in stärkerer Gasluft. Nichts wäre verkehrter als vorzeitiges Generalisieren, Kresse ist ver- hältnismäßig unempfindlich gegen Leuchtgas, die sehr gasempfind- liche Bohne (Phaseolus multiflorus) erwies sich z. B. schon als besonders empfindlich gerade gegen Aethylen1), andere Pflanzen übertreffen wieder die Kresse an Resistenz. — Wenn das hier Mitgetsilte auch manche Punkte noch im Un- klaren läßt, so ergibt sich doch, daß dem Leuchtgas ein allge- meiner Giftcharakter für Pflanzen nicht zukommt ; anaerobe Pilze wuchsen noch in reinem Gas, wasserreiche Kresse- samen bleiben in ihm wochenlang am Leben, es verhinderte lediglich das Wachstum des Embryo, bei hinreichender Verdünnung mit etwa dem 5 fachen an atmosphärischer Luft ging dies sogar ungestört vor sich. Natürlich folgt daraus noch nichts für andere Pflanzen, schon die erwachsene Kresse könnte sich abweichend verhalten. Das 1) Ich habe aber bei weitem nicht die Empfindlichkeit meiner Pflanzen gegen Aethylen beobachten können, wie solche früher von NELJUBOW für Erbsenkeimlinge (auch gegen Leuchtgas) angegeben wurde (Beiheft. Botan. Oentralbl. 1901, 10, 128). z. h. o Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 153 bß cd EH o d o J3 o N a ::S CM S cd CD 'S >• «> T3 o .2 "Ja «2« i .t2 e a t» tj a ffl 3 ja © o,a ® 2 bß«« o S 2 =3 t- » O* aa cd o a - > M 3 'M CD CS EH — CK et et 0 sc = s 'S «P OS es a CD bß cd EH cd a a s =4-1 CD CD bß CS EH CD bß CS EH CD bß CS EH CO Ja ® j3 «ff® § S u q CO ^ ja CD O a bi cd 'S " 2 3 CS N ja" o o ja ^ ä a CD . o N u a s J* -u w CS CO CD EH J3 :cS a a 's — i M a CD ® CD „ _3j N CO w CD a :3 M bca CD CD N ja a O cS a* CD co 3 CD Ö bßCM u, CD S*J3 CD ° :? a bß* Ph o ja a CD •u CD u & CD CD ja a a rt 'cd -/°*3 •* « fl a 9 _. rri « a a 3 CM CD 1-* "- a N 2^ 3 CD cS O t. a ssä a . • -; CO CD CD WEH ja -.2 «H JS CD es so M d a> ja .. CD CD "© ÖJO N es t" a . S-i — i CD *j CD t-c -tJ N *4H :c3 CD ® ü «- a •B bßCD SN CD C cj »^3 cS d S cc CD CO y, o fl ,3 CD 0 N ja a es a «H Ä- o CD C^l d bß cS CA » CD CD^g O •« 3 J4«- oM ja Oh cd r>> CD O dM^fl s ^ ••:3 a 2 cd i- ®'q 3P*1s EH § g « .a-.ca CD s3 CD bß cS EH R=^ ® <1 lO 3> CD CN ja cn 2cs a CD bß a > N CD Q CD bß-5b^ "OD^ W": * esc., ^, r_, 3 CS CD "5 ja CD ■a a CD .5 •-« CS _ N CD a CD _r a -»3 >- cd a co 60 8 .2I^P t^co-2 c^EH -S 'S "So . cl ?r cd ja 2 ° OT w £ 'S *5 -g - w 2 rH «- cS ^ -, 3 CD CD bßO> cd J3 CD u CS 43 cö CS c^ bß<| cö oS O h h tH tar CD ■Jl^r-! CD CO 2 a 3 ,-, 0 s 3 «^ cn 'p CO ^ -»3 MW | CO w 3 «ja CD ^ P JJ CD • — < 154 0. Wehmer: Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. Gas ist aber kein akut wirkendes Pflanzengift schlechthin, selbst in unverdünntem Zustande unterdrückte es bestimmte Lebens- äußerungen meiner aeroben Organismen nur vorübergehend, bei länger dauernder Einwirkung kann das freilich /um Tode der Zellen führen. Unbeteiligt dabei war das harmlose Kohl e n 0 x y d 1), mitbeteiligt sind vielleicht flüssige Kohlenwasserstoffe und Aethy- len, sicher aber auch noch sonstige schwerer faßbare Gasbestand- teile (Schwefel Verbindungen u. a.). Für höhere Tiere ist Hauptträger der Giftwirkung bekanntlich das hier schon bei etwa 1 % rasch toxisch wirkende „Blutgift" Kohlenoxyd, Leuchtgasvergiftungen sind aber nach mehrfachen zuverlässigen Beobachtungen keineswegs reine Kohlenoxydver- giftungen2), auch bei ihnen spielt unter anderem das für Tiere stark giftige Benzol (neben dem ebensolchen Schwelelkohlenstoff) mit, Aethylen — nicht minder Acetylen — sind für sie nur ver- hältnismäßig schwache Narcotica3). Daß übrigens bei Schädigung von Pflanzenwurzeln die im Boden sich ansammelnden wasserlöslichen Gasbestandteile nicht übersehen werden dürfen, bedarf kaum der Hervorhebung, natürlich besteht auch die Möglichkeit ihrer Fortleitung zu den oberirdischen Organen. Die bei Gasschäden wiederholt beobachtete, zuerst von KNY gesehene eigenartige Blaufärbung von Wurzeln dürfte auf Bildung von Berlinerbl a u zurückzu- führen sein (Cyanreaktion) . bei dem minimalen Gehalt des Straßen- gases an Cyan setzt das Auftreten der Reaktion große Gasmengeii voraus, sie ist aber beweisend für notorischen Gasschaden. Hannover, Bakteriol. Laboratorium des Techn. - Chem. Instituts. 1) Leuchtgasschäden durch dessen Kohlenoxydg ehalt zu erklären, wie das R. Heider neuerdings versuchte (Dissertat. Erlangen, 1(J14), ist von vornherein verfehlt, Gasvvirkungen auf Pflanzen sind nie Kohlenoxydwirkungen, dies ist auch für andere Pflanzen als Kresse völlig klar, Kohlenoxyd ist bei ca. 10 pCt. ganz harmlos. 2) Vgl. z. B. A. H HÜBNER, Münch. Med. Wochenschrift 1916, Nr. 19, 677. 8) R. KOBERT, Intoxicationen, 2. Aufl. II. 1906, 866 u. f. Harald Kylin: Über die Entwicklungsgeschichte usw. 155 15. Harald Kylin: Über die Entwicklungsgeschichte von Batrachospermum moniliforme. (Mit 7 Abbildungen im Texte.) (Eingegangen am 17. Februar 1917.) Durch die grundlegenden Untersuchungen von SlRODOT wissen wir, daß die Karposporen der Batrachospermum- Äxten bei ihrer Keimung besondere Jugendformen, sogenannte Chantransia-Stadien, erzeugen, die sich mit Monosporen vermehren können. Aus redu- zierten Chantransi aStadien entstehen auf vegetative Weise Batra- {•hospermumStadien, und diese vermehren sich, nachdem eine Be- fruchtung stattgefunden hat, mit Karposporen. Tetrasporen kommen bei den Batrachospermum- Arten nicht vor, und sie gehören demnach denjenigen Florideen an, die SVEDELIUS (1915, S. 42) als haplo- hiontisch bezeichnet hat. Die Reduktionsteilung der haplobiontischen Florideen findet nach der vorzüglichen Untersuchung von SVEDELIUS über Scinaia bei der ersten Teilung des Zygotenkerns statt, und in einem jüngst erschienenen Aufsatz über Nemalion habe ich nachweisen können, daß die erste Kernteilung nach der Befruchtung auch bei dieser Alge eine Reduktionsteilung darstellt. Es ist demnach zu erwarten, daß die Reduktionsteilung bei Batrachospermum ebenfalls unmittel- bar nach der Befruchtung von statten geht. In bezug auf die Kernteilungen, die im Zusammenhang mit der Befruchtung bei Batrachospermum vorkommen, finden wir aber in der Literatur sehr verschiedene Angaben. So behauptet DAVIS (1896), daß das Karpogon zweikernig sei, indem die Trichogyne einen eigenen Kern besitze. SCHMIDLE (1899) und OSTERHOUT (1900) konnten dagegen keinen Trichogynenkern nachweisen. Die Spermatien sind bei der Entlassung aus den Spermatangien ein- kernig, nach SCHMIDLE findet aber eine Kernteilung statt, nach- dem sie sich an der Trichogyne angeklebt haben. DAVIS und OSTERHOUT konnten dagegen eine solche Kernteilung nicht nach- weisen. Diese Angaben können natürlich nicht alle richtig sein, und es ist demnach notwendig, die Batrachospermum-Axten noch einmal zytologisch zu untersuchen. Als Material für meine Untersuchung habe ich Batrachospermum moniliforme benutzt. Die Alge wurde in FLEMMINGs schw^ächerre 156 Harald Kylix Flüssigkeit fixiert, und dann in gewöhnlicher Weise mikrotomisch geschnitten. Auf den Schnitten war es mir aber nicht möglich, die Entwicklung der Karpogone zu verfolgen, und eine andere Methode mußte deshalb verwendet werden. Ich arbeitete auf folgende Weise. Die fixierten Thallusteile wurden mit Wasser- stoffsuperoxyd behandelt, um alle durch die Osmiumsäure der Fixierungsflüssigkeit geschwärzten Körncnen zu entfärben, und lann mit Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN gefärbt. Die ge- erbten Stückchen wurden nach und nach in Glyzerin überführt, dann auf dem Objektträger in reines Glyzerin gelegt und unter einem Deckgläschen zerquetscht. Die Entwicklung der Karpogone und der Gonimoblasten ließen sich auf diesen Präparaten gut ver- folgen. Die Entwicklung der Spermatien habe ich auf Mikrotom- schnitten studiert. Abb. 1. Zellen mit Spermatangien. Vergr. 1600 mal. Der Kleinheit der Kerne wegen ist es mir aber nicht möglich gewesen, die zytologischen Einzelheiten so gut zu verfolgen, wie er- wünscht gewesen wäre. Ich möchte aber meine Beobachtungen zusammenstellen und sie mit denjenigen Angaben vergleichen, die wir in bezug auf die Entwicklung der Florideen der Literatur ntnehmen, und ich hoffe, daß es dadurch möglich werde, den in zytologischer Hinsicht wahrscheinlichsten Entwicklungs verlauf der Batraehospermum- Arten zu treffen. Alle Zellen sind bei Batraehospermum moniliforine einkernig. Auch in den großen Zellen der Zentralachse habe ich nie mehr als einen Kern beobachtet. Die Kerne enthalten einen großen Xukleolus, scheinen aber im übrigen beinahe inhaltsleer zu sein. Die Tragzellen der Spermatangien, d. h. die sogenannten Spermatangienmutterzellen, unterscheiden sich nicht von den vege- tativen Zellen (Abb. 1). Sie stellen ganz einfach vegetative, assi- Über die Entwicklungsgeschichte von Batrachospermum moniliforme. 157 milierende Zellen dar. Bei den übrigen Florideen gibt es im all- gemeinen einen bestimmten Unterschied zwischen den Sperma- tangienmutterzellen und den vegetativen Zellen, und sogar bei Nemalion multißdum ist ein Unterschied vorhanden (vgl. KYLIN 1916, S. 259). Diese Tatsache zeigt, daß sich Batrachospermum auf einer niedrigen Stufe der Entwickelung befindet. Es ist schon von DAVIS (1896, S. 56), SCHMIDLE (1899, S. 128) und OSTERHOUT (1900, S. 111) nachgewiesen woiden, daß die jungen Spermatangien schwache Reste eines parietalen Chromato- phors besitzen, daß aber in den reifen Spermatangien keine Chro- matophoren vorhanden sind. Sie sind in diesem Stadium voll- kommen farblos. Durch die Untersuchungen dieser Forscher wissen wir auch, daß die reifen Spermatien als nackte Protoplasmamassen aus den Spermatangien entleert werden, und daß sie dann einen einzigen Kern besitzen. Bei allen näher untersuchten Florideen befindet sich der Kern des jungen Spermatangiums im Ruhestadium, während der Reifung tritt er aber in ein Stadium ein, das als ein Prophasenstadium ge- deutet worden ist (vgl. KYLIN 1916, S. 263), und befindet sich bei der Entlassung in einem spätem Prophasenstadium. Er enthält dann eine Anzahl Körnchen, die der haploiden Chromosomenzahl entspricht. Von vornherein ist ja zu erwarten, daß Batrachospermum in dieser Hinsicht mit den übrigen Florideen übereinstimmt. Es ist mir auch gelungen nachzuweisen, daß das junge Spermatangium einen kleinen Zellkern besitzt, in welchem man einen Nukleolus und um ihn herum einen lichten Hof beobachtet, daß aber in dem reifen Spermatium dieser Hof fehlt, und daß es jetzt scheint, als ob der Kern aus einer Anzahl Körnchen bestände. Aus diesen Beobachtungen muß ich den Schluß ziehen, daß sich der Kern des reifen Spermatiums in ähnlicher Weise wie bei den übrigen Flori- deen in einem spätem Prophasenstadium befindet. Die Anzahl der Körnchen genau zu zählen ist der Kleinheit des Kerns wegen nicht möglich, ich habe sie aber auf etwa 10 geschätzt. Von SCHMIDLE (1899, S. 130) ist behauptet worden, daß der Spermatienkern, nachdem sich das Spermatium an der Trichogyne angeklebt hat, eine Teilung durchmacht. Ich habe mich bemüht zu untersuchen, ob diese Angabe wirklich richtig ist oder nicht, und ich habe gefunden, daß man oft in den an den Trichogynen angeklebten Spermatien zwei oder mehrere Körnchen beobachtet, die möglicherweise Kerne darstellen. Da ich aber die Kernteilung nicht direkt beobachtet habe, weiß ich nicht, ob das Auftreten von zwei kernähnlichen Körnchen in den an der Trichogyne angeklebten 158 Harald Kylin: Spermatien (vgl. Abb. 2e) auf eine wirkliche Kernteilung hin- deutet, oder seinen Grund nur in einem Zerfall des Kerns (einer Kernfragmentation) hat. Auf Grund anderer Beobachtungen glaube ich aber, daß in den entleerten Spermatien wirklich eine mitotische Kernteilung von statten geht. Die Verschmelzung der beiden Geschlechtskerne im Karpo- gonenbauch habe ich in meinen Präparaten mehrmals beobachtet. Beide Kerne befinden sich dabei im Ruhestadium (Abb. 2d). Der Kern des Spermatiums steht aber bei der Entlassung aus dem Abb. 2. Die Entwicklung des Karpogons. Vergr. J 200 mal. Spermatangium auf einem spätem Prophasenstadium, der männliche Kern bei der Befruchtung dagegen im Ruhestadium. Diese Tat- sache scheint mir aber nichts anderes zu erklären, als daß zwischen diesen Zeitpunkten eine Kernteilung stattgefunden hat. Ich glaube also, daß die Beobachtung von SCHMIDLE, daß in den Spermatien eine Kernteilung nach der Entlassung aus den Spermatangien von statten geht, wirklich richtig ist. — Man vergleiche weiter die Auseinandersetzung, die ich fiüher (1916, S. 264) in bezug auf die Ein- oder Zweikernigkeit der Florideenspermatien gegeben habe. Über die Entwicklungsgeschichte von Batrachospermum rnoniliforme. 159 Die Entwicklung des Karpogonastes und des Karpogons ist in der Abbildung 2 zu sehen. Der Chromatopkor des Karpogonen- bauchs streckt sich in die Trichogyne hinauf, was schon vorher von DAVIS und OSTERHOUT bei Batrachospermum- Arten beobachtet worden ist. Der Chromatophor ist am besten an lebendem Materiale zu sehen. Das junge Karpogon enthält in seinem unteren Teil einen deutlichen Zellkern. Die Spitze des Karpogons streckt sich und bildet die Trichogyne, die sich durch ihre stark angeschwollene Form von den fadendünnen Trichogynen der übrigen Florideen unterscheidet. Das Karpogon ist reichlich mit Protoplasma gefüllt, und im allgemeinen findet man vor der Befruchtung keine Körn- Abb. 3. Zygotenkern im Diakinesenstadium. Vergr. 2000 mal. chen, die sich mit Eisenhämatoxylin stark färben, und Zellkerne vortäuschen könnevn. Ich habe besondere Aufmerksamkeit der Frage zugewendet, ob ein Trichogynenkern vorhanden ist oder nicht, ich habe aber nichts gefunden, was auf das Vorkommen eines solchen Kerns hindeutet, und zwar trotzdem ich Gelegenheit gehabt habe, eine reichliche Menge Trichogynen in verschiedenen Entwicklungs- stadien zu untersuchen. In den vegetativen Zellen ließen sich die Kerne leicht nachweisen, der Eikern im Karpogonenbauch war immer sehr deutlich, in der Trichogyne konnte ich abar keinen Zellkern nachweisen. Nach DAVIS (1896) soll aber bei den Batra- chospermum- Arten ein Trichogynenkern vorhanden sein; zwei andere Forscher, SOHMIDLE (1899) und OSTERHOUT (1900), konnten aber einen solchen Kern nicht nachweisen. 160 Harald Kylin: Nach den Untersuchungen zu urteilen, die während der letz- ten zehn Jahre von verschiedenen Forschern über die Cytologie der Florideen gemacht worden sind, scheint es, als ob die Tricho- gyne dieser Algen normal einen Zellkern enthalte (vgl. KYLIN 1916, S. 266). Die Batrachospermum-Arten würden demnach eine Aus- nahme von dieser Regel darstellen und vielleicht ist dies dadurch zu erklären, daß sich diese Florideengattung auf einer besonders niedrigen Entwicklungsstufe befindet. Es ist wohl wahrscheinlich, daß sich die Trichogyne der Florideen aus solchen trichogynen- ähnlichen Bildungen, die bei den Bangiaceen vorkommen, entwickelt Abb. 4. Die jüngeren Entwicklu ngsstadien des Gonimoblasten. Vergr. 1200 mal. hat (vgl. JOFFE 1896, S. 143), und daß sie auf dieser Primärstufe einen besonderen Zellkern entbehrte. Das Vorkommen eines Trichogynenkerns würde demnach auf eine höhere Entwicklung deuten. Unmittelbar nach der Befruchtung wird die enge Passage zwischen dem Karpogonenbauch und der Trichogyne durch eine Zell wand verdickung geschlossen, und bald darnach entwickelt der Karpogonenbauch eine seitliche Ausbuchtung, die dann durch eine Zell wand abgetrennt wird (vgl. die Abb. 4 a und 4 b). Jede der so gebildeten Zellen enthält einen Zellkern. Über die Entwicklungsgeschichte von Batrachospermum moniliforme. 161 Die erste Teilung des Zygotenkerns habe ich etwas näher zu verfolgen versucht. Nach der Verschmelzung der beiden Geschlechts- kerne vergrößert sich der Zygotenkern ein wenig, scheint aber noch immer sehr inhaltsleer zu sein, und von den Prophasenstadien habe ich nichts sehen können, bevor der Kern sich in dem Stadium befindet, das ich als das Diakinesenstadium einer Reduktionsteilung gedeutet habe (Abb. 3). Die Zahl der Chromosomen (Doppel- chromosomen) scheint 10 zu sein. Die haploide Chromosomenzahl bei Batrachospermum würde demnach dieselbe sein wie bei Scinaia nach SVEDELTUS und bei Nemalion nach KYL1N. Abb. 5. a Junges Entwicklungsstadium des Gonimoblasten. b Teil eines reifen Gonimoblasten. Vergr. 900 mal. In den Abbildungen 4 c und 4d ist die zweite Teilungsphase nach der Befruchtung dargestellt worden. Ist die Deutung der ersten Teilungsphase als eine heterotypische Teilung richtig, so wäre diese zweite Phase die homöotypische, und die vier Zellen in der Abb. 4d wären mit den vier Tetrasporen, die nach einer Reduktionsteilung entstehen, homolog. Aus diesen vier Zellen entwickelt sich der Gonimoblast und die weitere Entwicklung dürfte aus den Abbildungen 5a und 5b leicht zu entnehmen sein. Vergleichen wir die erste Zellteilung nach der Befruchtung bei Batrachospermum und bei Nemalion (KYLIN 1916), so finden wir, daß bei jener Art die erste Zellwand longitudinal ist, und daß 162 Harald Kvi.iN: beide neue Zellen an der Ausbildung des Gonimoblasten teilnehmen ;. bei dieser dagegen ist die erste Zell wand transversal, und von den beiden neuen Zellen nimmt nur die obere an der Entwicklung des Gonimoblasten Teil; die untere Zelle stellt eine Stielzelle dar. Bei Batrachospermum verschmilzt der Karpogonenbauch während der Entwicklung des Gonimoblasten nicht mit der hypogvnen Zelle (Abb. 5 b); bei Nemalion treten aber dabei das Karpogon, die Stiel- zelle und die hypogyne Zelle in offene Verbindung miteinander. Die oben erwähnten Verschiedenheiten in der Entwicklung des Gonimoblasten bei Batrachosperrnum und bei Nemalion deuten c d Abb. 6. Keimende Karposporen. Vergr. 1200 mal. darauf hin, daß jene Art auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe steht. Die Karposporen werden als nackte Protoplasmamassen ent- leert, aber bald werden sie mit einer Zellwand umgeben und be- ginnen zu keimen. Die Keimung tritt oft schon ein, während die Sporen zwischen den Zellfäden ihrer Mutterpflanze eingebettet liegen, und in meinen Präparaten habe ich gute Gelegenheit ge- habt, die Keimung der Sporen zu verfolgen. Die Spore treibt einen Keimschlauch aus, und in diesen wandert die größte Menge des Inhalts hinein. Nach einer Kernteilung wird der Keimschlauch, durch eine Zellwand abgeschieden und die ursprüngliche Spore Über die Entwicklungsgeschichte von Batrachospermum moniliforme. 163 enthält jetzt nur einen Zellkern und eine sehr geringe Plasma- menge. Bisweilen sieht man aber auch einige Chromatophoren- fragmente. Diese Reste des Sporeninhalts degenerieren aber bald vollständig. Der Keimschlauch entwickelt sich zu einem Zellfaden, und diejenige Zelle, welche der Spore am nächsten liegt, entwickelt an ihrem unteren Ende eine rhizoidenähnliche Bildung. Die Kei- mung geschieht demnach nach dem Keimschlauchtypus (vgl. KYLIN 1917, S. 3). Nach diesem Typus keimen auch die NemaMon-Sporen. Die Keimung dieser Sporen hat LEWIS (1912, S. 154) von cyto- Abb. 7. Entwicklungsstadien der Haarbildungen. Vergr. 2000 mal. logischer Seite untersucht, und er gibt an, daß der Kern bei seiner ersten Teilung wahrscheinlich 8 Chromosomen enthält, also eine Anzahl, welche der haploiden Chromosomenzahl entspricht. — Meiner Meinung nach ist es aber wahrscheinlicher, daß die hap- loide Chromosomenzahl bei Nemalion 10 beträgt (vgl. KYLIN 1916, S. 260). Nach einer Angabe von SOHMIDLE (1899, S. 134) sollen die einzelligen Haare von Batrachospermum moniliforme eines Zellkerns entbehren. Diese Angabe ist aber unrichtig. Jedes Haar besitzt Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 11 \Q4 Harald Kylin: Über die Entwicklungsgeschichte usw. einen kleinen aber mit Eisenhämatoxylin leicht nachweisbaren Zellkern. Die Haare entwickeln sich aus besonderen kleinen Zellen, die sich an der Spitze fadenförmig verlängern. Während der Ent- wicklung wandert Protoplasma und Zellkern in die fadenförmig Verlängerung hinauf, und sie befinden sich immer im oberen Teile der Haarbildung. Die Haare sind an der Basis etwas angeschwollen. Die Auswellung repräsentiert die haarbildende Zelle. Die Trag- zellen können zwei Haare tragen, die dann seitlich nebeneinander sitzen. Nach dem Abfallen eines Haares kann die Tragzelle eine neue haarbildende Zelle entwickeln, die dann anfangs von dem basalen Teil des alten Haares umschlossen wird (vgl. Abb. 7 e). Upsala, Botanisches Institut, im Februar 1917. Literaturverzeichnis. BORNET, E. et THURET, G ., Recherches sur la fecondation des Floridees. — Ann. des sc. nat., Botanique, S. 5, T. 7, Paris 1867. Davis, B. M., The Fertilisation of Batrachosperm — Annais of Botany, V. 10, London 1896. Janczeavski, Ed. de, Notes sur la developpement du cystocarp dans les Floridees. — Mem. de la soc. des sc. nat. de Cherbourg, T. 20, Paris 1876. JOFFE, RACHEL, Observations sur la fecondation des Bangiacöes. — Bull, de la soc. bot. de France, T. 43, Paris 1896. KYLIN, H., Studien über die schwedischen Arten der Gattungen Batrachosper- mum Roth und Sirodotia nov. gen — Nov. acta reg. soc. sc. Ups., S. 4, V. 3, Upsala 1912. , Über die Befruchtung und Reduktionsteilung bei Nemalion multifidum. — Ber. der deutsch, bot. Ges., Bd. 84, Berlin 1916. — — , Über die Keimung der Florideensporen. — Arkiv för Botanik, Bd 14, Stockholm 1917. LEWIS, J. 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Fritz Jürgen Meyer: Über die Leitbündel einiger untergetauchter Wasserpflanzen und einiger Sumpfpflanzen. (Eingegangen am 16. Februar 1917.) Die Ergebnisse einiger neuer Arbeiten aus dem Marburger Bo- tanischen Institut (GERRESHEIM 1912, RlPPEL 1913, FR. J. MEYER 1915), in denen gezeigt wurde, daß innerhalb der Leitbündel die Tracheenstränge durch Strangverbindüngen (Nomenklatur siehe bei FR. J. MEYER, 1916, S. 129 ff.) mit einander in seitlichem Zu- sammenhang stehen, legten mir die Frage nahe, wie sich die „kon- zentrischen" Leitbündel einiger Wasserpflanzen bezüglich des Vor- kommens und der Verteilung von Strangverbindungen in den Inter- nodien verhielten. Bisher waren die Achsen dieser Pflanzen immer nur mit Hilfe von einzelnen Querschnitten, nie mit Schnittserien untersucht. Dabei schienen die Leitungssysteme aller dieser Pflanzen einander gleich zu sein. Die Untersuchung der Strangverbindungen konnte dagegen noch wesentliche Unterschiede zwischen den im Querschnitt gleichen Leitungssystemen aufdecken; denn bezüglich des Vorkommens und der Verteilung der St rang Verbindungen waren verschiedene Fälle denkbar: 1. alle Tracheenstränge des Leitungssystems stehen im Inter- nodium mit einande rdurch Strangberbindungen in Zusammen- hang, 2. Strangverbindungen finden sich im Internodium nur zwischen den Tracheensträngen bestimmter Gruppen, welche unter sich im Internodium nicht durch Strangverbindüngen zu- sammenhängen , 3. alle Tracheenstränge verlaufen durch das Internodium, ohne daß zwischen ihnen irgendwelche Strang Verbindungen bestehen . Die Entscheidung der Frage, welche von diesen Fällen wirklieh vorkommen, war für mich deshalb von ganz besonderem Interesse, weil mir eine Klärung des Wesens der „konzentrischen Leitbündel" bei den in Betracht kommenden Wasser- und Sumpfpflanzen für eine demnächst erscheinende zusammenfassende Darstellung der Leitungssysteme der Pteridophyten, Gymnospermen und Angio- spermen wünschenswert war. Meine Mikrotomschnitt Serien zeigten nun, daß die drei möglichen Fälle in der Tat vorkommen. Demgemäß kann man jetzt unter den 11* ]QQ Fritz Jürgen Meyer: betreffenden Pflanzen drei Typen von Leitungssystemen unter- scheiden : Typus I. Die Achse besitzt ein dichtes Bündelrohr mit Strangver- bindungen innerhalb der einzelnen Leitbündel. Ein solches Leitungssystem, das dem der meisten dikotylen Landpflanzen prinzipiell gleicht (siehe FR. J. METER, 1917, III. Teil, III), findet sich unter den hier in Betracht kommenden Spezies bei Lysimacliia nummularia, der Landform von Myriophyllum proser pinaeoides und bei Jussiaea grandiflora, also bei Bewohnern feuchter und nasser Standorte. Typus II. Die Achse besitzt ein Rohrbündel mit Strangverbindungen. Vertreter dieses Typus sind Hippuris vulgaris und Myriophyllum verticillatum. Typus III. Die Achse besitzt ein Rohrbündel ohne Strangverbindungen. Dieser einfachste Typus kommt bei Trapa natans, der Wasser- form von Myriophyllum proser pinaeoides und bei Callitriche platycarjui vor, also bei schwimmenden und untergetauchten Wasserpflanzen, bei denen die Bedeutung der Tracheen als Leitungsbahnen hinter der mechanischen zurücktritt. Bemerkenswert ist, daß für jeden Typus ein Vertreter aus der Gattung Myriophyllum gefunden wurde. Ja sogar zwei verschiedene Lebensformen einer Spezies besitzen, je nach den Anforderungen, welche an die Leitungsbahnen gestellt werden, ganz verschiedene Leitbündelsysteme. Es bestätigt dieser Fall die bekannte Tatsache1), daß äußere Faktoren auf die Ausgestaltung der anatomischen Verhältnisse so sehr einwirken können, daß ererbte Charaktere zu- gunsten der Anpassung verschwinden. Einzeluntersuchungen. Typus I. Bündelrohr. Lysimacliia nummularia. Ueber Lysimachia nummularia schreibt F. WETTSTEIN (1906, S. 29): „Der kreisrunde Zentralzylinder bildet einen einzigen Strang, ohne Sonderung in genau umschriebene Leitbündel." Das einzelne Querschnittsbild kann in der Tat den Eindruck erwecken, daß Lysimachia nummularia in ihrer Achse ein konzentri- 1) Ausführliche Literaturhinweise finden sich in meiner demnächst erscheinenden zusammenfassenden Literaturübersicht (FR. J. MEYER 1017, IV. Teil, II. j Über die Leitbündel einiger untergetauchter Wasserpflanzen usw. 167 sches Leitbündel besitzt; die Tracheen sind im Querschnitt kreis- förmig angeordnet ; freilich zeigt die morphologisch bilaterale Achse auch in ihrem Leitungssystem eine Bilateralität, insofern als die Tiacheen verschieden groß sind; auf der Dorsal- und Ventralseite liegen weite Tracheen, dazwischen engere. Meine Schnitt serienun+ersuchungen haben nun gezeigt, daß Lysimachia nummularia in der Tat kein konzentrisches Rohrbündel, sondern ein Bündelrohr aus zwei kollateralen Rinnenbündeln besitzt. Die beiden Leitbündel bestehen aus je 15 bis 20 Tracheensträngen mit je 1 bis 4 Tracheen. In der Mitte der Tracheenteile liegen die weiten Gefäße, an den Flanken die engeren. Alle Tracheenstränge eines Leitbündels stehen im Internodium der Achse mit einander durch Strangverbindungen in Zusammenhang, und zwar sind diese Strang- verbindungen entweder Strangverbindungen im engeren Sinne oder Strangbrücken. Ihre Zahl beträgt in einem Tracheenteil auf einer Strecke von 1000 fi etwa 20 bis 25. In der Mitte des Tracheen- teils, zwischen den weiten Tracheen, kemmen verhältnismäßig weniger Verbindungen vor als an den Flanken. Zwischen den benach- barten Flanken zweier Leitbündel bestehen gar keine Strangver- bindungen. Myriophyllum proser pinaeoides (Landform). Für Myriophyllum wird von SOHENCK (1887, S. 36) ein konzentri- sches Leitbündel angegeben, und zwar sollen die Landformen „die- selbe Strangstruktur wie die Wasserformen bewahren, aber mehr Gefäße zur Ausbildung bringen." Die Mikrotomschnittserienuntersuchung ergab dagegen, daß die Landform von Myriophyllum proserpinaeoides sich von der weiter unten beschriebenen Wasserform dieser Spezies wesentlich unter- scheidet. Die Landform von Myriophyllum proserpinaeoides schließt sich eng an Lysimachia nummularia an. Die Achse (mit fünfzähligen Blattwirteln) enthält fünf kollaterale Rinnenbündel mit je 12 bis 14 Tracheen,, die einzeln oder in Strängen zu zweien angeordnet sind. Innerhalb der Tracheenteile bestehen zwischen den einzelnen Tracheen und den kleinen Strängen St rangverbin düngen im engeren Sinne und unterbrochene Strangbrücken, und zwar sind diese an einigen Stellen in so großer Zahl angelegt, daß mehr als die Hälfte aller Tra- cheen des Tracheenteils gleichzeitig in seitlichem Zusammenhang stehen. Der Abstand dei Tracheenteile von einander ist sehr gering, er beträgt höchstens den vierten Teil der Breite eines Liit bündeis; der Zwischenraum zwischen zwei Leitbündeln wird in den Internodien nicht durch Verbindungen überbrückt ; das System ist also ein Bündel- rohr aus kollateralen Leitbündeln mit Strang Verbindungen. 168 Fritz Jürgi n Meyer: Jussiaea grandiflora. Jussiaea grandiflora, die nach WETTSTEIN (1906, S. 36 ff.) ein konzentrisches Leitbünde] in ihrer Achse besilzen soll, gleicht In lern Bau ihres Leitungssystemes den beiden eben beschriebenen Pflanzen sehr. Der einzige größere Unterschied liegt in dem Vor- tandensein innerer Siebteile. I >asBündelrohr bestebl also aus bikollate- alen Leitbündeln. Die Zahl der Leitbünde] beträgt drei. In den Tracheenteilen kommen Strangverbindungen im engeren Sinne und Strangbrücken vor, zwischen den einzelnen Tracheenteilen be- stehen solche dagegen im Internodium nicht. Typus II. Konzentrisches Rohrbündel mit Strangverbindungen. Hippuris vulgaris. Für Hippuris vulgaris gibt DE BARY (1877, S. 353) und SOHENOE (1887, S. 36) die Existenz eines konzentrischen Leitbündels an. Meine Mikrotomschnittserienuntersuchungen bestätigten dessen Vor- handensein. Das Leitbündel von Hippuris enthält 100 bis 120 Tracheenstränge mit je 1 bis 3 (selten mehr) Tracheen. Alle Tracheen- stränge stehen im Internodium durch Strangverbindungen im engeren Sinne und Strangbrücken miteinander in seitlichem Zusammen- hang; hauptsächlich sind die Verbindungen zwischen den jüngeren weiten Tracheen gebildet ; die Erstlingstracheen lauten oft auf größeren Strecken isoliert, ohne mit den jüngeren in Verbindung zu treten Myriophyllum verticillatum. Myriophyllum verticillatum, das schon von WETTSTEIN (1906, S. 45) beschrieben ist, gleicht Hippwis im Prinzip vollkommen Es besitzt ein konzentrisches Rohrbündel mit etwa 10 Tracheen- strängen von je 1 bis 3 (höchstens 4) Tracheen Zwischen diesen Strängen bestehen Strangverbindungen im engeren Sinne und (ver- einzelt) Strangbrücken Die Zahl der Verbindungen auf 1000 ,u beträgt durchschnittlich 6. In einzelnen Teilen des Internodiums ist die Zahl der Tracheenstränge durch Verschmelzung mehrerer Stränge vermittels Strangbrücken fast auf die Hälfte reduziert; ein Strang kann dann bis 8 Tracheen einhalten. Typus III. Rohrbündel ohne Strangverbindungen. Trapa natans. Trapa natans (früher untersucht von DE BARY 1877, S. 353) besitzt ein bikonzentrisches Leitbünde] mit etwa 20 Tracheensträngen - je einer Trachee. Die Tracheen durchlaufen das Internodium ohne Bildung von Strangverbindungen. Der äußere Siebteil enthält mehr Siebstränge als der innere! Über die Leitbündel einiger untergetauchter Wasserpflanzen usw. \Q\) Myriopliyllum proserpinacoides | Wasserform). Die Wasserform dieser Myriophyllum-S-pezies besitzt ein kon- zentrisches Rohrbündel aus wenigen Tracheensträngen, welche die Internodien isoliert durchlaufen. Während die Zahl der Leitbünde] in der Achse der Landform mit der Zahl der Blätter < in.es Wirteis übereinstimmt, steht die Zahl der Tracheenstränge in der Achse der Wasserform nicht zu der Zahl der Blätter eines Wirteis in Beziehung. Callitriche platycarpa. Spezies der Gattung Callitriche wurden von DE BARY (1877, S. 353) und von SOHENCK (1887, S 35) untersucht. Bei Callitriche platycarpa fand ich in dem Leitbündel zwei Tracheenstränge not 2 bis 3 Tracheen, welche isoliert die Internodien durchlaufen. Der Siebteil bildet eine geschlossene Röhre. M a r b u r g a. d. Lahn, Botanisches Institut. Zitierte Literatur. 1. DE BARY, A., Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane der Phanero- gamen und Farne. Leipzig 1877. 2. GERRESHElM, E., Ueber den anatomischen Bau und die damit zusammen- hängende Wirkungsweise der Wasserbahnen in Fiederblättern der Diko- tyledonen. Bibliotheca botanica Heft 81, Stuttgart 1912; auch Disserta- ti< n Marburg 1912. (Eine kurze Mitteilung über diese Arbeit findet sich in Bd. XXX (pg. 553) dieser Berichte.) 3. MKYER, FR. J., Bau und Ontcgenie des Wasserleitungssysten.es der vege- tativen Organe ven Viola tricolor var. arvensis. Dissertation Mar- burg 1915. 4. MEYER, FR. J., Die Stelärtheorie und die neuere Nomenklatur zur Be- schreibung der Wasserleitungsbahnen der Pflanzen. Beihefte zum Botanischen Zentralblatt Bd. XXXIII, Abt. I, p. 129—168. Dresden 1916. 5. MEYER, FR. J., Bau und Ontogenie der Wasserleitungsbahnen und der an der chasmog. 6 — 7 mm lang). A. pauciflorum Eckl. et Zeyh.1). — Drhge n. 3835 (Chas- mone strieta E. Mey. 1. c. 75, Tambukiland, Kelch in kleistog. Bl. 6 mm, in chasmog. 11 — 12 mm). — Ein zu A. panci flamm Harv. exp. gerechnetes Exemplar TYSON n. 836 (Kingwilliamstown 1886) hat neben vorwiegend chasmog. auch kleist. Blüten; das Exemplar 1) Ob alle hierher gerechneten Exemplare zu der Art gehören, ist mir fraglich, da ich keine Originale gesehen habe. Weitere Beobachtungen über Kleistogauiio usw. 181 ist vielleicht eine eigene Art. Vielleicht gehört eher zu eottinitm das ebenfalls kleistog. blühende Exempl. G ALPIN n. 1548 (Queen- stown 1893). A. pumilum Eckl. et Zeyh. — Vgl. H. HARMS, a. a. 0. S. 91 (Exemplar von KREBS). Außerdem: DRKGE n. 5387 (Chasmone urgenten E. Mey. ß pilosa, 1. c. 74); auch noch andere Exemplare unseres Herbar. zeigen die Erscheinung. A. rupestre E. Mey. — Vielleicht ist auch diese Art hier zu nennen ; doch ist mir die Stellung mancher hierher gerechneten Stücke fraglich. A. sericosemiutn Harms n. sp. ; suffruticosum, caule erecto vel adscendente tenui ± adpresse sericeo ; folia trifoliolata, petiolo sericeo-villoso 0,5—2,5 cm longo, foliola oblonga vel oblanceolata vel lanceolata, obtusa vel acuta, saepe mucronulata, utrinque dense sericeo-villosa, 1 — 2 cm longa, 4 — 8 mm lata; stipulae majusculae ovato-lanceolatae vel lanceolatae, ± obliquae, acutae vel acuminu- latae, 5 — 10 mm longae, 2 — 4 mm latae; pedunculi sericeo- villosi, 2 — 5 cm longi, apice subumbellatim 2 — 5-flori, bracteis ovatis vel lanceolatis, bracteolis anguste lanceolatis, pedicellis 4 — 7 mm longis ; calyx dense sericeus fere 1 — 1,3 cm longus; vexillum extus sericeo- villosum. Natal: Hügelabhänge im Bezirk Weenen, 1300 — 1700 m. (J. M. WOOD n. 5453. — Nov. 1893; als A. vdutinum bestimmt); ebenda (J. M. WOOD n. 7194. — Febr. 1895, als A. marginatum bestimmt). — Auch diese Art zeigt Spuren von Kleistogamie; denn bei n. 5453 finden wir eine Blüte im unteren Teil des Stengels mit nur 5 mm langem Kelch und herausragender halbreifer Hülse. Die Art ist jedenfalls mit A. marginatum Bolus in Journ. Linn. Soc. XXV. (1889) 161 verwandt, bei dem aber der Stengel eine abstehende dichte Behaarung zeigt; auch fehlt unserer Art die stark ausgeprägte Berandung des Blattes, wie sie marginatum zeigt. — A. paucißorum Eckl. et Zeyh. weicht durch schmälere Neben- blätter und 1 — 2 blutige Pedunculi ab. A. Tysonii Bolus in Herb. (cf. H. HARMS, 1. c. 91); suffrutico- sum, ramulosum, caulibus tenuibus dense adpresse subsericeo-pilosis vel villosis; folia trifoliolata, petiolo subsericeo 3 — 8 mm longo, foliola obovata vel obovato-oblonga vel oblonga, basi acuta vel obtusius- cula, apice rotundata vel obtusa, mucronulata, utrinque dense sericeo- villosa, 5 — 18 mm longa, 3 — 10 mm lata; stipulae parvae (3— 4 mm), lanceolato-ovatae vel lanceolatae acutae, villosae; pedunculi uniflori villosi 1—2 cm longi; calyx dense sericeo-villosus bilabiatus fere 1 cm longus, dentibus lanceolatis acuminatis ; vexillum dorso ap- 12* 182 II Earms: presse sericeum fere 12 mm longura; calyx in l'Ioribus cleistogamis 3 — 5 mm longus ; legumen lanceolatum subsericeo-villosum 2 — 2,5 cm longum 4 — 5 mm latuni proferens. Südöstliches Kapland: Üst-Griqualand, steinige Abhänge bei Kokstad, 1700 m. (W. TYSON n. 455—1882). - Sehr nahe verwandt mit A. pumilum Eckl. et Zeyh., davon vielleicht nur durch stärkere Behaarung verschieden; einige Hülsen aus kleinen 3 — 5 mm langen Kelchen im unteren Teil des Stengels, Kelch der chasmog. Blüten bis 1 cm lang. A. velutinum Eckl. et Zeyh. Über diese Art vergleiche iL Harms, a. a. o. 9i. Für die einzige, zur Sektion Eremölöbium Benth. (vgl. HARVEü - SONDER, Fl. cap. II. (1861—62) 76) gerechnete südafrikanische im südwestlichen Kapland verbreitete Art A. lanceolatum Eckl. et Zeyh. ist Kleistogamie noch nicht nachgewiesen. Zu dieser Art gehört vermutlich: Diotolotits Ekloni Tausch (in Flora (1842) 284), begründet auf eine im Gräfl. SALMIschen Garten zu Prag aus capensischen, von EOKLON geschickten Samen unter dem Namen Ononis elonyala gezogene Pflanze. Zur selben Art ist zu rechnen Dichilus hypotrichum Spreng. Syst. IV. 2. (1827) 273 (Original im Herb. Sprengel !) Im folgenden gebe ich noch die Diagnosen einiger neuen Arten Südafrikas, die sich bei der Durchsicht des Materials ergaben. A. campicola Harms n. sp. ; suffruticosum parvum, caulibus tenuibus erectis longo patentim hirsutis, folia trifoliolata, petiolo brevissimo (1—4 mm), foliola oblanceolata vel lanceolata vel <>1>- longo-oblanceolata, plerumque complicata, acuta vel obtusiuscula, subtus hirsuta, supra parcius pilosa. 7 — 15 mm longa; stipulae majusculae foliaceae, basi breviter in vaginam oj)i)Ositifoliam connatae vel fere liberae, lanceolatao, acutae, hirsutae, 6 — 12 mm longae; peduneuli hirsuti, 1,5 — 2 cm longi, uniflori, bracteolis parvis (3 min) linearibus; calyx bilabiatus hirsutus, dentibus lanceolatis acutis, 9 mm longus; vexillum extus parco subserieeo-pilosum, fere 14 nun longum. Transvaal: Hoogeveld zwischen Drakensbergen u. Pretoria (F. WILMS n. 271. — Nov. 1883). — Von dieser Art liegt nur ein kleines Stück vor, das aber zur Beschreibung ausreicht. Die Art ist offenbar mit A. barbatitm Walp. zu vergleichen, das jedoch Weitere Beobachtungen über Kleistogamie usw. 183 dichtere Beblätterung, viel kürzere Blütenstandsstiele, kürzere den Kelch wenig überragende Blumenkrone und höher verwachsene Nebenblätter hat. A. Harmsianum Schlechter in Herb. Berol.); nanum caule tenui breviter incano-hirsuto serius subglabrescente ; i'olia sessilia vel subsessilia, foliola 3, obovato-oblonga vel oblongo-oblanceolata vel obovata, obtusa vel obtusiuscula, mucronulata, crassiuscula, carnosula, supra subglabra vel parce pilosula, subtus pilosa vel serius glabrescentia, 0,5 — 2 cm longa, 3 — 9 mm lata; stipulae mi- nimae lanceolatae; flores solitarii, breviter vel brevissime pedicellati (pedicello breviter hirsuto); calyx profunde bilabiatus, labio superiore bilobo (lobis ovatis vel lanceolato-ovatis acutis), inferiore tridentato (dentibus lanceolatis acutis), pilosus, 8 — 11 mm longus; vexillum extus subsericeo-villosum. Südwestliches Kapland: Auf Hügeln bei Cap Agulhas (K. SOHLECHTER n. 10565. — IV. 1897). — Auffällige Art mit dicklichen etwas fleischigen Blättern, verwandt mit der im selben Gebiet wachsenden Art A. pachyphyllum Schlechter in ENGL. Bot. Jahrb. XXIV. (1897) 441 (Elim), das aber breitere mehr rundliche Blättchen hat. (Vergl. H. HARMS in ENGLERs Pflanzenwelt Afrikas III. 1. (1915) 561.) A. lydenburgense Harms n. sp.; caules erecti tenuissimi graciles, sursum dense patentim hirsuti, deorsum glabrescentes; folia trifoliolata, petiolo hirsuto 3 — 10 mm longo, foliola lineari- lanceolata vel linearia, hirsuta, 3 — 5 cm longa, 2 — 3 mm lata; stipu- lae lanceolatae longe acuminatae 5 — 11 mm longae; pedunculi hir- suti, apice 2 — 3-flori, bracteis linearibus 4 mm longis; calyx hir- sutus, dentibus lanceolatis longe acuminatis, 7 — 9 mm longus; corolla in sicco purpureo-nigrescens, vexillum extus parce hirsuto- pilosum, fere 10 mm longum. Transvaal: Zwischen Lydenburg u. Spitzkop (F. WlLMS n. 291. — Febr. 1888). — Von Ä. longifolium Walp. durch ab- stehende Behaarung des Stengels und der Blätter verschieden. A. nanum Schlechter in Herb. Berol. ; herbaceum vel basi suffruticosum humillimum, caule erecto vel adscendente adpresse piloso vel subglabrescente; folia subsessilia vel brevissime petio- lata, foliola 3 lanceolata vel oblongo-lanceolata acuta mucronulata (in foliis infimis saepius latiora oblonga), subtus parce adpresse pilosa, supra glabra, 1 — 2,5 cm longa, 2 — 5 mm lata; stipulae lineari- lanceolatae, 3 — 5 mm longae; flores solitarii, breviter vel brevissime (raro longius) pedicellati (pedicello adpresse piloso), foliis saepe jy I II. Barns: superati; calyx profunde bilabiatus, adpresse pilosus, 8 — 9 mm longus; vexillum extus pilosum vel subsericeum, exsertum, 10 — 12 mm longum. Natal: Am Yan Reeaen's Paß, 1700—2000 m. (J. M. WOOD n. 5875, n. 6602. Dec. 1895 u. Nov. 1897; Blut. gelb). — Die Art, ausgezeichnet durch sehr niedrigen Wuchs, schmale Blättchen, ziemlich schwache angedrückte Behaarung, einzeln stehende meist kurz gestielte Blüten, scheint bisher nocli nicht beschrieben zu sein: sie wird aber von J. M. WOOD (Eevised listoi' Natal pl. S. 144) schon erwähnt, wo noch die mir unbekannte n. 45 1 7 angeführt wird. Sie gehört offenbar in die Nähe von A. unifloruni Harv. (.4. Harveianum Oliv.), von dem sie durch den niedrigeren Wuchs, die kürzeren Internodien und meist lanzettlichen Blättchen ab- weicht; vielleicht ist es nur eine gestauchte, durch höheren Stand- ort bedingte Form jener Art. A. Thodei Harms n. sp. ; suffruticosum, caule adscendente laxe ramuloso, laxe patentim hirsuto, pilis subsericeis; folia trifoli- olata, petiolo 3 — 10 mm vel ultra longo, foliola oblanceolata vel oblongo-obovata, basin versus angustata, apice obtusa vel rotundata vel obtusiuscula, saepe apiculata, laxe hirsuta, 7 — 18 mm longa, 3 — 8 mm lata; stipulae majusculae (ad 13 mm longae) vel breviores, oblique ovatae vel late lanceolatae; flores in pedunculo 1 — 3, brevissime pedicellati; calyx laxe subsericeo-pilosus, dentibus lan- ceolatis acutis, 7— 8 mm longus; vexillum parce subscriceo-pilosum; legumen iinmaturum dense subsericeo-hirsutum. Süd -Afrika : Oranje-Freistaat, bei Witzies Hoek, auf felsigem Boden, 1700—2000 m. (J. THODE n. 20. — Febr. 1891: Blüten gelb). — Die Art ist dem A. leptodudiim (vgl. oben) sehr ähnlich, hat jedoch etwas stärkere Behaarung und etwas größere Blüten ; vielleicht nicht einmal als eigone Art aufzufassen. Von A, hirsu- ticaule unterscheidet sie sich durch meist größero Blätter und Nebenblätter sowie etwas längere Kelche. — Die Art wäre noch zu vergleichen mit dem mir unbekannten A. variopile N. E. Brown (in Kew Bull. (1906) 18: Natal), das aber längere Blattstiele haben dürfte. Auch bei einer Anzahl Arten des tropischen Afrika ist Kleistogamie zu beobachten: vgl. meine Mitteilung, S.92. U.a. sehr gut bei A. shirense Taub., einer Art des Nyassa-See-Gebietes, die A. STOLZ am Nordende des Sees im Kondelande des Bezirks Langenburg gesammelt hat; an demselben blühenden Zweig treten kleistogame Blüten (Kelch 5 6 mm lang) neben chasmogamen auf (Kelch 10 — 12 mm lang). Weiter ist zu nennen das abyssinische A. rir- Weitere Beobachtungen über Kleistogauaie usw. 185 gatum Bak. SCHWEINFURTH sammelte die Art in Jemen (n. 1659; Berg Schibam, El-Ajan über Menacha, 1889, '2600 m; vgl. Bull. Herb. Boiss. IV. App. 2. (1896) 229); die Exemplare haben neben chasmog. Blüten mit 5— 6 mm langem Kelch kleinere Blüten mit hyalinen winzigen Blumenblättern in nur 3 — 4 mm langem Kelch, aus dem Hülsen hervorstehen. — Ferner konnte ich Spuren der Erscheinung nachweisen an folgender, ebenfalls von A. STOLZ ge- sammelten neuen Art. A. Stolzii Harms n. sp. ; suffrutex parvus ramulosus, caulibus tenuibus hirsutis vel serius subglabrescentibus; folia breviter vel brevissime (2 — 5 mm) petiolata, foliola 3 oblonga vel elliptica vel oblongo-lanceolata vel oblongo-oblanceolata vel obovato-oblonga, apice acuta vel obtusiuscula, mucronulata, basin versus saope cune- ata, utrinque hirsuta vel hirsuto-villosula (vel serius supra parcius pilosa), 1 — 3 cm longa, 5 — 10 mm lata; stipulae lanceolatae vel ovato-lanceolatae acuminatae, 5 — 10 mm longae vel breviores. liberae vel interdum ultra medium connatae; pedunculi plerumque elongati longo exserti hirsuti vel villosuli, apice umbellatim vel racemose pluriflori. bracteis lanceolatis; calyx sericeo-villosus, bila- biatus, dentibus lanceolatis acutis, fere 8 — 9 mm longus (in floro cleistogamo legumen proforente 5 mm longus) ; vexillum oxtus sub- sericeo-villosum. Nyassaseegebiet: Kyimbila, Bergwiesen, 1350m (A. STOLZ n. 1050. — Dec. 1911, kleiner Strauch mit braunem Stengel, meer- grünen weißlich behaarten Blättern und kanariengelben Blüten). — Neben großkelchigen chasmog. Blut, treten einige kleinkelchige auf, aus denen Hülsen hervorragen ; die letzteren stehen einzeln oder zu 2 — 3 an kürzeren Stielen, während die Stiele der chasmo- gamen Trauben oder Dolden oft 10 — 15 cm lang sind. Die Art ist mit der westafrikanischen A. aequinoctiale Welw. (Huilla) sehr nahe verwandt, hat aber im allgemeinen etwas spitzere Blättchen (während sie bei jener Art meist der verkehrteiförmig-länglichen Form sich nähern), kürzere Blattstiele und meist kleinere Neben- blätter. Auch A. leucophyttnm Bak. (Kew Bull. (1897) 253; Nyika Plateau) dürfte nahe stehen, es hat aber nach der Beschreibung dichtere weiße Behaarung und stumpfe, oberseits schwächer, unter- seits dicht weißbehaarte Blättchen. — Der Pflanze von STOLZ steht ein von WHYTE am Mt. Malosa (als shirensc bestimmt) um 1300—2000 m gesammeltes Exemplar sehr nahe, dessen Blätter jedoch etwas kürzere Behaarung haben. — Von A. shirense Taub, ist A. Stoteii durch den niedrigeren Wuchs und größere Neben- blätter verschieden. — Übrigens bereitet die Unterscheidung der Ist'! H. Harms; Weitere Beobachtungen über Kleistogamie usw. tropischen Arten große Schwierigkeiten, so daß eine klare Trennung erst allmählich sich ergeben wird. In die Verwandtschaft von .1. aequinoctiale Welw. gehören noch folgende beiden Arten, bei denen ich jedoch, ebensowenig \\ ie bei aequinoctiale, keine Spuren von Kleistogamie gesehen habe. A. macrophyllum Harms n. sp.: canlis adpresse subsericeo- villosus; folioruin petiolus brevis (4 — 5 mm), foliola 3 majuscula, lanceolato-oblonga vel anguste oblonga, obtusiuscula vel acuta, mucronulata, parce adpresse pilosa (juniora densius sericeo-villosa), 4 — 8 cm longa, 1,5 — 3 cm lata; stipulae lanceolatae, longe acumi- natae, 1 — 2 cm vel ultra longae; pedunculus villosulus, apice subuinbellatim pluriflorus (in specimine circ. 5 cm longus), bracteis lanceolatis; calyx adpresse subsericeo-villosus, fere 12 — 13 mm longus; vexillum extus sericeo-villosum fere 15 mm longuin. Angola: Quinchumbo (ANCHIBTA n. 76. Nov. 1887). — Von A. aequinoctiale durch viel gröllere kurzgestielte Blätter mit lanzettlich-länglichen Blättchen und schmälere Nebenblätter ab- weichend. — Das durch breite Nebenblätter ausgezeichnete A. Helenae Buscalioni et Muschler (in ENGLERs Bot. Jahrb. XLIX. (1913) 471; Ilhodesia) ist dem aequinoctiale sehr ähnlich und vielleicht nicht davon zu unterscheiden. A. Dekindtii Harms n. sp.; suffrutex, caulibus adpresse pilo- sis; petiolus circ. 1—1,5 cm longus, foliola 3 lanceolata vel oblan- ceolata vel oblongo-oblanceolata, acuta vel obtusa, saepe mucronu- lata, parce adpresse pilosa (juvenilia densius subsericea), 2 — 5 cm longa, 7 — 15 mm lata; stipulae lanceolatae vel ovato-lanceolatae, acuminulatae, 7 — 15 mm longae; pedunculi elongati adpresse pilosi, 5 — 17 cm longi, apice pluriflori vel multiflori (floribus 5 — 20 vel ultra, saepe in inflorescentiam subglobosam congestis), bracteis lanceolatis, pedicellis adpresse pilosis 3 — 6 mm longis; calyx bila- biatus, adpresse pilosus, dentibus lanceolatis acuminatis, 8— -11mm longus; vexillum extus villosum, paullo exsertum. Angola: Huilla, Wiesen, 1740 m (DEKINDT n. 17. — Dec. 1898; 40-60 cm hoch, Blut. gelb). — Von A. aequinoctiale durch viel spärlichere Behaarung und schmälere Blättchen verschieden; beachtenswert sind bei dieser Art die meist vielblütigen köpfchen- ähnlichen fast kugeligen Blütenstände an oft sehr langen weit heraus- ragenden Stielen. Es wird gebeten, alle wissenschaftlichen Zusendungen für die Sitzungen im Jahre 1917 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Prof. Dr. >M. 0. Reinhardt, Berlin W 50, Augsburger Str. 9, zu richten. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August und September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. BV Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden vollständig drnckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 cm) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen der Regel nach den Umfang von 8 Drnckseiten nicht überschreiten. Im allgemeinen wird den Autoren eine schwarze Tafel oder der Raum einer Tafel für Textfiguren kostenlos gewährt. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefaßt und unleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträglich- keiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der ge- wünschten Sonderabdrücke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 5 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1917. Ehrenpräsident: S. Schwendener. Für die Generalversammlung: J. Rein ke, Präsident; Hans Winkler, Stellvertreter. Für die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: M. 0. Reinhardt, Vorsitzender; C. Correns, erster Stellvertreter; H. Conwentz, zweiter Stellvertreter; L. Diel s, erster Schriftführer; E. Baur, zweiter Schriftführer; H. Harms, dritter Schriftführer. Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions-Kommission: M. 0. Reinhardt, L. Diels, E. Baur, H. Harms, A. Engler, P. Graebner, H. v. Guttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversammlung : Th. Loesener, E. Gilg, E. Jahn, R. Kolkwitz, P. Cl aussen. Geschäftsführender Sekretär: W. Wächter. Alle Geldsendungen, sowie die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüg- lichen Schriftstücke werden franko „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten. Der Beitrag beträgt für alle ordentlichen Mitglieder 20 M. Alle event. Rekla- mationen, die Versendung der Berichte und Sonderabdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Bandes unmittelbar an die Ver- lagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 35, Schöneberger Ufer 12a, zu richten. Adressenänderungen sowie alle das Mitgliederverzeichnis betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 5 p.. zu senden. K Sonderabdrücke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Autor erhält 50 Sonderabdrücke mit Umschlag broschiert kostenfrei geliefert. 2. Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung derÜberzahl vor der letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 2 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates . 5 „ 3. für jede Lichtdrucktafel 9 „ 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr 2 „ o. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr 3 6. bei Doppcltafeln pro Tafel und Farbe mehr . 2 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck 1,35 , 8. für jeden Umschlag 1,5 „ 9. für einen besonderen Titel auf dem Umschlage. falls ein solcher gewünscht wird 3,50 Mark. Pfennige, welche durch 5 nicht teilbar sind, werden nach oben auf 5 abgerundet. Druck von A. W. Hayn'a Erben (Ourt (ferner), Kerlin SW tis. Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W35 Deutschland, dargestellt auf Grund eigener Beob- achtung, der Karten u. der Literatur von Professor Dr. Gustav Braun, Direktor des Geographischen In- stitutes der Universität Basel. Zwei Bände. I: Textband. XI und 383 Seiten. II: Tafelband mit 33 Tafeln, Erläuterung und 10 Beilagen. Preis in 2 Ganzleinenbänden gebund. 16 M. 50 Pf. Seit Albrecht PencJcs grossem Werk über „Das Deutsche Reich" aus dem Jahre 1887 ist keine geographische Darstellung mehr erschienen, die es versucht, in grösserem Umfange eine Besehreibung unsere* Vater- landes auf wissenschaftlicher Grundlage zu liefern, die neben einem Überblick über das Ganze auch in methodischer Ordnung und Auswahl. Einzeltatsachen bringt. Inzwischen aber hat die Geographie ihre äussere Stellung im System der an den Universitäten vertretenen Fächer errungen und eine kräftige innere Entwicklung genommen. Inzwischen wurden die grossen Karten des Deutschen Reiches in 1:100000 und 1 : 200 000 nahen vollständig herausgegeben. Es war daher an der Zeit, »■ine neue auf diesen Grundlagen In ruhende Beschreibung Deutschlands zu geben, eine Beschreibung, die van der Set treibst übe in die Natur hinausführen und die Kenntnis deutschen Bodens bei allen Gebildeten unserer Nation stärken und fördern soll. Wir betrachten daher dies Werk als eine nationale Angelegenheit, eine Darstellung Deutschlands für Deutsche, die gerade jetzt, wo wir uns auf unsere Heimat und uns selbst besinnen, am Platze ist und jedenfalls Beachtung verdient. Die l rerlagsbuchhandl ung Ausführliche V e r 1 a ir s v e r z e i c h h i s s e kostenfrei h XXXV. JAHRGANG 11)17. HEFT 3. BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. BEGRÜNDE'!' AM 17. SEPTEMBER 1882. FÜNFUNDDREISSIGSTER JAHRGANG. HEFT :). (MIT TAFEL IV— V). AUSGEGEBEN AM 6. JUNI 1917. BERLIN, GEBRÜDER BORNTRAEGER, W 35 Schöneberger Ufer VAa 1917 o Inhaltsangabe zu Heft 3. .Seite Sitzung 30. März 1917 187 Mitteilungen. 19. A. Giint hart: Bej ug zum Aufsatz L. Geisenhej über Succisa pratensis Moench 18 20. 0. Tunmann: Über „Einschlüsse" im R.hizom von R,beum, zugleich ein ikütrai; zur Mikrochemie der Oxymethyl- anthrachinone führenden Pflanzen. (Mit 1 Abb. im Text.) . 191 21. E. Heinricher: Berichtigende Mitteilung über die Kei- mungsbedingungen der Samen von Arceuthobium Oxycedri (DC.) M. Hieb. . . ■ \ . . 204 22. N. S v e (1 e L i u s : I )ie Monosporen bei I lelminthora divaricata nebst Notiz über die Zweikernigkeit ihres Karpogons. (Mit 7 Abb. im Text.) ' 212 23. X. Svedelius: Über die Homologie zwischen den männ- lichen und weiblichen Fortpflanzungs-Organcn der Florideen. (Mit 1 Abb. im Text.) 24. G. Tise h ler: Über die Entwicklung und phylogenetische Bedeutung des Embryosacks von Lytlirum Salicaria. i Mit Tafel IV.) . . . " 25. F. von Höhnel: Erste vorläufige Mitteilung mykolo- gisch er Ergebnisse. (Nr. 1—106) , . 246 '26. B r u n o S e h r ö d e r : Schwebepflanzen aus dem Wigrysei bei Suwalki in Polen. (Mit Tafel V.) . . 256 27. Peter Stark: Über den Einfluß von Kontaktreizen und mechanischem Reiben auf das Wachstum und den Turgeszenz- zustand von Keimstengeln. (Mit 3 Abi», im Text.) .... 266 28. Clara Zollikofer: Über die Wirkung der Schwerkraft auf die Plasmaviskosität. (Vorläufige Mitteilung.) (Mit 1 Ab- bildung im Text.) 291 29. Harald Kylin: Über die Entwicklungsgeschichte und die systematische Stellung der Tilopterideen 298 30. J. L ü tk e m Li 11er f : Die Zellmembran und die Zellteilung von Olosterium Nitzsch. Kritische Bemerkungen 311 31. C. Wehmer: Leuchtgaswirkung aufPflanzen. 2. Wirkung des Gases aufgrüne Pflanzen. (Mit 1 Textfiguren.) . .' . 318 32. Arthur Meyer: Die biologische Bedeutung der Nukle- olen. ... 1 ~ 33: 33. H. Harms: Über eine Meliacec mit blattbürtigen Blüten. (Mit 1 Abb. im Text.) 338 Nächste Sitxung «ler Gesellscualt: Freitag, den 25. Mai 1917. abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pflanzenphysiolog. Instituts d. Universität, Berlin- Dahlem, Königin-Luise-Straße 1. Sitzung vom 30. März 1917. 187 Sitzung vom 30. März 1917. Vorsitzender: Herr C. CORRENS. Der Vorsitzende macht Mitteilung von dem am 25. Februar 1917 erfolgten Ableben unseres Mitgliedes, Herrn Apothekenbesitzer Ad. Andree in Hannover. Die Anwesenden ehren das Andenken an den Verstorbenen durch Erheben von ihren Sitzen. Als ordentliche Mitglieder werden vorgeschlagen die Herren Meyer, Dr. Fritz Jürgen, Assistent am Botan. Institut in Marburg, Orleanstr. 19 (durch ARTHUR MEYER und M. NORD HAUSEN), Mandekic, Dr. V., Professor für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der höheren Landwirtschaftl. Schule in Krizevac (Kroatien) (durch V. VOUK und K. LINSBAUER), und Westling Dr. R., Laborator am Pharmazeutischen Institut in Stock- holm, Vallingsgaten 26 (durch OTTO ROSENBERG und G. V. LAGERHEIM) Zum ordentlichen Mitgliede wird ernannt Herr Otto Müller, in Straßburg i. E. Der Vorsitzende verliest die Dankschreiben der Herren SCHWEINFURTH und v. VÖCHTING: Partenkirchen, 25 Februar 1917. Lieber, hochgeehrter Professor! Gestern bin ich in den Besitz der mir in Ihrem Briefe vom 19. angekündigten Adresse der Deutschen Botanischen Gesellschaft gelangt, die in so warmen und wohlmeinenden Ausdrücken meiner botanischen Tätigkeit gedenkt, die ich für die Zwecke der Gesell- schaft selbst leider fast gar nicht in den Dienst stellen konnte. Mit um so tiefer empfundenem Danke muß ich die mir zu meinem Ber. der deutschen bot. Gesellseh. XXXV. I 1 gg Sitzung vom 30. März 1!)17. LXXX ten erwiesene Ehrung entgegennehmen, und der Anblick der schönen Adresse erfüllt mich mit Stolz und mit Freude. Ich bitte Sic nun bei den übrigen Herren vom Vorstande der Dolmetscher meiner Gefühle zu sein und ihnen den Ausdruck meiner steten Dank- barkeit zu Füßen zu Legen. Allen wünsche ich Glück und Gedeihen, und alles Gute, wie sie es mir gewünscht haben. Betrachten Sie mich, hochgeehrter Herr, als Ihren alten und dauernden Freund und ge- denken Sie freundlichst Ihres stets ergebensten alten G. SCHWEINFURTH Herrn Professor Dr. O.REINHARDT, Berlin. Tübingen, den 28. Februar 1917. Die Deutsche Botanische Gesellschaft hat mir zu meinem 70. Geburtstage einen Glückwunsch ausgesprochen, der mich in tiefer Seele bewegt. Die Würdigung meiner Arbeiten vom Beginn meiner Laufbahn bis zur (regen wart ist von soviel Wohlwollen getragen, so überaus anerkennend, dal.) es mir schwer wird, das richtige Danken- wort zu finden. Dazu kommt noch, daß ein Vertreter der Gesell- schaft, Herr Geheimrat Dr. CORRENS, sich entschlossen hat, dem kalten Winter zum Trotz, die weite Reise nach Tübingen zu machen, den Glückwunsch persönlich zu überbringen, und dadurch der Feier besondere Weihe zu geben. Für Alles sei mein Dank aus vollem Herzen dargebracht. Ich habe die Ehre, der Gesellschaft seit ihrem Beginn anzuge- hören, habe ihr Gedeihen, ihr stetes Wachstum beobachtet und mich gefreut, daß sie zu einem Mittelpunkte des deutschen botani- schen Lebens geworden ist. Der Name ihres Begründers führt mich hi meine frohe Jugendzeit zurück, wo ich unter A. BRAUN, K\Y und PRIX« '.s HEIM selbst meine Studien begann und im Kreise gleichstrebender Freunde die ersten Versuche auf dem Gebiete unserer Wissenschaft anstellte. Die damals gewonnenen Eindrücke haben auf mein ganzes späteres Leben bestimmend eingewirkt, und ich darf daher Berlin als geistige Heimat bezeichnen. In der trohen Hoffnung, daß nach der siegreichen Beendigung des furchtbaren Kampfes um unser Dasein, in den wir jetzt noch verwickelt sind, die Deutsche Botanische Gesellschaft ihre hohe Stellung in unserem Geistesleben immerdar bewahren werde, verharre ich als ihr stets dankbar ergebener H. VÖCHTING. A. GÜNTHART: Bemerkung zum Aufsatz usw. 189 Sodann erteilt der Vorsitzende Herrn Geh. Rat ENGLER das Wort zu seiner Ansprache anläßlich der Wiederkehr des 100. Geburts- tages CARL NÄGELIs. Der Vorsitzende wie der Vortragende bemerkten, daß die- Ansprache eigentlich von unserem Ehrenpräsidenten, Herrn Geh. Rat SCHWENDENER, dem ältesten Schüler und Mitarbeiter NÄGELIs, hätte gehalten werden sollen, daß Herr SCHWENDENER aber nicht in der Lage dazu gewesen sei. Herr Geh. Rat. HABERLANDT hatte zur Feier des Tages das. Katheder mit einem von ihm selbst gemalten Bildnis NÄGELIs und mit frischem Grün geschmückt. Herr ENGLER schilderte in etwa einstündiger eindrucksvoller Rede die Bedeutung CARL NÄGELIs für die Botanik und die gesamte Naturforschung. Der Vortragende, der selbst jahrelang in München an der Seite NÄGELIs gewirkt hat, wußte durch persönliche Erinne- rungen seinen Vortrag zu beleben, und hatte das gesamte Werk NÄGELI's mit Ausnahme seiner Dissertation ausgelegt. Mitteilungen. 19. A. Günthart: Bemerkung zum Aufsatz L. Geisenheyners über Succisa pratensis Moench. (Eingegangen am 26. Februar 1917.) Die unregelmäßige Aufblühfolge der Dipsaceenköpfchen, die L. GEISENHEYNER im Heft 9 des vorigen Bandes dieser Berichte (S. 783 — 786) am Beispiel von Succisa pratensis Moench erwähnt, ist schon seit längerer Zeit genau bekannt. Ich habe diese Er- scheinung im Jahre 1904 (Flora XCIII, 3, S. 199—250) an 14 Arten verschiedener Gattungen, worunter auch Succisa pratensis Moench eingehend beschrieben und graphisch dargestellt. Bei einzelnen Arten wurden sehr weitgehende individuelle und lokale Unter- schiede der Aufblühfolge festgestellt. Es wurde in jener Schrift auch bereits angedeutet, daß die zeitliche Förderung einzelner Blütenzonen des Köpfchens eine Korrelation zur Längsschnittform des Blütenbodens erkennen läßt; wo dieser stark gekrümmt ist, also 13* jc)0 A- GÜNTHART: Bemerkung zum Aufsatz usw. vorzugsweise an der Spitze, oft aber auch in einer mittleren Zone, tritt das Blühen zeitiger ein. Ich habe später diese Untersuchungen fortgesetzt und hoffe darauf zurückkommen zu können. Es bleibt namentlich festzustellen, ob die Krümmungsverhältnisse des Blüten- bodens das Primäre sind, wobei der Gefäßbündelumlauf und die Streckung des Blütenbodens im Verlauf des Blühens der Inflores- zenzen zu beachten sind. In der erwähnten Arbeit wurde gleichzeitig auch Art und Grad der Dichogamie der Einzelblüten untersucht. Es zeigte sich, daß die Dichogamie der einzelnen Blütenzonen so ungleich ist, daß manchmal sogar sehr stark protogynische und protandrische Blüten in einem und demselben Köpfchen vereinigt sind. Es wurde nach- gewiesen, daß zwischen der Aufblühzeit der verschiedenen Zonen Ö 7 und ihrer Dichogamie Korrelationen bestehen. Damit wurde zum ersten Mal ein Zusammenhang zwischen Dichogamie und anderen Er- scheinungen des Blütenlebens erkannt. Wenn es gelänge, die Auf- blühfolge künstlich abzuändern, so müßte dadurch wohl auch die Dichogamie der Einzelblüten beeinflußt werden. — Über die für die Blütenbiologie grundlegende Frage der Beeinflußbarkeit der Dichogamie durch äußere Faktoren habe ich seither Untersuchungen an verschiedenen Familien ausgeführt; die an Cruciferen gewonnenen Ergebnisse werden demnächst zusammen mit anderen Cruciferen- studien unter dem Titel „Über die Entwicklung und Entwicklungs- mechanik der Cruciferenblüte und ihre Funktion unter natürlichen und künstlichen Bedingungen" in den Beiheften zum botanischen Zentralblatt erscheinen. In der eingangs erwähnten Arbeit über das Blühen der Dip- saceen finden sich auch Angaben über die Morphologie der Einzel- blüten, namentlich über den Grad ihrer Zygomorphie und einige Beobachtungen über die Reduktion der Staubblätter und die Gyno- dioecie sowie über die ökologische Bedeutung der beschriebenen Krscheinungen. Unregelmäßige Aufblühfolge kommt übrigens auch bei Coni- positen vor; ich beobachtete sie gelegentlich bei Solidago canadensis L., Chrysanthemum Leucanthemum L. und bei Zinnien. Auch bei Levisticum officindle Koch, sah ich eine ähnliche Erscheinung. 0. TUNMANN: Über „Einschlüsse" im Rhizom von Rheum, usw. 191 20. 0. Tun mann: Über „Einschlüsse" im Rhizom von Rheum, zugleich ein Beitrag zur Mikrochemie der Oxymethyl- anthrachinone führenden Pflanzen. (Mit 1 Abb. im Text.) (Eingegangen am 27. Februar 1917.) Die vorliegende Mitteilung bezieht sich auf die im Handel befindlichen geschälten Rhizome des chinesischen Rhabarbers, dessen Stammpflanze bekanntlich noch strittig ist und muß im Anschluß hieran auf andere Oxymethylanthrachinone führende Pflanzen eingehen. C. HARTWICH1) berichtet 1904 über drei Rhabarberrhizome, die nach dem Aufschlagen im Innern anscheinend fremdartige, 2,5 cm lange und bis 1,5 cm breite Körper von eiförmiger oder mandelförmiger Gestalt und gleichmäßiger Struktur aufwiesen. Ihre braune Färbung weicht von der rot und weiß marmorierten des normalen Rhabarbers auffallend ab, von dem die Gebilde durch eine 8 reihige Korkschicht getrennt sind. „Ein direkter Zusammen- hang zwischen dem fremden Körper und dem Rhizom besteht an den untersuchten Stellen nicht." HARTWICH hat auch Unter- suchungen über die Bildung dieser allseitig von normalem Gewebe eingeschlossenen „Fremdkörper" angestellt und fand bei einem der Stücke einen feinen Kanal, der in jeder Hinsicht dem des Fremd- körpers gleicht, gegen das normale Gewebe ebenfalls durch Kork- schichten abgegrenzt ist und die Verbindung nach außen herstellt. Dieser Kanal wird als Bohrgang einer Käferlarve gedeutet. In Betracht käme möglicherweise die Larve von Sinodendron pusillum. Da die „Fremdkörper" massiv sind und Reste eines Tieres fehlen, „so bleibt nur übrig anzunehmen, daß das Tier sich durch den Gang in das Rhizom hineinfraß, die Höhlung ausweitete und sie durch den Gang nach kurzer Zeit wieder verließ." Höhlung und Gang wurden wieder durch Gewebe ausgefüllt, aus ersterer entstand der „Fremdkörper." Ganz sicher ist HARTWICH seiner Deutung nicht, denn er sagt (a. a. 0., S. 123): „Aber auch nach dieser, wie ich glaube, am meisten einleuchtenden Erklärung bietet der 1) C. Hart WICH: Über einen abnormen Rhabarber, VOGLs Festschrift, Wien 1904, S. 117. 192 0. Tunmann: Fall noch Merkwürdiges, ja Rätselhaftes genug," zumal, wie bereits erwähnt, der Bohrkanal sich nur an einem Stücke auffinden ließ. Später hat J. SCHINDELMEISER1) eine ähnliche, wenn nicht die gleiche Bildung beschrieben. An diesen Stücken waren äußerlich „weder makroskopisch noch mikroskopisch Verwundungen oder verwachsene Kanäle" nachweisbar. Außerdem durchsetzte der „Fremdkörper" oder „Einschluß" den grüßten Teil des Ilhizoms und führte in seinem Innern wiederum zwei gleiche, natürlich kleinere Einschlüsse. Es lagen somit drei länglich rundliche in- einander geschachtelte, massive Gebilde vor, die stets, also drei- mal, von dem umschließenden Gewebe (ihrer Umhüllung) durch eine Korkschicht abgeschlossen waren. SCHINDELMEISER schließt sich der Annahme HARTWICHs, daß diese Bildungen durch Insekten- fraß hervorgerufen seien, nicht an, „denn der Käfer müßte sich zum mindesten dreimal in das Rhizom hineingefressen haben, um die Neubildungen 1, 2 und 3 zu erzeugen." Im vorigen Jahre erhielt ich von einem Drogenhause einige Rhabarberrhizome zur Begutachtung. Die Untersuchung ergab, wie nebenbei bemerkt sein mag, daß die Stücke mit gelbem Ocker „geschönt" waren. Beim Zerschlagen trat bei einem Stücke auf der Bruchfläche des einen Bruchstückes ein dunkelbraunes Gebilde walzenförmig hervor, welches genau in die muldenförmige Ver- tiefung des anderen Bruchstückes hineinpaßte. Das Rhizomstück wurde der Länge nach durchsägt und zeigte auf den ersten Blick eine weitgehende Übereinstimmung mit dem in meinem Besitze befindlichen, von SCHINDELMEISER beschriebenen Stücke. Nur waren nicht drei, sondern nur zwei Einschlüsse vorhanden (Fig. 1). Wie es scheint, kommen derartige Bildungen beim chinesischen Rhabarber nicht eben selten vor; wenn man auf sie achten würde, dürfte man sie sicherlich des öfteren auffinden. Die Untersuchung ergab zunächst, daß äußerlich keine Ver- letzung oder eine Kanalöffnung zugegen war, und in Überein- stimmung mit den früheren Untersuchungen, daß die Einschlüsse gegen das umschließende Gewebe stets durch eine Korkschicht abgegrenzt waren. Ebenso wurde, wie an dem SCHINDELMEISER- sehen Stücke an mehreren Präparaten das Hinüberstreichen der Markstrahlen über die Korktrennungsschicht einwandfrei festgestellt. Auch die zusammengehörigen Gefäßglieder konnten beiderseits der Korkschicht ermittelt werden. Nahe der Korkschicht waren die 1) J. SCHINDELMEISER: Pathologische Bildung in einein Rhabarber' rhizom, Schweiz. Wochenschr. f. Chem. u. Pharm., 1911, XLIX, S. 73. Über „Einschlüsse" im Rhizom von Rheura, usw. 193 in ihrer Verbindung unterbrochenen Gefäßglieder mit einer braun- roten Kerngummimasse ausgefüllt, verstopft. Wahrscheinlich ist die von J. C. KONINGSBERGER1) beschriebene „anormale Harzbildung" in den Gefäßen einer Rheumart ebenfalls nur eine Ausfüllung von bassorinartigem Kerngummi, gespeichert mit Farbstoffen der Oxyanthrachinonabkömmlinge2.) Nach meinen Befunden liegen in den beschriebenen Fällen lediglich Ausschaltungen größerer Gewebekomplexe vor; die Gewebsausschaltungen können sich einigemale wiederholen und setzen immer mit der Bildung eines allseitig geschlossenen Kork- mantels ein. Ist dies richtig, dann erforderte nur der von HARTWICH3) angegebene Bohrkanal eine Erklärung. Es ist aus- geschlossen, daß einem Forscher wie HARTWICH eine unrichtige Beobachtung unterlaufen konnte. Der Gang war an jenem Stücke zweifellos vorhanden. Sieht man aber von der Tätigkeit eines Insektes ganz ab, so läßt sich mit gleicher Berechtigung annehmen, daß in jenem Falle die Gewebsausschaltung sich auch auf einen stärkeren nach einer Wurzel führenden Bündelstrang erstreckte. Diese Deutung würde gleichzeitig die Richtung des vermeintlichen Kanales erklären. Wie sich aus vorstehendem ergibt, wurde ein mehr oder minder großer Teil eines vollständig normalen Gewebes im Innern des Rhizoms durch Korkschichten abgeschnürt. Aus welchem Grunde dieses geschah, kann nur an der lebenden Pflanze und mit Hilfe des Experiments ermittelt werden. Das ursprünglich normale Gewebe muß durch die Ausschaltung weitgehende Ver- änderungen erlitten haben. Wie oben gezeigt wurde, weist das Zellgerüst im allgemeinen normale Beschaffenheit auf. Die Ver- änderungen müssen sich somit vorwiegend auf die Inhalts- stoffe beschränken. Schon die ziemlich gleichmäßige, braune Färbung deutet auf die tiefgreifende Veränderung der Zellinhalte hin. Die über diesen Punkt vorliegenden Angaben sind sehr dürftig, sie mußten erweitert werden. Hierbei ergab sich, daß sie zum größten Teile unrichtig sind. 1) J. C. KONiNGSBERGER: Eine anatomische Eigentümlichkeit einiger Rheiwt- Arten, Bot. Ztg., 1893, LI, S. 85. 2) 0. TüNMANN: Pflanzenmikrochemie 1913, S. 238. 3) Einen Tag nach Absendung dieser Arbeit ist C. HARTWICH ge- storben. Mit ihm ist ein Hochschullehrer von uns geschieden, der, gleich groß als Forscher wie als Mensch, sich in den weitesten Kreisen größter Beliebtheit und Verehrung erfreute. 194 0- Tunmann : HARTWICH streift diese Frage nur nebenbei und sagt (a. a. 0.. S. 118), daß das abgeschnürte Gewebe sich „nur durch großen Reichtum an Oxalatdrusen und Armut an Farbstoffzellen" aus- zeichnet. Eingehender geht SüHINDELMEISER bei der Präparation der Schnitte hierauf ein und kommt zu folgendem Ergebnis: „Die Schnitte des kranken Gewebes zeigten dabei die Eigentümlichkeit, daß sie durch verdünntes Ammoniak oder Alkalilaugen, falls sie vordem nicht gründlich mit verdünnter Salzsäure behandelt waren, sich intensiv schwarzbraun färbten, die bei normalem Rhabarber in solchen Fällen übliche Rotfärbung blieb aus." Hieraus schließt er: „Es müssen also in dem Gewebe wenig oder vielleicht gar keine Anthraglykoside vorhanden sein, sondern sich vorwiegend Tannoglykoside gebildet haben, die bekanntlich durch Alkalien dunkel gefärbt werden." Auf diesen Satz wird noch zurückzu- kommen sein, denn wenn man von der oben begründeten Ansicht ausgeht, daß ein normales Gewebe ausgeschaltet wurde, so muß dieses auch ursprünglich einen normalen Gehalt an Anthrachinon- derivaten gehabt haben, anderseits ist es wenig wahrscheinlich, daß im Lebensprozeß der Zelle die A n t h r a glykoside in Tanno- glykoside übergehen. Auch postmortal ist eine solche Umwandlung in den Geweben noch nicht festgestellt worden. "Wir müssen somit die Zellinhalte des normalen und die des ausgeschalteten Gewebes einer eingehenden vergleichenden Unter- suchung unterziehen. Im normalen Gewebe des Rhabarberrhizoms finden wir in den Zellen folgende Bestandteile: Die bekannten mächtigen Oxalat- drusen, in großer Menge Stärkekörner und eingetrocknete Farb- stoffklumpen, in denen die Glykoside der Oxymethylanthrachinone (der Chrysophansäure, des Emodins, Rheins usw.) sowie freie Oxymethylanthrachinone enthalten sind. Die Eisenchloridreaktion zeigt uns ferner die Gegenwart der Gallussäure an, die in glyko- sidischer Bindung als Glykogallin vorliegen soll, und bezieht sich jedenfalls auch auf das Katechin. Schließlich sind noch die ein- getrockneten Plasmareste und freie Zucker zu nennen, sowie Enzyme, die der Chemiker schon lange kennt, und denen in neuerer Zeit R. WASICKY1) mikrochemisch nachging. Die Reaktion mit Eisenchlorid fällt in dem ausgeschalteten Gewebe in gleicher Schärfe wie in dem normalen Gewebe aus. 1) R. WASICKY: Zur Mikrochemie der Oxymethylanthrachinone und über ein Anthraglykoside spaltendes Enzym im Rhabarber, Ber. Deutsch, bot. Ges. 1915, XXXIII, S. 37. Über „Einschlüsse" im Rhizom von Rheum, usw. 195 Es entsteht sofort eine schwärzliche Färbung. Blaue oder grüne Farbentöne treten nur sehr unsicher auf. Das ist leicht erklärlich, denn Gallussäureglykosid wird mit Eisenchlorid blauschwarz, Katecbin grünschwarz. Nur werden in dem ausgeschalteten Gewebe die Gefäß Wandungen sehr stark gefärbt. Die Gerbstoff körper Katechin und Gallussäure sind im ausgeschalteten Gewebe zum größten Teile von denverholzten Membranen aufgesaugt worden. Merkwürdigerweise wurde bei den bisherigen Untersuchungen vollständig übersehen, daß die im normalen Gewebe große Menge Stärke in dem ausgeschalteten Gewebe vollständig fehlt. Auch in dem von SCHINDELMEISER beschriebenen Stücke fehlen die Stärke- körner. Jedenfalls wurden entweder nur mit Chloralhydrat oder fmderen stärkelösenden Reagenzien aufgehellte Präparate ange- sehen oder es haben bei flüchtiger Betrachtung die feinen Splitterchen und kleinen Bruchstückchen der zahlreichen Oxalatdrusen Stärke- körner vorgetäuscht. Jedenfalls ist das Fehlen der Stärke wichtig und läßt die tiefgreifenden Änderungen im Lebensprozeß des abgeschnür- ten Gewebes scharf hervortreten. Übereinstimmend wurde von HARTWIÜH und SCHINDEL- ME1SER angegeben, daß in den „Einschlüssen" eine außerordentliche Vermehrung an Oxalatdrusen stattgefunden hätte. In der Tat fällt die ungemein dichte Lagerung der mächtigen Oxalatdrusen in jedem Schnitte sofort auf. Trotzdem erscheint eine vermehrte Oxalatab- Scheidung aus folgenden Gründen recht fraglich. Man muß nämlich berücksichtigen, daß alle Stärkekörner führenden Parenchymzellen entleert sind, und daß diese entleerten Parenchymzellen sehr stark, zuweilen bis zum Schwinden des Lumens, zusammengepreßt, obliteriert, sind. Die Oxalatzellen fallen natürlich nicht zusammen, werden aber dichter aneinander gedrückt. Derart wird eine ver- mehrte Oxalatbildung vorgetäuscht. Ähnliches kann von den zahl- reichen Farbstoffzellen gesagt werden. Der Farbstoff (Osymethyl- anthrachinone) ist bei der Abschnürung, während das noch lebens- fähige Gewebe unter hohem Druck gehalten wurde, aus vielen Parenchymzellen herausgedrückt und in die weiten Gefäße gepreßt worden. So kommt es auch, daß die Gefäße ebenfalls aneinander gedrückt wurden. Diese Verhältnisse, die bei den früheren Unter- suchungen übersehen worden sind, ließen sich an meinem und an dem SCHINDELMEISERschen Stücke einwandfrei feststellen. Sie sind vielleicht auch bei den HARTWIOHschen Stücken vorhanden, wenigstens scheint die Bemerkung HARTWIOHs, „die derberen 196 °- TU NM ANN: Stränge des einen Stückes, das ich oben erwähnte, bestehen im wesentlichen aus solchen" (Gefäßen) darauf hinzudeuten. Eine vermehrte Uxalatabscheidung in dem abge- schnürten Gewebe Läßt sich nicht nachweisen, hat wohl auch nicht stattgefunden, so sehr auch theoretische Erwägungen dafür sprechen mögen. Dextrose und Lävulose, die sich im normalen Gewebe mikro- chemisch in wechselnder Schärfe als Osazone (Verfahren von SENFT), stets aber makrochemisch mit FEHLINGscher Lösung nach- weisen lassen, fehlen nach den ausgeführten makrochemischen Be- stimmungen ebenfalls im ausgeschalteten Gewebe. Aber selbst an Oxymethylanthrachinone gebundene Zucker waren makrochemisch in 2 g Substanz nach zweistündiger Hydrolyse mit verdünnter Säure nicht nachweisbar. Es sind also freie und ge- bundene Zucker aus dem ausgeschalteten Ge- webe ausgewandert. Welches Schicksal erfahren nun aber die Oxymethylanthra- chinone in dem abgeschlossenen Gewebe? Nach SüHINDELMEISER sollten sie sich, wie bereits erwähnt, vermindert haben oder in Tannoglykoside übergegangen sein. Letzteres ist, wie oben erwiesen, nicht der Fall, da nach erfolgter Hydrolyse makrochemisch kein Zucker nachweisbar ist. Die nunmehr freien Oxymethylanthra- chinone können sich entweder nicht verändert haben, oder sie sind oxydiert oder reduziert worden. Eine Oxydation wäre immerhin möglich, erscheint aber wenig wahrscheinlich in einem allseitig von einem dichten Korkmantel umgebenen Gewebe, das zudem von dem umgebenden, in starkem Wachstum begriffenen Gewebe unter hohem Druck gehalten wird. Hier wird man eher an Reduktionsvorgänge denken. Die lleduktionsprodukte der Oxy- methylanthrachinone sind als Anthranole (Oxyanthracene, die das Hydroxyl in Stellung 9 oder 10 enthalten) bekannt und treten in der Araroba, dem Roh-Chrysarobin des Holzes von Andira araroha Aguiar auf, sowie in den Früchten von Rhamnus eathartica. Wir müssen bei der weiteren Erörterung auf die anderen Pflanzen eingehen, die Oxymethylanthrachinone führen. Die Anthranole werden von Ätzalkalien zunächst gelb ge- färbt, später rot. Da nun in der frischen Rinde von Bhamrmä frangüla mit Kalilauge nur eine gelbe Lösung entsteht, die erst allmählich vom Deckglasrande her (durch die oxydierende Wirkung des Luftsauerstoffes) rötlich wird, und HANS MILLER und ich bei frischen Rttmex-lih'v/.omen zunächst ebenfalls nur wie im Andiraholze Über „Einschlüsse" im Rhizom von Rheum, usw. 197 Gelbfärbung erhielten, so warf ich an anderer Stelle die Frage1) auf, ob nicht in den frischen Rhamnus-Jlmden, also in den lebenden Zellen, die Anthrachinone in ihrer Reduktionsform, als Anthranole, vorliegen können. Für diese Annahme ließ sich noch die Wirkung anführen, frische Faulbaumrinde wirkt ebenso wie Chrysarobin brecherregend. Auch WASIÜKY erhielt in frischem Rheum-Rhizom des Frühjahrs nur Gelbfärbung mit Kalilauge, im Herbstrhizom in- dessen sofort Rotfärbung. Anderseits habe ich bei der Sublimation von frischer Rhamnus-'Rmde nur Fettsäure-Kristalle und niemals Anthrachinone erhalten. So läßt sich das Vorkommen von An- thranolen in lebendem Gewebe derzeit nicht erweisen und die Annahme, die Oxymethylanthrachinone entständen erst beim Trockenprozeß aus Oxymethylanthranolen durch Oxydation, nicht stützen. Als Gewebe, in denen Anthranole durch Reduktion entstanden sein könnten, kämen Kork und Borke bei den Rhamnaceen in Betracht. Bei der Bearbeitung des Artikels „Cortex Frangulae" in der 2. Auflage des TsCHIRCHschen anatomischen Atlas habe ich gezeigt, daß die Korkzellen von Rhamnus frangula keine Anthra- chinonderivate führen, trotzdem sie mit rotem Inhalt erfüllt sind und heute kann hinzugefügt werden, daß auch die Korkzellen von Rhamnus carniolica und cathartiea anthrachinonfrei sind. Der Be- weis läßt sich auf verschiedenem Wege erbringen. Einmal durch sorgfältige Abtrennung der Korkzellen auf mechanischem Wege und nachfolgende Sublimation. Und des weiteren nach einem Ver- fahren, das auch für die Lokalisationsermittlung in Betracht kommt. Wir belassen die Schnitte über Nacht in Ammoniakdampf. Ein Teil dieser Schnitte wird in Öl betrachtet (zum Vergleich),, der andere Teil kommt unter Deckglas unmittelbar in Salzsäure. Jetzt muß in dem durch Ammoniak geröteten Zellinhalt in wenigen Augenblicken eine körnige bis fein kristallinische chromgelbe Fällung entstehen. Der Farbenumschlag von Rot in Gelb tritt im mikroskopischen Bilde klar in Erscheinung. Durch die Säure werden eben die Anthrachinone aus ihrer ammoniakalischen Lösung ausgefällt. Ferner könnte man einen Aufschluß über die Umwandlung- der Oxymethylanthrachinone bei der Bildung der Borke erwarten. Borkenbildung konnte ich, wenn auch nur vereinzelt bei Rhamnus Purshiana, hingegen ziemlich regelmäßig bei Rhamnus 1) 0. TUNMANN: Über die Bildung der Araroba (des Roh-Chrysarobins> Andria araroba Aguiar, Apoth. Ztg. 1915, Nr. 74 und 75. 198 0- Tunmann: carnioliea ermitteln. Durch die Bildung innerer Phellogenschichten werden mehr oder minder mächtige Teile des (primären) Rinden- parenchyms abgestoßen, die zuvor mit Anthrachinonderivaten vollgepfropft waren. Eine Rückwanderung dieser in das innere Parenchym erfolgt nicht. Jedoch sind in der Borke Anthrachinon- derivate, selbst auf makrochemischem Wege, nicht nachweisbar. Sie müssen also beim Übertritt der Gewebe in die Borke ungemein schnell zersetzt werden. Vielleicht wird der Anthrachinonkern ge- sprengt und dann könnten zahlreiche, und zwar ganz verschiedene Verbindungen entstehen (Oxybenzoesäuren, Toluylsäuren, Proto- catechusäure, u. a.). Eine Reduktion hat sicher nicht stattgefunden, denn Anthranole sind nicht nachweisbar. Während nun die Gegenwart der Anthranole im Holze von Andira araroba makrochemisch durch die Arbeiten von LlEBER- 3IANN und HESSE u. a., sowie mikrochemisch von mir einwand- frei sichergestellt ist, sind die Befunde von WALIASCHKO und KRASSOWSKI1) über das Vorkommen von Emodinanthranol in den Früchten von Rhamnus cathartica von einigen Chemikern bezweifelt worden. Meine mikrochemischen Befunde sprechen in- dessen entschieden für die Gegenwart eines Anthranols. Die ersten Sublimate der Früchte (unreife Beeren, Handelsware) enthalten farblose, zum Teil kristallinisch erstarrende Tropfen, dann chromgelbe Tropfen mit feinen Nadeln. Kalilauge färbt die Tropfen zunächst nur bräunlich, erst bei Zusatz von Wasser und zwar erst nach einigen Minuten, wenn der Sauerstoff der Luft genügend eingewirkt hat, tritt die für Oxymethylanthrachinone be- zeichnende „Kirschrotfärbung" ein. Diese Reaktion zeigt den Anthranolcharakter an. Der homogene Anteil der gelben Tropfen wird kirschrot, die Kristalle in den Sublimationstropfen färben sich nicht. Außerdem sind andere gelbe Farbstoffe vorhanden (Rhamnin und Quercetin). Schwefelsäure färbt die Tropfen nur rotbraun, nach einiger Zeit entsteht eine gelbe Lösung. Bei der Behandlung mit Eisenchlorid bleibt die Kristallmasse der Tropfen farblos, die Lösung wird nach 24 Stunden schwach gelbgrün, beim Erwärmen rötlich (Quercetin, ein Tetraoxyflavonol). Mit Alkalien sind Fett- säuren im Sublimat nachweisbar. Die Mikrochemie der Anthragly kosidpflanzen ist in neuerer Zeit zusammenfassend dargestellt worden. Wir benutzen zum Nachweis Alkalien, am besten alkoholische Kali- oder 1) N. WALIASCHKO und N. Krassowski: Journ. d. russ. phys.-chem. Ges. 1908, S. 1502. Über „Einschlüsse" im Rhizom von Rheum, usw. 1 99 Natronlauge, die sofort eine kirsch- oder blutrote Färbung hervor- rufen muß, die makroskopisch (selbst mit den kleinsten Schnitten) wahrnehmbar ist. Dann hat W. MlTLACHER1) zum Nachweis die Sublimation herangezogen und SOUEGES2) Ammoniakdampf zur Lokalisationsermittlung benutzt. Durch vergleichende Unter- suchungen haben HANS MILLER und ich festgestellt3), daß die Sublimation an Schärfe das Verfahren mit Ammoniakdampf be- deutend übertrifft und nicht selten dann noch zum Ziele führt, wenn die Reaktion mit Kalilauge infolge von Gerbstoffen versagt, wie es beispielsweise bei Früchten von Rheum-Arten der Fall ist. In neuester Zeit habe ich die Oxymethylanthrachinone unmittelbar aus etwas Pulver oder einigen Schnitten in kristallisiertem Zustande mit dem Essigäther-Verfahren sichtbar gemacht, einem Ver- fahren, das ich zum Nachweis desCalumbins in der Calumba- Wurzel4), des Lopachols in den LojKieJw -Hölzern 5) u. a. benutzte. Es ge- langen sofort (innerhalb 1 Minute), noch während des Verdunstens des Essigäthers, zahlreiche einzeln liegende Nadeln, dann Nadeln in Form von Garben, Büscheln, Ähren, Pinseln und Doppelpin- seln, oft von ansehnlicher Größe (100 — 300 /*) zur Abscheidung, die anfangs überwiegend rotbraun gefärbt sind, in einigen Stunden aber Chromgelb werden und in Drusen übergehen. Derartige Kri- stalle erhalten wir bei Rhamnus carniolica und cathartica. Ab- weichend verhalten sich Rhamnus frangula und Purshiana; bei diesen ist ein Erwärmen vorteilhaft. Bei Rhamnus frangula sind die am Deckglasrande sich abscheidenden Massen und Tropfen fast rotgelb, die wenigen Kristalle bilden sich in Drusenform und erst nach mehreren Stunden aus. Auch bei Rhamnus Purshiana ist die Kristallbildung, träge, es entstehen Drusen, ebenso bei Rheum. Nebenbei bemerkt fallen chemisch reine Emodine aus Essigäther am Objektträger gleichfalls in kleinen Drusen aus. Bei dem Essig- äther-Verfahren stehen somit Rhamnus carniolica und cathartica zusammen und gegenüber den beiden anderen Rhamnus-H'mden, denen sich Rheum anschließt. Zur Erklärung lassen sich zwei 1) W. MlTLACHER: Zur Mikrochemie einiger Emodindrogen, Pharm. Praxis 1906, V, Nr. 11. 2) R. SoueGES: Anwendung gasförmiger Reagentien z. Charakterisierung der wirksamen Drogenbestandteile, Bull, scienc. pharm., 1911, XVIII, S. 526. 3) O. TUNMANN : Pflanzenmikrochemie 1913, S. 351. 4) O. TUNMANN : Kleinere Beiträge zur Pflanzenmikrochemie, Nr. V. Über die Calumba-WvLTzel, Pharm. Zentralhelle 1914, LV, S. 775. 5) O. TüNMANN: Der mikrochemische Nachweis des Lopachols. Apoth. Ztg. 1915, Nr. 8. 200 °- TüNMANN: Gründe anführen, einmal der, daß in Rh. carniolica und cathar- iica die Oxyniethylanthrachinone in einer anderen aus Essigäther leicht kristallisierenden Verbindung vorliegen als in Rh. frangula und Purshiana, Anderseits wäre es nicht ausgeschlossen, daß bei den letztgenannten Rinden Beikörper, die in Rh. carniolica und cathartica fehlen, der Kristallisation hinderlich sein können. Diesem Verfahren sei nun ein neues angefügt, dessen ich mich seit kurzem öfters bediene, so beim Nachweis der zu den Flavonen und Flavonolen gehörenden gelben Farbstoffe1). Es ist die Nitrierung. Die Reaktion ist selbstverständlich bei vielen Körpern durchführbar. Jedoch sind die entstehenden Nitroverbin- dungen in Färbung, Gestalt und Lösungsverhältnissen sehr ver- schieden. Fallen die Nitrokörper am Deckglasrande aus, dann lassen sich an ihnen leicht weitere Reaktionen vornehmen. Die Nitrierung wird in einfachster Weise durch Erhitzen einiger Schnitte oder der Sublimate mit konzentrierter Salpetersäure unter Deckglas durch- geführt, zuweilen ist ein Zusatz von Schwefelsäure zur Salpeter- säure vorteilhaft. Gute Dienste leistet die Nitrierung bei den Sublimaten. Wenn man einen Schnitt des RJi cum- Rhizoms unter Deckglas mit konzentrierter Salpetersäure aufkocht, dann bilden sich nach dem Abkühlen, zuweilen erst nach mehreren Stunden zahlreiche bräunlich-gelbe einzeln liegende Nadeln und Büscheln von Nitro-oxymethylanthrachinonen, die sich teils auf dem Schnitte teils am Deckglasrande abscheiden (Fig. 3). Sie stimmen in ihrem reaktionellen Verhalten mit den aus den Sublimaten der Pflanzen oder der chemisch reinen Oxymethylanthrachinonen erhaltenen Nitroverbindungen überein. Der mikrochemische Nachweis der Anthranole ist ebenfalls in neuester Zeit durchgeführt worden (TUNMANN, Literat. Nr. 6). Bei der typischen Anthranol-Droge, dem Holze von Andria ■araroba scheiden sich aus kleinsten Splitterchen bei Zusatz von Aceton, Essigäther, Benzol u. a. am Deckglasrande starke Kristall- krusten von gelblicher Farbe ab. Die einzelnen Kristallformen sind nur im Anfange ihrer Ausbildung gut zu erkennen. Bei der Sublimation erhält man von dem kleinsten Holzsplitterchen mehrere Sublimate. Die ersteren Sublimate sind farblos, die späteren kanariengelb. Meist bestehen sie aus kleinen Körnern oder Kristall- warzen, die bei gekreuzten Nikols nur schwach aufleuchten. Man kann sie mit Essigäther, Pyridin, Aceton, Anilin u. a. umkristalli- 1) O. Tunmann : Beiträge zur angewandten Pflanzenmikrochemie Nr. XII. Zur Mikrochemie des Gentisins und der gelben Farbstoffe in Fräst ra carolinensis, Apoth. Ztg. 1916 Nr. 32 u. 33. Über „Einschlüsse" im Rhizom von Rheuma, usw. 201 sieren. Aus Pyridin fallen am Deckglasrande sehr lange und schwach gelbliche, zu Büscheln vereinte Nadeln von gerader Aus- löschung aus, sowie tiefgelb gefärbte Sphärite, während die Pyridin- lösung eine rötliche Färbung annimmt. Aus Essigäther entstehen überwiegend gelbe Drusen, aus Anilin tiefbraune, derbe, zu Sternen vereinte Nadeln, aus Aceton gelbe Nadeln und Drusen. "Will man bei der Sublimation unmittelbar gute Kristallformen erzielen, dann stehen zwei Wege offen. Man sublim iert bei kleinster Flamme und erhält nach 10 — 20 Minuten ein farbloses Sublimat mit einzeln liegenden Kristallwarzen, aus denen fast farblose Nädelchen und kleine Prismen hervorschießen. Oder man sublimiert bei höherei Temperatur und ohne den Objektträger zu wechseln, bis ein stark oelbes Sublimat entsteht, in dem sich dann auf der kleinkör- nis;en dichten Grundmasse sehr große farblose oder doch nur schwach gelbliche Kristalle abscheiden, die fast wie gekrümmte Nadeln aussehen; es sind aber mehr oder minder senkrecht auf dem Objektträger stehende Blättchen, wovon man sich leicht über- zeugen kann, wenn man ein Deckglas auflegt und dieses etwas an- drückt; jetzt treten die zarten Blättchen in Flächenansicht hervor. DiegelbeFarbe der Sublimate ist auf Oxymethylanthrachinone zurück- zuführen, die, wenn auch in geringer Menge neben den Anthranolen im Andira-Ho\ze vorkommen. Das beste und einfachste Reagens zur Unterscheidung der Anthrachinon- und Anthranolsublimate fand ich in selenioer Schwefelsäure. Die Oxymethvlanthrachinon-Sublimate wer- den hiermit kirschrot, nach einiger Zeit wird der Rand der Flüssigkeit gelblich. Läßt man auf ein Anthranolsublimat einen Tropfen seleniger Schwefelsäure fallen, dann entsteht nur für einen Augenblick eine rote Färbung (infolge des Gehaltes an Oxymethylanthrachinonen), die aber sofort in Blaugrün übergeht und bald blauschwarz wird; nach 12 Stunden erscheint der Tropfen makroskopisch schwarz, mikroskopisch blauschwarz. Der grüne Farbenton kommt dem Emodinanthrarjol zu, der schwärzliche Farbenton dem Chrysophan- säureanthranol, die Färbung zeigt somit zwei Körper an. — Mit Hilfe der angeführten Reaktionen wurden nunmehr die „Einschlüsse" der Rheum-~Rhizom.e untersucht. Das SCHINDEL- MEISER'sche Stücl> gab mit dem kleinsten, kaum sichtbaren Splitterchen mehrere auffallend kräftige Sublimate. Wenn man das Pulver mit gereinigtem Seesand 1 : 100 durch gutes Verreiben mischt, dann geben 0,001 g Substanz des ausgeschalteten Gewebes (der „Einschlüsse") noch 7 starke kristallisierte Sublimate, während man von dem umhüllenden normalen Gewebe oder dem eines anderen Rheum-~Rhizom.es im besten Falle 2 gleich starke Sublimate 202 0. Tunmann : erhält. Entgegen der Angabe von SCHINDELMEISER sind im aus- geschaltetem Gewebe nicht nur weniger Oxymethylanthrachinone als im normalen zugegen, sondern, wie es zunächst scheint, be- deutend mehr. Die Zunahme ist jedoch sicher nur eine scheinbare. Es ist von vornherein schwer verständlich, wie in einem aus dem Verbände abgeschlossenen Gewebe eine Neubildung von Oxymethyl- anthrachinonen erfolgen könnte. Die „scheinbare" Zunahme klärt sich denn auch leicht auf, wenn man den oben festgestellten Befund berücksichtigt, daß das ausgeschaltete Parenchym stark zusammengepreßt ist. Daraus folgt, daß in gleich schweren Schnitten des ausgeschalteten und des normalen Gewebes, die ersteren mehr Oxvmethvlanthrachinone führen müssen als die letzteren, und zwar umsomehr, je weiter die Zusammenpressung des Parenclryms vor sich ging. Dieser Befund ist auch nach einer anderen Richtung hin wichtig. Er bestätigt völlig einwandfrei und ohne experimentelle Eingriffe die bekannte v o n W. PFEFFER aufgestellte Ansicht, daß die nicht zucker artigen Sp altlinge (Aglykone) der Glykoside als schwer diosmierende Körper die- Zellen nicht verlassen, nicht auszuwandern vermögen. Die Sublimate meines Stückes und des SCHINDELMEISER- schen Stückes, sowohl die inneren als die äußeren Zonen (b. und c Fig. 1) der Einschlüsse, zeigten in ihren Reaktionen überwiegend völlige Übereinstimmung. Sie gaben prachtvolle Nitroverbindungen,, färbten sich mit Ammoniakdampf tiefrot. ließen sich mit Essigäther Umkristallisieren und lösten sich innerhalb kurzer Zeit in Atzalkalien mit kirschroter Farbe. Erst in ihrem Verhalten gegen konzentrierte Schwefelsäure, besonders nach erfolgtem Erwärmen, traten scharfe Unterschiede hervor. Die Sublimate des SCHINDELMELSERschen Stückes wurden gelbrot, rot, die Sublimate meines Stückes grünlich. Noch schärfer trat der Unterschied bei Anwendung von seleniger Schwefelsäure hervor (das ScHIXDELMEISERsche Stück rötlich,, mein Stück blauschwarz). Nur diese Reaktion war es, die mich auf Anthranole (s. oben) hinwies und nun ergab die eingehendere Durchmusterung der Kristallformen in den Sublimaten bei dem SCHINDELMELSERschen Stücke einige wenige fast farblose Blättchen, bei meinem Stücke zahlreiche Blättchen, die völlig mit denen im Sublimate des Andira~JIo\zes übereinstimmen (Fig. 2). Daß bei der Kalilaugebehandlung und bei der Xitrierung keine augen- fälligen Unterschiede hervortreten, erklärt sich aus dem Umstände,. Über „Einschlüsse- im Rhizom von Rheum, usw. 203 daß beide Stücke noch Oxymethylanthrachinone führen. Bei dem SCHINDELMEISERschen Stücke sind nur wenig, bei meinem Stücke jedoch reichlich Anthranole gebildet. So haben durch die vorliegende Untersuchung die „Ein- schlüsse" der Rheum-Hhizorne ■ in anatomischer, besonders aber in biochemischer Hinsicht eine vollständige Aufklärung erhalten. Die durch einen dichten Korkmantel ausgeschalteten großen Gewebe- komplexe (Einschlüsse) erfahren tiefgreifende Veränderungen. Die Nährstoffe, Stärke und freie Zucker, sowie der glykosidisch ge- bundene Zucker werden, wahrscheinlich schon während (oder vor) Fig. 1. i?/«e»m-Rhizom mit zwei ineinander geschalteten Einschlüssen b und c (Längsschnitt, nat. Größe), b und c sind untereinander und von dem normalen Gewebe a durch Korkschichten getrennt. Fig. 2. Anthranolkristalle aus den Sublimaten der Einschlüsse. Fig. 3. Kristalle von Nitro-Oxymethylanthrachinonen aus Schnitten und Sublimaten. der Korkbildung herausgezogen, sie wandern aus.- Die Oxalate bleiben als echte Sekrete zurück, ebenso die nicht zuckerartigen Spaltlinge der Glykoside, die Gallussäure, das Catechin und die Oxymethylanthrachinone. Ein mehr oder minder großer Teil der Oxymethylanthrachinone wird durch Reduktion in Anthranole übergeführt. Gleich- zeitig werden die parenchymatischen Elemente stark zusammen- gepreßt, wodurch eine Vermehrung der Oxalate und der Anthra- chinonderivate vorgetäuscht wird. Ber. der deutschen bot. Gesellsch XXXV. 14 204 E. HEINRICHER: 21. E. H e i n r i c h e r : Berichtigende Mitteilung über die Keimungsbedingungen der Samen von Arceuthobium Oxycedri (DC.) M. Bieb. (Eingegangen am 13. März 1917.1 In einer 1915 veröffentlichten Abhandlung1) habe ich 2 Sätze ausgesprochen, die einer Richtigstellung bedürfen. Diese lauten: 1. Arceuthobium keimt nicht wie die Mistel auf beliebiger toter Unterlage; auf Glasplatten, also auf anorganischem Material, trat keine Keimung ein. 2. Hingegen keimten die Samen auf Brettchen von Fichtenholz und ganz besonders gut auf reinem schwedischen Filtrier- papier, also auf organischem totem Substrat. Man wird also einen von solchem Substrat ausgehenden Anreiz der Samen zur Keimung annehmen und diesen in der Zellulose erblicken dürfen . Im Hinblick auf das nicht übermäßig reich zur Verfügung ge- standene Samenmaterial und die Tatsache, daß von den aus Istrien bezogenen Samen sich, auch unter den günstigsten Bedingungen mehr denn 50 °0 als keimungsunfähige erwiesen, habe ich aller- dings den angeführten Sätzen sowie den weiteren der Zusammen- fassung die Bemerkung beigefügt, daß die folgenden Ergebnisse „als sichergestellt oder sehr wahrscheinlich" sich anführen lassen. Auch am Schlüsse der Mitteilung sagte ich, daß ,,das Mitgeteilte eine erweiterte Prüfung, Kontrolle und Ausbau nach mannigfacher Richtung erheische". Schon GASSNER2) hat hervorgehoben, daß sieh gegen die Deutung, Filtrierpapier (Zellulose) übe eine keimungsauslösende Wirkung, mannigfache Bedenken geltend machen. „Mit viel mehr Wahrscheinlichkeit dürfte die Erklärung der interessanten Beob- achtungen HEINRICHERs in der Richtung zu suchen sein, daß bei Keimung auf Glas die gebildeten keimungshemmenden Stoffe an 1) 1'eber besondere Keimungsbedingungen, welche die Samen der Zwerg-Mistel Arceuthobium Oxycedri (DC.) M. Bieb. beanspruchen. (Central- blatt für Bakteriologie, Parasitenkunde, II. Abt., Bd. 42, 1915, S. 706.) 2) „Beiträge zur Frage der Lichtkeimung." (Zeitschr. f. Botanik, 7. Jahrg., 1915, S. 657.) Berichtigende Mitteilung über die Keimungsbedingung usw. 205 der Oberfläche des Samens bleiben, bei Keimung auf Holz oder Filtrierpapier dagegen durch Diffusion in das Substrat verdünnt und so unschädlich werden. Das würde mit den Ausführungen WlESNERs, welcher ebenfalls den Hemmungsstoffen bei der Kei- mung die Mistelsamen eine Rolle zuweist, in Übereinstimmung stehen". Gegen die Annahme WlESNERs, daß im Mistelschleim keimungs- hemmende Substanzen enthalten wären, habe ich mich aber schon vordem geäußert1), und sie dann, wie ich meine, durch jene Versuche widerlegt, die zeigten, daß die Samen unserer Mistel gar keine Ruhe- periode haben und unter Darbietung der günstigsten Verhältnisse jederzeit in kurzer Frist (mit Keimbeginn selbst innerhalb 24 Stunden) zur Keimung gebracht werden können2). Es war das auch möglich, bei Vermeidung eines Kontaktes zwischen Filtrierpapier und Mistel- samen, bei Lagerung dieser auf die reine Glasfläche, wodurch die Annahme GASSNERs, das Filtrierpapier könne durch Diffusion die keimungshemmenden Stoffe unschädlich machen, unnötig er scheint. In der Fußnote 4 dieser Abhandlung habe ich aber GASSNERs Ausspruch, daß gegen meine Annahme, für Arceuthobiam gehe- ein Anreiz zur Keimung von der Zellulose aus, „mannigfache Bedenken erhoben werden können" beigestimmt. Waren leise Zweifel dagegen schon vorher rege, daher ich ja selbst Nachprüfung und Weiter- verfolg der Sache als notwendig bezeichnet hatte, so war mein Be- denken durch die Erfahrungen, welche die letzten Keimungsversuche mit den Mistelsamen gewinnen ließen, noch bedeutend verstärkt worden. Die erwähnten raschen Keimungen konnten nur bei zu- sagender Temperatur, relativ hoher Lichtintensität und bei ge- sättigter Luftfeuchtigkeit erzielt werden ; ja es er- wies sich als günstig, wenn etwas Wasser nicht nur absorbiert im unterlegten Filterpapier, sondern überständig dem Samen geboten war. Hier nun vermutete ich auch für Arceuthobium den springenden Punkt angezeigt, warum die auf Glasplatten ausgelegten Samen nicht gekeimt hatten. Nicht das anorganische Substrat erschien mir an der verhinderten Keimung Schuld zu tragen, sondern das Unvermögen der Samen, aus der Luftfeuchtigkeit das zur Keimung 1) E. Heinricher, ,,Ueber Versuche, die Mistel (Viscum album L. auf monokotylen und auf succulenten Gewächshauspflanzen zu ziehen." (Sitzungsber. der kais. Ak. d. Wiss. m Wien, Bd. CXXI, Abt. I, 1912, S. 28.) 2) E. Heinricher, „lieber den Mangel einer durch innere Bedingun- gen bewirkten Ruheperiode bei den Samen der Mistel (Viscum album L.)." (Die gleichen Berichte, 125. Bd., 1916.) 12* 206 E Hbinbicher: nötige Wasser zu gewinnen. Darum sagte ich in der Fußnote S. 10 meiner erwähnten Abhandlung: „Die geplante Weiterführung der Untersuchung über die Keimung von Arceuthobium hat der Krieg vorläufig unmöglich gemacht. Die Lösung, welche die Frage er- fahren dürfte, glaube ich heute schon zu ahnen. Sie wird den ange- nommenen chemischen Anreiz durch eine organische Substanz ver- neinen, aber auch kaum die Wirksamkeit eines Hemmungsstoffes im Sinne GASSNERs bestätigen." Die Absicht, einen meiner Schüler mit dem Weiterverfolg der Frage zu betrauen, scheiterte an dem Ausbruch des Krieges. Er entzog mir den Schüler und erklärlicherweise die Möglichkeit, aus Istrien, woher ich für meine Arceuthobium- Studien die Beeren bislang erhalten hatte, weitere Sendungen solcher zu beziehen. Da indessen meine in künstlicher Kultur aufgezogenen Arceutho- bium- Pflanzen 1916 schon Früchte ergaben, so benutzte ich das zur Verfügung stehende, allerdings etwas spärliche, aber zur Entscheidung der Hauptfrage genügende Samenmaterial1), zur Durchführung der nachfolgenden Versuche. Der I.Versuch, eingeleitet am 29. November, 4 Uhr nach- mittags, ist ein Parallel versuch : a) 7 Samen kommen auf einen runden gegossenen Gipsblock, der aus einer untergelegten Glasschale Wasser saugt. Letztere steht auf einem größeren Untersatz, über den eine Glasglocke kommt. b) 7 Samen kommen auf einen gleichen, aber trockenen Gips- block, der von einer etwa 5 cm hohen, zylindrischen Fassung aus- Zinkblech getragen, auf dem Untersatz aufsteht. Dieser erhält eine Wasserschicht und wird mit einer Glasglocke gedeckt . An den Seiten- l) Obgleich die weiblichen* Pflanzen sehen an die zweihundert Beeren trugen, konnte doch nur der Same von 75 zu Versuchen gewonnen werden. Schuld daran trägt der Explcsionsmechanismus der Beeren; der einmal aus- gespritzte Same ist bei seiner Winzigkeit im Gewächshaus nicht wiederzu- finden. Man muß deshalb die Beeren, bevor sie die maximale Spannung er- reichen, abnehmen, wobei aber der ('ebelstand mitläuft, daß manche noch, nicht volle Reife besitzen. Ich schnitt die Beeren mit dem Stiele ab und legte sie auf einem Untersatz aus. An die Schnittfläche des Stieles wurde ein größerer Wassertrcpfen gesetzt, und der Untersatz mit einer Glasglocke, die an den Seitenwänden mit Filtrierpapier ausgekleidet war, überdeckt. Man kennte dann die ausgeschleuderten Samen an den Wandungen der Glasglocke- finden. Bei weniger reifen Beeren war etwas Geburtshilfe nötig. Stöße oder leichter Druck, mit einer Nadel ausgeführt, lösten den Mechanismus aus. Die Richtung der Beere mußte dabei so getroffen werden, daß bei der teil- weise gelüfteten Glocke der Same in sie hinein abgeschleudert wurde. Von den 75 so gewonnenen Samen verwendete ich 42 zu Infekticnsversuchem 33 zu den Versuchen, die Gegenstand dieser Mitteilung sind. Berichtigende Mitteilung über die KeimungsbediDgungen usw. 207 ■wänden dieser Glocke ist ein Belag von Filtrierpapier angebracht, ■der ständig aus dem Untersatz Wasser saugt. Die Kulturen wurden nebeneinander auf einem der Tische •des kleinen Mikroskopier- Saales, unmittelbar an einem der großen Fenster (N) aufgestellt. Es ist ersichtlich, daß in a ständig liquides Wasser auf der Oberfläche des Gipsblockes den Samen zur Verfügung stand, während in b den Samen solches nicht zukam, nur die wohl stets mit Feuchtigkeit gesättigte Luft unter der Glocke zur Verfügung war. Daß in a der Wasserzutritt zu den Samen glatt erfolgte, war erkennbar, weil hier jeder Same dauernd von einem Tropfen gequolle- nen Schleimes umgeben war; in b wurde ein solcher aber nie sichtbar. Ein zweiter Versuch, der am 1 . Dezember eingeleitet wurde, sei in seiner Durchführung auch gleich mitbesprochen, da das Ergebnis wenigstens teilweise mit dem des ersten in Vergleich gezogen werden kann. In dem Boden einer kleinen Petrischale kamen auf sterilisiertes, reichlich mit destilliertem Wasser getränktes Filtrierpapier 19 Samen zur Auslage. In einer Reihe befanden sich 9 besser gereifte, in der zweiten Reihe 10 weniger gereifte Samen, die noch grünlich gefärbt waren, während Vollreife, schwarz oder schwarzbraun sind. Die mit Deckel geschlossene Schale wurde in der physiologischen Dunkel- kammer, in der gleichzeitig Versuche mit Mistelsamen liefen, einer Lichtintensität von annähernd 3200 K ausgesetzt. Zunächst inter- essierte mich die Frage, ob unter diesen Verhältnissen bei den Samen von Arceutfiobium die Keimung auch so beschleunigt hervorgerufen werden kann, wie bei denen der Mistel. Ergebnisse. Vorerst sei das des Versuches II besprochen. In der physiologischen Dunkelkammer verblieb die Kultur bis 18. De- zember. Die Temperaturschwankungen unter der elektrischen Birne (zusammenhängend mit solchen im Versuchsraume) zwischen 1. bis 18. Dezember verliefen untertags zwischen 19,5—25,5° C. ; nachts werden Senkungen unter 19° vermutlich auch vorgekommen rsein. Eine Keimung war bishin (18. Dezember) nicht erkannt worden. Es ist also einigermaßen sicher, daß die Arceuthobium- Samen nicht so rasch zur Keimung zu brin- gen sind, wie jene der Mistel. Da die Versuche mit den Mistelsamen abgeschlossen waren, wurde am 18. Dezember die Petrischale mit den Arceuthobium- Samen aus der physiologischen Dunkelkammer in den Mikroskopier- saal übertragen und unter die gleiche Glocke eingestellt, unter 208 E- Heinricher: der sich die Samen des Versuches I b befanden. Sic hatten von nun ab also Tageslicht durch das große N-Fenster und im allgemeinen beträchtlich niederere Temperatur. Schon bis 24. Januar kamen liier untertags Schwankungen von 19,5 — 9,5° C. vor. Späterhin, bis Mitte Februar, kam infolge anhaltender Kälte und mangelnder Beheizung auch untertags eine Temperatur von nur 8 ° C. wieder- holt vor, und sank sie nachts sicher häufig bis auf 6 ° C. Die ersten Keimungen wurden aber in dieser Kultur schon am 19. Dezember beobachtet und zwar waren von den drei Keimlingen zwei sicherlich schon während des Aufenthaltes in der Dunkelkammer hervorgebrochen, aber in der künstlichen Beleuchtung und ob der auffallend blaßgrünen Färbung des hervorgetretenen Hypokotvh übersehen worden. Alle drei Keimlinge gehörten der Reihe der weniger ausgereiften Samen an. Hier folgten dann vom 8. Januar an weitere Keimungen (8. Januar eine, 10. Januar eine, 19. Januar eine, 12. Februar eine), so daß am 12. Februar acht von den zehn Samen gekeimt hatten (also 80 ",,)• Weniger günstig verlief die Keimung in der Reihe mit den reiferen Samen. Am 10. Januar keimte hier der erste Same, am 27. Januar zwei, am 3. Februar einer; bis zum 12. Februar waren aber vier Samen und ein Keimling durch Pilze oder Bakterien eingegangen; ungekeimt war ein anscheinend noch guter Same. Im ganzen keimten also auf dem Filtrierpapier in der Petri-Schale 63 % der ausgelegten Samen. Eine Erörterung soll erst der Mitteilung des Ergebnisses vom Versuch I folgen. Das Ergebnis in I a bestätigte die Richtigkeit meiner gehegten Anschauung. Auf dem saugenden, wasserdurchtränkten Gipsblock keimte am 24. Januar der erste von den sieben ausgelegten Samen, und bis 12. Februar folgten fünf weitere, und endlich am 19. Februar auch der siebente (somit 1 00 ° 0) . Damit war also meine f r ü h e r e A n n a h m e , daß ein organisches, totes Substrat (speziell Zellulose) und eine v o n d i e s e m a u s g e h ende R e i z w i r k u n g z u r K e i m u n g des S a m e n s nötig sei, widerleg t. D i e Ursache, w a r u m i n m eine n früheren Versuchen auf Glasplatten ausge- legte Samen n i c h t g ekeimt hatten1), liegt viel- mehr in de m Bedürfnis der Arceutliobiu m - 1) 2 GlaspJatten belegt mit je 30 Samen fvgl. ,,1'eber besondere Kei- mungsbedingungen" S. 707); bei wiederholter Benetzung auf Glas ausgelegter Samen würde ein Keimen wohl auch zu erzielen sein. Berichtigende Mitteilung über die Keimungsbedingungen usw. 209 Samen, d a ß ihnen flüssiges Wasser z u g e f ü h r t werde.1) Das bestätigt das Ergebnis des Versuches I b, wo auf dem Gipsblock ohne Wasserzufuhr, bloß gesättigte Luftfeuchtigkeit, bis 12. Februar von den ebenfalls sieben Samen nur an einem ein geringes mit der Lupe allein erkennbares Hervortreten des Hypo- kotyls festgestellt werden konnte. Das war am 27. Januar noch frag- lich, nur ein verdächtiges grünes Pünktchen war am radikularen Samenpol erkennbar; bis zum 12. Februar schien es deutlicher geworden, aber zu einem richtigen Auswachsen des Hypokotyk- kam es auch weiterhin nicht. Dabei ist zu beachten, daß die Samen vom 29 November bis 12 Februar eich unausgesetzt in einer mit Feuchtigkeit gesättigten Luft befanden, Verhältnisse, die an den natürlichen Standorten von Arceuthobium in solcher Dauer und Be- ständigkeit kaum vorkommen werden. Und daß nicht die relativ niedere Temperatur die Keimung verhinderte, beweist der Parallel- versuch, in dem bei gleicher Temperatur die Keimung zwar auch erst mit dem 24. Januar einsetzte, doch aber bis zim 19. Februar mit 100 % ablief. Die Sa m e n v o n Arceuthobium u ntersc h e i d e n sich also von jenen von Viscum album darin, daß sie Zufuhr flüsiigen Wassers bedürfen, die der Mistel aber eine solche entbehren können und bei halbwegs größerer Luftfeuchtigkeit zu keimen vermögen.2) Dies steht wohl auch im Zusammen- hang, einerseits mit dem viel mächtigeren Schleimbelag, den die Mistelsamen gegenüber Arceuthobium aufweisen, andererseits, und das erscheint noch maßgebender, mit der relativen Größe des Samens von Viscum gegenüber Arceuthobium, wodurch bewirkt ist, daß 1) Daß im Versuche mit den Fichtenholzbrettchen (vgl. an gleichem Orte wie oben), ohne beabsichtigte Zufuhr flüssigen Wassers, von den aus- gelegten 20 Samen je einer gekeimt hatte, wird leicht erklärlich, da die Ver- suche vorerst im Kalthaus liefen und hier Spritz- oder Tropfwasser kaum völlig ausgeschlossen war. Bei der Fortsetzung der Versuche im Versuchs- gewächshaus kamen aber weitere Keimungen nur auf dem Brettchen a vor, das Wasser saugen konnte, auf jenem von b, wo die Samen auf die Luftfeuchtig- keit angewiesen blieben, keine. Auf die sehr deutlichen Beziehungen zur Wasser- aufnahme wies die Verteilung der Keimlinge auf dem Brettchen a hin. Vgl. die a. a. O. gegebene Skizze. 2) Wie groß bei den Mistelsamen die Widerstandsfähigkeit gegen das Austrocknen unter bestimmten Bedingungen gehen kann, und daß selbst unter solchen noch Keimung ausgelöst wird, kommt in einer eingehenden Arbeit über die Keimung der Mistelsamen und dem Einfluß der Außenbedin- gungen auf sie zur Veröffentlichung. 210 E. Heinrichur: schon im Endosperm des Mistelsamens ein zur Keimung ausreichender Wasservorrät vorhanden ist. Was den Schleimbelag des Samens von Arceuthobium betrifft, so ist er erstens nicht allseitig um den Samen, zweitens auch da, wo er vorhanden ist, von wechselnder Mächtigkeit und verschiedener Beschaffenheit. Die Schleimschicht fehlt am stumpfen Pol des Samens, beginnt von hier aus an den Flanken und nimmt an Mäch- tigkeit nach oben allmählich zu. Am spitzen, radikularen Pol is1 sie in größter ihn kapuzenartig deckender Menge ausgebildet.1) Während nun die Schleimfäden an den Flanken des Samens zur Reifezeit verquollen und dieser gequollene Schleim den zur Explosion führenden Spannungszustand herbeiführt, dann auch als Gleit- mittel für den austretenden Samen dient, bleibt am Hinterende die mächtige Schleimfädenmasse in angequollenem Znstande erhalten, teils wohl deshalb, weil sie weniger leicht quillt, teils viel- leicht auch deshalb, weil ihr in der Beere weniger Wasser erreichbar ist als den übrigen Teilen der Schleimschicht. An dem ausgeschleu- derten braunen Samen ist diese Schleimfädenmasse als weißer An- hang bemerkbar. Es ist wahrscheinlich, daß ihm weniger als Klebemittel2), denn als Wassersammler bei der Keim u n g e i n e w ichtigere Rolle zuko m m t . Wenn man Samen für die Aussaaten auf die S. 206 beschrieben» Weise gewinnt, dann geht dieser Schleimanhang, besonders wem; die Samen ins \\ asser fielen, beim Uebertragen leicht verloren. Ich habe bei meinen Versuchen den Eindruck gehabt, als ob solche Sani-:. leichter bei der Keimung versagen würden als jene, welche den An- hang besitzen. In dem Versuche Ib (trockene Gipsplatte) war der erwähnte Keimbeginn an einem Samen zur Beobachtung gelangt, der einen besonders starken Schleimanhang besaß. Als die übriger, sechs Samen am 19. Februar auf reichlich getränktes Filterpapier übertragen wurden, keimte ein zweiter Same, der ebenfalls der. Anhang hatte, schon am 20. Februar, während die übrigen am 27. Februar, 3. März und 7. März (der letzte, schwächliche Same) folgten. Auch in I b keimten schließlich — nach Veränderung der 1) Vgl. E. Heinricher, „Beiträge zur Biologie der Zwergmistel, Arceuthobium Oxycedri, besonders zur Kenntnis des anatomischen Baues und der Mechanik ihrer explosiven Beeren". (Sitzungsber. der Kais. Akad. d. Wiss. in Wien, mathm.-natunv. Kl. Abt. I., 124. Bd., 1915) Text S. 20 und 24 und die Figuren auf den Tafeln, bes. 1 und 2. Taf. III und Fig. 8, Taf. IV. 2) An der übrigen ( »berfläche des Samens bleibt stets etwas flüssiger Schleim zurück, der den Samen am Orte des Auftreffens anklebt. Berichtigende Mitteilung über die Keimungsbedingungen u->\v. 211 Verhältnisse — in der Zeit vom 19. Februar bis 7. März die Samen zu 100 % aus, obgleich die Zimmertemperatur dauernd eine niedrige blieb, untertags zwischen 8—12 o C schwankte. Bei reichlicherem Besitz von Samenmaterial wäre daher ■eine vergleichende Kultur mit Samen, die den Anhang besitzen und solchen-, denen er fehlt oder genommen wurde, durchzuführen. Erwähnenswert erscheint es noch, daß auch die Hypo- kotyle von Arceutfwbium negativ geotropisch reak- tionsfähig sind. Die Verhältnisse sind ganz ähnliche wie "bei den Mistelhypokotylen.1) Auch bei Arceuthobium tritt bei der Keimung zunächst eine negativ phototropische Krümmung ein, die für Arceuthobium occidentale schon von PEIRCE2) erkannt, von mir3) für A. Oxycedri ebenfalls nachgewiesen wurde. Unter geeig- neten Verbältnissen folgt ihr späterhin eine negativ geotropische Aufkrümmung. Die älteren, auf der wagerechten Fläche des Gips- blockes aufliegenden Keimlinge der Kultur I a ließen dieselbe nicht nur bei Betrachtung von oben mit der Lupe deutlich erkennen, sondern auch makroskopisch, wenn man den Gipsblock in Profil- stellung vor die Augen brachte. Bei manchen Hypokotylen vermag zuviel anhaftender Schleim die Aufkrümmung mehr oder minder zu hemmen, so wie ich dies ja auch für die Mistelhypokotylc be- schrieben habe. Der Nutzen der geotropischen Reaktion ist natür- lich für Arceuthobium der gleiche wie für die Mistel. Durch den Photropismus in ungünstige Wachstumsrichtung gebrachte Hypoko- tyle können durch den negativen Geotropismus noch an die Nähr- pflanze hingelenkt werden. Schließ lieh sei noch auf die starke Beschleunigung -hingewiesen, welche die Keimung der Samen des Versuches II gegenüber jenen •des Versuches I a zeigt. Im ersteren wurden die ersten Keimungen am 19. Dezember festgestellt, und war das Keimen bis zum 24. Januar 1) Vgl. E. Heinricher, „Die Krümmungsbewegungen des Hypoko- tyls von Viscum albam, ihre zeitliche Folge, insbesondere der Nachweis seiner negativ geotropischen Reaktion. Beziehungen zwischen Lichtgenuß und Keimung, sowie Erhaltung des Keimvermögens der Mistelsamen" (Jahr- bücher f. wiss. Bot., Bd. LVII, 1916), und E. Heinricher, „Leber die geotropischen Reaktionen unserer Mistel [Viscum album L.)". Diese Ber., Jahrg. 1916. 2) Peirce, „The dissemination and germination of Arceuthobium occidentale Eng." (Annais of Botany, Vol. XIX, 1905.) 3) E. Heinricher, „Die Keimung und Entwicklungsgeschichte der Wacholdermistel, Arceuthobium Oxycedri, auf Grund durchgeführter Kulturen geschildert." (Sitzungsber. d. Kais. Ak. d. Wiss., Wien; mathem. naturw. Kl., Abt. I, 124. Bd., 1915.) 212 N. SVEDELIUS: fast abgelaufen, im letzteren: erste Keimung am 24. Januar, abge- laufen waren die Keimungen am 19. Februar. Für diese Beschleunigung ist kein einheitlicher Faktor zu er- kennen, vermutlich beruht sie auf dem Zusammenwirken mehrerer und müßten darüber bei ausreichendem Samenvorrat gesonderte Versuche entscheiden. Einen wesentlichen Anteil an der Beschleuni- gung dürfte die den Samen vom 29. November bis 18. Dezember, während des Aufenthaltes in der physiologischen Dunkelkammer, gebotene, konstante Lichtintensität von 3200 K haben. In der gleichen Periode genossen sie aber auch höhere und günstigere Tem- peraturen als die Samen des Versuches I a, was ebenfalls beschleu- nigend gewirkt haben wird. Endlich waren im Versuch II weniger gereifte Samen verwendet worden und wurde erwähnt, daß eben in der Reihe dei weniger gereiften Samen die ersten Keimlinge auf- traten, und sie einen besonders guten Prozentsatz an solchen abgab. Auch dies scheint also mit ausschlaggebend gewesen zu sein. Innsbruck, Botanisches Institut, im März 1917. 22. N. Svedelius: Die Monosporen bei Helmlnthora divaricata nebst Notiz über die Zweikernigkeit ihres Karpogons. (Mit 7 Abb. im Text.) (Eingegangen am 14. März 1<)1 7.) Bekanntlich gibt es unter den Florideen zahlreiche Gattungen, bei denen die nach einer Karpogonbefruchtung erfolgende Karpo- sporenbiklung die einzige bekannte oder jedenfalls die wichtigste Fortpflanzungsform ist, während die für Florideen im allgemeinen sonst so charakteristische Tetrasporenbildung ganz fehlt. Ich habe in einer früheren Arbeit über die Entwicklungsgeschichte und die Reduktionsteilung bei Scinaia furcellata (SVEDELirs 1915) eine der Ursachen dieses Verhältnisses, daß Tetrasporen fehlen, näch- st wiesen, nämlich, daß die Reduktionsteilung unmittelbar nach der Befruchtung vor sich geht, so daß das befruchtete Ei die einzige diploide Zelle der Pflanze ist. Ich habe derartige Florideen haplo- biontisch genannt, weil sie nur in einer Lebensform auftreten, im Die Monosporen bei Helminthora usw. 213 Gegensatz zu den sogenannten Diplobionten, die in zwei Lebens- formen auftreten, nämlich teils als eine (monözische oder diözische) Geschlechtspflanze, teils auch als eine ausschließlich tetrasporen- bildende Pflanze, bei deren Tetrasporenbildung die Reduktionsteilung stattfindet.1) Dieser diplobiontische Typus, der wohl die große Mehrzahl der gegenwärtigen Florideen in sich schließt (sicher be- kannt sind: Polysiphonia, Griffithsia, Delesseria, Nitophyllum, Rhodo melä), ist meines Erachtens aus dem primitiveren haplobiontischen dadurch entstanden, daß die Reduktionsteilung eine Verschiebung erfahren hat, so daß diploide Karposporen gebildet worden sind,, aus welchen die Tetrasporenindividuen entstehen. Es besteht indessen noch eine weitere Verschiedenheit zwischen den haplobiontischen und den diplobiontischen Florideen, obwohl dieser nicht von so fundamentaler Natur ist wie der Zeitpunkt der Reduktionsteilung: er ist dies das Vorkommen von Mono- sporen bei den Haplobionten. Hierunter versteht man unge- schlechtliche Fortpflanzungskörper, die einzeln in den Sporangien gebildet werden, im Gegensatz zu den 4 Tetrasporen der Tetra- sporangien. Derartige Monosporen sind nun vorzugsweise wenn auch nicht ausschließlich von solchen Florideenfamilien her be- kannt, für die man aus guten Gründen haplobiontische Natur an- nehmen muß, nämlich bei der Hauptmasse der zur Gruppe der Nemalionales gehörenden Florideen. Treten dagegen Mono- sporen bisweilen bei diplobiontischen Florideen auf, wie z. B. bei Nito- phyllum punctatum (SVEDELIUS 1914), so sird dies stets äußerst seltene Ausnahmefälle, und soweit bekannt, kommen sie dann stets an den haploiden Geschlechtspflanzen vor, so daß auch bei den diplobion- tischen Florideen die Monosporen stets haploider Natur sind. innerhalb der Gattungen der Nemalionales -Gruppe kom- men dagegen Monosporen so gewöhnlich vor, daß man fast die Annahme wagen könnte, daß das Vorkommen von Monosporen eine bei Haplo- bionten allgemein verbreitete und für sie charakteristische Erschei- nung ist. Hiergegen kann nun der Einwand erhoben werden, daß bei der Gattung Nemalion — für die meine bereits 1911 (vgl. SVE- DELIUS, Ueber den Generationswechsel bei Delesseria sanguinea, 1) Es ist zu beachten, daß die Ausdrücke haplo- und diplobiontisch so gewählt worden sind, daß sie ganz unabhängig von den Ansichten angewandt werden können, die man betreffs des Generationswechsels und der Begrenzung der Generationen bei den Florideen hegt. Auf die Ansichten und Einwände, die in dieser Hinsicht anläßlich meiner Scma/a-Abhandhing geäußert worden sind, hoffe ich in anderem Zusammenhange zurückkommen zu können. Sie werden in diesem kleinen Aufsatz nicht berührt werden. 314 N. Svedeliüs: S. 266) gemachte Annahme, daß die Reduktionsteilung unmittel- bar nach der Befruchtung eintritt, nun neulich von KYLIX be- stätigt worden ist — überhaupt keine Monosporen bislang ange- troffen worden sind1), obgleich diese Gattung doch zu den für ent- wicklungsgeschichtliche Untersuchungen bevorzugtesten Objekten der Algologen gehört hat. Außerdem ist es unbestreitbar, daß auch bei einigen weiteren Nemalionales -Gattungen überhaupt keine Sporen irgendwelcher Art bisher bekannt sind. Xun ist es ohne weiteres klar, daß, wenn diese Gattungen sich bei einer zoologischen Untersuchung wirklich als haplobiontisch erweisen was woh1 für die meisten derselben wahrscheinlich ist auch alles Nach- forschen nach Tetrasporen bei ihnen ziemlich vergeblich sein dürfte; dies schließt aber natürlich durchaus nicht aus, daß Monosporen vor- kommen können. Die Monosporen sind ja im Gegensatz zu den Tetrasporen als eine Art ,,Gonidien" oder ,, Keimzellen" zu betrachten, die nur die Erscheinungsform reproduzieren, und die ganz außerhalb ■des Generationswechsels faller., wie dieser nun auch aufgefaßt werden mag. Diese Natur der Monosporen oder Monogonidien erklärt auch ihr Vorkommen an Geschlechtsind'viduen. Der Umstand, daß ich früher Monosporen bei Scinaia gefunden habe, für welche Art auch seit alters angegeben worden ist, daß sie aller derartigen Organe entbehre, hat mich veranlaßt, etwas ein- gehender nach Monosporen bei solchen Nemalionales -Gattun- gen zu suchen, bei denen solche bisher nicht bekannt sind, sobald ge- eignetes Material dazu mir in die Hände kam. Nachstehend will ich nun eine Beschreibung der zuvor unbekannten Monosporen liefern, die ich bei Helminthora divaricata (C. Ag.), J. G. Ag., gefunden habe, welche Art ja zu der Nemalieae -Gruppe unter den Helmin- thocladiaceen ■ gehört . Das Material stammt von Rovigno am Adriatischen Meer her, wo es von mir im März-April 1913 eingesammelt wurde. Ursprüng- lich war es meine Absicht, die ganze Entwicklungsgeschichte dieser wahrscheinlich haplobiontischen Floridee zytologisch zu verfolgen, bei der Heimkehr aber, als die Untersuchung abgeschlossen werden sollte, erwies sich das Material als unzureichend zur Durchführung einer solchen Studie. Da Helminthora divaricata an unseren skandina- vischen Küsten eine sehr große Seltenheit ist — nur in vereinzelten ■Exemplaren ist sie ein paarmal gefunden worden — so ist es mir 1) Ueber die in der Literatur vorkommende Angabe einer Art tetraedrisch geteilter Sporen bei Netnalion (siehe Engler und Praxtl I, 2., p. 333) .hoffe ich in anderem Znsammenhange Gelegenheit zu erhalten mich zu äußern. Die Monosporen bei Helminthora usw. 215- nicht möglich gewesen, solange der Weltkrieg wütet, mehr Material anzuschaffen. Unter solchen Umständen habe ich natürlich die Bearbeitung des zytologischen Kapitels auf eine unbestimmte Zu- kunft aufschieben müssen, da ich aber während meiner Studien die zuvor unbekannten Monosporen angetroffen, so habe ich eine diesbezügliche Mitteilung schon jetzt für angebracht gehalten. Hinzu füge ich auch eine kleine Notiz über die Zweikernigkeit des Karpo- gons bei Helmintlwra, die ihr besonderes Interesse hat, da zuvor von zytologischer Seite bestimmt die Ansicht verfochten worden ist, daß das Karpogon hier nicht zweikernig wäre. „ Die Monosporen. Helmintlwra divaricata gehört zu den Florideen, deren Organi- sation und Entwicklungsgeschichte im großen und. ganzen ziemlich gut bekannt ist, dank dem Umstände, daß sie Gegenstand von Studien seitens des ausgezeichneten französischen Algologen THURET gewesen ist. In dem berühmten algologischen Pracht werke ,,Etudes phycologiques" finden wir auf Taf. XXXII vorzügliche Abbildungen von der allgemeinen Organisation des Sprosses, den Spermatangien und den Spermatien gleichwie auch von der Karpogonentwicklung; und der Zystokarpbildung. In dem beschreibenden Text (S. 65!) finden wir, daß es THURET, gleichwie auch HARVEY, Mme. GRIF- fiths, CHAUVIN und anderen Algologen, die sich mit Helminthora be- schäftigt haben, nicht gelungen ist, Tetrasporen bei ihr anzutreffen,, ebensowenig wie bei anderen Xemalioneen. Dieser Umstand veran- laßt eben THURET zu der Yennutung, daß die Abwesenheit von Tetrasporen für die Xemalioneen ein kennzeichnendes Merkmal sei, was ja später durch zytologische Tatsachen bestätigt und er- klärt worden ist. Von Monosporen erwähnt THURET ebensowenig etwas. Bei meinen zytologischen Studien, die ich anstellte, um der Reduktionsteilung auf die Spur zu kommen, nahm ich indessen ziemlich bald einige verdächtige Bildungen an den Spitzen der Assi- milationszweige wahr. Helminthora ist monözisch mit sowohl Karpo- gonen als Spermatangien an demselben Individuum, obwohl oft entweder die eine oder die andere Art von Geschlechtsorganen an dem Individuum zu dominieren pflegen. An diesen monözischen Individuen habe ich nun zu wiederholten Malen Bildungen beob- achtet, wie sie in Abb. 1 abgebildet sind. Eine Endzelle eines Fadens zeichnet sich durch ihren großen Reichtum an plasmatisch em Inhalt aus. Daneben sitzt oft ein Haar. An fixiertem und mit Häma- 216 X. SVEDELIUS: toxylin gefärbtem -Material (Abb. 2) treten in der inhaltsreichen Zelle außer einem großen Zellkern auch /ahlreiche, mit Hämatoxylin sich schart färbende Körner hervor, wahrscheinlich organische Stoffe von Reservestoffnatur. Pyrenoide, die sonst in allen Zillen deutlich hervortreten, sind hier nicht wahrzunehmen. Ferner kann man in einigen von diesen Zellen den Inhalt abgerundet und von der Wand abgelöst sehen. In der Nähe findet man andere Zellen leer mit einer Öffnung an der Spitze, und in günstigen Fällen kann man auch Abb. 1. Ilelminthorit dicaricata, Assimilationsfäden mit Monosporangien (etwa 400X1). den runden Inhaltskörper unmittelbar vor der geöffneten Zelle liegend finden (Abb. 3). Ein Zweifel darüber, daß wir hier die Mono- sporangien und Monosporen der Hclniintlwra vor uns haben, kann nicht bestehen. Diese Bildungen gleichen vollständig den von SIRODOT gefundenen Monosporangien bei Batraclwspcrmum, gleichwie ja auch die Uebereinstimmung mit Chaiitransia und Scinaia schlagend ist. Eine Verwechslung mit Spcrmatien kann keinesfalls vorliegen. Diese kommen nicht so vereinzelt wie hier, sondern in dichten Gruppen Die Monosporen bei Helminthora usw. 217 vor und sind außerdem bedeutend kleiner (vgl. THURETs Fig. a. a. O., XXXII, 2—4). Messungen ergeben, daß die Monosporen einen Durchmesser von 1 0 — 12/* haben, d. h. dieselbe Größe ungefähr wie die Karposporen nach THURET, während die Spermatien beträcht- lich kleiner sind, nur etwa 3—4/* im Durchmesser. Bemerkenswert Abb. 2. Helminthora divaricata, Monosporangien (etwa 1000X1) ist, daß dem Anschein nach bisweilen zwei Sporangien nacheinander gebildet werden können, ganz wie ich es ziemlich oft bei Scinaia beobachtet habe. Bei Helminthora scheint es dagegen eine Seltenheit zu sein. Indessen zeigt möglicherweise Abb. 1 (links) einen derartigen Fall, wo eine Monospore gerade entlassen worden ist, worauf ein Abb. 3. Helminthora divaricata, leeres Monosporangium und Monospore (etwa 1000 , 1). neues Sporangium sich sofort unter dem ersteren ausbildet, ungefähr wie bei Scinaia (vgl. SVEDELIUS, Studien über Scinaia, Abb. 7!). Ein gewisser Vorbehalt ist hier jedoch vonnöten. Es ist nicht aus- geschlossen, daß stattdessen ein Haar da, wo das Sporangium ge- sessen hat, zur Entwickelung kommt. Die Entwicklungsstadien 218 N. SVEDEL1US: der Haare sieht man in Abb. 4, und die frühesten Entwicklungs- stadien können ja täuschend ähnlich aussehen, umsomehr, als die Haare auch ineinander mehrmals neugebildet werden können. Die Haaranlagen haben keinen so reichlichen plasmatischen Inhalt wie die Monosporangien und strecken sich ziemlich bald bedeutend, worin eine Verschiedenheit gegenüber den Sporangienänlagen liegt. Daß es jedoch in mehreren Fällen nicht möglich ist, sicher zwischen dem zu unterscheiden, was ein leeres Monospoiangium und ein ab brochenes Haar ist, ist jedenfalls klar. Abb. 4 Helminthora divaricata, Haare (etwa 400XU. Die Monosporen bei Helminthora sind, wie oben erwähnt, von ungefähr derselben Größe wie die Karposporen von Helminthora nach THURETs Angaben und Abbildungen (a. a. 0. Taf. XXXII, 11). Selbst ist es mir nie in Rovigno gelungen, Zystokarpien oder Karpo- sporen von Helminthora zu sehen. Die Pflanze gelangte nie so weit in der Entwicklung, während ich mich dort aufhielt. Bemerkenswert ist, daß auch in einer anderen Hinsicht die Mono- sporen mit den Karposporen übereinstimmen : sie zeigen eine amöben- artige Bewegung und ändern ihre Form. Abb. 5 zeigt einige der- artige Monosporen in verschiedenen Formen. Die Uebereinstimmung zwischen diesen und den Bildern, die THURET von den amöboiden Formen der Karposporen geliefert hat (a. a. O., Tat. XXXII, Fig. 12), Die Monosporen bei Helminthora usw. 219 ist offenbar. Derartige Formveränderungen sind auch bei Ban- giaceen beobachtet worden. Indessen scheint diese amöboide Be- wegung nach einiger Zeit aufzuhören, und wenn die Spore dann keimt, hat sie wieder die Kugelform angenommen (Abb. 6). Ich habe an Helminthora- Ästen einige junge Keimpflanzen gefunden, welche zeigen, daß das Keimen der Monospore zunächst in der Ausbildung eines kriechenden Fadens resultiert. Die Spore selbst bleibt dagegen ^ Abb. 5 JSl Helminthora divaricata. Monosporen in amöbenartiger Bewegung (etwa 400 x 1). leer und ungeteilt und geht nicht in den Gewebskörper des neuen Individuums ein. Wir finden demnach bei Helminthora denselben „indirekten" Keimtypus, wie KILLIAN (1914) ihn als normal bei solchen Florideen gefunden hat, deren Sproß von zahlreichen, mit- einander verflochtenen und verbundenen Zellfäden aufgebaut wird. Daß diese Monosporangien und Monosporen bei Helminthora nicht zuvor entdeckt worden sind, obgleich sie sicherlich nicht selten Abb. 6. Helminthora divaricata, keimende Monosporen (etwa 300X1)- sind, scheint mir darauf zu beruhen, daß die Algologen bisher ihre Arbeit meistens auf ein Suchen nach Tetra sporen eingestellt haben, und da man keine solche gefunden hat — wozu ja auch geringe oder, besser gesagt, keine Aussicht vorhanden ist — so hat man gar nicht an Monosporen gedacht, die ja übrigens bedeutend weniger in die Augen fallen als Tetrasporen, da die Monosporangien so wenig von den übrigen Zweigspitzen abweichen. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 15 220 N- SVEDELlLs: Daß jedoch die Bildungen, die ich soeben beschrieben habe, wirklich die Monosporen der Helminthora sind, darüber kann nicht der geringste Zweifel herrschen, und es ist damit für eine weitere Nemalioneen- Gattung das Vorkommen der für diese Gruppe so kennzeichnenden ungeschlechtlichen Vermehrungsorgane nachge- wiesen worden. U b e r die Z w e i k e r n i g k e i t d e r K a r p o g o n e v o n Helminthora divaricata. Da die Frage, ob die Florideen in ihren Karpogonen einen odei zwei Zellkerne ausbilden, oder mit anderen Worten die Frage ob die Trichogyne als solche einen eigenen Zellkern hat oder nicht, nunmehr als gelöst in dem Sinne anzusehen sein dürfte, daß die Karpogone der Florideen in der Regel zweikernig sind, so ist es recht erstaunlich, zu finden, daß selbst in modernen Darstellungen der Entwicklungsgeschichte der Florideen diese Tatsache dem An- schein nach noch immer bezweifelt wird. Denn auf andere Weise kann ich die Darstellung nicht auffassen, die OLTMANNS von dieser Sache in dem Kapitel von der Fortpflanzung der Algen in der enzy- klopädischen Arbeit „Handwörterbuch der Naturwissenschaften", Bd. 4 (Jena 1913) geliefert hat, woselbst OLTMANNS diesbezüglich schreibt (S. 175): ,, Mehrere Autoren (WOLFE, YAMANOUCHI u. a.) geben zwei Kerne in dem Karpogon der Florideen an, F. WALTER aber, der die Sache nachprüfte, konnte nur einen Kern finden". Ich kenne keine Veröffentlichung über die Sache von WALTER. Es ist also, wenn man weder Text noch Figuren kennt oder auch nur weiß, welche Arten untersucht worden sind, unmöglich, sich eine Vorstellung von der Art und Natur dieser „Nachprüfung" zu machen, mit größter Wahrscheinlichkeit kann man aber jedenfalls doch die Behauptung wagen, daß, wenn WALTER in dem Karpogon der Florideen nur einen Kern gefunden hat, dies ganz einfach darauf beruht, daß der andere seiner Aufmerksamkeit entgangen ist. Denn es ist doch Tatsache, daß praktisch genommen alle eingehenderen Untersuchungen der Entwicklungsgeschichte des Florideenkarpogons, die in letzter Zeit mit den Hilfsmitteln der modernen Technik aus- geführt worden sind, das Resultat ergeben haben, daß das Karpogon zweikernig ist, obwohl der Trichogynenkern sich bald auflöst, welch letzteres wohl die Ursache dafür ist, daß die zwei Kerne nicht so ganz leicht wahrzunehmen sind. Die Zweikernigkeit dauert nur ganz kurze Zeit, und es gilt eben, diesen Zeitpunkt zu erfassen. Von untersuchten Florideen, bei denen die Zweikernigkeit des Karpogonr festgestellt worden ist, seien außer den von OLTMANNS Die Monosporen bei Helminthora usw. 221 • In Betracht gezogenen Fällen (Batrachospermum, DAVIS; Nemalion, WOLFE; Polysiphonia, YAMANOUCHI) noch folgende hier genannt: Delesseria sanguinea (Svedelius 1914), Rhodomela virgata (Kylin 1914), Scinaia furcellata (Svedelius 1915), Griff ithsia corallina (Kylin 1916), Bonnemaisonia asparagoides (KYLIN 1916). Hierzu kommt, daß WOLFEs Beobachtung der zwei Kerne bei Nemalion des weiteren von KYLIN (1916) bestätigt worden ist, der dagegen nicht KURSSANOWs gegensätzliche Behauptung hat bestätigen können. Mit vollem Recht also geschieht es, wenn KYLIN schreibt: „Es ist übrigens unter den Florideen eine normale Erscheinung, daß die junge Trichogyne einen Kern enthält" (KYLIN, Entwicklungs- geschichte Bonnemais, asp., S. 555). Unter solchen Umständen könnte ja die Sache ziemlich klar und unbestreitbar erscheinen, wenn ich aber trotzdem hier über einen weiteren Fall, nämlich Helminthora divaricata, etwas genauer berichten will, so geschieht es insbesondere deshalb, weil diese Alge Gegenstand einer in mehreren Hinsichten eingehenden zoologischen Untere uchung KURSSANOWs (1909) gewesen ist, der bei dieser Pflanze keine Bestätigung für die Behaup- tung früherer Autoren, daß das Karpogon zweikernig sei, hat finden können. Dasselbe gibt KURSSANOW auch betreffs Nemalion an, von welcher Gattung er N. lubricum untersucht hat. Wie oben er- wähnt, ist KURSSANOWs Behauptung betreffs Nemalion von KYLIN widerlegt worden, der bei N. multifidum1) sowohl den Karpogon- kern als auch den Trichogynenkern gefunden hat, und daß auch Helminthora divaricata sich nicht anders verhält, werde ich im Nach- stehenden zeigen. Die morphologische Entwicklung des Karpogonastes bei Hel- minthora divaricata ist bereits vorher eingehend beschrieben und abgebildet worden inTHURETs oben angeführter Arbeit (Taf. XXXII. Fig. 5 — 7), und die Resultate sind später von KURSSANOW be- stätigt worden, der außerdem die zytologischen Verhältnisse stu- diert hat. Der Karpogonast sitzt seitenständig an einem Assimilations- faden und ist im allgemeinen dreizellig. Die Karpogonanlage weicht von den übrigen Zellen durch ihre Größe, ihren Plasmareichtum und dadurch ab, daß ziemlich bald in ihr neben dem Zellkern ein Chromatophor oder Pyrenoid erscheint. In Abb. 7, a sieht man eine Abbildung dieses Stadiums. Der Kern liegt auf dem Boden des 1) Daß zwei einander so äußerst nahestehende Nemalion- Arten wie N. multifidum und N. lubricum wirklich sich verschieden in diesem Punkte verhalten sollten, ist wohl wenig wahrscheinlich. Ich dürfte jedenfalls Gelegen- heit erhalten, noch einmal später auf diese Sache zurückzukommen. 15* 222 N. SVEDELIUS: Karpogons, der Chromatophor darüber. Der Kern, den wir hier sehen, ist der p r i m ä r e Karpogonkern. Schon als ich dieses Sta- dium in Abb. 7, a mit seinem großen Kern sah, war ich ziemlich sicher, daß das Karpogon bei Helminthora zweikernig sein muß, auch ohne daß ich die zwei Kerne wirklich gesehen hätte, denn der Karpogonkern befindet sich im Prophasenstadium, groß und ange- schwollen, während die Karpogonanlage selbst noch wenig ent- wickelt ist. Meine Annahme bewahrheitete sich bald. Ich fand bald ein späteres Stadium, wie es in Abb. 7, b zu sehen ist. Nun ist die a b c Abb. 7. Helminthora divaricata, j KarpogODäste; a junges Karpogon mit den» primären Karpogonkern; b, c spätere Stadien mitj zwei Kernen (etwa 500X1)- Mitose vollendet, und wir finden statt des einen zwei Kerne, von denen der obere etwas kleiner ist. Dieser ist offenbar der Tricho- gynenkern. Zu diesem Zeitpunkt ist auch die Trichogyne zur Anlegung gekommen. Besser entwickelt erscheint sie in Abb. 7, c, wo gleich- falls die beiden Kerne zu unterscheiden sind. Ich habe niemals gesehen, daß der Chromatophor hier sich teilt, war auch KYLIN nicht bei Nemalion erwähnt oder abgebildet hat. Unter solchen Um- ständen muß ich annehmen, daß KURSSANÖW dennoch auf irgend- eine Weise bei seiner Untersuchung Chromatophor und Zellkern Die Monosporen bei Helminthora usw. 223 •verwechselt hat, denn er bildet (Taf. II, 8, 9) das Karpogon mit einem Kern und zwei Chromatophoren ab, während ich das gerade Gegenteil gefunden ha be. Dies ist ja umso erstaunlicher, als KURSSA- NOW eingehend das Problem Kern oder Chromatophor diskutiert, mit dem oben erwähnten Resultat. Wahr ist, daß der Chromatophor •auch von Eisenhämatoxylin gefärbt wird, sein Aussehen ist aber ein ganz anderes. Hier wird stets ein sehr großer innerer Körper beob- achtet, der sich färbt, und der umgebende Lichthof ist verhältnis- mäßig schmal. Die Kerne haben dagegen einen kleinen distinkten Nukleolus, umgeben von einem großen ,, Lichthof", der Kerngrenze. Dazu kommt die innere Differenzierung im Zellkern, die ja eine ganz andere ist. Stellt man nun alle diese Tatsachen, die ich gefunden habe, zusammen : 1. ein großer Prophasenkern in einer sehr jungen Karpogon- anlage (Fig. 7, a) ; 2 zwei kleinere Zellkerne in etwas späterem Stadium (Fig. 7, b, c); 3. nie mehr als 1 Pyrenoid oder Chromatophor im Karpogon (ganz wie bei Nemalion), :SO dürfte daraus hervorgehen, daß KURSSANOWs Behaup- tung (S. 318), daß das ganze Karpogon immer einkernig ist, nicht mit den wirklichen Ver- hältnissen übereinstimmt. Daß der zweite Kern wirk- lich in die Trichogyne auswandert, habe ich nicht durch ein spezielle? Entwicklungsstadium belegt erhalten. Es ist das auch eine Sache von geringerer Bedeutung. Jedenfalls habe ich die völlig reifen Karpo- gone einkernig wie bei anderen Florideen gesehen, so daß dann der Trichogynenkern wieder aufgelöst ist. Wir finden also, daß Helminthora divaricata nicht von dem bei allen anderen bisher genauer untersuchten Florideen angetroffenen Verhältnis abweicht, daß das Karpogon zum mindesten während einer kurzen Entwicklungsphase zwei Zellkerne hat. Ich habe es für einigermaßen wichtig gehalten, dies gerade betreffs Helminthora festzustellen, da KURSSANOWs Behauptung in entgegengesetzter Richtung einen der schwerer wiegenden Einwände zugunsten der •ständigen Einkemigkeit des Florideenkarpogons darzustellen schien. Nun hat es sich indessen gezeigt, daß diese KURSSANOWschen Beob- achtungen sowohl bei Nemalion als bei Helminthora nicht den wirk- lichen Verhältnissen entsprechen, so daß also auch diese — ganz so wie alle anderen des näheren untersuchte — Florideen in ihren Karpogonen zwei Zellkerne ausbilden. 224 N. SVEDELirs: Die MoDOsporen bei Helminthora usw. Ich habe mich im vorhergehenden ziemlich ausführlich bei der Frage nach der Zweikernigkeit des Karpogons aufgehalten. Es kann ja als eine Sache von recht untergeordneter Bedeutung erscheinen, ob das Karpogon ein- oder zweikernig ist, wenn jedenfalls doch nur ein weiblicher Kern gebildet wird und der sogenannte Trichogynen- kern bald verschwindet. Die Sache scheint mir jedoch ein gewisses theoretisches Interesse zu besitzen und wirft nach meiner Meinung insbesondere Licht auf die Frage nach der Homologie zwischen den männlichen und weibliehen Fortpflanzungsorganen innerhalb der Florideengruppe. Botanisches Institut, Upsala (Schweden), im März 1917 Literaturverzeichnis. Davis, B. M., The Fertilisation of Batracliospermum. — Annals oi Botany Vol. 10, London 1896. Killian, K., Ueber die Entwicklung einiger Florideen. — Zeitschrift f. Bo- tanik, 6. Jahrg., Jena 1914. Kurssanow, L., Beiträge zur Cytologie der Florideen. — Flora od. allgem. bot. 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Bekanntlich ist man mehr und mehr zu der Auffassung ge- kommen, daß die zwei Arten von Geschlechtsorganen, wie verschieden sie, voll ausgebildet, innerhalb gewisser Pflanzengruppen auch er- scheinen können, gleichwohl homolog sind, und in ihrem allgemeinen Bauplan lassen sich gewisse gemeinsame Züge verspüren, die ihrem gemeinsamen Ursprünge aus gleichförmig gebauten Gametangien entsprechen. Es ist besonders GOEBEL, der sich zum Anwalt einer derartigen Auffassung gemacht hat, indem er sie zuerst in seiner „Vergleichenden Entwickelungsgeschichte der Pflanzenorgane" in SCHENKs bekanntem ,, Handbuch der Botanik" (3, 1) vertrat und später in seiner ,,Organographie der Pflanzen" (IL Auflage, 1, S. 129 ff.) weiter entwickelte. Eine derartige Homologie zwischen männ- lichen und weiblichen Organen ist ja sehr auffällig innerhalb der Gruppe der Phaeophyceen, wo ja alle Übergänge von vollkommen gleichen Gametangien zu wohldifferenzierten Oogonien und Anthe- ridien nachgewiesen werden können. Nicht ganz so einfach gestalten sich die Verhältnisse bei Pt endophyten und Bryophyten, daß aber die Homologisierung von Antheridien und Archegonien doch nicht auf unüberwindliche Hindernisse stößt, geht aus GOEBELs Dar- stellung in der letztangeführten Arbeit (I, S. 130) hervor. Man hat sich ja in letzter Zeit auch an den Versuch herangewagt, Homologien geradezu zwischen den Gametangien der Phaeophyceen und den Anthe- ridien und Archegonien der Archegoniaten aufzustellen. Dagegen ist meines Wissens bisher nicht der Versuch gemacht worden, die Homologie zwischen dem Florideenspermatangium und dem Florideenkarpogon nachzuweisen. Dies scheint mir deshalb von einem gewissen Interesse sein zu können, weil wir jetzt im allge- meinen die Entwicklung dieser verschiedenen Organe kennen. Dank SCHMITZ, dessen Untersuchungen über die Entwicklungs- geschichte der Florideen ja in so vielen Hinsichten von größter Be- deutung für unsere Kenntnis dieser Pflanzengruppe gewesen sind, 220 N. SVEDELll's: wissen wir, daß die männlichen Organe der Florideen, die Spermatan- gien, stets als Terminal/eilen in speziellen Zellf äd insystemen aufzi - fassen sind. Was die weiblichen Organe, die Karpogone, anbelangt, so war ihre Endzellen natu r ja ohne weiteres schon vorher klar. Hier- mit war also festgestellt, daß sowohl Spermatangien als Karpo- gone auf homologe Weist; angelegt werden. Lassen sich nun aber noch weitere Uebereinstimmungen nachweisen ? Mit der Feststellung, daß die Karpogone1) wenigstens während einer Phase ihres Lebens zweikernig sind, ist es klar, daß gute Gründe dafür vorliegen, die Trichogyne als eine umgewandelte Zelle aufzu- fassen, die speziell als Fangorgan für Spermatien ausgebildet ist. Tatsächlich kommen z. B. innerhalb der Gattung Batrachospermum Trichogynenformen vor, bei denen die Natur der vollausgebildeten Trichogyne als einer besonderen Zelle ja ganz augenfällig ist. Diese. r\ ) Abb. 1. Trichogynenformen bei Batrachospermuni (nach KYLIN); a keulen- förmig; b urnenförmig; c ellipsoidisch; d umgekehrt kegelförmig; e zylindrisch gestielt. „keulenförmigen" (Abb. 1, a), „urnenförmigen" (b), ,, ellipsoidiscb.cn' ^ (c), ,, umgekehrt kegelförmigen" (d) und ,, zylindrischen" (e) Batra- chospet mum-Trk.hogynenha.ben ja alle eine dem Aeußeren nach deut- liche und augenfällige Zellform. Genau dasselbe ist der Fall mit j u n g e n Karpogonanlagen anderer Florideen (vgl. Abb. 2), wo die Trichogynenanlage auf dem Zweikernstadium (2a, b) noch eine deutliche Zellenform zeigt. Erst später nimmt ja die Trichogyne ihre bekannte Haarform an (2 c). Es hat sein Interesse, in diesem Zusammenhang auch darauf hinzuweisen, daß KYLIN (Stud. üb. d. schwed. Arten d. Gatt. Batra- !) Die einzige bekannte Ausnahme ist vielleicht Batrachospermum moniliforme nach einer ganz neulich von Kvi.ix im 2. 1 leite (S. 155) dieser Berichte publizierten Untersuchung. Über die Homologie usw. 227 chospermum, S. 5) gefunden hat, daß innerhalb der Batrachospermum- gruppe Moniliformia, die durch ihre keulen- oder urnenförmige Trichogyne ausgezeichnet ist, die Keulenform, die ja der normalen Zellenform näher steht, das regelmäßige Jugendstadium auch für den langgestreckteren, urnenförmigen Typus ist. ,, Tritt die Be- fruchtung frühzeitig ein, findet diese Verlängerung nicht statt, je mehr aber die Befruchtung verzögert wird, je länger wird dieser obere zylindrische Teil der Trichogyne." Die gestreckte, mehr läng- liche Trichogynenform, d. h. der Normaltypus, ist also auch hier etwas Sekundäres, und der ganze oben geschilderte Verlauf der Tricho- gynenent wicklung scheint mir ein gutes Bild davon zu geben, wie a b c Abb. 2. Tricbogynenentwicklung bei den Florideen (nach SVEDELlUS); a Delesseria; b, c Scinaia. man sich den Verlauf der phylogenetischen Entwicklung der Trichogyne der Florideen denken kann, d. h. wie aus einer gewöhn- lichen Zelle ein haarähnliches Organ als Anhang zu der darunter sitzenden Zelle ausgebildet worden ist. Bei d^i F^rideen ist es auch auffallend, daß gerade ?uf der Grenze zwischen dei Trichogyne und dem Basalteil des Karpogons Verdickungen in der Zellwand auf eine Weise auftreten, die an die Art und Weise der Zellwandbi'dung bei den Florideen erinnert. Die Wandbildung bei diesen Pflanzen geschieht ja im allgemeinen so, daß an der Stelle, wo die neue Zellwand zwischen zwei Zellen gebildet werden soll, gleichsam eine Ausbuchtung oder Anschwellung der alten WTand von allen Seiten her ringförmig geschieht, die mehr und 228 N. SvedeliüS: mehr zunimmt, bis schließlich nur ein fadenfeiner Durchgang offen bleibt, der zu der primären Verbindungspore wird, die ja stets zwi- schen zwei Florideenzellen, die sich aus einander entwickelt haben, vorhanden ist. Die Absperrung zwischen der Trichogyne und dem Basalteil des Karpogons wird zwar erst vollständig, wenn die Befruch- tung geschehen ist, worauf die Trichogyne abfällt, nachdem sie ihre Aufgabe im Leben der Pflanze erfüllt hat. Diese ganze Prozedur ist indessen ungefähr so wie eine Zellbildung vor sich gegangen, wonach die Zelle, die Trichogyne, abgeschnürt worden ist. Dies spricht ja auch für die Zellnatur der Trichogyne. In diesem Zusammenhang ist jedoch darauf hinzuweisen, daß das hier oben Angeführte, soweit bekannt, nur für die eigentlichen Florideen gilt. Dagegen ist es höchst unsicher, ob die Tichogynen- bildungen der Bangiaceengruppe als umgewandelte Zellern aufgefaßt werden können. Die Bildungen, die bei den Bangiales funktionell den Trichogynen der eigentlichen Florideen entsprechen, werden auf ziemlich verschiedene Weise ausgebildet. BERTHOLD und be- sonders JOFFE (Observations sur la fecond. d. Bangiacees, 1896) haben diese Bildungen studiert und gute Abbildungen davon geliefert (vgl. auch ENGLER und PRAN1L, Nachtr. zu I, 2, S. 1921). Sh ent- stehen in der Weise, daß er t, wenn die eigentliche Karpogonzelle bereits ihre volle Entwicklung erreicht hat, ein kleiner papillenartiger Vorsprang sich ausbildet, der sich später zu dem fadenförmigen Fort- satz entwickelt, welcher zu dem Auffangorgan der Spermatien wird. Die Zytologie ist zwar unbekannt, die Verschiedenheit der Anlegungs- weise ist jedoch ganz auffallend, verglichen mit der der eigentlichen Florideen. Bei diesen letzteren wird die Trichogyne sozusagen gleich von Anfang an gleichzeitig mit dem Basalteil des Karpogons ange- legt, und sie hat in ihrem frühesten Stadium Zellform, eigenen Kern usw., d. h. ist ganz deutlich gleichwertig mit der Basalzelle. Bei den Bangiales ist die Trichogyne dagegen ein später hinzugekommener papillenartiger Auswuchs. Ob wirklich diese verschiedenen Organe sich morphologisch homologisieren lassen, scheint mir nach den ent- wicklungsgeschichtlichen Arbeiten der letzten Jahre über die Flori- deen ziemlich unsicher. Die Sache ist jedenfalls nicht so klar, wie sie mir schien, als ich vor nahezu zehn Jahren meinen Nachtrag /u den Florideen in ENGLER und PRANTL (Nachtr. I, 2, S. 192) schrieb. Vielleicht sind die Karpogone der Bangiales- Gruppe und der eigent- lichen Florideen eher als Analogien denn als Homologien aufzufassen. In diesem Zusammenhang kann ja darauf hingewiesen werden, daß auch bei anderen Algen, die keine Verwandtschaft mit den Flori- deen besitzen, z. B. Coleochaete, Trichogynen an den weib- Über die Homologie usw. 229 liehen Organen vorkommen. Dies spricht ja dafür, daß reine Analo- gien nicht ganz ausgeschlossen sind, und die Beweisführung, die ich oben für die Auffassung des Karpogons als eines Zweizellenkomplexes zu entwickeln versucht habe, gilt also nur für die eigentlichen Flori- deen, nicht aber für die Bangiales. Wo finden sich nun bei den männlichen Organen die Homolo- gien zu der Trichogyne mit dem Trichogynenkern und der Basalzelle des Karpogons mit dem Eikern ? Da die Spermatangien einkernig sind, kann es ja zunächst scheinen, als müßte eine solche Homolo- gisierung auf unüberwindliche Hindernisse stoßen. Studiert man aber die verschiedenen Typen der Entwicklungsgeschichte der Sperma- tangien, so findet man bald, daß ihre Entwicklung oft aufs engst e- mit der Zelle zusammenhängt, die ich als S permat ang ium- mutterzelle bezeichnet habe (vgl. Bau u. Entw. Martensia, S. 72), d. h. die Zelle, die direkt das Spermatangium absondert (=,,la cellule antheridifere"nach GUIGNARD). Diese Spermatangiummutter- zelle weicht bei den meisten höheren Florideen höchst wesentlich von den anderen umliegenden vegetativen Zellen ab, so daß man nicht umhin kann, zu bemerken, daß sie we't mehr mit der frukti- fikativen als mit der rein vegetativen Sphäre zusammenzugehören scheint . In einer früheren Arbeit (Bau u. Entwickl. d. Florideengatt. Martensia, S. 71) habe ich verschiedene Typen unter den Florideen eben bezüglich des Entwicklungsgrades der Spermatangiummutter- zelle zu unterscheiden versucht, wobei ich betont habe, daß nur bei den ursprünglichsten Florideen, z. B. Batrachospermum, die Spermatangiummutterzelle weder der Form noch dem Inhalt nach von den übrigen vegetativen Zellen abweicht. Dies ist jedoch etwas, was bei dieser Gruppe in gewissem Grade auch als für das Spermatangium und das Karpogon selbst geltend bezeichnet werden kann, da die jungen Anlagen sowohl des einen als des anderen Chroma- tophoren haben, ganz wie die rein vegetativen Zellen. Man erhält hier den Eindruck, daß vegetative Assimilationszellen in Fortpflan- zungsorgane umschlagen. Bei allen anderen höheren Florideen weichen dagegen die Spermatangiummutterzellen sowohl hinsichtlich der Form als des Inhalts von den übrigen vegetativen Zellen ab. Bei Martensia z. B. (a. a. O. Tafel 4, 1—6) bildet jede Spermatangiummutterzelle (spm) mit ihrem Spermatangium einen von den übrigen Zellen sehr distinkten Zweizellenkomplex (Abb. 3). Das gleiche ist bei Delesseria (vgl. SVEDELIUS, Spermatienbildung bei Delesseria, S. 247, Fig. 8, 9, 11, und besonders Textfig. 3) der Fall, wo jedoch der Zweizellenkomplex 230 N. SVEDELIUS. oft zu einem Dreizellenkomplex wird (Abb. 4, d), indem zwei oder sogar mehrere Spermatangien von derselben Mutterzelle aus gebildet werden. Dies letztere scheint die Regel zu bilden bei Polysiphonia und Rlwdomela u. a. Für den Fall, daß Spermatangium und Mutter- zelle einen Zweizellenkomplex bilden (Martensia, Delesseria), scheint mir nun die Homologie mit dem Karpogon ziemlich klar. Betrachten ihm, Abb. 3. Spermatangienentwicklung bei Martensia; spm, Spermatangium- mutterzelle wir die Entwicklung z. B. bei Delesseria. In einem gewissen Entwick- lungsstadium dieses Komplexes trifft man stets ein Bild an wie in Abb. 4 a. Eine langgestreckte Oberflächenzelle ist auf dem Wege sich zu teilen, die Kernteilung ist geschehen, die Wandbildung beginnt und tritt als eine Verengung nach der Basis hinab hervor. Im Stadium 4 b, c ist die Teilung vollendet, und das langgestreckte Spermatangium Abb. 4. Spermatangienentwicklung bei Deb'sscria; spm, Sperm.itangium- mutterzelle. ist vollständig von der basalen Spermatangiummutterzelle abge- trennt. Vergleicht man nun diese Entwicklung mit der des Karpo- gons, so scheint mir das Zweizellenstadium des Karpogons (Abb. 2a, b) ■dem Stadium in Abb. 4 a zu entsprechen, bei der Karpogonentwick- lung tritt aber keine vollständige Zellteilung ein, d. h. die Trichogyne wird als Zelle erst nach der Befruchtung abgeschnürt. Nach dieser Über die Homologie usw. 231 Auffassung wäre also bei den höheren Florideen das Karpogon mit Trichogyne, mit Sperma- tangiummutterzelle + Spermatangium zu ho- mologisieren. Die Spermatangiummutterzelle entspricht dem Basalteil des Karpogons mit dem Eikern homolog dem Kern der Spermatangiummutterzelle, und der Spermatiumkern wäre also homolog dem Trichogynenkern. Daß nun in zahlreichen Fällen — oft vielleicht geradezu der Regel nach — die Spermatangiummutter- zelle zwei oder mehrere Spermatangien gleichzeitig neben einander absondert, scheint mir die Homologie nicht erschüttern zu brauchen. Dies kann seine Erklärung als etwas später Hinzugekommenes- erhalten, was ja mit einer bei den Organismen im allgemeinen gewöhn- lichen Tendenz in Verbindung steht, bei eintretender Heterogamie die Anzahl der männlichen Fortpffonzungskörper zu vermehren. Es ist ja ein durchgehender Zug, daß, während die weiblichen Ga- meten an Größe zu- und an Zahl abnehmen, eher das Gegenteil betreffs der männlichen Gameten der Fall ist. Als eine andere solche Tendenz zu einer Vermehrung der männ- lichen Gameten fasse ich auch die Teilung des Spermatiums kernen auf, die bei einigen ursprünglicheren Florideen, wie z. B. Batracho- spermum und Nemalion, beobachtet worden ist. Bei diesen werden im Spermatium, nachdem es auf die Trichogyne gelangt ist, zwei Kerne ausgebildet, von denen jedoch nur der eine zu funktionieren scheint. Ob dies etwas Ursprüngliches oder etwas Reduziertes ist, läßt sich nicht entscheiden. Es ist jedenfalls nur eine Kernteilung, nicht eine Zellteilung und scheint mir seine Erklärung in der er- wähnten Tendenz 711 erhalten, daß bei Heterogamie die Anzahl der" männlichen Gameten vermehrt wird. Dieses Prinzip kann ja auch auf die Weise realisiert werden,, daß, wie bei Martensia (Fig. 3), sukzessiv zwei Spermatangien nach einander abgeschnürt werden. Daß demnach nur eine Tricho- gyne von der Basalzelle des Karpogons abgeschnürt wird, während oft mehrere Spermatangien auf verschiedene Weise von der Sperma- tangiummutterzelle abgeschnürt werden, scheint mir nicht notwendig eine Aufhebung der Homologie bedeuten zu müssen. Ich erinnere daran, daß in der Literatur (vgl. z. B. ATKINSON, Lemaneaceae, Taf. VIII, Fig. 38, BRANNON, Grinnellia, Taf. II, Fig. 17, und KURSSANOW, Beitr. zur Cytologie d. Florideen, Taf. II, Fig. 32) Karpogone mit verzweigten Trichogynen erwähnt worden sind. Diese Fälle — besonders die von BRANNON und KURSSANOW er- wähnten — scheinen mir indessen auch als Karpogone mit meh- reren Trichogynen aufgefaßt werden zu können. Die Zytologie 232 N. Syedelius: Über die Homologie usw. ist ja zwar in diesen Fällen nicht bekannt, derartige Bildungen deuten ja aber doch darauf, daß vereinzelt etwas, was der Abschnürung mehrerer Spermatangien seitens der Spermatangiummutterzelle entspricht, auch bei den Karpogonen eintreffen kann. Ks scheinen mir also der Homologisierung der männlichen und weiblichen Ge- schlechtsorgane, jedenfalls bei den höheren Florideen, keine unüber- windliche]! Schwierigkeiten entgegenzustehen, wenn man nur daran festhält, das Karpogon als zweizeilig aufzufassen, d. h. die Trichogync als eine besondere Zelle betrachtet und außerdem nicht nur das Spermatangium selbst, sondern auch die Spermatangiummutterzelle berücksichtigt. Diese Zweizellenkomplexe scheinen mir also homolog. Bei der Entwicklung der weiblichen Organe (Karpogon -+- Trichogyne) wird der Schwerpunkt in die basale Zelle dieses Komplexes verlegt, deren Kern zum ^-Gameten wird, bei der Entwicklung der männ- lichen Organe (Spermatangiummutterzelle + Spermatangium) wird -dagegen umgekehrt die o b e r e Zelle die wichtigste, und ihr Kern wird zum ö- Gameten kern. Ob nun diese Homologisierung sich konsequent innerhalb aller Florideengruppen durchführen läßt, muß die Zukunft ausweisen, wenn unsere Kenntnis ihrer Entwicklungsgeschichte vollständiger geworden ist. Daß sie sich jedoch bereits jetzt für verschiedene Typen innerhalb der Florideen nachweisen läßt, scheint mir von einem ge- wissen theoretischen Interesse zu sein, da es sich auf diese Weise zeigt, daß die Florideen in dieser Hinsicht mit den anderen Pflanzen- gruppen übereinstimmen, und daß demnach die Homologisierung •der beiderlei Gametangien allgemeine Gültigkeit innerhalb des Pflanzenreichs zu besitzen scheint. Botanisches Institut, Upsala (Schweden), März 1917. Literaturverzeichnis. Atkinsox, G. F., Monograph of the Lemaneaceae of the United States. — Annais of Botany, Vol. 4, London 1889—91. Berthold, Die Bangiaceen des Golfes von Neapel etc. — Fauna und Flora des Golfes von Neapel, 1882. Brannon, M. A., The Structure and Devel opment of Grinnellia americana Harv. — Annais of Botany, Vol. 11, London 1897. Goebel, K., Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane. — ■ Schenks Handbuch der Botanik, III, 1, Breslau 1884. — — Organographie der Pflanzen, L, 2. 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Ueber die Zystokarpienbildung bei Delesseria sanguinea. - — ■ Ibidem, Bd. 8, Stockholm 1914. 24. G. Tischler: Über die Entwicklung und phylogenetische Bedeutung des Embryosacks von Lythrum Salicaria. (Mit Tafel IV.) (Eingegangen am 15. März 1917.) Die zusammenfassende Arbeit von PALM (1915) hat von neuem die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Tatsache gelenkt, daß der 4-kernige Embryosack der Angiospermen in verschiedenen Pflanzen- familien unabhängig voneinander und auf verschiedene Weise zu- stande gekommen ist. Man kann mit dem schwedischen Autor folgende Fälle unterscheiden : 1. Die Euphorbiaceen Codiaeum und Ceramanthus (ARNOLDI 1912). Von den 4 Tetradenabkömmlingen der Embryosack-Mutter- zellen entwickelt sich der unterste zum Embryosack. Der primäre Kern teilt sich hier in 2 Teilungsschritten. Die so entstandenen 4 Kerne begeben sich nach dem Mikropylarende und werden dort zu den Kernen des Eiapparates und dem einzigen Polkerne. — Durch Pedilanthus tithymaloides wird dieser Typus mit dem 8-kernigen „Normaltypus" verknüpft. Hier ist schließlich auch ein 4-kerniger Embryosack, aber zuvor war der Versuch einer Antipodenbildung doch noch gemacht (p. 144). Bei der Gattung Glochidion finden sich selbst alle 8 Kerne vor; aber die 3 Antipodalkerne sterben 234 G- Tischler: bald ab und ihre Atrophie tritt also hier „mit einiger Verspätung auf". Dieser Typus leitet zu dem am häufigsten in der Familie vorkommenden über, der die 8 Kerne noch zurzeit der Befruch- tungsfähigkeit des Embryosackes als vorhanden zeigt. 2. Die Liliacee1) Clintonia boreaüs (SMITH 1911). Hier wird die Embryosack-Mutterzelle zum Embryosack. Von den 4 aus den beiden meiotischen Teilungen resultierenden Nuclei bleibt nur der oberste am Leben, während die 3 unteren früh degenerieren. Der übrigbleibende Kern erfährt noch 2 Teilungsschritte, die die Kerne des Eiapparates und den Polkern bilden. Der Typus ist sichtlich von dem 8-kernigen abgeleitet, wie die Existenz der absterbenden Kerne wahrscheinlich macht. 3. Die Orchidee Cypripedilum (Miß PACE 1907). Die Em- bryosackmutterzelle teilt sich hier in 2 Zellen, die unterste wird zum Embrvosack. Dessen Kern teilt sich zweimal und bildet so die Kerne des Eiapparates und den einzigen Polkern. Übergänge zu dem „Normaltypus" finden sich bei den von SHARP (1912) studierten Spezies Phajus grandifolius, Corallorrhiza maculata, Brough- tonia sanguinea, manchmal auch bei Bletia Shepherdii, bei denen 6 Kerne vorhanden sind. Das gleiche fand Miß PACE (1914) bei zwei Gyrostachys- Arten, die gelegentlich die Reduktion bis auf einen 5- oder gar 4-kernigen Sack treiben können. Daß bei den Orchideen im allgemeinen die Antipoden schwach entwickelt sind, wissen wir schon durch STRASBURGER (s. z. B. STRASBURGER- KÖRNICKE 1913 p. 616), der feststellte, daß bei unseren ein- heimischen Orchideen im Reifestadium des Embryosackes sich nur „stark lichtbrechende Substanz" fände, „in der 3 schwer nachweis- bare Zellkerne liegen". 4. Die Balanophoracee Meiosis guyanensis (CHODAT u. BER- XARD 1900). Die Embryosack-Mutterzelle wird wie bei Clintonia direkt zum Embryosack. Von den beiden aus der heterotypen Teilung hervorgegangenen Kernen entwickelt sich allein der obere weiter. Er teilt sich noch zweimal und gibt so die 3 Kerne des Eiapparates und den Polkern. Die Existenz des frühzeitig dege- nerierenden Antipodalkerns läßt diesen Typus auch deutlich in ähnlicher Weise wie bei den vorigen Spezies als abgeleitet er- scheinen. 1) Nicht Campanulacee, wie W. MAGNUS (1913, p. 326) sagt. Die Gattung Clintonia Dougl., die dieser Familie zugehört, wird jetzt als Dotcningia geführt. Gültig ist somit nur der Gattungsname Clintonia Raf. mit der von SMITH untersuchten Art C. horealis. Über die Entwickelung und phylogenetische Bedeutung usw. 235 Systematischen Wert als Charakteristikum für die ganze Familie haben diese vier Fälle sicherlich nicht. Wohl aber darf die Vierkernigkeit des Embryosackes als Familieneigentümlichkeit betrachtet werden für die 5. Podostemaceen. WENT (1910, 1912) stellte für zahl- reiche Vertreter aus den Gattungen Oenone, Apinagia, Lophogyne, Mourera, Rhynchölacis, Cladopus und W. MAGNUS (1913) für Lawia fest, daß sich die Embryosack-Mutterzelle hier wie bei Cypripe- dilum nur in 2 Zellen teilt, von denen sich allein die untere weiter entwickelt. Der Kern ergibt in seiner ersten (homöotypischen) Mitose 2 Tochterkerne, von denen aber der untere antipodale früh degeneriert. Der mikropylare bildet in 2 weiteren Teilungsschritten die Kerne des Eiapparates und den Polkern. Bei Lawia konnte der Antipodalkern relativ lange am Leben bleiben und sogar mit dem Polkern fusionieren. Noch weiter vom 8-kernigen Normal- typus entfernen sich nach W. MAGNUS Podostemon und Hydro- bium, da hier der primäre Kern des Embryosacks sich überhaupt nur noch zweimal teilt und, ohne Versuch einen Antipodalkern zu bilden, gleich die Kerne des Eiapparates und den Polkern formt. Am meisten reduziert erscheint Dicraea, die MAGNUS auch auf das 4-Kern-Schema zurückführt, während PALM (1915, p. 225 — 227) sie als Vertreter eines 2-Kern-Typus ansieht. So wechselnd die Reduktion innerhalb der Embryosack-Ent- wicklung bei dieser Familie ist, so stabil erscheint sie bei 6. den Onagraceen. Hier haben die Untersuchungen von GEERTS (1909), MÖDILEWSKI (1909), Frl. WERNER (1915) und TÄOKHOLM (1915) wohl eindeutig gezeigt, daß ganz allgemein in der Familie (vielleicht nur mit Ausnahme der auch sonst isoliert stehenden Gattung Trapa (GlBELLI u. FERRERO 189 1)1) die Em- 1) Die beiden italienischen Autoren erwähnen zuerst die alten Angaben H0FMEISTER9 (1858, p. 105), wonach „Keimbläschen" und Antipoden nur in 2-Zahl vorhanden wären und fahren dann fort (p. 159): „Noi veramente ab- biamo sempre vedute tre cellule embrionali. Le antipode sono labi- lissime, ma una volta ne abbiamo pure scorte tre (gesp. v. mir). Und p. 173 kommen sie auf die Antipoden nochmals zurück. Alles was sie sagen, beschränkt sich aber auch auf die Worte, daß ihre Bildung normal sei, sie im übrigen jedoch „ben presto evanescenti" wären. Leider wird nicht gesagt, ob sie überhaupt noch zur Zeit der definitiven i tigstellung des Embryosacks vorhanden sind und dieser so „sekundär" 4- resp. 5-kernig geworden ist. Höchstens könnte dies aus der schemat. Fig. 20 c Taf. XII er- schlossen werden. Abgebildet werden die Antipoden überhaupt nicht, dagegen geben die Autoren gute Bilder vom oberen Teil des Embrvosacks mit Ei- apparat und Polkernen. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 16 236 G- Tischler: bryosack-Mutterzelle sich in 4 Tetradenzellen teilt, von denen die oberste zum Embryosack wird. Der Kern teilt sich dann hier zweimal und ohne eine Spur von Antipodenkernen werden die Kerne des Eiapparates und der einzige Polkern gebildet. PALM (1915, p. 237) ist nun der Ansicht, daß es schwel halte, diesen für eine ganze Familie so charakteristischen „Oen - tJwra-Typus" vom Xormaltypus abzuleiten, weil hier schon bei d'-r eisten Teilung im Embryosack die Polarität aufgehoben wäre, da „sämtliche vier Kerne von Anfang an in der Mikropylarpartie ge- lagert sind". Man könnte höchstens annehmen, daß „das Fehlen der Polarität eine nach dem event. Passieren einer solchen Stufe sekundär auftretende Erscheinung ist". Und TÄCKHOLM (1915. p. 355) vermißt gleichfalls Übergangsformen zum normalen 8-kernigen Typus. „Ephemere Antipodeninitialen . . . sind meines Wissens in dieser Familie auch von keinem anderen Onagraceen-Embryi - logen angegeben worden. Es ist auch nicht notwendig anzu- nehmen, daß solche Übergangsformen je existiert hätten." Bei dieser von uns, in anderer Gruppierung als PALM das tat, soeben vorgenommenen Zusammenstellung 4 - kerniger Em- brvosäcke haben wir ebenso wie der schwedische Autor rein das morphologische Bild im Auge gehabt. Es wird aber Zeit, daran zu erinnern, daß zahlreiche Fälle bekannt sind, in denen der Em- bryosack „eigentlich", d. h. seiner Entwicklungsgeschichte nach. 8-kernig ist und „tatsächlich", wenn er fertig ausgebildet ist. doch nur 4 Kerne zeigt, weil die 3 Antipodenkerne restlos dege- neriert sind und der vierte chalazale Kern mit dem oberen Pol kerne bereits fusioniert ist. Derartige ,, sekundär" 4-kernige EmbrjOr sacke sind schon sehr oft beschrieben worden (s. z. B. die Liste bei COÜLTER-CHAMBERLAIN (1903, p. 97), die Ausführungen bei LÖTSCHER (1905, p. 214—226) und, um auch aus den letzten Jahren besonders markante Beispiele zu nennen, sei auf die Ar- beiten von SOHM1D (1906) für Scrophulariaceen, MARTIN (1914) für Leguminosen, DAHLGREX (1916) für Primulaceen verwiesen und vielleicht gehört auch Trapa, also eine Onagracee selbst hierhin. Zuweilen könnte man die frühzeitige Degeneration der Antipoden fast als Familiencharakter batrachten, wie bei den Primulaceen. Aber daneben finden sich doch auch recht bemerkenswerte Aus- nahmen, wie z. B. Lysimachia. Eine zunächst aus anderen Gründen vorgenommene Unter- suchung über die Gametophyten bei Li/thrum SaUcaria zeigte mir nun, daß hier im reifen Embryosack gleichfalls keine Spur von Antipoden sich vorfindet und nur Eiapparat und ein Polkern vor- Über die Entwickelung und phylogenetische Bedeutung usw. 237 handen sind. Die Bilder glichen so überaus denen bei den Ona- graceen. daß ich auch an eine völlig gleiche Entwicklungsgeschichte dachte. Die Lythraceen gelten ja nach dem Urteil der kompetenten Systematiker, wie Herr Kollege DlELS noch die Freundlichkeit hatte, mir ausdrücklich zu bestätigen, den Onagraceen nächst ver- wandt. Und soweit ich sehe, glaubte1) nur HALLIER eine Zeitlang (1903, p. 37, 1905, p. 158 u. 160), daß diese Familien weit zu trennen und die Onagraceen lieber in die Nähe der Campanulaceen zu stellen seien. Aber der Vergleich der Samenanlagen bei letzteren beiden Familien spricht gar nicht für die Richtigkeit dieser HALLIERschen Annahme. Bei den Onagraceen haben wir 2 In- tegumente und die charakteristische Nucellus-,,Calotte" genau wie bei den Lythraceen. Ein ,, Endothel" rings um den reifen Embryosack fehlt, während dies bei den Campanulaceen nach den eingehenden Schilderungen von BALICKA-IWAXOWSEA (1899) für Campanula und von BlLLINGS (1901) für Löbelia in typischer Weise vorhanden ist und bei dieser Familie auch wie bei den meisten anderen „Sympetalen" nur ein Integnment sich vorfindet. Es war nicht ganz einfach, eine lückenlose Serie von Stadien der Embryosack-Entwicklung bei Lythrum Salicaria gut fixiert auf- zufinden. Ich hatte ausschließlich mit der stärkeren FLEMMING- schen Lösung fixiert und dabei waren häufig die Samenanlagen etwas geschrumpft. Aber bei ihrer großen Menge in jedem Frucht- knoten hatte man in den wirklich guten Präparaten auch eine große Reihe der verschiedensten Stadien nebeneinander. Häufig schien der Embryosack ganz obliteriert zu sein, öfter waren auch einige gegen die Mehrzahl zurückgeblieben, meist war die Ausbildung in den restierenden auch nicht bis zu genau dem gleichen Grade ge- diehen. Das Material legte ich zum kleineren Teil im Braunschweiger botanischen Garten im Juli 1915 und 1916, zum größeren im Kreise Friedland in Ostpreußen (Ufer des Kinkeimer Sees und des Dost- flusses) im Juli und August 1916 ein. Geschnitten wurde es auf 5 bis 7.5 p, gefärbt mit HEIDENHALNs Eisenhämatoxylin, oft unter Nachfärbung mit Säurefuchsin. In Fig. 1 sehen wir die Embryosack-Mutterzelle aus einem langgriffligen Individuum in Synapsis, in Fig. 2 dieselbe aus einem kurzgriffligen im Leptonema. Die geringen Größenunterschiede der Kerne sind nach meinen Erfahrungen nichts Charakteristisches. 1) HALLIER hat später ohne jede Begründung offenbar seine Ansicht fallen lassen und will die Onagraceen jetzt doch von Lythraceen herleiten (1908, p. 99, 104, 116). 16* 238 G. Tischler: Gleich Fig. 3, wieder von einem kurzgrifi'ligen Exemplar, hat den in „Diakinese" befindlichen Nucleus ungefähr so groß wie die Zelle in Fig. 1. Die Zahl der Chromosomen war nicht mit Sicher- heit zu erweisen. In dem gezeichneten Beispiel zählte ich zirka 24 haploide. Im Präparat war die Zählung weniger leicht, als es nach der Zeichnung scheinen könnte, da noch einige dunkle mit Hämatoxylin gefärbte Körnchen dazwischen lagen, die bei nicht scharfem Zusehen Chromosomen vortäuschten. Von entsprechen- den Stadien im <$ Archespor, die an dieser Stelle nicht zu besprechen sind, darf ich aber wohl schließen, daß 24 die Haploidzahl ist. Die heterotype Teilung ist in Fig. 4 u. 5 dargestellt, die homöo- type in Fig. 6 u. 7. In Fig. 8 sind nur noch die beiden aus der unteren Dyade hervorgegangenen Tochterzellen normal, die obere Dyade scheint ungeteilt geblieben zu sein; ein Kern fohlt auch in den Nachbarschnitten, vielleicht ist er degeneriert. Fig. 9 gibt uns das Normalschema: eine Reihe von 4 übereinanderliegenden Zellen, die oberen beiden bereits in deutlicher Degeneration, aber noch mit gut erkennbarem Nucleus. Die schiefen Spindeln des oberen Dyadenkerns in Fig. 6 und 7 scheinen darauf hinzudeuten, daß hier die beiden Tochterzellen nicht immer genau gerade übereinander zu liegen kommen. Wir sehen schon jetzt und finden es bei Be- trachtung der folgenden Stadien bestätigt, daß der Embryosack bei Lythrum aus der untersten Tetradenzelle hervorgeht, nicht aus der obersten wie bei den Onagraceen. Doch lernen wir bei TÄUK- HOLM (1915), daß auch hier als Ausnahme eine andere als die „mikropylare Megaspore" auskeimen kann. Der primäre Kern des jungen Embryosackes teilt sich dann in 2 (Fig. 10 u. 11) und diese in 4 (Fig. 12 u. 13). Ich gebe mit Absicht von jedem dieser Stadien 2 Bilder, damit man sehen kann, wie die Größenverhältnisse der Kerne hier wechseln können, aber durchaus nicht etwa so, daß der langgriffligen Form die größten, der kurzgriffligen die kleinsten zukämen. Wir haben offenbar weitgehende transgressive Variabilität. Denn bei unseren Bildern sind zufällig die Kerne der mittelgriffligen Form in Fig. 10 größer als die der „langgriffligen" in Fig. 11 und die der kurzgriffligen in Fig. 12 größer als die der mittelgriffligen in Fig. 13. Die Größe der Embryosäcke und ihrer Kerne scheint ebenso wie die der ganzen Samenanlage weitgehend abhängig von den jeweiligen Ernährungsverhältnissen. Und vergleichende Chromosomenmessungen hatten bei der relativen Seltenheit, mit der man Teilungsstadien fand und der außerordentlichen Kleinheit der Chromosomen keinen Erfolg. Über die EntwickeluDg und phylogenetische Bedeutung usw. 239 Unsere beiden letzten Figuren haben nun schon gezeigt, daß mit der Streckung des Embryosacks eine große Vakuole in der Mitte und eine polare Differenzierung auftritt, die TÄCKHOLM für die Onagraceen vermißt. Ein neuer Teilungsschritt führt zur 8-Zahl der Kerne und damit zu einer anscheinend völlig typischen Entwicklung. Aber während am Mikropylarende sich die üblichen '6 Zellen aussondern und zu Eizelle und Synergiden werden, haben wir durchaus nicht immer mehr eine normale Antipodenformierung. Schon unmittelbar nach der Bildung der Kerne sehen wir hier zuweilen Größenunterschiede (Fig. 14), die auf eine Verkümmerung einiger hinweisen. Und oft finden wir sie sekundär zu einem Klumpen vereinigt, nach dem der eine der 4 Kerne als „Polkern': sich von ihnen entfernt hat (Fig. 15). In Fig. 16 haben sich zwar 3 nackte Sonderzellen mit je einem Nucleus gebildet, aber die Plasma- substanz ist ungewöhnlich gering im Vergleich zur Kernmasse und sehr bald sieht man höchstens noch Spuren, wie in Fig. 17. Die Kerne färben sich gleichmäßig dunkel und liegen in ebenfalls homogen gewordenen abgestorbenen Zellen. Doch nicht immer kommt es überhaupt zur Bildung besonders markierter Antipoden. Denn schon vorher können die Kerne miteinander fusionieren (Fig. 18). An der Zahl der Nukleolen läßt sich die Zahl der ver- schmolzenen Kerne feststellen. In dem gezeichneten Bilde sah ich in einer anderen optischen Ebene noch den vierten Nucleolus deutlich, so daß ich daraus schließen muß, daß die Fusion selbst vor Absonderung des ,, Polkerns" beginnen kann. Nicht selten war auch die ganze Kernverteilung im Embryo- sack gestört, so daß sich alle 8 Kerne „am falschen Orte" befanden. Ein extremes Beispiel liefert Fig. 19. Hier lagen (auf 2 Schnitten) sämtliche 8 Nuclei an der linken Seite des Embryosacks in der unteren Hälfte, also nahe der Antipoden-Region in einen Klumpen gehäuft. Ähnliche Abnormitäten sind ja auch von anderen Pflanzen bekannt geworden, besonders seitdem MURBECK (1902) für die „parthenogenetischen" Alchimillen darauf aufmerksam gemacht bat. Abnorme Stoffverteilung, im weitesten Sinne genommen, muß die Polarität hier völlig ausschalten, ohne daß wir jedesmal die spe-. ziellen „Ursachen" anzugeben vermöchten. Zu der Zeit, in der der Embryosack reif und die Eizelle zur Befruchtung tauglich ist, sehen wir stets nurmehr 4 Kerne, d. h. die Kerne des Eiapparates und den Polkern. (Fig. 20.) Dieser letztere ist wohl meist diploid, d. h. aus einer Fusion zweier Nuclei hervorgegangen, doch hörten wir ja bereits, daß auch der eine Polkern vorher ausgeschaltet sein kann. In Fig. 21 sehen 240 G- Tischler: wir die beiden Polkeme dicht nebeneinander gelagert neben dem Eiapparat und in Fig. 22 die Polkerne allein im gleichen Annähe- rungsstadium. Die Größenuntei schiede in beiden Füllen fallen ohne weiteresauf. Aber beide Präparate stammten von kurzgriff- ligen Exemplaren. In Fig. 23 haben wir dann den fusionierten „sekundären" Embryosackkern. Noch sind die beiden Nncleolen nebeneinander sichtbar Fig. 24 (von einem langgriffligen Indi- viduum) zeigt die beiden Synergiden neben dem einen großen Polkern, Fig. 25 eine Eizelle mit Kern. Und wir wollen auch hier wieder ausdrücklich darauf hinweisen, wie stark die Größen« differenzen der Kerne in Fig. 24 und 25 gegen die in Fig. 20 z. B. sind. Aber alle 3 Bilder sind hier von langgriffligen In- dividuen genommen. Kernmessungen für die 3 heterostylen Formen scheinen während der Embryosack-Entwicklung also noch wenig eindeutige Resultate zu geben, so lange wir nicht die rein trophi- sehen Einflüsse hier ausschalten können, die offenbar das Wachs- tum der Zellen und Kerne so ungleich beeinflussen. Ganz das gleiche gibt DAHLGREX (1916, p. 13) für die hete- rostyle Primula officinalis an, wenn er schreibt: „Auch bei den Embryosäcken der respektiven Typen ist kein Unterschied an Form und Größe nachzuweisen. . . Irgendwelche Ungleichheiten zwischen Eizellen und Polkernen der beiden Formen habe ich auch nicht wahrnehmen können." Im Anfang meiner Untersuchungen, als ich die jüngeren Stadien noch nicht knnnte, glaubte ich zunächst, gewisse Zellen, wie sie z. B. Fig. 26 darstellt, als Antipoden deuten zu dürfen. Es handelt sich aber um typisches Nucellusgewebe. Der Nucellus wird natürlich bei dem fortschreitenden Wachstum des Embryosacks in immer weiterem Umfange, namentlich auch gegen die Chalaza hin gelöst. Häufig sieht man die Wände der Zellen hier eher verschwinden als Plasma und Kerne. So können dann mehrere Nuclei in eine „Zelle" eingeschlossen erscheinen. Und Fälle, wie sie in Fig. 26 abgebildet sind, bei denen gerade 3 Kern«' so zusammenliegen, erwecken leicht jemandem, der das Schicksal der wahren Antipoden nicht kennt, den Eindruck, es hier noch mit einem Teile des Gametophyten zu tun zu haben. Besonders^ wenn man auf die sich chalazalwärts anschließenden kleinen plasma- reichen großkernigen Zellen acht gibt, die sich ja so oft an die Anti- poden anreihen. Möglich ist es in der Tat, daß die Zellen noch eine „pseudoantipodale" Funktion haben, wie sie den echten Antipoden oft zugeschrieben wird, derart, daß sie irgendwie bei der Ver- sorgung des Embryosacks mit Nährstoffen mitwirken. Die Er- Über die Entwickelung und phylogenetische Bedeutung usw. 241 scheinung, daß die Zelhvände hier zuerst, noch vor Plasma und Kern, degenerieren, kennen wir auch von anderen Pflanzen her. Ich erinnere z. B. an meine früheren Beobachtungen bei Musa (TISCHLER 1912, p. 47 ff.), aus denen hervorging, daß solche Ver- änderungen im Nucellus sich selbst dann einfinden können, wenn der Embryosack nicht weiter wächst. Im großen kommt etwas in gewissem Sinne Vergleichbares bei der Bildung der „Pseudo-Em- bryosäcke" vor, die WEXT (1910, p. 13) für die Podostemaceen be- schreibt. Hier werden nur größere plasma- und kernerfüllte- Höhlungen geschaffen, die nach Lösung der Wände aus vielen Zellen hervorgegangen sind. Auch sie liegen unterhalb der Gameto- phyten in der Richtung der Chalaza und des vorauszusetzenden Xährstoffstromes. Und auch bei ihnen sind die Antipoden ver- schwunden resp. sie werden hier „wirklich" gar nicht mehr an- gelegt. — Es wate nun von gewissem Interesse, zu sehen, ob das von uns ausführlich geschilderte Verhalten des Embryosacks und spe- ziell der Antipoden von Lythrum Salicaria irgendwie für die Familie der Lythraceen typisch ist. Das Material, das sich in unseren europäischen botanischen Gärten findet, ist nicht reich und die Spezies kommen oft nicht zur Blüte. Es scheinen wohl kaum Lythraceen- Gattungen embryologisch untersucht zu sein, nur Cuphea macht eine Ausnahme. Für Cuphea miniata1) lesen wir schon bei HOFMEISTER (1858, p. 106): „Keimbläschen und ihre Gegenfüßler sind verhältnismäßig groß, nicht kleiner als bei Onagrarieen-'. Und GTJIGNARD (1882, p. 158) sagt für Cuphea Jorullensis1) von einem jüngeren Stadium: „Je n'ai pas vu de membrane cellulaire autour des noyaux antipodes", von einem älteren, das er auf seiner pl. 4, Fig. 57 abbildet, ,,les antipodes ont une membrane". Eine nähere Schilderung im Text vermissen wir, aber in der beigegebenen Figur sehen wir in der Tat recht große derbe Antipoden, die etwas übereinander liegend, das Ende des Embryosacks einnehmen. Ein fast völlig identisches Bild gibt der französische Autor in pl. 4, Fig. 51 für Oenothera tetraptera. Hier wissen wir aber sicher, daß er 1) Auf eine diesbezügliche Anfrage hatte Herr Professor KOEHNE, der Monograph der Lythraceen, die große Freundlichkeit, mir mitzuteilen, daß es sich bei den beiden genannten Arten wohl um C. miniata A. Brongn. = C. Llavea La Llave ex Lex. var. miniata Koehne aus der Sectio Heterodon und C. Jorullensis Lindl = C. micropetala H. B. u. K. aus der Sect. Melvilla Subsp. Polyspermum handele. Beide befinden sich in Kultur. Die echte ('. Jorullensis H. B. u. K. aus der Sect. Melvilla Subs. Erythrocalyx kommt nicht in Kultur vor. Herrn Professor KOEHNE möchte ich auch an dieser Stelle noch herzlichst für seine Auskunft danken. 242 Gr. TISCHLER: sich geirrt hat. So scheint es mir durchaus möglich, daß HOF- MEISTER und GUIGNARD auch bei Cuphea irgendwelche dem G-ame- tophyten anliegende Nucelluszellen irrtümlich für Antipoden ge- nommen haben. Außerdem findet sich in einer Arbeit von TASSI (1898), die ich längere Zeit vergeblich einzusehen suchte, deren Kenntnis ich dann schließlich der liebenswürdigen Vermitt- lung von Herrn Kollegen DlELS verdanke, für Cuphea Llavea die kurze Angabe (p. 164): „Le sinergidi sono piü appuntite, quasi piriformi e non ovate; Toosfera sub-ellittica sorpassa di poco le prime, e le antipodi non presentano differenza alcuna". P]ine Ab- bildung wird nicht gegeben. Ich konnte nun leider nicht die soeben hier genannten Spezies, wohl aber G. platycentra Lemaire und C. cyanea D.C. studieren. Erstere besitzen wir im Braunschweiger botanischen Garten und Material von G. cyanea verdanke ich der liebenswürdigen Ver- mittlung von Herrn Kollegen DlELS, der es mir bei einem Aufent- halte in Berlin-Dahlem im Oktober 1916 zustellte. Ich habe die Fruchtknoten beider Arten unmittelbar im "Warmhaus in Flemming fixiert. Eine lückenlose Serie von Stadien erhielt ich nicht. Aber soviel reife Samenanlagen ich auch untersuchte: niemals sah ich mehr Antipoden. Der Embryosack ist hier recht schmal und langgestreckt ähnlich wie bei Trapa (GlBELLI u. FERRERO 1891) und man muß meist mehrere Schnitte einer Serie berücksichtigen, um Klarheit darüber zu bekommen. Eiapparat und Polkerne waren in vielen Fällen normal, während in anderen der ganze Inhalt des Embryosacks obliteriert war — vielleicht eine Folge des Kultur- Einflusses. Denn an eine so starke gegenseitige Beeinflussung der Samenanlagen untereinander wie bei Lythrum war bei der geringen Anzahl der Ovula und bei deren sonstigen guten Entwicklung, insbesondere des massigen Nucellus, schwer zu denken. Ich bin mir aber nicht im geringsten im Zweifel, daß sich der Embryosack von Cuphea eng an den von Lythrum anschließt. Wie sich die übrigen Lythraceen-Gattungen verhalten, verdient vielleicht eine besondere Feststellung. In seiner oben erwähnten Publikation hat TASSI mit dem Verhalten der Embryosäcke bei den Lythraceen besonders das der Melastomacee Tibouchina holosericea Baill. verglichen. Er stellte zunächst fest, daß in Form und Größe der Samenanlagen selbst große Ähnlichkeit besteht sowie auch weiterhin der Embryosack aus der untersten Zelle einer Tetrade hervorgeht und 8-kernig ist, Von den uns vor allem interessierenden Antipoden hören wir nur ganz kurz (p. 163): .,Le antipodi sono di forma molto variabile Über die Entwicklung und phylogenetische Bedeutung usw. 243 •a contorno non ben definito e clisposte senz' ordine" {gesp. v. m.). ' Das scheint auch auf eine nicht typische Ausbildung hinzudeuten, besonders wenn wir noch dazu die alten Angaben HOFMEISTERS (1858, p. 103—104) für die Melastomacee Centradenia floribanda berücksichtigen, nach denen hier die Antipoden bald vorhanden wären und bald fehlten. Weitere Studien mit Zuhilfenahme moderner Mikrotechnik würden auch hier erst den Grad der Verkümmerung des Anti- poden-Apparates genauer feststellen können. Schon jetzt aber würden wir, was das Verhalten des Embryo- sacks anlangt, die untersuchten Lythraceen phylogenetisch an die Onagraceen in ähnlicher Weise anschließen können, wie wir bei den Podostemaceen Oenone oder 'Laiuia an Podostemon bei den Orchideen Phajus oder Gyrostachys an Cypripedilum anknüpfen. Daß bei den Lythraceen immer noch 3 Antipodenkerne angelegt werden und sehr früh degenerieren, bei den Podostemaceen und Orchideen nur 1 — 2, ist ja ein rein gradueller Unterschied. Auch bei Pflanzen mit persistierenden Antipoden werden wir doch sicher Fälle wie den von Limnocharis (HALL 1902), vielleicht auch den von Garcinia (TREUB 1911, s. dazu auch PALM 1915, p. 211) mit je einem Antipodenkern als unmittelbar vom Normaltypus abge- leitet auffassen. So darf wohl der von PALM und TÄOKHOLM für die Familie der Onagraceen vermißte Nachweis eines,, phylogenetischen Zwischen- stadiums", das zum Normaltyp hinüberführt, wenigstens für die nächstverwandte Familie der Lythraceen durch unsere Darlegungen erbracht sein. Und nach der Literatur scheint es mir nicht aus- geschlossen, daß sich auch die „Onagracee" Trapa selbst ähnlich verhält. Braunschweig. Botanisches Institut der Technischen Hochschule im März 1917. Erklärung' der Tafel IV. Alle Figuren wurden bei Vergrößerung von 1200 gezeichnet und zur Reproduktion auf %, also auf 900 verkleinert. Sie beziehen sich sämtlich auf Lythi am Saliearia. Fig. 1. Langgriffl. Ind. Embrj-osackmutterzelle mit Kern in Synapsis. Fig. 2. Kurzgriffl. Ind. Embryosackmutterzelle mit Kern in Leptonema. Fig. 3. Kurzgriffl. Ind. Embryosackmutterzelle mit Kern in Diakinese. Es sind 24 Chromosomenpaare zu zählen. Fig. 4. Kurzgriffl. Ind. Embryosackmutterzelle mit heterotyper Kernteilung. Fig. 5. Kurzgriffl. Ind. „ „ „ 244 Gr. TISCHLER: Fig. 6. Kurzgriffl. Ind. Dyadenzellen gebildet. Kerne in homüotyper Teilung. Fig. 7. Kurzgriffl. Ind. Fig. 8. Kurzgriffl. lad. Untere Dyade nach eben abgeschlossener Kern- und Zellteilung. Obere Dyade ziemlich inhaltsleer. Fig 9. Kurzgriffl. Ind. Reihe der 4 übereinanderliegenden Tetradenzellen. Fig. 10. Mittelgriffl. Ind. Embryosack 2-kernig. Fig. 11. Langgriffl. Ind. Embryosack 2-kernig. Fig. 12a und b. Kurzgriffl. Ind. Embryosack 4-kernig. Zwischen den beiden Kerngruppen liegt eine große Vakuole im Plasma. Fig. 13. mittelgriffl. Ind. Embryosack 4-kernig. Zwischen den beiden Kern- gruppen liegt eine große Vakuole im Plasma. Fig. 14. Kurzgriffl. Ind. Embryosack: Antipodalende mit den anfänglichen 4 Kernen; die beiden unteren kleiner als die oberen. Fig. 15. Kurzgriffl. Ind. Die 3 restierenden Antipodenkerne nach Weggang des „unteren Polkerns" nahe aneinandergelagert. Fig. 16. Langgriffl. Ind. Um die Antipodenkerne haben sich kleine, sehr kurz- lebige Zellen gebildet. Fig. 17. Langgriffl. Ind. Die 3 Antipodenzellen in Degeneration. Fig 18. Kurzgriffl. Ind. Fusion der Antipodeukerne zu einem Nucleus. Fig. 19a u. b.. Kurzgriffl. Ind. Völlig unpolare Anordnung der 8 Kerne des jungen Embryosacks. Fig. 20. Langgriffl. Ind. Normaler Embryosack zurzeit der Befruchtungsreife. Fig. 21. Kurzgriffl. Ind. Oberer Teil des Embryosacks, die beiden Synergiden mit Kernen, während der Eizellkern zufällig nicht im Präparat liegt. Die beiden Polkerne nebeneinander. Fig. 22. Kurzgriffl. Ind. Die beiden Polkerne im gleichen Stadium wie in Fig. 21, aber erheblich größer als dort. Fig. 23. Kurzgriffl. Ind. Oberer Teil des Embryosacks. Die Polkerne sind soeben verschmolzen. Die beiden Nucleolen hoch getrennt sichtbar. Fig. 24. Langgriffl. Ind. Die beiden Synergiden und der fusionierte sekun- däre Embryosackkern zur Zeit der Befruchtungsreife. Fig. 25. Langgriffl. Ind. Eizelle mit Kern zur Zeit der Befruchtungsreife. Fig. 26. Langgriffl. Ind. Xucelluszellen an der Basis des Emb^osacks. Die Wände haben sich zwischen ihnen gelöst, so daß wir eine 3-kernige Fusionszelle haben. Sie kann „Antipodencharakter" vortäuschen. Citierte Literatur. 1912. AliNOLDl, W. Zur Embryologie einiger Euphorbiaceen. '1 rav. Mus. bot. Ac. Imp. Sc. St.-Petersb. t. 9. p. 136—154. 33 Fig. 1899. BALICKA-IWANOWSKA, G. Contribution ä l'etude du sac embryonnaire chez certains Gamopetales. Flora. Bd. 86, p. 47 — 71, pl. 3 — 10. 1901. BlLLINGS, F. H. Beiträge zur Kenntnis der Samenentwickelung. Flora. Bd. 88, p. 253—318, 101 Fig. 1900. Chodat, R. u. Bern ARD, C. Sur le sac embryonnaire de VHelosU guayanensis. Journal de Botan. t. 14, p. 72 — 79, pl. 1 — 2. (Citiert bei COULTER und CHAMBERLA1N 1903). 1903. COULTER u. Chamberlain Ch. J. Morphology of Angiosperms. New York u. London. 348 pp., 113 Fig. Über die Entwicklung und phylogenetische Bedeutung usw. 245 1916. DAHLGREN, K. V. Zytologische und embryologische Studien über die Reihen Primulales und Plumbaginales. Akad. Abh K. Sv. Vet. Ak. Handl. Bd. 56, Nr. 4, 80 pp., 3 Taf., 137 Fig. 1908. GEERTS, J. M., Beiträge zur Kenntnis der Cytologie und der partiellen Sterilität von Oenothera Lamarckiana. Rec. Trav. bot. neerl. Bd. 5. p. 93—208, Taf. 5—22. 1891. GlBELLl, G. u FERRERO, F. lntorno allo sviluppo dell' ovolo e del seme della Trapa natans L. Ricerche di anatomia e di morfologia. Mal- pighia vol. 5, p. 156—218, Tav. 10—20. 1882. GuiGNARD, M. L. Recherches sur le sac embryonuaire des Phane- rogames Angiospermes. Ann. sc. nat. Botan. 6 ser. t. 13, p. 136—199, pl. 3—7. . 1902. Hall, J. G. An embrj-ological study of Limnocharis emarginata. Bot. Gaz. vol. 23, p. 214—219, pl. 9. 1903. HALL1ER, H. Über die Verwandtschaftsverhältnisse bei ENGLER's Ro- salen, Parietalen, Myrtifloren und in anderen Ordnungen der Dikotylen. Abh. a. d. Geb. d. Naturwiss., herausgeg. v. Naturw. Verein Hamburg, Bd. 18, 98 pp. 1905. 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F. von Höhnel: Erste vorläufige Mitteilung mykologischer Ergebnisse. (Nr. 1 — 106). (Eingegangen am 18. 3. 1917.) Nachdem unter den gegenwärtigen Verhältnissen die aus- führliche Veröffentlichung meiner Untersuchungen auf dem Gebiete der speziellen Mykologie nicht in dem Maße fortschreiten kann als es notwendig wäre, habe ich zunächst in der österreichischen botanischen Zeitschrift 1916, 66. Bd. p. 51 und 94 in 393 Punkten eine Anzahl der gefundenen Tatsachen ohne weitere Begründung derselben mitgeteilt. Im Folgenden gebe ich nun eine weitere Reihe von 106 Mitteilungen über meine Ergebnisse. Die ausführ- lichen Veröffentlichungen werden, soweit sie sich auf die Haupt- fiuchtfoimen beziehen, in den Sitzungsberichten der Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien, und was die Fungi impeifecti anlangt, in der Hedwigia im Laufe der nächsten Jahre erscheinen. Betreffend vieler neuen Gattungen der Fungi hnperfedi ver- weise ich auf mein neues System der letzteren, das in FALCKs mykologischen Untersuchungen und Berichten I. p. 301 — 369, zu- nächst was die Histiomyceten und Synnematomyceten betrifft, Erste vorläufige Mitteilung mykologischer Ergebnisse. (Nr. 1 — 106). 247 erscheinen wird. Indessen habe ich seither noch eine ziemliche Anzahl neuer Formgattungen aufgestellt, die in meinem Systeme noch nicht aufgeführt sind. Die bei mehreren Mitteilungen an- gefügten Buchstaben F und J beziehen sich auf meine Fragmente zur Mykologie in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie 1917 und die Veröffentlichungen in der Hedwigia 1917 und geben die Nummern der betreffenden Abschnitte an, wo die ausführlichen Angaben gebracht sind. 1. Claudopus tomentellicola v. H. n. sp. mit Leptonia parasitica Quel. nächst verwandt. (F 1002.) 2. Hypholoma laerymabundum (Fr.) Quel. ist, entgegen der Angabe von RICKEN von Stropharia caput Medusae Fr. völlig ver- schieden. (F 1003.) 3. Microthyrium Lunariae (Kze.) Fuck. muß Gloniella Lunariae (Kze.) v. H. genannt werden. (F 1004.) 4. Die Nebenfrucht von Gloniella perexigua (Speg.) Sacc. ist Leptothyrina perexigua v. H. (F 1004). 5. Ascospora microscopica Niessl muß heißen Gloniella microscopica (N.) v. H. und hat als Nebenfrucht Rhabdothyrdla microscopica v. H. v. G. et sp. (F 1005.) 9. Hypoderma rubi (P.) entwickelt sich in der Epidermis und hat als Nebenfrucht Hypodermina virgidtorum (Sacc.) v. H. (= Leptostroma virgidtorum Sacc), welche eine Pachystromacee ist (S. mein neues System der Fungi imperfecti in FALCK. Mycol. Unters, und Berichte I. Bd. p. 300-369). (F 1006.) 10. Hypoderma scirpinum D. C. entwickelt sich subcuticulär und hat daher eine Leptostromacee (Leptostroma scirpinum F.) als Nebenfrucht. (F 1006.) 11. Der Typus der Gattung: Hypodermella Laricis Tub. entwickelt sich in der Epidermis. Die zweite Art: H. sidcigena (Link) Tub. bildet sich eine Zellschicht tief unter der Epidermis aus und stellt daher eine neue Gattung dar: Lophodermella v. H. (F 1006.) 12. Entopeliis inierrupta (Wint.) v. H. (Fragm. 489) ist eine sub- cuticuläre Hypodermacee. Ebenso Vizella conferta (Cooke) Sacc. (F 1007.) 13. Phacidium Pieeae Fuckel ist die Weißtannennadeln bewohnende Form von Lophodermium pinastri (Schrad.) (= Loph. Abictis Rostr. = Loph. Pieeae [Fuck.] v. H.). Die Unterscheidung dieser Form als eigene Art scheint nicht stichhaltig zu sein. (F 1008). 2-J.8 l' YON HÖHNEL: 14. Cytonaema Spinella (Kalchbr.) v. H. ist nicht, wie ich früher annahm, eine Cytosporee, sondern wie schon FUCKEL gewiß richtig angab, die Nebenfrucht von Tympanis scdigna Tode, und sehr nalio mit Ghondropodiella v. II. verwandt, die zu Gochonia gehört. (F 1013.) 15. Gelatinosporium betulinum Peck (=? Sphaerocista Betuhe Preuft 1852) ist die Nebenfrucht von Schröder ris striata (Fr.) und Gelatinosjjorium pimstri (Mong.) v. H. (=? Gel. abietinum Peck 1871) ist die Nebenfrucht von Sclercderris pinastri v. H. n. sp. (F 1014.) 16. Unguicularia raripila v. H. n. sp. durch sehr spärliche Be- borstung von den anderen Arten der Gattung stark verschieden. (F 1015.) 17. Pyrenopeziza Agrostemmatis Fuckel, von REB.M als Niptera ein- gereiht, ist Fäbraea Agrostemmatis (Fuck.) v. H. zu nennen. Synonym ist Fabraea implexa Bres. et Car. 1897. (F 1017.) 18.- REHMS Gruppe der Pyrenopezizeen ist eine unnatürliche, denn die Eupyrenopezizeen sind hervorbrechende Mollisieen und die Pseudopezizeen sind vereinfachte Dermateaceen. (F 1017.) 19. Peziza sphaeroides P. Mycol. — Var. Lychnidis Desm., von den Autoren als Mdllisia, Pyrenopeziza oder Pseudopeziza eingereiht, ist eine typische Pirottaea von Pirottaea veneta Sacc. et Speg. nicht verschieden. (F 1018.) 20. Asteroma impressum Fuckel ist ein unreifer Pilz, wahrscheinlich eine Pseudopezizee. (F 1019.) 21. Lachten (Cheylimenia) für eiferav. H. n. sp. von den Cheylimeni<<- Forraen durch teilweise 1 — 2 mal gegabelte Borsten sicher verschieden. (F 1022.) 22. Pestaiozzia trüncata Leveille ist eine Nebenfrucht von Cerato- stoma litis Fuckel. (F 1030.) 23. Discosphaerina discophora v. H. n. G. et sp., von Guignardio durch den eigentümlichen Bau der Perithecien verschieden. (F 1031.) 24. Didymella tosta (Berk. et Br.) Sacc. Syn. Diaporthe Epüöbii Fuck. 1869 = Sphaerella Fuckelii Passer. 1871 = Sphderia tritorulosa Plowr. 1875 = Didymosphaeria (Didymella) Fuckeliana Sacc. 1878 = Diaporthe tosta (B. et Br.) Niessl 1881. (F 1033.) 25. Didymella Drymeia v. H. n. sp. mit Phyllosticta drymeia v. H. auf den männlichen Blütenspelzen von Carex drymeia. (F 1034.) 26. Massariopsis maerosporella v. H. n. sp. auf Acer, von M. acerina Rehm durch viel größere Sporen verschieden. (F 1035.) Erste vorläufige Mitteilung mykologischer Ergebnisse. (Nr. 1 — 106). 249 27. Die Angabe in Österr. bot. Ztschr. 1916, p. 54, Nr. 33, daß Karstenula Irirta (F.) v. H. Pseudosphaeriaceen-artig gebaut zu sein scheint, ist zu streichen. 28. Gucurbitaria protraeta Fuck. und C. acerina Fuck. sind derselbe Pilz. (F 1046.) 29. Otthiella Aesculi v. H. mit Pyrenochaeta Aesculi v. H. n. sp. ist vielleicht eine Notreifform einer noch unbeschriebenen Gucurbitaria. Eine ganz ähnliche Otthiella fand ich auf Acer- Zweigen und betrachte sie als Notreifform von Gucurbitaria protraeta Fuck. (F 1047.) 30. Apioporthe v. H. n. G. (Biaporthee). (F 1049.) Typus: Apioporthe anomala (Peck) v. H. Syn.: Diatrype anomala Peck 1876. Zweite Art: Apioporthe virgultorum (Fr.) v. H. Syn.: Sphaeria virgultorum Fries 1823. Dothidca virgultorum (Fr.) Fuckel 1869. 31. Diaporthe sorbicola (Nitschke) Brefeld 1891 = Diaporthe patria Speg. 1881 = ? Diaporthe Aucupariae Haszl. 1892 =? Diaporthe Woroniniae Jacz. 1896.' Wächst auf Sorbus Aucuparia. (F 1054.) 32. Diaporthe sorbicola (Nitschke) v. H. ist davon verschieden und wächst auf Sorbus Aria u. Verwandten. Die 32 Diaporthe- Arten auf den europäischen Pomaceen und Prunus sind sicher viel weniger Arten. (F 1054.) 33. DiapoHhe (Chorostale) Sydowiana Saccardo 1908 ist Pseudovalsella thelebola (Fr.) v. H. (Melanconis) und wächst nicht auf Sorbus Aucuparia, sondern auf Alnus. (F 1054.) 34. Diaporthe dryophüa Niessl ist identisch mit D. leiphaemia (Fr.). Die dazugehörige Phomopsis ist sehr variabel, besonders in der Größe der Conidien. (F 1056). 35. Diaporthe Spina Fuckel ist identisch mit Gnomonia apiculata (Wallr.-Fuck.) Winter. Ist eine typische Gnomonia. (F 1057). 36. Lcptopeltella pinophylla v. H. n. sp. auf Nadeln von Pinus austriaca am Sonntagsberg in Niederösterreich, hat ein rundes, schwarz beringtes Ostiolum, ist aber trotzdem eine Phacidiales. 37. Aylographum sarmentorum de Not. wächst auf Clematis und ist von dem gleichbenannten Pilz ßEHMS auf Bubus ver- schieden. 38. Phalothrix Clements 1909 ist gleich Unguieularia v. H. 1905. 39. Die Gattung Gistella Quelet 1886 muß aufgegeben werden. 40. Die Gattung Peristomialis (Phillips) Boud. bleibt erhalten. Monotypisch: Peristomialis Berheleyi Boudier. 250 [F. VON HÖHNEL: 41. Pezizdhister n. G. von Pezizeüa durch deutliche Randzähne verschieden. Drei Arten: P. radiostriatus (Feltg.) v. H.r P. confusus v. H. und P. similis v. H. 42. Lachnaster gracilis n. G. et sp. von Lachnum sensu Reh in durch zu Schuppen und Randzähnen verwachsenen dünnen spitzen Haaren verschieden. 43. Peziza petiolorum Roberge 1842 (= V. denigrans Fuckel) ist nur eine Kümmerform von Rutstroemia firma. 44. Peziza Polytrichi Schumacher hat zu heißen Sarcoscypha Pohjtrichi (Schum.) v. H. 45. Die operculaten Pezizeen müssen zunächst in faserig und parenchymalisch gebaute eingeteilt werden. Zu den faserigen gehören bisher sicher Sareoscypha, Urnida (cion Rehm), Pithya, Perrotia. 46. Lachnea fusispora v. H. n. sp. auf Fichtenholz in Schlesien hat so wie L. gregaria R. und L. arctispora Cooke spindelige Sporen. 47. Lamprosora haemastigma (Hedw.'?) Seaver ist eine in der Sporen- größe sehr variable Art. Sporen glatt. Dazu gehören^ Crouaräa hivmosa (Fr.) Fuckel 1869; Peziza convexella Karsten 1869; Grouania carbonaria Fuck. 1871; Grouania cinnabarina Fuckel 1871; Peziza constdlatio Berk. et Br. 1876; Barlaeina Strasseri Bresadola 1905. 48. Plicaria miräbilis Rehm 1910 (nomen nudum?) wird beschrieben. Steht der PL violacea und der PL viridaria (B. et Br.) Rehm nahe. 49. Nereolaclmen Echinus v. H. n. G. et sp. Wie Lachnea, aber die Borsten sitzen nicht oberflächlich, sondern durchsetzen die ganze Dicke des Excipulums. 50. Peziza laetissima Cesati (Naevia Fuckel, Phragmonaevia Rehm) ist die ganz unreife Frühjahrsform von Stamnaria Equiseti. 51. Die Gattung Lachnella Fries gehört nach dem Typus: L. barbata zu den Cenangieen und ist mit Genangiopsis Rehm 1912 nächst verwandt. 52. Perrotia flammea (A. et S.) Boudier (Typus der Gattung) ist eine faserig gebaute, operculate Pezizee und nächstverwandt mit Urmda mclastoina (Sow.) Boudier. Beide Pilze haben denselben kristallinischen mit Kalilauge sich schön violett lösenden roten Farbstoff. 53. Lachnella Brezadolae Strasser 1907 ist alte, entfärbte' Perrotia flammea. Erste vorläufige Mitteilung mykologischer Ergebnisse. (Nr. 1 — 106). 251 54. Lachnetta Philadelphi Rehm 1909 kommt auch auf Deuteln vor und besitzt so wie Lachnella barbata eigenartige Volva- oder Subiculumartige sterile Fruchtkörper, die von den fertilen durchwachsen werden (s. FUCKEL, MlNKS). 55. Lachnella Lonicerae Fuckel (non Peziza Lonicerae Alb. et Schvv.) ist gleich Peziza pellita Pers. 1822 = Lachnella barbata (Kze.) Fr. v. pellita (P.) Fr. 56. Peziza Chater i W. Smith in Rehm, Asc. No. 1629 als Aleuria pseudotrechispora (Schrot.) v. H. ausgegeben, hat manchmal glatte, meist sehr verschiedenartig verdickte Sporen und verbleicht rasch. Daher wahrscheinlich öfter beschrieben. 57. Lachnum Noppeneyanum Feltgen ist keine Cenangiopsis Rehm, sondern eine Pyrenopeziza mit lanzettlichen hervorragenden Paraphyen: Pyrenopezizopsis Noppeneyana (Feltg.) v. H. n. G-. 58. Dasyscypha flavölutea Rehm 1915 ist eineNschlechtentwickelte Altersform von Lachnella leueophaea (P.) Boud. 59. Naevia Fries 1825 ist ein Synomym zu Arthonia; Naevia Fries 1849 muß aufgelassen werden; Naevia Rehm kann bleiben, muß aber zu den Phacidiaceen gestellt werden, nach den typischen Arten. Sind kleine, vereinfachte Phacidien. 60. Naevia mollisioides (Sacc. et Br.) Schröter und Naevia thithy- malina (Kze) Rehm sind eher kleine Pyrcnopcziza- Arten. 61. Peziza carneopallida Roberge hat Naevia carneopall ida (Rob.) v. H. zu heißen. REHMS Pilz ist davon verschieden. 62. Calothyriella pinophijlla v. H. n. G-. ist Caloihyrium Theyssen mit einzelligen Sporen. Auf Föhrennadeln. 63. Dothidea Juniperi Demazieres ist eine Microthyriacee: Seynesia Junipcri (D.) v. H.; die angebliche Nebenfrucht davon in Rabenh., F. europ. Nr. 3345 gehört nicht dazu und hat Phanerocoryneum glomerulosum (Sacc.) v. H. zu heißen. Synonym: Exosporium glomerulosum (Sacc.) v. H. in Fragm. Nr. 274. Phanerocoryneum v. H. ist ganz oberflächliches Exosporium. 64. Dothideopsella salicella v. H. n. sp. (s. Fragm. Nr. 890), auf Salix-Zweigen im Wienerwald. 65. Dothidea Prosta Desmaz. (Didyniella Sacc.) ist eine neue Montagnelleen-G-attung: Haplotheciella v. H.: H. Hellebori (Chaill.) v. H. Die Nebenfrucht ist Dothisphaeropsis Hellebori v. H. mit in der Epidermis rasig eingewachsenen pykniden- artigen Lokuli und kleinen rundlichen einzelligen gefärbten Conidien. Ber. der deutschen bot. Gestllscb. XXXV. 17 252 F. VON HÖHNEL: 66. Sphaeria platanoides Pers. (Valsa, Diaporthe, Calospora, Pseudo- valsa, Gatosporella) ist eine typische Diaporthe, mit deutlich vierzelligen Sporen, und Phomopsis plalanoidcs (Cooke) Died. als Nebenfrucht. 67. Pleomasseria Carpini (Fuck.) Sacc. ist nach Wienerwald- exemplaren dictyospor und daher typische Plenmassar ia(s. Winter. Berlese). 68. Massarina pomacearum v. H. n. sp. auf Crataegus mit 30 — 39 u. 11 — 13 p großen Sporen. 69. Massarina eburnaides Sacc. kommt auch in Deutschland vor. KRIEGER, F. sax. Nr. 376 sub Massaria eburnea Tul. auf Corg- lus. Metasphaeria corylina Ell. et Hohv. 1895 scheint eine kleinersporige Form der Art zu sein. Massarina eburnea Tul. auf Quereus in KRIEGER, F. sax. 536 ist eine Form von M. eburnoides. 70. Asterina Epilobii Desm. 1857 hat zu heißen Venturia Epilobii (D.) v. H., ganz verschieden von Venturia maculaeformis (D.) auf demselben Substrat. 71. Sphaeria typhicola Cooke ist keine Pleospora, sondern hat Cla- throspora typhicola (C.) v. H. zu heißen, damit am Sonntagsberg in Niederösterreich gemischt Phoma typhae Oudem., wird die Nebenfrucht sein. 72. CüJospliaeria ulmicola v. H. n. sp. auf Ulmus, Wienerwald. 73. Asteroma Epilobii Fries 1823 = Ascospora Epilobii (Fr.) Jacz. hat zu heißen Euryachora Epilobii (Fr.) v. H. 74. Ascospora Fries 1825 hat als Typus: Ascospora Aegopodii (F.) das ist eine Oligostroma Syd. 1914. Ascospora Fries 1849 hat als Typus: Ascospora brunneola Fr. das wird nach JACZEWSKIS Beschreibung eine Mijcosphaerelht sein. 75. Die angeblichen Phyllachora- Arten auf Umbelliferen-Blättern sind Oligostroma- Arten, mit Phloeochora n. G. und Stictochorella v. H. n. G. als Nebenfrüchte. 1. Oligostroma Podagrariae (Roth) v. H. Syn.: Sphaeria Podagrariae Roth. Sphaeria Aegopodii ß. Persoon. Dofhidea Podagrariae Fries. Ascospora Aegopodii (P.) Fries. Phyllachora Aegopodii Fuckel. Phyllachora Podagrariae Karsten. Sphaerella Aegopodii Potebnia. Erste vorläufige Mitteilung mykologischer Ergebnisse. (Nr. 1 — 106). 25$ Nebenfrüchte: Phloeochora Podagrariae (Lasch) v. H. und Stictochorella Aegopodii (Curr.) v. H. Syn : Phyllosticta Aegopodii (Curr.) Allescher. 2. Oligostroma Angelicae (Fries) v. H. Syn.: Dothidea Angelicae Fries. Asteroma Angelicae Fries. Phyllachora Angelicae Fuckel. Nebenfrüchte: Phloeochora Angelicae v. H. und Stictochorella Angelicae (Sacc.) v. H. 3. Oligostroma Heraclei (Fr.) v. H. Syn.: Dothidea Heraclei Fries. Phlyctidium Heraclei Wallroth. Phyllachora Heraclei Fuckel. Excipula Heraclei Rabenhorst. Nebenfrüchte: Phloeochora Heraclei (Lib.) v. H. und Stictochorella Heraclei (E. et D.) v. H. Syn. : ? Phyllosticta Heraclei E. et D. 4. Oligostroma Morthieri (Fuck.) v. H. Syn.: Phyllachora Morthieri Fuckel. Nebenfrucht: Phloeochora Morthieri v. H. 5. Oligostroma Praxini v. H. Nebenfrüchte: Phloeochora Fraxini (Ell. et Kell.) v. H. Syn.: Gylindrosporium Fraxini Ell. et Kell. und Stictochorella Fraxini (Berk. et C.) v. H. Syn. : Pigottia Fraxini Berk. et Cooke. 76. Stictochorella v. H. Pachystromacee, dothideal, phyllachoroid. Conidien sehr klein, kurzstäbchenförmig. 77. Phloeochora v. H. Ähnlich Phloeospora aber phyllachoroid. 78. Sphaerial Himantia Persoon ist eine Trabutinee und hat zu heißen Omphalospora Himantia (P.) v. H. Die Nebenfrucht ist Plectophoma Umbelliferarum v. H. (Fragm. 166). Diese ist aber eine Stictochorella, St. TJmbelliferarum v. H. 79. Sphaerella Eryngii (Wallr.) Fuck. b. Libanotis Fuck. muß heißen Euryachora Libanotis (Fuck.) v. H. Dabei sind Stictochorella- Lokuli. 80. Sphaerella Eryngii (Fries) ist auch eine Euryachora. 81. Dothidea Anethi Fries ist eine unreife Phyllachoracee, deren Stroma sich unter der Epidermis entwickelt. 82. Sphaeria Cicutae Lasch wird eine Phyllachoracee sein. 83. Ascospora melaena (Fries) muß heißen Omphalospora melaena (Fr.) v. H. 17* 254 F- VON HÖHN EL: 84. Asieroma Silenes Xiessl hat Omphalospora Silenes (N.) v. H. zu heißen. 85. Mycosphaerdla Jaczewskii Potebnia und 31. Lathyri Pot. sind Montagnelleen, zur Gattung Haplodothis v. H. (Fragm. Nr. 692) gehörig. 86. Auch Mycosphaerella brassicicola (Fr.) und Sphacrella Fraxini Niessl sind Haplodothis-Arten. So auch gewiß noch andere Arten, woraufhin die Gattung Mycosphaerella geprüft werden muß. 87. Geminispora Mimosae Pat. ist nach dem Originalexemplare eine Phyllachorinee mit zweisporigen Schläuchen. 88. Sphaeria strdbiligena Desmazieres als Hariotia, Glonium (Delphi- mild) eingereiht, ist eine hervorbrechende Dothideacee(7ifar?0f/a strdbiligena (Desm.) Karst. 89. Dothidea polyspora Brefeld (Plowrightiella Sacc, Pleodothis Cle- ments) wird auch eine Hariotia sein: II. polyspora (Bref.) v. H. 90. HaplosporeVa longipes Ell. et Barth, maß Sphaeropsis longipes (E. et B.) v. H. heißen, vielleicht nur eine Form der variablen Sphaeropsis Mori Berlese. 91. Aposphaeriopsis Pini-silvestris (Ferraris) v. H. (Syn.: Coniothy- rium olivaeeum Bon. v. Pini-silvestris Ferraris), Coniothyrium Gedri Rolland ist verwandt oder identisch. 92. Allantozythia Kochiae (Hollos) v. H. F. CJietiopodii vom Sonn- tagsberge in Niederösterreich. "Wohl sicher Form von Rhab- dospora Kochiae Hollos 1906. 93. Didymochora betitlina v. H. n. G. et sp. ist die bisher unbekannt gewesene Nebenfrucht von Euryaehora betulina (Fr.) Schrot. Von Piggotia asteroidea B. et Br., der Nebenfrucht von Systremma Ulmi (Schleich.) durch die zweizeiligen, einzeln stehenden Conidien verschieden. 94. Plectophoma Juniperi v. H. (Österr. bot. Ztschr. 1916, 6Q. Bd. p. 59 Nr. 99) ist eine Stictochor ella v. H. und gehört wahr- scheinlich zu einer Oligostroma- Art. 95. Septoria caricinella Sacc. et E,. muß heißen Linochora caricinella (S. et R.) v. H. und ist wahrscheinlich die Nebenfrucht von Phyllachora Caricis (Fr.) Sacc. S. Fung. IE. p. 625. 96. Diplodina samarieola Diedicke dürfte sowie Linochora v. H. und Septorieüa Oud. die Nebenfrucht eines dothidealen, noch un- bekannten Pilzes sein: Septochora samarieola (D.) v. H. n. G. 97. DiaportJie rudis (Fr.) Ntke. hat als Nebenfrucht Phomopsis rudis (Fr.) v. H. Syn.: Sphaeria rudis Fr. p. p. 1828; Baben- horst/a rudis Fr. 1849; Galeraicta conica Preuß 1852; Filaspom Erste vorläufige Mitteilung mykologischer Ergebnisse (Nr. 1—106). 255 peritheciaeformis Preuß 1854; ? Filaspora rudis Preuß in scheel; Bhabdospora Preussii Sacc. 1884; ? Phoma compressa Karst, et Hariot 1890. (S. öst. b. Ztschr. 1. c. p. 101 Nr. 227). 98. Phoma syngenesia P. Brun. 1890 und Phoma Frangu/ae Oud. 1898 sind die Phomopsis syngenesia (P. Brun.) v. H., Neben- frucht von Diaporthe syngenesia (Fr.). 99. Von den 10 auf Ulmus angegebenen Diaporthe- Arten sind 2 auszuscheiden (D. cüiata (P.) Sacc. und D. leueopis (Fr.) Sacc). Die verbleibenden 8 Arten sind wahrscheinlich nur Formen von höchstens 5 Arten (D. discutiens (Berk.) Sacc. = ? D. eres Nke.; D. perjuneta Niessl. = ? D. Malbranchei Sacc. u. D. Sac- cardiana Kze. ; D. Otthii Ntke.; D. BoriafidiiSa.cc.; D. Behmiana Starb. Phomopsis- Arten auf Ulmus sind: Phoma oblonga Desrn. zu Diaporthe eres Ntke. gehörig. Phoma eres Sacc. muß zu einer anderen Diaporthe gehören. Phoma Malbranchei Sacc. soll zu D. Malbranchei Sacc. gehören. Libertella ülmi-suberosae Oud. ist gewiß eine Phomopsis. Phomopsis inclusa v. H. auf Ulmus im Wienerwald ist die einzige mir bekannte Phomopsis mit vollkommen umschließen- der Saumlinie. Sie entspricht demnach der Gattung Leuco- cytospora v. H. und bildet die Gattung Leucophomopsis v. H. 100. Phoma Spiraeae Desmaz. 1830 ist eine typische Phomopsis Phoma opulifoliae Cooke ist davon nicht verschieden. Phoma Sorbariae Sacc. die Nebenfrucht von Diaporthe Sorbariae Ntke. wird derselbe Pilz sein. 101. Phoma semiimmersa Sacc. 1880,! offenbar gleich Phoma frueti- gena P. Br. ist eine Phomopsis. Cytosporina Crataegi Allesch. ist vielleicht die Form davon mit fädigen Hackenconidien. 102. Phomopsis occulta (Sacc.) Trav. kommt nicht bloß auf Fichten- zapfenschuppen, sondern auch auf Tannenrinde vor. Dia- porthe pithya Sacc. 1875 dürfte nur eine Form von D. occulta Fuck. 1869 sein. Phomopsis Thujae v. H. ist vielleicht nur eine Form von Ph. occulta (Sacc.) oder Ph. conorum (Sacc.) v. H. 103. Diaporthe samaricola Ph. et PI. hat als Nebenfrucht Phomopsis Samarorum (Desm.) v. H. = Phoma Samarorum Desm. 1828 = Phoma pierophilum (Ntke.) Fuck. fast alle Exsiccate dieses Pilzes sind falsch, nur RABH., F. europ. Nr. 2353 ist richtig. 104. Diaporthe hat als Nebenfruchtgattungen: Phomopsis Sacc; Phomopsella v. H. (1 Art); Malacostroma v. H. (3 Arten; 256 Bruno Schröder: Cyclophomopsis v. H. (1 Art); Leueophomopsis v. H. (1 Art). Jlyxolibertella v. H. ist Phpmopsjfi ohne Stroina und mit beiden Conidienformen. 105. Discula pomacearum v. H. n. sp. auf Crataegus. 106. Phaeophomopsis Hederac (Desm.) v. H. Syn. : Pho.na Jlederae Desm. 1828, 1 MelanconiUM Hederae Preuß 1853. Bau wie Phomopsis, Conidien länglich, gefärbt. 26. Bruno Schröder: Schwebepflanzen aus dem Wigrysee bei Suwalki in Polen. (Mit Tafel V.) (Eingegangen am l'.i. März 1917.) Von Herrn Professor Dr. FERDINAND PAX, Kustos des Zoolo- gischen Museums in Breslau, z. Zt. Mitglied der L a n de s k und- liehen Kommission b e i m G e n e r a 1 g o u v eme- ment Warschau, erhielt ich unter anderem drei Plankton- proben zur Bearbeitung, die sein Assistent, Herr J. STOLZ, am 24. August 1916 aus dem Wigrysee, südwestlich des Klosters Wigry bei Suwalki, gesammelt und in Formol konserviert hatte. I ober die oro- und hydrographischen Verhältnisse dieses mir unbekannten Gewässers gaben folgende Quellen Auskunft: 1. die Generalstabskarte der Umgebung von Suwalki1), 2. eine Arbeit von KULWIEÖ (1) und 3. sehr dankenswerte briefliche und mündliche Mitteilungen der obengenannten Herren der Landeskundlichen Kommission. Der Wigrysee gehört danach zu den größeren Moränenseen des Baltischen Höhenzuges, von denen er gleich einigen anderen bei Olita am weitesten nach Osten gegen das Flußtal des Njemen vorgeschoben ist. Er liegt etwa 9 km südsüdöstlich von Suwalki in 132 m Höhe und besteht aus zwei knieförmig gegeneinander ge- bogenen Teilen, deren südlicher von Westen nach Osten, und deren nördlicher von Süden nach Norden zu geht, so daß der See einm 1) Karte des westlichen Rußlands. M. 25, Suwalki, Kartograph. Abtei] d. Künigl. Preuß. Landes- Aufnahme. Druck 1915. Schwebepflanzen aus dem Wigrysee bei Suwalki in Polen. 257 nach Nordwesten geöffneten Winkel bildet. Eine Anzahl teilweise breiter, vorspringender Halbinseln engen ihn zu einem mehr schmalen als breiten Gewässer ein. Im südlichen Teile liegen mehrere Inseln. Kleinere, benachbarte Seen stehen mit ihm durch Wasserabläufe in Verbindung, und außerdem erhält er noch Zufluß durch die Hahcza, die, von Nordwesten kommend dicht um Suwalki herumfließt und die wasserreichere Czarna Haücza, die von Osten her bei dem Orte; Wigry mündet. Ein oberirdischer Abfluß des Sees ist nicht vor- handen. Die Seeufer sind teils steil und mit Nadelwald bewachsen oder kahle Hänge, teils — namentlich im Norden mehr oder weniger sumpfig-moorige Wiesen. Die Größe des Sees betiägt nach KULWIEC 4368 Morgen. Seine größte Tiefe mißt 42 m, die mittlere des nördlichen Teiles 21 m. Die Oberflächentemperatur des Wassers betrug an einem Tage im Sommer 1903 + 14°, in tieferen Schichttj] -f- 8 °. Das Wasser war nach Angaben der Herren PAX und STOLZ, abgesehen von dem damaligen Vorkommen einer „Wasserblüte", rein und klar, so daß man das Planktonnetz noch in Tiefe von 5 m sehen konnte. Den Seegrund bedeckte feiner, weißlicher Schlamm, bestehend aus vermodernden organischen Resten und aus mehr oder weniger zertrümmerten Kalkschalen einer Muschel, der Dreissena polymorpha Pall. Unter dem Seeschlamme liegt zäher, tonig- iettenartige Boden. Der Pflanzenwuchs auf dem Boden des Sees ist spärlich. In seinem Nordteil wird in 1 — 4 m Tiefe Chara fragilis Desv. angegeben, was nach MIGULA (2) pag. 266 auch ein Zeichen der relativen Reinheit des Wassers ist. Sonst wachsen von unterge- tauchten Pflanzen an einigen Stellennoch Batrachium aquatileE. Mey., Ceratophyllum demersum L., Myriophyllum spicatum L., Stratiothes, Potamogeton lucens L. und P. pusillus L. sowie Elodea, während sich am Ufer ein nur an wenigen Orten entwickelter Streifen von Phragmites und Calamus hinzieht. Ausführlichere Angaben über die H}Tdrographie und die Flora des Wigrysees und seiner Umgebung findet man bei KULWTEC 1. c. Wie mir Herr PAX mitteilte, kommen von zoologischen Merkwürdigkeiten im Plankton des Sees noch die Cladoceren Bythotreph.es longimanus Leydig und die für Deutschland bisher nur aus dem Seimentsee bei Lyck sicher nach- gewiesene Daphnia longispina var. cristata (G. O. Sars) Lilljeborg vor. Das Phytoplankton tritt in den von mir untersuchten Proben gegen das Zooplankton quantitativ ungemein zurück. Es fällt nur durch die bläulich-grüne ,,W "asserblüte" von Anabaena flos-aquae auf; sonst ist es relativ arm an Arten und Individuen, wie folgendes Verzeichnis der gefundenen Schwebepflanzen zeigt : 258 Bruno Schröder: (hh = sehr häufig, h = häufig, ns = nicht selten, s = selten und ss = sehr selten.) 1. 2. 3. 4. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. I. Schizophyceae. Chroococcu« litnneticus Lemm. Aplianocapsa elachista West Microcystis aeruginosa Kütz. M. flo8-aquae (Wittr.) Kirchn. ( 'ei lospJiaeriwm Kützingianwn Näg. C. dubium Grün. Anabaena flos-aquae (Lyngb.) Breb. II. Fl agell ata. Dinobryon cylindricum var. divergent (Imhof) Lemm. Hijalobryon Voigt/ Lemmerm. Characium De Baryanwn Hansg Peridinium Westi Lemm. (?) Ceratium hirundinella 0. F. Müller. III. Bacillariaceae. Melosira varians Ag. Asterioneüa formosa Hassal Eunotia Junaris var. plancto- nica Lemm. Fragilaria Krotonenais Kitton. ns 17. SS h 18. SS 19. SS 20. s hh 21. 22. ns 23. 24. s 25. h s 26. h 27. 28. 29. ss 30. ns ns 31. 32. h 33. IV. Conjugatae. Gonatozygon monotaenium De By. Cosmarinm Phaseolus Bn'b. Staurastrum parado cu/m Meyen. S. planctonicum W. et G. S. West. V. Chlorophyceae. Pandorina Morum Bory Eudorina elegan* Khrb. Coccomyxa lacustris Chodat Sphaerocystis Schröter i (Jhodat Gloeocystis planctonica W. et G. S. West Oocy8tis pelagica Chodat Botryocotrus Brauni Kütz. A nkistrodesm us Pfitzeri (Schröder) G. S. West RichterieUa botryoides Lemm. Crueigcnia reeta ngula ris (A.. Braun) Gay Pedia8trurn duplex Meyen /'. Boryanum Menegh. Coelastruut microporum Näg. ss s ss ss h SS h SS SS ns SS SS SS SS s SS Aus diesem Verzeichnis geht hervor, daß also nur Anabaena sehr häufig ist, im übrigen treten nur Microcystis aeruginosa, Chara- cium De Baryanum, Ceratium hirundinella, Fragilaria Krotoncnsis, Eudorina elegans und Sphaerocystis Schröteri häufiger auf. Alk- anderen Schwebepflanzen wurden jedoch nur selten beobachtet oder selbst bei vielfacher Durchmusterung der Proben bloß ein oder zweimal aufgefunden. Dagegen fehlen eine ganze Anzahl für die baltischen Seen charakteristischer Arten, z. B. solche von Cyclo- tella, ferner die planktonischen Melosireen [M. granulata, crenulata und Binder iana), außerdem Synedra delicatissima und Diatoma tenue var. elongata. Auch R hi zo so lenia- Arten des Süßwassers und Atheya werden vermißt. Ebenso von grünen Algen: Actinastrum- Dictyosphaerium- und Scenedesmus- Arten, die KRAUSE (3) und ich (4) früher in den preußischen Seen des Baltischen Höhenzuges landen. Ob diese Algen überhaupt auch zu anderer Zeit nicht im Wigrysee vorkommen, müssen weitere Untersuchungen ergeben. Zu einigen der nachgewiesenen Schwebepflanzen ist noch man- cherlei zu bemerken. Von Ceratium hirundinella sind im Wigrysee am 24. August 1916 an ein und demselben Orte und zu einer bestimmten Stunde in einer Probe drei verhältnismäßig gut unterscheidbare Formen- typen vorhanden gewesen, die ich auf Tafel V, Fig. 1 —24, in gleicher Schwebepflanzen aus dem Wigrysee bei Suwalki in Polen. 259 Lage der Zellen bei gleicher Vergrößerung dargestellt habe. Es finden sich darunter 1. solche mit nur 2 Antapikalhörnern (Fig. 1 —6), 2. solche mit zwei normalen Antapikalhörnern und einem dritten rudimentären (Fig. 7—13) und 3. solche mit drei normalen Anta- pikalhörnern (Fig. 14—24). Dieselben drei Formentypen habe ich auch in Planktonproben aus dem Kochelsee und aus dem Walchensee in Bayern, die ich Herrn Professor Dr. C. ZIMMER, 2. Direktor d. Zoolog. Staatssammlungen in München verdanke, wiedergefunden. Zum Vergleich habe ich eine Tabelle angefertigt, die zeigen soll, wie sich unter 100 von mir gezählten Exemplaren die Verteilung der Zahl der Antapikalhörner stellt : Tabelle I. Zahl der Antapikalhörner von 100 Exemplaren: Nr. Name des Sees, Datum der Probeentnahme, Meereshöhe und Breitengrad 2 Hörner 2 Hörner u. ein rudimen- täres 3. Hörn 3 Börner 1. Kochelsee. 14. VIII. 1916. 600 m 48 ° n. Br. 66 27 1 2. Walchensee. 17. VIII. 1916. 800 m 48° n. Br. 21 37 42 3. Wigrysee. 24. VIII. 1916. 132 m 54° n. B. 32 27 41 Im Wigrysee überwiegen also ebenso wie im Walchensee die Formen mit 3 Antapikalhörnern, im Kochelsee dagegen sind diese Formen nur mit 7 % vertreten, während in letzterem die mit 3 Antapikalhörnern am häufigsten sind. Recht verschieden sind auch die Dimensionen in der Länge und Breite der Zellen von Ceratium hirundinella in den genannten drei Gewässern an den bezeichneten Fangtagen, wie folgende Tabelle erweist: Tabelle II. Längenverhältnisse der Zellen von je 50 Exemplaren von Ceratium hirundinella. & M 97 112 118 123 129 134 140 145 152 157 162 168 174 179 184 190 230 252 1. Kochel- see 10 6 13 7 7 6 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 Walchen- see 3 6 1 1 0 0 2 3 7 4 4 11 2 2 3 1 0 0 3. Wigrysee 1 2 4 2 2 8 10 4 9 0 0 3 0 1 0 1 2 1 260 Bruno Schröder: Die Grenzwerte der Längen der Zellen sind im Wigrysee also 97 und 252 p. Im Hinblick auf die Messungen von Individuen aus noch anderen Seen als obigen dreien, die BACHMANN (7) pag. 69 — 72 gibt, sind die Formen aus dem Wigrysee und namentlich aus dem Kochelsee (97 — 140 p) nur von geringer Größe, denn die bisher ermittelten Grenzwerte liegen zwischen 92 und 400 f*. Tabelle III. Breitenverhältnisse der Zellen von je 50 Exemplaren von Ceratium hirundinella : Nr. ." 35 42 44 49 60 52 53 55 56 59 63 1. Kochelsee 0 1 2 12 5 6 7 2 14 1 0 2. Walchensee 0 4 0 10 0 7 4 3 14 6 2 3. Wigrysee 1 6 7 11 1 7 2 1 8 4 9 Die Grenzwerte der Breiten der Zellen aus dem Wigrysee betragen 35 und 63 /^, und sie haben keine so große Amplitude wie die der Längen. Vergleicht man außerdem diese Zahlen und meine Figuren 1 — 24 mit den Angaben und Zeichnungen der Ceratium hirundinella-Foimen anderer Autoren wie BRUNNTHALER (5), LEMMERMANN (6), BACH- MANN (7) und JADWIGA WOLOSZYNSKA (8), so sieht man, daß fast sämtliche von mir angegebenen Formen aus dem Wigrysee denen aus alpinen, mitteleuropäischen oder noidischen Seen nahe- stehen oder vielfach sogar auffallend mit ihnen übereinstimmen. BACHJMANN hat I.e. pag. 73 — 75 hinsichtlich der mannigfach varii- rierenden Form der Zelle dieser Ceratium- Art sieben Formentypen aufgestellt, ohne sie jedoch als besondere Varietäten zu bezeichnen. Von ihnen kommen in einer Planktonprobe aus dem Wigrysee nicht weiiiger als 6 vor. Meine Fig. 1—6 entsprechen der Cnriiitliiacum- Form, Fig. 7—12 der Austriacum-Form, Fig. 17 der Gracile-Form, Fig. 18 der Robustum-Form, Fig. 19 der Scotticum-Fonn und Fig. 21—24 der Piburgense-Form bei BACHMANN (I.e. pag. 74). Dadurch ist der Nachweis erbracht, daß die Aufstellung \ on L 0 k a 1 - variatione n von Ceratium hirundinella für bestimmte Gewässer, wie es früher versucht wurde, keine Berechtigung hat. Wiederholt sind auch für verschiedene Gewässer, namentlich Teiche und Altwässer von Flüssen in Mitteleuropa, Temporal - variatione n dieses Ceratiums festgestellt worden, so auch neuerdings durch J. WOLOSZYNSKA an den Formen aus dem Teiche Schwebepflanzen aus dem Wigrysee bei Suwalki in Polen. 261 Janöw bei Lemberg. Nach ihr (8) pag. 300 haben dort die Frühjahrs- und Herbstformen zwei Antapikalhörner, die Sommerformen aus dem Juni und Juli deren drei. Würde im Wigrysee etwas Aehnliches der Fall sein, so könnte man sich das in ihm gleichzeitige Auftreten dreier Formentypen nur so erklären, daß zur Zeit der Probeentnahme die zweihörnigen Frühjahrsformen (mit 32 %) noch nicht ganz verschwunden, die normale dreihörnige Sommerform (mit 41 %) aber schon verbreitet war, während der Typus mit dem rudimentären Antapikalhorn (mit 27 %) als noch vorhandene Uebergangsform aufzu- fassen wäre. Da Proben aus dem Frühjahre und aus dem Herbste 1916 von dort nicht zur Untersuchung kommen konnten, so läßt sich über Temporalvariationen im Wigrysee nichts Bestimmtes sagen. Ich halte sie nicht für wahrscheinlich. Sie fehlen nach BACH- MANN (7) auch im Vierwaldstättersee, wo das ganze Jahr hindurch kleine und große Formen mit zwei oder drei Antapikalhörnern anzu- treffen sind, Ceratium hirundinella also eine perennierende Pflanze ist, während es nach meinen früheren Mitteilungen (4) über die preußi- schen Seen dort nur in der wärmeren Zeit des Jahres vorkommt, im Winterplankton aber fehlt. Weil es uns an ausführlicheren Unter- suchungen über die Variabilität von diesem Cetatium fehlt, so muß bis jetzt, wie J. WOLOSZYNSKA (8) pag. 301 mit Recht sagt, ,,die Frage nach dem ursächlichen Zusammenhang zwischen der Formen- mannigfaltigkeit von Ceratium und den ökologischen Faktoren noch offen" bleiben. In der Entwicklung des dritten Antapilkalhornes sieht J. WOLOSZYNSKA (9) eine Anpassungserscheinung, um durch Vergrößerung der Schwimmfläche ein besseres Schwebevermögen zu erlangen. Das ist an sich richtig. Andererseits hat aber auch Ceratium durch seine Längsgeißel die Fähigkeit, aktive Bewegungen auszuführen. Ich kann mir nicht denken, daß für ein Individuum von der Piburgeuse-Form (siehe meine Fig. 23 und 24) die Aus- bildung eines dritten Antapilkalhornes der Vorwärtsbewegung wie der Rotation der Zelle wirklich förderlich sein könnte, so daß, wie J. WOLOSZYNSKA 1. c. pag. 1280 meint, ,,die entstandene vier- hörnige Art wird besser an das Planktonleben angepaßt sein", als die dreihörnige, an das Schweben wohl, aber an die Fortbewegung kemeswegs. Die im Plankton des W'igrysees aufgefundenen Desmidiaceen sind ausnahmslos auch schon in anderen Gewässern als Schwebe- pflanzen gefunden worden Gonatozygon monotaenium De By. hatte eine Länge von 102 (i, eine Breite von 8,5 /*, und an den Enden war es 10 p breit. Die Zellen zeigten auch die eigentümliche der Kopulation vorausgehende Krümmung der einen Zellhälfte, die auch DE BARY 262 Bruno Schröder: (10) Tafel IV, Fig. 24, abbildet. In jeder Zellhälfte waren nur drei Pyrenoide vorhanden. Die von mir beobachteten Formen von Cosmarium Pliaseolus Breb. wichen in ihrem Aussehen von vorn von der typischen Form bei RALFS (11) Tafel 32, Fig. 5, dadurch ab, daß ihr Scheitel in der Vorderansicht nicht konvex, sondern mehr ab- geflacht und meist fast gerade ist. Eine solche Form gibt KX.EBS (12) pag. 35, Tafel 3, Fig. 41 aus einem Teiche in Ostpreußen an. Eine Papille war auf den Zellhälften nicht vorhanden. Länge und Breite der Zellen betrugen 26 p, die Breite am Isthmus 1 1 ]"-. C. Plia- seolus scheint häutiger im Plankton aufzutreten. Auch ein Cosmarium, das BACHMANN 1. c. Tafel 5, Fig. 1 abbildet, aber pag. 199 als C. Botrytis bezeichnet, dürfte hierher gehören. F^benso wird auch Staurastrum paradoxum Meyen häufig als planktonisch angegeben. Dagegen ist Staurastrum pelagicum W. et G. S. West (11) pag. 46, Taf. 2, Fig. 26 und 27, bisher nur aus Seen von Irland und auf Island bekannt geworden. Vielleicht ist es eine nordische Form. Ich fand sie im Wigrysee nur einmal, aber in ganz typischer Gestalt. Die Zellen waren ohne Stacheln 36 f* lang. Ihre Breite betrug ohne Stachebi 42 p, mit ihnen 68 « und am Isthmus 13 n*. Von den gefundenen Flagellaten gehörte Dinobryon cyliudricum var, divergens (Imhof) Lemm. zu den mehr gespreizten als buschigen Sommerformen. Die Einzelgehäuse glichen den Abbildungen bei PASCHER (12) Heft 2, pag. 78, Fig. 127 a-d. Auch ein Peridinium war im Plankton des Wigrysees sehr spärlich vertreten. Wegen Mangel an Material konnte ich mich aber von der Anordnung und Zahl der Apikaiplatten nicht genau überzeugen ; deshalb bin ich über die Identität dieses Peridiniums mit dem vom LEMMERMANN (6) pag. 676, Abb. pag. 651, Fig. 21— 28 noch im Zweifel. Die Form der Zelle, ihre Maße und die Anordnung und Gestalt der Platten auf der Vorder- und Hinterseite stimmen mit I^MMERMANN's An- gaben gut überein, aber durch deutliche Areolierang der Tafeln er- innert es an die Var. areolatum Lemm. mehr, als an den Typus, dessen Platten mit gewundenen, oft verzweigten Leisten besetzt sind. Länge und Breite der von mir beobachteten Exemplare betrugen 46 a*. Bemerkenswert für das Plankton des Wigrysees ist das in den untersuchten Proben mehrfache Vorkommen von solchen Mikro- organismen, die sich auf Pflanzen und Tieren mit schwebender Lebensweise ansiedeln. Ich habe sie anderen Ortes (15) als P 1 a n k - tonepibionten bezeichnet und versucht, die bis dahin be- kannten zu einer systematisch-biologischen Übersicht zusammen- zustellen. Bei den meisten dieser Vereinigungen ist es noch nicht Schwebepflanzen aus dem Wigrysee bei Suwalki in Polen. 263 möglich, zu sagen, ob wir es mit Parasitismus oder mit Symbiose im eigentlichen Begriffssinne oder mit anderen noch unbekannten Biocoenosen zu tun haben. Gleichzeitig mit mir hat PASCHER (16) auf die Notwendigkeit hingewiesen, diesem Zusammenleben von Epibionten uid Planktonten, das bisher wenig berücksichtigt worden ist, eine größere Beachtung zu schenken. Er bezeichnet eine Vereini- gung von Blaualgen mit Bakterien oder Flagellaten als Bakterio- oder Monadosyncyanosen. Ferner fand er solche zwischen einer Anabaena und einer Chroococcacee, nämlich dem Cyanodictyon endophyticuin Pascher, sowie zwischen einer Grünalge (vielleicht einem Dictyosphaerium, d. Verf.) und einer Chamaesiphonacee, der Cyanotlieca longipes Pascher. Die Blau- wie die Grünalge dieser Vereinigungen können wegen ihres Farbstoffes als Sauerstoffproduzenten für ihren Symbionten mehr oder weniger in Betracht kommen, während er in seiner Gallert der Alge einigen Schutz bietet, wie dies bei der als ., Raumparasit" bekannten Anabaena Azollae Strasburger der Fall ist. Bei Bakteriosyncyanosen können die Spaltpilze auch von den Zerfallprodukten der Hüllgallerte leben, denn es ist eine oft auf- tretende Tatfache, daß die ; die der Kolumnen I— IV geben jeweils 272 Peter Stark: den mittleren Zuwachs pro halbe Stunde wieder, und ferner liegen die Werte von I und II unmittelbar vor, die von III und IV unmittel- bar nach der Reizung. Die Vergrößerungsverhältnisse wurden so ge- wählt, daß im Falle der Krümmung der Unterschied zwischen Bogen Tabelle IV. Wachstum von Agrostemmakcimlmgan (1,5— 2 cm) vor und nach der Kontaktreizung (Kork 20 mal ; 24° C. dunkel). Zahl der Einzel- pflanzen Mittl. Länge d. Zone Mittl. Zuwachs vor der Reizung Mittl. Zuwachs nach der Reizung I II ' III IV Reihe I 10 15 32,72 33,17 6,4 6,8 5,5 6,8 gereizt 9,6 10,5 10,5 10,9 und Sehne vernachlässigt werden konnte1). Ich bemerke noch, daß die Einzelversuche, die hier zu Mittelwerten verarbeitet werden, nicht etwa willkürlich herausgegriffen sind, und daß auch sie schon genau die- selbe Gesetzmäßigkeit zeigen. Diese Gesetzmäßigkeit besteht darin, daß schon die erste Ablesung nach der Reizung eine erhebliche Wachstumsbeschleunigung zeigt, die auch in der zweiten halben Stunde mit unverminderter Stärke anhält. In vielen Fällen macht sich die Wachstumsbeschleunigung schon vor dem Eintritt der Krümmung bemerkbar. Sie beträgt im Durchschnitt 70 %, in einzelnen Experi- menten kann der Betrag wesentlich höher sein, während sich aus- nahmsweise dann und wann die Krümmung abspielt, ohne daß das Wachstum in merkbarer Weise beeinflußt wäre, Aber solche Schwan- kungen um den mittleren Betrag sind ja bei allen physiologischen Prozessen zu erwarten. Wie die Tabelle IV erweist, zeigen auch die Experimente der Reihe I und II jede nur wünschenswerte Ueberein- stimmung. Unsere Versuchsdaten besitzen allerdings eine Unvollkommen- heit : sie erstrecken sich bloß auf die erste Stunde nach der Reizung, und wir erkennen nicht, wie der Prozeß ausläuft. Deshalb sei hier ein Einzelversuch angeführt, bei dem sich die Beobachtung über eine längere Zeitspanne hinauszog. Der Fall ist in Abb. 1 graphisch dargestellt. Wir sehen, wie hier die Wachstumsbeschleunigung nach einer Stunde mit 200 % ihren Höhepunkt erreicht, sich eine halbe Stunde auf diesem Niveau erhält und dann im Verlaufe einer. Stunde wieder ausklingt. Wir erhalten dadurch eine vollständig *) Die Marken befanden sich durchweg auf der Mittellinie, nicht etwa auf der gereizten Flanke. Über den Einfluß von Kontaktreizen usw. 273 symmetrische Kurve. Die Reaktion setzte in der zweiten halben Stunde ein, und auch der gesamte Krümmungsausgleich fiel noch in die Phase des beschleunigten Wachstums. Daraus folgt, daß sich Agrostemma vollständig an das Verhalten der Ranken anschließt. Ob das für alle anderen Arten gilt, und ob nicht auch Fälle vorkommen, wo das mittlere Wachstum gleichbleibt oder gar verlangsamt wird, bedarf natürlich noch näherer Untersuchung. 150 h 100 /u 50 /u g00 930 JQ00 JQ30 JJ^OO 1^30 J200 1230 Abb. 1. Wachstumskurve von Agrostemma bei Kontaktreizung ( x ). Die Ordi- naten bedeuten den Zuwachs pro halbe Stunde. II. ITeber das Erschlaffen von Keimlingen bei einseitigem Reiben. Es wurde eingangs erwähnt, daß sich die Verhältnisse kompli- zieren, wenn man die Versuche nicht im Dampfraum, sondern in trockener Luft anstellt. Bei 60 % Feuchtigkeit sind die Störungen noch so gering, daß sie bloß bei sehr starkem einseitigen Reiben in die Augen fallen. Bei 40 % Dampfsättigung jedoch — und ein solcher Betrag wurde bei den folgenden Experimenten sowohl im Hellen als auch im Dunkeln angewendet — schreitet die Erschlaffung vielfach derartig fort, daß die Keimlinge vollständig haltlos zu Boden sinken. Dieser Vorgang ist es, mit dem wir uns nun näher zu be- schäftigen haben. 1. Der allgemeine Verlauf des E r s c h 1 a f f u n g s - v organges. Die Erschlaffungskrümmungen können ebensowohl durch ein- seitiges als auch durch beiderseitiges starkes Reiben erzielt werden. 274 Peter Stark: Im ersten Falle wendet sich die Krümmung" stets der gestrichenen Flanke zu. Bei leichteren Reaktionen, bei denen sich das Erschlaffen noch nicht stark bemerkbar macht, kann also der Eindruck einer haptotropischen Krümmung erweckt werden. Deshalb wurden im folgenden stets zwei opponierte Flanken mit Kork gerieben; das Überwiegen erfolgt dann in irgendeiner beliebigen Richtung und endet im extremen Fall mit einem vollständigen Niederlegen des Keimlings. Gegenüber den Kontaktkrümmungen ist zu bemerken, daß 1. die günstigste Phase für Welkungskrümmungen erst dann eintritt, wenn der beste Zeitpunkt für haptotropische Reaktionen vorüber ist, 2. daß die Welkungskrümmungen bloß durch sehr starkes Reiben erzielt werden können, und 3. daß keinerlei Beziehungen bestehen zwischen dem Grad der Kontaktempfindlichkeit und der Neigung zu Erschlaffungsprozessen. Die erste Tatsache wird illustriert durch Tabelle V. Die Kontaktkrümmungen bei Helianthus kommen am schärfsten bei einer Höhe der Keimlinge von 6 cm Tabelle V. Helianthus beiderseits mit Kork gerieben (24° C; dunkel). — Die eingeklammerten Zahlen bedeuten die leicht erschlaff- ten, die nicht eingeklammerten die vollständig überhängenden Keim- linge. Höhe der Pflanzen Streich- zahl Zahl der Indiv. Reaktionsbild nach 0,5 St. 1,0 St. 2 St. 8 St. 24 St. 48 St. Reakt. in o ca 8 cm 100 100 ca. 10 cm 100 100 ca 12 cm 60 50 ca. 15 cm 50: 50- 11 11 8 7 0 1(2) 1(2) 4 0 0 0 0 1(2) 1(2) (1) (1) — 2(4) 4(1) 1(1) 1 — 4(1) 6 6 5 1 (4) 0 27 75 86 Tabelle VI. Keimstengel beiderseits mit Kork gerieben (dunkel und hell). Versuchs- pflanze Höhe der Keiml. Kultur und Versuch im Dunkeln Zahl der Ind. Reaktionen nachj^6.3-^^ '/.>St. 1 St. 2 St. o/ Kultur und Versuch im Hellen Zahl Reaktionennach der Ind. V9 St. 1 St. 2 St. Reakt in o Agrostemma Linum . . Vaccaria Sorghum ca. 6 cm 22 9 (2) 12(4) 16 73 13 ca. 5 cm 12 5 6 6 50 26 >♦ 11 7 7 7 64 17 ca. 3 cm 22 11 14(5, 19 86 — 1 3 (1) 0 1 3(3) 0 1 4(4) 1 8 31 6 zum Ausdruck. In diesem Alter lassen sich merkbare Welkungs- krümmungen durch- starkes Reiben überhaupt noch nicht erzielen. Diese setzen vielmehr erst bei einer Höhe von 10 cm ein. Je weiter Über den Einfluß von Kontaktreizen usw. 275 nun das Wachstum fortschreitet, desto häufiger werden die Reak- tionen, und desto länger dauert es, bis der Ausgleich eintritt. Bei Helianthus kommt es gewöhnlich nur so weit, daß die Kotyledonen gerade die Erde berühren. Viel ausgeprägter sind die Reaktionen bei Agrostemma; hier sinken die Stengel oft vollständig um (Abb. 2), hängen schlaff über den Topfrand herunter, und manch- mal beginnt sogar die Oberfläche zu schrumpfen und sich in Falten zu legen. Man würde es wirklich nicht für möglich halten, daß solche Keimlinge noch mit dem Leben davonkommen, und doch richten sich die meisten über Nacht auf, so daß sie am nächsten Morgen wieder vollständig straff dastehen. Ob das Umsinken eintritt, ent- scheidet sich meist in der ersten halben Stunde. Hat der Prozeß be- gonnen, dann schreitet er sehr rasch fort, so daß man die Bewegung Kr a- Abb. 2. Erschlaffungskrümmungen von Agrostemma nach starkem beider- seitigem Reiben; a total, b lokal gerieben. oft mit dem Auge verfolgen kann. Je stärker die Erschlaffung aus- gefallen ist, desto länger dauert es, bis ein Wiederausgleich einsetzt, und vollständig umgefallene Keimlinge bleiben gewöhnlich erst einige Stunden liegen, ehe sie ihre Turgeszenz wiedererlangen. Ahnliche Versuchsergebnisse wie bei Agrostemma erhiel tich mit Vaccaria, Linum, Sinapis, Sorghum und Cannabis (Tabelle VI) ; dagegen verliefen die Experimente mit Hordeum, Triticum, Avena und Bidens negativ. Daß der derbe Helianthus reagiert, während der zarte Bidens straff bleibt, zeigt an, daß die Dicke des Objektes nicht unter allen Umständen den Ausschlag gibt ; hier machen sich eben noch besondere Faktoren geltend. Daß etiolierte Keimlinge bessere Resultate geben als solche, die im Lichte herangewachsen sind, ist nicht weiter verwunderlich 276 Peter Stark: (Tabelle VI). Bringt man etiolierte Keimlinge ans Licht, dann geht mit jedem weiteren Tag die Zahl der Welkungskrümmungen zurück. So erhielt ich bei einer Serie mit Agrostemma am ersten Tage 59 am zweiten 39 % und am fünften 8 ",, Reaktionen. Ein paar Worte müssen noch über den Erfolg von lokalem Reiben gesagt werden. Auch hierbei tritt Erschlaffung ein, aber der Erschlaffungsprozeß bleibt unter allen Umständen streng lokalisiert, gleichgültig ob man an der Spitze oder an der Basis gerieben hat. Im ersten Falle hängt bloß der Spitzenteil unter scharfem Winkel über (Fig. 2b), im zweiten sinkt zwar oft der ganze Stengel zu Boden, aber schlaff wird nur die geriebene Zone und der obere Teil wird bloß passiv wie an einem Gelenk umgeklappt. Dies ist ein ganz wesentlicher Unterschied zu den Kontaktkrümmungen, die meist einen bis mehrere Zentimeter über den Angriffsort hinausgreifen. Solche Versuche mit lokaler Reibung wurden mit übereinstimmendem Erfolg bei Agrostemma, Linum, Vaccaria und Sorghum ausgeführt. Bei Helianthus jedoch war kein Erfolg zu verzeichnen. 2. Beobachtungen m i t de m H o r i z o n talmikrosko p. Es war zu erwarten, daß die geschilderten Welkungsyorgänge im Gegensatz zu den haptotropischen Krümmungen von einer Ver- kürzung der Keimstengel begleitet sind. Daß dem tatsächlich so ist, trat in entsprechenden Beobachtungen mit dem Horizontalmikro- skop klar zutage. Darüber sollen im folgenden einige Daten gegeben werden, die ich Herrn cand. rer. nat. RÖBER verdanke. Keimlinge von Agrostemma wurden in einem hellen Versuchsraum großgezogen, jedoch unter schwarzen Pappzylindern, die nur zum Zwecke der Markierung, Reibung und Ablesung entfernt wurden, so daß das Material etioliert war; markiert wurden mehrere Zonen in verschie- dener Stengelhölle. In allen drei angeführten Beispielen ging die Erschlaffung so weit, daß die Keimlinge welk am Boden lagen. Tabelle VII. 50 mal einseitig gerieben Höhe 4 cm, 25 ° C. (Die Zahlen geben die Länge der Zonen in den entsprechenden Zeit- abschnitten wieder; ein Skalenteil - 0,0455 mm). Zone Ent- fernung von der Spitze Länge der Marken in Skalenteilen 1030 H30 1230 330 350 430 530 630 815 320 (tags darauf) I II ni 5 mm 8 mm 15 mm 63 67 65 64,5 59 66 66,6 60,6 66,5 76 66 67 a 8 '■4 U SC 74 64 66,5 67 61 64,5 69,5 60 65 71 61 65 71,5 61,5 66 79 65 66 Erschlaffung Aufrichtung Über den Einfluß von Kontaktreizen usw. 277 Tabelle VIII. 50 mal beiderseitig, Höhe 5 cm, 18 ° C. Zone Ent- fernung von der Spitze Länge der Marken in Skalenteilen 1150 1245 360 520 830 1010 (tags darauf) I II III IV V VI 5 mm 7 mm 15 mm 17 mm 27 mm 29 mm 39 37 34 54 44 42,5 d CD CD CD 37,5 35 32 64 38,5 35,5 32,5 53 39 38 39 36,5 32,5 53,5 39,5 39 43 37 33,6 54,5 42 41,5 49 43 34 55 44 42,5 Erschlaffung- Aufrichtung Tabelle IX. 50 mal beiderseitig, Höhe 4,5 cm, 18 ° C. Zone Ent- fernung von der Spitze Länge der Marken in Skalenteilen 1110 1140 1210 1240 510 545 605 H45 (tags darauf) I II III IV 3 mm 5 mm 13 mm 15 mm 44 39,5 46 47 44,5 40 46 47 44,5 40 46 47 44,5 40 46 47 49 43,5 46 47 a CD CD CD bß 49 43 44,5 45 48 42,5 43 43,5 61 50 46 47 Erschlaffung avif recht Ein Blick auf die Tabellen zeigt, daß die Verkürzung den ganzen Stengel umfaßt, also auch in jenen Fällen, wo die Basis ausgewachsen ist. Im extremen Falle beträgt sie etwa 10 %. Das entspricht etwa dem Betrag, den die Kontraktion erreicht, wenn der Stengel künst- lich abgetötet wird. Es besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen Verkürzung und Erschlaffung; die ersten Zeichen der Aufrichtung machen sich dann bemerkbar, wenn die Marken wieder anzuwachsen beginnen. Aber mitunter dauert es einen ganzen Tag, bis die ur- sprüngliche Länge wieder erreicht wird. 3. Versuche mit Schütteln, Biegen und Stoßen. Die bisherigen Daten gestatten es noch nicht, sich ein festes. Urteil über die Kausalität des Erschlaffens zu bilden. An sich bieten sich zunächst zwei Möglichkeiten. Entweder handelt es sich um einen Reizprozeß, der bedingt ist durch das aktive Auspressen von Wasser analog den Cynareenstaubfäden. Die Erscheinung des Er- schlaffens würde sich dann an die seismonastischen Phänomene angliedern und auf einer Linie stehen mit den Krümmungen, die geschüttelte Sprosse ausführen (HOFMEISTER, KERNER; 6, 8). Oder aber es handelt sich lediglich darum, daß durch das Reiben 278 Peter Stark-. oberflächliche Wachsschichten entfernt werden, und daß das Welken also bloß die mechanische Folge eines zu heftigen Transpirations- verlustes ist. Träfe das erstere zu, dann müßten sich dieselben Er- scheinungen auch mit solchen Eingriffen erzielen lassen, durch welche die Wachsschichten in keiner Weise angetastet werden. Um diese Frage aufzuhellen, wurden folgende Versuchsreihen angestellt: 1. Keimlinge wurden 1—2 Minuten heftig geschüttelt, so daß die Stengel vielfach regelrecht hin- und hergeschleudert wurden. 2. Keimlinge wurden 100 mal an den Kotyledonen gestoßen, so daß das Hypokotyl (bzw. die Koleoptile) in schwingende Bewegung geriet. 3. Keimlinge wurden vorsichtig an den Keimblättern gepaekt und dann 50—100 mal kräftig hin und her gebogen. Diese Versuche erstreckten sich auf Agrostemma, Avena, Bidens, Cannabis, Heliantlws, Linum, Sinapis, Triticum und Vaccaria. — Obwohl zu diesen Experimenten, die im Hellen und im Dunkeln ausgeführt wurden, mehrere hundert Individuen verwendet wurden, verliefen sie vollständig ergebnislos. Nie kam es zu auffälligen Krüm- mungen (abgesehen natürlich von den durchs Biegen mechanisch auf gezwängten) und nicht ein einziger Keimling ist umgefallen. Daraus folgt, daß das Erschlaffungsphänomen nicht in der angegebe- nen Weise erklärt werden kann. Damit soll freilich nicht gesagt sein, daß das Schütteln und Stoßen gänzlich ohne jeden Einfluß auf den Turgeszenzzustand sind. Leichtere Schwankungen, die sich mit feineren Methoden vielleicht nachweisen ließen, die aber für die vorliegenden Erscheinungen bedeutungslos wären, sind keineswegs ausgeschlossen . 4. Versuche im d a m p f g e s ä 1 1 i g t e n R a u m e. Ist die Erschlaffung tatsächlich bloß durch gesteigerte Tran- spiration bedingt, dann darf man erwarten, daß die Erscheinung im dampfgesättigten Raum ausbleibt. Dies ist nun tatsächlich auch der Fall. Ich führe hier nur einen Versuch an. 1 1 Keimlinge von Agrostemma wurden beiderseits mit Kork 50 mal gerieben und sofort unter die Dampfglocke gestellt. Nach zwei Stunden waren alle Individuen vollständig gerade. Nun wurde von sechs Keimlingen die Glocke abgenommen..— Schon nach kürzester Frist waren sie ins- g esamt erschlafft, sie richteten sich aber alle sechs über Nacht wieder auf, so daß sie am nächsten Morgen wieder vollständig straff da- standen. Die anderen fünf Keimlinge blieben über Nacht unter der Glocke stehen, und erst dann wurden sie aus dem Dampf räum ent- Über den Einfluß von Kontaktreizen usw. 279 fcrnt. Und nun bot sich der unerwartete Anblick, daß diese Keim- linge sehr rasch zu Boden sanken, obwohl sich ihre Leidensgenossen, bei denen die Glocke schon am Vortage entfernt worden war, längst wieder erholt hatten. Worauf dieser Unterschied beruht, wird später noch erklärt werden. Offenbar ist es für die Wiedererlangung der Turgeszenz nicht gleichgültig, in welchem Milieu sich, die Versuchs- pflanzen befinden. In einem reziproken Experiment wurden acht Agrostemma- Keimlinge an der Luft beiderseits 100 mal gestrichen. Nach einer halben Stunde waren sie alle erschlafft. — Nun gelangten sie sämtlich in den Dampfraum. In einer Stunde standen alle gerade. Tags darauf wurde die Glocke wieder entfernt. Nun sank die ganze Serie wieder um. Bis zum nächsten Tage hatten sich, an der Luft wieder 6 auf- gerichtet, 2 Keimlinge waren tot. Man hat es also in der Hand, durch den Wechsel der Luft- feuchtigkeit je nachdem Aufstehen oder Umsinken der Keimlinge zu veranlassen und kann sich das köstliche Schauspiel bereiten, einer ganzen Serie von Versuchspflanzen einen beliebigen Rhythmus von Auf und Nieder zu diktieren. Bei einem Keimling von Vaccaria wurde dieses Verfahren 4 mal nach der einen und der anderen Rich- tung wiederholt; dann wurde der Versuch abgebrochen. Aber ich zweifle nicht daran, daß das Experiment noch mehrmals geglückt wäre. Man muß nur Sorge tragen, daß der Aufenthalt in der Luft nicht zu lange andauert, weil sonst die Vorgänge zum Siege gelangen, die den Transpirationsverlust rückgängig machen. Ich erv ahne noch, daß Cannabis und Sinapis sich ähnlich verhalten. 5. Einfluß des Gießens auf den Erschlaffungs- prozeß. Man kann den Transpirationsverlust noch in ganz anderer Weise entgegenarbeiten, als es bisher geschehen ist, und zwar durch reichliches Begießen. Daß die Bodenfeuchtigkeit tatsächlich von hohem Einfluß auf die Erschlaffungsvorgänge ist, erkennt man sehr bald, wenn man Vergleichsserien mit trockener und feuchter Erde ansetzt. Im ersteren Falle lassen sich die Welkungserscheinungen durch beiderseitiges Reiben viel rascher und ausgiebiger erzielen. Es verdiente aber noch die Frage Beachtung, wie nachträgliches Begießen auf erschlafft nicderliegende Keimlinge wirkt. Wie aus den früheren Angaben zu ersehen ist, erheben sich solche Individuen, wenn man sie sich selbst überläßt, erst nach mehreren Stunden. Diese Zeit kann man nun ganz erheblich abkürzen. Zwei Keimlinge 280 Peter Stark: von Agrostemma, die durch starkes Reiben zu Boden gesunken waren, wurden nun stark gegossen. Schon nach 10 Minuten begannen sich beide mit sichtbarer Geschwindigkeit zu erheben, und nach einer halben Stunde standen sie wieder aufrecht. Ein ähnlicher, wenn auch nicht immer so ausgeprägter Erfolg wurde auch in anderen Fällen erzielt. Auffallend ist dabei die Kürze der Zeit, die eine sehr hohe Steiggeschwindigkeit in den Wasserleitungsbahnen voraussetzt. Um zu ermitteln, ob dieselben Erscheinungen auch bei normal gewelkten Keimlingen auftreten, wurden Kulturen von Agrostemma. Vaccaria, Bidens und Sinapis (etwa 4—6 cm) absichtlich längere Zeit nicht gegossen, bis die Pflanzen umsanken; dann wurden sie reich- lich mit Wasser versehen. Der Erfolg ist aus Tabelle X zu erkennen. Eingeklammerte Zahlen bedeuten die Individuen, bei denen das Aufrichten noch im Gange ist. Abgesehen von Sinapis, das etwas träger reagiert, erfolgt die Wiedererlangung der Turgeszenz so rasch, daß die überwiegende Mehrzahl nach einer halben • Stunde schon wieder gerade steht. Daraus können wir den Schluß ableiten, daß die Pflanze imstande ist, ihre Transpirationsverlustc unter geeigneten Bedingungen sehr rasch wieder zu decken. Tabelle X. Aufrichten niederliegender Keimlinge beim Begießen (dunkel) . Versuchspflanze Zahl der Indiv. Es haben sich erhoben nach 10' 20' 30' 60' 120' Agrostemma Githago Bid - ns tripartitus Vaccaria paroiflora Sinapis alba . . 32 5 10 19 (19) 1 (1) (6) (1) 6 (19) 1 (3) 2 (6) (3) 25 (2) 1 (4) 3 (5) (5) 28 4 (1) 9 (1) 4 (4) 28 4 (1) 9 (1) 6 (3) 6. Der Einfluß des Wrachsüberzuges auf die W e 1 kungskrümmungen. Alle bisherigen Feststellungen drängen zu der Annahme, daß die Erschlaffungserscheinungen bloß die Folge einer plötzlichen Transpirationssteigerung sind, und zwar müssen wir uns die Sache so vorstellen: Durch das mechanische Reiben wird die Wachsschicht, welche die Keimstengel oberflächlich überzieht, abgekratzt und da- durch wird die Durchlässigkeit für Wasser in hohem Maße erhöht Erfolgte das Streichen bloß einseitig, dann kommt natürlich eine Krümmung nach der von dem Eingriff betroffenen Flanke zustande; andernfalls bestimmen zufällige Momente die Richtung des Um- sinkens. Diese Deutung sollte nun in verschiedener Weise geprüft werden. Über den Einfluß von Kontaktreizen usw. 281 Zunächst wurde das Korkftäbchen durch einen Glasstab ersetzt, der mit Kakaobutter überzogen war. Es war ja anzunehmen, daß in diesem Falle die Wachsschicht geschont oder sogar eine dünne Fettlage aufgetragen wurde. Versuche mit Agrostemma, Linum und Helianthus ergaben denn auch, daß trotz sehr heftigen beiderseiti- gen Reibens keinerlei Erschlaffungskrümmungen auftreten. Übereinstimmende Ergebnisse wurden mit einer anderen Versuchsmethode erzielt. Keimlinge von Agrostemma, Helianthus, Linum und Sorghum wurden beiderseits stark mit Kork gerieben und dann sofort mit einer dünnen Schicht von Vaseline überstrichen, um das entfernte Wachs zu ersetzen. Auch hier blieb jeder Er- folg aus. Aber es erwies sich als wünschenswert, noch greifbarere Be- weise für das Abkratzen des Wachsüberzuges zu erbringen. Sehr schöne Resultate erzielte ich hier mit der Kobaltprobe. Dabei ging ich so vor: die Keimlinge wurden an einer Flanke stark gerieben, und dann wurde mit der Hand ein kleines Streifchen Kobalt papier möglichst fest angelegt. Natürlich empfahl es ?ich für diese Methode, mit derben Objekten zu arbeiten. Es ergab sich, daß in vielen Fällen schon nach Bruchteilen einer Minute sehr auffällige Reaktionen zutage traten, und zwar in Form eines deutlichen scharf umschriebe- nen roten Strichs, der die geriebene Stelle kennzeichnete. Er wurde nun zunächst die Streichzahi bestimmt, die erforderlich' ist, um nach 30 " eine sichere Reaktion hervorzurufen. AI? Stufen wurden 20-, 50-, 100- und 150-maliges Streichen gewählt. Die Resultate gibt Tabelle X wieder. Wie man erkennt, genügt bei Vicia Faba schon Tabelle X. Reaktion mit Kobaltpapier nach einseitigem Reiben. (Die Zahlen in Klammern bedeuten schwache Reaktion.) Versuchspflanze Art der Aufzucht Zahl der Iadiv. In 30 ' reagierten nach der Streichzahl 150 100 50 20 Helianthus annuus Lupinus albus . . Phaseolus vulgaris „ multiflorus Ricinus communis Vicia Faba . . . hell 13 1 4 dunkel 13 3 4 5 hell 1 — — 1 dunkel 7 2 1 2 2 J» 11 — _ hell 11 — — — 8 1 2 2 11 11 •die Streichzahl 20, um bei allen Individuen den gewünschten Erfolg zu erreichen. Etwas träger sind die Reaktionen bei Helianthus, und am Ende der Linie stehen Phaseolus multiflorus und Lupinus albus. Immerhin verdient Beachtung, daß die Kobaltprobe bei 282 Peter Stark: allen daraufhin geprüften Arten zu ein« m Ergebnis führte. Daß die Rötung in einem Falle schon bei geringem, im anderen erst bei sehr häufig wiederholtem Streichen zutage tritt, bereitet dem Verständ- nis keine Schwierigkeit, denn es ist sehr wahrscheinlich hier die Wachsschicht nur ganz oberflächlich aufgelagert, während sie dort auch die Zellwand selbst in ausgiebigerem Maße imprägniert.1) Eine nähere Untersuchung würde hier vielleicht einen engeren Zusammen- hang zwischen der Ausbildung der Wachsschichten und der Neigung zu Erschlaff ungskrümmungen aufdecken. Möglicherweise versagen manche Arten bloß infolge ihrer weitgehenden Warhsimprägnation. Es lag nun nahe, zu untersuchen, ob die Kobaltreaktion im Laufe der Zeit wieder verschwindet. Daß eine Regeneration der Wachs- schichten stattfindet, wird ja durch die Tatsache wahrscheinlich gemacht, daß die Keimlinge sich bis zum nächsten. Tage aufzurichten pflegen. Deshalb wurden Keimlinge, die nach einseitigem Reiben eine sichere Reaktion gegeben hatten, in längeren Intervallen wiederum der Kobaltprobe unterzogen. Es erwies sich, daß tatsächlich bei einem Teil der Individuen die Rötung im Laufe der Zeit ausklingt. (Tabelle XL) Allerdings bedarf es hierzu meistens mehrerer Tage. Die Keimlinge richten sich also auf, ehe die Reaktion verschwunden ist. Aber es ist ja wohl zu verstehen, daß schon ein unvollständiger Ersatz der Wachsschicht genügen kann, die zum Vollzug des Auf- richtens notwendige Turgorerhöhung herbeizuführen. Dafür spricht Tabelle XL Rückgang der Kobaltprobe bei längerer Beobachtung. (Die Zahlen in Klammern bedeuten schwache Reaktion.) Versuchspflanze Art der Aufzucht Zahl der Indiv. Zahl der positiven Reaktionen nach 1 Tg. 2 Tgn. 3 Tgn. 4 Tgn. 8 Tgn. ILUanthus annuus Lupinus albus Vicia iaba hell 8 5 (2) 3 (4) 1 (5) 1 (+) dunkel 8 3 (2) 2 (3) — 1 (1) hell «I — — 2 0 dunkel 4 — (3) — 0 hell 11 4 (6) 4 (6) — 6 dunkel 11 8 (2) 8 (2) 8(2) 8(2) (4) 8 (2) auch die Tatsache, daß die Kobaltreaktion häufig bei Süvichzablen gelingt, die noch lange kein Erschlaffen zur Folge haben. Erwähnt mag noch werden, daß bei Vicia Faba die Regeneration im Dunkeln viel schwerer erfolgt als am Tageslicht. Noch eine weitere Frage war der Untersuchung mit der Kobalt- reaktion zugänglich. Wir sind früher der eigentümlichen Tatsache *) So liegen die Verhältnisse bei den Versuchen Garreaü's mit Blättern. (5, vgl. auch 3a). Über den Einfluß von Kontaktreizen usw. 283 begegnet, daß Keimlinge, die in trockener Atmosphäre gerieben wurden und umgesunken sind, sich über Nacht wieder aufrichten Beugt man dagegen dem Erschlaffen dadurch vor, daß man die Ver- suchspflanzen sofort in den dampfgesättigten Raum bringt, dann kann man den Welkungsvorgang noch nach 24 oder 48 Stunden nachträglich auslösen, wenn man die Glocke abnimmt. Das legt die Vermutung nahe, daß im Dampfraum die Regeenration des Wachs- überzuges unterbleibt. Daß dem wirklich so ist, geht aus den Ver- gleichsexperimenten der Tabelle XII hervor. Keimlinge von Helian- thus, die im Hellen herangezogen waren, wurden solange gerieben, bis die Kobaltreaktion deutlich zutage trat ; dann wurden die einen an trockener Luft (40 %) stehen gelassen, die anderen in den Dampf - räum gestellt. Hierauf wurde in 24-stündigen Intervallen die Kobalt- probe erneut vorgenommen. Bei der Serie an trockener Luft ergab sich ein ständiger Rückgang, bis am siebenten Tage die letzte Reaktion verschwand. Bei den Keimlingen im dampfgesättigten Räume bot die Untersuchung einige Schwierigkeit, da der Stengel mit Feuchtig- keit beschlagen war. Deshalb wurden die Pflanzen nach dem Heraus- nehmen oberflächlich mit der notwendigen Vorsicht abgetupft und dann erst mit Kobaltpapier behandelt. Daß nicht etwa durch das Abwischen Wachs entfernt worden war, ging aus dem Umstand hervor, daß auch hier die Reaktion als sehr scharfer Strich zutage trat. Und das war, was für uns wesentlich ist, bei allen Individuen Tabelle XII. Ausfall der Kobaltreaktion in trockene Luft und im Dampf räum. Versuchs- Medium Dach dem Reiben Zahl der Indiv. anfängt pos. Reakt. Zahl d. posit. Reaktionen nach pflanze 2 Tg. 3 Tg. 4 Tg. 5 Tg. 6 Tg. Helianthus trock. Luft Dampfraum 13 16 13 16 4(9) 16 2(7) 16 2(5) 16 (3) 16 0 16 noch am letzten Versuchstage der Fall. Von einer Regeneration war also gar nichts zu bemerken. Der Ausfall dieses Versuches legt die Frage nahe, ob im Dampf- raum die Bildung von Wachsüberzügen überhaupt gedämpft wird. Ein Transpirationsschutz ist hier ja nicht erforderlich, und so wäre es verständlich wenn die Pflanze vom Standpunkt der Material- ersparnis aus mit der Wachsproduktion haushälterisch zurückhielte. Solche Keimlinge mußten allerdings beim Übergang in trockene Luft ebenso erschlaffen, wie solche, deren Wachsschicht durch Reiben ± weitgehend entfernt wurde. Um dies zu ermitteln, wurden Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 19 284 Peter Stark; die Keimpflanzen verschiedener Arten im Dampfraum großgezogen und, nachdem sie die erforderliche Höhe erreicht haben, in trockene Luft gestellt. Nun traten bei einer Reihe von Individuen ganz die- selben Erschlaffungserscheinungen auf, denen wir auch bei ein- seitigem Reiben begegnet sind. Davon legt Tabelle XIII Zeugnis ab. Einige Besonderheiten verdienen indessen Beachtung. Daß Bidens und Avena nicht welkten, entspricht dem Verhalten gegen- über einseitigem Reiben; dagegen fällt auf, daß Hordeum, welches durch Streichen mit Kork nicht /.um Umsinken gebracht werden kann, ein positives, Siuapis und Vaccaria dagegen ein fast völlig negatives Ergebnis liefern. Das mag an den offenbar nicht ganz vergleichbaren Yersuchsbedingungen liegen, denn im einen Fallt haben wir es mit einer mechanischen Verletzung der Wachsschichten, im anderen mit einer regulatorhchen Unterdrückung zu tun, die in ganz anderer Weise verlaufen kann, wie das grobe Abreiben. Daß aber tatsächlich im Dampfraum die Wachsbildung gehemmt wird, läßt sich aus der Tatsache ersehen, daß die Kobaltprobe nach einseitigem Reiben viel leichter gelingt, wenn man zu dem Ver- suche Keimlinge, die im Dampfraum aufwuchsen, verwendet. Tabelle XIII. Erschlaffungskrümmungen beim Übergang in trockene Luft. Versuchspflanze Art der Aufzucht Zahl der Individ. Zahl der Ersehlaffuiigs- krümmungen nach 30 60' 90' 120' Agrostemma Cfithago . >» » • Avena seit Iva . . . Bidens tripartitus . . Cannabis sativa . . Heliantkus annuus v >• Hordeum vulgare Linum ussita Ussimu m Sinapis alba . . . . Vaccaria parviflora hell dunkel hell dunkel 12 20 1(1) 5 6(1) 6 7 6 20 li 0 (i 15 0 0 0 12 8 5(1) 3 6(1) 6 6(1) 6 20 4 7i3) 4 S (2) 4 9 0) 4 16 20 3(3) 0 4 (2) 0 4 121 0 32 1 1 1 I 0 0 6(1) 6 9(1) 4 4(2) 0 1 Es sei noch ganz kurz darauf hingewiesen, 1. daß Lichtkulturen ebenso reagieren wie dunkel gehaltene. 2. daß diejenigen Keimlinge, die bei dem Übergang in trockene Luft nicht spontan erschlaffen, sehr leicht durch Streichen dazu veranlaßt werden können (sowohl im Hellen als auch im Dunkeln), und 3. daß das spontane Umsinken genau denselben Gesetzen folgt wie das durch Reiben hervorgerufene. Es wird bei längerem Aufenthalt in trockener Atmosphäre von selbst rückgängig gemacht, und man kann auch hier durch periodischen Über den Einfluß von Kontaktreizen usw. 285 Wechsel der Luftfeuchtigkeit ein wiederholtes Pendeln zwischen Steigen und Fallen hervorrufen. (Abb. 3.) 7. Bestimmung des Transpirationsverlustes. Es ergab sich als letzte Aufgabe, den Transpirationsverlust nach dem Reiben womöglich quantitativ zu fassen. Zu dem Zwecke wurden Keimlinge von Helianthus in kleinen Präparatengläschen von etwa 4 cm Höhe und 1,5 cm Durchmesser kultiviert. Hatten die Versuchspflanzen die gewünschte Höhe erreicht, dann wurde die Erdoberfläche mit einer Schicht Kakaobutter abgedichtet, und dann das Ganze auf die Wage verbracht. Durch Vorversuche Abb. 3. Keimling von Helianthus: a unmittelbar nach der Entfernung aus dem Dampfraum; b eine Stunde in trockener Luft; c Rückgang der Krümmung bei erneutem Aufenthalt im Dampfraum. wurde ermittelt, daß die Transpiration unter normalen Verhältnissen äußerst regelmäßig abläuft. Das ist aus der obersten Zeile der Tabelle XIV zu ersehen. Pro halbe Stunde erhält man einen Mittelwert von 11,3 bis 11,4 mg. In den Einzelversuchen kann dieser Betrag beträchtlich höher oder niedriger sein, für uns ist aber wesentlich, daß bei ein und demselben Keimlinge die Schwankungen meistens bloß + 1 mg betragen. Um eine Vorstellung davon zu geben, in wel- chem Verhältnis der Transpirationsverlust zu dem Keimlingsgewicht steht, bemerke ich noch, daß das mittlere Gewicht von 1 1 Keimlingen 0,8005 g betrug. Nach diesen vorläufigen Feststellungen wurden nun die Keimlinge einer verschiedenen Behandlung ausgesetzt ; 19* 286 Peter Stark: sie wurden — stark mit Kork gerieben, ferner mit Kakaobutter stark gerieben, geschüttelt oder gestoßen, aber immer erst, nachdem zuvor in zwei halbstündigen Ablesungsintervallen der normale Tran- spirationsverlust bestimmt war. All diese Versuchsreihen sind in Tabelle XIV zusammengestellt. Das Ergebnis ist folgendes: Beider- seitiges starkes Reiben mit Kork zieht eine sofortige Steigerung der Transpiration um etwa 80 % nach sich ; bei 50 maligem einseitigen Tabelle XIV. Helianthus, Transpirationsverlust. 15° C, 40", Feuchtigkeit. Zahl der Indiv. Mittlerer Transpirationsverlust pro halbe Stunde (in Milligr.) II Art der Behandlung III IV 9 9 6 6 9 6 11,4 11,8 10,4 10,4 10,7 10,0 11,5 11,5 11,1 11,2 13,0 13,5 11,3 11,4 kein Eingriff Kork 50 mal gerieben beiderseits 10 einseitig Kakaobutter 50 mal gerieben beiderseits 2 Minuten geschüttelt lOOmal gestoßen (Kotyledonen) 11,3 18,9 13,9 12,0 11,8 13,5 10,9 11,4 17,2 14,0 11,0 11,0 13,5 11,4 Reiben ist dieser Betrag etwa halb so groß, und bei der Streichzahl 10' ist ein Erfolg nicht mehr wahrzunehmen. Die Serien mit Stoßen, Schütteln und Streichen mit Kakaobutter wurden bloß ausgeführt, um unsere früheren Beobachtungen zu kontrollieren. Ein Einfluß auf die Transpiration war nicht zu erwarten und ist auch tatsächlich in keinem Falle zutage getreten. Es wäre natürlich von Interesse gewesen, zu ermitteln, wie rasch die durch Reiben erzielte Transpirationssteigerung wieder zurückgeht. Die Wägung hätte also über einen oder mehrere Tage ausgedehnt werden müssen. Da sich aber bei längerer Dauer d< s Versuchs auch bei nicht behandelten Keimlingen Schwankungen einstellen, die wohl gleichzeitig durch das Wachstum, das Abfallen der Samenschale und das Trocken werden der Erde bedingt sind, so habe ich von einer Entscheidung dieser Frage abgesehen. Dagegen wurden die Versuche nach einer anderen Richtung ausgedehnt. Nach dem Verhalten von Keimlingen, die im Dampfraum aufgewachsen sind und in trockene Luft gestellt werden, war zu erwarten, daß solche Individuen in der trockenen Atmosphäre einen stärkeren Transpirationsverlust erleiden als solche, die in wasserdampfarmer Luft groß geworden sind. Die Wägungen haben diese Vermutung auch durchaus bestätigt (Tabelle XV); in der ersten halben Stunde ist die Wasserabgabe bei den dem Dampfraum entnommenen Keimlingen etwa doppelt so groß als bei den Vergleichspflanzen. Allerdings setzt dann ein Über den Einfluß von Kontaktreizen usw. 287 Tabelle XV. Transpirationsveiiust in trockener und in dampf- gesättigter Luft aufgezogener Keimlinge. Art der Behandlung Zahl der Indiv. Mittl. Transpirationsverlust pro halbe Stunde I 11 III IV V Dauernd in trockener Luft Aus Dampf räum in trockene Luft . . 14 9 11,4 mg 21,8 „ 11,8 mg 17,7 „ 11,8 mg 15.8 „ 11,4 mg 14,2 „ 13,5 mg ■sehr schneller Rückgang ein, und schon nach 2,5 Stunden ist das Übergewicht nur noch unbedeutend. Diese sich in so kurzer Zeit abspielende Dämpfung ist wohl eine Folge davon, daß die meisten Keimlinge sehr rasch welken: der osmotische Druck steigt in ent- sprechendem Tempo an und arbeitet der Transpiration immer stärker entgegen. Das anfängliche Plus hingegen ist nach den früheren Feststellungen so zu deuten, daß die im Dampf räum nur mäßig entwickelte Wachsschicht beim Übergang in trockene Atmosphäre soviel Wasserd?.mpf durchläßt, daß die Turgeszenz nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. III. Zusammenfassende Beinerkuugen. Die vorstehenden Untersuchungen haben zu dem Ergebnis geführt, daß durch Streichen von Keimstengeln zweierlei durchaus verschiedene Erscheinungen ausgelöst werden können : 1 . K o n - t a k t k r ü m m u n g e n und 2. Welkungskrü m m unge n. Die Kontakt krümmungen gelangen rein zum Ausdruck, wenn man im dampf gesättigten Räume arbeitet. Im Gegensatz zu den Welkungskrü mmungen können sie auch durch Reiben mit einem Kakaobutterstäbchen hervorgerufen werden. Unterscheidend ist •dann ferner, daß sich die haptotropischen Reaktionen in der schon früher geschilderten Weise (12) über die Angriffsstelle hinaus aus breiten. Und daß wir es hier mit einem typischen Reizvorgang zu tun haben, geht aus der Tatsache hervor, daß sich der Krümmungs- prozeß unter einer sehr erheblichen Wachstumsbeschleunigung ab- spielt. Als mittleren Betrag erhielten wir 70 %, doch kann in ex- tremen Fällen die Steigerung 200 % betragen. Im einzelnen herrschen hier dieselben Verhältnisse, die FlTTING für die Ranken nachge- wiesen hat. (4.) Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang, daß neuerdings auch bei Droserotentakeln eine Wachstumsbeschleuni- £ung als Folge des Berührungsreizes ermittelt worden ist. (7.) Es besteht also bei den verschiedenartigsten Organen in dieser Hinsicht 288 Peter Stark: Übereinstimmung Jedoch liegt es gar nicht außer dem Bereich der Wahrscheinlichkeit, daß sich bei weiterem Suchen auch Fälle linden werden, wo die haptotropische Krümmung bei gleichbleibender oder gar gedämpfter mittlerer Wachstumsgeschwindigkeit erfolgt. Ein solches Verhalten wäre vor allem dort zu erwarten, wo der Hapt<>- tropismus noch keinem ökologischen Prozeß nutzbar gemacht ist. Unsere Feststellungen beziehen sich ja vorläufig bloß auf Agrostemma. Im Gegensatz zu den haptotropischen Reaktionen vollziehe]) sich die Erschlaffungskrümmungen bloß in trockener Luft. Sie werden auch nur bei älteren Keimlingen und nur durch sehr starkes Reiben erzeugt. Erfolgt das Streichen bloß auf einer Flanke, dann Wendel sich die Krümmung dem Angriffsorte zu, sonst erfolgt sie regellos. Häufig endet der Vorgang damit, daß die Keimlinge vollständig welk zu Boden sinken, mitunter sogar schrumpfen. Trotzdem be- ginnen sie sich nach einigen Stunden oder einem Tag ohne äußere Einwirkung zu erheben. Durch mannigfache Versuchsvariationen konnte der Nachweis erbracht werden, daß wir es hier nicht etwa mit einem seismonasti- schen Prozeß zu tun haben, und daß auch keine Übereinstimmung mit den Krümmungen besteht, die bei vielen Sprossen durch Schütteln erzeugt werden können und wohl als primitive Fälle von Seismonastie anzusehen sind. Denn längeres Schütteln, Biegen und Stoßen an den Kotyledonen ist wirkungslos, ebenso starkes Reiben mit einem Kakaobutterstäbchen. Ein Erfolg tritt bloß dann zutage, wenn der Keimstengel mit einem rauhen Gegenstand gestrichen wird. Es konnte gezeigt werden, daß das wirksame Agens hierbei die ober- flächliche Entfernung von Wachsschichten ist. Dadurch wird die Kutikula für Wasserdampf durchlässiger, und die Pflanze transpiriert so stark, daß sie zu welken beginnt. Daß dem tatsächlich so ist, läßt sich durch die Kobaltreaktion (fast sofortige Rötimg an der geriebenen Stelle) und durch Wägungen feststellen. Die Wasser- abgabe wird durch starkes Reiben um beinahe 100 ",, gesteigert, dagegen war ein Einfluß von Schütteln, Biegen und Stoßen auf die transpiration mit der Wage nicht zu ermitteln. Diese Tatsache steht im Widerspruch zu den Angaben verschiedener Forscher (BA- RANETZKY, BURGERSTEIN, EBERDT, KOHL, WIESNER), die bei den verschiedensten erwachsenen Pflanzenteilen eine oft sehr starke Steigerung der Transpiration bei Erschütterungen fanden. (1, 2, 3, 9, 17.) Doch handelt es sich hierbei durchweg um Organe, die ent- weder Spaltöffnungen besitzen oder einen schützenden Wachsüberzug entbehren. Dagegen stimmt die Beobachtung, daß das Abschaben des Wachsüberzuges die Wasserabgabe befördert, in schönster Weise Über den Einfluß von Kontaktreizen usw. 289 mit Messungen, die GARREAU und TSCHIRCH an Blättern angestellt haben, überein (5, 14). Natürlich stehen die geschilderten Erschlaf lüngsreaktionen in engster Abhängigkeit von dem Wässerdampfgehalt der Luft. Sie können durch das Verbringen der Keimlinge in den Dampfraum in kürzeste]- Frist wieder rückgängig gemacht werden, und man kann der Pflanze durch entsprechendes Abnehmen und Aufsetzen der Glocke einen festen Rhythmus von Umsinken und Geradstrecken aufprägen. Das erinnert an die durch Turgorschwankungen bedingten Erschlaffungskrümmungen, die SHREVE neuerdings bei verschie- denen Kakteen beobachtet hat. (11.) Wie schon erwähnt, erfolgen bei einseitigem Reiben die Erschlaffungskrümmungen in einer be- stimmt festgelegten Ebene. Wir haben es hier mit einem künstlich geschaffenen Mechanismus, und zwar mit einem ausschließlichen Transpirationsphänomen zu tun. Aber es liegt gar nicht außer dem Bereiche der Möglichkeit, daß einmal in der freien Natur hygro- nastische Reaktionen aufgedeckt werden, die auf derselben Mechanik, d. h. Unterdrückung der Wachsbildung auf der einen Flanke, beruhen. Der Ausgleich der Erschlaffungsreaktionen, der durch Ver- bringung in den Dampfraum sofort herbeigeführt werden kann, erfolgt gewöhnlich auch spontan in der trockenen Atmosphäre, aber erst nach viel längerer Zeit. Dieser Rückgang steht zweifellos, mit der Regeneration der Wachsschichten im Zusammenhang. Daß eine solche wirklich stattfindet, läßt sich mit der Kobaltreaktion erweisen. Die Kobaltreaktion einer lokal geriebenen Stelle geht bei Helianthus sehr bald zurück und ist nach wenigen Tagen bei allen Individuen erloschen. Die Pflanze vermag also dem schädlichen Eingriff in wirksamer Weise entgegenzuarbeiten. Übereinstimmende Beobachtungen hat übrigens auch TITTMANN an Stengeln von Ricinus communis, Rubus biflorus und Macleya cor data gemacht (13). Bei den letzteren beiden Objekten ist sogar ein wiederholter Ersatz der Wachsschichten zu erreichen. Weitere Angaben über ent- sprechende Vorgänge bei Blättern und Früchten finden sich bei DE BARY (1 a). Die soeben gelieferten Daten über Regeneration beziehen sich indes nur auf Keimlinge, die an trockener Luft weilen. Daß im Dampfraum besondere Verhältnisse obwalten, ergab sich aus Ver- suchen, bei denen geriebene Keimlinge zur Verhütung des Welkens in die dampfgesättigte Atmosphäre gestellt wurden. Bei der Weg- nahme der Glocke nach 1 oder 2 Tagen sanken sie noch nachträglich um, zu einer Zeit also, wo sich entsprechend behandelte Individuen in trockener Luft längst wieder aufgerichtet haben Die Kobalt- 290 PETER STARK: Über den Einfluß von Kontaktreizen usw. probe ergab nun, daß bei Helianthus auch noch nach viel längerem Verweilen im Dampfraum kein Wiederersatz des Wachsüberzugs stattfindet. Das gilt jedoch nicht bloß von der Regeneration, sondern auch von der erstmaligen Bildung der Wachsschichten, die im Dampf- raum eine starke Dämpfung erleidet. Hier ist die Tatsache anzu- führen, daß Keimlinge, die im Dampfraum aufwuchsen und in trockene Luft übertragen werden, vielfach spontan umsinken, und daß sich bei ihnen durch Reiben Kobaltreaktionen und Welkungskrümmungen viel leichter erzielen lassen, als bei Yergleichsindividuen, die in trockener Luft groß gezogen wurden ; damit im Einklang steht der beim Wechsel des Milieus anfänglich zutage tretende, quantitativ sehr bedeutende Wasserverlust. Die Wachsbildung wird also im Dampf räum, wo die Pflanze keinen Nutzen aus ihr zieht, unter- drückt. Diese Erscheinung ist vom biologischen Standpunkt aus leicht verständlich und stimmt mit einigen Beobachtungen von VOLKENS (15, 16) überein, nach denen die Kutikularisierung und Wachsbildung bei verschiedenen Pflanzen (Polygonum amphibium, Capparis spinosa) von den Standortsbedingungen abhängig ist. Es wäre eine dankenswerte Aufgabe, zu untersuchen, wie weit solche Anpassungsvorgänge, die sich leicht experimentell fassen lassen, in der Natur verbreitet sind. Literatur. 1. BARANETZKY: Über den Einfluß einiger Bedingungen auf die Transpira- tion der Pflanzen. Bot. Zeitg. 30. 1872. la. DE BARY : Über die Wachsüberzüge der Epidermis. Bot. Zeitg. 30. L872. 2. BüRGERSTEIN, A.: Die Transpiration der Pflanzen. Jena. 1904. 3. EBERDT, 0. Die Transpiration der Pflanzen. Marburg. 1889. 3a. Eder: Untersuchungen über die Ausscheidung von Wasserdampf bei den Pflanzen. Sitzb. d. K. K. Ak. d. Wiss. Wien. Math. nat. Kl. 72. 1876. 4. FlTTlNG, H. Untersuchungen über den Haptotropismus der Ranken. Jahrb. f. wiss. Bot. 38. 1902. 5. GARREAU : Recherches sur l'absorption et l'exhalation des surfares aeri- riennes des plantes. Ann. d. scienc. nat. Bot. 3 ser. 13. 1849. 6. HOFMEISTER: Über die Beugungen saftreicher Pflanzenteile nach Er. schütterung. Jahrb. f. wiss. Bot. 2. 1860. 7. HOOKER, H. : Physiological observations on Drosera rotundifolia. Bull. Torrey Bot. Club. 43. 1916. 8. A. v. KERNER : Pflanzenleben. 2. Bd. Leipzig. 1891. 9. KOHL : Die Transpiration der Pflanzen. Braunschweig. 18S6. 10. PFEFFER: Pflanzenphysiologie. 2. Aufl. 2. Bd. Leipzig. 1904. 11. Shreve, Ed.: An investigation of the causes of autonomic movements in sueculent plants. The plant world. 18 1915. CLARA Zollikofer: "Über die Wirkung der Schwerkraft usw. 291 12. STARK, P. : Experimentelle Untersuchungen über das Wesen und die Ver- breitung der Kontaktreizbarkeit. Jahrb. f. wiss. Bot. 57. 1916. 13. TlTTHANN : Beobachtungen über Bildung und Regeneration des Periderms der Epidermis, des Wachsüberzugs und der Cuticula einiger Gewächse, Jahrb. f. wiss. Bot. 30. 1897. 14. A. TsCHlRCH, A. : Über einige Beziehungen des anatomischen Baus der Assimilationsorgane zu Klima und Standort. Linnaea. 43. 1880/2. 15. VOLKENS : Zur Kenntnis der Beziehungen zwischen Standort und anato- mischem Bau der Vegetationsorgane. Jahresb. des K. bot. Gartens zu Berlin. 3. 1884. 16. VOLKENS : Flora der ägyptisch-arabischen Wüste. Berlin 1887. 17. WlESNER : Grundversuche über den Einfluß der Luftbewegung auf die Transpiration der Pflanzen. Sitzb. d. K. K. Akacl. d. Wiss. Wien. Math. nat. Kl. 96. 1888. 28. Clara Zollikofer: Über die Wirkung der Schwer- kraft auf die Plasmaviskosität. (Eingegangen am 23. März 1917). (Vorläufige Mitteilung.) (Mit 1 Abbildung im Text.) In einer kürzlich erschienenen Arbeit1) behandelten G. und F. WEBER die Frage einer Einwirkung der Schwerkraft auf die Viskosität des Protoplasmas. Ihre Befunde und weiteren Schlüsse ließen eine Nachprüfung wünschenswert erscheinen, die ich auf Anregung von Herrn Geheimrat HABERLANDT und mit seiner liebenswürdigen Unterstützung ausführte. G. und F. WEBER bedienten sich der HElLBRONNschen Me- thode2), die zur Bestimmung der Plasmaviskosität die Messung ■der Sinkgeschwindigkeit beweglicher Stärkekörner in der lebenden Zelle benutzt. An geotropisch gereizten Schnitten aus Epikotylen von Phaseollis multiflorus untersuchten sie die Statolithenzellen auf eine Änderung ihrer Plasmazähigkeit hin.3) Sie fanden in den 1) Wirkung der Schwerkraft auf die Plasmaviskosität. Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. LVII, 1916. 2) Heilbroxx, A., Ueber Plasmaströmungen und deren Beziehung -zur Bewegung umlagerungsfähiger Stärke. Diese Ber. Bd. XXX, 1912. — Zustand des Plasmas und Reizbarkeit. Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. LIV, 1914. 3) Bezüglich Einzelheiten ihrer Methodik muß ich auf die Originalarbeit verweisen. 292 Clara Zollikofer: meisten Fällen kürzere Fallzeiten, somit eine Herabsetzung der Plasmaviskosität, in den geotropisch gereizten Zellen gegenüber unge- reizten Kontrollschnitten. Eine Viskositätsverringerung glauben sie auch bei Übertragung aus länger andauernder geotropisch» r Reizlage (Schnitte aus phototropisch gekrümmten Keimlingen; in die stabile Ruhelage festgestellt zu haben. An gekrümmten Keim- lingen beobachteten sie in den Zellen der Stengelunterseite eine stärkere Herabsetzung der Viskosität als oberseits. Auf Grund dieser Ergebnisse betrachten sie eine Verringerung der Plasmaviskosität als die erste Reaktion auf jede Veränderung einer gewöhnten Lage und als primäres Glied in der geotropischen Reizkette1) und ziehen weitere Schlüsse auf die Geoperzeption am Klinostaten, in der stabilen und labilen geotropischen Ruhelage, und über die Unabhängigkeit der Geoperzeption von der Verlagerung der Statolithenstärke.2) Ich folgte bei der Nachprüfung genau der angegebenen Methode, mit der einzigen Abweichung, daß ich die Reizung, bzw. Beobachtung erst mindestens 30 Minuten (statt 15) nach Herstellung der Schnitte begann, da in der Regel nach 15 Minuten die durch den Wundschock bewirkte Plasmastarre noch nicht völlig zurückgegangen war. Zur Beobachtung kamen nur Zellen mit möglichst gleichmäßiger Um- lagerungsfähigkeit der Stärke, und in einer Zelle stets ein und das- selbe Korn. Da trotzdem die Fallgeschwindigkeiten sich als sehr schwankend erwiesen, nahm ich die Messungen stets an fünf verschie- denen Zellen desselben Schnittes vor, an jeder Zelle sechs Messungen, um Fehler infolge individueller Abweichungen der Viskositätswerte in einzelnen Zellen möglichst zu eliminieren. Bei der geringen Zahl der WEBERschen Beobachtungen erscheint eine zufällige Über- einstimmung ihrer Resultate nicht ausgeschlossen. Deshalb führte ich eine bedeutend größere Anzahl von Versuchen für mehrere ihrer Versuchsreihen durch, und zwar mit P/zöseo/us- Keimlingen aus Samen verschiedener Zucht. Doch erhielt ich in keinem Falle ein- deutige Ergebnisse, die den Schluß auf einen kausalen Zusammenhang zwischen geotropischer Reizung und Veränderung der Plasmaviskosi- tät zulassen würden. Bei der angewandten Methode divergieren die Fallzeiten in verschiedenen Zellen ein und desselben Schnittes ebenso stark oder stärker als diejenigen von gereizten und ungereizten Schnitten. Aus den je fünf beobachteten Zellen eines gereizten und eines unge- reizten Schnittes läßt sich ebensowohl ein Paar herausgreifen, das 1) a. a. (). S. 176. 2) a. a. (). S. 185 f. Über die Wirkung der Schwerkraft auf die Plasmaviskosität. 293 die WEBERschen Ergebnisse bestätigt, wie eines, das sie widerlegt, oder eines, das annähernd gleiche Werte für den gereizten wie den ungereizten Zustand aufweist. Ein Beispiel aus Versuchsreihe I mag dies erläutern. Die drei Zahlengruppen jeder Horizontalreihe sind gewonnen an je drei verschiedenen Zellen desselben Schnittes.1) T a b eil e 1 ■ Reizdauer 30 Minuten. Fallstrecke 23 p. I TI tu a § a 3 nach Rotation amKlino- staten 12.0 11.4 13.2 11.4 16.0 11.6 32.8 22.4 30.6 26.8 30.6 26.4 19.2 20.2 21.0 20.8 19.4 21.0 D O P L » 'lK 3 nach Reizung in Horizon- tallage 16.8 21.2 17.2 17.0 17.0 16.6 24.2 23.2 20.6 21.0 24.6 18.6 24.0 20.2 21.4 25.6 18.2 17.2 ohne vorherige Reizung 24.0 18 6 25.2 21.0 22 6 208 17.4 18.0 18.0 20.4 20.2 21.0 24 2 19.0 19.0 18.2 21.8 24.0 Die Berechnung von Durchschnittswerten aus diesen Zahlen ergab in einigen Fällen Übereinstimmung mit den WEBERschen Be- funden, in ebensovielen ein gegenteiliges Resultat. Das wichtigste Er- gebnis aber war, daß diese Mittelwerte nicht der Ausdruck einer „typi- schen Reihe" sein können, da der Durchschnittsfehler viel zu groß ist2) ( 1 3 — 28 %) . Es ist also durchaus unzulässig, die an verschiedenen Zellen gemessenen Werte mit einander zu vergleichen, noch weniger die an verschiedenen Schnitten erhaltenen, wie G. und F. WEBER es taten. Schon HEILBRONN3) betont, daß man ,,auf einem Schnitt von geeigneter Dicke nur ganz wenig Zellen findet, welche die normale Umlagerungsfähigkeit ihres Inhaltes bei- behalten haben". Diese allein aber können zuverlässige Werte ab- geben. Aus den WEBERschen Zahlen muß geschlossen werden, daß bei ihren Untersuchungen auch die mancherlei Übergangs- stufen von geringfügigster Sinkbewegung bis zu normaler Fall- geschwindigkeit der Stärke zur Beobachtung kamen. Dies mußte 1) Die mir zur Verfügung stehende Stoppuhr zeigte bis Fünftelsekunden genau an. 2) Kauffmann, A., Theorie und Methoden der Statistik. Tübingen 1913. S.68 1. 3) a. a. O. S. 362. 294 Clara Zollikoi-er : natürlich zu Irrtümern führen. Auch die B e o b a c h t u n g ver- schiedener Stärkekörner derselben Z e 1 1 e , wie sie bei WEBER vermutet werden muß, da sie „womöglich nicht nur ein und dieselbe Zelle, sondern auch ein und dasselbe Korn"1) beobachteten, ist unzulässi g. Denn auch Körner von ziemlich übereinstimmender Größe und Form weisen oft Diffe- renzen in der Fallgeschwindigkeit auf. Unerklärlich ist mir, daß G. und F. WEBER P 1 a s m astr ö m u n g e n „nur in den alier- seltensten Fällen"1) bemerkten, während sie nach meinen Erfahrungen bei Phaseolus zwar wenigei störend als bei anderen Versuchspflanzen, aber immerhin noch recht häufig auftreten und sicherlich als Fehler- quelle in Betracht kommen. Endlich kann an verschiedenen Stellen derselben Zelle das Protoplasma eine ganz ungleiche Zähigkeit be- sitzen, die sich öfters bis zu völliger Starre2) in einem Teil der Zell« steigert, so daß unbedingt die Fallzeitmessungen alle in der gleichen Zellregion vorgenommen werden müssen. Dies ist ein weiterer Punkt, der in der WEBERschen Arbeit nicht berücksichtigt wurde. Der WEBERschen Erklärung für den auf- und absteigenden Verlauf vieler FallzeHkurven3) kann ich nicht beipflichten, da ich diesen regelmäßigen Verlauf stets dort beobachtete, wo schwache Plasma- strömungen oder intrazellulare Differenzen in der PJasmaviskosität vorhanden waren, nicht aber bei Zellen mit ganz gleichmäßiger Fall- bewegung der Stärkekörner. Eine Bestätigung der gegen ihre Methode zu erhebenden Ein- wände geben nun aber G. und F. WEBER selbst in ihrer vorläufigen Mitteilung über eine weitere Arbeit4), die erschienen ist, als die vorliegenden Untersuchungen schon zum Teil abgeschlossen wann Die Verfasser modifizierten nämlich ihre frühere [Methode genau in der Richtung, wie sie die hier besprochenen Fehlerquellen ver- langen.5) Dieselben methodischen Forderungen müssen aber natür- lich für die Untersuchung der Plasmaviskosität in ihrer Abhängigkeit von der Schwerkraft gelten. Ich möchte sie noch dahin ergänzen, daß n u r Versuchsano r d n u n g e n zulässig sind, bei denen es möglich ist, alle Me?su n g e n a n e in u n d demselben S t ä r k e k o r n d u rchzuf ü h r e n. 1) a. a. (). S. 133. 2) Im Sinne Heilbroxxs. S. Zustand des Plasmas und Reizbarkeit S. 375. 3) a. a. (). S. 171 ff. 4) Die Temperaturabhängigkeit der Plasmaviskosität. Diese Ber. Bd. XXXIV, 1917, Heft 10. 5) a. a. O. S. 840. Über die Wirkung der Schwerkraft auf die Plasmaviskosität. 295 Es war natürlich von Interesse, einige der WEBERschen Ver- suche auch noch unter strenger Berücksichtigung all dieser Forderun- gen nachzuprüfen. Ich führte dies in der Weise aus, daß ich am ungereizten Schnitt rasch eine Anzahl von Messungen machte und dann das Mikroskop vertikal stellte, ohne die Einstellung zu ver- ändern, so daß das beobachtete Stärkekorn im Gesichtsfeld blieb, während der Schnitt in horizontale Lage kam. Nach bestimmter Reizdauer wurde das Mikroskop wieder umgeklappt und die Beob- achtung am gleichen Stärkekorn fortgesetzt. In entsprechender Weise reizte ich Schnitte in der Inverslage und maß hierauf am gleichen Stärkekoni die Fallzeit aufs neue. Bei beiden Versuchs- anordnungen erhielt ich ganz übereinstimmende Werte für den gereizten wie den ungereizten Zustand. Ein Beispiel mag dies zeigen- Tabelle II. Reizdauer 20. Minuten. Fallstrecke 11,5^. Fallzeit der Stärkekörner in Sekunden ungereizt nach Reizung in Horizontallage 7.0 7.8 7.8 8.2 7.0 7.0 7.0 7.2 6.8 1Ä 6.8 7.0 7.2 6.8 6.8 6.8 6.6 7.6 8.0 7.2 Auch mit dieser bedeutend exakteren Arbeitsmethode lassen, sich also die WEBERschen Befunde nicht bestätigen. Deshalb unter- nahm ich die Nachprüfung noch auf einem anderen Wege. Ich ging: dabei aus von der Überlegung, daß so große Differenzen in der Fall- zeit der Stärkekörner, wie sie von WEBER gemessen worden waren , notwendig auch bei einer Umlagerung der State lithen- stärke im unverletzten Stengel zutage treten müßten, wenn dieser nach geotropischcr Reizung fixiert wird, ehe die Umlagerung vollständig ist. Sind in verschiedenen Zellen von den Stärkekörnern ungleich große Strecken zurückgelegt worden, so haben wir darin ein Maß für die Verschiedenheit der Plasmaviskosität. Orientierende Versuche zeigten, daß im unverletzten Stengel in den wenigsten Zellen alle Stärkekörner gleich rasch fallen; meistens eilen einzelne Körner oder kleinere Gruppen voraus, wie es sich auch mit der HE1LBRONN- schen Methode beobachten läßt, und erreichen lange vor den übrigen die physikalisch untere Wand. In vielen Zellen haftet sogar nach einer 4 — 6 Minuten andauernden Inverslage noch die Mehrzahl der Stärkekörner an der phvsikalisch oberen Wand. Auch hier doku- mentiert sich eine weitgehende Verschiedenheit der Plasmaviskosität in verschiedenen Zellen. Da die von den einzelnen Stärkekörnern zurückgelegten Strecken so stark untereinander differieren, so- lassen sich die Unterschiede in der Viskosität des Protoplasmas nicht unmittelbar aus dem anatomischen Bilde ablesen. Einen Maßstab 296 Clara Zollikofer: für diese bietet aber die Entfernung des am raschesten gesunkenen Stärkekorns jeder Zelle von der physikalisch oberen Wand, sofern das betreffende Korn noch nicht die untere Wand erreicht hat. Die Messung des zurückgelegten Weges an einer größeren Anzahl von Zellen müßte also Differenzen zwischen verschiedenen Stengelteilen bezüglich ihrer Plasmaviskosität unmittelbar zum Ausdruck bringen. Ich führte diese Untersuchung zunächst an phototropisch gekrümmten Keimlingen von Phaseolus multiflorus und Helianthus aniuuis aus, bei denen nach den W'EBERschen Befunden eine geringer* Viskosität in den Zellen der Stengelunterseite gegenüber denen der Oberseite zu erwarten war, überdies eine Herabsetzung der Viskosität im gekrümmten, in geotropischer Reizlagc befindlichen Stengelteil gegenüber dem basalen ungekrümmten Teil. Hier wird der Einwand 40 35 □ n Individuen sind Monosporangien vorhanden, die Sporen der antheri- dientragenden sind indessen membranlos und einkernig, die Sporen der nicht -antheridientragenden dagegen membranbekleidet und (zwei-) vier- oder bisweilen mehrkernig. Die Monosporangien sind demnach von zwei verschiedenen Arten, und ich trage kein Be- denken, die Sporangien der antheridientragenden Individuen als Oogone und ihre Sporen als Eier zu bezeichnen, in ähnlicher Weise wie es ja schon REIXKE getan hat. Die Sporangien, die membran- bekleidete, vieikernige Sporen besitzen, sind mit den Monosporangien bei Haplospora homolog. Meiner Meinung nach haben wir bei Tilopteris einen regel- mäßigen Generationswechsel in ähnlicher Weise wie bei Haplospora und Scaphospora, d. h. einen Wechsel zwischen einem Sporophyten und einem Gametophyten, zwischen einer diploiden und einer haploi- den Generation. Die Vierkernigkeit der Sporen der Monosporangien deutet darauf hin, daß in diesen Sporangien eine Reduktionsteilung vonstatten geht. Die Gattungen Tilopteris und Haplospora (Scaphospora) sind miteinander nahe verwandt. REINKE (1889, S. 157) ist sogar der Auffassung, daß man Haplospora mit Tilopteris vereinigen und also Haplospora globosa als Tilopteris globosa bezeichnen könnte. Heterospora Vidovichii. In bezug auf die Organisation dieser Alge verweise ich auf die Untersuchungen von BORNET (1891, S 363) und KUCKUCK (1895. S. 290). Nur die wichtigeren Angaben möchte ich wiedergeben. In vegetativer Hinsicht unterscheidet sich diese Alge von den vorhergehenden dadurch, daß die Zellen nie durch longitudinale Wände geteilt werden; sie nähert sich demnach den Ectocarpus- Arten und ist auch zuerst als ein Ectocarpus beschrieben worden (E. Vidovichii, E. geminatus). Über die Entwicklungsgeschichte und die systematische Stellung usw. 305 Als Fortpflanzungsorgane sind schon seit langem die Mono- sporangien bekannt. Diese sind den Monosporangien bei Haplospora ähnlich, und die Alge ist deshalb von BORNET zu dieser Gattung gestellt worden. Die Sporen von Heterospora sind in ähnlicher Weise wie bei Haplospora membranbekleidet, unterscheiden sich aber von den Haplospora-Spoven dadurch, daß sie nie mehr als einen Zellkern enthalten (KUCKUCK 1895, 'S. 295). Sie keimen schnell und leicht, und können sogar keimen, ehe sie aus den Sporangien entleert sind. In einer Kultur erhielt KUCKUCK außer den Monosporangien auch unilokuläre Sporangien, die mehrere Zoosporen enthielten. Ebenso wie die Monosporen können auch die Zoosporen innerhalb der Sporangien keimen. KUCKUCK betrachtet beiderlei Sporen als ungeschlechtlich. Acinetospora pusilla. Die Alge ist zuerst unter dem Namen Ectocarpus pusillus be- schrieben worden. In vegetativer Hinsicht ist sie Heterospora Vidovichii nicht unähnlich. Ich werde hier nur die wichtigeren An- gaben über die Fort pflanzungs organe mitteilen und verweise übrigens auf die Untersuchungen von BORKET (1891, S. 356) und SAUVA- GEAU (1899, S. 107). Die Alge besitzt dreierlei Fortpflanzungsorgane, nämlich plu- rilokuläre Sporangien, unilokuläre Sporangien und Monosporangien Die plurilokulären Sporangien besitzen besonders große Fächer und dementsprechend große Sporen, die entweder beweglich oder unbeweglich (Zoosporen oder Aplanosporen) sind (vgl. SAUVAGEAU 1899, S. 108). Im allgemeinen sollen sie jedoch unbeweglich sein. Sie keimen leicht, nicht selten schon, während sie noch in den teil- weise entleerten Sporangien eingeschlossen sind (BORNET 1891, S. 358). Die unilokulären Sporangien sind äußerst selten. Sie treten auf denselben Individuen wie die plurilokulären auf. Ihre Sporen sind beweglich oder unbeweglich, und keimen leicht, sogar noch in den Sporangien eingeschlossen (SAUVAGEAU 1899, S. 109). Die Monosporangien kommen auf denselben Individuen wie die pluri- und unilokulären vor. Sie enthalten je eine membran- bekleidete, einkernige Spore (SAUVAGEAU 1899, S. 110). Die Sporen keimen leicht, und in Kultur erhielt SAUVAGEAU Keimlinge, die sich wieder mit Monosporen vermehrten. Nach Sauvageau (1899, S. 117) sind Heterospora Vidovichii und Acinetospora pusilla miteinander nahe verwandt, und er findet es nicht unwahrscheinlich, daß man eines Tages die beiden Arten 306 Harald Kylix : als zwei Varietäten einer und derselben Art betrachten könnte. Zurzeit vereinigt er diese beiden Gattungen zu einer Gruppe, Acineto- sporeae, die er eine Zwischenstellung zwischen Ectocarpus und den Gattungen Tilopteris und Haplospora einnehmen läßt. Die Monosporangien bei Heterospora und Acinetospora vergleicht SAUVAGEAU einerseits mit den Brutknospen der Sphacelariaceen, andererseits mit den Monosporangien bei Tilopteris und Haplospora. In diesem Zusammenhang interessiert uns nur der letztere Gesichts- punkt, und dabei möchte ich hervorheben, daß doch ein großer Unterschied darin liegt, daß die Monosporen bei Heterospora und Aci- netospora einkernig, bei Tilopteris und Haplospora dagegen vier- kernig sind. Meiner Meinung nach sind die Monosporen dieser Algen verschiedenartige Bildungen, die nichts Näheres miteinander zu tun haben. Die einkernigen Monosporen bei Heterospora und Acinetospora stellen, meine ich, eine Art Brutknospen dar, die eine vegetative Vermehrung besorgen, welche außerhalb eines Generationswechsels liegt, die vierkernigen Monosporen bei Tilopteris und Haplospora dagegen besorgen diejenige vegetative Vermehrung, die mit einem- Generationswechsel im Zusammenhang steht. Und ist nun diese Meinung richtig, so können wir nicht behaupten, daß die Acineto- sporeen und die Tilopterideen, soweit wir sie bisher kennen, eine nähere Verwandtschaft miteinander zeigen. Christocarpus tencllus . Diese Alge ist von KUCKUCK (1895, S. 305) näher beschrieben worden. Es ist hervorzuheben, daß sie mit einer Scheitelzelle in ähn- licher Weise wie die Sphacelariaceen wächst, daß sie aber keine longi- tudinalen Zellwände besitzt. Als Fortpflanzungsorgane besitzt sie uni- und plurilokuläre Sporangien, die auf verschiedenen Individuen vorkommen. Die mit unilokulären Sporangien versehenen Individuen tragen daneben zweizeilige Brutknospen. Die systematische Stellung dieser Alge ist nicht völlig klar, doch scheint es mir, als ob sie zusammen mit der Gattung Spliacella ohne größere Bedenken zu den Sphacelariaceen gestellt werden könnte. Nach KUCKUCK ist nur ein Merkmal vorhanden, das gegen eine Vereinigung mit den Sphacelariaceen spricht, nämlich, daß die Zellwände nicht wie bei den Sphacelariaceen von Eau de Javelle schwarz gefärbt werden. Gegenwärtig scheint es mir aber am besten, Choristocarpus zu den Sphacelariaceen zu stellen. Mit den Tilop- terideen hat diese Art jedenfalls nichts zu tun. und ist mit den Acineto- sporeen wahrscheinlich auch nicht näher verwandt. Über die Entwicklungsgeschichte und die systematische Stellung usw. 307 Die systematische Stellung der Tilopterideen. Unter den Braunalgen hat TTHL'RE (1855, S. 14) vier Ordnungen -unterschieden, nämlich die Dictyotaceen, die Fucaceen, die Tilop- terideen und die Phäosporeen (vgl. LE JOLIS 1864, S. 16). Die Ord- nung Tilopterideae enthielt nur eine Art Tilopteris Mertensii. Später sind zu dieser Ordnung von verschiedenen Forschern die Gattungen Haplospora {Scaphospora), Heteiospora und Acinetospora hinzu- gefügt worden. Aus dem oben Angeführten geht indessen hervor, daß ich nur die Gattungen Tilopteris und Haplospora als wirkliche Tilopterideen anerkenne, und daß ich die Acinetosporeen (Hetereo- spora und Acinetospora) als mit den Tilopterideen nicht näher ver- wandt betrachte. Die Acinetosporeen sind gegenwärtig am besten unter den Ectocarpaceen einzureihen. Die systematische Stellung der Tilopterideen {Tilopteris und Haplospora) will ich etwas näher beleuchten. Die Tilopterideen haben sich aus den Ectocarpaceen entwickelt, am ehesten aus solchen Formen wie Pylaiella. Longitudinale Zell- wände, die für die unteren Teile des Sproßsystemes der Tilopterideen so charakteristisch sind, finden wir auch in vereinzelten älteren Zellen bei Pylaiella, und das Vorkommen solcher Zellwände braucht demnach nicht für eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen den Tilopterideen und den Sphacelariaceen zu sprechen. In vegetativer Hinsicht stimmen die Tilopterideen ziemlich gut mit den Ectocarpaceen überein. Die Fortpflanzungsverhältnisse sind aber bei den beiden Gruppen sehr verschieden. Die geschlecht- liche Vermehrung geschieht bei den Ectocarpaceen durch eine Kopu- lation von beweglichen Gameten (Isogameten oder weiblichen und männlichen Gameten) , bei den Tilopterideen dagegen durch Eier und Spermatozoiden, die sxh jedoch sicher aus den Gameten der Ecto- carpaceen entwickelt haben. Die ungeschlechtliche Vermehrung findet bei den Ectocarpaceen durch Zoosporen statt, die in den unilokulären Sporangien gebildet worden sind, bei den Tilopterideen dagegen durch vierkernige Monosporen, die in besonderen Mono- sporangien entstehen. Über die Homologie der Monosporangien der Tilopterideen mit den unilokulären Sporangien der Ectocarpaceen ist schon oben gesprochen worden. Die oben erwähnten großen Verschiedenheiten in den Fort- pflanzungsverhältnissen rechtfertigen, daß man die Tilopterideen als eine von den Ectocarpaceen, und damit auch von den Phäo- sporeen, getrennte Ordnung auffaßt. Einige Analogien zwischen den Tilopterideen und den Dictyota- ceen sind schon von REINKE (1889, S. 118) hervorgehoben worden 308 Harald Kylin : Bei beiden Ordnungen haben wir eine geschlechtliche Vermehrung mit Eiern und Spermatozoiden. Die ungeschlechtliche Vermehrung wird bei den Dictyotaceen durch Tetrasporen vermittelt, bei den Tilopterideen dagegen durch vierkernige Monosporen. Wie oben erwähnt wurde, glaube ich aber, daß die Monospore der Tilopterideen mit den vier Tetrasporen der Dictyotaceen homolog ist, und ist diese Vermutung richtig, würden große Ähnlichkeiten in den Fortpflanzungsverhältnissen dieser Ordnungen bestehen, so große sogar, daß hauptsächlich nur die Verschiedenheiten im vegetativen Aufbau uns verhindern, die Tilopterideen den Dictyotaceen zuzu- zählen. Zur Systematik der P h ä o p h y c e e n. In ENGLER und PRAXTL werden die Dictyotaceen von KJELL- MAN als eine besondere Abteilung neben die Phäophyceen gestellt. Die Phäophyceen enthalten zwei Ordnungen nämlich Phaeosporeae, und Cyclosporeae. — Der Xame Cyclosporeae wird zum erstenmal von ARESCHOUG (1847, S. 28) verwendet, scheint dann aber voll- kommen vergessen worden zu sein, bis er wieder von KJELLMAX in ENGLER und PRANTL aufgenommen wurde. OLTMANNS unterscheidet in seiner „ Morphologie und Biologie der Algen" (1904, S. 348) drei Ordnungen: Phaeosporeae, Akineto- sporeae und Cyclosporeae. Die letztere Ordnung enthält zwei Fa- milien: Dictyotaceae und Fucaceae. Meiner Meinung nach müssen wir zurzeit unter den Phäophy- ceen fünf Ordnungen unterscheiden, nämlich Phaeosporeae, Tilop- teridales, Dictyotales, Laminariales und Fucales. Die richtigeren Merkmale möchte ich folgendermaßen zusammenfassen. Phaeosporeae. Geschlechtliche Fortpflanzung durch Gameten, ungeschlechtliche durch Zoosporen. Generationswechsel (noch nicht genügend untersucht) wahrscheinlich vorhanden (vgl. die Untersuchungen von YAMA.NOUCHI über Cutleria und Z anar dinia). Tilopteridales. Geschlechtliche Fortpflanzung durch Eier und Spermatozoiden, ungeschlechtliche durch vierkernige (seltener mehrkernige) Monosporen. Generationswechsel vorhanden; Gametophyten und Sporophyten einander morphologisch gleich. Dictyotales. Geschlechtliche Fortpflanzung durch Eier und Spermatozoiden, ungeschlechtliche durch Tetrasporen. Genera- tionswechsel vorhanden; Gametophyten und Sporophyten einander morphologisch gleich. Laminariales. Geschlechtliche Fortpflanzung durch Eier und Spermatozoiden, ungeschlechtliche durch Zoosporen. Über die Entwicklungsgeschichte und die systematische Stellung usw. 309 Generationswechsel vorhanden; die Gametophyten mikroskopisch klein, die Sporophyten groß und kräftig entwickelt.1) Fucales. Geschlechtliche Fortpflanzung durch Eier und Spermatozoiden, ungeschlechtliche fehlt. Generationswechsel fehlt. Die Individuen sind diploid und mit der Sporophytengeneration der vorhergehenden Ordnungen homolog. Eine nähere Verwandschaft zwischen den Dictyotaceen und den Fucaceen besteht nicht, und sie können deshalb nicht in einer und derselben Ordnung eingereiht werden. Die Eier und Spermato- zoiden der Dictyotaceen sind nicht mit denen der Fucaceen homolog. Die geschlechtlichen Fortpflanzungskörper der Dictyotaceen sind mit den Qameten der Phäosporeen, diejenigen der Fucaceen dagegen mit den Zoosporen der Phäosporeen oder der Laminariaceen homolog. Die Verwandtschaftsverhältnisse der Ordnungen der Phäophy- ceen sind durch folgende Tabelle darzustellen: Fucales Laminariales Dictvotales Tilopteridales Phaeosporeae Upsala, Botanisches Institut, im März 1917. Literaturverzeichnis. Areschoug, J. E., Phyceae Scandinaviceae marin eae. — Nova acta reg. soc. sc. Ups., S. 2, V. 13, Upsala 1847. Brebner, G., On the Classification of the Tüopterideae. — Bristol Naturalist soc. proc. V. 8, 1896—97. Bornet, Ed., Note sur quelques Ectocarpus. — Bull, de la soc. bot. de France, T. 38, Paris 1891. 1) Zu den Laminariaceen gehört auch die Gattung Chorda. In ähn- licher Weise wie bei den Laminariaceen nach den Untersuchungen von Sau- vageau und Kylin entwickeln die Zoosporen von Chorda filum mikrosko. pisch kleine männliche oder weibliche Gametophyten, die Antheridien bzw- Oogonien tragen. Chorda ist früher von verschiedenen Forschern an ver- schiedenen Stellen des Phaophyceensy Sternes eingeordnet worden. 310 Harald ETLIN : Über die Entwicklungsgeschichte usw. K [i i.i.MAX, F. R., Bidrag tili kännedomen om Skandinaviens Ectocai-peer och Tilopterideen, Akadem. afh., Stockholm 1872. Über die Algenvegetation des Murmanschen Meeres. — ■ Nova acta reg. soc. sc. Ups., S. 3, Vol. extra ordinem editum, l'psala 1877. KUCKUCK, P., Über Schwärmsporenbildung bei den Tilopterideen und über Choristocarpus tenellus (Kütz). Zan. — Jahrb. für wiss. Bot., Bd. 28, Berlin 1895. Kvlix, II., Über den Generationswechsel bei Laminar ia digitata. — Sv. bot. Tidskrift, Bd. 10, Stockholm 1916. U- JOLis, A., Liste des algues marines de Cherbourg. — Mem. de la soc. des sc. nat. de Cherbourg, T. 10, Paris 1864. Reixke, J., Ein Fragment aus der Naturgeschichte der Tilopterideen. — Bot. Zeitung, Jahrg. 47, Leipzig 1889. Sauvageau, C, Remarques sur la reproduction des Pheosporees en particulier des Ectocarpus. — Ann. des sc. nat., Botanique, S. 8, T. 2, Paris 1896. — -, Les Acinetospora et la sexualite des Tilopteridees. — Journal de Bo- tanique, T. 13, Paris 1899. ■, Sur la sexualite heterogamique d'une Laminaire (Saccorhiza bulbosüj. — - Compt. rend. de l.Academ. sc, T. 161, Paris 1915. , Sur les gametophytos de deux Laminaires (L. flexicaulis und L. saccharina). —Compt. rend. de lAcadem. de sc, T. 162, Paris 1916. — — , Sur la sexualite heterogamique d'une Laminaire (Alaria esculenta). — Ebenda. •Strasburger, E., Zur Frage des Generationswechsels bei Phaeophyceen. — Bot. Zeitung, Jahrg. 64 (Abt. II), Leipzig 1906. Thuret, G., Recherches sur la fecondation des Fucacees et les antheridies des algues. — Ann. des sc. nat., Botanique, S. 4, T. 3, Paris 1855. Yamanouchi S., The live history of Cutleria. — Bot. Gaz., V. 54, Chicago' 1912. The live history of Zana.rd.inia. — Bot. Gaz., V. 56, Chicago 1913. J. LÜTKEMÜLLEK: Die Zellmembran und die Zellteilung usw. 311 30. J. L ütk emulier f : Die Zellmembran und die Zellteilung von Closterium Nitzsch. Kritische Bemerkung-en. (Eingegangen am 26. März 1917.) Bei der Durchprüfung des wissenschaftlichen Nachlasses des bekannten, im August 1913 plötzlich verstorbenen, Des- midiaceenforschers Lütkemüller fand sich diese abge- schlossene kleine Notis vor. Sie .erschien mir wichtig genug, veröffentlicht zu werden, da sie zeigt, daß auch bereits viel bearbeitete Fragen, die oft so gerne als restlos gelöst behandelt werden, wie die Teilung der Desmidiaceen, noch lange nicht jene Klarheit haben, die man erhalten zu haben vermeint. Die Notiz ist unverändert wiedergegeben, bis auf einen Satz, der durch den Tod des Forschers gegenstandslos geworden^ ist und deshalb auch weggelassen wurde. Adolf Pascher. Unter dem Titel „Über die Zellwand von Closterium" wurde von C. VAN WISSELINGH eine längere Abhandlung veröffentlicht.1) Sie ist von Interesse, weil der Verfasser die Struktur der Zellwand und die Zellteilung von Closterium in wesentlichen Punkten anders darstellt, als die früheren Untersucher.2) Der Aufor stellt sich den Zellwandbau und die Zellteilung bei Closterium folgendermaßen vor: Die Zellwand ist nicht aus Segmenten (Schalstücken, Quer- binden, Gürtelbändern) zusammengesetzt, sondern einheitlich. Sie besteht aus mehreren Schichten, deren innerste zugleich jüngste zellulosereich ist und vollkommen geschlossen ohne Unterbrechung den Protoplasten umgibt. Darüber lagern ältere Schichten mit gerin- gerem Zellulosegehalt, welche die Zelle nicht vollständig umkleiden, sondern, an den Polen beginnend, mehr oder weniger weit von der Zellmitte entfernt endigen. Die Grenzen dieser Schichten sind in der Flächenansicht durch Ouerlinien markiert, welche bisher als Segment- 1) Sie erschien in: Zeitschr. f. Botanik, 4. Jahrg., Heft 5, 1912. 2) A. Fischer, Über Zellteilung der Closteridien. Bot. Zeit. 1883. — P. Hauptfleisch, Zellmembran und Hüllgallerte der Desmidiaceen. Inaug.- Diss. Greifswald 1888; Mitt. d. naturwiss. Ver. f. Neu- Vorpommern u. Rügen, Jahrg. 20. — J. Lütkemüller, Die Zellmembran der desmidiaceen. F, Cohns Beitr. z. Biologie d. Pflanzen Bd. VIII, 1902. 312 J. Lltkemüller: grenzen angesehen wurden. Als äußerste Hülle überzieht ein sehr dünnes cuticulaähnliches Häntchen die gesammte Oberfläche der Zellwand. Bei der Zellteilung wird an der präformierten Teilungs- stelle eine Scheidewand gebildet, es erfolgt in jeder der beiden Zell- hälften die Ausscheidung einer neuen vollkommen geschlossenen innersten Membranschicht, hierauf nach Spaltung der Scheidewand in zwei Blätter die Durchtrennung der Zellwand an der präformierten Teillingsstelle, endlich die Yorwölbung der jungen Zellhälften und die weitere Ausbildung ihrer Zellhaut. Diese geschieht durch Anlage- rung neuer Membran-Schichten an der Innenseite der zuerst ange- legten Membran. Wenn ich die Ansicht des Autors richtig aufgefaßt habe, so wird — ich ziehe hier nur die gürtelbandlosen Closterien in Betracht — an einer Zelle, welche noch keine Teilung durchgemacht hat (an einem Keimling) die Zellwand, sobald sie vollständig ausgebildet ist, aus einer bestimmten in beiden Hälften gleichen Anzahl von Schichten bestehen. Da nun bei jeder Teilung in der älteren Zellhälfte eine Schicht zuwächst, so müssen beispielsweise an einer Zelle, welche 4 Teilungen absolviert hat, in der älteren Hälfte um 4 Schichten mehr nachweisbar sein, als in der jüngeren. Eine präzise Angabe darüber findet sich in VAN WlSSELINGH. Aufsatz nicht, ich war daher bemüßigt, durch eigene Untersuchung mir Klarheit zu verschaffen. Hierfür wählte ich, um die Arbeit nicht unnötig zu erschweren, wieder die größte bekannte Spezies, Closterium turgidum Ehrb.. subsp. giganteum Nordst., von welcher mir noch etwas trockenes Material zur Verfügung stand. Dasselbe wurde in Wasser durch längere Zeit aufgeweicht, dann mit verschiedenen Ouellungsmitteln behandelt und gründlich ausgewaschen, worauf Färbung mit Rutheniumrot oder die Zellulose reaktion mit Jodjodkalium und Schwefelsäure folgte. Wenn bei der Zellulosereaktion die Schwefelsäure in der richtigen Konzentration einwirkte, so quoll die Zellmembran stark auf und es ließen sich an den Seitenwänden sowohl der älteren als der jüngeren Zellhälfte1) stets fünf Schichten unterscheiden, deren innere Ränder tiefblau gefärbt waren, während die Hauptmasse jeder Schicht nur eine blaßblaue oder keine Färbung zeigte. Eine größere Zahl von Schichten in der älteren Zellhälfte fand ich nie, auch wenn dieselbe schon 4 oder 5 Teilungen hinter sich hatte. Die Schichtung endet 1) Untersucht wurden durchweg Zellen, an deren jüngeren Hälften die Membran bereits vollständig ausgebildet und mit Riefen sowie Poren ver- sehen war. Die Zellmembran und die Zellteilung von Closterium Nitzsch. 313 in der älteren Zellhälfte am Rande des Schalstückes, in der jüngeren an der präformierten Teilungsstelle (Ringfurche) . An den Ouerbinden ließ sie sich nicht sicher nachweisen ; ichkonnte nur eine innere Partie, die stärker, und eine äußere, die schwächer blau gefärbt war, unter- scheiden, sie waren aber nicht scharf voneinander abgegrenzt. Das gleiche Bild wie die Ouerbinden bot auch das Basalstück der jüngeren Zellhälfte, d. i. der schmale Membranring zwischen der Ringfurche und dem Rand der älteren Zellhälfte. An den Polen hat bei der untersuchten Species die Zellwand eine umschriebene nach innen vorragende Verdickung; hier konnte ich immer nur zwei Schichten feststellen. Wie man sieht, entspricht das Ergebnis dieser Probe in einem Punkte den Angaben von VAN WISSELINGH; es zeigte sich nämlich, daß auch bei Clost. turgidum subsp. giganteum in der Zellwand mehr als zwei Schichten oder Lamellen vorhanden sind. Daß aber die Mem- bran einer Zelle nach einer oder mehreren Teilungen stets die gleiche Zahl von Schichten in der älteren und jüngeren Hälfte erkennen läßt, steht mit der Ansicht des genannten Autors über die Zellteilung" von Closterium in direktem Widerspruch. Ein Widerspruch besteht auch zwischen des Autors Annahme einer kontinuierlichen innersten Membranschicht1) und seinen Aus- führungen über die Zellteilung und die Entwicklung der Zellwand in der jungen Hälfte. Wird bei der Teilung eine zusammenhängende Schicht ausgeschieden, so ist sie in der älteren Zellhälfte wohl die innerste, in der jungen aber die äußerste, an deren Innenseite sich nach VAN WISSELINGH allmählich neue Lamellen anlagern Ob diese die ganze Zelle umgreifen oder auf die jüngere Hälfte beschränkt bleiben, gibt der Autor nicht an. Im ersteren Falle müßte die Wand der älteren Zellhälfte mehr Schichten haben als die der jüngeren, und die Differenz müßte mit jeder weiteren Zellteilung wachsen, was sich mit dem Befund an der von mir untersuchten Species nicht ver- einbaren läßt. Endigen dagegen die neu angelegten Membranschichten an der Grenze der jüngeren Zellhälfte, so gibt es keine einheitliche innerste Zellwandschicht, diese besteht viehnehr aus zwei Kom- ponenten, welche zu verschiedenen Zeiten gebildet wurden. Und wenn eine Trennungslinie zwischen beiden sich nicht nachweisen läßt, so kann das nur durch nachträgliche Verwachsung be- dingt sein. Das letztere gilt ebenso für die von mir als ,. Außenschicht", l) An einer anderen Stelle (pag. 349) spricht er von mehreren inneren Schichten, welche den ganzen Zellleib umschließen. 314 J. LiTRKMi'LLEU : von van WISSELINGH als „äußerstes cuticula ähnliches Schichtchen" bezeichnete Hüllhaut. Wie ich glaube, zeigt de in der Ringfurche stets eine Unterbrechung; jedenfalls wird sie hier bei der Zellteilung: durchtrennt und in der jungen Zellhälfte neu entwickelt. Wenn ein fester Zusammenhang an den Segmentgrenzen besteht, so ist nachträgli c h e Verwachsung der Grund. Da VAN WISSELINGH die Zellwand von ClOSterium als nicht segmentiert ansieht, so gibt er konsequenterweise auch Trennungs- linien an den Segmentgrenzen nicht zu und führt die diesbezüglichen Angaben früherer Untersucher auf Täuschungen zurück. Hätte er Arten mit dickerer bräunlicher Membran untersucht, so wären ihm diese Linien, welche im Randbild die Zellwand in mehr oder weniger schräger Richtung durchsetzen und ohne Anwendung von Reagenzien deutlich erkennbar sind, gewiß nicht entgangen. Die Zellwand von Closterium könnte übrigens selbst dann als segmentiert bezeichnet werden, wenn VAX WlSSELINGHs Angaben über ihren Bau einwandfrei bewiesen wären. Sie läßt deutlich abge grenzte Zonen erkennen, die innerhalb der einzelnen Zonen gelegenen Partien der Membran wurden zu verschiedenen Zeiten gebildet; das genügt wohl, um sie als gegliedert anzusehen, im Gegensatz zur ungegliederten Zellwand der saecodermen Desmidiaceen. Wie aus diesen wenigen Bemerkungen hervorgehen dürft«., hat VAN WISSELINGH den Beweis für die Richtigkeit seiner An- nahmen nicht erbracht und manche seiner Angaben halten einer strengeren Prüfung nicht stand ; es besteht daher vorläufig kein Grund, die geltende Ansicht über die Zellmembran und Zellteilung von Closterium wesentlich ..u korrigieren. Einige Punkte mehr untergeordneter Natur, die in der zitierten Arbeit behandelt werden, seien hier flüchtig berührt. Den Porenapparat, der doch auch einen wesentlichen Bestand- teil der Zellwand bildet, hat der Autor gar nicht beachtet; er spiicht von „Tüpfeln-', diese aber sind nichts anderes als die Draufsicht der Poren. Die präformierte Teilungsstelle wird stets schon bei der Aus- bildung der Membran in der jüngeren Zellhälfte angelegt, im Bereiche derselben kommen Poren überhaupt nicht zur Entwicklung, und es ist daher unrichtig, daß „später" daselbst die „Tüpfel" ver- schwinden. Eine Einkerbung des äußeren Randes der Zellwand an dieser Stelle ist bei den meisten größeren Arten auch im lebenden Zustande vorhanden, die schwache innere Vorwölbung beobachtete ich mit Sicherheit nur an entleerten Zellen. Die Bezeichnung „R i n g - furche" wurde von mir der Kürze wegen gewählt; wer sie bean- Die Zellmembran und die Zellteilung von Closterium Nitzsch. 315 standet und den schwerfälligen Ausdruck „präformierte Teilungs- stelle'' vorzieht, möge ihn gebrauchen. Die nach außen vorspringenden Riefen oder Rippen der Zell- wand können bei Clcst. augustatum Kütz., Cl. costatum Corda, Cl. striolatum Ehrbg. und vielen anderen Arten mit größter Deutlichkeit gesehen werden; wenn VAN WISSELINGH die Längsstreifen bei Cl. acerosum (Schrank) Ehrbg. und Cl. Ehrenbergii Men. an die Innenseite der Zellwand verlegt, so ist er einer optischen Täuschung zum Opfer gefallen. Weitere Beobachtungen VAN WISSELINGHs beziehen sich auf die Gürtelbandbildung. Er fand, daß an Kulturexemplaren von Cl. acerosum und Cl. Ehrenbergii mitunter Gürtelbänder zur Ent- wicklung kamen, obwohl diese Arten zu den gürtelbandlosen gerechnet werden. Daraus zog er den Schluß, die Einschaltung eines Membran- stückes und die Zellteilung seien keine Prozesse, die regelmäßig mit- einander abwechseln, die Einschaltung eines Membranstückes sei kein Merkmal für bestimmte Species oder für eine bestimmte Gruppe (Gürtelbandclosterien), und sie habe für die Systematik keinen Wert. An der Richtigkeit der Beobachtung ist nicht zu zweifeln, und ich kann aus eigener Wahrnehmung bestätigen, daß Gürtelband- bildung auch bei Arten ohne Ergänzungswachstum vorkommen kann. Das ist darum von Interesse, weil atypisches Ergänzungswachstum, das ist eine Gürtelbandbildung ohne bestimmte Regel, für die Gattungen Penium — Gonatozygon bekannt ist und das Vorkommen des gleichen Prozesses bei Closterium als Beweis für die nahe Ver- wandtschaft von Closterium und Penium gelten kann. Immerhin aber ist das atypische Ergänzungswachstum, welches bei Penium die Regel bildet, bei Closterium nur eine Ausnahme. Jedem, der sich mit Desmidiaceen eingehend beschäftigt hat, ist bekannt, daß bei der Mehrzahl der Closteriuma.rten die Zellwand nur aus zwei Schalstücken besteht, zwischen welchen Querbinden in wechselnder Zahl eingeschaltet sind, während in einer kleineren Artengruppe außer den beiden Schalstücken und den Ouerbinden noch ein oder zwei Gürtelbänder sich regelmäßig vorfinden. Ebenso steht für die letztere Gruppe fest, daß bei Exemplaren mit nur einem Gürtelband die Zahl der Ouerbinden eine gerade, bei solchen mit zwei Gürtelbändern eine ungerade ist. Was FISCHER, HAUPTFLEISCH und ich über Zellteilung und Gürtelbandbildung angaben, ist nicht freie Erfindung, sondern der Versuch, bestehende Tatsachen zu er- klären. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 21 316 J. LÜTKEMÜLLER: Weil Zahlen überzeugender wirken als Worte, so prüfte ich von vier Closterinmaxten mit Gürtelbändern, welche sich in meinen Aufsammlungen vorfanden, je 200 Exemplare. Das Resultat zeigen dir untenstehenden Tabellen. ' 'losteriuin nngustatuwi Kütz. Querbinden 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 iL' 13 14 15 L6 1 Gürtelband 52 37 15 3 8 4 2 1 19 2 Gürtel- bänder . . 35 19 11 9 4 1 1 — 80 3 Gürtel- bänder . . 1 1 62 36 37 19 15 11 3 9 8 4 1 4 1 — — 2 200 Closterium didymotocum Oorda. Querbinden 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Ol N 1 Gürtelband 45 36 13 4 4 3 1 1 108 2 Gürtel- bänder . . 39 19 19 9 3 1 1 — '.U kein Gürtel- band . . . 1 1 |47 39 36 | 19 | 13 19 4 9 4 3| 8| 1| 1 1 Closterium intermedium Ralfs. 1 200 Querbinden 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 23 73 3 1 Gürtelband 2 Gürtel- bänder . . 45 30 42 28 12 10 9 9 3 3 3 1 1 1 103 97 45 42 30 28 12 10 o 9 3 3 3 3 — 1 1 | 1 200 Closteriutm striolatum Ehrbg. Querbinden 0 1 2 3 4 5 6 T 8 9 10 11 12 13 14 V. 3 1 Gürtelband 2 Gürtel- bänder . . 49 , 28 31 24 16 19 12 8 4 3 3 i 1 ' 122 78 49 31 28 16 24 19 12 8 4 3 3 1 1 — 1 200 Nach meiner Überzeugung ist es daher vollkommen berechtigt, bei den als Gürtelbandclosterien bezeichneten Arten typisches periodi- sches Ergänzungswachstum anzunehmen. Die Zellmembran und die Zellteilung von Olosterium Nitzsch. 317 Von Arten ohne Ergänzungswachstum wurden zwei unter- sucht, wieder je 200 Exemplare. Bei diesen war es unnötig, die Zahl der üuerbinden zu notieren, nur auf das Vorkommen von Gürtel- bändern wurde geachtet. Hier das Ergebnis. Closterium pseudodianae Roy. Normal (ohne Gürtelband) 200 Closterium Baileyanum Breb. Normal (ohne Gürtelband) 197 mit 1 Gürtelband 2 mit 2 Gürtelbändern 1 Zusammen 200 Es betrug also die Zahl der an 1200 Exemplaren beobachteten Fälle regelwidriger Segmentierung zusammen nur 4, d. i. 373 pro mille. Die Ziffer wird selbstverständlich schwanken, sie läßt aber jedenfalls deutlich erkennen, was Regel und was Ausnahme ist. Das sind Tatsachen, an denen man nicht achtlos vorübergehen darf, man muß vielmehr bemüht sein, sie auch für die Systematik zu verwerten. Darum wurde der Versuch gemacht, die Closterium- arten auf Grund ihres verschiedenen Wachstums in zwei Gruppen zu sondern: Gürtelbandclosterien mit typischem periodischen Er- gänzungswachstum und.gürtelbandlose, bei denen das Ergänzungs- wachstum fehlt. Die spärlich vorkommenden Fälle regelwidriger Segmentierung bilden weder für die Einteilung in eine der beiden Gruppen, noch für die richtige Bestimmung der Arten ein Hindernis, wenn man eine größere Zahl von Exemplaren untersucht. Eine ernstere Schwierigkeit bieten, soweit bisher bekannt, nur drei Arten: Cl. didymotocum Corda, Cl. Baileyanum Breb. und Cl. costatum Corda. Cl. didymotocum zeigt typisches periodisches Er- gänzungswachstum, Cl. Baileyanum ist gürtelbandlos. Von diesem Mc 'mal abgesehen stimmen die vegetativen Zellen beider Arten durch aus überein, die Zygosporen wurden bisher nicht gefunden.1) Es ist also immerhin möglich, daß Cl. Baileyanum eine gürtelbandlose Parallelform des Cl. didymotocum darstellt. Cl. costatum bindet sich bezüglich der Gürtelbandbildung überhaupt an keine Regel ; würden viele oder alle Closteriutmrten das gleiche Verhalten zeigen, dann 1 Bei den gürtelbandlosen Arien Cl. gracile Breb. und Cl. Lundellii Lagern, ist die Übereinstimmung der vegetativen Zellen eine vollständige, die Zygosporen sind jedoch verschieden. 21* • 318 0. Wehmkr hätte tatsächlich, wie VAN WISSELINGH meint, das Vorkommen oder Unterbleiben der Gürtelbandbildung als unterscheidendes Merk- mal keinen Wert. Es mag den Systematikern überlassen bleiben, sieh mit diesen Schwierigkeiten abzufinden ; genaues Studium der einzelnen Arten wird im Laufe der Zeit zu einem abschließenden Urteil führen. 31. C. Wehmer: Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 2. Wirkung des Gases auf grüne Pflanzen. (Eingegangen am 26. März 1917.) (Mit 4 Textfiguren.) Wenn die gängige Ansicht, daß schon sehr kleine. Leuchtgas- mengen in der Atmosphäre für grüne Gewächse giftig sind, zutrifft, so muß sich die Kresse durchaus verschieden von anderen Pflanzen verhalten; sie ist gegen solche unempfindlich. Gleiches habe ich aber auch bereits für einige andere Species festgestellt. Hier sei nur über die Kressenversuche kurz referiert, die Frage nach der besonderen Art der Wirkung des Gases auf das Wachstum scheide ich dabei vorweg ganz aus, konstatiert werden sollte lediglich die Tatsache, ob meine Pflanzen für einige Wochen gesund bleiben oder kränkeln, bzw. eingehe] i. Für die Versuche dienten auch hier1) in der Regel hermetisch schließende Doppelglocken von rund 4 1 Inhalt mit 2 Zuleitungs- röhren (vgl. Fig. 3), je nach der gewünschten Konzentration wurden sie nach Einstellen der Kulturtöpfe entweder zunächst mit Gas ge- füllt, und dann das entsprechende Luftvolumen vorsichtig zugeleitet, oder es wurde (bei kleineren Gasmengen) dieses in bis zum letzten Augenblick verschlossenen Meßkolben eingebracht. Die Gefäi3e funktionierten einwandfrei, bei Versuchsabschluß wurde außerdem jedesmal noch auf Vorhandensein von Gas geprüft ; nennenswerte Fehler sind also ausgeschlossen. Ein kleines Sicherheitsrohr mit Wasserverschluß regulierte die Druckschwankungen infolge der unvermeidlichen Temperaturänderungen, welche auch bei Abhaltung direkter Sonnenwirkung durch Papierblatt nicht ganz unerheblich !) J)iesc Bericht o 1H17. .'{5. lieft 2, 135—154, Leucbtgaswirkung auf Pflanzen. 319 Sein können. Größe der aus Samen gezogenen Keimlinge durchweg 3-4 cm, Alter 5- 10 Tage (Fig. 2). Es ergab sich, daß eine Atmosphäre mit 5—10 % Leuchtgas ohne merklich störende Wirkung auf die Pflanzen war, sie verhielten sich nicht anders als an freier Luft, entwickelten innerhalb zwei Wochen die ersten Laubblätter usw. Ohne Schaden waren ebenso 20 % Gas, erst von etwa 30 % ab zeigte sich eine mit steigender Konzentration rasch zunehmende starke Schädigung der Pflanzen, ihr Maximum erreichte sie in unverdünntem Gase; alle Pflänzchen des Kulturtopfes lagen hier schon nach etwa drei Tagen welk und gelblich verfärbt am Boden. Sie bieten das ausgesprochene Bild einer akuten Vergiftung (Fig. 1). Fig. 1 . Kresse-Kultur nach ca. dreitägigerEinwirkung einer Atmosphäre von unverdünntem Leuchtgas. Alle Pflänzchen welk und tot am Boden liegend. (I)er Kulturtopf ist aus einer gasgefüllten Glocke, wie in Fig. 3 abgebildet, entnommen.) Im Gegensatz zu den Samen1) sind Keim- pflanzen der Kresse somit ungemein empfind- lich gegen unverdünntes Leuchtgas, jene wurden unter gleichen Bedingungen nur am Auskeimen gehindert, keimten aber sogleich nach Ersatz des Gases durch atmosphärische Luft. Ich hatte meine Versuche mit u n v e r d ü nnte m Gas begonnen, der auffällige regelmäßige Kollaps der Pflanzen binnen so kurzer Zeit lag von vornherein also noch keineswegs ganz klar, da natürlich die Frage offen bleiben mußte, ob daran nicht etwa Sauer- l) l. 320 C. WEHMEß : Stoffmangel schuld oder doch mitbeteiligt war; ich begann also zunächst mit Prüfung dieses Punktes. Tatsächlich zeigte sich da, daß Beimengung von 5—10 % Luft zum Leuchtgas den Verfall der Pflanzen einige Tage hinausschob, als solche dann aber in eine Wa s ser st off - Atmosphäre gebracht wurden, lebten sie ohne Schaden zu leiden, ungefähr doppelt so lange (siehe Fig. 3), gingen auch nur zögernd ein.1) Es mag ja sein, daß Fehlen von Sauerstoff die Gaswirkung beschleunigt, die Kressekeimpflanzen vermögen aber im säuerst of freien Räume verhältnismäßig lange (4 — 7 Tage) Fig. 2. Junge Kresse- K u 1 1 u r , Aussehen der Versuchstöpfe vor Einbringen in die Gasatmosphäre. zu vegetieren, er allein konnte den schnellen Tod innerhalb etwa drei Tagen nicht zur Folge haben. Allerdings wirkte eine reine Atmosphäre von Kohlensäure und Kohl e n oxyd fast gleich schnell, wie eine solche von Leuchtgas, das sind aber keine indifferenten (rase, trotzdem sie auch noch bei etwa 50 % ohne akute Wirkung waren. Dann begann ich weiterhin nach der Natur der giftigen Substanz zu suchen. 1) Als Beweis für faktisches Fehlen von Sauerstoff in nennenswerter Menge darf das N i c li 1 k e i m e n von gleichzeitig eingebrachtem Kressesamen gelten. Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 321 1. Kressepflanzen in Leuchtgas- Luft-Gemischen (±18 %)'). Gasgehalt der Aussehen der Pflanzen nach : Atmosph. 0/ , 0 2-3 Tagen 4 Tagen 5 Tagen 7 Tagen 9 Tagen 12 Tagen 20 Tag. 100 welk und tot am Boden liegend ^^~ ' 95 unver- ändert obere Hälfte welkend (Pflanzen neigen sich) verstärkt wie vorher alle welk und tot am Boden liegend 90 >» welke Spitzen (Keimbl. nieder- hängend) obere Hälfte zu Boden geneigt meist tot am Boden mit 3 Aus- nahmen tot am Boden welk und tot (3 Aus- nahmen2) 70 <» obere Hälfte welk welk u. verfärbt am Boden ~~ I 50 M unver- ändert halbwelk meisten umge- fallen welkund verfärbt am Boden 20 10 10 l Währ« ?nd der ganzen Versuchsdauer unverändert frischgrün 5 - 1) Für diese und alle folgenden Versuche gilt gleichfalls das schon für die früheren bemerkte. (1. c. p. 143.) — Versuche über Wirkung stärkerer Gasluft auf Pflanzen finde ich in der Literatur nirgends verzeichnet. DETMER gibt ein solches Experiment mit Begonienblätter an, (Pf lanzenphysiolog. Prakticum, 4. Aufl., 1912, 81). 2) Daß vereinzelte Pflanzen besonders widerstandsfähig sein können, kommt gelegentlich vor; in auffälliger Weise sah ich es in einem Versuch mit 2 Vol.-%-S chwefelwasserstoff, von allen (alsbald abgetöteten) Samen wuchs ein einziger in dieser Atmosphäre langsam zu einer ganz normalen grünen Keimpflanze von 2 cm Höhe heran (4 Wochen); allerdings war jetzt der H2 S fast verschwunden. 322 U. WEHMER: 2. Kressepflauzen in unverdünntem Leuchtgas. Nach 1 Tage 2 Tagen 3 Tagen 4 Tagen 6 Tagen 1. Vers. 8. IV. alle Pflanzen welkend alle Pflanzen welk am Boden liegend (tot) Keimblätter graugrün verfärbt Keimblätter bräunlich- gelb verfärbt (Schimmel- bildung) 2. Vers. 22. IX. Spitze der Pflanzen (Keimbltr.) welk welk umsinkend alle Pflanzen welk am Boden liegend (tot) 3. Vers. 25. X. Spitzen welkend Portschritt des Welkens alle Pflanzen welk mit graugrün verfärbten Keimbl. am Boden (tot) 4. Vers. 16. XII. unverändert einzelne Pflanzen welk alle Pflanzen sich auf Seite liegend alle Pflanzen umgefallen am Boden (tot) 5. Vers. 9. I. unverändert unverändert alle Pflanzen halbwelk umgesunken (obereHälfte) alle Pflanzen welk am Boden (tot) Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 323 3. Wirkung verschiedener unverdünnter Gase auf Kressekeimpflanzen. Nach Tagen : Gasart 1 Tage 2 Tage 3-4 Tage 5 Tage 8 Tage 1 Leucht- obere Hälfte alle Pflanzen völlig welk Keimblätter verschim- gas aller Keim- umge- mit grau- fahl grau- melt (Mucor- 25. X. linge welk fallen, welk grün gelb, Rasen)1) nieder- am Boden ve rfärbten verwelkt hängend (Keimbltr. welkend) welken Keimblättern am Boden (Schimmel- bildung) 2 Wasser- stoff 25. X. unverändert unverändert unverändert unverändert teilweise welk meisten un- verändert 2a * jj 1) alle Pflanzen Keimblätter viele 14. IX. umsinkend Keimblätter grün, etwas welk (4 Tage) welkend Pflanzen welk 2b * »» jt langsam stärker alle Pflanzen 23. IX. welkend gewelkt welk am Boden (5-7 Tage) 3 Kohlen- Pflanzen stärker als umge- stärker welk, oxyd legen sich nach 1 Tage fallen am gewelkt verfärbt, 25. X. welkend auf (Keimbltr. Boden (schlechter Schimmel- die Seite grün, frisch) liegend (Keimbltr. graugrün verfärbt) als 4, besser im Aussehen als 1) bildung (Mucor)-) 4 Kohlen- wie vorher, alle Pflanzen welk am Stengel Keimblätter säure doch umge- Boden völlig welk, graugrün 25. X. schwächer fallen (Keimbltr. Keimblätter verfärbt, als in CO (Stengel welk, Keimblätter unverändert grün) noch frisch grün) frisch grün welk (kein Schimmel, auch weiter- hin) 1) Der früher erwähnte (I. c. p. 137) facultativ aoaerobe Mucor, welcher hier also in unverdünntem Leuchtgas und UO spontan auftritt (Bodenpilz). Gern entwickelte er sich auch sonst zumal auf zu feucht gehaltenen Kresse- töpfen, hier die Kulturen verderbend. — Die mit * bezeichneten Versuche unter gleichzeitiger Einstellung eines Gefäßes mit Pyrogallol und Natronlauge. Versuche 1, 2b, 3, 4 liefen gleichzeitig nebeneinander (s. Fig. 3). Versuch 2 war sicher lufthaltig. Wie sich aus den Versuchsdaten ergibt, kommt die Wirkung des Leuchtgases zunächst im Verhalten der Keimblätter zum Ausdruck, die Spitze derPflänzchen welkt zuerst. Bemerkenswert war das abweichende Verhalten der Keimblätter zumal unter Kohlensäure, sie blieben hier noch tagelang turgeszent und frischgrün, leben also wohl noch, indeß das Hypokotyl welk am Boden liegt. Unter Leuchtgas ändert die rein grüne Farbe rasch in ein Graugrün und weiterhin in ein Graugelb um. 2) 1. c. 324 0. Wkhmer: Die Frage, welcher Bestandteil meines Leuchtgases hier- bei in Frage kommt, habe ich, in gleicher Weise, wie bei den Samen, zu beantworten versucht, bin dabei aber auf ganz dieselben Schwierig- keiten gestoßen. Das heißt also, es konnte zwar ermittelt werden, welche Bestandteile n i c h t beteiligt sind, dagegen mißlang es bisher, mit Sicherheit einen bestimmten Stoff als soleben nachzu- weisen; ich zweifle kaum, daß das bei Fortsetzung dieser Arbeiten noch gelingen wird. Mit aller Bestimmtheit läßt sich jedoch zeigen, daß jenes fast plötzliche Zusammenfallen der Kressekeimlinge nicht die Wirkung Fig. 3. Kressepflänzehen in einer Atmesphäre \<>n Wasserstoff (1), Kohlenoxyd (2) und Kohlensäure (3j, nach 4 Tagen. hie Pflanzen in 1 unverändert, in 2 und 3 umgefallen und welk am Boden liegend. der im Gase vorhandenen Mengen von Kohlenoxyd, Aethylen, Acetylen usw. ist, ebensowenig konnte es bislang durch die ent- sprechenden Dosen dampfförmiger Kohlenwasserstoffe oder Schwefel- verbindungen hervorgerufen werden. Allem Anschein nach ist der von mir angenommene Haupt Schädling unter den Verunreinigungen des Gases zu suchen, neben ihm mögen dann auch noch andere mehr oder minder mitbeteiligt sein; so sind z. B. die Dämpfe von Benzol und ver- wandter aromatischer Kohlenwasserstoffe bereits bei wenig über 1 % bedenklich, wogegen alifatische Kohlenwasserstoffe (Aethylen, Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 325 Acetylen) für akute Schädigung überhaupt außer Betracht bleiben, noch mehr gilt dies für Kohlenoxyd. Wenn es aber richtig ist, daß der Träger der akuten Gift Wirkung auf Pflanzen unter den sogen. Verunreinigungen zu suchen ist, dann wird — entsprechend dem Gehalt an diesen- auch die Intensität der Schädigung gewissen Schwankungen unterliegen; so brauchen Versuche nicht immer genau dieselben Resultate zu geben, und sicher ist in früheren Jahren das Leuchtgas von geringerem Reinheitsgrad weit schädlicher für die. Vegetation gewesen als heute. Aus der Prüfung der einzelnen Gase oder Dämpfe auf Kresse- pflanzen ergab sich kurz folgendes. Fig. 4. Einwirkung von Schwefelkohlenstoff-Dampf (4 %) auf Kressekeimpflanzen, nach 2 Tagen. Kohlenoxyd1) von 5—20% hatte keinerlei sichere Wirkung (im Leuchtgas bis etwa 10 %). Aethylen von 1 — 1 2 % verhielt sich kaum anders, im besten Falle traten Schäden erst nach Tagen und nur allmählich ein (gegen 4 % im Gas enthalten), durch 1—5 % Acetylen habe ich solche Überhaupt nicht gesehen (unter 0,1 % im Gas). Sehr verschieden von diesen zeigten sich aber aromatische Kohlenwasserstoffe und Schwefel- verbindungen. 1) Darstellung des reinen gewaschenen Gases aus Oxalsäure und Schwefel- säure; von Aethylen aus Aethylenbromid, Acetylen aus Calcium- carbid. In jedem einzelnen Falle wurde die Reinheit besonders kontrolliert; B26 G. WEHMER : S c h w c felkohlenstoff vernichtete die Pflanzen unter demselben Bilde (Fig. 4) wie unverdünntes Leuchtgas binnen 5 Tagen bei etwa 1,85 Vol.- %, bei 0,95 % binnen 13 Tagen. Seh w e i e 1 w asserstoff ist einer der giftigsten Gas- bestandteile (fehlt aber gewöhnlich im Straßengas), 1 % tötete in 2 Tagen, unter Umständen selbst 0,1 r'(1 in 3—4 Tagen. Benzol stand wenig hinter dem Schwefelkohlenstoff zurück, bei 1,37 Vol.- % wirkte es fast so intensiv wie unverdünntes Leuchtgas. Toluol stand ihm gleich, Xylo] wirkte etwas schwächer. Einige weitere Zahlen sind in folgenden Tabellen zusammen- gestellt. Das äußere Bild der Pflanzen ist bei akuter Vergiftung der Kressekulturen immer das gleiche. 4. Wirkung des Aethylens auf Kressepflanzen. !- '. o> fei o5 > A 5 Tage u s s e h e n 10 Tage nach Tag 15 Tage e n : 20 Tage Versuchs- bedingungen cc CO auf Vol. 1. 2. 5 10 | Ohne Änderung ( (Wachstum) } unver- j ändert \ allePflaazen \ gesund, J frisch grün 119 cc auf 2,38 Liter 12. XII. 230 cc auf 2,3 Liter 11. XII. 3. 10 Ohne Änderung Pflanzen ver- welken unter Schimmel- bildung Pflanzen verwelkt') 230 cc auf 2,3 Liter 13. XII. 4. 10 n » unverändert alle Pflanzen frisch grün 430 cc auf 4,3 Liter 8. II. 5. 10 Hälfte der Pflzn. welk am Boden meisten v< irwelkend welk am Boden1) 800 cc auf 8 Liter 5. XII. 6. 20 Ohne An derung bis ai ende is Versuchs- alle Pflanzen gesund und frisch 290 cc auf 1,46 Liter 12. XII. 1) Wohl, wie oben, Wirkung nachgewiesener zu großer Bodennässe, die sich erst nach längerer Zeit äußert. Mit Ausnahme von Nr. 4 wurden hier Bechergläser mit Wasserabschluß benutzt; die dampfgesättigte Luft begünstigt natürlich Schimmelbildung auf der Topferde, die stets nur leicht feucht sein darf. 328 C. Wkhmek 6. Wirkung von Benzol. Vol.-% dampff. 1 Tage Aussehen der Pflanzen n 2 Tag. 3 Tag. 4 Tag. 10 Tage ach : 1 5 Tage 20 Tage Benzol cc liqu. aul Liter Luft 1. + 10 alle tot am Boden liegend (schon nach y2 Tage)" - 1 cc: 1,3 1 12. I. 2. ±10 ebenso — — — — — — 1 cc: L,3 1 24. [. ;; 3,1 unver- ändert alle - tot — — — — 1 cc : S 1 L3. I. am Boden 4. 2,6 n tot am Boden — — — 0,25 cc:2,38 1 13. I. 5. 1,37 unverändert im Aussehen wel- kend alle tot am Boden (1,5 cc :9,1 1 13. I. 6. 1,04 Ohne sieht ■>are Änderung während 16 Tagen 0,333 cc :81 s. 0,95 Ohne sichtbare Änderung teil- weise gilbend zur Hälfte1) welk in eist welk am Boden 0,3 cc : s 1 8 I. 7. 0,32 Ohne s chtban 3 Ände 1 rung b is zu 15 Tagen zur Hälfte1) welk 0,11 cc:8 1 8. I. 1) Anscheinend infolge zu starker Bodennässe (Schimmelbildung) ; hier Glocken mit Wasserabschluß, desgl. folgende Versuche. Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 329 7. Wirkung des Schwefelkohlenstoffs. ° *Ö cc CS2 liqu. 1 & 1 Tage 2 Tage 5 Tage 9 Tage 13 Tage • 15 Tage auf Vol.-Luft 1. 39,2 alle — 5 cc : 4 1 Pflanzen tot am Boden (schon nach 3 Stund.) 2. 4,7 unver- ändert alle Pflanzen tot am Boden 0,5 cc :4 1 3 1,86 unvert mdert meisten tot, welk und ver- färbt am Boden (Beginn nach 4 Tagen) alle Pflanzen seife Tagen tot 0,42 cc: 8,41 26. II. 4. 0,93 i unver- ändert einzelne mit welkem Kopf grau verfärbt Pfl. welk und grau verfärbt arn Boden (tot) 0,21 cc: 8,41 26. II. 5. 0,46 r gelbliche alle gelb ver- alle Pflzn. 0, 1 cc : 8 1 Verfär- Pflanzen färbt, teil- welk am 28. XI. bung der gelb weise Boden Keimbltr. verfärbt welk (tot) 6. 0,44 unvei ändert bis nach 15 r ?agen 0,03 cc : 2,5 1 | 22 I. 330 C. Wehmer 8. Wirkung des Schwefelwasserstoffs. u > X i > Aussehen nach Tagen: 1 Tage 2 Tage 3 Tage 4 Tage 16 Tage 7 Tage 10 Tg cc H2S auf Volumen 2 oberer Teil welk, grau verfärbt alle Pfl. welk am Boden, grau ver- färbt (tot) 1,6 oi) alle welk, grau (tot) l o wie oben (tot) 1 o 0,5 o — 0,1 0 o 0,1 o o 0,1 o — 0,1 0 oberer Teil welk alle Pfl. welk am Boden grau ver- färbt (tot) alle Pfl. grau, welk am Boden (tot) oberer Teil welk alle Pfl. grau ver- färbt, welk alle grau- gelb welk (tot) Keim blätter z. T. gilbd. Keimbltr, meist vergilbt, Stengel aufrecht 68 cc : 3,4 1 27. IL 69 cc:4,6 1 13. II. 43 cc:4,6l 13. III. 18,5cc:l,85l 16. III. 15,Bcc:3,l 1 16. HI. 1,5 cc: 1,5 1 16. III. 2,8 cc : 2,8 1 16. III. 4,3 cc : 4,3 1 16. III. 8,4 cc : 8,4 1 20. III. Nicht ohne Interesse sind die Daten der Schwefelwasserstoff- Versuche, sie zeigen, daß es nicht ohne Bedenken ist, einseitig mit P r o zent z a h 1 e n zu operieren ; bei dieser Substanz, die vielleicht von der Topferde (voraussichtlich unter Oxydation) absorbiert wird, spielt die angewandte Dosis offenbar mit, die Versuche 6 — 9 mit ein und derselben Konzentration von 0,1 Vol.-°/0 bei wechselnden Gefäßgrößen fielen entsprechend den ungleichen H2S-Mengen ganz verschieden aus; die Sache verdient jedenfalls näheren Verfolg durch spezielle Versuche. — 1) o = ohne sichtbare Wirkung, alle Pflänzchen frischgrün, turgeszent. Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 331 Durchweg war der Gehalt meines Leuchtgases an den schäd- lichsten Stoffen immer noch erheblich geringer als die Minimaldosis- obiger Versuche (Benzol unter 0,5 %, Schwefelkohlenstoff und Schwefelwasserstoff im Gas zusammen unter etwa 0,04 %). Auf das Volumen der Versuchsgefäße von 41 Inhalt berectmen sich kaum 1 cc des Dampfes der S- Verbindungen, davon nach be- sonderer Bestimmung an H2S rund 0,4 cc; Ammoniak oder C y a n v e r b i n d u n g e n (Blausäure) waren in dieser kleinen Gasmenge überhaupt nicht oder nur schwach qualitativ nachweisbar. Uebrigens war die akute Wirkung des Leuchtgases ebenso- wenig durch ein Gemenge von 400 cc Kohlenoxyd mit 160 cc Aethylen, 2,6 cc Acetylen usw. (wie solche in 4 1 Gas vorhanden sind) zu erzielen; inwieweit sie durch die einzelnen Gasbestandteile hervorgerufen werden kann, ergibt sich aus nachstehender Ueber- sicht. 9. Vergleich der akuten Wirkung einiger Leuchtgas-Bestandteile auf Kressepflanzen (Absterben innerhalb 4 Tagen). Volumprozente der Gase bzw. Dämpfe: bis 1% gegen 2% 2 — 4 °/ ± io% 20% ±50% 100% Kohlenoxyd . . -1) — — 0 0 0 + (2—4 Tage) Aethylen . . . — — 0 0 0 — — Acetylen .... 0 0 0 — — — — Benzol-Toluol . . 02) + (4 Tage) + (2 Tage) + + (nach Stunden) "■"■ — Schwefelkohlen- stoff .... 02) + (4 Tage) + (2 Tage) + + (nach Stunden) — — — Schwefelwasser- stoff .... + + (2 Tage) + + — — — — Kohlensäure . . ~ ^~~ 0 0 0 + (2-4 Tage) Wasserstoff . . . — — — — — — 02) Leuchtgas . . . ~^ 0 0 0 02) + (2-4 Tage) 1) Es bedeu ten : — nicht geprüft, o = ohne akute Wi r k u n g + = Absterbe n b z v 7. U m f a 1 1 e n bin nen 4 T a g e n , +4 - = Um- fallen der welkenden Keimlinge bereits am 1. Tage. 2) Hier Schädigung erst nach länger als 4 Tagen, ßer. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 22 332 0- WEHMER : Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. Alle Daten gelten natürlich nur für K res.se., streng genommen auch nur für junge Keimpflanzen genannten Alters und derjenigen Beschaffenheit, wie sie unter den während der Wintermonate gege- benen Yegetationsbedingungen herauskommt, einschließlich der besonderen sonstigen Versuchsbedingungen. Ihren Wert für Ver- gleiche beeinflußt das nicht sonderlich. Inwieweit aber das für Kresse Gefundene auch für andere Pflanzen (reitung hat, wäre noch zu /eigen. Festgestellt habe ich bislang, daß unverdünntes Leuchtgas gleichfalls für Blätter der Bohne, Linde, U 1 m e, \V e i d e stark giftig ist, 3—5 Tage genügten durchweg zum Abtöten im Gas- raum, sehr junge Keimlinge der Bohne waren nach etwa 7 Tagen sicher völlig tot (der genaue Zeitpunkt war bei den derben, nicht zusammenfallenden Pflanzen kaum genau zu bestimmen). Luftverdünntes Gas ertrugen aber alle erheblich länger, auf dies. Verhältnisse komme ich noch besonders zurück. Ungleiche Empfindlichkeit der Zellen ein und desselben Organis- mus zu den verschiedenen Zeiten seiner Entwicklung — in unserem Falle also des Embryo und der wachsenden grünen Keimpflanze der Gartenkresse — ist an sieh nicht auffallend, trotz bescheidener Wasseraufnahme beim Anquellen sind auch die embryonalen Zellen sicher noch weit wasserärmer als solche der grünen Pflanze ; man braucht das natürlich keineswegs notwendig mit dem verschiedene]! ^Wassergehalt in Verbindung zu bringen. Bei unserer Kresse läßt sich dies ungleiche Verhalten gut demonstrieren, Wenn man beide gleich- zeitig unter dieselbe gasgefüllte Glocke bringt, der Same kommt in einer Atmosphäre noch zu bescheidener Entwicklung, welche die neben ihm stehende Keimpflanze rasch abtötet, junge Keim- linge wachsen neben den toten Pflanzen. Hannover, Bacteriol. Laboratorium des Techn.-Chem. Instituts der Technischen Hochschule. ARTHUR Meyer : Die biologische Bedeutung der Nukleolen. 333 32. Arthur Meyer: Die biologische Bedeutung der Nukleolen. (Eingegangen am 20. März 1917). Bei Bearbeitung des Kapitels über die Nukleolen für mein Buch „Morphologische und physiologische Analyse der Zelle der Pflanzen und Tiere" gelangte ich zu Anschauungen über die biolo- gische Bedeutung der Kernkörperchen, welche von den bisher in der Literatur vertretenen abweichen. Einige für diese Anschauungen wichtige Punkte habe ich Herrn KlEHX unter meiner Leitung nach- prüfen oder neu untersuchen lassen, und auf dessen bald erscheinende Dissertation (KlEHX, Die Nukleolen von Galtonia candicans, Mar- burg 1917) beziehen sich die betreffenden Hinweise. Die Nukleolen sind rein ergastische Ante (ein Ant ist ein nur mikroskopisch sichtbares Massenteilchen), die im Zellkern völlig neu gebildet und vollständig gelöst werden. Sie bestehen aus Eiweiß- stoffen, welchen unter den makrochemisch bekannten Eiweißstoffen die Nukleoproteide mikrochemisch am meisten gleichen. Es ist wahrscheinlich, daß die Eiweißftoffe, welche die verschiedenen Nukleolen zusammensetzen, einer chemischen Gruppe ange- hören, wenn sie wohl auch unter sieb so verschieden sein können , wie z. B. die Globoide der verschiedenen Samen. Einstweilen wollen wir die Eiweißstoffe der Nukleclen bis zur makrochemischen Klärung ihrer Natur als Kernkörpereiweiß bezeichnen. In den Nukleolen bilden die Kernkörpereiweiße eine zähflüssige Tröpfchengallerte, in der häufig ,, Höhlchen" (Vakuolen) gebildet werden. Die Nukleolen liegen in den Kernen genau so als isolierte Fremd- körper wie die Stärkekörner in den Trophoplasten. Die Nukleolen sind in der ganzen Pflanzenwelt in morpholo- gischer, biologischer und, wie wir sahen, auch in chemischer Hin- sicht sehr gleichartig, so gleichartig, wie z. B. die echten Fettante des Zytoplasmas. Wohl deshalb, weil sie nur in seltenen Fällen im Zellkerne fehlen, hat man sich gewöhnt, die Nukleolen als sehr eng zum Kerne gehörige Gebilde zu betrachten, und man hat nicht daran gedacht, ihre Beziehung zum Kerne in ähnlicher Weise aufzufassen wie die der nur wenigen Kernen zukommenden Eiweißkristalle oder wie die Beziehung der häufig in den Tropboplasten vorkommenden Stärkekörner zu diesen. Man glaubte vielfach, die Nukleolen hätten 09* 334 Arthur Meyer : nur Bedeutung für den Kernteilungsprozeß, und da man sie oft wäh- rend des Kernteilungsprozesses verschwinden sah und. mehrfach fand, daß die Färbbarkeit mancher Kernbestandteile bei der Kern- teilung zunahm, während glei< hzeitig die Färbbarkeit der zugehörigen Nukleolen abnahm, oder daß sich die Chromosomen bei gewissen Färbeverfahren ähnlich wie die Nukleolen färbten, hat man viel- fach angenommen, die Substanz der Nukleolen sei ein Bildungsstoff für Bestandteile der Kernteilungsfigur. So haben STRASBURGER, ANDREWS und GARDNER gemeint, die gelöste Substanz der Nu kleolen würde nur zum Aufbau der Chromosomen, STRASBURGER, SWINGLE und FAIRCHILD, sie würde zum Aufbau der Spindel- fasern verbraucht. Demgegenüber findet sich auch bei STRASBURGER die Meinung ausgesprochen, das Kernkörpereiweiß beteilige sich an der Bildung der Zellmembran, eine Meinung, die schon aus phytochemischen Gründen abzuweisen ist. Ferner hat der Zoologe HAECKER die Hypothese aufgestellt, aber nicht zureichend begründet, das Kern* körpereiweiß sei ein Sekret, Exkret, Abspaltungsprodukt des Stoff- wechsels der Zelle. Bezüglich der Hypothesen, daß das Kernkörpereiweiß zum Aufbau der Spindelfasern oder der Chromosomen bestimmt sei. ist zu bemerken, daß wir noch nicht einmal wissen, ob dasselbe beim Aufbau der Kernteilungsfigur überhaupt Verwendung findet, Wir sehen nur, daß die Nukleolen manchmal schon im Anfange des- Kernteilungsprozesses, manchmal später, verschwinden, ja manchmal erst nach Beendigung des Kernteilungsprozesses völlig gelöst werden. Wenn man das nach den vorliegenden Tatsachen Wahrscheinliche annimmt, daß der Kern allein die Nukleolen zu vergrößern vermag, das Zytoplasma ihnen kein Kernkörpereiweiß anzulagern vermag, so sprechen Fälle, in denen der Nukleolus nach der Kernteilung in einer Größe im Zytoplasma liegen bleibt, die der der Nukleolen des ruhenden Kernes nahekommt (z. B. Pyronema), dafür, daß das Kernkörpereiweiß nicht allein für den Kernteilungsprozeß bestimmt ist und bei ihm höchstens in geringer Menge verbraucht wird. Hingegen spricht das Verhalten der Nukleolen in Geweben, in denen allgemeiner Mangel an Reservestoffen herrscht, dafür, daß dem Kernkörpereiweiß eine viel allgemeinere Bedeutung für die Ökonomie der Zelle zukommt. Dort werden sie nämlich in ähnlicher Weise gelöst und verbraucht wie Eiweißkristalle der Kerne, Tropho- plasten und des Zytoplasmas oder wie Stärkekörner der Tropho- plasten. Die biologische Bedeutung der Nukleoien. 335 Schon ZACHARIAS fand, daß sich das Vei schwinden der Nu- kleoien in den Laubblättern von Galanthus durch Verdunkeln der Blätter beschleunigen ließ. KIEHN hat den Vorgang genauer und messend verfolgt Ein normales 60 cm langes Laubblatt einer Topf- pflanze von Galtonia candicans, welche vom 25. Mai bis 1. Juli heran- gewachsen war, wurde auf die Größe seiner Nukleoien untersucht. Zwei ähnliche Pflanzen wurden in den Dunkelschrank gestellt und ein Blatt der einen nach 36 Tagen, eines der anderen nach zwei- monatlicher Verdunkelung untersucht. Die durchschnittlichen Vo- lumen der Nukleoien der drei Blätter verhielten sich wie 1,0 : 0,38 : 0,18. Daß das Kernkörpereiweiß genau so wie das Eiweiß der Eiweiß - kristalle oder die Amylose der Stärkekörner in Reservestoffbe- hältern abgelagert wird, dafür spricht der folgende Versuch, welcher in diesem Sommer zur Gewinnung einwandfreier Durchschnitts- zahlen mit einer größeren Zahl von Versuchspflanzen wiederholt werden soll. Wir untersuchten die Durchschnittsgröße der Nukleoien 1. in der zweitäußersten Laubblattbasis einer im vollen Wachstum be- griffenen Pflanze von Galtonia am 1. Juli, ferner 2. die entsprechende Zwiebelschuppe einer in den Ruhezustand übergehenden Pflanze am 6. November, zuletzt 3. die analoge Laubblattbasis einer völlig ruhenden Zwiebel im Dezember. Am geringsten war das Gesamt- volumen der Nukleoien einer Zelle in 1, am größten in 3. Im unteren Teile des zentralen Parenchym? der Blattbass waren die Größen z. B. 1. 15 Kubikmikromillimeter, 2. 30 Kubik- mikromillimeter (Zunahme gegen 1. = 100 %), 3. 34 Kubikmikromilli- meter (Zunahme 126 %). Auch gelöst werden die Nukleoien in Reservestoff beh altern genau so wie andere Reservestoffante bei der Entleerung der Reservi- st off behälter. So fand KIEHN, daß sich die Nukleoien im mittleren Teile des Endospermgewebes des keimenden Samens von Galtonia folgendermaßen verhielten. Die Nukleoien eines Kernes des ruhenden Endosperms besaßen durchschnittlich ein Gesamtvolumen von 56 Kubikmikromillimeter; 10 Tage nach Aussaat der Samen, als noch ReservestcffkoMehydratlamellen und Aleuronkörner in den Zellen zu finden waren, war das Volumen der Nukleoien schon bis auf 13 Kubikmikromillimeter gesunken und nach 17 Tagen lagen in gut erhaltenen Kernen durchschnittlich nur noch 2,7 Kubikmikromilli- meter Kernkörpereiweiß WTie in den mit lebenskräftigen Geweben verbundenen abster- benden Zellen aus Kohlehvdraten und Fetten bestehende Ante 336 Arthur Mfaer: gelöst werden, so werden auch die Nukleolen dort vor der Degenera- tion der Kerne in Lösung gebracht. Beobachtet ist eine solche Auf- lösung der Nukleolen von ROSEN in der Wurzelhaube, von KIEHN in den Zellen der sich differenzierenden Gefäße, von ZACHARIAS und KIEHN in absterbenden Laubblättern, Von KlEHN in Kronen- blättern usw. Wahrscheinlich wandern überall auch die Lösungsprodukte des Kernkörpereiweißes nach den lebenden Geweben aus. Nach alledem dürfen wir wohl den Satz aussprechen: Die Nukleolen sind ebenso Reservestoffante wie z. B. die Stärkekörner odei die Eiweißkristalle. \\ as bei diesen Re^ervestoffanten der Kerne besonders auffällt, ist ihr regelmäßiges Vorkommen in den Kernen. Es ist nicht sicher, ob ein anderes Reservestoffant in ähnlicher Konstanz in einem Organ der Zelle zu finden ist. Vielleicht sind die Allinante und die Fett - tropfen ähnlich allgemein im Zytoplasma anzutreffen. Dennoch sind die Nukleolen für das Leben des Kernes nicht unbedingt nötig. Das zeigen uns mit Sicherheit die Fälle, in denen dem lebenden Kerne Nukleolen völlig fehlen. KlEHN beobachtete bei Galtoni a Kerne, welche reichlich Eiweiß- kristalle und dafür keine Nukleolen besaßen. Bei einem tierischen Objekt, den Eiern von Melamphaes, sah JÖRGEN SEN sich die Nu- kleolen während des Kernwachstums im Ei vollständig lösen, so daß der Kern während der noch folgenden langen Wachstumsperiode des Eies ohne Nukleolus lebte. NEMEC sah, daß in Kernen, welche er durch Plasmolyse zur Rekonstruierung gezwungen hatte, manch- mal keine Nukleolen entstanden. Ganz allgemein fehlen Nukleolen relativ hoch entwickelten männlichen Geschlechtszellen, also z. B. allen Spermatozoiden. Es mag übrigens hier noch darauf hingewiesen werden, daß das Fehlen der Nukleolen in den Spermatozoiden durchaus im Ein- klang mit unserer Auffassung der Nukleolen als Reservestoffante steht, da sich diese bekanntermaßen aller solcher Ante, ja sogar der rein trophische Bedeutung besitzenden Trophoplasten ent- ledigen. Der Nukleolus ist also Jn Reservestoffant, welches ebenso wie das allein in den Trophoplasten wachsende Stärkekorn nicht allein für den Trophoplasten, sondern für die ganze Zelle von Bedeu- tung ist, auch nicht allein für den Kern, sondern für den ganzen Proto- plasten gebraucht wird. Das Kernkörpereiweiß ist dabei von so- großer Bedeutung für den Protoplasten, daß es jederzeit, in größerei Menge im Kern abgelagert, dem Protoplasten zur Verfügung ge- Die biologische Bedeutung der Xukleolen. 33 7 stellt wird. Dabei scheint es, wie aus dem folgenden hervorgeht, in besonders großem Maße beim Wachsti msprozeß der Protoplasten verbraucht zu werden. ROSEN und KIEHN fanden nämlich, daß im jungen Epiblem, da, wo noch Teilung der Zellen stattfand, die Xukleolen langsam heranwachsen, dann in den wachsenden Zellen an Größe abnehmen. Ferner sah STKASBURGER beim Wachstum des Endosperms die Xukleolen kleiner werden. KIEHN hat die durchschnittliche Ab- nahme des Gesamtvolumens des Kernkörpereiweißes im wachsenden Endosperm von Galtonia messend verfolgt. Er fand folgende Zahlen : Junger viel kerniger Protoplast .... 52 Kubikmikromillimeter Vielkerniger Protoplast, unmittelbar vor Bildung der Zellwände 101 Unmittelbar nach Bildung der Zell- wände 75 Kurz vor Beendigung der Zellteilung im Endosperm 65 „ Im ruhenden Endosperm 56 Es zeigt sich, also deutlich, daß das Kernkörpereiweiß vor der Gewebebildung angehäuft, während der Gewebebildung und während des Heranwachsens der Protoplasten nicht mehr in so großer Menge abgelagert wird, vermutlich, weil der Verbrauch fort- gesetzt ein relativ großer ist. Es ist darnach zu vermuten, daß auch bei dem geringen Wachs- tum des Protoplasten, welches während der Kernteilung stattfindet, und vielleicht auch bei Ausbildung der Kernteilungsfigur geringe Mengen von Kernkörpereiweiß verbraucht werden. Die Xukleolen wachsen in den jungen Kernen der Gewebezellen sofort nach deren Entstehung beim Kernteilungsprozeß heran. Ob zu ihrer Bildung Lösungsprodukte des Kernkörpereiweißes des Mutterkernes Verwendung finden, weiß man nicht, doch scheint es fast, als sei es nicht der Fall, da die Bildimg der Xukleolen in den Tochterkernen ebenso vor sich geht , wenn der Xukleolus des Mutter- kernes nicht gelöst wurde, wie wenn er vollständig gelöst wurde. Es könnte ja sein, daß alles Kernkörpereiweiß im Kern aus kleineren Bausteinen aufgebaut würde wie die Amylose aus den Monosacchariden in den Trophoplasten. Es fragt sich überhaupt, ob das Kernkörper- eiweiß, als solches gelöst werden kann. Es ist wahrscheinlich, daß seine Lösung stets unter mehr oder weniger weitgehender Spaltung des Moleküls des Kernkörpereiweißes erfolgt. Es ist sehr möglich, daß das Kernkörpereiweiß nur im Kern existenzfähig ist, ähnlich 338 H. Harms : wie die Amylose, wie sie in den Mikrokristallen der Stärkekörner vorkommt, nur in den Trophoplasten in der Zelle beständig ist. Gelangt diese in das Zytoplasma, so wird sie ebenso gelöst wie das in das Zytoplasma gelangende Kernkörpereiweiß, und sie wird dabei gespalten, wie man das auch vom Kernkörpereiweiß er- warten kann. Gewöhnlich bilden sich in den jungen Kernen zugleich oder kurz nacheinander mehrere Nukleolen, welche dann bis zur Voll- endung des "Wachstums der Kerne verschmelzen. Im ruhenden Kerne werden, wie. wir sahen, die Nukleolen je nach den Verhältnissen durch Lösung oder Anlagerung von Substanz verkleinert oder vergrößert. Beim Eintreten des Teilungsprozesses eines Kernes werden sie stets mehr oder weniger angegriffen. Sind mehr oder weniger große Reste von ihnen noch in der Anaphase der Kernteilung vorhanden, so ge- langen sie, ganz ebenso wie Reste der gewöhnlich auch in Lösung gehenden Eiweißkristalle der Zellkerne in das Zytoplasma und werden dort ebenso wie Eiweißkristalle gelöst. Es wäre nicht unmöglich, daß die frühzeitige Lösung der Eiweiß- kristalle und Nukleolen des Zellkernes deshalb vorteilhaft wäre, weil beide Gebilde vielleicht bei der Ausbildung und Bewegung der Kernteilungsfigur stören . 33. H. Harms: Ueber eine Meliacee mit biattbürtigen Blüten. (Mit 1 Abb. im Text.) (Eingegangen am 30. März 1917.) Herr C. LEDERMANN sammelte in Deutsch-Neu-Guinea eine eigentümliche Art der Meliaceen-Gattung Chisocheion, die ein ge- wisses morphologisches Interesse beansprucht. Die Meliaceen spielen in den Wäldern des indo-malayischen Gebietes besonders als Bäume zweiten Grades eine nicht unbedeutende Holle ; auch in Neu-Guinea sind sie reichlich vertreten. Die Gattung Chisocheton Blume zählt hier eine beträchtliche Zahl von Arten ; C. DE ÜANDOLLE sowohl wie ich selbst haben mehrere Neuheiten von dort beschrieben (C. DE CANDOLLE in Bull. Herb. Boiss. 2. ser. III. (1903) 168, u. in Lorentz, Nova Guinea VIII. 2. (1910) 423; H. HARMS in K. SCHUMANN u. LAUTERBACH, Fl. Deutsch. Schutzgeb. Südsee (1900) 381 u. Nachträge (1905) 283). Bei einer genaueren Durchsicht Über eine Meliacee mit blattbürtigen Blüten. 339 des von Herrn LEDERMANN gesammelten Materials fiel mir nun ein Exemplar auf, das neben achselständigen dünnen schmalen langgestreckten Eispen, wie sie bei Chisocheton mehrfach vor- kommen, auffälligerweise kleine Blütenbüschel auf der Oberseite der Spindel der Fiederblätter selbst zwischen den gegenständigen Fiederblättchen trägt, so daß bisweilen an fast jedem Joch des Fiederblattes, oft mit Ausnahme des untersten, ein Blütenknäuel oder eine kurze Traube sitzt. Epiphylle Infloreszenzen auf einem Fiederblatt1) sind meines Wissens noch nicht beobachtet worden ; wenigstens konnte ich in der Literatur keinen ähnlichen Fall finden, und auch von keiner andern Meliacee ist mir eine ähnliche Erscheinung bekannt geworden. Bei unserer Pflanze tragen nicht alle Blätter, wohl aber die meisten, solche Blütenbüschel zwischen den Blättchen. Wie aus der Abbildung hervorgeht, entbehrt z. B. das Blatt, in dessen Achsel die lange dünne Rispe entspringt, der epiphyllen Blüten. In der Achsel der blütentragenden Fieder- blätter finden wir eine winzige stark behaarte Axillarknospe; es ist natürlich unsicher, ob sie vegetativ ist oder etwa gar zur Blüten- rispe auswachsen kann. Bei der Spärlichkeit des Herbarmaterials ist eine Entscheidung darüber unmöglich, ob es sich bei den blatt- bürtigen gestauchte einfache oder verzweigte Trauben darstellenden Blütenknäueln um eine nur ausnahmsweise auftretende Erscheinung handelt, die als eine durch irgendwelche noch unbekannte Ursachen hervorgerufene Mißbildung anzusehen ist, oder um ein regelmäßig bei der Art auftretendes und für sie charakteristisches Merkmal. Sehr eigentümlich ist jedenfalls, daß hier echt axilläre und epiphylle Blütenstände zugleich vorkommen; das könnte auf eine Mißbildung im letzteren Falle deuten. Bei denjenigen Pflanzen, die normaler- weise epiphylle Blüten besitzen, fehlen gerade axilläre Blüten. C. DE CANDOLLE erwähnt (Recherches sur les inflorescences epi- phylles, in Mem. Soc. phys. hist. nat. Greneve Suppl. 1890, Nr. 6, p. 21) den eigentümlichen Bastard Begonia Ameliae Bruant; diese Pflanze trägt gewöhnlich auf demselben Stock epiphylle und axilläre Infloreszenzen, von denen die ersteren an der Spitze des Blattstiels 1) 0. PEXZ1G (Pflanzenteratologie I. (189 J) 409) erwähnt einen merk- würdigen Fall von Blütenbildung an einem Fiederblatte, der aber mit unserrn nichts zu tun hat: „Bei MASTERS ist kurz eine höchst wunderliche Erschei- nung referiert, die ich mit den Worten des Autors wiedergebe: Soine of the leaflets of the pinnate leaf of a species of Macrolobium were absent, and their place supplied by flowers arranged in cymes; wahrscheinlich handelte es sich um Ausbildung eines adventiven Blütensprosses auf dem Blatt, einer besonders unter den Leguminosen sehr seltenen Anomalie." Vgl. auch M. T. Masters, Pflanzenteratologie, übersetzt von U. Dammer (1886) 202. 340 H. Harms : auf der Oberseite der Spreite inseriert sind, während die letzteren bald in der Achsel der sterilen, bald in der der fertilen Blätter entspringen. Sonst scheint aber ein Zusammenvorkomrnen beider Formen von Blütenständen, soweit es sich um normale Bildungen handelt, nicht beobachtet zu sein. Das Material gibt äußerlich keinen Hinweis dafür, daß in unserem Falle etwa die Rispenachse mit der Blattspindel zu einem einheitlichen Gebilde verwachsen sei; von einer abnormen Verdickung der letzteren ist nichts zu sehen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die epiphyllen Blüten in diesem Falle nur gelegentlich auftretende Adventivbildungen auf der Blattrhachis darstellen. Ob sie nur das sind, was wohl manches für sich hat, oder ob sie normale Bildungen darstellen, muß späteren Forschungen überlassen bleiben. — Die Blätter von Chiso- cheton und auch die unserer Art besitzen am Ende der Blattspindel zwischen dem obersten Blättchenpaar eine Knospe junger Blättchen, die später noch auswachsen können, wodurch dann das Blatt eine größere Zahl von Blättchenpaaren erhält. Solche Endknospen mit Rudimenten weiterer Blättchen sind bei den Meliaceen verbreitet, kommen z. B. bei der Gattung Guarea vor, und treten außerdem bei manchen Sapindaceen auf (vgl. B.ADLKOFER in Sitzber. Akad. München 1890, S. 209 und in ENGLER-PRANTL, Pflzfam. III. 5, 2.^0). Das Fiederblatt der Chisocheton- Arten1) behält längere Zeit seine Wachstumsfähigkeit bei, wenn auch vielleicht die Endknospe keines unbegrenzten Wachstums fähig ist und wie bei Guarea nur aus 1) Nach den Beobachtungen von G. Volkens an Chisocheton amboinensis Valeton im Bot. Garten Baitenzorg (vgl. sein Werk: Laubfall und Lauber- neuerung in den Tropen (1912) S. 61) sind die großen Fiederblätter der Art in ihrer Entwickelung in gewissem Sinne Zweigen an die Seite zu setzen. (H. SCHACHT in Flora 36. Jg. (1853) S. 465 hat das Gitarea-Bl&tt für einen Zweig gehalten!). Ein ausgewachsenes Blatt von Chisocheton setzt sich in last allen Fällen aus 3 — 4 Schüben zusammen; die Rhachisknospe tritt 3- bis 4 mal in Tätigkeit, dann vertrocknet sie und stirbt ab. Nach dem schönen Herbai- material, das er mitgebracht hat, treiben die Blätter periodisch aus, die Blätt- chenpaare entstehen genau so schubweise wie die Blätter selbst, indem ver- möge der Blättchenknospe am Ende der Spindel immer neue Schübe gebildet werden können, die aus einem, zwei oder drei Blättchenpaaren bestehen. So kommen schließlich lange Fiederblätter zustande mit 9 — 12 Paaren von Blättchen ; die Blätter bilden ihre Paare in mehreren durch wochenlange Pausen unterbrochenen Paaren. Wie die Blättchen periodisch austreiben^ fallen sie auch periodisch ab. — Sehr vei breitet ist bei den Chisocheton- Arten ein Herausrücken der achselständigen Infloreszenz aus der Achsel am Zweige solche Blütenstände werden als „supra-axillares" beschrieben, sie sind dann etwas über der Achsel augeheftet. Bei der vorliegenden Art tritt dies Merkmal nicht auf. Über eine Meliacoe mit blattbiirtigen Blüten. 341 einer begrenzten Zahl junger später sich entfaltender Blättchen besteht (vgl. über die Verhältnisse bei Quarta P. SONNTAG in PRINGSHEIMs Jahrb. XVIII. 1887, S. 249, Taf. IX, Fig. 6). Mit dieser Wachstumsmöglichkeit der Blattspindel hängt vielleicht das Vorkommen der epiphyllen Blüten zusammen, insofern als sie das Auftreten solcher begünstigt, indem das Gewebe der Spindel wenigstens an gewissen Stellen längere Zeit in teilungsfähigem Zustande bleibt. Die Chisochelon-Ait halte ich für neu; ich benenne sie nach Herrn J. POHL, dem ich für die Ausführung der Zeichnung auch an dieser Stelle besten Dank ausspreche. Die Blüten des vor- liegenden Exemplars scheinen nur männlich zu sein; wenigstens fand ich in keiner der wenigen von mir geprüften Blüten einen voll entwickelten Fruchtknoten, wohl aber den Griffel gut ausge- bildet. Neigung zum Fehlschlagen des Fruchtknotens ist in den oft reichblütigen Blütenständen der Chisocheton-Arttn verbreitet; in anderen Fällen kommt auch Verkümmerung der Antheren in den Blüten vor, so daß man schließlich von mehr oder weniger aus- gesprochener Monoecie oder vielleicht sogar Dioecie sprechen kann. Nach VALETON ist Ch. amboinensis z. B. gynomonoecisch. Chisocheton Pohlianus Harms n. sp., arbor 15—20 m alta ramulis hirsutis vel hirsutulis, partibus novellis dense hirsuto-villo- sis, nodis cum basibus petiolorum leviter incrassatis; folia pirmata, petiolo 3 — 6 cm longo, rhachi cum petiolo 15 — 30 cm longa, -b pilosa, apice foliola juvenilia gerente, foliola opposita, 4 — 6 juga vel serius plurijuga, petiolulis hirsuto-villosuiis 4 — 7 mm longis, oblonga vel oblanceolata vel obovato-oblonga vel lanceolata, basi acuta vel obtusiuscula, apice breviter vel longiuscule anguste acu- minata, supra glabra vel subglabra (costa impressa pilosa), subtus m hirsuta, costa nervisque lateralibus utrinque 8—11 subtus pro- minulis necnon reti venarum subtus conspicuo, 5 — 15 cm longa, 2 — 4 cm lata; inflorescentiae axillares saepe elongatae, angustae, apice ramulorum breviter paniculatae, rhachi hirsutula 4 — 13 cm longa, ramulos brevissimos abbreviatos dense pilosos paucifloros vel plurifloros densifloros usque 1 — 1,5 cm longos vel saepe brevi- ores glomeruliformes (raro elongatos laxifloros ad 4 — 5 cm longos) sat remotos gerente, bracteis brevibus lanceolatis vel lanceolato- ovatis villosis ; praeterea adsunt florum glomeruli saepe densiflori vel racemi brevissimi ad superiorem faciem rhachidis folii inter foliola; flores brevissime pedicellati vel subsessiles; calyx cupularis truncatus hirsutus, fere 3 mm longus ; petala 4 libera, lingulata, obtusa, glabra vel subglabra, 1 — 1,5 cm longa, 2 — 2,5 mm lata; 342 H. Harms : tubus stamineus cvlindricus extus glaber vel subglaber, intus infra antheras pubescens, sursum glaber, margine truncatus, antherae 4 lineares, indistincte locellatae, inclusae; Stylus hirsutus, sursum glabrescens, stigmate clavato; ovarium bene evolutum band visum. Nordöstliches Neu-Guinea: Kaiser Wilhelmsland, Etappen- berg, Höhenwald, 850 m (LEDERMANN n. 9337. — Oktober 1912; 15 — 20 m hoher Baum, Rinde dunkelgrau, junges Laub rötlich- grau, Blätter glänzend dunkelgrün mit weißlich grüner Unterseite, Blüten weiß). Abb. 1. Chisocheton Pohlianus Harms 1. Blatt mit blattbürtigen Blüten. 2. Acbselständiger Blütenstand. 3. Blüten- büschel auf der Blattspindel. 4. u. 5. Blüten. 6. Längsschnitt der Blüte 7. Antheren. Eigene neuere Beobachtungen über epiphylle Infloreszenzen im allgemeinen stehen mir nicht zu Gebote. Vielleicht aber ist folgende, nach der Literatur zusammengestellte Übersicht solcher Vorkommnisse von Nutzen für weitere Forschungen. Anwachsen der Blütenstiele an den Blattstiel oder Hinauf- rücken der Blüten bis zum Grunde oder sogar bis zur Mitte des sie stützenden Blattes kommt nicht allzu selten vor; es sei nur Über eine Meliacee mit blattbürtigen Blüten. 343. erinnert an Twnera- Arten (vgl. ENGLER- PRANTL, Pflzfam. III. 6 a). ß. 5b : Durch Anwachsen der Blütenstiele an den Blattstiel können die Blüten mehr oder weniger hoch an diesem hinaufrücken), Bou- gainvillea spectabilis (die Blütengruppe ist mit dem Mittelnerven des Tragblattes verwachsen; a. a. 0. III. 1 b. 18 Fig. 6 u. 22 Fig. 7 E), Tilia (Emporhebung des Tragblattes des Blütenstandes an dessen Stiel), Dobinca (die $ Blüte ist fast bis auf die Mitte der Braktee gerückt; a. a. 0. III. 5, 178 Fig. 111), Cneorum pulverulentumYent. (Stiel der Blütenbüschel mit dem Blattstiel verwachsen, a. a. 0. III. 4, 94 Fig. 60), Malvastrum pedicidariifolium Wedd. (Blüte aus der Achsel auf das vegetative Blatt verschoben, nach VELENOVSKY, Vergleichende Morphologie II. (1907) 6ll). Die Mehrzahl der in folgender Übersicht genannten Fälle1) hat 0. DE CANDOLLE in seiner oben erwähnten Arbeit eingehend behandelt. I. Die Blüten oder Blütenstände entspringen an der Spitze des Blattstieles oder nahezu an ihr (pedunculus cum petiolo con- natus, in den Diagnosen). Hierhin viele Dichapetalaceae (A. ENGLER, Pflzfam. III. 4, 346), und zwar sowohl altweltliche wie neuweltliche Arten. Zahl- reiche Arten von Dichapetalum Thou. C. DE CANDOLLE behandelt a. a. 0. 14 Ghailletia peduncul ata DC. (= Dicliapetalum pedunculatum (DC.) Baill. aus dem trop. Amerika), ferner z. B. noch von ameri- kanischen Arten D. flavicans Engl. u. D. Donnellsmithii Engl. (Bot. Jahrb. XXIII. (1896) 144); eine größere Zahl afrikanischer Arten (über 15 von etwa 120 Arten Afrikas), vgl. A. ENGLER in Bot. Jahrb. XLVI. (1912) 561 (z. B. D. gabonense Engl. Pflzfam. III. 4, 349 Fig. 187), außerdem die madagaskarischen Arten D. nigrescens- (Tul.) Engl. u. D. Virchowii (0. Hoffm.) Engl. — Alle Arten der tropisch-amerikanischen Gattungen Stephanopodium Poepp. et Endl. (4 Arten), Tapura Aubl. (5 Arten) und Gonypetalum Ule (G. jurua- mm Ule in Yerh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg XLVIII. (1906) 174, und G. acreanum Ule in Notizbl. Bot. Gart. Berlin- Dahlem, VI. (1915) 312). Die von C. DE CANDOLLE erwähnte Ghailletia capitulifera (1. c. 14) ist wohl Tapura capitulifera Baill. in Flora Brasil. XII. 1. (1886) 376. ßegonia sinuata "Wall., JB. prolifera A. DC, B. Ameliae Bruant (vgl. C. DE CANDOLLE, 1. c. 20). — Hierüber sagt VELENOVSKY 1) Der Fall der Icacinacee Leptanlus, den 0. DU. 1 c. 24 erwähnt, ge- hört nicht hierher; bei der Gattung haben wir nach A. ENGLER (Pflzfam. III. 5, 246) endständige Blütenstände, welche mit dea unteren Internodien des- nächstfolgenden einblättrigen Sprosses verwachsen sind. 344 H- Harms: (Vgl. Morph. S. 611): „Die Begonien aus der Verwandtschaft der B. proli/era, paleacea, sinuata, sowie die B Ameliae bilden nur ein einziges großes grünes Laubblatt, aus dessen Basis an der Haupt- rippe ein Blütenstand hervorkommt, so daß das ganze dasselbe Bild darbietet wie Streptocarpus Wendlandü. Aus den Bemerkungen der Autoren bin ich jedoch nicht imstande zu beurteilen, welchen Ursprungs diese epiphyllen Blüten wären." II. Die Blüten oder Blütenstände entspringen auf der Ober- seite der Blattspreite am Mittelnerv, sei es auf der Fläche oder auf ihrem Rande. a) Blüten oder Blütenstände am Grunde der Spreite oder nur wenig oberhalb des Grundes entspringend. Peperomia Haenkeana Opiz u. P. foliiflora Ruiz et Pav. (Fl. peruv. et chil. I. (1798) 30 t. 45 c; C. DE CANDOLLE, 1. c.22), Pipeiaceen des trop. Amerika (Peru). b) Blüten zwischen Grund und Spitze des Blattes entspringend, etwa in der Mitte der Blattfläche oder oberhalb dm- Mitte, in einem oder mehreren Büscheln oder Gruppen (letzteres besonders bei den Phyllobotryeae). Helwingia Willd. (3 Arten, Himalaya bis Ostasien). Bekannt ist der Fall der Cornacee II. japonica (Thunb.) Dietr. (= //. rusciflora Willd.), der einzigen außerhalb der Tropen vorkommenden Pflanze mit epiphyllen Blüten. Bei der Gattung entspringen die Blüten einzeln oder in einer Gruppe oder Cyma von wenigen bis mehreren etwa in der Blattmitte (vgl. H. HARMS in Pflzfam. III. 8. 2ora; G rhoicola Oud. = carphosperma Fr.; auf Rhus nur 3 sichere Cytosporeen G. carphosperma Fr., grandis Peck und Torsellia Rhois v. H. 122. Auf Rubus gibt es in Europa eine Yalsella und 2 FaZsa. Diesen 3 Arten entsprechen Leucocytospora clypeata (Sacc.) v. H. ; Cytospora ceratophora Sacc. und C. sepincola v. H. = ? C. carpho- sperma Fr. f. Bubi. Cytospora phyllogcna Penz. et Sacc ist eine Ceuthospora. 123. Auf Salix gibt es in Europa 7 Euvalsa, 3 Leueostoma und 3 Valsella. Von Leueostoma abrupt a (Cooke) und Valsella nigro- annulata Fuckel ist die Leucocytospora unbekannt. Cytospora macrobasis Sacc. ist ? Püidium Kze.; C. JLwrora Mont. et Fr. ist gleich Myxofusicoccum Aurora (M. et Fr.) v. H. ; C. atro- nitens Chev. 1826 wird zu' streichen sein. Cytospora incarnata Fr. zweifelhafte Mischart; C. fugax (Bull.) Fr. = Cytospora 354 F. V. HOHN KL: Salicis (Cda.) Rbh.; G. cryptosphaerioides Syd. Myc. march. 3966 (nomen nudum?) — C. Salicis (Cda.) Rbh.; Cytospora arctica Sacc. et Syd. (nomen nudum). 124. ( 'alosphaeria Salicis Bakjlonicae Schulz., 1882 ist nach der Beschrei- bung eine Valsa (n. sp. ?) mit Oytospora Salicis Babylonicai Schulz. 125. Auf Ulmus allein wachsen 3 Valsa. Davon nur V. Welwitschii Berk. in Europa. Ungenügend beschrieben, vielleicht keine Valsa. Valsa cincta Xtke. f. TJlmi falsch bestimmt, vielleicht V. am- Mens. Valsa Auerswaldii de Not. f. TJlmi wächst auf Rhamnus, daher zu streichen. Oytospora carbonacea Fr. = Gryptosporella hypodermia (Fr.). Auf Ulmus bisher sicher nur Cytospora carphosperma Fr. 126. Cytospora melanodiscus (Otth) v. H. ist anders gebaut und hat zu heißen Cyclocytospora melanodiscus (0.) v. H. 127. Cytosporina süiquastri (West.) Sacc. ist die Nebenfrucht von Eutypa (scabrosa ?). 128. Vestergreenia umbellata (Yest.) S. et S. ist keine Phomqpsis wie ich in Ost. bot. Ztsch. 1916, 66. Bd. p. 104 Nr. 271 angab, sondern hat Cytosporina umbellata (V.) v. H. zu heißen. 129. Cytosporina flavovirens (Sacc.) v. H.; lata v. H.; Modi v. H. gehören zu den gleichnamigen Eutypa- Arten. 130. Cytosporina (?) Bulliardii v. EL, Nebenfrucht von Melogramma Bulliardii Tul. 131. Cytosporina Serebrianikowü Bubäk = Phomopsis Serebrianikowii (Bub.) v. H. zu Biaporthe Caraganae Jacz. 132. Cytosporina leucomyxa (Cda.) Sacc. ist eine Discülina v. H. zu Cryptospora sp. gehörig. 133. Cytosporina Bubi Diediche — Hemidothis (?) Bubi (D.) v. H. 134. Cytosporina Fusarium Nießl wächst nicht a.ni Populus, sondern auf Prunus Gerasus und ist Mcrqpera Drupacearum Lev. (Mitt. von v. Nießl.) 135. Cytosporina rostrata (West.) Sacc. = Chondropodiiim v. H. 136. Phlydaena Banunculaceanim v. H. n. sp. auf Paeoraa-StengeL 137. Phlyetaena Malvacearum v. H. n. sp. 138. Hendersonia collapsa Cooke et Ellis ist von Hypocenia obtusa B. et C. p. p. nicht verschieden. Die Gattung Hypocenia ist mit Phomopsis und Plenodomus nicht verwandt (Fragm. Nr. 535), sondern steht der Gattung Gelatinosporium Peck sehr nahe und umfaßt gewiß Nebenfrüchte von Discomyceten. Zweite vorläufige Mitteilung myco logischer Ergebnisse (Xr. 107 — 200). 355 139. Micropera betulina Sacc. et R. hat zu heißen Pseudophomopsis betulina (S. et R.) v. H. n. G. und ist vielleicht die Neben- frucht von Apioporthe virgultorum (Fr.) v. H. 140. VESTERGREENs Angabe, daß Discosia Artocreas stets eine Mittel- säule besitzt ist falsch. Mittelsäulen sind selten, doch kommen oft 10 — 20 dünne im Stroma zerstreute Säulen vor. Ahnlich verhält sich Discosia strobilina Lib. 141. Rhabdospora notha Sacc. in KRIEGER, F. sax. Nr. 1699 ist eine Phomopsis. Cytosporina notha (Sacc.) Died. muß heißen Harpostronia notha (Sacc. ?) v. H. und ist die Nebenfrucht von Leptosillia notha v. H. n. G. (Botryosphaeriaceen). 142. Excipula melanophaea Kunze 1823 muß heißen Pilidium mela- nophaeum (Kze.) v. H. 143. Disculina corylina v. H., die Nebenfrucht von Cryptospora corylina Tul. ; Stagouospora allantella Sacc. könnte derselbe Pilz sein. 144. Phragmotrichum Chailletii Kunze ist keine Melanconiee, sondern eine Angiostromacee und gehört nicht zu Lophium mytilinum (P.). 145. Malacostroma v. H. ist eine Phomopsidee und Nebenfrucht- gattung einiger Diaporthe- Arten. 1. M. irregidare (Died.) v. H. Syn.: Gytispora carnea Ellis et Everhart 1894. Dothiorella irregularis Diedicke 1912. 2. M. castaaeum (Sacc.) v. H. Syn.: Cytispora castanea Sacc. 1879. Fusicoccum caManeum Sacc. 1884. 3. M. cameum (Thüm.) v. H. Syn.: Myxosporium cameum Thümen 1880. Fusicoccum galericulaium Sacc. 1884. Myxofusicoccwm galericulaium Diedicke 1912. Gehören zu Diaporthe farinosa Peck, D. castanea und galeri- culata Tul. 146. Haploslroutella pithya v. H. n. sp. auf Fichtenzapfenschuppen im Wiener Wald. 147. Sirostroma Fraxini v. H. n. G. et sp. auf Eschenzweigen im Wienerwald. Mit Dothior'ma v. H. verwandt, aber Conidien in dauerhaften Ketten und 8 — 11 oo 1 . 8—2-5 fi groß. 148. Sclerophoma Sambuci v. H. n. sp., nähert sich Botrynphoma Karst. — v. H. (J 9). 149. Phoma obtusula Sacc. et Br. ist vielleicht eine Phomopsis; Myxofusicoccum obtusulum (S. et Br.) Diedicke ist davon völlig verschieden. (J 12.) 356 [ ■ v- Höhnel: 150. Myxospor'nun tumescens B. 11. S. ist eine Phomopsis; Myxofusi- coccum tumescens (B. B,. S.) Diedicke ist davon verschieden und offenbar gleich M. Mali Diedicke. (J 12.) 151. Myxofusicoccum Aurora (Mont. et Fr.) v. H. hat folgende Synonvmie: Cytispora Aurora Mont. et Fr. 1834. Naemaspova melanotricha Castagne 1845, Discella microspernia Berk. et Br. 1850. ? Myxosporium salicellum Sacc. et Roumeg. 1884. Myxosporium rimosum Fautrey f. Salicis 1892. Myxofusicocctim Salicis Diedicke v. microspora üied. 1912. Ist die Nebenfrucht von Pseudopliacidiella microsperma (Fuck.) v. H. (J 12). 152. ( 'oniothyriüm insitivum Sacc. von mir mehrfach auf verschiedenen Laubholzgewächsen gefunden, ist gleich Melanconiopsis Ailanthi v. H. (Fragm. 809) und ist die Nebenfrucht von Thyridaria rubronotata (B. et Br.). Nach TULASNE ist derselbe Pilz PJwma ulmigenum Berk. Er hat nun Melanconiopsis nhnigena (Berk.) v. H. zu heißen, bis feststeht was Melanconiopsis ist. (J 28.) 153. Gloeosporidium anomalnm v. H. n. sp. Auf Zerreichenblättern im Wienerwalde. Ist einer Gloeosporina v. H. ähnlich, entsteht aber in der Epidermis und tiefer. 154. Fusoma Veratri Allescher 1892 = Marsonia Veratri Ell. et Ev. 1894 — 95 muß heißen Gloeosporium Veratri (All.) v. H. 155. Fusarium maculans Sandri 1842 (auch als Septoria, Fusisporium, Cheilaria, Scptoylocum, Phloeospora beschrieben) ist eine sich in der Epidermis entwickelnde Phloeospora, hat daher Phloeospo- rella maculans (Sandri) v. H. zu heißen. 156. Phloeospora Equiseti (Desm.) v. H. Syn.: Libertella Equiseti Desmazieres 1847. Septoria Equiseti Desmazieres 1848. Septoria detospora Saccardo 1879. Gloeosporium Equiseti Ellis et Everhart 1888. Rhabdospora Equiseti (Desm.) Allescher 1900. Iihabdospora detospora (Sacc.) Allescher 1900. Septogloeum Equiseti (Ellis et Ev.) Diedicke 1915. Titaeospora detospora (Sacc.) Bubäk 1916. Ist eine Nebenfrucht von Stamnaria equiseti (Hoffm.) = Peziza laetissima Cesati. Die Gattung Titaeospora Bubäk hat keine Berechtigung. Zweite vorläufige Mitteilung mrcologischer Ergebnisse (Nr. 107—200). 357 157. Cylindrocölla episphaeria v. H. n. sp. auf alter Nectria Gucur- bitula im Wienerwald. 158. Coryneum Vogdianum Sacc. hat Exosporium Vogelianum (Sacc.) v. H. zu heißen, da Exosporium Link 1809 = Coryneum Nees 1817 ist. Sehr nahestehend dem Coryneum Negundinis Ell. et Ev. 1897 = Coryneum Negundinis Berk. et Curt. (Coryneum septosporioides Sacc. et S.). 159. Thyrostroma Salicis v. H. n. sp. mit Dothiorellina Salicis v. H. n. sp. auf Salix-Zw eigen im Wienerwald. 160. Ramularia Vossiana Thümen 1879 ist ein Synnematomycet und hat Isariopsella Vossiana (Thüm.) v. H. d. Gr. zu heißen. 161. Cylindrium elongatum Bonorden ist verschollen, und ganz ver- schieden von dem heute so genanntem Pilze. Letzterer Pilz ist vielleicht Cylindrium Candida))) Bon., Fusidium griseum Link oder Fusidium griseum Ditmar. 162. Cylindrium elongatum Aut. (non Bon.) hat keine freinen Hyphen und ist eine Leptotuberculariee. 163. Polyscytalum feeundissimum Eiess hat braune Hyphen, gehört also zu den Dematieen. Davon ist Hormiactina Wroblewskii Bubäk nicht wesentlich verschieden. 164. Polyscytalum sericeum Sacc. hat hyaline fast stets einfache Konidienträger, die einzeln oder gebüschelt aus den Spalt- öffnungen kommen und gehört in eine eigene Gattung. 165. Meiner Ansicht nach sind Papulaspora sepedonioides Preuß (und Harz), Helicosporangium parasiticum H. Karsten (und Eidam), Papulaspora parasitica Harz, Papulaspora asper gilliformis Eidam ein und derselbe Pilz, der bald nur Bulbillen, bald Bulbillen und Konidien, bald Bulbillen, Konidien und Chlamydosporen bildet. Wenn er ohne Bulbillen, nur mit Konidien und Chlamydosporen auftritt, stellt er das Monosporium acremonoides Harz dar, für welche Form die Gattungen Harzia Costantin 1888 = Eidamia Lindau 1904 aufgestellt wurden. Polycystis? italica Sacc. et Speg. (= Urocystis italica (S. et Sp.) de Toni = Stephanoma italicum (S. et Sp.) S. et Trav.) und Stephanoma Negeri S. et Trav. sind verwandte Bildungen mit vielgestaltigen bulbillenartigen Chlamydosporen, die alle Über- gänge von Sepedonium durch Mycogonc zu Papulaspora und unregelmäßigen Chlamydosporen-Knäueln darstellen. Diese Bildungen dürften alle zu Ilypomyces und anderen Hypocre- aeeen gehören. 166. Asteroma Mali Desmazieres ist der sterile winterliche Zustand von FusicJadium dendriticum, meist ohne Konidienträger. Asco- 358 F- y- HÖHNfiL: spora Mali Fuckel ist der unreife Zustand von Venturia hiae- qualis (Cookej Aderh. Asteromal Pyr/ Hob. in Herb, ist offen- bar eine analoge Bildung auf Birnenblättern. 167. Ramularia Circqeae Allesch. und Ovuhtria radnca Voß sind der- selbe Pilz, verschieden gut entwickelt. 168. Scptoria Weissii Allescher ist ein Hyphoinycet, schlecht ent- wickelt, Cercosporella Weissii (All.) v. H. 169. Pedilosjiora episphaeria v. H. n. sp. auf alter Nectria Cucurbi- tula im Wienerwald. Es ist fraglich, ob die drei beschriebenen Arten der Gattung von einander verschieden sind. 170. Stilbella oliuacea Jaap. 1916 ist der Konidienpilz einer Ustila- ginee und hat Farysia olivacea (Jaap.) v. H. zu heißen. Die Gattung Farysia Rac. ist für Europa neu. 171. Acerbia ephedrae Rehm 1915 hat zu heißen Schiaozylon ephedrae (R.) v. H. 172. GlonieUa Sacc. (Typus GlonieUa lapponica (Karst.) Sacc.) muß erhalten bleiben. Die Gattung enthält viele Formen, die nicht dazu gehören. 173. Ghmiella sarmentorum Rehin (non de Not.) hat intraepidermale Fruchtkörper und einzellige Sporen und gehört in die Gattung Hypodermellina v. H. (Hypodermeen). 174. GlonieUa filicina Mouton wächst subkutikulär und gehört zu Leptopeltis v. H. n. G. und hat zu heißen Lepfo/ieWs Pteridis (Mouton) v. H. (Auf Pter'is). 175. Aylographum filicinum Libert hat zu heißen Leptopeltis filicina (Libert) v. H. (Typus), auf Aspidium. 176. GlonieUa perex/gua (Speg.) Sacc. hat subkutikuläre, ringsum umhäutete Fruchtkörpor und gehört in die Gattung Leptopel- tella v. H. n. G., L. perexigua (Speg.) v. H. (Typus). 177. Aylographum sarmentorum de Xot. ist gewiß ein echtes Aylo- graphum und von REHMs Pilz verschieden. 178. Aylographum saementorum Rehm (non de Not.) hat die, Neben- frucht Bhäbdostromellina Raborum v. H. 179. Pseudophacidium hat mit den Dothideaceen nichts zu tun (wie ich früher glaubte) ; sind wahrscheinlich Anfangsglieder einer Reihe, die zu den Pyrenopezizeen führt. 180. Die echten Hypodermeen haben mit den echten Hysteriaceen nichts zu tun. Erstere dürften mit den Trabutineen und Scirrhineen verwandt sein, letztere haben sich aus Lophio- stomaceen entwickelt. Zweite vorläufige Mitteilung nosologischer Ergebnisse (Nr. 107—200). 359 181. Schizothyrium Desmaz. 1849 ist nach der Typus-Art: Seh. ace- rinum Desm. eine Thrausmatopeltinee und mit Epipeltis Theyssen 1913 synonym. 182. Asterina Gaultheriae Curtis hat zu heißen Schizothyrium Gaul- theriae (Curtis) v. H. 183. Aylographum reticulatum Phill. et Harkn. hat zu heißen Schizo- thyrium reticulatum (Ph. et H.) v. H. 184. SchizothyriumPtarmicae Desm. ist einesubkutikuläre Hypodermee, gehört in die neue Gattung Schisothyrioma v. H. 186. Montagnula Berlese 1900 ist. keine stromatische Pleospora sondern eine Phyllachorinee, von Dictyochorella Th. et S. ver- schieden. 187. Aylographum Libert 1834 ist nach dem Typus keine Hysteria- cee, sondern eine Lembosieen-Gattung, offenbar gleich Lem- bosiopsis Theyss. 1913. 188. Aylographum juncinum Libert ist eine hyphopodiate Lembosia, L. juncina (Lib.) v. H. 189. Aylographum Luzulae Libert hat zu heißen Lembosia Luzulae (Lib.) v. H. von L. juncina kaum verschieden. 190. Aylographum festucae Libert hat zu heißen Lembosia festucae (Lib.) v. H. Die vorstehenden 3 Arten könnten auch zu Morenoella Speg. gestellt werden, da die Paraphysen undeut- lich sind. 191. Aylographum Epilobii Libert ist eine Lembosiee ohne Subi- eulum, Aulographella Epilobii (Lib.) v. H. n. G. 192. Aylographum Pinorum Desm. ist eine Lembosiee. 193. Aulographum mugelkmum Paoli 1905 ist gleich Dothiclypeolum pinastri v. H. = Microthyrium aneeps Pass. 1890 = Dothidea halepensis Cooke 1879 = Thyriopsis halepensis (O.) Th. et S. 1915. 194. Aylographum macularc B. et Br. ist wahrscheinlich eine Lem- bosiee. 195. Aulographum macularc B. et Br. v. DicJciae Rehm ist eine neue Parmulineen-Gattung: Lembosiodothis v. H. 196. Aulographum maculare Rehm var. stellulata Rehm ist falsch bestimmt und hat zu heißen Lembosia Vriseae v. H. 197. Aulographum anaxaeum S. et D. Sacc. 1905 hat zu heißen Hysterium anaxaeum (S. et D. S.) v. H. 198. Aulographum hieroglyphicum Roberge 1848 ist ein steriles Asteroma-artiges Hypheagebilde. 199. Hyoteropsis eulmigena Rehm muß nach wiederholter Prüfung^ als eine geschlossen bleibende Phacidiacee betrachtet werden 3U0 A. Wagner: 200. Hysteropsis Rehm bleibt monotypisch. Eysterium Moliniae de Not. = Mysterium culmifragum Speg. ist eine typische GlonieUa Sacc. und gehört nicht zu Hysteropsis, wie Eehm angiebt. 35. A. Wagner: Über eine unzweckmäßige Einrichtung im Blütenbaue von Lobelia laxiflora. (Mit Tafel VI.) (Eingegangen am 19. April 1917.) Im Nachfolgenden möchte ich über eine Beobachtung berichten, die insoferne ein Interesse beanspruchen kann, als sie einen jener Fälle betrifft, in denen eine bestimmte organische Anpassung durch gewisse, gerade in der Anpassung selbst liegende Möglichkeiten schließlich dem ursprünglichen Zwecke der Einrichtung hinderlich und gefährlich wird. Es handelt sich um die Blüten von Lobelia laxißora H. B. et K.1). An zwei in unseren Gewächshäusern kultivierten und jährlich ziemlich reichlich zur Blüte gelangenden Exemplaren konnte die betreffende Erscheinung studiert werden, soweit dies unter Aus- schaltung der heimatlichen Lebensverhältnisse der Pflanze möglich ist. Wie sich zeigen wird, wären zur vollständigen Behandlung des Falles ergänzende Beobachtungen in der Heimat (Mexiko) der Pflanze notwendig. Da ich einschlägige Angaben nicht auffinden konnte, muß einiges bloß auf Vermutungen beschränkt bleiben. Den Habitus der normalen bestäubungsreifen Einzelblüte gibt in natürliche]- Größe Abb. 1 der Tafel. Diese Blüten werden an den meist weit ausladenden rutenförmigen Zweigen in akropetaler Reihenfolge mehrere Monate hindurch (bei unseren Gewächshaus- Exemplaren) entwickelt. Sie kommen einzeln aus den Achseln zerstreut spiralig stehender Laubblätter und hängen an dünnen. 1) Die Pflanze wird häufig unter dem Namen Siphocmnpylus bicolor G. Don kultiviert. Die bis zum Grunde geschlitzte Kronenröhre stimmt mit der für Lobelia gegebenen Diagnose, während weder dieses Merkmal noch die Verteilung der Sammelhaare an den Antheien für Siphocampylus zutreffen würde, bei welcher Gattung nur die beiden kürzeren Antheren solche Haare liesitzen, während bei der in Rede stehenden Pflanze alle 5 Antheren Sammel- haare aufweisen. Über eine unzweckmäßige Einrichtung im Blütenbaue von Lobelia laxiflora. 361 5 — 7 cm langen Stielen nach abwärts. Der ganze bluten tragende Teil der Zweige erscheint dadurch als eine lange, lockere, einseits- wendige, beblätterte Blütentraube. Die Blüte besitzt eine anfäng- lich geschlossene, später oberseits geschlitzte Kronenröhre mit ziemlich stark zurückgeschlagenen freien Zipfeln, Es sind in der Regel drei solche freie Kronzipfel vorhanden, zwei nach oben, der dritte (drei Kronblättern zugehörig) nach unten eingebogen. Durch diese Zygomorphie wird eine entfernte Änlichkeit mit einer Lippen- blüte herbeigeführt, doch gehört die Blüte unzweifelhaft dem Typus der Röhrenblumen an. Die Färbung der Kronenröhre ist mehr oder weniger tief scharlachrot, die der freien Kronzipfel und der nächstanschließenden Partie der Röhre hellgelb. Die Kronenröhre ist nur im unentwickelten Zustande der Blüte vollständig geschlossen: sobald sich die Spitze der Knospe öffnet und die freien Kronzipfel sich zurückschlagen, bildet sich oben in der Mediane der Röhre ein bis zu ihrem Grunde reichender Schlitz, aus welchem sich das gleichfalls röhrig verwachsene Androeceum mit dem von ihm voll- ständig eingeschlossenen Griffel erhebt. Die Blüte ist dichogam und zwar proterandrisch: Die Narbe wird erst nach Entleerung des Pollens aus der Antherenröhre hervorgestreckt. Die in sechsfacher Vergrößerung aufgenommenen Bilder 8 — 10 zeigen die verschiedenen Stadien der Dichogamie dieser Pflanze. Abb. 8 gibt das männliche Stadium: Die Narbe ist noch vollständig in der Antherenröhre geborgen; öffnet man letztere in diesem Stadium, dann findet man die Pollensäcke aufgesprungen und die Röhre reichlich mit sehr kleinem Pollen gefüllt. Einen Teil dieser Pollenmasse hat der bis an die Mündung der Röhre vorgerückte Narbenkopf mittelst der an der Außenseite der noch geschlossenen Narbenlappen in einem Kranze stehenden Fegehaare vor sich hergeschoben und durch die Röhrenmündung herausgedrängt. Diese Röhrenmündung ist infolge einer helmartigen Vorwölbung der oberen Antheren ziemlich stark nach unten gerichtet (Vergl. auch das Längsschnittbild 16) und von steifen borstenförmigen Sammelhaaren bekleidet, welche be- sonders an der unteren Seite der Mündung in dichten Büscheln stehen und den durch die Narbe hervorgedrängten Pollen festhalten. Man sieht in Abb. 8 diese Pollenmasse zwischen den Borsten. Der Pollen ist trocken und pulverig, aber nicht stäubend. In Abb. 9 ist der Griffel bereits über die Röhrenmündung herausgedrungen, die Narbe aber noch nicht geöffnet; man sieht vTorne an den noch zusammenliegenden Narbenlappen mitgeschleppte Pollenmassen, an ihrer Außenseite den Kranz von Feghaaren. In Abb. 10 endlich ist der reife weibliche Zustand der Blüte erreicht: der Griffel nocü 362 A. Wagner: länger vorgestreckt und die Narbenlappen voll entfaltet. In dem- selben Stadium befindet sich die Blüte Abb. 1. Ein von unten an die Blüte herankommender Besucher wird also in der männlichen Blüte sich mit dem vorgestoßenen Pollen beladen und diesen wieder in einer älteren Blüte an der vorstehenden Narbe abstreifen. Es handelt sich mithin um eine sehr ausgeprägte Dichogamie, durch welche Fremdbestäubung angestrebt und weitgehend ge- sichert erscheint. Da die Mündung der Antherenröhre sehr enge ist, erscheint ein nachträgliches Herausfallen von Pollen und eventuelle Selbstbestäubung der Narbe so ziemlich ausgeschlossen. Durch welche Besucher die Bestäubung vermittelt wird, läßt sich nur vermuten. Nach der ganzen Beschaffenheit der Blüte können nur Bestäuber mit langen Saugwerkzeugen in Betracht kommen: lang rüsselige Insekten oder Vögel. Da außerdem die Blüte bei ihrer hängenden, auf langem schwachem Stiele pendelnden Lage und mit ihrer weichen und zurückgerollten Unterlippe größeren aufsitzenden Insekten kaum einen genügenden Halt gewähren dürfte, so ist die Vermutung berechtigt, daß es sich um Besucher handeln müsse, welche in freiem Schwebefluge zu saugen vermögen (Sphin- giden oder Vögel). Ornithophilie wird für zwei Sijjhocampylus&rten angegeben; für die Gattung Lobelia scheint keine einschlägige Beobachtung vorzuliegen. Daß die in Rede stehende Pflanze ornithophil1) sein könne, ist mindestens nicht ausgeschlossen: Die für Vogelblumen als besonders charakteristisch geltende leuchtend rote Farbe, der Mangel eines bei insektenblütigen Röhrenblumen meist vorhandenen größeren und ausgebreiteten Saumes der Kronen- röhre, die für ornithophile Röhrenblumen mit freien Kronzipfeln beschriebene zurückgerollte Lage der letzteren, endlich die gleich- falls für Ornithophilie sprechende reichliche Nektarabsonderung erlauben es wenigstens, Trochilidae (Kolibris) als mögliche Bestäuber •ins Auge zu fassen. (Gegen die Anpassung an Nachtfalter sprechen die grelle Färbung und die Geruchlosigkeit). Die Nektarmenge, welche diese Blüten absondern, ist verhältnismäßig groß. Die Aus- scheidung erfolgt durch ein Drüsengewebe, das sich am Grunde der Blüte rings um den Fruchtknoten in der zwischen diesem und der Kronenröhre vorhandenen Rinne befindet. Es ist ein mehr- schichtiges, kleinzelliges, farbloses und interzellularenarmes Gewebe, welches am Längsschnitte durch die Basalregion der Blüte sofort 1) Vergl. hierüber: E. WERTH, Kurzer Überblick über die Gesamtfrage der Ornithophilie. Bericht der Freien Vereinigung für Pflanzengeographie und systematische Botanik für die Jahre 1914 u. 1915. Leipzig, ENGELMANN, 1915. Über eine unzweckmäßige Einrichtung im Blütenbaue von Lobelia laxiflora. 363 in die Augen fällt. In der Epidermis oberhalb dieses Drüsenge- webes finden sich ziemlich reichlich Spaltöffnungen, die hier wohl im BEHRENSschen Sinne als ,, Saftventile" funktionieren, denn eine Durchlüftungsaufgabe dürfte ihnen bei dem Interzellularen- mangel des darunterliegenden Gewebes nicht zukommen und für den ausgeschiedenen Zuckersaft kommt bei der starken Kutini- sierung der Epidermis kein anderer Ausweg in Betracht. Das ausgeschiedene Sekret füllt den Raum um den Fruchtknoten voll- ständig aus, dringt zwischen den freien Basalteilen der Filamente vor und kommt nicht selten außen an der Blüte am Grunde des oberseitigen Schlitzes der Kronenröhre als großer wasserklarer Tropfen zum Vorschein. Die Flüssigkeit schmeckt merklich süß und trocknet klebrig ein. Wenn somit verschiedenes für die Möglichkeit einer Ornithophilie spricht, so kann selbstverständlich nur die Beobachtung am natürlichen Standorte Gewißheit geben. Jedenfalls ist die Bestäubungsart der Blüte klar am Tage liegend und einem auch sonst verbreiteten Typus einseitig angepaßter Dichogamie zugehörig. Nun aber zu der beobachteten Besonderheit. Ein beträchtlicher Teil der Blüten, welche unsere beiden Stöcke hervorbrachten, zeigte ein Aussehen, wie es die Abb. 2 — 4 wiedergeben (in Abb. 3 u. 4 ist der Sexualapparat durch Weg- schneiden der Kronenröhre bloßgelegt). Das Eigentümliche liegt, wie man sieht, in der einfachen oder doppelten knieförmigen Biegung des Griffels, welcher hier, statt wie im Normalfalle voll- ständig in der Staubblattröhre geborgen zu bleiben, diese durch- bricht und solche Krümmungen erfährt. Da im Zeitpunkte der ersten Beobachtung dieser Erscheinung alle geöffneten Blüten des Stockes diese Abnormität aufwiesen, glaubte ich es mit einer nor- malen, für diese Blüte typischen Einrichtung zu tun zu haben, welche irgendwie in besonderer Weise mit der Bestäubung zusammen- hienge. Aber das spätere Auftreten der wirklich normalen Blüten sowie die nähere Untersuchung zeigten, daß es sich keineswegs um irgendeine Einrichtung von besonderer Bedeutung handelt, sondern daß gerade im Gegenteile ein Verhalten vorliegt, welches die normale Bestäubung überhaupt unmöglich macht. Bei allen diesen Blüten mit gekrümmten Griffeln kommt nämlich die Narbe niemals aus der Antheren- röhre hervor. Die Blüte welkt und trocknet schließlich ein, ohne daß der weibliche Apparat überhaupt in Funktion treten konnte. Die Einkrümmung des Griffels aber ist lediglich eine Hemmungswirkung : Weil der Narbenkopf infolge zu 364 a. Wagner: ■• r < > ß i ■ )• E n g e der A n t h e r e n r ö h r e n-M ü n d u n g nicht aus d i e s e r heraus kann, muBder weiterwachsende Griffel vor dein Widerstand«.' mit solchen Krüm- mungen a u s b i e g e n. Die Erscheinung setzt natürlich eine sehr feste Verwachsung der Antheren voraus. In der Tat spürt man bei einem Versuche, die Antherenröhre mit einer Xadel auf- zuschlitzen, diesen festen Zusammenhalt, und gerade an der Mün- dung muß man ziemlich beträchtliche Kraft anwenden, um die Durchreißung zu bewerkstelligen. Man begreift hierbei ohne weiteres, daß der weiche Narbenkopf und Griffel diesen Wider- stand nicht zu überwinden vermögen, sobald die Röhrenmündung von vornherein zu eng ist, um das glatte Durchschlüpfen zu ermöglichen. Daß es sich nur um eine derartige Hemmung handelt, beweist neben der Zwangskrümmung des Griffels auch folgendes: Schlitzt man an einer Blüte vom Habitus der Abb. 2 vorsichtig die Antherenröhre mit einer Xadel, dadurch den Griffel aus seiner Zwangslage befreiend, dann streckt sich dieser sofort und seine Krümmungen werden zunehmend flacher (Abb. 5); die Narbe ist in diesem Zeitpunkte noch geschlossen, wie sie sich ja auch im normalen Verlaufe erst einige Zeit nach dem Heraustreten entfaltet. Läßt man die so behandelte Blüte am Stocke, dann gleicht der befreite Griffel die ursprüngliche Zwangskrümmung vollständig oder bis auf einem ganz geringfügigen Rest aus und auch die Narbe entwickelt sich noch nachträglich zur Vollreife (Abb. 6). Die Abb. 11 — 13 zeigen den Querschnitt der Antherenröhre in verschiedenen Abständen von der Mündung. Abb. 11 stammt ganz von der äußersten Mündung der Röhre, also an der Stelle, wo die unteren Antheren zurücktreten, die oberen aber sich helm- artig vorwölben; der Querschnitt läßt erkennen, daß sich in den oberen Antheren auch die Pollenfächer hier bis nahe an das Ende erstrecken, die unteren Antheren hingegen soweit zurückbleiben, daß nur noch die an ihrem Saume stehenden Sammelhaare ge- troffen sind. Etwas weiter zurück (Abb. 12) zeigen sich auch die unteren Antheren getroffen, aber noch nicht in der Region der Pollenfächer, welch letztere erst in einer noch mehr zurückgelegenen Region zum Vorschein kommen (Abb. 13). Man sieht, daß die Mündung der Röhre (maßgebend hierfür ist eine Region etwa in der Mitte zwischen Abb. 12 und 11 gelegen) sehr engeist. Aller- dings hat die austretende Narbe insofern mehr Spielraum, als zur Zeit ihres Austrittes die Pollensäcke bereits geöffnet sind und nur noch die äußeren Wände stehen; aber gerade an dem Umfange der eigentlichen Mündung, welche der Narbenkopf schließlich Über eine unzweckmäßige Einrichtung im Blütenbaue von Lobelia laxiflora. 3ß5 zu passieren hat, scheint sich dadurch wenig zu ändern, wie auch aus dem Längsschnitte Abb. 16 zu erkennen ist. In dem jugend- lichen Stadium mit noch geschlossenen Pollensäcken, dem ja die Querschnittsbilder 11—13 entsprechen, steht die Narbe überhaupt noch nicht so nahe der Mündung, sondern befindet sich noch in der Mitte oder unteren Hälfte der Antherenröhre. Schon diese schwach vergrößerten Querschnittsbilder lassen die kräftigen Verwachsungsnähte der Antheren erkennen. Wie stark diese Verbindung und wie derb überhaupt schon die ganze Außen- Epidermis der Antheren entwickelt ist, zeigt Abb. 14. Die Epidermis weist eine sehr starke Kutikula auf, ihre weiteren, Zellulosereaktion gebenden Wandteile sind sehr dick, so daß das Lumen der Zellen zuweilen fast ganz verschwindet, da auch die Innenwände dieser Epidermiszellen beträchtliche Verstärkungen erhalten. Verbindungsnähte und Epidermis zeigen gerade am Mündungsrande der Antherenröhre die stärkste Aus- bildung und der Zusammenhang dieser Außenteile bleibt auch nach dem Aufspringen der Pollensäcke erhalten. So erklärt sich der Widerstand, den diese Röhrenmündung sowohl einer Erweiterung als auch einer Zerreißung durch den vordringenden Narbenkopf entgegenstellt. Auch an den normalen Blüten ist niemals ein Zer- reißen der Antherenröhre zu sehen: Der Narbenkopf schlüpft ent- weder glatt durch oder er vermag überhaupt nicht hervorzubrechen Wenn nun aber auch die Antherenränder derartig fest mit einander verkittet sind, so gilt dasselbe nicht auch für die Filamente. Diese sind am Grunde der Blüte, wo sie den Fruchtknoten um- schließen, überhaupt frei, dann weiterhin allerdings gleichfalls röhrig verwachsen, aber in verhältnismäßig nur leichtem Grade, weshalb denn auch der gehemmte und sich krümmende Griffel allemal die Filamentröhre durchbricht. Die Art und Weise, in der dieses Durchbrechen sich vollzieht, wird dann auch für die Art der Krümmung bestimmend: Findet der Durchbruch zwischen zwei Filamenten statt, die dann einfach beiseite gedrängt werden, dann krümmt sich der Griffel in einfacher bogenförmiger Wölbung, wobei die ' Antherenröhre beinahe senkrecht aus der geraden Fort- setzung der Filamentröhre abgedrängt wird (Abb. 4); trifft aber die beginnende Krümmung des Griffels gerade unter eines der (breiten, bandförmigen) Filamente, dann wird dieses aus dem Ver- bände losgetrennt, emporgehoben und straff gespannt, wodurch gleichzeitig die ganze Antherenröhre hoch emporgezogen wird (Abb. 2 und 3). In diesem zweiten Falle erfährt der Griffel (wegen des zweiten Widerstandes, den ihm das gespannte Filament bietet) die wellen förmige Krümmung. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 24 36ß A. Wagnek: Die Gewebe des Griffels stehen unter sehr hoher Gewebe- spannung bei beträchtlichem Turgordrucke. Schneidet man aus einer beliebigen Partie des Griffels einen medianen Längsschnitt heraus, so klafft der Schnitt sofort in der charakteristischen )(-Form auseinander infolge des hohen Spannungsunterschiedes zwischen den äußeren und inneren Gewebeschichten. Das zentrale Gewebe des Griffels besteht aus ganz schmalen aber sehr langen Zellen, die mit den kurzen Querwänden sehr fest, mit den Längswänden aber nur schwach aneinander haften; an den infolge der Gewebe- spannung nach außen klaffenden Längsschnitten werden diese Längsreihen ohne weiteres teilweise auseinander gerissen, wie es aus Abb. 15 ersichtlich ist, welche ein Stück aus der medianen Partie eines solchen Längsschnittes wiedergibt. Ein derartiges Bild erhält man jedoch nur an Längsschnitten durch den noch wachsenden Griffel; sobald er ausgewachsen und die Narbe ent- faltet ist, nimmt dieses zentrale Gewebe von selbst eine sehr lockere Struktur an und zerfällt sozusagen in lauter einzelne Zellreihen. Am Querschnitte erscheinen dann die Zellen einseitig frei (wie etwa bei einem besonders lockeren Assimilationsgewebe), während am Längsschnitte dieses Gewebe sich in einzelne Zellfäden auf- löst; da auch in diesem Falle an einem Längsschnitte durch das lebende Griffelgewebe die oben genannte Wirkung der Gewebe- spannung eintritt und die schon losen Zellreihen noch mehr aus- einander gerissen werden, bietet sich hier dann unter dem Mikroskop ein Bild, als ob das Innere des Griffels von Pilzhyphen durch- zogen wäre. Dieses zentrale Gewebe funktioniert als Leitungs- gewebe für die Pollenschläuche, welche in dem lockeren Gewebe selbstverständlich leicht vorvvärtsdringen können. Die außer- ordentlich schmalen Zellen dieses Leitungsgewebes führen kleine schwachgrüne Piastiden und verschiedentliche „Mikrosomen." Es herrscht in den meisten Zellen ziemlich lebhafte Plasmaströmung vom Charakter einer Rotationsbewegung, doch werden nur die kleinen Mikrosomen von der Bewegung mit fortgerissen, die Piastiden erscheinen unbewegt. — Daß der Griffel sehr wasserreich ist und unter starker Turgorspannung steht, lehrt auch Abb. 7. Sie gibt die Photographie einer in Alkohol fixierten Blüte: An allen mit Alkohol konservierten Blüten hat sich der Griffel infolge der Wasserentziehung verkürzt und von dem, früher durch ihn gespannten und jetzt in dieser Lage fixierten, Filamente beträchtlich zurückgezogen. Die Anzahl der Blüten, bei denen diese Hemmung der Narbe und Krümmung des Griffels auftritt, ist beträchtlich: mindestens 50°/0 aller zur Entwicklung gelangten Blüten zeigten diese Er- Über eine unzweckmäßige Einrichtung im Blütenbaue von Lobelia laxiflora. 367 scheiuung, und zwar sind sie anscheinend zu Beginn und gegen Ende der Blühperiode weit übe rwiegend, während in einer mittleren Periode auch reichlicher normale Blüten auftreten. Da die ganze Erscheinung zweifellos nur darauf beruht, daß bei allen diesen Blüten die Mündung der Anthereniöhre zu enge ist, um der Narbe Durchtritt gewähren zu können, und da in weiterer Folge davon eine große Zahl von Blüten von der Be- stäubung ausgeschlossen wird, so haben wir hier wieder einmal einen der le hrreichen Fälle vor uns, daß ein weit- gehend einseitiger Anpassungsapparat unter Umständen zu einer unzweckmäßigen oder geradezu zweckwidrigen Einrichtung werden kann. Denn daß die eingeschlossen bleibenden Narben auch allfälliger Selbst bestäubung entzogen sind, unterliegt kaum einem Zweifel. Die Narbe ist vor dem Austritte noch gar nicht empfängnisreif, und daß sie auch in diesen Hemmungsfällen niemals innerhalb der Anthereniöhre zur Entfaltung kommen kann, zeigt das durch Abb. 5 erläuterte Verhalten und erklärt ein Blick auf das Längsschnittsbild Fig. 16: die Narbe ist kurz vor dem Austritte noch ganz geschlossen, so daß gar kein Pollen auf die Papillen gelangen kann, und für die Entfaltung der Narbe bei verwehrtem Austritte ist in der engen Antherenröhre einfach kein Kau m. So zahlreich also auch der Pollen im Inneren der Antherenröhre ist, eine Bestäubung erscheint in dieser Situation ausgeschlossen. Soweit der Pollen durch die bis an die Mündung vordringende Narbe auch bei diesen abnormen Blüten hervorgedrängt wird, können sie allerdings im männlichen Stadium wenigstens Bestäubungs m a t e r i a 1 liefern; es erscheint aber immerhin fraglich, ob die (in diesen Fällen meist geringere) vorgestoßene Pollenmasse bei der hochgezogenen Lage der Röhrenmündung (Abb. 2) überhaupt noch mit dem Bestäuber in Berührung kommt. Da müßte man eben wissen, von welchen Tieren diese Blüten be- sucht werden und wie sich jene dabei benehmen. Übrigens wird bei dieser Pflanze große Verschwendung mit dem Pollen getrieben: Nur ein verschwindend kleiner Teil der Blütenstaubmasse wird durch den Narbenkopf herausgefegt; der weitaus größte Teil bleibt nutzlos in der Antherenröhre zurück, deren Mündung von dem Griffel so vollständig ausgefüllt wird, daß ein nachträgliches Her- ausfallen und Nutzbar werden von Pollen ausgeschlossen erscheint. Abb. 1)3 zeigt ja nur den obersten Teil der Antherenröhre; aber sämtlicher Pollen, der hinter der Region der Fegehaare liegt, bleibt in der Röhre. (Die vor dem Narbenkopfe gewesenen Pollen- massen sind natürlich durch die Vorbehandlung für die Einbettung- fortgeschwemmt worden). 24* 368 A- Wagner: Auch eine andere Feststellung am natürlichen Standorte wäre wünschenswert: Nämlich ob diese Hemmungserscheinungen an den Blüten auch unter natürlichen Lebensbedingungen überhaupt und in solcher Zahl auftreten und welcher Prozentsatz der Blüten zur Samenbildung gelangt. Es ist mir nämlich nicht gelungen, durch künstliche Bestäubung einen Fruchtansatz zu erzielen. Mangelnde Keimkraft des Pollens scheint nicht die Ursache zu sein, denn die mikroskopische Untersuchung einer belegten Narbe ergab das Ein- dringen zahlreicher Pollenschläuche in das Cfewebe der Narbe und in den oberen Teil des Griffels, wobei ich auch feststellen konnte, daß die Schläuche in der Tat in dem oben beschriebenen zentralen Leitungsgewebe weiterwandern. Trotz wiederholter Vornahme der Bestäubung war kein Erfolg zu erzielen. (Es wäre denkbar, daß vielleicht die relativ niedere Temperatur des Kalthauses dem weiteren Wachstum der Pollenschläuche ein Hindernis wurde oder sonstwie dem Fortpflanzungsvorgange im Wege stand.) Fest- stellungen an der Pflanze in ihrer Heimat wären aus allen diesen Gründen recht interessant. In unseren Gewächshäusern war noch eine zweite „Sipho- campylus"-Art mit der Etikette S. kmceolatus kultiviert. Der Index Kewensis führt diesen Namen in Kursivschrift, scheint ihn also nicht für den maßgebenden zu halten, setzt jedoch bloß ein Frage- zeichen hinter den Namen und weiß auch die Heimat dieser Pflanze nicht anzugeben. Der Blütenbau ist mit dem der Lobelia hixiflora derart übereinstimmend, daß auch dieser 8. lanceolatiis sicherlich ebensowenig der Gattung Siphocampylus zugehört, wie der bicolor. Die Blüten sind ein Geringes größer als bei letzterem und stehen in aufrechter, endständiger, kurzer und büscheliger Traube. An sämtlichen Blüten dieser Spezies verläuft die Entwicklung durch- weg normal und ich konnte bei ihnen keinen einzigen Fall solcher Hemmung beobachten. Innsbruck, Botanisches Institut der Universität, im April 1917. Erklärung der TaiVl VI. 1. Normale Blüte in natürlicher Größe. 2. Blüte mit gehemmter Narbe und gekrümmtem (Iriffel. u. 4. Ebensolche Blüten nach teilweiser Entfernung der Kronenröhre. In Abb. 3 hat der gestauchte Griffel (ebenso wie bei 2^ ein Filament mit emporgehoben, in Abb. 4 ist er zwischen zwei Fi ten durchge- brochen. Nat. Gr. 6. Gehemmt gewesener und durch Schlitzung der Antherenröhre befreiter Griffel; die Krümmung durch rasch eingetretene Streckung weitgehend aufgehoben, die Narbe noch unentfaltet. "Über eine unzweckmäßige Einrichtung im Blütenbaue von Lobelia laxiflora. 369 6. Etwas späteres Stadium von Abb. 5. Die Krümmung fast vollständig ausgeglichen, die Narbe nachträglich entfaltet. 7. In Alkohol fixierte Blüte, die Verkürzung des Griffels infolge der Wasserentziehung zeigend. 8. Antherenröhre der normalen Blüte in sechsfacher Vergrößerung auf- genommen. Männliches Stadium mit vorgestoßener, von den Sammel- haaren festgehaltener Pollenmasse. 9. Desgleichen. Übergangsstadium: Die Narbe vorgeschoben, aber noch nicht entfaltet; vorne am Narbenkopf Pollenmasse, am Grunde der Narbe der Kranz von Fegehaaren. 10. Desgleichen. Weibliches Stadium mit entfalteter empfängnisreifer Narbe. 11. — 13. Querschnitte durch den vordersten Teil der Antherenröhre: 11 von äußersten Mündung, 12 etwas weiter zurück, 13 noch etwas entfernter von der Mündung. Nähere Erklärung Seite 364. Mikrotomschnitte, Hämatoxylinfärbung. Vergr. 18. 14. Vergrößertes Stück aus Präp. Abb. 11. Die Verwachsungsnaht der Antheren. Vergr. 235. 15. Das Leitgewebe des (jungen, noch wachsenden) Griffels. Die schwach zusammenhängenden Zellreihen durch die Wirkung der Gewebespannung am Schnitte teilweise voneinander getrennt. 16. Mikrotom-Längsschnitt durch die Spitze der Antherenröhre einer Blüte im männlichen Stadium. Die Narbe nahe vor dem Austritte. Die Pollen- säcke sind bereits aufgelöst, das Innere der Röhre ist mit dem Pollen erfüllt. An der Außenseite der noch geschlossenen Narbenlappen ist der Ansatz der Fegehaare erkennbar. Hämatoxylinpräparat. Vergr. 18. 370 Harald Kylin: 36. H a r a I d K y I i n : Über die Kälteresistenz der Meeresalgen. (Eingegangen am 19. April 1917). Während einer Reise nach der zoologischen Station Kristinebc rg an der Westküste Schwedens im Januar dieses Jahres machte ich einige Beobachtungen über die Kälteresistenz der Meeresalgen, und da meines Wissens in der Literatur noch keine Angaben über di<--i - Thema vorliegen, werde ich hier meine Beobachtungen zusammen- stellen. Bei meiner Untersuchung verwandte ich besondere Aufmerk- samkeit darauf, daß das Gefrieren der Algen bei vollständig bestimmter und konstanter Temperatur geschah. Zu diesem Zwecke wurden Thallusteile der zu untersuchenden Algen in mit Meerwasser ge- füllte Präparatröhrchen gelegt. Nachdem die Röhrchen mit einem Kork zugeschlosseen worden waren, wurden sie in eine gefrierende, konzentrierte Salzlösung, welche eben die gewünschte Temperatur besaß, gelegt. Als Salzlösungen benutzte ich solche von KN03. MgS04, BaCl2, KCl und H4NN03, und erhielt dadurch folgende Temperaturen: -2,9° (KN03), -5,7° (MgS04), -7,8° (BaCl2), - 10,7° (KCl) und - 16,8° (H4NN03). Diese Temperaturen stellen die eutektischen Punkte der Salzlösungen dar, sie stimmen aber nicht alle mit den Angaben über die eutektischen Punkte überein, die wil- der Literatur entnehmen. Dies steht damit im Zusammenhang, daß die benutzten Salze nicht vollkommen rein Maren. Für meine Ex- perimente bedeutet dies natürlich nichts, da ich nur beabsichtigte, eine konstante Temperatur zu bekommen, und während der Ver- suchsserien wurde auch mehrmals nachgeprüft, daß sich die Tempera- tur wirklich konstant hielt. Die Temperatur — 4,0° wurde durch eine etwas verdünnte Lösung von MgS04 erhalten. Die Lösung fing bei — 3,9° zu gefrieren an, wurde aber erst dann verwendet, als so- viel Eis abgeschieden worden war, daß der Gefrierpunkt bei — 4,0° lag. Die Temperatur — 4,0° war aber auf diesem Wege schwierig konstant zu halten, und sie variierte während meiner Experimente von — 3,9 bis 4,1°. Die Gefäße mit den oben erwähnten Salzlösungen wurden in größere Gefäße gestellt, die eine Mischung von Schnee und Kochsalz enthielten, deren Temperatur einige Grade unter dem eutektischen Punkte der Salzlösung war. Konstante Temperaturen unter — 16,8° habe ich für diese Untersuchung nicht hergestellt. Tiefer liegenden Über die Kälteresistenz der Meeresalgen. 371 Temperaturen wurden aber die Algen dadurch ausgesetzt, daß die mit Algen versehenen Präparatröhrchen direkt in eine Mischung von Schnee und Kochsalz gesteckt wurden. In diesen Versuchsserien variierte die Temperatur zwischen — 18° und — 20°. Nach einer bestimmten Zeit wurden die Präparatröhrchen aus den Salzlösungen herausgenommen und zum Auftauen in ein mit Wasser von + 2° bis + 3° gefülltes Gefäß gelegt. — Die Tempera- tur des Laboratorium schwankte zwischen + 2° und + 3°. — Die Röhrchen wurden bis zum nächsten Tage liegen gelassen, und dann wurde bei Tageslicht untersucht, welche Algen durch das Gefrieren erfroren waren. Die im Leben roten Florideen werden beim Absterben orange- farbig, und es bietet demnach keine Schwierigkeiten dar, die erfrorenen und die nicht erfrorenen Florideen voneinander zu unterscheiden. Die Phaeophyceen ändern ebenfalls beim Absterben ihre Farbe. Die lebenden sind braun, die erfrorenen mehr oder weniger grünlich ver- färbt. Bei den gröberen Formen lassen sich die erfrorenen und die nicht erfrorenen Thallusteüe schon makroskopisch leicht voneinander unterscheiden, die zarteren untersucht man am besten mikroskopisch Die Grünalgen ändern bei ihrem Absterben die Farbe nicht. In diesem Falle habe ich die Thallust eile in eine 20prozentige Lösung von Natriumnitrat gelegt, um durch das Eintreten oder Nicht-Eintreten von Plasmolyse entscheiden zu können, ob sie lebend oder tot warea. Es ist schon von MOLISCH (1897, S. 38) nachgewiesen worden, daß die Florideen beim Erfrieren ihre Farbe verändern. MOLISCH arbeitete besonders mit Nitopliyllum, und wies nach, daß diese Alge orangefarbig wird, wenn man sie im "Wasser bei — 5° einfrieren läßt; er zieht daraus die Schlußfolgerung, daß diese Floridee schon im gefrorenen Zustande ihr Leben einbüßt und nicht erst beim Auf- tauen. Während meiner Untersuchungen habe ich auch in bezug auf andere Florideen dieselbe Beobachtung machen können. Be- sonders günstige Objekte waren Trailliella intricata und Delesseria sanguinea. Läßt man diese Algen bei — 5° im Meerwasser einfrieren, beobachtet man, daß sie nach etwa anderthalb Stunden orangefarbig werden, und nach zwei bis drei Stunden sind die Thallusteile lebhaft orangerot gefärbt. Durch diesen Farben Wechsel wird auch bewiesen, daß die Algen abgestorben sind, und daß sie schon im gefrorenen Zustande erfroren sind. — Der Farbenwechsel beruht darauf, daß das Phykoerythrin nach dem Absterben aus den Chrom atophoren heraus- gelöst wird. Die Phykoerythrinlösung besitzt eine lebhaft orange- farbige Fluoreszenz (vgl. des Näheren KYLIN 1910). Das Grünwerden der Phaeophyceen beim Absterben ist schon seit langem bekannt, aber in sehr verschiedener Weise erklärt worden. 372 Harald Kylin: Das wahrscheinlichste ist aber, daß es mit den verschiedenen Ver- hältnissen, in welchen die gelben und grünen Farbstoffe dieser Algen im Leben und nach dem Absterben mit einander vermischt sind, im Zusammenhang steht (vgl. WlLLSTÄTTER 1914). Die Ergebnisse der verschiedenen Versuchsserierj sind in der Tabelle 1 zusammengestellt worden. Tabelle 1. Die Kälteresistenz einiger Meeresalgen: 1 = lebend: t = tot. Temperatur — 2,9° — 4,0° — 6,7° — 7,8° - 10,7° - 16,8° -18° zu — 20° Nach . . . Stunden 3 6 10 3 6 10 1 3 6 10 3 6 11) 3 6 10 3 6 10 3 6 10 TraiUiella intri- cata .... Delesseria san- guinea . . . Delesseria sin- uosa . . . Laurencia pin- natifida Ceramium rü- hr um . . . Chondrus crispus Nemalion mulU- fidum . , . die Kriechfäden im Winter Bangia fusco- purpurea . . Porphyra hiema- Laminaria sac- charina . . einjährige lodi- viduen Laminaria sac- charina . . altes Blatt mehrjähriger Individuen Laminaria digi- tata . . . junges Blatt mehrjähriger Individuen Pylaiella lito- Fucus vesiculosus Fucus serratus Ascophyllwm no- Enteromorpha intestinalis . i 'hhidophora ru- t 1 1 t 1 1 t 1 1 1 i y4t i i 1 V,t 1 1 t l t l l t 1 V.t t V»t t Vi* t t t t t t t t t 1 1 t t t 1 1 1 t t t 1 1 1 1 t 1 1 t 1 1 t 1 t 1 1 1 t 1 1 t t 1 1 't 1 1 1 1 1 1 1 1 t t 1 1 1 Vat 1 1 1 1 t t 1 1 1 t 1 1 1 1 t Über die Kälteresistenz der Meeresalgen. 373 Zu den Ergebnissen, die aus der Tabelle 1 hervorgehen, sind einige Bemerkungen hinzuzufügen. Sehr kälteempfindlich ist Trailliella intricata, welche schon nach drei Stunden abgestorben ist, wenn man sie bei — 2,9° einfrieren läßt, also bei einer Temperatur, die nur unbedeutend mehr als ein Grad unter dem Gefrierpunkt des Meerwassers liegt. — Der Gefrierpunkt des Meerwassers schwankt je nach dem Salzgehalte, und zwar so, daß ein Gefrierpunkt von — 1,70° einem Salzgehalt von 3,0% entspricht, und ein Gefrierpunkt von — 1,85° einem Salzgehalt von 3,3 %. Der Salzgehalt des Meer- wassers schwankte während meinerUntersuchungen von 3,0 bis 3,3%. Delesseria sanguinea und Laurencia pinnatifida sind ebenfalls als besonders kälteempfindlich zu bezeichnen, sie sind jedoch etwas weniger empfindlich als Trailliella, da sie — 2,9° vertragen und erst absterben, wenn sie bei — 4° eingefroren werden. Nach der Tabelle zu urteilen, wäre Delesseria sinuosa weniger frostempfindlich als Delesseria sanguinea. Dies ist aber sicher nur scheinbar. Von Delesse- ria sanguinea habe ich die jungen Blätter, die im Winter heraus- wachsen, und zur Zeit meiner Untersuchung erst 1 bis 2 cm_lang waren, benutzt, von Delesseria sinuosa dagegen ältere Thallusteile, die im Frühling des vorigen Jahres ausgewachsen waren (betreffs der Biologie der Delesseria-Arten vgl. KYLIN 1907, und vgl. weiter unten die Laminar ia- Arten). Ceramium rubrum ist weniger empfindlich als Delesseria und Laurencia. Sie verträgt gut, bei — 4° eingefroren zu werden, und ist erst nach zehn Stunden bei — 5,7° abgestorben. Noch weniger empfindlich ist Chondrus Crispus, die erst bei einer Temperatur von — 16,8° erfriert. Die drei Arten Nemalion multifidum, Bangia fuscopurpurea und Porphyra hiemalis sind als besonders kälteresistent zu bezeichnen, da sie bei einer Temperatur von — 18° bis — 20° nach zehn Stunden noch nicht erfroren waren. Von Nemalion multi- fidum habe ich die im Winter vorkommenden Kriechfäden untersucht. Die erwachsene Pflanze kommt nur im Sommer vor, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß sie während dieser Zeit jener großen Kälte- n sistenz entbehrt. Unter den Phaeophyceen sind Fucus vesiculosus, F. serratus und Ascophyllum nodosum besonders kälteresistent, und Pylaiella litoralis schließt sich diesen nahe an. Die Laminaria- Arten, L. sacclia- rina und L. digitata besitzen je nach den verschiedenen Entwicklungs- stadien eine verschiedene Kälteresistenz. Die einjährigen Individuen von L. saccharina sterben schon bei einer Temperatur von — 5,7° ab, und wahrscheinlich verhält sich eine junge Laminaria digitata in ähnlicher Weise. Bei den alten Laminaria-lndixiducn findet im 374 Harald Kylin: Winter ein Blattwechsel statt, es scheint aber, als ob das alte Blatt gegen die Kälte mehi resistent wäre als das junge, eben herauswach- sende. Leider ist meine Untersuchung in diesem Punkte nicht voll- ständig, da ich das alte Blatt von Laminar ia saccharina und das junge Blatt von L. digitata untersucht habe, und ein direkter Vergleich demnach nicht gestattet ist. Laminar ia saccharina habe ich dagegen in zwei verschiedenen Entwicklungsstadien untersucht, und es zeigte sich, daß diese in bezug auf ihre Kälteresistenz sehr verschieden sind. Die junge, einjährige Pflanze ist bedeutend kälteempfindlicher als die alte, mehrjährige. Es ist von mehreren Forschern nachgewiesen worden, daß die jungen embryonalen Gewebe eine größere Kälteresistenz be- sitzen als die etwas älteren, eben herausgewachsenen, Besonders lehrreich ist die Untersuchung von APELT (1907, S. 249), durch welche nachgewiesen wurde, daß die oberen Teile der jungen Kartoffel- triebe weniger frostempfindlich sind als die unteren. Es scheint ja. als ob diese Beobachtungen mit den meinigen in bezug auf die Lamina- ria- Arten im Widerspruch ständen. Dies ist aber nicht dei Fall, da die beiden Untersuchungen nicht miteinander vergleichbar sind. Besser sind meine Beobachtungen mit denjenigen vergleichbar, die WINKLER (1913, S. 471 und 485) in bezug auf die Kälteresistenz der Laubbäume gemacht habe. Er hat nämlich nachweisen können, daß der Todespunkt der jungen Triebe während der Wachstums- periode im Frühling und Vorsommer zwischen — 3° bis — 5° Hegt, hingegen der Todespunkt der vorjährigen Triebe während derselben Zeit zwischen — 8° bis — 10°. Die jungen Triebe sind demnach in diesem Falle kälteempfindlicher als die älteren, und dies stimmt ja vollkommen mit meinen Beobachtungen in bezug auf die Lami- naria- Arten überein. In der Tabelle 1 sehen wir, daß Delesseria sanguinea frostempfind- licher ist als D. sinuosa. Es ist aber schon bemerkt worden, daß diese Angaben miteinander nicht vergleichbar sind, weil von der ersten Art die jungen im Winter eben herauswachsenden Blätter, von der letzteren dagegen ältere Blätter, die im vorigen Frühling ausgewachsen waren, untersucht wurden. Wahrscheinlich besitzen die beiden Delesseria -Arten dieselbe Frostempfindlichkeit, und die Angaben in der Tabelle 1 wären dann so zu deuten, daß die jungen Blätter frostempfindlicher sind als die älteren in ähnlicher Weise wie bei Laminaria saccharina. — Ältere Blätter von Delesseria san- guinea sind im Winter nicht zu haben, da sie schon im Spätsommer und Herbst abfallen. Junge Blätter von Delesseria sinuosa bekommt man erst im Frühlini ig- Über die Kälteresistenz der Meeresalgen. 375 Die verschiedene Frostempfindlichkeit der Meeresalgen spielt eine hervorragende Rolle in bezug auf die Verteilung der Algen- vegetation auf verschiedene Meerestiefen. In der algologischen Literatur hat man aber bis jetzt die Bedeutung der Winterkälte für die Algenvegetation nicht berücksichtigt, und ich will deshalb dieses Thema etwas eingehender behandeln. Ebbe und Flut fehlt an der schwedischen Westküste nicht voll- ständig, der Unterschied zwischen der Ebbegrenze und der Flutgrenze beträgt aber nur etwa drei Dezimeter. Diese beiden Grenzen werden aber von verschiedenen Faktoren so unbestimmt gemacht oder sogar so verwischt, daß sie die Verteilung der Algenvegetation nicht merk- bar beeinflussen. Bei der Zusammenwirkung mehrerer Faktoren kann die Wasserlinie im Sommer bis 0,5 m, im Winter bis 0,65 m unterhalb des Mittel Wasserstandes verschoben werden. — Diese An- gaben gelten für die Gegend in der Nähe der zoologischen Station Kristineberg. — Ein größerer oder geringerer Teil der Algenvege- tation wird dabei von Wasser entblößt, und diese bloßgelegte Vegeta- tion kommt unter neue Bedingungen, die sie mehr oder weniger schädlich beeinflussen. Im Sommer wird sie der Austrocknung, im Winter der Kälte ausgesetzt. Diejenigen Algen, die sich gegen Aus- trocknung nicht schützen können, oder von solcher leicht geschädigt werden, können deshalb erst unterhalb 0,5 m vorkommen, und die- jenigen, die im Winter leicht erfrieren, sind in die Meeresabschnitte unterhalb 0,65 m Tiefe verwiesen. An der schwedischen Westküste kommen meistens jedes Jahr im Januar und Februar einige Tage vor, wo eine Temperatur von — 6° bis — 8° zusammen mit einem niedrigen Wasserstande herrscht. Dabei sterben die frostempfindlicheren Arten, wenn sie oberhalb 0,65 m vorkommen, ab. Und verwenden wir run die Angaben in der Tabelle I, können wir behaupten, daß Trailliella intricata, die De- lesseria-Arten, Laurencia pinnatifida, Ceramium rubrum und die Laminar ia- Arten im Winter oberhalb 0,65 m Wassertiefe erfrieren müssen. Unter diesen Arten kommen die Delesseria- Arten im allge- meinen erst unterhalb 5 m vor. Trailliella intricata und Ceramium rubrum sind im Sommer nicht selten oberhalb 0,65 m, epiphytisch auf Ascophyllum nodosum oder Fucus vesiculosus. Nach einer kalten Winternacht mit niedrigem Wasserstand beweisen aber die jetzt orangefarbigen Büschel von Trailliella und Ceramium, daß diese Algen erfroren sind. Die Laminaria- Arten kommen erst unterhalb 0,60 bis 0,65 m Tiefe vor. Im Sommer sieht man aber junge Lami- narien, die auf geeigneten Lokalitäten schon in einer Tiefe von 0,3 bis 0,4 m gut gedeihen. Im Winter erfrieren sie aber leicht. Es 376 Harald Kylin: ist de m n a c h d 1 e W inte r kälte, die daran schuld ist, daß m a n a n d e r s c h w e d i s c h e n W e s 1 k äste ältere L a m i n a r i e n erst u n t e r h a 1 b 0,60 b i s 0,65 m riefe findet In bezug auf Laurencia pinnatifida habe ich einige interessante Beobachtungen gemacht. Diese Alge kommt oft als Epiphyt aui Fucus serratus vor. Sie ist einjährig, fertil im Vorsommer und stirbt nach derVerbreitung der Sporen ab. Die Sporen keimen unmittelbar, die jungen Keimlinge vertragen aber nicht, vomWasser entblößt zu werden, und können deshalb im Sommer nicht oberhalb 0,5 m Tiefe gedeihen. Im vorigen Winter beobachtete ich eben einen Felsen, der unmittelbar unterhalb der Linie für 0,5 m Tiefe mit Laurencia pinnatifida reich- lich bewachsen war. Die Individuen waren etwa 3 bis 4 cm hoch. Während einiger Tage im Januar sank das Wasser bis zu 0,6 m; die Kälte war während dieser Tage — 6° bis — 8°. In dieser Zeit erfr« >ren die Individuen, die bloßgelegt worden waren. Die physiologische obere Grenze für das Vorkommen von Laurencia pinnatifida an der schwedischen Westküste ist demnach zu 0,60 bis 0,65 m Tiefe zu setzen in ähnlicher Weise wie für die Laminaria-Aiien, und es ist die Winterkälte, die diese physiologische Grenzlinie bestimmt. Unter den Rotalgen sind Clwndrus crispus, Nemalion multi- jidum, Bangia fuscopurpurea und Porphyr a fiiemalis als kälteresistent zu bezeichnen. Unter diesen bilden Bangia und Porphyr a Forma- tionen oberhalb der Mittelwasserlinie (vgl. ferner KYLIN 1907, S. 220—221) und es ist demnach notwendig, daß sie im Winter be- sonders kälteresistent sind. Nemalion bildet Formationen, welch. die mittlere Wasserlinie markiert, und die im Winter vorkommenden Kriechfäden müssen eine stärkere Kälte vertragen können. Clwndrus crispus kommt im allgemeinen erst unterhalb 0,50 m Tiefe vor. Unter den kälteresistenten Phaeophyceen bilden Fucus vesicu- losus und Ascopliyllum nodosum zusammen eine Formation, welch« sich von unmittelbar unterhalb der Mittelwasserlinie bis 0,5 m Tiefe erstreckt. Pylaiella litoralis ist gemein als Epiphyt auf Fucus und Ascopliyllum Diese drei Arten werden oft von Wasser entblößt und müssen dann im Winter die Kälte vertragen können. Fucus serratus kommt erst in einer Tiefe von 0,5 m vor. Wahrscheinlich verträgt diese Art eine Austrocknung im Sommer weniger gut, die Winterkälte verträgt sie dagegen gut, und kann demnach im Winter ohne Schaden von Wasser entblößt werden. Die beiden untersuchten Grünalgen: Enteromorpha intestinalis und Chladophora rupestris sind beide als kälteresistent zu bezeichnen. Enteromorpha wird im Winter bloßgelegt, Chladophora dagegen Über die Kälteresistenz der Meeresalgen. 377 weniger oft ; sie gedeiht aber gut schon in einer Tiefe von etwa 0,50 m, und muß deshalb kälteresistent sein. Es ist schon von mehreren Forschern nachgewiesen worden, daß sich das Eis beim Gefrieren der Pflanzen nicht innerhalb der Zellen, sondern außerhalb derselben in den Interzellularräumen bildet. Bei den Algen fehlen aber die Interzellularräume, und das Eis bildet sich deshalb beim Gefrieren außerhalb des Thallus dieser Pflanzen. In bezug auf die Meeresalgen hat MOLISCH (1897, S. 24) diese Tatsache für Derbesia Lamowouxii nachgewiesen. Bei Codium bursa bilden sich aber nach MOLISCH manchmal Eiskrystalle innerhalb der etwas keulenförmig aufgetriebenen Zellschläuche, die senkrecht zur Oberfläche des Thallus gestellt sind. Bei den größeren Fucaceen ist es leicht, indirekt nachzuweisen, daß sich das Eis beim Gefrieren nicht innerhalb des Thallus bildet. Wenn man eines kalten Wintertages die von Wasser entblößte Fucus- Ascophyllum-Vegetation untersucht, findet man, daß die Thallusteile, die ringsum mit Eis umgeben sind, nach dem Entfernen des Eises nicht steif gefroren sind, und daß demnach kein Eis innerhalb des Thallus gebildet worden ist. Läßt man Thallusteile von F Ileus- Arten, Ascophyllum, Laminaria- Arten, Delesseria oder Porphyra in feuchter Luft frieren, beobachtet man, daß sich die Thallusoberf lache mit einer Eiskruste bedeckt, daß aber der Thallus nach dem Entfernen dieser Kruste nicht steif, sondern noch weich und biegsam ist . Inner- halb des Thallus ist demnach kein Eis gebildet worden. ♦ & Es ist von LIDFORSS (1907) nachgewiesen worden, daß die Pflanzen ihre Kälteresistenz vergrößern, wenn sie Gelegenheit be- kommen, Zucker aufzunehmen. Diese Beobachtung LIDFORSS ist später von MAXIMÖW (1912) bestätigt worden, und dieser Forscher wies auch nach, daß das Aufnehmen von verschiedenen Salzen eben- falls die Kälteresistenz der Pflanzen vergrößert. Durch diese Unter- suchungen angeregt, stellte ich mir die Frage, ob die Meeresalgen weniger frostempfindlich werden, wenn sie mit Zucker oder Salz- lösungen behandelt werden. Zum Zwecke einer Untersuchung dieser Frage wurden Lösungen verschiedener Stärke von Trauben- zucker oder Natriumnitrat in Meerwasser hergestellt. In diesen Lösungen wurden die Algen ein bis drei Tage liegen gelassen, es zeigte sich aber, daß mehrere Algen die stärkeren Lösungen dieser Stoffe überhaupt nicht vertrugen. Die Ergebnisse sind in den Tabellen 2 und 3 zusammengestellt worden. In der Tabelle 2 sind die Gefrier- punkte der verschiedenen Lösungen angeführt. Diese sind aber nicht experimentell bestimmt, sondern theoretisch berechnet. Die Gefrierpunktserniedrigung des Meerwassers wurde ermittelt (sie 378 Harald Kylin betrug — 1,7°), und dazu die von dem Traubenzucker bedingte Er- niedrigung addiert (1 n = — 1,85°). Die Gefrierpunktserniedrigung der Nitratlösungen läßt sich wegen der elektrolytischen Dissoziation des Nitrats nicht in dieser Weise ermitteln. Zu den Tabellen sei noch bemerkt, daß eine 1 -normalige Traubenzuckerlösung 18prozentig, eine I-normalige Natriumnitratlösung 8,5 prozentig ist. Temperatur des Laboratoriums + 2° bis + 3°. Tabelle 2. Thallusteile in Traubenzuckerlösung; 1 = lebend ; t = tot Konzentration der Zuckerlösung 7s n (Gefrierp. — 1,9°) 54 n (Gefrierp. -2,2°) 54 n (Gefrierp. - 2,6 °) 1 n (Gefrierp. -8,5«) 2 n (Gefrierp. - 4,4 o) nach . . . Tagen 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Traüliella intricata . . Delesseria sanguinea . . Lattrencia pinnatifida . Ceramium rubrum Chondrus crispus . . . Porphyra hiemalis . . Laminaria saccharina . einjährige Individuen Pylaiella litoralis . . . Fuchs vesiculosus . . 1 1 I 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 I 1 1 1 1 t 1 1 1 1 1 1 1 1 t y4t i i i i i i i t '.,t 54t l l ] l l t y2t 54t l l l l l l t t i/2t Vit 1 1 VJ> 1 1 t t t t Ht l t l l t t t 54t l l t l l t t t 3/4t 1 1 t V 1 t 1 Tabelle 3. Thallusteile in Natriumnitratlösung; 1 = lebend; t = tot. Konzentration der Vi n Nitratlösung U n U n 1 n 2 n nach . . . Tagen 1 2 | 3 1 2 3 1 1 2 3 l 2 3 1 2 3 Traüliella intricata . . 1 1 1 >:,t %t :i4t t t t t t t t t t Delesseria sanguinea 1 1 1 1 V W 3/4t t t t t t t t t Laurencia jtinnafifida . 1 1 1 1 1 1 '.,t t t t t t t t t Ceramium rubrum . . 1 i 1 1 I I V t t 3/ t /4l t t t t t Chondrus crispus . . . 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 '.,t I 5£* t Porphyra hiemalis . . 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 l 1 Daminaria saccharina . 1 1 1 1 1 1 1 54t %* 54t t t t t t einjährige Individuen Pylaiella litoralis . . . 1 1 i 1 1 1 1 >.,t t i t t '.,t t t Fucus vesiculosus . . . 1 1 1 1 1 i 1 l 1 l 1 1 1 l 1 Betrachten wir erst die Tabelle 2, so finden wir, daß Trailliella intricata in der 3/2~n Traubenzuckerlösung schon nach einem Tage abgestorben ist. Die drei Rotalgen Delesseria sanguinea, Laurencia pinnatifida und Ceramium rubrum werden auch von dieser Lösung mehr oder weniger beschädigt, während dagegen Chondrus crispus erst nach drei Tagen in einer 1-n Lösung etwas beschädigt war, und Porphyra hiemalis die 2-n Lösung während dreier Tage gut vertrug. Unter den Phaeophyceen entsprechen die einjährigen Individuen von Über die Kälteresistenz der Meeresalgen. 379 Läminaria saccliarina am ehesten Ceramium rubrum, Pylaiella lito- ralis entspricht Chondrus crispus und Fucus vesiculosus Porphyra Mentalis. — Die Schädlichkeit der Zuckerlösungen steht mit ihren plasmolysierenden Eigenschaften im Znsammenhang. Diejenigen Algen, die eine Plasmolyse gut vertragen, bleiben lebend, diejenigen aber, die eine solche nicht vertragen, sterben ab. Der osmotische Druck der untersuchten Meeresalgen wurde nicht ermittelt, bemerkt sei aber, daß die Zellen von Porphyra Mentalis und Pylaiella litoralis in den n-Lösungen schwach plasmolysiert wurden, und daß diese Plasmolyse nach drei Tagen noch nicht zurückgegangen war. Die meisten der untersuchten Algen wurden von den Nitrat- lösungen stärker als von den Traubenzuckerlösungen beschädigt. Nur Porphyra Mentalis und Fucus vesiculosus vertrugen während dreier Tage die 2-n Nitratlösung. Die größere Schädlichkeit der Nitratlösungen wird leicht dadurch erklärt, daß das Nitrat elektro- lytisch gespalten wird, und daß demzufolge die Nitratlösungen einen stärkeren osmotischen Wert besitzen als die entsprechenden Zucker- lösungen. Und nun zur Hauptfrage zurück: werden die kälteempfindlichen Meeresalgen weniger empfindlich, wenn man sie mit Lösungen von Traubenzucker oder Natriumnitrat behandelt ? Unter den empfind- licheren Arten wurden Trailliella intricata, Delesseria sanguinea, Laurencia pinnatifida und Ceramium rubrum untersucht. Da sie aber die Nitratlösungen sehr schlecht vertragen, wurde nur die Ein- wirkung der Traubenzuckerlösungen ermittelt, und zwar nur die Lösungen von x/8-n und 1/4-n, weil die stärkeren Lösungen die Algen schädlich beeinflussen. Die Algen wurden drei Tage in den Zucker- lösungen liegen gelassen und dann bei verschiedenen Temperaturen in derselben Lösung, mit welcher sie behandelt worden waren, ein- gefroren. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4 zusammengestellt. Tabelle 4. Thallusteile drei Tage mit Traubenzucker- lösung (78 n oder 1/i n) behandelt, dann in derselben Lösung gefroren; 1 = lebend; t = tot. Gefroren bis zum — 2,9 ° — 4,0° — 5,7 ° — 7,8° Konz. der Zucker- lösung 7.» y4 n V8n 1/4 n Vi n l/4 n V. n XÄ n Dach . . . Stunden 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 Trailliella intricata Delesseria sanguinea Laurencia pinnati- fida Ceramium rubrum . t 1 1 t 1 1 t 1 1 t 1 1 t 7»t Vit l t t t l t '/2t y2t i t t t i t t y2t t t t t t t t t t t t t 380 Harald Kylin: Vergleichen wir nun die Ergebnisse der Tabellen 1 und 4, so finden wir, daß die untersuchten, frostempfindlichen Florideen durch die Behandlung mit Trauben- / n c kerlösun g e n ihr e R e s i s i e n z g e g e n Kälte nicht vergrößert haben. Sie erfrieren bei derselben Tem- peratur gleichgültig, ob sie in reines Meerwasser oder in Meerwasser mit Zusatz von etwas Traubenzucker eingefroren werden. Während des Winters wird, wie bekannt, die Stärke der über- winternden Pflanzenteile mehr oder weniger vollständig in Zucker verwandelt. Die submerse wintergrüne Flora besteht, wie LIDFORSS nachgewiesen hat (1907, S. 31), aus zwei verschiedenen Elementen, ,,die man als die konstant submerse und die amphibischen bezeich- nen könnte. Zur ersteren Kategorie gehören Elodea, Ceratopliyllum, Stratiotes und Chara; diese vegetieren das ganze Jahr durch submers und überwintern am Boden der Teiche in einer Tiefe, wo das Wasser normal nicht gefriert. Alle diese Pflanzen sind dadurch ausgezeichnet, daß die in Blättern und Sprossen aufgespeicherte Stärke im Winter nicht aufgelöst wird. Die andere Kategorie umfaßt diejenigen Pflanzen, welche im Frühling normale Luftsprosse entwickeln, und meistens eine so zu sagen subterrestre Lebensweise führen (Ranunculus lingua, Mentha aquatica, Sium, Veronica beccabunga, Menyanthes, Calla, usw.) ; diese verhalten sich, trotzdem sie im Winter unterhalb der Wasserfläche vegetieren, ganz wie die typischen Landpflanzen, indem sie bei andauernder Kälte ihre Blattstärke vollkommen in Zucker umwandeln." In den Meeresalgen (Florideen, Phaeophyceen und Chlorophy- i een) sind reduzierende Zuckerarten nur in sehr geringen, kaum nachweisbaren Mengen vorhanden (vgl. KYLIN 1915), und, wie ich gefunden habe, ist dieses sowohl im Winter wie im Sommer der Fall. Bei einigen Floridecn (Bangia juscoparpurea, Chondrus crispus, Porphyra laciniaia and Rhodymenia palmata) kommt aber ein Disaccharid, die Trehalosc, vor, die dagegen bei Ceramium rubrum fehlt. Stärke ist in den Florideenzelien sowohl im Winter wie im Sommer vorhanden. Bei den Phaeophyceen fehlt Stärke, wird aber bei den bisher untersuchten Arten von einem anderen Polysaccharid, dem Laminarin, ersetzt. Zuckerarten (Mono- und Disaccharide) sind bei den Phaeophyceen im Winter wie im Sommer nur in sehr- ringen Mengen vorhanden. Die von mir untersuchten Meeres- chlorophyceen (Enter omorp ha und Cladophora) besitzen während des ganzen Jahres reichliche Mengen Stärke, aber nur sehr geringe Mengen reduzierende Zuckerarten. Die Disaccharide dieser Algen sind nicht untersucht. Über die Kälteresistenz der Meeresalgen. 38 L Aus dem oben Angeführten geht demnach hervor, daß die Re- servestoffe aus der Kohlenhydratreihe bei den Meeresalgen im Winter nicht in reduzierende Zuckerarten umgewandelt werden, und daß sich also die Meeresalgen in dieser Hinsicht an ,,die konstant submerse wintergrüne Flora" anschließen, was ja von vornherein zu erwarten war Es ist von besonderem Interesse, daß die Pflanzen der beiderlei Kategorien der submersen wintergrünen Flora eine ganz verschiedene Widerstandsfähigkeit gegen Kälte besitzen. Die konstant submersen Pflanzen sind kälteempfindlich, die amphibischen dagegen kälte- resistent, und dies deutet nach LIDFORSS (1907, S. 49) auf einen Pa- rallelismus zwischen Zuckerarmut und Kälteempfindlichkeit bzw. Zuckerreichtum und Kälteresistenz hin. Die verschiedene Kälteresistenz der untersuchten Meeresalgen kann aber nicht mit Zuckerarmut oder Zuckerreichtum in Zusam- menhang gebracht vorden . Nebenbei sei bemerkt, daß die Zucker- rübe trotz ihrem großen Zuckergehalt sehr frostempfindlich ist. LIDFORSS (1907, S. 46) hat auch versucht, die besonders kälte- empfindliche Elodea canadensis durch von außen zugeführten Zucker kälteresistenter zu machen, aber vergebens. Elodea stimmt also in dieser Hinsicht mit den von mir untersuchten kälteempfindlichen Florideen überein. Es ist oben nachgewiesen worden, daß Lösungen von Trauben- zucker oder Natriumnitrat im Meereswasser auf die empfindlicheren Algen tödlich einwirken, sogar in Konzentrationen, die nicht als besonders stark zu bezeichnen sind. Diese schädliche Einwirkung steht mit den plasmolysierenden Eigenschaften der Lösungen im Zusammenhang. LTm aber dieses Thema etwas genauer zu verfolgen, wurde noch eine Experimentserie, und zwar in folgender Weise gemacht. Meerwasser wurde bis auf etwa ein Viertel seines Volumens konzentriert. Dann wurde frisches Meerwasser in verschiedenen Mengen zugesetzt, und zwar so, daß vier Mischungen erhalten wurden. Die Gefrierpunkte dieser Mischungen wurden bestimmt. Sie betrugen -3,1°, —3,8°, —5,3° und —6,9° In diese Mischungen wurden Thallusstücke verschiedener Algen gelegt, und die Einwirkung nach bestimmten Zeiten untersucht. Die Ergebnisse sind in Tabelle 5 zusammengestellt worden. Temperatur des Laboratoriums + 2 c bis + 3°. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 25 382 Harald Kylix: Tabelle 5. Thallusteile in konzentriertem Meerwasser; 1 = lebend: t == tot. Gefrierpunkt des Wassers - 8,1 ° — 3,8 ° — 5,3° — i 3,i»° nach . . . Stunden o 6 24 48 2 6 24 48 2 6 24 48 2 6 24 48 Trailliella intricata l/4t 1 ..t 3/4t t 3/4t t t t t t t t t t t t I tri esse flu sani/uinea l I 1 1 1 1 1 t Vat t t t 7.t t t t Laurencia pinnati- 1 1 1 1 1 1 1 '.' V.* t t t Vit t t t Ceramium rubrum . 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 tyt 7*t i V t t Chondrus crispus . 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 i l 1 1 t Porphyra Mentalis . 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 l l 1 1 1 Laminaria saccha- 1 1 1 1 1 1 1 Vot 1 1 1 t l 1 t t einj ährige Indivi- duen Laminaria digitata 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 l l 1 1 t junges Blatt mehr- jähriger Individuen Pulaiella litoralis . 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 l l 1 ',t SA,t Fuchs res/rulosiis . 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 l i 1 1 1 Enteromorpha inte- stinalis .... 1 1 1 1 1 1 l 1 1 1 1 l l 1 1 1 Chladophora rupe- stn's 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 l l 1 1 1 Unter den untersuchten Algen erwies sich Trailliella als besonder- empfindlich, indem sie schon von der Lösung mit dem Gefrierpunkt — 3,1° nach und nach getötet wurde. Als empfindlich sind auch die Arten Delesseria sanguinea, Laurencia pinnatifida, Ceramium rubrum und die einjährigen Individuen von Laminaria saccliarina zu bezeichnen. Die übrigen sind mehr oder weniger resistent. Vergleichen wir nun die Ergebnisse der Tabellen 2, 3 und 5, d. h. die Einwirkungen von resp. Traubenzucker, Natriumnitrat und konzentriertem Meerwasser, so finden wir, daß Trailliella intricata von den verschiedenen Lösungen am leichtesten beschädigt wird. Auf der nächsten Stufe stehen Delesseria sanguinea und Laurencia pinna- tifida, dann Ceramium rubrum und die einjährigen Individuen von Laminaria saccliarina. Die übrigen Arten wurden erst von den stärker konzentrierten Lösungen getötet, oder lebten noch, als die Versuchs- zeit abgelaufen war. Die Ergebnisse der Tabellen verlaufen mitein- ander parallel, was ja von vornherein va\ erwarten war, da es sich in allen Tabellen um einen und denselben schädlich einwirkenden Faktor handelt, nämlich die plasmolysierende (osmotische) Eigenschaft der Lösungen. Vergleichen wir aber einerseits die Tabelle 1, andererseits die Tabellen 2, 3 und 5, so finden wir, daß die Kälteresistenz der unter- Über die Kälteresistenz der Meeresalgen. 383 suchten Meeresalgen mit dem Vermögen dieser Algen, konzentrierte Lösungen zu vertragen, parallel verläuft. Der Parallelismus ist so hervortretend, daß man unbedingt die Schlußfolgerung ziehen muß, daß wenigstens in erster Linie ein und derselbe Faktor bei dem Erfrieren und beim Abtöten durch konzentrierte Lösungen wirksam ist. Und dies ist, wie ich glaube, auch der Fall. Um dies aber besser zu verstehen, muß man bedenken, daß bei dem Gefrieren des Meer- wassers reines Eis ausfriert, und daß es immer eine Mischung von Eis und Salzlösung gibt, bis der eutektische Punkt erreicht ist. Und je nachdem mehr Eis gebildet wird, wird die noch vorhandene Salzlösung mehr und mehr konzentriert. Diese konzentrierte Salz- lösung wirkt plasmolysierend auf die Algen. Vertragen aber die Algen diese plasmolysierende Wirkung gut, so vertragen sie auch die Kälte gut, und sind also widerstandsfähig gegen die Kälte. Vertragen sie dagegen eine Plasmolyse weniger gut, werden sie schon bei einem geringerem Kältegrade (vorausgesetzt, daß Eis gebildet worden ist) beschädigt, und erfrieren leicht. ,,Der Gefriertod der Pflanze ist im wesentlichen auf einen zu großen, durch die Eisbildung hervorgerufenen Wasserverlust des Protoplasmas zurückzuführen" (MOLISCH 1897, S. 73). Die Theorie, daß das Erfrieren eigentlich auf einem Wasserentzug infolge der Eis- bildung beruht, wurde von MÜLLER-THURGAU (1880-86) begründet, und dann haben MOLISCH (1897) und MAXIMOW (1914) dieser Meinung lebhaft beigepflichtet. MAXIMOW meint aber, daß das sich beim Gefrieren der Pflanze bildende Eis nicht nur eine' wasser- entziehende, sondern auch eine mechanisch-koagulierende Wirkung auf die Plasmakolloide ausübt, und faßt schließlich die Ergebnisse seiner Untersuchungen folgendermaßen zusammen: „die Pflanze wird nicht von der niedrigen Temperatur an sich, nicht vom spezifi- schen Temperaturminimum abgetötet, sondern von den physiko- chemischen Veränderungen, welche im Plasma unter dem Einfluß des sich im Pflanzenkörper bildenden Eises eintreten." Aus meinen Experimenten lassen sich keine sicheren Schlüsse in bezug auf die mechanisch-koagulierende Wirkung des Eises auf die Plasmakolloide ziehen. Auf eine solche deutet aber vielleicht die Tatsache, daß Trailliella bei — 2,9° schon nach drei Stunden erfroren ist, in einer Lösung von konzentriertem Meerwasser, deren Gefrierpunkt —3,1° betrug, dagegen erst nach 48 Stunden voll- kommen abgestorben war. Die Ergebnisse meiner Untersuchung sprechen aber entschieden für die Richtigkeit der von MÜLLER-THURGAU b e - gründeten Theorie, daß das Erfrieren in erster 25* 384 Harald KYLIN: Über die Kälteresistenz der Meeresalgen. Linie durch Wasserentzug infolge der Eis- bildung bedingt ist. Es ist schon von mehreren Forschern nachgewiesen worden, daß die Pflanzen erst dann bei niedriger Temperatur absterben, wenn sich Eis in den Pflanzengeweben bildet (vgl. besonders die Untersuchung von VOIGTLÄNDER 1909). Wahrend meiner Unter- suchungen habe ich mehrmals beobachtet, daß dies auch in bezug auf die Meeresalgen gilt, nur mit dem Unterschied, daß sich bei diesen Pflanzen das Eis nicht innerhalb, sondern außerhalb der Zellengewebe bildet. Präparatröhrchen mit Trailliella habe ich während zehn Stunden ohne Eisbildung bis — 2,9° abgekühlt, ohne daß die Alge abgestorben war. Wäre Eisbildung eingetreten, würde die Alge schon nach drei Stunden tot gewesen sein. Bis zu — 4° habe ich diese Alge während zwei Stunden ohne Eisbildung abgekältet, ohne daß sie in irgendeiner Weise beschädigt worden war. Eine Eis- bildung ist demnach für das Erfrieren not- wendig. Upsala, im April 1917. Literaturverzeichnis. Apelt, A., Neue Untersuchungen über den Kältetod der Kartoffel. — ■ Beiträge zur Biol. der Pflanzen, Bd. 9, Breslau 1907. Kylin, H., Studien über die Algenflora der schwedischen Westküste. Akadem. Abh. Upsala 1907. Über Phykoerythrin und Phykocyan bei Ceramium rubrum (Huds.) Ag. — Zeitschr. für physiol. Chemie, Bd. 69, Straßburg 1910. Untersuchungen über die Biochemie der Alceresalgeii. — Ebenda, Bd. 94, Straßburg 1915. Lidforss, B., Die wintergrüne Flora. — Eunds Universitets Arsskrift, N. F. Bd. 2, Afd. 2, kund 1907. Maximow, N. A., Chemische Schutzmittel der Pflanzen I — 111. — ■ Ber. der deutsch, bot. 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Bei den Untersuchungen über die Stärkebildung im Spektrum1) wurde mehrfach die schädliche Wirkung ultravioletter Strahlen beobachtet. Dks veranlaßte uns zu einigen orientierenden Ver- suchen. Eine Durchsicht der Literatur zeigt, daß bisher hauptsächlich das Verhalten niederer Organismen, speziell der Bakterien studiert worden ist. Was über höhere Pflanzen gearbeitet wurde, findet sich bis 1911 bei IvLUYVER2) zusammengestellt, so daß wir uns auf das für uns Wesentlichste und auf wichtigere Neuerscheinungen be- schränken können. Um zu entscheiden, ob die Versuchspflanzen durch die Be- strahlung gelitten haben, verfuhr man auf verschiedene Weise. Die gewöhnlichste Methode bestand in der Kontrolle mit bloßem Auge. Stärkere Schädigungen machen sich so durch Welken, Braunfärben eventuell Absterben kleiner Teile bis ganzer Organe bemerkbar. Diese leicht sichtbaren Veränderungen treten aber oft erst lange (Stunden, Tage) nach der Bestrahlung auf. Ferner gibt es genug Schädigungen, die makroskopisch überhaupt nicht nachweisbar sind und mit der Zeit wieder ausgeglichen werden. Befriedigender ist daher die mikroskopische Prüfung. Die Autoren, welche sich ihrer bedienten, achteten besonders auf die Verlangsamung bzw. Sistierung der Plasmaströmung oder auf die vorausgehenden ver- schiedenartigen Desorganisationserscheinungen (Vakuolenbildung usw.). Uns interessierten speziell die osmotischen Eigenschaften; ferner sollten die verschiedensten Zellen in gleicher Weise untersucht 1) A. Ursprung, Über die Stärkebildung im Spektrum. Diese Berichte 1917, p. 44. r~2) A. J. Kluyver, Beobachtungen über die Einwirkung von ultra- violetten Strahlen auf höhere Pflanzen. Sitzungsber. d. Wien. Akad., Bd. 120, Abt. I, p. 1137 (1911). 386 A. Ursprung und G. Blum: werden können. Ans diesem Grunde bedienten wir uns der Plasmo- lyse mit Rohrzucker und der nachfolgenden Deplasmolyse mit Wasser. Dieses Verfahren wurde bisher nicht angewendet ; es finden sich nur »inige vereinzelte Angaben über Behandlung der bestrahlten Zellen mit Salpeterlösung, die Prüfung auf Deplasmolyse blieb aber stets aus. Als Lichtquelle diente eine kleine Ouecksilberquarzlampe (2 Amp., 37 Volt) mit einem 5y2 cm langen und etwa lern weiten Leucht- rohr. Die Distanz zwischen Lampe und Objekt betrug stets 20 cm. Algen, Pilze und Schnitte wurden unter reinem Wasser exponiert, das für die in Betracht fallenden Strahlen bekanntlich durchlässig ist ; die übrigen LTntersuchungsobjekte befanden sich in Luft. Die Resultate sind in Tabellenform zusammengestellt und enthalten neben dem Namen der Versuchspflanze die Dauer der Bestrahlung, die Anzahl der deplasmolysierten Zellen in Prozenten, die Konzentra- tion des Plasmolytikums und die Dicke des Objektes. Die Konzentra- tion wurde so gewählt, daß nicht zu starke, aber doch stets deutliche Plasmolyse vorlag. Bei einer ersten Serie von Versuchen (Nr. 1—7) teilten wir die Objekte in drei Gruppen. Die erste Gruppe wurde direkt, die zweite unter Zwischenschaltung einer Ouarzplatte, die dritte unter Zwischen- schaltung eines Glasplättchens von 0,7 mm Dicke, bestrahlt. Nr. Pflauze Dauer der Anzahl der deplasmolysierten Zellen in % Plasmo- lytikum Bestrahlung ohne hinter hinter Mol. Rohr- o Filter Quarz Glas zucker 1. Synedra 15 Sek. 100 100 100 0,30 Deplasmolyse etwas langsamer als normal 30 Sek. 100 100 100 n Deplasmolyse bedeutend lang- samer als normal 1 Min. 0 0 100 » 6 Min. 0 0 100 » 10 Min. 0 0 100 » 2. Navicula und Pinnuloria 15 Sek. 100 100 100 )t 30 Sek. 100 100 100 » Deplasmolyse etwas langsamer als n ormal Über die Schädlichkeit ultravioletter Strahlen. 387 Nr. Pflanze Dauer der Anzahl der deplasmolysierten Zellen in °/0 Plasmo- lytikum Bestrahlung ohne hinter hinter Mol. Rohr- o Filter Quarz Glas zucker 3. Spirogyra 1 Min. 100 100 100 0,50 5 Min. 30 30 100 D 6 Min. 30 30 100 ff 10 Min. 0 0 100 n 4. Mougeotia 1 Min. 100 100 100 n 5 Min. 80 80 100 » 6 Min. 70 70 100 ff 10 Min. 40 40 100 yy 5. Penieilliiiui Hyphen 30 Sek. 100 100 no 1,0 1 Min. 50 50 100 » 2 Min. 25 25 100 Yi 5 Min. 5 5 100 y> 6. Sacclutromyces cerev. 1 Min. 100 100 100 2,0 5 Min. 70 70 100 » 10 Min. 25 25 100 7. Heder a Helix 10 Min. ob. Epid. 100 100 100 0,58 Palisad. 100 100 100 .0,70 Schwammp. 100 100 100 0,64 unt. Epid. 100 100 100 0,58 Schließz. 100 100 100 0,80 Hedera Helix 20 Min. ob. Epid. 100 100 100 0,58 Palisad. 80 80 100 0,70 Schwammp. 80 80 100 0,64 unt. Epid. 100 100 100 0,58 Schließz. 100 100 100 0,80 Das Verhalten hinter dem Glasplättchen, das auch bei viel längerer Bestrahlung dasselbe blieb, zeigt, daß die Schädigung durch Strahlen 95-100 1,60 0,3 14. Elodc< tbl&tt Spreite 10 Min. 100, Randzellen depl. langsamer 0,50 0,1 100 Spreite 30 Min. 90— 100,Randz. depl. oft nicht 45 Min. 50 Nerv 100 1 Std. 30 Nerv 50 Über die Schädlichkeit ultravioletter Strahlen. 389 Nr. Pflanze Dauer der Bestrah- lung Anzahl der deplasmoly- sierten Zellen in Plasmolytikum Dicke Mol Rohrzucker in mm Zea Mays junges Blatt ob. Epid. Mesoph. . unt. Epid. älteres Blatt ob. Epid. Mesoph. . unt. Epid. Tradescantia Flächenschnitt durch Blatt unt, Epid Agaveblatt Obers, d. Lampe zugekehrt: ob. Epid ob. Assimil. gew. . unt. unt. Epid Unters, d. Lampe zugekehrt: unt. Epid unt. Assimil. gew. . ob. ob. Epid Obers, d. Lampe zugekehrt: ob. Epid ob. Assimil. gew. . Wassergewebe . . unt. Assimil. gew. . unt. Epid Unters, d. Lampe zugekehrt: unt. Epid unt. Assimil. gew. . Wassergewebe . . ob. Assimil. gew. . ob. Epid Obers, d. Lampe zugekehrt: ob. Epid ob. Assimil. gew. . Wassergewebe . . unt. Assimil. gew. . unt. Epid 1 Std. 1 Std. 10 Min. 20 Min. 30 Min. 1 Std. 1 Std. 2 Std. 2 Std. 6 Std. 0 0 10 10 90 60 Kutikula der Lampe zu- ab- gekehrt gekehrt 80 50 15 5 0 0 0,75 1,20 0,75 0,5 90 80 90 100 80 70 90 100 80 70 95 70 90 60 50 95 80 90 30 60 50 30 40 0,7 0,12 0,15 3,0 390 A. Ursprung und G. Blum: Nr. Pflanze Dauer der Bestrah- lung Anzahl der deplasmoly- sierten Zellen Plasmolytikum , Dicke Mol Rohrzuckerl in mm in /o 18 19. 20. 21. Unters, d. Lampe zugekehrt: unt. Epid unt. Assimil. Wassergew. ob. Assimil. gew. ob. Epid. . . . gew. Achyranthes rotes B. ob. Epid. (farblos) Pali?. (z. T. rot) Schwammp. (z. T. rot) unt. Epid. (z. T. rot) Schließz. . . ob. Epid. Palis. . . . Schwammp. unt. Epid. . Schließz. Brassica ol. (Rotkraut) ob. Epid. . . Mesoph. . . . unt. Epid. . . Vicia Faba Blatt ob. Epid. Schließz. Palis. . Schwammp unt. Epid. Schließz. ob. Epid. Schließz. Palis. . Schwammp unt. Epid. Schließz. Phaseolm vulg. Fiederblatt ob. Epid. . . Schließz. . . Palis. . . . Schwammp. . unt. Epid. . . Schließz. . . ob. Epid. . . Schließz. . . Palis. . . . Schwammp. . unt. Epid. . . Schließz. . . 6 Std. 30 Min. 60 Min. 1 Std. 30 Min. 20 20 50 50 60 20 30 30 50 70 0 0 10 30 50 Wachsüberzug vor- handen 90 80 100 ent- fernt 30 50 90 grün etioliert 50 10 1 Std. 30 Min. 1 Std. 100 90 80 40 100 70 90 90 100 100 10 10 60 50 70 10 60 30 60 50 ICO 90 1,2 1,8 1,4 1.2 0.« 0,8 1,2 0,8 0.85 0,85 1,60 0,90 0,85 0,85 0 0,70 50 0,80 0 1,40 10 1.20 70 0,70 20 0,70 0 0 0 0 10 0 0,25 0,6 0,3etiol. 0,4 grün 0,2 Über die Schädlichkeit ultravioletter Strahlen. 391 Nr Pflanze Dauer der Anzahl der deplasmoly- Plasmolytikum Dicke XI l * L X. 1U U liO XJ COU1CII1 lung sierten Zellen in % Mol Rohrzucker in mm 22. Pelargonium Blatt mit weißemRi ind grün weiß 0,35 0 0 0,80 Palis 5 20 1,20 Schwammp. . . 0 20 0,95 0 30 0,80 Schließz. . . . 20 80 0,95 ob. Epid. . . . , 45 Min. 0 10 Palis 0 0 Schwammp. . . . 0 0 10 20 10 70 23. Impatiens Sultani Kutiknla der Flächenschni tt Lampe zu- ab- durch Blatt gekehrt gekehrt ob. Epid. . . . 10 Min. 100 60 » •»•••. . . 20 Min. 30 Min. 90 40 0 0 intaktes Blat t: 30 Min. ob. Epid. . 10 0,55 0,3 Palis 30 1,80 30 1,20 40 0,50 Schließz. . . . 50 1,00 24. Hedera Helix Flächenschnitt dur älteres Blatt ch Kutikula der Lampe zu- ab- gekehrt gekehrt ob. Epid. . . . . 10 Min. 100 100 » )> • . • . 20 Min. 90 50 M »» • ' . 30 Min. 60 10 junges Bla tt ob. Epid. . . . 10 Min. 100 0,16- Palis. . . . 100 Schwammp. . 100 unt. Epid. . . 100 Schließz. . . 100 ob. Epid. . . . 20 Min. 80 Palis. . . . 95 Schwammp. 100 unt. Epid. . 100 Schließz. . . 100 ob. Epid. . . 30 Min. 70 Palis. . . 80 Schwammp. 100 unt Epid. . 100 Schließz. . 100 ob. Epid. . ! 1 Std. 0 Palis. . . 5 Schwammp. 5 unt. Epid. . 20 Schließz. . 10 älteres Bl a t t:' ob. Epid. . . . 20 Min. 80 0,58 0,25- Palis. . . 95 0,70 Schwammp. 100 0,64 unt. Epid. . 100 0,58 Schließz. . 100 0,80 392 A. Ursprung und G. Blum: Dauer der Bestrah- ■ Anzahl der Nr. Pflanze deplasmolv- sierten Zellen Plasmohtikum Mol Rohrzucker Dicke in mm hing in % 25. Colens Blatt rotbraun mit grünem Rand ob. Epid. (gefärbt) 30 Min. 0 0,90 0,85 konische Haare . . 0 0,90 Palis 80 1,60 Schwammp. . . . 80 1,60 unt. Epid. (farblos) 40 0,90 Schließz 90 0,90 konische Haare . . 0 1,20 ob. Epid. (gefärbt) 45 Min. 0 konische Haare . . 0 Palis 10 Schwammp. . . . 10 unt. Epid. (farblos) 0 Schließz 0 kon. Haare . . . 0 26. Redera Hcllx Wurzelspitze halbiert Epid. der Licht- quelle zu- ab- gekehrt gekehrt 10 Min. 100 äußere Rinden- schichten . . . 20 Min. 0 100 innere Rinden- schichten . . . 20 Min. 70 80 äußere Rinden- schichten . . . 30 Min. 0 10 innere Rinden- schichten . . . 30 Min. 20 0 27. Hyacinthus or. Gelbes Blumen blatt : 1 Std. ob. Epid. 10 0,85 0,3 M-°P"; i äss. 60 70 70 Rotes Blumenblatt 1 Std. ob. Epid 80 0,85 0,4 ob. Mesoph. (gefärbt) 40 mittl. Mesoph. (farblos) . . . 10 unt. Mesoph. (gefärbt) . . . 50 90 Über die Schädlichkeit ultravioletter Strahlen. 393 Pflanze Dauer der Bestrah- lung Anzahl der deplasmoly- Plasmolytikum sierten Zellen Mol Rohrzucker in % Dicke in mm Narcissus Weißes Blumenblatt: ob. Epid. unt. Epid. ob. Epid. unt. Epid. Dianthus Caryoph. Rotes Blumenblatt: ob. Epid. (gefärbt) Mesoph. (farblos) unt. Epid. (gefärbt) ob. Epid. . . . Mesoph. . . . unt. Epid. . . . W^e i ß e s Blumenblatt: ob. Epid. . . . Mesoph. . . . unt. Epid. . . . ob. Epid. . . . Mesoph. . . . unt. Epid. . . . Weißes Blumen- blatt mit roten Streifen: ob. Epid. (farblos bzw. rot) . . . Mesoph. (farblos) . unt. Epid. (farblos bzw. rot) . . . Anemone cor. Rotes Blumenblatt: ob. Epid unt. Epid Blaues Blumenblatt: ob. Epid unt. Epid. . . . . 1 Std. IV-, Std. 1 Std. li/2 Std. 1 Std. iy2 Std. 1% Std. IV* Std. 1 Std. 80 100 0 80 40 40 50 10 30 30 20 30 50 10 10 20 weiß 50 50 70 rot 80 80 100 0 10 0 0 0,80 0,80 0,80 0,80 0,90 0,90 0,15 0,25 0,3 0,2 0,15- 394 A. Ursprung und <;. Blüm: Nr. 31. Pflanze Viola tric. max. Weißes Blumenblatt: ob. Epid Mesoph unt. Epid Weißes Blumenblatt: ob. Epid Mesoph unt. Epid ob. Epid Mesoph unt. Epid Violettes Blumenblatt: ob. Epid. (gefärbt) . Mesoph. (farblos) . unt. Epid. (gefärbt) ob. Epid Mesoph. .... unt. Epid ob. Epid Mesoph unt. Epid ob. Epid .... Mesoph unt. Epid. . "\ . . Gelbes Blumenblatt: ob. Epid Mesoph unt. Epid ob. Epid Mesoph unt. Epid ob. Epid Mesoph unt. Epid Gelbes Blumen- blatt mit blauen Streifen: Obers, gegen Lampe ob. Epid Mesoph unt. Epid Dauer der Bestrah- lung Anzahl der deplasmoly- sierten Zellen in /o Plasmolytikum Mol Rohrzucker 30 Min. Oberseite der Lampe ab- zu- gekehrt 100 100 100 gekehrt 100 100 100 1 Std. 90 100 90 90 100 90 1'.. Std. 10 40 40 40 50 10 10 Min. 100 100 100 100 100 100 30 Min. 90 100 100 40 100 20 45 Min. 80 100 80 20 90 10 1 , Std. 5 5 5 5 5 0 20 Min. 100 100 100 100 100 100 30 Min. 70 70 90 70 90 10 1 Std. 0 0 0 0 0 0 1 14 Std. gelb blau 10 10 10 20 30 20 Dicke in mm 0,85 0,15 0,2 0,2 Über die Schädlichkeit ultravioletter Strahlen. 395 Nr. Pflanze Dauer der Bestrah- lung Anzahl der deplasmoly- sierten Zellen in /O Plasmolytikum Mol Rohrzucker Dicke in mm 82. 33. 34. 35. Chrysanthemum Gelbes Blumenblatt." ob. Epid Mesoph unt. Epid ob. Epid Mesoph unt. Epid Weißes Blumenblatt: ob. Epid unt. Epid ob. Epid unt. Epid lulipa Gesn. Fruchtknoten: Epid äußere 2 Schichten innere Schichten . 1 Std. lt., Std. 1 Std. iy2 Std. 1 Std. 90 100 100 0 60 80 40 50 0 30 0 60 100 0,85 0,85 0,2 0,15 Bestrahlung- mit Bogenlampe. Tradeseantia Flächenschnitt durch Blatt: unt. Epid Impatiens Sultani Blatt ob. Epid. Palis. . Schwammp unt. Epid. Scbließz, Kntikula der Lampe zu- gekehrt 20 Min. 100 1 Std. I 100 ab- gekehrt 1C0 100 9% Std. 0 2 2 10 16 0,25 Vergleichen wir zunächst miteinander die Zellen, welche direkt, d. h. ohne Überlagerung eines ein- oder mehrschichtigen Gewebes bestrahlt wurden. Hierher gehören die Einzelligen, die Zellreihen, die Zellflächen und unter den Zellkörpern die Epidermen. Von den untersuchten Algen (Nr. 1, 2, 3, 4, 8, 9) waren die Diatomeen am empfindlichsten; Deplasmolyse fehlte hier schon nach 1. Minute, während sie bei Cladophora selbst nach 2% Stunden noch vereinzelt vorhanden war. Damit deckt sich die Derbheit der Cladophora-W&nd; doch sind die Differenzen so groß, daß die Wand- beschaffenheit wohl kaum zur Erklärung ausreichen dürfte ; denn über 396 A- Ursprung und G. Blum: Einlagerungen, welche das Ultraviolett besonders stark absorbieren könnten, scheint nichts bekannt xn sein. Bemerkenswert ist die große Empfindlichkeit der Diatomeen wegen der starken Verkieselung ihrer Wände. Die Vermutung liegt nahe, es könnte die Permeabilität der Wand für Ultraviolett entweder dem Ouarz oder dem Glas genähert worden sein. Da schon dünne Deckgläsclun das schädliche Ultraviolett absorbieren können, hätte' im zweiten Falle der Kiesel- panzer einen gewissen — infolge der geringen Wanddicke allerdings nicht sehr starken — Schutz gewähren müssen. Die Wand scheint aber gerade umgekehrt äußerst durchlässig zu sein, also Eigenschaften zu besitzen, wie sie für den Quarz charakteristisch sind. Die beiden chlorophyllfreien niederen Or- ganismen (Nr. 5 und 6), die zum Vergleich heran- gezogen wurden, zeigen, daß es unter Algen und Pilzen Formen mit geringerer und größerer Widerstandsfähigkeit gibt. Wenn unter unserem Untersuchungsmaterial die Diatomeen die größte Empfindlichkeit zeigen, so läßt sich das nicht generali- sieren. SCHULZE1) beobachtete bei Clilamydomonas schon nach 3 Sekunden Aufhören der Bewegung und Abwerfen der Cilien; ja bei B. coli tritt nach CERNOVODEANU und HENRI*) der Tod sogar in weniger als einer Sekunde ein. Dabei ist aber nicht zu vergessen, daß die Strahlungsquellen verschiedener Autoren qualitativ und quan- titativ oft ganz verschieden waren. Die einen operierten mit einem Gemisch sichtbarer und unsichtbarer Wellenlängen, wie es z. B. die Ouecksilberlampe liefert, andere verwendeten nur Ultraviolett oder nur Teile desselben, wie z. B. die Wellenlänge 280 p}*>z) oder die ganz kurzwelligen SCHUMAXN-St rahlen.4) Verschiedene Wellenlängen üben aber bei derselben Intensität ganz abweichende Wirkungen aus und die Schädigung ein und derselben Wellenlänge hängt in hohem Maße von der Stärke der Strahlung ab. Wenn daher die Resultate zweier Versuche vergleichbar sein sollen, so muß die Qualität und Intensität der Strahlung in beiden Fällen übereinstimmen. In welchem Grade dies der Fall war, läßt sich aber wegen des Fehlens von Inten- 1) J. Schulze, Über die Einwirkung der Lichtstrahlen von 280^/* Wellenlänge auf Pflanzenzellcn. Bein. z. Bot. Ccntralbl. 25, Abt.I, p. 52 (1910). 2) Cernovodeanu ET Henri, Etüde de l'action des rayons ultraviolets sur les microbes Conipt. rend. T. 150, p. 52 (1910). 3) Schulze 1. c. u. Hertel, Über Beeinflussung des Organismus durch Licht, speziell durch die chemisch wirksamen Strahlen. Ztschr. f. allg. Phys. 4, p. 1 (1904). 4) W. T. Bovie, The Action of Schumann Kays on Living Organisms.. Bot. Gaz. 61, p. 1 (1916); ferner Bot. Gaz 59, p. 149 (1915). Über die Schädlichkeit ultravioletter Strahlen. 397 sitätsmessungen nicht entscheiden. Je kleiner die Dimensionen sind, um so leichter läßt sich eine Zelle ceteris paribus durchstrahlen; das läßt a priori bei den Bakterien eine besonders große Empfindlich- keit erwarten. Äußerst mannigfaltig ist das Verhalten der oberen Epidermis bei Laub- und Blumenblättern. Wegen der dickeren und kutinisierten Außenwand vermutet man hier von vornherein eine größere Widerstandsfähigkeit als bei den genannten Algen und Pilzen. Dies trifft auch vielfach zu (z. B. Abies Nr. 13, Agave Nr. 17); aber es fanden sich doch Laubblätter (Coleus Nr. 25, Pelargonium Nr. 22, Phaseolus Nr. 21), deren obere Epidermis rascher geschädigt wurde als Ulothrix, und andererseits erwies sich Cladophora widerstandsfähiger als die Mehrzahl der geprüften Laubblattepidermen. Auch sonst stimmten die Erfahrungen wenig mit den Erwartungen überein. Man ver- gleiche z. B. die große Widerstandsfähigkeit des Elodea-Blzttes (Nr. 14) im Gegensatz zu Luft blättern wie Phaseolus (Nr. 21), Impa- tiens (Nr. 23) und selbst Heder a (Nr. 24) . Nicht minder auffällig ver- hielten sich die Blumenblattepjdermen. Nach den Angaben von MAQUENNE und DEMOUSSY1) und STOKLASA2) erwarteten wir hier eine relativ rasche Schädigung, fanden aber im allgemeinen das Gegenteil (vgl. besonders Narcissus Nr. 28, Viola weiß Nr. 31, Chry- santhenum gelb Nr. 32). Auf die schützende Wirkung der Epidermisaußen- wand, speziell der K u t i k u 1 a , konnte man schon aus den Photographien KÖHLERs3) schließen, und seitdem ist mehrfach darauf hingewiesen worden. Wir prüften sie dadurch, daß wir die Epidermis (d. h. Flächenschnitte, die unter der Epi- dermis vielfach noch Mesophyllreste enthielten) bald von der Außen-, bald von der Innenseite bestrahlten. Versuche mit Tradescantia (Nr. 16), Impatiens (Nr. 23) und Heder a (Nr. 24) ergaben übereinstimmend einen stärkeren Schutz durch die Außen- wand. Ganze Blätter, die bald von der Ober-, bald von der Unter- seite bestrahlt wurden, litten im ersten Falle weniger Schaden (vgl. Agave Nr. 17), was offenbar mit Differenzen in der Epidermisaußen- wand zusammenhängt. Die Bedeutung eines dünnen Wachs- 1) Maquenne et Demoussy, Influence des rayons ultraviolets sur la Vegetation des plantes vertes, Compt. rend. 149, p. 756 (1909). 2) J. Stoklasa etc., Über den Einfluß der ultravioletten Strahlen auf die Vegetation. Centralbl. f. Bakt. Abt. 2, 31, p. 477 (1912). 3) A. Köhler, Mikrophotographische Untersuchungen mit ultraviolettem Licht. Zschr. f. wiss. Mikr. 21 (1904). Ber der deutschen bot. Gesellseh. XXXV. 26 398 A- Ursprung und G. Blum; Ü bcrzuges ergibt sich aus dem Verhalten des ßrassfCfl-Blattes (Nr. 19), von dessen einer Hälfte der Reif abgewischt war. Der Unter- schied beträgt für die obere Epidermis fast 70 %, ist also auffallend groß. Recht hübsch läßt sich endlich der Epidermisschutz bei Fega- tella (Nr. 10) demonstrieren. Von den chlorophyllführenden Zellen der Atemhöhle sind die direkt unter der Öffnung gelegenen nur zu 10 % deplasmolysiert, während in der Nachbarschaft der Prozentsatz auf 70 steigt, sobald das schützende Dach der Epidermis beginnt Deutlich ist hier auch der Einfluß des Einfallswinkels sichtbar, indem die Epidermiszellen auf der ebenen, senkrecht bestrahlten Thallus- partie zu 50 % deplasmolysieren, über der konisch ansteigenden Atemhöhle aber zu 100 %. Besondere Erwähnung verdienen noch die bedeutenden Differenzen in der Widerstandsfähigkeit der unteren u n d oberen Epidermis beim violetten Blumenblatt von Viola (Nr. 31). Aus der inneren Struktur der Außenwände ist die Ursache für ein so verschiedenes Verhalten nicht ersichtlich; dagegen sind die oberen Epidermiszellen zu hohen kegel- förmigen Papillen ausgezogen, die unteren aber nur wenig vorgewölbt. Es treffen daher die senkrecht auf die Blattfläche fallenden Strahlen die Wände auf der Oberseite unter einem viel größeren Einfallswinkel. Nun wächst bekanntlich die Menge des reflektierten Lichtes im Verhältnis zu dem in die Zelle hineingebroche- nen mit dem Einfallswinkel, und man könnte daher versucht sein, die geringere Schädigung mit dem größeren Verlust durch Reflexion in Zusammenhang zu bringen. Indessen ist dieser Verlust nur ein scheinbarer, da die Strahlen nicht ins Freie, sondern auf benachbarte Papillen geworfen werden. Eine Eigentümlichkeit mancher Blumen- blätter, zu denen auch Viola gehört, sind die vielfachen Reflexionen im Innern des Blattes an luftführenden Interzellularen oder an Inhaltskörpern. Der Lichtstrahl wird dadurch gezwungen, in der Farbstoff. führenden Epidermis einen längeren Weg zurückzulegen, was für das Zustandekommen der Blütenfärbung von Bedeutung ist. Wenn nun die Strahlen in der unteren Epidermis wesentlich längere Wege zurücklegen würden, so. wäre damit eine stärkere Absorption und somit auch eine stärkere Schädigung verständlich; doch ist aus der Konstruktion des Strahlenganges ein solcher Parallelismus nicht ersichtlich. Das Fehlen des Empfindlichkeitsunterschiedes bei der weißen Viola legt, da die anatomische Beschaffenheit dieselbe ist, einen Einfluß des Farbstoffs nahe; wir werden auf diesen Punkt später zurückkommen. Die Schutz Wirkung über gelagerter Gc- Über die Schädlichkeit ultravioletter Strahlen. 399 webeschichten ist bei den verschiedensten Organen deutlich zu erkennen. Man vergleiche die regelmäßige Abnahme der Schädigung mit der Entfernung von der bestrahlten Seite bei Achyranthes (Nr. 18), Impatiens (Nr. 23, 35) und Viola (Nr. 31). Häufig genug kommen allerdings auch Unregel- mäßigkeiten vor, deren Deutung weiterer Untersuchung bedarf. Über die Tiefe bis zu welcher das Ultraviolett die Gewebe schädigt, lauten die Antworten sehr verschieden. Das ist, abgesehen von dem abweichenden Versuchsmaterial, bedingt 1. durch Verschie- denheiten in der Qualität, Quantität und Einwirkungsdauer der benutzten Strahlen, und 2. durch die Wahl der Untersuchungsmethode. Eine Strahlungsmenge, die nur vorübergehende Schädigung bewirkt, kann bei oberflächlicher Prüfung leicht bedeutungslos scheinen, ob- schon sie es in Wirklichkeit durchaus nicht ist. Jedenfalls haben wir mit unserer Methode, die doch auch noch ziemlich roh ist, ein tieferes Eindringen und eine wesentlich raschere Einwirkung gefunden, als andere Autoren, die mit vergleichbaren Objekten und stärkeren Lampen experimentierten. Dünne Organe, denen stärker absorbierende Wandschichten fehlen, müssen cet. par. besonders empfindlich sein. Damit dürfte die geringe Widerstandsfähigkeit von Pteris (Nr. 12) zusammenhängen; fand doch DANGEARD1) bei Pteris serrulata eine Durchlässigkeit bis zu 253 m*. Das Vorhergehende macht es wahrscheinlich, daß junge Zellen und Organe im allgemeinen empfindlicher sein werden , als alte. Damit stimmen auch die Erfahrungen von SCHULZE an Staubfadenhaaren von Tradescantia überein. Wir selbst fanden deutliche Differenzen beim Maisblatt (Nr. 15), obschon die Altersunterschiede nicht groß waren. CARL2) prüfte das Auskeimen und das erste Wachstum von Weizen und kon- statierte eine Schädigung gleich von Anfang an. In den Versuchen von RAYBAUD3) keimte Lepidium aus, starb aber ab, als in den Blättchen Chlorophyll gebildet worden war. 1) Dangeard, Recherches sur la penetration des rayons violets et ultra-violets au travers des divers organes de la plante. Bull. Soc. de France 1914. Ref. in Bot. Centralbl. 132, p. 321 (1916); vgl. auch Compt. Rend. 158, p. 369 (1914). 2) W. Carl, Über den Einfluß des Quecksüberdampfliehtes auf die Keimung und das erste Wachstum von Pflanzen. Beitr. z. Biol. d. Pfl. 12, p. 435 (1914). 3) L. Raybaud, Influcnce des radiations ultraviolettes sur la plantule. Rev. gen. de Bot. 25, p. 38 (1913). 26* 400 A- Ursprung und G. Blum: Wir kommen zur Frage nach der Bedeutung des Antho- k y an s. Bei Viola (Nr. 31) sind die gefärbten Blätter empfindlicher als die weißen; bei DianthUS (Nr. 29) trifft das Gegenteil zu. In den farblosen und bunten Epidermen waren bei Viola unter dem Mikro- skop keine anatomischen Differenzen nachweisbar, die Epidermen stammten aber immerhin von verschiedenen Blüten. Dagegen lagen bei Dianthus (Nr. 29) die roten und weißen Partien dicht nebenein- ander in demselben Blumenblatt und wann dah< r noch besser ver- gleichbar. In den roten Laubblättern von Acliyranthes endlich ließen sich Empfindlichkeitsunterschiede benachbarter farbloser und roter Zellen überhaupt nicht erkennen. Es war somit in dieser Hinsicht kein eindeutiges Resultat zu erhalten. Viel lach erleichtert der Antho- kyangehalt das Auffinden von Permeabilitätsänderungen. Bei Acliyranthes trat z.B. nach halbstündiger Bestrahlung der Farbstoff aus Palisaden und Schwammparenchym aus, sobald die plasmoly- sierten Zellen in Wasser kamen; in der geschützteren unteren Epi- dermis blieb er dagegen erhalten. In ähnlicher Weise erfolgte bei Coleus der Austritt aus der Epidermis, nicht aber aus den aufsitzenden Haaren, die nur schief bestrahlt wurden. Um über einen eventuellen Einfluß des C h 1 o rophylls Auf- schluß zu erhalten, verglichen wir das Verhalten chlorophyllhaltiger und -freier Zellen unter möglichst gleichen sonstigen Bedingungen. Eine Durchsicht unserer Tabellen zeigt, daß bei fast allen Blättern die Schließzellen widerstandsfähiger sind als die chlorophyllfreien Zellen derselben Epidermis; da jedoch die Unterschiede sich nicht nur auf den Chlorophyllgehalt beziehen, so ist bei den Schlußfolge- rungen Vorsicht geboten. Das ergibt sich besonders deutlich beim etiolierten Wc/a-Blatt (Nr. 20) und beim weißen Rand der Pelargo- nium- Spreite (Nr. 22). Die Differenz zugunsten der Schließzellen ist hier nicht minder deutlich, obschon ihnen Chlorophyll fehlt. Ver- gleichen wir ferner dieselben Gewebe bei gleich alten, normalen und etiolierten Wdfl-Blättern, so erweisen sich die Zellen des grünen Blattes wiederum als widerstandsfälliger; aber auch hier ist das Resultat mehrdeutig. Es steht daher nicht im Widerspruch zu diesen Erfahrungen, daß bei der Pelargonium-Spreite gerade umgekehrt die weißen Partien widerstandsfähiger waren. Das führt uns nun zu dem bekannten HERTELschen Erklärungsversu c h. Er stützt sich auf die zuerst von HERTEL, später auch von SCHULZE gemachte Wahr- nehmung, daß bei Elodea und Vallisneria die Schädigung chloro- phyllhaltiger Zellen geringer ist, wenn neben den ultra- violetten auch noch sichtbare Strahlen einwirken. Diese Über die Schädlichkeit ultravioletter Strahlen. 401 Beobachtung wird in der Weise gedeutet, daß die Ultraviolett- sehädigung auf einem Sauerstoffentzug beruhen soll, dem durch die >; inerst off bildung bei der Assimilation entgegengearbeitet würde. Da unser«' ( hiecksilberlampe neben ultravioletten auch sichtbare Strahlen enthält, so hätten nach HERTEL cet. par. die grünen Zellen wider- standsfähiger sein müssen, was durchaus nicht immer der Fall war. Wir experimentierten auch in der Weise, daß wir Elodea- Blatt er das eine Mal nur mit der Quecksilberlampe, das andere Mal gleich- zeitig nnrh mit einer Liliputbogenlampe mit Glaskondensor und Kühlgefäß bestrahlten. Eine wesentliche Differenz war jedoch — auch bei vorausgehender Verdunkelung trotz öfterer Wieder- holuhg nicht erkennbar. Nach der HERTELschen Auffassung war ferner in einer Wasserstoffatmosphäre eine stärkere Schädigung zu erwarten als in gewöhnlicher Luft ; nach SCHULZE ist aber kein Unter- schied vorhanden. Sehr nahe würde es auch liegen, die große Empfind- lichkeit der chlorophyllarmen Randzellen des Elodea-Blattes in diesem 'Sinne zu deuten, doch steht dem die große Widerstandsfähig- keit ;'der Ebenfalls chlorophyllarmen Nervzellen entgegen (Nr. 14). In1 ''manchen Fällen mag die HERTELsche Hypothese sehr plau- sibel' erscheinen ; häufig wird man auch in der Schutzwirkung von .Membranen und Gewebeschichten oder in anderen morphologischen und anatomischen Besonderheiten eine Lösung finden. Daneben liegen aber doch zahlreiche Beobachtungen vor, die sich auf solche Weise nicht erklären lassen und die Annahme einer verschiedenen Widerstandsfähigkeit des Plasmas nötig machen. Beachtung verdient endlich auch noch das Verhalten der in den Chlorophyllkörnern vorhandenen Stärke. Außerhalb der Pflanze ließ man schon mehrfach ultraviolette Strahlen auf Stärke einwirken. Xach "MAS SQL, BlELECKI und WURMSER1) verliert verdünnte St ärkeiösung die Fähigkeit, sich mit Jod zu bläuen und reduziert FEHLI^Gsche Lösung. KLUYVER2) -fand nach achtstündiger Be- strahlung von trockener Mais- und Kartoffelstärke zwar noch Bläuung mit jodwasser, zugleich aber auch Reduktion FEHLINGscher Lösung. Da in der Pflanze die Lösung unter normalen Verhältnissen durch Diastase geschieht, ist es wichtig, zu wissen, daß Diastase durch Wellenlängen unter 300 f*/w- in kurzer Zeit stark geschädigt wird3). Hiernach ist nun bei 1—2 stündiger Bestrahlung unter unseren Ver- 1) Massol, Compt. rend. 1912, I. p. 1645. — Bielecki et Wurmser, Compt. rend. 1912, I. p. 1429. 2) Klugver 1. c. 3) Hertel 1. c, Agulhon, Compt. rend. 1911, I. p. 398 und andere Autoren, 402 A. Ursprung u. G. Blum: Über die Schädlichkeit ultravioletter Strahlen. Suchsbedingungen ein Verschwinden der Chloroplastenstärke kaum zu erwarten, wohl aber eine Schädigung der Diastase. Wir experi- mentierten mit stärkehaltigen Phaseolus-Rlättem, die zum Teil mit einem Deckgläsehen bedeckt, in 10 cm Distanz bestrahlt wurden. Nach 2 Stunden war die Stärke unter dem Deckglas vollständig verschwunden, in der übrigen Spreite aber in anscheinend unver- änderter Menge erhalten. Die Grenzlinie war ganz scharf und folgte genau dem Rande des Deckglases. Offenbar war die Diastase unter dem Deckglas, d. h. bei Ausschluß der schädlichen Wellenlängen. unbeschädigt geblieben, ihre Wirkung infolge der Temperaturerhöhung wohl noch gesteigert worden, während sie außerhalb des Deckglases ganz oder doch zum größten Teile zerstört worden war. Dazu kommt, daß auch unter dem Deckglas keine Stärke neu gebildet wurde, in erster Linie wohl infolge des Welkens und der relativ hohen Temperatur. Von anderen Strahlungsquellen, die bedeutendere Mengen Ultra- violett liefern, haben wir zu Vergleichszwecken eine Wechsel - Strombogenlampe mit gewöhnlichen Kohlen (21 Amp., 28 Volt) herbeigezogen. Die Glasglocke war natürlich int lernt. Zunächst wurden Flächenschnitte durch Tradescanti a-BYiitUr in 20cm Entfernung exponiert, unter Zwischenschaltung einer kühlenden Wasserschicht zwischen planparallelen Quarzwänden. Selbst nach einer Stunde (Nr. 34) trat noch überall Deplasmolyse ein, während vor der Quecksilberlampe die Schädigung schon nach 10 .Minuten deutlich gewesen war. Ferner stellten wir einen Impatiens-Sproß in 45 cm Entfernung ohne Zwischenschaltung eines Filters auf. Nach 9]/2 Stunden erwiesen sich die senkrecht bestrahlten Blätter stark beschädigt (Nr. 35) und starben später ab. Auch hier ist die Wirkung dem Ultraviolett zuzuschreiben, denn ein neben dem Sproß befind- liches Thermometer stieg nicht über 25°, und die schädigende Wirkung unterbleibt bekanntlich hinter einer Glasscheibe. Die be- deutend stärkere Schädigung durch die Quecksilberlampe beruht natürlich auf ihrem größeren Reichtum an wirksamem Ultraviolett. C. WEHMER: Leuchtgaswirkung auf Pllanzen. 403 38. C. Wehmer: Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 3. Wirkung* des Gases auf Wurzeln und beblätterte Zweige beim Durchgang- durch Erde oder Wasser.1) (Eingegangen am 27. April 1917.) (Mit 3 Abbildungen im Text.) Trotz der wiederholten üblen Erfahrungen in der Praxis ist die Einwirkung von Leuchtgas auf Pflanzenwurzeln bislang nie näher verfolgt, KNY sowie SPÄTH und MEYER fanden nach Abschluß ihrer früheren, für die Beurteilung der Gaswirkung grundlegenden Versuche die Wurzeln der Versuchspflanzen schon gutenteils tot. Für richtige Beurteilung von Gasschäden ist natürlich wichtig zu wissen, wie diese Wirkung auf Wurzeln zustande kommt, nicht minder wie darauf die oberirdischen Organe reagieren. Erde wie Wasser, halten von dem durchgehenden Gase bekanntlich einen gewissen kleinen Teil zurück, sie nehmen deutlichen Gasgeruch an. Versuche habe ich teils mit jungen einjährigen Pflanzen in Topferde und Wasserkultur, teils — um hier vorweg die Wurzel auszuschalten2) — mit ausgewachsenen beblätterten Zweigen ver- schiedener Holzarten gemacht, sie nahmen also das mit Gasbestand- teilen beladene Wasser direkt auf. In allen Fällen wurde Leuchtgas in langsamem kontinuierlichen Strome tage- oder wochenlang zuge- leitet, bei 2—3 Blasen pro Sekunde gingen täglich rund 150 bis 200 1 ohne die Pflanzen zu berühren, hindurch. Ich darf mich hier auf Wiedergabe der Hauptpunkte beschränken. 1. Kresse. Wurzeln junger Kressekeimpflanzen sind im Gegensatz zu den Samen ebenso empfindlich gegen unverdünntes Leuchtgas wie ihre oberirdischen Teile. Wenige Tage nach Ein- stellen der auf feuchtem Fließpapier aus Samen gezogenen Pflänz- chen in die Gasluft fällt der dichte Wurzelhaarbesatz zusammen, zieht man die Pflanzen von vornherein in gasreicher Atmosphäre heran, so bleiben die Wurzeln überhaupt kümmerlich. Wird endlich das Gas der jungen Kultur durch die Abflußöffnung des Blumentopfes zugeleitet, so beginnt alsbald Welken der ober- 1) Siehe diese Berichte 1917, 35, Heft 2, p. 135—154, Heft 3, p. 318 ff. 2) Nach Sorauer soll die Schädigung oberirdischer Teile Folge des Erstickens der Wurzel sein (1. c.) 404 C. Weh.mki:: irdischen Teile, nach 2—3 Tagen liegen gewöhnlich alle Pflanzen am Boden (Abb. 1), auch wenn jetzl die Gaszuleitung abgestellt wird, vertrocknen sie, sind also tot. Die Wurzel ist hiernach schon ein- schneidend geschädigt, dazu genügt weniger als 1 ebm Gas. Der Erfolg ist nicht* immer so plötzlich, IGasnfenge, Topfgiröße, Alter der Pflanzen u. a. haben Einfluß, allem Anschein nach nicht minder Kleinigkeiten in der Gasbeschaffenheit, denn nicht nur nach seiner Wirkung auf Kresse zeigte mein Leuchtgas zu verschiedenen Abb. 1 . Junge Kressekultur, d u r c h E i n ] c i t c n von Leuchtgas in die Wurzelerde binnen 3 Tagen g c t ö t et (g = Gaszuleitungsschlauch, verkl.) Zeiten abweichendes Verhalten, auch die Zusammensetzung schwankte, sein Schwefelwasserstoffgehalt z. B. stieg von anfangs Null im Frühjahr 1917 bis auf etwa 0,02 %. Ein merklich anderes Bild kam beim Ein- leiten des Gases von oben her in die Topferde etwas älterer Pflanzen heraus, sie hörten zwar im Wachstum auf und waren auch nach 10 bis 12 Tagen sämtlich verwelkt, das Welken, mit den grünen Keim- blättern beginnend, verlief aber allmählich, nach den Keimblättern Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. m ergriff es die jungen Laubblättcr, und erst zum Schluß das bis dahin lebende saftige Hypokotyl (Abb. 2). Aus den verschiedenen Beobachtungen ergibt sich, daß wir zwischen einer akuten Wirkung des flüchtigen Gases und einer langsameren, ,, chronischen", seiner wasserlöslichen Anteile unterscheiden können, letztere sind ja auch, wie ich schon in meiner früheren Mitteilung (1. c.) hervor- hob, Bestandteile der sogenannten „Gaserde". Auf der Oberfläche von Kulturtöpfen, deren Pflanzen durch Gaseinleiten getötet waren, keimten neuausgesäte Samen nur träge, die Pflanzen kümmerten, Abb . 2. Wirkung des in die Wurzelerde v o n oben her zugeleiteten Gases auf etwas ältere Kressepflanzen. 1 == gasgeschädigter Topf, nach 6 Tagen, (in Mitte das Gaszuleitungsrohr) 2 = gleichalte Yergleichskultur. Verkl. (Infolge ungenügender Auffüllung der Topferde stehen die Pflanzen zu tief.) gingen auch gewöhnlich alsbald ein. Unter Wirkung der gleichen Bodengifte stand natürlich auch die zugrunde gegangene erste Vegetation. Nicht anders wie Kresse verhielt sich ein Topf mit jungen Grä- sern, nach zehntägigem Durchgange des Gases (etwa 3 cbm) waren sie verwelkt, besonders schnell reagierte aber die Bohne in Wasserkultur beim Durchleiten durch die Nährlösung. 2. Bohne (Plwseolas nmltiflorus). Die große starke Keim- pflanze (etwa 40 cm hoch) war in weniger als einer Woche in allen Teilen tot und welk, Kontrollpflanze unverändert. Bereits zwei Tage 408 0. WEHMEK: nach Beginn des Versuches verdorrten die untersten großen Blätter nebst Stengelspitze, in rascher Folge fielen dann mittlere und obere Blätter teils unverwelkt, grün oder gelblieh verfärbt, ab (4—5 Tage), •der Stengel verdorrte schnell fortschreitend, das starke Wurzelsystem war nach Aussehen zwar kaum verändert, bei Herausnahme aber schlaff, nicht mehr turgeszent. Im Kulturwasser zur Knt w ieklung gekömmene einzellige g r ü n e Algen waren gleichialls tot, di< Abb. 3. T. i n d e n zweige untc r W i r k u n g des i n d a s Kult u r - vasser geleiteten Leuchtgases (2), (das üaseinlcitnngsrohr vorher entfernt ) ; daneben der gleichalte Kontrollversuch mit gasfreiem Wasser ( 1) . Zellen zeigten deutliche Plasmolyse, in neue Nährlösung übertragen wuchsen sie auch nach Wochen nicht an und waren nach rund drei Monaten entfärbt und verfallen. Sicherlich hört bei der Bohne unter Einfluß des schädlichen "Wassers alsbald die Wurzeltätigkeit auf, dies Moment ist aber — abge- sehen davon, daß es wohl zu einem einfachen Welken der Pflanze führen würde — nach Ausweis folgender Versuche keineswegs ent- scheidend. Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 407 3. Li n d e n z w e i g e (Sommer- und Winterlinde, August). Die ausgewachsenen 1—2 jährigen beblätterten, mit Schnittfläche et wa 5 cm unter Wasser stehenden Triebe begannen nach rund 6 Tagt 1 1 ihre unverfärbten grünen turgeszenten Blätter abzuwerfen, nach 7—8 Tagen lagen alle bis auf einzelne Spitzenblätter am Boden, die Zweige standen fast blattlos neben den unveränderten Zweigen der Kontrollversuche (Abb. 3 zeigt das Aussehen von zwei derartigen Versuchen). Gesamter Gasdurchgang etwa 1,5 cbm. Zweigachsen (Rinde) einschließlich Winterknospen ohne Veränderung, beide lebten noch nach 3 Wochen langem Gasdurchleiten. Zur weiteren Beobachtung zurückgestellt, wurden sie im Verlaufe des Winters nicht eher dürr, als auch die Kontrollzweige. Erfolg war also ledig- lich vorzeitiger Laubfall. 4. Z w e i g e anderer La u b holz e r (Sambucus, Hex, Plüladclphus, Ligustrttm, einjährige ausgewachsene Triebe) ver- hielten sich nicht wesentlich anders, ließen das Bild insofern aber minder klar hervortreten, als auch ehe Kontrollzweige ihre Blätter schon mehrfach abwarfen (Herbst). Auch nach dreiwöchentlichem kontinuierlichen Durchleiten von Gas (etwa 4 cbm) durch das Kultur- wasser waren die blattlosen Zweige (mit Ausnahme von Hex, grüne Rinde zur Hälfte braun) samt Winterknospen unverändert und lebend (Rinde unter dem Kork grün, saftig), erst nach fünf Wochen gutenteils dürr (Ausnahme Jasmin), während die Kontroll- zweige noch alle lebten. Nach 7 Wochen waren beide fast sämt- lich tot. 5. Zweige von Nadelhölzern ( Pinus austriaca, P. montana, Juniperus nana, Thuja occidentalis, Taxus baccata, Zweigsysteme, 30—50 cm). Die Töxws-Zweige begannen in dem Gasversuch ihre Blätter nach 3 Wochen abzuwerfen, alle übrigen waren nach Aussehen unverändert auch noch nach 4—5 Wochen. Schließlich nach 7 Wochen Gasdurchgang (rot 10 cbm) waren sie nicht merklich schlechter als solche in reinem Wasser (zum größeren Teil dürr, Pinus auch mit abfallenden dürren Nadeln). Jedenfalls scheinen Coniferen hiernach von besonderer Widerstands- kraft.1) Die verschiedenen Pflanzen und Pflanzenteile zeigen nach diesen Versuchen in ihrem Verhalten gegen die wasserlöslichen Bestandteile des Leuchtgases erhebliche Unterschiede. Bewurzelte junge Kresse 1) Genauere Beschreibung dieser und der vorhergehenden Versuche a. a.< ). Mit Versuchen über das Verhalten der Zweige i m F r ü h j a h r unter gleichen Bedingungen bin ich zur Zeit noch beschäftigt. 408 c- Wehmer: und zumal B o h n e wurden rasch geschädigt, von den Zweigen der Holzgewächse1 ) jedoch nur die Blätter d e r Lau b b ä u m e, ihre Achsen und Knospen sind in hohem Grade unempfindlich, bei den Coniferen in solchem Maße, daß eine Schädigung überhaupt zweifelhaft bleibt. Die Sonderstellung des einjährigen Laubblattes erklärt, sich wohl aus seiner Beschaffenheit, größere Flächenent- wicklung und starke Verdunstung führen zu ebensolcher Wasser- aufnähme, ihm fließen also auch größere Mengen schädlicher Stoffe zu, als den kleinen schuppenförmigen oder nadeligen Blättern der Coniferen (Ausnahme Taxusl), der durch Korkmantel umschlossenen Rinde (Ausnahme Ilexl) und den mit dicht anliegenden Schuppen bedeckten Knospen. Unterschiede in der spezifischen Empfindlichkeit treten demgegenüber sehr zurück. — Man geht wohl kaum fehl, wenn man hiernach die v o r zei- tige Entlaubung gasgeschädigter Bäume — bei vollem Intakt bleiben von Zweig und Knospe — wie solches in der Praxis mehrfach konstatiert ist, übrigens sich auch aus oben genannten frühe- ren Versuchen von KNY u. a. ergibt, auf die Aufnahme wasser- löslicher Gasbestandteile zurückführt . Plötzlich eintretendes Welken des gesamten Laubes dürfte vielleicht mehr Folge akuter Schädigung (Vergiftung) der jungen Wurzeln durch im Boden sich anhäufende größere Mengen flüchtigen Gases sein (Unterbrechung der Wasserleitung), auch sie trifft zunächst noch nicht die perennierenden Teile, schließt also — übereinstimmend mit den tatsächlichen Beobachtungen — mehr oder weniger kümmer- liches Austreiben der Winterknospen im folgenden Jahre nicht aus; offenbar muß hier der Baum aber im Verlauf von 1—2 Jahren völlig eingehen, wogegen im ersteren Falle (unter der Vorausset zung, daß die Wurzeln nicht gleichzeitig vernichtet wurden), zunächsl Kümmern folgt. Ausschlaggebend ist natürlich, wie viel Gas und lange es wirkt, ob es das ganze oder nur einen Teil des Wurzel- systems trifft; Baumgröße, Bodenbeschaffenheit, Jahreszeit2) u. a. spielen mit. 6. Austreiben der Winterknospen unter Wir- kung gasgesättigten Wassers habe ich schließlich bei Kastanien- 1) Bewurzelte: Pflanzen verhalten sich nach verschiedenen Erfahrungen nicht wesentlich anders. 2) So können starke Gasansammlungen bei Rohrschäden, wie solche unter Asphaltpflaster, schwer durchlässigem nassen oder gefrorenen Boden vorkommen (s. Bunte, Joura. l. Gasbeleuchtung 1885, 28, p. 678; Schmidt ibid., 1886, 29, 714), die Bedingungen für akute Wurzelschädigung schaffen; der Winter ist dafür besonders günstig. Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 409 zweigen (Aesculus Hippocastanum) noch verfolgt, wobei sich ergab, daß zunächst ein Einfluß nicht festzustellen war. Die 40—70 cm langen Zweige wurden im März kurz vor dem Trieb eingestellt, sie standen dann (gleich allen vorigen Versuchen) bei Zimmertemperatur von durchschnittlich 14°. Gas- wie Kontrollzweige öffneten ihre Knospen gleichzeitig, die jungen Laubblätter und Blütenstände hatten gleiche Größe und Aussehen noch nach 8 Tagen (Spreiten- teile bis 5 cm, Stiel bis 3 cm ; Gasdurchgang rot 1,5 cbm). In solchen Treibversuchen mit unbe wurzelt bleibenden Zweigen kommt es durch- weg bekanntlich nur zur Ausbildung relativ kleiner Blätter, deren Lebensdauer gewöhnlich nur kurz ist, von schädlichen Stoffen werden gegebenenfalls also auch nur kleinere Mengen von ihnen aufge- nommen. Ob junge Blätter hier minder empfindlich sind, steht dahin. Jedenfalls wird das Knospentreiben der Roßkastanie durch wasserlösliche Gasbestandteile nicht gestört. Ich übergehe Versuche, die mit dem fertigen Gaswasser selbst angestellt wurden, erwähne aber, daß ein solches Wasser, durch das ungefähr 100 cbm Gas geleitet waren, gleichfalls nur die Blätter eingestellter Lindenzweige innerhalb einer Woche tötete (sie verdorrten ohne abzufallen am Zweige) , Zweigrinde wie Knospen waren noch nach 3 Monaten am Leben. — j Schwieriger als bloße Feststellung der Tatsachen ist ihre rest- lose Erklärung, wir wollen natürlich die wirkenden Stoffe selbst, die „Gifte", kennen. Auf dfese Frage kann ich eine erschöpfende Antwort noch nicht geben, es sind nach allem aber nicht die Haupt- bestandteile des Leuchtsgases. Die schnelle akute Schädi- gung der Kressewurzeln durch das flüchtige Gas veranlassen offen- bar die gleichen, unter den sogenannten Verunreinigungen desselben zu suchenden Substanzen, welche schon früher (1. c.) die oberirdischen Teile der Keimlinge binnen 2—3 Tagen vernichteten. Unter ihnen scheint sich noch eine besondere schwer faßbare zersetzliche Substanz zu verbergen, die ich zwar experimentell ausschließen, doch noch nicht sicher identifizieren konnte. Auch an der langsameren Wirkung des gasdurchströmten Wassers mag sie mitbeteiligt sein. Die Untersuchung solchen Wassers mit seinem minimalen Gehalt an meist flüchtigen Bestandteilen gab bislang aber so wenig greifbare Resultate, daß ich sie hier übergehe, übrigens waren in ihm weder Schwefelwasserstoff noch Cyanverbindungen nachweisbar, von Am- moniak nur sehr geringe Spuren; etwas substanzreicher ist natür- lich das schädlichere Filtrat der Gaserde, die Sachlage ist sonst aber ähnlich. 410 N. WEHMER: Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. Als in dem benutzten Leuchtgase im Frühjahr 1917 plötzlich Schwefelwasserstoff in leicht nachweisbarer Menge — neben Blausäure — auftrat, glaubte ich anfangs, den Schlüssel zu den verschiedenen Beobachtungen gefunden zu haben; näherer Verfolg in dieser Richtung zeigte aber, wie vorsichtig man bei solchen Folgerungen sein muß. 1 % Schwefelwasserstoff tötete /.war Samen wie Keimlinge der Kresse in kurzer Zeit ab, Versuche mit 0,03 % in der Atmosphäre — etwas mehr als dem Gehalt meines Gases (0,01—0,02 %) entsprach — ergaben jedoch, daß diese Dosis nicht nur unschädlich war, sondern die Samenkeimung sogar lebhaft be- schleunigte. Das „Gift" wird in dieser Dosis auch hier zum Reiz- mittel. Den mehrfachen Angaben der Literatur gegenüber, daß diese oder jene Substanz den giftigen Charakter des Leuchtgases für Pflanzen bedingen soll, muß an der Forderung festgehalten werden, zuvor einmal deren wirklich vorhandene Menge sowie die Empfind- lichkeitsgrenze für die benutzte Versuchspflanze genauer festzustellen. Hannover, Bacter. Laboratorium des Techn.-Chem. Instituts der Techn. Hochschule. Es wird gebeten, alle wissenschaftlichen Zusendungen für die Sitzungen im Jahre 1917 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Prof. Dr. M. 0. Reinhardt, Berlin W 50, Augsburger Str. 9, zu richten. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August und September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden vollständig druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 cm) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen der Regel nach den Umfang von 8 Druckseiten nicht überschreiten. Im allgemeinen wird den Autoren eine schwarze Tafel oder der Raum einer Tafel für Textügnren kostenlos gewährt. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefaßt und unleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträglich- keiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der ge- wünschten Sonderabdrücke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin- Steglitz, Düntherstr. 6 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1917. 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Rekla- mationen, die Versendung der Berichte und Sonderabdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Randes unmittelbar an die Ver- lagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 35, Schöneberger Ufer 12a, zu richten. Adressenänderungen sowie alle das Mitgliederverzeichnis betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 5 p., zu senden. K Sonderabdrücke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Autor erhält 50 Sonderabdrücke mit Umschlag broschiert kostenfrei geliefert. 2. Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung der Überzahl vor der letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 2 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates . 5 3. für jede Lichtdrucktafel 9 „ 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr '2 „ 5. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr 3 6. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr 2 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck 1,35 „ 8. für jeden Umschlag 1,5 „ 9. für einen besonderen Titel auf dem Umschlage, falls ein solcher gewünscht wird 3,50 Mark. Pfennige, welche durch 5 nicht teilbar sind, werden nach oben auf 5 abgerundet." Druck von A. W. Hayn's Erben (Curt Gerber), Berlin SW 6ö.. Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W35 Die „Kryptogamenflora der Provinz Branden- burg" wird vier Abteilungen in elf Bänden umfassen: Abteilung I Moose (erschienen) >, II Algen (im Erscheinen) „ III Pilze (im Erscheineti) „ IV Flechten Das Werk erscheint in zwanglosen Heften von je 7 — ij Druckbogen. Der Subskriptionspreis des Druckbogens beträgt 60 Pfennig. Teilt eines Druckbogens werden ats volle Bogen berechnet. Einzelne Hefte werden nicht abgegeben. Abnahme des ersten Heftes eines Bandes verpflichtet zur Abnahme des betreffenden ganzen Bandes. Nach Vollendung eines Bandes wird der Preis für denselben erhöht. Bereits erschienen sind: Band I: Leber- und Torfmoose von C. Warnstorf. Mit 251 in den Text gedruckten Abbildungen. Geheftet 2j M. Band II: Laubmoose von C. Warnstorf. Mit 426 in den Text gedruckten Abbildungen. Geheftet s> M. Band III: Algen von E. Lemmermann. Mit 816 in den Text gedruckten Abbildungen. Geheftet _/2 .1/. Band III a: Chlorophyceen von E. Lemmermann. (In Vorbereitung.) Band IV Heft I : Characeen von L. Holtz. Subskriptionspreis 6 M. Band V: Pilze von R. Kolkwitz, E. Jahn, M. v. Minden. Mit /}-i in den Text gedruckten Abbildungen. Geheftet j; M. jo Pf. Band Va: Pilze von G. Lindau, H. Klebahn. Mit j,\o in den Text gedruckten Abbildungen. Geheftet j; M. Band VI Heft 1: Pilze von W. Herter. Subskriptionspreis 7 M. 20 Pf. Band VII Heft 12: Pilze von P. Hennings, W. Kirschstein, G. Lindau, P. Lindner, F. Neger. Subskriptionspreis 11 M. 40 Pf. Band IX: Pilze von H. Diedicke. Mit 330 in den Text gedruckten Abbildungen. Geheftet ;; M. Ausführliche Verlagsverzeichnisse kostenfrei MF" Diesem lieft liegt ein Flugblatt von Eduard Kummer in Leipzig bei betr. L. Rabenborst: Kryptogamenflora. BAND XXXV. JAHRGANG 1917. HEFT 5. BERICHTE ÜEK DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. FUNFUNDDREISSIGSTER JAHRGANG. HEFT 5. (MIT TAFEL VII.) AUSGEGEBEN AM 31. AUGUST 1917. BERLIN, GEBRÜDER BORNTRAEGER, W 35 Schöneberger Ufer 12 a 1917 Es wird gebeten, die dritte Umschlagsseite zu beachten. Inhaltsangabe zu Hett 5. Seite Sitzung vom 25. Mai 1917 , 411 Mitteilungen. 39. F. v. Höknel: Über die Trichothyriacern. (Mit zwei Textbildern.) 411 40. Franz von Höhnel: System der Phacidiales v. H. . . 416 41. Hermann Fischer: Das Problem der Stickstoffbindung (Festlegung des Luftstickstoffs) bei niederen Pflanzen 423 42. F. Brand: Über Beurteilung des Zellbaues kleiner Algen mit besonderem Hinweise auf Porphyridium cruentum Naeg. (Mit drei Abbildungen im Text.) 454 43. Wilhelm liössler: Pollenschläuche und Kmbryosack- Haustorien von Plantago major L. (Mit Tafel VII.) . . 460 44. E. Bachmann: Die Beziehungen der Kieselflechten zu ihrer Unterlage. III. Bergkristall und Flint. (Mit acht Abbildungen im Text.) 464 45. Peter Stark: Über die Variabilität der Blüte von Paris quadiifolia. (Mit einer Abbildung im Text.) 476 Nächste Kit /.tut £ der diesellschalt: Freitag, den 26. Oktober 1917, abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pfianzenphysiolog. Instituts d. Universität, Berlin- Dahlem, Königin-Luise-Straße 1. Sitzung vom 25. Mai 1917. 4H Sitzung vom 25. Mai 1917. Vorsitzender: Herr C. CORRENS. Als neue Mitglieder werden vorgeschlagen die Herren: Fischer, Dr. Hermann, Privatdozent an der Technischen Hochschule in München (durch K. GlESENHAGEN und G. HEGI), Kylin, Dr. Harald, Privatdozent an der Universität Upsala (durch N. E. SVEDELIUS und R. SERNANDER). Zu ordentlichen Mitgliedern werden ernannt die Herren: Meyer, Dr. Fritz Jürgen, in Marburg, Mandekic, Dr. V., Professor in Krizevac, Westling, Dr. R., in Stockholm. Mitteilungen. 39. F. v. Höhnel: Ueber die Trichothyriaceen. (Mit zwei Textbildern.) (Eingegangen am 10. Mai 1917.) In meinen Fragmenten zurMycologie 1915, XVII. Mitt. No. 888, habe ich angegeben, daß der als Nitschkea Flageoletiana Sacc. 1902 (SYLL. FUNG. XVII. Bd. p. 561) beschriebene Pilz eine Microthy- riacee, wahrscheinlich ein Myiocopron ist. Ich hatte damals den Pilz nur flüchtig untersucht, da das mir vorgelegene sehr kümmerliche Stück des Originalexemplars zu einem erschöpfenden Studium nicht ausreichte. Selbst mit der Lupe war von dem gesuchten Pilze nichts zu sehen, und nur durch sorgfältiges Abkratzen des Eutypa- Stromas, auf dem er wachsen sollte, bekam ich einige Bruchstücke desselben mit unreifen Schläuchen zu sehen, die mir zeigten, daß der Pilz gewiß keine Nitschkea ist und so gut wie sicher eine Micro- thyriacee sein müsse. Seither hat THEYSSEN (Ann. myc. 1916, XIV. Bd. p. 430) an, wie ich aus seinen Angaben ersehe, sehr gutem Materiale den Pilz wieder geprüft und erkannt, daß derselbe eine Trichothyriacee ist, Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 27 412 F. VON HÖHNEL: den er Trichothyrium epimyces (B. R. S.) Th. nannte, da ich in- zwischen angegeben hatte (Oesterr. bot. Ztschr. 1916, 66. Bd. p. 55), daß Microtliyrium epimyces Born. Rouss. Sacc. 1887 derselbe Pilz ist. Spezielle Mykologen, die sich nicht darauf beschränken, einzelne Fragen restlos und erschöpfend zu behandeln, wodurch zwar sehr wichtige und sichere Ergebnisse erzielt werden, welcher Weg aber nur äußerst langsam zum endlichen Ziele einer wenigstens praktisch befriedigenden Systematik aller Pilze führt, sondern welche die Gesamtheit der Pilze im Auge behaltend an sehr zahlreichen Stellen des Systems anknüpfen, sind naturgemäß viel mehr der Gefahr aus- gesetzt, kleinere oder größere Irrtümer zu begehen, was nicht nur mit der Unmöglichkeit zusammenhängt, das gesamte Gebiet zu beherrschen, sondern auch mit der Zersplitterung und Unverläß- lichkeit der Literatur, der so vielfach unrichtigen Bestimmung und mangelhaften Beschaffenheit der Exsiccate, der sehr großen Zahl notwendiger, mühevoller Einzeluntersuchungen und vielen anderen oft zufälligen Umständen zusammenhängt. Nichtsdestoweniger ist die Tätigkeit dieser zweiten Art von Mykologen, die mit einer viel eingehenderen und allgemeineren Formenkenntnis ausgerüstet sind und daher ein viel schärferes Unterscheidungsvermögen besitzen, von der größten Wichtigkeit, denn nur ihre Tätigkeit ist imstande, die spezielle Systematik der Pilze in einem etwas rascherem Tempo vorwärts zu bringen, so daß es möglich wird, in absehbarer Zeit ein für einen gewissen Zeitraum befriedigendes spezielles System der Pilze zustande zu bringen. Doch wird bei ihrer umfassenden Tätig- keit stets mit einem gewissen Prozentsatz von Irrtümern gerechnet werden müssen, der mit in den Kauf genommen werden muß. Daher hielt ich es nicht für überflüssig, THEYSSENs Angaben über die Nitschkea Flageoletiana nachzuprüfen, um so mehr, als ich seit 1915 sehr gutes Material von dem Pilze erhalten hatte und ich auch inzwischen gefunden hatte, daß der Genannte gerade über einige Microthyriaceen unrichtige Angaben machte. So hat er in Oesterr. bot. Ztschr. 1912, 62. Bd. p. 219 die Dothidca Juni per i Desm. für kein Microtliyrium erklärt. Erst 1916 (Ann. myc. 1916, XIV. Bd. p. 429) sagt er, sie werde wohl kaum von Microtliyrium zu trennen sein. Der Pilz ist aber eine Seynesia, wie schon REHM 1909 (Ann. myc. VII. Bd. p. 416) vermutete. Ebenso hat derselbe Microtliyrium litigiosum (Desm.) Sacc. (1. c. p. 431) für in die Gattung gehörig erklärt, während der Pilz eine neue Polystomellaceen- Gattung ist, die ich Dothitliyrella genannt habe. Die nun wiederholte Prüfung der Nitschkea Flageoletiana hat mir in der Tat gezeigt, daß dieselbe eine mit Loranthomyces sordidulus ■ Über die Trichothvriaceen. 413 (Lev.) v. H. (siehe Fragmente z. Mycol. 1909, VII. Mitt. No. 310) nahe verwandte Trichothyriacee ist. Hierbei machte ich aber die überraschende Entdeckung, daß die Perithecien des Pilzes vollkommen invers gebaut sind, so zwar, daß dieselben nicht nur verkehrt angewachsen sind, sondern auch der Nukleus an der oberen (Basal-) Wand entspringt, die Schläuche also dort befestigt sind, wo sich das scheinbare Ostiolum befindet, während, wie bekannt, bei den Microthyriaceen die Thyriothecien zwar invers sind, aber der Nukleus unten an der am Substrate ange- wachsenen Ostiolarseite befestigt ist. Ich hatte bisher angenommen, daß sich die Microthyriaceen aus gewissen Perisporiaceen entwickelt haben. Allein der Abstand zwischen diesen beiden Familien ist sehr groß. Nicht nur der Bau der Abb. 1. Loranthomyces sordidulus (Lev.) v. H. Querschnitt durch das Stroma eines nicht näher bekannten Pilzes, auf dem einige Katothecien schmarotzen. Man sieht, daß die Schläuche oben am Pseudostiolum sitzen. Auf einem Katothecium ist ein junges zu sehen. Vergr. 150 mal. Gezeichnet von Prof. JOSEF Weese in Wien. Thyriothecien-Membran, sondern insbesondere der Umstand, daß der Nukleus am organischen Scheitel der Thyriothecien entspringt, bildete eine große Schwierigkeit für meine Hypothese. Es fehlte eine beide Familien verbindende Form. Eine solche Gruppe von Formen sind nun die Trichothvriaceen. Die Untersuchung von Loranthomyces sordidulus zeigte mir, daß der Pilz genau so gebaut ist, wie die angebliche Nitschkea. Auch da sitzen die Schläuche auf der nach oben gekehrten Basis der Perithecien, dort wo sich das Scheinostiolum befindet. Ich zweifele nicht daran, daß auch die Trichothyri um- Arten sich genau ebenso verhalten werden, da ihre Perithecien-Membran genau ebenso gebaut ist. Wenn ich mich bei der Durchsicht meiner Präparate von Actino- peltis peristomalis v. H. (Denkschr. mat.-nat. Kl. Kais. Ak. Wien 27* 414 '"• VON HÖHXEL: 1907, 83. Bd. p. 17 Taf. I Fig. 3) nicht getäuscht habe, verhält sich dieser Pilz genau ebenso; die Schläuche saßen an einem Bruchstück der Membran oben am Scheinostiolum. Ein ganz gleich geformtes und gebautes Perithecium (aber ohne Borsten) wie bei Actinopeltis fand ich auf morschen Föhren- nadeln aus Frankreich. Das ist wahrscheinlich auch eine Tricho- thyriaeee. Es sind also noch mehr solche Formen auch in Europa zu erwarten. Bei der Nitschkca konnte ich auch an Flächenschnitten die Entwicklung des Pilzes soweit verfolgen, daß es mir ganz klar wurde, daß der Pilz aus einer Perisporiacee entstanden ist. Die anfänglich hyalinen, zweizeiligen Sporen werden ausge- worfen dunkelbraun und etwas größer (26— 10^*). Sie keimen aus und bilden ein spärliches braunes Mycel. Aus diesem erheben sich 3 (* breite hyaline Zweige, die an der Spitze kugelig anschwellen. Ich sali eine solche Kugel von 10 /* Durchmesser, die oben schon etwas abgeflacht war. Daraus entstehen nun die zunächst aufrechten Perithecien. Diese sind lange ganz dünnwandig und zart radial gestreift, durchscheinend braun. Bei 25 ^ Durchmesser sind sie etwa 12 /* dick und sitzen unten auf einer braunen 5 [*> dicken Hyphe, die von der Mitte der Unterseite wie ein Stiel absteht. Nun biegt sich dieser Stiel um. Wenn die Perithecien 70 p groß sind, sind sie stärker abgeflacht und liegen mit der Oberseite bereits flach auf dem Eutypa- Stroma. Wenn die Perithecien etwa 90 /* breit geworden sind, sind sie bereits schwarzbraun, der Stiel ist abgefallen und man sieht nun ein Pseudostiolum von 12 f* Durchmesser, das von einer durch- sichtigen einzellschichtigen Membran verschlossen ist, die aus zwölf Zellen besteht, davon 4 in der Mitte und 8 außen. Junge Perithecien, die dem Eutypa-Stroma. angewachsen sind, werden manchmal vom Stroma umwallt und eingeschlossen. Es sieht dann so aus, als würden die Perithecien im Stroma entstehen und hervorbrechen ; das ist aber nicht der Fall. Nun ist es auch klar, daß das Stroma, auf dem das Loraiülwmyces sordidulus sitzt, nicht zum Pilze gehört, wie es ganz den Anschein hat, und ich mit RACIBORSKI früher annahm. Hier werden die flach scheibenförmigen Perithecien bis 280 /* breit und 70 ,<* hoch. Ich fand nun auf dem Stroma ganz junge, durchscheinende, erst 44 ii breite Perithecien, die denen der Nitsclikea ganz ähnlich waren und noch mit einem bräunlichen 5 /* breiten Stiel versehen war, der in der Mitte steif abstand. Die Gattung Loranthomyces muß daher nun ganz anders charak- terisiert werden. Ihr Hauptunterschied von Trichothyrium wird in Über die Trichotkyriaceen 415 dem Mangel eines freien Mycels liegen. Auf die meist fehlenden oder undeutlichen Borsten am Pseudostiolum ist kein Gewicht zu legen. Sie treten manchmal auch bei der Nitscfikea auf. Diese ist nun offen- bar kein Triclwthyrium mit gut entwickeltem freien, oft membran- artigem Mycel, sondern ein Lorant homyces und muß L. epimyces (B. R. S.) v. H. genannt werden. Nun erklären sich auch meine Angaben betreffend Triclw- thyrium asterophorum (B. et Br.) v. H. Die einzellschichtigen Scheiben Abb. 2. Loranthomyces epimyces (B. R. S.) v. H. A (50: 1) Stroma von Eutypu sp. seitlich vom Periderm begrenzt, mit 8 darauf schmarotzenden Katothecien. 7 junge sind verkümmert und im Stroma eingewachsen. B (650:1) reife Sporen. 0 (230:1) Medianschnitt durch ein Katothecium mit den oben am Pseudostiolum sitzenden Schläuchen. D (270:1) Katothecium von oben gesehen mit dem von einer zarten zelligen Membran verschlossenen Pseudo- stiolum. E bis H (250—350:1) junge Katothecien in verschiedenem Alter. Man sieht die Hyphe an deren Spitze sie entstehen. Gezeichnet von Prof. JOSEF Weese in Wien. und halbiert schildförmigen Perithecien dieser Art sind offenbar junge und schlecht entwickelte Perithecien, wie man sie auch bei dem europäischen Pilze sieht. Junge Perithecien, von oben gesehen, sehen «inzellschichtig aus, weil die untere Membran sehr zart ist und durch die obere verdeckt wird. Es wird nun gewiß auch Formen geben, die den Microthyriaceen im Gehäusebau noch näher stehen, aber die Schläuche oben an- sitzend haben. Vielleicht ist Trichothyriella quercigena (B.) Th. eine solche (Beih. Bot. Centralbl. 1914 32 Bd. IL p. 12). 416 Fjrakz von Höhmel: Die Fruchtkörper der Trichothyriaceen sind weder echte Peri- thecien noch Thyriothecien, man kann sie daher mit einem eigenen Namen versehen. Ich nenne sie Katothecien. Es wäre von Interesse zu untersuchen, ob bei den Thyrio- thecien der Nukleus schon ursprünglich auf der Ostiolarseite entsteht, oder basal angelegt wird und erst während der Entwicklung derselben zur Ostiolarseite wandert. Nachdem nun wohl der Zusammenhang der Microthyriaceen mit den Perisporiaceen feststeht, müssen die Perisporiales in vier Familien geteilt werden: Perisporiaceen, Trichothyriaceen, Micro- thyriaceen und Englecuraceen. Durch die gemachte Entdeckung entsteht nun eine neue Auf- gabe; es müssen die Microthyriaceen auf Querschnitten durchgeprüft werden zur Feststellung, wo die Schläuche entspringen. Es ist nicht daran zu zweifeln, daß sich hierbei Resultate von Interesse ergeben werden. Von großem Interesse wäre es auch, die Entwicklung der Katothecien von Lorantlwmyces epimyces näher zu verfolgen, um die gemachten Angaben hierüber zu verbessern und zu vervoll- ständigen. 40. Franz von Höhne! : System der Phacidiales v. H. (Eingegangen am 10. Mai 1917.) Unter Phacidiales sind Discomyceten zu verstehen mit ober- flächlichen oder eingewachsenen, nie hervorbrechenden Frucht- körpern, mit oder ohne Stroma, mit ringsum oder nur oben ent- wickeltem braunhäutigem bis derbem kohligem Gehäuse, das bei der Reife oben ganz unregelmäßig, mit einem Längsspalt oder mehrlappig aufreißt. Selten wird der Oberteil des Gehäuses deckel- artig abgeworfen. Bei Lepiopeltella- Arten kommt es manchmal zur Bildung eines rundlichen Ostiolums, das aber später meist spaltig aufreißt. Die zu den Phacidiales gestellten Pilze waren bisher zumeist bei den Hypodermieen und Phacidiaceen untergebracht ; doch sind auch einige anderen Familien dabei vertreten. Die Phacidiales verbinden die Dothideales mit den Pezizales. Jene Formen, die den Dothideales nahe stehen, zeigen manchmal eine undeutliche Lokulibildung, so Thyriopsis, Sclüsotlvyriomtt; die System der Phacidiales v. H. 417 den Pezizales nahestehenden Gattungen, wie Sphaeropezia, Odonto- trema erweisen sich durch das ringsum scharf begrenzte Hymenium als zu den Phacidiales gehörig. Nur bei Colpoma und Therrya ist die Hymenialschichte weniger gut begrenzt. Odontotremella raphidospora Rehm (1912, XIII. Ber. bayr. bot. Ges! München p. 166) ist vielleicht eine vielsporige Coccomycetella v. H. und würde dann auch zu den Phacidiales gehören. Odontotremella Rehm 1912 ist aber gleich Beloniella Sacc. 1834 (non ßehm). Ein sehr großer Teil der Phacidiales wurde bisher falsch und willkürlich eingereiht. Nur an guten Medianschnitten läßt sich der Bau derselben erkennen und feststellen, wo im Substrate sich der Pilz entwickelt. Sehr wichtig ist die Kenntnis der Typen der einzelnen Gattungen, daher ich am Schlüsse ein Verzeichnis der- selben gegeben habe. Aus der folgenden Übersicht sind nur die Hauptunterschiede der Gattungen zu ersehen. Daneben gibt es aber noch andere, oft schwer zu beschreibende, die nur in ausführlichen, durch reich- liche Abbildungen erläuterten Beschreibungen zum Ausdrucke kommen könnten. Die Stellung einiger Gattungen, deren Typen ich nicht unter- suchen konnte ist unsicher, so Hymenobolus, Haplophyse und Sphae- ropezia. Die Gattung Pdlyclypeolum Theyss. dürfte neben Schizo- thyrium Desm. (== Epipeltis Theyss.) kaum haltbar sein. Mit Ausnahme der Gattungen Coccomycetella, Xylopezia, Pleiostictis xm&Odontotrema, die auf nacktem Holze auftreten, wachsen alle anderen Phacidiales auf Blättern, Stengel- und Zweigrinden. I Schizoth yrieen v. H. Fruchtkörper ganz flach, der Cuticula aufsitzend. Decke häutig, meist unregelmäßig zerreißend. 1. Sporen hyalin, zweizeilig, länglich. ct. Fruchtkörper ohne freiem ßandmycel. ct. Mit Paraphysen Clypeolum Speg. ß. Ohne Paraphysen Mkrothyriella v. H. ß. Mit freiem Randmycel. ct. Ohne Andeutung von Lokulibildung Schizothyrium Desm. ß. Mit Andeutung von Lokulibildung Pohjclypleolum Th. 2. Sporen hyalin, mit einigen Querwänden . PhragmothyricJla v. H. II. Leptopeltineen v. H. Fruchtkörper mit oder ohne Stroma, auf der Epidermis unter der Cuticula eingewachsen, oben mit einem Längsspalt oder mehr- lappig aufreißend. 418 Franz von Höhnel: 1. Ohne subkutikuläres Stroma. a) Sporen einzellig, länglich, hyalin . . Phacidina v. H. b) Sporen einzellig, länglich, gefärbt; Basalschichte hyalin; mit Paraphysen und subkutikulärem Myzel Entopeltis v. H. c) Sporen braun, zweizeilig. Basalschichte hyalin ; undeutliche Loculibildung (?) Thyriopsis Th. et S. d) Sporen hyalin 2 — 4-zellig; mit Paraphysen; Gehäuse gegen den Rand mehr minder radiär gebaut. a. Gehäuse dünnhäutig, ringsum entwickelt; selten ein rundliches Ostiolum Leptopeltella v. H. ß. Gehäuse dünn, mehr kohlig, nur oben entwickelt Lej>f<>/><'[/is v. H. e) Sporen hyalin, einzellig, doppelspinde- lig; mit Paraphysen Dupliearia Fuckel. f) Sporen hyalin, mauerförmig geteilt; Basalschichte dunkel; mit Paraphysen. «. Schläuche keulig; Fruchtkörper streng subkutikulär Visella Sacc. ß. Schläuche kugelig; Fruchtkörper die Epidermis verdrängend . . . Haplophyse Theiss. g) Sporen fädig; mit Paraphysen. a. Gehäuse lanzettlich, mit vorge- bildetem Längsspalt aufreißend . Lophodermina v. H. ß, Gehäuse rundlich-eckig, mehr lapgig aufreißend Coccomyces de Not. 2. Mit subkutikulärem Stroma, a) Sporen hyalin, länglich, zweizeilig, mit Paraphysen; Stroma dünn .... Schizothyrioma v. H. b) Sporen doppelspindelig, einzellig; ohne Paraphysen Bifusella v. H. c) Sporen fädig, mit Paraphysen . . . Ehytisma Fries - v. H. III. Dermopeltineen v. H. Pilz mit oder ohne Stroma, in der Epidermis (intraepidermal) entwickelt. I. Ohne Stroma. a) Gehäuse oben und unten entwickelt ; Paraphysen vorhanden. 1. Schläuche gestielt; Sporen 1 — 2-zellig, hyalin; Gehäuse mit vorgebildetem, mit Quellkörper versehenem Spalt aufreißend, länglich Hyjiodermti Fries. System der Phacidiales v. H. 419 2. Schläuche ohne Stiel; Sporen einzellig, hyalin; Gehäuse ohne vorgebildetem Spalt unregel- mäßig aufreißend ...... Hypodermellina v. H. 3. Sporen einzellig, länglich, hyalin; Gehäuse rundlich-eckig, Decke stark, mit vorgebildeten Spalten, lappig aufreißend . . Pseudophacidium Karst. 4. Sporen hyalin einzellig, keulig unten lang zugespitzt (tränenförmig), Gehäuse länglich, Spalt nicht vorgebildet, ohne Quellkörper Hypodermella Tubeuf. 5. Sporen fädig. a. Gehäuse lang, lanzettlich, mit Längsspalt aufreißend .... Lophodermellina v. H. ß. Gehäuse eckig-rundlich, mehr- lappig aufreißend Coccomycella v. H. 6 Sporen braun, einzellig, länglich ; Decke dick linsenförmig .... Pseudolrochihi v. H. b) Gehäuse nur oben entwickelt, Basalschichte hyalin ; Sporen hyalin, einzellig Macroderma v. H. II. Mit mächtig entwickeltem Stroma. a) Sporen einzellig, länglich, braun . Nymanomyces P. Henn. b) Sporen fädig Xyloma Pers. IV. Phacidiaceen v. H. (non Aut.) Pilz subepidermal und tiefer eingewachsen. Auf Blättern und Stengelrinde schmarotzend. Nur Coccomycetello auf nacktem Holze, scheinbar hervorbrechend. I. Mit Stroma. a) Stroma allseitig scharf begrenzt, aus senkrecht gereihten kohligen offenen Zellen aufgebaut. Decke lappig aufreißend. Sporen länglich, hyalin, einzellig . Cryptomycina v. H. b) Stroma hyalin-plektenchymatisch, am Umfange unbegrenzt fortwachsend ; Hymenien langgestreckt, schmal, verzweigt, radiär angeordnet, mit Längsspalt aufreißend. Sporen hyalin, mit mehreren Querwänden . Aldona Raciborski. II. Ohne Stroma. a) Fruchtkörper oben bleibend geschlossen; Decke dick; Schläuche und Paraphysen in knorpeligem Schleim bleibend eingebettet. Sporen hyalin, mauerförmig geteilt . . . Hyzteropsis Rekm. 420 Franz von Höhnel: b) Fruchtkörper sich oben spaltig oder lappig öffnend. 1. Sporen hyalin, länglich, einzellig; Gehäuse rundlich. ct. Decke mit Quellschichte; Gehäuse derber; Basalschichte (meist) dunkel gefärbt .... Phacidium Fries. ß. Decke ohne Quellschichte; Gehäuse zarter; Basal- schichte hyalin Naevia Fries-Rehm. 2. Sporen braun, länglich, einzellig; Gehäuse rundlich. ct. Gehäuse derbwandig .... Hymenobolus Mont. ß. Gehäuse zarter Phaeophacidium P. Henn. 3. Sporen fädig. Wie Coccomyces, aber auf nacktem Holze wachsend . ( 'occomyceieMa v. H. 4. Sporen fadenförmig. Nicht auf nacktem Holze wachsend. ct. Gehäuse länglich, lanzettförmig, mit Längsspalt auf- reißend Lophodermiu/m Chev. ß. Gehäuse rundlich, mehrlappig sich öffnend; Schläuche in festem Schleim bleibend eingebettet Moutoniella Penz. et Sacc. 5. Sporen hyalin, mit einigen Querwänden; Gehäuse pezizeen- artig. ct. Blattschmarotzer. Itand kaum lappig Sphaeropezia Sacc. ß. Holzbewohnend. Gehäuserand unregelmäßig schmalzähnig . . Odontotrema Nyland. V. Phacidiostromaceen v. H. Stroms- die ganze Blattdicke zwischen den beiden Epidermis- außenwänden einnehmend und mit diesen verwachsen. Auf Stengeln in und unter der Epidermis entwickelt und tief ins Gewebe greifend, mit der Epidermisaußenwand verwachsen. 1. Sporen einzellig, länglich, hyalin; mit Paraphysen ; Stroma scharf begrenzt Phacidiostroma v. H. 2. Sporen fadenförmig . Pachyrhytisma v. H. 3. Sporen oben keulig, unten fädig zuge- spitzt (tränenförmig), hyalin, einzellig Placuntium Ehrb.-v.H. 4. Sporen 1 ( — 2?)-zellig; Stroma stengel- bewohnend, unbegrenzt Aporhytisma v. H. ( 'ridla austrocäledonica (Crie) Sacc. (Rhytisma Crie) gehört viel- leicht hierher. * Phacidiostrometta v. H. ad Int. ein unreifer eigenartiger hier- her gehöriger Pilz auf SymphcuS'J&l&ttern in Java. VI. Cryptomy ceteen v. H. Pilz unter dem Periderm entwickelt. Nur Xylopezia und Pleiostictis auf nacktem Holze. System der Phacidiales v. H. 421 A. Unter dem Periderm entwickelt. I. Mit Stroma. Stroma unten hyalin; Decke dick, lappig aufreißend, mit dem Periderm verwachsen; Sporen hyalin, einzellig, länglich ( ryptomyces Greville. II. Ohne oder mit Basal-Stroma. a) Sporen hyalin, einzellig, länglich; Fruchtkörper rundlich- eckig, lappig aufreißend, ähnlich Phacidium. 1. Mit Paraphysen Myxophacidium v. EL 2. Ohne Paraphysen Myxophacidietta v. EL b) Sporen fadenförmig, ein- bis mehrzellig. 1. Basalschichte hyalin, sehr dick; Gehäuse seitlich wenig entwickelt, dünn . . • Sporomega Corda. 2. Basalschichte braun, dünner; Gehäuse seitlich sehr dick. «. Fruchtkörper gestreckt, mit Längsspalt sich öffnend ( blpoma Wallroth. ß) Fruchtkörper rundlich oder länglich, sich mehrlappig öffnend Therrya Penz et Sacc. B. Auf nacktem Holze. a) Ähnlich Therrya. Sporen hyalin, länglich, mit einigen Quer- wänden Xylopesia v. H. b) Sporen gefärbt, mauerförmig geteilt . Pleiostictis Rehm. Wahrscheinliche Phacidiales-Gattungen unsicherer Stellung sind Hypodermopsis Earle und GhraphyUium Clements. Die Typen der Phacidiales-Gattungen sind folgende Arten, Äldona Stella nigra Raciborski. Aporhytisma Urticae (Wallr.) v. H. (Xyloma Wallroth). Bifusella linearis (Peck) v. H. (Rhytisma Peck). ( 'lypeolum atroareolatum Spegazzini. CoccomyceUa quercina (Desm.) v. H. (Phacidium Desmaz.) Coccomyees tumida ß. trigonum (Fr.) de Not. (Hysterium Fries). Goccomycetella belonospora (Nyl.) v. H. (Odontolrema Nylander). Colpoma quercinum (P.) Wallr. (Hysterium Persoon). ( ryptomyces maximus (Fr.) Rehm (Rhytisma Fries). Cryptomycina Pteridis (Rebent.) v. H. (Sphaeria Reben tisch). Duplicaria Empetri (Fr.) Fuckel (Xyloma Fries). Entopeltis interrupta (Wint.) v. H. (Asterina Winter). Graphyllium Chloe's Clements. Haplopjhyse ohauensis Theyssen. Hymenobolus Agaves Durieu et Montagne. Hypoderma Rubi (P.) D. C. (Hysterium Persoon). Hypodermella Laricis Tubeuf. 422 FRANZ VON HÖHNEL: System der Phacidiales v. H. HypodermelUna rtiborum v. H. (Glonklla sarmentorum Relimi. Hypodermopsis tiequoiac Earle. Hysteropsis culmigena Rehm. LophoäermeÜa sulcigena (Link) v. H. (Hypodermium Link). Lophodermellina hgslerioides (P.) v. H. (Xyloma Persoon). Lophodermina meläleuca (Fr.) v. H. (Hysterium Fries). Lopkodermium arundinaceum (Sehr.) Chev. (Hysterium Schrader). Leptopeltella perexigua (Speg.) v. H. (Hysterium Spegazzini). Leptopeltis filicina (Lib.) v. H. (Aylographwm Libert). Macroderma Curtisii (Berk. et Rav.) v. H. (Rhytisma Berk. et Rav.i. Microthyrietta RicJcii (Rehm) v. H. (Microphyma Rehm). Moutoniella polita Penzig et Saccardo. Myxophacidiella Betulae (Rehm) v. H. (Phacidium Rehm). Myxophacidium degenerans (Karst.) v. H. (Pseudo phacidium Karst.) Tfaevia minutissima (Awld.) Rehm {Phacidium Auerswald). Nymanomyces Aceris Laurini (Pat.) P. Henn. (Rhytisma Pat.i Odontotrema minus Nylander. Pachyrhytisma symmetricum (J. Müll.) v. H. (Rhytisma J. Müller). Phacidina gracilis (Nießl) v. H. (Phacidium Nießl). Phacidiostroma multivalve a 43 C B CD 5 'S co a, B faß CD S=g.H CD E « es §3 CD*~" ! S b CD CD CD CO |a rt 4) a u a cd Mg-g 2 §cq X CO *^ "i-g X CD a> — < t^i CO cö co CO X " O • 3 W £ s> ITC aajeij, -u ueuruS uauruS üb uotei \C ^O \0 ^O ^p ^o ^p ~^p ^O v^O ^p \0 -vp ^o t»WC5Si-'flHO«)!0!BICS(e u5U3-tvceMt^f"OOMMOO r-."lH'H'"T,H.rlT' M M fl d ~l cddd er o o o ©© o ©"o o c« X Ca X CS X c3 X! 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C: C* CT" r* n 2 iJ cn O- 3 j-J t-^ n ^ Ti V O l-h ö y w ay m 3 X p Das Problem der Stickstoffbindung usw. 429 O Pn X o o CM + cd bß + Sc •c in -t-> a u X CD Ö p CD bß P 3 JÜ t-i CD 2 CD pq es ja cd bß co P s -3 es M •- CD ^-< "O o Mg a P o c pq 3 p CD S p _ a cd ■ — -u CDS CJ 25-2 a aJ3 U P ^ A CD P bß© O O — I O p CD TS O pq CD -S-l CM OS co 00 co oo CS O a p ja J3 ü eö & J3 CJ 00 oo P a p d CD bß-° "3 P eS oo l) CO o a p p J3 CD "3 ja o J3 u CO -3 P eS C/2 I- CD .bß 'E o o a cd a a© t-l "3 eS O 00 _Q a a ja<« o o a ja o o tq oo CD bß 'S a eS 00 p CD QO CD oo O J,a o CO "Öi CD J3 p s B rP -i-> CD 5 bJ3 P t- O CD -£S m s ^J es «»rP eS 2 8 •PJ3 eS --h i« CD s £ eS ja M £ .5 ° 'S ° 2 ^ J3 2 rt P=t Q- eö COM t, P eS CD CD P B S 2 CD J*1 CO CD J4 SM •p oo ^ O ^ CD ^3 -*J CD 3 3^ aM-5 3 p ^ ^e^ P P CD «1 +3 a es Q. ö CO OO p a J>3 ü CS P es u CD B eS CS P i .SP eS ' J4 eS ja J4 CS 00 Ol CO C r-T + + CM co i-i o + + p p °'% CD CD .«CS co o CO CO co"* + + O CO 05 — CM CM co co LO CM od CO Tjt O_co^ CO CO CO — ~l CM CO CM CM CO CM iO Ol 00 OS CM CM — *<& CO CM CM CM CO CO oo" oo cSja CSJ3 rSJ3 cSJO eS J2 eS J3 eS J2 TT OS — CM CM CO CO i— I o co" CM CM CM oo OS o" p ja :=s '33 - .PH* CD P bfl CD CD Ü" ® <-. CO CD ;£ 'S ja j= cj CO CD . J3 so j^ . 'S "^ co ja CD p P CD cp cH "^5 '^ ^- Ph er 191 Ober Hier Teich ja • . CS - ® K3 CD CS .-*3 •Ö CD oßese Teubl J5^ H CJ <1 p CD •1-4 CO CD t> ja co o bß o CM CD J2 P CD ja o eS •- co --. CD J3 o ja o eS ja p CD N Li CS E5 ja ü CO co' CD J3 O CO CD bß £3 CM OS ja w CS J2 a CD *73 © CD pq oo bß p B co tQ "j3 J>J eS 43 X CD P CD "3 O pq a u CJ o o co B eS bß a CM CN c > bß B N J2 es 28* 430 Hermann Fischer: Ich erhielt in der oben beschriebenen Rohrzuckerbodenextrakt- lösung durch Reinkulturen von Bac. asterosporus folgende N-Gewinne in mg auf 1 g Rohrzucker: Herkunft der Kultur Versuchsdauer Gefundener Gesamt-N N-Gewinn 1. Wielenbacher Teich- 28. HL— 2. V. 5,18 0,96 boden 2. »I 5,75 1,52 3. 21. III.- 9. V. 6,13 1,91 4. von Kräl bezogen 10. III— 2. V. 5,68 1,46 regeneriert auf Boden- agar "• >> " »i 5,18 0,96 6. Steril 4,201 7. „ 4,03 8. „ 4,31 Mittel 9. „ 4,10 4,22 10. „ 4,81 11. „ 4,34 J Der Bac. asterosporus ist also, wie auch aus meinen Versuchen hervorgeht, ein N-bindender Saprophyt, dessen Auftreten bei den Kölbchenversuchen erwartet werden konnte. Durch Aussaat aus diesen in den obigen Tabellen angeführten Kulturen auf Boden- extraktagar gelang es mir aber niemals, den Bac. asterosporus in anderen Böden als im Wielenbacher Teichboden zu finden. Auch BREDEMANN (Bac. a'mylobacter A. M. et Bredemann, Centralbl. f. Bakt. II 23. Bd. 1909 S. 400) konnte zwar den Bac. amylobacter in zwei untersuchten Teichböden, nicht aber den Bac. asterosporus linden. Bac. asterosporus ist also in Teichböden zum mindesten kr in massenhaft und allgemein verbreiteter Organismus. Die gleiche Beobachtung konnte ich früher schon für den Azotobakter chroococcum machen (Centralbl. f. Bakt. IL Abt. 46. Bd. 1916 S. 306), der ebenfalls in Teichböden nur vereinzelt gefunden und höchstens in den An- häufungskulturen angereichert wird. Auch die Effekte der Stickstoffbindung in den für die Tätigkeit von Saprophytcn geeigneten Kulturen sind bei relativ wenigen Teichböden einwandfrei zu beobachten. In vielen Fällen liegt ein anscheinender Stickstoffgewinn durchaus innerhalb der Fehler- grenzen der Stickstoffanalyse, die bei Gesamtstickstoffbestimmungen bekanntlich bei Anwendung der besten Methoden auf etwa 1 %. der gemessenen Größe festgesetzt sind. Wir haben also bei den drei oben angeführten Versuchsserien sicheren Stickstoffgewinn bei allen Wielenbacher Teichböden, ferner beim Schwaltener, Alt- teich, Langerweiher, Altenburger, Wolfsee, Steinadler, Rietschener (?), Volkacher Teichboden. Das Problem der Stickstoffbindung usw. 431 Die Gründe, warum diese Böden Stickstoff sammeln, also in saprophytischer Kultur arbeitende Stickstoffbakterien enthalten, konnten bisher in exakten experimentellen Zahlen nicht klar zur Darstellung gebracht werden. Im allgemeinen kann man sagen, daß Kalkkarbonat führenden Mineralböden diese Eigenschaft zu- kommt, während sie den sehr kalkreichen Wiesenmcorböden nach den Analysenergebnissen fehlt. Der Humusgehalt eines Bodens ist, selbst wenn dieser absorptiv gesättigt ist, ebenfalls keine Gewähr, daß im Boden Stickst offbindung durch Saprophyten stattfindet. Dagegen besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Produkt ions- fähigkeit eines Teiches und der stickstoffbindenden Kraft der Böden, wie ich elies im Centralbl. f. Bakt. II. Abt. 46. Bd. 1916 S. 317 bereits für die Wielenbacher Teichböden zeigen konnte. Die Fähigkeit eines Bodens, Protoplasma zu produzieren, ist es also, was seine stickstoffbindende Kraft gewährleistet und umge- kehrt. Extrahierbare organische Stoffe, wie sie in den wäßrigen Bodenlösungen enthalten sind, haben, wie auch KRZEMIEN1ESWSKI (a. a. O. S. 163 Versuch VI) nachwies, für die Hebung der Stickstoff- bindung geringeren Einfluß als die nicht wasserlöslichen organischen Bodenanteile. Nachdem wir nun bei diesen von Prof. HOFER angeregten Ver- suchen erkannt haben, daß die wirksamen Bodenbestandteile offen- bar Stickstoff Verbindungen organischer Natur sind (vgl. S. 2 ff.), müssen wir diese Stickstoffverbindungen wohl eher bei den hoch- molekularem Eiweiß ähnlichen Körpern suchen, als bei den organischen Stickst off Verbindungen, die niederes Molekulargewicht und Wasser- löslichkeit besitzen. Eiweißkörper aber produziert in erster Linie die Pflanze auf synthetischem Wege und weiterhin auch das Tier aus der Pflanzennahrung. Alle Beobachtungen führen somit dahin, die im Teiche produzierte gesamte Protoplasmamasse quantitativ zu fassen und in Parallele zur Stickstoffbindung zu setzen. Dies habe ich in den Tabellen (siehe S. 427 ff.) durch eine Benotung versucht, hh bedeutet eine sehr reiche assimilierende Organismenwelt im Teiche, h eine reiche, m eine mittelmäßige, seine geringe und ss eine sehr geringe. Eine derartige Benotung ist natürlich immer mit Willkürlichkeiten behaftet und es muß für die Zukunft angestrebt werden, einen exakteren Ausdruck des durch Assimilanten gebildeten Protoplasmas zu gewinnen, etwa durch quantitative Chlorophyll- bestimmung nach Extraktion der Böden und Abdampfrückstände der Teich wässer mit organischen Lösungsmitteln. Aus diesen Protoplasmamassen entsteht schließlich auf kalk- haltigen Böden schon in den ersten Stadien der Dissimilation jene 432 Hermann Fischer: Humusform, die wir als „milden" Humus bezeichnen, aber chemisch noch nicht genau definieren können. Das Vorhandensein von mildem Humus im Boden ist aber eine sichere Gewähr für seine stickstoff- bindende Kraft. Teichböden, bei denen Karbonat geh alt und Organis- menreichtum, also die Fähigkeit zur milden Humusbildung, zu- sammenfallen, sind alle Wielenbacher Böden, mit Ausnahme des Mergelteichbodens. Sehr gering ist auch die milde Humusschicht im Teiche 97, wie auch bei der geologisch-bodenkundlichen Aufnahme des Wielen- bacher Versuchsfeldes durch den K. Geologen Dr. KOEHNE festge- stellt wurde. Großen Karbonat geh alt und geringe milde Humus- bildung zeigen auch der Schwaltener, Großeselweiher, Altenstadter, Hienheimer Wald, Steinacher und Rietschener Teichboden. Damit zusammen hängt geringe, aber meist gut nachweisbare Stickstoff- bindung. Geringen Karbonatgehalt, aber viel milden Humus hat der Weißiger Altteichboden. Hinsichtlich des Kalkgehalts und der Masse an mildem Humus werden die Wielenbacher Böden noch übertroffen von dem Volkacher und Altenburger Teichboden. Auch der Langerweiherboden ist sehr kalkreich, jedoch ist über seine Fällig- keit zur Bildung von mildem Humus mir nichts Näheres bekannt geworden, zumal dieser Teich bisher noch keiner sachgemäßen Düngung unterzogen wurde. Ein Urteil, ob der Teich zur Bildung von mildem Humus neigt und demgemäß produktionskräftig ist, kann natürlich nur dann gewonnen werden, wenn der Teich längere Zeit melioriert worden ist. Daß bei solchen Meliorierungen die Düngung mit Phosphaten eine große Rolle spielt und die Phosphat Wirkung sich auch in einer Erhöhung der stickst off bindenden Kraft der Böden geltend macht, ist an anserer Stelle eingehend zuerst durch BRUNO HOFER dar- gelegt worden. (Vgl BRUNO HOFER, Teich düngungsversuche, Allgemeine Fischereiztg. 1916 Nr. 5, 7, 8 und insbesondere 12),; HERM. FISCHER, 1. Beitrag zur Ernährungsphysiologie der Wasser- pflanzen, Archiv f. Hydrobiologie und Planktonkunde 1915; 2. Ueber qualitative und quantitative Leistungen stickst off sammelnder Bak- terien im W asser und im Boden unter Wasserbedeckung) Vorläufige Mitt., Centralbl. f. Bakt. a. a. O.). Wir wissen aus agrikulturchemi- schen Arbeiten, daß die Phosphat düngung die Eiweißbildung der Pflanzen befördert, und daß die Wirkung dieser Düngung besonders in der Entwicklung stark eiweißreicher Samen, wie diese den Legumi- nosen eigen sind, zum Ausdruck kommt. Wir können hierin viel- leicht einen Hinweis finden, daß die für die Stickstoffbindung wich- Das Problem der Stickstoffbindung usw. 433 tigen hochmolekularen Eiweißkörper in der Gruppe der Nukleine und deren Abbauprodukte zu suchen sind x) Die Bedeutung der Assimilationsprodukte grüner Pflanzen für energische Stickstoffbindung ist aber auch noch auf einem anderen Wege erkannt worden. Die Beobachtung, daß grüne Pflanzen an der Stickstoffbindung beteiligt sind, auch wenn sie nicht wie die Leguminosen, Alnusa.rten und verschiedene Ordnungen tropischer Pflanzen in Knöllchen und gallenartigen Anschwellungen Bakterien enthalten, welche Luft stickst off binden, war bereits von älteren Forschern wie FRANK, SCHLÖSING und LAURENT, BOUILHAC u. a. gemacht worden (vgl. diesbezügliche Literaturzusammenstellung in LÖHNIS Handbuch der landw. Bakteriologie S. 678 ff.). Sobald aber die fortschreitende Technik der Kultur von Mikroorganismen dieses Problem der Stickstoffbindung der grünen Pflanzen in den Bereich ihrer Forschungen zog, wurde die Zahl der ehemals als stick- stoffbindend angesehenen assimilierenden grünen Pflanzen immer kleiner. Reinkulturen derselben konnten in allen Fällen einwand- freier Versuchsanstellung keine Stickstoffbindung zeigen und bei jenen in der Literatur verstreuten Einzelfällen, wo dies heute noch für gewisse Algen und höhere Pflanzen behauptet wird, müßte erst der Beweis einwandfreier Technik erbracht werden. Die Schwierigkeit, höhere Pflanzen von kleinsten, stickstoff- sammelnden Stäbchenbakterien zu trennen, ist oft geradezu un- überwindlich. Sie können auf gewissen Nährböden so zurückgedrängt werden, daß sie selbst bei mikroskopischer Betrachtung nicht mehr in Erscheinung treten. Erst bei Uebertragurg der anscheinend rein gezüchteten höheren Pflanze auf einen den Bakterien zusagenden Nährboden, kommt die Verunreinigung wieder zur Erscheinung. Es ist also, um die Stickstoffbindung einer höheren Pflanze und weiterhin ihre Bedeutung für die Stickst offbindung der Bakterien exakt zu prüfen, unbedingt eine auf den verschiedensten für Bakterien günstigen Nährböden geprüfte Reinkultur als Ausgangsmaterial notwendig. OSWALD RICHTER (Sitzungsber d. kaiserl. Akad. d. Wissensch. in Wien, Math, naturw. Kl. Bd. CXV Abt. I Jan. 1906 S. 52) empfiehlt zur Herstellung von bakterienfreien Reinkulturen autotropher grüner Pflanzen, insbesondere von Einzellalgen, einen gewässerten Agar 1) Nach Stoklasa (a. a. O. S. 497) nimmt der Phosphor hauptsächlich an der Konstitution der Nukleoproteide, Phytine und Lezithine teil. Nach seinen Untersuchungen fallen von der Gesamtphosphormenge bei Bakterien 60—80 % auf Nukleoproteide. 434 Hermann Fischer: mit Mineralsalzzusätzen, der für die Reinzucht nach RICHTER wahr- haft ideale Dienste leistet, [ch habe diesen RlCHTER'schen Mineral- agar zur Erzielung von Anhäufungskulturen von Einzellalgen und einigen Fadenalgen auch mit Erfolg benutzt. Für die Gewinnung von bakterienfreien Reinkulturen scheint mir aber das genannte Ver- fahren nicht genügende Sicherheiten zu bieten. Ich hatte deshalb anfangs eine Modifikation versucht, über die ich in den Kryptogami- schen Forschungen der K. Bayer. Botanischen Gesellschaft 1916 Nr. 1 S. 28 veröffentlicht habe. Danach würden solche durch wiederholte Aussaat nach mikroskopischer Kontrolle von ansitzenden Bakterien- kolonien befreiten Algenkolonien in möglichst zahlreiche Ri agenz- röhrchen mit Molischlösung (Sitzungsber. der K. Akad. d. Wissensch. in Wien, Math, naturw. Kl. Bd. CV I. Abt. 1896) zu impfen sein. Der Lösung sind einige Gramm Rohrzucker und < twas Pepton im Liter zugesetzt. Neuerdings verfuhr ich zur Herstellung einer Chlamydomonadenreinkultur so, daß ich aus den Algen An- häufungskulturen in dreifacher Verdünnung (1. Verdünnung eine Oese, 2. Verdünnung zwei Oesen, 3 .Verdünnung fünf Oesen) Aussaaten auf Bodenextrakt-Dextrose-Salpeteragar anlegte. Sowohl die Algen als die ihnen hartnäckig anhaftenden Stickstoffsammler aus der Pneumoniegruppe kommen auf diesen Nährböden recht gut fort und können besser getrennt werden als auf den farblosen Agarböden. Bei der Isolierung der aus einer anscheinenden Reinkultur auf Mineral- agar abgestochenen Clüamydomonas gelang es erst in der dritten Verdünnung, unter zahlreichen Bakterienkolonien zwei Algenkulturen zu finden, deren Umgebung sich dauernd so bakterienfrei erwies, daß eine Abimpfung mit der Platiniridiumnadel auf verschiedene Nährböden gewagt werden konnte. Es zeigte sich bei solchen Experi- menten sowohl bei Clüamydomonas (tingens nach alter Nomenklatur) wie bei Chlorogonium infusionum, daß diese Algen sehr wohl auf den verschiedensten Bakteriennährböden wachsen, wenn eben die Kon- kurrenz der Bakterien fehlt. Das Wachstum beider Formen auf gewöhnlicher Gelatine war mir eine besonders überzeugende Probe der Bakterienfreiheit der von nun an zu weiteren Experimenten verwendeten Kulturen. , Nachdem zur Herstellung von synthetischen Algen-Stickstoff- bakterienkulturen die absolute1 Reinkultur der als „Amme" für die Bakterien gedachten Chlamydomonas geglückt war, ergab sich die weitere Schwierigkeit, jeweils solche Bakterien zur Hand zu haben, die mit den Algen in mineralischer Nährlösung im Sonnenlicht kräftig zusammenwachsen und weiterhin unter solchen Verhält- hältnissen aue-h wirklich ihre stickstoffbindende Kraft bewahren. Das Problem der Stickstoffbindung usw. 435 Daß solche Bakterien existieren, ist seit BERTHELOTs und HELL- RIEGEL's ersten Beobachtungen wiederholt von verschiedenen Forschern festgestellt worden (vgl. LÖHNIS Handbuch a. a. O. S. 678). Ich selbst habe diese Formen, die zu den Kurzstäbchen gehören, lange Zeit in Rohkulturen in mineralischer Nährlösung gezüchtet und gefunden, daß durch das Zusammenwirken von Algen und Bakterien auch in fast Stickstoff- und kohlehydrat freien minerali- schen Nährlösungen1) sehr ansehnliche Stickstoffgewinne (bis 78 mg N-Gewinn auf den Liter) erzielt werden können. Ich möchte diese verschiedenen mit Rohkulturen durchgeführten Experimente hier nicht nochmals eingehend schildern und deshalb nur kurz auf meine bereits angeführten Veröffentlichungen im Archiv für Hydrobiologie 1915 und im Centralbl. f. Bakt. IL Abt. 1916, hinweisen, in denen die Stickstoffbindungsversuche mit Algen -Bakterienrchkulturen näher geschildert sind. Für das hier aufgeworfene Problem der Stickstoffbindung konnte nur die aus Algen- und Stickst off bakterienreinkulturen gewonnene Synthese tieferen Aufschluß ergeben. Nach Isolierung der Clüamy- domonas wurden solche Kulturen am 2. August 1916 in folgender Nährlösung angesetzt : Serie A: 22 X 200 yo in Erlenmayerkölbchen zu 300 {i Lösung: 0,5 g KN03 5,0 g K2HP04, 1,0 g MgS04 1,0 g CaS04, 0,5 g NaCl, Spur FeCl3 auf 5 1 destilliertem Wasser. Serie B: 12 X 200 fi in Kölbchen zu 300 (a Lösung: 5,0 g KN03 usw. wie Serie A. Jedes Kölbchen erhielt 0,2 g CaC03. Nach einem Monat waren alle Kölbchen ergrünt, jedoch nicht ganz gleichmäßig. Es machte sich hier ein Einfluß der Stellung zum Licht, nicht aber ein Einfluß der verschieden starken Salpetergaben geltend. Eine Probe auf Bakterienfreiheit ergab in allen untersuchten Fällen völlige Bakterienfreiheit, nur eine Probe erwies sich als infiziert, was sich schon makroskopisch durch die diffuse Trübung der Lösung verriet. Diese Kultur wurde weiterhin als „infiziert" fortgeführt. Am 16. Oktober war durch häufigen Stellungswechsel der Algen- kulturen ein Ausgleich und zugleich ein Maximum des Wachstums zu konstatieren. Die Chlamydomonaden befinden sich in diesen salpeterhalt igen mineralischen Nährlösungen fast durchweg im Pal- zneZ/astadium, vermehren sich also vegetativ. Nur vereinzelt treten Schwärmer mit zwei Cilien auf, die in organischen Nährflüssigkeiten 1) Hergestellt aus Münchener Leitungswasser mit absolut chemisch reinen Salzen. 436 Hermann Fischer: überwiegen. Aehnliche Beobachtungen wurden auch von G. KLEBS (Die Bedingungen der Fortpflanzung bei einigen Algen und Pilzen. Jena 1896) gemacht und auf die Begünstigung der vegetativen Vermehrung durch reine mineralische stickstoffhaltige Nährlösungen zurückgeführt. Synthese der Chlaiiiydomouadeu-Bakterienkulturen. Am 9. Oktober wurden die voraus beschriebenen Chlamydomo- nadenkulturen mit folgenden Bakterienstämmen beimpft : 1 . Azotobakter chroococcum Bcij. aus Petersburger Erde, von Kral bezogen, auf stickst off binden de Kraft in 2 % Mannitboden extraktlos geprüft (2,3 — 6,6 mg N Gewinn pro 100 cem in 3 Wochen) ; 2. Bac. asterosporus (Haregoff et Brcd.), von Kral bezogen, auf Stickstoff bindende Kraft in 1 ",, Rohrzuckerboden- extraktlösung geprüft (siehe S. 426) ; 3. Bact. lactis aerogenes (Escherich), von Kral bezogen, durch starke Gasbildung auf kohlehydrathalt igen Nährboden und schwache Säurebildung von dem gleichfalls von Kral be- zogenen Bac. (?) lactis aeidi (Leichmann) Henneberg — Streptococcus Güntheri, der wenig Gas und viel Säure bildet, nach eigener Kontrolle typisch verschieden; 4. Bakterien aus der Aerobakter- Gruppe (Beij.), sämtlich unbe- wegliche Formen: a) Auf Bodenext raktagar kräftig wachsender, auf Gelatine nur im Stichkanal sich entwickelnder, stets in bleibend rein weißen Auflagerungen erscheinender Stamm, wieder- holt aus stickstoffsammelnden Algen - Bakterienroh kulturen rein gezüchtet. b) Auf Bodenextrakt agar mäßig wachsender, auf Gelatine auch oberflächlich kräftig wachsender Stamm, der auf Agarnährböden in allmählich sich bräunenden Auf- lagerungen auftritt und die Gelatine nach einiger Zeit oberflächlich braun färbt. Dieser Stamm besitzt alle charaktei istischen Merkmale des Bact. pneumoniae (Fried- länder) und wurde aus Wielenbacher Teichboden wieder- holt reingezüchtet, c) auf Bodenext raktagar mäßig wachsender, auf Gelatine sich ebenso entwickelnder Stamm wie 4 b, der in Gelatine- stichkultur Gasblasen, aber keinen braunen Farbstoff bildet. Dieser Stamm besitzt alle charakteristischen Merk- male des von LÖHNIS (Centralbl. f. Bakt. II. Abt. Das Problem der Stickstoffbindung usw. 437 14. Bd. 1905 S. 590) als stickst off sammelnde Bact pneumoniae beschriebenen Bakteriums der Aerobakter- Gruppe. Reinzucht wie 4 b. d) Ein auf allen Nährböden schwach und uncharakteristisch wachsender Stamm, der aus der S. 435 erwähnten infi- zierten Kultur isoliert wurde. e) Bact. Furcosum (Lehm, et Neum.). Auf Bodenextrakt - agar mäßig, anfangs kräftig wachsender, auf Gelatine auch oberflächlich kräftig wachsender, in gelben Auf- lagerungen erscheinender Stamm. Wurde wiederholt aus Wielenbacher Teichboden und stickstoffsammelnden Algenbakteiienrohkulturen reingezüchtet und besitzt alle Eigenschaften des bei LEHMANN und NEUMANN, Grund- riß der Bakteriologie S. 354, beschriebenen Bact. furco- sum. Allerdings fehlt, wie dies auch LÖHNIS für seine stickst off sammeln den Stämme von Bact. turcosum an- gibt (a. a. O. S. 600) die Gelatineverflüssigung. 5. Bakterien aus der Radiobakter-Gruppe (Beij.), sämtlich bewegliche Formen. Während die Formen aus der Aerobakter Gruppe durchweg. der lebhaften Eigenbewegung (Schwärmerbildung !) entbehren und auf den Agarnähiböden in erhabenen, meist glänzend fettigen und dichten, scharf begrenzten Auflagerungen erscheinen, wurden bei Bakterienzählungen aus Wielenbacher Teichwasser und -boden eine zweite Gruppe von Bakterienkolonien sehr häufig und regel- mäßig beobachtet, die in dünnen bläulichen, lappig ausgezogenen Häutchen auf den stickstoffarmen Nährböden erscheinen. Di? bläulich irisierenden Farben dieser Kolonien rühren von der Alkali- bildung derselben her und damit zusammen hängt eine stets beob- achtete Verflüssigung der Gelatinenährböden. Solche Kolonien hat auch bereits LÖHNIS (a. a. O. S. 584) beobachtet und als Bact. fluorescens in einem Falle und Bact. prodigiosum in zwei Fällen isoliert. Von letzteren Bakterien konnte er Stickst off bin düng nach- weisen. Wir können also die als bläuliche Häutchen auftretenden Kolo nien nach den Wielenbacher Beobachtungen (siehe HOFER, Allgerru Fischereiztg. 1916 Nr. 9) sehr wohl als verflüssigende Formen von den nicht verflüssigenden Aerobakterstämmen unterscheiden. Nur darüber konnte ich bis jetzt keine Klarheit gewinnen, ob Bact. Radio- bakter nicht besser in die Fluorescentengruppe als in die Pneumonie- gruppe zu stellen ist. Das Auftreten von, wenn auch sehr kleinen, doch meist deutlich schlanken und oft gekrümmten Stäbchen bei 438 Hermann Fischer: schwach angedeuteter Gallert kap sei, die Verflüssigung der Gelatine, das Wachstum auf Kartoffel in glänzenden, sich allmählich bräunen- den Auflagerungen, würde darauf hindeuten. Ueberimpfungen der Radiobaktei stamme auf Fischagar räch FEHLMANN (Centralbl. f. Bakt. I 70. Bd. 1913 S 384) gaben dafür einen überraschenden An- haltspunkt. Während gleichzeitige Abimpfungen auf Gelatine nicht fluoreszierten, zeigten die Ausstriche auf Fischagar bei allen vier Stämmen kräftiges Wachstum und lebhafte Fluoreszenz. Ob die verflüssigenden Radiobaktei stamme weiterhin in die Pneumonie- gruppe eingereiht werden dürfen oder ob sie nicht besser nahe zu dem als Wasserbakterium bekannten Bad. punetatum gestellt werden, mit dem sie eine überraschende Aehnlichkeit der Kolonie- entwicklung auf Gelatineplatten gemeinsam haben, muß noch weiteren Untersuchungen überlassen bleiben. Die Diagnostizierung meiner stets verflüssigenden Radiobakterstämme aus Wielenbacher Wasser und Boden geschah durch Abimpf ung der oben beschriebenen Kolonien von Mannit oder Dextroseagar auf Gelatine (Gelatine st ich) und in Kunzelösung (Gärröhrchen!). Ein älterer Stamm (A) konnte in seinen physiologischen Eigenschaften, von denen Stickstoffbindung und Denitrifikation besonders eingehend studiert wurde, durch Weiterimpfung auf Gelatine oder Kartoffeln in seinem Wachstum und seiner Wirksamkeit erhalten werden. BEIJER1NCK rühmt für diesen Zweck besonders die Fleischgelatine (Centralbl. f. Bakt. ■9. Bd. 1902), was sich also durch meine Beobachtungen bestätigt. Im Sinne des hier erörterten Problems der Stickstoffbindung ist •diese Erscheinung auch wohl begreiflich. Die stickstoffbindenden Bakterien gedeihen soweit ich bisher Beobachtungen machen konnte, sehr wohl auf Nährböden mit hochmolekularen Eiweiß- körpern. Es ist ein Irrtum zu glauben, daß sie eiweißarme Kohle- liydratnährböden bevorzugen und auf solchen in Reinkultur erscheinen. Deswegen ist ein Zählen von stickstoffsammelnden Bakterien auf stickstoffarmen Nährböden ein durchaus verfehltes Unternehmen. Wenn man dagegen die auf solchen Nährböden keimenden Bakterien als ,,01igonitrophile,, bezeichnet, so hat das eine gewisse Berechtigung, da die Entwicklung der Fäulnisbakterien und Schimmelpilze auf solchen Nährböden zurückgedrängt wird, und damit die Oligonitro- philen und Stickstoffsammler ungestörter und in einer für Isolierungs- zwecke geeigneten Weise vor sich geht. Einen zweiten Stamm B fand ich unter acht Abimpfungen von anscheinend gleichartigen Kolonien. Eine von diesen Kolonien fluoreszierte schwach und verlor bereits auf der zweiten Gelatine- abimpfung diese Eigenschaft. Sechs Kolonien wuchsen auf Gelatine gut unter Verflüssigung, in Kunzelösung mehr oder weniger gut ohne Das Problem der Stickstoffbindung usw. 439 Denitrifikation. Eine einzige Abimpfung denitrifizierte in Kunze- lösung und zeigte sich auch sonst mit Stamm A identisch. In fol- gender Tabelle ist eine Diagnostik beider Stämme wiedergegeben (siehe Tabelle S. 440). Durch Vergleich mit der Aerob akter gruppe ergeben sich manche typische Unterschiede zwischen Radiobakter- und Aerob akter gruppe. Dies äußert sich besonders in dem lebhaften Wachstum meiner Radiobakterstämme in Kunzelösung und in Algenbouillon. Dadurch erweist sich der Wielenbacher Radiobakter als dissimilierendes Bakterium, das aber unter bestimmten Lebensbedingungen assi- milierende und stickstoffbindende Eigenschaften annehmen kann. Es gewinnt gerade diese Form für das hier erörterte Problem der Stickst off bindung besonderes Interesse, so daß ich mich weiterhin vorwiegend an dieser Stelle mit den physiologischen Leistungen dieser merkwürdigen Bakterien befassen möchte. Zuvor müssen aber die Angaben über die Gewinnung der Stickstoff bakterienalgensynthesen noch weiter vervollständigt werden. Am 9. Oktober 1916 waren die lebhaft ergrünten Chlamydomo- nadenkulturen mit den auf Seite 437 angegebenen Bakterienformen beimpft worden und am 16. Oktober begannen die Prüfungen auf Vorhandensein und Massenvermehrung der geimpften Bakterien und deren Stickstoffbindung. Dabei konnten vier typische Gruppen ausgeschieden werden. I. Azotobakter chroococcum und Bac. asterosporus konnte in keiner Kultur, weder bei mikroskopischer Betrachtung, noch durch Aussaat auf Dextrosebodmextraktagarplatten oder Algenagarplatten1) wiedergefunden werden. Die Impfungen waren abgestorben und die betreffenden Kulturen weiterhin steril geblieben, so daß sie als , ein- geimpft" weitergeführt und verwendet werden konnten. II. Bact. lactis aerogenes konnte sowohl durch mikroskopische Kontrolle wie durch Plattenanssaat als schwach entwickelt erkannt werden. Auffallend war, daß die wenigen Kolonien auf den Platten erst nach einer Woche erschienen. Stickstoffbindung konnte nicht nachgewiesen werden. 1) Die Herstellung des Algenagar erfolgte in der Weise, daß Fladen von Spirogyren und anderen Fadenalgen aus den Wielenbacher Versuchsteichen mit Münchner Nährlösung mit KN03 ausgekocht und daraus ohne weiteren Zusatz nach bekannter Vorschrift ein Agarnährboden herge- stellt wurde. Ueber Herstellung der Münchener Nährlösung vergleiche bei L. Hietner: Landwirtsch. Jahrbuch für Bayern 1913 Nr. 10. Nährböden ohne Zuckergehalt begünstigen besonders das Wachstum der Wielenbacher Radiobakterstämme, die Eiweißstoffe im Nährboden den Kohlehydratea entschieden vorziehen. 440 Hermann Fischer: Diagnostik der in mineralischer Nährlösung zusammen mit Chlamydomonas Stickstoff sammelnden Radio- bakt er stamme. Stamm A, D Stamm B, C Aerobaktergruppe 1 Form u Größe 2. Beweglichkeit 3. Färbbarkeit 4. Sporenbildung 6. Mannitagar 6. Traubenzucker Bodenextrakt- ' agarstisch . 7. Bodenextrakt- agarstisch . 8. Fleisch gelatine stich . . . . 9. Rohrzucker- Kieselplatte 10. Kartoffel . 11. Milch 12. Kunzelösung in Gäi röhrchen wie bei Löhnis (a. a. 0) S. 51)0 beschrieben meist vorhanden, vereinzelte Schwärmer zeigen lasche Bewegungen gramnegativ in allen Stämmen fehlt fehlt dünne bläulichweiße oft gelappte Auflagerungen, die bei Weiter- impfung immer schwächer werden kräftiges, wenn auch wenig aus- gedehntes Wachstum (St. A) schlauchförmige Verflüssigung anfangs schalenförmig wie auf Mannitagar erhabener glän-| gelblichweißer zender schließ- später sich bräunender Belag (B) lieh sich flach ausbreitender u. lebhaft ocker braun färbender Belag (A) kräftiges Wachs- tum. Etwas pep- tonisierend. Ohne l'ällung und Gasbildung. Schließlich fein- flockige Ab- scheidung und schleimige Konsistenz Wachstum kräftig. Meist nach 3 Tagen beginnende Denitrifi- kation. Schließlich bei 2 cem Gasbildung. Nebenher viel Nitrit und Ammoniak wie bei LÖHNIS (a a. 0.) unter B, peneumoniae fehlt wechselnd nach Gram fehlt meist kräftige erhabene glasige bis käsigweiche schleimige Auflagerungen noch besseres, sonst gleichartiges Wachstum wie auf Mannitagar wechselnd starkes Wachstum ohne Ver- flüssigung wie auf Mannitagar wechselnd kräftiges Wachstum in erhabenen Auflagerungen meist kein oder nur sehr schwaches Wachstum ohne Veränderung der Milch wechselndes, meist aber sehr schwaches Wachs- tum mit Nitrit, aber geringer Ammoniak- bildung. (Unterscheidung von dem kräftig in Kunze- lösung wachsenden Bact coli) Das Problem der Stickstoffbindurig usw. 441 Stamm A, D Stamm B, C Aeterobaktergruppe 13. Algenbouiilon . kräftiges Oberflächenwacbstum in dicken Häuten schwaches Wachtum 14. Algeaagar . . kräftigesWachs - kräftiges Wachstum in tum in schlei- dichten, erhabenen migen bläu- Belägen lichen Auflage- rungen 16. Symbiosekul- turen in mine- ralischer Nähr- lösung mit Obla- mydomonas kräftiges Wachstum, doch mikroskopisch nur durch Trübungen in den Lösungen bemerkbar meist kräftiges Wachstum 16. Wachstum bei 50facher Ver- größerung . . aufliegende Kolonien gegen immer scharf begrenzt den Rand hin heller werdend, und erhaben unscharf begrenzt, schwach granuliert, Tiefenkolonien bräunlich 17. Stickstoff- bindung in Kar- • toffelwasser . stark schwach nur bei einem Stamm (4d~) nachgewiesen III. Die Aerobakter- Gruppe konnte sowohl durch mikroskopische Kontrolle wie durch Plattenaussaat als sicher entwickelt erkannt werden in Gruppe 4 a, 4 d, 4e. Für 4 a (siehe S. 436) konnte in allen sechs untersuchten Fällen kräftiges Wachstum und massenhafte Vermehrung nachgewiesen werden, ebenso für 4e (Bad. furcosum) in allen fünf untersuchten Fällen. Bei letzterem Bakterium zeigte sich eine auffallende Abschwächung der Farbstoffbildung auf Algen- und Bodenextraktnährböden. Ueber die Stickstoff bin düng fehlt j noch völlige Klarheit. IV. Die Radiobakter-Gvuppe (Stamm A und B) wurde in allen vier durch mikroskopische Prüfung und Plattenaussaat nachgewiese- nen Fällen sehr gut entwickelt und massenhaft vermehrt gefunden. Die Stickstoffbindung erwies sich in der Versuchsserie A bei 2,8 mg Salpeter-N schwach, in Versuchsserie B bei 28 mg Salpeter-N unter bestimmten Umständen als sehr stark (siehe Tabellen S. 442 ff.). Ergebnisse der in mineralischer Nährlösung durch- geführten Synthesen von Bakterienreinkulturen mit Chlamydomonas (tingens). Betrachten wir die Tabellen auf Seite 442 und 443, so finden wir, daß sowohl in Serie A mit 0,1 °/oo KN03, wie in Serie B mit 1 °/oo KNO0 mit Ausnahme einiger durch Beiimpfung von B. Radiobakter 442 Hermann Fischer: bC q 3 cn O o c — "I a ° © o -O O 03 IN M o a &, 03 . J2 03 03 a oo cm • »— » CD W e3 EH o f 1 0> bfl S o3 O o o D r* •*"" 3 R R :3 < ja ja U tive P auf sä Jd 03 u 03 M o3 3 - kl c o 3 03 M CM 1 M 1— 1 > — 1 1 I J X CS CM CD 1 29. XI. 24. II. 17. XII. 24. IL -29. I. -17. XII ■17. XII. 22. XII. 3 's M cc ■y. i 1 1 h-t . 1 i M OS OS oi OJ OS OS» C3S aj a in o o M CO CO ri ^ 3^ 3 03 3 ö ~f "03 , 1 s CO ö

03 Ü ■*o T3 c Ol 03 3 M a « ^ £ ^ c "^ ja "^ 13 ~£ u ~i 1 15 o ED s a •pH CB -u J4 e3 Aerob onade Aerob onade i4ero6 onade Azotob CS u O 5 p oj-o & £ bC^ — o; 03 V oä P O turko^ Aerolx ißer S w S S 3 , o *>> s • -h rO SJ rO < ^ tH ^ <5 O ^ o CD *oS *7^ -u r-* ^ —. 1"^ rX Ö-JS Q ^ CS n HS U ö .fiq cq' =q cq OD r- CO O cjpt" a cS a d ü O CO -M tH ^4 M O star seh cS 2 Ol H>J □Q © j« O tH tH cS Hp Ü M u 05 — H ,_( o LO t- CO 05 CM ^ C- o co eo 3i CO r-i ■>* CO CM i—i o &I "5jf rl< l: co co «i-i Ol £ CO LO Solo" ^ CM CM 60 ,o OS 1— 1 CO « CM CM o CM CM co" o CO CO CO CO H* CO CO CO lO . O o o o o 1 ^ co . LO , O ' - 1 LO~ 1 1 s ' eo_ 1 7 o ■* ■** T-( -rtH "* ,-1 ~H -o O . o o . .-. « « < 1— 1 -HH 1 CM CM CM y-i "-1 CM 1 '• i •- 1. | ^ X M>^5 X* *X AX . O lO OS 00 SM ,-i Ö O O O Ö cd Ji CO CO CO CO CO + + o e -SS o cq B u s. ^ ^ M k5 *1 -ä d d ^ denki osum iobak 7 i iobak aerog der s nkult akter cS Jj "8 ^ h ^= . a b ö |h3^ cq^ cq~ • CM o CM 'j' CM t— 00 lO ia i— 1 CO CO co O ^H C- © co bß d o O» CO 00 CO 1—1 o o «-H O ^^ rK d CD ° bß CM r— 1 i—i 1—1 « T bß Ö > ? p. bß £ CO ^ bß CD T3 p d Ol CO Ol CO c- ■«* CN o CM <* CM c~ CN Ol °l o rM oo^ °t c-^ °l lO -" T 1/1 a £ •£ ©" od lO CO co" oi" Ol" Oi c~" c5 O © S*^« CN CM CN CM ""Ö -f" * m CO ^ „ , — 1 ^ CO ,— i CO 1— 1 CO CO CO • i-h o> S« o CM O CM o~ CM o" © © CD CS TS ■n i— i h-H* < — 1 i— i i— i > l-H CD 1 cd i CO ,— i cd CM CM | CM i CM 1 1 ■ O •* * 1— ( i— i 1 1 " "* d hH i-^ HH CD »-. CD t> X lÖ X t> R > > CM CM CO CM cm' CO CM cm" 1— 1 cd CM 5 u • a • ■1 HO -5° •<& • Öl o •'S» 3 -i-> -Sä lö£ s ^i H CD 3 cS PQ a 'S bß a ~ o •es p$ o O =0 so CO CO C3 .CO p Pq = '• Pq cq s cq r PQ PQ Pq T— i CN CO •^ m + CO t- oo Ol o y H ■* CD bß 'S s •2 a >—< .« CO +j " CO CQ 0*3 35| o 1 + e8 -^> .■SÄ *+ CG '© h I. Serie. 1. Ungeimpft . . . 24,94 2. Ungeimpft . . . 25.43 Mittel 25,18 3. Rosa Hefe . . . 24,73 (Torula sanguinea) 4. 24,87 5. 25,27 6. 24,71 7. 24,50 • $. Radiobakter (B) 1,75 (inklusive Ver- bl. Bes. loren 9. „ (B) 28,19 + 0,46 27,73 2,55 1,43 (inklusive bl. Best. 26,76 10. Acrobakter (4d) 26,85 + 0,74 26,11 0,93 5,98 | 0,77 (inkl bl. Best.) 20,09 11. Serie. 1. Ungeimpft . . . 38,29 8,54 29,75 z. „ ... 36,96 9,52 27,44 Mittel 37,62 3. Radiobakter (B) aus Kunzelösung (dinitrifizierte stark) 40,18 2,56 5,95 31,23 4. Radiobakter (B) aus Kunzelösung (de- nitrifizierte schwach) 39,94 2,32 4,94 35,0 5. Radiobakter (B) aus Milch . . . 39,58 1,96 3,67 85,91 6. Radiobakter (A) aus Gelatine . . 56,35 18,73 504 51,31 7. Radiobakter (D) aus Gelatine . . 61,84 24,22 7,52 54,32 8. Radiobakter (0) . aus Gelatine . . 38,60 0,98 4,72 33,88 ■9. Aerobakter (4d) aus Gelatine . . 40,14 2,52 9,48 30,66 10. Ziegelrotes Kurz- stäbchen (JB. Wielenbachense) 47,04 9,42 8, 47 38,57 448 Hermann Fischer: Versuche in Kartoffelwasser Die Versuchsserie in vorstehender Tabelle gibt die Versuchs- resultate der Kartoffelwasserkulturen wieder. Die Versuchszeit bewegt sich zwischen 14 Tagen und 3 Wochen. Nur die Rosahefe, die auf stickst off armen Mannit- und Dextrosenährboden und auf fast stickstofffreien Kieselplatten recht gut wächst, zeigt sich als nicht Luftstickstoff sammelnder Organismus. Das gleiche Resultat wurde bei Versuchen in Rohrzuckersalpeter- und in Bodenlösung erhalten. Die Radiobakterstämmc konnten sämtlich als stickstoff- bindend erkannt werden. Besonders energisch arbeiten Stamm A und D. Für den gleichen Stamm ist hinsichtlich der Stickstoffbindung in Parallelkulturen genügende quantitative Ueberstimmung hin- sichtlich der Intensität der Leistung deutlich erkennbar. Dem untersuchten Aerobakterstamm (4 d) kommt ein schwaches, aber deutliches N-Bindungsvermögen zu. Das neue rote Bakterium, welches ich als Bakterium Wielenbachense (mihi) bezeichnen möchte, hat bei dem einen Versuch ganz reichlich Stickstoff gesammelt. Seine physiologischen Leistungen sollen später noch näher studiert werden . Nachdem somit über die jeweilige Begünstigung der Denitrifi- kation wie der Stickstoffbindung bei den Radiobakterstämmen Klarheit gewonnen ist, kann an das Verhalten der Radiobakter- impfungen in den oben (S. 436 ff.) geschilderten Chlamydomonaden- kulturen herangegangen werden. Die hier erzielten Resultate waren sehr wechselvolle und können nur so erklärt werden, daß auch in den Parallelkulturen bei rein mineralischer Nährlösung aus bisher noch unbekannten Gründen bald die Denitrifikation, bald die Nitrat- assimilation, bald die Stickstoflbindung die Ueberhand gewinnt. Schon in Rohkulturen, welche wie die früher geschilderten Stickstoffbindungsversuche in Münchener Nährlösung mit Wielen- bacher Teichboden angesetzt worden waren, beobachtete ich diese merkwürdige Erscheinung. Die gewonnenen Analysenresultate zeigen nicht die geringste Regelmäßigkeit in den Parallelen, sondern bald Zu- bald Abnahme im Stickst off geh alt der Lösung. Es dürfte deshalb zwecklos sein, die große Analysenreihe dieser Versuchs- serie hier im einzelnen anzuführen. Dagegen müssen die Analysen- ergebnisse mit Reinkulturen eingehend geschildert werden, weil sie vielseitigen Einblick in das Problem der Stickstoffbindung zu Zeiten lebhafter Assimilation im Teiche geben. Wir sehen zwar sowohl in Serie A wie in Serie B, daß wieder nur Radiobakter und Aerobakter 4 d Stickstoffgewinne ergeben. Diese treten wohl für Aerobakter 4 d regelmäßig, nichts aber stets für Radiobakter auf. Bei dem Versuch Serie B Nr. 5 haben wir ge- Das Problem der Stickstoffbindung usw. 449 ringen N- Verlust, wie er durchweg bei den Versuchen in Serie B auf- tritt, und durch Nitritverflüchtigung unter Einwirkung entstehender Kohlensäure in den Kulturen erklärt werden kann.1) Die Eiweiß- zahl dieses Versuches ist aber abnorm hoch, so daß mit starker Nitrat- assimilation gerechnet werden muß. Dasselbe gilt für Versuch Serie B Nr. 9, bei welchem aber auch noch starke N-Bindung stattgefunden hat. Bei Versuch Serie B Nr. 4 und 8 sind die Stickstoffverluste so groß, daß dieselben nur durch starke Denitrifikation erklärt werden können, worauf auch die niedrige Nitrit- und Nitrat-N-Zahl in Ver- such Serie B Nr. 8 hinweist. Die Stickstoffbindung in den Symbiosekulturen wird vermutlich auch auf die Weise vor sich gegangen sein, daß die Algen den stick- stoffsammelnden Bakterien Kohlehydrate und die zur Stickstoff- bindung nötigen eiweißartigen Stoffe zur Verfügung stellten. Daß solche vorhanden waren, beweisen die Zahlen für Ammoniak und Amidstickstoff . Da Ammoniak in den Kulturen stets nur in äußerst geringer Menge vorhanden war, ist die Hauptmenge des mit Natron- lauge abspaltbaren Stickstoffs auf Körper amidartiger Natur zu setzen. Auch in den in rein mineralischer Lösung angesetzten Chlamy- domonaden-Stickstoffbakterienkulturen glaube ich die Stickstoff- bindung auf die Anwesenheit von Stickstoff körpern eiweißartiger Natur zurückführen zu dürfen, die allerdings in abgebauter Form nur in geringer Menge in die Minerallösungen gelangen. Daher rühren auch anscheinend die geringen Stickstoffgewinne, die in solchen Lösungen mit Bakterienreinkulturen erhalten werden, selbst wenn diese wie Radiobakter A stark stickstoffbindende Organismen sind. Sobald wir aber mit Bakterienrohkulturen geimpft in Chlamy- domonasreinkulturen arbeiten, erhalten wir in den gleichen Mineral- lösungen sehr energische Stickstoffsammlung. Ich habe diesbezüg- liche Zahlen, die Stickstoffgewinne bis 100 mg N pro Liter Lösung zeigen, bereits im Centralbl. f. Bakt. II. Abt. (a. a. O. S. 309) ange- geben. In solchen Rohkulturen arbeiten nun auch dissimilierende, eiweißzerstörende Bakterien. Diese Tatsache läßt sich bei Roh- kulturen daraus ersehen, daß nach einiger Zeit die. Algen absterben und iVmmoniak in den Lösungen stark zunimmt. Für die Stärke der Stickstoffbindung ist diese Erscheinung nicht ungünstig, wie folgende Analysenzahlen beweisen. 1) Die Nitritverflüchtigung infolge Austreibung durch die bei der Atmung der Pflanzen entstehende Kohlensäure muß auch daraus geschlossen werden, daß in der Serie B der Rest an Nitratstickstoff, der bei 28 mg Nitrat-N-Zugabe und einem Verbrauch durch Algen und nicht Stickstoff sammelnde Bakterien mit 3,5 — 3,7 mg 24,3 — 24,5 mg N betragen müßte, in dieser Höhe nicht mehr gefunden wird. 450 Hermann Fischer: Tabelle. Serie A. Blinde Best, etwa 0,6 mg N. Impfung mit Chlamydomonas 23. XL 1915. Impfung mit Bakterien 15. II. 1916. Vereinzelte Kulturen von Bakterien überwuchert und sämtliche Algen zerstört — seit 3. IV. 1916. Zur Analyse angesetzt 6. VII. 1916. 1. ]2 1 Minerallösung1) mit einer Spur Algen, Nitrat 0, Nitrit sehr stark N gefunden 33,95 mg; N gegeben 7,0 mg; N-Gewinn pro Liter 53,90; 2. y2 1 Minerallösung mit starker Algenentwicklung, Nitrat 0, Nitrit Spur, N gefunden 25,27 mg; N gegeben 7,0 mg; N-Gewinn pro Liter 36,54; 3. 1 1 Minerallösung mit geringer Algenentwicklung, Nitrat 0, Nitrit sehr stark, N gefunden 59,43 mg; N gegeben 14,0 mg; N-Ge- winn 45,43; 4. 1 1 Minerallösung mit starker Algenentwicklung, Nitrat 0, Nitrit Spur, N gefunden 28,07 mg; N gegeben 14,0 mg; N-Gewinn pro Liter 14,07. Serie B. Blinde Best, etwa 2,0 mg N. Impfungen wie oben. Zur Analyse angesetzt 22. I. 1917. 1. y2\ Minerallösung (rein weiß, ohne Spur von Algen), Nitrit sehr stark, Ammoniak sehr stark, NH3-N gefunden 17,43 mg N gegeben N-Gewinn pro Amid-N. „ 0,70 „ 7,00 mg Liter 43,12 mg Nitrat-N\ Nitrit J " ' " Nitrit Eiweiß-N „ 8,47 „ Gesamt N gefunden 28,56 mg 2. y2\ Minerallösung (mit starker Algenentwicklung) Nitrit 0, Ammoniak Spur, NH3-N gefunden 0,35 mg N gegeben N-Gewinn pro Amid-N „ 1,47 „ 7,00 mg Liter51,66mg Nitrat) XT t A1 Nitrit |-N » lfil Eiweiß-N „ 29,99 „ Gesamt N gefunden 32,83 n\{ l) Die hohe blinde Bestimmung entsteht durch Addition der vier Einzel- bestimmungen (NH3 — N, Amid-N, Nitrat und Nitrit N). Das Problem der Stickstoffbiudung usw. 451 3. 1 1 Minerallösimg (rein weiß, ohne Spur von Algen), Nitrit sehr schwach, Ammoniak sehr stark, NH3-N gefunden 62,65 mg N gegeben N-Gewinn pro Amid-N „ 1,89 „ 14,00 mg Liter 72,05 mg Nitrat! , S4 Nitrit \ Eiweiß-N „ 19,67 „ Gesamt-N gefunden 86,05 mg 4. 1 1 Minerallösung (mit starker Algenentwicklung), Nitrit 0, Ammoniak Spur, NH3-N gefunden 0,42 mg N gegeben N- Gewinn pro Amid-N „ 1,40 ,, 14,00 mg; Liter 31,20 mg jNitiatj ,., o c.0 Nitrit \ Eiweiß-N „ 41,86 „ Gesamt-N gefunden 45,20 mg Das Mittel der Stickst off gewinne in den 4 analysierten Kulturen mit völliger oder fast völliger Zerstörung der Algen unter Entfärbung der Kultur beträgt 53,62 mg pro Liter, während das Mittel der leb- haft ergrünten, an Algen reichen Kulturen nur 33,37 mg N beträgt. Ich glaube, daraus den Schluß ziehen zu dürfen, daß auch bei den hinsichtlich ihrer Bakterienzusammensetzung unkontrollierbaren Roh- kulturen die Gegenwart von dissimilierenden Ammoniak bildenden Bakterienarten der Stickstoffsammlung günstig ist. Die Dissimilation, die periodisch in den Wielenbacher Teichen eintritt, gewinnt somit für die Energie der Stickst off bindung auch praktische Bedeutung. Auch in dieser Versuchsserie haben wir wieder den Hinweis darauf, daß die intermediäre Bildung von Abbauprodukten des Eiweißes der Stickst off bindung günstig ist. Zum Schluß möchte ich nochmals darauf hinweisen, daß ich die stickstoffbindende Kraft der Bakterien an sich als eine physiolo- gische Leistung des Mikroorganismus ansehe, die mit Hilfe von En- zymen geleistet wird, die in den Zellen aufgespeichert sind. So mag es sich erklären, daß auch auf eiweißarmen und fast eiweißfreien Nährböden die Stickstoffbindung noch einige Zeitlang beobachtet wird, wie alle Forscher auf diesem Gebiete festgestellt haben. Ich kann dies für meine Radiobakterstämme B und C nur bestätigen. Es wurden mg N gewonnen in 200 n Dextrosebodenlösung : 452 Hermann Fischer: Bakterien Gesamt -N N- Gewinn Versuchszeit in mg in mg 1. Ungeimpft 7,56 2. „ 7,70 3. B. Aerobakt er 4 a (Wie- lenbach 7,42 16. VI. -4. VIII. 4. B. Aerobakter 4 a (Wie- lenbach) 7,38 5. B. Aerobakter (Posten a. Isar) 7,31 11. IX. -2. X. 6. B. Aerobakter (Posten a. Isar) 7,17 7. B. torcosum 4 e (Wielen- bach) 7,32 16. VI. -4. VIII. 8. B. turcosum (Wielen- bach) 7,63 9. B. Radiobakter (B) . . 10,99 2,34 8. II. — 1 . III. Es wurden mg N gewon- nen in 100 n Dextroselösung von B. Radiobakter (B) . . 5,6 5,1 8. IL — 1. III. - 0,5 mg Blinde Best. Diese Fälligkeit der Stickstoffbindung hört aber bald auf, wenn die Bakterien auf den eiweiß- bzw. an Abbauprodukten des Eiweißes armen Böden weiter geimpft werden. Es ist dies eine be- kannte Tatsache. Man sucht in solchen Fällen das verloren gegangene X-Bindungsvermögen durch Bodenpassage der betreffenden Kultur wieder zu regenerieren. Dieses auch von mir (siehe oben) mit Erfolg durchgeführte Verfahren erkläre ich mir innerlich so begründet, daß die N-bindenden Enzyme auf den eiweißarmen Nährböden schließlich in den Zellen der sich fortwährend teilenden Bakterien so verdünnt werden, daß schließlich die stickstoffbindende Kraft versiegt. Im Boden, wie überhaupt in allen eiweißhaltigen Medien, strömen den Zellen wieder zur Enzymbildung geeignete Stoffe in Lösung zu, und mit der erneuten Enzymbildung tritt erneute X- Bindung auf. Ich habe schließlich noch die Fähigkeit der Chlamydomonas- Radiobaktersymbiosen in l%o Salpeterminerallösung (vgl. S. 443 Serie B) darauf geprüft , ob das Zusammenwachsen in sauer und alkalisch gemachten Nährlösungen besonders gefördert oder gestört wird. Man könnte aus den Ergebnissen dieser Versuche Schlüsse auf die Stickstoffbindung in sauren und alkalischen Teich- wässern machen. Es wurden deshalb am 22. IX. 1916 je 200 g obiger Das Problem der Stickstoflbindung usw. 455 Minerallösung1) mit je 2 x 10 g 2V n NaOH, 2 X 5 g ^ n. NaOH, je zweimal mit 20 g d, n. H2S04, 10 g A n. H2S04 und 5 g H2S04 versetzt und zusammen mit einer unveränderten Lösung mit Chlamydomonasreinkultur beimpft. Nach dem Ergrünen der Kulturen wurde am 30. XII. 1916 mit B. Radiobakter (B) beimpft. Am 3. III. 1917 wurden folgende Beobachtungen gemacht: Algen- Radio- Reaktion Wachstum bakter- der Lösung 1. lOg^Vn. NaOH . sehr stark sehr schwach neutral bis entwickelt schwach sauer 2. y j M > > ' > y > i y 3. 5 g A n. ) ) i > >> schwach ent- wickelt > y 4. > t y y stark y y y ■ 5. 0 sehr stark y > • ) 6. 5 g ^ n . H2S04 * } y > > y y y> 7. y y >> ) > >y y y y y 8. 10g,Vn t ? stark sehr schwach entwickelt > y 9. > ! ) > j y y y y < 10. 20 g ^ n > > 0 0 stark sauer 11. y y > > 0 bis sehr 0 )j ;> schwach Es war also in der Zeit vom 22. IX. 1916 bis 3. III. 1917 ein völliger Ausgleich der verschieden sauren und alkalischen Lösungen durch die Tätigkeit der beigeimpften Organismen, vorzüglich wohl der Algen eingetreten. Jedoch die stärkste Ansäuerung vermochte die Algen nur in einem Falle in Spuren, die Bakterien überhaupt nicht zur Entwicklung kommen lassen, wie Abimpfungen aus den Kulturen in Gelatine bewiesen. Man sieht aus diesen Versuchen, daß das Aufkommen von säure- und alkaliverzehrenden Organismen, wie es die Chlamydomonaden sind, bis zu einem gewissen Grade geeignet ist, die Lebensbedingungen für Stickstoff sammelnde Bakterien zu schaffen. Stickst off bindung durch Radiobakter (B) konnte aller- dings bei dieser Versuchsserie wieder nicht nachgewiesen werden. Wenn wir nun die Resultate vorliegender Arbeit zusammen- fassen, so scheinen mir zwei Tatsachen mit genügendem Beweis- material belegt zu sein. 1 . Die Stickstoffbindung der Teichböden in den üblichen zuckerhaltigen Nährlösungen 1) Zusammensetzung siehe S. 443 Serie A. 454 F- 13K AND: kann ei n e n q u a n t i t a tiven Maßstab f ü r d i e Fruchtba r k e i t d e r b e t r e f 1 enden T e i c h b ö d e n abgeben. 2. Die Energie der Stickstoffbin düng in unsren Böden ist abhängig von ihrem Gehalt an Ei w e i ß v e r b i n d u n g e n b z w. Abbauprodukt e n des Eiweißes, welche einen Anteil am Aufbau stickstoffbindender Enzyme zu haben scheinen. 42. F. Brand: Über Beurteilung des Zellbaues kleiner Algen mit besonderem Hinweise auf Porphyridium cruentum Naeg. (Mit drei Abbildungen im Texte.) (Eingegangen am 18. Mai 1917.) Mit Recht vveist OLTMANNS1) auf die Schwierigkeiten hin. welche dem Einblick in die Struktur kleiner Algen entgegenstehen : auch ist kaum zu bestreiten, daß verschiedene Autoren auf diessm Gebiete schon Anlaß zu dem Zitat: „Fischen im Trüben" gegeben haben. Allzu drastisch ist aber wohl der Ausspruch, daß es ein Denk- fehler sei, „wenn man sich einbilde, man könne auch kleine Algen stets an dem Bau ihrer Zellen unterscheiden". Längere Beschäftigung mit derartigen Organismen hat den Verfasser dieses zu der Ueberzeugung geführt, daß die Frage an sich nicht so hoffnungslos liegt, wie man aus dem dermaligen Zustande der Literatur schließen könnte. Jede einzelne Art wird allerdings nach dem erwähnten Kennzeichen allein kaum jemals zu bestimmen sein, wohl aber werden sich kleinere Gruppen hierdurch sicher um- grenzen lassen, und deren Glieder dann durch Berücksichtigung der physiologischen, biologischen und funktionellen Verhältnisse zu unter- scheiden sein. Auf dem bisher üblichen Wege war dieses Ziel aller- dings nicht zu erreichen. In der Regel wurde der Hauptwert auf Kultur und Vorbe- handlung mit Chemikalien gelegt. Diese Methoden sind aber hier nicht am Platze, denn die Inhalt sbest an dteile solcher Zellen sind oft li Oltmanns, F., Morphologie usw. der Algen I., S. 169 und II. S. 386. Über Beurteilung des Zellbaues kleiner Algen usw. 45£> weniger stabil differenziert, als bei höheren Pflanzen und selbst bei größeren Algen und erleiden schon durch schwächere äußere Ein- flüsse leicht Veränderungen ihrer Form, Struktur und gegen- seitigen Lage. Da an den natürlichen Wohnorten der aörophilen Formen die Außenverhältnisse im kleinsten Räume wechseln können, findet man oft im gleichen Lager solcher Algen nebst allen Entwicklungs- stufen auch verschiedene zufällige Modifikationen und selbst patho- logische Entartungen derselben Art vereinigt. Letztere Erscheinung, welche auch zum Absterben einzelner Exemplare führen kann, tritt aber noch häufiger in kultiviertem Materiale auf, und findet sich nicht selten auch in solchem, welches selbst unter schwacher Vergrößerung normal erscheint. Ebenso tritt die Veränderlichkeit dieser Algen bei physikalischer (Kochen) und chemischer (Fixierung) Beeinflussung sehr deutlich zutage. Neben anderen Veränderungen des Inhalts erscheinen dann nicht selten Körner1) im Zellsafte oder im Plasma, welche vorher nicht zu sehen waren und deshalb wohl als Gerinnungs- oder Fällungs- produkte aufzufassen sind, und das Zugeständnis eines Vertreters2) der mikrochemischen Richtung, daß: „man jetzt im allgemeinen 1) Solche Körner pflegen sich gegen Farbstoffe in sehr unzuverlässiger Weise zu verhalten, so daß es mir bei den einzeiligen Grünalgen nur ausnahms- weise gelungen ist, einzelne derart zu färben, daß man sie mit einigem guten Willen für Kerne halten konnte. Eine Struktur ist ja voraussichtlich an Kernen * on Algen, welche so klein sind, daß ihre Gesamtgröße oft die Maße kleiner Phanerögamenkerne nicht erreicht, ohnehin nicht zu erkennen. Auch andere Beobachter haben schon ähnliche Erfahrungen gemacht. So fand z. B. Beije- rinck (Kulturversuche usw. 1890 p. 737) die bei Chlorella sich färbenden Körper sehr abweichend in Größe und Lage, ,,so daß man sich schwer ent- schließen kann, den wahren Kern zu sehen", und ein ähnlicher Fall scheint bei Zoochlorella (K. Brandt, Lieber die morphol. und physiol. Bedeutung des Chlorophylls usw. 1882) vorgelegen zu haben, da die abgebildeten roten Körperchen teilweise in der Mehrzahl vorhanden sind, andernteils, besonders in Fig. 18, im Chlorophore eingeschlossen zu sein scheinen. Ferner ist nach Klebs (Flagellatenstudien 1893 S. 397) noch nicht bei allen Chrysomonadinen ein Kern gesehen worden, und Senn (Ueber einige koloniebildende Algen 1899) konnte bei Coelastrum reticulatum keine vollständige Kernfärbung erzielen. Auch an Prasiola erospa ist es Imhäuser (Entwicklungsgesch. u. Formen- kreis von Pr. er. 1889) nicht gelungen, den Zellkern nachzuweisen. Dennoch ist bei diesen Algen aus Analogie- Gründen die Existenz eines Kernes nicht auszuschließen, und bei Porphyr idium cruentnm scheint ein ähnlicher Fall vorzuliegen. 2) Fischer, A., Fixierung, Färbung und Bau des Protoplasmas. Jena. 1899, S. 1. 45G F. BRAND: den Fixierungsmitteln ein großes, wohl übergroßes und unberech- tigtes Vertrauen entgegenbringe", gilt ganz besonders für die kleinen Luftalgen. Hierzu kommt noch der Umstand, daß solche Bestände fast immer noch eine oder die andere, oft sehr ähnliche fremde Art beigemischt enthalten, und daß gewisse im Leben erkennbare Unter- schiede durch die Fixierung verwischt und so die gröbsten Täuschungen veranlaßt werden können. Ein für feinere cytologische Untersuchungen taugliches Material liegt nur dann vor, wenn in einem natürlichen Lager die Mehrzahl der Zellen sich bei vorläufiger Untersuchung unter mittelstarken Objektiven durch frisches Aussehen, sowie durch ihr Verhalten gegen Lebend- Schnellfärbung als gesund und durch das Vorhandensein aller Uebergangsformen als zusammengehörig erweist. Dieses ist immer möglichst bald nach der Einsammlung zu bearbeiten. Was man hierbei gesehen hat, ist stets vor Augen zu behalten, um die Ergebnisse späterer Kultur sowie von Reaktionen und Tinktionen richtig beurteilen zu können. In bezug auf letztere gilt als Regel, nur möglichst harmlose Stoffe zu verwenden. Auf welche Abwege ausschließliche Benutzung kultivierten Materials und offensive Behandlung desselben führen kann, zeigt ein Aufsatz von STAEHELIN1), welcher die Cyanophyceen-Natur von Porphyridium ementum beweisen soll. Wer diese Alge jemals in lebensfrischem Zustande gesehen hat, wird sich leicht überzeugen, daß schon Figur 1 ebenso verfehlt ist, wie der zugehörige Text. Letzterer widerspricht sich auch teilweise selbst2) und bringt die nötigste Literatur nur unvollständig3) oder auch mißverständ- 1) Stachelin, Ber. d. D. Bot. Gesellsch. 1916 S. 893 ff. 2) Auf S. 90) heißt es: „Das zentrale Gebilde, das von Schmitz und BRAND als Chromatophor mit Pyrenoid angesehen wurde, entspricht somit dem anabäninhaltigen Zentralkörpcr. Hier wird also das rote Chromatophor mit jenenz e n t r a 1 e n Bestandteilen der Cyanophyceen identifiziert, weh her nach übereinstimmender Angabe aller Autoreu sich gerade durch seine Farb- losigkeit auszeichnet. Einige Zeilen weiter unten wird das Chromatophor von Porphyridium aber als eine peripher gelegene, „selbständige ge- schlossene Dose" und auf S. 896 als ,,Hohlkugel" bezeichnet. 3) Aus der Behauptung, daß eine dem Porphyridium-Chromatophorc entsprechende Form bis jetzt weder bei Grün- noch bei Rotalgen festgest.llt sei, geht hervor, daß Staeiielin (S. 897) mein Zitat (S. 418) aus Ber- thold übersehen hat, da dieser Autorauch das Chromatophor der Bangiacecn als geschlossene Hohlkugel bezeichnete. Ferner fehlt die Angabe von Naegeli (Die einzell. Algen 1849, S. 8), daß der Farbstoff von Porph. er. ohne Zweifel mit jenem übereinstimme, welcher bei Porphyra, Bangia usw. vorkäme, ebenso wie der Befund von Molisch (Sitzungsber. Math.-Naturw. Bl. k. Akad. Über Beurteilung des Zellbaues kleiner Algen usw. 457 lieh1), wenn nicht direkt unrichtig2), wie unsere Anmerkungen zeigen. Die übrige Korrektur ergibt sich aus einem Vergleich mit meinen früheren Mitteilungen3), welchen ich hier noch einen Nachtrag folgen lasse. Das Chromatophor von Porphyridium unterscheidet sich von jener in Form und Lage nahezu unveränderlichen äußeren gefärbten Protoplasmaschicht der Cyanophyceen, welche oft als deren Chro- matophor bezeichnet, von anderen Autoren aber bekanntlich als eine Plasmalage aufgefaßt wird, in welcher die eigentlichen Chromato- phoren als kleine Körner eingelagert seien, nicht nur durch die noch in keiner einzigen Cyanophycee beobachtete florideenrote Farbe, sondern auch durch die Veränderlichkeit seiner Form. Nebst dem hat sich mittlerweile herausgestellt, daß es auch durch das gelegent- Wicn 1906, S. 808), nach welchem sich dieser Farbstoff in chemischer Be- ziehung wie typisches Phycoerythrin verhält und auf eine Verwandtschaft mit den Bangiales hinweist. Schließlich wird auf S. 897 kategorisch behauptet, Florideenstärke müsse sich mit Jod weinrot bzw. blau färben und hierbei übersehen, daß von ZIMMERMANN (Die botan. Mikrotechnik 1892) als Regel gelbbraune bis braunrote Jodreaktion dieser Stärke angegeben ist. 1) Auf S. 897 wird aus meinen Worten (S. 415) „dunkelblau wie Cyano- phycinkörner" geschlossen, daß ich diese Brillantblaufärbung als charakte- ristisch für letztere erklärt habe. Diese Auffassung stammt aber bekanntlich von Kohl (Organisation usw. der Cyanophyceenzelle 1903), und ich wollte m Gegenteil zeigen, daß sie auch bei anderen Körnern vorkommt, und zwar, wie ich hiermit nachtrage, auch in Grünalgen. Ferner ist die Behauptung (S. 896), daß durch Alkalien auch die Farbe von Cyanophyceen ebenso ver- ändert würde, wie jene von Porphyridium, nur durch eine unklare Erinnerung an Glo^ocapsa alpina erklärlich. Bei dieser Alge wird aber nicht der Zellinhalt, sondern nur die Gallerthülle durch Säuren rot gefärbt und dann durch Alkalien wieder blau, während sich der gefärbte Inhalt der Cyanophyceen durch Alkalien nur in grünlichgelb, gelb oder braungelb verändert, wie schon NAEGeli a. a. O. richtig angegeben hat. 2) Abgesehen von der geradezu aus der Luft gegriffenen Notiz (S. 893), ich hätte eine Arbeit über den Zellkern von Porphyridium angekündigt, verstößt auf S. 896 der Satz „Kali- und Natronlauge, sowie Ammoniak verwandeln ihn (den Farbstoff) in Grün, was auch Brand festgestellt hat", gleichzeitig gegen Tatsachen und Literatur, denn ich habe (S. 418) im Gegenteil angegeben, daß Ammoniak nicht in dieser Weise wirkt, da es, wie ich hiermit ausführlicher bemerke, nur eine gelbliche Verfärbung und schließlich Entfärbung hervorruft. Meine gleichzeitige Feststellung der Tatsache, daß das durch Kali grün gefärbte Por phyridium-Chromatophor nach Zusatz von einem Tropfen Essigsäure wieder zur ursprünglichen roten Farbe zurückkehrt, wird überhaupt verschwiegen. 3) Brand, F., Ueber das Chromatophor usw. der Blutalge, Ber. D. Bot. Ges. 1908, S. 413 ff., und: Weitere Bemerkungen über Porphyridium, ebenda •S. 540 ff. 458 F. BRAND: liehe Auftreten von Saftvakuolen im ganzen verschoben werden kann. (Unsere Fig. 1 und 3.) Solche Fälle weisen auf einen von jenem der Cyanophyceen verschiedenen Zellbau hin, wenn sie auch im ganzen nicht häufig beobachtet werden. STACHELIN scheint dergleichen gar nicht gesehen zu haben, übergeht aber auch die von mir a. a. O. beschriebenen Schleimvakuolen. Bezüglich der letzteren ist noch zu bemerken, daß sie mit den gleichnamigen Gebilden der Cyanophyceen nicht übereinstimmen, indem sie durch Osmiumsäure und bei Lebendfärbung der Zelle mit Methylenblau kaum beeinflußt werden, während jene der Cyano- phyceen sich hierbei durch Schwärzung, bzw. intensiv schwarzblaue Färbung kennzeichnen sollen1). Porphyridium cruentum Näg. ch rotes Chromatophor, K periphere Körner, p Pyrenoid, v Saftvakuolen, Vergrößerung etwa 1600. Fig. 1. Lebendes Frühlingsexemplar, in welchem das Chromatophor durch Saftvakuolen verdrängt ist, mit einigen Körnern und undeutlichem Pyrenoide. Fig. 2. Desgleichen, ohne Körner, mit deutlichem Pyrenoide. Fig. 3. Frische Zelle, deren Pyrenoid durch Laktophenol in dem körnig veränderten Chromatophore isoliert wurde. Jener zentral gelegene kugelartige Körper, welchen seit SCHMITZ eine Reihe von Algologen gesehen und als Pyrenoid bezeichnet haben, darunter auch solche, welche, wie HANSGIRG (Prodromus) und TILDEN2), Porphyridium zu den in der Regel als pyrenoidfrei3) geltenden Blaualgen stellen, ist an normal vegetierenden lebenden 1) Vgl. Hegler, R., Unters, über die Phycochromaceenzellc 1901, S. 308 und 351. 2) Tilden, J.t Minnesota Algae, Vol. I. 1910. 3) Die zwei Cyanophyceengattungen, welchen Pyrenoide zugeschrieben werden (Chroothece Hansg. und Allogonium Kütz einschließlich Chroodaktylon Hansg. und Asterocystis Gobi) sind noch nicht genügend bekannt. Nach Zacharias (Ueber die Zellen der Cyanoph. 1890 S. 4) halten Borzi sowie Bornet und Flahault die Cyanoph. -Natur von Chroodactylon für ganz unsicher. Über Beurteilung des Zellbaues kleiner Algen usw. 459 Zellen in der Tat nicht zu verkennen. Durch gewisse Reagentien kann er isoliert (Fig. 3) und noch deutlicher dargestellt werden. An seiner Stelle zeichnet aber STAEHELIN (Fig. 1) eine Gruppe unregel- mäßiger Körner. Diese sollen oft intensiver rot gefärbt sein, als der äußere Saum und zwar dadurch, daß die letzteren „durch- setzenden Lichtstrahlen gebrochen unel im Zellinnern gesammelt werden". Gegenüber einer solchen optischen Unmöglichkeit ist daran zu erinnern, daß in abgestorbenen Zellen der Farbstoff bekannt- lich aus demChromatophore'in andere Inhaltsbestandteile übertreten kann . Im übrigen muß ich noch feststellen, daß durch Lebendfärbung mit Methylenblau in Porpliyridium niemals ein dem Zentralkörper der Blaualgen entsprechendes Gebilde nachzuweisen war. Bezüglich der peripheren Körner ist nachzutragen, daß ihre Mehrzahl durch einen auffälligen Glanz die Porphyridium- zelle von anderen ähnlichen Algen unterscheiden läßt. Ganz hell sind sie aber nur bei hoher Einstellung. Mit allmählicher Senkung des Tubus erscheint ein dunkler Rand, welcher sich schnell erweitert und schließlich fast das ganze Korn dunkel erscheinen läßt. Liegt ein solches vor dem Chromatophore, so erscheint es dunkelrot und kann von einem weniger geübten Beobachter für eine Einlagerung gehalten werden. Schon nach meiner früheren Darstellung der Sachlage wird wohl kein Algologe Porpliyridium cruentum für eine Cyanophycee halten, so daß ich in Zweifel war, ob es nötig sei, noch einmal auf diese Alge zurückzukommen. Schließlich schien mir das aber doch am Platze zu sein, damit nicht die Irrungen des mehrerwähnten Auf- satzes unbeanstandet in die weiteren Kreisen zur Information dienende referierende Literatur übergehen. Ber. der deutschen bot Gesellsch. XXXV. 30 460 Wilhelm Rössler: 43. Wilhelm Rössler: Pollenschläuche und Embryosack- Haustorien von Plantago major L (Mit Tafel VII.) (Eingegangen am 18. Mai 1917.) NAWASCHIN erwähnt in seiner Arbeit: „Ein neues Beispiel der Chalazogamie"1), daß ASCHKENASI bei einigen Plantago-Artcn ähnliche Verhältnisse wie bei Ulmus, nämlich Vordringen des Pollen- schlauches durch den Funiculus und die Integumente der Samen- anlage, gefunden habe. Welche Plantago-Arten untersucht wurden, wird nicht gesagt. ASCHKENASI selbst scheint nichts über diesen Fall rein interzellularen Pollenschlauch-Verlaufes (Endotropismus oder Aporogamie)2) veröffentlicht zu haben. MURBECK3) und ALBA- NESE4), die sich auf die Tatsache beziehen, führen nur die obige Quelle an. Im Folgenden teile ich einige Beobachtungen an Plantago major L. mit, die von dieser Spezies hinsichtlich des Pollenschlauch- Verlaufes ein anderes Bild geben. Die Ovarien wurden mit Sublimat-Alkohol-Eisessig nach NAWASCHIN-FINN5) fixiert und die Mikrotomschnitte (10 /») mit Haematoxylin nach DELAFIELD gefärbt oder mit Chromsäure- Eisessig nach SCHAFFNER6) fixiert und nach der FLEMMING'schen Dreifarbenmethode behandelt. Einige Bemerkungen über das Gynaeceum von Plantago major seien vorausgeschickt. Um die Ovula verdickt sich oft die Placenta, sie wenigstens zum Teil umwallend, so daß sie auf einem Kissen zu ruhen scheinen, wie auch BAILLON7) allgemein bemerkt: ,,Le pla- 1) Botanisches Centralblatt 1895 S. 355, Fußnote. 2) Vgl. L. Wettstein, Handbuch der systematischen Botanik, II. Aufl. 1911 S. 452. 3) Ueber das Verhalten des Pollenschlauches bei Alchemilla arvensis (L.) Scop. und das Wesen der Chalazogamie. Lunds Universitets Arsskrift 1900. 4) Ein neuer Fall von Endotropismus des Pollenschlauches und ab- normer Embryosackentwicklung bei Sibbaldia procnrnbens L. Sitzungsberichte der math.-nat. Klasse der K. Akad. d. Wiss. Wien 1904. 5) Zur Entwicklungsgeschichte der Chalazogamen Jnglans regia und Juglans nigra. Memoires de l'acad. imp. des sciences de St. Petersbourg 1913. () Chamberlain, Methods in Plant Histology. Chicago 1905. 7) Histoire des Plantes, 9. Band, S. 275, Fußnote. Pollenschläuche und Embryosack-Haustorien usw. 4.QI centa s'äccroit plus ou moins au-dessous des ovuies en une sorte de corne ou de capuchon . . . , ou bien il s'apaissit assez regulierement autour des ovuies". Bei dem gereiften Ovar unserer Spezies zeigt die leicht herausgedrückte Scheidewand nach Entfernung der Ovula förmlich kraterartige Umwallungen. Man vergleiche auch Taf. VII, Figur 6 und 7. Die Piacent a, d. h. der stark verdickte Mittelteil der Scheide- wand, besteht, von den Gefäßbündeln abgesehen, aus lockerem, an Interzellularräumen reichen Gewebe von Zellen, die nach der Befruchtung reich an Stärke sind. Der unterste Teil der Scheide- wand ist dagegen von dichter Beschaffenheit. Er besteht aus, im senkrecht zur Scheidewand geführten Längsschnitt, rechteckigen, quergestreckten Zellen, die deutliche Längsreihen bilden. Auch die Gipfelpartie der Scheidewand besteht aus dichtem Gewebe, die wie die basale im Gegensatz zur Placenta später stärkearm ist. Die Ovula, im Gegensatz zu denen von Plantago lanceolata zu mehreren in jedem Fache, haben ein einziges, sehr dickes Inte- gument und einen langen, gegen Anfang und Ende trompetenartig erweiterten, Mikropylekanal. Das Knospenkerngewebe ist bis auf geringe Ueberreste geschwunden. Die den Embryosack umschließende innere Zellschicht des Integuments ist pflasterartig regelmäßig, ihre Zellen protoplasmareich. Es ist dies das sogenannte Epithel1). Auf dem Querschnitt des Ovulums tritt es als regelmäßiger Zellen- kranz besonders deutlich hervor. Der Embryosack zeigt die Eizelle von den zwei Synergiden begleitet und in der Mitte den sekundären Embryosackkern; Antipoden sind nicht zu erkennen2). Ich beobachtete den Pollenschlauch im oberen Teile des lockeren Schwammparenchyms der Placenta (Taf. VII Fig. 1). Der Schnitt zeigt ein ziemlich langes Stück des Schlauches mit protoplasmati- schem Inhalt. Figur 2 zeigt einen Pollen schlauch, von oben her oberflächlich auf dem Funiculus kriechend. Nachbarschnitte (Fig. 2 a und 2 b) erlaubten seine Verfolgung bis zur Mikropyle des Ovulums, in die er endlich in gewundenem Verlaufe eindringt. Daß sich der Pollenschlauch manchmal, in die Nähe der er- weiterten Mikropylemündung gelangt, in schraubigem Verlaufe in sie gewissermaßen eindreht, zeigt Figur 5. Die verhältnismäßige Dicke der Mikrotomschnitte zugleich mit einem günstigen Zufall 1) Vgl. W. Magnus, Die atypische Embryonalentwicklung der Podoste- maceen. Flora 1913, S. 320. 2) Vgl. dazu Balicka-Iwanowska, Contribution ä l'etude du sac embryonaire chez certains Gamopetales. Flora 1899, S. 62. 30* 4 62 Wilhelm Rössler: ermöglichte es, den schraubigen Verlauf im Zusammenhang zu beobachten. Auch der Schnitt, den Figur 6 darstellt, hat im Vorraum der Mikropylemündung den Pollenschlauch dreimal, zweimal quer und einmal längs, getroffen, weil eben der Schlauch nicht direkt, sondern gewunden verläuft. Bei der Figur ist zur Vermeidung eines Mißverständnisses zu beachten, daß die Mikropyle ganz rechts gelegen ist und nicht etwa links, wo die kissenartige Anschwellung der Pla- centa mit dem Integument einen Winkel bildet. Zur Verdeutlichung ist ein größerer Teil desselben Ovarschnittes bei schwächerer Ver- größerung in Figur 7 abgebildet. Die Lage des Mikropylekanals und Embryosacks ist durch punktierte Zeichnung, einem Nachbar- schnitt entnommen, angedeutet. Der in Figur 8 dargestellte Schnitt zeigt einen in die Mikropyle eindringenden Pollenschlauch. Demselben Ovar gehört das Ovulum an, dessen Mikropyle in Figur 9, stärker vergrößert, dargestellt ist. Der von rechts kommende Schlauch, ziemlich inhaltsarm, knäuelt sich vor der Mikropylemündung zusammen, um dann, reich an protoplasmati- schem Inhalt, in den Kanal einzudringen. Mehrfach wurde ein Pollenschlauch im Innern des Mikropyle- kanals verfolgt. Ein interessantes Verhalten eines Pollenschlauches zeigt der in Figur 3 dargestellte Schnitt. Er geht von der Placenta-Obcrf lache zum Ovulum über und ist dabei hintereinander sechsmal tordiert. Figur 4 zeigt einen Pollenschlauch, frei neben einem Ovulum r der Mikropyle zustrebend; sein Eindringen in sie wurde konstatiert. Meine Beobachtungen führen also zu dem einigermaßen über- raschenden Ergebnis, daß Plantago major nicht aporogam, sondern porogam ist : Der Pollenschlauch verläßt das lockere Placentagewebe, geht von der Placenta entweder oberfläch- lich oder auch frei in der Ovarhöhle zum Ovulum über und dringt endlich — in mehreren beobachteten Fällen in ge- wundenem Verlaufe — in die Mikropyle ein. Entweder ist unsere Spezies von ASCHKENASI nicht unter- sucht worden, dann wäre ihr abweichendes Verhalten — Porogamie im Gegensatz zu der Aporogamie der von ihm untersuchten Gattungs- verwandten - - sehr merkwürdig. Könnte nicht aber auch eine Ver-1 wechselung mit den von BALICKA.-IWANOWSKA 1. c. geschilderten Embryosack- Haustorien vorliegen, die ja nur im Gewebe verlaufen ? Pollenschläuche und Embryosack-Haustorien usw. 463 Nach der Befrachtung nämlich treibt der Embryosack diese merkwürdigen Gebilde, Mikropyle- und Chalaza-Haustorien ; mem- branlose Protoplasmamassen, die in das dann stärkereiche Integument eindringen, um dem heranwachsenden Endosperm und dem Embryo Nahrung zu verschaffen. Sie sind mit großem Kern versehen. Vermutlich durch ein ausgeschiedenes Enzym lösen sie die Nähr- stoffe.1) Als ASCHKENASI seine Untersuchungen anstellte, waren wohl diese Embryosack-Haustorien von Plantago major noch nicht bekannt, und es erscheint nicht ganz ausgeschlossen, daß er sie für Pollen- schläuche ansah. Wie dem aber auch sei ; mögen andere Plantago- Arten aporogam sein, für Plantago major trifft dies nicht zu; diese Spezies ist in normaler Weise p o r o g a m. Ich gedenke, auch andere Plant aginaceen auf ihren Pollenschlauchverlauf zu unter- suchen. Herrn Dr. DUYSEN und Herrn Prof. Dr. MIEHE schulde ich Dank für die Erlaubnis, vorliegende Untersuchung im botanischen Institut der landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin auszuführen. Erklärurg der Tafel VII. Sämtliche Figuren stellen Mikrotom-Längsschnitte durch das C)\ar von Plantago major L. dar. Fig. 1 . Ein Pollenschlauch im lockeren Placentagewebe von oben nach unten wachsend. Vergr. 600. Fig. 2. Ein Pollenschlauch, oberflächlich auf dem Funikulus hinkriechend. O deutet die Lage des Ovulums, PI die der Placenta an. Vergr. 600. Fig. 2a. Derselbe Pollenschlauch, sich der Mikropyle nähernd. Vergr. 600. Fig. 2 b. Derselbe in die Mikropyle eindringend. Vergr. 600. Fig. 3. Pollenschlauch, sechsmal tordiert, von der Placenta PI zum Ovulum O übergehend. Vergr. 625. x) Anmerkung: An dieser Stelle folgte in der der Versammlung vorgelegten Mitteilung ein erläuternder Hinweis auf 4 von mir aufge- nommene Mikrophotogramme. Das erste gibt einen Querschnitt durch den engen Mikropyle kanal wieder, um den sich ziemlich regelmäßig die 4 Mikropylehaustorien gruppieren. Man sieht, daß die Zellen des von ihnen durchzogenen Gebietes mit Stärkekörnern erfüllt sind. Das zweite und das dritte veranschaulichen Mikropylehaustorien, die sich schmal und fingerartig in das stärkereiche Integumentgewebe erstrecken. Das letzte Photogramm endlich stellt ein Chalaza-Haustorium mit großem Kern in dem stärke- reichen Gewebe dar. Der erheblichen Kosten wegen mußte auf die Reproduktion der Photogramme verzichtet werden. 464 E- Bachmann: Fig. 4. Pollcnschlauch frei im Ovarraum neben einem ( )\ ulum der Mikropvle zustrebend. Vergr. 600. Fig. 5. Pollenschlauch, der sich in schraubiger Windung in die Mikropvle eindreht. Vergr. 600. Fig. 6. Pollenschlauch in drei Schnittstücken sichtbar, nahe der Mikropvle des in Fig. 7 rechts unten dargestellten Ovulums. Die 2 Wülste links gehören nicht dem Ovulum, sondern der Placenta -Umwallung desselben an. Verg. 650. Fig. 7. Längsschnitt durch den größeren Teil eines Ovars. Das rechte untere Ovulum in 6 zum Teil vergrößert dargestellt. Punktiert (weil einem Nachbarschnitt entnommen) sind derMikropyk kanal und der Embryo- sack eingezeichnet. Vergr. 43. Fig. 8. Pollenschlauch in die Mikropvle dringend. Vergr. 600. Fig. 9. Pollenschlauch, von rechts kommend, knäuelt sich vor der Mikropvle zusammen und dringt, dort ziemlich inhaltreich, in den Kanal ein. Vergr. 1080. 44. E. Bach mann: Die Beziehungen der Kieselflechten zu ihrer Unterlage. III. Bergkristall und Flint. (Mit 8 Abbildungen im Text.) (Eingegangen am 21. Mai 1917.) Daß die Silikate Glimmer1) und Granat2) von Flechtenhyphen chemisch angegriffen werden, habe ich für jenen an unzweifelhaften Aetzspuren, für diesen an stufenweise verfolgbaren Zersetzungser- scheinungen nachweisen können. Ob dagegen Quarz selbst, die wasserfreie Kieselsäure, von Flechten mit sichtbarer Wirkung auf- gelöst wird, ist eine noch offene Frage. Stahlecker3) bejaht sie für Rhizocarpon coniopsoideum Hepp. ganz sicher, ich habe sie für Rhizocarpon geograplücum DC. verneinen müssen. STAHLECKER gründet seine Ansicht auf folgenden Versuch: 1) E. Bachmann, Die Beziehungen der Kieselflechtcn zu ihrem Substrat. Diese Berichte Bd. XXII, S. 102. Ders., Die Rhizoidenzone granitbewohnender Flechten. Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot., Bd. 40. 2) Ders., Die Beziehungen der Kieselflechtcn zu ihrer Unterlage. IL, Granat u. Quarz. Diese Berichte Bd. XXIX, S. 202 ff 3) E. Stahlbecker, Untersuchungen über Thallusbildung und Thallus- bau usw. Inaug. -Dissertation. Stuttgart 1905. Die Beziehungen der Kieselflechten zu ihrer Unterlage. 465 auf Quarzf lachen, von denen die Flechtenanflüge mittels Salpeter- säure entfernt worden waren, brachte er eine Fuchsinlösung. Nach- dem der Ueberschuß derselben mit Fließpapier aufgenommen worden war, „zeigten sich wirklich die Hyphenbahnen noch rot gefärbt, und es ergab sich in roten Fäden ein mit dem ursprünglichen, das die schwarzen aufliegenden Hyphen dargeboten hatten, übereinstimmen- des Bild. Der Quarz ist also faktisch durch die Hyphen genau ihrem Verlauf entsprechend korrodiert worden". Weniger deutlich will er dasselbe bei Lecidea crustulata Ach. beobachtet haben. Für letztere Flechte bot sich mir ein ganz besonders geeignetes Untersuchungsmaterial im Bergkristall der Topasbreccie vom Schneckenstein im Erzgebirge, für einige andere Flechten ein auch noch recht brauchbares im Flint der Insel Rügen. Der botanischen Untersuchung habe ich eine chemische voraus- geschickt, um die Angreifbarkeit dieser beiden Kieselsäurearten, der wasserfreien und der wasserhaltigen, zu prüfen : In die dünne Paraffin- schicht, mit der Proben von ihnen überzogen worden waren, wurden Zeichen eingeritzt, und die so vorbereiteten Mineralien entweder in eine Atmosphäre von Fluorwasserstoff gas gebracht oder* mit einem Brei von Flußspatpulver und konzentrierter Schwefelsäure bedeckt. Selbst bei 24stündiger Einwirkung blieb der Bergkristall unverletzt und zeigte nicht das geringste Blindwerden seiner glänzenden Ober- fläche. Der Flint war dagegen stark angeätzt und an den bloßgelegten Stellen von einer dicken Kruste weißen, mehligen Kieselsäurehydrats bedeckt. Dementsprechend wäre auch ein verschiedenes Verhalten von Bergkristall und Flint gegen Flechten zu erwarten, wenigstens wahrscheinlich. Ueber die Topasbreccie, der die untersuchten Bergkristalle entstammen, heißt es in dem Text1) zur geologischen Sektion Falken- stein: ,,Die Hauptmaterie der Schneckensteinbreccie besteht aus gewöhnlich faustgroßen Bruchstücken eines Schiefers, welcher aus dünnen, feinkörnigen Quarzlagern und solchen von feinfaserigem, radial strahligem und filzigem Turmalin zusammengesetzt ist. Diese Mineralmasse wird zu einem Brockenfels verkittet durch weißen Quarz, in erster Linie aber durch Topas. Zahlreiche Hohlräume enthalten Drusen von wohlausgebildeten Bergkristallen." Durch ihre Kleinheit, Farblosigkeit und Durchsichtigkeit eignen sich diese vorzüglich zur mikroskopischen Untersuchung, selbst mit stärkeren 1) Erläuterungen zur geolog. Spezialkarte des Königreichs Sachsen: M. Schröder, Sektion Falkenstein, S. 40. Leipzig 1885. 466 E. Bachmann : Vergrößerungen. Zu diesem Zwecke werden sie am besten mit Canadabalsam auf Objektträger aufgekittet. Auch die reinsten, durch starken Glasglanz ausgezeichneten Kristallenen weisen, wie Abb. 1 zeigt, zweierlei rnregelmäßigkeiten der Flächenausbildung auf, erstens eine von ,, oszillatorischer Kom- bination" herrührende zarte Streifung parallel zu der Kante zwischen Protoprisma und Protopyramide, zweitens eine nicht ganz gleich- mäßig verbreitete Rauhigkeit. Sie rührt von zahllosen kleinen, punkt-, Linien-, stern- oder fleckenförmigen Vertiefungen her, die 3 bis 6, meistens nur 1 bis 2 f* tief und von sehr ungleicher Größe sind. Die Vertiefung a war, um nur ein Beispiel anzuführen, 57 f> lang und 11,4 bis 26,6 p breit. Diese Rauhigkeiten müssen sich bei der Entstehung des Kristalls gebildet haben, wie, darüber spreche ich keine Vermutung aus, hebe aber das Vorhandensein von Kohlen- \ «... «£**& Vv*-; •■• Abb. 1. Prismenfläche eines Bergkristalls mit zwei Unregelmäßigkeiten der Kristallausbildung: Parallelstreif uns und Rauhigkeit. 2S/V dioxydlibellen im Innern des .Minerals ausdrücklich hervor. Jeden- falls sind sie nicht nachträglich entstanden, wie die drei Stellen an den beiden Prismenrändern, wo der muschelige Bruch die äußere mechanische Einwirkung unmittelbar erkennen läßt. Ueber manche dieser Bergkristalle haben sich nun von der zusammenhängenden Topasbreccie her Flechtenränder ausgebreitet, wie Abb. 2 erkennen läßt, in der aber nur die rechte Hälfte einer Prismenfläche mit ihrer Flechten bedeckung dargestellt worden ist. Der Grund der Fläche ist bereits von Thallusfeldern bedeckt, deren Alter man sicher auf mehrere Jahre schätzen darf. Von ihnen aus erstreckt sich der schwarze Prothallus, der aber an einigen Punkten auch schon, von Gonidien befallen, Thallusfelder zu bilden beginnt, nach dem freien Ende des Kristalls. Nachdem das Präparat auf dem Tisch des Mikroskops durch Klemmen befestigt worden war, befeuchtete ich das Vorlager mit Die Beziehungen der Kieselflechten zu ihrer Unterlage. 467 warmem Wasser und strich nach dessen Erkaltung mit einer aus- geglühten enthärteten Stahlnadel leicht über die Oberfläche des Kristalls und zwar rechtwinklig zur Ausbreitung der Prothallus- hyphen. Dabei lösten sich die getroffenen Hyphenteile leicht von der Unterlage los, und es entstand eine schmale Lücke im Hyphenver- lauf. Da das basale und apikale Stück der schwarzen Hyphen er- halten geblieben war und da sie ihren Ort nicht verändert hatten, mußte eine Aetzspur an der weggekratzten Stelle sichtbar werden, falls die Flechten den Bergkristall chemisch anzugreifen vermögen. Aber selbst bei 220 facher Vergrößerung war davon nichts zu sehen. A b b. 2. Rechte Hälfte einer Bergkristall-Prismenfläche, mit Lagerfeldern und Vorlager von Lecidea crustulata. 23 Iv Der Versuch wurde . dann weiter basiswärt s mit gleichem Erfolg wiederholt. Hierauf entfernte ich eine, dann mehrere von den Areolen am Grunde des Kristalls, sah aber auch hier eine unverletzte, stark glänzende Prismenfläche zum Vorschein kommen. Schließlich wurde das ganze Gewebe bis auf die untersten Thallusfelder und die äußersten Prothallusspitzen entfernt und nun dieses Präparat unter dem Objek- tiv verschoben, bis es sich mit dem vorhergezeichneten Bilde (Abb. 2) bei Betrachtung durch den Abbeschen Zeichenapparat genau deckte. Hätten die Flechtenbc standteile den Bergkristall angeätzt, so würde man jetzt einen Unterschied zwischen den nackten Stellen desselben und denen, die von Hyphen bedeckt gewesen waren, erkennen müssen. 468 E. Bachmann : Das war nicht der Fall, beide glichen sich vollständig. Die entblößte Fläche zeigte, in völliger Uebereinstimrnung mit der in Abb. 1 darge- stellten Prismenfläche, nur die beiderlei Unregelmäßigkeiten der Kristallausbildung, die den Schneckensteinkristallen eigen sind. Aus alledem schließe ich, daß selbst m e h r j ä h r i g e E i n w i r k u n g des La g e r s von Lecidea crustulata Ach. nicht imstande ist, die Substanz des Berg- kristalls chemisch anzugreif e n. F 1 i n t eignet sich weniger gut als Bergkristal 1 zur mikroskopi- schen Untersuchung. Denn obschon er sich leicht in dünne Splitter zerschlagen läßt, bleiben diese infolge ihrer dunklen Farbe oder Abb. 3. Ein Stück Flint in natürlicher Größe; bei a, a', a" von Spalten durchzogen, bei b Grübchen mit kleinen Flechtcnlagern, bei c, c', c" künstliche Schlagflächen von muscheligem Bruch. Trübheit zu undurchsichtig, um in durchfallendem Lichte unter- sucht zu werden. Auffallendes Licht aber gestattet die Anwendung von höchstens hundertfacher Vergrößerung. Auch das in Abb. 3 dargestellte Flintstück gestattete nur die Anwendung auffallenden Lichtes. Seine Oberfläche war von vielen kleinen Vertiefungen wie pockennarbig und an den drei, durch a, a', a" bezeichneten Bogenlinien von tiefgehenden Spalten durchzogen. Längs der beiden ersten Spalten hatte sich Lecanora polytropa (Ehrh.) Th. Fr., F. illusoria Ach., auf der dritten und in den meisten Grüb- chen, nicht bloß bei b, wie es die Zeichnung darstellt, sondern auf der ganzen Oberfläche, Buellia stelliüata (Tayl.) Br. et Rostr. ange- siedelt. Nur auf den durch muscheligen Bruch ausgezeichneten Die Beziehungen der Kieselflechten zu ihrer Unterlage. 469 frischen Bruchflächen c, c', c" fehlten die flechtenerfüllten Grübchen. Endlich hatte sich vom oberen Rande her ein Lager von Parmelia subaurifera Nyl. bis zu 2% cm Breite über den Stein ausgebreitet. In trockenem Zustande ließ sich diese Blattflechte nicht ohne arge Verletzung und unter Zurücklassung beträchtlicher Unter- rindenteile von dem Stein trennen. War sie aber mit Wasser längere Zeit aufgeweicht worden, so gelang die Trennung bei vorsichtigem Darunterfahren mit einem enthärteten Skalpell immer ohne nennens- werte Verletzung der Flechtenunterseite. Bei mikroskopischer Be- trachtung zeigte diese eine große Anzahl von Rhizoiden, die samt und sonders zu Fußplatten mit sternförmigem Umriß ausgewachsen waren (vgl. Abb. 4). Ihr Durchmesser schwankte bei kreisrunden Abb. 4. Neun Haftplatten von Rhizoiden der Flechte Parmelia rubaurifera, von der Unterseite gesehen. 78/1. Platten zwischen 152 und 217 fi ; bei einer länglichrunden betrug; der längste Durchmesser 310, der kürzeste 235 p. Der mehr oder weniger deutlich strahlige Bau dieser Fußplatten erklärt sich aus der durch Abb. 5 veranschaulichten reihenweisen Anordnung seiner Zellen, die farblos, dickwandig sind und ein lufterfülltes, darum dunkel aussehendes, enges Lumen besitzen. Sie sind zu einer ein- schichtigen Platte vereinigt, welche in dem dargestellten Fall vom Stiel bis zur äußersten Spitze des Randes 239,4 [i, rechtwinklig dazu 77,4 (i Radius mißt. Die Durchmesser des Stiels betrugen nur 22,3 und 19 /*. Die Stiellänge der Rhizoiden erwies sich in Mikrotom- schnitten 95 bis 115 (Jb. Meist sind die Fußplatten völlig eben, manch- mal konkav, selten konvex. Der Höhenunterschied zwischen Mitte und Rand beträgt bis zu V12 vom Durchmesser, meist aber viel 470 K- Bachmann: weniger, entsprechend der Flintoberfläche, der sie eng angeschmiegt sind. In die größeren und stärker gewölbten Grübchen des Steins sind die Khizoiden nicht eingedrungen, weil die schon mit kleinen Lagern von Buellia stcllülata und Lecanora polytropa erfüllt waren, die den Flint bereits besiedelt hatten, ehe die Parmeliavom Rande her über sie hinwegwuchs. Da Flint gegen Fluorwasserstoff weniger widerstandsfähig ist als Bergkristall, wäre es wohl denkbar, daß die Fußplatten ihn durch irgend ein Absonderungsprodukt chemisch beeinflußten. Wäre das wirklich der Fall, so müßte ihre so außerordentlich charakteristi- sche Sternform als Aetzspur bei 78- und 94 facher Vergrößerung sichtbar sein. In Wahrheit war davon nicht das geringste zu sehen, Abb. 5. J >ie Hälfte einer Haftplatte von Parmelia rubaurifera, stärker vergrößert. 220/v und ich schließe daraus, daß die Fuß platten der Rh i - z o i d e n v o n Parmelia rubaurifera d e n F Li n t c h e m i s c h nicht a n z u g reifen vermögen, sonde r n n u r mechanisch, wenn auch mit großer Festig- keit, an ihm hafte n. Die Einrichtungen, durch welche die Befestigung an dem Flint so vortrefflich besorgt werden, sind am besten an einem Längsschnitt durch eine der Rhizoiden zu erkennen: Wie Fig. 6 zeigt, besteht der etwa 90 ^ lange und 32 ^ dicke Stiel aus einer einschichtigen, dunkelbraunen, 6,2 bis 7,9 p dicken Epidermis und einem Kern hell- brauner Hyphen. Die Zellen jener sind isodiametrisch, im Längs- schnitt gesehen quadratisch und besitzen ein sehr enges, protoplasma- Die Beziehungen der Kieselflechten zu ihrer Unterlage. 471 erfülltes Lumen. Dieses wird von einer doppelten Wandschicht umschlossen, einer inneren dünnen, farblosen und einer äußeren, dickeren, dunkelbraunen. In ihrer Gesamtheit sind diese Epidermis- zellen noch von einer dünnen hellbraunen Wandschicht kutikula- ähnlich überzogen. Am Stielgrunde geht die Epidermis in die genau ebenso beschaffene unterseitige Rinde des Lagers über, die sich nicht bloß durch große Härte, sondern auch durch ungewöhnliche Sprödig- keit auszeichnet, wie daraus ersichtlich ist, daß sie beim Schneiden mit dem Mikrotom regelmäßig zerbricht, wogegen die hellere und dünnere oberseitige Rinde in ihrem Zusammenhange nicht gestört wird. Nach der Fußplatte zu, etwa bei Dreiviertel der Stiellänge beginnend, wird die Epidermis des Stieles heller, ihre Zellen sind in der Richtung der Stielachse gestreckt, die der Fußplatte zunächst Abb. 6. Querschnitt durch ein Rhizoid mit Haftplatte von Parmelia sub- aurifera. 3'°/i- liegenden sind ungefärbt und gehen so allmählich in die eigentümlichen Zellen der Fußplatte über, die mit einem Worte als S ch 1 e i m z e 1 1 e n bezeichnet werden können. Ihre Wände sind ebenfalls sehr dick, nicht oder undeutlich geschichtet, ganz farblos, stark quellbar und umschließen ein enges, lufterfülltes Lumen. Querwände zwischen den benachbarten Zellen sind nicht erkennbar; man sieht nur eine ho- mogene, farblose Schleimplatte, in welche die Luftbläschen als ganz kleine, weit voneinander abstehende Pünktchen eingebettet sind. Daß sich eine solche ausgedehnte Schleimfläche der Unterlage aufs Innigste anschmiegen und durch einfache Adhäsion fest mit ihr verkleben muß, ist klar. Die weite Höhlung des Stieles ist nicht ganz bis zum Grunde ziemlich lückenlos mit bräunlichen, langgliedrigen Hyphen erfüllt, die im allgemeinen mit der Längsachse des Stieles parallel verlaufen. 472 E- Bachmann: Ihre Zellen sind 3, höchstens 4 ^ lang, 8 bis 12 (* lang und werden von einem kaum 1 p dicken Protoplasmafaden durchzogen. Nach der Fußplatte werden sie farblos, an der Stielbasis gehen sie ziemlich unvermittelt in die zarten, farblosen Hyphen des sehr lückenreichen Marks über. Nach ZUKAL1) dient diese Hyphcnmasse des Rhizoidenstieles der Wasserleitung; er steht nicht an, sie geradezu mit einem ,, Saugdocht " zu vergleichen. Daneben unterstützt sie sicherlich die Epidermis, die in erster Linie als mechanisches Gewebe anzusehen ist, in ihrer Aufgabe, die unterseitige Rinde mit dem Flint fest zu verbinden. Endlich dürfte den Rhizoiden noch die biologische Bedeutung von \Yasserspeichern zukommen, wie die Ouellbarkeit des Stielendes und besonders der Fußplatte erkennen läßt. In dem flachen, kaum 100 [* mächtigen Hohlraum zwischen der unterseitigen Rinde des Flechtenlagers und den Fußplatten muß sich eingedrunge- nes Regen wasser lange halten, und wenn es von den Saugdochten dem Flechtenlager zum größten Teil zugeführt worden ist, muß es von den Schleimplatten der Rhizoiden noch festgehalten werden. Kleine, fremdartige Algenkolonien, die der Innenseite der Fußplatten nicht selten anliegend gefunden werden, sprechen auch dafür, daß dieser Hohlraum eine natürliche „feuchte Kammer" darstellt. Die äußersten Randlappen der Flechte sind mit dem Flint noch nicht verklebt, weil ihre Rhizoiden noch keine Haftplatten entwickelt haben. Sie ähneln bei etwa 50 f* Länge den von ROSEN- DAHL2) beschriebenen und abgebildeten Rhizoiden der Parmelia aspidota, von denen Verfasser sagt: ,,An der Spitze des Rhizoids erscheinen die Hyphen infolge starker Vergallertung ihrer Mem- branen nach unten zu einer Quaste aufgelöst und in ein förmliches Gallert bett eingehüllt. Bisweilen kommt es vor, daß die Gallert- massen von 2 oder 3 mit den Enden sich berührender Rhizoiden zu einer einheitlichen Gallertmasse verschmelzen, die dann, wie eine breite Haftscheibe erscheint." Auch bei der flint bewohnenden Parmelia subaurifera habe ich die seitliche Verwachsung benachbarter Fußplatten beobachtet. Die Flechte Lecanora polytropa (Ehrh.) Th. Fr. /. illusoria Ach. hatte sich auf dem in Fig. 3 dargestellten Flintstück hauptsäch- 1) Zukal, Hugo, Morphologisch-biologische Untersuchungen über die Flechten, IL, S. 36. Aus den Sitzungsberichten der Kaiserl. Akad. d. VViss. in Wien. Math.-naturwiss. Klasse. Bd. IV, Abtlg. I, Dez. 1895. 2) Rosendahl, Friedrich, Vergleichend-anatomische Untersuchungen über die braunen Parmelien. Nova Acta d. Kaiser]. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Bd. 87, S. 411, Taf. XXV, Fig. 5. Die Beziehungen der Kieselflechten zu ihrer Unterlage. 473 lieh längs der beiden Spalten a und a' entwickelt. Nach längerem Aufweichen in warmem Wasser ließan sich die apotheziumt ragenden kleinen Lagerpolster von der Unterlage lösen, so daß die weiße glatte Flintfläche unversehrt zutage trat. In trockenem Zustande oder bei nicht genügendem Anfeuchten bleibt ein dünnes Häutchen der Lagerunterseite am Steine haften. Es besteht nur aus weißem Hyphen, die mit dem Substrat fest verklebt sind, oder enthält auch noch Teile der Gonidienschicht und sieht dann grünlich aus. Von Aetzspuren ist nicht das geringste zu sehen wohl aber hat die Fleche in den 12 mm tiefen Spalt bis zu 1 1 mm Tiefe hinab ein feinmaschiges Netz von rhizoidalen Hyphen getrieben. Die jüngeren von ihnen sind farblos, höchstens 2 y» dick, verzweigt, undeutlich gegliedert und sehen bei Lupenbetrachtung wie feinstes Spinnengewebe aus. Das gröbere, schmutzig bräunliche Netz besteht aus anastomosierten Strängen, deren jeder aus zahlreichen, parallel nebeneinander ver- laufenden, aber nicht verwachsenen, bis 3 [*> dicken Hyphen besteht. An einigen Stellen des Spaltes finden sich außerdem grüne Anflüge von PleurococcuszeWen und von Chlor oeoecum grumosum. Auch hier sind auf der völlig glatten Spaltfläche keinerlei Aetzspuren zu erkennen, nichts als die durch Kapillarität festgehaltene Feuchtigkeit hat die Flechtenhyphen in den Spalt gelockt und ihre reiche Aus- breitung ermöglicht. Aus demselben Grunde haben sich die kleinen Lager der Buellia stellulata die Grübchen der pockennarbigen Flint- oberfläche zur Besiedelung ausgewählt, sind an ihr festgeklebt, ohne sie anätzen zu können. Eine Ausnahme, aber auch nur eine scheinbare Ausnahme, macht der bekannte weiße, kreideartige Ueberzug, von dem nicht selten dunkle und völlig homogene Flinte bedeckt sind. In einem Falle war dieser Ueberzug etwa y2 mm dick, aber nicht „mehlartig", wie oft angegeben wird, nicht einmal kreideartig; denn dann hätte er sich mit einer Bürste wegbürsten lassen müssen, während er sich höchstens mit einem enthärteten Messer wegkratzen ließ. Er war also viel weicher als seine dunkle Unterlage und zwar infolge einer äußerst feinporösen, erdigen Beschaffenheit. Auf ihm hatte sich Placodium saxicolum (Poll.) Kbr. ausge- breitet und sogar einige Lappen auf den homogenen Flint hinüber- geschickt. An etlichen Stellen war die Flechte schon abgestorben und hatte sich hier von dem Stein losgelöst, aber unter Zurücklassung eines deutlichen Bildes ihrer ehemaligen Ausbreitung: die Kontur der Lappen war durch zwei schmale, schwarze, erhöhte Linien gekennzeichnet, wogegen sich die Mitte zwischen beiden Strichen durch bräunliche Färbung von dem reinen Weiß der kreideartigen 474 E. Bachmann: Flintkruste abhob. Bei mikroskopischer Untersuchung der abge- kratzten Rückstände zeigte sich, daß die schwarzen Ränder aus Gruppen dickwandiger, brauner, kugelförmiger, Zellen bestanden und daß die bräunliche Mitte aus einem Gemenge von Flintsplitt ri- ehen, die im dunklen Gesichtsfeld schwach leuchten, und farblosen, zarten Flechtenhyphen zusammengesetzt war. Die Erklärung ergibt sich aus dem anatomischen Bau der Thalluslappen : Sie sind schwach rinnenförmig und wenden die konkave Seite dem Stein zu. Im Querschnitt folgt, wie Abb. 7 zeigt, auf eine sehr dicht paraplekten- chymatische, farblose oberseitige Rinde von 22,8 bis 38 [*> Dicke eine ungefähr ebenso mächtige Gonidienschicht. dann eine sehr lückenreiche Markschicht, die nach unten durch eine einschichtige Rinde, oder vielmehr nur durch den Versuch zu einer unterseitigen Rinde begrenzt ist. Ihre rundlichen, 4 bis 5 p messenden Zellen be- sitzen in ihrer Membran eine braune Aüßenschicht, die aber öfters u.-R Abb. 7. Querschnitt durch einen Thalluslappen \on Placodium saxicolum, schematisch gezeichnet: oR = oberseitige Rinde. G = Gonidienschicht. M = Mark, u R = unterseitige Rinde, P = VerdickungspolsUr der unter- seitigen Rinde, Rh = rhizoidale Hyphen. nur an der dem Stein zugewendeten Zellhälfte vorhanden ist, an der markwärts gewendeten fehlt. Außerdem treten zwischen ihnen viele Lücken auf, an denen zarte, farblose rhizoidale Hyphen dem Stein zu wachsen, die also, einen dichten Bart bildend, die unterste Be-. grenzungsschicht des Flechtenlagers darstellen. An beiden Lappen- rändern aber ist die geschilderte Rinde zu mächtigen schwarzeß Polstern (P in Abb. 7) verdickt, deren kugelrunde Zellen 4 bis 6 p messen, in mehr oder weniger radiär gerichteten Reihen bis zu sechs hintereinander angeordnet sind und ebenfalls kleinere und größere Lücken zwischen sich lassen, denen jedoch nie rhizoidale Hyphen entspringen. Ihr ganz kleines, punktförmiges, protoplasmaerfülltes Lumen wird von einer sehr dicken, farblosen und diese wieder von einer dünnen, dunkelbraunen Membranschicht umgeben. Die unter- sten Polsterzellen sind an ihrer steinwärts gewendeten Seite noch von einer 1 bis 2 {*> dicken, farblosen Gallertschicht bedeckt, durch Die Beziehungen der Kieselflechten zu ihrer Unterlage. 475 welche die beiderseitigen Polster mit dem Stein fest verklebt werden. So entsteht zwischen dem Thalluslappen und dem Stein ein flach tunnelförmiger Hohlraum, der ebenfalls als „feuchte Kammer" anzusprechen ist. So ist der Bau der Lagerlappen, die sich auf dem homogenen schwarzen Flint von Rügen und auf Sandstein von Hiddensöe ausgebreitet hatten. Die auf der weißen, kreideartigen Rinde gewach- senen Lappen haben eine noch schwächer entwickelte unterseitige Rinde; an den meisten Querschnitten fehlt sie ganz, an anderen treten nur ^reinzelte oder kurze Reihen von braunen Rindenzellen zwischen den beiden Randpolstern auf. Fast überall dringt das Mark unmittelbar in die rhizoidalen Hyphen bis zum Stein vor und wegen der porös-erdigen Beschaffenheit desselben sogar in ihn ein. Daß /- ,. % v: S.T Abb. 8. Verdickungspolster der unterseitigen Rinde, stark vergrößert. "70/i- dabei eine nennenswerte Auflösung der Kieselsäure durch die rhi- zoidalen Hyphen stattgefunden hätte, etwa so, wie sie Bohnenwurzeln auf einer polierten Marmorplatte bewirken, habe ich nicht konsta- tieren können. Bei genauer Einstellung des Tubus auf den bräun- lichen Raum zwischen z.wei schwarzen Randpolsterlinien und dann auf die reinweiße Steinrinde außerhalb des ehemaligen Thallus- verlaufes konnte ich keinen Höhenunterschied einwandsfrei fest- stellen. Kurz, die vier untersuchten Flechten sind nicht imstande, auf der für Fluorwasserstoff so leicht angreifbaren Flintsubstanz Aetzspuren zu hinterlassen. Ihre chemische Einwirkung auf die Kieselsäure ist ganz geringfügig. Die große Festigkeit, mit der sie dem Stein anhaften, wird durch Klebzellen an besonderen Organen Ber. der deutschen bot. Gesellscü. XXXV. 31 476 Peter Stark: bewirkt (Parmelia subaurifera und Placodium saxicolum). Bei Leca- nora polytropa f. illusoria und bei Buellia stellulata fehlen Klebzellen ; sie adhäsiercn an dem Stein, indem sich die dicht paraplektenchyma- tisch gebaute Unterseite des Lagers den Unebenheiten des Flints genau anschmiegt; nur in Gesteinsspalten senden sie rhizoidale Hyphen oft bis zu bedeutenden Tiefen. 45. Peter Stark: Über die Variabilität der Blüte von Paris quadrifolia. (Mit 1 Abbildung im Text.) (Eingegangen &m 22. Mai 1017.) In meiner vor zwei Jahren erschienenen Arbeit über die Glieder- zahlschwankungen im Laubblattquirl von Paris quadrifolia habe ich einen zweiten Teil, der sich auf die Blütenverhältnisse erstrecken soll, in Aussicht gestellt. Diese Untersuchungen sind im wesent- lichen abgeschlossen, so daß ich einen vorläufigen Bericht zu geben vermag. I. Überblick über die beobachteten ßlüteiivariatioiien. Ich beginne damit, eine Uebersicht über die beobachteten Blütenvariationen zu geben. Als Unterlage diente mir ein Material von über 1 1 000 Blütensprossen, die den früher näher bezeichneten badischen Standorten entstammen. Wie beim Laubblattquirl, so kann auch hier betont werden, daß die Variabilität im Vergleich zu deutschen und außerdeutschen Nachbargebieten außerordentlich hoch ist. Man kann die auftretenden Variationen gliedern in solche, die mehr lokaler Natur sind und das Diagramm unregel- mäßig stören und solche, durch die der Bauplan in harmonischer Weise geändert wird. 1 . Lokale V e r ä n d e r ti n g e n. a) M e t a m o r p h o s e n. Beobachtet wurde die Umwand- lung von Kelchblättern in Laubblätter, von Petalen in Sepalen, von Sepalen in Petalen, von Antheren in Kronblättern und schließ- lich von Karpellen in Antheren. Häufig sind auch Zwischenbildungen zwischen Laubblättern und Kelchblättern oder zwischen Kelch- blättern und Kronblättern. Sie treten besonders in solchen Sprossen Über die Variabilität der Blüte von Paris (juadrifolia. 477 auf, wo sowohl die Laubregion als auch die Blütenregion ihre Quirle in Spiralen auflöst, so daß ein kontinuierlicher Uebergang von Kreis zu Kreis stattfindet. Oft ist die Metamorphose nur halbseitig. b) Gabelung. Wie bei den Laubblättern treten auch bei den Blütenorganen vielfach ± weitgehende Spaltungen auf, seltener bei Petalen und Sepalen, sehr häufig aber bei Antheren und Griffeln. c) Vermehrung. Entsprechend unseren Beobachtungen über den Laubblattquirl zeigen auch oft die verschiedenen Blüten- kreise einzelne oder mehrere überschüssige Glieder. Dies gilt in besonderem Maße von den Staubblättern und zwar in erster Linie von denen, die vor den breiteren Kelchblättern stehen. Mitunter trägt eine einzelne Sepale drei nebeneinandergestellte Antheren. Die Spaltung der Staubblätter erfolgt meist in radialer, seltener in tan- gentialer Richtung. d) Verminderung. Unterzähligkeit eines Blütenquirls ist eine viel seltenere Erscheinung als Ueberzähligkeit. Solche Fälle sind besonders im Kronblatt kreis anzutreffen, wo der Schwund sich häufig auf mehrere Glieder erstreckt. Bemerkenswert ist, daß die Reduktion oft unvollständig ist, derart, daß man in vielen Fällen noch einen kleinen Stummel erkennen kann. 2. Harmonische Aenderungen des Bauplans. a) Veränderte Ausgestaltung einzelner Blütenquirle. Hier sind zwei Fälle zu nennen. Der erste bezieht sich auf den Sepalenkreis. An dem Standort von Döggingen (Baar) und Schönberg (Breisgau) stößt man häufig auf ganze Rudel von Sprossen, die durch ihre abnorm vergrößerten, oval verbreiterten, netzadrigen Kelchblätter auffallen, so daß die Blüte einen ganz neuen Habitus erhält. Der zweite Fall betrifft die Antherenkreise. An manchen Standorten zeigen sie, ohne daß sich ein äußerer Grund dafür angeben ließe, die Tendenz zu vergrünen. Sie unterscheiden sich makroskopisch dann in keiner Weise von den Kronblättern. Dieser Vorgang erinnert daher durchaus an die gefüllten Blüten. b) Einfügung neuer Blütenquirle: Hie und da begegnet man Diagrammen, die dadurch auffallen, daß zwischen Sepalen und Petalen ein dritter Quirl von Perigonblättern einge- schaltet ist, der morphologisch die Mitte einhält und ebenfalls An- theren trägt. Während es sich hier aber um vereinzelte Ausnahmen handelt, ist ein anderer Typus von Quirlvermehrung recht häufig. Er kommt dadurch zustande, daß die episepalen Staubgefäße sich alle in tangentialer Richtung spalten. Jedem Kelchblatt sind dann zwei hintereinanderstehende Staubblätter vorgelagert. 31* 478 Peter Stark: c) Verdoppelung der Gliederzahl in ein e m O u i r 1. Dieser Fall, bis jetzt bloß bei den Kelchstaubblättern beob- achtet, schließt sich an den soeben geschilderten an. Alle episepalen Staubgefäße spalten sich in radialer Richtung, so daß jedes Kelch- blatt zwei nebeneinandergestellte Staubblätter trägt. d) Ausschaltung eines Quirls. Es wurde schon erwähnt, daß die% Kronblätter in höherem Maße zum Schwunde neigen. So trifft man denn auch dann und wann Formen, bei denen dieser Prozeß bis zu völliger Apetalie fortgeschritten ist. e) Harmonisc h e V e r mchrung o d e r V ermin- derung aller Quirlzahlen. Wenn die Vermehrung oder Verminderung alle Quirle gleichzeitig trifft, dann gelangen wir zu y V y y X [ 0 • ). \ • 1 • i \. y Abb. 1. Diagramme mit veränderter Symmetrie. 3 Staubblätter und 2 Kronblätter an je einem Pol zusammengerückt. radiären Blütendiagrammen, die im Gegensatz zu dem normalen Vierertypus trimer, pentamcr, seltener hexamer oder gar hepta- mer sind. f) Aend e rung der S y m m e t r i e v e r h ä 1 1 n i s s e. Eine Verschiebung der Symmetrieverhältnisse ist natürlich schon dadurch gegeben, daß einzelne Blütenteile ausfallen, eingeschoben werden oder eine abnorme Gestaltung erleiden. Ich denke hier aber nur an jene Fälle, wo der radiäre Typus durch ein Verrücken der Blütenglieder gegeneinander verlassen wird. Diese interessante Abweichung wurde bloß zweimal beobachtet. In beiden Fällen war die Karpellzahl auf zwei reduziert (Abb. 1). Eine Erklärung des beigefügten Schemas ist wohl überflüssig. Wesentlich ist, daß nur noch zwei ungleich wert ige Symmetrieebenen vorhanden sind. Über die Variabilität der Blüte von Paris quadrifolia. 479 II. Die Korrelationen zwischen den verschiedenen Uuirlen. Wir haben im Bisherigen die Blüten Wandlungen im einzelnen beschrieben und wollen nun die Beziehungen erörtern, die zwischen den verschiedenen Quirlen bestehen. Unsere Betrachtung erstreckt sich hierbei lediglich auf die Ouirlzahlen. Daß in der überwiegenden Zahl der Fälle keine Willkürlichkeit herrscht, sondern daß für die Abweichungen nach der Plus- und Minusrichtung besonders dann, wenn gleichzeitig mehrere Kreise variieren, ganz bestimmte Regeln gelten, erscheint ja keineswegs verwunderlich. Die erste Frage, die hierbei auftaucht, ist die, ob an bestimmte Veränderungen des Laubblatt quirls auch solche der Blütenregion geknüpft sind, oder mit anderen W7orten : besteht zwischen der Gliederzahl des Laubblatt- quirls und der irgend eines Blütenquirls eine Korrelation ? Diese Frage soll durch Tabelle I, und zwar an Laub- und Kelchblättern, Tabelle I. Korrelation zwischen Laubblatt- und Kelchblattquirl. Zahl Zahl der Kelchblätter Mittl. Zahl der Laubbl. Zahl der Kelchbl. der Fälle 3 4 5 6 7 3 204 94 12 1 3,39 311 4 54 8 378 19 3 — 4,00 8 454 5 14 111 458 1 1 4,18 2319 6 — 2 55 10 — 4,43 176 7 — — 3 3 1 5,33 9 — 272 10 430 547 18 2 — 11 269 illustiert werden. Als Grundlage für die statistische Zusammen- stellung diente hier das gesamte verarbeitete Material. Allerdings ist hierzu zu bemerken, daß nur die Sprosse mit abweichender Glieder- zahl vollzählig dem Standort entnommen wurden, die Vierersprosse nur zum Teil. Dadurch wird aber das Resultat nicht in wesentlicher Weise beeinflußt. Auf alle Fälle ergibt die Uebersicht mit unverkenn- barer Deutlichkeit, daß mit der Ouirlzahl im Laubblattkreis auch die mittlere Gliederzahl der Kelchblätter zunimmt. Der Mittelwert erhebt sich in ansteigender Reihe von 3,39 auf 5,33; somit ist eine ausgesprochene Korrelation vorhanden. Um noch die Beziehung der übrigen Blütenquirle zu dem Laubblattkreis zu erhalten, gebe ich in Tabelle II die Mittelwerte der anderen Kreise wieder. Tat- sächlich ist mit kleinen Verschiebungen das Verhältnis überall dasselbe. Nach diesen Ergebnissen war zu erwarten, daß auch die ein- zelnen Blütenkreise untereinander korrelativ verknüpft sind, und dies 480 Peter Stark: hat sich auch durchaus bestätigt. Ich beschränke mich hier auf die Wiedergabe eines einzelnen Falles, die Beziehungen zwischen Kelch- und Kelchstaubblättern. Wir sehen aus Tabelle III, daß mit der Zunahme der Kelchblätter von 3 zu 7 die mittlere Kelchblattzah von 3,70 bis 7,00 ansteigt, und die Verknüpfung der zugeordneten Werte ist hier besonders schön. Aber auch bei Kreisen, die einander ferner stehen, wie Kelchkreis und Karpellkreis, springt die Korrelation sehr klar in die Augen. Tabelle II. Korrelation zwischen Laubblattquirl und Blütenquirlen. Zahl der Laubbl. Mittlere Gliederzahl der Zahl der Fälle Kelchbl. Kronbl. T- i -u iv.i,i Kronstaul Kelch stbb'. ,,.u blatter Fruchtbl. 3 4 5 6 7 3,39 4,00 4,18 4,43 5,33 3,25 3,97 4,00 4,01 4,67 3,89 4,03 4,29 4,51 5,89 3,40 4,01 4,12 4,28 4,89 3,81 4,00 4,13 4,30 5,44 311 8454 2319 176 9 Tabelle III. Korrelation zwischen Kelch- und Kelchstaüb- blättern. Zahl der Kelchbl. Zahl der Kelch Staubblätter Zahl der Fälle Mittl. Staubbl. - Zahl 2 3 4 5 6 7 8 3 4 5 6 7 l1 1 127 1 2 130 10 10 029 5 10 141 31 344 528 903 6 44 12 16 78 1 9 1 2 13 3 3 272 10 430 547 18 2 11 269 3,70 4,04 5,01 5,83 7.00 Wir haben bisher die Verhältnisse im großen betrachtet und wollen nun zu den einzelnen Blütendiagrammen übergehen. Wir wollen die Etappen betrachten, die vom regulären Vierertypus aufsteigend zum regulären Fünfertypus und absteigend zum regulären Dreiertypus führen. Der Kürze halber geben wir das Diagramm einfach in hintereinander gefügten Zahlen wieder und nehmen dabei — bei der engen Zugehörigkeit — auch den Laubblatt quirl mit auf, so daß wir für den regulären Vierertypus das Diagramm 4.4.4.4.4.4 erhalten. Wir führen also die 8 Staubgefäße, obwohl sie in einem 1) Durchaus abnorme Blüte! Über die Variabilität der Blüte von Paris quadrifolia. 481 Kreise stehen, als doppelten Quirl an, weil sich fast ausnahmslos eine deutliche Zuordnung zu einem der beiden Perigonkreise erkennen läßt, und zwar auch dann, wenn ein überschüssiges Glied vorhanden ist. Auf dem Wege vom regulären Vierertypus zum Fünfertypus (4.4.4.4.4.4. — > 5.5.5.5.5.5.) liegt eine Menge von Zwischenstationen. Da erhebt sich naturgemäß die Frage: treten alle die nach der Permutationsrechnung möglichen Fälle in gleicher Anzahl auf ? Hierüber soll Tabelle IV (linke Seite) Auskunft geben. Man erkennt sofort, daß von den 64 möglichen Diagrammen ein großer Teil vollständig fehlt, ein weiterer Prozentsatz nur mäßig vertreten ist, und daß der Hauptanteil auf ganz bestimmte Varia- tionen entfällt . Greifen wir diese — 95 pCt . aller Zwischenstufen — -heraus, dann erhalten wir folgendes Bild: 4.4.4.4.4.4. (7949) 5.4.4.4.4.4. 1589 5.4.4. 107. 5.4.4. 140 [4.5.4.5.4.4. 2]1) 5.5.4.5.4.4. 126 [ 5.5.5. 5] 5.5.5. 92 [4.5.5.5.5.5. 5] 5.5.5.5.5.5. (157) 119 1947 Hieraus ergibt sich : die Blütenkreise zeigen nur dann eine starke Tendenz zur Vermehrung, wenn eine solche schon im Laubblatt quirls erfolgt ist. Nur 6 % der Variationen gehören der linken Seite an. Eine Betrachtung der rechten Seite zeigt ferner: auf den Laubblatt- kreis folgt zunächst der Kelchstaubblattkreis, dann der Kelchkreis; im weiteren der Kronstaubblattkreis zusammen mit den Karpellen und schließlich die Kronblätter. Auf der linken Seite bildet bloß die erste Phase (4.4.4.5.4.4) ein deutliches Maximum. Das hängt z. B. wohl damit zusammen, daß hier die Neigung zur Ver- mehrung äußerst gering ist. Wir können übrigens den Diagrammen noch eine andere Fassung 4 4 geben, indem wir schreiben 4 . 4. Hierin bedeutet die obere Zeile Kelch und Kronblätter, die untere die zugehörigen Laubblatt- quirle. Danach hätten wir folgende, besonders ausgezeichnete Ent- wicklungsphasen . . 4.4.. _ 4.4., ., 4.4., ^, 5.4. . .., 5.4., .., 5.5.- 4., , i .—> o . A A i .— >5 . r A 4.— >5.c . 4 .— >5 . r- , 5.— >o.r K o- 4.4. 4.4. 5.4. 5.4. o.d. 5.5. Bloß durch diese Umformung, die darin ihre Berechtigung findet, daß die übereinanderstehenden Quirle einander streng zu- 1) Die drei eingeklammerten Diagramme sind bloß beigefügt, weil sie den entsprechenden Stufen der rechten Seite äquivalent sind. 482 Peter Stark: geordnet sind, gelangen wir zu einer Bestätigung der Angaben von V< >GLER, wonach dir Vermehrung von außen nach innen fortschreitet. Sie erfaßt also zuerst den Laubblattkreis, dann den Doppelkreis der Kelch- und Kelchstaubblätter und zuletzt den Doppelkreis der Krön- und Kronstaubblätter, an die sich gleichzeitig dieKarpelle anschließen. Tab. IV. Überga ng vom Vierer- zum Übergang vom Vierer- zum Fünfertypus Dreiertypus Zahl Zahl Zahl Zahl Dia igramme der Fälle Diagramme der Fälle Diagramme der Fälle Diagramme der Fälle 4.4 4.4.4.4 (7949) 5.4 4 4.4.4 1589 3.3.3.3.3 3 (78) 4 3.3.3.3.3 13 4.4 6 16 4.4.6 9 3 3 4 IG 3.3.4 1 2 4.6 4 15 4 5.4 5 3.4.3 5 3 4.3 0 4.5.5 5 4 5 5 2 3 4.4 2 3.4 4 0 5.4 4 107 5 4.4 140 4.3.3 •27 4.3.3 17 5.4.5 7 5 4.5 8 4 3 4 22 4.3.4 6 5.5.4 4 5 5.4 3 4.4 3 0 4.4 3 0 5.5 5 5 5 5 5 2 4.4.4 9 4 4 4 1 4.4 5.4.4.4 0 5.4.5.4 4.4 2 3.3.4 3 3 3 4 4 3 4.3.3.3 0 4.4.5 0 4.4 6 0 3.3 4 0 3.3.4 0 4.5.4 3 4 5.4 0 3.4.3 0 3.4.3 0 4.5.5 3 4.5.5 1 3.4 4 3 3.4.4 0 5.4.4 1 5.4.4 0 4.3.3 0 4.3.3 0 5.4.5 0 5 4.5 0 4.3.4 0 4.3 4 2 5.5.4 0 5.5.4 0 4 4.3 0 4 4 3 0 5.5 5 1 5.5.5 0 4.4 4 2 4 4.4 1 4.5 .4.4.4.4 0 5.5.4 4.4.4 2 3.4 3.3.3.3 0 4.4.3.3.3.3 0 4.4.5 0 4 4.5 0 3 3 4 0 3 3 4 0 4 5.4 0 4.6.4 0 3.4.3 0 3.4 3 0 4.5.5 0 4.5 5 0 3 4 4 0 3.4.4 II 5.4 4 9 5.4.4 126 4.3.3 4 4 3.3 4 5.4.6 1 5.4 5 5 4 .3.4 5 4.3.4 15 5.6.4 4 5.5 4 4 4.4.3 1 4 4.3 3 5 5.5 5 5.5.6 92 4.4.4 9 4.4.4 u<; 4.5 .5.4.4 4 0 5.5.5.4.4.4 0 3 4.4.3.3 3 0 4.4 4 3.3.3 0 4.4.5 0 4.4.5 0 3.3.4 0 3.3 4 0 4.5 4 0 4.5.4 0 3.4.3 1) 3.4 3 0 4.5 5 0 4.5 ä 0 3.4 4 0 3 4 4 o 5.4.4 0 5 4.4 2 4.3.3 0 4.3.3 o 5.4 5 0 5.4 5 1 4.3.4 0 4 3.4 1 5.5.4 0 5 5.4 2 4.4 3 2 4 4.3 4 5.5.5 5 5 6 5 157 4.4.4 38 4.4.4 (7919) Summe 183 Summe 1995 Summe 149 Summe 215 -T -(7949) -r ■ (157) -t (78) + (7949) Ganz entsprechend sind die Etappen, die vom Vierer- zum Sechser-, oder vom Fünfer- zum Sechsertypus führen. Auch hier erhalten wir dieselben Erscheinungen, nach der Richtung sogar verstärkt, daß die Hälfte der Diagramme nicht vertreten ist. Wie- Über die Variabilität der Blüte von Paris quadrifolia. 48£ derum ergibt sich eine Reihe, die besonderen Maximis entspricht ; wir erhalten folgende Haupttypen: 3 .3 .3.3.3 (78) 4 3 3 .3.3.3 13 3.3.4. 16. [ 3.3.4. 2] 4.3.3 . 27 . 4.3.3. 17 . 4.3.4. 22 4.3.4. 6. 4 .3 .4.3.4. 4.4.4. 5 . 9. 4 4 .3 .4.3.4. 4.4.4. 15 . 146 4 .4 .4.4.4. 38 . 4 .4 .4 .4.4.4 7949. 117 199 Diese Etappen entsprechen bis auf das Verhalten der Karpelle- vollständig denen, die wir beim Uebergang von der Tetramerie zur Pentamerie antrafen. Das abweichende Gebahren der Fruchtblätter besteht darin, daß die Ouirlzahl hier vielfach um eines höher ist als in den entsprechenden Vergleichsphasen der Fünferreihe. Man hätte erwarten sollen, daß der Analogie entsprechend der Karpellkreis zuerst reduziert wird. Daß dies nicht geschieht, liegt wohl daran, daß die erbliche Tendenz einer solchen Reduktion widerstrebt. Ein weiterer Unterschied liegt darin, daß hier der linke und der rechte Ast des Schemas lange nicht so sehr differiert. Nehmen wir das Diagramm 4.4.3.4.4.4. aus, so ist sogar die rechte Seite viel schwächer vertreten. Wir erhalten daher für den Reduktions- prozeß folgendes Doppelschema: 4>4 /74-4.4.4-->4-4.3.4-->4-4.3.8-->4-3.3.3-\, g g *4*4' '\w 4.4., ■« 4.3., _>q 4.3., _>o 3.3.„ /? '3'3- 3-4.4.4- >3-4.4.4- >3-4.3.4- >3-4.3.8- Oder mit anderen Worten : Die Reduktion spielt sich in zwei Reihen ab ; die eine hat die Laubblattzahl 3, die andere 4. Von diesem Punkt aus ist die Entwicklung gleich: die Verminderung beginnt in dem Doppelkreis der Krön- und Kronstaubblätter und greift erst dann auf den äußeren der Kelch- und Kelchstaubblätter über. Sehen wir vom Karpellzyklus ab, dann geschieht die Verminderung von innen nach außen. Gehen wir dagegen vom Dreiertypus aus, dann kommen wir zu derselben Formulierung wie bei dem Anstieg von der Tetra- merie zur Pentamerie: die Vermehrung schreitet von außen nach innen vor. Man mag über die Berechtigung dieser Formulierung streiten, und ich habe sie auch nur im Hinblick auf die Aussagen von VOGLER gegeben. Soviel aber ist als ganz wesentlich festzuhalten: von den vielen Schritten, welche die regulären Typen miteinander verbinden. 484 Peter Stark: könnten, ist nur eine kleine Zahl realisiert und heben sich als scharfe Gipfel hervor. Diese Gipfel liegen zumeist bei denselben Diagramm- stufen, sei es, daß es sich um den Uebergang von 4 zu 5, von 5 zu 6, von 6 zu 7 oder von 3 zu 4 handelt. Es muß also hier ein tief er- greifendes Gesetz zugrunde liegen. Schließlich mag noch erwähnt werden, daß auch, wenngleich selten, Kombinationen des Dreiertypus mit dem Fünfertypus, des Yierertypus mit dem Sechsertypus vorkommen. Dagegen sind Kombinationen von drei verschiedenen Typen äußerst selten. III. Allgemeine Betrachtungen. Wir stehen nunmehr vor der Aufgabe, für die geschilderten Erscheinungen, soweit sie der Analyse zugänglich sind, eine Erklärung zu finden. Wir stellen uns zunächst die Frage: stehen die Blüten- schwankungen in ursächlichem Zusammenhang mit den Standorts- verhältnissen. Das scheint in gewissen Fällen tatsächlich zuzutreffen. So habe ich ja schon darauf hingewiesen, daß manche Variationen, so die Vergrünung und die laubblattartige Ausgestaltung des Kelch- quirls häufig an bestimmten Stellen in besonderer Häufung auf- treten; dasselbe gilt, wie hinzugefügt werden mag, von abnorm vermehrter Griffelzahl. Während in diesen Beispielen aber innere erbliche Anlässe nicht ausgeschlossen sind, so läßt sich ganz zweifellos die Aenderung der Quirlzahlen auf Ernährungsfaktoren zurückführen. Das folgt schon daraus, daß für die Laubblätter ein solcher Einfluß durch meine frühere Arbeit außer Zweifel gestellt ist, und daß Blüten- region und Laubregion in dieser Hinsicht korrelativ zusammen- hängen. Damit ist zum mindesten eine indirekte Beziehung ermittelt. Tatsächlich ergab sich denn auch, daß der Standort mit der höchsten mittleren Laubblattzahl, der Schönberg, die höchsten Blütendia- gramme aufweist. Von den 157 völlig pentameren Sprossen, die an den 10 untersuchten Standorten insgesamt gefunden wurden, ent- fallen auf den Schönberg nicht weniger als 62. Ferner gehören die Diagramme 5.5.5.6.5.5, 5.7.7.7.7.7., 6.6.4.6.4.6., 6.6.5.6.5.5., 6.6.6.6.6.6, 7.6.5.6.5.5, 7.6.5.6.6.6 ausschließlich dem Schönberg an. Umgekehrt ist Wolfartsweier mit seinem niederen mittleren Laubblattwert und schlechten Boden gerade durch seinen UJeberfluß an ganz oder teilweise trimeren Blüten gekennzeichnet . Man hat auch schon versucht, die Schwankungen innerhalb eines einzelnen Blütendiagramms auf wechselnde Ernährungsbe- dingungen am Vegetationspunkt zurückzuführen, aber zweifellos zu Unrecht. Hier müssen wir vielmehr die Raumverhältnisse zu Rate Über die Variabilität der Blüte von Paris quadrifolia. 485 ziehen. Dadurch fällt Licht auf manche Erscheinung, der wir bisher begegnet sind. Dies soll beim Uebergang vom Vierer- zum Fünfertypus 4 4 erläutert werden. Am Anfang steht das Diagramm 4 . L 4 . \\ ir sahen, daß der erste Schritt meistens darin besteht, daß der Laub- 4 4 blatt quirl vermehrt wird: 5. . .'4. Erst dann schließen sich in der Regel die Blütenquirle an; sicher bereitet es Schwierigkeiten, nach bereits angelegtem tetrameren Plan in einem der folgenden Kreise eine Anlage einzuschieben. Ist nun einmal ein fünf zähliger Kreis vorhanden, dann kann leicht ein weiterer Quirl nachfolgen, aber das braucht nicht einzutreten; so sehen wir das Diagramm 5.4.4.4.4.4. mit außerordentlicher Häufigkeit erscheinen. Und nun beobachten wir weiter, daß die Verwirklichung des Fünfertypus mehr und mehr von außen nach innen fortschreitet. Es schließen 4 4. 54 sich zunächst die Phasen 5 . _ ' ' 4 und 5 . ' . ' 4 an. Bei der 5.4. 5.4. ersten erstreckt sich die Vermehrung scheinbar bloß auf den Kelch- staubblattkreis; in Wirklichkeit ist aber auch das Kelchblatt, welches 2 Antheren trägt, als verdoppelt anzusehen. Darauf deutet die Tat- sache, daß es meist viel breiter ist als die andere. SCHUMANN hat in der Tat eine Verschmelzung von Anlagen in den Jugendphasen beobachtet. Wir können also schließen, daß in der Regel gleichzeitig ein ganzer Sektor eingeschaltet ist. Diese Tatsache steht wohl damit im Zusammenhang, daß die zugehörigen Kelch- und Kelchstaub- blätter (und ebenso die Krön- und Kronstaubblätter) stets an einem •Gefäßbündelast inseriert sind. Auch auf diesem Stadium kann ■die Entwicklung stehen bleiben. Dann ist im Stengelquerschnitt eine Lücke, die durch die Fünfzähligkeit des Laubblatt quirls ge- •schaffen ist, noch nicht ausgewertet. Dieser Schritt schließt sich nun bei weiterer Vermehrung an. Es erscheint auf dem durch das überzählige Laubblatt geschaffenen Platze ein Kronstaubblatt mit oder ohne zugehörigem Kronblatt, und gleichzeitig schließt gewöhn- lich ein fünftes Karpell die letzte Lücke. Wir erhalten die Phasen 5 . ' ' 5 . und 5 . ' ' 5 . o.5. 5.5. In dieser Weise läßt sich auch für die höherzähligen ganz -analogen Entwicklungsstufen zum Sechsertypus eine Erklärung finden. Wir wenden uns aber sofort dem Uebergang zum Dreier- typus zu. Die Ausschaltung erfolgt hier — wieder im Einklang mit den Raumverhältnissen — in der Regel von innen nach außen, das gilt vornehmlich von den beiden mittleren Doppelkreisen. Bei 486 Peter Staek: dem Diagramm 3.3.3.4.3.3 ist wieder ein Kelchstaubblatt als Venvachsungsprodukt anzusehen; dasselbe ist für die Laub- blätter in Diagrammen wie 3.4.4.4.4.4 oder 3.4.3.4.3.4 anzunehmen. Gerade im letzteren Falle läßt sich häufig der Nachweis erbringen, daß in der Anatomie der Gefäßbündel die Trimerie des Laubblatt quirls nicht begründet ist. Ein Laubblatt empfängt eine vermehrte Anzahl von Strängen. Und auch für andere Verstöße gegen die Regel gibt die Berücksichtigung des Gefäßbündelverlaufs | einen Aufschluß. Wir sahen, daß die Karpelle beim Uebergang von der Tetramerie zur Trimerie häufig ihre eigenen Wege gehen. Das findet in der Anatomie seine Erklärung. Paris quadrifolia hat im Stengel 3 Kreise von Gefäßbündeln, 2 äußere mit normaler Weise 8, einen inneren mit 4 Strängen. Der äußere geht restlos in der Nervatur der Laubblätter auf. Auch der mittlere sendet Abzweigungen in den Laubquirl und mündet dann in Perigon- und Staubblätter; der innere versorgt ausschließlich die Karpelle. Wir sehen also, die Fruchtblätter sind selbständig und durchbrechen daher häufig die Regeln der Raum Verteilung. Zwischen den übrigen Blütenteilen und der Laubregion dagegen besteht eine Beziehung, die aber nicht eindeutig ist, weil der äußere Gefäßbündelring, der bloß den Laub- blättern zufließt, selbständig variieren kann. Diese Verhältnisse wirken im Verein mit den räumlichen Konstellationen auf die Ge- staltung der Diagramme ein. Aber die bisherige Analyse bedarf noch einer Ergänzung. Die geschilderten Ernährungs- und mechanischen Faktoren wirken nur auslösend auf Eigenschaften, die in der Spezies schlummern und eine phylogenetische Betrachtung erheischen. Ich kann da an meine früheren Ausführungen anknüpfen, in denen ich nachzuweisen suchte, daß Paris quadrifolia von einem Entwicklungsprozeß Zeugnis ablegi , der von Trillium zu den höherzähligen asiatischen Par/s-Formen führt. In diesem Sinne wurde die hohe Variabilität des Laubblatt- quirls gedeutet, die bei asiatischen Varietäten zu starker konstanter Vermehrung führt. Dieselben Gesichtspunkte lassen sich nun auch auf die Blüten Variationen anwenden, worauf ich ja schon dort hinwies. Der trimere Blütentypus könnte demnach als Rückschlag angesehen werden. Nach dieser Richtung weist auch die Erscheinung, daß sehr häufig äußerlich vollständig normale Tetramerie herrscht, während alle Gefäßbündelstränge trimer sind; die äußeren enthalten dann je sechs, der innere 3 Bündel. Erst im weiteren Verlauf tritt dami innerhalb des Stammes kurz vor den Ouirlen eine solche Gabe- lung ein, daß sekundär Tetramerie erzielt wird. Diese interessante Tatsache scheint in der Literatur noch nicht verzeichnet zu sein. Über die Variabilität der Blüte von Paris quadrifolia. 48 J Während. wir es hier offenbar mit Atavismus zu tun haben, kann umgekehrt der Fortschritt zur Pentamerie usw. als Hinweis darauf gedeutet werden, daß auch in unserer Spezies Möglichkeiten ruhen,, die bei verwandten Formen fixiert wurden. Eine Bestätigung dieser Annahme kann darin erblickt werden, daß es eine pentamere Varietät der P. quadrifolia (var. obovatal, allerdings bloß 4 Karpelle) gibt. Die von uns beobachteten Variationen greifen sogar über das, was- innerhalb der subgen. Euparis zum Typus erstarrt ist, hinaus. Wir treffen hexamere Blüten, die dem Typus von P, chinensis u. a.r heptamere, die dem von P. japonica gleichkommen. Ein Diagramm K 8, C 8, A 10 + 9 G 10 entsprach sogar fast gänzlich dem von P. yunnanensis. Das sind natürlich bloß Analogien, die aber zeigen,, daß unsere Spezies selber noch im Fluß ist. Das gilt nicht bloß von den Ouirlzahlen, sondern auch von anderen Merkmalen. Hierher gehört die Apetalie, die bei P. incompleta und P. tetraphylla erblich fixiert ist, und für die mitunter zutage tretende laubblatt artige Aus- gestaltung des Kelches, die ein spezifisches Merkmal zahlreicher asiatischer Formen bildet. Aber wir treffen auch Variationen, die für die gesamte Gattung,, ja sogar für die Familie der Liliaceen eine Neuheit darstellen. Das. ist die Verdoppelung der Antherenzahl durch radiale oder tangentiale Spaltung (K4 C4 A12 G4 oder mit Einfügung eines neuen Kreises- (K4 C4 A8 + 4 G4), insbesondere aber die Verwirklichung besonderer Symmetrieverhältnisse; ich meine jenen Fall, wo durch Dimerie des Karpellkreises und gleichzeitige Verlagerung der Blütenteile zwei ungleichwertige Symmetrieachsen geschaffen werden, und der radiäre Typus eine völlige Durchbrechung erleidet. Es wird gebeten, alle wissenschaftlichen Zusendungen für dib Sitzungen im Jahre 1917 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders au Herrn Prof. Dr. M. 0. Reinhardt, Berlin W SO, Augsburger Str. 9, zu richten. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August and September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden vollständig druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 cm) — ein- gereicht werden. Die Mitteilnngen sollen der Regel nach den Umfang von 8 Druckseiten nicht überschreiten. Im allgemeinen wird den Autoren eine schwarze Tafel oder der Raum einer Tafel für Textfiguren kostenlos gewährt. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefaßt und unleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträglich- keiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nnr eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der ge- wünschten Sonderabdrücke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 5 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druokerei findet nicht statt. Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1917. Ehrenpräsident: S. Schwendener. Für die Generalversammlung: J. Rein ke, Präsident; Hans Winkle r, Stellvertreter; Für die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: M. 0. Reinhardt, Vorsitzender. C. Correns, erster Stellvertreter; H. Conwentz, zweiter Stellvertreter, L. Diels, erster Schriftführer; E. Baur, zweiter Schriftführer; H. Harms; dritter Schriftführer. Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions-Kommission: M. 0. Reinhardt, L. Diels, E. Baur, H. Harms, A. Engler, P. Graebner, H. v. Guttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversammlung): Th. Loesener, E. Gilg, E. Jahn, R. Kolkwitz, P. Claussen. Gesehäftsführender Sekretär: W. Wächter. Alle Geldsendungen, sowie die aaf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüg- lichen Schriftstücke werden franko „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten. Der Beitrag beträgt für alle ordentlichen Mitglieder 20 M. Alle event. Rekla- mationen, die Versendung der Berichte und Sonderabdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Bandes unmittelbar an die Ver- lagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 35, Schöneberger Ufer 12a, zu richten. Adressenänderungen sowie alle das Mitgliederverzeichnis betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 5 p.. zu senden. SS Sonderabdrücke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Autor erhält SO Sonderabtlrücke mit Umschlag broschiert kostenfrei geliefert. 2. Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestell ungderUberzahl vor der letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text '2 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates . 5 » 3. für jede Lichtdrucktafel 9 „ 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr 2 „ 5. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr 3 6. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr . 2 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck 1,36 „ 8. für jeden Umschlag 1,5 9. für einen besonderen Titel auf dem Umschlage, falls ein solcher gewünscht wird 3,50 Mark. Pfennige, welche durch 5 nicht teilbar sind, werden nach oben auf 5 abgerundet. Druck von A. W. Hayn's Erben (Curt Gerber), Berlin SW üb Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W 35 Jahresbericht der Vereinigung für angewandte Botanik Der Jahresbericht verfolgt die Aufgabe der Förderung und Vertiefung der wissenschaftliehen Erkenntnis im Dienste von Land- und Forstwirtschaft, Handel und Gewerbe durch botanische Forschung. Gerade die landtoirtschaßlich-praktische Botanik ist in kurzer Zeit zu einem Wissenszweig herangewachsen, der bei vollständiger Selbständigkeit in seinen Errungenschaften bereits hervorragend maßgebend geworden ist für den weiteren Fortschritt auf den bezeichneten Gebieten. Der Jahresbericht dient daher als Sammelpunkt für die auf landwirtschaftlichen und verwandten Gebieten ausgeführten botanischen Forschungen. Bis jetzt liegen vor: Erster Jahrgang 1903. Geheftet 4 Mk. 40 Pfg. Zweiter Jahrgang 1904. Geheftet 5 Mk. 70 Pfg, Dritter Jahrgang 1905. Mit 2 Tafeln und 10 Textabbildungen. Geheftet 10 Mk. Vierter Jahrgang 1906. Mit 8 Tafeln und 7 Textabbildungen. Geheftet 15 Mk. 40 Pfg. Fünfter Jahrgang 1907. Mit 5 Tafeln und 5 Textabbildungen. Geheftet 18 Mk. 10 Pfg. Sechster Jahrgang 1908. Mit 2 Tafeln und 7 Textabbildungen. Geheftet 17 Mk. 60 Pfg. Siebenter Jahrgang 1909. Mit 7 Tafeln und 52 Textabbildungen. Geheftet 17 Mk. 60 Pfg. Achter Jahrgang 1910. Mit 2 Tafeln und 8 Textabbildungen. Geheftet 22 Mk. Neunter Jahrgang 1911. Mit 1 Tafel und 22 Textabbildungen. Geheftet 22 Mk. Zehnter Jahrgang 1912. Mit 20 Textabbildungen. Geheftet 13 Mk. 20 Pfg. Elfter Jahrgang 1913. Mit 24 Textabbildungen. Geheftet 19 Mk. 80 Pfg. Zwölfter Jahrgang 1914. Mit 4 Textabbildungen. Geheftet 7 Mk. 70 Pfg. Dreizehnter Jahrgang 1915. Geheftet 11 Mk. Ausführliche Verlagsverzeichnisse kostenfrei o BAND XXXV. JAHRGANG 1917. HEFT 6. BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. FUNFUNDDREISSIGSTER JAHRGANG. HEFT 6. (MIT TAFELN VIII- IX.) AUSGEGEBEN AM 28. SEPTEMBER 1917. BERLIN, GEBRÜDER BORNTRAEGER, W 35 Schöneberger Ufer 12 a 1917 Es wird gebeten, die dritte Umschlagsseite zu beachten. Inhaltsangabe zu Heft 6. Seite Sitzung vom 29. Juni 1917 489 Mitteilungen. 46. A. Schade: Über den mittleren jährlichen Wärmegenuß von Webera nutans (Schreb.) Hedw. und Leptoscyphus Taylori (Hook.) Mitt. im Eibsandsteingebirge. (Mit 2 Abb. im Text.) 490 47. E. Heinricher: Die erste Aufzucht einer Rafflesiaeee. Cytinus Hypocistis L., aus Samen. (Mit Tafel VIII.) . 505 48. E. Heinricher: Zur Kenntnis der Blüte von Cytinus Hypocistis L. (Mit Tafel IX.) 513 49. B,. Kolkwitz: Über die Standorte der Salzpflanzen. . 618 50. H. Harms: Über abnorme Blüten bei Nyssa sylvatica Marsh. ((Mit 1 Abb. im Text.) 527 Nächste Sitzung der Gesellschaft: Freitag, den 26. Oktober 1917, abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pflanzenphysiolog. Instituts d. Universität, Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Straße 1. Sitzung vom 29. Juni 1917. 4g9 Sitzung vom 29. Juni 1917. Vorsitzender: Herr 0. REINHARDT. Als neue Mitglieder werden vorgeschlagen Fräulein Zollikofer, Clara, aus St. Gallen (Schweiz), z. Zt. in Berlin-Dahlem, Pflanzenphysiologisches Institut (durch G. HäBERLANDT und C. CORRENS) und Herr Äkerman, Dr. Äke, in SvalÖf (Schweden) (durch H. Nilsson-Ehle und E. BAUR). Zum ordentlichen Mitgliede wird ernannt Herr Kavina, Dr. K. in Prag. Der Vorsitzende macht Mitteilung von folgendem Schreiben des Herrn BEHRENS: Auf meinen im Jahre 1911 verbreiteten Aufruf zur Spendung von Beiträgen für die Errichtung von Zeichen der Erinnerung an die Botaniker JOSEF GOTTLIEB KOELREUTER und CHRISTIAN KONRAD SPRENGEL sind bisher rund 1000 M. eingegangen, wovon die Hälfte neben anderen Mitteln zur Errichtung eines Denksteins für SPRENGEL im Kgl. botanischen Garten zu Berlin-Dahlem ver- wendet worden ist. Der Rest reicht zu einer würdigen Ehrung KOELREUTERs nicht aus. Die Zeitverhältnisse lassen eine Wiederaufnahme der Werbung nicht zu. Mit Genehmigung: des Vorstandes der Deutschen botanischen Gesellschaft, der den Grundstock gleichzeitig durch Zuweisung von lüO M. verstärkt hat, sind die vorhandenen Mittel daher der Ver- waltung der Gesellschaft überwiesen worden, bis es möglich sein wird, sie ihrer Bestimmung zuzuführen. Es besteht die sichere Hoffnung, daß schon das Bestehen eines Grundstockes unter anderen günstigeren Verhältnissen neue Bestrebungen zur Verwirklichung des Gedankens veranlassen wird, dem großen Vorgänger MENDELS ein würdiges Zeichen der Erinnerung zu errichten. Ber. der deutschen bot Gesellsch. XXXV. o- 490 A. SCHADE: Genauere Abrechnung über die vorhandenen Mittel wird auf der Generalversammlung der Deutschen botanischen Gesellschaft erfolgen und später in den Berichten der Gesellschaft veröffent- licht werden. Neue Spenden werden erbeten an die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse für die Deutsche botanische Gesellschaft, KOEL- RETJTERdenkmal, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6. Mitteilungen. 46. A. Schade: Ueber den mittleren jährlichen Wärmegenuß von Webera nutans (Schreb.) Hedw. und Leptoscyphus Taylori (Hook.) Mitt. im Eibsandsteingebirge. (Mit 2 Abb. im Text.) (Eingegangen am 2. Juni 1917) Bei früheren Untersuchungen in der Sächsischen Schweiz war unter anderen ökologischen Faktoren auch die Temperatur in den Rasen einiger Moosarten eingehender verfolgt worden. Da sich a ber die Messungen nur wenig über ein Jahr erstreckten, lag es nahe sie fortzusetzen, um einen Durchschnittswert für den jähr- lichen Wärmegenuß jener beiden Moosrasen und damit der beiden Moosarten überhaupt zu erlangen. Die Ergebnisse jener im Jahre 1910/11 wurden bereits früher mitgeteilt1). Die neuen Messungen fanden statt in den Jahren 1912 bis 191 7. Die Einberufung zum Heeresdienste zwingt mich sie abzubrechen und läßt es ratsam erscheinen, kurz über die gewonne- nen Erfahrungen zu berichten. Zwei Moosarten, die sich schon durch die Wahl ihres Stand- ortes aufs schärfste von einander unterscheiden, waren damals aus- gesucht worden, zumal auch geeignete Rasen von beiden in geringer Entfernung von einander aufgefunden wurden: das Laubmoos Webera nutans (Schreb.) Hedw. und das durch seine großen auf- 1) SCHADE, F. A. : Pflanzenökologische Studien an den Felswänden der Sächsischen Schweiz. Diss. Jena, in ENGLERs Botan. Jahrb., Bd. XLVIII, 1912, S. 119—210. Über den mittleren jährlichen Wärrnegenuß von Webera nutans usw. 491 fälligen Rasen die feuchtschattigen Felswände der „Gründe" und „Schluchten" kennzeichnende Lebermoos Leptoscyphus Taylori (Hook.) Mitt. (= Juwgermannia Taylori). Die Messungen fanden statt im Teuf elsgrunde bei Wehlen. Kurz vor der Abzweigung der sog. Teufelsschlüchte besiedelt Leptoscyphus Taylori eine ^^hattige Felswand mit NO-Lage z. T. in größeren Rasen. Ein besonders langgestreckter Rasen, 1,50 m über der Talsohle, erwies sich als brauchbar, um in ihm Thermometer auf längera Zeit verstecken 7" können. Die Stelle wurde mit NOu bezeichnet. Gegenüber, auf der anderen Seite des Grundes, etwa 25 m höher als NOu gelegen und in Luftlinie kaum 50 m von. einander entfernt, befindet sich auf schmalem, nach S gelegenem Sims an einer glockenförmig abgerundeten, der vollen Sonnenglut ausge- setzten Felskuppe ein großer Rasen von Webera naians. Er ist stark mit vom Regen herabgespültem Sand durchsetzt, über den sich der frisch beblätterte Teil der Moosstämmchen nur wenig er- hebt und wurde bisher nur steril beobachtet. Der Ort wurde mit S° benannt. In jedem dieser beiden Moosrasen wurden je ein Maximum- und Minimumthermoraeter unmittelbar nebeneinander so untergebracht, daß sie von außen nicht bemerkt werden konnten. Sie blieben darin zunächst dauernd vom 3. Juli 1910 bis 1. Juli 1911 liegen. Sehr oft wurden die Orte besucht und die Temperaturen abgelesen, sowie zahlreiche andere Messungen vorgenommen, um z. B. den Lichtgenuß der Pflanzen, die Temperatur der Felsunterlage, die relative Feuchtigkeit und den Feuchtigkeitsgehalt des Gesteins festzustellen. Näher auf die Ergebnisse jener Untersuchungen, soweit sie die Temperatur im Inneren der Moosrasen anbetreffen, einzugehen verbietet der beschränkte Umfang des hier zur Verfügung stehen- den Raumes. Nur mit wenigen Worten sei hervorgehoben, wie gewaltig der Unterschied im Wärmegenuß der beiden Moos- rasen war. Die höchste Temperatur im Rasen von Leptoscyphus Taylori wurde gelegentlich am 17. Mai 1910 750 vormittags mit 22° gemessen als Folge unmittelbarer, wenn auch geringer Sonnenbestrahlung bei noch unvollständiger Belaubung der vor der Felswand stehen- den Laubbäume. Die gleichzeitige Lufttemperatur betrug 19 °. Da im Dezember 1*9 10 der Rasen durch Schneedruck zerstört wurde, mußten die Thermometer in einem anderen, nur wenige Meter entfernten und fast 1 qm großen Rasen auf schräger Felsfläche 32* 492 A Schade: untergebracht werden, bei dem aber nach früheren Beobachtungen ähnliche Verhältnisse obwalteten. In diesem Rasen traten als nächstes absolutes Jahresmaximum 20,4° auf, zwischen dem 25. Mai und 1. Juli 1911. Demgegenüber betrug das absolute Maximum im Käsen von Webera nutans bei S° bis zum 1. Juli 1911 52 °. Aber zweifel- los ist die Temperatur in jenem so überaus heißen und trockenen Jahre noch bedeutend darüber hinausgestiegen. Leider mußten jedoch die Thermometer aus dem TFe&em-Rasen am 1. Juli entfernt werden, da er infolge des häufigen Nachsehens und der herrschen- den Trockenheit ganz zu zerfallen drohte, und die Instrumente nicht mehr sicher lagen. Viel weniger unterscheiden sich die absoluten Minima beider Rasen von einander. Bis wenigstens Ende Oktober waren zunächst die beobachteten Minima überhaupt für Leptoscyphus Taylori niedriger, wenn auch nur um wenige Grade als für Webera nutans. Im Winter aber zeigten sie sich stets im allgemeinen 1 — 2 ° hoher. Als absolutes Minimum ergab sich für Webera — 5,5°, für Leptoscyphus dagegen nur — 3,7 °, eine Folge davon, daß die freie Felskuppe mehr Wärme ausstrahlt als die senkrechte tiefer gelegene Felswand mit Leptoscyphus und zahlreichen anderen Moosen wie Calypogeia Neesiana (Mass. u. Carest.) K. M., C. Trichomanis (L.) Corda, Ceplialozia media Lindb , Odonioschisma denudatum (Mart.) Dum., Bhabdoweisia fugax (Hedw.) Br. Seh. Gr. u. a. Eingehende Messungen hatten ja auch gezeigt, daß die Fels- temperatur der schattigen bergfeuchten Felswände wohl im Sommer niedriger ist als die Temperatur der angrenzenden Luft, im Winter dagegen stets höher1), was nicht ohne Einfluß auf die besiedelnde Pflanzenwelt sein kann. Daß selbst auf sturmumbrausten Berggipfeln der Fels wärmer ist als die umgebende Luft, mag nebenbei wenigstens ein Beispiel bezeugen, das sich am 15. Januar 1911 an senkrechter Felswand einer kleinen Nische an der S°-Ecke des Gorischsteins ergab. Zeit Felstemperatur Lufttemperatur vom Felsen 830 - 4,0° 845 -4,0° 900 — 4,0° 10 cm: entfernt: 1,50 m — 6,0° —6,5° — 6,5° —7,2° — 6,5 ° — 7,0 ° 1) Vgl. 8. a. O. S. 162-169. Über den mittleren jährlichen Wärmegenuß von Webera nutans usw. 493 Außer der Felstemperatur wurde die Lufttemperatur an 10 cm und 1,50 m von der Felswand entfernt stillhängendem Thermometer gemessen. Bei bisher dauernd und völlig bedecktem Himmel war also 84° die Luftwärme in 10 cm Entfernung um 2,5 °, 1,50 m entfernt sogar um 3,2 ° niedriger als die Felswärme. Es ist klar, daß sich diese Erscheinung in den tiefen Gründen und engen Schluchten, in denen die Luft verhältnismäßig viel geringer bewegt ist, noch stärker bemerkbar machen muß. Das eben gekennzeichnete Verhalten von Luft- und Fels- temperatur zu einander ist einmal daraus zu erklären, daß sich der Felsen im Vergleich zu der leicht beweglichen und dadurch Tem- peraturunterschiede in sich schnell ausgleichenden Luft langsamer abkühlt. Ferner strahlen senkrechte Felswände im besonderen offenbar viel weniger Wärme aus als frei liegende mehr oder weniger wagerechte Felsflächen. Und schließlich ist zu beachten, was be- sonders bei den stets bergfeuchten Felsen in Frage kommt, daß nach physikalischem Gesetz beim Übergang des Wassers in Eis Wärme frei wird, wie denn überhaupt offenbar die bergfeuchten Felswändo die einmal im Sommer aufgespeicherte Wärme lange festhalten entsprechend dem Verhalten des Wassers selbst. Auf Einzelheiten über die Beziehungen zwischen der Moos- temperatur einerseits und der Luft- und Felstemperatur andrerseits kann hier ebenfalls aus dem angegebenen Grunde nicht eingegangen werden. Jedenfalls ergab sich nicht nur hier, sondern auch an zahl- reichen anderen Orten, daß sich die Moostemperatur immer zwischen den Temperaturen der Luft und der Unterlage bewegt. In beiden Moosrasen nähert sie sich dabei oft so sehr der- jenigen der Unterlage, daß sie zuweilen einander fast gleich sind. Im besonderen steigt sie im dauernd besonnten Webera-Hasen um 20 ° und mehr über die allgemeine Lufttemperatur hinaus, während sie andrerseits im Leptoscyphus-lcl&sen z. B. in einem Falle um 8,5 ° niedriger war als das gleichzeitige Tagesmaximum der Lufttemperatur. Man erkennt auch aus diesen Tatsachen aufs deutlichste, wie wenig die sog. „allgemeine Lufttemperatur", nach Art der Meteoro- logen etwa 2 m über dem Boden gemessen, über den wirklichen Wärmegenuß namentlich der niedrigen, sich nur wenige Zentimeter über die Unterlage erhebenden Pflanzen besagt. Auf dieser Er- kenntnis beruhen auch z. B. die Arbeiten von G. KRAUS1). 1) KRAUS, GREGOR: Boden und Klima auf kleinstem Raum. Jena 1911. 494 A. SCHADE: Auch im Winter bleibt die Moostemperatur, wenigstens an den tiefer liegenden schattigen Felswänden zwischen den beiden anderen, wie folgendes Beispiel, eins aus vielen ähnlichen, zeigen mag: Lufttemperatur Moostemperatur Felstemperatur 29. 12. 1910, 10 Uhr vorm. Leptoscyphus Taylori: — 4,4° — 1,3° — 0,1 ° Bei Leptoscyphus sind die Verhältnisse leichter zu erkennen als am Standort von Weberei, der durch seine freie Lage dem aus- gleichenden Einfluß der Luftbewegungen viel stärker ausgesetzt ist. Jedenfalls liegt vor allem das Tagesminimum der Moos- temperatur während des Winters im allgemeinen höher als das der Lufttemperatur und ist an senkrechten tiefer liegenden Felswänden seinerseits wieder höher als auf freier Felskuppe. Vermutlich werden allerdings plötzliche Witterungsumschläge gelegentlich die Regel durchbrechen, doch war es noch nicht möglich diesen Dingen im Zusammenhang nach- zugehen. Daß die Moostemperatur im wesentlichen durch die Temperatur der Unterlage bestimmt wird, war schon oben betont worden. Des- halb sei hier nochmals hervorgehoben, daß die Felstemperatur im Winter an schattigen Felswänden sowohl im Maximum wie im Minimum höher gefunden wurde als die Lufttemperatur. Der Unterschied betrug bis zu 4,3°! Und auch im Sommer scheinen die nächtlichen Minima der Felswärme ganz allgemein höher zu sein als die der Lufttemperatur, wenn sie sich auch oft kaum um 1° von einander unterscheiden. KRAUS1) dagegen fand bei seinen Untersuchungen auf dem Würzburger Wellenkalk den Satz bestätigt, „daß im Winter (Januar bis April) die Bodentemperatur gewöhnlich niedriger, in der eigent- lichen Vegetationszeit dagegen höher ist als die allgemeine Luft- temperatur". Wie aus dem oben kurz Ausgeführten klar hervorgeht, gilt die erste Hälfte dieses Satzes jedenfalls nicht für den Felsboden, insbesondere die senkrechten Felswände des Eibsandsteingebirges. KRAUS2) kommt weiterhin zu dem allgemeinen Schluß: „Luft und oberflächliche Bodentemperatur sind in der Vegetationszeit morgens 6 Uhr völlig oder nahezu gleich ; sehr rasch überholt die Bodentemperatur die der Luft, die Differenz vergrößert sich bis zu einem Maximum in. den Nachmittagsstunden, um sinkend gegen 1) a. a. 0. S. 105. 2) a. a. O. S. 131/32. Über den mittleren jährlichen Wärmegenuß von Webera nutans usw. 495 Abend geringer zu werden und im Laufe der Nacht sich beinahe oder völlig auszugleichen." Der allgemeine Verlauf der Temperaturkurve während des Tages ist natürlich der gleiche wie bei uns. Aber wenn man seine Aufzeichnungen durchsieht, so findet man, daß auch dort am frühen Morgen auf unbesonntem Boden, bei Nebel usw. ganz wie bei uns ebenfalls die Bodentemperatur höher ist als die der Luft z.B. am 21. Juni 1908, einem völlig bedeckten Tage, an dem früh 830 Uhr die Bodenwärme in 2 cm Tiefe 16,4 ° betrug gegeD nur 13,1° Luftwärme. Oder am 14. Juni 1909 (trüb und Regen ohne jegliche Sonne), 630 Uhr vorm. : 11,6 ° bez. 10,0 °, Leider hat KRAUS die nächtlichen Minima nicht gemessen und auch im Winter keine eingehenden Untersuchungen angestellt. Es wäre sehr wertvoll diese Frage auf verschiedenen Böden und Gestein und in verschiedenen Höhenlagen mindestens wähivnd eines Jahres im Zusammenhang zu verfolgen. AVie schon erwähnt, mußten am 1. Juli 1911 die Messungen im Teuf eis gründe unterbrochen weiden, damit die Moosrasen Zeit fanden sich wieder zu festigen. Am 12. Mai 1912 konnten die Thermometer von neuem an derselben Stelle ausgelegt werden. Es war beabsichtigt sie regelmäßig monatlich abzulesen, in- dessen ließ sich dies während des Krieges nicht durchführen. Am wichtigsten war es ja auch die jährlichen absoluten Masima und Minima festzustellen, um aus ihnen eine mittlere Jahres- temperatur zu berechnen. Sie wird zwar mit derjenigen, die man aus regelmäßigen täglichen Messungen erhält, nicht ganz übereinstimmen. Aber diese werden leider kaum irgendwo etwa wie auf den Wetterwarten möglich sein, während die Masima und Minima leicht zu erhalten sind. Sie müssen zwecks späterer Vergleiche mit Messungen für andere Pflanzen und in anderen Gegenden genügen, um einen jährlichen Durchschnitt zu gewinnen. Die Messungen liefen vom 12. Mai 19 L2, wo die Thermometer wieder ausgelegt wurden, bis zum 18. März bez. 5. Mai 1917. Am 18. März wurden die Thermometer des Wibera- Rasens, am 5. Mai die des Leploscyjrfius-Jl&sens eingeholt, welch1 letztere an jenem Tage noch eingefroren waren. Die Ergebnisse der 5jährigen Messungen sind in Tab. 1 zu- sammengestellt. Zu bemerken ist noch, daß der große Rasen von Leptoscyphus Taylori allmählich begann sich am oberen Rande vom Felsen zu lösen und herabzuschälen, so daß es am 2. Mai 1913 nötig war, die beiden Thermometer an einem anderen Orte unter- 496 A. Schade: zubringen und zwar in einem Rasen von Mumm hornum L. auf schwachem Felssims etwa 1 m von der vorigen Stelle entfernt, worin sie von da an dauernd lagen. Die beiden anderen blieben in ein und demselben Rasen von Webera nutans auf besonnter Fels- kuppe. Der Zusammenhang der Beobachtungen wurde hier nur einmal unwesentlich unterbrochen, da ein Teil des Rasens zerstört war, und das Maximumthermometer vom 30. August 1914 bis Tabelle 1. So NO* Tag des Ablesens Webera nutans Leptosci/pL ,us Taylori Ma Mi Ma Mi 1912. 12 V.1) 1. VI. 36,0 8,5 13.2 4,5 1. IX. 52,8 7,8 17.0 7,0 22. IX. 28,3 5,8 12,2 4,9 15. XI. 22,9 — 2,5 10,0 - 2,3 1913. 6. III. 16.2 - 7,7 5,2 — 60 1. IV. 28.0 - 1,6 9,3 - 2,0 2. V. 47,1 — 2,0 13.0 2) - 2.2 2. VI. 55,1 2,9 16,0 1 8 6. VII. 55,7 7,0 16.4 6,9 31. VIII. 47.0 6,9 14,7 7,3 11. X. 44,3 2,6 13,6 4,8 2. XI. 24,0 1,0 9,1 2,5 30. XI. 15,3 - 2,6 8,9 0,0 1914. 1. III. 13,8 - 9.7 7.0 4.0 29. III. 20,8 — 2,6 5,0 - 1,0 3. V 48,4 - 0,9 9,3 + 0,4 28. VI. 45,9 3,9 13,6 2,4 30 VIII. 56.8 12,6 16,1 9,0 1915 18. IV. 93) - 3,4 14,0 o »2 25. IV. ?4) 4,6 7,4 + 0^8 2. V. 29,9 8,2 7,9 1,1 9. IX. 53,9 7.9 15,2 1,8 191'). 23. I 29,8 - 4,1 12,0 — 1,9 5. III 12,2 - 1,7 4,0 — 1.2 2. IV. 25,5 + 0,6 6,4 0,0 7. V. 38,7 3,7 12,2 0,4 1. VII. 40,2 6,8 13,5 2,8 22. X 440 2,2 14,9 2,2 1917. 18. nr. 18,8 - 5,4 5. V. 1 8,3 - 4,0 1) Thermometer ausgelegt 2l Da sich der Rasen von Lcptoseyphus Taylor i vom Felsen zu lösen be- ginnt, werden beide Thermometer etwa 1 m entfernt unter ganz ähnlichen Verhältnissen in einem Rasen von Milium hornum L. untergebracht, worin sie bis zum Abschluß der Messungen dauernd verblieben. 3) Da em Teil des Rasens am 30. VIII. 1914 zerstört war, konnte das Maximumthermometer zunächst nicht wieder ausgelegt werden. 4) Maximumthermometer wieder ausgelegt. Über den mittleren jährlichen Wärmegenuß von Webera nutans usw. 497 25. April 1915 entfernt werden mußte. Da das absolute Maximum des Jahres 1914 offenbar schon erschienen war, denn im September sind sicherlich keine höheren Temperaturen mehr aufgetreten, so ist diese Unterbrechung ohne jeden Einfluß auf das Ergebnis. Leider konnten in den Kriegsjahren die Thermometer nicht so regelmäßig aufgesucht und abgelesen werden wie im Jahre 1913. so daß z. B. nicht festgestellt werden kann, mit Ausnahme 1913, in welchen Monat das absolute Maximum fällt. Betrachten wir kurz die Ergebnisse, wie sie Tabelle 1 bietet. Die Temperaturen sind, wie stets üblich, in ° C angegeben, und die absoluten Maxima und Minima des Jahres durch fetten Druck hervorgehoben. Zunächst springt sofort wieder der gewaltige Unterschied im Wärmegenuß beider Moose in die Augen. Dabei erreicht aber Leptoscyphus Taylori bez. Milium homum nicht wieder das hohe Maximum von 22 ° im Jahre 1910, sondern im höchsten Falle als absolutes Maximum nur 17,0 °. Das mag größtenteils daraus zu erklären sein, daß die Thermometer während der gesamten Beob- achtungszeit in drei verschiedenen Rasen untergebracht werden mußten. Bei aller äußeren Ähnlichkeit der Lage und Beschaffen- heit waren die Verhältnisse wahrscheinlich doch nicht ganz gleich, was sich nun in den Temperaturen ausspricht. Besonders eigentümlich ist, daß die absoluten Maxima für Lepioscyphus bez. Mnium homum während der Beobachtungszeit von Jahr zu Jahr immer niedriger werden und von 17,0 ° auf 14,9 ° sinken. Indessen, daraus darf nicht etwa auf eine Verschlechterung des Klimas geschlossen werden, denn in der gleichen Zeit stiegen umgekehrt die absoluten Jahresminima von — 6,0 ° auf — 1,9 °, so daß sich im ganzen die jahreszeitlichen Gegensätze während dieser Zeit gemildert haben. Im strengen Winter 1916/17 freilich sank das absolute Minimum wieder auf — 4,0°. 1912 13 betrug der Unterschied zwischen absolutem Maximum und Minimum 23,0°, 1915/16 nur 17,1 °. Der jährliche Temperatur- Ausschlag schwankt also innerhalb der Beobachtungszeit um fast 6 °. Worauf das Sinken des absoluten Maximums von Leptoscyphus beruht, läßt sich nicht angeben. Denn daß es keine allgemeine Erscheinung ist, ergibt ein Blick auf die im Rasen von Webera nutans gefundene Zahlenreihe. Hier tritt das höchste jährliche absolute Maximum 1914, also in der Mitte der Beobachtungszeit auf. Ahn- lich verhalten sich auch die absoluten Minima. Entsprechend der Lage des TFe&era-Rasens sind hier wieder die Maxima außerordentlich hoch. Als absolutes Maximum der 4!»8 A Schade: 5jährigen Messungen ergab sich im Jahre 1914 eine Tempe- ratur von nicht weniger als 56,8°, der höchste Wert, der mir bisher in Moosrasen entgegentrat und nicht mehr weit entfernt ist von jenen 63,8 ° am 17. Mai 1910, die 1 cm tief in einer dünnen unbewachsenen Sandschicht auf dem Felsen in nächster Nähe auf- traten. Ihm steht, zeitlich unmittelbar vorausgehend, ein absolutes Minimum von — 97° gegenüber. 60* 50 30 20 10 0« -10 Leptos cyp/>uS Im 1913 191** 1915 1916 1977 Abb. I. Das Moos war also einer jährlichen Temperaturschwan- kung bis zu (i(j,-3 ° ausgesetzt, gegen nur 23° im Höchstfalle bei Leptoscyphus im Jahre 1912/13. Sie sinkt bei letzterer Pflanze 1916/17 sogar auf nur 16,8°, während sie gleichzeitig bei Webern im niedrigsten Falle immer noch 48,1 ° beträgt. Ganz gewaltig ist der Unterschied in den Lebensverhältnissen beider Pflanzen, viel bedeutender, als die Messungen 1910/11 er- kennen ließen. Abb. 1 mag im besonderen nochmals dazu dienen, die Verhält- nisse zu veranschaulichen. Sie enthält die absoluten Jahresmaxima Über den mittleren jährlichen Wärmegenuß von Webera nutans usw. 49i> und -minima der 5 Beobachtungsjahre. Die Maxima sind in der Mitte, die Minima dagegen auf der Grenze der zugehörigen Jahres- streifen eingetragen. Die beiden ausgezogenen Linien verbinden die Höchst- bez. Mindesttemperaturen von Webera nutans unterein- ander, die gestrichelten die von Leptoseyphus Taylori. Über die äußersten S eh wank ungen der absoluten Ma- xima und Minima im Laufe der 5 Jahre gibt folgende besondere Übersicht Aufschluß. Pflanze Jährliches absolutes Maximum Jährliches absolutes Minimum • höchstes niedrigstes höchstes niedrigstes 56,8° Diff. 12,8 ° 44,0° — 3,4° Diff. 63° — 9,7 ° Leptoseyphus Taylori . . 17,0 « 2,1 ° 14,9 ° — 1,9° 4,1 0 — 6,0° Während dieser Zeit weichen die absoluten Maxima bez. Minima vor allem bei Webera nutans stark voneinander ab. Bei Webera beträgt der Unterschied der äußersten Werte der Maxima 12,8 ° gegen nur 2,1 ° bei Leptoseyphus. Um so größer ist er bei letzterer Pflanze hinsichtlich der Minima, die bis zu 4,1 ° von einander abweichen können, bei Webera bis zu 6,3 °. Berechnet man aus den 5 jährlichen absoluten Maxima bez. Minima das mittlere jährliche Maximum bez. Minimum, so ergibt sich folgendes: Mittleres absolutes Maximum Minimum Webera nutans . . 52,6 ° — 6,1 ° Leptoseyphus Taylori 15,9 ° — 3,6 ° Darnach hat a'so das Laubmoos Webera nutans an jenem Standorte im Durchschnitt jährlich ein absolutes Maxi- mum von 52,6° zu erwarten, d. h. 36,7 ° mehr als das Leber- moos Leptoseyphus Taylori, während ihre mittleren absoluten Minima nur unbedeutend, um 2,5 °, von einander abweichen. Bez. der letzteren ist auch hier wieder klar zu erkennen, daß an den Felswänden in den Gründen im Winter stets höhere Temperaturen herrschen • als auf freier Fels- platte, eine Folge des entsprechenden Verhaltens der Felstempe- raturen selbst, wie schon oben hervorgehoben. 500 A. Schade: Dies läßt sich besonders gut beim Einsetzen der winterlichen Kälte beobachten. Mag auch die Temperatur schon längere Zeit auf einige Grade unter 0 gesunken sein, immer noch findet man dann zwischen den einander deckenden Blatt- oder Stengelteilen namentlich gewisser Lebermoose oder zwischen ihnen und der Felsunterlage selbst die Wassertropfen ungefroren goldiggrün her- vorschimmern. Besonders auffällig erscheint diese Tatsache bei Calypogeia Trichomanis (L.) Corda, C. Neesiana (Mass. u. Carest.) K. M., Odontoschisma dtnudatnm (Mart.) Dum., Cephalozia media Lindb., auch Leptoseyphus Taylori (Hook.) Mitt. u. a. Die einzelnen Pflänz- chen dieser Arten, namentlich auch am Rande größerer Rasen kriechen der Unterlage dicht angeschmiegt am Felsen dahin und passen sich dessen Unebenheiten an. Zwischen ihnen und dem Felsen werden die Wassertropfen kapillar festgehalten, noch flüssig zu einer Zeit, wo größere Moosrasen oft derselben &rt in nächster Nähe längst hart gefroren sind. Es ist bedauerlich, daß es nicht möglich war an Ort und Stelle auch die Maxima und Minima der Lufttemperatur in meteo- rologischem Sinne zu ermitteln, obwohl sie ja an sich über den wirklichen Wärmegeruß unserer Pflanzen nichts aussagen. Aber es wäre doch wertvoll, sie mit denen der Moosrasen zu vergleichen, um dann daraus Schlüsse auf die Verhältnisse an anderen Orten ziehen zu können. Darum sei es gestattet, bis zu einem gewissen Grade als Ersatz die im folgenden zusammengestellten Ergebnisse der regelmäßigen Messungen im Botanischen Garten zu Dresden mitzuteilen, die mir Herr Geh. Hat Prof. Dr. 0. DRUDE wieder gütigst zur Verfügung stellte, und wofür ich ihm auch an dieser Stelle herzlich danken möchte. Tab. 2 enthält für dieselben Jahre, während derer die Mes- sungen in den beiden Moosrasen im Teufelsgrunde stattfanden, außer der Jahresmaxima und -minima der Lufttemperatur auch die der Bodentemperatur in 2 cm Tiefe, dazu die Tage, an denen sie auftraten. Was zunächst die Jahres-Maxima der Lufttemperatur anbetrifft, so steigen diese von 31,5° im Jahre 1912 allmählich auf 35,5 ° im Jahre 1915, während 1916 mit 30.0 ° das niedrigste Maximum dieses 5 jährigen Zeitabschnittes besitzt. Dies entspricht auch ganz dem Verhalten der Maxima der beiden Moosrasen (vgl. Tab. 1), nur daß in ihnen das absolute Maximum des 5jährigen Zeitabschnittes mit 56,8° im Jahre 1914 auftrat und 1915 dagegen Über den mittleren jährlichen Wärmegenuß von Webera nutans usw. 5 01 Tabelle 2. Jahr Lufttemperatur 0 0 Bodentemperatur in 2 cm Tiefe Max. Min. Max. Min. 1912 31,5 28 VII. — 21,0 4. II. 22,0 14. VII -7,5 28. I. 1913 33,0 2. VI. — 12,0 19. 11 23,0 3 VI. - 7,0 31 I. 1914 34,0 15., 22 VII., 11. VIII. — 16,3 15. I. 22,0 4, 16. VII. -8,0 7. II. 1915 35,5 10. VI. — 14,0 20 I, 29. XI. 25,0 11. VI. -4,0 5, 7. II, 23. XI , 19., 22 . 23 XII 1916 30,0 10. VIII. — 11,0 22 II. 20,0 5., 9, 31 VII, 1., 17. VIII. -4,0 13., 23 II. 1917 — 25,0 5 II - 10 23.-26. 28. 1., 5 II. um 2 9° zurückblieb. Dies erklärt sich ohne weiteres aus der doch immerhin stark verschiedenen örtlichen Beschaffenheit der Messungsorte. Daß die Jahresmaxima der Bodentemperatur in 2 cm Tiefe stets bedeutend hinter der Lufttemperatur zurückbleiben, ist eine Folge davon, daß hier unter Rasenboden gemessen wurde. Bemerkenswert aber ist, daß das vorliegende absolute- Maximum des ganzen 5 jährigen Zeitabschnittes von 25,0 ° fast gleichzeitig mit dem der Luft auftrat, genau genommen einen Tag später. Daraus erkennt man wieder die Abhängigkeit besonders der höheren Lufttemperaturen von der Erwärmung des Bodens. Auch die absoluten Minima fallen mit — 16,3° und — 8,0° für Luft und Boden während des gleichen Zeitraumes in dasselbe Jahr, wenn auch um 23 Tage auseinander. Im selben Jahre 1914, vermutlich um dieselbe Zeit, stellten sie sich (vgl. Tab. 1) auch in den Moosrasen im Teufelsgrunde ein. Aber in der kalten Jahres- zeit sind die Dinge nicht ohne weiteres so klar zu übersehen, ch-nn von größter Bedeutung ist dabei, ob und wie lange eine mehr oder weniger dicke Schneedecke den Boden schützend unter sich bar^, wie das Jahr 1917 beweist. 1,02 A- SCHADE: Vergleicht man die Jahresminima des Webera- Rasens (Tab. 1) mit denen des liasenbodens im Botanischen Garten (Tab. 2), so fällt auf, daß sie sich nur wenig von einander unterscheiden, wie folgende Übersicht zeigt: 1913 1914 1915 1916 1917 Webera nutans — 7,7 ° — 9,7 ° - 3,4 ° — 4,1 ° - 5,4 ° Basenboden im Bot. Garten zu Dresden - 7,0 ° — 8,0 ° -4,0° - 4,0 ° — 4,0 ° Doch sollen daraus keine besonderen Schlüsse gezogen werden. Besonders wichtig ist der Vergleich der Minima von Luft- und Bodentemperatur (Tab. 2). Unter allen Umständen ist das Jahresminimum der Bodentetnperatur bedeutend höher als das der Luft, ohne daß sie allerdings immer auf den- selben Tag fallen. 1912, 1913 und auch 1916 trat das absolute Minimum des Bodens früher, 1914 und 1915 dagegen später auf als das der Luft. Auf jeden Fall muß an den Tagen, für die in Spalte 3 (Tab. 2) die Jahresminima der Lufttemperatur angegeben sind, das gleichzeitige Tagesminimum der Bodenwärme weit höher gewesen sein als das der Luft, eine Bestätigung der im Eib- sands t ei ngebirge gemachten und schon oben erwähnten Beob- achtungen. Die Jahresminima von Luft- und Bodentemperatur weichen sehr stark von einander ab, wie sich aus folgender Übersicht er- kennen läßt (vgl. Tab. 2): 1912 1913 1914 1915 1916 1917 Differenz: 13,5° 5,0° 8,3° 10,0° 7,0° 210° Ganz besonders sticht darin die Differenz für 1917 ins Auge. Am 5. Februar morgens sank das Thermometer auf — 25,0 °, das absolute Minimum des Jahres 191617 während das gleichzeitige Minimum der Bodentempeiatur nur — 4,0° betrug. — 4,0° sind bereits im Januar 5 mal als Tagesminimum aufgetreten, aber selbst am 5. Februar nicht unterboten worden, ohne Zweifel eine Folge der dichten schützenden Schneedecke. Denn bereits am 12. Januar begann die Kälteperiode') und vom 20. Januar bis 7. Februar fiel die Lufttemperatur nicht weniger als 9 mal unter — 15 °, darunter 7 mal unter — 20 °, wie sich im einzelnen aus folgender Zusammenstellung ergibt: 1) Vgl. auch DRUDE, O.: Die gegenwärtige Kälteperiode im Vergleich S. 5. mit solchen früherer Jahrzehnte. Dresdner Anzeiger vom 9. Februar 1917, Über den mittleren jährlichen Wärmegenuß von Webeia nutans usw. 503 1917. 20. Januar: — 20,0° 21. „ —20,5° 22. „ — 21,5 ° 25. „ —21,0° 3. Februar: — 17,5 ° 4. „ — 19,5 ° 5. „ - 25.0 ° ]) 6. „ — 20,5 ° 7. —210° Trotzdem sank die Bodentemperatur in 2 cm Tiefe nicht unter — 4,0 ° und bei 15 cm nicht unter — 3,0 °. Im Eibsandsteingebirge dürften sich die Lufttemperaturen ähnlich verhalten haben. Um so bemerkenswerter ist, daß dort die Minima in den Moosrasen ebenfalls überraschend hoch geblieben sind. Im Leptoscyphus-Rasen traten ebenfalls — 4,0 ° auf, wie im Rasenboden in Dresden, während im Weberei-Rasen das Thermo- meter auch nur auf — 5,4 ° sank, ohne Zweifel ebenfalls eine Folge der schützenden Schneedecke. Das Verhältnis der besprochenen maximalen und minimalen Temperaturen läßt sich recht deutlich auch aus Abb. 2 erkennen. Wieder zeigt sich die Abhängigkeit der Luft- und Bodentemperatur von einander, besonders in Hinsicht auf die Maxima. Die Minima der Luftwärme lösen sich viel mehr von denen des Bodens. Hier spielt die Schneebedeckung während des Winters eine ausschlag- gebende Rolle. Die Lufttemperatur geht dann gewissermaßen ihren eigenen Weg. Berechnen wir endlich noch für die beiden untersuchten Moosrasen die mittlere Jahrestemperatur. Nach der Formel Ma -f- Mi „ , , — ergibt sich unter Benutzung des oben angegebenen mittleren absoluten Maximums und Minimums folgendes: Weber a nutans: 23,3 ° Leptoscyphus Taylori: 6,2 °. Bedenkt man, daß die beiden Orte, für die diese mittlere Jahrestemperatur gefunden wurde, in Luftlinie kaum 50 m von einander entfernt sind, so ist die Differenz beider Werte von 1) Die bisher niedrigste in Dresden beobachtete Lufttemperatur betrug am 14. Februar 1871 —27,6°, vgl. auch SCHREIBER, P.: Die klimatischen Verhältnisse Dresdens in Wissenschaftl Führer durch Dresden, herausgeg. von Dr. phil. SCHÄFER (anläßlich der 79. Vers. d. Ges. Deutsch. Naturforscher u. Ärzte) 1907, S. 7. 504 A.. SCHADE: Über den mittleren jährlichen Wärmegenuü usw. nicht weniger als 17,1 ° geradezu ungeheuer. Die damit ver- bundenen grundverschiedenen Licht- und Feuchtigkeitsverhältnisse, wie sie in früheren Untersuchungen erkannt wurden, schaffen auf engem Raum nebeneinander zwei Klimate von schroffstem Gegensatz. Aber damit ist nicht gesagt, daß sie für das Gedeihen beider Pflanzen unbedingt so beschaffen sein müssen. L&ptoscyphus Taylor/ allerdings ist erfahrungsgemäß eine Ge- birgspflanze. Die mittlere Jahrestemperatur von 6,2° sagt ihr offenbar zu und ermöglicht ihr in so niedriger Meereshöhe, h0° 30 20 10 -10 ~20 — MO 30' 2cm 1912 1913 191¥ 1915 1916 1917 Abb. 2. 180 m ü. NN zu leben, wie denn die engen feuchtkühlen Gründe und Schluchten des Eibsandsteingebirges reich sind an montanen Arten der kryptogamischen Pflanzenwelt1) (z. B. Schistostcga osniitn- dacea W. u. M., Tetradontium Brownianum Schwg., Rhabdoweisia fugax(H.ed\v.) Br. u. Seh., Fissidens crassipes Wils., Thamnium alopecunn/i Br. u. Seh., Plagiothecium undulatttm Br. u. Seh., Dichodontium pellu- eidum Schimp., Sphenolobus Michauxii (Web.) Steph., Lophozia con- fertifolia Sehiffn., Cephalozia reclusa (Tayl.) Dam , C. leucantha Spruce, Scapania umbrosa (Schrad.) Dum., um nur einige Laub- und Leber- moose zu nennen). 1) Vgl. DRUDE, 0.: Der hereynische Florenbezirk. 1902, S. 478/79. E. HEINRICHER : Die erste Aufzucht einer Rafflesiacee usw. 505 Webern nutans dagegen lebt an dem untersuchten Orte ent- schieden nicht unter „optimalen" Bedingungen, womit auch zu- sammenhängen dürfte, daß sie während 7 jähriger Beobachtungszeit keine Sporogone hervorbrachte. Sie stellt ein Beispiel dafür dar, wie eine Pflanze wüstes Land erobern und behaupten kann trotz der Ungunst klimatischer Verhältnisse, die die Anpassungsfähigkeit der Pflanze auf eine harte Probe stellen und in unserem Falle offenbar die Grenze des Erträglichen erreichen. 47. E. Heinrich er: Die erste Aufzucht einer Rafflesiacee, Cytinus Hypocistis L, aus Samen. (Mit Tafel VIII.) (Eingegangen am 17. Juni 1917.) Infolge meiner viele Jahre umfassenden Studien über phanero- game Schmarotzer ist der Innsbrucker Garten relativ reich an kulti- vierten Schmarotzerpflanzen, noch viel reicher aber das Museum des Instituts an Demonstrationsmaterial solcher und an Präparaten zu ihrer Entwicklungsgeschichte. Schon lange hegte ich den Wunsch, auch eine Rafflesiacee in Kultur zu haben, und da naturgemäß an eine solche der tropischen Gebiete in Europa nicht zu denken war, kam natürlich der medi- terrane Cytinus Hypocistis zunächst in Betracht. Diese Pflanze sah ich in Kultur im Grazer Botanischen Garten, wo sie sich, mit der ausgegrabenen Xährpflanze aus Istrien eingebracht, jedenfalls mehrere Jahre hielt. Vorerst dachte ich nur daran, auf gleiche Art die Pflanze dem Bestände unseres Gartens einzubeziehen. Mein alter Freund, Prof. MILTARAKIS in Athen, mit dem ich 1883 gleichzeitig bei SACHS in Würzburg geweilt, hatte die Liebens- würdigkeit, mir zweimal ausgegrabene C/s/us-Pflanzen mit dem Schmarotzer zu übersenden, doch kamen sie, infolge der langen Fahrt und mangelnder Pflege -während derselben, leider unbrauchbar an. Das bewog mich, an MlLIARAKIS die Bitte zu stellen, mir womöglich reife Früchte des Cytinus zu verschaffen, um die Aufzucht aus Samen Ber. der deutschen bot. Gesellseh XXXV. 33 506 E. Heinrichkr: zu versuchen.1) Auch dieser Bitte wurde freundlich Gewähr gegeben ; ich erhielt im Sommer 1913 das Gewünschte. Ueber den Kultur- versuch will ich unten berichten.. Im Frühjahr 1914 war es mir aber vergönnt, einige Tage aut Lussin zu verleben, wo ich in der Nähe von Cigale Cytinus reichlich blühend vorfand. Durch gefällige Unterstützung des um die Er- forschung der Flora Lussins sehr verdienten Professors an der Nautischen Schule zu Lussin piecolo, AMBROS. UAKACIC2), konnte ich einen Arbeiter gewinnen, der mir bei der Ausgrabung der mit Cytinus behafteten Cistus- Pflanzen behilflich war. Drei Pflanzen wurden mit großem Erdballen gewonnen, in offenen Kisten auf das Deck des Dampfers nach Triest und von hier als Eilgut nach Inns- bruck gebracht. Zwei der Cytinus gehörten der Varietät kermesina an, einer war: aurantiaca. Letzterer ging leider bald samt der Nähr- pflanze, deren Wurzelsystem zu unvollständig ausgehoben worden war, ein. Die beiden anderen Pflanzen aber gedeihen bei uns recht gut; sie werden im Kalthaus überwintert, in der guten Jahreszeit aber kommen sie eingetopft in das Freiland unseres Versuchsgartens. 1917gelangten sie das drittemal zur Blüte. Besonders eine der Cistus- Pflanzen (C. villosus) ist von ansehnlicher Größe. Auf ihr kamen 1915 7, 1916 gar 10 Blütenstände des Cytinus zur Entfaltung; 1917 erfolgte ein Rückgang, es kamen nur 3 Blütenstände. Das Blühen fiel 1915 in den April, 1916, des milden Winters wegen, schon in den März. 1915 wurden durch Kollegen WAGNER einige gelungene Aufnahmen gemacht. Da das Vorliegen solcher mir nicht bekannt ist, sie das Bild aus Maout et Decaisne, das auch in den natürlichen Pflanzenfamilien aufgenommen erscheint, doch aber wirkungsvoll ergänzen, bringe ich einige auf Tafel VIII zur Wiedergabe. Fig. 1 zeigt die Blütenstände vor dem Oeffnen der Blüten (24 III.), Fig. 2 blühend (8. IV.). Fig. 3 läßt bei Einstellung auf einen einzelnen Blütenstand männliche und weibliche (unten) Blüten gut unter- scheiden. Am natürlichen Standort wären im Gewirr anderer Pflanzen solche Aufnahmen kaum durchführbar. Und nun zum Kulturversuch. Ende Juli 1913 kamen aus Athen die Früchte von Cytinus an. Eine mikroskopische Prüfung ließ allerdings vermuten, daß wenig wirklich ausgereifte Samen 1) Die Absicht, das gleiche zu versuchen, äußerte Solms-laubach (Ueber den Bau und die Entwicklung der Ernährungsorgane parasitischer Phanerogamen, Jahrb. I. wiss. Bot. VI., p. 600) schon 1868. Er stellte für den Fall, daß sich positive Resultate ergeben sollten, spätere Mitteilung darüber in Aussicht. Es ist mir nicht bekannt, daß eine solche erfolgt wäre. 2) Gestorben im Oktober 1916. Die erste Aufzucht einer Rafflesiacee usw. 507 in ihnen vorhanden sein dürften. Trotzdem wurde der Anbau durch- geführt, da die Nährpflanzen für einen solchen schon bereit gestellt waren. Es waren zu diesem Zwecke 1913 gezogene Sämlingspflanzen von etwa Spannhöhe verschiedener Cistus- Arten, so C. salvifolius L (8), C. populifolius L. (7), C. monspeliensis L. (6), C. candidissimus Dun. (5), also 26 Stück verwendet, aber auch alte Pflanzen verschie- dener Arten, 11 Stück, herangezogen, so daß der Versuch 37 Töpfe umfaßte. Das Wurzel werk der C/s/t/s-Pflanzen wurde etwas frei- gelegt und darauf Prisen der staubkleinen Samen des Parasiten, mit Erde vermengt, gebracht, also so verfahren, wie bei der Anzucht von Orobanchen. Die Kulturtöpfe wurden über Winter im Kalthaus, im vorgeschrittenen Frühjahr im Freiland des Versuchsgartens gehalten, wo sie bis gegen Ende September verblieben. Im Sommer 1915 wurde eine der Sämlingspflanzen geopfert und ihr Wurzelwerk genau untersucht. Es war ja von vornherein klar, daß der Same einer Rafflesiacee seinen Embryo gleich einer Pilzspore nur zur intramatrikalen Infektion einer Nährwurzel ver- wenden könne, und daß extramatrikal keine Weiterbildung erfolgen werde1) ; doch schien es möglich, daß die stattgefundene Infektion der Nährwurzel sich durch eine Hypertrophie verraten würde, und daß solche Wurzeln über die erste Entwicklung des Thallus und sein Erstarken Aufschluß bringen könnten. Die erwähnte Untersuchung blieb aber erfolglos, und ich war auch schon geneigt, die ganze Kultur als keinen Erfolg bringend anzusehen. Nicht so sehr wegen der langen seit der Aussaat verstrichenen Zeit, denn eine rasche Entwicklung bis zur Blühreife war man bei den Rafflesiaceen kaum anzunehmen berechtigt, sondern mehr ob des Zweifels an der Tauglichkeit des verwendeten Samenmaterials. Es war mir deshalb eine angenehme Ueberraschung, die mir am 20. Januar 1917 unser Gartengehilfe mit der Mitteilung bereitete, in einem der Kulturtöpfe wäre das Hervorkommen einer Infloreszenz von Cytinus erkennbar. Der Erfolg ist in Anbetracht der 37 Kulturtöpfe nicht groß, doch besteht ja allerdings auch die Möglichkeit, daß auch von den übrigen 36 Töpfen noch einer oder der andere später einen Erfolg ergibt.2) Haben ja auch meine Kulturen mit Arceutfiobium in sehr 1) Solms-Laubach äußert 1. c. p. 601 die Ansicht, daß der Keimling auch einen Stengelvegetationspunkt ausbilde, der später allerdings zugrunde gehen möge. Die Annahme, daß der Keim einen Stammvegetationspunkt anlege, erscheint mir wenig wahrscheinlich. 2) Das trat, wie der folgende Nachtrag zeigen wird, tatsächlich ein. 33* 508 E- Heinrichen: wechselnder Zeit zur Gewißheit geführt, ob seitens eines Samens eine Infektion stattgefunden hat.1) Der Erfolg mit Cytinus beruht darin, d a ß ein m a 1 e b e n die Aufzucht der ersten Rafflesiacee aus S a m e n e r z i e 1 1 e r s c h eint u n d z u m a n d e r n m a 1 , d a ß \v i r n u n w e n i g s t e n s für diesen Fall d i e Zeit von der Aussaat bis zum Blühreifwerden des Parasiten kennen und so über die Entwick- lungsschnelle einigermaße n u n terrichtet er- scheinen. Da die Aussaat am 1. August 1913 er- folgte, e r g i b t s i c h , daß bis zum Erreichen der Blühreife über drei Jahre verlaufen sind, wobei ja allerdings angenommen erscheint, daß die Keimung des Samens bald nach der Aussaat erfolgte. Dieser Erfolg gibt aber hoffentlich Anregung, auch in den Tropen die künstliche Aufzucht von Rafflesia-Arten, von Brugmansia usw. aus Samen zu versuchen. Im Buitenzorger Garten erscheinen mir alle Bedingungen gegeben, um diese Versuche mit größter Aus- sicht auf gutes Gelingen in Angriff zu nehmen. Nur wird sie nicht ein auf einer Studienreise Java für wenige Monate besuchender Botaniker unternehmen können, sondern nur ein Forscher, der durch einige Jahre dort weilt. Der Buitenzorger Garten bietet Raum genug, um ein C/ss«s-Ouartier anzulegen und die Beschaffung von Früchten und Samen von Rafflesia2) und ebenso von Brugmansia3) kann nach den neueren Berichten auch keine großen Schwierigkeiten bereiten. Die Kultur dieser Wunderblumen aber müßte für den Garten eine 1) Das war frühestens 7 Monate nach der Aussaat der Fall, konnte aber auch erst nach 1 ' -z Jahren eintreten und dürfte wahrscheinlich auch nach viel längerer Dauer vorkommen. (Vgl. E. Heinricher, „Die Keimung und Entwicklungsgeschichte der Wachholdermistel, Arceuthobium, Oxycedri, auf (irund durchgeführter Kulturen geschildert." (Sitzungsber. d. Kais. Akad. zu Wien, 124. Bd., 1915, S. 18.) 2) A. Ernst und ED. SchmiD: Ueber Blüte und Frucht von Rufi- lesia. (Annales du J ardin Botanique de Buitenzorg, 36. Ser. Vol. XII, 1913, p. 45). — SolmS-Laubach vertrat noch 1901 die Anschauung, daß Früchte der Raffle:- iaccen sehr selten seien (Englers „Pflanzenreich", 5. Heft, IV. 75u. 76) und hob hervor, daß -von Brugmansia Zippelii noch keine einzige Frucht gefunden werden konnte. 3) Die erste Beschreibung und Abbildung einer Frucht von B. Zippelii habe ich gebracht (E. Heinricher : Beiträge zur Kenntnis der Rafflesiacea 1.; Denkschriften der mathemat.-naturwiss. Klasse der Kais. Akad. der Wiss. zu Wun, LXXVIII. Bd., 1905). Aus der angeführten Arbeit von Ernst und Schmid geht hervor, daß bei systematischer Suche auch die Früchte von Brugmansia sich als nicht zu selten erweisen dürften. Die erste Aufzucht einer Rafflesiacee usw. 509 neue Attraktion bedeuten. So wie betreffs der Rafflesiaceen denke ich auch über die Aufzucht der Balanophoreen ; ich glaube, sie würde bei einigermaßen systematischer Durchführung ohne große Schwierig- keiten gelingen. Ja, bei Balanophora hielt ich die Sache selbst in unseren Gewächshäusern für durchführbar, und ich hatte auch an TREUB schon die Bitte gestellt, mir samentragende Infloreszenzen oder reichliches Samenmaterial zu übersenden, wie ich andererseits zu Kulturversuchen in den Tropen schon früher anzuregen bestrebt war.1) TREUB's Erkrankung und sein leider so früher Hingang war wohl die Ursache, daß ich die gewünschten Samen nicht erhielt, und späterhin habe ich mich um ihr Erlangen nicht mehr bemüht. Bei Balanophora wäre die Entwicklungsgeschichte verhältnismäßig leicht zu verfolgen, da, wie meine Untersuchungen2) und die meines gewesenen Assistenten Dr. STRIGL3) wohl nahezu sichergestellt haben, die Entwicklung ganz überwiegend extramatrikal erfolgt und eben in der Ausbildung der Balanophora-KnoMe liegt, in der ja auch der Wirt mit seinen Wurzelauszweigungen am Aufbau beteiligt erscheint, um so dem Parasiten ein Feld zum Unterbringen und zur Betätigung seines eigenartigen Absorptionssystems zu gewähren. Die Knolle aber geht wahrscheinlich aus einem Teil des wenigzelligen Embryos hervor, und wenn nicht, wenn der Embryo nur den primären Thallus liefert, so ist doch seine Lage eine so oberflächliche, daß die von ihm dann besorgte Knollenbildung leicht verfolgbar erscheint . Ganz anders liegen die Verhältnisse, wie schon Seite 507 ange- deutet, offenbar bei der Entwicklung der Rafflesiaceen. Eine Ent- wicklungsgeschichte dieser wird in lückenlosem Zusammenhange nie zu geben möglich sein, denn offenbar verläuft die Entwicklung ganz intramatrikal in der Nährwurzel. Den kleinen Samen im Boden nachzuweisen, der den ersten vom Embryo ausgehenden Thallus- faden zur Infektion der Nährwurzel entsendet, wird nie gelingen. Wohl aber wird es bei gelungener Kultur möglich sein, durch Unter- suchung der Nährwurzel um den zur ersten Blüte gelangten Parasiten ein Bild über die Entwicklungsschnelligkeit des Thallus, über die 1) Beiträge zur Kenntnis der Gattung Balanophora (Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wiss. in Wien, Mathem.-naturw. Klasse, Bd. CXVL, Abt. I, 1907, S. 23). 2) Ebendort, p. 6 u. 21. 3) Max Strigl, Der Thallus von Balanophora, anatomisch-physio- logisch geschildert. (Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. W. in Wien, Bd. CXVII, Abt. I, 1908. p. 4.) 510 E- HEiNRICHER: Strecken, durch die er im Wirte sich ausgedehnt hat, zu gewinnen.1) Auch wird man bei reichlichem Erfolge vermutlich infizierte Wurzeln schon zu einer Zeit zu erkennen venu (igen, wo der Parasit die Anlage des ersten Blütenstandes beginnt, ja vielleicht sich auf noch früheren Entwicklungsstufen befindet. Voraussetzung ist eben, daß man von sicher gutem Samen ausgehend zu Kulturen gelangt, bei denen man es nicht zu scheuen braucht, einige Töpfe derselben zu opfern. Auf solche Weise wird der Entwicklungsgang, den Cytinus Hypo- cistis in der Wirtswurzel durchmacht, zwar nicht Lückenlos, aber doch in genügender Weise aufgehellt und verfolgt werden können. Das Vorstehende habe ich Ende Januar dieses Jahn s ge- schrieben. Ich hielt die Veröffentlichung zurück, um das Blühen der aus Samen gezogenen Cy//nus-Pflanze abzuwarten und allenfalls noch eine Aufnahme derselben beigeben zu können. Infolge des abnorm kühlen Frühlings ist das auch heute, am 29. April, nicht erreiche wenn auch nahegerückt. Indessen habe ich in mehrfacher Beziehung noch einiges nachzutragen. Zunächst meine Kultur be- treffend: daß am 5. II. im gleichen Topfe, wo die erste Infloreszenz am 20. I. hervorbrach, eine zweite zum Vorschein kam, die wahr- scheinlich auf der gleichen Wirtswurzel sitzt, wie die erste. Weiter ergab noch einer der Töpfe mit Cistus populifolius eine Cytinus- Pflanze. Der hervorbrechende Blütenstand wurde am 14. III. entdeckt. Dabei ergab sich in der Färbung eine erwähnenswerte Ab- weichung. Die im ersten Topf entstandenen Blütenstände entsprechen deutlich der Varietät Cytinus Hypocistis, kermesinus, die tiefrote Farbe zeichnete schon die hervorbrechende Infloreszenz aus. Bei der zweiten Pflanze war hingegen die Färbung ein zartes lichtes Rosa, ein Farbenton, der mich an jenen der Knospen von Brugmansia erinnerte. Die Färbung hat dann aber, unter Einfluß des Lichtes jedenfalls, nach Rot hin immer mehr zugenommen, ohne jedoch das Rot der Var. kermesinus zu erreichen. Noch heute sind die Blüten 1) Aus den Untersuchungen von S«lms-Laubach (I.e.) geht hervor, daß der Thallus von Cytinus verhältnismäßig große Gewebeverbände in den C/Ssuswurzeln bildet und darin vom Thallus der Rajjlesia sich wesentlich unterscheidet. Doch sind diese Untersuchungen alle an blühreifen Pflanzen, die am natürlichen Standort eingesammeH wurden, gemacht und konnte man über ihr Alter keine Sicherheit haben. Wenn Solms auch versucht, ein Bild vom Entwicklungsgang des Thallus zu entwerfen, kann es ja mit den tat- sächlichen Vorgängen mehr oder minder übereinstimmen oder wohl auch in wesentlichen Punkten davon abweichen. Erst durch Kulturen des Cytinus wird Gesichertes auch hierin zu gewinnen sein. Die erste Aufzucht einer Rafi'lesiacee usw. • 511 unter den Brakteen geborgen ; das leuchtende Rot der Infloreszenz wäre als hell leuchtendes Karminrot zu bezeichnen. Hervorheben will ich auch noch, daß die Blüten des C. kerme- Sinus meiner Kulturen1) in einem Falle vorherrschend weiß sind und nur lichte rote Sprenkel besitzen, bei der zweiten Pflanze aber das Weiß zurücktritt, an den Umkreis des Perianthblattes gedrängt erscheint, während der mittlere Teil sehr reich an anthokyanhaltigen Zellen ist und darum rot erscheint. Das tritt übrigens auch bei der in Fig. 3 wiedergegebenen Infloreszenz hervor. Fig. 4 bringt in Zweidrittel natürlicher Größe die zweite aus Samen aufgezogene Pflanze nach einer am 9. Mai gemachten Auf- nahme. Mit einigen Worten möchte ich dann noch den Gegenstand streifen, den VON WETT STEIN2) kürzlich in diesen Berichten er- örterte. Wie aus meinei Mitteilung entnommen weiden kann, kommen auf Lussin piccolo oifenbar beide Formen oder Subspecies von Cytinus, kermesinus und ochraceus vor; denn was ich, wenn ich nicht irre, der Terminologie von HARACIC folgend, aurantiacus nenne, entspricht jedenfalls WETTSTEiN's ochraceus. Ich möchte noch hinzu- fügen, daß beide Formen in nächster Nähe nur wenige Schritte voneinander entfernt — bei Cigale vorkamen, was besonders mit Rücksicht auf dadurch leicht ermöglichte Kreuzung beider hervor- gehoben zu werden verdient. Prof. HARACIC hat mir auch mitgeteilt, daß C. kermesinus auf Cistus villosus, C. aurantiacus auf Cistus Monspeliensis vorkomme. Ich vermute, daß in der von HARACIC veröffentlichten Flora von Lussin sich ebenfalls in dieser Hinsicht Angaben finden werden. Zurzeit kann ich in diese, in kroatischer Sprache verfaßte Flora, leider nicht Einblick nehmen.3) Soviel scheint mir sicher, daß Cytinus 1) Hier sind die beiden aus Lussin gebrachten Pflanzen gemeint. 2) Studien über die systematische Gliederung von Cytinus Hypocistis L. 3) Ueber die Biologie von Cytinus war Harcaic wenig unterrichtet. Er meinte, daß nach dem Blühen die Wirtspflanzen eingehen, was nur insofern richtig ist, daß einzelne Cistus- Pflanzen dem Parasitismus des Wirtes erliegen. Einzelne solcher Pflanzen habe auch ich gesehen. Meist wird das nur nach mehrjähriger Vegetation des Parasiten eintreten. Ueber die Bildung und das Reifen der Früchte konnte Haracic nicht Aufschluß geben; er meinte, daß Früchte selten vorkommen. Eine ähnliche, wie ich aber vermute irrige, Ansicht äußerte auch Herr A. Berger in La Mortola brieflich, als ich mich seinerzeit um Einsendung von Samen bei ihm bewarb. Ich meine, daran trägt die mangelnde Kenntnis, daß die Samen staubartig klein sind, Schuld. Beim An- sehen der eingetrockneten Beeren, mit dem gelblichen, staubartigen Belag an den Plazenten, ist das Entstehen einer solchen Meinung leicht verständlich. 512 E. HßlNKlCHER: Die erste Aufzucht einer Rafflesiacee usw. ocliraceus (aurantiacus) auf Lussin gegen C. kermesinus an Zahl beträchtlich zurückstand, und daß die Exemplare, die ich sah, auf dem weißblütigen Cistus Monspeliensis saßen. Wie eingangs erwähnt, ging die mit Wirt ausgegrabene Pflanze leider ein. Aus meinem Aussaat versuch ist nichts Sicheres zu entnehmen, wenn auch vielleicht ein Hinweis in bestimmter Richtung durch di nselben vermutet werden kann. Vor allem ist keine Sicherheit vorhanden, daß meine aus Athen erhaltenen Früchte und Samen alle der gleichen Art angehörten. Gegen die Auffassung von WETT- STEIN spricht mein Kulturergebnis nicht, da beide Cytf/ZUS-Pflanzen auf Cistus populifolius, einer blaßrötlich blühenden und, wie ich vermute, Cistus villosus nahestehenden Art sich entwickelten1), hingegen auf den weißblühenden Arten — wenigstens bisher - kein Cytiuus zum Vorschein kam. Viel Bedeutung kann man dem aber nicht beimessen, da eben nur 2 der 37 Kulturtöpfe einen Erfolg brachten. Eine endgültige Entscheidung werden deshalb nur neu« Kulturversuche bringen können, die im Hinblick auf mein Ergebnis ja jetzt viel Aussicht auf Erfolg versprechen. Eine so enge Speziali- sierung der Cy///z«s-Formen auf bestimmte Wirte, und zwar Arten einer und derselben Gattung, wie sie WETT STEIN annimmt, be- fremdet doch einigermaßen, wenn uns auch für parasitische Pilze dergleichen Verhältnisse schon bekannt sind und ihr Vorkommen bei Schmarotzern innerhalb der Samenpflanzen ebenfalls reiht wohl möglich erscheint. Es wäre aber auch denkbar, daß aus den Samen der gleichen Cytinus- Mutterpflanze, unter dem Einfluß stofflicher Eigentümlichkeiten der Wirtpflanze (Cistus- Art), eine Verschiedenheit in der Färbung der Dcscendenten herrühren könnte. Speziell scheint Cistus mouspeliensis, auch Cistus salvifolius, doch vielleicht etwas weniger2), reich an einem gelben Farbstoff, oder besser an dem Chromogen eines solchen, zu sein, der sich an den gepreßten Pflanzen darin kundgibt, daß die im frischen Zustande rein weißen Blüten getrocknet kanariengelb erscheinen. Innsbruck, Botanisches Institut der Universität, im Mai 1917. Erklärung der Tafel VIII im Text S. 510 und S. 511 1) In De Candolle's Prodromus, Bd. I, S. 266, ist Cistus populifolius a lerdings nicht der Sect. I Erytlirocistus, sondern der Scct. II. Ledonia, also den weißblütigen, zugeteilt. 2) Doch abgesehen jedenfalls von einer Form y, die als ,,ocliroleucus" sich in De Candoll's Prodromus verzeichnet findet, bei der also die frischen Blüten schon gelb gefärbt sind. E. HELNRICHER: Zur Kenntnis der Blüte von Cytinus Hypocistis L. 5] 3 48. E. Heinrich er: Zur Kenntnis der Blüte von Cytinus Hypocistis L (Mit Tafel IX.) (Eingegangen am 17. Juni 1917.) Als ich die voranstehende Mitteilung schon abgeschlossen hatte, machte ich noch einige Beobachtungen, über die ich hier be- richten will. Wie man aus Fig. 4 der Tafel IX zu erkennen vermag, war die Infloreszenz der dargestellten Sämlingspflanze schwächlich. Dies mag zum Teil mit der noch geringen Erstarkung der Pflanze zu- sammenhängen, kann aber auch in dem wenig günstigen Stande des als Wirt dienenden Cistus begründet sein, der stark verlaust ist, und gleichzeitig unter einem Rußtaupilz leidet (Folge vernach- lässigter Kultur bei Mangel an Arbeitskräften). Die ganz ähnliche, schwächere Infloreszenz der zweiten aufgezogenen Pflanze unter- suchte ich, um zu sehen, ob weibliche Blüten vielleicht ganz fehlen. Es war denkbar, daß so wie bei Lilium croceum Erstlingsblüher rein männliche Blüten haben, die, wie ich zeigte, als Hemmungsbildungen aufzufassen sind1), auch bei Cytinus jugendliche Pflanzen nur männ- liche Blüten besitzen könnten. Es ergab sich, daß weibliche Blüten wohl vorhanden waren, aber nur eine oder zwei vielleicht ihre volle Entfaltung erreicht hätten, während andere im Knospenzustande einzugehen schienen. Nicht ohne Interesse ist es, daß die meist entwickelte weibliche Blüte eigentlich eine unvollkommene Zwitterblüte war. Es fanden sich nämlich unter dem wohl entwickelten Narbenkopf der Kolumna genitalis einseitig- gut ausgebildete Antheren vor. Die Hälfte dieser ist in Fig. 1 Tafel IX sichtbar, welche die Kolumna genitalis, nach Ent- fernung der Perianth-Lappen, zur Ansicht bringt. Die Kolumna war dadurch, daß die Ausbildung von Antheren nur an einer Seite erfolgte, etwas nach der entgegengesetzten Seite hin gekrümmt, 1) Man vergleiche: E. Heixricher „Ueber Androdiöcie und Andro- monöcie bei Lilium croceum Chaix und die systematischen Merkmale dieser Art (Flora, Jahrg. 1908, Bd. 98), und besonders „Ueber die Geschlechtsver- hältnisse des Lilium croceum auf Grund mehrjähriger Kulturen". (Flora, 103. Bd., 1911). 514 E. HEINRICHER: wie (las die Fig. 2, Tafel IX, zeigt.1) Die hornartigen Konnektiv- fortsätze der Antheren, die in der später zu besprechenden Fig. 3 deutlich zu sehen sind, wann in dem Falle nicht vorhanden. Aehnliche Blüten hat, wie aus PENZIG's Pflanzen-Teratologie (II. S. 269) zu entnehmen ist, A. LIRÖN2) beschrieben. Da ich in die Abhandlung LlRON's nicht Einsicht nehmen konnte, wiederhole ich, was sich bei PENZIG darüber findet. „A. LIRON hat eine inter- essante Anomalie beschrieben: hermaphrodite Blüten, in welchen auf einer Seite der Griffelsäule Antheren, auf der anderen Narben entwickelt waren." Wie man sieht, liegen in meiner Blüte die Verhält- nisse doch anders, da, wie Fig. 2 zeigt, in ihr der Narbenkopf nicht nur einseitig, sondern vollständig entwickelt war. Es erscheint mir nicht unwahrscheinlich, daß die Untersuchung einer größeren Zahl von Blütenständen ergeben würde, elaß derlei ,, /.witterige" Blüten in der Uebergangszone von den männlichen zu den weiblichen Blüten bei Cytinus häufiger auftreten. Sowohl die von LIRON, als auch ehe von mir beschriebene Blütenabweichung aber weisen wohl deutlich darauf hin, daß die eingeschlechtigen Blüten offenbar aus Zwitterblüten hervorge- gangen sind, Verhältnisse, die durch meine Befunde3) auch für Brug- mansia Zippelii Bl. nachgewiesen wurden, wo neben Zwitterblüten männliche mit rückgebildetem Gynoeceum und weibliche mit rück- gebildetem Androeceum vorkommen. Uebrigens ist in den männlichen Blüten ein Narbenrest auch bei Cytinus normal e r w eise vorhanden, der aber b i s 1 a n g ü b e r s e h e n wurde. Zur Zeit, wenn die Antheren stäuben, ist die Beobachtung desselben schwer, und ebenso, wenn etwa Alkoholmaterial von Cytinus zur Untersuchung herangezogen wird, in dem sich der Parasit wie der Alkohol tintig dunkel färbt.4) Sehr klar traten die Verhältnisse 1; Die Figuren 1 und 2 geben die Kolumna bei annähernd 4 \ _. facher Vergrößerung wieder. Die Zeichnung verdanke ich Fräulein ERIKA VON Putzer. 2) „Casdc monstruosite dans le Cytinus Hypocistis." (Bull. Soc. d'etude des Se. Xat. de Nimes. 1882, 1; Rev. travaux Scientif., Tome 111, 1883, Nr. I. p. 38.) 3) ,, Beiträge zur Kenntnis der Rafflesiaceae. I." (Denkschr. d. mathe- mal aturwiss. Klasse der Kais. Akad. d. Wiss., Wien, LXXVIII. Bd.. 1905." 4) Die von mir gefundene Behandln ngsweise, die das Schwarzwerden verhindert (vgl. ,,Uebcr das Konservieren von chlorophyllfreien, phanero- gamen Parasiten und Saprophyten", Zcitschr. f, wiss. Mikroskopie Bd. IX, 1892, S. 321) bewährte sich auch bei Cytinus vollkommen. Im Jahre 1907 brachten mir Studierende unserer Hochschule, von einem wissenschaftlichen Zur Kenntnis der Blüte von Cytinus Hypocistis usw. 515- in einer nahe der Reife abgestorbenen Blüte hervor, deren Kolumna genitalis ich deshalb von oben photographisch aufnehmen ließ. Die bei vierfacher Vergrößerung gemachte, in Fig. 3, Tafel IX, vor- liegende Aufnahme läßt zwischen den deutlich unterscheidbaren Antheren mit ihren spitzen Könne ktiv fort sät zen noch vier Höcker, zwei stärkere und zwei schwächere, unterscheiden, die offenbar ein Narbenrest sind. Die Fig. 3 ist aber auch bezüglich des Androeceums von einigem Wert. Die Zahl der Staubgefäße ist nämlich in einer Mitteilung VON HAYEK's1) aus jüngerer Zeit jedenfalls irrig mit fünf angegeben, während in Fig. 3 deren zehn deutlich zu unterscheiden sind, und ich diese Zahl noch in einigen Blüten nachweisen konnte. Die Angabe VON HAYEK's befremdet deshalb, weil EICHLER in seinem Dia- gramm 8 Stamina zeichnet, im Texte die Zahl mit 6—8 für Cytinus Hypocistis angibt.2) Ich glaube nicht, daß die Zahl der Staubblätter so großen Schwankungen unterliegt und daß sie je unter 8 herab- sinkt. Die Blüte, von der Fig. 3 stammt, war keine besonders kräftige, und doch weist sie 10 Staubblätter auf. Eher als auf ein Herab- sinken unter 8 möchte ich auf ein gelegentliches Ansteigen über 10 schließen. Die vermutlich (was die Zahlen 6 und 7 betrifft) eben- falls irrigen Angaben ElCHLER's dürften durch die Schwierigkeit entstanden sein, am geschwärzten, konservierten Material, das ihm zur Verfügung stand, eine sichere Bestimmung durchzuführen;, die Bestimmung der Staubgefäßzahl ist aber, wenn die Antheren schon stäuben, auch an frischem Material nicht leicht. Die gleichen Schwankungen in der Zahl der Glieder, wie wir sie im Andröceum finden, scheinen auch im Gynöceum zu herrschen. Bei HAYEK findet sich keine Angabe über die Zahl der Fruchtblätter; EICHLER zeichnet in seinem Diagramm 8. Im Texte heißt es: ,,das vollkommen unterständige Ovar zeigt 6—8 parietale Plazenten". Ausflug auf Elba, Blütenstände von Cytinus. Sie wurden zu einer Zusammen- stellung von Blüten und Blütendurchschnitten für unser Museum benutzt,, auf einer Glasplatte montiert und in Alkohol aufbewahrt. Das Präparat, das nach meinem Verfahren behandelt worden war, läßt heute noch alle Einzel- heiten deutlich unterscheiden. 1) „Ueber die Blütenbiologie \on Cytinus Hypocistis L." (Oesterr. Botan. Zeitschr., EXIL Jahrg., 1912, S. 238). Von Hayek hat das Nekta- rium von Cytinus nachgewiesen und gezeigt, daß die Blüten an die Bestäubung durch langrüsselige Insekten angepaßt sind. 2) Blütendiagramme, Bd. II, S. 535. Von den übrigen, diöcischen Cytinus- Arten sagt Eichler: „Die Zahl der Perigonteile beträgt mitunter b's zu 8 und 9, und die der Stamina 10 und mehr (Cyt. americanus R. Br. = Bclallo- phytum ceratantherum Eichl. in Bot. Ztg. 1872)". 516 E. HEINRICHER: Wieder muß ich, meinen Untersuchungen nach, ein Sinken der Frucht- blätter auf 6 und 7 als nahezu ausgeschlossen ansehen, während sie das Vorkommen von 8 Fruchtblättern bestätigen, aber auch deren 9 und 10 erwiesen. Die Zahl der Fruchtblätter entspricht der Zahl der Xarbenstrahlen. Sehr schön zu sehen sind sie in der untersten Blüte der Tafel VIII, Fig. 3 (vgl. die voranstehende Abhandlung). Die gleiche Zahl zählte ich an der Narbe einer weiblichen Blüte, die ich im Knospenzustande untersuchte. In Fig. 4 ist der Querschnitt durch den Fruchtknoten dieser Knospe nach mikrophotographischer Aufnahme wiedergegeben, und man ersieht daraus, daß die Zahl der parietalen Plazenten mit der Zahl der Xarbenstrahlen überein- stimmt. In einer anderen Blüte zählte ich 9 Narbenstrahlen und dementsprechend im unteren Teile des Fruchtknotens 9 parietale Plazenten. An dieser weiblichen Blüte, deren Fruchtknoten ich in eine Reihe von Handschnitten zerlegte, ergab es sich aber auch, daß der Fruchtknoten von Cytinus im oberen Teile gefächert ist, und die Zahl der vorhandenen Fächer mit der Zahl der Xarben- strahlen übereinstimmt. Fig. 5 zeigt die Aufnahme eines solchen Schnittes. Man sieht, daß die Fächer recht ungleich an Größe sein können, was parallel geht mit der größeren oder geringeren Entwick- lung der entsprechenden Xarbenstrahlen, bzw. der entsprechenden Fruchtblätter und ihrer Plazenten. Letzteres wTird besonders an dem Frucht knotenquerschnitt, der in Fig. 6 vorgeführt ist und aus der ungefächerten, tieferen Region einer Blüte stammt, ersichtlich. In Fig. 5 sind die Fächer besonders an der mit einem Pfeil bezeichneten Stelle auffallend klein, an der auch die eine Scheidewand nur unvoll- ständig erhalten vorliegt. Die Fig. 5 zeigt aber auch, daß, entsprechend den Scheidewänden der ringartig angeordneten Fächer, nach innen zu Fortsätze mittelpunktwärts verlaufen, die wieder der Zahl nach mit jener der Xarbenstrahlen und somit der Fruchtblätter überein- stimmen. Zehn gleichmäßig kräftige Plazenten, eingebettet in eine pul- pöse .Masse, zeigt der Querschnitt durch den Fruchtknoten einer Blüte von dem in der Fußnote 2, S. 514 erwähnten Präparate, das aus den von Elba stammenden Pflanzen gewonnen wurde. Auch der in Fig. 6 abgebildete Frucht knotenquerschnitt zeigt 10 Pla- y. enten. Doch ist mir dieser Fall insofern etwas zweifelhaft, als ich nicht weiß, ob die Xarbe der betreffenden Blüte zehnstrahlig war. Die beim Kreuzchen in der Figur vorhandene Plazenta ist nicht nur auffallend schwach, sondern auch in ungewöhnlicher "Weise der Nachbar- Plazenta links genähert. Da sich, wie Fig. 6 zeigt, die Plazenten bäumchenartig verzweigen, könnte die mit x bezeichnete Zur Kenntnis der Blüte von Cytinus Hypocisti9 usw. 517 Plazenta allerdings als ein basaler, an die Frucht knoten wand an- gewachsener Seitenzweig ihrer linken Nachbarin gedeutet werden. Wahrscheinlicher allerdings erscheint es mir, daß sie einem kümmer- lichen Frucht blatte entspricht. Fassen wir das hier Mitgeteilte kurz zusammen, so läßt sich sagen : 1. An der Kolumna genitalis einer weiblichen Blüte wurden gut entwickelte Antheren vorgefunden. Es ist nicht unwahrschein- lich, daß die Prüfung eines umfangreicheren Materials ergeben würde,, daß derlei „Zwitterblüten" in der Uebergangszone von den männ- lichen zu den weiblichen Blüten bei Cytinus häufiger auftreten. 2. In den männlichen Blüten wurde das Vorkommen eines Narbenrestes nachgewiesen. 3. Die Angaben, welche die Zahl der Staubblätter in der männ- lichen Blüte mit 5, 6 oder 7 verzeichnen, sind wohl irrig. Nachge- wiesen wurden 10 Staubblätter, doch ist das Vorkommen von Schwan- kungen in der Zahl von 8—10 wahrscheinlich. 4. Innerhalb der gleichen Zahlen (8—10) schwankend wurde die Zahl der Fruchtblätter nachgewiesen. Ihre Zahl entspricht der Zahl der Narben strahlen, und diese wieder der Anzahl der wand- ständigen Plazenten im Fruchtknoten. 5. Im obersten Abschnitt ist der Fruchtknoten gefächert ; die Fächer, deren Zahl mit jener der Narbenstrahlen und somit der Frucht- blätter übereinstimmt, sind in einer Ringzone im Umkreis des Frucht- knotens angeordnet ; die Scheidewände der Fächer setzen sich mittel- punktwärts als Leisten, die frei endigen, fort. Innsbruck, Botanisches Institut der Universität, im Juni 1917. Erklärung der Tafel IX im Texte. Die Figuren 1 und 2 sind ungefähr 4Jofach, Fig. 3 4 fach, die Figuren 4 — 6 6^ fach vergrößert. 518 H. Kolkwitz: 49. R. Kolk witz: Ueber die Standorte der Salzpflanzen. (Eingegangen am 20. Juni 1917.) Eine Reihe zusammenhängender Gewässer- und Wiesenstudien in Mitteldeutschland [vgl. THUMM, GROSS u. KOLKWITZ (1)] bot in vielen Beziehungen eine günstige Gelegenheit, die Beschaffen- heit der Standorte von Salzpflanzen sowohl nach der qualitativen wie nach der quantitativen Seite hin genauer zu studieren als dies bisher im Allgemeinen geschehen war. Als besonders lehrreiches Gebiet erwies sich dabei das Ge- lände rings um das Kyffhäuser Gebirge, dessen Zechsteinformation bekanntlich durch seine Gipsfelsen und Salzquellen schon lange das Interesse der Botaniker in floristischer Beziehung in Anspruch genommen hat. Im Süden des Gebirges liefern die Solen von Frankenhausen stark kochsalzhaltige Wässer, welche seit langem zur Entstehung von Salzpflanzen-Beständen, z. B. im Esperstedter Ried, geführt haben. Im Norden des Kyffhäusers bzw. der Windleite entspringen die beiden Numburger Quellen, welche zur Bewässerung der Helme- wiesen beitragen; die westliche dieser Quellen hat einen der Ost- see bei Holstein vergleichbaren Salzgehalt von etwa 1,9 pCt. und weist Salicornia, Suaeda und andere strenge Halophyten an ihren Ufern auf, während die östliche einen der Ostsee bei Westpreußen ähnlichen Salzgehalt von nur etwa 0,4 pOt. [darunter auch Glauber- salz (Na2S04)] besitzt und vorwiegend nur Halophile aufkommen läßt. Im Osten des Gebirges endlich liegen die kochsalzhaltigen Wiesen von Kachstedt, mit Aster tripolivm, Spergularia salina u. a. m., und der bekannte Solgraben von Artern. Nicht weit von diesen liegt der fast kreisrunde Frauensee, dessen Durchmesser etwa 100 m beträgt; er ist durch einen Erdfall in Gelände mit Gipsuntergrund entstanden. Seine Lage ergibt sich aus dem Meßtischblatt 1 : 25 000, Sektion Artern Nr. 2675. Seine Ufer sind, soweit sie nicht vom Wasser bedeckt werden, flach und tragen normale Wiesenvegeta- tion, zwischen der stattliche, wenn auch nicht dicht gedrängt wachsende, also nicht eigentlich bestandbildende Exemplare von Triglochin maritima, dem Meerstrandsdreizack, auffallen. Über die Standorte der Salzpflanzen 519 Der (östliche) Abflußgraben des durch seitliche (westliche) Quellen wohl dauernd gespeisten Frauensees ist mehr oder weniger dicht bewachsen mit Typ/m angustifoliu Carex vulpina Alisma plantago Phragmites communis Scirpus mariiimus Rumex crispus „ Tabemaemontani Ranunculus aquatilis. Im Plankton des Sees fiel ein größerer Reichtum an Synedra actis, ca. 1100 Exemplare in einem Kubikcentimeter Wasser, auf. In ähnlicher Weise zeigte sich Triglochin maritima in nicht durchströmten, am Grunde wenigdurchlässigen Wasserlöchern der benachbarten Mergelgruben von Borxleben, welche dicht beim Bahnhof des Ortes gelegen sind, mit sonst meist nicht in Gesell- schaft von Salzpflanzen auftretenden Gewächsen, z. B. mit unter- getaucht wachsenden Exemplaren von Aulacomnium palustre und mit Aphanochaete repens vergesellschaftet. Weiter fanden sich Glaax maritima, Erythraea linariifolia, Plantago maritima u. a. m. neben Aira caespitosa und Ononis spinosa1). Es war klar, daß die chemische Analyse der Wässer an diesen Standorten ein besonderes Interesse bieten mußte und in der Tat 1) Die Gesamtflora der Mergelgruben von Borxleben setzte sich haupt- sächlich aus folgenden Arten zusammen: Equisctum palustre Typha angustifolia Trichlochin maritima „ palustris Scirpus maritimus „ Tabemaemontani Heleochans palustris Carex vulpina „ glauca „ distans ,, flava ,, hirta Briza media Aira caespitosa Agrostis alba Juncus gerardi „ lamprocarpus Potentilla repAans Ononis spinosa Melilolus albus „ dentatus Lotus tenuifolius Tetra gonolobus siliquosus Linam catharticum Pastinaca sativa Daucus carota Samotus Vaterandi Glaux ma ritim a Etythraca linariifolia Lycopus curopaeus Brunella vulgaris Plantago maritim« Cirsium acaide Centaurea jacea Taraxacum palustre Thrincia hirta ., anserina Einem größeren Teil begegnet man auch auf den Grettstadter Wiesen bei Schweinfurt, deren Untergrund hauptsächlich aus Gipskeuper und Letten- kohledolomit besteht. 520 R. Kolk witz: lieferte sie, wie die folgende Tabelle zeigt, lehrreiche Aufschlüsse über das Verhalten und die etwaige Kultur der nach den Angaben in der Literatur noch unsicheren Halophilen. Chemische Zusammensetzung des Wassers vom gemein- samen Standort halophiler und nicht halophiler Pflanzen. Ort der Entnahme Tag der Ent- nahme mg 1 Gesamt- härte Bleibende Chlor (Ol) gebunden Schwefel- säure (S03) gebunden Chlor + Schwefel- säure ange- geben als Cl Kalk (OaO) Magnesia (MgO) Härte deutsche Grade Frauensee (Unstrut- gebiet) Mergelgrube b. Borxleben 29. Nov. 1916 29. Nov. 1916 12 28 1080,4 1038,4 969,0 947,7 848 822 117 56 101,2 90,0 76,6 74,9 Die Reaktion des Wassers war schwach alkalisch, Nitrate fanden sich nur in Spuren. Die Analyse zeigt, daß es sich nur um sehr harte Wässer, nicht um salzige handelt, daß besonders Calciumsulfat reichlich vorhanden ist. Das Auftreten gipsreicher und dabei kochsalzarmer Wässer in örtlicher Nähe von starken Solen darf in der Zechstein- formation nicht überraschen; auch das Wasser der Barbarossahöhle im südwestlichen Kyffhäuser ist arm an Kochsalz xmd meist mit Gips gesättigt (gegen 2 g Gips im Liter, entsprechend etwa 90 Grad DH). Das Kochsalz findet sich im Gips oft nur nesterweise einge- lagert, wird zusammen mit Gips ausgewaschen und macht dann schließlich bloßen Gipsauslaugungen Platz. Ob der Frauensee als Erdfall durch Auswaschen von Kochsalz oder von Gips entstanden ist, vielleicht auch auf beide Weisen, mag dahingestellt bleiben; gegenwärtig führt er, wie gesagt, vorwiegend stark sulfat hartes Wasser, dem eine geringere Menge von Bittersalz (MgSO,) und vielleicht auch Spuren von Glaubersalz (Na2S04) beigemischt sind. Eine zeitweise, für die Entwicklung von Triglochin maritima wesentliche Eindunstung der entnommenen Wässer ist nicht wahr- scheinlich, wohl aber ein vorübergehendes Absinken des Wasser- spiegels unter die Oberfläche. Der Meerstrandsdreizack lebt in den Mergelgruben von Borxleben mit seinen unteren Teilen stellen- Über die Standorte der Salzpflanzen. 521 weise als Wasserpflanze, außer mit Moosen auch in Gemeinschaft mit Ohara, die im Herbst untergetaucht vegetierte und dort üppig entwickelt war. Ob halophile Pflanzen auch an Standorten mit stark karbo- nathartem Wasser wachsen und sich dadurch den Kalkpflanzen nähern, vermag ich nach meinen bisherigen Untersuchungen nicht zu sagen. BERNATSKY (1) erwähnt das gelegentliche Vorkommen von Plantar/0 maritima auf Kalk, teilt aber keine Analysen mit. Für Tetragonolobus siliquosus, Samolus Valerandi, Thrincia hirta, Tri- folium fragiferum und andere in bezug auf "Vorliebe für Kochsalz in manchen Gegenden unsichere Pflanzen wäre ein gleiches Ver- halten sehr wohl denkbar. Beziehungen der Salzpflanzen (z. T. auch der Kalkpflanzen) zu den Ruderalpf 1 anzen, welche Nitrate und Ammoniaksalze bevorzugen, sind allein schon durch manche Chenopodiac een besonders Arten der Gattung Atriplex sicher. In gleicher Weise zeigt auch Potentilla anserina Beziehungen zu sehr verschiedenartigen Salzen. Nach KERNER V. MARILAüN (1) und BERNATZKY (1) können die Halophyten in der ungarischen Tiefebene auch auf Alkali- böden, besonders Sodaböden, leben. Ahnliches gilt auch für Böhmen, ferner für Asien, Afrika und Nordamerika, für deren Böden stellenweise auch Borate in Frage kommen. Während Salicornia herbacea am Meeresstrand normalerweise immer auf Kochsalz angewiesen ist, gedeiht sie im Binnenlande auch in sodahaltigem Medium, z. B. bei Szegedin im südlichen Ungarn In pflanzengeographischer Beziehung kann solchen von der Norm abweichenden Feststellungen im Allgemeinen keine sehr weitgebende Bedeutung beigelegt werden, da die Beziehungen der Salzpflanzen zum Kochsalz doch weitaus überwiegen und außer- dem Konzentrationsdifferenzen bei diesem Salze in typischer Weise qualitativ deutlich abgestufte, spezifische Formationen in der freien Natur auslösen. In unsicheren Fällen entscheidet am einfachsten und unzwei- deutigsten die chemische Analyse sachgemäß entnommener Proben. Von solchen Fällen seien einige an der Hand der Literatur besprochen. A. PETRY (1) beobachtete zwischen den Gips- und Dolomit- bergen des engen Hopfentales im westlichen Kyffhäuser Plantago maritima auf einem von lockerem Gipsmehl bedeckten Gipsfelsen und im Kalktal bei Frankenhausen an den Gipsabhängen hoch über der Talsohle Ergthraea linariifolia und Tetragonolobus siliquos/is. Eine Erklärung für diese ungewöhnlichen Standortseigentümlich- keiten sucht er darin, daß nach den Analysen im Erläuterungsheft Ber. der deutschen bot. Qesellsch. XXXV. 34 522 R- Kolkwitz : zur geologischen Spezialkarte des Blattes Frankenhausen (Nr. 2674) NaCl im Gips vorkommt. Dieses Salzes bedarf es aber für das Gedeihen der genannten Pflanzen nach den Feststellungen bei Borxleben nicht unbedingt; es genügt dazu die bedeutende Härte des Wassers im Gipsgebirge. G. LTJTZE (1) bemerkt zu dem Standort von Triglochin mari- tima, daß sie vorherrschend auf Salzboden vorkomme, aber auch auf Sumpfstellen, so bei Stockhausen unweit Sondershausen in der Tongrube und zwar im Jahre 1889 in 12 Exemplaren. Analysen werden nicht mitgeteilt, es ist aber bekannt, daß die Wässer der dortigen Gegend zum mindesten erhebliche Härte aufweisen. A. SCHULZ (1) bezeichnet in einer das Wipper- und Unstrut- gebiet betreffenden Arbeit als halophile Phanerogamenarten solche, welche in Mitteldeutschland ausschließlich oder fast ausschließlich auf festem Boden oder im Wasser mit einem deutlichen Chlor- natriumgehalte wachsen. Zu denjenigen Pflanzen, welche in Mitteldeutschland nur eine Vorliebe für chlornatriumhaltigen Boden oder chlornatriumhaltiges Wasser zeigen, aber auch an zahlreichen Stellen ohne (wenigstens ohne deutlichen) Chlornatriumgehalt wachsen (also nicht eigentlich Halophile sind), rechnen nach Genanntem: Hordeum secdlinum Trifolium f Vagifem m Scirpus maritimus Samolus Yalerandi. „ Tabernaemontani Letztere fast halophil. Nach den Befunden bei Borxleben muß die vorstehende De- finition selbst für mitteldeutsche Verhältnisse, wo die Rolle der Chloride in den meisten Fällen ohne Frage sehr wichtig ist, auch auf Sulfate ausgedehnt werden. C. A. WEBER (1) bemerkt über den Standort von Triglochin maritima, daß diese Pflanze auf den Flußtalwiesen an der Oder auftrete, wo weit und breit keine Salzquellen zu finden sind Nähere Ortsangaben werden nicht gemacht. Hierzu ist zu bemerken, daß in diesen Fällen wahrscheinlich eingedunstetes Oderwasser die Existenzbedingungen für den Meer- strandsdreizack geboten hat, wenn nicht sonst besondere Stand- ortseigentümlichkeiten vorlagen. Das Wasser der Oder enthält, beispielsweise bei Breslau, im Maximum gegen 100 mg/1 Cl und eine Gesamthärte von etwa 10 deutschen Graden. Eindunstende Tümpel am Oderufer, welche halophilen und ihnen nahestehenden Pflanzen einen geeigneten Standort bereiten könnten, sah ich in größerer Menge am Rande des Oderwaldes bei Neusalz. In calciumsulfatharten Wässern und in Böden, die mit solchen getränkt sind, wird man, selbst wenn der Sättigungsgrad Über die Standorte der Salzpflanzen. 523 erreicht ist, die strengen Halophyten nicht erwarten dürfen, da die Konzentration des Mediums sich hier infolge von Ausfällungen innerhalb derjenigen Grenzen zu halten pflegt, wie man sie von den künstlichen mineralischen Nährlösungen für höhere Pflanzen kennt (vgl. S. 524). Salicornia herbacea, Suaeda maritima, Obione pedunculata und ähnliche werden deshalb an den geschilderten Standorten bei Borx- leben nicht wachsen können. Sie zeigen als nicht untergetaucht lebende Pflanzen xerophytische Merkmale und lassen dadurch er- kennen, daß sie an physiologisch trockenen Standort, der auf den Turgor und in Verbindung damit auf Wasserdampfabgabe und Wasseraufnahme wirkt, angepaßt sind; Wachstum in starken Salz- lösungen erweist sich für sie als gleichbedeutend mit verminderter Wasserzufuhr. Ähnlich wie die strengen Halophyten verlangen die meisten Leuchtbakterien [vgl. MOLISCH (1)] eine Konzentration des Medi- ums von mehreren Prozenten, wobei ähnlich wie bei den Halo- phyten die Natur der Salze innerhalb gewisser Grenzen keine Bolle spielt, da Kochsalz bei den Photobakterien ersetzt werden kann durch Kaliumchlorid (KCl) Kaliumnitrat (KN03) Magnesiumchlorid (MgCLJ Jodkalium (KJ) Calciumchlorid (CaCl2) Kaliumsulfat (K2S04) Anders als für die Halophyten-Formation liegen die Verhält- nisse für die Standorte der meisten Halophilen. Hier spielt der Einfluß auf den Turgor keine ausschlaggebende Rolle, was schon daraus hervorgeht, daß die zweite Spezies des Dreizacks, die meistens sumpfige Wiesen bewohnende Trigloehin palustris sowohl am Frauensee wie an den Mergelgruben neben anderen normalen Wiesen- ' gewachsen vorkommt. Die Keimung der Samen von Trigloehin maritima erfolgt in gleicher Weise bei Begießen mit KNOPscher Nährlösung (S. 524), SACHSscher Nährlösung oder destilliertem Wasser. In allen drei Fällen keimen die Samen innerhalb etwa einer Woche ausgiebig in mit Fließpapier ausgelegten Petrischälchen. Plasmaströmungen (z. B. bei Elodea) werden durch diese Lösungen ebensowenig wie durch konzentriertes Gipswasser gehemmt. Bei Vorliebe für geringe Salzkonzentrationen liegt offenbar ein direkt auf das Protoplasma ausgeübter Gewöhnungsreiz ohne Auslösung einer besonderen Kette von Erscheinungen vor, an den sich die einen Pflanzen mehr oder weniger obligatorisch angepaßt haben und infolgedessen auch bestandbildend auftreten können, während er für die anderen indifferent ist. 34* 524 R. Kolkwitz : ^g5 cd CT5 CTQ CO 600 1000 600 250 1000 500 to o cn O o to cn O einige Tropfen einige Tropfen cc o CO CO cn I— ' CO CO © 00 "to Cn CO lO to CO © to Cn CO rfa. 00 CT © "cd CO CIO cn IO o» o "or CO CO cc CO Ol CO Salzgehalt insgesamt /oo Calciurasulfat CaSO, 2H,0 Oalciumnitrat Ca(N03)2 Tricalcium- phosphat Ca3(FO„)2 so N Monokalium- phosphat KH2P04 CD f Kaliumnitrat KN03 B CO O Natriumchlorid NaCl D CO p Kaliumchlorid KCl B Magnesiumsulfat MgS04H 0 Eisenchlorid FeCl3 Chlor Cl 5 21 Schwefelsäure so8 Chlor + Schwefel- säure angegeben als Cl Kalk CaO Magnesia MgO Kali K,0 CO es rf- ET CD O -t » cc Gesamthärte Bleibende Härte CO p N crq CD pr* £> et- Ö CD cc o er CD i-J &; 8s: O: CO PI ö CfQ CD pl Über die Staudorte der Salzpflanzen. 525 Wir können deshalb die verschiedensten Abstufungen unter den Bewohnern ständig oder periodisch salzhaltiger Standorte (Be- wohner aufgeschlossener Böden) feststellen, wie sie durch folgende Gruppeneinteilung näher gekennzeichnet werden können : 1. Pflanzen, welche auf schwach salzigen Böden (salzig im weiteren Sinne des Wortes gebraucht) übergehen, ohne sich spezifisch physiologisch oder morphologisch anzu- passen. Bei höherer Konzentration nehmen manche von ihnen Zwergwuchs an, wahrscheinlich infolge teilweise ge- hemmter Stärkebildung und verlangsamter Kohlenstoff- assimilation (beginnende Giftwirkung). 2. Pflanzen, welche durch schwache Salzgaben in ihrem Stoff- wechsel wenigstens zeitweise angeregt werden, ohne sonst merklich salzliebend zu sein (Pseudonährstoffe). 3. Pflanzen, welche auf schwach salzhaltigem Substrat spezi- fische Änderungen ihres Baues zeigen (z. B. durch Fleischig- werden der in die Luft ragenden Blätter), ohne obligat salzliebend zu sein. 4. Pflanzen, welche sich an genanntes Substrat ohne merk- liche Formänderung (im Vergleich mit Verwandten von normalen Böden) anpassen und obligat salzliebend sind. Ihre Bestände pflegten in ökologischer Beziehung vor allem in Konkurrenz mit anderen Salzpflanzen in spezifischen Salzgegenden besonders typisch und oft auch monoton sein. 5. Pflanzen der Gruppe 1., welche auf mittelsalzige Böden übergehen. 6. Pflanzen, welche nicht eigentlich Salzpflanzen sind, aber größere Bestände mit Vorliebe auf schwach- oder mittel- salzigem Substrat bilden. 7. Pflanzen, welche obligat auf mittelsalzigem Substrat wachsen, sich aber morphologisch nur wenig auffällig anpassen. 8. Pflanzen unter gleichen Standortsverhältnissen, welche morphologisch aber deutlich beeinflußt sind. 9. Pflanzen, welche in stark salzigem Medium geringe mor- phologische Anpassungen aufweisen und für diese Region typisch zu sein pflegen. 10. Pflanzen, welche im Freien obligat in stark salzigem Me- dium leben und in ihren in die Luft ragenden Teilen typisch xerophytische, äußere (ev. auch innere) Merkmale zeigen. 526 R- KOLKWITZ : Über die Standorte der Salzpflanzen. Literatur. BERNATSKY, Eugen. (1>, Über die Halophytenvegetation des Sodabodens im ungarischen Tieflande. Ann. bistorico-naturales musei nationalis hunga- rici. Budapest 1905, vol. III. p. 121—214. BREAZEALE, J. F., Effect of sodium salts in water cultures on the absorption of plant food by wheat seedlings. Journ. of Agricultural Research. Washington, 1916, Bd 7, S. 407—416. HARRIS, F. S., Effect of alkali salts in soils on the germination and growth of crops. Journ. of Agricultural Research. Washington, 1915, Bd. 5, S. 1—53 KERNER, A. (1), Das Pflanzenleben der Donauländer. Innsbruck, 1863. KIRCHNER, LOEW u. SCHROETER, Lebensgeschichte der Blütenpflanzen Mittel- europas. Stuttgart, 1908, Bd. I, Abt. 1. LAUS, HEINRICH, Die Halophytenvegetation des südlichen Mährens und ihre Beziehungen zur Flora der Nachbargebiete. Mitt. d. Komm. z. naturw. Durchforschung Mährens. Bot. Abt. Nr. 3, Brunn, 1907. LüTZE, G (1), Flora von Nord-Thüringen. Sondershausen, 1892, S. 110. MOLISCH, H. 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Die Blüten der Gattung Nyssa L.1) werden meist als polygam- dioeeisch bezeichnet (z. B. CHAPMAN, Fl. South, ü. St. (1872) 168; J. K. SMALL, Fl. Southeast. U. S. (1903) 852; CH. SPR. SARGENT, Manual of the trees of N. Amer. (1905) 707). Nähere Angaben über die Verteilung der Geschlechter auf verschiedene Bäume oder an demselben Baum vermißt man im allgemeinen. Gewöhnlich wird zwischen sterilen Blüten oder Staub- blatt-Blüten (staminate flowers) und fertilen Blüten (pistillate fl.) unterschieden. POIRET (in Lamarck, Enc. meth. IV. (1797) 506 bis 507) und MlCHAUX (Fl. bor. amer. II. (1803) 258) unterscheiden männliche und hermaphrodite Blüten (die männlichen haben nach MlCHAUX 10 Staubblätter, die hermaphroditen deren 5). BAILLON (Hist. pl. VI. (1877) 267) beschreibt männliche, zwitterige und weibliche Blüten, welch letztere sich von den Zwitterblüten durch Fehlen der Staubblätter oder geringere Zahl und Unfruchtbarkeit derselben unterscheiden; neben einer männ- lichen Blüte mit 5 Blumenblättern und 10 Staubblättern bildet er ' eine zwitterige Blüte ab, letztere ebenfalls mit 5 Blumenblättern und 10 Staubblättern an langen Fäden (für Nyssa biflora; a. a. O. 268 Fig. 242—244). SARGENT (1. c. 707) gibt in der Gattungs- Diagnose für die „pistillate fl." an: „stamens 5 — 10, filaments short, anthers fertile or sterile" ; S. 708 bei N. silvatica Marsh. : „stamens 1) Die Gattung wurde sonst zu den Cornaceae gerechnet (H. HARMS in EnCtL.-PräNTL, Nat. Pflanzenfam. III. 8. 257). Bereits in älterer Zeit bildete sie eine eigene Familie, und neuerdings ist man zu dieser Auffassung zurückgekehrt, und hat sie, H. BAELLON folgend, in die Reihe der Myrti- florae Deben die Oombretaceae oJer Rhizophoraceae stellen wollen (W. WANGERIN in Pflanzenreich Heft 41, 1910). Eine eigene Familie kann man mit einiger Berechtigung aus Nyssa bilden; aber sie gehört meiner Ansicht nach neben die Cornaceae, die ich als die Vereinigung einer Reihe stark reduzierter Typen von wahrscheinlich sehr verschiedenem Ursprung auffasse. — Nyssa hat 7 — 8 Arten, davon 4 — 5 im atlantischen und südlichen Nordamerika, 1 in Central-China, 1 im Monsungebiet (Himalaja, Malayischer Archipel), 1 zweifelhafte in Neu-Guinea. 528 ö. Harms: exserted in tlie staminate fl., shorter than tho petals in the pistil- late fl."; S. 711 bei N. aquatica Marsh.: „stamens includecl with small mostly fertile anthers". Danach haben die weiblichen Blüten allerdings oft Staubblätter, aber gewöhnlich solche mit kurzen Staubfäden und kleinen fruchtbaren oder unfruchtbaren Antheren. Vgl. auch TORREY, Fl. New York IL (1843) 161 t. 95; EMERSON, lleport on the trees a. shrubs grow. nat. forests of Massachusetts (1846) 313; ROBINSON and FERNALD, Gray's New Manual 7. ed. (1908) 625; BRITTON and BROWN, Illustr. Fl. North. U. St. II. (1897) 546; C. K. SCHNEIDER, Illustr. Handb. Laubhol zk. II (1909) 456. — Ich selbst habe (a. a. 0. III. 8. S. 257) die Blüten als polygam-dioecisch bezeichnet und neben o Blüten 9 und <£ (wahr- scheinlich meist oder immer pseudohermaphrodite) Blüten unter- schieden. Ebenda S. 258 Fig. 78 D. u. E. ist eine pseudoherma- phrodite weibliche Blüte von N. ogeclie Marsh, mit 5 Petalen und 5 winzigen Staubblättern auf sehr kurzen Fäden abgebildet (nach Sargent). W. W ANGERIN (a. a. 0. S. 4) beschreibt die rein weiblichen Blüten von N. sylvatica, mit abortiertem Androecealkreis, und fahit S. 5 fort: „Von den Abweichungen von diesem normalen Aufbau der weiblichen Blüte sei zunächst das Vorkommen hermaphroditer oder richtiger pseudohermaphroditer Blüten1) an Stelle der rein weiblichen erwähnt. Es ist in diesem Falle, der mir selbst bei Ar. ogeche Marsh, und N. sylvatica Marsh, bekannt geworden ist, das Androeceum nicht völlig abortiert, sondern am Hände des Receptaculums, in gleicher Zahl wie die Blumenblätter und mit denselben alternierend, sind noch Staubgefäße inseriert, die auf kurzen Filamenten kleine Antheren tragen, welche wahrscheinlich stets oder doch in den allermeisten Fällen keinen normalen Pollen mehr zu erzeugen im stände sind." Weder die Angaben der Autoren noch das Herbarmaterial lassen einen Schluß darauf zu, daß etwa an demselben Baume männliche, zwitterige und weibliche Blüten zusammen vorkommen. Vielmehr spricht alles dafür, daß eine Trennung in Bäume mit männlichen und solche mit zwitterigen und zugleich weiblichen Blüten stattfindet. Bei den von mir beobachteten weiblichen Blüten des Herbars von N. sylvatica, die außer einem deutlich entwickelten Ovarium noch Staubblätter haben, sind letztere kleiner als die nor- 1) BA1LL0N (Adansonia V. (1864—65) 198) spricht auch von pseudo- hermaphroditen Blüten bei N. v/llosa: die Staubblätter der Blüten mit wohl ausgebildetem Fruchtknoten sind unvollkommen entwickelt und haben nur rudimentäre Pollenkürner. Über abnorme Blüten bei Nyssa sylvatica Marsb. 529 malen Staubblätter und haben vor allem viel kürzere Staubfäden und sind meist nur in geringer Zahl (etwa 5) vorhanden. Solche Blüten wurden wohl meist von den früheren Autoren als zwitterige angesehen; echt hermaphrodite Blüten dürften aber nur die ver- hältnismäßig sehr selten vorkommenden sein, die eine größere Zahl von Staubblättern (etwa 10) mit vollentwickelten Antheren auf langen Staubfäden haben. Sehr wahrscheinlich finden sie sich nur zerstreut an Bäumen, die rein weibliche oder weibliche Blüten mit verkümmertem Androeceum haben. Die erste genauere Angabe über Geschlechterverteilung findet man bei FR. A. JüL. VON WANGENHEIM (Beitrag zur teutschen holzgerecht. Forstwissenschaft, die Anpflzg. nordamer. Holzarten betreff. 1787), der bei N. multiflora (= N. sylvatica) sagt (S. 46): „Diese Art des Tupelo ist an unterschiedenen Bäumen entweder ganz männlichen oder ganz Zwittergeschlechts", und ebenso bei X. uniflora (= N. ogeche Marsh.) (S. 83): „Dieser Tupelo ist an unterschiedenen Bäumen ganz männlichen und ganz Zwitter- geschlechts." (Tupelo ist der einheimische Name für die Arten.) Dieses Verhalten wäre als Androdioecie zu bezeichnen. — G-anz anders spricht sich K. KOCH (Dendrologie (1872) 456) aus, der von A7. capitata Walter sagt: „Während bei den drei anderen Arten beiderlei Blüten meist auf demselben Individuum vorkommen, ist es bei N. capitata nicht der Fall; beiderlei Bäume besitzen sogar ein anderes Aussehen, als wenn sie zwei verschiedene Arten dar- stellten. Während der männliche Baum eine Gestalt ähnlich der der italienischen Pappel besitzt, hat der weibliche Baum eine breite Krone." Danach müßten die meisten nordamerikanischen Arten monoecisch sein! Sehr wahrscheinlich entnahm KOCH seine Be- merkung aus A. MlOHAUN, Histoire des arbres forest. Amer. sept. II. (1812) 258, wo es (in Übersetzung) bei N. capitata heißt: Die Blüten ähneln sehr denen von N. grandidentata1) ; sie unterscheiden sich nur darin, daß die männlichen und die weiblichen Blüten bei dieser Art stets auf verschiedene Stöcke verteilt sind; was jedoch bei N. capitata sehr bemerkenswert ist und was ich bei keinem Baum Nordamerikas sonst beobachtet habe, ist, daß die männlichen Individuen ein so abweichendes Aussehen gegenüber den weiblichen haben, daß man sie beim ersten Anblick erkennen kann, selbst wenn sie im Winter der Blätter beraubt sind. Diese Verschieden- heit besteht darin, daß bei den ersteren die Zweige dem Stamme mehr genähert sind, daß sie in mehr vertikaler Richtung auf- 1) Gehört zu N. uniflora Walt. (vgl. WanGERIN, a. a. 0. 12). 530 H. Harms schießen, endlich daß sie einen schnelleren Zuwachs nehmen als die weiblichen Individuen, deren Z.veige sich mehr horizontal aus- breiten und die eine breitere und mehr gerundete Krone bilden." Dieses ist übrigens meines Wissens der einzige Hinweis auf Mo- noecie; alle andern Angaben sprechen von Dioecie, es muß also da ein Irrtum vorliegen. Genauere Angaben über Bäume, die in Europa geblüht haben, konnte ich nicht ermitteln ; die kleinen grünlichen unscheinbaren Blüten mögen oft übersehen worden sein. N. sylvatica Marsh, wird bei uns in Mitteleuropa bisweilen, jedoch ziemlich selten in Parks und Bot. Gärten kultiviert; sie bedarf eines ziemlich feuchten Klimas und vor allem feuchten Bodens, so daß sie im atlantischen Teil Europas besser gedeihen dürfte als im mehr kontinentalen In England1) scheint sie gut zu wachsen (nach Gard. Chron. XXIV. (1898) 382), wo sie bei London seit nahezu 150 Jahren in Kultur sein soll. Im Garten von Trianon bei Versailles, wo schöne Exem- plare vorhanden sind (nach BAILLON, Di ct. bot. (1891) 440; vgl. JAUBERT, Inventaire des cult. de Trianon (1876) 22) soll N. villosa (— sylvatica) jedes Jahr fruchten (Le Bon Jardinier (1851) 615); im Klima von Paris sollen die Arten im allgemeinen schwer auf- zubringen sein, da sie wasserreichen Boden und mehr Wärme ver- langen. Im Südwesten Frankreichs (Nähe von Bordeaus) gedeihen sie besser (Parks von Geneste und Catros); von dort werden reich- lich fruchtende Exemplare von 12 — 14 m Höhe erwähnt (Bull. Soc. bot. France (1910) 152). Nach den Schilderungen derjenigen, die N. sylvatica in der Heimat gesehen haben, ist es ein herrlicher Baum mit schön ge- stalteter dichter pyramidaler Krone und mit glänzend grünem Laube, das im Herbst ein tiefes Rot, Rotbraun oder Purpur an- nimmt. Das Aussehen ist dem der Buchen sehr ähnlich, da die unteren dünnen Äste fast horizontal vom Stamme abstehen und dann die anderen folgenden Astlagen erst in spitzeren Winkeln aufwärts streben (nach ROB. DEMCKER in Mitt. Deutsch. Dendrol. Ges. Nr. 17 (1908) 170). BEISSNER (in Mitt. Deutsch. Dendrol. Ges. (1903) 20) berichtet über ein Prachtexemplar der X. aqnatica (es ist wohl sylvatica gemeint) auf der Besitzung des Grafen PRASCHMA bei 1) Hierüber heist es in Du Roi, Harbkesche Wilde Baumzucht I. (1771 447: Nach MlLLER bleiben sie in England gegen die Kälte beständig empfind-'1 lieh, und da sie unseren Himmelsstrich noch weniger vertragen werden, so wird man es kaum wagen dürfen, sie im Freien auszusetzen, wenn man ihnen nicht einen beschützten Platz anzuweisen im stände ist und sie den Winter über bedeckt hält. Über abnorme Blüten bei Nyssa sylvatica Marsh. 53 t Falkenberg (Oberschlesien), von 20 m Höhe, 12 m Kronendurch- messer und 1,65 m Umfang; dort werden auch noch andere Exem- plare aus Deutschland genannt. TH. HOLM (Nyssa sylvatica ; Amer. Midland Naturalist I. Nr. 5 (1909) 128—136, pl. IX u. X) hat die Keimung und die Keim- pflanzen der Art und die Anatomie des Stengels und der Blätter behandelt; er wies nach, daß die Blätter junger Exemplare der Art oft gezähnt sind wie die von N. aquatica Marsh. (= N. uniflora Walter), die gewöhnlich entfernt und unregelmäßig kantig ge- zähnt sind. Anfang Juni d. J. beobachtete ich Blüten an den beiden größten Bäumchen von N. sylvatica Marsh.1) in unserm Bot. Garten Berlin-Dahlem, von denen das größere ältere reicher verzweigte etwa 5 m hohe in der systematischen Abteilung, das etwas jüngere lockerästige 4 — 5 m hohe im Arboretum steht. Das erstgenannte ist rein weiblich; die weiblichen Blüten stehen an ihm meist zu zweien auf gemeinsamem Stiel, seltener einzeln, sie sind durchaus normal, Staubblätter sah ich an ihnen sehr selten und dann in ge- ringer Zahl (1 — 2). Ganz anders sehen die Blüten des Exemplars des Arboretum aus (vgl. die Abbildung). Das Vorhandensein von Staubblättern läßt zunächst auf rein männliche Blüten schließen, nähere Prüfung ergab jedoch, daß es sich um eine eigentümliche 1) Zur Vermeidung von Verwechselungen sollte man den Namen N. aquatica L. ganz fallen lassen, da er zwei Arten umfaßt. Die Autoren wenden den Namen aquatica L. bald auf sylvatica Marah (z. B. OOULTER and EVANS in Bot. Gazette XV. (1890) 91), bald auf N. biflora Walter (z. B. C. KOCH„ Dendrol. II. 455; CHAPMAN, Fl. Soiith. Un. St. 168), bald auf N imiflora Walt, an (z. B. BRITTON and BROWN, Illustr. Fl. 547); übrigens wird N. biflora von WANG-ERIN als Varietät zu N. sylvatica gerechnet (N. sylvatica var. biflora (Walt.) Sargeat). Llnne (Spec. pl. ed. 1. (1763) 1053) zitiert zwei Abbildungen zu seiner N. aquatica: 1. Arbor in aquanascens, foliis latis acuminatis et den- tatis, fructu Eleagni majore Catesby (Nat. Hist. Carolina I. (1731) 60 t 60) ist N. uniflora Walt. (= N. äenticulata Aiton, Hort. Kew. III. (1789) 446; soll schon 1735 von PETER OOLLINSON eingeführt sein); 2. Arbor in aquanascens, foliis latis acuminatis et non dentatis, fructu Eleagni minore Catesby (1. c. 41 t 41) ist N. sylvatica Marsh. (= N. integrifolia Aiton, 1 c. 446; soll. 1750 von Archi- bald Duke of Argyle kultiviert worden sein) oder vielleicht eher deren Varietät biflora. Die dritte von L. angegebene Abbildung (Cynoxylum americanum, folio crassiusculo rnolli et tenaci Plukenet, Almagest. Bot. (1696 et 1769) 127 t. 172 fig. 6) ist wohl keine Nyssa- Axt. — (xRONOVlUS (Fl. Virg. I. (1739} 121) hatte die beiden Arten viel schärfer unterschieden : Nyssa pedunculis multifloris (dazu Catesby, t. 41) ist N. sylvatica; N pedunculis unifloris (Catesbj-, t. 60) ist N. uniflora. LlNNE nennt beide unter aquatica, setzt aber bei letz- terem Namen am Rande das Zeichen £> und hat diese wohl für die weibliche Form der aquatica gehalten. 532 II. Barms Mittelform handelt, die nähere Beschreibung verdient, zumal ich entsprechende Formen weder an dein mir zugänglichen Herbar- material sah noch in der Literatur erwähnt fand. Die normalen männlichen Blüten sind deutlich gestielt (Stiele meist etwas behaan) und stehen in gestielten Dolden oder Doldentrauben und haben keinen Fruchtknoten, während die vorliegenden schein-weiblichen Blüten einen sitzenden kahlen nur am Grunde etwas von Haaren 8 6. W % Abb. 1. Nyssa syhatica Marsh. 1 Zweig mit abnormen Blütenköpfchen. 2, 5, 6, 7 verschiedene Blüten aus verschiedenen Köpfchen. 3, 4 Verschmelzungs- produkte von 2 Blüten. 8 abnorme Blüte im Längsschnitt. umgebenen Fruchtknoten haben, der aber in diesem Falle mDahleiii, Königin-Luise-Straße 1. Sitzung vom 27. Juli 1917. 537 Sitzung vom 27. Juli 1917. Vorsitzender: Herr 0. REINHARDT. Als neue Mitglieder werden vorgeschlagen Frl. Herrmann, Dr., Alice in Wien VII, Lindengasse 15, III/9 (durch H. MOLISCH und 0. RICHTER) und Frl. Joachimowitz, Marianne, mag. pharm., Demonstrator am pharma- kognostischen Institut der Universität in Wien XVI, Otta- kringerstr. 129 (durch H. MOLISCH und 0. RICHTER). Zu ordentlichen Mitgliedern werden ernannt die Herren: Kylin, Dr. H. in Upsala und Fischer, Dr., Hermann in München. Mitteilungen. 51. Otto Baumgärtel: Konidiosporenbildung bei Microchaete calothrichoides Hg. (Mit 3 Abb. im Text.) (Eingegangen am 9. Juli 1917.) Während dieses Frühjahres stellte ich Kulturversuche mit Seytonema Hoffmanni Ag. in Erdaufgüssen an, die so hergestellt wurden, daß in Gläsern eine Humusschichte mit Sand bedeckt ward, worauf Leitungswasser eingefüllt wurde. Infolge zu starker Insolation degenerierten mehrere Kulturen. Um zu versuchen, ob bei gemäßigterer Beleuchtung die ausgebleichten Watten normale Filamente entwickeln würden, stellte ich eines dieser Kulturgläser in ein nordwärts gerichtetes Fenster und besichtigte von Zeit zu Zeit seinen Inhalt. Die bleichen Watten verkamen mehr und mehr und wurden von spangrünen OsciUatoriailocken besiedelt. Zugleich trübte sich die bis dahin klare Oberfläche des Wassers und begann Ber. der deutschen bot Gesellsch. XXXV. 36 538 Otto Baumgärtel: li mit einer blaugrünen, schleimigen Haut zu überziehen, auf welcher alsdann bleichbraune F äserchen sichtbar wurden, so daß die Oberfläche wie bestäubt erschien. Diese Erscheinung veranlaßte mich, eine mikroskopische Untersuchung der Schleimhaut und ihres Belages vorzunehmen; dabei ergab sich folgender Befund: Neben verstreuten Oscillatoria- und Nostoc-Fiiden bestand dii^ Probe aus einem Gewirr von Filamenten, die bei verschiedenen Entwicklungsstadien mit zunehmender Bescheidung eine endliche Breite von 11 /* erreichten. Die Zellen mit blaugrünem, homo- genem oder gekürneltem Inhalte waren durchschnittlich 6 p breit und V2 — t1 3 mal so lang und bildeten mäßig lange, nach der Spitze zu nicht verjüngte, sondern stumpf endigende Fäden mit deutlichen Einschnürungen an den Querwänden, an deren Basis eine meist kugelige Grenzzelle von 9 fi Durchmesser ansaß (Abb. 1). Abb. 1. Hormogonien- und Gonidienbildung durch apikale Fragmen- tation reichlich. Dauerzellen in typischer Ausbildung fehlten; es fanden sich nur 9 /* breite und 15 /t* lange, zylindrische Zellen, welche sich nur durch ihre Dimensionen, aber weder durch Farbe noch durch Inhalt oder Membranbeschaffenheit von den übrigen vegetativen unterschieden und im basalen Fadenteile auftraten. Wie die mikroskopische Untersuchung weiter lehrte, waren die erwähnten kurzen, bräunlichen Fäserchen wirre Büschel von Filamenten, die von der Haut in dieLuEt ragten. Bei vorsichtiger Isolierung von der Unterlage wies die Probe Fäden auf, die samt ihrer hyalinen Scheide 1 1 [x Breite besaßen. Die Zellen selbst waren mit Reservestoffen in ■ farblosen, großkörnigen Aggregaten so vollgepfropft, daß die einfache, gelblich gefärbte Membran von 1 ju Dicke infolge der Verwölbungen, die sie erfuhr, warzige Skulptur vortäuschte. Die Einschnürungen an den Querwänden gingen hier so weit, daß die einzelnen Zellen in Kugelgestalt von Konidiosporenbildung bei Microchaete calothrichoides Hg. 539 9 [*, Durchmesser sich rosenkranzförmig reihten und endwärts über die Scheidenmündung hinaus sich fortsetzten. Hier wurde der Zusammenhang zwischen den Zellen immer lockerer, bis am Ende eine Abschnürung nach Art von Konidien eintrat (Abb. 2). Solche abgeschnürte Zellen waren dann reichlich in der Probe vorhanden. Verfolgte ich den Verlauf dieser Filamente gegen die Basis zu, so konnte ich finden, daß alle Übergänge von den abgeschnürten, gelbhäutigen, grobkörnigen, blassen Zellen zu den normalen vege- tativen der die Haut durchziehenden Fäden vorhanden waren. Diese erhoben sich stellenweise aus dem Lager in die Luft in Büscheln, deren Spitze die abgeschnürten Zellen verstreute. Neben der auffallenden Veränderung der Zellen zeigte auch die Scheide unter Herabsetzung ihrer Dicke größere Rigidität. Abb. 2. Anfangs war ich geneigt, die merkwürdige Veränderung der Zellen in den Luftfilamenten für eine Degenerationserscheinung infolge mangelnder Feuchtigkeit zu halten. Doch Kulturversuche, die ich mit abgeschnürten Zellen in der feuchten Kammer unter- nahm, belehrten mich eines Besseren. Schon nach einigen Stunden ergrünte der Inhalt unter allmählichem Verblassen der Membran. Im Verlaufe eines Tages konnte ich feststellen, daß der ergrünte Inhalt feinkörniger wurde und eine Scheidewand die Zelle in zwei Tochterzellen zu zerlegen begann (Abb. 3a). Nach einiger Zeit waren bereits junge Zellreihen verschiedener Länge vorhanden (Abb. 3b, c). Dabei hatte sich die eine der beiden ersten Tochter- zellen nicht weiter geteilt, sondern unter Membranverdickung und allmählichem Inhaltsschwunde das Aussehen einer Grenzzelle an- genommen, während sich die Abkömmlinge der anderen zu vege- tativen Zellen ausbildeten, die zunächst einen jungen scheidenlosen Faden darstellten, welcher dann zur Ausbildung der Scheide ge- langte (Abb. 3d). 3&* r,4Q Otto Baumgärtel: Auf Grund dieser Ergebnisse glaube ich mit Recht die Ab- nürung der mit Reservestoffen gefüllten, von einer gelblichen M'-mbran umhüllten Zellen als Sporenbildung betrachten zu dürfen, welche ich nach Analogien bei den Pilzen als Konidiosporen be- zeichnen möchte. Ihrer schnellen Keimung nach halte ich sie für Fortpflanzungszellen nach Art der Gonidien, welche die Aufgabe haben während der Vegetationszeit die Vermehrung zu besorgen. Dafür scheint mir auch die einfache, mäßig verdickte Membran zu sprechen, die bei der Keimung nicht gesprengt, sondern er- weicht wird. Deshalb halte ich die beschriebenen Konidiosporen für Gonidien, die ihre Aufgabe aus dem Wasser in die Luft ver- legt haben, was bei aerophilen Formen zur Notwendigkeit geworden war, wenn der Mangel des flüssigen Mediums zeitweise die Pro- pagation bedrohte. Dann ist der Verbreitungsradius bei Ausnützung \a. /"jOÖ\ j I \_o~ 6 / (°°0* 7 o". ■■-.] ('fi ejj) c fo.^öA ¥ i>0 >] .'fr yCW r f.o o^\ \h •J o 1 .1° K9* ^M Abb. der Luftströmungen größer als innerhalb stagnierender Gewässer. In diesem Sinne bedeuten die Konidiosporen eine extreme An- passungform von Propagationszellen. Was die Zugehörigkeit der beschriebenen Blaualge anbelangt, so gehört sie in den Formerikreis von Microchacte calothrichoides Hansgirg (Beih. Bot. C. B. 18. II. 494). Während die Überein. Stimmung mit der Originaldiagnose in allen Merkmalen befriedigte, muß ich auf einen auffallenden Unterschied hinweisen, der darin besteht, daß der Autor für die typische Form angibt, sie besitze doppelt so lange als breite Endzellen, was E. LEMMERMANN i Ivrvptogamenflora der Mark Brandenburg 1910, HI/1, 199) bei der Altcharakteristik nicht erwähnt und ich nirgends festzustellen vermochte. HANSGIRG fand diese Art zwischen anderen Algen in Sümpfen bei Wien ohne besondere Fortpflanzungsverhältnisse bemerkt zu haben. Konidiosporenbildung bei Microchaete calothrichoides Hg. 541 Bezüglich der Vermehrungseinrichtungen bemerkt HANSGIRG (Prodromus Algenfl. Böhmen 1892. II. 55) bei der allgemeinen Charakteristik der Gattung Microchaete Thur. : „Vermehrung erfolgt durch Hormogonien, durch Chroococcoideen-Gonidien (Vermehrungs- akineten) und durch Dauerzellen (Sporen); diese letzteren Zellen entstehen aus den veget. Zellen des unteren Fadenteiles und können nach einem längeren liuhestadium zu neuen Microchaete-F&den an- wachsen, während die Chroococcoideen-Gonidien sofort, kaum aus- gesäet, wieder keimen." 0. Kirchner (Engler- Prantl, Nat. Pflanzenfam. 1. T. Abt. la, 75) bildet in seiner Fig. 56 H zwei Fäden von Micro- chiiete Goeppertiana Kirchn. ab, die deutlich Gonidienbildung inner- halb der Scheide zeigen, indem apikal die Zellen sich abrunden und abschnüren. Nach FRITSOH (LEMMERMANN, 1. c. 19) vollzieht sich die Keimung der Gonidien von Anabaena Azollae Straßburger wie folgt : „Bei der Keimung platzt entweder die Membran und der Proto- plast wird durch Schleimbildung herausgestoßen oder es verschleimt die Membran und der Protoplast behält seine ursprüngliche Lage im Faden bei." Wir haben gesehen, daß die beschriebenen Konidiosporen unter Membranerweichung sich strecken und teilen. Die Biologie der Dauerzellen von Microchaete tenera Thur hat in der Arbeit von BECK V. MANNAGETTA (Ö. B. Zt. 1898, 81 ff.) eine genaue Untersuchung erfahren, die sich besonders mit den Keimungsvorgängen befaßt. Auch bei der Keimung der Dauer- zellen konnte genannter Verfasser „eine Einschnürung in der Mitte des Plasmakörpers beobachten, welche zur Zweiteilung des Sporen- inhaltes innerhalb der Sporenmembran führte. Der Sporenkörper erfährt hierbei eine Längsstreckung, welche aber sehr oft noch vor der Teilung stattfindet. Stets wird hierbei die Sporenmembran merklich dünner und heller" (p. 82). Daß die eine der beiden ersten Tochterzellen bereits nach der ersten Teilung die Umwand- lung zur Heterocjste zeigt, konnte ich bei der Keimung der Koni- diosporen nie beobachten; es wurde immer erst eine Keihe von Zellen gebildet und die Grenzzelle ging aus der einen, sich nicht teilenden ersten Tochterzelle hervor, die durch ihren gröberkörnigen Inhalt auffiel, welcher endlich zu schwinden begann ; „die letzte Zelle wird zur Heterocyste". Wie erwähnt bleibt die Membran der Konidiosporen nicht „als einseitig durchlöcherte Tonne" nach der Keimung zurück, sondern entfärbt sich und erweicht bei der ersten Teilung. ^., Bruno Schröder: Weitere Untersuchungen innerhalb der Gattung Microchca te und verwandter Gattungen und Familien erweisen sich für not- wendig um festzustellen, ob die Bildung von Konidiosporen ver- einzelt dasteht oder allen aerophilen Typen der Cyanophyceen zu- kommt als Modifikation der bekannten Gonidien. Prag, botanisches Institut der k. k. deutschen Universität, Juli 1917. 52. Bruno Schröder: Beiträge zur Kenntnis des Phyto- Planktons aus dem Kochel- und dem Walchensee in Bayern. (Mit i Textabbildungen und Tafel X.) (Eingegangen am 11. Juli 1917.) In einer früheren Abhandlung über Schwebepflanzen aus dem "Wigrysee in Polen1) erwähnte ich bei Erörterungen der Variabilität von Cerafium hirundinella 0. F. Müll, auch Formen dieser Peridinee aus dem Kochel- und dem Walchensee und zog sie zu morpho- logischen und biometrischen Vergleichen heran. Eine weitere Untersuchung der bayrischen Proben, die ich der Freundlichkeit des Herin Professors C. ZIMMER in München verdanke, lenkte meine Aufmerksamkeit auch auf die anderen Komponenten dieses Phytoplanktons, von denen einige noch ungenügend bekannt sind, während ein Organismus neu zu sein scheint. Zudem ließ sich feststellen, daß die beiden genannten Seen hinsichtlich ihrer Schwebe- flora einen durchaus verschiedenen Charakter aufweisen, obgleich sie nahe bei einander liegen und bloß durch den Kesselbergrücken getrennt sind, der an der schmälsten Stelle, in der Luftlinie ge- messen, nur 2 km breit ist. Die besondere Eigenart des Planktons jedes dieser beiden Seen erklärt sich aus ihren verschiedenartigen hydrographischen Verhältnissen. Der Kochelsee gehört zu den Vorlandseen, der Walchensee dagegen ist ein echter Gebirgssee. Jener liegt ca. 600 m hoch, dieser 800 m. Während der Kochelsee ungefähr 60 m tief hat der Walchensee eine Tiefe bis 190 m. Die Farbe des Wassers vom Kochelsee ist, wie ich 1913 selbst gesehen habe, 1) In diesem Bande pag. 256—266. Beiträge zur Kenntnis des Phytoplanktons usw. 543 namentlich in seinem südlichen, tieferen Teile ein helles Smaragd- grün, dagegen zeichnet sich der Walchensee durch eine tief dunkel" grüne Färbung aus. Er soll übrigens die größte Klarheit und Durchsichtigkeit von allen Seen Deutschlands haben. Diese Eigen- schaft verdankt er dem Umstände, daß er rings von Bergen um- säumt ist und keinerlei größere Zuflüsse hat, sondern vorwiegend von unterirdischen, reinen Quellen gespeist wird. In den Kochel- see hingegen fließen das Kesselbergwasser und die Loisach, von denen die letztere vor ihrem Eintritt in den See eine Anzahl Wasserläufe aufnimmt, die aus dem Ohlstadt-Murnauer Moor kommen. Sie führen der Loisach an Humussäuren reiches Wasser zu. Auch ein Teil des flachen Nordufers vom Kochelsee, der Rohrsee, ist moorig. Der Kochelsee hat eine durchschnittliche sommerliche Oberflächentemperatur von 21 — 22 °, der Walchensee nur von 18 — 19 °. Die „thermische Sprungschicht" beginnt in erste rem schon bei 5 — 6 m, in letzterem jedoch erst bei 10 — 12 m Tiefe1). Zunächst sei in einer vergleichend-systematischen Übersicht über das Phytoplankton der beiden Seen dargestellt, was nach den obengenannten Proben in ihnen gefunden wurde, und dabei sei auch die relative Häufigkeit des Vorkommens der einzelnen Arten angedeutet, (ss = sehr selten, s = selten, ns = nicht selten, h = häufig und sh = sehr häufig.) Aus dieser Aufzählung der gefundenen Planktonten und der Angabe ihrer relativen Häufigkeit ist zu ersehen, daß beide Seen verhältnismäßig arm an Arten sind und zwar der Walchensee (mit nur 16 Arten) noch ärmer als der Kochelsee (mit 20 Arten). Da quantitative Fänge nicht gemacht worden sind, läßt sich über die absolute Quantität des Phytoplanktons beider Seen nichts Genaueres sagen, aber sie wird nicht sehr bedeutend sein. Auch das Zoo- plankton war nicht reichlich vorhanden, so daß beide Seen nicht besonders produktive, nahrungsreiche Gewässer sein dürften, soweit sich dieser Umstand nach einer einmaligen Probeentnahme feststellen läßt. Es fehlten diesen Seen unter anderem die Gattungen Micro- cystis. Aphanizomenon und Anabaena, ferner Oocystis, Dictyosphaerhim, Scenedesmus, Pandorina und Eudorina, sowie Stephanodiscus, Rhisoso- lenia und Attheya. Auch die Flagellaten Mallomonas, Synura und Euglena waren nicht vorhanden. Dagegen sind beiden Seen folgende Planktonten gemeinsam: Diplosigopsi* Jrequentissima, Dino- 1) AUFSESS, OTTO, Freiherr von u. zu, Die Seen, in: Kochel-Walchen- see und Umgebung. Herausgeg. v. Verschönerungsverein Kochel Verl. v. M. GEISSLER & Sohn, Kochel. (Ohne Jahreszahl.) Ders.: Die Farbe der Seen. Diss. München 1903. 544 Bruno Schröder: Übersicht über die gefundenen Schwebepflanzen. A. Kochelsee 14. VIII. 16. B. Walchensee 17. VIII. 16. 8. L 9. 10. 11. 12. 13. 14. 16. 16. 17. 18. 19. 20. Mi rismopedia U nuissima Lemm. I. S c h i z o p h 1. SS y c e a e. Chroococcu8 Umneticus Lemm. 2. 3. Coelosphaerium Kützingianwm Näg. Rhdbdogloea ellipsoidea nob. II. Flagellatae. Diplosigopsis frequentissima (Zach.) Lemm. D. Eiit:/ France Dinobryon cylindricum var. divergens (Imhof) Lemm 5. Glenodinium pulvisculus Stein 6. Ceratium hirundinella 0 F. Müll. 7. C. cornutum (Ehrb.) Clap. & Lachm. 8. Peridinium Willei Huitfeld- Kaas h 4 s sh 5. 6. s h 7. S — ns 8. 9. Diplosigopsis fregw ntissima (Zach.) Lemm. Dinobryon cylindricum var. divergens (Imhof) Lemm. D. stipitatwm subspec. bava- ricum (Imhof) Pascher Ceratium hirundinella 0. F. P, Willei var. lineatwm Linde- mann Peridinium cinetum Ehrb. III. Chlorophyceae. Sphaerocystis Schröteri Chodat ns 10 11. Sphai rocystis St hröteri Ohodat Botryococcus Brauni Ktitz. IV. Conjugatae Closliriitm aciculare var. sub- pronum W. et G. S. West Cosmarium bioculatum Breb. Staurastrwm cuspidatum var. longispinum Lemm. S. fnucronatum Ralfs Qonatozygon monotaenium De Bary s — SS . — SS — SS — S V. B a c i 1 1 a r i a c e a e. Cyclotella melosiroides (Kirchn.) Lemm. Fragilaria virescens Ralfs edradelicatissima W.Smith A8terionellagracillima Heiberg Täbellaria f< nestrata var. aste- rionelloides Grün. T. flocculosa Kütz. ns 12. 13. ns — 14. ns 15. h 16. ns s — Cyclotella melosiroides (Kirchn ) Lemm. C. Schröteri Lemm. Fragilaria crotonemis Kitton Synedra dein iiiissiwa W.Smith Asterionella gracillima Heiberg ns h ns ns ns sh ns ns ns s ns h ns Beiträge zur Kenntnis des Phytoplanktons usw. 545 bryon eylindricum var. divergens, Ceratium hirundinella, Sphaerocystis Schröteri, Gyclotella meiosiroides, Synedra delicatissima und Asterionella gracillima. Fragilaria virescens im Kochelsee vikariiert mit F. cro- tonensis im Walchensee. Das Phytoplankton des Kochelsees charakterisierte sich durch zahlreiches Vorkommen von Dindbryon cylindrkum var. divergens. Daneben war Ceratium hirundinella in kleinen Formen (97 — 118 p) mit 2 Antapikalhörnern häufig, wie auch aus meiner Tabelle Abb. 1. (1. c. 1 pag. 259) ersichtlich ist. Die hauptsächlichsten Formen- typen habe ich in beistehender Textfigur wiedergegeben. Die am meisten verbreitete Form zeigt Abb. 2, den Carinthiacum-T 'ypus BaOHMANNs1). Auch die Formen des Austriacum - Typus, zu der Abb. 3 u. 4 gehören, wurden mehrfach beobachtet. Weit seltener finden sich die Formen des Seotticum-Ty pns (Abb. 5) und 1) Bachmann, EL, Das Phytoplankton des Süßwassers. Jena 1911. Bruno Schröder: des Robustum-Typus (Abb. 6). Vom letzteren habe ich unter 50 Exemplaren nur 2 gefunden, die 168 p lang waren. Der Pibur- e- und der G-raci le-Typus fehlten im Kochelsee gänzlich. Einmal habe ich eine eigentümliche kleine, schmale Form beobachtet, die Abb. 2. ich in Abb. 1 darstellte. Sie gehört zu keinem der BACHMANN- schen Typen. Ceratium cornutum zeigte keinerlei Abweichung vom normalen Typus, auch seine Dimensionen waren die gewöhnlichen (106 u. 56 [i). Sehr bemerkenswert ist für das Plankton des Kochelsees auch das Vorkommen von fünf Desmidiaceen, von denen im Walchen- Beiträge zur Kenntnis des Phytoplanktons usw. 547 seeplankton keine gefunden wurden. Ihr Auftreten in dem ersteren ist ein deutlicher Beweis der etwas moorigen Beschaffenheit seines Wassers. Die häufigste Desmidiacee war Closterium aciculare var. subpronum, das längste aller Closterien, Es stimmte in Gestalt und Zellinhalt fast vollständig mit einer Abbildung von W. u. G. S. WEST1) Tafel 2, Fig. 1 überein. Seine Länge betrug aber 300 — 400 (i und seine Breite 6 — 7 fi, während die Enden fast 2 [i breit waren. Hin und wieder kamen außer bogenförmig gekrümmten Formen auch sigmoide vor (meine Tafel X, Fig. lb), die sämtlich wie die Formen von WEST in jeder Zellhälfte 8 Pyrenoide aufwiesen, so- wie ein bewegliches Körnchen in der Endvakuole. LEMMERMANN2) fand eine Form dieses Closteriums, die er var. lacustre bezeichnete. Sie war sogar 500 — 800 p lang und 6 — 8 /* breit und trat sowohl in bogenförmiger, wie in sigmoider Gestalt auf. Nahe ver- wandt mit C. aciculare ist auch jenes planktonische Closterium, Abb. 3. Peridinium cincium ( Apikalansi^ht). welches ich früher schon in Westpreußen im Kaminsee und im Kielpiner See antraf und für Closterium Ceratium Perty hielt, weil es in jeder Halbzelle 3 Pyrenoide hat3). Es ist mitunter auch sigmoid gekrümmt, manchmal sogar unregelmäßig, doch sind die Enden nicht soweit vorgezogen und verschmälert, wie bei Closterium aciculare var. subpronum. Zu C. Ceratium Pert}r gehört aber diese Form deswegen nicht, weil die Zellenden nicht scharf zugespitzt sind. Es steht dem G. aciculare Tuffen West, das mir damals noch nicht bekannt war, viel näher und kann zu diesem als rar. Ihnnc- 1) WEST, W. and G. S., A contribution of the freshwater algae of th& North of Ireland, in: Trans, of the Roy. Irish Akademy. Vol. XXXII, Sect. B. Part 1. Dublin 1902. 2) Lemmermann, E., Ergebnisse einer Reise nach dem Pacific, in: Abh- Nat. Vereins Bremen, Bd. XVI, Heft 2, pag. 342 u. 344. Bremen 1899. 3) SCHRÖDER, Br., Planktonpflanzen aus Seen von Westpreußen, in: Ber. d. Deutschen Bot. Gesellsch. Bd. XVII, pag. 159, Taf. X, Fig. 3r Berlin 1899. y,^ uiiuxo Schröder: in nov. var. gestellt werden. — Stattrastrum cuspidatum Breb. ■. longispinum Lemm. hatte keinen so schmalen und langgezogenen Isthmus wie bei RALFS1) Tafel 21, Fig. la. Er ist meist kürzer und dicker, doch kommen auch normale Formen vor. (Meine Tafel X, Fig. 2). Die Stacheln sind in der Seitenansicht nach auswärts gerichtet und stehen also nicht in der Richtung der Ver- längerung des Scheitels. Diese Varietät scheint eine echte Plank- tonform zu sein, denn sie wurde bereits auch von LEMMERMANN im Plankton des Dümmer Sees, im Zwischenahner Meer und im Steinhuder Meer in Norddeutschland und anderwärts gefunden. Staurastrum mucronaium Ralfs gleicht genau den Abbildungen bei WEST, 1. c. Taf. 2, Fig. 31. Ich habe es aber nur ein einziges Mal in der Probe gesehen. Cosmarium bioculatum Bröb. und Gonatozygon monotaenium De By. zeigen keinerlei Besonderheiten. Das Vor- kommen von Tabellaria fenestrata und von T. floceulosa weist auf eine gewisse moorige Beschaffenheit des Wassers im Kochelsee ebenfalls hin. Abb. 4. Peridinium W/Jlei var. lineatwn (Apikaiansicht). In der Probe aus dem Walchensee war Ceratium hirundinella die vorherrschende Art. Von ihr habe ich in meiner Testfigur 12 Formen gezeichnet, die am verbreitetsten waren, besonders die größeren, 152 — 190 (i langen Formen (Fig. 3 — 7 u. 9—12) mit 2 normalen Antapikalhörnern und einem rudimentären und mit 3 normalen Antapikalhörnern. Weit geringer vorhanden war die Zahl der kleinen Formen von 97 — 123 fi Länge mit 2 Antapikalhörnern (Fig. 1 u. 2). Über die prozentuale Verteilung der Formen mit verschiedenartig vorhandenen Antapikalhörnern, sowie über die verschiedenen Größenverhältnisse von Ceratium hirundinella aus dem Walchensee, wie auch aus dem Kochelsee geben meine Tabellen 1. c. 1 pag. 259 u. 260 Auskunft. Von den BAOHMANNschen Formentypen fanden sich folgende im Walchensee vor: Fig. 1 u. 2 gehören dem Carinthiaeumty pus an, Fig. 3 — 6 dem 6rradfetypus, 1) Ralfs, J.. The British Desmidicae. London 1848. Beiträge zur Kenntnis des Phytoplanktons usw. 549 Fig. 7 dem Scotticumtypus und Fig. 8 — 1-2 dem Austriacumtyfua. Der Robustumty pus und der Piburgensety pus wurden nicht beob- achtet. AMMANN1) fand jedoch den Piburgensety pus im benach- barten Staffelsee. Die merkwürdigste Alge im Phytoplankton des Walchensees ist eine nicht selten vorkommende Chroococcacee, die ich als Rhabdogloea ellqjsoidea nov. gen. et nov. spec. bezeichne. Sie be- steht aus kleinen, 2 /* breiten und 8 — 14 ^ langen, zylindrischen bis halb spindelförmigen, geraden oder leichtgekrümmten Zellen mit abgerundeten Enden, von denen das eine zugespitzter, das andere stumpfer ist. (Taf. X, Fig. 3 a — k). Die Zellen haben einen spahngrünen, homogenen Inhalt, in dem sich hin und wieder ein dunkleres Körnchen (Fig. 3 g — k) findet und eine zarte Zell- haut. Sie liegen zu 2 — 64 stets paarweise zusammen, entweder in der entgegengesetzten Richtung hinter oder auch nebeneinander und lassen in ersterem Falle zwischen sich einen schmalen, hyalinen Raum frei. (Taf. X, Fig. 3 1, m.) Ihre Vermehrung geschieht, soweit mir bekannt, nur durch Zweiteilung der Quere nach. Sie werden namentlich in späteren Entwickelungsstadien unter dem Drucke der sie umhüllenden Gallertmassen mechanisch von ihrer anfänglichen Richtung abgedrängt, so daß sie wahrscheinlich nach einer Drehung von 180 ° oder durch Verschiebung nebeneinander zu liegen kommen. Alle Zellen sind ziemlich gleich in Reihen gerichtet in eine ge- meinsame, ungeschichtete, farblose, durchsichtige und länglich- oder breitellipsoidische Gallerthülle eingebettet, deren scharfbegrenzter Umriß bei Betrachtung mit mittlerer Vergrößerung schon für ge- wöhnlich wahrnehmbar ist. Durch flüssige chinesische Tusche läßt sich die Gestalt der Gallerthülle einwandfrei nachweisen (Taf. X, Fig. 3 n), ebenso durch Anwendung von verdünnten, wässerigen Farbstofflösungen von Methylenblau, Safranin oder Methylviolett, wobei die Gallerte keinerlei besondere Struktur auf- weist. Die Gallertcoenobien sind 17 — 40 ^ breit und 34 — 80 jt* lang. Mitunter liegen 2 — 6 Gallertcoenobien zu einem Syncoeno- bium vereinigt zusammen und zwar so, daß sich die Längsseiten der Gallertellipsoide berühren. (Taf. X, Fig. 3 p.) Rhabdogloea ellijjsoidea ist am nächsten verwandt mit Rhabdo- derma lineare Schmidle u. Lauterborn2), die letzterer 1899 im Plankton 1) Ammann, H., Physikalische und biologische Beobachtungen an bay- rischen Seen. Diss. Kehlheim a. d. Donau 1912. 2) SCHMIDLE, W., Beiträge zur Kenntnis der Planktonalgen, in: Ber. d. Deutschen bot. Gesellsch. Bd. 18, pag. 148, Taf. VI, Fig. 8—11. Berlin 1900. ,0 Bruno Schröder: des Altrheines bei Koxheim auffand und die später K. VOLK1) im Plankton der unteren Elbe bei Hamburg mehrfach beobachtete. Andere Funde sind mir nicht bekannt geworden. Die beiden «bengenannten Chroococcaceen stimmen inbezug auf ungefähre Größe der Zellen und deren anatomisch-histologische Beschaffenheit überein, nicht aber in der Gestalt und der räumlichen Anordnung: : Individuen und in der Form und der Beschaffenheit der Gallerthülle. Bei Rhabdodmna ist sie nach SOHMIDLES Angaben nur undeutlich erkennbar, hautförmig und einschichtig, während sie bei ffliabdogloea deutlich erkennbare Gallertellipsoide bildet, wovon ich mich auch durch Drehung der Ellipsoide unter dem Deckglase überzeugte. Bei ersterer Gattung liegen alle Zellen in einer Ebene, bei letzterer sind sie nicht nur nebeneinander gelagert, sondern sie liegen räumlich mehr verteilt, auch über und unter einander. (Taf. X, Fig. 3 n.) Im System wäre ffliabdogloea am besten zwischen ffliabdoderina und Gloeothece zu stellen. Hinzu- weisen wäre noch auf eine Abbildung, die JOSEPHINE TILDEN2) auf ihrer Tafel 2, Fig. 1 von einer Alge gibt, welche sie als Gloeothece linearis Näg. bezeichnet. Diese Figur erinnert lebhaft an die von SCHMIDLE Fig. 11, doch liegen bei ersterer die Zellen weiter auseinander. Bei WEST3), auf den sich J. TILDEN bezieht, konnte ich diese Zeichnung nicht finden, sondern nur Fig 2 des TlLDENschen Werkes. Auch mit der Schizophycee Marssoniella elegans Lernm.4), die im Plankton des Sumtsees in Brandenburg aufgefunden wurde,, hat lihabdogloea ellipsoidea in gewisser Beziehung einige Ähnlichkeit. Namentlich ist die Gestalt der Zellen der ersteren den der letzteren ähnlich, da sie ein spitzeres und ein abgestumpftes Ende haben, doch werden ihre Masse von LEMMERMANN als geringer angegeben. Ob Marssoniella aber wie ffliabdogloea von einer Gallerthülle um- 1) VOLK, R., Hamburgische Elb-Untersuchung, I. Allgemeines über die biol Verhältnisse der Elbe bei Hamburg, in: Mitt a. d. Naturhist. Museum Bd. XIX, pag. 114, Hamburg 1903 u. derselbe, Hamburgische Elb-Unter- suchungen, VIII., Studien über die Einwirkung der Trockenperiode im Sommer 1904 auf Breite getrennt werden. In Tuscheeinbettung oder nach Färbung mit einer stark verdünnten wässerigen Lösung von Gen- tianaviolett zeigen sich diese Ketten von einer bis 84 [i dicken, weichen, für gewöhnlich nicht sichtbaren, hyalinen Hüllgallerte umgeben, die stellenweise transversal gestreift ist, bei der sich aber die Streifung nur auf die Teile der Zwischenräume erstreckt, je- doch dort, wo die Zellen liegen, fehlt. (Taf. X, Fig. 4.) Die Gallerthülle war bei den Exemplaren aus dem Walchensee stets weiter, als BACHMANN 1. c. pag. 109, Fig. 111 u. pag. 128, Fig. 28 aus einigen Schweizerseen angibt. Einen besonderen Gallerthof um jede Zelle habe ich auch an gefärbtem Formolmateriale nicht gesehen. An frischen, eben gefischten Proben wird man die feinere Beschaffenheit der Gallerthülle von Cyclotella Schröteri besser stu- dieren können. Diese Bacillariacee wurde schon mehrfach in andern 1) Gerhardt, U., Über Konvergenzerscheinungen im Tierreich, in: Medizin. Klinik Nr. 20, Berlin 1905. Beiträge zur Kenntnis des Phytoplanktons usw. 553 Alpen- und Yorlandseen gefunden. In Bayern ist sie noch aus dem Stambergersee durch ZACHARIAS1) und BREHM2) bekannt geworden. Sie trafen dort Kettenkolonien von 8 — 16, ja bis 28 Individuen von 30 fi Schalendurchmesser an, und aus dem Würm- see erwähnt sie AMMANN 1. c, der sie besonders im Juni und Juli häufig „in langen Rollen" auffand. Aus allen bisherigen Mittei- lungen über Cyclotella Schrötcri geht aber hervor, daß die Dicke der Gallerthülle und ihre sonstige Beschaffenheit, die Größe der Zwischenräume zwischen den Zellen einer Kette und die Zahl und Größe der Zellen selbst, ebenso wie das Häufigkeitsmaximum ihres Vorkommens innerhalb gewisser Grenzen sehr variabel sind. Sowohl im Kochel- wie im Walchenseeplankton bemerkte ich Per Minium- Arten, deren genaue Bestimmung ich Herrn Oberlehrer Dr. E. LlXDEMANN in Lissa (Posen) verdanke. Von ihnen kam Peridinium Willei Huitfeld-Kaas im Kochelsee in vollständig ent- wickelten Exemplaren vor. Außerdem beobachtete ich dort noch ein Entwickelungsstadium einer Peridinium- Art, die möglicherweise mit der ebengenannten identisch ist. Man hat dieses Stadium als „Gallertsporen" [Cystes mouqueux) bezeichnet. In einer 120 fjt weiten, farblosen und hyalinen Gallerthülle, die ohne Tuscheeinbettung oder Färbung schon für gewöhnlich sichtbar ist, finden sich 1 — 4 kugelige, halbkugelige oder unregelmäßig gestaltete Sporen von 58—63 fi Durchmesser mit mehr oder weniger feinkörnigem In- halte. VlRIEUX3) beschreibt derartige Gallertsporen von P. WESTI Lemm. und bildet 1. c. pag. 535, Fig. 1 eine ab, bei der die Mutter- zellwände in Resten an der Gallerte hängen geblieben sind, so daß die Zugehörigkeit dieser Sporen zu P. Westi unzweifelhaft festge- stellt werden konnte. Ich habe leider keine Mutterzellhäute an den Sporen auffinden können und muß vorläufig dahingestellt sein lassen, zu welcher Art die Sporen gehören. Über die Peridinium- Arten aus dem Kochel- und dem Walchen- see schrieb mir Herr LlNDEMANN, daß er in ersterem P. Willei Huitfeld-Kaas in ziemlich typischen Exemplaren gefunden habe, in letzterem P. cinctum (Abb. 3). Eine Form von P. Willei bezeichnet 1) ZACHARIAS, 0., Hydrobiologische und fischereiwirtschaftliche Beob- achtungen an einigen Seen der Schweiz u. Italiens, in: Forschungsber. a. d. biol. Station in Plön, Teil 12, pag. 284—286, Stuttgart 1905. 2) BREHM, V., Beiträge zur faunistischen Durchforschung der Seen Nordtirols, in: Naturwiss.-med. "Verein, Eger 1907. 3) VlRIEUX, J., Sur la reproduction d'un Peridinien limnetique, Peridi- nium Westi Lemm., in: Comptes rendues d. seances d. 1. Societe de Biologie,. Tome LXXVI, pag. 534, Paris 1914. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 36 554 BRUNO SCHRÖDER: Beitrüge zur Kenntnis der Phvtoplanktons usw. er als var. lineatum nov. var., weil „die beiden ventralen A pikalplatten so verschmälert sind, daß sie fast linien- Eörmig erscheinen". Auch besitzt diese Varietät eine auffallend große Rautenplatte. (Abb. 4). Herr LINDEMANN, der vorstehende Figuren zeichnete, wird an anderer Stelle ausführlich über diese Formen berichten, da P. WiUei ebenso wie P. Westi sehr häufig bei nur oberflächlicher Betrachtung der Dorsal- oder Yentralseite ohne Berücksichtigung der Gestalt und Anordnung der Apikai- platten mit V. cinctum Ehrb. verwechselt werden. Nach Abschluß meiner Bearbeitung fand ich, daß das Plankton dieser beiden Seen bereits schon einmal von LANGHANS1) untersucht worden ist. Er gibt aus dem Kochelsee 9, aus dem Walchensee 6 Schwebepflanzen an und zwar aus ersterem Pediastrum Boryamov Melosira spec. und Perid'mium hipes, welche ich dort nicht beobachtet habe. Auch nach ihm ist der Kochelsee an Arten reicher als der Walchensee. Übereinstimmend mit meinen Befunden herrschten nach LANGHANS im Kochelsee Dhiobryon und Ceratium hirundineUa vor, 1 3tzteres hauptsächlich in Formen mit 2 Antapikalhörnern, seltener in solchen mit 2 entwickelten und einem rudimentären. C cornu- tum hat LANGHANS gleichfalls nur im Kochelsee gefunden, ebenso gibt er die in beiden Seen vikariierenden Fragilarien an. C. hi- nmdinella wird von ihm auch im Walchensee als vorherrschend an- geführt, das dort mit 3 Antapikalhörnern vorkommt, von denen das eine kurz ist. Demnach scheinen in jenen oberbayrischen Seen zur gleichen Jahreszeit in jedem Jahre die gleiche Formen von C. hirundineUa aufzutreten. Hervorgehoben wird von LANG- HANS schon, daß beide Seen in der Flora und Fauna ihres Plank- tons trotz ihrer räumlichen Nähe große Verschiedenheit aufweisen, die er durch die verschiedene Höhenlage, Wassertiefe und Ufer- formation zu erklären versucht. Erklärung der Tafel X. Sämtliche Figuren sind nach Formolproben mit einem Abbeschen Zeichen- apparate bei eingeschobenem Tubus von mir gezeichnet. Fig. 1. Closterium acicuJare Tuffen West var, subpronum W. et G. S. West. a u. a1 bogenförmige, b sigmoide Form. — j— Kochelsee. 1) Langhans, V. H., Die Ergebnisse der auf der Exkursion des hrdro- Oiologischen Kursus der D. M. G. am 6. August 1909 ausgeführten Plankton- finge im Kochel- und Walchensee, in: Die Kleinwelt, Zeitschr. d. Deutschen mikrologischen Gesellschaft, 1. Jahrg., Heft 10, pag. 161—163, Bamberg 1910. Ä. SCHULZ: Über das Nektarium von Oaltha palustris L. 555 Fig. 2. Sianrastrum cuspidatum ßreb. var. longispinum Lemm. a Seiten-, 450 b Scbeitelansicht. — p Kochelsee. (Methylenblaufärbung der leeren Zellhaut.) Fig. 3. Rhabdogloea ellipsoidea nov. gen. et nov. spec. 1300 a — k Verschiedene Gestalt der Einzelzellen. — ; — . (g — k ein dunkles Körnchen in der Zelle.) 760 1— m Paarweise hinter einander liegende Zellen. — : . 760 n Achtzelliges Coenobium in Tuschelösung, die Gallerthülle zeigend. — j— 760 o Sechzehnzelliges Coenobium. -y-, 450 p Svncoenobium aus 3 Coenobien zusammengesetzt. — j— Walchensee. Fig. 4. CycloteUa Schroeteri Lemm. Sechszellige Kette mit Hüllgallerte und deren Struktur in flüssiger 450 Tusche. — j— Walchensee. 53. A. S c h u i z : Ueber das Nektarium von Caltha palustris L. (Eingegangen am 21. Juli 1917.) In seiner Abhandlung über „Die Abstammung der Monokotylen und die Blütennektarien" im 31. Bande dieser Berichte1) erwähnt OTTO PORSCH auch das von den übrigen untersuchten ßanuncula- ceennektarien durch seine Stellung abweichende Nektarium von Caltha palustris. Diese Art hat nach seiner Angabe : „Honigdrüsen in Form zweier flacher Vertiefungen zu beiden Seiten jedes aus •einem Fruchtblatte bestehenden Fruchtknotens". Das Nektarium von Caltha palustris ist schon mehrfach be- schrieben worden, zuerst, meines Wissens, von CHRISTIAN KONRAD SPRENGEL in seinem Werke über „Das entdeckte Geheimniss xler Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen"2). Er sagt darüber: „Nachdem ich diese Blume lange für saftleer gehalten hatte, so verursachte es mir ein nicht geringes Vergnügen, als ich den Saft endlich entdeckte. 1. Jeder Fruchtknoten hat nicht weit 1) Berlin 1913, S. 580-690 (583). 2) Berlin 1793, S. 298. Taf. XV, Fig. 38, 41. 36* 556 A- SCHULZ: Über das Noktarium von Caltha palustris L. über seiner Basis auf beiden Seiten einen weißlichen Fleck, welcher -ine Safttlrüse ist. 2. Der Saft sitzt in dem Winkel jeder zwey nächsten Fruchtknoten auf den Saftdrüsen." Taf. XV, Fig. 38- bildet SPRENGEL das Gynöceum von Call ha palustris von der Seite ab; in dem Winkel zwischen je zwei Fruchtknoten sitzt etwas über ihrer Basis ein runder Nektartropfen. Später haben auch andere das Ca/Ma-Nektarium beschrieben. Nach HERMANN MÜLLERS Angabe in seinem Buche über „Die- Befruchtung der Blumen durch Insekten und die gegenseitigen Anpassungen beider"1) wird „der Honig von zwei, nach unten durch eine schwache Falte begrenzten, flachen Vertiefungen zu beiden Seiten jedes Fruchtblattes2) in so reichlicher Menge abge- sondert, daß die Honigtröpfchen der einander zugekehrten Seiten zweier benachbarten Fruchtblätter oft zu einem einzigen großen, die Furche zwischen beiden ausfüllenden Tropfen zusammenfließen."" Er bildet (Fig. 38) einen Fruchtknoten ab mit den beiden Nekta- rien; jedes von diesen ist mit einem Tropfen bedeckt. J. MAC LEOD beschreibt in seinem Werke \,Over de bevruch- ting der bloemen in het kempisch gedeelte van Vlaanderenil3) das Nektarium von Caltha palustris ebenfalls als eine flache Vertiefung (een ondiepe honigafscheidende indeuking). Zwischen je zwei benachbarten Fruchtknoten werden zwei Nektartropfen abgeschieden, die zusammenfließen. Und nach L. SCOTTI „produce ( 'altha palustris nettare in cavitä situate ai lati di ciascun carpello"4). Ich habe" im Laufe der letzten 30 Jahre in verschiedenen Gegenden Mitteleuropas zahlreiche Blüten von Caltha palustris unter- sucht, ich habe ihre Nektarien aber immer anders gefunden als die Autoren sie beschreiben. Nach meinen Beobachtungen wird der Nektar nicht, wie H. MÜLLER und die späteren Beschreibungen, die wohl alle von seiner abhängig sind, behaupten, von einer flachen Vertiefung, sondern von einem niedrigen Polster an jeder Seiten- flanke der Fruchtknoten abgesondert. Dieses Polster liegt nicht in einer Vertiefung, sondern auf der gewölbten Oberfläche des Fruchtknotens. Es befindet sich ungefähr in der Mitte der Seiten- flanke, etwas mehr nach der Rückennaht des Fruchtknotens hin, 1) Leipzig 1873, S. 117. Als „zwei flache Vertiefungen an beiden Seiten jedes Fruchtknotens" beschreibt auch O. KIRCHNER, Flora von Stuttgart und Umgebung (Stuttgart 1888) S. 270, die Nektarien. 8) Gent 1894, S. 364. 4) LU1GI SCOTTI, Contribuzioni alla biologia fiorale delle Ranales, Re- vista italiana di scienze naturali, Jahrg. 25 (Siena 1906) S. 10 (d. Sep.) P. KUCKUCK: Über Zwerggenerationen bei Pogotrichum usw. 557 imd erstreckt sich parallel zu dieser1). Es ist ungefähr lx/4 — IV2 mm lang, wesentlich schmaler, namentlich am oberen Ende, und beginnt ungefähr 1 mm oberhalb der Fruchtknoteninsertion. Bei schwacher Vergrößerung hebt es sich durch seine mattgrüne Farbe von der übrigen, glänzendgrünen Oberfläche des Fruchtknotens ab. Bei stärkerer Vergrößerung erscheint es fettig glänzend, und erkennt man, daß seine Epidermiszellen die Form von länglich-keulen- förmigen oder flaschenförmigen Papillen2) haben. Seine Begrenzung ist oft sehr unregelmäßig ; nicht selten ist es in zwei oder mehrere Partien geteilt. Manchmal ist es sehr verkleinert3). Die Nektar- tropfen der benachbarten, sehr genäherten Nektarien vergrößern sich soweit, bis sie sich berühren und zusammenfließen. Es haftet dann ein runder Tropfen in dem nach außen offenen Winkel zwischen den Fruchtknoten, wie ihn CHR. K. SRENGEL abbildet. 54. P. Kuckuck: Ueber Zwerggenerationen bei Pogotrichum und über die Fortpflanzung von Laminaria. (Eingegangen am 27. Juli 1917.) (Mit 5 Abb. im Text.) Mit dem Namen „Prosporie", frühzeitige Sporenbildung, habe ich 1899 (5) eine Erscheinung bezeichnet, die ich zuerst bei einer Phaeosporee, Pogotrichum filiforme, beobachten konnte. Es handelt sich darum, daß die bei der Keimung entstandenen Pflänzchen normal und reichlich Fortpflanzungsorgane erzeugen, lange bevor sie die für die systematische Stellung der Art bezeichnende volle vegetative Entwicklung erreicht haben. Die kleine Arbeit ist, viel- leicht infolge ihres Erscheinungsorts, wenig beachtet worden, auch OLTMANNS erwähnt in seiner vortrefflichen „Morphologie und Bio- logie der Algen" nichts von Prosporie und wo er im Kapitel über Polymorphismus auf Pogotrichum zu sprechen kommt, geht er auf 1) Meist ist unterhalb des Nektariums keine deutliche Falte vorhanden. Nicht selten befindet sich aber zwischen dem Nektarium und der ßauchnaht -des Fruchtknotens ein Eindruck. 2) Ähnliche Epidermispapillen sind auch bei den Nektarien anderer Arten beobachtet worden, vgl. z. B. S. STADLER, Beiträge zur Kenntniss der Nectarien und Biologie der Blüthen (Berlin 1886) S. 63 u. Taf. VIII. 3) Es ist nicht selten dicht mit Pollen bedeckt und daduich hellgelb gefärbt; hierdurch hat sich CHR. K SPRENGEL täuschen lassen. P. Kuckuck: Wesentliche der Erscheinung nicht ein. (11 Bd. 2, p. 266.) Des besseren Verständnisses halber wiederholte ich im Folgenden kurz bereits Veröffentlichtes. Die von REINBOLD im Juni 1888 bei Helgoland entdeckte, von REINKE 1892 (12 p. 621, Taf. 41, Fig. 23—25) genauer be- schriebene Phaeosporee bildet von März bis Juni auf den Spreiten von Laminaria saccharina bis 5 cm hohe dunkelbraune, oft zu pelzigen Rasen vereinigte Büschel, die aus unverzvveigten, bis 0,1 mm dicken Fäden bestehen. Die radiär gebauton Fäden ent- springen einer winzigen einschichtigen Basalscheibe und zeigen ein durch Längs- und Querfächerung entstandenes großzelliges Paren- chym. Im März und April, wenn die Spurenbildung am lebhafte- sten ist, schreitet die Fächerung ohne Aufenthalt fort und führt zur völligen Fertilisierang der oberen zwei Drittel des Fadens, an der sich sämtliche Zellen des Querschnitts, also auch die inneren Zellen beteiligen. Die Pflanze kann dann mit einem sehr kräftigen Büschel von Leptonema, einer zu den Elachistaceen gehörigen Phae- osporee, verglichen werden. (Abb. 1 a.) Mit fortschreitender Jahres- zeit wird die Fächerung verzögert und die Neigung zur Fertili- sierang nimmt ab, so daß schließlich die Sporangien in Gruppen stehen, noch später einzeln zwischen die immer zahlreicher werden- den vegetativ bleibenden Zellen zu liegen kommen. Besonders die Spätfrühlingsindividuen sind ziemlich robust und hell gefärbt. Sie können dann einem unverzweigten Stictyosiplion verglichen werden (Abb. 1 b — c). Die Sporangien sind in der Regel pluri- lokulär, selten unilokulär. Die systematische Stellung der Alge ist neben Liiosiphon bei den Punctariaceen. Mitte Januar 1898 fielen mir bereits entleerte Sorusbänder von Laminaria saccharina auf, die mit zahlreichen kleinen braunen Flecken betüpfelt waren. Auch die sterile Randzone der Laminaria. war mit solchen Flecken besetzt und ebenso fanden sie sich auf jungen Laminarien, die Anfang April gesammelt wurden, also zu: einer Zeit, wo die REINKEsche Pflanze schon im schönsten Flor ist. Auf dem sterilen Gewebe der Wirtspflanze waren sie schärfer umgrenzt, von rundlichen leicht eingekerbten oder ausgebuchteten Umrissen. Die größten hatten etwa 1,5 mm im Durchmesser und ihre mittleren Partieen erschienen dunkler und stumpfer gefärbt, gegen den Rand der Scheibe hin zerfasert. Es sind die fertilen Teile des Pflänzchens, das aus einer einschichtigen Zellscheibe* besteht (Abb. 1 d). Während auf den sterilen Randpartien der alten oder auf den jungen Laminarien die Scheibe geschlossen istr 3t sie sieh auf dem Sorusteil der Wirtspflanze, ohne die rund- Über Zwerggenerationen bei Pogotrichum usw. 559 liehe nur etwas verfließende Gesamtform zu verlieren, in einzelne Fäden auf, die in der Gallertkuppe der Z/ammarm-Paraphysen wuchern. Sorgfältige Querschnitte durch Pflänzchen der sterilen Laminariapsirtieri zeigten, daß auch hier die Scheiben nicht auf der Außenfläche des Wirtes wachsen, sondern in der obersten Membran, von der sie, ohne in die tieferen Zellenlagen einzu- Abb. 1. Pogotrichum filiforme Rke. a. Aufrechtes Fadenbüschel vom März'jin voller Fertilisierung. Vergr. 9:1. b. Fadenfragment eines Spätexemplars vooi Juni mit eingesprengten plurilokulären Sporangien. Vergr. 300 : 1. c. Quer- schnitt durch einen Faden wie b. Vergr. 300 : 1. d. Dorsiventrale Scheiben, Frühstadien vom Januar in voller Fertilisieruüg. Vergr. 9:1. e. Wie d, aber bereits mit einigen aufrechten: Fäden. Vergr. 9:1. f. Vertikalschnitt durck eine Scheibe von d mit dem Wirtsgewebe unten, den vegetativen Zellen der Scheibe (punktiert) und den z. T. jungen oder entleerten plurilokulären Sporangien. Vergr. 600:1. dringen, nur das feine kutikulaartige Häutchen abheben. Die Sporangien sind fast stets plurilokulär, nur selten und ganz aus- nahmsweise unilokulär, von gedrungen ei- oder zitzenförmiger Ge- stalt und sitzen den vegetativen Zellen der Scheibe oder der Fäden unmittelbar auf (Abb. 1 f). Als mir diese Pflanzen zum ersten Male zu Gesicht kamen, hielt ich sie für eine Myrionemacee oder 560 ''• KUCKUCK: ein^ Art von Phaeosiroma. Aber sehr bald fand ich Scheiben, aus deren zentralem fertilen Teile sich aufrechte monosiphone Fäden erhoben (Abb. 1 e), und im weiteren Verlaufe der Untersuchung ergab sich, daß mit vorschreitender Saison Scheiben mit aufrechten Fäden, die schließlich zu Pogotrichumbüscheln heranwuchsen, immer häufiger wurden. Wenn auch bereits im Januar und Februar aus denselben Scheiben, die mit plurilokulären Sporangien bedeckt sind, aufrechte Fäden emporsprossen können, so kommen andrer- seits doch noch im April Scheiben vor, die nur Basalsporangien und keine aufrechten Tiiebe tragen (vgl. oben). Hier dürfte es sich um eine zweite ebenfalls dorsiventrale Generation handeln die aus Zoosporen der ersten Januar- oder Februargeneration ge- keimt ist. Es laufen offenbar folgende Entwicklungsmodi promiscue neben einander her: einmal können die fertilisierten Januar-Februai • Scheiben späterhin aufrechte Fäden erzeugen, die allmählich heran- wachsen, so daß dasselbe Individuum erst scheibenförmig ist, um dann büschelförmig zu werden und vielleicht ein Alter bis zu 5 Monaten zu erreichen. Nebenher keimen aber die aus den Januar-Februar-Scheiben frei gewordenen Zoosporen sofort zu neuen Scheiben aus, die ebenfalls erst Basalsporangien erzeugen und späterhin fertile aufrechte Triebe hervorbringen können. Zoosporen dagegen, die bei weiter vorgeschrittener Saison keimen, entwickeln sich offenbar zu Scheiben, die ohne Basalsporangien zu bilden gleich zur Entsendung aufrechter Sprosse schreiten. Wenigstens fand sich bei den Spätexemplaren von REINKE keine Andeutung von Prosporie, auch wird der Umfang der neuen Scheiben gegen Ende des Frühlings auf Kosten der aufrechten Sprosse immer ge- ringer, so daß die Scheibe schließlich nur noch als winziges Haft- organ dient. Diese Verhältnisse erschienen mir schon damals von besonderem Belange, da sie uns einen Fingerzeig geben, auf welchem Wege die eigentümliche Trennung in zwei Phasen der Entwicklung, eine dorsiventrale niederliegende und eine aufrechte, wie wir sie bei GuUeria verwirklicht finden und als Generationswechsel bezeichnen, und auf welchem Wege möglicherweise der Generationswechsel im Pflanzenreiche überhaupt zustande gekommen ist. Die Ver- mutung lag ja nahe, daß die Cutleriaceen nicht das einzige Beispiel eines Generationswechsels bei den Phaeosporeen sein würden. Der erste Schritt zu einem solchen ist offenbar bei Pogotrichiou gemacht. Wir haben hier in der Entwicklung zwei Phasen, deren morphologische Verschiedenheit augenfällig ist, die dorsiventrale Scheibe und den aufrechten radiären Thallus. Auch ein zweitei Über Zwerggenerationen bei Pogotrichum usw. 561 Schritt ist bereits getan, denn die Phasen brauchen nicht an dem- selben Individuum zu verlaufen, sondern können auf zwei von einander abstammende Individuen verteilt sein, also völlig getrennt verlaufen. Aus der keimenden Spore entsteht in diesem Fall ein Individuum von dorsiventral-scheibenförmigem Bau, das zur Spo- rangienbildung schreitet und damit seine Entwicklung abschließt. Aus den Sporen dieser Generation keimt zwar wieder eine Scheibe, die aber, klein bleibend, sich nicht mehr zu fertilisieren braucht, sondern nur noch als Haftorgan aufrechter und radiär gebauter Fäden erscheint, die büschelförmig vereinigt mit der Haftscheibe das neue Individuum darstellen. Wir sehen nun, daß neben den plurilokulären besonders bei den aufrechten Pflanzen auch uniloku- läre Sporangien vorkommen. Wir wissen andererseits, daß, wo geschlechtliche Fortpflanzung bei den Phaeosporeen auftritt, die Sporen aus plurilokulären, nicht aus unilokulären Sporangien zu einem Geschlechtsakt befähigt sind. Wäre nun auch noch der dritte Schritt gemacht und trügen die scheibenförmigen Pflanzen etwa nur ungeschlechtliche unilokuläre, die aufrechten dagegen nur plurilokuläre und zwar geschlechtliche Sporangien, so hätten wir in Pogotrichum ein völliges Gegenstück zu Cutleria. Der Begriff des Generationswechsels ist hier durchaus in dem morphologischen Sinne HOFMEISTERS genommen. Daß wir bei seiner Verquickung mit dem Chromosomenwechsel in die Brüche kommen, habe ich gelegentlich eines Referats mit aller Deutlichkeit hervorgehoben (9). Ich kann mich nur den vortrefflichen Aus- führungen BüDERs anschließen, die er neuerdings in diesen Berichten (1) und an anderer Stelle veröffentlicht hat (2). Pogotrichum ist nicht der einzige Fall von Prosporie bei den Phaeosporeen, wenn auch der prägnanteste. Schon 1899 wies ich auf ähnliche Erscheinungen bei Ectocarpus tomentosoides hin, bei dem der entwickelten Pflanze eine Myrionemaph&se vorangeht, und zeigte, daß sich bei Asperococcus scaber die Haftscheibe mit pluri- lokulären Sporangien bestecken kann. Seitdem fand ich die My- rionemaph&se bei den Ectocarpusarten allgemein verbreitet und auch in anderen Familien ein fertiles Durchgangsstadium niederer Or- ganisation. Auch bei den Florideen gibt es Anklänge an Prospo- rie, schon 1899 machte ich auf MAGNUS' Rhodochorton membranaceum aufmerksam und 1912 wies ich für Nemasioma Bairdii nach, daß sieh auf dem Squamariaceenartigen Basallager zahlreiche Tetra- sporangien entwickeln können, während die aufrechten Triebe erst ^als rundliche Kuppen angedeutet sind. Die plurilokulären Sporangien der dorsiventralen Frühgenera- P. KUCKUCK: 11 von Pogotrichum erzeugen, wie ich schon 1899 anzeigte,. b wärm er von normalem Bau, die nicht kopulieren. Nachdem Arbeit zum Druck gegeben war, habe ich die Entleerung dieser Sporangien und ebenso den Austritt aus den plurilokulären Spo- rangien aufrechter Pflanzen weiter verfolgt. So experimentierte ich am 8. Mai 1899 mit Exemplaren, die bereits alle Merkmale der Spätform aufwiesen, also nur noch eingesprengte Sporangien be- saßen. Abends um 1/27 Uhr wurden einige Feuchtkammerpräparate angesetzt, die am nächsten Morgen um 9 Uhr Scharen zur Ruhe g< kommener oder bereits in der ersten Keimung befindlicher Sporen. Abb. >. Pogotrichum filiforme Iike. Erste, höchstens 24 Stunden alte Keim- Es wäre denkbar, daß die Zwergpflanzen ihre geringe Entwicklung der Kultur auf Glas verdanken. Dem dürfte aber die reichliche Fertilisierung widersprechen, ganz abgesehen davon, daß die Tendenz zur Prosporie ja auch bei den normal auf Laminaria wachsenden Pflanzen scharf ausgeprägt ist. Wir haben damit einen anderen Gesichtspunkt bereits berührt. Unsere Aus- saat ist auch deshalb von Interesse, weil sie zeigt, daß die Zoo- sporen trotz ihrer endophytischen Lebensweise das Gewebe der Wirtspflanze zur Keimung nicht brauchen, sondern auch auf Glas, also auf einer anorganischen Unterlage zu keimen vermögen. Später, nämlich am 23. März 1906, habe ich Pogotrichum vereinzelt auch auf den Muschelkalkfelsen bei der Helgoländer Düne beob- achten können. Ein auffallender Punkt bedarf weiterhin noch der Erwähnung. Die ersten etwa 24 Stunden alten Keimstadien sind sternförmig und erinnern an die Keimstadien, die SAUVAGEAU bei den Megasporen von Myrionema vulgare beobachtet hat (13 Fig. 10 H). Bei den Zwergpflanzen vom 11. August 1904 hat die stark ver- größerte vegetative Zelle aber rundliche Umrisse. Weitere Kulturen, an denen ich zur zeit verhindert bin, müssen diesen Punkt noch aufklären. Es entsteht schließlich noch die Frage : Wenn die Spätformen von Pogotrichum Ende Juni verschwinden und die ersten Früh- pflanzen erst im Januar wieder erscheinen,» wo bleibt die Pflanze in der Zwischenzeit? Ich habe sie deshalb in den folgenden Jahren immer im Auge behalten und als ich 1905 bereits am 6. Januar nicht nur voll entwickelte Frühstadien, sondern auch solche fand, die bereits aufrechte Triebe entsandten, war das Vor- handensein der Frühstadien für den Dezember vorauszusehen. Am 17. Dezember 1907 fand ich denn auch auf dem gewohnten Sub- strat zahlreiche Scheiben, die bereits in voller Fruktifikation standen. Unerwarteter war ein Fund, den ich am 7. Oktober 1910 machte. Auf Thallomen von Laminaria saccharina, die bei der Düne gesammelt wurden und die mit verschiedenen echten Myrio- nema-Arten besiedelt waren, fanden sich ganz vereinzelt auch auf- rechte Fäden von Pogotrichum, die zwar meist monosiphon, an der Spitze aber fertilisiert waren. Die Fäden ähnelten Zweigen von Pylaiella litoralis mit endständigen Ketten plurilokulärer Sporangien. Nach diesen Befunden vermute ich, daß die unscheinbaren Scheiben- pflanzen auch in der Zeit vom Juli bis zum November vorhanden sind, daß sie aber wegen der dann reichlichen MyrionemavegetSitioD. auf den Laminarien leicht übersehen werden und bei günstiger Witterung ausnahmsweise aufrechte Fäden entwickeln können. P. Kuckuck: Der Sommer 1910 war ungewöhnlich kalt und unfreundlich, wäh- rend im Oktober warmes sonniges Wetter von ganz sommerlichem Charakter einsetzte und während des ganzen Monats anhielt. Die Spätformen des Juni würden also im Juli wieder von den soge- nannten Frühstadien abgelöst werden. Dazu stimmt sehr schön ein Fund, den ich bereits am 25. Juni 1903 machte, wo ich auf dem Kalbertan bei der Düne scheibenförmige Pflanzen auf den diesjährigen Thaliomen Laminaria saccharina, der sog. F. Phyllitis, sammelte. Dort wuchs sie zusammen mit einer Myrionemaarb und war in voller Fruktifikation. Das sofortige Auskeimen der Zoo- sporen auch bei den Spätpflanzen macht ein solches Verhalten von vornherein wahrscheinlich. THURET hat zuerst, 1851, die Zoosporen von zwei Laminaria- ceen, Laminaria saccharina und Saccorhiza bulbosa beobachtet und auch über ihre Keimung kurz berichtet (19). Die Zoosporen sind von normalem Bau, auch die Keimung schien keine Besonderheiten zu bieten und erfolgt stets ungeschlechtlich. Später erschienen Arbeiten von WILLIAMS (1900 u. 1912, 20 u. 21), DREW (1910, 3) und KlLLIAN (1911, 4). DREW behauptet, die Kopulation der Zoosporen gesehen zu haben und macht dabei sehr auffallende Angaben auch über ihren Bau. Auf Grund eigener Beobachtungen konnte ich in einem kritischen Referat über diese Arbeiten die älteren Angaben bestätigen (6), wurde aber doch veranlaßt, im November 1910 den Gegenstand erneut zu untersuchen. Kurze Mitteilungen über beide Beobachtungen wurden bereits 1912 von mir veröffentlicht (8). Als bequemstes Objekt bot sich mir bei Helgoland Laminaria saccharina dar. Sie erzeugt ihre mit Paraphysen untermischten und zu bandförmigen Sori vereinigten Sporangien, die stets uni- lokulär sind, im Winter und fertile Thallusstücke, die man aus dem Freien ins geheizte Zimmer bringt, entlassen ihre Schwärm- sporen in ganzen Wolken. Wegen der Reinheit des Materials und der Massenhaftigkeit und Leichtigkeit des Austritts habe ich für das Auffangen der Schwärmer nicht den hängenden Tropfen der Feuchtkammer verwandt, der immer etwas ungünstige Verhält- nisse bietet, sondern die Schwärmer auf Objektträgern aufgefangen, die an Korken in das von Schwärmern braune Wasser gehängt wurden. N ich dem Festsetzen der Schwärmer wurden die Objektträger in reines Wasser übertragen. Ihr Bau bietet keine Besonderheiten, Über Zwerggenerationen bei Pogotrichum usw. 567 was darüber zu sagen war, mag in meinem oben zitierten Bericht nachgelesen werden, wo sich auch eine Abbildung befindet (8, p, 178 Taf. VIII, Fig. 8). In einer am 24. November 1910 gemachten Aussaat zeigten die abgerundeten und mit Membran umgebenen Schwärmer alsbald die bereits von THTJRET abgebildete Protuberanz, die zum Keim- schlauch auswächst. Sehr bald beginnt der Zellinhalt aus dem Sporenkörper in den keulenförmigen Schlauch herüber zu wandern und schließlich befinden sich die nun in der Mehrzahl vorhandenen Chromatophoren mit dem Plasma im Keimschlauch, während der rundliche Sporenkörper fast leer erscheint. Es folgt dann die erste Querwand. Ein solches Stadium mit noch zvlindrisch-keulen- förmigem Keimschlauch ist auch bei den THURETschen Figuren Abb. 4. Laininaria saccharina (L.) Lmx. Keimpflänzchen aus Zoosporen uni- lokulärer Sporangien, Aussaat am 24. XI. 1910, Ernte am 13. XII. 1910. a — c EmbryospoTen mit einzelligem jungem Prothallium, d — f desgl. mit zweizeiligem jungen Prothalliuui. Vergr. sämtlich 1200:1. zu erkennen. Diese gleichsam indirekte Keimung, da die Spore nicht in den Keimling einbezogen wird, sondern als farblose Schale liegen bleibt, habe ich in ähnlicher Weise auch für Nemodcrma tingitanum beschrieben (7. p. 1291, Taf. VI, Fig. 31—34). Über das Verhalten der Kerne habe ich bei Nemoderma berichtet, daß in dem ursprünglichen Sporen- bez. Eikörper ein wandständiger Kern, dem etwas Plasma und Physoden, zuweilen auch noch ein zurückgebliebener Chromatophor beigefügt sind, zurückbleibt. Auch die Sporenhülsen bei Laminaria besitzen zweifellos einen Zell- kern (vgl. unten den Bericht über SAUVAGEAUSs Arbeiten). In der Sporenhülse und in dem anschließenden Schlauchstück waren die Chromatophoren entfernt, nur einige Plasmareste waren hier 568 P. Kuckuck: und da noch ohne weitere Färbung sichtbar. Die näheren Einzel- heiten, die bei der verhältnismäßig schwachen Vergrößerung der THURETschen Figuren nicht zu erkennen sind, gibt unsere Fig. 4r die weiter vorgeschrittene .Stadien darstellt. Sie wurden am 13. Dezember 1912 geerntet, sind also 3 Wochen alt. Der Keim- schlauch mit den beiden Chromatophoren, die eine weitere Teilung einleiten, schwillt kugelförmig an (Fig. 4 a) und streckt sich dann von neuem (Fig. 4 b, c), um darauf die zweite Querwand zu bilden (Fig. 4 d — f). Das vom Keimschlauch unbenutzt gebliebene Stück ist bald länger, bald kürzer, bald gerade, bald stark gewunden (c). Leider gingen die Kulturen durch Bakterien zugrunde. Die er- zielten Stadien schienen mir aber darauf hinzudeuten, daß ähnlich wie bei Chorda Filum ein niederliegender wenigzelliger Vorkeim, eine Art Protonema entsteht, aus dem dann entsprechend den Figuren im „Atlas deutscher Meeresalgen" und den Figuren von DREW mehrere aufrechte Sprosse hervorgehen. Auf die Überein- stimmung des Laminaria-Keimlings mit dem Chorda -Protonema hat auch KlLLIAN hingewiesen. Die unerwartete Entdeckung einer geschlechtlichen, mikro- skopisch kleinen Zwischengeneration bei den Laminariaceen ist ein Verdienst SAUVAGEAUS. In günstigerer Lage wie ich, der ich bei Ausbruch des Krieges Helgoland verlassen mußte, knüpfte er an die eigentümliche Entwicklung von Saccorhisa an, um, einmal auf die merkwürdigen Zwergpflänzchen aufmerksam geworden, auch andere Laminariceen in den Kreis seiner Betrachtung zn ziehen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in 5 kleinen,, trotz aller notwendigen Einzelheiten doch mehr vorläufigen Cha- rakter tragenden Arbeiten niedergelegt, über die ich im folgenden kurz berichte. Sie sind besonders deshalb so erfreulich, weil sie ganz neue und interessante Ausblicke auf die Naturgeschichte der Phaeosporeen eröffnen und zugleich zeigen, daß in jener Richtung, die ich beim Studium von Pogotrichum verfolgte, ein weites fast unbekanntes Gebiet liegt. In den beiden ersten Arbeiten über Saccorhisa bulbosa werden zwar auch die ersten Keimungsstadien sorgfältig beschrieben, von einer geschlechtlichen Zwerggeneration verlautet aber noch nichts. Das Hauptinteresse liegt hier in der Entwicklung der bereits be- kannten aufrechten Thallome von ihrem Jugendzustand an, wobei in der ersten Arbeit (14) die makroskopische Entwicklung, in der zweiten (15) die Zellteilungen der jüngsten Stadien beschrieben werden. Hier werden bereits die weiblichen, aus der Zoospore keimenden Zwergpflanzen sehr genau und zutreffend geschildert, über Zwerggen erationen bei Pogotrichum nsvv. 56V in ihrer Bedeutung werden sie aber erst in der dritten Arbeit (16) erkannt, nachdem SAUVAGEAU entdeckt hatte, daß die Zoosporen noch zu einer anderen Art von Zwergpflanzen auskeimen, die nur als männliche gedeutet werden können. Da die Zoosporen schon vor dem Austritt im unilokulären Sporangium selbst keimen können, so ließ sich der Beweis erbringen, daß aus demselben Sporangium sowohl männliche als auch weibliche Zwergpflanzen hervorgehen können. Der Vorgang ist nun folgender: Die zur Ruhe gekommene, einem unilokulären Sporangium der großen aufrechten Pflanze ent- stammende Zoospore umgibt sich mit einer Membran und ver- größert sich unter Teilung der Ohromatophoren, aber Wahrung ihrer Form. Sie tritt in das Stadium des „Embryospors". Der obere Teil wölbt sich schlauchartig empor und nach einer gewissen Zeit wird der gesamte Inhalt als nackte etwas längliche Masse durch eine Öffnung der vorquellenden Membran nach oben heraus- gepreßt. Zuweilen teilt sich der Embryospor in 2 Zellen, dann schlüpft der Inhalt der oberen oder vorderen Zelle aus; oder es entsteht ein monosiphoner Faden, dann entleert sich wieder die vorderste Zelle, doch können auch die zurückgelegeneren Zellen weiter wachsen und ihren Inhalt entleeren. Auf diese weiblichen Zwergpflanzen bezogen sich die Angaben der zweiten Arbeit. Die Zoosporen oder Embryosporen, die die männlichen Zwergpflanzen liefern, vergrößern sich nur wenig, werden durch Querwände zu 2- oder wenigzelligen Fäden und gliedern das Antheridium erst als wulst-, dann als ei- oder kegelförmige, mit einem kleinen Schnabel versehene Zelle ab, die, sehr viel heller als der vegetative Teil, nur ein Spermatozoid enthält. Die Antheridien, die ausge- sprochen protandrisch sind, stehen einzeln oder zu mehreren oder in kleinen Haufen. Der Austritt und die Befruchtung wurden nicht beobachtet, doch fanden sich in den Präparaten bewegliche, mit zwei seitlichen Zilien versehene Körper vom Aussehen gewisser (V/sfos/raspermatozoideen, die wohl sicher zu Haccorhiza gehören. — Ganz ähnlich verhalten sich Laminaria digital« (flexicaülis) und /.. mcrharina, denen die vierte Arbeit gewidmet ist (17). Nur verläuft die Keimung der Zoosporen hier indirekt, sowie ich es oben nach den Kulturen vom 24. November 1910 geschildert habe. Die zur llnhe gekommene noch nicht vergrößerte Zoospore treibt einen Schlauch, dessen angeschwollenes Ende sich nach Aufnahme des • ■inen Tochterkernes und der sich teilenden Ohromatophoren durch eine Querwand abtrennt. Die ursprüngliche Spore mit dem anderen Tochterkern stirbt allmählich ab. Der weitere Verlauf ist ähnlich wie bei Saccorhim. Die Anlage der Antheridien an den gedrungenen, T5er. der deutschen bot. Oesellscli. XXXV. «/ 570 l' Kuckuck: wenigzelligon odor mehr fadenförmigen Zwergpflänzchen tritt in der Kegel sehr frühzeitig ein, in anderen Fällen verzweigen sich die Fäden sehr stark, ehe sie Antheridien bilden. Der Inhalt des einzelnen Antheridiums erscheint fast farblos, besitzt jedoch einen oder zwei sehr blasse reduzierte Chroinatophoren. Auch bei den weiblichen Pflanzen, die etwa in gleicher Anzahl wie die männ- lichen erzeugt werden, haben wir starke Verschiedenheiten in der Ausbildung, zuweilen verwandelt der zweizeilige Embryospor ohne weitere Teilung das chromatophorenhaltige distale Stück in ein Oogonium, dann ist der Ei kern gleich dem halben Zoosporenkern, oder es entstehen kürzere oder längere verzweigte Fäden, deren Enden zu Oogonien werden. Die Ghromatophoren und der übrige Zellinhalt häufen sicli im distalen Ende an, die Membran besonders an der Kuppe schwillt an und reißt. Das herausgetretene Ei keimt unmittelbar an der Mündung des Oogons, die sich wieder schließt und dem jungen Keimling als Träger dient. Das basale Rhizoid wuchst dann in das leere Oogonium hinein, wie man es schon an THTJRETs Abbildung sehen kann (19, PI. 30. Fig. 10). — Die fünfte und letzte Arbeit (18) von SAUVAGEAÜ endlieh beschäftigt sich mit der als einzigem südlichen Vertreter der „Costatae" zu einer anderen Gruppe gehörigen Alariu esculenta. Die ersten Stadien der ki-i menden Zoospore, des Embryospors, verlaufen durchaus wie bei Laminaria, der zurückbleibende Kern bleibt jedoch, von etwas Plasma und einem Ohromatophor oder Ohromatophorenbruchstück begleitet, am Leben. Bald bleibt der Embryospor klein und vom Prothallium leicht unterscheidbar, bald wächst er kräftig heran und tue beiden Teile unterscheiden sich dann nur durch eine leichte Einschnürung und die Querwand. Schließlich kann auch dieser Unterschied schwinden und beide Teile nehmen an der Bildung des Gamotophyten im gleichen Maße Anteil. Bleibt in diesem Falle der Keimschlauch selbst schmal, um später abzu- sterben, so haben wir als Ergebnis zwei getrennte gleichwertige Prothallien. Besonders leicht sind diese Unterschiede bei den weiblichen Zwergpflanzen zu verfolgen, bei den männlichen werden sie durch die frühzeitige Fertilisierung verwischt, denn auch Maria ist wie die anderen Arten protandrisch und zwar bis zu dem Gnade, daß der Embryospor schon Antheridien erzeugt, während das eigentliche Prothailium noch steril ist. Sonst stimmen die männlichen Zwergpflanzon mit denen der anderen Arten überein, auch bei den weiblichen herrscht weitgehende Übereinstimmung, nur daß von den verlängerten Zellen gewisse steril bleiben und kriechende Fäden entsenden, die dann wieder teils sterile, teils Über ZwerggeneratinnoD bei Pogutrichuiu usw. 571 ferfcile Zellen bilden. Besonders mehr isoliert liegende weibliche Embryosporen neigen zu einer frühzeitigen Fertilisierung. Die Entdeckung einer geschlechtlichen Zwischengeneration bei dieser Gruppe würde gestatten, die von YENDO und OKAMURA beob- achteten Zwischenformen der Undaria undarioides, ebenfalls einer Angehörigen der Costatae-Gruppe, auf Kreuzung zurückzuführen, wie sie für die systematische Beurteilung der Laminariaceenformen überhaupt von Wichtigkeit ist. Die genannten Arten und waht scheinlich alle Laminariaceen sind danach heterogam geschlechtlich mit Generationswechsel. Die große, bisher allein bekannte, unilokuläre Sporangien tragende Pflanze ist der Sporophyt. Die Zoosporen bilden einen Embryo- spor, aus dem eine selbständige, prothalliumartige, mikroskopisch kleine, getrennt geschlechtliche Gametophytengeneration hervor- geht. Das frei werdende unbewegliche Ei keimt unmittelbar nach der mutmaßlichen Befruchtung zur .jungen Laminariacee aus. KYFilN hat 1916 für die Prüfung dieser Ergebnisse Material von Laminaria digUatn (flexicaulis) untersucht, das er sich von Kristineborg schicken ließ (10). Seine Aussaaten lieferten die gleichen Zwergpflanzen wie die SAUVAGEAUS. Besonders lehr- reich sind seine Figuren der Zoosporenkeimung, in denen der Zellinhalt berücksichtigt ist. Doch wird über das Verhalten der Kerne nichts angegeben. Die männlichen Gametophyten bestehen aus unregelmäßig verzweigten Fäden, an denen sich die Antheridien einzeln oder zu zweien entwickeln. Bei den weiblichen Gameto- phyten walten die oben geschilderten Verschiedenheiten ob. Es folgen dann noch einige Mitteilungen über die Entwicklung des Sporophyten. Den Austritt der Spermatozoiden und die Befruchtung des Eies haben die Verfasser bei keiner der behandelten Arten gesehen. Für seine Angaben über frei beobachtete Spermatozoiden bei Saccorhiz« wird SaüVAGEAU selbst weitere Beobachtungen wünschen, um so mehr als die Angaben über den Inhalt der Lam inäri ^/anthe- ridien einen etwas anderen Bau erwarten ließen. Der Vorgang der Befruchtung wird voraussichtlich bei der Größe der Eier recht schwierig zu verfolgen sein. Ebenso wird die Beantwortung der Frage, ob die Eier auch parthenogenetisch keimen können, nicht leicht sein, da männliche und weibliche Gametophyten durchein- ander wachsen. Auch mir ist es nicht gelungen, diese Lücken auszufüllen, als ich im Frühjahr dieses Jahres an eine Nachuntersuchung ging, die sich auf Lammar'm saccharina bezog. Nach verschiedenen Miß- 37* 572 P. KUCKUCK: erfolgen gelang es, Thallusstücke mit reifen Sori uns Eelgoland so frisch nach Berlin zu bekommen, daß eine Aussaat möglich war. Die Eeuchfcverpackten Proben waren gegen 2x24 Stunden unterwegs, dennoch wurden die Sporeninassen aus den reifen Sporangien recht häufig herausgepreßt, aber die Beweglichkeit der Zoosporen war sehr gering. Niemals waren sie im hängenden Tropfen der Feuchtkammer so häufig und lebendig, daß sie sich in einen Kranz am Kande des Tropfens festsetzten. Wohl sah ich in den Präparaten eine ganze Anzahl normal beweglicher Schwärmer, sehr viel häufiger war aber der Fall, daß sie nach einigen trägen Bewegungen zur Kühe kamen, noch häufiger unter- blieb die Abspaltung der Zilien und es kam überhaupt nicht zum Schwärmen. Dennoch war das Aussehen dieser „unbeweglichen Schwärmer" durchaus normal und lebenskräftig. Wurden die Böden größerer Glasgefäße mit Objektträgern belegt und darüber die ganzen Thallusstücke ausgebreitet, so pflegten während der Nacht die Sporen in Masse ausgestoßen zu werden und auf die Objektträger niederzufallen. So konnten in der zweiten Märzhälfte eine ganze Anzahl von Kulturen angesetzt werden, aber nach den schlechten Erfahrungen, die ich mit einer sofortigen Kontrollo machte, überließ ich die Kulturen einige Zeit sich selbst und dies ist der Grund, weshalb ich hier über die ersten Keimstadien nicht ausführlicher berichten kann. Die Kulturgefäße standen in einem schwach geheizten Zimmer mit etwa 10 ° C Lufttemperatur. Ob- jektträger, die in der angegebenen Weise Sporen aufgefangen hatten und zur Kontrolle ins warme Zimmer gebracht wurden, /.«'igten Haufen abgerundeter Sporen, von denen einige, die wahr- scheinlich erst in den frühen Morgenstunden aus den Sporan- gien ausgestoßen waren, in schwache Bewegung gerieten. Die Objektträger wurden dann in Kulturgefäße mit reinem Seew^asser übertragen. Auf anderen Objektträgern, die 3 Tage vorher aus- gelegt waren, fanden sich bereits einige Keimstadien der in Fig. 5 bei a abgebildeten Form. DaSAUVAGEAU für Laminaria saccharina und digitata indirekte Keimung angibt, da ich selbst diese Kei- mungsart auch im November 1910 feststellte und KYLIN sie be- stätigt hat, so werden auch die Helgoländer Märzsporen ganz all- gemein in dieser Weise gekeimt sein. Bei den älteren von mir gezogenen Zwergpflänzchen war meist keine Spur der Sporenhülse i des Embryospors zu erkennen, die Prothallien machten daher den Eindruck, als ob sie direkt gekeimt wären wTie diejenigen von Saccorh Nur in einem Falle sah ich bei einem männlichen Pflänzchen eine leere Zelle, die nur als ursprüngliche Sporenhülse "Über ZwerggeneratioiiQa bei Pogotrichum usw. 573 Abb. 5. Laminaria saccharina (L ) Linx. Zwerggeneration aus Zoosporen uni- lokulärer Sporangien, Aussaat in der letzten Märzwoche 1917, Ernten bei a nach 3 Tagen (26. III.), bei den andern um Mitte April 1917 nach 2— 3 Wochen, a Embryospor mit jungem einzelligen Prothallium, b. Weibliches Prothallium mit einer vegetativen Zelle und einem Oogonium. c. Fadenförmiges weibliches Prothallium oder Individuenkette mit entleertem Oogonium. Das abgerundete Ei hat sich von der Mündung abgelöst, d. Fadenförmiges weibliches Prothallium mit 2 jungen und einem fast reifen Oogonium. e. Zweizeiliges weibliches Prothallium. Beide Zellen sind zum Oogonium fertilisiert und haben ihren Inhalt ausgestoßen. Der noch einzellige Keimling verschließt die Mündung, f. Einzelliges weibliches Prothallium entleert mit 4-zelligem Keimling auf der Mündung. Rechts am Oogonium zwei männliche Prothallien mit z. T. ent- leerten Antheridien. g. Männliches Prothallium von gedrungener Form, h. Männliches Prothallium kurz-fadenförmig. Links der alte Sporenkörper Vergr. sämtlich 1200: 1. ,7 1 ]'. KUCKUCK: leutül werden kann (Abb. 5h), in einem andern Falle bei einer entleerten Oogonienhülse einen wohl als Keimscblaucbrest zu deutenden Anhang (Abb. 5c). Übrigens gibt SAUVAGEAU ja ihr baldiges Absterben an. In meinen Kulturen waren die männlichen und die weiblichen Prothallien gleich zahlreich und wuchsen dicht durch einander Irängt. Die in Abb. 5 bei b — h dargestellten Zwergpflänzchen waren durchschnittlich 2 — 3 Wochen alt. die Aussaat fand gegen Ende März, die Ernte um die Mitte des April statt. Häufig be- gnügt sieh der Embryospor mit der Abschnürung eines einzelligen Zwergpflänzchens oder Prothalliums. Bei den weiblichen Individuen ist die Zelle im Vergleich zum ursprünglichen Sporenkörper stark vergrößert und bei einem Durchmesser von 15 — 20 (i unregelmäßig kugelförmig oder knollenförmig mit nach oben gewölbter Kuppe. Bei stärkerer Emporwölbung wird die Zelle flasehenl'örmig. Während die Chromatophoren sich lebhaft teilen, beginnen sie sich übereinander zu schieben und zum Teil ins Zellinnere hin- einzurücken. Die tröpfchenförmigen Bestandteile des Protoplasmas werden stark vermehrt, die innere Membran beginnt besonders an der Kuppe zu verschleimen und bei reifem Oogonium, das hier mit dem weiblichen Prothallium identisch ist, löst sich das Ei scheinbar von der Wand ab, doch dürfte der Zwischenraum wie gesagt von der verschleimenden Innenwand erfüllt sein. Schließlich reißt die Membran an der Kuppe und das nackte Ei wird aus dem Schlitz herausgepreßt. Meist bleibt es als ovaler Körper unmittelbar auf der wieder sich verklebenden Mündung liegen, nicht selten löst es sich aber auch ab und wird vollkommen rund, aber auch dann entfernt es sich nicht weit von der leeren Oogoiiiumhülse (Abb. oc). Da weder Spermatozoidon noch Befruchtung boobachtot wurden, kann darüber nichts berichtet werden. Die Keimung setzt sofort ein und sehr bald erscheinen die ersten Querwäode (Abb. 5f). Nichl selten sind zweizeilige Prothallien, bei denen die untere Zelle steril bleibt, die obere zum Oogonium wird (Abb. 5b). Zu- weilen teilt sich die ursprüngliche Zelle vertikal zum Substrat und es entstehen zwei nebeneinander liegende Zellen, die beide fertilisiert werden können. Einen solchen Fall gibt Abb. 5e wieder, wo die Eier bereits ausgestoßen sind und, mit Membran umgeben, zu kennen beginnen. Sehr häufig sind schließlich die fadenförmigen, auch von S.\i \ vw. \Y beschriebenen Prothallien, von denen Abb. 5d eins wiedergibt. Die vom Embryospor zuerst abgeschiedene kugel- förmige Zelle hat nach rechts und links Ausläufer getrieben. Nach links zu folgen er*t drei sterile Zellen, von denen sich die dritte Über Zwerggenerationen bei Pogotrichum usw. ö i f) am weitesten links gelegene bereits aufrichtet, die vierte schlauch- förmig emporgereckte Zelle wird, wie das Übereinanderschieben der Chromatophoren und die Vermehrung der Plasmatröpfchen zeigte, zum Oogonium heranwachsen. Nach rechts zu sind zwei Zellen gebildet, von denen die erste sich nach oben flaschenfürmig verlängert hat und wahrscheinlich ganz zum Oogonium ausgebildet werden wird, die zweite distal gelegene dagegen ein bereits fast reifes Oogonium darstellt. Bei diesen kettenförmigen Individuen ist nicht selten die Entscheidung, ob es sich um eine oder mehrere dicht nebeneinander gekeimte Zwergpflänzchen handelt, ähnlich wie bei den Zwergpflänzchen von Pogotrichum recht schwierig wie unsore Fig. 5c zeigt. Für die sterilen Teile sind größere, dick«', und polyedrische, für die fertilen etwas kleinere, dünuere und mehr ovale oder rundliche Chromatophoren charakte- ristisch. Die reifen Eier weisen einige Dutzend Chromatophoren auf. Bei den männlichen Zwergpflanzen ist die Vergrößerung der ersten vom Embryospor abgeschiedenen Zelle viel weniger erheblich als bei den weiblichen. Die Zelle teilt sich einmal und kann dann sofort zur Bildung von Antheridien übergehen (Fig. 5g), häufig wird aber auch ein kurzer steriler Faden erzeugt oder der Faden wird etwas länger und die Bildung der Antheridien verzögert sieh demgemäß. Doch habe ich nie so stark fadenförmige und reich- verzweigte männliche Prothallien beobachtet, wie sie SAUVAGEAU und KYLIN abbilden und beschreiben. Die Antheridien selbst drängen sich gewöhnlich zu traubenfönnigen Körpern zusammen, der Übergang von den vegetativen zu den fertilen Zellen pflegt dabei ein ganz allmählicher zu sein und die Entscheidung, wo in der immer heller werdenden Zellreihe die Grenze der Fertilität liegt, ist schwierig. SAUVAGEAU und KYLIN fassen die Antheridien als einzellig auf und sprechen von gereihter, benachbarter oder interkalarer Stellung derselben. In meinen Kulturen ist die Anhäufung so ausgesprochen, daß man lieber den ganzen trauben- oder büschelförinig'en Komplex als Antheridienstand bezeichnen würde. Die einzelnen Zellen wären dann den Spermatangien der Florideen vergleichbar, für die freilich terminale Stellung durchaus die liegel ist. Da die „Antheridien" auch interkalar stehen und wenigzellige Ketten bilden können, so seheint mir ihrer Ableitung aus den fadenförmig einreihigen plurilokulären Sporangien der Phaeosporeen nichts im Wege zu stehen. Der Inhalt der männlichen Zellen ist sehr hell, doch sind schwach ge- färbte Stellen, die den stark reduzierten Chromatophoren entsprechen, erkennbar. Bei den reifen Fächern dürfte die Einzahl das Nor- .,7t; P- Kl ' Kl rK: male sein; wo 2 Chromatophoren zu erkennen sind, tritt wahr- scheinlich noch eine Teilung ein. Kleine Tröpfchen sind in sehr spärlicher Anzahl beigegehen. Von einem Augenpunkt ist nichts zu bemerken. Die Zellen öffnen sich an der papillenförmig aus- gezogenen Spitze, aber den Austritt selbst habe ich trotz reichlicher Beschickung der hängenden Tropfen ebensowenig beobachtet wie frei gewordene Spermatozoiden. Besonders bei den männlichen Pflanzen zeigen die Spitzen der Verästelungen, die sonst fertilisiert wurden, häufig Neigung, in sterile Fäden auszuwachsen. Die jungen Lammarmpflänzchen entwickelten sich in den Kulturen massenhaft und kräftig, ein näheres Eingehen auf sie kann hier unterbleiben, da ich doch kaum etwas Neues darüber luingen könnte. SAUVAGEAU ist durchaus im Recht, wenn er die Fortpflan- ze mgsverhältnissc der Laminariaceen als Erscheinung ganz besonderei Art betrachtet, die bei den übrigen Phaeosporeen ohne Beispiel ist. Er tritt daher für eine Abtrennung der Laminariaceen ein und hält dafür, daß sie eine besondere, den Fucaceen und Dictyotaceen gleichwertige Gruppe bilden müßten. In der Tat hat das viel für sich, doch sprechen gewisse Gründe dagegen, diese Abtrennung schon jetzt vorzunehmen. Gewiß sind derartige Verhältnisse, wie sie die Laminariaceen bieten, bisher bei den Phaeosporeen nicht bekannt. Wohl aber bieten die doch noch zu den Phaeosporeen gehörigen Cutleriaceen ein Beispiel für weitgehende geschlechtliche Differenzierung und noch ausgeprägter ist dieselbe bei einigen freilich noch unvoll- ständig bekannten Sphacelariaceen höherer Entwicklungsstufe. Auch ein ausgeprägterGenerationsAvechsel ist, wie ebenfalls die Cutleriaceen zeig* n, bei den Phaeosporeen vertreten und schließlich muß zu- gegeben werden, daß in der Reduktion der dorsiventralen Pflänzchen von Pogotrichum zu mikroskopisch kleinen Zwergpflänzchen, \\ ie sie oben geschildert wurde, ein Fall verwirklicht ist, der un- willkürlich an die Zwergpflänzchen der Laminariaceen erinnert. Ein Vergleich unserer Fig. 3 mit Fig. 5 und besonders mit den männlichen Zwergpflanzen von Laminaria zeigt ohne Weiteres die A hnlichkeit dieser mikroskopisch kleinen Zwischengenerationen. Nur daß bei Pogotrichum, wie verschieden auch die Generationen vege- tativ entwickelt sein mögen, die reproduktive Thätigkeit uniform durch meist plurilokuläre Sporangien mit ungeschlechtlich keimenden Zoosporen vor sich geht. Da aber Pogotrichum auch uriilokuläre Sporangien besitzt, so hätte die Pflanze immerhin die Fähigkeit zu einem gleichen Entwicklungszyklus wie die Laminariaceen, Es Über Zwerggenerationen bei Pogotrichum usw. 577 wurde oben angenommen, die Entwicklung hätte einen Weg ge- nommen, der den Scheibenpflanzen die unilokulären, den aufrechten die plurilokulären Sporangien zuwies. Dann würde der Zyklus dem von Aglaozonia-Cutleria entsprechen. Nehmen wir aber umgekehrt an, die aufrechten Pflanzen besäßen nur unilokuläre Sporangien, die niederliegenden dagegen, die nur als Zwergpflänzchen auftreten, nur pluriloknläre Sporangien, deren Schwärmer kopulieren, so hätten wir, von der mehr isogamen Fortpflanzung abgesehen, einen Ent- wicklungszyklus, der durchaus dem bei den Laminariaceen ent- spräche. Bei einer eventuellen Abtrennung der Laminariaceen müßte ferner berücksichtigt werden, daß der vegetative Aufbau der Laminariaceen trotz aller Eigenart und Mannigfaltigkeit in der Ausgestaltung in seinen Grundlinien dennoch bei den Phaeosporeen bereits vorbereitet ist. Der stipofrondale und gleichzeitig interkalare Wachstumsmodus ist auch bei den Phaeosporeen verbreitet, die Differenzierung der Gewebe in der Hauptsache auch schon bei Chorda zu finden, der Bau der fertilen peripheren Schicht im Prinzip bei dieser Gattung durchaus so wie bei den Laminariaceen. Die klaffende Lücke, wie sie für die Fucaceen und auch für die Dictv- otaceen sowohl in der vegetativen wie in der reproduktiven Or- ganisation gegenüber den Phaeosporeen sich zeigt, wird bei den Laminariaceen vermißt. Das Auftreten von Zwerggenerationen bei einer verhältnismäßig unscheinbaren Pflanze wie Pogotrichum ist freilich nicht so überraschend wie bei den gigantischen Laminaria- ceen und der regelmäßige Wechsel zwischen ungeschlechtlichen Sporophyten und geschlechtlichen Gametophyten ist erst bei den Laminariaceen streng durchgeführt. Es ändert jedenfalls nichts an der Wichtigkeit der schönen Funde von SAUVAGEAU, ja es erhöht ihren Reiz, daß sie für uns in Verbindung mit den Be- funden bei Pogotrichum ein Fingerzeig sein dürfen, ähnliche Ver- hältnisse auch bei den anderen Phaeosporeen aufzuspüren1). Kgl. Botanisches Museum, Berlin-Dahlem, Juli 1917. 1) Nach Abschluß der Arbeit wird mir das letzte Heft der „Comptes rendus" zugänglich. Es ist vom 21. Mai 1917 datiert und enthält eine Arbeit von SAUVAGEAU „Sur an nouveau type d'alternance des generations chez les Algues brunes (Dictyosiphon foeniculaccn*)." Die Auffindung von Zwerggene- rationen bei dieser echten Phaeosporee bestätigt meine obige, auf Pogotrichum fußende Ansicht. Auf diese wie die anderen Arbeiten werde ich näher ein- gehen, wenn ich meine neueren Untersuchungen in extenso veröffentliche. Hoffentlich liegen mir dafür die ausführlichen Berichte von Sauvaukau schon vor. 578 ''• Kuckuck: Über Zwerggenerationen bei Pogotrichum usw. Literaturverzeichnis. 1. BUDER, J., Zur Frage des Generationswechsels der Pflanzen. 1916. Ber. d. D. Bot. Ges. Bd. 84, p. 659—576. 2, — — , Der Generationswechsel der Pflanzen. 1916 Monatshefte f. d. naturwiss. Unterricht Bd. IX, p. 1 — 47 mit 13 Abb. und 10 Fntwieklungs- schemen. 8. DttEVV, G. H., The Reproduction and earlv development of Laminaria digitata and Laminaria saccharina. 1910. Ann. of Bot. 24. 177 — 190. PI. 14—16. 4. KiLLlAN, K., Beiträge z. Kenntnis der Laminarien. 1911. Zeitschr. f. Bot. 8. 433—494. Mit 32 Textf. 6. KUCKUCK, P., Über Polymorphie bei einigen Phaeosporeen. 1899. Fest- schrift für SCHWENDENER. 367—384. Taf. XIII u. 12 Textf. 6. — — , Referat über DREW (s.o.). 1910. Zeitschr. i. Bot. 2. 606 f. 7. — , Xeue Untersuchungen über Nemoilernw. 1912. In „Beiträge zur Kenntnis der Meeresalgen." Abh. 10. Wissenschaftl. Meeresuntersuchungen Bd. V, p. 117—152. 3 Tafeln u. 18 Textf. b. — -, Zur Fortpflanzung der Phaeosporeen. 1912. In „Beitr. z. Kenntnis (I. .Meeresalgen." Abh. 11. 1. c. p. 153—186. 2 Tafeln u. 4 Text!'. 9. — — , Referat über SVEDELIUS, N., Zjtologisch-entwicklungsgeschicht- liche Studien über Scinaia fureellata. 1916. (ENGLERs Jahrbücher 1916. Bd. 54, Literaturber. p. 29—31). lu. Kylin, H., Über den Generationswechsel bei Laminaria digitata. 1916. Svensk Bot. Tidskrift. 10. 661-661. Mit 5 Textf. 11. OLTMANNS, F, Morphologie und Biologie der Algen. Bd. 1, 1904, Bd. II 1 9(15. 12. Ukinke, J, Schutt, F. und Kuckuck, P., Atlas deutscher Meeresalgen. Heft 2. 1892. 13. SauvaOEAU, C, Sur quelques Myriont'macees. 1898. Ann. des scienc. nat. Botanique. 8. serie T. V. 1 — 130. Mit 29 Textf. 14. — — , Sur le developpement et la biologie d'une Laminaire (Saa rhiza bulhosa). Compt. rend. del'Acad. d. Scienc. 160. 1915. p. 445-^ 15. — — , Sur les debuts du developpement d'une Laminaire (»' >hizu bulbosa). 1. c. 161. 1915. 740-742. Mit 1 Textf. 16. — — , Sur la sexualite hetc-rogarnique d'une Laminaire (Säccerhiza bul- bosa). 1. c. 161. 1915. 796—799. Mit 1 Textf. 17. — — , Sur les gamötnphytes de deux Laminaire» (L. flexicautü f*t L saccharina). 1. c. 162. 1916. 601-604. Mit 1 Textf. 1K. — — , Sur la sexualite hötemgamique d'une Laminaire (Alaria esculenta). 1. c. 162. 1916. 840—842. Mit 1 Textf. 19. Thuret, G., Recherches sur les Zoospores des Algues. 1851. Ann. des Scienc. 8. Srrie Botanique 14. 20. Williams, J. L., Germination of the Zoospore in Laminariaceae. 190H. Iteji "f the Brit. Assoc. for the Advancement of scienc. 21. — — The Zoospores of the Laminariaceae and their Germi- nation. 191 2. 1. c. Es wird gebeten, alle wissenschaftlichen Zusendungen für die Sitzungen im Jahre 1917 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Prof. Dr. M. 0. Reinhardt, Berlin W 50, Augsburger Str. 9, zu richten. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August und September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden vollständig drückreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 cm) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen der Regel nach den Umfang von 8 Druckseiten nicht überschreiten. Im allgemeinen wird den Autoren eine schwarze Tafel oder der Raum einer Tafel für Textfiguren kostenlos gewährt. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefaßt und unleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträglioh- keiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der ge- wünschten Sonderabdrücke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntberstr. 5 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1917. Ehrenpräsident: S. Schwendener. Für die Generalversammlung: J. Rein ke, Präsident; Hans Winkle r, Stellvertreter; Für die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: M. O. Reinhardt, Vorsitzender; C. Correns, erster Stellvertreter; H. Conwentz, zweiter Stellvertreter; L. Diel 8, erster Schriftführer; E. Baur, zweiter Schriftführer; H. Harms, dritter Schriftführer. Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions-Kommission: M. 0. Reinhardt, L. Diels, E. Baur, H. Harms, A. Engler, P. Graebner, H. v. Guttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversammlung): Th. Loesener, E. Gilg, E. Jahn, R. Kolkwitz, P. Clan ss en. Geschäftsfiihrender Sekretär: W. Wächter. Alle Geldsendungen werden franko entweder auf das „Konto der Deutschen Botanischen Gesellschaft e. V. in Berlin Nr. 35398 bei dem Postscheckamt in Berlin NW 7" oder „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten. Der Beitrag beträgt für alle ordentlichen Mitglieder 20 M. Die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen Schriftstücke wolle man an den Schatzmeister Geheimen Regie- rungsrat Dr. Appel in Berlin-Dahlem gelangen lassen. Alle event. Rekla- mationen, die Versendung der Berichte und Sonderabdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Bandes unmittelbar an die Ver- lagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 35, Schöneberger Ufer 12a, zu richten. Adressenänderungen sowie alle das Mitgliederverzeiehnis betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6p., zu senden. K- Sonderabdrücke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Autor erhält 50 Sonderabdrücke issit Umschlag broschiert kostenfrei geliefert. 2. Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung derÜberzahl vor der letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 2 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates . 5 3. für jede Lichtdrucktafel 9 „ 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr 2 „ 5. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr 3 6. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr.. 2 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck 1,35 , 8. für jeden Umschlag 1,5 „ 9. für einen besonderen Titel auf dem Umschlage, falls ein solcher gewünscht wird 3,50 Mark. Pfennige, welche durch 5 nicht teilbar sind, werden nach oben auf 5 abgerundet. Druck von A. W. Hayn's Erben (Cart Gerber), Berlin SW ÖS Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W 35 Die Biochemie in Einzeldarstellungen herausgegeben von Dr. Aristides Kanitz Privatdozent an der Universität Klausenburg. Hefti: Temperatur und Lebensvorgänge von Aristides Kanitz. Mit 11 Textfiguren. Geheftet 9 Mk. Heft 2: Über künstliche Ernährung und Vitamine von Prof. Dr. F. Röhmann. Mit 19 Textfiguren u. 2 Tafeln. Geheftet 7 Mk. Heft o: Über partielle Eiweißhydrolyse von Professor Dr. M. Siegfried. Geheftet 2 Mk. 80 PJ'g. Demnächst erscheint: Heft 4: Die Einwirkung von Mikroorganismen auf die Eiweiss- kÖrper von Privatdozent Dr. Paul Hirsch in Jena. In Vorbereitung befinden sich folgende Hefte: Die Nukleinsäuren und ihre Verbindungen von Prof. Dv. Ivar Bang in Lund. Über Enzymbildung in lebenden Zellen von Prof. Dr. Hans von Euler in Stockholm. Der ReststickstofF von Dr. Joh. Feigl in Hamburg-Barmbeck. Das Narkoseprobiem von Geheimrat Prof. Dr. Hans H. Meyer in Wien. Die wissenschaftlichen Grundlagen der Desinfektion von Geheimrat Prof. Dr. Theodor Paul in München. Ausführliche V e r I a g s v e rz e i c h n i ss e kostenfrei. Zo\> BAND XXXV. JAHRGANG 1917. HEFT 8. l f BERICHTE f Jt r M k * . DER i> DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. FUNFUNDDREISSIGSTER JAHRGANG. HEFT 8. AUSGEGEBEN AM 21. DEZEMBER 1917. BERLIN, GEBRÜDER BORNTRAEGER, W 35 Schöneberger Ufer 12 a 1917 Es wird gebeten, die dritte Umschlagsseite zu beachten. Inhaltsangabe zu Heft 8. Seite Sitzung vom 26. Oktober 1917 579 Mitteilungen. 55. Wilhelm Kinzel: Teleologic der Wirkungen von Frost, Dunkelheit und Licht auf die Keimung der Samen . . 581 56. Arthur Meyer: Das während des Assimilationsprozesses in den Ohloroplasten entstehende Sekret 586 57. Christian Wimmer: Ein neuer kristallisierter Inhaltsstoff in den unterirdischen Organen von G-eranium pratense L. und seine Verbreitung innerhalb der Familie der Ge- raniaceae 58. Otto Baumgärtel: Die Farbstoff zellen von Ricinr communis L. (Mit einer Textfigur.) . . ... . . . 59. Ernst Lehmann: Vererbungsversuche mit Verf syriaca Roem. et Schultes. (Vorläufige Mitteilung.) 60. K. Linsbauer: Über regenerative Mißbildunge Blüten-Köpfchen. (Mit 2 Abb. im Text.) .... 61. Fr. v. Höhnel: Über die Benennung, Stellung Nebenfruchtformen von Sphaerella Fries 62. Fr. von Höhnel: System der Diaportheen . . . 63. A. Schulz: Über die Nacktgerste bei griechisc Schriftstellern des Altertums 64. A. Heilbronn: „Lichtabfall oder Lichtrichtung als 1 sache der heliotropischen Reizung?" (Vorläufige Mit- teilung.) 641 Nächste Sitzung der Gesellschaft: Freitag, den 28. Dezember 1917, abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pflanzenphysiolog. Instituts d. Universität, Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Straße 1. Sitzung vom 26. Oktober 1917. 579 Sitzung vom -2(3. Oktober 1917. Vorsitzender: Herr 0. REINHARDT. Der Vorsitzende teilt mit, daß wir folgende Mitglieder durch den Tod verloren haben: Professor Dr. R. Braungart in München, verstorben am 7. 4. 1916, Medizinalrat Apotheker W. Brandes in Hannover, verstorben am 8. 7. 1916 in Hermannsburg und Dr. Rudolf Seeger, Assistent am Botan. Institut zu .Innsbruck, gefallen bei einem Sturmangriff in Südtirol am 31. 7. 1917. Ferner verstarb nach kurzer Krankheit unser Lithograph Herr Emil Laue, der seit 1895 nach dem Tode seines Onkels C. LAUE die Tafeln unserer Berichte in vorbildlicher Weise auf Stein zeichnete. Die Anwesenden erheben sich zu Ehren der Verstorbenen von ihren Plätzen. Als ordentliches Mitglied wird vorgeschlagen Herr Apotheker Gladbach, Wilhelm in Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollemdamm 184 (durch 0. APPEL und R KOLKWITZ). Zu ordentlichen Mitgliedern werden ernannt die Damen Zollikofer, Clara in Berlin-Dahlem, Herrmann, Dr. Alice in Wien, Joachimowitz, Marianne, mag. pharm, in Wien und Herr Akermann, Dr. Ake in Svalöf. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 38 Sitzung vom 26. Oktober HUT. l'Vnirr teilt der Vorsitzende mit, daß Herr Geh. Rat Wittmack am 10. Oktober sein goldenes Doktorjubiläum gefeiert hat. Da der Jubilar an diesem Tage verreist war, wurden ihm vom Vorstand schriftlich die Glückwünsche der Gesellschaft übermittelt. Darauf' ist folgendes Dankschreiben eingegangen: Berlin NW 40, Neues Tor 1, den 22. Oktober 1917. An den Vorsitzenden der Deutschen botanischen Gesellschaft Herrn Prof. Dr. M. 0. REINHARDT Berlin. Für die mir im Namen der Deutschen botanischen Ge- sellschaft anläßlich meines goldenen Doktorjubiläums am 10. Oktober d. J. ausgesprochenen herzlichen Glückwünsche verfehle ich nicht, Ihnen meinen innigsten Dank auszusprechen. Ich freue mich, Mitglied der Deutschen botanischen Gesellschaft seit ihrer Gründung zu sein und nehme, soweit es meine Zeit erlaubt, regelmäßig an ihren Sitzungen teil, weil mir durch die lleferate so viele Belehrung wird und ich durch den Verkehr mit den Fachgenossen, darunter den ersten Koryphäen der Wissenschaft, so viele Anregung erhalte. In der Hoffnung, daß mir noch einige Jahre zu wirken beschieden sein werden, dankt nochmals herzlichst Ihr ganz ergebenster L. Wittmack. Satzungsgemäß fand in der Sitzung die Wahl des Berliner Vorstandes für 1918 durch Zettelwahl statt. Das Ergebnis war folgendes: Vorsitzender: Herr L. Wittmack. 1. Stellvertreter: Herr P. Lindner. 2. Stellvertreter: Herr J. Behrens. 1. Schriftführer: Herr E. Baur. 2. S< liriltführer: Herr H. Harms. 3. Schriftführer: Herr H. Miene. Srhat/.meister: Herr 0. Appel. Wilhelm Kinzel: Teleologie der Wirkungen von Frost usw. 581 Redaktionskommission: die Herren L Wittmack, E. Baur, H. Harms, H. Miehe, A. Engler, P. Graebner, H. v. Guttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der General- versammlung: die Herren E. Jahn, B. Kolkwitz, P. Claussen 0. Reinhardt. L. Diels. Die Geschäfte der Gesellschaft wird wie bisher der Sekretär Herr W. Wächter fortführen. Mittel hingen. 55. Wilhelm Kinzel: Teleologie der Wirkungen von Frost, Dunkelheit und Licht auf die Keimung der Samen. (Eingegaugen am 19. August 1917.) In diesen Berichten1) habe ich die ersten Ergebnisse meiner Untersuchungen über verschiedene Einflüsse auf die Samenkeimung veröffentlicht. Ein Aufenthalt im Bayerischen Walde im Jahre 1908 regte mich zur intensiveren Arbeit namentlich über die Lichtwirkung an. Nach 9jähriger Arbeit sitze ich zum ersten Male wieder in dem Gebirge, von dem diese Arbeit ausging. Als ich damals mit einem ganzen Koffer voll Samenproben den Wald verließ, ahnte ich freilich nicht, daß sich die geplante Arbeit so langwierig ge- stalten würde. Es ist mir nun eine angenehme Pflicht, von diesem Ruhepunkte in Viechtach aus nach mannigfach abgeänderten Versuchen mit Samen von 900 verschiedenen Pflanzenarten einige Schlußgedanken über den Wirkungswert der beobachteten Erschei- nungen für das Leben der geprüften Arten zu bringen. Inzwischen erschien 1912 im Verlage von E. ULMER, Stuttgart, ein Buch über die Wirkungen von Frost und Licht2) und einige Nachträge dazu in der Naturwissensch. Ztg. f. Forst- und Landwirtschaft3). Von diesen Nachträgen sind zwei als erster Nachtrag zum erwähnten Buche im Sonderdruck bei E. ULMER erschienen, ein weiterer 1) L\ B. G. 1907, S. 269, 1908, S. 105 und S. 631, 1909, S. 536. 2) Frost und Licht als beeinflussende Kräfte der Samenkeimung. Verlag E. Ulmer, Stuttgart, 1912. 3) Ebendort 1915, Heft 4 5, Heft 10, 1916, Heft 10/11. 38* Wilhelm Kinzel: Nachtrag ist in Vorbereitung und liegt bereits z. T. im Druck (a. i. 0. 1916), und für 4 Druckbogen im Manuskript vor. Nach solchen Vorarbeiten und jahrelangen Kulturversuchen, auch im Freiland, läßt sich wohl eine kurze Schlußsumme über den Zweck solcher im zähen Kampfe um den Wohnraum erworbenen Eigen- schaften der verschiedenen Samenarten ziehen. Wenn auch das Teleologische namentlich bei verschiedenen Organanpassungen der Pflanzen — man denke an die Schutzwirkungen — berechtigten Zweifeln begegnet, darf man doch wohl zur weiteren Klärung und Vertiefung der Anschauung die teleologischen Gesichtspunkte nicht aus dem Auge lassen in Fällen, in denen man nach langandauern- den sorgfältigen Beobachtungen eine ganze Summe von einzelnen Tatsachen gesammelt hat und den ganzen Weg, das ganze Werden und Fortschreiten der erworbenen Anpassungserscheinungen fast ückenlos überblickt — somit auch ihr Ziel und ihren Zweck. Namentlich im Falle der Lichtwirkung auf die Samenkeimung glaube ich diesen Werdegang der Natur mit sicheren, soliden Bau- steinen belegt zu haben. Bei der Wirkung des Frostes auf mannig- fache Samenarten liegt ja schon in der ± starken und andauernden Einwirkung, die zur vollständigen Keimung nötig ist (die Steige- rung von Menyanthes trifoliaiä etwa zu Teuerium Botrys, T. Cfaimae- farblos violett gelbgrün violettbraun farblos dunkelviolett Die Tabelle lehrt, daß nach 24 Stunden einesteils der rote Farbstoff in keinem der Lösungsmittel sichtbar vorhanden war — der rötliche Ton des Wassers verschwand kurze Zeit nach dem <)08 Otto BAUMGÄRTEL: Eintragen des zerkleinerten Materials — , andernteils die am stärksten geröteten Teile, die Blüten, bei Gegenwart von Eisen pulver in allen Fällen den intensivsten violetten Ton der Lösung hervorriefen. Die eingetragenen Sproßteile selbst wiesen auch, im Falle die Lösungen farblos waren, dunkle Schnittländer auf; sonst zeigten sie dunkelblaue bis schwarze Färbung, die auf der Durchtränkung der Gewebe mit dem ausgetretenen Inhalte der Farbstoffzellen be- ruhte, wobei das Plasma der letzteren intensivere Dunkelfärbung erkennen ließ. Zerkleinerte Blüten, die, wie Tabelle I zeigte, den roten Farb- stoff und die Gerbstoffreaktionen am deutlichsten aufweisen, wurden zu weiteren Untersuchungen verwendet. Tabelle II führt in ihrer ersten Kolumne wieder die Reagenzien an, in welche das Material eingetragen wurde. Nach 24 Stunden- wurden die Inhalte der Probegläschen untersucht; die zweite Kolumne enthält die Farbe der einzelnen Reagenzien, die dritte und vierte den Farbenwechsel derselben nach Zusatz von Eisenchlorid bezw. Eisenalaun in wässeriger Lösung Tabelle II. Reagenz Lösungs-Farbe Eisenchlorid Eisenalaun Wasser 96% Alkohol Formali n- Wasser verd. HCl verd. HoS04 verd. HNO 3 saurer Alkohol 10% NaOH verd. NH3-H.,0 verd. K,CO." rötlicl farblos gelbgrün farblos rot rot rot w»— ♦ gelb rot blau blau rötlichgell) grün gelb s?elb grünlichschwarz grünlichschwarz grünlichschwarz dunkelviolett dunkelviolett unverändert dunkelgrün rostbraune Flocken dunkelgrün» schwarz •gelbgrün bläulichschwarz schwarzblau dunkelblau dunkelviolett dunkel violett unverändert schwarzblau rostbraune Flocken blau schwarz blauschwarz Aus der Tabelle II kann man ersehen, daß der rote Farbstoff, der sich in Alkohol und Formalin -Wasser nicht, in reinem Wasser aber spärlich und unbeständig löst, in Wasser und Alkohol, welch« mit Säure versetzt wurden, intensiv und haltbar in Lösung geht. Eine beachtenswerte Ausnahme bildet in dieser Hinsicht und den Elsensalzlösungen gegenüber die verdünnte HN03 als Reagenz. Alkalische Lösungen lösen den Farbstoff blau und verfärben sich bald über grün nach gelb; NaOH hingegen liefert gelbe Lösunge*. die mit zunehmender Konzentration ins Rötliche spielen. Durch Zusatz von Alkali lassen sich die sauren Lösungen blau bis gelk, die alkalischen durch Säurezusatz rot verfärben. Die Farbstoffzellen von Ricinus communis L. 609 Bemerkenswert ist ferner, daß die reduzierenden Lösungs- mittel, wie Alkohol und Formalinwasser, den Farbstoff in farbloser Modifikation enthalten. Sie färben sich auf Säurezusatz (auch HN03) rot, auf Zusatz von Alkali gelb. Dasselbe gilt auch von verblaßten wässerigen Lösungen, in denen wahrscheinlich der immer vorhandene Gehalt an Alkali die rötliche Farbe verschwinden läßt und in ein nicht wahrnehmbares Gelb überführt. Bei aller Variabilität der Farbe ergibt die Eisensalzreaktion bis auf die Lösungen in HNO., und NaOH einen mehr, minder deutlichen Gerbstoffnachweis. Bereits WlGAND (1862, 123) hat gefunden, daß der rote oder blaue Farbstoff der Blätter und krautigen Stengel aus einem farblosen Stoffe hervorgeht, „welcher sich schon vorher im Zellsafte aufgelöst befand und unter gewissen Umständen sich in Rot umwandelt, unter anderen Umständen wieder farblos wird und diesen Wechsel zuweilen mehrmals wiederholt." Daraus erhellt, daß dieser Autor unbedenklich das Anthokyan oder Phykoerythrin als roten Gerbstoff ansprach, der aus einer farblosen Modifikation reversibel sich zu röten vermag. Aber der Nachweis vermittels eines negativ ver- laufenden Trennungsversuches von Färb- und Gerbstoff ist von keinem Autor unternommen worden. Bisher haben meine Untersuchungen ergeben, daß die am stärksten geröteten Sproßteile von Ricinus communis, die Blüten, auch die Gerbstoffreaktionen am kräftigsten aufweisen. Ferner er- wies sich die Färbung abhängig vom Charakter der Lösung : sie war in Säuren rot, in Basen blau bis gelb. Immer aber, abgesehen von HNO., und NaOH, wurden verschiedene Nuancen von Blau und Grün bei Zusatz von Eisensalzen erhalten, was den Gerbstoff- charakter der Lösungen erwies. Den Abschluß meiner Versuche bildete das Unternehmen, eine eventuelle Trennung von Färb- und Gerbstoff zu erzielen. Zer- kleinertes Blütenmaterial wurde in reinem Wasser mehrere Tage hindurch stehen gelassen. Dann wurde eine Probe des Wassers mit Säure versetzt; sie färbte sich sofort leuchtend rot, ein Zeichen, daß in dem Wasser das „Chromogen" des roten Farbstoffes ent- halten war. Eine zweite Probe, mit Eisenchlorid bezw. Eisenalaun behandelt, nahm die charakteristische Färbung an, die auf Gerb- stoffe hinwies. Der filtrierte restliche Teil des Wassers, in dem die Blüten gelegen hatten, wurde mit Eieralbumin gut durchschüttelt und die auftretende Ausflockung nach einiger Zeit abfiltriert. Das Filtrat wurde abermals mit Eiweiß behandelt und filtriert, bis endlich keine Ausfüllung mehr erreicht werden konnte. Wurde nun dem letzten Filtrate Säure zugesetzt, so blieb die Rotfärbung der Lösung gjQ OTTO BaUMG-ÄRTBL: Die Farbstoffzellen von Ricinus communis L. aus, und ''ine Probe desselben mit den obigen Hasensalzen versetzt, blieb farblos. Hiermit ward also dargetan, daß das Eieralbumin mit dem Gerbstoff zugleich auch das Chromogen des roten Farb- stoffes ausgefüllt hatte und folglich der Farbstoff von Ricinus communis als rote Modifikation eines Gerbstoffes anzusprechen sei.1) Die biologische Bedeutung des roten Farbstoffes wurde von II. PlOK (1883, 346) gerade an Ricinus communis näher studiert. Seine Untersuchungen sollten beweisen, daß der rote Farbstoff als Lichtfilter wirke, unter dem die Chloroplasten die lokale Stärke in lösliche Kohlehydrate umzuwandeln vermöchten, welche dann weiteren Abtransport erführen. Der Versuch bestand darin, daß je ein Zipfel eines ausgewachsenen Ricinus-'Bla.ttes hinter Rubinglas, Orangeglas und eine wässerige Lösung roten Rübensaftes gebracht wurde und so dem Lichte ausgesetzt ward. Nach vierstündiger Belichtung wurden die betreffenden Stellen untersucht. Hinter dem Rubinglase hatte sich die Stärke vorwiegend im Leitungsgewebe und nur in Spuren in den Pallisadenzellen gebildet; das Orangeglas hatte kein nennenswertes Ergebnis gezeitigt; unter dem roten Rüben- safte aber war alle Stärke aus dem Pallisadengewebe gewandert. Diese Erklärung versagt aber ganz bei den schwach geröteten und grünen Formen, die, wie PICK (1883, 315) selbst angibt, auf demselben Standorte wie die tiefroten vorkommen können. Ferner bilden auch bei der intensivsten Rötung die Farbstoffzellen doch nur Gruppen und Züge in den Geweben, zwischen welchen das normale Licht eindringen kann. Das ganze Auftreten des roten Farbstoffes erscheint so wenig uniform, daß vorläufig wohl die Ansicht PFEFFERS (1897, 496) am annehmbarsten erscheint, welche „die Färbung nur als eine akzessorische Beigabe mit dem Besitze von Stoffen verknüpft, die eine anderweitige Rolle im Dienste des I »rganismus spielen." Literatur. 1. Baillon, JH., Histoire des plantes V. 1874. Euphorbiacees. 2. FiTTING, H., Über eigenartige Farhänderungen von Blüten und Blüten- farbstoffen. Zeitschr. f. Bot. 15)12. 81. 3. HABERLANDT, G., Physiologische Pflanzenanatomie. Leipzig 1909. 1) Selbstverständlich soll dieses Ergebnis unter dem Begriffe „Gerbstoff" nicht mebr beinhalten, als was die Literatur bisher darunter verstanden wissen will, nämlich einen chemischen Komplex mit den erwähnten Reaktionen, deren Kiterium dem strengen Chemiker keine weiteren Schlüsse gestattet, die aber biologisch immerhin eine Phase im Stolfwechsel charakterisieren. Ernst Lehmann: Vererbungsversuche mit Veronica syriaca usw. QU 4. MlELKB, G., Über die Stellung der Gerbsäuren im Stoffwechsel der Pflanzen. Ref. B. C. B. 1894, 280. 5. NICKEL, E., Zur Physiologie der Gerbstoffe und der Trioxybenzole. B. C. B. 1891, 394. 6. PäX, F., Die Anatomie der Euphorbiaceen. Englers bot. Jahrb. 1884, 395. 7. , Euphorbiaceae in Engler- Prantl, Nat. Pflanzenfam. III. D. 5. Abt. 1. 8. PFEFFER, W., Pflanzenphysiologie I. Leipzig 1897. 9. PICK, H., Über die Bedeutung des roten Farbstoffes bei den Phanerogamen. B. C. B. 1883, 281, 315, 343, 375. 10. SOLEREDER, H., Systematische Anatomie der Dikotyledonen. Stuttgart 1899; Ergänzungsband 1908. 11. WAAGE, Th., Über das Vorkommen des Phloroglucins in den Pflanzen. B. D. B. G. 1890, 250. 12. WiGAND, A., Einige Sätze über die physiologische Bedeutung des Gerb- stoffes und der Pflanzenfarbe. Bot. Ztg. 1862, 121. Prag, Botanisches Institut der k. k. deutschon Universität, September 1917. 59. Ernst Lehmann: Vererbungsversuche mit Veronica syriaca Roem. et Schuttes. (Vorläufige Mitteilung.) (Eingegangen am 2. Oktober 1917.) Zu Vererbungsuntersuchungen in der Gattung Veronica hatte ich schon seit einer Reihe von Jahren auch V. syriaca herange- zogen. Wenngleich diese Untersuchungen durch den Krieg eine jähe Unterbrechung erlitten, so möchte ich doch, nachdem ich nunmehr wieder einige ergänzende Versuche anstellen konnte, eine Torläufige Mitteilung über bisher erzielte Ergebnisse machen. 1. Selbststerilität. Als ich mich im Jahre 1911 dazu wandte, verschiedene Rassen von V. syriaca miteinander zu bastardieren, wurde ich alsbald da- durch überrascht, daß V. syriaca ausgesprochen selbststeril ist. Mir war bis dahin noch keine selbststerile Veronica begegnet, meine Hauptversuchspflanzen, die Agrestes, sind zudem zumeist vor- wiegend autogam. Unterdessen hat CORRENS (vgl. LANGE, Bei- träge zur biologischen Blütenanatomie in COHNs Beitr. z. Biol. d. Pflanzen 1916, S. 265) Selbststerilität bei V. gent/anoides beobachtet. Ich habe die Selbststerilität der V. syriaca durch eine Reihe von Bestäubungen erwiesen, die in folgender Tabelle zusammengestellt sind. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 40 612 Ernst Lehmann: Tabelle 1. Selbst- und Fremdbestäubungen bei V. syriaca. Blüte bestäubt mit Versuchs- pflanzen Blüte Frucht- ansatz Bemerkungen eigenem Pollen 11,1 11,1 1 2 3 4 5 9 17 0 Ü 0 0 0 0 0 Nach der Einzelbeobach- tung wurde die Pflanze noch längere Zeit iso- liert von anderen syri- oca-Pfianzen, aber der Insektenbestäubung zu- gänglich gehalten, ohne daß irgend ein Frucht- ansatz unter ca. 50 Blü- ten zu beobachten ge- 11,8 11,8 — 0 11,6 11,6 1 0 3 0 4 0 wesen wäre. 11,7 x 11,7 — 0 Pollen aus Nachbar bluten 11,1 X 11,1 6 15 16 0 0 0 Pollen aus Blüten anderer Pflanzen 11,1 11,2 11,3 11,7 11,6 11,7 11,7 11,6 7 3 11 12 13 14 18 + + + + + + + 11,4 x 11,9 11,7 11,7 — + -r- + 11,5 x 11,4 11,1 — + 11,6 11,1 — + Die Tabelle zeigt deutlich, daß Blüten mit Pollen der eigenen Pflanze bestäubt, keine Früchte ansetzen. In allen den 1911 aus- geführten Fremdbestäubungen kam es dagegen zum Fruchtansatz. Unterdessen habe ich aber in Bastardnachkommenschaften auch Individuen gefunden, welche miteinander steril sind, während sie mit Pollen anderer Pflanzen bestäubt, Samen ansetzen. Es zeigt sich also, daß auch bei V. syriaca die Selbststerilität nicht auf rein individueller Basis beruht, sondern offenbar untereinander fruchtbare und unfruchtbare Biotypen vorkommen (vgl. CORRENS, Selbststerilität u. Individualstoffe 1912). Die nähere Untersuchung dieser Verhältnisse ist im Gange. Vererbungsversuche mit Veronica syriaca Roem. et Schultes. 613 2. Die Vererbung der Blütenfarben. Bei sehr vielen Veronica-Arten kommen neben den häufigsten blauen auch rosa und weiße Varietäten vor. Die Vererbun^sweise nach Bastardierung blau und weißblühender Varietäten von V. longi- folia wurde schon von DE VRIES untersucht. Er schreibt darüber in Mutationstheorie 1903. II. S. 155: „Im Jahre 1889 erhielt ich durch die Freundlichkeit des Herrn Professor J. W. MOLL eine blaublühende Pflanze dieser Art, welche sich später als Bastard er- gab Im Jahre 1892 erntete ich von ihr Samen, welche ich im nächsten Frühling unter den erforderlichen Sorgen, um sie noch in demselben Sommer zur Blüte zu bringen, aussäte. Es blühten 214 Pflanzen, von denen 166 blau und 48 weiß, also 22 pCt." Wenngleich nun hiernach auch von vornherein einfache MENDELsche Spaltung für die Farbenvarietäten von V. syriaca zu erwarten war, so habe ich doch gelegentliche Kreuzungen ange- stellt, deren Ergebnisse ich hier mitteilen möchte. Tabelle 2. Kreuzung verschiedenfarbiger Varietäten von V. syriaca. a) Blau und rosa. Eltern Nr. Beschaffenheit Zur Samen- gewin- nung Nr. Beschaffenheit 1. rosa X blau 1330 1 185 blaublühencie Pflanzen 1330, 36, 6 1415 24 blau 10 rosa 2. 1302 blau X 1307,4 rosa 1404 21 blaublühende Pflanzen 1605/09 26 blau 4 rosa 1 + 2 50 (78%) blau 14 (22%) rosa 3 a (rosa) X (blau) 1101 blau 1307 10 rosa 12 blau 4. eine blaue uniso- lierte Blüte (Hetero- zygote) mit Pollen einer rosaen Blüte belegt 12102 11 rosa 13 blau 3+4 21 (46%) rosa 25 (54 J0) blau 5. 1308,23 blau X 1340,1 weiß b) Blau und weiß. •6. 1402 80 blaublühende Pflanzen unterein- ander bestäubt Nr. 1, 2, 3, 4, 8, 9 1611 114 (79%) blau 29 (21%) weiß 1402, 1 — 4 blau (Heterozygote) be- stäubt mit 1420 (reinweiß) 23 (48%) blau 25 (62%) weiß 40* 614 Ernst Lehmann: Nach diesen Zahlen ist nicht zu bezweifeln, daß die Farben- varietäten der Blüten von V. syriaca nach einfachen MENDELschen Verhältnissen spalten. 3. Blütenvariationen. Über Abweichungen vom normalen Bau der Veronicablüte war für V. syriaca in der Literatur nichts zu finden. PENZIG (Teratologie II, 1894, S. 216) nennt V. syriaca, ohne indessen auf die Blüte bezügliche Variationen zu erwähnen, anderwärts sind mir keine Angaben bekannt geworden. Als ich meine Versuche begann, lagen mir auch durch mehrere Jahre nur Rassen mit normalem, typischen Blütenbau vor. Erst 1914 bekam ich in einer Samensendung von HAAGE und SCHMIDT Material in die Hand, welches ungemein reich an Blütenvariationen war. Ich komme auf die einzelnen, im Bilde darzustellenden Variationen an anderer Stelle eingehend zurück. Hier seien nur einige besonders interessierende Daten herausgehoben. Die beobachteten Blütenvariationen bestanden zum größten Teil in Spaltung der in der normalen Veronica-Blüte vorhandenen Blumenblätter und in Vermehrung der Kelchblattzahl. Dabei wurde teilweise die normale Symmetrie der Glieder beibehalten, in anderen Fällen traten andere Symmetrieverhältüisse auf. Metamorphose der Glieder wurde selten beobachtet, ebenso traten Variationen im Gynaeceum und Androeceum nur ausnahmsweis auf. Kelchblaltkreis. Die Zahl der Kelchblätter variiert einmal im normalen mor- phologischen Grundplan der Veronica-Bliite von 4 zu 5 durch Auf- treten des bei den meisten Veroniea- Arten ausgefallenen hinteren 5. Kelchblatts. "Weiter aber tritt auch der bei Veroniea bisher nur ganz ausnahmsweis festgestellte Fall nicht selten auf, daß ein vorderes 5. Kelchblatt — zwischen den beiden vorderen Sepalen — hinzukommt. Nicht selten sind vorderes und hinteres Kelch- blatt in derselben Blüte vorhanden, woraus dann sechsblättrige Kelche resultieren. Sechsblättrige Kelche können aber auch durch Auftreten zweier hinterer Kelchblätter zustande kommen. Höhere Zahlen als 6 wurden nur ganz ausnahmsweise im Kelch festgestellt. Blumenblattkreis. Die Petalenzahl kann im Gegensatz zum Kelch von 2 — 10 schwanken. Die Zwischenzahlen können durch alle möglichen Kombinationen der Zahlen der einzelnen Glieder zustande kommen. Eine Übersicht bietet Vererbungsversuche mit Veronica syriaca Roem. et Schultes. 615 Tabelle 3. Petalenvariationen. Gesamtzahl der Blumen- Spezielle Angabe der Blumenblätter Formel blätter 5. hinteres Kronblatt verdoppelt vorderes „ „ 2 i-r1 i 1^"1 seitliches „ „ 2- i • i TT1 ! — 2 6. hinteres und vorderes Kronblatt verdoppelt 3 vordere Kronblätter 3 hintere „ beide seitlichen Kronblätter verdoppelt 2 i-IT1 i i^-1 3 1-r1 i 2—2 2 vordere und 1 seitliches Kronblatt verdoppelt 2 1 1 ~2l 1T 2 2 hintere „ 1 „ „ „ 1 2 2 — 2 2 — 1 7. vordere Kronblätter 4 3 hintere, 2 vordere Kronblätter 2 3 l l^1 3 11T1 2 1"T1 3 vordere Kronblätter, 1 seitlich verdoppelt 1 i l 2 2 — 3 ~ Z 3 1 2 „ „ , beide seitlich verdoppelt 1 2 2 ^ 2 " 2 vordere, 2 hintere Kronbl., 1 seitl. verdoppelt 2 2 2 IT1 !^T 2 8. 2 hintere, 4 vordere Kronblätter 4 9 Q Q 2 „ , 3 „ ,1 seitl. verd. 2 1T1 4 iT"1 3 2 2^] 2 vordere, 2 hintere, beide seitlich verdoppelt 2 21T2 9. 3 hintere, 4 vordere Kronblätter 9 t 4 vordere, beide seitlich verdoppelt 3 hintere, 3 vordere, 1 seitlich verdoppelt 2 hintere, 3 vordere, beide seitlich verdoppelt 3 1 2^2 3 2iri 2 2"T2 10. 3 hintere, 5 vordere Kronblätter 3 1t1 616 Ernst Lehmann: Die Häufigkeit, in welcher Kelch- und Kronenvariationen auftreten, unterliegt erheblichen Schwankungen. Die Kelch- variationen treten in den bisher untersuchten Rassen nicht häufiger als zu ca. 30 pCt. auf. Die Kelche mit vorderem 5. Kelch- blatt waren auffallenderweise häufiger, als die mit hinterem 5. Kelchblatt. Die Kronenvariationen kamen in sehr wechselnder Häufig- keit vor. Ich betonte ja schon, daß mir anfangs Rassen mit fast durchgehends normal gebauten Blüten vorlagen. Diesen Rassen gegenüber stelle ich die folgenden 1914 erzogenen Stämme: Tabelle 4. Stämme mit verschiedenem Grehalt an Petalenvariationen. Petalen 4 5 6 7 8 9 5—9 insgesamt 1420 821 17,«% 2191 1311 297 35 3 3835 82,4% 4658 1433 23 8% 92 109 42 13 6 262 92 % 286 1425 365 67 % 145 35 — 1 — 181 33 % 546 In 1420 und 1433 liegen also Stämme mit über 80 bzw. 90 pOt. abweichender Blumenkronen vor. Es ist nun nicht zu bezweifeln, daß sowohl das Auftreten der Kelch- und Kronenvariationen überhaupt als bis zu einem ge- wissen Grade das Ausmaß ihrer Häufigkeit erblich begründet ist. Ganz besonders nach meinen früheren Untersuchungen an V. Tour- nefortu war daran kaum noch zu zweifeln. Die Selbststerilität er- schwert nun allerdings die genauere Analyse der an sich schon schwierigen Erblichkeitsverhältnisse ziemlich erheblich, doch ge- lingt es stets unter völlig gleichen Kulturbedingungen varianten- reiche und arme Stämme zu erziehen. Das Verhalten dieser Stämme nach Bastardierung ist noch nicht zu Ende untersucht. Es wird später im Zusammenhange mit entsprechenden Untersuchungen bei V. Tournefortii darüber berichtet werden. Es erhob sich aber nun die weitere Frage: Wenn Variationen im Petalen- und Sepalenkreis in derselben Blüte auftreten, welches ist dann ihr gegenseitiges Verhalten. Ich habe dasselbe vor allem in Stamm 1420 verfolgt und gebe das Resultat in Tabelle 5. Betrachten wir diese Tabelle, so erscheint zuerst das Auftreten von Kelch- und Kronenvariationen durchaus unabhängig vonein- ander vor sich zu gehen. Von den 3763 Blüten mit normalen Vererbungsversuche mit Veronica syriaca Roem. et Schultes. Ö17 lO a o M a a o M :a © c3 m a o -t-3 o ■4 > CO ■* OS I—I «H in p- OS «— i rH j3 « [^ > . CT CT CO 00 - i-H ja > CT CO CO CO IQ CO CT 00 rj< r- 1 ^H rri CO LO CT ja " > CT CT CT lo co 00 C- CT CO »h ^h I—I > ao oq IM IM IM c- >-h CO IM t- ^Ji »—i CO h OS >. CA CO CT CT CT ■ tH i— 1 ja « CO IM - 1- J3 « IM 03 CO CT CT p. n !M CT CO 1— 1 1-H ^H tH CO 00 00 CT CM IM CO CT C3 CO iO C~ i— i CT L© T* C~ LO L— 1-H CO co o ja CT lO CT CJ5 Ol lO CT i—i CT 00 CO CO CT ^i Oi CO O CO TC O CO CO i-i iO CT o CM 00 1—1 CO CT CO CO <* CT 1* 00 c- O CO CT H CT 1—1 CT OO a (0 a o s- M CO ** > -a ja > ^ ja ja^-CT ct i-ict LO lO CO CO <0 L— o a a 0 7} r3 ü 73 a a q - o 618 Bbnst Lehmann : vierblättrigen Kelchen besitzen fast 3000 anormale, nur 784 normal© Kronen. 1509mal trifft bei einer Gesamtzahl von 4658 gezählten Blüten vierbl&ttriger Kelch mit 5 blättriger, vorn verdoppelter Krone zusammen; von den Kronen mit sieben und mehr Petalen fallen 233 auf 4 blättrige, nur 112 auf 5 — 7 blättrige Kelche. So erscheinen die Variationen im Sepalen- und Petalenkreis völlig un- abhängig voneinander zu sein. Gehen wir aber dann näher auf die erhaltenen Werte ein und ordnen sie in geeigneter Weise, so ergeben sich dennoch weitgehende Abhängigkeiten der Blüten- variationen beider Kreise untereinander. Betrachten wir als Bei- spiel nur das Auftreten 5 blättriger Kelche und Kronen. Wir sehen, daß 5 blättrige Kelche sowohl mit hinterem als vorderem 5. Kelchblatt vorkommen, ebenso traten 5 blätterige Kronen mit vorn, wie solche mit hinten verdoppeltem Kronblatt auf. Ordnen wir diese nun nach der Häufigkeit ihres Auftretens in ein Vier- felderechema und berechnen den Korrelationskoeffizienten r (siehe JOHANNSEN, 1913, Elemente, S. 344) so erhalten wir Krone 5 blättrig 2 vordere 2 hintere Kronblätter 5. Kelchblatt vorn 268 9 5. Kelchblatt hinten 30 76 Kelch 5 blättrig r = + 0,7338 + 0,0137. Wir finden also eine hohe Korrelation zwischen vorn bzw. hinten verdoppelten Kronblättern und vorderem bzw. hinterem 5. Kelchblatt. M. a. W.: Es müssen irgendwelche Gründe vorliegen, welche bestimmend dahin wirken, daß in Blüten mit vorderem 5. Kelch- blatt vornehmlich das vordere Kronblatt gespalten wird, in Blüten mit hinterem 5. Kelchblatt vornehmlich das hintere Kronblatt. Diese engen Beziehungen werden besonders auffallend, wenn wir die folgenden beiden Überlegungen anstellen. Die allgemeinen Beziehungen zwischen Sepal- und Petalvariationen sind in unserer Kasse, wie wir oben sahen, sehr geringe; dennoch der hohe Korre- lationskoeffizient für Verdoppelung der Kronblätter und Auftreten des 5. Kelchblatts vorn bzw. hinten. Weiterhin ist, obgleich Blüten mit vorderem 5. Kelchblatt in 4blättrigen Kronen unserer Rasse mehr als 5mal so häufig sind als Blüten mit hinterem 5. Kelch- Vererbungsversuche mit Veronica syriaca Roem. et Schultes. 619 blatt (1509 : 279) in Blüten mit hinten verdoppeltem Kronblatt umgekehrt das hinten 5. Kelchblatt 21/., mal so häufig als das vordere 5. Kelchblatt (30 : 75). Die Gründe für diese Korrelation liegen noch nicht vollkommen klar. Davon, daß sie nicht rein mechanisch sein können, wird sich jeder bei aufmerksamer Betrachtung unserer Korrelationstabelle über- zeugen (man vergleiche nur dießeihe mit den 4 blätterigen Kelchen). Vorerst wird die Natur dieser Korrelation durch eingehende Erb- lichkeitsanalyse weiter zu klären sein (vgl. JOHANNSEN, Elemente 1913, S. 314). Zweifellos werden wir auf diesem Wege tiefer in die Ge- staltungsprobleme am Blüten Vegetationspunkt unserer Veronica syriaca, wie wohl auch anderer Pflanzen einzudringen imstande sein. Denn „wie bei der Analyse eines jeden Gestaltungsvorganges" stoßen wir auch bei der Untersuchung der Blütenbildung „sehr bald auf einen Punkt, wo unsere Analyse vorderhand Halt machen und ,:zu inneren Gründen" ihre Zuflucht nehmen muß" (WlNKLER, Unters, z. Theorie der Blattstellungen II; Jahrb. f. wiss. Bot. 1903, S. 540). Diese inneren Gründe sind aber, wie es bei WlNKLER weiter heißt, auf „innere Kräfte" zurückzuführen, als welche in erster Linie Korrelations- und Vererbungsfaktoren in Frage kommen/ Heute, wo durch das eingehende Studium dieser Faktoren in den letzten Dezennien die Möglichkeit geboten ist, sich ihrer in weitgehendstem Maße zu bedienen, ist es an der Zeit, auch manches alte morphologische Problem mit diesen neuen Hilfsmitteln zu be- leuchten. Für Veronica syriaca haben wir erfahren, daß trotz erblich sicher weitgehend unabhängiger Variation in Sepalen- und Petalen- kreis beim Zusammentreffen solcher Variationen in beiden Kreisen einer Blüte bestimmte morphologische Kombinationen leichter realisiert werden als andere, die an sich durchaus nicht unmög- lich sind. 620 K. LlNSBAUER: 60. K. Linsbauer: Ueber regenerative Mißbildungen an Blüten-Köpfchen. (Mit 2 Abb. im Text.) (Eingegangen am 8. Oktober 1917). In einer nachträglichen Anmerkung zu meinen „Studien über die Regeneration des Sproßvegetationspunktes"1) habe ich in Kürze darauf hingewiesen, daß eine von P. RICHTER2) an Helianthus- Köpfchen beschriebene „Abnormität" nach meiner Auffassung als Regeneration einer verletzten Inf lorescenz- Anlage zu deuten ist, und daß wahrscheinlich auch andere als sogenannte „Monstrositäten" beschriebene Fälle in dieselbe Kategorie von Erscheinungen gehörten. Einige inzwischen von L. GEISENHEYNER3) unter dem Titel „Teleologisches und Blütenbiologisches" mitgeteilte Beobachtungen veranlassen mich, auf diesen Gegenstand neuerlich zurückzukommen. GEISENHEYNER beobachtete nicht nur bei Helianthus bisweilen „auch in der Scheibenmitte eines sonst ganz normalen Körbchens ein Büschel oder einen Kranz von Zungen- blüten, bei genauerer Untersuchung auch kleine grüne Hüllkelchblätter", sondern konnte gelegentlich ähnliche De- formationen bei anderen Kompositen, z. B. bei Tanacetum indicum Seh. Bip. und bei Arnim montana auffinden. Mit Recht lehnt Verf. für diese Fälle die von P. RICHTER für Helianthus gegebene Deutung ab. RICHTER kam durch Vergleich mehrerer fertig ausgebildeter Fälle zu folgender Anschauung über das Zustandekommen dieser auffälligen Bildung4): „In einem zeitigen Stadium der Entwicklung ist an dem Kopf, . . . durch äußeren Druck veranlaßt, eine Ein- buchtung aufgetreten, die im Verlauf des Wachstums von der Peri- pherie aus gegen das Zentrum zu fortschritt, alle randständigen Elemente mit sich ziehend. Später verwuchsen die Röhrenblüten tragenden Teile der Scheibe, welche die Bucht begrenzen, die Ent- stehung der Zungenblüten und Hüllkelchblätter an den Rändern 1) Uenkschr. d. Kais. Akd. d. Wiss.; math. nat. Kl., Bd. 93, 1915, 107 — 138. 2) Diese Berichte, Bd. 8, 1890, S. 231. 3) Diese Berichte, Bd. 34, 1916, S. 775. II 1. c, S. 23L>. Vgl. auch Taf. XVI. Über regenerative Mißbildungen an Blüten-Köpfchen. 621 der Bucht unterblieb, und jetzt sehen wir den im Innern ent- stehenden, nunmehr geschlossenen Trichter vollkommen von Röhren- blüten eingeschlossen. Die Zungenblüten und die Hüllkelchblättev desselben gelangten nun weiterwachsend zu beinahe normaler Größe." Diese Deutung besteht in einer Aneinanderreihung un- bewiesener und zum Teil auch garnicht wahrscheinlicher Annahmen. Es ist vor allem auch nicht einzusehen, woher der seitliche Druck kommen soll, der zur Einbuchtung des in Entwicklung begriffenen Köpfchens führen soll. GEISENHEYNER hält übrigens auch eine frühzeitige Verletzung des Köpfchens als Ursache der abnormen Ausbildung für sehr un- wahrscheinlich und glaubt eine andere, weniger gezwungene Er- klärung gefunden zu haben, indem er sie als „florale Proli- fikation" des Blütenstandes auffaßt. Eine ,, Erklärung" für die Entstehung des zentralen Zungen- blütenschopfes ist damit freilich nicht gegeben, sondern nur eine vorläufige Klassifikation auf Grund eines äußerlichen Merkmals. Der Terminus sagt über die Ursache der Erscheinung nicht das Geringste aus; es bleibt sogar dahingestellt, ob sie auf äußere Ein- wirkungen hin zur Entwicklung gelangt oder aus „inneren" Gründen auftritt. MASTERS j) charakterisiert die Prolifikation des Blütenstandes als „eine Bildung von überzähligen Knospen, seien es Blatt- oder Blütenknospen, welche sitzend oder gestielt sein können, wobei die gewöhnlichen Knospen nicht notwendig verändert zu sein brauchen." Bei der median-floralen Prolifikation erhebt sich nun eine neue Inflorescenz über die primäre2). Der allgemeinen Definition ent- sprechend wäre jene als Produkt einer in der primären Inflorescenz entstandenen Knospe aufzufassen. GEISENHEYNER schildert nun den von ihm beobachteten Fall etwa folgendermaßen: ziemlich in der Mitte der Köpfchenscheibe trat ein kleines längliches Köpfchen etwas aus der Fläche heraus, das von einer doppelten Reihe von Hüllblättern umgeben war ; um die mittleren herum standen noch mehrere (fünf) ganz unregelmäßige Köpfchen. „Sie sind nicht aus dem Blütenboden losgelöst, auch nicht so vollkommen durch Hüllkelchblätter und Zungenblüten von der Hauptscheibe abgesondert, sondern haben solche nur nach der Mitte des Kopfes zu ausgebildet und nach außen zu ist kein Unter- schied zwischen den Achänen der sekundären und des primären 1) Pflanzenteratologie. Deutsche Ausgabe von 0. Dammer, 1886, S. 123. 2) Masters, 1. c, S. 126. >vi-i K. LlNSBAUEK: Kopfes" [1. c, S. 777]1). Ein morphologischer Beweis, daß diese -rkundüren Köpfchen auf überzählige Knospen zurückgehen, ist mit dieser Schilderung des fertigen Zuständes natürlich nicht er- bracht. Nach meinen Erfahrungen erklärt sich dieser Fall ganz un- gezwungen als regenerative Mißbildung, d.h. als Ergebnis einer Entwicklungsstörung durch eine frühzeitige Ver- letzung des Vegetationspunktes, die durch regenerative Vorgänge ihre Ausheilung gefunden hat. Ich habe auf <\|ierimentellem Wege, durch künstlichen Einstich oder Einschnitt ganz ähnliche Bildungen erzielt, wie sie von RICHTER und GrEISEN- HEYNER in der Natur beobachtet wurden. In meiner eingangs erwähnten Arbeit habe ich gezeigt, daß bei einer in entsprechend frühem Stadium angebrachten Verletzung die Wundstelle selbst von einem Kallus bedeckt wird, die Ent- wicklungsprozesse am Wundrande jedoch eine Förderung erfahren, indem es hier zur abnorm frühzeitigen Anlage von Seitenorganen kommt; ob an diesen Stellen Hüllblätter oder Strahlblüten gebildet werden, hängt nur vom Zeitpunkte der Verletzung ab. Wie die erhaltenen Meristemteile zu neuen Organisationszentren werden, will ich hier nicht nochmals wiederholen; ich will nur übersichtlich im Schema den Zusammenhang zwischen der Form der Wundfläche und der dadurch bedingten Art der Ausheilung darstellen, um die Mannigfaltigkeit der regenerativen Mißbildungen, wie sie tatsächlich zur Beobachtung gelangen, anschaulich zu machen. Den neben- stehenden schematischen Darstellungen ist die Annahme zugrunde gelegt, daß die Verletzung überall im gleichen Entwicklungsstadium der Köpfchenanlage erfolgte. Wird die Köpfchenscheibe median durchschnitten (a), so er- erben sich zwei vollkommene Köpfchen. Da ihre ursprünglich halbkreisförmige Form durch nachträgliche Wachstumsvorgänge mehr oder minder kreisförmig wird und die Wundstelle selbst, welche .hu Wachstum keinen Anteil mehr nimmt, am herangewachsenen Köpfchen kaum mehr aufzufinden ist, so gewinnt man den Ein- druck der Bildung eines Doppelköpfchens durch Spaltung (Fission). Bat der Einschnitt die Scheibe nur zum Teil durchtrennt (b), so wird die Infloreszenz einseitig eingebuchtet werden; es resultieren Bildungen, wie sie P. RICHTER beschreibt2). Die Stellung der Hüllblätter und Strahlblüten in der Einbuchtung entspricht den an 1) Ganz ähnlich lautet die Beschreibung eines anderen vom Verfasser -«•hon früher beobachteten Falles. 2) 1. c. Taf. XVI. Fig. 2 u. 3. Über regenerative Mißbildungen an Blüten-Köpfchen. 623 dieser Stelle gemachten Angaben, nur verdanken sie ihre Entstehung einem Regenerationsprozeß, während RICHTER die Buchtränder als Einstülpung der Peripherie der Scheibe auffaßt. Wenn die Verletzung durch einen medianen Einstich erfolgt, werden die herangewachsenen Köpfchen je nach dem Durchmesser der Wunde ein verschiedenes Aussehen gewähren. Ist die Ver- letzung nur geringfügig (c), so wird in der Scheibenmitte ein Schopf i) u 's.. ••uro- »oH fi °. .\WeM(:V. -°0 . ° v' ■ .o kl ,1 w ... ■;'t^%4f:- ■•oi v\° ° V' lv.'."'.,:'--,.V/ ) <> 0 3 0 o o " o „ o » o 0 o 0 O ° V "^- o° ° ° o -O ^ X^ o li • . - - . •o\\ fc ■■::■ A\ & Abb. 1. von Hüllblättern und Strahlblüten zu sehen sein, wie ich es z. B. auf Taf. I, Fig. 4 u. 5 abgebildet habe. Ist der Querschnitt der Wunde größer, so wird sich ein ringförmiges Köpfchen mit einem inneren Kranz von Hüllblättern bezw. Strahlblüten ausbilden (d). Häufio- wird es vorkommen, daß bei der Verletzung der Scheiben- anläge das Meristem unregelmäßig einreißt; es bilden sich dann •ilM K. LlNsiiAUEK: mehrere verschieden große Lappen (e). Isoliert sich ein solcher Lappen bei seiner Weiterentwicklung mehr oder minder vollkommen, wie es in der Mitte der schematischen Abb. angedeutet ist, so wird er zu einem scheinbar selbständigen Köpfchen1). Ein solches Köpfchen scheint dann aus der Scheibe herauszutreten, während die mit der ursprünglichen Meristemscheibe im Zusammenhange ge- bliebenen Lappen unregelmäßig und „nicht aus dem Blütenboden losgelöst" erscheinen. Wir erhalten also genau dasselbe Bild, das GEISENHEYNER (1. c, S. 777) beschreibt. Abbildung 2 gibt einen ähnlichen Fall bei Lupen Vergrößerung wieder. An der Peripherie des Köpfchens (PP), dessen äußere Hüll- blätter abpräpariert wurden, sind die normalen, schematisch ein- gezeichneten Blütenanlagen zu erkennen. Die von einem Kallus bedeckte Wunde (W) umsäumt einen unversehrt gebliebenen Lappen Abb. 2. der Blütenscheibe, der mit dem Eandteile im Zusammenhange ge- blieben ist. An dem der Wunde zugekehrten Teil haben sich regenerativ Hüllblätter und Blütenanlagen ausgebildet. Da sich bei * ein neues Organisationszentrum differenziert hat, in bezug auf welches die Blütenanlage von allen Seiten zentripetal vor- schreitet, muß sich aus dem Lappen ein mehr oder minder selb- ständig erscheinendes Blütenköpfchen innerhalb der Gesamt- in Eloreszenz entwickeln. Die Mannigfaltigkeit in der Ausbildung derartiger regenerativer Mißbildungen ist umso größer, als wie ich a. a. 0. (S. 132) zeigte die Köpfchenanlage in jedem Zeitpunkte ihrer Entwicklung nur zur Bildung bestimmter Organe von unter sich gleicher Dignität be- fanigt ist. Text aufIS.1,28rVVeiSG "' ^ ^ "* 24 meiner Arbe* und den erläuternden Über regenerative Mißbildungen an Blüten-Köpfchen. 625 Es ist naturgemäß, daß ich aus meinen Versuchen nur per analogiam auf das Zustandekommen der in der Natur gelegentlich beobachteten „Abnormitäten" schließen kann. Da sich aber die verschiedenen Fälle von Mißbildungen der Helianthus'köpich.en ganz ungezwungen als Folgen von frühzeitigen Verletzungen verstehen lassen und die Möglichkeit derartiger Verletzungen unter natürlichen Umständen nicht zu bezweifeln ist, kommt der gegebenen Deutung, wie ich meine, ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit zu. Ob auch andere von GEISENHEYNER am Helianthus -Köpfchen beobachtete teratologische Erscheinungen auf zeitlich und räumlich bestimmte mechanische Verletzungen des Vegetationspunktes zurück- zuführen sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich halte es jedoch für nicht ausgeschlossen, daß sehr frühzeitige Verletzungen der Köpfchenanlage auch zu Bildern führen könnten, wie sie Verfasser in Fig. 3 u. 4 wiedergibt. Jedenfalls wäre der Versuch dankenswert, auch solche Bildungen experimentell zu erzeugen, wie es denn überhaupt wünschenswert wäre, wenn die Teratologie mehr als es bisher üblich ist, aus den unfruchtbaren Bahnen deskriptiver Darstellung heraustreten und sich in den Dienst der experimentellen Morphologie stellen würde, die daraus großen Nutzen ziehen könnte. Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch einer bemerkenswerten Erscheinung gedenken, auf die ich durch die Beobachtungen von GEISENHEYNER und namentlich von GÜNTHART1) aufmerksam wurde. — Insbesondere der letztgenannte Autor hat die bekannte Erscheinung der unregelmäßigen Aufblühfolge von Dipsaceenköpichen zum Gegenstande eingehender Untersuchungen gemacht. Im Zu- sammenhange mit unserem Thema gewinnt eine Beobachtung be- sonderes Interesse, nämlich der vom Verfasser nachgewiesene Zusammenhang zwischen Förderung einzelner Blüten- zonen des Köpfchens und der Längsschnittsform des Blütenbodens. „Wo dieser stark gekrümmt ist, also vorzugsweise an der Spitze, oft aber auch in einer mittleren Zone, tritt das Blühen zeitlicher ein." Der Verfasser denkt daran (Flora, 1. c, S. 245), daß die Förderung an diesen Stellen darauf zurückzuführen wäre, daß die Blüten an solchen Stellen mehr „Baum" zur Ver- fügung hätten, stellt aber weitere Untersuchungen über diese Frage in Aussicht. 1) GÜNTHART, Diese Berichte, Bd. 36, 1917, S. 189 und Flora, Bd. 93, 1904, S. 199. 626 K. LiNsBAUKH: Über regenerative Mißbildungen an Blüten-Köpfcben. Diese Erscheinung, welche sich hier im Laufe der normalen Ontogenese vollzieht, hat eine unverkennbare Ähnlichkeit mit der Förderung der Blütenanlagen an den Wundrändern verletzter Hdianthusköpfchen. Der Wundrand der Scheibe entspricht voll- kommen dem stark gekrümmten Teil des Dipsaceen-Blütenhodens. Die von diesen Stellen ausgehende Förderung der Blütenanlagen kann in beiden Fällen zu einer (wenigstens scheinbaren) Umkehrung der Entwicklungsfolge führen, indem die in der Entwicklung zurück- bleibenden Teile des Meristems zu einem „relativen" Organisations- zentrum werden. Im Falle von Helianthus sind es jedenfalls nicht die geänderten Raumverhältnisse, welche die Entwicklungsförderung an den Wundrändern bedingen, da sich in dieser Hinsicht durch die Verletzung nichts geändert hat. Ich habe vielmehr die Ver- mutung ausgesprochen, daß die infolge der Störung des normalen Grewebeverbandes veränderten Spannungsverhältnisse die primäre Ursache der Entwicklungsförderung wären. Jedenfalls aber fallen die hier erwähnten Erscheinungen gleicherweise unter den Begriff der Morphaesthes ie im Sinne NOLLs1). Graz, Pflanzenphysiologisches Institut im September 1917. 1) Landw. Jahrb. Bd. 29, 1900. — Sitzungsber. d. niederrhein. Ges. f. Nat. u. Heilknd. 1900. FR. V. HÖHNBL: Über die Benennung, Stellung usw. 627 61. Fr. v. Höhnel: Über die Benennung, Stellung und Nebenfruchtformen von Sphaerella Fries. (Eingegangen am 11. Oktober 1917.) 1. Die Gattung Sphaerella Fries 1849 (non SOMMERFELT 1824) ist 1863 von CESATI und DE NOTARIS und 1875 von SACCARDO ganz unnötiger Weise anders charakterisiert worden, denn aus FRIES' Angaben (Sum. veg. scand. p. 395) geht ganz klar hervor, was er darunter verstand. Von den 7 von FRIES angeführten Sphaerella- Arten sind fünf Formen, die noch heute teils sicher, teils fast so als Sphaerella- Arten gelten. Eine ist eine Nebenfruchtform, die von FRIES nur als fraglich dazugesteilt wurde, und eine verhält sich genau so wie Sphaerella, hat aber vierzellige Sporen, wird daher heute zu Sphae- rulina Sacc. gestellt. Die heutige Pilz-Gattung Sphaerella ist eine Mischgattung, die auch Arten von Didymella Sacc. {Didymella pinodes (Berk. et Br.) v. H.), Didymcllina v. H. (D. Iridis (Desm.) v. H.), Mycosphaerellopis v. H. (M. Myricariae (Fuck.) v. H.), Leptophacidium v. H. (L. Um- belliferarum (Rbh.) v. H.) usw. enthält. Die gewöhnliche Angabe (WINTER, SCHRÖTER), daß Sphaerella büschelig oder rosettig angeordnete Schläuche hat, ist eigentlich un- richtig. Wenn der Schlauchboden stark concav und schmal ist, sitzen die Schläuche natürlich fast büschelig, ist derselbe jedoch breiter und flach, so stehen die Schläuche mehr minder parallel nebeneinander. Ein wesentlicher Unterschied zwischen diesen zwei Fällen ist nicht vorhanden. RABENHORST hat 1857 die Gattung Carlia auf Grund von Carlia Oxalidis Rbh.. aufgestellt. Wenn nun auch seine Gattungs- beschreibung ganz falsch ist, so ist doch die Grundart der Gattung wohlbekannt und die Gattung selbst von BONORDEN 1864 für seine Zeit richtig beschrieben worden. Die Grundart der Gattung Carlia Rbh. - Bon. ist die wohlbekannte Sphaeria depazeaeformk Auerswald. Diese ist nun eine typische Sphaerella Fries. Daher ist Sphaerella Fries 1849 = Carlia Rabh.-Bon. 1857—64 = Mycosphaerella Johanson 1884. ßer. der deutschen bot. Gestllsch. XXXV. 41 ,jjv FE. V. HüHNEL: 0. KUNTZE und MAGNUS wollten den Namen Carlia llbh.- Bon. auf Laestadia Auerswald 1869 übertragen. Allein die Grund- art dieser Gattung Laestadia alnea (Fr.) Awld. ist, wie ich fand, eine Gnomoniee und zwar eine Plagiostoma Fuckel 1869 ohne Schnabel und ohne Mündung, also keine Sphaerella Fr. Ich nannte daher die Laestadia alnea Gnomonina alnea (Fr.) v. H. Gnomonina v. H. ist eigentlich eine Perisporiacee, wie schon AlJERWALD sah, allein ihre Verwandtschaft mit Plagiostoma Fuck. ist eine so nahe, daß es richtiger ist, die Gattung zu den Gnomonie en zustellen. Zu den Perisporiaceen sollten nur jene Gattungen gestellt werden, die bisher keine Verwandtschaft mit bekannten Sphaeriaceen- Gattungen erkennen ließen. Aber auch der Name Guignardia Viala et ßavaz 1892 kann nicht statt des schon vergeben gewesenen Namens Laestadia ge- braucht werden, weil die Grundart Guignardia Bidioellii (Ellis) V. et R. nach dem Bilde in Zeitschr. f. Pflanzenkr. 1891, I. Bd., p. 312 ein dothidealer Pilz ist, eine Tatsache, die ich auch durch das Studium der Nebenfrucht derselben, der Phoma uvicola Berk. et Curt. bestätigt fand. Letztere Form ist durchaus phyllachoroid und ge- hört in die Gattung Phyllostictina Sydow (Ann. myc. 1916, XIV. Bd., p. 186). Guignardia V. et ß. 1892 ist gleich Phyllachorella Sydow 1914, nämlich eine kleine Phyllachora ohne Paraphysen. Daher muß statt des Namens Laestadia Awld. 1869 der Name Gnomonina v. H. 1917 für die typischen Arten der Gattung ange- wendet werden. Betreffend Sphaerella Fries wäre noch zu bemerken, daß er in Summa veget. scand. 1849 p. 421 auch die Gattung Stigmatca aufge- stellt hat, deren zweite Art St. maculaefornris eine Mycosphaerella ist. Wenn nun die erstangeführte Art, die ich nicht kenne, St. conferta Fries auch eine Mycosphaerella wäre, so hätte Stigmatca Fries 1849 vor Carlia Rabenh.-Bon. 1857—64 den Vorrang. 2. Sphaerella Fries 1849 galt bisher als eine unzweifelhafte Sphaeriaceen-Gattung. Nachdem ich 1911 die Dothideaceen- Gattung Haplodothis aufgestellt hatte, deren Ähnlichkeit mit Sphae- rella ich nicht verkannte (s. Fragm. Nr. 692), fand ich 1916—17, daß verschiedene europäische Sphaerella- Arten zu Haplodothis ge- hörten (s. oben p. 254 Nr. 85, 86). Dann aber fand ich, daß alle echten Sphaerella- Arten zu Haplodothis gehören. Damit war fest- gestellt, daß Sphaerella Fries eine Dothideaceen-Gattung ist. THEYSSEN und SYDOW in Ann. myc. 1915, XIII. Bd., p. 178 und 617) stellten Haplodothis mit Unrecht zu den Eu-Montagnelleen. Über die Benennung-, Stellung und Nebenfruchtformen usw. 629 Die Gattung kann nur als Dothideae oder Phyllachorinee betrachtet werden, zwischen welchen Abteilungen sie eine schwankende Hal- tung einnimmt. Die Gehäuse der Sphaerella- Arten sind keine Perithecien, sondern kleine (meist) einhäusige, perithecienähnliche Stromata. Solche Gebilde nenne ich Dothithecien. Manche Sphaerella-Arten haben besser entwickelte Stromata, die deutlich phyllachoroid gebaut sind. So die Mycosphaerella Aegopodn (P.) Potebnia. Diese Formen stellte ich (s. oben p. 252 Nr. 75) in die Gattung Oligostroma Sydow 1914 (Ann. myc. XII. Bd. p. 265, XIII. Bd. p. 592), in welche sie nach der Gattungsbeschreibung gut zu passen schienen. Seither hatte ich nun aber die Gelegenheit das Original - Exemplar der Grundart: Oligostroma Proteae Syd. zu prüfen, das ich dem Herrn Autor selbst verdankte, und mich davon zu überzeugen, daß dieser Pilz stark verschleimende Paraphysen hat und mithin mit Endodothella Th. et S. und nicht mit Carlia verwandt ist. Zunächst fand ich, daß der Pilz schon 1884 als Didymella maculaeformis Winter (Hedwigia, 23. Bd. p. 169) bekannt gemacht worden ist, wie mir das Original -Exemplar in RBH.-WlNT., F. europ. Nr. 3056, zeigte. WINTERS Beschreibung des Pilzes ist richtig, doch unvollständig, hingegen sind Angaben SYDOWs über die Paraphysen und Schläuche unrichtig. Der Scheitel der Perithecien bildet einen kleinen Clypeus, der mit der Epidermisaußenwand verwachsen ist. Das Ostiolum steht stets unter einer Spaltöffnung, was bei dothidealen Pilzen sonst wohl kaum vorkommt. Flächen- schnitte zeigen einen Kranz von radiären Periphysen im Ostiolum. Axialschnitte zeigen, daß unter dem Ostiolum ein dicker Ringwulst von Periphysen vorhanden ist. Die dickwandigen Schläuche geben mit Jod keine Blaufärbung und sind stets keulig. Das auffallendste am Pilze ist, daß er zweierlei Paraphysen hat. Die einen sind fädig, kürzer, haben ein sehr dünnes plasmaerfülltes Lumen und eine ganz hyaline stark quellende Wandung. Sie werden durch die Quellung bis 12 p dick und sind dann fast unsichtbar. Die anderen Paraphysen sind bis 160 fi lang, 4 — 6 ' 5 fi dick, derb- wandig, zellig-gegliedert und mit reichlichem grobkörnigen, etwas gelblichem Inhalte. Hier und da sind sie an den Querwänden etwas eingeschnürt und ähneln daher einer Kette von 2 — 3-zelligen Sporen. Sie scheinen leicht in ihre Glieder zu zerfallen und sind in der Tat wahrscheinlich gar keine Paraphysen, sondern eine Conidien- fruchtform, die neben den Schläuchen auftritt, wofür auch der reichliche Zellinhalt spricht. 41* <;3Q Fr, v. HÖHNEL: Über die Benennung, Stellung usw. Die Gattung Oligostroma Sydow.-em. v. H. kann erhalten bleiben, muß aber anders beschrieben werden, mit der Grundart r Oligostroma macidaeforme (Wint.) v. H. Die anderen Öligostroma-Ait&n. könnten z. T. zu Carlia ge- hören. 3. ( 'arlia Rabh.-Bon.-v. H. ist eine sehr einförmige Gattung, daher zu erwarten ist, daß sie auch betreffend ihrer Nebenfrucht- formen sich sehr einheitlich verhalten wird. Das ist, soweit bis jetzt bekannt, auch tatsächlich der Fall. Dieselbe zeigt dreierlei Nebenfruchtformen, einen Hyphomyceten und zwei Pyknidenformen, die aber auch gehäuselos entwickelt sein können. a) Der Hyphomycet gehört den nahe miteinander formverwandten Gattungen Cercospora Fres., Passalora Fries oder Fusicladiella v. H. an. Auch Cercosporidium Earle, Cercosporella und JRawn- laria sind teils sicher, teils wahrscheinlich Nebenfruchtformen von ( 'arlia- Arten. Passalora ist eine Cercospora mit zweizeiligen, mehr spindelförmigen Conidien. Bei beiden Gattungen kommen die Träger gebüschelt aus den Spaltöffnungen. Fusicladiuni Bonord. ist nicht, wie angegeben wird, von Passalora kaum verschieden, sondern davon ganz verschieden, zu Sphaeriaceen ( Venturia) gehörig. Bei Fusicladiella v. H. brechen die Conidienträger einzeln durch die Cuticula und bilden nur je eine endständige, große, länglich-zylindrische, dicke, zweizeilige Conidie. Der Hyphomycet tritt zuerst auf. b) Die eine Pyknidenfrucht tritt nur selten fast ohne Gehäuse auf und hat sehr kleine, stäbchenförmige Conidien, die end- und seitenständig auf verzweigten (Stictochorella v. H.) oder netzig verbundenen (Plectophoma v. H.) Trägern sitzen. Die betreffenden Formen standen bisher unter Phyllostidu und Phoma. c) Die zweite Nebenfrucht stellt das dar was FRIES Septoria nannte. Schon FRIES (System, myc. 1823, II. Bd., p. 480) wußte, daß die Septoria- Arten mit und ohne Gehäuse vor- kommen. Die von ihm in Elenchus fung. 1828,11. Bd., p. 118 angeführten drei Grundarten (S. Ulmi, Oxyacanthac (Kze.) und Fraxini), sind, wie bekannt, alle Nebenfrüchte von Sphacrella- Arten, und stehen heute in der Gattung Phloeospora Wallr. Da die Septoria- Arten je nach ihrem Alter und Umständen entweder gar kein oder ein unvollständiges oder ganzes Gehäuse besitzen ist es unmöglich, die Gattungen Phloeospora Wallr., Phloeo- FR. VON HÖHNEL: System der Diaportheen. 631 diora v. H. (s. oben p. 252 Nr. 75), Septogloeum Sacc. und Cylindro- sporium Sacc. p. p. (non GREVILLE) nebeneinander aufrecht zu er- halten. Alle in diesen Grattungen stehenden echten Arten müssen fernerhin zu Septoria gestellt werden und diese Gattung muß im Systeme der Fungi imperfecti zweimal angeführt werden, wegen der wechselnden Ausbildung. Als Beispiele führe ich an, daß zu Carlia Fraxini (Niessl) v. H. die Cercospora Fraxini (D. C.) Sacc, Stiäochorella Fraxini v. H. (Syn.: Phyllosticta osteospora Sacc. F. Fraxini) und Septoria Fraxini Fries gehören. Zu den vielen bisher nur unreif bekannten, bisher als Phylla- chora bezeichneten Carlia- Arten auf Blättern von Doldengewächsen gehören gewiß die verschiedenen Formen von Passalora depressa (B. et Br.) v. H. (die kein Fusicladium ist). Eine Passalora ist bisher auf Aegopodium noch nicht gefunden worden, wohl aber hat Carlia Podagrariae (Roth.) v. H. die Septoria Podagrariae Lasch und Stictochorella Aegopodii (Curr.) v. H. als Nebenfrüchte. Carlia Aronici (Volk.) v. H. hat als Nebenfrüchte die Frusi- claäiella Aronici (Sacc.) v. H. nebst einer Stictochorella und einer Septoria. 62. Fr. von Höhnel: System der Diaportheen. (Eingegangen am 11. Oktober 1917.) In meinen Fragmenten zur Mykologie habe ich mehrfach darauf hingewiesen, daß die heutigen Systeme der Sphaeriaceen der Hauptsache nach auf äußerlichen oder weniger wesentlichen Merkmalen beruhen und daher unrichtig sind. Ein natürliches System derselben muß vor allem auf dem Bau des Kernes der Perithecien fußen. Demgemäß habe ich verschiedene Bautypen für den Perithe- cienkern aufgestellt, wie den der gewöhnlichen Sphaeriaceen, den Typus der Diaportheen und den der Coronopboreen. Der von mir auch angegebene My cosphaerella-Ty pus muß ausgeschieden werden, da sich die betreffenden Pilze als von dothidealer Natur heraus- gestellt haben. Ebenso kommen alle jene Gattungen und Arten nicht in Betracht, die zu meinen Pseudosphaeriaceen gehören. Weitere Untersuchungen werden gewiß noch andere Typen kennen Fr. von Höhnel: lehren. Die zwei wichtigsten Typen sind die der gewöhnlichen Sphaeriaceen, wie ihn etwa Phospora, Leptosphaeria, Melanconis usw. zeigen und der Typus der Diaportheen (einschließlich der Euval- seen). Bei diesem letzteren Typus sind die Schläuche mit einem sehr dünnen und vergänglichen Stiel versehen, der in demselben Perithecium sehr verschieden lang ist. Infolge davon stehen die Schläuche nicht in einer einfachen Lage an der Innenwand der Perithecien, sondern in allen möglichen Höhen und füllen meist den ganzen Hohlraum derselben aus. Nachdem in demselben Ge- häuse alle Schlauchstiellängen vorkommen, steht jeder Schlauch in einer anderen Höhe und kommen keine gesonderten Schlauch- schichten zustande. Echte Paraphysen fehlen völlig. Doch kommen nicht selten spärliche, sogenannte Pseudoparaphysen vor, nämlich meist lange, sehr zarthäutige, inhaltsleere, meist septierte, breite oft bandartig flache Fäden, mit faltiger Zellmembran. Da die Stiele der Schläuche zur Reifezeit meist schon aufgelöst sind, liegen diese schließlich^frei, aber dicht aneinander stoßend im Perithecium, lösen sich beim Zusatz von Wasser schon bei schwachem Drucke auf das Deckglas leicht von einander in der Flüssigkeit sich ver- teilend. Die Schläuche der Diaportheen sind stets sehr zarthäutig und unten spitz und oft lang und fein ausgezogen, niemals unten knopfig. Oben sind sie verschmälert und abgestutzt. Wenn sie genügend groß sind, zeigt die Spitze derselben einen eigenen Bau. Der Porus befindet sich in einem kurz-zylindrischen Fortsatz, der in das Schlauchlumen ragt und von einer mit dem Schlauchplasma ausgefüllten Kingfurche umgeben ist. Jod färbt den Porus niemals blau. "Wenn die Sporen fädig sind, ist der Schlauch zylindrisch, sonst aber stets oben schmal abgestutzt — spindelförmig. Die Sporen sind stets hyalin, einzellig bis vierzellig, meist länglich bis spindelförmig, doppelspindelig bis fädig oder allantoid. Niemals kugelig, und nie mauerförmig geteilt. Sie sind stets zarthäutig und zeigen die länglichen, in der Regel mehrere in einer Reihe liegende Oltröpfchen. Die Perithecien sind mit Ausnahme von Winterina Sacc. stets eingewachsen, meist verhältnismäßig dünnwandig, häufig blaß bis hyalin, seltener derbhäutig und kohlig. Periphysen meist fehlend oder undeutlich. Mündung flach bis lang geschnäbelt. Stroma fehlt vollständig oder ist vorhanden, sehr verschieden, und bald schwach, bald sehr stark entwickelt, oft nur durch eine schwarze Saumlinie angedeutet, die aber auch fehlen kann. Die Diaportheen zeigen häufig, wenigstens in einem ihrer Bestandteile, manchmal System der Diaportheen. 633 auch in allen ihren Teilen, eine weiche, Hypocreaceen-artige Be- schaffenheit, so namentlich Mazzantia, Diaporthopsis und viele stromatische, Blätter bewohnende Gattungen. Die so beschaffenen Grattungen deshalb zu den Hypocreaceen zu stellen, oder in eine eigene Zwischengruppe, die in der Mitte zwischen den Hypocrea- ceen und Sphaeriaceen stehen würde, wäre verfehlt. Eine solche Zwischengruppe würde die systematischen Schwierigkeiten nur ganz ungemessen vermehren. Zu den Hypocreaceen dürfen nur solche Gattungen gestellt werden, welche mit Sphaeriaceen keine zweifellose Verwandtschaft erkennen lassen und die in keinem ihrer Teile Sphaeriaceen-artig dunkel gefärbt oder gar kohlig sind. Auch Formen mit ganz hyalinen Perithecien, aber mit schwarzem Schnabel, oder dunklem Stroma, oder nur einer schwarzen Saum- linie gehören zu den Sphaeriaceen. Einzelne Merkmale dürfen für die Klassifikation nicht maßgebend sein, sonst bekommt man künst- liche Gruppen, die allerdings leichter zu beschreiben sind, als die natürlichen, deren Fassung oft große Schwierigkeiten macht. Nur die Gesamtheit der Merkmale einer Form und die unzweifelhafte Verwandtschaft derselben soll maßgebend für ihre Einreihung sein. Die Diaportheen bilden einen engen Verwandtschaftskreis. Trotzdem waren die hier zusammengefaßten Gattungen in einer ganzen Reihe von verschiedenen Familien verteilt. Das folgende System derselben enthält Gattungen, die bislang bei den Dothidea- ceen, Sphaerelloideen, Melanconideen, Melogrammeen, Gnomonieen usw. standen. Außer den im Systeme zusammengefaßten 33 Gattungen wer- den gewiß noch andere zu den Diaportheen gehören. Doch ist es unmöglich auch aus den besten Beschreibungen sichere Schlüsse zu ziehen, da auch genaue Beschreibungen falsch werden, wenn sie ohne die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen verfaßt sind. Die Gattung Viaiaea Sacc. habe ich nicht gesehen, doch nahm an, daß sie hierher gehört. Gibellia dotkideoides Berl. et Sacc. ist jedenfalls eine Diapor- thee und trotz der deutlichen, dunklen Perithecien von Mazzantia kaum verschieden. Denn auch Mazzantia hat echte Perithecien, die aber blaß bis hyalin sind. Manchmal entwickeln sie aber nach W. KRIEGER sogar einen vorstehenden Schnabel. (Siehe dagegen THEISSEN und SYDOW in Ann. myc. 1915, XIII. Bd., p. 185). Septomazzantia Th. et Syd. (Ann. myc. 1915, XIII. Bd., p. 193) ist angeblich eine Mazzantia mit zweizeiligen Sporen und daher, wenn dies richtig ist, eine Diaporthee. Ö34 FB. von Höhnel: Yalsonectria Spegazzini (Syll. Fung. II. Bd., j). 519) ist nach der Beschreibung von Endothia Fries nicht verschieden. Urosporella Atkinson 1897 (Syll. F. XIV. Bd., p. 523) und Urospora Fabre (Ann. scienc. nat. 1880, IX. Bd., p. 75) könnten Diaportheen sein. Ceriospora Dubyi Niessl ist keine Gnomoniee, sondern mit Didymella verwandt. ( 'eriospora bicalcarata (Ces.) Sacc. ist nicht wie NlESSL meint eine Diaport hc. sondern eine echte Ceriospora. Ceriospora xantha Sacc. ist eine neue Melogrammeen-Gattung, die ich Keissleria nannte. Anisogramm« Theyss. et Syd. (Ann. myc. 1916, XIV. Bd., p. 451) ist mit Apioporthe v. H. synonym und daher keine Melo- grammee. Lacstadia Auerswald ist gleich Gnomonina v. H. nach der Grundart. Qryptoderis Auerswald 1869 ist gleich Pleuroceras Riess 1854. Linospora Fuckel 1869 ist auch gleich Pleuroceras Riess. Calospora Nitschke-Fuckel 1869 ist nach dem Typus gleich Diaporthc Nitschke 1870. J'eroneutypellu Berlese 1902 ist gleich beoptria Nitschke 1867. Trotzdem ich in meinen Fragmenten zur Mykologie gezeigt habe, daß die Einteilung NlTSCHKES der Gattung Diaporthe im Euporthe, Tetrastaga und Chorostate unhaltbar ist, wurde doch die Gattung Chorostate (Sacc.) Berlese 1906 aufgestellt, die ich nicht annehme. Acanthonitschkea Spegazzini 1908 (Syll. Fung. XXII. Bd., p 68) könnte eine Vatsee v. H. (non Aut.) sein. Ebenso Neosimmermannia Koorders 1907 (Verh. Akad. Wetensch. Amsterdam, II. Sect. XIII. Deel Nr. 4 p. 59). Die Periphysen und das Verhalten der Schläuche gegen Jod müssen bei den Diaportheen noch weiter geprüft werden. Mein System der Diaportheen ist nun folgendes: I. Eu-Diaportheen v. H. Sporen nicht allantoid. I. Sporen einzellig, hyalin, länglich. A. Blattpilze. a) Ohne Stroma, mit aufrechtem, mittelständigem Schnabel . . Gnomoniella Sacc. b) Ohne Schnabel, mit stromati- schem Clypeus ...... SphaerognmnoniaV 'otebnia System der Diaportheen. 635 c) Mit Schnabel, im Stroma ein- geschlossen Mamianiella v. H. B. Stengel- und Zweigpilze. a) Stroma valsoid CryptosporeUa Saccardo b) Stroma eutypoid, oft nur Saum- linie vorhanden . . . . . . Diaporthopsis Fabre c) Stroma knollenförmig, einge- wachsen, wenig hervorbrechend Mazsantia Montagne IL Sporen hyalin, länglich bis spindelig; sehr ungleich zweizeilig. A. Blattpilze. a) Ohne Stroma ct. Perithecien und Schnabel aufrecht Apiognomonia v. H. ß. Perithecien schief liegend, Schnabel seitlich schief . . Plagiostomella v. H. b) Perithecien in einem Stroma eingesenkt. ct. Schnabel kurz; Perithecien weichhäutig, nicht kohlig . Hypospüa Fries. ß» Schnabel weit vorstehend; Perithecien derb, dunkel, fast kohlig Mamiania Ges. et de Not. B. Zweigpilze. Stroma mächtig, diatrypoid, hervorbrechend ; Perithecien prismatisch-zylindrisch, parallel gelagert Apioporthe v. H. III. Sporen gleich zwei-, selten vierzellig; mit einer Reihe von Oltröpfchen; länglich-spindelig. A. Ohne Stroma oder Clypeus. a) Schläuche achtsporig. cc. Perithecien oberflächlich, derb, rauh, einsinkend, auf Holz und Rinden .... Winterina Saccardo. ß. Perithecien eingewachsen. X Perithecien ohne Müudung, schüsseiförmig ein- sinkend mit hellerem Randfleck Gnomonina v. H. X Perithecien mit Mündung und Schnabel. O Perithecien aufrecht, mit mittelständigem auf- rechtem Schnabel. = Sporen zweizeilig Gnomoida Ces. et de Not. = Sporen vierzellig Gnomoniopsis Berlese. 636 Fr. von Höhn el: O Perithecien schiefliegend, Schnabel seitlich, schief Plagiostoma Fuckel. b) Schläuche vielsporig. «. Blattpilze, Sporen zweizeilig Rehmieüa Winter. ß. Zweigpilze, Sporen ein- bis zweizeilig Ditopclla de Not. B. Stroma vorhanden. a) Blattpilze. Stroma einfrüchtig, als oberer und unterer Clypeus entwickelt ; Perithecien mit einer Hülle von oxalsaurem Kalk Chalcosphaeria v. H. b) Zweigpilze, selten auf Coniferen-Nadeln. a. Sporen zweizeilig, mit 2—4 Oltröpfchen, meist kleiner. X Stroma warzenförmig, lebhaft gelb bis rot gefärbt. Perithecien parallel . . Endothia Fries. X X Stroma nicht lebhaft gefärbt, valsoid oder eupor- thoid, manchmal fast fehlend und nur durch eine schwarze Saumlinie angedeutet Diaporthe Nitschke. ß. Sp. groß vierzellig. Stroma valsoid Calosporella Schröter. IV. Sporen zweizeilig, lang, in der Mitte dünner, doppelspindelig. A. Ohne Stroma; meist Blattpilze; Perithecien schief liegend, mit kurzem seitenständigem Schnabel; Sporen leicht in zwei Hälften zerfallend .... Pleuroceras ßiess. B. Mit Stroma; Zweigpilze; Sporen deutlich doppelspindelig . . . Viaiaea Saccordo. Y. Sporen fadenförmig oder cylindrisch, lang. A. Ohne Stroma; Perithecien schief liegend, Schnabel seiten- ständig; Blattpilze; Sporen fädig Ophiognomonia Saccardo. B. Stroma einfrüchtig, geschlossen; Perithecien blaß, Blatt- pilze. Sporen fädig. a. Stromagewebe braun; Perithe- cien mit Schnabel Phoma Fries. ß. Stromagewebe kohlig, Perithe- cien schnabellos Geuthocarpon Karsten. C. Stroma mehrfrüchtig, valsoid; Zweigpilze, Sporen zylin- drisch, gerade oder gekrümmt . Gryptospora Tulasne. II. Valseen v. H. (non Aut.) Sporen allantoid. A. Mit Phaeostilbeen-Nebenfrucht. Schnäbel sehr lang vorstehend. a) Stroma eutypelloid Scoptria Nitschke. b) Stroma eutypoid, oft nur angedeutet; Perithecien meist einzeln stehend Peroneutypa Berlese. System der Diaportheen. 637 B. Ohne Phaeostilbeen-Nebenfrucht. a) Stroma meist valsoid, wenig entwickelt, vom Rindengewebe kaum verschieden. Scheibe selten rein weiß. Schläuche 4 — 8 sporig Valsa Fries p. p. b) Stroma valsoid, gut entwickelt, mit eigener Basalschichte. a) Schläuche 4 — 8 sporig . . Lencosioma Nitschke-v. H. ß. Schläuche vielsporig . . . Valsella Fuckel. Im folgenden gebe ich ein Verzeichnis der Grundarten der im obigen Systeme aufgenommenen Gattungen. Apiognomonia veneta (Sacc.) v. H. (Laestadia Sacc). Apioporthe anomala (Peck) v. H. {Diatrype Peck). ( 1alosporella platanoides (P.) v. H. {Sphaeria Persoon). ( 'euthocarpon populinum (P.) Karst. {Xyloma Persoon). Ghalcosphaeria Pustula (P.) v. H. {Sphaeria Persoon). Cryptospora suffusa (Fr.) Tul. {Sphaeria Fries). Cryptosporella hypodermia (Fr.) Sacc. {Sphaeria Fries). Diaporthe Eres Nitschke und andere. Diaporthopsis nigrella (Awld.) Fabre {Leptosphaeria Auerswald). Bitopella ditopa (Fr.) v. H. {Sphaeria Fries). Endothia radicalis (Schw.) Fries {Sphaeria Schweiniz). Gnomonia vulgaris Ces. et de Not. {Sphaeria Gnomon Tode). Gnomoniella tubaeformis (T.) Sacc. {Sphaeria Tode). Gnomonhia alnca (Fr.) v. H. {Sphaeria Fries). Gnomoniopsis Chamaemori (Fr.) Berlese {Sphaeria Fries). Hypospila bifrons (D. C.) Fries {Xyloma De Candolle). Leucostoma Massariana (de Not.) v. H. (Valsa de Notaris). Mamiania fimbriata (P.) Ces. et de Not. {Sphaeria Persoon). Mamianiella coryli (B.) v. H. {Sphaeria Batsch). Mazsantia Galii (Fr.) Mont. {Sphaeria Fries). üphiognomonia procumbens (Fuck.) Berl. {Linospora Fuck.). Peroneutypa corniculata (Ehrh.) Berl. {Sphaeria Ehrhart). Phoma Gapreae (D. C.) v. H. {Sphaeria De Candolle). Plagiostoma Euphorbiae (Fuckel). Plagiostomella petiolicola (Fuck.) v. H. (Plagiostoma Fuckel). Pleuroceras Cryptoderis (Lev.) v. H. {Sphaeria Leveille). Rehmiella alpina "Winter. Scoptria isariphora Nitschke. {}3g A. Schulz: Sphaerognomonia carpinea (Fr.) Potebnia (SpJiaeria Fries). Yälsa ambiens (P.) Fries (Sphaeria Persoon). Valsel/ti Salicis Fuckel. Viaiaea insculpta Saccardo. Winierina tuberculifera (E. et Ev.) Sacc. ( Winterin Ellis et Ev.). 63. A. Schulz: Über die Nacktgerste bei griechischen Schriftstellern des Altertums. (Eingegangen am 22. Oktober 1917.) In meiner Abhandlung „Über die nackte und die beschalte Saatgerste der alten Ägypter" im 34. Bande dieser Berichte1) habe ich es für zweifelhaft erklärt, ob der im zweiten Jahrhundert n. Chr. lebende griechische Arzt und Schriftsteller GALENOS wirk- lich, wie es FR. KÖRNICKE2) annahm, die Nacktgerste gekannt hätte. Er sage zwar in seinem (gewöhnlich, doch unrichtig, neqi iQOiftiSv dvväfiscog genannten) Werke neqi räv «V ralg Tootpalc din-ctfiscov3): „doffmQ sv Kannadoxiq ^iv to y.'vXoi'fiivov yvfivcxgid-ovus es sei aber recht zweifelhaft, ob dieses Getreide wirklich Nacktgerste gewesen sei. Denn die Griechen hätten die be- s ehalte Saatgerste — im Gegensatz zum Weizen — als nackt, d. h. spelzenlos, bezeichnet4),- weil ihre Deckspelze und Vorspelze bei der Reife und beim Drusch sich nicht von der Frucht lösen, sondern mit dieser verbunden bleiben, also scheinbar garnicht vor- handen sind, ihre Hüllspelzen aber sehr winzig sind und deshalb leicht übersehen werden können. Und auch die Römer hätten die beschalte Saatgerste für nackt erklärt5). Vielleicht sei GALENs yvfivöxQixJov eine Form von Hordeum distichum gewesen, bei der die Grannen zur Zeit der Reife leicht abbrachen, oder die überhaupt 1) Berlin. 1916, S. 607-619, mit Taf. XVIII. 2) Die Arten und Varietäten des Getreides (Berlin 1885) S. 136. 166. 3) Galeni opera, ed. KÜHN, Bd. 6 (Leipzig 1821) S. 620. 4) Vergl. THEOPHRASTOS, IUqI tfVTWV iarogias VIII, 4, 1 (Ed. FR. WlMMHR): „ftakutra • ag d>i yrfivoantQpa'iov tj XQi&q", 6) Vergl. COLUMEL-LA, de re rustica II, 9, 16 (Ed. J. M. GESNER): „null» vestitum palea granum eius celeriter deeidit"; PLlNlüS, Nat. hist. XVIII, 61 I. L. Jan-C. Mayihu i i: „hordeum maxime nudum". Über die Nacktgerste bei griechischen Schriftstellern des Altertums. Q3Q- grannenlos war. Nach KURT SPRENGEL1) sei in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf der Insel Zante unter dem Namen yvfipoxgidi eine Gerstenform angebaut worden, von der SlBTHORP sage, sie sei „destitute of beards", also grannenlos2). Ich möchte jetzt aber doch annehmen, daß GALENs kappadokische Gerste Nacktgerste ist. Denn in seiner Schrift nsqi htntvvovmic. fimhrc, einem Vorläufer seines vorhin genannten großen diätetischen Werkes, nennt er diese Gerste „xQi&rj yv[ivr[u\ er sagt: „yivsrai ö'6\> uCiv sdveGi xoi&r/ yi'^i'rj, xattccmQ ev Kannaöoxiq, xai xaXetzat ovmg ttqöc ccvtoop ixeivojv (og ipoi v%v eigyrai xai i tu faXXu xaXXiGcr] xai «5 {dato: tofimg %6vöqoc sifirlS'eTffa Gvv nvt tmv yXrxmv oivow smvrjdetoTarr] Äi](f9ijvai3)": Diese Worte können sich wohl nur auf eine Nacktgerstenform beziehen. Ob es jedoch die Himmelsgerste, Hordeum vulgare coeleste L. war, wie FR. KÖRNICKE4) vermutete, oder ob sie vielleicht zu H. distichum gehörte, darüber läßt sich garnichts sagen. GALENOS ist aber nicht der einzige Schriftsteller des Alter- tum-, der die Nacktgerste erwähnt. Sie war vielmehr schon dem Stifter der pneumatischen Aerzteschule, ATHEN AIOS aus Atta- leia (in Pamphylien?5) bekannt, der zur Zeit des Kaisers CLAUDIUS (41 — 54 n. Chr.) in Rom lebte6). Dieser sagt im ersten Buche seines großen medizinischen Werkes mgi ßor^^ärow, aus dem 1) K. Sprengel, Theophrast's Naturgeschichte der Gewächse, über- setzt und erläutert, Teil 2 (Altona 1822) S, 303. 2) SPRENGEL scheint allerdings diese Gerstenform der Insel Zante für die Himmelsgerste, Hordeum vulgare coeleste L. gehalten zu haben. 3) GALENOS, ntgl ktTiTwovotj? Jiairqs 44 (Ed. 0. KALBFLEISCH). W. FRIE- BOES und F. W. KOBERT, Galens Schrift „Über die säfteverdünnende Diät", Abhandlungen zur Geschichte der Medizin, herausg. von H. Magnus, M. Neu- BURGER und K. SUDHOFF, Heft 5 (Breslau 1903) S. 23 u. 41, übersetzen xo&tj yvuvfi durch „Gerste ohne Hülsen". Ebenso schreibt OREIBASIOS, der in seinem oben erwähnten Werke (U. 0. BUSSEM AKER u. Ch. DAREMBERG, Oeuvres d'Oribase, Bd. 1, Paris 1851, S. 9) die zitierte Stelle aus GALENs mgi tuv Ip t<* c TQoyais dvyo/utcjf anführt, „to xaloi'fxivov^j yvfxvri xqi9tju. Auf Grund hiervon und des Codex parisinus suppl. gr. 634 von Galens soeben genanntem Werke schreibt auch G. HELMREICH in seiner neuen Ausgabe dieses Werkes in den Programmen d. K. humanisti- schen Gymnasiums in Ansbach für d. Schuljahre 1904/5—1908/9 (Ansbach 1905—1909) (1904 5 S. 52) „rb xalov/Mvou yvpvi} xqi9tj". 4) a. a. 0. S. 166. 5) Es gab mehrere Städte dieses Namens. 6) Vergl. M. WELLMANN, Die pneumatische Schule bis auf Archigenes in ihrer Entwicklung dargestellt, Philologische Untersuchungen, herausg. von A. KlESSLING n. U. von WiLAMOWITZ-MÖLLENDORFF, Heft 14 (Berlin 1895} S. 5 u. f., 203. 640 A.- SCHULZ: Über die Nacktgerste bei griechiscben Schriftstellern usw. OREIBASIOS, der bekannte (im vierten Jahrhundert n. Chr. lebende) Leibarzt des Kaisers IULIANOS in seinen avvayooyal laroixal nqoq lovhavov Bruchstücke1) mitgeteilt hat: „tüv xqi&wv cu [isu yi\uvai xat mfloioi nokixvÄoi is etat, xal noltvQoyoi, t> i f dj c n ? dj e i n c fiii Me 4 %% Sd)(HjCV VI. filiCgöait(Ci()C tonnen ich bcm 10, fleymbet b. $3. in bie enbgüttigen .©tütf e mit 3iu§fd)eiuen umgetaufdjt werben. £)er llmtaufdi finbet bei ber „ttnttaufctnteae für feie &ric(\$> anleiljen". «erlitt W.8. SBehrenftrafce 22, fiatt. Slufeerbetn übernehmen fämtlufie WctcrjSbanfanftaltcu mit Maffeneinridjtnng bw (yim 15. 3>\\U 1918 bie foftenfreie SSermittelung be3 llmtnufcrjeS. s)lad) biefem ^eitpunft lünneu bie 3mifd]cnfd)eine nur uod) unmittelbar bei ber „ttmtaufäjfieÜe für bie Mricn^nntciben" in Berlin umgetaufäji merben. S)ie 3tüifcr3en[cr)eine finb mit äSergeidjniffen, in bie fie und) beu «Betragen unb iuuerbafb biefer und) ber Stommernfolge georbnet eimn= tragen finb, it>ärjrenb ber 33ormittag3öienftftunben bei beu genannten Stellen cin;mreid]en; Formulare 51t ben SSerscidtjniffen finb bei aücu ^eid)c-banfan;ta(teit erbnütid). Firmen unb faffen fjabcu bie oon ibucn eingereiditen ^uufdjcn- fdjcinc rcd)t* cbernalb ber Stüd'mtmmcr mit irjrem girmenftempel ut uerfefjeu. 2. ©er Umtauf d) ber JttJtfcftenfdieitte für bie 5% Srijulbuer* fcöreibuiiflen ber Tl. &rien*anleine finbet gemäß unferer Wüte v. 9föt& uerüffentliditeu Sefcmntmadjung bereits feit bem 26. 9loDemkr b. %a. bei bcr„UiKtau»d)fieflc für bie £riea$anleilien". SBcrlin W8, 35ei>ren= ftrafje22. fomiebei fämtiid)en^eid)obnnfnnftn(ten mit.Maffcneiurid)tuiui ftntt. 2km beu •Jmifdicnfdjcinen für L, III., IV. unb V. SrieflSanleine ift eine größere Stnaaljl nod) immer uid)t in bie enbgültigen Stüde mit beu bereits feit 1. Slpril 1915, 1. Cftoöer 1916, 2. Sanitär, 1. Sult nub 1. Dftober b. 3& fällig gemefenen 3in§fd)einen nmgctanfdit morben. Sie Inhaber merben aufgefordert, biefe ■))mifdienfd)einc in Üjrem eigenen ontereffc möglidjfi balb bei ber „Umt^uföiftfUe für bie Äiien«rtn'ci^en", Berlin W S, :el)renftrofje 22, ,yun llmtnufd) einutreidien. 33 er Hn, im -Dezember 1917. 9vetd)§Mnl = ®iref tortum* •\> aneuftein. v. örttnm. o BAND XXXV. JAHRGANG 1918. HEFT 9. BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. FUNFUNDDREISSIGSTER JAHRGANG. HEFT 9. (Mit Tafel XI— XII.) AUSGEGEBEN AM 24. JANUAR 1918. BERLIN, GEBRÜDER BORNTRAEGER, W 35 Schöneberger Ufer 12 a 1918 Es wird gebeten, die dritte Umschlagsseite zu beachten. I Inhaltsangabe zn Heft 9. Seite Sitzung vom 30. November 1917 643 Mitteilungen. 65. G-eorg Lakon: Über die Festigkeit der Uuhe pana- chierter Holzgewächse. (Mit 1 Abbildung im Text.) . . 648 66. Hans Molisch: Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze. Nr. 8: Über organische, kristallisierende Stoffe in Gentiana germanica Willd. (Mit Tafel XI.) 653 67. Arthur Meyer: Das ergastische Organeiweiß und die vitülogenen Substanzen der Palisadenzcllm vonTropaeolum majus. (Mit 4 Abb. im Text.) 658 68. Arthur Meyer: Die chemische Zusammensetzung des Assimilationssekretes 674 69. Bruno Schröder: Phytoplankton aus dem Schlawasee. (Mit 2 Textabbildungen und Tafel XII.) 681 M Achate Sitzung der Gesellschaft: Freitag, den 25. Januar 1918. abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pflanzenphysiolog. Instituts d. Universität, Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Straße 1. Sitzung vom 30. November 1917. 643 Sitzung vom 30. November 11)17. Vorsitzender: Herr 0. REINHARDT. Der Vorsitzende macht Mitteilung von dem Ableben dreier Mitglieder. Herr Professor Dr. August Mrazek in Zwittau (Mähren), verstarb am 8. Januar 1917, Herr Dr. Maryan v. Raciborski. Professor an der Universität und Direktor des Botanischen Gartens in Krakau, verstarb am 27. März 1917, Herr Dr. Hermann von Vöchting, Professor an der Universität und Direktor des Botanischen Gartens in Tübingen, verstarb am 24. November 1917. Die Anwesenden ehren das Andenken an die Verstorbenen durch Erheben von ihren Plätzen. Als neue Mitglieder werden vorgeschlagen die Herren Du Rietz, Einar, Assistent am Pflanzenbiologischen Institute der Universität Upsala (durch R. SERNANDER und H. KYLIN), Melchior, Hans, stud. phil., Hilfsassistent am Pflanzenphysiologischen Institut der Universität Berlin in Charlottenburg, Knesebeck- straße 30 (durch G. HABERLANDT und 0. REINHARDT), Schmidt, Dr. Ernst, z. Zt. Leutnant d. Res., 2. Batt., Landw.-Feld- Art.-Regt. 256 (durch A. MEYER und L. DlELS), Weese, Josef, K. K. Professor in Wien III, Sofienbrückengasse 20 (durch T. F. HANAUSEK und FR. V. HÖHNEL), Rasmussen, Hans, Lic. phil., Svenske Sockerfabriks Aktiebolaget in Hilleshög b. Landskrona (Schweden) (durch J. BEHRENS und J. BROILI). Ber. der deutschen bot Geseüsch. XXXV. 42 qaa Sitzung vom 30. November 1917. Di i Vorsitzende verliest folgende Adresse an die Sencken- bergische Naturf.-Gesellschaft, die von Herrn Prof. Dr. DlNGLER- Aschaffenburg am Tage der Hundertjahrfeier verlesen und dein 1. Direktor Herrn Prof. Dr. KNOBLAUCH im Namen der Deutschen Botanischen Gesellschaft übnreicht wurde. Der Senckenbergischen Naturf orschenden Gesell- schaft sendet die Deutsche Botanische Gesellschaft zur Jubelfeier am 22. November 1U 17 herzlichen Gruß und aufrichtigen Glück- wunsch. Seit einem Jahrhundert steht die Senckenbergische Natur- forschenden Gesellschaft im Mittelpunkt des naturkundlichen Strebens in Frankfurt a. M. In unermüdlicher, aufopferungsvoller Arbeit, einträchtigem und zielbewußtem Zusammenwirken haben ihre Leiter und Mitglieder, unterstützt durch den Gemeinsinn der Bürgersehaft, diese Stellung behauptet und befestigt, immer gerüstet und fähig, den stets sich vergrößernden Anforde- rungen gerecht zu werden. Aber der segensreiche Einfluß der Gesellschaft hat keine Schranke gefunden an den Grenzen der Stadt oder der Landschaft. Weit hinaus in das Deutsche lieich, über Europa, über den Erdball erstrecken sich ihre Ver- bindungen, im wechselseitigen Austausch gab und sammelte sie neuen Stoff und neue Kraft zur Forschung und #zur Belehrung. Die Aufgabe, alle Zweige der Naturkunde zu pflegen, hat die S-nkenbergische Naturforschenden Gesellsehaft jederzeit mit Eifer und L'msicht zu erfüllen gestrebt. Die Umstände haben freilich mit sich gebracht, daß die Botanik neben den verwandten Disziplinen der Naturforschung im allgemeinen zurücktrat. Aber wenn sie auch nicht das Lieblingskind der ^•■Seilschaft war, so hat es ihr doch an deren Fürsorge von Anfang an nicht gefehlt. Denn die Begründer der Sencken- bergische Naturl'orschenden Gesellschaft wollten in erster Linie dem durch die Kriege in Verfall geratenen Senckenbergischen Medizinischen Institut, damals der einzigen naturwissenschaft- lichen Anstalt der Stadt, wieder aufhelfen und neben der Anatomie den Botanischen Garten erhalten, den schon sein erster Leiter JOHANN JAKOB EEICHARD, auch außerhalb Frankfurts zu Ansehen gebracht hatte. Und was noch wichtiger ist, die Botanik fand unter den Mitgliedern der Gesellschaft begeisterte, fähige und opferfreudige Jünger, die das Studium der Scientia amabilis tätig [orderten. Unter ihnen muß zuerst JOHANNES BECKER, Stiftsbotanikus und Vorsteher des Botanischen Gartens. Verfasser SitzuDg vom 30. November 1917. 645 der „Flora der Gegend um Frankfurt a. M.", der Schöpfer der botanischen Sammlung der Gesellschaft genannt werden. Ihm folgten GEORG FRESENIUS, der nicht nur die heimatliche Flora, sondern vorzüglich auch die von RÜPPELL in Ägypten, Arabien und besonders in Abyssinien gesammelten Pflanzen bearbeitete. H. TH. GEYLER und ADOLF METZLER, die sich um die Ordnung und Vermehrung der Sammlungen verdient machten, der frühver- storbene WILHELM J ÄNNICKE, Verfasser der „Sandflora von Mainz", der mehrmals an die erste Stelle der Gesellschaft berufene ISAAK BLUM und endlich MARTIN MÖBIUS, der seit beinahe 25 Jahren mit dem Botanischen Garten die pflanzenkundliche Abteilung der Gesellschaft leitet und sich auch an den Arbeiten der Deutschen Botanischen Gesellschaft durch eigene Untersuchungen lebhaft be- teiligt hat. Durch die stille, beharrliche Tätigkeit dieser und anderer, gleichstrebender Männer sind reiche Keime ausgestreut worden zum Nutzen der botanischen Forschung und zur Weckung des Sinnes für die Pflanzenkunde. Unter denen, die hier zum Studium der Botanik angeregt wurden, befindet sich einer der Meister unserer Wissenschaft, ANTON DE BARY, der eine Reihe seiner mykologischen Untersuchungen und durch eine Abhandlung über Oedogomuni und JBidbochaete in den Abhandlungen der Gesell- schaft niedergelegt hat. Wie er, so wurde auch der Pteridolog GEORG HEINRICH METTENIUS, dessen wichtige Arbeiten über verschiedene Farngattungen gleichfalls in den „Abhandlungen" er- schienen sind, durch den Einfluß von GEORG FRESENIUS zur Pflanzenkunde geleitet. Von anderen einheimischen oder eng mit Frankfurt verknüpften Botanikern, die dem Senckenbergianum nahe standen, sind besonders hervorgetreten: GEORG ENGELMANN, der auf dem Gebiete der nordamerikanischen Flora eine reiche Tätig- keit entfaltete, EUGEN ASKENASY und FRITZ NOLL, die in der pflanzenphysiologischen Forschung Hervorragendes leisteten, JULIUS ZlEGLER, der 36 Jahre lang die genauesten pflanzenphänologischen Beobachtungen durchführte, u. a. m. In den Abhandlungen und Berichten der Gesellschaft sind sie fast alle mit einigen ihrer Untersuchungen vertreten. Dort finden wir auch Arbeiten von Jakob Georg Agardh, Oskar Brefeld, Franz Buchenau, Leopold Dippel, Adolf Hansen, Hermann Hoffmann, Paul Reinsch, Julius Roll, Hermann Schacht, Hans Schinz, MICHAEL WORONIN u. a. Es würde zu weit führen, auch nur die wichtigsten der Namen der Botaniker, Pflanzenfreunde und Sammler anzuführen, die durch Überweisung wertvoller Herbarien 42* qaq SitzuDg vom 30. November 1917. oder anderer botanischer Objekte das Studien- und Lehrmaterial der Gesellschaft bereicherten. Der lebhaftesten Fürsorge hat sich die Phytopalaeontologie — wie die Petrefaktenkunde überhaupt — in der Senckenbergischen Xaturfoischenden Gesellschaft erfreut. An die Gewinnung, Ord- nung und Bearbeitung der ausgezeichneten Sammlung von Tertiär- pflanzen aus dem Mainzer Becken und aus anderen Gebieten knüpfen sich vor allem die Namen H. PH. GEYLER, FRIEDRICH Kinkelin und Hermann Engelhardt. Während die mit Hilfe der 1870 begründeten RÜPPELL- Stiftung ausgeführten Forschungsreisen vorzugsweise der Zoologie zu gute kamen, ist die Gesellschaft neuerdings durch die von ASKENESYS Brüdern zum Gedächtnis des verstorbenen Forschers eingerichtete Stiftung in den Stand gesetzt worden, wissenschaft- liche Untersuchungen auf botanischem Gebiet durch Geldbeihilfen zu fördern. So wurde es möglich, zwei Forscher auf Reisen nach Xordafrika und nach Ceylon zu unterstützen. Daß die Gesellschaft auch sonst erhebliche Aufwendungen zu gunsten des Studiums der Botanik nicht gescheut hat, beweist insbesondere der Erwerb einer vollständigen Reihe der kostbaren „Flora Brasiliensis". Daher ist zu hoffen, daß die botanische Bibliothek der Gesellschaft durch Einverleibung einiger noch fehlender wichtiger botanischer Schriften in Zukunft angemessenen Ausbau erfährt. Wiederholt hat die Senckenbergische Naturforschende Ge- sellschaft hervorragende Verdienste um die botanische Wissen- schaft durch Verleihung des Soemmeringpreises geehrt. Diese Auszeichnung, die alle vier Jahre demjenigen deutschen Forscher zuerkannt werden soll, der die Physiologie im weitesten Sinne des Wortes am bedeutendsten gefördert hat, erhielten DE BARY, JULIUS SACHS, HABERLANDT und C<>R- RENS. Wie diese Forscher, so sind viele andere Botaniker, die naturgemäß auch meist der Deutschen Botanischen Gesellschaft angehörten, zu korrespondierenden Mitgliedern der Senckenber- gischen Xaturforschenden Gesellschaft ernannt worden. Mit den Worten des Dichterfürsten und gedankenreichen Pflanzenforschers, der vor 97 Jahren als korrespondierendes Mitglied in den Kreis der Senckenbeigiscben Naturfoischenden Gesellschaft trat und den sie als den geistigen Urheber ihrer Gründung betrachtet, wünschen wir, Daß die Kette sich fort durch alle Zeiten verlange, Und das Ganze belebt so wie das Einzelne sei. Sitzung vom 30. November 1917. 647 'o Nach langer, schwerer Kriegszeit begründet, muß die Sencken- bergische Naturforschende Gesellschaft inmitten des furchtbarsten Krieges, den die Welt gesehen, ihre Jahrhundertfeier begehen. Möge es ihr beschieden sein, in langer Friedenszeit ihre friedliche Tätigkeit kraftvoll und erfolgreich fortzuführen zum Stolze für ihre Vaterstadt, zum Heile für die Wissenschaft und damit zum Segen für die Menschheit. Der Vorstand der Deutschen botanischen Gesellschaft. S. SCHWENDENER. J. REINKE. HANS WlNKLER. M. 0. Reinhardt. C. Correns. H. Conwentz. L. Diels. E. Baur. H. Harms. 0. Appel. Berlin, den 22. November 1917. i ;eorg LaKo.N: Mitteilungen. 65. Georg Lakon: Ueber die Festigkeit der Ruhe pana- chierter Holzgewächse. (Mit 1 Abbildung im Text.) (Eingegangen am 12. Norember 1917.) In einer früheren Mitteilung habe ich gezeigt1), daß der liuhe- zustand bei panachierten Holzgewächsen später eintritt als bei normalen, grünen Individuen, und daß wir in dieser Abweichung- vom normalen periodischen Verhalten eine Stütze der Hypothese von der Abhängigkeit der Buhe von inneren, durch die Außen- welt beeinflußbaren Bedingungen, und zwar von einem relativen Überwiegen der organischen Substanz über die Nährsalze zu er- blicken haben. Im Anschluß an diese Befunde stellte ich die Frage, in welcher Weise auch die Festigkeit der Ruhe panachierter Bäume durch die geringere Produktion organischer Substanz be- einflußt wird. Nach dem zweiten Teil der genannten H}'pothese ist die bekannte Beharrlichkeit ruhender Organe in dem Ruhe- zustand eine Folge der Überanhäufung organischer Substanz, welche die Fermente inaktiv macht. Wir müssen uns also fragen, inwie- weit bei den panachierten Bäumen infolge der geringeren Assimi- lation die Anhäufung organischer Substanz eingeschränkt wird. Berücksichtigen wir die in meiner oben zitierten Arbeit festgestellte Tatsache, daß die verminderte Assimilation bei panachierten Holz- _;•; wachsen sowohl in einer Verspätung in der Einstellung der Wachstumstätigkeit des ganzen Individuums, wie auch in einem abweichenden periodischen Verhalten der einzelnen Zweige und zwar nach Maßgabe des Grades der Panachierung jedes einzelnen Zweiges sich bemerkbar macht, so dürfen wir erwarten, daß mit der Verkürzung der zwischen der Einstellung des Wachstums und dem Beginn der zur Assimilation untauglichen Jahreszeit einge- schalteten Zeitspanne eine Verminderung in der Anhäufung orga- nischer Substanz eintritt. Hier sind aber zwei Punkte besonders 1) Diese Berichte Bd. 34. 1916. S. 639—648. Über die Festigkeit der Kühe panachierter Holzgewächse. 649 zu beachten: Erstens ist es keinesfalls gesagt, daß die Anhäufung der organischen Substanz genau proportional zu der fraglichen Zeit sich verhält, da es möglich ist, daß in vielen Fällen das Maximum der Anhäufung schon vor Ablauf dieser Zeit erreicht wird, so daß die Verzögerung in dem Eintritt des maßgebenden Mißverhältnisses der organischen Substanz zu den Nährsalzen, welche die Verspätung im Zustandekommen des Ruhezustandes herbeiführt, nicht in allen Fällen auch ein vollkommenes Ausbleiben der für die Festigkeit der Ruhe notwendigen Überanhäufung orga- nischen Substanz bedeutet. Zweitens ist es nicht unmöglich, daß selbst vorhandene Verschiedenheiten in dem Grad der Anhäufung der organischen Substanz keine experimentell greifbaren Unter- schiede in der Festigkeit der. Ruhe bedingen, falls sie nicht von erheblicher Größe sind. Diese Erwägungen lassen die Erwartung nicht zu, daß die Zweige, die zu verschiedenen Zeiten in den Ruhezustand übergehen, stets auch nennenswerte Verschieden- heiten in der Festigkeit der Ruhe aufweisen. Vergleichen wir aber die extremen Fälle miteinander, nämlich die rein weißen mit den rein grünen — sonst aber gleichwertigen — Zweigen, so müssen wir — falls die von uns befolgte Hypothese zutreffend ist — einen erheblichen Unterschied in der Festigkeit der Ruhe feststellen können, denn bei den rein grünen Zweigen, welche zeitig in den Ruhezustand übergehen, findet eine Überanhäufung organischer Substanz statt, während bei den rein weißen Zweigen, welche gerade mangels eigener Produktion organischer Substanz beständig, bis in den Herbst hinein wachsen, eine solche Anhäufung vollkommen unterbleibt. Daß die Reservestoff Verhältnisse hier tatsächlich so liegen, zeigte mir die anatomische Untersuchung; die rein weißen Zweige sind ganz im Gegensatz zu den rein grünen auffallend arm an organischen Reservestoffen. Aus diesen Gründen habe ich zu meinen Versuchen zur Prüfung der Beeinflussung der Festigkeit der Ruhe durch die Panachierung, bei welchen es mir lediglich um die prinzipielle Entscheidung ankam, nur die extremen Fälle berücksichtigt, näm- lich rein grüne und rein weiße Zweige von Acer Negundo zur Zeit der tiefsten Ruhe im Herbst (September-Oktober). Zu den Versuchen wurden neben rein grünen und rein weißen Zweigen ein und desselben panachierten Baumes auch Zweige eines nicht panachierten Exemplars herangezogen. Die Zweige wurden noch in beblättertem Zustand abgeschnitten und in hohen, mit Wasser gefüllten Gläsern ins Gewächshaus gestellt. Alle Zweige trugen wohlausgebildete Winterknospen, nur bei den rein weißen Zweigen g50 Georg Lakon: war die Terminalknospe meist nicht völlig geschlossen, sondern infolge der ungünstigen herbstlichen Witterung schon beschädigt und vertrocknet, doch auch hier waren die Seitenknospen an den Achseln der Blätter normal ausgebildet und vollkommen geschlossen. Abb. 1. Teil eines im Herbst im Gewächshaus austreibenden rein weißen Zweiges vom panachierten^loer Xegundo (verkleinert). Die als Parallelversuche dienenden rein grönen Zweige blieben im Gegensatz dazu unverändert. Für die Wahl dieses Zustandes der Zweige im Herbst war füi mich die Beobachtung ausschlaggebend, daß später beim Eintritt des Winters die rein weißen Zweige durch Frost meist stark be- schädigt, vielfach ganz zerstört werden. Vom 6. September 1916 ab wurden täglich bis zum Eintritt des ersten starken Frostes Über die Festigkeit der Ruhe panachierter Holzgewächse. 651 Versuchsreihen angestellt. Sämtliche Versuche (im ganzen etwa 80 Zweige) zeigten das gleiche Verhalten: Die rein grünen Zweige zeigten keine Veränderung ihrer Knospen, nur verloren sie allmählich das Laub; ein Austreiben erfolgte hier auch bei längerer Fortsetzung der Versuche nicht. Bei den rein weißen Zweigen konnte dagegen schon nach wenigen Tagen eine deutliche Vergrößerung der Knos- pen festgestellt werden. Mit dem weiteren Anschwellen der Knospen ging das Abwerfen des alten Laubes Hand in Hand, und nach etwa 5 — 6 Wochen hatten diese Zweige vollständig aus- getrieben. Nebenstehende Abbildung zeigt einen solchen rein weißen Zweig zurzeit der Entfaltung der ersten Blättchen. Die- selben sind — offenbar infolge ungenügender Ernährung — klein und kümmerlich und auch die jungen Triebe sind äußerst zart und gehen bald zugrunde, ein Verhalten, welches bei der theoretisch zu erwartenden und anatomisch festgestellten Dürftigkeit der vor- handenen Reservestoffe erklärlich erscheint. Die Versuche bestätigen also unsere theoretischen Erwartungen vollkommen: Die rein grünen Zweige be- sitzen im Herbst eine ausgesprochen feste Ruhe, während den rein weißen eine solche durchaus fehlt. Die letzteren treiben sofort aus, sobald die äußeren Bedingungen an sich das Wachstum ermöglichen; eine innere Hemmung ist also hier nicht vorhanden. Da der einzige Unterschied zwischen weißen und grünen Zweigen in der Menge der angehäuften Reservestoffe be- steht, so haben wir die bei den grünen Zwei gen vorhandene Hemmung in der für diese Zweige charakteristischen Überanhäuf ung organischer Substanz zu erblicken. Die weißen Zweige sind nur dürftig mit Reservestoffen versehen, so daß hier eine Inaktivierung der Fermente nicht eintritt. Die wenigen hier vorhandenen Reservestoffe stehen zu jeder Zeit den Knospen zur Verfügung. Der Fall ist sehr lehrreich, denn er zeigt an ein und dei selben Pflanzenart, daß für das Wachstum des Vegetationspunktes neben günstigen äußeren Bedingungen die Natur der zur Verfügung stehenden Nährst offe maßgebend ist. Ist die Überführung der Reservestoffe in gebrauchsfähigen Zustand nicht möglich, so leiden die Knospen sozusagen Hunger, ebenso a's wenn völliger Nährstoffmangel herrschte, und das ist gerade der Fall, wenn ein Zuviel an organischen Nährstoffen aufgespeichert ist. Die vorliegenden Untersuchungen ergänzen also unsere früheren Befunde. Die panachierten Holzgewächse stellen einen gjj2 GBOEG LAKON: Über die Festigkeit der Ruhe usw. Prüfstein für die Richtigkeit der von uns befolgten Hypothese dar. Das Fehlen eigener Assimilation bei den weißen Zweigen panachierter Holzgewächse läßt das Zustandekommen einer Verschiebung des Verhältnisses der organischen Substanz zu den Xahrsalzen zugunsten der ersteren nicht zu und die Folge davon ist fortdauerndes Wachstum solange die äußeren Bedingungen es unmittelbar ermöglichen. Gehen diese Zweige infolge der unmittel- baren Einwirkung der äußeren Faktoren in den Ruhezustand über, so findet bei ihnen eine Anhäufung organischer Substanz nicht statt, so daß der Austritt aus der Ruhe zu jeder Zeit erfolgt, so- bald die äußeren Bedingungen Wachstum überhaupt zulassen. Wir wissen also, was wir von der Ruhe der grünen Zweige, die die Anhänger der „Autonomie" als „freiwillig" bezeichnen würden, zu halten haben. Sie ist ebensowenig „freiwillig", wie auch die übrigen periodischen Erscheinungen in der Entwicklung der Pflanze; sie ist vielmehr die eiserne Konsequenz der Einwirkung einer besonders gearteten Außenwelt auf die den Zellen inne- wohnenden inneren Bedingungen. In der Fähigkeit, fort- während zu wachsen oder zeitweilig zu ruhen, besteht zwischen den Zellen des Vegetationspunktes der grünen und der weißen Zweige kein Unterschied. Während aber in der Natur die letzteren nur durch Herabsetzung der Temperatur unmittelbar zur Einstellung des Wachstums gezwungen werden, führt bei den ersteren das Licht beim Vorhandensein des Assimi- lationsapparates durch Förderung der Assimilation eine Konstella- tion der inneren Bedingungen herbei, welche das Zustandekommen der Ruhe — und zwar einer festen Ruhe — zur Folge hat. Hans MOLISCH: Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze usw. 653 66. Hans Molisch: Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze. Nr. 8: Über organische, kristallisierende Stoffe in Gentiana germanica Willd1). (Mit Tafel XI.) (Eingegangen am 14. November 1917.) Ich möchte mit wenigen Zeilen hier auf 2 Körper aufmerk- sam machen, die zumal in den Blättern von Gentiana germanica in ziemlicher Menge auftreten, leicht kristallisieren und vielleicht einem Chemiker die Anregung geben, diesen Stoffen auch makro- chemisch nachzugehen. I. Wenn man die Laubblätter nach dem Trocknen der Mikro- sublimation aussetzt, so erhält man bei richtiger, mäßiger Er- hitzung ein Sublimat, das eine Unzahl gelber Kristalle enthält (Fig. 1). Sie sind nadel-, stern-, zigarren- oder flachsäulenförmig. Die Säulen sind entweder mit ebenen Endflächen versehen oder an den Enden unregelmäßig splittrig (Fig. 2). Nebenher kommen auch Kristalle vor, die in Gestalt und Farbe von den beschriebenen abweichen, sonst aber in den Löslichkeitsverhältnissen und in den Reaktionen im großen und ganzen übereinstimmen. Diese Kristalle stellen wohl ausgebildete Prismen mit ebenen Endflächen oder Hauben dar und sind entweder farblos oder sehr schwach gelblich gefärbt (Fig. 3). Es handelt sich hier wahrscheinlich um dieselben oder nah verwandte Substanzen. Die gelben Kristalle sind unlöslich im Wasser, Alkohol. Xylol, Glyzerin, wässerigen Chloralhydrat, Olivenöl, in Salzsäure (10 pCt.), Schwefelsäure (10 pCt.), Essigsäure ; hingegen leicht lös- lich in Azeton. In Anilin verschwinden sie und verwandeln sich unter Deckglas in Nadeln oder Nadelsterne von gelber Farbe. — Soda(lOpCt) läßt sie unverändert, Ammoniak entfärbt allmählich,, korrodiert und löst sehr langsam. In Baryt- und Kalkwasser werden 1) Der größte Teil des untersuchten Materiales, für dessen Beschaffung ich Herrn stud. phil. KARL HÖFLER dankbar bin, stammte aus der Umgebung von Schladming und gehörte der Gentiana anisodontd Borb. an. 654 Hans Molisch: sie nach einiger Zeit tiefbraun. In Chlorkalklösung werden sie langsam vorübergehend hell blaugrün und lösen sich schließlich. Sie sind doppelbrechend. Die durch die Sublimation erhaltenen gelben Kristalle sollen der Kürze halber als Gent iol utein bezeichnet werden. Das Gentiolute'in kommt nicht bloß in den Laubblättern. sondern auch im Stengel und in den Blüten vor, die größte Aus- beute aber geben die Laubblätter. Die Blätter von Gentiana äsclepiadea, ciliata, pneumonanthc untersuchte ich auf Gentiolute'in mit negativem Resultate, hingegen erhielt ich mit den Blättern von G. ciliata durch Mikrosublimation gleichfalls Kristalle, aber wesentlich verschieden von denen des Gentioluteins. Diese Kristalle waren oft schon makroskopisch sichtbare Nadeln, gerade oder gebogen, farblos und doppelbrechend (Fig. 7). In Salzsäure (10 pCt.), Schwefelsäure (lOpCt.), Salpeter- säure (10 pCt.) und in Essigsäure sind sie unlöslich, in Sodalösung (10 pCt.) bleiben sie unverändert, in Barytwasser werden sie gelb bis bräunlich, in Ammoniak lösen sie sich langsam, in Alkohol und Anilin rasch, in Kalilauge (10 pCt.) gleichfalls rasch aber mit gelber Farbe. II. Neben dem Gentiolute'in kommt noch ein anderer Körper im Blatte von Gentiana germanica in verhältnismäßig großer Menge vor, der im lebenden Blatte stets gelöst ist, aber schon beim Absterben der Zelle oder nach Behandlung mit verschiedenen Säuren in kristallisierter Form auftritt. Wasser. Wenn man die Oberhaut des Blattes abzieht, im destillierten Wasser einbettet und dann in der feuchten Kammer liegen läßt, so tritt innerhalb einer Stunde oder später eine eigen- artige Erscheinung auf: in zahlreichen absterbenden und abge- storbenen Zellen bildet sich ein feinkörniger, bräunlicher Nieder- schlag und dann an irgend einem Punkte des Zellinneren eine braune sphäritische Masse, von der dann nach allen Richtungen braune gerade oder vielfach hin- und hergebogene, peitschenförmige Fäden ausstrahlen. In anderen Zellen bildet sich ein gelber kristallinischer Niederschlag, der sich stellenweise aus winzigen Ballen oder aus kleinen Nadelsternen oder aus großen Sphäriten zusammensetzt. (Fig. 4 unten.) Alle diese Niederschläge sind doppelbrechend. Kocht man frische Blätter von Gentiana germanica in dest. Wasser 2—5 Minuten, so erscheinen sie weißfleckig (Fig. 5). Die Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze usw. 655- Flecke entsprechen großen Kristallaggregaten, bestehend aus farb- losen Nadeln und Prismen. Salzsäure. Unter dem Einflüsse lOprozentiger Salzsäure (90 Vol. Wasser + 10 Vol. kauf]. Salzsäure) beginnen sich schon im Laufe einer halben Stunde zahlreiche Kristalle innerhalb und außerhalb der Epidermis zu bilden: Kurzstäbchen, Globulite, Klee- blattformen und besonders häufig und charakteristisch sind ellip- soidische Scheibchen, bald regelmäßig ausgebildet, bald an den Polen abgestutzt, oder nur zur Hälfte ausgebildet, so daß sie den Teilkörnern der Zwillingsstärkekörner der Tapioca ähnlich sehen (Fig. 6). Erreichen die Kristalle eine ansehnliche Größe, so ver- raten sie eine deutlich gelbe Farbe. Diese Kristalle lösen sich leicht in Alkalien. Schwefelsäure (lOprozentige), läßt sofort oder nach. kurzer Zeit zierliche Dendriten (kein Gips!) in den Epidermiszellen her- vortreten. Etwas später erscheinen gelbliche Sphärite, Warzen und ähnliche Kristalle wie nach Behandlung mit Salzsäure. Salpetersäure (lOprozentig) gibt ähnliche Kristalle wie Salzsäure. Essigsäure. Läßt man konzentrierte Essigsäure auf die Epidermis einwirken, so tauchen unmittelbar darauf massenhaft farblose Kristalle auf: stab-, zigarren-, pinsel-, doppelpinselartige ferner Spieße, Sterne und Kreuze (Fig. 8). Phenol erzeugt im Blattgewebe einen überaus reichen Kristall- niederschlag. Die Kristalle sind farblos, tonnen-, wetzsteinartig und oft zu großen Drusen und Klumpen vereint. Alkohol läßt in den Zellen zunächst einen äußerst fein- körnigen Niederschlag und nach einiger Zeit kurzstachliche Sphä- rite, Nadelbüschel oder Nadeln von schmutzig bräunlicher oder gelbbräunlicher Farbe entstehen. Glyzerin. Unter dem Einflüsse des Glyzerins tritt zunächst Plasmolyse ein, der Zellinhalt hebt sich von der Wand ab und nimmt dabei eine gelbliche Farbe an. Der gelbliche Farbenton rührt wohl davon her, daß im Zellinhalt ein gelber Körper gelöst ist und seine Lösung, die in der intakten Zelle ungefärbt erscheint, nach dem Wasserentzug konzentrierter wird und nun die Farbe verrät. Nach einiger Zeit kristallisiert ein gelber Körper in Form von Prismen, Sphäriten, Warzen und radiär gestreiften Klumpen heraus. Die unter II beschriebenen Kristalle, die bei G. germanica so leicht und so reichlich zu gewinnen sind, habe ich in den Blättern von G pneumonanthe, G. cruciata und G. asclepiadea nicht erhalten. 050 Hans Molisch: Es wäre nun zunächst die Frage zu beantworten, ob der Körper, der im Blatte die unter II beschriebenen Kristalle gibt, identisch mit den Sublimatkristallen (Gentiolutein) ist. Diese Frage muß verneint werden, denn die Kristalle, die beim Absterben der Zellen oder nach Behandlung mit Alkohol oder Glyzerin entstehen, haben andere Eigenschaften als die Kristalle des Sublimates. So lösen sich die nach Alkohol- oder Glyzerineinwirkung anschießen- den Kristalle nicht in Azeton oder Anilin, während die Sublimat- kristalle sich darin leicht lösen. Umgekehrt lösen sich die Sub- limatkristalle nicht in Soda (10 pCt.), im Gegensatz zu den Kri- stallen im Blatte. Es handelt sich um verschiedene Körper. Eine andere Frage ist die, ob die von mir aus Gentiana ger- manica gewonnenen Substanzen mit irgendwelchen bereits bekannten identisch sind. In erster Linie war da an die Stoffe zu denken, die in der Wurzel und im ßhizom von Gentiana lutea und einigen ver wandten Arten (G. pannonica, G. purpurea und G. punctata) auf- gefunden worden sind, an das Gentiopikrin und Gentisin oder Gentianin. Gentiopikiin, das bekannte Glykosid der Enzianw urzel, ist das Sublimat sicherlich nicht. Denn meine Sublimationskristalle zeigen ganz andere Löslichkeitsverhältnisse und außerdem gelang es mir nicht, aus dem Rhizom von G. lutea die Kristalle meiner Substanzen zu gewinnen, weder durch Sublimation noch durch die angeführten Reagentien. Auch aus Gentianin kann das Sublimat nicht bestehen, denn die Löslichkeit beider Substanzen ist wesentlich verschieden. Nach TüNMANN1) sind die Sublimatkristalle farblos und lösen sich in wässeriger Chloralhydratlösung. Beides trifft für unsere Sublimatkristalle nicht zu, denn sie sind intensiv gelb und lösen sich in Chloralhydrat nicht. Auch ihre Gestalt ist verschieden. Ich habe auch jene Kristalle, wie sie in dem Blatte von Gentiana germanica unter dem Einfluß von Säuren entstehen, mit der getrockneten Wurzel von Gentiana lutea niemals erhalten. Über die Stoffgruppe, zu der die unter I und II beschriebenen Körper gehören, vermag ich auf Grund meiner mikrochemischen Befunde nichts Bestimmtes auszusagen, ich muß mich vielmehr damit bescheiden, mit meinen Mitteilungen die Aufmerksamkeit der Chemiker auf das Blatt von Gentiana qermanica zu lenken, um 1) TüNMANN, O., Pflanzenmikrochemie. Berlin 1913, p. 406. Vgl. auch DSCH1BCH, A., Handbuch d. Pharmakogn., 2. Abt., p. 1594. Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze usw. 057 eine makrochemische Prüfung anzuregen, von der allein weitere Aufschlüsse über die beschriebenen kristallisierenden Körper zu erwarten sind. Hier winkt ein dankbares Arbeitsfeld. III. Zusammenfas sung. 1. Aus den Blättern von Gentiana germanica Willd. erhält man durch Mikrosublimation einen leicht kristallisierbaren Körper von gelber Farbe, der vorläufig mit keinem bekannten identifiziert werden konnte und als Gentiolute'in bezeichnet wird. 2. Überdies erhält man in der Oberhaut und dem Mesophyll des Blattes der gleichen Pflanze unter dem Einfluß wasserent- ziehender Mittel oder verschiedener Säuren reichlich kristallisierte Niederschläge, die aber nicht den Gentiolute'in angehören, sondern einem andern Körper. Erklärung der Tafel XI. Gentiana germanica. Fig. 1. Kristalle von Gentiolute'in, erhalten durch Mikrosublimation aus dem Blatte. Vgr. etwa 80. Fig. 2 u. 3. Die Kristalle der Fig. 1 stärker vergrößert. Vgr. etwa 390. Fig. 4. Vier Zellen der Oberhaut des Blattes, in denen sich beim Absterben im Wasser sphäritische Massen gebildet haben, von denen gerade oder hin- und hergebogene bräunliche Fäden ausstrahlen. Vgr. etwa 390. Fig. 5. Laubblatt, im Wasser gekocht, erscheint weiß punktiert. Die Punkte bestehen aus großen Kristallaggregaten eines unbekannten Körpers. Nat. Gr. Fig. 6. Kristalle einer unbekannten Verbindung, entstanden nach Behandlung des Blattes mit Salzsäure. Vgr. etwa 390. Fig. 7. Gentiana ciliata. Ein Stück eines Baumwollfadens, auf dem sich bei der Sublimation Kristalle gebildet haben. Fig. 8. Kristalle einer unbekannten Substanz, gewonnen nach Behandlung des Blattes mit Essigsäure. Vgr. etwa 390. ß58 ARTHUR MEYER: 67. Artur Meyer: Das ergastische Organeiweiß und die vitülogenen Substanzen der Palisadenzellen von Tropaeolum majus. (Mit 4 Ä.bb. im Text.) (Eingegangen am 16. November 1917.) Es ist selbstverständlich, daß die Kenntnis der Morphologie der Zelle die erste Bedingung für das Verständnis der Organismen und der Lebenserscheinungen ist. Geraeint ist eine Morphologie, welche die Formelemente der Zelle und deren Lage in engster Beziehung zur Physiologie und Oekologie betrachtet. Ich habe mir die Aufgabe gestellt, die Morphologie der Zelle zu fördern. Ich habe dazu zuerst versucht, zweckmäßige, auf möglichst genauer Kenntnis des Baues der Zelle rahende Kategorien der Formelemente der Zelle, gut umgrenzte Begriffe derselben und brauchbare Namen zu schaffen. Schon 1893 habe ich (A. M. 1896, S. 212) eine diese Prinzipien berücksichtigende Einteilung der morphologischen Be- standteile der Zelle aufgestellt. Ich stellte dort scharf gegenüber die „orgastischen Gebilde" den „alloplasmatischen Organen" und „protoplasmatischen Organen". 1898 veröffentlichte ich ein mor- phologisches System (A. M. 1898, S. 18), welches 1915 von mir (1915, S. 20) nur wenig verändert wurde. Indem ich auf die 1915 gegebene Darstellung verweise, erwähne ich nur, daß ich in der Zelle hauptsächlich unterscheide: I. Den Protoplasten, a) protoplasmatische Organe, ct. Zytoplasma, ;. Zellkern, y. Chromatophoren, b) alloplasmatische Gebilde. II. Die orgastischen Gebilde, ct. Einschlüsse, ß. Ausscheidungen. Dieses System ist ein Arbeitsprogramm, welches uns zur genauen Untersuchung der Formelemente der Zelle zwingt, wenn wir das Formelement in die Kategorien einzuordnen versuchen. Das ergastische Organtiweiß und die vitülogenen Substanzen usw. 659 Zuerst z. B. ist die Frage zu entscheiden, ob ein Formelement zu den orgastischen Gebilden oder zum Protoplasten zu rechnen ist. Wir sind demnach gezwungen, die unterscheidenden Merkmale dieser Kategorien von Formelementen aufzusuchen. Dazu ist ein sehr genaues Studium der ergastischen Gebilde mit Hinblick auf die Eigenschaften der Organe der Zelle nötig, welches ich z. B. zuerst für die Stärkekörner (A. M. 1895), dann für die Allinante (A. M. 1916), dann für die Nukleolen (A. M. 1917) durchführte. Vorzüglich die Geschichte der Forschungen über die Allinante wird zeigen können, welche Schwierigkeiten schon der Entscheidung der Frage gegenübertreten, ob ein Formelement der Zelle zu den ergastischen Gebilden oder zu den Bestandteilen der Protoplasten gehört. Kehren wir zu meinem System zurück, so möchte ich weiter dazu bemerken, daß ich neuerdings (1917, S. 336 und 1916, S. 172) die Nukleolen und Allinante vom physiologischen Gesichtspunkte als Reservestoffante bezeichnet habe. Ich möchte jetzt vom phy- siologischen Gesichtspunkte die ergastischen Gebilde zuerst einteilen in ergastische Gebrauchsgebilde, ergastische Sekretgebilde und or- gastische Stützgebilde, wie ich sie vom topographischen Gesichts- punkte schon unterschied als Einschlüsse und Ausscheidungen. Ergastische Gebrauchsgebilde sind alle diejenigen Gebilde, deren Substanz noch im Betriebsstoffwechsel der Zelle Verwendung findet, so z. B. immer die Stärkekörner; ergastische Sekretgebilde sind Gebilde wie z. B. Tropfen von aetherischem Öle, die im Plasma liegen. Selbstverständlich ändert an der Berechtigung dieser Ein- teilung die Tatsache nichts, daß in seltenen Fällen auch typische Sekretgebilde, wie z. B. die Oxalatkristalle in Gebrauch genommen werden können. Den Namen ergastische Reservestoffgebilde möchte ich für diejenigen ergastischen Gebrauchsgebilde reservieren, die in der Zelle für eine ganz bestimmte Leistung in Reserve gelegt werden. Über die Organe des Protoplasten möchte ich hier weiter folgendes hinzufügen. Wie ich später zeigen werde, sind die Organe des Protoplasten durchaus optisch homogen. Alle in ihnen mittelst des Mikroskopes erkennbaren Formelemente sind ergastische Gebilde. Wir stehen also bei der weiteren Erforschung der Organe des Protoplasten an der Grenze der mikroskopischen Morphologie und gelangen in das Gebiet der amikroskopischen oder, wenn wir uns anders ausdrücken wollen, in das Gebiet der naturwissen- schaftlich-metaphysischen Morphologie der Zelle, in welcher wir uns weiter mit Massenteilchen beschäftigen, die für unser Auge, Ber. der deutsehen bot Gesellsch XXXV. 43 qqq Arthur Mkyek: auch l'iir das bestbewaffnete, nicht mehr sichtbar sind. Die Exi- stenz, Größe und viele andere Eigenschaften dieser für uns nicht direkt sichtbaren Massenteilchen, wie die der Moleküle und Atome, können wir aber doch aus Eigenschaften der Substanzen ableiten, welche aus ihnen zusammengesetzt sind. Ich werde ferner später zeigen, daß wir in den optisch homo- genen Organen zwei ganz verschiedene Arten unsichtbarer Massen- teilchen anzunehmen gezwungen sind, 1. Moleküle und 2. Vitüle Ein großer Volumenteil der Organe besteht aus Substanzen, welche aus Molekülen aufgebaut sind, und ich will diese als ergastische Organstoffe (kurz ergastische Stoffe) von den aus Vitülen be- stehenden Stoffen unterscheiden. Die ergastischen Organstoffe besitzen in der lebenden Zelle keine anderen Eigenschaften als die sind, welche sie uns im Reagensglase des Chemikers zeigen. Ich will die ergastischen Organstoffe in zwei physiologische Kategorien einteilen, 1. in die der ergastischen Gebrauchsstoffe und 2. in die der ergastischen Sekretstoffe. Zu den ergastischen Organ-Gebrauchsstoffen gehören z. B. die Eiweißkörper, die in den Organen des Protoplasten in Wasser gelöst vorkommen: ich habe schon in einer früheren Mitteilung (1915, a) über sie berichtet. Wie die Moleküle der ergastischen Organstoffe sind auch die Vitüle im Wasser der Organe verteilt. Auf das Wesen dieser un- sichtbaren Massenteilchen kann ich hier nicht weiter eingehen, weil ich dasselbe nur in größerem Zusammenhange richtig be- leuchten kann. Das soll in meinem schon angezeigten Buche „Morphologische und physiologische Analyse der Zelle" geschehen. Ich muß nur hier noch sagen, daß die Vitüle nur in der lebenden Zelle existenzfähig sind und sich beim Absterben des Protoplasten in Moleküle umbilden, welche dann wahrscheinlich in der toten Zelle liegen bleiben und der chemischen Forschung- zugänglich sind. Solche chemische Substanzen, welche aus Vitülen beim Absterben des Protoplasten hervorgehen, bezeichnen wir als „vitülogene Stoffe". Danach würden an meinem Systeme der Formbestandteile der Zellen folgende Vervollständigungen vorzunehmen sein: I. Der Protoplast, a) protoplastische Organe, «. Zytoplasma, ß. Zellkern, y. Chromatophoren sind optisch homogene Gemische von wässerigen Lösungen der Das ergastische Organeiweiß und die vitülogenen Substanzen usw. QQ{ 1. aus Molekülen bestehenden orgastischen Organstoffe, «. ergastische Organgebrauchsstoffe, ß. ergastische Organsekretstoffe, 2. Vitüle. II. Ergastische Gebilde einzuteilen vom topographischen Standpunkte in a. Einschlüsse, ß. Ausscheidungen, einzuteilen vom physiologischen Standpunkt in ct. ergastische Gebrauchsgebilde, ß. ergastische Sekretgebilde, y. orgastische Stützgebilde. Ich denke, daß diese Auseinandersetzung zum Verständnis dessen genügen wird, was ich auf Grundlage einer von mir ange- a. b. Abb. 1. a Kerne mit Nukleolen, b Chloroplasten mit Sekret aus den Palisaden- zellen von Tropaeolum majus, mit Bendafixage behandelt und nach HEIDENHAIN gefärbt, Vergr. 2600. stellten Untersuchung „Über den Eiweißstoi'fwechsel und das Ver- gilben der Laubblätter", deren Eesultate ich bald veröffentlichen werde, über das Verhalten des orgastischen Eiweißes und der vitülogenen Stoffe in den Assimilationszellen der Blätter von Tropaeolum majus berichten werde. Der Protoplast der Palisadenzellen dunkelgrüner Blätter von Tropaelmm majus ist durch eine große Zentral Vakuole gedehnt. Ein dünner Zytoplasmabelag der Zellwand schließt Kern und Chromatophoren ein. Als ergastische Gebilde finden sich wenige kleine Allinante im Zytoplasma, mehrere, meist nur bei Färbung hervortretende Nukleolen in den Kernen (Fig. 1 a) und zahlreiche Sekrettropfen (ARTHUR MEYER 1917a) in den Chloroplasten (Abb. lb). 43* AUTHUR MKYER: Wenn man Salpetersäure oder Millons Reagens auf die mit Alkohol entfärbte Palisadenzelle einwirken läßt, so zeigt die ein- tretende Färbung an, daß die Chloroplasten sehr reich an orgasti- schem Organeiweiß sind. Weniger intensiv färben sich Kein, Xukleolen, Zytoplasma und Allinante. Wenn wir diese verschiedene Stärke der Eiweißreaktion der Formelemente der Zelle berücksichtigen, so gewinnen wir einen guten Einblick in das Mengenverhältnis, in welchem die orgasti- schen Eiweißstoffe in der Palisadenzelle vorkommen, sobald wir das Volumen des Kernes, des Z}Ttoplasmas und das Gesamtvolumen der Chromatophoren einer Palisadenzelle in Rechnung ziehen. Über diese und anderes unterrichtet uns die folgende Unter- suchung, welche meine Herren Assistenten Dr. FR. J. MEYER und Dr. GH. KlEHN nach von mir angegebenen Arbeitsmeth öden ausgeführt haben, eine Untersuchung, welche mir auch einen meine Anschau- ungen berücksichtigenden Einblick in das Verhältnis bieten soll, in welchem die Masse der Trophoplasten, des Kernes und des Zyto- plasmas zu einander steht. "Wir erhalten damit auch ein Beispiel für eine zahlenmäßige „Kern-Plasma- Relation". Aus der Größe der durch orgastische Ge- bilde z. B. eine Zentralvakuole, gedehnten Zelle und der Flächen- ansicht des dazu gehörenden Keines kann man natürlich nicht ohne weiteres auf das Verhältnis schließen, in dem ihre Massen stehen, aus dem Vergleich mehrerer solcher Verhältnisse kann man auch nur vermutungsweise den Satz ableiten, daß die Kernmasse einer Zelle mit der Zunahme der Z3Ttoplasmamenge steigen könnte. Nur durch an verschiedenen Zellarten ausgeführte Bestimmungen gleicher Art wie die hier mitgeteilte und deren Vergleichung kann man völlige Klarheit darüber erhalten, ob wirklich die Kernmasse zu der Zytoplasmamasse in allen Fällen in einem ähnlichen quan- titativen Verhältnisse steht. Wenn wir dann das Verhältnis der Volumina vom Kern und Zytoplasma ins Auge fassen und die Beziehung zwischen Größe der Zelle und des Kernes genau beachten, so können wir auch entscheiden, ob der Kern auch wächst, wenn das Volumen der Zelle ohne Vermehrung des Zytoplasmas zunimmt. Es wäre das für unsere Vorstellung von der Wirkungsweise des Kernes von Bedeutung. Das ergastische Organeiweiß und die vitiilogenen Substanzen usw. 663 Bestimmung' des Volumens des Kernes, des] Zytoplasmas nnd der Gesamtheit der Chloroplasten. Durchschnittliches Volumen der Kerne. Die Kerne der Palisadenzellen sind in der Mitte der Zellen stärker ge- streckt als an den Enden. Es wurden nur wandständige Kerne aus der Mitte der Zellen gemessen. Der größte Durchmesser des Kernes wurde an Querschnitten, die beiden zu ihm senkrechten an Flächenschnitten des Blattes bestimmt. Die Kerne wurden mit dem ABBEschen Zeichenapparat, bei Anwendung der ZElSSschen Oelimmersion 1/12 und dem Kompensationsokular 12 gezeichnet. Die Vergrößerung war 2660. Die Bilder wurden mit dem Millimetermaßstab gemessen und die erhaltenen Größen auf die Objektgröße umgerechnet. Die Messung der Zeichnungen von 20 Kernen ergab für den größten Durchmesser (L) in mm: 25,0 22,0 20,0 23,0 19,5 20,0 21,0 18,5 24,5 23,0 23,0 19,0 23,5 29,0 19,0 19,0 22,5 21,0 18,0 20,0 Summa = 430,5. Danach: Durchschnitt der Durchmesser 1 = 8,1«, Größter Wert von 1= 9,4«. Kleinster Wert = 6,8 ,«. anderen Durchmesser der Kerne lieferten die Werte B Die beiden und H in mm: B 7,5 15,0 11,0 11,0 H 6 9,0 7,0 7,0 B 15,0 11,5 8,0 10,0 H 7,0 7,0 6,0 6,0 B 11,0 11,0 15,5 15,0 H 7,0 7,0 8 5 7,5 B 13,0 13,0 11,5 12,0 H 6,5 8,5 6,0 7,0 B 14,0 12,5 13,5 12,0 H 8,0 9,0 8,0 9,0 Danach: Durchschnitt der Durchmesser b = 4,6 u. Größter Wert von b = 5,8 1«. Kleinster Wert = 2,8 ft. Durchschnitt der Durchmesser h = 2,8 u. Größter Wert von h = 3,4 u. Kleinster Wert = 2,3 ,u. Das Volumen der Kerne wurde dann aus den 3 Durchmessern 1, b, h . 4 7i 1 b h als das eines dreiachsigen Ellipsoids nach der Formel ]/ = -ö~ ' ~ö~ ' ~2 berechnet. Es ergab sich 54,3 /u3. Durchschnittliches Volumen der Chloroplasten. Die Berechnung des Volumens konnte mit hinreichender Genauigkeit unter der Voraussetzung ausgeführt werden, daß die Gestalt der Chloroplasten eine Zwischenform zwischen einem dreiachsigen Ellipsoid mit den beiden größeren parallel der Zellmembran liegenden Achsen 1 und b und der dritten zur Zellmembran senkrecht stehenden Achse h und einem halben der Zell- membran aufliegenden Ellipsoid mit den gioßeren Achsen 1 und b und der dritten Achse 2 h ist. Das Volumen des Ellipsoides (1, b, h) ist 4 n \_ b^ h^ J IT ' Y 2 " 2 ' das Volumen des Halbellipsoides (1, b, 2h) ist . 1 4 71 1 b y = T " T " T " 2 ' h " 664 Arthur Meyer: Beide Volumina sind einander gleich, also darf mit einer für unsere Zwecke hinreichender Genauigkeit auch das Volumen der Chloroplasten nach . 4 7i 1 b h der Formel ]/ = -g— ' ~jT * "ö" ' 2 DereGhQe,: werden. Die Durchschnitts- werte von 1 und b wurden aus 40 Messungen an Chloroplasten, welche auf der Unterseite angeschnittener Zellen lagen, gewonnen, der Durchschnittswert von h aus 20 Messungen an Chloroplasten, welche an Seitenwänden lagen. Die gemessenen Werte der Länge (L) und Breite (B) waren in mm: L B L B L B L B L B 13,0 10,5 11,0 8,5 10,0 8,0 13,0 6,5 10,0 7,0 11,5 7,5 11,0 2,0 10,0 7,5 12,0 7,0 9,0 7,0 10,0 7,6 9,0 7,0 9,0 8,0 10,0 8,0 12,0 10,0 9,5 9,0 9,0 7,0 11,0 6,0 8,0 8,0 11,0 9,0 7,5 7,0 9,5 8,5 10,0 7,0 10,0 8,0 9,0 7,0 13,0 9,5 10,5 8,5 12,0 7,0 10,0 9,0 10,0 9,0 •9,5 7,0 11,0 7,5 13,0 6,5 8,0 6,0 11,0 7,0 12,0 6,0 9,0 8,5 10,0 7,0 8,0 7,0 11,0 10,0 Summe von L = 413,0. Summe von B = 311,0. Durchschnitt der Durchmesser 1 = 3,9 ii. Größter Wert 1 = 4,9 fx. Kleinster Wert 3,0 u. Durchschnitt der Durchmesser b = 2,9 fi. Größter Wert b = 4,0 u. Kleinster Wert = 2,3 ,«. Die gemessenen Werte für H waren in mm: 6,0 4,5 4,0 6,0 5,0 4,0 4,5 4,0 4,0 3,5 5,0 4,0 5,0 3,5 4,0 3,5 6,0 4,0 3,5 3,5 Durchschnitt der Durchmesser h = 1,6 u. Größter Wert h = 2,3 //. Kleinster Wert = 1,3 //. Das mittlere Volumen eines Chloroplasten ist nach der vorher ange- gebenen Formel berechnet, 9,4 /,3. Da nach 10 Zählungen an lebenden Zellen die Zahl der in einer Zelle enthaltenen Chloroplasten im Durchschnitt 64 be- trägt (Maximum 66, Minimum 45), so ist das Gesamtvolumen der Chloroplasten einer Palisadenzelle = 507,6 /u3. Danach verhält sich (Kern— {-Nukleolen- Volumen): (Chloroplasten -)- Sekret- Gesamtvolumen) — 1 : 9,35. Bestimmung des durchschnittlichen Gesam tv olumens der Nukleolen eines Kernes. Die Nukleolen sind annähernd kugelförmig. Es wurde der Durchmesser der Nukleolen von 20 Kernen gemessen. Wir geben als Beispiel die Messungen aller Nukleolen eines Kernes: Durchmesser in Mikromillimetern: 0,376—0,664-0,564—0,762-0,940—1,128-1,128—0,940. Danach berechnetes Volumen: in Kubikmikromillimeter: 0,028—0,093-0,093—0,222—0,433-0,750 - 0,750—0,433. Danach Gesamtvolumen der Nukleolen des Kernes 2,802. In gleicher Weise wie dieser wurden noch 19 andere Kerne untersucht. Die für die 20 gezeichneten Kerne berechneten Gesamtvolumina der Nukleolen waren in Kubikmikromillimetern : 2,80—1,02—4,28-2,65—3,48-1,42—3,02—1,16-1,20-2,04—1,40—1,72 1,51—0,64—1,85-1,78-1,86—1,73—1,76—2,27. Das ergastische Organeiweiß und die vitülogenen Substanzen usw. 665 Durchschnitt des Gesamtvolumens der Nukleolen eines Kernes = 2,0 f*3. Größter Wert = 4,3 ,«3. Kleinster Wert = 0,64 ,u3. Dieses Endergebnis hat unter der Annahme, daß beim Zeichnen und beim Messen der einzelnen Nukleolen Fehler bis zu 0,6 mm gemacht wurden, höchstens einen Fehler von 4,5 %. Das Volumen der Kernsubstanz beträgt nun nach Abzug der ergastischen Nukleolensubstanz 54,3—2,0 =52,3 «l Bestimmung des Volumens des in einer Palisadenzelle enthalte nen Assimilationssekretes. Zuerst wurde das Volumen der lebenden (in diesem Falle etwas Stärke enthaltenden) Ghloroplasten in gleicher Weise wie das der fixierten bestimmt. Es ergab sich als Durchschnittswert aus 40 Messungen (für 1 und b) bzw. aus 20 (für h) 1 = 5,0 tu, b = 4,0 u, h = 2,4 u und daraus als Mittelwert des Volu- mens eines Ghloroplasten 1/ = 25,0. Von diesem Volumen wurde dann das durcbschnittliche Volumen der Stärkekörner abgezogen, welches als das von Rotationsellipsoiden bestimmt wurde. Als mittlerer Wert des Stärkegehaltes eines Ghloroplasten ergab sich 2,0 t<3. Das Volumen der Ghloroplasten + Sekret war also 25,0— 2,0 = 23,0 u\ Der Durchmesser der Sekrettröpfchen wurde zu 0,25 it gefunden. Unter der hinreichend genau erfüllten Voraussetzung, daß die Tröpfchen alle gleich groß und gleich weit voneinander entfernt sind, kann man sieb den ganzen Ghloroplasten in den Raum lückenlos erfüllende regelmäßige Dodekaeder zer- legt denken, in deren Mitte sich je ein kugeliges Sekrettröpfchen befindet. Das Volumen eines solchen Dodekaeders ist — ausgedrückt durch den Ab- stand des Mittelpunktes von einer Seitenfläche — tg 36° tg 36° V = '° ■ R3 -c^T^ = 5 • °'53 -c^^-0'69-"3- 4 n 4 Ti 1 Das Volumen eines Sekrettröpfchens ist V = ~ö~ * r3 — -g— ' "p = 0,0081 it3. Der Quotient aus dem Volumen eines Dodekaeders aus Ghloroplastensubstanz durch das Volumen einer darin liegenden kugeligen Sekretmenge ist demnach 0 ' R = 86. In den gesamten Ghloroplasten einer Zelle ist, da die durch- schnittliche Anzahl der Ghloroplasten einer Zelle 54 und das durchschnittliche Volumen eines Ghloroplasten 23,0 ,u3 beträgt, also -gg- • 54 • 23 == 14,4 u3 Sekret enthalten. Unter Berücksichtigung der ergastischen Gebilde der Kerne und Chloro- plasten nimmt das Verhältnis von Ghloroplasten- zur Kern-Substanz den Wert an: 507.6—14,4 493,2 _ 9_4 54:3-2,0 — 52,3 ~~ 1 Bestimmung des Volumens des gesamten Plasmas einer Palisadenzelle. Wir benutzten, weil das mit Benda fixierte Material nicht gut gelungen war, Alkoholmaterial zu den Messungen. Dadurch ist wohl das gefundene Volumen des Zytoplasmas etwas zu groß ausgefallen, doch wird die Zahl an- nähernde Brauchbarkeit behalten. 66(j ÄBTHUB MEYEB: Vor «lern Fixieren mit Alkohol wurden die Objekte unter der Luftpumpe mit lOproz. Salpeterlösung injiziert und so lange behandelt, bis sich der Protoplast etwas von der Wand abgehoben hatte. Die Dicke des Zytoplasma- >chlauches wurde an Flächenschnitten des Blatles, die durch die Palisaden- schicht geführt waren, festgestellt. Die Schnitte waren mit Eisenhämatoxylin gefärbt. Die Messungen wurden nach der von mir angegebenen, bei ViEHöYER (1913, S. 18) beschriebenen Methode ausgeführt. Für die Dicke des Zj'to- plasmaschlauehes ergab sich als Durchschnitt aus 2(J Messungen der Wert 0,83 u. Die grüßten und kleinsten der gefundenen Werte betrugen 0,50 u und 0,25 u. Der Durchmesser des Zytoplasmasehlauches wurde durch Messungen an Flächenschnitten des Blattes, die durch die Palisadeuschicht führten, fest- gestellt. Im Durchschnitt betrug der Durchmesser 8,8 //. Die Länge de? Zytoplasmasehlauches wurde an Blattquerschnitten bestimmt; es wurden 20 Zellen gemessen; als mittlere Länge (1) wurde 26,8 u bestimmt (größter Wert 32 {u, kleinster Wert 22 ,«). Bei der Berechnung wurde der Zytoplasmaschlauch als ein Körper be- trachtet, der aus einem Kreis-Hohlzylinder (äußerer Radius = 4,4 //, Höhe = 18,0 ;i und zwei diesem an den Enden aufgesetzten Hohl-Halbkugeln (äußerer Radius 4,4 //) besteht. Das Volumen dieses Hohlzylinders wurde gleich äußer»- Überfläche. Dicke der Wandung berechnet, mittelst der Foimel: (2r/7 h f 4r2 i) ■ d = 2r 77 (h + 2r) ■ d = 2rn • T d = 8,8 • n' 26,8 ■ 0,33 == 244.»-. Danach verhält sich (Kern -\- Nukleolen): Zvtoplasma = 1:4,6 und die reine Kernsubstanz: Zvtoplasma = 1 : 4,7. Zusammenfassung der Ergebnisse: der Untersuchung des Proto- plasten der Palisadenzelle. Gesamtvolumen der Nukleolen eines Kernes 2,0 i<3. Volumen der Kernsubstanz 52,3 i.3. Gesamtvolumen der (Jhloroplastensubstanz einer Zelle 493 ,u3. Gesamtvolumen des Assimilationssekretes aller Chloroplasten einer Zelle 14,4 // . Volumen des Zytoplasmas 244 ,u3. Relation der reinen Kern-Zytoplasma-Chloroplasten-Substanz 1:4.7:9,4. < »b das Verhältnis zwischen dem Volumen des Kernes und dem des Zytoplasmas im Verlaufe des Lebens immer gleich bleibt, können wir direkt nicht sehen; wohl aber sehen wir bei Verfolg des Alters, während dem ein Hellerwerden und eine Verfärbung- des Blattes eintritt, eine Änderung des Verhältnisses zwischen dem Volumen des Kernes und dem Gesamtvolumen der Chloroplasten eintreten, bei welchem die Verhältniszahl für das Kernvolumen anwächst. Unsere Zahlen gelten für ergastische Organstoffe + Vitüle, während die Masse der Vitüle vermutlich erhalten bleibt, werden anscheinend mehr ergastische Eiweißstoffe der Chloroplasten als Das orgastische Organeiweiß und die vitülogenen Substanzen usw. 667 des Kernes gelöst. Messungen ergaben folgende Zahlen, welche die Abnahme des Volumens des Kernes und der Chromatophoren erkennen lassen. Chloro- plasten- Durch- messer Kerngröße kleiner großer 7,0 }i 5,8 u 4,2 ;> 2,5 (i Dunkelgrüner Zustand des Laub- blattes, ungefähr 25 Lebenstage des ausgewachsenen Blattes, 4,7 (i langsam übergehend (ungefähr 6 Tage grün) in den hellgrünen Zustand des Blattes, der ungefähr 12 Tage währt 5,0 <> 5.9 fi gelber Zustand b, welcher kurz vor dem Absterben des Blattes herrscht 3,4 ^ 4,8 (J> Dieses Kleinerwerden der Organe im alternden Laubblatt hat hauptsächlich darin seinen Grund, daß das ergastische Organeiweiß der Chloroplasten und Kerne gelöst wird. Die Lösung des er- gastischen Organeiweißes ist durch die Abnahme der Assimilations- energie alternder Blätter bedingt. Diese bewirkt, daß am Tage nicht so viel Eiweiß aufgebaut werden kann, als zum Ersatz des durch Atmung und Ableitung am Tage und in der Nacht verloren geht. Das Eiweiß der Nukleolen nimmt hier nicht wesentlich ab; KlEHN (1917, S. 34) wies eine Abnahme der Nukleolensubstanz in den alternden grünen Blättern von Galtonia sicher nach. Hier be- halten die Kerne Nukleolen fast ihr ganzes Leben lang, viel- leicht sogar bis kurz nach ihrem Tode wesentlich unverändert, wo diese orgastischen Gebilde dann plötzlich in Lösung gehen so daß der Kern noch einmal zusammenfällt. Statt der Durchmesser 3,4 und 4,8 p des Kernes im gelben Zustande des Blattes finden wir nach dem Absterben der Zelle 3,1 (ju und 4,4 (i. Die Durchmesser der Kerne des gelben Blattes betragen 4,8 (jo und 3,4 [i; berechnet man das Volumen eines der- artigen Kernes als Volumen eines ßotationsellipsoides, so erhält man 28,9 p3. Die Kerne der toten Blätter haben einen Durch- messer von 4,4 [i und 3,1 /< und somit ein Volumen von 22,0 (i3. Es bleibt ein Plus an Volumen des gelben Kernes gegenüber dem des toten von 28,9 — 22,0 = 6,9 ft3. Bech.net man das Volumen der Nukleolen von den Kernen der gelben Zellen ab. so bleibt \kthuk Meyer: 28,9—2 = 26,9,u s; also wird auf den Verlust au anderen Substanzen und auf die Schrumpfung des Volumens nach diesem Überschlag ungefähr 4,9 (i3 kommen. Die Nukleolensubstanz ist ja (A. M. 1917) ein Reservestoff. SCHRÖDER.: Über das Plankton des Schlawasees war bis jetzt noch nichts bekannt1). Um so dankenswerter ist es, daß der Geschäftsführer - -hlesischen Fischereivereins, Herr Dr. G-. MEHRING in Breslau, die Freundlichkeit hatte, am 19. August 1917 in der Nähe des Städtchens Schlawa am Südostende des Sees, ungefähr 1 km nord- wärts davon, von einem Motorboote aus auf meinen Wunsch einige Planktonproben mit einem APSTEINschen Netze zu entnehmen und in Formol zu konservieren. Diese Proben erwiesen sich als überaus reichhaltig und interes- sant, denn sie enthielten 83 Planktonformen, von denen viele für Schlesien und einige überhaupt neu sind. Schon den Anblick des Inhalts der Sammelgläschen mit bloßem Auge zeigte, daß die Proben, die ein graugrünes, sägemehlähnliches Aussehen hatten, fast ausschließlich Phytoplankton enthielten, gegen welches das Zooplankton ungemein zurücktrat. Die große Artenzahl von Algen- forrnen darin erklärt sich namentlich aus der Beschaffenheit des Westufers dieses Sees, das bei dem Dorfe Ilädchen und am Kram- piner Vorwerk, besonders aber an der den See immer mehr vor- landenden Halbinsel „Klude" bei Laubegast allerhand Buchten aufweist, die von einer üppigen Hydrocharitenvegetation erfüllt sind. Nach LlMPRICHT finden sich dort wahre W7älder von Typha, Phragmitis und Scirpus, zwischen denen Nymphaea, Xth Efltz . N. rhynchocephala Kütz , N. elliptica Kütz , X. Amphisbaena Bory, Cym- helln maculata Kütz., Encyonema caespitosum Kütz, Amphora ovalis Kütz., Ooc- ommunis Heib., Gomphonema constrictum Ehrb., G olivaceu»/ Ehrb., Bhoi- \hmia curvata Grün, Fragilaria virescens Ralfs, Tabellaria fenestrata Kütz... Epithemia turgida Kütz., E Snrex Kütz.. E gibba Kütz., Melosira varians Ag., ■ >t'l!ei var. minutum West (Monograph. (14) 5,3 6—8 5—7 8,8 6-7,2 6,0-10,8 5,4 1,2 7,5 4,5-5,2 4,2—7 97-140 176 96—119 162-288 140—180 119 83—116 95—100 31-78 47,5—67,5 Weitere Literatur darüber stand mir zurzeit nicht zur Ver- fügung. Die Formen aus dem Schlawasee stehen nach ihren Maßverhältnissen ungefähr zwischen der typischen Form Nr. 5 bei G-UTWINSKI und der Form Nr. 12 bei WEST, weshalb ich sie als var. intermedium nov. var. bezeichne (meine Taf. XII, Fig. 1). Diese Formen sind im Verhältnis der Breite zur Länge sehr schmal, denn letztere ist fast 30 mal so groß als erstere. Mine der schönsten und seltensten Chlorophyceen im Plankton des Schlawasees ist unstreitig Lauterborniella elegantissima Schinidle*-'), die man bisher nur im Altrhein bei lloxheim in der Pfalz auffand. Die von mir gesehenen 2 Exemplare entsprachen in Gestalt und Größe ziemlich genau den Angaben von SüHMlDLE, nur zeigten sich die Zellen von oben gesehen etwas gedrungener 1) NORDSTEDT, 0., Index Desmidiacearum. Lund u. Berlin 1896 u. 1908. 2) SCHMlDLE, W., Beiträge zur Kenntnis der Planktonalgen, in: Ber. d. Deutschen Bot. Gesellsch , Band 18, S. 144, Tab. VI, Fig. 2 u. 3. Phytoplankton aus dem Schlawasee. (>91 und kürzer. Sie erinnerten dadurch an eine Figur, die J. WOLOS- ZYNSKA1) von Scenedesmus antennatus var. tetradesmiformis gezeichnet hat (1. c. Fig. 9). — Von der formenreichen Gattung Pediastrum kamen mehrere vor. Diese Gattung hat neuerdings in NlTARDY einen kritischen und gründlichen Bearbeiter gefunden, der die große Fülle von bereits beschriebenen Formen auf 9 Arten und einige Varietäten reduzierte2). Ihm verdanken wir auch Klarheit über die Formen von P. triangulum (Ehrbg.) A. Br., das sich im Schlawasee nicht selten fand und eine echte Planktonform sein dürfte. Hier kam zurzeit nur die Var. latum Nitardy vor (meine Tafel XII, Fig. h — 6), obgleich auch einige Formen Übergänge zur Var. angustatum Nitardy bilden (Fig. 3 u. 4). Letztere scheint übrigens seltener zu sein. Ich habe sie noch nirgends gefunden, und NITARDY gibt sie nur aus dem Grunewaldsee an. Die Art der An- ordnung der Mittelzellen ist bei P. triangulum sehr unbeständig. Sie können in einem (Fig. 3) oder in 2 Kreisen (LEMMERMANN3) Tab. III, Fig. 6), oder spiralig (Fig. 4) oder gänzlich unregelmäßig (Fig. 5 u. 6) stehen. Bei den Randzellen können zweierlei Formen auftreten, solche mit schmalen neben solchen mit breiten Fortsätzen (Fig. 5). Mit- unter gibt es Formen, bei denen die Fortsätze leicht konvex ge- wölbte Konturen haben (Fig. 4), was auch von WOLOSZYNSKA4) bei ihrer Fig. G auf S. 661 angegeben wird4). Ihre Fig. B auf der- selben Seite dürfte ebenfalls ein Übergang der var. latum zur var angustatum sein. Unter den fadenförmigen Chlorophyceen fand ich in den Proben aus dem Schlawasee neben Tribonema äepauperata eine bis jetzt wenig bekannte Art, die ich für Plandonema Lauterbornei Schmidle5) halte, obgleich sie in einigen Punkten von ihr abzu- weichen scheint. Diese Alge wurde zuerst von LAGERHEIM6) im lj WOLOSZIXSKA, J, Beitrag zur Kenntnis der Algen flora Litauens, in; Ball, de l'acad. d. scienc. de Cracovie, Mathem. et natur., Serie B, Scienc, oatur. April-Juni 1917. Krakau 1917. 2) NlTARDY, E-, Zur Synonymie von Pediastrum, in: Beihefte z. Bot. Centralblatt, Band 32, II. Abteil., S. 177. Dresden 1914. 3) LEMMERMANN, E., Das Phytoplankton des Menam, in: Hedwigla Band XLVIII. Dresden 1906. 4) Woloszixska, J, Das Phytoplankton einiger javanischer Seen, in: Bull, de Tacad. d. Scienc. de Cracovie, Mathem. et natur. Serie B. Scienc nat. Juni 1912. Krakau 1912. 5) SCHMIDLE, W , Bemerkungen zu einigen Süßwasseralgen, in : Ber. d. Deutschen Bot. Gesellsch., Band XXI, S. 353, Tab. 1«, Fig. 20, Berlin 1903. 6) LAGEKHElM, G., Beiträge zur Flora der Bären-Insel, Vegetabilisches Süßwasser-Plankton aus der Bären-Insel, in; Bihang t. K. Svensk. Vet.-Akad. Handlingar, Band 26, Afd. III, Nr. 11. Stockholm 1900. 1)92 Bruno Schjjödek: Plankton des Ellasees aui' der Bäreninsel gesehen und als Honuo- spora subtüissima beschrieben und abgebildet. Später zeichnete dann noch SELIGO eine ähnliche Alge, die er 1. c. S. 57 zu Lynf- bya bipunctata hemm, stellt (Abb. S. 58, Fig. 230). Zum Vergleiche seien die LAGERHEIMsche und die SOBMIDLEsche Diagnosen ein- ander- gegenübergesetzt : Hormospora subtüissima Lagerh. 1900. 1. Fäden ineist verschieden ge- bogen, selten gerade. 2. Zellhaut hyalin. 3. Zellen an den Enden abge- rundet, aneinander gereiht oder von einander entfernt. 4. Breite der Zellen 3 (i. 5. Länge der Zellen 7 — 12 //. 6. Chromatophoren einzeln oder zu zwei, parietal. 7. Faden in eine hvaline Gallert- hülle eingeschlossen. Plancionema Lauterbornei Schmidle 1903. 1. Fäden unregelmäßig gebogen. 2. Zellhaut hyalin. 3. Zelle an den freien Enden abgerundet, meist zu zwei an- einander liegend oder durch Ab- stände von einander getrennt. 4. Breite der Zellen 3-4 ,«. 5. Längen der Zellen 6 — 12 u. 6. Chromatophoren einzeln, axil. 7. Faden scheint von einer leichten, feinen Grallerthülle umgeben zu sein. (S. 355.) Den einzigen Unterschied zwischen diesen beiden Algen bildet nach vorstehender Tabelle die Zahl und die Stellung des Chroma- tophors, was meines Erachtens aber nicht so schwerwiegend in Betracht kommen kann, um zwei Formen zu unterscheiden. Außer- dem kann man sich bei so zarten nur 3 /x breiten Fäden sehr leicht über die Lage der Chromatophoren täuschen, und vor Zellteilungen ist ein einfaches Chroinatophor nicht selten schon doppelt vor- handen. Deshalb dürften beide Formen wohl dieselbe Alge sein. Nun müßte der Priorität nach eigentlich der LAGERHEIMsche Name gelten, aber dem Genus Hormospora Nag., das synonym mit dein Genus Geminella Turpin ist. Fehlt die Zellhautscheide, die Plancionema aulweist und daher ziehe ich die SOHMIDLEsche Be- zeichnung vor. Daß die von SELIGO angeführte Alge, die in ihrem Aussehen und in ihren Maßen mit der obigen übereinstimmt, keine Lyngbya ist. ergibt sich schon aus ihrer hellgrünen Farbe von Chlorophyll, die SELIGO ausdrücklich hervorhebt. Die Zellhaut- scheide erinnert allerdings an jene Spaltalge, ebenso .jene eigen- tümlichen lichtbrechenden Ivügelchen an den Zellenden. LAGER- HEIM vermutet, daß seine Hormospora subtüissima möglicherweise nur eine dünnere Form von Ulothrix (Hormospora) limnetica Lemmer- Phvtoplankton aus- dem Sclilawasee. 693 mann1) ist, aber diesem fehlt auch die Zeilhantscheide, wie ich mich an Originalexemplaren von LEMMERMAKN aus dem Gardasee überzeugen konnte, die er mir früher übersandt hatte. Neuerdings hat WILLE'2) Planetonema mit Stichococeus und Hormosprra mit Geminella vereinigt, aber weder Stichococeus noch Geminella weisen eine Zellhautscheide auf, in die die Einzelzellen wie in eine Röhre eingeschlossen sind. Das Genus Planetonema dürfte mithin durch Vorhandensein einer solchen Zellhautscheide, wie sie unter den Schizophyceen z. B. auch bei Lyngbya u. a. auftritt, hinreichend gekenntzeichnet sein, um als selbständige Gattung weitergeführt zu werden. SCHMIDLE bringt seine Planctone>ha Lauterbornei bei den Ht-terokonten unter und zwar in Nähe von Gloeotila Borzi, obgleich er bei ihr keine Schwännsporen gefanden hat. Sonst könnte man sie zu den Ulothrichales zwischen Geminella und Binuclearia stellen. Über die Beschaffenheit der Chromotophoren muß ich es mir vorläufig versagen, etwas Bestimmtes mitzuteilen, da ich kein frisches Material, sondern nur in Formol konserviertes untersuchen konnte. Die Farbe des Chromatophors war hellgrün, wie die anderer Chlorophyceen. Die stark lichtbrechenden Kügelchen lagen stets an den Enden der Zelle. Ihre Natur ist unbekannt. In Zellen, die sich eben geteilt hatten und noch zusammenhingen, waren nur an den entgegengesetzten Enden solche Kügelchen zu bemerken, die übrigens auch in vielen Zellen garnicht zu erblicken waren. Meist war auch an den Zellenden ein chromatophorfreier, hyaliner Raum vorhanden, der wie eine Art Vakuole aussah, doch verdeckte andrerseits oft das Chromotophor das ganze Zellinnere. Di^ Gallerthülle war ohne weiteres nicht zu sehen. Ihr Nachweis konnte durch Färbung mit einer schwachen, wässerigen Gentiana- violettlüsung erbracht werden. (Taf. XII, Fig. 7.) Unter den Schizophyceen ist im Sclilawasee als besondere Seltenheit Coelosphaerinm reticulatum hervorzuheben, eine der zarte- sten Blaualgen, die bisher nur im Müggelsee gefunden wurde. Sie hat viel weitere Öffnungen und schmalere Maschen als Glathro- cystis aeruginosa, deren Zellen auch größer sind. Noch im Unklaren bin ich über eine Schizophycee, die zu den heteroeysten Arten gehört und Aplianizomenon Flos-aquae var. gracile Lemm. nahe steht oder vielleicht gar ein Hormogoniumstadium von dieser Alge ist. Sie bildet meist bogiggekrümmte, einzelne, kurze, scheidenlose 1) LEMMERMANN, E., Beiträge zur Kenntnis der Planktonalgen, in B<,t an. Centralblatt, Band LXXVI, S. 6/6. Cassel 1898. 2) WlLLE, N., Conjugatae u. Chlorophvceae. Nachtrag in: ENGLEK- PRANTL-, Natürl. Pflanzenfamilien. Lieferung 236 u. 287, S. 71 u. 72. Leipzig 1909. Bruno Schröder: len von der Gestalt eines Closteriums, die aus 10—20 Zellen stehen, von denen die mittleren am dicksten sind, während sie nach den Enden zu schmaler werden und jederseits in 2 farblos« . dünne, 18 - 2.J /tt lange Endzellen ausgehen. (Meine Tal XII, Fig. 9.) Derartige farblose Endzellen sind bei Aphanizomenon auch an ge- wöhnlichen vegetativen Fäden hin und wieder anzutreffen1), ohne i die Fäden zugespitzt sind, doch kommen auch längere Fädea mit zugespitzten Enden vor, wie mir Herr Professor Dr. KOLKWITZ brieflich mitteilt, und wie ich in meinen Proben beobachten könnt.-, doch trat die Verjüngung bei längeren Fäden meist nur an einem Ende auf. Vielleicht sind derartige längere zugespitzte Fäden weitere Entwickelungszustände der Hormogonienfäden. Letztere hatten eine Länge von 80 — 120/*. Die mittleren vegetativen Zellen sind annähernd zylindrisch, 2 — 4 (x und 2 bis 3 mal so lang. Ihr Zellinhalt ist bläulichgrün und durch Pseudovakuolen zerklüftet. Die im Faden nach den Enden zu liegenden vegetativen Zellen haben die Gestalt von Kegelstumpfen, deren Verjüngung distal liegt. Die interkalaren Heterocysten habe eine Breite von 3 — 5 ,«• und einen helleren, homogenen Inhalt. Sie sind zylindrisch mit etwas abgerundeten Ecken. Von ihnen getrennt durch vegetative Zellen und zwischen solchen stehen die Dauerzellen, die ebenfalls zylindrisch und an den Ecken abgerundet, aber größer sind. Ihre Breite mißt 4-7 (it und ihre Länge ist 4mal so groß. Der Zell- inhalt ist etwas gekörnt und ebenfalls wie der der Heterocvsten heller gefärbt als die vegetativen Zellen und frei von Pseudo- Vakuolen. — Hormogonien sind meines Wissens bei Aphanizomenon noch nicht bekannt, aber von Bivularia angulosa bildet DE BARY derartige Vermehrungszustände ab2), die in Fig. 13 bereits Hetero- Cysten oder Basilarzellen, wie sie DE BARY nennt, aufweisen. Daß Hormogonien auch Dauerzellen bilden sollten, wie in meiner Figur angegeben, ist doch sehr merkwürdig, aber sie waren in einer großen Anzahl von Fällen vorhanden, in anderen fehlten sie allerdings ebenso wie die Heterocvsten. Vielleicht gelingt es mir später, über die weitere Entwickelung dieser Fäden noch Genau«- zu erfahren. Auf einen sehr feinfädigen, von mir zunächst für eine apo- chlorotische Lyngbya gehaltenen Organismus hatte Herr Professor 1) Limmi km.wx. E., Krvptogamenflora der Mark Brandenburg. Algen I, Band III. Leipzig 1910, S. 193. 2) De BARY, A., Beitrag zur Kenntnis der NostocaceeD. insbesondere •3er Rivularien, in: Flora 1863. Regensburg 1S64. Phytoplankton aus dem Schlawasee. 695 KOLKWITZ die Güte, mich aufmerksam zu machen. Es ist dies in Wirklichkeit Cladoihrix dichotoma Cohn. Wie LlNDE1) nachge- wiesen hat, ist dieser Schizomycet mit Sphaerotilus natans Kütz. identisch. Er ist eigentlich keine Planktonform, sondern er wurde unter anderem in der Uferregion im Genfer- und Vierwaldstädter See beobachtet. Im Schlawasee wird er vom Ufer durch den dort mitunter recht erheblichen Wellenschlag losgerissen worden und in den See hineingetrieben sein, wo er sich mit anderen feinfädigen Planktonalgen vermischt hin und wieder vorfindet. SELIGO scheint ihn auch schon im Deutsch-Kroner Schloßsee gefunden zu haben, denn er erwähnt 1. c. S. 57 u. 58, „lange, großenteils leere Scheiden von 1 [i> Breite, mit Fäden aus dicht aneinander schließenden Einzelzellen von 1 — 3 /* Länge." Diese Dimensionen würden für Cladothrix allerdings zu gering sein. KOLKWITZ2) zeichnet 1. c S. 146, Fig. 1 . eine derartige leere Scheide und eine solche halb- leere bei einem S2)haerotüusbü.sch.el neben normalen Fäden und gibt aber die Dicke der Zellen mit 2 fi, ihre Länge jedoch mit 4 — 6 ,u an, was auch mit meinen Messungen übereinstimmt. Erklärung- der Tafel XII. Sämtliche Figuren sind nach Formolpräparaten mit einem ABBÜschen Zeichenapparate bei eingeschobenem Tubus von mir gezeichnet. Fig. 1. Gonatozygon Bre'bissoni De Bary var. intermedium nov. var. 760:1. Fig. 2. Tetraedron limneticum Borge var. simplex nov. var. 760:1. Fig. 3—6. Pediastrum triangulum (Ehrhg.) A. Br. var. latum Nitardy. 4 60:1 (Fig. 3 mit kreisförmig, 4 mit spiralig und Fig. 5 u. 6 mit unregelmäßig angeordneten Mittelzellen. Fig 5 zweierlei Zellformen der Ringzellen und die Öffnungen in der Zellwand für die ausgeschwärmten Sporen zeigend.) Fig. 7 Planctonema Lauterbornei Schmidle mit Gallerthülle (Gentianaviolett- färbung). 760: I. Fig. 8. Cladothrix dichotoma Cohn. Unverzweigter Faden. 760:1. Fig. 9. Hormogonie (?) von Aphanizoinenon flos-aquae var. gracile hemm. 1300:1. 1) LINDE, P., Zur Kenntnis von Cladothrix dichotoma, in: Centralbl. f. Bakteriol, II. Abt., Band 3lJ. Cassel 1913. 2) KOLKWITZ, R, Kryptogamenflora der Mark Brandenburg. Pilze. Band 5. Schizomyceten. Leipzig 1909. Es wird gebeten, alle wissenschaftlichen Manuskripte für die Sitzungen im Jahre 1918 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Geh. -Rat Prof. Dr. L. Wittmack, Berlin NW, Platz am Neuen Tor 1, zu richten. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August und September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. IV Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden vollständig druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 cm) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen der Regel nach den Umfang vol 8 Druckseiten nicht überschreiten. Im allgemeinen wird den Autoren eine schwarze Tafel oder der Raum einer Tafel für Textfiguren kostenlos gewährt. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefaßt und unleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträglich- keiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der ge- wünschten Sonderabdrücke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser seibat. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1918. Ehrenpräsident: S. Seh wendener. Für die Generalversammlung: Hans Winkle r, Präsident; A.Voigt, Stellvertreter. Für die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: L. Wittmack, Vorsitzender: P. Lindner, erster Stellvertreter; J. Behrens, zweiter Stellvertreter; E. Baur, erster Schriftführer; H. Harms, zweiter Schriftführer; H. Miehe, dritter Schriftführer; Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions-Kommission: L. Wittmack, E. Baur, H. Harms, H. Miehe, A. Engler, P. Graebner, H. v. Gnttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversammlung): E. Jahn, R. Kolkwitz, P. Claussen, 0. Rein- hardt. L. Diels. Geschäftsführender Sekretär: W. Wächter. Alle Geldsendungen werden franko entweder auf das „Konto der Deutschen Botanischen Gesellschaft e. V. in Berlin Nr. 35398 bei dem Postscheckamt in Berlin NW 7" oder „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten. Der Beitrag beträgt für alle ordentlichen Mitglieder 20 M. Die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen ..Schriftstücke wolle man an den Schatzmeister Geheimen Regie- rungsrat Dr. Appel in Berlin-Dahlem gelangen lassen. Alle event. Rekla- mationen, die Versendung der Berichte und Sonderabdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Bandes unmittelbar an die Ver- lagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 35, Schöneberger Ufer 12a, zu richten. Adressenänderungen sowie alle das Mitgliederverzeichnis betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6 p., zu senden. K Sonderabdrücke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: i. Jeder Autor erhält 50 Sonderabdrücke mit Umschlag broschiert kostenfrei geliefert. 2. Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung derUberzahl vor der letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 2 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates . 5 3. für jede Lichtdrucktafel !* 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr 2 5. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr 3 6. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr . 2 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck 1,35 , 8. für jeden Umschlag 1,5 , 9. für einen besonderen Titel auf dem Umschlage, falls ein solcher gewünscht wird 3,50 Mark. Pfennige, welche durch 5 nicht teilbar sind, werden naoh oben auf 5 abgerundet. Druck tod A. W. Hayn's Erben (Cnrt Gerber), Berlin SW 6« Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W 35 Handbuch der Palaeogeographie ™ Professor Dr Theodor Arldt. Erster Band, erster Teil. Mit vielen Karten und Abbildungen. Geheftet Vorzugspreis 16 Mk. Die gegenwärtigen Zustände sind nur aus ihrer Ver- gangenheit zu verstehen. So bedarf auch die Kunde von der Erde im weitesten Sinne des Unterbaues durch die Palaeogeographie. Lange Zeit wenig beachtet und vielfach be- kämpft, ist diese in den letzten Jahrzehnten immer mehr herangereift. Welche Fülle von Arbeit sie beieits bewältigt, welche vielseitigen Resultate sie bereits gezeitigt hat, sucht das vorliegende Handbuch kurz und kritisch zusammen- zufassen und so das ungeheure zersplitterte Material leichter zugänglich zu machen. Nicht bloß die Verteilung von Land und Meer in der Vorzeit findet darin eingehende Darstellung, auch die Gebirge, die Gewässer, das Klima, die Geographie der Lebewesen werden sorgfältig betrachtet. So vermag das Werk nicht nur dem Geographen, Geophysiker und Geologen eine gen allige Menge Stoff gesichtet zu übermitteln, auch dem Klimatologen, dem Biologen und Anthropologen, überhaupt jedem, der sich mit der Wissenschaft von der Erde befaßt, wird das Handbuch Anregung und vielfache Belehrung bringen. — Die Ausgabe des Werkes erfolgt in Teilen, die bis zur Vollendung des ganzen zu einem Vorzugspreis ab- gegeben werden. Da das ganze Ms. vorliegt, hängt die weitere Drucklegung nur von den jetzt bestehenden Schwierig- keiten in der Herstellung ab. Lehrbuch der ökologischen Pflanzengeographie von Professor Dr. Eug. Warming und Professor Dr. P. Graebner. Dritte gänzlich umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. Mit zahlreichen Tafeln und Textabbildungen. 1. — 4. Lieferung. enthaltend Bogen 1 — 60. Vorzugspreis 64 Mk. Das 1895 in Dänemark erschienene Werk von Warming ..Plantesamfund" hat auf die Entwicklung der Pflanzen- geographie einen bedeutenden Einfluß ausgeübt. Die beiden ersten Auflagen der deutschen Bearbeitungen sind vergriffen, und es war an der Zeit, eine neue dritte Auflage in Angriff zu nehmen. Der greise, aber körperlich und gerstig noch erstaunlich rüstige Verfasser hat sich diesmal selbst an der Herausgabe dieser dritten Auflage beteiligt, die insofern eine ganz neue Physiognomie erhält, als ihr ein außerordentlich reiches und gut ausgewähltes Illustrationsmaterial beigegeben ist. — Das Werk wird im Januar 1918 vollständig vorliegen. Ausführliche Verlagsverzeichnisse kostenfrei o BAND XXXV. JAHRGANG 191?. HEFT 10. BERICHTE ÜEK DEUTSCHEN f BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. FUNFUiNDDREISSIGSTER JAHRGANG. HEFT 10. (Mit Tafel XIII.) AUSGEGEBEN AM 26. MÄRZ 1918. / BERLIN, GEBRÜDER BORNTRAEGER, W 35 Schöneberger Ufer 12 a 1918 Es wird dringend gebeten, die dritte Umschlagsseite zu beachten. Inhaltsangabe zn Heft 10. Seite Sitzung vom 28. Dezember 1917 b97 Mitteilungen. 7U. F. von Hühnel: Über die Perithecien der Mycrothyri- aeeen und die Gattung Meliola Fries 698 71. Otto Schüepp: Über den Nachweis von Gewebe- spannungen in der Sproßspitze. (Mit 2 Abbildungen im Text.) . ., 703 72. Karl Höfler: Die plasmolytisch-volumetrische Methode und ihre Anwendbarkeit zur Messung des osmotischen Wertes lebender Pflanzenzellen. (Mit drei Abbildungen im Text.) 706 73. A. Schulz: Über praehistorische Reste des Einkorns (Triticum monocoecum L.) und des Spelzes (Tr. Spelta L.) aus Süddeutschland 726 74. H. W. Wollenweber: < lonspectus analyticus Fusariorum 732 75. H. W. Wollenweber: Über Fusarium roseum Link. . 743 76. .1. Grüß: Die Anpassung eines Pilzes (Anthoinyces Reukaufii) an den Blütenbau und den Bienenrüssel. (Mit Tafel XIII und 1 Abbildung im Text.) 746 Nächste Sitzung der Gesellschaft : Donnerstag, den 28. März 1918, abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pflanzenphysiolog. Instituts d. Universität, Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Straße 1. Sitzung vom 28. Dezember 1917. 697 Sitzung vom 28. Dezember 1917. Vorsitzender: Herr H. CONWENTZ. Zum ordentlichen Mitgliede wird ernannt Herr Gladbach, Wilhelm, in Berlin -Wilmersdorf. Der Vorsitzende teilt das Ergebnis der Wahl des Präsidenten, seines Stellvertreters und des Ausschusses für das Jahr 1918 mit. Sämtliche von der Kommission vorgeschlagenen Herren sind ge- wählt worden. Präsident: H. WlNKLER-Hamburg. Stellvertreter des Präsidenten: A. VOIGT- Hamburg. Ausschußmitglieder: die Herren F. TOBLER-Münster, H. KNIEP -Würzburg, M. RlKLI-Zürich, R. V. WETTSTEIN -Wien, P. KUÜKUÜK-Helgoland, K LlNSBAUER-Graz, H. SüHENÜK-Darmstadt, M. NORDHAUSEN-Marburg a. L., E. KÜSTER- Bonn, H. GLÜOK-Heidelberg, A. PASOHER-Prag, A. URSPRUJNG-Freiburg (Schweiz), H. SOLEREDER-Erlangen, C. STEINBRINCK-Lippstadt, C. BRICK- Hamburg. Ber. der deutschen bot. Gesellseh. XXXV. 45 ggg F. VON HÖHNEL: Mitteilungen. 70. F. von Höhnel: Über die Perithecien der Micro thyriaceen und die Gattung Meliola Fries. (Eingegangen am 16. Dezember 1917.) In meinem Fragmente Nr. 478 (X. Mitt. 1910) habe ich an- gegeben, daß die, Perithecien von Asterina stell ata Speg. und Ch/peolella inversa v. H. an der Unterseite der Hyphen des Subiculums be- festigt sind und daher verkehrt sind. Die obere Hälfte der Perithecien ist mit dem Blatte verwachsen und die freie Oberseite desselben ist die Basis derselben, daher hier von einem Ostiolum nicht gesprochen werden kann, da die Ostiolarseite der Perithecien mit der Cuticula verwachsen ist. In dem Perithecium sitzen aber die Schläuche auf der der Cuticula angewachsenen Ostiolarseite derselben und ragen nach oben, so daß sie in den Perithecien verkehrt liegen. Seitdem hat sich herausgestellt, daß sich die Perithecien aller Microthyriaceen gleich verhalten. Dieser Befund ist so in die Augen springend, daß er von den speciellen Mykologen allgemein angenommen wurde und seit- her die Perithecien der Microthyriaceen als verkehrte oder inverse beschrieben werden. Seither habe ich gefunden, daß genau die gleichen Beobach- tungen mit denselben Schlußfolgerungen schon 1893 von G-AILLARD (Bull. soc. myc. France, IX. Bd. p. 95) und 1900 von RaüIBORSKI (Paras. Algen und Pilze Javas, Batavia, III. Teil, p. 4H) gemacht wurden. G-AILLARD fand, daß zwischen den Perithecien einer Meliola und einer Asterina ein wesentlicher Unterschied besteht. Die ersteren sind aufrecht und entwickeln sich auf der Oberseite der Hyphen, die letzteien entstehen unterseits und sind daher hängend. Der organische Scheitel der Me/?Va-Perithecien ist oben, und bei Asteriva unten, wo er dicht am Blatte anliegt. Die Öffnung der Asterina-V evithecien geschieht daher auf der nach oben gekehrten Basis derselben. Über die Perithecien der Microthyriaceen usw. 699 Während GäILLARD den Gegenstand ausführlich erörtert und mit einigen guten Bildern erläutert, hat LiAOIBORSKI denselben nur mit einigen Worten1 berühre, die aber nicht inißzu verstehen sind. Er sagt, daß bei Asterina die Perithecien seitlich an den Hyphen angelegt werden und sich kegelig verbreiternd gegen die Blattfläche hin wachsen. Die flache Perithecienwand gegen die Blattfläche wird nicht oder sehr mangelhaft angelegt, die kegelige Spitze des Peritheciums ist zugleich dessen ältester, basaler Teil. Diese Befunde von GAILLARD, BACIBORSKI und mir wurden seither durch viele Untersuchungen spezieller Mykologen bestätigt, die in ihren Beschreibungen von Microthyriaceen ?tets von inversen Perithecien usw. sprechen. Eine kräftige Stütze erhielten diese Ergebnisse durch meine Entdeckung der Katothecien bei den Trichothyriaceen (Ber. d. deutsch, bot. G. 1917, 35. Bd. p. 411). Die Katothecien sind wirklich einfach verkehrte Perithecien, bei welchen auch die Schläuche von der oben befindlichen Basis derselben herabhängen. Nichts war selbstverständlicher, als, wie ich es getan habe, zu sagen, daß diese Katothecien eine Bildung darstellen, welche in der Mitte zwischen den gewöhnlichen aufrechten Perithecien und den hängenden oder verkehrten Thyriothecien steht. Hier- durch schien die bisherige Lehre von dem Wesen der letzteren vollständig sicher gestellt. Allein die Natur geht bei der Entwicklung ihrer Formen ihre eigenen Wege, die oft nur schwer aufzuspüren sind, so daß sich oft genug scheinbar schon ganz selbstverständliche Annahmen als irrig erweisen. Und das ist nun auch hier der Fall. Ich habe seither gefunden, daß die bisherige Auffassung des Wesens der Thyriothecien eine ganz falsche ist. Schon die eine Tatsache, daß in diesen die Schläuche auf dem angeblichen der Blattfläche anliegenden Scheitel der Perithecien sitzen, hätte ge- nügen müssen, um zu erweisen, daß die heutige Lehre von den Thyriothecien falsch sein müsse. Der Augenschein sprach aber so sehr für die verkehrte Lage der Thyriothecien, daß man lieber annahm, in denselben finde eine Umkehrung des Nucleus statt, wTas ja ganz unwahrscheinlich war, als daß man einfach sagte, die ganze bisherige Auffassung der Thyriothecien müsse falsch sein. Durch die Untersuchung einiger Meliola- Arten, teils echten, teils ursprünglich nur als solche beschriebenen, aber nicht eigentlich in die Gattung gehörigen, bin ich nun zu der Erkenntnis ge- langt, daß die Thyriothecien gar keine einfachen Schlauchbehälter sind, sondern aus zwei Teilen bestehen, nämlich aus dem Schilde 45* 7(jij F. v«>n HÖUNEL: und aus dem eigentlichen Perithecium. Die Microthyriaceen ent- wickeln auf der Unterseite der Hyphen oder an kurzen Seiten- zweigen eigene schildförmige Organe, die der Blattepidermis fest aufsitzen. Diese Schilder sind Schutzvorrichtungen, unter welchen sich die eigentlichen Perithecien entwickeln. Diese sind nicht v erkehrt, sondern aufrecht. Da sie sich in vollkommen geschützter Lage entwickeln, brauchen sie keine eigene Perithecienmembran, diese ist daher meist so gut wie gar nicht entwickelt. Zur Reife- zeit entsteht im Schutzschilde eine rundliche oder unregelmäßige Öffnung, oder dasselbe erhält strahlig angeordnete Risse. Bei vielen Asterina- Arten aus der Untergattung Dimerosporium Fuckel zerreißt das Schutzschild von der Mitte aus lappig, und werden die Lappen durch den schleimreichen, stark aufquellenden Xucleus- aufgerichtet und hinausgebogen, so daß die Schläuche frei zutage liegen (Fragmente Nr. 331, 861). Bei Englerulaster v. H. (Fragm. Nr. 478) verschleimt das Schildchen in der Mitte und endlich bei stegothyrinm denudans (Rehm) v. H. (= Myiocopron Rehrn in Ascora. exs. Nr. 1493) wird schließlich das unveränderte Schildchen deckel- artig abgeworfen, so daß der Pilz, der gar kein eigenes Peritheciuni besitzt, nackt zutage liegt, einer Ayyriee gleichend. Bisher hat man als ganz selbstverständlich angenommen, daß zwischen einem il/ie/Zo^-Perithecium und e mx = m2 = 6%'; dann ist nach Gl (4) 1 — 2 im 64,5 — 2x0,4X6,5 59,3 Vz 110 110 0,54, und wenn die Außenkonzentration 0= 0,40 GM Rohrz., so ist der osmotische Wert der Zelle O = 0,54 X 0,40 = 0,21e GM Rohrzucker. Allzugroße Genauigkeit ist bei der Wahl des Meniskusfaktorg gewöhn- lich nicht nötig. Wenn man A auf 1j8, 0,4, 0,45, 0,5 abrundet, so bleibt der Einfluß aufs Resultat Vp : Vz sehr klein, meist innerhalb der Messungs- fehler. — Die voranstehenden Gleichungen sind für genau zylindrische Zellen ab- geleitet. Wenn in prismatischen Zellen, deren Querschnitt nicht kreisrund, sondern mehreckig ist, die Höhen der kugelig gerundeten Menisci, zwischen den Kanten gemessen, merklich größer als zwischen den Flächen sind, so verwendet man einen mittleren Wert für m : r, bestimmt darnach l und rechnet nach Gl (4). — Wahrscheinlich würden in Zellen mit genau kreis- rundem Querschnitt die Protoplaste zuletzt genau halbkugelige Endflächen erreichen und die erwähnte, in Gewebszellen so oft zu beobachtende Ab- weichung der Menisci von der Halbkugelform dürfte meist auf Abweichungen des Querschnittes von der Kreisform beruhen. Die angeführten Beispiele zeigen, daß die Berechnung des "Wertes Vp : Vz für zylindrisch-prismatische Zellen zu einer sehr einfachen Operation wird, wenn vier Größen: die mittlere Länge und die Breite der Zelle, die Länge des Protoplasten und die Höhen der Protoplastenmenisci, durch Messung bekannt sind. 3. Der Grad der Plasmolyse. Die Kenntnis der Verhältniszahl Vp : Vz ist nicht allein für die osmotische Wertbestimmung von Wichtigkeit, sondern, wie ich 7 iL' Kakl Höfler: vermute, für die Betrachtung plasmolytischer Erscheinungen über- V liaupt. Denn die Größe -~ gibt in sinngemäßer Weise an, wie ' z stark eine Zelle plasmolysiert ist. Sie liefert ein wertvolles Mittel, außer schwächster, eben wahrnehmbarer Grenz- plasmolyse auch alle stärkeren Plasmolysen zahlenmäßig zu beschreiben und zu charakterisieren. Ein solches ob- jektives Maß hat bisher gefehlt; darum war man bei allen quanti- ativen Untersuchungen, z. B. auch in der ganzen Lehre von der Plasmapermeabilität, fast stets allein auf die Betrachtung der Grenzplasmolyse angewiesen. Ich halte es aus diesem Grunde für ratsam, die Größe -=£■ * z im Interesse einer bequemen Terminologie plasmolytischer Erschei- nungen mit einem einfachen Namen zu belegen. Es bietet sich der schon bei DE VRIES1) in ähnlichem Sinne gebrauchte Ausdruck „Grad der Plasmolyse"; ich verstehe also darunter fortan die Maßzahl für das Volumverhältnis zwischen dem plasmoly sierten Protoplasten und dem Innenvolum der entspannten Zelle. Zur Bezeichnung ver- wende ich als Symbol den Buchstaben G. Somit ist VT ^ ' z G ist eine unbenannte Zahl, ein echter Bruch, kleiner als 1, und wird für die unplasmolysierte, turgorlose Zelle, gleich 1. Je schwächer die Plasmolyse, desto weniger weicht G von 1 ab. — Es sei hier erlaubt, noch einige weitere Bezeichnungen vor- zuschlagen für Erscheinungsformen der Plasmolyse, die auseinander- zuhalten sich mir während der Ausarbeitung vorliegender Methode als^ nötig erwies. Wenn eine intakte Zelle in hypertonische Außenlösung ge- bracht wird, so nimmt, während die Plasmolyse eintritt, der Grad der Plasmolyse naturgemäß allmählich zu. Der Protoplast zeigt, solange er sich verkleinert, meist Begrenzungsflächen, die teilweise konkav nach außen sind (Abb. 2a), was wohl damit in Zusammen- hang stehen dürfte, daß das Plasma mit gewisser Kraft an der Zellwand haftet und daß die von außen her ins Zellumen vor- bringende Lösung den hierdurch verursachten Adhäsionswiderstand nur allmählich zu überwinden vermag. Erst wenn die Verkleine- rung beendet und osmotisches Gleichgewicht zwischen Zellsaft und 1) 1. c, vgl. bes. Jahrb. f. wiss. Bot., Bd. 16, 1885, S. 550 f. Die plasmolytisch-volumetrische Methode und ihre Anwendbarkeit usw. 713 Plasmolytikum erzielt ist, erst dann rundet der Protoplast in der Regel seine freie Oberfläche langsam nach außen und erreicht schließlich die charakteristische, bleibende Endform, kugelige, nach außen konvexe Konturen (Abb. 2b). Wir können demgemäß unterscheiden: 1) eintretende (imperfekte) und endgültige (perfekte) Plasmolyse und 2) konkave und konvexe Plasmolyse. Nun ist in den meisten, wenn auch nicht in allen Fällen eintretende Plasmolyse konkav oder doch ungleichmäßig gerundet, endgültige kugelig-konvex. Man hat daher bei der Betrachtung stärkerer Plasmolysegrade in der kugeligen Rundung der Plasmaoberflächen sehr oft ein gutes Kriterium dafür, ob perfekte „Endplasmolyse" wirklich erreicht ist. o &21 Abb. 2. Grundgewebszellen aus dem Stengel von Tradescantia guianemis, in 0,40 GM Rohrzucker plasraolysiert. a) eintretende (imperfekte), b) end- gültige (perfekte) Plasmolyse1), G = 0,54. Nur wenn die Plasmolyse endgültig, gilt natürlich unsere Gl (2) 0 = C -=£ . Der osmotische Wert 0 der Zelle (im Momente » z der Ablesung) — damit gelangen wir zum kürzesten Ausdruck des Grundgedankens der plasmolytisch-volumetrischen Methode — be- rechnet sich dann einfach als Produkt 0 = C • G (5) Dem ursprünglichen osmotischen Wert der entspannten Zelle vor der Plasmolyse ist der so berechnete Wert gleich, wenn das Plasma volle Semipermeabilität für Außenlösung und Zellsaft- 1) Abb. 2b zeigt die zuerst von KÜSTER (Diese Ber., Bd. 24, 1916, S. 255; Flora, Bd. 100, 1910, S. 267) beobachtete „Systrophe" der Chromatophoren und des Körnerplasmas nach Plasmolyse. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. 46 - j | Karl Höfleb: .stufte besitzt (und wenn sich, während Plasmolyse eintrat, keine stofflichen Umsetzungen im Inneren des Protoplasten vollzogen haben). Dringt Plasmolytikum ein. so würde 0 dadurch um soviel größer gefunden werden, als der osmotischen Wirksamkeit der eingetretenen Lösungsmenge entspricht1); würden Inhaltsstoffe der Zelle exosmieren, so würde 0 hierdurch entsprechend kleiner. Die Bestimmung des Grades der Plasmolyse ist also zunächst ein wichtiges Hilfsmittel der objektiven Beschreibung für plasmo- lytische Erscheinungen aller Art. Sie läßt, falls eine Reihe von Bedingungen erfüllt ist, außerdem nach der einfachen Gl (5). 0 = C • G, direkt die " ursprünglichen osmotischen Zellwerte er- kennen. 4. Proportionalität im Orade der Plasmolyse. Es ist wesentlich für unsere Methode, daß man nach freier Wahl schwächere oder stärkere Plasmolysegrade der osmotischen Wartung zugrunde legen kann. Durch diesen Umstand wird ein Weg gewiesen, der die Brauchbarkeit der .Methode experimentell zu prüfen erlaubt, und zwar durch Versuche folgender Art: Man beobachtet gleiche Zellen in verschieden stark hyperto- nischen Außenlösungen, in denen die Plasmolyse verschiedenen Grad erreicht. Oder, um alle individuellen Differenzen auszu- schließen, dieselben Zellen werden, nachdem der Grad der PI. in einer ersten Lösung abgelesen, weiter in stärkere Konzentrationen überführt und dort jedesmal, sobald Endplasmolyse erzielt, von neuem gemessen. Offenbar müssen dann für jede Zelle in allen unter- suchten Konzentrationen C die Grade G auf denselben osmotischen Wert 0 hinweisen. Es muß C: • Gx = C2 • G2 = C3 • G3 sein, oder Cx : C2 : C3 = G3 : G2 : Gj (6) Die bewirkten Grade der Plasmolyse müssen umgekehrt proportional sein den Außenkonzentrationen, in denen sie zur Beobachtung gelangen. Wie weit besteht nun in wirklichen Versuchen diese erwartete „Proportionalität im Grade der Plasmolyse"? Wenn sie ganz zu- trifft, sind die aus verschiedenen Konzentrationen berechneten Werte genau die gleichen. Nach dem Maß der Übereinstimmung dürfen wir uns also ein Urteil bilden sowohl über die Genauigkeit 1) "über die sich hierauf gründende Methode der quantitativen P«r- meabilitätsbestimmung individueller Einzelzellen für osmotisch wirksame, zur Plasmolyse verwendbare Stoffe soll demnächst berichtet werden. Die plasmolytisch-volumetrische Methode und ihre Anwendbarkeit usw. 715 der Resultate, wie auch indirekt darüber, ob die Bedingungen für die Giltigkeit der Gl (5) 0 = C • G im Einzelfall tatsächlich er- füllt sind. Ich habe plasmolytische Proportionalitätsversuche in großer Zahl und verschiedener Modifikation ausgeführt und teile hier einen Versuch als Beispiel in extenso mit. Eine meiner besten Versuchspflanzen war Tradescantia guianensis Miq.1). Ich verwendete die langgestreckten, äußeren, an die Gefäßbündel grenzenden Grundgewebszellen aus der Stengelachse; diese Zellen haben ansehnliche Größe, sind ausgezeichnet durch oft sehr regelmäßige zylindrisch-prismatische Form und enthalten bisweilen Anthokyan, sie haben ferner die günstige Eigen- schaft, daß das Plasma nur einen dünnen Wandbelag bildet und der Zellsaft weitaus den größten Anteil am Volum des Gesamtprotoplasten hat, ein Um- stand, auf dessen Bedeutung wir noch zurückkommen.. Bezüglich aller Einzelheiten der Versuchsanstellung, der zur Kritik ■dienenden Kontrollversuche, der Diskussion der Messungsfehler sei auf die *-rn,- i i i i 1 1 i i i I i i i i I i i ift.f 0 fo is U<» i .< / ■■ > i ) ; n 1 1 n > JO w in i>lin[l'> ,i Itji i I Abb. 3. Messung des Grades der Plasmolyse. Erklärung im Text. ausführliche Publikation verwiesen. Im folgenden Versuche kamen Stengel- längsschnitte erst über Nacht in eine volumnormal bereitete Lösung von 0,30 GM Rohrzucker und nach der Ablesung des Grades weiter für je 2 bis 3 Stunden in 0,35, 0,45, 0,60 GM Rohrz. Ich nenne solche Proportionalitäts- versuche, wo dasselbe Präparat stufenweise in immer stärkere Lösungen kommt, „Stufenversuche". Für die Messung wurden 11 regelmäßig geformte benachbarte Zellen einer Längsreihe gewählt. Die schematische Abb. 3 zeigt, wie ich die zur Bestimmung des Grades der Plasmolyse erforderlichen Daten abzulesen pflege. Ich bringe das Okularmikrometer mit der Längsachse der Zelle so zur Deckung, daß der Nullpunkt der Skala oder der als Anfangspunkt gewählte Teilstrich über die Mitte der linken Zellquerwand zu liegen kommt. Dann wird be- stimmt: 1. die innere Zellänge h: In Zelle 1 des folgenden Versuches ist h = 61' (Teilstriche). — 2. Zwischen welchen Teilstrichen liegt der Proto- plast? Bei der Messung in 0,30 GM zwischen 18 y2 und 57, also 1 = 57 — 18,5 = 38,6'. — 3. Die Höhe der Menisci: Das Präparat wird rechtwinkelig zur Längs- 1) = Tradescantia elongata G. F. W. Meyer. 46* 716 Karl Höfler : achse rerschoben, bis die Skala über der Längs wand der Zelle liegt; hier ist jeder Meniscus m = 6'. — 4. Die innere Zellbreite b = 2r = 14 V1). In den Protokollen schreibe ich die zwei ersten Größen 1 und h gleich während der mikroskopischen Beobachtung in Form eines Bruches an, daneben setze ich die Werte für 2 m und b = 2r. 0 bedeutet die Konzentration des Plasmolvtikums. — Links vom Doppelstrich stehen in der folgenden Tabelle die Versuchsprotokolle, rechts die nachträgliche Berechnung. Diese geschieht Vp l-2Am nach der früher abgeleiteten Gl (4) G = ^f— = - — jt Damit also der Bruch 1 : h den Grad der Plasmolyse gebe, müssen nur vom Dividenden 1 die mit dem verkleinernden Meniskusfaktor k multiplizierten Meniskushöhen 2 m abgezogen werden. Da hier m : r = 6 : 7<_,, so ist A genau = 0,385. Also für Zelle 1 in 0,30 GM : 1 = 57 — 18,6 = 38,5, hiervon abzuziehen 2 Am = 2 6 x 0,385 = 4,6; G30 = (38,5-4,6) : 61 = 33,9 : 61 = 0 . 556 . Die Indices (z. B. G30, O30) deuten an, in was für einer Außenkonzentration die betreffende Beob- achtung erfolgt ist. Bei den erhaltenen Einzelwerten für G ist die 2. Dezimale giltig, die 3., durch kleineren Druck gekennzeichnete Dezimale dient der Korrektur. Versuch 1. 19. V. 1916. C 0,30 (JM Rohrz. O 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 IT 2 m 1 — 2Am = G 18i/2-57 61 8y2-44y2 63 ey2-3i 36 sy2-39 47 y2 9—53 65 l/2 10-58 7l 7—34 y2 40 10-52 63 y2 i2-5fy2 591/2 8—38 44 y2 5—35 42 y2 2.x 6 14% JJ M ») »> 99 )* 91 M ** ») >* >• »1 38,5—4,6 61 36-4,6 53 24,5—4,6 36 33,5—16 47,5 44—4,6 65,5 48-4,6 71 27,5-4,6 40 42—4,6 63,5 39,5— 4,ti ' 59,5 30—4,6 44,5 30-4.6 42,5 G30 = 0,55e = 0,592 = 0,563 = 0,608 = 0,602 = 0,6 li = 0,672 = 0,59o = 0,587 = 0,57i = 0,598 = (»,585 G x C=0 0,58 X0,80= O30 = 0,175 1) Ein Teilstrich = 3,9 ,u (Zeiß, Obj. D, Ok. 4, Tubus 150 mm). Die plasmolytisch- volumetrische Methode und ihre Anwendbarkeit usw. 717 (Fortsetzung.) C h 2 m 1- 2;.m G G C = 0 0,35 GH Rohrz 0,45 GM Rohrz. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 19%- 53 61 934—41 53 9-30% 36 5y2—35 15-62% 65 1/2 12—53 71 8—32 40 12% -48 63% 14%-48% 59% 10-36 44% 7—33 42% 2X6 14% 99 19 )» >» »* >> 1» *5 — 99 >» »> ?) 99 '?_ >> )> )> <> Jj »» 33,5—4,6 61 31,3—4,6 53 21,5—4,6 36 29,5—4,6 47,5 37,5—4,6 65,6 41—4,6 71 24—4,6 40 35,5-4,6 63,5 34—4,6 59,5 26-4,6 44,5 26—4,6 42,5 G35 = 0,474 0,504 0,47o 0,624 0,502 0,513 0,485 0,487 0,494 0,48i 0,504 0,494 0,494X0,35 = 035 = 0,173 22—49% 61 12-37% 53 U% -29 36 8—32 47% 19-48% 65% 16%-49% 71 ioy4— 30 40 16—45 63% 18% -46 59% 13-34 44% 11—32 42% 2X6 14% 27,5-4,6 (PT 25,5—4,6 53 17,5—4,6 36 24—4.6 47,5 29,5—4,6 66,5 33—4,6 71 19,3-4,6 40 29—4,6 63,5 27,5—4,6 59,5 21-4,6 44,5 21 — 4,6 42,5 G45 0,375 0,394 0,358 0,408 0.38o 0,40o 0,36s 0,384 0,385 0,36g 0,386 0,382 0,382X0,45 = O45 = 0,1?2 718 KAKL HÖFLER: i Fortsetzung.) h Z m 0,60 GH Rohrz 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 23 44 61 15i/2-34^3 53 13—28 36 10—28 y2 47 y2 22-451/2 65% 21— 46 14 71 12—28 i) 40 19—42 63i/2 20—44 2) 591/2 15—37 2) 13— 30 1/2 42% 2X6 141/2 1 — 2Am = C G C = 0 21—4,6 61 19,2-4,6 53 15—4,6 36 18,5-4,6 47,5 23,5—4,6 65,5 25,5—4,6 71 16-4,6 40 23—4,6 63,5 24—2,5 69,5 22—4,6 44,5 17,6—4,6 42,5 GßO = 0,269 0,276 0,28g 0,293 0,28s 0,294 0,28b 0,29o [0,37] [0,39] 0,304 0,28: 0,28: X 0,60= OcO = 0.1<2 Die Resultate einiger gleicher Stufenversuche sind folgende: Versuch 2, 19. V. 1916/G30 = 0,544 , G35 = 0,46s (Einzelzelle) (O30 = 0,163 , 085 =0,164 G40 = 0,403 O40 = 0,16i, Versuch 3, 19. V. 1916(G30 (Einzelzelle)3) (O80: : 0,66s , G85 = 0,486 0,1695, 085=0,170, G40 = 0,427 O40 = 0,17i G5o = 0,319 O60=0,16o GM. G50= 0,342 O6„ = 0,17i GM. Versuch 4, 28. III. 1916/G40 =0,59* , G60 =0,479, G l\u 0,396 (8 Zellen) (0 )0 = 0,23s , O80 = 0,239 , O60 = 0 23s GM. Rohrz. Im Versuch 1 ergibt sich bei der ersten Messung der osmo- tische Mittelwert O30 = 0,1 1ö GM, bei den weiteren Messungen 035 = 0,173 GM, 045 = 0,172 GM, O60 = 0,172 GM. Die unabhängig bestimmten Werte differieren nur um 3 Einheiten der dritten Stelle oder um ca. 2 °/0. Nicht viel weniger genau stimmen die Produkte C XÖ für jede Einzelzelle. 1) Die Rundung der Menisci nicht mehr ganz gleichmäßig. 2) Die Protoplaste schwer geschädigt, die Konturen unregelmäßig. 3) Vers. 2 u. 3 sind in der ausführlichen Mitteilung abgebildet. Die plasmolytisch-volumetrische Methode und ihre Anwendbarkeit usw. 719 Die Resultate gewinnen durch diese wechselseitige Bestätigung den Charakter großer Zuverlässigkeit, die sich übrigens durch weitere Kontrollmessungen noch beliebig steigern läßt. Was die Genauigkeit der plasmolytisch-volumetrischen AVertbestimmung betrifft, so überragt sie, wie man sieht, bedeutend die der grenz- plasmolytischen Methode für gleiche Objekte, in unserem Beispiel schätzungsweise um das 5 fache. Daß die Bedingungen unserer Gl (5) 0 = C • G - nämlich volle Semipermeabilität, volles Gleichgewicht und Intaktheit der Proto- plaste — erfüllt gewesen sein müssen, das dürfen wir in Fällen, wo so vollkommene Proportionalität zwischen den Graden der Plasmolyse besteht, wohl annehmen1). Die außerordentliche Übereinstimmung zeigt aber weiter auch noch, daß verschiedene Bedenken, die gegen das Grundprinzip unserer Methode möglich wären, in der Praxis nicht zur Geltung gelangen. Um ein solches zu nennen: Wir nahmen in Gl (5) 0 = 0 • G seit Beginn stillschweigend an, daß Proportionalität zwischen der Konzentrationszunahme der durch die Plasmolyse verdichteten Zellsaftstoffe und ihrer osmotischen Wirksamkeit be- stehe, daß also das BOYLE-MARIOTTE-VAN't-HOFF'sche Gesetz innerhalb der verglichenen Konzentrationen C und 0 voll gelte, — wir sahen ab (wenn wir zunächst an Rohrzucker als Plasmolytikum denken) von den Abweichungen, welche durch Unterschiede im Jonisationsgrade eventuell vorhandener dissoziierender Zellsaft- bestandteile entstehen könnten. Nun lehrt zwar schon eine Über- schlagsrechnung, daß der so veranlaßte Fehler nur sehr klein sein könnte; die Proportionali täts versuche bestätigen diese Erwartung. — 1) Bei mehreren sehr genauen, im Winter angestellten Stufenversuchen mit Tradescantia und Rohrzucker fand ich den Wert bei den späteren Ab- lesungen niedriger als am Beginn. Z. B. Versuch 5, 19. X. 1917/G30 = 0,7286, G40 = 0,5327, G30 = 0,40os, G60 = 0,3336, (9 ZeUen) \O30 = 0,2186. O40 = 0,2130, O50 = 0,2002, O80 = 0,20o2 GM. Versuch 6, 19. X. 1917/G35 = 0,54g , G40 = 0,475 , G50 = 0,359 , G60 = 0,29e , (12 Zellen) \035 = 0,192 , O40 = 0,18g , O50 = 0,17g , OB0 = 0,1 7s GM. Versuch 7, 7. XII.1917(G30 = 0,7448, G4(1 = 0,5421, G5(l = 0,4196, G6Ü = 0,3457. (10 Zellen) (O30 = 0,2234, O40 = 0,2168, O50 = 0,2098, O60 = 0,2074 GM. Versuch 8, 7.XII.1917/G30 = 0,725 , G40 = 0,51e , G5n = 0,41s , G60 = 0,31 7 , (13 Zellen) \03a = 0,2 175, O40 = 0,2064, 0,„ = 0,2077, O60 = 0,19o2 GM. Vermutlich sinkt der Wert, weil Inhaltsstoffe der Zellen während des Ver- suches exosmieren (der Zellsaft ist im Winter konzentrierter als im Sommer). Doch scheint mir auch eine ganz andere Deutung möglich. Die Versuche sind nicht abgeschlossen. 120 Karl Höfler: Da die vorliegende Mitteilung nur dem Prinzip der Methode gilt und da hier nicht die Arten der Anwendung und die bisher schon gewonnenen Resultate im Einzelnen aufgezählt werden sollen, so versage ich es mir, die Rolle der Proportionalitätsversuche für andere Fragen außer der osmotischen Größenbestimmung an Bei- spielen vorzuführen. Ich will nur noch eines andeuten: Ist für ein bestimmtes Objekt und einen plasmolysierenden Stoff die nor- male Proportionalität der Plasmolyse durch Versuche in hinreichen- der Zahl erhärtet, dann sind auch Abweichungen von eben dieser Proportionalität, wenn sie im Einzelfall begegnen, nicht ohne Interesse. Sind doch solche nur möglich, wenn die Permea- bilitätsverhältnisse nicht mehr die ursprünglichen sind, wenn stoff- liche Umsetzungen im Protoplasten Platz gegriffen haben odt-r wenn das Plasma nicht mehr im Vollbesitze seiner Plastizität, d. h. seiner Fähigkeit ist, sich aufs osmotische Gleichgewicht einzu- stellen. Gerade hier, in der Aufdeckung und Charakterisierung zellpathologischer Zustände, liegt ein weites Arbeitsfeld der plas- molvtisch-volumetrischen Methode. Die Proportionalität im Grade der Plasmolyse beweist normales Formänderungsvermögen und normale Undurchlässigkeit und ist hierin ein Kennzeichen für die Intaktheit der Protoplaste. Wie die Plasmolysierbarkeit eine ,,Lebensreakti on" für Pflanzenzellen darstellt, so darf die Pro- portionalität der Plasmolyse vielleicht im angedeuteten Sinne geradezu als ,,Gesun dheitsreaktion" gelten, wenn dieser all- gemeine Ausdruck in der speziellen Bedeutung normaler Semipermea- bilität und Plastizität zulässig erscheint. ~). Einfluß des Wandprotoplasmas. Nicht überall stimmen die in verschiedenen Konzentrationen •enthaltenen osmotischen Werte so gut überein wie im Normalfall für die betrachteten Tradescantiazellen. Bei vielen Objekten er- hielt ich Abweichungen folgender Art: Wenn die Zellen aus schwächeren stufenweise in immer stärkere Lösungen gebracht werden, dann fallen die aus den verschiedenen Plasmolysegraden gefundenen Werte für 0 nicht ganz gleich aus, sondern sie bilden annähernd eine aufsteigende Reihe. So berechnete ich an den tiefvioletten Zellen der Stengel- epidermis von Gentiana germanica s. I.1) — nebenbei bemerkt einem 1) Ich arbeitete mit frischen Freilandpflanzen in Ramsau bei Schladming in Steiermark (nördl. Kalkalpen). Meine Versuchspflanze, und ebenso die im vorigen Heft dieser Ber., S. 653, Fußnote, erwähnte, gehört innerhalb des Formenkreises von Gentiana germanica Willd. s. 1. (richtiger von G. polymorpha Die plasmolytisch- voluinetrische Methode und ihre Anwendbarkeit usw. 721 wunderschönen Schauobjekt für Plasmolyseversuche — in einem, bestimmten Fall, wo benachbarte Schnitte gleichlang in 0,35, 0,40, 0,45, 0,50 GM KN03 plasmolysiert worden waren, 035 = 0,322 GM, O40 = 0,32s GM, 045 = 0,33s GM, O50 = 0,34* GM KNO3. Ähnlich verhielten sich Spirogyra1) und verschiedene andere Ob- jekte sowohl in Salz- wie in Rohrzuckerlösungen. Der Befund war anfangs überraschend. Heute glaube ich ihn etwa so erklären zu sollen. Wir haben bisher vorausgesetzt, daß der gesamte Protoplast sein Volumen umgekehrt proportional der Außenkonzentration ver- kleinere. In Wahrheit dürfte wohl ausschließlich, oder doch ganz vorwiegend, nur dem Zellsaft Wasser* entzogen werden. Das Wand- protoplasma (mitsamt seinen Einschlüssen und dem Zellkern) dürfte, so lange es bei der Plasmolyse intakt bleibt, seinen Quellungs- zustand wahrscheinlich gar nicht2) oder wenn schon, so doch sicher nur in recht geringem Maße ändsrn. Wenn dem so wäre, dann müßte aber unsere Grundgleichung O = C • G offensichtlich auf zu hohe Werte führen, und zwar wird der Fehler, die Differenz zwischen dem unkorrigierten und dem wahren osmotischen Wert, wie eine einfache Rechnung lehrt3), Wettst.) nicht, wie ich erst irrig annahm, zu G. anisodonta Borb., sondern zu G. Sturmiana A. et J. Kerner, worauf Herr Hofrat R. v. WETTSTEIN mich gütigst hinwies. 1) Für Spirogyra macht LEPESCHKlN (Diese Ber., Bd. 27, 1909, S. 140, Fußnote) die interessante Bemerkung: „Die Konzentration der Außenlösung ist ja dem Protoplastenvolum nicht genau umgekehrt proportional." 2) Nach LEPESCHKlN: Diese Ber., Bd. 28, 1910, S. 102, 384. 3) In einer Zelle sei das Plasma p = 1/s vom Protoplasten ; der wahre osmotische "Wert, den wir nicht kennen und bestimmen wollen, sei 0,30 GM Rohrz. "Wir plasmolysieren die Zelle in 0,40 GM. Der Zellsaftraum, 1 — p = 4/5 == 0,80, verkleinert sich hier auf drei Viertel seines Anfangsvolumens, das Plasma p = Vs bleibt konstant. Dann werden wir als Grad der Plasmolyse messen G40 = 0,80 X % -4- 0,20 = 0,80. — Würden wir hieraus direkt den osmotischen Wert berechnen wollen, so erhielten wir O40 = 0 • G40 = 0,40 0,80 = 0,32 GM; der Wert wäre zu hoch. — Allgemein wird der Grad Gc = (l-p)g + p (7) und der unkorrigierte osmotische Wert () = G ■ C = p (0 - O) + O (8) ü ü daraus folgt Gl (9). Sollten spätere Untersuchungen etwa ergeben, daß das gesunde Plasma bei der Plasmolyse doch seine Quellung ändert, so wäre in Gl (7) auch das zweite Glied rechts, p, mit einem Faktor a zu multiplizieren, welch letzterer aber voraussichtlich sich recht wenig von 1 unterscheiden wird. 722 Karl Höfler: umso größer werden, je stärker hypertonisch die Außenlösung und je größer der Anteil des Plasmas (samt Kern und Einschlüssen) am Gesamtvolum des Protoplasten ist. — Bei der Annahme voller Volumkonstanz des Plasmas während der Plasmolyse muß die Be- ziehung gelten: Oc — 0 = J 0 = i) (C - 0) (9) wo p den Anteil des Plasmas am Protoplastenvolum in der turgor- losen Zelle, C die Außenkonzentration, Oq den unkorrigierten, di- rekt nach der Gl 0 = 0 • G berechneten osmotischen Wert und 0 ohne Index den wahren Wert bedeutet. Die an 0 anzubringende „Protoplasmakorrektur" J 0, wie ich sie nennen will, wächst also direkt proportional mit der Größe p und die Differenz (C — 0). Wollte man den wahren Wert 0 aus C, G und p unmittelbar aus- rechnen, so hieße die Gleichung 0 = 0^^ (10) 1— p Weitere Gleichungen für die Beziehungen zwischen 0, G, Oq, 0 und p sind, wenn man sie braucht, leicht abzuleiten. Kennt man die Größe p nicht, so findet man, wenn die un- korrigierten Werte eine arithmetische Reihe bilden, den wahren Wert durch Verlängerung der Reihe nach unten. Hätte man z. B. in einem Proportionalitätsversuch gefunden: 035 = 0,31, 010 = 0,32, O45-=0,33, 050 = 0,34 GM, so wäre der wahre osmotische Wert einfach 0 = 0,30 GM. Auch p läßt sich aus einer solchen Reihe schätzen. Zellen mit dünnem Wandplasma, wie die von mir verwendeten TradescantiazeWen, bieten nun, wie ersichtlich, für 'allgemein plas- molytische Versuche die Bequemlichkeit, daß die Protoplasma- korrektur vernachlässigt werden darf; wenn p sehr klein wird,, geht Gl (10) in unsere alte Gl (5) 0 = C • G über. — Der Einfluß des Protoplasmas ist bei osmotischen Größen- bestimmungen bisher wenig beachtet worden1). Wenn aber die 1) PFEFFER (Zur Kenntnis der Plasmahaut u. Vacuolen, 1890, S. 297 f.) hat, wie bekannt, den Anteil des Wandprotoplasmas am Turgordruck, dem Gesamtdruck, den der Zellinhalt auf die Zellwand übt, geklärt, indem er den Turgordruck in die ihn zusammensetzenden Kräfte zerlegte: den osmotischen Druck des Zellsaftes, den Zentraldruck des Plasmas, den Quellungsdruck und den osmotischen Druck der im Plasma gelösten Stoffe. Von diesen vier Komponenten kommen die zwei letztgenannten, wie PFEFFER ausführt, in vakuolisierten Zellen, da sie gleichstark nach außen und innen wirken, nicht zur Geltung und auch der Zentraldruck des Plasmas wird für Zellen größerer Dimension sehr klein im Verhältnis zum osmotischen Druck des Zellsaftes. (Vgl. auch Lepeschkin. Diese Ber., Bd. 26a, 1908, S. 201.) — Bei unserer obigen Betrachtung handelt es sich um etwas anderes, um den Einfluß des Plasmas für die Beurteiluno* des osmotischen Zellsaftwertes. Die plasmolytisch-volumetrische Methode und ihre Anwendbarkeit usw. 723 Annahme, daß es in der Begel seinen Quellungszustand nicht ändert auch für die Erscheinungen an turgeszenten Zellen richtig ist, dann wird dieser Umstand künftig auch im Hinblick auf die übliche Volumkorrektur, wo größere Genauigkeit wünschenswert, zu berücksichtigen sein (in der ausführlichen Arbeit habe ich auf diesen Punkt noch nicht hingewiesen). Eine Zelle habe z. B. im entspannten Zustand den osmotischen Wert 0 = 0,60 GM ßohrz. im turgeszenten Zustand sei sie 4/3 mal so groß als im turgorlosen (es sei der Grad der Turgordehnung, wie wir vielleicht sagen dürften, Gt = 4/3. Dann berechnet man den osmotischen Wert Ot nach der üblichen Art Ot = 0 : Gt = 0,60 : 4/3 = 0,45 GM. Ich möchte nun die Aufmerksamkeit darauf lenken, daß dies für plasma- reiche Zellen nicht ganz richtig ist. Wäre das Plasma z. B. ein Drittel vom entspannten Zellraum (p = V3), so würde der wahre turgeszente Wert — wenn wirklich auch die Turgordehnung allein durch Volumvermehrung des Zellsaftes, nicht des Plasmas bewirkt wird — kleiner anzunehmen sein, und zwar wäre im ge- wählten Beispiel, wie eine Rechnung, analog der früheren, lehrt1) Ot = 0,40 GM Rohrz. Man erkennt, daß für noch saftärmere Zellen dieser Einfluß für die Berechnung des turgeszenten Wertes ganz beträchtlich werden kann, desgleichen übrigens auch für die Beurteilung der aktiven Saugkräfte, die in lebenden turgeszenten Zellen ihren Sitz haben2). — Der Unterschied zwischen dem os- motischen Wert im turgeszenten und entspannten Zustande wird also für plasmareiche Zellen nach unserer Ueberlegung größer als der einfachen Volumverminderung bei Turgorverlust entspricht, größer als er in so zahlreichen Arbeiten der letzten zwei Jahr- zehnte angenommen worden ist. Die Protoplasmakorrektur liefert auch hier ein Maß. Dies verleiht ihr ein gewisses weiteres Inter- esse über den Gebrauch bei plasmolytisch- volumetrischen Messungen hinaus. — 1) Unserer Grundgleichung für plasmolytische Zellen O = O • G ent- spricht für die turgeszente Zelle die Gl O = Ot • Gt (11), wenn O der osmo- tische Wert der entspannten, Ot derjenige der turgeszenten Zelle und Gt der Grad der Turgordehnung ist. Daher ist Ot = -q~ (12). Ist nun p wieder der Anteil des volumkonstanten Plasmas am entspannten Zellraum, so folgt genau wie früher, der Gl (10) entsprechend, O = Ot yE§ (13) und 0t = ° ÖT=1> (14) Wenn in unserm Beispiel der Grad der Turgordehnung Gt = Vs- der wahre entspannte osmotische Wert O = 0,60 GM und der Plasmaanteil p = x/3 be- l-1 3 kannt sind, so erhalten wir nach Gl (14) Ot = 0,60 j^ 77- = 0,40 GM. 13 13 2) URSPRUNG und Blum, Diese Ber., Bd. 34, 1916, S. 436. 724 Karl Höfler : Im Anschluß sei endlich noch eine allgemeine Bemerkung gestattet. Man wird vielleicht zur Frage geneigt sein, ob denn die Mühe, welche die hier beschriebene Methode gerade auf genaue osmotische "Wertbestimmung für entspannte Zellen aufwendet, sich überhaupt lohne; da doch in der Natur die lebenden Zellen meist gewisse Turgordehnung aufweisen und der turgeszente Wert meist doch nicht mit gleicher Schärfe meßbar sein wird. Nun haben URSPRUNG und BLUM ein Verfahren von prinzipieller Wichtigkeit ausgearbeitet1), für lebende Gewebszellen den Grad der Turgordehnung durch vergleichende Messung in Paraffinöl, wo das Zellvolum ungeändert bleibt, und in hypertonischer Lösung, wo Entspannung eintritt, zu bestimmen; ferner läßt sich die Proto- plasmakorrektur nach Proportionalitätsversuchen wenigstens bei- läufig einschätzen2), so daß im Prinzip auch der genauen Wertung turgeszenter Zellen nichts mehr im Wege steht. Die Ausführung kann sich freilich schwieriger gestalten. Hierzu sei folgendes bemerkt: Ich glaube in der Tat, daß für die meisten physiologischen Zwecke durch genaue Kenntnis des osmotischen Wertes 0 der entspannten Zelle schon sehr viel ge- wonnen ist. Ja, ich möchte einen Schritt weitergehen und den Vorschlag machen, geradezu in der Norm osmotische Zell- werte auf den turgorlosen Zustand zu beziehen, oder, wo turgeszente Werte zu betrachten sind, wie z. B. bei Fragen der Wasserbilanz und der Saugkraft, doch neben ihnen auch den Wert im Moment der Entspannung anzugeben. Dieser stellt sozusagen einen natürlichen Normalpunkt, einen Ruhepunkt zwischen Turges- zenz und Plasmolyse dar (nach unserer Bezeichnung wird hier G = 1, bei Plasmolyse ist G 1). — Der Konzentrationswert Ot ändert sich bei der kleinsten Wasser- verschiebung. Der Wert 0 (ohne Index) für die entspannte Zelle hat — wenn auch die Untersuchungen von URSPRUNG und BLUM die weite Verbreitung osmoregulatorischer Vorgänge in der Natur recht deutlich vor Augen geführt haben — doch immerhin zu ge- -v1"'"''! Zeit noch eher den Charakter einer Konstanten. Die Größe 0 beschreibt die Zelle vom chemischen Gesichtspunkt. An ihr kann weder Wassersättigung noch Turgorverlust, noch bloße Plasmolyse etwas ändern, sondern nur stoffliche, chemische Um- setzungen im Inneren des Zelleibes. Andererseits ist ja der osmo- tische Zustand einer turgeszenten Zelle allein durch die Angabe 1) 1 c., 1. Methode der Saugkraftbestimmung. 2) Bessere Wege zur Bestimmung von p werden unschwer zu finden sein. Die plasmolytisch-volumetrische Methode und ihre Anwendbarkeit usw. 725 des turgeszenten Wertes gar nicht eindeutig bestimmt, wenn nicht von den zwei Komponenten, der Turgordehnung Gt und dem ent- spannten Wert 0, wenigstens die eine bekannt ist. Dazu kommen die Vorteile der einfachen Messung und der hohen erreichbaren Genauigkeit. So wird man wohl, meine ich, die osmotischen Qualitäten pflanzlicher Zellen am besten durch die Angabe des Wertes 0 im entspannten Zustande (für G = 1) charakterisieren, ähnlich etwa wie man in der Physik, um einen naheliegenden Ver- gleich zu gebrauchen, übereingekommen ist, bei Messungen an Grasen, damit sie vergleichbar werden, die Volumina auf einen „Normalzustand" von 760 mm Quecksilberdruck und 0 ° Temperatur zu reduzieren. Zusammenfassung. 1. Das Neue an der plasmolytisch-volumetrischen Methode ist, daß sie zum Zweck der osmotischen Wertbestimmung neben schwäch- ster, eben wahrnehmbarer Grenzplasmolyse auch die stärkeren Formen der Plasmolyse betrachtet: Wenn z. B. in einer Lösung von 0,60 GM Rohrzucker der Protoplast nach Eintritt osmotischen Gleichgewichtes drei Viertel vom Zellraum ausfüllt, so folgt daraus, daß vor der Plasmolyse der osmotische Wert der (entspannten) Zelle 0,60 X 3/4 = 0,45 GM ßohrz. war. 2. Die Maßzahl fürs Volumverhältnis zwischen den plasmo- lysierten Protoplasten und dem Innenraum der (entspannten) Zelle wird als „Grad der Plasmolyse" bezeichnet. Sie ist für zylindrische Zellen unschwer zu bestimmen. Ist G der Grad der Plasmolyse und 0 die Außenkonzentration, so findet man, falls die Plasmo- lyse endgültig und normal ist, den osmotischen Wert O nach der Gleichung O = 0 • G 3. Durch Kontrollmessungen des Grades G in verschieden stark hypertonischen Lösungen kann der osmotische Wert für individuelle Einzelzellen mit voller Sicherheit und großer Genauig- keit ermittelt werden. 4. Abgesehen von der osmotischen Wertung ermöglicht die plasmolytisch-volumetrische Methode1) auch zum ersten Mal eine objektive, zahlenmäßige Beschreibung stärkerer Plasmolysegrade. 1) Ich schreibe volumetrisch und nicht volummetrisch oder volumeno- metrisch, was vielleicht sprachlich korrekter wäre. Sollte die Methode sich in der Pflanzenphysiologie das Bürgerrecht erwerben, dann wird sie vielleicht späterhin, an Stelle des jetzigen etwas schwerfälligen Namens, kürzer als plasmometrische Methode zu bezeichnen sein. 726 A- Schulz: Auch an dieser Stelle sei es mir erlaubt, meinem hochver- ehrten Lehrer, Herrn Hofrat Prof. Dr. HANS MOLISCH für dauernde Führung und Förderung den wärmsten, ergebensten Dank auszu- sprechen. 73. A. Schulz: Über praehistorische Reste des Einkorns (Triticum monococcum L.) und des Spelzes (Tr. Spelta L) aus Süddeutschland. Eingegangen am 26. Dezember 1917. Vor einiger Zeit habe ich von dem ersten Vorsitzenden des Historischen Vereins für Forchheim (in Bayern) und Umgebung, Herrn Prof. Dr. H. RÄBEL in Forchheim, eine größere Menge — 1 bis 2 Liter — von verkohlten Getreideresten zur Untersuchung er- halten, die Herr Prof. RaijEL auf der ungefähr eine Stunde süd- lich von Forchheim gelegenen Ejhrenbürg, einem rund 550 m hohen, sich mit steilen Felswänden des Weissen Juras 280 m aus dem Tale der an seinem Fuße vorüberfließenden Wiesent, des Hauptflusses der Fränkischen Schweiz, erhebenden Berge, der durch seine langjährigen Forschungen als einer der hervorragendsten prä- historischen Orte bekannt geworden ist, gesammelt hat.1) Die Fundstelle befindet sich unmittelbar am Westrande des Südteils des Bergplateaus, unweit der Stelle, wo die von dem Dorfe Schlaif- hausen auf den Berg führende Fahrstraße das Bergplateau erreicht. Die G-etreidereste bildeten hier, mit Holzkohle vermischt, eine un- gefähr 5 cm dicke Schicht auf dem Lehmschichtbelag einer durch Feuer zerstörten Siedelung aus der Zeit der Hallstattstufe A, die unmittelbar unter der Sohle des Ringwalles lag. An diese Siede- lung schlössen sich in südlicher Richtung frühlateDezeitliche Siede- lungen an. Die meisten Reste sind Nacktweizenfrüchte. Die von diesen Früchten, die nicht durch Druck gelitten haben — durch die Verkohlung scheint die Gestalt der Früchte meist nicht ver- 1) Für die Überlassung des Materiales zur Untersuchung sowie für die eingehenden Mitteilungen über Lage und Alter der Fundstelle spreche ich Herrn Prof. Dr. RÄBEL auch an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank aus. Über praehistorische Reste des Einkorns usw. 727 ändert zu sein — , haben eine gleichmäßig, aber flach gewölbte Eückenseite und eine ziemlich breite und tiefe Bauchfurche; die Hälften ihrer Bauchseite sind meist gewölbt. Sie sind ungefähr in der Mitte am breitesten und verschmälern sich von hier ge- krümmt meist wenig nach den Enden, an denen sie breit abge- rundet, oder, vorzüglich am oberen Ende, abgestutzt sind. Ihre Größe ist recht verschieden. Die meisten sind 5 — 8 mm lang, un- gefähr 3— 3l/2 mm> selten bis 4 mm breit, und ungefähr 2 — 21/2 mm, selten etwas darüber, dick. Spelzeneindrücke fehlen meist. Es ist recht wahrscheinlich, daß diese Nacktweizenfrüchte Früchte von Triticum vulgare Vill., Kcke. sind. Es kommen in der Probe jedoch auch einzelne wesentlich kleinere Nacktweizenfrüchte vor, die 4 — 5 mm lang und 3 — 3x/2 mm breit sind. Sie gehören vielleicht zu Tr. compactum Host. Außer den Nacktweizenfrüchten enthält die Probe aber auch eine größere Anzahl Spelzweizenreste. Die meisten von diesen sind sicher Früchte des Eingrannigen oder Ge wohnlichen Einkorns, Triticum monococeum L. monather A. Schulz. Sie gleichen in der Gestalt den Früchten der heute in Süddeutsch- land angebauten Form des Eingrannigen 7 ikorns Tr. monococeum imonather) Homemanni Clem., Kcke., doch sind sie meist wesent- lich kleiner als die mir vorliegenden in den letzten Jahren in ver- schiedenen Gegenden Wüittembergs geernteten Früchte dieser Form. Sie sind wie die heutigen Früchte stark von den Seiten her zusammengedrückt, so daß sie manchmal fast eine Rücken- kante haben. Infolge hiervon ist ihre Dicke erheblicher als ihre Breite, die durchschnittlich 21/2 mm, selten etwas mehr mißt, während die größte Dicke der Früchte, die in deren Mitte oder ein wenig unterhalb von dieser liegt, von wo sie sich nach den Enden, die oft recht spitz sind, verschmälern, meist 3 mm oder etwas mehr beträgt. Wie bei den heutigen Früchten schwankt die Breite und Tiefe der Bauchfurche, manchmal ist die Furche kaum wahrnehmbar; und wie bei ihnen ist die Bauchseite sehr un- gleichmässig ausgebildet und teils stärker, teils weniger stark gerundet. Die Länge der Früchte beträgt meist 572— 6" mm- Die Früchte haben vielfach recht deutliche Spelzeneindrücke. Außer den Früchten des Einkorns fanden sich in der Probe auch einige .Reste von Hüllspelzen des Einkorns, die noch paarweise mit dem sie tragenden Aehrchenachsenstücke verbunden sind, an dem Reste des dieses Aehrchen tragenden Aehrenachsengliedes sowie des zu dem nächst höheren Aehrchen gehörenden Aehrenachsen- gliedes haften. Alle diese Teile, vor allem die Hüllspelzenreste, 728 A- Schulz: gleichen so sehr den entsprechenden Teilen heutiger Einkornähren, daß sich wohl nicht bezweifeln läßt, daß sie zu diesem Getreide gehören. Auffällig ist freilich die im Gegensatz zu den zahl- reichen Einkornfrüchten der Probe sehr geringe Anzahl der Spelzen- reste. Es ist aber m. E. nicht ausgeschlossen, daß fast alle Ein- kornfrüchte der Probe schon vor ihrer Verkohlung gegerbt, d. h. entspelzt waren, und daß die wenigen Spelzenieste der Probe von wenigen reifen Vesen und einigen unreifen Aehren — oder nur von solchen — stammen, die sich unter dem Getreide befanden. Für die Annahme, daß fast alle Früchte vor ihrer Verkohlung nicht mehr von ihren Spelzen umschlossen waren, spricht ihr meist guter Erhaltungszustand; während sich daraus, daß an dem die Spelzenreste tragenden Achsenreste Reste des zu dem nächst höheren Aehrchen gehörenden Aehrenachsengliedes halten, schließen läßt, daß die Aehren, von denen diese Reste stammen, bei ihrer Verkohlung unreif waren, weil sonst die Aehrenachsen in ihre ein- zelnen Glieder zerfallen wären. Es ist aber auch möglich, daß die Probe ursprünglich viele Reste von Hüllspelzen und Achsen des Einkorns enthielt, daß diese jedoch fast alle dadurch, daß Herr Prof. Dr. RÄBEL das Getreide auf Rat des staatlichen Grabungs- technikers gewaschen hat, verloren gegangen sind. Das Einkorn ist aber nicht der einzige Spelzweizen der Probe, es kommen in dieser vielmehr auch noch Reste einer anderen Spelzweizenform vor. Die wichtigsten von diesen sind zwei Früchtepaare. Die Früchte jedes Paares liegen mit ihren Bauch- seiten fest aufeinander und sind an der Basis von durch Achsen- reste zusammengehaltenen Hüllspelzenresten umschlossen. Die Früchte sind recht ungleich hoch inseriert, so daß die eine die andere wesentlich überragt. Sie sind von den Seiten her zu- sammengedrückt, doch bedeutend weniger als die Einkornfrüchte der Probe, die auch wesentlich kleiner sind; ihre Rückenseite ist aber viel steiler gewölbt als die der — zu Triticum vulgare ge- hörenden Nacktweizenfrüchte der Probe. Die beiden Früchte- paare gleichen im Aussehen, das eine Paar auch in der Größe — das andere ist etwas kleiner — , vollständig den entsprechenden Teilen von Aehren des Spelzes, Tr. Spelta L., die im vorigen Jahre in Württemberg geerntet worden sind. Bei dem einen, dem größeren, der Paare haftet an dem den Aehrchenrest tragenden Reste der Aehrenachse noch ein Stück des zu dem nächst höheren Aehrchen gehörenden Gliedes dieser Achse. Es gleicht in der Grösse, der Gestalt, der Stellung und der Art, wie es mit dem das Aehrchen tragenden Aehrenachsenresto verbunden ist, vollständig Über praehistorische Reste des Einkorns usw. 729 * einem entsprechenden Achsenteile des Spelzes. Ich bin deshalb überzeugt, daß die beiden Früchtepaare Spelzreste sind.1) Ausser den beiden Früchtepaaren fand ich in der Probe auch noch zwei Einzelfrüchte, an deren Basis Hüllspelzenreste haften. Sie gleichen vollständig Hälften des größeren der soeben beschriebenen Früchte- paare und sind ohne Zweifel aus entsprechenden Früchtepaaren — des Spelzes — durch Zerfall hervorgegangen. Spelzfrüchte ohne ihnen anhaftende Hüllspelzenteste habe ich in der Probe nicht mit Sicherheit nachweisen können. Wahrscheinlich fehlen jedoch in dieser solche nicht, sie sind aber wohl durch die Ver- kohlung so beschädigt und verändert, daß sie sich nicht sicher von beschädigten Nacktweizenfrüchten unterscheiden lassen. Auch die beiden erwähnten Einzelfrüchte sind durch die Verkohlung so verändert, daß man sie, wenn nicht an ihnen die Spelzenreste haf- teten, und wenn nicht die beiden Früchtepaare, deren Früchte übrigens auch durch die Verkohlung sehr gelitten haben, zum Vergleich vorlägen, wohl nicht für Spelzfrüchte, ja nicht einmal für Spelz- weizenfrüchte halten würde. Darauf, daß die Probe außer den von mir als Spelzfrüchte bezeichneten Früchtepaaren und beiden Einzelfrüchten noch andere Spelzfrüchte enthielt, läßt sich daraus schließen, daß sich in ihr mehrere Reste von Hüllspelzen befanden, die paarweise an der Hasis durch Achsenreste verbunden sind; bei einigen sitzen an diesen Achsenresten noch Reste des zu dem nächst höheren Aehrchen gehörenden Gliedes der Aehrenachse. Diese Hüllspelzen- und Achsenreste gleichen vollständig den vorhin be- schriebenen mit den Früchtepaaien verbundenen und gehören offenbar wie sie zum Spelz. Wahrscheinlich befanden sich in dem Getreide, als es verkohlte, einige unreife Spelzähren. Dies erkennt man daran, daß, wie soeben dargelegt wurde, an einem Teile der die Reste der Hüllspelzen verbindenden Achsenreste Reste des zu dem nächst höheren Aehrchen gehörenden Aehrenachsengliedes haften. Diese Erscheinung könnte Jeicht zu der Annahme ver- leiten, daß diese und die übrigen von mir für Spelzreste gehaltenen Reste Reste eines Nacktweizens der Dinkelreihe des Weizens2) seien, doch widerspricht einer solchen Annahme die Beschaffen- heit der beschriebenen Früchtepaare, die nur Spelzfrüchte sein können. Dagegen stammen vielleicht die Spelzenreste, an denen 1) Zum Emmer, Tr. dicoccum Schrank, können diese Reste nicht ge- hören, da seine Früchte stärker von den Seiten her zusammengedrückt sind und seine Aehrenachsen und Hüllspelzen anders aussehen. 2) Vergl. hierzu A. SCHULZ, Geschichte der kultivierten Getreide, Bd. 1 (Halle 1913) S. 21—22. Ber. der deutschen bot Gesellsch. XXXV. *' 730 A- SCHULZ: keine lleste dea zu dem nächst höheren Aehrchen gehörenden Aehrenachsengliedes haften, wenigstens teilweise, von reifen Spelzvesen. Bisher scheinen in Deutschland mit Sicherheit weder bronzezeitliche noch prähistorisch - eisenzeitliche Einkomreste nachgewiesen worden zu sein; auch neolithische Reste scheinen nur an einer Stelle, bei Schussenried in Württemberg, gefunden worden zu sein.1) C. KUMPEL2) will freilich am Kleinen Gleich- berge bei Ilömhild im Herzogtum Sachsen-Meiningen in einer Wohn- oder Vorratsgrube, die wahrscheinlich3) aus der Latenezeit stammt — er hielt sie für bronzezeitlich -, Einkornfrüchte ge- funden haben, doch ist die Bestimmung dieser Früchte, die von BRAUNGART in München stammt, wohl nicht ganz sicher. Sichere prähistorische Heste des Spelzes scheinen bisher nur in zwei bronze- zeitlichen Pfahlbauten der Westschweiz, auf der Petersinsel und bei Möringen im Bielersee4), gefunden worden zusein. C. KUMPEL5) will Spelzreste allerdings auch in der erwähnten, wahrscheinlich aus der Latenezeit stammenden Siedelung am Kleinen Gleichberg gefunden haben. Wenn diese Resta richtig bestimmt sind — die Bestimmung stammt ebenfalls von BRAUNGART , und wenn die Siedelang, in der sie gefunden sind, sicher du- Latenezeit angehört, so wüide der Spelz in der prähistorischen Eisenzeit offenbar in einem bedeutenden Teile Süddeutschlands, vielleicht vom Thüringer- walde bis zur Schweiz, angebaut worden sein. Das ist aber wohl sicher-, daß der Spelz schon vor der Einwanderung und Aus- breitung der Alemannen in Süddeutschland, die im dritten Jahr- hundert n. Chr. begann, hier angebaut worden ist. Damit ist na- türlich nicht gesagt, daß ihn die Alemannen nicht schon vor ihrer 1) Vergl. JOH. HOOPS, Waldbäume und Kulturpflanzen im germanischen Altertum (Straßburg 1905) S. 301 und 320; sowie Ders., Reallexikon der ger- manischen Altertumskunde, Bd. 1 (Straßburg 1912, S. 541—542; A. SCHULZ,, a. a. 0. S. 23—24. 2) C. KUMPEL, Ein Zerealienfund vom kleinen Gleichberg bei Römhild (ohne Ort und Jahr), mit einer Tafel. Ich kenne diese Schrift nur aus der Abhandlung von HUGO MöTEFINDT, Zerealienfunde vorgeschichtlicher Zeit aus den thüringisch-sächsischen Ländern, Naturw. Wochenschrift, Bd. 29 (Jena 1914) S 21)4-297 (295—296). 3) Nach H. MÖTEF1NÜT. a. a. 0. S. 295. 4) Vergl. 0. SCHRÖTER in H. MOOS, Die landwirtschaftliche Schule des eidgen. Polytechnikums in Zürich, Bericht über die Wege und Ziele der neuern Entwicklung der Anstalt (Zürich 1910) S. 61, sowie Fig. 5 der Tafel; vergl. allerdings auch JOH. HOOPS, Waldbäume u. Kulturpflanzen, S. 303. 5) A. a. 0. Über praekistorische Reste des Einkorns usw. 731 Einwanderung in Süddeutschland angebaut, sondern erst in diesem Lande kennen gelernt hätten.1) Außer den Weizenresten fand ich in der Probe auch einige Saatgerstenfrüchte. Da an diesen nur noch kleine Reste der Spelzen halten, so läßt sich nicht sagen, zu welcher Formengruppe die Früchte gehören. Sie sind sehr verschieden groß, doch meist kleiner als die Früchte heutiger minderwertiger Sorten von Hor- deum vulgare aus Deutschland. KUMPEL hat — nach MÖTEFINDT2) — am Kleinen Gleichberg auch Reste einer Saatgerstenform gefunden, die er für II. hexasticJium sanctum Heer erklärt. Die Richtigkeit dieser Bestimmung möchte ich bezweifeln. Außer Einkorn, Spelz und Saatgerste will KUMPEL auch Triticum vulgare antiquorum Heer, sowie Tr. compactum muticum und Tr. compactum gldbiforme Buschan3) gefunden haben. Was mit diesen drei Namen gemeint ist, läßt sich nicht erkennen, da alle drei dasselbe Getreide bezeichnen. Wahrscheinlich soll damit nur gesagt sein, daß sich unter dem am Kl. Gleichberge gefundenen latenezeitlichen Getreide recht verschieden große Nacktweizen- früchte befanden. Offenbar wurden in der Latenezeit in der Gegend des Kl. Gleichberges dieselben Getreide angebaut wie zur Hallstattzeit in der Forchheimer Gegend. Außer Getreideresten enthielt die Forchheimer Probe keine Pflanzenreste, weder Reste von Kulturpflanzen noch solche von Unkräutern. 1) Vergl. R. Geadmann, Der Getreidebau im deutschen und römischen Altertum (Jena 1909) S. 97-99. 2) A. a. 0. S. 296. 3) Betreffs Tr. compactum globiforme Buschan vergl. A. SCHULZ, Diese Berichte, Bd. 32 (Berlin 1914) S. 637—638. 47* H. W. Wollen weber: 74. H. W. Wollenweber: Conspectus analyticus Fusariorum. (Eingegangen am 27. Dezember 1917.) Die weitere Systematisierung der Gattung Fusarium hat zur Aufstellung einer Anzahl Gruppen und Untergruppen geführt, um die zahlreichen Arten zu ordnen und die ähnlichen Arten zusammen- zufassen. Zunächst sind diejenigen Fusarien berücksichtigt, welche in Reinkulturen auf Vegetabilien studiert und unter „Fusaria culta exsiccata" herausgegeben sind. Dieselben sind abgebildet und mit Kxsiccaten früherer Sammlungen verglichen in „Fusaria autographice delineatau. A. Eupionnote pcrenni, expansa, crassa, typice aerio mycelio jrr carente, aurantiaca vel salmonea Sectio Eupionnotes Wr. *) I. NulUs ehlamydosporis Subsectio Aquaeductuum Wr. a. Conidiis sübfalcatis, 1— septatis 20-30 X 2 • 25—3 • 25 ,u F. aquaeductuum Lagh. 1 non Kadlk. et liabh. b. Conidiis falcatis apice volutis F. aquaeductuum Lagh. 2 rar. völutum Wr. II. Chlamydosporis typicis, 4 - 6 p diam. Subsectio Chlamydospora Wr. a. Conidiis 1 — septatis 12 — 17 x 3 — 3,5 ju F. dvmerum Penz. 3 — 4 b. Conidiis 3 (1— 3) sept. 25— 35 x 3 — 3,5 //< F. merismoidfis Cda. 5 c. Conidiis3—&eipt.3Q — 45x3— 4fi F. betae (Desm.) Sacc. d. Conidiis 3 — 5 — sept., rarissime 6—7 — sept. F. udum (Berk.) Wr. 7 *) Cfr. WOLLEN web ER, Fusaria culta exsiccata, quorum. species sub eisdem numeris eilitae. ICONES clV. Fusaria autographice delineata (cum indice in Annales mvcol. XV, 1—66, 1917). Conspectus aoaljticus Fusariorum. 733 B. Fionnote inconstanti. fluxa, aerio uiycelio internato, vel nulla (Pseudopionnotes cfr. Sherbakoff). I. Chlamydosporis intercalaribus vel nullis. a. Fusaria quasi inchoaia, typis variis conidiorum praedita 1. Conidiis minoribus juriformibus, chlamydosporis raris Sectio Sporotrichiella Wr. a. Conidiis 0(0 — 2) — septatis F. poae (Peck) Wr. 8 ß. Conidiis 0— 5( — 10) — sept. F.sporotrichioides Sherb. 9 2. Conidiis minor ibus lanceolatis, 0 — 3 — septatis, maforibus cur- viusculis, languidis, nullis chla- mydosporis Sectio ArthrosporiellaSherb. a. Color carmineus mycelii deest f Conidiis 3 — (1 — 7) — sept. F. semitectu m 1 0 Berk. et Rav. ff „ 5 — (3 — 5 — 7) — sept. F. divcrsisporum Sherb. 12 ß. Color carmineus paritur F. roseo-bull atum 11 (Sherb.) Wr. b. Fusaria perfecta, quae sporodochia convexa Tubercu- lariae modo formant, macroconidia pedicellata, raro microconidia, interdum sclerotia coeralea. 1 . Conidiis typicep) oceris, subulatis aurantiacis, mycelio saepe car- mineo colore Sectio Roseutn Wr. a. Sclerotiis atro-coeruleis, pUctenchymatis carmineis, saepe coeruleo-maculatis, conidiis liberis vel conglu- tinatis, mycelio roseo, primum floccoso, deinde decum- benti, libenter immerso. f Conidiis 3 — septatis 30-40 x 3—3,75/* F.tricinct/iHnCdsi.)Sacc. 13 ff Conidiis 3 — septatis 30—48 x 2,75— 3,5/* F. graminum Cda. 14 — 15 fff Conidiis 5 — septatis 48—56 x[4— 4,5/* F. herbarum (Cda.)~Fr. 16— 18 ffff Conidiis 5— septatis, sclerotiis numerosis mag- nis atrocoeruleis F. herbarum var. gibbe- relloides Wr. n. v. 19 fffff Conidiis percurvatis, 5— septatis, chlamydo- sporis intercalaribus, sclerotiis numerosis atro- coeruleis F. acuminatiun Ell. et Ev. em. Wr. 20 ;34 H. W. WOLLEN WEBER: ß. Nullis sclerotiis coeruleis, plectenchymatis expcmsis, mycelio floccoso, rarius immerso; conidiis plerumque conglutinatis. ■\ Conidiis ralde volutis orthosporis intermixtis F. swmVfle (Sehr.) Sacc. 21 || Conidiis leiiiter incurvatis O Plectenchymata typice colore carmineo carent F. anthophilum (A. Br.) Wr. 22 OO Mycelium colorem carmineum secernit X Conidia3 — septata F. viticola Thüra. 23 XX „ 5 — septata F. avenaceum (Fr.) Sacc. 24-26 2. Conidia praesertim ad medium abrupte diametrum mutant. a. Conidiis ad apicem proceris, in media parte tumidis, chlamydosporis nee non sclerotiis f ormatis Sectio Gibbosum Wr. •j" MicroconidiaO — 3— septata dominantur F. chenopodinum (Thüm.) Sacc. 27-28 f| Microconodia non dominantur O Conidiis liberis raro conglutinatis, aerio my- celio instratis, spoiodochiis magnis sparsis F. ossicolum (Berk. et Curt.) Sacc. :>9 CO Sporodocliiis minutis numerosis, facile con- fluentibus pionnotis instar, rarius magnis sparsis convexis. x Conidia parabolice curvata F. fakatum App. et Wr. 30 X x Conidia subparäbolice curvata F. bull at um Sherb. 31 XXX Conidia c/ibbo*a(±hyperbolic<' curvata) * Conidia 5 (3 — 5) — septata 33—50 X 3.5—5 p F. equiseti (Cda.) Sacc. 32 ** Conidia 5 — 7 — septata 30-60 x 4— b,2bpF. scirpi Lamb. et Fautr. 33 — 34 *** Conidia 7 — 9 — septata 56—84 x 4—5 fj, F. filiferum (Preuß) Wr. 35 Conspectus analyticus Fusari.orum. '(35 ß. Conidia ad apicem inaequilatere abrupte acutiuscula f Conidia membrana tenui praedita (excepto F. sarco- chroo et F. robiniae), sclerotia plerumque coerulea, chlamydosporae rarae, mycelium colore carmineo carens Sectio Lateritium Wr. O Conidia tenuiora. X Conidia apice uncinata,fere subvoluta, 3 — sept. ;20— 28 x 2,5—3,5/* F. uncinatum Wr. 36 X X Conidia apice abrupte obtuso-acutiuscula. * ( 'onidia plerumque 3 — septata co ('onidia in media parte procera, 3 — sept. 23—33 x 3—4,25^ F. Salicis Fuck. 37—41 coco Conidia in media parte subtumida et curvata, 3— septata 30 — 40 X 3,75—4,25 p,, rarius 4 — 5 — sept. eadem magnitud. F. lateritiwm'Neea 42—44 f* Conidia 3 — 5 — septata co Sclerotia atrocoerulea, conidia 3 — 5— sept. 23— 48x3,25— 4,25 fi F. pyrochroüm (Desm.) Sacc. 45—46 ex. co Sclerotia brunnea, conidia 3 — sept. 28—35 x 3—4^, 5— sept. 35—45 x 3,25 — 4 (i F. urticearum (Cda.) Sacc. 47—48 *** Conidia plerumque 5 — septata co Conidia 37-50 x 3,25— 4 ,u- F. fructigenum Fries 49 - 50 co co Conidia 40—60 x 3,75—4,5 (i F. fructigenum Fr. var. majusWr. 51 CO Conidia crässiuscula, membrana pachydermia X Microconidia Trichothccio similia 1—3 -sept. 1 7 —30 x 5 -r 8 /jt, conidia sporodochialia 3 — 5— sept. 30— 50 x 3,75— 5,25 (i F. sarcochroum (Desm.) Sacc. 52—53 •:X X Species microconidiis carens; conidia fyjiice 5— 7 — septata. 40—60 X l— 5/t* F. robiniae Pass. 54 736 H- w- Wollen weder: -;• öonidia ] > 1 u s minusve pachydermia ) Conidia perennia Sectio Discolor Wr. x iVW/7> microcomdia * Nee sporodochia tuberculariformia, nee stroma erumj)ens pariuntur. Cotiiditt salmoneo aurantio tineta Subsectio Neesiola Wr. F. /ofti (W. G. Sm.) Sacc. 55 ** Et sporodochia tuberculariformia et stroma erumpens oecurrunt; conidia ochracea v. salmoneo-aurantio tineta; interdum sclerotia coerulea Subsectio Erumpens Wr. oc Conidia ?ninora, 3 — , 4 — , 5 — septata. plerumque 25 — 40 X 3,5 — 5 /< § Duo typi conidiorurn oecurrunt, alia procera, alia crassa F. congoense Wr. 56 §§ Conidia unifonnia s Plectenchyma carmineum tiogit t Sclerotio- plectenchyma rubro- fuscum F. floeeiferum Cda. 57 tt Sclerotio jDlectenchyma suffla- vum F. sambucinum Fuck. 58—60 ttt Sclerotio-plectenchyma protu- berans carmineum, conidia primo ochraceo - aurantiaca, tum aeruginosa F. sübcarneum Crouan 61 tttt Sclerotio - plectenchyma et massae conidiorurn pro paite atro-coeruleo tinguntur F. polymorphurn Matr. 62 ss Plectenchyma incarnatum vel flavidum non carmineum tingit t Mycelium colorem flavidum non secernit F. polymorphurn Matr. var. pallens Wr. 63 tt Mycelium colorem flavidum vfl sulphureum secernit Oonspectus analyticua Fusariorum. 737 n Plectenchyma et sclerotia cyanea, conidia ochracea, cyaneo-maculata F. subpallidum Sherb. 64 nn Plectenchyma pallens, scle- rotia cyanea rarissima, co- nidia ochracea F. sulphureum Schlecht. 65—66 O2oc Conidia majora § Conidia ochracea, crassa 5-septata 32 — 44x5,5 — 7 (x F. culmorum (W. G-. Sm.) Sacc. 67—69 §§ Conidia procera, 3 — 5 — 6 — sept. 30—45-60x3,5-5,5^ F. stiäoides Mont. 70 X X Microconidia modo Spicariae catenulata Subsectio Spicarioides AVr. Macroconidia 9 (7 — 9)— septata, 9 — sept. 90—95x7 — 8^ F. decemcelhdare 71 OO Conidia plus minusve fluxa facile in stromate mutantur. Nullae chlamydosporae. Mycelium carmineum et flavidum tingit Sectio Saubineiii Wr. X Conidia uniformia, 5 — (3 — 5) — septata 40—50x4,25—5^ F. caricis Ond. 72 (= Gibberella flacca) X X Conidia varia plerumque 5 — septata 40—60x4,25—5,5 /», rarius 3—, 6—, 7—. 8 — septata, 6 — 8— sept. 60 — 90 x 5—5,5 fi F. graminearum Schwabe 73 (= Gibberella Saubinetii) IL Chlamijdosporae terminales, intercalares, frequentersclerotio- plectenchymata et quoque sclerotia atro coeruleaoccurrunt. a. Conidioium membrana et septa sunt tenuia, hyalina Sectio Elegans Wr. 1. Sporodoehia inchoata, plerumque vero deficiunt Subsectio Orthocera Wr. a. Mvcelium citrinum vel ochroleuco-flavidum, non coeruleum tingit., conidia 0 — l — septata, raro 3— septata; 0— sept. 6—13x2,5—3 j», 3— sept. 27— 38x2,75— 3,f5 // F. citrinum Wr. 74 ■yg H. \Y. WOLLENWEBEK: "■. M\celium incarnatum, coeruleo-inaculatum F. orthoceras App. et Wr. 75 2. Sporodoehia typica formantur Subsectio Oxysporum Wr. «. Sclerotiis cvaneis Series Cyanostroma Wr. t Sporodoehia numerosa, parva /•'. sdcivtioides Sherb. 76 jf „ spärsa, magna JF. aurcmtiacum (Lk.) Sacc. 77 pf. Sclerotiis pallentibus vel nullis Series Pallens Wr. t (onidia, gradatim diametram mutant. ; Q Sporodockiis paucis irregularibus, effusis, hyphasmate intricatis F. euoxysporum Wr. 78 Spprodochiis numerosis parvis, confluen- tibns, Stratum saepe pionnotis instar in- crustantibus F. zonatum (Sherb.) Wr. 79 ■\j ( onidia septum apicale versus eonspicue tumida, apioe constricta F. redolens Wr. 80 b. ( onidia paclrydermia, septis crassis praedita 1. Conidiis ad apicem eonspicue inaequilaterali-atte- nuatis, obtusis vel oblifpie subrotundatis, ad basim apiculatis Sectio Martiella Wr. a. Longitudo conidiorum sexies septiesve crassitu- dinem excedit j (onidia ochroleuca aut fusco-alba O ('onidia 3— septata 30—40x5—6^ F. snlani (Mart, pr. p.) App. et Wr. 81—83 ü „ 3 -septata 27— 33x4.25— 5 /* F. solani var. minus Wr. 84 "it ( 'onidia ochraeeo-aurantiaea 3 — septata 31 —40x4,5 — 5,5 [/, F. cperuleum (Lib.) Sacc. 85 — 8(5 i. Longitudo conidiorum octies deciesve crassitu- dinem excedit j ('onidia 3—4 — septata 44— 60x4,75— 5,5 p F. Martii App. et Wr. 87—88 tt „ 3— septata 30—44x4,25 — 5 ,u- F. Martii App. et Wr. var. minus Sherb. 89 ttf „ 4— 6 — septata 54— 75x5,5— 6,5 /* * F. euntartii Carp. 90 Conspectus analjticus Fusariorum. 739 2. Conidiis ad apicem inaequilaterali-subfalcatis, inter- . dum acutatis, ad basim subpedicellatis . Sectio Pseudomartiella Wr. , Contdia 3—4 — septata 43 —54x4,5— 5 f* F. javanicum Koord. 91 C. Nulla pionnote, nullis sporodochiis tuberculariformibus; eaespitulo floccoso, zonato, conidiophoris erectis sparsis, alternis vel modo bostrycis ramosis; conidiis fusiformibus, ventricosis, subcurvatis, apice ellipsoideo, apedicellatis; chlamydosporis terminalibus Sectio Vetttricosum Wr. ('omdia 3— septata 29—37x5,75 — 7>5 ft F. argillaceum (Fr.) Sacc. 92 Aliquot Fusara minus cognita in sectiones digessa. a) Sectio Roseum Wr. — Phytopathology 3:32. — 1913* Sherbakoff, Cornell Univ. Agr. Exp. Sta. Mem. 6 : 142. -. 1914. Conidia longa subulata, procera (longit. decies quater deciesve crassit. excedit), subfalcata, utrinque gradatim acuminata, apice longa, angusta interdum filiformi, basi plus minusve pedicellata; chlamydosporis carentibus; nonnullae species sclerotiis cyaneis praeditae. 1, Fusarium herbarum (Cda.) Fr. — Fus. delin. 142— 161 5 quae continent icones synonymorum: F. uredinicolum Muell. (1885), Sydow, Myc. march. 4182, F. heterosporum f. paspaü Ell. & Everh. N. Amer. Fungi 2. ser. 2395., F. herbarum (Cda.) Fr. var. conti maculall Roum. Fungi gall. exs. 5398 (1891), F. subviolaceum Roum. et Fautr. 1892 (Specim. authent. in Museo bot. Upsaliensi), F. putre- faciens Ostw. (1904), Fusoma Feurichii Syd. (1905), Fusarium lateri- tiuiii Nees var. Tulasneawim Sacc. (1906), F. sorghi P. Herrn. (1907), F. Speiseri Lind. (1909), F. metachronm App. et Wr. (1910), F. meta- chroum App. et Wr. var. minus Sherb. (1915). Sporodochiis minutis, confluentibus, aurantiacis interdum colore stromatis carmineo - maculatis; conidiis plerumque 5 — septatis^ 48 — 56*x4— 4,5 jtx- (statu sicco 3 — 4/* crassis), 3— septatis, 35-r-45x 3,5 — 4,25 ii, sclerotiis cyaneis globosis rarissimis. 40 — 80 jt* diam. Hab. in cort. Aceris, amentis Alni, culm. Arundinis, caul Asparagi, Brassicae, Cheiranthi, Conii, fruct. Oucumeris. Cucurbitae, caul. Daturae, Eq]uiseti, cariops. Festucae, ram Forsythiae, caul. Heraclei, ram. Laburni, caul. Lathyri,. Lini, Lolii, legum. Lupini, ram. Mori, cariops. Paspali, legum. 740 H. W. Wollen weber: Pliaseoli, plantulis Pini, fruct. Pili, caul. Polygoni, cort. Populi, Robiniae, caul. et fol. Rubi, fol. Sacchari, ram. Salicis, caul. Saponariae, cariops. Seealis, caul. Solani, glum. Sorghi, inflor. Tagetis, sem. Tritici, fol. Tussil aginis, ram. Uli eis, legum. Viciae, eulm. et fol. Zeae, stercore Equi, cor- pore Cicadae in tota fere Europa, Africa, America boreali. 2. Fusarium herharum (Cda.) Fr. var. gibberelloides Wr. n. v. Fusaria eulta 19. A typo differt sclerotiis numerosis magnis globosis v. rugu- losis, atrocoeruleis Gibberellae similibus. Hab. in rimis corticis Robiniae pseudacaciae, Dahlem. Berolini. b) Sectio Lateritium Wr. — Ann. mycol. XV, 54. — 1917. 1. Fusarium fruetigenum Fr. (1832). --Fus. delin. 281—28». syn. F. cydoniarum Roum. in litt, (speeim. authent. in Museo bot. Upsaliensi, ic. Fus. delin. 281.), F. cydoniac Allesch. (1891j. Conidiis fusoideo-falcatis, apicem versus conspicue inaequilatere et magis curvatis quam ad medium, utrinque constrictis atque adeo pedicellatis ad basim, 5 (3 — 5)— septatis, 5 — sept. 37-50x3 — 4 fj, 3 — sept. 27 — 36x3 — 3,75/*; sclerotiis erumpentibus, rugulosis, magnis. atrocoeruleis. Hab. in ram. Alni, ram. et fruct. Cydoniae, cort. Forsy- thiae, Laburni, Lauri, ram. Piri, Robiniae, fruct. Rosae. amentis et ram. Salicis, ram. Sambuci, fol. et ram. Taxi, cort. Citri, in Europa et America boreali. 2. Fusarium fruetigenum Fr. var. majus Wr. — Ann. mycol. XV, 19.— 1917. Fus. delin. 286. Fus. eulta 51. A typo differt conidiis paulo majoribus 5 — septatis 40 — 60 X 3,75 — 4,5 u, 6 — 7 — septatis (6 %) intermixtis. Chlamydosporis et sclerotiis raris. Hab. ad ramos Sambuci nigrae, Teltow pr. Berolinum. c) Sectio Discolor Wr. — Phytopathology 3 : 31. 1913. — Ann. mycol. XV, 54.— 1917. a) subsectio Neesiola Wr. — Ann. mycol. XV, 2.— 1917. Fus. delin. 292 — 304. — Stroma expansum, minus floccosum quam de- cumbens, facile pionnotaliter gelatinosum at non erumpens; sporo- dochia subtremellosa, non tuberculariformia; mycelium colores citrinos v. incarnatos, non carmineos secernit. Conidia, minima in nac sectione, praeeipue germina graminum Pionnotis instar obtegunt colore ruberrimo. Chlamydosporae intercalares oecurrunt. Conspectus analyticus Fusariorum. 74t 1. Fusarium lolii (W. G. Sra.) Sacc. Syll. XI, 652.— 1895. W. G. Smith, Diseases of Field and Gard. Crops p. 263. — 1884 ic. (Fusisporhtm). — Fus. delin. 292—295. Fus. culta 55. — svn. F. heleocharidis Rostr. in Thüm. Myc. univ. 2185. — Fus. delin. 292. Conidia 3— septata 20—25 x 2,75—3,5 /* (cf . Smith 28 —30 x 5 (*). Hab. in cariopsidibus Sclerotio infectis Lolii perennis in Europa, Moliniae in Germania, Heleocharidi s in Dania. ß) subsectio Spicarioides Wr. — Ann. mycol. XV, 2.— 1917. Microconidia modo Spicariae catenulata, mycelio floccoso instrata. — Unica species, 1 . Fusarium decemcellulare Brick, Jahresber. Ver. f. angew. Bot. p. 223. — 1908 ic. — syn. Spicaria colorans Hall de Jonge, Rec. d. Traveaux bot. Neerl. VI, 1909 ic. — Fusarium spicariae colorantis Sacc. et Trott, Syll. XXII. p. 1480/81. — 1913. — Fus. delin. 353. Fus. culta 71. Macroconidia ochracea, velut stroma expansa Pionnotis instar obtegunt sie stroma erumpens Tuberculariae modo, 7 - 9 — septata 71 — 94x5,75—8 fi, 9 — septata (interdum 75 per centum summae) 90—95x7 — 8 jt*. Mycelium nunc carmineum, nunc flavidum tingit. Chlamydosporas non vidi. Hab. ad corticem et lignum Theobromae Cacao in Africa (Brick) et America australi (Hall). d) Sectio Elegans Wr. — Phytopathology 3:28.-1913. Microconidiis plerumque simplieibus, 5—12x2 — 3,5 //,; macroconidiis liberis, in sporodochiis tuberculariformibus vel pionnotis modo con- fluentibus, orthoceris in aliis speciebus, plus minusve falcatis in alteris, apices versus magis curvatis quam ad medium, utrinque acuminatis v. constrictis, ad basim plus minus pediceliatis. Sclerotia cyanea in multis speciebus formantur. Hac Sectio, ceterum valde similis Lateritio, magna copia microconidiorum et chlamvdosporis terminalibus recedit. a. subsectio Orthocera Wr. — Ann. mycol. XV, 2. — 1917. Fus. delin. 358 — 365. Sporodochia inchoata plerumque vero defi- ciunt, microconidia typice praestant. Longitudo conidiorum nonies duodeciesve crassitudinem excedit. Exemplar F. ort/wecras App. et Wr., F. citrinum Wr. fi. subsectio Oxysporum Wr. — Ann. mycol. XV, 2. — 1917. Fus. delin. 372 — 395. — Sporodochia typice adsunt. Stroma plus minusve erumpens verrueosum, sclerotiale. — Longitudo conidiorum octies deciesve crassitudinem excedit. 742 H. W. WOLLENWEBEK: CoDspertus änälyticus Fusariorum. * series Cyanostroma Wr. 1. c. p. 2. — Stroma plus minusve erunipens cyaneum tingit. — Fus. delin 372— 387, Fus. culta76 — 77. Exempla: F. tnicheiphiJum (Erw. Sm.) Wr., F. ras infeetum Atk., F. oxysporum Schlecht., F. stolerötmd&S Sherb., Fi aitrantiacin» (Lk.) Sacc. :;::;: series Pallens Wr. 1. c. p. 2. — Stroma pallens gelatinosum, rarius erumpens; sporodochia facile coniluentia. — Fus. delin. 388-395. Fus. culta 78—80. Exempla: F. euoxysporum Wr., F. zonatum (Sherb.) Wr., F. re- dolens Wr. e) sectio Pseudomartiella Wr. — Ann. mycol. XV, 2, 26, 27.— 1917. — Fus. delin. 423—428. Congruit cum statu coDidico sectionis eiusdem nominis genere Hypomycete. Valde similis sectioni Martiellae quoque, at co- nidia basi subpedicellata, apice magis procera minus inaequilatere quam in Martiellis inveni. Exempla: Fusarium radicicola Wr., F. javanicum Koord., F. sphaeriae Fuck., F. tkeobromäe App. et Strk. 1. Fusarium javanicum Koord. (Verh. Koninkl. Akad. Wetensch. Amsterdam II, 13 p. 247. — 1907 fig. 58.) — Sacc Syll. XXII, 1482. Conidia 5— septata 40 — 47x4,5 — bf^ p (fol. Fici elasticae, in Java); conidia 3 — 4 — 5— septata 43 — 54x4,Pi — 5 fi (fruct. Tkeo- bromäe Cacao, Kamerun Africae occ). — Fus. delin. 424. — Fus. culta 91. H. W. Wollen weber: Über Fusarium roseum Link. 743 75. H. W. Wollen web er: Über Fusarium roseum Link. (Eingegangen am 27. Dezember 1917.) LINK hat 1809 sein- Fusarium roseum durch „s'tromate hemi- sphaerico roseo sporidiis dilutioribus" gekennzeichnet und mit tuberkularen Sporodochien und ziemlich gedrungenen Conidien ab- gebildet. Von 2 Originalexsiccaten LlNKs im Museum botanicum Berolinense stimmt nur das eine mit dieser Beschreibung und Ab- bildung überein (cf. Fusaria autographice delineata 311; Conidien 3 — 5 — septiert, 24 — 37x4 — 5,25 /<). Das zweite Exsiccat hat auf ausgebreitetem Stroma längere Conidien, meist 5 — septiert, 38 — 48 x4 — 5(U/ (cf. Fus. delin. 354). Das erstere entspricht F. sanibucinum Fuck. syn. F. di sc clor App. et Wr. (Sectio Discolor), das zweite wollen wir mit F. caricis Oud. identifizieren, da ein übereinstimmen- der Pilz auf Carex vorkommt. F. caricis gehört der Sectio Saubi- netii an und stimmt mit den Conidien der Gibberella flacca (Wallr.) Sacc. (cf. Fus. delin. 49) überein. Da dieser Ascomycet Gibberella Saubinetii (Mont.) Sacc. ähnelt, konnte die Ansicht aufkommen, daß F. roseum zu letzterer gehöre. Weder G. Saubinetii noch G. flacca haben indes einen Conidienzustand mit tuberkularen Sporodochien, sondern ausgebreitete formlose Stromata. Diese beiden Gibberellen haben also nichts zu tun mit dem F. roseum, das LINK beschrieben lind abgebildet hat. Es ist zu bedauern, daß LINK seine ursprüng- liche klare Auffassung dieser Art mehrfach geändert hat, wie wir auch aus den Aufschriften seiner Exsiccate ersehen. Da seine Exsiccate nichts Einheitliches zeigen und seine Beschreibung recht lückenhaft ist, hat die Stammart der Gattung eine sehr verschiedene Beurteilung erfahren. Um zu klaren Auffassungen zu gelangen, ist es besser die Art ganz fallen zu lassen. Auch das ITusisporium roseum Link ist zu streichen. Von diesem ist ein Originalexsiccat vorhanden (cf. Fus. delin. 138), das mit Fusarium graminum Cda. identisch ist, also der Sectio Roseum angehört. Diese Art ähnelt F. herbarum (Cda.) Fr. (syn. F. metachroum App. et Wr.), hat aber vorwiegend 3— septierte 20 — 40x2,5 — 3,5// große spitzige Conidien mit starkem Einschlag subnormaler Conidien in hyphasmatischen Belägen. Obgleich LINK dieses Fusisporiwn wohl unterschieden 7-i4 H. W. Wollen Weber: hat von seinem Fusarium roscum, ist doch durch die Vereinigung beider erwähnten Gattungen die Annahme einer Identität beider Arten entstanden. Der Sammelbegriff F. roseum L. ist also aufgeteilt in 3 Arten: /'. sambucinum Fuck. (Sectio Discolor), F. rar/eis Oud. (Sectio Sau- binetii) und F. graminum Gda. (Sectio Roseum). Neuerdings hat NAOUMOFF in Bull. Soc. Myc. France p. 54— 1>3 (1914) einen letzten Versuch gemacht Fusarium roscum zu stützen, indem er mit WORONIN von der Annahme ausgeht, daß dasselbe den Conidienzustand der Gibbcreüa Saubinetii darstelle. Dieser Pilz ist bekanntlich leicht zu züchten und entwickelt 2 — 3 Wochen nach Aussaat von Ascosporen auf Stengeln und Ähren Perithecien, während die Conidienform meist zurücktritt und mehr oder weniger vergänglich ist. Wählt man vegetatives Mycel oder Conidien zur Aussaat, so treten die Perithecien oft erst nach 4 — 6 Wochen auf. Conidien können in solchen Kulturen etwas reichlicher vorkommen, aber nie sind tuberkulare Sporodochien beobachtet. Chlamydo- sporen fehlen, blaue Sclerotien sind selten. Meist sind die Conidien 5- oder 3 — 5 — septiert (30 — 60x4,25—5.5 ;i), oh aber auch 6 — & septiert und dann bis über 80 /* lang, ja sogar 9 — 10 — septierte bis zu 100 (x Länge sind gefunden (bei Züchtung auf Reisbrei), wird auf Nähragar die Perithecienbildung verhindert, so zeigt er sich auf den normalen Medien (Stengel, Ähren) in der Folge eine Zeit lang variabler, als sonst. Diese Beschreibung entspricht ein und dejnselben Stamme einer Weizen-Gibberella. Wird der Pilz nach (Jjähriger trockener Aufbewahrung, die seine Langlebigkeit beweist, wieder weitergezüchtet, so verhält er sich nicht anders. Folgekulturen desselben Pilzes waren nach Amsterdam und Wa- shington geschickt und in Zwischenräumen wieder verglichen ohne eine Änderung zu finden. Auch Stämme des Pilzes von Zea, Ipomoea, Avena verhielten sich gleich. Dagegen zeigte ein Stamm, der von Kartoffelbeeren isoliert und anfangs für Gibberelht Saubinetii gehalten war, reichlichere Conidienbeläge mit Conidien von erhöhter Konstanz 5— oder 3 — 5— septiert, im übrigen von den Ausmaßen entsprechender Septaten der Vergleichsart. Diese Gibbervlla halte ich heute für G. flacca (Wallr.) Sacc , ihre Conidienform für Fusarium caricis Oud. (Fus. eulta 72), während die Conidienform von (t. Sanbinetii, F. rostratum App. et Wr., mit F. graminearum Schwabe identisch sein dürfte. Von diesen beiden Gibberellen unter- scheidet sich G. cyanogena (Desm.) Sacc. durch größere Ascosporen und durch Conidien vom Typus des Fusarium sambucinum Fuck. Über Fusarium roseum Link. 745 Diesen letzteren Pilz isolierte ich von Sambueus nigra . Er ent- wickelte aus Ascosporen normale Conidien, aber nicht wieder Perithecien. Die besprochenen Fusarien sind so verschieden von einander, daß es ausgeschlossen ist, sie für identisch zu halten. NAOUMOFF hat nun aber eine Reihe von Gibberellen, die er für Gibberella Sau- binetit hält, von Gerste, Roggen und Hafer isoliert und Verschieden- heiten in der Conidienform gefunden. Einige Stämme lieferten pedicellate, andere apedicellate Conidien. Die Scheitelzelle hatte in keinem Falle eine flaschenhalsartige Verjüngung. Die Farbe der Conidienmassen schwankt, ist aber in einigen Fällen orange, während sie bei F. rostratum nach ocker neigt. NAOUMOFF kennt letztere Art nur nach den Abbildungen in „Grundlagen", die die Grundform betonen, nicht aber die Varia- bilität, die gleichwohl vorhanden und im Journal of Agric. Rese- arch II (1914) Taf . XIV. sowie in Fus delin. 357 besser zum Aus- druck gebracht ist. Die Einschnürung des Scheitels ist danach ziemlich gering, die Fußzelle nicht immer ausgeprägt. Zieht man noch die Tatsache in Betracht, daß manche Unterschiede zwischen den Stämmen sich bei längerer Kultur ausgleichen, so können wir NAOUMOFF beipflichten, wenn er sie nicht zur Aufstellung neuer Arten ausnützt, sondern sie höchstens als Merkmale für Varietäten einer Art gelten läßt. Die Grundart nennt er mit WORONIN F. roseum. Da er aber meist von mehligen Belägen spricht, nicht aber von tuberkularen Sporodochien, so kann F. roseum L. nicht in Frage kommen. Möglicherweise hat NAOUMOFF eine Gibberella studiert, die im wesentlichen der von mir beschriebenen gleicht, in einigen Stämmen aber nach G. flacca hinneigt. Seine Arbeit bringt einen wesentlichen Fortschritt in der Kenntnis dieses Pilzes. Dieser Fortschritt ist wichtiger als die Frage der Benennung der Conidienform. Die^Namen der (rÄre/7a-Fusarien haben nur vor- übergehenden Wert und können beiseite gelassen werden, sobald ihre Stellung gegenüber den selbständigen Fusarien klar erkannt ist. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXXV. *0 46 J« GEiSs; 76. J. Grüß: Die Anpassung eines Pilzes (Anthomyces Reukaufii) an den Blütenbau und den Bienenrüssel. (Mit Tafel XI LI und 1 Abb. im Text.) (Eingegangen am 28. Dezember 1917.) Der Pilz, welcher ein hohes Maß von Anpassungsfähigkeit besitzt, ist Anthomyces Reukaufii. Er ist bereits durch die Literatur bekannt und wurde zuerst von ßEÜKAUF1) beschrieben, welcher ihn im Blütenhonig verschiedener Pflanzen, besonders Salvia pratensis und verticillata, entdeckte. Dieser Organismus gehört zu den Saccharomyceten, und der Entdecker beschreibt schon ver- schiedene Wachstumsformen, die er auch ia seinem Bericht ab- bildet. Der Verfasser züchtete den Pilz aus Lamium dlbum im ausgehöhlten Objektträger und ist der Ansicht, da er ihn auf ver- schiedenen Pflanzen gefunden hat, daß jede Blumenart vorwiegend ihren eigenen Pilz beherberge, was auf die verschiedene Zusammen- setzung und Beschaffenheit des Nektars zurückgeführt wird. Die Darstellung der Hefepräparate geschah in folgender Weise: Die von den Insekten besuchten Blüten wurden am Abend in einem verschlossenen Glase 2 Tage aufbewahrt, wodurch sich der Pilz in genügender Weise vermehrte. Der Nektar wird dann auf dem ausgehöhlten Objektträger ausgedrückt und nach Zusatz von ein wenig Honigwasser mit dem Deckglas bedeckt. Ein solches Präparat — eine feuchte Kammer im Kleinen — überdauert gut den Winter. Der Pilz ist von P. LlNDNER in seinem Atlas (2. Auflage, 1910) auf Tafel 90—93 in einigen verschiedenen photographischen Aufnahmen zur Darstellung gebracht und außerdem noch in seinem Bericht: Das Gaslichtpapier als Ersatz für die Glasplatten bei mikrophotographischen Aufnahmen, — s. diese Berichte, Bd. XXXIV, 1916, Heft 7. Außerdem haben sich noch Ing. VÄOLAV SCHUSTER und VLADIMIR Ulehla2) mit diesem Saccharomyceten beschäftigt. In ihrer Abhandlung: Studien über Nektarorganismen, wurde die aus einer Anzahl Blüten isolierte Hefe als „Lamium T' bezeichnet. 1) Reukaufs: Die Kleinwelt. Jahrg. 3, 1911/12, p. 25-27. 2) Diese Berichte, Bd. XXI. 1913, S. 129. Die Anpassung eines Pilzes (Anthomyces Reukaufii) usw. 747 Es sei hier als besonders wichtig hervorgehoben, daß die beiden Autoren eine günstige Entwicklung des Pilzes beobachteten, als sie zu ihrer Nährlösung (Pepton Witte 1,0 pCt., KH2P04 0,3 pCt., MgS04 0,5 pCt., H20 93,5 pCt.) 5 g der Lösung von 5 ver- schiedenen Zuckerarten: Dextrose, Laevulose, Saccharose, Maltose. Laktose hinzugefügt hatten. Was zunächst die Benennung des Pilzes anbetrifft, so dürfte es wohl gerechtfertigt sein, wenn man ihn als Anthomyces Reulcai(fii bezeichnet, da er sich den verschiedensten Blüten angepaßt hat, und wenn man ihm andrerseits auch den Namen des Entdeckers zuerteilt. Meine eigenen Untersuchungen über diesen Organismus be- wogen sich in der Richtung, um zu zeigen, daß demselben ein hohes Maß von Anpassungsfähigkeit zu eigen ist. Ich habe den Pilz in der Umgebung von Friedrichshagen vorzugsweise in den Blüten von Linaria vulgaris gefunden; selten fand sich ein Sporn, dessen Nektar nicht inficiert war. Aus einer isolierten Zelle wurde eine Reinkultur auf Würze- Gelatine hergestellt, die als Stammkultur bezeichnet sein möge. Diese Hefe stellte durchgehends eine einzellige Sproßhefe dar mit allen typischen Eigenschaften: kuglig bis oval, mit großer Vakuole, in der sich fast immer ein stark lichtbrechendes Körnchen befand, dann auch kleinere Zellen mit dichtem, körnigem Plasma; in vielen Zellen, besonders in den größeren, ein voluminöser Fett- tropfen oder mehrere kleine Tröpfchen. Die Hefezelle, aus der die Stammkultur hervorging, hatte sich in einem Linciriasporn befunden und die für ihr Vorkommen in Blüten charakteristische dreizackige Aussproßform besessen, die also durch die Kultur verloren ging, indem nur runde Einzel- zellen aus ihr entstanden. Daraus ergab sich die Aufgabe, zu versuchen, ob aus der Einzelzelle der Stammkultur wieder die dreizackige Sproßform, wie sie sich in der Blüte findet, erzeugt werden könne. Zu er- warten war, daß dies am leichtesten dadurch zu erreichen wäre, daß man den Pilz wieder unter seinen ursprünglichen natürlichen Wachstumsbedingungen kultivierte. Um die Veränderungen der Kulturhefe festzustellen, die beim Auskeimen derselben in Blüten auftreten ' würden, waren diese erst für die Impfung in geeigneter Weise vorzubereiten. Um zu ver- hüten, daß die zu impfende Blüte nicht schon vorher von einem •48* 74 v J. GRÜSS: Insekt besucht sein würde, wurden von den Blütenständen alle geöffneten Blüten entfernt und nur die jüngsten geschlossenen Blütenknospen stehen gelassen. Diese wurden mit Gaze umhüllt und öffneten sich nach einigen Tagen. Nachdem dann einige Hefe- zellen aus der Stammkultur mit der Präpariernadel in den Honig- behälter eingeführt worden waren, wurden die Blüten wieder mit Gaze umhüllt und so gegen Insektenbesuch beschützt. Nach einigen Tagen wurde dann der inficierte Nektar unter dem Mikroskop untersucht. Die erste Impfung wurde an einer Fritillariablüte ausgeführt. An dem einzigen Blütenstand dieser Pflanzen wurden nur 3 Blüten belassen, die daher reichlich Honig produzierten. Bemerkenswert war, daß bald nach der Impfung die schöne rote Färbung all- mählich in gelb überging. Die erste Impfung wurde am 15. 7. 1916 unternommen und lieferte ein sehr günstiges Resultat. Bei dieser Keimung entsteht wie gewöhnlich an der Saccha- romycetzelle durch Sprossung eine kleine knopfförmige Tochter- zelle (Taf. XIII, Fig. 1). Dann aber tritt ein anderer Vorgang ein. Die Mutterzelle streckt sich und die Tochterzelle wächst nun nicht mehr wie sonst kuglig aus, sondern ihr Wachstum geht gleichfalls in die Länge. Es resultiert dadurch eine langgestreckte Doppelzellform (Fig. 2a, 2b), in der das Plasma gewöhnlich acropetal angehäuft ist, während sich in dem breitesten Querdurchmesser die Vakuole ausbildet. Darauf sprossen aus dem sich mehr und mehr streckenden Endteil eine bis drei — in den meisten Fällen nur zwei — Tochter- zellen hervor, die sich am Ende kolbig verdicken und an ihrer Insertion sich regelmäßig stielförmig ausziehen (Fig. 3). Damit ist die Dreizackform ausgebildet. Die sich streckende Mutterzelle kann auch an jedem ihrer beiden Pole je eine Tochterzelle entstehen lassen, die sich gleich- falls mit acropetaler Plasmaanhäufung streckt (Fig. 4). Schließlich können die beiden Tochterzellen gleichzeitig oder nach einander an einem Pol der Mutterzelle entsprießen. Sehr selten bilden sich die Zellen hintereinander aus, ein Fall, der zur Kettenbildung führt und vielleicht hier als Rückfall in die Hyphenbildung zu erklären ist. Resultat: Die Dreizack form kommt dadurch zu- stande, daß an dem einen Pol der sich streckenden Mutterzelle in derselben Richtung eine und kurz vor dem andern Pol in verschiedenen Richtungen zwei Tochterzellen aussprossen. Die Anpassung eines Pilzes (Anthomyces Reukaufii) usw. 749 Charakteristisch für die Dreizackform der Blüten ist durch- aus die Streckung der Zellen. Um dies hervorzuheben, mögen diese Zellen als „gracil" bezeichnet sein zum Unterschied gegen die ovale Sproßform. Es ließ sich durch einen Versuch nach- weisen, daß der Nährboden einen gewissen Einfluß auf die Aus- bildung der „gracilen" Form ausübt. "Versuch: In eine zweite Blüte des erwähnten Fritülaria- stockes wurde aus derselben Reinkultur, wie vorher beschrieben, übergeimpft. Nach 24 Stunden wurden die Zellen aus der Blüte wieder herausgenommen und im hohlen Objektträger im hängenden Tropfen weiterkultiviert. Sie befanden sich nunmehr in demselben Honig, unter dieser Bedingung aber schwimmend in dem Medium. Es resultierten nach direkter Beobachtung unter dem Mikroskop die auf der Tafel unter 5a, b, 6a, b und 7 dargestellten Zell- formen. Alle diese Zellen, die im hohlen Objektträger weiter- kultiviert wurden, ergaben durchaus keine Dreizackformen, sie blieben vielmehr oval und entwickelten kleine strauchförmige Sproßverbände. In der Blüte hätten sie sich zu Dreizackformen ausgebildet, wie dies auch aus der dritten Blüte zu ersehen war. Die erzielten Dreizackzellen lieferten im hängenden Tropfen gleich- falls nur Sproßkolonien mit ovalen Zellen. Außer auf Friiillaria imperialis wurde der Pilz noch in die Blüten folgender Pflanzen eingeführt: Delphinium elongatum, Linaria vulgaris, Antirrhinum majus, Lonicera spec. Phlox multiflora. In allen diesen Fällen wurde das gleiche Ergebnis erhalten: es fanden sich schon nach dem zweiten Impf tage die Dreizackformen, oder die Hefen waren mit gracilen Tochterzellen ausgesproßt. Doch fanden sich in einzelnen Blüten neben den erwähnten auch manche ovale Zellen, die nach ihrer Menge zu urteilen, aus den eingeimpften hervorgegangen sein mußten. Jedenfalls folgt aus dem gesamten Ergebnis, daß die Zu- sammensetzung des Blütenhonigs keinen Einfluß auf die Ausbildung dieser seltsamen Zellformen hat, denn es ist zweifellos anzunehmen, daß alle diese Blüten einen Honig von verschiedener Zusammen- setzung secernieren. Darnach kann die Meinung REUKATJFs, der die verschiedene Ausbildung des Pilzes auf die verschiedene Zusammensetzung des Nektars zurückführt, der Wirklichkeit nicht entsprechen. Resultat: 1. In Blüten entwickeln sich aus ovalen Zellen vorzugsweise Dreizackformen, kleine aus 4 Zellen bestehende Sproßverbände. 750 J- Gms*: Die Zusammensetzung des Blütenhonigs übt auf die Aus- bildung der Dreizackformen keinen Einfluß aus. Der Pilz entwickelt sich in dieser Weise in allen Blüten, die Honig erzeugen. 2. Ovale Zellen, die nicht aussprossen, gehen in den Dauerzu- stand über. Für diesen ist die Bildung von mehreren kleinen oder einzelnen größeren Fetttropfen sowie die Umhüllung mit einer Schleimschicht charakteristisch. 3. In der Natur finden sich in den Blüten meist Dreizackformen mit gracilen Zellen. Daneben kommen auch ovale Einzel- zellen vor. Im hängenden Tropfen entwickeln sich nur solche. Die Dreizackformen bestehen in den meisten Fällen aus 4 Zellen, weshalb sie im Folgenden als .Setraden" bezeichnet sein mögen, und dem entsprechend können sich auch Biaden, Triaden, Pentaden usw. ausbilden. Von den vielen verschiedenartigen Kulturen, die ich im Heagenzglas ausgeführt habe, und die in der ausführlichen Arbeit näher beschrieben werden, möchte ich hier nur den folgenden Versuch anführen: Eine Anzahl Reagenzgläser wurden bis zu einem Drittel gefüllt: a) mit einer Lösung, die in Leitungswasser 5% .Rohrzucker und 15% Glukose enthielt; b) mit der gleichen Lösung, die einen Zusatz von 2% Leucin erhielt. In jedes Reagenzglas wurde ein Streifen steriles Filtrierpapier hineingeschoben, welches in die Flüssigkeit eintauchte und oben bis unterhalb des Watteverschlusses herausragte. Auf diese Weise entspricht das Substrat zum Teil wenigstens den natürlichen Ver- hältnissen. Ein großer Unterschied besteht immerhin: In der Linari abMite befinden sich die Pilzzellen auf einer gerillten Epidermis oder auf rauhen Papillen, deren Zellen als Honigdrüsen funktio- nieren. Hier steht der Pilz unter den günstigeren Bedingungen der Ernährung, der Durchlüftung und möglicher Weise der Fort- führung seiner Stoffwechselprodukte. Eingeimpft wurden ovale Sproßhefen aus einer Reinzucht auf Würze- Agar. Nach 5 Tagen hatten sich in beiden Flüssigkeiten nur wieder eine Menge ovaler Einzelzellen ausgebildet. Die Flüssigkeiten wurden nun so geneigt, daß die Papierstreifen ganz eintauchten. Die Anpassung eines Pilzes (Anthomyces Reukaufii) usw. 751 Die wieder aufrecht gestellten Kulturen, in denen die Papier- streifen mit Einzelzellen übersät waren, blieben zur weiteren Ent- wicklung vom 22. 7. 1916 bis 27. 7. 1916 bei gewöhnlicher Temperatur sich selbst überlassen. Das Resultat fiel so aus, wie ich vermutet hatte. Unter den in stickstoffreier Lösung auf dem Papier ausgesproßten Zellen (Fig. 8) fanden sich in der Tat gracile Tetraden, die genau mit denen aus dem Linnriaspom übereinstimmten, daneben Triaden und Binden (Fig. 8a, b und c). Die Hauptmenge bestand freilich aus ovalen Einzelzellen. Ein anderes Aussehen zeigten die mit der stickstoffhaltigen Lösung ernährten Zellen. Diese waren voluminöser und hatten dichtes Plasma mit ein oder zwei Vakuolen. Auch hier fanden sich die kurzen Sproß verbände: Dreizackformen, Triaden und Doppel- zellen. Der Unterschied liegt aber darin, daß die Zellen mit breiter Basis aneinanderhefteten. Die stielförmige Insertion fehlte: Die Sproßverbände bestanden also nicht aus gracilen, sondern aus ovalen Zellen (Fig. 9a, b und c). Die Hauptmenge machten gleichfalls die Einzelzellen aus. In einer anderen Versuchsreihe (ohne Papierstreifen) kamen folgende Nährlösungen zur 'Anwendung: a) Auf 50 cem Leitungswasser =. 4 g Glukose + 1 g Rohr- zucker + 1 cem Aprikosendekokt, b) Auf 20 cem Leitungswasser = 0,5 g Leucin + 0,25 g Asparagin. 2 Monate nach der Einimpfung hatten sich in der Lösung a meist einzelne Zellen zahlreich entwickelt. Dazwischen fanden sich auch vereinzelt Triaden und Tetraden. In der Lösung b, der Stickstoffkultur, hatte sich nichts ent- wickelt. Der Pilz kann also aus den Amidosäuren die Komponenten der Kohlenhydrate nicht abspalten. Das Ergebnis des Kulturversuches mit der Lösung a stimmt mit dem überein, das auch die beiden böhmischen Forscher 0. SCHUSTER und V. ULEHLA erlangt hatten: sie beobachteten in älteren Kulturen neben Einzelzellen auch Tetraden. Resultate: 1. In stickstoffreicher Nährlösung entwickeln sich nicht die typischen gracilen Zellen mit stielförmiger Insertion. Die Zellen werden oval oder länglich-oval und haften mit breiter Basis aneinander. Bisweilen können sie zu langgestreckten Formen übergehen. 752 J. GKiss: .'. Im hängenden Tropfen sprossen die gracilen Tetraden mit ovalen Zellen aus. 3. In älteren, Stickstoff armen Kulturflüssigkeiten finden sich neben ovalen Einzelzellen auch Tetraden mit mehr oder weniger gracil ausgebildeten Zellen. Kulturen im hängenden Tropfen. Von den vielen Kulturen, die ich im hohlen Glasklotz und im ausgehöhlten Objektträger ausgeführt, mögen hier nur die beiden folgenden beschrieben werden: In den hängenden Tropfen über dem hohlen Glasklotz wurde eine gracile Doppelzelle gebracht und ihre Entwicklung unter dem Mikroskop verfolgt. Die Kulturflüssigkeit wurde so hergestellt, daß mehrere mit Nektar angefüllte Linariaspome von Blüten, die unter Gazeverschluß aufgezogen worden waren, mit der geeigneten "Wassermenge wiederholt aufgekocht wurden. Die unter Fig. 10a, Taf. XIII, dargestellte Doppelzelle sproßte nach 3 — 4 Stunden an dem stärkeren Ende mit zwei kleinen Zweigen aus (Fig. 10b). Nach 6 Stunden war die kleine Kolonie (Fig. 10c) entstanden und nach weiteren 2 Stunden die Kolonie (Fig. lOd). Die Aussprossung blieb bis dahin nur auf die größere Einheit der Doppelzelle beschränkt, während die kleinere Komponente sich noch im Dauerzustand befand, wie sich dies auch an den beiden Fetttröpfchen erkennen ließ, die sich in ihrem Plasma deutlich abhoben. Als nach 12 Stunden die Kolonie (Fig. lOe) ent- standen war, hatte diese Zelle ihren Dauerzustand verlassen und eine kleine runde Tochterzelle t polar gebildet. Bei diesem Vor- gange waren die Fetttröpfchen verschwunden, mithin resorbiert und als Baumaterial verbraucht worden. Eine ähnliche Entwicklung ist in der Textfigur dargestellt. Alle diese Kolonien bezeichne ich als „Strauchkolonien"; sie sind gradezu typisch für diese Art des Kultivierens. Wie verschieden die im hängenden Tropfen entwickelten Strauchkolonien denjenigen gegenüber sind, welche in Blüten ge- bildet werden, wird durch die folgende Versuchsreihe gezeigt: Eine kräftig entwickelte Blumenkrone eines JJnariastockes wurde inficiert und in einem Glasröhrchen so aufbewahrt, daß die Spitze des Sporns in einem Wassertropfen stand. Gleichzeitig wurde aus den Blüten desselben Stockes eine genügend große Menge Honig gewonnen, die als hängender Tropfen über den hohlen Glasklotz an das abschließende Deckglas angetragen wurde. Aus derselben Kultur wurden einige ovale Zellen in den Sporn und in Die Anpassung eines Pilzes (Anthomyces Reukaufii) usw. 753 den hängenden Tropfen eingeführt. Die Entwicklung- dauerte 3 Tage bei einer durchschnittlichen Temperatur von 18 — 20°. Das Ergebnis ist auf Taf. XIII, Fig. IIa— d und Fig. 12a— e bei ca. 400- facher Vergrößerung wiedergegeben. Auffallend sind die langge- streckten Formen b und d aus der Spornkultur, die ich in Blüten freiwachsender Pflanzen sonst nicht oder nur selten — in einem Falle in einer Delphiniumhlüte (Taf. XIII, Fig. 13a— g) beobachtet habe. Abb. 1. l. Eine Zelle aus einer Reinzucbt auf Würze-Agar. 2. Dieselbe Zelle entwickelte sich im hängenden Tropfen von Linariahonig zu einer kleinen Strauchkolonie nach 48 Stunden. 3. Dieselbe Kolonie nach weiteren 8 Stunden. 4. Dieselbe Kolonie nach weiteren 40 Stunden. Es beginnt der Zerfall; einige Zellen (g) haben sich gracil ausgebildet. In den meisten Zellen Fettröpfchen. Diese schlanken Formen erinnern schon an Myceli äden ; sie sind deswegen so selten, weil sie in den Blüten durch die Wind- bewegung oder durch den eingeführten Insektenrüssel leicht zum Zerfall gebracht werden. Der Unterschied in den beiden Kulturen, der in der gracilen und ovalen Aussprossung liegt, kann nicht schlagender nachgewiesen werden. 754 J- Grüss: Monströse Formen. Durch Zufall, als ich darauf ausging, die Bedingungen zu ermitteln, unter denen die Ausbildung der gracilen Tetraden erfolgt, beobachtete ich einige monströse Formen, die ich hier zur Kenntnis bringen möchte, um darzutun, daß die Plasmakonstitution den Pilz befähigt, eine große Anzahl recht mannigfaltiger Formen auszubilden. Der Versuch verlief folgendermaßen: Ein LimriaBporn, der nur Dreizackhefen enthielt, wurde auf dem Objektträger der Länge nach halbiert und in einzelne Teile zerschnitten. Diese wurden unter Zusatz einer Mischung aus Linaria- und Tropaeolumhomg in die Höhlung des Objektträgers geschoben, worauf das Deckglas mittelst Vaseline luftdicht auf gekittet wurde. Nach 24 Stunden hatten sich die schön schlanken Tetraden in eigentümlicher Weise verändert. Die freien Enden hatten sich mächtig kolbenförmig und zu großen blasenförmigen Zellen ausgebildet, die auf Taf. XIII, Fig. 14 — 16, wiedergegeben sind. Diese monströsen Zellen waren aber nicht abgestorben, sondern sie sproßten, als sie in den hängenden Tropfen übergeführt worden waren, mit immer kleiner werdenden Tochterzellen zu Strauch- kolonien aus. Aber nicht genug des Merkwürdigen! Am Rande der Höhlung,, wo die Flüssigkeitsschicht sehr dünn war, erschienen ganz anders- artige Kolonien, als ich sie jemals zu beobachten Gelegenheit hatte. Von diesen habe ich eine auf Taf. XIII, Fig. 17, abgebildet. Ich bezeichne sie dem Aussehen entsprechend als „Netzkolonie." Dieser eigenartige Sproßverband besteht also nur aus Tetraden und Triaden. Jede Tochterzelle produziert an ihrem freien Ende stets wieder eine Tetrade. Alle Zellen sind gracil und zeigen die stielförmige Insertion. Noch überraschender war die Tatsache, daß solche gracilen, der Netzkolonie entnommenen Tetraden im hängenden Tropfen aus demselben Blütenhonig stets eine Strauchkolonie zur Entwicklung, brachten. Nun muß ich aber berichten, daß es mir nie gelang, in der- selben Weise mit anderem Material eine Netzkolonie zum zweiten Male zur Ausbildung zu bringen. Wohl ließ sich in einigen Präparaten noch Neubildung von Tetraden konstatieren; diese traten aber nur vereinzelt auf, keines- wegs waren sie zur Netzkoionie vereinigt. Den Gegensatz zu den durch den vorstehenden Kulturversuch -rhaltenen Riesenzellen bilden Zellformen von sehr geringen Dimensionen, die ich als „Hungerformen" bezeichne. Am besten Die Anpassung eines Pilzes (Anthomyces Reukauiii) usw. 755 erhält man sie, wenn man die Kulturlösung, Aprikosen- oder Pflauniendekokt, fortgesetzt verdünnt und in den hängenden Tropfen dann nur wenige Zellen hineinbringt. Die Häufchen, die man auf diese "Weise durch Zerfall der Strauchkolonien erhält, sind nicht sehr voluminös, so daß sie nicht über das Gesichtsfeld des Mikroskops reichen. In seinem Bericht über das Gaslichtpapier usw. bildet LINDNER1) einen derartigen Cumulus ab. In der Mitte einer solchen kreisförmigen Kolonie (Fig. 18) finden sich die größeren Zellen, am Rande die kleineren und kleinsten; ihr Durchmesser ist bisweilen so gering, daß man sie für Bakterien halten könnte. Bei der Züchtung im hängenden Tropfen entstehen daraus wieder größere Zellen und unter diesen auch vereinzelt kleine gracile Tetraden, deren Zellen wie Stäbchen aussehen. Andere sehr bizarre Formen erhielt ich aus einer Reagenz- glaskultur. Als Nährlösung wandte ich die von SCHUSTER und ÜLEHLA2) angegebene Lösung an, ließ aber das Pepton fort und setzte dafür 10°/0 Traubenzucker. Eingeimpft wurden einige ovale Zellen aus einer Würze-Agar-Reinkultur. Die Lösung stand vom 14. 11. 1916 bis 31. 11. 1917. Von den mycelartig ausgewachsenen Hefen habe ich zwei in den Fig. 19 und 20 abgebildet. In dem in Fig. 20 dargestellten Mycelfaden habe ich durch eine besondere Methode, die ich in der ausführlichen Schrift mitteilen werde, die Zellkerne k gefärbt. An dem Faden (Fig. 20) zeigt eine sich ab- zweigende Zelle die stielförmige Insertion S. Am andern Mycel- faden fanden sich in dem blasenförmigen Ast kleine Kügelchen, die nicht Fetttropfen waren. Ob dies keimfähige Sporen waren, habe ich nicht mehr untersuchen können. Schließlich konnte ich noch eine monströse Form, die ich als „überschlank" bezeichnen möchte, aus einer Blüte von Delphinhim elongatum beobachten. Sie ist in Fig. 13a dargestellt. Eine ähnliche überschlanke Form wurde unter anderen weniger schlanken Zellen in einer Kultur im Linariasporn angetroffen, in welchen einige ovale Hefen eingeimpft worden waren. Die Blüte stand 3 Tage im Glasröhrchen mit dem Sporn in einem Wassertropfen. Die Anpassung des Pilzes an den Bienenrüssel. Der Rüssel der Biene ist etwa 5 mm, der der Hummel 8 mm lang. Die für uns in Betracht kommende Teile sind die beiden 1) 1. c. 2) 1. c. 756 J Grüss: Nebenzungen und die Hauptzunge, welche seitlich eingerollt ist und am Ende ein Löffelchen trägt. Die Oberfläche ist mit parallelen Leisten besetzt, auf denen die schwach gekrümmten Härchen auf- sitzen, die sich zumeist kreuzen, so daß ein förmliches Haarsieb gebildet wird. In der Mittellinie der Zunge bleibt ein feiner Kanal frei, durch welchen kleinere Pollenkörner und auch die ovalen Hefezellen mit dem Honig in den Vormagen mitaufgesaugt werden können. Dagegen werden die Triaden und Tetraden in den Maschen dieses Haarnetzes vollkommen zurückgehalten. Gewöhnlich wird die voluminösere Mutterzelle zwischen den Härchen verankert, und die Tochterzellen ragen frei heraus (Fig. 21). In dem Vor- oder Honigmagen habe ich nie Tri- und Tetraden angetroffen, wohl aber die ovalen Einzelzellen uud vereinzelt auch Biaden. Die Hefen gehen in diesem Mageninhalt in den Dauer- zuatand über: es bilden sich in ihnen die Fetttröpfchen, und ihre Membran verschleimt. Für die Verbreitung des Pilzes sind diese Zellen nunmehr wertlos geworden. Bei den Hummeln werden sie mit dem Honig alsbald an die Larven verfüttert, und bei den Bienen gelangen sie schließlich in die gedeckelten Zellen. Ganz anders verhalten sich die im Haarsieb der Zunge ver- ankerten Tri- und Tetraden. Sobald der Rüssel in den Sporn ein- geführt wird, stoßen sich die herausragenden Tochterzellen an den Sperrvorrichtungen ab und bleiben an ihnen haften. Dies wird leicht dadurch bewirkt, daß ihre Membran etwas verschleimt ist, und daß die Sperrvorrichtungen, die aus Papillen und Härchen bestehen, eine rauhe, mit kleinen Spitzen und Höckern besetzte Oberhaut besitzen. (Vgl. Fig. 23.) Hat eine Biene oder Hummel eine Blüte besucht, in deren Sporn sich der Pilz zahlreich entwickelt hatte, so kann man regel- mäßig auf dein Haarsieb der Zunge die verankerten Tetraden auf- finden; aber auch Einzelzellen werden zurückgehalten. Um sie aufzufinden, schneidet man mit dem Scalpell die Zunge ab und bringt sie in den hängenden Tropfen einer Nährlösung, in der sich an den betreffenden Stellen bald Kolonien ausbilden. "Wird der Bienen- oder Hummelrüssel in den Sporn hinein- geführt, so greifen die etwas gekrümmten, nach unten gerichteten Borstenhärchen wie ein Gabelsystem die ankerförmigen Tetraden förmlich heraus und umgekehrt halten die Sperrvorrichtung der noch nicht inficierten Blüten eine oder die andere der aus dem Haarsieb herausragenden Zellen leicht zurück. Auf diese Weise ist die Verbreitung des Pilzes gesichert. Die Anpassung eines Pilzes (Anthomyces Reukaufii) usw. 757 Hieran schließt sich die Frage: Auf welche Weise gelangt der Pilz in die ersten Blüten? — Nur durch den Bienen- oder Hummelrüssel! Die Aussaat für das nächste Jahr findet sich stets im Haarsieb dieser Insekten. Bei den Hummeln ist es bekanntlich nur das befruchtete Weibchen, die Königin, die in einem Schlupf- winkel überwintert. Im Jahre 1916 war der Winter schon ziemlich früh einge- treten, und am 15. Oktober kam in unserer Gegend (Friedrichs- hagen) ein plötzlicher Frost, der aller Blütenherrlichkeit ein Ende machte. Kurz darauf fand ich auf einem Helianthuskopi eine Hummelkönigin, auf deren Zunge ich den Pilz in 6 Tetraden auf- fand. Auch mehrere kleine Weibchen waren inficiert, doch kommen diese für die Verbreitung des Pilzes nicht in Betracht. Leider trat in diesem Jahre (1917) der Frühling sehr spät ein. Erst am 5. Mai gelang es mir, die ersten Hummeln einzu- fangen: es waren 6, von denen 4 im Haarsieb ihrer Rüssel mit dem Pilz behaftet waren. Die Hummeln flogen auf einen Stachelbeerstrauch, den sie bald ganz inficiert hatten. Schon am 7. Mai wurden über dem- selben Strauch 4 Hummeln eingefangen, von denen 3 den Pilz hinwegtragen wollten. Bemerkt sei noch, daß alle diese Hummeln Königinnen waren, die also den Winter überdauert hatten. Diese Tatsachen können uns unzweifelhaft ein vollständiges Bild davon geben, wie es dem Pilz gelingt, von einer Vegetations- periode zur anderen, lückenlos sein Dasein hinüberzuführen. Man könnte nun die Frage stellen: Warum hat hier die natürliche Zuchtwahl nicht zur gänzlichen Ausschaltung der Einzel- zellen geführt, die man häufig im Grunde des Sporns auffindet, wo sie von dem Bienenrüssel nicht so leicht erreicht werden? Auch diese Frage zu beantworten liegt im Bereich der Möglichkeit. Kultiviert man nämlich im hängenden Tropfen Tetraden und Einzel- zellen nebeneinander, so bemerkt man, daß sich diese viel leichter als jene vermehren. Demnach wird auch ihre Ernährung, mithin ihr Stoffwechsel, energischer vor sich gehen. Um so zu sagen, dürfte daher der Organismus ein Interesse daran haben, diese Zell- form zu erhalten, umsomehr, als die Entwicklungsperiode von Be- ginn der Infizierung bis zum Abfall der Blüte nur kurz ist. Des- wegen ist schnelle Vermehrung erforderlich. Anpassung an den Blütenbau. Wie bereits im vorhergehenden Teil darauf hingewiesen istr besitzen die Blütensporne und auch die Blumenkronröhren Sperr- 758 J- GRL'ss: Vorrichtungen, an denen die aus dem Haarsieb der Bienenzunge herausragenden Zellen abgefangen werden.- Was zunächst den Sporn von Linaria vulgaris anbetrifft, so sind die sperrenden Papillen kegelförmig, mehrzellig und haben eine rauhe Cuticula. Weiter kann man leicht erkennen, daß die ganze Epidermis mit parallel laufenden, dünnen Falten oder Leisten bedeckt ist, die unter einander anastomosieren (Fig. 22 u. 23). Wie sich der Pilz dieser Blüteneinrichtung angepaßt hat, konnte ich bei einem Züchtungsversuch durch Autopsie erkennen: In die Höhlung des Objektträgers wurden Stücke der inneren Oberhaut des Sporns übertragen und Zman'tthonig zugegeben. Ausgesät wurden ovale Zellen aus einer Beinkultur im hängenden Tropfen. Aus einer dieser Zellen m (Fig. 22) entstanden durch Aussprossung zwei Tochterzellen, von denen sich die größere zu einer Tetrade entwickelte, die sich schon vor ihrer Ausbildung bei der Streckung ablöste. Während die Mutterzelle noch eine dritte Tochterzelle aussprossen ließ, streckte sich die Tetradenzelle noch weiter, und dadurch wurde ihre eine Seitenzelle und von der Mutterzelle auch die zweite Tochterzelle an den Leisten 1 der Oberhautzelle abgestoßen (Fig. 22). Diese Ablösung von seitlich entspringenden Zellen infolge von Streckungen konnte ich mehr- fach beobachten. Die Anpassung liegt nun darin, daß durch diesen Vorgang eine gewisse Konstanz der Tetraden erzeugt wird, denn diejenigen, welche den Gleitprozeß, überstehen, haben ein so festes Gefüge, daß sie auch durch den Bienenrüssel nicht zum Zerfall gebracht werden. Etwas anders liegen die Verhältnisse bei Delphinium elongatum, dessen Sperrvorrichtungen aus längeren, dünneren Härchen be- stehen, die mit kleinen Spitzen besetzt sind. Manche tragen am Ende eine drüsige Zelle, die wahrscheinlich eine klebrige Flüssig- keit absondert. Von ihrer Insertion aus verlaufen radiär die gleichen Cuticularleisten wie im Linariasporn. Außerdem ist die Cuticula mit kleinen Knötchen übersät. Man ist daher nicht über- rascht, daß die langen, zerbrechlich aussehenden Formen des sich in diesen Blüten findenden Pilzes (Fig. 13) ein genügend festes Gefüge haben, das auch durch Druck auf das Deckglas nicht zer- stört wird. Die lichte Weite des Sporns ist viel größer als wie bei Linaria, und weiter ist zu bedenken, daß die dünnen Härchen sich leicht der Wandung des Sporns anlegen. Diese Verhältnisse machen es erklärlich, daß hier durch natürliche Zuchtwahl diese überschlanken Zellformen (Fig. 13a— g) Die Anpassung eines Pilzes (Anthomyces Reukaufii) usw. 759 erzeugt wurden. Sie fanden sich in allen Blüten desselben Stockes und zeigten einen völlig formenreinen Bestand, es kamen darunter keine ovalen Einzelzellen noch andere fremde Formen vor. Daß es sich um keine fremde Art handelte, erwies sich durch die Aussprossung im hängenden Tropfen. Wir sind daher wohl berechtigt, diese Formen als besondere Rasse aufzufassen: sie sei bezeichnet als Anthomyces Reukaufii, Rasse gracillima. Den Gegensatz hierzu bildet eine Zwergform, die ich auf dem Rüssel einer Hummel fand, welche ich auf einem Heliantlms- kopf eingefangen hatte (Fig. 25). Als die Zunge dieser Hummel in den hängenden Tropfen gebracht worden war, entwickelte sich daraus eine sehr zahlreiche Kolonie, deren Zellen alle die gleiche Größe hatten, so daß ich sie anfangs für eine andere Art hielt. Nach mehreren Monaten erschienen aber bei Zusatz von neuer Nahrung vereinzelte größere Zellen, die sich von den normalen nicht unterscheiden ließen. Bemerkenswert war, daß auch die gracilen Zellen, die in dieser Kolonie zu finden waren, entsprechend klein waren. Diese Hefe möge Anthomyces Reuhau fii, Rasse minor, genannt sein, sie ist gleichfalls eine Anpassungsform, die durch natürliche Zuchtwahl entstanden ist (Fig. 25, mit Zeiß E. ge- zeichnet.) Die Blüten von Helianthus haben eine geringe lichte Weite, und durch ihre Staubbeutelröhre werden vollends die Zu- gänge zu dem Honigbehälter stark eingeengt. Der Honig ist also wie auch bei anderen Kompositen schwer zugänglich. Dement- sprechend würden die längeren Pilzzellen nicht dorthin gelangen, sondern schon an der Staubbeutelröhre haften bleiben. Zuchtversuche in Blüten. Aus der Mykologie der Hefen ist bekannt, daß man diese Or- ganismen sogar an Flußsäure gewöhnen kann, und so stellte ich mir die Aufgabe, eine Form heranzuzüchten, welche auch im hängenden Tropfen die Netzkolonie ausbilde. Diese Versuchsreihe wurde folgendermaßen ausgeführt: Am 16. 8. 1917 wurden mehrere intakte Linariahlüten aus einer Reinkultur geimpft, die nur aus ovalen Zellen bestand. Nach 2 Tagen hatten sich in 3 der Blüten eine große Anzahl Tetraden entwickelt. Auf dem Objektträger wurde ein Sporn in einem Tropfen verdünnten Xmariahonigs zerrissen und die Tetraden in der Flüssig- keit verteilt. Auf einen anderen Objektträger, der an der einen schmalen Seite so zugeschnitten war, daß er in eine Spitze auslief, 760 J- ü- R^'ss wurden nach LlNDNERs Vorgang mit der Ziehfeder kleine Tröpfchen aufgetragen, von denen eins ausgewählt wurde, welches 6 Tetraden enthielt. Dieses wurde über die an der Seite des Objektträgers auslaufende Spitze in den Sporn einer gut entwickelten Linariet- blüte gespült. Auf diese Weise wurden mehrere Linuriablüten mit Tetraden inficiert. Tröpfchen, die mehr als 10 Tetraden hatten, wurden nicht verwendet. Für diese Impfversuche eignet sich mit gleichem Erfolge auch ein feiner, steril gehaltener Haarpinsel. Die geimpften Blüten wurden nach 2 — 3 Tagen untersucht und, wenn sie geeignet waren, in der gleichen Weise, wrie vorher angegeben, behandelt. Nach jeder Impfung wurden einige der neugebildeten Tetraden im hängenden Tropfen auf ihre Sproßeigenschaften untersucht. Bis zur 10. nach einander fortgesetzten Impfung änderte sich das Bild nicht: es entwickelten sich Strauchkolonien. Mit der elften und zum Teil auch mit der zehnten Impfung aber trat eine Aenderung ein: es erschienen Netzkolonien, von denen die meisten dadurch merkwürdig wraren, daß die Zellen viel kleiner waren als die der normalen Tetraden; nur einzelne Zellen waren auch größer (Fig. 24). Es sei noch dazu bemerkt, daß sich nach den Impfungen stets mehr oder weniger Einzelzellen einstellten. Selten war einer der geimpften Sporne ganz frei davon. Die so durch willkürliche Zuchtwahl neu entstandene Rasse sei als Anthomyces Reukauf 'i, Rasse retiformis bezeichnet. Darnach bestehen in der Konstitution des Hefeplasmas zwei Bildungsprinzipien, die zur Ausbildung der ovalen oder der gracilen Form führen können. Diese bedingt schon aus mechanischen Gründen den Aufbau der Netzkolonie, jene läßt durch ihre Aus- sprossung die Strauchkolonie entstehen. Bei dem Formenreichtum des Pilzes ist in der freien Natur für das DARWIN-HÄCKELsche Gesetz der natürlichen Zuchtwahl ein großer Spielraum gegeben; bei der Rassenbildung dürften aber auch äußere Einflüsse mitbeitragen: Die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Nährlösung, Blüteneinrichtungen. Durchlüftungen, Temperatur u. a. Die vorstehende Arbeit entstand auf Anregung von Prof. Dr. LlNDNER, der mir auch eine Reinzucht des Pilzes übergab, wofür ich ihm hier meinen verbindlichsten Dank ausspreche. Die Anpassung eines Pilzes (Anthomyces Reukaufii) usw. 761 Erklärung der Tafel. Fig. 1—4. Zellen von Anthomyces Reukaufii in der Perigonröhre von Fritillaria imperialis aussprossend. Vergr. 300. Fig. 5 — 7. Die Pilzzellen erst in der Fritülariabiiite, dann in hängenden Tropfen gesproßt. Fig. 8a, b, c. Zellen aus einer Rohrzuckerkultur. Fig. 9a, b, c. Zellen aus einer Rohrzucker-Leucinkultur. Fig. 10a — d. Zellen im hängenden Tropfen kultiviert. d. Strauchkolonie. Fig. IIa — c. Zellen im Linariasvorn kultiviert. Fig. 12a — e. Zellen im hohlen Objektträger in Linariah.oa.ig kultiviert. Fig. 13a— g Anthomyces Reukaufii, Rasse gracillima, Fig. 14, 15, 16 Seltsame Formen des Pilzes aus einer Kultur im ausgehöhlten Objektträger. Fig. 17. Aus demselben Präparat eine Netzkolonie. Fig. 18. Ein Cumulus von verschieden großen Zellen einer Kultur im hängenden Tropfen. Fig. 19. Mycelartig ausgewachsene Hefe aus einer Reagenzglaskultur. Fig. 20. Die gleiche Hefe. Fig. 21. Rand der Zunge einer Hummel mit verankerten Pilzzellen. Fig. 22. Eine Oberhautzelle aus dem Linariasporn mit den Outicularl eisten und darauf einige Zellen, die sich aus der Mutterzelle m entwickelt haben. Fig. 23. Oberhautzelle aus dem Dclph iniuui sporn mit den Sperrvorrichtungen: rauhe Outicula und Härchen. Fig. 24. Anthomyces Reukaufii Rasse rctiformis. Fig. 25. Anthomyces Reukaufii Rasse minor. Ver. Zeiß E, Okular II. Ver. der übrigen Fig. 300. Es wird gebeten, alle wissenschaftlichen Manuskripte für die Sitzungen im Jahre 1918 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Geh. -Rat Prof. Dr. L. Wittmack, Berlin NW, Platz am Neuen Tor 1, zu riohten. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August Find September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. fMF~ Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitznng, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden vollständig druckreif im Manuskript — die Tafeln genan im Format (12/18 cm) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen der Regel nach den Umfang vob 8 Druckseiten nicht überschreiten. Im allgemeinen wird den Autoren eine schwarze Tafel oder der Raum einer Tafel für Textfaguren kostenlos gewährt. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefaßt und unleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträglioh- keiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der ge- wünschten Sonderabdrücke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 5 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. > Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1918. Ehrenpräsident: S. Schwendener. Für die Generalversammlung: Hans Winkle r, Präsident; A.Voigt, Stellvertreter. Für die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: L. Wittmack, Vorsitzender; P. Lindner, erster Stellvertreter; J. Behrens, zweiter Stellvertreter; E. Baur, erster Schriftführer; H. Harms, zweiter Schriftführer; H. Mi ehe, dritter Schriftführer; Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions-Kommission: L. Wittmack, E. Baur, H. Harms, H. Miehe, A. Engler, P. Graebner, H. v. Guttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversammlung): E. Jahn, R. Kolkwitz, P. Ciaassen, 0. Rein- hardt, L. Diels. Geschäftsführender Sekretär: W. Wächter. Alle Geldsendungen werden franko entweder auf das „Konto der Deutschen Botanischen Gesellschaft e. V. in Berlin Nr. 35398 bei dem Postscheckamt in Berlin NW 7" oder „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten. Der Beitrag beträgt für alle ordentlichen Mitglieder 20 M. Die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen Schriftstücke wolle man an den Schatzmeister Geheimen Regie- rmngsrat Dr. Appel in Berlin-Dahlem gelangen lassen. Alle event. Rekla- mationen, die Versendung der Berichte und Sonderabdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Bandes unmittelbar an die Ver- lagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 35, Sohöneberger Ufer 12a, zu richten. Adressenänderungen sowie alle das Mitgliederverzeichnis betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6 p., zu senden. K Sonderabdrücke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Verfasser erhält SO Sonderabdrücke kostenfrei. Sonderdrucke bis zu einem halben Druckbogen werden nur mit einem Rückenfalz versehen, d. h. ohne Umschlag, geliefert. 2. Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung der Überzahl vor der letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 2 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates . 5 3. für jede Lichtdrucktafel •' » 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr 2 „ 5. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr 3 „ 6. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr . 2 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck 1,35 , 8. für jeden Umschlag 1.5 9. für einen besonderen Titel auf dem Umschlage, falls ein solcher gewünscht wird 7, — Mark. Pfennige, welche durch 5 nicht teilbar sind, werden nach oben auf 5 abgerundet. Druck von A. W. Hayn's Erben (Curt Gerber), Berlin SW 68 11 llltllwmen Jbntun -4iv 6efamtfortarunq oflrr übriqpn Jtaiu>tT mir-. 0 betragen: &nQlamte : /Inf foIdjmUHrtfdioflöfröfivn freruW dir <5td>rrtjr*f Anliegend ein Rundsdireiben betreff. Ehrengabe Winter. MD XXXV. JAHRGANG 1917. BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. FÜNFUNDDREISSIGSTER JAHRGANG. I. GENERALVERSAMMLUXUS-HEFT (Mit Tafel (I).) AUSGEGEBEN AM 8. JANUAR 1918. BERLIN, GEBRÜDER BORNTRAEGER, W 35 Schöneberger Ufer 12 a 1918 Es wird gebeten, die dritte Umschlagsseite zu beachten. Inhaltsangabe znm 1. Generalversammlungs-Heft. Seite Bericht über die am 6. August 1917 in Würzburg abgehaltene einunddreißigste Generalversammlung der Deutschen Botanischen Gesellschaft (1) Anlage. liechnungsablage für das Jahr 1916 (6) Mitteilungen. 1. Hermann Sierp: Über den Einfluß des Lichts auf das Wachstum der Pflanzen. (Mit 4 Abb. im Text.) ... (8) 2. 0. Iienner: Artbastarde und Bastardarten in der Gattung Oenothera (21) 3. Oscar Drude: Erfahrungen bei Kreuzungsversuchen mit Cucurbita Pepo. (Mit Taf. (I) und 3 Abb. im Text.) . . (26) 4. liichard Härder: Über die Beziehung der Keimung von C3^anophyceensporen zum Licht. (Mit 1 Abb. im Text.) (58) Bericht über die am 6. August 1917 in Würzburg abgehaltene einunddreißigste Generalversammlung der Deutschen Botanisehen Gesellschaft. Seitdem des Krieges wegen die Generalversammlung in München im Jahre 1914 ausfallen mußte und die für Kiel in den Jahren 1915 und 1916 geplanten Versammlungen ebenfalls nicht zustande kamen, konnte in diesem Jahre, wie vor dem Kriege, gemeinsam mit den beiden Schwestergesellschaften eine Botanikertagung statt- finden, deren Verlauf den Entschluß, auch während des Krieges die gewohnten Versammlungen wieder aufzunehmen, vollauf recht- fertigte. — Ein gemeinsames Programm aller drei Gesellschaften ist den Mitgliedern im Juli zugestellt worden, nachdem die Ein- ladung zur Generalversammlung in Heft -i der Berichte veröffent- licht worden war. — Nach einer Exkursion in die Grettstadter Wiesen bei Schweinfurth versammelten sich die Teilnehmer am 5. August im Hotel zum Schwan in Würzburg, wo der übliche Begrüßungsabend stattfand. Am Montag, den 6. August, morgens 9 Uhr, eröffnete Herr DlELS im Botanischen Institut die General- versammlung etwa mit folgenden Worten: „Unser Präsident, Herr Geheimrat KEINKE, ist zu seinem Bedauern verhindert, an unserer Tagung teilzunehmen, auch sein Stellvertreter, Herr Professor WINKLER und ebenso die drei Vorsitzenden des Berliner Vor- standes können verschiedener Verpflichtungen wegen heute nicht unter uns anwesend sein. So ist es mir als ihr Vertreter eine be- sondere Freude, Sie hier begrüßen zu dürfen, insonderheit die ver- ehrten Gäste, die wir heute in unserer Mitte sehen. — Ganz von Ber. der deutschen bot Gesellseh. XXXV. (0 [)) Bericht über die einunddreißigste Generalversammlung. selbst geht unsere Erinnerung heute zurück zu unserer letzten Versammlung in Berlin. Fast vier Jahre sind seitdem verflossen. Es hat sich eine ungeheure Kluft aufgetan zwischen jener Ver- gangenheit und unserer Gegenwart, eine Kluft, die zu gewaltig ist, als daß wir sie geistig wirklich überspannen könnten. Zahlreiche Fäden mit jener Vergangenheit sind zerrissen, zertreten und halb schon mit Staub bedeckt. Da versteht es sich, daß wir unwillkür- lich Scheu empfanden, an die Zeiten friedlicher Arbeit wieder anzuknüpfen, so lange der Kampf rings um unser Vaterland wütet. Allmählich aber ist mit der langen Dauer des Krieges diese Scheu gewichen vor der Überzeugung, daß wir durch Vertiefung in unsere Forschungsaufgaben und durch entschlossenes Fortschreiten auf den erprobten Bahnen wissenschaftlicher Arbeit unserem Volk auch in seiner jetzigen Not am besten dienen können, und daß es dies in erster Linie von uns fordert. Von den befreundeten Botaniker- Vereinigungen haben die Vertreter der angewandten Botanik zuerst im vorigen Jahre sich wieder zum Austausch wissenschaftlicher Güter und zu persönlicher Aussprache versammelt. Seitdem ist der Wunsch auch in unserer Gesellschaft vorherrschend geworden, die lange verschobene General- versammlung zu verwirklichen. Es war, wie Sie wissen, beschlossen, in Kiel zu tagen; davon mußte aus bekannten Gründen Abstand genommen werden. Mit Freude haben wir den Beschluß der vor- bereitenden Kommission vernommen, stattdessen uns in Würzburg zu vereinigen, und mit Freude sind wir nun hier beisammen im schönen Frankenland, an der Stätte so alten und so erfolgreichen Forschens auf fast allen Gebieten unserer Wissenschaft. Alle Vor- bedingungen, daß unsere Tagung guten Ertrag bringe, sind ge- geben; so wünsche ich ihr denn vollen Erfolg!" — Darauf begrüßte Herr KNIEP die Versammlung und hieß die Teilnehmer herzlich willkommen in den alten lläumen des SAOHSschen Instituts, in denen sich die Gesellschaft zum ersten Male seit ihrem Bestehen versammelt habe. Herr KNIEP gedachte seiner Vorgänger JULIUS SACHS und GREGOR KRAUS und sprach den Wunsch aus, daß die Gesellschaft unter günstigeren Bedingungen das schöne Würz- burg einmal wieder als Versammlungsort wählen möchte. — Herr DlELS berichtete dann kurz über den Stand der Gesell- schaft. Seit der Tagung in Berlin sind 34 Mitglieder gestorben, wovon 9 im Felde geblieben sind. Die Namen der Verstorbenen sind in den Schlußheften der Berichte bereits veröffentlicht. Zum Andenken an die Verstorbenen erhoben sich die Anwesenden von ihren Plätzen. Durch den Beitritt neuer Fachgenossen hat Bericht über die einunddreißigste Generalversammlung. (3) sich die Zahl der Mitglieder ungefähr auf dem alten Stand er- halten ; die Gesellschaft zählt zurzeit 609 ordentliche Mitglieder. — Darauf berichtete der Schatzmeister, Herr APPEL, kurz über die finanziellen Verhältnisse der Gesellschaft. Unter dem Einfluß des Krieges sind die Preise für Papier und Druck so erhöht wor- den, daß wir an dem Vertrage mit dem Verleger nicht festhalten konnten, sondern einen Preisaufschlag von 20 pCt. bewilligen mußten. Der Voranschlag konnte infolgedessen nicht aufrecht er- halten werden, um so weniger, als der letzte Band der Berichte ganz besonders umfangreich war. Infolgedessen ist beschlossen worden, Arbeiten von Nichtmitgliedern einstweilen nicht mehr auf- zunehmen und streng darauf zu achten, daß die Mitteilungen 8 Druckseiten möglichst nicht überschreiten. Auf diese Weise soll erreicht werden, daß der Verlust wieder ausgeglichen wird und sich die Ausgaben und Einnahmen für jedes Mitglied wieder die Wage halten. Daß auf jedes Mitglied im Vorjahre aus den Beiträgen 22,09 M. Einnahmen und 30,10 M. Ausgaben entfielen, ist indessen durch die erwähnten Mehrausgaben nicht erklärt, sondern der Fehlbetrag ist nicht zum wenigsten darauf zurückzuführen, daß die Zahlungen der Mitglieder im feindlichen Ausland ausblieben. Der Schatz- meister ist der Ansicht, daß nach dem Kriege ein Ausgleich durch Nachlieferung der Berichte geschaffen wird. Alle Einzelheiten des Kassenbestandes ergeben sich aus der Anlage (S. (6)). — Da zu dem Bericht des Schatzmeisters das Wort nicht gewünscht wurde, dankte Herr DlELS dem Schatzmeister und erteilte ihm im Namen der Gesellschaft Entlastung vorbehaltlich der Rechnungsprüfung. Als nächster Punkt stand auf der Tagesordnung Wahl des Ortes und der Zeit der nächsten Generalversammlung. Es wurde vor- geschlagen, die Wahl auszusetzen und es der Kommission zur Vorbereitung der Generalversammlung zu überlassen, sich über diesen Punkt zu einigen. Der Vorschlag wurde angenommen. Inzwischen hat sich auf Einladung der Hamburger Fachgenossen die Kommission für Hamburg als Ort der Versammlung entschieden; als Zeit kommt wieder Anfang August in Frage, falls nicht durch die Kriegsläufte eine Änderung eintreten muß. — Nach Erledigung einiger Anfragen über die geplante Spessartexkursion schlolj Herr DlELS den geschäftlichen Teil der Sitzung, so daß nach einer kurzen Pause um 10 Uhr die angekündigten Vorträge gehalten werden konnten. Zunächst sprach Herr SlERP-Tübingen „Über den Einfluß des Lichtes auf das Wachstum der Pflanzen" (s. S. (8)), worauf Herr KNIEP- Würzburg eine Anzahl mikroskopischer Präpa- rate von Hymenomyceten demonstrierte, die die Entstehung des (4) Bericht über die einunddreißigste Generalvorsammlung. Paarkernmycels, der Schnallenbildung, konjugierte Kernteilungen und die ersten Entwicklungsstadien von Basidien zeigten. Dio einschlägigen Untersuchungen sind in der Zeitschrift für Botanik Bd. 7, 8, 9 (1915, 1916, 1917) unter dem Titel: „Beiträge zur Kenntnis der Hymenomyceten III, IV, V" veröffentlicht. Die Präparate waren im Mikroskopiersaal des Instituts aufgestellt, und im Anschluß an die Besichtigung hatten die Anwesenden Gelegen- heit, auch die anderen Räume des Instituts zu sehen, dessen Innen- einrichtung im wesentlichen SACHS' "Werk ist, während der Garten überall die Spuren GREGOR KRAUS' verriet. — Nach einer Mittags- pause hielt Herr RENNER-München seinen Vortrag über: „Artbastarde und Bastardarten in der Gattung Oenothera" (S. (21)), Herr DRUDE- Dresden sprach unter Vorlegung eines reichen Materials über: „Erfahrungen bei Kreuzungsversuchen mit Cucurbita Pepo iß. (26)) und Herr HÄRDER- Würzburg „Über die Beziehung der Keimung von Cyanophyceensporen zum Licht" (S. (58)). Um 4 Uhr 45 Min. konnte Herr DlELS mit bestem Dank an die Würzburger Herren die Sitzung schließen. In die Teilnehmerliste hatten sich folgende Mitglieder ein- getragen : 0. APPEL-Berlin, W. Benecke -Münster, C. BR1CK Hamburg, H. DlNGLER-Aschaffenburg, 0. DRUDE-Dresden, L. DIELS-Berlin, A. ENGLER-Berlin, P. ESSER-Oöln, R. E\YERT-Proskau, K. GlESENHAGEN-München, R. Härder- Würzburg, P. HlNXEliERG-Altona, G. KARSTEN-Halle a. S., L. KlESSLING -Weihenstephan, M. KOERNICKE-Bonn. R. KOLKWITZ-Berlin, E. LEHMANN-Tübingen, R. LlESKE-Heidelberg, H. MlEHE-Berlin, K. MÜLLER-Augustenberg, M. PLAUT-Hohenhein:, 0. RENNER-München, H. ROSS-München, H. SCHENCIv-Darmstadt, H. SlERP-Tübingen, E. TlEGS-Berlin, A. VOIGT-Hamburg, W. WÄCHTER-Berlin, W. WOLLENWEBER-Berlin. H. KNIEP -Würzburg, Als Gäste nahmen an den Verhandlungen teil die Herren Agharkar, Gentner, C. Gropengiesser, Gladbach, Günther, PLAETZER, SCHECHER, THEEL und Frl. J. WESTERDIJK. Die meisten Mitglieder besuchten am 7. und 8. August die Sitzungen der Freien Vereinigung für Systematik und Pflanzen- geographie und der Vereinigungen für angewandte Botanik. Di© Bericht über die einunddreiliigste Generalversammlung. (5) Beteiligung an der Exkursion nach Karlsstadt und in den Spessart hielt sich in den durch die Verpflegungsverhältnisse gebotenen Grenzen. — "Wenn trotz der Kriegslage in Würzburg auch der gesellige Teil programmmäßig und zu Aller Zufriedenheit verlief, so danken wir dies nächst der in jeder Beziehung günstigen Lage Würzburgs vor allem den Herren KN1EP und HÄRDER, die es sich in jeder Weise hatten angelegen sein lassen, uns den Aufenthalt in der alten Bischofsstadt angenehm zu gestalten. J. Reinke W. Wächter Präsident. Sekretär. (6) Rechnungsablage für das Jahr 1916. Anlage. Rechnungsablage für das Jahr 1916. Vermögen am 1. Januar 1016 Einnahmen: M i t gli e d e r b eitr ä g e. (Zu zahlen sind für 1916: 464 Mitglieder je 20 M = 9 280 M. davon vorausbezahlt . . 80, — M. 1916 bezahlt 9 200— ,. 9 280 .. (w.v-l Gezahlt wurden 1916: Für 1916: a) Beiträge . . 9 200,— M. b) Mehr- zahlungen '27,14 „ „ frühere Jahre . . . 760, — „ „ spätere Jahre . . 263,— „ 10 250,14 M. Zinsen aus dem Depot und Konto- korrent 995,70 „ Gewinnanteil an Band XXXIV . . . 34 8,60 ,. Ausgaben : Band XXXIV der Berichte, 475 Exemplare . . . Formulare und Drucksachen Honorare Ehrungen Porto: für Schriftwechsel 158,08 M. für Versendung der Berichte usw. . . 1056,10 ,, Sonstiges Es haben betragen : die Ausgaben 13 963,28 M. die Einnahmen aus den Beiträgen . . 10 250,14 .. so daß die Ausgaben um 3 713,14 M. höher sind als die Einnahmen. Bei 464 zahlenden Mitgliedern entfallen auf jedes Mitglied 22,09 M. Einnahmen, 30,10 M, Ausgaben. M. Pf M. Pf. 21 650 29 11 594 14 9 306 28 401 20 1 960 — 151 50 1 214 18 930 12 33 244 73 13 963 28 11t 281 45 Rechnungsablage für das Jahr 1916. (7) M. 1 Ft. M. Pf. Voranschlag' für ÜH7. Vermögen am 1. Januar 1917 10 00 0 1 000 358 55 19 281 1 1 358 4.". Einnahmen : Beiträge (600 je 20 M.) .)•• Ausgaben: 7 400 400 1960 20(1 1200 480 — 30 640 Vordrucke und Drucksachen 11 640 Porto Vermögen am 31. Dezember 1917 . . 19 000 — Berlin-Dahlem, den 31. Juli 1917. Der Schatzmeister: Appel. Geprüft uud richtig befunden Berlin Dahlem, den 15. Oktober 1917 G. Lindau. Th. Loeseneh Mit dem Jahre 1917 wird ein neuer Posten in der Abrechnung er- scheinen. Durch Vorstandsbeschluß ist einem Antrage der Kommission für Errichtung einer SPRENGEL- und KöLKEUTER-Ehrung stattgegeben worden und der nach Abzug eines Zuschusses von 500 M. zu dem im Kgl. Botan. Garten gesetzten SPRENGEL-Gedenkstein verbleibende Restbetrag von 600 M. in die Verwaltung der D. B. G. aufgenommen worden. ÄPPEL. HKKMANN SlEBP Mitteilungen. I. Hermann Sierp: lieber den Einfluß des Lichts auf das Wachstum der Pflanzen1). (Mit 4 Abb. im Text.) Die alte von SACHS2) und seinen Schülern3) begründete An- sicht, daß das Licht einen hemmenden Einfluß auf das Wachstum der Pflanzen ausübe, hat durch neuere Untersuchungen eine ge- wisse Einschränkung erfahren müssen. Ungefähr gleichzeitig unter- suchten neuerdings BLAAUW4) und VOGT3), wie sich das Wachs- tum eines sich im Dunkeln entwickelnden Pflanzenorgans ändert, wenn dieses plötzlich einer Lichtmenge von bestimmter Intensität ausgesetzt wird. Der erstere führte seine Untersuchungen mit dem Sporangienträger von Phycomyces nitens aus, während letzterer mit der Koleoptile von Avemt satira arbeitete. Die Pflanzen wurden bei diesen Untersuchungen unter konstanten äußeren Bedingungen im Dunkeln aufgezogen und die Zuvvachsgrößen mit Hilfe eines Ho- rizontalmikroskopes bei rotem Licht in kurzen Zeitintervallen, etwa alle 2 resp. 3 Minuten, abgelesen. War das Wachstum ein gleich- mäßiges, so wurden die Pflanzen plötzlich mit einer Lichtmenge von bestimmter Meter-Kerzen-Sekundenzahl beleuchtet und nun in denselben Zeitintervallen wie im Dunkeln das Wachstum messend verfolgt. BLA.U'W fand, daß der im Dunkeln gewachsene Sporangien- träger ungefähr 3 — 4 Minuten nach Beginn der Belichtung das bis dahin gleichmäßige Wachstum ändert. Diese Änderung führte zu 1) Die ausführliche Arbeit erscheint an anderer Stelle. 2) J. Sachs, Über den Einfluß der Lufttemperatur und des Tageslichts auf d. stündl. und tägl. Änderungen d. Längenwachstums (Streckung) der Internodien. A/b. d. Würzb. Inst. I. S. 99. 3) Weitere Literaturangaben siehe bei: E. Vogt, Über den Einfluß des Lichts auf das Wachstum der Koleoptile von Avena sativa, Zeitschr. f. Bot. \ II. 1915, S. 193. 4) H. A. BLAAUW, Licht und Wachstum I. Zeitschrift f. Botanik, VI, 1914, S. 640. Über den Einfluss des Lichts auf das Wachstum der Pflanzen. (Q\ einer raschen und kräftigen Wachstumssteigerung, die nach etwa 7 Minuten ihren höchsten Wert erreichte, einen Wert, der den vor der Belichtung festgestellten wohl um das Doppelte bis Dreifache über- traf. Nunmehr setzte eine ebenso rasche Verminderung der Wachs- tumsgeschwindigkeit ein, die nach weiteren 4 — 8 Minuten den ur- sprünglichen Wert wieder herbeiführte. Bei den verschiedenen zur Anwendung kommenden Lichtmengen verlief die Reaktion ungefähr gleichsinnig, nur waren die Ausschläge und Zeitwerte etwas verschieden. BLAAUW nannte diese eigene Wachstumsweise, die nach jeder Beleuchtung eintrat, „Photo Wachstumsreaktion"1). Auch bei der Koleoptile von Arena sativa konnte VOGT eine ähnliche Wirkung des Lichts feststellen. Wie bei dem Sporangien- träger von Phycomyces blieb auch hier eine Zeitlang das Wachstum nach der Belichtung unverändert, dann aber trat, meistens nach 15 Minuten eine Aenderung der Wachstumsgeschwindigkeit ein. Während bei dem Sporangienträger von Phycomyces nun aber gleich eine Wachstumssteigerung einsetzte, fand VOGT bei der Koleoptile von ^re««, daß das Wachstum zunächst geringer wurde; es sank auf ein Minimum herab, das etwa 24 Minuten nach der Belichtung erreicht war, erst dann setzte auch hier eine recht beträchtliche fördernde Wirkung des Lichts ein, die zu einem Maximum führte, um auch dann auf den vor der Belichtung festgestellten Wert wieder herab zu sinken. Im normalen Fall dauerte diese Reaktion 1 — 1V2 Stunden. Die Versuchsanordnung VOGTs war der BLAAUWS sehr ähn- lich, nur trafen die Lichtstrahlen in verschiedener Weise das Ver- suchsobjekt. BLAATJW stellte 8 kleine Spiegel, die unter einem Winkel von 45 ° geneigt waren, gleichmäßig um den Sporangien- träger auf, während VOGT ohne diese Spiegel das Licht senkrecht von oben einfallen ließ. Trotz dieser verschiedenen Versuchs- anordnung, die ja einen Vergleich der von beiden gewonnenen Resultate nicht durchführen läßt, darf doch gesagt werden, daß bei der Koleoptile von Avena sativa viel größere Lichtintensitäten nötig sind, um die oben gekennzeichnete Reaktion hervorzurufen. Erst wenn eine 16-kerzige Lampe, in einem Meter Entfernung auf- 1) In der diesem Vortrag anschließenden Diskussion wurde angeregt, doch für die Vox hybrida „Photowachstumsreaktion" einen besseren Ausdruck zu suchen. Es wird aus der Versammlung vorgeschlagen zum wenigsten „Lichtwachstumsreaktion" zu sagen. Wenn dieses Wort ja schon eine Besse- rung bedeutet, so ist doch damit der Stein des Anstoßes nicht beseitigt. Das Wort ganz zu verdeutschen wird nicht leicht sein, es in „Photauxesisreaktion" zu verwandeln, beseitigt die Schwierigkeit ebenso wenig. Ich ziehe es vor, in meinen weiteren Ausführungen von „Lichtwac-hstumsreaktion" zu sprechen. (10) Hermann Sierj' gestellt, 3 Minuten lang brannte, d. h. wenn eine Lichtintensität von 2880 M. K. S. angewandt wurde, trat die Eeaktion deutlich hervor. BLAAUW konnte bei beiner Versuchsanordnung bereits bei einer Lichtmenge von 1 M. K. S. die Reaktion erkennen. Auch bei der Koleoptile von Arena safiva ändert sich die Lichtwachstumreaktion je nach der angewandten Intensität der Beleuchtung und der Zeit, in der diese wirken konnte. Sie trat um so stärker hervor, je höher die Lichtintensität war und je länger -die Wirkungszeit dauerte. Besonders zu erwähnen ist der Versuch VOGTs, wo das Licht nach der Belichtung dauernd erhalten blieb. In diesem Falle stellte man die Reaktion gleichfalls fest, woraus VOGT den Schluß zieht, daß es sich nicht um eine kombi- nierte Wirkung von Licht und Dunkelheit hier handele. Die be- sprochene Lichtwachstumsreaktion wurde aber in der beschriebenen Weise nur bei Lichtintensitäten bis zu 1500 M. K. gefunden. Bei Anwendung von noch höheren Intensitäten traten ganz neue Ver- hältnisse auf. Gleich zu Beginn der Belichtung stieg das Wachs- tum rasch zu hohem Werte an, um gleich wieder stark zu sinken. Die dem Sinken folgende Wachstumsgeschwindigkeit erreichte nun aber nicht mehr die vor der Belichtung festgestellte Höhe. Meine Untersuchungen, über die ich hier berichten möchte, wurden ausschließlich mit der Koleoptile von Arena sativa vorge- nommen, lehnen sich also eng an die Untersuchungen VOGTs an; suchen aber das Problem der Wirkung des Lichts auf das Wachs- tum der Pflanzen von einer anderen Seite zu fassen. Wir wissen ja, daß das Wachstum der pflanzlichen Organe zumeist nicht gleich- mäßig verläuft, sondern daß es erst langsam beginnt, stärker und stärker wird, ein Maximum erreicht, um von da an wieder zu fallen. Diese von SACHS als große Periode bezeichnete Wachstumsart finden wir auch bei der Koleoptile von Avcna sativa, und zwar tritt diese große Periode sowohl im Licht, wie in der Dunkelheit auf, wie dies VOGT bereits durch eine An- zahl von Versuchen festgestellt hat1). In diesen Versuchen winde eine „Dunkelkultur" jedesmal mit einer „Lichtkultur" verglichen, die bei einer bestimmten Intensität (5, 25, 100 und 1000 M. K.) aufgewachsen war. VOGT macht ferner auf die Gesetzmäßigkeiten aufmerksam, die sich aus seinen Zahlen ergeben. Je höher die zur Anwendung kommende Lichtintensität war, um so früher das Maximum eintrete, um so tiefer der Wert dieses liege und um so früher das Wachstum der Koleoptile beendet sei. Wir sehen aus l) E. Vogt 1. c. S. 197 Über den Einfluß des Lichts auf das Wachstum der Pflanzen. (11) diesen Befunden bereits, daß das Licht auf den gesamten Wachstums- verlauf eine ganz bestimmte Wirkung ausübt, und ich glaube, daß ein weiteres Verfolgen dieser Frage für unsere Kenntnisse über den Einfluß des Lichts auf das Wachstum der Pflanzen nicht un- wichtig ist. Was ich mir zu beantworten vornahm, waren die folgenden drei Fragen: Einmal kam es mir darauf an, die gerade erwähnten Versuche VOGTs weiter zu verfolgen und zu erfahren, ob sich nicht weitere Gesetzmäßigkeiten ergeben, wenn man die Lichtkulturen, die verschiedenen Intensitäten entsprechen, unter- einander vergleicht, sodann frug ich mich, was geschieht, wenn während der Entwicklung eine bis dahin konstante Lichtintensität in eine solche von höherer Intensität, und was, wenn eine Licht- intensität in eine solche von niederer Intensität übergeführt wird. Doch bevor ich zu diesen Versuchen übergehe, muß ich das Wichtigste sagen über die Versuchsanordnung, von der ja bei diesen Versuchen so vieles abhängt und vor allem in unserem Falle, wo es darauf ankommt, die äußeren Bedingungen über mehrere Taae konstant zu halten. vö Versuchs an Ordnung1). Alle meine Versuche wurden in einem geräumigen Kellerraum ausgeführt, dessen Fenster und Zugänge gut verdunkelt waren. Ein Ventilator, des öfteren am Tage in Bewegung gesetzt, sorgte für die Erneuerung der Luft. Eine Heizeinrichtung wurde nicht angewandt, da die Temperatur in den Sommermonaten, in dem die meisten Versuche ausgeführt wurden, nur um ein Geringes schwankte, sie stieg langsam von 16,5 auf 18,0 ° C. Auch der Feuchtigkeitsgehalt der Luft erwies sich in diesen Monaten als verhältnismäßig konstant. Ich unterließ es neben einander mehrere Versuche zu machen, wie dies z. B. VOGT getan hat, sondern machte die einzelnen Versuche alle hintereinander. Um die großen individuellen Schwan- kungen wenigstens einigermaßen auszugleichen, wurden zu jedem Versuch 10 Pflanzen benutzt. Diese wurden auf einer Glasplatte in einem Kreise aufgestellt, die auf der horizontalen Scheibe eines Klinostaten befestigt ward. Die Ablesungen geschahen mit Hilfe des Horizontalmikroskopes. Die gleichzeitige Beobachtung mehrerer Pflanzen ergab natürlich den großen Nachteil, daß nunmehr die elektrische Lichtquelle nicht mehr genau senkrecht über den Ver- 1) Einzelheiten der hier zur Anwendung kommenden Versuchsmethode müssen in der ausführlichen Arbeit angesehen werden. (12) Hermann Sieiu»: vurhsobjekten stand, sondern die Strahlen bildeten mit der isität kalen einen, wenn auch kleinen Winkel (= c. 5°). •■liVh Die einzelnen Pflanzen waren nicht, wie man dies . ~-^er immer getan hat, in Erde eingepflanzt. Ich benutzte statt jssen kleine Gläschen von 10 cm Höhe, die ungefähr 1 cm hoc. mit Nährlösung gefüllt wurden. In diese Gläschen wurde ein Glas- streifen schräg hinein gestellt, der ringsherum der Länge nach mit einem entsprechend großen Streifen Fließpapier umwickelt war. Üben in das Fließpapier wurde in einer angebrachten Öffnung je ein entspeltzter Same so hinein gesteckt, daß die Seite mit der Plumula nach außen gerichtet war. Diese Versuchsanordnung hat abgesehen davon, daß nunmehr immer den Pflanzen die gleichen Nährstoffe zur Verfügung standen, den weiteren viel wichtigeren Vorteil, daß man die Pflanzen während des Versuches nicht be- gießen mußte. Wie wichtig letzteres ist, mag der folgende mit Lepidium sativum angestellte Versuch zeigen. Das hypokotyle Glied dieser Pflanze befindet sich im aufsteigenden Ast der großen Periode. Der Pfeil gibt den Zeitpunkt an, in dem die Pflanze vorsichtig aber kräftig begossen wurde. Zeit Zuwachs Zeit Zuwachs Zeit Zuwachs Zeit Zuwachs Zeit Zuwachs Zeit Zuwachs P 6:,:} 538. . . B43 durchschn. in 5 Min. 0,5 0,5 0,6 • • . • 548 . .. 1 K53 .... O .... 55 8 6:i ■ < • 68 613 . . . 0,5 Y 1,8 1,4 1,0 0,9 0,7 .... 618 ... 623 628 ... 6: :i .... 6:!8 . • • 64i . . . 643 . 0,6 0,5 0,6 0,4 0,3 0,3 0,3 > . . • 6« ... 8K 928 0,3 durchschn. in 5 Min. 0,4 durchschn in 5 Min 0,5 am , mderen Moi •gen J50 124 .... du rchschn. in 5 Min. 0,45 durchschn . in 5 Min. 0,5 2:10 450 durchschn. in 5 Min. 0,6 durchschn. in 5 Min. 0,7 Teilstriche im Mikroskop Wir beobachten also gleich nach dem Begießen ein sehr snergisches Emporschnellen und auf dieses ein Herabdrücken der beobachteten Spitze. Dieser Vorgang erinnert sehr an eine Wachs- tumsreaktion. Ob aber wirklich eine solche vorliegt oder nur ein physikalischer Vorgang, vermag ich nach meinen wenigen darauf- das Über den Einfluß des Lichts auf das Wachstum der Pflanzen. (1H) Vernommenen Untersuchungen nicht zu sagen. Mir kam es •g einzig und allein darauf an, zu zeigen, daß es gut ist. gießen während des Versuches zu unterlassen. Die „Lichtkulturen" VOGTs waren nur mit den gleichzeitig mit diesen angesetzten „Dunkelkulturen" vergleichbar, denn nm für diese herrschten jeweils die gleichen Verhältnisse. Ein Ver- gleich der „Lichtkulturen" untereinander war ihm nicht möglich. Diese Lücke habe ich zunächst auszufüllen versucht. Meine Er- gebnisse sind in der Tabelle 1 zusammengestellt. Tabelle 1. Licht- intensität Dunkel 16 kerz.-rotes Licht 16 M. K. 600 M. K 4000 M. K 1. Halbtag 4,2 5,6 5,4 64 o 6,1 7,8 8,1 ■ 8,5 !>.:} 3. 8,0 9,7 9,9 KU 5,2 4. 9,3 10,5 12.7 9,3 5. nicht weiter beobachtet 14,3 12,8 8,5 6. 114 10,0 3.2 7. 6,7 4,9 1,2 8. 1,4 1,8 Die Zahlen der Tabelle geben die durchschnittliche Wachs- tumsgeschwindigkeit an den betreffenden Halbtagen in a wieder. Das Wachstum der Dunkelpflanzen ließ sich nur wenige Halbtage verfolgen: es traten nämlich sehr bald Xutationen ein, die ein weiteres genaues Ablesen mit dem Horizontalmikroskop unmöglich machten. Wie in den Versuchen VOGTs tritt auch hier die große Periode des Wachstums bei allen zur Anwendung kommenden nn Heumann Sjlerp: Li chtintensi täten deutlich hervor. Ebenso finden wir die von VOGT . lundenen Gesetzmäßigkeiten bestätigt: Das Maximum der großen Periode und der Abschluß des Gesamtwachstums tritt um so früher ein, je höher die Lichtintensität war, ebenso nimmt mit zunehmen- der Lichtintensität die Höhe des Maximums ab. Die Zahlen lehren uns aber noch etwas anderes. Vergleichen wir die Werte der einzelnen Halbtage bei den verschiedenen In- tensitäten, also die einzelnen Horizontalreihen einmal genauer mit- einander. An dem ersten Tage sind die Werte um so größer, je höher die zur Anwendung kommende Lichtintensität war1). Das- selbe gilt auch noch für den zweiten Halbtag. Anders wird es am dritten Ilalbtag. Hier liegt der Wert nicht mehr bei der größten Intensität von 4000 M. K., sondern bei der geringeren Intensität von 600 M. K. Bei der höchsten Intensität hat sich an diesem Halbtag bereits die von VOGT festgestellte hemmende Wirkung geltend gemacht, der es zuzuschreiben ist, daß das Maxi- mum der Horizontalreihe an die geringere Intensität übergegangen ist. Am vierten Halbtag liegt nunmehr das Maximum bei der Lichtintensität von 16 M. K. u. s. f. Um dieses deutlicher zu machen, sind in der Tabelle die Maxima der Vertikalreihe fett gedruckt und die Maxima der Horizontalreihe unterstrichen. Aus dieser Beobachtung ergibt sich, daß im aufsteigenden Ast der großen Periode die Wachstumsgeschwindigkeit anfänglich um so größer ist, je höher die Intensität des Lichtes ist, unter der die Koleoptile aufwächst. Wir er- kennen also auch hier eine beschleunigende Wirkung durch das Licht. Diese beschleunigende Wirkung macht sehr bald der bekannten hemmenden Platz, die das Maximum früher eintreten läßt, die es im Werte herabdrückt, und die das Wachstum früher beendet. Wir können uns ein sehr gutes Bild von dem Wachstums- verlauf machen, wenn wir uns die Wachstumskurven bei den ver- schiedenen Intensitäten gleichzeitig aufzeichnen. Wir tragen also auf der Abszissenachse die einzelnen Halbtage auf und auf den zugehörenden Ordinaten die festgestellten durchschnittlichen Ge- schwindigkeitswerte des Wachstums. Wir erhalten dann ungefähr das folgende Bild. 1) Eine Ausnahme macht der Wert 5,6 bei 16-kerz. rotem Licht, der etwas zu hoch, oder wenn man will, der Wert 6,4 bei 16 M. K , der etwas zu niedrig ist. Diese kleine Unregelmäßigkeit ist sicherlich auf die individuellen Schwankungen zurückzuführen. Über den Einfluß des Lichts auf das Wachstum der Pflanzen. (15) Abb. 1. Die Buchstaben in den einzelnen Kurven entsprechen den verschiedenen Intensitäten und zwar so, daß Kurve a den Wachs- tumsverlauf der im Dunkeln aufgewachsenen Koleoptile wieder- gibt, Kurve b den bei der geringsten zur Anwendung kommenden Intensität, Kurve c bei der nächst höheren u. s. f. Wir sehen, daß am ersten Halbtage die Kurve der höheren Intensität durch- wegs über der der niederen liegt. Dies ändert sich aber bald, denn auf die fördernde Wirkung des Lichts folgt sehr bald, und zwar um so früher, je höher die Lichtintensität ist, die hemmende Wirkung. Die Kurve, die der höchsten Intensität entspricht, durchschneidet deshalb auch zunächst die zu den geringeren In- tensitäten gehörenden Kurven. Am dritten Halbtag hat sich nun aber auch bei der zweithöchsten Intensität die hemmende Wirkung soweit geltend gemacht, daß auch diese die anderen durchschneidet und so geht es fort. II. Bei den weiteren Versuchen ließ ich die Koleoptilen eine be- stimmte Zeit bei einer Lichtintensität sich entwickeln und dann wurde diese in eine solche von höherer Intensität übergeführt. In einer ersten Versuchsreihe wurde jeweils am Ende der einzelnen in Betracht kommenden Halbtage diese Änderung vorgenommen. In den einzelnen Versuchen dieser Reihe waren die beiden Licht- (16) IlEKMANN SlKRP: intensitäten vor und nach der Änderung immer die gleichen. In der zweiten Versuchsreihe wählte ich für alle Versuche den gleichen Zeitpunkt. Dieses Mal wurden dann aber die Lichtintensitäten variiert. Ich gebe die Resultate dieser Versuchsreihen gleich in Form schematischer Kurven wieder und verweise im übrigen auf die ausführliche Arbeit. Abb. 2. Die Kurven in Abb. 2 geben die Ergebnisse der ersten Versuchs- reihe wieder. Auch hier habe ich die einzelnen in Betracht kommen- den Kurven mit a, b, . . . bezeichnet. Wären die Koleoptilen bei der anfänglichen Intensität weiter gewachsen, so hätte das Wachstum einen Verlauf genommen, wie dies die Kurve a zeigt. Nun wurde im ersten Versuch (Kurve b) am Ende des ersten Halbtages die Intensität in eine beträchtlich höhere geändert. Was ist der Erfolg dieser Änderung? Wir sehen, daß das Wachstum dieser Koleop- tilen in ihrer Geschwindigkeit eine Zunahme erfahren gegenüber den Koleoptilen, die bei der anfänglichen Intensität weiter gewachsen wären, der Ast der Kurve b erhebt sich anfangs über den der Kurve a. Das Maximum, das die Kurve b erreicht, liegt nun aber nicht mehr so hoch wie das der Kurve a und tritt viel früher ein, ebenso wird das Wachstum früher abgeschlossen. Wir finden also hier die gleichen Wirkungen des Lichts wieder: eine anfängliche Steigerung des Wachstums, dann aber eine Herabdrückung Über den Einfluß des Lichts auf das Wachstum der Pflanzen. (17] des Maximum, ein früheres E in treten desselben und eine frühere Beendigung des Gesamt wachs tu ms der Koleop- tile. Wurde die Änderung nicht am Ende des ersten, sondern am Ende des zweiten Tages vorgenommen, so beobachten wir das gleiche, nur dauert hier die fördernde Wirkung nicht so lange an, die Hemmung setzt entsprechend früher ein. Das gilt auch für die weiteren Versuche: Je später die Lichtintensitätsände- rung vorgenommen wird, um so kürzere Zeit dauert die fördernde Wirkung durch das Licht und um so früher setzt die hemmende Wirkung ein. Den gleichen Kurvenverlauf bekommt man auch, wenn man die Intensitätsänderung im absteigenden Ast der großen Periode vornimmt, wie dies die Kurve f zeigt. Dies Ergebnis ist für uns recht wichtig, wir werden gleich noch einmal darauf zurückzu- kommen haben. Ich gehe deshalb gleich zur zweiten Versuchs- reihe über, deren Ergebnisse in der Abb. 3 dargestellt sind. Abb. 3. Auch hier stellt Kurve a wieder das Wachstum der Koleop- tilen dar, welches wir erhalten hätten, wenn diese bei der anfäng- lichen Intensität weitergewachsen wären. Bei den Koleop- tilen, deren Wachstumsverlauf durch die anderen Kurven darge- stellt ist, wurde die Intensität am Ende des zweiten Halbtages bei den einzelnen Versuchen in verschiedene höhere übergeführt und Ber. der deutsch, bot. Gesellsch. XXXV. (2) . j>t 1 1 i-.i; m \\N SlEBP: /.war sind diese um SO höher, eine je höhere Stellung der Buch- Btabe im Alphabet einnimmt, der an den betreffenden Kurven steht. Auch hier stellen wir die gleichen Wirkungen wieder fest. Wir en aber weiter, daß die anfängliche Wachstumssteigerung um so i nergischer ist, je höher die Lichtintensität war, in die die Koleoptilen gebracht wurden, daß auch in der gleichen Weise die hemmende Wirkung mit steigender Lichtintensität größer und größer wird. Man wird nach diesen Ergebnissen unwillkürlich auf die Frage hingelenkt, wie diese mit den von VOGT festgestellten Resultaten im Einklang stehen. VOGT hat auch Versuche gemacht, in denen er nach der Belichtung die Koleoptilen in dem geänderten Licht ließ. Seine diesbezüglichen Versuche sind für uns recht interes- sant. Er verfuhr dabei so, daLi er von zwei gleichzeitig im Dunkeln aufgezogenen Pflanzen die eine belichtete, während die andere verdunkelt blieb. Der Zuwachs wurde alle halbe Stunde abge- lesen. Seine Fhgebnisse gebe ich in der folgenden Tabelle wieder. Tabelle 2. I »ei 1600 M. K. blieb der Lichtkeimling 0 Stunden ü. d. für den Dunkelkeimling gemessenen Wert. .. 1000 ,. 0—2 „ ü. d. fürdenDünkelkeimlin- (3 Versuche) gemessenen Wert. ,. 4U0 .. „ „ „ 2 ,, ü. d. für den Dunkelkeimlini; gemessenen Wert. 200 ,. ,, ,. „ 4— 4 ' .. „ ü. d. für den Dunkelkeimling gemessenen Wert- 1UO ,, ,, „ ,, 6 — 8 „ ü. d. für den Duukelkeimling gemessenen Wert. 16 , „ 14 „ ü. d. für den Dunkelkeimling gemessenen Wert. ■ » „ 16 ., ü. d. für den Dunkelkeimling gemessenen Wert, Würden wir in derselben Weise, wie wir es oben getan haben, diese Ergebnisse in Kurven uns aufzeichnen, so bekämen wir ein der Abb. 3 entsprechendes Bild. VOGT sieht in dieser zum Teil recht anhaltenden fördernden AVirkung eine Folge der Licht- wa< hstumsreaktion. Ich glaube indes, daß diese einzig und allein auf das Konto der in der Pflanze steckenden und durch äußere Bedingungen in ganz bestimmter Weise abänderbaren Wachstums- weise, die wir große Periode nennen, zu schieben ist. Eine ganz andere Frage ist, ob und wie die von BLAATJW für den Sporan- Über den Einfluß des Lichts auf das Wachstum der Pflanzen. (|9 gienträger von Phijenmyces und von VOGT auch für die Koleoptile von Avena sativa festgestellte Li cht Wachstumsreaktion mit der hier festgestellten Wirkung des Lichts in irgend einem Zusammenhang steht. Ich kann auf diese Fragen hier nicht des weiteren ein- gehen. Ich will nur sagen, daß meine Untersuchungen in dieser Richtung mir ergaben, daß es sich jedenfalls um zwei nebenein- ander erfolgende Wirkungen handelt, die sich allerdings oft decken können, wie dies z. B. in der Nähe des Maximums der großen Periode geschieht. Daß es aber zwei nebeneinander hergehende Wirkungen durch das Licht sind, ergibt sich übrigens schon aus dem in den Kurven 2 in Kurve f zur Darstellung gekommenen Versuch, in dem die Lichtänderung in dem absteigenden Ast der großen Periode durchgeführt wurde. Was wir hier beobachten ist einzig die Lichtwachstumsreaktion, eine Förderung, die in der großen Periode begründet ist, kann ja nicht in Betracht kommen. Führt man dagegen die Lichtänderung in dem aufsteigenden Ast der großen Periode, aber gleich zu Beginn des Wachstums durch, so tritt die Lichtwachstumsreaktion unabhängig von der hier mit- geteilten charakteristischen Änderung der großen Periode durch das Licht auf. Dieser Versuch lehrt deutlich, daß die beiden Wirkungen durch das Licht nebeneinander herlaufen können. Will man etwa diese beiden Wirkungen unterscheiden, so könnte man die Lichtwachstumsreaktion die „primäre" Wirkung und die andere die „sekundäre" Wirkung des Lichts nennen. in: Die letzten Versuche hatten, wie gesagt, den Zweck, zu untersuchen, wie das Wachstum der Koleoptile sich ändert, wenn die Lichtintensität plötzlich in eine von geringerer Intensität über- geführt wird. Bekanntlich sagt SACHS, daß Dunkelheit auf das Wachstum fördernd wirkt. VOGT hat auch diese Frage in den Kreis seiner interessanten Untersuchungen einbezogen, konnte aber wenigstens keine primäre Wirkung der Dunkelheit feststellen. Eine der Lichtwachstumsreaktion entsprechende Dunkelheitwachs- tumsreaktion gibt es also für die Koleoptile von Avena nicht. Wohl aber gibt es eine der oben genannten „sekundären" Licht- Wirkung entsprechende der Dunkelheit, die aber keineswegs etwa eine fördernde Wirkung ist, sondern zunächst eine durchgreifende hemmende ist, wie die folgenden Versuche ergeben, die ich ent- sprechend den früheren Versuchen gleich in Form von Kurven wiedergebe. (2*) Hi-.kmanm SlEBP: Ct.er den Einfluß des Liclits usw. Abb. 4. In den hier mitgeteilten Versuchen wurden die Koleoptilcn eine Zeitlang in Licht von ca. 700 M. K. aufgezogen und dann verdunkelt. Kurve a gibt den Wachstumsverlauf an, wenn die Pflanzen ständig bei der anfänglichen Lichtintensität geblieben wären. In einem ersten Versuch wurde die Lichtquelle in der Mitte des ersten Halbtages beseitigt, in dem zweiten entwickelte sich die Koleoptile vom Ende des zweiten Tages an in Dunkelheit weiter. Wir sehen in beiden Fallen als die erste Folge der Yrrdunke lung eine starke Abnahme des Wachstums, die na«h einiger Zeit in eine fördernde Wirkung übergeht, und zwar war diese anfängliche Hemmung um so stärker, je länger die Pflanze im Licht war. Im ersten Versuch ist feiner die auf die Hemmung folgende Förderung viel größer wie in dem zweiten, wo das Maximum nicht einmal mehr zu der Höhe emporsteigt, die die in dem anfänglichen Licht verbleibende Kultur 4t. Die auf die Hemmung folgende Förderung ist also um so geringer, je länger die Kultur in der vor der Ver- dunkelung herrschenden Lichtintensität stand. Überblicken wir das Ganze, so können wir, wenn wir von der Lichtwachstumsreaktion absehen, zusammenfassend sagen, daß Licht bei der Koleoptile von Avena sativa zunächst fördert und dann hemmt, daß aber entsprechend Dunkelheit zu- nächst hemmt und dann fördert. 0. RENNER: Artbastarde und Bastardalten in der Gattung Oenothera. (21) 2. 0. Renner: Artbastarde und Bastardarten in der Gattung Oenothera. In einer demnächst erscheinenden Arbeit1) habe ich den Nach- weis geführt, daß die durch DE VRIES bekannt gewordenen Ver- erbungsanomalien der Artkreuzungen in der Gattung Oenothera: erstens Mehrförmigkeit, in den klarsten Fällen Vierförmigkeit der F, -Generation, zweitens verschiedenes Ergebnis reziproker Kreu- zungen, das nichts anderes ist als verkappte Zwei- oder Vierförmig- keit, drittens weitgehende Konstanz der späteren Bastardgenera- tionen, daß diese drei vom MENDELschen Schema abweichenden Erscheinungen auf eine und dieselbe Ursache zurückzuführen sind, nämlich auf eine besondere Art von Heterozygotie der zu den Kreuzungen verwendeten Spezies, die auch bei den künstlich her- gestellten Mischlingen wieder zur Ausprägung kommt. Die Hetero- zygotie ist derart, daß trotz einer großen Zahl von genotypischen Unterschieden in der Hauptsache nur zwei Typen von Keimzellen gebildet werden, zwei in sich sehr fest zusammenhängende Kom- plexe von Erbanlagen auftreten, von denen keiner unter den mir bis jetzt bekannten in homozygotischer Kombination lebensfähig ist. Oenothera Lamarck/ana, biennis, muricata, suaveolens sind Bastardarten, die durch partielles, selektives Sterilwerden teils von Samen, teils schon von Keimzellen (bei Heterogamie) sich praktisch konstant erhalten. Jede Kreuzung führt zunächst, in F.,, zu einer Spaltung nach gewissen Merkmalen, doch werden die meisten Bastardtypen nach wenigen Generationen so stabil wie die spontan vorkommenden „Arten". Statt mit DE VRIES anzunehmen, daß die Komplex heterozygotie, wie ich die besondere game- tische Konstitution dieser Formen nenne, durch spontane Mutation ins Leben getreten ist, stelle ich die naheliegende Hypothese auf: die ersten komplexheterozygotischen Arten der Gattung Oenothera sind durch Kreuzung homozygotischer Arten entstanden; durch 1) Versuche über die gametische Konstitution der Önotheren. In Zeitschr. f. Abst. u.Vererbungslehre, 1917, Bd. 18. Eine vorläufige Mitteilung in diesen Berichten, 1916, Bd. XXXIV, S. 858. — In der Sitzung der Gesellschaft in Würzburg wurde an der Hand von Lichtbildern und von lebendem Material eine zusammenfassende Darstellung meiner Resultate gegeben. 0. Renner: - altungsvorgänge, durch Xt-ukombination von Faktoren sind die primär vereinigten Anlagenkomplexe so verändert worden, daß sie homozygotisch nicht mehr verwirklicht werden können; gelegent- lich tritt im befolge dieser Veränderungen noch Geschlechts- renztheit der Komplexe auf, d. h. die Komplexe erwerben die Eigentümlichkeit der Heterogamie. Die Richtigkeit der Hypothese wird dann als erwiesen gelten dürfen, wenn es gelingt durch Kreuzung zweier homozygotischer Arten irgend einen konstanten komplexheterozygotischen Typus zu erzeugen. Dieses Unternehmen scheint mir noch wichtiger als die von DAVIS mit gutem Erfolg versuchte Synthese einer bestimmten spontan entstandenen Art wie 0. Lamarckiana aus bereits hetero- zygotischen Arten oder aus einer heterozygotischen und einer homozygotischen Art. Solche Spezies, die nach den Erfahrungen von DE VRIES im Verdacht der Homozygotie stehen {(). Hookeri, Cockerelli, strigosa), habe ich aber erst in diesem Sommer in Kultur nehmen und kreuzen können. Dafür habe ich bei den heurigen Kulturen mein Augenmerk vornehmlich auf solche Fälle gerichtet, in denen die Lebensfähigkeit oder wenigstens die Wachstums- energie einer Komplexverbindung verschieden ausfällt je nach dem zygotischen Vorleben der Komplexe. Natürlich ist es noch immer etwas anderes, ob eine heterozygotische Verbindung durch die Veränderung einer oder beider Komponenten lebensunfähig wird, oder ob dasselbe bei homozygotischer Verwirklichung eines Kom- plexes geschieht, der im haploiden Zustand, in Form von Keim- zellen, noch sehr wohl lebensfähig ist. Doch wissen wir durch IIi;i;ii;ERT-NlLSSON, daß 0. Lamarckiana nicht lebensfähig ist, so- bald sie in dem bei gewissen Stämmen heterozygotisch verwirk- lichten Rotnervenfaktor homozygotisch wird, und meine jetzt schon ziemlich ausgedehnten Erfahrungen haben mich noch mit keiner einzigen Form bekannt gemacht, die in bezug auf den Rotnerven - taktor homozygotisch realisiert werden kann. Daß der auch bei 0. biennis und 0. m/tricata-Venedig heterozygotisch existierende W'>rmrvenfaktor von einem ursprünglich in homozygotischem Zu- stand lebensfähigen Komplex stammt, hat zunächst ebensoviel Wahrscheinlichkeit wie die zweite Möglichkeit, daß der Rotfaktor durch spontane Mutation und gleich mit der Eigenschaft, homozy- gotisch sich selber nicht ertragen zu können, entstanden ist. Wenn -er Rotnervenfaktor die Kraft hat bei homozygotischem Vor- handensein einer im übrigen sehr wohl lebensfähigen heterozygo- tischen Komplexverbindung die Möglichkeit der Entwicklung zu nehmen, so können ebensogut irgendwelche anderen Faktoren, die Artbastarde und Bastardarten in der Gattung Oenothera. (23) durch Kreuzung in einen Komplex hineingetragen werden, diesen so beeinflussen, daß er die ursprünglich vorhandene Fähigkeit homozygotischer Existenz verliert. Vielleicht gelingt es noch einmal einen bestimmten „letalen" Faktor oder eine Mehrzahl ver- schiedener solcher Gene ausfindig zu machen, die in der Verbin- dung mit den Komplexen der heterozygotischen Arten die homo- z}Tgotische Verwirklichung dieser Komplexe verhindern, während sie als Bestandteile anderer Komplexe diese hemmende Wirkung nicht entfalten. Aber auch ohne solche klarere Einsicht in die Bedingungen der partiellen Sterilität mag es gelegentlich glücken durch Kreuzung die „letalen" Faktoren von einem Komplex abzu- sprengen, so daß er wieder homozy gotisch existenzfähig wird. Ein Erfolg in dieser Richtung wäre sehr erwünscht, weil wir doch mit Augen zu sehen begehren, wie die Biotypen, deren Phänotypus wir bis jetzt nur mit Hilfe des Vergleichs zahlreicher heterozygo- tischer Verbindungen in undeutlichen Umrissen konstruieren können, als leibhaftige diploide homozygotische Pflanzenwesen äußerlich geartet sind. DE VRIES hat übrigens, wie er vor kurzem berichtet hat, schon homozygotische Mutanten von 0. Lamarckiana in Händen1). Die mitzuteilenden Erfahrungen können sehr kurz dargestellt werden, wenn wir die schon an anderen Orten angegebenen For- meln für die gametische Konstitution der Arten vor Augen haben. O. Lamarckiana ist , $• 7 ] coder velaiisQo'Od^densQc- gaudens \ gauaens \ ~ ~ , . . . albicans | _ , , „ . ^ 7 _ , 0. biennis ist V • ruoens rf oder albicans Q. - rubcns 2 rubens \ albicans I _ n _ n „ . _ „ _ .. (). suaveolens ist „ V • flavens o oder albicans 2 • flavens y Harens \ 0. muricata ist rigens $ • curvans <£ • 1. Die Abhängigkeit der Wachstumsenergie der Zygoten von dem zygotischen Vorleben der Haploidkomplexe. A. Die Verbindung zweier Komplexe ist kräftiger, wenn sie durch Kreuzung der Arten, als wenn sie durch Kreuzung von Bastarden hergestellt wird. 1. 0. (biennis X Lamarckiana) vehitina = albicans • velans ist dunkelgrün. Dieselbe Verbindung albicans • velans ist, besonders in den ersten Wochen 1) DE VRIES, Halbmutanten und Zwillingsbastarde. Diese Berichte, dieser Jahrgang, S. 128. Die betreffenden Mutanten sind vehitina, de erens deeipiens. 0. IvKNNKK: h der Keimung, gelblich grün, wenn sie durch Kreuzung von Lamarckiana) laeta $ mit 0. (muricata x Lamarckiana) »wonnen wird. 2. 0. (muricata x LamarcMana) velutina ,-;,., . elans isi dunkelgrün und kräftig an Stengeln und Blättern, Dieselbe Verbindung ist ausgesprochen gelbgrün, schwächlich und dünnstengelig, wenn sie durch Kreuzung von 0. (muricata x Lam.) laeta $ mit dem Zwillingsbruder, 0. {muricata Lam.) velutina <5, gewonnen wird. B. Die Verbindung zweier Komplexe ist schwächer, wenn sie durch Kreuzung der Arten, als wenn sie durch Kreuzung einer Art mit einem Bastard hergestellt wird. 1. 0. (biennis < suaveolens) flava = rubens • flavens ist bei der Kei- mung ganz gelb und bleibt zeitlebens gelblich und schwach. Die- selbe Verbindung ist von der Keimung an satt grün und wächst hoch und stark, wenn sie durch Kreuzung von 0. biennis $ mit 0. (Lam. x suaveolens) suavilaeta i (— gaudens • flavens) gewonnen wird. 2. 0. (Lamarckiana muricata) gracilis = velans • curvans ist schwächlich und gelblich. Dieselbe Verbindung ist dunkelgrün und kräftig, wenn sie durch Kreuzung von 0. (muricata x Lam.) velutina $ (= rigens • velans) mit 0. muricata 5 gewonnen wird. C. Die Verbindung zwe ier Komplexe ist nicht lebens- fähig, wenn beide Komplexe aus den Arten stammen, ^ie ist lebensfähig, wenn ein Komplex aus einem Bastard stammt. 1. Die Kombination gaudens • curvans ist durch Kreuzung .<>. Lamarckiana $ mit (). muricata 5 nur in Form von winzigen, ohne Chlorophyllbildung absterbenden Keimlingen zu erhalten. Sie wächst als robuste, saftig grüne gracilis-Form auf, wenn sie der Kreuzung 0. (muricata x Lamarck.) laeta (= rigens • gaudens) muricata gewonnen wird. 2. Die Kombination rigens ■ ruhen* ist durch Kreuzung von 0. muricata-Y erledig mit 0. biennis nur in Form von tauben Samen zu erhalten. Sie wächst zu einer hohen, reich verzweigten, dunkelgrünen Form auf, wenn sie aus der Kreuzung 0: (muricata Lam.) laeta x biennis gewonnen wird. D. Die Verbindung zweier Komplexe ist lebensfähig, wenn die Komplexe aus den Arten stammen, sie ist nicht lebensfähig, wenn die Komplexe aus dem Bastard stam- men: Bastardsterilität. Der schon erwähnte Mischling ö. {Lamarckiana muricata) gracilis ist zwar schwach, entwickelt sich Pflege aber doch regelmäßig bis zui Blüte- und sogar ''"' itbildung. Die Früchte enthalten bei Selbstbestäubung Ireiche kleine immer taube Samen. Die Zygoten werden teils Artbastarde und Bastardarten in der Gattung Oenothera. (25) velans velans, also als Homozygoten von vornherein zum Absterben verurteilt sein, teils .sind sie wohl velans ■ curvans und müßten die Bastard form gracilis reproduzieren. Tatsächlich haben weder DE VRIES noch ich einen keimfähigen Samen der gracüis gefunden. II. Isogamie und Heterogamie. Der Übergang von isogamem in heterogames Verhalten scheint bei dem rubcns-Komplex der 0, biennis vorzukommen. In meiner Hasse der 0. biennis ist rubens i.sogam, in einem Teil der Samen- anlagen wie im Pollen aktiv. In 0. (LamarcMana x biennis) fallaa = velans ■ rubens dagegen fehlen rubens Eizellen fast ganz. Denn hei Bestäubung der fallax mit dem Pollen von 0. {biennis x Lam.) iaeta, also mit gaudens-Pollen, sind fast alle Samen gesund und geben velans ■ gaudens = LamarcMana; taube Samen, Repräsentanten der immer lebensunfähigen Kombination rubens ■ gaudens, sind sehr selten. Entsprechend sind bei Bestäubung der fallax mit dem Pollen von 0. (biennis x Lam.) velutina, also mit velans-Pollen, fast alle Samen taub, als Homozygoten velans velans; gesunde Samen, •aus denen wohl fallax = rubens ■ velans hervorgeht, sind sehr selten. III. Verschiedene Wachstumsgeschwindigkeit verschiedener Polleutypen. Die Variabilität fast aller Zahlenverhältnisse bei der Züchtung der Oenothera hat die Vermutung wach gerufen, daß Pollenzellen, die verschiedene haploide Genotypen darstellen, verschiedene phy- siologische Konstanten haben, auch wenn sie in einem und dem- selben Pollensack entstehen. Der curvans -Vollen der kurzgriffe*- ligen 0. muricata hat, wenn er der Art entnommen wird, geringß Wachstumsenergie, denn in den Fruchtknoten von langgriffligen Arten wie 0. LamarcMana, Hookeri werden nur die oberen Samen- anlagen befruchtet, wenn man die Blüten mit muricata-P ollen be- stäubt. Diese Schwächlichkeit scheint der curvans-Pollen zu behalten, wenn er von dem Bastard 0. (LamarcMana xmuncata) gracüis ge- bildet wird. Denn die Kreuzung 0. biennis x(Lam.xmur.) gracüis lieferte auf 37 Individuen, die teils velutina = albicans • velans, teils fallax = rubens ■ velans waren, ein einziges Individuum vom Typus 0. (biennis x muricata) also albicans :• curvans. Aus diesen Zahlen geht hervor, daß der curvans-Pollen langsamer wächst als der relans-P ollen. « >^car Drude: [ch möchte nicht verfehlen, schon jetzt den Herren II. BADER.. BANZENMAOHER und K. NKUBRONNER in Ulm öffentlich ineinen ■mst. Mi Dank- dafür zu sagen, daß sie es mir möglich gemacht haben, rannt- Kulturen in dem vergangenen Sommer fortzuführen.. Ulm, Festungshauptlazarett, im September 1917. 3. Oscar Drude: Erfahrungen bei Kreuzungsversuchen mit Cucurbita Pepo. Mit Taf. (I) und 3 Abb. im Text.) Von dem Bestreben geleitet auf einem Gebiete, welches mieb ron jeher stark fesselte und dessen riesenhafte Fortschritte jeden taniker älterer Generation geradezu hinreißen mußten, an ein- heitlichem Objekt eigene Erfahrungen zu sammeln, habe ich in der der Xeuanlage des Dresdner Botanischen Gartens im Jahre 1892 •'ingerichteten Versuchsstation für Pflanzenkultur erst einige Vor- versuche eingeleitet und wählte dann seit dem Jahre 1900 die- Rassen von Cucurbita Pepo mit ihren Unterarten und ihren ver- wandten Arten C. maxima und ficifhl/a zu einheitlich fortgesetzten Versuchen über Bastarderzeugung und über die Wirkung der Ivassenkreuzung auf Gestalt, Größe und Farbe der Kürbisfrüchte. [ch wünschte damit auch eine in Gartenbaukreisen verbreitete, sehr unwahrscheinliche Meinung zu entscheiden, nämlich die, daß- l'.-i Bestäubungen der weiblichen Blüten einer bestimmten Frucht- form mit Pollenträoem von anderen Fruchtformen die direkt dar- ms ben orgehende Frucht, also bereits die P-Generation, ihren Formcharakter ändern könne, und daß demnach an einer und der- selben Pflanze je nach der Bestäubung mit dieser oder jener fremden Form ganz verschieden gestaltete Kürbisse reifen könnten. Es traf natürlich nicht zu; die Früchte an jeder Pflanze haben, auch bei der größesten Mannigfaltigkeit unter ihren „mendelnden" Ge- schwistern, stets ganz einheitlichen Charakter und weichen nur jahreszeitlich, bzw. nach ihrem Reifezustande unter sich ein wenig I röße und Färbung ab. Die irrige Meinung ist sicherlich durch das »firre iMiivheinanderwachsen aufspaltender Geschwisterreihen ent- tanden, deren auf eine frühere Kreuzung(oft unbekannter Art)zurück- führende Formverschiedenheit man auf die Bestäubung desselben Erfahrungen bei Kreuzungsversucken mit Cucurbita Pepo. (27V Jahres hin entstanden dachte. — War dieser Irrtum bald beseitigt, so zeigte der Verlauf geordneter Kreuzungen doch bald eine Viel- seitigkeit und mancherlei Überraschungen, die zu Beginn meiner Versuche um das Jahr 1900 noch nicht so ausreichender Erklärung, oder wenigstens wissenschaftlicher Diskussion zugänglich waren,, wie in dem heutigen weit vorgeschrittenen zweiten Jahrzehnt dei durch Mendelismus geklärten experimentellen Vererbungslehre. So erregte die Vielgestalt der Geschwisterfrüchte aus einer ein- heitlichen Bestäubung, zumal aus einer einzigen Frucht einer als rein angesehenen Sorte, über welche ich im September 1903 in der der Casseler Generalversammlung unserer D. B. G. folgenden Sektionssitzung Vorlagen brachte (2), vielseitiges Interesse und lenkte schon damals die Fortsetzung dieser Versuche in ganz richtige Richtung. Ihre Deutung aber damals, daß die aus den unreinen Linien, der gärtnerischen Kulturrassen herstammenden bunten Formen aus derselben Frucht Beispiele für unbestimmte (fluktuierende) Variation mit großer Streuung seien, stand noch im Zeichen alter Anschauungen und ist sogleich jetzt in der Absicht des heutigen Vortrages umzugestalten, daß ich in diesen Aufspaltungen und Gestaltänderungen, teils mit, teils ohne Übereinstimmung mit den nach G. MENDEL zu machenden Voraussetzungen, nunmehr vor- treffliche und weiterer Erforschung würdige Beispiele der damals (1903, S. 193) unter d genannten „Neugestaltung durch fruchtbare Kreuzung" erblicke. Denn es zeigte sich im Verlauf der Jahre immer deutlicher, daß bei den Kürbiskreuzungen von Rassen, die als „konstant" aus dem gärtnerischen Samenverkehr gewonnen waren, mancherlei eigen- artiges zutage trat, was durchaus nicht in die Regeln normaler 3lENDELscher Spaltung hineinpaßte, daß im Gegenteil eine rasche- Neubildung einzelner konstanter Formen eintrat, deren Formver- hältnisse in einzelnen Fällen von den Eigenschaften des einen Elters so gut wie nichts offenbarten und anderen Früchten glichen, welche aus einer ganz anderen Kreuzung abstammten. Diese Resultate erscheinen wichtig im Sinne neuer Eigenschaften von Rassen auf hvbridem Wege und reihen sich in ihren Zielen etwa solchen Versuchen an, wie sie von E. LEHMANN (5) an den Rassen von Veronica agrestis gemacht worden sind. In dieser Tendenz hatte ich selbst die einmal angefangenen Beobachtungen Jahr für Jahr fortgesetzt und halte sie auch jetzt. noch längst nicht für abgeschlossen. Ich arbeitete nach dem ge- nannten Vortrage in Cassel hauptsächlich in dem von E. TSCHER- i i^car Drude: m \K (12) 1902 klargelegten Sinne: die analytische Auflösung des äamtcharakters jeder Elternform in die Einzelmerkmale und ihre Verfolgung in freier Kombinierung aus der väterlichen und mütter- Merkmalsumme, Bildung aller möglichen Kombinationen ler Einzelmerkmal > und auch Bildung neuer, ganz oder teilweise mter Kombinationen — gegenüber der als falsch verworfenen Meinung: „daß Rassenbastarde im Lauf der Generationen mit Sicherheil in die Formen der Stammeltern zurückschlagen müssen." [ch wünschte konstante neue Merkmalkombinationen aus Hassen, Varietäten oder sogar fruchtbar kreuzungsfähigen „Elementar- arten" zu gewinnen. Damit glaube ich die allgemeine Tendenz dieses Vortrages kurz angegeben zu haben. In der General- Versammlung in Würz- burg konnte ich manches durch die Erstlingsfrüchte dieses Jahres 1917 belegen, daneben den Gang der Züchtungen durch ganze Reihen von Lichtbildern. Hier muß ich mich mit kurzen Dar- legungen und wenigen Abbildungen begnügen und bitte dieselben daher als Angabe der wichtigsten bisher erlangten Erfah rungen hinzunehmen und als Hinweis, daß in Cucurbita Pepo ein vortreff- liches und bequemes Zucht- und Demonstiationsbeispiel in bota- nischen Gärten für Rassenkreuzung und Variation vorliegt, dessen genauere Durcharbeitung auf Analyse der Erbeinheiten noch harrt. Nach NAUDIXs bekannten älteren Arbeiten (10) scheint über- haupt der Kürbis zu eingehenderen Kreuzungsversuchen nicht be- nutzt worden zu sein. Nur in Hinsicht auf Vererbung quantitativ differierender Merkmale, deren Resultate E. LEHMANN (6) 1914 in tue in Sammelreferat kurz zusammengefaßt hat, hat C. Pepo zu einer Arbeit \i. A. EMERSONS (4) gedient. Ihr Resultat war, lall «i«r Variabilitätskoeffizient bei Kreuzung quantitativer Charak- tere in der J\- Generation ungefähr die gleiche Größe besitzt, wie Eltern, daß er aber dann in der darauf folgenden F2-Generation ganz erheblich viel größer ist. Beispiel für zwei Kürbisse: in P1 Variab.-K. 17 und 16 pCt, in Ft gestiegen auf 19 pCt., aber in V. auf 43 pCt. — Ohne genauere Zahlennachweise kann ich dies ebenso wie Zurückgehen des Variabilitätskoeffizienten in F3 bestätigen; doch ist das Verhalten der einzelnen aus Individualzüchtung her- gehenden Familien bereits in F2 oft sehr verschieden und be- darf dann getrennter Züchtungen mit großem Zahlenmaterial, um sicherem Entscheid zu kommen. Der Variabilitätskoeffizient scheint mit zu den Neubildungen in der Kombinierung der väter- ien und mütterlichen Einzelmerkmale zu gehören. Erfahrungen bei Kreuzungsversuchen mit Cucurbita Pepo. (29) Es ist seit langem bekannt, daß die verschiedenen Kollektiv- Spezies der Gattung Cucurbita, nämlich C. Pepo, maxima, moschata, ficifolia, untereinander nicht fruchtbar bastardieren, und meine eigenen Erfahrungen stimmen damit überein. Von 1900 — 1903 wurden vielfältige Kreuzungsversuche mit diesen im botanischen Garten kultivierten Cucurbita- Arten und Unterarten angestellt, bei ersteren vergeblich, meist nicht einmal ein Ansatz tauber Früchte, bis auf die einzige Ausnahme der Anzucht eines eigenen hybriden Misch- lings („Gestreifter Apfel"), von der später noch ausführlicher die Rede sein wird. Faßt man nun nach NAUDINS Vorgang die untereinander regelmäßig und meist mit starker Fruchtbarkeit kreuzungsfähigen Kulturrassen der gewöhnlichen Zierkürbisse unter C. Pepo zusammen, so bildet diese Ait immerhin einen recht ansehnlichen Formen- kreis, dessen verschiedene Rassen unzweifelhaft nicht gleichwertig sind. Um die Versuche von vornherein auf dasjenige Maß von Arbeit und Zeitbeanspruchung einzuschränken, welches ihnen zu- gleich mit dem gleichfalls nur beschränkt im Dresdner Garten zur Verfügung gestellten Beetraum an Fläche geboten werden konnte, wurden fast allein die Variationen der Fruchtform, -Größe und -Farbe züchterisch verfolgt und durch eine Reihe photographischer Aufnahmen in den Herbstmonaten, begleitet von mehr weniger ausführlichen Protokollen und Zählungsergebnissen, festgelegt1). . Die Früchte haben gute und sichere Merkmale, die sich bis auf Zahl, Größe und Form der Samen erstrecken. Von den anderen Merkmalen erscheinen die der Blattform und Blüte sehr viel weniger geeignet für das Rassenstudium. - Wohl aber ist die Wuchsform noch von großer Bedeutung, in- dem einzelne Rassen buschig über der Erde verzweigte Stöcke mit auf dem Boden aufliegenden, von den Blättern hoch überdeckten Früchten bilden unter Unterdrückung der Ranken, andere aber, und zwar die Mehrzahl der Rassen, hochrankende Stengel mit frei zwischen den Blättern getragenen, hängenden Früchten entwickeln. Die liegenden, buschig verzweigten Rassen, von den im Garten seit 1905 gezogenen also die als „Regenschirm" und „Ford-hook" unter ihren gärtnerischen Namen bezeichneten, und dann die übrigen hochrankenden Rassen kreuzen offenbar untereinander leichter und sicherer, als gegenseitig. Da zugleich die beiden erstgenannten 1) Da die Früchte sich bis in den Februar hinein gut in trocknen Räumen erhalten lassen, bieten ihre Zuchtreihen für Vorlesungszwecke dieser Art auch, im Winter ein beinahe einzig dastehendes Demonstrationsmaterial. I >^GAR DRUDE: in ihren tief ara Bande ausgekerbten, oder in ihrer izen Länge tief gefurchten Frachten ein ausgezeichnetes raor- phül<>gisc]i<'S Mfikinal aufweisen gegenüber den andern mit ringsum rundem Dmfang, so kann man die beiden erstgenannten als Repräsentanten einer wesentlichen Unterart (C. Melop&po Dach.), übrigen als solche noch mehrerer anderer (bes. C. polyniorpha Dach.) wohl annehmen. Gerade die bei den Kreuzungen von „Regenschirm" mit dem Formenkreis der hochkletternden Arten erzielten Resultate, welche wiederum stets fruchtbare und gleich- falls kletternde Formen ergeben haben, sind derartig, daß man eher an die Verhältnisse von Artbastarden bei ihnen denken kann, als an solche schwächerer Varietätenkreise. Bei Beginn der geordneten Züchtungen im Jahre 1900 dachte ich an einen solchen Unterschied nicht, sondern ich hielt die gärt- nerisch benannten, im Samenhandel käuflichen Sorten für gleich- wertig und in sich reine Varietäten. Es zeigte sich bald, daß manche Formunterschiede, wie z. B. die von flachen Beuteln, mehr •weniger abgeflachten Äpfeln oder länger ovalen Birnen solche schwächerer Art waren, ebenso die Farbunterschiede von grünlich- weiß, elfenbeinfarbig und blaßgelb, während das tiefe Orangegelb der „Apfelsine" genannten Hasse von stärkerer Kraft erschien und chn Kreuzungen einen besonderen Stempel aufdrückte. Diese ist ja auch in älterer Zeit als G. aurantia Willd. unterschieden. So bildeten sich aus der größeren Zahl von Versuchssorten schon in den ersten 4 Jahren nach Abstoßung einiger, in fluktuie- render Variation mit einander zusammenhängender, folgende Hassen heraus, welche seitdem unverändert in möglichst reiner Inzucht Eorterhalten worden sind (vgl. die Abb. 1 und 2 im Text mit Erklärung): 1. „Weißer Apfel": glatt, Form und Größe sehr dicker Äpfel. weiß und vor der Reife mit einem Stich ins Grünliche; Farbenzahl: Ol). 55. 32.1) 1) Die Farbenzahl nach W. Ostwalds „Farbenatlas" (11). Der durch • geistvollen Untersuchungen bekannte Physiker hatte die Liebenswürdig- keit, für eine Anzahl der ihm von mir zugesendeten Kürbisfrüchte persönlich die ihnen zukommende Zahl festzustellen. Diese neue und exakte Methode, für welche der jetzt erscheinende Atlas die Grundlage bieten wird, erscheint - für Bastardierungsversuche, in denen es auch auf quantitativ differierende •kmale der Farbe ankommt, ganz unerläßlich. Sie gibt zuerst in einer nach Ostwalds Farbenkreis (siehe „Farbenfibel" S. 19 zur popu- Bn Kenntnisnahme dieser Methode) zu bestimmenden Farbenton an, der i hier verwendeten Kürbisfrüchte zwischen 00 (rein hellgelb) und 1« Erfahrungen bei Kreuzungsversuchen mit Cucurbita Pepo. (31) 2. „Apfelsine": Form, Größe und Farbe einer Orange bis kleinen Apfelsine, ganz glatt, am Scheitel oft ein wenig abgeflacht; Farbenzahl: 16. 06. 30.1) 3. „(ilirke": langgestreckt und oft schwach gekrümmt, glatt, auch am Scheitel gewölbt, von Farbe gelblich mit Stich in das Bräunliche. 4. „Warze" (G. Pepo var. verrucosa): größer und dicker, in Form und Größe zwischen den größesten Apfelsinen und oval geformten Melonen stehend, am Scheitel schwach ge- wölbt oder ein wenig abgeflacht, grün oder weiß grün ge- streift oder grün-gelb gescheckt, ringsum mit dicken, ge- schwollenen und oft in Haufen zusammenfließenden Warzen überdeckt. Dazu kamen dann noch seit 1904 die erst später durch Handels- gärten bezogenen Hassen: 5. „Regenschirm" (mit der Farbenzahl durchschn. 08. 22. 40), und endlich 6. „Ford-hook" der buschigen Kürbisse, von denen die erstere, kleinere Basse flache Fruchtformen mit entweder einge- senktem oder rb vorgewölbtem Scheitel zeigt, die letztere lang-ovale im Umfange mehr einer gegen den gerundeten Scheitel hin verdickten Melone gleicht, beide mit den charakteristischen Furchen, bzw. Rippen, beide blaßgelb und schön glatt, im Typus warzenfrei. — 7. Schon im Jahre 1901 aber war ein sehr interessanter Bastardkürbis gewonnen, welcher von da an ständig unter dem Namen: „Gestreifter Apfel" als sehr form-, größen- und farbbeständige Inzuchtreihe foitgepflanzt worden ist. Aus den Bastardierungsversuchen mit anderen Arten von Cucurbita, die im übrigen fehlschlugen, war eine Bestäubung der Kasse „Weißer Apfel" (Abb. 1, Nr. 15, 17) mit C.ficifolia Bouche (= melanosperma A. Br.) gelungen. Von drei heran- wachsenden Früchten waren zwei taub, die dritte enthielt einen keimfähigen Kern, und dieser wurde zum Stamm- halter einer aus Inzucht hervorgehenden, gut fruchtbaren und mit den übrigen G. Pepo-Rassen, nicht aber mit G. ficifolia (seiner väterlichen Abkunft) kreuzungsfähigen •(tief orange oder „gold") liegt; dann folgt die Trübung der Farbe in Prozent- zahlen von Weiß (a) und von Schwarz (b), also eine Bezeichnung n. a. b. Aus diesen drei Faktoren setzt sich jede reine, hellklare (mit Weißbeimischung), •dunkelklare (mit Schwarzbeimischung) oder trübe Farbe (mit Grau- gleich WeiB- und Schwarzbeimischung) zusammen. Oscar Drude: Abb. 1. Varietäten- und Spezieskreuzungen: Fj vom Jahre 1901. Links in jeder Reihe 2> i sind. Kreuzung II, 16 und 17 von C. Pepo -Varietäten zur Prüfung des Festhaltens. der Beutel-, Flaschen- und üurkenform, welche sich schon in F1 als schwach erweist, zumal da die Elternnachkommen Form-unbeständige, unreine Linien verraten. Nr. l-l entstand aus 3 Flaschenkürbis X $ glatter Beutelform. Nr. 16 entstand aus Kt normaler War/enform (deren Nachkommen 1901 auch glatte Birnenformen ergaben), und aus £ langgestreckter, großer und schwach ■• arzter »Jurke: die Kreuzung zeigt in b\ eine sehr schwach gewarzte, bunt treifte I lischenform und Beutelform, letzteres gegen die Formmerkmale beider Kitern. Nr. 17 entstand aus der Stammform vom „Weißen Apfel" und selben 1 treckten Gurke wie Nr. 16 als £ Elter. Erfahrungen bei Kreuzungsversuchen mit Cucurbita Pepo. (33) Rasse. Die Früchte sind viel kleiner als in der Mutter- rasse, sonst apfelähnlich und meridional grün gestreift, darin an den Vater erinnernd; siehe Abb. 1, Schild 15. Diese Bastardrasse, welche sich zu fruchtbaren Kreu- zungen ebenso wie alle die anderen benutzen ließ, besitzt deutlich kürzere Blüten als die übrigen, so daß das beim Bestäubungsverfahren übliche Zubinden über Antheren-, bzw. Narbenkopf schwieriger ist, damit die Korolle keinen Spalt offen läßt, in den eine Biene hineinschlüpfen könnte. Außerdem zeigt diese Bastardrasse in der Blattform Ähnlich- keit mit C. ficifolia und hat stets, auch in den von ihr ausgehen- den Kreuzungen, auf der Oberseite der Blätter viele weiße Flecken, die eine neue Eigenschaft bedeuteten. — Für die Kreuzungen werden folgende Abkürzungen gebraucht, die mit unserer Abb. 2 (Inzuchtreihen aus dem Jahre 1907) zu ver- gleichen sind: Obere Reihe: weißer Apfel (wA), Gurke (G) und gestreifter Apfel (gA); untere Reihe: Apfelsine (Ase), "Warze (W) 2 Früchte, Regenschirm (R) 2 Früchte. — Fordhook (Fdh) ist in zwei noch nicht ganz typischen Formen unter den Schildnummern 6 u. 7 abgebildet. Die Züchtungen der ersten Jahre bewegten sich in der Rich- tung, einmal die innere Konstanz der unter Nr. 1 — 7 genannten „einheitlichen Sorten" zu erweisen, und zweitens in Kreuzungs- versuchen mit diesen nicht nur aufspaltende Übergänge, sondern besonders irgend etwas von neuen Formen zu erziehen, was etwa ein Licht auf Neubildung schwacher Arten werfen könnte, wenn diese Neubildung sich als sprunghaft konstant erweisen sollte. Es gingen damals im botanischen Garten Kulturen mit Oenothera LamarcJciana nebenher, deren Mutationsrassen ich der Freundlich- keit von H. DE VRIES verdankte, und die dabei gegebenen An- regungen lagen auch den Kürbiszüchtungen zugrunde. Wie schon bemerkt, war die Einheitlichkeit der ersten vier Rassen und ebenso die des Bastardes „Gestreifter Apfel" in 2 — 3 Jahren durch Kreuzung gleicher Inzuchtformen rasch durchge- drungen und hat ohne Veränderung bei 1., 2., 3. und 7. sich er- halten. Die bunten Mannigfaltigkeiten aber, welche sich bei Kreu- zungen derselben untereinander, und besonders an den durch spontane Bienenbefruchtung hervorgegangenen und nicht kontrol- lierbaren Kreuzungen ergaben (dieselben gehen deutlich aus Abb. 1 unter Nr. 14, 16 und 17 hervor), zeigten übrigens auch hier, daß die scheinbar ganz einheitlichen Rassen in Wirklichkeit Gemenge Ber. der deutsch, bot. Gesellsch. XXXV. (3) Oscar Drude : zahlreicher verschiedenartiger ,, reiner Linien" waren. In trans- tierender Fluktuation ging es bunt durcheinander, ohne doch rentlich aus dem liahmen der Hauptforrnen herauszufallen; eine in Farbe, Form und Steigerung einer besonderen Eigenschaft her- vorragende Individualität blieb im allgemeinen nicht konstant, :idern spaltete so auf, wie es sich nach dem Mendelismus erklären ließ, ohne daß der Versuch zur Heranzüchtung großer geordneter Zahlenreihen hätte gemacht werden können. Es fiel auf, daß solche hervorragende Individualitäten fast stets nur aus spontaner Befruchtung, nicht aus unseren zielbewußten Kreuzungen, hervor gingen und deshalb nicht ordnungsmäßig verfolgt werden konnten. Das liegt in der bei Cucurbita trotz aller Vorzüge bequemer Ver- suchshandhabung störenden Beigabe begründet, die Kreuzungen zum Zweck einer bestimmten Fruchtform mit Blüten ausführen zu müssen, die vom späteren Fruchtcharakter noch nichts verraten. "Wenn die ersten Früchte heranreifen (Anfang August), ist die Jahreszeit meist zu weit vorgeschritten, um die an denselben Stöcken sich bildenden Blüten noch mit Erfolg zu zweifelsfreien weiteren Kreuzungen heranziehen zu können. Es schlagen über- haupt von den durch Zubinden der noch geschlossenen Blüten- knospen am Vorabend vor ihrem Erblühen zur zielbewußten Kreu- zung oder zur gesicherten Inzucht für den folgenden Vormittag bestimmten Bestäubungen die Hälfte oder gar drei Viertel fehl, bald bei trübem bald bei sonnigem Wetter, und bei Bestäubungen mit Blüten an derselben Pflanze sind die Schwierigkeiten am allergrößesten. Es wurde daher meist die Bestäubung mit Ge- schwisterpflanzen auch für die Inzuchtreihen vorgenommen und einmal bei einem Vergleich von Spalieren, die teils aus Bestäu- bungen an der gleichen Pflanze, teils durch solche unter Geschwi- stern hervorgegangen waren, das Resultat gezogen, daß die Be- stäubungen an gleichen Pflanzen, also die reinste Inzucht, zu rasch abnehmender Fruchtbarkeit führte: die weiblichen Blüten nahmen an Zahl ab und fehlten auch wohl ganz. (Es ist nützlich, für die Möglichkeit sehr ungünstiger Jahre mit naßkalten Sommern, Saat- vom Arorjahre aufzubewahren; gerade die Inzuchten schlagen in solchen Jahren am leichtesten fehl, wie wir im Jahre 1913 er- fuhren.) i 1) Beispiele für die gelungenen und fehlgeschlagenen Bestäubungen im Jahre 1908 (ungünstiges Jahr): von 220 auf den Inzucht-Rassenbeeten ausge- übten Bestäubungen sind etwa 50 Früchte mit Vollreifen Samen geerntet. Am günstigsten war das Verhältnis bei „Apfelsine'-: von 22 Bestäubungen rüchte, alle ausgezeichnet gleichmäßig. Erfahrungen bei Kreuzungsversuchen mit Cucurbita Pepo. (35) Die Rasse Nr. 4 „Warze" hat vor Ende des ersten Jahrzehnts an ihrem Inzuchtspalier das merkwürdige Schauspiel rasch ab- nehmenden Charakters ihrer warzigen Eigenschaft gegeben: die Inzuchtfrüchte waren im Jahre 1909 sämtlich warzenlos, die Rasse mußte auf handelsgärtnerischem Wege neu beschafft werden und hat seitdem konstant gehalten. Auffallend war, daß in demselben Jahre Kreuzungen der „Warze" mit anderen, glatten Rassen ein- zelne geradezu imponierend stark gewarzte, große Fruchtformen ergeben hatten, Verhältnisse, die ich mir damals nach E. TSCHER- MAKS (13) „Theorie des Kryptohybridismus" (1903) zurechtlegte unter Rückschlüssen auf die innere Unreinheit der Inzuchtlinie. Aber ich bemerke ausdrücklich, daß Nebenkreuzungen solcher glatt gewordener Früchte der Warzeninzucht mit anderen Rassen oft auffällig zur Warzigkeit zurückkehrten. Die Kreuzungen wurden, wenn nichts anderes im Versuchs- plan lag, wechselseitig mit beiden Geschlechtern ausgeführt, auch schon zur Feststellung der gegenseitigen Fruchtbarkeit und sexu- „Weißer Apfel": Inzuchtfrüchte 8; Kreuzung mit „Regenschirm" ange- setzt Iß, davon 8 gelungen (5 in gelber Apfelform, 2 in grünweiß gestreifter Apfelform Fx); „Gestreifter Apfel'': von 22 Inzuchtbestäubungen nur 6 Früchte, alle durchaus gleichmäßig; „Hausspalier": Inzuchtbestäubungen 18, davon 10 fruchtbar; usw. Es verteilen sich also die fruchtbar verlaufenen Bestäubungen regellos auf solche Rassen, bei denen die Wahrscheinlichkeit des Erfolges groß war und auf andere. So wurde der damals bereits pentaphyl kombinierte Misch- ling Hsp. 1907 mit der von VlLMOßiN bezogenen Rasse „Courge du Congo" fruchtbar bestäubt, während die Inzucht der letzteren versagte; F2 daraus im Jahre 1908 mit „Fordhook" bestäubt ergab aus 10 Belegen allerdings nur 3, einander sehr ähnliche Früchte: immerhin eine schwieriger im Erfolg anzu- nehmende Kreuzung als zwischen verwandten Rassen. Aus dem Jahre 1908 stammt folgende Beobachtungsreihe: von 300 voll- zogenen Bestäubungen waren 81 erfolgreich; von diesen waren 47 bei trocknem und 34 bei feuchtem Wetter angesetzt. In beiden Fällen, trockner wie feuchter Witterung, waren mithin etwa 40 pCt. fruchtbar. Hierbei waren aber alle „Regenschirm"- Bestäubungen merklich schlechter; Inzucht: von 10 fruchtbar 2; vier verschiedene Kreuzungen: von 27 fruchtbar 4. Noch, schlechter aber war das Resultat bei „Warze" und kostete die Inzuchtreihe! In dem trocknen Sommer 1911 war trotz der anscheinend günstigen Sonnenwitterung das Resultat dennoch nicht viel besser: von den in diesem Jahre auf den Inzuchtbeeten gemachten 114 Bestäubungen waren nur 54 er- folgreich, 60 blieben stecken, Immer aber haben wir den Eindruck dabei ge- habt, als ob bei freier durch Bienen herbeigeführter Allogamie die Zahl der erfolgreichen Befruchtungen in einem viel höheren Verhältnis stände! (3*) ,;, l >SCAB DRUDE: ii Verwandtschaft. Niemals ist ein Fall (ausgenommen bei Ent- h ing des „gestreiften Apfels" aus $ C. Pepo \\A x 6 C. fieifolia) gekommen, der auf eine nur einseitige Geschlechtsverwandtschaft leutet hätte. Der Theorie nach sollten die Kreuzungen $ x o und 6 X $ .eher Kassen gleichen Effekt haben. Bald war es der Fall, bald nicht. Daß die F2-Generationen aus $ X £ und J x $ unter sich durchaus gleich ausgesehen hätten, trat aber nur selten ein, und es wurde daher Mühe darauf verwendet, die Filialgenerationen nach väterlichen und mütterlichen Merkmalen zu vergleichen- Aber ein einheitliches Resultat hat sich nicht erzielen lassen: oft dominierte in den Haupteigenschaften diejenige Hasse, welche die $ Blüte geliefert hatte (so besonders bei den unter Kap. III zu beschreibenden Versuchen mit R x W und W x R 1908); aber als sich uns dieses Resultat als eine allgemeiner gültige Regel auf- zudrängen begonnen hatte, wurde es durch das ganz andere um- geworfen, daß bei polyphylen Kreuzungen der neu hinzu- tretende Pollenträger die Merkmale der Fx- und F2-Ge- neration offensichtlich am stärksten bestimmt. Beispiele folgen nachher. Trotz der langjährigen Versuchsreihen fehlte doch oft Ge- legenheit, einen Kreuzungsausgang durch einen zweiten ebenso eingeleiteten Versuch zu kontrollieren; die Zahl der Zuchtreihen war so schon groß genug für Beete, Tabellen und Photographien mit den Ernteresultaten. Einige besonders wichtig erscheinende Kreuzungen aber sind dennoch wiederholt und haben zwar meistens die Gleichsinnigkeit des Erfolges ergeben, dabei aber so viel Eigen- artiges in den besonderen Erscheinungen, daß es sich uns stark aufdrängte: es herrscht eine große individuell beanlagte Unabhängigkeit durch jeweilig besonderes Gemisch der Gene und den dunklen Gehalt in jeder Befruchtungs - zell«' an genealogischem Kryptohybridismus. — Ich erfreute mich bei den immerhin viel Zeit und Sorgsam- erfordernden Saaten, Kulturen, Notizen und Abbildungen, wie ich gern hervorheben möchte, vortrefflicher Hilfen. Sieben Jahre lang sorgte bis zu seiner Berufung nach Berlin der zu früh ver- storbene Gaiteninspektor LEDIEN sowohl'für die Kulturen als auch die photographischen Dokumente; seit 1908 trat für ihn in Saat, Kultur, Bestäubung und Ernte Obergärtner VOIGTLÄNDER an seine le. Als treuer Assistent und Mitarbeiter aber hat Prof. Dr. A. N.\ IM \\x vom ersten Jahre an bis heute mitgewirkt und seit 1907 auch besonders die zahlreich notwendigen Photographien Erfahrungen bei Kreuzungsversueben mit Cucurbita Pepo. (37j verfertigt. Es war immer eine Freude, an den in Fruchtreife stehenden Spalieren jeden Jahres die Ergebnisse gemeinsam zu besprechen und darnach den nächstjährigen Versuchsplan zu be- schließen. — Nachdem somit die gesamten bei den Inzuchts- und Kreuzungs- versuchen in Betracht kommenden gemeinsamen Gesichtspunkte genügend geschildert worden sind, sollen nunmehr die wichtigsten auf Spaltungs-, Vererbungs-, Kryptomerie- und Mutationsfragen der Rassenbildungen bezüglichen Einzelfälle zur Besprechung ge- langen. I. Der „Gestreifte Apfel" und seine Kreuzung- mit „Fordhook". Die Entstehung dieser — in den Abbildungen und Kreuzungen kurz mit SCAB DltUDE: selben erscheinen als Kreuzungen nur von W x Ase x R, wobei aber die „Warze" im Vergleich zu ihrer Ausgangsform bedeutend ihren Dimensionen hinaufgegangen ist (ursprüngliche Größe etwa me Nr. 11). Der „Regenschirm" ist in seiner Fruchtform rein ind in Übergängen gut vertreten, aber während die Ausgangsrasse buschig niederliegt, sind alle diese Hausspalierkürbisse hochrankend. Die „Apfelsine" ist in einer Form (Nr. 17) so rein hervorgegangen, auch in ihrer tief-orange Farbe, dafi sie vom echten Typ nicht zu inb-rscheiden ist. Darin also sind diese drei Hassen mit Sicher- heit zu erkennen. Aber es fehlt vom „Weißen Apfel" die die lharakterform begleitende, durchaus als Eigenmerkmal erscheinende Farbe, es fehlt die „Gurke" und vom „Fordhook" fehlt, nachdem man ihn unter den Spaltungsformen von 1914 schwach erkennen konnte, gleichfalls jede deutliche Spur. Die Merkmale zweier Rassen, welche jede befruchtend eine Generation erzeugt hatten, in e nte. — Eine zweite lieihe verrät die Eegen- Bchirm-Mutterschaft etwas deutlicher, und unter den drei anderen Weihen finden sich zusammen etwa 30 unterscheidbare Frucht- .iiiien vom grolien dunkelgelben Ei (Höhe 10 cm) bis zum 4 cm hohen und 6 cm im Durchmesser haltenden abgeflachten Diskus. der zusammen mit anderen, etwas größeren Früchten vom „llegen- Bchirm" sanfte Einkerbungen oder über die platte Frucht hin- laufende Furchen zeigt: so etwa bei einem Fünftel dieser Frucht- formen bis zu kaum noch wahrnehmbaren Spuren der Furchen. So bewegen sich die Formschwankungen etwa in den durch Abb. 3 (Seite (45), Xr. 8, 10, 15, 17 und 24 dargestellten Dimensionen, die Favlisrliwankungen nur zwischen dunkelorange und hellgelb, in zwei Fällen grün-orange gestreift. Da es von Interesse ist, wie weit die Farbenänderungen nach dem OSTWALDschen Verfahren1) festgestellt werden können, folgen hier die vom Herrn Verfasser auf den Bastard bezüglichen Ermittelungen: Farbton Apfelsine vom Inzuchtsbeet : 10 (RxW)xAse 1915 im Jahre 1917, hellorange . . 13 Chromgelb . 0? schwefelgelb . 03 Nach meinen heutigen Erfahrungen darf ich annehmen, daß bei der im Gange befindlichen weiterem Inzucht dieses Mischlings sich etwas verschiedene Familienreihen ergeben werden, von denen die eine oder andere als Zwischenformen von Ase und E in orange Farbe sich erhalten werden mit schwachen Furchen in harter Schale, die Mehrzahl dagegen als eine heller orange ge- färbte oder zitronengelbe Apfelsine mit ungefurchter harter Schale, lud diese letzteren Familien würden dann ihre Genealogie von B W'xAse nicht verraten, sondern als eine „Varietät" der C. Pepo aurantia erscheinen und in botanischen Gärten so etiket- tiert werden. Sehr ähnlich ist auch der zweite Versuch mit W) G (1915) verlaufen, dessen Variationsstreuung aber viel weiter gegangen ist, so daß die F2-Generation dieses Jahres ein 1) Siehe oben, Anm. Seite (30). Weiß Schwarz 06 30 06 35 06 45 20 35 Erfahrungen bei Kreuzungs versuchen mit Cucurbita Pepo. (51) bunteres Bild ergab. (Schon Fj war nicht so einheitlich als bei Apfelsine f.) Aber auch hier ist dominierend Gurke in gelben, gelbweißen und dunkelgrün-gelb gestreiften Normalformen, von denen einige aber die Kerbungen des „Regenschirms" in Form von 10 seichten Furchen aufweisen. Die kleineren Früchte zeigen Birnen- und Zitronenform, einmal eine Kugel, einmal einen flachen Diskus, aber ohue die Regenschirmkerben. Von ,, Warze" ist auch liier gar keine Spur zu seben, sie ist auch in diesem Bastard seit 1908 vollständig rezessiv. 2. Verlauf der Kreuzung W x R c • Es wurde oben gesagt (S. (48), daß diese Kreuzung in Fx- Generation weit anders gestaltete Früchte, als richtige Misch - f o r m beider Eltern in Gestalt dicker, gestreifter und etwa zu einem Dritteil rfc stark mit Warzen überstreuter birnförmiger Früchte ergeben hatte. Zur Auszählung einer zuverlässigen F2-Gent:ration konnte es nicht kommen, da bedauerlicherweise gernde die In- zuchten dieser Reihe ganz versagt hatten und überhaupt ihre Fruchtbarkeit merkwürdig gering erschien. Da nun auch die Be- schaffung von einwandfreiem (warzenlosen) Typus „Regenschirm'- sich hinzögerte, so wurde, um den notwendigen Vergleich nicht noch länger hinauszuschieben, die in Reserve gehaltene Frucht Nr. 2 im Jahre 1913 in allen Keimlingen gepflanzt. Sie ergab das auf Taf. (I) oben. Reihe 1 u. 2, wiedergegebene Bild, welches aus den nach Formgruppen geordneten Früchten alle wesentlichen Ver- schiedenheiten wiedergibt und deutlich zum Ausdruck bringt, daß in diesem Falle die F^Generation die beiden elterlichen Merk- male fast an jedem Kürbis gut vereinigt. Besonders ist dies mit den beiden über Schild 2 liegenden und für Individual- züchtung ausgewählten Früchten der Fall, die eine mit einem in beiden Eltern nicht vorhandenen Merkmal : kegelförmige Zuspitzung des Scheitels ausgezeichnet, die andere, noch stärker warzige, flach als Abkömmling von „Regenschirm". Die F2-Generation der beiden ausgezeichneten Inzucht- früchte (2) ergab 1914 folgendes Bild: a) Die links liegende Kegelfrucht lieferte 29 fruchtende Pflanzen, davon 5 dunkelgrün, sehr platt, außerordentlich warzig; 3 heller grün und mehr gewölbt, dick warzig; 1 dunkelgrün kapuzenförmig mit 10 Randkerbungen, schwach warzig; 3 dunkelgrün, klein abgeflacht-apfelförmig, gerieft, schwach warzig; (4*) I I- — o a s /. OsKAK DKUDE: dunkelgrün, am Grunde wie R, aber mit breit kegelfür- förmigem Scheitel; J ."> heller grün mit gerundetem Scheitel, sonst ähnlich R; )3 hellgelbweiß (vom Typus Tai. (I), 1P17, dritte Reihe!»; ' ' I 9 hellgelb-gelbweiß gerieft, aber mit abgeflachtem Scheitel ähnlich Regenschirm. h) Die rechts liegende platte Warzenfrucht lieferte 58 fruch- tende Pflanzen, davon: 7 wie die Mutterfrucht, dickwarzig, grüngelb; 6 flach geriefte, schwach warzige und platte grüne Früchte ; 2 breit gedrückte dunkelgrüne Früchte mit Warzenstreifen: 6 dicke, feinwarzige Birnen mit zarten Regenschirmrillen; 1 melonenförmige, gerillt- warzige, dunkelgrüne Frucht; 1 dicke, mit Regenschirmrillen gezeichnete und sehr schwach gewarzte Birnenform ; 9 gelbliche, tief gefurcht-gekerbte Zwischenformen von. i Beutel und Regenschirm; '6 gelbe und 6 weißgelbe platte, tief gefurchte R- Birnen) 5 weißgelbe und geriefte Apfelformen; S j 5 grün und weiß gebänderte, nicht geriefte Apfelformen; • 4 platte und am Rande durchaus nach Typus R. gekerbte weißgelbe Früchte. In dieser Weise sind noch 5 andere Geschwisterreihen aus- gezahlt mit ähnlich schwankenden Größen, Formen, Farben, Warzigkeit und warzenlosen R-Modifikationen. Dabei hatte aber jede dieser Familien aus Einzelfrüchten entweder im Gesamtdurch- schnitt oder in einzelnen ausgewählten Formen ein Sondergepräge, wie es nur Bildaufnahme wiedergeben kann; zwei Familien zeigten nur gelblichweil!«' Farbe. Und so zeigte sich hier wieder einmal im Gegensatz zu den frühen unter „Hausspalier" be- > '-unebenen Formen und auch im strengen Gegensatz zu der Kreuzung R x W mit ihrer einheitlichen Form und Farbe „der Eindruck einer ganz hoffnungslos komplizierten Formen- und Farbenmannigfaltigkeit" (Baur 1914). Schon aus dem Grunde, daß nicht alle diese bemerkens- wert.-n Formen in Nebenreihen weiter kultiviert werden konnten,. lichtete sich der Variationskreis 1915 in F3 bedeutend, zugleich aber auch dadurch, daß das W a r z e n m e r k mal auch i n den Familien mehr und mehr zurücktrat, die aus warziger Inzucht mit fortgesetzter Selek- i o n h e r v o r gegangen w a r e n. So war es besonders bei drei Familien, nur die vierte zeigte auch in F5 vom Herbst 1917 Erfahrungen bei Kreuzungsversuchen mit Cucurbita l'epo. (53) «ine gegen F2 wenig veränderte Variationsbreite. Diese stellt Tai. (I) unter 1917 in Reihe 1—2 an 12 Früchten dar. Die darunter stehenden Seihen 3—4 zeigen dagegen in 14 Früchten eine nunmehr schon als konstante Neubildung: mit •deutlich abgeleitetem Regenschirm-Charakter aus Familie 1 entstandene Rasse „Gelbschnabel", welche schon im Jahre 1916 ebenso rein wie 1917, durchaus sich in der durch das Bild veranschaulichten Variationsbreite haltend, rasch unter Aus- scheidung jeder anderen als gelbweißer Farbe sowie jedes be- sonderen Warzenmerkmals die heutige Form angenommen hat. Von ,, Warze" hat sie nur die gegen die väterliche flache Form meist viel mehr oblonge Gestalt, die kegelförmige Schnabelbildung ist eigenartig und in der R-Rasse nicht vorhanden gewesen. Und wiederum ist sie kleiner als der Durch- schnitt beider Eltern, heller gelb als der R-Typus. Noch sind einige stark an diesen selbst erinnernde Formen darunter, aber auch diese haben nicht vertieften, sondern breit-kegelförmig zuge- spitzten Scheitel. Diese Form, der niemand ansehen kann, daß sie aus W X R in fünfter Generation hervorgegangen ist, sondern die bei der Analyse ihrer Merkmale als Varietät zu den C. Melopepo-F ormm\ gezählt werden würde, ist für 1918 in unsere Inzuchtbeete auf- genommen worden, und ich zweifle nicht daran, daß sie ebenso wie der als Ficifolia-Bastard gezüchtete „gestreifte Apfel" sich zu weiteren Kreuzungen eignen wird, ohne in den Varianten solcher Kreuzungen seine genealogische Geschichte anders als nach Typus „Regenschirm" zu verraten. Wer die vorstehenden Versuche mit dem Maßstabe etwa von JOHANNSENs Vorlesungen über exakte Erblichkeitslehre an- sieht, wird nicht befriedigt sein; aber sie gingen auch auf ein anderes Ziel hin und bieten für die exakte Erblichkeitslehre viel- mehr nur Material und Anregung (z. B. nach der Untersuchung des den äußeren Charakter ,, Warze" bewirkenden Anlagefaktors), als einen Abschluß. Ihr Ziel war ein durch Züchtungen an leicht zugänglichem Material zu gewinnendes Verständnis für polymorphe Variation und Herausbildung neuer, wenn auch nur kleiner, Art- eigenschaften unter nahe verwandten Rassen, wie wir sie in der Natur wildwachsend z. B. so formenreich bei Rosa, Rubus, Salix finden. Mit diesen aber lassen sich, wie ich denke, manche an Cucurbita gesammelten Erfahrungen wohl vergleichen, and ich I Im'AR DRUDE: möchte als Beleg dafür nur auf B. LlDF'ORSS' (8) 1914 hinter- jene Arbeiten über Rubus verweisen, in denen die überaus grolle Vielförmigkeit solcher Bastarde in der F2 Generation dargelegt wird, die sieh dadurch noch erhöht, daß unter Umständen neue, den Sta in in eitern fremde Eigenschaften auftreten (S. 3). Auch daß die neu entstandenen Ruht ts -Formen schwerlich als Belege für einen Mutationsprozeß im Sinne von H. DE VRIES verwertet werden können, ist eine dieser sehr bemerkenswerten Allleitungen. Wenn man die zahlreich an nicht weit von einander gelegenen Standorten wachsenden Brombeeren in ihrem Artweit mit unseren Cuctnbifa Hassen vergleicht, so kommen vielfach gleiche Werte heraus, und es kann sich hier in freier Natur dasselbe >[>iel oft wiederholen, welches mein am Hausspalier vorgenommener polyphyler Kreuzungsversuch in seiner Wirkung erproben wollte. Hier lag die Erklärung des Formenreichtums in Kreuzungen von Sippen verschiedenen Verwandtschaftsgrades immer besonders nahe und lenkte auf experimentelle Prüfungen hin, die aber, wie wir sehen, infolge von Kryptomerie elterlicher Merkmale die wahre Verwandtschaft oft gar nicht, in anderen Fällen erst auf langen Umwegen aufdecken werden. — Ebenso hat H. NlLSSON an Sdlia -Bastarden nach den Mitteilungen darüber von J. P. LOTSY (9) i. J. 1915 die Gleichheit der Fx- und die in der Hauptsache intermediären, in allen möglichen Gradationsformen variierenden Typen der F2-Generation festgestellt mit dem Zusatz, daß gelegent- lich von einem der Eltern in der Kreuzung nichts zu sehen ge- wesen ist, und daß ihr Ursprung, wenn der Bastard in der Natur angetroffen wäre, niemals richtig hätte beurteilt werden können. Aber auch in anderen Gattungen als in diesen typischen Beispielen polymorpher Formenkreise, bei denen man sich die floristisch durchgearbeitete Mannigfaltigkeit gar nicht ohne die Wirksamkeit von Zwischenkreuzungen und deren Varianten er- klärt denken kann, sind jetzt Kreuzungen vom gleichen Effekt festgestellt, wofür ich besonders E. LEHMANNS 1914 (5) neu zu- sammen gefaßte, langjährige Studien an der Vermied agrestis nenne. Ihr Verfasser vermißt (S. 156—159) den Erklärungsversuch für die große Gleichförmigkeit in den F.{-Familien nach der starken \ ariation der F ..-Generation und hält es für unrichtig, vage Spal- tungsvorgänge in F2 als Mendelspaltung zu bezeichnen, sofern nicht die exakten Zahlenverhältnisse derselben vorliegen (S. 160). h das ist für ihn keine Frage mehr, daß auf dem Wege der Kreuzung neue Kleinarten entstehen können, und daß „das Ent- stehen so vieler weitgehend konstanter Formen in F2 nach Bastar- Erfahrungen bei Kreuzungsversuchen mit Cucurbita Pepo. (55) dierung zweier aufs nächste verwandter Unteraiten für den Art- bildungsprozeß sicher von besonderem Interesse sei". Mir scheint dann aber noch von besonderem Interesse die bei den Kürbiskreuzungen in Erscheinung getretene dauernde rezessive Eigenschaft nicht nur eines kleinen Merkmals, sondern ganzer Merkmalsgruppen des einen oder anderen Elters, die auch nicht durch eine Spaltung veranlassende Weiterzüchtung oder Über- kreuzung wieder erweckt werden können und daher der von E. TSCHERMAK (13, 19l3; 14, 1914) neu ausgelegten Kryptomerie richtig zu entsprechen scheinen. Und daß bei der Herausbildung neuer Rassen auch der Inzucht zum Trotz ein schrittweiser AVandel der Form in den Folgegenerationen eintritt, als wenn eine bestimmte Tendenz in der Kreuzung läge, diese oder jene Eigenschaft unter einer anderen untergehen, kryptomer werden zu lassen, scheint mir auch eine wichtige Erfahrung. Besonders aber die Erfahrung, daß eine äußerlich er- kannte, morphologisch einer bestimmten Mikrospezies oder Varietät zugeteilte Form einen ganz anderen genealogischen Entwicklungs- gang durchlaufen haben kann, als die Hauptgruppe dieser Spezies oder Varietät (siehe oben: Entstehung einer abgeleiteten „Apfel- sine", S. (49), besonders diese spricht dafür, daß die ,, Phantasie- beispiele", welche E. LEHMANN (7) 1914 im Biolog. Central- blatt S. 289 als Beleg für die Verschiedenheit von ,,isogener Ein- heit" und „genetischer Einheit" bringt, sich durch einfache Kreu- zungserfahrungen reell belegen lassen, und daß der Artbegriff tatsächlich, wenn schon „reine Linien" hochgradig heterozygotisch sein können, sich demgemäß weit von isogener Einheit entfernt unter de n strukturellen Gesichtspunkt, praktisch und aus diesem Erfahrungso-runde auch bis zu o-ewissem Grade theoretisch, zu stellen hat, daß demnach die „Spezies" praktisch zu begrenzen ist, und daß wir unsere Forderungen vom streng ver- wandtschaftlich zu fassenden Artbegriff werden ein- schränken müssen. Spielt somit die Kreuzung und der mit ihr verbundene Formenwechsel bei der Entstehung der Arten eine viel größere Rolle, als man ihr in den letzten Jahren zuzuschreiben gewohnt war, so darf auch noch hervorgehoben werden, daß damit die DARWINsche Selektion auch wieder zu größerer Bedeutung ge- langt. Denn der Kampf unter polymorph in einem gleichen Ge- biet kreuzungsfähig schnell und plötzlich entstehenden Konkur- renten wird sogleich auf gewisse ökologische Faktoren zurück- greifen müssen, die sofort gegenüber fertigen Zuständen in dem OSCAR DRUDE: ■ ii Kreuzungsprodukt wirksam werden. In dieser Beziehung erinnere ich daran, daß der Typus „Rdgenschirm" buschig nieder- liegend wächst, daß aber die fruchtbare Kreuzung R x W ein blanker ist. Es käme darauf an, für welche Lebensform der be- treffende Standort, an dem die Kreuzung neben der Mutterform zur Greltung kommt, ein mehr zusagender ist. Die Wirkung des Standortes und die Möglichkeit einer räumlichen Trennung durch verschiedene Standortsmodifikationen werden dann im Spiel der freien Naturkräfte eine Auslese aus den zahlreichen sexuellen Varianten und Mutanten je nach ihren ökologischen Bedingungen and Bevorzugungen treffen können und treffen müssen, da ja neben den äußerlich zur Geltung kommenden Faktoren auch innere Lebensbedingungen der Ernährung sicherlich in den Hybridisa- tionen ebenso sich kombinieren oder abspalten werden. So gibt die Mutation auf sexuellem Wege die leichteste Erklärung für solche Fragen, wie ich sie in der „Ökologie" (DRUDE 1913) unter Abschn. IV (S. 233 -279) hinsichtlich des Verhaltens nahe ver- wandter Sippen im Kampf um den Raum, Speziesmutation und die heutige Vererbungslehre berührt habe. Literaturverzeichnis. 1- BAUE, E, Einführung in die experimentelle Vererbungslehre. 2. Aufl. (1914), S. 111. 2. DRUDE, 0., Kulturversuche über Variation und Mutation. Verh. d. Ges. Deutscher Naturf. u Ärzte in Oassel, 1903, IL, 1. Hälfte, S. 192. 3- » Die Ökologie der Pflanzen. Braunschwg. 1913. 4. EMERSON, Et, A , Inheritance of size aud shapes in plants, Amer Nat. 1910, XLIV.. 739-746. 6. Lehmann, E., Über Bastardierungsuntersuchungen in der Peromca-Grruppe agrestis Zeitschr. f. indukt. Abst.- u. Vererbungs-L. 1914, XIII., 88-175 6- — — » Die Vererbung quantitativ differierender Merkmale. (Sammel- referat.) Zeitschr. f. Bot. 1914, VI., 336-343. — , Art, reine Linie, isogeoe Einheit. Biolog. Centralbl. 1914, XXXIV.. 285. 8. LlDFOJRSS, B., Resume usw. Zeitschr. f. indukt. Abst.- u. Vererbungs-L. 1914, XII., I— 13. 9. I.otsv. J. P., Kreuzung oder Mutation die mutmaßliche Ursache der Polymorphie? Zeitschr. f. indukt. Abst.- u. Vererbungs-L. 1915, XIV. 204. — Darin Heribert NlLSSON über Salix, p. 213-215. Xauiun. Oh., Annales d. Sc. nat., Ser. 4, VI. 5, XII. 84, XVIII. 178. — r. .">, V. 7 und VI. 8 U. OSTWALD, \V., Die Farbenfibel. Leipz. 1917. - -, Der Farbenatlas. Leipz. 1918 (im Erscheinen). Erfahrungen bei Kreuzungsversuchen mit Cucurbita Pepo. (57) 12. Tschermak, E , Über die gesetzmäßige Gestaltungsweise der Mischlinge. Zeitschr. f. d. landwirtsch. Versuchs wesen in Österreich, 1902. (Allge- meiaer Teil S. 1—9 des S.-A.) 13. — — , Die Theorie der Kryptomerie u. des Kryptohybridismus. Beih. z. Botan. Centrälbl. 1903, XVI, Hft. 1. 14. — — , Notiz über den Begriff der Kryptomerie. Zeitschr. f. indukt. Abst.- u. Vererbungs-L. 1914, XL, 181. Erklärung' der Tafel (I). Filialgenerationen der Kreuzung $ Warze X Regenschirm <5 vom Jahre 1908, Frucht Nr. 2 (siehe Text S. (46), Samenkörner zu Individual- reihe ausgesät Frühjahr 1913. (1) T a f e 1 r e i h e 1 und 2 : Fx im Oktober 1913, in 11 aus der Gesamt- ernte ausgewählten formverschiedensten Kürbissen, welche sämtlich + warzig auftreten, sehr verschieden groß, in Färbung gelblich-weiß oder (im Bilde dunkler) grüngelb sind, und z. T. sehr deutlich den Formcharakter „Regenschirm" in tiefen Furchungslinien zeigen. (2) Die beiden zu derselben Gesamternte gehörigen und zur Individual- zucht für 1914 u. folg. Jahre ausgewählten Inzuchtfrüchte, von denen die linke (kegelförmig - zugespitzte) die Mutterform der Familie I i. J. 1917, die rechte (stark warzig-abgeplattete) diejenige der Familie LV darstellt. Tafelreihe 3 und 4: F5 im Oktober 1917, in 12 von Familie IV aus der Gesamternte ausgewählten formverschiedensten Kürbissen, teils glatt und platt wie ,, Regenschirm", teils glatt und gefurcht, oder schwachwarzig und gefurcht (Mittelformen), teils abgeplattete, sehr stark warzige Formen entsprechend der Mutterform (Reihe 2. Nr. 2 rechts). Die gleiche Variation dieser Merkmale hat sich von F2 im Jahre 1914 bis zum Jahre 1917 in dieser und einer ähnlichen Schwesterfamilie erhalten. Tafelreihe 5 und 6: F5 im Oktober 1917, in 14 aus der Gesamt- einte der Nachkommen von Familie I formverschiedensten Kürbissen, deren größte Zahl sich in den Formverhältnissen der vier ersten Früchte der Reihe 5 hält. Die übrigen zehn sind aus mehreren seit F2 (!914) entstandenen Ge- schwisterlinien von sehr ähnlicher Form und Farbe (alle ± hellgelblichweiß) hinzugefügt zum Beweis: daß die sämtlichen Nachkommen der Mutterform F, (1913, Reihe 2, Nr. 2 links) das Merkmal „Warze" unterdrückt und die neue, spitz-gefurchte Form des „Gelbschnabels" angenommen haben oder entwickeln. ö Rlt'HAI.'D HaIIDEK 4. Richard Härder: Ueber die Beziehung der Keimung von Cyanophyceensporen zum Licht. (Mit 1 Abb. im Text.) Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Keimung in enger Beziehung zum Licht steht. Es braucht nur an die Arbeiten von KlXTZEL, GARSXER und LEHMANN erinnert zu werden, die sich mit der Keimung der Samen höherer Pflanzen beschäftigen. Die ersten Beobachtungen über die Bedeutung des Lichtes für die Ki'imnng sind aber schon bedeutend älter als die Arbeiten der eben genannten Autoren und wurden an Kryptogamen gemacht. Schon 1843 hat UNGER den Einfluß des Lichtes auf die Keimung von Vaucheriazoosporen beobachtet. An Kiyptogamensporen sind dann auch die ersten Versuche gemacht woiden, die qualitative und quantitative Wirkung des Lichtes näher zu analysieren und seinen Einfluß durch andere Faktoren zu ersetzen. Eine reiche Literatur liegt besonders über den letzten Punkt heute vor. Für derartige Untersuchungen über die Lichtwirkung auf die Keimung hatte ich sehr schönes Material zur Verfügung in Form von artreinen, z. T. absolut bakterienreinen Kulturen einiger sporenbildender Cyanophyceen, nämlich Anabaena variabÜis, Cylindro- spermum muscicola und Nostoc puneti forme. Sät man die Sporen der genannten Arten auf Agarplatten aus, die mau an ein Fenster stellt, so sind gewöhnlich nach ein paar Tagen die meisten Sporen gekeimt. Anders bei Lichtabschluß. Die Sporen von Gylindrospermum und Anabaena keimten auf Mineralsalzagarplatten im Dunkeln über- haupt nicht, die von Nostoc punetiforme nur zu einem geringen Prozentsatz. Auch bei Nosfoc blieb die Keimung im Dunkeln zu- nächst aus. Erst bedeutend später als gleichzeitig angesetzte Kontrollen im Lieht keimten weniger als 1 pCt. bis höchstens 1/3 der Sporen aus. Die untersuchten Xos to caeeensporen sind also ty- pische Licht keimer, denn Keimung einiger % des ausgesäten Materials im Dunkeln ist auch bei anderen Pflanzen, die man zu den Lichtkeimern zählt, häufig zu beobachten, ohne daß man bis- ber genauer angeben könnte, worauf die Fähigkeit dieser Einzelnen zurückzuführen ist. Über die Beziehung der Keimung von Cyanophyceensporen zum Licht. (59) Bei den Cyanophyceen — wenigstens bei Nostoc punctiforme — scheint mir die Erklärung dafür relativ einfach zu sein. Es handelt sich offenbar in erster Linie um noch nicht völlisr ausoe- reifte Sporen. Das geht einerseits daraus hervor, daß man neben den Keimlingen, die auf anorganischem Boden im Dunkeln gekeimt sind, keine leere Sporenhülle findet. Bei den Keimlingen liegt sonst immer die Exine als deutliche Hohlkugel am Ende des jungen Fadens, die Dunkelkeimer lassen meistens keine solche Hülle zurück, sie haben also noch keine vollkommen ausgebildete Membran, sind also noch nicht ganz reif. Es sind offenbar die Stadien, die SAUVAGE AU bei N. punctiforme als „cocci" bezeichnet. Andererseits nimmt die Zahl der im Dunkeln keimfähigen Sporen mit zunehmen- dem Alter stark ab. Im Maximum habe ich einmal aus einer vor 3 Monaten geimpften Kultur, in der die Sporen also noch nicht alt sein konnten, 30 pCt. Keimungen im Dunkeln erhalten, bei viele Monate alten Kulturen waren die Keimprozente stets viel niedriger. Um einen bestimmten Fall herauszugreifen ergaben sich aus einer ungefähr 3/4 Jahre alten Kultur im Dunkeln weniger als 1 : 1000 Keimungen, während die gleiche Kultur xj2 Jahr frühe; 20 pCt. Dunkelkeimer geliefert hatte. Versuche, die Keimung im Dunkeln künstlich hervorzurufen, führten im allgemeinen zu keinen sehr glänzenden Resultaten. Darbietung reichlicher Stickstoffnahrung in Kombination mit schwachen Zuckermengen [),01 — 1 pCt. Ca(NO,)2], die nach. G-ASSNERs Erfahrungen günstig wirken könnte, schwache Ansäuerung des Keimbettes, mit der LEHMANN gute Resultate erzielte, waren wirkungslos. Ebenso hatte die Gabe mancher organischer Sub- stanzen keinen Erfolg. 1 — 5 pCt. Pepton, 1 pCt. Asparagin, 2 pCt. Traubenzucker, 1 — 5 pCt. Glycerin waren wirkungslos. Die Zahl der Keimlinge war weder an den ersten Beobachtungstagen noch nach mehreren Wochen höher als auf Mineralsalzagar, auf einigen Substraten war sie sogar deutlich niedriger, besonders in höherer Konzentration. Ein eindeutiger, einwandfreier Erfolg war dagegen auf Rohr- zucker zu verzeichnen. 0,1 pCt. wirkten wegen zu niedriger Kon- zentration nur mäßig, auf 1 pCt. und vor allem auf 5 pCt. Rohr- zucker war aber eine starke Förderung der Dunkelkeimung zu er- kennen. Die Keimung ging allerdings langsamer vor sich als im Licht, es waren z. B. bei einem Versuch der mit Material gleicher Herkunft in Parallelreihen auf sehr schwacher Zuckerkonzentration im Licht und auf höherer im Dunkeln gemacht worden, folgendes Verhältnis zu finden: • KlfHAIMt llAKDEK: Tabelle 1. imunj chwindigkeit der Sporen von Nostoc punctiforme unter verschiedenen Bedingungen. Keimprozente am . . . Versuchsta,^ 7 11 21 45 \ 0,1 % Rohrzucker im Licht bei 16 ° C 20 100 Rohrzucker ß im Dunkeln bei 15 ° 0 0 47 84 100 5 % Rohrzucker i ' im Dunkeln bei 30 ° 0 45 Es führten also, wenn auch langsam, 5 pCt. Rohrzucker lieblich zur Keimung aller Sporen im Dunkeln. Auf 1 pCt. Rohrzucker war die Förderung der Dunkelkeimung ebenfalls deut- lich, die Konzentration von 10 pCt. war jedoch zu hoch, die Kei- mung unterblieb darauf vollkommen. Um auch noch andere Faktoren zur Förderung der Dunkel- keimung heranzuziehen, wurden die Sporen teilweise direkt nach der Aussaat 3 Stunden lang in einen Thermostat, der auf 50 ° C g( -teilt war, gebracht, teilweise dauernd bei 30 ° C kultiviert. Die Exposition bei 50 " C hatte nur schädliche Nachwirkungen, n war die Kultur bei 30 ° C entschieden vorteilhaft. Während z. 1». bei Zimmertemperatur auf 5 pCt. Rohrzucker am 7. Tag über- haupt noch keine Keimung zu verzeichnen war, betrug die Zahl der Keimlinge bei 30 ° C auf dem gleichen Substrat schon 45 pCt. - ehe Tabelle 1). Künstliche organische Ernährung und Kultur bei 30 " < \ letztere allerdings nur in Kombination mit geeig- neten organischen Substanzen, vermögen also die Licht- wirkung vollkommen zu ersetzen, so daß eine restlose Keimung der Sporen im Dunkeln stattfindet. Um die Lichtwirkung näher zu analysieren, wurden verschie- e Lichtintensitäten zur Beleuchtung der Sporenaussaaten be- '). Je intensiver das Licht war, desto intensivere mung trat ein. i Die-;, und alle folgenden Versuche wurden nur mit Nostoc punctiforme Über die Beziehung der Keimung von Cyanophyceensporen zum Licht. (61). Nach 72stündiger Dauerbeleuchtung wurde z. B. folgendes- Resultat beobachtet (Tab. 2): Tabelle 2. Beziehung der Keimung zur Li cht i ntensität. Lichtintensität (Meterkerzen) 200 88,8 12,5 5 Keimprozente 97 50 0,26 0 Bei längerer Ausdehnung der Versuchszeit zeigte sich dann, daß auch bei den schwachen Lichtintensitäten allmählich immer mehr Sporen keimten. Dieses allmähliche Ansteigen der Keimzahl bei schwachem Licht zeigt, daß die Sporen nicht alle im gleichen Zeitpunkt keimen, nach irgend einer bestimmten Zeit alle gleichzeitig, sondern daß große individuelle Schwankungen vorliegen. Ein Teil der Sporen keimt bald, andere viel später. Bei einem Versuche mit einer Lichtintensität von 12,5 Meter- kerzen waren z. B. nach 48 Stunden 0,6 pCt. Sporen gekeimt. Der liest folgte nun nicht etwa rasch hinterher, sondern am 17. Versuchstag waren erst 25 pCt, der Sporen gekeimt. Zur Steige- rung von 0,6 auf 25 pCt. Keimlinge war also ein Zeitraum von 15 Tagen nötig, bei Fortgang im gleichen Tempo würden also alle Sporen erst nach 60 Versuchstagen gekeimt sein können. Bei ganz konstanten Außenbedingungen, bei gleicher Beleuchtung und gleicher Herkunft des Materials, keimten also die ersten Sporen eines Satzes schon am 2. Tag, die letzten erst nach 60 Tagen. Bei schwächerem Licht wurde dieses Zeitintervall noch größer. Es leuchtet wohl ohne weiteres ein, daß bei so außerordent- lich großen individuellen Schwankungen alle quantitativen Unter- suchungen über Gesetzmäßigkeiten bei der Keimung nur bei großer Sorgfalt in der Beobachtung und sehr ausgedehnten Versuchen zu einem Ziele führen können. Auf eine Anzahl anderer Momente, welche die Ergebnisse beeinträchtigen, soll hier nicht eingegangen werden. Nach der Ermittelung, daß die Intensität des Lichtes die Keimung der Nostocsporen weitgehend beeinflußt, drängt sich die Frage auf, ob auch die Lichtmenge einen Einfluß auf die Keimung ausübt. KU BABD HAKDEJi: . das der Fall ist, zeigt folgender Versuch (Tab. 3). bei . die Zeit bis zum Eintritt von 90 bis 100 pCt. Keimlingen verschiedenen Lichtintensitäten beobachtet wurde. Tabelle 3. Beziehung der Keimung zur Lichtmenge. Lichtintensität: ( Meterkerzen) 200,0 88,8 50,0 1 2,5 Keimungszeit: (Stunden) 72 120 288 1632 Lichtmenge: i Meterkerzenstunden) 14400 10 656 14 400 20 400 Die Keimung findet also bei Zufuhr von 10 000 bis 20 000 Meterkerzenstunden statt. Wenn die Werte im Einzelnen auch stark schwanken, so ist diese Schwankung doch unabhängig von 'ler Intensität, denn sonst müßten wir ja eine aufsteigende oder absteigende Zahlenreihe gemäß der Intensitätsfolge finden. Mit MAX sococ kiOOO uocco > /f ISOOO 30CSO / / HOM 1 / xux> i JS0C3 / ' , /3O00 / ' 5000 6 ' 10 X 30 *0 SO 60 71 SO CO ÄWr» Kurve 1. Beziehung zwischen Keimprozenten und Lichtmenge. anderen Worten: es ist ein neuer Fall für die Gültigkeit a Produktgesetzes gefunden, die Keimung der Sporen von Nostoc punctiforme findet bei einer bestimmten aus dem rodukt der Lichtintensität und der Belichtungszeit ge- bildeten Lichtmenge statt. Über die Beziehung der Keimung von Cyanophyceensporen zum Licht. (63) Nicht nur die Vollkeimung hängt in dieser Weise von der Lichtmenge ab, sondern auch alle niedrigeren Keimungswerte. Das zeigt Kurve 1, in der das Gesamtergebnis eines Veisuches dargestellt ist, bei dem 8 verschiedene Lichtintensitäten zwischen 300 und 3 Meterkerzen zur Anwendung kamen. Auf der Abscisse sind die Keimprozente abgetragen, auf der Ordinate die Lichtmengen. Die resultierende Kurve hält sich ohne besonders große Abweichungen an die ideale Mittellinie. Über die Abhängigkeit der Keimung im Einzelnen von der Lichtintensität, beziehungsweise Lichtmenge mögen folgende An- gaben dienen. Bei einem Versuch waren am 5. Versuchstage nach 120 Stunden Belichtung bei den verschiedenen Lichtintensitäten die in Tabelle 4 wiedergegebenen Keimprozente zu beobachten. Tabelle 4. Beziehung zwischen Lichtmenge und Keimprozenten nach 120 Stunden Belichtung. Lichtintensität Lichtraenge Keimprozente (Meterkerzen) (Meterkerzen- stunden) gefunden berechnet Abweichung 300 36 000 20,4 19,2 + 0,8 200 24 000 13,5 12,8 + 0,7 160 19 200 9,9 10,2 — 0,3 120 14 400 5,5 7,7 - 2,2 80 9 600 1,1 50 6 000 08 25 3 000 0,93 12.5 1500 0,89 3,1 372 0,88 Ein Blick auf die fast gleiche Zahl von Keimprozenten unter- halb 80 Kerzen zeigt, daß hier offenbar abnorme Verhältnisse vor- liegen. Die dort beobachteten Keimlinge sind offenbar solche, die ziemlich unabhängig vom Licht sich entwickelt haben, und die auch im Dunkeln gekeimt wären. Bei den höheren Lichtmengen finden wir aber recht gute Übereinstimmung der experimentell ge- fundenen Zahlen mit den theoretisch zu erwartenden, woraus sich ergibt, daß die Keimung proportional zur zugeführten Lichtmenge erfolgt. Daß diese Übereinstimmung auch für die niedrigen Lichtwerte gilt, zeigte die längere Ausdehnung des Versuches, bei der eine größere Zahl von Keimlingen bei den schwachen Lichtintensitäten zur Entwicklung kam. (6-0 Rl< BAED HÄRDER: Über die Beziehung der Keimung usw. Am 1(3. Versuchstag war die Keimung bei 300 Kerzen be« endigt, im übrigen finden wir dort die in Tabelle 5 wiedergegebenen Verhältnisse. Tabelle 5. Beziehung zwischen Lichtintensität und Keimprozenten nach 384 Stunden Belichtung. Keimprozente Lichtintensität Abweichung gefunden berechnet 300 100 — 200 86 87,2 - 1,2 160 69,5 69,5 + 0,0 120 54 52,3 + 1,7 80 36 35,8 + 0,1 50 20 21,4 - 1,8 25 1 13.4 — 12,4 Also recht gute Werte. Nur bei 25 Kerzen ist die Keimung noch im Rückstand, bis zum 41. Versuchstag hat sie hier aber auch so weit aufgeholt, daß 36 pOt. Keimlinge vorhanden sind gegenüber 37,25 pCt. theoretisch berechneten; also ebenfalls gute Übereinstimmung. Aus den sämtlichen Zählungen des 41 Tage währenden Ver- suches, von denen hier nur 2 angeführt sind, ergibt sich, daß durch um je 10 000 MKSt steigende Lichtmengen durchschnittlich die folgenden Keimungsprozente ausgelöst werden : MKSt: 0-10 000 11—20 000 21—30 000 31—40 000 1 12,2 20,6 37,1 41—50 000 51-60 000 61-70 000 71—80 000 81—90 000 57,6 54,4 68,3 81 90 Wenn auch im Einzelnen Abweichungen vorhanden sind, so ist doch unverkennbar, daß die Keimung der Sporen von Nostoc puncfifortne bei Belichtung mit Intensitäten zwischen .")00 und 12,5 MK proportional der zugeführten Licht- uit'nge erfolgt. Weitere Einzelheiten und eine Diskussion der erhaltenen Er- gebnisse sollen in der demnächst in den Jahrbüchern für wissen- schaftliche Botanik (Bd. 58, S. 237—294 erscheinenden ausführlichen Arbeit gebracht werden. Würzburg, Botanisches Institut, den 5. August 1917, Es wird gebeten, alle wissenschaftlichen Zusendungen für die Sitzungen im /*i 191 8 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Geb. -Rat Priil. Dr. L. Wittmack, Berlin NW, Platz am Neuen Tor 1, zu richten. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August und September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. BV Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden vollständig druckreif im Manuskript — die Tafeln genao im Format (12/18 cm) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen der Regel nach den Umfang von 8 Druckseiten nicht überschreiten. Im allgemeinen wird den Autoren eine schwarze Tafel oder der Raum einer Tafel für Textfiguren kostenlos gewährt. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefaßt und unleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträglioh- keiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben vxnd am Kopfe desselben die Anzahl der ge- wünschten Sonderabdrücke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 5 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druokerei findet nicht statt. Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1918. Ehrenpräsident: S. Schwendener. Für die Generalversammlung: HansWinkle r, Präsident; A.Voigt, Stellvertreter. Für die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: L. Wittmack, Vorsitzender; P. Lindner, erster Stellvertreter; J. Behrens, zweiter Stellvertreter; E. Baur; erster Schriftführer; H. Harms, zweiter Schriftführer; H. Miehe, dritter Schriftführer, Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions-Kommission: L. Wittmack, E. Baur, H. Harms, H. Miehe, A. Engler, P. Graebner, H. v. Guttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversammlung): E. Jahn, R. Kolkwitz, P. Claussen, 0. Rein- hardt, L. Diels. Geschäftsführender Sekretär: W.Wächter. Alle Geldsendungen werden franko entweder auf das „Konto der Deutschen Botanischen Gesellschaft e. V. in Berlin Nr. 35398 bei dem Postscheckamt in Berlin NW 7" oder „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten. Der Beitrag beträgt für alle ordentlichen Mitglieder 20 M. Die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen Schriftstücke wolle man an den Schatzmeister Geheimen Regie- rungsrat Dr. Appel in Berlin-Dahlem gelangen lassen. Alle event. Rekla- mationen, die Versendung der Berichte und Sonderabdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Randes unmittelbar an die Ver- lagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 35, Schöneberger Ufer 12a, zu riohten. Adressenänderungen sowie alle das Mitgliederverzeichnis betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Hern» Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6 p., zu senden. K- Sonderabdrficke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Autor erhält 50 Sonder abdrücke mit Umschlag broschiert kostenfrei geliefert. 2. Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung derÜberzahl vor der letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 2 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates . 5 „ 3. für jede Lichtdrucktafel 9 „ 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr 2 „ 5. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr 3 6. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr . 2 , 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck 1,36 „ 8. für jeden Umschlag 1,6 „ 9. für einen besonderen Titel auf dem Umschlage, falls ein solcher gewünscht wird 3,50 Mark. Pfennige, welche durch 5 nicht teilbar sind, werden nach oben auf 5 abgerundet. Druck von A. W. Hayn's Erben (Curt Gerber), Berlin SW 68 Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W 35 > Jahresbericht der ) Vereinigung für angewandte Botanik Der Jahresbericht verfolgt die Aufgabe der Förderung und Vertiefung der wissenschaftlichen Erkenntnis im Dienste von Land- und Forstwirtsöhaft, Handel und Gewerbe durch botanische Forschung. Gerade die landwirtschaftlkh-praktischt Botanik ist in kurser Zeit zu einem Wissenszweig herangewachsen, der bei vollständiger Selbständigkeit in seinen Errungenschaften bereits hervorragend maßgebend geworden ist für den weiteren Fortschritt auf den bezeichneten Gebieten. Der Jahresbericht dient datier als Sammelpunkt für die auf landwirtschaftlichen und verwandten Gebieten ausgeführten botanischen Forschungen. liis jetzt liegen vor: Erster Jahrgang 1903. Geheftet 5 Mk. Zweiter Jahrgang 1904. Geheftet 6 Mk. Dritter Jahrgang 1905. Mit 2 Tafeln und 10 Textabbildungen. Geheftet 11 Mk. Vierter Jahrgang 1906. Mit 8 Tafeln und 7 Textabbildungen. Geheftet 16 Mk. Fünfter Jahrgang 1907. Mit 5 Tafeln und 5 Textabbildungen. Geheftet 18 Mk.. Sechster Jahrgang 1908. Mit 2 Tafeln und 7 Textabbildungen Geheftet 18 Mk. Siebenter Jahrgang 1909. Mit 7 Tafeln und 52 Textabbildungen. Geheftet 18 Mk. Achter Jahrgang 1910. Mit 2 Tafeln und 8 Textabbildungen. Geheftet 22 Mk. Wuiitcr Jahrgang 1911. Mit 1 Tafel und 22 Textabbildungen. Geheftet 22 Mk. Zehnter Jahrgang 1912. Mit 20 Textabbildungen. Geheftet 13 Mk. 50 Pfg. Elfter Jahrgang 1913. Mit 24 Textabbild. Geheftet 20 Mk. Zwölfter Jahrgang 1914. Mit 4 Textabbild. Geheftet 8 Mk. Dreizehnter Jahrgang 1915. Geheftet 11 Mk. Vierzehnter Jahrgang 1916. Mit 2 Tafeln und 5 Textabbild. Geheftet 6 Mk. Ausführliche V e r I ag s v e r z e i c h n i s se kostenfrei <0 BAND XXXV. JAHRGANG U?. BERICHTE i)KK DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. FÜNFUNDDREISSIGSTER JAHRGANG. II. GENERALVERSÄMMLÜNGS-HEFT. (MIT 3 BILDNISTAFELN.) AUSGEGEBEN AM 10. OKTOBEK 191b. BERLIN, GEBRÜDER BOHNTRAEGElt. W 8n Schöneberger UTer 12 a 1918 Es wird dringend gebeten, die dritte Umschlagsseite zu beachl Inhaltsangabe zum 2. (ienei?alversaramlung8-Heft. Nachrufe Georg Volkens. Von Otto Reinhardt. (Mit Bildnistafel) (65) Otto Müller. Von Gk Karsten. (Mit Bildnistafel) . . (83) Bichard Braungart. Von Fr. Dettweiler (93) Marian liaciborski. Von K. (roebel (97) I. K. Hanausek. Von H. Pabisch, Wien. (Mit Bildnis- tafel) (108) Verzeichnis der Pi'lanzennamen (einsc-hlielllich einiger Tier- namen) . (119| Mitgliederliste (149) Registei (183) ^$^-£* '£^C-r-' _tf)!r yi T^ffu^L^tc^ Otto Reinhardt: Georg Volkens. ((35 j Nachrufe. Georg Volkens. Von Otto Reinhardt. (Mit Bildnistafel.) Am 10. Januar 1917 verschied in Berlin Professor Dr. GEORG VOLKENS, Kustos am Botanischen Museum. VOLKENS hat einen von ihm selbst verfaßten Lebenslauf hinterlassen; das Schriftstück übergab er am 27. Juli 1915 Herrn Professor Dr. HARMS für den Vorstand des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg in einem geschlossenen Umschlag mit der Bestimmung, daß es nach seinem Tode zu öffnen sei. VOLKENS ist lange Jahre Vorsitzender, des Botanischen Vereins gewesen; sein von ihm selbst verfaßter Lebenslauf ist in den Verhandlungen des Vereins von Prof. HARMS nebst Anmerkungen, einer Nachschrift und einem Schriftenver- zeichnis veröffentlicht worden1). Kurz macht VOLKENS einige Angaben über seine Familie, seine Jugend, Schul- und Universitätszeit, um dann um so ein- gehender seine Tätigkeit als Gelehrter, Lehrer und Beamter in seiner offenen, freimütigen Weise zu schildern. Die in Anführungs- zeichen gesetzten Teile meines Nachrufes sind diesem selbstver- faßten Lebenslaufe entnommen2). „GEORG LUDWIG AUGUST VOLKENS wurde am 13. Juli 1855 in Berlin geboren. Sein Vater, der aus Heide in Holstein, dem Stammsitz der Familie, gebürtige Klempnermeister HANS JACOB VOLKENS, starb schon im September desselben Jahres an der Cholera; seine Mutter AUGUSTE geb. LüBRICH verheiratete sich später wieder mit dem Klempnermeister ADOLF KOEPPE, der für die Erziehung seiner beiden Stiefsöhne alles tat, was in seinen Kräften stand. VOLKENS besuchte anfangs die Kgl. Seminar- schule, dann das Dorotheenstädtische Realgymnasium seiner Vater- stadt und bestand Ostern 1875 das Abiturienten-Examen. Einer 1) Verhandl. d. Bot. Ver. d. Prov. Brandenb., 59. Jahrg. 1917, S. 1—23. 2) Die im Texte eingefügten Nummern beziehen sich auf das Schriften- verzeichnis. Ber. der deutschen bot. Gesellsch XXXV (°) Otto Reinhardt: schon früher erwachten Neigung folgend, studierte er Naturwissen- schaften, insbesondere Botanik, erst in Berlin, dann in Würz- burg, zuletzt wieder in Berlin. ALEXANDER BRAUN und JULIUS SACHS waren die Lehrer, denen er eiue besondere Förderung ver- dankte. Nach Absolvierung des Militärjahres bereitete er sich für Oberlehrer-Examen vor. beschloß aber, als sein Stiefvater 1882 starb, das Studium der Botanik wieder aufzunehmen und sich ganz diesem Fach zu widmen. Nicht wenig trug zu diesem Entschlüsse daB so ausgezeichnete Lehrer wie ElOHLER und SCHWENDENER nach Berlin berufen worden waren. Im neu eingerichteten Institut des letzteren, der ihn besonders anzog und für seine weitere wissen- schaftliche Richtung ausschlaggebend wurde, fertigte er seine Ar- beit (Nr. 1 1 „Über liquide Wasserausscheidung au den Blättern höherer Pflanzen" an, mit der er im Herbste 1882 an der Berliner Universität promovierte. Ebenfalls noch unter SüHWPJNDENERs Leitung entstanden die beiden folgenden Mitteilungen (Nr. 2 u. 3): „Zur Kenntnis der Beziehungen zwischen Standort und anato- mischem Bau der Vegetationsorgane" und „Die Kalkdrüsen der 'Plumbagineen". Im SCHAYEXDENERschen Institute lernte ich 1881 VOLKENS kennen, als er seine Doktorarbeit anfertigte und sich zum Staats- examen vorbereitete. Es herrschte damals ein wissenschaftlich äußerst anregendes Leben in unserem Institute. Nicht nur im In- stitute im Anschluß an die Belehrungen SOHWENDENERs „des Meisters", wie er kurz von uns genannt wurde, sondern auch auf /.wanglosen Zusammenkünften in einer nahen Kneipe, an denen außer denDoktoranden VOLKENS, ZIMMERMANN, KRABBE, TSOHIRCH, FÜNFSTÜOK, dem Verfasser ü. a., auch AMBRONN, der seine Doktor- arbeit im KNYschen Institute beendet hatte, und der Assistent WBSTERMAIER teilnahmen, wurden die damals im Vordergrunde stehenden Tagesfragen unserer Wissenschaft erörtert und führten oft zu einem lebhaften Meinungsaustausch. Zu unserem Hauptthema der Wechselwirkung zwischen ana- tomischem Bau und physiologischer Funktion, ferner der Theorie der Blattstellung und des Windens, des Wachsens der Membran, d.M Anpassung und Zweckmäßigkeit des Baus und der Funktion der Spaltöffnungen fügten VOLKENS überraschende Beobachtungen • ine neue Frage, die nach den Wegen des Wassers in der Pflanze. Trotz der Kritik von NÄGELI und SCHWENDENER im „Mikroskop" und trotz der Versuche von HARTIG, BÖHM und V. HÖHNEL herrschte die Imbibitionshypothese von SACHS, nach der der Transpirationsstroni des Wassers durch die imbibierten Membranen Georg Volkers. (67) wandern, während die Gefäße vorwiegend als Durch lüftungssystem. ähnlich den Tracheen der Insekten dienen sollten. Seine Beob- achtung, daß das aus den Blatträndern und Spitzen austretende Wasser hierher aus den anschließenden Interzellularen, Epithemen und Gefäßbündelendigungen gelangt, veranlaßten VOLKENS, diese Wasserquellen noch weiter rückwärts in der Pflanze zu verfolgen, und es gelang ihm nachzuweisen, daß nicht nur im dunstgesättigten Kaum gehaltene Kräuter, sondern auch Bäume am Morgen und bei feuchtem, die Transpiration herabsetzenden Wetter Wasser in den Gefäßen führen, das allmählich durch Verdunsten durch Luft- blasen ersetzt wird. Durch diese einwandfrei festgestellte Tatsache erhielt die HARTIG-BÖHM-V. HÖHNELsche Ansicht eine neue Stütze und veranlaßte in den folgenden Jahren eine Reihe von Unter- suchungen über das Wassersteigen, an die sich eine lebhafte Kritik für und wider die Imbibitionstheorie anschloß, die bald zugunsten des Steigens des AVassers in den Gefäßen und Tracheiden ent- schieden wurde, wenn auch die Frage nach den treibenden Kräften selbst heute noch keine befriedigende Lösung gefunden hat1). Nach Fertigstellung seiner Doktorarbeit fiel YOLKENS in eine schwere Herzkrankheit, von der er sich erst allmählich erholte. Der ihn behandelnde Arzt Dr. ZUNKER, der später so berühmte Leibarzt der Kaiserin, riet ihm zur Kräftigung des Herzens passende Leibesübungen. VOLKENS war im ersten Semester dem Akade- mischen Turnverein als Mitglied beigetreten, war aber durch seinen Aufenthalt in Würzburg, sein Dienstjahr, seine Vorbereitung zum Staatsexamen dem Turnen fern geblieben, jetzt trat er dem Verein wieder bei, und die regelmäßigen Leibesübungen kräftigten sein Herz" und seinen ganzen Körper bald so, daß er allen Strapazen und Anstrengungen der späteren großen Reisen gewachsen war. Als Vereinsbruder, Vorturner und Kollege trat ich ihm damals näher, und unseren Freundschaftsbund hat erst der Tod getrennt. Seine Doktorarbeit hatte VOLKENS seinem verehrten Lehrer Prof. Dr. SOHÖDLER gewidmet, dem er vielfache Anregung und Förderung bei seinen ersten wissenschaftlichen Studien verdankte. VOLKENS hatte schon als Schüler fleißig botanisiert und sich dann unter ALEXANDER BRAUN und auf den Exkursionen mit ASCHER- SON und VATKE eine gründliche Kenntnis unserer heimischen Flora angeeignet. Dabei hat VOLKENS nicht nur Pflanzen ge- sammelt und bestimmt, er hat die Natur immer mit offenen Augen 1) Die in der Dissertation erwähnte Platane steht heute noch als statt- licher Baum in den Anlagen nördlich des neuen Domes. (5*) i »TT" RKINHARDT: ben. Wie ihm der Unterschied der Tautropfen, die sich überall bilden können, und die von der Pflanze ausgeschiedenen Wassertropfen, die nur an bestimmten Orten auftreten, auffiel, so hatte er auch frühzeitig sein Augenmerk auf die Abhängigkeit der Pflanzen vom Standort gerichtet; und die Anregung, die er in Würzburg durch SACHS, vor allem hier durch SCHWENDENER empfing, drängten ihn förmlich dazu, die Einwirkung von Stand- ort und Klima auf den Bau der Pflanzen und ihre Anpassung an die Umgebung zu erforschen. So entstanden die beiden oben er- wähnten Arbeiten (Nr. 2 u. 3). Es handelte sich damals nicht nur darum, wie weit diese Anpassung gehen, welchen Einfluß die Umgebung auf den Bau der Pflanze haben könne, sondern ob solche Einwirkungen besondere Zellen, Gewebe, Organe gewissermaßen hervorrufen und so neue Arten schaffen könne: Die Frage nach der direkten Bewirkung der Außenfaktoren. Je extremer solche klimatischen Faktoren auftreten, um so auffälliger mußte ihre Einwirkung auf die Pflanze sein, und um so leichter ihr Einfluß auf den anatomischen Bau h nachweisen lassen. „Da griff er denn eine gelegentlich im Botanischen Institut allene Bemerkung SCHWENDENERs: man müsse die Beziehungen /wischen Standort und Bau der Pflanzen in einem Lande mit mög- lichst extremen klimatischen Werten studieren, sofort auf und kam seinem Lehrer mit dem längst wohl vorbereiteten Vorschlage, ihm von der Akademie der Wissenschaften Mittel für eine Reise in die a^vptisch-arabische Wüste zu erwirken. SCHWENDENER sagte zu. die Akademie bewilligte 5000 M. und so begab sich denn VOLKENS im Herbst 1884 für etwa 10 Monate nach Ägypten. Die Frucht seines Aufenthalts daselbst war das mit 18 Tafeln ausgestattete Werk (Nr. 4): „Die Flora der ägyptisch-arabischen Wüste, auf Grundlage anatomisch-physiologischer Forschungen dargestellt". Das Buch hat Erfolg gehabt, es rief eine ganze Literatur hervor und trug mit dazu bei, eine besondere Disziplin der Botanik, die I »ekologie der Gewächse zu begründen und auszugestalten. Nach Abschluß des Werkes bewarb sich VOLKENS um die venia legendi bei der Berliner Universität und erhielt sie zu Be- il des Wintersemesters 1887. Genötigt, seinen Lebensunterhalt ist zu erwerben, hatte er schon vorher nach einer Stellung Um- au gehalten, die ihm bei einem bescheidenen Gehalte die Mög- ikeit bot, neben der Ausübung seiner akademischen Lehrtätig- keit weiter wissenschaftlich arbeiten zu können. Aber alles Suchen I Bewerben hatte hei dem damaligen Überfluß an jungen Bota- Georg Volkens. (69) nikern keinen Erfolg. Als nach dem Tode ElüHLERs A. ENGLER nach Berlin kam, wurde VOLKENS von diesem das Anerbieten gemacht, beim Botanischen Museuqa zunächst als unbezahlter Volontär einzutreten. VOLKENS tat dies und ging gleichzeitig die Verpflichtung ein, seine Qualifikation zum Systematiker dadurch zu erweisen, daß er die Chenopodiaceae und Basellaceae (Nr. 8 u. 9) für die eben in Angriff genommenen „Natürlichen Pflanzenfamilien" zur Bearbeitung übernahm. Er kam der Verpflichtung nach, aber die erhoffte Anstellung blieb aus. VOLKENS kehrte nach zwei Jahren zum SCHWENDENERschen Institut zurück und vollendete hier seine Mitteilung (Nr. 7) : „Über Pflanzen mit lackierten Blättern". Das Material dazu war ihm bei den Ordnungsarbeiten zugeflossen, die er für das Botanische Museum hatte leisten müssen. Das Privatdozenten-Stipendium, das ihm 1889 verliehen worden war. half ihm in den nächsten Jahren über die Nöte des Lebens hinweg." Bei seinen systematischen Arbeiten, zu denen ihn sein Amt, seine Verpflichtungen nötigten, hatte VOLKENS in jenen Jahren eingehende anatomische Studien getrieben. Seine wissenschaftliche Begabung und angeborene Neigung, gefördert duich die im SCHWENDENERschen Institute erhaltene Ausbildung hinderten ihn, sich rein systematischen Forschungen hinzugeben. Sein Biograph HARMS, der VOLKENS systematische Tätigkeit und seine Leistungen als System atiker voll würdigt, schreibt im Anschluß an den Nach- ruf mit Recht: „Trotz jahrelanger Arbeit am Botanischen Museum und Herbarium hat VOLKENS niemals Verständnis für die Aufgaben und Ziele der systematischen Botanik gezeigt1)." VOLKENS hatte in dem reichen Material des Botanischen Museums Pflanzen ex- tremer Klimata anatomisch untersuchen können und sich eine ganze Sammlung anatomischer Präparate angelegt. Außer Pflanzen trockenster Wüsten untersuchte er solch© höchster Gebirge, die ja nicht nur allen Unbilden der Witterung, sondern oft auch einer sehr kurzen Vegetationsperiode angepaßt sein müssen. Am ge- eignetesten dazu, diese Anpassungen Schritt für Schritt zu ver- folgen, schienen ihm die Gipfel der Südamerikanischen Anden. Als sich keine Aussicht bot, diesen Plan zu verwirklichen „unter- breitete er im Winter 1891/92 seinem Lehrer SOHWENDENER den Plan, eine Reise nach dem Kilimandscharo zu unternehmen. Es war ihm der Gedanke gekommen, daß man an einem Berge, dessen Fuß ausgesprochene Tropenvegetation zeigt und der mit seinem Gipfel bis in die Regionen ewigen Eises hineinreicht, den Einfluß 1) a. a. O. S. 13. . y()| ( >TT<> REINHARDT: Wannefaktors auf den Bau der Pflanzen würde in ähnlicher Weise studieren können, wie den Einfluß großer Trockenheit des Bodens und der Luft in der Wüste. Der Plan kam zur Ausfüh- . md im November 1892 reisten VOLKENS und der Geologe Dr. LENT nach Ostafrika; die Mittel zur Reise gewährten die Kgl. i Bische Akademie der Wissenschaften und die Kolonialabteilung Auswärtigen Amtes. Im März 1893 trafen VOLKENS und sein Begleiter auf dem Kilimandscharo ein, der Aufstand des Häuptlings Meli von Moschi gewährte ihnen Zeit die „Wissenschaftliche Kilimandscharo-Station in Marangen" einzurichten, und nach Niederwerfen des Aufstandes im August konnte der Berg nach allen Richtungen erforscht wer- den, aber VOLKERS Hoffnungen, die ihm gestellten Aufgaben zu n, erfüllten sich nur zum Teil. „Er überzeugte sich bald, dail der Kilimandscharo für anatomisch-physiologische Forschungen, wie sie ihm vorgeschwebt hatten, kein geeignetes Feld bot. Was sich im Bau einer Pflanze wiederspiegelt, sind immer nur die Gegensätze von Naß und Trocken; andere klimatische Differenzen, die für die verschiedenen Höhenlagen eines bis in die Schneeregion ragenden Gebirges bestehen, prägen den Geweben keinen deutlich •i kennbaren Stempel auf. Aus der Not eine Tugend machend, wandte sich VOLKENS darum botanisch-systematischen und pflanzen- • graphischen Studien zu, bereiste den Kilimandscharo während eines 15 monatigen Aufenthalts in allen seinen Landschaften, überall eifrig sammelnd und beobachtend, auch zoologisch und ethnogra- phisch, um Unterlagen für eine beabsichtigte Monographie des l'.'-rges zu gewinnen." In einem umfangreichen Buche „Der Kilimandscharo" (Nr. 15) beschrieb VOLKENS nicht nur die Erlebnisse seines Aufenthaltes, ei bot in zusammenfassenden Kapiteln eine Naturgeschichte des Schn.'eberges, schilderte seinen Charakter, sein Klima, seine Pflanzen- und Tierwelt, seine menschlichen Bewohner und die Aussichten, die eine Besiedelung der deutschen Kolonialwirtschaft eröffnete. Das lmch ist meisterhaft geschrieben, mit einer Karte und einer ihe anschaulicher Bilder versehen und für jeden, der Sinn und Verständnis für unsere kolonialen Bestrebungen hat, von höchstem I i.teresse. Der Aufenthalt und die Reisen im Kilimandscharogebiet waren auch nach dem Niederwerfen des Aufstandes nicht ohne fahr, wie die kurz nach VOLKENS Abreise erfolgte Ermordung des I Geologen Dr. Karl LENT und des Arztes und Zoologen Dr. KRETSOHMER zeigt. Mehr als von solchen Gefahren, die durch Georg Volkens. (71) feindliche Negerstämme oder durch größere Raubtiere drohten, hatte VOLKENS durch die Malaria zu leiden; an dei er nicht nur in Ostafrika erkrankte, sondern an deren Nachwehen er auch noch nach seiner Rückkehr im September 189-L wiederholt zu leiden hatte. Dies hinderte VOLKENS nicht, außer der wissenschaftlichen Bearbeitung seiner Sammlungen noch eine rührige Tätigkeit als Kolonialbotaniker zu entfalten. Er beteiligte sich an der Gründung der Abteilung Berlin-Charlottenburg der Deutschen Kolonialgesell- schaft, wurde in deren Vorstand berufen und hielt in ihrem Auf- trage Vorträge in zahlreichen Städten Deutschlands, in denen er auf den Wert unserer Kolonien hinwies, aber vor übertriebenen Hoffnungen warnte. „Er goß etwas Wasser in den Wein derer, die da meinten, man könne aus unseren Kolonien Reichtümer herausholen, ohne zuvor Kapital und Arbeit hineingesteckt zu haben." VOLKENS Beurteilung von Deutsch-Ostafrika hat sich bestätigt. Ein Siedelungsland für Deutsche, etwa ähnlich wie Westafrika ist es nicht; aber durch Erziehung der Neger zur Arbeit im Plantagen- bau verspricht das Land alle aufgewendete Arbeit und Kapital reichlich zu lohnen. Die Abhandlungen Nr. 10 — -27 entstanden in jenen Jahren. Zunächst hatte VOLKENS seine Tätigkeit im SCHWENDENERschen Institute wieder aufgenommen, doch arbeitete er die meiste Zeit im Botanischen Museum, um dann bald ganz dahin überzusiedeln, als er 1897 zum wissenschaftlichen Hilfs- arbeiter und bald darauf 1898 zum Kustos am Botan. Museum er- nannt worden war. Mit seiner Anstellung als Kustos der botanischen Zentralstelle für die Kolonien fiel VOLKENS eine vielseitige Aufgabe zu. die ihn neben seiner bescheidenen Lehrtätigkeit so in Anspruch nahm, daß er seine anatomisch-physiologischen Studien ganz aufgab und den Gegenstand seiner Untersuchungen, wie ja auch seine Publi- kationen zeigen, seinem neuen Arbeitsgebiete entnahm. Eingehend bespricht VOLKENS in seiner Lebensbeschreibung die Ziele und Aufgaben der botanischen Zentralstelle und ihre eigenartige Stellung zum preußischen Kultusministerium und zur Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes. In seinem Amte lag ihm die Vermittlung ob zwischen den heimischen und überseeischen Behörden und die Versorgung unserer Schutzgebiete mit tropischen Nutzgewächsen. Es waren Gutachten auszuarbeiten, Auskünfte zu geben über vege- tabilische Produkte der Kolonien, Vorschläge, zu machen über An- pflanzung neuer Kolonialpflanzen und Ratschläge zu geben über neue lohnende Kulturen. Dazu mußten die nötigen Sämereien und (72) Otto Reinhardt: lebendes pflanzen beschafft, erzogen, verteilt und versandt werden. rtner und Reisende für die Kolonien waren auszubilden und mit di □ nötigen Unterweisungen' und Ausrüstungen zu versehen. Die botanischen Sammlungen aus den Kolonien waren wissenschaft- lich zu bearbeiten; sie waren so umfangreich, daß fast alle Beamte des Museums und dessen reiche Mittel dazu in Anspruch genommen wurden. Durch Ausstellungen tropischer Gewächse und Erzeug- äollte die Teilnahme des Publikums für unsere Kolonien ge- weckt und gestärkt werden. Während VOLKENS, wie später aus- führt werden wird, einen Ruf als Nachfolger SCHIMPERS nach Bonn allgelehnt hatte, nahm er 1903 die Aufforderung, in den Lehrkörper derKönigl. < rärtner-Lehranstalt in Dahlem einzutreten, an. da ihm ja ohnedies die Ausbildung der im Botan. Garten beschäf- tigten Kolonialanwärter anvertraut war. Noch weitere Kennt- nisse und Erfahrungen als VOLKENS bei seinem Aufenthalt in der Ägyptischen Wüste und am Kilimandscharo gesammelt hatte, sollte er sich als Kolonialbotaniker auf den beiden folgenden großen Reisen erwerben, auf denen ihm Gelegenheit gegeben wurde eine neue tropische Welt kennen zu lernen. „Im Juli 1899, als VOLKENS auf Rügen im Sommerurlaul > weilte, wurde er telegraphisch nach Berlin zurückgerufen. Viei ge später befand er sich auf der Reise nach Genua, um sich ch den Katolinen einzuschiffen. Diese waren einige Monate zu- vor von den Spaniern käuflich erworben worden und nun sollte • ine Reihe neuernannter Beamten hinausgehen, um den Flaggen- wechsel und zugleich die Einrichtung einer deutschen Verwaltung vorzunehmen. VOLKENS wurde ihnen als Reichskommissar mit dem Auftrag beigegeben, die wirtschaftlichen Verhältnisse des da- mals noch sehr wenig bekannten Inselgebiets zu erkunden und darübe] Bericht zu erstatten. Die Reise ging zuerst nach Singa- pore, wo innerhalb 8 Tagen alles eingekauft wurde, was zur Aus- Btattung der drei Bezirksämter in Ponape, Jap und Saipan er- forderlich erschien. Mit einem eigens gecharterten Dampfer fuhr man weiter, lief Makassar, Amboina, die Banda-Inseln, Friedrich- Wilhelmshafen in Neu-Guinea an und gelangte am 18. September h Herbertshöhe auf der Gazelle-Halbinsel. Die weitere Führung der Expedition, zu der hier das Kanonenboot „Jaguar" stieß, über- nahm der Gouverneur Deutsch-Neu-Guineas, Herr VON BENNIGSEN. Während diSser mit den Beamten das gecharterte Schiff, die bestieg, ging VOLKENS an Bord des „Jaguar44. N ch kurzem Aufenthalt auf den Marshall-Inseln gelangte man un .. Oktober nach Kussai. der östlichen Karolinen-Insel, vier Georg Volkens. (73) Tage später nach Ponape, dem Hauptsitz der spanischen Verwaltung, dann nach den Palaus, der westlichsten Gruppe, und endlich am 2. November nach Yap. Hier, wie schon in Ponape, fanden die Feierlichkeiten des Flaggenwechsels statt, am 17. November auch auf Saipan, womit die Übernahme der Karolinen und Marianen in deutsche Verwaltung vollzogen war. VOLKENS kehrte darauf, nachdem er noch die Marianen-Inseln Tinian und Rota kennen gelernt hatte, an Bord des gecharterten Schiffes nach Yap zurück und blieb dort sieben Monate. Ein so langer Aufenthalt war nicht beabsichtigt, er war erzwungen, da sich keine Möglichkeit des Fortkommens bot. Ein winziges Segelschiff, auf dem er in 4 2tägiger Fahrt noch einmal nach den Mariannen und dann nach Yokohama gelangte, erlöste VOLKENS endlich am 25. Juni 1900 aus wenig beneidenswerter Lage. Wenn er ja selbstverständlich auch die un- freiwillige Muße dazu verwandte, das kleine, den- Umfang des Bundesstaates Bremen erreichende Eiland nach allen Richtungen hm durch Anlage botanischer, mineralogischer, zoologischer und ethnographischer Sammlungen, durch meteorologische und auf die wirtschaftlichen Verhältnisse bezügliche Beobachtungen zu er- forschen, so war es doch ein mißlicher Umstand, daß er sich immer bereit halten mußte, jedes fern am Horizont auftauchende Schiff, wenn es in den Hafen lief, zu sofortiger Abreise zu benutzen. Er wußte nicht anders, als daß er zwei, höchstens drei Monaten von einem Kriegsschiff abgeholt werden würde. Es blieb aus, weil erst die inzwischen eingetretene Erwerbung Samoas, dann der in China ausgebrochene Boxeraufstand seine anderweitige Verwendung erfordert hatte." „Die an Abenteuern reiche Karolinenreise ist VOLKENS immer in angenehmer Erinnerung geblieben, trotzdem sie sein Leben wiederholt in äußerste Gefahr brachte. So machte er im Verlaufe derselben zwei schwere Taifune durch, einen, bei dem das Zentrum des Wirbelsturms über das Schiff hinwegging, an Bord des ani ein Korallenriff getriebenen Kanonenbootes „Jaguar" im klippen- erfüllten Hafen von Yap. den anderen auf dem nur 100 Tonnen bergenden Koprasegler. mit dem er nach Japan fuhr. Bei Ge- legenheit eines Ausflugs nach der Südspitze der Insel Yap kam das Boot, das ihn und den Bezirksamtmann der Insel trug, zum Kentern, beide trieben auf dem Kiel reitend und im Angesicht der Brandung stundenlang umher, bis Eingeborene, die nur zwei- mal im Jahre den Weg machen, gerade an dem Tage vorüber- kamen und die Schiffbrüchigen retteten." Außer den botanischen hat VOLKENS bei seinem längeren OTTc Rl'IINHARDT: unfreiwilligen Aufenthalt auf den Karolinen reiche ethnographische und geologische, für die Kenntnis vom Aufbau der Inseln wichtige Sammlangen angelegt. Die Insel Yap weicht in ihrem Aufbau von den übrigen Eilanden der Karolinen völlig ab, insofern als auf ihr keinerlei vulkanische Gesteine, wohl aber durch VOLKENS Samm- lungen kristalline Schiefer nachgewiesen sind. Die alte Ansicht der (-J-eologen, die Karolinen seien jung-vulkanischer Natur mußte fallen gelassen werden. „Sie sind Reste eines im Meer versunkenen ^•■wältigen Landkomplexes, der sich weit nach Westen erstreckte." Noch einmal zog VOLKENS nach Jahresfrist in die Fremde. er erhielt den Auftrag im Spätherbst 1901 nach Java, zu gehen, um dort vom Botanischen Garten zu Buitenzorg aus die Deutschen Kolonien mit lebenden tropischen Nutz- und Ziergewächsen zu v.-rsehen. Bis zum August 1902 blieb VOLKEXS auf Java und hat von dort in vielen Hunderten von Sendungen. Saat^ Zwiebeln, Knollen. Rhizome und lebende Pflanzen in die Deutschen Kolonien und an die Zentralstelle in Berlin gesandt. „Vieles mag nicht gekeimt haben, vieles später wieder zugrunde gegangen sein, aber vieles ist auch geblieben, wie namentlich zahlreiche Palmen und Obstarten, blüht, fruchtet und pflanzt sich fort, - kommenden Gre- *ehle,chtern zum Nutzen." „Mit der Heise nach Java war VOLKENS Streben in die Ferne zur Ruhe gekommen. Sie hatte ihm ganz besonders Gelegenheit gegeben, das tropische Pflanzenwesen kennen zu lernen und damit in den Stand gesetzt, den Anforderungen, die an ihm nunmehr wieder als Kustos der Botanischen Zentralstelle gestellt wurden, in vollkommener Weise als zuvor gerecht zu werden. Es erfüllte ihn mit Freude, an dem Aufblühen der deutschen Kolonien teil- nehmen zu können und das Bewußtsein in sich zu tragen, dall auch seine Arbeit in bescheidener Weise dazu helfe, einen Erfolg beizuführen. Seine Betätigung als akademischer Lehrer trat immer mehr zurück, so sehr, daß er sich 1910 entschloß, seine 1 'rivatdozentur niederzulegen. " Auch nach seiner Rückkehr von den Karolinen und von Java hielt VOLKENS eine Reihe von Vorträgen über unsere Kolonien in fast allen größeren Städten Deutschlands und widmete sich da- neben der Bearbeitung seiner Sammlungen. Man vergleiche dazu Veröffentlichungen Nr. 28—37 und 39. Im Jahre 1895 hatte VOLKENS den Professor-Titel erhalten. Er hat bis zum Jahre 1910, wo er vom Lehramt zurücktrat, regel- mäßige Vorlesungen gehalten, zuerst über verschiedene morpholo- systematische, anatomisch-physiologische Themata, dann Georg volkens. (75) ausschließlich über solche kolonialbotanischen Inhalts. „Große Erfolge waren ihm als Privatdocent aber nicht beschieden." Nur seine botanischen Exkursionen „Anleitung zum botanischen Beob- achten in freier Natur" erfreuten sich eines größeren Zuspruches, und mit Recht, wie ich als Teilnehmer an vielen dieser Ausflüge bezeugen kann. Seine Zuhörer waren Studenten der Naturwissen- schaft und der Medicin, die Pflanzen kennen lernen wollten und VOLKENS verstand es sie nicht nur seltene Arten kennen zu lehren, sondern vor allem sie auf die häufig vorkommenden, vielfach sehr unscheinbaren und doch für den Standort bezeichnenden Pflanzen der Heide, des Sumpfes, des Ackerlandes aufmerksam zu machen. Er wies hin auf den ausdauernden Fruchtstand des vergangenen Jahres, der oft noch einen Teil seiner Früchte und Samen trug; auf die jungen, noch nicht Blüten tragenden Blattrosetten, die auch schon den Winter überdauert hatten und zum Schutze gegen den Frost platt dem Boden angepreßt wuchsen. Er lehrte sie, die Pflanze in ihrer Umgebung betrachten und wußte dabei eine solche Menge biologischer und morphologischer Einzelheiten einzuflechten, daß auch ältere Semester sich immer wieder zu diesen Ausflügen einfanden. Im Herbste 1898 erhielt VOLKENS einen Ruf an die Univer- sität Bonn als Nachfolger SCHIMPERS, der als Ordinarius nach Basel ging. VOLKENS lehnte ihn nach reiflicher Überlegung ab. Wohl hätte sich ihm die Gelegenheit geboten, ausschließlich freier Forschung zu leben und einen Schülerkreis zu erziehen, um alle jene Fragen zu bearbeiten und zu lösen, die sich ihm in Fülle bei seinen Reisen aufgedrängt hatten. Er hat "eingehend erwogen, dal! er mit der Ablehnung des Extraordinariats auf eine weitere akade- mische Lehrtätigkeit verzichte. Was ihn bestimmte, waren vor allem wirtschaftliche Gründe, und außerdem hoffte er sich in Berlin „eine selbständige Stellung^als Kolonialbotaniker erringen zu können". Zu beklagen ist es jedenfalls, daß ein Mann von VOLKENS Fähig- keiten, Fleiß, Wissen und Erfahrungen nicht eine seinen Anlagen entsprechende Stellung gefunden hat, und VOLKENS hat es selbst schwer empfunden, daß er nicht als freier Forscher und Lehrer wirken konnte. Ließ ihm sein Amt aber auch nicht die Zeit zu selbständigen Forschungen, so verfolgte er doch mit reger und kritischer Teilnahme die Arbeiten anderer, besonders solche, die sicfe auf die Anpassung der Pflanze an ihre Umgebung, auf Steige- rung und Herabsetzen der Transpiration und ähnliches bezogen, und auf seinen regelmäßigen Wanderungen durch die Mark, denn VOLKENS liebte seine Heimat und kannte und schätzte ihre land- Otto Reinhardt: laftlichen Schönheiten, vor allem aber in den Tropen widmete ei diesen Erscheinungen eingehende Studien; und es ist ein Ver- lust Eür unsere Wissenschaft, daß VOLKENS nur den kleinsten Teil dieser Beobachtungen hat veröffentlichen können. Bei seinem Aufenthalt in Buitenzorg beschäftigte sich VOLKENS lint dem Studium periodischer Lebenserscheinungen tropischer Bäume und der Eigenart ihrer Verzweigung. In einsm Vortrage, der 1903 in der Gartenflora abgedruckt wurde (Nr. 36) hatte VOLKENS eisen Teil der gewonnenen Ergebnisse bereits mitgeteilt. „In ab- LM-nindeter Darstellung veröffentlichte er seine Beobachtungen erst 1912 unter dem Titel (Nr. 49): ,. Laubfall und Lauberneuerung in den Tropen". Jahrelang hatte das fertige Manuskript im Tisch- kasten geruht. Als dann aber die Arbeit von KLEBS erschien, die das gleiche Thema behandelte, hielt er den Zeitpunkt für ge- kommen, mit seinen abweichenden Schlußfolgerungen hervorzutreten. Was er beabsichtigt hatte, trat ein. Die Frage, ob die Periodizität den Pflanzen nur von der Umwelt aufgezwungen, oder eine innere, erbliche Eigenschaft sei, wurde auch von anderen aufgegriffen und meist in seinem Sinne beantwortet." KLEBS war in seiner Arbeit „Über die Rhytmik in der Ent- wukelung der Pilanzen"1) zu dem Ergebnis gekommen, daß diese Rhytmik. Feriodicität im Pflanzenleben durch die Periodicität des Klimas bewirkt werde, daß jede Ruhe durch hemmende Faktoren der Umwelt der Pflanze aufgezwungen würde. VOLKENS nimmt dagegen mit HABERLANDT und SOHIMPER an, daß die letzten Ursachen in erblichen innern, zur Zeit unbekannten Eigenschaften des Plasmas gesucht werden müssen. Über den Grund des Laub- falles in den Tropen schreibt er in der Qartenflora (Nr. 36, S. 597): „Wir müssen gestehen, wir wissen es nicht, denn wenn man auch t. innere Ursachen veranlaßten das Phänomen, so ist damit doch nui' eine Formel ausgesprochen, die uns über unsere Unkenntnis hinwegtäuschen soll." Und auch in seiner Hauptarbeit faßt VOLKENS, wie dm oben angeführte Stelle der Lebensbeschreibung zeigt, seine Ansichten dahin zusammen, daß die Frage, ob die Rhytmik in den U«'benserscheinungen von inneren oder äußeren Ursachen bedingt ist. nicht entschieden sei. Er schließt seine Abhandlung mit dem Absatz (Nr. 49, S. 142): „Meine Ausführungen schließen nach allem mit einem negativen Ergebnis ab. Zur Aufhellung der „inneren Ursachen*4 habe ich nichts beitragen können. Sie anzunehmen r und gleichzeitig zu gestehen, daß wir über sie nichts wissen. ll Sitzber. ■!. Akad. d. Wiss. Heidelberg 1911. Georg Volkens. (??> scheint mir trotz KLEBS nach dem jetzigen Zustande unserer Kenntnisse das Gebotene." „VOLKENS ist Junggeselle geblieben. Als er in der Lage war, einen Hausstand zu begründen, hielt er sich für zu alt dazu. So fand er die Zeit, sich rege an der Erörterung öffentlicher An- gelegenheiten zu beteiligen • und in Vereinen und Gesellschaften für mannigfaltige Bestrebungen zu wirken. Er war Mitglied aller vier in Berlin ansässigen der Pflege der Botanik gewidmeten Körperschaften, der Gesellschaft für Erdkunde, der asiatischen und der Kolonialgesellschaft, der Gesellschaft naturforschender Freunde, des meteorologischen Vereins und des akademischen Turnvereins, welch letzterem er ganz besonders anhing." Nach seiner Genesung von der schweren Herzkrankheit im Jahre 1 88 1 ist VOLKENS bis zur Reise nach dem Kilimandscharo ausübender Turner gewesen und hat namentlich an den Turnspielen in Schönholz regelmäßig teilgenommen. Seme Ausdauer auf anstrengenden Märschen in den Tropen, beim Besteigen hoher Berge verdankt VOLKENS, wie er oft geäußert hat, diesen regelmäßigen Leibesübungen. Auch schriftstellerisch hat er sich auf diesem Gebiete betätigt; in den Akademischen Turnbundsblättern (Zeitschrift des Verbandes nicht farbentragender Akad. Turnvereine auf deutschen Hochschulen)1) findet sich ein Aufsatz von ihm: „Spiele und Leibesübungen der schwarzen Deutschen". In der Nachschrift zum Lebenslauf schreibt Prof. HARMS : „Sein Sinn für humorvolle Darstellung von Reise- erlebnissen zeigte sich in seinen Briefen aus Ostafrika2)." Dem Freundeskreise im Akad. Turnverein ist er bis zu seinem Lebens- ende treu geblieben. VOLKENS war auch ein regelmäßiger Besucher der Sitzungen der Deutschen Botan. Gesellschaft, der er seit ihrer Gründung an- gehörte. Mit besonderer Teilnahme widmete er sich dem Botan. Verein der Provinz Brandenburg. Schon als Student war VOLKENS ihm beigetreten und wurde 1897 zu seinem Vorsitzenden gewählt; dem Vorstande hat er dann als erster oder stellvertretender Vor- sitzender bis zum Jahre 1910 angehört und die Geschichte der ersten 50 Jahre des Vereins verfaßt (Nr. 46). Mit Freude verfolgte VOLKENS das Aufblühen der Deutschen Kolonien und mit Stolz hat es ihn erfüllt, auch durch seine Arbeit, wenn auch in bescheidener Weise, beigetragen zu .haben, diese Erfolge herbeizuführen. Und wenn etwas in den letzten Jahren, 1) Jahrg. XI, 1895/96, S. 19—22, 51— 54, 111-114. 2) Alt.-Herren-Zeitung des Akad. Turnvereins zu Berlin, IX., 1893, S. 47,. 74, X., 1894. S. 15, und Beilage S. 1, 36, 65, 91. (TS, I »TT" REINHARDT: während dea Krieg» -s, ihn geschmerzt hat, so war es der Gedanke, daß alle diese Arbeiten und Opfer in Ost- und Westafrika, in der Südsee vergeblich gebracht seien, daß England ernten solle, was I). Masche gesät hatten. Wenn er auch die Hoffnung auf Deutsch- lands endlichen Sieg nie ganz hat schwinden lassen, seine Neigung bwarz in die Zukunft zu sehen und .die Sorge um das Schicksal unserer Kolonien hat mehr als sein eigenes Geschick seine letzten Lebensjahre verbittert. S in Herzleiden hatte ihn nicht weiter behelligt, und auch dit Nachwehen der Malaria hatte er überwunden, da stellten sich im August 1912 unvermittelt Anzeichen einer Arterienverkalkung ein. Seitdem kränkelte er, mußte wiederholt in Bädern und Sana- torien Milderung seiner Leiden suchen, fand sie auch, erlag aber dann doch am 10. Januar 1917 einem Herzschlage. Aus dem Kleinbürgerstande hervorgegangen, brachte VOLKENS den Bedürfnissen und Lebensgewohnheiten und Anschauungen des Volkes ein großes Verständnis entgegen und verfolgte, mit regem Anteil die soziale Frage. Diese Neigung sich der Bedrückten und Enterbten anzunehmen tritt uns auch in seinen Abhandlungen ent- gegen, vor allem ist er in Wort und Schrift für eine milde, ge- rechte Behandlung der Neger eingetreten. Er sieht in ihnen, be- sonders den Einwohnern Ost-Afrikas große Kinder, die leichter durch Güte als durch rücksichtslose Strenge zu Jeiten und zu er- ziehen sind. Das treue Festhalten unserer ostafrikanischen Neger an der deutschen Herrschaft, ihre Teilnahme an dem Krieg gegen Engländer, Belgier und Buren hat VOLKENS Ansicht bestätigt, Sein klares, nüchternes Urteil, durch das er sich nicht nur in wissenschaftlichen Fragen, sondern auch sonst auszeichnete, hat ihn öfter in Gegensatz zu anderen gebracht, um so leichter, als sein gerader Charakter ihn förmlich zwang, auch da ungescheut seine abweichende Meinung offen zu vertreten, wo Zustimmung oder wenigstens Schweigen vorteilhafter gewesen wäre. Der Zwie- spalt zwischen seinen Neigungen und seiner Tätigkeit, die Über- zeugung, daß er als Forscher und Lehrer mehr leisten könne, als in seinem Amte, verstärkt«' von Jahr zu Jahr seine an sich schon zum Pessimismus neigende Natur, und machte es verständlich, daß er öfter harte, tadelnde Worte fand nicht nur gegen Unwahr- heit und Lüge, sondern auch gegen kleinere menschliche Schwächen. Dabei hatte er als echt Berliner Kind Sinn für gesunden Humor und so tadelte er mehr mit scherzhaftem als verletzendem Spotte oberflächliche wissenschaftliche Untersuchungen, wenn ihre Ver- öffentlichung weniger der Wissenschaft als dem Fortkommen des Georg Volkens. (79j Verfassers zu dienen schien. Wir müssen" diese Aufrichtigkeit um so höher an ihm schätzen als er doch zeitlebens in einer mehr oder weniger abhängigen Stellung gelebt hat. Als Student und junger Gelehrter, bis zu seiner Anstellung als Kustos, hat er sich durch Nebenarbeiten die nötigen Mittel zum Lebensunterhalt er- werben müssen. Seine Lebensführung war einfach, seine Bedürf- nisse gering, und so kam noch ein Teil seines Einkommens anderen zu gute. Trotz seiner schwarzseherischen Lebensauffassung liebte VOL- KENS harmlose fröhliche Geselligkeit, und seine witzige Unter- haltungsgabe, manchmal gewürzt durch leichte spöttische Bemer- kungen, launige Berichte von seinen Reisen haben oft zur Erheite- rung in Freundeskreisen beigetragen. Alle die ihm näher treten konnten, haben in ihm einen lieben, treuen Freund und Kollegen verloren und werden sein Andenken stets in Ehren halten. Von ihm gilt, . wie von LEUTHOLDs Herz und Saitenspiel: Es haben sich um schnöden Lohn Die beiden nie verdungen; Doch beiden ist im Leben schon Manch eine Saite gesprungen. „Die Erinnerung an VOLKENS halten wach die Gattungen VolJcensia 0. Hoffmann (in ENGLERs Bot. Jahrb. XX. (1894) 219, in ENGLERs Pflanzenwelt Ostafr. C. (1895) 492 t. 45, und in ENGLER- PRANTL, Nat. Pflzfam. IV. 5. (1895)387; Compositae), VolkensieUa H. Wolff (in ENGLERs Bot. Jahrb. XL VIII. (1912)265; Umbelliferae, Vdlhensinia Schinz (in Vierteljahrsschrift der Naturforsch. Ges. Zürich, Jahrg. 57 (1912), Heft 3, S. 535; Umtaufung für Konlro- sphaera Volkens; Amarantaceae, die von G. LINDAU (in ENGLERs Bot. Jahrb. XX (1894) 27 aufgestellte Pranthaceen-Gattung Volken- siophyteon gehört zu Lepidagathis. Pflanzenarten sind weit über 100 nach ihm benannt worden. Auch die Benennung einer Anzahl von Käfern, Heuschrecken und Mollusken ist mit seinem Namen verknüpft worden." Schriftenverzeichnis1). 1. Über Wasserausscheidung in liquider Form an dan Blättern höherer Pflanzen. Mit 3 Tafeln. Inaug.-Dissert. Friedrich- WUhelms-Univ. Berlin 1882. - Jahrb. Kgl. Botan. Gartens Berlin II. 1883, S. 166—209, Tafel IV— VI. — Ref. in Botan. Centralbl. III. XII. 1882, S. 393—395 (Potonie). 1) Das Schriftenverzeichnis ist aufgestellt von Herrn Professor Dr. H. HARMS; für seine Erlaubnis, es nebst den Anmerkungen zu übernehmen, spreche ich ihm den verbindlichsten Dank aus. - Otto Reinhardt: _'. Zur Kenntnis der Beziehungen zwischen Standort und anatomischem Bau der Vejjetationsorgane. — Ebenda. LH. 1884, S*. 1—46, Taf. I. Die Kalkdrüsen der Pluinbagineen. — Bericht Deutsch. Botan. Gesellsch. II. 1884, S. 834—841, Taf. VIII. 4. Zur Flora der ägyptisch-arabischen Wüste. Eine vorläufige Skizze. — Sit/ungsber. Kgl. Preuß. Akad. Wissensch. Berlin 1886, Nr. 6, S. 68—82, — Vergl. auch Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg XXVIII 1886, p. III. n. Die Flora der ägyptisch-arabischen^Wüste, auf Grundlage anatomisch- physiologischer Forschungen dargestellt. Gebr. BORXTRÄOER, Berlin 18871). 6. Zu Makloths Aufsatz: „Über die Bedeutung der salzabscheidenden Drüsen der Tamariscineen". — Bericht Deutsch. Botan. Gesellsch. V. 1887, S. 434—436. 7. ÜberPflanzen mit lackierten Blättern. — Ebenda VIII. 1890, S. 120 — 140. Taf. VIII. 8. Ohenopodiaceae. In Enuler-Pkantl, Natürl. Pflanzenfamil. III. la. 1892, S. 36—48; 1893, S. 49—91. 9. Basellaceae. — Ebenda, S. 124—128. 10. Eine Besteigung des Kilimandscharo. VELHAGEN u. Klasings Monats- hefte VIII. 1893/94, Heft 11 (Juli 1894), S. 578—586. 11. Exkursionen am Kilimandjaro. — Verh. Gesellsch. Erdkunde Berlin 1895, Nr. 3, S. 1—22. — Vgl. außerdem: Ein Ausflug zum Dschalla-See (Voss. Ztg. 10-16, Aug. 1894). 12. Der Kilimandscharo und seine Bedeutung für den Gartenbau. — Garten- flora XLV. 1896, S. 2-4, 40-42, 59—63. 13. Über bemerkenswerte Bäume des Kilimandscharo. Notizbl. Bot. Gart, u. Mus. Berlin I..1896, S. 129—135. 14. Liste des plantes röcoltees par les Princes Derm'-tre et Nicolas Ghika- Comanesti dans leur voyage au pays des Somalis (zusammen mit G. SCHYVEINFURTH). Bucarest 1897. 15. Der Kilimandscharo. Darstellung der allgemeinen Ergebnisse eines 15 monatigen Aufenthalts im Dschaggalande. Mit 11 Vollbildern, 28 Text- bildern und 1 Karte Berlin, DIETRICH Reimer. 1897. 16. Über das wohlriechende afrikanische Sandelholz (Osyri* tenuifolia Engl.) zusammen mit A. Em; LEU). — Notizbl. Bot. Garten u. Mus. Berlin I. 1897, S. 269-275. 17. Zur Frage der Aufforstung in Deutsch-Ostafrika. — Ebenda II. 1897, s. 12—20. 18. Identifizierung einiger ostafrikanischer Rinden und Hölzer (zusammen mit M. GÜBKE). — Ebenda IL 1897, S. 20—25. 19. Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika. — ■ Ebenda II. 1898. S. 28—61. 20. Kulturerfolge des Versuchsgartens von Victoria in Kamerun mit den von der Botanischen Zentralstelle in Berlin gelieferten Nutzpflanzen. — Ebenda II. 1898, S. 156—173. 1 i Bin kurzer Meinungsaustausch über den Einfluß des Lichtes auf die Verdunstung der Pflanze fand zwischen J. WlESXER und VOLKEXS statt: J. WlBSNÄR, Bemerkung zu einer Schrift des Herrn VOLKEXS (Bot. Ztg. XLV. Nr. 25, S. 39«.)— 402); G. VOLKEXS, Herrn WlESNER zur Antwort (ebenda* Nr. 2E - J) — H. Hakms Georg Volkens. (81) 21. Gummi aus Deutscb-Ostafrika. — Ebenda II. 1898, S. 176—181. 22. Über. Gatobia-Mahagooi in Ostafrika. — Ebenda II. 1898, S. 201 — 204. 23. Kulturn ach Weisungen ostafrikanischer Stationen für das Jahr vom 1. Juni 1897 bis 31.- Mai 1898. Nach amtlichen Berichten zusammengestellt. — Ebenda IL 1898, S. 219—239. 24. Über die Bestäubung einiger Loranthaceen und Proteaceen. Ein Bei- trag zur Ornithophilie. Festschrift für SCHWENDENEB 1899, S. 251— 270, Tafel X. 25. Die cactusartigen Euphorbien Ostafrikas. Notizbl. Bot. Gart. u. Mus. Berlin IL 1899, S. 262-268. 26. Neue Nutzpflanzen Ostafrikas. 3. Erythrophloeum guineeme Don. 4. Cordyla- africana Lour. — Ebenda IL 1899, S. 271—273. 27. Kulturnotizen aus der Kais Versuchsstation Kwai in Usambara. — — Ebenda II. 1899, S. 368—373. 28. Über die Karolineninsel Yap. Ver. Gesellsch. Erdkunde Berlin XXVIII. 1901, Nr. 1, S. 62—76, Tafel I. 29. Über eine Schildlauskrankheit der Kokospalmen in Togo und auf der Karolineninsel Yap. Notizbl. Bot. Gart u. Mus. Berlin III. 1901, S. 85 bis 92. 30. Einige Ergebnisse einer Reise nach den Karolinen und Marianen. Verh. XIII. Deutsch Geographentages Breslau 1901, S. 167—179. 31. Skizzen von einer Reise nach den Karolinen und Marianen. — Garten- flora L. 1901, S. 453-463. — Vergl. auch Verh. Bot. Ver. Prov. Branden- burg XLI1. 1900, S 20—21. 32. Die Vegetation der Karolinen'), mit besonderer Berücksichtigung der von Jap. — Englers Bot. Jahrb. XXXI. 1901, S. 412-477, Taf. XI— XIV. — Vergl. Demonstration bot. Materialien von den Karolinen in Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg XLVII. 190,i, S. 32. 33. Bericht über die Tätigkeit der Botan. Zentralstelle für die Kolonien im Jahre 1901. — Notizbl. Bot. Gart. u. Mus. Berlin III. 1902, S. 176—181. (Dieser regelmäßig verfertigte Bericht2/ ist nur gelegentlich im Notizbl. abgedruckt, sonst findet er sich von 1898 — 1911 in der alljährlich dem Reichstag vorgelegten Denkschrift über die Entwicklung der deutschen Schutzgebiete in Afrika und der Südsee.) 34. Der Botanische Garten in Buitenzorg und seine Bedeutung für den Plantagenbau auf Java und Sumatra. — Verh. 1. Deutsch. Kolonial- kongreß 1902, S. 182—193. 35. Die Flora der Marshall-Inseln. Notizbl. Bot. Garten u. Mus. Berlin IV. 1903, S. 83-91. 36. Der Laubwechsel tropischer Bäume. — Gartenflora LH. 1903, S. 591 — 598. 1) Diese Studien wurden später fortgesetzt in den „Beiträgen zur Flora von Mikronesien. Botanische Ergebnisse der mit Hilfe der HERMANN' und ELISE geb. HECKMANN-WENTZEL-Stiftung ausgeführten Forschungen in Mikronesien, verbunden mit der Bearbeitung anderer Sammlungen aus diesem Gebiet. Zusammengestellt von G. VOLKENS". Serie I (in ENGLERs Bot Jahrb. LH. 1914, S. 1 - 18). — H. HARMS. 2) Der Bericht ist auch abgedruckt in der Beilage zum Deutschen Kolo- nialblatt 1897, S. 141; 1898, S. 147; 1899, S. 156; 1902, S. 339; 1903, S. 420; 1904, S. 486; 1905, S. 482; 1906, S. 382; 1907, S. 448. Ber. der deutschen bot. Gesellsch XXXV. (6) ^2) Otto Reinhardt: Georg Volkens. 87. Über einige Kulturerfolge in Togo. - Notizbl. Bot. Gart. u. Mus. Berlin IV. 1904, S. 160-168. KARL SCHUMANN Ein Nachruf. Bericht. Deutsch. Bot. Gesellsch. \\ll 1904, s 19 52 und Verli. Bot. Ver. Prov. Brandenburg XLVI. inoi. s. ;,!» 62. Vortrag zu den Lichtbildern der Deutschen Kolonialgesellschaft über die Karolinen, Palaus und Marianen. Als Manuskript gedruckt von der Deutschen Kolonialgesellschaft, Berlin W 9, 1904. \v. Ober eine neue Baseliacee, Basella paniculata Volkens. — Englers Bot. Jahrb. XXXVIII. L90B, S. 80-82 41. Übersicht über die wichtigsten Kautschuksorten des Handels und die sie erzeugenden Pflanzen. — Verh. 2. Deutsch. Kolonialkongreli 1905, S. 44- 56; 42. Die Orchideen des Kilimandscharo. — ORCHIS, Monatsschr. der Deutsch. Gesellschaft für Orchideenkunde. Nr. 2. 1966, S. 11-12. 48. Die Botanische Zentralstelle für die Kolonien, ihre Zwecke und Ziele. — Jahresbericht der Vereinigung f. angewandte Botanik V. 1907, S. 1 bis 18. 44. Die Nutzpflanzen Togos1;. — Notizbl. Bot. Gart. u. Mus. Berlin-Dahlem. Appendix XXII. Nr. 1, 2, 3. 1909-1910, S. 1-1 19. 46. Die Nutzhölzer unserer Kolonien. — Koloniale Rundschau 19C9, Heft 3, S. 163— 17U. 46. Die Geschichte des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg, 1859 bis 1909, S. (1)— (86). 47. Die land- und forstwirtschaftlichen Versuchsstationen der deutscheu Kolonien (zusammen mit A. ENGLER). Congres Iutern. d' Agronomie Coioniale et Tropicale de Bruxelles. 20. bis 23. Mai 1910. 16 S. 48. Die Entwickelung des auf wissenschaftlicher Grundlage ruhenden land- wirtschaftlichen Versuchswesens in den Kolonien. — Verh. 3. Deutsch. Kolonialkongreß. 1910, S. 60-70. 49. Laubfall und Lauberneuerung in den Tropen. Berlin, Gebr. BOBN- TEÄGER, 1912. — Vergl. auch Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg. L. 1908, S. 69. 60. Verzeichnis der von Hauptmann FROMM in Deutsch-Ostafrika gesammelten Pflanzen. — Mitteil, aus den deutsch. Schutzgeb. XXV. 1912, S 235 — 238. 51. Zu welcher Jahreszeit sollen Mangrovebäume zwecks Gewinnung der Gerbrinde geschält werden? — Notizbl. Bot. Gart. u. Mus. Berlin-Dahlem V. 1913, S. 279-282. 62. C o m p o s i t a e ; in Berichtigungen zu" den von R. MüSCHLER in EEGL. Bot. Jahrb. XLIII. (1909), XLVI. (1911), XLIX. (1913) und L. Suppl (1914) veröffentlichten Diagnosen afrikanischer Pflanzen. — ENGLERs Bot. Jahrb. L1II. 1915, S. 367—368, 373-37;"). 1) Pflanzennamen der Ewe-Sprache nach VOLKENS Zusammenstellungen finden sich in dem Werke: WESTER mann, Wörterbuch der Ewe-Sprache, Anhang I. — H. Harms G. Karsten: Otto Müller. (83) Otto Müller. Von G. Karsten. (Mit Bildnistafel.) „Georg Ferdinand Otto Müller wurde am 28. Mai 1837 in Berlin als Sohn des Verlagsbuchhändlers G.W F. MÜLLER geboren. Er besuchte das Friedrich- Werdersche Gymnasium, später das Friedrich Real-Gvmnasium. Bereits als Schüler zeigte er lebhafte Neigung zu den Naturwissenschaften, Chemie und Physik und fand in Professor WUNSCHMANN einen verständnisvollen Lehrer. 1855 folgte er dem Wunsche seines Vaters und widmete sich der buchhändlerischen Laufbahn. In den Jahren 1859 und 1860 besuchte er Vorlesungen an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Hier gehörten u. a. Hirsch, Müllenhof, Gosche, Mitscherlich, Dove, G. Magnus, ALEXANDER BRAUN und vor allem DU BOIS REYMOND zu seinen Lehrern. Bei SCHACHT und H ANSTEIN wurde er im Gebrauch des Mikroskopes unterwiesen. 1863 übernahm OTTO MÜLLER den naturwissenschaftlichen Teil des väterlichen Verlages, 1873 den gesamten Verlag, den er seinerseits im Jahre 1901 an VELHAGEN und KLASING in Biele- feld verkaufte. 38 Jahre hindurch hat OTTO MÜLLFR mit unermüdlichem Fleiß und einem nicht gewöhnlichen Erfolge als Kaufmann den Verlag seines Vaters- nicht nur weiter geleitet, sondern auch aus- gebaut und zur Blüte gebracht, obwohl ihm die Tätigkeit als Ge- schäftsmann von früher Jugend an eigentlich nicht lag und ihm nie die volle Befriedigung gewähren konnte. Diese suchte und fand er zielbewußt neben seiner geschäftlichen Tätigkeit. Nur die Liebe zur Wissenschaft in ihrer reinsten Form, nur der Drang des Forschers beseelte ihn und gab ihm Kraft, viele Jahre hindurch in langer Nächte Arbeit, Erfolge zu erringen, die allseitig von der wissenschaftlichen Welt offen und gern anerkannt wurden und ihm einen Namen schufen, obwohl OTTO MÜLLER nicht zur Zunft gehörte, sondern Außenseiter war. Mit Zähigkeit hielt er an dem einmal als richtig erkannten fest und verteidigte seine Meinung ohne Ansehen der Stellung und des Rufes seines wissenschaftlichen ■Gegners. Ihn selbst zeichnete äußerste Bescheidenheit aus. Nach (6*) G. Karsten: leren Ehren, die ihm r-iclilich zuteil wurden, hat er nie ge- der wissenschaftliche Erfolg and die innere Befriedigung darüber gingen ihm über alles. 1861 trat OTTO MÜLLER der Gesellschaft Naturfbrschender mnde bei und dadurch in nähere Beziehungen zu EHRENBERG, ALEXANDER BRAUN und REICHERT. 1881 nahm ihn der Botanische Verein der Provinz Branden- ourg als Mitglied auf. 1882 wurde er in die Deutsche Botanische Gesellschaft auf- genommen, deren Vorstand er als Schatzmeister viele Jahre hin- lurch angehörte. 1894 ernannte ihn die Kaiserlich Leopoldinisch-Karolinische Deutsche Akademie der Naturforscher zu ihrem korrespondierenden Mitgliede. 1897 fand seine wissenschaftliche Tätigkeit die höchste An- erkennung in der Verleihung der Würde eines Ehrendoktors durch Xie philosophische Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. 1901 bat der Fischerei- Verein der 'Provinz Brandenburg ihn jn seine Mitgliederliste aufnehmen zu dürfen. 1907 verlieh ihm der Herr Minister der geistlichen, Unter- richts- und Medizinal-Angelegenheiten den Professor-Titel. Die große Zahl seiner wissenschaftlichen Arbeiten, deren etzte noch im Jahre 1909 veröffentlicht wurde, beweist OTTO MÜLLERs Liebe zur Wissenschaft und seinen unermüdlichen Fleiß, beides Eigenschaften, die es ihm vergönnten, noch weit über das biblische Alter hinaus forschend und schaffend tätig zu sein." Diesen Lebenslauf des um unsere Botanische Gesellschaft hoch- verdienten langjährigen Schatzmeisters nach dem von seinem Sohne entworfenen Bilde wollte ich voranstellen und beschränke mich nun auf eine Würdigung der wissenschaftlichen Verdienste des- Verstorbenen. Alle Arbeiten von OTTO MÜLLER sind durch eine minutiöse Genauigkeit und scharfe Beobachtung der kleinsten, zunächst viel- leicht geringfügig erscheinenden Einzelheiten der schwierigen Ob- jekte, wie die Diatomeen sie darstellen, ausgezeichnet. Wenn wir eine Einteilung der zahlreichen Arbeiten vornehmen, so bilden überaus sorgfältige Untersuchungen des Baues der Zellen, ihrer Schalen, Gürtelbänder, und etwaiger Anhangsbildungen stets die Grundlage, auf der die Folgerungen für die ganze Biologie der Diatomeen aufgebaut werden. So sind vor allem auch die grund- Otto Müller. (85) legenden Arbeiten über Ortsbewegung und ihre Mechanik nur auf •diesem sicheren Grunde ruhend möglich gewesen. Dabei beherrschte 0. MÜLLER die für die Deutung des mikroskopischen Bildes in Betracht kommenden physikalischen Gesetze vollkommen, wie sich u. a. besonders bei den unter dem Namen Kammern und Poren der Diatomeen-Zellwand zusammengefaßten Arbeiten zeigt. Ein- gestreut sind außerdem floristische Bearbeitungen, besonders tropi- scher Gebiete, die eine Fülle neuer und eigenartiger Formen er- gaben ; dabei sind mit besonderer Vorliebe Arten der Gattung Melosira auch für allgemeinere Schlüsse herangezogen worden. In den Untersuchungen über den Schalenbau hat O. MÜLLER eine besondere Methode ausgearbeitet, welche er als „Überflutungs ■ versuche" bezeichnet. Er gibt dazu an: „Diese Versuche bezwecken eine vergleichende Untersuchung der Schalen zuerst in Luft und darauf in Medien, deren Brechungsvermögen das der Membran- substanz so viel möglich übertrifft. Hierbei ist das Augenmerk ebensowohl auf die Gestaltung der Brechungsverhältnisse vor und nach der Überflutung gerichtet, als auch die Art der Verbreitung des Mediums über die Schalenoberfläche im Augenblicke der Über- flutung." Solche Versuche ergaben nun eine absolute Umkehrung ■des optischen Bildes, da, wo Hohlräume in den Schalen von dem stärker brechenden Medium erfüllt worden waren, an Stelle der vorherigen durch das minderbrechende Medium bedingten zer- streuenden Wirkung, jetzt reelle Bilder erzeugt werden mußten. Außerdem erfolgte aus der Füllung der Hohlräume das Vorhanden- sein von Eingangswegen, aus der. Zeitdauer des Eindringens und der Verbreitung innerhalb der Schalen näheres über die Weite und die Zusammenhänge resp. Trennung der einzelnen vom dichteren Medium erfüllten Hohlräume. So konnte von 0. MÜLLER z. B. der Schalenbau von Trieeratium Favus (4)1) folgendermaßen erklärt werden : Die Zellwand besteht „aus einer, den Zellraum begrenzen- den zarten Membran, dem ein System relativ hoher Netzleisten auf- gesetzt ist, welche polygonale, 5-, 6- und 7-seitige Räume um- schließen. An den nach außen gerichteten freien Kanten dieser Netzleisten, verlaufen parallel der Richtung der Membranfläche, schmale membranöse Krempen, welche in der Flächenansicht das Bild eines weiten Maschenwerkes mit kreisrunden Öffnungen ge- währen. Die innere Fläche der Membran ist mit porenartigen Figuren bedeckt, während auf der äußeren Fläche des Maschen- werkes, an den Confluenzstellen der polygonalen Figuren, solide 1) Die beigesetzten Zahlen beziehen sich auf das Literaturverzeichnis (4). fQQ\ G. Karsten: Knöpfe hervorragen. In unmittelbarer Nähe der, übrigens von einem Kanal durchsetzten, Ohren, verschmilzt die Membran unter Fortfall der Netzleisten." Diese Darstellung zeigt, wie gut die Überflutungsversuche Licht über den verwickelten Bau der Zell- vrände zu verbreiten geeignet sind, was 0. MÜLEER insbesondere noch in kritischen Bemerkungen zu Einwänden von J. H.L.FL« »GEL (14) zeigte. So gelang es den Bau der Wandung bei Pleurosigmen, Ejpithemien, Grrammatophara, Si/nedra, Terjisino'e und anderen inter- mten (Gattungen zu analysieren, deren Hohlräume meist nicht nur eine sondern zwei Öffnungen besitzen dürften. Neben dem Bau der Schalen klärte eine Arbeit 0. MÜLLERs die Entstehung und den Bau dei Zwischenbänder und Septen (15), \\ ie sie bei Grammatophora, Licmqphora, Rhabdonema und vielen anderem Gattungen vorkommen, auf. Hier werden auch die aus offenen schuppenartigen Zwischenbändern zum w,eitaus größeren Teil bestehenden Rhizosolenien bereits analysiert, wenn auch die feinere Struktur der Schuppenzeichnimg nicht erkannt werden konnte. Von besonderer Bedeutung ist die fein durchdachte Arbeit „über Achsen-, Orientierungs- und Symmetrie-Ebenen bei den Ba- cillariaceen" (21), deren klare und völlig eindeutige Bezeichnungen leider nicht die allgemeine Anwendung gefunden haben, die sie verdienen, da ein Erfassen der ganzen Umrißformen und Orientie- rung nach den verschiedenen Ebenen nicht von allen Algologen für notwendig gehalten zu sein scheint. Die genaue Kenntnis der Schalenstrukturen bildete nun die Grundlage für ( >. M liLLER, um die vielumstrittene Frage der Orts- bewegung in einer Reihe von Arbeiten zu lösen (16. 19. 20. 25. 26. 27. 27a. 29.). Zunächst bringt die erste der genannten Arbeiten die genaue Analyse der komplizierten Rapbe bei den größeren J'ninuliin'idormen, d. h. jener die Schalen aller Naviculaceen der Lange nach durchziehenden Mittellinie. Er weist nach, daß die liaphe im Schalenquerschnitt einer sehr "engen, geknickten Spalte entspricht, die entweder als einheitliche gebrochene Fläche auftritt oder in der Mitte durch Wandbildung in zwei der Länge nach verlaufende Kanälchen zerlegt wird. Diese Kanälchen münden nun einmal im betreffenden Endknoten, wo der obere und untere Kanal unter s.inaubigem Verlaufe den Knoten durchsetzen und in einander einmünden, andererseits in den Mittelknoten, wo eine Verbindung der zum rechten, wie zum linken Endknoten sich hinziehenden Kanalchen stattfindet. Die Raphe ist mit Zellplasma gefüllt, das einerseits dem umgebenden Medium, andererseits dem Innenplasma Otto Müller. (»7) der Zelle angrenzt und bei der außerordentlichen Enge der Spalte resp. der beiden Kanälchen, zudem dem gewundenen und geknickten Verlaufe der Wanddurchbrechungen, hinreichenden Reibungswider- stand erfährt, um nicht durch den auf 4—5 Atmosphären zu be- rechnenden Innendruck aus der Zelle hinausgepreßt zu werden. Entsprechend den in der Zelle herrschenden Plasmaströmungen, strömt nun auch das Raphenplasma, vom Mittelknoten ausgehend etwa durch den oberen Kanal zum linken Endknoten, durch den unteren Kanal zurück und zum anderen Endknoten usw. Durch diese bald nach der einen, baTd nach der andern Seite verlaufende Strömung, die in der nach außen offen liegenden Raphe an dem ruhenden umgebenden Wasser einen Reibungswiderstand findet, wird die bald vorwärts, bald rückwärts erfolgende Ortsbewegung der Zelle verständlich. 0. MÜLLER faßt das Resultat dieser ersten Arbeit so zusammen: „Die Ortsbevvegung ist nach meiner Auf- fassung die Wirkung der an der Oberfläche zur Geltung kommen- den motorischen Kräfte des aus der Raphe hervortretenden Proto- plasmas und ihre Richtung ist die Resultante dieser Kräfte." Im lebhaften Widerstreit zu den von BÜTSCHLI, LAUTERBOEN und HAUPTFLEISCH erhobenen Einwände werden diese einer nach dem anderen widerlegt, Es ergibt sich dabei die Erkenntnis der von der komplizierten „Pinnularien-Raphe" durch einfacheren Bau wesentlich abweichenden „Kanalraphe", wie 0. MÜLLER die schon vorher von LAUTERBORN für Surirella beschriebene, auf den Kanten verlaufende Wanddurchbrechung nennt, und ihr Vorkommen wird für alle Nitzschieen, Surirella, Gymatoplcura, Campylodiscus und viele andere Formen festgestellt. Ebenso weist MÜLLER stets wieder auf die wichtige Tatsache hin, daß die Zellen sich ebenso gut in der der Raphe entbehrenden Gürtellage, wie in Schalenlage be- wegen, daß es also nicht ein Kriechen, sondern ein freies Schwimmen der Zellen sei, obschon ev. das Gleiten an Schlammpartikeln nicht verschmäht zu werden braucht. Endlich geht 0. MÜLLER zu der genaueren Darstellung der Mechanik der Ortsbewegung über. Er weist nach, daß die halbe Schraubenwindung der oberen und der unteren Schale jedes Zell- endes in den Endknoten sich zu einer ganzen Schraubenwindung ergänzen, vermöge der diagonalen Symmetrie der Zolle, daß also in der Pinnularien-Raphe eine der Schiffsschraube ähnliche Pro- peller-Einrichtung vorliegt, wobei freilich nicht die Schraube selbst sich dreht, sondern das in Schraubenwindung durch die Endknoten- kanäle eingezwängte Plasma an dem ruhenden Wasser reibend die motorische Kraft liefert. Unter Einsetzung der durch Beobach- fgy, Gr. KARSTEN: Bwonnenen Zahlen für die zur Berechnung der von den Zellen zu leistenden Bewegungsarbeit notwendigen Faktoren: Ober- fläche, kubischer Lnhalt, spezifisches Gewicht und Geschwindig- keit in der Sekunde, sowie des Reibungswiderstandes unterge- tauchter Zellen kommt 0. MÜLLER zu Resultaten, die er aus dem zahlenmäßigen in Worte übertragen folgendermaßen zusammenfaßt: .. 1. Die Raphe vermittelt die Leitung lebender Plasmaströme * auf die äußeren Schalenflächen. 2. Anderweitige Plasmaorgane außerhalb der Zellwand sind nicht nachweisbar. 3. Die Raphe der Naviculeen, insbesondere der Pinnularien, ist eine Propeller-Einrichtung, die den Plasmastrom tordiert und in Schraubenlinien zu fließen zwingt. 4. Die diagonale Symmetrie der Pinnularien ist eine mecha- nische Anpassung. 5. An der Raphe ausschließlich kommen die motorischen Kräfte zur Wirkung; sie verrichten dort stets und vor- zugsweise Arbeit gegen die Reibung, mitunter auch gegen die Schwerkraft. 6. Die Plasmaströme haben die Ortsbewegung des Zellkörpers zurfolge, wenn sie eine Geschwindigkeit überschreiten, welche mindestens das 1,5 fache der dem Zellkörper mit- zuteilenden Geschwindigkeit beträgt. 7. Die Oberfläche des Zellkörpers und die Reibungsflächen der Plasmabänder verhalten sich zueinander, wie die Länge zur Geschwindigkeit. S. Zur Fortbewegung genügt ein flüssiges Medium; der Zell- körper bedarf keines festen Substrates und keiner soge- nannt»-n Bewegungslage. 9. Auf ein festes Substrat ist der Zellkörper nur insoweit angewiesen, als eine senkrecht zur Apikaiachse gerichtete Kraft mangelt und die motorische Kraft nicht ausreicht, um den Widerstand der Schwerkraft neben dem der Rei- bung zu überwinden. 10. Der in Tusche-Emulsion erscheinende Körnchen-Faden ist weder ein Gallert- noch ein Plasma-Faden, sondern ein Körnchenstreifen. 11. Di»' Gallertbildungen stehen in keiner Beziehung zur Orts- bewegung." Nachdem dann LAUTERBORN, ohne es besonders hervorzu- heben, sich zu den Grundzügen der 0. MÜLLERschen Bewegungs- theorie, die er als eigene ausgibt, einverstanden erklärt hatte, was Otto Müller. (89) MÜLLER in seiner letzten Arbeit zu dem Thema ausdrücklich fest- stellt, darf diese Theorie als den Tatsachen voll entsprechend an- gesehen werden, und man wird wohl nicht fehlgehen in der An- nahme, daß die glückliche Lösung der Ortsbewegungsfrage bei den Diatomeen die wesentliche Ursache war. welche die Philo- sophische Fakultät der Universität Berlin zu der im gleichen Jahre 1897 erfolgten Verleihung des Ehrendoktordiplomes veranlaßt hat. Die weiteren Arbeiten 0. MÜLLERs über Kammern und Poren in der Diatomeenzellwand (30. 32. 34. 35.) beziehen sich durchweg auf zentrische, der Bewegungsfähigkeit entbehrende Formen, wo die Kammern und Poren Durchbrechungen resp. dünne Stellen der Membran darstellen, welche zur Erleichterung oder Ermöglichung eines Stoffaustausches der eingeschlossenen Plasmakörper mit dem umgebenden Medium dienen. Neben Gallertporen, die u. a. die Ausscheidung der eine Zellbefestigung ermöglichenden Gallertstiele besorgen, oder Einzelzellen zu Zellketten zusammenfügen, konnte 0. MÜLLER für Melosira, Plasmaverbindungen zwischen den einzelnen Fadenzellen und für Stephanopyxis, Sceletonema u. a. nachweisen, daß die mehr oder minder langen „Kieselstäbchen", die die einzelnen Zellen zu .Reihen verbinden, hohle, von Plasma belebte „Kieselröhrchen" dar- stellen, daß demnach das von mir bewiesene, von SCHUTT in Ab- rede gestellte Nachwachsen der Sceletonemaröhrchen zur Regulierung der Schwebfähigkeit dieser Planktonform zu Recht bestehe. Von Dichtigkeit für das Wachstumsgesetz der Diatomeen sind schließlich noch die Arbeiten (11 u. 12) über das Gesetz der Zellteilungsfolge von Melosira, wo der Nachweis geführt wird, daß die durch die Wachstums- und Teilungsweise der Diatomeen not- wendig von Generation zu Generation eintretende Zellverkleinerung dadurch zu einer minder schnellen gemacht wird, daß die bei der n-ten Zweiteilung entstehende größere Zelle sich -stets bereits in der n -f lten Teilungsperiode weiter teilt, während die bei der- selben Teilung entstehende kleinere Zelle erst bei der n -4- 2ten Teilung geteilt wird. Dadurch muß, wie leicht zu ersehen ist, eine allzu schnelle Herabminderung der Zellgröße erheblich hint- angehalten werden. Dasselbe Teilungsgesetz dürfte auch bei anderen Diatomeen herrschen, z. B. wurde MÜLLER durch ein Verhalten von Terpsinoe auf Abweichungen von der einfachen steten Zwei- teilung, die man sonst voraussetzen durfte, aufmerksam. Freilich ist nur bei in Reihen zusammenbleibenden Formen die Giltigkeit des Gesetzes zu erweisen. — Nur einige der wichtigsten Ergebnisse der unermüdlichen Forschertätigkeit 0. MÜLLERs konnten hier in großen Umrissen G. Karsten: angedeutet werden. Er hat sich in seinen Arbeiten ein bleibendes Denkmal in der Geschichte der Diatomeenkunde gesetzt, wie alle ihn kannten, seiner liebenswürdigen, bescheidenen und stets hilfsbereiten Persönlichkeit ein dankbares Andenken bewahren werden. Halle, August 1917. Verzeichnis der Arbeiten 0. .Müllers, von ihm selbst zusammengestellt. 1. Über die Skulptur von Pleurosigma angulatwm W. Sm. Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. Januar 1870. L'. FKiTSCH, G. und OTTO MÜLLER. Die Skulptur und die feineren Struktur- verhältnisse der Diatomaceen. Mit 12 Tafeln. Berlin 1870. 3. Untersuchungen, betreffend den Bau der Zellwand von Tricerativm Favus Ehr. und der Pleurosigmen. Sitzungsber. d. Ges. naturforsch. Freunde zu Berlin. Oktober 1871. 1. Über den feineren Bau der Zellwand der Bacillariaceen, insbesondere des TriceraUwn Favus Ehr. und der Pleurosigmen. Mit einer Doppel- tafel REICHERTs und DU BOIS-REYMONDs Archiv für Anatomie und Physiologie. Heft 5 und 6, 1871. ... Über den Bau der Zellwand der Bacillariengattung Epithemia Kütz. Sitzungsber. d. Ges. naturforsch. Freunde. Oktober 1872. 6. Vergleichende Untersuchungen neuerer Mikroskop-Objektive, Abdruck aus der Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens der Ges. naturforsch. Freunde. Mit 1 Tafel. Berlin. 1873. 7. Über den Bau der Zellwand in der Bacillariengattung Grammatophora Ehr. Sitzungsber. d. Ges. naturforsch. Freunde. Dezember 187-1. 8. Über pelagische Formen von Bacillariaceen aus dem südlichen Eismeere. Sitzungsber. d. Ges. naturl'orsch. Freunde. Februar 1877. 9. Fernere Mitteilungen über pelagische Formen von Bacillariaceen aus dem südlichen Eismeere und über den Bau der Zellwand von Synedra tabula hi var. thalassotrix (S. thalassotrix Cleve). Sitzungsber. d. des. naturforsch. Freunde. Mai 1877. 10. Über den anatomischen Bau der Bacillariengattung Terpsinoe Ehr. Sitzungsber. d. Ges. naturforsch. Freunde. Januar 1881. 11. Das Gesetz der Zellteilungsfolge von M elosira (Orthosira) arenaria Moore: Mi» einer Tafel. Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft, Hand I, Heft 1. 1883. 12. Die Zellhaut und das Gesetz der Zellteilungsfolge von Melosira arenarid Moore. Mit fünf Tafeln. Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik. Band XIV. lieft 2. 1883. 13. Die Uhromatophoren mariner Bacillariaceen aus den Gattungen Plcnro- tigma und Nitzschia Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. Bd. I, Heft 9. 1883. 14. Bemerkungen zu dem Aufsatze Dr. J. H. L. FLÖGELs, Researches on the Structuro of Cell-walls of Diatoms. Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. Bd. H, Heft 10. 18'84. Otto Müller. (91) 15. Die Zwischenbänder und Septen der Bacillariaceen. Mit einer Tafel. Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. Bd. IV, Heft 7. 1886. 16. Durchbrechungen der Zellwand in ihren Beziehungen zur Ortsbewegung der Bacillariaceen. Mit einer Tafel. Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. Bd. VII. Heft 4. 1889. 17. Auxosporen von Terpsinoe musica Ehr. Mit einer Tafel. Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. Bd. VII, Heft 4. 1889. 18. Bacillariaceen aus Java. I. Mit einer Tafel. Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. Bd. VIII, Heft 9. 1890. 19. Die Ortsbewegung der Bacillariaceen betreffend. Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. Bd. XI. Heft 10. 1893. 20. Die Ortsbewegung der Bacillariaceen. II. Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. Bd. XII, Heft 5. 1894. 21. Über Achsen, Orientierungs- und Symmetrieebenen bei den Bacillaria- ceen. Mit einer Tafel. Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. Bd. XIII, Heft 5. 1895. 22. Diatomeae, Bacillariaceen aus Ostafrika. ENGLER, Ostafrika. Bd. V. Pflanzenwelt 0. 1895. 23. Wiopalodia, ein neues Genus der Bacillariaceen. Mit zwei Tafeln. ENGLERs Botanische Jahrbücher. Bd. XXII. 1895. 24. Die Bacillariaceen im Plankton des Müggelsees bei Berlin. Aus der Biologischen Station des Deutschen Fischerei-Vereius am Müggelsee. Zeitschrift für Fischerei. Heft 6. 1895. 26. Die Ortsbewegung der Bacillariaceen. III. Mit zwei Tafeln. Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. Bd. XIV, Heft 1. 1896. 26. Die Ortsbewegung der Bacillariaceen. IV. Mechanik der Ortsbewegung. Mit zwei Tafeln. Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. Bd. XIV, Heft 3. 1896. 27. Die Ortsbewegung der Bacillariaceen. V. Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. Bd. XV, Heft 1. 1897. 27a. Die Ortsbewegung der Bacillariaceen. Biologisches Oentralblatt. Bd. XV II, . Nr. 8. 1897. 28. Bacillariales aus den Hochseen des Riesengebirges. Mit einer Tafel. Forschungsberichte aus der Biologischen Station zu Plön. Teil VI, 1898. 29. Bemerkungen zu einem nach meinen Angaben angefertigten Modell einer Pinnidaria. Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. Bd. XVI, Heft 8. 1898. 30. Kammern und Poren in der Zellwand der Bacillariaceen. Mit 2 Tafeln. Ber. d Deutsch. Botan. Ges. Bd. XVI, Heft 10. 1898. 31. Bacillariaceen aus den Natrontälern von El Kab (Oberägypten). Mit drei Tafeln. Hedwigia. , Bd. XXX VIII. 1899, 32. Kammern und Poren in der Zellwand der Bacillariaceen. II. Zentrifu- gales Dicken Wachstum und extramembranöses Plasma. Mit zwei Tafeln. Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. Bd. XVII, Heft 10. 1899. 33. Referat über G. Karstens , Diatomeen der Kieler Bucht. Hedwigia. Bd. XXXIX. 1900. 34. Kammern und Poren in der Zellwand der Bacillariaceen. III. Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. Bd. XVIII, Heft 10. 1900. 35. Kammern und Poren in der Zellwand der Bacillariaceen. IV. Mit einer Tafel. Ber. d Deutsch. Botan. Ges. Bd. XIX, Heft 3. 1901. G. Karsten: Ott<> Müller 86, Sprungweise Mutation bei Melosireen. Mit einer Tafel. Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. Bd. XXI, Heft 6. 1903. Bacillariaceen aus dem Nyassalande und einigen benachbarten Gebieten. Brate Folge: Surirelloideae — Surirelleae. Mit zwei Tafeln. ENGLERs Botanische Jahrbücher. Bd. XXXIV, Heft 1. 1903, 38. Bacillariaceen aus\lem Nyassalande. Zweite Folge: Discoideae — Cos- cinodisceae. Discoideae — Eupodisceae. Mit zwei Tafeln. ENGLERs Botanische Jahrbücher. Bd. XXXIV, Heft 2. 1904. I'.acillariaceen aus dem Nyassalande. Dritte Folge: Naviculoideae — Naviculeae — Gomphoneminae - Gomphocymbellinae — Cymbellinae. Nitzschioideae — Nitzschieae. l'f'lanzengeographische Übersichten. Mit zwei Tafeln. Englers Botanische Jahrbücher. Bd. XXX »71. Heft 1 und 2. 1905. 40. Pleomorphismus, Auxosporen und Dauersporen bei Melosira- Arten. Mit zwei Tafeln. Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik. Bd. XLIII, Heft 1, 1906. 41. Bacillariaceen aus Süd-Patagonien. Material der Expedition von NOR- DEN8K1ÖLD und BORGE. In Vorbereitung. Photographische Gesichtsfeldbilder nach Präparaten von J. D. MÖLLER in. Wedel. Betrachtungen über geistiges Leben und Buchhandel in Belgien. Manuskript 1862. Gibt es buchhändlerische Fachwissenschaften? Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 1864, Nr. 23. Das optische Verhalten von Fraktur und Antiqua. Börsenbl. f. d. Deutsch. Buchh. 1878, Nr. 1 und 5. Memorandum, betreffend die Einführung einheitlicher Unterrichtsbücher in den Gemeindeschulen Berlins. Börsenbl. f. d. Deutsch. Buchh. Die neue Rechtschreibung und der Buchhandel. Börsenbl. f. d. Deutsch. Buchh. 1880. HERMANN Kaiser. Nekrolog. Börsenbl. f. d. Deutsch. Buchh 1882. Fr. Dettweiler: Richard Braungart. (93) Richard Braungart. Von FR. DETTWEILER. Der Name RICHARD BRAUNGART, kgl. bayer. Professor der Landwirtschaft, früher in Weihenstephan-Freising, ist der größeren Öffentlichkeit erst im Jahre 1912 bekannt geworden, aber sein Werk, das Werk seines Lebens, dessen erster Band damals erschien, bietet die sichere Gewähr, daß dieser Name für alle Zeiten einen guten Klang in der Geschichte germanischer Kultur behalten wird. Dieser erste Band führt den Titel: „Die Urheimat der Landwirtschaft aller indogermanischer Völker an der Geschichte der Kulturpflanzen und Ackerbaugeräte in Mittel- und Nordeuropa nachgewiesen." Mit 266 Abbildungen u. 1 Tafel. Verlag C. WINTER, Heidelberg. Diesem ersten folgte der zweite Band: .„Die Südgermanen , die Bojer, Vindelizier, Räter, Noriker, Taurisker etc. waren nach all ihren landwirtschaftlichen Geräten und Einrichtungen keine Kelten, sondern Urgermanen. Höchst wahrscheinlich das Stamm- volk aller Germanen." Mit 334 Abbildungen und 9 Tafeln. Ein dritter Band, der die No rdgermanen und ihre besondere Kultur behandelt, wurde von dem Verfasser noch vor seinem Tode fertig gestellt, soll aber nach einer brieflichen Mitteilung der Ver- lagsbuchhandlung erst nach erfolgter Umarbeitung durch Ed. HAHN erscheinen1). x) Ältere Arbeiten sind : 1. Naturwissenschaftliche Reisebilder. Oberetschtal und Heran. Landw. Jahrbuch, Berlin 1874. P. PAREY. 2. Die Ackergeräte in ihren praktischen Beziehungen wie nach ihrer urgeschichtlichen u. ethnographischen Bedeutung. Heidelberg 1881. 0. Winter. 3. Geschichtliches über denHopfen. Wochenschrift f. Brauerei. Berlin 1891. 4. Der Hopfen aller hopfenbauenden Länder der Erde als Braumaterial. München 1901. R. OLDENBURG. 6. Die Hufeisenfunde in Deutschland u. die Geschichte des Hufeisens. Landw. Jahrbuch. Berlin 1893. P. PAREY. /g4) FR. DETTW EILER: W'-i war RICHARD BRAUNGART und wie kam gerade er dazu sich einer so gewaltigen Aufgabe zu unterziehen, wie sie die Schreibung einer Geschichte der germanischen Kultur darstellt? Im Vorwort des ersten Bandes gibt uns der Verfasser Antwort auf diese Frage. BRA1 v\KT ist geborener Bayer, kam als junger Mensch nach beendetem Studium als Kultur-Ingenieur nach Böhmen, scheint dort den besonderen Wert des Deutschtums unter den unartigen Verhältnissen des Landes kennen und schätzen ge- lernt zu haben und wurde 1865 als Dozent an die landwirtschaft- liche Akademie Weihenstephan bei Freising berufen, wo er bis kurz vor seinem Tode wirkte. Zunächst beschränkte sich sein Lehrauftrag auf Wirtschaftsführung, bald danach kam das land- wirtschaftl. Geräte- und Maschinenwesen hinzu. Am 1. Januar 1869 wurde er zum Professor der Bodenkunde, allgemeinerund spezieller Pflanzenproduktionslehre und des landw. Geräte- und Maschinen- wesens ernannt. Bei seiner Übersiedelung nach" Weihenstephan fand BRAUN- GART in der Nähe, auf der Münchener Hochebene umfangreiche Spuren der sogen. Hochäcker vor, die heute schon zum größten Teil verschwunden sind. Ueber ihren Ursprung gingen die An- sichten auseinander. Die meisten Schriftsteller führten sie auf Römer zurück, andere auf Kelten, vereinzelt nur wurden schüchtern die Germanen als die Schöpfer genannt. BRAUNGART nahm Int an der Frage, glaubte, daß sie endgültig nur auf Grund d'-r Pflugtechnik zu lösen sei und begann ein gründliches Studium der Pflüge und ihrer Formen seit der Urzeit. Irgend welche Unterlagen für dieses Studium waren nicht vorhanden. Weder die Literatur noch die öffentlichen Sammlungen 6. Uralter Ackerbau im Alpenlande usw. Landw. Jahrb. 1897. Berlin. P. I'ai.i.y. T. Urgeschichtl. -ethnographische Beziehungen an alten Anspanngeräten. Archiv f. Anthropologie 1900. 8. Die letzten Spuren uralten Ackerbaus im Alpenland. Beil. Münchener Allgem. Zeitung 1902. ' Landw. Geräte und Arbeitsvorgänge als wichtige Hilfsmittel kunstgeschichtl. Forschung. Beil. Münch. Allg. Ztg. L908. 10. Die sogen. Imperialgerste im Tiroler Kaisergebirge. Zeitschr. f- d. ges. Brauwesen. Berlin 1893. 11. Beiträge zur Kenntnis d. sogen. Imperialgerste Zeit- schrift d. landw. Ver. in Bayern 1893. Richard Braungart. (95) hatten sich jemals mit dieser Frage befaßt, man war an dieser wichtigen Kulturfrage achtlos vorbeigegangen, und wenn BRAUN- GART nicht gesammelt hätte, was noch zu finden war, dann wäre auch dieses Material für alle Zeiten rettungslos verloren gegangen. Denn die Neuzeit hat gerade auf diesem Gebiete eine völlige Um- wälzung hei beigeführt, die landw. Technik stark verändert und dem Landwirt neue, von den alten verschiedene Geräte in die Hand gegeben. Die international gerichtete Industrie fragt aber nur nach der Zweckmäßigkeit, nicht nach der Form, beseitigt die Originalität und bringt eine weitgehende Gleichmäßigkeit aller Geräte. Deshalb muß man es als einen besonderen Glücksfall be- grüßen und es RlOH. BRATJNGART als bleibendes Verdienst hoch anrechnen, daß er noch gerade vor Torschluß seine schon heute nicht mehr in diesem Umfange möglichen Forschungen vornehmen und sie fünf lange Jahrzehnte ohne jede Unterstützung auf eigene Kosten und mit Aufwand erheblicher Mittel durchführte, bis er in der Läge war, seine Schlußfolgerungen zu ziehen. Besuche in •den verschiedenen Gegenden, Studienreisen und das beharrliche Sammeln alles zugänglichen, in der Literatur zerstreuten Materials waren notwendig. Das bedeutet eine so gründliche, zeitraubende Arbeit, wie sie unsere heutige, nach raschem Erfolg gierende Zeit überhaupt nicht mehr kennt. BRAUNGART ist aber bei seiner Arbeit durchaus nicht ein- seitig geblieben, er hat sich nicht. nur auf das erste Ziel beschränkt und nur die Pflugformen untersucht, sondern er hat zunächst alle landwirtschaftlichen Geräte einbezogen, dann auch die Kultur- pflanzen zugezogen und schließlich die ganze indogermanische Kulturgeschichte überhaupt bearbeitet, wie es in dieser Form und in diesem Zusammenhang noch nie geschehen ist. Deshalb bieten die BRAUNGARTschen Arbeiten sehr viel mehr, wie ihr Titel ver- spricht. Auch wenn man sich selbst längere Zeit schon auf diesem Gebiete bewegt hat, wird man doch noch eine Menge neuer Tat- sachen und noch mehr Anregung finden. Allerdings, ob BRAUN- GART mit seinen Schlußfolgerungen immer das Richtige getroifen hat, ist eine Frage für sich und muß durch neue Arbeiten und Untersuchungen entschieden werden. Sein großes Verdienst bleibt deshalb unbestritten, daß er selbständig vorgegangen ist und für weitere Arbeit erst die Möglichkeit, den festen Untergrund ge- schaffen hat, denn an E. BRAUNGART kann kein Nachfahre vor- beigehen. Ein Totschweigen ist einfach unmöglich. Besondere Hervorhebung verdient gerade in unserer Zeit die Betonung des Deutschtums von BRAUNGART. Er war der typische -gg. . DETTWEILER: RICHARD BRAUNGART. man., der unbeirrt, fest möchte man sagen eigensinnig, aufsein erknV y.iel losgegangen ist, der auch den Kampf nicht eut und im Hieb gegen den ihm offenbar wenig angenehmen ,,n die beste Verteidigung sah. Wie der Franzose GOBINEAU r der Engländer H. St. CHAMBERLAIN im Germanen den Höhe- akt der Menschenrassen sahen, so glaubt BRAUNGART an das Deutschtum und seine hohe kulturgeschichtliche Aufgabe. Aber r glaubte nicht nur daran, sondern er bewies an der Hand fest- stehender Tatsachen, daß die deutschen Völker die ersten waren die eine Aekerkultur schufen und bis heute sich die Führung auf diesem Gebiete erhalten haben. Hierfür BRAUNGART dankbar zu sein und zu bleiben, ist unser aller Pflicht. K. Goebel: Marian Raciborski. (97) Marian Raciborski. Von K. Goebel. Am 27. März 1917 starb in Zakopane einer der begabtesten und vielseitigsten Botaniker unserer Zeit, der Professor an der Universität Krakau M. RACIBORSKI. Er wurde geboren am 16. September 1863 in Brzostavva bei Opotöw1).' Er besuchte in Krakau die Realschule, legte die G-ymnasialmaturitätsprüfung ab und studierte dort an der philosophischen Fakultät. In den Jahren 1885 — 1892 war er als Assistent am botanischen Institut dieser Universität tätig. Im Herbst 1892 erhielt er ein Stipendium, und ging zur Fortsetzung seiner botanischen und paläontologischen Studien nach Deutschland. Er arbeitete hier in den botanischen Instituten in Breslau, Münster, Bonn, Straßburg, Tübingen und München. In München legte er im Jahre 1894 die Doktor-Prüfung ab, und war auch als Assistent tätig. Seine vortreffliche Kenntnis der mikroskopischen Technik und seine stete Hilfsbereitschaft wurde dabei von allen, die im Institut tätig waren, hoch geschätzt und dankbar anerkannt. Mein verstorbener Freund TREUB in Buitenzorg suchte einen Botaniker zur Bearbeitung der Pteridophytenflora Javas. Ich konnte ihm keinen besseren empfehlen, als RACIBORSKI. So kam dieser 1896 nach Buitenzorg, wo er in erstaunlich kurzer Zeit die ihm anvertraute Aufgabe erfolgreich erledigte. Im Juli 1897 begab er sich als Nachfolger des Prof. "YVENT nach Kagok bei Tegal in Central-Java auf die Untersuchungsstation für Zucker- rohr. 1898 übernahm er die Direktion der Experimentalstation für Tabakbau in den Sultanaten Oentral-Java's. Er genoß den Aufenthalt in den Tropen mit dem ganzen Enthusiasmus seiner frischen Persönlichkeit und machte zahlreiche Ausflüge nicht nur in Java, sondern auch nach anderen Teilen von Insulinde. Im Juli 1900 verließ er Java, besuchte noch Penang und Ceylon und kam im Herbste dieses Jahres nach Europa, um die Professur der Botanik an der landwirtschaftlichen Akademie in Dublany bei Lemberg zu übernehmen. Im Jahre 1903 wurde er außerordentlicher, 1909 ordentlicher Professor und Direktor des 1) Die biographischen Daten verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn Simon WlERDAK, Demonstrator des botan. Instituts in Krakau. Ber. der deutschen bot. Gesellsoh. XXXV. (7) K. G0EBEL pflanzenphysiologischen Instituts in Lemberg. Von dort wurde er 1912 Dach Krakau berufen, wo er ein neues botanisches Institut ranisierte. Sein Tod war seinen Freunden — und zu denen gehörten wohl alle, die ihn kennen lernten — eine schmerzliche Übet raschung. Wenn man seine wissenschaftliche Tätigkeit überblickt, so fallt vor allem auf, wie mannigfaltig sie war. RAÖE30RSKI ge- hörte zu den seltenen Botanikern, die auf allen Gebieten dieser umfangreichen Disziplin zu Hause waren. Er war nicht nur ein vortrefflicher Kenner der Formen der Pflanzenwelt, und zwar Bowohl der niederen als der höheren, der lebenden und der fossilen, er war auch vertraut mit den Untersuchungsmethoden der Zellen- lehre und der Histiologie, der Entwicklungsgeschichte, der che- mischen wie der physikalischen Physiologie. -Eine glanzende Be- gabung und ein wunderbares Gedächtnis befähigten ihn auf allen diesen Gebieten Vorzügliches zu leisten. Freilich bringt eine so mannigfaltige Tätigkeit und ein so uiiifassendes Interesse für die verschiedensten Disziplinen, gepaart mit einer hellen Freude an der Mannigfaltigkeit der Lebensformen auch eine Gefahr in sich. Man kann wohl sagen, daß ein Mann von so hervorragender und seltener Begabung, wie sie EACIBORSKL eigen war, noch Grösseres hätte vollbringen können, wenn er sich mehr auf ein bestimmtes Feld beschränkt hätte, wenn ihm also der „Begrenzungs-Faktor", der uns andere oft genug drückt und be- Bchränkt, mehr zugeteilt gewesen wäre. So hat gerade sein um- fassendes Wissen, vielleicht auch die äußere Gestaltung seines Lebenswegs, ihn wohl verhindert, noch reichere Früchte seiner wissenschaftlichen Begabung zu ernten, als sie uns jetzt vorliegen. Von niederen Pflanzen beschäftigten ihn namentlich Myxom y- en, Algen und Pilze. Er hat eine ganze Anzahl neuer Formen von Desmidien, parasitischen und epiphytischen Pilzen namentlich in Java entdeckt und beschrieben. Seine mit POIRAULT in München ausgeführte Arbeit über die Zellkerne der Uredineen war wichtig für die Erkenntnis der interessanten Kernverhältnisse in dieser ,; nippe. Die Untersuchung über Basidiobohts Ranarum zeigt ihn als Meister auf dem Gebiete der Pilzkultur und der experimentellen Morphologie. Seine umfangreiche Abhandlung über die Pteridophyten Java's beweist, wie rasch er ein ihm zunächst nicht sehr nahe liegendes Problem bewältigen konnte. Er würde mit derselben Virtuosität auch irgend eine andere Pflanzengruppe, die ihn interessierte, haben bearbeiten können. Marian Raciborski. (99) Die Abhandlungen über die Morphologie der Cabombeen und Nymphaeaceen geben nicht nur eine Menge interessanter entwick- lungsgeschichtlicher Beobachtungen, sie beschäftigen sich auch mit allgemeinen Problemen. B.AÜIBORSKI war einer der ersten, die sich auf Grund von Beobachtungen am Vegetationspunkt gegen die von SCHWENDENER in seiher „Mechanischen Theorie der Blattstellungen" (1878) ver- teidigten Anschauungen wandte. Er vertrat die Auffassung, daß „die schon angelegten Primordien A'egetationscentren darstellen, welche eine gewisse Zone des Sproßgipfels zu einer die Stoffe anziehenden Zone verwandeln", und fand deshalb auch SCHWENDENERs spätere Annahme, daß jeder Anlage ein bestimmtes „Entwicklungsfeld" entspreche, ungenügend. Das führte er namentlich in seiner wich- tigen, aber — in unserer allen morphologischen Problemen ab- holden Zeit — viel zu wenig beachteten Abhandlung über Ver- zweigung aus, einer Frucht seiner Studien in Java. Sie enthält eine Menge schöner Beobachtungen in sehr gedrängter Darstellung", die andere zu einem dicken Buche ausgesponnen hätten, womöglich mit Ausblicken auf Vitalismus, Mechanismus und andere unlösbare Bätsei. RACIBORSKIs Darstellung aber ist stets kurz, oft fast zu kurz, und ungemein sachlich, nur gelegentlich mit etwas Polemik gemischt — namentlich gegen SCHUMANN, dessen Art zu arbeiten ihm unsympathisch wrar. Auch die „Biologischen Mitteilungen" aus Java bringen eine reiche Ernte von Beobachtungen. Man fühlt aus ihnen heraus, wie der Verfasser das Studium der tropischen Pflanzenwelt liebte und genoß. Sie behandeln die vertikale Verbreitung der javanischen Fauna und der javanischen Orchideen, die Samen der Orchideen, deren Keimung, die* vegetative Verbreitung des Dendrobium muta- bile, die Bewurzelung der Vanille-Arten, lianenartige Orchideen, schleimbildende Luftwurzeln, und andere Lebenserscheinungen von Orchideen, Samenverbreitung der Andropogonarten, Ameisenbröd- chen der Lece-Arten und ihre Spaltöffnungsstreifen. Es sind also teils pflanzengeographische, teils „biologische" Beobachtungen, die hier mitgeteilt werden. Namentlich interessierte ihn die so viele merk- würdige Erscheinungen darbietende Familie der Orchideen, von denen er mit großen Kosten (trotzdem er wohl nie an Geldüber- fluß litt) eine große Sammlung lebender Exemplare zusammen- brachte und kultivierte. Auch später kam er noch öfters auf den Schatz seiner in Java gesammelten Beobachtungen zurück. (7*) (100) K CiKI'.KI,: Gleichfalls vergleichend biologisch, aber auch viele morpho- logisch wichtige Tatsachen bietend, ist die noch in München ent- Btandene Abhandlung „Über die Schutzvorrichtungen der Bluten- knospen". Eine Anzahl von weiteren in Java unternommenen Unter- suchungen waren der angewandten Botanik gewidmet, namentlich Krankheiten des Zuckerrohrs, von Mais und Tabak. Sehr bekannt und neuerdings oft erwähnt ist sein Nachweis geworden, daTJ die Tahaksamen „Lichtkeimer" sind. Der chemischen Physiologie gehören an die Arbeiten über töyriophyllin und Leptomin und die Beiträge zur botanischen Mikrochemie und die Untersuchung über die Assimilation des Stickstoffs durch Pilze. Von besonderem Interesse war der Nachweis des „Leptoinins'" einer Substanz, die sich von den Oxydasen unterscheidet. Sie be- wirkt bo Gegenwart von Wasserstoffsuperoxyd die Bläuung einer Lösung von Guajakharz (durch Übertragung des Sauerstoffes an die Gujakonsänre). RAÜIBORSKI untersuchte die Verbreitung diesei .Peroxydase"1 die sich im „Leptom" des Leitbündel, in Lenticellen, Pneumathoden, im Aerenchvm und den „Durchlaßzellen" findet und vermutet, datf sie eine dem Hämoglobin der höheren und dem Hämocyanin der niederen Tiere analoge liolle habe „und zwai ein mit Sauerstoff beladenes Vehikel die innere Atmung, also -tausch des Sauerstoffs zwischen den Siebröhren, Milchröhren und andern es enthaltenden Zellen einerseits und dem umliegenden Gewebe andererseits zu unterhalten" (1898). Aul die Ergebnisse der eingehenden Untersuchung über die Stickstoffassimilation der Pilze möchte ich liier nicht näher ein- gehen. Sie behandelt die Frage nach der Assimilation der Ni- i », der Wirkung von Hydroxylamin und Hydrazinsalzen, ergibt, daß die Kiwcißstoffe vor der Assimilation bis zu Ammoniak abgebaut werden, und untersucht das Schicksal der bei* der Desamidieruii"- d«-r aliphatischen oder der aromatischen Aminosäuren entstehenden stickstofflosen Verbindungen speziell der „primären < »xalate". — In das Gebiet der physikalischen Physiologie gehört die Untersuchung über die obere Grenze des osmotischen Druckes der lebenden Zelle 1 190")), welche von Versuchen berichtet, in denen Aspergillus glaueus und Torula sp. in gesättigter Kochsalzlösung [osmot. Druck etwa 375 A t in.], teilweise sogar in gesättigter Chlorlithiumlösung wuchsen, die Ahhandlung „Über das Schrittwachstum in den Zellen." Die merkwürdigen und sehr wichtigen Beobachtungen %über das Wachstum von Basidiöbolus, welche KACIBORSKI in der letzt- Marian Raciborski. (101) genannten Abhandlung mitteilt, sind, soweit mir bekannt, bis jetzt wenig beachtet worden. Er fand, daß das Protoplasma beim Wachstum immer weiter von der Basis der Zelle nach vorne gleitet, bei rascher Bewegung schrittweise neue Querwände am basalen Ende der Zellen bildend. Bei diesem „Schrittwachstum" unter- schied er zwei Phasen des Plasmas, Expansion und Kontraktion, Diastole und Systole der Zelle. Erstere ist mit dem Streckungs- wachstum identisch, die Systole mit Wasseraustritt aus der basalen Vakuole der Zelle verbunden. Es zeigte sich weiter, daß die Polarität der Zelle eine Folge der Bewegungsrichtung des Proto- plasmas, aber labil ist. Auch sonst ist die Abhandlung reich an originellen, in sehr gedrängter Darstellung mitgeteilten Beob- achtungen, die weiterer Verfolgung und Verwertung harren. Außerdem war die Phytopaläontologie ein Forschungsgebiet, auf welchem RACIBORSKI besonders ausgedehnte Kenntnisse besaß; auch hat er es durch eine Anzahl von Veröffentlichungen be- reichert. Ebenso verdankt ihm die Pflanzengeographie seiner Heimat wertvolle Förderung. Das Angeführte wird genügen, um die wissenschaftliche Tätig- keit RAOIBORSKIs wenigstens in groben Umrissen zu kennzeichnen. Es bleibt noch übrig, etwas über seine Persönlichkeit zu sagen. Daß er mit begeisterter Liebe an der Wissenschaft hing, geht wohl schon aus seinem ganzen Lebensgange hervor. Sonst war er ein höchst liebenswürdiger, an das Leben nur bescheidene An- sprüche stellender Mensch von sprühendem Temperament und heiterer Gemütsverfassung. Noch glaube ich sein helles Lachen durch das Institut schallen zu hören, und sehe ihn mit einer großen Botanisierkapsel und der nie fehlenden Zigarre ausgerüstet auf einer unserer Wanderungen in den bayerischen Bergen. Daß eine so lebendige Natur mit so reichen Kenntnissen und Fähigkeiten auch ein begeisternder akademischer Lehrer sein mußte, ist fast selbstverständlich. Es sind denn auch eine ganze Anzahl von Arbeiten aus seiner Schule hervorgegangen. Als ich ihn im Jahre 1908 zum letztenmale sah, fand ich ihn sehr gealtert, vielleicht war damals schon seine Gesundheit erschüttert. Er klagte aber nicht, und alle seine Freunde waren von seinem viel zu frühen Tode schmerzlich überrascht. Wir haben mit ihm nicht nur einen Fachgenossen von seltener Begabung und erstaunlich umfangreichen Kenntnissen, sondern auch einen von den Menschen verloren, denen auf dem Lebensweg begegnet zu sein man mit ungetrübter Freude und Dankbarkeit empfindet. (1(1 K. GOBBBL: Verzeichnis der feröffentlichungen M. Raciborskis. Zusammengestellt von S. WlERDAK. Systematik, Florlstii und Pflanzengeographie, iwce (Myxomycetes) Krakovva i jego okolicy. Berichte der pbysio- raphi8chen Kom. der Krakauer Akad. d. Wissensch. 1 88-t. Bd. XVIII. S. 1 — 11. 2. Przvczvn.k do znajomosci sluzowc<>w ; myxomycetum agri cracoviensis genera species et varietates novae (mit 1 Tafel). Ber. d. Krakauer Akad d. Wissenschaften. Bd. XII. 1884. S. 17. 3. Roslinne pasorzyty karpi (Saprolegnieae); mit einem deutsch verfaßten Kosuinc (mit 1 Taf.). Berichte der Krakauer Akad. d. Wissenschaften. Bd. XIV. 1885. S. 20. 4. Myxomyceten der Tatra. Hedwigia 1886. S. 168—170. 5. Materyaly do flory grzybow polskich. Rdze (Uredineae). Ber. d. physiogr. Kom.d Krak. Akad. d. Wissensch. Bd. XXI. 1886. S. 16. 6. Bemerkungen über einige in den letzten Jahren beschriebene Myxomy- ceten. Hedwigia 1887. H. 3. S. 1-3. 7. Über einige neue Myxomyceten Polens. Hedwigia 1889. S. 115—124. B. Fythiwn Dictyosporum, nieznany pasorzyt skretnicy (mit 1 Taf.). Ber. d. Krakauer Akad. d. Wissensch. Bd. XXIV. 1892. S. 9. Dasselbe deutsch: Anzeiger d. Ak. d. Wiss. in Krakau S. 284—287. 9. Über einige Pilze aus Südrußland. Hedwigia 1891. H. 5. S. 243— 245. 10. Über die javanischen Schleimpilze. Hedwigia Bd. XXXVII. 1898. S. 50— 66. 11. Parasitische Algen und Pilze Java's. Batavia 1900. S. 133. 3 Hefte. 12. Über die javanischen Hypocreaceae (Scolecesporae). Bull. Acad. Cracoviae 1907. S. 901 -911. 13. Bactridium. Kosmos. Lwöw 1897. 14. Über einige javanische Uredineae. Bull. Acad. Oracovie 1909. 16. Parasitische und epiphytische Pilze Java's. Bull. Acad. Cracovie 1909. 16. Mycotheca polonica I. Teil. Kosmos 1909. 17. Mycotheca polonica IL und III. Teil. Kosmos 1910. 1>>. Desmidje ukolic Krakowa (mit 1 Taf). Ber. d. physiogr. Kom.d Akad. d. Wissensch. in Krakau. Bd. XIX. 1884. S. 24. 19. Ue nonnullis Desmidiaceis novis vel minus cognitis, quae in Polonia inventae sunt (cum tabulis V.). S 1 — 43. Denkschriften d. Krakauer Akad. d. Wissensch X. Bd. 1886. JH. Materyaly do flory glonöw Polski. T. XXII. Her. d. physiogr. Kom. d. Krakauer Akad. d. Wiss. 1888. S. 41. -1 Su alcune desmidiacee Lituane. Notarisia commentarium phycologicum. Gennaio 1889. S. 7. 22. Desmidye nowe (mit 3 Tal'.). 1S89 S. 41. VII. Bd. Denkschr. d. Krakauer Akad. d. Wissensch. Desmidya zebrane przez Dra Ciastonia w podrözy naokolo ziemi. (VL u. VII. Taf.). Per. d. Krak. Akad. d. Wissensch. Bd. XXII. 1892. S. 362 bis 392. • 24. Nowe gatunki ziebenic. B. ElCHLER und M. RaüIBORKKI. Ber. d. Krak. Akad. d. Wiss. Bd. XXVII. 1893. S. 117—126. 3 Taf. 2h. Desinidienflora des Tapakoomasees. Taf. III. u. IV. Flora 1895. Ergbd. 81. Bd. H. 1. S. 30—35. Marian Raciboeski. (103) 26. Przeglad gatunköw rodzaju Pediastrum. Ber. d. Krak. Akad d. Wiss Bd. XX. Krakow 1889. 27. Phycotheca polonica L Teil. Kosmos 1910. 28. Phycotheca polonica II. Teil. Kosmos 1910. 29. Phycotheca polonica III. Teil. Kosmos 1911. 30. Przyczynek do znajomosci watrobowcow (Hepaticae) poludniowo- zachodniej Polski. Ber. d. physiogr. Korn. d. Krak. A.kad. d. Wissensch. Bd. XXII. 1887.: S. 6. 31. Die Pteridophyten der Flora von Buitenzorg. Leiden 1898. S. 255. 32. Die Farne von Tegal. (2 Tafeln.) Nat. Tijdschrift voor Ned. Indie. Dl. LIX. 33. Über die Farngattung Allantodia Wall. Bull, de l'Acad. d. Sc. de Oracovie 1905. S. 316—349. Dasselbe polnisch. 34. Über einige unbekannte Farne des malayischen Archipels. Extr. du Bull, de l'Acad. d. Sc. d. Oracovie 1902. S. 54—65. 35. Przyczynek do flory roslin naczyniowych wadowickiego i myslenickiego obwodu. Ber. der physiogr. Korn, der Krak. Akad. d. Wissenschaften. Bd. XVII. 1882. S. 5. 36. Zmiany zaszte we florze okolic Krakowa wciagu osialnich lat 25 pod- wzglrdem roslin dziko rosDacych. Ber. .d. phys. Kom. d. Ak. d. Wiss. in Krakau. Bd. XVIII. 1883. S. 30. 37. Zapiski florys yczne. Ber. d. physiogr. Kom. d. Krak. Akad. d. Wiss. 1885. Bd. XIX. S. 14; IL Teil Bd. XXII. 1888. S. 15. 38. De generis galii formis quae in Polonia inventae sunt. Ber. d. Krak. Akad. d. Wiss. Bd. XIV. 1885. S. 10. 39. Rosliny zebrane przez A. J. SLENDZIXSK1EGO, oznaczone przez M. Raci- BORSK1EGO. Ber. d. physiogr. Kom. d Krak. Akad. d. Wissensch. Bd. XX. 188B. S. 44. 40. Caltha palustris w Polsce. Ber. d. physiogr. Kom. d. Krak. Akad. d. Wissensch. Bd. XXII. 1887. S. 6. 4L Klony polskie. Ber d. physiogr. Kom d. Akad. d. Wiss. Bd. XXIII. 1888. S. 6. 42. Conspectus juncacearum Poloniae. Ber. d. physiogr. Kom. d. Krak. Akad. d. Wiss. Bd. XXIII. 1888. S. 32. 43. Kilka s öw o modrzewin w Polsce. Kosmos 1890. S. 10. 44. Pseudogardneria, nowy rodzaj z rodziny Loganiaceae, mit 8 Zeichnungen im Text. Ber. d. Krakauer Akad. d. Wissensch. 1896. Bd. XXXII. S. 9. Dasselbe deutsch: Anzeig. d. Akad. d. Wiss. in Krakau 1896. S. 205—208. 45. Rosliny polskie (Plantae polonicae) Nr." 1—400. Kosmos 1910. i 46. Rosliny polskie (Elora polonica exsiccata) Nr. 401—800. Kosmos 1911. 47. Rosliny polskie (Flora polonica exsiccata; Nr. 801—900; Flora Tatrorum). Kosmos 1911. 48. Azalea pontica im Sandomierer Wald und ihre Parasiten. Bull. Acad. Oracovie 1909. 49. Roslinnosö wöd stojacych okolicy Lwowa; (Wasservegetation der Um- gebung von Lemberg). Kosmos 1910. 50. Ochrony godne drzevva i zbiorowiska roslin. (Bemerkungswerte und schutzbedürftige Bäume und Pflanzenvereine). Kosmos 1910. ftl. Ososnie. (Pinus silvestris in Polen.) Mit 1 Taf. ' Kosmos 1911. (104) K. GOEBEfc: izgi Eloryslyczne (Floristische Notizen). Kosmos 1911. Dzieje rozwoju roslinno-ci Polski Polnische Fnzyklopedie 1912. 31 bjstyka flory polskiej Polnische Enzyklop. 1912. Rozmieszczenie i granice drzew oraz vvainiejszych krzewöw i roslin na. zicmiach polskich. Polnische Enzyklop. 1912. '.; b B j;e«>botaniczna ziem polskich. Polnische Enzyklop. 1912. 57. Die Pflanzenwelt Galiziens: Separat-Abdruck aus dem Führer durch 1 ■ilizien. 58. tJber die sog. pontischen Pflanzen der polnischen Flora. Bull. Acad. Oracovie 1916 Paläobotanik. B9. Pelii niepolamicki. Ber. d. physiogr. Kom. d. Krak. Akad. d. Wiss Bd. XX. L886. S. 3. 60. Oobecnym stanie mych badah flory kopalnej ogniotrwalych glinek kra- kowskich. Ber. d. physiogr. Kom. d. Krak. Akad. d. Wiss. Bd. XXIII. ] 889. S 1 2. 61. „Flora retycka w Tatrach" (Über eine fossile Flora in der hohen Tatra). Her. d. Krak. Akad. d. Wissensch. 1890. Bd. XXI. S. 18. Dasselbe deutsch: Anz. d. Akad. d. Wissensch. in Krakau 1890. 2 l'ermokarliohska flora karniowickiego wapienia (mit 3 Taf.) - Berichte der Krak. Akad. d. Wiss. Bd. XXIII. 1891. S. 42. Dasselbe deutsch : „Über die Permo-Carbon Flora des Karniowicer Kalkes." Anz. d. Akad. d. Wiss. 1890. 63. ..Flora retycka pölnocnego sloku gör Swiotokrzyskich1'. Ber. d. Krak. Akad. d Wiss. 1891. Bd. XXIII. S. 35. Dasselbe deutsch: „Über die rhä- tische Flora am Nordabhange des polnischen Mittelgebirgeb". Anz. d. Ak. d. Wiss. in Krakau 1891. M. Przyczvnek do flory retyckiej Polski (mit 1 Taf.). Ber. d. Krak. Akad d. Wissensch. Bd. XXII. 1892. S. 1892. Dasselbe deutsch: „Beiträge zur Kenntnis der rhätischen Flora Polens" (mit 2 Taf.). Anz. d. Akad. d. Wiss. in Krakau 1891. 65. Zapiski paleobotaniczne. Kosmos 1892. S. 8. 66. Über das Rwthliegende der Krakauer Gegend. K. k. Geologische Reichs- aDstalt 1891. Nr. 13. Verh. S. 4. »IT. Cycadoidea Niedzwiedrkii nov. spec. (mit 2 Taf.). Ber. d. Krak. Akad d. Wissensch. Bd. XXVI. 1893. S. 10. Dasselbe deutsch: Anzeig. d. Akad. d. Wiss. in Krakau 1892. • -. Flora kopalna krakowskich glin ogniotrwalych. I. Teil. Archegoniatae Taf. VI— XXVII. Sonderabdruck d Denkschr. d. Akad. d. Wissensch. Bd. XVIII 1S94. S. 100. Flore fossile des argiles plastiques dans les environs de Cracovie. 1 Filicin6es, Equisetac6es. Extr. du Bull, de l'Acad. d. Sc. de Oracovie l B90. 70. I ber die Osmandaceeo und Schizaeaceen d. Juraformation, ENGLERs mische Jahrb. XIII. Bd. I. H. Mit 1 Taf. 1890. S. 9. 71. Über Palaeohepatica Roemeri Kaz. Sitzungsberichte der schles. Gesellsch für Vaterl. »'ultur 1892. ?2 Roslinnosö kuli ziemskiej w wiekach minionych. (Vortrag.) Wszechswiat 1903. S. 16 Marian Racibürski. (105) 73. Über eine fossile Pangiumaat aus dem Miozän Java's. Bull. Acad. Cra- covie 1909. 74. Ehizodendron w opoce lwowskiej (Rhisoäendron in den senonen Mergeln der Umgebung von Lemberg). Kosmos 1909. Morphologie.. 75. Odmiana teratologiczna Laniium album. Ber. d. Krak. Akad. d. Wissensch. Bd. XVII. 1886. S. 19. 76. Przjczynek do morfologii j§dra komörkowego nasion kielkuj$cych (mit 1 Taf.>. Ber. d. Krak. Akad. d. Wissensch. 1893. S.U. Dasselbe deutsch: „Zur Morphologie des Zellkerns der keimenden Samen". Anz. d. Akad. d. Wissensch. in Krakau 1893. 77. Chromatofilia ja,der worka zal^zkowego. Ber. d. Krak. Akad. d. Wiss. Bd. XXVI. 1893. S. 20. Dasselbe deutsch: „Über die Ohromatophilie der Embryosackkerne". Anz d. Ak. d. Wiss. 1893. 78. Über die Inhaltskörper der Myriophyllumtrichome. Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. 1893. Bd. XL S. 348—351. 79. Elajoplasty liliowatych (1 Taf.). 1894. Ber. d. Krak. Ak. d. Wissensch. Bd. XXVII. S. 21. Dasselbe deutsch: „Über die Entwickelungsgeschichte der Elaioplasten bei Liliaceen". Anz. d. Ak. d Wiss. Krakau 1893. 80 Die Morphologie der Cabombeen und Nymphaeaceen. Flora 1894. H. 3, S. 37. 81. Beiträge zur Kenntnis der Cabombeen und Nymphaeaceen. Flora 1894. Ergbd. S. 92—108. Mit 1 Taf. 82. Die Schutzvorrichtungen der Blütenknospen. Flora 1895. Ergbd., 81 Bd H. 1, S. 151—194. 83. Sur les noyaux des Uredinees par G. POIRAULT et M. RaüIBORSKI. Extr. du Journal de Botanique. S. 22. Mit 1 Taf. S4. Les phenomenes de karyokinese daos les Uredinees par M. M. G. POIRAULT et M. Racibürski. 181)5. Comptes rendus des seances de l'Ac. des Sciences. Paris. S. 3. 85. Über konjugale Kerne und die konjugate Kernteilung von G. POIRAULT in Paris und M. RACIBORSKI in München. S6. Studya Mykologiezne (mit 1 Taf. u. 19 Fig.). Ber. d. Krak. Akad. d. Wissensch. 1896 Dasselbe deutsch: „Mykologische Studien". Anz. d. Akad. d. Wissensch. Krakau 1896. 87. Über die Vorläuferspitze. Flora 1900. Bd. 87. S. 25. s8 Über die Verzweigung, mit 31 Abbildungen. 1900. Ann. d. Jardin Botanique de Buitenzorg. 2. Ser Vol. IL S. 1—67. 89. Über die epiphyllen Blüten der Gabelgerste Hordeum trifurcatum. Extr. du Bull, de l'Acad. d. Sc. de Oracovie 1902. S. 43—48. 90. Über die vegetative Vermehrung der Marattiacee Angio^teris erecta. Bull. Acad. Oracovie 1902. S. 48—51. 91. Coreopsis tinctoria var. prolifica: Eine unzweckmäßige Mutation. Fest- schrift für Wiesner. Wien 1907. S. 417—420. Phytopathologie. 92. Einige observaties over de zoogenaarn de Dongkellanziekte. Mededee- lingen van het Proefstation voor Suikerriet in West-Java. Is97. S. 5. IH'6) K. (ioKlU-.I. Liier, eine gefährliche .Mais- Krankheit. Ber. d. Deutsch. Bot. Gesellsch. 1897 Bd. XII. S. 475—478. 14. Yoorloopige mededeelingen omtrent eenige rietziekten. 1898. Archief voor de Java. Suikerindustrie S. 5. Over de Dongkellanziekte S. 6. Over serehachtige ziekteverschijnseln. S. 6. Overgedrukt uit het Archiet' voor de Java. Suikerindustrie 1898. tfl. 22. 97, Over het afsterven van jonge rietplanten, veroorzaakt door eene gistort S. 481 — 4^ Over het voorkommen van en Schizophyllumschimmel op suikerriet. S. 4*6— 488. 99. Trameies pusilla op suikerriet. S. 489 — 490. Over ziek Tergenriet S. 491—493. 100. Over den groet van riet op zonthoudenden grond. S. 493—495. Archief voor de Java Suikerindustrie 1898. KU. Über das Absterben der Djowarbäurne Cassia siamea auf Java. Forst- lich-naturwiss. Zeitschr. 1898. 3. H. S. 101—102. L02, Pflanzenpathologisches aus Java. Zeitschr. f. Pflanzenkrankheiteu. VIII. Bd. 2 H. S. 2 IL T. 4 H. S. 6. 108. Einige bestandeelen van het suikerriet Archief voor de Java. Suiker- industrie 1898. Afl. 6. S. 6. M>4. Onderzoelringen over tabak in de vorstenlanden voor M. RaciboksKI. 1898-1899. en HJ. JENSEN 1900—1904. Batavia L905. 106. Uhoroby tytonin w Galicyi. Lwöw 1902. S. 26. Pflanzenphysiologie. L06. O rzekomem prsystosowaniusie lisci do uderzeh giadu i kropli deszczu Ber. d. Krak. Akad. d. Wissensch. Bd. XVII. 1887. S. 27. KIT. Über den Einfluß äußerer Bedingungen auf die Wachstumsweise des Basidiobolm ranarum. Flora 1896. 82. Bd. H. IL S. 107—132. Mit 11 Fig. L08. Ein Inhaltskörper des Leptoms. Ber. d. Deutsch. Bot. Gesellsch. 1S98. Bd. XVI. H. 3. S. 52-63. 109. Weitere Mitteilungen über das Leptomin. Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. 1898. Bd. XVI. S. 119—122. 110. Einige Demonstrationsversuche mit Leptomin. Flora 1898. 85 Bd. 4 H. S. 361—367. 111. Biologische Mitteilungen aus Java. Flora 1898. 85 Bd. 4 H. S. 325—361 112. Morphogenetische Versuche. Flora 1900. 87 Bd. 1 H. S. 25—37. 113. Über myrmekophile Pflanzen. Flora 1900. 87 Bd. 1 H. S. 38—46. 114. Über die Keimung der Tabaksamen. Extr. du Bull, de l'lnstitut Bot. de Buitenzorg. Nr. VI. S. 10. Dasselbe holländisch. 116, Eber chemische Reaktion der Wurzeloberfläche. Bull. Acad. Cracovie 1902. ' S. 51 — 55. Oxydierende und reduzierende Eigenschaften der lebenden Zelle. 116. Abt. I. Über die oxydierende Fähigkeit der Resorptionsfläche der Wurzel der Blütenpflanzen. S. 338—346. 117. Abt. IL Über die extrazellulare Oxydase. S. 668—693. 18. Abt III. Über die Jodidreaktion des Aspergillus niger. Bull. Acad. Oracovie 1905. Marian Raciborski. (107) 119. Einige Chemomorphosen des Aspergillus n'ujcr. Bull. Acad. Cracovie 1906. S. 764—778. 120. Energetjka w biologii. Vortrag. Wszechswiat 1903. S. 20. 121. Pröba okreslenia görnej granicy cisnicnia osmotycznego umozliwiaja,- cego zycie. Ber. d. Krak. Akad. d. Wiss. 1905. Bd. XLV. S. 15. Das- selbe deutsch: Bull. Acad. Cracovie 1905. 122. Über die Assimilation der Stickstoff Verbindungen durch Pilze. Bull. Acad. Cracovie 1906. S. 733-770. 12.3. Über Schrittwachstum der Zelle. Bull Acad. Cracovie 1907. S. 898—936. 124. Über die Hemmung des Bewegungswachstums bei Basidiobolus ranarum. Bull. Acad. Cracoviens 1908- 125. Reakcye szcz^tköw roslinnych ze Staruni. Kosmos 1910. 126. Über die Zweigrichtung des Muskatnußbaumes. Annales du Jardin de botanique de Buitenzorg. Leiden 1909. 127. Mikrochemia fytolu. (Michrochemie des Phytols.) Kosmos 1913. (108) H. PABISCH: T. F. Hanausek. Von H. PABISCH, Wien. (Mit Bildnistafel.) Am 4. Februar 1918 verschied in Wien an einer Lungen- entzündung einer der hervorragendsten Vertreter der angewandten Botanik und technischen Mikroskopie in Österreich Regierungsrat (ivmnasialdirektor Prof. Dr. T. F. HANAUSEK. Durch seinen Heinigang erleidet die Wissenschaft einen schweren Verlust, indem sich der Verblichene durch mehr als 40 Jahre auf dem Gebiete der angewandten Botanik und Drogenkunde betätigte und besonders die Mikroskopie technisch wichtiger Rohstoffe, wie der vegetabi- lischen Nahrungs- und Genußmittel förderte. THOMAS FRANZ HANAUSEK wurde am 26. September 1852 als Sohn des Bezirksam tsadj unkten EDUARD HANAUSEK auf Schloß Weitwörth bei Oberndorf in Salzburg geboren. Er besuchte zu- erst das Piaristengymnasium zu Budweis und später das Staats- gymnasium zu Salzburg, wo er 1872 die Maturitätsprüfung ablegte. Seine Vorliebe für die Botanik wurde zunächst durch seinen Vater angeregt und später durch seine Lehrer P. ElSELT (Budweis) und Dr. V. I'KRXHOFFER (Salzburg), wie durch den bekannten Floristen Ostalpen Dr. ANTON SAUTER genährt. An der Wiener Uni- versität betrieb er vorwiegend naturwissenschaftliche Studien, wo ihn besonders die Vorlesungen von J. V. WlESNER, BÖHM, REI- UHARDT, FENZL, SCHMARDA und SUESS fesselten und er im pl lanzenphysiologischen Institute bei J. V. WIESNER und im zoo- tomischen Institute bei BRÜHL arbeitete. Im Jahre 1879 legte HANAUSEK die Lehramtsprüfung für Naturgeschichte, Mathematik und Physik an Mittelschulen ab und wurde 1881 auf Grund seiner Dissertation „Über die Harzgänge in den Zapfenschuppen einiger Coniferen" zum Doktor der Philosophie promoviert. Seine erste Anstellung erhielt HANAUSEK als Professor %der Naturgeschichte und Warenkunde an der n.-ö. Landesoberreal- und Handelsschule in Krems a. Donau, richtete dort ein warenkundliches Laboratorium ein und verfaßte die Lehrpläne für den warenkundlichen Unter- richt und das Praktikum an der Handelsschule. Im Jahre 1885 T. F. Hanausek. (109) erhielt er eine Lehrstelle an der k. k. Schottenfelder Staats real- schule in Wien, VII. und- hielt gleichzeitig Vorlesungen über all- gemeine Warenkunde und technische Mikroskopie am Abiturienten- kurse der Wiener Handelsakademie ab. Von 1897 — 1899 wirkte er auch als Inspektor an der damals neugegründeten k. k. Unter- suchungsanstalt für Lebensmittel in Wien, diente dann als Professor der Naturwissenschaften am k. k. Gymnasium in Wien III. und wurde im Jahre 1902 zum Gymnasialdirektor in Krems a. D. er- nannt, wo er bis zu seiner, im Jahre 1910, unter Verleihung des Titels eines Regierangsrates erfolgten Pensionierung verblieb. Seinen Ruhestand verlebte er in Wien, sich ganz der Wissenschaft widmend. Seit dem Jahre 1898 war HANAUSEK als Dozent für technische Rohstofflehre und Warenkunde am k. k. technologischen Gewerbemuseum und als Leiter des mikroskopischen Praktikums an dem dort angegliederten Speziallehrkurs für Papierindustrie tätig. Er war Mitglied der k. k. Prüfungskommission für Handels- akademien, der k. k. Kommission zur Herausgabe des Codex alimen- tarius austriacus und gehörte seit 1909 als fachtechnisches Mitglied dem k. k. Patentamte an. Er war ferner ordentliches Mitglied der Deutschen botanischen Gesellschaft und der Deutschen phar- mazeutischen Gesellschaft in Berlin, der k. k. zoolog.-botan. Gesell- schaft in Wien, korrespondierendes Mitglied des allgemeinen öster- reichischen Apothekervereines, der österreichischen pharmazeutischen Gesellschaft und der k. k. Gartenbau-Gesellschaft und beteiligte sich an den meisten wissenschaftlichen Kongressen. Seine über- reiche und fruchtbringende Betätigung verschaffte ihm bald einen europäischen Ruf. Er stand mit den meisten hervorragenden Bo- tanikern und Pharmakognosten der Welt in reger Verbindung, pflegte aber auch die Beziehungen zu den Praktikern eifrig, wie aus seinen Arbeiten zu ersehen ist. HANAUSEK war ein fleißiger Sammler und hatte ein großes Herbarium und eine reichhaltige Rohstoffsammlung, die nach dessen Tode in den Besitz des Prof. J. WEESE (Wien) überging. HANAUSEK wrar eine sympathische Persönlichkeit und wegen seines geraden Wesens, seiner Liebenswürdigkeit, Herzensgüte und Hilfsbereitschaft sehr beliebt. Er entfaltete auch als Schulmann eine höchst ersprießliche Tätigkeit und war immer ein wTarmer Freund der JugeDd. Obwohl eigentlich im Mittelschullehramte, zuletzt als Gymnasialdirektor tätig, hatte HANAUSEK seine ganze freie Zeit der Botanik, speziell der mikroskopischen Forschung gewidmet, deren Ergebnisse er in mehr als 150 Arbeiten in den verschiedensten Fachzeitschriften veröffentlichte und bei mehreren /[\Q) H PAB1SCH: n/\ klopädischen Werken mitarbeitete. Auch in den Berichten ler Deutschen botanischen Gesellschaft, deren Mitglied der Ver- storbene seit der Gründung war, finden sich mehrere Abhandlungen abgedruckt. Er verfolgte aufmerksam alle Neuerscheinungen auf dem Gesamtgebiete der Botanik und den verwandten Disziplinen und schrieb zahllose Referate. Seine wissenschaftliche Tätigkeit bewegte sich auf dem Ge- biete ihr angewandten Pflanzenanatomie, der Mikroskopie und Mikrochemie der Drogen, der technisch wichtigen Rohstoffe des Pflanzenreiches und der ISlahrungs- und Genußmittel. Die ersten Arbeiten lieferten Beiträge zur systematischen Botanik und Terato- logie, zur Anatomie der Frucht von Myrospermum frutescms und deren Balsambehälter, der Harz- und Olräume der Pfefferfrucht, der TahitirmW und der Entwicklungsgeschichte der Frucht und des Samens von (Joffe« arabicas Andere Lieblingsthemata waren die Kaffee- und Teesurrogate, die Gewürze und ihre Verfälschungen, deren scharfe Charakterisierung er wesentlich förderte. In den kommenden Jahren entstanden seine zusammenfassenden und reich illustrierten Artikel über Drogen, Fasern, Gerbstoffe, Gewürze. Genußmittel, Nutzhölzer in MOELLER-THOMS Realenzyklopädie der gesamten Pharmazie (1. und 2. Auflage), in Dr. DAMMERS Lexikon der Verfälschungen, in LüEGERs Lexikon der gesamten Technik und im Handwörterbuche der Naturwissenschaften, sowie die Kapitel „Früchte" und „Samen" für J. V. WlESNERs Rohstoffe des Pflanzenreiches, deren Schlußredaktion der 3. Auflage ihm übertragen wurde und welche von der vielseitigen Sachkenntnis und reichen Erfahrung des Verfassers Zeugnis geben. Besondere Aufmerksamkeit wendete HANAUSEK der Mikro- skopie der Fasern und durch die Kriegszeit veranlaßt, den ein- heimischen EIrsatzfaserstoffen zu; wirkte er doch durch 20 Jahre als Konsulent an der Versuchsanstalt für chemisches Gewerbe und der Papierprüfung und führte während dieser Zeit über 1000 Unter- suchungen und Gutachten durch, zu deren Lösung oft umfang- reiche Studien und Vorarbeiten notwendig waren, ja nicht selten erst neue Methoden gefunden werden mußten. Als Frucht dieser Betätigung erschienen zahlreiche Publikationen über Fasern, Papier- rohstoffe und textile Erzeugnisse, über die Abstammung der Para- Piassave, sowie seine „technisch-mikroskopischen Untersuchungen" und sein vortreffliches Lehrbuch der technischen Mikroskopie (Stuttgart 1901), welches von Dr. A. Winton (The microscopy of the technical produets, New-York 1907) in englischer Sprache über- setzt wurde. T. F. Hanausek. (111) Hervorragenden Anteil nahm HANAUSEK bei der Herausgabe des Codex alimentarius austriacus (Wien 1911 — 1917), zu welchem Werke er die Kapitel „Mehle und andere Mahlprodukte der Ge- treidearten und Hülsenfrüchte",* „Stärke", , »frisches Gemüse", „eß- bare Pilze", „Obst und Südfrüchte", ,, Gewürze", „Mate", „Hopfen", „Kau- und Schnupftabak" verfaßte. Von anderen, im Buchhandel erschienenen Werken seien er- wähnt : Die Nahrungs- und Genußmittel aus dem Pflanzenreiche (Kassel 1884), Lehrbuch der Materialienkunde auf naturgeschicht- licher Grundlage (Wien 1891), die 2. Auflage von SCHLÖSSINGs Handbuch der allgemeinen Warenkunde (Stuttgart 1890), die 2. Auflage von P. WEIDINGERS Warenlexikon der chemischen Industrie und der Pharmazie (unter Mitwirkung von MüELLER, THOMS und THÜMMEL) (Leipzig 1890—1891) und ein Lehrbuch der Somatologie und Hygiene (Wien 1914). Viele Jahre beschäftigte sich HANAUSEK mit der Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Inklusen von Phoenix dactylifera, Pistacia lentiscus und den Rhamnus-, Sorbus- und Mesjnlusarten und besonders mit, den Phytomelanen und lenkte durch seine umfassen- den Untersuchungen die Aufmerksamkeit auf jene eigenartige, bis- her wenig beachtete, kohlenstoff reiche Substanz, die sich im Peri- karp oder im Hüll- und Spreublatt vieler Kompositen vorfindet und über das Vorkommen und die Verbreitung, die Entwicklungs- geschichte und Bedeutung derselben er mehrere größere Abhand- lungen publizierte. HANAUSEKs wissenschaftliche Arbeiten zeichnen sich durch strenge Gründlichkeit und absolute Zuverlässigkeit, peinliche Sorg- falt in der Beobachtung und Zeichnung, klare Darstellungsweise und die Vielseitigkeit der Gesichtspunkte aus. Durch die langjährige, eingehende und gewissenhafte Be- schäftigung mit der Mikroskopie vegetabilischer Rohstoffe und Lebensmittel hatte HANAUSEK manche wertvolle Beiträge zur Struktur der betreffenden Objekte und speziell zur Diagnose für die Feststellung der Identität derselben im gepulverten Zustande geliefert, die sowohl der Theorie, als auch der Praxis zu gute kamen. Mit HANAUSEK scheidet eine seltene Gelehrtengestalt, einer der eifrigsten und namhaftesten Vertreter der angewandten Botanik, Warenkunde und technischen Mikroskopie in Österreich. Ehre seinem Andenken! Wien, zu Ostern 1918. ,111', II I'AIUSCH: Verzeichnis der OrigiHalarbeiteii dos Keg.-Kates Dr. T. F. Hanausek. Di( I .. rbematerialien Venezuelas (nebst Anatomie von Cortex Rhizophorae). Zeitschr. d. allg. österr. Ap.-Ve*. Wien f. .178. Paramanharz. ibd. 626. 1877. Groma de Tuna. ibd. 113. Chi im: (Tabaksextrakt), ibd. 156. ba-öl ibd. 174. Secua-Öl (Nhamdiroba). ibd. 280. Boldo-Öl. ibd. 310. Pepa de Cola (Colanuß), ibd. 329. Frutta de Burro (Xylopia longifolia) ibd. 351. Ilomerkungen über die Verbreitung der Gerachsstoffe im Pflanzenreiche, ibd 491. [878. Cao&a-Fracht [Swietenia Mahagoni), ibd. 22. Quinchonchos (Cajanus indicus). ibd. 161. Zur Anatomie der Frucht vom Myrospermv/m frutescens Jacqu. und deren Balsambehälter. ibd. Nr. 22 u. 23. 1879. Algarobillo (Balsamocarpu/m brevifolium), ibd. Nr. 16. Über die Harzgänge in den Zapfenschuppen einiger Coniferen. (Jahres- bericht d. n.-ö. Landes-Oberreal- und Handelsschule Krems a. d. D. Schuljahre 1879 und 1880.) (Dissertation.) Zur Biologie des Exoaxcus Prunv. Zeitschr. d. allg. öst.' Ap.-Ver. Nr. 20] 1880. Folia Boldo. ibd. Nr. 10 u. 21. Die TahitiauR. ibd. fol. 360. Eine Bilduugsabweichung von Zea Mais. Österr. bot. Zeitschr. Nr. 11. 1881. Über den Samen von Copaifera Jacquini Desf. Zeitschr. d. all. öst. Ap.- Ver. fol 332, 342. Verfälschung der Species amaricantes. ibd. fol. 530. Über die Frucht von Euchlaena luxuriam. Österr. bot. Zeitschr. Nr. 6. ANTON SAUTER. (Eine biographische Skizze.) Bot. Centr. VI. Bd. Nr. 17. DithioreUa Mahagoni Thümen nov. spec. Zeitschr. d. allg. öst. Ap.-Ver. Nr. 24. 1882. Über die Frucht der Ölpalme. ibd. Nr. 13. Über eine neue Ingwersorte. ibd. Nr. 22. Dir N<ie indischen Bohflen. Arch. Ühem. Mikr. V. Bd. fol. 204. Zur Mikroskopie des Schnupftabaks und seiner Beimengungen, ibd. V. Bd. fol. 66. 188. Vergleichende Untersuchungen von Tuchsorten und über Kunstwolle. Mitteilungen k. k. Techn. Versuchsamtes I. Jg. fol. 80. T. F. Hanausek. (117) 1913. Über Phytomelane. Pharm. Post fol. 937. Verfälschter Majoran. Arch. Chem. Mikr. fol. 26. Botanisches und Praktisches über Kaffee und seine Surrogate. (2. Auf- lage.) Z. d. österr. Ap.-Ver. 1913. Über Papiergarn. Der Papierfabrikant. Nr. 17. 1914. Über ein als „Kunstpfeffer" bezeichnetes Pfeffersurrogat. Arch. Chem. u. Mikr. 2. Heft. Zur Definition der Begriffe „Hopfen" und „Lupulin". ibd. 2. Heft. Über das „engl. Pastetengewürz" nebst Bemerkungen über die Stärke- körner der Mutternelken, ibd. 3. Heft. Eine Bemerkung zur Veröffentlichung von „E. DOEPMANN: Über Malz- kaffee". Z. f. Unt. Nähr. u. Gen. 28. Bd., 1. Heft. Über ein neues Vorkommen der „Inklusen" in dem Blatte von Pistacia lentiscus L., nebst Bemerkungen über den anatom. Bau dieses Blattes. Ber. d. d. bot. Ges XXXH. fol. 117. Nachträgliche Ergänzungen, ibd, f. 253. Über einen kleinasiatischen Tee. Z. f. d. Unt. Nähr. u. Gen. XXVIII. fol. 2B9. 1015. Brombeerblätter als Teesurrogate. Arch. Chem. Mikr. 3. Heft. Zur Mikroskopie der Stärke im Mischbrot, ibd. 3. Heft. Eine Bemerkung zu Prof. Dr. Kellers vorläufigen Mitteilung „Beitrag - zur Untersuchung von Kakao". Apoth. Ztg. (Berlin -^Nr. 84. Über die Samen von Chmopodhim albuin. Z. f. Unt. d. Nähr. u. Gen. XXIX. 1. Heft. Zur Erkennung der Zuckerrübe im Zichorienkaffee. Z. d. Allg. österr. Ap.-Ver. Nr. 26. Einheimische Ersatzfaserstoffe. Der Textilmeister Nr. 19, fol. 143, Nr. 28, fol. 176. Die Weidenröschenfaser, ibd. Nr. 20, fol. 151. 1916. Über den Nachweis der Kakaoschalen im Kakaopulver. Apoth. Ztg. (Berlin) Nr. 54 u. Z. f. Unt. d. Nähr. u. Gen. XXXI. Bd. fol. 265. Teestc-n^el als Teesurrogat. Arch. Chem. Mikr. 1., 2. Heft. Über ein Tragantsurrogat nebst Mitteilungen über die Nourtoakwurzel und das Perugummi, ibd. fol. 69. Zur Erkennung der Kakaoschalen im Kakaopulver. Arch. Chem. Mikr.. fol. 131. Zur Mikroskopie des Maniokmehles. ibd. fol. 87. Aus der Praxis des technischen Mikroskopikers 1916. ibd. fol. 163. Über die Abstammung der Para-Piassave. Ber. d. d. bot. Ges. XXXIV. fol. 247. Technisch-mikroskopische Untersuchungen. IL Folge. Mitteilungen d. k. k. Techn. Versuchsamtes V. Jg. t. Heft. Die Breanesselfaser. Der Textilmeister (Beiblatt zur Allg. Textilzeitung) Nr. 1, fol. 3. Zur Mikroskopie des Patschuli blattes. Arch. Chem. Mikr. fol. 81. Julius Ritter von Wiesner. Pharm Post, 1916. Geschnittenes Lignum Juniperi und Laubholz. Z. d. allg. österr. Ap.- Ver. Nr. 50. (HO) H. PAB180H: T. F. Hanausek. 1917. Die Lupinenfaaer als Jute-Ersatz. Arch. Ohem. Mikr. 3. u. 4. Heft. Über die Rotkleefaser, ibd. 3. u. 4. Heft. Kümraelersatz oder Fälschung, ibd. fol. 197. Aus der Praxis des technischen Mikroskopikers. ibd. fol. 23. Über die Bastfaser des Steinklees, ibd. fol. 91. Carl Hartwich. Pharm. Post, 1917. Zum mikroskopischen Nachweis der Kakaoschalen. Bemerkungen zur Abhandlung von Harald Huss. Z. f. Unt. d. Nähr. u. Gen. XXXIII. fol. 38. litis. Die Gewinnung des Vogelleims aus der Rinde des Mistelstengels. Pharm. Post Nr. 6. Über die Samen der Reismelde. Z. f. Unt. d. Nähr. u. Gen. XXXV. fol. 228. Verzeichnis der Pflanzennamen (einschließlich einiger Tiernamen). Abies 397. — alba 388. Abietincen 351 . Acalypheen 603. Acanthephippium 586. — silhetense 586. Acanthonitschkea 634. Acanthosphaera 174, 175. Acanthus 671. — longijolius 671, 672. Acer 248, 249, 351, 352. — Negundo 649, 650. Acerbia ephedrae 358. Achyranthes 390, 399, 400. Acinetospora 302, 306, 307. ' — pusilla 305. Acinetosporeae 306, 307. Actinastrum 258. - Hantzschii var. fluviatile 685. . Actinopeltis 414. — peristomalis 413. Adoxa 582. Aegopodium 631 Aerobakter 436, 437, 439, 441—443, 447, 448 Aesculus Hippocastanum 409. Agave 389, 397. Aglaozonia 577. Agrestes (Veronicae) 611. Agrostemma 267, 270 —273, 275, 276, 278—281, 288. — Githago 268, 269, 270, 280, 284. Agrostis alba 519. /Igyn'a' 700. Ai'ra caespitosa 519. Akinetosporeae 308. A/an'a 570. - esculenta 310, 570, 578. Alchemilla arvensis 460. Aldona 419. Aldona Stella nigra 421. Aleuria pseudotrechispora 251. Alisma plantago 519. Allantozytlua Kocliiae F. Chenopodii 254. Allogonium 458. ,4/nus 249, 433. Amazonia 701, 702. Amphora ovalis 682. Anabaena 258, 263, 543, 683 (58). — Azo/Za? 263, 541. - circinalis 683, 684. - flos-aquae 257, 258, 264, 683. - Flos-aquae var. gracilis 684. — macrospora 683. macrospora var. gracilis 684. spiroides 683, 684. — spiroides var. contractu 684. — variabilis (58.) i4«rf/ra 201, 202. — araroba Aguias 196, 197, 198, 200. Anemone coronaria 393. Anemonifolia (sect.) 597. Angiostromaceae 355. Anisogramma 634. Ankistrodesmus 171. — falcatus 684. — lacustris 551, 552. — longissimus 684. — Pfitzeri 258. Anthomyces Reukaufii 746, 747, 761. Rasse: gracillima 759, 761. — Rasse: /7?/ /zo/" 759, 761. Rasse: retiformis 760, 761. Antirrhinum majus 103, 749. Aphanizomenon 543, 683, 694. — Flos-aquae 683. - Flos-aquae var. gracile 684, 693, 695. 1 1 20 Verzeichnis der Pflanzennamen. Aphanocapsa elachista 258 Aphanochaete repens 519. hanothect microscopica 684 Apinagia 2 oiognomonia 035 veneta 637. Apioporthe 249, 634, 635. anomala 249, 037. virgultorum 249, 355. rhytisma 420 //7/c longifolium 183. longipes 180 lydenburgense 183. macrophyllum 186 marginatum 178, 181. w//c' isn Muirii 177. nanum 183. pachyphyllum 183. Argyrolobium patens 180, pauciflorum 180, 181. pumilum 181, 182. rupestre 181. — sericeum 177. sericosemium 181. sessilifolium 177. slüri nse 178, 184. 185. — 5/0/2/'/ 185. — 7/;o(/c/ 1S4 — Tysonii 181. iiinbellalnm 177 uniflorum 178, 184 vaginiferum 178. variopile 184. velutinum 181, 182 — virgatum 184, 185. Arnica montana 620. Arthonia 251. Arthrosporiella (sect.) 733. Asarum Hypocistis 87. Ascopliylliiin 370, 377 nodosum 372, 373, 375, 370 Ascospora 252. — Aegopodii 252. brunneola 252. — Epilobii 252. — Mü// 357, 358. — melaena 253. — microscopica 247 Aspergillus 130. — H/ger 137, 138. Asperococcus scaber 501 Aspidium 358 As/fr tripolium 518. Asterina 421, 008, 699, 700, 702. Epilobii 252. - Gaaltheriae 350. - s/f//a/fl 608 Asterionella 2(54, 689. - formosa 258, 263. - gracillima 544, 545, 084 Asterocystis Gobi 458 Asteroma 359. Angelicae 253 — Epilobii 252. impressum 248. — Mfl/i 357. Pyri 358. — Sz/enes 254. Verzeichnis der Pflanzennamen. (121) Astrantia major 674. Atriplex 521. Attheya 258, 543. Zachariasi 684. 689 Aucuba 536. - japonica 536. Aulacomnium palustre 519 Aulographella Epilobii [Aylogra- phella-.) 359. Aulographum anaxaeum 359. - hieroglyphicum 359. — maculare var. Dickiae 359. maculare. var. stellulata 359. fnugeltanum 359. Aurosphaera 174, 175. Austriacum — Form 260, 266. Austriacum-Typus 545, 549. Ävena 275, 278, 284, 744, (19). - sa//va 268—270, 284 (8— 10, 19,20). Aylographum 358, 359, 422 Epilobii 359 - festucae 359 iilicinum 358 - juncihum 359 ' Luzulae 359. - maculare 359 Pinorum 359. — reticulatum 359. - sarmentorum De Not 358 - sarmentorum Rehm 249, 358. Azotobakter 424, 425. - chroococcum 424. 430. 436, 439, 442. Bacillariaceen 258, 264, 544, 552, 684, 689. Bacillus amylobakter 430. asterosporus 426, 430, 436, 439 co// 396. - /öd/s and; 436. Bacterium 136, 137. Aerobakter 442, 443, 444, 445, 452. agreste 445 — fluorescens 437. Furcosum 437, 441 - /OC//S aerogenes 436, 439, 442, 443. 444, 445. - preumoniae 436, 437, 440. Bacterium prodigiosum 437. — punctatum 438. radiobakter 437, 441—446, 452 453. - turcosum 442, 443, 444, 445 452 Wielenbactiense 447, 448. - /öcO's flicid/ 444, 445. Balanophora 509. Balanophoraceae 234. Balanophoreen 50!' ßang/a 376, 456. — fusco-purpitrea 372, 373, 376 38n Bangiaceen 160. Barbata (sect.) 598.. Barlacina Strasseri 250. Batrachium.aquatile 257. Batrachospermum 155—157, 159 — 162, 164, 216. 221, 224, 226, 227, 229. 231, 233. — monili forme 155, 156, 163, 226. Bdallophytum ceratantherum 515 Begonia Ameliae 339, 343, 344. — paleacca 344. — prolifera 343. 344. — s/mütfa 343, 344 Beloniella 417 ß/dens 275. 278, 280. 284. — tripartitus 269, 280, 284. Biebersteinia 600, 602. — multifida 600. — odora 600. — Orphanidis 600. Biflorae (sect.) 599. Bifusella 418. — linearis 421 Bin-kob o m b a 77 Binuclearia 693. ß/rf/fl Shepherdii 234 Bohne 332, 405, 408. Boh n e 152. Bonnemaisonia asparagoides 221, 224 Botrydiopsis 174. Botryococcus Brauni 258, 544, 684. Botryophoma 355 Botryosphaeriaceen 355. Bougainvillea spectabilis 343. Brassica 398. — oleracea 390. ßr/eö mtfd/a 519. Brombeeren 583 (122) Verzeichnis der Pflanzennamen. Broughtonia sanguinea 234 Brugmansia 508, 510 Zippelii 508, 514 Brunella vulgaris 519. Bulbochaete 645. minor 682 Bu*//ia stellulata 468, 470, 473, 470. (.' * * . Calosphaeria Salicis Babylonicae 354. ulmicola 252. Calospora 252, 634 Calosporella 252, 636. platanoides 637. Calottiyriella pinophylla 251. Calothyrium 251. Caltha palustris 555. 556. Calumba 199. Calypogeia Neesiana 492, 500. Tricho'manis 492, 500. Campanula 237 C.iinpanulaceae 234, 237. Campylia (sed.) 600. Cannabis 267, 270, 275, 278, 270 sa/n-ü 268. 200. 270, 284. Capparis spinosa i""1 Capsella /)(//•>/»ö/ 354. - Serebrianikowii 354. — siliquastri 354. - umbellala 354. Dasyscypha flavolutea 251. Daums carota 519. Dclesseria 213, 227, 229, 230, 373, 374, 375, 377. - sanguinea 213, 221, 224, 233, 371 — 374, 378, 379, 382 — sinuosa 372, 374 Delphinella 254 Delphinium 753, 761 — elongatum 749, 755, 758. Dematieae 357 Dcrbcsia Lamourouxii 377 Dermateaceen 248 Dermopeltineen 418 Desmidiaceae 261, 311, 315, 546, 547, 689 Deutzia 251 Dianthus 400 — Caryophyllus 393. Verzeichnis der Pflanzennamen. (127) Diaporthe 249, 252, 255, 355, 634, 636. — Aucupariae 249. — Caraganae 354. castanea 355. — ciliata 255 — discutiens 255. — dryophila 249. — Epilobii 248. — er« 255, 637. — forinosa 355. ■ — galericulata 355. - leiphaemia 249. leucopis 255. occulta 255. - 0«/n'/ 255. patria 249. pithya 255. — rudz's 254. - samaricola 255. Sorbariae 255. - sorbicola 249. — s/;/'na 249. Sydowiana 249. - syngenesia 255. — /osta 248. — Woroniniae 249. Bonafidii 255. Matbranchei 255. — perjuncta 255. — Rehmiana 255. — Saccardiana 255. Diaportheen 249, 631—634. Diaporthopsis 633, 635. — nigrella 637. Diatoma elongatum 684. — tenue var. elongata 258. Diatrype 637 — anomala 249. Dibrachya (sect.) 600. Dichapetalaceae 343. Dichapetalum 343. — Donnellsmithii 343. — gabonense 343. — flavicans 343.- — nigrescens 343. — pedunculatum 343. — Virchowii 343. Dichilus hypotrichum 182. Dicliodontium pellucidum 504. Dicraea 235. Dictyochorellä 359. Dictyosiphon joeniculaceus 577. Dictyosphaerium 258, 263, 543. — pulchellum 684. Dictyota 301. Dictyotaceae 302, 307—309, 576 Dictyotales 308, 309. Didymella 251, 627, 634. — Drymeia 248. — Fuckeliana 248. maculaeformis 629. — pinodes 627. ■ — fos/a 248. Didymellina 627. — frid/s 627. Didymochiton littorale 79. Didymochora betulina 254. Didymosphaeria Fuckeliana 248. Dimerosporium 700, 701, 702. Dimorphococcus Innatus 684. Dinobryon 554. — cylindricum var. diver gens 258, 262, 543—545. — sociale 685. — stipitatum 685. - stipitatum subsp. bavaricum 544. Dionaea muscipula 596, 602. Diotolotus Eckloni 182. Diplodina samaricola 254. Diplopsaüs acuta 685, 689. Diplosigopsis Entzi 544. — frequentissima 543, 544." . Dipsaceen 625, 626. Discella microsperma 356. Discolor (sect.) 736, 740, 743, 744. Discomyceten 354, 416. Discosia Artocreas 355. — str&bilina 355. Discosphaerina discophora 248. Discula pomacearum 256. Disculina 354. — corylina 355. Ditopella 636. — ditopa 637. Dobinea 343. Dothiclypeolum pinastri 359. Dothidea 422, 629. — AnrfA/' 253. (12«) Verzeichnis //7 251. virgultorum 249 Dothidea« eae 254, 358, 628, 633. Dothideales 416 Dothideopsella salicella 251 Dothiorella irregularis 355. Dothiorellina Salicis 357. Dothiorina 355. Dothisphaeropsis Hellebori 251. Dothithyrella 412. Downingia 234 Drosera 287. rotundifolia 290. Qulongia 344. 347. acuminata 345. Duplicaria 418. Empetri 421. Dysoxvlum 76 Echinosphaeridium 174, 175. rpaceen 307. Ectocarpus 299, 303, 304. 306, 309, 561. geminatus 304. pusillus 305. tome/itosoides 561 Vidovichii 304. Eidamia 357 I inkorn 720 I I i. Im ta< een, 558. Elakatothrix 551, 552. gelatinosa 551 . linearis 551. /•:/. ■«(/ »> 737, 741. /•./«(/<•sn/w 743. 744, 745. - rostratum 744, 745. Salicis 735- sambucinum 736, 743, 744. sarcochroum 735. — Sf/r/'/ 734. sclerotioides 738, 742. semitectum 733. - solani var. minus 738. — sorgfti 739. — Speiseri 739. — sphaeriae 742. spicariae colorantis 741. - sporotrichioides 733 stictoides 737. subcarneum 736 sjib pallidum 737. subviolaceum 739 — succisae 734 sulphureum 737. tlieobroma 742. Fusarium tracheiphilum 742. - tricinctum 783. — udu'm 732. — uncinatum 735. — uredinicolum 739. — urticearum 735 — vasinfectum 742. — viticola 734. — zonalum 738, 742 Fusicladiella 630. — Aronici 631 . Fusicladium 630, 631. — dendriticum 357. Fusicoccum castaneum 355. — galericulatum 355. Fusidium griseum Ditmar 357. — griseum Lk. 357. Fusisporium 356.. 741, 743. — roseum 743. Fusoma Feurichii 739. Vera/r/' 356. Galanthus 335. Galeraicla conica 254. Galtonia 335, 336, 337, 667. - candicans 333, 335, 673. Garcinia 243. Gartenkresse 1 38. Gelatinosporium 354. abietinum 248. — botulinum 248. — pinastri 248. Geminella 692, 693. Geminispora Mimosae 254. Genista Jaubertii 177. - trifoliolata 177. Genistiformes (sect.) 599. Gentiana anisodonta 653 721. — asclepiadea 654, 655. - ci/i'aita 654, 657. — cruciata 655. — germanica 653, 654, 655, 657. 720. — /ufea 582, 656. — Riva/is 582. — pannonica 582, 656. — pneumonanthe 654, 655. — polymorpha 720. 656! Verzeichnis der Pflanzennamen. (131) Gentiana prostrata 582. — punctata 582, 656. — purpurea 656. — Sturmiana 721. ( ieraniaceae 591, 602. Geranium 591, 596, 597, 601, 602. — aconitifolium 597. — albanum 598. - albiflorum 597, 600. - anemonifolium 597. — argenteum 597. - asphodeloides 598. - asphodeloides var. hispidum 598. — atlanticum 597. — boliemicum 597. — brutium 597. -r- caespitosuin 597. — carolinianum 597. — cataractamm 600. — cinereum 597. — cinereum var. sabcaulescens 597. — colli num 598. — columbimim 597. — dahuricum 598. — dissectum 597. — divaricatum 597. — Endressii 598. — Fremontii 597. — glaberrimum 600. — gracile 598. — gymnocaulon 597. — ibericum 597. - incisum 597, 600. — Kotschyi 597. — Langloisii 597. — lasiopus 600. — libanoticum 597. — lucidum 597. — macrorrhizutn 597, 601, 602. — macrorrhizum var. dalmaticum 600. — maculatum 597. - malvae florum 597. — mexicanum 598. — mo//f 597. — nepalense 598. — nervosum 597, 600. — niveum 598. — nodosum 598. — oeellatum 597. — palustre 598. Geranium peluponnesiacum 597. - phaeum 597. - phaeum viir.^lividum 597. platypetalum 597. - potentillaefolium 598. - pratense 591, 596, 597, 601 602. — pseudo-sibiricum 597, 600. — - pusillum 597. — pyrenaicum 598. — reflexum 597. Richardsonii 597, 600. Robertianum 597. - var. purpureum 597. - rotundifolium 597. - sanguineum 598. — sibiricüm 598. — simense 598. — Sintenisii 598. — ■ striatum 598. — sylvaticum 597. — trilophum 597. — tuberosum 597. — Wallichianum 598. — Wilfordii 598. — yesoense 598. Gerste 640". Gibberella 744, 745. — - cyanogena 744. — //acca 737, 743, 744, 745. — Saubinetii 737, 743, 744. 745. Gibbosum (sect.) 734. Gibellia dothideoides 633. Glaucophyllum (sect.) 600. Glaux maritima 519. Glenodinium 689. — gymnodinium 689. — pulvisculus 544. Glochidion 233. Gloeocapsa alpina 457. Gloeocystis planctonica 258. Gloeosporidium anomalum 356. Gloeosporina 356. Gloeosporium Equiseti 356.. — Veratri 356. Gloeothece 550. — linearis 550. Gloeotila 693. Gloniella 358, 360. — filicina 358 (9*) (132) Verzeichnis der Pflanzennamen. Gloniella lapponica 358. — Lunariae 247. microscopica 247 rt xigua 247, A&. sarmentorum 358, 422. Glonium 2r>4 Gnomonia 24!», 635. — apiculata 249. — vulgaris 637. imonieen 028, 633, 634. Gnomoniella 634. — tubaeformis 637. önomonina 628, 034. 635 — fl/nw 628, (337. Gnomoniopsis 035. — Chamaemori 037 Godronia 24*. Golenkinia 170. lomphonema constrictum 682. — oliv actum 682. Gomphosphaeria lacustris 684. Gonatozygon 315, 683. Brebissoni 081». 690. — var gallicutn 690 - Brebissoni forma gracillimum 690. Brebissoni var. inier medium nov. var. 684, 09(1, 6.95. Brebissoni var. miautum 690. Brebissoni var. tatricum 090. Brebissoni var. vulgaris 690. monotaenium 258, 261, 544. 548, - ;. 689. var. /(/rrc 690. - Gonyaulax Levanderi 085, 088. Gonypetalum 343. aereanum 343. juruanum 343. '/; ÖKfriyoq 40 xot.*//} (.toroGTtyog 640. (134) Verzeichnis der Pflanzennamen. Lachnaster gracilis 250. Lachnea 250. — arctispora 25o. — gregaria 250. — jurcijcra 248. fusispora 250. Lachnella 250. - ftar/m/rt 250, 251. — barbata var. pcllita 251. — Bresadolae 250. leucoplwea 251. Lonicerae 251. Philadelphi 251. Lachmim 250. - Noppcneyanum 251. Laestadia 628, 634, 637. — fl/«M 628. Lagerheimia 170, 174. Laminaria 373 — 377, 557, 558, 564, 565, 567, 568, 570, 576. — digitata 310, 372, 373, 374, 569, 571, 572, 578 - flexicaulis 310, 569, 571, 578 saccharina 310, 372, 373, 378. 370, 382, 558, 565— 569, 571—573, 578. saccharina F. Phyllitis 566. Laminariaceae 309, 566, 568, 576. 577. Laminariales 308, 309. Lamium 746. Lamium alburn 26, 27, 746. album mut. d. roseum 27. purpureum 26. Lumprosora haemastigma 250 LtimyclUi 351. I arche 351 . Lateritium (sect.) 735. 740. Laurencia pinnatifida 372, 373, 376, 378, 379, 382. Lauterborniella elegahtissima 685, Lflw/a 235, 243. I ,el ermoos 491 . Lecanora polytropa 468, 470. — polytropa f. illusoria 468, 472, Lecidea crustulata 465, 467, 468. Ledonella (sect.) 97, 98. Ledonia (sect.) 87, 90, 98, 512. I eguminosen 236 433. 559, 571, 382, 374, 567, 571 375, 690. 476. Lembosia 359. — festucae 359. — juncina 359 Luzulae 359. — Vr/seuc 359. Lembosieae 359. Lembosiodothis 359. Lembosiopsis 359. Lemna 682. Lepidium sativum 138, 399, (12> Leptaulus 343. Leptonema 243, 558, 562, 563. Leptonia parasitica 247. Leptopeltella 358, 416, 418. — perexigua 358, 422. — pinophylla 249 Leptopeltineen 417. Leptopeltis 358, 418. — //«cinfl 358, 422. — Pteridis 358. Leptophacidiiim 627. — Umbellijerarum 627. Leptoscyphus 493, 494, 495, 497, 498. 499, 503. — r.ay/ori 490—492, 494-497 4rt/osa 528, 530, 534. Obione peduneulata 523. Odontopetalum isect.) 599. Odontoschisma denudaium 492, 50( . Odontotrema 417, 420. 421 — minus 422. Odontotremeliä 417. raphidospora 41 7. Oedogonium 045. 0«n85, 689. — quadridens 688. WVsf/ 258, 553. W ///ii> r< enia umbellata 35 i insculpta 6 i icia 400 /(//i«; 281, 282, 297, 390 V ,,»/,/ 397 398 399 100 tricolor var arvensis 169 tricolor maxima 394, \ r'scy/n 2ii'» a/ftum 205, 209, 211 \ /0> vinifera 678 Viviania 600. elegans 600. \ 7;«7/«i 418 o-/!/ 673 Vorticella nebuliferu 263, 264. „Wasserblüte" 257. IVeöera, 493, 494, 195, J97, 498 502, 503. m//, Mitgliederliste. Andres. Heinrich, Lehrer in Bonn, Argelan de istr. 124 (z. Zt. Adr.: Bergisch-Gladbach bei Cöln, Gasstr. 19.) Andrews. I»!. Frank Marion, Associate Professor of Botany aiv dei [ndiana University in Bloomington, Indiana (U. S. A.), 901 Basi l"Ih Street. Appel. l>i. Otto. Geh. Regierungsrat, Mitglied der Kaiserl. Biologi- en Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem. Arnoldi. Dr. Wladimir. Professor der Botanik an der Universität in Charkow. Botanischer Universitätsgarten, Klotschkowskaja 52. Artari. Dr. A.. Privatdozent in Moskau, Bötan. Laborator. d. Kaiserl. Techn. Hochschule. Arthur. J. C, Professor der Botanik an der Pnrdue University in Lafayette. Imliana (U. S. A.). Baccarini, Dr. Pasquale, Professor und Direktor des Reale Orto botanico in Florenz. Via Lamarmora Nr. 6 bis. Bachmann. Dr. E., Studienrat, Professor, Konrektor a. D. in Radebeul bei Dresden, Moltkestr. 24. Bachmann, Dr. Hans, Professor in Luzern, Brambergstr. 5a. Baesecke. Dr. P., Apotheker in Braunschweig, Eiermarkt 1. Ball, Dr. 0. Melville, Professor der Biologie in College Station, Texas (U. S. A.). Bally. Dr. Walter, Privatdozent der Botanik in Basel, Holbeinstr. 91. Bartke. R.. Professoi an (Irr Städtischen Realschule , in Kottbus. Turnstr. 7. pt. Baumgärtel, Dr. Otto, in Böhmisch-Leipa, Gymnasium. Baur, Dr. Erwin. Professor der Botanik an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, [nstitut für Vererbungsforschung in Potsdam. Saarmünder Landstraße. Wohnung: Potsdam. Jägerallee 16. Beck. Dr. Günther, Ritter von Mannagetta und Lerchenau, Professor 'ler Botanik- und Direktor des Botanischen Gartens und Instituts der Deutschen Universität in Prag II. Weinberggasse 3a. Beck. Olga, in Wien XIX, Hartäckerstr. 26. Becker, H., Dr. med., in Grahamstowrt (Südafrika), Die Duveneck. Behrens. Dr. Joh., Geh. Oherregiernngsrat, Professor," Direktor dei Kaiserl. Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem. Benecke, Dr. W.. Professoi der Botanik an der Universität, Direktoj - Botanischen Instituts m Münster i. W. Mitgliederliste. (153) Berthold, Dr. G., Geh. Regierungsrat, Professor der Botanik und Direktor des Pflanzenphysiologischen Instituts in Göttingen. Bessey, Dr. Ernst A., B. Sc., M. A., Professor der Botanik am Michigan Agricultural College in East Lansing, Michigan (U. S. A.). Beyer, R., Professor, Oberlehrer in Berlin W, Lessingstr. 5. Bitter, Dr. Georg, Professor, Direktor des Botanischen Gartens in Bremen. Hamburger Str. 255. Blochwitz, Adalbert, Oberlehrer a. D. in Berlin N, Botanisches Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42. Boas, Dr. Friedrich, Dozent für Botanik an der K. Bayr. Akademie in Weihenstephan. Bode, Dr., Assistent am Institut für Gärungsgewerbe in Berlin N, Seestr. 61, in Hermsdorf bei Berlin. Boergesen, Dr. Fr., Bibliothekar am Botanischen Museum in Kopenhagen, Rosenvangets Hovedvij 19. Bogen, Alfred, Lehrer in Berlin NO, Elbinger Str. 17. Boresch, Dr. Karl, Assistent am Pflanzenphysiologischen Institut der Deutschen Universität in Prag II, Weinberggasse 3 a. Borowikoff, G. A., Assistent am Pflanzenphysiologischen Institut der Universität Odessa, z. Z. Pflanzenphysiologisches Institut der Böhmischen Universität in Prag. Borzi, A., Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens und des Pflanzenphysiologischen Instituts der Uni- versität in Palermo. Brand, Dr. Friedrich, in München, Liebigstr. 3. Bredemann, Dr. G., Landwirtschaftlicher Sachverständiger beim Kaiserl. Gouvernement, Leiter des landwirtschaftlichen Labo- ratoriums in Rabaul, Deutsch-Neuguinea. Bremekamp, Dr. C. E. B., Lehrer an der Nederlandsch Indische Artsenschool in Soerabaya (Java). Brendel, R., Fabrikant botanischer Modelle in Berlin-Grunewald, Bis- marckallee 37. Brenner, Dr. W., in Basel, Grenzacher Str. 71. Brick, Dr. C, Professor, Assistent am Botanischen Museum, Leiter der Station für Pflanzenschutz in Hamburg V, St. Georgs-Kirch- hof 6, I. Briosi, Dr. Giovanni, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des Laboratorio crittogamico in Pavia (Italien). Broili, Dr. Joseph, Regierungsrat, Mitglied der Kais. Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft zu Berlin-Dahlem in Berlin- Steglitz, Grunewaldstr. 4 II. Brunnkow, Reinhardt, in Stettin. (1541 Mitgliederliste. Bubak. Dr. Franz. Professor der Botanik und der Pflanzenkrank- beiten au der Landwirtschaftlichen Akademie in Täbor (Böhmen). Bucherer. Dr. Emil, in Basel, Jurastr. 54. Buchwald. Dr. Johannes, Professor, Wissenschaftlicher Direktor dei Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung in Berlin NW 23. Klopstockstr. 49. Buder. Dr. Johannes, Professor an der Universität in Leipzig, Botanisches Institut. Linnestr. 1. Bücher. Dr. Hermann. Versuchsanstalt für Landeskultur in Victoria (Kamerun), z. Z. in Berlin-Steglitz, Grunewaldstr. 6. v. Büren, Dr. Günther, Assistent am Botanischen Institut der Uni- versität in Bern, Freiburgstr. 11. Burchard, Dr. 0.. in Puerto de Orotava, Teneriffa, Kanarische Inseln La Paz. Adr. für Paketsendungen: Kais. Deutsches Konsulat, Santa Cruz de Tenerife. Canarias, via Hamburg p. Wörmann-Linie. Burgeff, Dr. Hans, in Geisenheim a. Rh. Burgerstein. Dr. Alfred, k. k. Regierungsrat, a. o. Professor an dei Universität in Wien ll/l, Karmeliterplatz 5. Blirret. Dr., Assistent am Botanischen Institut der Landwirtschaft- lichen Hochschule in Charlottenburg, Sybelstr. 5. Buscalioni, Dr. Luigi, Professor der Botanik und Direktor des Bo- tanischen Gartens in Catania (Sizilien). Büsgen, Dr. M., Professor der Botanik an der Forstakademie in Hann. -Münden, Bismarckstr. 3. Busse. Dr. Walter, Geh. Ob. -Reg. -Rat, Vortragender Rat im Reichs- kolonialamt, in Berlin-Wilmersdorf, Hildegardstr. 2. Campbell, Dr. Douglas H., Professor der Botanik an dei Stanford Dniversity in Palo Alto, Kalifornien (U. S. A.). Cavara, Dr., Fridiano, Professor der Botanik und Direktor des Reale Orto botanico in Neapel. Chamberlain, Dr. Charles, Associate Professor of Botany, in Chicago. 111. (U. S. A.). University, Dpt. of Botany. Chodat. Dr. R., Professor der Botanik an der Universität in Genf. Christensen, Carl, mag. scient. in Kopenhagen, Skaanesgade 6. daiilsen. Dr. Peter, Professor, Privätdozent an der Universität Berlin. in Berlin-Steglitz, Rothenburgstr. 41, III. Conwentz. Dr. H., Geh. Regierungsrat, Professor, Leiter der Staar- lielien Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen, in Berlin W 57. Elßholzstr. 13,11. Correns. \h-. Carl E.. Geh. Regierungsrat, o. Hon. -Professor dei Botanik a. d. Universität. Mitglied der Akademie der Wissen- Mitgliederliste. (155 Schäften, 1. Direkt, d. Kaiser-Wilhelm-lnstituts f. Biologie in Berlin-Dahlem. Cuboni, Dr., Professor, Direktor der Stazione di Patologia vegetale in Rom, Via St. Susanna. Czapek, Dr. Friedrich, Professor der Botanik an der k. k. Deutschen Universität in Prag II, Pflanzenphysiologisches Institut der Universität, Weinberggasse 3 a. Dalmer, Dr. Moritz. Gymnasialoberlehrer in Tannenfeld bei Nöbdenitz (Sachsen- Altenburg). Darbishire, Dr. 0. V., in Bristol, Universität. v. Degen, Dr. Arpad, Direktor der Samenkontrollstation in Budapest II, Kis-Rokus-Gasse 15. Dengler, Dr., Kgl. Oberförster in Reinhausen, Kr. Göttingen, Ober- försterei. Dennert, Dr. E., Professor, wissenschaftlicher Direktor des Kepler- bundes in Godesberg a. Rhein, Römerstr. 23. Derschau, Dr. Max von, in Auerbach an der Bergstraße (Hessen). Detmer, Dr. W., Professor der Botanik an der Universität in Jena, Sonnenbergstr. la. Diels, Dr. L, Professor der Botanik a. d. Universität Berlin in Berlin- Dahlem, Botan. Museum. Dietel, Dr. P., Professor, Oberlehrer in Zwickau, Carolastr. 21. Dingler, Dr. Hermann, Professor der Botanik in AschafFenburg (Bayern). Grünewaldstr. 15. Dittrich, Dr. Gustav, Professor, Gymnasialoberlehrer in Breslau XVI. Uferzeile 14. Docters van Leeuwen, Dr. W., in Samarang (Java). DÖrries, Dr. Wilhelm, Oberlehrer an der Oberrealschule in Zehlendorf bei Berlin, Gertraudstr. 10. Dohrn, Dr. Reinhard, Direktor der Zoologischen Station in Neapel. Doposcheg-Uhlär, Dr. J., k. u. k. Major in Partenkirchen, Haus Silberacker. Drude, Dr. Oskar, Geh. Rat, Professor der Botanik an • der Tech- nischen Hochschule und Direktor des Botanischen Gartens in Dresden, Botanischer Garten. Duggar, Dr. Benjamin M., Professor der Pflanzenphysiologie am Missouri Botanical Garden in St. Louis, Miss. (U. S. A.). Dunzinger, Dr. Gustav, Assistent am Botanischen Institut der Tech- nischen Hochschule in München, Neureutherstr. 25 IV. Du Rietz, Einar, Assistent am Pflanzenbiologischen Institut der Universität in Upsala. ,,;, Mitgliederliste Düsen. Dr. P.. in Kantorp in Schweden. Duysen. Dr. Franz, Dozent an der Kgl. Landwirtschaft. Hochschule in Berlin NW 23. Altonaer Str. 10. Engler. Dr. A.. Q-eheimer Oberregierungsrat, Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens und Museums, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, in Berlin-Dahlem. Engler. Dr. V., in Breslau, Botan. Institut d. Universität. Ernst, Di. Alfred. Professor der Botanik und Direktor des Instituts für allgemeine Botanik (Biologiegebäude der Universität, Künstlergasse 16, Zürich I) in Zürich VI, Frohburgstraße 70. Esser, P. HJ. (S. V. D.), Professor der Anatomie und Physiologie der Pflanzen in St. Gabriel bei Mödling-Wien. Esser, Dr. P., Direktor des Botanischen Gartens in CÖln a. Rh. Ewert. Dr.. R., Professor, Lehrer der Botanik und Leiter der bota- nischen Abteilung der Versuchsstation des Pomologischen Instituts in Proskau (Oberschlesien). Faber, Dr. F. C. von, Vorsteher der Botanischen Laboratorien s' Lands Plantentuin in Buitenzorg (Java). Falck. Dr. Richard, Professor an der Kgl, Forstakademie und Leiter des Mykologischen Instituts derselben in Hann. -Münden. Falkenberg, Dr. Paul, Geh. Hofrat, Professor der Botanik und Di- rektor des Botan. Gartens und des Botanischen Instituts in Rostock i. M. Farenholtz, Dr. H., in Münster i. W., Weselerstr. 22 I. Farlow. Dr. W. G., Professor der Botanik an der Universität in Cambridge, Mass. (U. S. A.). Quincy Street 24. Farmer. J. B., M. A., Professor der Botanik in London W. South Park, Gerrards Cross, Bucks. Fedde. Dr. Friedrich, Professor, Oberlehrer, Herausgeber von Justs Botanischem Jahresberichte und des K-epertorimn specierum novarum. in Berlin-Dahlem, Post Berlin-Lichter felde, Fabeckstr. 49. Fedtschenko, Boris von, Oberbotaniker am Botanischen Garten in St. Petersburg. Feldbausch. Dr. Karl. Rechtspraktikant in Landau (Pfalz), Xylander- str. 1. Figdor, Dr. W., Professor an der Universität in Wien III. Wohlleben- gasse 9. Finn. Vladimir. Konservator am Botan. Garten, Bot. Kabinett der K. Universität in Kiew. Mitgliederliste. (157) Fischer, Dr. Ed., Professor der Botanik in Bern. Kirchenfeldstr. 14. Fischer, Dr. Hermann, Privatdozent an der Technischen Hochschule in München, Cuvilliestr. 1 III. Fischer, Dr. Hugo, Leiter der Versuchsanlage Horst a. d. K-uhr der Deutsch-Luxemburg. Bergw.- u. Hütton-A. G., Wohnung : Essen a. R., Huyssenstr. 19. Fischer von Waldheim, Dr. Alexander, Kais, russischer Geheimer Rat Exzellenz, emerit. ordentl. Professor der Botanik, Direktor des Kaiserlichen Botanischen Gartens in St. Petersburg. Fitting, Dr. Hans, Professor der Botanik, Direktor des Botan. Instituts in Bonn a. Rh., Poppelsdorfer Schloß. Flahault, Dr. Charles, Professor an der Universität, Direktor des Botanischen Instituts in Montpellier. Focke, Dr. W. 0., Medizinalrat in Bremen, Beim Steinernen Kreuz 5. Forenbacher, Dr. Aurel, Professor, Privatdozent an der Universität in Agram (Zagreb), Kroatien, Trg Khuen Hedervary-a 4. Fwti, Dr. Achille, in Verona, Via St. Eufemia. Fries, Dr. Rob. E., Professor und Direktor des Bergianischen Gartens, Vetenskapsakademien b. Stockholm. Fritsch, Dr. Karl, Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens der Universität in Graz (Steiermark), Albertstraße 19. Fritsch, Dr. F. E., Professor der Botanik am Easfc London College (University of London) in London NW, Brondesbury, 77 Chats- worth Road. Fuchs, Dr. J., in München, Kaiserstraße 50. Fünfstück, Dr. Moritz, Professor der Botanik an der Technischen Hochschule und Vorstand des Botanischen Gartens in Stuttgart, Ameisenbergstr. 7. Funk, Dr. Georg, in Neapel, Zoolog. Station. Furlani, Dr. Hans, Professor am Staatsgymnasium in Wien VII, Kandl- gasse 39. Fujii, Dr. K., Professor der Botanik in Tokio, Botanisches Institut und Botanischer Garten der Universität. Gassner, Dr. Gustav, Professor d. Botanik, Direktor d. Botan. In- stituts und Gartens an der Technischen Hochschule in Braun- schweig, Bültenweg 6ß. Gatin, Dr. C. L, Preparateur de botanique ä la Sorbonne, in'Versailles (Seine et Oise), 13 rue Jacques Boyceau. Gehrmann, Dr. K., Leiter des Botanischen Gartens in Rabaul auf Nen-Guinea. < 1 58) Mitgliederliste. Geisenheyner, L, Gymnasialoberlekrer in Kreuznach. Gertz, Dr. Otto, Dozent an der Universität in Lund (Schweden). Gieseilhagen. Dr. Karl, Professor d. Botanik, Vorstand des Botanischen Instituts derTechnischenHochschule in München, Schackstr. 2,11. Giessler, Dr. Rudolf, Kustos am Bot. Institut in Leipzig, Sidonienstr. 19. Gilbert. Edward, M., Assistant Professor of Botany, the University of Wisconsin in Madison (ü. S. A.). Gilg, Dr. Ernst, Professor der Botanik an der Universität, Kustos am Botan. Museum in Berlin-Steglitz, Grenzburgstr. 5. Ginzberger, Dr. August, k. k. Adjunkt am Botan. Garten und Institut der k. k. Universität und Generalsekretär der k. k. Zoolog. -botan. Gesellschaft in Wien III, Rennweg 14. Gjurasin, Dr. Stjepan. Prof. a. Mädchenlyzeum in Agram (Kroatien), Pantoviac 80. Gladbach, Wilhelm. Apotheker in CÖln, Norbertstr. 38. Glück, Dr. Hugo, Professor der Botanik in Heidelberg, Brückenstr. 18, 1. Gobi. Dr. Chr., Exzellenz, Professor der Botanik an der Universität in St. Petersburg, Wassilij Ostrow, 9. Linie, 46, Qu. 34. Goch, Georg, in Teschen, Osterr.-Schlesien, Kaiser -Wilhelmstr. 19. Goebel. Dr. K. Ritter von, Geh. Rat, Professor der Botanik und Direk- tor des Botanischen Gartens und des Pflanzenphysiologischen Instituts in München, Menzinger Str. 15. Goethart, Dr. J. W. Chr., Konservator am Reichsherbarium in Leiden (Niederlande), Rijn-Schickade 78. Goldschmied-Herrmann, Dr. Alice, in Wien VII, Lindengasse 15III/9. Gothan, Dr. W., Privatdozent an der Bergakademie in Berlin N, Invalidenstr. 44. Graebner, Dr. P., Professor, Kustos am Botanischen Garten zu Berlin-Dahlem, in Berlin-Lichterfelde, Viktoriastr. 8. Graevenitz, Dr. Luise v., in Potsdam, Moltkestraße 11. Gräfe, Dr. Victor, Professor der Botanik an der Universität in Wien VIII, Hamerlingplatz 9. Gran, Dr. H., Professor der Botanik an der Universität in Kristiania, Botanisches Institut. Grosser. Dr. Wilhelm, Direktor der Agrikulturbotanischen Versuchs- station in Breslau X, Matthiasplatz 1. Grüß, Df. J., Professor, Oberlehrer in Friedrichshagen bei Berlin, Brestpromenade 14. Günthart, Dr. August. Direktor des Lyceum Alpinum in Zuoz (Engadin), Schweiz. Mitgliederliste. v (159) Guttenberg, Dr. Hermann Ritter von, Professor, Privatdozent für allgemeine Botanik, Assistent am Pflanzenphysiol. Institut det Universität in Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Straße 1, z. Zt. Wien VIII, Skodagasse 19. Gwynne-Vaughan, D. J., M. A., Professor der Botanik an der Universität in Belfast, Irland. Györffy, Dr. J., o. ö. Professor der allgemeinen Botanik an der Universität in Kolozsvär (Siebenbürgen). Haacke, Dr. Otto,. Professor, Realgymnasialoberlehrer in Plauen i.V.. Streits Berg. Haase-Bessell, Gertraud, Frau verw. Dr. med., in Dresden -N. 6, Hospitalstr. 3, II. Haberlandt, Dr. G., Geh. Reg. -Rat, Professor der Botanik und Direktor des Pflanzenphysiol. Instituts der Universität Berlin, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, in Berlin-Dahlem, Königin- Luise-Straße 1. Magern, Oscar, cand. real., Stipendiat der Botanik in Bergen (Nor- wegen), Botanisches Institut des Museums. Hagen, Dr. J., Bezirksarzt in Trondhjem (Norwegen). Hämmerle, Dr. J., Oberlehrer an der höheren Staatsschule in Cux- haven, Süderwisch 51. Häuser, Dr. Robert, Oberlehrer am Stadt. Reformrealgymnasium in Saarbrücken 2, Sophienstr. 10a IL Hamorak, Dr. Nestor, in Wien VII, Lerchenfelderstr. 19/9. Hannig, Dr. E., Prof. der Botanik an der Universität in Straß- burg i. E., Taulerring 4. Hansen, Dr. Adolf, Geh. Hofrat, Professor der Botanik, Direktor des Botanischen Gartens in Gießen, Leberstr. 21. Hansteen, Dr. B., Professor an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Aas bei Kristiania (Norwegen). Härder, Dr. Richard, Privatdozent, Assistent am Bot. Institut der Universität in Würzburg. Harms, Dr. H., Professor, wissenschaftlicher Beamter der Königlichen Akademie der Wissenschaften, in Berlin-Friederiau, Ringstr. 44. Harper, R. A., Professor an der Columbia University New York City in New York (U. S. A.). Harster, Dr. Richard, K. Reallehrer in Ludwigshafen a. Rh. Maxstr. 55. Hartmann, Dr. Max, Professor, Mitglied des Kaiser-Wilhelm-Insti- tuts für Biologie in Berlin-Dahlem, Bolzmannstr. Haupt, Dr. Hugo, in Bautzen, Muettigstr. 35. ,jijQv Mitgliederliste. Hausrath. Dr. Hans, Professor an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Kaiserstr. 12. Hecke, Dr. Ludwig, Professor an der Hochschule für Bodenkultur in Wien XVIII. Hochschulstr. 17. Hegi. Dr. Gustav, Professor der Botanik an der Universität in München. Tengstr. 18. Heiden. Dr. H., in Rostock i. Mcklbg., Prmz-Friednch-Karl-Straße 2. Heilbronn. Dr. Alfred, Privatdozent, Assistent am Botan. Institut der Universität und Leiter der Pilzprüfungsstelle der Provinz Westfalen in Münster i. W., Steinfurterstr. 39 II. Heinrich, Dr. M, Vorstand der Samenkontrolle • der Landwirtsch. Versuchsstation in Rostock i. M. Heinricher, Dr. E., k. k. Hofrat, Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens und des Botanischen Institutes der Universität Innsbruck in Innsbruck-HÖtting. Heinsius, Dr. H. W.. in Amsterdam, P. C. Hooftstraat 144. Hergt. B., Professor in Weimar, Cranachstr. 8. Heribert-Nilsson, Dr. N., Dozent an der Universität Lund, in Lands- krona (Schweden). Herrig, Dr. Friedrich, Assistent am Pflanzenphysiol. Institut der Universität Berlin, in Berlin-Steglitz, Bergstr. 84. Herrmann, E., Geh. Reg.-Rat, Konigl. Regierungs- und Forstrat in Breslau, Forckenbeckstr. 8 IL Herter, Dr. W., Professor in Berlin-Steglitz, Vionvillestr. 11/12. Heukels, H., Lehrer an der Realschule in Amsterdam, Weesperzijde 81. Hieronymus, Dr. Georg, Professor, Kustos am Botanischen Museum zu Berlin-Dahlem, in Berlin-Steglitz, Grunewaldstr. 27. Hill, A. W., M. A., Assistant-Director an d. Royal Botanic. Gardens in Kew, Branstone Road 4. Hill, T. G., A. R. C. S., Assistant-Professor of Botany in London WC, University College. Hillmann, Joh , Oberlehrer in Berlin-Pankow, Breite Str. 15. Hillmann, Dr. P., Privatdozent a. d. Landw. Hochschule, Geschäfts- führer der Saatzuchtstelle der Deutschen Landwirtschafts-Gesell- schaft in Berlin SW 11, Dessauer Straße 14. Hils, Dr. Ernst, Oberlehrer in Berlin-Halensee, Katharinenstr. 21. Hiltner, Dr., Professor, Oberregierungsrat, Direktor der Agrikultur- botanischen Versuchsanstalt in München-Schwabing, Osterwald- straße 9. Himmelbaur, Dr. Wolfgang, Privatdozent für systemat. Botanik an. der Universität in Wien VII, Burggasse 83a. Hinneberg, Dr. P., in Altona-Ottensen, Flottbeker Chaussee 29. Mitgliederliste. (161) Hinze, Dr. G., in Zerbst, Friedrichsholzallee 42. Höfler, Karl, Demonsfcratorf am Pflanzenphysiolog. Institut der Universität in Wien XIII/2, Onno Klopp-Gasse 6. Höhnel, Dr. Fr., Ritter von, Hofrat, Professor an der Technischen Hochschule in Wien IV, Karlsplatz 13. Höstermann, Dr. G., Vorstand der pflanzenphysiologischen Abteilung und Lehrer an der K. Gärtner-Lehranstalt zu Dahlem, -in Berlin- Steglitz, Schloßstr. 32. Hoyer, Otto, k. k. Assistent d. chemisch, pharmazeut. Untersuchungs- anstalt im Ministerium d. Innern in Wien I, Salvatorstr. 12. Hollrung, Dr. M., Professor, Lektor für Pflanzenpathologie an der Universität in Halle a. S., Dorotheenstr. 18, II. Holmann, Richard M., Instructor of Botany, University of the Philippines. Holtermann, Dr. Carl, Professor, , Privatdozent der Botanik, in Berlin-Wilmersdorf, Darmstädter Straße 7. Horn, Paul, Apotheker in Waren (Mecklenburg) IV, Bahnhofstr. 25. Houtermans, Elsa, in Wien I, Bbrseplatz 6. Huber-Pestalozzi, Dr. phil. et. med. Gottfried, in Zürich, Englisch Viertel-Str. 61. Hunger, Dr. F. W. T., in Amsterdam, Van-Eeghen-Straat 52. Iltis, Dr. Hugo, Privatdozent an der Franz-Josef-Technischen Hoch- schule in Brunn, Schmerlinggasse 28. Irmscher, Dr. E., Assistent am K. Botan. Museum in Berlin-Dahlem. Issatschenko, Boris, Hofrat, Privatdozent der Botanik an der Uni- versität, Vorsteher der Samenprüfungsstation in St. Petersburg, Kaiser!. Botanischer Garten, Istvänffi de Csikmadefalva, Dr. Gyula von, Professor der Botanik an der K. Ungarischen Technischen Universität in Budapest (I Müegyetem rakpart.) Iterson, Dr. G. van, in Delft (Holland), Quai Delft 81. Ivanow, SergiliS, Magister der Botanik, Assistent in Moskau, Rasu- mowskoje C. X. U. Iwanowski, Dr. Dimitri, Professor der Pflanzenphysiologie an der Universität in Warschau, Nowogrodzkastr. 60. jaap, Otto, Privatgelehrter in Hamburg 25, Burggarten 3. Jaccard, Dr. Paul, Professor d. Botanik am Eidgen. Polytechnikum in Zürich, Konkordiastr. 12. Jahn, Dr. Eduard, Professor, in Chariottenburg 5, Witzlebenstr. 41. Ter. der deutschen bol tüc*ellsch. XXXV. (H) , ,- , Mitgliederliste Jakowatz, Dr. A., Professor an der Landwirtschaftlichen Akademie in Tetschen-Liebwerd (Böhmen). , Jensen. Hjalmar. Direktor der Proefstation voor Vorstenlandsche tabak in Wedi. Klaten (Java). Joachimowitz. Marianne, mag. pharm., Demonstrator am Pharma- kognost. Institut d. Universität, in Wien XVI, Ottakringerstr. 129. Johannsen. Dr. W., Professor der Pflanzenphysiologie an der Uni- versität in Kopenhagen, Botanischer Garten, Gothersgade 140, Johnson. Dr. T., F. L. S., Professor der Botanik am Royal College of Science und Kustos der botanischen Sammlungen des Nationalmuseums in Dublin. Jongmans, Dr. Wilhelm, Konservator am Reichsherbariuni in Leiden (Holland), Breetstraat 137. Jost. Dr. Ludwig, Professor der Botanik in Straßburg i. E„ Botan. Institut der Universität. Junk. W.. in Berlin W 15, Sächsische Str. 68. Kabät. Jos. Em., emerit. Zuckerfabrikdirektor inTurnau 544 (Böhmen.) Kalt, Bertram, Leiter der Pflanzenzuchtstation des Landwirtsch. Instituts in Halle a. S., Julius-Kühn-Str. 31/32. Kappert, Dr. Hans, Assistent am Kaiser- Wilhelm-Institut für Biologie in Berlin-Dahlem. Karrer, Siegmund, Obergärtner in Erfurt, Bellingstr. 13. Karsten. Dr. George, Professor der Botanik und Direktor des Botan. Gartens in Halle a. S. Botan. Institut. Kasanowski, Victor, Privatdozent für Botanik an der K. Universität in Kiew, Funduktejevskaja 46. Kaufmann, Martha, in Braunschweig, Riddagshäuserweg 26. Kavina, Dr. K., Dozent der Botanik an der böhmischen Universität in Prag II, 433. Kegel, Dr. Werner, in Bremen, Braunschweiger Straße 5. Keller, Dr. Robert, Gymnasialrektor in Winterthur, Trollstr. 32. Kiessling. Dr. L, Professor, Vorsteher der Kgl. Bayer. Saatzucht- anstalt in Weihenstephan b. Freising. Killermann, Dr. Seb., Professor, Vorsitzender der k. Botan. Gesell- schaft in Regensburg, Stahlzwinger 23. Killian, Dr. Karl, in Bromberg, Bülovvplatz 18. Abt. für Pflanzen- krankheiten d. Kaiser-Wilhelm-Instituts für Landwirtschaft. Kirchner, Dr. 0. von, Geh. Hofrat, früher Professor der Botanik an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim, in München, Georgenstr. 82. Mitgliederliste. uö (163) Kirschstein, W., Lyzeallehrer in Berlin- Pankow, Neue Sehön- holzerstr. 13 IL Klebahn, Dr. H., Professor in Hamburg 30, Curschmannstr. 27. Klebs, Dr. Georg, G-eli. Hofrat, Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Heidelberg. Klein, Dr. Edmund Jos., Professor der Biologie in Luxemburg. Villa Flora, Am Äußeren Ring 20. Klein, Gustav, Demonstrator am k. k. Pflanzenphysiol. Institut in Wien XVII, Geblergasse. 55. Klein, Dr. Ludwig, Geh. Hofrat, Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens an der Technischen Hochschule in Karlsruhe in Baden, Kaiserstr. 2, Botanisches Institut. Klein, Richard, stud. phil., Assistent an der Biologischen Versuchs- anstalt in Wien II, Negerlegasse 4. Klemt, Dr. F., Oberlehrer in Berlin-Lichtenberg, Rathausstr. 7, II. Klenke, Dr. Heinrich, Wissenschaf tl. Hilfslehrer a. d. Oberrealschule in Oldenburg i. Großh., Marienstr. 5. Kneucker, A., Redaktor der Allgemeinen botanischen Zeitschrift in Karlsruhe in Baden, Werderplatz 48. Kniep, Dr. Hans, Professor der Botanik in Würzburg, Seelbergstr. 211. Knischewsky, Dr. Olga, in Bad Weilbach b. Flörsheim a. M., Wirt* schaftl. Frauenschule. Knoll, Dr. F., Privatdozent, Assistent am Botan. Institut der Uni- versität in Wien III, Rennweg 14. Knudson, Dr. Lewis, Assistant Professor of Plant Physiology an dem New York State College of Agriculture der Cornell Uni- versity in Ithaca N. Y. (U. S. A.) Knuth, Dr. Reinhard, Oberlehrer in Berlin-Wilmersdorf, Wilhelms- aue 12, IV. Koch, Dr. Alfred, Professor, Direktor des Landwirtschaftlich-Bakterio- logischen Instituts an der Universität Göttingen, Herausgeber des Jahresberichtes über die Fortschritte in der Lehre von den Gärungsorganismen, in Göttingen, Hainholzweg 20. Koch, Dr. L., Professor der Botanik an der Universität in Heidelberg, Sophienstr. 25. Koehrie, Dr. E., Professor in Berlin-Friedenau, Wiesbadener Str. 84, II. Koernicke. Dr. Max, Professor der Botanik an der Landwirtschaftl. Akademie in Poppeisdorf und der Universität in Bonn, Bonner Talweg 45. Kolkwitz, Dr. Richard, Professor. Privatdozent der Botanik an der i Universität und an der Landwirtschaftlichen Hochschule zu (11*) I i ,; i Mitgliederliste. Berlin, wissenschaftliches Mitglied der Kgl. Landesanstalt für \\Tasserhygiene in Berlin-Steglitz, Rothenburgstr. 30. Koriba. Dr. K., in Sapporo (Japan), Botan. Institut der Universität. Kornauth, Dr., Regierungsrat, Vorstand der k. k. Landwirtschaftlich- Bakteriologischen und Pflanzenschutzstation in Wien ll/l, Trunnerstr. 1. Korschelt, Dr. P., Studienrat, Professor, Oberlehrer am Koni gl. Real- gymnasium in Zittau i. S., Königsstr. 21. Krasser, Dr. Fridolin. o, Professor für Botanik, Warenkunde und technische Mikroskopie an der k. k. Deutschen Technischen H'ochschule in Prag I, Hußgasse 5. Kratzmann, Dr. phil. Ernst, in Wien VII, Neubaugürtel 22. Kraus, Dr. C, Geh. Hofrat, Professor an der Technischen Hochschule in München, Luisenstr. 24, II. Krause, Dr. Kurt. Assistent am Königl. Botanischen Museum in Berlin-Dahlem. Kroemer, Dr. Karl, Professor, Vorstand der Pflanzenphysiologischen Versuchsstation der Lehranstalt für Wein-, Obst- und Garten- bau in Geisenheim a. Rh. Krull, Rudolph, Apotheker in Breslau X, Rosenthaler Straße 45. Krumbach, Dr. Thilo, Professor, Direktor der Zoolog. Station der Kaiser -Wilhelm -Gesellschaft, in Rovigno (Istrien). Kubart, Dr. Bruno, Privatdozent in Graz, Institut für systematische Botanik. Küster, Dr. Ernst, Professor der Botanik an d. Universität, Heraus .- ber der „Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie", in Bonn a. Rh., Endenicher Allee 44. Kuhn, Erik, stud. phil. in Innsbruck. Museumstr. 1. Kumm, Dr.. Professor, Direktor des Westpreußischen Provinz. Museums in Danzig, Langemarkt 24. Kuntzen, Dr. Heinrich, Assistent am Zoolog. Museum zu Berlin, in Karlshorst, Treskowallee 57A. Kupper, Dr. W.. Kustos am Botan. Garten in München -Nymphenburg. Kurssanow, L, Privatdozent in Moskau, Universität, Botan. Institut. Kurtz. Dr. Fritz, Professor der Botanik, Direktor des Botanischen Museums an der Universität und Mitglied der Academia national de ciencias in Cördoba (Argentinische Republik). Kylin, Dr. Harald, Privatdozent an der Universität in üpsala (Schweden). La Garde, Dr. Roland, in Smichow bei Prag 197, Kreuzherrengasse 7. Lagerheim. Dr. G. von. Mitglied der Kgl. Schwedischen Akademie Mitgliederliste. . (165) der Wissenschaften, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des Botanischen Instituts in Stockholm N, Stockholms Högskola. Laibach. Dr. Fr., Oberlehrer in Frankfurt a. M., Yogelweidstr. 14. Lakon, Dr. G., Privatdozent für Botanik an der K. Technischen Hochschule Stuttgart, Abteilungsvorsteher an der Kgl. Württ Landw. Hochschule in Hohenheim b. Stuttgart. Lakowitz, Dr. C, Professor, Oberlehrer in Danzig, Frauengasse 26. Land, Dr. W. J. G., Assistant Professor of Botany an der Universität in Chicago, Deptm. of Botany. Lande, Max, Verlagsbuchhändler in Berlin-Schöneberg, Mühlenstr. 8. Langer, Dr. Helene, (Nothmann-Zuckerkandl) in Prag, Weinbergs- gasse 3 a, z. Zt. Bakteriol. Feldlaboratorium 50. österr. Feld- post 468. Lauterbach. Dr. C, Professor. Rittergutsbesitzer auf Stabelwitz bei Deutsch-Lissa. Lehmann, Dr. Ernst. Professor der Botanik an der Universität in Tübingen, Lustnauer Allee. Leick, Dr. Erich, Professor der Botanik an der Kaiserl. Osmanischen Universität in Konstantinopel, Botan. Institut d. K. Osm. Uni- versität Stambul. (Greifswalder Adr.: Arndtstr. 31.) Leick, Dr. Marie, geb. Schultz in Konstantinopel, Bebec-Kilissestr. 42. Leininger, Dr. Hermann, Professor am Großherzogl. Lehrerseminar in Karlsruhe (Badenj, Kaiserallee 115, III. Leisering, Dr. Bruno, Studienrat Leiter der 6. Oberrealschule, in Berlin NO 43, Am Friedrichshain 15. Lemcke, Dr. Alfred, Direktor des Samenuntersuchungsamtes und der Pflanzenschutzstelle der Landwirtschaftskammer für die Provinz Ostpreußen in Königsberg i. Pr., Beethovenstr. 24/26. Lepeschkin, Dr. W. Wiad., Professor der Botanik, Direktor des Botan. Laboratoriums und Gartens der Universität in Kasan, Privat- adresse: Ljadskaja d. Molotkowa. Lesage, Dr. Pierre. Professeur k la Faculte des Sciences in Rennes Lewitzki, Gregorius, Assistent am Botan. Laboratorium des Poly- technikums in Kiew. Liebenberg, Dr. Ad. Ritter von, k. k. Hofrat, Professor an der Hoch- schule für Bodenkultur in Wien XVIII, Hochschulstraße 17. Lieske, Dr. Rudolf, Privatdozent, Assistent am Botan. Institut der Universität in Heidelberg, z. Zt. Stadt. Krankenhaus in Karls- ruhe. Lilienfeld, Dr. Fl., Assistentin am Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie in Berlin-Dahlem. iiaa\ Mitgliederliste. Limberger. Alfred, stud. phil. in Wien XVII, Urbangasse 10. Lindau. Dr. Gustav. Professor, Privatdozent der Botanik, Kustos am Botanischen Museum zu Dahlem, in Berlin-Lichterfelde, Moltke- -t raße 3. Lindner, Dr. Paul, Professor in Berlin N 65, Seestraße 4, Institut iür (iärungsgewerbe. Linhart, Dr. Georg, Kgl. Bat, Professor an der Ungarischen Land- wirtschaftlichen Akademie in Ungarisch-Altenburg (Magyar Ovar). Linsbauer, Dr. Karl, Professor an der Universität in Graz, IM'lanzenphys. Institut, Schubartstr. 53. Linsbauer, Dr. L., Professor der Botanik und Pflanzenpathologie a. d. höheren Lehranstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneu- burg bei Wien. Lloyd, L. G., The Lloyd Library, Cincinnati, 0. (U. S. A.), 309 West Court Street. LÖffler, Dr. Bruno, Assistent am k. k. botan. Institut in Innsbruck- HÖtting, Sternwartenstr. Loesener, Dr. Th., Professor, Kustos am Botanischen Museum zu Dahlem, in Berlin-Steglitz, Humboldtstr. 28. LOW, Käte, in Brunn (Mähren) Karlsglacis 3. Lopriore, Dr. Giuseppe, Professor der Botanik an der Universität und Direktor der Regia Stazione Sperimentale Agraria zu Modena, Herausgeber der„Stazioni SperimentaliAgrarie Italiane" in Modena. Losch, Dr. Hermann, Assistent am Botan. Institut d. Landw. Hoch- schule in Hohenheim, z. Zt. Utffz. beim Stab des Gouverne- ments Abt. G-. 0. in Straßburg i. Eis. Ludwig, Dr. Alfred, Oberlehrer in Forbach (Lothr.), SchloBbergstr. 11, z. Zt. Ltn. d. L., IL Batl., 11. Komp., Lehrkursus für Offizier- Aspiranten, Deutsche Feldpost 168. Ludwigs, Dr. Karl, in Victoria (Kamerun), Bot. Garten, z. Zt. Lütt- ringhausen (Rheinland) Stursbergerhohe 10. Mac Kenney. Dr. Randolph E. B., Professor, Ex'pert im Bureau of Plant Industry, U. S. Department of Agriculture. Adr. für Postsendungen: Cosmos Club, Washington, D. C. (U. S. A.). Mac-Leod, Professor der Botanik und Direktor des Botan. Gartens in Gent (Belgien). Magnus, Dr. Werner, Professor, Privatdozent der Botanik an der Universität und an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin W, Carlsbad 4a. Mitgliederliste. (167) Mägocsy-Dietz, Dr. Sändor, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des Bot. Gartens in Budapest VIII, Illesu 25. Maire, Dr. R., Professor an der „Faculte des Sciences de rUnive'rsite" in Algier. Mandekic, Dr. V., Professor für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der höheren Landwirtschafts-Schule in Krizevac (Kroatien). Marloth. Dr. Rudolf, in Kapstadt (Süd-Afrika), P. 0. box 359. Mattirolo, Dr. 0., Professor der Botanik und Direktor des Botanischen . Gartens in Turin, Aralentino. Maule. Dr. C, Professor, Rektor der Wilhelmsrealschule, Privatdozent für Botanik an der Technischen Hochschule in Stuttgart, Pfitzerstr. 11, I. Maurizio, Dr. A., Professor an der k. k. Technischen Hochschule in Lemberg, Botan. Institut. Melchior, Hans, stud. phil., Hilfsassistent am Pflanzenphys. Institut dei Universität Berlin, in Charfottenburg, Knesebeckstr. sO. Menzel, Dr. Paul, Sanitätsrat in Dresden, Mathildenstr. 46, I. Meyer, Dr. Arthur, Geh. Reg. -Rat, Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Marburg a. d. L, Botanisches Institut. Meyer, Dr. Fritz Jürgen, Assistent am Botanischen Institut in Marburg a. L , Wrißenburgstr. 20. Meyer, K., Assistent am Botan. Institut der Universität in Moskau. Miehe, Dr. Hugo, Professor der Botanik an der Landw. Hochschule Berlin in Berlin-Lichterfelde-West, Stubenrauchstr. 10. Migula. Dr. W , Professor der Botanik an der Forstlehranstalt in Eisenach, Richard- Wagner-Str. 3. Mikosch, Dr. C, Professor an der K. K. Deutschen Technischen Hochschule m Brunn. Mildbraed, Dr. K., Kustos am Botanischen Museum in Berlin-Dahlem. Miliarakis, Dr. S., Professor an der Universität in Athen, Rue Didot 12 A. Miyake, Dr. KÜchi, Professor der Botanik, Botan. Institut d. Agri- cultur College d. Universität in Tokio, Japan. Miyoshi, Dr. Manabu, Professor der Botanik an der Universität in Tokio, Botanisches Institut der Universität. MÖbius. Dr. M., Geh. Reg. -Rat"., Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Frankfurt a. M., Königsteiner Str. 52. Möller, Dr. Alfred, Professor, Oberforstmeister, Direktor der Forst- akademie in Eberswalde. Moeller, Dr. Herrn., Professor, Privatgelehrter in Göttingen, Fried- länder Weg 28. Moewes, Dr. Franz. in Berlin SW 47. Großheerenstr. 27a. (•jßu\ Mitgliederliste. Molisch. Dr. Hans, Hofrat, wirkl, Mitglied der Kais. Wiener Aka- demie dei Wissenschaften, Professor der Anatomie und Physiologie der Pflanzen und Direktor des Pflanzenphysiologischen Instituts an der Universität in Wien VIII, Zeltgasse 2. Montfort, Dr. Camill. Assistent am Botan. Institut der Universität in Bonn, Blücherstr. 35 IL Mücke. Dr. Manfred, in Erfurt, Wilhelmstr. 36, I. Müller, Dr. Arno, stand. Mitarbeiter im Kaiseil. Gesundheitsamt in Berlin-Friedenau, Wiesbadener Str. 11. Müller, Dr. Clemens, in Berlin W 30, Rosenheimerstr. 12 I. Müller, Dr. Fritz, Assistent am Botan. Institut der Universität in Leipzig, Johannisallee 16, III. Müller, Dr. H. C, Professor, Direktor der Versuchsstation für Pflanzen- krankheiten der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen in Halle a. S., Karlstraße 10. Müller, Dr. Karl, • wissenschaftl. Hilfsarbeiter, zweiter Beamter an der Großherzogl. Bad. Landw. Versuchsanstalt in Augustenberg bei Durlach, Baden. Müller, Lene in Wien XVIII, Gersthof erst r. 110. Müller, Otto, Inspektor am Botan. Garten in Straßburg i. E. Müller, Dr. Rudolf, Professor für Pharmakognosie an der Universität in Graz (Steiermark), Universitätsplatz 4. Müller-Thurgau, Dr. Herrn., Professor und Direktor der Deutsch- schweizerischen Versuchsanstalt für Obst-, Wein- und Garten- bau in Wädenswil bei Zürich. Muschler, Dr. R., in Berlin-Steglitz, Fichtestr. 23. Muth, Dr. F., Professor in Oppenheim a. Rh. Nahmmacher, Dr. 0., Oberlehrer in Berlin S, Camphausenstr. 8, I. Nathansohn, Dr. Alexander, Professor der Botanik an der Universität „in Leipzig, Auenstr. 5, IL Naumann, Dr. Arno, Hofrat, Professor, Dozent für Botanik an der Tierärztlichen Hochschule, Assistent am Kgl. Botanischen Garten und Lehrer für Botanik an der Gartenbauschule in Dresden-A., Borsbergstr. 26, I. Naumann, Einar, Assistent für Hydrobiologie d. Fischereivereins für Südschweden, Bot. Institut der Universität in Lund (Schweden). Neger, Dr. F. W., Professor der Botanik an der Forstakademie in Tharandt, Sachsen. Nemec, Dr. Bohumil, Professor der Botanik an der Böhmischen Uni- versität in Prag V, Slupy 433. Mitgliederliste. (169; Nestler, Dr. A., k. k. Regierungsrat, Professor der Botanik, Vorstand der Untersucliungsanstalt für Lebensmittel an der Deutschen Universität in Prag II, Sluper Gründe. Neumann, Dr. M. P., Vorstand der chemischen Abteilung der Ver- suchsanstalt für Getreideverwertung in Berlin N 65. Seestraße 4a. Neumayer, Dr. Hans, in Wien I, Kleeblattgasse 13. Nevinny, Dr. Joseph, Professor in Innsbruck, k. k. Pharmakol. Institut, Anatomiestr. 1. Niedenzu, Dr. F., Geh. Reg.-Rat. Professor am Lyceum Hosianum in Braunsberg (Ostpreußen). Niemann, Gustav, Mittelschullehrer inMagdeburg-N., Augustastraßel8. Nienburg, Dr. Wilhelm, in Frohnau (Mark), Alemannenstraße. Nilsson, Dr. Hjalmar, Professor in Landskrona (Schweden). Nilsson-Ehle, Dr. H., Professor d. Botanik an der Universität iu Lund (Schwed.). Noack, Dr. Konrad, in Freiburg i. B., Silberbachstr. 5. Noack, Dr. Kurt, Assistent am Botan. Institut der Universität in Straßburg i. E. Nordhausen, Dr. Max, Professor der Botanik in Marburg a. L. Botanisches Institut, Wilhelmstr. 32. Nordstedt, Dr. 0., Professor in Lund, Kraftstorg 10. Oehlkers, Dr. Friedrich in München-Nymphenburg, Nördl. Auffahrts- allee 671. Oltmanns, Dr. Friedrich, Geh. Hofrat, Professor der Botanik, Direktor der Botanischen Anstalten, Redakteur der „Zeitschrift für Bo- tanik", in Freiburg i. B., Jakobistraße 23. Ostenfeld, Dr. C. H., Inspektor des Botanischen Museums in Kopen- hagen 0, Sortedams Dossering 63 A. Osterwald, Carl, Professor am Lessinggymnasium in Berlin NW 52, Spenerstraße 35. Overton, Dr. J. B., Professor am Botanical Department der Uuiversität von Wisconsin in Madison, Wisc. (U. S. A.), Science Building Paäl, Dr. Arpäd, Assistent d. k. ung. Versuchs-Station für Pfianzen- physiologie u. Pflanzenpathologie in Budapest II. Debröi-ut 17 Paeckelmann, Wolfgang, Oberlehrer am Gymnasium in Barmen Mozartstr. 7. Palla, Dr. Eduard, Professor an der Universität in Graz. Schubert- straße 51. Botanischem Institut. l^iQ) Mitgliederliste. Pammel, L. H., Ph. D., Professor der Botanik an dem Jowa State College of Agriculture in Arnes, Jowa (U. S. A.). Pantanelli, Dr. Enrico, Wirkl. Oberinspektor für Pflanzenkrankheiten am Landwirtscliafts-Ministerium in Rom, Via S. Susanna 13. Pape, Dr. Heinrich, Assistent im Laboratorium für Pflanzenschutz der Kaiser! Biolog. Anstalt für Land- und Forstwirtschaft zu Berlin-Dahlem, in Berlin-Friedenau, Illstr. 6. Pascher. Dr. A., Professor der Botanik an der Deutschen Universität in Prag IU Weinbergsgasse 3 a. Patschovsky, Dr. Norbert, Assistent am Botan. Institut der Uni- versität in Halle a. S. Paul, Dr. Hermann, Assessor der Kgl. Bayerischen Moorkulturanstalt in München, Königinstr. 3. Pax, Dr. Ferdinand, Geh. Regierungsrat, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des Botanischen Gartens in Breslau IX, Göppertstr. 2. Pazschke, Dr. 0., in Dresden-N., Arndtstr. 6, I. Pechl, Kuno, stud. phil. in Wien VII, Neustiftgasse 71/15. Peirce, Dr. George James, Professor of Botany and Plant Physiology an der Leland Stanford Junior University, Kalifornien (U. S. A.). Peklo, Dr. 0. Jaroslav, Privatdozent an der Böhmischen Universität . in Prag VI, Slupy 433. Perkins, Dr. Janet, in Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Straße 6—8. Botanisches Museum. Peter, Dr. A., Geh. Regierungsrat, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des Botanischen Gartens in Göttingen, Wilhelm Weber-Str. 2. Peters, Dr. Leo, Kaiser! Technischer Rat, Ständiger Mitarbeiter an der Kaisei! Biologischen Anstalt für Land- und Forst- wirtschaft zu Berlin-Dahlem, in Zehlendorf-Mitte b. Berlin, Cecilienstr. 22. Pfeffer, Dr. W., Geh. Rat, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des Botanischen Instituts und Botan. Gartens in Leipzig. Pfeiffer, Gustav, Universit.-Assistent in Neustadt a. T. (Böhmen). Pfeiffer, Hans, Lehrer in Bremen, Kölnerstr. 571. Philipps, W. Reginald, M. A., D. Sc, Professor am University College in Bangor (Wales), England. Pilger, Dr. R., Professor, Kustos am Botan. Garten, Privatdozent, an der Universität und Dozent für Botanik an der Techn. Hochschule zu Charlottenburg, in Berlin-Steglitz, Hohenzollem- straße 1. Mitgliederliste. (171) Pillai, A. Raman, stud. rer. nat. aus Trivandrum , Travancore ~(Indien) in Göttingenk Pflanzenplrysiologisches Institut dei Universität. Pirotta, Dr. R., Professor der Botanik an der Universität und Direktor des Botanischen Instituts in Rom, Via Panisperna 89 B. Plaut, Dr. Menko, Abteilungsvorsteher und Mikroskopiker a. d. K. Landw. Versuchsstation in Hohenheim (Württemberg). Plümecke, Dr. Otto, Direktor des Lyzeums in Berlin-Neukölln, Berliner Straße 83. Polowzow, Dr. Warwara von, in St. Petersburg, Botan. Laborat. d. Kais. Universität. Porodko, Dr. Th., Privatdozent in Odessa, Bot. Institut d. Universität Porsch, Dr. Otto, Professor an der k. k. Univeisität in Czernowltz. Botan. Institut, z. Zt. Wien XIII, 2 Barchettigasse 24 1. Portheim, Leopold, Ritter von, Leiter der Biologischen Versuchs- anstalt der Kais. Akad. der Wissensch. in Wien II, k. k. Prater, Hauptallee. Potter, M. C, AI. A., Professor der Botanik am Durham College of Science in Newcastle upon Tyne, 14 Highbury, West Jesmond. Poulsen, Dr. Viggo A., Professor für pharmazeutische Botanik an der Universität in Kopenhagen V, Rosenvsengets Hovedvej 29. Pringsheim, Dr. Ernst, Professor, Privatdozent in Halle a. S.: Zietenstr. 18, z. Zt. Beamtenstellvertr. b. beratenden Hygieniker. V. A.-K. D. Feldpost 360. Printz, H., Kustos am Museum in Drontheim. Pritzel, Dr. Ernst, Professor am Realgymnasium in Berlin-Lichterfelde, Hans-Sachs-Straße 4. Pulle, Dr. A., Professor der speziellen Botanik und der Pflanzen- geographie an der Universität in Utrecht (Holland). Puriewitsch, Dr. Konstantin, Professor der'Botanik an der Universität in Kiew, Botanisches Institut, Reiterska 28. Raatz, Dr. Wilhelm, Botaniker an der Zuckerfabrik Klein-Wanzleben bei Magdeburg. Rabbas, Dr. P., Assistent an der Pflanzenphysiol. Versuchsstation dei K. Gärtner-Lehranstalt zu Berlin -Dahlem. Radlkofer, Dr. L, Geh. Hofrat, Professor der Botanik an der Universität, Direktor des Botanischen Museums (Herbariums). Mitglied der Akademie der Wissenschaften in München, Sonnen- straße 7, I. Rasch, Dr. Walter, Assistent der Versuchsanstalt für Getreide- i<-T9\ Mitgliederliste. Verarbeitung in Berlin, z. Zt. Pionier-Ers-.Bat. 36, Komp. für Schädlingsbekämpfung, Verwaltungsbezirk V, Deutsche Feld- post 171, Rasmuson, Hans, Lic. phil. in Hiileshög bei Landskrona (Schweden) Svenske Sockerfabriks Aktiebolaget. Rawitscher, Dr. F., Assistent am Botan. Institut der Universität in Freiburg i. B. Rehder, Alfred, Assistent am Arnold-Arboretum in Jamaica Piain, Mass. (IL S.A.), 62 Orchard Str. Rehsteiner, Dr. Hugo, Erziehungsrat in St. Gallen, Eschenstr. 1. Reiche, Dr. Karl, Professor der Botanik an der Universität Mexico (Escuela de Altos Estudios) und Sektionschef am Instituto Medico Nacional in Mexico, D. F. Apartado 656. Reinhardt, Dr. M. Otto, Professor, Privatdozent der Botanik in Berlin W 50, Augsburger Str. 9. Reinitzer, Friedrich, Professor an der Technischen Hochschule in Graz (Steiermark). Reinke, Dr. Joh., Geheimer Regierungsrat, Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Kiel, Düsternbrook 17 Reitler. Dr. Josef, Rektor in Boppard (Marienberg). Remer, Dr. Wilhelm, in Bunzlau in Schlesien. Renner, Dr. Otto, a. o. Professor an der Universität in München Alfonsstr. 11. z. Zt. in Ulm, Olgastr. 961, Festungslazarett. Richter, Dr. Oswald, Professor für Anatomie und Physiologie der Pflanzen an der Universität in Wien XVIII, Hofstatt- gasse 15. Richter, Dr. P., Professor an der Paul-Gerhardt-Schule- in Lübben in der Lausitz. Rikli, Dr. Martin, Professor, Dozent und Konservator der botanischen Sammlungen am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich II, Brandschenkesteig 12. Rimbach, Dr. A., Professor der Botanik am Instituto de Agronomia in Montevideo (Uruguay). Rippel. Dr. August 1. Assistent am Agrikulturchemisch. -bakteriolog. Institut der Universität in Breslau X, Matthiasplatz 5. Riß, Dr. Marie Marthe, in Straßburg i. E., Vogesenstr. 47,11. Robertson, A. R., Lecturer in Botany an der Universität in St. Andrews, Schottland. Rodewald, Dr. Herrn., Geh. Regierungsrat, Professor und Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts in Kiel, Bartelsallee 20. Rompel, Dr. Josef, S. J., Professor der Naturgeschichte am Jesuiten- Gymnasium zu Feldkirch (Vorarlberg). gj Mitgliederliste. (173) Rosen, Dr. Felix, Professor der Botanik an der Universität in Breslau XVI, Bischofswalde. Rosenberg, Dr. 0., Professor der Botanik an der Universität in Stockholm, Tegnerlunden 4. Roshardt, Dr. P. A., Gymnasiallehrer in Stans (Schweiz). ROSS, Dr. H., Konservator am Botanischen Museum in München 38, Stievestr. 7. RÖßler, Dr. Wilhelm, Professor, Oberlehrer in Charlottenburg, Spree- straße 15, IV. Roth, Dr. Ernst, Professor, Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek ' in Halle a. d. S., Hohenzollernstraße 13. Roth, Dr. Franz, Oberlehrer in Aachen, Hasselholzer Weg 15. Rubel, Dr. E., in Zürich V, Zürichbergstr. 30. Rudolph, Dr. Karl, Assistent am Pflanzenphysiologischen Institut der Deutschen Universität in Prag II, Weinbergsgasse 3a. Ruhland, Dr. W., Professor der Botanik an der Universität in Halle a. S., Schillerstr. 54. Ruttner, Dr.. Franz, Leiter der Biologischen Station in Lunz (Nieder- Osterreich). Rywosch, Dr. S., in Straßburg i. E., Gustav-Klotz-Str. 1. Saccardo. Dr. P. A., Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens an der Universität in Padua. Saida, Dr. Kotaro, Professor der Botanik in Tokio (Japan), Koisnikawa Doshinmashi Nr. 1. SaitO, Dr. K., in Dairen (Dalny), Manchuria, The Central Laboratory of the South Manchuria Railway Co. Sandt, Walter, sfcud. rer. nat. in LÖbau Sa., Mathildenstr. 46. Saupe, Studienrat Prof. Dr. A., in Dresden, Kyffhäuserstraße 17. Schade, Dr. A., G}^mnasialle'hrer in Dresden-A., Lindenaustraße 7, z. Zt. Telegr. Nachr. Ers. Abt. 12, Pekr.-Dep., 45.Korp., Dresden-Kaditz. Schaf fnit, Dr. E., Vorsteher des Instituts für Pflanzenschutz an d<>- Kgl. Landwirtsch. Akademie in Bonn-Poppelsdorf, Nußallee 7. Schander, Dr. R., Professor, Vorstand der Abteilung für Pflanzen- krankheiten des Kaiser- Wilhelm-Instituts für Landwirtschaft in Bromberg. Schellenberg, Dr. H. C, Professor a, d. Eidgen. Technischen Hoch- schule in Zürich V, Hofstraße 63. Schenck, Dr. Heinrich, Geh. Hofrat, Professor der Botanik an der Technischen Hochschule und Direktor des Botanischen Gartens in Darmstadt, Nikolaiweg 6. Mitgliederliste. (174) Scherffel, Aladär, in Iglö, Zips, Ober-Ungarn. Schjemann. Dr. .Elisabeth, Assistentin am Institut für Vererbungs- forschuDg der Kgl. Landw. Hochschule, in Potsdam, Lucken- walderstr. 4. Schikorra, Dr. Georg, Ständiges Mitglied des städtischen Unter- suchungsamts für hygienische und gewerbliche Zwecke, in Berlin-Wilmersdorf, Wilhelmsaue 18,11. Schikorra, Dr. W., Pflanzenzuchtabteilung der Landwirtschafts- kammer für die Provinz Westpreußen in Danzig. Sandgrube 22. Schilling, Dr. Aug. Jg., Professor, Privatdozent an der Technischen Hochschule in Darmstadt, Heinrichwingertsweg 05. Schilling, Dr. Ernst, in Münster i. W., Botan. Institut d. Universität. Schindler, Dr Bruno, in Grünberg i. Schi." Schinz, Dr. Hans, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des Botanischen Gartens und des Botanischen Museums der Universität in Zürich V, Seefeldstraße 12. Schips. Dr. Martin, in Schwyz (Schweiz). Schlicke, Dr. A., in Berlin-Niederschöneweide, Berliner Str. 23. Schlumberger, Dr. 0., Assistent an der Kaiserl. Biolog. Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem. Schmid, Dr. Günther, Assistent am Botan. Institut der Universität in Jena, Kasernenweg 11. Schmidt, Dr. Ernst, z. Zt. Ltnt. d. Res. 2. Batt., Landw. -Feldart- Rgt. 256. Schneider, Dr. Fritz, in Klein-Wanzleben b. Magdeburg, Zuckerfabrik. Schneider, Dr. J. M., in Altstaetten, Kt. St. Gallen, Schweiz. Schober, Dr. Alfred, Professor, Schulrat für das höhere Schulwesen in Hamburg 24, Lerchenfeld 7. Schönau, Dr. Karl von, Kustos am K. Kryptogarnanenherbar in München, Lachnerstr. 2, 1, r. Schönland, Dr. S., Curator of the Albany Museum in Grahamstown, Südafrika (Kapkolonie). Schorler, Dr. Bernhard, Professor, Oberlehrer und Kustos des Her- bariums derTechnischen Hochschule inDresden-A.,Krenkelstr.34. Schottländer, Dr. Paul, Fideikommißbesitzer in Wessig bei Klettendorf. Schrenk, Hermann von, B. S., A. M., Ph. D., Botanical Garden in St. Louis, Mo. (U. S. A.). Schröder, Dr. Bruno, Lehrer in Breslau XIII, Sadowastraße 88, II. Schroeder, Dr. Dominicus, Assistent an der Versuchsstation für Pflanzenschutz in Halle a. S., Goethestr. 21. Schroeder, Dr. Henry, Professor an der Universität, Abteilungs- vorsteher am Botanischen Institut in Kiel, Niemannsweg 61. Mitgliederliste (17.^1 Schrodt, Dr. JuL Professor, Realschuldirektor a. D. in Gardelegen. Schröter, Dr. C, Professor der Botanik an der Eidgen. Technischen Hochschule in Zürich V, Merkurstraße 70. Schübe, Dr. Theodor, Professor. Oberlehrer in Breslau VIII, Ülausewitz- Straße 5. Schüepp, Dr. Otto, in Allschwil bei Basel, Basler Straße 119. Schutt, Dr Franz, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des Botanischen Gartens und Museums in Greifswald. Schulow, Dr. Iwan, Professor in Moskau, Landwirtsch. Hochschule. Schultz, Richard, Oberlehrer in Sommerfeld, Reg.-Bez. Frankfurt a. 0., Pförtner Straße J.3. Schulz, Dr. A., Professor, Privatdozent der Botanik in Halle a. S.. Albrechtstraße 10. Schulz, Hermann, Lehrer in Kassel, Rothenditmolder Str. 14.. Schussnig, Bruno, Assistent für Botanik an der ks k. Zoologischen Station in Triest, z. Zt. Wien III. Rennweg 14, k. k. Bot. Institut. Schwarz, Dr. Frank, Geh. Reg.-Rat, Professor der Botanik an der Forstakademie in Eberswalde. Neue Schweizer Straße 21. Schwarze, Dr. Curt, wissenschaftl. Hilfsarbeiter am Institut für allgemeine Botanik in Hamburg, z. Zt. Stabsapotheker d. Res. Tr. PI. Zeithain, Reservelazarett-Direktion. Schwede, Dr. Rudolf, Privatdozent, Assistent am Botanischen La- boratorium der Kgl. Technischen Hochschule in Dresden-A., Gutzkovvstr. 28. Schweinfurth, Dr. Georg, Professor, in Berlin-Schöneberg, Kaiser- Friedrich-Straße 8. Schwendener, Dr. S., Geheimer Regierungsrat, Professor der Botanik, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, in Berlin W 10, Matthäikirchstraße 28. Seckt, Dr. Hans. ' Profesor del Instituto Nacional del Profesorado Secundario in Buenos Aires (Argentinien), Belgrano, Superi 1830. Seeliger, Dr. Rud., Assistent a. d. Kais. Biol. Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Str. 19. Senft, Emanuel, Mag. Pharmac. Dozent, k. k. Oberinspektor und Abteilungsleiter an der k. k. Landw.-chem. Versuchsstation in Wien II, Schüttelstr. 71. Senn, Dr. Gustav, Professor der Botanik und Direktor des Botan. Gartens in Basel, Schönbeinstr. 6. Sernander, Dr. Rutger, Professor der Botanik in Uppsala. Seydel, Dr. Richard, auf Farm Nudis bei Kubas (Deutsch-Südwest- afrika). . -f. Mitgliederliste. Shibata. Dr. K.. Professor in Tokio (Japan), Koishikawa, Kobinata- daimachi I, 1. Sliull. Dr. Geo. H., Professor der Botanik und Entwickelun.gslehr< an der Universität in Cold Spring Harbour N. J. (U. S. A.i. Sieben. Hubert Techniker am Botan. Institut der Universität in Bonn. Sierp. Dr. Hermann, Privatdozent f. Botanik an d. Universität in Tübingen, Oesterberg 2. Simon. Dr. Joseph, Professor. 1. Assistent am K. Botan. , Garten in Dresa'en-A., Stübelallee 2. Simon, Dr. Siegfried, Professor. Privatdozent lür Botanik in Göttingen. Nikolausberger Weg 53. Singer. Dr. Max, Professor am Deutschen Staats-Gymnasium in Prag. Königliche Weinberge. Skene, Macgregor, B. Sc, Botanical Department, The University in Aberdeen, Schottland. Snell, Dr. Karl, Societe khed. d'Agric. ä Bahtim in Matarich (Kairo), Ägypten, z. Z. Adr. Brandenburg a. H., Molkenmarkt 38. Solereder, Dr. Hans, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des Botanischen Instituts in Erlangen, Botan. Garten. Sonder, Dr. Chr., Apothekenbesitzer in Oldesloe (Holstein). Späth, Dr. Hellmut, Baumschulenbesitzer in Berlin-Baumschulenweg, Späthstr. 1. Sperlich. Dr. Adolf, a. o. Professor der Botanik an der Universität in Innsbruck, Kaiser- Wilhelm-Str. 16 Spieckermann, Dr. A., Professor, Vorsteher der Bakteriologischen Abteilung der Versuchsstation in Münster i. W., Plöniesstr. 5, I. Spisar, Dr. Karl, Direktor der Landw. Landesversuchsänstalt in Brunn (Mähren). Staehelin. Marcus, cand. phil. in Basel, Rheinfelderstr. 33. Stahl. Dr. Ernst. Geh.Hofrat, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des Botanischen Gartens in Jena. StamerofF. Dr. Kyriak, Dozent der Botanik an der Universität zu Odessa. Puschkinskajastr. 8, Wohnung 15. Stark. Dr. Peter. Assistent am Botan. Institut in Leipzig, Linne- straße 1. Steinbrinck, Dr. C, Professor am Realgymnasium in Lippstadt. Steiner. Rudolf, k. k. Gymnasialprofessor in Prag II, Stephausgasse 20. Steyer. Dr. Karl, Professor, Oberlehrer, Leiter der Staatlichen Pflanzenschutzstelle und Konservator des Naturhist. Museums in Lübeck, Fritz Reuter-Str. 1. Stiefelhagen, Dr. Heinz, in Weißenburg i. E. Mitgliederliste. (177) Stoklasa, Dr. Julius, Hofrat, Professor und Direktor der Chemisch- Physiologischen Versuchsstation der Böhmischen Technischen Hochschule in Prag, Villa Grobe. Stomps, Dr. Th., Professor an der Universität in Amsterdam. Stoppel, Dr. Rose, in Hamburg, Institut für allgemeine Botanik. Straszewski, Heinrich v., in München, Luisenstr. 45, IL Strauß, H. C, Obergärtner am Botanischen Garten in Berlin-Dahlem. Strecker, Dr. Emil, Gymnasiallehrer in kjlau (Mähren), Frauengasse 12. Strigl, Dr. Max, in Urfahr bei Linz a. D., Oberösterreich, Collegium Petrinum, z. Zt. Gleink (Ob. Oesterr.) Suchlandt, Dr. Otto, Apotheker in Davos (Schweiz), Rhätische Apotheke. Svedelius, Dr. Nils Eberhard, Professor der Botanik an der Universi- ». tat in Uppsala (Schweden), Botan. Institut. SzüCS, Dr. Joseph, in Magiar - Ovar (Ungarn), Pl'lanzenphysiolog. Versuchsanstalt. Tahara, Dr. M., in Tokio, Botanisches Institut der Universität. Tanaka, Dr. Ch., Professor der Botanik an der Hochschule für Seidenbau und Spinnerei in Uyeda. Schinano (Japan). Ternetz, Dr. Charlotte, in Basel, Feldbergstr. 118. TessendorfF, Ferdinand, Oberlehrer am Helmholtz-Realgymnasium zu Schöneberg, in Berlin-Steglitz, Grillparzerstraße 16. Thomas, Dr. Fr., Professor, emerit. Oberlehrer am Gymnasium Gleichense in Ohrdruf, Hohenlohestr. 14. Thoms, Dr. Hermann, Geh. Regierungsrat, Professor, Direktor des Pharmazeutischen Instituts der Universität zu Berlin, in Berlin- Steglitz, Hohenzollernstr. 6. Thost, Dr. R., in Berlin- Lichterfelde-Ost, Wilhelmstr. 27. Thum, Dr. Emil, k. k. Realschulprofessor in Rosenthal I, 270 bei Reichenberg (Böhmen). Tiesenhausen, Dr. Manfred, Freiherr von, Assistent am Kaiser-Wil- helms-Institut in Bromberg. Tiegs, Dr. E., Wissensch. Hilfsarbeiter an der Kgl. Landesanstalt f. Wasserhygiene zu Berlin-Dahlem, in Berlin-Steglitz, Bismarck- strasse 66. Timpe, Di. H., Oberlehrer in Kamburg-Eimsbüttel, Am Weiher 29. Tischler, Dr. Georg, Professor der Botanik und Direktor d. Botan. Instituts und Gartens an der Kgl. Landw. Hochschule in Hohenheim (Wuittemberg.) Tjebbes, Dr. K., in Roelofsplaan, Huizen, N.-H. (Holland). Her der deutschen bot Gesellseh XXXV. U-) itnu Mitr. A. H., Professor der Botanik am University College of South- Wales and Monmouthshire in Penarth, Oardiff , 50 Olive Place. Tschermak, Dr. Erich, Edler v. Seysenegg, Professor der Pflanzen- züchtung an der Hochschule für Bodenkultur in Wien XVIII. Hochschulstr. 17. Tschirch, Dr. Alexander, Professor der Pharmakognosie, pharma- zeutischen und gerichtlichen Chemie, Direktor des Pharma- zeutischen Instituts der Universität in Bern. Tswett, Dr. Michael, Professor am Polytechnischen Institut in Warschau, Mokotowska 9. Tubeuf, Dr. Carl, Freiherr von, Regierungsrat, Professor der Anatomie, Physiologie und Pathologie der Pflanzen an der Universität in München, Habsburger Str. 1. Tunmann, Dr. Otto, Privatdozent der Pharmakognosie in Bern, Beundenfeldstr. 3. Tuzson, Dr. J.. Professor der systematischen Botanik und Pflanzen- geographie an der Universität in Budapest. Ubisch, Dr. Gerta von, in Berlin-Lichterfelde, Marienstr. 7 a, z. Zt. Falkenrehde b. Potsdam. Urban, Dr. Ign., Geh. Pegierungsrat, Professor, m Berlill-Lichter- felde-W, Asternplatz 2. Ursprung, Dr. Alfred, Professor der Botanik an der Universität in Freiburg (Schweiz), Botanisches Institut. Voigt. Alban, in Dresden A., Bayreuther Straße 31. Voigt. Dr. Alfred, Professor, Direktor des Instituts für augewandte Botanik in Hamburg VII, Wandsbeker Stieg 13. Volkart, Dr. A., Vorstand der Kidgenössischen Samenuntersuchnngs- und Versuchsanstalt in Oerlikon b. Zürieh. Voß. Dr. W.. Oberlehrer in Itzehoe (Holstein), Friedrichstr. 45 Mitgliederliste. (179) Votsch, Dr. Wilhelm, Oberlehrer in Delitzsch, Eilenburger Str. 58. Vouk, Dr. Vale, Professor für Botanik, Direktor d. Kgl. Botan. Gartens and des Bot.-physiol. Instituts der Künigl. Franz- Joseph-Universität in Agram (Zagreb), Kroatien. Wächter, Dr. Wilhelm, Sekretär der Deutschen Botanischen Ge- sellschaft, in Berlin-Steglitz, Düntherstr. 5. p. Wager, Harold, Inspector of Science Schools for the Science and Art Department in London, in Leeds (England), Horsforth Lane, Far Headingley. Wagner, Dr. Adolf, Professor der Botanik an der Universität in Innsbruck, Feldgasse 14. Wahl, Dr. Carl von, Großherzogl. Bad. Versuchsanstalt Augustenberg bei Durlach (Baden), Moltkestr. 9. Wangerin, Dr. W., Dozent an der Technischen Hochschule in Danzig- Langfuhr, Kastanienweg 7. Warburg, Dr. 0., Professor, Privatdozent der Botanik an der Uni- versität, Lehrer am Orientalischen Seminar, in Berlin W, Uhland- straße 175. Weber, Dr. C. A., Professor, in Bremen, Friedrich- Wilhelm-Str. 24. Weber, Dr. Friedl, Assistent am Pflanzenphysiol. Institut in Graz, Grillparzerstr. 53. Weese, Josef, k. k. Professor, in Wien III, Sofienbrückengasse 20. Wehmer, Dr. C, Professor, Dozent an der Technischen Hochschule. Vorstand der Bakteriologischen Abteilung des Technisch- Chemischen Instituts der Kgl. Technischen Hochschule, m Hannover, Alleestraße 35. Wehrhahn, W.. Lehrer in Hannover, Im Moure 26. Weis, Dr. Fr., Professor der Botanik an der Landwirtschaft! Hoch- schule in Kopenhagen. Weiß, Dr. Fr. E., Professor der Botanik und Direktor des Botanieal Laboratory of the Owens College in Manchester. Weiße, Dr. Arthur, Professor, Studienrat in Zehlendorf (Wannsee- bahn) bei Berlin, Annastr. 11. Went, Dr. F. A. F. C, Professor der Botanik und Direktor des Botan. Gartens in Utrecht (Holland). Werth, Dr. Emil, Professor, stand. Mitarbeiter a. d. Kais. Biolog. Anstalt für Land- und Forstwirtschaft zu Berlin-Dahlem, in Berlin-Wilmersdorf Binger Str. 17. Westling, Dr. R„ Laborator* am Pharmazeutischen Institut m Stock- holm, Vallingsgatan 26. (12*) ( 1 öO) Mitgliederliste Wettstein. Dr. Richard, Ritter von Westerheim, Hofrat, Professor und Direktoi des Botan. Gartens und Museums der Universität Wien, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Herausgeber der < »sterreichisehen botan. Zeitschrift, in Wien III, Rennweg 14. Wetzel, Curt, Seminaroberlehrer in Schneeberg i.Sa., Fürstenplatz 2 III. Wiedersheim. Dr. Walther, in Hemigkofen- Nonnenbach a. Bodensee (Württemberg). Wieler, Dr. A., Professor, Dozent für Botanik an der Technischen Hochschule in Aachen, Nizza-Allee 71. Wilhelm, Dr. K., Professor der Botanik an der Hochschule für Boden- kultur, in Wien XVIII, Hochschulstr. 17 (Türkenschanze). Willis, John C, Direktor des Bot. Gartens in Rio de Janeiro. Wilson, William Powell, Director of the Philadelphia Commercial Museum in Philadelphia (U. S. A.). Wimmer, Dr. Christian, Assistent am Pharmakognost. Institut der k. k. Universität in Wien. Windel, Dr. Erich, Assistent am Pflanzenphysiologischen Institut der Universität in Berlin -Dahlem, z. Zt. Bakter. Labor. 839, D. Feldpost 75. Adr. Bergwerksdirektor Friedrich Stolz, Charlottenburg, Bismarckstr. 45 III. Winkelmann, Dr. J., Professor, in Stettin, Politzer Straße 85, III. Winkler, Dr. Hans, Professor, Direktor des Botan. Gartens und des Instituts für allgemeine Botanik in Hamburg. Woldsenweg 12. Wirtgen. Ferd.. Rentner in Bonn, Niebuhrstr. 55. Wislouch, Dr., Privatdozent der Botanik an der Medizinischen Frauenhochschule in St. Petersburg. Wißmann, Apotheker in Geisenheim (Rheingau), Landstr. 47. Wittmack. Dr. L, Geheimer Regierungsrat, Ord. Honorarprofessoi an der Universität, in Berlin NW, Platz am Neuen Tor 1. Wlodek, Dr. Johann von, in Krakau (Galizien), Pedzichöw-boczna 5. Wollenweber, Dr. W., z. Zt. als Gast a. d. k. biol. Anstalt f. Land- u. Forstwirtschaft zu Berlin-Dahlem, in Zehlendorf (Wsb.), b. Berlin, Augustastr. 9 1. Wortmann. Dr. J., Geh. Reg.-Rat, Professur, Direktor der Versuchs- und Lehranstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau zu Geisen- heim a. Rh. Wulff, Dr. Eugen, in Moskau, Sretenka. M. G-olowin pereulok 5. Yamanouchi, Dr. Shigeo, Prof. of Botany, the Universitv of Chicago 111. (U. s. A.) Yapp. R. H.. Professor am University College in Aberystwyth (Wales). Mitgliederliste. (181) Zahlbmckner, Dr. A., Direktor der Botanischen Abteilung des Naturhistor. Hofnmseums in Wien I, Burgring 7. Zander, A., Professor, Oberlehrer am Bismarck- Gymnasium in Berlin- Haiensee, Westfälische Straße 59, III. Zeijlstra, Fzn. Dr. H. H., Direktor des „Kolonial Landbouu. Museum, in Deventer (Holland), Zwolsche Weg 65. Zikes, Dr. Heinrich, Privatdozent an der k. k. Universität, Professor und Direktorstellvertreter an der Osten-. Akademie für Brau- industrie in Wien IX, Währingerstr. 41. Zimmermann, Dr. Albrecht, Professor, Botaniker an der Biologischen Station Amani. Poststation Tanga (Deutsch-Ostafrika). Zollikofer, Clara, in St. Gallen (Schweiz), Dufomstr. 84. (Ig21 Mitgliederliste. Verstorben. Braungart, Dr. R., Professor in München. Verstarb am 7. April 1916. Brandes, W., Medizinalrat, Apotheker in Hannover. Verstarb am 8. Juli 1916. Mracek, Dr. August in Zwittau (Mähren). Verstarb am 8. Januar 1917. Raciborski, Dr. M. von, Professor an der Universität Krakau. Ver- starb am 27. März 1917. Seeger. Dr. Rudolf. Im Kriege gefallen am 31. Juli 1917. Damm, Dr. Otto, ord. Lehrer an der Höheren Mädchenschule, in Charlotteilburg. Verstarb am 11. Oktober 1917. VÖchting, Dr. H. von, Professor an der Universität Tübingen. Vor- starb am 24. November 1917. Hanausek, Dr. T. F., k. k. Regierungsrat, Professor in Wien. Ver- starb am 4. Februar 1918. Kuckuck, Dr. Paul, Professor, Kustos für Botanik an der Biolog. Anstalt auf Helgoland. Verstarb am 7. Mai 1918. Fürnrohr, Dr. Heinrich, Hof rat, Vorstand der Botan. Gesellseh. in Regensburg. Verstarb am 17. Mai 1918. Martin, Dr. Hermann, aus Heiligenstadt. Im Kriege gefallen am 26 Mai 1918. Munk. Dr. Max. Assistent am Botan. Institut in Kiel. Im Kriege gefallen am 1. Juli 1918. Register zu Band XXXV. I. Geschäftliche Mitteilungen. Seile Sitzung vom 26. Januar 1917 I (Glückwunschadresse zum 80. Geburtstage Prof. SCHWE1N- FURTHs ; Bericht des Ausschusses zur Hebung der Produktion von Speisepilzen wird verlesen.) Sitzung vom 23. Februar 1917 83 (Glückwunschadresse zum 70. Geburtstage Prof. v. VöCHTL.\»;s.) Sitzung vom 30. März 1917 187 (Dankschreiben der Herren SCHWEINFURTH und v. VöCHTING. Ansprache des Herrn Geh.-Rat ENGLER anläßlich der Wieder- kehr des 100. Geburtstages CARL NÄGELls.) Sitzung vom 27. April 1917 350 (Einladung zur Generalversammlung in Würzburg. Vorstands- beschluß, Manuskripte über 8 Druckseiten nicht aufzunehmen, ebenso keine Arbeiten von Nichtmitgliedern abzudrucken wegen Schwierigkeiten der Papierbeschaffung und Arbeiter- mangels.) Sitzung vom 25. Mai 1917 411 Sitzung vom 29. Juni 1917 489 (Mitteilung über die Denkmäler fürSPRENGEL und KüELREUTER.) Sitzung vom 27. Juli 1917 537 Sitzung vom 26. Oktober 1917 , 579 (Mitteilung über Glückwünsche der Gesellschaft zum goldenen Doktorjubiläum Geh.-Rat WlTTMAGKs, Dankschreiben Geh.-Rat WlTTMACKs. — Wahl des Berliner Vorstandes für 1918 und der Kommissionen.) Sitzung vom 30. November 1917 643 (Adresse zur Hundertjahrfeier der Senckenbergischen Natur- forsch.^Gesellschaft in Frankfurt a. M. ) Sitzung vom 28. Dezember 1917 697 (Ergebnis der Wahl des Präsidenten, seines Stellvertreters und des Ausschusses für 1918.) Bericht über die am 6. August 1917 in Würzburg abgehaltene 31. General- versammlung (1) Rechnungsablage für das Jahr 1916 und Voranschlag für 1917 (6) Verzeichnis der Pflanze nn am en^ (119) Mitgliederliste ' (149) (l8l) Register. Seite 2. Nachrufe. Georg Volkens von Otto Reinhardt mit Bildnistafel) (65) Otto Müller von G. KARSTEN (mit Bildnistafel) (83) Richard Braungarl von Fr. Dettweiler (93) Mari an Raciborski von K. Goebel (97) T. F. Ilanausek von H. PAB1SCH (mit Bildnistafel) ('0«) 3. Wissenschaftliche Mitteilungen. Bachmann, E.: Die Beziehungen der Kieselflechten zu ihrer Unterlage. III. Bergkristall und Flint. (Mit 8 Abbildungen im Text) . . . 464 Baumgärtel, Otto: Konidiosporenbildung bei Microchaete calothrichoides Hg. (Mit 3 Textfigureo.) 537 . Die Farbstoffzellen von Ricinus communis L. (Mit 1 Textfigur) . 603 Blum, G.: Siehe URSPRUNG. 385 Brand, F. : Ueber Beurteilung des Zellbaues kleiner Algen mit besonderem hl in weise auf Porphyridium cruenlum Naeg. (Mit 3 Abbildungen im Text.) 464 Dittrich, (i.: Zur Giftwirkung der Morchel, GyromUra esculenta Pers. . . 27 Drude, Oscar: Erfahrungen bei Kreuzungsversuchen mit Cucurbita Pepu. '(Mit Tafel (I) und 3 Abbildungen im Text.) (26) Fischer. Hermann: Das Problem der Stickstoff bindung (Festlegung des Luft9tickstoffs) bei niederen Pflanzen 423 (irüss, J.: Die Anpassung eines Pilzes (Anthomyces Reukauffii) an den Blütenbau und den Bienenrüssel. (Mit Tafel X11I und 1 Ab- bildung im Text.) '■ ■ ■ 746 Öttnthart, A.: Bemerkungen zum Aufsatz L. GElSENHEYNERs über Succisa pratensis Moench 4^89 Marder. Richard: Ueber die Beziehung der Keimung von Cyanophyceen- sporen zum Licht. (Mit 1 Abbildung im Text.) (58) Harms. II.: Ueber die asiatische Meliaceen-Gattung Munronia Wight und eine verwandte südafrikanische Gattung. (Mit 1 Abbildung im Text.) • • • • 74 Weitere Beobachtungen über Kleistogamie bei afrikanischen Arten der Gattung Argyrolobium 175' Ueber eine Meliacee mit blattbürtigen Blüten. (Mit 1 Abbildung im Text.) ... 338 Ueber abnorme Blüten bei Nyssa sylvatica Marsh. (Mit 1 Abbildung im Text.) &27 Heilbronn, A.: „Lichtabtall oder Lichtrichtung als Ursache der helio- tropischen Reizung?". (Vorläufige Mitteilung.) 641 Heinricher, F.: Berichtigende Mitteilung über die Keimuugsbedingungeu der Samen von Arceuthobium Oxycedri (DO.) M. Bieb 2<»4 — Die erste Aufzucht einer Rafflesiacee, Cytinus Hypocistis L , aus Samen. (Mit Tafel VIII.) 605 - Zur Kenntnis der Blüte von Cytinus Hypocistis L. (Mit Tafel IX.) 513 Höfler, Karl: Die plasmolytisch-volumetrische Methode und ihre An- wendbarkeit zur Messung des osmotischen Wertes lebender Pflanzenzellen. (Mit 3 Abbildungen im Text.) 706 Register (185) Seite Höhnel, F. von: Erste vorläufige Mitteilung mykologischer Ergebnisse (Nr. 1 — 106.) 246 Zweite vorläufige Mitteilung mykologischer Ergebnisse. (Nr. 107-200.) 351 — — Über die Trichothyriaceen. (Mit 2 Textbildern.) 411 — — System der Phacidiales v. H 416 — — Über die Benennung, Stellung und Nebenfruchtformen von Sphae- rella Fries 627 System der Diaportheen 631 Über die Perithecien der Microthyriaceen und die Gattung Meliola Fries 6y8 Kinzel, Wilhelm : Teleologie der Wirkungen von Frost, Dunkelheit und Licht auf die Keimung der Samen 581 Kolkwitz. K.: Über die Standorte der Salzpflanzen 518 Kuckuck. P.: Über Zwerggenerationen bei Pogotrickum und über die Fortpflanzung von Lominaria, (Mit 5 Abbildungen im Text.) 557 Kylin, Harald: Über die Entwicklungsgeschichte von Batrachospermtm monüiforme. (Mit 7 Abbildungen im Text.) 155 — — Über die Entwicklungsgeschichte und die systematische Stellung der Tilopterideen 298 — — Über die Kälteresistenz der Meeresalgen 370 Lnkon, Georg: Über die Festigkeit der Ruhe panachierter Holzgewächse. (Mit i Abbildung im Text.) 648 Lang. Willi.: Zur Ansteckung der Gerste durch Ustilago nuda 4 — — Eine neue Pilzkrankheit an Ulmas montana 37 — — Zur Biologie von Corynespora Melonis (Cooke) Lindau 40 Lehmann. Ernst: Vererbungsversuche mit Veronica syriaca Roem. et Schultes. (Vorläufige Mitteilung.) 611 Linshauer, K. : Über regenerative Mißbildungen an Blüten-Köpfchen. (Mit 2 Abbildungen im Text) 620 Low, Käte : Über Unterschiede in der Anatomie von Zweigen der Trauer- bäume und der entsprechenden aufrechten Formen. (Aus dem pflanzenphys. Institut der k. k. Universität Wien Nr. 99 der II. Folge.) (Mit Tafel III.) ■ 104 f Lütkemüller, J. : Die Zellmembran und die Zellteilung von Closteriwm Nitzsch. Kritische Bemerkungen 311 Meyer, Arthur: Die biologische Bedeutung der Nukleolen. 383 — Das während des Assimilationsprozesses in den Ohloroplasten ent- stehende Sekret 581 — — Das ergastische Organeiweiß und die vitülogenen Substanzen der Palisadenzellen von Tropaeolum majus. (Mit 4 Abbildungen im Text.) 6ös — — Die chemische Zusammensetzung des 'Assimilationssekretes. . . . 674 Meyer, Fritz Jürgen: Über die Leitbündel einiger untergetauchter Wasserpflanzen und einiger Sumpfpflanzen 16f> Molisch. Hans: Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze. Nr 8: Über einen leicht kristallisierbaren, organischen Körper bei Linaria- Arten. (Mit 3 Abbildungen im Text.) 99 — — Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze. Nr. 9: Über organische. kristallisierende Stoffe in Gentiana germanica Willd. (Mit Tafel XI.) . . ' 653 1 1 86) Register. Seite Pascher, A.s Von der grünen Planktonalge des Meeres Meringosphaera. (Mit 2 Abbilds gen im Text.) HO Kenner, 0.: Artbastarde und Bastardarten in der Gattung Oenothera . . (21) Rössler, Wilhelm: Pollenschläuche und Embrjosack - Haustorien von Plantago major L. (Mit Tafel VII.) 460 Koss. Hermann: Dem Andenken der Forschungsreise von SP1X und MAETiUS in Brasilien 1817—20. (Mit 1 Abbildung im Text.) 119 Schade. A.: Über den mittleren jährlichen Wärmegenuß von Webera nutans (Schreb.) Hedw. und Leptoscyphus Taylovi (Hook.) Mitt. im Eibsandsteingebirge. (Mit 2 Abbildungen im Text.) .... 490 Schröder, Bruno: Schwebepflanzen aus dem Wigrysee bei Suwalki in Polen. (Mit Tafel V.) 256 Beiträge zur Kenntnis des Phytoplanktons aus dem Kochel- und dem Walchensee in Bayern. (Mit 4 Textabbildungen und Tafel X.) 542 — Phytoplankton aus dem Schlawasee. (Mit 2 Textabbildungen und Tafel XII.) , . 681 Scllüepp, Otto: Über den Nachweis von Gewebespannungen in der Sproß- spitze. (Mit 2 Abbildungen im. Text) 703 Schulz. A.: Über das Nektarium von Caltha palustris L 555 — — Über die Nacktgerste bei griechischen Schriftstellern des Altertums 638 — — Über prähistorische Reste des Einkorns (Triticum monococcum L.) und des Spelzes (Tr. Spelta L.) aus Süddeutschland n 726 Sierp, Hermann: Über den Einfluß des Lichts auf das Wachstum der Pflanzen. (Mit 4 Abbildungen im Text.) (8) Sperlich, Adolf: Jod, ein brauchbares, mikrochemisches Reagens für Gerbstoffe, insbesondere zur Darstellung des Zusammenhanges der Verteilung von Gerbstoff und Stärke in pflanzlichen Geweben 69 Stark» Peter: Über den Einfluß von Kontaktreizen und mechanischem Reiben auf das Wachstum und den Turgeszenzzustand von Keimstengeln. (Mit 3 Abbildungen im Text.) 266 Über die Variabilität der Blüte von Paris quadrifolia. (Mit 1 Ab- bildung im Text.) '..< 476 Stomps, Th. J.: IAgustrum vulgare mut. ebbingense. (Mit 1 Abbildung im Text.) 20 Svcdelius, N.: Die Monosporen bei Helminthora divaricata nebst Notiz über die Zweikernigkeit ihres Karpogons. (Mit 7 Abbildungen im Text.) 212 — Über die Homologie zwischen den männlichen und weiblichen Fortpflanzungs- Organen der Flerideen. (Mit 4 Abbildungen im Text.) 225 Tischler, G. : Über die Entwicklung und phylogenetische Bedeutung des Embryosacks von Lylhrum Salicaria. (Mit Tafel IV.) 233 Tunmann, 0.: Über „Einschlüsse" im Rhizom von Bheum, zugleich ein Beitrag zur Mikrochemie der Oxymethylanthrachinone führenden Pflanzen. (Mit 1 Abbildung im Text.) 191 Ursprung. A.: Über die Stärkebildung im Spektrum. (Mit Tafel I und einer Abbildung im Text.) 44 - und Blum, («.: Über die Schädlichkeit ultravioletter Strahlen . . 385 Vries, Hugo de: Halbmutanten und Zwillingsbastarde 12.8 Register. (187) Wagner, A.: Über eine unzweckmäßige Einrichtung im Blütenbaue von Lobelia laxiflora. (Mit Tafel VI.) 860 Wehmer, C: Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 1. Die Wirkung des Gases auf Sporen- und Samenkeimung. (Mit 8 Textabbildungen.) . . 135 — — Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 2. Wirkung des Gases auf grüne Pflanzen. (Mit 4 Textfiguren.) . 31« — Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 3. Wirkung des Gases auf Wurzeln und beblätterte Zweige beim Durchgang durch Erde oder Wasser (Mit 3 Abbildungen im Text.) 403 Wettstein, K. von: Studien über die systematische Gliederung von Cytinus Hypocistis L. (Mit Tafel II.) 86 W immer, Christian: Ein neuer kristallisierter Inhaltsstoff in den unter- irdischen Organen von Gerannt m pratense L. und seine Ver- breitung innerhalb der Familie der Geraniaceen 591 Wollenweber, H. W.: Conspectus analyticus Fusariorum 732 — — Über Fusarium rosewm Link 743 Zollikofer, Clara: Über die Wirkung der Schwerkraft auf die Plasma- viskosität. (Vorläufige Mitteilung.) (Mit 1 Abbildung im Text.) 291 Verzeichnis der Tafeln. Tafel I zu A. Ursprung. Erklärung auf Seite 69. Tafel II zu R. von Wettstein, Erklärung auf Seite 98. Tafel HL zu KUte Low, Erklärung auf Seite 118. Tafel IV zu G. Tischler, Erklärung auf Seite 243. Tafel V zu Bruno Schröder, Erklärung auf Seite 266. Tafel VI zu A. Wagner. Erklärung auf Seite 368. Tafel VII zu Wilhelm Rössler, Erklärung auf Seite 463. Tafel VLH zu E. Heinricher. Erklärung auf Seite 512. Tafel IX zu E. Heinricher. Erklärung auf Seite 517. Tafel X zu Bruno Schröder, Erklärung auf Seite 554. Tafel XI zu Hans Molisch, Erklärung auf Seite ('57. Tafel XII zu Bruno Schröder, Erklärung auf Seite 695. Tafel XIII zu 3. Grüß, Erklärung auf Seite 761. Tafel (I) zu Oscar Drude, Erklärung auf Seite (57). Übersicht der Hefte. Heft 1 (S. 1—82), ausgegeben am 22. Februar 1917. Heft 2 (S. 83—186), ausgegeben am 29. März 1917. Heft 3 (S. 187—348), ausgegeben am 8. Juni 1917. Heft 4 (S. 349—410), ausgegeben am 26. Juni 1917. Heft 5 (S. 411—488), ausgegeben am 31. August 1917. Heft 6 (S. 489-536), ausgegeben am 28. September 1917. . Heft 7 (S. 537—578), ausgegeben am 20. Oktober 1917. Heft 8 (S. 579—642), ausgegeben am 21. Dezember 1917. Heft 9 (S. 643—696), ausgegeben am 24. Januar 1918. Heft 10 (S. 697—762), ausgegeben am 26. März 1918. 1. Generalversammlungsheft [S. (1)— (64)], ausgegeben am S. Januar 1918. 2. Generalversammlungsheft iS.(65)—f!88), ausgegeben am Kl. Oktober 1918. (188) Register. Berichtigungen. S. I Zeile 2 von oben lies „M. 0. REINHARDT" statt „R. KOLKWITZ". S. 22 Zeile 3 vou unten lies „gelblichgrün" statt „gelbgrün". S. 22 Zeile 4 von unten lies „anormalen" statt „normalen". S. 23 Zeile 20 von oben lies „im" statt „in". S. 24 Zeile 13 von unten lies „Individuum" statt „Idividuum". S. 25 Zeile 15 von unten lies „degressiver" statt „regressiver". S. 25 Zeile 22 von unten lies „degressive" statt „regressive". S. 26 Zeile 13 von unten lies „mutatio" statt ,.mutativ". S. 26 Zeile 9 von unten lies „brevisfylis" statt „loevistyUs" . S. 26 Zeile 2 von unten lies „cruciate-flowered" statt „cruciata-l'loweren" S. 46 Zeile 19 von oben lies frekin statt ÖQ'txsvt. S. 122 Zeile 8 von oben lies „Ecuador" statt „Ecador". S. 127 Zeile 18 von unten lies „gewinnen" statt „gewinnen,". S. 638 Zeile 4 von unten lies „yiQ dq yuftvoaniqucnov^ statt „yuq örj yt'fj.yoo . ipueclot* " . S. 639 Zeile 11 von oben lies „ 'Xvxiwv* statt „ylrxiuiv". S. 639 Zeile 12 von unten lies Jv rals" statt „iv reüs". S. 639 Zeile 11 von unten lies „xa ojftsyoi" statt " a ov/utvo/utj". S. 640 Zeile 2 von oben lies „rtQo±" statt „^Qogu. S. 640 Zeile 8 von oben lies „ß^ö/itvai" statt ^tyojun'ai". S. 145 Zeile 9 von unten lies „(0,08 %)" statt „(0,8 %)". S. 653 Zeile 2 von oben lies „Nr. 9" statt „Nr. 8". Berichte d. ßeu/scAert Bot. Geseilsc/i .Bd.XKXV. Tuf.l Aa BC Exposition in Std. Nr.82,sch,o ~. 4 I ' ":-M~f. Nr.82, s,o Nr.1a KU Nr.lb / Nr.87,s,o / Nr.87,sch,o U 7 Nr.82,sch,i / w Nr.82,s, Elccuuelztk. nie -»' Ber. d. Deutsch, bot. Gesellschaft. Bd. XXXV. Taf. IL %*.*£ •uz^r^- /**• Berichte cl. Deutschen Bot. Gesellscfb.BcL.XXXy. 7h/:///. Berichte d. Deutschen Bot. Geseusch. Bd.XKM '. Taf./r. i 2 M ■■-*■ * 4%/V zo •■■: 26 ■ 7 73 8 . 78 19 a b nji-X, :<"/ V G.iischler gez. F.Zoai- Ber. d. Deutsch, bot. Gesellschaft. Bd. XXXV. Taf. V. Bruno Schröder ges, Ber. d. Deutsch, bot. Gesellschaft. Bd. XXXV. Taf. VI. . I. Wagner phot. Berichte d. Deutschen Bot. Genetisch. Bei. XXXV. Taf.W. Rössler gez. Elaue. ht/l Ber. d. Deutsch, bot. Gesellschaft. Bd. XXXV. Taf. VIII. 4 Prof. Ad. Wagner phot. Ber. d. Deutsch, bot Gesellschaft. Bd. XXXV. Taf. IX. Prof. Ad. Wagner. f>hol. ße/ic/de d. Deulschp/i Bot. GeseJlsck.Bä.XXXV. Taf.X. 7a' 7b i '!■ Bruno Schröder gez. Berichte d. Deutschen, Bot. Geseüsch.Bd.JXXV. Tat'Äl. Berichte d.Den fachen Bot. Gesellsch. Bd XXXV. Taf'.XK. £r. Schröder aez. ,r,rl,h: ,/ D Bd. XXXV. ■ Zb 3 Ber d Deutsch, bot Gesellschaft. Bd. XXXV. Tafel (1). Es wird gebeten, alle wissenschaftlichen Manuskripte für die Sitzungen im Jahre 1918 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Geh.-Kat Prof. Dr. L. Wittmack, Berlin NW, Platz am Neuen Tor 1, zu richten. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August «nd September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. BMF* Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden vollständig druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 cm) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen der Uegel nach den Umfang von 8 Druckseiten nicht überschreiten. Im allgemeinen wird den Autoren eine schwarze Tafel oder der Kaum einer Tafel für Textliguren kostenlos gewährt. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefaßt und unleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträglich- keiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der ge- wünschten Sonderabdrücke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 5 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei rindet nicht statt. , Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1918. Ehrenpräsident: S. Seh wendener. Für die Generalversammlung: Hans Winkler. Präsident; A. Voigt, Stellvertreter Für die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: L. Wittmack. Vorsitzender P. Lindner. erster Stellvertreter; J. Behrens, zweiter Stellvertreter; E. Baur. erster Schriftführer; H. Harms, zweiter Schriftführer; H. Miene, dritter Schriftführer: Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions-Kommission: L. Wittmack, E. Baur, EL Harms, H Miehe A. Engler, P. Graebner, H. v. Guttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversammlung): E. Jahn, R. Kolkwitz, P. Claussen, 0. Kein hardt. L. Diels. Geschäftsführender Sekretär: W. Wächter. Alle Geldsendungen werden franko entweder auf das „Konto der Deutschen Botanischen Gesellschaft e. V. in Berlin Nr. 35398 bei dem Postscheckamt in Berlin NW 7" oder „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten. Der Beitrag beträgt für alle ordentlichen Mitglieder 20 M. Die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen Schriftstücke wolle man an den Schatzmeister Geheimen Regie- rangsrat Dr. Appel in Berlin-Dahlem gelangen lassen. Alle event. Rekla- mationen, die Versendung der Berichte und Sonderabdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Bandes unmittelbar an die Ver- lagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 35, Schöneberger Ufer 12a. zu richten. Adressenänderungen sowie alle das Mitgliederverzeichnis betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz. Düntherstr. 5 p., zu senden. Sonderabdrücke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Verfasser erhält SO Sondern Ixl rücke kostenlrei. Sonderdruck« bis zu einem halben Druckbogen werden nur mit einem Rückenfalz versehen d. h. ohne Umschlag, geliefert. 2. Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung der Überzahl vor uer letzte- Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 2 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates . .:> 3. für jede Lichtdrucktafel '•' 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr - f). bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr 5. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr . '-' . 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck 1,85 ■ 8. für jeden Umschlag *■»» 9. für einen besonderen Titel auf dem Umschlage. falls ein solcher gewünscht wird Mark. Pfennige, welche durch 5 nicht teilbar sind, werden nach oben auf 5 abgerundet. Druck "votTa. 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