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RODOLF von SALIS , geweſenen Lands- Haubtman zu Sonders im Deltlein. Hr, FRIDERICH ANTHONI von SALIS, ge— weſenen Haubtman in Frankreich von Ihr Koͤnigl. Ma⸗ jeſt. Guarde / und Directori eines Lobl. Gottshauß Punds. | Hr. ANDREA HON SALIS, Obrift Lieut. in dien⸗ ften Ihr Koͤnigl. Majefl.in Frankreich. Wie auch der Wol-Edelgebornen /mit hoher Ehr und Tugenden gezierten Fraͤulein | Träulein ANNA MARGARETHA von SALIS, meiner Hochgenenten Hochgeehrten Goͤnnerin. Ab Soglio. Eigne den Erſten Theil des Schweizerlands Naturgeſchich⸗ ten zu einem Zeichen ſchuldiger dankbarkeit / vor bisher Zuͤrich / en .. genoſſene hohe Gunſt- gewogenheiten / nebſt herzlicher Jeñer / 1700. wuͤnſchung — Leibs⸗ und Seelen vernuͤ⸗ a. 9: gens / zu hr demuͤtig ergebenſter Diener ed! D. Scheuchzer. =: (0) S@ E22 .20202 02.202 .22.2.2°2.2 ogof 2221: Fot>F Loge ,Toret:, Abgekuͤrztes Regifter aller verbandleten Materien. Num, ne on denen Rohten Buchen zu Bud). — Von einem ee oder Rings welcher um den Mond gefehen RN en 5. Febr. 4. Von ——— welches ſich ſol aufgehalten haben auf den € urenen — Von dem Zurich Torff. — Von den Vorbotten des Regens. | zZ ua Don dem Pilatus Berg im Lucerner Gebieth. 4-- 3. Mon dem ftürmigen Horn Wiebe, PERS 7 Don abmeffung der Berghöbenen. —66 Don St. Gotthards Berg. Me 79, Von des Schweizerlands Fofttihen IBafferquellen. 1 Von dem Zuricher Wein. | —— Reiſe uͤber den Wallenſtatter See durch hilff eines ordinari Nachwinds. 7 .n 26. Don Bereitung der Milch und Milchſpeiſen / wie folche anfdenen hohen Alpen geſchihet. 8 -- 30 Don ders Seynen Perfon Amt und Behauſung. 8 -- 30% Don Bereitung des Kaͤſes. Big Non dem Lupp. — | 9 -- 34 Don Bereitung des Butters. I -- 34, Von dem Ziger/ und Schotten. er! Don Nidelbror/und Stunfenwerne. 9 -- 35 Bon dem Sarganfifhen Stahel⸗Erz, 09... 56 Von den Berg Neblen / und Wolken. 10-137, Don der Semäthieren Feftigkeit. 10 -- 39% on denen Gems⸗Leckinen / oder Sultzen. 16:24:39, Von der GemßJagd. — Von der Gemſen Lebens⸗Art. II +-- 44 Bon einer feurigen Luft/⸗Geſchicht / welche gefehen worden in Zurich den 19. Aprel. 12.22 - 45.88: Mon dem Dfeffers- Bad, 13. — 2249 Von dem Heimwehe. ki Bon dem Unterfiheid der Kraͤuteren / und Baͤumen / ſo anf haben | WBrorergen/und tiefen thaͤleren wachſen. 16 -- 64 Regifter lien Von der Berg-Neifen Luft Nutzbarkeit / und Romlichkeit. 17 -- 67. Von denen Reifen über hohe Gebirge. Ir yäCE, Don Gefahr und Schaden / ſo * Bergreiſenden aufſtoſſet vom Schnee / und Eis / und wie dem zu begegnen. 18 -- 69. Don der Kälterwelche denen Bergreifenden gefähr-und ſchaͤdlich ift. 19 - 73. Von abſtuͤrzung Der Felſenſteinen / und enge der Wegenfo den Deifenden auch beſchwerlich jeyn. 20 -- 77: Mondes Schweizerlands Beſchaffenheit in anfehung der Ele⸗ menten/und Sahrzeiten. 20 -- 80, Mondenen im Schweijerland befindlichen überbleibfelen ber | Suͤndflut. 23 -- 89. Don denen Erſchuͤtterungen des Slarnerfande. 30 -- 117%. Beſchreibung der Erdbidmen / welche in dem Schweigerland von zeit zu zeit geſpuͤrt worden. 31 -- 123 Don ungewohnten Fahrzeiten deg Schweizerlands. 33:52 220 Zunusmachung difer Erzehlung.. 36 -- 172. Don den Lauminen. 37 =- 147% Don dem unterſcheid der Lauwinen. 837 = En Don derfelben urfachen. 38 -- 15 Von noͤthigen Bewahrsund Rettungsmittlen auß den Lauwinen. 38-171. Don rettung Deren/welche in Lauminen eingewikelt worden. 39 == 154. Don andern fachen/fo bey den Lauroinen zugemahren. Hiſtoriſche Erzehlung alles ſchadens / den Die Lauwineni in — vetiſchen Landen bis dahin verurſachet. 9. Fr 156, | Von zweyen ganz gleichen Schwefelbruͤnnen / ob Raſchitkon | | am Zuͤrich⸗See / und am IBallenberg. 41 +- 161% | Von einer Seuche / welche diß Jahr geweſen unter Den Gemnsthieren. 41,163. Von denen Gembsballen. 42 -- 165. Von denen Gembs ⸗Steinlein. 168. Von rothen Bruͤnnen des Schweizerlands. 168 Von gewiſſen Seen / welche durch ein bruͤlendes brum̃en ein wetter vorſagen. 43 -= 170. Reife über den Splüger Berg. 44 -- 174 | Bon denen !avekSteinenyund ihrem Gebrauch 45 * 19% Bon dem ſtarken Foͤnwind / welcher zu außgang des Octobers /und anfang des Novembris 17o5.unfere Schmweigerifche Lande Duschroehet/und dem daher entftandenen fihaden. 45. -- 18r. Don den Erdbidmen / welche in unfern Landen gefpürt worden / den 13. und 17. Rov diß (aufs | enden Jahrs. 47-135 Mon vilen Waſſerquellen ulimg =" aren? (N. 1.) | “8 (1) 3» .. 2. Febr, 1705, Er HE Be ER EB 0 Er EB I re He Seltſamer RaGeſgiten es | * RS Sr Wogchentliche Erzehlung. Allen nach Stands, und Gefchlechts , gebührt geehr⸗ ten Leſeren wuͤnſchet Job. Jacob Scheuchzer, Med. D. Mitglied der Leopoldin und Königl. Englifchen Geſellſchafft alle Leibs⸗ & 95 hat die von dem allgütigiten Schöpffer allen vernuͤnf⸗ mo tigen Dienfchen eingepflanzete Wiſſens⸗Luſt mich in fo weit getri⸗ 2 ben daß von meiner Jugend an mich möglichftens befliffen auf die ers gnofiiche Lande, deren Naturwunder in vilen zu dem End angefehenen Rei: fen ‚mit nicht geringer Muͤhe und Unkoͤſten, fleifigftunterfuchet , und darvon bereits einen ſo geoflen Vorrath gefamlet, daß nunmehr nach Mittlen trach- re des Höchften, zum Nutzen des Vatter⸗Lands, auch jeden Privat » Berfonen bekannt werden. ZudemEnde,damit ich fo wol gelehrten, als ungelehtten aufs warte,habe mir vorgenommen, wochentlich in Form eines halben Bogens, ei- vorzulegen / und daruͤber meine Gedancken zu eröffnen; Vornem̃lich aber an⸗ deren Anlaas zugeben, in mehrerem mich über eint⸗ und anders zuberichten, m Samen zu verbefleren, und fonften aufdienatürliche Begebenheiten Wi ſtehe es möchte diefere meine wohlgemeinte Arbeit euriofen Gemütherennicht mißfallen, folglich folche ungewohnte Zeitung von ihnen aufbehalten wers - den, als babe mit vorgefeet, mit Gottes Huͤlff zu End des Jahrs ein ordenlich und Gemuͤths Vernuͤgung bevor. forfchung der Natur / und fo thane Arbeit vornehmlich gerichtet aufunfere&ids ten foll,wie ſolche von mir felb$ gemachte Obfervationen koͤnnen zu der Eh⸗ ne oder etliche Natur⸗Geſchichten Loͤbl. Eidgenoßfchafft in Teutſcher Sprach unſers Vatterlands genauere Achtung zugeben. Weilen auch in Hoffnung Regiſter gu verfertigen, und dem letiten Bogen beyzulegen. a +& (2) Se „Er le Be Er sie 0 Ede Ede Eee ν Bon den rothen Buchen zu Buch, 95 iſt bekannt, wie zu Herbſtzeiten ſowol die Buch⸗als an⸗ R dere Baͤume die lebhafft gruͤne Farb ihrer Blaͤtteren / in ein dem Aug zierlich vorkommendes vielfarbiges Kleid veraͤnderen, welche Bege⸗ benbeit nach denen heutigen Grundſaͤtzen vonder Farben Natur zweifels ohne herzuleiten ift von deme, daß der durch den Frühling und Sommer auf die Baume, Stauden und Kräuter geftiegene Nehrſafft nun, bey anmäherender Kälte, wegen eingezogener Geftalt der Nahrungs-Gefaͤſſen, nicht mehr info folliger maß Lan einfließen, weßwegen auch die Stiel verrumpffen und abdors ren die ‚Früchte und Blätter abfallen, und beyde ein angenehme vielfaltige Schoͤnheit anzeuhen. Dieſe neenunfftelung laffet fich nicht wohl zueignen der jenigen Begebenheit, welche jeßt erzehlen wird. Bey Buch; einem in der Herrichafft Andelfingen’Züricher-Bebiers ligenden wenigft 200. Schuh uber unfere Statt erhoͤchten Dorff auf dem fo aenannten Stamm » Berg, ſtehen unter anderen Buch⸗Eich⸗ und übrigen Wald⸗Baͤumen drey Buchen welche von der gemeinen in gantz Europa bekannten Art darinnen abweis chen, daß fie ihr buntes Kleid beyzeiten zu anfang des Sommers anlegen, und fonderlich um das heilige Pfingſt⸗Feſt ein verwunderlich ſchoͤne roͤthe dem Geficht vorftellen, fo dag die rund in die zwey ftund umher wohnende Bau⸗ rendannzumahl hauffig fich herbey famlen, um von diefen Blutrothen Baͤu⸗ men Blätter und aftlein abzubrechen, und auf den Hüten naher Hauß zu: tragen. Es iſt diß anbey verwunderlich, was die Anwohnere von diefen ‚Buchen aufgeben. daß fie anderer Ortyen, wohin fie verfeket werden, nicht wachſen / als ob fie keiner anderen, als der ihnen anerbohrnen Erden währt waͤ⸗ ven, oder alle andere Nahrung verachteten. Es heiſſet bier nicht, Pacria eft, ubieungue beng, weilen diefen Baumen nirgends wohl ift,als in ihrem Vat⸗ ter-Kand. In groͤſſere Verwunderung aber ſoll uns feßen,was die Beywoh⸗ neve uͤbereine ſo ungewohnte Sach vernünfftelen. Siegeben vor. daß vor Zeis ten fuͤnf ‚endere bier, Brüder ſich under einander anf eben dieſem Platz ermoͤr⸗ det, und jenen auf gerechter Verhaͤngnuß Gottes fünff folche mit Blutstropf⸗ fen beſprengte Buch⸗Baͤume allda aufgewachfen , zu einem waͤhrenden Ges dendzeichen einer fogrenlichen That, Hierinn beftehet der Bauten gautze Philofophen, die zumoffterennicht zu verwerſſen. DIE Orths aber fehlet ih: nen und uns an genugfamer Zengnuß, diefere Gefchicht beglaubt — ———— (m uam Be un a (3) dr Es weißt niemand etwas vonder Zeit, wann fich dieſe Mord-Gefchicht foll zu⸗ getragen haben, oder von den Thäterenfelbs , oder von anderen zur wahrheit einer Hiftori nöthigen Umſtaͤnden. Gleichwohl it dig gewiß,daß die jetzt le⸗ bende Bauten folche Fabel nicht erfinnet , fondern von ihren VorsElteren < alseine Tradition ererbet haben. Und ſolle hin und wider ın alten Lrba« nase rien der rothen Buchen bey Buch Meldung zufinden ſeyn: Weßwegen einer in die Gedancken Eonte gerahten, ob nicht villeicht das Dorf Buch felbe möchte von diefen feltfamen Buchen ber den Nammen bekommen haben. Ich meines ohrts halte davor , daß diefe Buchbaͤume eine von anderen befon- dere Art außmachen, welche weder mitBfut der erfchlagenen Coͤrpern ernehrt werde, noch auch eines allhier vergoſſenen bluts anzeig ſeye gleichwol würdig ewefen ware,daß man fie wegen ihrer ſeltſamkeit, und angenehmen ſchoͤn⸗ eit, dem Jovi Fagutali, (Buchinen Gott) hätte aufopferen follen ; von welchem Abgott der Römern zufchen. Plin.Hift. Nat. L.XVI.c. 10. Mit diefen unferen blutblatterichten Buchiſchen Buchbaͤumen lafet fich meines bedunckens vergleichen ein mit gleich gefarbten Blatteren verfehener Birch bauın, welcher fich findet in einen Wald, der Abtey Ranton. der Sraffchaft . Staford in Engelland , der nleichsfals zu Fruͤhlingszeit ſo roht außſihet, als ob auf ihne were frifches Blut außgegoſſen worden, daher er auch der Blutrobte Birchbaum genennet wird , nach der ZeuguußRoberti Plot. Nat. Hif.of Staffordsh. Cap. VI. p. 207. Bendediefe Birch-und Bude baͤume haben vermuhtlich eine fo zufamen gepreßte geftalt ihrer Holzaͤſern, daß durch die Rahrungs⸗gefaͤſſe nur allein koͤrnen aufiteigen Die ſubtilen Theil des Nehrfafts, weßwegen die Roͤhr/und Blaͤslein der Blaͤteren nicht fo wol konnen außgedehnt werden, daß fie gleich anderen Baͤumen eine gruͤ⸗ Alle bekommen. worvon aber bey anderem anlans ein mehrers fol geredet erden. Bon einem Halone, oder Ring, welcher um den Mond geſehen worden, den 5. Febr. diß lauffenden Jahrs. ERS En hellem dimmel if dieſe uft⸗Geſchicht allbier in Zuͤrich gewahret —* Worden von⸗. Uhr abends bis um mitternacht,als ein hreiter weiß⸗ lechter Ring um den bald follen Mond welcher zu end feiner Erſchei⸗ King merkwuͤrdig ſowol wegen feiner groͤſſe, als Währung, und bald gleic nungverſchiedne Regenbogen⸗farben gezeiget hat. Es iſt diſer Monds⸗ jenem * | +8 (4) 8* er | y er nefehen worden zu Baſel A.1577. den 23. Jun. fo auch von 8.110 Es R BR vet hat, nach der Zeugnuß Aldrovand. Hiſt. Monſtr. pag. ”44. Fraget man nach der natürlichen Urſach, fo werden die Carteſtaner nach Anleiting ihres ſubtilen Lehrmeiſters Meteor. c-9. ſichvorbilden, Hiel in den Wolcken hangende Kleine runde, abgeebnete, oder auch ſtern⸗ fürmige Eißtheilchen , welche in obbedeuter Falten Nacht die Lufft ange: füllet, und Kraft ihrer Geftalt die eingefallenen Monds⸗Strahlen in glei- chen Winclen rings-weis aebrochen haben. Es will aber diefe Carteſtani⸗ fche Vernuͤnftelung der heutigen delicaten Welt nicht ein, ald welche die Zeus gung obbenenter ſternfoͤrmigen Eisftücklein haltet vor allzu einbildiſch, und vonder Natur entfehent, gleich fie auch die thanichte Wolken, darinn der Negen-Bogen abgebildet wird, nicht anfihet vor wirckliche Troͤpfflein, ſonder vielmehr,umd mit Fräfftigen Cin denen fo genannten Memoires de Trevoux 1701.9.235.273. eingeführten) Gründen darthut, Daß es feyen kleine runde, hole,leichte Waſſer⸗Blaͤßlin, in welchen die Liecht⸗ Stahlen gleichfals koͤn⸗ nen ihre Spielungen haben, wiedurch die Teöpflein. Gewuͤß iſt diß, daß bey Erfcheinung gegenwärtiger Gefchicht die Luft angefülletgewefen mit vielen waͤſſerrichten Dünften, welche fich inert wenig Tagen hatten koͤnnen in Troͤpf⸗ Tein, oder Schnee⸗Flocken ſamlen, und alfo das kalte helle Wetter verwand⸗ Ien in Regen oder Schnee, wiedann würdlichdiefe Enderung erfolget den 8. und 9. diß laufenden Monats, in welchenZagen auch das Queckſilher indenen fo genannten Wetter⸗Glaͤſeren mercklich biß außlaͤhrung des Luffts gefallen; und hierauß zuzeuhen, die muthmaßliche Wahrheit daß auf dergleichen Non⸗ des⸗Ringe gemeinlich folgen Wind und Regnichte Witterungen weiches auch hekraͤfftigen die Seefahrer, nach der Zeugnuß Dampier Voyag. T. 1. p. 495. Um fo vicl eher koͤnnte man die gefolgte Wetter-Enderung vorfagen die fol gende Nacht den 6. Febr. in welcher auch noch etwas von dem vornächtigen Deonds- Ring in Vorſchein kommen. Ob dieſere Folge beffer gegrumdet als jene Joh. Haileri,weldyer in feiner Chronic Mſc. ad Ann. 1533. mercket daß auf folchen damahls gefehenen Mond-Ning, oderfegen- Bogen kommen fenen ſchwermuͤthige Zeiten, übers laſſe dem ——— eſer. en 1.2.) 8 (5) Er 18. Febr. 1705, a a ET“ GSeltfamer Naturgeſchichten Des Schweiser -Zands Wochentliche Erzehlung. Bon einem Geſpenft / welches ſich fol aufgehalten haben | - aufden Surner⸗Alpen. 5 ligen dife Alpen zwiſchen Dem Haubt flecken Altorf/ Urner⸗Ge⸗ * biets / und der Herrſchaft Engelberg / und kommet man dahin XI von Urj durch die Alp Waldnacht / auf die oberſte Spitze des Bergs Surenen⸗Eck genant / deſſen hoͤhe uͤber den Flecken Altorff in ei⸗ ner A. 1702. gethanen Reiſe gefunden / 3280. Schuhe, das wil ſagen 16. bis 17. Muͤnſterthuͤrne / deren je einer über den anderen ſtuhnde. Jen⸗ ſeit Der Eck finden ſich die weidreichen Surener-oder Surner-Alpen/ in welchen ſich fol vor etlich hundert Jahren zugetragen haben folgende Ge⸗ ſchicht. Ein Alpler/mie die Urner und Engelberger vorgeben / folein ges wiſſes Schaffvon feiner Herde fo fehr geliebet haben, daß er es nach Chriſt⸗ lichen Gebrauch Ceine zuleſen und zuhören erfchrockenlihe Sach) getaufs fet habe, Was gefchiehet? Es wird auß gerechtem Gericht Gottes diſes Schaff verwandelt in ein fo graufames Ungeheuer/ welches Tag und Nacht dem übrigen allda meidenden Viehe fo zugefeget / daß endlich diſe A'pen gu einer oͤden Wildnuß / und von dem Gottshauß Engelberg an das Löbs liche Ort Urjumeinen geringen wehrt verfauffet worden. Difem unwehr⸗ ten Saft abzukom̃en / haben Die Urner auß einrathen eines fahrenden Schu⸗ lers (von welcher Zauber » Sefelfhaft Wagenfeil. Per Juvenil. Sys». nops. Geograph. pag, 101. berichtet/ daß fie zu Salamanca in Spas nien von dem Teufel ſelbs als ihrem Profeflore unterzichtet worden) ein ‚Kalb neun Sabre nacheinander ernehret mit Milch das eifte Jahr zwahr von einer Kuhe / das andere von zwoen / Das dritte vondreyen/ und ſo fort; — —— — 233 (6) 8 reist ren fort; nach verfloffenen 9. Jahren aber in diſe oͤde Surnen- Alpen führen laffen durch eine reine Sjungfrau. So bald Difer Kalberifche Stier dort anfommen/habe es ein fo fcharfes Gefecht zwiſchen ihme / und dem Gefpenft abgeben » daß der überwindende Stier nach geendigtem Kampf in follem Scheiß auß dem vorbeyflieffenden Bach (fo deßnahender Stierenbad) heiflet) mit ſolch bißiger Begierd gefrunfen / daß er Darüber auf der ftelle tod geblieben. Wer diſe Babel nicht glauben wil / Dem zeigen die Alpler nicht nur den fo genanten Stierengaden in der Alp Waldnacht / in wel⸗ ehem der Stier mit Milch ernehret worden / fondern auch die Merfmahl feiner Klauen 7 melche er in waͤhrendem feinem Streit dem harten Stein eingepräget hat. Difer feitfamen Sefhiht auf den Grund zukommen / habe in Dem Gottshauß Engelberg (deſſe gegen mir bezeigte reundlichs Feit und Gutthaͤtigkeit anzuruhmen nicht vorbey gehen fol) fleiffige Nach⸗ fuchung gethan / und in alten Inſtrumenten von A. 1472. 1474. und 1515. erſehen / Daß eben dife Surner » Alpen gemein geweſen den Urneren und Engelbergeren / fo daß dife befeffen haben die Soͤmerliche / oder Mitt- nachtige Seite / jene aber Die Winterliche / oder Mittagige / bie hinab zu des Sottshaufes Sennhuͤtte Die Herren⸗Ruͤtj genant; Aber um befs ferer Kom̃lichkeit willen feyen beyde Partheyen dahin mit einander überein kommen / daß fürohin den Urneren folle zugebören der ganze obere Theil der Surenen/ und den Engelbergeren der ganzeundere, Was aber vors benanter Zeit paffiert feye / Darvon ſtehet / fo vil man biß dahin weißt / toeder in Des Gottshauſes Inſtrumenten / noch in Batterländifchen His fiorien nicht das geringſte / welches dife Geſpenſt⸗Geſchicht wahrhaft machen koͤnte. Von dem Zuͤricher Torf, eff oder Tuͤrff iſt ein alt teutſches / und dißmal ſonderlich in — — ubliches Wort / welches bedeutet ceſpitem birumi- noſum, ein Erdwächſiſche / auß vilen Wurzzaferen beſtehende / leichte / luftige / in Moſachten Ohrten befindliche Erde / deren man ſich in den meiſten Niederlaͤndiſchen / ſonderlich Vereinigten Provinzen bes dienet an ſtatt des Holzes und Koblenz zum täglichen Gebrauch in aller⸗ hand 53 (7) 683- — hand Werkſtaͤtten / und der Kuche; Dergleichen Erden findet ſich auch in verſchiednen Orten Frankreichs / Teutſchlandes / Engellands / und denen Ortadiſchen Inslen; Und haben ſich verſchiedene Scribenten / als Ca- rolus Patinus, Martinus Schookius, &c. befliffen + ganze Buͤcher von Bi bereitung / verſchiedenheiten / Nutz und Gebraud in Truf herauß zugeben. * tragt / die Forſte und Waͤlder in gutes wachthum zubringen / oder / wann ganze Waldungen Durch ungluͤk abbrennen; wie diß zu groſſem ſchaden Der Bergwerken / und andern holznoͤhtigen Verrichtungen erfahren die Landſchaft Schams in Pundten; So ıt die Landfchaft Rheinwald vor erlich 100. fahren an Holz überauß reich geweſen / nun aber mangelbar. Tacitus nennet Teutſchland Sylvis horridam Regionem, ein rauhes mit Waͤlderen wol befeztes Land / wie arm es aber dißmal am Holz ſeye / zeiget Die Erfahrung. Anderer dergleichen Exemplen zugefchmweigen. Es ift auch diß gewiß / das durch allweife leitung der Goͤttlichen Megierung/ alles zu befonderem Nuzen erfchaffen worden / von welchen Nutzbarkeiten aber Die einten früher / die anderen fpahter befant werden / mie deſſen ges nunfame Exempel ſeyn alle Bergwerke / und in vorhabender Materi des Holpmangels die Steinfohlen Gruben / fo bin und wider in Slandern/ Sachſen / Brandenburg, Engeland anzutreffen. Wer fibet nicht mit Dffenen Augen Die fonderbare/ alles regierende Gute des Hoͤchſten in fo vilen Veenen, Broeek, Moer, Marfch, Goor, Donck und Waefen, das ift/ ſo vilen Mooſachten Erden / oder Torffgruben / fo inden Niederlandiſchen 10⸗ — m — — Provinzen die einige Zuflucht ſeyn bey bekantem dortigem Holzmangel? Wie verwunderlich feuret man in denen Arabiſchen / Egyptiſchen / und Africaniſchen Wuͤſtenen mit gedoͤrretem Kameel ⸗Kothe ? Wie muß man ſich im Magdeburgiſchen bedienen des Strohs zum Fochen ? Wer wil glauben / das nicht auch unſere Moſachten Ried uns im fahl der noht koͤn⸗ ten zu hilſſ kommen ? Sie laden uns gleich ſam ein zum graben durch ihre ordinari Unfruchtbarkeit / und wollen damit anzeigen / daß unter ihrem duͤrren / mageren Binzwaſen verborgen ein weit edlerer Schaz / ein wahr⸗ bafter Unterirrdiſcher Wald. —A Ich wil geſtehen / daß diſere meine ſorgfaͤltige Gedanken / bey genug hoffender Zufuhr des Holzes unnoͤhtig ſeyen / habe gleichwol durch gegen⸗ wertigen Vortrag wollen zeigen / wie die natürliche Hiſtori ihre vilfaͤltigen Nutzen dem Vatterland koͤnne zufuͤhren / wie oft koſtbare / aber in uͤberfluß vorkommende Sachen nirgends hin geachtet werden nach dem alten Auß⸗ ſpruch Senecæ Lib. VII. Nat, Quæſt. cap. 1. Icacompofiti ſumus, ut nos quotidiana, eriamfi admiratione digna ſunt, tranfeant, concra minimarum quoque rerum , fi infolıca prodierunt, ſpectaculum dulce fiat. Das iſt / wir find atfo geartet / daß wir die Sachen / fo täglich vorfommen / ob fie gleich merfwirdig / nicht achten / hinge: gen aber die geringſte aber ungewohnte Dinge / mit verwunderen⸗ den Augen anfchen. | P.S. In der Zeitung N. 1. iſt zu gewahren daß das Dorf Buch ligt in der Frey⸗Herrſchaft Wuͤlflingen / vor welche geſezet worden Ans delfingen. Und iſt merkwuͤrdig / daß diſeres Dorff auch in feinem Wa⸗ pen⸗Schild fuͤhret eine rohte Buchen / welches dann meine von dem Al⸗ terthum Der Natuͤtlichen allda befindlichen Rohten Buchen/ und fo auch bie gemachte Muhtmaſſung von des Dorfs urſprunglichem Nahmen / nicht wenig belraͤftiget. rfs urſprunglichem Tab (N. 3.) 52 (9) Sem 25.Febr.1705. EEE ‘ 2 88 Eny > S : Geltfamer Natur⸗Geſchichten Ars Schweitzer - ands Worhentliche Erzehlung. s Bon den Vorbotten des Regens. Ruf diefer Wiffenfchafft werden die Naſ weiſe Sterngucker weit übertroffen von unferen gemeinften Bauren. Iene gründen ihre in den Kalenderen ftehende Vetter: Propheceyungen auf eitele / in ihrem eigenen Hirn gefponnene / in der That falfhe Srundfäge / da Diefe allein Achtung geben auf die Natur / auf⸗ und abfteigende Wolken / auf die Belchaffenheit des Luffts auf das Verhalten ihres Viehs / und andere dergleichen vor ihren Augen ligende Dinge, Klugseinfältige Leuthertelche die Sternwirkungs⸗Weiſe lauffen laſſen fo viel hunderttauſent Millionen Meilen / als die rund Fix⸗Sternen von der Erden entfehrnt ſtehen / ins deſſen die vor ihren Naſen ligende Natur⸗Schrifft deutlich und glücklich leſen. Es müffen die heutigen Naturforſcher geftehen / daß fie von folchen ehrlichen Leuthen mehr lehrnen / als von den gelehrteften Profefloren auf den Hohen Schulen. Ja / was mil ich fagen von den Bauren / e8 ſeyn / "nach gewiſſer Art zureden/ die unvernünfftigen Thiere ſelbs verftändiger in Vorkuͤndung des Regens / als die beruhmteften Sternmeife. Oder / iſt nicht wahr / daß gemeinlich ein Regen erfolget / wann die Huͤner offt pis pen / oder zeitlich in ihre Ställe fich begeben / oder am Morgen nicht leicht unter dem Tach hervor wollen ; Wann die Schwalben nieder fliegen/ und gleichfam an der Erde anftoffen / oder auf den Waſſeren Daher flades ven; Wann die Enten / und andere Waſſer⸗Voͤgel fish offt eintunfen; Die Spaxen unter einander fehreyen ; Die Nachtigall en Abends / und bie Finken Morgens fruͤhe mis ihrem Gefang fich hören laffen ; —— er Pr el 10) Fr N dere Voͤgel fich anderft verftellen ? Iſt nicht wahr / daß auch die vierfuͤſſi⸗ gen Thiere ung den beworftehenden Regen anzeigen : Die Schaaffe mit begieriiger Auffreffung des Grafes ; Der Wolff mit feinem heulen ; Das Ralb mit fpringen; Der Ochß mit brülen; Das Schweine mit lan gem verweilen im Schlamm; Der Mund mit Auffcharzung der Erde; Die Rasse mit lecken der Beinen; Viel andere Thiere durch vieles bin und her lauffen ; Die Froͤſche durch vieles quacken; Die ſtummen Fiſche reden von vorftchenden Plagregen Durch ungewohnte Sprünge aufler das Waſſer. Es empfindet felbs das Eriechende_und fliegende Ungeziefer Die Wetter⸗Enderungen / und zeiget fle an; Die Sommervögelsmar durch vieles hin und her fliegen ; Die Ameiſſen / wann fie auß Sorgfalt ihre Ener bald da/ bald dorthin tragen; Die Mucken / Schnacken / Floͤhe und andere dergleichen Ihierlein hefftig ftecben ; Die Würme auß der Erden Eriechen/ und fo fort. Dieß gewahren wir alles fo wol in/ als aufe fer dem Schweitzer⸗Land / und Fan fich ein verftändiger/in heutigen Grund⸗ fügen geubter Naturforſcher mol darein finden/ wann er bedenket / daß alle Thiere von dem Schöpfer begabet feyen mit einer fo zarten / und kunſtrei⸗ chen Geſtalt / welche alle auſſere Aenderungen / und Eintruckungen der Lufft viel eher / und ſtärker empfindet / als wir Menſchen / gleich auch unter uns gewiſſe Wetterdeuter ſeyn diejenige / welche ehemals verwundet worden / oder Gichteriſchen Bewegungen unterworffen / oder ſonſt andere kraͤnklich⸗ ten Arten an ſich haben; Bey deren Beſchreibung mich nicht laͤnger auf⸗ halten / ſondern unmittelbar fortſchreiten werde zu einichen beſonderen / hin und wieder in Eydgnoͤſſiſchen Landen befindlichen Vorbotten eines naͤchſt könfitigen Regens. Deſſen vornehmfte / und gewiſſeſte / Anzeige find Die Wolken / wann die fich in die Tieffe herab laffen/und an den Bergen ums her kleben. Diß gemahren wir allhier an unferem/nahe bey Zürich gelegenen Albis / fonderbar aber bey denen hohen Alpgebirgen / welche Finnen anges fehen werden als eine fruchtbare Zeugmuter der Wolken / Fluͤſſen / Seen / Bachen / und Bruͤnnen. In dem Gottshauß Engelberg fehen fie einen Regen vor / wann die Wolken um den Berg Schalt ock behangen bleiben / oder / warn andere Wolken von grauer Farb von Unterwals ders her Durch Das Thal einmarfchieren / da fie dann pflegen zufagen / der Thalvoge / item / der graue Thalvoge Eomt. Zu Filiſur in Pundten hat man folgendes Sprichwort : Cura- ch’il pitz da Stiervi fò chiap! ‚ {chi laicha der la foıfch & piglia il rafti. Das if 5 wann die o⸗ berfte Spitze des Bergs Stirmis / fo 2. Meilen weit ungefahr gegen Abend abſtehet von Filiſur 7 eine Rappe aufhat / oder mit — | gl Er — —ñ— —— — — gleich einer Kappe umgeben / ſo wirff die Senſe (damit man das Gras pflegt abzumaͤyen) hin / und nimme den Raͤchen / das abgeſchnitte⸗ ne in Hauffen zuſamlen / und alſo vor bevorſtehendem Regen zubeſicheren. Denen Einwohneren zu Nuffenen/ einem Dorff im Rheinwald / uns weit von Dem Urſprung des hinteren Rheins / iſt gleichfahls eine an Dem Berg Cucarnil Flebende Wolke / eine gewiffe Vorzeig eines innert einem halben Tag / oder Morndeß Eommenden Regens. In dem Dberen ns gadin it ein groffer See bey dem Dorff Sils / daher auch Il Lago di Sılio , der Silfer-&ee genant / zwiſchen benderfeits hoch aufiteigenden Bergen eingefchloffen ; auf dem / wann fich die Wolken herab laffen/ nem: men die Einmwohnere Anlas fich zurüften auf bald Fommenden Regen, Disher eingeführten Erfahrnuffen fcheinet zumider ſeyn / was von dem ber rühmten / nahe bey Qucern ligenden Pilatus⸗Berg fehreibet Joh. Leopold. Cyiat in Befchreibung des Lucerner⸗See. Pag.25% Daß nach der Beywohneren gemeinen Nedensart Des Wetter fein und gut/ Wann der Pilatus bat ein Hut. Da aber zugewahren / daß diefer Berg fo hoch / daß die Wolken fich müffen weiter an die Mittelmande deflelben herab laflen/mwann der Regen bevorftchet.&s ligt aber nicht wenig an der Situation der Bergen / und unters ligenden Thaleren / und Beſchaffenheit der regierenden Winden / deßnahen wuͤnſchen möchte / daß bier und da in Endgnoffiichen Cantons / oder denen untergebenen und zugewandten Drehen fich curiofe Leuthe funden / melde auf fothane Bewegung / oder Stillftand der Wolken fleiffig wurden Ach⸗ tung geben/und zugleich nebſt denen Winden / auch Die Grad des ſteig⸗ und fallenden Queckfilbers in denen fogenanten Ißettergläferen / verzeichnen / damit man nach und nach zu geroiffen Reglen fehreiten koͤnte / und auß den: felben die in jeder Gegne voritehenden Witterungen muhtmaßlich vorfes hen / moran gemißlich denen zu Waſſer und Land reifenden / in Holz / Feld und Rebbergen arbeitenden /und anderen in anderen Gefchäfften begriffes nen / fonderbar auch denen Arzney⸗Doctoren / nicht wenig gelegen. Fraget man nach denen natürlichen Urfachen obersehlten “Begebenheiten / fo find diefelbe unfchiver zufaffen/ wann man nach den Srundfägen der heutigen Natur⸗Wiſſenſchafft bedenket / daß die Wolken in befländigem Gfleichges wicht jenen mit der Lufft / folglich fich tieffer herunter laffen / wann dieſe leicht / höher aber fleigen / wann fie ſchwer / welches anfänglich ur | einet /. 39 (12) feheinet / feicht aber zuverftehen iſt wann man weißt / warum das Queck⸗ filber im Wetterglas falle wann die Lufft angefüllet mit vielen waͤſſerich ten, baldeft in Regen fich verwandlenden Dünften/folglich ſchwer iſt / hin⸗ gegen fteiget bey hellem Himmel? Worvon aber Dießmal zureden die Zeit es nicht zulaffen wurde. Es dienet diefere unſere Betrachtung nicht nur zu deutlicher Verſtehung vieler in der Welt hin und wieder vorkommen⸗ den Begebenheiten als da auf dem Vorgebirge der guten Hoff⸗ nung in Africa / Das fo genante Ochſen⸗Aug / ein auf den Tafels berg fich herabfeßenderanfangs Hein fcheinende Wolke / die auf dem Meer fich befindenden Schiffleuthe warnet/daß fie die Segel einzeuhen / und dem bevorftehenden Ungemiter vorfommen ; fondern auch zu Erklärung vieler Zerten H. Schrifft / welche den Gottes⸗Lehreren überlaffe. Es folgen noch andere Vorbotten des Regens / welche hin und wieder/fonderlich von denen Einmwohneren der hohen Alpen vernommen habe, | Zu Cleve/einem der dreyfachen Pündtneriſchen Republif Bott⸗ mäfligfeit untergebenen / oberhalb dem Chumer⸗See gelegenen ſchoͤnen Dreh / merken Die Einwohnere eine Regnichte Lufft / mann die Thürens Schloͤſſer und Riegel an ihren befanten befanten Grotten / oder Wein⸗ kelleren / ſchwitzen / oder feucht werden / namlich von vielen in der Lufft ſchwebenden / an die Kellerthüren anpuütfchenden / und an dem Eiſenwerk / bey Anlas der entgegen ftehenden innwendigen Kälte der Kelleren in Troͤpflein fich famlenden waͤſſerichten Dünften ; welche Begebenheit man auch gewahren Fan in anderen Weinkelleren / ꝛtc. (RR. 4.) 33 ( 13) SS= 4. Matt. 1705. FREERREEETEERRRFTERLLHIEEEER Seltſamer Natur⸗Geſchichten ars Sciweitzer - Rande Wochentliche Erzehlung. Anhang von den Vorbotten des Regens. Je Alpler halten vor ſichere Zeichen eines einfallenden Regens / wann die von hohen Bergen fich ſtuͤrzende Bäche und Wald⸗ waſſer ein flärferes Geräufch machen / als gemeinlich: Wann dag angezündete Holz mehr als fonft Erachet / und brafchlet ; mann die Gemss thiere ſich von den höchften Bergſpitzen in Die Tieffe herab faffen : wann der Firn / oder Das beftändige Berg⸗Eis brület. Das zu Aufiöfung meift oben⸗ und jeß erzehlten Begebenheiten nöhtige Fundament giebet an die Hand die Betrachtung der innert den Cörperen enthaltenen / und Aufleren Lufft: Warn diefere in ihrer ſchwertruckenden Krafft abnimmer/fo wird jene fich ausdehnen, ihre Elafticitet ausüben die Holzzaͤſeren / und Eistheilchen des Firns auß einander treiben / die Gemsthiere dahın leiten / wo fie ein zu ih⸗ rer Athmung dienlichere Lufft antreffen / und fo andere dergleichen Dinge verzichten / welche ung Anzeigungen geben Eönnen bevorftehender Aende⸗ rungen des Wetters. Bon dem Pilatus: erg im Lucerner-Gebieth. Jeſen Berg / ſo einer von den beruͤhmteſten im ganzen Schweitzer⸗ land/und von mir zum oͤffteren beſtiegen worden / werde befchreiben ꝰ in Form einer von Qucern auß gegen das Unrerwalder- Bes biech vorgenommenen Reife damit fich Diefer Befchreibung einiche Kiebs haber bedienen können an ſtatt eines Wegweiſers. Der Anfang diefeg Vergs / (fo fonft auch Mons Fractus, Sracmiint / Fradtmont, Frac⸗ munt genennet wird / und wol unterſcheiden werden muß von einem ans deren Dilaeus-Berg bey Lyon in Frankreich 7 welchen in einem befons deren Tractätlein befehrieben hat Johannes du Choul,) wird gerechnet r. oder andershalbe Stund von Lucern. Don dannen gehet man * an⸗ muhtige 52 (14) Sm et — — — — — — — — —— — — — und gegen Die Güpfe / wird gezeiget ein Felſe / auf welchem Pilatus fol gefeflen ſeyn und fehmwere Donnermwetter erzeget haben. Weiter Eommet man zu einem Fleinen Platz /auf welchem niemalen Fein Gras fol wachſen / obgleich rings herum alles von fruchtbaren Krauteren grün ausfiehet. Dergleichen Gras⸗lähre Dreh haltet man gemeinlich vor Hexentaͤnz⸗Plaͤtze / worvon anderftmo gureden vorfallen wird. Und wird auch von diefem ing gevierte anderthalb ſchuͤhigen Orth vorgegeben / es habe fich Dort ein fahrens der Schuler geſtellet als er den Pilatum von feinem Selfen herab beſchwoh⸗ ren’ und in den fogenanten Pilatus⸗See geſtuͤrzet: Don dieferem See wird zu einer gelegneren Zeit ein mehrerg geredt werden : Dißmal berichte allein, daß vor 100. und mehr Jahren man darvor gehalten / wañ man einen Stein / oder fonft etwas dergleichen in Denfelben mwerffe/fo werde der alldort verſenkte zornige Bilatus fich hervor machen / und ein ſchweres Ungewitter über Die benachbarte Landfchafft erwecken ; weßwegen auch vor Diefem nies mand hat Dörffen Diefen Berg befteigen / ohne vorher vom Lobl. Magiftrat zu Lucern genommenen Erlaubnuß und find auch die um den See fich aufs haltende Sennen beeidiget worden / nichts in denfelben felbs zuwerffen / oder von anderen hinein werfen zulaflen : Heutige Tags aber halt man Diefe Ge⸗ ſchichten alle für Fablen / man wirffet ohne Scheu Holy Stein und andere Sachen hinein’ ohne daß einig Unglück deßnahen beforget wird. Nicht weit von des Pilari See zeiget man in dem Selfen am Weg zwey Zeichen / Die fehen auß / als wann ein Pferd-mit dem Sußeifen ſtark angeſetzet häfte/ und giebet vor / daß der leidige Satan mit dem Pilato alſo ſtark angefahren ſeye / daß darvon die Zeichen des Fuſſes als ein Wertach Ä geblle⸗ 32 ( 15) 3“ geblieben. Von hier gehet man ungefehr eine Stund wegs auf eine andere Berghoͤhe / Widerfeld genant / auf welcher ganze Felder zuſehen von laus fer zermuͤrſeten Steinernen See⸗Muſcheln zuſamen gewachſen; ein ſicheres Beweisthum / daß die Waſſer der Suͤndfluth auch über Die Spitzen dieſes hohen Pilatus⸗Bergs hergefahren / und dieſere Muſchelſtein zu einem imer⸗ waͤhrenden Gedenkzeichen hinterlaſſen. Ohnweit von dieſem Orth findet ſich das Monloch / eine anfangs enge / innnwendig aber weite und in die 100, Klaffter lange Berghoͤle / fo da gehet an die höchite Felßwand / die gez gen dem Unterwaldner Land ſiehet. In dieſer Hole tropfet beftändig ab ein Waſſer / welches ſich verwandelt in eine Milch⸗weiſſe / leichte / lufftige Maeri / welche anfangs weich iſt / hernach aber an Der Lufft trocknet / und Lac Lunæ, Mon⸗Milch genennet wird / auch dienſtlich iſt zu allerhand Krankheiten worvon zu anderen Zeiten ein mehrers, Auf der anderen Seiten des Bergs freiget man ab gegen Alpnach / einem lecken des Unterwaldner-Bebierbs/durch ſchoͤne ruchrbare Alpen. Es ift noch dieſes von dem Pilatus⸗Berg zu bemelden / daß von ihme ein gar artıged Sractätlein in Lateinifcher Sprach gefchrieben unfer Weltzberühmte Con- radus Geffnerus ſo getruckt worden in Zurich / A. 1555-104 | Bon dem fhürmigen Hornviehe. (PS tragt fich etwan zu / daß die auf hohen Alpen weidende Kuͤbe OS bald ftill ftehen / wie ein Stock / bald in die Runde fich beiwegen/und IF dem raufchenden Waffer nachgehenyan deme fie hernach fill halten / gleich als ob fie von dem Gerauſch Des vorbey flieffenden Bachs ein fonders liche Luft empfunden. Bey fo thanem Zuftande ruͤſtet fich der beruffene Vieh⸗Arzet zu einer einfältigen/und Doch gefaͤhrlichen / Operation, welche / ſo fie an denen Menſchen /wiewol auf kunſtlichere Weiſe / geſchiehet / eine Tre- panation ‚oder Durchborrung der Dienfcbale/heiffet. An ftatt des Trepans bedient er fich eines feharffen Meſſers / womit er erftlich / und ges meinfich in Mitten der Stirne Die Haut von dem Bein fehelet/hernach mif gemächlicher Umtraͤhung Die Hirnfehafe durchborzet ; Wann diß gefcheheny und Die fo genante D ra Mater ‚oder harte Hirnhaͤutlein bloß vor Aus gen Liget /fo nimmet der Operator ein vor das Loch Fommendes/oder ſon⸗ ſten zwiſchen der Hirnſchalen / und dem Hirnhaͤutlein ligendes / mit Waſſer angefuͤlltes / Bläglein (Uydatis) hervor 7 oder seuhet felbiges mit einem Dratlein herauß verbindet darauf die Wunde / und heilet den Patienten, Wann das Wafferbläslein ſeitwerts auf dem Hirn liget / und auch folglich die Durchborrung ficherer auf felbiger Seiten vorgenommen werden Fan/ fo giebt der Arzet Achtung / wie das ſturmige Viehe umlauffe/ und als; EL) alsdann auf der inneren Seiten des Kreifes die Dirnfchafe durch. Es iſt aber zugemahren daß nicht alles ffürmige/in die Cur genommene Viehe / darvon komt / ſondern mehrmalen auf die Krankheit der Tod erfolget / wann eintweder die Urſach der Krankheit nicht Fan weggehoben werden / oder der Arzet mit feinem Meſſer das ſehr empfindliche Hirnhaͤutlein verletzet. A. 1699. hat es ſich zugetragen / daß in der Herrſchafft Engelberg ein Gemsthier ſich von den hohen Berg⸗Klippen in die Tieffe herab gelaß fen/und unter das zahme Viehe genäheret/mit ihnen geweidet / und fich auch nicht mit Steinen von dannen mwegtreiben laffen : Nachdem es von dem Jaͤger erfchoffen 7 und in das Sottshauß gebracht worden 7 hat man auf dem Hirne auch ein folches Wafferbläslein Tigend gefunden / welches vers mubtlich dem Gems feine forchtfame Art benommen / und felbiges gang tumm gemachet bat. on Abmeffung der Berghöherten. U allen Zeiten haben fich die Natur-verftändigen Erd» und Feldmeſſer bemuͤhet die beruhmteften Berge in ihren Hoͤhenen abzumeflen/zu dem Ende fich bedienet der Quadranten halben Zirklen und anderen Geo- meirifchen Inſtrumenten / vermittleft deren fie auß dem Grund einer nach Seitaltfame der Höhe groß genommenenen Standlini auß fo genanten Trigonomerrifchen Principiis Die begehrten Höhenen heraus zubringen pflegten. Ich habe auch auf diefere Weiſe verfchiedene hohe Alpgebirge abs zumeſſen mich unterftandenvallezeit aber/obgleich auf das fleiffigfte operiert / eine ungleiche / oder unglaublich / und allzu groffe Höhe durch die Rechen⸗ funft herauß gebracht / Cdeffen Zeugen fenn Eönnen die im Bergellerthall / vor Soglio überftehende/ A. 1703. von mir abgemeffene Berges Pız delle miove, delli dieci, e delle undecı ) fo daß zu verfchiedenen malen anges fangen habe ztoeiflen an Guͤte / und Sicherheit der Feldmeſſeriſchen Weiſe / um fo viel eher / weilen in mehrerem nachſinnen auß denen Grundſaͤtzen der Natur und Mathemarfchen Wiſſenſchafften leichtlich ſchlieſſen koͤnte / daß die von denen Bergſpitzen in die Thaͤler durch ungleich duͤnne Lufft fallen⸗ de Sonnenſtralen keine Grade / ſondern eine durch Umweg gehende / viel⸗ faͤltig gebrochene / oder krumme Lini machen / und deßnahen die Spitze der Bergen dem Augenmeß nach weit hoͤher zuſtehen ſcheinen / als ſie in der Natur ſind / ac, (PR 5.) | „238 ( 17) S« 11. Mart.170$. Seltſamer Natur⸗Geſchichten Des Siweitzer- Rande Worhentliche Erzeplung. Anhang von Abmeflung der Berghöhenen. | J Nvorgehendem Blatt habe einiche Schwerigkeiten eröffnet/melche bey der Geometriſchen Manier / die Berghoͤhenen abzumeſſen vor⸗ fallen / und hat mich hierinn geſtaͤrket ein ſehr werther Freund / und Hochgelehrter Mathematicus von Baſel / welcher in verſchiedenen an mich abgelaſſenen Schreiben / durch ſubtile Rechnungs⸗Art zeiget / daß obenbe⸗ meldte krumme Lini der Sonnenſtralen (fo von den Bergſpitzen gehet in die Thaͤler) wol koͤnne ſeyn ein Logarithmiſche Lini. Hieruͤber erſuche ich auch andere Gelehrte / ihre Meinungen an den Tag zugeben. Indeſſen bes diene mich / bey fich eraugender Unficherheit der Feldmeſſeriſchen Manier/ su Abmeflung der Berghoͤhenen / ja auch deren über einander ligenden Thaͤ⸗ leren / Staͤtten / Flecken / Doͤrfferen / des fo genanten Barometri / oder Wet⸗ terglaſes; nach Anleitung deſſen / was ſchon A. 1648. bey Clermont in Auvergne an dem hohen Berg Puy de Domme probiert hat Hr. Perier/ hernach auch A. 1661. 1665. und 1666. Sinclarus in Schottland ; und beſtehet dieſe nugliche Meffungs-Art darinn / daß die Höhe des Queckfil- berg bezeichnet werde / wie fie fich findet erftlich an dem Fuß / hernach an der Mitte / oder auf der Spiße des Bergs; Da leicht zuerachten / daß oben auf dem Berg das Queckfilber muß tieffer abfinken / weilen Feine fo hohe Lufft aufliget / ale auf dem Thal / folglich nicht fo ſtark Fan dort auf dag Queckſilber trucken / oder daſſelbe nicht fo hoch freiben als hier. Ich vers hoffe hierdurch nach und nach in Erfahrung zubringen alle reſpective Ho⸗ henen aller berühmten Bergen / Thaleren/ lecken’ Doͤrfferen / und erfuche andere curiofe / oder gelehrte Gemuͤhter auch ſelbs Hand anzulegen / die Wahrheit diefer Prob auch mit Augen zufeben / ja mit Handen / wo fie es nicht glauben wolten / zu greiffen / damit die Geographifihe Befihreibung unſerer Landen / fonderbar auch die hohe Urſpruͤng unferer Fluͤſſen / nicht nur uns / fondern Der ganzen Welt befant gemachet werden. Dom 3 (18) 38- — — — — — — — — ——— — — —— — —— Vom St, Gotthards-Berg. M S iſt der Muͤhe wol waͤhrt geweſen / daß der Nieſſen und Stock⸗ Shorn / zwey hohe in Lobl. Canton Bern ſtehende Berge / ein Ge⸗ OS fpräch gehalten von ihrem unter fich ſelbs / und über andere Berg hinauß habenden Anfehen/welches Sefprache Job. Rudolf Raͤbmañ angehört / und felbiges auch in Truck herauß gegeben U. 1608. aber anbey zuserwunderen/daß Damals der Gotthard fich nicht darzwiſchen geleget/ und benante zwey / ja über alle in Endgnöffifchen Landen befindliche / 1a über alle Berge Europz , habende hohe Aurhorität / in Beylegung bes meldter Streitigkeit/und Behaubtung feines Vorꝛechts gegeiget. Ich mei⸗ nes Orths glaube / er habe fich darum fo wenig befümmeret/ als wenig es einem groſſen Fuͤrſten zu ſchaffen giebt/wann fich zwey obgleich wol haben⸗ de Privat--Perfonen unter einander über die Srage / welcher unter ihnen der reichfte fenszerganfen. Es ſeyn einmal die Helvetifchen Länder uber alle andere Europeifche in Anfehung der Situation hoch erhoben/und ftrecfen in denenfelben den Kopf über andere Berge die Gotthardiſchen Alpfirften. Als: ein alter und vornehmer Zeuge ftellet fich dar der Roͤmiſche Feldherr Julius Cæſar, welcher in feinem Comment. de Bell. Gallic. Lib. 111. diefen unferen Sotthards- Berg benennet mit Nachtruck / Summas Alpes ‚die hoͤchſten Gebirge / nach der Außlegung Henrici Glareani , Agidii Tſchudii, Stumfii, Jovii, und anderer mehr, Andere und tägliche Zeugnuffen wer⸗ den ablegen alle Reifende / fo dieſe gangige Gotthardiſche Straß brauchen. Bil man hieran fich nicht vernugen / fo betrachte man dieſen einigen auß der Natur felbs hergenommenen Grund / weilen auf dem Gotthard / und nderen gefchmifterten Bergen / entfpringen die Haubtquellen fo vieler nahmbhafften Stüffen/melche uns / und anderen Europeifchen Sanden/die meis ften Waſſer zu führen, Richtig gegen Mittag / Durch Livinen / flieffer Der Teſin / fo hernach in das Denedifche Meer fich ergieffet. Gegen Mitt: nacht entfpringet und lauffet die Aeuß/ Urfa, in den Rhein, Der Vor⸗ dere fo genante Rhein nimmer feinen Urfprung auß dem Berg Erifpalt/ fo auch ein Arm des Gotthards / laufft bis nach Chur gegen Aufgang/ mendet fi) aber von Dannen gegen Niedergang / und in das Teutfche Meer. Bon dem Sotthardifben Berg Daldälch / Valdocius, rinnet her Athi- fo ‚die Toſa, fo durch das Efchenthal zwiſchen Mittag und Niedergang in den Langen See/und hernach in das Denedifche Meer fich ergieflet. Auß dem ‘Berg Furca entfpringet der Ahodan / Khodanus , flieffet gegen Niedergang der Sonnen / fallet endlich in das Franzoͤſiſch Mittellandifche Meer, Endlich auß der Brimfel fieffet die Aae / Arola , —— rum⸗ 3 (19) Sr | — — est) — — — — — — — — — — — — — — — —— EEE Tree) ae — — theilung in Berge und Thaler ung mit der Hand führet zu Erkantnuß des meifeften Schöpfers/und Erhalters? Es geiget ung Der einige oberfte Helm des Europeifchen Brenn⸗ und Waſſerhafens / ich verftehe den Gotthard / famt allen daher abquellenden Fluͤſſen / Baͤchen / Bruͤnnen / als fo viel deftil- lierten Waſfſeren / wie auch die wildeſten Bergeydie unfruchtbarften Schro⸗ Von des Schweitzerlands koſtlichen Waſſerquellen. Nter den herrlichen Gaben / damit der Hoͤchſte unfer liebes Vatterland gefegnet/ift nicht die geringſte die Mittheilung fo vieler friſchen und ges funden Waſſeren / welche mir nicht nur genieffen vor uns / ſondern auch andere Sänder von unferem in Brünnen / Bächen / Seen / und Sluffen zu findenden Überfluß reichlich verfehen. Wer in anderen/nahe an Meeren ges legenen Sänderenfonderlich in denen Vereinigten und Spanifchen Nieder⸗ landen gereifet / und den daſelbſtigen Waſſermangel gefehen / der wird vor Diefere reiche Waſſer⸗Gutthat dem gütigften Schöpfer nicht genug danken können. Aller Orthen flieſſen auß der Erden, fonderlich auf unferen hohen Alpgebirgen / hervor die ſchoͤnſten Ervftalllauteren bald Brunnen; bald Slußquellen / welche alle Proben der beften Waſſeren an fich haben. Unfer liebe Altvatter Hippocrates fhreibet nachtrucklich de Aere,Aquis,& Locis. Tale oxden eu nersgwv,&c. das ift : Die beften Waſſer find die/ welche von hoben Drehen / und erbabenen Bühelen hervor flieffen. Dann fie füß / und weiß / lauter / und mögen erwas Wein ertragen; des Winters find fie warm / des Sommers Ealt; dann fie auß den tieffeften Quellen bervor kommen. Es giebt mir dieſe letſie Zeilen Anlas/ meine hieruber waltende Sedanfen in 38 (20) Se in mehrerem dahin zu eröffnen. Auffer allem Zweifel iſt und auß dem / was a gefagt worden / zuerſehen / daß unfere Endgnöflifche Lande in Anfes hung anderer Europeifchen Landen / und angrenzenden Dieeren am höchften erhebt / fo daß wir in völliger Freyheit figende Schweißer ung durch die Gnade Gottes rühmen Fönnen daß wir innhaben/ oder befigen / auch na⸗ £ürlicher Weiſe zureden/den mit Bergen hoch gethürnten/und angenahms ſten Blumen gegierten Hut (fo bey den Römeren geweſen ein Zeichen Der Freyheit) der Europeifchen Jungfrau / wie dann befant/daß bey Denen Erd» Defchreiberen Europa vorgeftellet wird / als eine figende Jungfrau / deren Haubt aber fie geftalten auß Portugallzund Spanien /ich aber/verhoffents fich mit befferem Recht fee in unfer liebes Schweitzerland. Zeuhe ich Das faubere Kleid / ſo einem Erd⸗Beſchreiber zuſtehet / auß / und hingegen an den Schmußrock eines Chymiſten / fo Fomt mir das Schmeißerland vor / alg ein Hut oder Helm auf dem Europeifchen Brenn⸗oder Waſſerhafen / von deme die Waſſer in einer weit fubtileren Klarheit müffen zu ung / als eis nem Recipienten/oder Vorlag / hervor flieflen/als zu den Italiaͤneren / Teut⸗ ſchen / oder Franzoſen / weilen wir ja auch in denen Chymiſchen Werkſtat⸗ ten ſehen / daß die Waſſer leichter/ lauterer / und geiſtreicher werden / je höher der Helm über den Hafen ſtehet. Dieſere halb⸗Geographiſche und halbs Chymiſche Gedanken geben mir Anlas zu folgendem Vernunfft⸗Urtheil / daß Die falkichten Meer⸗Waſſer durch unterirdifhe Gänge aller Orthen hinflieffen in bie Eingeweide Der Erden/höher aber nicht fteigen können als das Meer felbs it folglich nicht einmal unter der Erden Fönten hinkom⸗ men zu den Wurzlen unferer Schweitzeriſchen Gebirgen / wil geſchweigen / auf die Spitzen derſelben / ſo daß alle unſere Lande des Waſſers manglen muͤßten / wann nicht die wunderbare / Allweiſe Guͤte Gottes in denen inne⸗ ren Kammeren der Erden angezuͤndet hätte ein brennendes / oder ſonſt waͤr⸗ mendes Feuer / welches die Waſſer verwandelt in Duͤnſte / durch hole Kluͤff⸗ ten auftreibet zu Der oberen / und oberſten Erden-Rinde / ja auch in die Lufft ſelbs / wo fie nicht hinterhalten/und in IBaffertröpflein verſamlet wers den / Durch befchloffene Felſichte Helme / mit denen infonderheit verfehen dies jenigen hohen Gebirge/melche viel Waſſer von fich geben / wie zum Exempel Fönnen Dienen Die ob Slims in Pundten ftehende Stein- Gebirge, und hauffige in dem Dorff Slims felbs hervor flieffende Brunn⸗und Bach⸗Quellen / von denen anderits wo zureden ſeyn wird / ac. (PR. 6.) 52 ( 21) SI 18. Matt. 1705. HAITI TI AI IH IIEAH ICH IICHTIEAICHLICHIAI IA HIN Seltfamer Natur⸗Geſchichten Ars Schweiger - Bands Worchentliche Erzehlung. Anhang von des Schweißer! Eoftlichen Wafferquellen. Aß unfere Bergwaſſer entfprechen Denen in hohe Delm aufgezoges nen Chymifchen Seifteren / tie in vorgehendem Blatt verdeutet worden / koͤnnen wir abnemmen auß verfchiedenen Gründen: Sie find pur / lauter / wie der reinefte Cryſtall / mit keinen / oder fehr wenigen / irr⸗ diſchen Theilen vermiſchet / folglich auch leicht / undd kommen in der Schwere faſt überein mit dem Regenwaſſer / welches nach der Zeugnuß Hippocratis, und der taͤglichen Erfahrung iſt das leichteſte / ſuͤſſeſte/ dünneſte/ und lauterſte / loc. cit. Eben dieſe vortrefflichen Eigenſchafften unferer Waſſeren bekraͤfftiget auch deren täglicher Gebrauch : In unſeren höchſten Alpgebirgen und auch ebenen Landen / finden ſich Bruͤnnen / von denen Die Einwohnere / und Reifende bey ganzen Maſſen / und Köpfen trinken ohne einiches aufblaͤhen / trucken / oder andere geringfte Beſchwerde / ja mit groß ſem Bortheil der Geſundheit; meilen dergleichen fubtile / leichte Waſſer Durch Die Milch⸗Gefaͤſſe in das Gebluͤt / und durch daffelbe in alle kleinſte Aederlein tringen ohne Widerſtand / ja ſelbs Die widerſtehende fehleimich, ten / oder andere/hier und da in Heinften Röhrlein anklebende / verſtopfende / zaͤche Feuchtigkeiten auflöfen/und außführen/gleich denen anderen Minera⸗ liſchen Waſſeren. Was für nugbare Reglen und Anleitungen hierauß fliefe fen Eönnen zu Erhaltung und Wiederbringung der Gefundheit/ wil ich eis nes jeden Gutdunken überlaffen und nur diß angeigen/ daß von Diefer reis chen / und koſtlichen / Waſſerquell Herzuleiten feye bald die vornehmfte Urfach der fo edlen Geſundheit / derer unferer hohen Gebirgen Einwohnere geniche fen meiftens bis in das höchfte Alter. Non dem Züricher Wein. —— ware der Zuͤricher Wein verſchreyt als dag geringſchaͤtzig⸗ ſte Element des Schweitzerlands / daher er mit dem Waffer ver⸗ glichen worden / gleichwie man vor Die Erde angefehen den Glar⸗ | ner en mare Mae. 60 ner R äfe/vor den Lufft die Pundtnerifche/oder fogenante Romanifche Sprach / vor das Feuer die Freyburger Muͤnz. Iſt etwas unglückliche vorgangen / fo hat/ wann eg je möglich gemefen/der Zuͤrich-Wein müffen die Schuld feyn/hat e8 fich mit einem Patienfen geböferet/ift ein Gefunder Eranf worden / fo hat man / wann man je Fönnen/ Die Urfach gelegt auf Dies fes Tartarifche Saurtranf/gleich dann vor nicht wenig Jahren an einem vornehmen Dreh diefer unfchuldige Wein angeklagt worden / als die Urs fach eines ſchmerzhafften gichterifchen Grimmens / melches eigentlich von unversinnten Kupfer⸗Geſchirren hergerühret/und eine grofle Daußbaltung empfindlich angegriffen. Zwaren ift nicht zulaugnen/daß in geroiffen Jahr⸗ gängen unfere XBeine ziemlich harb und faur werden / wann namlich Die Trauben eher müflen abgefchnitten werden/ wegen einbrechender Kalte / als fie zeitig worden. Aber auch ift wiederum unlaugbar/daß in anderen Jah⸗ ren ein fo edler Wein wachßt / welcher nicht den wenigſten Tadel verdienet. Weßwegen Matthzus Cardinal und Bifchoff von Sitten, als er einmal in dem Zurich-Gebieth eingefehret / und von einem Gewaͤchß zwey ganz toidermartige Beine von verfehiedenen Fahren verfacht/geurtheilet/ folche Reben folten außgeſtocket werden / weilen fie fo unbeitändia und kybig waͤ⸗ ren. Builing. Helver. Chron. L.XIV.c. 13. Dortreffliebe Weine wachfen hin und wieder im Zurich⸗Gebieth / zu Nefftenbach /Rorbas / Uwie⸗ ſen / Martelen/ Benken/ Hoͤngg⸗ Egliſau: An dem Zuͤrich⸗See fol der beſte ſeyn der zu Meylen wahßt/ Lvon welchem zuſehen in Ikr. Erhard Eſchers Befchreibung des Zürich⸗Sees / Pag. 199.) Weiters zu Derzliberg / und fo fort/ıc, ‚Merkwurdig ift/ und diß Orths in etwas zuunterſuchen / daß / ins ges mein zureden / der Wein / ſo an dem einten Geſtad des Sees gegen Morgen wachßt / weit edler / gelber / geſunder iſt / als den die Abend⸗Seiten giebet. Weßwegen man auch auf jener Seiten mehrere Weinberge / und beylis gende £ufthäufer gebauf fiehet / als auf diefer. Die Urfach ruͤhret ber von der Station oder Gelegenheit dieſer beyder See-Geftaden ; Die Morgens Seite iſt niederer / wiewol auch mit ettwelchen Bergen erhöher ; Deßwegen Fan fie zeitlich von der Sonnen befchienen werden / genieffet hernach den ganzen Tag die Sonnenwaͤrme / und fo langybis Die Sonn fih hinter dem Alhis⸗Berg verbirget. Da hingegen Die Abend-Seite diefere Warme auch zeitlich empfindet/aber weit fruͤher / als die vorige verliehret. Diefer Urſach muß zugeſetzet werden eine andere und vornehmere / welche an die Hand giebet Die Betrachtung der Winden. Es liget der Zurich-See alfo / daß der raube Nord- oder Veiſewind fonderbar Ean beftreichen die Weſtſeite des Sees / und iſt deßnahen Fein Wunder / wann diefe Nordliche a die > ein⸗ 202 ( 23 ) Sum — — — m—— — — — — — — — — — — — — — — — Weinreben / und Trauben zufamenzeuhet / die Aufſteigung des Nehrſaffts/ und Reiffung verhinderet_/ folglich eine Säure dem Wein hinterlaſſet. Über diß liget eben diefere Weſtſeiten blos gegen dem Dftwind / melcher mehrmalen fich mit dem Nordwind vereiniget / und bald gleiche Kälte mit fich führet. Da hingegen die Meylikumer Seite übertraget den Oſtwind / nur ein wenig beftrichen wird von dem Beiswind / und hingegen offen ſte⸗ het dem Sud-und Abendwind / welche eine mehrere Waͤrme / und Seuchte zubringen / die Löchlein und Geſtalt der Pflanzung eröffnen/und uͤberal Die Fruͤchte defto eher zur Zeitigung bringen. Endlich ift noch diß beyzufuͤgen / Daß die Abend-Seite mehrere und längere Kalte außzuftehen hat regen der Naͤhe des Albis / auf welchem Berge der Schnee früher fallet / und fpather weggehet / folglich mit ſeiner Gegenwart dieſelbige ganze Seite erkältet. Die Nachbarſchafft des auf den hohen Alpen beſtaͤndig ligenden Schnees empfindet mit nicht geringem Schaden nicht nur die Morgen⸗-Seite des Zurich⸗Sees / fondern auch die übrigen Theil unfers Gebieths / und des ganzen Schweitzerlands / Deme die fonft warmen Sudwinde viel Schnee und Eistheilichen zubringen : Weßwegen der Meifter Ambrofius ein ges fehrter Arzet und Sternfeher/auß der Lombardey gebürtig/ fo zu Zürich bes reits vor dem Concılio zu Bafel muß gefebt haben Cnach der Zeugnuß Mr. Felix Haͤmmerlins / vor 200. und mehr Jahren Vorſingers zu Zurich in Tradt. de Arbore Torculari ducendo in Die Feito) prophezeyet / es werde innert 100. Jahren Die Kälte alfo in unferen Landen zunemmen/ Daß gar Feine Weinreben mehr Eönnen gepflanget werden. Nun find fo viel 100, Jahr fint felbiger Zeit verfloffen/ und genieflen wir Durch Gottes Gute noch immer des edlen Nebenfaffts / es wachſen bey ung noch allezeit die Neben / ja fo fehr iſt es Daß Diefes edle Gewaͤchß in Zurichifeben Lan⸗ den nimmer trüheydaß vielmehr die Einlegsund Pflanzung des Weinſtocks folcher Seftalt zugenommenydaß eine hohe Lands⸗Obrigkeit bewogen wors den Durch eine offentliche Erfantnuß vom 12. Aprel 1703. die fehrnere neue Einfeßung der Neben zuwerbieten/und hingegen den fleiffigeren Ackers bau einer ganzen Landſchafft theils zubelieben / theils anzubefehlen. Es ift gleichwol des M. Ambrofii IBeiffagung / mann fie nicht auß der Stern» fehers Kunft mehr als auß der Natur-Ißiffenfchafft hergefloſſen / nicht fo gar zuverachten. Es gewahren die Einwohnere der hohen Alpen / Daß der Schnee ‚und Eis / von Fahren zu Sahren höher feige / gleichwie in den Nordiſchen Schnee⸗ und Eis- Bergen auch gewahret wird / daß fie je mehr und mehr wachſen / und Daher viel Gelehrte in Die Meinung gerahten/daß die Erden- Kugel nicht mehr rund / wie fie Anfangs — Ey⸗ oͤrmig / | 233 ( 24 ) 5% förmig/oder ablang rund ſeye. Gewiß ift diß / daß viel ſchoͤne Alpen jekund mit beftändigem Schnee bedecket / welche vor 30. und mehr Fahr dem Viehe die beſte Weyd gegeben. Auß diefem Grund könten ja unfere Ends gnoͤſſiſche Lande nach und nach mehrere Kalte außzuftehen haben / wann nicht ſolcher Endlauff der Zeit Durch zwiſchen kommende warme Binde / oder andere Urfachen hintertrieben wird/und hätte M. Ambrofius beffer ges than / wann er an flatt 100. fahren gefeket hätte 1000, vder 2000. Dann fo hätte man den Fehler noch nicht gewahret. Sonften ift zu Beliebung unferer Landes⸗Krafft / des Zurichifehen Weins / deſſen infonderheit/ der an dem See/und der £immath nach wacht / diß zugewahren / daß er / wann er ſchon Anfangs rauh / nach abgefloffenen etlichen Jahren milter / lieblicher/ und gefunder wird / ja/fo zureden/ in dem Faß reiffet / indeme namlich die iradifchen Tartarifchen Theil fich nach und nach an die Wände / und zu Boden fegen, Diervon fehreibet obbemeldter M. Hammerlin alfo: Vina noftra rarò vel nunquam penitüs in ſuis vitibus maturefcunt , fed con- tra naturam aliorum vinorum in umbra, & vafıs ,& cellarıbus profun- dioribus ad annos triginta, vel ultra, mundè confervata continud deco- quuntur, & demüm cruditate repulfa dulcorefcunt. Das ft: Unfere Weine kommen felten/oder faſt niemal/zu ihrer Seitigung/ fondern reiffen erſt nach dem Ablauff zo und mehr Jabren/ wann fie ſorgſam behalten werden in tieffen Refleren / und nemmen dann nach ab oe; Raͤuhe an eine Suͤſſigkeit⸗ welches / wie er fagt/ wider die Ratur anderer Weinen ift. Cs ift ung ja bekant / daß Die Lieblichften Veltleiner / Muſcateller / Stalidnifche, Burgundiſche / und andere dergleichen Weine in denen erften Kahren am beften ; Ja etwann länger nicht als ein Jahr Dauren ; meilen Ihre ſchwef⸗ felichte Theil ſchon an den Reben und in dem Moft / den höchſten Grad der Freyheit befteigen / da fie hingegen bey unferen Beinen fich erſt nad) etrvelcher Jahren Ablauff von den Banden anderer irdifchen / Saltz und Wafler-Theilchen los wirken. Und ift Fein Zweiffeil / daß/gleichwie ing ge⸗ mein alle wahrhaffte Weine gehalten werden vor gefünder /unfere Land⸗Weine um fo vielmehr zu unferer Leiberen ©efundheit helffen / weilen fie in unferem eigenen Land gerashien/3c, (N. 7.) ER 24. Matt. 1705, ur ve sie ee FE FE Er SE Ze ie Sedeſitſamer Ratur⸗Geſchichten Vchweitzer Kands Wochentliche Erzehlung. Anhang von dem Zuͤricher⸗Wein. N Eine was zu end des vorgehenden Blatts verdeutet worden, füge x) bendaß unſere Landweine einen in gewiſſer maß außgedehnten Luft, Re, den wir ſelbs taglich einathmen / inſich enthalten,folglich unſerenLei⸗ wen beren angemefjener ſeyn; wie auch den Gemuͤtheren weilen wir ges wahren, daß die Sitten und Gaben der Seelen ſich richten nach der Befchaffens heit des Leibes; die Franzoſen find,wie befannt,eines gefchwinden, durchtrins genden Geifts,fchlufen aber auch in fich einen edlen, ſtarken, gleichfam gewuͤrz⸗ ten Wein ; wieleicht laſſet es fich hiermit muhtmaſſen, daß ein Volk, welches einen zwar guten, aber darbey daurhaften, erſt in dem Keller reiffenden Wein trintet,auch feine Gemuͤths⸗Art neige zu gemachlicherAußkochung vorhaben, der Yernünft- Schlüffen, und Außweichung aller Vorſchuͤtzigkeit? Rede ich dißfals zuwenig, (0 belieben die verſtaͤndigen Leſer auf fich felbs , und die Be⸗ fchaffenheit unfers Landes eine mehrere Zueignung zumachen auß gegebenem Grund, Saß ;rede ich aber zuviel,fo bitte dieſes Urtheil zuzufchreiben einer anerbornen ſchuldigen Liebe zu meinem Vatterland. Noch eines. Es iſt oben gemeldet worden, wieder Wein in dem Keller bey allgemächlicher Außko— hung feine rauchen irrdiſchen Theil nach und nach ablege, welche dann uns den, und anden Banden indie Teufen gehen, und den Weinftein geftalten ; ich fage auch, oben, In einem ficheren, vornehmen hiefigen Keller ift ein eds ler Meilikum̃er von A. 1678. bis U. 1693. auf der Truſen gelegen, und nicht nur von unten und feitwerts umgeben , fondern auch oben mit einer Rinde von Meinfteinen uͤberzogen worden, innert welcher gleich alsin einem Ges woͤlbe fich diefonft flüchtigen Geiſter haben muüfen gefangen geben, und folglich dieſem Wein einelieblichere Rarcke zubringen. Aug deme, was bis, ber von unferem Landwein vorgebracht worden, ift auch. zufchlieffen , dag der nene , oder nur jährige Wein, weil er noch nicht Yon feinen fs , Jen +B (26) Be ELITE Te a Te TEEN u Cr zn Lese (chen Theilen befrenet, ver Geſundheit weit undienficher ſeye als wann er et- liche Jahr gelegen;und follen ins befonder die jennige,welche der fo genanten Mrilzefucht, dem Nierenoder Blafenftein, dom Podagra Gleichſucht, und anderen dergleichen Zortarifchen, oder vom zachen irrdifchen Schleim het; ruͤhrenden Kranckheiten unterworffen gewahrnet ſeyn ſich vor unferem neuen Mein, den wir gemeiniglich Suſer nennen, zuhuͤten. Zu gefallen der Wein⸗Liebhaberen werde dann und wann mehrere Anmerckungen dieſem Wercklein einverleiben. Reiſe uͤber den Wallenſtatter⸗See durch Hilff eines ordinari Nachwinds. S iſt belannt wie nicht nur zwiſchen beyden Kaya oder Sonnens wend⸗Cirelen unter der Linien ein allgemeiner Wind beftändig von 9 Morgen gegen Abend waͤyet, ſondern andere gewiſſe Winde, nach NA welchen ſich dieSchiff und Kauffleuthe richten koͤnnen zu ordenlichen Zeiten blaſen, in Europa hingegen die Bewegungen der Winden vor unor⸗ denlich bald durch das: ganze verfloſſene Jahrhundert angeſehen worden; auſſert dad Mr. Mariotte infeinem Buch du Mouvement des Eaux, & des autres Corps fuides, p.se. und Herr Sturm in einer Diflert. de Aeris Mutationibus p- 20, gewahret, daß auf dem Europaͤiſchen Hori⸗ sont die Winde aleichfam in dem Kreife umber laufen , alſo daß meilten- theils aufden Weſtwind folge der Nord / aufdiefender Oſt / und endlich der Sud oder Mirtag- Rind, welcher widerum in den Abend-Wind fich verwandle. Hierauf wuͤnſchte, dar in unferen Landen mehrere Achtung ges geben wurde, weilen man bis dahinden Lauf der Winden vor gang unrich- tig angeichen; dann fo koͤnte man nach und nad) bier und da gewiffe Net len machen von Abanderung des Wetters,auf welche eher zu geben wäre, als auf die meiften (0 nenanten Bauren⸗Reglen im Kalender. In unferen Eidgnoſſiſchen Landen find mir bis dahin bekannt zwey einige Orte, da man fich ordinari auf den Wind zuverlaffen hat , und gewiß vorfagen kan , welcher mern, jabaldidas ganze Fahr hindurch, gu der. oder dieſer Tageszeit wagen werde; das einte Det ift der Wallenflatter-Seev (Lacus Riva. nus,Rivarius,Ripanus,Ripenfis, Wallenfladienfis , Vefenius ) fo oben an die Sraffchaft Sargans, und das Stättlein Wallenſtatt / unten an das Gaſter, und den Flecken Weſen ſtoſſet, und dabey dieSez oder Ma- - gum «& (27) A» unser - C (7 Umwege ee un gum von fich laſſet, welcher Fluß bald bey der Ziegelbrugg in die Linth ieffet, und alfo die Limmatb ‚oder Limagum außmacht. Auf diefem See wäyen gewiffe Winde , nach welchen fich die Schiffleuthe zu groſſem ihrem, und der Reifenden Nutzen zurichten willen. Morgens frühe vor , und bey der Sonnen Aufgang fanget angemächlich blafen der Ober,oder Offwind , welcher auch fonften det Zeuwetter⸗Wind heiffet , weilen des Sommers die Anwohnere bey fruͤher Erzeigung dieſes Winds das Graß fir her abmayen, und zur Troͤknung außſpreiten Eonnen, dieſer Mind währet bie ohngefahr um ro, Uhr vormittag, dienet alfodenen, welche von Wallenſtatt abfahren wollen rg 10. und 12, Uhren ift eine Windſtil⸗ le. Nachmittag fangt zeitlich an feine Herrſchaft zuzeigen der Weſt⸗oder Abend⸗ Wind / welcher dann regieret bis zu Abend, und komlich iſt denen / ſo von Weſen reiſen nach Wallenſtett. Nach der Sonnen Nidergang fan⸗ get gemeinlich bey ſchoͤnem Wetter widerum an waͤyen der Oberwind. Wie aber nichts in der Natur befländig , und gerad, daß nicht zuweilen von der Richtſchnur abweiche , und fich andere / alſo gefchiheties auch ettwann, das dis fen jet befchriebenen ordenlichen Lauf der Winden unterbricht der Nordwind / welchen fie in diefer vefier nennen den Blaͤttliſer und Balch⸗ tharler / Wind von dem Berge Blättlis , und dem Ohrt Kalchtharen’ über welche diefer Wind herblafet,, und den Schiffleuthen ein unbeliebiger Gaſt tft, weilener ihren auf den ordenlichen Windlanff gegründeten Gewinn uns ficher machet , jawann er unverfehens fich erhebt, die Seefahrenden in gefahr feet. Dienatürliche Urſachen dieſer Begebenheiten find auß folgendem une ſchwer zuerſehen. Es ligt der Wallenftatter-See gegen Morgen und A⸗ bend ganz offen, ſo daß die Sonne des Morgens bald aufſtehet, Abends ſpath nidergehet. Aber gegen Mittag und Miternacht erheben ſich hohe Schrofen und Berge , welche denen, fo auf dem See bey ſchoͤnem Wetter fahren , ein angenehmes Schaufpielvorftellen , aber auch bey eutſtehendem Ungewitter groffe gorcht einjagen , weilen bie brauſenden Wallen an die Steinwände mit gewalt aupuͤtſchen, und von danı.en mit entfetlichem wuͤ⸗ ten in fich ſelbs zurukprellen. Hierauß iſt leicht zuſchlieſſen daß die von auf ſtehender Sonn verdünnerte, und in etwas außgedehnte folglich einen wei⸗ teren Raum erforderende Luft fich nicht koͤnne aufalle feiten auß gleich auße breiten, fondern zwilchen denen hohen Glarner » Sarganfer-und Gaſter⸗ Bergen gleichfam gefangen allein fich bewegen koͤnne gegen Abend. Es waͤhret aberdiefer Oſtwind bis um 10. Uhr Vormittag, bis namlich die Soñ | in 28 (28) 3 Bm —— — mern in mitten über den See zuftehen kom̃t, und alfo die gegen Wallenftatt und Weſen ligende Luft in gleiche Dünnung bringt , worauf ein Windftille er⸗ folget bis nach) Mittag, da die Wefener Luft bey abfteigender Sonn gleicher, weife außgedehnt fich nirgendshin Fan begeben, als obfic) gegen Wallenflatt, und fo einen Abendwind erwecken. Daß aber nach der Sonnen Rider gang widerum anfangt waͤyen der Oſtwind, komt daher , weilen die von der. wärme anßgedehnte, und gegen Wallenflatt getribene Luftkugel dannzu⸗ mal fich widerum zuſamen zeuhet, und gegen efen durch die kraft ihrer eis genen Schwere und Elafticiter zuruck fallet oder treibet. Oben habe bereits angedeutet, dag dergleichen Vormittag wayende Oſt⸗ und Nachmittag blafen- de Weſtwind fich noch an einem Obrt finden, dig it aber das Bergeller , Dergellertbal, in Lobl. Gottshauß Pundt der hohen Rhzetize, welches fich auch zwifchen hohen Bergen von Morgen gegen Abend erſtrecket folg⸗ lich gleiche , oben angebrachte Urſachen zulafet. Solich diefe Natur⸗Ge⸗ fchicht in Vergleichung zeuhen mit anderen in anderen Landen vorkommen⸗ den gewiſſen Winden , fo ftellet fich ein der zwenfache Wind auf verfchiede: nen Oſt⸗uͤnd Wef-Fndifchen Küften. Auf den Malabarifchen zum Exem⸗ pel regieren des Sommers, oder don dem Herbfimonat bis in April, von Mitternacht bis Mittag die fo genanten Terreinhos , venti di Terra , Z andtwind , welche von Morgen her über das fefte Land herftreichen ; von Mittag aber bis zu Mittnacht die Viraeonos, vvindtuyt de Zee, ſo von ———— das Meer her kommen. Varen. Geograph. Gener. Lib. I. vv. 21 Prop. 7. | Ich fomme aber widerum zudem Wallenſtatter-See, um Achtung. guacben, was denen Seefahrenden auf beyden feiten deijelben vor Augen omme, und kom̃lichen anlas Eonne geben zu gelehrten, und Iuftigen difcur- fen. Fahret man von Weſen auf Wallenſtatt, fo kom̃t linker feits in Augen⸗ fchein erftlich der oben gemelte Blaͤttlisberg / oder Fiderfchen; darnach Mattſtock, einanderer ‚fo an ihne ſtoſſet; weiters Amon auf Ammon, ein Berg, und Dorf, welches fo vil fol heiffen als au Mont ‚weilen das Dorf anf dem Pergligt ‚nach der Außlegung Guler. Rhæt. 213. oder amz- "3... nusmons, ein anmuhtiger Berg, nach Raͤbmann Geſpraͤch von Berg P, 256. Dann gewißlich dieſem Dorff nicht nur ein ſchoͤnes außſehen gibt sein hohes und fruchthares Laͤger, ſondern auch der Muslerbach, welcher ſich von groſſer höhe uͤber die Felſen abſtuͤrzet, und denen vorbeyfahrenden ei⸗ nen ſchoͤnen luſt erwecket. ic, | ® % Fa 5% Pr ERLEN —58 * u 2. “ P P (N. 8.) 12 ꝛ8 (29) Se 3, Apr. 1704. sEie Be sUie sEBesEge orte Fleet Seltfamer Ratur⸗Geſchichten (4 chweiter Sands Wochentliche Erzehlung. | —— — — ——— —— — — Anhang von der Reiſe uͤber den Wallenſtatter⸗See. WNdem Fuß dieſes Bergs war vor dieſem ein Schloß Straleck ge⸗ naũt / da jezund ein Capellen ſtehet. Weiters folge. der Berg Seren, zu deſſen anfang iſt der Beyerbach , von deme die Anwohnere vorge⸗ ben daß er mit dem Rhein, der doch weit von hinnẽ durch das Rhein⸗ thal abflieſſet eine gemeinfchaft habe, weilen die Waſſer dieſes Bachs mit dem Rhein wachſen und abnehmen, welches aber wahrgenommen werden kan an den meiſten Bergwaſſeren. Fuͤrterhin iſt der Guintnerberg / alſo genannt von dem Dorff Quinten, welches feinen Nammen behalten von des nen Römischen hier andiefen See verlegten Kolonien , gleich wie Terg und &unrr , welche drey Ohrt in Latein heiffen Tertium , Quartum, Quin- tum ; in unſerer Sprach, die dritte / vierte fünfte Rott.) Beſſer his naufift Joſen, da die Glatte, oder hohe Steinwand , welche fenkelvecht über den See aufſtehet, und auch in denfelben in gleicher geradenLinie fich ein fenfet ‚ wie dann der See diß ohrts fol indie 300. klafter tieff feyn , nad) der Schifferen auſſag. Endlich bis Wallenſtatt fihet man folgende Berge , Schwalbis; Schepnen ; Tfehinglen; Buͤnz; Tſcherler Alp. Aufrechter, oder mittaͤgiger Seite des Sees ift erftlich , unweit Weſen, der Wallenberg ; Britterwald ‚ von deme Tfchudius anmerket in Hel- vet. Antiq. MSC, daß er geweſen ein Gränz-oder Marchftein des Hel⸗ vetier Lands, ins befonder aber des alten Pagi Tigurini, Zurichgen , fo aud) der Biftümeren Chur, und Coſtanz. Ein theil von dieſem Berg heiffet Boffe-Stalden, Andem Fuß defelben gehet an dem See hin der LTeue Weg fo mit groſſen Unkoͤſten und Fleiß, oft in Felſen, eingegraben worden zum Dienſt deren, welchesu Schiffnicht wollen, oder wegen dag | oͤnnen RI +8 (30) 8 koͤnnen über See Tommen. Weiters iſt zuſehen der Muͤrtſch⸗Stock ı Moͤrtſchen, zu deſſen Anfang abflieſſet der Filtzbach. In der oberſten Felſen⸗Spitze dieſes Glarniſchen Bergs iſt eine von Natur durchgegrabene Hoͤle, durch welche man an einem gewiſſen Ohrt des Sees deu Himmel fir et. Auf deffen Deittagiger oder Glarnerfeiten war vor deme cin gutes Silber-Bergwerd , welches jezund ungebauet liget. An dem See ift das Dorff Muͤllibaar, und das Muͤllethal. Weiters kommet der * Byretzer⸗Berg, auf deme das Dorff Byrettzen: Murgen , allıws eine Eiſenſchmeltze; Quarten mit dem Guartnerberg; Tergen / und Terznerberg; Mols, und Molſerberg / Rouͤſchyben / ein klei⸗ nes Berglein, nebſt deme die As einſlieſſet in den Wallenſtatter⸗See. Liber dieſe Berg ſtrecket ſich die Spigmil,ein hohes Glarniſches Gebirg, welches den Nammen ſcheinet herholen von ſeiner zugeſpizten Geſtalt. Von Bereitung der Milchund Milchſpeiſen, wie ſolche auf denen hohen Alpen geſchihet. er denen Wundergaaben, damit der guͤtigſte Gott unfere Eidqnoͤſ⸗ iſche Lande, gleich vor altem das Land Cansan, fegnet, if nicht die geringfte die Milch/ von deren Bereitung dasjennige in möglicher kuͤrze dem geehrten / ſonderlich Milchhiebenden,Refermittheilen were de,twas auß eigener Erfahrung auf den hoͤchſten Alpgebirgen geſehen, darbey dañ verhoffentlich das ſeinige wird finden der gemeine, und Baursmann, der Batterländifche Geſchicht⸗Schreiber, der gelehrte Wörter: Sammler, und Yußleger ‚der verftändige Arzet; umd jeder gebetten wird zu aͤnderen zubef⸗ Kein zu mehren, was ihne su einer volllommneren Milch⸗ Hiftori dienlich bunten wird. Bon desSennen Perfon,Amt, und Behauſuug. truck der alten Schweizerischen. und redlichẽ, Einfalt, ſowol infeineng 9 Leden,alsThunzbekleidet mit einem rauchen, ehrbaren Kittel,befchtte - CR ift der Senn ind gemeinein ehrlicher,aufrichtiger Mañ / ja ein ab⸗ het mit golsfehuben, die er mit zweyen ledernen Riemen tiber die piadien Fülle anbindet,gleich den Alten Teutſchen quorum ſoleas ex Arboris ıDrOo fa fadtas funiculus in planta pedisadftringit, nach der Zeugnuß Cluver. Germ, Antiq. L. Le. und der Abbildung welche in feinem gelebt: En ———— ten E31) 8* 2 ten Buch von den Schuhen der Alten / de Calceo-Antiquo, vorſtel- let Balduinus, p. 35. Es iſt aber hierzu das Holz tauglicher als Leder, weis len die Straſſen auf die hohen Alpen, € welchedie Sennen täglich brauchen muͤſſen) nicht eben, und beſezt ſeyn, ſondern wegen der vielen vorkommen⸗ den Felſen, und Steinen, ſehr rauch. Ein ſolcher Senn wird vorgeſetzet einer Sennten ‚das iſt, einer zimli⸗ chen anzahl von 20. 30. 40. oder mehr Stucken Haubt Viehes, mit welchen er zu anfang des Sommers zu Alp fahrer / fleillg auf ſie Achtung gibet , und von ihnen Die Milch, Kafe , Butter und Ziger famlet , darvon auch eint- weder dem Befitzer fleiffige Rechnung, oder einen gewiſſen verdingten Zing gibet, Hiemit Senntnet der Batron ſelbs, das ift, erbefihlet fein Vieh auffeine Alpen , oder Weiden , zuführen, und bezeuhet darvon feinen Nuzen. Die Wohnungdes Sennen ift die ſo genafite Sennbütter ein durch» leuchtiges ‚von hölzernen, auf einander gelegten, Balken aufgebautes ‚mit Tannrinden bemanztes , mit bölgenen Schindlen bedektes , und mit groſſen Steinen befehwertes Häuglein, deffen Aeſtrich eine bloffe,oder mit Tannrin⸗ den bedelte Erbe, defien Thuͤren, Schlöffer, Rigel, Kuchengefchirre alle von Holz, deſſen Obersumd Underbett, Kuͤſſen und anders Gerähte viel auf eine ander ligende Kafe, oder Hen. Dieſe nach der kom̃lichen Einfalt der Erften Ervden-Einwohneren eingerichtete Wohnung wird abgetheilt in zwey Haubt⸗ Gemächer : Das erfte behaltetden Nammen des groſſen Hauſes, und vers dienet den Sriechifchen Titel rusoxoueior, Baͤſehutte, weilen darinn vers fertiget wird der Kaͤſe; da finden fich alle zu der Kaͤſemachung nöbtige Werk zeuge, des Sennen Bett, die fogenante in Form eines Amphicheatri von Steinen gebaute Dell, Herd, oder Feuerſtatt: Der andere Theil des Hauſes ift der Milchgaden, Milchkeller, weilen da die Mitch hingeſtellet/ und bes halten wird, liget deßwegen gemeinlich gegen Norden, woher die Falten Lüfte wehen. Nicht weit von der Sennhuͤtte iſt der Vieb⸗oder Ruͤbgaden / allwo der Ordnung nach ſtehen die Stieren, Kuͤhe und Geiſſen, jede nach ih⸗ ven Rang, und mit ihrem gewiſſen Nammen hezeichnet. Diſtant ordine certo Privæ majores ‚mediaque zetate ſeorſim | EPrivatimque recens nati. Homer. Odyfl. Diefe Thiere melcket der Senn Morgens und Abends , ſizend anf fel- nem einfüfigen Melckſtul, welchen er mit einem Seil oder Riemen in El) ET nn — — — V — nn —— — der Leibanbindet,, verſehen mit einem Salbhorn ‚in welchem Butter eut⸗ halten zu Beftreichungder Utteren. | 43 Bon Bereitungdes Kaͤſes. eſe nehrhafte gefunde,und ungefunde Speife bereitet man folgen, a geftalt. Nach dem der Senn die Milch gemolfen.indie Melk⸗ teren, (welche den Nammen ſcheinet herzuholen von dem Lateini⸗ ſchen Wort Mulctum, oder Mulctrale) und auß vilen Melkleren auß⸗ gegoſſen in das Milcht aͤus lein ſienet er fie durch die Follen / oder Milch⸗ Sienen einhölzernes,oben weites, unten enges, mit frifchem Zannfreis vers ſtopftes Fuftrument Jin das geofelVellteffe , Bandkeffe ; Mäßtefe ı welches hangetandem Thurner, einem hölzernen Schnabel, welcher ſich mit leichter Muͤhe von dem Feur hinweg, und über daffelbe bewegen laſſet. Nachdem diereine Milch eine zeitlarıg ob dem Feuer geſtanden, nimt der Senn auß dem Lauptaͤußlein ein Löffel fol Lupp / Käslupp, Raslap (von deſſen Bereitung und Wuͤrkung unten mit mehrerem ſol geredet werd en) wormit er dann bis 100. Mag Milch ſcheiden kan. Von diefer dick gefcheis denen Milch nimmet er mit einer durchlöcherten öigerfellen den Abzug / ein ſchaumiges Weſen, hinweg, damit es den Schweinen diene zur Nah⸗ rung. Die uͤbrige zum Kaͤſe machen dienliche ‚ in eindickes zufamen halten» des Weſen zuſamen geronnene Materinennet man Bulderen, diefere zer⸗ beicht der Senn mit der Raͤsbrechen, einem ſtachlichten Stecken, in Heine fe Stüde, Wann diefes gefchehen, fo ſcheidet ſich die dicke Materi von ei⸗ nem waͤſerichten Weſen, und heiſſet jene Räfe dieſe aber Sirpen. Von diefer Sirpen nimmet der Senn mit den Stielnapf / Sukennapfı Gon / etliche Maß hinweg, ſchuͤttet ſie in ein anders Geſchirr, und faſſet den Kaͤſe indie Murten , welche abhaldig ‚gelegt wird auf das Muttenholz das mit die uberflüffige waͤſſerichte Feuͤchtigkeit den Ablaufhabe. Indeſſen wird die Sirpen weilen fie noch vil fette, nehrhafte Theilin fich hat , widerum über ein ſtaͤrker Feuer gefeßet, damit ſich vorderft aufs neue fcheide der Por, beuch, einfchaumichtes, oben auf ſchwimmendes ſehr niedlicheg efen | welches der Senn mit dem Scheidnapf weanimmet, damit eg ihme allein, oder mit andern Milchfyeifen vermifcht, zur Rahrung diene ‚ıc. | — geehrten Leſer diene zur Nachficht/ daß der Kaͤſe bereitende Senne mit feinen beho⸗ rigen Inſtrumenten in einem ſauberen Kupfer vorgeſtellet den 8. Aprel nebſi dem ordinari Blatt wuhaben. ES wird ihn: aber nicht zuwider feyn / dor Diefeg auferordenliche Kupferblatt und « Bellen Erflärung zu bezahlen 2, ß. f iſ che Kupß 9.9. 8 (33) eo 8. Apr. 1705. Er 0 HE SE SE Se He Seltfamer Natur⸗Geſchichten es chweitzer Vands Wochentliche Erzehlung. — en u pn = —— — und INN SS 0 — e Anhang von Bereitungdes Kafes. 9 Sfcheinet diß fchaumichte Leckerbißlein, von welchem bereits geredt a worden,feye jene ygaxös bey Athen. p. 247. Dahin zenhet Geflner. de Lade p. 37. b. jenne Scherg- Rede inder Comasdia Ariftophanisy Plutus genannt. awunv roav. &c. A’ cœteris quam plurimùm iſtæ differunt, Ollis, videre in cateris enim licet | Anum fupra Ollas, hic modo contrario, . Novoque videas, quöd fit olla fupra anum. * Dann das Wort y⸗a r bey den Griechen hedeutet ein altes Weib, und aber auch dieſen Schnee⸗weiſſen wolgeſchmackten Vorbruch; woher vielleicht kom̃et die bey unſerer Jugend bekannte Redensart, wann ſie von den groſſen Schnee⸗ Flocken zureden pflegen, es fallen alte Weiber herunter, Wir kommen aber widerum zu unſerer in demWellkeſſe übrigen Sirpen, und gewahren, daß da- rein geſchuͤttet wird von dem Sauer⸗Tranck oder Sauer⸗Schotten / welche zu eben dem End aufbehalten wird indem Tranck Faß, Trankbrung⸗ gen. Dagefchichet widerum einenene Scheidung der fluͤſſigeren Theilen von denffefteren, und heiffen jenne Schotten, diefe aber iger / beyde unter eine ander Suffı. Nach diefem Fehret der Senn wider zu feinem Kafe, nimmet denfelben auß der Mutten, umgibt ihne mit einem hölgernen, oder rindinen King, den fie Baͤßjaͤrbe nennen, bedecket ihne mit einem rohen ſauberen Tuch, oder Kaͤßblechen beleget ihne weiter mit einem runden Brett, und defchwehrt ihn mit einem ſchweren Baͤſeladſtein / damit auf fothane Weiſe der Kafe ſei⸗ ne ordenliche Rinde. oben und unten abgeebnete Geſtalt bekom̃e, und von allen wafferzechten Theilen befreyet werde. Auf diefe gewaltthätige Preſſung des Kaͤſes kan gezogen werden, was Virgilius fchreibet in Edog. I. Caſtaneæ molles, & prefli copia Ladtis. Auf 8 +5 (34) Be» Auf dieſe Meife wird der Käfe, nachdem er an ein tunckles und kaltes Orth geftellet worden,ie mehr und mehr befchwebrt, je feſter und feſter und mitSatg zuweilen befbrengt,damit er dauer, und ſchmackhafft werde. Es ift aber ein Un⸗ terfcheid zumachen zwiſchen denen ageren und Feißten Baͤſen. Dieſe wer⸗ den bereitet von friſch gemolckener / nicht abgenom̃ener Mildy ‚ auf bisher bes fchriebene Weiſe, haben folglich in fich das Kaͤſichte und Butterrichte Weſen, da jenne gemachet werden von der jennigen Milch, welche etliche Tag in dem Milch⸗Keller ameinem kühlen Orth geſtanden, und den Raum , oder Nidel, worauß der Butter gemachet wird, von fich gegeben. Von dem Lupp. Erwunderlich iſt ja die Wuͤrckung dieſes vornehmlich zur Kaͤſema⸗ chung dienlichen Safts, weilen ein einiger Loͤffel foll ſcheiden kan in BI die 100. aß Milch ;noch verwwunderlicher aber, wait es wahr / daß gleiche Wuͤrckung foll verurfachen ein in dag Keffe geſenckte Türdifche Duca⸗ ten. Und geben beyde deren Naturforfcheren zuverftchen, wie ein wenig Saur⸗ teigden ganzen Zeig verfaure, wie etwann eine groſſe Kraft in wenigen Theis len beftebe, wie fo Kleine, und oft unfichtbare Theile groſſe Wuͤrckung thun, welche Wahrheit beftätiget eben diefes Lupp, von deme nur etliche Tropfen in Milch, oder Brühen, eingenommen mit groſſem Gewalt uͤber⸗und nidfich purgieren, und hierdurch die Schaͤrffe ihrer [heilen merklich zeigen. Es wird aber diefes Lupp alfo bereitet, Mtannimmet einen, oder zween zerfehnittene Kalder- Magen, eine Hand vollSalk,gieflet darauf gemeines Waffer, laßt es ftehen ohgefehr zwey Wochen; fo dienet es dann zum Gebrauch. Die Holländer baden ein Wort, welches mit unferem Lupp zimlich nahe überein kommt, wann ſie es heiffen Lebbe, Libbe, Kalfs-Lebbe ; gleich fie auch die Mutten nennen Mouden, oder Molden. Von Bereitung des Butters. — edle Milch⸗Frucht hervor zubringen ſtellet der Senn die friſch gemolckene, und geſienete Milch in den fo genannten Milch- Keller, welcher deſto beſſer, wañ er friſcher und kaͤlter. In einer gewiſſen, vor⸗ nehmen Senn⸗Huͤtten iſt dieſer Keller in einen Felſen eingegraben, und ent⸗ ſpringet darinn ein kalt Waſſer welches den Boden bedecket, ſo dag die alldort zufindende Küpfferne, innwendig wol verzinnete Mutten in dem Waſſer fte- hen, da dann die Milch etlich Tag friſch bleibet, und einen herrlichen Nidel in groſſer viele von ſich gibet. Dieſer Nidel wird zuſammen gefaſſet, und in einem Anken⸗Buͤbel durch einen Stecken, oder in dem Ankenfaß oder Liren / fo lang dort auf und nider, bier indie Ruͤnde beweget, bis ſich der waͤſſerrichte — — Theil,den fie Antenmilch nennen, fcheidet von vem hiermit gemachten But⸗ ter oder Anken ſelbs. | . Bon dem Ziger und Schotten. Io kommet der auf oberzehlte Weiſe gemachte Ziger / Recocta, Caſeus ſecundarius, herauß nachdeme die Milch ſchon den Kaͤſe und Butter von ſich gegeben, und wird vor den zukoͤnfftigen fonderlich winterli- chen Speiß⸗Gebrauch bewahret indem Zigerrumpf, und von Tanneinden ge⸗ machtes, mit Tanninen Wurzlen zufammen genaͤyetes, rundes, zwey oder dritthalb Schub hohes Gefäß; oder in der Zigertrimmen / welches viereck⸗ icht, von Bretteren zuſammen gemachet: Lieber diß beſchwehret mit Trim̃e⸗ ſteinen oder Ladſteinen damit die in dem Ziger noch uͤbrige Schotlen auß⸗ etrieben werde und der Ziger ſelbs deſto friſcher bleibe. Die Schotten elbs dienet zur Nahrung den Schweinen, welche auf den Mpen bey denen Senn⸗Huͤtten anzutreffen, mitdem Ziger aber gibt fie eine Speife ab vor bie Sennen, und ihres Geſind. Eine folche Speife muͤſſen auch in ihrer Höle gehabt haben die Cyclopes, bey denen Ulifes eingekehret, wie ung deffen bes richtet Homer. Odyſſ. X. Statim autem dimidium coagulans albi Ladtis Textilibus in Calachis conftrudtum repofuit. Dimidium autem rurfus conftituit in vafibus, ut ei eflet - In potum fumenti cibum & ad canam fufhiceret. . Da durch das erfte halbe Theil kan verftanden werden der Käfe, durch das andere die pure Milch, oder die Suffi, oder Schotten. Bon Nideldrot und Stunfeniverne. S behelffen ſich die Aelpler nicht nur der Milch, Butters, Kaͤſes, Zi⸗ gers, Suffi und Schotten, fondern wiffen auch ihnen ſelbs oder = fremden ankommenden Gaͤſten zubereiten allerhand niedliche Milch⸗ Speiſen; unter denen vornehmlich kan gezehlet werden das Nidelbrot / wormit fie gantz wol beueũen ein in heiſſen Nivel oder getuncktes oder gekoch⸗ tes, in Schnitten, oder Broden zertheiltes Brot, welches einiche auch zuruͤ⸗ ften mit Butter und Milch ; hernach die Stunkenwerne ein feißtes Mus; wird gemachet auß Nidel, Mehlund Eneren, wann die bey Handen feyn. An⸗ derenchmen Butter, Mehl und Ziger. Ben Zuräftung difes Muſes ift zu⸗ gewahren daß wañ es den hoͤchſten Grad der Hi erreichet,umd die Zunge und ‚Hals verbrennen wurde, der oben auf ſchwimende Butterſormige Nidel nur lau 2 28 (36) Ber — — u u sanft, und ohne einiche gefahr Loͤffelweiſe kan eingeſchlucket werden. Eine Begebenheit; welche aufzulöfen dem Leſer uͤberlaſſe. | Von dem Satganfifchen Stahel-Ers. Sa wuͤſſen die,welchefich auf die natürliche Hiftorider Metallen legen, gantz wohl, daß in der Welt gar wenig Stahel-Erk , fo fie Stahel⸗ Stein nnd Bern⸗Stahel heiffen / zufinden ſeye, auß deme namlich. alfobald ein Stahelhartes Eifen / das ift, ein Stahel Tonne gemachet wer⸗ den ; maaſſen der meifte Stahel verfertiget wird auß dem Eifen,der desnahen zum Unterfcheid des erfleren Kifen:Stabel genenntwird. Es find zwahren bey alten Seribenten befanntder Sinopiſche, Lydiſche, und Kaconifche Sta» hei, die. eigentliche Geburts Statt aber des Stahels iſt Chalybo, eine bes ruͤhmte Statt in Aſſyrien von deren auch der Stahel den Nommen Chalybs empfangen, und zu aken Zeiten getragen hat. Salmas Exercit. in Solin. p. 763. In Curopa ift mir nicht berouft einiches wahrbaftes Stahel⸗Ertz, wann nicht folchen Titulverdienet das, welches gegraben wird in Ilva, Elba, des Groß- Herzogs von Florenz Gebiet, und Mittellaͤndiſchen Mies nfula inexhauſtis Chalybum generofa metallis, Oder das Norifche Eifen, mit deſſen zaͤhen Härtiakeit Ovidins ein Frauen- zimmer vergleichet, das fich kaum zu einer Gegen⸗Liebe bewegen laffet, wann er fie alfo anredet: —* Durior es Ferro, quod Noricus excoquit ignis, Eines ſolchen koſtbaren, wahren Stahel Erzts kan ſich ruͤhmen ein Loͤbl. Eid⸗ guoſ.hafft, und in derſelben die Grafſchafft Sargans welche in einem hohen Berg Gunzen ein dreyfaches Ertz hat, Schwartz Ertz / Meliwerck / und Rorb-Erg,anß deren Vermiſchung unmittelbar geſchmelzet wird ein wahr⸗ haffter Stahel, welchen die Herren Gaaden / dißmahlige Jñhabere des Berg⸗ Wercks außarbeiten laſſen zu Flums, einem in der Grafſchafft ligenden Fle⸗ ken, der auch einen alt Roͤmiſchen Nammen tragt, ſo Flumen, ein Fluß beden et. Diejennigen rothen Steine, oder Gebuͤrge innert welchen als in einer Schalen die Er: Adern fteeichen, aber zum Gebrauch unnutz ſeyn, heiffen fie. Leberberge / vonder Farbe. . Merckwuͤrdig aber It, daß cine or⸗ denliche gewuͤſſe Vermifchung obgenannter drey Ertzen muß gefcheben, warn ein Stahelfoll heraußkommen, fonften gibtes nur Eiſen. Es ift aber die Proportion allein, und fonderbahr , bekannt denen Arbeiteren. Beſonder iſt zu haben 2. ß. das vor 8. Tagen angemeldte KupfersBlatt von des Sennen Perſon / Behauſung / und Inſtrumenten / nebſt deſſen Erklaͤrung. N.1o, i +8 (37) 8» 15. Apr. 1705. Seltfamer Natur⸗Geſchichten es Schweiter Vands Wochentliche Erzehlung. —————— — — — —— — — — — —— ——— — — — WVWVonden Bergneblen und Wolcken. Ce 95 zerzanken fi) unter einander die Naturlchrer wegender Wolken, * woher fie kamen? worauß ſie beſtehen? wie fie in freyer Luft koͤnnen Re 9 Ichweben?Das meiſte aber daß fie hierüber der Welt vortragen, ſeyn indem Hirn geſponnene Grillen. Ich bitte, ſie ſpatzieren felbs auf dic hohen Gebirge, oder begeben fich indie Schulder Aelpleren wann es. ihrem hoben Anſehen nicht zuwider, fo werden fie eins und anders erfahren , ja mit Augen ſehen, was zum Fundament der Sach dienet.Dife einfaltige Leuthe wer⸗ den ihnen mit den Fingeren zeigen wie die Wolken anders nicht ſeyen, als Ne⸗ bel, wie ſie nicht ſo vaſt von dem Meer her durch die Luft getragen an die Berge anſtoſſen, als aber auß den Bergen ſelbs aufſteigen in form kleiner zertheilter Neblen, welche hernach ſich weiter auf⸗ und in Wolken zuſamen zeu⸗ hen. Ich habe mich in meinen Reiſen hieruͤber zum oͤfteren verwundert, und mit Luſt zugeſehen⸗wie dieſe Außdaͤmpfungen etwañ den ganzen Berg auf des me damals gereiſet, uͤberzogen, und mich ſelbſt eingewicklet haben, daß kaum 20, oder 30. Schritt weit vor mir ſehen koͤnnen, da ich doch kurtz vorher bey 30, 40. und mehr Kleine dunne Nebelein bey klarem Wetter habegefehen auffteinen, bald auch, nachdeme Die Wolcken durchreifet hab, widerum einen heilen Brofyect ‚oder weite außficht vor mir gehabt. Es hat mich diefere Wolkichte Außdaͤmpfung erinneret an diefichtbare Augrauchungen unferer Fluͤſſen und auch Felderen, welche gewahret werden su anfang des Winters, warm namlich die auffteigenden Duͤnſte durch die kalte Quft verdickeret gleich unferem eigenen Athen , fichtbar werden, welche in Sommerlichen und ans deren warmen Tagen fich zertheilen, und außnnferen Augen fich verlieren. In mehrerem nachdenken habe mir felbs die Fragen vorgeleget, welche . | andern 308) Be m — FETTE — DET TU Ann andern zuerörteren überlaffe , ob nicht ben diefen unferen Berg⸗Wolken koͤñe gewahret werden ein ordenlicher Kreiglauff der Waſſern? und ob nicht wahr, ſcheinlich, daß die Göttliche Vorſehung auch) unter anderem Die Berg zu dem Endeaufdie Erde geſetzet, dag fie dienten an ſtatt groſſer Kaminen, durch wel, che die Duͤnſte in groͤſerer Mag auß dem Eingeweid der Erden außrauchen können, als durch ebene Felder / und Woffer,weilen oft die Flache eines einigen Bergs gleich groß ift mit der ebenen zläche eines ganzen Lands? Hierauß koͤnte man fchliefiem', daß gleich wie unſere Eidanoͤſſ. Gebirge die jenigen Waſ⸗ fer, welche dem meiften Europa durch groſſe Fluͤſſe zuflieſſen, ſamlen und auß⸗ theilen ‚ gleicher geſtalt können genennet werden famlete , und außſpendere der Woltenseines edlen,überaug nuzlichen, nohtwendigen Geſchoͤpfts. Gewißlich, wann wir die Natur nicht mehr, wie vorhin, mit blinden ſondern offenen Augen anfehen ‚ findenfich aller Orten genugfame Proben einer unbeſchraͤnk⸗ ten Macht unendlicher Weißheit, und unverdienten Güte gegen uns Erden. bewohnere, die wir die Gefchöpfte Gottes gemeinlich aufchanen , wie Roß und Maulthier, , die keinen Verſtand haben. Ich komme widerum auf den Weg, welchen mir die Wolken zeigen, und gewahre dag die Einwohnere der hohen Gebirgen nicht nur auß dem Steigen und allen der Wolken urtbei- len von dem Wetter. fondern auch auß ihrer Farb, Geſtalt, Beſchaffenheit: Sind fie zertheilt, Duͤnn, Veiß,Leicht, fo dag fie leicht in die Höhe fahren, fo werden fie genennt trockene, Heuwetter⸗Nebel, weilen fie ſchoͤnes Wetter an zeigen : Sind fie hergegen Dil, Schwer und laſſen fich nicht leicht von der Erden anf; fo zerfallen ſie in Regen. Mit diefem , was von dem Urſprung der Wolfen geredt,kan verglichen werden das / was in denen Nordiſchen Gebirgen wargenommen und Denen Novis Literariis Maris Balthici A. ı703. P, 33. cinverleibet hat M. Joach Frid. Creitlovv, Pfarrer zu Rommeleden in Weſter⸗Gochland. hierin 5. Don den Gemß⸗Thieren. NL ſtillſchweigen wil übergehen alles das jenige, was von diefer Art IR Thieren zu finden bey anderen Natur: Befchreiberen,ald Conrado BT Gefsnero, Ulyfle Aldrovando, &c. und nur allein den curio⸗ — ſen Leſer aufhalten bey deme, was anderſtwo garnicht , oder falſch oder nichtin genugfamer Erläuterung anzutreffen. | Von ihrer Zeftigkeit Machen viel weſens die Berg⸗Jaͤger. Einiche derſelben halten ſie vor Felt, wann ſie Morgen nüchtern, und frube vor der Sonnen⸗Aufgang eſſen von vonder Gemßwurz, , infonderheit vonderiehigen Art, welche Blase Blumen habe, Da aber denen Kraͤuter⸗Verſtaͤndigen feine andere Gatung Doronici, oder Gembs⸗Wurtz, bekannt, als mit gelben Blumen , fodas Vermuthe, es möchtedie blaugeblümte Gembswurtz anders nichts ſeyn, als ein Alter al- pinus flore cœruleo, oder Blaues Berg⸗Sternkraut, deren es. verfchies dene Arten gibt aufhohen Alpen. Andere halten fie vor Schußfrey, wann fie in ihren Magen haben fo genante Gemskuglen, oder Egagropilas, dannenher auch diſere Kuglen mit groſſem Fleiß aufgeſucht, und getragen werden von Aberglaͤubiſchen Soldaten. Dißfagen die Jäger bald cinhellig auß , daß diejenige Thiere ‚welche Kuglen in fich haben , zwar. nicht Schußfrey feyen, aber einen, harten Iangfamen Tod außzuſtehen haben , und ihnen etliche Kuglen muͤſſen in den Leib geingt werden ‚ehe fie davon fallen, fo dag fie auß diefer ihrerLebens⸗Haͤrtigkeit gleichlam vor gewiß fagen koͤnnen, welche Gem⸗ fe Kuglen haben ‚odernicht. Und kan wol ſeyn , das ein gewiſſe bezoardi- fche in denen Gembskuglen befindlich Eraft diefer Thieren Geblüt fo Lebhaft, die Geiſter ſo Beweg⸗empfindlich, und Die Zaferlein ſelbſt ſo Stark machet,dag ſie daher dem Tod laͤnger widerſtehen koͤnnen, als andere. Wann man uͤber dig in Betrachtung ſetzet die dicke der Haut ‚den weiten Stand des Jaͤgers die Verſchiedenheit der Wunden, da die einte Kugelkanfcharfer und toͤdli⸗ cher Verwunden‘, als eine, eine, oder mehr, andere, die raͤuche der kaltenLuft, durch welche die ganze Leiber der Gembsthieren zufamen gezogen werden,und gleichſam erharten , fo laſſet fich wol auß naturlichen Urſachen etwas ſchlieſſen von dem harten Leben der Thieren , hingegen auch Urtheilen von derienigen Meinung welchedenGenbfen einefüllige Feſtigkeit zufchreiben, oder gar die sartehautichten Wienfchen ‚Dfficier , oder Gemeine , bereden wollen, daß auch fie vor dem Schuß ficher ſeyen, wann fie, wil nicht fagen von einer Gemsfu- gel nüchtern effen,fondern nur eine folche bey fich Tragen; da etwaũ eine ankom⸗ mende matte Kugel durch Feine ‚oder geringe , Haubtverletzung die Lebensbe⸗ gierige Menſchen in ihrem wohn Fan ſtaͤrken. Bondenen Gembs—leckinen, oder Sulzen. KR, Jervon ſchreibt unfer Conrad Geſſner in feinem Thierbuch P.63. b. ” alfo : die Bemfe famlen ſich gmeinklich bey etlichen fandachtis M gen Felſen, laͤckend das Sand, reiben ihr Zung und Rachen damit,machen ihnen felb8 alſo begierd zu eſſen / als ob es Saltz waͤre, werden auß der urſach von den Jaͤgeren und — er X * SELLER ty cm um der Landen Sulsen genamfer : ben ſolchem Sultzen hinderhalten und ver. bergen fich die Jaͤger mit ihren Buͤchſen und Geſchuͤtz fo dann die Gemſen nach gewohnheit herzutraben ſchieſſen fie e8 unbewarter fach zu tod. Deme ift alfo , wie Gefner fchreibet. Hin und wider auf denen hohen Alpen finden fich dergleichen ſandichte Felſen, die alfo von denen Gemszungen außgefcha- ben find , dag man Da Schrammen oder hölinen darinn fihet : Die Puͤndtner heiffen folche Ort Glaͤck; andere nennen fie Sulgen Sulz: lädinen , Laͤckinen. Dife Felſen find nicht , wie einiche wollen, oder ſehr felten falzicht , fondern nur fandicht / und urtheilet Geſſner gantz wol, daß dergleichen Sultzen den Gemfen dienen zu vermehrung der Eſſens luſt, oder auch , wie er im Lateinifchen Eremplar meldet, zu ablöfungdes Schleims, der ihnen möchte am Gaumen Eleben :ich ſage noch über dig , zu befürderung der daͤuung. Bekant ift, wie die Vögel allerhand Sand. und Kifelfteintein in fich (chlucken , zu feinem anderem end, als damit die harten Sam-umd Körndleindardurch zwifchen ihren flarcken Diagen , als zwifchen Miüllefteis nen zeemalmet deſto eher und beffer in einen Nehrſaft ackochet werden. Nun ift bekant, daß die Widerkaͤuende Thier , under welchen auch die Gemſe, Tei- ne Zähne haben in dem oberen Mund, folglich) die eingenommene , meiftens trockene, lange und zäche Speiſen nicht wol konnen zerfchneiden , weßwegen, damit gleichwol auß ihnen ein guter Nahrumgssfaft bereitet werde , derglei⸗ chen Thiere von dem Schöpfer beganbet worden mit einem überaug Funfili- chen vierfachen Diagen , aber auch mit einer eingepflongten Luſt / vom Salt oder Sand einzuſchlucken / und alfo den Mangelder Koch⸗-Inſtrumenten zuerſetzen; wie wir dann ſehen, daß die Kühe, Geiſſen, und alles übrige Horn⸗ Viehe von allen vorkommenden ſonderlich Salpetriſchen Mauren mit groß⸗ ſer Begierd ſchaben, und das abgeleckte einſchlucken. Dieſes Vortheils muͤſ⸗ ſen ſich die Gemſe bedienen um ſo viel deſtomehr, weilen ihnen niemand Saltz vorſtrecket, und fie ſich ſonderlich zu Winters⸗Zeit anſtatt der Speiſe bedie⸗ nen truckener, zaͤher Kraͤuteren und Wurtzen. P. S, Bey Anlaaß eines Mond⸗Hoffso / oder Ringe / fo den 2. April Abends um 9. und 10. Uhr geſehen worden / und darauf erfolgten Wind und regnichter Kalte / beliebe der geehrte Leſer zubemercken / wie ſich befrafitige das / was N. ı, pag. 4. von dergleichen Mondes⸗Ringen und ihrer Bedeutung gemeldet worden. An: (N. 11.) BU) as, Apr. 1705. — E30 Ehe aEle ee ee ee Seltſamer Ratur⸗Geſchichten es chweitzer Kands Wochentliche Erzehlung. Von der Gems⸗Jagd. CR ift dieſe eine der beſchwerlichſten, und zugleich gefaͤhrlichſten Jag⸗ den , bey deren der Jaͤger keinen Fleiß muß fparen , feine Muͤhe fich dauren laſſen, die Stell / und Bewegungen der Thieren wol in Acht nehmen, Froft, Hitz und anderelingemach außftehen, ja gar offt inLeib⸗ und Le⸗ bens⸗Gefahr ſich begeben. Keine Hunde nutzen ihn etwas, er muß den Jäger and Hunde zu gleich verfehen. Seine Außruͤſtung beftebet in einem rauchen Kittel, Gefhoß, Bulver und Kuglen, einem Raͤntzlein mit etwas gedigenem Fleiſch, oder Kaͤſe und Brot, verſehen, undeinem paar Schuheifen , welche er tan anden ganzen Schub anlegen, und damit uber die gaben, abhaldigen Felſen, oder über die Gletfcher klettereꝛ. Seine Wirths⸗Haͤuſer find die Sennten in denen er Milch und Milſch⸗GSpeiſen antrifft zu feiner Erlabung, und da fein Außſpun, oder Nacht⸗ Herberg nimmet,aufblofjer Erde,oder warn es wol gehet, auf dem Heu ſchlaffende. Offtigefchihets , daß er Morgens außgehet auf die Jagd / und entweder gar nicht mehr mager Haug kommet, oder gank zerfallen dahin getragen wird; oft ſtuͤrzet er fich in folche ungeheure Tieffenen uber Felſen und Berge herunder, dag man ihne nimmer findet ; oft fchieffet er ein Gewild von hohen Klippen herab, oder er erfchreket die auf hoͤchſte Felſen getriebene Gemſe durch Loßbrennung eines Geſchoſſes in freg- enLufft ſo ſehr, daß dieſe ſorchtſame Thiere durch yerzweifelte Springe ſich felbs den Hals brechen / und in ſolche Berg-Kluften hinunter fallen da fie ohne geöfte Lebensgefahr nicht können herauf geholet werden, oder gar muͤſſen ligen bleiben, und verfanlen, dag fie der Jäger entweder nicht findet. oder nicht darff ſuchen. Etwann tragt es fich zu, daß ein oder viel Thiere in folche Enge ge- trieben werden von dem fchlauen, an einem kaum viertelfchubigen engen Pag ſtehenden Jaͤger, dag fie,vor fich nicht weiter kommen hinter ihnen aber ihren 5 (42) Be Tod⸗ Feind vor fich fehen, der ihnen den Ruck⸗Weg abſchneidet. In diefem Fahl braucht es bey dem Birger, dann alſo nennet man anverfchiedenen Or: ten die Gems⸗Jaͤger) groſſe Klug⸗ und Herzhafftigleit; weilen das verzweifel⸗ teThiere ihne leicht Tan anfallen,und über die Felß⸗Wand abſtuͤrtzen. Bey ſo gefaͤhrlicher Begegnug leget er ſich entweder der Länge nach zu Boden damit die Gemſe über ihne hinuber ohne Anftog Eonnen fpringen, und fo ihr eigen , und ihres Feindes Leben retten, oder er ſtehet aufrecht fo nahe an der Wand als möglich , damit das Thier , wann es feinen Raum zwiſchen dem Faͤger and der Wand merket, auſſer ihme muͤſſe vorbey fpringen ‚da er dannden Vort heil ergreift, und dem vorüber fpringenden Thiere einen Stoß gibt,dag es fich flürgen muß: Wo aber das Gems zwiſchen dem Fäner ‚und dem Felſen, einen Heinen Schlupf findet, da tringt es fich hinein, umd ſtuͤrzet ihne hinunter, daß der dem Gems eine Gruben gegraben /nunfelbs darein cefaͤl⸗ let wird. Hiervon hat folgende Keimen gemacht Raͤbmann. Geſpraͤch von Berg. P. 458. __ Be - Das Stein WBildpret ſteigt überhoch, Oder feht in ein Felſig Loch, Und uber hoͤchſte Felſen ſpringt Mit Lift der Jaͤger nach her teingt, Und wann er mit gefchwinder Hand, Ein Gems getriben an ein Wand, . Daß fie nicht weiter weichen fan , So fahet fie zu traͤhnen an, | Und plerret Doch, und wifplet nicht, Sp aber ung ferd fie Durchficht Zwiſchen dem Jäger, und der Wand, Mit ſtarkem Sprung fie durchhin vant, Und ſtuͤrtzt den Jaͤger in Das Thal Zu feinem gwüſſen Toded-Fahl. Bird aber mit Fürfichtigkeit Das Gems-Thier an dem Drt erleit, So falt es oft ab Felſen hoch, Da d' Haͤut gemeinlich ganz bleiben noch. Ich melde endlich nicht ohne entfeßen einengefährlichen Vortheil, def fen fich die Jaͤger etwann zu Rettung ihres Xebens muͤſſen bedienen, vor wels chem mancher Schwindel⸗ Kopf ſolte ſchauderen. Es Tan fich zutragen daß 9 Hi — Jaͤger *ö (43) Be | Jaͤger fich foweit verfteigt, daß er faft weder hinter⸗noch vor ſich kommen kan, sd fein Leben zuretten genoͤthiget iſt durch einen Wag Sprung, bey deme er Leinen mehrerem Anſatz hat / als ein halbe oder gantze Hand breit hervorragen⸗ des Felfen-Stud. In dieſer aͤuſſerſten Gefahr wirft er ſein Geſchoß von fich, zeuhet die Schuhe deñen er wegen ſchlipfrigkeit nicht trauen darf, auß ſchneidet ſich mit dem Meſſer in die Verſen, oder Ballen des Fuſſes, damit das hervor wallende Gebluͤt ihme an obgemeldtem Felſichten Vorſchuß dienen koͤnne an — ſtatt eines Leims, welches den Fuß an den Felſen feft, ohne Gefahr des ſchlip⸗ fens anhalte: Dann feeter Mannhafft an, und waget den Sprung. . Was fonftendie Reglen, welche ein Gems⸗Jaͤger in acht nemen muß, bes trift,beftehen felbige in folgenden&tucen. Wan er dieſen Thieren nachgebet, fo gibt er Achtung auf den Wind /daß der nicht den Geruch des Jägers, oder eis gentlich zureden,die von ihme außduͤnſtende fubtileTheilchen hintrage zu dem Gems, welches einen uͤberauß zart- empfindlichen Werkzeug des Geruchs bat, und bey geringſter Merckung des Fagers, oder bey ihmetragenden Pulvers fich alfobald wurde darvon machen. Weiters gibet der Gemſen⸗wie ein anderer Jaͤger Achtung aufdie Zeit und Orte , dafich die Gemſe gemeinlich weiden, oder fonften einfinden, als zum Exempel dienen koͤnnen oben befchriebene Gems-Sulgen, oder Laͤckinen/ bey denen ein Jaͤger Fan paſſen, und oft mans ches Thier fallen. Ein mercklicher Umſtand ift auch diefer,dog die Gemſen fich nicht wagen aufdas befländige glänzende Eis, oder Gletſcher; wann fie hiemit Eonnen don dem Jaͤger dahin getrieben werden , daß fie entweder fich mußten falviren überdas Eis/oder dem Jaͤger in die Hande fallen, fo laſſen fie fich eher in folcher Enge niederſchieſſen. So hat vor wenig Fahren Joͤrg Schäni, ein gie Jaͤger von Nuffenen im Rheinwald bey einem gar grofien Gletſcher des inderen Rheins innert einer Stund drey Gems⸗Thiere eines nach dem ander ven, erfchoffen. Sind die Gemſen noch fo jung, daß fieihren in der Flucht be- griffenen Elteren nicht folgen können, fo fanget fie der Fäger lebendig , und führet fie mit naher Hauß; oder er bedienet fich ‚die jungen Gemfe, wann fie mit Geſchwindigkeit darvon laufen mögen, zufangen, folgenden Liſts Wann er die fangende Mutter erfchoffen, leget er ſich auf die Erden niver , ftellet die todte Mutter auf ihre Fuͤſſe als ob fie lebend wäre, und locket alfo die Jungen berzu, umfie zuerhafchen,und an demStrick — etwann iſt auch dieſer Lift unnoͤthig, indeme das junge Gems offtmahls dem Jaͤger als Ba- teonen feiner todten Mutter, geichſam wie ein freywilliger Selan nachfolget, wo er hingehet. Bringet der Jaͤger feine lebendige Beute heim, fo erzeuhet er fie auf, ernehret fie mit Geißmilch, und machet fie fo zahm dag ſie oft mit ih⸗ ven Skief- Elteren, den zahmen Geiſſen, auf den Alpen weiden, und ungezwun⸗ | gen 3 (4) Be * 2 — — gen widerum zuruck kommen; wiewol auch zuweilen dieſe vermeint zahme Gemſe ihre Geſellſchafft verlaſſen, und widerum auf die hoͤchſten Gebirge Jauffen, ſich widerum zu ihrer Art wilden Thieren zubegeben. Bon der Gemſen Lebens⸗Art. kLeichwie kein Thier fo wild und ſcheu daß es ſich wenigſtens gu feiner Art geſelle, alſo iſt es auch bewandt mit den Gemſen. Sie lehen gern in gemeiner, und groſſer Geſellſchaft theilen ihr Futter welches ſie gleich als eine Beute muͤſſen in groͤſter Unſicherheit wegſchnappen, gantz freundlich, damit fie aber deſto ſicherer können weiden, ſtehen ſie, wann der Faͤgeren und Nelpleren Auſſag zuglauben, auf guter WBacht , welche verfihet der Heerführer felbs, den man das Vorthier / oder Dorgeiß nennet. Dies fe ſtehet an einem erhöchten Ort, ſtrecket die Ohren, fihet ſcharff, indem die, übrige weiden , ringsum fich, amd gibt, wann fie etwas verdaͤchtiges hoͤret, oder fihet, mit ihrer pfeiffen den Stim̃e ein Zeichen, damit fie ſich eilends in die Flucht begeben. Es find aber auch die übrige Gemſe nicht fchläfftig , fondern ftrecken ihre Köpfe indeſſen, nachdem fie zwey⸗oder dreymal vonder Weyde efecffen eben alfo diefe armſelige Thiere niemablen ſicher als in ſtockſinſterer Nacht und in mitten des Winters, da ihnen nicht beyzulommen. Dann fie ihre Winterquartier haben nicht aufden hoͤchſten Berg⸗Spitzen auf welchen fie im Somer unher fpringen, fondern in mitten der Alpen unter hoben vor» ragenden Felſen, da fie dann ficher ſeyn Eonnen vor denen herabfallenden Schnee⸗Laͤuwinen / und ſich ernehren theilsvon denen unter dem Schnee gruͤ⸗ nenden Kraͤuteren theils von Wurtzlen theils von Tannkrys. Es ſorgen die Gemſe das gantze Jahr hindurch nicht nur vor ihre ſelbs Erhaltung, fondern auch vor die Jungen, welche fie nicht eher angefährlichen Klippen durchfühe ven, als fie des Steigens gewohnt ſeyn: Etwann muͤſen fie diefelben beſchir⸗ men vor dem Anfall der geofen Stein⸗Geyren welche auf die jungen Gemſe fich urplötslic) herab laſſen fie mit ihren rauberifchen ſtarcken Klauen anfaffen, und mit in die Luͤfte fortſchleppen , oder mit ihren fchweren Flüglen alſo fchlagen, daß fie über die Felſen abftürgen, und alfo nach dem Todesfall ih⸗ nen an Theilwerden. | N.12. 2 (45) 8* | 15. Apr. 2705. age 3 He HE Se 0 ge He He re He Seltſamer Natur⸗Geſchichten J— e | Schieiter Kands Wochentliche Erzehlung. ö — —— —— —— — — ern — nme Denn EEE IE SOSE Bon einer fenrigen Lufft⸗Geſchicht, welche gefeben | worden in Zurich den 19. Aprel 1705. Ko) PAS zwuͤſchen 1o.und ı 1.Lhren, gewahrete man eine einsmohlige N eitere in der Lufft, auf dem gantzen Horizont, oder fo weit man um ” ch fehen möchte,welche gewaͤhret hat ohngefehr ein Viertel Stund, | vor und nach welcher es finfter geweſen: "Einiche vermeinten , es möchte irgendwo eine Brunſt ſeyn. Es Fan diefere Gefchicht eine Mittel-Gat⸗ tung genennet werden zwüfchendem Werter- Leuchten, und brunnenden Simmel; ¶ Cœlum ardens, Chafma ) währet fie einen , oder wenige Augens blick,fo wird fie genennet Fulgur, oder Werterleich/währet fie aber langer, fo heiffen es einiche einen brünnenden,andere einen geöffneten Himmel, je nachdeme die Farb roth,und fich nach einer gewüſſen Gegne zeuhet; andere Ignem divifum,vel (parfum, ein zertheiltes / auß gebreitetes / ſubtiles Feuer. Bon ſolchen Geſchichten kan geleſen werdeu, Plin. Hiſt. Nat. Lib. Il. cap. 22, 28.57. Corn. Gem. Cofmocrit. Lib. I, cap: 6. & Lib. II. cap. 2, andere mehr, deren Hiftorien diß Orts einzuführen unnöhtig erachte, gleichwie nohtwens dig befinde Diefere gegenwärtige Geſchicht, und daruͤber waltende Gedanden zubeleuchten mit anderen Vatterlaͤndiſchen Hiftorien. er | A.1560. den 28 Dee, erichiene nicht nur ob der Statt Zurich , fondern faft ob gantz Teutſchland, fruͤhe ohngefahr dritthalb Stund vor Tag, oder der Sonnen Aufgang, am Himmel ein ungewohnte Roͤhte faſt Blut⸗Farb , die that ſich auß weit und breit, mit 3. oder 4 weiſſen Strichen gleich den Wol⸗ cken underfcheiden , man koͤnnte auch die Sternen dardurch ſehen dieſes er⸗ fhreckte viel Leuht bin und wider, daß man vermeinte es waͤre ein Brunſt. Uum Mitternacht/als diefes Geſicht gegen Tag erfchienen / ift man zu Zürich eines Erdbidems gewahr worden, welches der Wächter auf St. Beters Thurn , wie auch auf den Muͤnſter⸗Thurn gefpührt, bey Erſchuͤttung der Fenſteren; Er ag (46) Br hat ein Baur ohnlang vor der Morgen⸗Roͤhte geſehen einen Glantz von vie- len Farben auß dem Erdreich BUREDERLENKIChE — eſehen wie eine Feuer, SKuglen. Joh. Haller. Chron.MSC.Lib.33.c.6.Urftif.Chron,Bafil,Lib.8.c.2; Hiervon foll eine befondere Deipreibung iu Truck gegeben haben Joh. Acro. nius , Friſius, Prof. Baf. und Conradus Geſſnerus unter dem Nammen Con- radi Bolovefi, A. 1572. d. 12. Jan. hat man nicht allein zu Zürich und in der. Eydgnoßſchafft, fondern auch in Tentfchland , Srandreich und Stalien den Himmel brünnen gefehen; Es warvon Mittnacht biß um 2. Uhr fo heiter, als wann der Mond fchiene gegen Aufgang, und gegen Mittnacht fahe man ein herrliche Liechte Wolcken, auß welcher etliche Strahl und Blitz gen Him⸗ mel fuhren. Haller. Chron. Mfc. L. 38. c. 1. A. 1580, den 10, Sept. Abends um 8. Uhren hat ſich zu Zürich ein uns. ewohnte heitere, oder Tags⸗Schein am Himmel ſehen laffen , mit erfolgten _ enrigen Roͤhte, welche auch im Glarner⸗Land, undan vielen Orten Zürich» Gebiets gefehen,und vor eine Brunft gehalten worden, Haller. Chron.Lib. 41. cap. 5. A. 1582. dens. Merk um 7. Uhr Nachmittag war der Himmel aller- dingen Blutfarb gegendem Zurich Berg ; es zoge fich DIE Zeichen hernach über die Statt, und um 8. Uhren gegen Baden: Den letften Merg ſahe man widerumden Himmel brünnen,umd fahe er auß, als wait zwey Heerzeug gegen einanderenzugen. In diefem Jahr geafiterte die Peſt. Haller. Lib. 43. c. ĩ. U. 1533. den 2. Sept. und 1584. den 19. Febr. fahe man auch in der Statt und Landfchafft Zurich den Himmel brünnen. Haller. Lib. 44. c. 2. A. 1585. den 25. Nov. fahe man den Himmel fenrroht, des Tags vorher waren erfchrocenliche Windftüeme, welche fonderlich zu Solothurn groffen Schaden thaten. Haller, Lib. 44. c. 9. A. 1621. den 2.12. Sept. hat man gegen Norden , von 5. Uhr Abends biß um 4.des morgenden Tags durch die ganke Eydgnoßſchafft gefehen eine groſſe Heitere,gleich der Morgen, Nöbte,welche fich auch in weiſſe, und dunck⸗ le Strich gezogen. Wagner. Helvet. Curiof. p. 365, As A. 1672. den 24. Jan. Hat fich vor Schlieren uber jenfeit der Limmat, Abends um . Uhren ein geoffes Feur⸗Zeichen erzeigt, worauf man Sturm geläutet, in der Meinung der Brunft zuzulauffen; Indeſſen ift diß Zeichen - der Limmat nach hinauf fortgerucktyund endlich verfchwunden. Fit auch alls hier Abends um 10. Uhr aefeben und für eine groſſe FeuersBrunſt gehalten worden. Ex Archiv. Antiſtit. Tigurin. Y.1704.den 4. Nov. um halbe fünfe Morgens ift auch ein Helleuchtender Himmelgewahret , und aber alfobald darauf ein ſtarcker Erdbidem in der Statt und Landſchafft Zurich gefpubrt worden, Anderer Gefchichten, a eo Bu _ Anno 1602.den 10. Jun. 1621. den 24. Jan. und 1623.den 20. Matt. geſe⸗ ben worden, zugeſchweigen. N | Wir find nun begierrig zuwuͤſſen nicht nur , daß und wann fich folche Luft. Geſchichten sngetragen,fondern auch, wie, und wo fie gefchehen , insbes fonder aber, was es vor eine Bewandtnuß und Bedeutung habe mit deriennis gen, welche jüngftens gewahret worden. Die Natur⸗Forſcher fagen kur, daß dergleichen Gefchichten entftchen auß Schwefelichten , in der Xufft en zundeten Dünften,fehen hiermit vor den Zeugungs⸗Ort an die ob der Erden ſtehende Luft. Ich meines Ohrts, wann ich betrachte die lange Wahrung, und andere Umſtaͤnde, unterfcheide den Obrtder Zeugung von dem Ohrt der Erfcheinung , und mache hierüber folgende Gedanken; es werden bemeldte Dünfte angezündet in denen Unterzirzdifchen Kluften und Gaͤngen, brechen aber durch die Erden: Runde an einem oder vilen Ohrten ‚auf einmahl , oder allgemach auß , und beleuchten die Obere ‚von ung fichtbare Luft, bis fie verfchwinden , oder außlöfchen. Iſt die angezundete Materi nicht fonders lich haufig, fondern gering ‚umd die Erden-Loͤchlein offen , fo gibt es einen geſchwinden Glang ‚ gleich einem Blitz: Iſt fie aber haͤuffig, und doch nicht mit vilen Salpetrifchen Theilen begleitet, ſo daß fie anf einmal nicht durch die äuffere Erden tringen mag , fondern allgemächlid, paflieren muß, fo waͤh⸗ ret difer helle Schein eine Viertel-ftund ‚wieder vorhabende ‚oder eine ganzer oder mehr ſtunden. Sind die fchwefelichte Dünfte untermenget mit vilen Salpetrifchen , fo gefchihee der Durch- Bruch gewaltſamlich, und wird bes gleitet mit einem Erdbidem / wie A. 590. und 1704.gewahret worden. Eben dieſere zwey Hiftorien/ nebft dem Umſtand der zeit machen mid) glauben , was ich fchreibe. Niemand wird ja fich einbilden , daß der helle Schein , ſo unmittelbar dem Erdbeben A. 1704. vorgegangen , ein gemeines Wetters leuchten gewefen ‚undnicht mit der Erd»Erfchuttung felbs eine genaue Ges meinfchaft gehabt habe: und gebet ſchwer ber zufaſſen, wie bey kalter Winters⸗ Zeit die fchwefeliche Dünfte in der Luft koͤñen entztindet werden ; Weßnahen die meiften Winter⸗Blitze von jez erzehlter art zuſeyn mir vorbilde ‚ anderen gleichwot ihr freyes urtheil auch uͤberlaſſe: denen aber zubetrachten vorlege die natürliche / bey allen heutigen Naturforfchern beliebte, Bergleichung der Erdbidmen mit denen fo genanten Meinen ‚wie namlich die Erdbeben ent fteben von entzündeten fchwefelichten , Salpetrifchen , und andern Unter⸗ indischen Dünften , wie auch oftmahls in dem Neapolitanifchen , und in Sicilia mit dem Erdbidem gugleich auf der Erden fahren würkliche Flammen, nach der Zeugnuß Taciti Lib. II. Annal.Seneex Lib. VI. Quæſt. Nat. cap. 4. und viler heutigen Natur⸗ und Geſchicht⸗Schreiberen Es liget nicht wenig an vernunftmaͤſſiger Vnderſuchnng der eigentlichengengung difer Feurigen Luft⸗ Geſchichten, wann man wil reden von derſelben Art, Wuͤrckung, | 4 aan re ur +8 (43) 84 2 Bedeutung. Gemeinlich haltet man darvor , fie bedeuten mehrere Kälte , ich Tan aber nicht ſehen, warum, wann nicht darvor gehalten wird , daß bey Außbrechung des Unter-Frrdifchen Materialiſchen oder Formalifchen Fe⸗ ners welches bis dahin die obere Erden-Rinde gleich einem Ofen erwaͤrmt, such die warme mit außgeflogen, und ſonderlich die Gewaͤchſe der Wuͤrckung dee Schnees umd Froſts defto bloffer uͤbergebe. Einmahlgewahret, Hallerus, daß auf das Fenergeficht U. 1560. gefolget feye eine grauſame Kalte, welche gewähret hat von anfang des Winters bis in mitten des Aprilis 1561. mit vilem und geoffem Schnee, daß beynahem alle Waffer überfroren, auch gar der Rhein zu Baſel ob der Rheinbruken beftanden , welches vorhin unerhort war. Ob aber dife Kälte A. 1561. herruͤhre von der Feuer-⸗Geſchicht, ſo bereits vor einem Jahr geſehen worden/ Fan ich noch nicht begreifen, vielweni- ger wolte mich unterftehen zu propheceyen, daß der naͤchſtkoͤnſtige Winter ſo auf U. 1706. zuerwarten , auch werde von fo grimmiger Kaͤlte ſeyn. Und wann auch diß erfolgen wurde ‚fo hatten wirdie Schlacht noch nicht gewuns en weilen bevorfichender Winter auß anderen zufälligen Urſachen koͤnte kaͤlter ſeyn, als ein anderer und bey anderen wichtigern Exemplen bekannt, wie liecht und oft man begehe fallaciam non cauſæ ut cauſæ, oder eine Sach vor die Urſach einer Wuͤrckung anſehe, welche es aber nicht iſt Vielmehr lap ſet ſich muhtmaſſen ‚daß auf re außgebrochene Feuer folgen koͤnnen fchwere, auch anftecdende Krankheiten, und Tonnte wohl ſeyn, daß die Dals- Wehe , und Fluß⸗Fieber / welche an vielen Orten der Eydgnoßſchafft fint dem vergangenen Herbſt graſſirt und etwas giftiges mit ſich geführt, eine Wuͤrkung ſind anderer Neben⸗Urſachen, insbeſonder aber des Erdbebens, welches wir eſpuͤrt im Nov. 1704. und dabey außgebrochener allerhand ungeſunden Duͤn⸗ en, welche wir mit einathmen in uns ſchlucken muͤſſen; Gleichwie auf viel dergleichen Feurzeichen, ſo geſehen worden A. 1580. 1581. und 1582. erfolget eine Peſt. Was auf die letſte Geſchicht folgen werde ‚ fichet zuerwarten, der Hoͤchſte wende gnaͤdig ab alles Unglück. Zuvermuhten iſt / daß diß Jahr felt ſame Lufft und Natur⸗Enderungen zugewarten, auß bereits geſchehener Er⸗ ſcheinung zweyer Mond ⸗goͤfen: des letſten Feuer-Zeichens, auch eines Rings um die Sonn, welcher geſehen worden den 15. April diß lauffenden Jahrs zu Schwanden im Glarner⸗Land: Ich huͤte mich indeſſen ſorgfaͤltig vor gewuͤſſer Prophezeyung deffen, was geſchehen koͤnnte mich vergnuͤgend an deme wann die in der Natur wuͤrcklich geſchehene Dinge kan lehrnen zuſam⸗ men fügen, und ſo einen Weg bahnen, auf deme nach und nach koͤnnen auß ge en und vergangenen Natur Gefchichtenauch koͤnftige vorgeſagt werden, | | 4 N. 13.) 535 (49) ei“ €.Maj. 1705. u 3 u 22220020207 Geltfamer Naturgeſchichten Des Schieiser - Lands Wochentliche Ersehlung, | Don dem Pfefers Bad. S ligt difes Foftbare Bad/ in Latein Thermæ Favarienfes, Fava- rie, Favarian, Favorinæ, Piperinæ genant/ in der Grafſchaft II Sargans/ gehöret eigenthumlich zu dem Gottshauß Pfefers/ aber unter der VII. Alten Dhrten Bottmäffigfeit , in einer tieffen Berg⸗ Kluft/gleich dem Gold / und Eodelgefleinen / welche gemeinlich entweders in tiefſen Bergwerken / oder harteften Selfen eingefenket ſind von dannen fie nicht koͤnnen hervor gesogen werden ohne groffe mühe und föften, Und hat Die edle Waſſer wol verdienet / daß es von verfihiedenen Alten und Neuen Seribenten in befonderen Tractätlein befchrieben worden, al8 von Johan- ne Abifs, Zacharia Damur, Joh. Kolvveck , Theophrafto Paracel- fo , Mich. Raphaele Schmuzio,- Auguftino Stöcklino, Matthæo Zimmermann, fonften aber in anderen groͤſſeren Werken von Guler Rhet. Lib.V1.Sprecher Pall. Rhæt. Lib.lll.pag. 59. Stumpf. Chron. Helv. Lib.X. Tfchud. Rhet. Alpgeb. Wagner. Helv. Curios. p. 9r. Hierauß ift leicht zu erfchen 7 daß mein Dißmaliges vorhaben nicht iſt / das / was jest bemeldte Herzen gefchrieben/ abzueopieren/ und Damit dem fonft gönftigen Leſer verdrießlich zufallen. Es murde dig auch nicht zulaſſen der enge / in einem halben / oder ganzen Bogen eingefchloffeneraum; welchen deßwegen außzufüllen willeng bin mit einichen zwar befanten/ gleichwol nos tigen/und aber auch mit anderen neuen/ von eigener Erfahrung herhaben« den/und denen Liebhaberen difes Waſſers fonderbar dienſtlichen fachen. Obgleich difere Waſſerquell eingefenfet iftin einer tieffen Berghoͤle / fo habe doch vermittelſt meines Wetterglaſes / in einer A. 1704. alldort ges haltenen Eur befunden / daß fie über unſere Statt erhoͤhet 700. bis 800. Zuͤ⸗ richer Schuhe. Es ſcheinet zwar diſere Obſervation von geringem ehr | t (50) E — —— — — — —ñ ñû—— — — — ſeyn / ob ich wiſſe / wie hoch diſes Bad lige in anſehung unſerer / oder anderer Eidgnoͤſſiſchen Staͤtten; fie gibet mir aber anlas zu folgendem vernunft⸗ uͤrtheil / welches ſich gründet auf die geſunde Lehr der Natur⸗wiſſenſchaft / und denen Trink: und Bad⸗Gaͤſten einen herzhaften Muth machet / die Eur mit freuden anzuheben / und zu erwuͤnſchtem Zweck zubringen. Weilen di⸗ ſes Heilwaſſer fo vil 100. Schuh uber unfere Zurichiſche / und andere re⸗ ſpective nidrigere / Lande / erhebt / fo wird alldort die aͤuſſere Luft eine gerin⸗ gere Trukkraft außuͤben auf unſere Leiber / und diejenige Luft / welche innert uns / in unſerem Gebluͤt / Aderen / und allen kleinſten Theilen enthalten / ihre außdehnkraft mit erfolgender deſto groͤſſeren wirkung zeigen / alle kleinſte blaͤß⸗ und aͤderlein unſerer Leiberen erweiteren / worbey Dann Die ſonſt ſubti⸗ len / haͤuffig eingetrunkenen waſſertheilchen deſto leichter koͤnnen alle aͤderlein durchgehen / den Kreißlauff aller Saften befoͤrderen / die hier und dort an den Waͤnden der kleinſten Roͤhrlein anklebenden ſchleimerigkeiten ablöfen/ und fortfuͤhren / folglich die verſtopfungen / welche der meiſten Krankheiten urſachen find/auflöfen/endlich die Geſundheit widerum erſtatten. Hierauß iſt leicht zu ſchlieſſen, das wann die Trukkraft der aͤuſſeren Luft noch mehr Durch Die eingefchloffene waͤrme des Bads ſelbs gefchwachet wird / Die innere Luft defto mehr ſich wird außdehnen tie Dann Difes erfahren Diejenigen Badgaͤſte / welchen der ganze Leib gefchwillet/ öfters in ſolcher Maß / Daß die Haut möchte zerfpringen ; worauf mehrmalen Die befte Sefundheit erfols » get. Auß bißherigen Fundamenten laffer fich ſchlieſſen daß diſes Pfefers⸗ Bad dienſtlicher / oder beffer werde zuſchlagen ung Zuricheren/ oder anderen in nidrigeren Ohrten wohnenden Schweizeren/und noch beffer Denen Teuts geben Franzoſen / Italieneren / oder Hollaͤnderen al8 denen anwohnenden Unterthanen der Grafſchaft Sargans / oder noch hoͤher ligenden Puͤndtne⸗ ren: welches alles aber zuverſtehen iſt mit vorbehalt der Natur / Krankheit / Alters / und anderer Umſtaͤnden / welche einen jeden Menſchen ins beſonder angehen. Auß gleichem Grundſatz kan man urtheilen von oben angeruͤhm⸗ ger gefunden Eigenſchaft aller Gebirgiſchen Waſſtren. Fraget man von der eigentlichen Natur / oder Beſchaffenheit des Pfefers bads / ſo iſt zuwiſſen / das bis dahin bald alle Naturforſcher ſelbiges angeſehen vor ein Mineraliſches / oder ſolches Waſſer / welches verſchiedene Miner aliſche Theil in ſich kraft derſelben in dem Leib der Menſchea wirke; und ware man eher t ſolche froͤmden Theil zubenennen / als aufzuſuchen. Fuchfius, Randus, und andere / ſchreiben diſem Waſſer zu 9 * En 2 zu einen Schwefel / Salpeter / Kupfer, Eifen und Gold. Thurneiffer den Magnet / Gold / Kupfer / und Schwefel. Brufchius Gold, und Kupfer. Abiſs Eiſen / Geſiegelte Erde / Salpeter / nebſt dem feinſten Gold; deme auch unterſchreibet Zimmermann / welcher dem Goldiſchen Schwefel die vornem⸗ ſte kraft zueignet. Die einige diſem Waſſer anerborne Waͤrme bat alle Scribenten glauben gemacht / daß gewiſſe Mineralien darinn ſich finden muͤſſen / weilen in ganz Europa kein Natuͤrlich — Schwefel / oder andere Mineralien enthalte; diejenigen abſoͤnderlich / wel⸗ ed ne der Baderen herleiten nicht fo faſt von untersirdifcher waͤr⸗ me/als von Zufamenfunft widermertiger alcalifcher und faurer Theilen/und Daher entftandenem Jaſt. Es wird mir aber erlaubt ſeyn / gleich anderen Naturkuͤndigeren Difere Freyheit gedeyet/ meine unmaßgebliche Sedanfen dahin zueröffnen / das diſes Waſſer fein Mineraltvaffer zunennen, folglich von allen anderen Europelſchen tvarmen Baͤderen zu unterfcheiden ſeye. Diſere meine muthmaßliche Neinung / damit fienicht vor eine eitele vernünfs telung angeſehen werde / beſteiffe mit folgenden Gründen. 1. Iſt es uns farbig / ohne einichen Geſchmack / oder Geruch / Cryſtalllauter / gleich demrei- neſten Bergwaffer ; folglich auch 2. jederman gleich annehmlich / weiten Darin Feine ſchwefelichte / ſalzigte / oder anderft geflaltete Theile ſich finden/ welche Die Zung / als des Geſchmaktes Werkzeug / koͤnten empfindlich rühren/ oder den einten Menſchen mehr / Den andern weniger / angreiffen. 3. Entſte⸗ het keine aͤnderung auß anſchuͤttung allerhand fluͤſſiger / oder truckener din⸗ gen / als da ſind das Scheidwaſſer / deſtillirter Eſſig / Vitriol-Salarmoniac- Geiſt / Violenſaft / Erbſelenſaft; Obgleich man ſie einen oder zwey tag ſtehen laßt. Auß vermiſchung des in waſſer aufgeloͤßten ſublimierten Quekſilbers habe oben auf dem Pfeferſer waſſer wahrgenom̃en ein von Pfauenfarben ſchimerendes Haͤutlein. So aud) nach angieffung des Weinſtein⸗ſalzes / oder Oehls hat ſich erzeiget eine etwelche verdunklung / auf welche inert etlichen Stunden ſich zu Boden geſetzet ein weiſſes Woͤlklein: Alſo hat auch eine geringe weiſſe dunklung verurſachet Der Tartarus tartarifatus Ludovici. Diſes find aber ſolche aͤnderungen / welche von geringerem Gewicht findy und bald bey allen Gemeinen Bergsoder andern Brunnmafleren zuſehen. Und ift über dig zu gemahren / daß diſes Pfeferswaſſer zu einen zeiten eine ‚mehrere änderung zeiget durch Die Chymiſche Proben / zu andern eine wenis gere / oder gar Feine ; welches beseugen koͤnnen vil gelehrte und erfahrne Me- dici, fo difes Wunderwaſſer auf die Prob ſetzen / und erfundigen * 4. 836 TER atmen ame inte en Wet rent urnunt n a. Habe ich durch mittel einer fubtilen Waag befunden / daß difes vorha⸗ bende Pfeferswaſſer in gleichem Gemicht iſt mit dem Sebirgifchen Bruns nen» aud faltmit dem Megenmaffer / worauß dann alfobald abzunehs men / daß darin nicht enthalten fromde MineraliſcheTheil / deren gegenwart in anderen natuͤrlich warmen Baͤderen eine groͤſſere ſchwere ver urſachet. Et⸗ man habe in 7 Quintlein warmen Pfeferswaſſer gefunden / das es um ein halbes/oder ganzes Gran leichter geweſen / als jo es Falt abgewogen worden / welches dem in den loͤchlein enthaltenen verduͤnnerten Luft zugeſchrieben. 5. Gleichwie in andern natur lich warmen Bäderen man gewahret / daß ſich in die hoͤhe zeuhen einiche Schwefelblumen / das auf dem waſſer ſich zeiget ein weiſſe / oder gelbe Haut / welche man Fan abnehmen / und troͤknen / das an Des nen Waſſergehalteren und Canaͤlen ſich anhenket ein Bad⸗oder Tugſtein / das endlich auch zu Boden ſich feet ein weiſſe oder gelbe Erden / alſo ſpuͤret man bier dergleichen nichte. Worzu aber möchte einer fagen / dienet dife weitläuffige vernünftes fung? Genug iſts / das difes Heilmaffer vortreffliche Wirkungen thut / ge⸗ nug / wann wir uns deſſen zu unſerer geſundheit Fönnen bedicnen; und uns noͤthig / das ich wiſſe / was vor theil diß Waſſer in ſich halte / oder / wie es in unſern Leibern wirke? Recht ſo / wann es gerahtet; genug iſts ja einem uns verſtaͤndigen Arzet / oder Arzneh⸗ſtuͤmpler / das er ſeinen Patienten auf das blinde Gluͤck hin ſolche Badercuren einrahtet / und ligt ihme wenig daran / ob fie gluͤklich außſchlagen / oder nicht. Ein verſtaͤndiger und gelehrter Ar⸗ zet aber gehet gewiſſenhaft in die ſach und gründet fein einoder mißrahten auf eine grundliche Wiſſenſchaft beides der Arzney / und derKrankheit: Er kennet des Menſchen Leib / und deſſen Verrichtungen /gefunden oder krank⸗— nen Stand / er weißt wie die Geſundheit beſtehe (ing gemein zureden) in ges wiſſer Beweg ⸗ vereinigung oder temperatur des Gebluͤts / und übriger feuch» tigkeiten des Leibs in unverhindertem Einfluß der Seifteren inalle Glieder / in dem tono, oder fteiffen haltung aller feften Zaferlein / und endlich in dem Gleichgewicht aller ſowol flüffigen/als trockenen und feſten theilen des Leibs; folglicd) die Krankheiten herzühren von verderbter bewegung der Leibeds Beuchtigkeiten/und Geiſteren / in veränderter ihrer geſtaltſame / oder beſchaf⸗ fenheit / in vermehrten, oder verminderten Spannung der Zaͤſerlein / endlich auch in aufgehebtem gleichgemicht aller theilen des menfchliche kunſtwerks / ec. P. 5, Belonder find zuhaben drey Kupferblatt von deg Pfefersbads Lofament/ Waf- ſerleitung / und Quelle / fat derfelben erklärung? & 3.6. — M. 14.) | 35 3) Sage 13.Maj. nor, Seltſamer Naturgeſchichten as Sehweizer⸗ands Wochentliche Erzehlung. Anhang von dem Pfefers Bad. ze Yan nun ein verſtaͤndiger Arzet gleich einem erfahrnen Uhrenma⸗ eher Eennet Den gefunden/und kranknen Zuftand diſes von Bott ſelbs verfertigten Uhrenwerks / und Die wirkung des Pfeferswaſſers auß ob eingeführten Örunden herleitet nicht fo faft von unbefanten Mineralien / ala von der lauteren Quell der naturlichen / durchtringenden wärmerder fubs til-und Fleinheit aller theilen diſes Waſſers / fo wird er auß difem einfalten Grundſatz ohnſchwer faffen koͤnnen / wie Daffelbe aufferlich Durch Die Bad⸗ oder innerlich Durch die Trink cur wirke / wie e8 Durch den Magen in die Ges daͤrme / durch Dife in Die äufferften Löchlein der Mildigefäffen/ und von dans nen in Das Geblut Durch alle kleinſten aderlein gebe / die hier und da ankle⸗ benden fchleimerig-ir2difchen theil auflöfesund außfuͤhre folglich die Ders ftopfungen/ welche Der meiften Kran heiten urfachen ſeyn / weghebe: Wie über DIE auch Diejenigen zächen Keuchtigfeiten / welche Durch die innerliche Trinkcur nicht haben Fönnen aufgelötit/und auffer den Leib geführet wer den / Durch Die auffere Badeur weiters verdünneret / die Löchlein Der Haut eröff- net/die Zaferlin ermeichet/ Die Fleinfien aderlein auf oben erflärte weife außs gedehnet/ und die fremden unnügen theil / theils durch den Schweiß / theils Durch den Darn weggetriben werden / worbey anfänglich zwar entſtehet mats tigfeit ber Öliedern/und andere etwan weit außfehenderund gefährliche Zus fälle / hernach aber / wann Die Eur gu end / oft auch erft zuhauß / der ganze Leib widerum zu gefunden Kraften/und Das Gemuͤth zu frölichen Gedanken wi⸗ derkehret: Wer / ſage ich / die Natur und Wirkungen diſes Pfeferſiſchen Heilwoſſers guf ſolche weiſe mit vernünftigen gedanken erwiget / eines jeden Menſchen / der feine Geſundheit zuerhalten / oder wider zubringen ſorgfältig iſ / beſchaffenheit in betrachtung zeuhet / die Krankheiten kennet / dero u: * grun N BER... ... 22.0. NN. grundlich erforfchet/ der wird mit defto gröfferer Sicherheit ſolche Haubteu⸗ ren ſelbs unfernemmen / oder unterlaflen/ anderen aud) ein⸗oder abrathen. Die Application überlaffe denen verfländigen’ in der wiſſenſchaft geuͤbten / und in der Practik erfahrnen Medicissauß deren zahl außfchlieffe die Stums pler Mann⸗und IBeiblichen Sefchlechts/melche Die ihnen unvorfichtig übers gebene Foftliche Dinderlag des Menfchlichen Leibes nicht kennen / gleichwo⸗ len etwan Durch fondereg glaͤk / und gefahrlichen Srreich curieren/mehrmas len aber aufeine unverantwortliche/ oft mörderifche/roeife zu grund richten/ tie wir deſſen leider bald tägliche Sxempel haben. Zum Befchluß werde nicht nur dem curiofen Lefer vorftellen eine Mah⸗ lerifche Dreyfache Zeichnung diſes Wunderbads / fondern auch mit wenigem andeuten einiche da herum befindliche Merfwirdigfeiten der Natur. Nahe bey dem Badhauß fprengte man zu dem Neuen anfehenlichen Gebaͤu indem Sommer A. 1704. einiche Marmorharte Selfen, in deren zwifchenfpälten fich finden lieffen einiche Eleine Eryitallen / aber auch in ihrer mitte einiche Mufchelfleine/nebft dem fo genanten Kumiſtein / oder L.apide Frumentali Jmperati Hiſt. Natur. p. 579. welchen meitläuffig beſchrie⸗ ben in meinem Specimine Lichograph, Helvet. p. 30. unter dem Titel Lenteslapidez ſtriatæ urrinque convexz, vicreis figurä fimiles, in mafla lapidea vario fub fchemare confpicux, und auch vorgeitellet von Der 42.bis zur 48. Figur. Dergieichen Öteinerweilen fie nach der gemeins fien und ficheriten Meinung hei fommen von der Suͤndflut / und deren ges wiſſe anzeigen find / geben ung zuverfiehen/ das jur zeit diſer allgemeinen Uberſchwemmung aud) die jezt harteiten Marmor weich gemefen, fo daß. die Mer Muſchelen und Schnecken fich in ſelbige domals lettichie Materi habe koͤnnen einſenken /wor von gu andern geiten ein mehrerg. a" Zwiſchen Pfeferssund dem Dorf Valenz / finden fih andem Weg graue durre bruͤchige Schifferfleinerund ob Valen; gegen. den Grauen Hors nen, (welches Gebirg über Das Bad erhöher über Die 2000. Schuhe, andes ve ſchwarze / und harteresmelche an geſtalt gleich find denen Blattenſteien / welche auß dem Slarnerland verführt werden bald in alle theil Europe. Bey und in der Quell findet man eine gelbrohte fubtile Erde, von welcher / als einer Terra folari die Kräfte dieſes Heilwaſſers von vilen her⸗ geieitet werden , und ift nicht zu laugnen daß etwan be abrauchung Des Woſſers etwas von difer Erden in Dem Geſchirr überig bleibe. Es ift auch difere Erden koſtlich zu auftröfnung alter flieſſender Schaͤden / wann fie da- A rauf 3 (IN SE rauf gefreut wird. Und weifle ich keines wegs / man koͤnte ß e auch mit nu⸗ gen iñwendig brauchen / zu verſuͤſſung der ſcharffetzenden Feuchtigkeiten / an ſtatt einer geſiegelten Tu: Fifchenvoder Schlefifnen Erden. Ob aber von et⸗ lich wenigen Sranen / fo ſich in etwelchen Maffen finden) hergeleitet wer⸗ Den fönnen die wirfungen dee Waſſers / überlaffe dem vernuͤnftigen / mit Feinen Vorurthlen eingenommenen Lefer ; deme gleichfalg zubeurtheilen frey ſtehet / ob Die urfachen fo Fraftiger Wirkungen koͤnnen beruhen auf einis chen Gold⸗Flaͤm̃lein / oder Stäublein / melche dann und wann in dem Pfes ferswaſſer ( fonderlich / wann e8 lang geflanden) find gemahret worden. A Erden / und auch diſer Goldflitfchen halb bin verficheret/ daß fie herfommen auß dem Felſen ſelbs / (darinn die Quell entfpringt) welcher von untersirzdifcher waͤrme und feuchte alfo mürbe gemachet worden’ Daß — darinn enthaltene fremde theil abgelediget worden / und in vorſchein ommen. Don denen Wirkungen diſes Pfeferſiſchen Heilwaſſers koͤnte ſehr viel geſagt werden wann mid wolte Der weitlaͤuffigkeit bedienen/ und die⸗ jenigen Sachen / welche in ganzen Buͤcheren zufinden ſind / außſchreiben. Es iſt aber diß nicht mein thun. Gleichwol Fan nicht umgehen / auß oben ges ſezter Grundlehr von der Natur und Eigenſchaft diſes Waſſers zuſchlieſſen / Daß derſelben fo wol innerlicher / als aͤuſſerlicher Gebrauch diene haubtſaͤch⸗ lich zu auflöfung allerhand verſtopfungen zu abledigung derjenigen ſchleime⸗ rig-ir2difchen theilen / welche ſich da und dort in denen kleinſten Roͤhrlein ver- ſtecket / oder an dero Waͤnde ſich angeſetzet haben / worinn gerißlich Der vor⸗ nemſten und meilten Krankheiten urfachen beftehen / als sum Exempel Dies nen fönnen die Haubtſchmerzen / Tropf⸗oder Gutſchlag Schwindel, Fallen⸗ de Sucht abnemmen der Bedaͤchtnuß / verdunklung des Geſichts / vermin⸗ derung des Gehoͤrs / verſtopfung Des Milze / Gekroͤſes / Leber / allerhand gats tung Melancholey oder Schwermuth / verſtopfung der Nerven / und daher kommen die Mattigkeiten / Schwachheiten zuterende / und gichteriſche Be⸗ wegungen der Aufferen Gliederen; Alte Schaden / in welchen etwan Kug⸗ len / oder ſpreiſſen oder abgeledigte Beine verborgen ligen; Alte Fieber; Gleichſucht / Podagra; Blaſen⸗ und Nieren⸗-⸗ſtein; Muterkrankheiten / als lerhand Art Raud Fiſtlen / und tauſend andere dergleichen Zuſtaͤnde mehr / in welchen diß Heilwaſſer nach beſchaffen heit Des Patienten / und der Krank⸗ heit ſelbs von einem verſtaͤndigen Arzet kan gerahten werden. Ich meines Ohrts benuͤge mich allen und jeden / denen vor ihre eigene / oder RN en 3 (56) 5 > — — — wre Fe — ſchen Geſundheit zuſorgen obliget / vorzuſtellen diſe allgemeint / und Funda⸗ mental⸗Regel / nach welcher fir ſich in allen vorfallenden Begebenheiten rich⸗ ten koͤnnen. Wo die verſtopfende urfach der Krankheit annoch innere den kleinſten Ader⸗roͤhrlein ſtecket / und dere Zaͤſerlein noch einiche krůf⸗ te haben / da fan das Pfeferswaſſer / menfcklicher weiſe davon zureden/. innerlich oder aͤuſſerlich wircken. Wo hingegen obbemeldte Roͤhrlein geoͤffnet / zerriſſen oder von der ſchaͤrffe der Materi durchfreſſen / oder die Zaͤſerlein ihre Spann⸗ und Treibkraft verlohren / oder gefahr iſt / es möchten irgends an einem vornehmen Ohrt die aͤuſſerſten aͤderlein von dem gewalt des Waſſers / gleich einem Dam̃ / durch gebrochen wer⸗ den / da huͤte man ſich vor diſer Cur / ſonderlich warn auf fo thane weiſe leiden Die edleren inneren theile des Leibes / dannenhero meiden diß Waſſer die Waſſer⸗Schwind⸗ Gelbfuͤchtigen / Außſaͤtzigen / die mit der Ro⸗ ten Ruhr behaftet / mit der alten nodoſa podagra geplaget / ja auch die Schwangeren Weiber. Es beliebe der curiofe Zrink-oder Badgaſt / che er von Pfefers wegreifet/zubsmerfen/ wie der wilde Taminna-Bach die harten Felß⸗ waͤnde / zwifchen welchen er eingefchloffen daher raufchee 7 nicht nur abfpület und alatt machet / fondern auch in Die tiefe fich je mehr und mehr ſenket; diß gewahret mit fonderem fleiß Joh.Kolvveckin feinem Tractat vom Pfefersbad/ p. 24. 48.69.71.72. und wilrdas A.1631. der ‘Bach 34. Klafter tieffer geronnen / alß zu anfang der Welt (bee pillescht beffer gefeget/ zur zeit der Sundflut) und alle Jahr um einen Halben Zoll fig) tieffer einfenfe / folglich jezund 3. Schuß tieffer were/ alß A, 1631.da das Hauß gebauet worden. Dife einfreffung der Gebir⸗ giſchen Waldwaſſeren fan wargenoinmen werden an andern Ohrten mehr. In Pündten iftein merkwürdig Eyxempel in der Via mala,einee Straß zwiſchen den Thaͤleren Schams und Domlefehg/durch welche por diſem der Rhein gefloffen 7 der jezund bald so.bafdıoo,undmehe Schuhe tieffer durch das Tobelabraufchet, PS. Das drenfache Kupferſtuck von dem Pfeferſiſchen Badhauß / Waßerleitung / und Quell nebſt der Erklaͤrung konnmel daß (N.15.) +8 (57) 8 20. Maj. 1705. er SER ee Er EI Ze Eee Seltfamer Ratur⸗Geſhhichten e weißer - Wands Wochentliche Frzehlung. | J Von dem Heim⸗Wehe. —— iſt zwaren unſerem Vatterland insgemein, aber auch einem jeden Vatter, der feinen lieben, offt zarten Sohn in die Froͤmde ſchicket, 9 vornehmlich aber denen in frembden Dienſten ſtehenden Officieren und Soldaten viel daran gelegen, daß dieſe uns Schweitzeren beſon⸗ dere Kranckheit erkennet und curiert werde. Anno 1078. iſt zu Baſel hieruͤ⸗ ber gehalten worden ein Diſſertation Præſide Dn. Joh. Jacobo Hardero Med. D.& Prof.Refp. Joh.Hofero,Mylhufino. In welcher dieſere Kranckheit mit ei⸗ nemneuenZitulNoRalgia beneũet wird, welches Wort zufamen gefeget iſt von s©-, Welches bedeutet eine Wiederkonfft ins Watterland,und ary©-, Trau⸗ tigkeit, oder Schmertz⸗ So auch vosouarla und Qiromargıdouavia , Welche beyde Wörter andeuten eine wegen verhinderte Heim-KReife entſtandene Gemihts- Verwirrung. Ben den Frantzoſen heiffet diefe Kranckheit Mala- dieduPays. Der gelehrte Verfaſſer diefer jest angezogenen Schrift leget die gange Schuld diefer Kranckheit auf eine verworrene Einbildung, welche veranlafet werden koͤñe durch verfchiedene Urſachen, als da find, ſtaͤtes Andens kennaher Hauß;eine zarte und forchtfameAuferzenhung, bey welcherdenKin- deren nicht erlaubt werde mit Fremden viel umzugehen,oder zuredenzeine all» zugroſſeLiebkoſung der Elteren, fonderlichMüteren,gegen ihre Kinder, welche leicht zeugen Tönen diefe Muter-Suchtzeine allzugroſſe Gewohnheit an unfere Milch Speiſen(welche ſonderlich Plaz findet bey denen An-undEinwohneren der hohen Alpen)und Müfer,insbefonder deren die man alle Morgen den Kin⸗ deren einzuſchuͤtten und offt einzuzwingen pflegt; frömde Speiſen, froͤmde Sitten, allerhand vorkommende Ungemach: Frömder Qufft ; oder was der gleichen mehr ſeyn kan. Ich meines Orts wil mich bey diefem allem nicht aufhalten, fondern meine Gedanken dahin richten , wie esFomme daß die | Schwei⸗ \ Schweitzeriſche fonften fo freye ſtarcke und dapfere Nation ſich uͤberwinden und unterjochen laſſe von einer ſolchen Kranckheit , welche dem erſten Anſehen nach folte eher unter ihre Herrſchafft bringen die Italiaͤner, Frantzoſen und andere Voͤlcker denen allen alle oden erzehlte Urſachen koͤnnen zufallen, und noch über dig nicht wenig zum Heim- Wehe beytragen eine weiche Zaͤr lich⸗ keit des Leibs? Ich hoffeidiefere zum Heyl des Yatterlands dienende Sach alfo zuerklähren , daß dardurchdie Ehre nnferer Nation gerettet, und verhof⸗ fentlich ein natürlicher Weg gebahnet werde zur Heilung dergleichen Pa⸗ tienten. Wir Schweiger bewohnen,wie oben erwiefen, den oberften Gipfel von Europa athmen deßwegen in uns eine reine, dünne, ſubtile Lufft / Wels che wir auch ſelbs in uns eſſen und trinken, durch uufere Land Speifen, und Getraͤncke, welche eben denfelben Lufft enthalten ; gewehnen unſere Reiber alfo , fonderlich, wann wir Bergichte hohe Ort inuhaben, daß fie nicht ſtarck gedruckt werden, und bey gleich ſtarcker Gegen⸗Truckung der inneren , in unferen Aederlein fich aufhaltenden Lufft, der Kreiß ⸗RXauff des Gebluͤts, und Einfiuß der Geifteren ohne Hinderung , zu der Menichen Geſundheit ihren ordentlichen Fortgang haben. Kommen wir in andere, fremde, niedrige Länder, fo ſtehet ob uns ein höhere Zufft , welche ihre ſchwe⸗ rere Truck⸗Krafft auf unfere Leiber um fo viel leichter außubet , weilen die innere Lufft welche wir mit uus gebracht, wegen ihrer geöfferen Duns nung nicht genug wiederftehen kan; wie zum Erempel eines Hollanders fehwerere , innwendige Lufft mit gleichen Kräften entgegen flehet der auf feren auch fchweren, und dicken Dunft:und Qufft- Kugel. ft deme alfo , ſo bewundere fih Niemand , wann ein Holländifche over Frantzoͤſiſche Lufft unſere Haut Zaͤſerlein, aͤnſſerſte Blut und Spannäderlein ſo zuſammen trucket, daß der Lauff des Gebluͤts und Geiſteren gehemmet, jennes ge⸗ gen das Hertz, dieſe aber gegen das Hirn zuruck gehalten od r getrieben werden, alfo der Kreiß⸗Lauff aller Saͤfften nicht zwar vollig ſtill zuſtehen, wol aber gemächer zugeben veranlaafet wird. Wer ein folches leidet, und nicht genugfame Kraͤffte hat,folchem Gewalt zuwiederftchen,der ſpuͤhret ein Ban: gigkeit des Hertzens gebet tranrig einher, zeiget in feinen Worten und Werden an ein geofies Verlangen nach dem Vatterland; fchlaffet wenig, und unruͤhig, ſeuffzet offt bey fich ſelbs, nimmet aban Kräften; verrichtet feite Sachen ohne Luſt und Ordnung , muß fich endlich legen an einem bis Bigen, oderkalten Fieber, umdflirbet mehrmahlen dahin , wann man ihme nicht Hoffnung macht,naher Haug zukommen , oder auch würcklich auf die Heim Reiſe befoͤrderet. Dieſere Zufälle alle laſſen ſich ohnſchwer — un⸗ erem — ne | +8 (59) 8* ferem Grund-Saß ertlähren , es laſſet aber ſothane Weitläufigkeit unfe enge Raum nicht zu. Auß bißherigen Fundamenten Tan ein verfiaudiger Artzet leicht ſchlieſſen auf was Weiſe ein folcher in fein Vatterland auf ein ohnmaͤſſige Weiſe verliebter Patient koͤnne tractiert und ges heilet werden. Ein Boliticus wird den Einfchlag geben, man folle fo bald möglich, ehe die Krankheit überhand genommen, mit folchen verliebten Leuh⸗ ten naher Hauß fahren , fie nicht aufhalten, zur Heimkehr alle Befürderung thun ja fie wuͤrckl ich aufdie Straß ſchicken mit dem Erancknen, matten Reib; wann aber diß die Umſtaͤnde der Zeit und des Orts, oder hohe Grad der Krankheit folches nicht zulaſſet, fo fpreche man wenigftens dem Kranck⸗ nen einen hertzhafften Muht ein , man verfichere ihne, dag er die Heim⸗ Reiſe folle vornehmen, fo bald es fich ein wenig beffere, um dardurch die finnlichen Geifter aufzumunteren, daß fie durch ihren kraͤfftigen Einfluß in alle auffere Glieder den Mangel der inneren gegentruckenden Lufft erſetzen, und den zunemmenden Gewalt deräufferen abhalten. Exempel gibt es ge: mug deren, die durch bißher beliebtes Mittel auß diefem feltfamen und gerahrlichen Zuftand errettet worden: Soldaten, die halb todt, nach erhals kenem Abfcheid fich auf die Neife gerüftet , umd in währender Heimkehr, oder nach follendeter Neife geſund worden ; andere , denen man den Abs ſcheid nur aufden Schein. hin außaefertiget, und darmit das Leben gefri« ſtet: Nebft dergleichen Politiſchen Mittlen müfen Artsney - Verftändige - bedacht ſeyn auf alles das, was die innere in denen Aderen des Patienten ligende Lufft an ſtaͤrcken, nnd die auffere aufligende ſchwaͤchen. Auf dieſen Fuß wilfoigende wenige Mittel vorſchlagen, und die Herren Offieiers und gelb. Artzet erſuchen, derfelbigen Wuͤrckung an ihren Patienten gu erfahren. ft der Kranckne an einem Ort ‚da in der Nähe ein hoher Berg / oder Khuen fich findet, fo beliebe man ihme dorthin fein Quartier zu veraͤnderen, damit cr in fich ſchlucken Tonne , einleichtere , nicht fo ſchwer auf ihne tru⸗ ende Lufft. Wann dieſes nicht zulanglich, oder ing Werck zurichten uns. möglich, fo bedenke man fich auf folche Artzneyen, welche eine zuſammen gepreßte Lufft in ich enthalten. Unter ſolchen möchte wohl den dorderſten Hang haben der Salyeter, und was auß ihme gemachet wird; Als da find das Nitrum fixum, Arcanum duplicatum Myns, Spiritus Nitri, ins Waſ⸗ fer gelegt , und darab oft getrunken ;_oder in Mangel deren nemme mandas. Schieß » oder Büchfen-Bulver , defien verwunderlich ſtarcke Treib- Kraft die heutigen Natur⸗Lehrer mit beften Gründen herleiten von einer zuſam⸗ men gepreßten , fich ben gegebenem Anlaaß ſtarck außdehnenden Seh ! e *& (60) 3* & Nebſt dem Nitro Fan auch dienen der Moſt, oder neue noch nicht verjaͤſene Bier und aller neue Wein eher, alsder alte. ber dig kan man die Auffe- re Gewalt der Lufft ſchwaͤchen durch Aufhaltung des Batienten in warmen Gemaͤcheren wohl eingeheitzten Stuben, angesundete Feuer. Zu Bekraͤff⸗ tigung deffen, was bißher von denen Urſachen der Heim⸗Wehe , und deffen Heil-Mittlen gefchricben worden ‚ dienet , daß diefer Kranckheit fonderbar unterworfen junge Leuhte, deren Haut: Zaleren noch fo zart, und biegſam, daß fie die auffere Lufft leicht empfinden, und derfelben weichen; fo auch die ‚welche auf den Bergen auferzogen, des duͤnnen, fubtilen Berg - Kuffts/ und Milch⸗Speiſen gewohnet, weniger aber die, welche bey zimlichem Alter, deren Haut erhartetzwelche in Statten oder niedrigeren Orten des Schweir tzerlands auferzogen, auch an allerhand feomde Speiſen, und Geträncke ges wehnet worden. Froͤmde Nationen, dieinfonderheit, welche inniedrigen Landen, anden Meeren wohnen, find, wannfiein höhere Zander reifen, dem Heim⸗Wehe nicht fo leicht unterworffen, weilen fie eine ſchwere, dicke , un: reine Lufft abanderen mit einer Teichteren,fubtileren, reineren; muͤſſen gleich» wohl außftchen eine etwelche, aber ihnen vortheilbaffte, unbefchwerliche En⸗ m. Es wird namlich die in ihren Aderen enthaltene Lufft fich bey fol chem Anlaafe außdehnen, alle Roͤhrlein des Leibs erweiteren Wordurc der Kreiß⸗Lauff des Gebluͤts befoͤrderet, alle Saͤrter und Geiſter in ein richtige Bewegung gebracht, oder inderfelben unterhalten werden. In Betrach⸗ tung deſſen kan ich kecklich fagen, daß unfere Eydgnoͤßſiſche Lande, wie fie fint der Zeit ihrer dapferen wiedererftellter Freyheit geweſen ein Flucht Hauß vieler um der Religion, Kriegs, oder anderer Urſachen willen verfolgten Voͤlckeren, alfo auch ſeyn koͤnnen Alylum languentium , ein Troft-und Neil: Haus der-Krandnen, denen unfer Luft hinnemmen kan vielerhand von lang⸗ währenden Verftopffungen entftandene Krancfheitenrwelches Mittel insbes fonder einrahte unferen in Niederlaͤndiſchen oder Frantöfifchen Dienften an langwirrigen Fieberen darnieder ligenden Dfficieren und Soldaten, welchen eine alliährige Reife ins Vatterland, oder fonftige Abanderung , und Erhal: tung des Abfcheids,dienen muß zu groffem Vortheil der Gefundheit . wenig⸗ ftens in den erften Fahren ihrer Dienften, biß fie des fromden Luffts gewoh⸗ net find; Und glaube ich ficherlich , es müfe mancher warkerer Soldat in folchen Dienften elendiglich darben , und flerben , welchem , menfchlicher en — hatte durch dieſes einige Lufft/Mittel koͤnnen geholffen e — — — \ * — 91.16 +2 (61) 8 27. Ma). 1485; Ele ge Eee le 0 Eee ee Seltfamer Natur⸗Geſchichten Des Schweiter Vands Wodhentliche Erzehlung. Anhang von dem Heim-Wehe. SR gleich als zum Nach⸗Tiſch, wil dem geehrten Leſer Ss 4 aufftellen eine frömde Tracht, welche fich aber auf letfigehaltene Phi⸗ loſophiſche Mablzeit,meines Bedundens,gank wohl ſchicket. Es iſt bekannt wie die allergroͤſten Thiere der Welt, ich verſtehe die unge⸗ heuren Wallfiſche, ſich nirgends aufhalten, als in denen kalten Meeren ges gen den Polis, da es hingegen ſcheinet, die grimmige Nord Kälte folte das: Wachßthum ſolcher Thieren merklich verhinderen / wie wir fehen an dem Erempelder Berg-Baumen,imd Francifcus Willougby in feiner. Ichtyo- log. p- 20. hezeuget , dag die in Schottlandsund Wallifchen Gebirgen wey⸗ dende Pferde, Dchfen, Schaafe weit Eleiner fenen, als diein den Thäleren,umd: Enenen,ihre Nahrung finden.. Ich meines Orts faſſe die Sach alfo: inter allen Fifchen find keine mit Zungen begaabet, als unfere vorhabende Wall- fifche; dadie übrigen, wie bekannt athmen durch die Branchias, pder Ohren, zeuhen diefe den Lufft hauffig an fich durch die Lungen. Wie nun alles kalte Maffer,in feinen Löchlein enthaltet eine zufanmengedruckteQufft,als iſt leicht znerachten,daß die zufammen gepregtefte muß. ſeyn in eben diefen Nordlichen Waſſeren welche in.die Leider der Wallfifchen gebracht, und durch dero Be⸗ wegung, und Marme , verduͤnneret die Aderen des ganken Leibs mercklich Fan außdehnen.umd erweiteren, gleich deren vorher eingefchloffenen Lufft des Salyeters und Schieß-Pulvers , welche durch das Feuer verduͤnnet einen: unglaublich weiteren Raum außfüllet, als vorher, Hierauß fchlieffe ich daß dergleichen ungeheure Fische nirgends können leben, nirgends ihrer Saͤfter, md Geiſteren Kreiß- Bewegung ungehinderet außuͤhen alsindenen Eißkal⸗ ten Bolarifchen Wafferen, in welche fie der allweife Schöpfer geſetzet bat, Geſchihet es, daß fie fich verieren und in den Teutſchen groſſen Ocean kom⸗ 1119177 J + (62) Be men,fo finden fie zwahren dort Waſſers genug,aber eine fo dünne Lufft in den⸗ ſelben welche nicht genugfam ift , die groſſe Machine ihrer Leiberen in erfor- derlicher Außdehnsund Bewegung zuechalten. Wann biemit eine Zeitung kommt, daß aufdie Schottifchen, Norwegiſchen , Dahnifchen , Niederlandis fchen Kuͤſten außgeworffen worden ein groſſer Wallſiſch, und insgemein dar⸗ über geurtheilet wird daß deſſen Urſach geweſen ein ſtarcker Sturm, fo ſage ich auß bißherigen Grund⸗ Saͤtzen / er feye vielmehr geftorben , oder crepiert an dem ſSeim⸗Wehe. Von dem Unterfcheid der Kräuteren, und Bäumen, fo. auf Hohen Bergen und tieffen Thäleren wachfen. AUT Erdwürdig iſt, dag die Buchen-Berg- Fichten⸗Lerchen und an⸗ Mdere Baͤume nicht wachſen aufden oberſten Alp⸗Spitzen, ſon⸗ dern nur biß auf eine gewuͤſſe Hoͤhe, uͤber welche alles bloß, und 7 dann nichts als Felſen und Kraͤuter zuſehen, und zwahren wach⸗ ſen die Baͤume nicht in gleicher Groͤſſe auf, biß fie obgemeldte Höhe errei⸗ chen, ſondern werden allezeit kleiner. Dieſe Bloͤſſe der Berg⸗Firſten bat ſchon angemercket PolybiusHif.L.IIL zw AArsewv ra ner area, I, Es find die oberften Spitzen der Alpen und auch um etwas nicdrigere Orte / überall bloß, und obne Baume. Da finden fich feine Baum» görten, feine anmuhtigen Waͤlder, alles fihet kahl, Talt, und traurig auf ; ch verftehe ‚denen , welche ihre Freude an der Baumpflangung, und dero Fruͤchten haben: Weilen ein, fonderlich Kraͤuter verftändiger Naturforſcher und Nelpler anfolchen wilden,rauhen Drten feine groͤſte Beluſtigung findet, jener zwar ‚weilen er aufdifen hohen Berg Firften ‚und von denfelben/ kan befehen die groſſen Natur⸗Wunder des Schöpfers ‚ umd folche Kräuter , und _ Kraͤutlein antriffet;die er vergeben anderſtwo, in niedrigen Orten, Laͤnderen, und Thaleren , wurde füchen ; difer aber zu feinem grofen Nutzen vor fein Niche findet die fchönften und fruchtbarften Alpen oder Weyden. Wann ich dite Eahlköpfichten Gebirge mit verwunderenden Augen anfibe, und dem Man gel fo wohl als Kleinheit der Baͤumen nachdencke, ſo kommen mir vor verfchies dene Urſachen, non welchen ſie kan herruͤhren: Vorderſt zwar die geringeHohe der aufitchenden Luft , welche andiefen Ohrten das Duedfilber im QBetters Glaß 3.4. 5. und mehr Zohltieffer fallen machet , als in den Thäleren, wie oben bereits beyAnlaas der Abmeſſung der Berg, Hoͤhenen angemerket wor. den. Es findetdifere Urſach bey vernünftigen Gemuͤtheren um fo vielmehe Platz , wann man bedendet, dag der in die Pflanzen, Stauden, und Pr. auf 63)8 auß der Erden kommende Nehrfaft eigentlich nicht angeſogen, oder aufgezo— gen wird von einer ehemahls eingebildeten Anzeuhungskrafft fondern von auferer ſchwer aufligender teufender Luft , in die aͤuſſerſten Zaͤſerlein der Murzen , als fo viel Mundloͤchlein / ein⸗ und hinauf getriben , geftoffen, ge: trucket wird bis auf Die Gipfel der hoͤchſten Baͤumen. Hiemit, wo eine geringes re Höhe der Luft. da iſt auch ine mindere Truck⸗Kraft; wo die Höhe der Kuft nach und nach abnimet,, da muͤſſen auch gleichfam Stuffenweife fich verkleine- ren die Stauden und Baͤume. Dabey aber ‚als einer allgemeinen Urſach, augbedungen werden muͤſſen allerhand befondere Fahle: Als da ein gegen dee Sonnen, obgleich in zimlicher Höhe des Bergs ftehender Baum, geöfer mug fenn , als ein anderer ‚fo tieffer aber aegen Mitternacht ftehet ; weilen dort die innere Röhrlein des Baums von der Sonnen Warme außgedehnt den Nehrfaft leichter aufnemmen, und difer durch geringere Truckung hoch kan ger bracht werden ja wuͤrcklich eine größere außitehen muß ; oder, da in einem ach aufſteigenden, Waflerreichen Zobel ein in mehrerer Menge anwefen- der Nahrungs: Saft auch höher muß getriben werden , wann man bedencket, daß die waͤſſerigen Theil in denen fubtiten Baumroͤhrlein C gleichwie in in fiphone reflexo ) in gleicher Höhe koͤnnen gehalten, nnd dahin getrieben werden von anderen, welche durch die Löchlein der Erden nach des Bergs haldiger Gaͤhe abtringen zu den Wurzlen eines jeden Baums, und zwahren dife etwann durch ein ſchwammichte Erden gehende Truck-Kraft ihre Wuͤr⸗ ckung leichter kan anßüben in einem Baum, der höher ftchet, als in einem anderen ‚der.an einem tiefferen Ort feinen Platz hat. Uber dig muß ein ver; nünftiger Underſcheid gemachet werden zwilchen den Baumen felbs, je nach- dem fiegeradere, oder kruͤmmere, enge oder weite Nahrungs» Gefäffe has ben; wie dann bekannt‘, dag in unſeren hohen Gebirgen fonderbar hoch ſtei⸗ gen die Rerchen-und Tann⸗Baͤume ;\weilen in jennen die äderichte Roͤhrlein gerad auffteigen, und weiter find, als die einen harzichten Saft enthalten, in difen aber enger , und naher beyfamen ftehen ‚auch in die Kruͤmme fich win« den , umd degnahen der Nahrungs: Saft nicht fo liecht kan ducchpaflieren. Aug bisher erklärtem Mangel der trufenden Luft laſſet ſich fehrner ſchlieſſen, daß in die auf hohen Bergen wachfende Bflangen und Bäume, auffteigen muͤſſen fonderbar die fubtileren ‚ duͤnneren, leichteren , flüchtigeren ‚geiftrei- chen Theil des Nehr⸗Safts, , als die der aufligenden Truf- Kraft eher weis chen,umd hingegen zuruck bleibendie ſchwereren groͤberen, fchleimichten. Eben daher muß geleitet werden nicht nur die Kleinheit der Berg Pflanzen , fondern auch dero ſcharffer, gleichſam gewuͤrzter Geruch und Geſchmack 3 2 » — + (64) Be 3 auf eben diferem Grund darf ich behaubten den Einterfcheid der Berg - und Thal⸗Kraͤuteren, daß namlich dife weit geringer ſeyen an Kräften, als jenne und ins gemein unfere Schweizerischen Pflanzen viel Traftiger , als die Teut⸗ ſchen, Itaͤliaͤniſchen, Franzoͤſiſchen, Niderlandifchen gleiches Geſchlechts, welches in der That ſcheinen zuerkennen die Holl⸗ und Engellaͤnder, denen viel Wund⸗und andere heilſame, bey ihnen oft auch wachſende, Kraͤuter auß — unſeren Gebirgen jaͤhrlich zugefuͤhret werden. Das ifts ‚was: auß bloſſer Betrachtung der auf unſeren Landen, und Gebirgen ſtehenden Luft von der Helvetischen. Pflanzen Kleinheit und Vortrefflichkeit urtheilen wollen Ich bleibe aber dabey nicht / ſondern gewahre, daß zu oberzehlten Wuͤrkun⸗ gen nicht wenig beytragen Eonnen die t.”.Je,Falte Lufte, und beſtaͤndig durch die Höhenen. blafende Winde, von welchen die Roͤhr⸗und Loͤchlein der Kraͤuteren, Stauden, und Baumen.eingezogen ‚die Zaͤſerlein enger zufammen. getriben „des. Nehr⸗Safts auffieigen verhinderet „ und nur die flüchtigen , geiftreichen. Theil in die Staͤmme, Stengel, Aeſte, Blätter , Blumen und Früchte außgefpendet werden, ja wegen diſer umſtehenden Kälte nicht fo liecht, wie in nidrigen Orten , außfliegen koͤnnen. In Betrachtung, deſſen iſt fich nicht zuverwunderen, daß die Berg Baͤume SON ein. weit daurhafter ‚und milter Holt haben, als andere , ſo den. Thaleren , oder fonft nidrigen Landen , wachfen. Diß gewahren unſere Handwercks⸗Leuthe, welche mit dem Holt. umgehen. Im Glar⸗ nerland underfcheidet man. alles: Bauholtz in. das Soch⸗ und Mieder⸗ waͤlder, und wird jennes als das daurhaftere mehrentheils zu hölzernen, Haͤuſeren gebraucht. Unſere Schreiner zeuhen dem gemeinen bey une: wachfenden rohtsthanninem Hol& vardas fo genannte Zochwaͤlder⸗goltz / fo ihnen: auß denen. hohen: Waͤlden des Glarnerlands zukommt , weilen: diß leichter. , luftiger, von. engeren. Jahren, folglich zu allerhand, fonderlich; Refonanz-Yhden , und anderer der Muſie dienender. , Schreiner Arbeit, bequemer. So. ſpuͤret man. auch einen. mercklichen Unterſcheid zwüfchen: unſerem und dem. Glarneriſchen Nußbaͤuminem Solz / daß diſes daur⸗ after geſchlachter, milter , liechter, jennes aber ſchwerer, groͤber und haͤr⸗ er. Gehen wit von dem Glarnerland: hinüber in die Sarganfer Graf⸗ — ——— gemein hartes, ſondern wahrhaftig geffäche EN FEINE (N. 17.) «8 (65 )8- 3. Jun. 190%. ae ee SE Er 0 SE SE te Ze ν Seltſamer Ratur⸗Geſchichten * Des RI | Wochentliche Frzeblung. Anhang von dem Linterfcheid der Berg⸗und > Thal: Pflanzen. AST Pa auf dem Berg Bungen ‚der ob Sargans fiehet, Br daß die dafelbft wachtende Buch-Baume fchwerer , harter, ) Tropfichter , md Trümmer feyen als anderſtwo: Welche Bes a gebenheit nicht nur zufchreibe denen oben einsund aufge» führten Urſachen, fonder auch einem geftäbleten, das ift, mit fubtilen Sta⸗ hel⸗Theilchen (weilen in benannten Berg die berühmten Stahel-Berg⸗ Wercke findverfehenen Kadrungs-Eaft; Welches um fo viel cher glaub: lich , wann man Bien nd 0 \ — —— tes Hol ar einer gleichem ſtaͤhlinen Harte Tan gebracht werden, Es muß dife Fürbündigteit des Bergholzes den alten Griechen, und Roͤ— meren nicht unbekannt geweſen feyn. Dife Kriegerifchen Voͤlcker wehls ten zu ihren Pfeilen, und Spieſſen, fonderbar das Holz ‚fo auf hohen Bergen gewachfen. Homerus hezenget Diad. XL dag des Achillis Leib⸗ Spieß herkommen don der Epite des Bergs Pelii , und nennetihne mit Nachtruck Eyx@- avmorespes, welches die Außleger Aberfezen, rigidum & durum haftile, eigentlich aber heiffet ein vom Wind ernebeter , das iſt, vom zauben kalten, Berg-Luft erbarteter Spieß. So werden and) bey Virgilio VII. Kin. v. 66. die Soldaten vorgeftellet ‚als Tragere zweyer auf Berg-Holk verfertigten Iangen Pfeilen, oder Wurffſpieſſen. — une Duo quifque Alpina corufcant Gefa manu, Und bey Silio Italico Lib.L, Et Ligurum horrentefque comx& , parmæque relatæ Hifpana de gente rudes, Alpinäque gafa. Ds 2.0 (60 > ; Da an beyden Orten difere Gattung Wurff⸗Spieß Alpina Gefa heiſſen nicht nur deßwegen, weilen fich deren bedienet haben Die Inalpini, Gentes alpine, auf und an den Alpen wohnende Voͤlcker, fondern vor- nehmlich ‚weiten fie auß zaͤhem hartem Berg-Holg gemachet worden , wie es aufleget Joſias Simlerus Comment. de Alpib.p. 126. b. oder vil⸗ feicht von liechtem, geſchlachtem Berg⸗Holz an deme die Soldaten nicht ſchwer zu tragen gehabt. 43 Bon denen Reifen über hohe Gebirge. CIE Eines thuns iftnicht, nachzuforfchen denen,welche zuerſt möchten NE unfere Schweizerifchen Gebirge überftiegen, und auß den alten Galliſchẽ Landen inFtalien, oder auß Italien in unfereLande mit ganzen Heerzeugen komen ſeyn? Welchen Weg und zu welcher Zeitder gewaltige Heerführer Hannibal über die hohen Schweitger-oder bes nachbarte SaffoyiſcheAlpen kom̃en feye ? Es gehoret dife Materi cher einen Hiforico, gder Gefchicht- Schreiber , und Lan der geehrte Leſer nebſt dem Livio, und Polybio hierüber zu Habt ziehen unfere Vatterlaͤndiſche Seri’ benten, als Simlerum de Alpib. p. 76-- 86. Tfchud. Helvet. Antig. Mfer, and Rhetiſch Alpgebirg p- +5. &c. deren muthmaßlich - endliche Meinung dahin gehet ‚daß die hohen Alp⸗Straſſen von uralten zeiten her ‚indenen Ilalien und Gallien bewohnet waren,durchgangig gewvefen , gleichwol ſeyen fo wol die Italiener als Gallier jede Nation in ihren Landen ftil geſeſſen, wol zufamen gewandelt aber nicht eine von der anderen mil Heeres-Macht überzogen worden ;. und fene Hercules der erfte Cwatın je wahr / was von ihme gefchrieben wird) der fih von Morgen her über die Alpen in Gallien. gewaget , hernach feyen auch die Gallier zu Tarquinii Zeiten,lang vor Hans. nibal, mit einem Heerzeug in Ftalien gezogen. Mein Vorhabenift ‚deren Keifen , foduech unfere Schweigerifcher hohe Gebirge vorgenommen wers den , Kömmlichkeiten , Beſchwerden , Gefahren, Manicren, wie felbige abe zubeben , oder zu verminderen, zur Nachricht denen Reiſenden bekannt zu⸗ machen ‚zugleich aber auch diſere Materi auß denen alten Gefchichtfchreibes ren, fonderlich Polybio ( welcher das, was Hannibali in feinem Zug über. die Alpen begegnet, von denen Neißgefehrten felbs , erfahren, und hernach auch, feinen Luſt zu buͤſſen in die hohen Gebirge gereifet) zuerlauteren, Hietz auf wird verhoffentlich mancher froͤmbder und einheimfcher die Befchafens heit unfers Lands lehrnen erkennen und Ans und anders zufeinem Nutzen ergreifen, Bon me re Br; +8 (67) 9 i 2 Bon Luſt⸗Nuzbarkeit / und Kommlichkeit —* der Berg: Reifen, \DSift jedermann bekannt durch die Erfahrung / daß bey gähen aufs und abfleigen der Bergen groſſe Muͤhe und Befchwerde. Wer die wahrhaften, auß Anatomifchen und Mathematifchen Grund⸗Saͤ—⸗ —8 re als Einwohneren ſelbs deren ſtarcke, anſehenliche und geſunde Leiber der utzen Welt bekannt Betrachtet man uͤber diß die Außdehnung der inneren, in denen Aderen des Leibs enthaltenen Lufft, die geringere, ſchwere und rauhe Kälte der auſſeren, fo wird fichs finden, daß der Kreiß- Lauf aller Säfften beforderet, und die Außdampfung des Leibs verhinderet wird, welches beydes viel zu Unterhaltung der Leibes⸗Kraͤfften ſo zu Fort⸗ ſetzung einer Reife nöhtig find, beytragt. Halte man das mühefame Leben der Bauten , ja das beweglich befchwerliche Leben unfer Aelpleren, welche bald alle Tage ein hohes Gebirge von der —— an unter fortwaͤhrender Gefundheit, mit beſtaͤndigen Leibes⸗Kraͤfften beſteigen, gegen die weiche Le⸗ bens-Art zarter Höflingen, oder der Gelehrten bald immerwährendes Still- Sitzen inihren Studier-Stuben ‚ fo wird fich bald zeigen , wie jenne durch allerhand Unordenlichkeiten ihe wollüftiges Leben bald abkuͤrtzen, und diefe nicht nur ihre Geifter durch oft unmaͤſſiges Studieren verzehren, fondern uͤber diß zu allerhand Verſtopffungen, ſo ſich in ihrem Leib ſammlen, 5 geben/ = (68) Se aeben, folglich zur Miltze⸗Sucht, und anderen fehweren Krankheiten zu ruͤ⸗ fien. Diefem allem kommen die Aelpler, ja auch andere,fo die Berg-Strafs fen , und Reifen. viel brauchen , vor theils durch ihr einfältige Lebens⸗Art, theils durch tägliche von Jugend auf angewehnte Bewegung. Wahr ifts, dag einer, fonderlichder, der Berg⸗Reiſen nicht gewohnt ift,aufderieii hoch» fien Alp⸗Firſten eine merckliche Schwerigkeit des Athems empfindet, welche aber, meines Bedunckens, nicht ſo faft herfommet von Muͤdigkeit der Gliede⸗ zen, als aber von oben Demeldter Außdehnung der inneren die Lungen ums gebenden, und folglich zufammen truckenden ufft , welcher zwar widerftehet die innere in denen Aederlein der Qungen felbs enthaltene ‚auch mehr als zu- nor außgedehnte Lufft, aber nicht genugſam ‚weilendie auffere die Lungen» Blaͤslein ſelbs aufblafende Lufft allzu ſchwach in ihrer Truck⸗Krafft. Wer die Außdehnung eines zuſammen gedruckten auf die Berge getragenen Lufft vor ein Hirn⸗Gedicht haltet, der nemme eine nicht gar aufgeblaſene Schweins⸗Blateren , binde fie in ſolchem Stand unden in dem Thal zu, fteigedamit aufdie Hohe des Bergs fo wird er finden , Daß fie droben voͤl⸗ lig afgeblafen, da doch Fein andere Lufft hinein Eommen, olsdie mit her⸗ auf getragen worden. Auß chen diefem oben bey verfchiedenen Anlaͤſen angezogenen Fundament laſſet fich herleiten die wierfchrötige , groſſe, anſe⸗ henliche Geſtalt der Aelpleren, und insgemein der Schweiteren ; Ja auch die merckliche Gröffe des Viehs, insbefonder derjennige Umſtande, wel- chen ohnlängft mir nachdrucklich zugefchrieben der Hochgelehrte id J.H.T. Diac. zu S. im Slarnerland. Don dem Viebe auf unferen Alpen gewabret man diß / daß jeböber es hinauf kommt, je mehr es zunemme und wie wir reden, truͤhe. Linfere Alpen find gemein: lich in obere, undere, auch mittlere Stäfel underfcheiden ; wann man nun mit dem Diebe gegen dem Zerbft ab den oberen wiederum in die underen, und aljo in ein frifches Graß fabret,gewahren doch die Sennen nicht / daß die Kühe wieder an Milch zunemmen / ob fie gleich auf den oberen faft nichte mehr zufrefliengebabt, Linfere Bauß-Miüter wollen audy den Butter viel lieber ab den oberen, als underen Stäfflen baben / weil er ihnen inder Kuche befler , als der andere Be ſolle. Recht fo; in den oberen Stäfflent ift zwaren — —Mi— — — ein kleines, aber kraͤfftiges, wohlgeſchmacktes Futer, deſſen außgekochter Milch⸗Safft leichter durch alle Aderen ſich zertheilet, und haͤuffiger in denen Utter⸗Druͤſen abfcheidet, als in denen underen, und mittleren, obwohl Graß⸗ reicheren Orten, 36, | N. 18.) 253 (69) EA m 10.Jun. 170% EEE ET Geltfamer Naturgeſch ichten as Schmeiser- Wochentliche Etzehlung. — mu Anhang von nutzbarem Gebrauch ‚sr Bergreiſen. A bisherigem iſt bald zuſchlieſſen / was zu halten ſeye von denen / wel⸗ Teutſ bland oder ralien/ unfere & chmweizer, Kuhe abfuhren laſſen um davon eine Zucht zupflanenuaberz tie die-Exfahrung bejeus getzumfonft. Suche man vorerſt / ehe man das Wieh son. unferen Alpen wegtreibet / ein zalaͤngliches Mittel/ unfere dünne hob? Berg⸗Luft / unſere —— waſſer quellen / unſere herrliche gewur, e Bergkraͤuter mit weg⸗ zuführen / ſo wird Die ſach ſich rlich gerahten. Es erſcheinet ſich hier auß / daß gleich wie Die verwandlung der Metallen / und Elementen / heutigs tags vor unmoͤglich gehalten wird / auß dem grund / wenen Gott anfänglich jedes Ele⸗ ment und Metall in ſeiner follkommenheit erſchaffen / und ſolche von ihme ſelbs geſezte Ordnung nicht laßt underbrechen/ alſo auch jedes Land von Gott / dem Allweiſen guͤtigſten Schoͤpfer/ begabet feye mit ſolchen Vorthei⸗ len / welche ſich nicht laſſen von dannen weg⸗ und anderſtwohin fuͤhren. Ich komme aber widerum zu meiner Bergreiſe / und gibe denen Reiſenden diſen Einſchlag / daß fie gemaͤchlich ſteigen / nicht ſitzend/ ſondern ſtehend / ruhen / und im abſteigen hurtig und geſchwind ſich erzeigen. Von gefahr und ſchaden / ſo denen Bergreiſenden aufſtoſſet vom Schnee / und Eis / und mie dem zubegegnen. On des Hannibals Zug über die Alpen melden Livius Lib 2r. und PolybiusHiftor.Lib. 11l.p.287. Edit, Amſt. 1670. daß das Abs ſteigen ihme nicht weniger mühe und Soldaten gefoftet als dag auf⸗ ſteigen / weilen die Wege eng / gaͤhe / und ſchlipferig geweſen / ſo daß die Sol⸗ Daten mehr auf dem Schnee abhin geruͤtſcht / oder geſchlipft / als gegangen / folglich je einer uͤber das Vieh / das Vieh uͤber die Menſchen gefallen / und auf ſolche weiſe vil Menſchen und Viehe zugrund gangen ſeye. Ob ange⸗ zogent 3 (70) SE“ | zogene Roͤmiſche Geſchichtſchreibere können nicht genugfam außtrucken/ was vor fehadender Schnee dem Hannibalifchen Heer zugefüget / wieder neue/mweiche Schnee leicht von Menfchen und Viehe jeye durchtretten wor⸗ Den under deme aber gelegen ein alters ſchlipfriger / bald eißharter Schnee / auf welchen man nicht fiber einher gehen konnen / ſondern glitſchen und rüt- fchen müffen ; wie auch öfters man indem Schnee und Eis beſtecket / daß ins fonderheit das ſchwere Laſtviehe darinn gleich als gefangen/ gar leicht Die Fuͤſſe gebrochen/oder gar eingefroren. Eben difes erfahren noch heut zu tag Die, welche über den Gotthard / Splügen/ und anderegangbare Straffen unferer hoben Alpen reifen. Das Eis allein macher widerum Denen Reis fenden groſſe ungelegenbeit/ ja ſetzet fie in groͤſe Lebensgefahr wann nam̃⸗ lich Deffen groffe Klumpen von der höhe ab-und in Den weg fallen / alles mag ſie da antreffen/darnider fehlagen/oder wenigfiens den Paß einnemen / und abſchneiden / das man weder hin noch her kommen fan / worvon auch zulefen ‚Strabo Geograph. Lib.1V,p.m. 141. Diejenige / welche über die Eis⸗ berge / oder Slerjiher felbs reifen / ftehen auch groffe gefahren auß, etwañ wir ffet diſes Berg · Eis breite und Thurnstieffe Spalte, welche denen / ſo hin» ein fallen zum Grab dienen. Es wird aber die Gefahr vermehret / wann ein neuer Schnee auf diſe Gletſcher gefallen / oder von dem Wind zuſamen gewaͤhet worden / weilen der die Spälte Fan obenhin bedecken / und alſo denen reiſenden ſelbs eine Falle werden; Zu dem end / damit man ſicher Durch ders gleichen gefährliche Ort fommeypflegen Die Wegweiſere eine fangen mitzus nemmen/um darmit zuforfchen / ob und wo die Spältefeyen : finden fie die- felben. fo geben fie ihren Gefehrlen anleitung‘ wie fie Darüber fpringen / oder auf angelegtem Beettlein (daß fie zu folchem end mit fich tragen) hinüber gehen Eönnen: damit man aber Der ganzen Geſellſchaft / und dero gluͤklichen durchkunft beficheret feyn koͤnne pflege man mehrmalen je einen an den ans Deren mit einem ſtarken Seil in gewiſſer weite zubinden / Damit/ wann je eis ner folte in einen Spält fallen/ die übrigen ihne widerum retten koͤnnen. Worvon au zulefen Simlerus de Alpıb.p.ı 11.b. Sonften müffendie Bergſteiger an ſolchen Eißglarten und ſchlipfrigen Dhrten ihre Pferde mol ſpitzen / auch felbs ihre Schuhe verfeben mit fpisigen Zußeifen / tie derglei- chen allezeit mit fic) tragen Die Gemsjaͤger oder die Schuhefolen ſelbs bes fhlagen mit fpizigen Eiſen / oder Naglen; darneben auch ander Handtras ges einen mit Eiſen befchlagenen ſtarken langen Stock / um / wo eg gefahrlich / ſich darauf zulehnen. An vilen orten iſt der Schnee einen / oder mehr Spieß tieff/fo Daß Leuth und Viehe darinn müffen verſinken / wo ihnen nicht gehol⸗ fen wird; von ſolchem ungluͤck fehreiber Claudianus alſo: mulcos Naufraga candenc merguntur plaultra barachro, | Damit die Reiſenden vor dergleichen gefahren beficberer ſeyen / und nicht leicht / weil alles uͤberſchneyet nebit dem Weg in tieffem Schnee zu grund ges hen / pflegen die Anwohnere der Berg-ftraffen lange Stangen dem IRdg nach aufzurichten / welche Marcellinus heiſſet ftilos ligneos, die Pündtner Sctazas ‚damit Die Meifenden von einer zu der anderen fortfihreiten. Etwan leger man auf einander ganze hauffen Stein / wie oben aufdem Splügen zuſchen / mit Denen gar wol koͤnnen verglichen werden jene ſteinerne Bild ſäu⸗ len / welche auß Königlicher Freygebigkeit auf denen höchſten Doffriners Gebirgen / fo Schweden von Norwegen abſoͤnderen / aufgerichtet worden / nach der Zeugnuß Olai Magni Gent Septentrion.Hiltor.L.ll.c.is. Da- mit diſere Berg⸗Straſſen / das ganze Jahr hindurch gangbar ſeyen / haben die Obrigkeiten eines jeden Lands die fach alſo angeordnet,daß die benach⸗ barten Dörffer einer jeden Straß / als eine folche ifk in Puͤndten die fo ges nante Via mala, ſelbige öffnen/offen behalten / welches geſchihet nicht ohne groff: muhe / unkoͤſten / vnd gefahr. Zudem ende difere Dörffer des Scha⸗ dens einfommen / ift angefehen worden ein Weggelt / toelches fie auch Rutten nennen / à rumpendo, von brechung des Schnees / und von denen reiſenden an ſtatt eines Zolls forderen koͤnnen. Bey einnemmung diſes Ruttengelds müffen fie ſich verpflichten / die Wege offen zubehalten / alles ſchadhafte zuverbeſſeren / ja auch den von ihrer verſaumnuß her entſtandenen ſchaden zu erſetzen. Auf diſen Fuß wird denen fo genanten Fuhrleiteren vor eine gewiſſ Sum das Amt dir öffnung/ und verbeſſerung der Wagen anvertrauet/welche dann ihren Pflichten gemäß alle tag hin gehen / die Straſ⸗ ſen in augenſchein zunemmen / und das noͤhtige durch die Waͤger zu⸗ verbeſſeren. An etlichen Ohrten geſchihet diſe Waͤg⸗oͤffnung durch die Rutter / (ſind Ochſen / die man durch die Straſſen / da ein neuer Schnee gefallen / hinfuͤhret / und Durch ihres Mittel denſelben bricht) man führet auch der Straß nach durch dife Ochſen / oder auch Pferde lange Balken / um Darmit Die gebrochenen TRege abzuebenen. Kan wan Durch diſes Mittel den Weg noch nicht aufthun/fo werden gemiffe Männer ängeftellet/ welche mit Schauflen / und anderen Snftrumenten den Schnee wegnemmen /und alfo auch den Weg Öffnen; diejenige, welche denen Gemfen oder Schneehüneren gegen dem Winter nachgehen bedienen ſich um auf hohem Spner fort en 8 — nn ns ANBERBE TR ar. — — — — ——— EEE — kommen / runder / hoͤlzerner Reiffen / gleich denen / ſo zu den Faͤſſeren gebraucht werden / zeuhen kreuzweiſe hindurch ſchnüre / mit denen fir auch in mitten der Reiffen ihre Schuhe anbinden / und ſchreiten alſo mit diſer ſeltſamen machine auf eine beſchwerliche weiſe fort. Biy Tenophonte leſen wir faſt ein gleiches von Denen Griechen / welche Durch die Armeniſche Schneegebir⸗ ge zukommen / an die Fuͤſſe ihrer Pferden und anderen Laſtviehs / Säcke ges bunden/damit fie nicht tieffin Schnee hinein fielen. Andere hatten zu«rc- mdes,runde eiferne Ring an den Solen ihrer Schuhen / mit welchen fie auf dem Schnee einher giengen/ worvon du Freine in feinem Gloflario Græ- eit. Cardanus gedenfet Lib.XIll. Rer. variet. c.63. geroiffer auf Wei⸗ Denioder Lindenbaum- Minden geflochtener Koͤrben / weiche in den Nordi⸗ fchen Landeren an die Fuͤſſe der Pferden geleget werden welches aud) beſtaͤ⸗ tiget Barcholinus de Nivis ufu p. 184. und Olaus Magn. Hift. Gent, Sept.L.IV.c.13.. Es iſt noch nicht genug geredt von den Schaden / wel⸗ chen der immerwaͤhrende Ap⸗Schnee Denen Reiſenden zufuͤget / und denen entgegen ſtehenden Hilfsmittlen. In die groͤſte Lebensgefahr wiklen die one Beifenden ein Die fo genanten Labinæ, Laͤuwinen / unglaͤublich groſſe von den Bergen herabfallende Schneeballen / von denen anderſtwo zureden ſeyn wird. Es haben ſich fehrner die Bergreiſenden zu huͤten vor vilem an⸗ ſchauen des Schnees / weilen von deſſen glatten Spiegelfoͤrmigen Eisblatt⸗ fein die Sonnen: oder Liechts⸗Stralen haͤuffig zuruk prellen / und das zarte Werkzeug des Geſichts allzuſtark undempfindlich be wegen, Sonderbar nimmet man wahr, daß von dem neugefallenen Schnee Das Srficht eher verletzet wird / als von alten verlegenen/ meilen Dort die Eis. Sternlein/und Blaͤttlein noch ganz, hier theild gebrochen, / theils geſchmolzen: Widerum gemahret manydaß bey fheinender Sonne den augen mehr ſchaden zugefuͤ⸗ get wird / als bey truͤber Witterung zauß leicht erforfchlichen urfachen. Es it auch diß nicht mir ſtillſchweigen zuubergehen / daß fremde/ fo des beſtaͤndi⸗ gen anſchauens des Schnees nicht gewohnt / vil eher und ſtaͤrker geſchaͤdiget werden / als die Alpenbewohnere ſelbs / oder andere / welche die BergReiſen ſtreng brauchen / weilen deren Augen / und zarte Nerven / ſolcher geſtalt an ſtark empfindliche beruͤhrung der Soñenſtralen gewehnet ſind / daß von den⸗ ſelben die einflieſſende SiflicheSeifter nicht alſobald in Die flucht gejagt wer⸗ Den/fondern auch einem hellen Glanz Eräftig widerftchen/gleich denen Glaß⸗ ſchmelzeren / welche in Die feurig-flieffende Materi hinein fehen koͤnnen ohne fonderlichen ſchaben / da andere / fo diſer arbeit ungewohnt ſind / bald foͤllig wurden erblinden. | | N. 19.) 073) Se 17.Jan. 1705. ba a SCH te rt a ri ee tn Ze | Seltſamer Naturgeſchichten Des Schweiser - Lands | Wochentliche Erzehlung, Anhang ven gefahr und fehaden/fo denen Bergreifenden auf- ftofjet vom Schnee / und Eis / und wie dem zubegegnen. IH Teer Die Bewahrungs⸗und Srfihtsserhaltungs Mittel / follen Die Reifenden jehlen die abhaltung DerAugen von dem fchnee/gu Dem end / wo fie koͤnnen / ihre augen richten auf Die allzeit grünenden£erchen-und Tannen Baͤume / oder auf Schnee⸗bloſſe Felſen / oder felbige mitſchwarz fürs hangendem Thuch bewahren. Des Eyri Soldaten bedienten ſich eines ſchwarzen Thuchs / daß fie vor die Augen gehalten nach der Zeugnuß Xe- nophontis Lib. 4.Exped. Cyri. Die Einwohnere des Königreichs Tibet in Aſia gebrauchen ſich zu abwendung diſes blinden Schadens gemiff r auß ſubtilen Netzen verfertigten Augen vorhaͤngen Deren Nierenbergius ges denfet Lib. XVI. Hiſt. Nat.cap.69. Von der Kaͤlte / weſche denen Bergreiſenden | beſchwer⸗und fchädlich iſt. U allen seiten find die hohen Alpfirften kalt / weßwegen auch der Schnee beftändig bleibet Durch dag ganze Jahr / wie der tägliche Augenfchein uns lehret: fonderbar aber wird eine durchtringende Kalte gefpuret/ wann der fcharffe Bifesoder Nordwind in der Luft die Herzfchaf: führet/ und / wie aller Ohrten / des Winters. Da geſchihet es mehrmalen/ dag die Reiſenden auf der Straß erſtarren / oder / mie wir es heiſſen / geſtaben / oder ihnen die Hand und Fuͤß / Ohren / Naſen / Finger / abfrieren / daß / wann fie ins Loſament kommen / und die Naſen ſchneuzen wollen/ ihnen ſelbige mit ſamt dem Unraht ins Schnupthuch fallt. Diſe ſeltſame / und denen / ſo es angehet / hoͤchſt-beſchwer⸗und gefaͤhrliche "Begebenheiten koͤnnen nach ber Gelehrten Meinung Heran Perrault / Mitglieds der Franzoͤſiſchen Acade- mie desSciencesauf folgende weiſe gefafler 7 vnd in ihren urfachen Anpa": 8 gr feget werden. Unſer leben beftehet in beftändigem Kreißlauff des Gebluͤts / in lebendiger waͤrme / in immer gleichem Einfluß der Sinnlichen Geiftereny und daher rührenden Gleichgewicht der aufferen und inneren Luft. Nan ift zu wiſſen / daß denen / ſo über hohe Gebirge reiſen / allgeit Durch Die auffere Haut, und dero Mundloͤcher außflieget etwas von Denen ſubtilen theilen Des Gebluͤts / und Geiſteren / und nach und nach fo vil / daß bey außbleiben⸗ Der erganzung Der außgeflogenen theilen in grimmiger kälte Die innere Luft geſchwaͤchet wird / und Die auffere aufſtehende eine überwachfende Truckges walt befommet, Wann hiemit das Gleichgewicht der auſſeren truckenden / und inneren gegenftehenden Luft aufgehoben/fo muſſen von jener die Zaferen unſers Leibe zufamen getrucket der Lauffdes Gebluͤts Durch Die aufferfien Puls-und Blut-äderleinsund alfo auch der Geiſteren Durch Die Spanaderen gehemmet werden/mworauf das Leben in folchen theilen fish allgemachiich vers lieret / und eine ganzliche abfterbung/ anfänglich zwar Der Auffrriten Glied⸗ maſſen/ erfolget; und von der Kalte ein fo genanter Falter Brand entſtehet. Wo zu dienet aber dife vernuͤnftelung? Darzu / antworte ich/dag ein jeder lehrne fich ſelbs / ſene gefund-und Erankheit erfennen / auch auf begebenden fall ihme jelb8/0der anderen mit vernunftmäfligen Mittlen beyipringen; ind befonder aber Die jenige Wundartzet / denen die Hergliederungs-Funft unbes Bant iſt / anlas nehmenvdergleichen Patienten durch vorſichtiges Tractament eher zum Leben / als zum tod / zudefoͤrderen. Vernem̃et jezunder Die zueig⸗ nung; Wer in ſolchen Berg⸗Reiſen / oder fonft Falter Luft / ſeinen eige⸗ nen / oder anderer Gefehrten Leib wil gefund erhalten der muß vor allem das bin bedacht feyn + das er um den Leib her feine außdämpfende wärme behale te / damit fie nicht zerfliege / zu Dem end alle Glieder des Leibes mit dicken Klei⸗ deren’ und Beltzwerk wol verwahren / ins beſonder die Bruſt mir Papeir / und Pergament / oder Leder / einfaſſen / damit durch ſolcher Coͤrperen eng⸗ loͤcherichte geſtalt die ſabtilen außdaͤmpfungen des Leibs nicht fo leicht koͤn⸗ nen durchtringen. Iſt in denFuͤſſen / oder Armen / bereits eine etwelche uns empfindlichkeit / oder erſtarrung / oder fangen dieſe äuffere Glieder an zu zok⸗ ken / ſo gieſſe man denſelben kaltes Waſſer an / bis die erfrierung aufgeloͤßt. ie? Kaltes Waſſer? heiſſet Dad contraria contrariis curare, kalte Krankheiten mit erwaͤrmenden Arzneyen heilen ® Leſet folgendes merkwir⸗ diges Exempel in Des berühmten Berneriſchen Arzets Guilh. Fabritij Hil- dani Seldarzney vom heiffen und falten Brand / cap 3. Ein Adeliche und glaubwirdige Perfonhat mir erzehlt / alser durch die — ———— — ç —— — — — — — a ee se Seen: we außgezogen / und der ganze Leib mit Eis / gleich als mit einem Harniſch / uͤberzogen worden. Darnad aber habe man ihm ei⸗ nen flarfen trunk Meer mit geftoffenem Zimmer; Negelin Mit ſcatbluſt zutrinken gegeben/und im Berh warm zugedekt / zum ſchwitzen bracht /und fen alfo widerum zu ihm felbften kommen / und geſund worden : Allein dag ihm die fpigen/ oder erfte Gleiche der Singeren/und Zeben/ feyen abgefüllen. Es wird eine ſolche Hei⸗ lungsweiſe nicht fremd vorfommen dem,der jemalen gefrorne Apfel’ Eyer / Ruͤben / in Eiskaltes Waſſer werffen/ und die um fie gezogene Eisrinde/ges fehen. Leget man gefrörne Fruͤchte alfobald in Die wärme, fo geben fie zu⸗ grund; Bader man gefrorne Menfchen/oder Thieresund dero Glieder in warmen Waſſer / ſo erfterben fie. Warum? Es geſchihet hier eine mutatio ab uno extremo ad aliud, eine änderung von groffer kaͤlte in groſſe warme; dergleichen Springe von einem Aſt auf den anderen leider die Natur nicht. Die vonder Kalte allzuſtark getrufte Zaferlein laffen fich nicht ohne gewalt / und gefahrreinsmals von der wärme auflöfen.Sefchihet aber Difere auflöfung gemädhlich,von grimig Falter Luft in altes Waſſer / von difem in laues/ big man endlich kom̃et zu dem warmẽ / ſo kom̃et man zu erwuͤnſchtem zwek. Gleich alſo wird die fluͤſſig brennende Materi des Glaſes auß dem feurheiſſen Ofen gebracht / nicht alfobald an die kalte Luft / weilen alſo die Glaͤſer fpringen/fon- dern von einem Kuͤhlofen in den anderen / bis die erftarzeten®laß-zafern den gemwaltder aufferen trufenden Luftertragen mögen. Die Eisrinde / welche fich um Die aufgefrornen Glieder anleget, ift nicht, mie Die alten geglaubt/ein auß dem Leib gesogenes Eis / fondern Fommet viimehr von Demumgebenden Waſſer felbs her / als welches an den noch Fälteeen Leib in Eis verwandelt wird / gleichwie die tröpflein an dem Marmor / oder Die winterlihe vilförmige gefrörne in Fenſteren nicht zunennen ift ein wahrhafter Schweiß des Mars mors / oder Glaſes ſelbs / ſondern hei äuleiten von Denen in der Luft ae | en} 33 (76) E= den / an diſe kaͤltere Coͤrper anpuͤtſchenden / und dort verdickerten / oder ange⸗ frornen Duͤnſten. Ich komme aber widerum zu denen Heumittlen / deren man ſich auf kalten hohen Bergen bedienen kan und ſol: Under denen iſt nicht die geringfte die Bewegung: Man muß denen / obgleid) müden, Deifenden Feine ruh laffen/ihnen nicht erlauben fich niderzufegen, dann ſonſt ſchlaffen fie ein / und entſchlaffen / gleich jenen bey Claudiano:: welche ceu Gorgone viſa Obriguere gelu. Man muß fiemitgemalt fortführen/und fchleppen / ihre Glieder ruͤttlen undreiben/damit Dardurch ber Lauff des Gebluts von dem herzen in die Aufs feren lieder beförderet/und alfo das Leben in dem ganzen Leib erhalten wird. JuThomz Plareri,eines berühmteften Basleriichen Medicıfebensbefchreis bung / welche noch nicht in truck herauf kommen / ſtehet von ſeinen Landsleuh⸗ ten / den Walliſſeren / daß ſie / wann fir ſich auf hohen Schrecbergen verfpab» ten / und aber weiter nicht lommen koͤnen / den Schlaff auß ihren augen/und den tod von ihrem Leib alſo abtreiben / daß je einer Den anderen mit der hand faſſe / und alle fichin einem Kreiß bewegen / bis der Taganbricht. Und - berichtet Hornius Arca Mof.p. ı74. Daß den Reiſenden gut/ wann fie in grimmiger Falie das Männlıdye Glied in vilfaches Papeir einwiklen / und aljo vor der Erfrierung/ melche dort fol mehrmalen anfang nı bewahren. Übrigens iſt ein Reiſender der feiner gefundheit mil pflegen /zumahrs nen / daß er ſi h nicht mit Wein / odervilen Spriſen belade, fondern mäſſig lebe. Um fo vil eher und mehr, iſt diſe Regel einzufchä: ffen/ weilen in denen BergReiſen der Eſſensluſt allegeit gröffer/ats in anderen / fo auf der Ebene / oder in Thaleren/und in warmen Ohrten vorgenommen werden: Wie fol» chen Falten Berghunger auch erfahren Die Soldaten Cyri bey Xenophon- te de Exped. Cyr. deren pil hungers geflorben. Die natürliche urſach dis fer feltfamen begebenheit beftehet kurz darinn meilen nad) obeingeftihrten Grundſaͤtzen von der Bergkaͤlte die Leiber der Reiſenden von allen feiten her enger eingezogen/das Gebluͤt / und die Seifter hineinwerts getriben twerden/ und deßnahen die Sinliche Geifter häuffiger und ungehinderter Durch die Magen: Sennaderen in die Werkflätte des Apperirs / und der daͤuung eins flieffen koͤnnen. Oder deutlicher iſt die Eigentliche urfad) Difes mehreren ı Appetits herzuleiten von verftärkter Ziehefraft der im Winter zufamen ge- zogenen / oder verkürzten Maußlein: Wir erfahren forhane einzeuhung der Maußzäfern/nicht nur an unferem Haut / und Fleiſchichten / weichen Leib / fondern garin den di eſten Metallen als Eiſen / Meſſing / wie namlich die Aſtronomiſchen Quadranten in grimiger Winterkaͤlte engere grad haben / und die Eiſen ſtaͤbe um etwas Fürzer ſeyn. N.20.) 5 (77) Ge 24.Jun. 7765 Seltſamer Naturgeſchichten ars Schiweiser - Lands Wochentliche Erzehlung. EEE ar Ku Anhang vonder Rälte/fodie Reifenden außzuſtehen Haben. S ift bey auflöfung letſt eingebrachter Begebenheit nicht auß der acht zulaſſen die Winterlich geringere durch». oder außdämpfung des Leibs. Es Iehret ung der erfahrneSandtorius parag.29.& 4ı Scatic.Sect.. Daß wir des Somers taͤglich ein pfund mehr Durch Die unempfindliche durch» daͤmpfung / oder Loͤchlein Der Haut verlieren / als im Winter. Iſt deme alſo / ſo muſſen zu Winterszeit mehr fluͤſſige theil / mehr Gebiut, mehr Geiſter in alle theil Des Leibs / beſonders aber in Die Maͤußlein einflieſſen als im Sommer / folglich mehrere Bewegkraͤfte außuͤben / wie hierüber ganz ſchoͤn auß Meche- nischen Fundamenten urtheilet Archibaldus Piccarn, ein fubtiler Schott- länder/in Diſſ de Motu,quo cibi in ventriculo redigunturad formam danguini reficiendo idoneam,Th. 10. Hierauß ift gleich als im vorbey⸗ gehen wahrsunemmen/moher es komme / daß wir den Winter Durch vil aller⸗ hand Fluſſe in unferen Leiberen ſamlen / welche bey anfomender Srühlinges waͤrme / ſon derlich bey anlas veränderlicher/bald alter, bald warmer, bald feuchter Witterung in Flußfieber / und andere Kr anfheiten außbrechen. Don abftürzungder Felſenſteinen / und Enge der Wegen/ fo den Reifenden auch befchtverlich feyn. &: kommet waren den Berg Reiſenden uͤberauß anmuhtig vor die taufendfältige abaͤnderung der Außſicht / oder proſpects ; bald kom⸗ met er durch luſtige / beyderfeits mit hohen Bergen eingefchloffene Thaler ; bald durch anmuhtige Wälder : bald durchwandert er Die ſchoͤn⸗ ften Berg⸗Gaͤrten / ich verſtehe / die mit vilfarbigen ſeltſamen Kraͤuteren auß⸗ gezierteſten Bergwieſen / und Alpen; bald ſihet er auf allerhand art geſtal⸗ tete von dem Schöpfer der Natur felbs aufgemaurte Felſen; bald den blauglänzenden Firen / oder Gletſcher und erwigen Schnee; bald überfihet er | 2 (78) = er von der hoͤhe eines Berges ein ganzes Lands mit deſſen Stätten, Flecken / Doͤrfferen / Wieſen / Aeckeren Weinbergen, Fluͤſſen / Seen / zc. Aber auch entſetzet er ſich nicht wenig / wann er uͤber ſich ſihet ein altes bald einfallendes Kelfen, Gebaͤue / oder gar in einem engen Paß von dem Berg herab fahren / einen / oder mehr / Stein / mit untermiſchter Erden / Holz / und anderer Ma⸗ teri / welche fo fie ihne erhaſchet / leicht kan ſchaͤdigen oder gar zu tod ſchla⸗ gen; Wann er über diß zupaſſieren hat gaͤchſtotzige / ſchlipferige enge oft in Felſen eingehauene/faum ſchuͤhige / Wege / die zwaren oft zu beiden feiten aufiteigende Selfen haben / Dannzumal auch ohne gefahr feyn / etwan aber nur einerfeits eine Felßwand / anderſeits aber eine ungeheure wildetieffe , da dann ein jeder Fehltritt über die Greyz ⸗thuͤrſchwelle führen Fan in Den tod, Es hat bisher obenhin erzehlte ungemach auch erfahren der Dapfere Hanni⸗ bal / wie zuſehen bey Polybio L. Ill. p. 288. Livio Lib. XXI. p.m. 4£. aber manlich uͤberwunden / die harten Felſen fo ihnenyund feiner Armee / im Weg geſtanden / bezwungen / das gefällete Holz darauf angezuͤndt; und dañ Die vom Feuer mürb gemachte Steine durch Eiſerne Inſtrument geöffnet/ und durchgraben. Liviusund Juvenalis melden / daß er die glühenden Felſen habe laſſen ermeichen Durch anfchüttung des Eſſigs. Oppoſuit Natura alpemäue , nivemgue Deduxit ſcopulos, & montem rupit Aceto. Über Dife Begegnuß zerzanken fich nicht wenig die Gelehrten’ und wollen Biel dife Effigsvergieffung halten vor eine Fabel um fo vilmehr / weilen Des ren Feine Meldung thut Polybius, der doc) den Hannibalifchen Zug aufs fleiffigfte befchrieben / auch nicht Silius Italicus / und nicht leicht zuerfeheny two Dannibal fo vil Effig hergenommen/ als genugfam were gerefen die glünende Felſen außzulöfchen. Andere hingegen fehen diſe Geſchicht an für wahrhaft / welche namlich fih ein Gewiſſen machen dife zwey ehrlichen Maͤn⸗ ner/Livium und Juvenalem, der unwahrheit zubeſchuldigen: Ich meines Ohrts glaube der ſicherſte Wege ſeye der Mittlere; und kan mir wol einbil⸗ den/ wie auch die harteſten Felſen koͤnnen bezwungen werden Durch Feuer / nachdeme in denen Saͤchſiſchen Erzgruben mit Augen geſehen / wie das Fel⸗ ſenharte Gebuͤrge von denen Bergknappen durch ein inden Gruben ange⸗ Legtes Feuer alfo aufgeloͤßt wird / daß es hernach mit leichter muͤhe gubrechen. Nachdem die Felſen weich gemachet worden / hat Hañibal fie mol koͤnen glu⸗ hend mit Eis / Schnee, und Waſſer daͤmpfen / hernach durch Eiſerne fpikige Inſtrument / als die Stemeiſen fepn/ durchbrechen / daq und wann ae as das Gebirge zuhart geweſen / oder nicht genug aufgefpalten worden / befeh⸗ len / daß Die Arbeitsteuthe ihr Werk beförderen Durch underweilige angieſ⸗ fung des Eſſigs / da dann nicht fo viel hierzu noͤhtig geweſen / als oben ver⸗ meint worden. Sch komme aber widerum auf vorhabende Materi / und gemahre ‚Daß an vilen Diten des Schweizerlands Durch Die hohen Gebirge gefährliche, ſchlimme Wege anzutreffen. Bald bat man müffen/die Reiſe abzukuͤrzen / durch Die harteſten Felſen brechen mie zuſehen bey dein fo genan⸗ ten Neuen Weg nebſt Wallenſtatt / da einerſeits der See / anderſeits Die Berge und Felſen: Die via mala, oder boͤſe Weg / in Puͤndten / welche auß dem Domleſchg in das Schamſerthal hinfuͤhrt nebſt dem Rhein / fo vor zeiten durch Den Weg ſelbs / oder in gleicher höhe mit demſelben gefloſſen / nunaber weit tieffer Durch ein ungeheur finfteres Tobel mit groſſem geraͤuſch abflieſſet: Der jenige Weg / den man vom Spluͤger⸗Berg abzuſteigen hat gen Campodolcino, und Cleven: Weiters ein anderer neuer Weg / ſo mit groffem fleiß und unfoften gemacht werden über Die Albelen: Etwan werden Die gebrochene Selfen, Stücke wegen zmifchen liegender tieffe zuſa⸗ men geführt durch überlegte Balken / und Laden / wie deſſen ein Exempel iſt die Teufelsbruk / denen welche über den Sotthard zureiſen haben, hin und wider auch die via mala. Etwan wird nebit Benen hohen Felſwaͤnden fortgeführt eine gleichfam hangende / auf Balken’ fo in die Belfen felbs eins gelaſſen / ligende / und hier oder Dort unterflügte Bruck / oder gang wie ein ſolcher paſſiert wird von Oberhalbſtein in das Domleſchger Thal. Oder / man hat in mitten einer hoben Felſwand zu gehen einen Weg / der einerſeits nichts hat als Belfen/anderfeitd neben ihm Die freye Zuft/zund under ihme ein ungeheures tieffes Thal / deſſen anficht auch dem herzhafteften vermag fehre- ken / und ſchwindel / einzujagen: Ein folcher ift die fo genante Mand/ an der Schindlen / oder Tſcheingel / einem gaͤchſtotzigen Berg / welcher von Elm / einem Dorf des Glarnerlands / hinfuͤhrt uͤber den Berg Segnes in Pund⸗ ten naher Flims. Hieher Fan gezogen werden / was der Poet von der Schif⸗ fahrt redt — — digitis à morte remoti | vix quatuor ‚aut ſeptem. Mir ift keiner fo entfeglich und gefährlich vorfommen als diſer; Auf der- gleichen engen / und gefährlichen Straffen huͤten fit die Neifenden / ſonder⸗ bar aber die Saͤumer (welche mit ihren Saum: Roffen die IBahren über die Gebirge führen) daß fie einander nicht an folchen Orrten begegnen / da Feiner außweichen/und ohne gefahr widerum zur ul kommen fan. s pi um ee Zum Beſchluß diſer Materi ift anzumerken die Mahier/mieman die Meifenden zu Winter⸗und fonften zu fchneereihen Zeiten über den Gott⸗ bardt führer; An Handen und Fuͤſſen werden fie aufeinen Schlitten ange bunden / bedecket mit Stroh / umhuͤllet mit groben Thuch / und alfo fortges führetsoder vilmehr zuſagen / geſchleppet / gleich Dem Vitche / ohne Daß fie die gefahr der Straß vor fich fehen, oder vil von ihrer außgedämpften waͤr⸗ meverlieren. Was erfinnee nicht Menfchliche Witz auß veranlafung der nohtwendigen fomlichfeit ? Lamberrus Schnaffnaburgenfis erzehlet bey anlas des Winterzugs Henrici IV. über Die Alpen/mie die Königin und uͤbriges Srauenzimmer auf Ochſenhaͤute gefeset und aifo von Denen Weg⸗ toeiferen die Berge abgezogen worden. Ich gedenke diß ohrts der Weg⸗ meiferen/und erinnere die Reiſenden / daß fie fich niemalen auf hohe Gebirge begeben ohne Begleit erfahrner Fuͤhreren nad) dem Erempel Hannibals / welcher ad Itinerum difficultates ducibus urebatur indigenis ‚Die Reis fe Beſchwerden zu erleichteren ſich aller Ohrten bediente Der Bergleuthen ſelbs eigener anführung. Polyb.p.280. Von des Schweizerlands Befchaffenheit in anfehung der Elementen / und Jahrszeiten. TE woͤllen uns hier nicht einmifchen in der Weltweiſen befanten - — — — — ö nn Streit von der Elementen Anzahl ob deren Drey ſeyen nach den. Cartefianeren/und Chymiften / oder Bier nach den Schul- Lehres ren / oder fünfe nad denen Chymiſten / oder nur eins nach verfihiedener gars alten Traturmeifen Meinung /oder unzehlich vil nach den Epicureeren: ‚daran geht ung dißmal weder auf noch ab. See mich deßwegen ohne bedenken in den mit 4. Elementen befpanten Ariſtoteliſchen Triumphwagen / und fahre darmit indem Schmeizerland umher, zufehen/ wie ins gemein in unferem Batterland/ins befonder aber hier und Dort anzufehen Das Feuer / Luft / Waſſer / und Erde; nicht aber aufzuhalten bev dem Geſtaud allers hand Beyfragen von der Elementen mefentlichen/oder zufälligen Eigen⸗ ſchaften / von derfelben Meinften Theilen / und ihrer geftalt / in Denen fie von Gott erfchaffen worden. Dergleihen Streitfragen dienen hieher nicht. Von der Schweizeriſchen fonderlich Berg-Luft merflichen leichte/ fubtilheit/und dünne, ift bereits bey anlas der Bergen’ Baͤumen / des Heim⸗ Hy nd genüge geredf worden/ wohin Dann den geehrten Lefer wil gewie⸗ — J m: la) 1fulıron EEE EI ee nn. SeltfamerNaturgefeßichten Des Säiweijer- Lands Bochentliche Erzehlung. Anhang vonden Elementen des Schweizerlands. Di: ben höchften Alp, Spigen iſt die Luft am kaͤlteſten / weilen dorten die Winde beſtaͤndig blaſen / die Wolken gezeuget werden / und ſich aufhalten / und die Sonnenftralen feine ſoiche Eraft Eönnen außüben/ wie an den feiten der Bergen, und in den Thälereny wohin fie Durchiungahl- ‚bar vil zurufprellungen eine empfindliche / und oft ſo ſtaͤrke waͤrme bringen / daß dergleichen kaum an einichein Ort Europæ anzutreffen, Wertr diß in betrachtung ziehet / und noch darzu die geringe ſchwere und gewaltige duͤn⸗ nung der aufſtehenden Luft beyfüger/der wird bald genupfame urfacyen fer hen der beftändigen währung des Berg Schnees und Eis. Steige man nach und nach den Berg ab,fo empfindet:man mehrere und mehrere waͤrme/ bis man kommet in das Thal. Es iſt aber ein groſſer underſcheid zuma⸗ zen Sommer durch alle 4 Jahrs zeiten in dem Schweizerland regieren/ aber Auch einiche Ort zu einer zeit außftehen müffen die hitz des heiffen Erdgürs ‚tion der Bergen! Wo diſe ſich zeuhen von Morgen gegen Abendyalfo daß die Morgen und Abend⸗Soñe zwar ihren zugang haben kan / die uͤbrige zeit aber des Tags wegen hoͤhe der Bergen in das Thal nicht / au ſſert etwann in BEIN. den 6 (82) ES Bi: den laͤngſten Sommertagen fommen mag, daift die Mittägige Seiten des Thale faſt das ganze Jahr hindurch Falt und unfruchtbar/ die Mitnaͤchti⸗ ge hingegen Sonnenreicher/und von gröfferen ertragenheit. In dem Pers gellerthal in Puͤndten ift Die feiten von Soglio, Caftafegna faft allein bes wohnet / meilen fie die auf⸗ und abfleigende Sonn genicffet/. und um ſovil fruchtbarer/obgleid Soglio fehr hoch ligt / weilen der kalte Nordwind dahin nicht / wol aber an Die voruberſtehen de Seiten / wehen kan. In dem Rheins wald / da der hindere Rhein entſpringt / regiert bald Durch das ganze Jahr cin zwar gefugderi/ aber rauher Falter Luft / weilen dahin ſonderlich den Zugang hat der Oſt⸗ und Nordwind / daher in Puͤndten das gemeine Spruͤchwott / im Rheinwald ſeyen 9. Monat Winter / und 3. Monat kalt. So gewahren Die jenige/ welche in dem Pfefersbad fich einiche Wochen der Eur halben aufhalten, dag die Sonn dorthin/wegen überhangenden hohen Felſen auch in denSommer tagen faum 2.ftund hinkomt / welche abweſen⸗ beit der warme denen Trink⸗ und Badgaͤſten eineunbeliebige feuchte/ und Fälte zubringet. Merkwuͤrdig ift die Durchtringende Falte der Engadiners Luft / welche Winterszeit bey til, hellem Better gröffer / als auf den hoͤch⸗ ſten Bergen / in deme der Saͤumeren bericht nach der Wein im fuͤhren durch das Thal eher / als über Die Berg / gefrieret. Bey dergleichen Orten / wo bie Sonn wenige zeit des tags mag hinkommen / heiſſet es / was Sılius der Ita⸗ lieniſche Poet geſchrieben | | | | ———— Corlum intercipit umbra | Nullum ver ufquam, nulligue zftatis honores, Sola jugis habitat diris,fedefque tuetur Perpetuas deformishyems, 0 hingegen Das Gebirg ſich erftrecfet von Morgen gegen Mittag / und die Sonn bald den ganzen tag Fan ein folches Thal beleuchten / da genirffee man Eoftliche Srüchteeiner durchtringenden Waͤrme / als zum Exempel dies nen Fan die Landſchaft Veltlin / ſo gemeinen drey Pundten underworffen / ein wahrhaftes irrdiſches Paradeis / von deſſen Fruchtbarkeit anderſtwo zu reden ſeyn wird. Wir wiſſen auch in unſeren Landen / daß die jenige Aeker und Weinberge / ſo hinder dem Nordwind ligen/ und hingegen dem Mit⸗ tagwind offen ſtehen / vor andern fruchtbar ſeyn. Die jenige Thaͤler / Laͤn⸗ der / und Guͤter / welche gegen abend ligen / werden zwar mehr beftuchtet / muͤſ⸗ fen aber auch von diſem feuchten Abendwinde außſtehen mehrere ungelegen⸗ heiten / wie dann bekant / daß die Abendſeite der Haͤuſeren / welche gege Ye | ER —J | | see Wetter / oder ber jenigen gegne/mo die meiften Netter herfommen / liget/ eher ſchadhaft wird / als die ubrigen/und hier und da in dem Schweizerland Fan wahr genom̃en werden/daß diejenige Selfensund Bergfeiterfo gegen As bend fihet / brüchiger ift/ undeher abreifiet/alg eine andere / ſo gegen einer an⸗ deren Weltgegne ſtehet. Was vor folgereyen auß Diferem Fundament Der dituation koͤnnen gezogen werden in anſehung der geſund- oder unge⸗ ſundheit / grob und ſubtilheit der Gemuͤteren / wil ich einem Naturverſtaͤndi⸗ gen uͤberlaſſen / und bey anderen Anlaͤſen die wahrheit diſes Grundſatzes durch Vatterlaͤndiſche Eyempel vilfältig bekräͤftigen / und zugleich anzeigen / tie ein im diſem theil der Naturhiſtori verſtaͤndiger Arzet koͤnne manchen Patienten durch bloffe abenderung der Luft curieren. Wir ſehen ja / daß von dem hoͤchſten Bergluft unfere Leiber anderft angegriffen werden / als von tieffem Thal-lufivanderft in warmer / als in kalter / in feuchter/ ale truckener / und die von Der einten urfach zugegogene Krankheiten Finnen / und müffen geheilet werden durch entgegen gefeztes Mittel in Defien kluger Außfind und zueignung die ganze Eur eines Patienten beftehet. Ich gebe in verhandener Materi weiter / und gewahre in denen inneren tieffenen ‚der Bergen bald eine ſehr warme / bald eine durchtringend Falte Luft. In denen unterirzdifiben Kluͤften / und hölinen fpüret man Sommerszeit / da die auffere Luft von der Sonnenwaͤrme in ftärkere bewegung gebracht morden/oder Die underir2di- ſche Winde blafenveine zimliche frifche Kaͤlte in dem Winter bingegen/ da die Auffere Luft eine geringe bemegung bat / eine waͤrme. In denen tieffen Eißſpaͤlten der Gletſcheren regiert eine erfchrockenliche kaͤlte welche Denen Menſchen / ſo hinunter fallen / oder fich hinab laffen/dag Leben bald / wann fie fich etwas darinn aufhalten / außloͤſchet. Diß bezeugen ehrliche Männer/ welche einen A. 1699. in einen folchen Gletſcher⸗Spalt gefallenen Gems⸗ Jaͤger herauf geholet / daß fie nachdem fie in die 15. Klafter ohngefahr hinab- kommen / eine ungemein grimmige kalte außgeftanden/mwelche unertragentih tere geweſen / wo fie fich nicht alfobatd miderum hetten aufzeuhen laſſen; wie mir difere Hiftoriberichtet der Ehrw. Hr. L. M. Pfarrer in Schams in Pündten. Da moͤchte einer gedenfen/daß an folchen Ohrten Die fo genans ten eorpufcula frigorifi ca,oder faltmachende Eörperlein fih haufig auß den Gletſcherwanden hervor / und in die Leiber folder Manneren hineinges laſſen / dero Gebluͤt zu verdickeren/und der Beifteren Lauff zuhamen ; Beſſer aber laſſet fih nah Hrn. Perraulc Meinung ſagen / daß Difere Begeben heit vilmehr zuzuſchreiben dem verhinderten Kreißlauff der außgeflogenen —— — —— me / und dadurch vermehrter Trukkraft der aͤuſſeren Luft / wodurch die Leiber haben von allen Ohrten her muͤſſen in die enge getrukt / oder eingezogen / und der Umlauff des Gebluͤts / in dem unſer Leben beſtehet / verhinderet werden. AIch habe oben angezeiget / wie in dem Schweijzerland zu einer zeit koͤnnen Oehrter / Staͤtt/ Flecken / Dorffer / Haͤuſer / Berge gezeiget werden / welche von der groͤſten kaͤlte der Nordiſchen Landen Stuffenweiſe abſteigen zu der groͤſten Warme der heiſſen Zon. Noch mehr aber vergröfferer ſich die verwunderung/wann man folcyevilfältige Enderungen Fan erfahren in eis nem Tag / ja ineiner Reife von 5.6. ſtunden. Auf der oberften höhe eines Bergs hat man den Winter bey beftändigem Eis / Schnee / kaltem Winde / und ſolche Kraͤuter / welche unter dem Schnee / oder nach deſſen abgang alſo⸗ bald hervor wachſen / folglich den Winter; Beſſer hinab fanget alles je mehr und mehr an grunen/ Da zeiget ſich ein mehrere warme / und findet man Die Fruͤhlings⸗kraͤuter / bis man nach und nach in das Thal komt / da man Fan ſehen unter. empfindlicher Hitz das reiffe Korn abſchneiden / oder die Traus ben lefen/hiemit die Sommer und Herbſtfruͤchte einſamlen. So vil ſeye dißmal geredt von der Schweizerifchen Luft. | Kommen wir zudem Element des Seurs / fo finden wir genugſamen Anlas Die allerweifeite gute Sotted/gegen ung zu preifen. Ein alter Schuls fuchs / ſo die Element frget nach der ordnung ihrer ſchwerigkeit / die Erde zus underflrob ihro das Waſſer / uͤber dem Waſſer die Luft / und von dero Graͤn⸗ zen bis zu dem Mond das Feuer / koͤnte in feinen Grillen ſich fo weit verſtei— gen / daß er denen bewohneren der hoͤchſten Gebirgen eine ſolche Dig zumaffe/ dergleichen außzuſtehen haben die unter dem heiſſen Guͤrtelſtrich der Erden ſich aufhalten / ja nach diſer Meinung mußte unſer ganzes Schweizerland / weilen es das hoͤchſte von Europa / auch das wärmſte ſeyn. Es ſtoſſet aber ſolche Hirngrillen um die Erfahrung. Je hoͤher die Gebirge ihre Spitzen in die Luft erheben / je mehrere kaͤlte muͤſſen ſie außhalten / ſo daß auf unſeren Eis⸗und Schnee⸗Bergen die Kalte allein regiert und alle wärme außge⸗ fchloffen fcheinet. Sc) fagerfcheinet/meilen inder Meinung fiehe/eg dienen bemelte Schneebergeunferemübrigen fruchtbaren/ flachen E chmeizerland zwar dann und wann zu groflen ſchaden / aber auch zu groſſem / und villeicht groͤſſerem Nutzen. Ich faſſe die Sad) alſo. Weilen die Eidgnoͤſpſche Lande hoͤher ligen als das übrige Europa / eine reinere duͤnnere Luft genieſ⸗ ſen / groͤſſ erer kaͤlte unterworffen / ſo hat ander ſtwoher der natürliche Mangel genugſamer wärme müffen erſetzet werden / wann wir Einwohnere ſolcher ‚Balten Landen haben ſollen von derſelben Fruͤchten leben / ꝛtc. N.22.) „232 (8) 2 u. »Jul. 170% Seltſamer Naturgeſchichten as Schieiser - Lands Wochentliche Ersehlung. Anhang von den Elementen des Schweizerlands. I finde infonderheit zwey urſachen / dardurch ein mehrere wärme in rs eu unſeren Helvetifchen Landen erwecket / und die Kaͤlte abgehalten wird: Ye Die einte beſtehet in der Bergen ſituation, und vilfaͤltiger oben bes reits erflärter,guruckprellung der Sonnenftralen : Die andere in einer uns teriradifhen Waͤrme / welche in unferen Berg. Fluften und perborgenen hd» finen fid fan aufhalten/und die auffere Erdenrinde unferer Heivetifchen fans den beftändig,fo vil als nötig iſt / erwaͤrmen. Ein folches unterir2difche Feuer Oder waͤrme / zeigen genugfam an fo vil warme Waſſer quellen / und Erdbi⸗ dem / denen alle bergichte / und ſonderlich auch unſere Schweizeriſche Lande unterworffen / wie ins befonder hiervon zeugen Fan der lohliche Canton Glarus / welcher A. 1654. 15. und A. 1701, über die 30. Erdbidem ge⸗ ſpuͤrt / ſe auch die Lobl. Statt Baſel / der Lobliche Canton Zurich / die Grafſchaft Baden / und andere Ohrte mehr / von deren Erſchuͤtterungen anderſtwo zu reden ſeyn wird. Von diſer unterirrdiſchen / in allen Berg⸗ werken zuſpürenden und etwan in wuͤrklichesFeuer außbrechenden warme werden unfere Berge / Felſen / Waͤlder / Wieſen / Alpen / dero Gewaͤchſe / und ohnmittelbar aufligendeLuft eiswaͤrmet / der Nehrſaft in die Baͤume / Stau⸗ den und Kräuter getrieben / ja ſelbs hinterhaltet der beftändige Berg⸗ Schnee die innere IBarıme/daß fie nicht leicht außfliegen fan / wie wir auch in unferenebenen Landen gemahren/daß der auf der Saat ligende Schnee dieſelbe erhaltet / und auf denen höchften Alpgesirgen mit vermunderung zubemerken / wie nahe an dem Schnee und Eis / ja unter demſelben die fchöns ſten / und rarefien Kraͤuter grünen und blühen. Diſe wunderbare guͤte Got⸗ tes / welche ſich zeiget in weiſeſter außtheilsund miſchung der Waͤrme und Kaͤlte / genieſſet 4 unſerem Schweizerland die Inſel Island / au —* ekant / 35 (86) 6“ bekant / daß fienicht fo fruchtbar und bewohnet were / als fie iſt / wann ſie nicht beſtaͤndig erwaͤrmet wurde von dem Feurofen Hecla. Alſo ſehen wir, wie Gott feine Geſchoͤpfte / die Feurſpeyende Berge / die erfchrofenliche Erdbidem / die Waͤrme / Kaͤlte / Waſſer / Luft / c. zubrauchen weißt I wann er gegen ung Menſchenkinderen fib wil erzeigen als ein gnaͤdiger Vatter / oder als ein ſtrenger Richter. Was uns, abgehet an genugſamer Waͤrme der oberen / und inneren Luft / das koͤnnen wir auß ſonderbarer guͤte des Schoͤpfers er⸗ ſetzen durch andere Mittel / under welchen muͤſſen gezehlet werden unfere Ler⸗ chen-⸗Tannen Eich Buch⸗ und andere Walder / auß denen wir Brenn⸗und Bauholz genug haben; ſolte uns auch dißfals was abgehen / ſo koͤnten wir unfere IL.2. angeruͤhmte Torff-oder auch Steinkohlen⸗gruben oͤffnen und Darauf ganze Stärteund Landſchaften reichlich verfehen. Ich gefchwei- ge anderer Seuersmaterialien/deren wir ung zutäglihem®ebraud) bedienen koͤnnen / als da find die Kieß / Feurſteine / Schwefel / Zunderſchwam / welche wir hier und da in unſeren Landen in nicht geringer Menge antreffen. Ich uͤbergehe auch den Nutzen / welchen uns Eidgenoſſen im fahl der noht Eönnen ſchaffen unfere auf den Bergen und Hochwachten anzuzuͤndende Feuer / durch deren hilff innert wenig Stunden das ganze Schweizerland kan auf⸗ gewekt / und in Allarm gebracht werden; Dergleichen Feueren ſich auch zu Kriegszeiten bedienet die alten Roͤmer / ſchon vor Julij Cæſaris Zeiten / die Peruaniſchen Könige oder Ynez ; Die Gothen in Schwediſchen und Nor⸗ wegiſchen Gebirgen wie zuſehen auß Cæſar. Lib. III. de Bell. Civil. p. m. 639. Garcillaflo de la Vega Commentair.Royal.l.ib.Vl.cap. 7. Ol. Magn Hiſt Gent Sept Lib. VII.c. 10. Ich geſchweige auch des ſchadens / welchen das rauberiſche Feuer⸗Element unſerem Vatterland in allerhand mu hwillig veru ſachten / oder durch zufalliges ungluͤck entſtandenen Bruns ſten zugefuͤget unter welchen ſonderbar merkwürdig iſt jene muthwillige Landverlaſſung deren Cæſar gedenket Bell. Gallic. Lib. 1. Daß namlich um das Jahr der Welt 3912. die alten Helvetier unter ihrem Heerfuͤhrer Orgetorix ſich verbunden / ihre wilde Lande zuverlaſſen / und dag fruchtbare Sstulien einzunemmen / deßwegen vor ihrer Abreiſe in die r2. Staͤtt / und 400. Flecken und Doͤrffer / mit allem Korn⸗ und anderem Vorraht verbrent; ut Domum reditionis ſpe ſublata, paratiores ad omnia pericula ſub- eunda eſſent. | ‚Bon denen Schwrigerifhen Waſſeren / und deren Foftbarkeit in ges mein iſt oben bereits N. 5. pı 29, zur genuge geredet worden: a a | | k en’ 83 (37) ö “ een Ense nen ñ— Fluſſen / Seen / Basen Brünnen/ warmen und kalten Mineral⸗woſſeren aber wird hier und Da etwas merkwuͤrdiges zuſchreiben vorfallen, undkan ‚eu hicher gezogen werden / was N. 10. p. 37. von den Berg Iteblen und Wolken/ale überir2difchen Wafferen angebracht worden. Die (Erde fehen wir hier nicht fo vaſt anvals ein Faltes und feuchteg Slement / ſondern vilmehr alg ein Zeugmuter aller Gewaͤchſen / Thieren / und Menſchen. Wir Schweizer konnen der güte Gottes nicht genug danken / Bor Die vilfaltig reichen Schatze / welche unfer Keine Erdenwinkel nicht karg⸗ lich / ſondern reichlich hervor bringt. Wahr iſts / dag bier und da, fonder- li) auf denen höchſten Gebirgen groffe Plätze anzutreffen, da alles wild rauh / und unfruchtbar,da gibt es Feine Korovolee acker / keine Eoftliche QReins berge / keine Obsreiche Gaͤrten / ja nur nicht ein einiger wilder Baum / da alles von Fälte ſtarret / mit Schnee und Eis bedecket / und traurig außfihet; Gleich⸗ wol finden ſich auf / und naͤchſt an diſer milden Schaubuhne die weidreiche⸗ ſten Alpen / die ſchoͤnſten Gaͤrten / ſo da gepflanzet von dem Schoͤpfer derNa⸗ tur ſelbs / und mit ihren anmutigſten vilfarbigen Blumen die Augen und Gemuter auch derjenigen ergegen / welche ſonſt ſich nicht auf Die Kräuters wiſſenſchaft legen/oder verfiehen ; ich geſchweige nun des Nutzens / welcher von erhaifung viler 100000. Stuck Viehs unferem ganzen Sand durch Milch / Butter / Kaͤſe / Fleiſch / ze. zuflieſſtt. Es folte mancher bey vorftels lung der erſchrockenlich allgemeinen Sundflut gedenken / daß die wuͤtenden Waſſerwellen alles Erdrich don unferen hoben Gebirgen muͤſſen wegge⸗ ſchwemmet / und in Die Thaͤler / oder nidrigere Lande abgefuͤhret / folglich Die Berge blos / und unfruchtbar gelaſſen haben, Es findet ſich aber diß nicht in der That ; Ein jedes kleines / an den Felſen hervorragendes Plaͤtzlein ſihet man mit Erde beleget / und mit Krauteren gezieret: Welches denen Suͤnd⸗ flutBeſchreiberen anlas Fan geben zu abfaſſung verſchiedener Gedanken. Wahr iſts / daß die wilden Bergwaſſer jaͤhrlich eine groſſe Menge guten Erdreichs abſpuͤlen / und mit ſich fort in die groͤſſere Fiuͤſſe führen / das von unferer Landes fette andere Voͤlker / zu denen unfere Schweizeriſche Ers den hingeflöffet wird / nicht geringen Nutzen haben / wie deffen Zeugen feyn koͤnnen Die jenigen Wieſen in denen Niederlaͤndiſchen Provinzen / toelche zu gewiſſen Jahrszeiten von unfern anmwachfenden Slüffen uͤberſchwemmet / ‚und Dardurch gleich twie Egyptenland vom Nilo / gedünget / und fruchtbar gemächer erden, Wir fpuren über diß in unferen Landen / daß die Berg⸗ waſſer je tieffer und tieffer in die Erden einfreſſen / fo Daß zum un der AUS ME ' ein/ . 8 6) 88 Rhein / ſo ehemals durch die via mala zwiſchen Schams und Tuſis gefloſ⸗ ſen / nun 50. und mehr Schuh tieffer einher fahret; Obgleich auß bisheri⸗ gem zuſchlieſſen / daß die Schweizeriſche gute Erde nach und nad) annemen/ und hingegen die fruchtbarfeit in anderen nidrigern Europeiſchen Laͤnderen zunemen werde / ſo ſpuͤren wir Doch in der That noch feinen mangel / wiewol wir auß unſerem uͤberfluß anderen mittheilen; wir haben noch unſere Graß⸗ reiche Wieſen / Blumenvolle Alpen / fruchtbare Aecker / edle Weinbergt / Luft und nutzbare Obsgaͤrten / weite Waͤlder / re. und hoffen / es werde der Allweiſe Schöpfer jezt⸗erzehlte Natur⸗kraͤfte und Fruͤchte unſers Lands noch weiter ung nebſt der koſtlichen Leibssund Seelen: Freyheit genieſſen lafs fen; weßwegen wir und vor difem aroffen Gott zu demutigen haben / wel⸗ cher die ung zugerheilte Gutthaten alle augenbfick verwandten Fan in ernſt⸗ hafte Straffen. ® Anhang vonder feurigen Luftgefchicht/deren oben | meldung geſchehen WR.ı2.p.45- 3 Den noch übrigen Platz weiß dißmals beffer nicht außzufuͤllen / als mit folgender befraftsund beleuchtigung deſſen mas oben ſowol Hiltorice als phyfice von bemelter feurigen Luftgeſchicht gefihrieben worden. Es haben vor dem Erdbidem / ſo gefpürt worden den 4. Nov 1704. zwey ehrliche Bau⸗ ren / der einte von Birch weil auß der Pfarr —— / der ander ab dem nahe darbey gelegenen Hof / Obholz genant / als fie von Hauß hinweg naher Wuͤlflingen gefahren / gewahret / daß ein Feur auß der Erden kommen / wel⸗ ches dem Boden nachgefahren / gleich einem Blitz / dar ab fie erſchrocken / und je einer den andern gefraget / was doch diß bedeute / das ſeye Erin rechter Wet⸗ terleich; Die Erſchuͤtterung des Erdbodens aber haben fie ſelbs nicht ges mahret. Ein gleichesfol auch zu Embrach von einem Mann margenomen worden feyn. Wir unterdeffen lehrnen von diſen unferen Lehrmeiſteren / daß dieeigentliche urfach der jenigen Wetterleuchten / ſo etwan unmittelbar Denen Erdbidmen vorgehen / alſo auch der oben befchribenen Seurigen Luftgeſchich⸗ ten / welche unter dem Nahmen Coeliardentis, flammantis, eines Feuri⸗ gen Himmels bekant feyn/ mehrmalen herruhre von wirllichem Außbruch eines unterirrdiſchen Feures. Diß berichtet mich Hr. J. H. G. M. D. mein fehr toehrter Freund. | | P,3. Schließlich berichte ben geehrten Leſer / daß in 7. naͤchſt folgeuden Zeitungen nebft dem getruften Blatt nöbtig ift ein Kupferblatt zugeben, deffen jeweiliger wehrt iftein 6. Es bandlen aber difere Blätter von denen im Schweiierland befindlichen uͤde vbleibfe- len / ober Reliquien des aBgemeinenSundfluffeg, N. 23.) | 88 (89) Eee 15.Jul.ı705 “ER 338-3308 IE Seltſamer Naturgeſchichten Des Schweizer - Ends Wochentliche Erzehlung, Von denen im Schweizerland befindlichen uͤberbleibſelen € | der Sundflutb. oͤchſtloͤblich ift ed an einem Liebhaber der Welt⸗ fonderbar aber der 86% Vaiterländifben Hiftori/ wann er ſowol auß allerhand Geſchicht⸗ OH Ihreiberen/ als alten aufgerichteten Denk⸗Saͤulen / Jnferiprionen/ oder Überſchriften / Muͤnzen / Edelgeſteinen hervor fucht den alten Stand der Monarchegen’ Königreichen/ Republiquen; einem Eidgnoß ing befonder/ wann Der jezt erzelter hin und wider in dem Schweizeriand anzurreffenden Hulfsmittlen fich bedienet/den alten Stand Des Helvetierlands / und alle deſſen abenderungen bis auf gegenwertige Zeiten. „3 erforfchen/ und felbs eis men anfehenlichenSchag famlet von gefihriebenen/und getruften Buͤcheren / von alten Berträgen/ / Pundtnuſſen / Abſcheiden Münzen’ und andern Mos numenten / ſo Die Hiftori unfers Lands betreffen. Wie fleiſſig aber einer ims mer ift/fo findet er in Denen mittleren Kahrhunderten vor Caroli M. Zeiten bald nichts als Finſterheit / und Fan endlich höher nicht kommen / als zu den geiten der alten Römeren/und Deren gethane Züge in unfere Helvetiſche Sans De. Das / mas Dißmalzubelieben vorhabe/ gehet an nicht Die Politiſche / fondern Natuͤrliche / Befchaffenheit des Schweizerlands / welche fih nicht nur erſtrecket zuder Roͤmeren Zeiten/fondern in Die 2000. fahr weiter his auf zudem Sundfluß. In difer allgemeinen und erfchrockenlichen Erdens zerſtoͤrung hat unſere Helvetia fo vil gelitten / Daß der Gedenkzeichen difer graufamen Waſſerflut mehr als in einigem Land Europæ anzutreffen. Ich Fan keklich ſagen / daß mann feine H. Bibel mere/melce ung difer Sachh ben einen Goͤttlichen — — /_tir auß bloſſer Natur⸗betrachtung umjerer Landen und deſſen / was darinn iſt ganz gewiß konten ſchlieſſen / daß ſelbige rigften von dem Meer / daß doch fo weit von ung I} /und.fo.tief-under ans gt / ſeyen uͤberſchwemmet worden, Ich preſe die Allweiſe Vegtun Sc en Tr WERE 12... 0 — wo — me ner TE) tes / welche ung nicht nur in H. Schrift berichtet Gen. VII. ı9. Daß die Waſſer der Suͤndfluth über Die höchften fpigen der Bergen gangen / fons dern auch ung immerwährende Dänckfäulen deffen vorftellet auf unferen Alpgebirgen / welche die gröften und höchften find von ganz Europa, Wer wil hieran zweiflen / wann er aufden oberſten Bergfirſten unferer Landen anſihet ganze Selfen/die von lauter gerbrochenen/ auf ein ander gehauften/ und in Stein verwandelten Meer» Mufchelen / und Schnefen zuſamen ge feget find ® Kommet hieber ihr Verächter der H. Schrift / Die ihr vor eine eizele Zabel haltet/dag was in den Buͤcheren Mofisvon der Suͤndflut aufs gezeichnet ſtehet; lehrnet hierihr Gotteslaugner / die ſtummen Felſen wer⸗ den euch predigen / die Maurharte Berge werden euch / mann ihr je zu biegen ſeyt / weich machen: Es iſt merkwuͤrdig / daß die Hiſtori der fo genanten ge- bildeten Steinen (Lapidum Figuratorum) in diſen letſten Zeiten eiferi⸗ ger unterfuchet wird / als jemalen; Aber auch Dad Gift der Gottes laugnung und Schriftverachtung auf eine fo fubtile Manier zugerüftet/ und denen Herzen der Menſchen eingeflöffet wird als jemalen: Es ift zwaren wahr daß die Mufchel » und andere gebildete Steine nach viler Naturforfcheren Meinung zugefchrieben werden einer verborgenen Naturkraft / welche fie als fo in der Erden geftalte /oder anderen und anderen urfachen/ von denen zu anderen zeiten folein mekszrd geredf werden. Es ift aber Difere Materi fine wenig Jahren fo eiferig erforfchel/und Die fleine mit denen Meer Geſchoͤpf⸗ ten fo fleiffig und forgfältig verglichen worden/das nunmehr ein vernuünftis ger Menfch nicht zweiflen kan an herfunft Der meiften fo genanten figuriers tenSteinen von der Sündflut. Ich wird Daun und wann bey fortfeßung difer Arbeit anlas haben,die überbleibfelen der Suͤndflut / ſo in unferen Lan⸗ den befindlich/dem gönftigen Lefer vorsuftellen/dißmalen aber/und in 6. fol- genden Blaͤttlein einiche vor deme in Lateinifcher Sprach um etwas befchries bene Steine vorzulegen/und zugleich anzudeuten / welche von ihnen ganz ges wiß zu den zeiten der Sündflut gehören / welche zweifelhaft / welche endlich in der Erden ſelbs gebildet worden ? i Auf dem Lager /Reger/oder Laber Berg Zuricher Gebiets, fo ein theil des Jurz,oder Jurafli , bey der Hochwacht, findet man allerhand Ars ten Muſchel⸗Schnecken⸗ und andere Steine 7 von denen dißmal nur Dieras seften werde vormablen. Tab. V. In der 1.und folgenden Figuren fihet man die fo genanfen Stern⸗Steine / welche bey unferem Geſſnero heiſſen Alteria —— und gphragu “ 2 3 (91) ö PR a — — — — — — — — — — — — EEE) WEGE — — Sphragis afteros,de Figur. Lap.p.37. bey B. de Boot.Aſteria vera ſeu Stellarıs Lapis. Gemmar. & Lapid.L.1l. c. 148. Aftroites Entrocho ee In on — ſimilis Velfchio Hecatoft.l.p.52. Welche Nahmen alle endlich bedeus ten eine gattung runde/oder fünfecfichte Steine / welche gar ordenlich gleich dilen Tellerlein aufeinander ligen/ ſo daß man fie Fan von einander fönde- ren/ und auf jedem derfelben oben und unden fehen ein wolgebildetes Roͤſ oder Sternlein. Etwan find dife Raͤdlein / oder Tellerlein / ganz rund/ (wie in Fig.3. 4.) etwan fuͤnfeckicht / mit ſpitzigen oder runden ecken (Fig. 5. a.$.b.) etwan gang rund / aber an dem rand mit 5. außbölungen verſehen. Etwan finder man in einem reyen von 5.6. oder mehreren auf einander ligen⸗ den radlein alle dife Abenderungen (wie in Sig.r. 2.) inanfehung der groffe find einiche dicker / andere duͤnner (tie Sig. 2.und 3. die natürliche groͤſſe anzeigen.) Widerum ſind einiche in grader Lini auf einander geſetzet / (wie ig. 1. 2.3.) andere krum (Fig.4.) das Roͤſ⸗oder Sternlein / welches auf des nen raͤderlein zuſehen bildet vor Fig.5. Es finden ſich diſe Steinlein etwan in mitte anderer harten Steinen / oder gucken auß denenſelben hervor / etwan aber bloß auf den aͤckeren / nachdem fie namlich auß denen Steinen nach und nach durch Regen / Schnee’ Kalte, / Waͤrme / geloͤßt worden / und herauß gefals len. Fragen wir nad) diſer Sternfoͤrmigen Steinen urſprung / fo iſt zuwiſſen / daß derſelbe ganz gewiß koͤnne / und muͤſſe / geſucht werden in gewiſſen Thie⸗ ren / welche in dem Suͤndfluß zugrund gegangen. Ihre ordenliche geſtalt / zuſamenfuͤgung / und gewiſſe glänzende Materi / worauß fie beſtehen / gibt diß genugfam zuerkeñen. Luidius haltet ſie vor theile der Meerſternen / Stel- læ marine; Ob nicht auch einige koͤnnen verglichen werden mit Denen Graͤt⸗ ten groſſer Floßfederen der Meerfiſchen / uͤberlaſſe denen / welche an den Mee⸗ ren wohnen / und taͤglichen anlas haben / die Meerthiere mit ihren Theilen zuſehen / und zu beſchreiben. Fig 6. ſtellet dar ein ablang rundes/oderZylinderförmiges Steinlein / cylindricus Lapillus, welches mehrmalen eintzilen / ſehr ſelten zwey ⸗ und dreyfach an einander hangend gefunden wird. Daß aber anfaͤnglich vil aneinander muͤſſen geweſen ſeyn / zeiget an der runde duͤpfleinkreiß / fo auf jedem diſer Steinlein zuſehen. Einmal habe eins gefunden / das mitdem ſo genanten Naͤgelein Stein zuſamen gefuͤget. (Fig.13. b.) Zu diſem Stein⸗ kein gehöret Entrocho congener volvola vulgaris eburnea Luid. Lithoph.n. 1162, ein dem Eifenbein gleiches silinder rundes Steinlein ; mis vorbehalt eines Fleinen underſcheids. Luidius haltet darvor / * un “ * \ N — I, Pr PER — — a 233 (92) $S- auhdife art Steinlein zu den Megr- Sternen gehöre/gleich auch die naͤchſt⸗ olgende. rolg Fig.7. ein bauchichtes Steinlein/fo einem kleinen Fäklein ſich gleichet / Dolioli Figu- rä Lapillus/ und eben diß iſt / welches Luidius nennet Volvolam doliatam, feu cadifcum rc- rentem. n, ı163, Lachmund in feiner Oryctograph. Hildesheim. pP: 56, Entrochum con- Bantem ex Trochitis fenis candidis,quorum pars media tumer ; Einen auß vilen bauchichten raͤdlein zuſamen gefesten Raͤdlein Stein. Diſe nun find an der laͤnge / ünd dicke ungleich / und werden gar ſelten zwey gefunden/ die noch aneinander halten / dann ihre Fugen fo ſub⸗ til / daß fie kaum aefchen werden : weßwegen leicht zuerachten / das in der ollgemeinen Ev denjerſtoͤrung diſe gläiche derMeerfternen ſich haben muͤſſen an einander zerſtoſſen / ſo daß kei⸗ ne ee kb wenig ganze/auß vilen gläichen zuſamen gefeste ärmlein haben Finnen übrig’ und an; bleiben. , Big. 8. iſt ein kleines Biren oder Schwammfoͤrmiges Steinlein ( Fungulus pyri· formis lapideus) welches oben hat vil Püchlein/und unteneinen zimlich dicken fkiel/ gleich des ven gattung Schwämme/welche bey Mentzelio heiffen Funguli caliciformes feminiferi in Pu- gill. Plantav rarior. ehe fie fi) oͤffnen. i Dig. 9. iſt ein kleines Steinlein/ gleich einem Baret / Baretlin ( Bireriformis Lapil- Zus) welche Gattung Hut in Spelmanni Gloflario befchrieben wird under dem Nahmen Bir- ri, Burri,Byrri, Biret, Birrheti,Birreti, Birretri. Mas aber eigentlich diſes Steinlein vors ſtelle / kan ich nicht wifjen : oben hat eg vil Hole Loͤchlein / unten aber außgebogene duͤpflein· Fig. 10. iſt ein grauer Stein gleich einem einer ſeits außebogenen / anderſeits holen Glaß / dergleichen ium Exempel über die Sackuhren gemocht werde: ſelten iſt es eines zohls in dem Durchſchnitt / mehrmalen aber kaum eines Nagels breit / und noch kleiner; efwan findet man ihne einkzeln/efwan ſethn 3.4.5. und mehr über einnder / welche fich gar füglich in einan⸗ der ſchicken. Dife art Stein befehreibet auch Luidius Lithoph, Britt. p. 86,unter dem Jramen Alreoli, welches Wort eigentlich heiſſet ein holes Schuͤſſelein. Was aber difer Steinfeye/oder bedeute / iſt big dato noch unbefant: Das habe ich mehrmalen wahrgenommen / daß dergleis eben Alveoliyoder hole fteinerne Schuͤſſelein fi; finden in dem Centro / oder Kegelfoͤrmigen Hoͤle des ſo genanten Belemmtæ. oder Luchsſtein / deren ein ganzer vorgeſtellet wird in Fig. ı1.b, ein halber aber/in dene die Alveoli ligend zufehen in Sig, n. Sig. 12. Bilder vor ein den Krebsaugen nicht ungleicheg Steinſein / welches obs Be zweifel auch von dem Suͤndfluß hergeleitet werden muß. Es iſt daffelbe faſt gleich einem runden / oben holen / mit fünf Strichlein bezeichneten ſchaͤlchen / weßwegen eg anderſtwo von mir genennet worden Scyphoides lapillus pedunculo carens. Ein Steinlein / ſo ciner 5a len fich gleichet ohne den Fuß. Dig. 13. mird gemeinlich genennet Naͤgeleinſtein / Eßnaͤgelein / Carjophylius lapi- deus, Caryophylioides Lapis, teilen er faft gleich einem Gewürz Nägelein. ..819-13- b. hatoben vier eck/wie dag erſtere fünfe. Einmal habe angetroffen ein cylind- rifibes Steinfein an vorhabenden Nägelinfiein gefügt/note zufehen 8ig.13.b. Es aeheretin, Defien auch Difer Stein zu denen Reliquien der Sün dflut / obgleich wir noch nicht wiſſen / was vor Thieren kheil es feye, Fig14. Iſt ein mit Fiſchrogen beſeztes Steinlein. Ovulis aſperſum Saxum: und hat jedes Eylein in mitten ein fhwarzes Dünetlein. Big. 15, heiſſet Stigmites, ein mit vilen Düpflein bezeichneter Stein, | — Fig 16, Retepora fewElchara marina Jmperati lapidea: ein netzſoͤrmig feinern Me aewaͤchs auf einem Drasınerkein, Das Kupfer koſtet uß. 1.24) gr (91) Gele 22.Jul.1705 | Geltfamer Traturgefchichten Des Schweißer - Lands Wochentliche Erzehlung, ee eo lien: Sortfezung von denen im Schweizerland befindlichen t überbleibfelen der Suͤndflut. 4%) Ein gmweifel iſt / daß in denen erfien Jahren / und Jahrhunderten nach x dem Sundfluß man in friſcher Gedachtnuß gehabt alles, was ſich oma difer erfehrofenlichen überfchwernung zugetragen. Noah / und Die ſeinigen / ſo in Der Arch erhalten worden / werden mit einander oft⸗ malige Geſpraͤche von ihrer wunderbaren errettung / und anderer lebenden Geſchoͤpften elendem untergang/geführet haben/und wird diſe Geſchicht von Mund zu Mund zu denen Nachkoͤmlingen fortgetragen worden ſeyn: Wañ auch ſchon Die Menſchen geſchwiegen hetten / ſo were Doch Die ſach ſelbs nicht unbekant geblieben, Es hetten geredt fo vil iauſend / und aber tauſend / Mu⸗ ſchelen / Schnecken / Krebs / und andere Reliquien der Meerthieren / mit wel⸗ chen der ganze Erdboden anfangs beleget geweſen. Wie aber diſe theils von den waſſeren weggeſchwem̃et / theils von der Luft verzehret / theils von den Menſchen und Thieren zertretten worden / die Menſchen auch mehr zuſorgen hatten um ihre Kleider und Nahrung / als um erfindung der Buchſtaben / und Wiſſenſchaften / dardurch die Gedaͤchtyuß einer fo merkwuͤrdigen Be⸗ gebenheit were erhalten worden / als iſt nach und nach die wahrhafte Hiltori Des Sundfluffes verblihen / und in lauter Maͤhrlein verwandler worden. Die Sriechen haften in folgenden zeiten außgeftanden Die Ogygiſche / und Deucalioneiſche uͤberſchwemung / deren jene Atticam verwuͤſtet / diſe aber Theſſaliam zugrund gerichtet / weilen nun von diſen befondern uͤberſchwem⸗ mungen dem ganzen Griechenland groſſer ſchaden erwachſen / ſo hat man nur allein von diſen traurigen Zeitungen geredet / als Die von frifcherem das to waren / und Die allgemeine vorher entftandene Flut mit Difen letfleren vers menget / oder gar in diefelben verfenfet, Es haben swaren auch andere Voͤl⸗ ker / in Klein und Groß Aſia, Africa, und Europa etwelche — F | iſer - N — RER ran m mn ——— en — —— — —— ⏑ — diſer allgemeinen und groſſen Welt. Tragedj behalten / aber mit allerhand zugeſezten Fablen ſo vermiſchet / daß man auß ihren hinderlaſſenen Schrif⸗ ten ſich wenig fan erholen. Der einige Geheim⸗ Schreiber Gottes Moſes giebet ung einen zwar kurzen / aber eigentlichen ‘Bericht / tie es her⸗ gegangen / und müffenfich dDeffen in Beſchreibung Difer Geſchicht zu ihrem Sundament bedienen alle andere Hiftorici. Wir find dißmalen beariften in aufluchung aller derjenigen Mittlen / welche ung die Natur au die hand gibt, und darmit zuddem Traurfpiel des Sundfluffes den geraden Reg führer. Joh. Craig, ein ſubtil gelehrter Engelländer/mil in einem T- actätlein genant/T heologi& Chriftianz Principia Mathematica, be- haubten / daß alleauch wahrhafiefte, und in Söttlichen Schrifien ſelbs aufs gezeichnete Geſchichten ihren gewiſſen Zeitlaufhaben / indeme fie geglaubt/ und endlich vorMaͤhrlein angefehen werden/und rechnet auß / daß nach 3150 fint der zukunft Chriſti ins Fleiſch verfloffenen/und annoch abzulau ffenden/ Jahren die Hiftori unfers Erlöfers nicht mehr werde geglaubt werden’ und na der Prophetey Ehrifti ſelbs Luc. XVII. 8. das Ende der Welt fommen. Es ſcheinet difere feltfame Meinung umzuftoffen unfere vorhas bende Materi des Suͤndfluſſes. Zu der zeit / da die wahrſcheinlichkeit Difer Ge⸗ ſchicht ſolte j mehr und mehr abnemmen / und bald ſich in eine Sabelver- wandlen / fucher man die überbleibfelen der Suͤndflut / die man fo vil 1000. Jahr nichts geachtet mit fonderem Eifer und Fleiß auf und finder fie wirk⸗ lich zu übergeugung aller Deren/melche fie bis dahin angefehen vor neue Ges bu tender Natur / ja zu beſchaͤmung aller Schrift-und Gottes laugneren. Oder / wo iſt je ein zeit / da man bald in allen Laͤnderen Europæ / ja auch uͤb⸗ rigen Welttheilen / mit ſolcher mühe und ſorgfalt diſere Materi unterſuchet / und darvon geſchriben / als jezund geſchihet ? Wir haben hohe urſach / die Guͤte Gottes zu preiſen / daß nach dero allweiſen leitung zu diſen unſeren zei⸗ ten man durchlauffet Berge und Thaͤler / und auß den Leim⸗Stein⸗ und Erz⸗ Gruben täglich ſolche ſachen hervor gebracht werden / welche uns vormahlen die eigentliche Beſchaffenheit des Suͤndfluſſes. Gleichwol iſt auch diß zu⸗ bekennen / daß diſere wiſſenſchaft noch nicht Den hoͤchſten grad ihrer folllom⸗ menheit erreichet hat und nicht fo bald erreichen wird / wo nicht groſſe Mo» narchen / und Staͤnde das Geſchaͤft befoͤrderen werden: Man finder vil ſa⸗ chen/ von welchen man ganz gewuͤß fagen Fan, das ſie gehoͤren zu der / oder diſer Claß lebender Thieren oder Gewaͤchſen: Aber auch vil, von denen wir nichts gewifſes melden koͤnnen / auß mangel genugſamer wiſſenſchaft vom denen nalurlichen / in Waßſſeren / oder auf des Erden ſich aufhaltenden Coͤr⸗ peren. (9) peren. Don folcher Art find bald alle gebildete Steine / welche in gegens mertiger VI. Tafel vorgeflellet werden. Air wollen aber eine Sigur nach der anderen befiher. | Fig.17. Iſt ein Stuck eines Eoraffen-gewächfeg/fo mit einer netzo⸗ foͤrmigen Rinde / gleich einem Weinſtein übersogen. Corallium foflile Cortice reticulaco obdudtum, Difere Meer⸗Rinde / oder Tartarus ‚fin- det ih auf den Muſchelen / Schneken / Corallen / und anderen Meerrörperen/ und wird — von Boccone in ſeinen Recherches Naturelles p. 7.9. 17 160, /Fig. 18. iſt ein in zwey aͤſte ſich theilendes Stück eines Corallenge⸗ waͤchſes. Alcyonij bifurcati fragmentum, welches villeicht kan verglie⸗ chen werden mit dem Aleyonio foraminoſo, vel quarto Dioſe. Jmpe- rat. Hiſt. Nat. p.641. einem löcherichten Meergewaͤchs; oder Madreporæ cujusdam foflilis fragmento. Luid. n, 107. | Sig. 19. ift eine art fleinern Meergemächs den Pfifferlingen nicht ungleich / weßwegen fie auch von Wagnero Hift.Nat.Helv.p. 309. genens net werden Fungi lapideı, ffeinerne Pfifferling. Es finder fich diſer Stein gar vilauf dem Lagersund Nandenberg sift von verſchiedner geſtalt und groͤſſe: ing gemein aber endet er fich unten in einen ſpitz und oben dehnet er ſich auß/gleich einem Glotz / mit dem die finder fpielen. Sin gegenwertiger Figur iſt abſon derlich zufehen Die auffere von dem inneren Steinmarg vers ſchiedene Rinden; welches mir auch den anlag gegeben /difen Stein zuvers gleichen mit einem Meergewächs / genant Alcyonium ftuppofum Impe- rat. vel quarcum Diofcorid. Deſſen abbildung zuſehen in Jmperac.Hift. Nac.p.640. fu folgenden Siguren zeiget fi diſer Stein in geftalt einer Fengen / wird deßwegen verglieche mit Alcyonio tuberofo formä Fructus alicujus Ficus,vel Alcyonio quinto Diofe.]mperat.Hift.Nat. p. 64 1, U: fer felige Hr. Wagnerus nenner ihn ganz wol Ficoidem , und Caricoi- den, Feigenſtein / auß gleibem Fundament: dann gewißlich einid;e von diſer art Steinen mit ihrer geſtalt und Streimen / welche oben in mitten an⸗ fangen / und ſi gegen dem Stiel zuſamen zeuhen / einer Feige nicht ungleich; wie Fig. 20. Andere find nicht geſtreimet / ſondern mit vilen / gleich ale mit Nadeln gemachten Puͤnctlein bezeichnet; wie Fig.21. Widerum andere ſind bauchichter / und groͤſſer als die Feigen / oder ſind rings um in ihrer aͤuſ⸗ feren Flaͤche beſezt mit vilen holen / etwan der ordenlichen länge nach / mehr⸗ malen aber ohne ordnung ſtehenden loͤchlein: Hicher gehoͤret die Bern un | 233 (96) EI und Fleinere Fig. 22. diſe / welche widerum den Pfifferlingen ſich eher gleichet/als den Feigen? baben oben ein Eüchlein/welches stman durch den ganzen ftein hinab gehet / und feyn an groͤſſe und länge ſehr ungleich; einiche nicht dicker / als ein Federfiel/und etwan eines Zohle lang: andere find von gleicher Zohl laͤnge / aber einmal ſo dick / als die vorigen: einiche ſeyn nicht groͤſſer / als ein Kirſchen Stein/andere fo groß/alseine Fauſt / und noch groͤſſer. Hieher ger Dorn villeicht Tubera lapidofa, die Steinerne Pfifferlinge / deren gedenfit Calccalarius u3. P- 411. Bekanter / als die vorigen / ſeyn beyde Stein / ſo mit PR. 23. bezeichnet nd. Ich nenne fr ein Wurmfoͤrmiges Meergemächs/ Aleyonium vermiculare [Vermicchiara] Al- eyonium Milefium, vel Tertium Diofc, Jmper. Hift, Nat.p. 639. Lachmund in Oryctogr. Hildesheim. p. 48.heiffef ihre Tubuliten, oder Lapidem Tubulum Vermium exactè referen- tem, Wurmſtein / Steinerne YQBurm. Luidius in Lithoph. Britt. n. 1213. bis 1221. Vermiculariam. Wormius ia Mufeo p,49 Lapidem albiffimum porofum, ex vermieulis qui- busdam conflatum, oder Alcyonium candicans vermiculatum Won difen Steinen Finnen wir ganz geriß fagen/ dag ihre erfie Mutter das Meer / und die zeit ihrer Geburt bis hinauf zum Sündfluß fih erfiredet. Sie find fo gleich denen auf und über einander herkriechen⸗ den / und an denen Muſchelen und Schnecken ſich anhenkenden Meerwuͤrmlein / daß Fein Ey dem anderen ähnlicher ſeyn Fan ; in ihrer geſtalt / groͤſſe / farb und durchloͤcherung. Man findet fie auf dem Lägerberg Zäriherrauf dem Randen Schaffbauſer Gebiets: in der Birß bey Bafel/und der Grafihaft Neuenburg. Fig. 24. iſt ein Stein gleich einem holen Schäffelein heiſſet villeicht dannenher Patel- la lapidea, Steinernes Schüffelein Wagnero Helv.Cur.p. 318.1und aleichet fehr einer gewiffen Art holer Pfifferling / oder Schwaͤme. Was es aber eigentlich fine / Fan ich bis dahin nicht gewiß anzeigen. Der Ohrt / wo difer Stein fih findet/ ift auch der Laͤger und Randen- Derg/und bey Liechſtal Baßler: Gebiets. Fig. 25. iſt gleich einem mit vilen Tugſtein umlegten und verfteinerten ſtuͤklein Hol: Heiſſet Deßmegen Surculus lapideus, Adarce, vel Tartaro incruftatus, Sig. 26. ift gleich einer knorrichten Herculis Keule / oder Stecken: und Fan in verglei⸗ dung gefeget werden mit Lithophyto nigro majori & craffiori Tournef, oder Corallio nigro ©,B. Wagner heiffet diſen Stein Lithophyton,feu fpinofum Lapidem Helv. Cur.p.313, Es fcheinet/ daß dife art Steine anders nichts feye/ als ein ftück eines Schwanzes von einem Meer Roch oder Angelfiſch Raja, oder Paftinaca marina ; oder eine gaftung Stadjeln von eneerigeln diejenige ins befonder/ welche Baftoncelli impietriti nennet Boccone Mufeo di Fiſica p, 183- Fig.27. undzs iff eine rare gattung villöcherichter Meermufcheln/Concha foſſilis Tel- linoides porofa, Diefe Mufcheln find ſo leicht und bruͤchig/ das man fir gar felten ganz findet; Finnen defto weniger ſich und ihren erften urfprung verläugnen / weilen fie Feine/ nder geringe verfleinerung außgefanden. Die farb felbs if afchgrau / etwan auch purpur⸗ braun. Der Ohrt derſelben / und zweyer vorhergehenden Steinen/ift der Laͤgerberg. Das Kupfer koſtet 1.5. 7.25.) | (97) Em _— 22 Jul. r7o5. Seltſamer Naturgeſchichten as Schweizer⸗Eando Wochentliche Erzehlung. — — —— me „BESSER — — — —— — ———— — Fortgeſezte Beſchreibung derer im Schweizerland befind⸗ lichen uͤberbleibſelen der Suͤndflut. Jemand iſt / der nicht die Muſchelſtein / ſteinerne Muſchelen / auf erhas Wöenen / und nidrigen Ohrten / auf aͤckeren / in Felſen / auf dem Laͤger⸗ Randen ⸗Pilatus-Aubrig⸗ und anderen Bergen / in der Grafſchaft Neueaburg / und anderen Ohrten des Schweizerlands / mit verwunderenden augen anſehe / und ſowol bey ſich ſelbs nachdenke / als von anderen zu wiſſen begehre / woher Doch dergleichen den Meer⸗ und Fluß⸗Muſcheln ganz gleiche / Steine herkommen / oder / wie ſie gezeuget werden. Hoffe derowegen / es werde dem geehrten Leſer nicht beſchwerlich fallen / wann ihme bey anlas der VL. Tab. die vornemſten über diſe Materi waltenden Meinungen ganz kuͤrzlich vorſtelle / und nach habender Freyheit diejenige darauß erwehle / welche mich am wahrſcheinlichſten dunket. Es theilen ſich alle Scribenten in zwey Haubtlager / in dem einten ſind die / welche darvor halten / daß dergleichen Muſchel⸗Schnecken Stein in der Erde gezeuget / und geflaltet werden; in Dem anderen / die fie von dem Meer her holen. In beyden Lageren ſind widerum verſchiedene abgetheilte corps, welche wir abſoͤnderlich wollen durch die Muſterung paſſieren laſſen / und von jedem Generalen vernemmen ſeine beſondere Meinung. Robert Plot, und vil andere / denen die ſo genantẽ Chymifchen Grund⸗ ſaͤtze vor anderen gefallen halten darvor / daß die geftaltung aller coͤrperen herzunemmen ſeye von dem Salz / welches hiemit auch in Dem inneren Eins geweid der Erden nach verſchiedener ſeiner Art und Bewegung die lettichte / ſandichte / oder andere zu ſtein werdende Materi in die geſtalt einer Muſchel / Schnecken / oder anderen Thiers / oder Krauts verwandle. Diſe Meinung habe auch ich ehemals behaubtet / und bin nicht nur auß Chymiſchen / ſondern auch mechaniſchen / Grundſaͤtzen fo weit geſchritten / daß eine (mir — wahr⸗ 3 (98) SEI“ wahrſcheinliche wei ſe außgefonnen nach welcher zum exempel Die Mufchels fteine Fönten in der Erden gegeuget werden. Difs.Epift. de Conchitar. Ge- ner.in Append.Ephem.German. Dec. Ill. Añ. IV. p.ı$8. Welche unter des groſſen Ariſtotelis Heerhauffen ſich haben einfihreis ben laſſen / beruffen ſich alle mit erhabener Stim̃ auf ihte fo genanten For- mas ſubſtantiales, oder weſentliche Formen / auf eine gewiſſe geſtaltende / verſteierende kraft / vim figuratricem, Plaſticam, lapidificam, welche ſie anderſt und anderſt betitlen / wo fie andere Figuren macht: aeeu@mıznan beifa ſet ſie / wvann fie ein Scher oder anders ſteinernes Horn geftaltet/zoyXominri- xn, wo fie eine Muſchel zeuget / und fo fort. Gehen wir weiter fort zu des beruͤhmten Baptiſtæ Helmontii Offi⸗ cieren und Soldaten / ſo werden wir widerum hören in einem lauten geſchrey / wie alles ſich beruffet auf den Archeum, ein gewiſſes alles bildendes / und bewegendes Principium, welches in gleichem rang ſtehet nebſt der alten Heid⸗ niſchen Weltweiſen Natur / des Henrici Mori PrincipioHylarchico,ans derer Welt-Seel oder Geiſt / Anima Mundi, Spiritu mundi,SpirituAr- chitectonico. Zu diſem / wie auch des Ariſtotelis Fahnen / in welchen bes melte Woͤrter mit groſſen Buchſtaben ſtehen / muͤſſen alle ihre angehoͤrige einen blinden gehorſam ſchweeren. Lucas Rhiem, gebuͤrtig von Coburg / ein Oberſter ohne Regiment / gehet in feine: Difp.de Ebore Foſſili etwas näher/ und wil / daß eine durch die Erde zertheilte Saamen kraft / (vis ſeminalis) oder kleine Muſchel⸗ Schnecden-und andere Sämlein koͤnnen in einer gewiſſen dienlichen / ſchlei⸗ michten Erde / ſich aufſchwellen / in eine gaͤhrung gerahten / und wirkliche Thie⸗ re / oder derſelben gehaͤuſe zeugen / welche auch leben wurde, wañ nicht ein vera ſteinerender geiſt / oder ſaft / fie ergrieffe / und in ein hartes weſen verwandelte. Ehe wir zu der Feindlichen Armee uͤbergehen / treffen wir an Eduardü Luidium, einen Engelländer/ welcher in einem Wald poſtiert / aber mit gar weniger Mannfchaft verfehen. Difer hat auch eine befondere Meinung und wil / daß die auß dem Meer / und Erden /auffteigende duͤnſte mit ſich füh- ven koͤnnen das kleine Geſaͤme Der Muſchelen / Schnecken anderer Thieren / und Gewaͤchſen; Wann nun dieſelbe durch die Luft fortgetragen ſich iñert die Erdenloͤchlein eindringen / ſo koͤnnen ſie in einer bequemen Materi ſich außdehnen / und allerhand Bilder geſtalten / welche hernach unter dem Nah⸗ men Der ßgurierten Steinen befant werden. ' Auß difem Wald wenden wir ung zu der zweyten Armee beymelcher man refolviert zum vortheil des Meers / auß welchem fie die Mufchel- Schnecken / und andere dergleichen Stein / urſpruͤnglich harleiten / alles aufe 233 (99) Are da man fie nun fit er opel — braucht / und dann die Schalen igen laſſen. Andere ſagen die Erde habe — zet / uͤber diß auch mit reglierter Zahlreicher Mannfchaft verſehen / hoͤret man von nichts anders reden / als von der Suͤndflut / diſe / ſagen fie / iſt der einige anlas / bey welchem die Meerthiere in unſere Schweizeriſche Lande ja in alle theil der Welt kommen / und iſt Die beſte anſtalt gemachet / ſich bey diſer Meis nung bis auf den letſten Blutstropfen zu wehren / damit zu gutem der wahr⸗ heit der Sieg befochten werde. Nun ſchreiten wir fort / nach dem wir bey allen Naturweiſen Genera⸗ len unfere Viſiten abgelegt / zu beſichtigung gegenwertiger VIL. Tafel / und erſtlich zwar zur 29. Fig. in welcher vorgeftellet wird ein Muſchelſteinlein mit Haar⸗ kleinen ſtreimen (Fectunculites parvus capillaribus ſtrys notatus) mit deme Fan vergliechen werden Pectinites minor ftrys capillaribus dona- eusLifter Cochlit. Angl. Tic.so.Ein kleines haarklein geſtreimtes Jacobs Muͤſchelein; findet ſich auf dem Lagerund Randen⸗Berg. Sig. 30. iſt ein dickgeſtreimte ſteinerne Jacobs Muſchel. (Pectini- tes dense ſtriatus) wann unter den Meer Muſchlen nachfrage einem Mus ſter / das diſem Stein fich gleiche / fo Fommer vor Pecten minimus angu- ftior,inzqualis fer& & afper,fina ad cardinem cylindraceo creberri- mis minutiflimifque ftrys donaco, oder Fieinfterunebene und rauhe / dicht geftreimre Jacobs Muſchel Lifter, de Cochl. Marın, Tit. 31. Findet ſich auf dem Lägerberg. ira Tod air Rig. 31. ein Steinerne Meerbon/oder Meernabrl/ Ulmbilicus ma- rinus lapideus: verdienet unter Dierareften gezehlet zu werden, als dene bey feinem Scribenten bis dahin angetroffen ; gleicher fich ganz dem fo ges nanten Umbilico marino, welcher eigentlich Fein eigenes Muſchelein iſt / fondern nur ein Deckel geroiffer Perlen Schnecken’ melche fih finden in Dem Adriatifhen/und anderen Meeren ; wird von den Italiener en genant Oc- chio dı S, Lucia,$, Lucienaug. Das Steinkin felbs habe yon dem Laͤgerberg. Gig. — 238 (100) 83 Fig. 32. iſt eine gattung boppelfchalichter fleinerner Meer⸗muſchlen welche fich hin und wider indem Schweizerland / auf dem Lager-Randens Berg / im Badergebiet / in der Grafſchaft Neuenburg / zimlich hauffig finden laſſet. Heiſſet bey Liſtero Cochlit. Angl. Tit. 46. Conchites ano- mius roftro prominulo & veluti pertuſo donatus. Ein mit ungleich groſſen Schalen / und hervor ragendem Schnabel / in welchem ein loͤchlein zuſehen / verſehener Muſchelſtein. Fabius Columna de Purpura, cap. 12. nennet ihn Concham rariorem anomiam vertice roſtrato, ein rare ge⸗ ſchnabelte Muſchel mit ungleichen Schalen: und Concham gibbofam, ein hoggerichte Mufchel in obſervat. Aquatil. & Terteftr. rarior. Lui- dius erfinnet einen neuen Titul / und nennet diſe Muſchelſtein in Lichophyl. n. 837. Terebratulam vulgatam ovalem. Unſer S. Wagnerus Helv. Cur. p.307. Conchitam ſtriatum planum, einen glatten/und geſtreim⸗ ten Mufchelfteinzund auch Conchitam vel Ctenitam faſciatum planum, einen glatten Band, Mufchelftein. Dr Fig.34. iſt ein Feiner afchgraner Luchsflein Luidio Lithoph, n. 1702, genanf Belemai« ges minor cinereus Ari piftillum referens, « Fig35. Iſt ein rarer / glatter / weiſſer / ſtinerner Meerſchneck / Neritites albidus planus. Welcher in einen gar offenen mund ſich außbreitet / und dardurch von auderen Meerſchnecken ſich unterſcheidet. Diſer findet ſich auch auf den £agerberg, Fig.36. Sein zwey an einander ſtehende gelenke eines Krebsfuſſes. Aſtacopodium binis articulis invicem junctis conſtans. Iſt deßwegen rar / weilen wir heutigs tags gar we— nige Reliquien finden von Krebſen / fo vor dem Suͤndfluß gelebt haben/ als die wegen ihret leichte fich oben aufdie Erde gefeget/und theils vertruft worden/ober forf zu grund gangen. Diſen Stein habe auß einem Felfen/fo da ſtehet am Steinerweg bey Stein am Rein. Big. 37.1ft ein mit einem aug bezeichnetes Kifeikeinlein/Sil iculus Ommatias, auf dep Sil / einem Fluß / der neben Zürich vorben flieſſet und indie Limat fich ergieſſet. Dergleichen augfoͤrmigen Steine gibt es mehr unter denen Achaten / als da find Achates ommatias, und ©nychophtalmos bey) Velfchio Hecatoft.]. Obf,z2, Leucophtalmi, Lycophalmi, Egophtal- mi,hey Cardano Subtilit £. 290. Dergleichen Figuren find eine bloffe fpilung der Natur. Riga. 38. ein Leiſtförmiges Steinlein / Muftricala,five Lapillus minutulum quoddame teferens, Luid, Lith, a, nos. Iſt vom Lagerberg / und eine Spielung dee afar. - $ig.39. Ein eylinderfoͤrmiges / aſcharaues / runzlichtes durch und burch holes Stein lein (Tubulus foſſilis cylindraceus) vom Laͤgerberg. Wohin es gehoͤre / iſt noch ungewiß. 39.40. Ein Stücklein von einem Meer Rochen Schwanz / Rajæ cauda foſſilis, if ganz ſicher von der Suͤndflut. Fig.a4at. Iſt eine feitfame gattung dreyeckichten Fluſſes / oder Bera Chriſtall/ Fluor eryftallinus trigonus,ftrijs lateribus pyramidis cujusque paraliclis pulchre notatus, gehoret eige atlich nit under die Schweizerifche Steine / weilen er ſich Finder in dem Steinbruch dry O ninugen / Conſtanzer⸗Biſtums. Das Kupfer koſtet sh, 7.26.) 3 (107) ee s.Aug.170% GSeltfamer Naturgeſchichten Des Schweiser - Lands Wochentliche Erzehlung. | KETTE TEE LEE _ Ta Fortſezung von denen im Schweizeriand befindlichen überbleibfelen der Suͤndflut. RE der 42. und naͤchſtfolgenden Figuren Tab. VII. komt ung vor ein feltfam gebilderer Stein / welcher wol wirdig iſt einer genauen zer⸗ ogliderung/undeigentlichen Befchreibung. Auffere dem Schweigers land iſt nicht befant ein fonderlicher Ort / da er fich finde/ auffert einichen wenigen / deren unten wird meldung gefchehen, da er zwaren gar felten ange troffen wird. Innert unfern Eidgnöflifchen Landen aber findet er ſich in der Sil/einem Fluß / fo in dem Silthal Schweigergebiets entfpringt / und naͤchſt Zurich vorbey flieffet ; einen einigen habe angetroffen oben auf dem Uetliberg / welcher ein theil des Albis: mehrere aufdem Widerfeld / einer höhe des Pilatus⸗Bergs bey Lucern ; infonderheit aber giebet es eine fo groffe menge Difer Steinen auf dem Berg Albrig / Aubrig genant / Schweizergebiets / das man bey 100. und 1000. Centneren nach bes lieben außwehlen / und Damit manches Cabinet außzieren kan; wohin auch einen Liebhaber dergleichen ſeltſamheiten wil eingeladen / und verſichert ba- ben / daß feine muͤhe nicht werde vergeblich ſeyn: Außwendig iſt diſer Stein ganz ſchoͤn und wunderlich bezeichnet: Unſere Bauren / welche in der Sil Kalchſtein auffuchen/nenien ihn Kümmich⸗Kuͤmmeiſtein. Und gewiß⸗ Lich ſihet er mehrmal auß / als ob er mie Kuͤmich / Fenchel / Aniß und anderen dergleichen Samen beſtreuet were, Fern, Imperatus in feiner Hiſt. Nat. Lib. 2 4.P.579. vergleichet diſere Siguren/gleich unfere Bauren / mit dem Korn/ oder Kernen/heiffet DeBtwegen den Stein Pietra Frumentale, e natural- . menfe fcolpita in Figure di Frumento, e femi de’ Legumi. Arhana- _fius Kircherus bringer herauß die gleichnuß mit einem Weidenblat / wann hieher gehöret fein Folium Salicis, deffen ev gedenfetin Mund: Rn J 1De | 5 (102) SE — ee EEE u ne a — — Lib.8, p. 39. Es ift auch folchen Widenblaͤtteren aanz ähnlich der/den wie in der Sl finden / deßwegen von mir genennet worden Salicica, Jceita, Weidenblätter-Stein/ in Appendie.Mifcell. Curiofor. An.1ı697. & 1698. p.63. Denen WWeidenblätteren find faft gleich die Lorbeerbläts ter / und Fan tool feyn/baß hieher Dienet der Daphnias / welchen Zoroaftres bey heilung der fallenden fucht angeruͤhmet / nach der Zeugnuß Plinii. Hiſt. Nat. Lib,37.c.10. Andreas Chioccus fan auß diſem Stein nichts ge= wiſſes machen nennet ihne deßwegen in befchreibung des Calceolarifihen Muſei Sedt.13.p. 317.318, Lapidem valde elegantem varlisrerum imaginibus perpulchre admodùm & Natura exornarum, einen gar ſchoͤnen mit allerhand Bildnuſſen von Natur gegierten Stein; wie er ihn Dann gewurdiget hakyin einem fauberen Kupfer vorzuftellen. SBrgeben wir uns etwas näher zu betrachtung diſes Steins/fo finden wir / Daß die Blaͤt⸗ terförmigen Figuren etwan gang weiß und glatt feyn / etwan mit ſubtilen Zwerchlinien / faſt allegeit aber mit einer langen Linien / welche der länge nad) von einem ſpitz Des Blatts zum anderen fich zeuhet / bezeichnet find ;etwar fihet man 3.4. oder mehrablang circulförmige Strich,melche um den Mit⸗ telpunct an beyden enden fich fhlieffen ; wie diß alles zufehen in der 42. Fig. Bleiben wir nicht bey Der äufferen fchalen oder Rinden / ſondern fuchen den Kern/die eigentliche geftalt auf / ſo komet wann man die Kleinen Steinlein auß Denen banden eines groffen loͤſet / herauß eine geftalt / welche an dem bort rund / und beiderfeitg erhoben, gleich denen Lencibus urrinque convexig, oder bauchicht gefihliffenen Brennglaͤſeren / auſſert daß diſe durchſichtig / und glatt / jene finſter jund geſtreimet find / alſo daß die Striche oder Streimen von dem Mittelpunet gegen dem bort ſich bald einen geraden / bald krumen Wege zeuhen / wie zuſehen in Gig. 43. und 44. In betrachtung deſſen wer⸗ den diſe Steinlein von mir genennet Lentes Lapideæ ſtriatæ, utrinque convexæ, vitreis Figurä ſimiles, in maffälapıdeä vario iub fchemate conſpicuæ, beiderfeits bauchicht/oder erhoben/und geſtreimet / welche une ter vilförmiger geftalt dem aug vorkommen. Uber dig iſt zu gewahren / daß dife Steinlein beftehen auß vilen über ein ander gesogenen / auch gejtreimten Daulein/ gleich denen Zwibelen / welche Haͤutlein oft in einem Steinlein ordenlich zufehen find ; tie Fig 45. Schneidet man difere Steinlein ho- rizontaliter, tie mangureden pflegt/ durch fo kommet widerum etwas neues hervor/ da zeigen fich auf ebener Fläche ſchlangen foͤrmige in fich ſelbs gewundene / und mit feiten fkrichlein verfehene Zuge/gleich denen Scherhoͤr⸗ neren⸗ | 2 (103) 6 — Up rn ur en nen Daumen 0 et ET TE en EEE mern neren / wie zuſehen in Big. 46, 47.48. Dierauß erfihe / daß unter diſen Titul gehoͤret der ſo genante Pfenningſtein auß Sibenbuͤrgen / Lapis Numis- malis Tranſilvaniæ. deffen Clufius gedenket inNomencl.Pannon; wels cher in dem Brackenhoferiſchen Mufeo p- 14. genennet wird Silex circu- laris alius, einanderer ſehr rarer Zirkelſtein / Krayßſtein / weilen auch der gleich bezeichnet / und convexo plan, oder einerſeits außgebogen / an der ſeits flach iſt. Villeicht iſt auch hieher zuzeuhen Numulus luteus vulgaris Luid. Licthoph.n. 1763. ein kleines Pfenningrundes Steinlein / welches ſich finder bey Cockerley Hill, in der GrafſchaftGloceſter: fo auch die fo genanten Nummi di Bonino, Steinerne Pfenninge/melche aufdem "Berg Bonino Veroneſichen Bebiers follen anzutreffen feyn/nach der jeug- nußCalceol.Mus. p.328. Es wird der geehrte Lefer zu gut halten die in bisheriger befchreibung gebrauchte weitläuffigfeit » auß deren er wenigſtens Fan zu dem allgemeinen Nutzen erfehen / daß nothwendig dergleichen fonders lich raren Steine müffen vorher genag unterfuchet werden/ ehe man fie kan mit denen cörperen/fo in dem Meer / und an deffen Geftaden fich finden’ vers gleichen. Ich rede von denen Meercoͤrperen / weilen feſtiglich glaube/ e8 feyen diſere jezt beſchriebene Steine wahre uͤberbleibſelen der Suͤndflut Hierzu beredet mich nicht nur / daß auf oben bemelten hohen Berg Aubrig ſich mit und neben diſen Steinen finden Reinerne Jacobs Muſſchelen / groſſe Au⸗ ſtern / welche in meinen handen ligen nebſt einem mahrenEchino marino, oder Seeapfel/fo in einen ſolchen Kuͤmiſtein eingeſenket fondern vornem̃⸗ lich bey anlas einiher Elrinen/ohnlängft von Bologna hergebrachten Sees muͤſchelein / welche fih alldort under andern wahrhaften Reliquien des Suͤndfluſſes / ich wi ſagen under holen / natuͤrlichen Seemüfiheltin und Schnecklein finden / und unſeren jezt beſchribenen Steinlein ganz gleich ſeyn / wie zuſehen in Fig.48. a. mit bloſſem aug und 48. b. under dem vers groͤſſrung Glas. Ich uͤberlaſſe aber Denen Anwohneren des Meer! genaue nachſuchung zuthun / was diß eigentlich vor ein Geſchoͤpft ſeye und recom⸗ mendiere der Gelehrten und euriofen Welt eine eigentlchere Beſchreibung der jenigen ſachen / ſo in und an dem Meer ſich finden / als wir bis dahin habe. Big.49. ſtellet dar einen Kıefelsund marmor harten Sternſtein / gleich dem jenigen Meergewaͤchs / welches Boccono genennet wird Aftroi- ta tubularis majoribus ftellis. Pıerre Etoil&e avec lesEcoiles amples, ‚Pierre eroil&e marquee de grands poresrayones coraloides in feinen Rechsrches Narurell, pıuıy, Dieher feße quch Porpicarum plurium mon 8 (104) Eile monftrofam congeriem, und Lichoftrotion feu Bafalten minimum ftriartum Luid. Lichoph. n.158. und p. 122. Difegattung Stein finden wir in der Birß / einem unfern Baſel in den Rhein fich ergieffenden Fluß, Es iſt zwaren diſer Stein mehrmalen nur gezeichnet in der aufferen Släche; er findet fich aber auch etwan röhricht/ tie in Fig.so. und habe ich beys banden auß gunften Hrn. D.S. eines fehr wehrten (Freundes von Baſel / ein mehr alsfauft grofies Stück/ welches auß lauter Roͤhrlein beftehet/ und zu einer anderen zeit ein befonder Kupferblatt verbienet. Auf der andern feis ten difes Sternfteing find oft zufehen befemförmige Striche Fig. 5 r. welche noch nicht fan heim weiſein. Big.ga. iſt ein Sternftein mit kleineren Sternlein ; Aftroites mino- ribus Stellis. Auß der Bir. Fig-s3. einSternftein mit noch Fleinern ſternlein / Aſtroites minimis ftellis,auß derBirf Fig. 54. iſt eine andere art Sternftein / bezeichnet mit Cometen formiaen Sternlein/ welchen deßwegen heiffe Cometiten, nach anleitung Velfchij Hecatoft. 1, Obl.44. Iſt von gleihem Ohrt. : Fig.55. iſt ein Rogenſtein / oder Hammites,auch auß der Birß / von dem in nächftfol gendem Blatt ein mehrers. Fig.56. Ein Schnecken foͤrmiges Kiefelfteinlein/Siliculus Strombites. Auß der Birk, Fig.57. Ein ſteinerne Dufcatnuß/Nux moſchata lapidea; oder ein Stein / ſo dero aͤhn⸗ lich / auß der Birß. Fig.58. iſt zweifels ohn ein ſteinern Corallengewaͤchs: bey Luidio heiſſet eg Branchiali congener columellus firiatus,five Bry oniæ radix lapidea Plotij Luid. n. 120. Fig. 59. ein wunderſchoͤn gezeichneter Luchsſtein / Belemaita truncatus polymitus. Fig.s0 ein ſteinernes Kraͤhenaug / Nux vomica lapidea, mit deme zuvergleichen La- pis Nuci vomicz ſimilis, Ein Stein den Kraͤyenaͤuglein aan; gleich. Mus. Brackenhof.p ı0, Sig.sı. Ein Rierenförmiger Kiesling/ Silex reniformis,ftriäturä per med ium divifus. Bisherige Steine alle find augdeeBire. on dem unterirzdifchen Holz. Fe noch übrigen plag fülle auß mit einer biebar nicht undienlichen materi. In vilen mo⸗ — — man 3.4. Schuh tieff grabt / findet man ganze lagen holz / in der Wieſen genant Kellen in dem Waltifumer Ried in dem Kruzelen Mooß / und Mooß⸗ acker auf dem Hirzel / Zuͤricher Gebiets; und andern dergleichen Orten. Von dergleichen un⸗ terirrdiſchem Hol; finden ſich vilerhand Meinungen; viel wollen / es wachſe alſo in der Er⸗ den; andere / daß es dorthin geſchwem̃et werde durch groſſe Waſſerguͤſenen / da Sand / Stein / und Erde über einander gehaͤuffet / und etwan Baͤume / und Stauden darunter vergraben werden; andere / daß an dergleichen ohrten die Baͤume von ſtarken winden umg eworffen wer- den / oder ein ganzer Wald in tieffen Moraſt verſunken: widerum andere halten es vor eine wirkung eines Erdbidems / durch welchen ein ſtuck Landes eingeſunken: Endlich find nicht we⸗ nig Gelehrte in der Meinung / daß dife begebenheit mehrmalen harzuleiten feye von der Suͤnd⸗ flut ſelbs und bringen Gruͤnde / die nicht leicht umzsuftoflen / und auch wir anderſtwo in meh⸗ xern aufführen werden, Das Kupfer koſtet $. 1.27.) 50 (105) Em 12.Aug.ryog, 2 20320200227 Seltſamer Naturgeſchichten as Schweiser- Lands Wochentliche Erzehlung. Fortſezung von denen im Schweizerland befindlichen uͤberbleibſelen der Sundfluth. Bun 97 iſt das Baslergebieth fehr reich an allerhand feltfamgebifdeten v Steinen / fonderbar aber Die Birß / ein Fluß / bey deme den 2x. Aug. 1444. ein gemaltige Schlacht gefhehen zwifchen dem Delphin auf Sranki.und ben Eidgnoſſen Allhier finden ſich Stern» und andere in vorge⸗ henden Blaͤtteren benennete Steine, fonderbar aber auch Rogenſteine / von verſchiedenlichen Arten und farben, weiß / bleichgelb / biaulecht / ſchwarz / roht / fo auch von ungleicher gröffe. Von diſer Art Steinen habe sum ein⸗ gang gegenwertigen Blatts ein und anders zureden rahtſam erachtet. Die groͤſte gattung beſtehet auß Erbsfoͤrmigen runden Steinlein / heiffer deßwe⸗ gen Pifolichus,Erbfen-Stein/Scalagmices Boech. de boot. Hiſt. La p. & Gem.Lib.ll.c.238. Pifa & Lentes lapicse, Steinerne Erbfen und Linſen bey Calceolar. Mus.p.410. Myuac ag rurw nal weyEder Dangeidy. Stein Die an gröffe und geftalt den Linfen ähnlich fenn. Scrab. Geograph. Lib.i7. Hiehar gehören auch Die fo genante Pifa Berhlehemitica, füinerne Erbſen / welche auf den ackeren bey Bethlehem follen gefunden werden / wor⸗ von Monconis Voyage Tom.l.p. 313, OrcbiasGeflher.Fig.Lapid.p. 73. Lapis ovis piſcium fimilis, Steine dem Sifchrogen glei’ Plin. hut. Natural. Lib. 37. cap. 10. weßwegeu er auch Rogenſtein / Nagenſtein heiſſet: Es iſt zwaren DIE Wort allgemein / und fan bedeuten fo wol die groͤſſere Bonen. Erbſen⸗ und kleinere Linſen oder Wickenformige Steine als den Meconiten, und Cenchritem Plinij Lib. 31, c. u. darburch aber derſtanden werden ſoiche Steine, die auß anderen kleineren zuſamen g ſetzet ſind / welche denen Hirs⸗ und Magſaͤmlein au geſtalt / und gröſſe ſich gleichen oder auch kleinen Sandkoͤrnlein ahnlich ſind / danahen diſer Stein genennet | | wird 33 (106) SI mwisd Hammites, Ammites, von «uu&, Sand: Solche gibt eg in der Birk : Einen überauß fohönen marmorharten gelben Ammitem habe Bor einichen Jahren angetroffen im Frickthal bey Terznach. Außeinem tothen Hammite beſtehet das reihe Eiſen Ertz bey Wolffuswyl / auch im Frickt hal; Von der erſten zeugung diſer Erbſen⸗Linſen Hirßſamen foͤrmi⸗ een Steinen urtheilen die Naturforſcher ins gemein / daß ſie zuzuſchreiben ſeye der Natur / wie man zum zeugen kone nemen die Erbſenſteine des Carls⸗ bads in Boͤhmen / welche geſtaltet wer den auß dem Toffſtein des Bads ſelbs; fo auch Die ſo gtnanten Confecci di Tivoli , welche aus dem abflieſſenden Woaſſer gegeuget werden, und gleichtvol glatte und krauſe Zuckererbfen/ Mandel / und ander Dergleichen confect vorftellen. Sch mil Difere Meinung nicht verachten / ja felbs annemmen / gleichwol aber auch DIE nicht verhelen / daß vil dergleichen Steine gefehen habe mein lebtage / welche zuhalten ſind vor rechte Rogenfteine/das mil ſagen / vor wirckliche verfteinerse Fiſchrogen von allerhand art/ welche nirgends anders koͤnnen hergeleitet werden / als von der Sündflut. In ſolcher Meinung ſtaͤrket mich nicht nur Die aͤhn⸗ lichkeit der geitalt/fondern auch ber umitand des Ohets / weilen dergleichen Steine mehrmalen/mwie in ben Schweizerland und angrengendem Frick⸗ thalsgefunden werden / wo zugleich wahrhafte überbfeibfelen des Sundilufs ſes anzutreffen / als Schnecken / Muſchelen / Scherhoͤrner / Meerigel Sterne ſteine / c. Iſt deme alſo / ſo ſol man auß der erſtaunlichen groͤſſe der Roge⸗ ſteinen / da an vilen Orten groſſe Felſen von ſolcher materi anzutreffen / gleich auß anderen anderſtwo anzubringenden Gründen / abnehmen die groſſe fruchtbarkeit derjenigen Erdenwelt / welche vor dem Suͤndfluß geftanden/ wiewol auch Fan gefagt werden/ Daß in den wafleren der Suͤndflut ſeye vom dem gervalt der Wellen und Binden zuſamen getriben worden allerhand gattung Fiſchrogen / ſo hier und Da einher geſchwummen / und hierauß ganz mol haben Fönnen ermachien groffe Klumpen / welche hernach an denen Or⸗ ten / da fie undergeſunken / verfleineret worden, Um fo vil leichter laßt fich diß glauben / weilen befanter maſſen die Bifcheyer Elebricht find, und fonit an einem Schleim zuſamen bangen. { In der IX. Tab.fommet Kig.s2.vor ein chlindriſches oder lang-run- des weiſſes roͤhrlein / Tubulus foſſilis albus, welches durch und durch mit einem ſchwarzlechten mark außgefuͤllet vorher muß hohl geweſen ſeyn; gehoͤ⸗ ret villeicht zu denen wurmfoͤrmigen Roͤhrlein / welche oben in Big. 23. vor⸗ oeſtellet worden. Komt auß der Birß. | 3 (107) GE Rig. 63. ein kleines ſchneewe ſſes mit vierfachem Kreuz ſchwarz bezeich⸗ netes Kieſelſtein lein Siliculus rarior crueifer. Auß der dirk. Fig.64. Iſt ein Stein aus dem Daglergebiet/ welcher nicht unahns lich einem oberen theil des Gehirns/ wie es mit dem Hirnhaͤutlein bedecket / oder der Hirnſchale / und deßwegen Cranioides fan genennet werden. Er iſt aukgebogen / faſt rund / doch von vornen ſchmaͤler / glatt / gelblecht / mit ei⸗ ner ſchwarzen Linien / (weiche von der Stirn zu dem Hinderhaubt geraden wegs fortgehet / und alſo die pfeilfoͤrmige Naat / Suturam ſagittalem / oder auch die lange Blut puls⸗ader / ſinum longitudinalem, abbildet) und über diß oc; mit anderen auch ſchwarzen Nebenſtrichen / gleich als mit ſo vilen aͤberlein bezeichnet. Kan wol ſeyn ein ſtuͤck von eines Menſchen / oder Thiers haubt / das in Dem Suͤndfluß untergangen. Fig. 65. Iſt eine ſeltſame art ſteinerner Meermuſchelen auß ber Birß mit hoch erhabenen hogerichten Streimen / oder Rippen. Luidius nennet diſen Stein Scrigofulam minorem vulgarem n. 545. 551. Eine groͤſſere art findet ſich in der Grafſchaft Baden, in Der gegne Lutkeren / welche bey Luidio genennet wird Strigoſula major raftellara,feu Liſtronites con- dicta. n. 550 deſſen finder ſich sine ſchoͤne abbildung in Rob. Plot. Nat. Hift. Of Staffordshir. Tab. X. Fig. 14. Es gehoͤret diſer Stein zu des nen reliquien des Suͤndfluſſes / wie auch der naͤchſtfolgende. | Bin. 67. Ein unebener/gleichfam mit vilen Knoͤpfflein / oder Warzen / beſezter Spangen-oder Rad Stein. Entrochus verrucoſus. ft aſchfarb / auß der Birß / allwo es vilerley arten gibt / welche zu einer anderen zeit werden beſchrieben werden; dißmal habe nur zu einem muſter einen eini- gen herfegen wollen / welchen hinzeuhe zu dem Entrocho cylindraceo no- doſo ſeu geniculato Luid.n. 1135. Liſter. Act. Philof. Lond. n. 100. Fig. 6. und Beaumont. n. 150. Fig. 22. fo auch Entrochi Specimi- nibusclavellatis, feutuberculofisrotulisconftrudtisLuid. n. 1145. Welche Woͤrter bedeuten eine art cylinderförmigeraug vilen Raͤderſteinen/ als fo vilen gelenken / zuſamengeſezte / knorichte Spangenſtein. Big. 68. iſt ein herzfoͤrmiger Kieſelſtein / Silex Cardites, auß der Birh. Es komt ihme diſere geſtalt gu zufaͤlliger weiſe. Fig.69. Gleichet einer ſteinernen Napfmuſchel / wird deßwegen ges nennet Lepas lapidea; es gehen Deren Streimen von der oberen / umet- was abgeebneten hoͤhe / ringsweiſe ab zu Dem runden bort / wie wir diß auch ſehen bey denen Napf · oder Schuͤſſelmuſchlen. Man findet ſehr wenig mehr yon dergleichen art Muſchelen / die von der Suͤndflut her uͤberig *— w > (108) Gele ſeyẽ / weiln fie entroeder zerſtoſſen / oder wegen ihrer leichte oben auf komen feyn- ‚. .dig.70, Stellet fich ein unfehlbarer Zeug Des Suͤndfluſſes / eine Meine duͤñ ſtachlichte Auſtern Muſchel / Conchula fofilis echinata, Limnoft- rita, nicht ungleich Der ſo genanten Conchz Hiftricine, oder Fgelmufchel/ welche befchreibet Boccone in feinen Recherch. Natur. p.304. Es iſt di⸗ ſes Muſchelein iu allen feinen Stücken fo. ganz / daß jederman bey eriter ans fit merken kan / Daß es nicht in der Erben geſtaltet worden fondern Das Meer vor ihre Zeugmuter erkennet. Es findet ſich auf dem Randenberg Schaffhauſer⸗Gebiets / deſſen gebildete Steine ſonſt uͤberall / wie oben geſagt worden / uͤberein kommen mit denen auf dem Laͤgerberg. | Auf dem hohen Sebirg Camor, Gamor, Gimmor, welches Denen Zippenzelleren/ und Rheinthaleren die fruchtbarften Weiden gibt / iſt eine Crypra, oder hole Kruft/ deren eingang foeng/ daß man faſt hinein muß kriechen Die inmenDige geftalt aber bald ro.20. bald nur 3.4. Schuh hoch / el wañ 15. etwan aber nur 4.5. Schuhe breit. Mit allem angewendten fleiß iſt Hr. J.H.F. hochverdienter Pfarzer und Decanus zu Aliſtetten hinein kommen über Die 144. Schuhe / und hat darinn wargenom̃en / das ent ſprin⸗ ge ein klares Brunnenwaſſer / welches unten an dem Berg außficift und Denen antsohnenden Rheinthaleren zu einem Heil⸗Bad dienet : Das auch in diſer Berghoͤle fich finde eine befondereart Stein / welche in Sig-7ı und 73. gegenwertigen Kupferblatts vorgebildet wird; Deren Beſchreibung verſpare bis auf naͤchſt folgen» des Blatt / und dißmal allein beybringe die verſchiedene Namen / mit welchen diſer Stein genennet wird. Gemeinlich heiſſet er Selenites rhomboidalis, ein Rautenfoͤrmiges Frauen⸗ Eiß/ als bey Stenone Prodr,Difl,de Solido intra Solidum p.79. Plot. Hift, Nat, Stafford. p, 376. Luid. Lithoph, Britt. n, 76, Rhombites, ein Stein’ deflen geſtalt raufenförmig/ oder verſchrenlt wuͤrflicht / bey Agricola Lib, V.de Nar. Fofhl, Cryftallus Jslandica, eine art Erin ſtall auf Island / bey Erafmo Bartholino, und Chriftiano Hugenio , welche von ihme befons dere Matbematifhe Tractätleingefchrieben. Criftallo Jslandico,o Talco Rhomboidale in Boccone Muſco di Piante p. 199. In der Enalifchen Königlichen Geſellſchaft Naturalien⸗ Kam̃er ſtehet er unter folgenden Nahmen. ARhombof Mufcoyy Glafs: A Foliated Talk: A great Cryfalline Talk-Spar ; A Rhombick Lead Spar. Greyv: Mus,Soc.Reg. p. 308. 309, 3:0. welde Wörter ade bedeuten ein Rautenfoͤrmiges Moſcobitiſches Glaß/ Taͤlck / ever Frauen Eis, Ich halte darvor / daß nebfi bisher ergehlten Nahmen bme auch mit recht koͤñe zugeleget werben der Plinianijche Rahme Androdamas ‚dann alfo fchreibet difer groffe Pas türfündiger Lib.XXX VII. cap.ıo, Andsodamas Argenti nitorem habet,ut Adamas, quadra« e2 , femperque teſſellis Gmilis, Welches alſo verteutihe! Hat einen Silberglanz / gleich dem Diamantzund iſt allezeit wuͤrflicht. - Das Kupfer Foftetz., Bi... 233 (109) SE3- 19.Aug.1705. a ee Seltſamer Naturgeſchichten Des Hehweizer⸗Cands Wochentliche Erzehlung. Fortgeſezte Beſchreibung derer im Schweizerland befind⸗ lichen uͤberbleibſelen der Suͤndflut. SANT gegentertiger XI. Kupfertafel find enthalten ſehr rare reliquien 8 jener allgemeinen groſſen überfchwernung/melche das ganze Minſch⸗ eliche Geſchlecht / wenig Perſonen außgenommen’zu grund gerichtet/ us von allen Thieren nur fo vil uͤbrig gelaſſen / das allein die Geſchlechter möchten erhalıen werden / ja vermuhtlich die ganze Erde merklich geänderet/ und geſchwaͤchet. Und nahmentlich in der 819.77. eiget ſich ein rare / runtzlichte / bucklichte mit erhobenen Fleis nen Duckelein zumeslen perſehene / krumſchnablichte / ſteinerne Muſchel / Con- cha lapidea curviroſtra rugoſa, & tuberculis quandoque munira, dorſo elatiori. Sie lt einſchalicht / hol Eehret den Schnabel linkwerts / auf welcher ſeiten ſie auch außgebogen ſt / gleichwie rechter ſeits hol / und überall mit weiſſen auß ſubtilen Circlen beſtehenden Flecken bezeichnet. Man ſihet bey diſem Stein gar ſchoͤn die aufeinander ligende Blaͤttlein der Muſchel / auß welchen die Natur verſtaͤndige wiſſen einer jeden Muſchel Alter / gleich auß denen fo genanten kreisrunden Jahren der Baͤumen Alter / abzunem⸗ men. Es ſolte billich diſe einige betrachtung denen ihre augen oͤffnen / welche dergleichen Muſchelfoͤrmigen Coͤrper anſehen vor ein bloſſe ſpilung der Na⸗ tur / nebſt deme / daß diſe ſteinerne Muſchelen auch unter dem vergroͤſſerungs⸗ Glaß in ihren roͤhrlein / und ganzem geweb der kleinſten Zaͤſerlein foͤllig mit denen SeeMuſchelen zutreffen / wie hiervon ins beſonder zeugen kan der ſubtile Leeuvyenhoek, Das namlich ſolcher ſteinernen Muſchelen innere geſtalt beruhe in unzehlich kleinen röhr-und Zaͤſerlin / deren hoͤlenen und zwiſchen ligende loͤchlein aufgefüllt mit fand ſteinichter Materi / worauß daft ein jeder ſich vernunftmaſſig einbilden Fan die art der Verſteinerung. SH Eommeaberwiderum zu unſerer vorhabenden Stein Muſchel / und a 2* 5 (110) I- rt / das Luidius felbige gu nennen fcheinefCurviroftram rugofam clavel- latam majorem Num.700. Sie fommet auch zimlich ahnlich vor jener neuen Art Nautili, oder Schiffkuttel / welche auß Amboina / einer Oſt⸗Indi⸗ ſchen Inſul / Chriſtiano Menzelio geſendt hat Rumphius, worvon Miſc. Natur.Curios. A.1690.p. 120. zuſehen. Fig.72. fo in vorgehenden X. Tafel ſtehet iſt ein kleiner / glatter / auch krum̃ſchnablichter Muſchelſtein / Conchita curvirofter minor læ ris, ſo in vergleichung zuſetzen mit der Curviroſtra elatiore minore cuneata & ſpoliata Luid.n. 730. 731. Fig. 79. Ein doppelſchalichter / krumſchnablichter / mit dicken ſchregli⸗ genden rippen verſehener Muſchelſtein / Conchita bivalvis curvirofter, ſtriis obliquis craſſioribus veluti coſtis donatus; findet ſich zu Haute- rive, und in Selfihten Orten an dem Fluß Sion, Neuburger⸗Gebiets. Iſt - Bon einer feiten Des Schnabels rund außgebogen, von der anderen außge⸗ hölt/und zuvergleichen mit der Curviroftra Luid. n.& Fig.707.Tab.9. Rig.8o. ein fteinerne Schuͤſſel⸗Muſchel / oder Meerohr/ Auris ma- rina foflilis,iftein fehr rares Stuͤck / deffen bis dahin Fein Scribent einiche meldung thut / auſſert Luidio Lichoph. p.124. welcher aber nebſt Plorio Hift.Nat.Oxon.cap.ıs. £.103. bezeuget / Daß in ganz Engelland unter des nen foflilibus, oder außgegrabenen See Mufcbelfteinen Fein Meerohr feye bis dato gefunden worden/obgleich dergleichen Meerohre vil aufdenen Kuͤ⸗ ften von Engelland anzutreffen. Rig.gı. Iſt ein ſtuͤck eines gröfferen der laͤnge nach geftreimten E:traub-Schnäggen/ Strombitæ majoris fecundüm longitudinem ftriaci ſpira: fo bis dahin nicht ganz fondern nur fLückmweife gefunden wor⸗ den; die Striche oder Streimen geben nach der länge von oben herunter/ und find bald abgeebnet/bald in Eleine bückelein erhoͤhet / fonften breit und ift der ganze Stein braunfarb / ale ober mit einem Firniß überzogen were. Das rarefte an diſem Stein iſt / das Darauf gleich als durch mahlerifche hand bezeichnet zufehen gewiſſe Blätterförmige Naͤte / dergleichen wir gar vil in unferen Landen antreffen aufdenen fo genanten Scherhörneren. Es iſt mir aber noch Fein See⸗Schnick unter Die augen fommen / welcher mit ders gleichen ſuturis, oder Nähten bezeichnet ſeye. Ä Sig. 82. Iſt ein Hornförmiger/ in feine Glaͤiche abgetheilter, mit Zwerchſtrichen / und zierlichen Blätter förmigen Naͤhten bezeichneter Stein / Ceratoides articulatus, ſtrys transverſis undatus, & ornamentis fo- liacgis inſignitus. Widerumn ein rares Stuck / welches noch hicht jan be weiſe (u) weiſen / wohin es gehöre. ch nenne difen Stein hornfoͤrmig/ Ceratoidem, toeilen ersman er ganz were / in einen fpig fich wurde enden’ und alfo ein grad außgeitreftes /auch über DIE mit zwerchligenden Strichen / oder runzlen ver⸗ ſehenes Horn, vorbildet. Diſere Zwerchſtriche umgeben nicht den ganzen Stein / ſondern etwan nur den halben / etwan den Dritten theil / da dann das übrige glatt bleibet / zuweilen fangen diſe Striche von einem buͤckelein an / Öffnen ſich von dannen gleich einer doppelſpitzigen Gabel, und kommen in einem anderen bückelein widerum zuſamen. Die Selenfe find nicht fo gar unahnlich einem Malteferkreugy wie zuſehen Kig. 83. fo dasin anfehung Deffen Difer Stein auch unter die fo genanten Crucigeros Lapides, Kreuss fteine/fan gerechnet werben. Fig. 84. Iſt eine art ſteinern Seeapfe/Echinices Spatagoides, vel Brifloides bullacus,& ftriacus, alfo genennet/ weilen er die zwehte gattung Der Meer Igeln / Spatagus, oder Brifus genant / in der geſtalt / ja allen Puͤnctlein/ und ſtrichen abbildet/fo Daß Fein zweifel / das difer Stein / wie alle andere Eehinitæ, oder Seeapfel⸗ſtein / deren es viele und ſchoͤne gibt in En⸗ gelland / in Italien bey Verona/ und anderſtwo / dann und wann auch eini⸗ che auf dem Lägersund Randen Berg bey uns / gehöre in die zahl deren din⸗ gen / ſo von der Suͤndflut ung überblieben find. Es iſt diſer ſtein ablang⸗ rund / aſchfarb; von der oberſten mitte gehen ab in doppleten Reyen fünf auß kleinen Zwerchſtrichltin beſtehendeLinien / welche unten an dem bort auß⸗ gehen in einfache erhobene puͤnctlein / dergleichen zuſehen ſind auf der gan⸗ zen fläche. Es findet ſich diſer Seeapfel-flein zu Souchie, Hauterive, Priſe, und längft dem Waſſer Sion in einem weiſſen / oder blaulechten / fetten / letten. Mit verſchiedener benennung diſes ſteins wil dißmal dem Leſer nicht ver⸗ drießlich fallen / ſondern felbige/ in fo fehrn fie nöhtig find zu außarbeitung einer Natuͤrlichen Hiftori/v:rfparen auf einen anderen anlas. Big. 85. iftein mit Sternlein überall bezeichneter Kudenflein/ Echi- nometræ digitus foflilis, ftellulis undique exornarus ; nebft deme zus halten die Sndianifchen Eehinomerrz, welche denen Mifcell. Natur. Cu- os. A.1690.pag. 119. einderleibet haben Mentzeliusund Rumphius. Nicht uneben fan er genennet werden Aftroica oliv formis, weilen er Die geitalt siner Heinen Dliven / und Judenſteins hat / und beneben mit vilen Sternlein gegierer il; Die Materi/morauß er befteher, iſt ſteinicht / nicht / mie der übrigen Judenſteinen / glaͤnzend. Ich zweifle keides wegs / daß auch difer Stein feinen urſprung her hole auß dem Meer. gig, i 5 (12) er ! TED MOIN — nn © — — — —— — — — — ‚gig. 86. Iſt ein kleines / ſteinernes / ſubtil⸗geſtreimtes / in ſich ſelbs gewundenes Meerwurm⸗ oder Roͤhrlein / Tubulus marinus toflilis parvus Cornu Ammonis inſtar in feipfum revolutus. Deſſen läns ge wirklich hol / oder mit einem fleinernen Marg aufgefüllt iſt. Et⸗ man find dife Wuͤrmlein rund, etwan eckicht / und winden ſich einiche dem geraden weg in fich felb8/andere aber weichen Darvon in etwas ab und for⸗ miren eher eine Schneefenlini : Allegeit aber muß man fie wol unterfcheis Den von Denen/melche oben in Fig. 23. vorgebildet worden, weilen diſe ſich unorbenlicher weiſe über einander legen/und Frümmen. Unſerem Sel. Wag- nero heiffet Difer Stein Cochlites rugofus. 5ig.87. iſt ein fhück einer Molucranifchen Krebs. {her / Cancri Mo- luecani fragmencum, glatt mit unebenen fegenförmigem bort / grauer bi / über einen harten gelben mit ſchwarzen pünctlein bejprengten Sands ein gesogen. 5ig.88. Scheinet zuſeyn ein fluck eines Rochen Schwang?s / oder von dem Ruckgrad eines Fiſches / welches ins befonder abnehm: auß dem loch / welches Durch den ganzen Stein gehet / und zweifelsohne dem Xulgradr marg den durchpaß gegeben hat. Ati 519.89. Scheinet vorzuſtellen eine verfteinerte Frucht / oder das iñ⸗ wendige Sebeinhaufe eines Meer⸗Igels / worüber auch anderer gelehrten urtheil erwarte / und bey gemachter vorftelsund Befihreibung einicher weni⸗ ger uberbleibfelen der Suͤndflut den geehrten Leſer verfichere / Daß von ders gleichen gebildeten Steinen eine weit gröffere anzahl beyhanden habe / und bey gegebenem anlaß der Gelehrten Belt / als eine heutige tags gefuchte tracht / darſtellen werde / zugleich auch alle und jede euricfe Gemuͤther fonders lich aber junge Leuthe / zu fleiſſiger aufſuchung dergleichen ſachen an friſche / damit die ſeltſamheiten unſers Landes je mehr und mehr ſo wol uns ſelbs / deſſen Einwohneren / als Fremden Voͤlkeren bekant gemachet / und der groſ⸗ ſe Gott geehret werde / deſſe Almacht wir ins beſonder erkennen an dem er⸗ ſtaunlichen Gericht der Suͤndflut; deſſen Weißheit wir preiſen in deme / das Ihme gefallen wollen die Gedächtnuß des allgemeinen Untergangs der Menſchen und Thieren nicht nur in H. Schrift / ſondern auch in folchen ver- — ſachen zuverewigen / und ſelbige uns zu einem Bußſpiegel vorzu⸗ n. a | 7 Das Kupfer koſtet 1.8, N. 29.) (IB) ge 26.Aug. 1705. 358-8333 - 838 -33--28 -- Seltſamer Naturgeſchichten as Scmweiser - Lands Wochentliche Erzehlung. Fortſezung von denen im Schweizerland befindlichen uͤberbleibſelen der Suͤndfluth. an fer Selenires rhomboidalis,oder rautenfoͤrmiger Cryſtall/ findet Nſich zwar hin und wider in denen Schweizeriſchen Gebirgen / aber nirgends fo ſchoͤn und follkommen / als in obbefihriebener Hoͤle des Appengellersund Rheinthalerifchen Sebirgs Gamor. An anderen Diten ift er mehrentheils undurchfichtig/und unrein/hier aber finder man inne hehl / lauter / wie den reineften Eryſtall; Etwan zwar wird Die durchfichtige laus terkeit verfinfteret Durch ſchwarze ſtriche / welche aber nicht nur nit dem Stein feine ſchoͤnheit benemmen / fondern ihme noch einen befonderen glang mit- theilen / Dene andere dergleichen Steine in anderen Landeren nicht beſitzen. Es gehen dife ſchwarzen Aderen eckweiſe fort/und ſtellen nicht ohnfein vor die £auffgräben/melche vor denen Veſtungen angelegt werden zu bedeckung de- ren / welche gegen dem Platz approchieren; wie zufehen in Sig. 7 ı.vorgehens der Tafel. Etwan ift die geftalt und zuſamenfuͤgung gleich einem Biebel/wie in Sig.72. Etwan fleiget auß Dem grund eines fonft hell⸗lauteren Steine aufein weiſſes Woͤlklein / wie in Fig. 73. Etwan ſihet man in mitten des Steins vil kleine Luftblaͤslein / wie in Fig.73. * Don farben habe noch kei⸗ nen andern unterſcheid geſehen bey unſerm Appenzelleriſchen Stein / auſſert weiß / durchſichtig ohne farben und durchſcheinend mit ſchwarzen Aderen. Anderſtwoher habe bekomen eine gelbe / und rohte gattung. Es gehoͤret diſer Stein mit vorderſtem recht unter Die ſo genanten Lapides Figuratos, oder gebildete Steine / dann er nicht nur in ganzen / und groͤſſeren Stucken vor⸗ ſtellet einen hombum, oder rhomboidem, ein rautenformiges corpus, ſondern es find von diſer geſtalt auch die kleinſten ftuflein/ / welche auch under Das vergröfferung-glaß muͤſſen gefeger werden. Wann aber gefrager wird von jeug-oder geftaltung diſes Steine / ſo finder man hiervon bey 7— ht Na⸗ a (II) 3 — ñ — ç —t — — ————— — Naturforſcheren nichts / welches ein wiſſens begirriges gemuͤth benuͤgen kan. ir muͤſſen hier die erofenen Sodbruͤnnen der Schulgelehrten / ja auch alle einbildiſchen Naturkraͤfte / fahren laſſen / und uns unmittelbar hinwen⸗ den zu Denen lebendigen Waſſeren der ewigen Weiß heit / weiche nach ihrem heiligiien gefallen durch ihre unendliche kraft allen Elementen, Pflaͤnzen / Thierenszc. ihre gewiſſe geſtalt angeſetzet und geordnet, daß ein jeder vers nunftiger Menſch an denenfelben Fan Deutlich fehen den alles mahlenden / ein⸗ theilenden / und geftaltenden Ginger Gottes / und außfchliefen alles zufällige, blinde ÖlufderEpicureeren. Unſere vordabende Steine haben das anfehen/ die Materizallgemeine geftalt/den Zeugungs / ohrt / und andere zufällige Eis genſchaften gleich mit Denen Cryſtallen /und find allein von ihnen zerſcheiden in ihrer befonderen rautenförmigen geflalt. Und gehet meine Meinung fo wol Der gemeinlich ſechseckichten als diſer verſchrenkt⸗wuͤrfflichten Cryſtal⸗ len kutz dahin. Daß der Allmaͤchtige Gott dero kleinſten uns Menſchen un⸗ ſichtbaren / anfaͤngen / oder urſpruͤnglichen Theilchen gegeben habe ehen di⸗ fe geſtaltſame / welche wir an denen groͤſſeren coͤrperen fehen : nachdem aber gleich anfangs der Erſchaffung / oder bey Erneuerung der Erden Welt in der Sündflutbie bin und wider gelegene / und nach denen Geſaͤtzen der Bewe⸗ gung in Fluß gebrachte gleihförmigeMateri folche von Gott geſtaltete Teil⸗ chen angetroffen/hat fie fi ihnen angehenkt / gleiche Figur behalten, und an ſich genommen. Daß difer Stein / und alle andere Lapides Speculares, Fraueneis / ja alle Eruftallen / und Edelgefieine auß einer anfangs fluͤſſigen / hernach gevefineten Materi entfianden / bedarff Feines mehreren beweiß⸗ tums. Kein verfländiger Naturforſcher wirddiferevon Rob. Boile, und anderen erwiefene Wahrheit in zweifel zeuhen; Nur alein Fan man ſich nicht finden in Die fo ordenliche/beftändig gleiche geſtalt; Difere Materi il bis dahin von niemand angegriffen, von jedermann vor unergründlich an- geſehen torden/und nicht ohne arfad. Wer wil fich unterſtehen in die Ge⸗ heime Ruͤſtkammer Gottes hinein zuſehen / und folche grundliche erſte geftals tung erforſchen? Wer wil das in der Natur / und deren Kräften ſuchen / was Der Schöpfer ihme ſelbs vorbehalten? Wer diſen unſeren Stein recht anfihet/oder einen jeden / ſonderlich groſſen Cryſtall mol betrachtet, wie jener ſich in unzehlhare ſubtile Blaͤttlein zertheilen laſſet / diſer aber in feiner äuſſe⸗ zen Klache vil abſatze / oder rumpfichte Zwerchlinien hat der wird hierauß bald ſehen / daß deſſen materialiſche urſach geweſen ein gewiſſer / hernach in Stein verwandleter / über bie erſtere ſchon feſte Päche/gegogener Fluß. * diſer x — T eo & es ° 5 * — — — — — — —— ———————— ——— — diſer Meinung beſteiffen auch verſchiedene anmerkungen / welche hier beyzu⸗ Bringen unnoͤhtig erachte / under anderm auchdas / was vor einem Jahr durch huͤlff der vergroͤſſerungs Glaͤſeren gewahret hat Der ſcharfſichtige Hr. Anto- nius Leeuvvenhack,und in einem an S. Ere. Hrn. Petrum Valkenier, geweſnen Extraord. Abgeſandten von den Hochm. Herren Staaden an Lobl. Eidgnoſchaft / unter mern. Febr. 1704. abgelaſſenen Schreiben außge⸗ führt. Wie namlich die kleinſten theil der Cryſtallen gleiche ſechs eglichte ge⸗ ſtalt haben mit denen groſſen / gleich wir diß mit bloſſen Augen warnemmen koͤnnen an vorhabendem rautenfoͤrmigen Fraueneis. Ich wil aber diſeret / wie alle andere meine Gedanken / gar gern unterwerfen dem Bernunft- urtheil der Gelehrten. Die jenigen gebildeten Steine / ſo noch gu beſchreiben übrig ſind / kom⸗ men außder Grafſchaft Neufchatel, oder Neuenburg / welche fo reich iſt an uͤberbleibſelen des Sundfluffes / Das ihro hierinn vor allen anderen Theilen des Schweizerlands der Vorzug gebuͤret. Da finden ſich allerhand Arten Muſchelſteine / Conehitæ, Scherhoͤrner Cornua Ammonis ,Cochlic, Schneckenſteine / Rechinitæ, Seeapfel⸗Steine / welche anderſtwo außfuͤhrlie cher ſollen beſchriben / und vor augen gemachet werden. Fig 74. Iſt ein aſchgrauer / doppelſchalichter / bauchichter / und geſtreim⸗ tee Muſchelſtein / zeucht ſich einerſeits lehr lang hinauß / anderſeits aber iſt er turz. Conchitesab uno Cardinis latere breviſſimus, ab altero lon- giſſimè excurrens, ſtriatus. Iſt zimlich bruͤchig / danahen man diſen Stein gar ſelten ganz findet. Unter denen Meermuſchelen mag ihme ſich gleichen die fo genante wahre Muſchel / Concha vera Plinij bey A ldrovand. Teſtac. L.lll.c. 47. Welche abgemahlet ſtehet in Ionſtono de Exanguib.aquatig, Tab. XIII. oder der Balanus Bonanni Recreac.Ment,n.2$.p.10L 819.75. Ein fleinerne Gin Muſchel / Chama fofhilis. Iſt aber nicht Chamices Luidij,n.768. Danndifer Seribent unter den Itahmen Cha- mz, Sin Mufchel verfichet ae und jede Muſchelen / der en Schalen duͤnn / ſubtil / und glatt find, da eigentlich nach Aldrovandi und Bonanni vor⸗ ſchrift Cham zuneñen find diejenigen Muſchelen / deren Rande wegen uns gleicher geſtalt nicht wol zuſamen ſchlieſſen / oder / wie wir ſagen / von einan⸗ ber ginnen. Und iſt unſere ſteinerne Gin Muſchel eben Die / welche Bonan- nus beſchreibet und vormahlet/ pag. 105. n.56. Ja es find diſe unſere Neu⸗ burger Muſchelen fo folfommen ) daß fie nicht nur ins gemein Den Meer⸗ Sin Muſchlen fi gleichen/fondern auch ind befonder in ihrer intvendigen Hoͤle jeigen Die Merkmal ber Maͤußlein / durch welche das Thiere ſich * „233 (116) SEI“ Schal: feſt gemachet / und alfo Feines vegs zu zweifeln / daß diſere Muſcheln urfprünglich auß dem Meer komen / durch den Weg der Suͤndflut wie au Fig.76. Da ein ſtuklein vorgezeichnet wird von einer wahr haften Pers len Muſchel / Concha margarictifera, von benen vil zerbrochene ftücker fi finden auf Denen Sebirgen von Neuenburg. Difere Perlen Muſchelen moͤ⸗ gen wir her holen auß Oſt Indien / oder auß dem Perfianifchen Meerbufeny oder auß dem Meyicanifchen Meerbufen in America, fo erheBet ſich auß diſer Natuͤrlich Diltorifchen Begebenheit / und noch vilen anderen Indianiſchen Muſchelen und Schnecken/ welche auf unſeren hohen Gebirgen anzutreffen / daß die Waſſer der Suͤndflut erſchrockenlich muͤſſen gewuͤtet / und ſelbs auß denen entlegneſten Landen die ſonſt ſchweren Meer⸗Muſchelen / und Schne⸗ Ben hicher in unſere Lande geführet haben. Und laſſet ſich auch hierauß fehlieffen/daß die Waſſer der Sundflut ſchwerer muͤſſen aa gewicht geweſen fenn/als Die heutigen Meerwaſſer / weilen die ſo ſchweren "Perlen Mufchelen auf fo langer Reife auß Indien hieher nicht untergangen / da fie fonften von denen Meeres; wellen nicht weit pflegen getriben zuwerden ; Es Fun dijere betrachtung nicht wenig dienen der Srundlehr Joh, Woodvvardi, Med, D. und Mitglieds der Koͤniglich Englifchen Geſell⸗ ſchaft / welcher in ſeinem Gelehrten Buch genant Hiftory ofEarth,yder Specimen Geographie Phyficz, (fo vor wenig Jahren von mic ing Eateinıfche auß dem Engliſchen uͤberſetzet ale bier geteuft worden) darvor halt / es ſeye iu dem Sundfluß die ganze Erde / alle Ste ine/Sels ſen / Berge/ rc. zermalmet / und fo zureden/zu einem Muß worden / in welchem auß Erde und Waſſer vermiſchten dicken Muß die Meermuſchelen nud Schneken wol haben koͤnnen oden ſchwimmen / und endlich in denen entfehrnteſten Landen abgeleget werden; Ja nach diſem Grundſatz haben alle Todteneoͤrper der Menſchen / und Thieren muͤſſen oben aufrund Trup⸗ penweiſe daher ſchwimmen / auch theils auf dem Waſſer / theils an denen Ohrten / wo ſie nach abgefloſſenen Waſſeren ligen blieben / verfaulen. Solte aber die Meinung Hrn. Wood- vrardi,meineg wehrteſten Freundes / welche p. 217. feines Buchs anzutreffen / gelten / und gam̃lich ale Metalliſchen / Diineralifchen Irrdiſche / und andere ſchwere Theile / wie auch die leichteren Pflangen/und dero Gefame an eben denen Ohrten / und in denen Landen/ da fie in Bie Wafler der Suͤndflut vermifchet/und erhebt worden widerum gefanfen ſind / fo müßte man entweder fagen/ daß die Erde vor dem Suͤndfluß eine andere ſtellung gehabt gegem der Sonn / wie Gilbertus Burnetius wil in ſeiner Theoria Telluris Sacra ; oder wenioeſtens eine andere Auffere geftalt / und namentlich müßte unfer Schweizerland ein wahres Indiſches Meer geweien ſeyn / oder ohnmittelbar an ein ſolches Meer / da die heutigen Indianiſchen Mu⸗ ſcheln und Schnecken ſich finden / angegraͤnzet haben. Was die geſtaltſame / und ſituat ion anbetrift / welche unſer Schweiserland gehabt fol haben dor den seiten des Sündflaſſes / laſſet ſich auß denen annoch übrigen Monumentis dar⸗ Bon verſchiedene Muthmaſſungen machen / ſo lang/ bis einer ung zeiget eine nicht Ulopiſche / fondern wahreMappam Geographicam totius Terræ, oder Helvetix antediluviane eineLand⸗ zo von den Schweijerland/ oder auch der ganzen Erde/ wie ſie geweſen vor der Suͤnd⸗ u Das Kupfer koſtet a.ß. N. 30.) (u) 2.Sept.1705. * Seltſamer Naturgeſchichten as Schweizer Lands MWochentliche Erzehlung. Von denen Erſchuͤtterungen des Biarnerlande. U gegenwertiger betrachtung gibet anlas ein empfindlicher Erdbidem / welcher vergangenen 22.Maj. 3. Sun. zu Mollis und Naͤfels ge ſpuͤrt worden / deme auch ein anderer vorher gegangen. Sch wil mich aber nicht aufhalten bey weitlaͤuffiger Erzehlung allerhand alter und neuer Meinungen von denen urfachen / Wirckungen und Umftänden der Erdbid.- men‘ fondern fegen / Daß der geehrte Lefer mit allen heutiger Naturverſtäͤn— digen Die Erderfchlirterungen mit gleichen augen anfehe/ wie die fo genanten Minen / folglich vor derſelben urfachen ein unter der Erden angezuͤn⸗ detes Feuer / welches weil es einen groͤſſeren raum bedarff ale der verhandene Platz faſſen kan / die aufſtehende Erden mit gewait aufhebt / ober eı ſchuͤtteret; ſchreite deßwegen unmittelbar zu erörterung der Frag / warum das Glarner land denen Erdbidmen fo ſehr unterworffen / welcher nachſetzen werde eine iſtoriſche Erzehlung aller derjenigen Erdbidmen / welche in beſagtem Lobl. anton ſind bis dahin geſpuͤrt worden. Wer die Beſchaffenheit / und verſchiedene geſtaltſame der Landen in betrachtung zeuhet / der wird leicht ſehen / das alle Bergichte Ohrte vor andes ren auß denen Erdbeben unterworffen; Weilen in ihren hoͤlenen und Erufs ten ſich aufhalten und famlen koͤnnen alleı baud ſchwefelichte / SSalpetrifche/ und andere entzündliche Duͤnſte / welche / fo fie in eine Flam gerahten / noth⸗ wendig Die Wände, und felfichten Decken, folcher natürlichen ‚von dem Schöpfer der Natur felbs angelegten Minen 7 wo nicht aufheben / Doc in eine zitterende betvegung bringen. Es hat die wahrheit deffen von zeit zu ‚zeit erfahren das bergichte Peru in America/ ja Die ganze Bergkette / welche Aſiam und Europam zufamen haltet/abfonderlich aber Die Bergichten cheil von Sicilien / Calabrien / die Apenninifchen, und unfere hohe Alpgebirges und auch mit feinem Zeugniß befraftiget der groffe Ariſtoteles I1. Er 42. 2. 5 (118) Be: h.42. ep) ronzs miss &c. Es find die Erdbeben fonderfich Fark an folhen Ohrten / wo dag wilde Meer flarf wuͤtet / und die Laͤnder unterhoͤlet find/ und PliniusL 11.c.80. Maritima maxim& quatiuntur. Nec montofa tali malo carent. Dannzumal fonderlic) werden die Erdbidem in bergichten Drten mehr und öfters geſpuͤrt wann dero untersir2difihe hoͤlinen vil fh wefelichterund falpetrifche Materi enthals ten / wie auß verfhiedenen bald zu erjehlenden begebenheiten vernünftlich abs zunem̃en / das eine ſolche Materi fich in dem inneren der Glarneriſchen / mehr als anderen Schweizeriſchen / Gebirgen anzutreffen. In naͤchſtfolgender er⸗ zehlung finden ſich allein die jenigen Erdbidem / welche in dem Glarnerland allein geſpuͤrt worden. Es wird aber Ihro nachgeſetzet werden eine andere / von anderen Erdbidemen / welche einen groſſen theil des Schweizerlands / oder gewiſſe befondere Cantons angehen / und mehrmalen Das Glarnerland ſelbe mit einbegreiffen. A. 1654. ſind im Glarnerland 15. Erdbidem geſpuͤrt worden. Wag⸗ ner. Helv.Curios. p. 372. A. 1661. den 9. fan. gegen 11. uhren inder nacht fpürte man im gan⸗ zen Sand ein ftarfes Erdbeben, Ex MSC.Bibl. Tig.n.74. A. 1701. und 1702.hat man von dem Augftm. Des einten big zum Hor⸗ nung des anderen Jahrs 37. Erbbidem wargenommen ; Andere zehlen 40. 50. und 60. Deren Befchreibung werde hieher feßen ın der form/ mie fie zur hand fommen. Der J. 1J. und III. Erdbidem ift im Linthal gefpürt worden den 19 30. Qlugftm. 701. abends zwiſchen 6.und 7.uhren mit einem graufamen geiöß in den Lüften, Der IV, iftfehr ſtark empfunden worden noch felbigen abend um: 9; n Der V. morndeß den 31. Augſtm. ft.n. nad) 3.uhren. Der VI. den 1. Sept. nachts um u. uhren. Der VII. den 2. Sept. nach 9.uhren vormittag. | Der VIII. den 4. Sept.als man zu Bettſchwanden in der Kirche war hörte man zwey Flapfe nach einanderen/welche gedöhnt/als wann ein Stock auf den Knuttel oder Pruͤgelkaſten / ſo hinten in der Kirchen bey der grsffen Thür ſtehet / zweymal mere nidergefallen. Es ward difer Erdbidem auch ems pfunden in den Däuferen um 8. uhren morgens, Der -553 (119) &9- Der IX und X. wurden mit einem ftarfen Putſch und gitteren geſpuͤrt gedachten tags abends um 5.uhren / zwiſchen Difen beyden möchte man ohn- gefahr Die gehen Gebott und den Glauben erzehlen. Der X1.den 5. Eept.abends um 9. uhr / mar ſtark. Der XII. auch difen abend zwiſchen 11.und 12. uhren. Der XII. den 6. Sept. abends um 10. uhren / war ſtark. Diſe 13. er ſten wurden allein im Linthal geſpuͤrt. Der XIV. den 7.Sept. war ſehr empfindlich mit ſtarkem knallen / kloͤ⸗ pfen / ſauſen und ſurren in den Luͤften und gewaltigem zitteren des Erdbo⸗ dens in beyden Gemeinden Linthal / und Bettſchwanden. Es iſt diſer auch bis gen Aeſch zu anfang des Schaͤchenthals im Urner-Gebiet bemerket worden: doch hat man im Kleinen Thal / zu Matt und Elm nichts verſpuͤrt. Der XV. den 8. Sept.in der Nacht um 1. uhr hatten widerum beyde Gemeinden ein ſtarkes Erdbeben / welches Die Leuth in den Betteren gewieget. Der XVI.den 10. Sept. morgens vor 8.uhren. Der XVll.den 13.2. Sept.morgendg um ıo.ubren. Der XVIll.den 18. dito ward gewahret von etlichen Leuthen / ſonder⸗ lich von den Schligen/abends um 4.uhren. Der XIX. den 19. 8. Sept. morgens um 8.uhr war fehr ftarf. Der XX. gedachten tags / war einer von den ſtaͤrkſten. Er fam das hersda die Leuthe in der Kirchen maren/ mit einem folchen putfch und knall / als wann ein Steinim boden von angezuͤndtem Pulver zerfprunge/ und eis ſchuͤtterte die Kirche mit groſſem gemalt. Doch wurd er flärker gefpürt im Linthal / als zu Bettſchwanden. Der XXI. den 23. 12. Sept. kurz vor 4. uhren abends ward geſpuͤrt von vilen Leuthen mit einem geſchwinden putſch / und zimlichen zitteren / wie auch mit furzen-und ſauſen / bey hellem Wetter / und Sonnenſchein. Der XXI, den 29. 10. Sept. abends um 7. uhren wurd widerum in der ganzen Gemeind Linthal / doch nicht gar flarf gefpurt. Der Erdboden war naß / und nicht fo trocken / als bey vorigen Erdbeben. Der XXI. den 12. 23. Det.um 6.uhren morgens/mar einer von den gerinaften/und doch von vilen gefpürt in Den Hauferen und Viehe Ställen. Das Erdrich iſt x.tag lang his dahin mit Schnee bedeft gemefen. Der XXIV.den 15.26. abends ein viertel ftund vor 9.uhren/war mis telmaff'g ſtark / und doch von vilen Leuthen in der ganzen Gemeind verfpürt/ den ganzen tag lag ein dick trockener Nebel / um 12. uhten darauf in der nacht ward der Himmel hell, und ſahe man ale Sternen. 3 (120) ee | Der XXV. den 2.13. Nov. um 7.uhren morgend war geringer’ und von etlichen Leuthen gewaͤhret Diß- und jenſeits der Lint. Der XXVI. wurd verſpuͤrt den 1. 12. Dec. Montag abends um 8, uhren bey Ealtem hillem Wetter 7 da es am Samflag zuvor fehr warm geregnet. | Der XXVM. Den 8.19. Dee. Morgens ein viertel ſtund nach 4. uh⸗ ren / war ſtark. J | Der XXVIIE den ıy.28. Dec. morgen um 6.uhren ward gefpürt im ganzen Linthal. | Ä Der XXIX. In der nacht zwiſhen bem 19.30.und 20. 31. Der. ward gefpürt an beyden feiten der Linth. Der XXX. den 24. Dec. 4. fan. morgen nach s.uhren fam ein ge⸗ ſchwindes ſtark hin und wider ſtoſſendes Erdbeben daher / welches jederman heftig erſchrekte. Dier tagzuvor war der Luft grimmig kalt / bernach fols gete ein ganz warme ABeihnacht, Es ward in beiden Gemeinden! doch im Linthal ftärfer geſpuͤrt. | Der XXX1. den 13.24. Febr. ward gefpürt abends nach g.uhren in beyden Gemeinden. Der XXXII. den 6.17. un. wardein mittelmaflig ftarfer Erdbi⸗ dem verfpurt im Linthal kurz vor 10. uhren am morgen. Der XXXIII. den 24.Sept.2.O&. morgens vor tag / ward geſpuͤrt von vilen Perfonen im Linchal. Den 23.Sept. 4. Oct. ein halbe ftund vor = wwenn geſchwind ſtarker Hagel daher; die ſtein waren ſo groß als ein aſelnuß. Der XXXIV. den 28. Nov. 9.Dec. ward gewahret vor 5 uhren fehr ſtark / hebte an mit dreyen ſtoͤſſen und mährete länger/ als die vorgehenden. Diſer Erdbidem wurd geſpuͤrt im ganzen Land/vornemlich zu Mollis: Die in Betteren lagen haben vermeint / ſie werden nicht nur gewieget / ſondern ſtark umher geſchuitelt. | Der XXXV.XXXVlund XXXVII. ben 30.Jan.ıo.Febr. 1703, morgens um 7. uhren. Es kam daher ein raufchen in der Luft / darauf erzeig⸗ te ſich eine empfindliche Erſchuͤttung und bewegung der Haͤuſeren / ohnge⸗ fahr ein halbe ftund hernach / und nach verflöffenen 24.ſtunden empfunde man folche bewegung widerum / aber nicht fo ſtark / als das erſte mal, in bey⸗ den Gemeinden / doch dißmal in Bettſchwanden ſtaͤrker als im Linthal / ꝛc. N 28 (1 Sapt.rot. EEE ε ε α —- Seltſamer Naturgeſchichten sam as Shiveiser - Lands Woochentliche Erzehlung. Fortſcetzung von denen Erſchuͤtterungen des Glarnerlands. > Uß oben gemachter Erzehlung erhellet ſich / daß bey diſen Glarneriſchen —* Erdbeben ſonderlich und gemeinlich gewahret worden diſere drey Bes gebenheiten. 1. Ein putſch oder klapf im Erdboden unter den Fuͤſ⸗ ſen. 2. Ein erzitterung / erſchuͤtterung / und beben der Erden / bey welcher / nach der Alpknechten Bericht / an vilen Ohrten groſſe Steine von ihrem Ohrt beweget worden / daß fie mit groſſem praſchlen herab gefallen. z. Ein ſurren / ſauſen / und brummen in der Luft; welches alles fuͤglich auf heutig allgemeiner Grundlehr von der Erdbidmen uͤrſachen Fan erklaͤret werden. Werden die Schwefelicht⸗Salpetriſche duͤnſte in denen Unterirzdifchen Gaͤngen und Kluften mit denen dag Linthal / und au zum theil das übrige Glarnerland muß unterminirt ſeyn / angezuͤndet / ſo erfolget bey gewaltthaͤtig mehreren Außdehnung erſtlich ein ſtarke anpurfih: oder ſchlagung der oberen Erden Rinde / und darauf eine bebung oder Erzitterung / welche etwan auch begleitet wird mit einer hin und her ſchwank/oder wiegung: Das faufende Gedoͤn nimmer feine urfach her theils von eben Difer Erdzitterung / welche auch der aufſtehenden Luft mitgetheilt wird / theils von gewaltthaͤtiger durch⸗ tringung der inneren Erden⸗Luft durch die enge Loͤchlein der oberen Erden⸗ Rinde / gleich wir gewahren / daß die Winde auch alſo ſauſen / ſurren/ und brummen / wann ſie iñert engen Straſſen / oder zwiſchen Bergen / und Baͤu⸗ men gefangen durchpaſſieren muͤſſen / und jederman befant / mie ein innert Canonen oder Mußqueten angezuͤndetes / und außgetribenes / Feuer die vor⸗ ſtehende Luft in fo ftarfedunnsund Erſchuͤtterung bringet / Das von dem das her entjichenden Gethoͤn ein ganzes Thal erfüllet wird. Daß aber difere Erdbeben verurfachet worden nicht etwan von einem unterindifchen Win⸗ de / fondern wirklich angesundetem Feuer / deſſen haben wir ohne 3* a $ 4* ee das Glarnerland zugehen / verſchiedene Merkzeichen / welche auch noch in moͤg⸗ licher kuͤrze anzeigen werde. Im Glarnerland ſind waͤhrender zeit diſer Erd⸗ bidmen vil Bruͤnnen aufgetroͤknet / welches zwaren auch hat geſchehen koͤn⸗ nen von gar groſſer Hitz der auſſeren Luft / wie diſere Begegnuß auch gewah⸗ ret worden A. 1666. 1669. 1676. und 1686.da auch einiche Firren auf den höchften Bergen zerſchmolzen / ohne das dabey einiche Erdbidem gefoürt worden / hier aber Fan und fol denen übrigen Wirkungen zugefeget werden. Im Linthal flieffen an dreyen Ohrten Schwefelbruͤnnelein. In der Sand⸗ Alp / deren Marchen an die Puͤndtneriſche Gebirge gegen Diſentiß ſtoſſen / ſo auch in denen AlpenLimmeren / und Fißmatt / riechet man einen im Gebir⸗ ge verborgenen Steinoͤhl⸗Brunn / welches widerum anzeiget eine gegen⸗ art ſchwefelichter / oͤhlichter / entzuͤndlicher Theilen. Verwunderlich war auch diß / daß der gefallene Schnee in den Riedtwälderen / Oberreitenen / zu hinderſt im Thal nicht ſo hoch geweſen / als im Dorf Linthal / und allhier minder tieff / als im Laü und Haßlen / allernaͤchſt hinder Schwanden: So auch ſchmolze der Schnee vil geſchwinder zuhinderſt im Thal / als im Dorf Lintthal / auch hier eher / als allernaͤchſt hinder Schwanden / welches ſonſt nicht geſchiehet / auſſer der Sud, oder Foͤhnwind habe die oberhand / danahen Die Einwohnere vil auf den Streit des Sud,und Nordwinds achtung geben/ und von Difer urfach herleiten/dag etwan im Thal vil fehnee liget / im Flecken Glarus aber Feiner’ etwann aber zu Glarus mehr / als im Thal. Dißmal aber muß man die geringere Hohe und gefchtwindere ſchmelzung des ſchnees in höheren Ohrten nohtwendig zufchreiben einer unferirzdifhen waͤrme / Oder euer ; deffen deutlicher anzeig auch über diß geweſen ein grauer rauch / oder Dampf/melcher bey dem X XV .Erdbidem den 2.13. Winterm.vor aufs gangder Sonnen auß einem geöffneten Grab hervor kommen / zu jeders mans deſto gröfferer vertounderung / weil Difer morgen fehr Falt und hell war / auch hin und wider das Waſſer inder Küche gefroren. IBeiterg dienet zur befräftigung/daß in folchen hoben Sebirgen ungemohnte warme Weih⸗ nacht⸗Feſt / ſo auf den XXX. ſten Erdbiden gefolget. Endlich ift zugewah⸗ ren / daß Die unterhoͤlung der Glarner⸗Gebirgen im Groſſen Thal auß vers ſchie denen Merkzeichen abzunemmen / inſonderheit aber auß vilen hier und da befindlichen Luftloͤcheren / under welchen juͤngſthin geſehen hab auf der Alp Suppen ob Schwanden dag fo genante Doͤneloch / in welches ein eins gervorffener Stein fehr tieff abfallet/ und lang doͤnet / und dabey verfchieder ne Gruben / welche ohne zweifel bey anlas der Erdbidmen / oder auß andes ven dergleichen urfachen muͤſſen eingefunfen feyn. Hiſto⸗ — — nn ” 58 (123) Sog Hiſtoriſche Beſchreibung aller Erdbidmen / welche in dem Schwer zerland von zeit zu zeit geſpüret worden. A.849.860 7.944. ſollen Erdbeben geweſen ſeyn / nach der zeugnuß He- pidani Aunal. bey Goldaſt. Alam.Rer.Tom.l. p.8.10.14. 2. 1021. den 12. Mey erzeiget ſich ein erſchrockenlicher Erdbidem / durch welchen das Muͤnſter zu Baſel zerruͤttet ward / daß etliche Gebaͤue darvon in den Rhein fielen / dann es nahe auf das Waſſer gebauen war. Stumpf. Chron.L.1.c. 2r. 2.1348. war ein gar geoffer Erdbidem. Sprenger, Chron. MSC. adh.a. Es ſcheinet / e8 habe die Statt Bafelin diſem ſtark gelitteny laut Dreyer alten Ber ſen / ſo man gn Villach in Kerndten in St. Jacobs⸗Kir⸗ chen / in einer Maur eingehauen fiher. Sub M. C. triplo quadraginta octo tibi dico Tunc fuic Terræ motus converfio Pauli Subvertir urbes Bafıleam, caftra Villacıi. Zu Teulſch. Ein M.drey C. vierzig und acht / Wol auf St.Pauls-⸗Bekehrung nacht, | Verfiel durch eins Erdbidems macht Baſel die Statt / zu ſamt Villach. Und Fan ſich villeicht Wurſteiſen in feiner Baſler Chronic p. 176. geirzet haben / daß er diſen 1348ſten mit folgendem 1356ſten vermiſchet. 4. 1356. den 18. Det.erhube ſich abends um 10. uhr zu Baſel ein ſchrek⸗ licher Erdbidem / und in ſelbiger Nacht noch 1o.andere / dag hiedurch ſon⸗ derbare / und gemeine Gebaͤu nicht nur ergellet / ſondern auch zu gröfferem theil in ein hauffen gefäller wurden. Der einbefchloffne gewalt warfe nicht nur fehlechte Haufer / fonder auch Veſtungen / Thurn und Kirchen darnis ber, Was nicht einfinfet/gerfpielterund ward prefthaft. Eintheil des Chors im Muͤnſter / ſamt dem Fronaltar / fiel bey nacht ein / ſo ſchreibt Mneas Syl- ylus, es feyen in der Statt nicht über roo. Haͤuſer ganz und aufrecht blies ben. In difem einfall verdurben wie etliche fegen/bey 300. Maͤngklich ver- lieſſe Hauß und Gut / und flohe das Leben zufriiten auf.Die weite / fonderlich auf den St. Peters Platz / alwo hin einer von Berenfelsarflohen, und aber von einer herab fallenden Zinnen auf St. Peters Brückim zu tod geſchlagen worden. In diſem Jamer gieng hin und her inder Statt Feuer auf / daß = 2... (124) S- ce Tag brann / und niemand auf forcht loͤſchen doͤrfte. Die Zeit diſer ernſt⸗ lichen Heimſuchung Gottes ward von Alten in Dirfen Reimen begriffen. Ein Rink / mit feinen Dorn’ Drm Hufeifn auße korn. Ein Beihel / der ſechs krügen zal / Da verfiel Bafluberal. Es vergiengen durch diſes Erdbeben auf a. Meilmess um die Statt Bas fel,fonderlih am Blauwen / und um das Gebitg Juram, 34. namhafter Buͤrgen und Schlöfferensals ein Mönch des Klofters Z. Martin auf den Zurichhers/fo vamais in leben gemefen verzeichnet. (Es werden bey difem Anlas die Fiebhaber Vatterlaͤndiſcher Schichten erfucht/ der Schriften / oder dem Nahmen difes Moͤnchen nachzuſetzen / und mich deſſen / was von ihme befant wird / uberichten.) Andere ſprechen 60. welche namlich die minderen Waſſhaͤuſer darzu gezehlet; als da geweſen find Telſperg / Vorburg / Loͤwenberg / Merſperg / Blochmogt / Thierſtein / Neuenſtein / Pfeffingen / Berenfels / Schollberg / Moͤnchsberg/ Hangenſtein / Lands Cron/ Rrichenftein/ Birſeick⸗ Moͤnchenſtein / Beüren / Ramſtein / Gilgenberg / Schauenburg / Wartenberg / Landesehr / Haſen⸗ burg / Steinbrunn / Binderthan / Hritweller / Wilden ſtein / Eptingen / Hor⸗ berg / Froburg / Farnſperg / Liechtſtal/ und jenſeit Rheins Harter berg/Dtto liken / Brombach / mit vil anderen. Von diſen ſind etliche nochmalen wi⸗ derum gebauen worden / etliche aber oͤde und unbewohnet blieben / alſo Daß noch Die Burgſtal und Maurſtoͤcke hin und ber zuſehen. Zu widergedecht⸗ nuß difes traurigen S. Luxtags iſt erkent worden’ jährlih an demfilben tag ein herzliche Procefs mit der Litaney/und dem Fronleichnam um bas Mun- fter zuhalten/ein genante fumma Brote den dürftigen außzutheilen / darzu Haußarıne Leuche mit Roͤcken / und nothwendiger Kleidung zu begaben/ welche lobliche Stiftung der grau⸗Luxroͤcken noch difer zeit gehalten wird. Gemelter Erdbidem waͤhret nicht nur ein tag, oder ein Monat / jonder man ward fein (obwol befcheidenlicher) ein gang fahr durchauß / bey nahe alle tag gewahr. Diß / und anderd mehr von mwideraufbauung der zerfallenen Gebaͤuen / ſchreibt Wurſteiſen in feiner Baſier⸗Chron. Lib, III. c. 13. Zu Baſel giengen bey diſem Erdbidem verlohren bey 1000. Menſchen. Zu Bern fiel an der Luͤtkilchen der Wendelſtein / der was mit ſteinen bedekt / und Die Gewoͤlb in der Kirchen fielen nider / auch etliche Mauren an den Haͤuſe⸗ ren / ſonſt fiel fein Hauß / noch beſchach ein ander ſchad zu Bern. Tſchachtlan Chron. L. XIl. c. 28, benennet 42. Schloͤſſer / welche in diſem Erobidem zerfallen. Beſihe auch Koͤnigshofen Chron. Alfa. p. 361. Spreng. und Bulling, Chron. Mſc. adh. a, | 97.32.) 33 (125) SoSe 16.$ept. 170%, I I ρα I—ν— | Geltfamer Naturgeſchichten Ses Schweiser - Lands Wochentliche Erzehlung. Fortſetzung vondenen Erfhlitterungen des Schweizerlande. I Er 1357. im Meyen erzeigt fich ahermal su Baſel ein graufamer gie / ber zerſchüttert das Muͤnſter gar übel. Stumph..Chron. L.X1l.c.28 A. 1372. den 1. Brachm. erjeiget fich ein neuer Erdbidem zu Bas ſel / welcher etliche Camin und vom Münfter St. Georgen etliche grofs fefteine herab warffe. Nach ‚s.tagen fahe man einen Rıng um die Son⸗ ne/ ob welchem zwey roht farbe Creuz ſtuhnden. Wurſteiſen Bafler Chron. p. 185. Stumpf. Chron. L. XIII. c.3. LXII. c.28. A.1416.den 21. Sul. abends bat abermals ein erſchrockenlicher Erb⸗ biden die Statt Baſel graufam erfchüttert / daß vil Leuch auß forcht auf das Feld hinaug flohen. Stampf.Chron.L.Xll.c.30. A. 1428. den 13. Dee. erzegt fich abermals ein entfeglicher Erdbidem / der erfchüittere Die Statt Baͤſel alfo / dag oil Ziegel und Kaminab den Taͤ⸗ cheren fielen. Sctumpf.Chron. L.Xll.c.3 r. A. 1444. den 30, Nov. frübe vor der Sonnen Aufgang erzeigt ſich abermals ein Erdbidem über Baſel / dem Volk nicht zu Fleinem ſchrecken. Stumpf.Chron.L.Xll.c.32. . U. 1533. hat fihim Nov. inden Helvetiſchen Landen ein ſtarkes Erd⸗ beben verfpüsen laffen. Stumpf. Chron. L. XII. c.32. | A. 1534. den 2.04. in der nacht ergeiget ſich ein Erbbidem um die Star Zuͤrich und darinn ; Darauf folger den zı.und 22.04. ein ſtarker ——— in Waͤlden / und ſonſt groſſen ſchaden. Stumpf. Chron. 4 .C. 20. | A. 1538. den 28, Jan. erzeigt fich abermals ein Erbbidem über Baſel / doch ohne allen fchaden, Sctumpf,Chron.L.Xil.c.34. | Anno 238 (126) Ze A.i557. den 24.Apr. fpüret man einen Erdbidem in Zurich mit einem frarfen Elapf. Stumpf. l.ı2. | A. 1572. fpuret man. an vilen Drten gar ſtarke Erdbidem. Haller. Chron. Mſc. Lib.38. c. ı. — Den 19, Horn. zwiſchen 8. und 9. uhren gewahrete man zu Baſel eine ploͤtzlich fuͤrͤbergehende Erdſchuͤtterung. Wurſteiſen Bafl. Chr. p6s50. U. 1573. den zo. Dee. erzeiget ſich ein Erdbidem zu Zuͤrich und am See. Stumpf Chr. LVI.c.2o. Boſſhatt Chron. Vitoduran. Mſe. ad h.a. A. 1574. den 30. Jun, erzeigt ſich zu Zurich ein Erdbidem. ex Mic, Antiq Bibl. Tıg.n.$2. BR. A. 1577. den 22. Sept. fpürte man zu Bafel in der Statt und dar herum in der Eidgnofchaft drey Erdbidem / den erften/ und flärkfien / am morgen zwifihen 2.und 3. den andern aufden abend um 5. der was etwas ringer: den dritten Die folgende nacht/mar wider ſtaͤrker / dann der mittelſt. Stumpf.Chr. Lib. XIII. c.42. | | A. 1578. den 28.Sepr.fpürte man gu Zuͤrich / und anderſtwo / einen ſtar⸗ fen Erdbidem. Ex Mic. Antiq. Bibl. Tig. n52. 1* A. 1584. den 1.Merz / um 12. uhr fpürte man einen erſchrocklichen Erd⸗ bidem / an mehrtheils Orten der Eidgnoſchaft / beſonders am Greiffenſee; in der Landſchaft Aigle Bernergebiets / zu Vvorne und Corbiere, hat er gar groſſen ſchaden gefhan / worvon zu feiner zeit bey anlas Der Bergfallen eine umjtändliche Defchreibung fol gemacht werden, Haller Chron. Mſc. Lib. 44.cap.a. Stumpf.Chr.Lib.Xlll. c.42. | Sr. A. 1601. den 8. Sept. am morgen szwifchen ein und zwey uhr / war ein fchrofenlicher Erdbidem nicht nur in ganz Europa / ſondern auch einem theil Afiz, der hin und wider groffen ſchaden gethan. Zu Lucern in der Statt trieber das Woſſer voneinandern alfordaß das halb theil der Reuß in See / und Das ander halbe theil auß der Statt lieff/ daß man trofnes fuß hat koͤn⸗ nen im Fluß wandlen. Da gefpürte man ihn in den 5. Orten noch erlich tag alſo / das jedermäniglich vermeinte, der Juͤngſte Tag wurde kommen. Eine hohe Obrigkeit zu Zürich hat diſer Erdbidem veranlaſet / ein groſſes Buß mandat jumachen/Haller.Chron.Lib.s8.c.13, Zu Zurich hat diſer Erdbidem zwey Kamin/und den halben Tachſtul im Wirtzhauß zum Adler ı abgeworffen / alle flärkefien Thurn und Gebaͤue zerziffen mic fpditen. Ex Mfe.antig.Bibl.Tig.n.2. A. 1610. den 29. Nov. hat fich zu Bafel ein ſtarkes Erdbeben miteis nem groſſen getoͤß merken laſſen. Groß Baßl. Chron. p.237. Anno 53 (127) Segen A. 1614. den 17.Feb. und 24. Sept. haben ſich zu Bafel ſtrenge Erds beben erzeigt / alfodag mit groſſem praßlen alle Sebaue von einer feiten zur anderen erfihustet worden. Groß Ehron. Baf.p’240. TU A. 1622: im Monat Mertz / als das Volk (der Ober Engadineren, fo auß zumuthung der Defterzeicheren folten ind Unter⸗Engadein gehen/ dem Fuͤrſten zu ſchweeren / daß feden Unter Engadeineren in ewigkeit Feine huͤlff wider das Haus Deflerzeich leiften woͤllen) dem Unter-Engadein zugezo⸗ gen’ hat ſich ein ſtar ker Erdbidem erhebt / der das Erdrich unter ihnen heftig erfchüttet/und als fie fuͤrwarts gangen/und an das beſtimte Ohrt fommen/ da fie ſchweeren follen/ hat ſich das Erdrich abermal erſchuͤttet. Baßler Pündter Krieg. Mfc:cap.47r. | U. 1623.den 20. 21. 22.23, 24. Febr, iftallenachteinerfchrofliher | Erdbidem erfolger (auf geſchehene publication eines Papitlicen Decreti) daß ſich dardurch alle Gebaue erſchüttet und bewegt / an etlichen Ohrten auch die Glaͤſrr auf den Tiſchen erzitteret welcher Erdbidem im ganzen Beltlin geweſen / wie auch zu Dufelav, im Bergell/ und der Grafſchaft Eles ven. Baßler Bundener Krieg. cap.54. A. 1650. hat die Freyherrſchaft Hohen Say 18. die Statt Bafel 7.und die Statt Zürich 4. Erdbidem empfunden. Wagner. Helv. Cur. p.371.Zu anfang diſes Jahrs haben fih inder Herrſchaft Sar ztag nach einanderen ſtarke Erdbeben merken laſſen. Und im Herbſt darauf ſind zu Zuͤrich und Baſel in Staͤtten / und auf der Landſchaft abermals vier ſtarke Erdbeben mit ſchreklicher erſchuͤtterung geſpuͤrt worden. Hotting. Spec. Tıgur.p.503. A. 165 2. den 4.Febr. iſt in der Statt / und auf der Landſchaft Zuͤrich / deßgleichen auch zu Baſel / und Schaffhauſen / ein ſehr ſtarkes Erdbeben ge⸗ ſpuͤrt worden. Rahn Eidgnoͤſſiſche Geſchichtbeſchreibung / p 996. U. 1656. im Febr. wurden bey Baſel herum in einer Nacht drey uns terſchiedliche und den 16. Mey morgens zwiſchen 3.und 4.uhren widerum ein fiarkes Erdbebenverfpürt. Rahm Chron.cit.p.1009. | A. 1672. den 9. Jan. nachmittag um 3.uhren ılt in ber Herrſchaft Say ein Erdbidem verfpärt worden mit einer zimlichen Erſchuͤttung / und ger raͤuſch; Zu Fruͤmſen aber mit einem lauten Elapf/und geröß. Ex Archivo Antiſtit. Tigurin. | / A. 1672.den12.Maj. um halbe zwoͤlf uhren iſt die Herrſchaft Say err ſchuͤttet worden mit einem ſtarken Erdbidem/ab Dem die Wohnungen mad lig erzitteret / und in den Gebirgen ein laͤutes getöß erſchallen: diſer Erdbi— dem | | 88 (128) em dem ward in allen Ohrten in Berg und Thal Holz; und Feld / Waſſer und Sand empfindlid; vermerft. Ex Archiv. Anciftir.Tıgurin. | %,1672.den 2.Dec. anf den abend gegen 3. uhren iſt zu Uſter / Egliſau / Kyburg / und andern Ohrten ein gar empfindlicher Erdbidem vermerkt wor⸗ den. Auf dem Thurn zu Egliſau gemanrte der Wächter erſtlich ein kleines geraäuſch / und darbey die Geſchirr auf den Geſtellen ſich bewegen / und als er Darauf zum Fenſter hinauß geſehea / den Zhurn / die Fenſter / und ſich ſelbs hin und har bewegen. Ex Archiv. Antiſtit. Tigurin. A. 1674. in dem Martio iſt zu Iverdun / Bernergebiets / ein ſchrekli⸗ ches Getoͤß in dem Luft gehört und bald darauf ein ſtarkes Erdbeben ver- ſpuͤrt worden. Deßgleichen ward den 6. Dec. faft in ganzer Eidgnoßfchaft/ und angrängenden Landen / ein ungewohnliches Erdbeben fo ſtark gefpurt/ daß an theils Drten man ſich eines plöglichen einfalls der Gebaͤuen vermus thet. Rhan Eidgnöff. Chron. p. 103$- U. 1680. den 24. Jul. ift an vilen Orten der Eidgnoßſchaft ein ſtarkes Erdbeben geſpuͤrt worden, &o haben auch domals ftarfe Ungemitter mit Donner / Stral / Hagel’ ungewohnlichem Regen’ und Sturmwind ſich ers zeigt. Rahn.lib. cit. PIo64. — U. 1681. den 27. Jan. bat ſich nachts zwiſchen ro.und 11. uhren ein ſtarkes Erdbeben hieſiger Landen durchgehend verſpuͤren laſſen. Rhan. lib. Cit,P.1066. U. 1682. den. 2. Maj. ift morgens zwiſchen 2. und 3. uhren ein entſetz⸗ liches Erdbeben mit erfchröflichen getoͤß fo gar/ Daß an unterfchiedlichen Dhrten die Gloggen an den Häuferen darvon gefchället/gefpurt worden, Rhan.lib. cic. p.1079. U, 1684. den 26.$ebr. ward abends zwiſchen 8.und g.uhren an vilen Ohrten der Eidgnoſchaft / und benachbarten enden ein ſehr ſtarkes Erdbeben verſpuͤrt / welches Die Gebaͤue mächtig erſchüttert. Rhan lib. cit. p.1105. N. 1704. den 4. Nov. morgen zwiſchen 4. und 5. hat man zu Zurichy in der Statt, und auf dem Land gefehen eine helle feurige Luftgeſchicht (von deren urfach oben mit mehrerem gefchrieben worden) worauf erfolget ein ſtarker doppelter Erdbidem. Zu Baſel hat in ebender Stund in der Luft regiert ein ſtarker Wind mit Donner und Blitzen / und unterflieflendem Platzregen / doch ohne Erdbeben, | ı Be, N.) 233 (129) GES 83.Sept. 1705, Seltſamer Naturgeſchichten as Hehweizer⸗Eands Woochentliche Erzehlung. | Bon ungewohnten Fahrseiten des Schweizerlands. 3 deme/ was bißher von der vertounderlichen Thal; Bergichten Be⸗ ſchaffenheit und hober firuarion, des Schweizerlands gefchrieben worden / iſt leicht zu fchlieffen / daß die Jahrzeiten bey ung nicht fo or⸗ denlich auf die bey vilen anderen Laͤnderen gewiſſe zeit / Wochen und Tags oder alle Jahre auf gleiche Weiſe geſchehen / ſondern merklich ſich abenderen. An einichen Ohrten regiert bald Das ganze Fahr hindurch ein beftändige faſt mwinterlihe Kalte / an anderen bald eine durchtrin- gende Kälte / bald faſt unleidenlide Warme : Die meiften Sans der / Stätte/ und Thaler aber werden etwan innert wenig Tagen oder wochen angefochten mit ganz twidrigen abanderungen ; Es ftürmen auf diſes Haubt/ oder oberften Sipfel von Europa nicht nur alle Element / fons dern auch alle Winde / mit groͤſſerer Freyheit und leichteren wirkung / ale auf andere Lande / und were in betrachtung deſſen unfer Vatterland das uns geſundeſte von allen / wann nicht dem guͤtigſten Schöpfer gefallen hette / diſer kraͤnklichen bloͤſſe entgegen zuſetzen die reinigkeit und Geſundheit der Luft und Waſſeren / die Fruchtbarkeit der Erden / die koſtlichkeit der Gewächſen / und andere dergleichen Gaben / vor welche wir dem barmherzigen Gott zu⸗ danken haben. Unſere entfehrnung von dem Meer haltet von uns ab vil grobe / ſchwere / ſaltzichte Duͤnſte / welche bald an denen Kuͤſten / ober auch angraͤnzenden Landen ſich herab laſſen und alſo nur gu ung gefuͤhrt werden die leichteren waͤſſerigen theil / welche dann an unſeren Bergen anſtoſſen / und ſich in Nebel / Regen / Schnee / Bruͤnnen / Bäͤche / und Fluſſe verwandlen. Gleichwie auch von denen Gottesgelehrten Naturkundigeren die Winde in gemein angeſehen werden var ein herzliches Mittel / die Luft vor der faͤulung / und unfere Leiber vor viclen Krankheiten zu ie / alfo Innen koͤnnen wir ung leicht vorftellen daß Durch vil und öftere windichte Bewe⸗ gungen der Schneiserifchen Luft auch diejenige böfe Dünfte 7 welche etwan anderit woher ung zugeführt worden / oder auß unferen eigenen Landen aufs geltiegen/von und hinweg / und anderwerts hin gefrieben wir folglich von vielen Beſchwerden / die daher trwachſen Föntenyerledigei werden. Es weiht aber auch Der gerechte Gott eben diſere Heilmittel zuverwandlen in Straͤff⸗ gerichte / und und nad) unferem verdienen heimzuſuchen bald nit ungewohn⸗ ter / und fhadlicher Hitz / bald mit empfindlichem froſt / batd mit allzunaffer/ oder trukener witterung / und danahen auf die fruͤchte des Felds / Weinſtoks / Menſchen und Viehe komendem Schaden. Ein Exempel der Barmherzig⸗ keit Gottes iſt diß lauffende Jahr / zu deſſen anfang hin und wider in unſern Eidgnoͤſſiſchen Landen geregiert/bey Falt-feuchter Witterung / allerhand his zige Fluß⸗fieber uud andere boͤſe Krankheiten / welche aber durch Die guͤte Gottes bald wider nachgelaſſen; Der Fruͤhling lieſſe ſich alſo an / daß man auß allerhand / theils oben beſchriebenen Wunderzeichen abnemmen koͤnte / daß wir vor ung haben werden ein rechtes Wunder Jahr: Der Sommer tar abfonderlich durch den Augftmonat ein. Wunder⸗ Sommer zumalen nicht leicht erlebt tworden ein fo lang anhaltende ſchoͤnes Wetter / und flars ke Waͤrme / welche auch geſpuͤrt worden auf denen Bebirgen/ da ſonſten der Winter regiertzund mehr Schnee und Eis / als in anderen Jahren hat ſchmelzen mögen: Die Baumfruͤchte haben wegen mangel des Safts nicht zu folfommener Gröffe gereichen mögen. Des Menſchen und Thieren Zeiber haben außftehen müffen eine ungewohnt flarfe Außdaͤmpfung / deren Wirkung ſich bereits ergeiget hat durch Die Rohte Ruhr / Durchbruͤche / und andere Krankheiten / welche hier und da graſſiert / beſorglich aber ſich noch weiters eröffnen wird bey einbrechendem Herbſt / und Winter / abſonderlich / weilen unmittelbar auf die groſſe Hitz erfolget ein zimlich ſtrenge feuchte / und kalt, windichte Witterung. | Bey Difem anlas habe thunlich erachtet/dem geehrten Lefer vorzuftel- len eine Dittorifche Erzehlung aller derjenigen feltfamen Jahrzeiten / welche unfere Eidgnöffifche Lande außgehalten/und hier und da in getruften / oder gefihriebenen Geſchicht⸗Buͤcheren verzeichnet fteben. .U.709.762.860.913.945. müffen fehr harbe / und lang anhaltende Winter gemefen feyn/nach der Zeugnuß Hepidani Annal. bey Goldaſt. Alaman.Rer.p. 6-10. | As 1135. war ein folcher heiſſer Somerund Herbſt / das alle Drake * Di RE en en FÜ, ein 2 Gräben / vil Brünnen und Wafferflüffe in Rhatiſchen Gebiet und ans derſtwo austrofneten/ und an vilen Drten groffer Mangel am Waſſer ers litten wurde / alle Heken und Zaun au auf den hohen Bergen verdorzeten/ und verbrunend arofle Wälder. Guler. Rer.p.ı28.b. h A. 1277. war der Winter fo ungewohnlich Falt ı das der Boden, See —* einem Geſtad big an das andere uͤberfroren. Haffner. Theatre, Solo- or.p.312. * pꝛ 1343. war gar ein heiſſer Som̃er / und wurden alle Fruͤchte uͤber⸗ aus gut; mehr ale 8. Tag vor S. Johannis hat der Wein verblühet. Es hat ſo lang nit geregnet / das in diſen Landen Gerſten geſaͤyet / geſchnitten und Brot daraus gemachet worden / daß Doch Darauf nie geregnet. Tscha- chtlan Chron.adh.a, | A. 1357. im Hornung / Merz und Aprel flarben vil Leuth und Vieh vor Hunger und Sroft / alfolang waͤhrte dev Schnee und die Kälte : Es verdurb auch felben Jahrs vil Heu von Dig / das man vil Viehs nider müßte ſchlachten / dad es auß hunger ſturb / man entdeft vil Haͤuſer in den Doͤtferen / die mit Stroh dekt waren / und gabe es dem Vicche zueſſen. Alle Dinge waren theur / das malter Spreur koſtete 3. ß. Sprenger Chion.adh.a. U. 1362. war ein uͤbermaͤſſiger heiſſer Somer / in dem die Matten und Wenyden verbrunen/ Das alles Heu Embd und Butter verdarb; Darauf folgte A. 1363. ein groffer fhadlicher Vieh tod / ſonderlich in den z. Mona⸗ ten Hornung / Merz und Aprel : vil Viehs ſtarb vor hunger / vil Leuthe ſchlachteten iht Viehe / das es ihnen nit hungers verdurbe / man futtert an vilen Orten mit Ebheu und Tañkryß / etliche dekten ab ihre Strohdaͤcher / und legten das Stroh dem Vieh für zur Speiß ; die Außtag des Fruͤh— lings waren gar harb und ſteeng / des Schnees war vil / und der wolt nit ſchmelzen / und war ein überaus groffe und beharzliche Kälte : Ale Waſſer Sifruren allenthalben hart / der Zürich See befchloß fih ganz biß an die Statt. Dif: gefroͤrne waͤhrete bis an Charefreytag. Es enifror aber Der See in einem Tags und einer Nacht. Die Raben um Zurich erfrorend des Fruͤhlings / das man fie mehr:heils ausſchlahen müßt. Bulling. Chron, Anno 33 (126) S- ù —— — — — — ——— EEE Eu Erna) A. 1384. war ein heiſſer Sommer / darinn alle Fruͤcht ſehr gut / und frühe zeitig wurden. Es war alſo lang ſchoͤn an einander / daß etliche Sommer⸗ fruchte geſaͤyet / geſchnitten / und Brot Darauf gebachen ward / alſo daß ſie nie/ oder faſt wenigberaͤgnet wurden. Stumpf. Chron. L,Xill. cap. 8. A. 1354. war ein fo heiſſer und trokner Sommer / dag der Wein gar gut / und deſſen vil gewachſen / ſchon vor Johannis tag verbluͤhet / und das Korn geſaͤyet / geſchniten / gemahlet / und zu Brot gebachet werden koͤnnen / ohne das in der zeit einiger tropfen Regen gefallen. StumpfChron. Mſc. U. 1407. um Martini erhub ſich ein uͤberauß groffer Winterfroſt / welcher bis auf Mittefaften / 12. Wochen an ein anderen waͤhrete dag der Zuͤrich⸗See ftarfüberfror. Es ift auch der Rhein fo hart überfroren’ das man mit Waͤgen drüber fuhr, Dife Kälte mit dem Eis und Schnee jers gienge mit einem warmen Regenwetter / deßwegen ein folcher groffer Waſ⸗ ferfluß erfolge / Das auf dem Rhein / und andren Schiffreiben Waſſeren etliche Brufen und Inßlen weggeführet / und dem Land wegen milder Baͤ⸗ chen / fo aus den Gebirgen und Wildnuſſen zufamen luffen/ groffer fehaden jugefüget worden. Schvverter Örüning. Chron. L. IV. cı2. Vrſtis Chron. Bafıl.L.IV.c. 12. A. 1408. an S. Martinstag gieng ein kalter Winter an / der waͤhrt bis auf Liechtmeß / das ſich niemand des froſts erwehren moͤcht / darauf fiel ein Regnichter Luft ein / das die Waſſer uͤberauß groß wurden. Etterlin Chron. Mſc. ad h. a. Tſchachtlan Chron.adh.a. 4 ‚2. 1420. war ein fo frühes jahr das man zu angehndem Meyen reif⸗ fe Kirfchen/und auf Maria Magdalena reiffe Trauben fand / und gab man Darnach in der Faſten des zı. Jahrs ein viertel Kernen, und ein viertel Anfel jedlichs um 3. ß. FuelslinChron, Ms. adh. a. Die meiften Baͤume ver⸗ bluheten im Merzen/der Aprel war noch ſchoͤner. Den 7. Aprel hatte man zu Baſel Erdbeere feil / zu Schweiz blüheten etliche Raben den 5. Aprel / zu Bern fienge man an den Wein leſen den letſten Augſt. zu Baſel ſchenkte man al 2 De — neuen Wein auf St. Bartholomei tag / ein maß um ein pfenning / zu Bern um 4. 5. 6.und 7. um Martini tag gab man den haber um 7. 8. Die Wicke um 9. den Roggen um 10. ß. TfchachtlanChron. ad h. a. A. 1432. war es im Jenner alſo kalt / das Menfchen / Voͤgel / und Zhiererfruren. Eserfroren auch die Raben / und Nußbäume / das man fie müßt abhauen / deßhalb war daſſelb Jahr mit vilen Dingen unfruchtbar, Fueſelin Chrön.ad h. a. daraufifterfolget ein groſſe hungersnoht / und Des ſtilenz. Sctumpt Chron. L. Vl.c. 19. N) 0) 883 ——— Seltſamer Naturgeſchichten Des Schiweiser - Lands MWochentliche Erzehlung. Fortſezung von ungewohnten Jahrzeiten des Schweizerlands. NA 1435. war Der Winter alſo kalt / daß man auf dem Boden ſee von Langenargen bis gen Arbon über den See gangen; Alſo ward auch der Zuͤrichſte üderf; oren bis an die Statt. Ks flogen auch Die wilden Eaten / und andere milde Voͤgel zu Zurich) in Die Statt von groffem huns ger / als ob ſie zahm weren. Zu Rapperſchweil waren Die Entenyund Bel⸗ chen fo mat / daß man fir mit handen fieng / und vil in den Hurden tod fand. Sprenger.Chron.ad h.a. | A. 1438.am 12. Merz fiel ein groffer Schnee/aröffer dann er des Wins ters eingefallen/und lage 7.tag/ da kam ein groſſer Regen und Wind / Der den Schnee gleich abtrieb/und ward das Waſſer groß. Diß Jahr erfolgte ein grofl: Theurein Kon und Wein. Man gabe um cin Mutt Dinkel 2. SL. um ein Mütt Kernen 8. Pf. umein Muit Daber 2. Pf. um ein Mut Rogs gen 7. Pf. Tfchachtlan Chron.adh.a. J U. 1442. ander Faßnacht iſt fo ein ungewohnlich groſſer Schnee ge⸗ fallen / daß man die Haͤuſer / ſo darmit etlich Schuhe hoch bedekt waren / vor Einfall zu bewahren/ ſelbigen aller Orten ab den Taͤcheren raumen muſſen / und eine gute zeit niemand uͤber Feld gehen koͤnnen. Darauf zwar ein ſehr fruchtbarer Jahrgang / hernach aber ein fo grimmige Kaͤlte gefolget / daß faſt alle Weinreben erfroren. Sctumpf.Chron.L.Xill.c.ı2. 9 Arn 443. war ein kalt harber Winter / der Zuͤrichſee uͤberfror / und er⸗ froren die Raͤben am Zurichsund Bodenſee / und vilen andern Orten / daß der Wein deſſelben Jahrs theur ward; deſſelben Jahrs am H. Kreuztag im Meyen ſchneyte ed Den ganzen Tag / es fiel ein ſchnee der dem Mann über ‚feinen Fuß / und auf den Bergen über Die Kniegieng. Spreng. Chr.ad h.a. | A. 1445. war ein guter Winter / und warmer Merz / deßhalb oil * * erfuͤr 3 (134) — — —¶ EEE an — — — — — — — — — he: für Fam: aber darauf den 11.und ı2.tag Aprel hub es an ſchneyen / und ward fo kalt / daß alles erfror / was ſich erzeigt hat und ward am Zuͤrichſee / Bodenſee / Elſaß / Breißgaͤu / am Neckar / und allenthalb gar Fein Wein / deßhalb er faſt theur war im teutſchen und welſchen Landen. Fueſslin Chr. ad h. de % 2.1446. an dem Palmtag hub es an zu ſchneyen / und morndeß den ganzen tags (den 10.und 11. Apr.) ‚und fiel ein groffer Schnee / mit ſtienger kalte / die Heben erfroren an dem Boden⸗Zuͤrichſee / und anderen Orten / der Wein ward in allen Landen theur. Sprenger.Chr. adb.a. A.1444. war gar ein Falter Winter / und firlen mehr dann 20. Schnee auf einandeen / und ward der Schnee fo groß / daß niemand wandien möcht; An etischen Orten ertrukt er bie Taͤcher. Doch gienge er ab ohne ſchaden. Tſchachtlan Chron.ad h.a. i 4.1473. war ein dürzer Sommer/daß die Baͤume im Hornung ſchon blühetenrund alle Erdengewacfe aleich in dem Meyen grünsten. Den 20. Jun. fan in der Rivier um Dafel ein Regen / und darnach in 9. wochen kei⸗ ner mehr, daß die Waſſer abgiengen / und oil Brunnen verfiegeten. Zu Dfiigften harte man zeitige Erdbeer, Kirfen / und auch das Fruͤobs / auß⸗ gehnos Brachm. zeitige Trauben/bie Ernd gieng an vor Johannis / und der Herbſt vor Bartholomei. Wiewol auch dürze halb wenig Korns gemach- ſen / ward es doch gut / und zimlich wolfeil / daß ein Vierthel zehen Blappert galt. Der Wein wuchs an vilen Diten ſeht ſtark und galt ein Saum Breißgauer 7. Blappert. Andere Erdfrüchte / fo vor übriger Hitz nicht forckommen koͤnnen / wurden ſehr theur ein Kabiskopf galt ein Blappertz Ruͤben ein Vierer. Summa / es war ein ſolche Hiz / daß an etlichen enden die Waͤlde / vom Himmel angtzuͤndet / gebrunnen haben. Im October bluͤ⸗ hiten die Baumes widerum / wie im Fruͤhling / daß die Biren und Apfileiner Nuß g'yoß / und die Kirſen bis Martini widerum zeitig wurden. Urſtis. Baßler Chron. L.VI.c.4. | | A. 1481. War gar ein unftät Jahr mitregnen / und ungewitter; Auf S.Martins tag bat man zu Zurich auf der Brucvilreiff: Kirfchen feil / der Wein war ſehr faur. Fueßslin Chron.ad h.a, | | „ Aıggı. war garein kalter Winter / dann es flelendzr. Schnee auf einanderen / daß Feiner vor dem anderen abgieng/und überfror der Zuürichfee bis an die Start, Difer ſchnee lag bis zur Liechtmeß da ward es warm / daß er hier abgieng in 2.tagen / und zergieng Das Eis im See; Demnach — 6 5 3 (15) | e8 vor St. Martins tag wider Ealtıdaß der See wider gefror / und aber wis der ein Wind Fam / der das Eis zerwaͤhet; Demnad fiel am letfien tag Hornung / und erſten Merz aber ein groffer ſchnee / und ward wider fait kalt / daß der Zuͤrichſee zu dem dritten mal uͤberfrur: darnach am erſten tag Mey fieng es aber an ſchneyen / uñ trieb es z.tag an einandern / darnach fielen Reif⸗ fen / daß die Raͤben/ welche vor dem Winterfroſt hinkommen waıen / erfru⸗ een Chron, ad h.a. Gerold. Edlibach. Mic, vom Zurihkrieg adh.a. A. 1502. war inden Pfingſt⸗Feyrtagen ein fölche Fälte mit Schnee und Degen/daß die Speiren und Schwalmen erfruren,und tod auß den Lüften herab fielen. Bulling.Chron. ad h.a. | | In difem Jahr find gar vil fh re Wetter entftanden/ und hat die Peſt hin und wider vil Volks weggeriſſen. Fueßlin.Chron.adh.a. 2. 1504. war ein heiſſer / und dürzer Sommer / daß die Waſſer erfiege ten / das Graß auf den Wieſen verbrann/ weder Korn’ noch Daber möchte furkommen / deßhalb etwas theurung erfolget. Die Sommerhitz empfieng ein warmer Winter. Urſtis Baßler Chron. L. VII.c. 2. A. 1506. was ein Falter Winter, alſo daß vil Raben erfruͤrend und die Daume zerſpielten / doch erfolgete ein gut fruchtbar Jahr. An St. Oth⸗ marstag den 16. des Dritten Herbſtmonats fieng es an regnen / und regnet ohne aufhören 18. tag laog und wurden die Waſſer fo groß / Daß fie merk⸗ lichen ſchaden thaten 28. Fuefslin.Chron.ad h. a. | 2. 1508. war zuanfang des Jahrs ein gar rauher Winter / und groſ⸗ fe kaͤlte / die waͤhret big zu end Des Merzens. Am Montagnad St.Urbands fag iegnetees 24.ftund an einanderen / dad alle Baͤch und Fluͤß außgebros chen / und groffen ſchaden gekhan. In difem Jahr gefhahen auch ſchwere wetter / und ſtarke Erdbidem in Teutſchen und welſchen Landen, Fueßslin. Chron.adh.a. A. 1509. was gar ein warmer Sommer / wenig Heu und Emd / zu Winterthur mifchte man beyde Galgbruͤnen mit einem Befen/ daß Fein Waſſer darinn was. Lindouer. Annal.Vicoduran. Mfc. adh.a, A. 1514, war ein gar Falter Winter / und vil Schnee; der Zurichfee übers fror / dab man von Rapperſchweil gen Zurich mit Schlittenfuhr. Die Müller zu Winterthur mochten in 14.tagen nicht mablen; man fuhr von Schaffhaufen gen Andelfingen zu Mühle, Der Rhein mar ob der Bru⸗ Ben bermaflen überfroren / daß man Daraber seiten/und gahn mocht. Man R An rn bat dafelbit einen Hafen aufdem Rhein gejagt, undgefangen ; Zu Baſel bat man aufdem Rhein tantzet gefpil. Nach St. Johans-⸗tag war es nie über eine Wochen ſchoͤn und haben Die Waſſer aroffen fhaden gethan. An St Michaels abend hat es geſchneyt / und war faft kalt» aber morndeß war es ga zwarm. Lindauer. Annal.Viroduran.ad h. a. In rauhen Gebirgen mußten vil Leuthe auß mangel des Maͤhls den IBaiten im Waſ⸗ fer fieden/und an ftatı des Brots eflen. Urſtis. Baßl. Chron. L.VII.c.6. A. 1515. fienge es an regnen von St. Urbans:tag bis an St. Bartho⸗ lomei tag; Korn und Haber Fam naß in die Scheuren. Loc. cit. A. 1516. war ein guter / warmer Sommer / man baite mangel an twafe fer. An Margarethen Tag was das Korn in Scheuren / und an des H. Creuzes tag hat der Herbſt einend. Es ward fo guter Wein / daß derglei- chen lang nie gewachſen. Lindouer.l.c. 2. 1517. was ein kalter Winter / und erfruren die Raͤen. An Sf. Marx tag fiel ein Schnee / darauf folgete ein warmer Sommer / ſo Daß die Schmaͤlſaat auf dem Feld verdorben von grofſer Hitz. Liodouer.l.c, ' A. 1527. Auf Pelagij/ und den naͤchſten tag darauf fielen zween groſſe Reiffen/ auch am Montag nach Mauritii erfroren die Reben / daß die Trau⸗ ben nicht wol möchten reiffwerden. Lindouer. l.c. In dem Meyen fiele ein groſſer schnee / melcher Die Baͤume und das Bluſt übel befihadigte, Joh. Heor. Tfchud. Ehren. Glaronens.Mfc.h.a. An. 1532. fiel aufden 13 Horn.fo ein groſſer Schnee / daß er vil Taͤcher / und Haͤuſer eintrukte / der lag big in mitten Merzen; da Fam ein fo groſſe waͤrme / daß er überall zu jedermang verwunderung abgieng. Auf den & Apr. fande man Trauben; den 7. kam ein fehr ſchweres Hagelmetter mit ungemein grofien Steinen; den 17. Apr. ſchneyt es aber /und inder Nacht flel ein groffe Fälte/dag wag herfür fommen an Raben’ und Baumen erfros ven: Gleichwol wachßte diß Fahr ein guter Wein. Ludwig Edlibaxp. Chron.Mſo. A.1540. war der ſo genante heiffe Somer. Bon anfang des Merzens bisin Chriſtm. mar gleichfam ein befländige waͤrme / und meiles difegange zeit über nicht ( 14.) mal geregnet / war ein ſolche Dürze/ und verſchweinung der Waſſeren / daß gar vil Brunnen verfirgeten, An etlichen Orten mügie man meit zur Muüble fahren/oder das Viehe tranfen. Gleichwol fielen zu nacht groffe und gute Thau / welche die Bäume erquikten / daß alle Früchte gut und follkomen wurden, Inſonderheit geriethe der Wein fehr mol daß m. PGO (eines gleichen nicht vil gehabt, Schwerter Gruͤninger Cyvom Mic, a 7.35.) 38 (137) See 5. Oct. 705. er u εν εα ανν α Seltſamer Naturgeſchichten Des Hehweizer⸗Eands Wochentliche Erzehlung. Fortſezung von ungewohnten Jahrzeiten des Schweizerlands. Uaußgang des Meyend A. ı540.haben die Trauben verbluͤhet: vor Ul⸗ Zrichsſstag war alleg Korn geſchnitten / vnd eingefamiet: Den 25. Sept. war aller Wein im Faß. Es wurden diß Jahr die Naben nie karſtet / noch g:hauen/megen haͤrte des Erdrichs. Ludvv. Fdlibach. Chron.ad h. a. In dieſem heiſſen Sommer name Der Rhein alſo ab / daß man ihn an etlichen enden mit Pferden durchſchwemmen mochte. Alle Muüllinen in minderem Baſel geſtuhnden / deß man in Schiffen auf dem Rhein anrich⸗ ter. Man koͤnte den Wein wegen feiner vile ſchier nicht faſſen er ward deß⸗ halb vor ſeiner einmachung wolfeil verkauft. Zu Herbſtzeit fand man ein Saum Virnen wein um 5. den neuen aber um 7. oder 8. Blappart. Doch / ſo bald er in die Faß kam / ſtieger aufı. SI. Nochmalen / weil in zwey folgenden Jahren faurer Wein wuchſe / ſchluge der heiſſ Sommerwein bis fuͤnf pfunden auf. Wurſteis. Baßler Chron. L.VIII. c.ı7. Die Waſſer wurden ſo klein / daß man zu Zuͤrich in der Lindmatt das Waſſer auß der Schnelle / an die Muͤlli richten und aufſchwellen mußt. Man gieng trockenes Fuß um den Wellenberg. Stumpf, Chron. LVI. e.20. Hotting. Specul. Tigurin. p. 521. Zu immerwaährender Gedächtnuß diſes heiſſen Sommers hat man bis auf die jezige Zeiten Korn deſſelben Jahrgangs zu Zuͤrich aufbehalten / und gedenket Ikr. Erhard Efcher in Beſchreibung des Zuͤrichſees eines groſſen Stoks Emd / ſo im Thal / einem Doͤrflein am Zurichſee / in Vogt Steiners Scheur von derſelben zeit aufbehalten worden. An565. zu end des vergangenen/und anfang diſes Jahrs / war die Win⸗ terskaͤlte ſo ſtreng / daß man auf den Straſſen hin und her erfrorner Leuthen gefunden. So ſind auch die Aar / Reuß / Lindmatt / Rhein / und andere Waſſer dergeſtalt uͤberfroren / daß man mit geladenen Waͤgen daruber fah⸗ ren 338 (18) &- 2 a ann nennen N Seen) Zu anne gun 2 7 ren koͤnnen. Die Weinreben wurden verderbt/der Fruchtſamen erfteft/oder hernach/da der groffe Schnee bey einem warmen wind abgangen durch gar zu ſtrenge ergieffung der Waſſeren verſchwemt Jumal auch die Bruggen von den groffen Eißklotzen gerftoffen. Urſtis. Baßler Chron. L.VIIl. c.29. Haffner Thearr.Solodor, P.l. p.456. Haller.Chron.L.37. cıt. U. 1570, den 6. April aufden abend Fam daher ein graufam Wetter / mit Donneren und bligen / deßgleichen man vorher nieerlebt hat. Hierauf folget eia groffe kälte / und fielen groffe Schnee den ır.ı2. und 13. April / als tie im Winter, Demnach auf St.Marren rag firlaber ein Schnee ; doch waren Die augen an Räben noch nicht herfür. Hierauf Fam ein geſchwinde end groffe Theure. Dann aufden ı 1. Meygalt ein Mutt Kerven zu Zus rich 12. Pf 7.8.6. hir. ein vierthel Haber 15.ß. Es war aud) dig Jahrs gioſ⸗ fe Waflernoth. Ex Mfc.Bibl.Tig.n. ıız. A. 1571. heffe ſich der Winter fehr ſtreng any alfo daß der Zürich. und andere Ser ganz uͤberfroren / auch vil Leuthe von unertraglichem froft dahin ſturben, oder von hungerigen Wolffen gerziffen wurden, dararfdann ein Duschgehnde Theurung / und groffer mangel an Lebensmittlen erfolget. Vil Leuthe ernehrten ſich von dem Graß auf dem Feld / und wurden darbey mit dem Graßun den Mäuleren tod gefunden. Haller. I.z7, e. 1.Sebalt.Franck Hiſtor P.Ih p.962. Der Muͤtt Kernen galt 12. und 13. Pf. ein vierthel Has ber 1. Pf.9.63. ein viertel duͤrr Biren oder Apfel ein halbe Kronen. So ward diß Jahrs fo gar Fein Wein / daß der Schenkhof zu Zurich nie aufkame den ganzen Herbſt / und ward den Chorherren nicht mehr dann ein Eimer Wein über die Expeditiones. Ex Mfc.Bibl.Tig.n.ı ıa. U. 1572. den 25. Aprel Fam ein risieren/ und auf die nachtein Falter Regen / am folgenden morgen ein Reiff / als aber die Sonmaufgieng / vers du: ben Die meiſten augen an Raͤben Bofshart. Chron. Vitodur. Mic.ad h.a. Um Martini hat fi) ein grauſame Falte erzeigt/die währet bis nach dem Neuen Jahr U. 73. da den 5. Jenner das Wetter angefangen brechen / und gienge ber Schnee in 6. und 7.tagen überal weg mit Wind und Regen. Bis len Leuthen iſt der ZBein in Faſſen gefroren/folcher aeftalt / Daß er die Pun⸗ ten auftriben / und Herauß gejäfenbat: Ex Mfc.Bibl.Tig.n.rı 2. A. 1573. den 20. Apr, fiel ein fehrtieffer Schnee / mit groffer kalte. Den 22 thateein ſtarker Reiff den Raben groffen fehaden. Den 26.fietwider ein Raiff / der hinweg nam / was der hat laſſen überbleiben. Den 5.7.27. Meys und 5. Jul. haite man ſchwere Hagelwetter: Diſe langwirrige Fälte und witte⸗ a 1 witterung verderbte die Fruͤcht im Feld dermaſſen / daß man bie Sels der umkehren und Haber Gerſten und andere Sommerfruͤchte daran ſaͤyen müßt. So that auch der Beißwind groſſen fehaden‘ bracht die Roͤthe in das uͤberbliebne Korn / und wiewol hierauf gute Meyenthau gefallen / die et⸗ was Korns wider zurecht gebracht / fuͤhrt man doch deſſen wenig zu markt. Man kochete vil Neblen/Saurampfer/und and,andere wilde Kräuter / und ſturben vil Leuth hungers. Mſc. Bibl. Tig.n. 52. Bofshart Chron. Vi- todur.ad h.a. Es war diß Jahr ein ſo ſtrenge Winterskaͤlte / daß auch Die Thur / der Bodenſee und Genferſſe uͤberfroren und an vilen Orten die Leu⸗ the auf freyem Feld von kälte erfiarzet. Haller. Chron.L.39.c.8. 2. 1577. den 22. Jun. fiel ein folche groffe Eälte mit Schnee ein / daß man das Vich allenthalben auß den Alpen treiben müft / an vilen Drten gieng der Schnee über die Schuhe ; Auf diſes find den 26. Sun. die Fluͤſſe und Bache allenthalben dermaffr angeloffen/daß vil Drucken und Stäg weggefuhrt wurdtn; Weil nun vit Falte Regen gefolger fo ift dem Wein⸗ ftock hierdurch groffer fhade widerfahren. Haller. Chron.adh.a. U. 579. Im Aprel gieng der Beißwind gar ftarf und kalt: Am ho⸗ hen Donttagsmar der 16.A pr. nachm. fehneyet es ſtark / Die folgende nacht mar es glanz und hiengen grofle Eistapfen an Räben / darvon fie übelerfru- send : Dife alte hat auch an Obs Bäumen / die dagumal blübeten/in vilen Landen groſſen fhaden gerhan. Im Herbfim. ergoffen fich die Waſſer bin und wider zugroffem ſchaden. Dieweil auch die Fruͤchte auf dem Feld gar übel gefehlt / hat das Korn machtig aufgeſchlagen / alſo daß ein Muͤtt Kernen 7. und 8. Pf. galten. Der Wein geriethe auch nicht / und wurd der Eimer vom 1578. um 12,Pf. verkauft. Haller. Chron. ad ha. | 2. 1587. um Martini war ein fo warme zeit daß im Flachthal / und zu Berg / wie auch zu Arth und Schweiß die Storchen widerum in ihre Neſter fommen, Co har man auch bin und wider der Guckuck gehört. Sm Apr penzeller und Solothurner Gebier findoil 100. Schwalmen gefehen wor- den. Am Walhenſee zu Duinten fand man die Lindenbäume fo [hin und grün, als ob es im Meyen were. Haller.Chron.ad b.a. A. 1594. den 11. Mey fiel ein zimlich groſſer Schnee / that doch nicht vil ſchaden / auſſert an etlichen / ſo erfroren / Mſc Bibl. Tig n.52. A. 1600. war fo ein kalter Winter / daß der Zutichſee in ie no .Wo⸗ chen lang bis in die Statt hinein gar ha.t uͤberfroren blieben. Don diſer Kalte listen ſonderlich die Weinraͤben groffen ſchaden. Mſc. Bibl. Tig ng | nDo 253 (140) 8 en He Amer mann —— — — — — — — — — — —— — — — — A. 1602. war der Merz gar warm / und erzeigte ſich ein groſſer Schutz an Raͤben: Den 21. Aprel aber fiel ein groſſer Reiff daß die Schoß / und das Laub wurden an den Raͤben / als weren ſie gebraten. Diſen Schaden ſpuͤrte man weit und breit auch in froͤmden Landen, Zu Meilen / und jenſeits Des Zurichfee gefihach den Naben nichts. Durch die Guͤte Gottes find nebit Den erfrornen augen an vilen Orten Nebenſchoß und Trauben hervor ges ſchoſſen / daß es noch vil Wein geben. Haller.Chron.adh.a. A. 1608, fiel ein mächtig groſſer Schnee / der das Gheld an Raͤben zu boden trukt / und die Scheyen zerbrochen / dardurch ein aroffer mangel an ſcheyen entſtuhnd. Darauf folget ein groſſer Schuß trauben / daß ſich jeder⸗ man darüber entſetzen muͤßt / aber um Johanni fiei ein vil Regenwetter / das ſchwam̃te den Bluſt der Trauben hinweg / alſo daß wenig Wein / und der nicht gut war. Mſc. Tig. nyz. In dem Winter diſes Jahrs iſt eine fo uns gewohnliche Falte eingefallen / daß dardurch alle Waſſer uberfroren/ und man über den Rhein’ Donau / Elb / Mayg / und andere Fluͤſſe mit Laſtwaͤgen fahren koͤnnen. Es find auch bin und wider vil Leuthe erfroren; zu Baͤſel find alle Muͤhlen / eine allein außgenommen / ſtill geſtanden / und deßhalb oft Fein Brot in der ganzen Statt zubekommen gewefen. Groß Chron. Baſil. ag. 236. | ig A. 1614. war ein unerhörter kalter IBinter,der fing an im October deg 1613. Jahrs / und wänrete bis in Apr. Obwol der Merz zimlich warm / ent⸗ ſtuhnd doch im Aprellen ein kalter wind / der erfroͤrte föllig/was der Schnee überbleiben laſſen. Inmaſſen man im Aprel wenig bluftan Baͤumen ſa⸗ ber es that doch Die kaͤlte ihnen / wieauch den Raͤben / wenig fihaden. Dag Korn ober eifrur übel/fo Daß an vilen Orten Die Zelgen wider aufgebrochen/ und Haber / oder Sommerfrüchte Daran gefäyet worden. Diß verurfachet groffe Theure / daß man das Korn um ı2.und 13. Pf.Fauffen müßte, Mfc. Bibl.Tig.n. 52. U. 1665.18 wegen eontinuierlich hriffer witterung faft alles Heuv ers brunnen. Vom Augſtm. bisin Winterm. graffierte Die rotheRuhr. Joh. Henr.Tfchud.Chron.Glaron.ad h. a. A. 1667. den 7. Jun. iſt ſehr rauhes wetter mit Schnee eingefallen / wor⸗ Durch vil Baͤume eingetrukt / und groſſer ſchaden an andern Fruchten vers urſachet worden. Joh. Hear. Tſchud. lib. cit, \. - s u L 7.36.) >. (An) Eds 12.08, 1705 Seltſamer Naturgeſchichten as Schweizer⸗ands Wocheniliche Erzehlung. Fortſezung von ungewohnten Jahrszeiten des Schweizerlands. 9 Pens 1669. wegen Extraordinari warmer Zeit / dergleichen man lang Jicht erlebt / vertrockneten faſt ale Waſſerbruͤnnen / ſonderbar in Alpen / voruͤber nicht allein der Viehpreſten in und auſſer Lands / an unter⸗ ſchiedlichen Orten / ſondern auch die Rohte Ruhr einzureiſſen anfienge / wo⸗ ran allein zu Schwanden vom 6. Augfim.bis den 15. Herbſtin. in die 34. Pers fo zen geſtorben J. H. Tſchud. lib. cit. 4:1677. Odbſchon von anfang des Jahrs eine fo groſſe kaͤlte geweſen / dergleichen man ſich von vilen Jahren nicht zuerinneren wuͤßte / ſo war doch der Hornung fo lieblich und warm, Daß der Boden ſchon zu gruͤnen anfienge. J-H.Tfchud.l.c. 4.1678. hatteman einen fehr guten und leichten Winter / faft nie Fein Echner/und koͤnte man zuende des Merzens Das Viehe [don auf das (Feld laffen. J.H.Tfchud.l.c, A. 1680. iſt wegen lang anhaltender His, und Tröfne im Weinm. an einihen Drien des Lands Bluſt an Apfel-und Birbaumen herfür kom⸗ men. J.A.Tfchud. l.e. | 4.1691. mar die Winterskaͤlte fo hart / daß dergleichen Fein Menſch ſich verdenfen mögen. Rahn. Eidgnoß. Chron.ad h. a. A, 1683. von der Weihnachtszeit an bis in Februarium des folgenden 1684. Jahrs hatein fo ſtrenge ABintergsfälte angehalten / daß alle Flüſſe / und andere Waſſer hart eingefroren/und man mit ſchweren Laͤſten Darüber fahren fönner, Vil Leuthe wurden gefunden/fo vor Falke erſtarret anderen find die Naſen / Handerund Kuüffe abgefroren. Rahn.lıb. cic. U.1685. machteder zimlich Frühe Fruͤhling / daß man swar bis den 20. Mey faſt an alle Alpen herte fahren koͤnnen. Es folgte aber darauf ein sauber Sommer / Dergeftalten / daß nicht allein torgen lang ne | ende = (142) 93 GEISTES er re EEE © tenden Regenwetters in dem Brachm. vil ligendes Heu / melches fonit ges fehlet auf dem Feld verfaulet/fonder auch der Schnee/fo zum zweyten maly eritlich den 27. Mey / und nochmals den 16. Jul. zu bodengefallen / vil Saat⸗ fruchte elendiglich verderbet. J.H.Tfchud.Chron.ad h.a. A. 1686. hatte man faſt den ganzen Winter Durch keinen Schnee ’und folgends einen fruͤhzeitigen Fruͤhling / fo daß noch im Merzen alles gruͤn / und bey deſſen Auß gang auch ein Stund hinder Glarus Laub und Bluſt zuſehen. Zu end des Aprellens fande man daſelbſt zeitige Erdbeere / nachdem ſchon alle Baͤume föllig verblünet. Den 10. Mey fienge man an das Heu einzuſamlen / und aufden 14.mare man nun faſt aller Drten gu Alp gefahr gen. J.H.Tfchudl.c. | Zu mitzmachung deſſen / was bieher von den ſeltſamen Jahrgaͤn⸗ gen unſers Schweizerlands erzehlet worden. DIJe Welt iſt nimmer fo thoracht / oder einfaltig / wie ſie geweſen unter ber Regierung der Schulweißheit / daß fie ſich abfpeifen laſſe mut laͤren Hirn⸗ grillen, welche der oder diſer Schulfuchs in feinem Geinuͤte eher nad) feinem toillen/ald nach der Natur geftaltersund in bloffen worten beſtanden; Man wil fonderbar fint den jeiten der Neformation, (auffer: an denen Orten / da man den blinden Starzen der Unwiſſenheit mit fleiß laffet in den Augen Der Menſchen bleiben) die Natur ſelbs auß der Natur / und nicht auß dem Hirn der Geiehrten / lehrnen Eennen/ und verſtehen / und bedienet ſich derjenigen weiſe / oder manier/melche nun bey anlas vorher gegangner Hiſtoriſcher Er⸗ zehlung von allerhand ungewohnlichen Jahrszeiten des Schweizerlands in kurzem bemerken wil / und anbey zeigen / daß diſere / mit nicht geringer muͤ⸗ be zaſamen geſuchte / Jahr⸗Geſchichten nicht / wie etwan manchen es bedug⸗ möchte / unnoͤhtig / oder undienlich / ſondern ihren vilfaltigen Nuzen ringen. | i | Gleichwie wir vorderſt zudanfen haben dem Fleiß / und ſorgfalt / unfes rer alten / und neuen Vatterlaͤndiſchen Geſchichtſchreiberen, welche ſich haben angelegen ſeyn laſſen / auch die Merkwuͤrdigkeiten der Natur / dan und wan in ihren Ehroniken zubemerken / alſo wird verhoffentlich mancher hinkonflig fo koſtlichen Exemplen folgen / und die jenigen Sachen / ſo in der Natur un- ſers Vatterlands vorfallen / fleiſſig der Nachwelt zu gutem aufzeichnen. f Bil jemand eine eigentliche Nachricht haben von der Belbaffnheit unfers Lands / in anfehung anderer benachbarten/oder entfehrnteren/kane den / der muß ſich bedienen unferer vorgenommenen Erzehlung/und derjenigen Sachen / welche oben bereits bey anlas der Elementen des SINE 1 ul SPORE... |. und fonfteingeführt worden. Dann auf difem allem wird erſehen / erſtlich / wie unſere Helvetiſche Lande den eingmatigen veränderungen der Witterung mehr ald andere Länder unterworffenving beſon der aber denen abanderuns gen zu ungerwohnter/oftlang anhalten der / Kalte wie dann fine dem XIII. Sahıhundert 38. fonderlich kalte / und feuchte / und nur 17. fonderbar beiffe ‚und trockene Fahrzeiten gervefen. In anſehung anderer in dem Mittnaͤcht ig⸗ maͤſſigen Guͤrtelſtrich Der Erden ligenden Landeren iſt unſer Schweizerland eins der maͤſſ gſten / und geſundeſten / wir haben feine ſolche Hitz / wie Italien / Griechenland / Frankreich / und Spanien / aber auch Feine fo durchtringende Kalte / wie die zwey Nordiſchẽ Koͤnigreiche / Schweden / Norwegen und Mo⸗ ſcau / allwvo der auß dem Mund aufdie Erde fallende Speichel oft in wah⸗ rendem fall gefrieret / und die Erde fich aufipafter. Gleichwol regiert bey ung ein groͤſſere / und mehrere Fälte/als der 45.46 47.und 48. grad der Po⸗ lus höhe natuͤrlicher ordnung nach mit bringt / deſſen urſach iſt Die bergichte Beſchaffenheit unſers Lands / aber auch zugleich eine urſach / daß die Kälte weniger fhaden thut / als wann feine Berge weren. DIE feheinet munder- lich / und mwiderfinnigrift aber atfo gufoffen. Were unfer ganzes Schweis gerland ein einiger Berg / oder von Teutfihland/ Frankreich und Italien her obfich fleigende höhe,fo weren wir Einwohnere / unfere Aecker / Wein⸗ bergesund andere Guͤter / denen auf ung zuftürmenden Binden / und andes rem ungemach mebr exponirt, ja fo Falt und unfruchtbar,daß wir bald ge- nöhriget wurden felbige zunerlaffen/und anderfimo ung nider zulaffen / da bey jeziger befchaffen heit Die Berge anzufehen ſeyn / als hohe Mauren/melche manchen rauhen Luft übertragen/und die zwiſchen liaende Thaler vor vilem ungemac bewahren / gleich wir wiſſen / daß in verfchiedenen Engellaͤndiſchen Jaslen die Einwohnere um ihre Gaͤrten muͤſſen hohe Mauren bauen / um Die rauhe Seeluft abzuleiten / wann fie wollen / daß etwas darinn wachſe. Indeſſen ſpuͤret man auf den hoͤhenen wirklich die wirkung einer gegen den winden ſtehenden bloͤſſe; da regiert ein beſtaͤndig friſcher / ja oft in mitten ded Sommers Winterkalter Luft, und liget auf unſeren Bergen ein beſtan⸗ diger Schnee; von deſſen Nachbarſchaft nicht nur die naͤchſt anligenden Thaͤler einen längeren Winter / mehreren Schnee und allezeit friſche Luͤfte außſtehen müffensfo dag in den meiſten die Saat nicht einmal kan zur zeiti⸗ gung Fommen / fondern aud) die von difen Schnrebergen auf etliche Tag- reifen enifehrnte Helvetiſche Cantons oft unverſehene / und lang anhaltende Kalter Schnee / Reiffen leiden müffen. Gleichwol iſt auch das merkwirdig⸗ dag etwan in denen naͤchſt an den Schutebergen ligenden — EZ (144) Im E chnee zwar fpäter abgebet/ale in anderen / die offener fichen/und mehr ent⸗ legen find/und gleichwol hier das Graß nicht eher vonder Erden auffteiget/ und grunet / als dort/weilen der Schnee die unterligende Gewaͤchſe / und des so Wurtzen / nicht nur nicht erfroͤret ſondern wilmehr erwaͤrmet / und bey ih⸗ ren kraͤften erhaltet / benebens auch Die unterirrdiſche warme hinterhaltet / daß fie nicht leicht außfliege; da hingegen an denen Orten / wo wenig Schnee li⸗ get / von einbrechender kaͤte die Wurzen und andere Theil der Pflanzen em⸗ pfindlicher angegriffenzund gufamen getrukt werden / daß fie bey abgang des Schnees ſich nicht leicht / oder ſo bald widerum erholen koͤnnen; daher ıfl ans merkens wirdig / was der Gelthrte Dr. J. H.Tfchudius, Diaconus zu Schwanden / mein ſehr werther Freund / in ſeiner Mfc. Hiſtori des Glarner⸗ lands gewahret / daß zwaren um Glarus herum etwan Den ganzen Winter Durch wenig Schnee lige / und hingegen in beyden Thäleren/ ſonderlich zu hinderſt / vil / gleichwol das Graß hier fo bald herfuͤr trucke / als Dort / ja oft an diſen Orten weiſſes / und gruͤnes / Schnee und Graß auf einer ebene geſe⸗ hen werde. Mit verwunderung kan diſes auch gewahret werden auf denen hoͤchſten Alpgebirgen / allwo die Erde miteinem grünen kleid wenig tag nach abgang des Schnees beleget wird / und ſihet man hart an dem Schnee und Eis die ſchoͤnſten / grasreichen / mit allerhand Blumen außgezierten Als pen; hiemit Sommer und Winter neben einander, Wer ſihet nicht hier⸗ auß Die allmeife Gute Gottes? Ihme hat gefallen wollen / unfer Land zuer⸗ höhen über ganz Europa / daß es ins befonder mere ein veicher Moffergehals ter vor nidrige Laͤnder / zugleich aber » damit Die Bewohn⸗ re difer Schatz⸗ kammer auch ſich / und Ihr Viehe / durch Graß / Fruchte / Korn und Wein / ernehren koͤnten / hat Er alſo / wie wir vor augen ſehen / geſtaltet Die abendes rung der Bergenund Thaͤleren / und ſelbige auf vilfaͤltige weiſe gegen die Ge⸗ genen der Erden geſetzet / damit an dem einten Ort diß Fönte bequemer wach⸗ ſen / an einem anderen Ort ein anders / und alſo alle theil des Heivetierlands eine natuͤrliche Gemein ſchaft ihrer Fruͤchten / welche auch nachſich zogen eine Politiſche vereinung ihrer Gemuͤteren / hetten. Aber auch ſehen wir hiemit alle Tag,ia fo oft wir unſere Schnee⸗ und Eißberge anſehen / eben Diejenigen Mittel/ darmit ung unfer Gott bey uͤberhand nemenden Suͤnden Far ſtraf⸗ fen nach feiner heiligen Gerechtigkeit / der Bogen ift allezeit geſpannet die Pfeile der Eis und Schneetheildher unter beglen ſcharffer Winden auf uns / und unſere Güter los zuſchieſſen / und durch kalte unfruchtbare Jahrzeiten zusnführen/ / odes durch allzunaſſe Jahrgaͤnge unfere Thaͤler zu uͤberſchwem̃en / oder durch hinderhaltung noͤhti⸗ ger Waſſeren in der Luft / und Bergen ungewohnte hitz / und tröfne, famt daran hangendem angemach / verbinderung des wachstumg der Erdenfruͤchten / Krankheiten / uns widerum nach unſerem verdienen zuzuͤchtigen. —8 + DE > 7.37.) 2 (145) See 21.04.1705, — 19093- 5208-09-35 -5- Geltfamer Naturgeſchichten Ses Schhweier - Lands Wochentliche Erzehlung. Fortgeſezte z mutzmachung deſſen / was oben geſchriben worden/ von ungewohnten Jahrgaͤngen des Schweizerlands. VS ıfE noch nicht genug an bisher außgelegten Nutzbarkeiten. Es kan ſich die gemachte Hiſtoriſche Erzellung fo vilfaltig ungemwohnter ERJohrgaͤngen / und deſſen was jederzeit Darauf erfolget / zunutz machen ein ganzer Stand / und Land / ja ein jeder Herr und Miiſter über fein Hauß md Guͤter. Wir ſehen / daß auf gar v len Schnee / und lang anhaltende Winterkaͤlte gemeinlich folget ſtarke Ergieſſang der Woſſeren / auß unmit⸗ telbar aneinancer hangenden urfachen koͤnnen hiemit z itlich / ehe die Berge⸗ und Waldwaſſer einbrechen / uns verſehen bey zeiten / die Ufer unſerer Baͤ⸗ chen / und Flaͤſſen / aller Drten wol inehren halten / wo ſie ſchadhoft ſchn / verbeſſeren und alles da jenige vork-⸗hren / was gu abwendung des vorſtehen⸗ den ſchadens vortraͤglich ſeyn Fan: Ein Raͤb · und Akersmann Fan Die jerie ge Werke aufſchieben / welche ſonſt bey einbrechender naͤſſe und kaͤlte ſchaͤd⸗ lich weren / hingeg/n andere arbeit befoͤrderen von denen er feinen Nutzen weißt zubezehen / alles nach der ſorgfalt Die einem weiſen Haußvatter obli⸗ ‚get. Dre Wein⸗und Kornfäuffer und verfäuffer koͤnnen daher auch mans chen Bortheil und Nachtheil brgeuben / wann fie auf ſothane Sachen ach⸗ fung gebenyoder nicht. Sherman auß natuͤ lichen urfachen vor’ daß us ter Leuth und Viehe falten einreiflen ſchwere /hißige Krankheiten, fo Fan ein verftändiger Arzet deſſethalben zeitliche wahrnungen th an/und auch auf be- gebenden fall mit nöhiigen Arzneymittlen fi.b verfehen wiedann in wolbe⸗ ſtelten Republiquen auch zu allen zeiten die Apotheken follen verfeben feyn mit allem deme / was bey einfallender Peſt Kochen Ruhr / oder andes ren dergleichen aniteefenden Krankheiten nothwendig muß bey dei hand feyn. Gibet einem Naturverftändigen der natürlichen urfachen Zufamens hang zuverſtehen / das erfolgen möchte cin Fehl⸗Jahr an Wein / oder Korn ſo 3 (146) Ge - fo fan auch groffen Nutzen fchaffen ein ganzer Stand / oder jede Private Perſon / wann fie fich zeitlich vorfihet/und verſihet mit deme /was ins koͤnf⸗ tig manglen wird. Einer der fein Viehe in die Alpen treibt / muß mit Darzeis chung des Haus fo ſparſam ſeye / als ein belaͤgerter Comandant in einer Ve⸗ ſtung / wann er ſihet daß der Winter ſich noch fo und fa lang hinauß wird verzoͤgeren / wann er nicht wil ehezeit aufbrauchen/und mangel leiden. In betrachtung deſſen were zu wuͤnſchen / daß man aller Orten wurde achtung geben nicht nur / ob Die abaͤnderungen Der Jahrzeiten nicht von uns gerähr fich zutragen/ fündern nach einem gewiſſen Zeitfreiß widerum auf gleiche kalte / oder warme weiſe / zuruk fommen / mie einiche Selehrte fich eins. buden / ſondern auch auf gewiſſe / oder wenigſtens mutmaßliche Zeichen nachft- folgender Tahrzeiten / wie ich deren zumMuſter / und mehreren anlockung et⸗ lche namhaft machen / und an diſem Ort zum Beſchluß vorhabender Mas terxieinrucken werde. In denen an hohe Alpgebirge graͤnzenden Landen urtheilet man von bevorſtehendem harben Winter / wann die Troſtlen / Amslen / Parneiſen / Schneehuͤner ſich in die tieffe berad laffen : .oder auch / wann die Haſen ihr ſchute weiſſes Winterkleid anzeuhen / und das aſchgraue / oder gelblichte abs legen / oder zeitlich ſich haaren; wann Die Gemßthier bey zeitenum Hornung / in der brunſt find, fo bedeutet diß einen frühen und guten Sommer. So iſt den Sıfcheren bekant / daß eine Kälte vor der thür / wann die Fiſche ſich in Die tieff: hinunter laſſen. | Zu Wulperg / und in daſiger Gegne des Zürichgebiets haltet man vor ein Zeichen einer anfommenden Srühlingd warme / wann der Schauens berg aufbiefiger ſeite von Schnee lahr/obgleich er aufder Mitiagigen Sei⸗ fen annoch vil Schnee hat; warn hingegen auf hiefiger Mitnaͤchtigen feite ſich Schnee findet / und die Mittägigevom Schnee ledig/fo ut mehrere Kal⸗ se dahinden. | Zu Henkart liget ber fogenante Saarfee/mitten in dem Feld / in eis nem holen, oder tiefen Ort / und fließt Eein wafler weder darein / noch Darauf: Bondifem See prognofticiren Die Bauren / das / wann derfelde zu Fruh⸗ lingszeit mehrentheils aufgetroknet / oder Lahryeine reiche Ernd erfolgerwan er aber gar vil Waſſers habe / fo ſeye eine theurung verhanden Es laſſet ſich diſe Geſchicht gar wol vergleichen mit dem ſo genanten Hungerbach bey Wangen / von deme zu einer anderen zeit in mehrerem ſol geredt werden. Auß obigem iſt auch zuerſehen / daß man einen naſſen / und windichten Jahrgang h (17) Jahrgang vorfagen/und fehen Fönne auf gar vilem auf hohe Alpen gefalleo nen Schnee. 9 A Merkwürdig iſt/ was difer tagen den 19. Herbftm. ft. v. mir zugeſchri⸗ ben Hr. J. H. Tſeh Diaconus zu Schwanden. Vor weniger zeit / ſchreibt er / iſt in Mann auß dem Thal bey mir geweſen / welcher behaubtet / man erde diſere Wochen muͤſſen von Alp fahren / weilen er an ſelbigem morgen. (ware font ein ſchoͤner / und lieblicher Tag) Schneebluſt geſehen / daß iſt / ein kleines / weiſſes / krauſes / oder / wie erg erklaͤrete / gefoͤgletes Wölklein / ſehr hoch in den Luͤften / ſo daß es mit bloſſen augen ſchwerlich / zuſehen. Des Mañs Prognolkicon hat ganz wol zugetroffen indem gar wenig tag da⸗ rauf fehr raunes Wetter eingefallen / und man wegen des Schnees faſt ab allen Alpen mit Viehe naner Hauß Fehren muffen. Don denen Aftrologifchen oder auß des Geſtirns betrachtung herges nemmenen Propheceyungen: als daß ein naffer Sommer werde erfolgen/ wann es bey Der Sonnen eintritt in Löwen regne ; von des H.Medardi/ und anderen dergleihen Tagen allzu abergläubifchen Wehlungen wil ich hier nicht vil ſchreiben / weil es unnohtwendig / ungewih / und gu tounfchen/ daß man ſothane Propheeeyungen / deren gar vil auß dem Abgottifcben Dei- den hum zu ung harflieffenventmeder mit mehrer beſcheidenheit in Die Kalen⸗ Don den Louwinen. Es bedeuten diſe Woͤrter Louwin / Lauwin / Lauwen / Loͤuwin / Loͤwin / Latin’ Loͤbin / Loͤbinenſtrich / Lauwer / Schneelauwin / eine groſſe menge Schnee / der von hohen Bergen in die angelegene Thaler herunter fallet/zu groffem fchaden/und ſchrecken der Einwohneren ; Daher vermeinet Camerarius Hor.fubcifiv. Centur. 11.$. 37. daß ein zuſamen gerolter/und von der hoͤhe abfahrender Schnee feye wie ein Loͤwin / Leæ- na, wegen feiner geſchwindigkeit und gewalts deme niemand miderfiehen mag. Wahrfcheinlicher aber iſt Difer Woͤrteren urfprung herzuleiten von Dem Lateiniſchen gleichdeutigen Labina welches herfomt à labendo, vom fallen oder vom Pündtnerifchen Lavine , Lavigne. Sorten heiſſen diſe rLauwinen auch Schnee Schlipfe / Schneebruͤche / Schnee⸗ laͤſte/ alles mit hehe den fall und groͤſſe des Schnees vorſtellenden Na⸗ men. In Frayzoͤſiſch Schweizeriſcher Sprach Levantze,undValanrze, a Valle, von dem Thal / in welches fir ſich auſtuͤrzen. Plantın.Helv. p:40s Spelman EEE SE TR EEE ger ann — — EEE TIEREN ZEIDERET EEE Spelmaä Irget in feinem Gloffario das mort Rifina auch auß / ale ob es ein Lauwin bedeuteteraber falfch. Diß Wort ift gleich vilen alt teutſchen Worten annoch im Schmweigerland gebraͤuchlich / und bedeutet eine Riſin / Rſene / Lavinær in Puͤndtneriſcher Spraq / Die gaͤchſtotzigkeit der Ber⸗ gen / durch welche richt nur die Lauwinen / ſondern auch Steine / Felſen / Er⸗ den licht abreiſſet. Villeicht hat Spellmeñ durd feine Riſinas anzeigen wollen die Rifinen / von denen auch zu ſeiner zeit fol geſchriben werden. Bon deren Lauminen ilt auch zuunterfiheiden ein Windwehen / 3 fa mengewäherer Schnee / Schneegeweheten. Nix cumulara vento. bey Curcio Lib.V.c.4. Cafus Nıvium Olao Magno Gent.Sepr. Lib. 1. c.20. welche die Berg Reiſenden auch etwan bedekt / wie di auf dem Alous len Berg in Puͤndten begegnet A. 1673. im Monat April 4. ftarten Maͤn⸗ neren / welche unter einem folchen Schneefall ıhı Leben laſſen mujfen. Ein fotcher Schnee fallet fenfelreyt von Denen Bäumen oder Felſen / oder Taͤ⸗ cheren / von denen er gleichfam gehangen’herunter,da eın Lauwin dem Berg nach abſchlipfet / und fich in ein grofje Ballen zuſamen rollet. Don dem unterſcheid der Laͤrwinen. Es gibt vornemlich zweyerley gattung Lauwinen. Die einte neñet man Windlauwinen / theils / weilen fie mehrmalen erreget werden vom Wind /wielcher den eingefallenen Schnee (dann diſe gattung Lauwinen ins fonderheit zubefoͤrchten bey neugefallenem / annoch weichen / Schnee)von ho⸗ hen Ohrten weg bewegt / und alſo zum Full veranlaſet / theils vor ihrer wire kung / weilen fie gleich einem Wind geſchwind daher fahren / und durch ihren fall einen ſo ſtarken / ungeſtuͤmen / Wind erregen / welcher auch von weitem alles darnider wirft, die giöften Tannenbaume entzwey bricht / Menſchen und Viehe erſtecket / Haͤuſer und Ställe über einer hauffen ſtuͤrzet: Man nennet fie auch Staublowenen/Staubiowein/ weilen durch fie alles was im Thal ſich findet / mit einem Schneſtaub überdecd:t wird ‚andere heiſſen fie Schneelauwinen / weilen fie auß nichts. als Schnee beitenen. Naͤchtroklich beritlet man fie in Staliänıfcher Sprad) Lavine di Freddo, in Engadinifch Puündtnerifh Lavigne da Fraid, als molie man fagen/ Winter/oder von groſſer Kälte entſtehende Schneclauwinen / weilen fir mehr rentheils im Winter / und zwaren bey der gröften Kaͤlte/ſich erzeigen / wann namlich die friſchgefallenen Schneeflocken gleichſam ſchwam⸗ und villoͤche⸗ richt ſeyn und alſo von den Winden ſich leicht bewegen laſſen / ec. N. 38.) F 8c6(149) —8 28.04.1705, a ec Geltfamer Naturgeſchichten Des Schweijer- Zands Wochentliche Erzehlung. Fortſezung von dem unterſcheid der Lauwinen. Je Wind⸗Lauwinen find in fo weit gefährlicher als Die folgenden / weilen fie geſchwind daher fahren / uñ zwaren bald rechts / bald links / je nachdem der Wind ſie treibet / und daher die Reiſende ſich nicht ſo bald / oder leicht / mit der flucht retten / oder rahten koͤnnen; ſonſten aber / weilen hier der Schnee nicht fo feſt auf einander / ſonder luftiger iſt / ſo kan man ſich auch eher auß dergleichen Lauwinen herauß wiklen / oder wenigſtens länger darinn / ohne gefahr der Erſtickung / das Leben behalten: Die zweyte Gattung heiſſet Schiof und SchlagLauwinen / weilen ſie nicht ſo faſt Durch mit fahrenden Winde / als durch eigene ſchwerigkeit alles / / was ihnen begegnet / darnider werffen / und nicht allein auß Schnee / und zwaren auß als tem / feſt auf einander ligendem / Schnee / beſtehen / ſondern auch Baͤume / Felſen / Steine / ja den Grund ſelbs (daher fie auch Grundlowinen heiſſen) einwicklen / mit ſich fortſchleppen / und alles von grund auß reiſſen. Diſe Gattung Lauwinen erſteckend Die Reiſenden / ſo fie ergreiffen/ alſobald / oder ſchlieſſen fie fo feſt ein / daß ſie wann fie ſchon den Kopf vorauſſen / oder frey haben / ſich mit dem übrigen Leib nicht los wiklen koͤnnen / ſondern zugrund gehen muͤſſen. In diſem verſtand find fie gefährlicher/ Dann Die erſtere / in einem anderen Sinn aber mit weniger Gefahr begleitet /_ wann man betrachtet / daß fie nicht fo geſchwind / mie die erften / Daher fahren / noch auch eine fo groffe breite und meite einnemmen/daß man nicht/ fo man ihren zeitlich getwahret/ fie außtweichen Fönne. In Sstaliänifcher Sprach nennet man fie Lavine di caldo, Dündtaerifh Lavigne di chiod, teilen fie fonderlich angehen zu Fruͤhlingszeit da die zurukkommende wärme den Schnee feſter und ſchwerer machet. Dergleichen Lauwinen bringen Durch ihren Kan Berg und Thal in eine Erzitterung / weßwegen auch ein on N) Thon in der Luft entſtehet / als ob es heftig Donnerte. Beyde Arten von jest. befchriebenen Louwinen flellee Raͤbnañ in feinem Geſpraͤch von Ber⸗ gen in folgenden Alt teutſchen Reimen vor. p.13ı. Der Schnee durch ein klein Windlein leicht * Oder vom Vogels fluck bald weicht / ER; Und rufe über den Berg binab/ Alſo / daß das Land erthoͤnd darab / Und ſtoßt zugrund Baͤum und Erdrich / Felſen / Haͤuſer / und was dergleich / Menſchen und Viehe / was es trift an Muß ʒ'todt / zu grund / und boden dan. Solch Schneebruch ein Lowin genant / Den Bergleuthen iſt wol bekant: Wann aber ſtarke Wind entſtond / Das Staubloweln hiemit angond / Den Schnee dick in dem Luft umtreiben / Da muß der reiſend Menſch oft bleiben / Daß er vom Schnee wird tieff bedekt / Wird bald erfroͤret und erſtekt / Wo nicht das Volk grabt nach mit gwalt Und alſo ihn bey Leben b'halt / Und er nicht Ftieff hinunder fallt. em dife teutſchen Verſe zu altvärterifch oder alt Schweizeriſch vor⸗ fommen/ der Fan fich bemühen folgende nach beutig teutfcher Dichterfunft einzurichten, welche ſich finden bey Claudiano de 4. Conſ. Honorij. — — — multos hausere profunda | Vafta mole nives, cumque ıpfis fepe Juvencis Naufraga candenti merguntur plaultra barathro, Interdum fubiram glacıe labente ruinam Mons dedit. Dder folgende auß Silio Jealico: | Tum qua durati concreto frigore collis Lubrica fruftracar Ganenti femica clivo, _ Luctantem ferro glacıem premit, haurit hiatu Nix refoluca viros,alcöque a culmine præceps 3. Viventes turmas operit delapfa ruina, Bon re U. | Don denen urfachen der Lauminen. | Es Fan eine Lauwin erwecket werden von allem dem / was unmittel⸗ bary oder mittelbar Durch Die Luft / fanden auf Bergen ligenden Schnee bes wegen / und zum abſchlipfen veranlaſen / als zum Eyempel/der frifch gefallene Schnee ſelbs / der beweglicher / als ein verlegener / iſt; die von Baͤumen / oder Felſen abfallende Schneeflocken / oder obangezogene Schneewaͤheten: Die verfaulten Baum: ſelbs / welche vor alter zerfallen; der thon der Schellen / Glocken : Biltolen + oder anderen Feurrohren; die ſtimmen Der rüffenden/ Oder auch nurmit einander redeuden Rzifenden ; der Regen ; die Fruͤhlings⸗ waͤrme: die Gemßthiere / Schneehuͤner / undalle andere Vögel. Alle dife Urſachen / und jede derſelben / fönnen auch durch Die geringfte bewegung et» was wenigs lucken / oder hangenden Schnee von ſeinem Ort entwegen / wels ches dann in waͤhrendem abfallen ſowol an flärfe/als gröſſe ſolcher geſtalt zus nimmet / das endlich darauß wird ein Hauß⸗ und Berggroſſe Schneeballen/ welche alles / was ihro aufſtoſſet / die Baͤume / Felſen / Gemſ⸗und andere Thie⸗ re / Menſchen / Häuſer mit ſich fort-und an den Fuß Des Bergs fuͤhret / und auch im Thal etliche Jucharten Felds bedecket / ſo das er oft in einem Jahr alldort nicht mag foͤllig verſchmilzen. Von noͤthigen Bewahr⸗und Rettungs⸗mittlen auß | den Lauminen. | | Gleichwie in Krankheiten / und anderem Ungemach / fo ung Menſchen begegnen kan / man billich ſorgfaͤltig iſt / wie man ſich vorſehen oder fo man mit ungluͤck überfallen worden / widerum darauß retten moͤge / alſo bedienen ſich auch die Einwohner hoher Gebirgen allerhand Mittlen / dardurch ſie fich/und die Reiſenden / wahrnen / ihre Haͤuſer / Staͤlle und Viehe vor den Lauwinen vergaumen / und auß denſelben widerum retten mögen. Ein klu— ger Architectus, oder Baumeiſter / gibet nebſt anderen Bau- Reglen ach- tung auf die Situation, oder Lägerflatt des Baus / wo er den / oder Die bes fondern Gemaͤcher deſſelben hinſetzen ſol. Nun iſt zwar unſerer Aelpleren Architectur ſo einfaltig / als etwas ſeyn kan / daß ſie auch vorbilden kan die Gebaͤue unferer Altvätteren in Der famille Adams / wie zum theil auß N. 3. pag 30.31. zuerſthen: Gleichwol wiſſen fie ganz wol bey anlegung ganzer Dorfferensoder befondern Haͤuſeren / und Staͤllen / achtung zugeben auf die von der dituation herzuleitende Reglen / in deme fie niemalen / oder nicht leicht / wegen gefahr der Lauwenen / an dem Fuß eines gächſtozigen Bergs bauen / es were dan ſach / daß ein vorſtehender Huͤgel / oder obſtehen der a d 35 (152) ö fo bequem läge,daß dardurch ein herabfallende Lauwin Fönte fich zertheilen auf die feiten / oder ob Dem Thalligen bleiben und ihre Fraft zeitlich verlies ven. Wer über den Gothard reife / der Fan mit bemunderung fehen in. dem Thal Ürferen / da ſonſt keine Baume wegen allzu wilder höhe wachſen / ob dein Dorff Urſerem oder an der Matt / einen dreyeckichten / oben zuge ſpiz⸗ ten / Tannwald / welcher die Lauwinen / ſo auf das Dorff / oder nacht an dem Berg ligende Haufer fallen mochten zerſchneidet / und abhaltet / daß darvon kein ſchade erwachſen Fan / weßwegen auch niemand bey hoher Straff den⸗ ſelben Wald beſchaͤdigen darff / obgleich wie geſagt fo groſſer Holzimangel dorten iſt / maſſen Die Einwohnere des ganzen Thals nur von denen Alps Mofensoder Rafauslen- Stauden fo etwan eines Fingers dick ſeyn zum Hauß gebraud) brennen/ und alles Bauholtz 2.3.0der mehr fund weit Den Berg auftragen müffen. Dinund rider in Schweizeriſchen Landen fine man untenanden Bergen dreyeckichte Mauren / deren fpigiger Winkel ges gen dem gefahrlichiten Ort des Bergs ſtehet um die abfallende Lauwinen zugertheilen/und von anderen Gebaͤuen abzuhalten. Einfolhe Vormaur ift zufehen auf Davoͤs in Puͤndten über die mittlere Kirch. Heilen die Wege durch unfere Bergichte Land mehrmalen unmitftels bar unten an den Bergen Durchgehen / und folglich der Lauwinen halb ges fahrlich find/als haben fich Die Keifenden wol vorzufehen / daß fie mit dem Leben durchkommen. Zudemendrahter man ihnen daß fie fih am Tags morgeng fruͤhe / auf die Straß begeben/und eilends in gröffer ftille fortwands len/fonderlich aber Die geſchwindigkeit brauchen an folchen Orten /da etwan Lauwinen Eöntenangehen. Zu mehrer verficherung Eönnen fie aller Orten / wo fie dDurchpaflieren/fic) bey den Eintwohneren anmelden, und erkundigen / ob/und wo gefahr ſeye / und nad) erhaltenem Bericht fich vorfehenvoder auch Leuthe auß anligenden Dörfferen ſelbs mitnemmen / welche ihnen Die gefährs lihften Orte anzeigen. Sonſten pflegt man auch um mehrer ficherbeit willen/in mitten des Thald da mandann Feine gefahr der Lauminen halb hat / eine Piſtole los zuſchieſſen um durch den Thon diejenige Schneeballeny welche leicht angehen Fönte/zeitlich von ihrem Dre zubemegen/gleichwie man hier und da bey vorftehendem ſchweren Wetter pflegt die Glocken zuläuteny oder auch Das ſchwere SGeſchuͤtz [08 zubrennen/nicht nur zu dem end / damit Das wetter zertheilet werde / ſondern auch deßwegen / damit Die dicken ſchwarz⸗ grauen Wetterwolken unter ſtarker bewegung der Lufr fich zeitlich in einen Regen verwandlen / ehe fie fish Fönnen in Hagel vergſtalten / ec BE). 3 (153) Se 4.Nov.1705 -339--3338- 5598-3958 -8398--3358- Geltfamer Naturgeſchichten Des Schweiser- Lands Wochentliche Erzehlung. Fortſezung von nöthigen Bewahr-und Rettungsmittlen auß den Lauminen. - J engen gefahrlichen Bergſtraſſen pflegt man denen Saumpfer⸗ den ihre Slöflein oder Schellen zuverftopfen/ und den Reis afenden Die unterzedung zuverbieten / Damit nicht Durch den Thon/ und folgende Luftbewegung irgendsmwo an einer gähen höhe der Schnee her- unterfalle. In dem Averfer Thal, Puͤndtneriſchen Gebiets / erhoͤhet man Die Kirchen, Slofen nicht über etliche Schuhevon der Erden / damit nicht derfelben ſonſt in die weite gehende Schall etwan anlag gebe zum fall der Lauwinen. Ansilen andern Dbrten läutet man gar nicht mitden Glocken zur Kirch. Zwiſchen den Dörferen Lapin und Guardia / im untern&ngadein/ find hin und wider an Der Landftraß zufehen unterirdifche Gewoͤlbe / in melche fich Die Reiſende begeben fönnen / wann ungefahr eine Lauwin folte Daher fommenr. Es ſind auch die jenigen Huͤttlein fiber / welche hart an dem Berg / oder Selfen,fonderlich unter einer vorzagenden höhe/gebaut ſind / wei⸗ len die Lauwinen daruͤber hinauß fahren. Endlich ſollen die Reiſenden auch diß in acht nemmen / daß ſie ihre angeſichter nicht einer anfahrenden Schnee⸗ laͤuwin entgegen halten / ſondern den rucken kehren; thun ſie jenes / ſo kan ihnen ihre curioſitet / gleich dem Weib Loths / bezahlt werden mit einemali⸗ ger / von ſtark daher brauſendem Wind und Schnee herkom̃ender erftif-und erſtarrung. Were es ſach / daß eine abfallende Lauwin fo nahe Daß ihro durch die flucht nicht mehr zu entweichẽ / fo ſollen fie bey fo augenfcheinlicher Lebens⸗ gefahr wenigftens ſich an den nachften Selfen/oder Bergmwand begeben mit dem angefiht / und ganzen Leib nahe anhalten/ oder; mann es anderft nicht feyn Fanyals dag ihn die Lauwin muß ergreiffen/ ihro den Kopf entge⸗ gen ſtrecken / und unteranrüffung feines Gottes ſich mit geduft in deſſen alle reife Vorſehung ſchicken / aiſo erwarten / und hoffen / daß etwan eine Menſch⸗ liche huͤlffe ſicher werde zugeſendt werden auf die weiſe wie folget. Von 5 (154) — ka — —— — — — —— — ——— Von rettung deren / welche in Lauwinen eingewiklet worden. In denen ſo genanten Schnee⸗lauwinen / welche vom friſchen Schnee angehen / erhalten die Menſchen / ſo davon ergriffen werden / eher/ und laͤnger / ihr Leben / als in denen Schlag-sder Schloßlauwinen / wellen jene lucker / luftiger / diſe veſter / und Dichter Folglich man hier leicht erſticket/ dort aber ſich um etwas Fan bewegen / wenigſtens etwas Schnee vor dem Mund weg ma⸗ chen / um athem zuſchoͤpfen / dann alſo iſt es moͤglich / in ſo enger / und kal⸗ ter Schneegefaͤngnuß über 24. ſtund Das leben zuerhalten / um fo vil deſto feichter/mweilen die auß Dem Leib gehende duͤnſte nicht leicht Eönnen verfliegen/ fondern an und um den leib fih aufhalten, zu erläuterung Deffen und wie nohtwendig es ſeye Luft vor dem Mund zuhaben / zuzeigen / dienet eine Hi⸗ ſtori welche zu Tſchierſch in Churwalden / P ündters&ebiet8/ vor etlichen fahren ſich zugetragen/und unten fol beygebracht werden. In dergleichen Schlag. Lauminen iſt gefahr nicht nur der Erfticfung / fondern auch Zers fhmeiterung/oder tödlicher Zerſtoſſung / weilen mit den Menfchen zugleich eingew kelt werden Baͤume / Holz, Steine, und andere grobe / harte Coͤrper / welche aber auch manchmal dem Menſchen muͤſſen fein Leben retten dann wann es fich begibt/daß der Menfch nahe bey einem Holtzſtamm / oder Sel- fen zuligen Fomt/fo Fan er eher luft befomen/abfonderlich/meilen mehrmalen in folcher gegne fih von dem Schnee nicht alles außfüllet Daß nicht hölinen hier und Dort ſeyen. Difen troft/von dem bis dahin geredt worden / fan einer fih ſelbs machen / und auch auferzehlte weife fo vil ihme moglich / hel⸗ fen / wann er namlich bey feinem verftand / dann folche Leuthe meiftentheile alſobald / in dem ſie eingewikelt worden / in ohnmacht ſinken / und hernach in dem Stand / villeicht mit dann und wann zwiſchen komender erholung / blei⸗ ben / nichts ven ſich wiſſende. Auf ſolche weiſe aber Eönnen fie ſich ſelbs nicht von den banden ihrer Gefaͤngnuß los machen / ſondern muſſen ihre hoffnung ſetzen auf die guͤtigkeit der naͤchſten Anwohneren / welche fleiſſig und unge⸗ ſaumt / ſich zu neugefallenen Lauwinen verfugen / ſonderlich / wann ſie wiſſen / Daß denſelbigen tag einiche Menſchen auf ſolche Straß gewandlet / und auß betrachtung Der zeit / da fie paſſirt / ſchlieſſen koͤnnen / daß ſolche reiſende moͤch⸗ ten ergriffen worden ſeyn von der Lauwin/ fangen hierauf an zugraben / und fuchen alfo denen / ſo darinn ligen / eiligſte mögliche rettung zufchaffen. Bon andern fachen/fo bey den Latiwinen zu gewahren. Es find die Lauwinen nicht nur ſchaͤdlich Denen Menſchen / Thieren/ Baͤnmen / und Gebaͤuen / ſondern koͤnnen auch/ wiewol zufalliger weiſe / des nen 533 (155) &S- — —— ⸗ — ——— —— — — innen — — — — nen Wieſen / und anderen Guͤteren zimlichen ſchaden zufügen’ alſo nam̃lich / Daß fie an ſolchen Orten ligen bleiben / da etwan ein Bergwaſſer fernen Kung gehabt / welches nun ſeitwerts ſeinen außgang ſuchet / und mit Sand / Stein / und Felſen / gleich einer Rufin die benachbarten Guüter / ſo etwan einem gan⸗ zen Borff zugehören / überführt, und verderbt / wann nicht die Einwohner zeitlich ſich vorſehen und den gefallenen Schnee durchgraben / damit das Bergwoſſer feinen alten Runs behalte. Es iſt ſolches um fo vil mehr noͤ⸗ tig / weilen der Lauwin Schnee mehrmal ſo hoch auf einander ligt / daß er den Sommer durch nicht mag zerſchmilzen / fo daß Darüber gleich als über einen Hugel / die Landitraß in mitten des Sommers gehet / ja er liger etwan Haͤuſer⸗ und Thurnhoch fo häuffig aufeinander / Daß man Damit wol erlich 100. Waͤgen / oder Laſtſchiffe / konte arfullen. Es iſt auch diß in acht zunemmen / daß die in Lauwinen eingewikelte Menfchen: und Thierkoͤrper / ſo lang fie mit Schnee bedecket ſind / etliche Wo⸗ chen und Monat lang unverweſen bleiben / fo bald fie aber ALLEN luft kommen / deſto geichw.nder verfaulen / oder zerfallen. Diſer Erhaltungss kraft wiſſen ſich auch zubedienen die Jaͤger / welche ihr Gems⸗und ander Fleiſch in Schnee / oder Eis begraben / und auf ſolche weiſe lange zeit friſch behalten. Hieruͤber koͤnnen auch ihre Zeugnuſſen ablegen die Schweden / Daͤnen / Norwegen / Moſcowiter / und andere Nordiſche Völker, In Spitzbergen ſollen die todten Leichname ro.oder mehr Jahr vor der faͤulung bewahret ligen / nach dem Bericht Frider Martens Spizberg. Reiß P.ll.c.r. und Barcholin. de Nivis uſu cap.ia. pag. 80. Die urſach deſſen / mir fie ſchwer denen / welche in der Natur⸗erkantnuß Feine geübte Sinne haben / alſo hingegen iſt fie leicht denen / welche die wahren Grundſaͤtze diſer edlen Wiſ⸗ ſenſchaft gefaſſet. Weilen der todten Coͤrperen fäulung herruͤhret theils Bon der aͤuſſeren waͤrme / heils von innerlicher feuchtigkeit / als wor durch das Band der feſten und fluͤſſigen Coͤrperen aufgeloͤßt wird / diſe die Dame des ganzen Leibs durchbrechen / alles unter waſſer ſetzen / und nach und nach ſelbs mit denen Geiſteren wegfliegen / und aber hingegen dag weſen Der Kälte beſte⸗ het in abmwefenheit der warme, oder aller heilen ruh / fo iſt ohnſchwer zuers achten ‚daß dabey merden Die Säfte beftehen / und innert Denen erftarzeten aͤderlein ligen bleiben/folglich Feine fäulung entftehen. Hierauß Fan ein je⸗ Der bey fihfelbs auflöfen auch Die andere begebenheit warum namlich Ders gleichen Coͤrper / ſo ſie an die luft Fommen / geſchwinder als fonften zugefches ben pflegei/verfaulen und verfallen ? | Enndlich ift noch diß zu bemerken / daß die Leuthe / welche ang den Lauwinen Pi. ie LG 8.8 graben worden/an dem Leib ganz roht außfehen / weilen namlich von umligendem Schnee/ und Kälterder Kreißlauff des Gebluͤts durch die aufferften/und Fleinften Blutgefaſſe verhin- deret wird/alfo daß zmaren das Blut durch die Pulßaderen immer von dem Herzen außge⸗ fprüssct / aber nicht fo leicht von den Blutadern zurufgenommen wird. Hiftorifche Erzehlung alles Schadeng/den die Lauwinen in Helvetifchen Landen bis dahin verurfacher. Nicht iſt das mas bis dahin von der fauminen Wirkung / und Ge⸗ fahr / gemeldet worden / ein laͤhres Hirngedicht / fondern es befindet ſich / lei- der / alſo Hm That; wie nachfolgender Hiftorifher Bericht in mehrerm jeigen wird. Als A. 1478. etliche an das Lifiner-thal granzende Maͤhlaͤndiſche Uns terthanen in einem gewiſſen naher Lifinen gehörigen Krftenwald Hol; ges hauen / und zugleich behaubten wollen / diſer Wald zufamt dem ganzen Berg were annoch in dem Bezirk des Herzogtums Meyland begriffen / iſt darauß ein ſolche weitlaͤuffigkeit erwachſen / daß die von Urj zur ſtund der verwittib⸗ ten Fuͤrſtin von Meyland offentlich den Krieg anfünden laſſen / und alle Or⸗ te der Eidgnoſchaft mit ihnen über das Gebirg zuziehen aufgemahnet. Als nun die Zuͤricher / welche in 1000. ſtark die vorderſten ſeyn wolten / mit den Urneren kaum über den Gotthard gelanget / wurden ihnen von einer Lau⸗ win 60. Soldaten ploͤtzlich uͤberfallen / und elendiglich vertrukt. Fuelslin. Chron.Helver, Mfc.p. 286. Stettler, Lib. VI. Nuchtland. Geſchicht. p. 274. Bullinger Lib. IX. Hift, Helv. Mfc. cap. 7.8. Rahn. Eidgnoͤſſ. Ehron. pag.4 57. u u ! Als A. 1499. der Keifer Maximilianus mit Pundten in Zweyſpalt ſtuhnd / und 2000. Soldaten befelchnet/iber einen hohen Berg in dad En⸗ gadein einzubrechen/ truge es ſich zu Daß eine Laumin von ungefähr anges gangen / und über 400. Soldaten eingeroiklet ; welcher überfall anfänglich zwar einen groffen Schrecken erwecket / bald aber in ein gelachter fich vers mwandlet / nachdeme Die unter dem Schnee begrabenen Männer einer nach dem anderen gleich als auß dem Grab hervor gebrochen / fa daß zwar vil bes ſchädiget worden / keiner aber verloren gangen. Bilibald Pirckhaimer de Bell. Helver. Lib. 11. | A. 1500. ward von dem Baillif von Dijon eine groffe anzahl Volks in der Eidgnoßfchaft auf die Beine gebracht/zu Freyburg in Uechtland ges muftert,und vor richtigs über St. Bernhards Berg geführt / allwo fie von einer ungeheuren Saumin ergriffen/ und ihren gegen ı 00. Mann zu grund gerichtet worden. Pueſslin. Chron. Helv. Mſc. p. 452. Rahn,Eidgnöft, Ehron. ad h. a. | N) 8 I Se u.Noy.ı7of Seltſamer Naturgeſchichten Des Schweizer⸗Eands Wochentliche Erzehlung. Fortgeſezte Hiſtorj der Lauwinen. Din 1595. den 4. Mey haben fich bey Dem Flecken Martinach in TB als iserliche Schneelöuminen mit groffen Praßlen in den Fluß Roddan ſtuͤrzt / alſo Daß das Waſſer aller Orten aufgeloffen / in gedachtem Flecken in die 700. Hauſer / ſamt mehrtheils Menſchen und Viehe zugrund gangen / der Flecken Brenz aber in maſſen verfloͤßt worden / daß da kein an⸗ zeigung eines bewohnten Gebaͤus mehr anzutreffen’ und dag Dorff Ba— nien mit 140, Perſonen verſchlukt / auch alle Brucken von Martinach bis nah St. Morigen nidergemorffen / und zerziffen worden. Rahn. Eidgn, Chron,ad h.a.ex Stumpf. Lib.X1. Chron. 6, 19. Sranffurth. Relat Lauterbach & Beucher Part. 3.Contin.Hiftor.Sleidan.Lib.XX.n.66.‘ A.1602. den 16. Jenner nachts um 12. uhr iſt bey Davos in Puͤndten ein Lauwin angangen/welche 13.Menfchen ergriffen’ und alle getödet/ außs genommen ein Mägdlein von 14. Jahren / welche von Samflag Mitters nacht bis an Dinftag in der £aumingeblieben/und Doch lebendig harvor ges gogenworden. Zu gleicher zeit ifi Johannes Sprecher mit feinem TWeiby Sohn / und Magd/von einer Lauͤwin ergriffenzund alle lebendig herauf ges zogen / nachdem fie 10. ſtund unter dem Schnee gelegen/das Söhnlein von 9. Monatenaußgenommen/melches erſticktt. Forcunar. Sprecher, Chro- nolog.Rhzt,Lib.VI.p;31e. | U. 1609. den 3. Mart. find indem DorffS. Theodor in Bündten 26. Menfchen voneiner Lauwin bedekt worden / von denen Peter Guter, ein 85. Jaͤhriger Mann nachdem er 2. Tag in dem Schneegrab gelegen an —* dritten tag widerum lebendig hervor gegraben worden. Wagner. Helv. urios. p.35. | 2.1624. im Merzen find von dem Berg Caffedra, auf den Graͤnzen | ‚von (158) ö von Ktalien erſchrokliche Lauwinen gefallen 7 welcheden ganzen Flecken bes decket / und über 300. Menfchen getödet. Franc. Hafner.Chron.Salod p y35. A. 1651. den 27. Febr. iſt zu Marth im Slarnerland Durch eine groffe Schneelauwin ein Stall mit etlichen Stucken groſſes und Fleines Wiebe eingeroiflet / und mit zudem Fuß des Bergs geführerworden, Wagner, lib. cit.p. 383. So hat eg fich auch zu unferer Großvaͤtteren zeiten im Glarnerland us getragen/daß ein Knab / wilcher feine Kühe traͤnkete / mit ſamt den Kuͤhen / dem Brunnen / und nachitgelägener Scheur plötzlich von einer Schneelaus win ergriffen worden. Hierauf iſt zwar am erſten Tag der Knab mitlan- gen Stangen geſucht worden / aber vergebens / Des folgenden tags aber / als die Elkeren mehr Volk mitgenommen / um den vermeint todten Sohn mit groͤſſerem fleiß hervor zuſuchen hat man den Knaben lebendig in der tieffe der Lauwin angetroffen / zu groſſer freud der Elteren / und aller anweſenden. Wagn.Lib. cic.p.35. A. 1659. im Jenner iſt im Groſſen Thal des Glarnerlands / bey Dieß⸗ bach ein groſſe Lauin gefallen / welche Hrn.Landshaubtm. Streiff 28. Stuck Vieh / worunter 18. Kühe waren / ſamt dem Stall ergriffen / und fortgefchlep- pet / unter welchen zwey oben auf die Laumin kommen. Wagn.Lib.cıc.383. U. 1629. den 27. Sun, nachdem eine nacht vorher ern groſſer Schnee eingefallen, find vil 100. Schaffe aufden Slarnerifchen Alpen von denen Lauwinen ergriffen/und zugrund gerichtet worden. In Der einigen Nideren Alp bey Schwanden hat diß unglüfuber die 200, und in einer anderen au) 200. getroffen. Wagner. l.c. | U. 1683, fiele gar vil Schnee / melcher bin und wider fich in Laͤuinen von Den Bergen abgeftürget/und vil ſo wol laͤhre als mit Viehe angefullte Ställe weggefuͤhret / auch in dem Sroffen Thalein Weib bedecket / welche aber nach etlichen ſtunden lebendig hervor gezogen worden. Joh, Henr. Tfchud. Chron,Glaron.Mfc.ad h.a. AU. 1687. Zu eingang bes Jahrs fieleein ungewohnlich groffer und hoher Schnee/worbey folgende traurige -Degegnuß firh zufruge. Ein Mañ auß der Gemeind Schwanden / zu Witfuren wohnhaft mare mit feinem Viehe an einem der fo genanten Läugeln Bergen! weilen er fi nun dafelbft der Lauwinen wegen in groffer gefahr zufeyn bedunkte / und mes gen groſſen Schnees allein nicht'von dannen Eommen koͤnte / rüfte er daſelbſt ab der höhe gegen Dem alten nachit gelägnen Dörflein um huͤlffe / und funden ſich 88 (159) 86 — — — — —— — MEERE NER — — un nn — — — — — —— ———— ſich auch ſo bald etwelche mitleidige Maͤnner / welche ſich aufden Weg mach⸗ ten/ ohngeachtet Der daher zuſtehenden gefahr / und diſen hülffſchreyenden auß der angſt erretten wolten. So bald fie aber gegen dem Berg annahe⸗ ten, kommen fie ſelbſt darein / indem eine erſchrokenliche Lauwin fie alle uns verſehens uͤberfallet / und bedecket / welche aber alle durch den Zulauff eines groſſen Volks / auſſert zween / noch lebendig wider herſuͤr gegraben und erhal⸗ ten worden. Der einte von Denen zwey todten war bald / der andere erſt des folgenden tags mar der 10. Jan. gefunden. Einer der noch lebt / lage in die 8.1tund under dem feſten Schnee. Joh. Henr, Tfchud. Hift, Glar. Mſc.ad h. a. A: 1689. den 25. Jenner. bey Saas im Prettigaͤu iſt ein Schnee⸗ bruch entſtanden auf dem Calmuͤren Gebirg / welcher nachft den Calanda Meyenſäſſen / und den Guteren Zeſtiew / durch die Güter Parſchleze hinrauſchte / und einen theil vom Wald mit erſchroͤklichem gewalt wegnah⸗ me / folgends mit vilem Holz und Steinen durch den mittleren Berg führe/ durch die Nachbarſchaft Raſchnal / uber den Fluß Lanquart fchoffe / und 9. Häufer/mit vilen Ställen zugrund richtete / und auch 20. Menfiben tödete. In ſolchem Jamer folgten dem Glockenfiurm vil Leuth auß den Gemeinden Kuͤbliß / Conters / und Saaß / denen Nothleidenden zuhelffen. Es brach aber ſelbigen tags mittag ein andre Schneelauin vom Nollenwald herdurch die Calanda Grub / oder Thole / den mittleren Berg / Falaraſca / Galardonda / zerſchmetterte bym Sagenbach alle Wohnhauſer und Staͤlle / an der zahl 157. Man fande 57.todtne und vil vers lezte. Diſe Geſchicht iſt A. 1637. in ein Traurlied verfaſſet / und getrukt wor⸗ den / deſſen anfang alſo lauter, O Menſch bewein dein Suͤnd auß Ruu /⸗/⸗ Denk / was geſchach im Brettigaͤu. xc. Dergleichen Lauwin Falle ſollen auch um diſezeit in einem Thal gegen Montafun zungefahr 2. fund weit von bedeutetem Saas / undandern Or⸗ ten mehr beſchehen ſeyn / und unbefchreiblichen Schaden verurfachet haben. Rahn.Chron. Helv.p. 1170. Ä | A. 1693. den 16, Merz find im Isler Tobel/ der Pfarzey Nuffe⸗ nen/im Rheinwald/in Pundten zwey Brüder in ein Lauwin einges wicklet worden Martin/und Johannes die Lexen / deren jener den 31. Mey/ diſer aber erft den 27. Jun. hervor gegraben/und zur erben beſtattet en | - 05 3806 60 Bor etlichen Jahren (alſo ſchreibt Hr. Joh. Leonhard V. D. M. uns term 23. Nov. 1699.) hat ſich eine Geſchicht zu Tſchierſchen im Chur⸗ walder Gericht begeben / da zwey Männer ihre friſch gemolkene /annoch warme Milch naher Hauß tragen wolten in Rukkuͤblen / oder Milchtaͤuß⸗ lein / und beyde von einer SchneeLauwin eingewikelt worden; da gienge dem einten der Rukkuͤbel auf / und ruͤnnete ihm die Milch uͤber den Halß und Kopf hinab / machete ihm hiemit ein wenig weite vor dem Mund und Na⸗ ſen / das er athem holen moͤchte: Diſer wurde hernach lebendig außgegra⸗ ben / und hat ſinthero noch zimlich lang gelebt. Aber der andere / welchem der Rukkuͤbel nicht aufgegangen / kam um. A. 1695. den 21. Febr. nachts um so. uhren / hat eine uͤberauß groſſe Schneelauin / welche eine weite von mehr als 100. Schritten eingefaſſet / von einem ſtarken wind aufgetriben / ein gewiſſes Do ff in der Landſchaft Mein- thal plößlich überfallen/und darifi 11. Haͤuſer / nebſt rı.Scheuren und Staͤl⸗ len / uͤber einen hauffen geworffen / ſo dag all da fait Fein jtein auf Dem ande ren gelaffen/noch andere 15. Däufer aber an Tächeren und Gebauen ubel bes fehädiget worden : An etweichen anderen hat der ftarke ſturmwind Die fens fter eingefchlagen / und die Gebaͤue mit hinzu gewehetem Schnee angefult. Bey difem unglüf Famen 34. Per ſonen / und darunter 9. Kinder/elendiglich um das Leben. Einiche wurden wunderbarlicher weife dem tod auß dem Machen erzettet / da fonderlih unter andern ein Mutter mit zwey feinen Kindern hervor gegraben/ und beim Leben erhalten worden. Rahn. Eids gnoͤſſ. Geſchicht. Mfc.Lib.XV. cap.8. | A. 1699. zu eingang des Frühlings / nahe bey Soglio im Pergellers Thal Pündtnersgebiets/hat eine IBindlaumin/Lavina di Freddo, dur) den ſtarken blaſt des Daher fahrenden Schnee⸗Nebels / drey Ställe über eis nen hauffen geworften. : Ein Baur fahe von weiten Difere Lauwin Daher Eommen/vetirierte ſich deßwegen eilends hinter eine Maur/fönte abergleichs molnicht unbeſchaͤdigt darvon fornen ; Der Schnee füllete ſeine Hoſen und das Hemd uͤberal an / und wurde fein Leib von Eis gleich ald mit einer Rin⸗ denüberzogen. Gleichwol hat er fish in folem Schrecken naher hauß bes geben/geklagt über groffe bangigkeiten / und Biebrifihe Froͤſte von melden er aber durch mittel eines guten Wundtranks und der waͤrme / befreyet wor⸗ den / aber an bem Gehör eine ſchwachheit erlitten/welche noch jegund waͤhret. Deſſen berichtet mich Hr. Anton. Picenin / Ehrwuͤrdiger und Dochgelehrter Pfarrer des Orts / den 18. Augſt. 1700. — N. 41.) 152 (161) ee | ı8.Nov. 1705, nn En ED En EA Geltfamer Naturgeſchichten 7 | x ' Fr: \ n = des Hehweizer LEands | MWochentliche Erzehlung. Don zweyen ganz gleigen Schwefel: Bruͤnnen/ ob Ruͤſchlikon am Zurichſee / und am Wallenberg. [3 dem Buß des Wallenbergs / welcher ander Miträgigen feite des — * Waͤllenſtatter Sees aufſteiget / entſpringet ein Waſſer / welches eis nen Schwefelgeruch hat / und enthaltet vil zaͤche Bergwaͤchſiſche Theis le / welche gleich einem Froͤſchleich ſich in zimlich groſſe Stücker / oder fegen/ ſamlen / und theils obenauf ſchwimmen / theils an der ſeiten ankleben. Diſes Waſſer habe A. 1703. im vorbey reifen probiert / und von allerhand einge⸗ ſchuͤtteten Chymiſchen Geiſteren / und truckenen Saltzen / keine fonderfiche aͤn⸗ derung geſpuͤrt / als allein / Jahßes von dem Weinſtein Salz Milchweiß wor⸗ den / und von dem in Woſſer aufgeloͤßten ſublimat ein vilfärbiges Haut—⸗ lein obenauf ſchwimmend bekommen. In der Bergwaͤchſiſch sad MA- teri haltet fich aufein Zinoberrothes kleines a gleichen Ge⸗ ruchs und Natur iſt eine Brunnquell / die auch wir in unferem Zuͤrichge⸗ bieth haben. ob Ruͤſchlickon / und Kilchberg / zweyen Dörfferen am Zus rich⸗See. Zu unſers hochberuͤhmten Conradi Geſſneri Kae hat es dag Nydelbad geheiſſen / und iftiwierol vorhin es in abgang kommen ſeyn ſol / zu ſelbiger zeit von benachbarten Bauren vor die Raud / Fieber / und andere Krankheiten gebraucht worden. Er / Hr. Geßner / ſelbs hat angemerket / daß diſes Waſſer / wo eg hinflieffeseine roͤthe hinterſich laſſe / aber nicht vil auf deſſen Schwefel gehalten / weilen bald alle in Moraſtigen Orten ſich befindens den Waſſer einen ſtinkend ſchwefelichten Geruch von ſich geben. Ikr. Erh. Eſcher in Beſchreibung des Zuͤrich⸗See. p-z sa.meldet/daß die diſem Brunnen nahe gelegene Wieſen und Guͤter daher auch den Nahmen zum Schwefelhrunnen behalten. Es iſt zwar anjezo diß Waſſer in fölligem abgang / 35 (162) GE“ abgang / glaube aber / daß wann ed in gewiſſen anligen folte probiert werden, vortrefflihe Wirkungen von ſich fpuren liefferund manchem/fonderlich dem benachbarten Landmann Veſſer zufchlagen koͤnte / als manche auffert uns ferem Gebiet ligende Baͤder / welche man mit groſſer ungel- genheit und’ Des ſchwerd / oft ohne genugſame erbaurung der Krankheit / und aufgroffen ge rahtwol zubeſuchen pflegt. Es liget diſes Waſſer unter frtyem Himmel / in einem viereckichten / bald von alte und fäuleder Seiten⸗Balken einfallens, den Loch / auf der höhe/nahe bey einem luſtigen Wald. U 1701. habe Daß felbe mit fleiß in augenfcheinvund prob / Abſonderlich aud) zu bein end Die zaͤ— che Bergwaͤchſiſche Materi mit naher Haug genommen / und gefunden’ daß felbige burch einfochen zu einem ſchwarzbraunen Extract worden / welches einen gar flarken ſtinken den Schwefelgeruch / und fo es angezündet worden/ eine Flamm von fich gelaffen; habe ich das Waſſer deftillire/ oder über den Helm gezogen / ſo hat es widerum nad einem ftinfenden Schwefel gerochen/ und hat man hin und wider in dem uͤberzogenen Waſſer fliegen gefehen duͤn⸗ ne Fleine Zaͤſerlein / welche nad) einichen tagen ſich an einander gehenfet / und toiderum in einemucilaginem bituminofam, der Bergmächfifchen sahen Schleim zufamen gepacker, Ich fage, in einen Bergwaͤchſiſchen Schleim/ und nicht ohne Grund; weilen difere eingekochte Materi ſich auflöfen laßt / fo wol in gemeinem Waſſer / als in Brantenmwein/ und Dorten zwar eine Eitronengelbe tinctur machet/hier aber eine Pomeranzenfarbe. Eonften ift difes Waſſer lauter / wie ein anders/und riechet ſtark nad) Schwefel, wañ man es rühret. Siedet man das Waſſer eins fo bleibet in dem Boden ein fubtiler Crocus,oder gelbe Erde, Auß diſem allem fchlieffe ichyes Fönne die fes Waſſer manchem prefthaften Mienfchen zu gut Eommen / infonderheit aber dienen in auftröfnung alter flieffender Schäden/und überal in dergleis chen Kranfheiten/da die Aufferen Glieder ſchwache und lucke Zaferen/ folge lich ftarfung,und zuſamenzeuhung noͤthig haben / wuͤnſchte aber/ daß ich Dis ſere meine Vorurtheile befräftigen Eönte durch wirklich gemachte Proben / oder / daß man hierüber vernünftige Proben in verfchiedenen Zufianden wur- de machen/ und alfo fich defto mehr der Kräften Deffelben beſicheren. Und gewahre endlich bey anlas diſer / und vilen dergleichen hin und mider img Schmeizerland befindlichen Waſſeren / welche gleichtwol dann und wann nahmhaft machen werde / daß der Mineralifchen Heilmafferen Gebrauch von einer gemifien faralen mode geregiert wird; Es ligt hier und da eine Foftliche Quell, öde/und unbeſucht / etwan wegen entfehrnung / und u eig Amen mau Cams SEREREEET «. 880 J 63) Eu —— Rene ar, Se un —— nme — — — — (EEE MEERE — keit des Orts / oder weil ſie einen allzuarmen / allzureichen / oder ungeſchikten / oder eigenſiñigen Beſitzer hat / oder weil eg jezund nicht Die mode iſt / dahin zugehen: hingegen Fan eine ander Quell bey anlas einer außgeſtreuten Wun⸗ dDereur/oder in Trufgegebenen hochtrabenden SBefchreibung in aufnemmen kommen / und groffen zufaufferhalten/mwelche gleichwol feinen Vortheil bat vor anderen Waſſeremals eine ſchoͤne ſitnation, nebſt guterSchnabelweid / oder nicht mehr Mineralien in ſich hat / als ein gemeiner in allen Stätten, und Dörfferen befindlicher Brunn / oder nicht mehrere Frafte/ als Die von Der Einbildung herzühren/und in allen gemarmten See-Stußund Bruns nenmafferen zufinden feyn. Exemplafunt odiofa, Ich füge noch DIE eis nige hinzu / daß einem jeden Stand auß vilen Bolitifchen urfachen nuglich/ Diejenigen Waſſer / welche in feinem eigenen Gebiete find/mwol in feinen Wir⸗ Fungen zuerforfihen/und in beſtaͤndigem Flor zu erhalten. Von einer Seuche/welche difes Fahr gewefen unter den Gemßthieren. | Es iftbereitd oben N. ro.und 11. ein Hiftorifcher Bericht gegeben. worden vonder Gemßthieren Seftigfeit / Laͤckinen / oder Sulgen/ Jagd / und Lebensart/und ift nichts mehr überig / als die Materi von Denen fo genanten, un bekanten / Gemsballen / oder Kuglen / welche dem geehrten Leſer darſtellen werde nachdeme etwas wenigs werd egemeldet has ben von einer Seuche / welche im vergangenen Fruͤhling diſes lauffenden Jahrs fol gar vil Glarneriſche Gemſe beſchaͤdiget / und getödet haben. Dife Art Thiere haben / wie auß obigem zuerfehen/ eine mühefelige Lebensarty fie find nirgends ſicher vor ihren auffägerenvauffert im ABinter/da ihnen zwar nicht beygufommen/ fie aber mit dem bunger/ und Kalte zuftreiten haben, Und gleichtwolen leben fie unter beftändiger Bewegung durch / und über/ ges fahrliche Klippen / in fortwaͤhrender gefandheit/auffert/ wann fie auf ein ho⸗ hes Alter kommen / da fie dann kraͤtzig und ſchäbig werden. Eine folche/ und aren ſchwere / faſt auffägige Raud hat Difes Jahr getroffen nicht nur alte Thier/ fondern auch viljunge fonderlich in dem fo genanten Sreiberg/ melcher zwifchen dem Sroffen und Kleinen Thal / oder zwiſchen der Linth und Sernft ligetzund bald das einige Aſylum, Fluchthauß / oder Sreyitatt iſt im ganzen Schweiserland/dabin fich Die Gemßthiere begeben Fönnen oh⸗ ne gefahr täglicher Auffägen. Auf diſem Sreyberge hat man diß Jahr hin und wider todte Gemſe mir anfläßigen Dauten ligend gefunden / und neh⸗ men = ' | 83 (164) GE men die Jäger hierüber anlas ihre aus ber Erfahrung Gelehrte verfchiedene Gedanken walten zulaffen. Einiche wollen / daß diß nicht gemefen feye eine beſondere Krankheit 7 welche Die Thiere aufgerieben / fondern fie haben das ungluf gehabt in Lauwinen eingewiklet zuwerden / da fie dann nach abgang des Schnees feyen durch eine entfiandene faulung an der haut fo Früs igyund von den Wuͤrmen Durchfreflen worden / wie man fie angetroffen. Andere geben die ſchuld denen zamen Geiſſen / fo auf Dem Berge geweidet / und ſagen / daß diſe hier und da unter den Felſen / oder in andern Lageren / haben gewiſſe Theilchen von ihrer Raud auf der Erden / und im Graß abge⸗ legt / und hinterlaſſen / welche dann Die Gemſe / ſo dorthin zuweyden kommen / angeſtecket / wie dann bekant / daß ſich diſere ſchäbige / beiſſige Krankheit gar leicht mittheilet unter ung Menſchen durch das Geliger / oder anruhrung der Handen/zc. Endlich gibt es ſolche / die diſe Raud⸗geſchicht anſehen / als eine Seuche / ſo unter den Gemßthieren ſich diß Jahr auß beſonderen natür— lichen Urſachen eingefunden. Sie ſagen / daß die ſchuld zuzumeſſen ſeyt der ungleichen Jahr zeit / da wir zu anfang bes Fruͤhlings gehabt eine ledenlich warme Witterung / worauf erfolget eine neue und harbe Kälte. Bey jener ha⸗ ben die Gemſe ihrem gebrauch nach ihr ſchwarz zottlichtes / lang haarichtes Winterkleid abgeleget / nachdem aber ihnen diſe Winterhaare außgefallen / und eine harbe Kaͤlte erfolget / habe hierdurch Die kahle / bloſſe Haut vil muͤſſen außſtehen / die außdaͤmpfung durch die Schweißloͤchlein ſeye verhinderet / und die Haut ſelbs alſo in ihrem Zafern eingeſchrumpfen worden / daß fie hin und wider ſpaͤlte geworfen / in welche ein von den Hautdruͤſen abgeſoͤndertes zeches Fließwaſſer ſich außgelaͤhret / an Falter Luft verdickeret / und in auffägige Raudichte buͤckelein aufgeworffen habe: Worauf dann der Kreißlauff des Gebluͤts gehemmet / alle Säfte nicht nur in unordenliche Bewegungen / ſon⸗ dern auch ſaltzichte diſpoſition gebracht worden / fo daß auß jez erzehlten ur⸗ fachen wol haben Fönen Fieber und andere ſchwere / auch tödliche Krankheiten entſtehen. Es befräftigen Difes ureheil aud) Die Murmelthiere/oder Munken / deren vil auch diß jahr follen an gleicher Krankheit tod gefunden worden ſeyn. N. 42.) | 32 (165) ed 25.Nov.1705, I I ραν εν ραα Seltſamer Naturgeſchichten Des Schweiser- Gands Wochentliche Erschlung, m Bon denen Gemeboallen. 759 S haben dife in Gemsmägen befindliche Kuglen fo groffen Ruhm inder Welt erlanger/daß man fie auß dem Schmeiterland ın alleans der Europeiſche Länder verſchicket / und ihnen zu gefallen ein ganzes Buch gefihrieben Georg. Hieronymus Velfchius Med D. zu Augfpurg/ welcher fir auch mit einem neuen Waren ARgagropili tauffersder fo vil heiffet als Alyayporn&, da Alyayp&- bey Oppiano heiſſet ein wilde Geiß / oder Gemſt / 70 aber eine runde auß Kr duteren gemachte Balle, oder Kugel. Sonſten nennet man difere Gemskugel aub Bezoar Ger- manicum, tigen der Kraͤften / mit weichen fie dem wahren Bezoar-Stein fol zufommen. An geſtalt find dife Kuglen rund / oder ablangrund,an farb ſchwarz / oder grau, an groͤſſe einer Haſel⸗Baumnuß / Huͤner⸗oder / wiewol ſelten / Ganßey gleich / iñwendig beſtehen ſie auß lauter Wurzenzaͤ⸗ fern von kraͤftig gewuͤrzten Alpkraͤuteren zuſamen geflochten / wordurch ſie ſich unterſcheiden von denen ſo genanten Haarballen / welche man findet in denen Kalber⸗Ochſen⸗ und Pferde Maͤgen/ und auf ſolcher Thieren Haa⸗ ren in einer Kugelgeſtalt zuſamen gewikelt ſind / außwendig haben ſo wol diſe als jene mehrmalen eine ſchwarze / oder braune / mehr oder weniger harte Rin⸗ den. Ich habe auch auß Puͤndten vor wenig Jahren erhalten die bloffen in einem Gems- Magen gefundenen/und noch nicht in eine Kugelzufamen ge⸗ rollten Wurzenzaͤſern; von denen aber noch nicht vergewiſſeren kan / ob fie ſeyen von denen fo genanten Gemß oder Mutterwurtzen / oder anderen ders ‚gleichen Kraͤuteren. Dann bekant / daß diſe Thiere weyden auf den hoͤchſten Alp⸗ſpitzen / da die edleſten Pflanzen ſind und des Somers zwar dasKrant ſelbs abetzen / in Winterquartieren aber die Wurzen auß mangel der nahrung auß der Erden hervor zuſcharren genoͤthiget ſind da fie dann / wie ich dar⸗ von 25 (166) Cm vor hakterfich gar leicht / unter beftändiger bewegung’ und zuſamenzeuhung der Magenhäuten fönnen über einander roiffen/ und eine Kugel formieren/ welche vermittelft des Magenſchleims je mehr und mehr fell zuſamen hals tet / ſo daß fie anfangs zwar weich iſt / und ſich leicht laßt zertheilen / nochmals ober unter beyhuff der zuſamentrukenden kraft Des Magens in eine harte mit einer Rinde unigedene Kugel fich fefinety welche dann die Thiere ihr Lebenlang müffen tragen / und zwaren gu felbs eigenem ungluͤk/ dann gleich wie inſere Mezger gewahren / daß das jenige Dormdieherweidhrd Haar⸗Bal⸗ ben bey ſich hat / nicht wol truͤhet / ſondern an Fleiſch je mehr und mehr abs nimmet / alſo berichten auch Die Gems-Jaͤger / Daß Die mit Kuglen verſehene Thiert alle mager ſind / zweifelsfrey daher / weilen dergleichen Gemßballen ſo lang ſie in dem Magen ſich aufhalten / deſſen Kochkraft verhinderen / ſo daß ein ſchlechter nahrungsſaft kan gezeuget werden / oder / weilen die durch⸗ tringende / ſo zureden gewuͤrzte / oben ſchon geruͤhmte Bezoardifihe/ kraft der Gemskaglen / den Nehrſaft gar zu ſehr verduͤnnert / daß er nicht leicht ſich an⸗ heften kan. Es kan auch ſeyn / Daß dergleichen Gembsballen Die befte kraft des Magenhebels / und Schleims an ſich zeuhen / und auch dardurch die Daͤuung merklich verhinderet wird. Fraget man von difer Gemskuglen Nutzbarkeit / ſo dienet zur antwort / daß ſelbige kan hergeleitet, werden theils von dem Magenhebel ſelbs/ theils und ſonderbar von denen Kraͤute⸗ ren und Wurzen / auß welchen Die Kuglen beſtehen. In betrachtung deſſen laſſet ſich wol ſagen / daß in denen Gemskuglen ſich finden vil flüchtige ge⸗ wuͤrzte / durchtringende Theil / und folglich ligen groffe kraͤfte das Gebluͤt zu⸗ verduͤnneren / die verſtopfungen aufzuloͤſen / die Zaͤſern des Leibs zuſtaͤrken / ja man kan / wie es gemeinlich bey dergleichen ſeltſamen und koſtlichen Mit⸗ len geſchihet / die Kraͤfte diſer Kuglen außruͤffen vor allgemein / als ob fie dem ganzen Leib / und allen deſſen Theilen dienſtlich / und vortrefflich heilſam mes ren/folglich zubrauchen in denen Zuſtaͤnden des Haubts / der Augen / der Lungen / des Herzens / des Magens / Leber / Nieren Mutter / Nerven / und an⸗ deren Gliederen mehr. Es laſſet ſich / ſag ich / ſolches wol ſagen / und ſchrei⸗ ben / wie dann Velſchius einen langen Rodel hat von gar vilen Zuſtaͤnden des Menſchlichen Leibs / in welchen Die Gemskuglen dienlich ſeyn: Aber / wann man von dem Gebrauch ſelbs / oder der Practic / wil reden / fo thun ſich erſt dann die ſchwerigkei ten hervor. In Diſcurſen und Schriften laſſen ſich die ſchwerſten Krankheiten / die fallende Sucht / allerhand andere Gichter / Waſſer ſucht / Schlagfluß / ꝛc. curieren / aber nicht allezeit in der That. Be⸗ neben / wann man bedenket die ſeltſam⸗ und koſtlichkeit der Gemsballen die Ders meine Artzney koͤnnen abgeben, fondern bald niemand als den Reichen zus nuß kommen / zugeſchweigen / daß dife Kuglen mehrmalen alt / und etliche Jahr gelegen / biermit ihre meiftefraft verlohren. Wann man endlich neben die Gemskuglen haltet andere auch wolfeilere / auß denen dreyen Rei— chen Der Natur genomene / Schweißtreibende, Blurverdünerende/ Herz⸗ ſtaͤrkende / dem Gift widerfichende Artzueymittel fo reird man leicht geſtehen / daß wir der Gemskuglen gar wol entrathen koͤnnen / gleich wir auch heutigs Tags manglen des Bezoar, und anderen koſtbaren / auß Oſt⸗ und Weſt- Indien herkommenden Mittlen. Um ſo vil weniger verdienet angeruͤhmt zuwerden Die vermeinte feſtmachende kraft der Gemskuglen / derhalben fie dann und wann von aberglaͤubiſchen Officieren und Soldaten mit vilem Gelt bezahlet werden. Es iſt diſes eine ſo thorachte Einbildung / daß ſich billich zuverwunderen / wie eg Leuthe von verſtand kan geben / welche ſich eins bilden fönen/daß ein auß Haut und Fleiſch zuſamen geſezter Leib Durch bloffe fragung der Gemskuglen fine dem natürlichen gerwalt des Degens / Meſſers / Kuglen / und andere: verleßenden Dingen weiderftehen. Joch eher lieffe ſich von der Sach reden/wannein in Streit / oder fonften gefahrliche Orte ges hender Soldat wurde etwas vonder Gemskugel in form einer Arzney eins nemmen / um fovilmehr / wann wahr Der Jaͤgeren Auffag/ daß diejenige Gemoͤthiere / welche Kuglen in ihrem Leib tragen / feſt oder wenigſtens / fo harten Lebens ſeyen / daß fie kaum mit verſchiedenen Schuͤſſen umzubrin⸗ gen / worvon oben bereits pag. 38. etwas gemeldet worden. Es iſt aber auch Darauf nicht zugehen / und ſſt / im fahl der Gemſen feſtigkeit wahr were noch ein groſſer unterſcheid zwiſchen ihnen / und den Menſchen. Sie haben / tie bekant / eine zaͤche / feſte / dicke Haut / an welcher eine auf ſie los geſchoſſene Kugel leicht Fan abſchlipfen / oder wenigſtens fo vil von ihrer kraft verlieren/ daß ſie ganz matt in den Leib komt. Uber diß nemmen ſie nicht etwan eini⸗ che gran + oder Scrupel in ſich fondern beherbergen ganze Ballen von denen folglich eine mehrere Wirkung Fan in ihren Zeiberen entſtehen. Ans derer Gruͤnden mehr zugefchmweigen. | Noch eine ift zubemerken von den Gemsballen / daß fie nicht in allen Semfen/und auch nicht in allen Gebirgen angefroffen/oder gegeuget werden. In dem Thal Maroz in Puͤndten haben Die Gemſe / ſo auf mittnachtiger Seiten der Bergen leben / faſt alle ihre Ballen / Feine hingegen Pin Kai A ittag N... Mittag fih anfhalten Da die Sonne wenig hin ſcheinet. Deſſen berichtet mic) Dr. Jac, Piceninus Treueiferiger Diener Goͤttlichen Worts zu Soglio den 18 Aug.ı700. Gleichfals in Rheinwalder⸗ Sebirgen haben Die Gemſe gegen Mittnacht / (ich verftehe an Der jenigen Bergſeite / fo gegen Mittag zwar ſiget aber gegen Norden fiher/) Feine Ballen, und Die gegen Mittag alle auch Gitze die nur 3. Monat alt find. Diß ſchreibet der oft angerühmte Hr. Joh.Leonhard,V.D.M den 25.0&.1700. Alfo gewahren die Glar⸗ nerifchen Jaͤger / daß in der Alp Limeren gar vıl Gemsballen fich finden. hin⸗ gegen in dem Kam̃erſtock Feine / zweifelsohne iſt Die urfach Difer Begeben— heit zugufchreiben gewuͤſſen Wurzen / melche zwar nicht nennen fan / noch darff / und nicht in allen/fondern nur Sonnenreichen Alpen / ſich finden, und von folcher zaͤchen art ſeyn daß ihre Zafen nicht leicht fiih indem Magen verbauen laſſen fondern lange zeit im Magen ligen bleiben / big fie ın eine Kugel ſich zufamen toicklen. Wie dann befant / daß zum Exempel die Gemswurtzen oder andere Alpfrauter/nicht aufallen Alpen /fondern Die eins ten hie, die andern Dort wachfen. | Der anlas der Gemsballen ıft noch etwas weniges anzumerken von dem Gens: Steinlein. Welches an der farbe weiß,und an dem Netze hanget. Diſes iſt vil ra⸗ rer / als die Gemskuglen / fett / und nicht ſo gar hart / als etwan ein calculus, oder Stein. Uagd beſtehet nicht / wie diſe / auß irrdiſchen / ſaltzichten theilen / ſondern auß dem Fett des Netze ſelbs / welches etwan bey anlas ſtarker bewe⸗ gung an dem Netze / innert denen Säcflin ſchmilzet; und bey erfolgender einemaliger Fälte widerum / und fo ſtark ſich verdiferet/dag die Blaslein ſelbs / Damit allzuſehr angefuͤllet / ihre zuſamenzeuhungs⸗kraft verlieren / und diſes zuſamengeronnene Fett / welches ſich je mehr und mehr verſteineret / beſtän⸗ dig hernach behalten. Von Rothen Bruͤnnen des Schweizerlands. Durch diſe Waſſer verſtehe ich nicht diejenige, welche an und vor ſich eine mehr / oder weniger / rothe farb haben / ſondern ſolche / Die zwar durchſich— tig ſind / gleich anderen Waſſeren / aber alles / woruͤber fie flieſſen / roth / oder gelbroht färben; weilen fie namlich waͤhrenden ihres Laufs / und auch bey ihren Quellen / ein alſo gefarbtes Pulver ablegen/ welches ſich an die Erden / Stein / Holtz / und was immer im Weg / oder runs / liget / anleget. Diſes Pulver aber iſt ein natürlicher Crocus Martis, worauß / 2t. N. 43.) = (169) oe 2. Dec. t 705. Ste I aa a FR Saar SE Ce Geltfamer Naturgeſchichten Des Schweiser - Lands Wochentliche Erzehlung. Fortſetzung von rothen Bruͤnnen des Schweizerlands. Uß des Croci Martis, deſſen juͤngſt gedacht worden / gegenwart iſt gleicht zuerachten / daß dergleichen Waſſer / ſo ſie mit gebührender Vorſi htigkeit gebraucht werden / dienlich ſeyn können nicht nur auſſerlich zu flärfung der Gliederen / auftroͤknung flieſſender Schäden, heilung der Raud / und anderer Zuſtaͤnden / in welchen die Martialiſchen Baͤder heilſam ſeyn / ſondern auch innerlich / aleich denen Saur— bruͤnnen / in alles Verſtopfußggen von ſaurem Schleim / in denen Milze Krankheiten / Gelbſucht / Undäuligkeit Blonigkeit/ und ans Deren dergleichen Kranfheiten/oder kränklichen Zuruſtungen. Wer dergleis chen Waſſer antriffer,und aber nicht gebraucht hat frlbs/oder nicht vernems men kan / daß fie ſeyen / ſonderlich innerlich/gebraucht worden von anderen/ Der bediene ſich folgender Proben. Von dem Weinſtein⸗Saltz / oder oleo Tartari per deliquium, werden dergleichen Waſſer weiß / wie Milch; und alfo auch zumeilen von dem Salmiacgeiſt. Wirffet man darein etwas von zerfioffenen Gallaͤpflen fo werden fie braun / oder ſchwarz. Schuͤttet man hinein etwas von dem Violenſaft / ſo nemmen fie an ſich eine gruͤne farb;dag gelbe Pulver ſelbs / welches ſich in dem rung ableget / machet / ſo man Etzwaſſer angieſſet / eine ſtarke Jaͤſung / oder efferveſcenz. Hingegen ſtehen fie nicht die geringſte aͤnderung auß von angegoſſenen fauren Saltzen / oder Beifteren/ als da find der Vitriol-Salpeter⸗Geiſt / c Sothane Prob habe A. 1707, gemachet bey dem fo genanten Rohten Brunnen zwiſchen Reichenan/ und Fuͤrſtenau in Puͤndten / deſſen Wagnerus gedenfet / alseineg Schwefelbads / Helv. Cur. p. 120. daß man fich Beffen bediene in allers band Zuftänden der Haut / und innerenvon Faltem Schleim herzührenden Krankheiten. Man gebraucht es aber allein aufferlich/ und glaube ich / es folte innerlich getrunfen gleich denen Saurbrunnen/ auß obangeregten Urs ſachen / grofie Wirkungen thun. | Eiu NO VOR Ein fother®d run ift auch anzutreffen im Münfterthal/ an dem Fuß einee Bergs in Val Pefona, zwiſchen Val Chiava, und Valdera, oder Ruldera,mwelcher einen ſteinwurff weit foriflieffet 7 und Daun in den Fluß Ram ſich ergieſſet. Wagner. Mſc. In dem Canton Bern / der Landvogthey Wimmis / ſteigt ein ſolcher rohter Brunn auf / auß einem rohten Grund / in der Schwendi / auf dem Kuͤhegrimmen. | In dem Brutinger Thal befagten Hochlobl. Cantons beyMuͤllinen / untveit der Kander / in einer Wieſen / iſt auch ein ſolche Quell welche une brauchbar liget. Hiehar gehoͤret auch der fo genante Rohtbach in dem Saffer- Thal, bey dem Dorff Safla, im Viſper⸗Zehnden / Walliſſerlands / deflen ge⸗ deutet Wagner.Helv.Cur. p. 102. be Ja auch verdienet in diſe Claß gefeßet gumerden das Leuker⸗Bad ſelbs in Wallis / welches einen gelben Crocum bey feiner oberen Quelle zimlich hauffig ableget/und den vornemfien Theil feiner Kraften Demfelben ſchuldig iſt. Bon gewiſſen Seen / weiche durch ein bruͤlendes Brumen ein Wetter vorſagen. in den Domleſchger⸗Thal (Domeſtica, & Tumeliaca vallis) iſt der ſo genante Heintzenberg / Clivus Heinſilianus, weicher bey Tuſis / Tuſcia, Toſana, anfangt / in die 3. ſtunden fich der länge nach erſtrecket / und ſeines gleichen an Fruchtbarkeit und Reichtum der Einmohnern/ von 6, namhaften Dörferen/mwelche Darauf ligen/nicht nur in Puͤndten / fondern im ganzen Schwerzerland nicht hat. Auf diſem Berg / ob dem Dorff Flerda liger der Paſcholer⸗See / melcher die Eigenfchaft an fich hat / daß er mit ſtarkem / murmlenden gethoͤn ſich hören laßt / ehe ein Ungewitter Daher komt. Gleiche Wunder wirket der See Calandari, von welchem hernach folgen—⸗ den Bericht ertheilt der Ehrw. Dr, Oſvvaldus Molitor, treue friger Dies ner Goͤttlichen Worts zu Ander in Schams in ſeinem an mich abgegebe— nen Schreiben unterm z. Apr. 1700. Im Schamſergebiet / und Bottmaͤſ⸗ ſigkeit finder ſich ein See Calandarı genant auf Arofen Alp / welcher gar klein / daß man ihn an allen ſeiten mit einem ſtein uͤberwerfen kan / iſt aber une ergrundlich / hat feinen Einfluß / aber keinen Außgang. Wann ein unge⸗ ſtum Wetter verhanden / fo ſchwellet ſich in milten diſes Sees auf ein ges Di wallig > (171) 6“ * groſſer Wirbel / welcheri in kunemmendem machfen fo ſtark briilet/ daß man ihn von einem Berg zum andern / wol 6. ſtund weit hören Fan, Wunderſeltſam iſt / was obangeruͤhmter Der? Molitor fehrner von diſem See meldet / und wol verdient / ob es gleich nicht unter diſen Titul gehoͤrt / hieher geſetze tzuwerden. Es hat / ſchreibt er / diſer See / noch eine andere ver⸗ borgene Eigenſchaft / daß er die Menſchen / ſo darbey ſchlaffen / an ſich ziehe / wie ich Dann gehoͤrt / und von alten Perſonen bin vei ftändiget worden / Daß eine Frau zimlich weit von diſem See gefhlaffen/ und von Demfelben ange zogen / und verfehlungen worden, Nach bifem bat man ihren Gürtel mit Schluͤßlen an dem Ufer des Rheins gefunden / welcher Sluß von dem See 4. fund entlegen. Es find noch mehr Leuthe in leben / welche auch bey Dis ſem See eingefihlaffen/und da ſie erwachen / ſchon mit ihren Suffen in dem Waſſer gemifen. Vor etlichen Jahren haben etliche junge Knaben auß luſt 7. Pferde in dj fen See gefprengt. Was gefihicht. Diſe Pferde find mehr als3.ftund darinn geweſen / worauf die Knaben angefangen zu zitte⸗ ren / vermeinende / fie feyen verloren, haben deßwegen ſich zufamen verbun- Den/niemandem zu offenbaren / was ſich hier Jugetragen / und eine ſtraff an⸗ geſezt auf dene der diſe Sach offnen wurde / daß Der alle Pferde bezahlen ſol⸗ te, Indem fie aber mit diſen Gedanken umgiengen / und von dem See ſich hinweg begeben wolten/Fomt ein alte graue Stuht / und die übrige alle / je ein Pferde aufdem Rucken Desanderen feft angeſchloſſen hervor / welche aber / ale fie aufdas Land kommen / lang nad einander gelegen wie todt / find aber gleichwol wider zurecht fommen, Es iſt auch noch diß zubemerken / daß diſe Pferde / ehe ſie eingeſp engt worden / alle beſchlagen geweſen / wie ſie aber herauß Fommenvalle Fußeiſen verlohren. Gewißlich / wann diſe Geſchichten wahr / ſolten ſie manchem ſpitzfuͤndigen — Naturweiſen gnug zu ſchaffen geben. Wenigſtens verdienen fie erzellet zuwerden damit man ſich befleiſſe die wahrheit grundlich zuer fahren / und / im fahl nichts an der fach were / den gefaßten Irrtum zumidermeifen. Ich meines Orts wil es nicht bejahen / und auch nicht beneinen / ſondern allein mich hinderhalten/ einen Vernunft⸗Schluß zumachen in ſachen / deren gewißheit man noch nicht be⸗ ſicheret. Komme nun widerum zu unferem vorhabenden Seegebruͤll / und zeige an / daß ein folcher See auch feyn fol indem Thal Savogno in Puͤndten / und noch ein anderer im Sarganſerland / obngefehr 4. oder j.ſtund ob dem — Gehe REN 53 (172) Se | EEE en rn — —— — — mn nn — — — — — ——— — Gehe ich auſſer das Schweizerland / ſo finde bey Cardano de Rer. va? riet. L.ıs.c.85. das eine folche eigenſchaft an ſich habe der Eupi- ler-See/als welcher in dem Monat Alprileinen Thon von ſich bören laſſe / als rüfte man laut / aber mit gebrochner Stime/ Oh, Oh, Oh, ôb, öh, und zwaren feye dife Stimme, wann fie gehört werde/ ein gewiſſer Vorbott eis nes reichen Geraht Jahrs an Wein / und Getreid. Es hat auch bemeldter Cardanus feinen ſubtilen Geiſt in fo weit bemuͤhet / daß er in ganzer domals bluͤhender Schulweißheit fi erſpaziert / um die wahren urſachen fo ſeltſamer begebenheit zuerforſchen / aber endlich weiter nicht kommen koͤnnen / als zu Der waͤrme / welche bey guten Jahrgaͤngen ſich zeitlich im Fruͤhling in denen Eins geweiden Der Erde einfinde / und alles in bewegung bringe / welche bewegung auch mitgetheilet werde der Luft / und alfo einen Thon erwecke. Der gelehr⸗ te Morhof gedenket diſer Geſchicht auch in Hyaloclafte pag. 183. Fan fie aber faum glauben / erklaͤret fich aber/im fall etwas an der fach folte ſeyn / da⸗ hin / daß ein folder Thon entftchen Fönne von vilen Schwefelicht &alpets rifchen in eine Jaͤſung gerathenen/und mit gemalt auß der Erden aufigetrie- benen Theilen/deren gegenwart/ und Bewegung / nohtwendig eine fruchts barkeit anzeige/und leicht/mann fie verflärkt wurden / einen Erdbidem erwek⸗ Ten koͤnte; wie man dann gewahre/daß dergleichen oft gleichfam donnerens De Sethöne mehrmalen die Erdbeben begleiten/worvon zuſchen Plin. Lib. II.c. 80. Arift.Lib.ll.Meteor, c.46. Varen. GeogLib. l. c. 10.Prop. 5. Kirch. Mund. Subterr. Pr&far. Wie nun hierüber ein jeder die Frey⸗ heit hat feinen Geiſt zuuben/alfo geſtehe ich meines ohrts / das forhane gewalt⸗ fame/ von wirklicher entzundung unterirzdifceher Schtorfelicht- Salpetris ſcher Duͤnſten / herzu leitende bewegung hieher nicht diene / weilen in unferen Helvetifchen Landen auf ſothanes Gebrül niemalen die geringfte Erdsittes rung / oder einiche andere anzeige einer geſchehenen entzuͤndung geſpuͤrt wor⸗ den. Meines bedunkens iſt in diſem Natur⸗Spiel der vornehmſte actor, nicht die Wärme des Ariſtotelis, noch Das Feuer der neuen Naturweiſen/ fondern der Æolus, deutlicher zureden / ifi die urſach Difer begebenheit herzu⸗ | leiten von ungleichen Kräften der Dbersund Unterirzdifchen Luft, ide), die Sach faſſe / wird naͤchſt Fommendes Blatt inmehrerem ” nm N.) 001-8 (173) ee 9.Dec.1705 Se ee 1 7 ae SE ae εν ααν Seltgamer Naturgeſchichten Schweizer⸗Eands Wocentlice Erschlung, Sortfigung von voneinichen durch ihr gebruͤll ein wetter vorfagenden Seen, (a Ann ein Ungewitter vorſtehet / ſo wird die auffere/ auf der Erden lis \ Cgende Luft ſehr dünn / und verlieret oil von ihrer Triebfraft/ oder J elafticicer, fo Daß dannzumal dag Gleichgewicht zwiſchen der innes ren / und aufferen Luft aufaehebt wird, Unfehlbarezeugen deffenfind die Wet— tergläfer/ Barometra, Thermometra,und auch Die bey den Windloͤcheren und Srotten/ZKeoliis Cryptis,gemachtevanderiitoo anzubringen deProben. Indeſſen / da die aͤuſſere Luft geſchwächet wird / ſpilet Die innere / ſo in Den kluͤf⸗ fen der Erden ſich aufhaltet / den meiſter. Aolus hic elauſo ventorum Careere regnat. Virg. und Lib. 1. Äneid, Hie vafto Rex Holusantro Ludtantes vencostempeltarefque ſonoras Jmperio premit, ac vinclis & carcere frænat. Illi indignancesmagno murmure Montis Cireum clauftra fremunt. Die innere Luft/fo lang fie von der aufferen gewaltig getrukt wird / bleibet in ihren Löcheren/fo bald aber DifeihreTruffraft/und elafticicer nicht mehr Fan außuͤben / wie zuvor / machet fich jene auß ihren holen Gehalteren hervor/ und blafet mit gemalt Durch alle offene Gaͤnge / wie wir fehen in den Grotten / in welchen der Sommer die Luft außblafet/der Winter aber von auffen hins einteinget. Iſt hiemit Die auffere und innere Luft anzuſehen / als zwey flarke Fechter / von denen bald der einte oben liget / bald Der andere / oder / wie zwey mächtige Potentaten / welche gegen einander zu Geld ligen / und bald gewins nen / bald verlieren ; denen zukomt bald eine zeitung von verlurit etlich 1000 in einer groflen Feidſchlacht / bald eine anderes von gefangen nemung etlich 100. te | 3 (174) Se | } 100, ineiner Parthey. Wann wir endlich mir den augen unfers Gemüts hineinfehen in die inere geflalt der Erden / wie folche hier und Da,fonderlich in Bergichten Drten/durchgelöcheret mit holen Kluͤften / oder Sangen/in wel⸗ chen die enthaltene Luft Fan ihre ungehinderte bewegung haben ; wie auch di⸗ fe Hölinen allerhand Geſtalten koͤnnen an ſich haben/ bald weit und hoch find/ bald eng / bald grad / bald krumm auch etwañ Schneckenfoͤrmig / uͤber diß auß denen Grundſaͤtzen heutiger Natur wiſſenſchaft wiſſen / das ein durch krumme Schnecken Gaͤnge getribene Luft einen ſtarken Thon erwek⸗ ket / fo Fönnen wir ohne mehrere weitlaͤuffigkeit von unſerer vorhabenden Na⸗ turgeſchicht diſen Endſchluß machen / daß unter bedeuteten Seen die innere Erden eine ſolche krum⸗holloͤcherichte geſtalt habe 7 Durch welche der Unter⸗ irzdifche an gemalt verjtärfte Luft / oder Æolus getrieben feinen andern außs sang findet / als in mitten der Seen felb8/ in welchen er anfangs erwecket ein wirb ichte bemegung/und auffchmwellen/hernach niit macht Durch » und auß⸗ bricht / under ſtarkem Gethoͤn / welches ſich eeliche Meilen weit erſtrecket. Reiſe über den Spluͤgerberg. Durch unſere Helvetiſche Lande gehen in Italien zwey Haubtſtraſſen / die einteüber den Gotthard / welchen Berg mir oben blatt 18 beſchrieben / follkomner aber befchreiben werden bey einem anderen anlat.Dißmal fomf unter unfere Betrachtung der zweyte Haubtpaß über den Spluͤgen / au welchen wir kommen über Chitr / durch das Domleſchger Thal / weiters Durch Tuſis / oder Toſanne / die fo genante Via mala, welche auch oben bi. 56. beſchriben worden: folglich dem hinderen Rhein nach durch das Schamſer Thal/bis man endlich komt in das Dorff Spluͤgen / ſo unten am Berg ligt. Diſer namhafte / in dem Oberen Pundt ligende Berg heiſſet Splugen / Spluͤgner / Speluga, Spluga, Urfulus,Urfüs,Culmen Urfi Montis, Colmen del Orſo, Urſchler/Urſcheler / ben Vignerio auch $; Bernbardini Mons, bey andern auch Avicula. Er iſt Somer und Wins ter / zn Roß uud Fuß wandelbar / und ſcheidet Spluͤgen / das Dorff / und das Thal Gampolſchin/ Campus Altinus, von einander. Gleichwie auch alle hoben Helvetiſchen Gebirge koͤnen / und muͤſſen / angeſehen werden vorrei⸗ che Waſſergehalter / welche vil Bruͤnnen / Baͤche und Fluͤſſe / von ſich geben’ alſo koͤnnen wir ins befonder von dem Splugerberg ſagen / Daß hieher / ge- gen dem Dorff, Splügen / flieſſe ein Waſſer / welches ſich in den hinderen Rhein ſich ergieſſet: gegen Mittag aber entſpringe die Lyra, ein Flu — | er 3 (175) 8 ! Trug, Men me — — — — ¶ EEE rar chet durch Gampolſchin hinab flieſſet bey Eläven in das Waſſer Mai- ta, ſo auß Bergell komt / ſich außlähret / und dann weiters 8. Stalianifch Meilen unter Claͤven in den Chumer See fallet. Steiget man von Spluͤ⸗ gen den Berg auf / ſo trift man hin und wider an aufrechte Stangen / welche Marcellinus heifict ftylos ligneos,die Puͤndtner Scazas;und/nie oben Bl. 71: angedeutet worden / zu Denen zeitenda der Berg mit Schnee beleget ifl/ denen Saͤumeren / und anderen Reiſenden / den wäg zeigen. Die oberfte höhe des wegs / dann über Dife noch höhere und groͤſſere Derge find/babe A. 1700. gefunden/daß das fieerhebt über das Dorf Splügen 1080. Schuhe / und über Zürich 3260.3u groſſem vortheil der Reiſenden iſt oberr auf dem Berg ein Wirthshauß / welches verfehen nebft andern Nohtwendigkeiten mie eis ner Glock / deren Klang den Keifenden im Winter dienet an ſtatt eines Wegweiſers / uñ fie weiſet gegen dem Hauß felb8/ welcher oft fo eingeſchneyet / Daß man es von weitem nicht wol fehen kan / und nebſt deme durch den ſchar⸗ fen Nordwind/und hellen Han; des Schnees das Seficht fo vergehet / daß man daffelbe in die weite nicht wol brauchen kan / in welchem fall demſelben muß zu huͤlff kommen ein anderer Werfzeug/namlic des Gehoͤrs. Auf bifer höhe des Wirthshauſes iſt eine zwey hunde lange ſchoͤne Ebne / mit frucht⸗ baren Wieſen / welche aber wegen lang bleibenden Schnees erſt im Augſt⸗ und Herbſtin. gemaͤhet werden. An dem weg ligen aufgerichtete Stein hauf⸗ fen / welche denen Reifenden gleichen Nutzen ſchaffen mit obbemeldten Stan⸗ gen. Ehe wir diſe BergEbne verlaſſen / muͤſſen wir uns erquicken an liebli⸗ cher von Italien her blaſenden Luft / welche die Reiſenden gleichſam in ein ander Clima fuͤhret. Dann auf Mitnaͤchtiger Seite gegen Spluͤgen ge⸗ meinlich nicht nur alles wild außſihet / ſondern anbey der kalte Nordwind blaſet / ſo gar / daß man in mitten d⸗s Sommers oft meint / man muſſe erfrie⸗ ren / wie ich ſelbs erfahren in obbemeltem Jahre. Hat man aber Die höhe des Bergs überftiegen / fo genieſſet man eine liebliche von Mittag her waͤhende Sommerluft / mit weicher man forthin fich erguicken kan bis aufClaͤven / und anbey gewahren / wie die gegen Italien ligende Thäler nicht nur waͤrmer / ſondern auch fruchtbarer ſeyen als die diſſeitige fo gegen Norden ligen/aller- maſſen in dem Sampolfihiner-thalzund zu Cleven ſelbs / ein ſuͤſer vorſchmak ſich findet von Italieniſchen Fruͤchten / als zum Exempel edle Trauben’ Fei⸗ gen / Citronen / Woragauß mir gleich als im vorbeygehen ſehen / wie die Winde ihre Eigenſchaften hernemen von denen Laͤnderen / Durch welcht fie her waͤhen / und auch ſelbs der Sudwind in den Helvetiſchen Landen a 5 Org Wh 2 1 53 (176) Sg —— —— — — — — ——— — ——— Italien ligen / vil waͤrmer geſpuͤret wird / als in anderen / fo jenſeits den Alps ebirgen gegen Norden ligen / und einen zwar auch mwarmen/.aber mit vilen Schyte⸗und Eißtheiſchen vermiſchten Mittagwind haben. Obbeſchrie— bener verſchiedenheit bes Spluͤger⸗lufts gedenket auch Burnet Voyag. de Suiffe,p. 168. Gehet man weiters über diſe Baumloſe ebene des Spluͤ⸗ gerbergs fort/fo £riffet man ohngefahr eine ſtunde vom Wirthshauß an ei⸗ ne ode Herberg / ohne Wirth / fo gleihmol mit Maures eingefaſſet / damit die Saumer / und Saumpferde / bey anſtehendem Ungewitter ſich unter das Tach begeben koͤnnen. Hier / bey den Hauſe / kan der Reiſende ein Abbil⸗ dung haben der Orientaliſchen Reiſen / und auch deren / welche durch Spa⸗ nien vorgenommen werden / da man namlich muß mitbringen/ mas man wil zehren / und der Meifende eine doppelte Perfon des Wirths und Galle zugleich vertrittet. Wo man den Berg abyufleigen anfangt z ſtehet einals ter/mit dicken / und ſtarken Mauren verfenener Thurn, welcher zweifels ohne por diſem iſt gebraucht worden an flatt einer Hochwacht / von welcher man zugleich im fahl der noht ſich hat/aleich als auß einer Veſtung / wehren för- nen. Das erſte Dorfrfo jenſelt des Bergs / annoch aufdem Berge liget / iſt Madeſen, welches vor das Tarvefedum der alten gehalten wird von Gu- ler. Ræt. p.194.b. Da hingegen andere/ale Tfchudius Helvet. Antiq. Mfc. Planrın Helvet. antiq. & nov p.347. Simler Comment. de Al- ib. p. 104. b. Das Tarveledum , deffen Antoninus gedenfet in feinem ———— vor das Do:ff Splugen ſelbs. Von Madeſen hinab in das Thal Gampolſchin gebet ein an vilen Ohrten in Felſen gefchnittene Landſtraß / welche mit groffen unföften der iinwohneren mug unterhalten werden. Es haben fonderlich Diesmelche dergleichen Straffen nicht vil ge- wohnet ſind / ein entfegliche beluſtigung / wann fle einerfeits hinunter fehen in erſchrecklich tieffe Abgruͤnde / anderſeits ihre augen werffen auf verſchiedene von ungemeiner hoͤhe herabfallende / und inwaͤhrendem fall rauſchende / und ſchaumende / Woſſerfaͤlle und Durch Deren brauſendes Getoͤß Die Ohren ers fuͤllen. An dem Fuß des Bergs liget das Dorff und Thal Campo Dol- cino. Gampolſchin/ Campus Altinus, Campus Dulcinus genant: Es iſt aber eigentlich hier noch nicht Das end Des Spluͤgerbergs / dañ von Gam⸗ polfhin weg nach einer viertkeiftündigen Ebene bis auf Eläven/ in die 5. ftunde lang man immer nidſich zugehen hat: zwaren durch anmuthige Ras ftanien-mälder,und Obs⸗ oder fruchtreiche Wieſen und Aeker / melche viels mal auf Selfen ligen / und Faum 4.ſtund in Die laͤnge / oder breite haben. N. 45.) „238 (177) SE 16.Dec.1yop, ES -ρεν αν Seltſamer Naturgeſchichten Des Schweiser - Lands Wochentliche Erzehlung. "Bon di der hoͤhe des Spiügerbergs, 8 wir die ſchrege höhe des Spluͤgerbergs rechnen von ber — — — — oberſten höhe bis auf Cleven / welches 7.ſtund außmachet / fo wird uns sicht ſo groß vorkommen die ſenkelrechte oder perpendicular- höhe des Spluͤgerbergs his auf Claͤven / beſte hende in 3540. Schuhen / oder je Kr —* worauß zuſchlieſſen / daß Claͤven tieffer liget als Zuͤrich 280. Schuhe Don denen Lavetzſteinen / und ihrem Gebrauch. Ein ſeltſames Naturwunder / welches der allweiſe Schoͤpfer unſern Helvetiſchen Landen zugetheilt / und allen anderen / ſo vil bisher bekant / abgeſagt. Ihme hat gefallen wollen / die hohen Alp⸗ Firſten zu unferftügen mit Felſen / deren geftalrfame eine Göttliche Baukunſt anzeiget/und fihe! under/ und in folchen Selfen gibt es allerhand Mineralien,und Metall / welche bald zu diſem / bald zu jenem Sebrauch dienftlich ſeyn. Alfo ift nichts umſonſt / fondern alles Foftlich außgesiert an dem&rdensinfonderheit aber an unferem Eidgnoͤſſiſchen Berg Sebau. Unſere Mauren ind aufgeführt nicht von Lett / Kalk / und bloffen Steinen/fondern von Gold / Silber / Kupfer, Eifen/ und andern Mineralien / doch nicht / wie wir zu feiner zeit ſehen werden / al- fo / daß ein jeder Fönne hingehen / und ein reines ſtuck Gold / oder andern Metals von den Bergen abfchlagen/und mit heim fragen. Nein. Es hat dem Schöpfer gefallen wollen / ſeine Schaͤtze innert dem Gehalter der Erden / und rauhen Felſen alſo ſtuͤckleinweiſe zuvergraben / das wir durch unverdroſ⸗ fenen Fleiß / und groffe arbeit fie hervorgraben / und dann erſt nachdem wir fie mit arbeiten verdienet / zu unſerem Gebrauch maͤſſig anwenden. Unter de⸗ nen rauhen Felſen ſelbs zeiget / und ſchenket / der groſſe Gott uns ſolche / wel⸗ che wir gleich dem Holz koͤnnen träyeny oder drechslen / und weilen fi A euer le Feuer auf ungemeine reife außhalten/zu Koch-und anderen Geſchirren an- wenden, Dig find eben Die Lavetzſteine / welche wol verdienẽ / in einer bes ſonderen / und eigentlichen betrachtung vorgeſtellet zu werden. Es beiffet Difer Stein Oilaris Lapis,Lebetum lapıs bey Joh. Auguftino Pantheo Chi- mift.(welcher ihne auch fol genenner haben PerramColumbinam nad) der Zeugnuß Geilneri de Fig. Lapid. p. i111. b.) weiten Darauf gedrechslet werden Ollæ, und Lebetes, Kruge / Doͤpfe / Hafen / und andere Kochgeſchir / ja auch Blatten / Becher / Schreibzeuge / zc. Bey Staligero heiſſet er Co- menſis Lapis, der Comerſtein Exercit ad Cardan. 128, 8. 2. Unter wel⸗ chem Titul er ſich auch findet bey C. Plinio, jenem groſſen Naturforſcher / welcher unter Vefpafiano gelebt / und um das Jahr Chriſti go,in dem Geuersfpegenden Berg Veſuvio auß allyugroffer curiofitery oder wiffend begird im ss. Jahr feines Alters umfommen ; dann alfo liſet manin feiner Hift. Nat. Lib.XXXlil.cap.z2. In Siphno Lapis eft, qui cavatur, cornaturgue in yafa coquendiseibis urilia, vel ad efeulencorum ufus, quodin Comenfi Jrali@ Lapide viridi accidere feimus. Sed in Siph- nio fingulare,quod excalfactus Oleo nigrefeit, durefcitque, natura mollifimus. Hierauß erſcheint ſich daß dijer Stein / und deſſen Gruben / vor mehr als 1600. Fahren bekant geweſen / und mit dem Zunamen Co⸗ menſis belegt worden / nicht deßwegen / weil er in der gegend von Comoge⸗ funden worden / wie alſo geurtheilt Agricola Lib. VII. de Nat. Foſſil. ſondern / weilen man ihn ga Cleven gegraben in Kochgeſchirr⸗ geſtaltet / na⸗ ber Chum / als ein domalen beruͤhmte Handel-Stait gefuͤhret und von dannen weiters in Italien außgebreitet / wie man auch noch heutige tags in denen Cleviſchen Stein-Bergwerken anzeigen fol finden / daß man Bor gar alten zeiten Die Oruben aud) gebaufhabe, Plinius vergleichet feinen Chumerſtein mir Siobnio Lapide , welcher in Siphnoseiner Gold-und Silberreichen Inſul im Griech ſchen Meer/gegrabin/ und auch durch kunſt gedrechslet worden. Wir wiſſen heutigs Tags nichts mehr von dem Siph⸗ nıo koönnen aber dem Comenfi Lapidi an Die ſeiten ſetzen den weichen Mars mor/ oder Alabafter / auß deme man allerhand Sefchirze traͤhet / noch mehr aber den ſo geaanten Serpentin / Serpentinum, Ophitem, Zeblitium Marmor, den man auß Sachfen in alle Europerfche Länder abführet / wei⸗ len auch Der einen hohen grad des Feuers kan aufhalten, Der heutige Na—⸗ men / damit man unfere vorhabende Steine / und darauf gemachte Geſchirre belegt ift Laveggi,l.avezzi, Lawezzi / Lavezen / Lavege, wiewol bie Steine = Steine ſelbs etwan zum unterfiheid Pierre di Lavezzi genennet werden, Dife Wörter aber alle kommen meines bedunkens her von lebes, leberis, lebetes, welches in Zateinifher Sprach einen Dopf / oder Dafen bedeu⸗ tet / allermaſſen man weiters nicht noͤhtig hat / ala das erſte e zuverwandlen in a,und das binu, damit herauß Fomme Labeti, welches die Pundner außſprechen Durch Lavezzi, oder Lavetzi. An der Farb ſind diſe unſere Stein aſchfarb / oder grünlecht / und vil weicher / wann fie erſt hervor gegras ben worden / als nachdem ſie eine zeitlang gelegen / welches bey allen anderen Steinen wargenommen / und der außfliegenden feuchtigkeit zugeſchrieben wird. Man grabt diſere Stein auß denen Gruben hervor, mie das Erz auß den Bergwerken; Diſe Steingruben heiſſen die Einwohnere Trone, und wenden eine unbeſchreiblich groffe Arbeit an ſowol in den Gruben auf den Knien einzuſchlieffen / als auch Die Steine zuhauen / und auf dem rugfen herauf zutragen. Ligen Die Steine vorauffen/oder bey der Hütten des Stein» drechs lers / ſo müffen fie erſtlich in eine balbrunde/oder chlindriſche form / wie ir ejn gleiches thun ſehen bey dem Holtz /bereitet / oder gehauen werden. Ein ſolches halbrundes / oder an dem einten end plattes am anderen außgeboges nes ſtuck Stein nimmet der Drechsler / haltet den zugeſpizteren theilan dag Feutr / daß et wol erwarme / beſtreichet denſelben mit Pech / haltet ihne ges ſchwind an ein arm dickes abgeebnetes Holz / welches dann fo feſt wegen aͤuſſerlich zu trukender Luft an dem Stein klebet / daß man es hernach nicht anderſt / als mit gewalt Davon ſoͤndern kan/gleich wir auch ſehen / daß zwey mol polierte / auf einander mit oͤhl geriebene, Marmel / fo ſtark aufeinander halten / daß man 20. 30. und mehr pfund Damit aufheben kan / ehe fie von⸗ einander fallen. Wann auf oberzelfte meife der Stein an dem Trayftuls welcher gleich einer Muͤhle vom Waſſer getriben wird / angeſetzet fo nimmet der Meſſter feine eiſerne / ſpitzige / anfangs grade / hernach je mehr und mehr krumme Inſtrument / arbeitet damit in den Stein hinein, und drechslet auß einem ſtuck Stein 5. 6,0der mehr Geſchirre herauß / Die in einanderen ligen/ und einen einigen Einfag aufmachen. Endlich bevefinet man diſe Geſchirre mit Eiſernen Banden/damit ſie zum Kochgebrauch Eönnen über dad euer gehenft/und widerum ab Demfelben genommen werden. Den ganzen Pros ceß der Arbeit befchreibet fehr wol Der berühmte Scaliger.l.c. nach defien zeugnuß die Einwohnere des A.1618. ungluͤklicher weife durch einen Bergfall untergangenen Flecken Plurs / alljaͤhrlich ſollen in die 60000. Ducaten mis diem Steſogewerb gewonnen haben, Es erinneigt diſer Ders bie, y } \ BEE. A... .\.. „A Ri. diß p. 177. daß in difen fieinernen Kochgekihirzen Die Speiſen eber und befier fieden/als in anderen,fo von Meſſing / Kupfer, oder anderem Metall gemachet ſeyn; daß auch die Speifen in ihrem natürlich guren Geſchmack bleiben / und feinen frömden an fih nehmen. Diſe Geſchirre breiben ans derſt nicht / als Durch den fall / und laſſen ſich / wann folches geſchihet / widerum durch hefte zuſamen flicken. | | Zum Beſchluß melde noch Fürslich an Die Ohrte / wo dergleichen La- vezziaußgesraben/und zubereitet werden. | Guler in feiner Rhætia p.193. b. gedenfet eines Fleckens / Iſcionum genant / neben Gläven defien Einwohnere gar nahe alle mit Steinwerk ſich nehren/und pag. 196 des Steinbergwerks neben Plurs: weiters pag.ı8r. b. eines.anderen indem Malenkerthal / welches ein theil ift des Veltleins; item p. »88.b. eines anderen ob dem Maſiner⸗Bad / an dem Fuß des Goldbergs / auch im Veltleii. PN Heutige tags grabt / und ruͤſtet man auch dergleichen Steinenicht nur su Claͤven / ſondern auch im VBerzafcher, Thal der Herrſchaft Lug⸗ garis / welche unter der Bottmaͤſſigkeit der Xil.erflen Orten der Eidgnoß, fchaft fehet, Bon den ſtarken Sonwind/welder zu außgang des Octobers / und anfang des Novembris / 1705. unſere Schweizeriſche Lande durchwehet / und dem daher entſtandenen ſchaden. Weilen unſere Helvetiſchen Lande den oberſten Gipfel von Europa außmachen / iſt kein wunder / daß alle Winde auf ung flärker zublaſen / als auf andere nidrigere Orte / ja wie oben bereits gezeiget worden uns auß unſerem Vatterland wurden vertreiben / wann nicht dem Grundguͤtigen Gott gefallen hette durch den unterſcheid der Thaͤleren / und Bergen / uns und unſere Guͤter / gleich als hinter groſſen Vormauren zubewahren. Auf denen Bergen iſt es gar niemalen ſtill / ein jeder Wind / der auf einer ebene kaum geſpuͤret wird / blaſet dort fehr ſtark; und gemeinlich kalt / auſſert wañ der Mittagwinde wehet. Auch ſelbs in den Thäleren werden die winde gleihfam gefangen/ üben deßwegen ihre Eräfte mit gröfferem gemalt auß. ie zum theil vorhabende Hiftori außweiſet / zu deren fölligem verſtand nothig ſeyn wird in naͤchſt folgenden Blaͤtteren die Befchaffenheit des gegen« wersigen Jahrgangs von dem Auguſto her in betrachtung zuzeuhen. N. 48.) 533 (131) Se | 23.Dee. 1705. ET I B- Geltfamer Naturgeſchichten Ses Schweiser - Lands Wochentliche Erzeblung, Von dem ftarken Sonwind / der vergangnen Detober undNov. unfere Land mit groffem erfolgenden Schaden durchwehet. RE dem Monat Augufto hatten wir eine ungemein anhaltende Hitz und £röfne, Auf denen hohen Alpen ſchmolze der Schnee und die | Eisberge ſtaͤrker als in vilenanderen Jahren / und kan ich bezeugen / Daß ın meiner dißjaͤhrigen Reiſe über Die höchften Spitzen der Helvetiſchen Gebirgen daſelbſt gefpürt habe eine folde Waͤrme / dergleichen mir um diſe Jahrzeit auch auf nidrigeren Gebirgen nie vorfommen. In zeit von 4. Wochen hatten wir Baum zwey tag Regenwetter. Diſere Witterung mach⸗ te hoffnung gu reicher einfamlung koſtlicher Herbfifrüchten. Es hat aber der Außtrag gezeiget / daß diſe zeit zwar in anfehung der warme denen Fruͤchten vortheilhaftig / aber wegen mitlauffender tröfne fehr nachtbeilig geweſen / toeileneder Nahrungsſafr durch beitändige außgdampfnng auß der Erden/ und den Pflanzen felbs ihnen entzogen worden, Daß fie nad) geftaltfame Der Jahrzeit nicht genugnachwachfen Fönnen. Hierauf bis mittenSeptembris war die Witterung Ealt und naß. Die Seuchte zwar fchiene Die von alzus grofler eröfne in Dem machstum verhinderte Srüchte widerum nachgubrins gen; die Kälte aber goge die Zaferen der Gewaͤchſen alfo sufamen / daß man gleichfam ohne hoffnung war, trinfbaren Wein zumachen / und die Baums früchte auch in ihrer gröffe eingesogen worden. Zu ende des Sept.aber und zu anfang bes Octobris famen widerum lieblich warme/mit warmem mins de / un d Regen / untermiſchte Taͤge / welche endlich Die Trauben zu batd föllis ger reiffung bequem machten. Es iſt zwaren auf denen hohen Gebirgen / und auch zwiſchenligenden Thaͤleren unter der Regierung obgemeldter kalt und feuchter Witterung der Schnee zeitlich / und in groſſer menge / eingefal⸗ len / daß man / ehe mans vermeinte / ab den Alpen fahren müßte / und ein den 4. Det, in Puͤndten gefallener ſchwerer / auch hoher Schnee Die Fruchtbaͤu⸗ men/ 33 (193) Sehe | | EN me war durch brechung ber äften fehr verderbt / fonften aber Durch entftans denen Lauen Wind / ohne ſchaͤdliche Kaͤlte zerſchmolzen. Den 8: Dct.abends um 10. uhr ſahe man bey ung einen Ring oder Hof um den Mond / auß deſ⸗ fen Erſcheinung man / nach anleitung deſſen / was oben N. ı.und 1 0.pag:4; und 40. gemeldet worden / wol koͤnt⸗ von ſeltſamen Luft⸗ anderungen muth⸗ maſſen / welche auch erfolget. Um die mitte des Octobris hielte in Denen ho⸗ hen Gebirgen / und Thaͤleren / vil Tag nach einanderen an ein ungemein ſtar⸗ ker und warmer Foͤn oder Mittagwind / welcher im Glarnerland / Puͤndten / Urnerland / Livinerthal / ſehr vil Taͤcher befchädiget/ / auch an hohen Ohrten ganz weggetragen / ja fo gar Nageltaͤcher (welche von kleinen Lerchinen Schindlen gemachet/und mit eifernen Näglen angebeftet erden) zerriſſen. Auf diſen warmen/und ungeftumen Foͤnwind / und in Pundten gefehöne & Megenbögen welche in daſigen Landen um diſe Jahrszeit ungemein find, i ein fehr ſtark Regenwetter erfolget/und hat der Schnee aufs neue in denen hohen Gebirgen zu ſchmelzen angefangen / fo Daß theils von dem Regen / theild von Dem geſchmolzenen Schnee alle Waſſer ftark angeloffen.und hier und da merklichen ſchaden verurſachet. Ein Edler Her: und Freund auß dem Domlefcherthal berichtet folgendes. Bey ung find alle Waſſer une gemein angeloffen/ fo daB den 21.Dek. ft.v. fonderlich der neben unferem Flecken Tufis abflieffende Feine Bach Nolla mit wegreiffung der ſtaͤrkeſten MWuhren/oder Daͤmen / beſchaͤdigung der Drucken, und Waſſerleitungen / untergrabungen/und hinfuͤhrung des Bodens / Kraut⸗ und Baumgarten auch anfullung mit unſaglicher Materi des Betts / oder Alvei des Rheins / wor durch diſer uͤberloffen / nicht nur die ſchoͤnen Guͤter uͤberſchwemmet / ſon⸗ der mitten durchgebrochen / und gegraben/ jaͤmerlich gehauſet / und gewuͤtet. Es iſt der Nollen mit fo erſchroͤklichem ſauſen und brauſen / über einander bergetrieben/mit ungeheur groffen Steinen, Holz / Baͤumen / vermiſchten ganz dicken / dintenfarbigen Materi / welche jeweilen fich etwas verſteckend ſchwarze Wellen indie hoͤhe trieben / fograufamherunter gefahren / daß kaum die Augen und ohren was entſetzlichers hetten ſehen / und hoͤren koͤnnem ja kein Entwurff / wie graußlich er were / der Sach ſelbſt / und kaum die Ein⸗ bildung dem Augenſchein wurde entſprechen koͤnnen. Es haben mich / ſchreibt er fehrners / glaubwirdige Zeugen verſicheret / daß da Die groͤſte Furi hervor⸗ kommen / die Waſſerleitung / fo über den Nolla mehr als zwey klafter hoch gefuhret wurd / durch den bloſſen vorgehenden Dunſt (wie etwan in den Lau⸗ winen widerfahrt) ehe die Matern ſelbs ſolche beruͤhret / hinweg geriſſen wor⸗ den. N En Fans Fr} rn RIES r u den. Der Schrecken ware fo groß/daß die Leuthe nicht allein auß den Muͤlli⸗ nen / fo doch noch unbefchadiget geblieben, fonder zu oberft im Flecken auß ben Hauferen ihre Sachen anderwerts in ficherheit getr agen. In ſumma / es hat ung der Gerechte Bott mit fchrecken/und ſchaden heimgefucht,der auf etlich 1000. Gulden / ſo das gemein —J leiden / gerechnet wird. Um den Gotthart ſind die Waſſer auch ſehr ſtreng ange⸗ wachſen / ſo daß diſſeits die Reuß / und jenſeits der Teſin mit wegfuͤhrung der Brucken / abreiſſung des wegs / groſſen ſchaden verurſachet. An der Schoͤl⸗ linen / einem engen Paß zwiſchen der ſo genanten Teufelsbrugk / und Geſti⸗ nen / ſol ein ſtuck vom weg wol in die 20. klafter lang eingefallen fein / wel⸗ ches mit groſſer muͤhe und unkoͤſten widerum hat muͤſſen erſetzet werden / da⸗ mit der Paß auß dem Schweizerland in Italien offen bleibe. Im Glar⸗ nerland ſind die Waldwaſſer fo angeloffen / daß neben anderm auch 7.98 woͤlbte Brucken verderbt worden. Zu anfang des Novembris iſt durch anhaltende Regen die Linth ſo hoch angewachſen / daß ſich keine alte Leuthe um gegenwertige Jahrszeit zuentſinnen wuͤſſen. Abſonderlich muͤſſen die Bergwaſſer angeloffen feyn jenſeits der hohen Gebirgen auf feiten Jialien / weilen bie Zeitungen uns nicht genugſam beſchreiben Fönnen den elenden Zuſtand / in welchen vil Länder, Guͤter und Völker gefeget worden. Auf dem plaß zu Luggarus / einem unter der XII. Ohrten Regierung flehenden ſchoͤnen Flecken führe man mit Schiffen, Vil andere am Langenfee (Lacus Verbanus,; Lago Maggiore) ligende Orte / waren in groſſer gefahr der uͤberſchwemmung. Ya Stalien war don Pavia bis Voghera anders nichts zuſehen als lauter Waſſer / fo gar iſt der Teſin uͤberloffen. So hat auch der Po Fluß Dil Land unter Waſſer gefestzund die Menſchen genoͤhti⸗ get / ſich auf die Baͤume / und Taͤcher zu flüchten, Das Serzarifche, Mans tuanifches’Polefinifcherund Modeneſiſche / ſtuhnden allerdings unter Waſ⸗ fer Und ſollen dem Bericht nach nicht nur vil Haͤuſer weageſchwemt / ſon⸗ Der über 1000. Perſonen ertränkt worden ſeyn. Ja es follen hin und wider in Italiſchen Landen Die Waſſer inert wenig wochen mehr ſchaden gethan habẽ / als beyde Armeen den ganzen dißjahrigen Feldz aq hindurch. Es iſt aber mein Borhaben nicht / das Papeir anzufullen mit vilen beſonderen auß Italien herzuholenden Zeitungen; Ich halte mic allein an der Schweiz / und gehe gleichwol / meinem Vattenland zugefallen/nicht nur in die Nachbarſchaft Sstaltens’fondern gar uber das Mitieländifchbe Meer in Afien. Wie iſt das zuverſtehen ẽ Esbeliebe dei grehete Lofer ın antwort folgendes — en / N.47.) 3 (189 388 30.Dec.1y0g! ee Seltſamer Naturgeſchichten Ses Schweizer - Lands Wochentliche Erzehlung. Von denen Erdbidmen / welche in unſeren Landen geſpuͤrt worden den 13. und 17. Nov. diß lauffenden Jahrs. | S ftellet ung Gott täglich vor augen fo vil Spiegel feiner unums fchrenften Guͤte / Weißheit und Allmacht / als vil natürliche Coͤrper / Daund deren Eigenſchaften / oder Wirkungen ſein / dardurch ung zuver⸗ anlaſen / Ihne / als den urſprung alles guten / zukeñen und zupreiſen. Wañ wir aber diſe unſere ſchuldige Pflichten gegen Ihme / dem groſſen Gott / ver⸗ abſaumen / ſo befihlet er diſen ſonſt natuͤrlichen Coͤrperen / daß ſie uns dienen ſollen zum Schrecken / oder zur Straff. Ein Exempel des Schreckens ha- ben wir gehabt den 4Mov. 1704. an einem ſtarken Erdbeben / welche unfer Land erſchuͤtteret / und unſere in Suͤnden ſchlaffende Gemuͤhter billich hat ſollen aufweck en zur Buß. Nun / nach ver flieſſung eines Jaͤhrigen Termins / kehret der allgewaltige Schoͤpfer der Natur widerum bey uns ein mit einer neuen Erderſchuͤttung / welche den 13. Nov, Folglich 9.tage fpahter/ als vor einem Jahr / unſere Statt und Landfchaft Zurich in bewegung gebracht ia auch) zu gleicher zeit / namlich zwiſchen 3.und 4. uhr am Morgen/gefpürt wor⸗ den in der Landſchaft Thurgaͤu / in der Grafſchaft Toggenburg / und / wie man berichtet / im Schwabenland / aller orten mit einem vorhergehendẽ Enall/ und putſch / da dann der meiſten auſſagen dahin gangen / daß nebſt einer Er⸗ zitterung der Haͤuſeren und Fenſteren jedermañ bedunket / man werffe einen ſchweren Sack auf den boden. Zu Stettbach hinter dem Zuͤrichberg hat ein Mann / der auf der Reiſe war / nebſt der Erzitterung gewahret ein zweyfaches Wetterleuchten / wordurch widerum bekraͤftiget wird das mas oben VR.ız, .47. und N. 22. p.88. von dergleichen Feurigen Luftgeſchichten geſchrie⸗ en worden. Sn denen naͤchſt vorgehenden Tagen hatten wir unbeftäne dige / bald warme / bald Ealte/bald trokene / bald naſſe Witterung. Aber zu anfang des Monats brachte der ungewohnt ſtarke Mittag⸗oder — au 659 (186) gm 5 . —— En — — — — — — — — — EEE auch eine unge meine Waͤrme in unfer Land / daher der Schnee auf den ho⸗ hen Gebirgen aufs neue angefangen ſchmilzen die Waſſer aller Ohrten ans lauffen / welche groſſen fhaden hie und da verurſachet / worvon auch oben gemeldet worden: Hey Difer Erdgitterung bliebe ed nicht, Zu Eglifau /.und dortherum / einer dem Lobliben Stand Zurich zuge hörigen Vogtey/ ſpuͤrte man vier tag hernach / den 17. Nov. abends nad) 7; uhren einen neuen Erdbidem / und zwaren ſtaͤrker / als den erſten. Bey wel⸗ em anlas zugewahren / daß die Segne um Egliſau / ſo auch Die Grafſchaft Baden / Freyherrſchaft Sax / nebſt den Loblichen Cantonen Baſel / und Glaruus vor anderen Orten des Schweizerlands denen Erderſchuͤtte⸗ sungen unterworffen. Don denen natürlichen Urſachen der fo oft— maligen Erfohütterungen dee Glarnerlands / und ſonderlich des Groſſen Thals / iſt bereits gehandlet worden JR. 31. p. 121. ꝛc. und fügen wir zu mehrerer bekraͤftigung deſſen was domals geſchrieben worden / hinzu / das son Schwanden bis ins Linthal ſtch aller Orten zeigen Schwefelbruͤñen / und andere Mineraliſche Waſſer/worauß die Materialien zu einem Unter— irdischen Feuer ohnſchwer Fönnen hergeleitet werden. Don der Stättund Landſchaft Baſel iſt zuvermuthen dag die unter Ihro gelegenen hoͤlinen / in welchen ſonderlich vil Schwefel, und andere dergleichen Materialien / gele— gen / waͤhrenden ſo gar ſtarken Erfihuttungen in den Jahren 1357.1372; 1416.1428.1444.26, von welchen oben SR.32. p.125. meldung geſchehen / ein⸗ gefallen / und mit Felſen / Sand / und anderer dergleichen nit entzündlichen: Materi verſchuͤttet worden weilen man gewahret / Daß ſint ungefahr 100. Jahren die Erdbidem allda nimmer fo oft und ſtark geweſen / wie vor diſem / ja mehrmalen in ändern Orten des Schweizerlands Erſchuͤtterungen ge⸗ ſpuͤrt worden / und aber Baſel laͤhr außggangen. Egliſatt / Sax / und Baden / halb iſt auß ihrer Situation / oder Beſchaffenheit ihres Lagers zu⸗ ſchlieſſen / daß ſolche gleichſam unterminiert mit. vilen holen Kluͤften und gaͤn⸗ gen / in welchen eine entzuͤnbdle Materi nothwendig muß Die obere Erden⸗ Rinde aufheben / und in eine Ertitterung bringen, Es ſenkten und lenkten ſich alldort in erneuerung der Erde nach dem Suͤndfluß Die Berge und Fel- fen von allen feiten gegen einanderv fo daß fie gleichſam ein natürliches Sen woͤlbe muͤſſen außmachen / unter welchem dann die holen Minen, oder gängen fein, Es fol ung billich die betrachtung ſo thaner Naturgewolben fegen in eine heilige forchtzund anmahnen zu einem beftandig frommen Leben / 7* en — m (187) SE u ken wir niemalen / Menſch⸗ und natürlicher meife zureden / fiber find ; dann / jieber / wo wollen wir hinfliehen / wann die Erde/ welche und tragen fol, ſelbs wanket? Was vor Mitreiwollen wir ergreiffen / wann die ſchwankende Pfeile diſer Gewoͤlben einfallen? Hieruͤber fan mit luft geleſen wer den / was der gelehrte Redner Seneca ſchreibet Lib.Vl, Quæſt. Nat.cap.i. Um ſo vilmehr haben wir hohe urſach / mit unſerem Gott und zu verſuͤhnen / weil unſer Schweizeriſches / mit Bergen über DIE beſchwertes / Erdengewoͤlb bes reits vil ſtoͤſſe außgrhalten / und wir fo wol auß diſen Natuͤrlichen urſachen / als auch moralibus caufis; ich verſtehe Die überhand nemenden Sünden/ und Boßheiten / vermuhtlich merken koͤnnen / daͤß der cerminus färalis nicht mehr weit von ung abſtehe / da Gott nach feiner firengen Gerechtigkeit / und unerforſchlichen Weißheit / die Pfeiler unfers Lande Fan laflen einfinken/ und uns Durch) Die Erde felbft verſchlucken. Bon vilen Waſſerquellen zu Flims. —J Diiſes Dorf Flims / Flyms / Flemeſium, ad Flumina, liget in dem Oberen Grauen Pundt / ohngefahr 1000. Schuhe in perpendicular/oder aufrechter höhe über Reichtnau / und hat feinen alt Lateinlſchen / oder je⸗ jig Pundtnertſchen Nahmen von vilen Waſſerquellen / welche allbort fi finden / dann Flım in dafigen Sanden heiffer einen Sluß/und hat zweifels ohn Diferes Wort feinen urfprung vom Zateinifchen Flumen. Es find zwaren alle unfere Helvetiſche Gebirge anzuſehen als Schatzreiche Waſſergehalter / we die von ihnen abflieſſende unzehlich vil Bruͤnnen/ Baͤche / und Fluͤſſe deſ⸗ fen genugſame Zeugen ſeyn. Nirgends aber habe ich bis dahin ein fo felt- ſame vile/und hauffige/hervorguellung koſtlicher / Cryſtall lautern Waſſeren geſehtn / wie zu Slims, In dem Dorffelbs jehlet man indie 13. Haubt⸗ quellen / deren etliche unmittelbar an dem Ort / wo fie hervor Fommen / einen. halben/andere einen ganzen / einiche auch zwey Schuhe breit ſeyn / und mit gewalt hervor trucken. Einiche don diſen Brunn ja Bachquellen find be⸗ ſtandig gleich das ganze Jahr auß / andere aber flieſſen nur / gleich denen Meybruͤnnen / eine gewuͤſſe zeit. Bon diſen urtheilen die Einwohnere / daß fie herkommen son dem auf hohen Alpen fliefenden Eis und Schnee/ von jenen aber / daß fie entſtehen von Denen auß Dein inneren Lirgereid der ‚Erden aufiteigenden bünften. Wer wird nicht hierauß ſchlieſſen daß in un⸗ ferem Schwetzerland auch die ungeſtud erten die beſten Naturkundiger fein? Und gewißlich gefallen mir Deren vernunft urtheile oft beſſer / als die ſpitzfuͤn⸗ digſten Hirngrillen der gelehrteſten Manneren / welche Die Natur nügende | a u als in ihren Buͤcheren / oder gar allein in ihrer Einbildung gefehen. Wer die firtuation,oder Lagerſtatt hiefiger gegend mit verftand anſihet / der wird uns feren ungelehrten Lehrmeifteren bald beyfall geben’ und zugleich Die beruffene ſchwere Streitigkeit von dein urfprung der Brunnen, ob ſelbige herzuleiten feyen von dem Regen / Eis / und Schnee / oder unterirrdiſchen Dünften ? ohne groſſe muͤhe entſcheiden. Es liget diſes Dorff an dem Fuß des BergsOber⸗ Alp / deſſen höhe nicht zugeſpizt / ſondern mit breiten / ganzen / oder mehrtheils ungeſpaltenen Felſen / gleich ein Brennhafen mit feinem beſchloſſenen Helm / bedekt. Diß iſt eben die urſach / warum die unterirrdiſche aufſteigende Duͤn⸗ ſte nicht fo leicht Fönten außrauchen / ſondern gezwungen werden an dem obe- ren Berghelm anzuftoffen/ und fich indie hole Waſſergehalter / fo in dem Berge verborgen ligen / zuſamlen / woher dann Durch hole under der Erden fortgehende Canaͤle die Waſſer geleitet hier und da mit gemalt/ wegen des hohen falls hervor quellen / da indeſſen andere / fo nicht allezeit flieffen/ mol koͤnnen von dem in Die Erdenfpälte eingetrungenen Regen: Schnee - und Eißwaſſer herfommen / und alfo beyde obeingeführte Meinungen gar mol mit einander verglichen werden. Die namhaftelte Quell heiffen Die Eins wohnere Gorg / als wolten fie fagen Gurges. Difere ift mächtig, fo bald fie hervor gefloffenseine Dabey ftehende Muͤhle utreiben. Ein andere heiſſet Ilg Davös. Bier andere Quellen tringen hervor in der weite von ır. fehuhen in Der gegne Furnafch. Es fein Die Einwohner fo delicaten Geſchmaks / daß fie Die einten Quellen den anderen vorzeuhen. Ich hab die fo verfchieden feyn follen/fleiffig gegen einander abgemogen/und eines gewichts befunden. Bon den Einwohneren ift merkwuͤrdig / wie mir der Ehrw. Hr. Antonius Ro- ſelius, freneiferiger farzer des Orts angezeiget / daß fie gemeinlicy vor der geit graue Daar befommen. Sie felbs fehreiben die Urſach zu difen pilen Waſſer quellen / ob aber difes vernunft urtheil fo gluͤcklich feyerals das von dem urfprung ihrer Waſſeren / uͤberlaſſe dem geehrten Lefer. Ich meines Orts wolte eher in betrachtung ſetzen Die hohe ſituation Des Dorfs ſelbs / und alldortige fubtile Luft / und Durch die meiſte zeit des Jahrs regierende Kaͤlte / von weſchen die Hautzaͤſeren / und Schweißloͤchlein naͤher zuſamen⸗ gezogen werden / als andern Puͤndteren / ſo in den Thaͤleren wohn haft ſind; wordurch dann / gleich bey alten Leuthen zugeſchehen pflegt / eine geringere Nahrung denen Haaren zukomt. ’ P.S, Dit und nebft difer letſten Zeitung hat der geehrte Refer zuem pfangen das Zifu blaft des ganzen Erſten ———— Ya ni wird geneigtwils - lig / und zu vernügen/aufnemmen. | au fehrnereng Bericht dienet / daß ein ganzes Eremplar koſtet *,@l.12.F, n—— „e . © * Ad pag.36-- 30. EA —— nen AB 5 Das erffe Kupfer⸗Blatt ſtellet vor den in feinen Huͤt⸗ 2 ken arbeitenden — mit allem behoͤrigen eſchirr. Iſt der einfuͤſiſge Melck⸗Stuhl / welchen der Senn mit den Rie⸗ men a. um den Leib bindet mit dem Salb»gorn b, B, Eine Melckteren / darein die Milch gemolcken wird. C. Ein Milch: Taͤußlein, welches angefüllet wird auß vielen Melckteren. D. Die Follen / oder Milch⸗Sienen / ruhende auf dem Sollenbeber E. E. Das Well - Band-Räß, Keffe / welches hanget an dem Thurner. H. Zwerch uͤber das Keſſe liget die Keſſe-⸗Schindlen / G. in welcher ein halbrundes Koch zu Faſſung des underſten Theils der Sienen, 3, Das Lupp Täußlein, dariun dag Lupp verwahret wird. K. Ein geoffe durchlöchertehölgerne Jiger⸗Belle / wormit man den Abzug wegnimmet. L. Die Kaͤß⸗Brechen / darmit man die Bulderen, eine zuſammen geronne⸗ ne Materj/ umruͤhret und zerbricht, M, Der Stiel.$Tapff, Baggen-LTapff, Eon, dienlich zu Außſchoͤpf⸗ ſung der Sirpen. N. Eine Mutten / darein man den Küre faſſet, und gefaltet. ©, Das Mutten zoltz / darauf die Mutten abhaldig geſtellet P, Det Sthweid-ETapf; bequem zu Abnemmung des Vorbruche, Q. Das Trand: Faß / darinn man aufbehaltet das Sau, Teand / oder Baur-Sschotten,zu fülliger Scheidung der Sirpen. R, Ein hölßerner 3. oder 4. Finger breiter Ring, Baͤsjaͤrbe genannt, damit der Kafe umfaffet wird, Ss, Ein inder Baͤſejaͤrbe ligender , mit der KaͤßeBlechen ı und Brett bedeckter und mit Baͤs⸗Ladſtein befchwerter Kaͤſe. Te, T, Das Ancken⸗Faß / oder Liren / darinn der eingefchtittete Nidel durch flätiges Umtreiben der Hand⸗Hebe in Butter verwandelt wird. V. Ein Ancten-Rübel auchdienlich zur Ancken Bereitung, fonderlich ET —— an denen Orten, da man nicht viel Butter auf ein⸗ ahl machet. W, Ziger-Rumpfr oder auch Ziger-Treimmen darinn der Ziger aufbe⸗ halten wird. X. und Z, ftellet vor eine mit einer Schindlen belegte Saͤumelckteren / ein Geſchirr, darinn man den Schweinen zu eſſen bringt: Gibet ab den vornehmſten Sit bey den Sennen , welchen anch genſeſſen die frem⸗ den Gaͤſte, denen fie wollen Gutes thun. V. Zeiget die hölßernen Schube der Senne, TAB: IL. Das zweyte Kupferblatt bildet ab das Badhauß zu Plefere / wie es angeſehen wird jenſeits des Bachs Tamina. C. an vor die endliche überführung des Waſſer⸗canals uber den Bach amina 2 D. Der Bang/ auf welchem man hingehet zur Duelle. G. Die Thuͤren / durch welche man kommet auf den Gang. H. Die Waſſerroͤhren / von welcher die Säfte trinken / und dabey auf einem Heinen Laͤublein ſpazieren. 8. arg Fa Loſament ſelbs / in welchem 5. Böden. 1, Der Dberite. 2. Der Eapellen — 3. Der Kuchin Boden. 4. Der Laternen Boden. 5. Der unterſte. T. Die Trinklaube / toelcher die Trinkgaͤſte ſpazieren. V. Die Bettler Kuchi. * Die Seite gegen Ben Die Seite oder Felſichte Wand gegen dem Kloſter. x Der Orth / wo die Bader ſind / und das Waſſer ablauft. Z. Fuͤnf neben einander ſtehende Secret. TAB. III. Das dritte Kupferblatt zeiget an / wie die Waſſerleitung an de⸗ nen hohen und finſteren Fels waͤnden / naͤchſt dem rauſchenden | Taminna Bach fortaefeget/und die Candle im Wins | ter verforget werden. | A, Iſt ein Bruͤcklein / uber welches die Canaͤle getragen’ und abgelegt wer⸗ Bo DR Ei Hoͤle D. FR ie linfe eitertoorinn man zur Duell hingehet. E x D Saiten Dieind; Reif 5 b⸗ Hei fwelchen die Cat ind Balken / die in die Felſen ſel einge enket / auf welchen die Sands und Des Gang ſelbs/ligen. Tab·IV. TAB. IW — Das vierte Kupferblatt zeiget den Ohrt / da die Pfefersquell / imd anfaͤnglich das Badhauß ſelbs as Ä A. Iſt ein Felſe / innert deme die Duell entſpringt / welche vorneinlich innere - dem Thunlein. B. Verwahret ligt / und durch unter⸗irrdiſche Ca⸗ naͤle D. fortgeleitet wird in die groſſe den Felſen nach a A weit gehende IBaflerleitung; ©. Hier tringet das Pfeferswaſſer auß der Erden’ wann es haͤuffig iſt / her⸗ vor / und lauffet ohne Nutzen in den Taminna Bad). F, * E. Ein fehöner hoher Waſſerfall von dem Taminna-Badyy welcher ſich unter die Felſen verbirget und bey F. widerum hervor tringt. G. Iſt der Ohrt / da vor altem das Badhauß auf den delſen geflanden , hr | | Veh DIZ 1:7 J SAN ZN . „A LTE — 3 ’ 4 g) HERAN S u N nl“ 4 Zr WEN — = — EZ — SEN I ——— —— u nee — * TIERE — ee AN IN RUN NEICH HIN ) y * I 222 N U a — — Se Z = —— EST — &; er. & * => ALT ;- 8 —— —*7 RR ger * DL % s A / DD — * —— — * G . — Zn : Br 22.77 ER 2 „ft —* Min, G WÄRE: ; — * — 4 G 44: WIE B TE X 1 RE) « 4 N 2.9, ... \ er uses, . N er N ' N —B—— —— — — {hihi RR ln lie T 90 J —W nl : \ MN) la —18 — — * 1* BR 9 — — — — RR un VW bs IE ? III SSIITIR 3 — — —— Un De - —n — — — — Er —— —— — — — RT ra Manche ZEIT L et — — 2. Bee ne 2, en ———— — ——— * un TE — TUE v1 BUS KEWAT, u S = * # > ——— * — — —— —— — Br ee ee — — ——— — — ans — ee — EL el. ee RD ——— Zu ET — ER DEREN — — > n ee ee N x Ale au, A u 7 ERS — he Eine Br“ © er —— Nee — ——— —— * —* —— J Ba a —* —— * Er * ee et = — — ¶ u ®@ n Es yo 0) S \ N Dan ua N N ER .2 Ni Boſhretbuung Baur. Schbichen Schwenerlands Ander Dheil. Von Bm Jacob Scheuchzer. M. D. Zuͤrich / m Verlegung des Auchoris, Getrukt ben Michael Schaufelb. ſ.E. Und Chriſtoff Hardmeier. 1 7 oO 7: » — os 2 | Der Hoch-und Wol· Edelgebohrnen / mit hoher Sechrs. und Tugenden gezierten Frauen / Frauen Bortenfin / Gebohrnen von SALIS: Dit.) Herꝛen Haubtmann von Gugelberg Sit. hinderlaßner Frau Gemahlin. Meiner hochgeneigten hochgeehrteſten Goͤnnerin / 9 ern ben zweyten Theil des Schweizerlands Natur, Gefchichten zu einem Zeichen fehuldiger Dankbar Eeit vor bisher genoffene hohe Gunſt⸗Gewogenhei⸗ tenmebft herglicher Wuͤnſchung fehrneren Leibs nn und Seelen Vernuͤgens zu Ihr Zarich / den . Fme/mon Demuͤhtig ergebener Diener D. II Scheuchzer. x RER ERER EN SET REICHEN: SIR BEERSHSRTEESI® Abgelkuͤrztes Regiſter aller verhandleten Materien. | Num, Blat. Beſchreibung des Walterſchweiler⸗Bads im Zuger- Gebiet, 1 1 Von dem Hungerbrunn zu Wangen. 3 Von den Metallen des Schweizerlands. » 34 Von dem a — | 16 Von dem Eilber des Schweizerlands —2 Von dem Eiſen des Schweizerlands. 22 Von dem Rupferdes Schweizerlands. 33 Vondem Bley. 34 Von dem Quekſilber. 33 Von dem Spießglaß. | 36 Von dem Schwefelkieß des Schweizerlands 10 37 Von denen Regenboͤgen / welche A. 1705. Nachts bey hellem | . Möndfihein gefehen worden. ae. > jene. - WE Bon anderen ſelzamen Begebenheiten des Regenbogens im e Schmeizerland. 44 Von dem Donner, Bliz /Stral / feuͤrigen Kuglen / und ans deren — Luftgeſchichten des Schweizerlands. 12 47 om Strahiſtein. 19 75 Vom St. Elmus Feuer zu Winterthur. 20 80 Von der Lechzenden Famm. 82 Don feurigen Maͤnneren. h 08 Von dem Julie Berg in Puͤndten. ar 84 Von dem ðlarneriſchen Schabziger. 23 39 Von der völligen Sonnenfinſternuß / welche den 2. Mey | difes Jahrs in unferen Helvetiſchen Landen gewah⸗ ret worden. 24 9 Don Meybruͤnnen. | 26 10 Von denen Steintohlen des Schweizerland 27 108 Von dem Lucerniſchen Drachenſtein. "a Don denen wafferigen und windichten Sufftgefchichten des Schweizerlands. a 33023 Don denjenigen Wetteren / welche entftehen aus Werffung eines Steingin die Verg / See / oder Hoͤlinen dez A x(o)$® Ponder Windsbraut. vi | 38 150 Von dem Waſſerthurn. 151 Von dem Saͤngenden Wind. 152 Von den Baderwuͤrfflen. 113 Von allerhand Erden des Schweijerlands / und deren. Fruchtbarkeit. 40 138 Von allerhand Mineraliſchen Erden des Schweizerlands / und ins beſonder von der Kreide. | 170 Von anderſt gefarbten Kreiden / Thon / Lett / und anderen Erden. 44 174 Von dem GipsÜ. 46 181 Vonder MonMilch. 183 Von dem gegrabenen Einhorn, 47 287 Baͤren Jagd. 189 Von der Schweizeren Leibs⸗ und Gemuͤhts · Beſchaffenheit / Eebensart Sitten ꝛc. | 43 189 Erdbidem zu Eglifau A. 1706, ja 295 Wirkungen der groffen Waͤrme / welche indem Sommer diſes 1706. Jahrs das Schweizerland erfahren. 206 Ergieſſung der Waſſexen / und Ungewitter. Von runden / verbranten Kreifenim Graß. N. 1.) (1) — Den 6. Jan, 1706. 0 0 Kr ee Or Ien Natur⸗Geſchichten Des Hchweizerlands. dweyter Theil. rn mu— + ® RE — a —— — ———— Beſchreibung des W lcerſchweiler Wade’ im Zuger » Gebiete, Er Gute Sotteshaben wir zu danken nicht nur den reichen Waſſer⸗ ſchaz der reineſten / Chriſtall⸗ lauteren Brunnen Bächen und Fluͤſ⸗ ſen / damit unſer ganzes / ſonderlich aber das bergichte Schweizer⸗ land vor allen Laͤnderen auß verſehen / wie ſolches in mehrerein gegeiget wor- den Tom IL. N.5. Bl. 19. 2. Sondern auch / daß wir bald in allen Cantons / Verbündeten Ohrten / und gemeinen Graf⸗oder Herrſchaften / verſehen ſeyn mit koſtbharen Heilbaderen/deren enthaltene Mineralia, fo fierecht gebraucht werden / denen Kranfnen zu groffem Troft und Widerbringung ihrer Ge fundheit dienen koͤnnen / gleich wie die fonft reinen / leichten und bellsfauteren Brunnquellen zu Erhaltung derſelben / und anderem Haußgebrauche Föns nen angewendet werden. Bey ſo vilen mineraliſchen Heilwaſſeren erzeiget ſich fonderbar auch Die groſſe Weisheit des Schöpfers; damit alle Einwoͤh⸗ nere unſrer Helvetiſchen Landen den edlen Nuzen derſelben konten genieffe/hat es der weiſen Sure Gottes gefallen/die mineral Waſſer nicht nuran ein Ort unſers Lands zuſetzen: Dann wie wolten ſonderlich die armen / oder ſchwa⸗ chen elenden Patienten ſich über ‘Berg und Tahl durch beſchwerliche und toftliche Reifen dahin erhebt haben? run einfolches Bad ift in dem Hochlobl. Canton Zug / zu Maler: ſchwyl; Walterßwyl / Villa Gualteriana, welcher Sig mit allen Zuges hörden dem Lobl, Gottshauß Wettingen zuſtehet / folglich zu underfcheis den ift von einem anderen Walterſchwyl in den Freyaͤmteren / nahe bey Bremgarten und einem dritten Walter ſchwyl / welches Schloß zu un- derſt ligt in Emmentahl / Bernergebiets. Difes Bads gedenfekunfer = t r, rer a = Hr. Wagnerus in feinev Hit. Nat, Helvet. curios, pr. Gonderbar aber ift es Reimensweiſe befchriben von dem Landſchreiber Hotz / von Notikon / und in 8. unter dem Titul: Beſchreibung des Walter⸗ ſchwyler Bads: getrukt worden. Es verdienet ſolches um fo vil eher / und eigentlich / nach der heutigen Pruͤffungs-Ahrt beſchriben zu werden/meilen es fine wenigen Jahren pflegt nicht. nur von benachbarter gemeinen Baurs⸗ leuhten / ſonder auch von vornemmen Geſchlechts⸗ und Standsperſonen von benachbarter Stadt undtandſchaft Zug / Zürich / Lucern / Schaff⸗ haufen ꝛc. mit Freud und Nutzen beſucht zu werden / als welche an diſem fonft einſamen Ohrte finden theils ihre Ergetzlichkeit / gutes und herrliches Tractament / ein kommliches Loſament / welches mehr einem Pallafi 7 als einem Badhauß gleichet / ihre ſchone Auſſicht / heiteren und gefunden Luft / annehmliche Spatziergaͤnge in benachbarte Wieſen / Felder / anmuhtige Waͤlder / theils ihre Geſundheit / zu deren Erhalt und Widerbringung man ſich inſonderheit dahin / wie auch in andere dergleichen Baͤder / begibet. Ehe wir aber zu dem Bade ſelbs fortſchreiten / wird nicht auſſer dem Wege ſeyn / das jenige / was obgemeldter HOTZ von dem Altertuhm diſes Bads geſchriben / kuͤrtzlich und denen Liebhaberen Vatterlandiſcher Hiſtori zu gefallen / in beliebter kuͤrtze vorzuſetzen. An. 15 19. iſt von Zug mit ande⸗ ren Pilgramen ing gelobte Land gereiſe Sigmund Schwartzmurer⸗ welcher zu Jeruſalem in eines Juden Hauß auß einer alten Hebreiſchen aufe gerollten Chronic erfahren / daßdeſſen Vorelteren / auß dem Stammen Aſer gebuͤrtig / auf der BAaRBURG / ſo od Walterſchwyl ligt und von Bas raon den Nammen habe / gewohnet; Daß auf Barburg gegen Mittag ge floſſen eine von Natur warme / gegen Aufgang aber eine kalte Quell / welche beyde ab Gold / Schwefel / Kupfer und Salpeter gefloſſen / und von heralis cher Kraft ſeyen; Daß man auch an diſem Ohrt vor 1400. Jahren dem Gold⸗Ertz / ab welchem das Waſſer flieſſe / nachgegraben / dardurch das wars me Waſſer verlohren / von Bergmaͤnnlein übel geplagetworden; Daß in nachfolgenden Zeiten die Juden von dar ſeyen vertriben / und die Burg mit den Baͤderen abgeſchliſſen worden / ſo daß Metal / Bad und Erg zugleich zw Grund gegangen ; daß auf diſen Bericht obgedachten Schwarzmurers / ſo auch Werni Steiners / Dans Stokars / un Dans Branden⸗ bergs / der Falte Brunn widerum geöffnet worden / welcher jezund noch geaͤuffnet werde. Wir kommen nun zu dem Waſſer ſelbs / und gewahren / daß deſſen Quell iſt ohngefehr eines Buchſenſchuſſes weit ob dem Badhauß auf dem Berg Barburg / welches villeicht eher ſenen Nammen ber hat voa 9— Fleken u Fleken Baar / als von dem Sud Baraon. Da quillet das lebendige Waſ⸗ fer mit zimlichem Gewalt auß einem blaulechten / Aſchfarben / oder auch weiß⸗ gelbem Letten hervor / und wird alſobald ein⸗ und aufgefaſſet in einer Zi⸗ ſtern / oder Waſſergehalter / darinn auch ſorgfältig verwahret / damit das Re⸗ gen-und andere Waſſer ſich nicht vermiſchen / und hernach durch geſchloſſene Eanäle fortgefuͤhret bis zu dem Badhauß ſelbs / bey welchem ein doppelter Keſſel / damit in dem groͤſſeren das Waſſer geſotten werde gang rein / wie es iſt / in dem kleineren aber zu beſonderen Kuren geſotten werden gewuͤſſe Kraͤuter / nach Verlangen des Patienten / oder des Medici Vorſchrift. Das Waſſer iſt gleiches Geſchmaks / und vonder Lauterkeit / wie ein anders Brumnenwaſfer / wann man es aber ſiedet / ſo wird es endlich Milchweiß / wegen Vielheit der vermiſchten irrdiſchen mineral theilchen / welche anfangs fo zertheilt ſeyn / das fie nicht unter das Geſichte kommen / erſt dannzumahl aber naͤher zuſamen⸗ kommen / und ſichtbar werden / wann viel Waſſertheilchen außgerauchet / und die uͤbrigen ſie nicht mehr halten koͤnnen / weßwegen ſie auch zu Boden ſinken / und den Badſtein abgeben. oe | Ä Eben dife irzdifche Theile / und dareinfpiefende Sonnenftralen ſtellen gu verſchiednen Tagszeiten vor verſchiedne Farben / daß das Bad bald gruͤn / bald blaulecht auſſihet. Neben diſen weiſſen irrdiſchen Theilen / welche in dem Badkeſſel / und Badkaͤſten / ſich zu Boden ſetzen / und gemeinlieh vor eine Anzeige des Alets gehalten werden (daher auch dergleichen Bader Alet⸗ bader pflegen genentzu werden / ob mit recht / oder nicht / wil dißmal nicht un. derſuchen) findet ſich auch ein ſuͤßlechter Schleim / welcher zu denen Wuͤr⸗ kungen des Waſſers nicht wenig beytraͤgt / wie wir jezt vernemmen wer⸗ den. | Ei haben hiemit vor ung erftlich gemeine Maffertheile/darnach Irr⸗ diſche / drittens Schleimichte Theile, In Anfehımg der Waſſertheilen Hat diſes Dad gleiche Krafte mit anderen dergleichen fo genanten füffen Waſſe⸗ ren / als da ſeyn Das Geiren⸗Urdorffer⸗Flaͤſcher ⸗ had / von welchen etwann zu anderen Zeiten ein mehrers fol geſchriben werden: ich faggleiche/oder auch vor einichen auß groͤſſere / weilen diß Walterſchwylerbad in einem zimlich hohen Zahl liget / und von gleicher Schwere befunden wird / wie andere Aquæ alpinæ, oder Berg⸗Waſſerquellen. In betrachtung deſſen werden die Walterſchwyler⸗waſſer die Hautzaͤſern erweichen / die Schweißloͤchlein oͤffnen / die zaͤhen Feuchtigkeiten / ſo hier und da in denen kleinſten Roͤhrlein sder aderlein feyn/und Verſtopfungen verurſachen / verduͤnneren / oder auf⸗ loͤſen / den Kreislauff des Gebluͤts / von dem unſer Leben und Geſundheit ab⸗ hanget/beförberen/ und die enpfindt - und unempfindtliche Leihes Durch⸗ daͤmpfung / welche auch eine Haubtſaͤule / oder Stüse der Geſundheit iſt / | | DT eh u EEE vermehren : Difes alleg zwahr Defto cher /mehr und flärfer / weilen Difer Badohrt hoͤher liget / als Zuͤrich / Zug / Lucern / und vil andere Ohrte mehr; weßwegen bey denen hieher ſich erhebenden Badgaften ihr innere / in ihren aderfein ligende Luft / dieſelben ſtaͤrker und leichter / ſonderlich bey Anlas der Waͤrme des Bads / kan außdehnen / weilen die auſſere nicht mit genugſamem Gowalt kan widerſtehen / oder der inneren entgegen truken. Es ſcheint zwahr / diſere Betrachtung diene mehr auf die Schulkanzel / als zu dem Badkaſten / wann man aber ſich wird beinuͤhen die Augen aufzutuhn / und mit Vernunft die Sach faſſen / wie fie ift/fo wird man mir leichtlich darinn beyfahl geben / daß diſere zwahr auß einer in den Zeiten der Schulweisheit verborgenen / run aber Durch Die reine Naturlehrer eröffneten Quelle der hergeleiteten Wahrheit nicht wenig beyträgt/su grundlicher Erklärungder Wurkungen / fo wir bey dergleichen Baͤderen gewahren/ und fonften beydes dem Arzet Liecht / als dem Patienten Troft gibet. ’ Wie ich Dann auß diſer betrachtung ber Erfahrung leichtlich Fan bey⸗ fahi geben / daß diſes Walterſchwylerbad fonderlich Dienftlich feye denen wols befesten/ fetten / mit vilen überflüffigen/fonderlich Falten/fchleimichten Fluͤſ⸗ ſen / oder Feuchtigkeiten / angefuͤlten Leiberen / j beydes Geſchlechts; denen / wel⸗ che von diſen Feuchtigkeiten leichtlich koͤnnen in ihren kleinſten aͤderlein Ver⸗ ſtopfungen / Fieber / und andere ſchwere Krankheiten bekommen / oder mit ſol⸗ chen wuͤrklich behaftet ſeyn / blonicht auſſehen / in ihren Verrichtungen matt und trag ſeyn / alſobald muͤde werden; Abſonderlich Fan hieher gewieſen werden Das Lobliche Frauenzimmer / deren zarte / aber zugleich gemeinlich kal⸗ te / und feuchte / Natur durch diſes Bad vortrefflich kan geſtaͤrket / und vor kraͤnklichen Anlaͤuffen beſchirmet werden. Fehrners Fan diß Bad dienen denen /welche mit ſchleimichten / kalten / oder auch blaͤſtigen / und harten / oder ſcirrhoſen Geſchwulſten behaftet / ſo auch denen / die vom Krampf / und guldenen Ader Verſtopfungen leiden / weilen durch diſes Heilmittel die ſchleimicht zaͤhen Feuchtigkeiten aufgeloͤßt / die har⸗ ten erweichet / die bläſtigen zertheilt / und das verſtokte Gebluͤt verduͤnneret wird. Weiters haben ſich unſers Bads zu getroͤſten die fo genante Milz⸗ ſuͤchtige / deren zah-faures Gebluͤte nicht leicht durch die aͤuſſerſten aderlein paflieren kan / die Sälbfüchtigen/deren Leber » Berftopfung auch mehrmah⸗ len herruͤhret von fchleimichter Zabe Des Gebluͤts; Die mit ferophulofen Drüfen : Gefchmulften beladen/alsdieauch fol fchleimichten Fluͤſſen ftefen; die von Gut » oder Tropffihlägen lahm worden / damit ihre befchloffene Gei⸗ fter und Blutgange widerum geöffnet werden ; etwann auch die Gleichſuͤch⸗ tigen / ſo lang die Urfach ihrer Krankheit fich noch nicht in den Gelenken veſt⸗ gefeget/fondern hin und her im Leib / und deffen Glidern umherſchweiffen; Die hartleibigen/denen es mangletan gnugfamer öffnung des Stulgangs / damit Die Zafern des Afterg ermeicht/und die enthaltne Materi aufgeloͤßt werde, 3% N. 2.) lie (Den 13. Jan. 1706. 0 O- 5 208 ° — 0 o 30 o E02 00- 00 ar - Gerichten Des SchweiserTands, dweyter Chef, BB ——_——_-—_—__ m oem | Sortgefeste Beſchreibung des Walterſchweiler Bads. Eiters finden ihren Nuzen die / welche über ihrer monatlichen Rei⸗ nigung / oder auch guldener Aderen Fluß unrichtigen Fortgang zu 3 Flagen haben: Die Gutfchlägigen/fonderlich gegen der Zeit ihrer Befferung/damit die Natur durch das Bad geitärket/defto eher ſich Des im Gebluͤte Itefenden Schleims entlade : Die Schwangeren / ju verhoffens der Leichterung ihrer Geburt: Die fonft ſchwacher Natur feyn / damit fie Stärkung ihrer Glideren empfangen: da dann auch zu dergleichen Bades ven zugelaffen twerden gar alte Greiſe / und kleine Kinder /melche beyde fonft die von Natur marmen Bader nicht wol Fönnen vertragen, Alles aber in gebuͤrender Beſcheidenheit. Sao auch ſeyn diſe unſere Waſſer dienſtlich in allerhand von kalten Fluͤſſen und Geſchwulſten herruͤhrenden Schmertzen des Haubts / der Zaͤh⸗ nen/des Bauchs / Daͤrmen / Nieren / und aufferen Glideren / alles zu Aufloͤ⸗ ſung der diken zaͤhen Materi / und heſaͤnftigung des ſchmertzhaften Theils / darbey aber nohtwendig muß in acht genommen werden die Zeit des an⸗ haltenden Schmertzens / und nebſt anderen Umſtaͤnden eine vorhergegange⸗ ne innerlichesfonderliche Reinigungs Eur. | | Hingegen ſollen ſich vor unferem und anderen Bdderen hüten die Gelbſuͤchtigen / damit nicht ihr bereits jaftendes Gebluͤte noch mehr bewegt / und angezundet werde: Auch alle die / welche eine allzuſtarke Außdaͤmpfung bereits außgeſtanden / oder nicht vertragen koͤnnen / als da ſeyn die hedtici, Außʒehrende / Schwindſuͤchtige / denen doch hernach ein etwelcher Troſt fol zugeleget werden: Die phrenetici, Hirnfücht-oder mutige / zu yo eifter a NT Geifter fonft ſchon infoller Raſerey ſeyn / und Durch die Bader nur mehr ers hist und feuriger wurden: So auch die mit Gichteren / Krampf / und ander ven von allzu ſtrengem Lauff der Seifteren herzuhrenden Krankheiten fich bes ſchwert befinden: es were dann ſach / daß ihre Gichferifche Bewegungen sum Fundament hafte eine ragende Außdehn » Tröfnung/und Spannung der Nerven / in welchen fall ein verftändiger Arzet mit groſſem Nutzen de⸗ nen Patienten ein ſolches Bad / wie das unſrige iſt / einrahten kan. Weiters ſchlieſſen wir auß die mit Krebsſchaͤden beſchwert; Item Die / welche Durch unreine Veneriſche Luͤſte ſich die ſo genante Franzoſen⸗ Krankheit / und mit ihro eine Blutverduͤnnerende und Leibverzehrende ſchar⸗ fe Säure zugezogen haben; Fehrner die / welche verborgene Geſchwaͤre in den Lungen / Leber / Milze / Daͤrmen / und anderen inneren Glideren ligend haben / weilen fie durch die Bader gar leichtlich deren Außbruch / und Zeiti⸗ gung / und ſich ſelbs zum Grab befoͤrderen koͤnten; über diß die / welche aller Verbluͤtung / dem Blutſpeyen / Bluterbrechen / Blutharnen / blutigen Stulgang unterworffen / weilen Die bereits offene / oder ſonſt ſchwache / Blut⸗ oder Pulsaderleingar leicht durch mehrere bewegung des Gebluͤts widerum aufs neue einen gewaltigen Durchbruch leiden muͤßten; fo auch die / wel⸗ chen andere und andere Feuchtigkeiten in groͤſſerer Maß / dann bey geſun⸗ den Zeiten zu geſchehen pflegt / außgefuͤhrt werden / als in diabete, oder Harnruhr / in allzuvilem Schweiß / im Saamenfluß / ſonderlich / wann der von Veneriſchen Urſachen herkomt: Endlich halten wir von unſerem Bad ab die Waſſerſuͤchtigen / die Taubſuͤchtigen die das Herzklopfen haben / und laſſen nicht anderſt / als mit vorwolbedachtem Naht eines verſtaͤndigen Mes dici / zu die jenigen Weiber / welche ſchon zum öfteren fruͤhezeitige Geburten abgeleget haben. | USB de - - Dichten mir unfere Augen auf die in unſerem Walterſchweilerbad enthaltene Irrdiſche / von der Quelund da herum ligenden niineralifchen Lett / herkommenden Theil / von Deren auch die weiſſe Milchfard des IBafs ſers entftehet/fo werden wir finden daß diſes Bad uber obbemeldte Wuͤr⸗ kungen wird die an der Haut hier und da Flebende/auch etwann in die Schweißloͤchlein eingefenfte/ / Unreinigkeiten abwaſchen ja’ ſo zu reden / ab⸗ ſchaben die ſcharfen / geſaltzenen Feuchtigkeiten verſuſſen hie uͤberfluſſige Ei⸗ fer und andere dergleichen Fiuſſe auftroͤknen folglſch in vilerhand auſſer⸗ lichen Krankheiten kreffliche Dienſte leiſten / ſo daß bahin als ad ſacram an⸗ choram koͤnnen ihre Zufſucht nemmen / die Schaͤbigen Kratigen / Auſſatzi⸗ Kun andere/fo mit ſiſtuloſen / oder ſonſt langwirrigen Hayffchaden behaf⸗ tet ſeyn. | ee EL, Betrachten wir endlich den fubtifen / Lettachten / am Br m. uͤſſen aa 807 ſuͤſſen / an der Farb braunlechten / und weiſſen / recht Balſamiſchen / von dem Feur entzuͤndlichen / hiemit Schwefelachten Schleim / welcher in diſem Wal⸗ terfchtweilerbad fich geiget,fo wol an der Badgaften Haut / und an den Kaͤ⸗ ſten / als auch indem Durch Chymiſche Kunſt aufgelößten/und probierten Badſtein / ſo koͤnnen wir hierauf abnemmen nebft einer mehreren Verſuͤſ⸗ fung fiharpfegender SSeuchtigfeiten/daß in difem Bad hierdurch um etwas verhinderet wird Die ſtarke Außdaͤmpfung des Leibs; Welches zum Troſt kan dienen denen / weiche außzehrende Krankheiten haben / und doch darbey in ihren innwendigen vornemmen Theilen geſund ſeyn. Dann alſo wird der Kreislauff des Gebluͤts / ohne viler nehrhaften ſuſſen Theilen Verlurſt / befoͤrderet. Daher komt es / daß in dergleichen Baͤder ſich oftmahlen wider alles rahten der Medicorum die außgemergelten Candidati Mortis ſich begebẽ / und auch wider alle Hoffnung die jennige Geſundheit / nach welcher ſie ſo ernſtlich ſeufzen / mit ſich / als den beſten Baderkrahm / nacher Hauß brin⸗ gen. Bey diſem Anlas muß ich gedenken des Weiſſenburger Bads / im Bernergebiete / welches insbeſonder in Curierung Schwindſuͤchtiger / und zu diſet Krankheit diſponierter Leuhten / treffliche Proben tuht. Endlich koͤnnen hiehar ſich verfügen auch die Geſunden / von allerley Alter / und Geſchlecht / welche etwann ihre Geſundheit zu erhalten / oder fi) in angenehmer Geſellſchaft zu ergetzen / oder ihrer Geſchaͤften eine Zeit lang 'zu entladen / oder in einem angenehmen einſamen Ohrt etliche Wo⸗ chen ſich aufzuhalten willens ſeyn / wie dann diſer Ohrt zu diſem allem gantz bequem iſt / allermaſſen ein nach den Reglen der Baukunſt aufgefuͤhrtes/ wol eingetheiltes Loſament / mit einem ſchoͤnen darbey ligenden Garten / und anderen zur Ergetzlichund Nohtwendigkeit dienenden Sachen verſehen / die Zimmer duch alſo eingerichtet / daß ſonderlich Perſonen von vornemmer Condition allhier ihr Vernuͤgen finden werden. Pens | Bon innerlichem Gebrauchedifes Waſſers Fan ich nicht vil fchreiben / weilen derſelbe niemahl practiciert worden. Gleichwol lafferfich auß Bes trachtung oberzehlter ingredienzien diſes Heilmaffers vermuhten / es moͤch⸗ te auch daſſelbe innerlich/von denen / die ſonſt gute Maͤgen haben / getrun⸗ ken / gute Dienſte/faſt gleich denen Saurbruͤnnen leiſten / in Aufſoͤf⸗ und Wegſchwemmung Schleimichter im Magen / und. Gedaͤrmen ligender Feuchtigkeiten / in Verfuͤſſung des ſcharfen Gebluͤts / Reinigung deſſelben son ſeinen froͤmdartigen Theilen / und deren Außfuͤhrung Durch die Harn⸗ Gaͤnge / fo glich einzurahten ſeyn denen / welche ſonſt zu denen Saurwaſſe⸗ ren hingewiſen werden. Naͤher bey dem Badhauß ſeyn noch zwey andere Quellen/an Sub — 08ö — — — — —— Fuß des Waßs / welche mit leichter Muͤhe koͤnten mit der oberſten Hauot⸗ quell vereiniget / und in die allgemeine Waſſerleitung gefuͤhret werden / wann es noͤhtig waͤre. Es enthaltet die unterſte von diſen Quellen mehr weiſſe / irrdiſche Materi / als die oberen / und koͤnte hiemit infonderheit gute Dienſte leiſten denen / ſo mit der ſchaͤbichten Raud / flieſſenden Geſchwaͤren / und anderen auſſerlichen Zuftänden beſchweret ſeyn. Deſn noch übrigen Raum diſes Plazes finde rahtſam außzufüllen mit —— auf unſer vorhabendes Walterſchweiler Bad ſich ſchikenden Bad⸗ deglen. Vor Antritt der Cur muß der Leib wol zugeruͤſtet ſeyn / insbeſonder durch Laxativ oder Purgiermittel / deren Vorſchrift eingerichtet muß ters ah des Badgaſts Natur/Sefchlecht/gefunder/oder Eranfer Beſchaf⸗ enheit. In waͤhrender Eur fol man / ſonderlich anfangs / ehe die Schweißloͤch⸗ fein recht eroͤffnet / nicht zu ſtreng / auch nicht zu heiß oder kalt / ja gar niema⸗ len zu heiß baden / ſonder ſo vil immer moͤglich / gleich; nicht zu tieff / ſonder gemeinlich bis zum Nabel einſitzen / es wäre dann ſach / daß ein gewuͤſſer Zu⸗ ſtand des oberen Leibs ein anders erforderte / da dann ein erfahıner Arzet deßwegen kan zu raht gezogen werden. Der Zeit halben muß man nicht zu ſehr eilen / gemaͤchlich auf-und abſteigen / und aufs hoͤchſte ohngefehr 6. Stund des Tags mit Baden anwenden / da dann ein jeder Bader bey ſich ſelbs abnemmen kan / wie lang er zu bleiben hat / wann er wil achtung geben auf feine Leibs⸗beſchaffenheit/Zaͤrtlichkeit und Staͤrke / und wie lang er obs ne Beſchwerd außhalten mag. Der LUFT muß mittelmaͤſſig kalt und warm ſeyn / und nach deme er unmaflig/durch Kunſt / einheizen / lebendiges Rekholderfeur /ſpazieren inbenachbarte Luſtwaͤlder verbeſſeret werden. In Eſſen / Trinken Bewegung’ Benustibung-fol man ſich maffig hal⸗ ten. Der Leib muß taͤglich / oder alle zwey Tage ein mal offen ſeyn. Der Gemuͤhts Bewegungen halb iſt zu gewahren / daß ſolche eher zur Freude / als zur Traurigkeit fich neigen ſollen / allen Verdruß / Rummer/Kreuz muß man zu Hauß laſſen / und einigund allein der Eur abwarten: Da gil⸗ tet /was Hieron. Fracaſtorius den Badgaften an einem Ohrt vorſchreibet Tu tamen intetea eſſugito, quæ triſtia mentem Sollicitant, procul eſſe jube curas que, metum que Pallentem, ultrices iras, ſint omnia læta &c. Vifere ſæpe amnes nitidos, jucundaque tempe Et placidas fummis fe&ari in montibusauras, Accedant Juvenumgue chori &c. 85. Esiftinsbefonder zu habenein Kupfer von dem Walterſchweiler Bad 0. 2% ß. N.3.) 3 (9) ö ( Den 20, Jan. 1706. ee 0 eo SR Natur⸗Geſchichten Des Hchweizerlands. Zweyter har, Von dem Dungerbrunn zu Wangen, fe Trder Die Traturtounder des Schweizerlands fol billich gezellet wer⸗ den der Hungerbach zu Wangen / einem Dorff Zuricher⸗ Gebieths / ein Meil von der Statt abgelegen/ wann wahr iſt / daß er nur flieffe bey einbrechenden theuren Zeiten’ und ganz truken bleibe bey anhaltender Wolfeile. Wir wollen difere Begebenheit fo genauyals mög; lich / unterfuchen / und vorderſt Das jenige ergellen / deſſen mich berichtet hat Herr C. G. Ehrwuͤrdiger Pfarzer des Dhrts/ wie namlich difer Wunder⸗ brunn fich verhalten fint An. 1086. da ehren benanter Herz nacher Wan⸗ gen kommen / welcher ergellung beyfegen werde Den von felbiger Zeit an big jest allhie auf- und abgeftiegenen Kornpreis / endlich difere Abhandlu en: F einführung anderer Eremplen/ und einem vernunftmaſſigen Außiprud. | al | ß An. 1686. war der hauffen Stein ob dem Bach⸗Tobel / ſo allernaͤchſt ob der Pfrund Baumgarten ligt / (dann hier Der Ohrt des Brunnens) fo truken / das kein einiges Anſehen war / als warn jemahls die geringſte Feuch⸗ tigkeit allda geſehen / oder geſpuͤrt worden were. Diß Jahr hindurch war der gemeine Kornpreis 3.bis 4. fi. An.1687. fieng an ein geringes Waͤſſerlein auß obbedeutetem Stein⸗ hauffen zu flieſſen. An.1687. galte der Kernen 3. bie 4. fi. An.ı688. wuchs diß Waſſer fo fehr/daß esin feinem Kunz ohngefehe die höhe eines Werk⸗ Schuhs erreichen Fönte. 9 feh An.1688. war der Rornpreis bis in Julium 5, bie 4. fl. von da an bis 31 end des Jahres 4. 5. und 6. fl. 91 | | N, 6) mn — — — mm —— — u ns — — — le) PP NL a u EL LORD EEE IG AISEEREMEI RE KOREERESTINENOSSERBR RS VL LERUE DD NURME MISENER MEN BSDRRRRN IF "TS An.1689. Nahme diß Waſſer zu / daß e8 nicht allein under beſagtem Steinhauffen einen Weyer machte / der groͤſſer geweſen / als der ſo genante Müli Weyer / ſo allernaͤchſt darunder ligt / und feine eigene fo wol im heiſſen und trukenen Sommer / als kaltem Winter / allzeit fieſſende Duell hat / die auch in groͤſter Winterkaͤlte niemahlen gefriert: ſondern auch gleich einem Waldwaſſer mit zimlicher Ungeſtuͤmme daher floß bis auf An. 1695. Am.ıösg. kaufte man das Korn im Jenner ums. bis 6. fl. hernach bis in Auguſtum um 6. bis 7. fl. von da an bis zu end des Jahrs um 6.7. 8. fl. An.ı690, bis in Augſtm. 6. und 7.fl. im Yuaftm.undSeptemb.c.und 6. und alſo auch bis zu end des Jahrs. | Fra Im Jenner und Zornung 6. fl. folgendsbis zu end des Jahrs 5. und 6. An 1692. big in Meyen 6. und 7. fl. weiters g, 9. 10. und m, fi. das ganze Jahr auf. | | Mt An.ı693. bielte die Theurung an / und ward das Korn verFauft DON 8: 18 10. fi. | —— bis in Julium io. und 9. fl. im Julio 7. in folgenden Mona⸗ ten 5. und 6. im December 4. und 5. An.rs95. 4. bis 5. fl. | An. 1696. Nahme das Waſſer von Wochen zu Wochen ab / ſo gar / das im Septemb. diſes Jahrs alles Waſſer vollig verſiegen: Die troͤknung waͤhrete bis An. 1698. und 99. in welchen Jahren dag Waſſer wider alſo floß / daß es ungefahr die höhe eines vierten theils von einem Werkſchuhe hatte / und eontinuierte bis auf Den anfang An. 1700. An 1696. ins gemein 3. fl. | An.1697. gemeinlih z. bis. fl. Hır.1698; wer der Preis und 8 fl. 2n.1699: im Jenner 7. fl, im: gebe. 5. 6 und 7. Mart. und April. 7. 8. mMey und Jun. 7. 8 9. 12.11. bis zu end Des Jahrs 6.7. 8. fl. An.ı7o0. bis in Junium 5. 6. fl. zu end des Jahre 3.4 fl. Ami701. Nahme dir Bach meiters zu / daß er im. Martio bey zu Schuhe hoch wurde/und alfo blibe fait dag ganze Jahr. An. 701. bis in Majum 4. und 5. fl. hernach 5. und 6. An.1702. Nahme das Waſſer gemaͤchlich ab / fo das im Majo nicht‘ mehr Waßßr hervor floſſe /als 2. oder z. Brunnenroͤhren hetten faſſen moͤ⸗ gen: Im Novembri floſſe er ſo gering / daß nicht mehr als ein Brunnenroͤh⸗ ven damit hette angefüllt werden Eönnen, An.702. ins erſten halbtheil des Jahrs 4. und 5. fi. im zweyten 3. und 4 An.r703. floſſe er noch / wie zuvor / doch nahme er nach und nach ab bis zu end des Meyens / und bliebe allezeit ein wenig Waſſer in dem Graben/ und bey der Quell. 25.1703. war der Preis 3 4 5: fl. AMi 704. ee Se | An.ızog. im Hornung ſpuͤrte man/dag ſich Das Waſſer bey der Quell begunte in etwas zu vermehren / bis eg im Merzen wider herfür floſſe / aber nur fo vil / als durch eine geringe Roͤhren hette konnen lauffen / aber nicht kinger waͤhrete / alg bis mitten in den Aprel / da es wider aufiöıte/zund ger maächlich abnahme / bis im Auguſto alles vertroknet / ſo Daß auch bey der Quelle nicht ein einiger Tropfen Waſſer mehr zu ſehen / oder zu ſpuͤren war / und iſt alſo geblieben bis zu Außgang des Jahrs. 4n.1704. galte das Korn 3. und 4. fl» In diſem verwichenen 1705. Jahre war bis in Majum / ungeachtet der ungleichen Witterung / da Bach ganz troken / und continuierte auch die Wol⸗ feile dev Früchten. Das Mollwißlein aber / auß welchem der wahrhafte ir, Mrung des Bachs muß hergeleitet werden / war angefüllt mit Wa ſſer. Zu anfang des Juni iſt der Hungerbrunn noch ganz troken geweſen und hatte es das Anfehendag Mouͤwißle Waſſer vermindere ſich; Es iſt auch / ungeachtet des eingefallenen dreywoͤchigen ſtarken Regenwetters tro⸗ ken geblieben bis auf den 26. Sun. Dann in dem vorderen Loch nicht mehr Dann ein Glaß voll Waſſer zufehen war. _ | | — Ar etwann ein Maß Waſſer in: diſem Loch. Der Kernen 3. 1. 30. Be BR ER I Den 8, Sul, bis zum rz. hat das Waſſer des Brunnen alſo zuge— nommen/ungeachtet des beftändig trofenen Wetters / daß das vordere Loch uͤberloffen / und das Waſſer nächit darbey in dem Graben gefpurt worden. Der Kernen galte 3. fl. und 10. bis 20. ß. 3 Den 16, ſpuͤrte man auch im hinderen Loch Waſſer. lan Den 20. iſt das Waſſer alfo angewachſen / daß es auf die 20. Schritt weit in dem Graben möchte hervor kommen. Der Rernen galt / wie oben. Bis su dem 8. Auguſti hat das Waſſer alſo zugenommen / ungeachtet der dreywochigen warmen / und trokenen / Witterung / daß mehr als ein Brunnem ohre voll in. den vorderen Weyer ( inden der Hungerbach ſich er gieſſet) mochte kommen. In dem Mollwißle aber iſt das Waſſer faſt ganz verſchwunden. Der Kernen galte 2: fl. 20. ß. bis 3 fl. Den 27. Septemb. war es noch alſo. | Ben In mitten des Detobris fpürte mar widerum ein abnemmen bes Wal ſers / bis zu anfang des Novembris. ir url a | Den 11, Decemb, war es ganz troken / ungeachtet die Witterung bald frofen/bald naß war. Und hatte das Mollwißle auch wider zimlich Waſſer. Der Kernen galte; fl. Bis in mitten DIE Monats war ungeachtet des vilen Regen vetters Fein Tropfen Waſſer zu ſpuͤren. Diſem Wangeriſchen Hungerbach ſol gleich ſeyn der ſo genante er . tenbach —— tenbach zu Egliſau / auch Züriiher-Gebieths/son deme aber big dato Ans ders nichts in Erfalwung bringe: Fönnenvals daß er im Majo pflegt anjus lauffen / und um Weihnacht widerum aufhört flieffen; hiemit denen fo ges nanten Meybrünnen zu zurechnen it: In denen thruren Zeiten An.ı690. und gı. foler 4. Jahr nach) einanderen geflofien ſeyn. Diß berichtet mich Hr, J. €. D. Diac. zu B. | Bey Henkart lige der Haar⸗See mitten in dem Feld / in einem holen / oder tiefen Ohrt: es fliegt Fein Waſſer meder darein nach Darauf: Harn difer See zu Fruͤhlingszeit mehrtheils aufgetroͤknet / oder lahr iſt / ſo halten es die Bauren vor ein gewüß Zeichen einer erfolgenden reichen Ernd / wann er aber gar vil Waſſer habe/fo fene eine Theurung verhanden. Dife Nachricht finde in Ikr. Henrih Efchers Schreiben an Hrn. Antiftitem Breitinger fubdat. Winterthur / den 27. April / 1623. Erfuche aber den Hrn. Paftorem des Ohrts / dißfahls fleiſſigere Nachfrag zu halten und mid) in mehrerem hiervon zu berichten / tie ich auch bey diſem Anlas die Herzen Pfarrere auf der Landſchaft / und fonften alle Naturbegierige Derzen/ und Bauren / freund ⸗ dienſtlich erfuche/auf dergleichen/und alleandereMerfwürs digkeiten der Natur / nach anleitung meines vor etlichen Jahren in Truk egebenen Einladungs-Schreiben / ſo zu Dienſten ſtehet / fleiſſig acht zu ha⸗ en / und daß / was fie grunpdtlich unterſuchet / zu uͤberſchreiben. Auſſer dem Schweizetland babe bis dahin keine dergleichen durch ihre Waſſervoͤlle eine Theure vorſagende Brünnen angetroffen / als in Rob.Plor. Nat, Hiftory of Staffordshir, cap.2. P.46.47- 49 und fein mit nam⸗ men der Mofs-poole bey Merton, in der Pfarrey Forton ; Drude-Meer / in der Pfarı Aldridge; Der Hungerbrunn / Hungrypit bey Billington, in der Pfarr Seighford ‚nach deffen zu oder abnemmen ie Eintwohnere ſich Aleiffig richten in Kauff-und Verkauffung des Korns/gleich wiedie Egnps tier beyder fteigenden höhe des Nili ganz genau vorfagen koͤnnen die Frucht⸗ barkeit des Sahrgangs; Weiters zwey Brünnen bey der Kirch Whitting- son; ein anderer bey Hilderſton: Sonderbar aber kommet mit unferem Wangerbrunn überein einer in der Provinz Deira, deſſen gedenfet Gulielm. Nubrigenf. Rerum Anglıc. Lib.I. c.28. daß er nur dann und wann / non quidem jugiter , fed annis interpofitis , bey einbrechender Theuver flieſſe. Zuverwunderen ift/ tie fint An.1686. des Wangerbachs trokne / und überfluß der theure und wolfeile / ſo in dem Zeitraum geweſen / ſo wol ent⸗ ſpricht / und hetten, die Kornkaͤuffer und verkaͤuffer beſſer recht dahin ihre Wallfehrten anzuſtellen / als einſten die blinden Heiden gu dem Oracule Apollinis: ja/es werenſoſche obfervationen wuͤrdig / auß bach Oberfeitlichem Befehl in einbefonder Tag Megifter eingeschrieben zu werden/wanndie Bes arbenheiten mahrhaft/und in der Natur begruͤndt / worvon ung etwas ju re⸗ den uͤberig bleibt/damit ein ganzes Land ſich anfden einbrechenden Mangel Eönte vorfeben. N.4.) 8 (13)= (DEN 27.Jan.1708, In In ee ο o οα- Natur ⸗Geſchichten Bar —— AR. — Schweizerlands. Zuweyter Theil, 0 Bortfßung — Don dem Hungerbrunn zu Wangen. Orderen wir ein vernunftmaͤſſiges Urtheil von dergleichen Prophe⸗ tiſchen Waſſeren / fo vermeine meines Ohrts / daß auf derfelben Vorſagungen ſo wenig zu ſehen ſeye / als auf die Sterndeutun⸗ gen / wann namlich Krieg / Theure / Hunger / und andere Plagen verurſachet werden auß Politiſchen / Sittlichen / oder anderen Urſachen / die mit der wuͤr⸗ kung feinen natürlichen Zuſamenhang haben / als da ſein / abſchlagung des Proviants / der zum Grund hat den gegenwillen eines benachbarten Kornreis chen Fuͤrſten / oder verzehrung deſſelben Durch Kriegs / Verwuͤſtung / Brunſten / ſolche Kriege / deren Urſachen mehr zu ſuchen in einerMachiavellifchenStaats- raiſon / als in natuͤrlichen / oder anderen gerechten Urſachen/c. Wo zwuͤſchen der Urſach / und der Wuͤrkung / zwuͤſchen einem Zeichen / und dem bezeichne⸗ ten/teine natuͤrliche Verwandtſchaft iſt da horet Die geſunde Philofophie auf / und kommet auf den Thron die Schulfuchſerey / welche ſich feſt zu ſetzen vermeinet auf die Unwuͤſſenheit / oder unbegruͤndte Vorurtheil / oder vorge⸗ ſchüzte Froͤmmigkeit / kraft deren alles alſobald zugeſchrieben wird der Äll⸗ macht Gottes / und darmit denen Naturforſcheren der Weg zu fehrnerer Un⸗ terſuchung abgeſchnitten. Von unſeren vorhabenden Hungerbruͤnnen laſ⸗ ſet ſich auß denen Fundamenten der Natur dahin ſchlieſſen / daß ihr Uberfluß ein Zeichen ſeye viler waͤſſerigen / in der Erden-Rinde ſich befindenden Feuchtigkeiten / oder eines naſſen Jahrgangs / in welchem das Korn und ‚andere Gewaͤchſe nicht wol gerabten/und eher faul / als reiff werden, wor⸗ auf nohtwendig die Fruͤchte müffen im Wehrt fteigen. Es gewahret mein wehrter und geehrter Sreund Ir, D.G, in deſſen Guͤteren difer ar.’ | or | igt / 8 (14 )9$- ligt / daß derſelbe dannzumahl fonderlich flieſſe / wann ein gewiſſer etlich 100, Schuhe von des Hungerbachs Quelle ab-und höher ligender Weyer / das Mollwißle genant/ vorher von zufamenflieffendem Waſſer angefülletinache gehnds aber fich in die Erde verfenfet und abnimet / ſo dag zuerachten / daß die eingefunkene Waffer in einer ſchwammichten / zwuͤſchen dem Weyer und des Bachs Quell ligenden Erden fish fo lang aufhalten/und ſamlen / bis dieſelbe ganz darmjt angefüllet unten herfür rufe; wie infonderheit die Wahrheit Difes Wernunfturtheils Fan abgenommen merden auß der Hiſtori von An. 1705. und Darbey von obbelobten Hrn: D. G. mit Fleiß gemachten Ans merfungen. So bejeuget Plot. I.c. das in Eingelland dannzumahl fondere bar theure Zeiten einbrechen/wann langwaͤhrende flarfe Regen vorher gans gen. Und gewahren die Einmohnere des Doris Wangen / das / wann Der Hungerbach groß/alle andere Quellen / deren es daherum gar vil hat / in dem Pfarrhauß ſelbs / und anderen Haͤuſeren / uͤberlauffen. Ob aber diſer Hun⸗ gerhach habe koͤnnen ein Zeichen ſeyn des groſſen Sterbens An. 1629. Der Aufruhr 1647. und 1652. des ſo genanten Winterkriegs An. 1655. oder der Peſtilenz / fo An. 1661. und 68. zu Uſter / und anderſtwo grafſiert. (dann domahls der Bad) auch for ſtark uͤberloffen ſeyn) uͤberlaſſe ande⸗ ren / fo fernſichtiger ſein / als ich / zu beurtheilen. | Bon denen Metallen des Schweizerlande. a In dem bergichten Hungarn / Sachfen/Peru, gibt e8 Metallreiche Berg ftätterdorthin muͤſſen die Metallifchen Theile Durch die Waſſer der Suͤnd⸗ flst / wann je des gelehrten Woodwardi Srumdlehr von zertrümmerung und jermürfung der erſten von Gott erfchaffenen Erden in dem Sundfluß ftatt findet/im groffer vile geführtrund Kraft ihrer ſchwere in die Tieffenen der Erden gefunken feyn / allwo fie Dann ganze Serara, Lagen und Aderen von koſtlichen Metallen formierehaben/welche man nun bey fo Metallgieris gen Zeiten mit unbefehreiblicher Arbeit hervor ſuchet / und grabt. So/möchte auch einer gedenken / iſt auch unfer&chmeizerland im feinen iũern Eingeweiden angefuͤllet von Gold / Silber / und andern Metallen / das Eiſen außgenomen; Ich meines Ohrts vermuhte cher das Wiederſpil / und komt mir unſer ober⸗ fie Gipfel von Europa vor alſo / daß in der Sundfſut dorthin müſſen ge⸗ ſchwemmet zund aufgehauffet worden ſeyn fonderlich die jenigen lettichten Theile / welche hernach zu Selen Steinand Marmor worden / zwaren mit den Erlaͤuterungs · Anhang / daß nach fonderbarer Leitung des grundguͤti⸗ gen Gottes Die oberſte / als leichteſte Lage formiert worden auf einer lufti⸗ gen / fruchtbaren Garten · Erde / welches ſchwarze Kleid bald nad) dem — le fluß gezieret / und gleichſam durchtourfet worden mit ber grünen Graß und Anderen ſchoͤnen Krauter-und Blumenfarben / mit denen es anjezo durch Gottes Sägen zu groſſem unſerem Nutzen pranget / ungeachtet ſint dem Suündfluß das Schweizerland vil von feiner Erdenfeißte dem Teutſchland / Niderlanden / Italien / und Fr ankreich mitgetheilet. Gleichwol aber müſſen ſich bey jener großen Erden - anderung gar vil Mesalliihe Theil an Die Lett- Steinichten angehenket haben/ und mit in unfere Lande gefehleppet worden feyn / weilen wir noch simlich vil verfchiedene / und fehöne Metall haben / wie hernach gegeiget werden fol; wiewol unfere Lande / fo wenig als andere/den jenigen Neid, thum befigen/melchen fie gehabt in der erften Welt / da fich wol einzubilden / daß das Gold / und andere ſchimmerende Metall- Schaͤtze an groſſen Klumpen ohnmittelbar auß der Erden müſſen hervor geblinket haben / ſo daß man ohne ſonderliche Muͤhe derſelbigen habe koͤnnen theilhaft werden. Dann der nach gerechtem Gericht Gottes / bey Anlas des erſten Abfalls der Menſchen von Gott / auf die Menſchen / und die Erde ſelbs außgeſprochene Fluch unter anderem auch diſere Wuͤrkung gehabt zuhaben ſcheinet / daß die vorher Klumpen weiſe zuſamengeführte Metalliſche Theil ‚an den Suͤndfluß zerſtüket / zrtrümmeret / und unter die Irrdiſchon / und Steinichten zerſtreuet / und gleichſam flücklein-oder fetzlein weiſe begraben “worden / daher auch unſere jezige Erde der vorigen an Sruchtbarfeit vil nachgibt/und die Metall mit Fir Aue Schweiß,und Fleiß muͤſſen gegra⸗ ben/und von anderen froͤmden / unnuͤtzen Theilen gefönderet werden. Unfere Schweizeriſche Lande / wie fie fo vil offenbare überbleibfelen der Suͤndflut zeigen / daß ſie mit Recht koͤnnen betitlet werden Theatrum Reliquiarum Diluvii,,ein Schauplaz der überbleibſelen der Sündflut / alſo ſein diſer Metalliſchen Theilen zerſtuͤcklung / und weitere Außſpreitung / fo auch ihre Anhenkung an die irrdiſche Steinichte Materi ein lebendiges / ob⸗ gleich todtes Zeugnuß. Es verwunderen ſich die Sächſiſchen Berg-und Metall verſtaͤndigen Ertz-Knappen ab der groſſen Verſchiedenheit der Situa- tion, oder Lagerſtell unſerer / und ihrer Metallen. In daſigen Landen ligen die Metall tieff in die Erden eingefenkt / je weiter man in dero Eingeweide abgrabt / je beſſer und koſtlicher fein die Stuffen / und aber if Die obere Er⸗ den Rinde zumlich — > Hal viler Metakıfcher auß dem innes ren der Erden auffteigenven Duͤnſten verfenget gleihfam Das Graß / Korn und andere Fruͤchte. Hingegen fein in den tieffenen unſerer Gebirgen mehr Maffer-als Metal-Schäge weßwegen dann die aufitigenden/und fich in Wolken / Bruͤnnen / Fluͤſſe und Ste verwandlenden Dünfte begleitet mit wenigen Metalliſchen Theilen die obere Erden Rinde nicht nur befeuchtenz ſondern anbey ſehr Fruchtbar machen / wie deſſen Zeugen ſeyn koͤnnen * unfere sl 16) — — — —— — — ñ— — ——— — — — unſere Alpen / Grasreiche Weyden / Blumenvolle Berg-Gaͤrten / ja das ganze Land / welches gleich dem Land Canaan von Milch und Honig trief⸗ fet. Und ligen die Metall gemeinlich nicht in ihren Aderen / ſondern mehr⸗ mahlen alſo zwuͤſchen den Felſen ſtuͤckleinweiſe eingeſprengt / daß man ſie mit deſto groͤſſerer Muͤhe muß ſcheiden / und /wann man vermeint auf einer guten Aderen fortzuſetzen / auch gute Außbeut zu machen / bald darvon muß ablaſſen: Auch ligen fie nicht tieff fondern gehen / nach Bergmaͤnniſcher Art zu reden / ZU Tag auliß / das iſt / ſie ligen oben / und verſchlimmeren ſich / je weiter man in die Tieffe grabt. Alſo zum Exempel in Schamſiſchen Bergwerken in Puͤndten / halten die oberſten Ertze ſiben Mark Silber im Centner / die jenige aber / welche 13. und mehr Klafter tieff ligen / nur 12. Loth. Welches inſonderheit dienen Fan denen Gewerken 7 welche derglei⸗ chen Bergwerke in Beſtand haben / oder auf ſich nemmen wollen / und aber vor ihre Zubuß auch Außbeut zu machen hoffen. Es loket ſie zwar an die geringe tieffe des Ertzes / hingegen aber ſtehet ihnen im Weg die unbeſtaͤndig⸗ keit der Gaͤngen / welche fich koͤnnen auftuhnyoder die Fuͤſſe von fich ftrecken/ und widerum abfchneiden/oder verlieren / weßwegen man gendhtiget wird Die Zechen bald da / bald dort zubauen/und felbs die Schmelzhuͤtten / und andere Gebaueandermwertshin mitgroffen Unföften zuverſetzen; nebftdeme/ daß bin und wider groffer Mangel an Holz / und die Bergleuhte mit groffer Unkommlichfeit/unter Hoffnung groffen Derdienfts/müffen auf Sachſen hergebracht / und umterhalten /auch die Einwohnexe vor ihre beytragende Mühe wol bezahlet werden 5 fo dag man nach gemeiner Redensart oft eine Ganß in Bach wirft / und eine Wurſt widerum hervor geucht. Sch wil mich aber darbey nicht laͤnger aufhalten / fondern die Gewerkſchaft ſelbs laffen den uͤberſchlag machen / ob fie beftehen oder nicht / und indeffen forts — — vorſtellung aller Metallen / welche ſich in Helvetiſchen Landen finden. | h | r J Von dem Schweizeriſchen Gold. Es fol billich den Vorzug haben das Gold / als das ſchwereſte Metall / welches auch das vornemſte © wicht matt in allen Welthändten/und ans gefehen Ban werden als eine Der herzlichflen Gaben Gottes / zu deren ung gleichſam die Natur felbs gleich als zu einem Magneten zeuhet ; Es ſchnap⸗ pen die Fleinen Kinder nach Gold ; denen ermachfenen iſt nichts liebers / ip En bey denen font Falten Alten findet fich eine feurige Liebe nach an Gold / rc. 7 | | N, 5.) 017 (Den 3. Febr. 1706. 0ER Natur - —— Schweiserlandg. Zweyter har, zz ZZ Zum | ga aubic) Fortgeſezte Biftori des Schweieriſchen Goſds. S befiget diſes Feuergelbe Metall nicht nur die Herzen des armen u Mann / ſondern auch der reichſten Königen / und Fuͤrſten / welche durch deſſen lang oft mehr außrichten / als Durch eifernen Gewalt der Waffen, Propertius wurdiget dife Goͤttin in wenig Verſen fuͤnfmahl zubenennen / wann er ihre Wuͤrkungen alfo außtrufet: | ' Plurimus Auro Venit honos, auro conciliatur Amor. Auro pulfa fides,auro venalia jura Aurum lex fequitur, mox fine Lege pudor. Und hat Antonius Majoragiuseine ſchoͤne Med gehalten von den Lob des Golds (Philochryfus,live de laudibus Auri worinn er die verderbte Sitten der Menſchen / nderbar aber der Geifttichen/durch Die Hechel zeu⸗ het. Difesallen Menſchẽ fo liebe Metall finder fich gemeinlich inei nem weiſſen Quarz / oder in blauen / und gelbem Hornſtein / oder in einem blauen Schiefer / Eiſenſchuß / und Gilbe ( Ercker Aul, fübt. p.93.) fo verborgeny dag man e8 mit groffer Muͤhe / und Unkoͤſten / muß von anderen unnuͤtzen Theilen abfönderen : etwann aber findet man auch das Gold purylauter, gediegen/fonderlich in denen Peruvianifchen/und Ungarifchen Bergwerken/ allwo die Aderen der Raͤbblaͤtern ettvait mit ſolchem Gold durch wirket / oder die Traubenkernlein ſelbs von lauterem Gold ſeyn / oder das Korn mi⸗ gulde⸗ nen auß der Erden aufgewachſenen Draͤten umwunden geſehen wird. Sn un; . ſeren Schweizeriſchen Landen findet ſich auch das gediegene Gold in dem ‚ Sand einicher Flüſſen / von welchem nun in folgender Ordnung zu reden fon el 18 ger Js feyn wird. Difeart Golds / welche unndhtighat durch das euer von ander ren Metallen oder Steinen/gefcheiden zumerden/ fondern allein gerafchen wird auß dem Sandy wird deßwegen genennet gewaſchen Gold / ger waſchene Gotöfligfehen Goldförner / geſeifft Gcldvxeiseuue-, xereltus au Straboni, aurea arena, oder Goldſand / Seiffengold . &repbov bey Arriano , incoctile, dag Feiner Eochung durchs Feuer nöhtig ift: bey anderen obryzum, ö6geuZer, welches Theophilus, Pfellus,und ans dere jüngere Griechiſche Seribenten verwandelt haben in &eusdos xaueos: vor welches obryzum zwar andere verftehen tollen lieber ein durch dag euer / und nicht von der Natur felbs fein gemachtes Gold. Sonſten heiffen unfer von Natur gediegen Gold nach der Zeugnuß Plinii Li, XXX c. 4. Die Spanier Palacras, oder Palacranas, (andere lefen Palacas, Pala- ceonas, ) welches Salmafıus in Solin. p 757. 762. veränderet in Palatas, weilen Die Griechen Durch vararae verftehen eben folche Koͤrnlein / oder ges diegene ſtuͤcklein Bey jestgedachtem Plinio ſtehet auch das wort Arugia, fo auch Strigiles, Stringiles, und til Salmaslib, cit. p.762. das Daniel X5. durch TDIN DONF welches un ſere uberesung gibt / gut Arabiſch Gold, eben diſes gediegen Gold müſſe verſtanden werden. Ich fahre aber fort, weilen mir wol Fan einbilden / daß den meiſten geehrten deſeren nicht darmit gedienet iſt / wann man fie in die Woͤrterſchul fuͤhret. Verhoffentlich dann wird ſchon angenehmer ſeyn / zu vernemmen / wo / und in welchen Cantons das Gold ſich finde twie man mit diſer Fiſcherey umgehe / und wo eigent⸗ lich Die urſpruͤngliche Goldquell ſeye / von deren die kleinen Goldſaͤndlein / oder Flitzſchen herkommen. In dem Canton Bern waſchet man Gold auß der Emmat / nam⸗ lich der groͤſſeren / welche in dem oberen Emmenthal auß dem Berg Schi⸗ benflu entſpringt / und unter Solothurn in die Aren flieſſet; dann die kleinere Emmat ihren Urſprung nimmet in dem Entlibuch im Berg Trefjelftock ‚und flieffitin Die Reif unter Lucern. Alſo auch führet i-bes meldtem Canton Gold die Aaren /Arola, Arar, Araris, welche ihre Quel⸗ len hat / theils auf der Grimſel / theils auf dem Wetterhorn / zweyen hohen Gebirgen / und bey Coblenz in den Rhein ſich ergieſſet. Franciſcus Hafne- zus berichtet in ſeinem Solothurniſchen Schaußplaz P IL. p.320. Daß in dem Schatz dafelbft vil auß der Aren und Emmat gefifcheres Gold aufs ’ behalten worden / welches auch das beſte ſeye / und halte 22. Carat an fin / ſo es durch Spießglaß zum dritten mahl gegoſſen und alsdann durch Bley auf einer Capell gereiniget / jo dag auch zwiſchen Ungariſchem / und Arabiſchein Gold / und Dil Weg 1 | Ba Untere Unterfheid an Farb oder Zähe möge geſpürt werden: Es gehe ihm ab im durchgieſſen 2. Carat / und nie mehr. : In dem Entlibuch / einer Landfchaft des Canton Lucern entfpringer auß der Alp Goldzyten der Goldbach/eben daher alfo genennet / weilen er gebiegene Goldftüffleinzund Koͤrnlein mit. fich führer. Sp führet auch Bold mit fih die oben bemeldte Eleine Emmen, Durch jegtbenanten Canton / und fort hin durch den Canton Zug / die Freyen Aemter / und Graffſchaft Baden fieffee die Neiik/Urfa, Rufa, welche auf denen hoͤchſten Alp-Spisen des Gotthards / und Surfen ihren Urſprung nimmet / bey Altorff / dem Hauptfleken Urner Gebieths in den IV. Waldſtaͤtten See fallet und auß demſelben bey Lucern wider außflieſſet / endlich in die Aren ihre Waſſer außgieſſet / under Windiſeh. In diſem Reüßfluß waſchet man auch aller Ohrten Gold / deme folgendes Zeugnuß zuleget Thurneiſſer Waſſerſch. L. VI.c.2o. daß es halte 21. Carat / und beſſer ſeye / dann das Rheiniſch / ſo daß auch die Goldſchmid darmit vergül⸗ [4 den Fonnen. | Auf dem Groſſen Yubrig / welches ein hoher Berg des Canton Schweiz / an das Sitthal graͤnzend / iſt eine Hoͤle die man nennet das Goldloch / weilen vordifem fol Gold auß derfelben hervor. gegraben worden ſeyn. In Underwalden ſollen Gold⸗ Ertz ligen auf dem Gruͤnberg / ſo ſon⸗ ſten der Neunalper heiſſet / im Melchthal; alſo auch in dem Engelber⸗ giſchen / welches ob Underwalden liget / und aber eine beſondere Herrſchaft außmachet / und dem Kerzen Alpenberg. Wagner. Hiſt. Nat. Helv. p.349. diſes Engelbergiſche Ertz / deſſen unſer S. Wagnerus gedenket / iſt / mie ich vermuhte / eben das / welches fich findet im Bruderloch / mit einem Vitrioli- ſchen Kupferfieß/ in einer Aſchfarben und Ochergelben Erden / melche in den Seuer eine braune Farb annimmet / und darmit einen Crocum Martis anzeige. Iter alpin prim, pıd. Won dem Gold des Solothurner-@ebiethe ift oben bereits bey Anlas der Arenzund Emmat/meldung gethan worden. In Pündten entſpringt der Vor dere Rhein auf dem Berg Criſ⸗ palt / der Mitlere zu oberſt im Thal S. Marie, der Hindere hinden im Rheinwald. Difer Fluß iſt auch Goldreich / dann er / wie Heliſæeus Roͤßlin ſchreibt Ainen reihen Goldſchlich mit ſich Führt / den er auch an vilen Ohrten außſtoſſet / iſt für ſich ſelber gut — ſo 20) ſo ihme aber ein Zuſatz gethan / werden von ſolchem Gold alle Rheiniſche /EChur⸗ und Furſtliche der Reichs⸗Staͤtten Guldene Munzen / die den Nammen Rheiniſches Golds behalten / gema⸗ chet / und an ſeinem Koren 18. Carat feines Golbs behalten. Da zu getvahren/daß bie eigentlich alſo genante Rheiniſche Gold⸗Gül⸗ den anfangs nur in denen Ehurfürftlichen Landen am Rhein gepraͤget worden auß dem Nheinifchen Golde / und auch nach dem Reihe Abſcheid An.ı 576. und Ferdinandi Münzordnung S. fehrner dieweil ic. Pucaten zu munzen nur denjenigen Ständen gebühret / melche ſolches Gold in ihrem eigenen Land und Gebiethe fallen haben. Ich hab auß der Landſchaft Schams in Puͤndten / von Herten Andres, Infpe&ore dafiger Bergwerken vor einem Jahr erhalten ein ſchoͤnes Goldſtüfflein / welches er hat bey Ander auß dem Rhein waſchen laſſen. Wr Es führet auch Gold die Adda / Addua ; Adden / welche auß dem Braulio , oder Wormſer Joch entipringt/und durch das Veltlein ab-end» (ich in den Chumer See fließt/nach der Zeugnuß Wagner Hift. Nat. Helr. Car, P.346. ! € an Difentis, einem Klofter Benedi&iner Ordens, follen auch Gold- sg ſeyn. In der Graffſchaft Sargans bey der Quell des Pfefers Bads findet fich in dem Felſen und gelber darein geftreuter Erde auch etwas we⸗ nigs Gold. Wagner Hiſt Nat. Helv. p.349. Auß Stumph. Chron, L. X. €, 23. und Geſſner de Baln. Helvet. Difes Gold henket ſich zu weilen in kleinſten / doch ſichtbaren Staͤüblein an die Zäpflein/mit welchen die Pfefers Waſſer⸗Glaͤſer geſtopfet werden / danahen einiche darvor gehalten / es moͤch⸗ ten die vornemſten Wuͤrkungen des Waſſers ſelbs von dem Gold herzu⸗ leiten ſeyn. Von diſem Bad aber iſt gehandlet worden oben indem. Theil diſer Natur Geſchichten N.13. und 14. Nun / nach dem die jenigen Ohrte / wo Gold in unſeren Helvetiſchen Landen ſol anzutreffen ſeyn / namhaft gemachet / folget zu erklaͤren die Weiſe / wie die Holder, Goͤldner / alſo nennet man die aurilegulos, Goldfiſcher / welche mit dem Gold ſuchen / und waſchen / umgehen / ſich verhalten. Weilen fie nicht durch die Felſen / wie in Bergwerken geſchihet / mit Gewalt durchs brechen muͤſſen / ſondern denen Uferen / Goldreichen Waſſeren nach ſpazieren / und einen Ohrt außwehlen Eo inen zu ihrer Fiſcherey nach ihrem gefallen / geben fie achfung auf gewuͤſſe Merkzeichen / damit fie nicht lahres Stroh Drofchen/oder ein geringes Tagwerk machenizc. NE) (2) (Den ıo.Febr, 1706, FO OFT OT Natur⸗Geſchichten D Schweiserlands. Swenter Theil. Fortſetzung Don dem Schwerzerifchen Go, XRSV / die Golder / gewahren / daß ſich das Goldreiche Sand fonderbar | finde auf den Klingen / (ſein von dem Waſſer ſelhs aufgeworffene Sandhänffen etwann in mitten Des Fluſſes / welche kleine Sand Inslen unſere Golder auch Grien heiſſen ) weilen dorten dag ſchwere Gold-Sand ligen bleibet / und das leichtere von dem Fluß ſelbs wegge; ſchwemmet wird / wie dann bekant / daß in denen Bergwerken ſelbs durch die fo genanten Waſchwerke Die leichtere Steinichte / oder lettichte Materi des gepuchten / oder in Pulper zerſtoſſenen Ertzes abgeſchwemmet wird / und die ſthweren Metalliſchen Theile zuruck bleiben. Auß diſem Grund ſuchen unſere Golder ihre Schaͤtze (dann diſe armen Leuhte fo vernuͤgt / wann ihr Tag. werk einiche Groſchen höher komt / als gemeinlich / als etwann ein hoher Bo, tentat wann ihme ein Bold- oder Silberflott in feine Hafen einlauffer ) auch in und bey Wirblen / hinder denen Stauden und Sefträuchen, Es leh⸗ ret über dig Loͤhneiſen vom Urſprung der Bergwerken. pc, daß das bequemfte Laͤger zum Goldwaſchen ſeye / wann e8 neben ihm gegen Mitternacht habe ein Gebuͤrge / und gegen Mittag oder Abend ein Fläche/ darzu fein flieſſen fol fein auß dem Abend in den Morgen. Dbdife Regel bey uns koͤnne oder ſolle in acht genommen werden / wil ich nicht bejahen/fons dern wolte hingegen bey dem Erempel der Reüß und Aren cher dag wider: fpil zeigen. Das aber weiß ich / daß unfere Goidner Achtung geben auf dag, was Alvarez haf in feiner Beſchreib. Zthiopien. cap. 39. Pıı62. Daß fie ſonderlich auf Die Beut außgehen warn Die Goldreiche B | he | che Bergwaſſer vom Plazʒregen / oder geſchmolzenem Schnee an - oder gar über die Ufer geloffen, IMS . | und 52 22 )S8- und etwann von einem Geſtad ein flück Lands weggefreffen / und an das vorüber ftehende Ufer geführt/folglich Das unnuge Sand von dem ſchweren Gold Sand gefcheidenbat. In Chaxuma,alfo fehreibt jeztbemeidter Al- varez, fi oft groſſe Wetter / und Plazregen Eommenz laufft jedermann/jung und alt, Manrer und Weiber zu Feld / und fuchen das Gold / fo durch den Regen / und Waſſergüſſe außgewaſchen worden. Alſo fehen wir / mie die Mohrenzund Schweiger einen Lehrmeifter haben/namlich die Erfahrung ; und ftudieren diſe fo wol / als jene auf Denen hohen Schulen, toelche Strabo Lib,V. p.214, heiffet xeveorruoe. Sılius Italicus XVIv.25. arva aurifera, die Teutſchen Goldwerk / Goldbrünnen/ Goldkißwerk; Das Alter diſer Academi kan fort geſtrekt werden bis zu denen Guldenen Zeiten / fo vor dem Suͤndfluß geweſen / und Fan wol ſeyn / daß Adam ſelbs / oder Thubalcain, die erſten Golder geweſen. Die Profeflores fein die Goͤldner ſelbs / welche in Bergmaͤnniſcher Sprach genennet worden Goldwaͤſcher / Goldgruͤnder / Goͤldner / Seiffe narbeiter / Seyffner. Ihr Buch iſt das Gold⸗ Sand ſelbs / Aurum Auviatile, das Waſchgold / Seyffen⸗ gold / atena aurifera Silii Lib. XVI. v. 598. Ihre Recdtores fein die hohen Pınde -Obrigkeiten / unter deren Schutz fie ihr Stuͤckbrot durch Golden verdienen; um fo vil deſto eher / weilen das Golden gerech⸗ net wird zu denen Regalien der Fuͤrſten / worvon zuſehen Seckendorff Fürſten Staat p. 337. Meurer Tom, V. Der Forſt- und Jagd⸗ Rechte. p. 103. Struv. Diſſ. Jurid, de Auro Fluviatili Th. 12. 13. &c. Zwaren iſt man in unſern Eidgnoſſiſchen Landen nicht ſo genau / wie anderſt⸗ wo / zum Exempel in der Pfalz / da der Churfuͤrſt die zwuͤſchen Mannheim und Oppenheim habende Goldgruͤnde gewiſſen Perfonen i: Beſtand gibet / und zu Urkund deſſen gewiſſe Beſtand Brieffe gußſertigen laſſtt. Wie in anz Europa bald Fein Land iſt / da die Volks-Freyheit in groͤſſerem Grad ich finde / als die Eidgnoßſchaft / alſo zeigen ſich auch bey ung die wahren überbleibfelen des jenigen Natur Rechtens / mit welchem Gott die Menſchen begabet / kraft deſſen einem jeden das zugehoöͤret / was er findet / ex Fuß. I. de Rerum divifione, Unſere hohe Oberkeiten machen kein Monopolium auß dem Golden / man laſſet jedermann ohne Unterſcheid zu / Gold aufzuſuchen/ und zir waſchen nach belieben mit dem Vorbehalt zwar / daß ein gewiſſer Zehenden /oͤder alles gefundene Gold in gewiſſem Wehrt der Oberkeit /oder dem Landvogt zugeſtellet werde. Wie dann die Bauren in der Grafſchaft Badẽ ihres ob. Klingnau gefundene / und vorher geſchmolzene Arengold brin⸗ gen in die State Baden / laſſen es bey einem Goldſchmied waͤgen nemmen son ihm einen Zedul / und bringen ihn dem Landvogt /der dann — —J Thaler E- Thaler vor die Kronen gibt. Das uͤbrig / ſo etwann 4, Thal. oder 3. Kro⸗ nen / oder 32. ß. bleibt dent Sandvogt,- Es ift dig ein alter und auf die Bilichkeit gegruͤndte Sach/derhalben eine außtrukliche Sagung flebet 1.3. C. Theod, de Metall. Quidquid aurum amplius colligere potuerint, bſco potilfimum diftrahant , 3 quo competentis ex largitionibus noftris pretia fufcipient, So iſt befandt auß Köppen. Quæſt. 59. c. 13. mie die Fuͤrſten in Teutfchland fich den Silberfauff in ihren eigenen Landen vorbehalten ; und findet ſich Des Goldshalben folgende ſcharffe Satzung in der Berg- Drdnung in Nider Defterz. Landen Arc.ız7. Alles Gold / und ſo auf dem Waſchwerk gemacht/folniemandanders verkauft merden/bey uns fer ſchweren Straf an Leib und Gut. Ich glaube aber auch/ / Daß in einichen Eantong auch difere fonft fehuldige Pflicht nur nicht einmahl bes gehrtyoder eingeforderet werde. Schreiten ir fort zu Der Weiſe / deren fich unfere Golder bedienen / das Gold von dem Sand / oder Schlicht abzuſonderen / fo finden mir bey ihnen eine kunſtliche Einfalt. Einiche waſchen das Gold-Sand durch ein wullen Thuch / wie der fo genante Nordlinger iſt in dem die Goldflizſchen hangen bleiben / glas einſten die Einwohnere der Landſchaft Colchis mit ihrem Waſchgoid umgangen/nad) der Zeugnuß Strabonis Lib. Xl. p.499. welchtr auch daher leitet Die beFante Fabel von Dem Aureo vellere, oder Guldenen ließ. Andere neinmen das Bold in eine Mulde / waſchen dei Sand darvon/alio daß nichts überig bleibt / als der ſchwarze und weiſſe Schlicht / laſſen dann Quekſilber hineintauffen / welches das Bold an ſich ziehet / tuhn diß in ein Leder/ſo gehet das Quek⸗ ſilher durch / und bleibt Das Gold in Leder / juſt wie man verfahret in der Grafſchaft Schwarzenburg / nach dem Bericht Thurneyferi Lib.V- e.5. Es gemahren aber die / welche die Scheidfunft recht verſtehen daß man auß dem Bold-Sandeinenmeit grofferen Nutzen begeuhen Eönte/als würt⸗ lich geſchihet / und nahm entlich durch Mittel des Feuers nebft einem theil ea beraußbringen given theil Silber/ welches aber die Golder nicht verſtehen. "ltd Der vorgefeten Ordnung gu folg gehe fort zu fuchen die mahren Quel⸗ len / auß welchen die Bold Staub-und Koͤrnlein herkommen / und jo dit deſto freymuͤhtiger / weilen nicht wenig an diſer Unterſuchung gelegen / und die jenigen Cantons / oder Zugewandte Ohrte der Eidgnoßſchaft / in deren Gebiethe die eigentlichen Soldquellen koͤnten entbeket werden / groſſen Nu⸗ tzen ſo wol vor das gemeine Wefen / als angehörige Privatperſonen / ſchaf⸗ fen koͤnten. Es finden ſich diſer Sach halben fo wol in alt aug dem Schwei⸗ a (24) EEE —— — — — — — ——— Schweizerland verſchiedene Meynungen. Die wenigſten halten darvon / es werde das Gold in dem Sand nach und nach durch der Sonnenwaͤrme / unter allgemeiner wirkung des Weltgeiſts gezeuzet: Die meiften Selehrte and Ungelehrte / wollen/ daß innert denen Sebirgen/in Dem Eingeweid der Erden fih finden rechte/reiche/ Soldquellen/da diß edle Metall hauffig bey⸗ ſamen / von dannen aber Durch die Waſſer abgeflößetzund anderſtwohin ges fuͤhret werde / ſo daß man bey dem Urſprung der Aren / Reüß / und Emmaten reiche Berg-Schäke zuverhoffen hette. In diſer Meynung ſtehen wir Schweizer ſelbs / aber auch / wie jezt werdeufet/ die meiften Gelehrten / als Georg. Agric. de Ort. & Cauſ. Subterran. Lib.V. p.77. Löhneifen von Gold Ertzen und Goldſchlichten P- VII. p.ı29, Bafıl. Valentin, Tom. II. Chymic, Lib.I. e.14 anderer zugeſchweigen. Mir komt wahrſcheinlicher vor eine Dritte Meynung / melche waren wenig bey anderen antrıffe/aber gleichwol mit noͤhtigen Beweißgruͤnden vortragen / und darbey Dem gechrs ten Leſer eine vollige Freyheit uͤberlaſſen werde zu kieſen das jenige / was ihme ſelbs am fuͤglichſten dͤnket. Mir komt dag jest ſtehende Erdengebaͤu vor / gleich Woodvvardo in feiner Geograph. Phyſica als eine groſſe Kugel / wel⸗ che wo nicht gaͤnzlich in dem Suͤndfluß zermalmet worden / doch die geſtalt⸗ fame ihrer oberen Rinden merklich veraͤnderet in die jenige / ſe man jezund vor Augen ſihet. Ich zweifle nicht / es ſeyen die koſtlichſte Metall vor dem Suͤndfuß oben zu Tag gelegen / daß man Feine groſſe Muͤhe gehabt / fie zu ſamlen: jezund aber iſt alles fo zerſtreut / und zerſtuͤklet daß man nicht an. derſt / als mit ſaurem Schweiß / die Goldſtaͤublein muß zuſamen lefenzun bin ich verſicheret / daß die Gold-Ertze ſich nicht nur finden in denen Einge⸗ | eiden Der Bergen / da Die eigentlichen Sold Bergwerke ſeyn / fondern bald an allen Ohrten / in aller Erden/in allem Sand/ (tie dann bekant des Joa- chimi Beccheri Minera Arenaria perpetua, fd zu Frankfort heraußkommen An.ı68o. und anzeiget/wie man in Doll-und Engelland rechte Soldgruben an dem Ufer des Meers aufrichten Fönte) in den Kieſelſteinen Marmor- und anderen Felſen: ſonderbar aber gensiffe Striche Laͤnder / als in unferer Eidgnößichaft das Berngebieth / die Freyen Aempter/die Sraffibaft Bar den?c. Dadas Gold nicht nur fich finden laffet an denen Uferen der Flüſſen / fondern in denen Aeckeren / und anderen Öuferen die niemahlen von den‘ naheligenden Waſſeren fein uͤberſchwemmet worden: Es iftoben angedeus tet worden / wie Die Golder fonderlich gute Beuth zumachen boffen/ wann ein Stuck von dem feften Land durch die Waſſerfluten meggeriffen / und‘ auf eine Klinge/oder an das vorüberſtehende Ufer getragen wird / c. 9 9 — —r N.7.) lee (Den 17. Febr. 1706. ET OT ET OT ET Natur ⸗ Geſchichten — — De 8 | — N T, AN Schweizerlands. Zgweyter Dheil. a Anhang vondenen hie Draueftendes Schwerserifchen Goſds. Ü x Ann die Soldquellen in unferen Gebirgen zuſuchen / ſo Fanich mir nicht einbilden wie das Gold koͤnne zu Mannheim in der SP fat sb) häuffig gefiſchet werden / nach deme es von denen höchſten an nerifchen Alpgebirgen hefte müffen durch den Rhein abgefiöflet werden in ' | | | den Boden⸗See 7 und von Dannen einen noch fo weiten Weg durch die Schweizerifche und Teutſche Lande gehen / und doc) in Pundten ſelbs weni, ger Gold-⸗Sand sufinden ſeyn / als ın der Pfalz. Alſo auch Ean ich nicht begreiffen/wiedas Gold / ſo ſich finden laſſet in der Reüß / von der Furca, und Gotthard / wo fie entſpringet /von Dort abgeführt werde gen Altorff ‚und von dannen Durch den IV. Waldftätten-oder Lucerner-See in die Frehen Aemter; oder / es muͤßte das ganze Urner Land / wo die Reüß durchfließt/ein Goldvolles Hevila ſeyn. Don den Süber dis Schweizer⸗Lands. Der natürlichen Ordnung nach folget das zweyte von edlen Metallen) deffen Macht fich fo weit über die Erden/und der Menfthen DVerzichtungen erſtreket / als des Golds. Zwaren ift an Schönheit / und Koſtlichkeit ihme ‚das Gold überlegen/eg erfeßet aber bey dem Silber den Mangel des herr⸗ ‚lichen Glanzes die groͤſſere Menge / welche bald in allen Landen der Welt an⸗ getroffen wird. In unſeren Helvetiſchen Landen iſt des Silber - Ergeg ‚halben arad Anfangs zugewahren daß in unferen Grbirgen fih nicht finden | | koſtbare / und weichflüſſige Silberſtuffen nirgends Fein gediegen / gewach⸗ fen, 553 (26 )ES- ſen / Haar Silber / tein Rohtguͤlden Erz/ oder Glaß Erz / oder Horn Erz / ſondern unſere Silber-Ertze ſein meiſtentheils hart / ſtreng in fathige Stein eingeſprengt / oder mit dem Bley Erz untermiſcht mehr Hten-oder Kupfer-als Silber Erze zunennen/ alfo Daß fih niemand grofle Außbeuten fot verfprechen. Wir tollen aber ohne fehrneren Umſchweiff fchreiten zu Exzellung der jenigen Ohrten lobl. Eidgnoßſchaft / da Silber⸗ Eltze anzutreffen / und dero Hiſtori dem geehrten Leſer mittheilen. In dem Canton Zürich wiſſen wir von keinem Silber⸗Erz / als deme/ fo um das Jahr 1559. gegraben worden auf dem. Schnabelberg/einent Theil des Albis⸗Bergs Albbii, da vor difem geſtanden einenamhafte Bes fung/befeffen von denen Srenherzen von Schnabelberg/ welche aber einge nommen/und zerftört worden An.ı308, Difes Silber Bergwerk ift zwa⸗ ren zu unterſchiedlichen mahlen eroͤffnet / allezeit aber / weilen es die Unkoͤſten nicht moͤchte ertragen / widerum verlaffen worden. Eſcher Beſchreib⸗ des Zürich- See / p.261. Wagner. Hiſt. Nat. Helv, p. 350. In dem Canton Bern finden ſich Siber-Erge bey Bex, Bactiacum, einem Dorff/obenandemGenffer-See gelegen. Wagner lib. cit.p.349« Bey den Urneren follen fich auch Ertze finden / nach Wagneri Zeugs niß J. c. Ich habeaber hiervon noch Feinen eigentlichen Bericht. Auf dem Groſſen Diethelm / einem hohen Gebirg im Silthal⸗ Schweizergebieths / zeiget man ein Silberloch / auß welchem ehemahlen vil Silber muß hervorgegraben worden ſeyn. Iter alpin. prim. p.6. In dem Canton Underwalden fol Silber Aderen haben der Berg Schnyden / in der Pfarrey Saxlen / und alſo auch Woͤlflis Alp im: Melchthal. Wagn. 1. c. p.350. In dem. Canton Glarus fande man auf dem Perg Guppen/ob Schwanden / etliche Anzeigungen eines Silber⸗Ertzes An.ı526. worauf der Berg nach Bergmannifcher Weiſe gefreyet / und eine Gruben aufger ſchlagen morden von vilen Landleuhten / und froͤmden / bevorab Hr. Selig Srebel von Zürich/ und Conrad Srebel von Baden) welche Bergleuhte auß Koachimsthal befehrieben/es ward aber nichts fonderliche außgerichtet / weilen die Aderen / fo man vermeinte gefunden zu haben / ſich allezeit wider verlohren. Valent. Tſchud. Hift, Reform, Glaron; ad: An.ısıe. deſſen gedenket auch Wagner. P349 In Puündten gibteshinund mider Silber-Erke. Wagnerus p:350. " gedenket foigendeg:. Im Thal Ferrera;Scarla; in der Landſchaft Davöss im dem Berg, Fodera,, oder Pesfalario „Buffalor / im unteren Engadein/ 5. Stund | 35 (27 JE” | 5. Stund von dem Dorff Lavin, fo auch im Schamferthat. Die Land» ſchaft Filliſur fol fo vil heiſſen / als Vallis aurea, ein Goldreiches Thal / weilen man alldort vor An.1618. Silber / Kupfer und Bley in zimlicher Menge gegraben/und fein auch dieſelbigen Bergwerke zu unſeren Lebzeiten widerum geöffnet/und gebauet worden. Dißmahlen werden noch gebauet die Gruben im Schamſerthal / ob dem Dorff Ander / nicht aber mit ſolchem Glück / wie zu Anfang des juͤngſt verwichenen Jahrhunderts / in Be⸗ ſtand Hrn. Holzhalben / und Nüſcheleren von Zurich. Diſe waren fo_gluß- haft / daß ſie aͤle 14. Tag ein ſtuck Silber goſſen / ſo ſchwer/ daß der ſtaͤrkſte Mann genug daran zutragen hatte; Die Unkoſten bezahlten fie auß dem Bley/ und Kupfer. Die Gange in den Gruben waren fo reich / Daß Die Knappen / wann fie am Abend auß der Gruben gangen/und ein euer darein gemacht / am Morgen ein zimlich ſtuk rein außgegoſſenes Silber funden. Sie theilten aber groſſe Almoſen auß den Armen / und je mehr fiegaben/ je reiche⸗ ven Sägen genoflen fie im Bergwerk. Sonderlich wird in denen Annalibus des Ohrts geruhmet ein Frau Regula Nüſchelerin / als eine rechte Muter der Armen / welche fie alle Freytage gefpiefen mit Fleiſch / Suppen / und Brot. Nach deren Tod hörten auf die ÄAlmoſen / und mit ihnen der Berg-Sagen/ es entftuhnden allerhand Mißhelligkeiten / und gienge alles zu Grund. Die Herzen Sranken von Plurs hatten in diſer Schamfer Landſchaft 7. Sruben/ und bereicherten fich fehr darauß, Nach dem aber An. 1618. der gerechte Gott den Flecken Plurs mit allen feinen Einwohneren mit einem Eläglichen Untergang An.ı618. geftraft/fein auch Dife Gruben zerfallen, Difere bes fondere Nachricht habe vondem Ehrw. Hrn. Lud. Molitere , Pfarzer zu Ander. Auf dem hohen Gebirg Galanda /welcher zwiſchen Chur /und dem Vettißthal im Sarganfer Land / auch felbs in jezbenanter Landſchaft Schams / und anderſtwo in Puͤndten / findet ich Silber-Erz in einem weil: fen mit Berggruͤn / und Bergblau durchmengten Geſtein. Es fol auch Silber Aderen haben bey Obervatz / Diſentis; und im Thal S. Maria. 4 * Walliſſer Land gibt es auch Silber⸗Ertz / namentlich im Eiſchol⸗ lert hat / im Rarer zehnden; im Enfiſcherthal / und zwiſchen Fertorin,und Gruͤn / des Siderzehndens; Sm Thal Baneas / in Undermwallis. Wagn. Ic; 350. auß Simler Valleſ. p. 20. 23. 28. und Paradin. Chroniq. de Savoye, pag.ig. In der Herrſchaft Engelberg / welche an Uri / Underwalden / und Bern angraͤnzet / und dem Kloſter diß Nammens / Benedictiner Ordens eigenthumlich zugehoͤret / fein auch Silber-Ertze im fo genanten Bruder⸗ hoch / und Geißloch in Vůrioliſchem Stein / und Erden / auch in der Repen und J und auf dem Joch / einem hohen Bergideffentetfteren auch gedenket Waga, Helv. Cur. p. 350. i N Pe Ye Von dem Eifen des Schweizerlands. | Es iſt bekant daß die Chymiei mit einem Zeichen ZU abbilden den Friegerifchen Abgett Mars, Den Planeten Mars, und Das Eiſen / ia ſelbs Difeg letitere mt dem Martis Titel befleiden. Ob ihnen hierzu Anlas gegeben habe der Einfluß des Martiahfchen Geſtirns uͤber das Eifen/und Martialifche Gemuͤhter der Welt / oder die rohte Geſtalt des Martis, und Eiſens / wil ic) dißmahl nicht unterſuchen / daß aber den Naſweiſen Steinſeheren zuge⸗ fallen allhier ein ſetzen / daß es ſcheine / ihr Martialiſcher Grundſatz von Martia- liſchen Einſluͤſſen uber Martialiſche Laͤnder und Gemuͤhter bekraͤftige ſich nicht wenig Durch Das Cxempel unſerer Helvetiſchen Landen. Der alte und neue Friegerifehe Genius Der Schroeiserifchen Nation iſt aller Welt dureh) verrich⸗ tete Heldentahten genugfam bekont / daß ich unnoͤhtig habe die Wahrheit Difer Sach zubeweiſen. Ich füge aber auch hinzu / daß bald Fein Sand fo vil Eifen-Erz hat/als das unferige, Nur fehleeesunsangenugfamen Beweiß⸗ gruͤnden / daß unſer Vatterland ftehe unter einflieffender Regierung Des Irr⸗ fternen Martis, vor allen Laͤnderen auß. Koͤnte mich jemand deſſen bereden/ fo wolte ich Eeflich bebaubten / daß unfere Schmeizerifche Gemuͤhter / und Seiber geftächlet wurden von oben herab Durch Fraftige Einflüffe auß dem Planeten Himmel/geflächlet von undendurd) Martiatifche auß unferem Eis fenreichen Land aufiteigende Duͤnſte / geftächler durch) eigene in alten Ads miſchen / Oeſterreichiſchen Burgundifchen / und beutigenfy mol Außlandis ſchen / als einheimifchen Kriegen/fo vilfältig geubte Kriegserfahrenheit / zu Deren auch unfere Kinder angeführet twerdenzehe fie recht auß der Schale geſchloffen: Ja ich wolte endlich mich und andere bereden / daß wann je bey einer Nation die Kunſt der Feſtmachung fich folte findenvfolche der Schwein zerifchenyals ein Vorrecht gebühretezum ſo vil mehr / weilen unfere Leiber von rauher Kalte der Winden auch fo zu reden gehärtet werden wie wir” oben in J. Theil N. 17. P6s. geſehen / daß das Bergholz von Eriegerifchen ” Voͤlkeren vor anderem auß zu bereitung der Waaffen gebrauchet wordeny / als das härterezundleichtere; und im Sarganfer Land / da Die reichen Stas helbergwerke feyn/daß aufwachfende Holz felbs gleichfam geftählet wird, ” Ich wil weiters mit difer Dernünftelung nicht ſchreiten / damit nicht man” chen Hafen eine Forcht vor dar Schweizeriſchen Nation einjage/oder ander” ren einen Weg geigerauf unbegrundte Brundfag/ oder einbildifche Vorur⸗ theile ein ganzes Gebaͤu allerhand Scheinwahrheiten aufzufuͤhren / wie ſolche Schwachheiten an ſich haben obbenente Sternweiſe / und Chymiften. Wil hiemit diſes alles in laͤhren Luft geredt / oder geſchriben haben / und fortfahren zu dem Schweizeriſchen Eifen- Erz ſelbs. 4 Ei N) 238 (29) 83Den 24. kebr. 170⸗ TE EEE OT ET Natur⸗ — Schweiserlande. Zweycer Cheik, Anhang Don den Bifendes Schweiserfanos, DI ganze Berg Jura, deſſen gedenfet Cæſar Lib. I, Bell. Gall. Plin L. III. c 44. und andere alte Scribenten mehr under dem Nam⸗ men Juraflus, VoveXeı®- , Vovgarcos , Tea , ift bald Durchauß in feinen Eingeweiden angefüllet mit Eifen/und Eifenfchäffigem Kieß, Under difem Nammen des Jura aber verfiehen wir den groffen Strich Gebirgich- ten Landes / welcher fich zeuhet von dem Schaffhaufer Gebieth / durch den Canton Züurich / die Braffchaft Baden / die Cantons Bern/ Solo⸗ thurn / Bafel/die Srafichaft Neuenburg / und folgender Strich Sans des längit den Genffer See hin bis in Frankreich. Hiemit gehören unter difen Titel gar vil namhafte / mit ihren befonderen Nammen bezeichnete Verg / als de Randen / Legerberg / Blauen/Boͤtzberg / Schaffmatt / SOber⸗ und Nieder Hauenſtein/ Waſſerfall / St. Claudis Berg / und andere mehr. n Auf dem Lagerberg Züricher⸗Gebieths / welcher fonft auch heiſſet Laͤgeren / Laͤberberg / Legerius mons, finden ſich ſchon zimliche Anzeigen eines Eiſen Ertzes / namlich allerhand figurierte / oder gebildete Stein von Eiſen / oder Eiſenſchüſſigen Kieß / deren einiche vorbilden runde Zufer-Erbs fen / glatt und Eraufen/groß-und klein / Cubeben / Wuͤrffel / Schneklein Mus ſchelen / Sternlein / Ammonshoͤrner / und ſo fort: und namentlich findet man diſe Steinlein indem Poppelzer Berg / bey dem Wachthauß; an der hans ‚genden Rüti / ꝛc. Ben denen Zuker⸗Erbsfoͤrmigen Eiſenſtüfflein Fan der rurioſe Liebhaber gewahren / daß rund um ihre auſſere Flaͤche zu Pen | ervor (30) hervor ragende viereket Pyramidaliſche / oben zugeſpizte / oder abgeebnete⸗ Stuklein / und folglich diſere Art Steine fuͤglich kan in Vergleichung geſetzet werden mit jenem roſtfarbigen grobſpitzigen Marcafit, mit vor ſich geihobenen Buklen / ſo ſpitzig ſein / wie ein Diamant / Brackenhof. Muſ p. 65. ja auch mit jenem Siderite, welchen unter dem Titel eines Dia⸗ mantfteing auß Indien befommen hat Salmafıus. in Solin. p: 773. 774: Difere Anmerkung habe allhier beyfegen wollen / weilen von folcher Geſtalt fein. die meiſten Eiſen Kieß / welche auf unſeren hohen Gebirgen ſich finden / und mehrentheils kuͤglicht ſeyn / als zum Exempel fein koͤnnen Die jenigen Schwefel Kieß / welche in. der Freyherrſchaft Hohen Sax / ob dem Dorff Frümbſen anzutreffen. | In dem Canton Bern gbtes Eifen-Ergein denem Bergen Baum⸗ garten / Boͤtzberg / und allda im Adlersberg Schoͤrtzberg/ ſo zwuͤſchen Habfpurgy und Braunegg ; weiters im Mullithal / Haßlithal / und Gutenthann / deren auch meldungtuht Wagner Hiſt. Nat; Helv. p.3j% und Raͤbmann Geſpr. von Bergen/p:igg: Bey dem Dorff Leng⸗ nau grabet man auch ein reiches Eiſen⸗Erz / welches man ſchmelzen laſſet im benachbarten Dorff Grenchen / Solothurner Gebieths. Es eignen ſich aber die Herren von Bern zu den zehenden Kübel voll / zu einem Zeichen Der hohẽ Terutorial Bottmaͤſſigkeit / wie diß auch practiciert wird in der Graffſch. Baden. Das Eiſen⸗Erz / welches ſich überall durch die Grafſchaft Baden / und im Boͤßberg / ſo auch zu Lengnau findet / heiſſet gemeinlich Bon⸗ Erz / weilen es den Erbſen und Bonen ſich gleichet / welche eintweder frey auf ein⸗ ander ligen / oder in: einem: gelben Lett⸗gleich als in einer Muter / eingeſenket feyn. | SR In denk Canton Lucern iſt Eifen-Erg in der Alp Bleiken/ in der Pfarr Schürpfen. Wagner. MSC. | In dem Canton Urt it Eifen in dem Schwarzen EraBergr Wagner Hiſt. Nat; Helv. pi. 390. / Die Underwaldner haben Eiſen Erz im Melchthal Id pası. „Der Canton Solothurn har Eifen-Ers in denen Land vogtheyen Falkenſtein ben der Cluß; Thierſtein bey dem Dorff Erſchwyl / und Gilgenberg. Id. I. c; Die Glarner haben Eifen- Erz auf Guppen / einem Berg ob " | Schwanden ıd Ic. Esylaudaufzumbefanfen Berg Glaͤrniſcht an feiten des S ge ee ” _ “ —r * BUN wa. — — — — Der Biſchoff von Baſel bey dem Dorff Richoner, 2, Meilen von Diel/an den Waſſer Schuiſſa, Wagn, MSC. Man grabf auch Eifen-Erz unterhalb der Stait Urſiz am Berg / das wird in Schiff geladen / und gen Bellefontaine herab: zu ſchmelzen gefuͤhrt / da jährlich 8oo. ober 1000. Centner Eiſens gemacht werden. Vrſtis Baßler Chrom. prii. | In der Grafſchaft Baden / welche von VIE, alten Ohrten geregiert wird /I at gar vil / und gutes Eiſen· Erz. Der ganze Berg· Strich vom Cap⸗ pelerhof (da die Herzen Merianen von Bafel vor weniger Zeit haben ar⸗ ‚beiten laſſen } hinweg bie: auf Endingen hinab / iſt voll des fo genanter Bon Ertzes / welches erſtlich gewaſchen wird auß dem Lett in Fleinen Muls den / und dann bey Lauffenburg an dem Rhein m Eiſen geſchmolzen. Der gehende Kübel aber gehoͤrt der hoben Lands Oberkeit. Es ſchreibet Wag⸗ ner in feinenMSC. das auch bey Teger felden in den Aekeren funden werde sin gut Eiſen· Erz / auß welchem ein gar guter Stahel gemachet werde, In 232 (32 = Im der Grafſchaft Sargans habendag oben im J. Theil P. 9. ans geruͤhmte Eifen-und Stahel Bergwerk in Beſtand die Herzen Gaaden von Flums. | Von dem Kupferdes Schweizerlands. Das Kupfer / und auf ihme gemachte Erg oder Meſſing / auri- ehalcum, denen zugeſezt werden Fandas neuerfundene Prinzen Metall / gehören nicht under die geringfien Metall. Der ſchoͤnroht und gelbe Gold⸗ &lanz loket manchen Alchymiften , daß er fich underfiehet/den Schmefeh des Kupfers noch mehr gu Agiren,und dardurch in das Gold ſelbs zu vers wandlen. Sin denenalteften Zeiten hat man das Kupfer und Erz fehr hoch gehalten. Darvon wurden gemachet die Gefchir2 des Tempels Salomons. 1. Reg.7:45. Job vergleiche den Himmel mit dem Erz /Cap. 37: 18, tie auch Homerus ihne nennet mornugaraıı. Der Sohn Gottes felbs vergleis chet fich mit glangendem Erg/Dan.ıo:6. Apoc. 1: 15. Ja eg feheinetder Gebrauch des Ertzes alter fein/als der Gebrauch des Eifens/mie auch das Ehrine IBelt-Alter dem Eifernen vorgefeget wird. In denen Nordiſchen / von alten Eimbreren bewohnten Sanden / wo man in denen Grabhuͤglen Eifen findetda ligen annoch die Urnz fepulchrales, oder Grabdoͤpfe / unver⸗ ſehrt / wo aber denen Todten zugeleget worden kuͤpferne Inſtrument / oder Waffen / da iſt von irzdinen Geſchirren alles zerfallen zum Zeichen einer hö⸗ heren älte: und bezeuget Hefiodus Oper, & Dier. v.149. als in dem Ehri⸗ nen ZBelt- Alter alle Waffen / und andere Inſtrument Ehrin / und das ſchwarze Eifen nech unbekant geweſen. Die alten Roͤmer bedienten ſich der Ehrinen Tafelen / ihre Geſatze / Erkantnuſſen / den Lauff des Geſtirns darauf vorzuſtellen / und hieſſen fie es ſücum. Die Geſchirr / Goötzen / Thuͤren / Saͤulen / in ihren Templen waren von diſem Metall. Wie groß annoch jezund der Nutzen ſeye / den wir von dem Kupfer und Erz haben / zeigen vil⸗ faltig die Kochgeſchire / welche auch / ſo fie nicht wol verzinnet werden/ oder auß einer unrechten Vermiſchung eines gefahrlichen Zuſatzes / zu groſſem Scha> den Der Geſundheit gereichen koͤnnen. Kircherus in feinem Mund, Subter. L. X. p. 218, ſchreibet / daß ein zweyfaches Mefling ſeye / ein natuͤrliches / welches auß einem gewiſſen Erz gekochet werde / ohne anderen Zuſatz; Das einte kunſtlich / oder durch Kunſt/ und mit Zuſatz anderer Mineralien gemachet. Ein natuͤrliches Aurichalcum, gay anxev, Oder wahrer / eigentlicher / Meſſing fol geweſen ſein das Nicæni- ſche / an Farb gelbe Kupfer auß Bithynia, xaAnos Ninamwos, Aykovgeı ©, %0- Ayußyros, Es Nicznum , Demonefium, welches befchreiber Salmafıus Hyl. Tatric, p.223 &c. | | N.9) | a) Den 3. Mare. 1706, Natur ⸗Geſchichten Schweizerlands. Zweyter Theil. „Aa Donden&upfer des Schweizerlands. B diß ein wahrer Meffing geweſen / von deme letſthin gemeldet wor⸗ | den / oder / ob jegund ein natürlicher Mefling in der Welt ſeye / wird ſehr gezweifelt: Der Weltberuͤhmte Agricola de Nat,Foflil.L.1.p.187- wil von keinem anderen wiſſen / als von dem / ſo die Kunſt hervorbringt. Heu⸗ tigs Tags weißtman auch nichts von dem natuͤrlichen Meſſing. Wahr iſt es / daß es Marcaſiten, oder Schwefelkieß gibt / die ein Außſehen haben / wie der ſchoͤnſte Meſſing; Einen ſolchen zwoͤlff ſetzigen Krieß habe unlängft erhalten auß denen Walliſſer Gebirgen; wann man aber dergleichen Kieß in den Ti⸗ gel wirft / ſo komt nichts zum Fluß / und rauchet der Schwefel ab. Von ſolcher art Kieß iſt / wie ich vermuͤhte / der Meſſing / deſſen Wagnerus gedenket in feiner Hift, Nat. Helv. p.354. daß darvon beſtehe ein ganzer Felß im Weggi⸗ thal/in der Mark / Schweizergebieths / welche ſchwer / und am Glanz dem Gold / oder Ertz gleich ſeye / aber Durch Feine Gewalt des Feuers koͤnne ges ſchmolzen werden. | Auf dem Moͤrtſch⸗Berg / Mirtih-Stod/melcher aufder Glar⸗ nerifchen feiten des IBallenflatter Sees aufiteiget / ift ehemahls ein Kupfer-Erß gegraben worden. J — In Hoher Rhætia, oder Grau⸗Puündten / gibt es die meiſten Kupfer · Ertz / die wir in Helvetiſchen Landen haben / als bey dem Flaͤſcher⸗ Berg zwiſchen Falkins / und dem Meyenfelder Berg / im Flaͤck: in denen Thaͤleren Ferrara: Filiſur; bey dem Berg Buffaſor / im unte- ren Engadein; und in der Landſchaft Davos. Wagn, Hift. Nat, Helv. P. 3 510 | (34 = | p· zzi. Welters in dem Schamſerthal / bey Obervatz / bey Diſentis; bon Santa Croce habe auch bekommen ein auß einem Erg gegoſſenes Metall / fo dem Kupfer ahnlich ift. Ein mit etwas Bley vermengtes Kupfer-Erz fins der fich oberhalb Zillis / in dem Gebirg Defpin. Ein teildes Arfenicalifches Kupfer- Erz iſt auch anfütreffen auf der Schamſer Alp / Lambin genant, Ein Silberhaltig Rupfer-Ers findet fih im Rheinwald / unter dem Ger birg Sunette, nicht weit von Suvers, in Dem Geriwald / ober halb la Rhite. In Wallis gibt es Kupfer-Erz in dem Armenferthal/des Sit⸗ tenzehenden. Wagn. 1. c. p 352. auß Simler. Valles. p.26- In der Grafſchaft Sargans ift Kupfer-Erz bey Vettis / auf dem Gallanda Ber g / der einer von den hoͤchſten fol feyn im Schweizerland. Im Palenzer Thal / Vallis Plenia, welches under der Herrſchaft der 111. Sänderen Uri / Schweiz / und Under walden ſtehet / grabt man diß⸗ mahl ein überauß ſchoͤnes Kupfer-Erz / deme nichts fehlet / als herzhafte Ge⸗ werke. Von dem Bley des Schweizerlands. Es gehört zwaren das Bley unter die geringeren Metall / iſt aber vor fo groffem Nutzen / daß man feinen Faum entberenfan, Darauf werden gemachet die Muſketenkuglen / eingefaffet die Scheiben der Senfteren/die Edelgeſtein / und Metall / von ihren Unreinigfeiten gefäuberet: Die Haffner bedienen ſich des Bley-Erkes zu ihrer Glaͤſte: Die Artzet und Apotheker mwiffen auß dem Bley zuverfertigen vilerhand heilfame Argneyen / anderer und anderer Nutzen / die auß diſem Metall zu zeuhen ſein / zugeſchweigen. | In unferen Helvetifchen Landen fing gemein Bley under dem Silber- und Kupfer⸗ Erz / ſo daß die obenbenente Ohrte auch hieher Eönten gezogen werden / wann nicht dergleichen unnoͤhtige IBiderholungen dem Lefer foun- angenehm vorkaͤmen 7 als ein zroey · oder dreymahl gewaͤrmtes Gekoͤch. Gleichwol wil ich einiche Ohrte namhaft machen/da inſonderheit das Bley vor anderen Metallen auß den Vorzug hat. | — Sin Piindten gibt es ſonderlich vil Bley in Denen Thaͤleren Ferrera, Schams und der Landſchaft Davos, Wagner Hiſt. Nat. Helv. p 392. Auf Davos iſt vor alten Zeiten ein mächtige Arbeit geſchehen / und der Berg | über 400. Rlafter tieff außgehauen dergleichen in Puͤndten ficb nirgends zeiget. Weiters zu Alvaneit / und zur Schmitten im X, Grichten Pundt; Bey Tfchopinzam Heinzenberg im Granen Bund; Bey Difentis, Ein Silberhaltiges mit etwas Kupfer vermiſchtes Bley-Eri findet | u ri1EIB findet fich oberhalb Zillis auf dem Gebirge Zing/oder Defpin genant, Das Gebirge allda itt überallrerchvon Metall / ſo faft aller Ohrten in Dafiger Gegne zufpüren. Weiter iſt eines Bley-Ertzes Anbruc auf einem hohen KR über dem Dorff zun Schmitten genant / nicht weit von wild, In Wallis gibt es Eiſen⸗Erz im Letſcherthal / in Rarer Zehen: den. Wagn. 1. c, auf Simler Valles. p.20. Zu hinderſt im Bretiner Thal / welches gehöret zu Palenza / wird dißmahl gegraben ein gut Bley-Erz. Einiche Privat-Perſonen von Urt Schweiz / und Underwalden haben diß Bergwerk in Beſtand. Dley-Erz gibt es auch in der Grafſchaf Meüüenburg. Wagn. MSC, Von dem Zinn Iſt Fein Ohrt bekant im Schweizexland / da DIE Metall ſich finde. Don dem Queckſilber. Difes verwunderliche / und von denen Naturweiſen noch nicht genug> ſam unterſuchte Halb Metall hat fo ſelzame / und veränderliche Eigen’ ſchaften / daß es nicht ohne Urſach von den Alten vergliechen worden mit dem Mercurio, und Proteo, welche Götter ihre ſelbs eigene Nammen ihme angehenket. In der Artzneykunſt geſtaltet man auß diſem Metalliſchen Fluß die beſten Artzneyen / aber auch das aͤrgſte Gift; und ſein die fogenans ten Mercurialia, oder auß Queckſilber gezogene Heilmittel ſelbs / fo fie in geſtudierter Kalber oder Stümpel-Aerzten Haͤnde kommen / gleich einem ſcharffen Schwert in der Hand eines Unſinnigen/ wormit die ungluͤklichen in folcher Stämpferen Hunde gerahfene Pasienten , gleich als mit Dem Schwert des Scharffrichters hingerichtet werden / da hingegen kluge / und wolbegruͤndte Artzet fich Difer fo heftigen Mittlen zu bedienen teiffen/auch zu geſchwinder außreutung der ſchwerſten Krankheiten / und erfreulicher Wider⸗ bringung der Geſundheit / welche fonft vor verlohren geſchaͤtzet worden. Was vor weitere Nutzen das Queckſilber habe in der Goldſchmiden / und anderer Künſtleren / und Handwerkeren Werkſtaͤtten / jſt bald jedermann bekant. Diſes Queckſilber findet fi) in der ganzen Welt nirgends fü koſtlich / und hauffig/als in !dria, fo in Friaul ligt / und dem Keifer des Jahrs groſſe Ein⸗ kuͤnften ertraget. In denen Steyrmärk-und Hungariſchen Bergwerken gibt es auch Queckſilber auß dem Zinnober Erz / ſo alldort ſchoͤner * irgen LE 36 IE irgendwo gegraben wird; Auffertdenen Keiferlichen Landen iftinder Welt fo wenig Queckfilber/daß manesnicht einmahl kan in einiche Rechnung fe» gen. Soiftesauch bewandt mit dem Queckſilber unfers Schweizerlands. rad) KR Fee unſers S. Wagneri Hift. Nat. Helv. p.352. ift in Som Canton Fern vormahls Queckſulber gefunden worden by Thum) einen Stättlein an dem Thuner See, Leonh. Thurneiffer Alchym, Magn. L.Vl.c,g. meldet / daß er im Canton Solothurn in einer mit Weiden befegten Wieſen bey Bipp ein gar ſchoͤnes Queckfilber angetroffen. | In dem Thal Vallengin, der Graffſchaft welſch Meuenburg /ſol ben dem Dorff Lode das Queckſilber auß der Erden hervor flieſſen in waͤrmen Sommer-Tagen. Wagn. MSC. Bon dem Spieß⸗Glaß. Diſe Baſtart Art von Metallen gibt vilerhand Nutzen dem Menſchli⸗ chen Geſchlecht. Die Zinngiefler machen darvon einen Zufaß/um ihren Ge⸗ fhirren einen Silberdon zugeben; Andere Künftler bedienen ſich deflelben su formierung der Spieglen / andere zu gieflung Der Gloken / Buchtrufer- Schrift / andere zu bereinigung der übrigen Metallen. Nirgend aber zeiget diß Halbmetall ſeine Einfluͤſſe in der Menſchen Geſellſchaft mehr / als in der Altzey Kunſt: Darauß werden vil hundertley heilfame/ unfhuldige und auch gefahrliche Artzneyen gemachet / welche mit kluger Vorſiehtigkeit ges braucht/große Dienſte leiſten in widerbringung der Geſundheit / aber auch durch die Hande frecher Stuͤmpleren manches Schiff ſolcher Patienten dem Charonti anfüllen / welche / Menſchlicher weiſe zu reden / laͤnger hatten koͤnnen bey Leben bleiben. So das billich ein jeder ſich ſelbs liebender kranke den oberſten Befehlhaber uͤber Leben und Tod zu bitten hat / daß er ihn nicht laſſe fallen in die blutigen Haͤnde dergleichen Spießglag-Stumpel Aerzten. Es hat diſere Gefahr der Antimonialiſchen Artzneyen den berühmten Guido- nem batinum, Pariſiſchen Dockoren, veranlaſet / allen Gebrauch derſeiben zu verbannen / und zu verdammen / wie auß ſeinen luſtigen Briefen zu erſehen. In betrachtung deſſen hat das Spießglaß vor allen Mineralien, und Vege- Tabilien, auß ſeltſame Fata außgeſtanden: die Chymiſten ängfligen es Tag und Naͤcht mit Feuer / um / wann es woͤglich / eadlich folche Artzneyen außzu⸗ finden / welche die ſchwerſten Krankheiten augenblicklich wegwiſchen koͤnnen. In Frankreich hat ſich das Parlament zu Paris auch in diß Spiel geleget / und An. 1566. erke net / daß man die Antimonialia auß allen Apo⸗ theken verbanne/und als fchadliche Gift Feinem Menſchen eingebe. ꝛc. M.10.) 58 (37) (Den 10.Mart, 1706. ET 0 ⏑ ε Nacur⸗Geſchichten Oe Des Schweizerlands. dwepter Theil. ee Anhang Hon dem Spießglaß. > hat das Spießglaß DIE letſtgemeldte ihm auferlegte Urphed nicht 101. Jahr gehalten/fondern ift zeitlich widrum eingefchlichen :ja es hat das Parlam. 100. Jahr nach der erften Erfantnuß/namlich A. 1666. durch ein offentliches Mandat jedermann fund tuhn laſſen/ daß die Artzneyen auß Spießglaß ficher feyen. Wenigſtens gehet man heutigs Tags aller Ohr⸗ ten ficher mit um / rechtſchaffene Eluge Artzet bringen ihren Patienten ficher ihre Geſundheit wider, und die Stümpler von beyderley Gefchlecht bringen fie ficher ins Grab / oder noch tieffer ins Beth / als ſie zuvor geweſẽ. Air fchreis ten aber fort su beſehen / wo man diß Affter Metall in Helvetifchen Landen finde. In der Landſchaft Schams in Pundten findet ſich ein gar ſchoͤnes Spießglaß Erz / welches dem Ungariſchen nichts nachgibet. Deſſen gedenket auch unſer ©. Ar. Wagner Hiſt. Nat. Helv. p 352. _ | Ein anders iſt in der Landſchaft Rheinwald / da der Hindere Rhein entſpringt / auf einem mit ewigem Schnee bedekten Gebirge Sunette genant. Auß der Herrſchaft Engelberg habe auch vor einichen Jahren ein Stuffe geſehen / welche mir Antimonialiſch vorkomt. Von dem Schwefel Kieß des Schweizerlands. Gleich wie in der Welt uͤberall das Gute uͤberwogen wird von dem Boͤſen / die Laſter verkauft werden unter dem Schein der Tugenden alfo- auch in der Natur iſt nicht alles Gold / was glaͤnzet. Ein vorbuͤndiges Erem- pel haben wir an unſerem vorhabenden Schwefelkieß / welcher ſonſt auch genen⸗ 235038 Se genennet wird Pyrita,und Marcaſita, Marcaſit. Difer gleich dem Gold und Silber ſchimmerende Halbfteinz oder Halbmetall / dann darauß nichts gezogen werben kan / als Schwefel / findet fich aller Ohrten in Schweisers land / und verfuͤhret manchen / daß er bey aufhxbung eines ſolchen Steins ſich einbildet lauter Gold / oder Silber gefunden zu haben / ja es vergaffet ſich mancher Alchymiſt alfo an dem Glanz / daß er vil roo.Körbe Kohlen/und wahres Gold aufopferet/daraußettwag zu zeuhen / da er endlisg nichtsbefomt als pro Auro Fumum „einen lähren Rauch / welches wir gemeinlich heiſſen / Gold durch das Kamin außund wegiagen / da zu wüffen/daß das Gold ei⸗ gentlich nicht/und Durch Feine Feuersgewalt / wegen mibderftehender feiner ſchwere / kan in Die Höhe getrieben werden / aber indeftin auf diſem Feuer⸗ Altar aufgeopfere£ wird/vor allerhand Materialien’ Zufage/ Kohlen / und Inſtrument / welche alte nichts / als Selt/koften. Vilmahl babe mich in meinen Berg-Keifen verwunderet ab der Einfalt unſerer Nation, welche: mir bey darweiſung dergleichen Schmefelfiefen groß Ruͤhmens gemachet von derſelben Rojibarkeitzundin den Bergen ligenden Schaͤtzen / und hette mich ſelbs villeicht bethoͤren laſſen / ihnen zu glauben / wann nicht in denen Saͤchſiſchen / und anderen Bergwerken geſehen hette ganze Haͤuffen derglei⸗ chen Kieſen / welche als unnütz weggeworffen worden / und darzu Proben ſe bs gemachet hette. Ich zeuhe auch daher das gemeine Vorurtheil unſerer Bergleuhten / welche hin und wider ihre Alpen halten vor reiche Schaͤtzge⸗ halter verborgener Metallen / welche dann und wann zu naͤchtlicher und uns gewohnter Zeit abgeholet werden von Italianeren / und anderen Nationen / welche ſich darmit zu bereicheren wiſſen. Ich ſelbs hatte vilmehr die Ehre vor einen ſolchen Berg-und Metall Spion angeſehen zu werden / ſonderlich / wann man bey mir und übrigen Neißangehörigen gewahret einen ſchweren —* von geſamleten Steinen/ Kraͤuteren / und anderen. natuͤrlichen Selten⸗ yeiten. Obgemeldte Schwefelkieß fein nicht einerfey Art / fondern unterſchei⸗ den an Geſtalt / und Farb; die / ſo mehr weiß / als gelb / ſein / heiſſen Pyritear- genteicoloris, weiſſe Kieß / Waſſer Kieß / Griechiſch zeyvarnsa- , Ada Ab 2 Hayncia ,uayiris y MayYHoa® ; BON welchen Worteren zuſehen She mafıus Hyl. Jatric. p.232. Diedem Gold geh ſchimmeren / verdienen vor anderen auß den Nammen Pyritæ, oder Marcaſitæ, und werden in Berg⸗ mannifcher Sprach genennet Gelbe Rich, Kupferkieß /Kupferſtein / Goldkieß/ Kevzord@-. Es gibt aberüber diſe beyde Gattungen noch grobe und klein ſpieſſge Rich zgrame Kieß: rohte Kupfer Kieß Eiſen⸗ ſchüſſige Kieß / welche dem Eiſenſtein gleich fein : glanzige Risk guue — 69 Kieß; Violbraune / Braune / und ſchwarze Kieß; endlich auch Kieß von vilen unter einander gemiſchten Farben / gleich denen / welche wir ſehen in dem Pfauen Schwanz / woruͤber in mehrerem koͤnnen zu Raht ge⸗ zogen werden die Metalliſchen Scribenten. Ich wende mich hiemit zu unmit⸗ telbarer benennung derjenigen Oehrteren / da ſich Schwefelkieß finden. In dem Canton Zürich findet man Pyrites Metallares, oder Metal⸗ liſche Kieß / und zwaren an Geſtalt rund / oder ablang-rundinder Freyherr⸗ ſchaft Sax / und namentlich in der Pfarr Frümbſen. Deren gedenket auch Wagner. Hiſt. Nat. Helv, p319. Dergleihenrunde Kieß/die man hin und wider aufhohen Helvetiſchen Gebirgen antrift/halten die Samfenjager fehr hoch / und geben fieauß vor wahre Stral-sder Donnerflein. Eiſenſchüſſige Kieß fein auch Die jenigen Erbsrunden Eiſen-Erz / welche oben —* dem Titel des Eifens beſchrieben / und aufdem Laͤgerberg ans zutreffen. byrites argenteos laminares, oder Waſſerkieß / in breiter Tafelen Form Br man auch am Laͤgerberg / ob Nider⸗Weningen auf der Viehe⸗ weid. Pyrites aureos, wuͤrfflichte Goldkieß / habe ich auch von Hirslanden / in einen ſchoͤnen ſchwarzen Marmor eingeſtreuet. | RE: Pyrites Vitrioli parentes, Vitriolhaltende Kieß/ auß welchen wuͤrklich ein Virriol,fo dem Ungarifchen nichts nachgibt/heraußgesogen werden kan / finden fich in dem Dörflein Kaͤpfnach / fo zu der Pfarzey Horgen ge hoͤrt / am Zürich See. Difer Kieſichter Erden / und von ſelbs auß ihro toachfender Kupferblum gedenfet auch Junker Erhard Eicher in Be⸗ ſchreibung des Zürich⸗See. p24e. In dem Canton Bern gibt eg bey Aigle( Aquilegia, fo ein uraltes Sorfroben am Genffer⸗See) Pyritas exiguos dodecaedros in Lapide fiſſili, zmölfi-feitige kleine Kieß / die denen Grangten ſich gleichen / in einem Schiefer⸗ flein. Dife zwoͤlff ſetzige / oder zwoͤlffeckichte Geſtalt finde ich hin und wider im Schweizerland an Granaten / und Schwefelkieſen / und koͤnte mir komm⸗ lichen Anlas geben von derſelben fo ordenlicher Zeugung zu ſchreiben. Es iſt aber diß eine Materi / welche von anderen nur nicht iſt bis dahin angegrif: ‚fen worden / und auch wuͤrklich nicht ver handelt werden Fan ohne genaue Wuſſenſchaft Der Mathematic, dere ſubtiie ſpeculationen aber hieher nicht — die Den meiſten Leſeren verdrießlich vorkaͤmen; gleich wie auch ie würfflichte Geſtalt der Schwefelkieſen / und fechseckichte Figur der Ery: ſtallen / von deren doeh an feinem Ohrt / geliebts Gott / etwas mehrers / als bie dahin bekant iſt / zu ſchreiben Vorhabens bin. m ne (40) Bey Bruk im Aergaͤlt iſt ein Pyrites friabilis, oder Schwefelkieß / der ſich zerreiben läͤſſet. Wagner. Hiſt. Nat. Helv, p.319. Diſer Zerzeis bung fein unterworffen alle Vitriol-oder Kupferwaſſerhaltende Kieſe / ſon⸗ derlich / wann fie lang an der Luft gelegen / weilen dieſe Durch ihre feuchte und ſchwertrukende Kraft / die in dem Stein enthaltene Saliniſche / oder Salz⸗ theile allgemach auflöfetzwelche dann den Stein oder Kieß ſelbs nach und nach fo Durchnagen/daß er ganz luck wird/und zerfalll,. Der Santen Lucern bat Schwefelfieß indem Waſſer Funtana, mels che zweiffelsohn von den Entlibucher Bergen abgeſchwemmet werden. Wagn, MSC. Im Schweizer Canton ‚gibt e8 Pyrites æreos globofos , kuglichte Schwefelkieß anf der hohen Flaͤſch im Waͤggithal in der Alp Staͤfflen / 5. Stund hinder Lachen; vileckichte Gold-Schwefelkieß ſein an einem Aſchfarben Steinfelß angeſprengt am unteren Rampen; und auf dem Aubrig Berg; wuͤrff ichte Kieß von Eiſenfarb gibt es auf der Zindlen / einem hohen Berg im Waͤggithal. In Pündten gibt es vil und ſelzſame gebildete Schwefelkieß / von wuͤrfflichter Geſtalt bey dem Urſprung des Hinderen Rheins im Rhein⸗ wald / und gar ſchoͤn von gleicher Form in dem Waldwaſſer Nolla, welches bey Tuſis abflieſſet in den hinderen Rhein. Ohnweit Soglio im Thal Bergell gibt es gar ſchoͤne zwoͤlffſeitige Kieß auf dem Berg Dair, welche all⸗ dort genennet werden Piete Minerali di Dair, Steine von Dair. Hin und wider in anderen Pündtneriſchen Gebirgen findet man auch die oftgenanten kuglichten Schwefelkieß / welche alle inwendig geſtreimet ſein von allen auſſe⸗ ven Puncten des Umkreiſes gegen dem Mittelpunct hinein/melche ſtralichte Zeichnung villeicht denen Aelpleren Anlas gegeben/dergleichen Kieß zu halten. vor rechte Stralftein. In Farera in Schams / unter der Alp Nuflera, mo das Erz zu Tag außgehet / findet ſich ein Schwefelkieß. Ein anderer Schwefel und Vitriol haltender Kieß findet fich zu Oberhalbſtein über Schweiningen, auf einem fehr hohen Gebirge / Plan dals Boos genanf: der Felſen dafelbft beftehet meiſtentheils auß ſolchem Kieß. Unterhalb flieſ⸗ fet ein feharffes nach Vitriolſchmekendes Wafſer / und riechet der ganze Berg fehr faur. Ohnweit Filiſtuur in dem Bauwald bricht auch ein Rus pferhaltiger Kieß. Eifenfchuffiger Kieß ift bey dem Dorf Stuils / zwuͤſchen N Bergiin. Ein anderer Eifenbaitender Schwefelkieß ift bey. ieffenkaſten. ı. N.ır.) 32 (41 )2&= (Den 17, Matt, 1706. u OO 0 0 er Natur ⸗Geſchichten EIER 7.05 5 SOME | Schweizerlands. dweyter The, J — ze Fr . Anhang | Don dem Schwefelließ. uf denen hoͤchſten Walliffer-Gebirgen grabendie Erpftallgräber mit denen Chryſtallen herauß ein wunderſchoͤne Art einesgtodtff-eFich- ten Schwefelkieſes / welcher nach aͤuſſerlichem Anſehen dem fchönften Mefling/oder Gold fich gleichet. Ich habe einen folchen zwolffſetzigen Kieß, der zweh Faͤuſte groß / und ganz regular, als ob er nach Mathematifchen Reglen gebildet ware. | In der Grafihaft Neuenburg gibt es auch vil Schtwefel-und Ku⸗ pferwoſſerhaltende Kieſe / theils ungeförme/theils rund / und buklicht/ auch finden ſich alldort oil Ammons-oder Scherhoͤrner / Schnekenſteine / und ans dere uͤberbleibſelen der Suͤndflut / welche auß pur lauterem Kieß beſtehen. In der Herrſchaft Engelberg findet ſich auch hin und wider ein Vitriol⸗ haltender Schwefelkieß / als im Bruderloch; im Graſſen; in Sure⸗ nen Alpen / worvon in meinem Itinere Alpino, p.18. er Don denen Vegenboͤgen / welche in berwi⸗ chenem 705. Jahre Nachts bey hellem Mond⸗ ſchein geſehen worden, Es iſt der Regenbogen eine fo wunderbare Luft-Sefehicht/in Uns fehung feines geſchwinden Urfprungs/und Augenblicklichen ik 4 J | es 8042) der Schoͤn Vilheit und Ordnung feiner Farben / ſeiner Circulrunden Ges ſtalt / und anderer Eigenſchaften halb / daß ſich nicht zuverwundern / wann Die Goͤtzenreiche Heidenwelt ihne auch under die Goͤtter geſetzet / und mit nam⸗ men vor eine Tochter der Thaumantis, oder Verwunderung gehalten / nach der Zeugnuß Hefiodi Theogon. v.780. Virgil. L. IX. Zneid, das auch die ‘Peruaner in America ihne / gleich einften die Perfer/ und andere Morgenländifche Voͤlker / und die Peruaner felbs die Sonn angebaͤttet / und ihme einen theil des Gonnen-Tempels zugeeignet / wie ung berichtet Der auß Koͤniglichem Stamm entſproſſene Ynca de la Vega in feinem Com- mentaire Royal 9386. Wann ung in ſolche Verwunderung feget Der ges meine Sonnen-Regenbogen/Iris Solaris, der namlich Tags erfcheint/ wie vil ſelzamer / und verwunderungswirdiger dann ift dev Monds⸗ Re⸗ genbogen/Iris Lunaris fo ſelt ſam / daß dergroffe Naturfor ſcher Ariſtoteles bezeuget / vor ſeiner Zeit habe niemand nichts darvon gewußt / und zu ſeiner Zeit ſeyen innert zo. Jahren mehr nicht dann zwey gewahret worden. In denen mitleren Jahrhunderten / da die Schulweißheit / und nebſt ihro die Unwiſſenheit regierte / fin det man nichts von diſer Luft Geſchicht; Nach dem aber / ſonderlich durch hilff der Mathematicorum, die Naturwiſſenſchaft / ſint 100. und mehr Jahren / eine gang noͤhtige Neformation außgeſtanden / hat man verſchiedene angemerket; als Am. 169. Gemma Friſius Mathemati- eus zu Loͤven. An. 1 80. den 25. Jul und 18. Decemb, in Meiffen nach dem Bericht Molleri Annal, Friberg. An. 1617. und 18. nach der ZeugnißSnellis bey Gaflendo: Phyf, Part, 2. Se&tz. Memb.r. An. 163 zu Sreyburg in: Meiffenyden 25. Jenner. An.1684.den 24. Senner in Sachfen nebſt einem Creuz durch den Mond / worvon eine ganze Difkertation: gefchriben Georg; Cafpar Kirchmejer Prof, zu Wittenberg. In Eidgnöffifchen Gefchichtbüs cheren finden fich zwey einige Exempel / deren gedenfet unfer S. Hr. Dock, Wagner in feiner Helv. Curiof. p380. Das einte An. 161 1. ohne Farben/ in geſtalt eines weiſſen Gürtelſtrichs: das andere An. 1664. im Septemb, Abends um 9 Uhr / da Hr. Felix Ehriffian Speri;damanliger Pfarrer zur Buch am Jrchel einen Nacht Regenbogen gefehen mit dreyen Karben? weiß / aſchgrau / und ſchwarz. In dem Chriſtmonat eben difes Jahrs follen auch in dem Berneriſchen Canton zwey ſolche Regenboͤgen gefehen worden — — fein/von denen man aber keine befondere Nachricht hat. Am1704. der 19. Mey iſt ein wahrhafter Monds Regenbogen geſehen worden * 4 und anderen Ohrten am ZürichSee um rı.in der Tracht bey dem vollen Mond, Unter diſen 10. oder 11. Nacht- Regenboͤgen aber Fan: wol der | Salbe theil unter Die Halones, oder Ringe um den Mond / gezellet vn | sl | | 880 43 )3862 fo daß wir innert 200; Jahren nur 5. bis 6. wahre Monds Regenboͤgen haben. Das verwichene 1705. Jahr / wie es in vilen Sachen gemefen ein sechtes Wunder · Jaht / alſo hat e8 ung zwey Exempel gegeiget von derglei⸗ chen Regenboͤgem daß eine den 28. Augſtm. Abends nach 8. Uhren, nad) ſtarkem Wetterleuchten / und Gefahr eines Ungewitters / Cunter Regierung des Mittagwinds) welche aber bald verſchwunden / fo Daß. Der Regenbogen ben ſtiller Luft am Zürich-See zu Meylen geſehen worden von mehr als 40. ei he welchen ficheinbefunden ein edler Herr / und Sreund,telcher ernach mir dife Geſchicht erzellet. Das andere merkwürdige Beyſpil/ ja ein Erempel ohne Exempel / iſt den 31, Detob. Abends von 74 bis nach g. Uhren von einem vornemmen Freund / und defien Reißgefehrten / wie auch denen Einmwohneren des Lands Schweiz gegen Underwaiden / uͤber denIV. Wald⸗ Staͤdten See mit Erſtaunung ſtehend geſehen worden / namlich ein herrlich ſchoͤner / mit alten erforderlichen Far ben außgezierter Regenbogen / und zwa⸗ ren / welches bisher in keinen Hiſtorien gefunden / uͤber den vornemſten / Iridem primariam, noch ein anderer / ſecundaria, wiewol der nicht die völlige Rundung hatte / wie der erſte / auch gar bleich von Farben geweſen. Kein Wunder iſt / daß dergleichen Monds⸗Regenboͤgen rar fein; wie Die Sonn alle Tag in ihrem hellen Schein über die Erden her ftreichet / und folglich ihre Stralpenfel alle Tag in denen Waſſertroͤpflein / oder Blaͤßlein / wann mit Denfelben die Luft angefüllet iſt / durch ihre vilfaltige/von Den Mathema- ricis außgelegte Brechungen / und zurufprellungen, in geftalt eines Negen- bogens koͤnnen vermahlen/ alfo Fan dig Faum gefchehen des Jahrs zwoͤlff mahl / wann namlich der Mond voll / ſein von der Sonnen entlehntes Liecht haͤuffig / und in voller Kraft wirffet auf die Erden. Es iſt aber diſe Schein⸗ volle Mondeskraft allein nicht genug einen Regenbogen vorzubilden. € muß über DIE Die Luft ſtill und mit Degentröpf-oder ungehlichen Waſſer⸗ blaͤßlein angefülletvauch der Mond felbs uber die Erden nicht ſo gar hoch ers hoben ſeyn. Nun aber Fommen dife Urfachen gar fetten zuſamen / und fallen nächtlicher Zeit die tröpflein eher zu Boden / daß fienicht fang in Der Luft Bönnen ſchweben. Was den zweyten / oder oberen Regenbogen anbelangt/ E derfelbe auch felten Des Tags ein begleiter des underen/oder erſten / weilen ie Waſſertroͤpffein gar hoch ſtehen muffen, wann Die in fie fpielende Sons nenſtralen füllen einen stweyten Regenbogen vormahlen. Geſchihet nun diſe Begebenheit felten des Tags / ſo wird fie noch feltener fich finden des Nachts. Es fommen mir bey difem Anlaß die Heiverifchen Gebirge vor / als eine fruchtbare Zeugmuter allerhand Luftgefchichten: Es Eleben am ihnen, und ſchweben zmifchen ihnen die Wolken / welche folglich auch inihrer anfangens den / oder aufhoͤrenden / Verwandlung in Waſſer in unferen sanden, höher | oͤnnen ar 538 (44 ) SS nennen Bönnen zu ſtehen kommen / als anderſtwo und fo hoch /daß die Mondess Stralen durch ihre in fie gerichte fpielung diß man! baden Fönmen einen “doppelten Regenbogen abmahlen. Zu fortwäanrender Gedaͤchtnuß diſer ſeliſamen Naturgefchicht habe von einem berühmten Mahler / der feibften zugefeben /seichnen laſſen die Landfchaft mit dem doppelten Regenbogen / welche der geehrte Lefer haben Fan in TabAl, Don anderen fefrfamen Begebenheiten des Regenbogens im Schweiserland, Es benühen fich die heutigen Naturforſcher durch allerband Experi- menta, oder Proben/den Regenbogen vor Augen gu ſtellen / und deſſen Win⸗ kel / und Höhenen/eigentlich abzumefien. Der Einnreiche Carteſius, wel cher durch hilff feiner Erfahrenheit in Mathematifchen Wiffenfchaften zu auflöfung ber Begebenheiten des Regenbogens das Eis gebrochen / und fehr groſſe Ehre bey der Trachtvelteingeleget,jeiget in einer Glaͤſernen / mit Waſ⸗ fer angefüllten Rugel/die er unter freyem Himmel bey hellfcheinender Sonn an einem Faden auf-und abzeuhet/ alle Farben des Regenbogens / je eine nach der anderen. Grofle Sürften und Herzen beluftigen fi) bey denen Kunft Regenboͤgen / welche fie fehen können bey ihren hohen Springbrune nen / und tieffen Waſſerfallen. Uns Schweizeren gibet diſen Vortheil an die Hand der guͤtige Schoͤpfer der Natur / in deme er uns ſein ſchoͤnes Re⸗ genbogen Geſchoͤpft vorſtellet bald bey allen Waſſerfaͤllen / deren dann gar vil / und ſehens wuͤrdig ſein; als inſonderheit bey gebracht zu werden ver⸗ dient der wunderſchoͤne Waſſerfall des Rheins bey dem Lauffen / da man allezeit bey dem Sonnenſchein einen groſſen Regenbogen kan ſehen. Kolwetk. in Befchreib. des Pfeffers⸗Bads gedenket pag 65. eines Negenbogeng bey dem dafelbftigen Waſſerfall des Taminna Bachs; Cyſat in Befchreib, des IV. Waldſtaͤtten⸗See. p.230. eines anderen an dem Kigiberg. Sch habe in meinen Bergreifen bald fo vil Regenbögen ges ſehen / ſo vil ftarferendlich in Staub ſich verwandlende Waſſerfälle feinyero innere aber den geehrten Leſer / und curioſen Seher / daß er in acht nemme die nohtwendige ftellung feines Leibs / welcher ſich mit dem Geſicht muß wenden gegen dem ſtaubichten Fall des Waſſers / und Rukwerts haben die Sonn; widrigen falls muß er Die Augen lang auftuhn / ehe er diſes Naturwunders anfichtig wird, 2c. ER | | * — Des Nacht-Regenbogens mahleriſche Abbildung in Kupfer oftet 2.8. a | M.12.) (ur) (Den 24.Matt,1706. ORTE 0 EEE 0 | eratur Befhießeen - eg Schwriserlands, dweyter Theil. Fortſetzung von Seltenheiten Des Regenbogens im Schweißerlaud. M S iſt befantsdaßman gemeinlich nur einen halben Circul vom Re⸗ cenbogen ſihet / wann er aufs höchfte Fomt/und die Sonn im Auf⸗ OS sder Untergang iftjmeilen namlich Die Gefichtsay von der Sonnen gehet Durch Das Aug indie mitte des Regenbogens / und folglich deſſen Mits telpunct dann zumahl ift auf dem Horizont, oder Öefichtsender 3 Daher roir ſehen / daß der Kegenbogen-Zirkel Eleiner herauß komt / je höher Die Sonn über den Horizont ſteiget / weilen in folchem Fall der Mittelpunct des Re —— fallet unter den Geſichtsender / dahin alſo unſer Geſicht durch die finſtere Erden nicht gelangen mag. Ob aber ein Regenbogen koͤnne gefehen werden / der gröfler als ein halber Zirkel/ift bey denen Nakurforfches ren flreitbar. Sie vermeinen auß ihren Grundſätzen zu flieffen / daß wann das Aug der Menfchen hocherhebt werde / und folglich dee Mittelpunct des Megenbogens ob dem Gefichtsender gu ftehen Fommeyfo feye möglich einen Megenbogen gufehen / der einen halben Zirkel übertreffe. Ja es bezeugen zwey hochberühmte Männer Gaflendus Animady. in X. Diog. Laert. Libr, p-ı124, und Riccielus Almag. Nov. p.83. daß fie fo grofle Negenbögen gefehen. Auß diſem Zweifel Eönnen wir Schweiger denen Naturforſcheren am beiten helffen/ia durch genaue Obflervationes den genauft möglichen Eirs culbogen abmeflenwann wir die nöhtige Inſtrument darzu hetten/ weilen wir Die höchften Gipfel von Europa innhaben. Und beseugen murklich / daß dergteichen groffe Regenboͤgen auf unferen hohen Gebirgen / als natürlichen Obfervarorüs, gefehen werden / es muͤſſen aber dañzumal Die Waſſerblaßlein der Dunſtkugel 42. Grad erhoben fein uber den Mittelpunct des ga gens / >22 ( 46 ) Im gens / oder gar 53. wann man den zweyten Regenbogen auch wil ing Geſicht befommen. Es komt ein unbekanter Parififcher Traturmeifer/ der fich uns ter dem Nammen Timonis bey der gelehrten Welt bekant gemachet hat / dahin / daß wir einen gangenvoder vollkommen runden Zirkel fehen Fönten/ wann mir ung in die Luft fo hoch erſchwingen koͤnten / als Die Adler / welches aber mehr in der Ginbildung 7 als Hoffnung beruhet. Mir ift An 1703. diſes Glück begegnet / ohne daß ich in P. Lane lieg Schiffe mich gewaget / oder mit dem Simpliciimo unter Begleit eines angebundenen Voͤgel⸗ ſchwarms / in die Höhe geflogen / ja / ohne daß ich aufeinen hohen Berg zu ſtei⸗ gen mich bemuͤhet. Zu unterſt in dem Bergellerthal / vor dem Ohrt uͤber / da vor diſem der ſchone Fleken Plurs geſtanden / ſtuͤrzet ſich ab dem Berg Savogno ein ſo ſchoͤner Waſſerfall / dergleichen ich auſſert Denen Fallen des ganzen Rheins niemahlen geſehen / deſſen Waſſer ſich hernach ergieſſet in den Fluß Maita: An dem Fuß diſes Falls ſahe ich mit verwunderung in mitten des Staubichten Waſſers einen ganz runden Regenbogen Zirkel mit allen feinen Farben / fo nahe / daß ich ſelbs in dem Kreiß/oder Peripheria, ſtuhnde / der durchmeſſer war ohngefahr ĩ2. Schuhe. ch benuͤge mich dißmahl allein / die Geſchicht ſelbs bey zubringen / denen Mathematicis überlaffend/ihre Ge⸗ danken hieruͤber walten zu laſſen. * Dem Gemeinen / in der Natur ·Wiſſenſchaft unerfahrnen / Volk komt ſeltſam vor diſe unzweifelbare Wahrheit / daß auf einmahl vil ro00. fa vil 1000000. verſchiedene Regenboͤgen geſehen werden / fo vil namlich als Zus ſehere ſein / weilen ein jeder Zuſchauer feinen eigenen / beſonderen / Regenbogen ſihet / weßwegen die Alten nicht ohnfein gedichtet / daß diſe Luftgeſchicht ſeye and: madez, geſchwindfuͤüſſig / weilen er fich mit Dem bewegenden Leib des Zus fehers auch bemege/gleich dem Schatten, Wie / ſag ich / diß denen ungelehr⸗ ten ſeltſam vorkomt / alſo komt hingegen denen Naturforſcheren wunderlich vor / daß mehr als 2. oder z. von einem Zuſchauer auf einmahl koͤnnen ges ſehen werden; Jene koͤnnen ſich nicht in das finden / was fir nicht faſſen und diſe nemmen nichts an / als was fie ſehen oder mit geſunder Verhunft bes greiffen koͤnnen. Ariſtoteles wil nicht / daß mehr als zwey Regenboͤgen auf einmaht koͤnnen geſehen werden Lib. 3. Meteor. cap.z. Sein getreuer Achil- kes aber/der P. Honoratus Fabri Troct. VE Lib IV, Prop. 12. n.17. ders ficheret/daß ein Dritter gefehen worden. Alſo erzellet auch Carteſius auß dem Mund anderer Meteor. cap.$. Dasein dritter gewahret worden / aber fehr bleich von Farb / ohngefehr in der Hoͤhe von 62. Graden. Vitellio in feiner Optic, L.X. Prop. 69, fol 4. arfehen haben ju Paduq. Saellius in Comera An 1618, fehs. In unferen Helverifchen Geſchichtbuͤcheren geſchihet mel⸗ dung von 5. Regenboͤgen / welche geſehen worden den 1. Noveinb . * * ki Zn an an | SIE 47 Sm Balel/bey der Sonnen Aufgang/ welche auch alfo zerſtreuet waren daß man su weilen 10. und auch mehrere zu fehen vermeinte nach der Zeugniß Grofii in feiner-Chronolog, Bafıl, Es ift aber difere Geſchicht / wie auch der vor erzellten 3. 4. und 6. Megenbögen halben von Gelehrten vermuͤhtet wird / villeicht eher zu rechnen gu denen Halonibus, oder Sonnenhöfeny oder anzufehen als zertheilte Stück zweyer gemeinen Regenboͤgen / Dergleichen Man gemeinlih vor Windzeichen haltet. | - Seltfamer iſt / was An. 1664. den 31. Decemb. zu Meyenfeld in Pündten gefehen worden/von 10. Uhr bis 12. Vormittag / namlich zwey wider einander / der einte underſich / der andere uͤberſich ſtehende Regenboͤgen / auf ſolche weiſe = / Deren gedenket Wagner. Hiſt. Nat. Helv. pag. 380. Wann diß ſich zutragen ſolte allezeit / ſo hetten die alten Schul⸗Lehrer einen guten Grund ihrer Meynung von dem zweyten / oder oberen Regenbogen / daß er entſtehe per relexionem primz, durch Abbildung des erſten in einer Molken/gleich als in einem Spiegel / wie wir dann fehen an den Geſtaden der Waſſeren / daß die wahrhaften Baume aufrecht /ihre Schattengeftalt aber umgekehrt nidfich ſtehen. Cartefius haltet einen umgekehrten Regen: bogen vor moͤglich / wann namlich die Luft gar ſtill und die Sonnenjtralen auf ein auch files Waſſer falen/und von deſſen Flaͤche erſt gegen einer über dem Waſſer ftehenden Wolken zurukprellen. Es kommet aber dife Vernuͤnf⸗ telung der heutigen Philofophifshen Welt gar zu kunſtlich vor/und halten die Gelehrten darvar/baßbergleichen umgekehrten Negenbögen ein Hirns gedicht / oder / wann fie ja / wie man Erempel hat) gefehen worden / widerum nicht wahrhafte Regenboͤgen / ſondern Halones ſeyen / worvon zu leſen Sturm, de Iride p.23, 88. - Von dem Donner Blitʒ/Seral/Peurigen RKuglen / und anderen Feurigen Luftgeſchichten des Schweizerlands. Es ſcheinet zwar Anfangs diſere Materi allgemein ſein anderen Laͤn⸗ deren / weilen ſich in der ganzen Welt hören laſſet die Stimme des Herren / die Frachenden Donner / ſehen die flammenden Blitz / und kein Volk iſt / wel⸗ ches nicht erzellen koͤnne von traurigen Wuͤrkungen der ſchreklichen Stral und anderer dergleichen Feuer⸗Geſchichten. Ich hoffe aber dem geehrten Leſer zu beweiſen / daß die Natur / Urſachen Eigenfthaften/zund Umſtaͤnde der feuerigen LuftGeſchichten in keinem Land beſſer erlehrnet werden koͤnne / als in dem Schweizerlande / als welches über alle Laͤnder erhoben / die Köpfe fer nsr 8(48) Ae- ner Bergen über Die Wolken ftrefetzund alſo der rechte Schauptas iſt / da dergleichen Natur-Eomedien/und Tragedienynicht von fehrne/mie in an- deren Sandensfondern in der nahe Eönnen gefehen/ und betrachtet werden. Wer des unvergleichlichen Cartefii Tra&t, de Meteor, cap.7. liſet / der wird leicht erſehen / daß er feine Srundlehr von des Donners Urfachennicht ers firnet binder dem Ofen / fondern in feinen Ungarifchen Feldzuͤgen in denen Carpachifchen Gebirgen / allwo er gefehen die Loͤuwinen abfallen von den- Bergen / und einen Zonnerenden Don erwecken / darauß aud) geſchloſſen / daß gleich wie diſer Prachende Donner- Don herruͤhre von dem Fall des Schnees / und daher entftehenter Zitterung der Luft / alſo guch ein Donne⸗ rendes Gemuͤrmel in der Luft entſtehen konne / wann eine obere Schneewolke falle auf eine undere / und hardurch die zwiſchen ligende Luft mit Gewalt und zitterender Schwingung außgefrieben werde. Einmahl muͤſſen wir / nad dem wir fo sil 100. Jahr unter der Tyrannifchen. Regierung der Schuls Sehrern geftanden/und theils noch ſtehen unſere Augen auftuhn/und Die Na⸗ fur kennen lehrnen nicht auß den Schriften diſes oder jenes Groß Hanſen / fondern außder Natur felbs/melche aller Ohrten gang leßliche Buchſtaben seiget. Ein Mufter deffen fol ung fein vorhabende Materi der Feuerigen Luft-Sefchichten/beyderen Berhandlung ich zwaren nach Chronologifcher/ oder Zeitordnung /erzellen werde/ was in Helvetifchen Landen vorgangen/ aber difen Hiftorifihen Bericht hier und da unterfpicken mir unmittelbarer Zueignung/und vernünftiger Erklaͤrung / damit fo wol die Liebhaber der Dis ſtori / als der Naturlehr / verhoffentlich ihr Vernuͤgen finden. Stral Exempel. An. 1094. zerſchlug die Stral den Balken / darauf dag groß Crucifix im Münſter zu Baſel fiuhnd/ ward außgelegt / es were Darum geſchehen / daß man mit dem baͤnnigen Biſchoff und Prieſterſchaft daſelbſt gemeinſchaft gehabt. Vrſteiſ. Basl. Chron. L.II. c.ı4. Sehet / wie auch die Natur-Ges fchichten haben muüffen des Papſts damahls machtig wachiendesAnfehen uns terſtützen ? Es gienge nicht ſchwer her daß gemeine Volk deffen zu bereden/ weil die fo genanten gelehrten Schul-£ehrer ſelbs nichts befferg müßten. An. 1349. Abendg fchoß der Donner ın dag Ölockenhauß zu Bern / und ſchoß aufder Kanzel St. Jacob ein Hand ab/ daß Die Singer in dem harten Holz ſtecken blieben. Tfchachtlan, Chron, Bern, MSC.adh.a. Es Fan diß anderft nicht zugangen fepn / als Daß die Stral zugleich mit ihrer durshtringenden Kraft das harte Holz Durchgeboret/und die abgefchoffene Singer difes Heiligen darein geſtecket / dann fonften kein hartes Holz / ſonder⸗ lich / wañ es an feinen enden ſtumpf iſt / wie ich mir die Finger Jacobi vorſtelle / in ein ander hartes Holz auch nicht mit Gewalt kan gebracht werden. N.13.) | lg 8 (Den 31. Mart. ı 706 OO Or 0ER Natur - Geſchichten — Des * Schweizerlands. ZZgeyter Thai, —— — ! — a⸗⏑⏑ —— —— — —f2 ——— X N Fortſetzung son Straf-Erempfen, Ä N..1420. auf den Meytag zwüfchen zo. und 11. kam bey fchönem hellem Luft ein Blitz daher / ohne Wetter / und bald Darauf ein W Donnerklapf/ und ſchlug die Stral in drey Haufer zu Bern/ ‚und ſchoß ein junge Tochter zu tod an der Gaß. Die Statt mar voll sBauren / und war ein groffer Markt. Man hielte diſe Gefchicht vor eine verdiente Straff / weil man den Feyertägeder H. Apoſtlen Philippi und Ja⸗ cobi entheiligte. Tſchachtlan.ad h. a, Nicht ohne Urſach hat dasdamahle lebende Bernerifche Gemeine Volk feine Verwunderung in ſo weit erſtre⸗ ket / daß es ein uͤbernatuͤrliches Wunder darauß gemacht: Man glaubte den Artifel von verehrung der Heiligen / und lebte in völliger Unwuͤſſenheit natürlicher Dingen. Annoch heutiges Tags wurden auch Die Gelehrten dife Geſchicht Faum glauben/oder fich Darüber beſtuͤrzen. Es iftja befant/daß gemeintich eine Stral begleitet iſt mit Donner/und ungeftümmen IBettery deme vorher gegangen eine füppige/oder geſchwüllige Luft. Der groffe Car- eefius felbs wüßte fich nicht leicht darein zu finden / weilen eine bey hellem Hims mel gezeügete Stral / oder Stralfteininebft feinem Fall der Molken/und gewaltthatiger Zufamentreibung der Schwefelicht-und irzdifchen Theifen kaum beftehen Fan. Andere Taturlehrer wurde es auch faur anfommeny nach ihren Grundſaͤtzen / die fie haben / ſonderlich von ſamlung der Stralma, teri/dife Begebenheit aufufdfen. Sch meines Ohrts mil auch nicht vil gloffen hierüber machen / damit nicht die Sach vor bekanter / und leichter’ auf.mıich zu nemmen fiheine / als andere/ gleichwol zwey mögliche Weiſen anzeigen/ tie diſe Geſchicht ſich habe zutragen Eönnen. Erftlich dann hat dife Sfraf koͤnnen von toeitem herſchieſſen wie man ins gemein daryor haltet / daß die jenigen — 7 ſtalt eines Drachen vorbildet; oder ein rechte Natur Bomben / dergleichen ein ſeltſam Feurgeſicht im Luft / war ein langer ſchieſſender Strom / gleich (50 JERI- | jenigen Sommerblitze / welche etwann gu Abend ohne Wetter gefehen wer⸗ den / und Abkuͤhlungen der Luft heiſſen / von weiten Ohrten herkommen / und an denen Landen / wo fie entſtanden / wuͤrklich begleitet fein mit Plaz⸗ Regen; oder es haben in der oberen Luft die Wolken Durch widerwertige Winde koͤn⸗ nen zuſamen a die Stralmateri in Denen felben fich ſamlen / und ans zuͤnden / ohne Daß ein Degen hat muͤſſen auf die Erden fallen. Feuerzeichen vor der Schlacht zu Dornegg. An.1499. am Abend zuvor / als Morndeß die Schlacht zu Dornach beſchach / ward geſehen su ZUTIH am Himmel ein Zeichen/gleic ein feurin Kugel über Das Albis gegen der Statt fehnell/ und Darüber zchieffen mit einen langen Schwanz / daß niemand eigentlich möcht wiſſen / was e8 were/ als aber Morndeß die Zeitungen von Dornach kommen / hielte man darfuͤr / es were ein Zeichen von Gott / oder aber ein Drach. Etterlin. Eidgnoͤſſ. Chron. pag.us. Lieber / was hat doc) die Schlacht zu Dornegg beſchehen den 22. Sul. zwiſchen den Keiſerlichen und Eidgnoſſen / da jener in die 3000, Difer aber nicht über 100. umkommen / vor einen natürlichen Zufamenhang mit der Seuergefchicht/fo su Zurich gefehen worden? Dife von uralt Heidnifchen Zeiten herſtammende abergläubifche Reife / auß denen Naturgeſchichten felbg Prophetiſche Wunder zu machen / klebet uns / gelehrten / und ungelehr⸗ ten / annoch jegt an. So ſchwerlich laſſen ſich Die vorurtheile ablegen / Die man mit der Mutermilch an ſich gefogen. Exempel koͤnten wir vil jeigen/ dig zubefräftigen. Wie oft muß ein ſchwarm froͤmder Voͤglen eine Angeig fein frömder ins Land Fommender Soldaten ? Ein Erdbidem ein Bes deutung Politiſcher ARelt-Enderungen? und fo fort. _ — Es kan ſich ungefahr ſchicken / daß eine ſeltſame Naturgeſchicht ſich zus fragt mit und neben einer merkwürdigen Enderung in der Policey. Es folget aber nicht / daß difevon jener ſeye vorgezeiget worden, Diſe feuerige Kugel/ deren oben gedacht worden ft eine Naturgeſchicht und gemefen eintweders ein fo genanter Feuriger oder Fliegender Drach Draco Volans, ein angezundtes Gemeng ſchwefelichter Dünften/welches ohngefährlich Die Ge⸗ im Schweizerland zuweilen gefehen worden / und des Gaſſendi Grundlehr vonZeugung der Stral bekraͤftigen / wie bald fol in mehrerem erklaͤret werben, Feuriger Speer. An. r1520. den 23. Novemb. erſchiene zu Baſel / Abends nach 8. Uhr einem 3 einem fliegenden Flammen / der ein Glaſt gabe / als wann der Mon leuchtet : Die Naturkuͤndiger nennen ſolche Entzündungen Lanceas ardentes, Plinius Bolides, das iſt Brennende Sper und Wuͤrff⸗Spieß; oder / wann Die Materi etwas groͤſſer iſt Feiler balken. Vrfif. Chron. Bafıl. L.VII. c9. Dergleichen feurige Spieß und Balken rühren her vonvilen ſchwefe⸗ licht entzundelicher / und darbey zäher/sufamenhangender Materiswelcherehe fie in einen Brand gerahtet / ſich der laͤnge nach / und in folcher Form / anhen⸗ ket / daß ein Feuerwerk heraußkomt / gleich einem Sper / oder Balken, Der⸗ gleichen Exempel werden mehr folgen. Stral⸗Exempel. An.1527. den 19. Herbſtm. ſchlug die Stral zu Baſel bey St. Alban Thor in einen Pulfferthurn / zerriß den auf den Grund / und warff die Stein hinauß über die Rinkmauren / und erſchlug 24. Perſonen in Weingaͤrten / und Haͤuſeren. MSC. Bibl. Tig. n.71. ad h. a. An. 1546. an St. Anna Tag bat ſich zu Solothurn Nachts um 11. Uhren ein grauſam Wetter erhebt / da der Donner in den Niedholzs Thurn / allwo über Die 300. Centner Pulver im Vorraht aufbehalten / ge⸗ Shoffensfelbigen ſamt den naͤchſtgelegenen 4. Haͤuſeren in den Boden zer⸗ ſchlagen / auch andere Gebaͤue / Kirchen / Fenſter / rc. uͤbel verderbt / in welcher uin ein Manny ein Frau / und zwey Knaͤblein todt verblieben / vil andere aber erbaͤrmlich geſchaͤndt / und zugericht worden / dergeſtalt / daß der Scha⸗ den ob die 10000. fl, ſo damahlen ein uͤberauß groſſe Summ / geſchaͤtzet worden. Zur Gedaͤchtniß fein folgende Vers gemachet worden, © Szcula quinquedecem conjungito,queis fuperadde Me Luftra quater, fextus triftis hic Annus erat, © Fulmine tadta fuir Solodori maxima Turris: *— Avertat poſthæc talia Fata Deus. Hafner. Solothurn. Schauplqʒ. P. II. p.230. An .r556. auf den zweyten Tag nach Kreuzes Erfindung hat der Dons ner bey heiterem Himmel in die Mülle zu Huberſtorff (in. der Vogthey — Gebieths) geſchlagen / den Müller Urß Biberſtein hinder dem Tiſch erſchoſſen / welcher in dem Hauß bis auf den halben theil verbrunnen. Deßaleichen iſt auch ein Kind in Den Hauß um⸗ kommen / darzu Bartli Biberfteins Wohnung famt etlichen mehr Haufe ren auf den Brundabgebrandt, Hafner Soloth. Schaupl. PA 5 P 350. An. 1557. (52 )5- | An.1557. den 22. Sul. Fam ein ſchwer Wetter über den Zürichberg herein/und fchlug Die Stral in den Geißthurnyzum groffen Schrecken Des Volks / weil vil Dulver darinn lagyaber durch Gottes Gnad Fam grad dar⸗ - auf die kalte Strat/daß man den Dampfwol fehen möchte, Haller Chron. MSC. L.XXXI. car. Man haltet bey uns gemeintich darvor / daß / wo auf eine gefeboffene Strafe Feine anzundung des Tachs / oder Haufes erfolge/die Urſach deffen fene eine auf eine anzundende Stral bald gefolgte Falte/ Die man fonft auch zunennen pflegt Waſſerſtral / Waſſerſchlag / und bilden wir uns wuͤrklich ein / diſe letftere befiche auß Waſſer / und. habe Die erftere außgelöfchet. Wir werden ung aber berichten laſſen / daß man in / denen Schulen der Naturverſtaͤndigen von einer ſolchen Waſſerechten / außloͤ⸗ ſchenden Stral nichts weißt / wol aber von einem Fulmine diſcutiente, einer zerſchlagenden / zerſchmeiſſenden Stral / welche das / was fie tuht / verrichtet / durch einen Treibſchlag und Stoßgewalt / nicht aber durch anzuͤndende / und brennende Kraft. Und fein diß eigentlich folche Nratur-Bomben/die fchon meiftens außgebrant/ehe fie an das Ohrt hinkommen / da fie follen wirken/ oder deren Materi mehr irrdiſch / oder Salpetrifch iſt / als aber entzuͤndtlich oder ſchwefelicht / und hartzicht; oder / deren Vermiſchung alſo eingerichtet / daß die irrdiſchen Theil übertreffen an Vielheit die ſchwefelichten / fü daß diſe nicht Eönnen ihre Brennkraft auß uͤben. Gleichwol iſt in vorgebrach⸗ tem Exempel doch Feuer geweſen / weilen ein Rauch aufgangen / aber ein ſo geringes Feuer / welches nicht einmahl hat koͤnnen die Tachrafen / oder Bal⸗ ken anzuͤnden; dann nicht zu glauben / daß das Stralfeur weiters kommen ſeye / als in den Tachſtul; wann der geringſte Funk durchgetrungen hette in ein Pulferfaß / ſo were wirklich der jenige Jamer alfobalderfolget/dene man An.isg2. Den 10. Jun. hiemit nicht gar 100. Jahr hernachyvon zerfpruns genem difem Geißthurn erfabren muͤſſen. Von welcher Sefchichtauch bald außführlich fol geredet werden. AU Ä | An.ı 572 den 7. Mey ſchlug die Stral zwiſchen 5. und 6. Uhren in den einten Münfterthurn zu Zürich / da die Gloggen hangen / ſie gienge zu oberſt durch den Helm / daß er alsbald anfieng zu bruͤnnen / und fo brann er ab bis an das Maurwerk / und Glocken. Der Carli-Thurn fienge zum zweyten mahl an brünnen / ward aber errettet mit groſſer Gefahr der Leuh⸗ ten / die ſich gewaget. Der abgebrandte Thurn ward folgenden Jahrs 1573, widerum aufgerichtet. MSC. Bibl. Tig. n. y2. p. 344. Haller Chron. MSC, Lib.38.c.18. diß iſt geweſen Fulmen urens, ein brennende anzuͤndende Stral / und namentlich eine auf den Thurn gefallene / oder nahe bey deſſen Spitze gerjprungene Bombe, 2. N.14.) lee. (Den 7. April,1706. I ZOO 0 Natur⸗Geſchichten es Schweizerlands. dweyter Theil. Anhang bon der Straf, >> verwundere ſich der geehrte Leſer nicht / daß mich in gegenwertiger Stralmateri fo oft bediene der vergleichung mit den Bomben. Es iſt dieſelbe nicht in meinem Hirn erſonnen / ſondern zu finden bey dem berühmten Naturlehrer Petro Gaflendo, welcher fich nicht Fan einbilden/mie eine außden Wolken getriebene bloffe Flamm / als ein fluͤſſges Ißefen/Eönne einen weiten Weg fortfommen/ ohne fich zugertheilen/ oder ihre Krafte zu verliehren / haltet deßwegen darvor / daß die ſchwefelicht Salpetriſchen / irrdi⸗ ſchen / und andere in den kalten Wolken zuſamen getriebene Duͤnſt ſich wol koͤnnen alldort ſamlen / in eine rundung / oder ablange rundung/geſtalten / welches dann abgebe eurroyau wie eg Epicurus ſchon zu feiner Zeit benennet hat / glomerẽ vorticoſum, kurʒ / und nach heutiger Feurwerker Weiſe suredeny eine Feurkugel / oder Bombe/welche dann fich Durch die Bewegung entzuns de / Kraft ihrer eigenen Schwere außden Wolken falle / je nah Defchaffenheit der widerſtehenden Luft / aufſtoſſenden Winden / und der angezuͤndten Mas teri ſelbs einen geraderen/oder Främmeren Weg mache / zwar keinen Scha⸗ den zu fuͤge / wann fie zerſpringt in hoher Luft / aber gefährlich ſeye / wann fie ihre Wirkungen außuͤbe nahe bey der Erden / oder in einem Hauß. Diſere vergleichung der Stral mit den Bomben hat Gaſſendo bey den meiſten heu⸗ tigen Naturforſcheren ein groſſes Anſehen gemacht, / weilen auß diſem Grundſatz die vorfommenden Begebenheiten gar fünlich Eönnen erFläret ‚erden. Und findet dife Lehr bald ſtatt bey denen / welche mit der Luſt⸗und Ernft -Seuerwerkerey umgehen/und etwann mit Augen fehen koͤnnen die verwunderlichen Wirkungen ihrer durch Kunſt verfertigten Bomben/oder Carcaſſen / auch auß Denen Sundamenten ihrer Religion ermeffen / daß / | wie daß / wie ihre Geſchiklichkeit und Arbeit nur nicht als ein Schatten zu rechne gegen der Göttlichen Weißheit / und Allmacht / alfo die in der Goͤttlichen erkftatt felbs,nach denen von Gott ſelbs angeordneten Natur⸗Geſatzen/ verfertigte Stral-Bomben anzufehen ſeyen / als vollkommene Meiſter ſtuͤcke / und nicht nur nicht nach zu ahmen durch alle aller Menſchen Witz und Kunfl/ ſondern fo verwunderliche/ und erſchrokliche / Wirkungen tuhn / welche und Menfchen billich ſetzen ſollen in eine heilige Erſtaunung / und veranlaſen zu der Forcht Gottes. Diſe des Gaflendi Grundlehr von der Stral gruͤndet ſich nicht nur auf ſeine / und des Epicuri, Hirngrillen / wie ſich mancher Sdul- Lehrer möchte einbilden / ſie hat auch nicht nur zu ihren Zeugen/ und Bey⸗ fränderenvdie Feurwerker und Ingenieurs / ſondern bekraftiget ſich Durch Die Hatur ſelbs / und dero vorkommende Begebenheiten. Was ſein die auß dem Luft auf die Erden gefallene / in unſeren Eidgnoͤſſiſchen Chroniken hier und da verzeichnete / theils oben bereits eingefuͤhrte / theils an ſeinem Ohrt beyzubringende / Feurkuglen / anders als ſoſlche Stralbomben / die etwann auß einer zaheren / und mehreren Materi beſtehen / als die gemeine Stral / ettvann auch zerfallen / oder zerſpringen / koͤnnen ohne Schaden / etwann aber gleich der Stral merklichen Schaden denen Haͤuſeren / und Menſchen / oder iehezufügen? Wer noch nicht hier an kommen wil / der nemme Die Muͤhe / auf unſere hohe Gebirge zu reifen/und alldort von den Spitzen / gleich als au Wacht⸗Thuͤrnen / zu zuſchauen difem Stralfeurwerk / welches etwann neben/ etwann ob/iaauch unter ihm angezuͤndet / und gefpielt wird. Foͤrchtet er ſich ſelbs zu zuſehen / ſo melde er ſich an bey meinen lieben und getreuen Lehrmei⸗ fteren/denen Gemß-Jaͤgeren / und Aelpleren / und erkundige ſich / was ſie bey der Stral gewahret. Diſe werden ihme / gleich mir zum öfteren widerfahren / anzeigen/toie fie zuweilen bey entſtehendem ſchwerem Ungewitter ſehen die Stral nahe bey / oder unter ihnen / zerſpringen in Geſtalt einer Feurigen Ku⸗ gel / welche nicht nur unter-fondern überſich / und auf alle Seiten hinauß Feur | Zußwerffe. Difere Obfervation fan man nicht wol erfahren/mo nicht hohe Gebirge ſein/a / wo man nicht felbs aufdenfelbigen fich einfindet/meilen die meiften Stralfuglen in der oberen Luft fpringn/und deßwegen auch mei⸗ fteng hohe Dbrtesdie Spigen der Thuͤrnen / wie in g genwertizem Benfpielz die Firſten der Bergen / Gipfel der Baͤumen / treffen. d Don einer ſonderbaren Feuer⸗Geſchicht / ſo geſehen worden im Flaachthal... Den 26. Sept. 1572. als es timber / und der Himmel mit Regen? | wolken behenkt / jedoch fein Wind / Donner noch Blitz gefehen/noch gehört wor⸗ ls) worden / bat fih su Berg im Slaachthal Züricher⸗Gebieths / gegen Mittag ein ſchwarze Wolfe ſehen laſſen / darinn man etwas Getoß vehoͤrt / als wann Donner verhanden were. Bald darauf / Abends zwiſchen 5. und 6. Uhren / hat ſich die ſhwarze Wolken aufgetahn / und iſt darinn cin groſſe roht feurige Kugel geſehen worden / in der form und groͤſſe einer Tiſchſcheibe; in deren mitte hat ſich ein bleichgelbe Flamm erhebt zu flacken / gleich als die Feurkuglen tuhn / wann man fie anzůndet. Diſe Kugel iſt eine gute Weil geſtanden / indeſſen die Flamm je länger je groͤſſer worden. Darnach / als man fleiſſig auf das Wunder geſehen / iſt die Flamm heraußgefahren mit einem pfeiſen / wie Die Raggeten tuhn / wann man fie anzuͤndt; die Wolken aber hat fich zuſamen getahn / und iſt nichts weiters darinn geſehen worden. Die Feuerfamm aber iſt gegen Mittnacht gefahren / und hat ſich in die länge gezogen / gleich einem Baͤlten / zu forderſt aber daran iſt ein bleicher Stern geſehen worden : bald darauf hat ſich der H.mınel in Der länge des feuerigen Striche aufgetahn/und iſt darauß wie einheiterer Blitz hervorkommen / daß jedermann von den Zuſchaueren dunkete / es ſeye auf ihn gefallen. Hierauf bald hat ſich der feurin Strich widerum zuſamen getahn / und in Geſtalt einer groſſen Schlange verwandelt / welche drey Farben hatte,vornen Blut⸗ roht / ͤnd der bleiche Stern an ſtatt des Kopfs / in der mitte gelb Seurfarb/ an dem Schwanz aber weiß/mit einem bleichen Sternlein zu end. Dife Schlang hat fich je mehr und mehr inihren krümmen zuſamen gervunden/ bis fichletitlich alles in eine rohte Ziegelfarbe Wolken verwandeit / und allein die zwen bleiche Sternen in der Woiken ſtehen blieben; wie es ſich nun alles in die runde begeben / und zuſamen gezogen / hat ſich in der Wolten ein groß praſchlen hoͤren laſſen / und ſein bald darauf drey ſtarke Donnerklaͤpfe gehört worden / gleich als wann man drey groſſe Stuck loß gebrant better und iſt alfo diſes Getoͤß langfamgegen Mittnacht über den Irchel gegen der Statt Zürich zu gefahren. Zu Zürich hat man dife Geſchicht angefehen / als eine Seurflamm / die entzwerch dem Himmel nad) zu nachft bey dem Gewoͤlke Daher fuhr/und als fie roie es fich ließ anſehen/ eines Büchſenſchuſſes weit kommen / iſt fie erloͤſchen / und lieſſe ſich darauf ein weiſſer Strich einer Hand⸗ breit unveranderet fehen/ftuhndalfo eine gute Zeit / mie ein Spieß, als aber der Wind dag Gewulk triebe/ward der Strich krum / gleich einer Schlang/ und ober fich ſchon indas Gewülk vermifchet/behielte er Doch Die mweifle Sarb ein Weil, alfo Daß man ihn vor dem anderen Gewülk Fönte kennen / und gleich darauf,da man den Strich noch fahe,fienge es an zu Donneren an dem Ohrt / da die Flamm erlöfchen war. Haller Chron, MSC., L.38.c.20. 8 ift difes Fahr Jin welchem jezt erzehlte merfrourdige Feurgeſchicht fih zugetragen / geweſen ein recht Wunder-Jahr. Es erſchiene ein gan r | neuen, J neuer / groſſer / heller Stern in dem Zeichen der Cafliopoea, welcher An. 1574. widerum verſchwunden. Min fahe einen Regenbogen zu Tracht. Man hatte auſſer ordentlich ſchwere Ungewitter / aber auch in der Eidgnoßſchaft aller⸗ hand Unruhen. Sonderbar aber verdienet zu ewiger Gedaͤchtnuß in ehrinen Tafelen eingegraben zu werden die bekante Bluthochzeit zuParis / an welcher in einem dem H. Bartholomeo gewidmeten und naͤchſtfolgenden Tagen von denen unſchuldigen Reformierten elendiglich umkomen in dien 0000, Per ſo⸗ nen. ObnundifeYtatur-undPolicey oder Religions · Geſchichtẽ mit ein andern eine Verwandſchaft haben / und worinn das Band ihrer Zuſamenfuͤgung beſtehe/wil ich nicht unterſuchen / ſondern denen jenigen uͤberlaſſen / welche an ſolchen geheimnuß reichen Außlegungen der Naturwunderen ihre Luſt ha⸗ ben; fondern eins und anders in beliebter kuͤrze beyfügen/melches dienen kan zu natürlicher Erklaͤrung unſerer Feuerigen LuftBegebenheit. Gleich wie die Stralmateri in ebenen Landen ſich leicht kan in Der Luft zerſpreiten / hin⸗ gegen in unebenen hogerichten Landen zwiſchen Den Bergen ſich ſamlen und dahır auch unfer Schweizerland dergleichen Feuer-Geſchichten mehr unter⸗ worffen / als andere Lander; alſo haben ſich in angebrachtem Beyſpiel die Schwefelicht / und Salpetriſche Duͤnſte in dem Flaachthal in denen auch zu⸗ ſamen getribenen Wolken beſonderbar wegen komnlicher Situation mol koͤn⸗ nen ſamlen; und iſt anfaͤnglich wegen entſtandener jaͤſung der froͤmdartig zuſamen gebrachter Materi die in ſelbigen tmargenXßolfen enthaltene / und umligende Luft in eine Dünnung gerahten / und Daher auch ein etwelches Donner-Öeröfigehörttworden. Tach dem aber Die Materi in eine völlige entzündung kommen / bat fi die Wolken sertheilt/zaufgetahn/und Die Ge⸗ ftalt einer Seuerfugel in Vorſchein kommen / und zwaren eine folche/ welche mit einer Bombe oder Carcaffen eine genaue Gleichheit gehabt / maſſen auß der ganzen Hiſtori zu ſchlieſſen / daß die Materi in eine enge zuſamengetri⸗ ben/und außwendig mit einer irrdiſch zaͤhen Rinde umzogen worden / ſo daß das Feuer nur anfangs Durch einen ſchwacheren Ohrt / gleich die Flamm einer Bomben durch den Zünder aufgefahren/melche aber nad) und nach DIE ganze Kugel in entzündung gebracht/fo daß die Stamm zugenommen/u sumeilen mit einem pfeifen/gleich bey den Raggeten geſchihet / heraußgetr: gen. Diſere von den Zuſchaueren ſelbs gemachte Vergleichung loͤſet auf die Frag / warum diſe Kugel nicht gefallen / ſondern in freyer Luft geſchwebt ſeye: Hier helffen uns auß dem Scrupel die Luſtfeurwerker / denen bekant / daß eine Ragoete / nach dem fie angezundt worden / immer in die hoͤhe ſteiget / weilen der oben weggetribene, und in beſtaͤndige dünnung gebrachte Luft fich nach denen Beweg Geſätzen zu dem Boden der Raggete herab iaffet. und difeimmer in die höhe treibet ; und hette auch difere unfere Feurkugel wirklich Fönnen in Die höhe ſieigen / wann nicht ihre widerſtanden were ihre eigene Schwere / und zur geraden leitung angebunden were geweſen ein ihrer groͤſſe angemeſſener Steke. Ni.) # (57155 (Den 14; April. 1706: 0 0 ER Nacur ⸗Geſchichten | ne Schweizerlands. Sieyeer heiß, Boom Zen # Fortgeſezte Giiſtori einer Feuer⸗Geſchicht. &: führe die Flamm der länge nach gegen Mitternacht/und zohe ſich „auß einander + fo daß die Fuglichte Geſtalt fich in einen Balken SD veränderet. Bis dahin aber hat ſich die ammende Materi allezeit in engen Schranken gehalten/gleich einer Carcaſſen / ehe fie zerſpringt / bald ‚aber darauf ift ein heiterer a heraußgefahren/ Daß jedermann von den Zuſchaueren dunkte / es feye auf ihn gefallen ; meilen Die ganze umſtehende undunterligende Luft in folche Dünnung gerahten / daß der Athem aller Zuſeheren in felbigem Augenblick ſchwerer / und aller Augen von dem hellen Schein der Flamm empfindlich gerühret worden. Die Verſchiedenheit der Farben / an der ganzen Feur- Geſchicht / und dero angehenkten Sternlein kommet her von verfchiedenheit der Materi felb8/und Durch Die Wolfen trins genden Widerfchein. Endiich / nach dem auch die weiffen/auß dichteren Mas teri zufamengefeste Sternlein / verſchwunden / ſein drey ſtarke DonnerEldpfe gehört worden / welche zuvergleichen mit dem Schlag der Racketen/ und her⸗ zuleten von einsmahliger gewaltſamer außdehnung / und zitterung der ‚Luft. Pi | Stral ⸗Geſchichten. An.1573. den 22. Mey zwiſchen 5. und &. Uhr Nachmittag kame ein ſchwerer Hagel von Zugher über den Zürich⸗See / der zog ſich über den Egg, berg hinauß. Die Stral ſchlug zu Wyl im Thurgaü in Hof in den Saat, Haller Chron, MSC, Lib,39. c. 6. Gemeinlich in unferen/und anderen, Landen / — as baatin 3) RE Sandenyfein die Stral-Donner-und Blig-Sefchichten begleitet mit ſchwe⸗ ven Ungemitter/ftarfen Platz-Regen / und verderblichem Hagel. Carteſius nimmet hierbey Anlas ſeine Grundlehr von dergleichen Begebenheiten zu beſteiffen; Dann / ſagt er / wann eine obere Wolken / kraft zugenommener ſchwere fallet auf eine untere,fo Fan es anderſt nicht ſein / als daß diſe muß mit Gewalt erſchüttet / zertheilet und oft beyde zugleich in Waſſer verwan⸗ delt werden / welches ſich in groſſer Menge auß laͤhret in ſo genanten Wolken⸗ bruch / wann nicht die untere Wolken ſchon vorher durch Winde / oder andere dergleichen Urſachen zertheilet worden; Zu welchem Ende dann an vilen Ohrten pflegen die Gloken gelaͤutet / oder di Canonen von hohen Ohrten / als Waͤhlen / Thuͤrnen / bey anſcheinendem Ungewitter los gebrandt werden, Es iſt diſere natürliche Berveg-Urfach wol zu unterſcheiden von der Eins bildung der Roͤmiſch Catholiſchen / welche die Kraft der Zertheilung des Uns gewitters mehr zufchreiben der Weihung/und dem Tauff/fo über die Glo⸗ fen mit allerhand bey ihnen gewohnlichen Geremonien ergangen. Und fommet mir difes ihr gefagnetes Gloken lauten nicht vil anderft vor/ als jene Weifeder Chineſen / welche bey entfiehender Sinfternuß ein groſſes Ge⸗ raufch machen mit Trommelnsund anderen Inſtrumenten / um damit den groffen Drach zuverjagen/telcher mit der Sonnen in heftigem Streit ftes het / und wirklich wurde fie verfchlingen/mann er nicht durch ihres Durch DAS ganze Sand erthönendes Geraͤuſch meggejagt wurde. Ich komme aber wide⸗ rum auf oben gemeldten Örundfag des Cartehi, und finde/daß der Wolfens Gall der heutigen delicaten Welt nicht wahrſcheinlich / ſondern gezwungen vorfomt ; villeicht mochte fie beffer benügen Das zwiſchen der Luft und den Waffertheilen aufgehebte Gleichgewicht / wann fie gedenfen 7 daß die ges fchroüllige/in einen Saft gerahtene/und über diß noch mehr durch angezuͤndte Blitze verdünnerte Luft zugleich um vil leichter worden / daß die Waſſertheil⸗ chen / auß melchendie Wolken beftehen/ fich ſamlen / und zu Boden fallen/da | fie dann in wahrendem all wol Fönnen durch unterblafung eines Falten Winde in Eisyoder Hagel / verwandelt merden / welches dann zu groffem Schaden der Saatzund anderer Erdenfrüchten/gereichen Fan. | Ein Wundergeficht im Luft. Den 28. Septemb. ı 575. an St. Michaels Abend hat man nachfols gend IBunderzeichen weit und breit/nicht allein in der Eidgnoßſchaft / ſon⸗ der auch in Sranfreich/und anderfimo aefehen namlich nicht anderſt / als | ann zwen Heerzeuge einandern angriffen/da obeinem ein Spaniſch / oder Durgundifh Kreuz / geſtanden. Das gefhahe zwiſchen 8. und g. Uhren | Nachmittag / da hat fich erftlich von Aufgang bis gegen Nidergang erzeigt ein 2... | ein heitere mit langen Streimen / wie lange Spiefle/alfo dag an vilen Ohr⸗ ten auf dem Land ein groß Selauff;gleich einem Feuergelaͤuff geweſen / und u bis nach 12. Uhren nach Mitternacht. Haller Chron. Lib. 40. cap.4. Dife Geſchicht hat zweifelsohne ſeltſame Gedanken erwecket bey den Zuſchaueren: Einer wird es gehalten haben vor eine Natur-Geſchicht / auß deren nichts ſittlich boͤſes vorzuſagen: hundert hingegen werden prognoſti- ciert haben Krieg und Kriegs Geſchrey / wie dann auch Haller berichtet / daß einiche vermeint / es habe bedeutet den Caſimiriſchen Zug / da 13. Compag⸗ neyen Eidgnoͤſſiſcher Voͤlkeren / hinderruks der Oberkeiten / auß dem Land gefuͤhret worden. Die langen weiſſen Streimen kamen ihnen vor als Spieſſe/ und die geringſte Bewegung derſelben / und der Wolken in der Luft / als zwey gegen einander anmarſchierende Heerzeuge. Ja ich bilde mir ein / es werde mancher die Ohren geſpitzet haben / um zuvernemmen das Zetter⸗ geſchrey der ſtreitenden Partheyen / das praſchlen der Spieſſen / die losbren⸗ nung des Geſchützes. Die Sternſeher werden zu hilff genommen haben den domahligen Stand des Geftirng und durch deſſen Mittel auch die Standarten beyderfeits Friegender Partheyen / ja gar durch Die Zerngläfer ihres Gehirnes / die commandierende Generalen ertent haben. Die Staati⸗ ſten werden die domahlige fkärke/und fehronche der Europeifchen Potenzen auf der Waag ihrer Klugheit abgemogen haben. Jedermann hat bie zwey folgende Jahr achtung gegeben aufden Lauff der Welthaͤndlen / um folchen mit unferem Wunder-Geficht zuvergleichen. Sch fage/die 2.folgende Jahr / teilen die fehrneren Wahrſagungen Eönftiger Sefchichten auf fih genoms men der Comet/fo im November 1577. im Zeichen des Steinbock gefehen worden. Ich meines theils wil difen allen ihre Vorſagungsfreude gern lafs ſen / aber auch die Freyheit nemmen zu ſagen / daß auch Dife Feuer-Geſchicht mir vorkomt als gang natuͤrlich / beſtehend auß vilen in der Luft befindtlichen Schwefelichten /Saltzichten / und gar Arſenicaliſchen Dünſten; ich füge nicht ohne Urſach hinzu das Beywort / Arſenicaliſch / weiten in eben diſem 1577. Fahre ein giftige Deit-Seuche zu Zurich graſſiert / welche von dem Julio an bis in Wintermonat gegen 1200, Perfonen weggenommen / und mol herzu⸗ leiten ift von vergiftung der domahligen Luft. Stral » Vetter. | An.1576. den 2. Augſtm. fehlug die Stral in ben Münfterthurn gu Zürich underhalb den Waͤchterhaͤußlinen mit einem fchroklichen Donners Elapfralfo daß der Draft an dem Glockenſeil zerſchmolze. So hat auch Der - Dunft beyde Waͤchter / Victor Kereg/und Sebaftian Sturmen faft erſtekt. ‚Haller, Chron, MSG, Lib. 40. c.i3. Es iſt nichts neues / daß Die — r | ‚harter hartefien Metall Augenblicklich fchmelget. Dean Fan darauß abnemmen die durchtringende Kraft des Stralfeuers. Wann eine Stralbombe zerfpringt/ fo fahrst dag concentrierte euer an einem / oder vilen Ohrten auß / und durchboret Durch feine geſchwindigkeit / und fubtilheit alles’ mas. ihme vors komt; gleich auch Die Glasblaſer wiffen Durch eine zugeipiste Flamme das Glas / und die Metall zu ſchmelzen / oder in einen Fluß zubringen. Feuerfall vom Himmel. m Den 11. Octob. 1577. Zu angehender Nacht zwiſchen 7. und 8. Uhren hat man ein euer vom Himmel gefehen fallen/anfangs/als wann ein Stern daher fchoffe vom Hof big gegendem Rahthauß zu Zuͤrich / welches hernach ſich nach und nad) twie ein Wellen Stroh gertheilt/und mit einem groſſen Glanz / vilen Streimen / und Funken herab gelaffen. Es haben diſes Feuer infonders die Schiffleuhte auf Dem See wahrgenommen / darauf it auch gefolget ein Donnerflapf. Haller, Chron. MSC. Lib.41. &5. Zur Erflärung difer Feuer-Geſchicht Diener / daß in eben diſem Jahr zu anfang difes Herbſtmonats die Luft Nachts und Tags ungemein warm geweſen / vil Blitze geſehen / und vil Donner gehoͤret worden / ja auch über Mensingen ein gar ſchweres Wetter ergangen: worauß ſich erſcheint / daß domahls die Luft / von vilen entzuͤndtlichen Duͤnſten angefuͤllet / eine iaſung / gehrung / oder fermentation außgeſtanden / welche ſich gezeiget theils durch Die waͤrme/ theils durch andere Vo ne und Wetter / fonderbar aber bey unferer vorhabenden Begebenheit / da fich die Schmefelichten Duͤnſte zufamen ges zogen / und in eine entzuͤndung gerahten / welche die Geſtalt eines daher fchiefe ſenden / und fallenden / Feuers gehabt / und von einer Feuerkugel darinn uns terfcheiden geweſen / teilen bey diſer die Feuermakeri ſich feſter zuſamen laſſet / dort aber zertheilt bleibet/und ſich von jedem Wind leichter bin und her treiben laſſet. Gleichwol muß von diſer entzündung die Luft in eine zitte⸗ rende Bewegung gebracht worden ſeyn / weilen ein Donnerklapf gehoͤrt wor⸗ den. Merkwuͤrdig iſt die ſtarke Kaͤlte / welche bald aufdiſe Wärme / nam⸗ lich den 25. Octobr. eingefallen mit Schnee / und Gefroͤrne / weilen namlich. vorher die Luft in eine groſſe Dünnung gerahten / ſo daß die innere Luft der Pflanzen / Menfchen / und Thieren ſich gewaltig hat koͤnnen außdehnen / waͤhrender der Zeit haben fich die im Luft zertheilte waͤſſerige Dünſte naher zufamen gezogen / um bey erftem Anlas ſich leicht in Schnee/oder Regen zu verwandlen. Es hataber faſt nohtwendig müffen eine Kalte erfolgen / weilen Die umligende Berg und anderer Landeren Luft unſere Zuͤrichiſche Dunſt⸗ kugel um fo vil leichter hat koͤnnen zuſamen truken / und unter regierendem Nordwind erkälten / als leicht ein gewaͤrmtes Waſſer gefrieret vor dem kal⸗ J auch die Waſſerdünſte ſich haben muͤſſen in Schneefloken vers Nie), lc (Den 21, April,1706, RE TEE EI 0-0 ß. Natur⸗Geſchichten Des Schweizerlands. Zyweypter Theil. Von der Scral. DI: 1579. den 2.Zul, fehlugdie Strat in das Schloß Sonnenberg im Thurgaͤu / und denfelben Tag aud um Greiffen-See Zuͤ⸗ richergebieths zu vierzehen mahlen hin und wider / verlehete auch den Bauren im Gfenn übel. Haller Chron. Lib, 42. c. i. | Den 12. Zul. am Morgen zwiſchen 1. und 3. Uhren fchlug die Stral mit einem erfehreklichen Donnerklapf in das Schügenhauß auf dem Plag | Züri ) zerſchlug das Stattwapen / und in beyden Stuben die Gieß⸗ idee auch etliche Buchſtaben an der Uhr / und nahme den Zeiger gar hinweg. Es ſchlug auch die Stral difer Zeit in den KRilchenthurn zu Luſtorff⸗und Affeltrangenvda fie den Meßmer tödete/ als er vor dag Retter wolte lauten: Sie ſchlug auchzu Leutmerken in Kirchenthurny wie auch zu Bußnang, Id.l.c. Feurige Spieß, An.r58r. den 6. Aprel um Mitternacht hat man zu Zürich/ und anderen Ohrten mehr ein feurig Zeichen/ gleich einem —— em geſehen / der ſtuhnd grad über den Dettenbach eine Stund lang / darnach vers gg — aa Chron. Lib.42, cıo. - £ Den 26. Augſtm. fahe man zwey Seuerflammen am Ni - wi zwey Pyramides, Haller. J. c. uam Voir Den 8. Novemb. hat man am Morgen vor Tag einen Epieß am Himmel gefehen,der iſt folgends mit einem Blitz vergangen, * Bren⸗ [6 Ram ge unbe “one — —— — — ——— —— SEHEN GEHEN Brennende Haͤuſer im Luft. An.1581. den 14. Novemb. auf den Abend zwiſchen 7, und 8. Uhren ſahe man zu Zürich einsmahl eine Heitere andem Himmel / alſo daß man anfangs meinte / es were ein Brunſt / hernach aber lieſſe fich in Derfelbigen her⸗ für eine Statt / in Form und Geſtalt mit Thürnen / Haͤuſeren / Doch alles / als ob fie brunne / wie Sodoma / und Gomorra; iſt nach einer Stund wis derum vergangen, Haller.l.c. Es iſt die Einbildungskraft der Menſchen ſo reich / und vilfaltig / daß ſie auß einer jeden ungewohnten Begebenheit kan Dem Gemuͤht vormahlen allerhand geſtalten. Bald ſihet fe einen feurigen Spieß / bald eine Feur-Saul / bald Feurige Balken / bald ganze brennende Haͤuſer / und Stätte. Bey außarbeitung ſolcher Seurgemählden iſt der Mahler die Natur / der Penſel eine jede Bewegung in der Luft / die Farben die angezündte / ſchwefelichte Dünſte ſelbs / und beſtehet die Schattierung in verſchiedener dichte / und duͤnne der Materi. Feuerfall vom Himmel. An.1582. den 28. Octob. ſahe man zu Zürich / und anderen Ohr⸗ ten nach dein Undergang der Sonnen das Seu:r vom Himmel fallen. Diß gewahrete man auch An.ıs83. den 10. Hornung bey angehender Nacht. MSC, Bibl. Tig. n.s2. Villeicht ift diſer Sruerfall ein Zeichen geweſen der groffen An.ı 582. von Bapft Gregorio XIII. angejehenen Kalender Reformaͤtion / und dars bey außgefchoffenen feuerigen Bann-Stralen über alle Die jenige welche difen neuen hernach alfo gena: ten Gregor aniſchen Kalender anzunemmen ſich weigeren wurden? Ich meines Ohrts halte dergleichen nach der Son⸗ nen Untergang fich erzeigende Feuerfalle / wo fie nicht begleitet fern mit ſchwe⸗ sem Ungewitter / vor einen bloſſen Geſichts- Betrug / welcher herruͤhret von denen in die dicke Abend-Luft ſpielenden Son enſtralen / deren vilfaltige Brechungen allerhand / auch feuerrohte / Farben dem Geſicht vorſtellen. | Seuerig Schwert / Spieß / und Heerzeug. | An.1583. den 13. Merz hat man zu Genff gefehen Feuer vom Him⸗ mel fallen: So ſahe man auchzwey geruͤſtete Heerzeug am Himmel, | Den 2. Aprelen / zu Nacht hat man zu Zürich und in felbiger Refier geſehen ein zimlich Schwert mit zwißerenden Streimen/und einem langen Spieß / gelb von Forb / die haben ihre Spigen gegen der Statt gewendet / daß bat drey viertheil Stund gewaͤhret; anderſtwo hat man auch eine Schlang am S30663 — am Himmel geſehen / als zu Arait / und an anderen Ohrten mehr, Haller. Chron. MSC, Lib.43. cap.ıs. Zweifelsohne fein diß geweſen Feuerige Meteora, oder Luft-Gefchichten / auß melchen die Gemuͤhter der Zufeheren Schwerter Spieſſe / Balken / Schlangen / ja ganze Heerzeuge geftalten koͤn⸗ nen/ je nach Dem fie dieſelben anſehen. | Feurige Kugel. An. 1584. den 19. Febr. hat man zu Zürich / und in umligender Landſchaft geſehen den Himmel brünnen; und auf der underen Bruck ein Feuerige Kugel vom Himmel fallen / nach ſechs Uhr Abends. Haller. Chron. Lib.44. c.2, Von dem Seuerigen Himmel iſt das noͤhtige gemeldet worden. Tom.I. Mi2. und 22. In naͤchſtvergangenen / und folgenden Jahren ſein in Lobl. Eidgnoßſchaft allerhand Unruhen / und Gefahren entſtanden / welche auf erzehlte Feuer⸗Geſchichten hetten koͤnnen gezogen werden / abs ſonderlich brachte das Kalender-Geſchaͤfte die Gemuͤhter von beyderſeits Religion in zimliche erhitzung; Die Spanier machten einen gefahrlichen Anſchlag / das Veltlein zu uberzumplen/und giengen andere Politiſche Sa» chen mehr innert unferen Graͤnzen vor / welche unnoͤhtig erachte nach der länge zu erzellen weilen zwiſchen deninfelben/und unferen Feuerigen Luftges ſchichten Feinen natürlichen — ſihe. Wann etwas foh hieher gezogen werden / ſo iſt es der Erbbidem/fogelpurt worden An.ı534. den 1. Merz / und im Ampt Aelen Bernergebieths einen ganzen Berg um⸗ geſtuͤrzet / welcher die zwey Dörffer/Corbieres, und Yvorne, bedeket / alſo daß y22. Perſonen / und über goo. Stuck Viehe zu Grund gangen; von wel⸗ chem Bergfall zu feiner Zeit gel. ©. ein mehrers fol geſchrieben werden. Stral. . An.ısgr. den 5. Zul, ſchoß die Stral zu Aadorffim Thurgaͤu in die Schmitten / darvon verbrunnend 7. Haͤuſer / 2. Scheuren / und ein Trotten. An diſem Tag fiele ein ſchroklicher Hagel uber das Zurich-und DBernrgebisth ; und ohnmeit Lüttgeren im Berngebieth zuͤndte die Stral 8. Hatferzund et iche Scheuren an / darinn 10. Perſonen / und gar vil Veh verdurben. Haller Chron. Lib 53 cap.$8, An.15. den 19. Jul. iſt ein unerhoͤrtes Wetter mit Donner / Blitz / Hagel / und Stralſtreichen entſtanden / ſo einen ganzen Tag und Tracht gleich als ein Feuer g waͤhret: und wurden zu Steinmur / in der Herrſchaft egen pera Zuürichergebieths / s. Perſonen durch die Stral erſchla⸗ gen/ und zu Stein am Rhein ein Hauß ſamt einem Kind verbrent. Rahn. Eidgnöjf. Chron, p. 870. An. 1602. -255 (64 ) ES Aln.ı6o2. den 2, Jul. Abends / zwiſchen 9. und 10. Uhr iſt cin ſchwer Wetter über die Statt Zuͤrich / und an etlichen Obrten über die Landſchaft gangen/und fchlug die Stral in der Statt in.einer Stund in das Hauß des Bauherren / in Spittal / zum guldenen Schwert / zum Adler vor dem Roten⸗ Hauß uͤber / in das Raht- Hauß / in dem Godiſchen Hauß auf Dorff in ein Garten-Hauß vor dem Oberdoͤrfferthor / doch alles ohne Schaden. Haller Chron, Lib.$9. c.ʒ. Seueriger Drach. An. 1603. ben 10, Septemb. Abends um 10, Uhr fahe man einen Feuers funklenden Drachen fliegen von Mittag gegen Mitnacht. Diehelle Farb des uͤberguͤldeten Knopfs auf dem Münfterthurn wurde dardurch um etwas verdunkelt. Darauf ſein auß duͤnnen durchſichtigen Wolken / ohne Wetterleuchten außgebrochen vil Donnerſchläge / gleich als ob man Muß⸗ queten und Canonen under einanderen los gebrant hette. Suizer Chronol. Helv. p.iꝛſ. Es zeiget ung diſe / und vil andere in der Natur votfommende Begebenheiten / wie ein jede einsmahlige dünn-oder gewaltthaͤtig zitterende forttreibung der Luft Fan ein Donnerendes Getoͤß erwecken. Die Feuer⸗ werkere ahnen der Natur um etwas nach durch allerhand Raggeten / und Kuglen / die fie alfo zu richten / und werffen / daß fie in der Luft / oft vil zugleich / zerſpringen. Die Glaßblaſer machen gewiſſe kleine / mit Waſſer halb ans gefüllterund fonften zugeſchmolzene Luſtkuͤgelein / welche in das Feuer gelegt / mit einem folchen Knall zerſpringen / als ob eine Piſiole were abgeſchoſſen worden. Feueriges Heer. An.1612. den 27. Jul. ſahe man in der Nacht ein Geſicht am Him⸗ mel / wie ein freitend Heer. Biſchoffberg. Appenzell, Chron. p,529, Feueriger Drach. Iſt zu Baſel geſehen worden An.ı614, den 25. Jun. Abends um 9. Uhr, Wagner Hiſt. Nat, Helv. p360. — Stral. An.1615. den 8. Jul. hat die Stralunter erfchroklichem Wetter zu Zürich zum Groſſen Muͤnſter / zu den Predigeren / in Wellenberg / auf den Bau / und in die Zunft zum Gelben Horn eingeſchlagen. Ex MSC. 1.17.) (05) (Den 28, April. 1706. 205* OO ET OTTO Sch Nacur ⸗Geſchichten en Des | 2 Schweiserlands. Zgweyter Theil. —— — ag Don einer Schlacht in der Euft. WEN.1ıS2ı, den 2. Septemb. vor Mitnacht hat ſich der Himmel aufs IR getehn / und iſt ſo hell worden / als ob es Tag were / es ſein hauffen Spieß am Himmel geſtanden / und ſchüſſe von allen ſeiten wider eine anderen gangen. Biſchoffberg. Appenzell. Chron. p.52;. Feuerige Stangen / und Kugel. An 1623. dei 20. Mare. hat man zu Zürich / in St. Gallen / und anderen Ohrten / Morgen um 4. Uhr ein Chafma am Himmel gefeheny alfo dag fi der Himmel gröffer/alg eine Wanne / aufgetahn / und bernach ein lange Feurige Stange / an welcher unten ein Kugel geweſen / geſehen worden. Baßler Bündtner. Krieg. cap 54. MSC. | — Stralwetter. Aun. i628. den 26. Jun. Entſtuhnd plöslich ein foLch grauſam Don⸗ | nerwetter / daß zu Däradingen im Solothurner-Bebicth 31. Haus ſer und Sirften vonder Stralangesündt zu Afchen verbrandt/und damahlen auch Niclaus Lüti / Wirth zu Kriegfterten/unter einem Baumydahin er » Sich zu ſchirm begebenyerfchlagen worden/dem Knaͤhlein / fo bey und neben ihm gewefen / geſchahe kein Leid. Haffner Soloth. Schaupl. P.IE p.336, . Den difer Trauer-Gefchicht merke ich zwey Umſtaͤnde. Der erfte gehet an. die Baͤume / von denen die Erfahrung lehret / daß fie gleich hohen Ohrten / | leicht von der. Stral getroffen werben fonderlich / wann fie u reit⸗ EB 06 EEG — — —— —— —— — VASE ge — — ur mm — — — —— — — — ———— — — ER breitzweigicht fein / als die Eichund Buchenbaͤume: Diet Urſach beſtehet nicht nur darinn / weil dieſe Baͤume ihre Gipfel hoch in die Lüfte erheben? ſondern vornemlich / weilen ſie ſich ſo weit außbreiten / daß von ihren Aeſten die Stralmateri leicht gefangen / eingewikelt / und alſo aufgehalten wird / daß fie ihre voͤllige Wirkung indem Baum / und daß / was unter demſelben ſte⸗ het / oder liget/yaußüben muß. Die alten Heiden hielten den £orbeerbaum in fo hohen Ehrendaß fie ihne nicht nur dem Abgott Apollini weiheten / und in Die Schoß Jovis ablegten/auc, die Haͤupter / und Haͤnde / der uͤberwin⸗ Deren darmit ziereten /fondern von ihme / als einem dem Jovi geheiligeten Baum / außgaben / daß er von der Stral niemablen getroffen werde. Plin. Hiſt. Nat. Lib.X V. cap. 30. Ich halte darfuͤr ſaß noch mehr Grund bey diſem ſonſt eitelen Wahn feye / als bey dem Aberglauben viler Chriſten / welche die jenigen Ohrte / ſo mit geweiheten Gloken verſehen / oder mit dem Zeichen Des Kreuzes bewahret ſein / vor Stralfrey anſehen. Es ſteiget Der dorbeerbaum nicht fo hodyy breitet auch feine diefte nicht fo weit außy wie etwann ein Eichbaum / und Fan daher auß natürlichen Urfachen vor ber Stral ficherer ſeyn / als andere/und aber fein in Anfehung des Lorbeerbaums andere noch kleine Baͤume und Stauden noch ficherer/Feine aber vollig von denen an-oder überfällen der Stral zu befreyen. Der Nutzen / den wir auß difem über die *Baume ergangenen Vernunfturtheil zeuhen follen / iſt der / daß bey entftehendem Ungemitter man nicht leicht fich Alichten fol unter hohe / und breitäflichte Baumeyfondern vil eher bleiben auf dem freyen Feld / oder fich begeben hinder eine Maur oder bleiben unter nideren Bäumen. Die zweyte Betrachtung gibet an die Hand die verfchiedenheit des Schar dens / fo widerfahren denen Menſchen / die unter dem Baum mwaren/ von toelchen der Mann getödet morden / das Knäblein aber bey Leben blieben, Diß / wird mancher fagen/iftein fonderbare wirkung Goͤttlicher Vorſehung. Ich bin auch diſer Religion. Glaube aber benebeng/ weil es ſich gar oft zů⸗ tragt daß Heine Kinder nebft ermachfenen Leuhten an folchen Ohrten / da die Stral hintriftverhalten werden / und diſe indeffen dahin ſterben / daß in Kraft der von Gott indie Welt eingeführten Natur-und Beweg Geſaͤtzen dergleichen feltfame Begebenheiten gleichwol ihre natürliche Urfachen haben, Und mache ich meines Ohrts hierüber folgende Gedanken, Unlaugbar iſt / daß die meiften/fo von der Straf getroffen / dahin ferben durch gemalt fame erſtickung / mehr als offenbare Wunden durch eingebildete Straß pfeileyoder Steines Dife Eritickung fhreibe ich zu einer gewaltigen rare- fa&tion, oder dünnung der Luft / wordurch dero trufung auf unfere Leber gehinderet/der Athem gefchroächet/die Lungen nicht aufgebfafen, folgbar des Gebluͤts Kreiß kauffdurch die Lungenblaͤslein a— 797 — un 23 (67) > — — — — — — — ———— —————— nt: en —— m — en und alfo,meilen darab unſer Leben hanget / deſſen Faden abgeſchnitten wird. Einen ſolchen Tod muͤſſen auch die jenigen außſtehen / welche in einem von neuem gaͤhrendem Wein angefüllten Keller eingeſchloſſen ſterben. Nun kan ſo tahne Wirkungen einer von der Stral verdünnerten Luft eher auß⸗ Reben ein Eleines Kindyalg ein erwachſener Menfch. Es fiheinet diß wun⸗ derlich / daß ein fo zartes Geſchoͤpf / ein ſchwaches Zweig / mehr außſtehen folle/ als ein erwachſener erharteter Baum. Es wird mir aber Beyfall geben ein jeder / der die Geſtalt des menſchlichen Leibs / und ſonderlich der jungen Kin⸗ deren verſtehet. Bey diſen hanget das Leben nicht ab von der Kreißbewe⸗ gung des Gebluͤts durch die Lungen / weilen diſe verzichtet werden Fan durch dag fo genante foramen ovale, oder ablang runde oͤffnung / und den cana- liculum arteriofum, welche in Muterleib das Gebluͤt ohnmittelbar von ber rechten Hergenfammer überführen in die linke, Feurige Geiß. „An.i629. im Junio Abends um 10. Uhr ſahe man zu Zürich eine hüpfende oder fpringende Geiß / Capra Saltans. ) Wagner. Hift. Nat. Helv. p.361. Dife Feuer⸗Geſchicht iſt ganz nahe verwandt mit dem Feurigen Drach/⸗/ und ift allein die Seftaltfame verfchieden/ nebft deme / daß Die Geiß wol Fan vergliechen werden mit einem verbranten Papeir/in welchem Die Feuerlein noch hin und her / der noch uberig entzuͤndtlichen ohlichten Materi nach / hüpfen. Feuriger Drach. An.i651. dern. San, nad) Mittnacht zwiſchen 1. undz. Uhren fahe ‚man einen Seurigen Drachen von Waͤdiſchweil Cam Zürich⸗See) gegen Maͤnidorff uͤberfliegen / und hörte zugleich ein Getoͤß / gleich einem anhaltenden Canonſchuß. Wagn. Hiſt. Nat, Helv. p 301 Stralſchuß inden Geißthurn zu Zuͤrich. Die gevierte / ſtark aufgemaurte Thurn ftuhnde aufder Hoͤhe zwiſchen dem Oberdoͤrffer / und Linden-Thor/in der Rinkmaur der groͤſſeren Statt / ward gebauen An. 955. bey Anlaß der Hungaren / welche faft ganz Euros pam durchzogen / als eine gute Hochwacht / und Nothwehr. Die Hohe diſes Thurns war von dem See bis zu dem Fundament 90. Schuh / von dem Fundament bis unterden Helm 90. Schuhe/das Tach 25. In difen veften ‚Thurn ift An. 1651. dieMunition der Conſtaffel / und 12. Zuͤnften auß dem Wolffsthurn bey dem Barfuffer Klofter übergefragen und verwahret wor⸗ den. Bald darauf haben Steinkauzen / die fich ſonſt gern inabgebrandtem | Semaur 232 (68 )388 Gemaͤur befinden / darein geniſtet / die ſich bey der Nacht / und etwann au Untertags hoͤren laſſen mit einem Geſchrey / als wann ein ſterbender Menſch auf dem Todbeth läge, Donnerſtags den 10. 20. Sun. 1652. haben Der Trord-und Sudwind den ganzen Tag über heftig mit einanderen geſtritten / und das neblecht trtihe Gewülck / daß etliche Tag vorher / und ſonderbar felbigen Morgen um die Berg her geſchwebt / ob der Statt zuſamen getrie⸗ ben/ Daß es Abends ber der Statt anzufehen war / mie ein fihrofachter Berg. Auß difem Gewoͤlke haben fich bald nach 5. Uhren angefangen er» gieffen ftarfe Platz-Regen / mit Wetterleuchten/und Donner. Ums.Uhren gefchahe der erfte Stralftreich in Wolffsthurn / traffe noch ettwas Pulffer⸗ ſtaub darinnen an/und zerziffe das Dach doch ohne fehrneren Schaden. Der ander Schlag / fo Augenblicflich auf den erften folgete / gieng in den Geißthurn / der hardurch entzündet vehe als in einem Augenblick auß Dem Grund umgekehrt worden. Die Rinkmauren zu beyden feiten fein in Die 200. Schritt lang darnider geworffen worden/als wannein Feind mit pilem und ſtarkem Geſchütz bereits effiche Wochen lang hette eine Sturmlucke/ oder Breche , gefchoffen. Alle Haufer in der Neuen Statt, auf Dorff / zu Stadelhoffen/und an der Kirch zaß fein worden zu einem elenden Anblick. Es iſt bald Fein Hauß in der ganzen Stattzund um diefelbezunbefchadiget geblieben/und vermeinte ein jeder,die Stralhabe in ſein eigen Hauß geſchla⸗ gen. Der Gewalt des Pulvers / deſſen 423. Centnergemefen/ hat Die Stein Durch Die ganze Statt / und gar über Ste gen Wolllshoffen gefragen. Da der Thurn allbereit gelegen / hat man noch drey verfchiedene Streich gezehlt / die auch auf das Fundament gangen. Um 8. Uhren ſchoſſe die Stral in den Carlithurn zum Groſſen Maͤnſter / der anfangs ein wenig gebrunnen / aber durch den ſtarken Regen wider geloͤſchet worden. Man hat auch einen Streich gewahret an einer Linden auf dem Hof. Ein anderer iſt gangen in IR. Anthoni Frigenthals / des Paſtetenbecken Hauß / und widerum einer in Hr. Amtman Fuͤßlins Hauß am Rennweg. Man ſagt / es habe ſo oft ge⸗ ſchlagen / ſo oft es geblitzet. In waͤhrendem diſem Jamer ſein getoͤdet worden 7. Perſonen / verletzet zwey und dreyſſig. Gleichwol hat Gott auch erzeiget feine vitfaltige Güte / beſonderbar in erhaltung kleiner Kinderen / wel⸗ che mitten in dem Steinhagel ohnbeſchaͤdiget geblieben. Man hat Bey⸗ ſpiel daß eine Wiege germürfet worden / unddem darinn ligenden Kind Fein Leid widerfahren; Das zwey Kinder in einem Bad bey einanderen ges ſeſſen / mit 27offen Steinen gleichſam umbmauret worden / ihnen ohne Schas den: Daß vier Kinder auf einem Tiſch geſeſſen / denen die Pfoſten von zer⸗ brochenen Fenſteren um die Haͤuptlein geflogen / und doch nichts ge⸗ ſchadet. ꝛc. | ’ 18.) lo (Den s. Maj. 1706. Nactur ⸗Geſchichten ne ne». Schweiseriands, Zwepter Chef, Ma —_——_—n—_——_——_ —_—_——_—_——mmmoog — LM | Bortießung vom: a, N u » D — * e. — Stralſchuß in den Geißthurn zu duͤrich. XEv diſer Stral-Tragedi wollen wir ung nur ein wenig aufhalten, um in Betrachtung zuzeuhen daß vor dem Unglück hergegangene DES Traürgefehrey dev Steinkauzen / und die ſamlung der Stralmateri N Es leitet die gnaͤdige Vorſorg Gottes uͤber die lieben Feld⸗ ücht die Strat-und Hagelwetter alſo / daß ſie mehrmahlen über die Stätte ſich außlaͤhren / und zwaren nad) Denen von ihme ſelbs angeordneten Natur⸗ —5 — Auß den Stätten ſteigen mehr allerhand Dunſte / Feuer / Rauch Ind Dampf / auf / als von umligender Landſchaft / und wird die ob den Staͤt⸗ in ſtehende Dunftfügel mie ſolchen froͤmden Theilen von allerhand Art niche nur angefuͤllet fondern auch von auffteigender Waͤrme verdünnet / daß die Winde anderſtwoher dahin mit gröfferem Nachtruck blaſen / und mehrere ſchwefelichte und falpetrifche Dünfte herzu waͤhen / welche danny wann fie fich zwiſchen zweyen Gegentwinden / tie in gegenwertigem Bey⸗ fpielygefangen famlen/fich über eine Statt mit groffem Schrecken der Eins böhneren ergicflen, J—— Zuͤrich / komt zu diſer naturlichen Urſach 10c) bin ituation der Statt ſelbs / als welche in der Fieffe liget zwiſchen Wehen Bergen / dem Albie-und Zuͤrich⸗ Berg / ſo daß die in zwiſchen ligen⸗ Dem Thal fi) ſamlende Dünſte ſich nirgendhin beſſer könn begeben / als in die bereits verdünnete / und folglich geſchwaͤchte / mitte / und kieffe. Von dem Prophetiſchen Gefhrey der Steinkauzen dörfte ich nicht vil fhreiben/wann nicht ſolches geſchehen Fönte in Fraft habender Philofophifcher Freyheit / weilen mol weiß / Daß bey meinen fonft geehrten Leferen vil on Be‘ urtheile 5 7 urtheile antreffen wird von diſen Kauzen. Wann jeihr Sefchrey ein Vorbott geweſen des erfolgten Ungluͤcks / muß man fagen/eintweder/ daß der oberſte Gemalthaber der Natur diſe Thiere fonderbar geleitet / daß fie ſich muͤſſen in den Geißthurn einniſten / und mit ihrem wehemuͤhtigen Geſchrey ven vors ſtehenden Jamer vor künden. Diß aber kan niemand leicht behaubten / als der in die verborgenen Geheimniſſen der Goͤttlichen Weißheit weiter hinein ſihet / aAals denen natürlichen Menſchen möglich iſt. Dann auß dem Erfolg allein ſich nicht dahin ſchlieſſen laßt / wo diſe erſte Meinung hinzielet / ſonder⸗ lich wann noch andere naͤhere Urſachen verhanden / welche auch koͤnnen und muͤſſen in Betrachtung geſetzet werden. Oder zweytens muͤſſen diſe Bor gel angeſehen werden / als natürliche Feuerſchmeker / welche fich gern an fol- chen Ohrten aufhalten / da naͤchſtens eine groſſe Brunſt entſtehen wird. Gewißlich / wann ſie etliche Wochen / oder Monat vorher haben riechen koͤn⸗ nen das Salpeter-und Schwefeifeuer/welches vor Dem Fall nur in potentis per me die Schuls£ehrer reden/nicht aber in actu, fo wil ich ſagen / daß iefer Kauzen Naſen weiter reichenyals der Adleren Seficht/meilen dife nur | ſehen / was ihnen vor Augen ligt / jene aber riechen / was nicht iſt. Deſto hoͤ⸗ ber fein diſe Vögel zu ſchaͤtzen / wann fie bey ſich ſelbs folgende Schlußrede werden gemachet haben: Es wird baͤldeſt die Stral in den Geißthurn ſchla⸗ gen / und ein groſſes Unglück über die Statt ergehen / deßwegen wollen wir in eben diſen Thurn einniſten / und mit einem ſeltſamen Zettergeſchrey die Einwohnere wahrnen. Alſo / darff ich mol ſagen / ſein fie kluͤger geweſen / als alle Burger der Statt Zuͤrich. Oder endlich kan man von diſen Steinkau⸗ gen fagen/ daß fie ſich gern aufzuhalten pflegen an ſolchen Ohrten / da abge⸗ brandte Maurftöcke/oder vil fehmefelicht Salpetrifehe Dünfte ſein welche eintmeder von entflandenem Brand noch überig/oder.erit hinkunftig in cine Entzündung gerahten Fönnen/ und den Werkzeug ihres Geruch auf eine angenehme Weiſe Füglen, Hier gibe mich gefangen/meilen darauß erſihe eine natürliche Urfach der Einniftung/und des Aufenthalts/nicht aber des nachit folgenden Brands / weilen / wann es der Borfehung Gottes alfo ges falten hette/das Pulver des Geißtburng,bette Finnen big jegund unverſehrt bleiben,und fönte alfo noch wahren auf etlich 100, Jahr hinauf, alfo daß. oftbenente Kauzen in ganzer Difer Zeit koͤnten ihr Geſchrey fortſetzen / und Die Luſt / welche fie empfunden bey dem Schwefelgeſtank / auch auf irre ſpähte Nachkoͤmm ingſchaft fortſetzen / ehe ein wirklicher Brand N uͤbergehe mit ſtillſchweigen die Gefahr / in welche dergleichen efende Vogel ſich ſetzen / weilen ſie ihr Quartier ſuchen an ſolchen Ohrten / da ſie keinen Au⸗ genblick ſicher ſein / welche Betrachtung allein allen Verſtand diſen Voͤglen denimmet. —3 tg Be um an Ta, a (71 )RS- Nun laſſe ich difes über den Geißthurn / und ganze Statt/ergangene Unglück fahren / und gewahre fehrnerzdaßin difem Fahr noch mehr Stral⸗ wetter geweſen. | Den 22. un. Abendsfhlug die Straf im Gißübel In einen Baum / und erftefte nachft Darbey ein Haupt- Viehe in einem Stall: deßgleichen in ein Gerwe hinder den Seidenhöfen, Be __ ‚Den 25. dito fehlug die Stral gu Wollishoffen / auch Züricher⸗ Gebieths / in einen Baum / und tödete unter demfelben 4. Rinder ; und zu Dberg bey Grüningen Rudolff Krieß / einen jungen Mann in feir nem Hauß. | Den 28.dito. Nachts zwiſchen 10. und 11. Ühren fihlug die Stral in den Kirchenthurn zu Kilchberg am Zurich-See / und Iöfchte auß an Der Uhr das Eins / und den erſten Strich an der zweyten Zahl. Den 18. Jul. fhoßdie Stral Abende zwiſchen 3. und 4. Ühren sum fünften mahl/und war darbey ein groffer IBsifen-Bruch, Den 24. dito. aufden Abend zwiſchen 2. und 3. Uhren ſchluge die Stralyunter graufamem Donnertoetter zu Oettwyl / und Weiningen in den groffen Nußbaum bey der Schmitten, Den 4, Augſtm. nach dem Tags vorher auch ein ſchweres Donner⸗ fetter geweſen / um 9. Uhr Morgens war ein ſchweres Ungemitter / mit einem Wolkenbruch / die Stral erfehlug unter den Linden, oberhalb Alt» ftatten ein frömde rau; ohne Schaden einer anderen / fo nebft ihrem Knaben dDarbey geweſen. Mehrere Stralwetter brashen ein den 10. 11. und 16. Difo. | Feurige Ruhte. An.r 657. den 3. Jenner ſahe man ein Zeichen ob Gaiß / im Ap⸗ penzeller Land wie eine feurige Ruhten. Biſchoffberg Appenzell. Chron. pag. 5 23. — Feuer s Kugel. ". An.r66r. den 20. Jan. Abendsum 7.Uhr fahe man ein Feurige Kur gel zu Glarus / mit fehr hellem Schein auf die Erde fallen. Und eben den Abend faheman auch.eine folche Kugel fchieffen zu Waͤdiſchweil am Zü⸗ ch⸗See. Wagn. Hift, Nat, Helv. p. 363. | * vo Stralwetter. An. i663. Den 22. Jar. una, Uhr gegen Tag hat ſich ein erſchroͤkliches * er | 5 (72 5 - Donnermetter erhebt / welches mit groſſem Frachen in den Kirchthum za Dberdorff/ Solothurnergebieths gefehlagen / allwo der Dunſt den Sigriſten famt feiner Frauen alsbald erſtekt / und zwo andere Perſonen / die nach Rom. Cathol. Brauch die Gloggen angezogen. in die Ohnmacht ges fegt/jedoch Denfelben weder am Leben / noch ſo ſten am Gebaͤu Feinen weiteren Schaden getahn. Hafner Soloth. Schaupl. P.II. p zu. * An. 1664. den 7. Auguſt. zwiſchen 9. und 10. Uhren in der Nacht hat das Donnerwetter zu Tettingen Solothurnergebieths / eingeſchla⸗ gen / und z. Haͤuſer mit allen eingeſamleten Fruchten elend in die Aſchen ges legt. Hafn, lib. cit. p.337. ——— Feueriger Speer. An. 1671. den 19. Novemb. Abends um 5. Uhren hat man zu Bis ſchoffzell im Thurgen eine Seurige Lanze eine viertheilftund lang geſehen / welche den Buchſtaben M, vorftellete/bald aber mie eine Schlange ſich krümmete. Wagner Hıft. Nat. Helv, p363. Herr Bartholomeus Anborn/damahliger Dfarzer des Ohrts berichtete, Daß difes Feuergeſicht ihme erfilich vorkommen / als ein ablanger Seuriger Speer/hernad) als der Buchftab N, endlich wie ein krumme Schlang. Archiv, Antiſt. Tigurin. 0 — An. 1672. den 29. Jul. nach Mittag gegen Abend hat die Stral zum Speiher im Appenzellerland in ein Hauß geſchlagen durch das Kamin in die Kuche/defgleichen in öte Stuben/und Stadel, Ein Töchter fein in der Kuchen neben der Muter ftchend ift tod geblieben/die Muterin Dhnmacht gefallen. | Den 25. Augſtm. hat e8 zu Appenzell in den Flecken geſchlagen / davon cin Frau getödt/ein andere bey ihro in Ohnmacht gefällt fwordenvein Kind aber unverfehrt geblieben. Biſchoffberg Appenz. Chron. p.497. Ä Seuerige Rugel/ Brünnende Balken Pfeile / und Spieſſe. Zu Naͤfels im Glarnerland find zwey Feurige Kuglen vom Himmel gefallen/auf den Erdbidem / ſo gefpürf worden den! 6. Dec. 1674 va, Job. Henr. Tfchud, Hift, Glaron..MSC. en Ligihan An.1676, den 24. Jen. Abendsum 5. Uhr fahe man zu Zürich und Daherum einen Feurigen Balken / welcher endlich einen K von ſich ge⸗ geben / als ob man mit Stucken ſchuſſe; diſere et auch geſehen erden zu Baden/im Glarnerland / und anderſtwo. Waen. Hif. N t. elv. p.362. Tfchud. Hiſt. Glaron. MSc nml, 02 m? >38, — ———— Den ar. Febr, Abends um 10. Uhr ſahe man widerum ein gleiche Feur. Geſchicht. | Den 29. Mart. Nachts um ır. Uhr fahemanim Thurgeu brünnende Pfeile, Wagn.Lc, N.19.) (73) (Den 12. Maj. 1706. 2390808 0-00 0 ⸗πν Natur⸗Geſchichten Des Schweizerlands. Zweycer Theil. — Stralwetter. N.1678. den 19. Aprel iſt ein ſchroͤkenlich Donnerwetter zu Trogen im Appenzellerland geweſen. Die Wetterleuchte haben nicht nur einen unerhörten Glanz / ſonder ſtarke Waͤrme von ſich gegeben. Es hat underſchidlich geſchlagen / ſonderlich in Birli in ein neue Behauſung gar wunderlich. Der Streich iſt durch das Kamin geſchehen / darvon dag Hauß in Brand kommen / aber durch einen Nachbar mit Schotten geloͤſcht worden. In der Tilli-Rammer hat es die Thüren ſamt der Saul von der Wand geriſſen / der Frauen mit dem Kind auf den Armenohne Schaden. nder Stuben hatesdie Thuͤren auß den Haggen gefupft/und zu den Gene Br hinfuͤr geworffen / dem Haußvatter in den Ruken / welcher zum Fenſter außgeſehen / deme den einten Schuhe, ſamt dem Strumpf zerziffen/darven er in Ohnmacht gefallen / einem Kind aber auf dem Bank ſitzend nichts ge⸗ ſchehen. In der Webſtuben hat es die Webſtoͤcke auß dem Boden ges riſſen / ꝛc. iſchoffb. Appenzell. Chron. p.498. Es hat diſere Stral eine rechte Schwaͤrmer⸗ Art an ſich gehabt / und laſſet ſich mit jener gattung Rage geten / welche man Schwaͤrmer heiſſet / ganz wol vergleichen. Gleich wie diſe auß Mangel eines Leit ſteckens keinen geraden Lauff hat / ſondern hin und her Schlangenweiſe umſchwaͤrmet / alſo iſt es auch ergangen der gegenwer⸗ tigen Stralkugel / deren Materi ungleich zertheilt / mit einer auch ungleich zähen Rinden umgeben geweſen/weßwegen fie bald in Die Stuben / bald in die Kammer geſprungen / je nach dem der Gewalt der angezündten Materi fie getrieben und die vorſtehende Luft/Thüren 2c. ihre widerſtanden. Es ift auch bey diſer Geſchicht merkwuͤrdig daß denen im Hauß ame nen en⸗ md mattet/ehe fie zu dem Haußvatter / und deflen Kind kommen. Und bat der Vatter /als er zum Fenſter hinauß gefehen / wol Arhem ſchoͤpfen koͤnnen. In dergleichen Faͤhlen liget auch nicht wenig an der ſtellung des Menſchen / richtet der ſein Angeſicht gegen dem ankommenden Straldampf / ſo kan er leicht / und einsmahls erſticken; kehret er aber / wie es auch hier geſchehen / der Stral den Rucken / fo fahret der Dampf voruͤber / ohne Schaden. Deß⸗ wegen / weilen der Menſch nicht kan wiſſen / woher die Stral fahret / iſt nichts beſſers / als wann er / nach dem die Stral in ein Hauß geſchlagen / geſchwind ſich auf die Erden nider laſſet den Mund an den Boden haltende / damit / wo der Dampfimmer her komme / er ihne nicht ergreiffen konne. An.ı 679. den 3. un. hat die Stral einen Knaben naͤchſt bey Glarus aufder Ennedaer Allmend ab einem Kirfhbaum hinunter / und zu tod gefihlagen. Tfchud. Hift. Glaron. MSC. F An.1680 den 12. Sul, hat es etlicher Ohrten geſchlagen / Auf Gaiß / und zum Speicher in eine neue Behauſung ganz wunderſam / und mit groſſem Gewalt. Biſchoffberg. Appenzell. Chron. p.495. Den 24. Jul. iſt an vilen Ohrten der Eidgnoßſchaft ein ſtarkes Erd⸗ beben geſpuͤrt worden. So haben auch domahls ſtarke Ungewitter mit Donner / Stral / Hagel / ungewohnlichem Regen und Sturmwind ſich er⸗ zeigt. Allermaſſen zu Langenthal Berner⸗Gebieths die Stral in 2. Haͤuſer geſchoſſen / darvon ſelbige / nebſt noch 24. andern verbrunnen. Rahn. Eidgnoͤſſ. Chron. p. 064. Luft Comet. An. 1681. den 18. Aprel iſt von vilen im Glarnerland ein Feuri⸗ ges Wunderzeichen Abends um ro. Uhr geſehen worden / faſt gleich der Comet-⸗ Ruhten fo im verwichenen Winter an eben demſelben Dbxt geſt den. Tichud, Hift, Glaron, MSC, ſelben Obst geſtan⸗ Stral. | An. 1683. den g. Decemb. iſt zu Zürich einsmahls ein Blitz mit ei⸗ nem harten Donn⸗rklapf geſpurt worden / auch bat die Stral in den Kirs ehenthurn su Richten ſchweil am Zürich⸗See geſchoſſen. Amplifk Kam, Eidgnoͤſſ. Chion. p.1087. | | | | Feuer⸗ — 807 Feuerkugel. An. 1685. im Jenner hat man im Glarnerland ein Feuerige Kugel gewahret. Tſchud. Hiſt. Glaron. MSC, | Stralſtein. Dienſtag den 18. Maj. 1698. hat man bey heiterem Himmel an un? terſchiedlichen und vilen Ohrten ein überauß ſtarkes ſchieſſen im Luft ge- hört: Der Schüffen waren fünfe und hafte ein jeder fernen Nachklapf / welcher nicht minder flark/alsder Hauptklapf. Neben difen Schüſſen hörte man an etlichen Obrten eine groſſe decharge von vilen 1000. Mufqueten und heftiges Trommen ; welches alles an obbemeldten Tagen aufden Abend zwiſchen 7. und 8. Uhren ift gehöret worden. Zu eben difer Zeit ift in der Gemeind Waltringen dem Gericht Haßle/zu hinder Schwendi/an dem höchften Ohrt der bedeuteten Ges meind / eingroffer und ſchwerer Stein auß dem Luft auf einen Acker herunter gefallen / welchen Stein des Hans Blindibachers Magd / die unter einem Baum etwann 30, Schrift von dem Ohrt ftehend füllen gefehen / welcher Stein nad) ihrer Auffag ein Raͤuchlein erweket / als er zur Erden niderges fallen. Unweit von difer Magd zetwann 6. oder 8. Schritt/ftuhnden 2. Mannsperfonen in einem Garten / welche als fie gefragt wurden / ob fie diſen Stein auch eintweders gehoͤrt / oder haben ihn hernider fallen gefehen / melche darüber hin geantwortet / daß fie zwar den Stein nicht haben fehen hernider fallen/wie die Magd / ſo auffer dem Garten geftanden/ aber Das koͤnnen fieim Grund der Wahrheit fagen/daß fie nach den Schüſſen ein Haufchen in dem Luft gehört /nicht anderftzals wann ſich ein Vogel eins⸗ mahls in dem Luft ſchwinge. | Als nun dife beyde Mannsperfonen / wie auch die bedeutete Magd/ welche nach ihres Meifters Auffag ſtill und wahrhaft / dife Schüſſe mit groffer beſtuͤrtzung als ob ihrem Haupt gehoͤrt / und deſſentwegen in einen nicht geringen Schrecken gerahten/find fie famtlich heim in ihr Hauß ges loffen / und habend miteinandern von difer Sach geredet/ da dann die Magd bezeuget/ daß fie nicht nur diſe Schüffe gehört , fondern auch etwas geſehen auß dem Fuft aufden Acker niderfallen, Als fienun foldhesder Magd nicht glauben wolten / ſind fie morndrigen Tags mit der Magd an das Ohrt ganz gen / da fie gefagt/ daß fie etwas habe ſehen niderfallen/ ats fie an ſolches Ohrt kommen / da funden fie anders nichts als eine Grube in den Herd/ etwann eines Gmünds hoch / (da aber wol zu wiſſen / daß an dem Ohrt nicht mehr als einer guten Hand hoch Erdrich / darunter aber harte Stein) | in gen / uͤberbracht / welcher ihne hernach aufdie Bibliothec zu Bern nebſt bis⸗ her erzehlten atteſtat verehrt. PN | Es ift eine groffe Streitfrag der Stralffeinen halb / ob eg derglei- chen in der Luft mit der Stral geseugete Steine gebe / und mie fie fo ger ſchwind in der Luft Fönnen geflaftet werden? Fraget man den gemeinen Mann,fo bekommet manohne Auffchub ein Jawort. In bald allen Natu- ralien-und Kunftfammeren fihet man Stralfteine von verfchiedener Art und Form ligen / und in dem Mineralifchen Reich einen eigenen Titul außma⸗ chen. Ja / weilen gemeinlich nach gefchoflener Stral die Steine unfihtbar werdem ſo haben Die Selehrtenzund ungelehrten / alerhand andere Steine zu Stralſteinen gemachet 7 deren Geſtalt namlich ihnen alfo vorkommen / daß fie koͤnten die Stelle eines ſolchen Luftſteins vertretten. Da komt einer her / der einen Pyritam, Schwefelficß/darbietet voreinen Stralftein. Ein anderer bringe Cryſtallen / welche auch gemeinlich Stralen heiffen. Ein dritter pranget mit dem fo genanten Belemnite,LapideL yneis,0der Luchs⸗ ſtein / deſſen zugefpiste Pfeilförmige Figur den Anlas zur Fabel gegeben. Ein vierter ziehet auf mit denen Ombriis, oder Echinitis, Kroͤtten-⸗oder Sceeapfelfteinen / und meifet fonderlich als ein ftralendes Merkzeichen auf derfelben 5. auß einem Meiktelpunct außgehenden Streimen 7 oder Striche. Ein fünfter bringet wahre Kieſelſteine / abſonderlich ſolche / welche eine Heihel-oder Axtfoͤrmige Geſtalt haben / dergleichen man hin und wider findet in den Grabſtaͤtten der alten Cimbrieren / und Gothen. Dife alle aber beftehen auf fo fehlechtem Fundament / daß man fie heutigs Tags / da die Mineralien mit gröfferem Fleiß / als jemahlen / under ſucht werden / kaum wur⸗ diget einer grundtlichen Widerlegung. Die wahrſcheinlichſten Stralſteine ſein ſchwarz angeloffen / uneben / und gleichſam geſchmolzen / geben beneben einen Schwefelgeruch von ſich / wann fie gerieben werden, Ein ſolcher wiget auf der Waagſchale der Vernunft mehr / als hundert Centner obangezo⸗ gener Cryſtallen / Schwefelkießen / Luchs - Krotten- und Kieſelſteinen / ins onderheit / wann darzu kommen dergleichen glaubwirdige Umſtaͤnde / die wir n vorhabender Geſchicht geleſen. 2. — — — — — — M20.) 533 (77)88- (Den 19. Maj.1706. Natur⸗Geſchichten Des Schweizerlands. Zweyter Theil. Forcſetzung bon den Scralſteinen. DEuyißlich / wann je eine Stralgeſchicht die Weſenheit der Stralſteinen | bejahet / ſo iſts die jüngft ergehlte. Man höret den Stein daher raus jchen in. der Luft/nach vorhergegangenen Loßſchüſſen / man grabt ihm nach / wo er indie Erde gefahren/man findet ihne nicht weit von der Grub / und fihet offenbar / daß er eine ganz andere Außficht hatyals ein anderer Stein. Wann hiemit irgendwo ein wahrer Stralftein iſt / ſo ſuche man den indem Naturalien· und Kunſt Sehalter der £obl. Statt Bern. Deffen Fan fich bedie, nen Cartefius mit feinem Anhang / um die Welt glauben zu machen/daß auß vermifch-und zufamenfügung vilerSchmefelicht/fetter (und irrdiſch⸗ Saltzich⸗ fer Dünften könne ein Stralftein Augenblicklich in der Luft gezeuget werden, gleich wie auß anzuͤndung eines gewiſſen auß der im Regenwaſſer enthaltes nen Erde / Salpeterzund Schwefel beftehendenGemengs diechymici wiffen in geſchwinder Eil einen Stein zugeftalten : Gleichwol weißt die Zahlreiche / und gelehrte Segenpart auch auf fo flarfe Grunde ihre Einwuͤrffe zumas chen / welche nicht auß der Acht zulaffen fein. Man fichtet mit gleichen Woaaffen / deren man fich gemeinlich bedienet wider die fo genanfen Princi= pia Chymica, oder Grund-Saͤulen der Chymifchen Weltweißheit / welche dero Patronen zubeweiſen fuchen Durch Das Feuer / und fraget/ wie hier / ob das Salz / Schwefel / Mercurius, und andere heraußgebrachte Anfaͤnge wirk⸗ lich geweſen in denen natuͤrlichen Coͤrperen ſelbs / oder aber nicht vilmehr an⸗ zuſehen ſeyen / als neue Durch das Feuer geſtaltete Coͤrper? Alſo dort / ob diſer Stein wirklich auß der Luft herabgefallen / oder / ob nicht vilmehr zu glauben daß Die durchtringende Kraft des Stralfeuers den in der Erden ‚ juvor gelegenen Stein habe alfo geſenget / und an feiner aufferen vi ges | melzet / 552 ( 78 )58- ae in einen Fluß gebracht / und noch darzu mit ſchwefelichte heilen beſchwaͤngeret? welche Frage ich anderen zu eroͤrteren uͤberlaſſe. Stralſtreich in den Petersthurn zu Zürich. Donſtags den 20. Jul. 1699. iſt nach einem ſchoͤnen Sonnenſchein ein ploͤzliches Ungewitter mit ſtarkem Regen und Donner über Die Statt Zurich ergangen/und hat um 5. Uhren nad Mittag die Stral in den Kirchenthurn gu St. Peter / zu groſſem Schrecken der ganzen Statt / geſchoſ⸗ ſen und den Helm in volles Feur gebracht / alſo daß derſelbe faft bis auf die Hochmwächterbäußlein abgebrunnen/und um 6. Uhren / ſamt dem Knopf gegen der Helfferey/undin das Gaͤßlein bey dem Haufe zum Groſſen Ehris ftoffel mit entfeßlichen gepraſſel hinuntergefallen worvon dann die bren⸗ nende Balfen und Schindlen denen nahe gelegenen Haͤuſeren gimliche Ge⸗ fahr angedrohet / und die Tacher befchadiger/leicht aber durch gi nen Zeurfprügen mwiderum gedämpfet worden. Und ift zu groffem Sluͤck bey difer fo gefährlichen Begegniß nur ein Mann von dem abgefallenen Helm tödtlich gequetfcht/ein anderer aber von einem Feur- Eimer in etwas verwundet worden. Es haben fich die Zimmerleuhte/ und ander Dapfere Burger und Landleuhte bis in den Thurn hinauf gewaget / und gröfferem anſcheinendem Schaden mit eiligftem abfüneiden der brennenden Balken / herzutragen vilen Miſts / und genesten Ochſenhaͤuten / wormit man den oberen Boden des Thurns / und die Glocken beleget / noch vorſteuren koͤnnen. Ampliſſ. D. Rhan. Chron. MSC, Tom.IV. ad h.a, Scralſtreich in den mit Pulber auge⸗ | füllten Heuthurn zu Lucern. An. 1701. den 30. uf. um 2. Uhr Nachmittag erzeigte fich eine ſchwarze Wolke von Aufgang der Sonnen / auß welcher ein Donnerfeit ohne fonderlichen Knall und annoc) bey frofenem Wetter in den fo ges nandten Heuthurn aufder Müſegg zwuͤſchent dem Luginsland / und dem Zeit⸗Thurn gefallen / und den dafe'bftigen Vorraht an Pulver / von etwann 250. Centner angeſteket / darauf der Obertheil des Dulver- thurns mit einem entſetzlichen Knall / und Getoͤß / anfangs in die Luft ges fprungen/und da / wie man gewahret / der beffere Theil des annoch unanges zundten Pulvers ſamt der Tilen nidfich geſunken / in der tieffe Feur bekom⸗ men / und erſt alsdann den Thurn auß Dem Fundament zu Boden / und zwar zu aͤllem Gluͤck auſſert der Statt in die nachfigelegene er ju groſſen TI ö groffen Stuckenweis gelegt; Der Dber theil des Thurns / ſo in die Luft ges gangenzift mehrer theils über die Stattinden See gefallen. So bald die Stral eingefplagen/und das Pulver angezuͤndt / iſt in dem Augenblick ein ſchwarz ſtinkender Rauch / gleich einem Berg / in die Hoͤhe gewallet / und gleich hernach bey der zweyten anzuͤndung des Pulvers hat ein neuer gleich Dick ſchwarzer Rauch alle Haͤuſer / und zwar dergeſtalten angefüllet/daß ein jeder Haußvatter vermeinte / das Ungewitter habe in fein eigen Hauß geſchla⸗ gen / und ſelbiges angezuͤndt welches an ihme ſelbſten der groͤſte Schrecken / und Jamer geweſen / in maſſen ein jeder in dem Augenblick diſes Knalls die Biest ab feinem Tach / und alle Fenſter gertrummeret felbften geſehen / oder boren muſſen / alſo daß man in diſem Schrecken einige Leuht gehört hat nach Leiteren ſchreyen / die man ihnen zu bringen ſolle / damit fie ſich retten koͤnten. Der Schaden / fo hierdurch der gamzen Statt durchgehend verurs facht worden / ift fehr groß. Naͤchſt an Difem gefprungenen Thurn haben einige Maurer die Ringmauren ergänget/darvon es 4. erſchlagen /under denen cin Datterrund Sohn Sebrio/ fo außländifihe / Dod angenommene Beyſeſſen waren. Man ergellet von dem Vatter / daß alder eben Des Tags zu Mittag geſpieſen / erzehlt habe daß er ſchon an zweyen Ohrten nahe an Pulver· Thuͤrnen geſchaffet / darein das Wetter geſchlagen habe / nun habe er eine gleiche Arbeit verhanden / Gott geb wie es ergeben werde / hat ihme ſelbſten wahr geſagt / in dem er in diſer dritten Arbeit das geben taffen muffen/ der dritte ware ein Kraͤutli von Kriens / deſſen zerſtuͤmpleten Leib e8 hin und wider / und das Haubt / und einen Zuß in des Paͤpſtlichen Nuntii refidenz ge⸗ tragen / der vierte ware ein Meyer von Horw. Sonſten hat auch ein Stein einen Zimmermann auf der ſo genanten Schützmatt uͤber die Rüß hinüber zu todt gefchlagen/wie auch ın der Statt ein alte Frau / welche von einem Brunnen Ißaffer getragen/ift voneinem Stein getroffen worden / aljo daß fie den sten Tag hernach geftorben/von den übrigen Werkleuhten find ei» nige noch darvon kommen / die aber eine Zeit lang Gehor-und Redloß ge weſen; in der Statt,und dero Gegne fo man vor eine ſondere Gnad und Vorſichtigkeit Gottes halt / eben bey difer Stund / und Zeit/ da menklichen wandlete / find fonften wenig Derfonen merklichen verwundt worden / auſſert zweyen / denen in der Hrn. Jeſuiter Kirchen ein durch eine Porten getrunge⸗ ner Stein in zwey geſchlagen / und hat der Dunſt / und Gewalt einen Bedien⸗ ten des Hin. Nuntii hinder ſich zu Boden auf einen Stein geſchlagen / daß er des Tags hernach Das Leben laſſen muͤſſen / fo ift auch der Hr. Nuntius felbiten um etwas / doch nicht tödtlich verwundt worden. Der Schaden in Zieglen und Fenfteren iſt durchgehend / und doͤrffen wol wenig Haͤuſer ſeyn / die nicht in dem eint · und anderen merklichen Schaden — a ET NEE BER 20 TE 35 ( 30 )G- befonders aber jene Haufer dem fo genanten Graben nachyderen der meifte le ober wenig ganze Ziegel/noch Fenſter uberig hatten/alfo daß fie nicht allein deßwegen / ſonder wegen erfolgten/und langgedaurtem Platz Regen einen groffen Schaden anihrem Haußgerdhtund zwar dergeftalten erlitten/daß fie eine Zeitlang anderwerts Herberg ſuchen muflen. Die Er> ſchütterung / und Dunſt des Pulvers iſt fo groß geweſen / Daß es vaſt Bi Ohrten die Thuͤren aufgefprengt/ einen Theil zerriſſen / zertrümmert ſonderlich in denen vor der Mußegg über ſtehenden Haͤuſeren die Taͤfel⸗ werk zerriſſen / und die Defen theils unnüg gemacht / theils gar über einen geroorffen / Deren eint-und andere man in Die 200. zellet. DEE Schaben der hohen Dbrigfeit/fo fie in ihren Magazinen Mühlinen / Brug⸗ gen / und anderen Gebauen erlitten / und in dem verlurſt des Pulvers / und geſprengten Thurns war auch ſehr groß. Don den Sant Elmus Feuer 38 WBintertbur, In der Start Winterthur an dem fogenanten Spißigen Kir⸗ chenthurn faheman An.1556. den 4. Ssenner/Abendsum 7. Uhr / unter waͤhrendem ſtarkem Wind / und Schneyen ein Feuer / deſſen Flammen ſo ſehr gepraſſelt / daß man fie auch von weitem nicht nur ſehen / ſondern hören koͤnte. Jedermann meinte / der Thurnhelm brünnesman iſt auch defwegen auf den Thurn geſtiegen / um eigentlich zu erfahren / was es were / es iſt aber nach einer viertheil Stund alles verſchwunden / ſo daß die ſich hinauf gewa⸗ get / nichts mehr angetroffen. Wagner. Hiſt Nat. Helv. P:359. auß Geſſner. de Herb. Noc. Lucent p.ı2. Diſes Feuer iſt ſint der Zeit vil mahl / etwann grad anfangs an dem Knopf / etwann von der’ mifte des Helms gegen dent Knopf hinauf fahrend gefehen worden / allegeit aber ben vorstehenden Un— gewitter; und heiffen es die Einwohner Sant Elmus enter / oder Liecht. Dit einfaltige Leuhte fein in der Einbildung geweſen / es bedeute diſes Liecht einiche in dem Knopf des Thurns verborgen ligende Heilig⸗ thumer / villeicht des heiligen Anſelmi. Ich zweifle nicht’ daß die Cleriſey ſich ſolcher Begebenheit vortrefflich wurde bedienet haben / zu aufricht-und beiteiffung eines Wunders / ja gar villeicht zu anrichtung Foftlicher IBalls fahrten; da ihnen auch leicht gervefen were etwas Gebeide in den Thurn⸗ knopf heimlicher Weiſe zu bringen; wann / ſage ich / diſere Statt annoch in der Finſternuß ſtekte / und ihro nicht das heile Liecht des Evangelii in voller Klarheit leuchtete / welches dann dergleichen Irr-und Abergläubige Liechter Fraftiglich außlöͤſchen tuht. ꝛc. | 5 9.21.) SH (3ı)E= (Den 26. Mai. 1706. 0 0 "300 € m nr o 0 o ae | Natur ⸗Geſchichten De Schweiserlands. dweyter Theil. — —— — — —— — —: — —X — (çcę — Gorfgung Von dem Se Elmus Feuer. SS hat die Erfahrung gegeiget/daß von vermeinten Heiligthuͤmeren | nichts verhanden: Dann An.ı700. hat man diſen Wunderthurn — aufs neue bedecket / und bey diſem Anlas den Knopf geoͤffnet / da man nichts gefunden / als eine Nachricht wegen Des Thurns ſelbs / wann derſelbe außgebauen worden. Und hat man auch ſint der Zeit obangezogenes St. ‚Elm Feuer nicht nur an difem neubelegeen Thurn/fondern auch an dem kleineren / und deffen vergüldeten Knoͤpfen gewahret. Wann ich/mwie ich ſol / diſere Feuergeſchicht mit Philoſophiſchen Augen anſihe / ſo kommet ſie mir vor als ein Meteorum, oder Feuerige Luft-Sefchicht/und ing beſonder vers gleiche ich diſes Liecht mit dem bekanten Caſtor und Pollux, zweyen auß der Deibdenſchaft zu uns gekommenen Goͤtteren / und Natur-Propheten / welche warn fie nur in einer Flamm / oder Liecht / erſcheinen / den Schiffleuhten einen ſchweren Sturm vorſagen / wann ſie aber dopplet geſehen werden / anzeigen / ‚daß das Wetter bereits vorüber. Vermuhtlich deßwegen / weilen bey einem einfachen Liecht / wie ein folches auch unfer St. Elmus Feuer iſt / die ſchwefe⸗ N Air Materi / ſo bey Ungewitteren pflegt entzundet zu werden / annoch beyfas men / bey einem doppleten aber ſchon zerſtreuet / folgbar nicht mehr alſo zůbe⸗ fahren. Es ſein aber in gemein zu reden ſothane Ignes Lambentes, Lechzen⸗ de Flammen / denen auch unſer St. Elmusliecht Fan zugeſellet werden, wener zubefoͤrchten / als die Stralbomben / weilen jene auß einer dünneren/ Auftigeren/nuffigerenydife hingegen auß einer feſteren /dichteren Materi bes ſtehen / daher auch jene mit nicht fo ſtarkem Gewalt / wie di aaherabren 1 J J * 35 (82 IF Si minore vi mittuntur Ignes, deluunt tantum & infident, non feriunt, nec vülnerant. fügt Seneca Natur, Quæſt. Lib.I. cap.r. Gleichwol haben Die alten Römer aufdergleichen lechjende Feuer fleiflige Achtung geben/und fo oft fie in ihren Feldzügen felbige aufdenen Lanzen / oder Faͤhnlein und Stand⸗ arten ihrer Fuͤhreren gewahret / in ihren Geſchichtbuͤcheren nicht vergeſſen / wie bey ob angezogenem Seneca, und anderſtwo / zu ſehen. Ich komme aber widerum auf unſer Winterthuriſches St. Elmus Feuer /und leite deſſen Materi zwar her auß Denen nahegelegenen Felderen und Bergen / deren Si- tuation villeicht auch vil bey tragt zu deſto leichterem Antrib an die Kirchen⸗ thuͤrne / die benennung aber nicht von dem H. Anſelmo / ſondern auß Spa⸗ nien / weilen mich erinnere irgendwo geleſen zu haben / daß diſe Nation den Caſtorem und Pollucem mit dem Nammen St. Elmus Feuer betitlen. Von der Lechzenden Flamm. Es laſſet ſich diſe Feuer⸗Geſchicht ſehen etwann an den Kleideren und Haaren / under Menſchen und Thieren / zu nicht geringem Schrecken der Zu⸗ ſeheren. Die alte Heidenſchaft hielte dergleichen Igues Lambentes, oder Lechzende Flammen vor fonderlihe Wunderzeichen / und von ben Goͤtteren herzührende begeugung Fünftiger Dingen. Servius Tullus harte einer fols chen um fein Häuptlein erfchienenen Slamm zu danfen den Thron Des Ros mifchen Reiche. Dann man ihn deßwegen hielte vor eines Laris, oder Daußs Gottes Sohn,und fein bey dem Anlas gewifle Feſte den Laribus zu ehren angeftellet worden. Inregia cubanti puero caput arfıfle vilum, creditumdue Laris Familiaris filium. Ob id compitalia, & Ludos Laribus primum initi- tuifle. Plin, Hift. Nat. Lib. 36. cap 27. Ich were ohne yroffe Mühe su bereden/ daß in denen mittleren Jahr hunderten mancher bey Anlaß einer um fein Haupt erfchienenen Stamm in die Zahl der Heiligen aufgenommen worden, Wenigſtens hat man auf difen lechjenden Slammen allerhand Geheimnuſſen gemachet mie dann nebft anderen An.ı 572. gefehbenen IBuns Dergcichen Haller Chron, MSC, Lib.38, cap, ı6. auch feet dergleichen lechzende Feure / ſo an verfchiedenen Kinderen in der Statt Bietan ihren. Hembderen/ Haaren /und Huͤten gefehen worden, Under den Titel difee fireiffenden Flammen gehoͤret / was gewiſſe annoch lebende hiefige Schiffe weiſter auf dem Zuͤrich⸗See fahrende an ihren eigenen Leiberen gewahrek. It im die Flammen / welche Peter Meilivvon Nuffenen im Rheinwald / mit fiinen Gefehrten / als ſi vom Bernhardiner Berg Reis und Korn fuͤhreten / wahbrgenommen / den 2. Jenner 1700. Da fie vermeint / ihre Kleider und Ochſen brünnen / aber wann fie nach der Flamm gegriffen / nichts empfun⸗ den. Diſes geſchahe ohngefehr um 7. Uhx Abends / under wahrendem 59 | 35 (83 )ER- Wind / und Schneyen. Ber die natürlichen Urfachen dergleichen flreiffens den Flammen in Betrachtung zu ſetzen begehret/dem dienet zu wiſſen / daß ſo thane Feuer koͤnnen / nach dem fie in der Luft auß ſchwefelichten Duͤnſten beſtehend angezündet worden / leicht / gleich denen Feuermaͤnnlein / durch der Menſchen / oder der Thieren Athem angezogen / oder von Winden zugewaͤhet werden / da ſie dann wegen ihrer Zaͤhe an den Kleideren/Haarenzzc, behangen bleiben; gemeinlich aber iſt ſolcher Flammen Urſprung herzuleiten von den Menſchen/und Thieren ſelbs / deren beftändige empfind-und unempfindliche Außdaͤmpfungen nicht nur beſtehen auß Woſſerichten / ſon dern auch ſchwe⸗ felichten / und Salpetriſchen Duͤnſten / welche in eine geſchwinde / und ſtarke Bewegung gebracht / leicht koͤnnen in eine Enzuͤndung gerahten. Diſes Vernuͤnfſturtheil bekraͤftiget genugſam nebſt der Erfahrung / und bey den lechzenden Flammen zugewahrenden Umſtaͤnden der fo genante Phoſphorus, ein im finſteren ſcheinendes / und faklendes / ja auch brennendes Weſen / wel⸗ — maſſen auß dem Menſchenharn durch Chymiſche Kunſt be⸗ reitet wird. Von Feuerigen Maͤnneren. Diiſere Feurgeſchicht / wie fie bald in allen Ohrten der Welt ſich meiſten⸗ theils in ſumpfichten / moraſtigen Ohrten finden laſſet / alſo wird fie auch ges wahret in unſeren Eidgnoͤſſiſchen Landen. In Lateiniſcher Sprach heiſſet ſie Ignis Fatuus, welches Fan verteutſchet werden ein thorichtes / oder vilmehr / bethoͤrendes Liecht / weilen es die Reiſenden zu Nacht aͤffet / oder bet hoͤret / wei⸗ len fie bey deſſen Anſicht meinen / ſie ſehen vor fich ein Fiecht/deme ſie etwann nachgehen / und in Irrwege gerahten / weßwegen die Teutſchen diſes Feurlein heiſſen Ir ewiſch / Ir eliecht / Irrfakel / auch Wiſchmaͤnnlein / Feuri⸗ ge Maͤnner/Feurmaͤnnlein. Dann diſe Liechter gleich feurigen Manns ſein hin und her. lauffen / etwann ſcheinen zu ſpringen / zu tanzen / etwann eins ander / ſo ſie zuſamen ſtoſſen / zu rauffen / und zu ſchlagen. Von diſen Scheins maͤnneren iſt bey unſerem gemeinen Volk die meiſte Sag / daß ſeyen die ab⸗ geſtorbene / nun von der Hoͤll / oder Fegfeur angeflamte / Geiſter deren / welche ſich mit verſetzung der Marchſteinen verſuͤndiget / und hierdurch ihrem Naͤch⸗ ſten Das feinigegenommen haben. Wie hiervon auch berichtet Wagn. Hiſt. Nat, Hziv. p 358. auß du Pan Larmes de David p.262. Wboher diſe Fabel entſtanden / mag ich nicht wiſſen. Vermuhtlich komt diſer / wie andere vergleichen Irrthuͤmer / auß der Finſternuß der mittleren Jahrhunderten / da alle auch die unfchuldigfte Natur Eörper haben muͤſſen dienen / beydes die grobe Unwiſſenheit der Cleriſey (welche gleichwol allein den Schluſſel zur Weltweißheit hatte.) zubedecken / und Das gemeine rn im Aberglauben gu unterhalten. Oder villeicht kom̃et dife irzige Einbildung ber von vem Heidenthum / welches zu allen Zeiten vil auf teahrfagerifchen Außlegungen Des Feuers gehalten. 30 achte unnöhtigsdifen von Den Irr⸗ liechteren g faßten Irꝛthum nach der Weitlaͤuffigkeit zu widerlegen : weilen / wer mit Dernunft Dife Begebenheit anfihet/ denen Naturforſcheren leicht geſtehet / daß Die eigentliche Urfach folcher Seuer-Sefchichten beftehe in an⸗ gezündten ſchwefelichten fubtilen Dünften/ welche dannenher auch nach Der geringften Luftbervegung fich richten / a gar von Dem Athem ſich anzeuhen / oder wegjagen laſſen. Daher ein dem hoͤlliſchen Feuer-Geiſt angenehmer Wahn entſtanden / daß durch das Gebaͤtt dieſe Feuer maͤnner nur deſto mehr ergrimmet / und herzugeloket / hingegen aber durch fluchen / und ſchweeren / weggetriben werden. Wer auß Angſt vor dergleichen natürlichen Geſpen⸗ ſten bey ſich ſelbs ſeufzet / und baͤttet / ſolgbar den Athem an ſich zeuhet / der zeuhet auch zugleich an ſich die Feuermaͤnnlein ſelbs; wer hingegen mit ge⸗ waltiger Fluch⸗ Stimm den Luft vor ſich hinweg treibet / der jaget auch hin⸗ weg die Irrwiſche. Hierauß iſt bald zu erſehen / daß gar nicht noͤhtig zu ſchweeren / weilen man fonften ſtark Fan reden / ohne Suͤnde / und ein lautes / pack Dich fort / eben fo wol die Luft wegtreibet / als ein holl dich der T. Es halten fich diſe Feuerige Männer ſonderheitlich auf in moraſtigen / fetten/ Ohrten / da die Waſſer ſtill ſtehen / und faulen; als da fein ſumpfichte Wie⸗ ſen / Kirchhoͤfe / Ohrte / da vor weniger Zeit Schlachten geſchehen / und der todten Eoͤrperen fette Feuchtigkeiten in Daͤmpfe außrauchen. | Von dem Julier Berg in Pundten. Groſſe Sachen zeigen ſich nicht nur in der Taht / ſondern mehrmahlen auch in dem Nammen. Die hoͤchſten Gebirge des Schweizerlands haben ihre benennung von den Goͤtteren der Heiden/oder von den Halb⸗Goͤtteren der Roͤmiſch Eatholiſchen / oder von gewaltigen weltberühmten Manneren, In Wallis waren die Alpes Penninæ, Pœninæ, Penniniſche Gebirge / zu Heidniſchen Zeiten dem Oberſten Gott Jupiter eigen / und wurden deß⸗ wegen genennet Mons Jovis, Mons Jovius, Mont-Jou: Es hat aber in hernachfolgenden Zeiten der H. Bernhardus / ein geweſner Convent-Brus der des Kloſters zu Augſt / den Jupiter abgeſezt / und die Herrſchaft diſes groſſen Bergs auf ſich genommen / wie er dann annoch den Titul fuͤhret / des Groſſen St. Bernhards⸗Bergs / zum unterſcheid der Graiſchen Alpen / welche genennet werden der Kleine St. Bernhards-Berg, Der Kriegeriſche Mars legte feinen Nammen auf einem Berg in Nider⸗ wallis ( Martis Mons, ) fo nun Foe heiffet/in Staliänifch Maggana, und von Grenchen und Viſp führet ins Seſſerthal. ꝛc. a y m difer Berg mit denen darauf befindtlichen Roͤm. Saͤulen vorgeſtellet in der II. Tab, oftet 2: 3. 922.) 238 (85 ee. (Den 2. Jun.ı706, SCHI SIERT 8330508 0ER Och Natur⸗Geſchichten Des Schweizerlands. Swepter Theil. Hamm oo mente) Fortſetzung Von dem Julier Berg in Puͤndten. eg: fol nicht vergeffen des St. Bernbhardiner- Berger fo ein theil Adulæ ift /und das Maforerthal von den Pundtneren unters fcheidet ; wird fonften gemeinlich genant Avicula, Colmen del Ol« eello,der Vogel. Der H. Brauliuserfireket feine Herrſchaft über Die Juga Bormiana, Wor mbſer⸗Joch / welche Tacitus Juga Rhætica nennet Lib.ıy, NHiſt. Dife geben den Paß auß dem Veltlein ins Vinſtgoͤw / und werden gemeimich genennet Braulius Mons, St. Braulis Berg / Monbrajo, Umbrail. Der Weltberuͤhmte St. Gothardt Berg / von deme oben Tom.l. N.F. eignet die Ehre ſenes Nammens zu dem H. Gothardo / wel⸗ cher deßwegen ſich ruͤhmen kan / daß er der hoͤchſte Heilige ſeye unter allen / weilen er feinen Sitz aufden oberſten Spitzen Europa aufgerichtet hat. Uns der denen weltlichen / und mweltbefanten Perfonen/ welche unferen Schtweis ‚ger Gebirgen ihre Nammen mit getheilet haben / kommet uns vor ein Pilas dus / fisende auf dem Pilatus Berg bey Lucern / fo befchrieben worden oben Tom.l. N.a4. Ein edler Tufcaner Lucumo genant/fo vor Zeiten mie dem Dberften Haubtmann Rhato auß Sstalien gegögen/und feines Pam mens Gedaͤchtnuß geftiftet hat auf dem fo genanten Lurfimanier/Lucu- monio Mente ‚Lucumonis Monte, derfönft auch St. Barnabas Berg beiffst / und das Palenſerthal fiheidet von den Rhetieren. Wir Fommen aber/ohne und bey anderen dergleichen Benfpielen fehrnerg aufubalten/auf den Julier Berg / deſſen möglich kurze Befchreibung verhoffentlich dem geneigten giebhaber Vatterlaͤndiſcher Geſchichten nicht unannemlich 6 8086) Es heiſſet diß Gebirg Juli Alpes, Julius Mons, der Jullien / Julier⸗ Berg / Juler-Berg / Gilig in einem Burgrechts Brief zwiſchen der Statt Zurich und Johannes Biſchoff zu Chur aufgerichtet An.i419. Es iſt aber unſer Julier Berg wol zu unterſcheiden von jenen Alpibus Juliis, deren gedenket Livius Lib,V. cap 34. daß dahin kommen ſeye Bellovefus Durch die Tricaſtiner / welches gewiſſe Voͤlker geweſen an der Iſere in Frauk⸗ reich. Dann erſtlich trift bey uns nicht zu der Umſtand des Ohrts / und leſen B. Rhenanus, Glareanus, Sigonius, Simlerus, Tſchudius, und andere g lehr⸗ te Außlegere des Livii an ſtatt Julias, Invias Alpes, welches bedeutet nicht Julier / ſondern unwegſame / Gebirge. So werden allhier auch nicht verſtan⸗ Den die Julier Gebirge / ſo zwiſchen den Kraintiſchen und Trientiſchen ligen / und ſonſt auch Alpes Venetæ genennet werden / worvon Ammianus Lib 31. Unſers Julien gedenket Cornel. Tacitus Lib i9. Diſer Strich hoher Alps gebirgen kiget in Pündten zu oberſt im Engadein / und Bergell / und zeuhet ſich von Maloͤgien her / alwo der Vnn entſpringt / bis gu dem eigentlich alſo genanten Julier Berge / uͤber welchen ich An. ı 703. gereifet bin von Sylva plana gen Bevio,oder Stalla, Der Berg Maloyen / Me⸗ lojen / Maloggia, Malögia, Maloya, Melojus mons, fo auch vor ein Glied des Julien gehalten wird von Tſchudio Helv. Antiq MSC. Guler. Rhæt. p. 192 b. und anderen mehr / liget ob dem Dorff Malogia, ſcheidet das Ober Enga⸗ dein von dem Bergell / und gibet den Urſprung der Maira, ſo hernach durch das Bergellerthal ab / und in Chumer See flieſſet. Aber auch ent⸗ ſpringen dort / namlich auf dem Monte de Sett, Septa, Septmer Berg / jo grad ob Malojen ligt / zwey andere Waſſer / welche in ganz andere Weſt⸗ gegenden flieffen : eins in den Hinderen Rhein: ein anders / Aqua de Pila genant / welches oben auf der oberſten höhe des Bergs ein Seelin mas chet/ Il Lagetto di Lungin ‚hernach über den Berg fich abſtuͤrtzet 7 und im nächft ben Maloja gelegenen See / Lago di Silio, fich ergieffet /und folglich weiters in den Ynn und folgendg in die Donau fort flieffet. So daß hier⸗ auß abzunemmen die Hohe diſes Gebirgs/ weilen von Dannen in bald alle eltgegenden die Waſſer abflieffen. Nach meinen in obgedachtem Jahr angeftelten Proben iſt das Dorff Maloja erhoben über das Dorff Cafaccia 680. Schuhe / uͤber Soglio 1480. über Cleven 3440. Dieoberfte Hoͤhe aber von dem Berg Malogia, oder Monte de Sett, habe gefunden 1720. uͤber das Dorff Maloja, 2400, über Cafaccia tiber Soglio 3200. über Cle⸗ von 5160. Die Höhe des Julier Bergs habevonSylvaplanaan zurechnen ( welcher Ohrt 240. Schuhe tieffer liget/als Maloja ) bis zu den Säulen Juli Caſatis gefunden 960, hiermit uber das Dorff Maloja 720, Dan ab 3 ( 87)" aber vermittelft eines Geometrifchen Inſtruments gefunden/daß die oberfte Hobe des Julier Bergs ber die Saulen erhoben 2021. Schuhe ; fd kom⸗ met die ganze Senfelrechte Hohe des Juliers von Sylva plana herauf 297E, yon Maloja dem Dorff 1731. worauß dann die refpedive Höhe gegen Cafaccia, Soglio, und Eleven ohnſchwer abzunemmen/ und ing bejonder an⸗ zumerken / daß dife beyde Berg-Sirften fo tool vor die höchiten Tonnen in Pundten ſcheinen / einander in der Höhe gleich / namlich der einte 1720. Der andere 1732. über Maloja; über Elevender einte/s160, der andere 5171. welches auch ohngefahr die oberfte Höhe des Gotthards / wie an feinem Ohrt gel. G. fol inmehrerem arjeiget werden, Uber das habe in domah⸗ liger Reiſe angemerket / Daß Sylva plana und Bevio faft in gleicher Hoͤhe/ oder auf einem Horizont ligen/Sylva plana auf der einten / und Bevio auf der anderen Seiten des Julierbergs. Es iſt nicht ſo gar gewiß / von wel⸗ ehem Julo diſer unſer Julierberg ſeinen Nammen bekommen habe, Sextus Rufus ſpricht: Sub Julio & Odtaviano Cæſaribus per Alpes Julias Iter fa- &um Alpinis omnibus victis Noricorum Provinciæ accellerunt, Simlerus in feinem Commentar. de Alpib. pag.ı08. vermeint der Urnahm komme ber von Julio Cæſare, und gründet diſe feine Meinung theils auf jest ange jogenen Tert Ruf, theils auf das Zeugniß Sabellici, welcher ergellet / daß ohnfern dem Karndtifchen Fulier Bergaufdem fo genanten Kreuzberg ein zu andenken Des von Julio Cxfare allda brfeftigten Paſſes eingegrabene Ges denkſchrift zu lefen/ deren Anfang alfo laute; C. JULIUSCAESAR, Tfchudius aber vermuhtet / in obangesogenem Buch, Daß der Nammgeber feye Octavianus, der auch Julius Auguſtus ( meilen er Keifer Julii Adoptirter Sohnmar ) genennet worden / und Rhætiam, Noricum, nebſt anderen Alp⸗ volkeren bezwungen. Diſer Julius Cæſar, oder Octavianus, muß auf Die Hoͤhe diſes unſers Julier Bergs marſchiert ſeyn / wie abzunemmen auß zweyen von ihme auf der oberſten wandelbaren Höhe aufgerichteten Säur len / welche annoch jezt auf bey den ſeiten der Landſtraß ſtehen. Diſe Säulen ‚Kein rund / ohne Fuß und Kopf / auß einem rohen Felſen / auch auf rohe Weiſe / geſtaltet. Ihre Hoͤhe / guſſer der Erden (dann ſie in die Erde eingegraben / } HE 4 Schuhe / 5. Zoll / der Umkreiß 5. Schuhe / 2. Zoll. Ihr Zwiſchenraum iſt 4. Ruhten / 4. Schuhe. Auf der oderen Flaͤche einer jeden Saul iſt ein eingegraben Loch / auß welchem abzunemmen / Daß darein geſteket worden eintweder Die Capitella,oder gewiſſe Kriegs-Götter/ dergleichen die Römer inihren Zügen allezeit mitgefuͤhret. Yon Infckiptionen, oder emgegrabenen Gedenf-Schriften ift nicht das geringfte zu ſehen. Es haltenciniche darvor / 88 feye auf der einten Seiten geftanden HUCUSQUE NON ULTRA, Bis hiehar / und nicht Weiter zaufder anderen Seiten aber, OMITTO —— — P, 5. Das Kupfer des Juller Bergs koſtet 2. 5. ni N.23.) 3089) & (Den 9. Jun. 1706. ET ER = Natur ⸗Geſchichten Des Schweizerlands. Zweyter Theil. — nem — 2 Von dem Glarneriſchen Schabjiger, Iſe Art Kaͤſes / mit welcher die Glarner / gleich mit ihren ſchwarzen Steinernen Tafelen / weit und breit in Europa Handelſchaft treiben / heiſſet gemeinlich Schabziger / Caſeus ralilis, weilen er auß Ziger gemachet wird / und ſich zu eßbarem Gebrauch ſchaben Acſſet. Deodatus in feinem Pantheo Hygiaſt. Lib I, cap. 35. beſchreibet diſen grünen Schab⸗ jiger ganz wol / hat fich aber in dem einigen befrogen/melches vil Leuhte ans noch ſich einbilden / daß man allerhand gute heilfame Krauter zu bereitung: difes Kaͤſes brauche, und gedenfet auch Geflnerus de Lade pag.48. der Imperatorie, oder Meiſterwurz / daß fie darunter gemifchet werde / von deren man doch jegiger Zeit nichts weißt. Es iſt ein einiges Kraut / welches Die Ölarner zu dem End in ihren Gärten pflangen / Damit es ihnen zu difer Kaͤßmachung diene. Difes pflegen —* nennen Zigerkraut /Schabzi⸗ gerkraut: Sonſten heiſſet man es Stundkraut / Sibengezeit / weilen es fiben mahl des Tags fol den Geruch bekommen / und wider verlieren; Wilder Steinklee / wolriechender Klee. Da des Geruchs halben zu gewahren / daß ſich derſelbe erſt dannzumahl hervor tuͤhe / wann das Kraut duͤrr / weilen Die feuchten / oͤhlichten / ſtarkriechenden Theile vorher/ da es noch gruͤn ware / unter vilen waͤſſerigen alſo gefangen und eingewikeit waren / daß ſie nicht wol koͤnten ſich hervor laſſen / und in Freyheit ſetzen. In La⸗ teiniſcher Sprach finden ſich bey verſchiedenen Kraͤuterverſtaͤndigen auch verſchiedene Nammen / und zwaren folgende. Hieron, Tragus nennet es Trifolium Diofcoridis. Matthiolus, Anguillara, und Caftor Durantes Lotus Sylveftris, Fuchſius, Dodonzus, Cordus, Geſſnerus Lotus Sativa, Lacuna, Tune» 235 ( 90 gg 4 — Turnerus, und Eyſtettenſis Hortus Lotus Urbana, Fuchfius , Turnerus Lonicerus, Tr.fohum odoratum. Dodoneus, und Lugdunenfes Trifokurts odoratum alterum. Geflnerus in Horto Trifolium caballinum : Lobelius Iotus Hortorum odora: Tabern& montanus Melilotus vera. Pona Meli- Iotus Singularis Alpini, Cafp. Bauhinus Lotus hortenfis odora: Joh. Bauhinus Lotus Sativa odorata,annua, flore ceruleo: Bey Fheophrafte einem der dlteiten Kräutererfahrnen 7. Hiſt.14. fol es heilen: Mi& eirun, nach Gazæ erffärung Mel frugum. Die neueften Botanici, Hermannus, Morifonius, Tournefortius bringen dife Pflanze under das Geſchlecht des Stenklee / und nennen fie deßwegen Melilotum odoratam violaceam. Diſere vile Zunammen habe bey diſem Anlas mit ſchuldigem Fleiß hieher ſetzen wollen / damit der geneigte Leſer diſes Kraut / ſamt deſſen Eigenſchaften in verſchie denen Kräuterbucheren wiſſe aufzuſuchen / und anbey ſehen Fönne Die Schwirrigkeit der Kraͤuterwiſſenſchaft / weilen ein jeder Scribent nach ſei⸗ nm Willen die Kräuter benennet / weßwegen ganz noͤhtig geweſen eine olche Erleichterung und Reformation diſes Studi) , dardurch fo vilerley armen unter ihren einigen behörigen Titul gefeget worden, Diſes Kraut wird / wie oben angejeiget worden / im Blarnerland gepflanges in Gärten und Aekeren / hernach / fo es zeitig tworden gedörzet / und folgender Weiſe / nach dem es zu Pulver gerieben und Durch gefiebet worden/auß Demfelben der Schabziger geinachet. in dem Daubtfeckn Glarus/ zu Matt ꝛc. auf gewiſſe Machinen / die fie Zigerreiben heiffen / weilen darmi das —— mit dem Ziger wol ntermenget / und gerieben wird. Ein ſolche hörigen nftrumenten wird vorgeſtellet in Tab.IV. und gleich einer Mühle getrieben / daß die mittlere Saul indie runde gehet; Die undere Flaͤche / oder Soden wird eingefaſſet mit Bretteren damit die aufgeſchüttete Materi voͤl⸗ fig innert ihren Schranken bleibe. Und fein bey difer Zigermuͤhle ing be⸗ fonder zugewahren zwey hoͤlzerne Schaufen C. und D. deren Die einte Die aufgefchurtete Materi von dem Rand / Die andere aber von ber Mittel- Saul hinweg treibet / damit der ſchwere Laft-Stein B. in mährendem feinem Umgang felbige wol finden/und jermalmen Fönne. Die Materialien des Schabzigers ( melche zum Exempel beftehen in einem Zentner mageren/ and frofenen / weiſſen / Zigers / Salz und gepuͤlverten Zigerkrauts / jedes diſer letſten ohngefahr einen Vierſing) werden erſtlich auf ein ſauber suchft der Reibe ſtehendes Thuch aufgeſchüttet und dann in der Reibe auf jest. befagte Weiſe unter einander gemenget. Wann diß geſchehen / ſo wer⸗ den die Zigerformen / oder Zigerkübel E. nach einander angefüllet / wol eingetrufet vermittelſt der Ziger⸗Stoͤßlen G, und abgeebnet mit a ra Man richtet hin und wider im Land /fonderlich TE u ET Zigerzeibe mit allendarzu ges DEE 1%) 01: hölzernen breiten Taͤtſchler F. folglich in denen Formen am einem luftigea Ohrt gelaſſen / bis zu einem geroiffen Grad ihrer Trofnung. Nach difem merden die Schabziger auß ihren Küblen heraußgenommen/und nad) eins ander auf Laͤden ( wie ben H. zu ſehen) an einem mittelmäffig feuchten und trofnen Ohrt aufbehalten/da ins beſonder zugewahren / daß bey Falter win⸗ dichter Witterung die Ziger - Gehalter wol verwahret werden /damit der Schabsiger keine Spaͤlte bekomme. Nun / nachdem der grüne Schabsiger — sen ee getröfnet toorden! stellen wir ihne auf den iſch / ſehen aber alfobald/daß dieantvefenden Safte difen Gaſt mit unglets chen Augen anfehen/die einten ihre Naſen ruͤmpfen / und nicht nur nicht dar⸗ von effen wollen/fondein auch nicht einmahl den Geruch leiden Fönnen/da hingegen andere ſich darob / als uber eine niedliche Tracht erfreuen/und ers laben. Schon gu Geffneri Zeiten waren vil / die mit diſem Slarnerziger ihr Gefpött getriebenzund ihneverächtlicher Weiſe gehalten vor das&lement der „. Erden / tie den Züricher Wein vor das Waſſer / die Pundtner Sprach vor den Luft / und der Freyburgeren Münz vor das Feuer... Ich hoffe aber darzutuhn daß diſer Ziger eine von den nutzbareſten befuduns gen unfers Landes ſeye / und folgbar nicht ohne Urſach in unſeren eigenen/und froͤmden Landen fo vil gebraucht; fo hoch angefehen/und auch auf vornemen/ Fuͤrſtlichen / und Königlichen Tafelen aufgetragen werde. Es hat die Milch * dreyerleh Theile / oder Weſen / in ſich; erſtlich den Nidel / oder Raum / ſo obeenn auf ſchwimmet / auß leichten / ohlichten Theilen beftehet/und die Materiabs gibt zum Butter; Zweptensein faurlechtes IBaffer/ die Schotten / welche man anwendet zum Trant / oder / ſo ſe in Überfuß verhanden / fuͤrwirffet den Schweinen; Drittens eine dickere / ſchwerere Materi/auß welcher gemachet wird theils Der Kafe/theits der weiſſe Ziger ; Jener iſt wegen feiner feſtig⸗ keit / und undaufichkeie nicht fo gar wolangefchrieben bey denen / welchen Die Gefundheit menfehlicher Leiberen anvertrauet wird/meilen er in dem Magen uͤbrig laſſet einen zachen / undaͤulichen / nach und nach ineine Säure fich vers wandlenden Schleim/ welcher erftlih den Magen und die Sedarmeinn- wendig uͤberzeuhet / die Dauung/und ſcheidung verderbet / und folglich auch / fo er in das Geblut durch die Milchgefaͤſſe hingefuͤhret wird / den ganzen Leib uͤberſchwemmet / ſich in den kleinſten Blutroͤhrlein ſteket / und zu allerhand Kraukheiten / ſo von Verſtopfungen herruͤhren koͤnnen / Thuͤr und Thor oͤffnet / daher auch vor etlich 100. Jahren die Salernitaniſche Schul dem Kafe einen Schölmen Titel angehenket in diſen bekanten Kamen. alcus ef} nequam, quia digerit omnia ſequam. Nicht beſſeres Lob vervienet der weiſſe Ziger / abſonderlich / wann der zu ge Gebrauch aufbehalten / und in eine Saure gebracht wird. Und glaube ich veſtiglich / daß unſere Landesleuhte ſothane Zigerfpeifen ohne (92 )a= taͤgliche / und grofle Gefahr ihrer Geſundheit nicht Eönten vertragen / wann nicht ihnen zu hilff Fame theils die Gewohnheit / theils die geſunde / ſubtile Luft / nebſt unſerem herzlichen Bergwaſſer; Zu deme noch komt Das unſer Landsziger / weilen er vor feine erſte Materialien erkennet die herrlichſten / ge⸗ wuͤrzten Bergkraͤuter / auch weniger Schleim gebieret / als etwann ein Hol⸗ Kändifcher/pder in anderen nidrigeren Landen geborner Ziger. Gleichwol iſt auch unſer Ziger auß oben gegebnen Urſachen nicht zubefreyen von aller Schuld und Straff. Und haben unſerer jezlebenden Glarneren lobliche Vor⸗Elteren ein ewiges Lob verdienet / daß ſie nach Mittlen getrachtet / den Ziger zuverbeſſeren / und ſo vilem auß deſſe Gebrauch entſtehendem Unheil vorzukommen / wiewol diſe ihre Sorgfalt vor die liebe Geſundheit ihnen reichlich vergolten worden / und noch taͤglich vergolten wird durch den von dem Schabziger commercio eingeführten Nutzen. Setzeen wir das unters miſchte Schabsigerfraut nach denen Srund-Xeglen der heutigen Pharma= ei@Rationalis( Durch welche aller Heilmittlen wahre Eigenfchaften’ Theile / und Wirkungen wolunterfücht werden ) auf die Prob / ſo wixd ſich bald auß deſſen raffem Geruch / und Geſchmak / zeigen / daß es bey fich führe nebftdenen waͤſſerichten Theilen / welche bey dem doͤrren wegfliegen / vil fubtile Salz⸗ oͤhlichte Theil / welche Kraft ihrer durchtringenden Geſtaltſame ſich zwiſchen die ſchleimichten Theil des Zigers einmiſchen / und alſo hinderen / daß diſe nicht fo feſt ſich konnen aufeinander ſetzen / folglich von dem Magen leichter koͤn⸗ nen angenommen / und / ohne in einen zaͤhen Schleim ſich zuwerwandlen / ge⸗ daͤüet werden / worzu noch das ſeinige beytragt das Salz ſelbs / als welches das beſte Gewuͤrz / und kraft feiner ſcharffen ſpitzigen Winklen / allen vor⸗ kommenden Schleim aufloͤſet / ſo wol indem Magen / und Gedarmen / als in dem Gebluͤt. Worauß zu erſehen / daß durch untermifchung der gewuͤrzten Salztheilchen der Schabgiger nicht nur nicht fo leicht in einen Schleim ſich verwandlen Fan,fondern noch den jenigen/fo_roirktich in Dem Leib verhans den / aufloſet. Worauf zu erſehen / Daß der Schabziger angefehen werden kan / als ein allgemeine Schtoeigee-Argney/ja als ein Schweizerifcher The⸗ riac djenen kan in gar vilen Zuffänden des Magens / Gedaͤrmen / und gan zen Leibs / Denen abjonderlich / welche von zaͤhen ſchleimichten Fluͤſſen⸗ Und daherkommenden Verſtopfungen herrühren / ſondexheitlich aber dienlich fein kan dem ganzen weiblichen —“ man kan von diſer Artzney⸗Speiſe (dann der ein wahres alimentum medicamentoſum, folglich vilen anderen Speiſen und Artzneyen vorzuziehen / weilen er zugleich in Kraft feiner Milch⸗ und Z gertheilen nehret / und Denen Urſachen der Krankheiten abhilffet) ruͤh⸗ men / daß fie allgemein ſeye / und allen complexionen wol bekomme / denen Schleimichten / Blonachten / "“ in anfehung oftberührter Gewürz sund Salztheilen / denen Gallfüchtigen aber in anfehung der mit⸗ — nd — wieder Sqhab in 8. Ver ganze Procels, wieder Schabziger bereiten wird/ iſt vorgeſtellet in der IV, Tab, weiche koſtet 2. ß. us — * A Ad ag 3 _ Ton si z IM ı N) E8(03) 3COen 16. Jn.ı7cn, a nn Natur⸗Geſchichten Des Schweiseriands. Zweycer Theil. Fortſetzung Von dem Glarneriſchen Schabsiger. UM wil mich nicht weiter bamuͤhen / einen ganzen Rodel der jenigen gefunden Perfonenyund Kranknen Zuftänden, denen der Schabzi⸗ SD ger eingerahten werden kan / allhero zufegen/ / weilen ein-jeder vernunfs tiger Artzet auf obengelegtes Fundament leicht ſein Schlußgebdu.bey allen vorfallenden Begebenheiten auffuͤhren kan / gleichwol das einige noch hinzu ſetzen / daß man den Schabziger auch nicht anſehen ſolle vor eine Goͤtterſpeiß / Ambroſia) von deren man deſto gefünder werde/je mehr man darvon ge⸗ nieſſe / ſondern jedermann ſich recommendiert fein laſſe jenes artige Sprüche wort / under 4yar, Ne quicl nĩmis; Mur nicht zu vil. Don der voͤlligen Sonnen Finfternuß/wel- che den 12. May. dig lauffenden Jahre in unferen Helvetiſchen Landen gewahret worden, | Es war diß eine folche verfinfterung/oder vilmehr / verdeckung der Sonn⸗ derenthalben der berühmte Daͤhniſche Sternſeher Tycho Brahe gegmeifelt/ ob fie moͤglich ſeye / wie er dann Clavio ſelbs kaum koͤnte glauben zuſtellen / daß er An. 1 560. in Portugal eine ſolche völlige Finſternuß geſehen / und nach feinen Grundſaͤtzen der Mond / wie nahe er auch gegen der Erden kommen ſolte / die Sonn nicht voͤllig decken koͤnte / wie hiervon zu ſehen Keplerus in Aftronom, Optic,cap.8. p.285.undRicciolus Almageſt. Tom. I. Lib. V. c.2o. welcher hergegen mit allen anderen Sternweiſen die Moͤglichkeit dergleichen totalen, oder centralen, Finſternuſſen behauptet / und die jenigen / ſo vor, N: il. — 9 * J | (94 Er ach Chrifti Geburt geweſen / nach einander erzellet. Diferweilen fie nur r3. an der Zahl / werde auch zu gefallerrdeg geehrten Lefers allbier beyſetzen / um die Seltenheit einer foleben Natur-⸗Geſchicht deſto befanter zu machen. | Die 1. iſt gewefen den 28. Mey, An.585. vor Ehrifti Geburt / und wahrgenommen worden in der Meerenge bey Eonflantinspel. Der be- ruͤhmte Thales hatfie vorgefagt den Jonieren. Es hat diſe Finſternuß eine Schlacht der Mederen under Cyaxare, und Lydieren under Halyatte, fo bey voölliger verfinfterung am heftigiten wareraufgehebt / und die erhisten Ges 5* u einem Fridensvergliech diſponirt, wie hiervon zu leſen Herodotus ib. I. | Die IE den 15. Augſtm. An.z10. vor Ehrifti Geburt : von deren ſchreibet Diodorus Siculus, Lib 20. daßdie Sternen/gleich zu Nachtruübrral gejehen worden. Difer Finſternuß wußte fich trefflich zubedienen Agatho- cles, Königin Sicilien / dann ale er einen Zug vorhatte wider die Carthagi⸗ nenſer / und aber die wöllige Sonnenverfinfterung feine Soldaten ſchrekte / bat er fie beredet / dag von der Finſternuß betrohete Unglück were ſie / die Sicilianer angangen wann ſie noch nicht abgefahren. weren / nun aber / nach dem ſie auf die Reiſe ſich begeben / werde es die Carthaginenſer treffen Jultin. Hiſtor. Lib.22. Ben 0 Die III, An.237. nach Ehrifti Geburt der 12. Aprel7 in dem erſten Jahr der Regierung Gordiani des Juͤngeren / war auch fo ſtark / daß man ohne Liechter nichts ſehen koͤnte / nach der Zeugniß Juli Capitolini Die IV. An.a84. den 13. Jenner / war auch begleitet mit einer nacht- gleichen Finſterheit / und fahe man auch die Sternen. * Die V. An. sao. den 5. Mey war gleich alſo befchaffen/ nach dem Be⸗ ticht Aimoini Lib,V, c.ı9. | Die VI An.878. den 29. Detob. im 29. Jahr Ludovici Balbi. Ex: Annal. Francor, Es kommet diſe Gefchicht mit unferer vorbabenden Fin⸗ fternuß überein In Der Zeitzmeilen beyde fich zugefragen zwiſchen 9. und 10%. Uhr vor Mittag / und rs. Tag vorher geweſen ein Mondsfinſternuß. Die VIE. An 1187. den 4. Sept. war auch fo groß / daß die Sternen geſchen worden. Nach diſer iſt Balduinus von Saladino gefangen / und Je⸗ ruſalem widerum in Tuͤrkiſche Haͤnde kommen. | J Die VIII. An. 1241. den 6. Octob. — Die IX. Ani415. den 7. Sun. iſt im Boͤhmen ſo — ——— — die Voͤgel von einsmahliger duͤnkle erſchreket zur Erde fielen. Reinhold. in: Theor;, Purbach. auß Leovitio, und Lycoſthene | Die X. Un.1483. den 16.Mart, war auch fonderlich fichtbar in une ſeren fanden, Dann alfo fihreiber Stumpk, Chrom; Lib,Xill, auge auf | | ycor « IE; 7 nl. I) u X Eyeofthene, Es ward fo finſter / als ob es Nacht were / die Huͤner / und das Geflügel flog alles auf zu der Ruh. Gi | Die XL An.1560. denzı. Aug. ift von Clavio gewahret worden zu ‚Coimbra in Portugal / welcher uns berichtet in capi4., Sphere Sacroboſc. daß es um den Mittag ſtockfinſter worden / ohne Liecht niemand wandlen konnen / die Sternen am Himmel erſchienen / die Vögel auf die Erden gefal⸗ — 7—— * Weiber gefammeret/weilen fie vermeint / der jungſte Tag ſeye verhanden. Die XII. An. 1605· den 12. Octob. iſt gewahret worden auf dem Mittellaͤndiſchen Meer zwiſchen Neapoli / und Marſeille / alſo Daß rings um die Sonn die Luft Blutroth vorkommen in mitten der verfinfterung. Kepler ‚Stell. Nov. cap.zz, gs | | Diſer berühmte Aſtronomus erzellet in feiner Aftron.Optie. cap.8, noch mehrere Sinfternuffen / fo auch total geweſen / als An,gzr. und 49. vor Ehrifti Geburt und nach derfelben An.14- 97. 192. 719. 1113, 1539 ‚2544 welche abe: Ricciolus unferdie gweifelhaften zellet. Almag;Lib. V.c. 20- Oben erzehlten 12. völligen Sonnen-Zinfternuffen iſt nach zuſetzen Die jenige / welche in der Americaniſchen Inſul Martinique wahrgenommen wor⸗ ‚den von M. Bruneau, und mit unſerer letſten völlig überein komt / wie zu fehen auß dem Journal des Scavans M. April. 1701. p.a9yo- Be, Weere alſo unſere / jüngſt auf den 12.May gefallene Sonnen-Sinfternuß unter Denen voͤlligen an der Zahl die XIII. dero Anfang mare bey uns / zu Zurich ums. Uhr / 54. M. Das Mittel um 9. Uhr sg. Minuten, Das ‚Ende yir rı,.Ubr 12. Min, DieMittlere völlige verfinfterung der Sons nen waͤhrete 4 Minute innere welcher Zeit die Sonn von dem Mond / gleich als mit einem Fuͤrhang völlig bedekt worden / und an dem hellen Himmel ih⸗ sen Schein einsmahls verlohren / aber auch um 10. Uhr 2 Min. einsmahls widerum gleich einem Blitz Die Erde befeuchtet/welcheg dann klaͤrlich anzei⸗ Het / daß detr umden Mondin mahrender völligen Finſternuß gefehene bleiche (durch dieGerngläfer aber feurrohte) Ming anderg nichts geweſen / als ein von der Sonnen ſeitwarts geworffener / und durch unfere Luft fu ung in ges brochenen Stralen fortgeſezter Glanz / welcher wol zu unterſcheiden iſt Bon denen jenigen Stralen / ſo geraden Wegss sonder Sonnen auf die Erde fallen / en hellen Liecht⸗Schein von ſich gegeben ohnmittelbar vor / und mach der velfinſterung / wie wenig auch son der Sonnen uͤbergeblieben. Es iſt diſer Mr acht zu nemmen / wann man wil einen Unterfcheid faſſen ziwifchen Denen totalibus , centralibus, und annularibus Eelipfibus „ oder - voͤlligen / und Kin finfternuffen/da in difen lezten eintnseder ein heilglangen« der Ring von der wahren Sonn um den Drondydafen ſcheinbare durche mefles dannzumahlkleiner iſt/ als Der fcheinbareöurchmefler Cdiamerer ap- u 8 — a KIELDI parens) ber Sonne; oder ein bleicher Ring / wann namlich beyde gleich fein da dann in ſolchem Fall der fichtbare Ring herzuholen gleich der heiterezfo an dem Rand des Monds gefehen worden / von denen jenigen Sonnens ſtralen / welche Durch Des Mondes Dunftfugel gebrochen auf ung / die wir im Schatten flehenigebracht werden. Von welcher letfteren Gattung Sina ſternuſſen auch Die unferige war / hiemit totalis, oder centralis, meilen die Miktelpuncten ber Sonn/der Erde / und des Monds in einer Lini ſtuhnden / und annularis, wegen des um den Mond geſehenen Rings. Und iſt zu ver⸗ muhten/daß unter denen in Hiſtorien angemerkten / ſon ſt ſehr ſeltſamen / An⸗ nular Sinkernuffen villeicht die meiſte zu diſer letſten Art / folglich auch unter Die totales zu rechnen? als die An. 1567. den 7. April.ı598. den 25. Octobr. 1601. den 24. Decemb. Was weiters in ber Natur unter währender vollis gen verdunklung gewahret worden / wird unfen in mehrerem angezeiget / und erklaͤret werden | Rn Es iſt nicht weniger Lobens als bewunderens würdig die durchtringen⸗ de fähigkeit der Menſchen / welche unter Gottes gnaͤdiger Hilff in der Stern⸗ wiſſenſchaft fo weit kommen / daß fie unter anderen Eigenſchaften / und Zufaͤl⸗ ligkeiten dev Irr und FixSternen / auch dero verfinfterungen auf Jahr / Tag / Stunden / und Minuten außrechnen / und vorſagen koͤnnen. Es gruͤn⸗ det ſich diſere Rechnungskunſt auf die unwandelbare von Gott in die Natur geſezte Bewegungs Geſaͤte. Es fein aber Die Bewegungen des Geſtirns fo verworren / die Aſtronomiſche Grundſaͤtze ungleich / die Länge und Breite der Erdenplägen noch zur Zeit unrichtig / daß in anſehung jezterzehlter / und viler anderen aufſtoſſenden Schwerigkeiten man zu weilen nicht fo genau in Dem Calculo zutrift/wie deſſen ein neues Exempel iſt unſere gegenwerti⸗ ge Sinfternußsmelche an wenig Orten alfp in den Kalendern außgefeket wor⸗ den/mie manfie in der Taht erfahren. Herr H. J. 8. ein in Aftronomifchen Wiſſenſchaften trefflich erfahrner Herz und Freund hat bereits vor etlichen Jahren dife merkwürdige Sinfternuß nach verfchiedenen Grundſaͤtzen außs gerechnet / und nach denen Hypothefibus Lansbergü gefunden/daß Die Conjundio vila komme um 9. Uhr 34. Min. Latitudo Lune vila 3. Mm. 56. Sec, Auſtralis. Semidiameter Solis 17.Min. 9 Lunæ appatens 17.M. 30. Sec. — Sctupula deficientia 30.M. 34. Sec, Worauf er gefchloffen die gröffe.der verfinfterung 10, 300/47.Mm.und difere goͤſſe in unferen Ealender zufegen meiſtens darum —— N eine faſt völlige Eclipfis, die er doch nach Riccioli Grundlehr gefunden / ihme ſo ent⸗ ſetzlich vorkommen / daß er lieber wollen zu wenig an die Sach tuhn / als zu vil. P. S, Hierbey iſt zu haben ein Kupfer / darinn diſe groſſe Sonnenfinfsenuß Vorgeſtele wird / wie ſie gefehen worden allhier / in Zuͤrlch/ koſtet 2. ß. Mi. Be . m * L — — — RE Kol * wi M.25.) 00) (Den 23. Jan.1706 en EEE Natur⸗ — Schmwenerlando. dweyter Theil. —— — FPortſetzung Don der groffen Sonnen Finſternuß. S zeiget der Außtrag unferer dißmahligen Eclipfis Härlich/ daß die Anomalia Zquino&iorum, deren fid) Lansbergius in feinem Calculo bedient/ein Bedicht ſeye / deſſen fo man überhoben iftiman ganz genau 5 dann auch Gaflendo dife Anomalia verdächtig vorfommen/und bon Bullialdo gänzlich vermorffen worden. MNach denen Hypothefibus Kepleri Fame Her: F. nochmeiter: Dann die Conjunttio vila um 9. Uhr/53.M, Latitudo Lunæ vera Boreali 35.m. 56. ſec. Latitudinis Parallaxis 37. m. 30 Sec. Ergo Latitudo Lunæ viſa Auſtralis. ı.m, 31. Sec. Gemidiam. Solis. 15.m. 5. Sec, Lunæ 16. M. 14. Sec, er. Aggregırum Semidd. 31.M, ı » a crcupula deficientia 29.m. 4 Worauß zufihlieffen ware / Da die Sonn werde Derfinfteret werden 71. Zoll und so. Min, | IBegränbten Delicüs Altronomicis wird Die Sonn auch bis auf 2 Zoll ver⸗ et. Nach denen Hypotheſibus Riccioli ab erroribus amanuenfis, aut Tr- N ‚pographi, cerreliis Fame die Conjundio vera um 10. Uhr 18. Sec, | in don 21.97. 13.m. des Stierg, Parallaxis longitudinis 9, m, Nach ſeinen / auf die Tabulas Rodolpkinas und Philolaicas Bullialdi lg Br" Conjundtio vila auf 9. Uhr 56. m.. indenz1.gr.. 12, m, des Stierg.- Auf melche Zeit Locus Nodi gefunden wird im 14.98. 35.m. des Stier, Hiemit Diftantia Luminarium à Nodo 6. gr. 3.15 Latitudo Lunæ vera Borealis; ©. gr. 34. m. 14.Sec, ParallaxisLatitudinis: 0.91.34:m,43.Sec. folglich Laritudo vifa Auftraliso.gr, o. m. 34. Sec. Semi- diam. Lunæ apparens..0.07; 16.1; o. Sec, | Solis appar. 15.m. 38. Sec.. Aggregatum Semidd, 31: m. 38. Sec. Scrupula deficientia 31.1... 4. Sec;- N | | worauf zu fchlieffen war daß die Groͤſſe der Finſternuß werde fommen auf” er, Zoll 555. folglich von der. Sonnen richte mehr überig bleiben als Zu zoll. Welches mit der Erfahrung am beften sugetroffen/und folgbar auch die Hypothefin Kepleri, und Riccioli,oder Aſtronomiam ejus Reformatam: hoͤchſtens commendirt:;. | Nun wende mich zu ergehlung der jenigen Naturverenderungen / welche“ waͤhrender fonderlich volliger: verfinfterung bey ung wahrgenommen mors den / und eigentlich zuſamenfaſſen alles das / ſo bey-oben erzehlten 12. Eclipfi— 4 bus centralibus gewahret worden. | am, a Weilen die gerad einfallenden Sonnenſtralen ung gangfich durch Des” Mondes Zwiſchenkunft benommen morden/melche vorber unfere halb kugel beleuchtet/und einen:hellen Tag gemachet / ſo iſt bald zu erachten / daß unſere Luft und Dunſtkugel hat muffen ihren Schein (der nur folang wahret/alg deſſen Muter / das Liecht felbs/mirfet ) verlierenzernendchttichbedünfte erfolz gen / und die Sternen in Vorſchein kommen / wie dann wirklich 7. grad gegen Aufgang gar ſchoͤn geſehen worden Die Venusim 28.g1.des Et. 16. grigegen Aufgang Der Mercurius ftationarius, in dem 7. gr. des mil: 10.gr. uber den Horizont von Aufgang gegen Mitthacht der Jupiter, im 24. gr. des Krebs/ / und etwann 2.gr. von Dir Sonnen gegen Mittag der Saturnus, im 229gr. des Stiers / nebſt vilen Fix-ſternen von der Erſten Groͤſſe / ſo domahlen über une ſerem Horizent geſtanden. Es were diſere verdunklung noch ſtaͤrker geweſen/ wunn nicht unſere Augen vorher weren von dem hellen Sonnenglanz gebien⸗ Der geweſen / welches dann verurſächet / daß alles was wir um 10. Uhren an⸗ chen nicht fo faſt ſchwarz⸗/als gelblecht / oder gelbfihreargung vorkommen/ welche ſtarke eindrulung des Liechts in unſere Augen ung verhinderet daß wir nicht den ganzen Geſtirnten Himmel / wie zu Nacht / ſehen konnen. Und ſehen wir allhier gleich als im vorbey gehen die allmaächtige Weißheit des Stoͤr fers/daß durch Mittel der dichte unſerer Dunſtkugel, und zwiſchen kommende Abend-und Morgen-Demmerungen / die Nacht gemaͤchlich fi veranderet in den Tag / und diſer auch alſo Stuffenweiſe außgehet in die | Nacht | | 55(99.)53 Macht: Iſt alſo auß jest gegebenen Grundſätzen leicht zuermeſſen / daß Die’ Menſchen und Thiere müßten erblinden / wann der helle Tag einsmahls ſich verwandlen ſolte in eine finſtere Nacht / oder diſe in jenen. Gleich wie wir sonder Sonnen / als einem reichen Schatzmeiſter haben Liecht / und Schein / alſo flieſſet auch auß diſem unerſchoͤpflichen Brunn Der Gute Gottes die uns Menſchen / und anderen lebhaften Geſchopften fo hoc) noͤhtige Warme. Folgbar / wo die Sonn mit ihren Stralen nich! gelangen mag / ſpüret man eine abweſenheit der Warme / oder mehr oder weniger em⸗ pfindtliche Kalte / deſſen ein alltagliches Beweißthum iſt die Tracht. Es ſol ‚ fi) dann niemand verwunderen ab der friſchen Kaͤlte / welche gefpüret wor: den waͤhrender groͤſten verdunklung / und um ſo vil empfindtlicher geweſen / teilen ſich da zugetragen eine urploͤſſiche Enderung ab uno extremo ad aliud, von groſſer Tagswarme zu einmahliger Nachtkälte / welche unſere vorher durch die Wärme eröffnete Schweißloͤcher einsmahls zugeſtopfet den Lauff des: Gebtüts in Unrichtigkeit gebracht / Die Hautzäferen zufamen ges ſchrumpfen / und denen Neifenden Anlaß gegeben,die Handſchuhe hervor zuſuchen/ und anzuzeuhen · | KU, Ba Pag I In der Luft-und Düunftfugel ( Atmofphera‘) haben fi) verfihiedene andere merkwuͤrdige Enderungen zu getragen. Diſe war auf unſerem gan⸗ zen Horizont ſint Aufgang der Sonnen in eine Dünnung gebracht / wor⸗ Durch fie weiter in die Hohe / und breite außgedehnet / und die waͤſſerige Dün⸗ ſte durch mitwirkende Kraft der Warme ſolcher geſtalt aufgelößt/und zer⸗ theilt worden / daß man weder von Regen / noch Thau etwas merken koͤnte. Nach deine aber die uͤber unſer Schweizerland ſtehende Luft in den Schatten des Monde kommen / hat fie fich widerum eingesogen/verdiferer/und fein Die’ Mafferdünfte fo nahe zufamen kommen / daß fie inmitten der verfinſterung/ unter Beyhilff der: Kalte / ſich in wirkliche Tröpflein ver ſamlet / welche kraft ihrer Schwere zu Boden gefallen in geſtalt eines Thaus. Diſes kalte Thau hette ſich nach gemeiner Auſſag der Baursleuhten bald wann Die verfinftes rung laͤnger gewaͤhret hette / verwandlet in einen Reiffen / der um ſo vil ſchaͤd⸗ licher denen Erdgewachſen gefallen were / weilen dero Ganz und Loͤchlein durch vorhergegangene Waͤrme eroͤffnet/ die Blaͤtter und Blumen außge⸗ ſpreitet waren. So daß wir dißfahls der Guͤte Gottes Urſach haben Ders muͤhtigſten Dank abzuſtatten / daß nach ſeiner allerweiſeſten Worſehung dergleichen: völlige Sonnenfinſternuſſen nur etliche Minuten waͤhren / vil länger aber de Mondsfinſternuſſen / vor welchen wir uns nicht ſo vil zu foͤrchten haben. ——— a ui Unter den Thieren beobachtete man währender völliger Sonnenbedes kung verfihiedene Enderungen, Die Voͤgel flogen auf/als od fie in nr 4u9 SEN 100 JEES= ab wolten / und begaben ſich wirklich in ihre Nefter/oder/no fie den Weg verfehlet / pütſchten hin und wider an den Hauferenan. Die Fledermaͤuſe hingegen lieſſen fich bevor / und flogen umher, Das vierfüffige Vieh auf den Weyden felte fich zuſamen / und rüftere ſich auchzum Heimweg. Die Pferde / ſo auf der Straß waren / ſtuhnden ſtill / oder waren anderſt nicht / als mit Gewalt fort utreiben. Der Fiſchen halb gewahrete man in unſerem Zuͤrich- See / daß ſie ſich oben auf gelaſſen / und in groſſer Menge auf der obe⸗ ren Flaͤche des Waſſers einhergeſchwummen / etliche auch auſſer das Waſſer in Die Höhe geſprungen / ſo daß man fie gleichſam mit Haͤnden hette fangen tonnen. Diſere Begegniſſen ſehen die Schul-£ehrer an als vernunftige Bewunderungen über ein fo feltfame Tratur-Gefchicht; wir laſſen fie auch in ihrem und folcher Tieren Gehirn wirkliche und folche Vernunftſchluͤſſe / von entgehung der Gefahr / außweichung der Nachtſchrecken ze. machen/an welche kaum auch Die Flugften unter ung Menfchen gedachten/und fehen Die ganze Natur an als eine von dem Allweifen und Allmaͤchtigen Schöpfer verfertigte Kunſtuhr / in welcher alles fich richtet und beweget nach denen von ihme vorgefchriebenen Sefägen/aber ohne Verſtand / in welchen auch felbs unfere vorhabende Thiere anzufehen ſein / als fo vil Kunft-Radlein/die ſich bewegen nachdem Gewalt der Geder/oderangehenften Gewichten. Die jents gen Voͤgel/ welche des Tags umher fliegen’ haben eine hierzu bequeme Ges ftaltung aller ihrer Theilen. Diezarte Geſtalt ihrer Augen ift alfo kunſtlich eingerichtet Das des Tages Liecht ihnen ein nicht zu ftarfeund auch nicht zu ſchwache eindrufung machet/und fie darbey ihrer Nahrung nachgehen / und andere ihnen nöhtige Verrichtungen augüben Fönnen. So auch werden ihre Seifter mit dem Gebluͤt durch der Sonnen Liecht / und außgetheilte Waͤrme in eine ihren DBerzichtungen angemeffene Bewegung gebracht 7 Daß altes anihnen lebt / und ſchwebt. Wann nunan dem hellen Mittag diſe Urquell ihrer Waͤrme / und Bewegung / die vonder Sonnen auf fie geleitet wird / einsmahls gehemmet wird an ihrem Außfluß fo ftehet die Aßafler- Blut · und Safter-Muhlezoder Haut-Sleifch-und Bein-Uhr ſtill: in ihre Augen kommet eine fo flarfe einsmahlıge Dunkle / welche ihnen die Nacht yorftellet/zund bey welcher fie zu anderen Zeiten fih zur Ruhe bes geben / da dann diſere retirade der Voglen meines erachteng ganz anderft anzufehen iſt / als der Menfchen vernünftige Berahtſchlagung / in der dunkle naher Hauß ſich gubegebenyoder vor dem Regen unter das Tach zu kommen. Die Nachtvoͤgel hergegen haben eine fozarte Seftalt ihrer Augentheilen/daß fie Das helle Lieche der Sonnen / und des Tags nicht vertragen koͤnnen / ſon⸗ dern zu ihren Berzichtungen genug haben an dem ihrem Beficht angemeffes nen Nachtſchein / bey demefiedann ich auß ihren Neſteren / und Dölinen her⸗ vor machen. ꝛc. Das Kupfer koſtet 2. ß. N26) (or) (Den 30, Jun.1706. I I OT 0 o- ροαν. Natur⸗Geſchichten Des Eden Schweizerlands. en Bar. er Dheil. me — — —— —— Fortſetzung 9 Von der groſſen Sonnen⸗Pinſternuß. a vier fuͤſſge Horn ⸗· und andere Thiere wien gleichfahls ihre rn nn — —— u — —— — — — — — — — eit / das iſt / ihrer Leiberen Geſtalt richtet ſich auch nach der Ge⸗ wohnheit beyeinbrechender duͤnkle eintweders in dem Stall zu ſeyn / oder nacher Hauß zu kehren. Wahr iſts / daß vil von ihnen auch Nachts ſehen / hier aber iſt zugewahren / daß auf den hellen Schein einsmahls einge⸗ brochen eine finſtere und in ſolchem Fall denen Thieren begegnet / was ung Menſchen / oder ihre Augen ſolcher Geſtalt geblendet worden / daß ſie die vor⸗ kommende Dinge nicht wol / wie ſonſt in gleichem Grad der Dunkle ſehen koͤnnen / daher Dann die Pferde zum ftillftehen bemogenworden. Der Fiſchen halb gibt es mehrere Schwerigkeiten. Diſe fliegen in dem Waſſer / gleich wie Die Voͤgel ſchwimmen in der Luft / wiewol jene in einem dickeren / diſe aber in einem dünneren Element. Und iſt zuwiſſen / daß die Fi⸗ ſche mit dem Waſſer in einem Gleichgewicht ſtehen vornemlich durch Mit⸗ tel ihrer von Luft außgedehnten / in dem Leib ligenden / Blaſe. Zeuhet ſich diſe um etwas zuſamen / ſo fahren fie in Die tieffe/dehnet ſie ſich aber widerum auß / ſo ſchwimmen ſie uͤberſich. Zu ſothanen Bewegungen nun traget vil bey Die Beſchaffenheit der aͤuſſeren Luft in Anfehung der Waͤrme / Kaͤlte / und Trukkraft / welche an denen Fiſchen Tich geiget/gleich alsan lebendigen Barometris, oder Wetterglaͤſeren / deren fich auch die Fiſcher zu bedienen wiſ⸗ fen zu ihrer prognoficierung, Was nun unfer vorhabende Gefchicht bes trift/Ean man derenthalben in folgende Gedanken gerahten/daß die in wah- vender verdunklung vermehrte elaftifche Treib-und Trukkraft der Luft mit folchen Kräften hineingetrungen in die Luftblaͤslein / und felbige alfo — ehne * 52 (102 IE“ dehnet / daß dardurch das Gleichgewicht zwiſchen Dem Waſſer und den Fi⸗ ſchen aufgehoben / und diſe oben auf ju ſchwimmen veranlaſet worden. Es iſt aber auch Daß bey den Fiſchen zu gewahren / daß fie Die einmahlige / uns Menfchen auch unempfindliche/änderung der Warme und Kalte nicht mol ertragen koͤnnen / ſondern gar bald und leicht die Stärke ihrer Zaͤſeren vers lieren / und der Luft blafen Außdehnung sufolgoben auf ſchwimmen müffen; meiches ıhnen etwann miderfahrt / wann fievon einem Fühleren Brunnen in einen waͤrmeren / oder von diſem in jenen übergetragen werden. Bis hieher haben wir vernommen/mwas vor Enderungen fich zugetragen haben in der Natur in waͤhrender gröften verdunklungder Sonn. Nun wol⸗ fen wir weiters forſchen / was darauf folgen möchte. Hier muffen teir auf eine Seiten ſetzen Die jenigen / welche entſetzliche und Sandverderbliche Zeiten? fo mol in anfehung der Naturvals Policey mit Schrecken erwarten / und auß einem von der Sinfternuß angesundten Eifer vorfagen ; auf Die andere Seiten aber Die / welche auß natürlichen Gründen weder gutes noch boͤſes / auß diſer fonft natürlichen Begebenbeit vor ſehen. Jene halten es mit den alten und neuen Heiden, und unwiſſenden Schuf-Lehreren/denen dergleiche feltfame Nafurbegebenheiten Ominos vorkommen und bringen einen ganzen Rodel alles desjenigen Ungluͤcks / fo auf dergleichen vollige Finſternuſſen erfolget / und zum Theil oben erzehlet worden. Dife fehen lieber Durch die Serngläfer ibrer mit Aftronomifchen und Phyficalifchen Wiſ⸗ fenfchaften eingefaßten Vernunft / als aber Durch bie finftere Glaͤſer unbes grundter Vorurtheilen. Und wirken bey ihnen fothane Begegniffen vils mehr heilige Sreuden/ weiten fie darauf ſehen die unmandelbare Weißheit des Groſſen Sottes/melcher fern Himmel-Sternen-und Erden-Gebau noch immer erhaltetinach Denen von ihme felbs auß freyem Willen eingeführten Geſaͤtzen / und wurden erft dannzumahl erſchrecken / wann diſe Naturords nung unterbrochen und eine / auch voͤllige / Finſternuß zu ihrer beitimten Seit nicht gefrhen wurde. Sie geftehen und wiſſen / daß in der Welt ine nert einem Keinen Kahrbegriff namhafte Enderungen vorfallen im Krieg und Fried / Groſſer Herzen Geburt und Tod, Niderlage und Siege / Belds erungen und Einnemmungen gewaltiger Veſtungen/Theure / und andere dergleichen Sachen mehr / koͤnnen aber nicht afauben,daß forhane Sachen von den Finſternuſſen herrüͤhren / oder prognoſticire werden / fo lang man ihnen idem per idem probirt , oder feine naturlichen Zuſamenhang zeiget zwiſchen dem Zeichenvund dem bezeichneten. Wie lächerlich mere es/wann einer auß Der tetften Sonnenfinfternuß wolte fehlieffen den bald erfolgenden Tod des jezigen Königsin Frankreich / Ludovici XIV. teilen auf die völlige Sonnenverſinſterung / fo An.84o, den 2. May geſehen —— er⸗ olget ESEL 103 ) Er folget der Tod Ludovici Pii, oder An.278 der Tod Ludovici Balbi, und auf die An. 1560. der Tod Francifei. Und Doch hette ein jolch Pro,;noilicon ein mebreres Fundament / als vil andere / weilen da überein trift Die Gleich⸗ heit des Monats’ Nammens/und dreyer Königen Exempel / und noch) über diß des annoch lebenden Königs eigenes Sonnen Sinnenbild. Oder / wer wolte fo Fühn ſein / und vorſagen den Tod des iegigen Papſts Chementis XI. toeilen auch auf die Finſternuß An. 1187, geitorben Urbanus. Oder wer molte fo frech ſeyn / und fagen/ daß die juͤngſt geſchehene entſetzung der bes laͤgerten Statt Barcellong in Catalsgne/und vorgegangene Schlacht bey, Zirlemont/und darvon abhangenden Revolutionen in Spanien/und denen Spanifchen Niderlanden / ſeyen von difer Finfternuß vorbedeufet worden / obgleich diſere Streiche empfindtlich/und die folgende Enderungenfebr groß. "Wir unferfeits tollen nicht Flug fein über das / was fich Elug zufein gebüret/ nicht mehr ſagen / als wir wiſſen zubegruͤnden / aber auch folche Sinfternuffen anſehen / als vernuͤnftige Menſchen / hierauß /wie auß allen anderen Geſchoͤpf⸗ ten erkennen den jenigen AVelt-Monarchen/bey dem Feine Veraͤnderung/ noch einicher Schatten der Abwechßlung / verehren feine allerfollfomnefte Eigenſchaften; unter anderem auch feine preißwuͤrdigſte Weißheit und Gute darinn/mweilen wir auß gensuer wahrnemmung folcher verfinfterun. gen lehrnen Eönnen/undverbeffern den ſonſt uns Menfchen verworrenen Lauff des Geſtirns; allen Staͤtten und Landen der Erden auf der Kugel / oder Charten / geben ihre rechte Plaz / auß erfindung der Länge eines jeden Ohrts; flicken und außbeſſeren die ſonſt hier und da zerriſſene Chronologie, oder eitrechnung. Ich geſchweige des Policifehen Nutzens / welchen auß Der Siffenfchaft von Finfternuffen gegogen ein Pericles, welcher feine bey An- aß einer Sonnenfinfternuß in Schrecken gerahtene Soldaten Durch artige Vergleichung eines über fein: Angeficht gegogenen Mantels widerum auf gemunteref: ein Dion König in Sicilien /roelcher fich diſer Miffenfchaft bediente zu eroberung der Statt Syracufa : ein Sulpitius Gallus , und Drufüs zu befänftigung der pöchifchen Miliz; ein Chriftophorus Columbus, zu Erhaltung alles deſſen was er An. 1493. von denen Einmohneren Ja- maicz begehrt hat. Don Meybruͤnnen. Es fein die Naturwunder anderer Laͤnderen eintweders an der Zahl Wenig; oder wenigen bekant. Billeicht giltet beydeg ben Denen Fontibus Ma- jalibus, Mepbriinnen/fotchen Waſſeren / welche nicht ordenlich Durch dag ganze Jahr hindurch ieffen/fondern in dem Meyen gemeinlich hervorquel⸗ len / und dann m Herbſtmonat ſich widerum verlieren. Dergleichen gibt es in unſeren Eidgnoͤſſiſchen / ſonderlich Bergichten Landen gar vil / wie unten | 604 auß angehenfter Specification zu erſehen; da hingegen auffertiunferen Sans den wenig ſein / oder / wann je deren vil weren/in Hiftorifch natürlichen Bes fchreibungen unverzeichnet ſtehen. Guil, Pifo deMed, Brafil, Lib,I. pag.7. gedenfet Des Fluſſes S. Francifci in Fernambuco , daß derfelbe nur den Sommer durch überlauffe/ wann alle andere Waſſer klein fein. Hieron. Cardan. de Subtilit, Lib.2. Subfin, fehreibet von einem folchen Sommers brunn / der fich finde bey Pefquera in Spanien. Bernh. Varenius Geogr, Gener. L.I. cap.r7. Prop.i7. eines anderen bey Villanova in Portugal; ſo auch eines anderen / der 2. Meilen abliat von Valladolid in Spanien : Rob, Plot. Nat. Hift, of Staffordshir. pap.s8. findet einen folchen Mey⸗ brunnen bey Lambourn.und Edvv, Leigh, einen anderen in der Grafſchaft York in feiner befchreib. Englands, pag.219. Ich tibergene mit ſtillſchwei⸗ gen andere wenige / die ſich hier und da möchten finden / um eine Erjellung zu tuhn derjenigen Meybrinnen/melche hin und wider in dem Schweizerland fi) finden; und esitlich zwar im ie EN Zu Wollishofen / einem Dorff / daß ein Stund weit sonder Statt abliget / fleſſet das fo genante Schonbriinnelein im Erdbruff allein den Sommer hindurch). Wagner. Hely. Cur, p.135. Zu Heßlibach in der Kirchöre Kuͤßnacht / in der Wetzweiler Lands ftra fol auß dem Bort hervor flieffen auch ein folches Waͤſſerlein / wie mich deffen berichtetein fehr werther Freund / Hr. J. G. H. Bern. In der Frey⸗Herrſchaft Spieß hat diſe Eigenſchaft der Siedemans⸗ bach. Nagn. Helv, Hiſt. Nat. p.izo. auß Rebmann. de Natur, Mag. Underwalden. In der See· Enge zwiſchen der Lopp und Rotzberg. Wagner, Iib, cit. paʒi. auß Cylat vier Waldſtaͤtten See Beſchreib. p. 248. | An Underwalden granzet die Herzfchaft | Engelberg. In welcher. anzugreffen verfehiedene Meyenbrünnen ; alg Zmifchen dem Gottshauß und dem Dorf Wolffen Schieß / im Grafen⸗Ohrt / welches vor diſem getvefen ein Luftfig der Grafen von Habs fpurgrift der fo genante Kalte Brunn / uͤber dene man fich verwunderety Daß er An. 1700. bis in Weinmonat gefloflen ; weilener ſonſt gewohnlich im Herbſtmonat fich verlieret. ꝛc. / N.27.) lo) (Den 7. Jul.ı706: EEE OT EITTEE 0 OT 0 ee Nacur⸗ Geſchichten Schweiserlands, Sweet Chef, Horefegung don Meybruͤnnen. | FXEr juͤngſt gemeldte Brunnift eben.der im Kaltle / deſſen gedenket Cyfat I. c. und auß ihme Wagn.l. c. daß er einsmahls im Meyen in ſolchem uͤberfluß anlauffe / daß er etliche Müllraͤder zu treiben ges nugſam were. Das Waſſer / oder Flumen Suranum, komt auch zu anfang des Meyens / mit groſſem Schwall / auß einer Klüften des Erdrichs herfuͤr / anfangs garık — — Milch / welches hernach in das Aawaſſer lauffet. Cylat, und Wagner LLc.c. | De: Dür?rbrunn / ſol nach etlicher Meynung gleichen Urfprung has „ben mit dem Kalten Brunnen / worvon oben. Der Mehlbach / alſo genant/meilen er fich durch feine ſtarke Bewe⸗ gung in einen Mehlförmigen Schaum verwandelt. Glarus. | Ab dem Berg Suppen flieffet gegen Schwanden ab ein folcher Mey⸗ brunn / welcher denen Anwohneren ein gewiffes Zeichen gibt/daß Feine rauhe Winterkaͤlte mehr zuruk/fondern der angenehme Frühling nun die Herz fehaft der Luft befige, Und ift von diſem Waſſer merfmwirdig/daß darmit Die Einwohner keine Erbfen koͤnnen weich kochen / noch aud) Die Seiffen zu reis nigung des Leinwands brauchen; von welcher befonderen Begebenheit an⸗ derſtwo zu reden fein wird, Sargans. In diſer Grafſchaft / welche von den VII. alten Ohrten bevogtet wird / liget das Weltberuͤhmte Bad Pfeffers/ welches auch unter die Mipbrüns Bi ; ” un ( 196 — nen muß gezellet werden / weilen es mehrmahlen im Majo hervorquillet / und im Weinmonat widerum verſchwindet; ich ſage / mehrmahl / weilen fo wol: deſſen Ankunft / als Verlierung ganzungewüß; etwann komt eg fruͤher / im Aprel / wie An. 1631. in welchem Das vordere jezige Badhauß unter Abt Jodoco gebauet / und die kunſtliche Waſſerleitung angeleget worden etwaũ flieſſet es den ganzen Winter hindurch / wie An. 1628. Im 1596. Jahr iſt es ım Aprilnach in voͤlliger Menge gefloſſen / hernach verſchwunden / und im Julio widerum ankommen. Merkwuͤrdig iſt / was hiervon ins gemein ſchrei⸗ bet Joh. Kolvveck, Tract. vom Pfeffers- Bad pag.ız6: Daß im Fall der Winter rauch und truken /ſich alsdann die Quellen vollig, verberge und kom̃e nicht vor mitten/oder zu ende des Monats Mey. Im Salt aber im Gegentheit der Winter leicht und ge⸗ ring / ſo flieffe zwar die Quelle/aber in feiner Mengerund nur ! eo — auch wie ſpaͤter ſein Abzug / je ſpaͤter auch ſein BUNTE, | Eine halbe Stund von Vettis / flieſſen ohnmittelbar auß zweyen Fels ſen / ſo ohngefahr 25. Schuhe, von einander ſtehen / mit simlichem Gerauſch⸗ zwey Baͤche / die Gor bsbrünnen / oder Gorbsbaͤche genant / welche ſich in das Thal herab ſtuͤrtzen / und auch im Meyen ankommen / im Herbſt aber’ ſich widerum verlieren. N | Pündten. Ein Meyquell findet ſich zu Tamins / einem Dorff im Oberen Grauen: Pundt: wie mich deſſen berichtet der Woledle und Gelehrte sfr, AR. ; Wallis, Auf dem Leüker Gebirg / 200. Schritt ohngefehr von dem berühmten‘ natürlich warmen Leüker Bad/ift der Lieben Srauen Brunnen eiskalte Duell/welche auch unter die Meybrünnen gehört, Jof.Simler de Alp, & Vallef. p.2o. 145, Wagner. Helv. Cur. p.134, | Einem Naturforſcher iſt nicht genug: eine bis hieher gebrachte Hiftoris fihe Ersehlung: (welche der curioſe Liebhaber hier und da zuvermehren ge⸗ betfen wird) di über DIE die nafürlichen Urſachen ſolcher Wunders brünnen auß zuftnnen /und vor jedermanns Augen zulegen. Wer unfers Landes Beſchaffenheit nur ein wenig kennet / der wird bald feine Gedanken dahin richten/dag Die Sͤmmerlichen zu und IBinterlichen abnemmungen der Waſſeren daher kommen / weilen der Schnee auf unferen hohen Sebirs | gen rege 33 (107 E85 ie gen in warmen Monaten ſtark fehmilzet / in Falten hingegen bleibet, Auf folche Weiſe urtheilet Petr. Gaflend, Phyfic. $.3. Lib I. cap.7. Joh. Ray in feinen: Topographical obfervat; p.1o3. Zeugen difer Wahrheit ſein bald alle Waſſer / Fluͤſſe und Bäche des Schweize lands / wir wiſſen ja / daß un⸗ fere Sil / Limmat der Rhein Rhoſne, und andere mehr im Sommer ftart an ⸗ und uͤberlauffen / des Winters hingegen ſehr klein fein. Gleichwol hraucht es Doch: etwas mehrers zu außlegung der jenigen Begebenheiten / welche ſich finden bey denen Meybrünnen; diſe flleſſen nicht / wie jezternente Flüſſe / des Winters wenig / und des Sommers ſtark / ſondern dort gar nicht /hier aber in völliger Staͤrke; ja quellen gemeinlich in Dem Meyen einsmahls / und mit ſolchem Gerauſch hervor / daß / wer darbey ſtehet / erſchricket. Und finden ſich Meybruͤnnen fo wol an ſolchen Ohrten / da der Schnee seitlich abgehet / als an: anderen / da er beſtaͤndig ligen bleibt. Wir muͤſſen hiemit mit unſeren Gemuͤhts · Augen das innere Eingeweid der Bergen beſchauen / und wahr⸗ nemmem was in diſen natuͤrlichen Wunder⸗Grotten vor allerhand Waſſer⸗ ſprünge / und Salle ſich finden / auch den jenigen Grundſatz / welchen wir zu ‚machen vorhabenvalfo einrichten / daß darauß / als auß einer lebendigen Quell die verſchiedene Begebenheiten der Meybrünnen koͤnnen hergeleitet und er⸗ klaͤret werden. Ich wil meine muhtmaßliche Meynung auf verſchiedene Weiſe darlegen / welche dann der curioſe Leſer nach gefallen aͤnderen Fan/ und verbeſſeren. Nicht iſt zulaugnen / und bey anderem Antäfen zu beweiſen / daß in denen Eingeweiden der Bergen anzutreffen ſeyen groſſe Hydrophy- lacia, oder ABaffergehalter/dergleichen Waſſer-Schaͤtze / wann ſie des Fruͤh⸗ lings theils von dem ſchmilzenden Schnee / theils von unten aufſteigenden/ oben in Waſſer geſamleten Dünſten angefuͤllet werden, laͤhren ſich auß / und flieſſen von dem Meymonat an / ſo lang ein neuer Zufluß des geſchmolzenen Schneewaſſers / oder der abfallenden Dünſten / oder eines auch von zuſamen⸗ flieſſenden Schneewaſſer beſtehenden Sees Außguß in Dem —— Waſſerkeſſel wahret: Oder / es Fan ein folder Waſſergehalter angefüllet werden bis auf eine gewiſſe Hoͤhe / ehe er ſich ergieffet/mann namlich Der Auß⸗ ‚gang von Sand / oder Stein verſtopfet; oder eskan der Einfluß des Waſ⸗ ſers in den Gehalter (von den Schneegangen/von zurukfallenden Dünften/ von dem Ser/endlich auch von anderen kleineren Waſſerſchaͤtzen) gröſſer ſein / als der Außfluß / folglich das Waſſer Höher fleigen x In ſolchem Fall zun geſchihet der Außguß des Waſſers mit ſonderlichem Gewalt / gleich diß Tan gewahret werden bey oben erwehnten Gorbsbächen im Sarganſer⸗ land; und wird ein ſolcher Brunn mahren/bis nach und nach der Einfluß abnimmet/und Die Waſſerſamlung abſchweinet / da Die Kalte widerum eins fallet / und ven Winter uber ſolche Bruͤnnen muͤſſen trofen bleiben. PR ” ier⸗ * 108 58 Hierauß iſt ohnſchwer zuerfehen/marum dergleichen Meybrünnen bald ‚früher kommen / und auch deſto früher fich verlieren /bald ſpater anflieſſen/ and gegen Dem Winter annoch / oder gar über den Winter lauffen? Wa⸗ ‚rum Das Fönftige Jahr.meiftens fruchtbar ſeye / wann in gegenwertigem die Meyprännen lang flieffen? welches bey dem Siedemangbach in der Frey⸗ herrſchaft Spies fol angemerfet toerden ; und nohtwendig angeiget einen Aberfluß von vilen waͤſſerigen Theilen in der oberen Erdenrinde/ynd hiemit ‚eine mehrere Nahr ung vor die Pflanzen. Zum Befchluß überlaffe dem vers Ständigen Lefer zu urtheilen von deren Meynung/welche ein Geheimniß da⸗ sinn ſuchen / daß dergleichen Brünnen flieffen von einem H. Kreuztag zu Dem anderen/namlichvon Kreuzerfindung bis zur Kreugerhöhung/ da nicht zu laugnen/daß etwann von ohngefahr ein Meybrunn kan anfangen flieffen an dem Tag des erften/ und aufhören an dem tetften Feſt; oder von Des Paracelſi Einbildung/dag difere Waſſer im Herbſt / wann andere Kräuter verwelken / auch verſchwinden; ober von Thom Aquinatis traumung / daß die himmliſchen Einflüſſe ſolche Quellen im Winter nicht auß der Tieffe in Die Höhe heben koͤnnen: oder von denen / welche wollen/ daß die Waſſer⸗ gange bey anfangendem Winter durch das Eiß verftopft den durchflieffen- den Waſſeren den IBegabfpannen; oder endlich von denen / welche auſſa⸗ genvdaß Erdreich habe zu Winterszeiten die Kraft nicht / die Waſſer auß dem Meerwaſſer anzuzeuhen. | | - Bon denen Steinfohlen des Schweijerlands. Verwunderlich groß ift die Vorſehung Gottes in auftheilungder von Ahme erfchaffenen Naturgaben. In Bergichten Landen / wie unfer Schwei⸗ zerland iftyifkeine reiche Menge allerhand Wald-und Baumholz / micht nur gu unferem Gebrauch / fondern auch anderen benachbarten Volkeren zu Nutz. In anderen Laͤnderen / da die Walder / und Berge / manglen / vertrit⸗ tet die Erde ſelbs Die Stell des Holzes / wie wir ſehen bey dem Exempel des Torfiszund Steinfohlen/in denen Vereinigten / und Spanifchen Ni⸗ derlanden / welche auß der Erden hervorzugraben Die Einwohnere difer Lan⸗ den genshtiget worden durch Die Nohtdurft. In unferen Helvefifchen Landen bat man big dahin fo wol das Torff/als Die Steinfohlen wegen ges augfamer Holz · Zufuhr inder Erden ruhen laflen. ꝛc. J—— 7.28.) (10) (Den 14. Jul.1706, a E E O oc Os Nacur ⸗Geſchichten Des D Schweiseriands. dwepter Cheil. Fortſetzung von denen Seeinfohfen des Schweizerlands. Dn dem Züricher Torff habe ich eftwag gemeldet Tom, I, Num, 2.p.6. allwo ich hette koͤnnen beyfegen/daß fich eine groffevile Turff-Erde I befindet im Rütiwald; fo au im Wenthal/welches villeicht feinen Nammen herholet von dem ale Teutſchen Wort Veenen , Venne, Vene,tie auch Lipfius Lib.I. Lovan, cap,2. Die Statt Löven in Braband herleitet von Lo, fo eine Höhe bedeutet/ und Ven / und von gleichem Ur⸗ forung herſtammen Venlo, eine Statt in Seldren ;die Grafſchaft Zurphen, Zutven, welches fo vil fol heiſſen / als Zuytveen, und vil andere Dehrter in _ Spaniſchen / und Vereinigten Niderlanden/ deren mit Trammen gedenfee Schook de Turfl. cap3. So koͤnte auch (nach gemachter curiofer Anmer⸗ kung eines gelehrten Herzen ) unfer Wenthal fo vil heiſſen / als Venthal / Veenthal / und Mider MWeningen’Veningen. An obgemeldtem Ohrt habe eingefuͤhrt / wie die Noht gelehrnet habe die Einwohnere der Magden⸗ burgiſchen Landen / mit Stroh kochen / und Die Araber / Egyptier / und Africa⸗ ner mit gedoͤrretem Kamelkoth / denen noch hette beyfuͤgen koͤnnen die Ein⸗ wohnere des Thals Avers in Pündten / welche ſich an ſtatt des Holzes bedienen des gedörzeten Schaffmiſts. Sch komme nun / Damit meinen Landsleuhten fo wol / als Außländeren zeige / wie unfere Lande veich ſeyen auch an folchen Sachenydie wir bis dahin nicht nöhtig gehabt haben/ zu \ denen Steinfohlen / welche in Latein und Sriechifch genennet werden | Lithantraces, av Alday &ybewxes, Carbones fofliles, minerales, terrei, lapidei, \ nigri, carbonarii, ſubterranei, bituminei, Sulphurei, picei, lapides fofliles inflammabiles atri, Lapides Thracii, Terra Ampelitis, Bitumen Carbona- Kum;s | | | ( TIO SET rium: Teutfh Steinfohlen Steinerne Kohlen / weilen fie den Koh⸗ fen gleich fehen / und Steinhart fein ; Pechkohlen / Tage Kohlen / Schwarze Kreide, Kohl⸗Erde / Bergkohlen. Dergleichen ſchwarze Perh-und Schwefelichte Kohlen finden ſich im Zuͤrich » Gebieth | bey Kapfnach / einem Fleinem Dörflein am Zürich See / in der Marz Horgen gelegen / welche gar bequem könten eingeſchiffet / und in die Statt gelieferet werden. Deren gedenket Ikr. Erhard Eſcher Beſchreib.des Züricher See. p.246, Wagner. Hiſt. Nat, Helv. P:343. and Stumpf Chron p.655. So auch inder Pfarı Ofelfingen am Lagerberg ; und bey Stein am Rhein finden fich auch einiche Gemerkzeichen folcher Kohlen in denen harten Selfen. Etwann wird auch eine Art Steinfohlen herauß⸗ gegraben auß der mitte der Bruchſteinen / welche die Steinſprenger und Graber bey uns nennen Steingalle / weilen fie außſehen / wie ein gedörzte Galle. Im Bern⸗Gebieth bey Bemont in dem Btzirck von Laufanne Wagner. MSC. Es gedenket auch der Steinkohlen difes Gebieths Burner voyage de Suifle p.32. | In der Graffſchaft Well Neuenburg. Wagner. Hil.l.c In der Graffſchaft Thur gaͤu / zwiſchen Steckboren / und Ber⸗ nang. Wagner I. c. J In dem Walliſſer Land im Bremiſſerthal (Bremiſia Vallis, nicht weit von Sitten und in dem Zehenden Siders. Wagner. I.c. auß Simler Valles. p.2.3. und Stumpf, Chronic, Lib.X1. c.2. P.654. welcher ung folgendes berichtet. Sint kurzen Jahren von An.ı 540.. her find an vilen Ohrten difes Sands erfunden die Steinfohlen in fo groffer Menge/ daß man den Kalch damit brennt ohn alles Holz / namlich / ſo der Kalchoffen geſezt und außgebreit iſt /zündet mandie Kolftein an/die geben ein fehr groffe/ und ftäte Hißstaffen auch nicht nachybis fie zu Afchen verbrännen/ alſo daß man nach anzuͤndung des Kols Fein acht mehr darzu darff haben / bis Der Kalch außgebrumnen if. _. Ehe Von dem Urfprung der Steinfohlen gibt 8 verſchiedene Meinungen, Einiche Naturforfcher noollen / fie feyen anfangs der Welt gleich anderen Mineralien alfo von Gott erſchaffen worden zum Nutzen Menfchlicher Ges | ſellſchaft ‚andere hingegen,daß fie dife ihre Geſtalt / die fie jest an fich haben» / bekommen erſt hernach / ſonderheitlich in der Suͤndflut / und hiemit su or | bj (II) ſeyen / als ein domahlen untergangenes/in der Erden vermodertes /oder ver⸗ faultessmit ſchwefelichten / und virriolifchen Theilen beſchwaͤngertes Holz. Und zwaren findet diſere letſte Meynung mehreren Beyfall bey denen Gelehrten / als die erftere, Man findet je nach Beſchaffenheit der Landeren / und Erden / in welcher das Geholg im Sundflut untergangen / bald alle Grad von dem annoch friſchen / unveränderten / Holz an zurechnen bis zu dem / ſo wirklich zu Stein geworden; namlich ganz verſaultes / welches alſo⸗ bald gerfalt / wann man es auß der Erden hervor nimt / welches unter Das Torff gerechnet / und gebraucht wird; Holz / daß von Bitrioliſchen Saͤften durchtrungen / Kohlſchwarz iſt / aber darbey feine natürliche Haͤrte behalten / fo dag man es Fan zu Tiſchler Arbeit anwenden ; Hols/dasmehr oder we⸗ Niger murb/braun,oder ſhwarz ift/ und fich fpalten laßt denen halb oder ganz außgebranten Kohlen gleich. Auß welcher Verſchiedenheit dann vi⸗ lerhand in der Mineralogie vorkommende Schwerigkeiten koͤnnen aufge⸗ loͤſet werden / namlich von dem unterirrdiſchen —— Foſſili, Sub- terraneo; von der Ampelitide, und Pharmacitide, von deren Theophraſtus Lib. de Lapidib. und Dioſcorides melden / daß die Orientaliſchen Voͤlker mit einem auß ihro gekochten Saft die Wein Raben beftreichen / damit ſie vor den Wurmen ſicher ſeyen; fo auch von der Cilice Theophrafti, ob guch diſe unter die Steinkohlen zuzellen. Worbey wir uns nicht laͤnger aufhal⸗ ‚ten wollen / ſondern noch diſes gedenken / daß die heutige Aufſuchere der über⸗ bleibſelen der Sündfut unter denen Steinkohlen finden allerhand Früch⸗ te /Geſame / Schneken /Muſchlen / und auf ihnen abgebildet zeigen allerhand Krauter / deren Geſtait den wahren annoch jest wachſenden Pflanzen ſo ghn⸗ lich / als ein Ey dem anderen. Auß welcher Anmerkung dann die Stein⸗ kohlen star zu den Zeiten der Sundflut verlegt / anbey aber auch diß mit Fug fan gefchloffen werden / daß die Steinkohlen nicht ſo faſt ſeyen ein unter⸗ gangenes Hol; / ſondern ein von zermurſeten Erden Stein / Erdpech⸗ Schwefel / Vitriol / Holz beſtehendes Gemenge/in welches die Kräuter ſich eingemiſchet / und alſo in ihrer Geſtalt / noch dem alles auf ein ander verhartet worden / geblieben; welches dann eine dritte Meynung Fan abgeben / welche der geehrte Leſer kan annemmen / oder verwerffen / nach gefallen. VGraget man nach dem Nutzen der Steinkohlen / ſo iſt su wiſſen / daß die Artzet ſich in Anſehung ihrer Bergwaͤchſiſchen / tröfnenden/ und aufloͤſen⸗ den Theilen ihrer bedienen konnen in vertreibung allerhand Geſchwulſten / ſtaͤrkung der Nerven. Nach der Zeugniß Libavii Part. IiII. Singular. Lib.3. 8.10. pag.1050, Wann die Steinkohlen mit Dehlgefochet werden / kan man darmit vortrefflich erweichen / und zertheilen / und / wann darmit das raudige Viehe beſtriechen wird / failet dey Grind in kurzem Davon ab. Es fol —* Re. | (112 JE das difilliree Dehl von Gteinfohlen fehr dienlich fenn in alten Scaͤden / Kroͤpfen / und Podagrifihen Schmerzen / nach dem Bericht Joh. Philipp. Bintingen in Sylv, Subterran. p.130, hergegen iftnicht zu laugnen/daß der Rauch von Steinfohlen der Menfchen Gefundheit höchft ſchadlich feye/ fonderlih wann unter denen Schwefelicht- und Salsichten Teilen ſich einfinden Arfenicaftfche welche dann als ein wirkliches Gift eingeathmet den Lebensfaden oft in weniger Zeit Fönnen abfchneiden ; jene allein Eins nen Kraft ihrer zufamenzeuhenden Säure die Lungenbläßlein angreiffen/ reitzen / und dag Geblutt nicht nur in feinem Lauff verhinderen/fonder gar ans Lecken / und fchreiben Die erfahrneften Gelehrten heutige Tags dem Steine Fohlen Rauch meiftens zu die Urſach der in Engelland / fonderlich in der Statt Londen / ſo gar gemeinen Krankheit der Zungen-Schmwindfucht. Der vornemſte Nutz / den man von den Steinfohlen zu bezeuhen hat triffet an Die Menfchliche Geſellſchaft / und dero noͤhtiges Feuͤer zum einheitzen in Falter Winterszeit / darbey in acht zu nemmen / daß / wie fie in Engelland / und denen Spanifchen Niderlanden angezuͤndet werden / unter offenen Kaminen / ſie auch koͤnnen gebraucht werden in unſeren Oeffen / wann nur in mitten Des Dffens ein Fomlicher eiferner Roſt gemachet wird/aufdene die Steinfohlen muͤſſen geleget werden / theils zu fparung der Kohlen felbs/theils zu deſto leich⸗ teren anzundung Derfelben vermittleft eines wiſches Stroh oder wenig Scheiter / theils zu defto gefchtwinderen erwaͤrmung des Offens und Der Stuben, Siedienen alfo auch zu Fochung allerhand Speiſen / auf der Herd⸗ blatten / und zum braten/wann widerum wegen deſto befferen Durchzugs / die Kohlen nicht geleget werden auf den bloſſen Herde / ſondern aufeinen Roſt / welcher geleget wird uͤber ein halb Ellen tieffes und breites Loch / ſo in den Herd gemachet wird. Die Schmiede machen mit den Steinkohlen ein weit arker/und daurhafter Feur / als mit den gemeinen Holzkohlen / muͤſſen aber gewahren / daß ſie das Eiſen nicht allzulang im Feur halten / weilen es zu ſchmelzen komt / und die Kohlen fleiſſig abgenetzet werden. Die Beker koͤn⸗ nen auch mit diſen unſeren Kohlen Brot baken / wann nur mitten durch den Bakofen / als auf einem Heerd / ein Roſt gemachet / und uͤber den Roſt ein Kachelofen in den Bakofen geſetzet wird / darauß der Zug hinden hinauß gehet / das Fein Rauch in den Ofen / wo das Brot ſtehet / komme / tie diſe An⸗ leitung gibet obangezogener Bunting / pag 149. welcher weiters zeiget / wie man mit den Steinkohlen koͤnne gar kommlich Bier brauen / Kalch und Zie⸗ gel brennen / Salz / und Salpeter / ſieden / Ertze / oder Metall ſchmelzen. Ich hoffe / es werde der geehrte Leſer die außfuͤhrung diſer Materi nicht vor uns noͤhtig anſehen / weilen mich darzu veranlaſet unfere Schweizeriſche Stein⸗ kohlen ſelbs / und auß verſchiedenen anzeigen zu foͤrchten / es möchte auch in un⸗ ſeren Landen ſich erfuͤllen zne Wahrſagung Melanchthonis, daß vor dem Ringften Tag fein werde ein groſſer Mangel 1. gufer/anfrichtiger Sreumde, 2. tuͤchtiger ind wichtiger Muͤnze / und 3. wilder Holzungen. 36. m. | | | | 7.29.) 3813 )88- (Den ar. Jal.1706. 00 0 ρνα Nactur ⸗Geſchichten Des * weyter Theil. Von dem CEucerniſchen Srachenſtein. RS An nach dem gemeinen Sprüchlein rara præclara, und præclara ara, was rar oder feltfam ift/auch fol hochgeachtet werden / und je I die rarften Sachen eingelen fein/oder gar wenig gefunden werden / und ın defto höherem Grad der Kollfommenheit/inauch des Wehrts ſtehen / fo fol billich allen Naturalien des Schweizerlands / ja der ganzen Erden / vor⸗ | geiogen werden unfer vorhabende Drachenſtein / ( deffen gegenwaͤrt ger efißer ift das mol edle Elofifihe Hauß in Lucern) weiten in gang =... uropa Faum ein Koͤniglich / Fuͤrſtliches / oder privat Cabiner, da ein folcher fein fich finde / wie Difer ift. Niemand dann wird frömd fürfommen/wann eine möglich kurze Befchreibung des Drachenfteing in gemein/und unſers ucernifchen ing befonder/hicher feßen/und auch felbs difes feltfame und Fofts liche Naturwunder in feiner natürlichen Geſtalt und Gröffe vor Augen fiellen werde in Tab. V. Die altefte Nachricht eines Drachenffeing/ welchen Die Griechen Aggnsırirw, Aegugreo ſcil. Gemmam, und die Lateis ner Daher Dracontitim , Dracontiam, Draconitem, nennen findet ſich bey den Weltberuͤhmten Naturforfcher Plinio Nat. Hiſt. Lib.37, cap ı0. allwo er meldet/daß er meißdurchfichtigfenesund in dem Gehirn des Drachen lige/ weilen er aber denen annoch lebenden Drachen muͤſſe benommen merden/ ſo muͤſſen / nach Der Erzellung Sotaci, Die jenigen / welche ein folches Edelge⸗ ſtein haben wollen / ſich aufeinem mit zweyen Pferden befpannten Wagen einherfuͤhren laſſen / und an dem Ohrt / da der Drach ſich aufhaltet / einſchlaf⸗ fende Sachen außſtreuen / und dann / wann hierdurch der Drach eingeſchlaf⸗ ſen / ihme bey annoch lebendem Leib den Kopf abſchneiden /und den Stein alſo herauß nemmen. Seine Wort fein folgende. Draconites five Dracon- tia € Cerebro fit Draconum, ſed niſi viventibus abſciſſo nunguam gr a it⸗ . 55 (114 ) Sc. | — — ſcit, invidia Animalis mori fe fentientis, Igitur dormientibus amputant. Sotacus qui viſam eam gemmam fibi apud: Regem feripfit, bigis vehi quæ- rentes tradit, & vilo Dracone fpargere: fomnifica Medicamenta , atque ita prcidere, Efle autem candore translucido; nec poftea: poliri , aut: artem ad mittere, Und Philoftratus Lib: 3. meldet, daß die Indianer ein Schar⸗ lach farbes mit guldenen / zauberiſch einfchlaffenden/ Buchſtaben durchs: wirftes Tuch darfpreifenzund den Drachen dahin loken / daß er Darauf liges’ und dann den Kopf im Schlaff fich abfehneiden laſſe. Nach Plinii Zeiten: hat mancher difen Schatz gefucht / wenig aber/ oder villeicht niemand / fun⸗ den. Marfilius Ficinus ruͤhmte fich/ daß er ihn auß Indien befommen habe; Boeth de Boot Hift, Gemmar. & Lapid. Lib.II, cap.i72. Man fihet aber bald auß der Befthreibung/daß difer vermeinte Drachenftein anders nichts geweſen / als ein gemeiner Sieg-oder Sternſtein / Stellaris Lapis, Aftroites,. Andr, Cafalpinus Lib,2. de Metallic; cap. 41. verficheret / daß er diſen Stein beſttze / welches aber ihme niemand glauben wollen. Obbemeldter de Boet der ſonſten ein gar fleiffiger Steinforſcher / und des Kaäyſers Rodolphi Leibartzet geweſen / bekennet frey / daß er keinen Drachenſtein jemahlen ge⸗ ſehen. Es iſt wahr / das Plinius bey vilen heutigen Scribenten in ſchlechtem credit, als einer / der in ſeinen Schriften mehr Fablen / als wahre Geſchichten habe / wie nicht zu laugnen / daß er vil Sachen geſchriben nicht auß eigener Erfahrung / ſondern von hören ſagen / und zwaren ſolche Sachen / von deren Falſchheit man jest uͤberzeuget iſt: Aber, auch fein vil Sachen: bey Plinio, Die man vor weniger Zeit vor erdichtet gehalten/num aber nach Keiffig ges tahner Underfuchung wahr findet. In gegenmärtiger Gefchicht kommet die Reife den Drachen einzufchläffen/und ihme den Stein zubenemmen / ganz Sabelhaft herauß / wiewol unten zu entfchuldigung: deg Plinii auch hierüber etwas fol bengefezet werden, Die Nachricht aber des Steins felbs / die man auch. big dahin nicht glauben mollen/befräftiget fih nicht wenig durch neue in Dfi-und Weſt Indiſchen Landen gemachte Entdeckungen natuͤrli⸗ cher Sachen. Georg Everhard Rumph / gebuͤrtig von Hanau / der fich lange Jahr in Indien aufgehalten/und mit beftem echt den Titul Plinii Indici verdienet/berichtet ung in feinen Eoftbaren. Werk / D Amboinfche Rariteit- kamer genant/fo erft vor einem Jahr in Truck kommen / Lib. III. Sed.s8. Pag.305.306. das unter anderen wahrhaften Schlangenffeinen € dieauß vergifteten Schlangen wirklich herauß genommen worden / von ihme Ophi- tes veri, Meftica Ular genennet) zwey zu feinen Handen Fommen/fo dem Plinianifchen Drachenftein in Anfehung ihrer Cryſtalliniſcher Durchſich— tigkeit zukommen / aber nicht groͤſſer als ungefehr eine Haſelnuß; der einte von einem Baſilisken förmigen Thier auß der Inſul Celebes; der air: ’ au Be TEE ED auß dem Haubt einer groffen Schlange auf der Inſul Mindanao; Unſer Lucerniſche Drachenftein kommet zwar nicht mit bisher eingeführten In⸗ dianiſchen / und Plinianiſchen / weder an Geſtalt / noch Groͤſſe / noch auch dem ugungs Ohrt / weil jene im Kopf ligen / üͤberein / aber doch mit anderen / ſo t folgender Beſchreibung des unferigen ſollen nachgeſetzet werden ; alfo aber / daß diſer jene an: Groſſe / und Schönheit weit uͤbertrift. Wir wollen die Geſchicht mit der Beſchreibung des Steins ſelbs allhier einſetzen / und herholen von der Urquell / namlich Hrn. oh. Leopold Cyſats / geweſenen Stattſchreibers zu Lucern Beſchreibung des 1V. Waldſtaͤtten Sees / pag.176: Diſer nt er/ift groß und bey nahen ganz rund wie ein Kugel / von unterſchidlichen Farben / weiß) ſchwarz / blutfarb / ſeltzam durch ein anderen getheilt: wigt neun Untzen. Iſt treffenlich gut contra peſtem, den Schaden / mit dem: Stein beftrichen/oder umfahren / und dann 24. Stund darüber gebundenyoder alfo : Iſt der Schaden under der Uechs / ſo bind den’ Stein / mit einer Zwehel in die rechte Handyfo siechts von Stund an das Gift auß/ daß der Schaden außgehet, ift ev am Schenkel / ſo tuh gleichfahls / und bindts auf die Fuß. Mi era Item den Weibern / ſo ihre Monat zu ftrang haben ; wer den Bauch⸗ fluß/dierohte Ruhr und rohten Schaden hat / der fol difen Stein gleicher ges ftalt in die Hand binden 24. Stund / item der fonften bofe Krankheiten mit Flüſſen hat / diſer Stein iſt bey 60: Fahren an vilen Menfchen der Statt cern eigentlich und gewuͤß erfahren toordenm:- eher. rn Copien / welche fo wol die Hiftors als N irkungen des Steins beglaubt machen/ Wie ſie von Wort zu Wort in alt hielandiſchem Stylo ——— amd Sprach lautend. al, Seh Meter zu Kaͤß / des Rahts zu Lucern / und der Zeit Vogt zu Roten⸗ Dburg / Bekenn offentlich mit diſem / daß auf Deut feiner Dato / als ich zu Rotenburg gericht hab / vor mir erſchinen ſind Die Ehrſamen Martin Schryber der Wundartzet / Burger zu Lucern an einen : Und Rudi Stempf⸗ tin von Rotenburg anders theils / und offnet gemelter Martin Schrybar/ tie daß ihme gemelter Rudi Stempfflinvein Pfand verfest hab namlich ein Stein / ſo von einem Drachen fon ſolle umb ein Summa Gelts / welche Sum er begehrte/ihn der Stempfflin,darumb außrichte und bezahlte / und follich fein Pfand lößte,diemeil doch gemelt Pfand lengeſt vor SSahren und Tagen/verftanden und vergangen ſye / nach formb des Rechten / und Darges gen und wider Rudi Stempfflin antwurt / es ſye wahr / er hab — artin 59, 116 YES“ Martin Schryhber / ſolchen Stein verſezt / und fülte den wor lengſt gelößt ha⸗ ben / und ſye Zihl und Tag / und alle Recht uͤber gangen / aber es ſye an feinem Vermoͤgen nicht gemefen/und noch nicht / wo es aber an feinem Vermoͤgen ware / ſo wolt er diſen Stein loͤſen / dann derſelbe Stein habe hievor feinen Woͤrderen / ein groß Gelt wöllen gelten/und in ſinem Geſchlecht gſin / als er ghoͤrt hab / vor ze. Jahren / und hab auch derfelbig Stein unzahlbarlich vil Menfchen / Frauen und Mann / mit Hilff Sotteszernehrt und thue groß twunderliche Ding / mit verborgnem Gift zumelden / und flelle alle Flüß des Bluts / wie Die genent werden moͤgen / es ſyen die rohten Stulgäng / zu Bundenzu der Naſen / und ſonderlich der Frauen übrigen Fluͤß und weib⸗ lich Krankheit / ohn allen Schmerzen; Er habe auch von ſinen Vorderen ges hoͤrt / daß fein Aeni ſelig diſen Stein funden hab / in einer Matten / als er ger hewet hab / ſye ein grauſammer Drach kommen / in dem Lufft ſchieſſen / zu nnechft bey ihme hin / von einem Berg genant Rigi / in den anderen Berg Fraͤckmont / und ihm ſo nahend / von der Hoͤhi herab kommen / daß ihm ges ſchwunden und in Ohnmacht gelegen. | Als er aufftunde / funde er ein Schwaͤre Bluts / fo von dem Drachen gefprügt war / dafielbig Blut wäre zu fund an geftandenyals ein Suiß/ in demfelbigen Blut fpedifer Stein gelegen und funden worden / alſo fe der Stein jefidt infinem Geſchlecht gebliben/ und fither/ erlich Herren und Stättdifen Stein wollen Fauffenyaber fine Vorderen / haben ihn nie wollen verkaufen / und dieweil er nun difen Stein jegt nicht gelöfen moͤg / ihm in Pfandtswyß verftanden/und vergangen ſye / ſo gunter ihn niemands baß / als erweltem Martin Schreyber / der ihm auch vil guts getahn habe / und wolle von ihme / nad) ein Ehrung und Schenki erwarten / mag fein guter Wil foe/ac. Uff ſolches die obgenanten Parthyen / von mir obgedachtem Wvogt / allerding / einanderen gichtig und bekantlich waren / und Rudi Stempfflin guftillig was / auch Zihl und Tag vergangen / nach Drönung des Rechten / iſt zu recht geſprochen / und mir / als einem Obervogt auch ers gemelter Martin Schryber und feine Erben / fuͤrohin diſen Stein haben ſollen / damit ſchalten und walten / als mit ihrem eignen Gut vom Stempfflin ſinen Erben und allermenigklichen ungeſumpt / und unange⸗ ſprochen / diſer Bekantnuß und Vertigung / begehrt Martin Schryber eines Uhrkundts/ daß ihme zugeben erkennt ward / under mines vorgeſchribnen Vodts angehenktem Inſigel / mir und minen Erben ohn Schaden / auf Montag nach St. Martins Tag/ı say. | Das Kupfer koſtet 2.ß. 30.) BT) (Din 28.Jul.ı706. I ee a ne Natur ⸗ Geſchichten ns zu . 4 - nr Ha — — Be 1 Fe Pr ar kim po Schweizerlands. Ben WWFVortſetzung Von dem Eucerniſchen Drachenſtein. Docile andere Copia. Drachen kommen / und vor langen Jahren / in unfer Herrſchafften und Ges bieten funden / und doch ungefahrlich bey den achzig Jahren oder mehr / in Heimblikeit behalten und nicht vil erzeigt/anderft dann groß mercklich / un⸗ gleuͤblich Schaden/damit ernehrt / für und fuͤr deßhalber in Geheimb / etlich Fuͤr ſten / Nationen / Keiſer und König ſamt den Venedigern / darnach ges ſielt / und geworben zu kauffen / und alſo bliben / deßhalb er auch / vil From⸗ mer Leuthen darmit ernehrt / hie und an anderen Enden / da er beſchickt wor⸗ den ſye / baͤtt uns darauff/daß wir ihme Kundſchafft Der Warheit / von etli⸗ den der unſern Mittraͤthen / und andern der unſern Burgern / uffnemmen und zuverhoͤren / nach unſer Statt Bruch und Gewonheit / damit von ſol⸗ chem Kleynod / die wunderbarlichen Ding / und die Warheit an den Tag komme ꝛc. und fo nun / Kundſchafft der Warheit / niemand zuverſagen ſon⸗ der zubefuͤr dern ſich gebuͤrt / ſo pen wir unſern geſchwornen Rathsrichter / und etlich unſerer Raͤthen / ſampt dem Geſchwornen Schryher / hierzu | ordne (118) ordnet / die Hand nach gemeltem Gezeügen geſchickt / und ſhe lihlich / zu Gott an die Heyligen ſchweren laſſen / was ihnen/von diſem Stein zuwüſſen ſye / ein Warheit zuſagen niemand zu lieb noch zu leid / ſonder allein / die War⸗ beit zufürderen/und nach gethanem Eyd und unſtre Natsfreunds by ihren Eyden fo fpe unfere Raͤthe geſchworen habent / ſo redt und bezüget / deß erſten / unfer Rathsfrund Jacob Franckhuſer / als vergangner Jahren Der Sterbent die Peſtilentz hie mercklich ynfiel/ daß vil Leuth ſturben / da ſtieſſe ihn Der Preſt auch an / am Hals by dem erechten Ohr / daß er ſich feines Lebens hette verwe⸗ gen / und fich zu Gott geſchickt / da wurde ihm geſagt / in gheimb / wie gemelter Martin Schryber / unſer Burger / ein Drachenſtein hette/ darmit er etlichen geholffen / und er beſchickt den genanten Martin Schryber / mit Dem Stein/ und beftriche ihm den Schaden darmit / und bunde ihm den Stein ein tgl daruff / und gleich darnach zuge der Stein / ihm den Schaden herfuͤr / daß er ibn bald außgieng / und er ehrlich gendßin kurtzer Zyvt. Demnoch run Kathefreund, Morikvon Mettenmeilser ſye / vergangenes Jahre/begrifien geweſen / mit einer groffen Kranckheit des Blutfluß oder vothen Schadens daß ihm niemand Eönte heiffen / und alle Doctores und Artzet / an ihm erfeflen/ deghalb er mit allen H. Sacramenten verforgt da habe er auch beſchickt / obbenanten / Martin Schryber / mit feinem Stein / der Fame bald/und bunde ihm den Stein in fein rechte Hand / mit einer Zwehelen / und von ſtund an. durchgieng ihm die Krafft des Steins allen fernen Leib / daß er von ihme ſelbs kaͤme / eine Heine wyl / darnach für zwo Stund bin / verſtund ibm der Sluß und berůhrte ihn nicht mehr. Unſer Burger Laurenz Huckler/unſers groſſen Raths redt / er hette den Preſten der Peſtilentz / under dem rechten Armb / da kame Martin Schryber / und beſtriche ihme den Schaden / mit dem Stein / und bunden ihme den Stein in die ſelbe Hand / da zuge der Stein die Gifft von ihm herfuͤr / underm Armb und uff dem Arm / daß es ihme uß dem Leib kame / und genaͤſe in kurtzen Tagen. | — * Unſer Burger Anthoni Huter redt / er hette die Peſtilenz bey dem Bein / daß ihm niemand das Leben zuſprech / da ſchickend ſeine Freund eylendts zu Martin Schryher / der brachte fon Stein / und beſtriche ihm ſynen Schaden damit / und jo dicker der Schaden damit beſtriche / ſo ſchwitzte der Stenvon ſtund an / den cr in kaltem Waſſer wuſche / und bunde ihm denſelben Stern an rechten Fuf / und von ſtund an⸗ in einer hafben Stund zuge er die Gifft und der Schaden auß dem Lyb/ und luͤffe ihm den Schenkel nider / daß ihm vil Baatteren entſorungent / und gienge ihm an fünff Ohrten uß / und genaſe dh. Unſers Burgers Conrad Fiſchers ehliche Hußfraw zum Ochſen / Barbara Ferfin redt / daß fie Die Peſtilentz bette/by dem rechten Bein / daß 1x mit allen H. Sasramenten verſehen ware / und fie nichts mehr J — ſelbe | | | [ it Ru er, Tr He. 1: : ur 3gywepter Chef, Mm —————— 0 Fortgefegte Hifkorfche Erzehlung Der Bind-und waͤſſerigen Euft⸗ Geſchich⸗ GN.51. den 5. Jul. ſchoß die Stral zu Adorff im Thurgeüin DA die Schmitten / und war zu Ober rie den am Zürich· See ein ſchrok⸗ licher Hagel/der.gienge über das Albiszumd die Reuß der Aren nad) der. über Burgdorff / zu groſſem Schaden des Lande. Es fielen Stein/ tie Hüner-und Ganße Eper, Man fande hin und wider auf dem Feld Storken /Haſen / und Bögeltod ligen. | Den 3. Nugfim. fienge ein Wetter gu Urikon am Zuͤrich⸗See an / das gienge durch das ganze Gaſter / Puͤndten / uͤber den Chumer See / bis gen Verona, dag erſchlug alles in Grund / man ſahe kein Laub mehr an Naben, Haller. Chron. Lib.LIII, cap; 7. 7 Ynı592. den 18. Mersgieng ein ſchroklicher Hagel von der Schin⸗ dellege bis gen Lucern. Es fielen Steine wie Baumnuffen. Den =. | und 24. waren auch graufame Sturmwind / und ungewohnte Kälte/dars von die Waſſer fehr.angiengen, Haller Chron, L.IM. cap.ız. . An.ıs96. den 12. Jul. donnerte es die ganze Nacht erſchrokenlich⸗ Wolkenbruch foigete / der groſſen Schaden taht. Haller ‚Chron, Lib. LIV. cap.io. An. 1397. den 28. Mey Fam ein ſchwerer Hagel von dem Genffer⸗ See her über das gam Berngebiet / der erſchlug Leuht und ‘Diebe / [0 | 2 | — gieng | i | ar EN ah, gienge ein Wind darmit / der an vilen Ohrten die Baͤume auf den Boden warff / und tahte inſonderheit in. dem Bowald bey Zofingen / da der Hagel endete / groſſen Schaden. * en 14, Jul. um Mittnacht fienge es an erſchrokenlich Blitzen / und D Donneren / als ob der Himmel einfallen wolte. Diß waͤhrete die ganze Nacht / und den folgenden ganzen Tag. Die Stral ſchoſſe an vilen Ohrten. So ſchlug auch der Hagel an vilen Ohrten / ſonderlich im Rotenburger Amt Lucerner Gebiets / das kein Sichel auf das Feld kam Jedermañ meinte / der Juͤngſte Tag ſeye verhanden. Diſe Stürme haben zu Rapperſchwit / Stäfen/und Maͤnidorff am Zuͤrich⸗See / wie auch in der Herrſchaft Gruͤningen / an fruchtbaren Baͤumen / und ſonſt groſſen Schaden getahn: den dritten Tag gabe es gar ſchwere Schlag-Regen.Haller Chron Lib. LVI. capii. TIER; * Ka 4 An.r598. hat der Hagel groſſen Schaden getahn zu Horgen / Cap⸗ pel / Knonau / Rafz / Stein am Rhein / und anderſtwo mehr, Eſcher. Chron. ad h. a. | — An.1599. hat der Hagel widerum groſſen Schaden verurſachet / in⸗ ſonders in dem Zuͤrichgebiet / in der Grafichaft Kyburg / Hereſchaft ndelfingen. | | . en io Heum. gegen Abend um 3. Uhr kam ein Hagelmetter vom Albis über Rieden / gegen Wiedikon / Wollishoffen / Tallweil/und über den Eee gen Zollikon / Goldbach und Küßnacht da es Stein geben hat / wie Huͤner⸗Eyer / die auf den Taͤcheren etlich 1000. Ziegel erſchla⸗ gen. Eſcher Chron, ad h. a. | An.ı 600, den 16. Heum. hatder Hagel bey Rapperfchweil gegen Bubifon groffen Schaden gefahn. Efcher. Chron, adh,a, An. 601. den zo. Mey bat der Hagelbey Tallweil / und dem Berg zu zimlich geſchadet / ſonderlich dem Braß. | ——— Den 10. Ausftm. iſt ein Hagel vom Legerberg herkommen / der iſt gangen über Riimlang- Kloten / Brütten / big gegen Kybuurg/der hat dem Haber ſonderlichen Schaden gefahn. Undzu Eingang des Mo⸗ er ift auch ein zimlicher Hagel sangen uber das Dorff Wyningen / und aher um. ar | N D.rgleichen Hagelwetter gibt eg gern / wann in dem Meyen dicke Nebel | | fich zeigen / wie dann auch diß Jahr / ſonderlich den. 14. Mey ein wuͤſter Diefer Nebel vom Morgen an big gegen 9. Uhren gemefen/und ſich alſo erwahret hat das gemeine Sprüchwort / Meyen Nebel / Brachefsoder Augſten Haͤgel. Eſcher. Chron, ad h, a, Anısps. | A 0143 c·... R An 1605. denzı. Heum, iſt ein ſchwerer Hagelum Schaffhaufen- her gemefenves ſollen Stein gefallen fenn 7. Pfund ſchwer / die haben zwo Berlonen erlegen. 'Efcher, Chrom: adh,a m | An. 1607. hatder Hagel im Lucer ner⸗Gebiet / am Waͤdeſchwei⸗ | Dose Dh anderen Ohrten mehr groffen Schaden getahn. Eichen . Chron. .24 1613, den 25, Kur, gieng ein ſchwer Wetter über Rapperſchweil von Finfidlen her über Gruningen durch das Fiſchenthal in die Grafihaft Toggenburg bis. an den Bodenfeesund tehte groffen Scha⸗ den: Es ſollen Stein wie. Duner-Eyer gefallen, feun. MSC. Bibl: Tig..n,sz. pag. 372. 27 A, 1684, den: 21. 22. 23. Nov. war ein fo heftiger Wind / das ſich jedermann darab entfeste; er warff bin und wider vil Baͤume um, Haller ‚Chron,Lib.LXV. cap.ın A Dr m alla — An.r16i5. zu Baden in Nergeü fein Hagelſtein gefallenfo 3. Pfund: ſchwer waren. Wagner, Helv, Cur, auß Ruthard. deMethg, Arn 1623. den 7. Jun. gegen angehender Nacht / fiel einmahl fo einun- geſtüm Wetter eyn mit Schlag-RegenDonner/Dlig/und Hagel / daß es gu Horgen / und anderſtwo am Zürich-⸗See nicht nur die Saat und Raͤhen vollig zerſchlagen / ſondern auch die Baͤume auß der Wurzel geriſſen worden. Die Waldwaſſer ſein angangen / daß fie die groͤſten Stein geführt: MSC. Bibl. Tig. m56. | kr RR | An. 12645. hatder Weſtwind den 19: Jenner durch diegange Schweiz; mit folcher ungeftüme geblafen/daß an vilen Ohrten Haufer / Scheuren / Kamin Baͤume / niedergeworffen / und die Tacher von Zieglen abgedekt wor⸗ den. Zu Bern iſt das Waͤchterhaͤußlein aufdem Thurn in die Kirch felbs abgefallen / und fonften fein in dem Berngebiet vil Kirchenthurn umgeworf⸗ fen worden. Zu Genff haben die St. Peters Kirch / das RahtHauß / und vil andere Haͤuſer ihre Ziegel / und Fenſter verlohren: die Rhoſne iſt gegen dem Genffer See fo weit zuruk gefriben worden / daß man unter der Rho⸗ danbruk trokens Fuſſes hindurch hat gehen koͤnnen / und iſt diſer Fluß von ‚8. Gervaiſe bey der Fuſterie, bis u Dem Camp Molard kaum 2. Schuhe tieff geweſen. Welches ſich auch fol begeben haben An. ı 600. den 16.Sept, nach dem Bericht Gothoftedi in feinem Citadin de Geneve. pag. 371,372. Wagner, Hift. Helv. Cur. p zoß. NOTIERT An.1655. denz.Augftm, fein zu Küßnacht am Zürih-See/zu Uſter / und anderſtwo in der Herrſchaft Grüningen gar vil Baͤume von dem Gewalt der Winden umgeworffen worden. Wagner, lb,cit. a 233 (144 ) Sr. Kuüßnacht iſt eine Scheur mit allen Srüchten in den.See geführt/und der Helm ab dem Thurn zu Nider-Ufterdarnider geworffen worden. Es fielen ; Stein wie Huͤner⸗ Eyer / welche an den Feldfruͤchten und Raben un ſaglichen Schaden tahten. Fr. BEER Chrenolog. Tigurin. ad h. a. Gleiches iſt geſchehen An. 1665. den 3. Jul. zu Hoͤngg. Wagn. c. An.a668. den 8. Jul. iſt ein ſehr ungeſtuͤmes Welter / doch ohne Has gel / in dem Glarnerland eingefallen in welchem ſonderlich zu Bilten groſſer en DENE worden. ‘Joh, ;Heint. Tichud, Hiſt. Glarn. ! MSC. adh. a, sl — N Na \ An.16570. ‚den 17. April. hat An erſchroklicher Sturmwind vil Haus = Se ’ Bäume umgemorffen / und anderen Schaden verurfachet: chud. 1..Ce rn An.1671. den 3. Jul. "haben gewaltige Sturmwind und ſchwerer Hagel an Baumen und Fruͤchten groſſen Schaden getahn. In Nider⸗ ie wurde durch den Hagel ein Töshterlein erſchlagen. Tichud, J. c. aprn. u. c. h — —* ln. 674. den ganzen Sommer durch iſt ſehr vil Donnerund Hagel | in der Eidgnoßſchaft geweſen / und dardurch groffer Schaden verurfachet worden. Tfchud.l.c. * | la: An. 1678. den leiten Sun. Sonntags zwifchen 4. und s. Uhr Fam ein | grauſam Wetter mit Dormer und Hagel.bey dem Glar niſch herein / mit entfeßlihem faufen / und braufen / daß hiervon beyde Rufenen zwiſchen Schwanden und Glarus mit groſſer ungeſtuͤme angetrieben / und durch deren uͤberlauff ganze Guͤter zu groſſem Schaden mit Steinen / Sand / und Lett bedecket / und verwuͤſtet worden. Tſchud. J c. An. 1679. haben vil ungewohnte Hagel · und Stralwetter / auch ploͤtz⸗ liche Waſſergüſſen im Glarnerland / und hin und wider an Menſchen / und Viehe groſſen Schaden verurſachet. Tſchud. L c. Aln.ı68o. den 25. Jul. Abends nach 9. Uhr hat die Ober Rufi zwiſchen Schwanden / und Glarus in einem ſtarken Sturmivetter ein Gut naͤchſt an der Linth-überlegt. Tſchud. I. c. | An 1683. am ee fiel zu Egliſau ein verwunderlicher Hagel) - Abends um 6. Uhr / es haglete eine gange.gtelftund:nach einander/und fiel fo , breit / als ein halber Thaler/ etlich ſo lang. als ein halber finger/andererund | als ein Nuß / andere mit vilen Zinken und Ecken. Darauf kam ein zweyſtuͤn⸗ diger Platzregen / riſſe an der Steig ein Hauß um dem Hoͤrnliwirth ein Scheur / ſtuͤrzte etliche Mauren ein / nam Saͤuſtaͤl hinweg und waren vil Häufer in Gefahr. In den Raͤben hat es den beſten Grund weggefuͤhrt / und an etlichen Ohrten in den Straſſen eines Manns tieff eingefreſſen. Stein wurden geſchwemt / die z. oder 4. Mann, kaun tragen mögen. Bluntſchl. Memotab. Tigur. P.283. N.37.) 80145) (Den1s.Scpt.1706. 306-0 0ER 0 πνν. Natur ⸗Geſchichten TE Er Schweizerlands. Diventer Theil. — — Pe m PEN VENEN OEE ⸗ — — er — — — —— Fortgeſezte Hiſtoriſche Erzehlung — Der Bind- und waͤſſerigen Euft Geſchich⸗ | tn des Schweiserlands. | | TEEN.1684. den 30. Octob. hat der flarke Zöntwind in dem Schwei⸗ JR 307 Zuger -und Zuͤrichgebiet mit ummerffung der Baͤumen / und abdeckung der Tacheren groffen Schaden verurſachet. Den 30. un. gienge Ahends um 8. Uhr ein ungewohnlicher Platz⸗ Regen’ und Dagelmetter uber die Dorffer Wipkingen / und Hoͤngg. Das Erdrich wurd under dem Raͤbſtok allerdings verſchwemt / und die Land⸗ ſtraß nachher Baden etliche Tag unbrauchbar gemachet. Fr. Enchirid, Chronol. Tig. ad h. a, An. 1686. den 12. Heum. Abendsumg. Uhr hat ſich ein ungemeiner Hagel / meiſtens nur über die Statt Zürich außgelährt. Das Gewitter waͤhrte nicht laͤnger / als etwann 8. Minuten. Es fielen Stein fo groß / als zweyloͤhtige Kuglen / und zerſchlugen vll 1000 Scheiben / ſonderlich am Rahthauß / und an den Kirchen. Bluntſchl. 1. c. An. 688. den 5. Jul. laͤhrte ſich ein erſchrokenlich Hagelwetter mie heftigem Donner / Bligen / und Windſturm uͤber die Eidgnoßſchaft auß / wordurch auch faſt in dem dritten theil des Zuricher-Öebiets Die ſchoͤnen | FeldBaͤum⸗· und Gartenfruͤchte / eben zu der Zeit / da die Sichel angefchla- gen werden ſolte / wie in gleichem Die Rabgewaͤchſe / gänzlich erſchlagen / und vil Baͤume auß der Wurtzel geriſſen worden. Fr. Enchit. Chronol. Tig ad ha Difes Hagelwetter gienge 14. Tagreiſen weit / 4. Stund in die breite / | und ſchluge in der Eidgnoßfihaft 180. Doͤrffer. Bluntfchl, l.c. - . Anı1692, den 24, Sun, iſt bey dem Flecken Ellgoͤuw Züricher- 3 — | Gebiethe/ * ie 0 DI Gebieths/nach Mittag um 2. Uhren ohngefehr der Himmel ohnverfehenlich mit Wolken / und einem ſchwarzen Nebel bedecket worden/und hat darauf ein gewaltiger Stralſtreich in den Wald Gugenhart genant / allernaͤchſt bey dem Fleken gefchoffen/auf welchen ein groſſer Regen mit vermiſchtem Hagel gefolget / und gleich hiernaͤchſt ein fo graufamer Wind / und Wolken⸗ bruch über den Schoͤnen und Schauenberg daher rauſchend kommen / daß in einem Augenblick von beſagten Ohrten her über Herzen Grichtsherren Hirzels Mülli zu Buweil ein ſolches Gewaͤſſer mit entſetzlichem Getoöß erwachſen / und ſich / wo eg koͤnnen / außgelaͤhrt / daß jedermann dortherum fich eines ploͤtzlichen Untergangs vermuhtet. Diſer Waſſerſtrohm hat dag hal— be Hauß zu Buweil ſamt aller Zugehoͤrde der Muͤlli/ ganze Bether / Kaͤſten / allen Haͤußraht ganze Sagbaͤume / und vil anders weggeſchleppet / ja Die Mülle ſo weit ruiniert / daß fie faft vonneuem wider aufgebaut werden muͤſ⸗ fen. Endlich hat diß Waſſer durch das fo genante Fahrenloch zwiſchen den Felſen einen Außbruch gefunden/und nach dem ee fich in 300. Schritt weit außgebreitet/und alle Baͤume / Hanfflaͤnder / Gerſten / und Graß elens diglich verwuͤſtet / vil ganze Tannen weggefuͤhrt / alle Staͤge und Bruken abgeworffen / und alſo groſſen Schaden getahn. Ampliſſ. Rahn Chronic. MSC. Lib. XxV. cap. — | An.ı7os. den 22. Sun. hatte man zu Herrliberg am ZuͤrichSee / ſtarken Hagel mit Regen. Den 24. hatte man hin und wider / ins befonder am Irchel⸗Berg ftarfe Wolfenbrüche. Zu Wyningen und Unter Eiffringen gegen der Sonnen Untergang ift erftlich die Stral gefihoffen/hernad) eine dicke Wolfen gleich einem Rauch aufgangen, welche fich urplößlich in Waſſer vermandeltzalfo Daß gleichfam ganze Eimer außgelährt worden/ und Die Felder und Häufer innert einer viertelftund im Waffer geftanden. Ein gu— ger Her? und Freund von Schlieren fehreibt folgende Nachricht. Sch ware aufdem Weg zmwifchen IBertingen und Spreitenbady/und ge noſſe eines fehönen und Flaren Himmels / auſſert daß auf die letſte ein wenig Regen folgte. Hinderwerths aber gegen Weiningen und Schlieren. fahe ich in eine gleichfam ſtock dicke Sinfternuß hinein,darauß ich geſchloſſen / daß weil nach gehörtem grauſamem Knall diefe Schwarze einsmahls erfols get/es muffe ein gemaltiger Wolkenbruch oder hauffiger Platzregen gewe⸗ fen fen. Neben dem fahe ich su gleicher Zeit am Himmel 2. Kelter- und 1. Bindzeichen / dadaßeint gleich einem Winckelmaͤß das andere einem Triangel/und das dritte rinem gewohnlichen Windzeichen geweſen. Den Jamer / den man zu Schlieren außgeftanden/Fan man nicht — er⸗ ellenz ED (147 ) Gelee ni * . . g*' jellen ; Das Gemafler iſt ſo hoch angeloffen / daß man vaftin allen Straſ⸗ n mie Schiffen fahren koͤnnen; groffe Tram und Bloͤcher wurden getries n / der Kohlhauffen an der Allment wurde fehier weggeſchwaͤmt und außge⸗ loͤſcht / alle Leuht hatten genug zu tuhn vor ihren Haͤuſeren Dem Schwal des Waſſers / darinrien fie Kniehoch geſtanden / zuͤwehren. Ein Knaͤblein mit einem Korb hat es ein Strich weit geſchwemt / doch ohne Schaden; um unſer Hauß herum war alles im Waſſer; in Garten⸗Wegen hetten ſchier unſere Enten ſchwümmen moͤgen. Vom Waſſer ſind an verſchiednen Ohr⸗ ten tieffe Graben / Hoͤhlinen / andere Weg und Straſſen gemacht worden. Bon den jenigen Wetteren / welche entſtehen auf Derffung eines Steins in die Berg See / oder Hölinen der Bergen. In unſeren Helvetiſchen Landen ſein ſonderlich anzumerken drey Bey⸗ fpiel folcher Wunderwetteren / Wunderlocheren / und Wunder⸗Seen. Das erſte in dem Berg Scheibenflu in Tſchangnow / Berner⸗ Gebiets / einer Hoͤle / in welche fo man Stein hinein wirffet / alſohald fol entſtehen ein Wind / mit Haget / und Ungewitter. Wägner, Hiſt. Helv, p 39. ESSEN ———— Das zweyte im Litcerneriſchen Pilatus Berg und See / da auch nach alter Sag cin in diſen See gemorffener Stein / oder anderer ſchwerer Görper den darein geſtürzten Pilatum alfo erzoͤrnet / daß er ohne langen Verzug ein Ungetvitfer erzeget, | | Das dritte im Appenzeller⸗Land / von deme wir folgende Nachricht finden in Barthol. Biſchoffberger / geweſenen Pfarrers zu Trogen Ap⸗ penzeller Chronic. pag 15. In dem Berg Gimmor / nach beſag glaub⸗ hafter Leuhten / finden ſich zwey Wetterloͤcher / das einte faſt in der mitte deſ⸗ ſelbigen / von ſolcher Tieffe / daß wann ein Stein hinein geworffen wird / er continue, und Staffelmeis hinunter fahret/ daß er immerdar gehört wird, welches wenigft ein zwoͤlff £heil, einer Stund waͤhret / jedoch ohne Gefahr eie nes Wetters. Dasandereiftaufdem Sipfel des Bergs/auß welchem / wann etwas darein geworffen wird / ein Nebel / und Hagel/entftehen ſol. Ich zwa⸗ ren habe ſolches micht erfahren / noch auch glauben koͤnnen / eingedenk der Worten Jobsc. z8: 22: Haſt du geſehen / wo der Hagel herkomt? Die Meinung iſt Nein. Gleichwol fol nicht verſchwigen werdeñ / was glaubwuͤrdige Leuhte und ſelbsſehende Zeugen auſſagen / zugeſchweigen wa SI 148 Jg — — — —— — —— en was Der hochgelehrte Her: Joachim Vadianus / weiland Burgermeiſter der Stadt St. Gallen / in feinem Coñ entario in Melam Lib. I. p. 34. darvon ſchreibt / daß der Zugang zu diſem Loch verzaͤunet / deßgleichen von den Sennen und Hirten / auß Gefahr / man moͤchte etwas dareyn werffen / und Beyſorg eines Wetters / nicht ieichtlich gezeiget werde, „Und das noch mehr iſt / ſo erzellet ein hochbetagter Herz ( Pelagius Schlaͤpfer / geweſner Landamman im Aufferen Noden ) daß er vor vilen Jahren / hey feinen jungen Tagen/an das Ohrt kommen / und begehrt zu er⸗ fahren / ob diß Loch Luft an ſich ziehe / oder nicht / weßwegen er eine Blum bins eyngeworffen / welche / ſo bald ſie hinunder gefahren / ſeye ein Dampfaufge⸗ ſtigen / doch neben dem Berg / nicht auß dem Loch. Es erzellen aber die Jaͤ⸗ ger / welchen bie Beſchaffenheit diſer Bergen bekandt / daß die Witterung weit anderſt / ungnaͤdiger / und alfo zu reden / augenbliklicher ſeye / als in den Gruͤnden des platten Lands, Bis hieher Herr Biſchoffberger / auß deme ſei⸗ nen Bericht gezogen Wagner Hiſt. Nat. Helv. p. 39. 334. P. Clemens des Capuciner Ordens / ein wehrter Herr und Freund / berichtet mich in feinem den 4. Mey 1703. abgelaſſenen Schreiben / daß gleicheg/fo von Hrn, Schlaͤ⸗ pfer erzehlet worden / auch begegnet ſeye ſeinem eigenen Hrn. Vaͤtter. Gehen wir auſſert unſere Graͤnzen / ſo finden wir dergleichen Natur⸗ wunder auch. Plinius Nar. Hift. Lib. II. cap. 45. gedenket einer tief⸗ fen Kruft in Dalmatien / in welche ſo etwas geworffen wird / auch bey ſonſt hellem Wetter / eine ungeſtuͤhme Witterung ſich erhebet. Wir wollen diſe Wundergeſchichten um etwas genau unterſuchen / und fie wahrhaft / und auf der Vernunft · waag einich Gewicht auß⸗ machen Der erſten halb / ſo im Berngebiete nach Rebmanns Bericht fol ſeyn / iſt mir weder ja / noch Nein / bewußt. Von dem Pilatus See aber / ſo auf dem Pilatus-Berg liget / kan ich gewuͤß ſagen / was oben bereits Tom. J. p. 14. angemerket worden / daß das von ihme außgeſprengte Gexuͤchte falſch / und nach aller Einwohneren ſelbs gigenes Zeugnuß unter die Maͤhrlein gehoͤrt. Bon dem Wunderloch / ſo in der Alp Gim̃or / Appenzeller-Gebieths / habe ich gleichfahls ſichere Nachricht / daß daſſelbe heutigs Tags ſo eingefal⸗ len / daß man Faum etliche Klafter tieffeinen Stein abwerffen kan / und von denen anwohnenden Sennen der alten Auſſage kein Glauben zugeſtellet wird. Diß allein mare genug / die von unferen Vorelteren auf uns ererbte Traditiones in den Rodel falſchbegruͤndter Maͤhrlein zuſezen; wir wollen aber auch unfere Gedanken hierüber walten laſſen / und / wann es je moͤglich / erforſchen / wie weit die Kraͤfte der Natur reichen / und woher unſere Alten mochten heredt worden ſeyn / ſolche Geſchichten zu glauben xc. N.38.) ler (DEN 22, Scpt.1706, I EEE TEE 0 FE Natur⸗Geſchichten Des | rs) Schweizerlands. Zwepyter Chef, Fortſezung Don den jenigen Wetteren / welche entſtehen auß Werffung eines Steins in die Berg⸗See / oder | Hölinen der Bergen. As / ſo Herr Bifchoffberger auß der Sageren Erfahrung beybringt von anderer Befchaffenheit dev Berg-und Thal⸗ witterungen / iſt | gewuß/und wol anzumerken, Auf denen hoben Alpen bervegen fi) die Wolcken / nach dem fie kaum auß der Schalen gefchloffen/oder/auß denen Bergen / als ihrer Zeugmuter aufgeftiegen/bin und her / und verwand⸗ len ſich etwann einsmals in einen kurzen Regen / der auch zuweilen einen klei⸗ nen Strich fortgehet / und oft in der naͤchſtgelegenen Alp das helleſte Wetter iſt / da hingegen in tiefferen Ohrten es ſelten regnet / und nur dannzumahl / wann vil Regenwolken ſich geſamlet / und die ganze uͤber dem Thal ſtehende Dunit-oder Luftkugel uͤberzogen haben. Diſe fo unverſehene Zeugung der Bergwitterungen hat meines Bedunkens unfere ſonſt in vilem Aberglaus ben erblindeten Altvorderen veranlaſet zubegehen eine fallaciam non cauſæ ut cauſe, wie man in Schulen redet / oder die hineinwerffung eines Steins in eine Hoͤle anzuſehen vor eine wirkliche Urſach des auß anderen Urſachen entſtandenen Regens / oder Wetters. Ich wil zwaren nicht laugnen / daß von einem in eine tieffe Berghoͤle geworffenen Stein koͤnnen die daſelbſt ruͤhig ligende Duͤnſte in eine mehrere Bewegung gehracht / und zum Aufſteigen veranlaſet werden / daß aber Fan ich noch nicht faſſen / wie von diſer einigen Aufiteigung der Dünften folle hergeleitet werden eine Wirkung / welche von vilen anderen überirzdifchen Urſachen herruͤhren kan; es were dann Sach / daß einer mir koͤnte beweiſen / daß dieſe aufſteigende fromde Theil von ya r Te ) & Ahrt ſeyen / welche in denen waͤſſerigen Wolken erzegen Fan eine Augenblik⸗ liche Jaͤſung / welche Die Luft verdünneret / und Die wafferige Duͤnſte in Dies gentroͤpflein verwandelt. Obgleich aber die Wetter nicht erreget werden von dem erzoͤrnten unterirrdiſchen Æolo, fo werden fie doch von ihme mehrmah? len vorbedeutet / geftalten die Luft auß denen Bergklüften mit gröfferem Trieb aufgeblafen wird bey vorftehendem Ungsritterzals zu anderen Zei⸗ tenyja gar durch Schnefenförmige Gaͤnge unter der Erden mit ſolchem Ges malt fortgehet/daß ein Murmlen / Getoͤß / oder Gebruͤll gehoͤret wird / wie hier⸗ von in mehrerem gu ſehen Tom.l. pag.i7o. undauß Tom.l. pag.9. hieher gehöret die Materivon benen Borbotten des Regens / welche gemeintich auch Morzeige fein ſchwerer Wetteren. Es were ju wuͤnſchen / daß man in unfes ren Eidgnoflifchen Landen mehrere Achtung / als bisher/gebe fü mol auf Die befondere Vorzeichen ndchft vorſtehender Luft-Enderungen / als auf Die alle gemeine Borbedeutungen ganzer Kahrgangen/ wie zum Eyempel einiche unferer Sandsleuhten gemahren/daß gemeinlich Sagel-und Wetter-Jghr mit ſtarken Aßafferergieflungen folgen/wann das Teußbaum Blatt zu Ans fang des Sommers haͤuffig / wie im Herbſt / abfallet. Von der Windsbraut. Es iſt diſere Luft⸗Geſchicht in Anſehung ihrer Zeugung / und Wirkung / gleich dem Waſſerwirbel. Beyde winden oder krummen fich in ſich ſelbs in einer Schnekenfoͤrmigen Lini bey Anlas des auch flüſſigen / und widerſtehen⸗ den / Waſſers / oder Lufts / jedoch mit dem Unterſcheid / daß in der Luft einem zwiſchen zweyen Wolken einher blaſenden Wind vorkomt eine einerſeits ver⸗ dikerte / anderſeits aber dünnere / Luft / welche dann dem Wind Anlas gibt einen krummen Lauff anzunemmen / und in waͤhrender diſer abweichung von gerader Lini die geſchwinden Grad ihrer Bewegung verflärketfodaß Darauf erfchrefliche Wirkungen erfolgen. Dergleichen Wirbelwinde heiffen Die Lateiner und Griechen Typhones, bie Tuͤrken Olifant, die Indianer Oran- can, Orcan, und fein fonderlich gemein in dem Oſt Indiſchen Meer zwiſchen Malacca, China, und Japan, allwo fie fonderbar zur Herbſtzeit die vefteften Haufer darnider werffe,die gröften Baume auf den Wurtzen reifſẽ / und die Schiffe mir graufamer Gewalt / auf denen auch hiervon ergürnten Meere wellen daher freiben/in Stüken zerbrechen / und etwañ eine vierthel Meil ins £and hinein werffen. . An.ı66ı, den 4. Zul. als des Spittals Bediente hey Ober Haßle / einem Dorff Züricher Gebiets /an einem gemiffen Obre auf der Hörr⸗ Magen aenant / in einfamlung der Zebenden Giarben befchäffiaet waren / iſt ihnen Abends bey heiler und ſtiller Luft ein kleines Schneeweiſſes — | erſchie⸗ SIDE erfchienen/auß welchem einsmahls eine Windsbrauf hervorgebrochen / welche acht Sarben in die Hohe wegfuͤhrte / auch den Wagen felbs/aufdeme bereits etliche Sarben nebſt einem Knecht warenvetliche Schuhe hoch hebte / und dar⸗ bey zum dritten mahl in die ruͤnde triebe / alſo zwaren / daß dem Knecht / ſo auf dem Wagen geſeſſen / kein Schaden widerfahren. Die Zehenden Garben aber ſein alſo zerſtreuet worden / daß kaum ein Handvoll mehr darvon zu be⸗ kommen war. Diſere windichte Wolke iſt hernach in den naͤchſten Wald mit ſolcher ungeſtuͤme eingebrochen / als ob darinn alles ſolte zu Grund gehen. Der Weibel von Bülach /ſo bey den Knechten war / hat ſich auf die Erde nider gelegt / und die uͤbrige Garben gefaſſet / damit fie nicht von dem Wind wegge⸗ tragen wurden. Wagner. I, ec, UL BIER HR Rr Den 15. Apr. 1672. zwiſchen 3. und 4. Uhren erzeigte ſich ein wun⸗ derbare Windsbraut welche von Din. Dans Ulrich Waber/Pfr. zu Steinmur alfo Hrn. Antifitrüberfihriben worden. In der Pfarꝛ Stein⸗ mur / auf einer bergechtigen Hoͤhe / genant auf Bolleren/an der Egg / ‚vor dem Laͤgerberg uͤberhin / kam daher bey ſchoͤnem Wetter ein Winds⸗ braut / welche etliche geſehen ſich ſtark üben / ſonderbar an einem Eichlein / daf⸗ ſelb winden und nidſich truken / daß man das Tolder hette faſſen koͤnnen / auch einen Bengel in die Luft ſchwingen / ſamt vilem Laub / ſo in das Thalhinab verflohen / welcher Windsbraut nahe darbey anweſende Perſonen zu entges hen geſucht / andere fich geſtelt zu ſehen / wie es enden werde / welche geſehen haben auß dem Erdboden aufſteigen Feur / Rauch und Dampf’ darauf ers folget ein langer Thon / welcher einen ſtarken Widerfchalf gegen dem Lägers berg gegeben / welcher Thon zweymahl ſtark ift gehört worden von viſem Volk / die in der Hoͤhe und im Thal waren / da die einten vermeint/man fchiefr ſe mit Stucken / oder mit vilen Muſqueten / oder man ſprenge mit Pulver groſſe Stein/oder es Dondere; die fo zu nächſt darbey / ſein hernach an diß Ort gangen / haben aber kein einige aͤnderung verſpuͤrt / das Feur da geweſen. Aıchiv. Antiſt. Tig. In des Wirbel⸗Winds Verwandſchaft iſt Der Waſſerthurn. Ein ſeltene und wunderſame Luft⸗ und Waſſer-Geſchicht / da das Waſ⸗ ſer ſelbs auß einem See / oder auß dem Meer / in geſtalt einer Saͤule aufge⸗ zogen / oder eine Wolken in gleiche Form nidſich gezogen auf dem Waſſer zu ſtehen Fomt / mit begleitendem / oder nachfolgendem gewaltigen Wirbel⸗ wind / welcher cine Wolken in die ruͤnde faſſet / verdichtet / und hernach mit ein⸗ gefangener zu amengetrukter Luft widerum mit foͤrchterlichem Gewalt auß⸗ bricht / ſo daß die Seefahrenden / wo fie ſich nicht zeitlich entfehrnen / daher groſſe , 152) groffe Gefahr kommen. Eine ſolche Wolken oder Waſſer Saul nens nen die Engellander a Spout ‚und handelt hiervon mweitläuffig Dampier in ‚feinen Voyages Tom. J. p.4gı. Edit, Anglic, Ä An.ı 586. den 16, Heum. hat eine Windsbraut naͤchſt bey Meilen das Waſſer alfo in die Hohe getrieben, daß es einemzimlich hohen Thurn gleich gefihienen. Zu oberft auf difem Waſſerthurn hatte es das Anſehen / als warn ein neblechter Dunſt aufgiengerund ſich mit den Wolken verein barte, Eſcher Beſchreib. des Zürich See.pag 166. auß Haller Chron. L.4g.c.ı. Es iſt wol ein Wunderding / daß ein fo ſchweres Element des Waſ— ſers durch natuͤrliche Kraͤfte fol alſo in die Hohe der 1000. mahl leichteren Luft ſteigen / und Fan anderft nicht zu gehen / als daß die Trukkraft der Luft an dem Dhrt/da das Waſſer auf ſteiget / ſehr geſchwaͤcht oder aufgehoben / und hingegen rings um ſolchen Plaz ein in die ruͤnde ſich trahender Wirbelwind / oder andere gewalttaͤhtige Urfäch das Waſſer alſo nidſich truket / daß es muß / gleich als in eine Sprüge/obfich ſteigen. An 1652. den 24. Jan. hat auch ein ſolcher Windwirbel das Waſſer indem Greiffenſee (Zurich Gebiets) mit groſſem Geraͤuſch und Getöß aufgezogen / gleich einem Thurn / darbey die Wellen des Sees gewaltig ge⸗ wuͤtet. Auß der oberen Spitzen diſer Waſſerſaul fuhr auß ein Wind / der mit groſſem Gewalt in dem naͤchſt vorüber gelegenen Wald bey dem Dorff Mur vil Baͤume darnider geworffen / und an ihren Aeſten geſtümlet Wagner Hift, Nat, Helv, p370.. £ An.1688. hat ſich auf dem Zürich See auch ein folche Waffer- Geſchicht / wie An.ı586. ugefragen. Und ware das Waſſer ſo dick / aß man den Uetliberg in der Statt kaum ſehen koͤnnen / wie es ſelbs geſehen zu haben bezeuget Ikr. Erh. Eſcher Beſchreib. des Zürich Ser. p.106. Von dem Sengenden Wind. | Yon difer Art Winden/melche gemeinlich Prefter heiffet/und in denen Sandichten Wüfteneyen Arabie auß Mangel der Feuchtigkeit oft denen Caravanen groffen Schaden tubt/und die Menfchen einsmahls / wo fie fich nicht aufdie Erde legen / erſteket / wiſſen wir in unferen Eidgnöffifchen Landen nicht vil. Heher mag gehören folgende Geſchicht / welche zu finden in Mich, Stettler Nuͤchtlaͤndiſchen Hefchichten/Tom.l. p.672.b. ad An.ız27. An der Peſt vergienge DIB Fahr in det Start Bern ein Knab nammens Hans Schindier/welcher auß einem Dorff ihrer Sandfchaft/namlich zu Rotenbach bürtig. Demfelben waren / als er Das achte Jahr feines Alters erlanget / beyde Hande und Füfle voneiner Windsbrauf angezunder/alfo daß man ihm folche abfchnei: den müßfe/deflen jedoch unangefehen bliebeer eines wolgeſtalten ftarfen Leibs / koͤnte ohne Kruken / und Sieken wandlen/lich ſelbs qu⸗ und abziehen / eſſen / trinken / mit den Armbhruſt / und Buͤchſen ſchieſſen ʒc. N.39) ll) (DEN 29,Scpt.1706, OO E00 Natur ⸗Geſchichten Des Schweizerlands. dweyter Theil. —— — — —— — — — — —— —— — — —— — — — U Ann je etwas die Augen und Gemuͤhter curiofer Menfchen belu: r Y x ſtiget / und in Kunft-und Naturalien Kammeren in Dorfchein zu kommen verdienet/fo fein es die Steinerne Würffel / Steb nerne Baderwilrffel/Tefler& Badenfes lapideæ, Teflerz luſoriæ 1:pi- de , wie fie betitlet werden von unferem S. Hrn. Wagner, Hift. Nat.Helv. pag.329. Sie fein an Seftalt anderen Wuͤrfflen gleich/aber um vil Eleiner, an Farb weiß / oder gelb/oder ſchwarzlecht / und werden gefunden auffer der Statt Baden / in dem Graben bey dem alten Schloß/welches ein Roͤmiſche Veſte geweſen / und daherum ligenden Wieſen / ſonderlich in der ſo genanten Würffelwieſe / weſche an der linken Hand ligt denen / ſo auß der Statt in die Baͤder gehen. Diſer Wuͤrfflen halb bereden ſich die Einwohnere der Statt und Landſchaft Baden / und ſehr vil andere / ſonderlich der Natur un⸗ erfahrne / Schweizer / daß fie natürlich ſeyen / in diſer Bader Erde alſo / wie man ſie findet / ohne zuhilff menſchlicher Haͤnden / gebildet werden / weßwegen ſich nicht zuverwunderen / wann froͤmde Nationen / und unter denen ſelbs gelehrte Leuhte diſem gemeinen Urtheil folgen / und diſes Eidgnoͤſſiſche Ya: turmunder mit erſtaunung anſehen. Dann gewißlich DIE ein ſolches Mei⸗ ſterſtuck der tauſendkuͤnſtleriſchen Natur / dergleichen ſonſt in der Welt keins anzutreffen. Wer die Beweggeſaͤtze / nach welchen Die Natur diſere Wuͤrffel außgearbeitet / und die Puncten fo ordenlich / wie in andern gemeinen Wuͤrff⸗ len/ geſetzet / und ja etwann durchgeboret hat / zuergruͤnden trachtet / der wird ſich eher zu einem Narren ſtudieren / ehe er ſich / und andere / im geringſten ver⸗ nuͤget. So daß er endlich mit jenem alten Poeten ſich tröften kan / daß die Natur vil verborgene Sachen habe/ twelche Die Menfchen niemahlen recht außgruͤnden Fonnen. | N atur. ls) — 2— Natura certe Multa tegit Sacra involucra, nec ullis Fas et fcire quidem mortalibus omnia, Es muß einmahl eine neue Naturwiſſenſchaft / auf ein ganz neues/ung bie dahin unbefantes/ Fundament gebauet werden/ wann man mil der Na⸗ fur diſes Wuͤrffelwerk zu ſchreiben. Da mag nicht langen der grofle Arifto- teles mit allen feinen Formis, Qualitatibus,Affettionibus ‚Facultatibus, For—⸗ men / Kraͤften / und Eigenſchaften / wie fie immer mögen Nammen haben. Der weiſe Plato, ſein Lehrmeiſter / komt auch zu kurz mit feinen Ideis, oder Vorbildlein aller Dingen/melche annoch jegt nach einicher neuen Semi Plato- nicorum Meynung in der Welt umberfliegen. Der Elügfte Epicurus wird eher erleben / daß feine ohngefahr zuſamenſtoſſende Staublein Des Homeri Buch / Ilias genant / außmachen werden / als einen einigen Baderwuͤrffel geſtalten. Der Weltberuͤhmte Erneuerer der Epicureiſchen Weltweißheit Gaſſendus, mit dem ganzen Schwarm feiner Nachfolgeren findet nichts / daß hieher diene / wann ſich ſchon zu ihnen geſellen alle heutigen Mathematici, welche nad) Mechaniſchen Geſaätzen die Begegniſſen Der Natur außlegen. Der kuͤhne / und glukliche außfinder Carteſius, wird eher in dem einbildiſchen Weltraum /da er jczund ſich ſol aufhalten / nach feinen Brundfägen eine neue Welt bauem als ein halbes doget Baderwürffel machen. Wahr iſts / daß unſere Helvetiſche Lande ſo voll ſein von allerhand Naturwunderen / daß es ſcheinet / die Natur habe diſen oberſten Gipfel Europ zu ihrem Thron / und Herrſchaft S itz erwehlet / aber auch haben wir big dahin ihro mehr zugeſchrie⸗ ben / als ihr gebürt / wie zum Beyſpiel dienen kan der ‘Pilatus See / deſſe wet— termacheriſche Wikungen man ver etlich 100. Jahren zu Lucern / und in uͤbriger Eidgnoßſchaft eben ſo wenig hette in Zweifel zeuhen doͤrffen / als ie⸗ zund zu Baden die Wuͤrffelmachende Naturkraft. Wann jemand die Hel- vetiſche Natur in hohen Ehren haltet / und ſich bedenket ihro etwas abzuſpre⸗ chen / ſo bin ichs / und aber babe mich bis jezo nicht bereden koͤnnen / daß diſe Baderwuͤrffel natuͤrlih / oder alſo in der Erden gewachſen / und geſtaltet wor⸗ den. Die Gruͤnde / welche mich hierzu bewegen / werde in moͤglichſter kuͤrze darlegen / und dann dem Wohrheit liebenden Leſer uͤberlaſſen ſein Ja / oder Nein / anzuhenken. Erfitich dann behaubte ich / daß das Wurffelſpiel / und deren Bezeugung eine erfindung ſeye eines und zwar / Menſchlichen Verſtam s. Oder es muß ein Naturverſtaͤndiger Daher kommen / und ans Ligen/ wie dann Die Wuͤrffel in denen Seheim-Zimmeren/und verborgenen | Werkſtätten der Natur zu was End/und mit was vor Snftrumenten auß⸗ gearbeitet toerden ? warum Die Pünctlein allezeit alſo den Wuͤrffel-Flächen eingegraben das zwey einander entgegenſtehende ſeiten die ſibende Zahl * machen / ls) machen / als ı und 6/5 und 2/4 und 3? warum auch in difen vermein⸗ ten Haturwuͤrffien die Punctlein allegeit in_gleicher/und folgender, / Ord⸗ nung zu ftehen Eommen? |-_ | I- 11.) kl kral BEA Diſe einige Anmerkung ift genugſam / die Augen zu oͤffnen / und uns zu zeigen / daß nicht Die Natur / ſondern die Menſchen die Wuͤrffel erfunden: ob nun ‚dife Ehr der eriten Erfindung sufomme den Lydieren / ſo einen gewiſſen Theil Aſiæ betwohnet/denenHerodotus Lib,I. die erften Würffel zu leget; oder Palamedi , mie auß Paufania beweiſen mil Cal. Rhodigin. var. Antiq. Le&ion. Lib 20. cap.27. wil ich nicht eröbrteren. Ich weiß wol / daß die Natur nach denen von Gott angeordneten Bewegungs · Geſaͤtzen / oder beſ⸗ fer gu ſagen / der Natur Schoͤpfer ſelbs wuͤrfflichte Coͤrper in dem Ninerali- ſchen Reich geſtaltet / und koͤnnen ung zum Exempel dienen die ſo genanten Wuͤrffelkieß / welche wir auch bin und wider in unſeren Helvetiſchen Landen finden/und oben beſchrieben werden N.10. p.z9. auch fo regular und ſchoͤn ſeyn / als wann fie durch Kunft weren abgefchliffenroorden. Dife Wuͤrffel ‚aber fein ohne einiche Puncten / alſo der jenigen Zierd beraubet / welche un ter dißmahlige Betrachtung kommet. Eine wunderſchoͤne Ordnung iſt su ewahren an dem ganzen Weltgebaͤu / ins befonder aber bey der Pflanzen / hieren / und Menſchen Geſtaltſame; in aller Deren Puͤnctlein / Zaſerlein / und groͤſſeren Leibes theilen zeiget ſich eine unendlich gröffere Vollkommenheit / als bey den künſtlichſten Würfflen/fo j mahls bearbeitet worden. Darüber aber verwunderen wir uns nicht fo ſehr / wann wir gedenken / daß die wirkende Urſach deſſen ſeye nicht eine blinde Natur / ſondern die allmaͤchtige Hand des Groſſen Gottes ſelbs / welche die vollkomneſte Kraft ihrer Weißheit unter anderem auch darinn zeiget/daß Die lebenden Geſchoͤpfte nicht nur allein vor⸗ fich eine unvergfeichlich Fünftliche Beftaltfame aller ihrer Theilen haben / ſon⸗ dern noch uͤber diß die Kraft beſitzen / andere ihres gleichen Geſchoͤpfte auch hervorzubringen / worinn die allfräftige Natur alle Künſtler der Welt / und Deren Werke unendlich hoch uͤberſteiget. Ob nun diſer alles bildenden Goͤtt⸗ lichen Naturkraft konne / oder doͤrffe / zugeſchrieben merden die geſtaltung unſerer Baderwürfflen / wil ich nicht mit vilen Worten beneinen / die Sach ſelbs redet hiervon genugſam / und möchte 2. mancher diſe Folge zeuhen / daß Gott ein gefallen hette an diſen Wuͤrfflen / und deren Gebrauch / und Die jenige ſo wo Heidnifcheyalg Chriſtliche Fuͤr ſten / Concilia, und Stände unrecht gehandelt / daß fie ein von der Natur ſelbs gezeigtes Spiel voͤllig/ oder unter gewiſſen Bedingen verbotten / wie dann diß geſchehen im Concilio Elibertino can.79. durch das Ed um Molinienfe An. 1566. unter Carolo IX. König in Frankreich bey Thuan. Hiſt. Lib 29. p.391 3. Sein auch die Steine / und Erden / ſo um Baden her gefunden werden / nicht von hr Du Farb / ur i@ E79} Farb /Geſtalt oder Außſehen / daß man fie koͤnte anſehen / oder halten vor eine Zeugmuter der Würfflen/und weiß ich Fein Exempel eines Baderwuͤrffels / welcher in einem Stein / gleich als in feiner Deuter ligend / oder ſteckend / were gefunden worden / wie dann bekant / daß die Steinerne Muſchlen / Schneken / und andere dergleichen gebildete Steine / auch in oft gleicher / oft ungleicher / Erde oder Steine ſich aufhalten. 4. Gibet ſo wol der Augenfchein/als die Feuerprob / einem jeden/fo der natürlichen Sachen erfahrenzalfobald zu er⸗ kennen / daß die Baderwuͤrffel Bein ſeyen / ja es fein einiche fo neu / und uns veraͤnderet / daß einer müßte ein groſſer Thor ſeyn / der fie nicht vor wahres Bein ſolte anſchauen: obgleich andere / und villeicht ältere, / Würffel nicht weißgelb von Farb / ſondern ſchwarzlecht / eine ſolche Veraͤnderung in der Er⸗ den außgeſtanden / welche fie eher in Die Ordnung der Steinen / oder verfteis nerten Coͤrperen / als der Beinen / zu ſetzen ſcheinet / ſo haben auch diſe ſo wol / als jene / diſe Eigenſchaften an ſich / daß ſie von dem Feuer verzehret werden / und gleich dem wahrhaften Bein einen ſtinkenden Schwefelgeruch von ſich geben / ſo daß nicht zu zweiflen / daß man auch einen Geiſt / ſuͤchtiges Salz / und Oehl / auß diſen vermeinten Steinernen Daderwürfflen ziehen koͤnte; mann man die Muͤhe und Unföften wolte laſſen daruͤber gehen / und ſonder⸗ | lich eine folche Anzahl hette tie der An.1638. den 13. April. in Koͤnigs⸗ Selden feligft verftorbene Herzog von Nohan; welcher ein ganzes Viertel uns firer Baderwuͤrfflen fol hinderlaffen haben / nach dem Bericht Cylat Ber fchreibung des IV. Waldſtaͤtten See. p.25o. Wann aber auf bisher eingeführten Gründen die Baderwürffel auß der Zahlder Figurierten/odervon Natur gebildeten Steinen weggenom̃en / und unter die Kunftfachen verleget werden / ſo entftehet eine neue Frag / wo⸗ her fiedannfommen? wer ſie gemachet? bey was Anlas fie in difer Gegend abgeleget/ oder begraben worden? mer hierüber etwas grundliches mil eins bringen/der muß eher die Befchicht - als Natur- Bücher rahts fragen / und fonderlich in der uralten Statt Baden Hiftorifcher Befchreibung fleiſſig nachfuchen, Einiche fteigen hinauf bis zu der Roͤmeren Zeiten/ da befant/ daß die Statt und Schloß Baden unter Vitellio von Aulo Cecinna einges nommen/und in nachfolgenden Zeiten in der Veſte Baden allezeit eine Be⸗ fasung gelegen/und vermeinen / es habe ſich wol Fönnen zu fragen/daß unter der Roͤmiſchen / ſonderlich Chriſtenlichen Keiferen Negisrung/oder auch uns tor den Alemanneren/SSranfen/denen Grafen von Kyburg/und Habſpurg / oder denen Herzogen von Deiterzeich/das Würffelfpiel verbotten/ und Die Würffel ſelbs / als ein unnützer Werkzeug an ein dem Schloß nachiigeleges nes Ohrt aufgefehüttet/ und verfcharzet worden: tie dann das Würffel- fpielgerboften geweſen ex Lib.i. & 3, Cod, de Aleatorib. und in Digeſtiſ. S: 1, Solent, $, de Alcatorib, &c. # — er N.40.) Te (Din 6. Ocobr. 1706. Eee Natur⸗Geſchichten Schweizerlands. mon wepter Theil. Fortſezung Von denen Baderwuͤrfflen. Nur bekraftigung deſſen kan dienen / daß auch auf dem Hof zu Zürich / * da ein Roͤmiſch Caſtell geſtanden / vor etwas Jahren einiche den Badi⸗ O ſchen gleiche Wuͤrffel hervor gegraben worden / wann man nicht mil ſagen / daß jemand vorher die Baderwuͤrffel ſelbs an jeztgedachtem Ohrt moͤchte verlohren haben. Andere wollen / man muͤſſe naͤher zu unſeren Zeiten ſchreiten / und denen Juden den Urſprung diſer Wuͤrfflen zu legen. Bekant iſt das gemeine Spruͤchwort / mit welchem man die Juͤdiſche/ ſonſt elende / und verachtete Nation außhoͤhnet / gJud gib mir Würffel / von welchen Hohnwort an einem Ohrt mit mehrerem ſchreibet der gelehrte Wagenfeil in Pera Librorum Juvenilium, daß vor diſem die armen Juden allezeit haben muͤſſen verſehen ſeyn mit Wuͤrfflen / um den Grimm der Chriſten zu ſtillen. Und möchte wol vor etlich 100, Jahren zu Baden eine Verfolgung über Die Juden / mit beſtuͤrmung ihrer Hauferen/und außlahrung ihres Wuͤrffelhor⸗ hts / ergangen ſeyn. Diſere Muhtmaſſung bekraͤftiget um etwas der Um⸗ ſtand des Ohrts ſelbs / da die Wuͤrffel gegraben merden/melches vor diſem ſol die Juden Statt genennet worden feyn. Diſe letſte Meinungen laſ⸗ fen ſich alle muhtmaßlich darſtellen / aber nicht auß vatterlandifihen Geſchich⸗ ten / wie es wol ſein ſolte / beweiſen. Bey ſolcher Ungewuͤßheit der Sachen troͤſten wir ung mit jenem weiſen Außſpruch Arati Phenom, p. m. 220. daß auch feiner Zeit werde an den Tag kommen / was jezt verborgen ligt. — — — nmèd A Sun Er Aloe Avögamı wuongusv, AN Em ma Kineumlr, ram Aıne bern, nm is aunne Ömee Ä levs Omnia 158) — — — Omnia nondum Ex Jove mortales cognoſcimus, occulit ille Plurima, dum libitum fuerit, tradet & illa upiter. Da dann vilen der Zweiffel wird benommen werden / daß nun von ges raumer Zeit hinder diſem Wuͤrffel-Gewerb möchten ſtecken einiche Badiſche Privat-famillen, welche diſe von ihnen ſelbs nachgemachte Wahr theur anzu⸗ bringen wiſſen: und aber ohne weitere und genugſame probationes denen angeklagten ſo wol / als denen ſo daruͤber zu urtheilen haben / zur Nachricht und Troſt dienet jene bekante Regul der Rechtsgelehrten / quod in virum pro- bum non eadat ſuſpicio. Mr. Ray ein in natuͤrlichen Sachen wol erfahr⸗ ner Engelländer/alg er An.ı 663. durch Baden reiſete / hat diſe Wuͤrffel Als ſobald / als er ſie geſehen / vor kunſtlich angeſehen / und gibt kurz dahin ſeinen Urtheilſpruch: Sagen die Bader / daß ſie dieſelbe auß der Erde hervorgra⸗ ben / ſo iſt gewiß / daß fie fie vorher in dieſelbe geſeget haben. Topographical Obſervat. pag.ıoı, Von allerhand Erden des Schweiserfande/ und deren Fruchtbarkeit. Es iſt die guͤtige vorſehung des Allmaͤchtigen Schoͤpfers wirdig / daß ſie geprieſen werde in dem hoͤchſten grad von allen vernuͤnftigen Bewohneren der Erdenwelt / daß deren Oberkleid alſo / wie wir vor Augen ſehen / zuſamen geſetzet iſt auß vilen verfchiedenen Coͤrperen / die glleuns und anderen leben⸗ den Geſchoͤpften zu groſſem Nutzen dienen. Were die Fläche der Erden durchgehend ein / obgleich politer / Marmel / ein von purem Gold / Silber/ und anderen Metallen dargeſpreitete Decke / ſo were ſie zwar vor eine kleine Zeit anzuſehen unſeren Augen lieblich angenehm / aber unfaͤhig uns / oder den Thieren / oder Pflanzen die geringſte Nahrung zu geben / hiemit gleich einem Speis-und Tranklaͤhren ſchoͤnen Schauplatz / der zwaren das Geſicht belu⸗ ſtigen / aber nicht den Magen fattigen koͤnte / und wann ſchon in diſere Mars morſteinerne / Guldene / oder Silberne Erden Släche außgehauen weren die ſchoͤnſten Canale / oder Graben / durch welche die Fiſchvolle / Cryſtall- lautere / Waſſerquellen ber die ganze Erde geleitet wurden / ſo wurde auch diſere Ges ftaltfame allen Gewaͤchſen die Aufenthalt benemmen / und uns berauben der jo herzlichen Außſicht info vil farbichte Blumen- und Speisvollen Gaͤrten / Aeker / Wieſen/ ja auß uns Menſchen machen eine wilde art Carthaͤuſer / ſo gleich were jenen Barbariſchen Volkeren / welche die Fiſch roh weg effen/ oder gleich denen Hottentoten, welche Die Miſtvolle rohe Gedaͤrme der Thies ren el) ren halten für ihre Lekerſpeiſe Nichts wurde zuſehen fein von Vierfuͤſſigen / Kriechendẽ / und Sliegenden Thieren.E3 weren die Schwimende Thiere ſelbs ſehr ſeltſam / weilen die meiſten / wo nicht alle / ihr Leben erhalten von Kraͤute⸗ ren / und Ungeziefer. Wann hingegen die ganze Erde were eine bloſſe Waſ⸗ ſerkugel / ſo were diß widerum mit Noht eine Fiſchherberg / einmahl eine uns Menſchen unbeliebige / ja gaͤnzlich unnuͤtze / Wohnung / die uns wur⸗ de machen zu zweyfuͤſſigen Fiſchen / und armſeligen nakenden Waſ—⸗ ſerſchlukeren. Dann / Lieber / wie wolten wir von einem Ohrt zum anderen reiſen / wie ung vor dem Raub der groſſen Fiſchen verwahren / wie unſere bloͤſſe bedecken / oder uns vor der Kaͤlte / Ungewitter / und anderen widrigen Beſchaf⸗ fenheiten der Elementen beſchützen / wann Fein Holz / oder vierfuͤſſige Thier / oder Bögelmeren ?_ Etwas beffer wurden wir leben / wann die Erde were ein durchgehender mit Erden / und Waſſer / vermengter Morgſt / da koͤnte man gleichwol ſehen / und brauchen, die Waſſer und Moraſt · Pflan⸗ zen / Fiſch / und Unzieffer / ja hier und da die Erde aufwerffen / und trokene Hüttlein bauen / um uns vor dem Wetter zubewahren. Aber auch diſer Stand were nichts zu rechnen gegen der Gluͤkſeligkeit / welche wir von gegen⸗ wertiger Erden-Beftalt genieſſen. Da wir vor ung ſehen eine nicht nur zur Nohtdurft / ſondern auch zu erfinnlicher Luſt / allgenugfame verfehiedenheit der Steinen’ Metallen’ Salzen Erden/und andererMineralien,fo aud) allers hand Erden-Luft-und Waſſer Thieren. _ Wir wollen ung dißmahl inans fehung unfers Schrorigerlands allein aufhalten ben allerhandarten Erden wie diefelbe fd tool zu hervorbringung allerhand zur Nahrung und Artzney dienlichen Pflanzenvals auch zu unmittelbarem Gebrauch vilfaltig bequem fein ; und ſehen / wie der allgutige Vatter der Natur bey ordentlicher außthei⸗ fung feiner Erden-Saben ung nicht nur nicht übergangen/fondern reichlich beſchenket habe? Diß wird ſich erhellen zum theil auß dem / was von dem Eles ment der Erden. oben Tom.l. pap.87. vorhin gemeldet / zum theil auß vors ftellung der vilfaltigen Sruchtbarfeit/und fruchtbaren verfchiedenheit unfes rer Schweiz riſchẽ Erde / welche jest folgen wird. Wer unfere Lande nur oben- hin / und durch ein Fehrnglaß anſihet / dem kommen fievor fo rauh / wild / und von Natur unfruchtbar / als wann der uͤbrige Abſchaum deſſen / ſo anderen Laͤnderen were beſchwer· und ſchaͤdlich geweſen / in unſeren kleinen Schweize⸗ riſchen Erdenwinkel were außgeſchüttet worden. Es ſcheinet auch diſes bald allgemeine Vorurtheil / zubekraͤftigen Die Erfahrung ſelbs / weilen wir ja ſehen / daß ein groſſer Theil unſerer Landen wild / uneben / mit Holz / und Ge⸗ ſtraͤuch bewachſen / weder Korn-noch Weingewaͤchs hervorbringen mag / und auch ſelbs in unferen Rorn-und Weinlanden das Erdrich mit Steinen und Sand alſo beſtreuet / daß einer bey durchleſung der alten Be. e E32. ( 160.) ab ten in.die Gedanken möchte gerahten / es muͤſſen die Niefen vor Zeiten bey uns/aufunferen Bergen und Felderen / mit Steinen unter einander gekrieget haben / und man bald wegen der Lettichten gähe/bald wegen vilheit der unters mifchten Steinen 3. bis 4. Pferd vor einen Pflug mußanfpannen/melchen in anderen Sanden ein einiger Efel Fan führen. Es treibet das vorurtheil von unferer Landen vermeinter Unfruchtbarkeit einen ficheren/fonft vornems men / Teutſchen Seribenten fo weit / daß ervon ung darzugeben fich erkuͤhnet / wir halten es vor ein groſſes Ungluͤck / wann nicht bald alle 10. Jahr eine Peſt in.unfere Land komme / weiche die unnuͤtzen Brotfreffer z die fonft das Sand nicht erhalten koͤnte / hinwegnemme. Wie offenbar aber dife Lu⸗ gen fene/darff Feines Beweißthums. Ein fo miderfinniger Wunſch findet bey vernünftigen Menichen/in einem fruchtbaren / und gefunden Land / da die Peſt fo rar/als irgendwo inder Welt / keine ſtatt. Wer unfere Berger Thaler / und Ebene Lande in der nähe/ auch, ohne Bergröfferung Glaß / an⸗ fihet / und fonderlich eine grundfich Philofophifche Betrachtung nebflidie Erfahrung leget / der wird bald fehen Die Wahrheit deſſen / was der groſſe Heerführerzund Schweiser-beswinger Cælar fchreibet Comment, deBäll. ‘Gall, Lib,I. Helvetii inter CeltasPopuli fünt, bonitatem Agri habentes, daß wir Schweizer ein fruchtbar Land innhaben und auch die jenige faute Wolluͤſtler unter ung ſchamroht machen, bey denen es heiffet Fertilior feges eft alieno femper in arvo, Vicinumgue pecus grandius uber habet, oder vil andere/ welche die Landeskraft nirgendshin achten/und alles hin» gegen / was auß frömden Landen Fomt/hoch fehägen. Qua cunque præſens fpe&tat humanus animus, his honorem parciüs impendit,remotiora omnia magis admiratur, Maximus Tyrius Serm.29. Wir Eönnen uns mit grund der Wahrheit rühmen / daß unfere Schweizeriſche Erde nicht nur hoͤchſt fruchtbar feye in gemein/fondern die jenigen Arten undEigenfchaften an ſich habe in einem Fieinen Begriff / welche fonft in vilen befonderen Laͤnderen muͤſ⸗ fen aufgefuchet werden. Darsu tragt das feinige bey nicht nur der Grund und Boden / ſo an und vor fich felbs fo wol auf den Bergensalsin Thaler ren / und Ebenen gut und verfchiedenlich gu allerhand Pflanzen ernebrung bequem / ſondern vornemlich auch die verfchiedene Situation der befonderen | Theilen des Schweizerlands / daß kaum eine Situation Fan erdacht oder ans | getroffen werden/melche nicht fich zeigen laffe in der Schmwei. Die Sons nenftralen fallen ein / und prellen zuruk/auf fo verfchiedene Weiſe / daß man in der einigen Schweiz zeigen Fan bald alle Climata, welche von der Æqui- noctial Lini fich zeuhen gegendem Nord Polo, &c. 2.41.) (16: )88- (Den 13.0&0b.1706. ER 0 TE 0 TE OT Natur ⸗Geſchichten Des Schweizerlands. Zweycer Thal, PM ——_ _ oo [oz Z—————— Sortfegung | Don allerhand Erden des Schiveiserfanos/ | und deren Sruchtbarkeit. ID ift kaum ein Wind / der nicht fich koͤnne anmaſſen einer beſonde⸗ | ven —— über diſes / oder jenes Thal / oder Land / kaum ein Frucht / die ſich nicht pflanzen laſſe / hier oder dort; kaum ein zur erhal⸗ tung des Menſchlichen Lebens noͤhtige Speiſe / welche unſere Länder nicht in genuͤge hervorbringen. Auf denen Bergen iſt eine fe Tbeid-und graßreiche feißte Erde,die an Guͤte ihres gleichen kaum irgendwo hat. Ein lebendiger Zeug ift der fo Eoflliche Viehgewerb welcher bald den gröften Theil des Schweijzerlands reichlich erhaltet. Und ſchiket ſich ganz wol auf unſere Land / und deſſen Bewohnere / was in dem Panegyrico Maximiani angeruͤhmet wird von den Brittanniſchen Inßlen. Terra tanto frugum ubere, tanto læta numero Pafcuorum, tot metallorum fluens rivis, tot vectigalibus quæſtuoſa, tanto immenfacireuitu. Atque hinc per illam frugum pecorum- redundantiam factum eft,ut ex cibo , corio, vellere ‚velut exundantis Terre muneribus, populus in ocio, & plerumque oblivione Laboris di- tefcat, Zur Sruchtbarkeit unfers Erdrichs tragt nicht wenig bey Die unter ‚unferem Schtweigerifchen Waſſerhafen mäflig wirkende / und ſich in fo vil warmen / und Falten Quellen, Erdbidmen 2c. ganz deutlich zeigende/unter- irrdiſche waͤrme / wie Dann bekant / daß bie jenige Lander fonderlich fruchtbar ſeyn / in deren Eingeweiden ein auch wuͤtender Vulcanus feine Hofftatt hat / als Sicilien / ſo vor diſem genennet worden das ‘Prosiant-oder Kornhauß des Roͤmiſchen Reichs / Neapoli / ganz Italien / zc. Wir wollen aber ing ber ſonder ſehen die Beſchaffenheit des Erdrichs in jedem Theil der Eidgnoͤſſi⸗ ſchen Landen. Wie 80162 al Wie die Eidgnoͤſſiſche Lande ind gemein betrachtet ein Compendium Oder kurzer Begrifffein von gang Europey/alfo iſt der Lobl. Canton Zürich ein Compendium der ganzen Schweiz / dann da ſich finden Berge / Thaler / Ebene Laͤnder / Aeker / Weinberge, Ser, Fluͤſſe / allerhand andere Waſſer / und was zu des Menſchen Unterhaltung dienen mag. Aller Ohrten gibt es vil / und gutes Obſt / an dem Zuͤrich· See / und gegen dem Schaffhaufer · Ge⸗ biet / und Thurgeü vil Wein /von welchem oben Tom I. N Auf denen Dergichten Ohrten / ſo an die Cantons Schweiz / Zug / Rapperſchweil / und Toggenburg graͤnzen / haben wir einen Vorgeſchmak der fetten Alpen / und in daſigen Gegenden einen uͤberfluß an Milch / Butter / Kaͤß / und Viehe. Und durch das ganze Sand pflanzet man in den Felderen allerhand Korn⸗ Früchte / mit dem Unterfcheid zwar / daß dife in Bergichten Ohrten tvegen , mehrerer Kälte fpäter reif werden/als in ebenen Landen / oder Sonnreichen Thäleren; wie auch die Weine/fo gegen die hohen Gebirge / oder gegendem Nord winde wachfen/an Güte andern nicht zukommen. Wo die Aeker / oder Weinberge zu mager/da pfleget man durch Kunſt fieguverbefferen/mit- allerhand Tuͤnge / unter welche auch Fan gegellet werden eines vornemmen Herzen und Freundes fichere Art die Gelder fett zumachen mit darftreiung erfchniftener wulliner Segen oder Lumpen. Andere Feider laffet manınad) dem fie etfiche wenige Jahr genußet worden / brach ligen/ oder ein Jahr ru⸗ wen / damit die nehrhaften Theile der Erden / welche dem Korn / oder anderen Feldfruchten zugetheilet wor den / widerum erfetzet / und der Erden zugebracht werden. Wie nun diß zugehe / darvon ſein nicht einerley Meynungen. Etli⸗ che holen diſe neue Kraft her von der Luft / und vermeinen / es werde die Erde mit einem Nitro cæleſti, aereo, oder gewiſſen Salpetriſchen theilen / ſo in der Luft umher fliegen / aufs neue befchrodngeret/und fruchtbar gemachet. An⸗ dere urtheilen einfaͤltiger / und der Wahrheit aͤhnlicher / daß die außggebrauch⸗ teErden eroͤßt an Waſſer und irrdiſchen zaͤhen Theilen / deren enger zuſamen⸗ hang / oder genaue vermiſchung die Nahrung den Pflanzen gibt / und aber nicht in kleiner Zeit zuwegen gebracht werden kan / abſonderlich bey einer let⸗ tichten / dicht auf einander ligenden/Erden ; dann der Regen / oder Schnee / in ſolche Erden nicht alſobald kommen / und durchtringen / weßwegen die aufgeakerte Erde nach länge der Zeit muß gleichfam murbe gemachet / und mit obenbemeldten Nahrungstheilen wol Durchmenget werden / wann man des Segens einer neuen Frucht wil gewaͤrtig feyn. Zur erlduferung difes Vernunfturtheils dienet / was die Afer-Nab-Leuhteund Bartner gemeinlich wahrnemmen / daß die Luſtigere Erde/ wann fie nur nicht gar zuleicht/und die Nahrung allzugeſchwind durchlaſſet / auch die fruchtbarfte ſeye / weßwegen fie auch verſchiedene Vortheile gebrauchen / ihre Erden luftiger zu ur | Nicht 8(6163) fit nur graben fie die Erden um die Baume / Weinraben / und auf ben Aekeren um / damit die Luft in die Schoͤllen deſto leichter eintringe / und das Erdrich murbe mache / ſondern ſie legen etwann den aufgegrabenen Grund auf Doͤrne / die fie in die Erde um Die Hursen begraben/damit fie nicht ſo leicht widerum fich feft frge. Einiche befinden ſich wol darbey / wann fie ihre Aeker zu Jahren um kreuzweiſe pflugen/damit Durch fo thane weiſe alle Ers denfchollen wol zerfihnitten werden. Man gemahret auch / daß die aufges aferte / oder in Den Raͤben aufgefchorzete Erde fruchtbarer / mann etwas Zeits hernach ſchoͤn Wetter anftehet/daß die Sonn / nach unferer Baurs⸗ leuhten Redens art / die Erde Fan bauen / dann wann es bald darauf reg⸗ net / ſo ſitzet die Erde defto geſchwinder auf einander / und zeuhet ſich darüber gleichfam eine Haut / welche dem Regen den Eingang ſchwer MA et. Dife mit Bernunftfchlüffen untermifchte Bauren-Practic habe um fo vil eher hieher fegen wollen/damit man theils feheden herzlichen Nutzen / welchen ein in der Naturwiſſen ſchaft erfahrner / und geſchikter Landtmann / oder Eigen⸗ ber: Fan bey außfindung allerhand Manieren fich zuzeuhen / theils aber deſto beffer erkennen lehrne die Beſchaffenheit unſers Erdrichs / und darauf acht haben. Das Bern⸗Gebiet iſt in anſehung feiner Weite / Geſtaltſame / und Fruchtbarkeit das koſtlichſte Kleinoht der ganzen Schweißz. Das platte Land gibet einen überfluß von Korn / und anderen Seldfrüchten auch Obs in groffer Menges In denen Bergen finden fich die Foftlichften Alpen / wel⸗ che widerum mit Milch / Kaͤß/Butter verſehen nicht nur das ganze Land reichlich / ſonder bereicheren auch die Einwohner mit ſolcher Milchſpeiſen und des Biehs Gewerbfſchaft die fie in fromde angrangende Sander treiben, Et⸗ wann. ligen die zwiſchen den ‘Bergen ligende Thaler fo kommlich / daß man auch Frucht anſaͤyen und nach verflieſſung 10. Wochen / oder z. Moraten/ ‚wie im Grindelwald / einernden kan. Ins beſonder iſt die ganie Badt, alle an dem Bieler-Murter-Jreuburger-und Genffer-See ligende Teutſch und Weltſch Berneriſche Länder ein rechtes Paradeis / da nicht nur die herr⸗ lichſte Frucht wachſet von allerhand Art / ſondern auch ein treffenlicher Wein / dene in mehrerem anzur uͤhmen anderſtwo Anlas nemmen werde. Luccern / Uri / Schweiz / Underwalden/ Zug und Glarus / behelffen ſich meiſtens ihrer Bergen / und deren darauf ſich befindenden Al⸗ pungen / welche eine unbeſchreibliche Anzahl Viehs nehren / und der Einwoh⸗ neren Bergwerk / und reiche Handlung ſeyn. Lucern bat darneben in ihrer Landfehaft einen jimlichen Vorraht von Getraid / damit fie auch denen fol⸗ genden drey Ohrten Vorſehung tuhn kan. Ihre Viehʒucht haben fie forte derlichin des Landfchaft Entlibuch / an dem Pilatusberg / und der u 38 ( 164 ) Sol | Uri it mit feinen Thäleren überall zwiſchen hohen Bergen eingefchloffens geniefjet aber fonderlich von dem Foͤn oder Mittagwind vil Guttahten / ge⸗ ſtalten die Fruͤchte in dem Urnerboden fruͤher zeitig werden / als in anderen / von den hohen Gebirgen entfehrnteren Theilen des Schweizerlands / darzu zwaren vil beytragt Die ſtarke zurukprellung der an die Bergwaͤnde fallenden Eonnenftraien/melche in denen Thaͤleren Sommerszeit oft eine unertrag⸗ liche Hitz erwecket / und deßnahen zu gewahren / Daß die jenige ob gleich zwi⸗ ſchen hohen Schnee-und Eisbergen ligende Thaler / welche dem Biſoder Nordwind nicht offen ſtehen / zum Akerbau / und oft auchzur Weinpflanzung ſehr bequem ſeyn. Zug hat Getraͤid / Wein / Obs / ſonderlich vil Caſta⸗ nien um den See her/nebft fetten Weiden. | | . Der Canton/und das Biſchthum Baſel hat an mehrtheil Ohrten einen herzlichen Akerbau / mit einem Meblreichen und weiſſen Getraid / alſo daß diſes Gebirg⸗· Korn weit beſſer / als das Suntgowiſche. An vilen enden hat es Weingewaͤchs / ſonderlich um Baſel / Liechſtall / und Siſſach; item im Frickgow / unter Olten herab. Allein iſt das Gebirgland hinder Telſch⸗ berg hinein alſo winterlich / daß da kein Wein wachſen mag / auch an etlichen Ohrten / ſonderlich im Freyen Berg / und daſelbſt herum / wenig Getraͤids bringt / hat aber ſonſt wie das Land uͤberall / zu Berg und Thal vil ſchoͤner Wieſen / und Weyden / mit vil Viehs. Urſtis Baßler Chron. Lib. l. cap.i. Freyburg genieſſet nach Beſchaffenheit der gröffe des Lands / glei⸗che Erden-Srüchte mit den Canton Bern / mit deme diſes X, Ohrt der Eid⸗ gnoßichaft umgeben. 2 Das Solsthurner Gebiet hat an allerhand Baumfruͤchten Feis nen Mangel. In der Vogthey Goͤßgen und Dorneek einen ſtarken Wein⸗ bauyananderen Ohrten aber keinen / zwar nicht/daß der Boden darzu nicht geſchikt ſeye / ſondern weilen man den Wein auß der Grafſchaft Neuenburg / der Landſchaft Wagt / und dergleichen mehr Ohrten reichlich gehaben / und darzu auf dem Waſſer gar komlich / und mit geringem Unkoſten indie Statt und Land bringenynicht weniger auß dem Elfaß herauf überflüffig herbrins gen Fan, Die Aeker Matten und Walder fein dergeftalt vermifcht/und aba | getheilt / auch mit vilfaltigen underfchiedlichen Daumen befezt/ daß fülche von weiten / oder der Hohe herab / einem wolgezierten Luſtgarten ganz gleich fehm. Hafner Soloth. Schauplatz / Part.II. p.317, | Schaffhaufen hat ein fehr fruchtbar Land jonderlich. an koſtlichem Wein / der ringsum die Statt in grofer Menge wachfet. Wie fich in difem XII. Ganton endetdie Schweiz gegen Teutſchland / alfo endet ſich auch Die Landsart / daß die Bergein anfehungder gröffe und räuhe vilmehr Hügel su nennen/und überall mit Korn Fönnen angefäyet werden / glſo daß diſes Land gleich zu werben qnfangt dem benachbarten Kornreichen Schwabenland. ꝛtc. 9.42.) N 165) (Den 20,0&obr.1706, TE TOT 0 TE 0 Natur⸗Geſchichten Des Schweizerlands. dweyter Theil. Fortſezung Von allerhand Erden des Schweiserfande/ und deren Fruchtbarkeit. Ppenzell / das XIII. und letſte Ohrt der Eidgnoßſchaft / iſt ein rei⸗ ches Vieh- Milch und Kaͤßland mit hohen Bergen umgeben / und durchzogen. Der Abt von St. Gallen / das erſte zugewandte Ohrt der Eidgnoß⸗ ſchaft / hat in anſehung der Grafſchaft Toggenburg gleiche Landsart mit dem behachbarten Appenzell / und anderen Alpund Viehreichen Cantons / in anſehung der ſo genanten Alten Landſchaft aber gleiche Beſchaffen⸗ ni mit 2. Thurgau/von welchem an feinem Ohrt ing befonder zu reden ein wird, Von der Statt St. Gallen fallet / weil fie Fein eigen Sand hat / nichts dißmahl zu reden vor. In Puündten findet ſich in anſehung der Fruchtbarkeit ein groſſer Unterſcheid / wie dann die guͤtige Natur der Hersfchaft/den vier Doͤrfferen / der Gegne um Chur / dem Boden der Herrſchaft Razüns / dem Domleſchg / und dem mehreren Theil des Hochgerichts Grub bey Ilanz / auch theils Pretigeü / allerhand Fruͤcht und Nahrungsmittel ertheilt / ohn das etliche wenig / andere keinen Weinwachs haben. Die etwas wildere ſein mit vilem Korn verfehen: den Abgang des Korns / und anderer Fruͤchten erſetzet man mit den koſtlichen Viehweyden / und trefflichſtem Heu. Es erweket auch die natuͤrliche Unfruchtbarkeit der Einwohneren Fleiß / der an manchem Ohrt der Erden gleichſam Luft gemachet mit wegraumung der ze 88 ( 166 = h —— — — —e — — — wie in Pergell zu ſehen. Man hat ſo gar / wo die groͤſſe der Steinen das wegtrolen verfaget/mit Erden fie bedekt / und alſo zum Korn-und Heutra⸗ gen tauglich gemacht / wie durch das Campdolciner Thal zu gewahren. Anderwerts fein ganze Auen / Buͤſche / und Waͤlder durch umgraben ſchwemmen / und brennen zur Fruchtbarkeit gebracht worden. J. R. R. Die an Italien graͤnzende Grafſchaft Eleven / und Landſchaft Veltleins haben Theil an koſtlichkeit der Italiaͤniſchen Luſt · und Fruchtbar⸗ keit. Veltlein ing beſonder Fan mit Recht betitlet werden ein irzdifches Pa⸗ radeis. Dann diß Land neben dem ſo genanten Veltleinerwein auch aller⸗ ley Getraͤid / und Zugemüß hat / als Weſtzen / Roken / Gerſten / Haber / Erb⸗ ſen / Bonen / Linſen / Hirß / Fenkel / Heyden / und anders. Und begibt ſich oft / daß an etlichen Ohrten auß einem Boden viererley Fruͤchte nach einander in einem Jahr eingefamlet werden. Dann zwuͤſchen den Weinraͤben / die am Herbſt ihr Frucht geben/wird Weitzen / Roken / Korn / und dergleichen angeſaͤyet; nach der Ernd deſſelben Getraids folget Hirß / Heyden / nach diſem die Ruͤben. Sodann fruchtbare Baͤume auch darbey ſtehen / wie es dann oft geſchihet / iſt die Nutzung deſto groͤſſer. An ſonnachten Ohrten mag man im Meyen anheben zu Ernden/und alſo fortfahren / bis man dem fand nach erſtlich / und folgends in den Hoͤhenen / und Zuthaͤleren alles einbringt. Ein par Ochſen / und an vilen Ohrten ein einziger iſt genugſam den Pfiug zu ziehen / alſo milt und willig iſt das Erdrich im Akerbau. Jedoch iſt diſes ſehr Volkreich Land mit Getraͤid nicht nach Nohtdurft verſehen. Dann obgleich Gegnenen darinnen hin und wider ligen / die nicht allein zu ihrem genugfamen Brauch / fondern auch zu dem Derkauff / wann gemeine Jahrgaͤnge ſeyn / einen guten überfluß haben ; fo fein Doch gar vil Plaze | Denen nicht ein geringes mangelt/meilenfie fich mehr auf das Nabmerf und Viehzucht / als aber auf den Akerbau begeben, Derbalben behilft fich difeß Thal auß der Eidgnoßfchaft/ auß Schwaben’ Bayern Tyrol / dem Bene: diger Bebiet/und Herzogthum Meylandıno bag Getrayde je am beften fu befommen, Wann die Marzen. und Keflen im Land wol gerahtenzift der Mangel am Beträyd deſto Feiner. Dann folche dem gemeinen Mann groffe | Nahrung geben. Neben difen gibt es in difem Thal Dbe-und Baumfruͤch⸗ te in groffer Anzahl / von allerley Sefchlechten / darunter die edelften fein Mandel’ eigen’ Granaten / Lorbeer /umd dergleichen. Bil ſchoͤner Mats ten/und fenr groffe und weite Weidboͤden ligen in diſem Sand hin und mis der ;.beionderg fein die Berge und Zuthaler Graßhaft / und Weydreich. Dannenher diß Thalan allen Enden/fürauß in den Hoͤhenen / und Zuthäles ren / neben den Roſſen / Maulthieren/ und Eßlen/ uͤberfluͤſſig vil Rinderviehs / auch Schaf und Geiſſen ernehret. Winterszeit etzen fie ihr Deu — elbi⸗ ſelbigen / zu Srühling und. Herbftzeit behelffen fie fich der Planen/und Heimis fchen Weyden/im Sommer aber haben fie gu binderftin den Thaͤleren / und um die Spitzen ihrer Bergen herum gute kuͤhle / und graßreiche Alpen / da das Viehe am maſtigſten / und feiſſeſten wird; dann es in geſundem / und friſchem Luft ſtehet / auch in guter zarter / und milder Weide / deren ein Ueber⸗ fuß iſt / und ſehr Eraftige und angenehme Nahrung gibt. Derbalben iſt man an diſen Ohrten mit Müch / Kaß Ziger / Schmaq / Fleiſch / Leder / Unſch⸗ lit mol verſehen. Die Edle Beſchaffenheit des Veltleins babe fonderlich auß Guler Rætia Tib. XI. p.164. 165. defto tritläuffiger eingeführt / wei⸗ ‚Ten ſich ein groffer Theil difer Befchreibung auch sueignen laſſet auf dag üb» rige Puͤndtner⸗ und auch Gebirgichte Schweizerland. Wie edel das Wein⸗ gewaͤchs im Veltlein feye/ift auch darauß abzunemmen/daß ſich Trauben ‚finden von 450. 460. und mehr Beeren. Obwol einiche Guter bis 1. Phi⸗ iüpp das Klafftersu 6. Schuhen/ und difer zu 12. Zollen gerechnet / bezahlt werden / ſtatten fie doch 5. von 100. Nutzen ab / welches theils der guͤnſtigen Himmeis Gegne / theils der Einwohneren Fleiß / und Menge beyzumeſſen; ‚als wormit alle Winkel beſezt / wie dann auf allen Bergen / und Waͤlderen Kirchen zu ſehen / deren Anzahl indem Thal Veltlein allein / die Grafſchaften Cleffen / und Wormbs unbegriffen / auf 200. ankomt. R. R. Das Walliſſer Land iſt einfofruchtbares Thalgelaͤnd / dergleichen kaum / wil nicht ſagen in Schweizeriſchen Landen / ſondern auf Erde zu fin⸗ den: Es erſtrecket ſich von Aufgang gegen Nidergang / genieſſet deßwegen den ganzen Tag der Sonnen waͤrme. Da wachſet ein edler Mufcateller/ und foniten fürbiindig guter Weinwachs/ fo da anfanget ob dem Zehenden Srigg su Moril / und gehet Durch das ganze Land nider bis zu St. Maus ritzen. Difes guten Weins wird vil über das Gebirg geſaumet / und gefuͤhret in andere Land / als gen Uri/gen Haßle / gen Sanen / und in andere Thaler des Berngebiets. An alleriey Getraͤyd hat diß Land genug / als Weitzen / Roggen Gerſten. Das undere Sand ( als das tieffere) hat mehr Winters frichtervann das ober/ Cfo höher liget gegen der Furca, ) und Dasober mehr Sommerfrücht/danndasunter. Das Erdrich ift ganz Fruchtbar / alſo daß auch zu oberft im Land / im Zehenden Gombs / die Aeker gemeinlich alle Jahr Frucht geben / daß man gleich nach der Ernd diefelbige miderum bauetsund fäyet, An vilen Ohrten wäſſeren fie alle ihre Guͤter / richten Das Waſſer auch etwann durch ihre Aeker / und Weingaͤrten / koͤnnen daflelbe gar artig / oft mit groſſer Lebensgefahr / leiten an den Bergen und Felſen / durch Eanale / die fie etwann 2. Meilen / und weiters herfuͤhren. Die erſten Aker⸗ früchte werden an den fruchtbarſten Ohrten im Meyen zeitig / deßwegen im Land Wallis die Ernd im Meyen anfangt / und endet ſich erſt im nu | | "olfe 2 ( 168 ) Sch alfo daß die erften Srüchterim Grund / die anderen in den Nebenthäleren? und die letſten aufden Dergen/gleich under den Schneebergen herab geſam⸗ let werden. Das ganze Land ift durchpflanget mit allerley Obs / und guten Baumfruͤchten / als Apfel, Biren / Nuſſen / Pflaumen, Kirſchen / Kaſtanien / Maulbeer / Pinnuſſen / ꝛc. Es hat auch um Sitten, Siders / und Gundis / Mandel / Feigen / Granaten / und dergleichen edle Früchte / darzu zeucht man auch an bemeldten Ohrten vil guten Saffran. Groſſer uͤberfſuß iſt auch zu Berg und Thal an allerley zamem und wilden Viehe. Stumpf. Chronic. Lib. XI. cap.2. p. m. 654. b. Simler. Valleſ. pag.2. En fen fruchtbaren Gegenden / ms gegen dem Elſaß / am Ende des Schweizerlands / diſes zwiſchen dem Gans ton Bern / und Bifchoff-Daßlerifchen Gebiet. 1:00 Die Sraffchaften Neuenburg und Vallengin haben einen fo edlen/ ‚und Sruchtbaren Boden / nebſt vortrefflicher Situation, als kaum ein Theil des Schweizerlands. Auf den Buͤhlen / und in dem Grund / ſonderlich an/ und um die Statt Neuenburg wachſet der edleſte Wein in groſſem Ueber⸗ fluß / und auf den Bergen die trefflichſten Gewürzten / auch raren Kraͤuter / die man anderer Ohrten ſchwerlich findet. Genff hat zwaren ein kleines / aber fruchtbares Land / eine Graͤnz⸗ Statt zwiſchen der Schweiz / Saffoy / und Frankreich / welche wegen diſer ihrer Situation nicht nur Theil hat an diſer drey Laͤnderen gutigem Einfluß des Himmelsifondern oil andere Bortheile/in anfehung der Handlung / und vilen Zufpruchs frömder Leuhten / ſo daß hierdurch der Mangel des weiten Sandes reichlich erfeget wird, | Bon dem Bifchoff Baßleriſchen Gebiet ift obenunder dem Titel Baſel das nöhtige gemeldet worden, Unter denen gemeinen Eidgnöffifchen Vogtheyen / oder Herifchaften ift vorderſt die Land-Braffchaft Thurgeli/melche fehr lieblich / und fruchtbar an Wein / Korn / Obs / und allerhand guten Fruͤchten / außgenommen in den Gegnenen gegen Mittag / gegen dem Appenzellerland / und Toggenburg / da das Land anfangt wild werden / doch aber auch gut bleibt an Viehweyden. Des Being wachſet zu gemeinen Jahren in diſem Land ſo vil / daß auch Die, anftoffenden Sander Wein bey ihnen holen. Darzu wird an vilen Ohrten diſes Sands vil Tranks auß Apflen / und Biren / gemoſtet. Den beſten nen⸗ hen ſie Berli Moſt / oder Bergbiren Moſt; den fuͤhret man auch in andere Land / und ſchenket ihn auß vor einen delicaten froͤmden / ſuͤſſen / Wein. Wann die Jahre an jeztbemeldten Biren fruchtbar fein/findet man Bauren im Thurgeũ / die ob ihren Guͤteren 8, 9. big 10. Fuder Moft machen. Es Fan Die fruchtbare Art des Bodens auch abgenginen werden auf der groſſen Menge der im Thurgeuͤ ligenden Fieken /Doͤrfferen / Schloͤſſeren und Höfen, vid. Stumpf, Chron. Lib. V. c.i. p.349. &c. N.4.) 830169) 3Den 27. Octob. 1706. Seele nn le nte "0 0 EI Natur ⸗Geſchichten Des Schweizerlands. dtweyter Dheil. — — — — — — — — — — — — — — ————— — — — = —— — — — — — — — — — — pn D_ ann — — —— — — — — Fortſetzung Von allerhand Erden des Schweizerlands / und deren Fruchtbarkeit. ar Graſſchaft Baden liget zwiſchen denen Cantons Zürich und Bern / genieſſet alſo eine gleiche Beſchaffenheit guten Erdrichs,und hat ſonderlich der Limmat nach einen guten Weinwachs / ſonſten aber vil Korn/und andere Früchte. | Die Sraffehaft Sargans ift bergicht, reich an Weyden / und Viehe / alg die zwifchen Toggenburg / Glarus / und Pundten inn liget; im Srund gibt es auch Korn / und allerhand gutes Obs. | Die Freyen Aempter / in dem Wagenthal / ſein fonderlich reich an Korn und Obs / das Rheinthal uͤber diß auch an Wein. Die ſo ge⸗ nanten Welſchen Vogtheyen / Lauwis / Luggaris / Mendryß / und Meinthal haben Weidreiche Berge / und fruchtbare Thaͤler / ſonderlich/ wo der Italieniſche Foͤn hinwehen kan. Andere Vogtheyen / welche einichen Ohrten der Eidgnoßſchaft beſonder zu ſtehen / als Murten/ Schwarzenburg / Tſcherli / und Orben/ fo gemein fein Bern und Freyburg: Bechburg / welche behersfchet wird von Bern/und Solothurn; Bellenz / Riviera, und Palenzerthat) welche zugehören Ury / Schweiz / und Underwalden: endlich das Gaſter/ b bevogtet wird von Schmeis und Glarus / haben jede ihre befondere kom̃⸗ a Fruchtbarkeit / je nach dem fie hier / oder dort / ligen / eben / oder Bers gicht ſein. Von 170 ) er Don allerhand Mineraliſchen Erden des Schweizerlands / und ing befonder vonder Kreide: ie der allguͤtige Natur Schbpfer uns des Schmeizerlande Bewoh⸗ neren zugetheilt hat nicht nur die reineſten / Cryſtall.lauteren Waſſer quellen in groſſer vle / ſondern auch eine zimliche Anzahl vermiſchter / oder Minerali⸗ ſchen Waſſeren / welche in Anſehung der in ihnen enthaltenen Mineraliſchen Theilen zuerhalt-und widerbringung der Geſundheit vilfaͤltig dienlich ſein: Alſo auch hat es dem groſſen Bott gefallen unfere Sand zu verſehen nicht nur mie einer zum Akerbau-Wein · und Wießwachs trefflich bequemen Erde / wormit das ganze Schweizerland / gleich als mit einem koſtlichen Kleid bes deket iſt / ſondern noch uber diß mit anderen gattungen Erden/melche eint⸗ weders zur Artzney / oder zu täglichem Haußgebrauch / oder allerhand Hand⸗ werkeren / und Künſtlexen dienlich ſein: wie zum Exempel uns dienen kan Die Kreide. Deren Nammen einiche in fo weit hinauß erſtrecken / daß fie auch nebſt der weiſſen Die blaue / gelbe / gruͤne / und ſchwarze Erbe darunter begreiffen; wir aber verſtehen diß Ohrts durch die Kreide/ Kriede / Kride / Creta, (alſo genantivon Creta, ihrem alten und beruͤhmten Geburtsohrt / ſo nun Candia heiſſet) Striga, Cimolia Terra, yyxıuarla , yn neunua , werruehor , Ascuya und yy Aslan „eine weiffe/ Mineralifche/ und zu allerhand Gebrauch taug⸗ liche Erde, Dann diſe in Anfihungihrer Seftaltfamerunddaher rührenden en. bald unter die allgemeinen Argneymittel Fan gezellet werden / teilen fie die Säureyeine fruchtbare Zeugmuter der meiften Krankheiten / verfüffet/zund gleich einem villöcherichten Schwamm in fich ſchluket / wie man auch ſehen Fan bey faurem Wein / oder Bier / welches durch einfehüttungder Kreide ſuͤßlecht wird. Es iſt der Kreide nebſt diſer abſorbierenden / Blutver⸗ ſuͤſſenden Eigenſchaft auch zuzuſchreiben eine Kuͤhlkraft / weil namlich durch J untertruk · und wegnemmung der ſcharff ſauren / Gallichten 7 beweglichen Theilen / die all zuſtarke Bewegung des Gebluͤts gehemmet / oder geftillee wird, Man kan ihro auch nicht abſprechen die Troknungskraft / weilen fie ja dor ſich ſelbs aller Feuchte beraubet / in ihre villoͤcherichte Geſtalt die uͤber⸗ flüſſigen Feuchtigkeiten an ſich zeuhet / oder in ſich ſchluket; worauß dann \ fliefiet eine zuſamenzeuhende / und ſtarkende Kraft/meilen die von ihrer übers flüſſigen Feuchte Durch die Kreide befreyte Fleiſch und Hautzaferen fich beſſer konnen zufamen zeuhen / und dem Einfuß finnlicher Geifteren eher als zus vor / gehorſamen. Neben diſer zuſamenzeuhenden mag gang wol beſtehen die | | eroffnen⸗ re LAD) eröffnende Eigenſchaft / weilen durch aufloͤß und wegnemmung der ſauren / allerhand verſtopfungen verurſachenden Theilen dem Gebluͤt eine freyere Bewegung durch alle Aederlein des Leibs wider gegeben wird. Auß diſer grundlichen / doch kurzen Beſchreibung fol ein verftändiger Artzet ohnſchwer wiſſen / die Kreide allein oder mit anderen dienlichen Artzneyen vermiſcht zu gebrauchen in allerhand hitzigen / giftigen/ und Falten Fieberen / in dem Seitenſtich in allerhand Ruhren / oder Bauchflüffen in dem Rohtlauff/⸗ oder Ueberzöhte/bey gebrandten Gliederen / ſtilung allerhand Schmerzen Bauchgrimmen in Wurmkrankheiten Magen oder Herztruken / Harn⸗ firenge/ Milzverſtopfung / und daher ruͤhrenden Melancholie, Scharbock / Herzklopfen’ Blutſpeyen / undallerhand anderen Blutflüſſen / weiſſen Fluß / Kıöpf- und anderen dergleichen von ſaurem Schleim herruͤhrenden Ges ſchwulſten / Wunden / und alten flieffenden Schäden’ allerhand Raud / und dergleichen Eytergeſchwaͤren / Sommer-Leber-und anderen dergleichen Haubtfiecken / auch mehrerẽ Zuſtanden / welche unnoͤhtig achte der länge nach zu erzellen / vil weniger vorzuſchreiben die Weiſe / wie die weiſſe Kreide quß⸗ zuwehlen / zubereiten / und nach Beſchaffenheit vorkommender Krank⸗ heiten mit anderen Artzneyen zu miſchen / weilen in der Artzneykunſt das vornemſte bey vorfallenden Faͤhlen muß beytragen eine gefunde / mit offenen Augen der Naturwiſſenſchaft einhergehende Vernunft / ab⸗ ſonderlich / warn die begleitet iſt mit guter Erfahrung / welche letſte / ſo fie allein regiert / einen Leiſt brauchet zu allen Schuhen / ein Maͤß zu allen Klei⸗ deren / ein Muſter zu allen Huͤten / vor alle Koͤpfe / ſie moͤgen ſein jung / oder alt / breit oder ſpitzig. Schreite alſo fort anzuzeigen Die jenige Nutzbar⸗ keiten / welche von der Kreide zu hoffen haben auch geſunde / in allerhand Staͤnden menſchlicher Geſellſchaft. Oben bereits habe angedeutet die ver⸗ ſuͤſſung ſauren Weins / oder Biers / welche vorgenommen werden Fan in den Faſſen /oder im Glaß. Kluge Haußmuͤtter wiſſen ihre Eyfraͤſſigen Duüner von diſer fehadlichen Gewohnheit abzuhalten durch unterlegung einicher von weiſſer Kreide gemachten Kuͤgelein. Vor zeiten haben Die Baursleuh⸗ te ihre fandichte Aeker geduͤnget mit Kreide 7 tie zufehen auß Columella Lib.II, de ReRuflica, cap.ié. vermuhtlich ‚teilen Das Regenwaſſer / oder andere waͤſſerige Nahrung der Pflanzen in Sandichter Erde leicht durch⸗ flieffet/ohne ſich aufzuhalten / in ſolcher Kreiden tünge aber ſich verſteket / und bleibet/gleich als in einem Schwamm. In denen Landen da man an ſtatt Holzes die Steinfohlen brennet/Fan man durch untermifchung der Kreide zuwegen bringen/daß fie laͤnger wahren / nach der Zeugniß Bacon, de Ve- zulam, Sylv. Sylvar. $.775. Erfahrne Biehhirten mifchen unter die Traͤnke Kreide und Salpeter / wann ihr Vieh an Milch abnimer, ne an - ⸗ — 172) Die Eugen Ehinefer falgen die Endten-Eyer zum Speiß-oder Artzneyge⸗ braud) ein mit Salz / ſo mit Kreide vermiſchet iſt / ganz zugedekt / alfo daß Die Eyer auch Durch die Schalefelbs das Salz an fich geuhen, Abentheuer Natürl. und Kunſtl. Sachen in China und Europa, p.668. Die alten Roͤmer hielten gar vil auf der weiſſen Farh / und wuͤßten ihre Lein- Kieider vortrefflich weiß zu machen mit Kreide / welche fie deßwegen brauch» ten auf die Weiſe / wie heut zu Tag in das reine oder mit blauer Farbe unters miſchte Amelmehl eingeſtoſſen oder getunket wird das weiſſe Zeug. Wann vornemme Perſonen um Ehrenſtellen angehalten / fo zogen fie auf mit bes kreideten / oder von weiſſer Kreide glanzenden Kleideren / wurden daher ge⸗ nennet Candidati, wie hiervon ſchreibet Macrobius Lib.I. Saturnal. cap.ıs, Es iſt aber hernach von denen Tribunis durch ein Geſatz diſer Kreiden Hof fahrt verbotten worden / ne cui album, (1. e. Cretam ) in veftimentum ad- dere petitionis caufa liceret. Liy. Lib.IV. cap.25. Auch die gemeinen Leuh⸗ te fo nicht Kleider hatten abzuwechßlen / pflegen ihre Schmutzroͤcke zu überftreichen mit Kreidezum dardurch defto mehr zu ſcheinen. In denen Circenhfchen Schaufpielen gabe man denen,fo fich mol gehaltenssum Zei⸗ chen erhaltener Srepheit ein weiſſes befreideteg Thuch / von Dem Martialis Lib.XU, Epigr.29. Die Egyptier doͤrfften bey Lebensftraff Feine Opfer fchlachten als die mit weiſſer Kreide bezeichnet waren / nach der Zeugniß Herodoti, Beydenenalten Roͤmeren wurden die Schuhe der zuverkauffen⸗ Ben Sclaven bezeichnet mit Kreide / wohin zu verſtehen Juvenalis. verſ. 3. aLyr. 1, Nuperinhanc Urbem,pedibusqui venerantalbis. So aud) gebrauchte man die Kreidesmann das Urtheil über einen Uebel⸗ tähter gnaͤdig / und zuerhaltung des Lebens / aufgefallen. Unter denen Handwerkeren bedienen fich der Kreide Die Bleiker dem Leinenthuch eine voeiffe Farb zugeben; Die Kurßner / ihr Beltzwerk zu reinigen/ / und zube⸗ wahren: Die Soldfchmiedezum polieren; Die Mahler zu ihren Sarben, Bey Vitruvio Lib.VIII. Archit, cap.i. ftehet eine arfige Manier zu erfors fehenyob in der Erden Waſſer ſeye. Man feste in hier und da außgegrabes ne Gruben einiche auß Kreidegemachte Geſchirr / und bedefte Die Grube mit Geſtraͤuch und Erde. Wann man dann nach verflieffung etwas Zeit Die Gruben eröffnet /und gefunden / daß die Kreidene Gefaͤſſe feucht/oder gar verfallen / ſo hielte man folche Ohrt vor bequem zu Sodbrünnen. Ich über, gehe mit ſtillſchweigen andere mehrere Nutzbarkeiten der Kreide / weiſende den Liebhaber zu anderen Seribenten / namentlich auch zu Chriftoph. Helvig „Diff. de Creta, Gryphifvvald. 1705. und komme nun weiters anzuzeigen die jenige Ohrt des Schweizerlands / wo fich eine weiffeKreide finder, Namlich ꝛc. N.44.) 173) (Den 3. Nos. 1706. BI ROTES 0 0-0 Natur⸗Geſchichten Des RR Schweiserfande. a Hwepter Theil. * Anhang bon der Kreide. Ie findet ſich in der Pfarꝛ Uſter / Züricher Gebiets / i m NH Egenant; und ben dem Dorf Mur / welche letſte Der erſteren vorge zogen wird. Wagner MSC, | | EineAfchefarbe/meiche/ Kreide findet fich bey dem Schloß Habſpurg / ander Aren / Bernergebieths. Wagner MSC. In dem Schaͤchenthal des Cantong Uri bey dem Dorff Under⸗ ſchaͤchen / ohnweit von dem Bad gleiches Nammens / in einer gähen Felſen⸗ Hoͤle findet ſich eine weiſſeKreide / welche anfangs gantz weich von herab trief⸗ fendem Waſſer ſelbs gezeuget / und von Zeit zu Zeit mit einer harten Rinde aberzogen wird. Diſere weiche Matteri laſſet der Ehrw. Hr. Pfarrer des Ohrts (deſſen gegen mich An. 1705. bezeigte Freundlichkeit diſes Ohrts anzuruͤhmen nicht vorbey gehen kan) ausgraben / und in viereckichte Form bringen / welche ſo dann bey ihm zu haben. In dem Berg Staffel des Ohrts Schweiß Wagner Hiſt. Nat. Helv. pat. 39. | In dem Berg Kratzeren / Underwalder-Bebiete, 1d. 1. c. In der Alp Muͤllibach / Glarnergebiets / in der Pfars Matt / fin det man eine aſchgraue harte Kreide, Wagner MSC. So auch eine gleich⸗ ſarbigte weiche Kreide / welche eher unter die Mergel( Margas) zu zehlen / auff dem ſogenanten Blattenberg ob Matt. ER Eine gar gute weiffe Schreib: Kreide bringet hervor die Sraflfchafft Vakngin bey dem DorffLode, Wagner MSC, 8 er u, Sp st ee 174 ' — Von anderſtgefarbten Kreiden / Thon / aͤt und andern Erden. J Don der weiſſen Kreide kan man ſagen / daß fie in Anſehung der gefarb⸗ ten ſich verhalte wie dag ohngeſchmackte Brunnen⸗Waſfer gegen denen Saur⸗Brünnen / oder andern Mineral-Waflerens Wann namlich fich unter Diekreidichte Materi menget ein Mineralifcher Saft / oder ein Saltz / fo kommet heraus ein andere Farb / ſchwartz / gelb / roht / braun / blau 2c. ein anderer Geſchmack / ſcharff / ſaur / zuſammenziehend / fett / ſuͤß zc. ande⸗ re Würckungen / und Eigenſchafften / deren ſich bedienen koͤnnen die Hand⸗ Wercker / Kuͤnſtler und Artzet / welchen letſteren nicht wenig ligt an genauer Unterſuchung vorkommender Erden eines jeden Lands / werlen offt im einer nahe gelegen Erbeeben diejenige Krafften verborgen ligen / welche wir ſu⸗ chen in denen welche von fernen Landen hergeholet werden / als in der Tuͤr⸗ ckiſchen / Samiſchen / Malteſiſchen / Boͤhmiſchen / Schleſiſchen / und ande⸗ ven dergleichen/ welche man pfleget zu bezeichnen / damit fie nicht verfaͤlſchet werden. —D ——— —— Eine nicht geringſchaͤtzige fach iſt die gemeine Argilla Laͤtt Leim -/ Hubert / Hub Erd / welche die Ziegler brauchen zu Geſtaltung der Zieg⸗ len / und anderer gebachenen Steinen/ und Die Haffner zu ihten Becken / Blatten / Tellern/ Haͤfen und anderen Koch⸗ und Hauß Geſchirren. A dergleichen Erden iſt das einte Land gluͤcklicher / als ein anders. An Ehind | wird nach der meiſten Meinung auß einer befonderen zarten Erden / gearbei⸗ tet daß koſtliche Porcellan⸗Geſchirr/ welches man in Holland nachzuahmen trachtet / mit überziehung eines gewiſſen Firniſſes. Aus dem Meylandıfchen haben wir das fo genandte Meylander ſchoͤn weiſſe Geſchire / mit welchem groffer Gewerb getriben wird. In unferen/und aud) froͤmden Landen iſt beruhmt das WinterthurerGeſchir? / auß welchen ſonderlich die Ofenkach⸗ ſen ſo wohl wegen Ihres ſchonen weiſſen und gemahlten Außſchens / als wege ihrer Haltung hochgehalten / und felos in fombde Lande geführt werden. Es iſt aber auch ein Meiſter gefehikterund gückhaffter/alsder ander / je nach Dem einer aufdiealte Manier / wie er ſeine Kunſt erlehrnet hat / von ſeinen Meiſtern / fort fahret / und ſich nicht um weiters bokuͤmmert / oder aber durch mehrere allerhand Proben ſuchet hoͤher zu ſteigen: Es ſteket in dem gemeine Thon oder Laͤtt eine rechte Gold⸗Grube / dann je nach dem man denſelbigen weißt auffzuſuchen / außzuwehlen / außzuruͤſten und außzuarbeiten / bringet man Geſchirr / die das Feuer halten / ein aͤuſſerlich ſchoͤnes Anſehen / oder an⸗ dere der menſchlichen Geſellſchafft beliebt⸗ und nutzliche Eigenſchafften ar | Aue ee | | 1er DI win era — en dem Meiſter / der damit umgehet / oder auch dem gantzen Land / deſſen ein folcher Hudert iſt / konnen zu groſſem Nutzen geteichen. Und fan hierzu nicht wenig beförderlich ſeyn Die Wiſſenſchafft der Natur / dero Urſa⸗ ben / Eigenfchn ten und Wurckungen ingemein, ing befonder aber ein deut⸗ licher Begriff der Geftzund Fluͤſſigkeit / Zahe / Bruchlichkeit / Farben / des ts/ ber — — Erden’ Sands / ic. Ein ſolchet / der dieAnfärige der atur⸗Wiſſenſchafft gruͤndlich verſtehet / iſt vil tuͤchtiger / durch allerhand Ben oder Crfahrniſſen „alleıbahb-Eieheimmiflensıtaeiaigen/aie ein an⸗ 85 a DEM DIE ben Sr a 35 Re he he nenn riemigen Erden, welche hin und wider in Schweitzeriſchen ———— —5 en Sa denen Schantze⸗Graͤben der gröfferen Statt Zilrich findet fich ei⸗ ne Aſchefarbe rauhe welche —— D:W ai — Pag. 343. nennet Tripolim Tigurinam. Sheicer-Tripol / weilen fich An aM —7— Band une bedienen/ die Meflingen ⸗Geſchire zu po⸗ even ar s r ber Tripe von Feipoli auf Africa in Europaifihe Lande gebracht worden... ., 7 Auf dem Llertiberg/ ſo ein Theil des Albisbergs / und eine ſtund von Zurich abftehet/ findet man eine fuchsrohte Erdey welche unfere Hafz ner brauchen su Vergleſtung ihret Geſchirren. Eſcher Beſchreib. des Zuͤrich pag. 265. Dife Gleſte Former Dunkel-oder fchtvarsgrün beraus« | Ba De ünen Grund wird hieher geführteine Erde / welche gegraben | toird in Elfaß/ben dem Dötfflein Ebnet / ohmmweit Heimbahe u... 7 Yus diſem Albisberg weiter obfich/ben der zerſtorten Veſte Schna⸗ belberg / eine Meile von Zürich / wird gefunden ein gemarmorirter ubert / eine Erde / welche n Geſtalt eines vilfarbigen Marmors aus weiß / blauy gelb / roht ©. engt iſt. Wagrier. MSC. U FARM 5. dem Lattenberg am Zürich⸗ See / in der Vogten Staͤfen / iſt ‚tin aſchfar ber / fonderlich su Pfiſterofen ſehr dienſtlicher Leim / welcher deß⸗ wegen in Die weite au underſchiedliche Orchetveggeführt wird, Deſſen Ges denken Ikr. Erhard Eſcher Beſchreib. des Zürich⸗See. pag. 202. und Dr. Wagner Hift. Nat. Helv. pag. 342. alltooer difen Lett neritiet Steflani- ehem Tertam / Stäfer Erden. Sie iſt mehr unter dieMargas oder Mer⸗ gel gu rechnen / als zudem Lett, teilen fie hart und ſchiefferweis bricht/ deß⸗ wegen muß geſtoſſen /geſiebet / und hernach erft mit Waſſer angefeuchtet wer⸗ den. | J Ein Leberſtein / Mergel / Marga terrena, Hepatites, aſchfarb / kant ine x air e ſchilericht / findet fich aufdem Albisberg, Wagner I © 4 olis / oder Tripolitaniſcher Erde / welche vorzeiten al 176 Eine andere Art afchgrauen Mergels ift by Horgen am Zuͤrich⸗ See / deſſen man zweifels ohn fich koͤnnte bedienen anftatt einer guten Tün ge, weilen derin ſich haltet vil Saltz⸗Vitrioliſche Theile, dergleichen Erd, auch zu guten Fommetdenen Einwohnern der Graffſchafft Welſch⸗Mein⸗ enburg / weiche fonderlichum die Statt eine groſſe Menge haben von in cher Marga, und derfelben nuglichen Gebrauch genieſſen in ihren Weinber⸗ gen/und anderen Öutern, | | In dem Wald oder Holtz Lindberg genandt/ eine Halbe Stund von Winterthur / findet fich eine rohte Erde / welche die Haffner des Orths men zum Grund ihres gruͤnen Geſchirꝛs. Hegner Beſchreib. des Loͤr⸗ ibads Pag. 3. Ä An der Steig findet man eine auf vilerhand Farhen / roht / weiß / gelb / gemarmorierte Erde / welche feſt zuſammen haltet / und fich gar ſchoͤn polixen aſſet. | | Bey Egliſau / einem Stättlein am Rhein gelegens findet ſich eine fehrgarterohte Bolarifche Erde/ an einem Ohrt auf der Riſi genandt 7 welche zweifels ohne fo twohl Denen Medicis, Chirurgis, als Mahleren und anderen Künfkleren gu allerhand Gebrauch dienftlich feyn koͤnte wannıman fich wird bemühen, die Eigenfchafften Difer Erde Durch verfchiedene Proben in Erfahrung zu bringen. Die Haffner zu Schaffhauſen brauchen diſen Bolum anſtatt einer Hub-Erdegum gründen, Ma Eine Stund von Steinin einem Waltd ift eine rohte Erde / welche ge⸗ en mit Dee blauen/ die man am Rhein findet/ an ſich ſelbs aber gar ur If. Bey Schwammendingen in einem Wald, ohngefehr eineStund vonder Statt Zurich graben unfere Hafner eine ſchwartze und rohte Erde / jeneiftfonderlich gut zu Kochgefchirzen / welche wol im Feuer halten; von der rohten nehmen fle einen drittel / und zwey drittel Wiedikumer · Erde zu ih⸗ sen gemeinen gelb geflamten irrdinen geſchirren. Die Wiedikumer Erde / ſo eine halbe Stund von der Statt ge⸗ graben wird / muß gemiſchet werden mit der Schwammendinger · Erde / wie jest gemeldet / ſonſt haltet ſie nicht. RE os Meilen am Zürich» See findet ſich auch eine ſchoͤne zarte weiſ⸗ CLOrde. N.45.) (177) (Denso, Nov. 1706. =839088- 0 -B50R3- 88300 0-2550H8- 0 # Nacur /Geſchichten Schuetʒerlands. Anhang bon allerhand Erden des ar Schweigerlande, A J N dem Canton Bern graben die Haffner einen weiſſen Latt gegen Puͤmpeltz / eine Stund sonder Statt’ welche ihnen Dienet sum meiffen Grund, da zu getvahren/ Daß Durch forhane Grund⸗oder Hub⸗ Erde die Loch⸗ lein der Letten verſtopfet werden / Damit die Gleſte nicht/ warn das Gefchire ins Seuer kommt / hinein flieffe/ oder verfehlungen werde. Bey dem Neuen Hauß wird gefunden einerohte und weiffe Erde/und under ein andergemifchet. Difer Bernerifchen Erde halber ift zu bemer- ken / daß die Haffner/ fo mit ihro umgehen/ mehrmalen lahm merden/ oder in andere Slider: Krankheiten fallen/welches fie gemeiniglich zufchreiben einem in der Erdeftefenden Salpeter / der fich in Die Slider ſchlage / und fie angreifs fe; darzu zweifels ohne auchvil beytragt / der feharffeßende Geift des Bleys / mit dem fie vil umgehen / und auch ſelbs Die vile Feuchte in deren fie Soms mer und Winter ſtecken / wie dann bekannt / daß die Haffner bald aller Ohr⸗ ten bleichfarbig außſehen / und ſehr offt an Blonigkeiten / Gliderlaͤhme / Waſ⸗ ſerſucht / Gleichſucht / und andern dergleichen Krankheiten dahin ſterben. Bey Erlach am Bieler- Seeift eine rohte nnd ſchwartzlechte Erde, gantz mager / aber trefflich gut ins Feuer. Man miſchet ſie unter einander. Bey Xverdon iſt ejne blaue und weiſſe Erde. Auf dem Boͤtzberg findet ſich hin und wider Die Marga terrena, Lapis Hepatites, Leberſtein / Leber⸗Schiefer / Mergel / ein ſteinichter Lett / oder ger, lichter Stein / der ſchiferweis bricht / und Denen Akersleuthen dienen Fan zur Tuͤngung / denen Gold⸗ſchmieden aber zun Formen. "Wagner Hiſt. Nar. „Helv, pa: 342. Ohn⸗ I ( 178 ) SE Dhngefehr eine Stund von Granfon ift ein blauer Lett / feft/ und gut zu arbeiten, abfonderlich zum weiffen Grund sdafelbft iſt auch ein rohter Bolus, Zu Murten ift auch einerohte Erde / fauber zu arbeiten. "indem Canton Lucern im Entlibuch / in dem Goldbach / wie auch bey Eſcholtzmatt findet ſich eine gelbe Erde / genennt Ochra, Ocher / O⸗ kergelb / Berggelb / Leber⸗Ertz / welche Martialiſches Herkommens iſt / und ſo wohl denen Mahleren dienet / als den Artzten / in Zertheil⸗ und Auflo⸗ ſung allerhand Geſchwuͤlſten / Auftroͤknung flieſſender Schaͤden / Zuruktrei⸗ bung des wilden Fleiſches. Wagner Hiſt. Nat. Helv. pag. 342. In dem Canton Schweitz findet fich auch eine gelbe Dcher- Erde auf demRigiberg. ” Ein bleichrohter Bolus aufdem Berg Staffetwand / welcher gar wol fan gebraucht werden anftatt der Lemnifchen/oder Tuͤrkiſchen Erde /nach dem Urtheil Achanafij Kircheri,deme fie zugeſandt worden von Chriſtoph Schorer / einem Burger von Lucern / welcher ihne zugleich berichtet/ dag durch den Gebrauch difer Erdeein anderer Burger fein Leben big auff 100, Jahr gebrachthabe. Mund, Subterr, Part,I, Lib. VII. Se&. I, cap, 4, a5: 338. e ”r | n Auf dem Schoͤnen Bibel, durch welchen man von dem kleinen Aubrig⸗Berg abfkeiget in das Silthal/ habe vor einigen Jahren auch angetroffen eine rohte Erde / welche wol vor einenBolum koͤnte gebraucht wers den. Iter Alpin. pag. 6. | Un: in dem Giſpiswiesbach / durch welchen man von Lachen her ge- bet auffden Aubrig⸗Berg einen ſchwartzgrauen Mergel, Iter Alpin. p, 5, Auf dem Aubrig⸗ Berg ſelbs findet fich ein verſteinichtes Berggruͤn Chryfocolla Lapidea/welches voll ſteket von ſteinernen Jacobs⸗ und anderen Meer⸗Muſchelen / deren auch gedacht wird in Itinere Alpin. pag. 4. In dem Canton Under walden zwiſchen dem Meunalper und Glau⸗ benbielen / zweyen Bergen / ſindet ſich eine rohte Erde, WagnerHift.Nat, Helv. pag 343. In der Herrſchaft Engelberg / welche oben an Underwalden graͤntzet, mGaltiberg/ und an der Herren Ruͤti / indet ſich eine kohlſchwartze fette Erde / weiche zweifels ohne nicht nur den Mahleren / ſondern auch anderen Kuͤnſtleren und Handwerkeren dienſtlich iſt wann man deren Eigenfchafe ten wird unter ſuchen. Diſer Erden habe auch gedacht in Itinere Alpin, Pag, 10 In RIES“ In dem Eanton Blarus in Neſſelrooß /auf dem Kraͤhenberg / findet man eine rohte / weiſſe / und blaue Erde. Wagner Hift. Nat, Helv. pag. 343. Die blaue iſt duͤrr / lettacht / hochblau / fo lang fie feucht bleicher wann ſie troken. Auf diſem Berg iſt auch ein Ocher / und andere gelbeErde. In dem Canton Baſel / bey Moͤnchenſtein / ift eine rohte fetteBola- riſche Erde / welche anſtatt der gefiegelten gebraucht wird / zu Verſüſſung Des Gebluͤts / und anderer ſcharffen Feuchtigkeiten / in Blut/ und anderen Durch⸗ flͤſſen / hitzigen Fiebern / ſonderlich bey kleinen Kindern. Bey St. Jacob an der Birß finder fi) ein Mergel. dep Binningen graben die Haffner eine gelbe/ und blaue Erde / wel⸗ che ſie miſchen mit rohter zu allerhand Geſchirꝛen / ſo ſie mit gelber und grü⸗ ner Gleſte uͤberzeuhen. Bepy Liechſtall / einem Stättlein/ift eine rohte und weiſſe Erde / wel⸗ Ber einander gemenget wird zu Ausarbeitung allerhand Kochgeſchirren / pelche/weil ſie das Feuer wel außhalten / weit und breit gefuͤhret werden. In demCanton Freyburg hat Mr. Iean du Prè de Gruyeres in ſeinem Fünftlich in einem Felſen eingehauenen Eremitorio, oder Einſidler⸗Woh⸗ nung bey St. Maria Magdalena, ( woran er indie 30. Jahr gearbeitet) auch eine gelbe Ocher⸗Crde gefunden. Difes Gebaͤu iſt wuͤrdig von allen frems Den durchreifenden beſucht zu werden / wegen felgamer Bau-Art/da nicht nur eine Kirch/ fonder noch 9. andere Gemacher / nebft dem Garten in einen Fel⸗ fen gehauen ſeyn / und liget von Freyburg ab ohngefehr eine Stund. | In dem Canton Solothurn / bey Attisholtz / iſteine rohtlechte Erde | gut ins Feuer / daſelbſt iſt auch ein blauer Lette / welcher aber muß gemiſchet werden mit dem rohten / wann man wil / das er halt. Ein heiterblauer Lett wird gegraben auf dem Weiſſen Stein / dar⸗ aufflieſſet Die Gleſte sank wol, | HAN, Segen Blichberg findet fich auch eine weiſſe zarte Erde / ſo auch eine weiſſe Siefte tragt / hat aber vil Stein vermifcht, on | Sm Egelmooß iſt eine rohtlechte Erde zwar rauh / aber gut ins Feuer. ine rohte bolarifche Erden wird auch gefunden bey der Clus / im Welſchen Rohr, meiner Felshoͤle / welche von denen Wundartzten ge= braucht wird anſtatt des Armenifchen Boli u Pflaſteren. Wagner MSC, In dem Canton Schaffhauſen mifchen die Haffner eine gelbe Erde | außder Enge / undzweyerley blane Erde auß dem Schaaren / welche let⸗ Pexe ſich im Feuer weißbrenneke | 8 | r : 85% 180 JE Bey Neukirch findet ſich cine ſchwartze Erde/fo gut ins Feuer / auch ‚eine gelbe und rothe zum Grund. — | Boepy Hallamu iſt eine rohte ſchoͤne Erde / welche aber dieGleſte nicht mol behaltet / daß fie nicht abfalle wann man ſaure Mitch in Die Geſchirr thut. Muͤhlhauſen hateinerohte Erde / foaber kurtz / wird gemifcher mit Der weiſſen / ſo g. Stund weit her gefuͤhret wird von Roderen. Alſo aber haltet ſie das Feuer. TR | ah Ä Eine Stund von Bielben Betzingen ineinem Wald / findet ſich ein ſchoͤner rohter Bolus, gibt denen Haffneren einen guten dunkelgruͤnen Grund. In der Graffſchafft Meuenburgiſt ein groſſer Ubernuß an weiſſem / gelbem / und blauem Lett / und Mergel / in welchem gemeiniglich fich finden ſteinerne Schnecken / Muſchelen / und andere dergleichen Uberbleibſelen Der Suͤndflut. PET: EN J | | Ben Valengin —— Erde zwar hart / aber nicht leicht zu ars aa —* a Feſtigkeit / aber hergegen bleibt ſie im deuer beftandigyund ſchweint nicht. ——— zum weiſſen Grund. Ve Bey Valengin findet man aucheinen gelben Bolum unter einemgelfen/ welcher denen Goldſchmiden dienet zun Formen. Ehe man fie aber hierzu brauchen kan / muß man fie von Denen gröberen Theilen reinigen Durch An⸗ gieffung des Waſſers/ und vilmahlige Ruhrung in demſelben / welches ſo oft widerholet wird / bis das Waſſer nicht mehr truͤb wird. Nach diſem wird das; welches fich in abgeſchuttetem Waſſer zu Boden geſetzet hat / gebraucht / wie oben gedacht / zun Formen. — In dem Biſchoff Baßleriſchen Gebiet bey Delſpergiſt auch ein gelber Bolus. Wagner Hiſt. Nat. Helv. pag. 338, | | Am Thurgaͤn bey Holtzen / ohnweit Coftang am Boden⸗See / iſt eine rohtlechte / und blaue Erde / welche unter einander muͤſſen gemenget wer⸗ den | | An der Graffſchafft Baden im Buchwald gegen dem Kloſter Wet⸗ tingen iſt eine Leimgrub / deren ſich bedienet die Statt Baden / diſere Erde haltet das Feuer aus / theilet aber dem Waſſer einen Schwer ffel Geſchmack mit/ mann man es uͤber Nacht ae ftehen aſſet. — N N.46.) I 181 )EEI- (Den 17 Nov. 1706. re ch oO Ken 0&5205S | Natur⸗Geſchichten Des — Schweizerlands. 3ywepter Theil. Anhang bon allerhand Erden des Schweitzerlands Erꝛ Wagner in feiner Hiſt. Nat. Helv. pag. 343. gedenket einer Bas \ der⸗Erde / fo er Terram, feu Glebam Badenfem nennet/und zeuhet das bin folgenden Bericht Langij Epift. Medic, Lib.I. Ep. 22. Dum ‘Amberg, Palatinatus Metropoli, Medicinam profitsbar, quidam Aulicus ‘ex Helvetiorum Thermis glebas nigras , inftar Pumicis læves ac lapides- ‚centes, fecum attalit, quæ in Aqua calida inftar Bituminis lentescebant : quas ab Arena elutas, ac inflar ceroti diftentas, ulceribus vulneribusque applicabat, qua eafacile confolidabant, | In der Sraffichaft Sargans / bey der Badquelle zu Pfeffers / findet ſich eıne gelbe / zarte Erde / von welcher / als einer Terra Solari verſchiedene Wad Beſchrelbere die Wuͤrckungen diſes herrlichen Bads herleiten. Wor⸗ ‚von zu ſehen Tom. I. pag. 51. 54. * In diſer Gegne iſt auch hin und wider anzutreffen ein grauer ſchifferich⸗ — ter Leberſtein / oder Mergel. Von dem Gips. Geleichwie der Alabaſter iſt ein weicher Marmor / und hald alle Mars melſtein ſich laſſen brennen zu Kalch / alſo laſſen ſich auch Die Alabaſter⸗Stein brennen zu Gips / welches eine edlere Art Kalchs/ deßwegen zu Außzierung ‚gemeiner/ und ſonderer Gebauen / je mehr und mehr aufgeſucht wird. Ja es ft unſer fo genandter Gips ein wahrer Aabaſter / als der ſich laſſet 2 tl _ . und poliren / tie ein Alabaſter. In verfehidenen Sprachen heiffet det Gips / Gyyps / Spat / Sparkalck / Gypſum, Italianiſch Geſſo, Frantzoͤſiſch du Plaſtre. Es wird der Gips zum Gebrauch gebrennt / wiewol mit geringem Feuer / und in weniger Zeit/als der Kalchſtein / wegen geringerer Feſtigkeit / os der Zuſammenhaltung feiner Theilen. Nachdem er gebrande/geftoffen/ges ſiebet / und zugeruͤſtet iſt Fan man nicht nur damit die Waͤnde der Zimme- ven fchön weiß machen, fonderendarausgeflalten allerhand Bild⸗Wercke / ja mit Untermiſchung anderer anderft gefarbten Erden/ oder Steinen / den wahren vilgefarbten Marmel felbs nachahmen/ worinn fonderlich gute Meifter feyndie taliäner/ als die vortreffliche ftuccatur Arbeit zu verfertis gen wiſſen / und deßnahen in vil fremde Länder abgeholet werden. Es Dienet auch der Gips aͤuſſerlich in der Artzney⸗Kunſt in dem flieſſenden / auffgeworf⸗ fenen Krebs / ſtinkender / bͤßartigen Raud / Stillung des Gebluͤts. rs nerlich aber ifter ein Gifft. Es wird auch auß dem Gips, Plumbo ufto , undTerpentin mir Brandtentein aufgetweicht/ ein Steinfütt gemachet/mels ches gleich einem Marmor hart wird/und folglich dem Waſſer den Durch« gang ſperret. Es wird aber der Gips gefunden. In dem Canton Bern / im Yergalt/in den Berg Gyßlifluh / bey dem Schloß Biberfkein/ und dem Dorf Kuͤttingen / ohnmeit Ara) allwo dreyerley Arten Gyps heraus gegraben werden. 1, ein ſchwartzlechter / Der wenig / oder felten / zu nutz gezogen wird. z. ein weiſſer und weicher / weicher gemeiniglich gebraucht wird. 3 auch ein weiſſer und harter / aus deme als ei⸗ nem Alabafter die Kantzel zu Graͤnichen geſtaltet worden. So auch fine | det fich ein Gips bey Arburg. Wagner Hiſt. Nat. Helv. pag 39. | In dem Canton Glarus / inder Alp Muͤllibach / in der Pfarr Matt. | J In gemeinen drey Puͤndten / bey Tieffen⸗Kaſten / oder Teuffen⸗ Caſtel / Imum Caſtrum, im Gotts⸗ Hauß⸗Bund. J Ber Soglio im Ber gellerthal / allwo die Einwohner den Gips brau⸗ chen zu Vertreibung der Maufen/ und Raͤtten. Nachdem ſie den Stein ges brennet / und geſtoſſen zu einem ſubtilen Pulver / miſchen ſie daſſelbe mit dem Caſtanien Mehl / mann dann die Mauſe kommen / darvon zu freſſen / und der Gyps in ihren Maͤgen mit dem daſigen Hebel ſich vereinbahret in eine Maflam, welche in Dem Leib ſelbs verhartet / fo muͤſſen fie nohtwendig darvon zu Grund gehen. —9— a rer In der Graffſchafft Neuenburg / bey Boudry/ findet ſich ein Schnee⸗ weiſſer Gips / aber von keinem ſolchen grad der Feſte oder Dertigfeit 7 | 4 der * ' SE 13 )E- der Alabaſter / ſonder dereher und näher Föt zu bemStalaktita/oderTropfftein? von dem ich verfichert bin daß er mit dem Gips und Marmel in naha Ders wandſchafft ftehet. ; In der Graffſchafft Baden’ auf dem Laͤgerberg / wird gegraben ein chöner weiſſer Gips / fo vil anhero nacher Zurich gefieferet/und dahier verars ; eitet wird. Von der Mon⸗ Milch. Lac Lunare, Lac Lunæ, Mon⸗Milcch / iſt eine zarte / ſchneeweiſſe / ſchwammichte / luftige Erde / welche hin und wider in hoher Helvetiſchen Ge⸗ birgen holen Kruͤften angetroffen wird / und dem aͤuſſerlichen Anſehen nach san gleich ift dem Lerchenſchwamm / deßwegen ſie auch genennet wird Aga- ricus mineralis bey Ferr. Imperat. Hiſt. Natural, Lib, V. c. 41, Agaricum faxatile, bey Geflner. de Figur. Foflil, pag. 49. go. und Fungus Petræ- “us 1. c. Agricola deNat. Fofl, Lib. II, pag. 194. heiffet dife Materi nicht ohnfein Medullam faxorum, Sfeinmarf/Stenomargam, teil fie gleich eis nem Marfin den Hoͤlenen der Bergen und Felsrigen liget und von dan⸗ nen weiter abgefpület wird; dann fie eigentlich anders nichts ifly als eine ſubtile / zarte / in holen Felsgaͤngen ligende/und von Durchflieffendem Waſſer abgeſpuͤhlte und weiters in eine groſſe offene Hoͤle zuſammen gefuͤhrte / irrdi⸗ ſche Nateri / welche Anfangs wegen untermiſchten Waſſers weich / und fluͤſ⸗ fig, hernach aber je mehr und mehrertrofnet/und erhartet. Woraus ſich alfobatderhellet/ daß diejenigen irzen/ welche Difes minerale halten vor Flo« resargenti, Sifberbluft/ und vermeinen/ es wachfe und entſtehe auß gewiſſen Silberhaltigen von innerem Eingeweyd der Erden auffteigenden/und oben widerum fich ſamlenden Dünften: mann dem alfo were / fo müßten die Silberreichen Sächfifchen / und Ungarifchen Lande einen groffen Uberfluß haben, worvon man aber nichts weißt. Eher hatdie Monmilch eine Ders wandſchafft mit dem Tropfitein/ oder Stalactite, welcher/ fo er in denen Hoͤ⸗ lenen der Erden veraltet/ endlich (eine feſte / ſchwere gupsförmige/aug glate tenSpiegeithilchen beſtehende Geſtalt verwandlet in ein leichtes) moeifles/ der Monmilch gleiches Weſen / wie ich difes felbs fo wol in’ als auffert Helveti- Br wahrgenommen/meßmegen die Apoteker und Artzet zu wahrnen / daß ſie in Wehlung der Monmilch zum Artzneygebrauch behutſam ſeyen. Die bißher eingefuͤhrte Nahmen und Zunahmen unſerer Monmilch ſeynd “über 200. Jahr nicht alt: wann mir uns in denen aͤlteſten Schrifften Diofco- nNdis, eines Griechiſchen / und Plinij, eines Lateiniſchen Scribenten / umſehen / 32 ( 134 ES fo kommet ung vor der Stein Galattites, Galaxia, ſo auch Leuca, Leuco- graphia.Synnephites genand£ bey Diofc. Lib. V. cap. 150, und Plinio Lib. XXXVII. cap. 10. von dem fie fehreiben/ Daßer tritus Lactis fucco fit nota- bilis, einen milchweiffen Saft und Geſchmack von fich gebezund daher auch Milchſtein heiſſe: und mwiderum bey Diofc.Lib. V. cap. 152, ein anderer Stein Morochsus genannt garaxss x) Euaver@-, mollis & facile liqueſcens, der weich ifty und leicht im Mund zergehet/ dene Plinius ſchon zu feiner Zeit unter den Titul Galacitæ gefeßet : von diſem Galaftita, oder Morochto, iſt zu vermuhten / Daß eseine Art Mergel / oder unfere Monmilch geweſen / um fü vil deſto mehr / weilen derfelbe auch in Ainfehung der zugeſchriebenen Kraͤff⸗ ten uͤbereinkomt. Diß haben ſchon zu ihren Zeiten angemerket Geflner lc, B. de Boot. Hiſt. Gemm. & Lapid. Lib. II, cap. 228. und 229. und ande ⸗ remehr. Wann wir unfere Monmilch aufdie Waagſchalen unſerer Sins nen legen / fo findet ſichs daß fie ohngeſchmakt oder ſuͤßlecht /weiß/in Dem Waſſer zergehet / and demfelben hiermit eine Milchfarb zutheilet/ über DIE mit denen fauren chymifchen Geiftern in einen hefftigen Gahrungs- Streit gerahtet/ undift hierauß bald zu erfehen/ daß difes Minerale in der Artzney⸗ Kunftgroffe Dienfte Eönne leiſten / in Verbeſſernng und Dammungder im geib ligenden Saͤure / in Depp des fcharffen Geblüts / und in Anſe⸗ bung diſer biutverfüffenden Sigenfchafft auch denen Foftbarften gefigelten und ungefigelten Erden an Die Seiten gefeget toerden Fan. Einmal seiget die Erfahrung ſelbs / daß die Monmilch dienet in Dem Magenſod / deſſen Urs ach gemeinlich herzuhret von ſcharffetzenden / gallicht ſauren / Feuchtigkeiten; in der —— und anderen von des Harns Schaͤrffe herkommenden Kranckheiten; in denen Nierenſchmertzen und Harnsverſtopfung / namlich von ſaurem Schleim / wie ſie deßwegen auch in gemein zu reden eine harntrei⸗ bende Eigenfchafft an ſich hat; weiters in allerhand hitzigen / gifftigen Fie⸗ bern / ſelbs auch in anderen durch den Mund zugekommenen Vergiftungen / in allen Durchbruͤchen / oder Ruhren / und Blut⸗Fluſſen; inſonderheit aber wird diſere unſere milchweiſſe Erde angeruͤhmt / wo die Milch in den Bruͤ⸗ ften zu dick / oder geronnen / oder zu wenig gezeuget / oder geſchieden / wird mit andren hierzu dienlichen gebrannten Waſſeren eingenommen. Auſſerlich koͤn⸗ nen die Wund · Artzet diſes unſer Heil⸗Mittel mit nutzen brauchen / wo im- mer ſcharffe / flieſſende / geſaltzene oder ſaure Feuchtigkeiten ſtecken / in aller⸗ band offenen, alten / flieſſenden Geſchwaͤren / der Schencklen / Augen / und | anderentheilen des Leibs / in der Kinderen Frattigkeit. Unſere Vieh Artzet gebrauchen auch diſe unfere Stein⸗Milch in allerhand geſchwulſten der Thie⸗ ren welche Eigenſchafften / weil fie faſt alle zugeſchrieben werden auch dem Galactita, und Morochto, oder Milchſtein bey Dioſc. undPlinio, ung deſto eher Glauben machen / daß die Alten wuͤrcklich unſere Monmilch mit diſem Nammen betiflet. N) -EAULBS)ER- (Den 24. Nov.1706, ET 0 0 Natur ⸗Geſchichten es D Schweizerlands. Anhang bon der Mon⸗Milch. | 7 Un folget eine ordentliche Verzeichnuß aller der jenigen Ohrten des Schweizerlands / da die Monmilch gefunden wird. In dem Canton Bern findet ſich die Monmilch bey dem Weiſſenburger Bad / welches villeicht auch Daher feine Kräfte herholet. 0 auch auf dem Stockhorn / nach dem Bericht Geſſner. de Fig. Lap. ag 50. | | In dem Canton Lucern ift fonderfich berühmt auf dem Pilatus⸗ berg das fo genante Monloch / Moonloch / welches von der Monmilch her ſeinen Nammen hat / oder villeicht eher der Monmilch den Nammen ges geben / weilen dort alle Monmilch vor Zeiten geholer / und anderſtwo hin⸗ geführt worden / fo daß fich unfer Schweizerland / ing befonder aber diſer Lobliche Canton £ucern/rühmen kan des Urfprungs diſes nun in gang Euros . gemeinüblichen Nammens. Esligetdife Hole an einer fehr hohen / gach⸗ ſotigen Fluh / nicht weit unter den oberſten Spitzen der Berge auf der Sei⸗ ‚den gegen Alpnach: Ben ihrem Eingang iſt fie hoch 16. Schuh /breit 9. und flieffet immer außihro hervor ein Elares Waſſer mit einemangenehmen Geraͤuſch. Wann man ungefehr 10. Schritt hineingehet/fo öffnet fie fi in eine gröffere Weite / ſonderlich aber nach dem man in Die 300. Schritte fort gewandlet / folle fie fich merklich roeit in dem Eingeweid des Bergs auf⸗ fuhn. Wer ein mehrers von diſer Hole zu wiſſen verlanget / der leſe Geflne- zum in Deſcript. Montis Fracti, pag.66. und de Fig. I apid. I. c. ſonderlich aber Hrn. D. Lang von Lucern Ideam Hiſtoriæ Naturalis Lapid. Figura- tor, Helvet. cap.3. In einer anderen Hole des Bergs Wallenſtock / welche auch beſchrei⸗ bee Lang l.c. In 0 El 1 In dem Schynberg im Entlibuch. Wagner. Hiſt. Nat. Helv, ag. 341. | * dem Canton Schweiz auf dem Rigiberg. Wagner. .c. In dem Canton Underwalden/auf dem Berg Fontanen / in der Marı Gißweil. Wagner.l.e. RR In der Herafchaft Engelberg/in einer Hoͤle im Horbis. lItiner. pin. pag.18. F In dem Canton Appenzell im Zigerbach. In dem Biſchofflich Basleriſchen Gebiet / bey Delſperg / wird gefunden eine ſchwerere Art Monmilch / welche mit gelben Ochertheilen un⸗ termiſchet. Wagner. 1. c. J— Eine Meil von Brumtraut/in einem trokenen Berggelande ſamlet ſich auch eine Materi / welche der Monmilch ſich gleichet / ſo vi man abnem⸗ men Fan auß der Beſchreibung Claudii Deodati Panth, Hygiaftic, Lib. IL. | cap.4. Von dem Gegrabenen Einhorn. 4 Unicornu Minerale, Cornu Minerale, Unicornu Foſſile, gegrabenes Einhorn / nennet man gemeinlich ein Hornformiges / weiſſes / oder gelb⸗ lechtes / an der Zungen klebendes Minerale, welches etwann einem gewunde⸗ nen / oder geraden Einhorn / oder Hornſoͤrmigen Elephantenzahn / mehrmah⸗ len aber allerhand Gebeinen der Thieren und Menſchen Coͤrpern ſich gleichet / und hier und da unter der Erden gefunden / und hervor gegraben wird. Sonſten heiſſet es auch Ebur Foſſile, und Spodium Minerale, weilen es ei⸗ nem Elffenbein an Geſtalt / und Farb / gleichet. Ceratites von der Geſtalt des Horns. Lithomarga alba, welches fo vil mil ſagen / als ein weiſſes Stein⸗ mark; und vermeinet Cæſalpinus, daß dir Lapis Arabicus bey Dioſcoride anders nichts geweſen ſeye / als diſes unſer Unicornu foſſile, welches am fuͤg⸗ lichſten kommen kan unter dem Titul Oſſium foſſilium, gegrabener Beinen / weil es wahrhafte Thieren-und Menſchenbeine geweſen / und noch ſeyn; Es haben zwaren vil gelehrte Männer diſe Wahrheit vor wenig Jah⸗ ren ın groſſen Zweifel geſetzet / und ſich der Zeugung und Urſprungs halben diſer Hoͤrneren und Gebeinen zimlich mit einander zerſtoſſen / weilen die ein⸗ ten ſie gehalten haben vor wahre / in der Erden alſo durch ohngefehrde zuſa⸗ menrinnung eines Mergel-Safts / oder kunſtliche Außarbeitung eines Archei, oder klugen Erden-und Welt⸗Geiſts alſo geſtaltete Mineralia, andere aber vor wahrhafte durch wirkliche Begrabungen / oder bey Anlas der Erd⸗ bidmen / oder ſonderlich zur Zeit der allgemeinen Sündflut in der Fa bliebene 2 (197)5- ‚ bliebene Thier-und Menfchen-Gebeine. Und hat man difere Streitfrag vor fo wichtig angefehen / daß vor thunlich erachtet/ hiereon ganze Bücher / ‚ und Diflertationes zufchreiben Joh. Laurentius Baufch, Joh. Samuel Carl, ' Salomo Reifelius, Joh, Lucas Rhiem, Wilh, Erneftus Tentzel , Georg ' Wolfgang Wedel, und villeicht andere mehr. Abfonderlich hat man bey Anlas einer groſſen Menge dergleichen bey Eanftadt im Wirtemberger⸗ land vor wenig Sahren gefundenen Hoͤrneren / und Gebeinen / (mit denen Ihro Fuͤrſtl. Durchl. auch unſer Lobl. Züricheriſche Kunfl-und Natura- lien⸗· Kammer freygebig zubeſchenken beliebet) diſen Philoſophiſchen Procels von neuem beyderfeits/und zwar hitzig zu führen angehebt/und fo lang durch allerhand Grunde und gemachte Proben gegen einander actioniert, das Tenzelius bey FRIDERICO, Herjogen in Sachfenserft vor einem Jahr angehalten / Daß Ihr Durch. 6 moͤchte / den zwiſchen ihme / und D. Schnetter hierüber waltenden Streit / durch zuſamen beruͤffung der beruͤhm⸗ teſten Medicorum, naher Gotha/zu entſcheiden. Ob gleich hierauß nichts worden / ſo hat doch die unpartheyiſch gelehrte / Wahrheitliebende Welt dem Mineraliſchen Reich diſe Hörner entzogen / und dem Animaliſchen / oder Thieren Reich einverleibet ; fo daß nun wenig mehr ſeyn / Die daran weiflen / und Die meiften zwar der Zeit halben bis gu den Zeiten Des Sünde uffes aufiteigen. Abfonderlich hat fich bey erörterung Difer Streitfrag ver- Dient gemachet obgedachter Joh. Samuel Carl, Medicus zu Dringen/melcher in feinem Lapide Lydio Philofophico-Pyrotechnico ad Offium Foflilium Docimafiam Analytice demonftrandam adhibito, fü heraußfommen An. Asa. su Frankfurt / gar deutlich gezeiget / daß diſe Beine gleich anderen Beinen in der Geuer-Prob beſtehen / bey verfchloffenem Feuer ſchwarz / bey offenem aber calcinirt, und weiß / werden / ſonderlich aber von ſich geben ei⸗ nen flüchtigen urinofen Geiſt / und Salz / nebſt einem ſtinkenden Oehl / Oleo empyreum atico; welche von Feiner Marge/Stein-oder Erden-Saft zu er⸗ arten ſtehen. Diſen gegrabenen Hoͤrneren iſt eg ergangen / wie anderen raren Sachen; man ſpuͤrke bey ihnen ein Medicinaliſche Kraft / und erhebte dieſelbe fo hoch / daß man fie vor ein herzliches Giftmittel / und bald vor eine allgemeine Artzney dDargegeben/und denen Materialiften, und Apotheferen Anlas gemachet/ihre Beutel trefflich durch theure verfauffung eines ſo Eofts baren Schases zu ficken. Nunmehr aber/meil man fie in groffer Menge haben kan / fallet fo wol der Preis / als die gehabte hohe eftime, fo Daß nun dife veralteten / villeicht_oft von einem Schindacker genommene / Beine geſetzet werden in gleiche Bank nebft anderen zuſamenzeuhenden / abforbirenden/ verſuͤſſenden / Schtoeißtreibenden / Blutſtillenden / Bichtvertreibenden Ars neyen / denen ſie bey gegebenem Anlas untermiſchet werden. Ich m. mi 860338) Mich nicht länger aufhalten bey erzellung der Weiſe / wie eg in unſere Leiber wirke / und je nach bewandtnuß der. Krankheiten / oder Umſtaͤnden des Ale ters / Zeit/ ꝛc. ſolle zubereitet werden / ſondern ſchreite fort zu benennung Der eg Dhrten des Schweizerlands / da dergleichen Beine gefunden worden. | | In dem Canton Zürich / in der Leimgrub bey Wiedikon / ein halbe Stund von der Statt / ſein vor wenig Jahren in simlicher Tieffe ges funden worden Zahnezund anzeigen von einem ganzen Hirſch- Bein Geruͤſt / welche meines erachteng auch unter gegenwertigen Titel gehören, In dem Kanton Bern hat auch vor wenig Jahren ein Mann 3, Stund von Bruck ein Neu Hauß aufbauen wollen / und tieff inder Er⸗ den / als er das Fundament gegraben / ein Horn gefunden/melches ganz rund / zwey Ellen lang / faſt ein viertheil Ellen Diefzund ohngefehr 20. Pf. am Ge⸗ wicht gehalten. | — So iſt auch An. 1520. bey Bruck an der Aaren gefunden worden ein glattes / zwey Ellen langes / innwendig weiſſes / außwendig gelbes Eins horn / welches einen lieblichen Biſemgeruch von fich gegeben /ſonderlich / wañ man es nahe zum Feuer gehalten. Wagner Hiſt. Nat. Helv, p.344. In dem Canton Schweiz ward auch vor etwas Kahren an dem Aafluß bey Arth ein ſolches Horn bervorgegrabensdeffen Befchreibung mie jeztgedachtem Berneriſchen überein fomt. Wagner. 1, c. wir In dem Canton Bafel ift im Junio An. 1685. von einem Fifcher auß der Birß hervorgezogen worden ein 8. pfündiges Einhorn / eines Arms dick und lang / deſſen gedenfet Hr. Eman, König Regn. Mineral, Sect. III. cap.X. p. m.304. In der Grafſchaft Baden iſt An. 1665. ein Einhorn hervorgegra⸗ ben worden / welches die domahls anweſenden Herzen Ehren-Befandten un⸗ ter ſich getheilet. Baͤren Jagd. Den letſten Aprel ſt. v. 1706. iſt an den Graͤnzen des Blarner; lands / aber im Urner Gebietrin dem Wengiswald / der an die Kam» mer⸗ Alp ſtoſſet / ein Bar erlegt worden / der den Urneren unter ihrem Vieh groſſen Schaden zugefuͤget. Den Urneren fein zu aufjagung diſes Thiers 300. Mann von Schwanden / und Glarus zu Hilff gegogen/ welche zum Zeichen Des Siegs zwey Tappen/ einen vorderen’ und hinderen / zuruk ger bracht / die Urner aber/weil ber Bar auf ihrem Gebiet erlegt worden / haben den Coͤrper behalten. | | 3 M.48.) 30180 ) Im (Den 1. Dec. 1706. e oo NNacur Geſchichten Bgleich die eigentliche Beſchaffenheit der Seelen / dero Gedanken / J und Mitleidenſchaft des Leibes ein noch verborgenes Geheimnißy ü und ſo verworrene Sach / daß weder Die einten / noch anderen/ Welt⸗ weiſen bis dahin die innerſten Tieffen der Wahrheit ergruͤndet zu haben ſich xuͤhmen doͤrffen / und inſonderheit was Die Verſchiedenheit der Menſchlichen Gemuͤhteren in Anſehung Der guten / oder ſchlechten Gedaͤchtnuß / hohen / ſubtilen / oder einfaltigen / groben / Verſtands antrift / weder die Ariſtotelicã mit ihren fo genanten Qualitatibus primis, oder erſten Eigenſchaften / der Wärme Kälte’ Feuchte und Trokne / als 4. Haubt-Säulen ihrer Welt weißheit / noch bie Epicureer und Gartefianer mit ihren vilfaltig geſtalteten / ee ae ee rn ee Loͤchlein des Gehirns / und Nerven zurecht kommen; ſo ift doch DIE gewiß / daß die Site ten der Menſchen ſich richten nach) Der complexion, oder Beſchaffenheit des Leibes / und diſe in gemein zureden entfpricht Der Natur /oder Art der Landes ren / welche wir Menſchen bewohnen. Quæcunque attribuit conditio naf- cendi & corporis temperatura,cum multum fe diugue animus compofue- zit, hærehunt. Nihil horum vitari poteft , non magis quäm accerfi, Senec, Epiſt. 11. Daher Fommet die verfchiedenheit der Sitten in verfchiedenen nderen / welche gar wol entfpricht Der werfchiedenheit der Angeſichteren / und igen beyde klaͤrlich an die allermeifelte außtheilung Goͤttlicher Gaben / und Alimachts· Kraͤften. Ja Daher Fommen auchdie fo verfchiedene Zuneigun⸗ | an welche etwan ganze Voͤlker haben zu gewiſſen Krankheiten / deren Erkantnuß folglich Dil hersühret von der Wiſſenſchaft der Landsarten ſelbs. a betsachtung deſſen fol ein jede Nation dahin ——— 7 IRRE erland 53 190 Jr kerland tool erfundiget /und in grundtliche Erfahrung aller Theilen / und Eigenfchaftenygebracht werde. Ein geringes Mufter fol fein gegentvertige Unterfuchung der Befchaffenheit des Schweigerlande / worzu aber nöhtig eine Gegenhaltung anderer Laͤnderen / welche in möglichfter Fürge vorftellen?, und von denen Voͤlkeren / welche unfer der Linienzoder wenigftens in dem beiffen Gurtelftvich der Erden mohnen/den Anfang machen werde. In Die fen Africaniſch. Aſiatiſchen / und Americaniſchen Landeren ſtehet die Sonn mehrmahlen Senkelrecht ob den Bewohneren / oder weichet auch in denen Minter-oder Regen Monaten dann der Winter allda nicht beftehet in Schneesfondern in beſtandig warmenrungefunden Regen ) nicht weit von ‚dem Zenith ab. Daher ift fich nicht zu verwunderen / wann Die gerad ein» fallende Sonnenftralen eine merkliche / und in denen vom Meer entfehrnten Ohrten faft unertragliche Hit verurfacheny die Lufttheil auß einander und in groffe Bewegung treiben / den Lauff des Gebluͤts / und Geiſteren / gewaltig vermehren / den Zuſamenhang der geiſtreicheren / fluͤſſgeren / und dickeren / oder groͤberen Bluttheilen aufoͤſen / jene in groͤſſerer Maß durch die Haut⸗ köchleinzund andere Weg wegjagen / die anhenkung der nehrhaften Theilen an die laͤhre Loͤchlein / oder mangelbare Zaͤſeren verhinderen / und faft allein Die groͤberen / irr diſchen / Salzichten Theil/denen der Hautpaß zu eng iſt / zu⸗ ruf in dem Leib behalten / weßwegen daſige Einwohnere von brauner / ſchwarzer / Farb gleichſam außgebrant ſeyn / kleiner Leibsgeſtalt / mager / de⸗ nen Verſtopfungen innerlicher Gliederen / ſonderlich aber derſelben harten / ober ſcirrhoſen / Geſchwulſten / Raud / Außſatz / und anderen dergleichen uns flatigen/fchtveren/ Krankheiten unterworffen / worauß dann / gleich als im vorbeygehen zu gewahren / daß nach jeztgelegten Fundamenten in derglei⸗ chen hitzigen Laͤnderen mol dienen kan eine fo genante Medicina Galenies, welche infonderheit mit geringen Mafferechten Tranferen den Abgang der | Blut⸗Waſſertheilen erſetzet / und die fonft einſchmurrende Geſtalt der Adern in einer erforderlichen Außdehnung unterhaltet. Die Gemuͤhter diſer Voͤl⸗ keren fein nicht weniger mit allerhand Schandflecken bekeget / als die Leiber. In ihrer Policey wiſſen fie faſt hoͤher nicht zu ſteigen / als zu einer allen vers nuͤnftigen Menſchen unanſtaͤndigen Sciaverey; fo gar fein ihre ſinnlichen Geiſter under dem Joch allerhand groben / irrdiſchen Theilen / daß fie ſich nicht wol koͤnnen hervorſchwingen / nach der Freyheit / oder nach mehreren Kuͤn⸗ ſten und Wiſſenſchaften zu gelangen + als die Nohtdurft des Lebens von ihnen forderet; wo ſie aber Eönnen empor kommen / da wuͤten fie bis zudem höchften Grad der Tyranney / ſo gar / daß fie wider das allgemeine Men⸗ ſchenrecht einander freſſen / wie infonderheit diß von denen Americaneren bekant. Wenden wir uns zu den Polariſchen Landeren / in dem kalten / uns bekanten J Il 191 SE bekanten / Erdengurtel da die Sonn denen Bewohneren auf dem ganzen Horizont umher/aber fo nider gehet/daß Feine fo gar empfindliche Warme in der Luft kan verfpuret werden/und deßwegen nach Söftlicher DBorfehun | Er Monatlich-und halbjährige Längeder Tagen muß erfegen Den Mangel er Sonnenhöhe/ fo finden wir widerum ein elendes Leben bey Menſchen und Bieh; dag Gebluͤt mird langfam in feinem Kreißlauff fostgebrachts und leidet auch feine ſo genante innere Bewegung / weilen Die Theite Defs (ben nicht wol außeinander gesogen/oder von einander zertheilt werden / ondern under ſich behangen bleiben’ folglich die Seifter auch nicht koͤnnen ſubtil herauß kommen / und uͤber diß die durchdaͤmpfung theils von der Kaͤl⸗ ke / theils von ſchwer aufligender Luft merklich verhinderet wird / alſo daß ſich nicht zu vtrwunderen / wann daſige Volker / oder Die dahin reiſen / vik auß⸗ ſtehen muͤſſen von der Gefrörne/Fattem Brand / Bauchgrimmen / Schlag⸗ fluß / Scharbock / und allerhand Haut · Schaͤden / fo ſich in Geſtalt hitziger Brennblatterlein aufwerffen. Was von ſolcher Leuthen Verſtand / und Wiſſenſchaften zu halten feye / iſt leicht auß jeztgemachter Beſchreibung abs zunemmen / wann die ſubtilen Geiſter under den groben in einem Hirnkerker gefangen figen/und oft von Kälte gleichfam erſtarren / ſo Fan nichts fonders ‚Lichs zum Nutzen der Gelehrten Welt / oder auch der Menichlichen Geſell⸗ aft außgebrutet werden. Und begeuget auch Die Erfahrungs daß folcher euthen Verſtand fich weiter nicht erſtrecket als ihre nafende Haut mit Beltzwerk vor der Kaͤlte zu bewahren / und ihr Leben mit Feſchen m übrigeng in einer fregen Sclaveren unter dem Gewalt benachbarter Fürs ften zufeben. Gluͤklicher als jezt befchribene warme / und kalte Erdenftrichy ift der zwiſchen ligende Theil / ſo Europa / und andere in uͤbrigen Weltthei⸗ jen ligende Länder in ſich begreiſt / namlich von dem 23. grad der Polus hohe bis zu dem Polarzirkel / wiewol difer fogenante temperierte, oder mittelmaͤſ⸗ ige / Gürtelſtrich widerum feine groffe Berfihiedenheiten hat / welche mir ürzlich durchgehen wollen/und alfo um unſer Schmweiserland her eine Phi- lofophifche Reife anftellen. Gesen Mittag haben wir Italien /ein Land, in welchen die Beifter fubtsl/und nach dem Willen ihrer Fuͤhreren zu gu⸗ tem / und boͤſem / ſehr tauglich ſeyn. Animus omnium rerum capax. Neque ingui impetu, & tantùm ad Nature Imperium, ſed erudite, & cum arti- icio virtutes aut vitia fequuntur, Barclaj. Icon, Animor. cap. 6. Daher ‚auf dife Nation , welche sin Mittelgattung ift zwiſchen den leichtfinnigen ranzoſen / und gravitetifchen Spanieren/und in Anfehung des Tempera- ments überein komt mit der Englifchen / fich reimet jenes Spruͤchlein: Ubi bonus, nemo melior, ubi malus, nemo pejor, Es veranlajet fie aber Die Befchaffenheit des Lands / und darinn machfender koſtlicher Pflanzen, un und Fruͤchten / zu einem weichen / wolluͤſtigen Lebenveher als zu Kuͤnſten und Wiſſenſchaften / welche ſonſt auch nach Denen Maximen der herzfihenden Religion gehemmet werden. Sehen ir hinuͤber auß Stalien in Frank⸗ reich / ſo treffen wir an.eine mehrere Sreymübtigkeit / und ungezwungenk ſo angenehme Lebensart / daß die übrigen Europeiſchen Voͤlker Daran ver” aͤffet ſo wol die Kleider / als Sprach / und Maniere de vivre, nachahmen⸗ Ihre Geiſter fein ſubtil / geſchwind / und zu allem tuͤchtig / wie inſonderheit auß dem ganzen Ablauff des Lebens Ludovici XIV. jest regierenden Kos migs zu erfehen/mwelchem mit Recht diß Lob gebüret/daß er ın der Taht gezei⸗ get / wie hoch die Faͤhigkeit feiner Undertahnen in Künſten und Wiſſenſchaf⸗ ten / ſo wol zu Sriegs-als Fridenszeiten Fönne ſteigen. Es manglet aber diſen ſubtilen / lechten Geiſteren die Soliditet, oder Feſtigkeit / daher die Franzoſen dag jenige/ was fie. in Der Eil / und bey erſter Anſicht / erſchnappen Ednnen/ wegnemmen / aber die Gedult nicht haben / ob einer Materi lang zu ſitzen. Jactamur per omnes Scientias, neque immergimur, ſagt Gramondus, ein Landsmann. Ich ſchreibe diß / und anders / von diſer und anderen Nationen in gemein / und dinge hiermit unter denen Italiaͤneren / und Franzoſen / die jenigen vortrefflichen Manner auß / welche ſich in die Materien / fo fie vor ihnen gehabt / mit unermuͤdetem Fleiß vertieffet haben. Reiſen wir weiter über die Pyreneifchen Gebirge in Spanien / ſo finden wir eine muͤſſige Nation von hoher Einbildung. Deren Geiſter fein nimmer fo fubtil/aber Axer, oder unbeweglicher / daher fie £ieffiinnigrund in ihren Unterfangungen langſam / aber wolbedacht einher gehen. Recondite illis mentes, & ad Ienta confilia ĩdoneæ. Barclaj. Icon, An, cap. 7. Man fan tie von ihren Leiberen / alfp auch von denen Gemubteren der Spanieren ſagen / daß fie eine Mittelgats tung ſeyen zwiſchen Den Europeeren/und Africaneren. Alfo dunken mich Die Engelländer fein eine Mittelart zwiſchen den Spanierenrund Nordis ſchen Voͤlkeren / mit jenen theilen ſie die Tieffſinnigkeit / mit difen aber die Sroßmuͤhtigkeit; jene zeigen fie vilfältig in allen Künften und Wiſſen⸗ ſchaften 7 welche bey ihnen mehr als an einigen anderen Ohrten im Flor / ſeyn: Dife geben fie zu erkennen in ihrem £aglichen Umgang / und denen Kriegen / ſo ſie zu Waſſer und Land führen. Anglis ur plurimum gravis animus, & in fe velut ad conklium feduätus : feipfos & fuz gentis mo- res , ingenia , animos , eximie mirantur, Barclaj, 1, c. cap. 4. Die Schottiänder ins befonder kommen in gar vilen Stucken überein mit der Schtoeizerifchen Nation, wie gu fehen auß Sibbaldi Prodr, Hit, Natut, Scot, Parı,l, Lib, I, cap. 16, &c. Y r 1.49.) le (Den 8. Dec.1706. ET 0 ρορα. Nacur ⸗Geſchichten Des Schweizerlands. en wepter Chef, Don der Schiveiseren Ceibs und Gemühte | Belihaffenh:it/Lebensart/Sitten/i. | Se Daͤnen / Schweden) und andere an und um die Oſt See F ligende Nordiſche Voͤlker / ſein zu allen Sachen fähig / wann fie ihre im Schleim flecfende Seifter wollen aufmunteren/und durd) die übung die durchdaͤmpfung ihrer Leiberen beförderen/mie fie dann in Der um Krieg nöhtigen Staͤrke und Herzhaftigkeit ſich zu allen Zeiten gegeiget/ ſonderlich in denen mittleren Sahrhunderten als fie unter dem Titul der Gothen faft ganz Europam uͤberſchwemmet / und unfer ihr Joch gebracht / unter Guſtavo Adolpho /bis zu End der Teutſchen Landen durchgetrungen / und auch diſer Zeit / unter einem dapferen König von deſſen Nachkoͤmlingen / gewaltige Bewegungen in Norden verurſachen. In Künſten und Wiſſen⸗ Ihaften üben ſich diſere Volker heutigs Tags fo krefflich / daß es ſcheint / die Minerva, wie ſie auß Aſia allgemach gewichen in Griechenland / von dar in Italien / von hierin Frankreich / Spanien / ſich jezt nidergelaſſen habein Teut⸗ ſchen/ und angraͤnzenden Nordiſchen Landen / wie deſſen inſonderheit Zeugen ſein die Nova Literaria Maris Balthici, ſo zu Lübeck ſint An. 1698. herauß⸗ kommen / und die Nova Literaria Germaniæ, welche ſint An.ı 703.3u Pam⸗ burg getrukt / und an beyden Ohrten fortgeſezt werden. Die Teutſchen / | zu denen wir auch zum Theil ung rechnen / haben tumme ingenia, und grobe Sitten in groben Leiberen / wann wir glauben zuftellen denen Außländiichen/ ſonderlich Franzoͤſiſchen / Scribenten / als einem Johanni Bodino, Joſepho Scaligero, Cardinali Perronio, Dominico Bouhours , und anderen mehr/ und muß die Teutſche Nation es vor eingroffes Glück halten / das Adrianus | Baillet | 80194) 5 Baillet in feinen Jugemens des Scavans denen Teutſchen eine Faͤhigkeit zu groſſer Gelehrte zuſchreibet / wann fie durch langwährende Gedult die Arbeit wollen laſſen Darüber gehen. Es haben diſe unwahrhafte Zulagen / zur bes ſchaͤmung unferer Gegenpart / widerleget Morhof, Schurtz fleifch / Cramer, Richey, und andere / und Deutlich erwieſen / daß der Teutſchen Verſtand nicht on Ruken / ſondern im Gehirn / ſeinen Sitz habe / und ihre fo wol hohen / als nideren / Schulen Feine Efel zu Lehreren haben. Ihre herrlichen Schriften wachſen nicht in einer Nacht auf/gleich denen Pfferlingen/fondern fommen fie faur an 7 weilen fir/ihr phlegma zu uͤberwinden / die Mühe mit Gedult lafjen über alles gehen/was fie unterfangen/fo wol in Künſten / als Wiſſen⸗ ſchaften / zu Kriegs-und Fridens Zeiten. Unſerer Schweizeriſchen Na- tion gehet es noch ſchlimmer / und wurden vil kein groß Bedenken tragen / uns Den Thieren zu zurechnen; Unſere Landsleuthe die Teutſchen ſelbs / und unter denen ſonderlich die jenige / welche das Schweizerland niemahl anderſt ale in den Charten / oder in ihrer Einbildung geſehen / haben von unſers Landes Beſchaffenheit ganz falſche Gedanken. Georg Detharding in einer Difp. von der Sefunden Luft zu Roſtock / gehalten daſelbſt An. 1705. ſchreibt von unferer Schweizer-Lüft / gleich auch von der Tyrol-Kaͤrndti⸗ ſchen / und anderer Bergluft / daß wegen ihrer ungefund-und Grobheit die Bemuͤhter der Cinwohneren ganz tumm werden / und wir Schweizer ing bes ſonder eben deßwegen das Heimwehe bekommen ; weil wir ein reinere / und geſundere Luft nicht koͤnnen vertragen / gleich denen Widhopfen / welche an den ſtinkenden Miſt gemehnt / anderſtwo nicht leicht truͤhen / oder jenem Wittenbergiſchen Henkersknecht / deſſen Salmuth gedenket Centur, 3. Obſ. 31: daß er don einer Ohnmacht / in die er bey Anlas einer twolriechenden potheck gefalleninicht eher habe Eönnen zurecht gebracht werden/ bis fein Meiſter ihne in ein Secret geleget. Wie fich aber difere Gedanken reimen nebft dem/fo oben Tom.I. N.ı5, von dem Heimwehe gefchrieben worden / kan jeder vernünftiger leicht ermeſſen; und noch mehr die Wahrheit erken⸗ nen auß dem / was jezt folget. Richten wir unfere Gedanken auf die Polus- hoͤhe / ſo ſehen wir bald / das unſer Schweizerland ſeye eins von den mäffige ſten / als welches liget unter dem 46. und 47. Grad / hiemit faſt in der mitte zwiſchen o. Grad / da Die Lini iſt / und 90. Gr. bey dem Polo, das iſt / zwiſchen der groͤſten Kalte / und der empfindlichſten Waͤrme. Unſere Lufttheile muͤſ⸗ ſen in Anſehung der dünn- und dichtung Feine ſonderlich groſſe / oder dufe ferite’Sewalt außſtehen. Gehen fie in groͤſer Sommerhitz unter Tagen | auß cinander/fo zeuhen fie fich in Denen folgenden/obgleich Eurgen / Naͤchten widerum einzundlaffen alfo von ihrer Bewegung ſtuffenweis nach/ fo daß. allezeit / das ganze Jahr hindurchrinnert 24. Stunden die Kalte und er m u Sinn kommen. Befigen die Schweiger das oberfte Land von Europas fo wird Die aufftehende Luft fie nicht fo ſtark truken Fönnen / wie andere / ſo nidrigere Ohrte innhaben: folglich wird die in ihren Leiberen / Aderen / Ge⸗ bluͤt / ſich befindende Luft wenigeren Widerſtand finden in ihrer Außdehn⸗ kraft ( vi Elaftica ) ſonderlich wann fie von den Thaͤleren muͤſſen ſteigen was wir in gemein abgehandelt haben in Form einer grumdtlichen Zueig⸗ nung befräftigenyund erftlich reden von unferer Nation Gefundheit/ in Ans Khung der Leiberen / und Gemuͤhteren. Das unfere Lande beruhmt nord | ' ! wege 52 ( 196 ) SE —— —— —— —— ———— — — — — ——— — — wegen Geſundheit der Luft / Waſſeren / und Einwohneren ſelbs / wird jeder⸗ mann geſtehen / der uns kennet. Die Bewohnere unſerer hohen Gebirgen⸗ und überal unſere gemeine Burger und Baursleuhte / ſein gemeinlich ſtarken Leibs / zu ſchwerer Arbeit von Kindheit auf gewohnet / welches dann ſelbs ihre Glider noch mehr ſtaͤrket / den Einfluß des Gebluͤts / und Geiſteren in ihre Spannaderen / und Maͤußlein befoͤrderet. Sie leben über diß einfaltig/ mit Waſſer und Brot / oder Milch und Milchipeifen / und Fruͤchten 7 fie wiſſen nichts von froͤmden / niedlichen Speifen/und Getraͤnken / ſondern be- helffen ſich deſſen / was die guͤige Natur des Lands ihnen darreichet / und fein deßwegen keinen / oder wenigen / Krankheiten unterworffen / fo Daß man vil Menſchen antrift/die bis auf das 80, 90. und zoofte Jahr Fommen’ ohne vorhergegangene Krankheit. Wann ung Schweizeren fol zugeleget werden ein Zunahm / hergenommen von der Lebensart/fo gebuͤret ung mit beftem echt der Titel zaraxl Payar, der Milchefjereny an ſtatt jenes vers ächtlichen Der Kühmelkern/melchen der Haß benachbarter Teutſchen ung zu⸗ ſetzet. Dann wir ung/fonderlie) in bergichten Landen / mriſtens behelffen der Milch / und daher gemachten Speifen und alſo annoch zeigen koͤnnen Die einfaltige Lebensart der erſten Menſchen / von denen Ovidius Faſtor. Lib.4. v. 36. Lafte mero veteres uſi memorantur, & Herbis Sponte fua fi quas Terra ferebat, ait. Gleichwol iſt auch ein Unterſcheid zu machen / und vil Mißbraͤuche / welche ſint etlich 100. Jahren zum Nachtheil unſerer Geſundheit eingeſchli⸗ chen / und je mehr und mehr uͤberhand nemmen / nicht mit ſtillſchweigen zu uͤbergehen. DH von unſeren Bauren haben dieſe ungereimte Gewohnheit / daß fie den Magen belaftigen mit all zu vilen Spelſen; Sie eſſen u Mor⸗ gen / wann fie aufſtehen / oder an die Arbeit gehen / hernach um 9. Uhr / drit⸗ tens zu Mittagg / viertens zu Abend / und fuͤnftens zu Nacht / und allezeit alſo / daß fie geſaͤttiget werden / wann dann kaum eine Dauung der anderen mag Platz machensund der Magen zu beſtaͤndiger Arbeit angehalten wird / ſo iſt fich nicht zu verwunderen / daß unangefehen der ftrengen Arbeit/welche wi⸗ derum außdauen macht/fich in dem Magen / Gedaͤrmen / und übrigem Leibe famlen vil Schleimerigkeiten/melche Anlas geben zu allerhand Verftopfuns gen / und daher rührenden Rranfheiten. Ich wil nichts reden von dem / daß diſe ſchandliche / vilfraͤſſige / Art unſere Leuthe in anderen Landen / wo ſie hin⸗ kom̃en / verhaßtmacht. Hierzu hilffet nicht wenig unſere Gewohnheit die Kin⸗ der zu erziehen / da wir fie gemeinlich allzu oft / und zu geſchwind / mit Speiſen anfullen/und dem Magen nicht fo vil Ruhe laſſen / daß er fich koͤnne er⸗ holen. Auß welchem Sundament gar vil bey ung fich einfindende Kinders krankheiten herzu leiten. 36, m? — er 4 N.50.) 2 (197 )88- (Denis. Dec. 1706: oe ee 0 0 Sr- | Nacgur⸗Geſchichten Schweizerlands. a? — — — — 9 — — — m em —— — — —— — — — — — ae — — —— — — —— — — ꝰ ⸗— — — — — — LPehrnere fortſetzung a Don der Schweiseren Beibe-und Gemuͤhts — Beſchaffenheit / Lebens art / Sitten. Nwolbemittleten Haͤuſeren vernuͤget man ſich nicht mehr mic unſe⸗ rer Landskraft; froͤmde Speiſen / und Getraͤnke müffen je mehr und Bmehr auß Italien / Frankreich / Teutſchen / und anderen Landen her⸗ und eingefuͤhrt werden / welche maͤchtig ſein unſere Schweizeriſche Natur gemaͤchlich zu veranderen / die Geſundheit zu zerſtoͤren / und allerhand froͤmde Krankheiten ins Land zu bringen. Ins beſonder haben diß auch zu bemer⸗ Een die Milchreiche Cantons / welchen die froͤmde Italiaͤniſche / und andere Ennetbirgiſche / Elſaſſiſche / Weine die Milch im Magen ſcheiden / und darauf zu allerhand Krankheiten Anlas geben. Wie wir in zuziehung der Krank: heiten fehlen wider die Gebräuche unferer Vorelteren / welche vil einfältiger/ als mir/gelebet/und fich mit ihren Landsfruͤchten benuͤget / alfo toeichen wir nicht wenig ab von ihrer Weiſe / die Krankheiten zubeilen. Man behalffe fi) ehemahl / wie annoch an verſchiedenen Dhrten unferer Landen/derjenigen Mittlen / welche das Schweizerland ſelbs hervor bringet: Nun aber lehr⸗ nen wir mit froͤmden Speiſen froͤmde Sitten / froͤmde Kleidungen / und oͤmde Heilungsmanieren mit froͤmden Artzneyen / da in unſeren Bergen/ haͤleren / Waͤlderen / Wieſen / Aekeren wachſen fo vil / und herrliche Kraͤu⸗ ter / und Mineralien ‚deren Kraͤfte / wann fie mit Fleiß unterſuchet wurden, jenugfam meren zu heilung auch derjenigen Zuftänden / welche wir auf — Landen / und durch froͤmde Lebensart / uns zu ziehen. Don diſer ateri aber wird anderſtwo in mehrerem zu reden ſeyn. Ich ſchreite fort von dem / was wir ſeyn ſolten / und koͤnten / zu dem / was wir ſein / und ung deſſen mit grund der Wahrheit ruͤhmen koͤnnen. Ich wil widerum reden | von runden 4 F i 4 £eB / 3 ( 108 SEI» N en ———— ——— TEE REN EEE — 5 runden Kreiß umher tangen/und zwaren alſo / daß fie einanderen den Ru⸗ ken / und nicht das Angeſicht / vorwenden / worvon ing befonder zulefen Nice Remigius Dæmonolatr. Sag. Lib. I. cap, ı7. als welcher waͤhrenden ſeines Richteramts in Lothringen / innert 15. FJahren 900. ſolcher elenden Leuthen in Verhaft gehabt. Baptiſt. Codronch. de Morb, Venef. Lib III. cap.8. undanderemehr. Bolten wir difere Meynung recht underſuchen / ſo muͤß⸗ ten wir vorher andere Fragen von der Hepenexiftenz, Außfahrt/ / Zuſamen⸗ kunſten / Taͤntzen / erohrteren / welche ich lieber wil in der Sinfternuß ligen lafe” ſen / wie fie ligen / um fo vil mehr / weilen auch/die auf der bejahenden Seiten’ ſtehen / meines Bedunkens unrecht dran ſeyn / wann fie unſere geſengte Graß⸗ Cirkel anſehen vor Tanspläge der Hexen / oder unterirrdiſchen Bergmaͤnn⸗ lein / mit welchen wir auch dißmahl uns nicht wollen bemuͤhen / ſondern deren Geſchichten ſparen auf einen anderen Anlas. Gröffere Bernuͤgung finden’ wir in anderenznatürlichen/Urfachen/unter welchen der gelehrte Engellaͤnder M. Lifter vorftellet der Maulwürffen zwar oft unordeneliche / etwann aber auch in die rinde gehende Arbeit / mordurch die Wurtzen der Kraus ‚teren abgeetzet werden/und dife alfo verdorzen ; weilen fie aber auch bey Die’ fer ihrer Arbeitihren Unraht ablegen/fo möge derfelbe das Erdrich alfo Düne” gen / daß in folgenden Jahren dergleichen Kreiſe / wie esgemeinlich gewahret wird / ein fetter und grüner Graß / als das nebenſtehende iſt / geben. Diſere Muhtmaſſung aber wirffet alſobald über den Hauffen nebſt andern Be⸗ trachtungen die Groͤſſe ſolcher Kreiſen / welche zwaren etwann nur 6. bie 8. in gegenwertigem aber im Durchſchnitt hat 15. bis 16. Schuhe / und ans derſtwo wol 40. bis so. Ruthen? weicher Gruͤnd allein auch umſtoſſet eine andere Muhtmaſſung / daß namlich dergleichen Kreiſe entſtehen / wann die Kuͤhe in einem Ring alſo beyſamen ſtehen / daß ſie ihre Koͤpfe zuſamen hal⸗ ten / da dann der in ſolcher poſtierung abfallende Harn und Kaht einen runs den Kreiſe indem Graß vor anderen Theilen der Miefen auß duůngen. Beſſer vernuͤget ein Wahrheit liebendes Gemuͤht Die finnreiche Meynung Roberts Plot ‚welche er weitlaͤuffig erklaͤhret in feiner Natural Hiſtory of Staffordshire Cap.I. pag 915. &c. und kurz dahin gehet/daß die Urſachen dergleichen ges’ fengten Kreifen nicht zufuchen feyen in der Erde/oder nachft auf derſelben / fondern vilmehr in der oberen Luft / und namentlich herzuleiten von dem Wetterleuchten / und Stral / welche mann fie durd) die Wolken drechen / in der Luft einen gleichen Widerſtand finden / und deßwegen ſich in die runde außbreiten / in Geſtalt einesConi, oder Kegels / und auf der Erben einen auch runden Ring zu einer Wirkung ihres durchtringenden Schwefels dahinden laſſen; oder zwey Ringe nahe beyfanıen in gleich lauffenden Linien / wann auß einer Wolfen an ei⸗ nem Ohrt given Außbruͤche geſchehen von welchen der lerftere eine weitere Öffnung machet in der Wolken / und auf der Erde den grofferen Kreiſe abzirklet. Von diſer Materi Fan wegen Enge des Pla Res allh ier ein mehrers nicht eingerufet werden. Das game Cremplar loſtet far. Ga 3 IN NDS I N () (/ (} RO —9 I) N R) MN I IM Pæsuli ac errimi Mon /BV _ | \ Empli ord: Cisl Abbati.Di, | |gnipöno Patrı acizienati faverlifumo haneVilleGiia] | teriarie delmeakionem Xen) ——* oeo devolis. DD. Gjusden us Fhius F.I. D.ER. Tiefenauw, NFC NAATTTERN AN Pelineavif. — — HNINI) \ \ | IN \\ ! | IN N NN I! ll Ih N W | | | N N |! \ f. IVÄR, I), N al [TANIT N INHURN N = IN 0 \ IN N \ N \ ! ı \ \\ | N —— —— — — — » ’) N N 9 — 900 ß ANHINANR AN3/ 7908 N NRUNB IN | / —— N 2) Beh es Ken ei ; —* —— Hl Au L uf * Tab.I1. — —— — J — —— * —— % e 5 N SOON S DE ua&—m * IN rent r A . f 7 4 NEN 7: y J RR FE N NEM = R Aue SU \ N Ü RR N ERÜ, —J —— — — RR Ss 24 — * > £ * Joh Meyers J PrLk- Kan} ern, 4 — ee! ur. — = — N — Er) Aryee Br 7 —— — ET RR * iR ER 3 \ — 0— hm SDDRNNIDLET ar — OPT BEIM Ki I —— a ee M SEEN | EST HH = — ——A NUN ( N u * — x * arm TUI EDIDHDINADEELETEN ENTE SHIT IHITITHRTRTT] Geh. RR f- # —— —— a SE ° — 2 9 A . —S Pr - vor E rt, vo = * — — ẽ u * * * * 7 N m NS U Ta —BBGF Du. 07 N N N N — As — — 9* * Er, BerBreisung Der | Natur/ Heſchic hichten Shncnlans Enthaltende vornemlich eine Mer die hoͤchſten Aingehitge Att,705. getah —* Reiſe. Ro ann Jacob ScerdierM D. Zuͤrich. In Verlegung des Authoris. Getrukt bey Michael — hriſtoff Hardmejer f 72% Dem | Hoch-und Wol · Edelgebornen Geſtrengen / Fuͤrſichtigen / und Weifen/ Meinem Hochgeachten / Hochgeehrteſten Herren / und Gönner weh TOHANN RODOLPH Geweſnen Vicarı im Veltlein / und vorderſten / von dem Lobl. Oberen Pundt / zu Solenner beſchweerung der An.ı707. entzwiſchen dem Lobl. Canton Ziürich / und denen Lobl. Freyen Republiquen hoher Rhætiæ, errichteten Puͤndtnuß abgeordneten Ehrengeſandten Eigne den dritten Theil des Schweizerlands Natur⸗ Sefchichten zu einem Zeichen fehuldiger Dankbarkeit wor bisher genoffene hohe Gunſtgewogenheiten / und esreundfchaft /nebft herzlicher wünfchung fehrneren Leibs und Seelen vernügens Zu el Meines Hochgeachten Broßgönftigen Herzen Demuͤhtig ergebenfter Diener D.J. , Scheuchzer. (0) LEUTE GERT Abgekaͤrztes Kegifer aller verhandleten Materien. N. paß- Ergfall zu Altendorf. — — 1. > Nider⸗Urner Bad, Sadeſlwar. — — 4. gig re — 2. 8. Die von H. Martyreren Felix und Regula in harten Selfen | eingetrufte Merkmahl ihrer Fingeren z zu Glarus. 3 Exempel der Vorſehung Gottes. — — — — Meybrunnen / Zeichen der vorſtehenden Fruhlmgewarme 4. Brunn / der ſich nicht laßt mit Seiffe wiſchen / undd die Erbſen nicht weich kochet. — Anlauffende Bergwaſſer. Giaſcher. ildhewer — — Doͤneloch auf Guppen / ob Schwanden. — —— 16 5. Ohrt / da der Schnee nicht bleitbt. — — Uberbleibſelen der Suͤndflut. — — Bruns Silbergeuben, A Freyberg. * WBader/ðee / und Vächi im Gooſſen Dal. Berg und Alpen im Groſſen Thal. Urſprung der ne 6, 23, Don er bewohnung g diſer Landen. Heidenhaußlein. — 24 Pantenbruck. * 7 26. Schwarzer Marmor auf Sinjenporen. — — — 27. Erdbidem im Glarnerland. — 8. 29. Kümmiſtein. Berg- eiſche Sethicht. _ un — 30 Clariden Alpen. * 9. 34. Rohte Erde. unterſchachen J — 35.36. Winde / Fon im Urnerland. — 37.38. Urnerland — Pſaniſlatt der alten und neuen Schreien en | | Söranyen Marmor, — Aberen, Sudofireind am — 11r 41 ! Seufelsbruk, — Arm u um 4.4 Urferen Thal, Gotthard. — u * 12. 45.47. Summæ Alpes. Hoͤchſte Alpſpitzen. — — 13. 50 Von Cryſtallen. — — — — 14, = 53. Don Schumerenund Saumroffen. — 20. — 80, See auf dem Gotthard, Zitterende Bruf, "Sranaten. 21, — 82 Liverni⸗ : (0)3@ N. pag. Livinerthal. Lepontiſche Gebirge. — — — 84. BergSee. Suemannier, Medelfertbat. Röftlirer. BEN? 86.87. Der Milchge efäffen und Speifen Sepontifche Aue 23» 89. Vond denen Urfprüngen der Reüß. — 24. — 5 Des Teſins. — — 9% Des Rheins. — 2. = 9m Des,ihsdang., - .— ..— .— 9 Bon den Sietfäenn; ; Scnee-un Eisbergend des Schwei. Be | zerlän 26. — 10% Seife dur a: halbe Waliſſena land. — — 295. — 1%, Briger — — 31. — 124 Maliffereder Leliker⸗Vad — — = 33. — 130. Meybrunnen. Gemmi. Daubenſee. — 35. = 138. Allerhand Mineralien des Derngebiets: und d Mineral waſſer bey Thun. — 36. — 14% Antiquiteten und curioſiteten auf der Bibliothek zu Bern. 37. = 148 Mon den Höhenen der Vergen / und de ſelben abmeffung, 39. = 154. Von der Schweizeriſchen Gebirgen Geſtalt und Alter. an — rennender Moraſt. — zu. — Stralſtreich. Mißgeburten. Feuriger Dram — — 198. Beſchreibung des Flaͤſcher Bads in Pündte. — — 199s Von dem Urſprung beshinteren Rheins. — Zu = 20% Der Preiß diſes dritten Theile iſt ſſ. 1. Schilling 36. Aller drey Theilen zuſamen hi 4 8.20 | 176° 197. N.1.) 0 (Den s. Jan. 1707, ED u In ZH 0 Schweizeriſche — — — — — — —— — — - 3 (2) E- e / welchen Die Politsfche Beſchaffenheit unferer Landen muß befant feyn. Die beite Zeitzwelche zu dergleichen Berg- Reifen gemeinlich beſtim⸗ me / iſt der Heu⸗ und Augſtmonat / als in welchen Die Schnee in fo meit ab» gehen / daß man uͤber die hohen Gebirg wandlen / und auch die jenigen Kraͤu⸗ ter / welche auf den oberſten Stafflen / oder hoͤchſten Alpen wachſen / ſamlen mag. Die Tage ſein dannzumahl lang / ſo daß einer vom Morgen fruͤhe big Abends ſpat ſpatzieren kan / und in einem Tag / der oft noͤhtig / einen einigen Berg zu beſteigen / antreffen / die Fruͤblings Sommer- und Herbſt Kraͤuter / zu groſſer ſeiner Vernuͤgung. Es iſt auch die Luft in ſelbigen Monaten ſo warm / als fie in unſeren Gebirgen werden mag. Geht man fruͤher / oder Paͤhter /ſo findet man auf den Bergſpitzen einen traurigen Winter / mit ſo Falten Lüften / welche nicht mol außzuſtehen ſeyn / und dergleichen Luſt und BergReiſen ſehr verbitteren. Ehe ich von Zürich abreiſe mit meinem Barometriſchen / oder Philofo- phiſchen / Wanderſtab / pflege ich bey Hauß zu laſſen ein Wetterglaß / oder Barometrum von ganz gleicher Wirkung / und Zeichnung der Graden mie dem / welches mit auf Die Reiſe nimme / und mache Anſtalt / daß alle Tag fleiſſig aufgezeichnet werden nebſt der Wetter-Beſchaffenheit die Hoͤhenen des Queckſilbers / weilen in allen Staͤtten / Flecken / Doͤrfferen / Bergen / und Thaͤleren / wo ich durchreiſe / meinen Wetterſtab außſchraube / und die Grad and Serupul ſo fleiſſig / als moͤglich / bemerke / um fie hernach unter ſich ſelbs / und mit denen / ſo zu Hauß in meiner Studierfiube gewahret worden zuver⸗ gleichen / und durch diſes Mittel die reſpective Hoͤhenen aller Ohrten in Er⸗ fahrung zu bringen / nach Anleitung deſſen / was Tom.I. p.ız. von Abmeßs fung der Berghoͤhenen bemerket worden. di inet Alſo bin ich in Begleit guter Geſellſchaft An. ı7or. den 20. ul. Abends von hier abgereiſet / nach deme Die Höhe des Wetterglaſes befunden 23.Zoll/ und g. Scrupul / von der Flache des Queffülbers an zuzehlen. Da anfaͤngs in Acht zu nemmen / daß diſe Zoll ſein der zehende Theil eines Zuͤri⸗ cherſchuh / und ein Scrupel der zehende Theil eines Zolls / und ein Scrupel entſpricht So. Schuhen in die Hoͤhe / alſo daß /wann ich 80. Schuhe in Die N: Ihagerin dem Wetterglaß das Queffilber um einem Scrupel tieffer h ſenket. —— Morndeß / den 31. Jul. frühe langeten wir an in Qachen/ welches ein Lateiniſcher Nahme / und fo vil bedeutet / als ad Lacum, an dem See / und / gleich vilen anderen in daſiger Gegne / anzuſehen ats ein überbleibfel Der alten Rhetiſchen Colonien, welche jenſeit der Lindmat ſich durch das Gaſter € fo deßwegen auch Caſtra Rkætica genennet worden ) hinab bis an Ste erſtrecket / und die Landſchaft March/ Provinciam ad — 9 3) 0 ben Helyetieren zugehörig war / angeſehen als eine March / oder angrane zende Provinz / alſo daß Die Limmat ehemahls die Helvetier / und Rhetier vor einander geſcheiden. Diſe Landſchaft March gehoͤret nun in den Canton Schweiz / wiewol mit eigenen ſchoͤnen Freyheiten; erſtrecket ſich ohnge⸗ fahr 3. Stund indie Lange / auf einem ebenen / ſehr fruchtbaren / ſonderuͤch Dbs-und Weidreichen Boden / ware vor deme unter denen Grafen von Raperſchweil / von denen fieum An.ızıs. kommen an Graf Wernherr von Doinberg / ſo des let en Grafen von Rapper ſchweil Tochter hatte / von Die fem aber an Graff Dans von Habfpurgsfeiner Muter Schwoͤſter Sohn hernach andas Hauß Defterzeichybis fie-endlich An. 1408. von den Appen⸗ zelleren in den Krieg wider Herzog Friderich von Defterzeich eingenom⸗ men/denen von Schwenz jur Dankbarkeit/dag fie ihnen zu Hilff gezogen / geſchenket / und alfo der Eidgnoßfchaft einverleibet worden. | Einen Büchfenfhuß weit unter dem Haupt- Flecken Kachen/an dem See / ligt Alten Dorff/cinaltes Dorff / deme eine dafelbft ſtehende uralte Kirch diſen Nammen gegeben. Hieher verfügten wir und / um in Augenſchein zunemmen die traurige Wirkungen eines — | Bergfalls / welcher vor einem Jahr ſich begeben / und denen Einwohneren nicht gerin „gen Schaden zugefuͤget Dergleichen Faͤlle heiſſen in Schweizeriſchen / und Vündtnerifihen/Landen gemeinlich Rüfi Rüfinen / vermuhtlich arupi- bus, von denen herabfallenden / oder durch der anlauffenden Bergwaſſeren Gewalt abgetriebenen Felſen / oder à ruina, als wann es weren ruinen / wegen des ruins, und Schadens / welchen daher die Weiden / Wieſen / Aeker / Haͤu⸗ ſer / Menſchen und Vieh leiden sfonftenauch nennet man ſie Bergbrüche/ Bergſchlipfe. Ich hette dißmahl komlichen Anlas eine ganze Hiſtori⸗ ſche Beſchreibung aller Bergfäallen / ſo fi in Schweizeriſchen Landen zuge⸗ tragen / darzulegen / werde ſie aber ſparen auf einen noch kom̃licheren Anlas / — — allein erzellen diſe vor Augen ligende Geſchicht / wie ſie ſich Es hat ſich namlich den 27. Sept.r704. zugetragen / daß in der Nacht ein groſſes Stud von dem Bergrfo ob Alten Dorff liget / mit groſſem praſch⸗ len eingefallen / und durch ungeſtuͤme der Bergwaſſeren vil Felſen / Steiner Erden /Baͤume / abgefuͤhrt worden / welche einen groſſen Theil des Walds / ſchoͤne Wieſen / Grasreiche Weiden / und fruchtbare Aeker verderbet/ drey Haͤuſer / und 6. Staͤlle theils uͤberdeket / theils fortge ſehleppet / und nebſt 12. Senden Viehs s. Menſchen / Hans Caſpar / und Jacob die Kriegen / zwey Gebrudere / Luci Schuler / Anna Marin Schaͤggi / eine Magd von Salgenen, | an — re a — — — — —ñ— — — und einen Mann von Walenſtad / getoͤdet. Es rechnen die Einwohnere den Schaden auf 12000. fl. Dann die Guͤter / wo die Rüfi angefahren/ mit Stein/Sand/und Holz alfo hoch uberführt/daß zu Feinen Zeiten Hoff⸗ nung iſt / etwas Nutzens darauß zu zeuhen. Don Lachen hinweg reißten wir zu Pferd Durch oben beſchriebene Landfchaft March /und namentlich durch folgende Dehrter Balgenen/ =. &t. Sibnen } St. allwo ein Bruk uͤber die Aa, welche hernach inden gürih-See flieffet; Schübelbady 3.©t. Butzikon 3.St. Rychen⸗ burgz. St. alltvo ein alter zerfallener Edelmanns Sig/ welcher mit der ganzın Pfarr/Herelichkeit / und Buteren erkauft wordenan das Klofter Eins ſidlen / durch Abt Marquarden/geboren von Gruͤnenberg / zu Keifer Caro⸗ li 1V. Zeiten, Auf linker Seiten hatten wir die Linth / einen Fluß / der hernach ſich in den Zuͤrich⸗See ergieſſet / und jenſeit derſelben ſahen wir / mann mir ein wenig auf eine Hoͤhe kommen / das ganze Gaſtal / Gaſter/ Caſtra Rhætica, welches unter der Schweizeren / und Glarneren / Bottmaͤſ⸗ fisfeit ſtehet. Rechter ſeits hatten wir zimlich hohe Berge / welche ein Vor⸗ trab fein Der Glarneriſchen / noch weit hoͤheren / Gebirgen / welche wir bald bes ſteigen werben. Hier iſt im Vorbeygang zu wiſſen / Daß von dem Albis- Berg / bey Zürich / nebſt dem Zürich⸗See hinauf ein Berg ſich erſtrecket big ins Glarnerland / welcher aber nach und nach an ſeiner Hoͤhe zu nimmet. Nach dem wir alſo die March durch wandelt / kommen wir ins Glarner land / welches vorgeſtellet wird in Tab.r. deſſen erſte Doͤrffer fein Under · und Ober Bilten / Pilten / welche Kirch nun Reformiert / und vor diſem gehoͤret hat in Die alte Pfarr Schaͤnnis / ſo jenſeits der Linth im Gaſter liget. Bey Bilten iſt auf einer Marten ein Schwefelwaſſer / welches aber ohne Gebrauch. | Folget das Dorff Nider Urnen / und aber /che man dahin komt / ift zu befehen das am Weg ligende Nider Urner Bad. Fin Erpftall»lauteres/Faltes/leichteg burdh Das ganze Jahr allzeit glei⸗ ches Waſſer / welches allernaͤchſt bey dem Badhauß unter einem Felſen entſpringt / und urſpruͤnglich herflieſſet von dem Rothen⸗Berg/ welcher alſo genenner wird von feinen rothlechten Nagel-Gebirgen / oder Felſen / und Sommerszeit mit ſchoͤnen Oraßreiihen Auen obenber bedecket iſt. ꝛc. B,S. Die Charte deg Glarnerlands folget über 8. Tag. N.2.) le (Denı2 Jan. 1707, OT TEE 0 EZ 0 Schweizeriſche _gborcferuung som Piber Vrner Bap. Ir difem rothen Berg ift zu Winters Zeit ein gewiß Ohrt / da Fein Schnee bleibetyfondern bald zerſchmilzet / vermuhtlich von einer uns terirzdifchen Waͤrme / welche auch den Wider Urner Brunn ſelbs als⸗ dann alfo erwarmt/daß er über die Art,anderer Brünnen des Lands von vilen nicht Fan getrunfen werden / bis erum etwas erfaltet/und daher man in Gedanken ftehet/es möchte eine wirklich warme Quell in difer Gegne uns ter der Erde verborgen ſeyn. Difes Bad iſt vor alten Zeiten befant gemes fenfonderbar aber in Aufnemmen gerahten bey Anlas der Puͤndtneriſchen Kriegen, da man die Dber-Länder Pfeffers / Släfcher-und Fidriß Baͤder / nicht Eönte befuchen; Tun aber/dader Zugang su jenen ungehinderet/wird diſes unfer Nider Urner Bad nicht vil von Froͤmden gebraucht / fondern Dienet infonderheit um Troft der Nachbarſchaft. Won denen Mineralien difes Bads bat Herr Doctor und Land-Amman Joß Pfendler geurs theilet/daß verhanden feye Kupfer Eifen/ Bitriol7 Alauͤn / und ein theil Golds; welchem Urtheilunterfchrieben Hrn. Jacob Ziegler /und Hans Rudolff Byger/Dodores der Arßneyvon Zurich; und folglich geſchloſ⸗ fen dag diſes 866 erwaͤrme Die Falten Glider / heile das Podagra,Huft- Nieren-und Laͤndenwehe / Gutſchlaͤge / Krampf’ Laͤhme der Glideren / Grim⸗ men: Den ſchwachen undaͤuigen Magen bringe er widerum zum Appetit. Es helffe dem alten Huſten / und Keichen / oder Aſthma. Es wehre dem Außs tz / begemme die Raud / und Kretze / ſamt anderen Maͤnglen der Haut. Es gut den Gaͤl⸗Waſſer· und Schweinfüchtigen. Es heile alle innwendige Befchtodr der Lungen / Leberen / Blatter / und dergleichen. Es ſtille dag Bluiſpeyen / den überflüffigen Schweiß / das Blut Erbrechen / das unmaͤſſ⸗ ge Trafenbluten’Suldin Aderen/ überflüſſige Monatzeit / und andere Stüß, ringe widerum zurecht die alten Schaden 7 alt übelgeheilete Wunden, Krampf-Aderen der Schinnbeinen; verhüte Fleiſchwachſen in den Wun⸗ den/der Naſen / und Affter; Starke die Baͤrmuter denen Weiberen / die oft Mater- Fluſſe / und ungeitige Geburten gehabt haben; ar Ai wache 6) ſchwache Seficht/ftile auch den Stuß der Augen. Es vertreibe das Kaltwehe / fönderlich auch / wann man esnur trinkerweilesalfo die böfen Feuchtigkeiten auf des Menſchen Leib außführe. Der in dem Keffel angehenkte/ oder zu Boden feßende Schleim / mache / fo er auf offene Schaden geftrichen werde, Diefelben friſch und gefund. Der Badſtein / zu Putver geftoffen/unter die TB undfalben/oder Pflaſter gemiſchet / fuͤddere auch die Heilung. Weber das haben vil/fo zu Pfeffers,oder anderſtwo / nicht recht außgebadet / allhie mit groſſem Nutzen die Eur vollendet/ wie folches alles in mehrerem berichtet Dr. R,T.G, (Bwerb) in einem befonderen Tractaͤtlein / deſſen Titul: Geſundhrungen / das iſt / Beſchreibung des — char und Geſund Bads zu Nider Urnen im Sand Glarus/ ſamt deſſelbigen herrlichen Rigenſchaften und Wirkungen. 1657. 4 Nicht laſſet die Zeit / noch Ohrt / noch der reſpect, den ich unſeren Vorfahren ſchuldig bin / zu / eine weitläuffige cenſur über jest dargelegte Beſchreibung des Nider Urnen Bads / und deſſen ingredientien vorzunemmen. Gleichwol Fan ich nicht umgehen anzuzeigen / daß die Unterſuchung der Baͤderen eine der ſchwerſten Sachen in der Natuͤrlichen Hiſtori / weßwegen ſich nicht zu⸗ verwunderen / wann unſere Alten vil geſchrieben auß unbegruͤndten conjectu⸗ ren / und beſſer & pofteriori, oder auß denen Wirkungen geurtheilet / als & priori, Durch grundliche Unterſuchung der ingredientien, weil ihnen deren zeichen Beſchaffenheit / und wahre Wirkungen noch nicht / auß Mangel fe- tern Sundaments der Naturwiſſenſchaft / und Pharmacie Rationalis, nicht mol Fönten bekunt ſeyn. Ich geſtehe / daß nicht wol Fan begreiffen / woher fie gemuhtmaffet/daß in dem Nider Urnen Bad ſeye Gold / Eiſen / Kupfer / Vitriol / und Alaun. Es gehoͤret diſes Waſſer unter die fo genanten Alet- Baͤder / deren wir vil hin und wider in Schweizeriſchen Landen antreffen / von Denen die einten ſtaͤrker ſein / als die anderen. Alet Bader aber werden fie genennet / villeicht daher / weilen fie durch fieden weiß werden / als wann man Alaun in Waſſer geſotten hatte; Einen wirklichen Alaun findet man fchmwerlich/auffert man wolle eine neue Gattung eines ungeſchmakten Alets aufbringen / dann dasjenige Pulver / welches folchen Baͤderen die weiſſe Farb gibt/und hernach auch fich in geitalt eineg Tartari, Yad-oder Waſſer⸗ ſteins anleget an dem Rand des Keſſels / ohngeſchmakt iſt / und nur in receſſu einiche Saliniſche Theil beſitzet. Wie hieruͤber kan geleſen / und was dort auch von der wirkung des Nider Urnen Bads ſelbs noͤhtig zu wiſſen / hieher gezogen werden das was Tom.Il. p.i. von dem Walterſchweiler Bad geſchriben. Sothane weiſſe irrdiſche eher als Aluminofe Materi findet ſich zimlich haͤuffig in dem Bad zu Nider Urnen / und nahmentlich in jedem Sto⸗ tzen / oder 12. Unzen fein enthalten 1. Quintlein / und 9. Gran / nach nn (7) welche über difes Waſſer gemachet An.ı703, im Augfimonat. Ich babe aud) Domahls in das Waſſer gefchüttet allerhand Seifter und Saͤfte / wor⸗ mie man die Sauren / oder Alcaliſchen Saltze zu erforſchen pflege / als Die Tincturam Tornzfolis,den Salarmoniacgeiſt / Viol Syrup, und aber keine merkliche Enderung geſpuͤrt / allein von angieſſung des in Waſſer aufgelöß- ten Sublimats hat fich oben gegeiget ein Haͤutlein von vilen Regenbogen Farben / und von dem Weinſtein Saltz ift. das Badwaſſer Milchweiß wor⸗ den / welches letſtere gemeinlich auch in unſeren Brunnenwaſſeren kan wahr⸗ genommen werden / daß daher in die Gedanken gerahten bin / es koͤnte man⸗ che frömde Baden-Eur eingeſtellet / und mit gleichem Nutzen Durch unſere gemeine Waſſer erſetzet werden. Von diſem Bad gehen wir fort auf Nider Urnen / bey welchem Dorff vor Zeiten ein veſtes Schloß geſtanden / Windegk genant ſo nun zerſtoͤret. Es hat diſes Dorff An.1703. von einem den 2. 13. Augſtm. ur⸗ plöslichen | | Wolkenbruch und daher aufgeloffenen Bergteafferen/groffen Schaden / und Gefahr vollis ger uͤberſchwemmuͤng / außgeſtanden. Abends zwiſchen 6. und 7. Uhren nachdeme vorher Der ganze Tag hell geweſen / hat ſich ein Wolkenbruch bey 8 Eimeren außgelaͤhret / worvon ſonderlich der Dorff-und Fallende ach aufgeloffen / auſſer dem Dorff ſich wunderbarer Weiſe vereiniget / und hernach mit geſamter Macht dem Dorff zu getrungen / daſelbſt alles unter Waffer geſehet / die Daͤmme / und Hecken durchbrochen / die Keller / und untere Boden in den Haͤuſeren angefuͤllet / ſo Das jedermann muͤſſen ſich auf die oberen Boͤden / oder in erhoͤchtere Haͤuſer fluͤchten / alle Bruken / und Staͤge weggefuͤhrt / die Mauren ſelbs hin und wider umgeworffen / die Baus me theils von ihren Minden durch antreibung allerhand Steinen’ Holz / entbiöffet,oder gar meggefehtwernmet. Eine Walche und Müllewelche den erften Anfall haben müffen außhalten/ und alſo auch ein Stall mit einem ‚Heugaden find von Grund umgekehret worden /und ift in gleicher Gefahr des Untergangs geftanden eine andere Mülle / fo merter unten gegen dem Dorff ligt/weilen auch da bereits einiche Haußecke weggeftoffen/ Die Raͤder / und andere Zugehörd/mit groffen Steinen theils zerquetſchet / theils anges füllez worden. Ein anders Hauß indafiger Gegne iſt unter Augen des Be⸗ ſitzers / nach deme fich die Betwohnere mit Noth falviren koͤnnen / eingefallen. Under demielben ftuhnde ein Stall/ in welchen fich eine Tochter geflöchnet/ telche aber ſamt ihrem Kluchthauß su Grund gangen. Vil fein auf Die Bäume geftiegen/um der Waſſersnoht au entgehen; vil haben mis = 55 (S)GSr und Kindesen ihre Wohnungen virlaffen/meilenfiedarinn nicht vermeint ſicher zuſeyn. Die Wieſen / Felder / und Gärten wurden mit Steinen Sand / und abgeführtem Holz überführet. Und ware noch ein groffes Glük/ daß der Bach nicht in feinem Runß gebfieben/fondern auffer Dem Dorff fich gertheilet/dann fonft Das ganze Dorff in Gefahr des Untergangs were g& feßet tworden/ meilen nach der Aelpleren Alußfag, fo dem Wolkenbruch / und Hagelwetter auf den Bergen eigentlich zu fehen koͤnnen Die Bergwaſſer Haͤuſer · ja Thürnen hoch aufgemachfen/und Die —— unfags (ich sil Tannen-und anderen Baumen auf dem Grund gerifien / und mit fortgeführer haben. Bey diſem Unglüf koͤnten ſich wol Die Nider Urner zus eignen jene Verſe des beruͤhmten Virgilü. | “. Tune etiam immenfum Cælo venit Agmen Aquarum Et foedam glomerant Tempeftatem imbribns atris, Colletx ex alto Nubes: ruit arduus Äther, Et pluyia ingentiSata læta, Roumque labores Diluit: implentur Foſſæ, & cava Flymina crefeunt Cum Sonitu &c, Oder beffer — Rapidus montano Flumine Torrens, Sternit Agros, fternit Sata læta, Boumque Labores, Pı&cipitesque trahit Sylvas, Stupet infcius alto Accipiens Sontum — — de vertice Paftor, Die gu zellen / berichte / wie fie mir überfihrieben worden von dem Ehrw. Hrm, Job. Heinrich Säfi/domahligen treueiferigen Seelſorger der betrübten Gemeind / nun Pfarzer zu Hedingen/ Zuͤrichex⸗Gebieths / unterm 1. Sept, 1703. Fe Don Nider Urnen reißen wir meiters fort auf Ober Uenen/ bey welchem Dorff ehemahls ‚geftanden ein Schloß Vorburg genant, Es iſt diß Dorff Dfarigensflig gen Nafels, | Weiters kamen wir. auf Naͤfels/Nefels/ Naͤhenfels/ Navalia, einen fchönen Flecken / bey welchem eine Bruk über die Linth / die auf We⸗ ſen / oder Molliß hinfuͤhret. In diſem Naͤfels / welches ſeinen Nammen bat a Navibus, als eine alte Schifflande/oder von naͤchſtgelegenen Kelſen / iſt jehenswirdig.der Fraͤuleriſche Pallaſt / und nahe bey dem Flecken die mit Ereuzen bezeichnete IRallftattzauf welcher An. 1388. den 9. Aprel von 350, Landleuhten ı 5000. Defterzeicher/fo unter Hr. Donat Grafen zu Tocken⸗ burg/und Peter von Torberg von Weſen außgezogen/gefchlagen/ und in Die Flucht gejagt worden ; zu welches herzlichen Siegs Andenken alljährlich auf den erften Donnerstagim Aprel die fo genante Naͤfelſer Fahrt gehalten wird. ꝛc. | ed | h a geehreen £efer Fan zu einem Wegweiſer dienen sine befandere Chart vom Glarnerland / 3. 1} ) ergwaſſer Sefchicht/welche auch zum Theil unter die Kufenen 7.3.) ltr) (DEN 19. Jan. 1707. SB 08. -BIoHB- 0-BH- Schweiserifcbe Berg⸗Beiſen. He man von Naͤfels weggehet / kan man wol auch beſehen Das An, 1677. außgebau e Capuciner Kloſter / welches auf einer Hoͤhe / vor OS Zeiten Burg-Srocd/hernahb Marizburg genant/ alſo ange legt / daß es im Sall der Noht als ein Veſte Fan gebraucht werden. Die Einmeihung der Capuciner Kirche iſt gefibihen den 5. Det. 1679. Solget das Dorff Netſtal/welches vor Demegehört har in den tes ken / nun aber fint wenig Jahren auch aufgerichtet eine eigene Kirche/ und Romiſch Cathotifcher feits eine Capelle. Don Netſtall fommen wirauf®lerus/&laris/Claris, Glaro- na, Clarona, Glareana, ſo der Haubtfleck/einer Statt gleich / des Lands Gla⸗ rus / welches ſint An.1352. in den Eidgnoͤſſiſchen Bund getretten / und in der Ordnung den VIII. Eanton machet. Diſe Landſchaft iſt ſchon unter Diocletiano und Maximiano bewohnet geweſen / weilen da ſich nidergelaſſen die H. Martyrer > fo von der Thebaifchen Legion ſollen uͤberblieben feyn/ und ein Sedenkzeichen hinderlaffen haben / von welchem bald ein mehrers. Un⸗ der Clodoveo I, König in Frankreich ward fie beherrſchet von zweyen Bruͤ⸗ deren Urfo, und Landolpho, welcher fie gefchenfet Dem H. Fridolino, der ans noch des Lands Parron,und in des Lande Wapen ftehet. Von diſem Fam eg andas Klofter Seckingen / deren Aeptiffin zu 4. SSahren um perfönlich nacher Glarus kommen / das Bericht mit 12. Landsleuhten zu beſetzen. Aber under Kayſer Sriderich dem J. wurde dem Klofter/und deſſen Landen ein Schirms vogt gegeben/und nammentlich unter Friderico Barbarofla darzu verordnet deffen Sohn / Ottho, Pfalggraf zu Burgund / deme für feine Belohnung alle Steur / Fraͤfel / und Gerichtssmang Glaris zugehörten. Der übrigen Zinſen / Gülten / und £ehen halben beftelte Die Aeptiffin ihre Meyer auß Ades lichen Geſchlechteren / fo zu gleich Negenten des Lands waren/under denen pornemlich zu zellen fein die Tfchuden von Glarus /melche die Meyeret von Glarus lange Zeit inngehabt. Nach deme aber das Hauß Deftenzeich fo mol die Kaſtvogthey / als Meyerey zu Ölarus mit Lift und Gewalt an fich gezogen/fein die Landleuhte alfo getraͤngt / und an ihren alten Sreybeiten ans gefochten worden / Daß fie eg in Die harz nicht hetten ertragen mögen. Zu ihrem 10) ihrem Glück aber iſt in dem fehtweren Krieg zwiſchen Herzog Albrechten von Oeſterreich / und der Statt Zurich / mit dero ſich An.ızyı. Lucern / Uri / Schweiz / und Underwalden ewig verbunden / ihr Land von Ben Zuricheren ein/und fie ſelbs in Die ewige Pͤndtnuß aufgenommen worden. Sint der Zeit befigen die Landleuhte von Glarus ihr eigen Negimenf/und Fommen zanrlich auf den erften Sonntag im Meyen alle/fo über 16. Jahr alt / im Haubtflecken zufamen/den Eyd aufdas Landbuch zu leiſten / Land- Amman / und übrige Regenten zu beftellen/und alles dasjenige abzuhandlen / was zu des Lands Beſten Dienek. A Der Haubt-Fleck Glarus gibet einem Liebhaber Waturlicherrund Hi⸗ ftorifcher Begebenheiten fonderlich zwey Derfelben an die Hand zu betrachs ten. Die einte iſt der fo genante Ölarneriiche Schabziger/ welcher daſelbſt in grofler Menge gemachet wird/und von ung weitlaͤuffig genug befchrieben worden Tom.l I. p.89. Zweytens fen in Acht zu nemmen Die von H. Martyreren Felix / und Regularin harten Felſen eingerrufte Merkmahlihrer Singeren. Nahe bey dem Slecken auf einer Höhe/die Burg genant / weile ehes mahls dafelbitinad) unfers Landes Art ein veſtes Schloß geſtanden / ſtehet eine Capell, welche nach dem Bericht Guillimanni, bey Lang. Helv. Sand, pag. 918. mit Hilff des Landesleuhten von St. Felix felbs dem H. Erz- Engel Michael / oder eher / nach des Glareani Mennung bey Hottingerä Hift, Ecelef. Tom.VIIE, pag.ı068, zu Ehren’ und Andenfen St. Selig und Regula fol erbauet worden ſeyn. Meines Tuhns iſt nicht / mich mit der io genanten Roͤmiſch Catholiſchen Geiftlichkeit einzulaflen in die Frag / ob ſolche H. Martyrer von Der Thebaiſchen Legion , deren Gedächtniß auch sor der Reformation bey uns / zu Zurich/in hoben Ehren gehalten worden / und annoch/ wann fie je gelebet / im Segen bleibet / fo weit namlich die Schranken unferer Religion es zu laſſen / Deren Reliquien auch zu Solo⸗ thurn hoch verehret werden / geweſen ? Ob St. Seliy und Regula ſich im Starnerland aufgehalten / und zu Zurjch gemarteret worden? Ob fie die Wundergab gehabt / ihre weichen Finger in harte Felſen einzutrucken? Ob ſchon zu ihrer Zeit die Verehrung der heiligen Englen / und Menſchen / in der Kirche geweſen? Diſes alles fein Sachen / welche denen Gottesgelehrten von unſerer Religion / ſonderlich denen jenigen / welche zugleich in Kirchen Geſchichten wol erfahrenſeyn / obligen / und berufft mich ar: er Ol⸗ | 32 (11)88= Wol⸗Ehrw. und Hochgel, Hrn. Joh. Jacob Hottinger /Canonichund Prof, Theol. allhie Helvetiſcher Rrchen⸗ Geſchichten I Thal pag.u16.117. allwo das noͤhtige / in einer ſo dunklen Sach / angezeiget worden. Ich meines Ohrts reife als ein Naturforſcher / und finde auch unter dem be⸗ rühmten Felſen / in welchem obbenante Zinger-Zeichenyund nach P. Murers Bericht / auch Buchſtaben / die aber niemand finden oder leſen kan / zu ehen/ eine Tratur-Gefchicht / welche denen Gottesgelehrten von beyder Religion zu nicht verterfflicher Nachricht dienen Fan, Es ift Die Materi / welche Die eingetrukten Finger vorftellen ſol / anders nichts als ein fo genanter Staladti- tes, oder Tropfſtein / welcher die innwendige Släche der ei mit einer gelben / o)er Honig farben Minden überzogen / und in zimlic grobem Na⸗ surfpiel die Mahlzeichen der Fingeren ganz uͤndeutlich vorſtellet. Wer Die Mineralien fennet und jemahlen in unterirzdifchen Kluften Die ſeltſamen Figuren der Tropfſteinen / und deren Geſtaltſame / wol in Augenſchein ge⸗ nommen,der wird beh erfter Anſicht diſer Fingeren meiner Meynung Bey⸗ fall geben. Man findet in dergleichen Naturlichen Grotten ganze guß Tropf⸗ fteinen gebildete Orgelen / mit ihren Neyenmeife ftehenden Pfeiffen / Altaͤre / Capellen/ ja ſelbs / damit an a&oribus, und Zuſeheren in folchen Jratur- Comedien Fein Mangel ſeye / Steinerne Prieſter / Moͤnchen / und andere Men⸗ ſchen Geſtalten. Solcher Naturwunderen —— vor allen Erden- Kruften auß berühmt die fo genante Baumans Hoͤle auf dem Dark’ in der Grafichaft Reinſtein / wie zufehen in Joh. Georg Behrens Hercynia curioſa, oder curiofem Hartzwald / fo An. 1703. in Truk herauß kommen Eap-l. Es reimen fich (ehr tool auf dergleichen Hölinen jene Verſe Hrn, en Ludovici Füreri, welche er der Baumans-Hole zu gefallen aufge⸗ eßet. Quodque fidem ſuperat, ſtillantes Marmora guttas Efficere, & veris reddere imaginibus Jurares Sipylo Nioben, Spectator, ademptam, Uxoris ſtatuamque hic ſupereſſe Lotho! Phinea quis dubitet, Cephalique in Marmore Cervi, Ulteriüs fi quis progrediare, canem? Perſea Gorgoneos nempe hic poſuiſſe Colubros Credibile eſt, imisque occuluiſſe locis. Inde rigor Steropum,Ferri qui pondera mulcent, Infulcantque Tuas, Buda, frequenter Aquas, Minima mira! DEI quos non fe extendir in actus Mira manus 4 3 nunc, poſce Sophifta modum, Was 12 Was mil ich fagen von jenem Stein/ der zwey Kuttentrager abbils det / und deßwegen der Moͤnchſtein genennet wirdinahe bey dem Klofter Michelftein / in der Sraffchaft Blankenburg / von welchem obbemeldter Behrens Lib, Cit. pag. 128. oder von jenen faufenderley Goͤtzenbilderen / melche ein Chinefifcher Keifer hat in einer Berghoͤle / vermubttich auf dergleichen Tropfiteinen (deren Natuͤrliche Seftaltfame ihme mag den Ans laß darzu gegeben haben) geftalten laffen. bey der Statt Jengan, in dem Berg King leang , worvon Neuhof Sinifch. Reißbeſchreib. p- 3175. Es tragt ſich mehrmahlen zu / daß die Natur felbs ohne Wiſſen heiffen muß’ zu bejteiffung des Aberglaubens. Nach dem mir zu Glarus übernachtet/reißten wir den 1. Augſtm. ale folgenden Tags / fort / und fahen in dem Dorff Mitloͤden / ſo auch naher Glarus Pfaregenoͤſſig / ein ſonderbares Exempel der Vorſehung Gottes / ars Ginſing / einen 6, Jaͤhrigen Knab / welcher vor wenig Wochen in einem kleinen Haͤußlein / auf welches ein weit groͤſſerer Felß gefallen / in mitten der zerbrochenen / und eingeſchlagenen Balken ohnverſehrt geblieben / da ſonſt alles zu Grund gerichtet worden / was in dem Haͤußlein war. Don dar reißten wir weiters auf Schwarnden/Suanda , einem als ten / ſchoͤnen / vornemmen Flecken / der in mitten Des Lands Glarus bey dem Zufanenfluß der LQinth uno Sernft liget / und denen Suantibus, (ſein gewiſſe Voͤlker / deren Plinius gedenket Lib. III. cap.2o0.) den Nammen ges geben/nach der Muhtmaſſung Guillimanni Rer. Helvet. Lib. III. cap.6. Es iſt diſer Flek Neformierter Religion / da hingegen Glarus vermiſcht / und werden dort die Jaͤhrlichen Lands Gemeinden Evangelifcher ſeits gehalten / auch wird der Metzengewerb meiſtens allhier getrieben / und von einer beſon⸗ deren Geſellſchaft unterhalten; Es iſt nahe bey dem Flecken geſtanden cine | alte Burg: Die Kirch iſt gebauen worden An.ı349. die Schul aber und Helfferey ward erft aufgerichtet An. ı ann die Schwander Gemeind/ Glarus außgenommen / die gröfte und Volkreichfte im Land / und nament⸗ lich dahin gehören Quchſingen/ Käügelbach / —— {Rey Maßlen/ Thon/Schwendt/Sol, Bey Anlas diſes Fleckens ittans zumerken / daß die fonit wolgemachte Gigeriſche Land-Ehartdes Schweizer⸗ lands / nach welcher alle andere / wiewol mehr mit verderbung des Originals / als mit verbeſſerung deſſelben / außgefertiget worden / auch ſelbs hier und da eine correction noͤhtig hats ꝛc. N.) 33 (13 ) (Den 26. Jan. 1797. RT STE TEE 0 I 0 Schweizeriſche Bgedachte Charte ſetzet Bettſchwanden / ein Dorff / das an der Linth liget hinder Schwanden / an dem Zuſamenfluß der Sernft / und Linth / da aber diſer Ohrt zuſtehet dem Fleceken Schwanden. Allhier iſt uns groſſe Ehr und Freundſchaft bezeigt worden von dem Ehrw. Herzen Henrich Tſchudi / Diacono des Dhrts/melcher zu feinem und des Landes Ruhm auß arbeitet eine Hifkorifche Beſchreibung des Glarnerlands /deffen Situation, der Einwohneren Sitten, Regiment/ und ergellung aller Sefchichten/ / welche Das Vatterland angehen/in Chro- nologifcher Ordnung / erneueret alfo Die Gedaͤchtnuß Bilg Tſchudis/ ‚eines vornemmen und hochgelchrten Herzen feines Sefchlechts/ weicher einer der beiten Geſchichtſchreiberen / ſo iemahls in unferen Landen gelebet. In begleit obbelobten Herzen / und feines Herzen Bruders / welcher des Dhrts Richter/haben wir beftiegen den Berg Guppen / welches der letfte Anhang ift des Weltberuͤhmten / und hohen Glarnifch Bergs/ der von dem lecken Glarus fich rechter feits erſtreket bis hieher und auf der anderen feiten bisgumenddes Llönthals. - _ k en wir auf heutiger Berg-Keife verrichtet / wird jest der Ordnung nach folgen. Ob Schwanden traffen wir an einen fehr Falten Brunnen, oder Bach / welchen oben Tom.Il, p.tog. under die " Meybrünnen gezellet / weilen er den Winter durch ſich verbirget / und im Meymonat wide⸗ zum auß der Erden hervor quillet / von welcher Begebenheit an jezt ange ogenem Ohrt mit mehrerem gefihrieben worden. Es gewahren die Ans ru von diſem Bach / daß er nicht anfangt flieffen/bis der Winter voͤl⸗ fig voruͤber / und keine rauhe Winterkaͤlte mehr dahinden / daß Daher der Fluß diſes Waſſers angeſehen wird als — Ein Zeichen der vorſtehenden Sruhlingswärme/ / uͤber welche Begebenheit alſo urtheile / daß der jenige Waſſergehalter / auß welchem der Brunn flieſſet / nicht mag angefüllet werden / bis durch —— me We. WM, &- 4 warme Fruͤhlingswitterung eine zimliche vile Schnees aufgelößt / und zu Waſſer worden. Es iſt uͤber diß Anmerkens wirdig / daß diſer Brunn ſich nicht laſſet mit der Seiffen vermiſchen / und die Erbſen oder Bonen nicht koͤnnen in demſelben Weich —75 — werden. Ein folcher ift auch der Hammerbrunn bey Hallau / Scharf: baufer Bebiers. Die. Sciffe vergehet darinn nicht / ſondern vinnet zu⸗ famen/und werden Die Erbfen nur hart / wann man fie darinn kochet; Das Leinine Zeug/ welches man darinn waſchet / mird darvon ganz rauh / und dauret nicht lang. Wann ich dife felffame —— jezt benamter Brünnen auf der Vernunftwag einer gefunden Naturwiſſenſchaft ab, wige / ſo fallen mir ein folgende Gedanken / welche anderen/ Diegeubtere Sins nen haben /als ich / zur Verbefferung darlege. Ich wil zwaren Die geſtalt⸗ ſame der ung unfichtbaren Fleinften Waffereheilchen weder mit Cartefio, noch anderen berühmten Naturforſcheren vormahlen / daß indeffen als eine Folge auß gegenmertigen/ und anderen in Eidgnoöffifchen Landen vorkoms menden Begebenheiten und Wirfungen der Waſſeren zeuhen / und angeis gen; Daß des Waſſers Element nicht durch die ganze ratur gleich / oder deſſen Eleinfte Theil nicht über einen Leift gefchlagen/ nicht alle einer groͤſſe oder Geſtalt / ſondern von einanderen alfo underfcheiden ſeyen / daß einiche groͤber / groͤſſer / andere Fleiner/und fubtiler. Aufdifen einfaltigen Grundſatz / welchen mie die Natur ſelbs an Die Hand gibt / baue nun jezt folgendes: Schluß Urtheil / daß in vorhabenden Waſſeren obgleich fie von Bergen herab flieſſen / die Eleinfte Theilein Anfehung anderer zugrob und groß feyen/ und deßwegen nicht wol fönnen Durch die fubtileLöchlein der Erbfen Hülfen eintringen / um ſie zu erweichen /fondern vilmehr wird die Feuchtigkeit der Erbfen felbs herauß ſchweijſen / und müffen die fo in fehrnerein Sieden ders gleihen Hilfen-Srüchte je mehr und mehr erharten/welches die Erfahrung mitgibet. Die Unmifchbarfeib der Seiffe feße in Vergleichung mit andes ren. in der Natur und Chymia vorkommenden Begebenheiten / als da dag Waſſer und Oehl fich zwar unter einander mit Gewalt laſſen miſchen / bald aber / wann fie in Freyheit geſetzet werden / ſich widerum ſoͤnderen / und jenes zwar nidſich fahret / diſes aber obſich ſteiget: inſonderheit aber Diener mir zu auflöfung gegenwertiger Natur-Gefchicht Die aufiöfung der Reſinarum, oder hargichten Summi im Brantenwein / und durch anfihüttung des ges meinen Brunnenwaſſers erfolgende gufamenrinnung der hargichten Theis len an einen Klumpen / der fich zu Boden fenfet / oder præcipitiret. Da nits mand Fan laugnen/daß Ticht die theil des Brantenweins fubtiler ſeyen / als die Waſſertheile / und in Kraft diſer ihrer Subtilheit die Rraftehabenvin Die, en gſten | 16197. engiten Löchlein des Hartzes einzutringen / toelches die geöberen Waffer⸗ theile nicht vermögen ) deſſen vollige Geſtaltſame aufzuloͤſen / und / als ein bequemes menſttuum, in einen durchſichtig gefärbten liquor zu bringen / in weichem alle Loͤchlein angefullet ſtehen von den kleinſten Hartztheilchen Nun aber / wann die grohen Waßfertheile angeſchüttet werden / erweiteren ſich Die Loͤchlein / in welchen die Harstheile gieichſam als gefangen eng gehalten —— kommen dife in Freyheit / ſie henken ſich Durch ihre äſtichte Ge⸗ alt zuſamen / und ſtuͤrtzen ſich mit einander gu Boden. Gleich alſo muͤſſen die kleinſten Seiffentheile / waͤlche ſich in anderen Waſſeren aufloͤſen laſſen/ und zertheilt bleiben / in denen weiteren Loͤchlein vorhabender Brünnen zu⸗ menrinnen / und Anlas geben zu einer Natuͤrlichen Præcipitation, oder Ni⸗ erſtürtzung. Und kan uns diß zum Exempel dienen / wie nach Anleitung der aſſendiſchen / oder Corpuſcular Philoſophie, manche Naturbegebenheit koͤnne / und müffe / aufgeldfet werden auß der kleinſten Theilen Schwere / Groͤſſe⸗Geſtalt / Enge / oder Weite der Loͤchlein / ec. — Wir muͤſſen aber/ wann wir Heut noch den Berg wollen beſteigen / jeztbeſchriebenen Wunderbrunn verlaffen / und aber ung den ſonſt Muhe⸗ famen Weg erleichteren durch freundliche Unterzcdung mit obbelobten beys den Herren Tfchudin/weldye ung waren jucundi Comites provehiculo, nach des groſſen Erafmi Außfpruch, Dann dife und vil erzehlten WVraaon den Gletſcheren / welche ob Guppen an dem Fuß des hoͤheren Glarniſchbergs ſich finden / nd wie fie auch in mitten des Winters Waſſer von ſich geben. Es wird aber iſe Materi weitlaͤuffig verhandelt werden an ſeinem Ohrt. | Bon anlauffenden Bergwaſſeren / | derenthalben bey Denen Einwohneren der hohen Gebirgen zubemerfen dife Nedensart/esfeye ein Drach außgefabren/ su welcher Vergleichung Anlas möchte gegeben haben der Drachen vermeinte Geſchwindigkeit / und unverfehener erfolgender Schade/melcher auch von Denen oft urploͤtzlich / mit ungeſtuͤmme anlauffenden Bergwaſſeren herkomt. Unterdeſſen iſt zu ver⸗ muhten / es habe diſe Redensart Anlas / und Urſach gegeben zu vilen erdich⸗ teten Drachen Hiſtorien / von welchen anderſtwo mit mehrerem. iin: Bon den Wildheüeren. | Diſes fein arme Leuhte / welche weder Wieſen noch Alpen haben / ihr weniges Vieh damit zu ernehren⸗ und deßwegen das FYeis (von dem fie den Nammen befommen ) mifen fnmien in dee Wilde / in hohen / gachſto⸗ ‚sigen Ohrten / dahin die Eigenthums-Herzen nicht einmal getrauen 9 886 16 5 m —— — — — — — — — — — Vieh zu treiben / das Graß abzuetzen / auß Forcht / ſie moͤchten zerfallen / und auch nicht Der Muͤhe werth achtenvihre Mader dorthin zuſenden. An ſolche Ohrt bin verfügen ſich die Wildheüere / und ſchneiden das Futer / welches nach dem Natur. Recht eher fcheint zu gehoͤren den wilden Gembſen / als gamen Kühen/mit groſſer Lebensgefahr / weilen fie oft kaum mit einem Fuß ſicher ſtehen koͤnnen / ab / pflegen daſſelbe einzuwikien in ein Netze / und über die Felſen abzuſtürtzen / da es ſich etwann zutraͤgt / daß der allgemeine Menfchen- Maͤder diſen Wildheüeren den Lebensfaden zugleich abſchneidet / wann diſe mit einem Fuß glitſchen / oder mit dem Fuß/ mit welchem ſie ihr Burde Graß fortzüber Die äufferften Felſenſpitzen hinauß geſtoſſen / in dem Netze bes hangen bleiben / und zugleich fortgezogen werden/ fallen / und elendiglich zer⸗ fallen / wie dergleichen Traurfaͤlle mir hier und da auf meinen Bergreiſen erzellet worden. | Ssnfonderheit hat ung Her? Nichter / ein trefflich erfahrner Gemſen⸗ Jaͤger vil erzellet von | ee Gemſen Art / Jagd/ Lebensart / ins befonder auch von der Seüche / welchẽ diſes Jahr geweſen unter den Gemſen. Worvon in mehrerem gehandlet worden Tom. J. pag.39. & 163. &c. Alſo kamen wir auf die Hoͤhe des Bergs Buppen/und beſahen daſelbſt Das ODoͤneloch / | Eine in den Berg hinunter gehende tieffe Höle/ in welcher ein hineinges torffener Stein garlang Doͤnet/ ehe er zu Boden fallet / teilen er nam⸗ lich in waͤhrendem all hin und wider anden Felſen anfchlaget. Es iſt hier⸗ auß zuvermuhten/ daß der Suppen Berg innwendig hol/ oder wenigfteng einen tieffen Spalt von oben bis unden geworffen / und bey Anlas eines Erdbidems leicht einfallen koͤnte / wie dann nahe bey dem Döneloch tieffe bereits eingefallene Gruben zu jehen. | Auf der Hoͤhe des Berges pers rubeten wir auß / und aber/das mie wir auch da nicht muͤſſig weren / rüſteten wir zu — Barometrum, und ſahen das Queffilber indem 21. Zoll / ſchloſſen hierauß / da wir über Glarus (allwo wir die Hoͤhe des Wetterglaſes hatten 23. Zoll / 9. Scrupel) erhoͤhet ſtuhnden 2320, Schuhe / und über Lachen 2720. want dem geſtrigen Experimento zu trauen / da wir hatten 24. Zoll / 4. Scrupel. Wann ich diſere Zuͤricher decimal Zoll und Scrupel verwandle in Paris fer/fo Forhen herauß 22. Zoll 104. Linien, welchen entfprechen in derjenigen Tafel welche die Koͤnigl. Sranzofifche Geſellſchaft ihren Memoires von An. 170$.p 61. einverleibet nach Mariotte außrechnung 714. toifes, oder 4284. Pariſer Schuhe / nach Caſſini befferer Rechnung aber 935. toiſes, oder 5610. Schuhe über das Mit⸗ telandifche Meer: von welchen / ſo man abzeuhet 150 EC huheyvie Höhe der Start Parig —5 Meer / o kommen herauf nad) Caffıni Mehnung 5 460. Schuhe / weiche geben dir Senkelrech , des Berge Guppen uber Parig, Zi ö(0en 2. Febr. 1707, en EI 0 ο I E 4 Schweizeriſche 0005 Berg-Beifen, re — — — — —— — WMLehier / auf Buppen/da wir uns nider gelaſſen / iſt ein Ohrt / da 9 Der Schnee zu Wintersseit nicht bleibt / WzZu einem gewiſſen Anzeig einer untrirrdiſchen Warme / welche / wo fie begleitet iſt mit einer holen geſtaltſame der Bergen / und — Mineralien, welche / wie wir vernemmen werden / in dem Groſſen Thal des — 2866 nicht manglen / gar leichten Anlas geben koͤnnen zu erweckung er Ert Frag denen Difes Thal fehr unterworffen/toie zu fehen Tom.l, gr. 0... a al 2 ‚ Wber diſere Höhe des Guppen hatten wir eine weit groͤſſere / und ſtotzig⸗ felſichte Höhe des Glarniſch ſeibs / welche wir ohngefehrd erachtet z. bis 4000. Schuhe / aber heut noch zu beſteigen nicht Luſt hatten / ſondern uns auf die Rukreiſe ruͤſteten / bey welcher wir noch eint und andere Mineralien werden antreffen. J 806 Ohnweit von unſerem Ruheplatz fanden wir verſchiedene — Uberbleibſelen der Sündflut/ | | als zum Erempel/ | Br ‚Einen Beätuneulitam, oder Seemuſchelſtein in rohtem Geſtein. Ein ſtuck nes Oftrei, Steinernen Aufker in grauem Selfen/toelcher weil er auß lauter Kleinen. Hirsförmigen Kügelein zuſamen geſetzet iſt / wol — den Titulum Phacolitiu, oder Hammitæ, Erbſen- oder Rogen⸗ eins. | Ein Cornu Ammanis, oder Scherhorn in blauem Seften. Seltener aber fein die jenigen Gebildeten Steine, toelche ein Liebhaber der Gemß Jagd auß dem Flecken Glarus an eben diſem Berg / da wir jezt ſtehen / aber weit hoͤher / angetroffen / und mitgetheilet hat. Sie ſein bey erſtem Anſehen gleich einem Scherhorn / wann man fie aber genau betrach⸗ tet / ſo ſihet man’ bald / daß es eine andere Art, Die / welche beyhanden hab / fein ungefehr eines Zolles breit / und einen oder zwey Zoll lang / es ſein aber nur abgebrochene Stücker einer laͤngeren Figur. Ihre Streimen fein tieff / und Bogenweiſe uͤberzwerch gezogen / und gehen an den Seiten in einen rat + gleich bey einichen Scherhörneren / jufamen, Ein jeder 59 120. | a Ayır Sr BR (13) Fr r Streime iſt über diß bezeichnet mit vilen fubtileren Glaichen / und auf dem wol finden kan / der befehe die 88. Figur. Tab, XI. Tom, I, und Specim, Lithograph. Helvet, pag.do. alltwo ich ihne betitlet Caudæ Animalis cu- jusdam Foſſiſis fragmentum; Ein Stud eines verſteinerten Thiers f& es 5 und anbey angezeiget / daß diſen Stein vor etwas rares auß er Grafſchaft Neuenburg bekommen Seine Excell. Hr. Petrus Val⸗ kenier / der Hochmoͤg. General Staaten vereinigter Niderlanden Extraor- dinari Abgeſandter in die Eidgnoßſchaft / welcher von dergleichen uralten — der Natur ein: vortrefflich ſchoͤn und groſſes Cabinet geſam⸗ Auf dem Berg. Suppen findet ſich auch hin und wider ERin ſchwarzer Marmor mit weiſſen Aderen. Beſſer hinab traffen wir an alte Anzeigen einer welche vor diſem gebauet worden / nun aber oͤd liget. Das Eiſen ·Ertz / deſſen auch gedenfet Wagner. Hiſt. Nat, Helvet. pag:z5r. iſt ſchwer / und zweifelsfrey reich. Der Ohrt ob Schwanden / da Die Öergagfer das Ertz geſchmolzen / heiſſet jegund noch die Herzen Rüt. Nicht nur aber iſt diſer Berg Eifen-fondern beneben Silberreich / weilen auch daſelbſt An. 1525. und 1526. gebauet worden SER Silbergeuben/ son welchen oben Tom. II. pag 26. * 9 Nach dem wir von unſerer heutigen Berg- Reiſe zuruk in Schwan⸗ den angelanget / ergezten wir unſere matten Leiber mit einem annemlichen Nachteſſen / welches uns unſere werthen Freunde und Gefehrten / die Herren Tſchudin / haben zuxüſten laſſen. | | | J Den Anfang des folgenden Tagwerks den z. Auguſt. machten wir mit unſerem Baromerriſchen IBetter-und Maͤßſtab / welcher uns das Quekſilber “zeigte im 23. Zoll / und 9. Scrup. amgleichem Ohrt / da es geſtern war zu Vlarus / worauß ich aber nicht ſchlieſſen kan / daß diſe beyde ——————— EL 161 D1 u. Cum qugebracht/ und diſes Gewild ſelbs auf denen Glarneriſchen in die Urner- Gebirge gejagt wurde. Es ift namlich eine Grund · und rang | uf⸗ Ele) —— aufgerichtet worden vor dem hoͤchſten Gewalt / der LandsGemeind / daß einem jeden Landmann / er ſeye arm / oder reich / wann er Hochzeit haltet / zu⸗ gehoͤren ſollen zwey Gemsthiere. Zu dem End / und damit nicht die neuen Braͤutigam ſelbs die Muͤhe nemmen/ oder durch ſelbs eigenes Jagen dem Gemſenvorraht mehr fchad-als nutzlich weren / ſein in dem Land zz. beeidig⸗ te Jaͤger beſtellet / welche die zwey Jedem Braͤutigam zugetheilte Gemſe ihme muͤſſen zu bringen. Dife Freyberger Schütze / dann alſo heiſſen ſie / haben dann für ihren Lohn die Haute, Sie dörffen aber auch zu verbotte⸗ ner Zeit / zwiſchen Jacobi und Martini / nicht gehen zu ſchiefſen. Difer Frey⸗ berg wird abgetheilt in feine verſchiedene Spitzen / oder Joch / als Büel⸗ Stock / Gantſtock/Rothberg/ Saßberg/Vo Stock. Nunmehr ſetze meine Reiſe port durch dag Groſſe Thal / und ges denke erſtlich auß Wagner. Hiſt. Nat, Helvet. pag. i13. des TUNG Bads Kochfeiren/ * welches an einem Ohrt / Ovia genant / entſpringe / und von dannen gen Schwanden geleitet / und in allerhand Zuſtaͤnden gebraucht werde. Von diſem Bad weiß ich nichts zuberichten / als daß es nimmer bekant. J Jenſeit der Linth / ohnweit von dem Flecken / iſt Sr. Wendels eins gefallene Capell/bey welcher oft fol geſehen werden ein Geſpenſt / in Ge⸗ ſtalt eines Pfaͤffen · Es fein die fetten Einkuͤnften / welche diſer Capell vor der en zugeftanden/hernach an die Kirche su Schwanden verwendet worden, - | Wir festen unfere Reife fort diß oder vechter feits der Linth erfklich — Dorff Nitfuren / welches nacher Schwanden gehoͤret; hernach ur ee Ä Ä Laügelbach/⸗ | welches feinen Nammen ber hat 9 dem nahe flieſſenden Voehh / der au Vor ⸗ oder Leügelbach heiſſet. Diſer Bach kommet oben im Berg auß einem Felßloch mit ungeſtümme hervor / und ſtuͤrtzet ſich von dannen in ſchaumichter Geſtalt in das Thal herunter / und bald in die Linth. Seinen eigentlichen Urſprung aber hat diſer Bach in dem SOberblegi⸗See⸗ deſſen auch gedenket Wagner, Helvet. Hiſt. Nat, pag. 57. welcher eine halbe Stund ohngefehr im Umkreiß / und inſonderheit vñ Hecht fol in ſich haben / unter denen einer ſol ſein von ungemeiner Groͤſſe / der die übrigen bald alle verſchlinge. Diſer Berg-See fol under der Erden feinen Außfiuß fort⸗ fegenyund den vorernanten Ldügelbach außmachen. — Nahe bey diſem Bach hat ſich An.1687. ju getragen jene erbaͤrmliche | .. Rauwimbehidhe/ ,00 0° welche oben befchrieben worden, Tom,l, pag.ı59, M.6.) —6(21)35(Dens.kebrt. 1707, — 0-0 Schweizeriſche Berg ⸗Beiſen. — — — — — —— — — — — — a — — — — — — KK ————— — —— —— —— — —— — — — — > Tr difer Gegend ft das, . Laügelbacher Bad/ welches ehemahls vil gebraucht worden / nun aber auch abgangen. Folget das Dorf Luchſingen / welches aud) noch der Gemeind Schwanden einserleiber ; Bey diſem Dorffflieffet ab den Bergen der u Luchſinger Bach/ - welcher feine Urquell hat in Hachı/einer Bady-oder Waſſerreichen Alp. Maͤhe bey difem Dorff iſt 4 | Das Lucfinger Bad) ⸗ fo unter einem Selfen entfpringt / und durch hölgene Candle indas Bads hauß geleitet wird; Es fol nach dem Bericht Wagneri Lib, cit, pag.iiʒ. Schwefel und Alaun führen. Ich meines Ohrts hab diß Waſſer nicht in die Prob geſezt / theils aus Mangel der Zeit / weiten mich nicht tool allhier koͤnte ſaumen / theils / weilen diſes Bad / ohnangeſehen des Ohrts kommlicher Situation, auch nicht von den Nachbaren ſelbs beſuchet wird. | Wir veifen alfo fort über den Adlerbach / und durch dasDorff ſelbs / welches der Gemeind Bettſchwanden sugeböret mit folgenden jen- ſeits ie ya ligenden Doͤrfferen / Hatzingen / Dießbach / Im Tho⸗ ren Hauß. Allhier ſchraubten wir auß unſer Wetterglaß / und ſahen das Quekſilber im 23. Zoll / 7. Scrupel / worauß wir geſchloſſen / daß wir bereits 160. Schu⸗ he hoͤher / als Schwanden. Nach oben angebrachter Graduation der Königl. Geſellſchaft in Frankreich kommet Die Hoͤhe diſes Ohrts über das Mittels laͤndiſche Meer herauß nach Mariotte 429, toiſes, oder 2574. Pariſer Schu⸗ he / nach Caſſini 512. toiſes, oder zo72. Schuhe. | Solgtder _ | | Diefthaler Bach/ welcher feinen Urfprung herholet von dem | | Dießthaler See/ : | deffen auch gedenfet Wagner. Lib. cit. pag 58. und Pfendler yon Ber⸗ gen/pag.ı7. Weiters das Dorf Bereichwanden/teelbrs, wie IN el 22 )e en — — — — ſFon angezeiget / die Schweizeriſchen Land⸗Charten unrecht ſetzen bey dem Zufamenflußder Linth / und Sernft. Zu diſem Dorff gehört auch Rüti⸗ da eine von Stein gewoͤlbte Bruk uͤber die Linth. J Die Berge / welche rechter ſeits in die Hohe ſteigen / heiſſet man den Brunwald / villeicht Brunnwald / weilen dort vil Waſſer hervor⸗ quellen. — Reiters hatten wir zugeben über den urnagel Badı ach/ ER ein ungeſtimmes Waſſer / deſſen unrichtiger Lauff denen Anwohneren vil zu ſchaffen gibt / daß fie bald hier / bald dort die von diſem Waldwaſſer umgekehr⸗ te Bruken / oder Staͤge / widerum muͤſſen gufrichten. Diſem unbeſtaͤndigen / nicht innert ſeinem Runß bleibenden / Bach vergleichen die Einwohnere die jenigen Menſchen / welche in ihren Verrichtungen unſtaͤt / von einem Aſt auf den anderen ſpringen / bald das / bald diß vornemmen ; von diſen pflegen fie im Sprüchwort zu ſagen / ſie ſeyen ſo wankelbar / wie der Durna⸗ gelbach. Vor deme hinuͤher flieſſet jenfeits in die £inth der Brunnbach. Das letſte Dorff im Groſſen Thal heiſſet Qindthal / Rineehal/ Linthal / und iſt / wie das ganze übrige Thal / Rgormierter Religionsmoes nig Haußhaltungen außgenommen / welche Römifch Catholiſch / und ihren Gottesdienſt ohngehinderet verzichten in einer beſonderen Kirch / bey wel⸗ cher ein anſehenlicher groſſer Thurn. Sonften iſt zu wiſſen / daß die Kirch im Lintthal erbauen worden An.1283. Ob diſem Dorff / an dem Buß des Stahelbergs / an einem fehr gas hen Ohrt / in Herzen Landvogt Stüſſis Guͤteren / iſt can | Aletwaſſer/ welches innert einer kleinen Zeit daseingelegte Silber uͤbergüldet / und aber ohne Gebrauch iſt / weilen es an einem ungelegenen / gefahrlichen Ohrt / und nur Troͤpfleinweiſe auß den Felſen hervor quillet. | Allhier im Lintthal fein wir übernachtetzund morndeß / den 3. Auguſt. weiters fortgereiſet in begleit obgedachter Herzen Tſchudin / von Schwan⸗ den / Herren Zwickit/ Pfarrers von Bettſchwanden / und ER; Zehii/ Pfarrers im Lindthal. Die Höhe des Queffilbers ware 23. Zoll 5. Scrup. worauß wir abgenommen/daß wirwiderum 160. Schuhe höher weren / als im Thorenhauß. Mac obenangeführter Graduation Tafel der Könige lichen Sefellichaft zu Paris kommet die Höhe difes Ohrts uber das Meer / nach Mariotte 2759. Schuhe / nach Caflino 3321. Der Weg / welcher zu hinderſt in das Groſſe Thal führetsift ebenzund luftig/zu deffen Ende man kommet durch ein angenehmegyftilles/IBaldlein, welches in einem durchreiſenden eine ſonderbare An muhtung — 2 | 23) Der fich erinneret / wie allhier fich zuerft nidergelaffen oben bemeldte N. Martyrer von der Thebaifchen Legion, und folcher maffen fich in diſen Ohrt verliebt /daß fie ſich etwas Zeits bey einem Cryſtall lauteren Brunn / der noch jezund gezeiget wird / an dem Fuß der Baumgarten Wand / naͤchſt an der Kuͤhe · Alp/aufgehaltenund ihrem Gott in der ſtille gedienet / ehe fie naher Glarus Fommen. Rechter ſeits ſihet man von zimlicher Hoͤhe abs ſchieſſen den Fetſchbach / ſo auch den Schraͤyen oder Fiſmat Bach/ welcher auß der Fiſmat / einer Urner- Alp her / durch die Alp Baͤrenbo⸗ den fort / und endlich in einem ſchoͤnen Waſſerfall allhier auß- und in die Linth fieffet/bey welchem wir mit nicht geringer Gemuͤhtserquikung ſahen einen zierlich gefärbten Regenbogen / dergleichen ſonſt auch bey anderen DBerg-Wafferfällen mit verwunderung anzuſchauen. Allhier / zu hinderft in dem Stoffen Thal/befchkieffen das Land folgende erge: Nah Der Selbfanft/ und hinter Demfelben } | er Todriberg/ welcher faft unerfleiglich/und von vilen gehalten wird vor den höchften im ‚ganzen Schweizerland / neben welchem ein Paß auß dem Sroffen Thal des Glarnerlands hindurch gehet in Pundten/ auf Difentis/ein reiches Kloſter Benedidtiner-Ordens. An difes Bergs Nord ſeite iſt ein En, Criſtal Mine/ und nicht weit darvon ein gemiffer Ohrt / genant die Sehlblanten/meilen zu Sommerszeit alda gefpürt m.rd ein ſtarker Geruch eines in der Erbe verborgen ligenden | - | Petrolei/oder Steinoͤhls. Nebſt dem Tödtiberg iſt . ..DiefimmenAp/ ., über welche auch ein Weg gehet in Pündten / der aber gefährlich/und bald bon niemand / als Denen Jaͤgeren praficiert wird. In diſer Alp iſt auch ein Steinoͤhl Geruch / und wird gezeigt | je Der Urfprung der Linth. | Es fommet namlich auß difer Alp der Lummeren Bady/mwelchen Die Antwohnere halten vor dero eigentliche lirquell dev Linth / fo hernach Die Kimnmae außmachet. Meines bedunkens aber ift difere Ehr des wahren Urſprungs diſes Waſſers zu zufprechen dein Sandbach / weilen * ee Y mehreres / vun — 8024) mehreres / beſtaͤndiges / und truͤbes Firenwaſſer der Linth zufuͤhret. Diſer Saͤndbach flieffet urſpruͤnglich her auß der Sand Alp/und daſelbſt bes findtlichen Gletſcheren / hernach unter der Bantenbruck hindurch / und vereiniget fih darauf mit Dem Limmerenbach / bey deren Zuſamenkunft die Dinth entſtehet. Von difer Sand⸗ Al erzellen die Aelpler / wie zu gewiſſen Beiten aldort in der Luft gehört werde sine liebliche Mufic. hy Zwiſchen der ra Alcen Ohren erhebet ſich Ko Dee Gemſchi Stock. Weiters iſt zu bemerken Der Kammer· Stock / ein ſehr hohes Gebirg / welches berühmt wegen zweyer Sultzen / oder Sultzlaͤckinen/ einer trokenen / an ſandichten Felſen / und einer naß ſen / zu welchen Die Gemsthiere auch von fehrne hergelocket werden. Von diſen Sultzen aber iſt das noͤhtige gemeldet worden oben Tom. pag. 39. Es gibet auf diſerem Berg gar vil Gemſe / und aber keine / die Gemſe⸗ Balken/ oder Kuglen bey ſich haben / da hingegen die Gemſe in der be⸗ nachbarten Alp Kimmeren gemeinlich Gemskuglen tragen. Bon diſer Begebenheit habe auch oben ein Urtheil ‚gefället Tom. J. pag.167, Auf allen/infonderheit aber denen fonft beſchwerlichen Berg-Reifen machet mar die Zeit annemlich / und kurz mit nutzlichen / und anmuhtigen Difeurfen. Alſo auch hier in währendeim Steigenift unter uns Geiſtlichen / und Weltlichen Neißgefehrten entflanden eine Srag Don der erſten Bewohnung diſer Danden/ | ob die erften Einmohnere derfelben in den Tieffen Gruͤnden / und Thaͤleren / oder auf den Hoͤhenen der Bergen möchten germohnet haben, Der Wahr⸗ heitzand kommlichFeit kame gemäffer vor Das erftere/wie dann auch Heut zuTag Die Thaler auch von Denen Alpvoͤlkeren gebraucht werden zur Be⸗ wohnung /toeilen fie warmer / vor den rauhen Winden beſchirmter / auch in anfehung des commercii, oder Umgangs mit anderen Menfchen komm⸗ ücher / und zum Garten-und Feldbau bequemer erfunden / und die Gebirge allein Sommerszeit von dem Viehe abgenuzt werden / welches fich mit den Hirten gegen dem Winter in die Thaler herab laflet. Hingegen machte ach ein zimfich Gewicht bie letftere Meynung / nach welcher vermuhtet worden / daß anfänglich vonden Menfchen müffen inngehaben worden feyn in Berapisen / von welchen fie ſich allgemach in Die Tieffe nidergelaſ⸗ N. % i N.7.) = (Den 16. Febr. 1707, u 270 00e755 u >> He 0 oO ee [07< "1e)70 Schweizeriſche Berg⸗ Beiſen. ⏑ — 00 E: ift leicht zu erachten / das zum Exempel alle unſere Schweizeriſche “m: Thaler in denen erſten Jahr hunderten nad) der Sundflut geweſen RI ein Dicker Wal) / welcher nach und nachhat muͤſſen außgeftofet/ von denen wilden Thieren gereiniget/zund alfo zum Feld oder Garten-oder Wieſenbau bequem gemachet werden / welches alles.nicht hat Fönnen gefche- ben in Eurger Zeit/ und nicht ohne dem Adam angekuͤndeten Schweiß des Angefichts/melchen annoch jegund erfahren Die jenige Berg Kohler / wel⸗ hen in dem Underwatdifchen » und anderen Eidgnoͤſſiſchen Landen übers geben und gefchenket wird etwann ein ganzer Wald / daß fiedenfelben außs reuten / zu Kohlen brennen/und zu Alpungen/oder Bergweyden tuͤchtig mas chen dergleichen id) hin und wider auf meinen Reifen angetroffen. Diſes alles / moͤchte jemand einwenden / ſein lähre Hirngrillen / wo fein die Hiſtori⸗ ſchen Documenta, oder Beweißthuͤmer / wo die alten Rudera, oder Gemaͤu⸗ re ſolcher uralten Berg.Staͤtten / glecken / Doͤrfferen / und Haͤuſeren? Wie haben fie ſich koͤnnen aufhalten den Winter über auf hohen Alpen? Diſem tetften Einwurff anderft zu begegnen / iſt gu wiſſen Daß nicht Die Meynung dahin gehet / als wann die erfien Schweiger aufdenen Hoͤchſten mit Schnee und Eis immer belegten Berg-Spigen ihre Wohnungen gemachet/als Die ihnen auch im Sommer weren theils unerfragenlich/theils unfommlich ges weſen in anfehung der Weyden. Sondern fie twerden fich im Sommer, wie annoch jest gefchihet / aufgehalten in den höheren Alpen / und gegen dem Winter hinab gelaflen haben in die naͤchſte Walder / da fie vor der Winterskaͤlte fih und ihr Viehe haben koͤnnen befchirmen/gleich auch Die Gemsthiere in harber Winterskälte fich tieffer herablaſſen / und etwann uns ter einem Felſen / oder unter Tannenbaumen ihr Winterquartier ſuchen. Es fehlet ung auch nicht an überbleibfelen einegalten Berggemäurs. In der Alp Müllibach / Glarner Gebiets / fihet man noch jegund urs alte/ nach fonderbarer Bau-Art gemaurte/anden Selfen lebende Hüttlein / welche die Einwohner Heiden Haͤüßlein — heiſſen / und wol fein koͤnnen die aͤlteſte rudera unferer Landen. Wiewol man 26 man diſer Haͤußlein halb auch kan folgende Gedanken machen / daß ſie de⸗ nen Thalbewohneren moͤchten Bene * zu eine Bun um fie vor 8 der Gothen Anfall zu bewahren /wann ſie Zuge rch unſere Sande ges tahn: wie zu vermuhten dag zu eben dem Ende vor diſem ſo vil 100. ja 1000. veſte Schlöffer unſers Landes auf hohe / oft kaum erſteigliche Felſen gebauet worden / damit man bey Ankunfteines 2 eich Räüberifchen Volks fich und das feinige Fönnen dorthin flüchten/ welche Schlöffer her⸗ nach denen Befiseren Anlas gegeben / darauß Raubnefter zumachen / die Thalleuhte gu tyranniſiren / und dahin zu bringen / daß ſie ſich ihre | chen Rechten beholffen / die Zwingherren abgefchaffetzund die Schlöffe ſtoͤret / wie noch an denen / meiſtens mit Geſtraͤuche bewachſenen zu ſehen / welche jezt gu nichts mehr taugen / als ſchoͤne Mahleriſche Landſchaf⸗ ten außzuzieren. Hieruͤber gebe der geehrte / und ſonderlich in Vatterlaͤn⸗ diſchen Alten Geſchichten erfahrne Leſer den Außſpruch; Ich gibe ihme allein an die Hand die Materi. u ans eu ir reifen fortzund Fommen durch einen anmuhtigen Wald / deſſen An gefället wird / un daß es naher Zürich geführt werde / zu der ben ruͤhmten an are Panten oder Banten Bruc‘/ —* welche von Steinen gewoͤlbt / und von einem Felſen zu dem anderen über gehet: Es Ban allhier ein Baukünftler fehen die Manier / wie an fols chen hohen/und wilden Ohrten die Bruken anzulegen/und von einer feite gur anderen zuführen : Einen Sandfchaft Mahler wird nicht gereuen die Zeit oder Muͤhe / welche er nimmet/fich hieher gu verfügen’ dann ihme vors fommen fo feltfame Proſpect, dergleichen ich in ganzer Schweiz nicht ges fehenrauffert bey dem Pfeffers Bad / zwiſchen der Quellzund dem Badhauß. Auf der Bruck ſihet man eine Senkelgrade Tieffe von etlich 100. Schuhen / und fo mol ob ſich / gegen Mittag / als nidſich / gegen Mittnacht / eine lange perſpectiviſche vertieffung der Felſen / mit gemaͤchlich zunemmender Finſte⸗ rung / wegen Mangel des einfallenden Liechts / und unter denen Felſen durch / in erſchroͤklicher Tieffe rauſchenden / und fchaumenden/Sandbach/ (wel⸗ cher die vornemſte Quell der Linth) daß auch die herzhafteſten Leuhte der Schwindel uͤber fallen kan bey einer ſo hohen in einen tieffen Abgrund ge⸗ henden Außſicht. Mir Fame diſes Ohrts Situation ſo curios vor / daß von | difer Bruck unterfchiedlishe Zeichnungen / wie fie von werfihiedenen füten. her ins Geſicht fallet/verferfiget/wie dann dem geehrten Leſer hiermit eine derfelben vorgelegt wird in einer befonderen Tafel. - —J Allhier nahmen wir Abſcheid von der Ehrwurdigen Geiſtlichkeit / und kamen in Begleit unſerer Gems-Jaͤgeren / Hry. Richter Tſchudis / und | „ | 35 (27). Safpar Störi/ oder. kletterten vilmehr einen beſchwerlich gaben ſchlipferi⸗ gen Weg / mitten durch Rinzenhoren/einen Wald / da, wir antraffen einen My Schwarzen Marmor / in die Alp Alcenohren/allwo wir. cin wenig außruheten / und mit einem mageren Mittageffen von Waſſer / und Brot uns erquikten / und von Dans nen in die Alp/ und Sennhůtten / Baͤrenboden. Allhier hatten wir Die — Quekſilbers in unſerem Maͤß⸗Stab 21. Zoll / und erachfeten/ daß wir über das Dorf Kinehal/von wannen wir heut frühe verzcifet/ — — Hoͤhe ſtuhnden 2000. Schuhe / worauß leicht zu ermeſſen / wir unſer Tagwerk vereichtet / oder nicht. Nach Mariotti Rechnung ftehen wir hoher / als das Mittellandiſche Meer 4286. nad) Caſſino 5912. Pariſer Schuhe. Wir begaben ung bey eingebrochener Nacht in die Ruhe /_DIE Schlafftammer mar. ein durchleuchtiger Gaden / die Bether / Federen / Küſ⸗ ſen / Decken / waren einerley Materi / namlich Hei: In diſen wolriechenden en rhren mi fo molsoder beſſer 7 die Nacht über / als mandr roſſer Herzin feinen Eoftbar außgezierten Federbetheren. Er Wir machten ung gleichwol morndrigen Tags / welcher tar Der 4, Auguft. früh auß unferen Federen / theils / weilen wir Heut einen weiten Weg vor uns hatten / theils auch deßwegen /weilen die Falteyneblichte Mor⸗ genluft durchunſere Spalt· volle Nachthůtte eintrunge / und ung den Schlaff auß den Augen jagte: Wir ſtuhnden hiemit auf/ und ruͤſteten ung auf den Weg / ergezten ung aber / ehe wir verzeigfen mit einer luſtigen Außſicht / end wir haften. auf umligende Berge / und Durch das ganze Broffe Thal / welches wir geſtern / und vorgefternvdurchwandlet, Bon diſem hohen Ohrt ſahen wir die weit hoͤheren / bald Himmelſtei⸗ genden / mit beſtandigem Eis und Schnee bedekten Alpfıriten/von welchen die anligenden Thaler vermuhtlich nichts gutes / oder fruchtbares zu hoffen haben. Dann / lieber! was Nutzen wil man erwarten von Aekeren / und Wieſen / in deren Nachbarſchaft Berggroffe Schneehäuffen das ganze Jahr durch ligen bleiben? Muß man nicht allhier ſuchen den Sommer in mitten des Winters? Muß nicht die Waͤrme weichen / wo eine beſtaͤndige Kalte regieret? Eilet nicht mit eueren vorurtheilen ihr / die ihr unſere Lande nur von weitem / und obenhin anſehen. Steiget hinab in das Groſſe vor uns ligende Glarnerthal / und beſehet mit Augen / beruͤhret mit eueren Haͤn⸗ den / betrettet mit eueren Fuͤſſen die ſchoͤnſten Graßvollen Wieſen / die reiffe Kornſaat / und allerhand andere Früchte / ja in einichen Thaͤleren des Schwei⸗ zerlands / als in Wallis / die ſuͤſſeſten Trauben / edelſten Feigen / das delicate Italien in mitten der rauheſten Bergen. Wahr iſt / Daß in unſeren Hel- | \ veti- * “ m E- vetifchen Landen eine gröffere Kalte regiert / als der Polushoͤhe von +5. bis 43. Graden zu ftehet. Es ift oben bereits an verfchiedenen Dhrten die Urs fach deffen zugeleget worden der hoben Situation, und Bergichten Beſchaf⸗ fenheit des Schweizerlands: Aber eben diſere uber das übrige Europa ers . böhete Berg-Gipfel fein die irfach der Fruchtbarkeit unfers Lands, Unſere Dernunft fiher diß Paradoxum Phyficum alfo an. Were die ganze Schweiß ein einiger Berg / ſo weren wir mol die unglukhafteften Bewohner Europx/ von der Nordſeite ber wurden mir geplaget von den rauhen Biſwinden / welche alle Srüchtezund das Graß felbs hinderhielten/ daß wir unfer Lager anderſtwo aufzufchlagen gendhtiget wurden. Und hette fich allein die Mits tas-und Abendfeite zugetröften dee Sruchtbarfeit. Nun aber/da diſes un⸗ fer Land gertheilet in Berge und Thaler / heben jene die feharffen Winde auf / und hinderhalten ſie / daß fie nicht mit völligen ihren Kraften die Thaler Fonnen Durchftreichen/gleich in einichen Engellandifchen Inslen Die Frucht barfeit der Gaͤrten merklich beförderet wird Durch hohe Mauren / welche Die gefalgene Seeluft abhalten. Es ift hiervon / ſo vil mic) zuerinneren weiß/ oben bereits gehandiet worden. Nicht ift zu laugnen / daß nicht die näͤchſt an hohe Schneegebirge ligende Thaler von fo Falter Nachbarſchaft etwas leiden / wie dann in vor ung ligendem Linthal /als dem hinderften Winkel bes Glarnerlands / der Schnee fpahter abgehet / als weiter binauß bey Schwanden / oder um Glarus; gleichwol / welches zubewunderen / kommet dorten das Graß fo bald zu feiner Vollklommenheit / als hier / weilen Der haͤuffige Schnee die Wurtzen der Pfanzen nicht nur nicht erſtecket / oder vers derbet / ſondern durch hinderhaltung der Erdenwaͤrme / und offenbehaltung der Nahrungszaͤſeren / oder Gefaͤſſen / erhaltet: da hingegen in offenerem Land bey dünnerem Schnee / und freyerem Zugang der kalten Nordwinden / die Pflan;en den Winter uͤber naͤher zuſamen getrukt werden daß ſie bey ankommendem Fruͤhling nicht fo geſchwind widerum ſich öffnen koͤnnen. Eben diſes ſehen mir mit gröſter Erſtaunung auf denen Alp-Firſten ſelbs / da naͤchſt an den Eis und Schnee Felſen gruͤnen / und bluͤhen / die fetteften Wbenyden / und abzupfluͤken ſein die geſchmakteſten Erdbeeren / alſo der Wins ter zuſehen nebſt dem Sommer. Es erkenne jedermann hierauß die Goͤtt⸗ liche Allmacht / Weißheit / und Guͤte / deren hät gefallen wollen / unſer Schwei⸗ zerland höher zu ſetzen / als das übrige Europa/ als ein reiches Waſſer Vor⸗ raht-und Provianthauß/ als eine Zeugmuter der Wolken / und Winden/ anbey aber / damit wir Bewohnere diſes Europeiſchen Berg-Gipfels nicht von Kalte, und Hunger / verdurben / die Thaler alſo zu unterſcheiden mit hohen Bergen / daß diſe jenen Fönten dienen ale —— aber uns zu unſerer Nahrung / Erhaltung / und Luſt / als Gaͤrten / Felder / Wieſen. 2. P. 8. Es iſt hierbey zu haben cin Kupfer vonder Panten Bruck a 3. ß. N8) 53520 )E- (Den23.Febr.1707. SI 1 GI RIO E Berg⸗Beiſen. — _ mm ——_——— mm) Nd zwaren ift durch fonderbare Weißheit de3 Groſſen Gottes das Schweizerland alfo eingetheilt! daß wegen vilfaltiger Situation der | Thäleren / und Berg Jochen / hier dife gattung der Früchten eher hervor komt / und dort eine andere / damit hierdurch Die Gcmeinfchaft und Commerxcia der Helverifchen Nation deſto mehr beiteiffet/und feibs unfere Gemüuhter durch fothanesnaturliche Bandvereiniget wurden. Es fanaber eben Difere jestgepriefene Allmacht des Schöpfers auch bey sunemmenden en Stunden’ und muhtwilligem Gebrauch unferer Landesgaben/ung alle Augenblick fraffen nach ihrer Gerechtigkeit; Es iſt der Bogen allezeit geſpannet / um die Iafler-Schnee-und Eis-Pfeile auf ung los gu ſchieſſen / und ung heimzuſuchen mit Winden / Regen / Uberſchwemmungen / und Erdbidmen; wie dann dig vor ung ligende Groſſe Thal denen En Erderſchüttungen ſonderbar / und vor allen Ohrten des Schweizerlands auß / unterworffen / ibelches ung Anlas gegeben Tom. J. pag.117. hiervon einen beſonderen Ti⸗ tul zu machen / wohin auch den geehrten Leſer weile / und aber allhier die jenigen Erdbidem des Glaͤrnerlands zu erzellen mich verpflichtet finde / wel⸗ hhe domahlen außgelaſſen. Es iſt namlich An.ı573. an St. Thomas Abend ein groſſer Erdbidem im Glarnerland vermerket worden. 2" An.ı594. auf St. Martinstag erhebte ſich ein gewaltiger Erdbidem / in welchem ein ſtuck ab dem Gipfel des Glaͤrniſe > 8 mit entſetzli⸗ chem prafchlen auf der feite gegen dem Hauptflecken hinunter gefallen / und nieht alleinden dafigen Brunnen/oder Bach ( der hernach mie groſſem Koften widerum in feinen Sanggebracht werden müflen ) verlegt / ſondern auch ein groffes Stud Bannwald mit einem guten Theil Der beys gelegenen Felderen uͤberdecket / und unnug gemachet. © Yn.1663. den 10. Sept. Abends um 10. Uhr iſt ein gimlich ſtarker Erdbidem vermerket worden und folgenden Sonntags, den 13. Dite ein anderer, An.1665. den 1. Merz. Nachts um 2. Uhr iſt ein gewaltiger Erd» bidem imgangen Land / mit jedermanns groffem Schrecken / geſpuͤrt Worden. V An. 1668 un > JE 1091 Fe boten An.1668. den 20. Apr. Abends zwiſchen 3. und 4. Uhren iſt widerum im ganzem Land ein ſtarker mit Kurs teren / und beben ge⸗ a vermert et Be * m, Den 3 Derbftm. 2 Norgens um, ı0, Uhr widerum ein anderer. An. 1673. den 13, Sehr. iſt an etlichen Ohrten des Lands ein Erd⸗ bidem geſpuͤrt worden. An. 1074. den 6. Dec. Sonntag Morgens vor ———— iſt Bee in Difem Sand/als faft in ganzer Eidgnoßſchaft / und angrängenden? Die Erde ſtark erſchüttet worden / und bald nach diſem ſein zu N Feurige Kuglen vom Himmel gefallen | An 1679. den 25. an. Nachts wiſchen 2. und z. Uhren merkte man abermahl hen —— ſtarken Erdbidem. An. 1681. den 27. Jan. Nachts zwiſchen 10. und rr. Uhren hat fi ch in / und auſſert dem Land ein gewaltiges Erdbeben verſpuͤren laſſen / ob gleich ns Winterskälte domahlen ſo hart / daß ſich dergleichen niemand erinneren moͤgen. Yn.ı682, den 2. Mey iſt Morgens zwiſchen 2. und d z. Uhren ein ent⸗ ſetzliches Erdbeben / mit erſchroklichem Getoß / in diſem Land / und anderſtwo geſpuͤrt worden / den 7. darauf hat man im ganzen Glarnerland einen er⸗ ſchroklichen Hall und Knall / gleich einem Canon· Schuß/ worvon die Fenſter erzitteret / wahrgenommen. aan Brill ar zv An.ısgs. den 26. Gebr. Abendsstwifihen 8.und9; Uhren / ſpuͤr — Land / und vilen Ohrten der Eidanoßſchaft ein a ſtarkes rd⸗ eben. r, viren ey Den 9. Sept: wurde abermahl ein gewaltiger Erdbidem / am einem — ohne hrs fen: Me or —R EL 50 JERl- Höhe des Gotthards uber dem Mittellaͤndiſchen Meer/finde ich / weilen das Qukkſilber gefallen auf 21. Zell, 63.Sterup. Pariſer Meß / das nach Ma- er rang beraußfommen 57559. nach Cafın aber 7692. Pariſer Wir wollen / weil wir jest beftiegen haben ru akeweuz, dwezs nseußnr, ga, Vertices, Cacumina Montium , fa Summas Alpes, die hoͤchſten ebirge/ bey denenfelben ung noch etwas aufnalten/nach Anleutung deflen/was Tæſar fchreibt Lib.3. Antuates, Veragros,Sedunosdue, à finibus Allobrogum , & Lacu Lemano, & Flumine Rhodano ad Summas Alpes pertinere; villeicht / pertingere, Es mird difer Tert ungleich außgeleget. Henricus Glareanus, Ägidius Tfchudius, Rajmundus Markanus, Leander, Stumphius, Jovius ‚und andere/ fehen die Summas Alpes, die höchften Alp⸗ gebirge/an vor gewiſſe / und zwaren inder Taht böchfte Helvetiſche Gebirge / nahmentlich den Gotthard mit ſeinen Theilen / der Furca, Criſpalt, und Valdotio, Da hergegen Simler. de Alpib. pag.98. und Plantin. Helvet. pag.52. das woͤrtlein Summum nicht außlegen als gewiſſen Walliſſer / Ur⸗ ner / und Pündtner Gebirgen eigen / ſondern als allen Bergſpitzen zuſtehend / oder als ein Nomen appellativum, wie man in Schulen redt / daß alfo Sum- mæ Alpes: bedeuten «wu. dwegr rar Are, ſummitates, cacumina, culmina, Montium, wie afjo bey Antonino ſtehet Summus Peninus, Summus Py- renzus; und die Wieinang Cæſaris were / obbemeldte Volker / die Dber-und Nider Walliſſer wohnen bis an die Hoͤhenen ihrer naͤchſtgelegenen Bergen / nach Strabonis Sprach / uixes rar angw vregkorm v ders. Wann ich diſere beyderley Meynungen gegen einander ſtelle / ſo finde / daß ſie wol mit ein⸗ ander zu vergleichen ſeyn. Es iſt ja wahr / daß obbenante Gebirge / sFummæ Alpes, die hoͤchſten ſeyn / aber auch iſt wahr / daß ein jedes Gebirg hat feine Summitates, oberſte Spitzen / daß wer Summas Alpes, die hoͤchſten Alpge⸗ birge durchreiſet / auch Summitates, oder Summa Summarum Alpium, die oberfte Hoͤhe derſelben zu überfteigen hat : wahr ifl/daß bemeldte Voͤlker fich eritrecfet bis auf Die hoͤchſten Gebirge Europæ / und ift auch wahr / daß fie gemohnet bis an die möglich und Eomlichen Hohenen der an fieanftofs fenden/obgleich nicht. gar höchften/ Sebirgen, | — Es haben diſere Spitze der Bergen ungleiche Nammen. Tſchudius nennet fie hin und wider in ſeinen Schriften hohe Firſten / Alpfir⸗ ſten / Berg Fyrſten / und ſetzet alfo in vergleichung die Haͤuſer / deren So tze gemẽ mich Firſten/ Fyrſten/ Fürſten heiſſen: Culmina, quia Veteres de Cuimo ædiſicia contegebant Serv. Eclog ı. weilen die alten ihre Haͤuſer mit Schaub / oder Stroh hedecket. So finden wir auch Culmina Alpium, bey Clare Bell, Gall, ib.ʒ. und iſt diß alte Romiſche —5* ulmen FL) Er Colmen nicht fo gar in unferen Landen verblichen / daß nicht noch alte übers bleibfelen deffen feyen. Auf dem Gotthard ſelbs ift ein Berg / der Colmo heifferzumd nennct man die oberfte Höhedes Rigibergs auch Culmn/ suf der Culm. Die Bundtner aber haben den: eigentlichen Verſtand dies Worts um etwas geänderet/in dem fie den ganzen Berg dardurch anzei⸗ gen / deſſen oberfte Firſt fie nennen Sü Som ! cuolmyund den Fuß deflelben gio dim I’ cuoim. Andere Berghoͤhenen heiffen wir bier und da Grath/ Belchen/ Morn/Belchen Dorn/Stod., Zu herbit auf uns it unfer Grath/ Da unſer Spis zum hoͤchſten ſtaht / ein Ran nemt es auch Belchen/und Morn/ BR Da wir im böchften find arforn. | Kaͤbmann. Gefpräcd von Berg pag.ım. Das wort Grat / deme ent⸗ ſpricht der Lateineren Dorfum, heiffet nicht allzeit eine einige oberſte Spitze / ‚föndern mehrmahlen / und nach dem Grund der Sprach / vil in Die lange ſich fortſtreckende Hoͤhenen eines Gebirge. Alſo gedenket Saxei dorſi Plinius Lib.VI. Ep.zu. Dahin iſt zu zeuhen ein altes / nicht von weitem / ſondern den nachſten Bergen hergeholtes Bejahungs-Wort der Pündtnerifchen Nation, ſo lang Brand und Brarb ſtaht /wormit fie in ihren alten Inſtrumenten inren Pündtnuffen e.ne ewige Wahrung anmünfchen. Die ‚fere Dorfa, &räte / heiffen auch Schneeſchmilzen / teilen daſelbſt der Schnee früher pflegt abzugehen / als in tiefferen aber von der Sonn ents fehrnteren Obrten. Hoͤrner/Cornua Terræ, werden genennef aud) ganze Berge / weilen fie außder Erden flaͤche auffleigen/gleich denen Hoͤrneren auß dem Kopf. Gor. Becan. Hierogl, L.ız. Aber auch Formen unter Difem Bern Die oberſten / hogerichten / oft gleich den Hoͤrneren hervor ragenden/ und krumm einhergehenden Bergſpitzen / mie alſo bey Statio zu finden in⸗ totta Cornua Parnaſſi. Dos Wort Srock iſt ſonderlich im Glarnerland / eine gemeinuͤbliche letſte Sylbe eines ganzen Berg-Stocks / wie deſſen Zeugen ſein koͤnnen der Anhorn Stock / Blankenſtok/Büchiſtock /rc. Diſem entſpricht der Engadineren Piz, Pitz, weiches eigentlich allein bedeutet Die Spitʒe des Bergs aber auch ganzen Bergen zugefohrieben wird ; Als da fein H Piz di Doan, Piz delle undeci,&c. Villeicht komt von diſem Pundt⸗ neriſchen Piz her das Teutihe Wort Spin, Im Slarnerland haben wir den Gruͤnen Spin/Spismeil/und auf dem Albis, ohnweit Zuͤrich / bey Stallikon den 2 Spanipis: F a 9099 Es haben unſere hohen Alpsebirge nicht nur ein jedes feine Spitze / oder oberſte Firſten / ſondern fie ſelbs fein die hochſten Berg-Spige von gang Europa. Ich habe zwar diſe Materi berührt oben Tom, I. pag 7 e ar x hmm onder⸗ 1099) —— — — — — — — — — —— ſonderlich beygebracht den Grund / welchen an die Hand gibet der Urſprung unſerer Flüſſen. Nun aber werde diſere Streitfrag um etwas genauer una terſuchen / theils die Wahrheit deſto deutlicher an Tag zulegen / theils Die Voruͤrtheile zu benemmen / welche entſtehen moͤchten Durch leſung Joh Simleri,eines unſerer beruͤhmteſten Seribenten / welcher in ſeinem herrlichen Buch de Alpib. pag.98. b. behaubten wil / daß nicht die jenigen Berge vor die hoͤchſten zu halten / von welchen namhafte Flüſſe in alle Weltgegenden abflieſſen: dann ja bekant / wie auf dem Fichtelberg entſpringen 4. Haubt⸗ fluͤſſe / er Mayn / die Eger / die Nab / und die Sal / und aber diſer bey weitem nicht unter Die Hoͤchſten zu zellen; wie gleichfahls der bald groͤſte Fluß in Europa / die Donau / entſpringe bey Voneſching / an einem fehr nidrigen Ohrt / auf dem flachen Landz uber das gar vil Fluͤſſe in der Moſcau / und Tartarey auf ebenen Landen ihre Urquellen haben ; und ſtreiten ſelbs die Puͤndtner / Walliſſer und Schweijer / welche Die höchften Gebirge haben. Hierwider fee anfänglich gu einem unbeweglichen Pfeiler unferer hierüber waltenden Bernunft-Schlüffen folgenden Grundſatz / daß alle Flüſſe ana zuſehen ſeyen / als Hana inclinata, haldige Flaͤchen / alſo daß zu oberſt ſeye die Quell / zu unterſt der Außlauff; und gewahre hier / gleich als im vorbey⸗ gehen / das Becmann in feiner Hiſt. Orb. Terr. Geograph. p. m sı. uns genugfam die Urfach des Durch Die Slußbette abflieffenden Waͤſſers herleitet 1. und vornemlich/von trukung des jenigen Waſſers / twelches hinten nach komt. 2. von runder Geftaltfame der kleinſten Waffertheilchen/in Kraft welcher fie leicht über einander ſich bewegen / und fortwelzen koͤnnen. Ders gegen behaupte / daß die vornemmere / und dritte / Urſach des Fluſſes ſeye Die Unebenheit der Erden / von welcher, als einer zu außſpendung des friſchen Waſſers von Gott meißlichft angeordneten Beftaltfame gar ſchoͤn ſchreibet Qr. WVoovvard in feiner Hiſtory of Earth, pag.155. welches vortreffliche Buch auß dem Engelländifchen ins Lateiniſche überfeßet habe unter dem Titel Geographie Phyfice ‚um daß es der gelehrten Welt defto bekanter wurde zund behaupte mitdem Derfaffer difes Buchs / daß wann Feine Hü⸗ gel / Bergezund Thaler / weren / wann nicht einiche Theite der im Süundfluß eingefallenen Erden weren erhoben geblieben/da andere geſunken / wir auf ganzer Erde gehabt hetten ftillftehende/faule Waſſer / und nirgends Feinen fliefjenden Strohm. Es truken die hinden nad) Fommenden Waſſer die vorderen nicht allein wegen ihrer leichter Beweglichkeit / ſondern vornem⸗ lich / weilen jene ab höheren Ohrten flieffen in tieffere. Wer iſt / dem nicht bewußt ſeye die niderſte tieffe des Meers / von deſſen Geſtad die Erde all⸗ gemach aufſteiget bis auf die höchften Alpgebirge? Der Augenſchein bringt es mit / die Vernunft faſſet / und bejahet es/ und bekraͤftiget diſe Grundwahr⸗ beit genugſam die Erfahrung. ꝛc. T.14.) | 38 ( 53 Y Sal (Den 6. Aptil.1707. Be leere ee de oe ee --Schweiserikbe era | Berg Peifen, we — — — — — — — —— — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —— ——— — — — — — — Jerauf ſage ich / daß der Fichtelberg in Teutſchland (deſſen Waſſer⸗ ehalter ſelbs.16054. in Augenſchein genommen) ſeye Die oberſte Spitze SS von vier abhaldenden Flaͤchen / deren unterſte Theil bey jedes Fluſſes Außlauff in andere Waſſer / des Mayns bey Mayntz / da er ſich ergicffet in Den Rhein; der Eger bey Leitmeriz in Boͤhmen / da fie ihre Waſſer übergibt der Elbe; der Sal, bey Kalb im Ersbifchthum Magdeburg in gleichen Fluß / und der Trabin die Donau. Obgleich nun diſer Berg nicht einer von den hoͤchſten / ja kaum unter Die mittelmaffigen zu zellen /ſo ift er doch hoͤher / als alle Die Land/durd) tvelche feine Stufe ab-und fortſüeſſen / namlich Das Mannzifche / Magdeburgiſche Gebiet / Bohmen / und Bayeren, So iſt auch Donefching/oder die Schwarzwaldilchen Gebirge/ welche den wahren Urfprung der Donau geben/ (wann der nicht inunferen Helvetiſchen Ges birgen ſelbs fich findet / eher / als in Dem alten Eremo Helyetiæ) hoͤher / als Schwaben / Bayeren / Oeſterzeich / Hungaren / Servien / Bulgarien / Wal⸗ lachey / und Moldau / hoͤher endlich / als der Pontus Euxinus, in welchen diſer namhafte Fluß ſich ergieſſet. Was wil ich nun ſagen yon unſeren Helveti- ſchen / Rhetiſchen / und Waͤlliſſer Gebirgen / gegen welche der Fichtelberge und Abnoba / nicht mehr zu rechnen ſeyn / als ein Baͤumlein gegen einer hohen Ceder? Solten nicht diſe höher ligen als Teutfch-und Niderland Durch welche der Rhein flicffet s als der jenige Theil Sranfreichs/welcher die Rhoſne durchtaſſet als Stalien/dahin der Tefin / und Die Adda lauft ? ja höher/als das Mittellandiſche / Teutſche und Schwarze Meer 0. Itzt / weilen wir auf denen höchſten Bergfpigen Europæ uns / erwieſe⸗ ne maſſen / aufhalten / ſolten wir Anlas nemmen-zurepden och e 2. Don.den Danwinen/ ⸗/ gl melche meifteng in und um diſe Gegenden geſpuͤrt werden; ‚Es ift aber diſcre Materi bertits außgefuͤhrt worden oben Tom.T, pag.147: wohin den | geehrten Leſer weiſe. Eye * Bi Schreite hiemit fort zu — Den Cryſtallen/ — — welche eigent ich auf diſen Gothardiſchen und umligenden Alx ⸗ Spitzen ihr Vatterland oder Stammhauß haben, Eine art Stein / welche Orphen 5* | de — — EI 54 ) Side es werden/als bey uns / auß gewiſſen Urfachen / welche auch folenan einem Dhrt / geliebt es Gott / unterſuchet werden. aturforfineren. Jene gehen auf dag Gelt/dife auf die Tratur. Jene meffen den Wehrt der Erpftallen abnach der Megel des Debits/dife nach der Steis nen ſeltſamen Verſchiedenheiten; denen dann oftein Stück Fan in die ” — | I IE» kommen / welches fie fehr hoch achten/jene hingegen nirgendshin ſchaͤtzen. Bey u Erpftallhändleren werden die Cryſtallen abgetheilt fonderlich in drey ungen. In der erften Claß fichen die Meylaͤnder /alfo genennet / meilen fie pflegen naher Meyland verkauft / und alldort verarbeitet zumerden. Dife fein rein / hell / Durchfichtig / ohne Wolken / oder Brüche / und ohnfarbig/fo auch einer rechten groͤſſe / damit auß ihnen etwas koͤnne verfertiget werden. In die zweyte Claß koinmet Die halbe Wahr / halb an durchſichtiger — — halb im Wehrt; auß denen man auch eins und anders ar⸗ eitet, Die dritte Gattung heiffet Rottam „zweifelsohne à rumpen do, teilen darundet fonderlich gezellet werden allerhand abgebrochene Stücker/fonften aber die geringften Dunklen / mit allerhand Unreinigfeiten belegten Cry⸗ FT NENNE | | | | Es richten fo wol die Rauffleuhterals Naturlehrer ihre Augen vorderft auf die Hell-Tauteren/gang reinen Eryftallen quæ fine vitio ſunt, pura efle malunt, acenteta appellantes,tiec Spumeicoloris lympidæ Aquæ. Plin.Hift, Natur. Lib. 37, cap z. allwo Salmafius in Solin, p 1074. liſet nec Spu- m colore,fed limpide Aquæ. Ein folcher Stein wird genennet zgumr- AG- Gau Krups. Cryftallus (plendens ac pellucidus Ein durchſich⸗ tig hell glanzender Cryſtall/bey Orpheo de Lapid. p. m. i99. Cry- ſtaſlus, quæ Glaciem refert Montanam, ein Cryſtall / der fo lauter fe, als ein Berg-Lis/ in Worm. Mufeo. pag ıco. Cryftallus nullä ma- _ culosa Nube, aut atra, Scabieve infecta, fed puriflima, & aquæ limpide in- ftar pellucida. Ein Waflertlarer/ mir Keinen fchwarjen Wol⸗ n / oder. anderen Unreinigkeiten beflekrer Cryſtall. Sn dem Aufeo Calceolarii pag. 97. Cryitallum Montanum maxime pellucidum. Ein febr ſchoͤn duschlichtiger Berg Cryſtall/in Sibbaldi Prodr. Hift. Nat, Scot. Part II. Lib. V. pag.50. Ich zweiffe auch nicht / ſo wenig / als Olaus Rudbeck in feiner Atlantic. Part. T. pag.660. daß hieher gehören Adamantes pellucidi Riphzorum Montium , die Öurchfichrigen Diaz manten von Riphaifchen Bebirgen/bey Dionyfio, v. 314, meilen in denen Nordiſchen Gebirgen nirgends Feine Diamanten/molaber Erpftallen fih finden. Unfere Cryſtallhaͤndler heiffen das / mas durchſcheinend ift in den Cryſtallen / das Waſſer/ und pflexen von einem ohnfarbig hell-lautes ren Stein zu ſagen / ee habe ein ſchoͤnes / helles / weiſſes⸗Waſſer; wie von einem gelben/und doch durchfichtigen / er habe ein gelbes Waſ⸗ fer. Difer Cryſtallen halb Fan ein Naturverſtandiger wol ın gemein ſa⸗ ‚gen/daß er beſtehe auß einer reinen’ durchauß gleicharfigen —— 56 Er er fehon noch nicht weißt / was diß vor eine Materi feyes und ift diß Ohrts mie ſtillſchweigen nicht gu übergehen / daß bey denen Cryſtallhaͤndleren in difere erfte Ordnung gefeget terden naͤchſtfolgende Cryſtallen / die außwen⸗ dig mit einer wuͤſten Rinden befleidet/wann nur ibr inneres ſchoͤn hell iſt. Es gibt namlıch geheinlere Cryſtallen / die miteiner farbichten Haut / oder Rinden / gleich als mit einem Kieid / oder Pembd uͤberzogen. Alſo. Ein gruͤn gehemmleter Cryſtall/Criſtallo di verdeggiante co- lore in Settalæ Mufeo. pag go. iſt beleget / oder beſprenget mit einenn wahr⸗ haften Berggrün/ (CEhryſocolla,) findet ſich auch in gruner Erden. Bey diſem Stein iſt zu gewahren / DaB die Berggruͤnichte Koͤrn -oder Staͤublein etwann nur hin und wider außwendig angeſprengt ſein / welches einem ſonſt durch ſcheinenden Stein ein ſchoͤnes Anſehen gibt / etwann aber den Cryſtall ganz und mit einer Haut uͤberziehen / oder in knollichte Kum⸗ pen angewachſen: etwann in den Stein ſelbs eintringen / und demſelben eine wuͤſte grüne Zunkelheit zubringen: etwann aber in mitten eines durchſchei⸗ nenden Cryſtallen gar ſchoͤn vorſtellen bald. einen grünen Muſcum, oder Mieß / bald lange Sraßbläkter ; von welchen unten ein mehrers. Diſere feltfame mit Graß beſchwaͤngerte / Cryſtallen haben zu allen Zeiten denen Naturforſcheren vil zu tuhn gegebensund haben Diemeiften bisdahin diferes Graß angefeben vor ein wahres in dem Stein aufgewachſenes Graß / gleich auch die Muͤcken / Ameiſſen / und anders in dem Agdſtein vorlommende Un⸗ geziefer fein wahre Thierlein. Mir aber komt das Graß vor als ein betrieg⸗ liches Gemaͤhld / welches gebildet worden Durch einen Berggruͤnen Saft / welcher in den Eryſtallen / da er noch weich oder flüffig mar / eingefallenyin Kraft feiner ſchwere ein-und zu boden getrungen/in währendem ſinken aber megen feiner Zahe eine Geſtalt befommen von langen Graßblätterenyund zugleich mit dem Stein hart / oder feft worden. Difere Meynung aber wil niemandem auftringen/fondernnur zu befrachten vorlegen. u - hi Et wann iſt die Materi /welche außwendig ſich anleget / und auch zu weis len ſelbs in den Cryſtall eintringet / Gelb/findet ſich auch in der Gilbe / oder gelben Erde. Dahin iſt zu zeuhen Cryftallus impura,, purpureâ, croceâ, & terreſtri quadam materiä maculata, ut impurum Sal Cracovianum quo- dammodo referat. ERin unreiner / mit braun gelber Materi bes flekter dem Cracauiſchen Saltz nicht ungleicher Cryſtall. Worm. Muſ. pag.ıo1.; Cryſtallini Fluores flavum qui ſpirant colorem, Py- riti Lapidi pulcherrimo Havum colorem eructanti adnati. Gelbe Cry⸗ ſtall flüſſe / auf ſchoͤnem Schwefel-Rieß aufgewachfen: Calcco- lar. Muf p 201. Zitet die Gulbe auf Roht / ſo mag mol m diſer Ordnung ſte⸗ hen Cryſtallus infeſtata ferrugine, item rufa, aliquibus Rubigo,' Ein roſt⸗ farbichter Cryſtall/bey Plinio. Hiſt. Nat, Lib,xXX VI. cap.2, &c. — N.15.) A l57 ER (Den 13. Aprib. 1707, or: SO een) 5 1 Schweiserifche Berg ⸗Veiſen. — su. — — M Twann geſchihets / daß / ſonderlich die ſo genante in Bergwerken vor⸗ kommende / Berg-Erpflallen nicht nur bedecket / oder beſprengt On werden mit Erdichten Theilen/fondern auch mit Metallifchen/ ing befonder aber mit Schwefelkieß. Wo Metall auß der Erden hervarasgras ben werden, fein dergleichen Flüſſe gemein / und geböret hieher Cryitallus guttis aureis , feu verilis Sabulo aurifero undique confperfa. Rin mie Goldſand /villeicht — Cryſtall in Velſch Heca- toſt. 1. p. 55. Cryſtallus, in quo Maſſulæ Marcaſitæ aureæ eminent an- gulares, octaedræ, decaedræ, &dodecasdıe. Ein mit 8-10- und sz- ſei⸗ tigem Boldlieh beſezter Cryſtall. id. c. Bey mir iſt zu ſehen ein Faãuſt groſſer Cryſtall auß unſeren Alpgebirgen / deſſen einte ſeiten mit Schwefelkieß gleich als mit einem Netze uͤberzogen. | | Wan bisher erzelltefarbichte Erden / oder Kieß / denen fonft inwendig hell· lauteren Cryſtallen nur auſſerlich angeleget ſeyn / ſo iſt leicht zu erachten / daß vorerſt die Cryſtallen ſelbs ihre feſtigkeit bekommen / und hernach der⸗ ‚gleichen froͤmde Theil in einem holen Felsgewolb auf ſie hinunter gefallen / und vermittelſt eines zaͤhen Steinſafts angewachſen; oder auch / Daß Die froͤmde irrdiſche oder metallifche Materi allzu grob geweſen / als daß ſie fich hette koͤnnen in die enge Lochlein Der fluͤſſigen Cryſtall-Materi einſenken. Wann aber die faͤrbende Materi fo fubtil /daß fie ſich durch den ganzen Cryſtalifluß zertheilen kan / ſo kommen Cryſtallen herauß / welche nicht nur in ihrer auſſeren Flaͤche eine frömde Farb zeigen / ſondern durch und durch / oder wenigſtens / ſo weit die Farb gelangen moͤgen / tingirt ſeyn. Iſt die faͤrbende Materi von ſolcher Art / daß in ihro die einfallende Sonnenſtralen verſchlungen werden / fo wird gezeuget Cryftallus nigra, quam atramentum et, ein Dintenſchwarzer Cryſtall. Velfch J.c. Eriſtallo nerifimo ; ein kohlſchwarzer Cryſtall: Setral. Muf. p.49. Vluores fubnigri, ſchwarʒlechte Slisffe. Worm. Muf pag ı01. Cryftal» lus opaca nigricans , ein ſchwarzdunkler Cryſtall. Boccon. Mufeo di Piante. pag.ıy9. Iris vulgaris, Adamas Briftolıenfium, coloris Anthraci- ni: Ein ſchwarzer Englifcher Diamantfluß von Briffol, Luid. Litheph, Büittannic, n.16. 17, 5 | Au ESS 58 SS \ * Auf den Schwarzen Cryſtall folget naͤchſtens der braune / oder rauch⸗ farbige Cryſtallus colore infumato & ſubfuſco in rufum tendens. Geſſner. Fig. Lap. pag.ı9. Cryſtallus obfcuriore aut nigriore Aquâ perſpicuus, _ nonnullis Irisappellatus. Ein Cryſtall mir dunklem/oder ſchwarz⸗ lechtem Waſſer/den einiche Iris nennen. B. de Boot. Lib II. p.22r. _ Cryftalli fpecies nigrior Iris dita. Wagner, Helvet. Nat, pag.zu. Cıy- ftallus fufci coloris & rufefcentis. Brauner oder robtlechter Cry⸗ ſtall. Sibbald. Lib. cit.pag.50, Fluorespurpureo colore diluti; Pur: gurbraune $lisffe/in Worm, Mufeo. pag.ıo1. Braune Cryſtall. tumpf. Chron. Helvet. Lib.IX. eap.ız. $a auch gehöret hieher Alaban- dicus Lapis Aldrovandi , cui color ex ruffo nigricat,, quive perfpicuus eft ad inftar Ignis ; als der von Sarb ſchwarzroht / und durchſchei⸗ send ift. Faſt mit gleichen — — diſen Stein Barbarus Lib. V. Color Alabandico ſub nigrat ex ruffo, perfpicuus eft ur Ignis, & quibusdam quafı rimulis, venifve dehifcit , capillos albos attritos inficit, | mit dem beyfügen/daß er in gewiffe Aderen zerrbeile feye/und die weiffen Daarfärbe/melde Eigenfchaften aber nicht zu dem Weſen des - Alabandici gehören. Ob aber unter gegenwertigen Titul komme der Ala- bandicus Plinii Hift, Nat, Lib.XXXVI. cap.8. Niger ille Terr& ſuæ no- mine, quanquam & Mileti nafcens , ad purpuranı tamen magis alpe&tu declinante, qui liquatut Igni , & funditur ad uſum vitri , melcher zwar ſchwarzbraun / aber vom Feuer ficb ſchmelzen laffer/und zum Glaßmachen dienlich/zmeifle ich noch. Und reimet fich/meines Beduns Fens/noch weniger zu unferen Braunen Eryffallen derjenige Alabandicus, Deffen unter den @nrfunflen( Carbunculis ) gedenfet Plinius Lib. XXX VIL. cap.7. Daß er fchwärser feye als andere Carfunkel und rauh. Cx- teris nigriorem efle, Scabrumque, Dann der, von allen &teinbefchreiberen unter bie Ebelfteine gezellet wird / als B. de Boot, Lib.H. cap.27.&c. Eher | mollen wir auß dem gelehrten Alterthum bieher feßen Morion , und Pram- nion, einen Stein / deſſen Plinius meldung tuht Lib.XXX VII cap.ıo. Mo- | rion Indica, qu& nigerrimo colore translucet vocatur Pramnion ; in qua mifcetur & Carbunculi colos, Alexandrinum ; ubi Sardz, Cyprium. Na- fcitur & in Tyro, & in Galatia. Xenocrates & fub Alpibus nafci tradit. 7 Das ift: Der Indianifche Stein Morion, fonft auch Pramnion 9% 3 te 7 nant / iſt ſchwãrz durchſichtig; etwann miſchet ſich eindiero Farb des Carfunkels / als in dem Alexandriniſchen: etwann des Sarders/als in dem Cypriſchen. Man finder ihn auch zu Tyro / und in Galatia; und nach dem Bericht Xenocratis in den Alpen, Es ftimmer überein die Farb / und das Geburt Ohrt. In J unſeren | 30 even hohen Alpen iſt diſer Stein zimlich gemein / und von denen Cry⸗ allhaͤndleren gering geachtet / oh fie gleich groß / und durchſichtig ſeyn / weß⸗ wegen ohnlangſt ein Erpftallerfahrner Kauffmann in Wallis nachgeſin⸗ net / wie er ſolchen Cryſtallen ihre Farb Eönne benemmen / und unter audes rem zwar Durch lange einbeitzung in den Miſt / aber ohne erwuͤnſchten Er⸗ folg. Hette Plinius feiner Beſchreibung noch zugeſezt die ſechseckichte Figur / ſo koͤnte niemand den geringſten Zweifel haben / daß ſein Morion ſeye unſer Braune Cryſtall. Und aber auch difen Scrupel benimmet ung der trefflich erfahrne Agricola de Natura Foſſii. Lib.V I. pag 481. allwo efMorion, und Pramnion den Flüſſen zu rechnet/von denen bekant / Daß fie gemeins lich fechsecficht fenn/und unter die Cryſtall gehören. Agricole underſchrei⸗ bet Geliner. Fig Lap. pag.28. Ein mehrers hiervon zu fehreiben laſſet Die Enge des Ohrts nicht zu. ch fehreite biemit auß der Finſterheit des Alters thums fort zu anderen anderft gefarbten Eryftallen, nach deme zuvor ans geseiget habe,daß in meinem Beſitz Stehen bald alle Grad der Braunen / von der ſchwarzdunklen Farb bis auf eine heitere / Die wir bey den Weinen die Schillerfarb nennen / welche nur etwas zicket auf Braunroht. Es verwun⸗ dere ſich Der geehrte Leſer nicht wann mich in außtrukung Der Farben der— gleichnuß des Weins bediene: Dann ſelbs der groſſe Dlinius/deffen Nam̃ unſterblich unferen Braunen Ernitall geheiſſen Pramnion von der Farb des Weins / welchen unter diſem Nammen Pramnü ‚reziwre@- oiv@- , Ya ‚met Homerus. | | Folget Cryftallus citrina Topazii fere Orientalis zmula ; der Citro⸗ nen gelbe/ ei nem Drientalifchen Topafier gleichende/T ryſtall. Velfch, Hecatoſt. I. pag.5s. Criftallo.dı color gialloal Topazzo & Ambra non inferiore. Fin gelber Cryſtall gleich einen Topafier/oder Bernſtein. Sepral. Muf. pag.47. Pfeudo-Topazius, falicber CTopa⸗ ſier. B. de Boot. Lib.II. pag.219. Cryftallus colore quafı eleätrino ; ein Agpfkein farber Cryftaft. Luid. Lichoph n.72. Iris minima Bri- ſtolienſis, coloris Hyacinthini, ferri miner& coacervatim adnaltens, ‚Ein Kleiner Myacinthen-gelber Cryſtallfluß /auf einem Riſen · Erz aufgewachfen. Id. n.20. Iris ſub citrina,ltalis & Gallis Cierino vocata. in gelber Iris, wird won den Italieneren / und Franzoſen Ci-. trin genennet. B. de Boot. J. c. Iris altera minus candıdi, quam Cty- ftallus, coloris , qu& luci obverfa luteo Citri colore fulget , atque ob id à GemmariisCitrina,Citrin nominatur, Ein gelb durch ichtiger Adler Stein/welchen die Jubilierer Citrin heiſſen. De Laet. Lapid. p 58. Agricol. Lib. VI. de Nat. Fofil, Cryftallus Cittina. Ein Sterosen gelber Cryſtall. Cardan. Subtil, Lib.V II, pag 362. Cryftallus Citri colore 88 60 IS“ nn — — — — colore fulgens, Cryſtallo minds eſt candida, mihusdue fplendens ‚magis tamen fpiflos ejaculatur colores, Cirrium Gemmariorum,, Topazium Bemi= cum nonnullorum, Ein Eifrinzoder Boͤhmiſcher Topafier. Calceolar. Muf. pag 200. Endlich findet ſich in dem gelehrten Alterchum Iris cerz fimilis (andere lefen eætera fimilis )& predura, Ein Wachsgelber/barter Stein Iris genant. Plin, Hift. Nat. Lib 37. cap.9. 83 gibt ſonderlich zweyerley Gattungen diſes Steins / dann eintweder iſt die gelbe Farb nur zu ſehen auf der aufferen Flaͤche / oder fie tringet in den Stein hinein / und machet ihn dann zu einem falſchen / oder Boͤhmiſchen Topaſier / oder Hya⸗ * ; und über diß gibet es allerhand Grad/ oder Abſaͤtze / diſer gelben Ar— Sonſten gewahre bey Anlas diſes Iridis Citrinæ, daß die erſte Gat⸗ tung lridis Regenbogen Steins ) bey Plinio Lc. welche / fo fie gegender Sonne gehalten wird/die Regenbogen Farben / zu geoffer Derwunderung der Zufeberen/an die Wand wirffer/ gu ſub tecto percufla Sole fpecies & colores arquus ceeleftis in proximos parietes ejaculetur, fubinde mutans, magnaque varietate admirationem wi augens „ eigentlich nicht eine befondere Art Cryſtallen ift/fonderneine Be⸗ gebenheit vorftellet / welche bey allen gleichtwinklichten Eryftallen anzutrefs fen : geftalten Feiner anderen Urfach / als der Winklen verfchiedenheit zu zuſchreiben / daß einiche Erpftallen ihre Regenbogen Sarben an die naͤchſte Wand werffen / andere Die einfallende Liecht-Stralen gertrennen / andere aber nur einen hellen Schein/ohne Karben’an der Wand zeigen, aliæ ra- dios in fe cadentes difcutiant,, alie ante fe projecto nitere adjacentia il- luftrent , nach dem Außſpruch Plinii 1. c, Folget der Violbraune / oder Amerbiftenfarbe Cryſtall/Cry⸗ ftallus Amerhyftina Velfch Hec.I. pag 55. Cardan, Subt. Lib. VII. p. 3602. Fluor Amethyftinus , Amerbiftenfarber Fluß. Luid. Lithoph, n.28, Criftallo di colore natural mente vinato ; ein Weinfarbichter Cry⸗ ſtall. Septal. Muf. pag.47. fb auch Cryftallus non admodüm pelluci- da,in cujus Cacumine color purpureus, Amethyftum Gemmam referens vifitur: Ein Ceyftatt /deffen Spise Purpurfarb gleic) einem Amerhiften. Calceol, Muf. pa8.199, Hieher gehöret/meines erachtens / die fünfte Amethiſten Arc/fo einem Cryſtall nahe komt / auß Mangel genugſamer Purpurfarb. Amethyſti quintum genus, ad yiciniam CryRalli defcendens, albicante Purpuræ defectu. Plin. I.c. demte folgende Nammen beylege. &c. | | N.16.) = (Den 20, April, 1707, SE TEE 0 0 ET Schweizeriſche Berg⸗BVeiſen. Methyſti violaceo quidem colore tincti exactè, ſed pauco, ita ut planè transparentes ſint, qui ut cæteris molliores, ita etiam viliores ſunt, durchſichtig weiche/bleichfarbige Amethyſten. B. de Boot. Lib.II.cap.32, Amethyftus, quæ ad formam Cryflalli deſcendit. Ein ges ringer weiſſer Amethyſt. Kentman. Folſſil. pag.48. Amethyſtus pal- lefcens; bleicher/bleichfarbiger Amethyſt. Spener. Muf. pag.ı20. Amethyftus Cryftallinus, Ein Amethy C Id. L. c. Höher gefarbet iſt der Sapphir blaue Tryſtall/ Cryſtallus co- lore Sapphirum referens, Pfeudo Sapphirus. B. de Boot. Lib. II. pag 219- Cryftallus coerulea. Cardan. Subtil. L.VII. pag 362. Miniera di Cri- ſtallo violaceo, Violbrauner Cryſtall. Septal. Muſ. pag.49. Cry- ftallus colore coeruleo diluto ex Btafilia. de Laet. pag.$8. —— Bey diſem Anlas / da von denen verſchiedenlich gefarbten Cryſtallen handle / gewahre der geehrte Leſer / daß auch die Edelgeſteine auf gleiche Weiſe gezeuget werden / wie Die Cryſtallen / gemeinlich gleiche Geſtalt haben / von gleicher Materi gefärbt werden / und eigentlich nichts anders ſeyn / als harte Cryſtallen / gleich wie die Cryſtallen mit Recht koͤnnen betitlet werden weiche Edelſteine / und jene / namlich die wahren Edelgeſteine einen hoͤheren Grad der feſtigkeit und enger Zuſamenhaltung aller Theilen haben / als diſe. Es fol dann niemand froͤmd vorkommen / wann vorhabende Cryſtall· Materi erklaͤre durch die ihnen verwandte Edelgeſteine / und bereits eingefuͤhrt habe die geringeren / oder falſchen Amethyſten / Sapphir / Topaſier / ec. Nahe zu dem Rubin kommet der rohte Cryſtall/Ctyſtallum rub- sum Sibbald. 1. c, zu welchem muͤſſen gerechnet werden Fluores rubri Car- bunculis ſimiles, ſed languidius fulgentes. Bleichrohte Flüſſe. Worm. Muſ. pag.ı01. von welchen aber wol zu unterſcheiden Die jenigen Rubin⸗ rohten Flüſſe / welche durch Mittel des Feuers auß dem Glaß gemachet werden/Eriftallo da Chimico Fuoco reſo, come un fiammeg- Biante Rubino Septal. Muſ. pag.7. In. unſeren Schweizeriſchen Alpge⸗ birgen finden ſich etwann / aber ſehr ſelten / rohte Cryſtallflüſſe dergleichen ich auch zur Hand gebracht / die aber in mehrerem nachſehen eher iugehören kallh, denen # 53462 Yal- Denen fo genanten Selenitis, oder Specularibus Rhombeidalibus, viereckich⸗ ten Sraueneis Slüffen / welche in Puͤndtneriſchen Landen gehalten werden Bor eine Erpftallmuter. A „Denen Smaragden ift verwandt der Gruͤne Cryſtall/Cryſtallus viridis Cardan. Subt, Lib,VII, pag.362. Cryftallus colore viridi Smarag- dum referens, Pfeudofmaragdus, Ein gruͤner C ryſtall/oder falſche Smaragd. B. de Boot, Lib. II. pag.219. Bor einichen Jahren habe gefehen fehr fchöne grüne Cryſtallflüſſe au den Berneriſchen an Walliß grangenden Gebirgen / welche / weil fie an Seftalt mürfflicht waren / widerum eher zurechne Denen vorgenanten Specularibus, welche mich dunken fein ber wahre Androdamas Plinii. Wo die grünfärbende Materi nicht völlig durch den ganzen Stein gelangen magıda komt heraußein halbgrüner / und halbweiſſer Cry⸗ ſtall/Cryſtallus dimidiä parte alba, dimidiä viridis Jofephi Acoſtæ. Fin Stein / deſſen halbe Theil ein Smaragd / der ander halbe Theil ein Cryſtall. Criſtallo, di cui parte e Smeraldo, di perfetto colore, e parte e Griftallo, Septal. Muſ. pag.57. % | | : Endlich kommet der Brünblaue Cryftall/der einem Beryli eg,‘ iſt. Cryftalius Beryllum seferens, Pfeudo Beryllus, B. de Boot. ıD,3 1, P.219. | | Auß bisherigen iſt zu erſehen / daß zu meilen unter die Cryſtallen rechne die Flüſſe/ welche alſo genennet werden vom flieſſen / weilen fie in ſtarkem Feuer flieſſen / und auch ſelbs die Metall durch ihre Untermiſchung deſto geſchwinder in Fluß bringen. Man findet fie gemeinlich in Erzbergwerken / da ſie auch von allerhand Metalliſchen Duͤnſten mit verſchiedenen Farben tingirt werden. Sie fein von den Eryſtallen anderſt nicht underſcheiden / als in anſehung der Härte, Alſo daß fich in dreyen verſchiedenen Abfägen ftellen Taffen erftlich die Edelgeftein / als die härteften Fluͤſſe / hernach Die Cryſtall/ und drittens die fogenante Flüffevoder Berg-Eryftall. ch fehreite fort zu betrachtung der Figur / oder Geſtalt / welche die Cry⸗ ſtallen haben. Und ſihe vor mir ein ſehr meites Feld / welches zu durchlauffen ich weder Zeit noch Athem hette / wann mich abſonderlich wolte aufhal⸗ ten bey zellung ſo viler verſchiedener Winklen / welche etwann die zuſamen⸗ wachſene Cryſtallen machen. Werde deßwegen / damit nicht in einem abyrinth verirze/achtung geben auf die vornemften Berfchiedenheiten Der Cryſtallen in Anfehung der Figur / und um befferer Ordnung willen anfahen nicht ſo faft von dem kuglichtrunden Cryftall/auß welchem etwann falſche Diamanten — 32— werdem Cryſtallo figura rotunda & glo- bosd, qui pro P ſcudo adamante habetur B. de Boot. Lb. IL ar * | 535 (63 ) MS | porbehaltung aller Rechten’ und Vortheilen / welche die runde Figur hat vor allen anderen, fondern von der Sechseckichten / mit welcher die Cryſtallen gemeintich begabet feyn / und zwaren mit Stenone Prodr. Diff, de Solido intra Solidum pag. 57. einen ganzen oder vollfommen geftalteten Cryſtall anfehen/als einen Stein/der zufamengefezt auß zweyen entgegen ftehenden fechsecfichten Pyramiden, oder Spigen/und einer auch ſechseckichten Mittel- Saul / mit durchgehend gleichen Winklen / und Flaͤchen. Wer ein wenig in Die Mathematifche Wiffenfchaften hineingefeben /der Fan ſich ganz tool finden in jezt folgende umſtaͤndtüchere Befchreibung desStenonis ſelbs / deme meine eigene Wort untermifche/Cryftallus, fagt er/componizur ex duabus Pyramidibus Hexagonis, abcde,fg bi k, & columna intermediä itidem hexagonä, bc dei hgf, zqualibus prædita angulis folidis exıre- mis, qui fcilicet vertices Pyramidum conftituunt, fed & angulis folidis in- termedüs,qui in Pyramidum cum columna unione conftituuntur, æqua- libus porrò planis Pyramidum , bar, cad,Cre. ſeu extremis, & column planis , (eu intermedüs , be gf, cdg h , cujus tandem planum bafeos @ßyiert,eft Sectio perpendicularis ad omnia plana intermedia, & planum Axis a q r ke u a eſt Sectio compoſita ex Triangulo zquilatero in Pyramide, & Paralleiogteammo, per cujus medium defcendit Axis Co- lumaz, Zu befferer Erläuterung. ſtelle in Fig. I. vor einen folchen voll» kommenen Sechseckichten Cryſtal / und richte nach difem Modeliest folgen⸗ de Beſchreibung einn. ra na ng Erſtlich dann ſtellet fich dar der Sechsedichte/anbeyden En⸗ Den zugefpiste Cryſtall / der wirklich vorgebildet wird in Fig. deſſen Bunammen/welchegur vernugung der Liebhaberen beyzuſetzen fortfahre / ſein folgende, Cryftallas utrinque acuta duoyuns. Velſch. Hecatoſt. pa3.14, Eryſtallus utrinque ex æquo mucronata. in beyderſeits gleich zu⸗ geſpizter Cryſtall. Geſſner. Fig. Lapid. pag.ı8. b. Cryftallo da em- trambe le parti appumtato. Sepral. Muf. p 49. Cryftallus utrinque in api- tem terminata Worm. Muf. pag 100. Ingemmamenti Cryftallini , ap- puntati in ambe le parti, Imperat, Hift. Nat. pag 644. Esfeindifire Art Cryſtallen in anfehung des Ohrts ihrer Zeugung wol zu unterfcheiden von Denen jenigen/mwelche der einten Spige manglen/und an den Selfen felbs ans ſitzen / weilen die erftere bey ihrer Cryftallifation, oder Geſtaltung / abgeleget worden in eine weiche Erde oder Sand / wie man ſie auch noch daſelbſt / oder in Stratis terreis, findet / diſe aber haben ſich angeſchoſſen am ein hartes Ge⸗ burge / und da ihre einte Spige abgeftoffen. Ein mehrers Fan nachgeſehen werden in Woodvvardi Geograph. Phyſ. 'pag.147. | i In denen jenigen Cryftallen / deren einte Spitze abgeftoflen / mn. 338 (64) 209 dem Felſen felbs eingefenfet iftEommet die Wurzel mehrmahl dunkel / oder fonft undurchfichtig / Milch weiß/berauß. Dahin dann zu zeuben Cryftallus @voosd;@- bafı lactea. Velfch. 1. c. Cryitallus anifogona b la&tea. Id. pag.55. Cryftallus, cujus radix ‚feu bafıs albicat. Geflner. Fig, Lap, pag.19. Ich ſchreite fort zu denen Verfchiedenheiten der Flaͤchen / und Wink⸗ len. Es kommen aber der Ordnung nach folgende auf die Schaubuͤhne. Cryſtallus, cujus bina tantùm latera lata ſunt, quaterna ſtricta, quod- que verd latus ftridum eft & regione ſtricto, quodque latum, lato. Ein Tryſtall / deſſen swey Flaͤchen breit / vier aber — ſeyn / und alſo zwar/ daß je die ſchmale Flaͤche entgegen ſtehet der ſchma⸗ len / und die breite der breiten. Geſſner. Figur. Lapid pagiß. Cryſtallus, cujus latera quaterna lata, bina ſtricta, quodque verö la- tus ſtrictum eſt & regione ſtricio, quodque latum lato. Ein Cryſt mit vier breicen / und zweyen ſchmalen Flaͤchen / deren je die ſchmale entgegen ſtehet der ſchmalen / und die breite auch ihres gleichen. Geſſner. L. c. Cryſtallus, in cujus mucrone latus ſtrictum non eſt adverfum ſtricto, ſed latum eſt contrarium ſtricto. Ein Cryſtall/in deſſen Spitze je die breite Flaͤche entgegen ſtehet der ſchmalen. Geſſn. Lc. Cryſtallus, cujus plana intermedia majora ſunt. Ein CTryſtall/⸗ deſſen mittel Flaͤchen groͤſſer ſeyn / als die Flächen der Pyramide, oder Spitze. Steno Prodr. Difl. pag.60. Cryftallus, cujus plana intermedia minora ſunt: in Cryſtall/⸗ deſſen Mitrelflächen Klein zurechnen gegen denen Slächender Spitzʒe. Steno l. c. Cryftallus,cui magnus eft mucro, corpus exiguum, Gefner. 1 c. So fein infonderheit geftaltet die WBalliffer Cryſtallen. Cryftallus, cujus plana intermedia omnind defiderantur. Fin Cry⸗ ſtall / der beyderfeits zu geſpizt iſt und Beinen Mirrel-Reib hat. Steno. I, c, . Cryftallus, cujus plana intermedia non funt parallela, fed columna mediam in Pyramidis truncatz modum eflormant. Ein Eryftall/ deſſen mittlere Slächen nicht gleich / fondern gegen der Spitzen haldende zulaufs fen. Dergleichen gibt es fonderlich in dem Land Walliß. Cryftallus, cujus Axis Pyramidum non conftituit eandem rectam cum Axi Columnz. Fin Cryſtall / deſſen Spise nicht gerad ſtehet⸗ auf dem mittleren Leib. Steno, 1. c, &c. P.$S. Hierbey ift zu haben die erite Tafel von ben Erpflallen. a 2. 8. > getrukt / daß aufeiner ſeiner Fl N.17.) 53 (65 (Den 27. April.1707. en 0 oe) ron 80 *0 — 0 3 ———— —— — — BRyſtallus, in cujus planis oriuntur inæqualitates Scalarum Gradibus fimiles. Kin Cryſtall / deſſen Flaͤchen in underſchiedliche Apbſaͤtze abgerbeile/ alſo Daß je eine kleine Flaͤche über der anderen ſtehet / gleich denen Stiege⸗Tritten. Steno. I.c. Diſe Art heiffen unfere Cryſtallhaͤndler geſtraãlte Cryſtall. Fig. II. Cryftallus, cujus planum communiter dictum multis in locis non pla- num, fed gibbum confpicitur, in Cryſtall mir außgebogenei Slächen. Steno. 1. c. Cryftallus compreflior mucrone ſeſſili. Ex Rhombis mucronalibus unus ad extremum adeo latus eft, & feflilis , ut eidem innixus Lapis im- mobilis fübftet, Rin Cry ie Spise alfonider/oder ein⸗ — chen der Leib aufrecht geſtellt verden kan. Luid. Lithoph. Britt. n.6, Cryftallus triangularis. Dreyedichter Cryſtall. Jacob. Muf, Reg. Dan. pag.37. Fluor triquetrus. Dreyeckichter Sluß. Luid. Li- thoph. n. 22.33. 34. Miniera di Criftalli a mafla minerale di Piombo con- giunti, ein punte triangolari.terminanti ‚nel cui centro fcuopreli ı] Piom- bo minerale in figura ancor eflo triangolare. Dreyecfichte Cryſtall-Flüſſe auf gleich geftaltetem Bley-Erk angewachſen. Septal. Muſ. pag.48. Alſo fein geftaltet jene Slüffe / welche fich finden hinter der Bretthal Mulli an einem Selfen ohngefehr eine Stund von. Altorff / im Nürnbergi⸗ ſchen; fo auch jene dem Zucker Sandel gleiche Flüſſe / welche fich finden in dem Steinbruch ob Deningen/ in Biſchoff· Conſtanziſchem Ge⸗ bier,/deren Befchreibung und Abrıß zu finden in meinem Specim, Lithogr. Helv, pag.29. unter fülgendem Titul: Fluor Cryftallinus trigonus, ftriis lateribus Pyramidis cujusque Parallelis pulchre notatus. Hieher mögen auch gehören Fluor triquetrus inftar fructus perielymeni coacervatus , per mediam longitudinem foramine infignitus, Luid. Lithoph, n 34, fo auch Fluor triquetrus omnium minimus, luteum Saccharum nonnihil referens, Id. n.36. Maflz de Criftalli non gia nella figura heflagoni ‚come gli altri , ma pani, Flache / nicht fechgectichte Cryſtall. Septal, Muf, pag 4 ig. 3 (66 JE Fig.ILI. ift vorgeftellet ein folcher platter Cryſtall auß unferen Gebirgen / an deſſen Enden zu fehen Die Slächen fo wol der Spike/als des mittleren Leibs / aber fehr Klein / oder ſchmal. | Mafla Cryftalli absque cufpidibus, cujus Scil. Cryftalli juxta invicem adfurgentes funt Hexagon« planis Pyramidalibus tribus depreflis iiſque pentagonis terminatæ. Sechseckichte Cryſtallen / deren eingerruk⸗ re Spitzen auß drey fünfecklichten Flaͤchen beſtehen. Es liget diſe Cryſtall⸗Stuffe auf der Burger Bibliothec zu Zürich. Fig.IV. Cryftallus utrinque acuta ‚cujus columna fex quidem cingitur lateri- bus, Pyramis etiam una totidem, altera tria tantum habet plana, Fin fechsecfichrer Cryſtall / deffen einte Spitze auch beſtehet auß SR andere aber auß fünf/ Flaͤchen. Hottng. Difl. de Cry- all. pag,5. Sihe Fig. V. | In Velfchii Hecatofteal, pag.s4. und darzu gehöriger Tafel / werden vorgeftellet | Cryftallus pentagona radice porosä. nn — — Scabrosä, —— _ heptagona inzqualis. - —— __ Odogona, odtaedros, —— enneagona, m decaedros. r _ hendecaedros, —— dodecagona . u aerrud\erich&, — hectacædecagona —— — D—— Kurz zu reden; $-7-8-9-10- 11-12 -15-16-17 ſeitige Cry⸗ ſtall. Es kommen mir aber diſe alle für als unnoͤhtig / und überflüſſig und zweiffels ohne auch anderen / welche obgedachten Hrn. Velſchii Tafel anſe— hen werden / und anbey in der Cryſtallen Wiſſenſchaft wol geuͤbet ſeyn. Wer die Seiten und Ecke wolte abzellen nach allen Verſchiedenheiten der Cryſtallen/ wie etwann 2. 3. oder mehr zuſamen wachſen /der koͤnte noch vil 100. oder 1000. Gattungen machen / welche aber ſich reimen wurden nicht nur wie das fuͤnfte / fondern wie das hunderteſte / oder tauſendeſte Rad an einem Wagen. —J Alſo auch gehoͤren nicht hieher jene in vil Seiten durch Kunſt abge⸗ ſchliffene Cryſtall / welche die Optici verfertigen. Einen ſolchen heiſſet Geſſn. de Fig. Lap. pag. ib. Cryſtallum Pangonium, cui artiſicis manus Angulos y2. addidit. welcher aber wol zu unterfcheiden vondem Pangonio Laetiip. 58, guem Natura in plures, guam 6, Angulos formavit, Oy- TE ‚Cryftallus magna & perfecta, cui adnafcuntur plures parv= & imper- fectæ, acquafı dimidiatæ, quibsu triangula latera videntur. efle,cum aliogui Cryftallis fexangula fint, Geflner. de Fig, Lap. pag.ı7. b. Ein groffer vollkommen geftalterer Cryſtall/auß welchem bervor ſtehen pil Kleine / dreyſeitige / nur halbe Cryſtalle. Es gefchihet namlich daß in waͤhrendem anfhreffen der Cryſtallen einiche Fleine in einen groffen ſich / ehe der fich feſtnet einverleißen/ und dann mit einem theil ihres einge: fenften Leibs hervorragen ; worauß dann entftehen Eönnen unzehlich vil Verſchiedenheiten / ſo vil namlich / als auf vilfältige Weiſe ein oder vil Cry⸗ ſtallen auf einen anderen fallen / und in diſen ſich einſenken koͤnnen; welche Zahl denen außzurechnen uͤbergibe / welche mit der Arte combinatoria ſich beluſtigen. Alſo fein entſtanden nicht nur obige Velſchianiſche Cryſtall- Geburten / ſondern auch ſein Cryſtallus diſtalagmias bicornis; digona ap- pendice irregulari; diphyes cardioides; Axcews, &c. Dahin auch Fan ges jellet werden jener Engliſche Demant/ welcher in einen anderen alfo eingewachfen/ dab man ihn auf der Möle / welche er in wäbhrenden einfinten — bat / herauß nemmen koͤnnen nach belieben. Adamas Cornubienfis minor majori ita inſertus, ut fepa- ratione facta remanferit in majore cavitas, quæ concinnè fefe ad minorem adaptabat. Boyl, de Gemmar. Orig. & virtut, p. m. 24. Ich ſchlieſſe gleichfahls auß unferer vorhabenden Drönung auß alle die jenigen fonit fechsecfichten Cryſtall / und Flüſſe welche durch ihre zufas menmwachfung / oder fügung allerhand Kunft- oder Natur Coͤrper vorbils den /als eine Roſe / Kroͤte / Kroͤpfe / c wie da fein Cryftalli parve fimul nafcentes, Choeradum , feu Strumarum inftar ,magnitudine inzquales. Geflner, Fig. Lap. pag.ıg. Cryftallus aydpoedys, quæ virile membrum re- preefentat, Velfch, I, c, Eine befondere Betrachtung verdienen Die jenigen Cryſtall/ deren Flaͤ⸗ chen nicht glatt/fondern mit ungehlich vilen kleinen Cryſtallen ( Cryftallulis) beſetzet feyn. Bey mir findet fich ein grofles von einem ganzen fechsecfichten Erpftallen abgebrochenes Stuck/melches an allen feinen Seiten jejtbefagter maflen Cryftallifire if. YBann difer Begegniß nachdenke / fo finde anderg nichts/als Daß diferes Stuck von dem groffen Cryſtall / an dem es nicht mol haften Eönnen / nach gefchehener anfchieffung / unter Dem erften Grad der Feſtigkeit / ſich abaebrochen/und durch einfchrumpfung feiner Flächen rings umher Cryftallihrt bat. AIn einem Cryſtall Cabinet ftehen fonderlich mol die mit feltfamen Din- gen beſchwaͤngerte Cryſtallen. Als namlid) | Cryſtallus, in qua aculeus Erinacei inclufus coalais, Ein Cryſtall⸗ in 8668 in welchem ein Igelfeder eingeſchloſſen ſcheinet. Velfch. Heca- toſt.l. pag 55. Criſtallo di peli e macchie nere ripieno Ein mit ſchwar⸗ zen Haaren / und Slecken/ angefüllter Teyfkall. Septal. Muſ. pag.46. Criſtallo, in cui fi veggono peli neri e groſſ eome di coda di ca- vallo. Ein Cryſt all/ in welchem su ſehen fihwarze Züge/gleich dem Roßhaar. Id. L c. Criftallo carico di peli neri, in cui fi dilungano certi canaletti, come di vetro,o fmalto nero. Id. p, 48. Cryftallus echino- phora. A culeos iftos in medio Lapideicommuni centro undiquaque Ipar- fos Echinum dicimus, Luid Lithoph. Britt. n.15. Cryftallus, in quo Antımo= nium Cryftallifarum, Ein mie OryBallifirtem Spie laß beſchwaͤn⸗ tele diſe ratur hierin Fig. Vl.vor ein ſeltſamẽ Begegniß. Dann lieber / wie komt ein Ogelfedes ren / oder ſchwarzes Haar / oder ſchwarz geſchmelzte Glaßſtengel in mitten eines harten Eryitallen ? Wirket irgendwo die Natur Wunder / fo iſt es gerter Cryſtall. Hotting, Diffde Criftall.pag.d. G hier. Aber auch / wann irgendwo Die Augen unfer Gemuͤht betriegen / ſo ges ſchihet es hier / und bey naͤchſtfolgenden Eryſtallen / da einer ſchweeren ſolte / er ſehe Haar / Graß / und dergieichen / da aber in der Taht nichts von ſolchen Dingen verhanden. In dem Agdſtein zeigen ſich Fliegen / Ameiſſen / Spin⸗ nen / die Augen hinderbringen diſe Seltenheit dem Gemuͤht / diſe nimmet es vor bekant an / urtheilet / daß wirklich in ſo hartem Gummiſtein ſolche Thier⸗ lein enthalten / und iſt nur bekuͤmmeret um das / wie ſolche froͤmde Gaͤſte in den Bornſtein gekommen. Da aber betriegen ſich nicht die Augen / und auch nicht Die gedenkende Seel/weil endlich nach langem Nachſinnen / und diſpu- tieren die Streitfrag dahin eroͤrteret wird / daß wirklich das Ungeziefer ſich in die Materi des Agdſteins / da ſie noch weich / einwikle / und aber in diſem ihrem koſtlichen Grab verbalſamiert beſtaͤndig bleibe. Es iſt auch ſothane Begebenheit.nicht ohnſchwer zu faſſen / nach dem man durch fleiſſige / an der Oſt-See gemachte / underſuchungen in Erfahrung gebracht / daß der Agd⸗ ſtein gezeuget in der Erde / von dannen abgeſpuͤlt / und weggefuͤhrt werde durch die Meereswellen / welche diſen ihren Raub widerum außwerffen an das Geſtad / hiemit ihrem erſten / und rechtmaͤſſigen Beſitzer wider zu ſtellen. Mit unſeren Cryſtallen aber hat es eine ganz andere Bewandtniß. Man finder ſtachlichte Igelfederen Haar/und Graß an folchen Ohrten / in vers ſchloſſenen Felßgehalteren / und in ſolchen Coͤrperen / da ſie niemahlen gewe⸗ ſen / und auch nicht haben koͤnnen hinkommen / auſſer durch uͤbernatuͤrliche Kraft. Hieruͤber wil nun meine Gedanken eröffnen’ und verhoffentlich die verworzene Knoten diſes Natur -Geheimnuß gluflic) aufisfen / zu jeders mans Vernügen. ꝛc. P.S, Die zweyte Tafelvon Eryftallen ift hierbey zu haben a z.B B N.18.) (09 I (Den 4. Maj.1707, en rn ehe >00 >91 ler Schweizeriſche Berg Heiſen. e— Een — — — —— — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —— — — — — — — — — — — Sy Meinung gehet kurz dahin / daß diferein der Natur verkleidet⸗ OIHN ſpilende Comedianten / wann fie entkleidet werden / anders nichts DIS fenen / als gefarbete Mineralifche / oder Erden-Säfte / welche in waͤhrender Zeugung/oder Anfchieffung der Cryſtallen ſich in dieſelbe einfens ken / und zu gleich mit denen feſtnen / oder erharten. In diſer meiner Mei⸗ nung / die ich von laͤngſt hatte / bin ſonderlich beſteiffet worden / als den Gott⸗ hard Berg abſtiege ins Livinerthal / da kame mir vor eine ſeltſame Art weiß⸗ Bun Felſen / welche durch und Durch bezeichnet fein mit kohlſchwarzen Strichen / welches eben Diejenige feyn/ fo in mitten der jest vorbabenden Eryftallen zu ſehen feyn/ und anfänglich ein flüffige Materi gemwefen/ehe fie erhartet worden. Dife Art Stein habe ummehrer Erläuterung willen vor⸗ fielen wollen in Fig.VIL und über diß noch anzeigen/daß fothaner ſchwar⸗ ker Mineral Saft nicht alffeit in lange Streimen, oder Faͤden / ſich auß⸗ hnet/fondern etwann in eine runde Maflam zufamen vinnt/und alsdann herauß Eomt Cryftallo, nel mezzo dicui vedefiuna Macchia nera ‚come fofle Carbone circondato di trasparente Ghiaccio, Boccone Mufeo di Fifica, Pag.177. s Gleich in jeztgedachtem Sroftalfben Geſicht vorkommet eine ſchwarze wit Cryſtall⸗Eis umlegte Kohle / alſo kan ein rohter Mineral-Saft in einem Cryſtall vorſtellen rohte Blut-Aderen/als in Cryſtallo, in qua venæ Cruen- te conſpicuæ. Velſch. Hecatoſt. ]. e. Iſt der Mineral-Sluß/ tie oben ſchon angezeiget worden / gruͤnfarbig / als beſtehend in einem ſubtilen Berggruͤn / ſo kommet auf dem Schauplatz der Natur ein Wunder / welches fo wol der Schoͤnheit / als Seltſamkeit hal⸗ ben von der curioſen Welt mit hoͤchſter verwunderung angeſehen wird. Ein Cryſtall/ in deme äufehen rines Braß. Ciylallus ‚in qua Stamen viridiffimum. Velfch. I. c. Cryftallocontinente in fe verdeggian- Tima Herbetta, Septal, Muf. pag.46. Criftallo, in cui fottiliffima herba tiftretta fivedde, Id, 1. c. Criftallo fi naturalmente herbofo, che rappre- ſenta una bofchina. Kin Cryſtall/der einenganzen Braßbsihen vorſtellet. Id. 1. c, Criftallo pieno di verdeggianti herbette, Id. p.49 Cryitallum , in cujus latiori parte mufcofum quiddam apparet, u ry⸗ (70) Cryfia®/in demeerwas von Mooß zu ſehen. Sıbbald Hift. Nat. Scot. I c. Mofs included in a piece of Criftal. Ray Topographic, Obfer- vat. pag.237. : Iſt das Berggruͤn bleichfarbig geweſen / wie dann allerhand Artenvon diſem Mineral feyn/fo ftellet es vor nicht fo faſt ein friiches grünes Graß/ als aber ein gedoͤrrtes Yen. Cryftallus, in qua jam reficcatum Foenum. Velfch, I, c. Etmann aber zeuhet fich der grüne Berg-Saftnichtauß in lange düns ne Naärlein/Sraßlein/fondern ſamlet fich in einen Klumpen / und kommet dannzumabl herauß ein in Cryſtall eingeſchloſſener Smaragd. Cryftallo ‚nel cui centre verdeggia fi mirabilmente non ſò qualcola con- fimile al veluto,che un vero Smeraldo raflembra. Septal, Muf. p.47 Ein Erpitall/ in deme die Natur felbsvorgebildet hat einen Faden / oder einen Spalt Cryftallus, in qua Capillamentum rimæ fimile. Plin. Hiſt. Nat, Lib.37. c.2. ift wol zu unterfeheiden von denen jenigen / welche ihre Spälte befommen von ſtarken Hammerichlänendes Erpftallgrabers/oder von einem Fall auf einen Stein/und gemeinlich/mwo der Riß fich geworffen / einen vilfarbigen Regenbogen jeigen. Dahin geböret Cryftallusrimam in- tus latentem habens ex cafı aut ictu aliquo ( noftri vocant erbellt ) &eä parte Iridem,id eſt, Arcum cœleſtem coloribu@reprfentans, Gefln, Fig, Lapid. pag.ı9. 1 MR, | Unter die Gebrechen der Erpftallen fegen die Kauffleuhte die Schnee⸗ weiſſen Nebel / oder Wolken. Cryftallus infeftata maculosäi Nube, Plin. I. c, Criftallus, in quo Nebulg, B, de Boot, Lib.Il, pag 221. Cry- ftallus intus veluti Nivem habens. Geflner, I. c, Cryftallus maculosä Nube infe&ta, quæ non translucet, quöd fuccum aqueum ‚fed obfcurum & fuligi- nofum in natalibus conc/perit, Calceol, Muf. pag.2cO. Solche bald weiſſe / bald ſchwarzdunkle / Wolfen entſtehen auf einer unreineren / mit frömds artigen Theilen verpnfchten Cryſtall-Materi / weßwegen fie auch meiſtens wegen ihrer ſchwere su Boden ſinket / und ander Wurtzel der Erpftallen. Wann dergleichen truͤbe Wolken den ganzen Stein einnemmen / fo wird gezeuget CryftallusMarmorea, five Grandinis inſtar ſemiopaca. Luid. Lithoph. n.io- | | 2 Wapyn forhane gröbere Materi in dünne Haar- oder Aederlein fich erſtrecket / ſo zeiget fich in dem Cryſtall ein büſchelein Wolle/ Cryſtal- - }o di ſi folti peli arricchito, che non e punto inferiore alla Lana Septal. Muf. pag.46. Bteich-oder Kin, Strobalm ftelfet vor Cryftallus,in quo Feſtucæ. B, de Boot. LII pag.zaı. Cıyftallus triangularis, cui ſtipulæ * | inclule | f 71 Se —— —————— — incluſæ Jacob. Maf Reg. Dan S. VII. pag 37. Cryftallo comedi grofla pagliuca ripieno. Septal. I. c. Cryſtallo rıpieno di paglie , che ſembrano verghette di Oro, Id.1.c. Cryftillo , nel cui ſeno paglia d'oro conſervaſi. Id. pag50o Von diſen Strobalmen urehiile ich widerum / daß fie nicht ſol⸗ che in der Taht ſeyn / ſondern ſcheinen / und ihren eigentlichen Urſprung herhaben von jener fluͤſſigen Berg-Gilbe / welche den ganzen Stan nicht hat mögen durch und durch faͤrben / ſondern nur hier und da in denfelben eintringen ; Zu begläubigung deffen Dienet / daß dergleichen Cryſtall ger meinlich auch außwendig / und wo die Strohalm aufhörenveine geibe Farb jeigen. —— | | Flieſſet eben Pal Materi fubtil durch den Cryſtall / fo zeigen fich dann fchöne-Meffing-oder Gold- Fäden, Cryftallo ‚in cui peli grofli ſi ch.u- dono, che fembrano lucidiflimiAlidirame. Septal, I,c. Criftallo didoratı peli ripieno, Id pag.so. - kan x 9 Es kan ſich fugen / daß diſere Goldfaͤden ſich fo artig büſchelweiſe zus ſamen reimen / daß einer ſolte meinen / er ſehe einen ganzen / kunſtlich zuſamen gebundenen / Blumenbuſch. Cryſtallo con mazzetti di peli coſi bene ag- giuftati, che fembrano un mazzetto diFiori con mirabile artificio legati in- fieme, Septal, l.c. ! | Des Holtzes geftalt zeiget ich indem Cryſtall / wann vilgedachte gelbe Farb einen gröfferen Dlageinnimmet. Criftallo continente in fe pieciolif- fimi Legni Septal. Muf. l,c, Criftallo dentro cui vi fono riftretti in pezzetti Legno e Paglıa. Id, I. c. | Gedigen Silber/oder vilmehr / wie ich vermuhte / eine Geſtalt defs ſelben bilder vor Criſtallo, nelle cui viſcere vi fi Scorgono Granella di pu- tiflimo Argento. Septal. I. c. Silver included in a piece of Criftal. Ray Topographic. Obferv. pag.237. In einer anderen Art Cryſtallen fein zu ſehen runde / oder vier⸗ eckichte bole grade Gaͤnge / ohne Sarb. Criftallo, in cui fi offervano quadrangolari Canali, Septal 1,c,»Fig.VII. - Subtile vilfaltig in einander gektͤmte Würmlein in Criftallo, nel eui feno fi riftringono vermicelli. Septal. Lc. pag.47. Dergleihen Wuͤrm⸗ lein wann fie grün ſeyn / wie bey mir ein folcher Cryſtall fich findet / werden / meines erachtens / gezeuget von eben dem jenigen Berggruͤn / welches oben die Graͤßlein geſtaltet hat. Sihe Fig IX. Pa Etwann liget in mitten der Erpitallen gefangen ein bemegliches Waſ⸗ fer. Cryſtallus, in quo guttula Aquæ, que Gemmæ penetralia ebfidcbat, femper faliebat. Pignor. Epift, Symbol. 15. Cryftallus limpidiflima, que uti in proprio domicilio ſuccum aqueum ipfifmer oculis confpicuum in- | Ä tus PIE. ....° 2,2 ee a a . tus reclufum fervat, & conquaflatus flutuat, Calceol. Muf. pag.199, Cri- ftallo, in cui fi veggono rinchiufe cinque gocciole d’Acqua,una delle quali fi muove al muoverfi del pezzo. Septal. Muf. pag 48. Criftallo nel cui feno ondeggia una Gocciola d’Acqua, Id. 1. c. Criftallo, entro di cui ſe- queftrate rauuifanfi tregocciole di Aqua , o fia Liquore , lequalibenche fıano di nerocolore, non mancano perd di accrefcere luce di vaghezza al corpo criftallino. Ein Cryſtall / in dem 5. 5.20. Tropfenfchwarzen Waſſers zu feben. Id.l.c, Criftallo,in cui nuota piccioliflima gocciola di Aqua , che per un canaletto di un quarto d’onzia fi muoye. Id. 1. c. A Rock Cryftal vvich Drops of vvater inclofed in the middle of them, Ray lib. cit. pag.23$. Ob dife Tropflein ein recht natürlich Brunnen-oder Bergwaſſer feyen/oder ein edle flüffige überbleibfel des Cryſtallfluſſes ſelbs / mil ich nicht bejahen. Dilleicht ift es difen auf unferen mit ewigem Schnee, und Eis bedekten Bergenysilleicht auch in winterlich Falter Witterung / an⸗ gefchoffenen Eryftallen ergangen/mie jenem gefrornen Wein der Hollän» Deren/in denen Eiskalten Nord-Polarifchen Landen / welcher in den Faͤſſeren gefroren/alfo aber/daß fich das geiftreichefte Weſen in der mitte verfamtet in der Form eines Eoftlichen Brantenweins. Gewiß ift diß / daß ein jeder Eriftall in_feinen Söchlein verborgen hat ein Wafferechtes Weſen / weiches Dur das Feuer mit / oder ohne / fpaltung des Steins Fan außgetrieben werden. Criftallo inclinante al nero, dentro a cui rauuifafı una foglia diulivo, in febwarslechter Cryſtall/in welchem zu feben ein Dliven Blatt. Septal. Muf. pag.sı. — 2 Cryſtallus, quæ infeſtatur occultâ aligu& vomicä, Plin, L.37. cap.2, Cryftallus infeſtata præduro, fragilique centro , & fale appellato. Plin. J. c. Wie der naͤchſt vorhergehende Cryſtall meines Bedunkens hat einen innwendigen Bruch / alſo iſt diſe imwendig ſproͤd / ſo daß er leicht / wann er folte verarbeitet werden / zerfiele. Diſes bruͤchige Weſen heiſſet Martialis Nittum. | Et turbata lævi quæſtas Criftallina Nitro, Cryftallus, in qua macula minutiori Muſcæ perfimilis, Ein Cry ſtall / in deme ein Slecken/gleich einer Eleinen Fliege. du Hamel de Meteor. & Foflil, Lib.II, cap.7. pag.453. Cryftallus füperficie fcabrä & ftriata Iridis fortegenus. Ein Cry: ſtall mic einer tauben/geftreimten Släche. Geſſn. Fig. Lap. p.19. Cryftallus infeftata Scabro, Plin. Lib.37. cap.r. Cryftallus, in cujus planitie figure quædam lineares , foveolæ acu quafı exſculptæ cernuntur. Ein Cryſtall/ in deſſen aͤuſſeren Flaͤche einiche Zuge/oder Strichlein/gleich als mit einer Nadel auß⸗ geſtochen. &c. Fig. X. N.19.) | ze (Denın. Maj. 1707. ZOO 9-0 0 Schweizeriſche Berg⸗ BVeiſen. NS — — — —20 — S ſein diſe kleine Gruͤblein zweifelsohne entſtanden von einichen Sandkoͤrnlein / ſo auf den Cryſtall gefallen / da der noch weich wars Dhernach aber / als er erhartet / widerum auß ihren Loͤchlein außgefal⸗ len / oder von uͤberflieſſendem Waſſer außgewaſchen worden. Cryſtallus exiguis tuberculis tanquam variolis plenam fuperhiciem ex- hibens. Ein — ———— auſſere ſonſt glatte Flaͤche mit ei⸗ nichen angewachſenen Saͤndlein / oder Bükelem / gleich ale mit Pocken beleger. Steno Prodr. Diſſ. pag.62. Crvftallus, cujus plana Pyramidalia obfcuri & nigricantis funt coloris, & -infuper bullulis exiguis, velut variolis confperfa. Ein fomar lechrer Cryftal /deffen Spitʒ⸗ flächen mit kleinen Blaͤslein befäyer. Muf. Tigur. Fig.X1. Allhiet fein obangezogene/ eingefallene Sandkörnlein geblieben / und in die Eryftall- Materi alſo feſt eingefchloffen/ daß fie ohne Gewalt nicht herauß zubringen eyn. Re | ’ MNicht fol ich mit ſtillſchweigen übergehen einen ſechs eckicht durchſichti⸗ gen Ernftall / in Deme zufehen Fleine Gebüſche / oder Baͤumlein / von gelber und ſchwarzgruͤner Sarb / welcher deßwegen billich fol zugerechnet werden denen Dendtritis, oder Baumſteinen / von welchen ein befonder Tractät- lein gefchrieben in Ephemerid, Natur, Curiof, Dec, III. An. V. & VI, pag.g7. Deme auch eine befondere Tafel zugeeignet / in welcher unferen Erys itall vorftellen die XH. und XII. Fig, » Bisher habe mich erfpagiert auf einem meiten/aber ebenen/mit allers hand Ervftallen befäyeten Geldyoder Alp. Nun aber habe ichvor mir einen Dichteren/dunklen Wald der nicht nur mit vilen Gebüfchen / und Dorn» Be befeßet / fondern auch gefahrliche verführliche. Sfr2-und Abwege at. Ich wil fagen/daß mir überig bleibet / annoch auß zuführen die Fuglichs te Materi von Seftalt-und Zeugung der Erpftallenzmelche bis dahin aller Praturlehreren Gedanken überfliegen. Ich getraue mir zwar nicht/difen verwirrten Knoten aufzulöfen,fihe mich aber genoͤhtiget / wann ich weiters meine Phyficalifche Berg-Reife fol fortfeßendifen finfteren Sramald durch» zupaſſieren; werde aber alfo diſen Durchzug einrichten/daß mich fo vil mög» lich halte auf denen gebahnten Steigen einer gefunden Vernunft. Die 3 (74 Die fo ordentlich außgemeffene Geſtalt der Cryſtallen ift zu allen Zei⸗ ten von den Naturweiſen mit Verwunderung angejehen/und mit grofjem Fleiß unterfucht/aber doch nicht ergrundet worden. Obgleich aber Die Ma⸗ teri nicht fo ſchwer were / als fie iftfo hat man fich doc nicht zu verwunde⸗ ren / daß fint Des Ariſtotelis Zeiten bis auf Das Sibenzehende Jahr hundert nichts außgerichtet worden, Man redte vor Zeiten eine ganz andere Sprach / man wandelte einen ganz anderen Weg / maͤn fahe die Geſtalten / und andere Eigenfchaften/der Natur-Eörperen an durch finftere Brillen der vermeint offenbaren / ja auch verborgenen Defhaffenheiten Seftaltenden Kraften, einerbornen Vorbilderen (in der hochgelehrtenSchullehreren Sprach biefr je man diſe Scheimnuß vollen Grundquellen Qualitates occultas , Faculta- zes formatrices, Ideas innatas, und hatte dergleichen Waſſerlaͤhre / oder mit faulem Ißaffer der Hirngedichten angefüllten Sodbriinnen mehr.) Da hingegen heut zu Tag man die Natuͤrlichen Coͤrper / und dero Seftaltfamen/ und Bewegungen / anfchauet Durch hellgefchliffene Gläfer einer gefunden Vernunft / nad) denen von Gott in die Natur eingeführten Sefäsen. In heutiger Iatur-Sprach finden fich aller Ohrten der Kleinen Naturtheilen Geſtalt / Bewegung / Ordnung / Zufamenfügung. Unfere Buchftaben fein zahlen, Linien’ Winkel / Zirkel / Triangel / Viereck / und andere Mathemati- ſche Figuren: Die Federen ſein der * / Compaß / Winkelmaͤß / Richt⸗ ſcheit / Bleywag: Die Sylhen in diſer Sprach ſein ungezweifelte Wahr⸗ heiten in der Geometria, und Arithmetica, die man Axiomata nennet: Die vilſylbige Woͤrter / andere darauß flieſſende / auch ſichere Wahrheiten / ſo Theoremata genennet werden: und Problemata ſein die Naturbegebenhei⸗ ten ſelbs. Mit diſer helleuchtenden Latern wollen auch wir durch den dichten Wald der Eryftall-Begebenbeiten gehen / und anfangs wahrnemmen / daß die Materi/in gemein betrachtet / zertheilbar ſeye in ſehr / wil nicht ſagen uns endlich/Eleine theilchen / ſondern auch wirklich ſo thane Zertheilung außſtehen muͤſſe in fo vilen aͤnderungen / brechungen / auffoͤſungen / außrauchungen / und anderen Bewegungen / alſo zwarem daß jedes ſolcher kleinſten theilchen gleichwol habe feine gewiſſe Geſtalt. Gleich wie wir in diſer unferer vorhar benden SBergreife feben werden daß die gemaltigiten Stufe urfprünglich herkommen von denen Fleinften Baͤchlein / und dife zu letſt von wenig zufas men fliefienden Troͤpflein / alſo ift gewiß⸗ daß alle und jede Coͤrper / die große ſen ſo wol / als mittelmaͤſſigen / und kleinen / herkommen von einem ſo gerin⸗ gen/der kleinſten Sta ublein / anfang; und aber darzwuͤſchen muͤſſe Fommen die von Gott ſelbs angeordnete Bewegung / kraft deren jene kleinſten thei⸗ le,fo von Tlatur unbewegſam ſeyn / müflen in eine Bewegung gebracht / verſamlet / zuſamen gefuͤget / oder zertrennet / gebrochen / aufgeloſet / in a * ne. ya 3375 )585- bricht werden. Sothane Bewegung aber / als ein Haube Inſtrument / defien fich Gott in feiner Werkſtatt bedienet / toeilen fie auf unendlich vil⸗ faltige Weiſe geſchihet / und gefchehen kan / nach geraden/ fehregen/ unzehlich vil krummen / einfachen / zuſamengeſezten Linien / geſchwind / langſam / ordent⸗ lich / und unordentlich / gleich / ungleich / a« Diſere Bewegung / ſag ich / iſt ein tieffer Abgrund / auß welchem die ung Menſchen von Gott noch überig ger laſſene Vernunft herfür fifchen muß die Wirkungen / oder Begebenheiten der Natur / als fo vil Foftliche Wahrheits-Perlen. Hier aber finfet man⸗ cher underyder nimmer hervor Fomt. Nicht ein jeder Fan fich fo lang unter dem Waſſer halten/alsnöhtig iſt / in ſolche Tieffe zu kommen / da die beiten Perlen ligen. Ja kaum in einem Jahr hundert findet ſich ein guter Schwim⸗ mer. Dergleichen Perlenfiſcher ſein geweſen der Epicurus, Plato, Ariſtoteles, Carteſius, Gaſſendus, Boyle, und wenig andere / ſo in letſt verwichenem Jahr hundert gelebt. Aber auch diſe muͤſſen geſtehen / daß ſie unter dem Waſſer antreffen fo vil gefahrliche Klippen fraͤſſige / groſſe Fiſche / verſchlingende Wirdbel / und letſtlich unergruͤndtliche Tieffen / in welche / wann fie ſich wolten hinunterlaſſen / ſie mit jenem Sicilianiſchen Fiſcher / Nicolo genant / zu Grund giengen. Ich wil ſagen / daß ſo unzehlich vil Verſchiedenheiten der Bewe⸗ gungen / ſo unendlich vil verſchiedenlich geſtaltete kleine Theil / die wir auch nicht mit den beſten Bergröfjerungs-Släferen entdecken koͤnnen / uns Men⸗ ſchen diſe Perlen fiſcherey ſo ſchwer machen / daß wir zu keinen Zeiten uns verſprechen doͤrffen / allen diſen in dem Abgrund Goͤttlicher Weißheit / und Allmacht ligenden Schatz hervor / und an Tag zu bringen. Veorerſt dann nemmen wir vor bekant an / welches Fein Naturverſtaͤn⸗ diger wird abſeyn / daß die Cryſtallen beſtehen auß unzehlich kleinen Theil⸗ chen / auß welchen ſie auch wirklich zuſamen geſetzet worden. Wer hieran zweifelt / der laſſe einen Cryſtall in ein ſubtiles Puͤlver verſtoſſen / oder er ſehe nur mit vernünftigen Augen an feine Durchſichtigkeit / welche er in verglei⸗ chung feßen Fan mit dem Glaß / ſeine vilecfichte Geſtalt / welche er halten Fan gegen dem im Keffel anfchieffenden Salpeter/oder andere Salia ; daß in feiner mitte eingefchloffene Graß / Stroh, Waſſer / ſchwarze Strich / und andere froͤmdartige Dinge; welche da hinein nicht haben kommen koͤnnen / ohne daß der Cxyſtall vorerſt fluͤſſig/folglich in unzehlich kleine / unterſich bewegte / Theil wirklich zertheilt geweſen; gleich auß diſen / und anderen dergleichen Gruͤnden der harteſten Edelgeſteinen erſte Fluͤſſigkeit gezeiget / und behaub⸗ tet wird von dem Weltberuͤhmten Boyle in Tract, de Orig. Gemmar. Was anbelanget die Zeit/wann namlich die Eryftallen alfo lüffig geweſen / iſt ſolche fo leicht nicht zu beſtimmen. Vermuhtlich aber iſt / daß alk Cry⸗ ſtallen ſeyen gezeuget worden bey erneuerung der Durch Die — * erbten 535 (76) 55- Derbten Welt / hiemit grad nach gefchehener verfinfung der Waſſeren in die Sehalter der Erden; Zu gleicher Zeit namlich / als die Berge/dero Felſen / Kiüften,und in gemein die unebene Fläche der Erden entitanden. Ich mil nicht laugnen/daßnicht auch Erpftallen ſeyen erfchaffen worden zu Anfang der Welt / vermuhte aber/daß Diefelben in der oberen/ durd) die Suͤndflut ganz veränderten Erden Rinde zu Grund gangen/und auß einem hier und da zuſamen geronnenen Quars-Fluß mwiderum geftaltet worden. Daß annoch Ernflallen gegeuget/oder an Denen Ohrten / wo fie ehemahls gewe⸗ ſen / und weggenommen worden/ wider geſtaltet werden / deſſen haben wir keine Anzeigen. zo a | | Bey fechseefichter Seftaltung der Cryſtallen komt fonderlich zube⸗ denken vor / ob fie gebildet/oder gegeuget werden auß einem vorerſt unfoͤrm⸗ lichen Quarß/relcher aber durch die Bewegung allerhand Figuren Eönne annemmen? ? oderyob fie geftaltet/oder/ deutlicher zu reden’ zufamen geſttzet werden auß ungehlich Heinen, gleichförmigen, oder auch fechseckichten Cry⸗ ftallen? Wer die letftere Meinung bejahet/der hat auffeiner Seitennebit der Einfaltigfeit des Grundfages/die Erfahrung felbs ; obgleich. Die der erfteren Meinung beypflichten / mit folgenden Einmwürffen aufgeuhen koͤn⸗ nen; daß auß zufamenfeßung viler —— Figuren nicht allezeit / und nohtwendig / hervorkomme eben dieſelbige Figur / allermaſſen ein Wuͤrffel gebildet werden Fan auf vilen ablang-vierecfichten/ungleichfeitis gen / Coͤrperen /ja felbs-auß zufamenfekung zweyer Würfflen nicht wide⸗ rum beraußfomme ein IRürffelfondern ein Parallelepi pedum von ungleis chen Seiten; es könne auch ein Wuͤrffel entſtehen auß gefchifter Zuſamen⸗ fügung etlicher Prifmatum (vid, Erafm, Bartholin, de Fig. Corp. p.m,12. 13.) und fan bey unferen fechgecfichten Eryftallen in Bedenken gezogen merden/gleich als in einem Scheidweg / diſere Streitfragrob anfangs / da der Cryſtall gefoͤrmt worden / nur ein ſechseckichter kleiner Cryſtall geweſen / als ein Grundſtein / über welchen hernach Die angewachſene flüflige übrige mehrere Eryftallinifche Materi fich ergoſſen / und gleiche Figur behalten has be? oder / ob alle Eleinfte Theil des Cryſtalliniſhen Quargfluffes von glei cher fechseckichter Beftalt feyen? Wann Das erftere fol gelten / fo fallet die Neinung/daß alle Eleinfte Theil gleichförmig feyen/und müßten nur fo vil fechsecfichte Eleine Erpftallen ſeyn / als groffe fich in der Erden finden ; und gehöret der Eryſtall / in anfehung feiner Zeugung / eher zu denen Adler Steis nen / Bezoar, welche auß vilen über einander angewachſenen Häutlein bes ftehen/und nicht zu denen Salıen, P. $, Hierbey ift zu haben bie dritte Tafel von Cryſtallen a 2.8. # N.20.) 233 (77) Sig (Den 18. Maj.1707. ET 0 0 Schweiz eriſche Berg Beiſen. | Ol dag letſtere die Oberhand gewinnen, fo folgen miderum bierauß IN illerhand UnordentichFeiten / wo man die nicht weißt abzuheben: auß vilen ſechseckichten Cörperlein / fo die zufamen gefegt werden/ Fan nicht leicht entfliehen nur ein ſechseckichter Cryſtall / daß nicht zwiſchen jenen fich einfinden vil lahre Raͤumlein / welche mit einem unförmigen Cry⸗ ftalftuß/oder von anderer Materi müßten außgefüllet werden. Ohnange⸗ fehen difer Einmwürffen beliebe mir ſelbs / und anderen/ die jenige Meynung / nach welcher alle die Fleinfte Theil der Eryftallen fechsecficht fein/gleich den groſſen; hierzu veranlafet mich theits Die verficherte Gleichheit der kunſtli⸗ chen Cryftallifation , oder anſchieſſung des Salpeters/ oder anderer Salien mit der natürlichen anfhieffung unferer Berg Cryſtallen / welche nad) ihrer Weitlauffigkeit Fönte außgeführet werden / wann wir es ander Zeit hetten ; theils der kleinſten Salztheilchen gleiche Beitalt mit den groͤſſeren Stuͤcken / welche Durch Hilff feiner Vergroͤſſerungs-Glaͤſeren der Gelehrten Welt hin und mider in feinen Schriften gegeiget der feharfflichtige Leeuvvenhock, und auch ſelbs in einer befonderen an Se. Eye, Herin Petrum Valkenier / Ertraord. Abgefandten von denen Hochmögenden Herzen Staaten vers einigter Widerlanden an die Lobl. Schweizeriſche Cantons,gefchribenen Epi- ftel dargetahn daß der Eryftallen Fleinfte unter der Seftalt flüchtiger Salıen Tunftlich abgetribene Theil gleich fechseckicht feyen mit den groffen. Gleich nun der Chymifchen Cryſtallen anfchieffung halb befant / daß Die in Denen Loͤchlein eines flüffigen Waſſers empor ſchwebende Salstheile/ nach etwel⸗ cher abrauchung des ABaffers/oder durch fonderliche Zufamentrufung def ſelben / ſich näher zuſamen fügen/mit gleichen glatt von der Natur abgefchlifs fenen Slächen fich vereinigen/ Alise atque aliæ fimiles exordine partes Agminecondenfo Naturam corporis implent, "Eucret. Lib.l. und alfo gröffere Erpftall-Zinfen formiren: alfo bilde mir ein / daß ein glei⸗ ches geſcheheirſeye in denen Bergklüften und Felßhoͤlinen / zu der Zeit / da das Quartz/ als die Materi der Eryitallen noch flüffigrund mit anderen wäfferi« gen Feuchtigkeiten vermifcht geweſen; deren auffere/die Gryſtalliniſche Theil umge — rg umgebende, Bewegung / je nach dem fie fich verhalten / in denen Eryftallen ſelbs allerhand änderungen verurfachet. Wer einem Mechanifchen Anfang/ oder Urfachyder fechseckichten Cryſtall⸗Figur nachdenfen wil / dem flehet es freysgleich ich felbs die SSreyheit genommen / hieruͤber meine muhtmaßlichen Gedanken an den Tag zulegen in Din. D. H. Difl, de Cryftallis pag.25. wohin den $iebhaber weiſe; und mit ſtillſchweigen uüͤbergehe / wie vilerpand ben der Ervftallen Seftalt vorfallende Begebenheiten koͤnnen auß gegebenen Grundfägen aufgelöfet werden ; mich auch nicht weiter aufbake bey jener Obferyation der Erpflallgraberen/daß Die zugeſpizte Geſtalt der Cryſtallen a entfpreche der zugefpigten Figur der Bergen ſelbs / in welchen fie ich finden, | Ich hette noch vil von denen Cryſtallen bey zubrimgen/toelche villeicht einem ein Vernuͤgen / und sehen anderen einen Verdruß erwecken möchten/ welche Sachen derohalb/weil fie nicht vor jedermann feyn,verfpareauf eis nen anderen Anlas. j yorpı 4 Ehe ich aber diſe Materi befchlieffe / muß ich nohfwendig geden⸗ Fen zweyer merFlicher Umftänden / fo bey denen Ervyftallen anzutreffen, Der erftere gehet an den Ohrt / wo die gröften/ und meiſten / Cryſtallen fi) finden/der andere Die Zeichen / worbey die Cryſtallgraͤber abnemmen / daß irgendwo Cryſtallminen verborgen ligen. Bi Cryſtallen gibt es bald in allen Länderen Europz; fa felbs in Dff-und Weſt Indien / wo immer Selfund Berghölen/oder Ertzgruben ſeyn / da gibt es Cryſtallgeburten; nirgends aber / welches keklich behaubte / finden ſich Die Cryſtallen in groͤſſerer Anzahl / mehrerer Verſchiedenheit / anſehenlicheren Groͤſſe / und ſchoͤneren Durchſichtigkeit / als auf unſeren höchften Helvetiſchen Gebirgen / ſo daß ich den Gotthard mit feinen naͤchſten Nachbaren Fan mit beftem Sugnennen das Vatterland der Cryſtallen. Es fiheinetdifen Um» ſtand auch in achf genommen juhaben der groffe Taturforfcher Plinius, mann er Hift. Nat. Lib.;7. cap.2. alfo fihreibet. Oriens & hanc ( Cryfal- um) mittit,fed Indicæ nulla pr&fertur. Nafcitur & in Afıa, vilifima circa Alabanda,& Ortofiam, Anitimisgue Montibus, item in Cypro : fed lauda- tiflıma in Europe Alpium Fugs. Und bald darauf. Nos liquidö affirmare poflumus, in cautibus Alpium nafci, atque adeò inviis & plerungue fune pendentes eam extrahanr Dasift. Es gibt auch Cryſtallen inde⸗ nen Laͤnderen gegen Aufgang/nirgend aber » vortreffliche/ als in Indien. Es wachferdifer Stein auch in Aten/ uno/ aber von geringem Wehrt/ um Alabanden, Ortolien, uno naͤchſtligen⸗ den Bergen / ſo auch in Cypren. Der beruͤhmteſte aber 20.1 ‚mer auß den hochſten Aipgebirgen Europe, allwo ſie oft in groiler Kebens⸗ 379 ee m õßû—————— — ⸗ Lebensgefahr von den Graͤberen / fo ſich etwann an Seilen müſſen herab laſſen/ geſucht werden. Wann nun anderſt⸗ too gezejgei worden/daßunfere Gothardiſche Gebirge die hoͤchſten Alpſpitzen ſeyen von ganz Europa ‚fo iſt bald zu ſchlieſſen / das Plinius unſeren Schwei⸗ zeriſchen Eryſtallen mit ung vor allen Außlaͤndiſchen den Preis gibet. Ans merkens wuͤrdig ift / was jestbelobter Natur ·Schreiber fehrners meldet, Contraria huic cauſa Cryſtallum facit, gelu vehementiore concreto. Non aliubi certè reperitur,quam ubi maxim& hybernæ Nives rigent; glaciem- que eſſe certum eft , unde & nomen’Gr&ci ded£re, Ich verdeutfche difen Text alſo: Der Cryſtallen zuſamen fuͤgende / oder feſtmachende Urſach iſt eine ſehr groſſe Ralte. Dann ſie nirgends gefunden werden/als wo die grinmigſte Kaͤlte / und beſtaͤndiges is mie Schnee. Hier finde ich Die Grundauell eines indie Natürliche Dis floriseingeführten groffen Irrthums / an welchem doch Plinius ſelbs Feine Schuld tragt. Es iſt alles wahr / was Plinius fehreibt/und verdienet diſer groſſe Mann nicht von Dalechampio, ſeinem Außleger / und anderen mehr / diſes Texts halben durchgezogen zu werden. Es iſt ja wahr / Cryſtallum gelu vehementiore concreſcere; daß der Cryſtall feſt beſtehet in ſehr groſſer Kaͤlte / ich füge hinzu / in groͤſter Kaͤlte / welche gewißlich ſich nirgends. alſo findet / wie in unſeren Helvetiſchen hohen Gebirgen. Wer nicht mol faſſen Fanımie eine groſſe Kalte ſich hieher reime / der gehe in die Werkftätte der Chymiften, und laſſe fich zeigen / wie die Salg-Eryitallen am beſten / und geſchwindeſten anſchieſſen / wann man das auf gewiſſen Brad eingeſottene Waſſer des Winters an die kalte Luft ſetzet; ja auch frage er nach Denen Cryſtallen / welche in einem Liquore ſich Das ganze Jahr hindurch niemahlen fehen laſſen / als in dem Winter. Iſt er darmit noch nicht ‚vers nuͤgt / ſo zeuhe er in Bedenken / wie daß bey harber Winterkaͤlte die in ihrer Elaſtiſchen / oder Treibkraft / merklich geſtaͤrkte Luft auf die ganze Erde mit groͤſſerem Gewalt trucke / und die in lüffigem Waſſer enthaltene Salztheile zuſamen truke / und zu boden ſtuͤrze. Der groͤſte Stein des Anſtoſſens liget in folgenden Worten Plinii. Non aliubi certè reperitur, quàm ubi maxi- me hybernæ Nives rigent ; glaciemque eſſe certum eſt. Diſe erflären die Außlegere alſo / daß nach Plimi Meinung der Cryſtall ſelbs frye Glacies gelu conereta, ein von groſſer Kaͤlte erharretes Eis. Ich aber ſihe den Text an / wie er liger/und erkläre ihn dahin / daß die Cryſtallen vornemlich ſich finden / wo ein beſtaͤndiger Winter / wo die Eis-und Schneeberge ſeyn; nicht aber / daß ſie wirklich auß Eis und Schnee gezeuget werden. Ein an⸗ ders iſt / einem Ding geben die Materizund ein anders / den Ohrt. In kraft diſer meiner Erklaͤrung kan man wol mit der geſunden Philoſophie ar chen (BO) ES chen die herleitung des Worts Erpftall/ zevunG- ‚ von dem Griechiſchen neu, xguurds, weuuds, Fälfe/und serspm, vor evsidtoum , Daß der Cryſtall tere vd neun: ausehöusvov üdwe, Aqua frigore concreta, ein Waſſer / daß in der Kälte beſtanden / oder bey Hefychio, 0 zemya; vdug varnxgiss. Dann ja in dem immer Falten Berg-Luft/ wie oben bereits Dargefahn worden / alle Eryitallen fchöner und beffer anfchieffen. Tach difer unferer Außlegung laffet fich mol hören Diodorus, wunn er Lib. I. fchreibet/ 3, neun Al- bus eye To zum 85 vdar@- nabaes zuyeır@, daß die Cryſtallen beftehen auß einem reinen / in der Kälte erharteten/ Waſſer. richt aber | welcher Lib. III. Quæſt. Natur, cap.as. den Cryſtall haltet pro Niveglacie durata per Annos, vor ein verjahretes / und verhartetes Schnee-oder Eis- waſſer; anderer / ſo diſer Meynung auch underſchrieben / zu geſchweigen. Von denen Merkzeichen verborgen ligender Cryſtallen hat diß wenige Plinius J. c. Peritis ſigna & Indicia nota ſunt, daß denen Erfahrnen die Anzeigen bekant ſeyen. Es iſt denen Erpftall-fucheren nicht wenig daran gelegen; wann ſie ohne unterſcheid ſolten hier und da in die Felſen eingraben / koͤnten fie ſchlechte Beut hoffen. Sie geben deßwegen Achtung 1, auf die weiſſe Quarg-Aderen’ welche fie Cryſtallbande beiffen/denen graben fie nach / und öffnen die Selfen / big fie hinkommen in ein Cryſtallvolle Hole, 2. auf die außgebogene/gleichfam geſchwullene / überkoͤpfige Felſen / wel⸗ che gemeinlich in ſich haben ein Hole. 3. und deßwegen auch / ſo man daran fchlagt/einen anderen Don von fich geben / als dıerfo durch und durch auß⸗ gefüllet feyn. 4. gewahren ſie / daß die Eryftallen nicht batd fich finden in en —— — ſondern mehr in weiſſem / hartem Geißberger Stein / oder Gebürge. So vil ſeye geredt von denen Cryſtallen; Nun iſt Zeit / daß wir unfere Reiſe fortſetzen ; wir wollen es aber tuhn in Begleit der umeren/ | mit welchen wir den Gotthard Berg ab / ins Livinerthals zu gehen Vorha⸗ bens feyn; underwegs aber ung mit difen arbeitfamen Bergſteigeren / ihrer Lebensart / Nammens / und Geſaͤtzen halb / ſo fie unter ſich haben / erſprachen. Es iſt jedermann / der unſere Schweizeriſche Gebirge geſehen / oder nur dar⸗ von gehoͤret hat reden / bekant / daß man uͤber dieſelbe nicht kan fahren mit Waͤgen; die gahe Hoͤhe / und enge der Wegen / wurde ſolche Fuhrmaͤnniſche Art / die Wahren auß dem Schweizerland in Italien / oder von dort hieher zu ſchicken nicht zu laſſen. Alles wird geladen auf Saum Roß. Scc. N) une. (Den 25.Mai1707, 2 0 ee ZN Aplar > ee I iee Schweizeriſche 2 Sprach angefüllet/zund verderbet/-Sagma ,Sagmatis ‚und Sagma, Sagmz, Saugma, Sauma, Salma, Sagina, Soma, Sumagium, item Saginariuss ‘Sagmaria, Saumarius, Saumaria, Soumarius, Soumaria, Sumarius, Sumarla, 'Saginarius, Saginaria; mit wwelchen letſteren NRammen benennet werden nicht nur die Saumpferde/ oder Saum-Efel / fondern auch deren Fuͤhrer / oder Treiber/ welche Durch Das ganze beraichte Schweizerland bekant fenn under dem Nammen der Saͤumeren. Woher die Saͤumer ihren Nammen has ben / iſt nicht fo gar gewiß. Die meiſten leiten den Urſprung her von Sagma, und diſes von Sagum, So ſchreibt Iidorus Origin. Lib,20.cap.ı6. Sagma, quæ corrupt® vulgd Sauma, à Stratu Sagorum vocatur, unde & caballus Sagmarius, Mula Sagmaria. Dann Sagma eigentlich bedeutet einen überzug eines Schilts / und auch einen Sattel / nach der Zeugniß Rhodigin, Lib,ı7. cap.ı4. Bey den Griechen heiffet reyra einen Laſt / den man einem Thier aufleget/ 2 73 ta. Daher leitet Spelmann in feinem Gloflario obbenente Barbarifch Lateinifche Woͤrter / Sauma, Soma, Somarius,&c. her nicht von Sagma, fo fehrn e8 einen Sattel bedeutet’ fondern von dem Franzoͤſiſchen Saume, talienifehen Soma, Teutſchen Some, Somme (befjer hette er ges fehrieben Saum, ) welche einen Laft bedeuten/von dem Lateinifchen Summa, als man wolte ſagen / eine Summ deſſen / fo einem Saftthier aufgelegt wird. So heiffen auch die Engelländer fo vil Korn / als ein Pferd fragen mag aSeam. Von difen Saumpferden/ und deren Treiberenvift zubemerfen/ daß in unferen Gebirgichten Landen ihrenthalben gewiſſe / auf die Billichkeit der Natur-Mechten gegründete Sakungen aufgerichtet morden/ nach wel⸗ chen die lahre Saumpferde außmweichen muͤſſen den geladnen / und allen die zu Pferd daher kommende Reiſende / von was Stand fie immer feyen. Dergleichen Sakungen/nach welchen Die vorfommende Streitigkeiten ges fehlichtet werden / ſein nöhtig theils wegen der Enge der Paͤſſen / da oft kaum einer dem anderen außweichen kan / ſondern einen zimlichen Weg zuruk zu kehren genoͤhtiget wird/ theils wegen der Gefahren / in Denen auch der vor⸗ nemſte Paſſagier auf die jenige Seiten hinauß tretten muß / da er alle — m | 880682) 83 blick nicht ſicher iſt vor dem Sturtz uͤber die Felſen herab / wann auch der armfte Saͤumer ihme begegnet. | Auf der Höhe des Gotthards / ohnweit von der Hrn. Capucineren Herberg/innert dem Begriff einer Stundyfein zuſehen fiben lautere ee/ / Under welchen zwey gehalten werden vor den Urfprung des Thefin Fluſ⸗ ſes. Der fibende/fo Lago di Luzendro heiffet,vor die Urquell der Reüß. Ich habe dife See vorſtellen wollen in einer befonderen Figur von dem Paß uber den Weltberuͤhmten Gotthard: Bemerke nur bier/gleich als im vorbepgehen/daß auß diſen und anderen hernachfofgenden obfervationen zu erfehen/tie Die Gotthardiſchen Gebirge anzufehen fenenyals reiche Waſ⸗ fer Gehalter / von welchen die Bachesund Flüſſe / als von der oberften Höhe Europz gegen alle Weittheile abflieffen. Obbenente See haben ihre Urs quellen theils in Baͤchen / welche von höheren Bergenab-und in fie einflieffen/ theilg aber von eigenen reichen / in ihrer Tieffe / welche bey etlichen ſehr groß ſol feyn / ligenden Aderenzoder Quellen. Alles difes Waſſer iſt ein klares Berg- oder Brunnwaſſer. Es bleiben diſe See das ganze Jahr hindurch in gleis her Tiefe. Bey gröfter Winterskaͤlte zwar überfrieren fie etliche Ginger Dick/allezeif aber lauft under dem Eis hervor ſo ol die Reüß gegen Mitte nacht/als der Tefin gegen Mittag. 2 In dem abſteigen des Gotthard-Bergs gegen dem Livinerthal hat mar vilfaͤſtigen Anlas über den krumm tauffenden Thefin zu ſchreiten / welches geſchehen kan mit einem Sprung / ohne benetzung der Schuhen. Hin und wider gehet man über eine von Schnee / und Eis durch die Natur rer baute Bruck / under welcher der durchraufchende Thefin das Gewoͤlb geftals tet. Dahin ift zu verſtehen Simker de Alpib. pag.ıor, Das auf der Staliänis fehen Seite des Gotthardesfaft in des Berge mitte/eine Bruck über den Teſin ſeye / die zitterende / Pons tremulus bey Jovio,genant/ auf welcher die reiſenden mit groſſer Lebensgefahr fo wol ihrer Perſonen / als des Viehs einher gehen muͤſſen / ſo daß ſie deßwegen in Forcht und Zitteren gerahten / um ſo mehr / weilen der Schrecken vergroͤſſeret wird Winterszeit durch die abfallende Schneelauwinen / welche die durchreiſende verſchlingen / und das ganze — villeicht daher Valle tremola, das zitterende Thal ge⸗ nennet wird. in dem Weg zwiſchen der Höhe des Bergs / und Ayrol kan ein Lieb⸗ haber Der Mineralien achtung geben 1. auf gruͤnlechte / mit einer ſchimme⸗ renden Blinde / Mica, die Augen anzeuhende Stein / in welchen ſich finden woͤlff · ſeitige / rohe / Granaten/ ie 8603) die meiſten einer Haſelnuß groß / welche Knopfweiſe auß den Felſen hervor ſtehen. Diſere Felſenſtein ſein gemeinlich mit einer rohtlechten Tinctur be⸗ ſprengt / welche ich anſehe nicht fo faſt vor Martialiſch / als aber vor einen wirklichen Grangtfluß. Von ſolcher Art Edelgeſteinen ſeyn / tie ich ver- muhte / jene Carfunkelſtein / deren Guler. Beſchreib. Rt. pag 205. b. mit folgenden Worten gedenket. In der Gegend / da das Palenſer⸗ and Livinerthal zuſamen ſtoſſen / nahe bey dem Dorff Abialc bar man jan Zeiten Galeatũ Storze, Meyländifchen — Carfunkelſtein / ſo vorher allein auß Indien zu uns bracht wurden / auß dem Steingebirg ans Liecht gebracht / die es am Blans den Orientaliſchen bevor tahten / wurden aber alſo ſchwerlich auß den Felſen herfůr gehauen / daß oft der Koſten die —— übertraff. 2. jene eißgruͤne Stein mit kohlſchwarzen Strichen /⸗ Deren oben gedacht worden bey Anlas derjenigen Cryſtallen / fo in ihrer mitte folche ſchwarze einem Eryſtalliſirten Spießglaß gleiche, Streimen haben. Dife Strich fein batdgradvin die länge gesogen/bald gebogenrund gleihfam abgebrochen bald ordentlich gejeget +bald ohne Ordnung under einander gemifcht. Nach dem mir uns mit betrachtung und aufhebung difer Steinen bes luſtiget / ſteggen wir vollends den Berg ab gen Ayrol/Ariole, Orienz/ Ayrolum, Arveolum, welches das erfte Dorff ift in Livinerthal / gelegen an des Gotthards Fuß / allwo das Queckfilber geftanten im 22. Zoll’ 4. Scrup. Worauf wir geſchloſſen / daß difer Ohrt tieffer lige / als die Hohe des Gotthards bey den Capucineren 1920. Schuhe / hoͤher aber / als das Wirthshauß zum Stäg/hinter Altorff / 1280. und hoͤher / als Altorff 1400. Nach einer den 28. Sun. gemachten Prob iſt Ayrol tieffer befunden worden / als der Gotthard 1980. höher ats der Staͤg 1080, Altorff 1580. worvon gu anderen Zeiten durch mehrere obfervationes eine mehrere Gewißheit zur erwarten feyn wird. Wann ich fege vor das Dorff Airolo 24. Zoll 45. lin. arif. fo Fommet Die Hohe über dem Meer nach Mariotte 2995. nad) Cal- ino 3578. Parifer Schuhe. Br Bey dem Dorff Ayrol ift ein faur-bikterer/mit Vitriol und Salpeter beſchwaͤngerter Brunn deſſen gedenket Hr. Wagner Helv. Car Msc. Mit dem / was wir bereits heut wahrgenommen / waren wir noch nicht vernuͤat / ſondern refolvirten ung annoch eine ſtarke Tagreiſe zu tuhn auß dem Livinerthal in Pundten/namen mit ung einen Wegroeifer/pal” irten 2 (84) Sg firten durch die Dorfflein Valle und Maderan, beftiegen hernach linker feits mit zimlicher Mühe den gaͤchſtotzigen Berg Soi , auf deffen Höhe Foggio genant /unfer WWetter-und Meßſtab uns zeigte 20. Zoll/2.Scrup. worauß wir abnahmen/daß wir erhöhet meren über Ayrol 1760. Altorff 3160. nis derer aber /als die Capuciner auf dem Gothaͤrd 160. Schuhe / ſo daß difer Berg mit dem Gotthard ohngefehr in gleicher höhe ftehet; Dann wie über die Gapuciner noch höhere Berg ſeyn / die wir nicht beftiegen / alfo hatten wir auch über dem Ohrt / da wir ung niderlieffen auf Foggio ‚auch höhere Firſten / welche zu befteigen ung weder Die Zeit zu lieſſe / noch die Müdigkeit unferer Beinen, Difere obfervation wird der geehrte Lefer bemerken ins befonder deßwegen / weilen fo mol hier auf Foggio, als auf dem Gotthard der Tefin Fluß feine/beyderfeits in gleicher Hohe / oder auf gleichem Hori- zont, ligende Urquellen-hat; welche / weilen fie nirgends in Land-Charten/ oder Buͤcheren recht gegeichnet/oder befchrieben feyn/untenvan feinem Ohrt / follen jede in ihrer. natürlichen Situation vorgeftellet werden. Tach dem Darifer Maßſtab flehet das Queffilber auf difer Berghoͤhe 22. Zoll. o. lin. welchen entfprechen bey Mariotte 5 113. bey Caflıno 6948. Schuhe. Bon difer Berghoͤhe hatten wir eine ſchoͤne Außficht Durch das ganze Livinerthal / Lepontinam Vallem, welches annoch feinen alten Trammen bebaltet/den eg zu der Roͤmeren Zeiten gehabt ; weiten allegeit difes Thal einen nohtiwendigen Paß gegeben über das Gebirg. Es iſt diſes Thalunder der Bottmaͤſſigkeit des Cantons Uri/melcher dahin einen Vogt ſetzet / der feinen Vicari und Richter indem Thal hat / mit welchem er alle Burgerliche und Malefitziſche Sachen eroͤrteret. Die Ubergab iſt geſchehen von Galeazio Maria / Herzog zu Meyland / den 14. Aug. 1466, in kraft eines zu Lucern deßwegen aufgerichteten Inſtruments. Es graͤnzet linker ſeiten des Teſins / da wir jezt ſtehen /an Pündten / und zwaren an den Oberen / oder Grauen Pundt / und weiter hinab an das Palenſerthal / Plenia Vallis, welches des nen dreyen OhrtenUri / Schweiz / und Underwalden / unterworffen / rechter‘ ſeits aber an das Meynthal / Madia Vallis, welches bevogtet wird von den XI. Ohrten der Eidgnoßſchaft. Gegen Mittnacht bat es die hohen Gotthardiſchen Gebirgesgegen Mittag die Aivier /Riviera, fo an dem Teſin ligetzund von obgenenten dreyen Eidgnoͤſſiſchen Cantons beberzfchet wird. Es hatdifes Thalfonderlich drey nambafte Plaͤtze /ju oberft Airol/ Da wir Heut geweſen / in miften Pfait/⸗ Faidum, und zu unterſt Irni ⸗ lrenicum, fo auch Polleggio, Pulegium, zum Kloͤſterlein. An Güſtlichen Sachen erkennet diß Thal vor einen Richter den Bifchoffvon Meyland. ꝛc. P, S. 7 iſt zu haben ein Kupfer von dem Paß uͤber den Gotthard / Q 3+ + . N22.) le (Den ı. Junii. 1707, OF CO TE EEE Schweiserifche Berg⸗Beiſen. eg U m me m mm KOn den Lepontieren ſchreibt Plinius folgendes. Hift. Natur. Lib. III- cap 20. Lepontios& Salaflos Tauric Gentis Cato arbitratur. Cx- teri fer& Lepontios relictos ex Comitatu Herculis , interpretatione Gr&ci nominis credunt ; pr&uftis intra finus Alpium Nive membris (al,» peruftisin tranfitu Alpium Membris. ) &o hatdann Cato Darvor gehalten/ Daß die Lepontier / Liviner / und Salaffer/Augftaler/von den alten Taurifte- ren jeyen. Andere aber wollen / daß fie auf der Meife Hereulis über die Ge⸗ birge dahinden geblieben/meilen die Kälte, fo fie auf den Alpen außſtehen müffen/ ihre Leiber Frank darnider geworffen / daß fie nicht meiterg folgen Eönnen. Und bald darauf ſetzet Plinius einiche Kepontier an den Urfprung des Rhodans. Lepontiorum,qui Viberi vocantur,Fontem Rhodani eodem Alpium tra&tu accolunt, Und Cæſar Lib.IV, fihreibt / daß der Rhein in denen Sepontifchen Alpen entfpringe. Rhenus oritur ex Lepontiis,qui Al- pes incolunt. Hierauß erfcheint fih/daß unter dem Nammen der Lepontie⸗ ren diejenigen Voͤlker Fommen/metche die hoͤchſten Spigen Europz innges habt / und gewohnet haben an dem Urfprung des Rhodans / in dem Oberen Walliß / des Teſins in Livinen / der Reüß in Urſeren / und des Mittleren/ oder Vorderen Rheins in dem Medelfer-und Tavetfcher-Thal in Pündten. Es gehörten hiemit unter die Lepontiſchen Gebirge der Gotthard/ die Furca, der Criſpalt/ Simpeler/ Qucmannier / Grimſel / und vil andere Gebirge in Pundten / ſonderlich / wann wir darzu nemmen die Lepontias A—. pes majores, wie fie Jovius nennet / namlich alle Gebirge welche von dem - TChumer-See uͤber Cleven bis naher Chur ſich erſtrecken. Benebſt folgende Thaͤler / das Maſoxerthal / Vallis Meſaucorum, das Palenſerthal/ Plenia Vallis, Qvinerthal/ Lepontina, Meynthal/Madia, ValMag- gia, Rämifägerthal/ Vegetia, Eſchenthal / Oſcelana, Magginia- kerthal/ Magginiaca, und das Seſſiterthal / Seſia, von welchen allen hier nicht Zeit iftzureden. Wer mehrere Nachricht verlangt / der finder fie ben Tfchudio Helvet. Antig. MSC. Simler Comm, de Alp. pag.ı00. Stumpf. Chron. Lib. IX. cap.ı. Es laffen fich jeztgemeldten Thaleren/wie oben ſchon bemerket / noch beyfͤgen das Obere Walliß/ das Urſeren a vetſcher⸗ = 333 (36 )5- verfcher Thal/und Medelfer Thal; vondem Liviner Thal ing befons der werde zu feiner Zeit gel. G.dem Liebhaber der Schweizeriſchen Geo« graphey vorftellen eine befondere Land-C hart. Auf difer Berghoͤhe Foggio , da wir jezt ſeyn / liget einer feits vor uns feren Augen das Livinerthal/anderfeits ı gegen Pündten / zwey namhafte, zwiſchen hohen Bergwaͤnden eingefehloffene Berg-See/ Ä —— Der erſte und groͤſſere heiſſet Lago di Kottam, iſt ohngefahr eine halbe Meil lang / und oben an demſelben eine dem Hr Carolo geweihete Capell. Der kleinere / und obere/Lago di Tom, welcher feine Waſſer jenem zuftellet/ wie der dem Teſinfluß / weßwegen in Denen Gedanken ftehe daß difere zwey See / und darein flieffende namhafte Baͤche / ſo mol als die Sotthardis ſchen Seesmüffen gegellet werden unter die Haupt-Urquellen des Tefing, Dann in diſen See flieffet durch Das Thal Piora ein groffer/ roilder fchaus michter Bach / dem wir jest nachgeben bis in das hohe Thal S. Maria / da mit Luſt zu ſehen / wie einer ſeits die erſten Baͤchlein des Teſins abflieſſen gegen Abend / und den ungeſtuͤmen Piorabach außmachen / anderſeits aber auch kleine Bachlein die urſpruͤngliche Quellen abgeben des Mittleren Abeins/welcher gegen Morgen abfließt durch das Medelfer That. Nach dem wir diſen Bachlein nachgemanderet /Famen wir endlich Abends ſpat mit muͤden Slideren in das Hoſpitale di S. Maria ‚fo bereits in Pündten liget/und zum Troſt Dienet denen/fo auß dem Oberen Pundt reifen in dag — Era oder /durch eben den Weg / den wir heut gemachet/indas ivinerthal. Jezt fein mir zwaren noch bey denen alten Lepontiſchen Voͤlkeren/ telche aber heutiges Tags dem oberen oder grauen Bunde sugehören ; ins befonder aber/ fage ich/.befinden wir uns auf dem Gebirg Quckma⸗ nier/MonsLucumonis, Suchmanier/Nuckbmanier/S. Barna⸗ bas-Berg / S. Barnabe Mons, in Barbgriſch Latein Locus Magnus ges nant/der eın Theil Adulæ iſt. Die beſte Beſchreibung diſes / wie auch ans derer unſerer Gebirgen / gibet der oftbelobte Tſchudius in Helvet. Antiqua MSC. aus welchem das noͤhtige hieher zuſezen thunlich erachte. Er iſtin der Meinung diſes Gebirg habe ſeinen Nahmen von Lucumone, welcher mit feinem Fuͤhrer Rhæto, als fie auß Tuſcia, jezt Tofcana in Italien / ſich fluͤch⸗ ten müſſen/ uͤber diſes Gebirg gewandlet. Es iſt aber diſer Lucumo wol zu unterſcheiden von jenem frutigen / und reichen Sohn Damarathi, von Eos rinthen / ſe auch Lucumo geheiſſen / unter der Regierung Anci, nacher Nom kommen / und hernach den Nahmen L. Tarquinij Priſci angenommen; nach der Zeugniß Livij Lib. I, cap, 34. Es iſt diſer Berg wandelbar Rn | ; un m (87 ) Se und IBinters/fonderlich aber auß dem Patenferthal in diſes 8. Marie, und Medelſertahl (Medullina Vallis )und von dannen weiters gen Difentis ; fo daß mir ſtehen gleichfamaufden Graͤnzen des Palenfer-Liviner-und Mes delfev-Thals. Die hoben Graͤnz Gebirge oder Alpfirften heiffen Alpı di Cornera. Yon difem Luckmanniſchen Gebirg meldet Tfchudius und Sim- ler. Eomm. de-Alpib, pag 102. b. daß deffen Abendfeiten zugehöre Den gepontieren/namlichnach unferer obfervation , das Thal Piora, fo eine Quell des Teſins abführet/die Morgenfeiten aber den Pundtneren/und das auß dem höchften och der Sepontieren / fo Cadelin , Cadelim heiffe / der Fluß Froda den Luckmanier abflieffeswelcher bald darauf ſeinen Nammen ablege/ und der Mittlere Abein/Rhenus medius, heiffe, Den 1. Augſt. frühe fanden wir in unferem Wetterglaß das Quek⸗ filber im 22. Zoll. 6. Scrup. Parif. denen entfprechen vor die Senkel⸗ höhe über dem Meer bey Mariotte 4636. bey Caflino 6298. Parif. Schuhe. Sonften habe / ohne auf diegraduation-Tafel der Koͤniglich Sranzöfifchen Gefellf.naft achtung zu geben / geſchloſſen / daß wir in S. Marig tieffer weren als auf Foggio, 320. Zuͤricher Schuhe / gls der Gotthard 480. höher aber dann Ayrol 1440. Staͤg 2720. Altorff 2840. Es iſt aber zu gewahren / daß heut das Quekſilber wol hat koͤnnen um 2 Linien tieffer gefallen feyn/ ‚als es geftern geweſen / wegen änderung des Wetters / weilen heut Abend in diſen Berg Gegenden / und auch in Zurich ſich die Luft außgelähret hat in einem ftarfen Degen. | Mi Nun ſetzen wir unfere Reiſe fort Durch dag Medelſer Thal/Vallıs Medullina , deffen zwar auch gedenfet Stumpf. Chron. Lib. IX. cap.3. Weilen es aber weder von ihme/noch einichem anderen Datterländifchen Geſchicht Schreiber eigentlich mit allen feinen Theilen vorgeftellet worden/ / habe ich tuhnlich erachtetidaffelbe/wie es mir vorfommen/ mit allen Nan- Een des Mittleren Rheins / und darein flieffenden Baͤchen abzuseichnen/ welchen Riß aber auf einen anderen Anlas verfparerund digmahlnur Die Oehrter / welche mir in meiner Meife vorfommen / andeufe, Eine Fleine Stund unter dem Hofpital und Rirchlein S. Maria liget das Dorff felbs - gleiches Nammens / und eine Stund befler hinab S.Gallo, widerum nach Iweyen Stunden folget Medels/ Medullium, twelches dem ganzen Thal den Nammen gibt; Darauf kommet S. Giacomo, weiter hinab S. Rocco; und von hier in einer halben Stund Platta, bald darauf Curaglia ‚ Cora- glia, mit dem Bergdörfflein Suliva. Um dife Gegend wachfet neben Wieß⸗ wachs auch Feldfruͤchte / Korn Roggen / Gerſten; und flieffet Der Rhein fo wol bey Curaglia, als beffer hinab nebſt ©. ValentinsBerglein in fihref- licher Tieffe mit gewaltigen braufen durch / und gegen dem Kloſter ine tis 0 (88 ) Dem tis/ Difertina, Defertina, Diferis/ Diſerntis / Deſertum ubi cella eſt, Benedidtiner Ordens/ allwo fid) der vordere Rhein mit dem Mittleren vereiniget. Der Weg durch das ganze zwiſchen hohen Bergen eingeſchloſſe⸗ ne Thal ab / iſt zimlich eben / und luſtig. Unſer dißmalige Marſch aber gien⸗ ge weiters nicht / als bis auf Curalia / dann wir da uͤber eine hohe von Steinen gewolbte Bruk über den Rhein giengen / und den Berg aufüber das Dorf Bucinengo kamen nacher Tavetſch/ welches in Latein heiſſet Ae- tuatius vicus, Aetuatium, und aber annoch den alten Nahmen der Ætuatieren behaltet. Es fein diſere PVoͤlker Aetuati, Antuates, oder Nantuates, ſo bey dem Urſprung des Rheins ligen / wol zu unterſcheiden von denen Nantuatis, welche Cæſar im Anfang ſeines Com. ID. ſezet unter denen Sedunis und Ve- ragris, Dber,» und Under IRalliffer ; und heiffet Tſchudius jene Aetuatios anterieres,dDie vorderen Aetuarier / oder Taverfcher / zum Unterſcheid der hinderen/Aetuatiorum feu Nantuatiorum poſteriorum, welche von dem Urs fprung des hinderen Rheins fich erftrefen bis zum Einfluß des vorderen / hie⸗ * durch den Rheinwald / Schamſer Thal / und Domleſchg bis gen Rei⸗ henau. | Don Tavetfch festen wir unfere Reife weiters fort bis S. Anna / allwo wir das Nachtlager nahmen. Die Höhe des Quekfilbersfimden mir hier 23. Zoll /73. Lin. Paris, worauß wir abnahmen / daß wir niderer wären als 5, Mariarwon dannen wir heut frühe verreiſet 880. Zuͤricher Schuhr / als Foggio 1200. Gothard 1360. Altorff 1963. In der graduation Tafel der Königlichen Geſellſchaft entſprechen nach Mariotte 3360. nach Caſſino 5982. Pariſ. Schuhe über das Meer, . Ehe wir von hier verreiſen / muͤſſen wir gedenken Der Reſoane/ oder Rornleiter welche vor unſerem Loſament aufgericht ſtehet / in Puͤndten / Walliß / und benachbarten mehreren Thaͤleren gemein / bey uns aber unbekandt. Der ge⸗ ehrte Leſer wird diſe Machine abgezeichnet finden in der erſten Tafel von Eryſtallen / Lit. A. Sie dienet diſen Bergvoͤlkeren an ſtatt der Scheuren/ ſtehet unter freyem Himmel / und dienet darzu / daß an den Zwerchſtangen aufgehenkt werden die Korngarben / welche oben bedekt werden mit Schaub / oder anderem Stroh / bis zu der Zeit / da man das Korn wil außdreſchen / und dannzumal die Garben nacheinander ablöferrund unter dem freyen Him⸗ mel nebſt diſer Kornleiter die Dreſcharbeit vornimmet. Den 2. Augſtm. ſind wir von S. Anna dem vorderen Rhein nach fortgereiſet Durch die Doͤrffer S. Gi:como, Juf, Chiamut, welche alle der Ge⸗ meind Taverfch einverleibet ſein / und beftiegen allgemach die Gebirg / welche das Urſeren Thal von Pündten abfiheiden €. 9.23.) 89) (Den 8. Juni. 1707, oe ET O0 ee tree Schweizeriſche Ber g⸗Veiſen. Seen RI SEN — — — — — — — — — — — r —— — —— a a Mder letften Puͤndtner Alp ruheten wir etwas in einer Sennhütte auß / theils unſere burftige Zungen zu erquiken / theils von den Inn⸗ echhaberen zu erforſchen die Nahmen der Milchſpeiſen/ und Milchgefaͤſſen / welche dem Milch⸗ und Woͤrter Liebhaber zu gefallen allhier deybringen wil / als eine Zugab deſſen / ſo von Bereitung der Milchſpeiſen oben bereits iſt angebracht wor⸗ den Tom. 1. pag. 30. * Bey Anlas der Senten ſelbs / welche meine Wirthshaͤuſer und Zus flucht fein auf hohen Gebirgen / berichte den geehrten Leſer / wie zu groffer mei⸗ ner Freude ohngefahr bey dem groſſen Naturforſcher Plinio Hiſt Nat. Lib. 1. cap. 45. angetroffen habe diſen ſonſt Schweizeriſchen Nahmen. Alſo ſchreibet er an gedachtem Ohrt: Sine fine ventos generant jam quidam ſpe- cus,qualis in Dalmatiæ ora, vafto in præceps hiatu, in quem dejecto kvi poh- dere, quamvis tranquillö die, turbini fimilis emicat procella. Nomen loco eft Sensa, Teutfch. Es gibt / zum Exempel in ng ap N bährende gäbrieffe Bergklüften/in weldye fo man/auch bey ſtillem Werrer/cinen Stein wirfe/ein Ungewitter entftcher. Der Ohrt heiſſet Senten. | Ich ʒweiſle Feines wegs / daß nicht Difeg eine wahre Senten / oder Senn⸗ huͤtte geweſen / und uͤberlaſſe / denen Criticis zu entſcheiden / ob nicht auf diſes des Minii Anſag ſolle eine Senten in Lateiniſcher Sprach genennet werden SENTA, eher als SENNa, welches / ſo vil mich zu erinneren weiß / an einem Ohrt braucht Geſſnerus, oder Senntena, welches ich bis dahin in meinen La⸗ teiniſchen Schriften gebraucht habe. Den einbeinichten Melkſtuhl / auf welchem der Senn ſizet / wann er die Kuͤhe melket / heiſſen die Puͤndtner gemeinlich in ihrer Sprach Scagno, wel⸗ cher herkommet von Scamnum, bier aber/da die alten Aruarier ſich nider⸗ gelaffenSediel, Sedizh, welcher durch einen einigen Buchſtabwechſel gibt Der £ateineren Sedile, | | Eine (I) | Eine Anclkreren/darein man die Milch — — die Puͤndtner anderſtwo auch Meltre, die Tavetſcher Zuppe. Eine Milch Sienen / oder Follen / heiſſet in Pindenerifeher Sprach al co); en fo vil iſt / als colum, hier aber auf Ætuatiſch Dertiufch. Das Wellkeſſe nennet man hier und anderſtwo in Pündten Calde- ra, in Sateinifchen Scribenten findet ſich Caldarium Den Thurner/einen hölgernen Arm / an weichem das Wellkeſſe han⸗ get / und über dag Feur geſezet wird / heiſſet man hin und wider in Puͤndten al turn, hier Tſchegnie. R Das KL Kuppräuslein/worinn dass Rupp aufbehalten wird / Brocca i quale DasRupp berg man die Milch ſcheidet / Qale, in Engadin⸗ | ſcher Sprache Quatſch Die Ʒgeckelcke/wormit man den Schaum abnimmet / Spimæra, & Spuma,vondem Schaum. Die Raͤßbrechen/ einen. Steken von einem jungen abgefcheflten Taͤnnlein / darmit man den Kaß im Keffe gertheilet/heiffen die Pundtner / ſo wol hier / als anderſtwo / Turſchæt. Der jenigen groffen hölzernen Loͤffel / der bin und wider heiffet Bon) Daggen Napf/ nennen aud) die Tavetſcher Gont / andere Pündtner Cazzetta, und Scarmæra. Die Mutten /ein breit rundes Geſchirr / darein man die Milch übers nacht ſtellet / heiſſet auch Mutta, und Guttæs: allhier Curæt, undin kleinerer ce neu un ns Die Saurſchotten/ darmit man die Mitch. ſcheidet sum. Zi iger/ Cottage. Das Trankfaß/darinn man fie aufbehafter/Mifter, Die Räßjärbe/ein breiter Ring darmit der Kaß eingefaffet wir d/ Fascera, welches wort abſtammet von Fiscella, deſſen ſich in gleichem ige fiand — Tibullus Lib, IT, Eleg.3._ Dir Rab Ladſtein/ darmit man den Kaß beſchweret Kn 0 Das Suffygönelein/cinen Loͤffel darauß gemeinlich die Sennen ihren Saiten zu trinfen geben/una Scudella, Der Ankenkuͤbel// oder Liren ein Faß / darinn man den Butter be⸗ reitet, Panaglia,. Es wird verhoffenfich dem geehrten/fonderfic Sprachlieben en’ Leſer nicht mißfallen / daß ıhme von diſen überbfeibfelen der altenepontiſchen / Rhetiſchen / oder auch Tuſcaniſchen Sprache / von deren mir fonften keine Lexica, Woͤrterdücher / in Truk haben / etwas zuſamt den Milchſpeiſen aufge⸗ ſtellet habe. Ich | c69 Ich bemerke bey diſem Anlas nicht nur / daß die Puͤndtneriſche Sprach ihre fo verſchiedene Gattungen / oder Dialectos hat / daß ſie unter einanderen ſich nicht verſtehen konnen / ſondern diſes ing beſonder / welches kaum in eini⸗ chem Weltbezirk anzutreffen / daß in diſen hohen Gebirgichten Landen / oft in einem Begriff von wenig Stunden / ganz verſchiedene Sprachen / bald Die Teutſche/ bald eine von Puͤndtneriſchen / uͤblich ſein / welches nicht wenig bey⸗ tragen kan zur Trennung der Nachbarlichen Gemuͤhteren ſelbs. In dem Seſſiter Thal / Valle Seſſia, iſt eine Gemeind / Presmello, welche Teutſch redet / da ſonſten im ganzen Thal eine andere Sprach regie⸗ vet, In dem Val d’ Oscela, Oscelana Valle, redet man auch Teutſch / zu Bonmatt / in übrigen Dörfferen aber ein verderbt Italieniſche Sprach. Sn denn Meynthal / Madia Valle, ift auch eine mit Italieniſchen Gemeine en umzingelte Teutſche Pfarzey. Syn dem Schamſer Thal/Sexam- nina Valle, fo liget zwiſchen Splügen/und Domleſchg / iſt üblich die Puͤndt⸗ ner Sprach / da hingegen man bey dem Urfprung des hinderen Rheins ſelbs / und im Domleſchg / Teutſch redet. Bey dem Urſprung des Rhodans / und der Reuß gegen dem Urſeren Thal redet man Teutſch / in dem ubrigen Walliß aber andere Sprachen / welche bald der Italieniſchen naͤher zu kom⸗ men / bald der Franzoͤſiſcheeennn. N | Es vermeint Tſchudius in feiner Helvetia Antiq. und auß ihme Stum- phius Lib. IX. cap. 2. e8feyen diſe Teutſchen / wahre alte Sepontifche Voͤlker / von denen Welthersfchenden Roͤmeren auß ihren Bebirgen nicht vertriben/ noch auch ihrer Sprach halben beunruhiget worden / theils / damit fie nicht/ mann fie hart gehalten wurden / ſich des Roͤmiſchen Jochs mit leichter Muͤ⸗ be wegen Vortheils der hohen Bergen / und engen Paͤſſen entladeten / theils / damit ſie / die Roͤmer / ihre Paͤſſe offen behielten uͤber Die Gebirge / worzu frem⸗ de / anderſtwoher gefuͤhrte / Colonien nicht ſo tauglich geweſen / als die alten Einwohnere felbsrals welche des rauhen Berglebens gewohnt / und deßwe⸗ gen nicht koͤnten mit hartem Joch beleget werden; Da hingegen andere zah⸗ mere / in tieffen ebenen Tbaͤleren gelegene Voͤlker nicht nur fich vollig muͤß⸗ ten dem Roͤmiſchen Gewalt unterwerffen / ſondern auch die Weltherrſchen⸗ de Sprach annehmen. Diſen gelehrten Muhtmaſſungen Tſchudy kan meines erachtens nachgeſezt werden eine andere in der Klugheit der Roͤmi⸗ ſchen Policey begruͤndete Staats-Maxime ‚nach welcher villeicht die Roͤmer gut befunden / in diſe Bergichte Lande einzuführen verſchiedene Sprachen / als ein bequemes Mittel zur Zertheilung der Gemuͤhteren ſelbs / worzu ſelbs dienen koͤnnen das ungleiche Tractament / darmit ſie ſein angeſehen / und in Eiferſucht gegen / und widereinanderen / verleitet worden. Wir reifen fort / und kommen über Die Tavetſcher Gebirge / ſo ein m M ein (92 )E- fein des Criſpalti, oder Kreuzli / in bie Alpen der Urſeleren / allwo wir in zimlicher Hoͤhe / welche wir aber nicht abgemeffen/antraffen einen See / wel⸗ cher eine Stund ohngefahr in die Laͤnge ſich erſtreket / und eine der vornem⸗ ſten Quellen des Reüßfluſſes außmachet / deren aber bey keinen Scriben⸗ ten / oder in Land-Charten gedacht wird. Diſem Reüß-Arm / der von Auf⸗ sang her flieſſet/ ſein wir gefolget bis in dag Urſeren Thal / da wir auch vor einichen Tagen durchpaſſierten / wir ſpeißten indem Dorff an der Matt/ und hatten bey unbeſtaͤndiger Witterung das Quekſilber im Wetterglaß in gleicher Hoͤhe / wie zu St. Anna / worauß mir auch abnahmen eine ohne sefahrlich gleiche Höhe des LIrferenund Taverfcber- Thale. 397 Wir blieben aber hier nicht / ſondern reißten noch Des Tags durch eine‘ ſchoͤne halbftündige Ebene gen Hoſpital. | are. U Es ift diß Urſeren Thal / Urfaria Vallis, Faum in die zwey Meil lang / und eine Stund breit / aber angenehm / eben / und mit fetten Matten wol verſehen / ſo daß es mit denen auf angraͤnzenden hohen Gebirgen ligenden Alpen die Einwohnere dreyer darinn igenden Doͤrfferen wol kan erhalten / welche aber über diß täglichen Nutzen bezeuhen von diſer Kreuzſtraß / welche gegen alle 4. Gegenden der Wett gehet. —* erſtlich gegen Mittnacht gehet laͤngſt der Reüß ein Hauptpaß vom Goͤtthard gen Uri / welcher zu Sommer-und Winterzeit bald alle Tag gebraucht wird; Zweytens beſtei⸗ get man auß diſem Thal den Gotthard / und reiſet gegen Mittag ins Livi⸗ nerthal / und weiters in Italien: drittens Fommet man gegen Aufgang in den Oberen Pundt; und viertens über die Furca in Walliß. Die drey er⸗ fteren Straffen haben wir nun innert wenig Tagen mit unferen Fuͤſſen abs. gemeffen /und was merkwuͤrdiges Darbey vorgefallen begeichnet/die vierte aber wollen wir / geliebts Gott / Heut den 11. Augfim. auch bemandlen; und diſen vornehmlich anmenden zur Befihreibung der Urquellen Der nambafteften Sluffen Europæ / welche wir theilg bereits in Augenfchein ger nommen/und noc) weitersnemmen werden. we. 53 Don Hoſpital hinweg reiſeten wir guten Muhts durch zum Dorff und Aealp/melches ohngefahr eine Stund von Hoſpital abſtehet / und. fangen von hier an ſteigen den hohen Furca Berg / welcher uns aber um ſo vil weniger wird zu ſchaffen geben / weilen wir in waͤhrendem ſteigen unſere Augen / und Gemuͤhter / werden beluſtigen mit allerhand ſchoͤnen Außſichten / und vorkommenden Bergkraͤuteren / auf die wir in allen unſeren Bergreiſen befonderbar-acht haben / die Berge’ Thaͤler / Alpen / Felſen / anſehende / als ſo vil ſchoͤne / von dem Schoͤpfer der Natur ſelbs angelegte / und mit den ſchoͤn⸗ ſten Gewächſen bezierte Luſt-Gaͤrten. ıc. | | N.24.) le (Den ıs.Junii.1707, Se IE CT em Schweizeriſche Berg-Peifen. 26* Eber diß aber werden wir ung ergezen bey lieblicher Anficht der Berg⸗ groffen /und Meergrünen Gletſcheren / welche dem Rhodanflug feis nen Urfprung geben; ja auf den oberften Spijen der Furca ung niderlaffen/zum ung zu erlaben mit den Erpftalllauteren Waſſeren felbs auß den Urquellen der Rei /des Teſins / zweyer Rheinen / und der Rhofne, welche mir jezt in beſondere Berrachtung fegen wollen / und darmit einen vor- nehmen Theil der -Hydrographie, oder Potamographiz Helveticz , Wafler oder Fluͤß Befchreibung des Schweizerlands/ abhandlen. | Veüß Rüß / Urſa, Ruſa, Ruſia, Reuſſia, ein dem Schweizerland mit feinem An⸗ fang und End eigener Fluß/ wird in feinen Urſprüngen vorgeſtellet in einer befonderen Ehart; allwo zufeben drey Haubtquellen/melche alle mit groffer Muͤhe aufgeſucht / und mit befonderem Fleiß durch Hülff des Compaſſes mit ihrem Fortgang / Krümmenen / und darein flieffenden Bachen abgegeichnet. Die erſte/bekante / und bey allen Scribenten zu findende Quell ift auf dem hohen Gotthard / ein Berg-See/Lago di Luzendro genant/inmelchen andere von höheren Sirften Orfino, und Orfirola abflieffende Baͤchlein fich ergieffen,fo daß wir allbier nicht nur die Quell des IBaffers/fondern auch den Urſprung des Nahmens in difen hohen Bergfirſten antreffen. Der See ift das ganze Jahr hindurch von ſchwartzgruͤner Duͤnkle / ſehr fieffreine Fleine Stund von den Hrn. Capucineren entlegen / und zeuhet ſich auch eine kleine Stund in die Laͤnge. Außdifem See nun flieffet das ganze Jahr die Reüß / welche bald durch andere Dachlein gemehret wird. Alſo fſieſſet die Reüß in vilen Erumen Raͤnken den Berg ab/und kommet in zweyen Stuns den gen Hofpitalswelches Dorfin Mitten des Urferen Thale liget. Dafelbft pereiniget fich mit difer Sotthardifchen Reüß ein anderer und gröflerer ne | welcher Die (94) welcher harflieffet von dem Berg Furca , und anfänglich zwar zufamenrins net auß vilen Fleinen Baͤchlein / ſo von verfchiedenen Ohrten ab / und zuletſt in einen Fluß zuſamen flieſſen / alſo gleich ſein denen Blutaderen des Menſch⸗ lichen Leibes / welche auß unzehlich vilen kleinen / faſt unſichtbaren Aederlein / endlich Die groſſe Dol-ader geſtalten. | ‚Die rahmen diſer Quelladeren/oder in die Reuͤß von Seiten der Fur- ea flieffenden Bachen fein folgende: Der Sidelen Bach / Yfideren Bach/Muttenbach/ʒ Wiggenwafferen/Suchsegger Bach/ Lochberg Bach/Aperſtein Bach/ Weiſſenbach/ Wire- Wal- bach / Enthalbach/ Kaͤſerthalbach / Groß Thalbach/ Reich⸗ inerbach. Von Hoſpital flieſſet diſe zweyfache Reuß in einem Runß in ſtiller Ebene fort bis zu dem erſten Dorff an der Matt / allwo ſich mit ihro vermiſchet Die dritte Haubtquell/deren zwahr weder Die Landcharten noch die Vatterlaͤndiſchen Scribenten / einiche Meldung tuhn. Diß iſt der ſenige See in der Ober Alp/welchen wir geſtern vorbey paſſiert/ als wir von Puͤndten hiehar reiſeten. In diſen dritten Fluß kommen / vor deſſen Ein⸗ lauff in die gemeine Reüß / von anderen Alpen herab andere Baͤche / welche aber zu erkundigen die Zeit nicht gehabt / und deßwegen auch nicht vollig auß⸗ getruft habe in der Chart. Es hat bis hieher die Neuß fich ſchon zahm und wild gezeiget / wild in ihren erften Urfprüngen/uber gabe Berge und Selfen herab / zahm in ihrem Fortgang durch das Urſeren Thal; Jezund beginnet fie ihre ungeſtuͤme Art zu End des Thals noch mehr an den Tag zu legen / in dem fie Durch ein enges gabe tieffes Thalyuber hohe Felſen / und Steinklip⸗ ven herab / mit fehreklichem Braufen/und ſchaumenden Wellen / welche hier und da ſich in lauter ſtaubichte Duͤnſte zerſchlagen / fortrauſchet bis hinab gen Sillinen / alſo daß ſie faſt einen einigen etliche Stunde langen Waſſer⸗ er vorftellet; gleichwol aber habediejenigen Ohrte / da die nahm hafteſten Faͤlle ſein / andeuten wollen mit Eleinen Kreuzlin. Erſtlich zwahr flieſſet ſie alſo zu der Teufelsbruk / und unter derſel⸗ ben mit rauſchendem Wuͤten hindurch / wie zu ſehen in einem beſonderen / oben bereits vorgeſtelten Abriß diſer beruͤhmten Bruk. Da indeſſen die Reiſenden auf ſchmalen / oft in Felſen außgehauenen Wegen mit Forcht und Schreken vonder Schoͤllinen ab⸗ und in die Tieffe ſehen / und hoͤren die an einander und an die Felſen anſchlagenden / in einem hohen Waſ⸗ for Staub fish aufloͤſenden Wellen. Bey Geſtinen flieſſet indie Reuͤß ein zimlich ſtarker Bach / welcher feinen Urſprung bat in denen Geſtiner-Al⸗ pen / auß denen daſelbſt befindtlichen Gletſcheren: So auch ergieſſet ſich in die Reuß ein anderer Bach von denen Bergen / die gegen Aufgangligen. Ohnfehrn von Waſen / in dem Waſener Wald/iſt eine hohe en ne Jeu 6 86005ö Reuͤß gewoͤlbte Bruk / deren anſicht mir nicht minder foͤrchterlich vorkom⸗ men/als die Teufelsbruk. Bey Waſen fuͤhret der Reuͤß mehrere Waſſer zu der Meyenbach / welcher auß denen benachbarten Berneriſchen Alpen herfüeſſet. Weiter hinab ligen ander Reuͤß die Doͤlffer Weiler / Gur⸗ nellen / Meitſchlig / Im Ried / Am Staͤg/ und Sill enen / da in Die Reuͤß ſich ergieſſet Der Kerſtenen Bach. _ Um diſe Gegend fan⸗ get die Reuͤß an zähmer fortzuflieſſen neben Erſtfeld / oder Jagmatt / empfanget ohngefehr eine Viertelſiund von dem Haubt Stefin Aitorff die Schaͤchen/ ſo durch das Schaͤchenthal abflieſſet. Endlich nad) dem fie zwiſchen Altorff und dem Kloſter Attinghauſen / und Seedorff durchgefloſſen / lähret fie alle ihre Waſſer auß bey Fluͤelen in den V. Wald⸗ aͤtten See/auß welchem fie bey LQucern wider außflieſſet unter dem ammen der Reuͤß / welchen fie gehabt vor ihrem Einfluß in den See. Dhngefehr eine halbe Stund vonder Stadt / unter dem zerbrochenen Burgſtall Stollberg empfanget fiediewyß Emmat / welche in denen Entlibucher Alpen entſpringet. Hernach flieſſet fie fort neben Rad⸗ hauſen / Buchrein / Eſchenbach / Ingweil /Roth/ S. Cathari⸗ na⸗Gyslikon / allwo eine Bruk; Diẽttweil/ſo alles bis hieher im Lu⸗ cerner Gebiet: Hünenberg im Zuger Gebiet: Rütti / im Grut⸗ Sins / Rüßegg / Hagnau / Rikenbach in Freyen Aemteren: em— pfanget bey Mafchwanden Züricher Gebiets Die Loretz: weiters hat fie auffeiten des Zürich Gebiets Jonen⸗Lunkhofen / Huſen / Geiß⸗ hof / auf ſeiten der Freyen Aemtẽen Ariſtau / Althüſeren / Weerd/ Roͤtenſchweil / Hermanſchweil / Bremgarten: unter diſem Staͤtt⸗ lein flieſſet fie fort nebft Sifchbach/ Sultz / Gnaden Thal / Stetten/ Mellingen / Birmenſtorff/ Muͤll inen / Gaͤbisdorff/ und ubergi⸗ bet endlich ihre Waſſer der Aren/ unter der alt zerſtoͤrten Romiſchen Statt Windiſch. Ser Ze fin, Thefin/ Jl Tefino, Ticinus, ein namhafter Stuß/welcher der Reuͤß entgegen gegen Mittag/in Italien flieffet/nimmet feinen Urfprung auch auf dem Gotthard von zwey Seen / welche ohnfehrn von Den Eapueineren ligen/ ‚und eine Fleine Stund von dem Urfprung der Reuͤß. Don difer feiner Urquell flieſſet oder vilmehr lauffet diſer Fluß Sommersund Winters den Bergab / oft unter Schnee⸗/ und Eisbruken hindurch / durch krum̃e Schlan⸗ gen Weg / in das Liviner Thal. | Es gedenken unfere Scribenten bifer einigen Quell’ des Teſins; Ich babe aber aufdifer meiner Berg Reiſe mehrere gefunden / welche / wo fie nicht vor: 52 (95) ScHuem vornemmer / als die Gotthardiſche / doch verdienen nebft dife in gleiche Linien gefezet zu werden/fo mol in Alnfehung der Hoͤhe / als Vile der Waſſeren. Wir wollen aber der Sotthardifchen zu reſpect der Prefeription ihres Vor⸗ recht nicht diſputieren / ihren alſo den Borzuggeben. Die Zweyte liget auf der Abend-feite des Gotthards / auf dem Berg Pettine, allmo ein namhafter Berg-See Lago del Pettine, Lago doppo la cima del Pettine, Lago Soprala Cima del Pettine genant/von welchem See des Teſins auß/und nicht fehrn von Airol in den erſten Tefin ein» ieſſet. Die dritte Quell gibet auch ein Berg See Lago della Sella, auß wel⸗ chem auch ein Arm des Tefins Durch Das zitterende Thal, Valle Tremo- la,ab-und bey Airol inden Tefin außflieffer. Die vierre Quell haben wir gefehen auf dem Berg Lufmannier/an gleichem Ohrt / da der Mittlere Rhein entfpringet/allmo vil Fleine Bachlein in einen Bach zufamen flieffen/melcher Durch das Thal Piora ab / und bey der Capell S. Carlo in den Rottomer See/Lago di Rottom flieffet/deme auch feine IB affer übergibet der Eleinere Tomer See/LagodiTom. Der erfte flieffet neben Foggio auß/und ſtuͤrzet ſich von gewaltiger Höheherabing Li⸗ viner Thal / bis er endlich unter Madrano dem Teſin feine Waſſer übergibet, - Sb Airol flieſſet auch in den Teſin ein Haubtquell des Teſins / welche ber Eomt von der Abend feite außeinem See Lago di Bedretto genant/und durch Valle di Bedretto abflieffet. Nach dem alfo der Teſin mit vilen Waſſeren fich verfehen/fegeter feinen Lauff fort genen Mittag/durch das Liviner Thal ab / und begrüffet in demfel- ben Ambri, Dacio, allwo Das groffe Zohlhauß,Faido, Pfayr/Fusnengo, Erifogna, Giornico, Frnis, Rivolta, Pollegio, unter welchem er fehr verſtarkt wird Durch die Breün/ ſo auß dem Breuner Thal hervor flieſſet. Von hier gehet der Teſin weiters fort / bis er endlich bey Magadino dem Lago Maggiore ( Lacus Verbanus ) feine Waſſer übergibet. Den Auffuß des Teſins auß difem Groſſen See/und weiteren Forts gang bis in das Mittellandifch Meer überlaffe denen SStalieneren/und vers foriche indeflen dem geehrten Lefer nebſt der allgemeinen Charte / darinn die Urfprünge der von mir unterfuchten Slüffen/zu feiner Zeit auch eine befons dere Dorftellung des Tefins von feinen erſten Quellen bis zu End des Livis nertbals/wann mir der Höchſte Leben und Geſundheit giber. Ehe ke ET En EEE Ser SEGEN P,S. Dem geehrten Sefer ſtehet zu Dienſten eine befondere Tafel von denen Urſprüngen der Reuͤß / welche zwahren auch ohne diefelbe fönnen von einem Land⸗ er fahrnen auß der Beſchreibung gefaſſet werden. Der Preiß iſt 10.ß. a N.25.) 32 07)5= (Den 22. Junii. 1707. TEE ET 0 ET ET Schweiserifche Berg⸗Beiſen. J Ch fahre nun in meiner Flüß-Beſchreibung fort zu dem Rhein Rhyn / Rhenus, einem der vornemſten Fluͤſſen Europze, welchen Nicobulus> und Nazianzenus Ayvia, edelund wolgebohren / titulieren. Don ihme ſchreiben Cxfar, Ptolomeus, Strabo, daß er entſpringe auf dem Berg Adula bey den Lepontieren. Recht ſo. Diſer Berg Adula „bey Strabone ’Adyraz, "AMuadar, Adern, Sateinifch auch Adualla, Dĩaduella Adyla, Adya genant/hat feinen Nahmen her von Adula, Yogler /einem der 20. Fuͤrſten Afcenaz, wann Gulero zu glauben Ræt. p.5. Er begreift in fenfu latiſſimo, in weiteſtem Verſtand / alle hohen Alp Gebirge,melche von Savoyen her bis in Dalmatien / Crain / und Sclavonien ſich erſtreken; in einem engeren / und beſſeren Verſtand aber in ſenſu latiori, die Rhetiſchen / und Lepontiſchen Gebirge allein/welche gleichwol noch 4. ſtarke Tagreiſen weit gehen; in diſem Verſtand hat vom Adula geſchriben Strabo, wann er wit außtruklichen Worten die Quellen des Rheins / und der Adda von dem Berg Adula herleitet / da gewiß / daß der Adda Urſprung im Wormbſer⸗ Joch/ Jugis Rhæticis; Daher auch Strabonem eines Fehlers überzeugen Tſchudius Helv. Ant, und Simler Cor. de Alpib. p. 102.103. Welche in dem eigentlichften Verſtand / ſenſu ftri&to, dem Adula zurechnen allein den Cri⸗ Ber/tn der Dordere ;den Qukmannier / da der Mittlere; undS, ernhardin, da der hindere Rhein entipringet/nach welcher Aublegung von dem. Adula eingefehloffen weren das Liviner⸗ Galanker⸗ Palen- fer » Taverfcher zund Mafover Thal. ' Es wird der Rhein ſeiner erften Urſpruͤngen / und Fortgangs halb ges meinlich abgetheilt in den Vorderen / Mittleren/ und Hinderen. Einiche laſſen den Mittleren auß / und gedenken allein der übrigen. Wañ „fir der gemeinen in Puͤndten üblichen Sprach wollen nachgehen / ſo Anden fir unzehlich vil Rhein / geſtalten DIE Ohrts anzumerken erinnere/daß ir er 38 (8 )3$- — — —— — — — ET De a En m — — der fo genanten Romaniſchen Sprach mit dem Nahmen Rhein / Rhen, betitlet werden bald alle Baͤche / ſie moͤgen ligen / wo fie wollen / in welchem Verſtand der Rhein gar wol ſeinen Nahmen mag her haben von dem Sriechfchen zo, Auo, flieſſen. Von dem Hinderen Rheinwil diß⸗ mahl nichts melden / weilen denſelben nicht beſucht. Es verdienet deſſen Nachſpuͤrung eine beſondere Reiſe. Der Mittlere Rhein entſpringet / wie oben bereits verdeutet wor⸗ den / auf dem Berg Lukmannier / der ein Theil Adulz iſt / von welchem in dag Thal ©. Marie vil Baͤchlein ab» und zuſamenflieſſen / einerſeits in einen Arm des Teſins / anderſeits in den Rhein / in dene bald / noch ob dem Hoſpi⸗ tal S. Marie / von entſezlicher Höhe ſich herabſtürtzet ein Waſſerreicher Bach / den wir Abends ſpaͤt mit muͤden Beinen durchwatten muͤßten. Ob diß ſeye der Froda, oder Frodde Fluß / deſſen Tſchudius, und andere geden⸗ ken / daß er hernach den Nahmen des Rheins annemme / habe ich nicht in Er⸗ fahrung bringen koͤnnen. Das haben wir vernommen / daß des Mittleren Rheins Urſprung gezeiget werde an dem Ohrt / da wir durchpaſſiert / welcher deßnahen genennet werde JI principio del Rheno in prato ſecco: daß auch die meiſten Baͤche / ſo das ganze Medelſer Thal ab in den Mittel Rhein ſich ergieſſen / gleichen Nahmen des Rheins haben. Diſer Mittlere Rhein / nad) dem er einen Weg von ohngefehr 6. guter Stunden gemachet durch das Medelſer Thal / vereiniget ſich mit dem Vorderen Rhein bey Diſentis. Diſer entſpringt in dem Criſpalt / welcher ein Arm des Gott⸗ hards iſt und an die Urſeler graͤnzet. Das jenige beſondere Ohrt / da diſer Vordere Rhein feine Quellen hat / wird genennet Cima del Baduz ( QBag» ner ſchreibet Badüs, Helv.Cur. p.68.) Es miſchen ſich aber bald vil an⸗ dere nahmhafte Baͤche / auß denen Alpen Mugels, Cornera, und anderen mehr / denen die Ehr der Urquell nicht kan abgeſprochen werden. Nach dem alſo diſer Vordere Rhein ſtark angewachſen / flieſſet er fort egen Nordoſt / nebſt denen Doͤrfferen Chiamut, Juf, S. Giacomo, S. Anna, avetſch, allwo er ſich wendet gegen Morgen / um ſich bey dem Kloſter Di⸗ ſentis mit dem Mittleren zu vereinbaren. Weiters wollen wir ihme diß⸗ mahl nicht folgen, weil unfere Reife zuruk auf den Gotthard /und Furca gehet. — ee Aufder oberften Höhe diſes Bergs / bey Dem Kreuz / welches das Land Ur⸗ ſeren von Walliß ſcheidet / kamen wir / nach zimlich muhfamem Steigen über den Schnee / um den Mittag / ſchraubten alſobald auß unſeren Meßſtab / und funden das Quekſilber im 19. Zoll / 4. Scrupel / bey ſchoͤner / heller Luft. Worauß wirgeſchloſſen / ohne auf die allgemaͤchlich zunehmende Düñung der Luft unſere Gedanken zu richten / daß wir höher waͤren / als Urſeren — 1 8000 863 —— Tavetſch 2040. Schuhe; als S. Maria 1160. Welche wol koͤnnen weg⸗ gehoben werden / wann wir in Vergleichung ſezen wollen den Urſprung des Mittleren Rheins / und Theſins / auf dem Lukmannier / ſo daß wir bereits in gleicher Hoͤhe ſezen koͤnnen die Quellen des Qukmanniſchen Teſins/ Mittleren Rheins / der Reüß und Rhodans / die beyde allhier auf der Furca entſpringen. Die Gotthardiſche Reüß / und daſelbſt ligende Quellen des Teſius ligẽ nach diſer unferer Rechnung tieffer als die Furca 6b0. Schu⸗ ‚herwelche auch gar leicht koͤnnen abgeſchnitten / oder beſſer zu ſagen / hinzu ge⸗ tahn werden / wann wir vor die wahren Quellen befagter Fluͤſſen nicht ſo vaſt anſehen wollen die auf Gotthardiſcher Ebne ligenden See / als aber die von höheren Bergen / Orſino, Orſirola &c, abflieſſende Baͤche. Wann wir aber wolten beſagte See aufdem Gotthard halten vor die wahren Urfprünge der Fluͤſſen / ſo ift zu wiſſen / daß auch die Gletſcher / ſo der Rhoſne ihre Waſſer mittheilen / und die Bäche der Furckiſchen Reüß / in die 600. oder 700. Schu⸗ he tieffer ligen / als der Ohrt / da wir uns nidergeſezet. Und hierauß klaͤrlich au ſehen / daß der Gotthard / Qukmannier / Surca und andere ihres gleichen Lepontiſche / Rhætiſche / und Walli er Gebirge/als die hoͤchſte Erd⸗ Epijze von ganz Europa / faſi in gleicher Hoͤhe / oder in eodem horizonte, li⸗ gen. Nach obgeſezter Rechnung ſtehen wir allhier über Airol 2000. Staͤg 3880. Altorff 4000. Wann mir diſe oberſte Höhe von Europa anſehen ‚nach denen Grundſatzen der Königlich Frangoͤſiſchen Geſellſchafft / ſo kom⸗ men in Pariſer Zohlen / und Linien 21. 1*. Denen entſprechen bey Mariot- 265975. Ben Callino8376. Schuhe uͤber das Mittellandifche Meer. | Difer Berg / auf dem wir jezt ſtehen | | | ie Furcke/ Furca, Furcula, Bicornis ift der Anfang/und oberſtes Haubt der Walliſſeren / und Urnerensund hat feinen Nahmen befommen von feiner zweyſpitzigen⸗ oder Sabelförmigen Figur ; gibet den Paß den Urneren ins Walliſſerland / welcher aber zu Winters Zeit beſchloſſen. Er wird ſonſt auch genennet Coa- tius, Juberus, Viberus, von denen Lepontiſchen Viberis, oder Juberis, durch welche man gemeinlich Die Einwohnere des Urferen Thals verfichet/daher auch difer Berg Urlellus heiffer. Won jesgedachten Lepontifchen Viberis fehreibet Plimius in Drdnung der Berg-oder Alp-Mölkeren Lib. II. cap. 20: Lepontios,qui Viberi vo- cantur, FontemRhodaniaccolere. Es fcheinet bey erfter Anficht/wir mer, den ſie erſt begruͤſſen / wann wir die Furcke abin das Dbere Walliß geftiegen/ dann der Rhoſne Urſprung in Walliß. Tſchudius aber / und mit ihm an⸗ dere unſerer Scribenten / ſeyn in der Meynung/Lepontü Viberi ſeyn die * eler — ſeler / als welche dem Urſprung des Rhodans naher ſeyn / als die erſten Wal⸗ liſſer / wiewol/ meines Erachtens / diſer Grund nicht fo gar wichtig. Von dem Urſprung der Rhoſne getraute mir eher zu Fommen nach Unterwaſen/ in das oberfte Walliſſer - Dorffrals nacher Realp / ſo Das letſte Dorff im Uerferen- Thal. Gultiger iſt ein anderer Beweißgrund / den Tlehudius daher, nimet / daß Cæſar Lib. IN. Gall Bell, die uͤberwundene Walliſſer Voͤlker mit Fleiß in der Ordnungerzehlet / wie ſie aufeinander folgen / Antuates, Veragri, Seduri, welche letſte die Ober-Walliffer ſeyn / und Befigereder hoͤchſten Wal⸗ liſſer Alpen / daſelbſt aber feine Meldung tuht der Lepontiorum Viberorum, oder Juberorum, als die an gegenſtehender Seithe der Furke wohneten. Uber diß muhtmaflet Tſchudius, es möchten diſe Viberi, oder Juberi ihren Nahmen haben von der Reuß / ſo in ihrem Sand entſpringe / welcher Grund aber auch auf ſchwachen Fuͤſſen ſtehet. Einer anderen Mennung iſt Simlerus, welcher Lib. I. de Vales. p.8.b, Die Viberos ſezet in Walliß / weilen des Rhodans Urſprung auf der Walliſſer/ und nicht auf der Urſeleren Seithe: wiewol er p. 9. Tſchudio naͤher koͤmt / wann er ſich endlich dahin erklaͤret / daß mit diſem dahmen wol auch benennet werden koñen die Urſeler / weilen manchraahl Die diß⸗/ und jenſeit eines Bergs wohnende Voͤlker koͤnnen gleiches Nahmens eyn. Uns iſt gleich / ob wir Die Viberos bereits heut geſehen / oder erſt auf den As bend begruͤſſen werden. Es mahnet uns die Zeit / und vortreffliche Wichtig⸗ keit derjenigen Sachen / welche uns heut noch auf dem Weg begegnen / aufzu⸗ brechen / und fortzuruken. Kaum mag man auf der Walliſſer Seithe um etwas die Furke abſtei⸗ genyfo fihet man auflinker Hand in der Hohe einen / in Anfehung des folgen» den / kleinen Blerfcher /aus welchem ein beftändiger Bach herflieſſet / deme bald andere/fo vonanderen Ohrten des Bergs abrünnen / ſich zugeſellen / und ſich nad) einer kleinen halben Stund / gegen Abend / unter dem Groſſen Gletſcher verlieren / bald aber miderum unter demſelben hervor kommen / und mit weit mehreren / von dem groſſen Gletſcher ſelbs kommenden Waſſe⸗ ren / des Rhodans Urſprung ausmachet; wie fo mol die Gletſcher / als des Rhodans Urſpruͤnge vorgeſtellet werden in einer befonderen Tafel, Wir ſe⸗ hen alſo / daß nicht nur die Furke zweyſpizig iſt in Geſtalt einer Gabel / ſondern w * iſt der Gletſcher / und zweyzinkicht der von ihnen herflieſſende Rhodan. — * * 8. Die Tafel von den Gletſcheren / als des Rhodans Urſprung/ kommet a2eß. | | N.26. ) (101) (Den 29. Jun. 1707. OT OSTSEE I S- 0 - 0 Hchweizeriſche Berg Beifen, Wo bemerken hier / wie ſo wenig genaues von dem Urſprung eines — — — — Io gewaltigen Fluͤſſes gewußt die alten Natur⸗· und Erdbeſchreibere. Plinius Hift. Nat, Lib III. cap, 4. ſagt einfaltig / er flieſſe ber von ben Alpen / und zeuhe ſich hernach durch den Genffer ·See / Rhodanum ex Alpibus fe rapere per Lemanum Lacum. Strabo ſchreibt um etwas genauer/ das der Rhodan entfpringe ſupra Antuates,& Veragros,ob Denen Üchtländeren/ und Dbermalkfieren / ohnmeit den Quellen des Rheins / und dem Berg Adula. Polybius :ignet der Rhofne dreyQuellen zu/ob dem Adriatifchen Meer/fupra Maris Adriatici intimum finum. Pomponius Mela ſetzet den Urfprung diſes Stuffes nicht weit von dem Iſter / und Rhein. Es ift anbey Flar/mie fo weit von der Warheit abftehen nit nur Mela,welcher den Iſter / und Rhodan / als zwey Nachbaren zuſamen ſetzet / (da jener / heut die Donau genennet / entſpringet / nach gemeiner ſag / bey Donefching / beſſer aber in höheren Schwartzwaldi- ir Gebirgen )fondern auch Ammianus / welcher den Rhodan ableitet von en Poeninis Alpibus, oder groffen S. Bernhards: Berg/ deme auch bey» ftimmet der ſonſt hochgelebrte St. Sallifche Burgermeifter Joachimus Va- dianus: ſo auch Paulus Jovius,welche. alle widerleget Simler. de Vales. p. 10. Unter den Alten hat bald Feiner den Rhodan in feinem Urfprung fo eigents lich befchrieben/ wieSilius Italicus ; | Ä Aggeribus caput alpinis, &rupenivai ? "Profilit in Celtas, ingentemque extrahit Amnem . Spumanti Rhodanus profeindens gurgite campos | Am nachften aber fFimmet mit der Wahrheit / und unferem felbs genom- menen Augenfchein/überein Sebaftianus Münfterus, und Joh. Stumpfius, melcher Lib.XI. cap.4. folgenden Bericht ertheilt. "Indem Berg Fur⸗ cka/ auf der Seiten gegen Fiidergang entfpringe der Rhodan: Kat Urfprung a der Roddanbrunm / FonsRhodani, er entpfangt doch fein Waffer niche nur aus Natürlichen Brunnenquellen / fonder vilmehr aus dem ſtaͤten Firn und Glettſcher des ————— ſo er nimmer gar verſchmilzt/ oder abgehet / ſtaͤtig Waſſer gibt. Es iſt auch ung diſer | — | | Bi runn dar. led brunn / deſſenthalben Simlerus Valles.p.9.b. mit Stumpfio / und ung/gleiche Meinung hat, gezeiget worden vor den wahren Urſprung / und deß⸗ wegen guch angedeutet worden in der Tafel vom Urſprung des Rhodans. Difer Roddanbrunn iſt / gleich einer anderen Bergquell/lauter / entſpringt innert einer gevierten Ruthen Begriff an dreyen Orten / flieſſet aber bald in einen Runß zuſamen / vermiſchet hernach fein Cryſtall lauteres Waſſer mit denen Milchweiſſen Glettſcherwaſſeren / ſo die eigentliche Urquell des Rhodans außmachen. Man hat ſich nicht wenig zuverwunderen ab der roſſen Kraft des Vorurtheils / mit welchen die Ober-Walliſſer von vilen Fahr hunderten her behaftet / einem der groͤſten Fluͤſen von Europa,Flumini Galliaxum mulktö fertiliſſimo, wie ihne Plinius nennet / Fluvio inter tres Eu- ropæ maximo, wie ihne Varro betittlet bey A. Gellio, und Solino, eine fo klei⸗ ne Quell zulegen / von welcher kaum ein Bach 57 koͤnte. Es wer di⸗ fen Bergvoͤlckern noch zuverzeihen / wann diſer Roddanbrunn der hoͤchſte wer auf der Furcke / oder andere ſeines gleichen neben ihm daher fluͤſſen. Aber eine Fleine Brunnquell fehen nebfteiner groſſen / ein Heines Bachlein nebft einem doppeltenszwangigmal gröfferen Bach/ welcher herflieffet aus eis nem Berggroffen zweyfachen Glettſcher / und doch jene halten vorden wah⸗ ven Urfprung des Rhodans / dunket mich eingroffe Schmwachheit des Ge⸗ müths. Es hette denen Antwohneren follen die Augen aufthun allein die Milchweiſſe Farb des Rhodans / als welche herkommet von denen Gletſche⸗ ren. Jeh finde hier komlichen Anlaß zuverhandlen die wichtige Materi Von denen Gletſcheren / Schnee⸗ und Eisbergen 5 des Schweitzerlands. Nicht ohnfein hat jener berühmte Italieniſche Poet Taſſus vorgeſtellet den Berg / auf welchem gebauet der Pallaſt Armide, in geſtalt eines haupts / mit einem weißgrauen Bart/ grünen Hagren / und Kieideren / umſtreuet mie Schnee / Reiffen / und vilfarbichtevon Blumen | | — —— DiNeviedipruine | Sparfe ogni ftrada, ivi ha poithori ed herba Pioffo al canuto mento, il verde crine Erondeggia, e lghiaccio fede ai gigliferba | Et ale Rofe tenere, 5, BEMNEHRIELIN piu 4 Ein fehönes Conterfeit unferer Schnee-und Eis⸗Gebirgen / bey welchen man gang nahe fihetin den grünen Alpmweiden blühen die weiſſen Berg Li⸗ lien / und purpurfarbichten Alp: Nofen. - Ein Berg Gefohicht / welche nit weniger beluftigung in unferen Augen erweket / als bewunderung in unferen Gemütberen. Es hat diſes weilte Winterkleid / mit weichem unfere vn. CE 103 Se —— ge auch in mitten des Som̃ers beleget fein / ſo hoch bewunderet Feſtus, ein alter Roͤmiſcher Grammaticus, das er auch damit hataußzieren wollen fein Woͤrterbuch / und das Wort Alpes, Alpen / hergeleitet von dem weiß glan⸗ nden Schnee / der immer aufihnen liget / weilen auch ehmalen dieSabiner alpum genennet/ was die Sateiner nachmals ausgetrufet Durch album , weiß. Von denen Kachemirifchen Schneebergen rühmen die Unterthanen des Groffen Mogols / welchen fie vor allen anderen ARelt: Monarchen aus nennen einen Rönig der Rönigreichen der Welt / das diefelben aus⸗ machen feine Kron / jo dieallerfoftbarfte feye in der Welt / zugeſpitzet mit lau⸗ ter Diamanten / und ringsmeiß umleget mit Smaragden / wie hiervon zu leſen Bernier Voyage de Kachemire p.143. das fönnen auch wir Schweitzer rühmen von unferen Schneebergen / das fie ſeyn ein Foftbare Kron unſers Haupts / und Lands. Uns dienet zum nutzen / was jener bey Catullo Od. 64. gehalten vor ein Ungluͤt | — æ retuli nemora pedem IUt apud Nivem, & ferarum gelida ſtabula forem. Wir ruͤhmen / fo hoch wir Fönnen / die groſſe Guͤte des Schoͤpfers gegen uns / dag er ung in folche Berg geſezet / und halten dieſelben vor einen mol verfehenen Schaggehalter aller zu unferem Leben nöthiger Guͤteren. Nicht wil ich mich darmit aufhalten/ tie die alten Roͤmer and Griechen, mit ſo groß erfonenem Fleiß in denen Hoͤlinen der Erden getrachtet den Schnee das gange Jahr durch zubehalten/ um damit ihre Getränke in der gröften Soms merhitz zuerfrifchen / welches anjsso noch hoch gehalten wird im Sstalien / fondern einen Liebhaber der Italieniſchen Natur⸗Geſchichten hier⸗ uber laffen feine Gedanken walten. So auch wurde mich ſelbs in Abwege keiten / wann nad) der unnöthigen Länge erzehlen foltedenvilfaltigen Nu⸗ zen des Schnees in der Arzneykunſt und anderen zum Behuffdes menfchlir ehen Lebens nuztichen Wiſſenſchaften. Wer hieran ein belieben tragt, dem rathe ein zulefen den gelehrten Tractat Bartholinide Nivis uſu. Gnug iſt zu gegenwertigem meinem Borhaben / wann ich fage/ und zeige, Das von Dem auf hohen Alpgebirgen ligenden und erharteten Schnee inre Fruchtbarkeit herholen die Bergweyden / oder Alpen / und tieffere zwiſchen den Bergen li» . gende Thaler / und auch ihren Urfprung daher leiten die Brunnen’ Bäche / und Slüffe/ folglich ihre Wahrung die Pflantzen und Thiere, Wer nur ein wenig in der Chymie erfahren / oder nur einmal gefehen hatein Wafler oder Dehlausden Krauteren brennen / oder deftilliren/ dem ift bewußt / daß oben auf den Hut des kuͤpfernen Helms gefchüttet werde Faltes Waſſer / oder daß des Helms Rohr gesogen werde durch ein mif frifchem Waſſer angefülletes Faß / damit Die aus dem Hafen auflleigende Dünfte fich ” ropf⸗ IE 104 ) Em reyer Luft verfliegen/ folglich weder Bruͤnnen / noch Baͤche / noch Slüffe entfpringen/ und unfere Berge und Thaler theils auß mangel des Waſſers verdorzen 7 theils von groffer Kalte erftarzen. Nicht nur aber dienet dife Schnee-und Eiskälte zu hinderhaltung der fonft außftegenden Waſſertheilen / und famlung derfelben in Bruͤnnen / Baches folglich auch zur Nahrung der Dflangen/fondern e8 wırd die zumLebẽ der Ges waͤchſen und Thieren nöthige Erdenwaͤrme durch ſothane aufligende Kalte/ und uber diß noch unter Begleit beftändiger winden / zurukgehalten / daß fie nicht leicht auffliege,fondern vilmehr gurufgetrieben in die Mundlochlein der Wurtzen mit deſto gröfferer Kraft eintringe und die Blaͤßlein der Pflanken auftreibe. Fraget mannachdenen Urfachen / warum der Schnee aufhos ben Gebirgen ewig bleibe / da Doch diefelben ihre Spizen fo hoch in die Luft erheben / daß fie von den Sonnenftralen allzeit Eönnen befchinnen werden/ obvii furgentiPheebo ? Ein in der Natur⸗Wiſſenſchaft unerfahrner Ean fich darein nicht richten / vermeinende / daß die jenigen Coͤrper / fo der Sonnen am naͤchſten auch follen von derfelben ein mehrere Wärme zu genieffen ha- ben. Es begegnet aber diferem Einwurff Seneca Lib.IV, Natural Quæ- ftion, da erzeiget/ Das Die Höhe der Bergen Feine proportion,oder gleichmaß babe gegen dem gangen umkreiß der Erden / mil gefchreeigen genen Der un- gläublichen Weite der Sonnen vonder Erde. Kin Schullehrer / deme die befante Ariftotelifche Eintheilung der gangen Luft in drey unterfchiedli- che Quartier im Kopf fteket / wird bald ſagen ihm Fomme dife Gegenwart des Schnees auf hohen Gebirgen nicht frembd vor / weilen dort die mittlere Luft / fo von Natur Falt/ und eine Behauſung der auch Falten Wolken feye. Esmagaber auch dife Bernünftelung Feinefcharpfe Prob außftehen. Beſſer urtheilet hiervon obbenennter weiſe Seneca , wann er an angegoge- nem Ohrt ſchreibet. Aerem, quoeditioreft finceriorempurioremque eſ- fe, itaque Solem nonretinere , fed velut per inane transmittere, ideogue mi- nus caleheri, Ad hæc altiora loca magis perflari, deprefla minüsä ventis verberari, Aber auch diß ſchmeket nach der undeutlichFeitder alten Natur⸗ Weißheit. Wir faſſen die Sach alfo : Erftlich ift zuwiſſen daß aufbohen Gebirgen beftändig blafet ein ftarfe kalte Luft / welche wie fie die Zeugung des Schnees beförderet/ alfo auch die Schmilgung deffelbenhemmet. Daher auch Die Alpen bey den Poeten folgende zunahmen befamen/ventofz,gelide, nivoſæ, horridæ, nubigen®, quæ nive perpetua frigoribusque rigent, &c. 3 N.27.) lee (Den s.Julii.1707. 0 0 10 ορν: εοεν Schweizeriſche Berg Beiſen. @ Ä a Er Groſſe Ariftoteles felbg hat hierüber feine gute Gedanken / welche aber feine Lateinifchen Außlegere wegen Unwuͤſſenheit in Griechi⸗ (cher Sprach nicht haben verftanden. Das zweyte oder mittlereLuft⸗ auartier feget er dahin / ayyzew yon dia 7 EA 85 Ey avec Manrives, Teutſch / wo die Sonenftralen aufhoͤren / namlichyvie Luftſpher empfindlich zuerwärs men / weilen ſie dort ſich allzuweit von einander oͤffnen. Diß iſt zuverſtehen von denen ein⸗ und zurukfallenden Stralen / welche je naͤher ſie bey der Erde ſeyn / je naher oder enger fie ſtehen / und deſto kraͤftiger das / was ihnen vorkomt / er⸗ waͤrmen / je weiter fie aber von der Erden / je in groͤſſeren Winkel ſie ſich oͤffnen / und deſto geringere wuͤrkung außuͤben koͤnnen. Wer weißt nit / das die Wein⸗ reben / und andere Gewaͤchſe / an einer gegen der Sonn ſtehenden Maur eher zur Zeitigung kommen / als in freyem feld / weilen namlich dort die ein⸗ and zurukfallenden Stralen eine merkliche Waͤrme verurſachen / und gang ſpitzige Winkel machen. Jezt wann wir gedenken / wie die nideren Theile der Bergen / und ſonderlich die Thaͤler / getroffen werden nicht nur von de⸗ nen gradenwegs auf ſie von der Sonnen einfallenden / und zurukprellenden Stralen / ſondern von unzahlbar vilen anderen / welche nach denen Reglen der Zurukprellung von denen Seitenwaͤnden der Bergen / zuruk / und in das Thal geworffen werden / ſo werden wir uns nicht verwunderen / wann eine ſehr empfindtliche / und den Schnee bald auflöfende Waͤrme / von ſo vilen durch einander ſchieſſenden Stralen / entſtehet. Auf denen Berg⸗Spizen hingegen haben wir allein die einfach einfallenden / und alſo auch einfach zu⸗ rukprellenden Stralen / welche nit kraͤftig genug ſeyn / den gefallenen Schnee ‚in einen Fluß zubringen ; um ſo vil mehr / wann wir / wie wir ſollen / diſer Ur⸗ ſach annoch beyfuͤgen die beſtaͤndigen Winde / und immer an denen Bergen klebende Wolken / welche gleich einem kalten / auf den Helm des Brennha⸗ fens geſchuͤtteten / Waſſer / die Duͤnſte in Schneefloken verwandlen. Es iſt endlich nicht mit ſtillſchweigen zu übergehen der Unterſcheid der Luft und Dunſtkugel / wie fie ft an hohen und tieffen Drten; hier/inden Thaͤleren / iſt die Luft von ſchwer aufligendem Gewicht fehr zufamen getrucket/ und folglich vil tuͤchtiger ale flüſſigen Coͤrper in und auffert unferen Seiberen in ea ewe⸗ | 3 106 ) = Bewegung / und Waͤrme / zu bringen / als die auf hohen Sebirgen, welche in groſſer Dünnung ſtehet / ihre Schnellfederlein freyer oͤffnet / und folglich eine geringere Kraft in unterligenden Schnee und Eis / ja auch indie fluͤſſigen Safte der Thieren und Pflanken außuͤbet. Von diſer Betrachtung iſt meines bedunkens fonderlich herzufeiten Die Urſach warum der Schnee eher ich milge in nidrig ligenden / aber ebenen Landen / wie Die Niderlande feyn / als aufhohen Bergen. Nun Fomme zu denen Eisbergen des Schweitzerlands / welche eins der vornehmſten Naturwunderen / fo in unſeren Landen ſich finden / außmachen / und deßwegen verdienen / aufs genaueſte beſchrieben zuwerden. — — —— Glacies hic Matris ab alvo | Excipit, & teneros durat in frigoris artus Cuftodum pecoris ; ficcos quum Sirius ardens Unit agrofalibi,rigidis in cautibus illic, Regna tenet deformis Hyems, Caurique furentes Bella ferunt, altzque Nives in montibus altis Extraftzterramque gravant & horrida faxa: . Ipfe fremens fonitu caput inter nubila condit Phebeofque procul fcopulos intercipit Ignes: Innumeris circum Glacies Cryftallina ſeclis Indurata riget. | Chytrz. Itiner, Venet.p. 54.55. Diſes ewige Eisnennet man in un⸗ ferer Alpvolkeren Sprach gemeinlich Gletſcher / Glettſcher / und die Eisbergfelbs Glettſcher/ Glettſcheri, zweifelsohne von Glacie, Eis / wie alfo auch muthmaffet Simler de Alpib, p. 74. b, Ein gelehrter Herz und Sreund J. H.H.M.D. welcher von den Gletſcheren eine befondere Diflerta- tion gefchrieben / haltet darvor das Gletſcher/ Belt feye ein ale. Schweitzeriſch Eeltifches Wort / und komme ber vom Glaß / welches die alten Teutfihen Gleß genennet vom glangen/ gleiffen/ glantzen / weil es gleich einem Slaßglangend durchfichtig.. Zubekraftisung deffen Fan dienen’ daß die Puͤndtner in Engadein.die Gletſcher heiffen Wadret / und die Silifurer Wadrez von-Waider, welches bedeutet vitrum ein Glaß / andere Pundtner Vedreg, die Staliener Vedretto, von vedro, vetro, vitro. Wie mann diſes Wort Ölettfcher fo vil bedeutete als yaralı@-, oder mit außfchlieffung degerften a yAalıa-, wormit die juͤngeren Griechen benennen eine grünblaue &Sarb / #«%aivov, ın Manuelis Malaxi Chron. Mfc? Dann unfer Berges yaralla; colorem yaralompsewo, eine folche grüne Farb an fich hat / melche auch an dem Nord⸗Eis gewahret Iſaac Peirerius de Groenland, F 4. 15. artens 555 ( 107) 63 Martens. Spigberg. Reißbeſchreibung p. 19. und ſchon längften Virgilius orgic. | | " Coerulea glacie concreto, atque imbribus atris. Difes Gletſcheriſche Berg:Eis betitiet Guill. Paradin Chronic, de SavoyeLib, I.cap. ı8. Glace endurcie,Glace prodigieufe, Gemeinlich heiffet man es auch Firn / welches Wort fonft bey Stumpf, Chron. Helv. P. IH.6o5.b. und Simler de Alpib. p. 24. bedeutet einen alten verlegenen Schnee; umdenfelben zu unter⸗ fcheiden von dem beurigen oder Dißjährigen / wie wir pflegen einen jährigen Wein zunennen Sirenen / ferndrigen Wein / gemeinlic) aber fage ich nimmet man Firn / Firen / Sirsen/ und Blerfcher vor eins; und heifs fet inder Hersfchaft Engelberg ein gewiſſe Alp das Firnalpelein / von dem Dort ligenden Berg-Eis, Difer Meinung iſt auch Rabmann in feinem Befpräch von Bergen p. 130. Da erin feiner Schweigerifch Poeti⸗ ſchen Sprach alfofinget. | Bil Berg hand alten Schnee wie Eyß / Deren das Volk warnimt mit fleiß/ Und nennet es Firn / der fo gar hart / Und wie Erpftall lauter er dert / Gſamlet aufetlich tauſend Jar Geſtocket / und nimmer zergath / Gleich einem herten Stein beſtaht Vom Volk wird er auch Glettſcher genant ꝛc. Ich habe in meiner in Teutſcher Sprach herau ß gegebenen Phyfica Part, I, cap. 22.p.209. unfere Schmweißerijche Slettfcher in vergleichung ge- ſetzet mit jenen Nordiſchen Eisbergen / und ſchwimmenden Eis⸗Inßlen / von welchen zu leſen Martens Spitzberg. Reißbeſchreibung p. 19. 30. Ol. Magn. Hiſtor. Septentr. Boyle Experimental Hiftory of Cold. p. 382. Sturm, Phyfic, Hypothet. p. 605. Bartholin de ufu Nivisp. 43. 44. und Do: malen erachtet / das dife Eis⸗Inßlen anderg nichts feyen/ als wahre Glett⸗ fcher / welche von groffen Eisbergen etwann abbrechen/ und ing Meer fällen. Dann fonft Boyle p. 379. und Sturm. p.629. darvor halten / daß vilin den Nordmeerenund Slüffengebrochene / und indie offene See fortgeſchwem⸗ te Eis⸗Stüker Eönnen miderum zuſamen und übereinandern gefrieren / über dig noch vondem gefallenen Schnee / ſo auch / nach dem er geſchmoltzen / widrum zu Eis wird /alfo vergröfferet werden/daß dergleichen fhwimmens de Inßlen Finnen entftehen / welche 200, Schuhe hoch über dem Waſſer / folglich (nad) der proportion des im Waſſer verborgenen / und hervorra⸗ genden theils wie 7.5u 1. J über 1600, Schuhe hoch / mie einen folchen ſchwimmenden Eisberg bey Grönland angetroffen W, Baflinius, —— | | gellän- [108 gelländifcher Capitain. Ich wil aber dife beyde Meinungen dem Urtheil des Leſers untermwerffen/ gleichwol meineerfte behalten / und. alfo die Nor⸗ diſchen Eisberge felbs in unferem Schweitzerland zeigen’ welchesdann die vile und gröffe der Natur⸗Wunderen unfers Lands befraftiget. Gleichwie aber alle Abgötteren bey Dem einfaltigen/ unwuͤſſenden / Pos bei cher plaß findet / als beyden Gelehrten / alfo gehetesauch hier. Die Bewunderung / fo anzufehen als ein in unferer Einbildung aufgerichtetes Goͤtzenbild / verlieret ihr Anfehen nit wenig bey denen / welche mit offeneny das iſt von dem Glantz der Natur -Wiſſen ſchaft beleuchteten Augen unfere Gletſcher oder Eisberge anſehen. Dife ligen alſo zwiſchen hohen Bergen eingeſchloſſen / das ſie von der Sonne gar nicht / oder wenig / koͤnnen beleuch⸗ tet werden / oder fo hoch/ Daß fie die Sonnenwaͤrme / auß oben gegebenen Urfachen / nicht Fan auflöfen. Gemeinlich fihet man die Firn⸗Stoͤcke an der jenigen Bergſeite / welche gegen Mitternacht ſihet / und die Mittaͤgige Sonne niemalen genieſſet. Es ſol ung dann nicht frembd vorkommen / wann die Mittägige Seiten / fo von der Sonnen mag beſtralet werden / von Schnee und Eis befreyet/fchön gruͤn und fruchtbar / außſihet / alſo zueiner Zeit einem / der Durch ein mit ſolchen Glettſcheren befegtes Thal veifet / einers feitsvorfomt der angenehme Somer/anderfeitsaber ein trauriger Winter. ‚. Bonder Slettfcheren Weite / Groͤſſe / Höhe Länge, Geſtalt / laſſet ſich nichts gewiſſes ſchreiben / weilen ſie verſchieden ſein / je nach Beſchaffenheit des Ohrts. An etwelchen Ohrten kleben ſie an den Bergwaͤnden hier und da in Geſtalt groſſer Felſen / anderſtwo aber ſtellen ſie vor gantze etlich 100. Schuhe hohe / lange, und breite Berge. Merkwuͤrdig iſt ihr Zusund Abs nehmen / weßhalben die Aelpler ſich bereden / daß ſie 7. Jahr zu⸗und gleich ſo vil widerum abnehmen / welches ſo es ſolte ſein / an die Hand koͤnte geben eine Vorzeig der Jahrs⸗Witterungen / wie ſie beſchaffen / weilen das Zunehmen der Gletſcheren zu feiner Urſach hat ein mehrere Jahrs⸗Kalte / das Abnemen hingegen ein groͤſſere Warme. Hiervon aber habe ich noch Feine Gewißheit. Das iſt gewiß / daß die Gletſcher indie Höhe wachfen informa ftratorum, la- gerweiſe / alfo Daß der den Winter uber aufden Gletſcher gefallene Schnee bey anfommender Srühlings:und Sommersmwärme erftlich verſchmilzet / bald Daraufaber in Eisvermandelt wird / da dann die untermifchte Irrdi⸗ fche Theil an den Boden des neuen Strati fich fenfen/ und einen ſchwartzlech⸗ ten Strich formieren/mwelche&Strich parallel über einander alfo ſtehen daß man Darauß / gleich als außdenen fo genanten SSahren der Baumen / von Dem Alter urtheilen Fan, | * N.28.) I) (Den 12. Julii. 1707. BEI MICHI 5033-0 BCE OFT Schweizeriſche Berg⸗Beiſen. E As weſen der Gletſcheren iſt Eis / und bleibt Eis / bis es widerum zu | Waffer wird. Welches wahrzunehmen wider Diefenige/melche vor- wo gehen / oder ſich einbilden/das difes Berg-Eis endtlich fo erhartet werde / daß es feine Eis-Artablegerundgu Stein werde / worauß dann Fomen Der irrige Wahn von denen Cryſtallen / daß deren Materi anders nichts ſeye / als ein verhartetes Eis / worvon gu anderen Zeitẽ ein mehrers. Wahr iſts / daß diſes Eis haͤrter / als ein anderes / und langſamer zerſchmelzet / aber falſch / daß es jemalen zu Stein werde. Simler in obangezogenem Ohrt ſchreibet des nen Gletſcheren zu eine ſolche reinigkeit / welche nichts frembdartiges / unrei⸗ nes / zulafſe / ſondern alles unſaubere / als Stein / Sand / Erdesvon fi aufs ſoſſe. Wann dem alſo / fo liget über einen Hauffen die ehrlichgeſinnete Beſchreibung ber Kälte bey Ariſtotele / daß fie ſeye Congregatio homo ge- neorum & heterogeneorum, eine Samlung gleicher und frembdartiger Thei⸗ len / und koͤnten unfere Alpler wider diſen groſſen Mann auf diſer Erfah⸗ rung / Die fie haben / vil mehr ſchlieſſen daß die Kalte feye die Waͤrme / oder Congregatio homogeneorum, & [egregatio heterogeneorum,eine Samlung - gleichartiger/und ſcheidung ungleicher Theilen. Wann wir aber die Sach recht beſehen / fo wird ſich finden / Daß weder Ariſtoteles recht hat / noch die Aelpler. Jener nicht / weilen diſe Dehnitiones / ob fie wol anfich ſelbs wahr weren / das Weſen der Kaͤlte und Waͤrme nicht außtruken. Diſe / weilen ſie den Titul de fallaciis auß Feiner anderen Logic als die in ihrem eigenen - Hirn gemwachfen/ geftudieret / ſehen etwas / und wiſſen nicht / woher eg komt. Sie fehen mit Augen/ das die Gletſcher fich von Jahren zu Jahren vergroͤſ⸗ feren/ undihre Örängen immer weiter fortftrefen / fo daß zum Eyempelin dem Srindelwald/ehemalen an einem gewiſſen Ohrt eine zu Ehren der H. Petronelle gewidmete Capelle geweſen / too jegund eintieffer Gletſcher liget / und alfo auch die ſchoͤnſten Braßreichen Alpen mit ihren Huüttlein nach und nad) bedeket / ja mit viler Erden / Sand’ Stein fortgeftoffen worden / daß diſem Gewalt auch die gröften Felſen nicht widerftehen können. Dißalles ſehen die Aelpler mit einer einfaltigen Bewunderung / und halten —5— | elſen⸗ 8 Felſenrukung vor eine Saͤuberung der Gletſcheren / da aber eine andere Ur⸗ ſach darunter ſteket. Das jenige Waſſer / welches von hinden der Bergen abflieſſet oder in denen Eisſpaͤlten ſelbs fich ſteket wann es zu Eis mird/ brauchet einen weiteren Raum (wie dann alles Eis groͤſſer iſt als das Waſ⸗ fer / auß deme es worden / und deßwegen obenauf ſchwimmet ) truket dero⸗ halben den ihme vorſtehenden Eishauffen / ſtoſſet daſſelbe fort / und mit ihme alles/ / was im weg ſtehet / mit ſolchem Gewalt / daß nicht nur die groͤſten vor⸗ ſtehenden Felſen zuweichen gezwungen werden / ſondern die Eisberge ſelbs mit groſſem Knall zer ſpalten / und tieffe Schrunden werffen / welche Denen / ſo daruͤber reiſen / hoͤchſt gefährlich ſein und auch auß einer anderen Urſach ent⸗ ſtehen koͤnnen. Wer in heutiger Naturwiſſenſchaft nur ein wenig geuͤbet iſt / dem iſt bekant / wie die Luftkugel zu Sommerszeiten / und daß gamze Jahr hindurch bey vorſtehender Wikter-⸗Enderung ſehr duͤnn iſt / und an ihrer ſchweren Trukkraft nicht wenig geſchwaͤchet. Wann dann bey ſolcher Be⸗ ſchaffenheit der aͤuſſeren aufligenden Luft die iñere in denẽ Blaͤßlein des Berg⸗ Eis (darinn ſie haͤuffig auch mit Augen zuſehen) enthaltene / und darbey zu⸗ famen getrukte Luft ihre Außdehn Kraft / oder Elaſticitet, außuͤbet / geſchihet Daß mit ſolcher Gewalt / welche auch die dikeſten Eisfelſen mag zerſpalten / unter erſchroklichem Knall / worbey wir dann / gleich als im vorbeygehen / lehr⸗ nen koͤnnen / tote Die groͤſten Bewegkraͤfte der Natur außgeuͤbet werden von den kleinſten Coͤrperlein / wie hier Berg groſſe Eiskluͤmpen von denen ſchwa⸗ chen Schnellfederlein der Luft / anderſtwo die dikſten Holtzlaͤden von denen zwiſchen ihre Zaͤſerlein ſich eintringenden Waſſerduͤnſten. Hierauß iſt zuer⸗ ſehen / daß die donnerende Zerſpaltung der Gletſcheren zu unterſcheiden iſt von dem krachenden Eis auf uͤberfrornen Seen ; dort iſt das Fundament die Außdehnung der inneren / und ſchwaͤchung der aͤuſſeren Luft / hier aber wird Die innere in denen Sochlein des Waſſers enthaltene Luft indie Enge/ und naher zuſamen getrieben / und über die äuffere ihre Trukkraft mit ſolcher Gewalt auß / Daß die Eistafelan einem, oder vilen Ohrten / zerſpalten muß / ‚gleich mie bey einer Luftpompe / Antlia pneumatica, die el u Luft die Glaͤſer entzwey trufet oder in ſtuͤken zerbricht, er vor den Glet⸗ fcheven bey reiſet Der hat fich wol vorzuſehen / daß ihme die von außgedehnten iheren Luft auß einander getribene / und zerbrochene / Eis Selfen Stuͤcke nicht auf den ſcheitel fallen. Es iſt diß eine ſeltſame art Minen / ſo ohne Pulver derſpringt / wie dann ſolche mit groſſem Schreken erfahren jene Hollander / welche in ihrer Schiffart naher Nova Zembla ein ſtuk Eis angetroffen von 80, Schuhen under dem Waſſer und 16. über demſelben / welches einsmals den 10. Augſt. um melche Zeit auch fonderlich unfere Gletſcher bruͤllen / in mehr als 400. Stuͤke zerſprungen / fo daß fie vermeint / es muͤſſe alles zu 9* HN. u gehen, Es hat hierüber nicht ohnfeine Gedanken der Gelehrte und wolbe⸗ redte Jeſuit Damiel Bartoliin feinem Tratt. del Ghiaccio.p.m, 5%... Naun wende mich zu benennüung derjenigen Ohrten des Schweitzer⸗ — too die Eis⸗Felſen oder Berge / Gletſcher / und Firn genant / anzu⸗ reffen. | — Im Grindelwald Bernergebieths ſeyn ſonderlich zwey beruͤhm⸗ te Gletſcher / der einte und Eleinere hinder Interlachen / ligt zwiſchen zweyen Bergen Eiger/ und Mettenberg / hat an ſeinem Rucken / oder gegen Mittag den hohen Schneeberg Fieſchhorn; der andere wird ges meinlich / und vor anderen auß der groſſe Gletſcher genennet / fuͤllet auß das zwiſchen zweyen hohen Bergen? Mertenbergund Schrekhorn/ oder Wetterhorn/ ligende Thal, Von diſen Gletſcheren hat folgendes bmann geſprochen von Bergenp. 201. Bey Petronell am Berg fürwar groſſer Gletſcher hanget dar Hat gantz bedeckt daſſelbig Ohrt Mit Haͤußren muß man ruken fort. Der Mettenberg an obrer Seit Darauf das Schrickshorn ſeht man weit Hat auch fein Weiden b’fonderbar, Der ander Gletſcher obenhar Der noch der groͤſſer iſt im Land Darmit wuͤrckt wunder Gottes Hand. An diſem Gletſcher hoch aufgeht Das Wetterhorn mit ſeinem Grat - Darhinderindem Haßli-Land r Weil da die Thal zufamen gand / Ein Gletſcher auch da hanget hin Mit feinem bruͤlen hoͤrt man ihn. : Ein mehrers iſt zuſehen bey Merian Topograph. Helv, p.26. Wagner. Hift,Nat.Helv.p.24.undfenn curiofen Liebhabertfonderlich anguruhmen die Gemalde / in weichen der berühmte Landfchaften Mahler Hr. Seliv Meyer von Winterthur die von ihme felbs nach der Natur gezeichneten Grindel⸗ waldiſchen Gletſcher vorſtellet. * BER An denen Wänden der Bergen Scheidech / und Baͤnderen ſeyn auch Stetfehersufbe, —— = In dem Urner Gebieth ſeyn auch Gletſcher auf Windgaͤllen / — — ——— Beiftenberg/und Geſchiner Alpen. | Span in denen Surenen Alpen / welche theils den L a \ 112) ſtaͤndig / theils dem Sottshauß Engelberg angehören/ und aufdem hohen Tirelisberg/ Engelberger Herrſchaft. In Pündten / wo der hindere Rhein entſpringt / iſt ein Gletſcher / daruͤber man 2. Stund der Laͤnge und ı, Stund der Breite nach zugehen hette / die Hoͤhe iſt an vilen ohrten mehr als 2. oder 3, Kirchenthuͤrn / und mag er Sand und Felſen eines Hauſes groß wegtreiben. Er iſt ſo glatt / daß die Gemßthier theils wegen Der Glaͤtte / theils wegen der tieffen Spalten / ſich nicht daruͤber wagen / ſondern ſich von den Jaͤgeren eher darbey laſſen erſchieſ⸗ fen. Diſer Gletſcher langet biß ohngefehr anderhaͤlb Stund an das Dorf Hinder⸗Rhein genant. E auf dem Berg Ribhalpen ift auch ein hoher / aber nicht weiter / etſcher. In dem Bergellerthal / auf dem hohen Berg I Piz di Doan genant / iſt ein Gletſcher / auß welchem ein Waſſer fließt Daß hernach den Lago di Doan außmachet. | In Engadein iſt auch ein Gletſcher Hettſchiel genant. Weiters bey Tamins und Tavetſch naͤch der Zeugnuß Hrn. D. und Stattarzetvon Muralt in Philoſ. Tranſact. Anglic. A. 1669. p. 250. Im Wakliſſer Land iſt auf dem Berg Sylvio/(der ſonſt auch Silvius, Roſa, Auſtelberg / und vor anderen auß der Gletſcher gennet wird ) ein ewiger Firren / der nummer zerſchmelzt / bey 4. Italiſcher Meilen breit/ daruͤ⸗ — ar ae zu Roß und Fuß wandlet auß Ober⸗Walliß in as Augſtthal. erſt in dem Walliſſer⸗Land / ohnweit von den Grentzen des Ur⸗ feren Thals / jenſeit der Furca / ſeyn zwey nahmhafte Gletſcher / welche / und nicht ein kleine lautere Cuell / ſo von den Anwohneren gezeiget wird / den Urs ſprung des Rhodans außmachen / der Obere iſt kleiner / der Undere groͤſſer. Von ihnen ein mehrers habe oben gemeldet. — ar der Graffſchaft Sargans in dem Thal Calfeuſen ſeyn auch etſcher. ꝛc. Ehe ich diſe Materi von den Gletſcheren verlaſſe / finde mich ſchuldig noch etwas anzudeuten von deren Nutzen / wil zwahren nichts melden von deme / das ſie gleich dem Schnee / anzuſehen ſeyen als kuͤhle⸗Helm / welche die auß den Bergen aufſteigenden Duͤnſte verdikeren / und von foͤlliger Außrauchung hinderhalten / noch auch von deme / daß fie Die Unterirzs diſche Warme zuruk halten / damit fie nit verfliege / noch auch von dem / das fie der nahmhafteſten Flüſſen / als der Rhoſne / des Rheins ec. und gar vilen bes ſtaͤndig flieffenden Baͤchen Urſprung ſeyn; ſondern allein von Dem Trinckge⸗ brauch ihrer Waſſeren. ꝛc. 1.29.) EI )E- (Den 2o, Jul.1707. 0 ee 0 0 Schweizeriſche Berg · Beiſen. — —— — + — — ent uni —— — — — —— — re —— — — — — — — | Er folte meinen / daß Die von zerſchmelzten Gletſcheren abflieffende Waffer die koſtlichſten / und gefündeften weren unter allen Waſſe⸗ Rrendes Schweitzerlands ? Eine feltfame Sach man förchtet ſich / und nicht ohne Urfach, in groffer Somerhitz / oder bey ſchweiſſen demLeibe / vor einem Trunk kalten Waſſers / weilen die durchdampfung des Leibs / ſo dann⸗ zumalen ſtark / ſich einsmal hemmen / und das Gebluͤt in feiner Bewegung ſtill ſtehen kan. Wir ſelbs haben bald alle Jahr traurige Exempel von Bergreiſenden / welche im ihrer groſſen Muͤdigkeit / gantz durſtig / ſich bey eis nem Cryſtallauteren Brunnen niderſetzen / etwann darbey einſchlaffen / und aber nimmer erwachen; oder von anderen / welche ſich eine Heiſerkeit an den Hals trinken / aufdie hernach ein Schwindfucht erfolget/ oder von anderen/ denen die zugezogene unordentliche Gebluͤts Bewegung allerhand Fieber / oder Seitenſtich /erweken. Wer dergleichen Exempel wil leſen / der findet fie bey Maſſinio de Gelidi Potus abuſu. Anton. Perfiode Potu calido cap. 12. 13. Schenk Obf. Lib, III.obſ. 44, fein lauterer Trunf faltes Waſſers fo gefahrlich / fo wird man fich defto mehr zu hüten haben vor dem Schnee und Eiswaffer ja felbige zu fliehen, algdie Peſt! Ich geftehe / daß dife Grunde allein mir allen Muht benehmen / etwas von den Gletſcherwaſſeren zuverſu⸗ chen / und lieber luſt habe meinen durſtigen Mund uñ Leib weiters fortzutragẽ / als mich durch einen ſolchen Trunck in gefahr meines Lebens zuſtuͤrtzen. In Dis ſem fall lachen unfere Alpenbewohnere aller unferer Vernünftelungen / und trinken her&haft allen frembden Gaͤſten folche Milchweiſſe Gletſcherwaſſer zu / verſicheren auch auß langer Erfahrung / das diß die gefündeften Waſſer von allen / und man darvon krinken koͤnne in nuͤchteren oder vollen Magen / fo vil man wolle; hierdurch habe auch mich bereden laſſen / und bezeuge aus eigener Erfahrung / daß mit groſſem Luſt / ohne einigen darauf erfolgten Schaden / von dergleichen Waſſeren getrunken eine zimliche vile / und in meinen Berg⸗ Reiſen die Sirntvaffer mir endlich vorkommen / als fo vil Kraftwaſſer / von welchen ich ſelten weggegangen / ohne das meine matten Glieder dardurch er⸗ labet hette. Diſem Paradoxo Phyſico habe mehrmalen nachgeſinnet / und folgen⸗ © (114) folgende Muthmaffungen abgefaflet. Ein kalter / frifcher Trunk Waſſer iſt niche nur ung Menſchen / fondern auch den Unvernünftigen Thieren/biers mit allen wit einem lebenden, beiweglich-und empfindtlichen Kunſtleib verſe⸗ henen Geſchoͤpften von Naturangenehm. Die Neunerſten Monat unfers Lebens ernehretung das warıne Muterblut/ fo bald wir aber ang Liecht kom⸗ men / fehnen wir ung nach frifchem Waſſer. Es beliebet daffelbe nebft dem Nutzen die Angenehmheit / welche letftere einiche&uröpeifi e / ſonderlich gegen Mittag ligende / Volker fo weit getrieben / Daß fiedie Kalte der Trünken auf den hoͤchſten Grad/ zu eigenem Schaden / treiben / und ingröfter Sommers big in Schnee und Eisgruben ſich beluſtigen / auch allerhand Arten erfinnen/ daß gemeine Waſſer / oder den Wein in denfelben zuerfätten. Es wird dag Falte Waſſer von jedermann angefehen vor Das befte Mittel wider denDurft/ von denen Artzneyverſtaͤndigen aber infonderheit beliebet denen Gaflfüchtis gen / ermachfenen eher als jungen Männeren eher ats Weiberen / in aller⸗ band hizigen Krankheiten Sieberen/ Entzuͤndungen / Kopfichmerzen / hizi⸗ gen Magen/ Blutfluͤſſen Erbrechen / Durchlauff und vilen anderen Leibs⸗ Gebrechen / dufferlich angelegt oder innerlich getrunken. Wir wollen kurtz ſehen / wie das kalte Waſſer in unferen Leiberen wircke / und darauß unfere Schluͤſſe auf gegenwertige Materi von den Gletſcherwaſſeren bauen, Ein friſcher kalter Trunk Waſſer wirket in Die Feuchtigkeiten / welche er antriffet / oder in. Die Zaͤſerlein Derienigen Theilen ſelbs / vor welche er beypaſſiert. Seyn die im Magen oder Gedaͤrmen anweſende Feuchtigkeiten ſcharff / ſaur⸗ etzend / oder gallicht / wie fie dann ſelten / oder niemal ohne ſolche ſeyn / ſo thut das friſche Waſſer treffliche Dienſte / indem es dieſelben daͤmmet / temperirt / ihnen ihre Schaͤrffe benimmet / und deßnahen oftmalen in dem Gallengrim⸗ men / und ſonſten denen Gallſuͤchtigen gute Dienfteleiftet. Wann hinge⸗ gen verhanden vil zaͤchen Schleims / ſo kan daß Waſſer mehr ſchaden als nuzen / oder ſo es zu ſich genommen wird / muß es begleitet werden mit ande⸗ ren ſaltzechten oder gewuͤrtzten Speiſen / und Getraͤnk / damit dardurch die Schleimerigkeiten aufgeloͤßt und abgeführt werden. Kommet daß kalte eingenommene Waſſer ing Gebluͤt hinuͤber durch die Milchaderen / ſo wird es alle allzuſtarke Bewegung deſſelben hemmen / die im jaſt begriffene/ ſon⸗ derlich fluͤchtige / Theil beſaͤnftigen und von gaͤntzlicher außrauchung durch Die Porten der Schweißloͤchlein zuruk halten / die Schaͤrffe milteren / und Bat feiner Schwere durch die ordentliche Harngange aufführen. Die: äferen fo wol der Speifröhren 7 als des Magens / und Gedaͤrme wer⸗ den bey ankonft des kalten Waſſers aufeinehöfliche weiſe erſchreket / oder zus famen gezogen / folglich geſtaͤrket / weilen die Geiſter ſelbs / ſo in ihnen ſich —* aufhal⸗ | N halten / indie Enge getvieben /ihre Elaftifche Bewegkraft beſſer außuͤben koͤn⸗ nen. Hierdurch werden die Speiſen beſſer von dem Magen umfangen / und gekochet / und alle Gedaͤrme die in ihnenſich aufhaltende Nutz⸗oder verwerffli⸗ che Feuchtigkeiten leichter forttreiben / und außfuhren / die vorher offen geſtan⸗ dene Loͤchlein der Druͤſen werden in ſo weit geſchloſſen / das ſie ihre Safte nicht mehr ſo haͤuffig von ſich geben / und auch das Gebluͤt nicht mehr fo leicht ſeinen Durchbruch durch dieſelbe nehmen kan. Abſonderlich muß iezt be⸗ ſchriebene Wirckung erfolgen von dem Gletſcherwaſſer / weilen unter den ſel⸗ ben ſich befinden hauffige/auch ins Geſicht kommende /Stuͤklein Eis / welche mit wircklicher Kalte an die Zaſerlein / und zwiſchen ihnen ligende Druͤßlein ankommen / und ſich alſo nicht zuverwunderen / wann die Anwohnere der Al⸗ a fish mit Nuzen des Gletſcherwaſſers bedienen in heilung der Rothen ht / worzu auch etwas helffen Fan ein ſubtile weiſſe Erden / welche jezt ber, nante Milchweiſſe Eiswaſſer gemeinlich mit ſich führen / als welche Die Schaͤrffe der etzenden Feuͤchtigkeiten zügleich vortrefflich milteren kan. Wem bekant iſt die Zunmenhaltung / und Correfpendenz aller Spannad⸗ richten Theilen des gantzen Leibs / der folfich nicht verwunderen / wann von einer durch mittel eines einigen Falten Trunks geſchehener Zuſamenzeuhung der Speißröhren-Magen:und Darm ⸗Zaſeren der ganze Leib Augenbliklich erfrifchet und geſtaͤrket wird. In betrachtung diſes alles fraget fichs nicht ohnbillih / ob nicht die Medici in auch hisigften Siebern Fönnen freyges biger fein gegen denen — in zulaſſung eines friſchen Trunks Waſ⸗ ſers? Seneca muß diſe Wafferluft auch empfunden haben / weilen er Epift, 28, die Patienten vor ungluͤklich haͤltet / denen nicht erlaubt iftal frefco zus trinfen. Oinfelicem zgrotum | quare, quianon vino nivem diluit , qula Non rigorem potionis ſuæ, quam capacifcyphomifcuit,, renovat fradta infu- pet glacie._ So thane Recommendation der Eiskalten Getränken iſt nicht dahin gemeint / daß ſich dardurch von ihrem warmen Thee-und Coffee trins Feabfchreken laffen die Liebhabere/ welchen meines Orts wol erlaube / ja felbs einrahte / maͤſſig / und mit vernunft/ fortzufegen; anbey aber anzeige/daß fie Ä durch unmaäffigen Gebrauch deffelben ihre Geſundheit vollig mwerden zu grund richten. Geſialten die in unferen Helvetifchen Landen je mehr und mehr - einreiffende Caffee debauches die Zaferen des Magens ſchwaͤchen / deſſen Saurhebel verderben vil Ballen und Blaͤſte pflangen / das Geblut entkraͤf⸗ ten / und ſich alſo zu Blonigkeiten und allerhand Verſtopfungen den Weg bahnen. Wie auch ein uͤbermaͤſſiges Thee trinken Das Gebluͤt und Geiſter imn allzuſtarke Bewegung ſezet / und Die allgemeine Leibeskuche den Magen / verderbet. un⸗ IL 116 ) SI Nunmehr / / nachdem wir difere Natur⸗Wunder / die Gletſcher gnug⸗ ſam betrachtet / iſt es zeit unferen Marſch meiters fortzufegen/damit wir /nicht verſpaͤtet / zu rechter zeit ins Nachtquartier kommen. Weilen der Weg / den wir zu wandlen haben / immer dem Rhodan Fluß auf der Seiten gehet/ als finden mir bequemen Anlaß / denſelben mit allen feinen Rancken / ſo weit mir kommen werdenyeigentlich absugeichnen / und in eine befondere Eharte zubringen/ welche villeicht zu feiner zeit auch dag Liecht fehen möchte. Dißs mal wird fich der geehrte Leſer vernuͤgẽ mit einer Politifch-Geographifche Ber fhreibung des Walliſſerlands / deren auch untermifchen werde diejenige —— Sachen / welche mir als einem Naturforſcher / ſonderlich vor⸗ ommen. | Sp bald dieGletſcher⸗Waſſer fich mit der Eleinen Brunnquell des Rho⸗ Dans vereiniget/ ſtuͤrzet ſich diſer nahmhafte Fluß / den die Walliſſer gemein lich Rotten⸗ die Franzoſen Rofne, Rhofne, die Italiener Rhodano, nen⸗ nen’ mit ſchaumichter Ungeſtuͤmme zwiſchen hoben Felſen herab und iſt gleichſam von hier bis in Die Ebene des Thals aͤnzuſehen / als ein einiger / zu weilen ein wenig abſezender / doch immer fortgefester Waſſerfall. Nach⸗ dem er etliche Ruthen weit fortgelauffen / empfangt er ab der Grimſel / einem Berg Bernergebiets / den Meienwanger⸗Bach / flieſſet dann fort von Mittnacht gegen Mittag in dem Thaflfelbs aber nach einer halben Zirkul⸗ kruͤmme / von 2. bis 3. Stunden / allezei von Morgengegen Abend, Ob dem Dorff Underwaſen / in dem Weg ſelbs / iſt anzumerken / wie deſſen Felſen von dem Waſſer außgeſpuͤlt / nnd gleichfam wellenweiß auß⸗ gehoͤlt worden. Diſes Waſſer aber kan kein anders ſein / als die Rhoſne ſelbs / welche nun so. und mehr Schuhe tieffer Die Furcken abrauſchet / als in denen erſten Jahren nach der Suͤndfluß / in welchen ſie uͤber unſeren Weg ſelbs geloffen. Mehrere Exempel dergleichen in die Tieffe freſſenden Berg⸗ Waſſeren findet der Goͤnſtige Leſer Tom. I. p.56. an dem Tamina⸗Bach bey Pfeffers und dem hinderen Rhein in Der Via Mala, An dem Fuß des Dergs Surcken ( eg beliebe der Lefer nebft meine Bes fhreibung zu halten den Stumpf. Chronic. Lib. XI. cap, 4. und Simler Val- les. p. 12. 2c. melche beyde auch auß eigener Erfahrung gefihrieben) ſeyn zwey Dorffer / Das eintediß / Dasandere jenſeits des Rhodans Linder wafer / Underwafferen / und Oberwald / deren Einmohnes re fich und ihr Dieb vornehmlich nebren von denen 2llpyen / und Dora Alpen / oder Vorſaͤſſen / welche fie aufder Furcken haben, N.30.) 0117) (DEN 27.Juli.1707, En le 2 — 0 — 80 oe nee Schweiserifche Berg-Beifen, Sn dem DorffUnderwafen fahen wir eine Art Gebaͤu / welche wol ver⸗ dienet DIE Ohrts eingerufet zu werden / und oorgebildet ftehet in der erften Tafel von Eryftallen / Lit, B. Man Fan esnennen ein Kornhaußlein / weilen die Walliſſer ihr. Korn darinn aufbehalten / und fo wol vorder Saus lung / als den Mäufen ficher bemahren ; jene wird verhindert Durch aller Ohrten zukommende Luft / diſe aber abgehalten durch die Hölgernen Saͤu⸗ len / auf welchen der obere Theil des Gebaͤus ftehet / welche oben bedeket wer, den mit runden / den abgebrauchten Muͤhleſteinen faſt gleichen / Steinen / uͤber deren untere Flaͤche die Maͤuſe nicht kommen koͤnnen / und alſo zu dem Korn keinen zugang finden. Von Underwaſen reiſeten wir noch diſen Abend eine kleine Stund gen Beffilen/Gettila,Caftellio ſuperior: welches die oberſte Pfarzfirch im Zen⸗ den Bombs/ Conventu Gomeſianorum, (dann zu wiſſen / Daß das Land Walliß abgetheilt wird in gewiſſe Quartier / die ſie Zenden / Centenas en rechter feiten des Sluffes 7 an dem Fuß des hohen Bergs rimßlen. Difer Berg Brimßlen/ Brimfel/ Grimfula, gehört auch zu denen “ Lepontijchen Gebirgen / als ein fortgefegter Grat der Furcken / und theilet Daß Be Dernergebiets von Walliß. Auf difer Grimſel / Bernerifcher eite / wird gezeiget der Aaren Urſprung / welcher / fo vil man auß der zum fteigen erforderlichen Zeit von 4, Stunden abnehmen Fany ohngefebr in glei \ 118) ö cher höhe wird ſeyn mit dem Urfprung anderer Haubtfluͤſſen / deren oben ge dacht worden. Es iſt die Straß aus Walltß / von Seftilen her / aufdie Grimſel ſehr wild, Winterszeit mit Schnee beſchloſſen. Guillimannus Lib. I. Rer. Helvetic, fanget die alte Breite des Helvetierlands + welche Cæ⸗ far erachtet 180000, Schritt / an von der oberften höhe difes Bergs / von welcher er eine Linie zeuhet bis aufdie Spize des Bergs Jurz la Verriere 9% nannt/ wirdaber bierinn von anderen mwiderlegt/als von Plantin, Helv. p.10. Uber dife hohe / und enge Bergſtraß hat Berchtold, Herzog von Zäringen feine Soldaten geführt alser in Walliß eingefallen / worvon Guillimann, Rer. Habfpurg, Lib. VI. cap. I, | A £ In Seftilen hatten wir difen Abend die Hoͤhe des Queckſilbers im zz. Zoll / worauß mir gefchloffen/ Daß diſes Dorfftieffer ligt / als die Furcke 2080, Gotthard 1400, Urſelen und Tavetfch 40. Schuhe / oder in gleicher höhe; höher aber als Ayrol s20. Staͤg 2800. Zurich nach heut gemachter obfer- vation, 1520, Züricher Schuhe. Nach oftgedachter Graduation Tafel iſt die Senkelrechte hoͤhe über dem Mittelgndifchen Meer 3306. Partfer Schu⸗ he / nach Mariorte, undnach Caflıno 4110, ” Eine halbe Stund unter Beftilen / auchan der rechten Seite des Rho⸗ dans / ligt das Dorff Ulrichen/ Ulrica, bey welchem zwey Schlachtenge- fcheben / die einte A, 1211, zwiſchen den Sandleuthen / und Deriog Berchtold von Zarıngen/mwelcher damals in ER gerieth mit dem Land Wallis wegen der von Kayfer Friderico Barbarofla ihme übergebnen Kaſtvogthey des Bi, ſtums Sitten. Dieandere A, 1419. indem Krieg zwiſchen Bifchoff Wil⸗ helm von Sitten / geboten von Raron / und den Landleuthen / als die Ders ner mit zuhulff deren von Sreyburg/ Solothurn und Schweiz / den 29, Sept. über Die Grimßlen zogen / denen von Raren / ihren Durgern zu hilff / und die Doͤrffer Geſtilen / Oberwald/ und Underwaſen verbrennten. In beyden Difen Streiten / zu Deren angedenken zwey Kreugaufder Matten fles ben/ haben nach der Chroniken Bericht die AWalliffer den Vortheil erhalten, Eine, oder anderthalbe Stund unter Ulrichen auch ander Mittnachs tigen Seite des Fluſſes ift dag ſchoͤne Dorff und Pfarı Münſter/ Mona- Rerium, welches umgeben mit fetten Wieſen / und Aeferen, Auflinfer Seite des Fluſſes / faſt gegen Geſtilen uͤber / ſtunde vor difem ein Frauenkloͤſterlein / wird jezt genennt im Noch. | Gegen Mittag Sffnet fich Das Eginenthal / Eginia vallis, eine gute Teutſche Meil zwifchen hohen Bergen: Und gehen durch diſes Thal zwey Daß gegen das Meyländifche/der einte uber den Niffi/Nify/gen Ayrol ing £ivinerthal; der ander gen Bonmatt ins Efchenthaluberden Brieß/ Grießberg / Grieflus / welcher nach Simleun Muthmaſſung * | KINDER el 11) einichen &cribenten Anlaß gegeben haben / die Geaifchen Alpgebirg / Grajas Alpes, in Wallis zuſetzen: welcher Dieinung auch zu ſeyn ſcheinet Antonius Salamanca , der in einen zu Nom beraußgegebenen Landtafel des Schweitzerlands nicht wur den Fleinen $. Bernhards Berg denen Graiſchen Alpen zurechnet / fondern auch die am Simpeler gelegene Walliſſer⸗Ge— birge. Durch das Eginentbal fließt ein IBaffer / daß auch Eginen heißt / und den Rhodan merklichvergröfferet, Don Mittnacht her empfangt der Rhodan auch bißdahin einiche Baͤche / welche aber gegen dem Elmi-und Egi⸗ . nen Waſſer faſt nicht zurechnen. \ Ein Feine Stund unter Münfter folget das Dorff Regkingen / Kefingen / Recingium ‚und grad darauf Blurinen//Glurina, Kigig, Airsiton / Ritzicium; Biella; Biel / allwo eine Pfarz Kirch und Bruf über den Rhodan, Unter Biel folget Selbligen / und Wald / Wal- da, welche auch Heine Slußlein oder Bache dem Roddan tibergeben, - Uber difen Bezirck hat ehemals gehersfchet eine Edle rau von Gre⸗ niols / daher derſelbe auch noch jegund heiffet die Graffſchaft Graniols; es ha⸗ ben fich aber die Einwohnere von diſer Herrſchaft entlediget / und leben jetzt nach denen Sitten / und Sazungen des Lands Wallis/ſie ſezen in Givil Sa⸗ chen ihre eigene Richter / in Malefitz Sachen aber unterwerffen ſie ſich dem Gericht zu Arnen / als zugehoͤrige des Gomſer Zehnden. | | In diſer Dörfferen Gegend ift eine Steinerne Bruf überden Rho⸗ dan / und folget das Doͤrfflein Müllibach/ Müllibachum, woher der bes ruͤhmte Matthæus Schyner / Biſchoff und Sardinalvon Sitten/bürtig war, Eshatdifes Dorf Mullinen/ welcheein inden Rhodan von Mittag abflieffendes Waſſer treibt. | an Alſobald unter Mullibach ligt Arnen / Aernen / Arna,Aragnum, ‚ein groffer ſchoͤner Haubtfleck des Zehnden Goms: Stumpf feget ihn ein ger meine Schweitzer Meil / oder ı 3. Stund Fußwegs unter Muͤnſter. Hier finden ſich fchöne / von Steinen aufgebaute / und mit Steinernen Blatten/ oder Schieferen / bedekte Häufer / da fonft in Ober Wallis die Haufer ges bauet von Holtz / und die Taͤcher beleget fein mit Lerchinen Schindlen. Alb hier / wie oben bereits angezeiget / wird das Blutgericht von Seiten des Gomſer Zehenden gehalten ; und ift bürtiggewefen Walther Biſchoff von Ober⸗Sax / welcher die Ober⸗Walliſſer / fo vor A, 1475. dem Savoyi⸗ Die — einverleibet geweſen / widerum an das Biſtthum Sitten ge⸗ ra + — Unter Arnen flieffetdie Binn/ Bynn / Bünn Binna, in den Rod⸗ dan, Es ſcheidet diſer Fluß den Gomſer⸗Zehnden auf Mitkägiger Seiten von der Herrſchaft Moril und entſpringt auf. Meil weit von feinem F u ce ( 120 ) SI fluß im Lengenthal / Valle longa, Bindulo interiore, auf dem Berg Al- brun/ Alkbrunn / Albrürs/Albrunio, und lauffet das Binnerrhal/ Bynnerthal ab. Uber den Berg Albrun gehet ein Straßnach dem Fuͤr⸗ ſtenthum Meyland ins Efchenthal gen Beh. Vor Alrnen uber, auf der Mittnächtigen Seite des Roddans / jenfeit der Brugk / ligt das Dorffund Pfarꝛr Vieſch / Viefcha, zuunterſt im Vieſcherthal / welches ſich aufein Meilwegs ins Gebirg erſtrekt / und auch einen / auß dem Firn entſpringenden Fluß dem Rhodan übergibt. Ohnfern von Vieſch iſt etwann geweſen ein Frauenkloſter / welches aber in Abgang kommen / ſo das unter der Regie⸗ rung Matthæi Biſchoffs zu Sitten die Einkönften diſes Cloſters an die Kirch zu Arnen verwende worden. Allhier zu Vieſch hatten wir heut / den ı2. Aug. des Quekfilbers Höhe in 22. Zoll8. Scrup. Zürich, Woraußwir gefchloffen/ daß wir tieffee weren / als &eftilen 640, Schuhe / algdie Furca 2720, Urferenund Tavetſcherthal 680. Gotthard 2040. höher aber als Al⸗ torff 1280. und über das Mittelländifche Meer / nach Mariotte Rechnung 2544. nach Caflıniaber 3021. Parifer Schuhe. _ Auf Mirtnächtiger Seite folge das Doͤrfflein Laax / Laka,bey welchen der Somfer-Zehenden fich endet. Unter Laax ftoffen die Mittaͤg- und Mittnächtigen Walliffer: Gebirg faft zuſamen alfodaß dem Rhodan nur gleichfam fo vil plaß gelaffen wird/ als noͤhtig iſt zum Durchfluß/ und dife enge Clauß / im fahl der Noht mit gar wenig Mannfchaft kan wider allen Seindtlichen Gewalt bewahret werden. Es wird der Vorbuͤhel auf Mittnachtiger Seiten’ fo zu nacht an den Rod» dan ftoffet / in alten Sinftrumenten genennet A Monte Dei füperius, Uf en loan und fcheidet den Somfer Zehnden von der Herz ⸗ Ha J JOFIL i ; 4 Difere Herrſchaft hat ihre befonderen/ hoben und nideren Bericht /ge- hört gleichwol zudem Rarer Zehnden / ( obgleich der unter dem Brigersund Viſper⸗Zehnden ligt) deffen dritten Theit fie ohngefehr außmachet/ darinn feyn fonderlich zwey Doͤrffer Braniols/ Breniols / Graniola, welches auflinfer Seiten des Sluffes ligt / aufeiner Graßreichen Hoͤhe / bey dem Eins gang in das Bynnerthal. Man gehet dahin von Laay über eine gewoͤlbte Bruk / welche von einem Felſen zu dem anderen gefuͤhret iſt / und mir vil ſcheutzlicher vorkommen / als die Teufelsbruk im Urner Land. Diſes Gra- niols hatte einſten ſeine beſondere Herren / derethalben aber nicht gewiß / ob ſie einer Famille geweſen mit denen von Moril. In mitten der Herafchaft/ welche an Dieftftalden anfangt / undeine Meil wegs hinab gehet biß an den Fluß Mafla,fo zwiſchen Mörel und Naters in Rhodan lauft / ift das Dorff Moͤrel/ Möril/ Morgia, Morigia, auf vechter Seiten der Rhoſne / eine Meikimder Arnen; hat auch ein Bruk uͤher den Sing quſ Greniols. N.31.) 2) - (Den 3.Aug. 1707. I — —⏑—⏑ ——⏑—⏑⏑ — —— Schweizeriſche Berg-Beifen, ON !lbier fanget.an der Weinwachs / wiewol diſer Nebenfafft bey weis | tem nicht fo gut / und edel iftyals im Underen Wallis. Ob Moͤril / in W dem gantzen Gomſerland / iſt es vor Die Weinreben zu kalt; und der Luft zu hoch / wie zuerſehen auß denen Barometrĩſchen Obfervationen / fo biß⸗ her in Wallis gemachet worden. Ob Moͤril finden ſich einiche kleine Doͤrffer / zerſtreute Wohnun⸗ gen / und gute Alpen / als Bitten / Bitta, Gobisberg sc, und ob diſen Des hohe Berg Anthonien genennt. | Unden.neben dem Dorff Möril/ gegen Mittnacht / auf einer hohen Flu / ſihet man nochkleine Uberbleibſelen des Schloſſes Manggepan / Mange- pana, deſſen Beſitzere / weil ſie gar zu Tyranniſch geregieret/ von Graff Pe⸗ ter von Savoy / und den Landleuthen überzogen / und außgereutet worden. Diſer Freyherꝛen von Moͤril / fo auf Manggepan geſeſſen / Wapen mar ein ſchwarßer Büffelskopf / aus deſſen Naſen zwey Rogkenaͤhre hervor gewach⸗ ſen / welches annod) fuͤhret das Dorff Moͤril. Stumpf und Simler ſeyn in der Meinung’ das die Freyherren von Karen Erben geweſen deren von Moͤ⸗ ril / und nach Abgang die Herrſchaft an Raron kommen / weßwegen annoch dieſelben dem Rarer Zehnden einverleibet. In diſer Gegend iſt auch geweſen das Schloß Dirrenberg / Dirre- berga, von deme annoch der Berg / aufdem es geſtanden den Nahmen hat. | A iſt auch zerſtoͤrt worden / villeicht zu gleicher Zeit mit dem Schloß danggepan. Der Fluß Mafla, welcher zwiſchen Moͤril und Naters ligt / und den Briger Zehnden von der Herrſchaft Moͤril ſcheidet entfpringt gegen Mitt⸗ nacht in hohem Gedirg / an einem Glettſcher / lauffet dann fort durch Aletſch / Aletſch⸗ Thal / übergibt endlich nach dem es zwey Meil geloffen / ſeine un⸗ geftümen truͤben Firrenwaſſer dem Rhodan / vorher aber gehet über diſes Waſſer ein Steinerne Bruk. | | Nun folget der ander Zehnden des Dberen Walliſſer⸗Lands / fo von Naters und Brigden Nahmen hat / gemeinlich aber der Briger Schi ven I ll) den / Conventus Brigianus,genennet wird. Diſer fangt an bey dem Waſ⸗ fer Maſſa, und iſt zimlich groß / welches unter anderem Fan abgenommen wer⸗ den daher / weilen in der Peſt / ſo A. 1465 durch das Walliſſer⸗Land gienge/ er = ig, und Naters über. 1000. und vier Jahr hernach 1400, Menſchen geſtorben. | | ii Der Fleck Naters ligt auf der rechten Seiten des Rhodans / ein Meil unter Moͤril / an einem Felſichten / doch nicht unfruchtbaren Ohrt / hat zim⸗ lich ſchoͤne / von Stein aufgefuͤhrte Haͤuſer / und vil Weinwachs. Nahe bey diſem Flecken auf einem erhabenen Felſen / oder Flu / ligt das alte und ſtarke Hauß Stu genennt / ſo ehemals ein Edet Siz war Deren von der Flu / oder. Fluherren/ Dominorum à Saxo, gehört nun zudem Dis ſchoff von Sitten, Au Es ligt auch ob Naters / nicht weit vonder Bruk / fo über die Mafla ges het) eineanzeig des alten Schloſſes Wyngarten/ Wingarta, welches ehe⸗ mals beſeſſen die Edlen von Weingarten / ſo aber obgangen. | Kinder Vaters gegen Mittnacht ligt die Pfarꝛ⸗Kirch Monti,in Monti» bus; ſo auch die Dörffer Blatten / Blatta, und Birgifch/Birgifcum, Brad unter Naters ift eine ſchoͤne / mit zweyen Gewoͤlben von Stein gebaute Druck über den Rhodan welcher Dafelbft mit groffer Ungeſtuͤm⸗ medurchflieffet. Bey difer Brufiftein Graͤfin von Viſp mit ihrem Sohn erfchlagen worden A. 1365. | | Alhier flieffet in den Rhodan ein Bach fo herkomt aus Bell⸗Al⸗ pen / und weiter fortlauft durch Riſchinen. — Auf linker Seiten des Rhodans / vor Natexrs uͤber / ligt der andere ſchoͤne Haubtflecken Brig / Briga, und eine halbe Stund darunter Glyß/ Glifa, alſo das Naters / Brig und Glyß / einen gleichwinklichten Triangel geſtalten. Brig ſcheinet von den Viberis den Nahmen zu haben / als wolte man ſagen / Viberiga, oder Vibericus vicus / der Viberorum Hauptfleck. Es liget derſelbe an dem Bergwaſſer Saltina, Saltinen / welches entſpringt gegen Mittag auf zwo Meilen weit an dem Berg Simpelen/ Sempronius, fiber welchen ein nahmhafter Paß gehet ins Herzogthum Meyland / und ges het über diß Waſſer / ehe es ſich in den Rhodan ergieſſet / eine fchönevon _ Steinen gewoͤlbte Bruk. Gegen Aufgang und Mittaghat Brig einen Braßreichen Berg /der Brigerber genant / auf welchem ligen Thermen / Blecken /am Riedt/ in der Schlucht. Und naͤchſt ob dem Fleken aufeinem Buͤhel ſtuhnde ehemals ein Schloß / in der Hoͤll genant / von deſſen Zerſtoͤrung ſich in den Chroniken nichts gewiſſes findt. Auf dem Simpilen Berg ligt die Parr Simpilen / zu welcher gehören zwey Thaler / zwiſchenbergen / und Alpinen inter Montes, Alpia, | m (123 JE in welchen die Briger Fofkliche Alpen befigen / fonderlih u St. Jacob/ und im Ganter. Es wollen einiche Geſchicht⸗Schreiber / daß über dife Berg⸗Straß des Simpilen (ſonſt auch genant Scipionis Mons, Suͤmpeler / Sempiano, Sempronio, Sampione, S. Plomb, Briga, der Brigerberg ) Julius Cæ- far oführt hab fein Heer/ als er in Galliam zoge / und zu deſſen angedenken eine Schrift in Selfen einhauen laſſen / welche aber fo verblichen dab man fie nicht mehr leſen Eönne. Es zeigen aber unfere Vatterländiſchen Scriben⸗ ten, Tfchudius, Simlerus, daß dem nicht alfo ſeye / wenigſtens Fönne Dig nicht feyn der jenige Zug / den Cæſar 1. Lib, Bell, Gall, befchreibet. Zu Brig/ allwo Die Herzen Sejuiten ein fehones Cloſter haben / hatten wir um 4. uhr Nachmittag die Höhe des Quekfilbers im 23. Zoll. 8%. Scrup. worauß wir abnehmen, dag difer Ohrt tieffer lige als Geſtilen 1480, Vieſch 740. Furca 3460. Gotthard 3480. Ayrol96o. höher aber als Altorff 440. und als Zurich mann der heutigen allda nemachten obfervation zu⸗ frauen / nur 40. oder 80. Züricher Schuhe, Nach Mariotti Rechnung Fommet die Senfelrechte Hohe des Flekens Brig über das Meer 1571. nach Caflino aber 1740. Parifer Schuhe. 2 | Den 13. Aug. reißten wir meitersnach der Sänge des Rhodan Fluſſes fort / erftlih auf Glyß / Glifa, einen Fleinen/ twolgebauten / luftigligenden Fleken / welches villeicht von dem Griefchifchen euuannıe , feinen Nahmen hat. Dann allda ein ſehr ſchoͤne Kirch zu unſer Lieben Frauen / zu welcher groſſe Wallfahrten geſchehen von dem Döeren und Underen Wallis. Don Glyß mar gebuͤrtig Georg auf der Flue / deſſen in ihren Ges ſchicht ⸗ Buͤcheren mit groſſem Lob gedenken Guicciardinus, und Jovius, ein Mannvon groſſem Anſehen / Starfe/und Reichthum / der in Italieniſchen Kriegen ſich ſehr verruͤhmt / und ſonderlich um Frankreich fo verdient ges macht / daß er durch Mittel des Königs Franciſci ausder Gefaͤngniß zu Rom loß kom̃en / dahin er geſezt worden durch Anſtiftung ſeines Feindes Matthæi, Cardinals / und Biſchoff von Sitten / den er auch aus dem Land vertriben / endtlich aber A. 1529. ſelbs / um des Landvolks Aufſtand außzuweichen / flüch⸗ tig worden / und zu Vivis am Genffer⸗See geſtorben / ſo daß er nicht einmal der jenigen Begraͤbnuß genieſſen koͤnnen / welche er zu Glyß in der Kirchen / er erweiteret / vor ſich und ſeine Kinder zuruͤſten laſſen. An der Altar Ta⸗ Linfeinee Capell iſt er mit feiner Gemahl / i2. Soͤhnen / und 11. Toͤchteren in Lebens groͤſſe abgemahlt mit diſer Uberſchrift. Nr S, ANNÆDIVÆ VIRGINIS MATRI GEORGIUSSUPERSAXO MILES AU, HANC CAPELLAM EDIDIT ANNO SALUTIS :519. ALTARE FUNDAVIT ET DOTAVIT JURE PATRON, ars l 535124 ) DIBUS SUIS RESERVATO, CUMEX MARGARETA UXORENA- TOS XXIII. GENVISSET, | ft alfo difer Georg von der Flue auch utzter die jenigen gugehlen / wel⸗ evil Kinder gezeuget / deren erzehlung auf eine andere gelegenere Zeit pers pare, | Dhngefahr eine halbe Stund unter Glyß ift.eine Maur / oder Landweh⸗ re / welche fich euhet von den angrangenden "Bergen bisan.den Rhodan / wel⸗ che mit Denen dazwiſchen aufgerichtefen Thuͤrnen / deren Heine Überbleibfes len noch zu ſehen / Dienet zu abbaltung der einbrechenden Feinden. Es if aber ungewiß mann dife Art Linien gemachet worden. Einiche halten ſie vor ein Roͤmiſch Werk welche es zu ihrer Sicherheit gebauen / als ſie über den Sim- pelberg inGallien gezogen. Andere aber ſehen fie vilmehr an vor ein Zwiſchen⸗ Maur/ welchedie Ober-Walliſſer gebauet / um ſich zubeficheren vor dem Eins fall der Under-Walliſſe en / oder Seduneren / weſche vor zeit? gar il Herrſch⸗ ſuͤchtigen Adelsgebabr / und vil veſte Edelſitz / als zu Viſp / Raron / zum Thurn / Laͤuck / Sider / Sittin?e, Nachdem aber beyde Voͤlker fich mit einander verbunden / iſt auch diſe Scheidlini in Abgang gerathen. Nebſt diſer Landwehreflieſſet in den Rhodan ein Waͤſſerlein / Gamſen genannt / fo da herkommet aus denen Mittaͤgigen Alpen Heinisgarten/ Mundwald/ Finilen / Gettſchon / Terminen/ Rorbergrc. Auf der rechten Seiten des Rhodans / eine Stund unter Brig / fo man über die Bruk gehet / Eommer man zudem | Brigerzoder Glyſſer⸗ Bad /⸗ Aquæ Brigianæ, Brigiæ, Vbericæ. Es iſt diſes Bad von Natur warm / ligt in einer anmuthigen Ebne / wenig Schritt von der Rhoſne / umgeben mit ſchoͤnen Wein⸗ und Baumgaͤrten / Aekeren / und Wieſen / an dem Fuß eines hohen Bergs / Munde genannt / der gach aufſteiget. Die Quell des Bads ligt ſehr tieff in der Erden / daß man vor diſem die Badkaͤſten hat muͤſſen ein⸗ graben / welche aber hernach die Unkommlichkeit hatten / daß ihnen der Ab- lauff geſperrt ware / und manfie müßte außſchoͤpfen / um ſie zu reinigen. Es dienet diſes Bad in der Raud / flieſſenden Geſchwaͤren / und anderen aͤuſſerlichẽ Schaͤden / ſo auch in dem Krampf / Zitteren der Glideren / Podagra / Haubt⸗ fluͤſen / Sauſen der Ohren / Unfruchtbarkeit der Weiberen. Iſt hingegen ſchaͤdlich denen / ſo ein ſchwaches Haubt haben / ſo auch den Fiebrigen / und Die von hitziger Leber und Nieren ſeyn. Vor 200. und mehr Jahren war diſes Waſſer noch nicht zum Arzney Gebrauch / und von denen nebenlauffen⸗ den kalten Quellen geſoͤndert allein im Som̃er denen Anwohneren zu einer Er⸗ getzung / weilen fie nach außgehaltener Tags-Arbeit darinn ſich des Abends abwaſchen / und ihremuden Slider erquiken koͤnnen. N.32.) rs) (Den 1o, Aug.1707. Eee 0 0 Schweizeriſche Berg Feilen, nn. one urn EEE eg en — re EEE) — te), Ka 1471. hat Antoni Walker von der Oberkeit des Ohrts Er⸗ | laubnuß/ und Freyheit erhalten/der vechten warmen Duell in Die Fel⸗ ſen hinein nach zufegen/ und mit anwendung simlicher Unkoͤſten / das aus denen Selfen lebendig hervor quellende warme Waſſer durch Lerchene Eandle in die Badkaͤſten abgeleitet / und dabey eine kommliche Herberg auf- — zum vortheil der Bad⸗Gaͤſten; welches alles Peter Owlig von Brig A. 1521. verbeſſeret / erweiteret / der Quell 6. Schritt in den Selten hinein en ge Heut zu tag iſt diſes Bad überallin Abgang / und fait oh⸗ ne Gebrauch. Wir fanden weder Wirth / noch Gaͤſte / noch Badkaͤſten⸗ auſſert zweyen indem Felsloch ſtehenden Zuberen / darinn ſich ein Bad-Gafl kan in der Finſtere ſezen / und nach ſeinem gefallen aus dem Canal / da die Quell ſtehet / Waſſer ſchoͤpfen / ihme alſo ſelbs abwarten / und / gleich in de⸗ nen Wirthshaͤuſeren des Koͤnigreichs Spanien / Speiß und Trank / wann er etwas genieſſen wil mitbringen. Hr. D. Mannhaft von Brig erzeh⸗ lete uns / daß diſes Briger Bad vortrefflich dienſtlich ſeye denen Gleichſuͤch⸗ tigen / bey welchen man ſonſt groſſes bedenken tragt / ſie in Baͤder zuſezen / ſo auch denen / ſo mit dem Kaltwehe behaftet / und berichtete zugleich / daß wuͤrk⸗ lich einiche Briger des Vorhabens ſeyen / diſes Bad widerum in Aufneh⸗ men zubringen. Und gewißlich were es zuwuͤnſchen / daß es ing Werck ges richtet wurde. Dann es koͤnten ſich diſes Heil-Bads mit groſſem Dora theil bedienen alle Ober⸗Walliſſer / in ſonderheit Die jenigen Anwohnere / welche armuth halben die weitere Reiß ing Laͤuker Bad nicht wol koͤnnen unternehmen / oder denen eine ſolche Berg⸗Reiſe Zuſtands halben beſchwer⸗ lich iſt. Es gibt aber die Situation der Quell eine nicht geringe Hindernuß zu außfuͤhrung diſes Vorhabens / dann fie gar zu tieff / und in gleichem hori- zont mit dem Rhodan Fluß / deſſen Waſſer dann / wann fie -fonderlich zu Sommerszeit großangemachfen / fich mit dem Natürlich warmen Waſſer vermiſchen / und gardas Sande uͤberſchwemmen koͤnnen / wo fie nicht mit groſ⸗ er Muͤhe abgehalten werden. Von denen Mineralien / ſo in diſem Briger⸗ aſſer enthalten / hat die Oberherrſchaft der Schwefel / den man mit der Zungen ſchmeket / mit der Naſen riechet / der auch / fo ev abgetroknet wird / ei» ne 598 (126 SS ne Flamm von fich gibt. Cafparus Collinüs hat in feiner Schrift de Sedu- norum Thermis dem Schtoefel zugeleget den Alet / und ein Salpetrifched Salz teilen das graulechte nach Schwefel riechende Pulver / welches durch einfiedung dahinden bleibt / einen füßlecht zuſamen zeuhenden Geſchmack hat worauß dann die Wirkung ohnſchwer abgunehmen. Ich habe / ſo vil die Zeit es zulaſſen moͤgen / folgende Proben angemerket. Auß anſchuͤttung des fublimirten Queckſilbers / des Geiſtes von Gruͤnſpan / pulveriſirten Sal⸗ peter / und Etzzoder Scheidwaſſer erhebt ſich ein Rauch / ſo daß gleichwol das Waſſer durchſcheinend bleibt. Milchweiß abet wird es durch anmiſchung des Weinſtein Salzes. Die Kalte Quell / welche auſſert der Felshoͤle ſich zeiget / ohngefehr 8. oder 16. Schritt von der warmen / iſt auch ſchwefelicht / wie abzunehmen theils aus dem Gerüch / theils auß gleicher jezt angebrachten Enderung mit des Weinſtein Salzes Vermiſchung. | Wir ſezen nun unfere Reife weiters fort in dem dritten oder Yifpers Zehnden/ welcher anfangt über Glyß. Zu diſem Zehnden gehören jchöne und weite gegen Mittag ligende Alpen / zuzweyen Thäleren/ Saſſer und Matter⸗ Thal/ Vallıs Saſſia & Mattia; melche zwey oder drey Meilen weit hinder Viſp an das Herzogthum Meyland angranzen/ und jenes zwar zwey Paͤſſe dahin öffnet / den einten über den Berg Antrun in das Dorf Antrun Menländer Gebiets’ den änderen über den Magganaberg/ fonftauch auf Fe; und Mons Martis genannt / in das Sn aggana, 9 wie das öbere dem Novarer Biſtum einverleibet; von difen Bergen flieffen ab zwey Waſſer welche su Stalden zuſamen kommen / undfich alldort vereis nen mit einem flärferen Fluß / welcher entfpringe in die fünfthalb Meilen weit von Bifpinden Gegenden Finilen/ Finila, Aroleita, Areleie/und in Mont / Monta; von wannen ein Paß gehet über den Augftalerberg/ Mons Sylvius. Roſa, Glettſcher / Aufkelberg genant/in das Augſtai/ und Ajatzer⸗oder Kraͤmerthal dem Herzog von Savoy zugehörig. Gleich wie zu hinderſt in dem Saſſerthal ligt die Pfarı Saß / aiſo iſt die hinderſte Pfarꝛr in dem Matthal Matt / Matta, vier Meil ob Viſp. Ein Meil unter Matt folgtt Se oder Daͤſch / Dela, Tæſta, die Pfarı zu S. Mos rigen hat ein eigenes Waͤſſerlein / und Thal Gelaͤnd aus dem Gebirg herfuͤr / das Daͤſchthal geheiſſen. Ein Meil unter Teſt ligt auflinker Seiten des luſſes die Pfarı Gaſſa, darvon das Thalden Nahmen hat Gaſſenthal. in Meil unter Gaſa ligt das oben gemeldte Dorff Stalden / ein kleine Meil ob Viſp / bey denen die aus dem Matter⸗und Saſſerthal zuſamen flieſ⸗ ſen de Berg⸗Waſſer den Nahmen Viſp / oder Viſpach / Fiſchbach an⸗ nehmen / von welchem auch Der ganze Zehnden / und deſſen a u ahmen ed (137 )Sch= Nahmen her hat. Ob Stalden zwiſchen beyden Thaleren ligt ein fruchts barer Berg) und aufdemfelben dag Dorffund Pfarr Grenchen / Grenchia, daran hinden floßt der Rietberg / Kietbetgius Mons;auf welchem ſchoͤne Al⸗ pen. Vor Stalden über, gegen Aufgang / ligt das Dorff / und die Pfarz ONE EA Hin, a: A Are a nee Das Dorf 2 kan Nic) ruͤhmen ber Geburt zweyer beruͤhmt ⸗ ge⸗ lehrter Mannerenn. Der einte iſt Simon Lithonius, in Griechiſchen und La⸗ teiniſchen Sprachen krefflich erfahren / ſo hernach Profeflor worden zu Straß⸗ burg / und daſelbſt in noch jungen Jahren um 4.1543. geſtorben. Der an⸗ der Thomas Platetüs; alſo genant von einer Felsblatten / oder platten Fel⸗ ſen / der über fein Geburthshauß hervor geraget. | Ob dem zuſamen Fluß des Rhodans / und der Viſp / iſt der Haubtfſeck Viſp / Velpia, welcher mol gebauet / und zwey Kirchen hat / die einte zu St. Martin / die andere zu Unſer Frauen. Ob diſem Flek iſt vor diſem geſtan⸗ den das Schloß Hpſchburg / welchen Nahmen auch ehemals der anli⸗ gende Fleck ſelbs gehabt / ehe er ſich von dem Viſp Fluß her nennen laſſen. Es war diß der Sitz der alten Graffen von Difp / deren Herafchaft fich auch zum theil uber Dee Seduner Sanöfchaft erftrefet / und hernach erbsmeife kommen auf Die Graffen von Blandra, welche dich den Titulvon Viſpan fih genommen. Aus difer Famille war iene Sräfin / welche mit ihrem Sohn Antonio unter Naters an der Noddanbruf A. 1365. erfchlagen wor. ven. Es ift hernach die Burg’ su Viſp von Sraff Peter von Savoy mit Hilff etlicher Landleuthen gerflört worden. A, 1388. aber gefchahe bey Viſpeine blutige Schlacht ztöifchen dem Graffen Amedeo von Savoy ; und + den Walliſſeren / in welcher jener dag kuͤrzere gesogen/und in die 4000. Mañ verlohren. Sonſten iſt noch zumelden/das BifpEan angefehen werden als ein Stammhauß viler Adelicher Geſchlechteren / und daher fich herleiten die beiten edelften Familien des gantzen Lands. Es follen die Edlenzu Viſp eine eigene Kirch vor fich gehabt haben in welche denen Gemeinen nicht er- laubt geweſen zugehen. | | Eine Meil unter Viſp / aufrechter Seitendes Rbodans ift Raren/ Aaron / Raronia der Haubtfleck des vierten Zehnden Raron / welcher zwo Kirchen hat / die einte zu St. Romanydie andere u St. German, Wacht bey St. Romans Kirch ſeyn zufehen Die alten Gemaͤur des Schloffes Ra⸗ von / melches ein Siß war der Freyherren von Raron/ von melchen Münftenus fchreibt / das fieguder Otthonum Zeiten unter die 4, Sreyherzen des Reichs gegehlt worden, Diſes Hauß / aus melchem verfchiedene Bir ſchoͤff geweſen / iſt zuletſt ſo maͤchtig worden / Das bie Landleuihe Anlaß ges | | nommen sl 128 VS BES FE EEE nommen/ ihre Übermacht abzuthun / und in einem offenen Krieg ihre Schloͤſ⸗ fer gerftöret/und die Freyherren aus dem Sand verjagt. Der letſte diſes Bes ſchlechts war Perer/ oder Petermann von Raron / welcher von wegen ſeiner Muter die Graffſchaft Toggenburg / nach des letſten Graff Fridrichen Ableiben A. 1436. ererbt / und A, 1469. verkauft an Abt Ulrich von St. Gallen / mit vorbehalten deg Landrechteng fo Die Toggenburger mit beyden Lobl. Dhrten Schweitz und Glarus haften / nebftihren alten Freyheiten. Er ftarb endlich A. 1479. im hohen Alter / und wurde begraben im Klofter Rüti Zurich Gebiets 7 daſelbſt auch aufgehenft fin Schilt und Helm mit demguldinen Adler in rothem Feld, A In der Gegend bey Raron fangt fich an das Weingewaͤchs mehren, und famtet fich hier fonderlich ein meiffer friſcher / und lieblicher Wein. Jenſeits des Rhodans vor Raron über / gegen Mittag / ſeyn ſchoͤne / Weidreiche Berg / und vil kleine Doͤrfflein oder Nachbarſchaͤfftlein / als Emd /Terbil/ Buͤrgen / Birthen/ Eggen / Alba/ Underbaͤ⸗ eben / Aergiſch / Thurtmanthal und Eyfchol/ in welchem letſten ilberertz anzutreffen / zwiſchen Viſp und Thurtman ligen ſonſt Feine nahmhafte Doͤrffer / ſondern nur hier und da abgeſoͤnderte Gebaͤue / als Churtig/ Beckenried am Stein. Unſere Nachtherberg was zu Dortmann / Thurtmann / Dorto- mannia, einem Vorff / in dem Hauß Herzen Gaſmers / Ritters / und Gu- bernators, welcher / obgleich 86. Jahr alt/ an Leibs und Gemuͤthskraͤften noch ganz frutig war. Nr Aufrechter Seiten des Roddan Zluffesunter Maren iftdie Pfarsund Dorff Geſtilen/ Unter Geſtilen / Geſtelen / Geltila, Caftellio infe- rior, und nahe darbey die überblibenen Gemaͤur des Schloſſes zum Thurn welches ein Sie war Der ——— von Thurn / von welchen ſich her⸗ ſchreiben die Edlen Herzen Zur Qauben von Zug. eben Seftilen flieffer in den Noddan die Luntza / ein Waſſer / wel⸗ ches entfpringt gegen Mittnacht Hinder dem Gebirg Bietſchhorn / neben dem Hettſchenberg / über welchen ein Paßgen Randerſtaͤg / ins Fru⸗ tinger Thal / Bernergebiets. Es hat diſes Thal ſelbs den Nahmen Letſch⸗ chal / Nettſcherthal / Lettſchia Vallis, in welchem etliche Dörflein’ als Blatten/ Riematten/ Wiſſenmatten/ Myler / Rechetten / Rippil/ Ferden. Es gehoͤrt noch indem Rarer Zehnden. A N.33.) I - (Den 17. Aug. 1707, ee ee Schweiserifche Berg-Beien, | N En 14. Aug. reißten wir fort inden fünften / oder Laͤuker Zehn⸗ | den / welcher alfo genant wird von dem Haubtflecken Deuck/ Naͤuck / Leuca, fo ein Meil unter Karen ligt an der rechten Sei⸗ ten des Modans auf der Höhe / fo Das wir über eine Brufzu paflieren hats ten / und auflinker Seiten fahen die Herberg ander Suff /allivo Die Kauffs mans Guͤter / fo vom Senffer, See heraufgefertiget werden / außgeladen / und weiter gen Viſp / und fo fort durch Das Saſſerthal in Italien gelieferet wer⸗ ben, Auf diſer Seiten iſt auch der Ullgraben / ein groſſe weite / von den Berg Wafferen eingefreifene Srube/ allmo vor alten Zeiten folder Fle⸗ Fen £eufgeftanden fein. Difer Fleck ligt nun ineiner wolbewahrten Hohes hat fchön rothes Weingewaͤchs / ein molgebautes Rathhauß /_ und etliche Schlöffer / deren eins vor Difem den Sreyherzen von Raron zuſtaͤndig war / und aber A, 1415. zerſtoͤrt worden / Das ander aber dem Bifchoffvon Sit tengehöret. Es ligt difes Leuk faſt in mitten des Lande Wallis / weßwegen guc) da gemeinlich die Geſandten von Seiten dee Biſchoffs / und der ſiben Zehnden Des Lande zuſamen kommen / ihre Staats Geſchaͤffte abzuhandlen. Es enderen ſich auch hier die Sprachen; ob Laͤuk redet man Teutſch / unter Laͤuck ein verderbt Franzoͤſiſch. Beyderſeits aber / ſonderlich in denen Haubtfleckeny befleiſſet man ſich der Franzoͤſiſchen / Italieniſchen / Teutſchen / und auchLateiniſcher Spraeh / welche ihnen vaſt noͤthig ſeyn wegen der Nach⸗ barſchafft mit dem Berner⸗Urner⸗Gebiet / Italien / Savoy / und Genffer⸗ See. Ja es iſt ſich zuverwunderen / und / weilen es zum Lob der Walliſſe⸗ ven £reflich dienet nicht vorbey zugehen / Daß oft auch Die gemeinften Leuth / als Taglöhnerey jegt ernennte vier Haubtfprachen fertig und sierlich reden. Hier/bey Laͤuk / endet fich unfere Reife durch das Walliſſer⸗Thal / wel⸗ esum fo weitläuftiger nad) Anleitung des Simlers / Stumpfen / undeis gener meiner Anmerkungen/befchrieben / weiten es fich leicht zutragen Fan / Daß eine aanze Länd-Eharte von Wallis mit der Zeit verfertige/ welche biße heriger Beſchreibung folentfprechen. = Ehe wir aber den Laͤuker⸗Berg beſteigen / merke noch an / daß die Wind / welche das Walliſſer Land durchwehen / gemeinlich ſeyn Oſt⸗Weſt Eis En . u 3*2 (130 GE Sud⸗Oſt⸗Winde / weiten fich diſes Thal erſtreket nach der Larige von Mors gen gegen Abend, Die Sud-Oſt⸗Winde / weilen fie von Italien her mes hen / ſeyn gemeinlich warm / ſonderlich wann die Dberhersfchaft hat der Sud/ Die Morgen « der Oft Winde ſeyn gemeinlich kalt / heiffen auch der kalte Foͤn / weilen fie von denen Gotthardiſchen Eig-und Schneebergen herkom⸗ men; die Abend» Winde aber, bringen den Wolliſſeren / twie anderen Voͤl⸗ keren / Regen zu. Den rauhen Nord-oder Biß⸗Wind halten abdie hohen Gebirg / welche das Ialliffer-Land von dem Bern⸗Gebiet ſcheiden / welches dann auch die Urſach der herzlichen Fruchtbarkeit diſes Lands / ſonderlich des Underen Wallis / an Wein / Korn und anderen Fruͤchten / nebſt dem / daß I: Sonn mit ihren Stralen den ganfen Tag kan das Thal beleuchten und ewaͤrmen. a A in AN: u EEE IT Von dem Fleken Leuk reißen wir immer in die Hoͤhe durch ein Thal⸗ welches durchloffen wird von der Dala / einem Waſſer / das gegen Mitt⸗ nacht ander Gemmi entſpringt / und unter Seuffich inden Rhodan ergießt. Kalt in mitten zwiſchen Dem Stefen Leuf/und dem Bad / paſſierten wir das Dorfen Frna / in Inna / und langten endlich anin dem Denker; Bad ſelbs / roelches unten an der Gemmi ligt / und ins befonder fol ın naͤchſt folgendem Tagwerk befchrieben werden / wie es auch ſolche Mühe verdiene in anfehung feinet Eoftlichen Wirkungen / und groffen Ruhms / welches eg inder Welt hat, Wir merken heute noch an / das Dafelbft unfer Wetters Glaß die Höhe gezeiget von 21. Zoll. Scrup. worauf wir abnehmen / das diſes Bad Höher lige als Brig 1560. Vieſch 700. Geſtinen / oder Ober Ge⸗ ſtilen do. Altorff 2006. tiefſer aber als die Furken 2000. und Gotthard 1920 Zuͤricher Schuhe. Nach des Mariotti Rechnung iſt die Hoͤhe des Leuker⸗ Bads uͤber dem Meer 3378. Pariſer Schub: _ . . 2. 2. Wir gewohren uber diß / daß in der Alp Aſp / in der Pfars Leuk / ein kaltes Schweffelwaſſer / welches geruͤhmt wird vor dag Sieber / Raud / und andere Hauütſchaden / innerlich und aͤuſſerlich. Es ſollen auch daſelbſt ſeyn Rupfer⸗und Goldertz / wie auch zu Bagnies Goldertz. Das Walliſſer⸗oder Leucker Bad, Thermæ Leucenſes, Leueinæ, Leucianæ, Leuceræ bey Georgio Agri- eola, finden fich beſchrieben bey Wagner Hiſt. Nat. Helv. p. 100. Simlerde Valles. p. 20.b, Collino de Seduniorum Thermis bey Simlerp. 143, und hat darvon auch ein befonder Frackätlein gefehrieben Conftantinus Caftellus, Med. D. von Sitten / welches Teutfch und Latein herauß Fommen zu Lyon und Sitten A, 1647.in8. Ich hab esauch Srangöfifch gefehen in Mfe, bey dem Wirth zum weiſſen Kreutz indem Bad. Die beſte ——9 | j 16230, iſt / ſo vil mich bedunkt / des Collini; aus welchem auch die nöthigen Bericht 2 zeuhen werde / und über Denfelben untermifchen mit eigenen meinen ug ee EURE Es ſol diſes Heil Bad zuerſt erfunden worden fein von denen Vichhir⸗ ten oder Sehnen /oder von den Jageren / dann der Ohrt / da es ſtehet / iezt zwahren zahm / gebauet / mit fchönen Gebauengegieret / und mit Graßrei⸗ chen Weyden umgeben vorzeiten abet wild / und faſt unbrauchbar geweſen/ dann von der Morgen Seite wird dad hohe Thal, da das Bad iſt / beſchloſ⸗ ſen mit hohen unmandelbaren Stetfeheren;gegen Mittag iſt gleichfals ein ho⸗ ber unerſteiglicher Berg; gegen Abend ſehn dicke und finftere Walder / jezt noch genennet s Holtz im Thal / durch welche die Dala in der Tieffe abs lauffet / und jest eine Straß gebahnet iſt auf Leuk; gegen Mittnacht iſt der ohe Gemmiberg / welcher auch nicht erſteiglich were / wann nicht bey anlas es Bads die Kunſt die in der Natur vorkommenen Hindernuſſen übers wunden hette. Mit einem mort/ es Fame in diſe abgelegne Wildnuß nie⸗ mand / als die Gemſe / und andere dergleichen Bergthier / und die ihnen nach⸗ — Nachgehnds aber hat man angefangen die Balder außſtocken/ ie Alpen von dem Vieh abnutzen / Sennhütten / und andere Gebaude aufs führen, fo daß nün das Bad einem Dörfffich gleichet. Ungerißaberift die Be ann die Erfindung des Bads / oder j zt gemelte Wegraumung / geſche⸗ en / vermuthlich aber hat ſich DIE alleszugetragen vor etlich 100. Jahren / wie auch deffen anzeigift ein alter Thurn’ weicher nach etl:cher Meinung ges bauet worden von einem Frehherren son Thurn / alg ein Schutzwehr wider den Einfall der Berneren ; glaͤublicher aber iſt eine alte Sag / welche einen Edlen Mans die Aufrichtung deſſelben zuſchreibſte. Zer Quellen ſehn ſonderlich fuͤnf an der Zahl... Die erſte / und groͤ⸗ ſte / welche auch eine Muͤhle zutreiben mächtig were / findet ſich ander Straß/ bedeket mit einem breiten Stein. Von diſer Quelle werden zwey drittheil angewendet zu dem Hauß⸗und waſch⸗Gebrauch / ein drittheil aber flieſſet in das groſſe Bad / welches unter freyem Himmel / zwahr mit einem Tach bes decket / und wol 120. Schuhe in dem Umkreiß hat. Es ſeyn in diſem groſ⸗ fen Kaſten drey eingefaßte Bader / eins vor die Manns⸗die anderen vor Die Weibsperſonen. Der andere Brunn entſpringt unter dem Wirths- hauß zum Weiſſen⸗Kreutz / und flieſſet auch in das groſſe Bad. Ein drit⸗ ter Brunn diente ehemals allein den vornehmeren Gaͤſten / nun aber denen gar elenden / mit aͤuſſerlichen wuͤſten Schäden behafteten / und deßwegen zu ſcheuhenden Patienten / und widerum ein ander beſonder Bad vor die Ba⸗ der / und Schaͤrer. Die vierte Quell ligt von dem groſſen Bad eine zim⸗ liche weite ab / in der Wieſen / unter obbemeldtem Thurn / iſt — me widmet denen Auffägigen / und fonften mit wuͤſten Schaden behafteten Leu⸗ Chen, welche unter anderen nicht leicht geduldet werden. Die fuͤnfte / und oberfte uch mind genennet Das Heilbrunnelein / wejlen es vor anderen aus ſol fräftig fein in heilung allerhand Hautſchaͤden. Es iftdifes Leucker⸗Waſſer lauter / ohne Geruch / und fo heiß von Nas tur / daß man bey den Quellen die Handenicht mag darinnen halten, Die Er fieden/und Die Huͤner von ihren Federen abledigen/ laffet fish aber trin⸗ en ohn ſchaden. Collinus hielte davor / das diſes Waſſer Hieffe uber Kups fer, Ditriol Gold und Kalch / weilendie Erde von demſelben roth gefärbe werde / und auch ein folcher Badftein fich anfege 7 welcher ober um etwas weiß / an Geſtalt und Geſchmack gleich einem Kalck. Es ſol in dem Meyen etliche Tag nach einander von eben diſer — Kalck⸗Materi truͤb lauffen / und dann zumal von denen Anwohneren zuSitten ſonderlich gebraucht wer⸗ Den / weilen fie es zur ſelben zeit am kraͤftigſten zuſeyn bedunken / vornemlich / hal ber April / und Meymonat einen groffen Grgd der Warme außge⸗ Nasen. | Auß difen / wie wol annoch trüben’ Quellen der indem Leuker⸗Bad fich befindenden ingredientien leiteten Die. alten Medici her die Wirkungen Des felben, Sehet / wie? Weilen das Kupfer ein mittel Metal ift zwiſchen dem Hold und Silber gleich Die Venus ein Mittel Planet swifchender Soñ und dem Mond, als wird diſes Kupferführende Heilmaffer ſeyn warm und troken im dritten Grad / folglich erwärmen / aufloͤſen / troknen / zuſamen zeu⸗ hen, hiemit ſonderlich dienen in Falten und feuchten Krankheiten. Sehet / wie der Philofophifche/auf den vier Raͤderen der fo genanten erften Eigen⸗ fchaften mit des Ariftorelis, und der Schullehreren Pferden befpante Wa⸗ aen auch über die hohen Walliffer Berg einherfahret / und gleich als aufdes Dedali Slüglen auch an folche Ohrt hinfomt / da fonft die Waͤgen uns brauchbar feyn? Sehet / wie es fo leicht hergehet/alle Krankheiten herzuleiten aus der reichen vierfachen Quell der Warme / Kälte Feuchte / und Troknes und alfo auch Die Arzneyen / fo fih aufiene ſchiken / auffinden ? der Kalchich⸗ te Badſtein ift warm und trofen im vierten Grad / erwaͤrmet / und troͤknet deßwegen / obgleich er wenig Bewegung hat / noch mehr / als das Waſſer / melches benen feltfam fol vorkommen / welche das Weſen der Wärme zu⸗ fchreiben der Bewegung ; über Das aberentlehnen fie etwas aus dem Schag der fo genanten zweyten Eigenfchaften/ und gewahren / das der Badſtein um — beiſſe / die Wunden und Schaͤden reinige / und das milde Feiſch perzehre. P. 8. Zur Erklaͤrung diſer und folgender N. dienet ein Kupfer / welches vornemlich den funſtlichen Weg vonder Gemmi ins Leuker Bad vorſtellet a 5. Pe N.34.) 4 (133) (Den 24. Aug. 1967; OO OFT oe Schweizeriſche | Berg-Beifen, DL emit wird difes Leucker⸗Waſſer dienlich feyn allen Krankheiten? D Yvelche herkommen von einem feuchten Falten Gehirn / den Schnups DE pen/und allen Haubtflüſſen / (welche Die alten fich vorgeſtellet / als ei⸗ nen aus dem Hirn inden Rachen / Naſen / aufdie Bruſt / nnd Magen abs fallenden Regen ) denen flüffigen/ dunklen Augen / allerhand Zuftänden Der Dhren / des Rachens/ und dafelbftligender Theilen ; dem ſchwachen / nicht mol däuenden Magen/und fehlechten Eßluſt: denen Engbrüftigen/und mit ſchwachen Lungen verfehenen Milgfüchtigen/ denen fo dem Grimmen / und Nieren: Wehe unterworffen und auch denen Waſſerſuͤchtigen; wie folte man aber wol Fönnen difere aug Dem Model der Badgaͤſten außfehlieffen ? Es beitehet ja vornemlich ihr Alnligen in der Kälte 7 und Feuchte / zweyen in den Leib des Menfchen einbrechenden Feinden / welche beffer nicht / als mit der Warme und Troöfne fich abtreiben laſſen nach der Gemeinen Grundregel des groſſen Hippocrätis, und aller Runftbefliffenen / contraria contrariis cu- rantur? Sehet wieman diearmen IBafferfüchtigen Patienten’ denen ges meinfich alle Bader mehr ſchaͤdlich / als nuglich ſeyn weißt nach Denen Reg⸗ fen der Kunſt und Wiſſenſchaft / en forme, wie jener Moliere gepflegt zu reden/ in Das Grab zu lieferen ? Sehet/ wie man ohne einen Unterfcheid der Kranfa heit / dero Urſachen / zumachen, Hydropicis omnibus, allen Waſſerſuͤchtigen / zu Leuck die letſte Oehlung gibt? oder / beſſer zuſagen / Den Krankheiten abs zuhelffen weißt / ſolte es auch geſchehen mit aufopferung der Patienten. Ich laͤugne nicht, daß etwann eine allgemeine / fonderlich in denen aͤuſſeren Gli⸗ deren fteckende Wafferfucht / welche Die Kunftverftändigen Anafarcam nens nen/ Eönen durch Die zufamen zeuhende Waͤrme des Bads / underfolgende entledigung der Waſſer⸗gefaͤſſen von ihrem außdehnenden Laſt desftillftes - henden Fließwaſſers zum froft der Kranfnen meagehoben werden. Wo wil man aber hin mit denen im holen unteren Leib / oder Der Bruſt ligenden Mafferen/in der gemeinen Bauch: und Bruſt⸗Waſſer ſucht / ſonderlich wann die bereits fo lang angeſtanden / daß fie begleitet mit Engbrüftigfeit/ Abneh- men Des Leibs / hartgeſchwuͤlſtiger Verſtopfung der Leber / und anderer ins | we neren Ä 532 ( 134 ) SE neren Slideren ? Ich bilde mir ein / daß dergleichen unſchuldige / von uner⸗ fahrnen / oder befier zureden/ unwiffenden Arztenyin die Bader gefandte Pa⸗ tienten müffen das Opfer ſeyn / welches vor anderen fol aufdem Altar Der Hygeje aufgeopfertwerden. Ein gleiche Bewandtnuß hat es auch mit des nen Engbrüftigen / und mit ſchwacher Zungen verfehenen / welche fo wenig naher Leuk / als inanderevon Natur warme Bäder hinkehren follen / ohne molbedachten Kath verfiändigerArzten/von deren Zahl ich außfchliefle alle fo genante Pra&ticos Medicine, Schinder und Kalberaͤrtzte welche von Der Bes fchaffenheit des Leibs / denen verfchiedenen Arten der Krankheiten / denen Wir⸗ kungen der Urſachen / und Artzneyen ſolche Vorbilder in ihrem Gehirn machẽ / wie der Blinde von den Farben / und ihre zuweilen gluͤkliche Außtraͤge dem bloſſen blinden Gluͤck zu danken haben / auf welches bin die Patienten ihren Leib Darfegen müffen. Ich überlaffe einem jeden die Freyheit feinen £eib zu übergeben / wen er wil / und fehreite fort u denen übrigen Wirkungen des Leukerbads. Wann man estrinkt/fofol es den Leiböffnen / aber zuweilen eine Harnftrenge verurfachen / weiters die ſchwache Baͤrmuter ſtaͤrken / die Fieber vertreiben / den Nieren- und Blaſenſtein außfuͤhren / die Huftkrank⸗ heiten / Podagra / und andere Gliderſchmerzen wegnehmen / dem Krampf / und zuſamenzeuhung / oder einſchrupfung der Nerven wehren / ſonſt auch al⸗ len zuftänden der Nerven / der Contractur, Lahmheit / Schlagffüſſen abhelf⸗ fen ; Den anfangenden Außſatz heilen, die gebrochenen / und wider eingerich⸗ teten Dein befteiffen / Die muͤden Slider erquifen / bößartige flieffende Ge⸗ ſchwaͤre / Raud / und anderedergleichen Haut⸗Schaͤden curiten / Wunden / die nicht wol oder recht geheilet / widerum öffnen / und zuſchlieſſen. Man Fönte noch einen vil meitläuftigeren Model außfertigen von denen Zuflän- den / in welchen diſes Heilbad Eraftige Wirkungen leiften fan. Darmit aber/ glaube ich / ift mol dem Bad / und deffen Beſizeren / aber nicht denen Patienten ſelbs gedienet / weilen die nicht auf bloffe — oder außſtrei⸗ chung ſolcher Tugenden ſollen geluͤſtig werden / das Wallis⸗Bad zubeſuchen / ſondern nach gegebenem klugen Rath eines verſtaͤndigen Arzets / deme bey⸗ des die Beſchaffenheit der Krankheit / und die Natur des Bads bekant / ſich richten. Jene iſt fo verſchiedenlich / als vil Krankheiten und Naturen der Menſchen ſeyn / diſe aber iſt beſtaͤndig und verdienet wol / und mit groͤſſerem Fleiß / als bißher beſchehen / unterſuchet zuwerden / Damit man ſich einer ge⸗ nauen Beſchreibung des Bads bedienen koͤnne/ als einer Richtſchnur / Die Heilung der Krankheiten darnach abzumeſſen. Ich meines Ohrts kan mich zwahren nicht ruͤhmen / fo gnugſame Proben son diſem Leuker⸗Waſſer ger machet zu haben / als noͤthig weren zu einem genauen Examen; die eng ein⸗ geſchrankte N | = BR 13) gefchranfte Zeit ſchnitte mir fothane unterfuchungab. Gleichtwolen haben mir/gleich als im vorübergehen/folgende wenige Proben / fo ich gemachet / Die Augen in fo weit aufgethan / Daß nun ganz andere Gedanken aus der Er⸗ fahrung diſes Bade halben/ abfaſſe / als ic) zuvor gehabt aus der Befchreis bung anderer / welche bereits vor faft anderchalb hundert Jahren ihre Ges danken hierüber eröffnet: _ .,... ... Auß Anſchuͤttung des Weinſtein Salzes gewahrete / daß difes Waſſer in ein Milchweiſſes dikes Weſen ſich geendert / und auch bald hernach zu bo⸗ den ſich geſezet ſchneeweiſſe Flolkeeen. rn Auß A ngieſſung des Scheidwaſſers erhebte ſich ein Raͤuchlein. Auß Vermiſchung der geſtoſſenen Gallaͤpflen zeiget ſich ein braunlechte arb. * Dur Anmiſchung des Salpetergeiſts / und Pulvers / Des Salarmo- * — des Gruͤnſpan Geiſts / des ſublimirten Queckſilbers folgete keine enderung. * 34 a u Das vornemſte Gemerk / ben welchem man die Wirkungen difes Waſſers fol erkennen / ift meines bedunfens das Gelbe/ oder braungelbe Pulver / welches fich fonderlich bey den Quellen undinden Canaͤlen haͤuf⸗ fig ableget; es iſt eines faurlecht zufamen zeuhenden Geſchmacks / und gehet/ oder gähret/ hikig auf wann egmit dem Scheidmaffer angefeuichtet wird. Difes Pulver hat mit feiner gold-hochgelben Farb tinferen alten Medicis alfo in die Augen geleuchtet / Daß fie Feklich außgegeben / e8 flieſſe diſes Bad» Waſſer ab Gold, und Kupfer. Gewiß iſt / daß feine Wirkungen die Kraͤf⸗ te / ich verftehe die Medicinalifche / nicht Policifche / des Golds uͤberſteigen. - Und aber halte ich auch vorgewiß / daß difes Pulver Feine Semeinfchafthat mit dem Gold / fondern vilmehr mit dem Eifen / und anzufehen feye / alsein wahrer /natürlicher / Crocus Martis, und daß außdifer Srundquellherzulei- ten feyen alle die vornemſten Tugenden difes Walliſſer Bads / von welchen man wol kan ruͤhmen / das fie überfteigen die Kräften aller übrigen Heil⸗Boaͤ⸗ deren / und Mineral-WWafferen des Schweigerlande. Dann ſihe / in anſe⸗ hung der Natuͤrlichen Wärme laſſet allhier ſich finden das / was man ſucht in anderen von Natur warmen Baͤderen ! der ſubtile Vitrioliſche Martiali- ſche Saltzgeiſt gibt dem Waſſerbad die Wuͤrkungen der Saurbrünnen 7 und hat endtlich der abgelegte Crocus fo wol in dem ftand feiner Vermi⸗ ſchung mit dem Waſſer / als nad) dem er gefönderet/ feine befonderen Foftlis hen Heilkräfte, Es verdienet die Wichtigkeit der Materi / das wir um et⸗ was eigentlicher / und weitläuffiger / außführen was vor Wirkungen von dem Leuker⸗Bad aug jezt Rh. — zu hoffen ſeyen. Se⸗ hen wir an die irrdiſche / and vitriol⸗ ſaltichte Theil / ſo werden jene die Kar t ce 136 ) FE fen / fonderlic) in dem Magen / und Gedärmen figende Feuchtigkeiten in ſich ſchluken / dife.aber die allgugefchwinde Bewegung der herzfchenden flüchtis gen Theilen hemmen und beyde zugleich das Gebluͤt verfüffen / die wilden Geiſter befänftigen/ die Trerpofifchen Zafern gufamen zeuhen / und darmit die inneren Ölider/ ja den ganzen Leib ſtaͤrken; folglich Fan ein verftändiger Ar- get den Aufferlich und innerlichen Gebrauch difes Waſſers einrathen denenv welche einen fo verderbten / fchlappen Magen haben / Der die Speifen / oder Arzneyen nicht wol Fan halten ; oder denen / welche eine fo ſcharffe Materi in ihren Gedaͤrmen haben, daß diſe beftändig gereizet zu oftmaligen Durchlauf fen anlag geben ; oder denen/ welche von fchtweren angeftandenen Kranfhei- ten endtlich erlediget werden durch einen Durchbruch der ſchaͤdltehen Materj durch.die Drüfen Der Daͤrmen / und aber dardurch fehr geſchwaͤcht worden / an den Verrichtungen ihrer Dauung ; So auch können fich mit gutem Nu⸗ zen diſes Waſſers / fonderlich innerlich / bedienen die / welche von all zufcharfe fem Gebluͤt dem Naſenbluten / oder anderen dergleichen Blutvergieffungen durch andere Naturgange allzuoft unterworffen. Geben mir ferner achs fung / wie obbenennte Salz: vitriolifche Theil in Fraft ihrer fpigigen Geſtalt / und Durch befondere leitung des Waſſers Finnen in innerlichem Gebrauch . durch alle Fleinfte Aederlein tringen / die fehleimerigetartarifche hier und da fich anhenfende Unreinigkeiten auflöfen / und abführen ; ia wie auch felbs die irrdiſchen / fonftzufamen zeuhenden Theil zufälligen weiſe öffnen / in deme fie bie wilden fauren verdiferende Salien in fich ſchluken / und außfuͤhren. Wann y fageich/ mir difeeröffnende Heilkraft des Walliſſer Bads mit off⸗ nen Augen anfehen / fo finden wir ein reiche Arzney Quell vor ungehlich vil Anligen / welche namlich von verdiferung der Saͤften / verfchleimerung der Waſſer⸗und Blutgefaͤſſen ihren Urfprung nehmen, Ja / ich Fan ſagen / ein allgemeines Mittel wider einen allgemeinen Feind / dann wir gewißlich keinen fo ernfihaften / fo beftändigen / fogemeinen / fo ftarken Feind unferer Geſundheit habenvals die Derftopfungen. Diß ift die Buchs Pandorz, aus welcher baldallesunbeil entftanden. Alle Gattungen Sieber / Dinder- haltung der Guͤlden Aderen/ Monatlicher Reingung / Harns / die Haubt⸗ ſchmerzen / Gelbſucht Blon-und Mattigkeit des Leibs / Glider Kranfheiten/ Miltzeſucht 2c. ſeyn unartige Kinder diſer Feindhaͤſſigen Mutter. In denen Irrdiſchen Martialiſchen Theilen / mo die die Oberhand haben über Die Salz⸗ theile / liget fo wol bey innerlich⸗als aͤuſſerlichem Gebrauch eine koſtliche Ver ſuſſings Kraft / welche Die Kuren ſcharffen Salien des Seblüts unter de och bringet / und abfonderlich Die von ihnen herzührende Raud / Aufl und andere dergleichen flieſſende Hauk- Schaden heilet. REN | * 4 Br N35.) 0137)98ö(Den 31. Aus. 1707. ET EEE TOT 0-0 tr Schweiserifrbe Ichten wir unſere Augen abfonderlich aufdieSatg-virriolifche Theil, 9 ſo haben wir uns zu getroͤſten beſonderer ſchweiß⸗ und harntreiben⸗ der / auch ſelbs den zaͤhen Magenſchleim Durch das Erbrechen außfuͤh⸗ render Kraͤften / deren ſich ein verſtaͤndiger Arzet mit groſſem Vortheil bedie⸗ ‚nen kan. Ich ſage nochmal / ein verftändiger Arzet / weilen dag vornehmſte lie get in vernuͤnftiger Zueignung jezt beſchriebener Wuͤrkungen des Bads. Dann bald der äufferliche Gebrauch allen denen Patienten einzurahten/ bald ‚der innerliche allein/bald beide zugleich / oder nacheinander,und zwahren in gewuͤſſer Maß / und Ordnung: Bald muß der Medicus feinen mehreren Troſt ſezen auf die Irrdiſchen / bald aufdie Salz-bald auf die WBaffer- Theis le / und dife von jenen; und jede von einanderen mwiffen abzufönderen / jaſelbs unter denen Quellen einen Unterfcheid u machen / wie meines Bedunkens die ‚in freyemgeld ſtehende Quell das Goldbrünnelein genandt / zu iñerlichem Gebrauch vor anderen auß mir dienſtlich vorkomt. Zu welchem Ende dann den Beſteheren oder Eigenthums⸗Herren von dergleichen koͤſtlichen Baͤde⸗ ren einzurahten waͤre / zu ihrem Nuzen / und der Badgaͤſten Heil / daß allezeit bey Handen were cin Wolerfahrner / und gelehrter Medicus, deme durch als lerhand ſo wol Chymiſche / als Practicaliſche Proben des Bads wahrhafte Natur / und Wirkungen bekant / der dann bey allen begebenden Anlaͤſen wuͤßte einem jeden Badgaſt mit Raht und Troſt zu begegnen; Ja ich darff kuͤhnlich ſagen / der in dem Leukerbad ſelbs allein an dem verhandenen Croco Martis, und deſſen vernuͤnftigen Zubereitungen funde eine ganze Apothek. Ich ſchreibe diſe Anmerkung nicht ohne Grund / weilen ſo wol in diſem Wal⸗ ſiſſer⸗ als vilen anderen Heil» Baderen des Schweizerlands diſer vorneh⸗ me Puncten der Badordnung ſchlechtlich in acht genommen wird / und die "Säfte mehrmahlen ihnen ſelbs/ oder einer geringen Anleitung des Badwirts uͤberlaſſen werden / oder im Nohtfahl der Beyhilffeines anweſenden Schrep» fers / oder Chirurgi geleben muͤſſen; diſes aber ſchreibe ich ohne prejudiz und Nachtheil derjenigen Medicorum, welche zuweilen von benachbarten Ohr⸗ "ten in die Bäder beruffen werden / und allda gu der Badgaͤſten Troſt etwas Zeits bleiben koͤnnen. ⸗ 2 (138)83- So vil ſeye nun geredet von dem Leufer s oder Walliſſer Dad. Auf 200. Schritt ohngefehr von der warmen Ouell kommen auß ber Erden hervor andere Eis Falte | Er Mepbrünnen | Non welchen einer unſer Lieben Frauen Brunn genant wird / ‚weilen er nur zwiſchen zweyen der H. Sfunafrau Maris gewidmeten Faͤften ficffet. Es meldet Collinus, bey Simler Valles, p. 145. b. daß zu feiner Zeit die Badgafte fich difes Brunnens bedient haben zur Abkuͤhlung / wann fle fich in dem heiffen Bad erhiget/wiemolzuihrem eigenen Schaden ; zeiget das bey an Die eigentliche Urfachen difes fo ordentlich unterbrochenen Lauffs / wel⸗ che uͤbereinkommen mit dem / was von dergleichen Mepbrünnen beugebrache worden oben Tom. IE. p. 102. | . Nunmehr vermeinen wir indem Leuckerbad gefehen zuhaben / was noh⸗ tig zuwiſſen einem Traturforfcher. Es ift Zeit/baß wir aufbrechen/und ung gegen dem Berngebiet/und fo weiters gegen dem Vatterland wenden. Wir haben bereits genug Derg geftiegen/und aber noch einen zu uͤberwinden / wel⸗ cher uns heut genug zuſchaffen gibt. Diß iſt der nen Gemmi / J =. Gemmiberg/Bämmi/Gemmius,mwelcher von feiner Höhe und wilder Raͤuhe / den Nahmen fol haben Agemitu, vom Seufzen/meilenydie ihne befteigen/oft wegen der Arbeit/und Gefahr frifchen Athem zu ſchoͤpfen / und zu ſeufzen / Anias / und Urfach haben. Dann difer Berg vonder Leufer oder Walliſſer ſeite fehr gaͤchſtotzig / und geradenwegs in die Hohe führt durch krumme / ſchmale / hier und da in Zelfen eingehauene / mit hoͤlzernen Zwerchs balken / gleich als Bruͤklein belegte und hin und wider mit Maurmerkuntere ſtuzte Weg / welche denen / ſo dem Schwindel unterworffen / oder ſonſt derglei⸗ chen Bergſtraſſen niemahlen erfahren / leichtlich einen Schreken einjagen koͤn⸗ nen/und vil dahin verleiten / daß fie ſich über diſen gefährlichen Weg nicht zu ‚gehen getrauen / ſondern Durch beſondere / diſer Arbeit erfahrne Männer / tra⸗ ‚gen laſſen. Her: Lieutenant Bodmer von Amſeltingen / ſeines erſten Her⸗ ommens von Zuͤrich / dißmalen in Dienften des Hochlöbl. Stands Bern | ‚ein erfahrner Ingenieur, mein ſehr wehrter Goͤnner und Freund / hat die Müs he genommen / diſen ſelzamen Weg Geometriſch A. 1701, abzumeſſen / und in einem perſpectiviſchen Plan vorzuſtellen / und in allem funden 10110- Schuhe bis zur Daube/melches die oberſte Hoͤhe / bey welcher einem Reis ſenden erlaubt iſt / in einer offenen Derbergaußzuruben/in deren * kan le kan / beydes die Berfon des Gaſtgeben / und des Gaſts / und mit demjenigen Trank oder Speiſen ſich ergezen / welche er mitbringt. | Auhier fiele das Duekfilber in unferem Wanderſtab auf 19. Zoll 9. Scrup. worauß wir gefchloffen/daß difer Ohrt in Senfelrechter Höhe über das Bad 1600. Brig. 3160. Vieſch. 2300. Geſtilen. 1580, Altorff 3600. niderer aber als die Furke. 400. Gotthard 320, Züricher - Schuhe, Nach Marierte kommet Die Hohe uber das Meer 5437. nach Callino aber 7486. Parifer Schube- | Aufder Gemmi reiſet man fort nebſt dem | Dauben ⸗See / Duben See "welcher ohngefehr eine halbe nit ganze) Meil ſich in die laͤnge zeuhet / und mil - böheren Berg⸗Jochen ringsum eingefaffet; Diſes Sees gedenket auch Simler de Alpib. p. ı21.b.und Wagner Hift. Nat. Helv.p. 58. Er foll oft in dem Eommer fehr wenig Waſſer halten / und feheinet nicht fo faft lebendis ge Quellen gu habenrals ein Zufamenflug zu ſeyn von Regen und Schnee aſſer. Mebſt diſem See beliebe der curioſe Reiſende in acht zu nemmen Waͤl⸗ lenfoͤrmige / in die harten Seifen eingetrukte Hoͤlen / welche villeicht denen Suͤndflut Wellen / als fie uͤber diſe annoch weiche Gebirge hergefahren / zuzu⸗ ſchreiben ſeyn; wann wir nicht wollen diſe Unebenheiten der Felſen zuſchrei⸗ ben dem Schnee⸗Waſſer ſelhs / und ſagen / das auch diſes koͤnne durch lan⸗ ges Stillſtehen in ſolchen Gruͤblein die Felſen erweichen / oder mit ſeinem Ah⸗ fluß über höhere Felſen dieſelben alſo außhoͤlen. Ich hab der gleichen Außhoͤ⸗ lungen hin und wider angetroffen auf den Spizen hoher Alpgebirgen / und ſchreibe fie cher zu der erſten / als letſtangebrachten Urſach. Nachdem mir auf.der Gemmi einige Stunde fortgewandelt / kamen wir ins Berngebieth / und zwahren gen Kandelſtaͤg / Kanderſtaͤg/ ſo daß erſte Dorff im Frutiger⸗Frutinger⸗ Thal/ Frutingia Vaſlis, und den Nahmen hat von der Bruk / welche alldort über die Kander gehet. Wir reiſeten aber diſen Abend weiters fort gen Randelbruß/vor deren über ligt Frutingen / Frutinga, von deme Das ganze Thal feinen Nahmen “hat. In Kanderbruk hatten wir heut Abends / und Morndeß am Morgen bey heller£uft Die Hoͤhe des Quekſilbers 23. Zoll 4. Scrup. worauß zu ſchlieſ⸗ ſen / daß diſer Ohrt tieffer als die Gemmi 2800. Leukerbad / welches 7. Stund von dannen abligt 1200. Vieſch soo. Geſtilen 1120. Furke 3200, Gott⸗ hard 3120. Zuricher ⸗Schuh / und mit Altorff ohngefehr in gleicher Höhe; Balvo etrore Experimenti, & ipſius Calculi. 16. Augſtm. reiſeten wir nach der Laͤnge der. Kandel / das Frutin⸗ | 6 140 ra Die Randel/ Rander/Kandela, ein ungeftümmes Bergwaſſer / entipringet auf dem Berg Engſtlingen / nach dem Bericht Hrn. Wagne- ri Hift, Helv. Nat, p. 76. nach Stumphio aber Chron. Lib, VI, c, 2. auf dem an die Walliſſer granzgenden Gebirg Ravvin,: morinn er aber irret / dañ der Berg Rawin / Ravinius, welchen in den Sitterzehnden fegetSimler Vall. p. 25. b. den Paß gibet ins Sibenthal/Simmia Vallis,nicht aber ins Srutins gerthal/danahen jegtgedachter Stumpf auch darinn zuverbeſſeren / daß er die Kandel führt Durch das Sibenthal/durch welches abflieffet die Simmen/ Simma, welche hernach mit der Kandel fich vereiniget / / wie zuſehen inder Gi- gerifchen Landcharte des Schweizerlands. Eg berichteten mich die Einwoh⸗ nere des Frutiger⸗Thals / daß die Kandel ihren Urfprung habe in der Alp Gaſter / 3. Stund hinter Kanderſtaͤg / bey welchem Dorff fi) mit der Ba mifchet der Bach Alp / welcher herfomt außeinem Berg⸗ See in üſchinen. Das Frutinger⸗Thal heiſſet Cinerea Vallis bey Aretio Defcript, St=echorn. p. 233.b. alltvo er auch verbefferet den erft angegognen/und ſelbs in Die Landcharte gebrachten Sehler von der Kandel⸗Urſprung / und Fort⸗ gang. Unfer Marfch gienge von Kandelbruf durch Schwandi/da mir vorber auf linker Seiten ligen laffen das Dorff Wengi / meiters Famen mir durch Kien / Müllinen / und endlich über ein Berglein gen Faulen⸗ See / am Thuner⸗See. Se 1 Day Bey Müllinen/ohnweit under Kandel/in einer Wiſen / quillet auß der Erden hervor ein Mineral-IBaffer/melches zwar ohne Gebrauch / aber Zweifels ohne zu groffem Nuzen der Anwohneren Eönte angewendet / und theils gebadet / theils getrunken werden. Eslegetab einen Martialifchen Cro- * cum, oder Saffran » Sarbe Erden / welche gleiche Prob außhaltet mit obbe- ſchribenem Crocodeg Leuker⸗Bads. Der Spangrün » Seift/Aquafort,und Sublimat machen indifem Waſſer Feine Enderung : von Anmikbung aber des Weinſtein⸗Salzes wird eg Milchweiß: von den Salläpfeln purpurs braun Der Crocusfelbg gerabtet in einen Jaſt / durch Anfehüttung des Ez⸗ waſſers / und laſſet zugleich einen flarfen Seruch von fich puren. In dem Dorff ſelbs fahen wir im Vorbeygehen Chriffian Müll⸗ mann / einen noch frutigen Mann von ı 00, fahren, Der Kandel⸗ Sluß wendet fich in difer Gegend auf linfe Geiten / und laͤhret ih unter dem Thuner- See außin Die Aaren / nachdem fie zuvor denen Einwohneren des Srutinger » Thals groffen Schaden zu gefüget/meis fen fir innert ihrem Runß nicht bleibet/fonder ihre Herrſchaft ausbreitet über die Flach an ihro ligende Guͤter / und felbige mit Sand und Steinen überführt, P. S. Es iſt oben bereits bekant gemachr worden DIE Vorſtellung des Gem⸗ miwegs in einem befonderen Kupfer. N.36.) 0141) Den 7. Sept.1707. ET 0 0 ö Schweizeriſche | I: fothanen Schaden der Randelabzumenden die Wuhr / und an⸗ dere bißher gebrauchte Mittel ungulänglich ſeyn / als hat man hoch» meißlich zuberathen angefangen/ ob nicht die gangliche Verderbung Dafigen Lands Fönte hinderhalten werden durch eine andere Leitung der Kans del/yunter dem Berg hindurch in den Thuner⸗See / indeme fievermuthlich ihre ungeſtuͤme Art wurde verlieren’ und fich über den ganzen See alfo außbreite/ Daß man von effectuirung diſes Mitkelsan dem Thuner⸗See felbs nichts sus befahren hette/ und villeicht der Arenlauff unter dem Thuner-Ste auch in mehrere Nichtigfeit gebracht werden koͤnte. Es förchten aber die Thuner,und andere Anwohnere des Sees / Daß durch vorhabende Leitung der Kandel inden See/difer atfo bey anbrechenden Wald Waſſeren fich möchte auflaſ⸗ fen’ daß daher die uͤberſchwemmung des flachenyfehr fruchtbaren / Lands zubes ſorgen were. Zueroͤrterung diſer Frag gehoͤret eine Mathematiſche Auß⸗ rechnung der Waſſeren der Kandel / der weite des Sees / des lauffs in die Aren / worauß ſich zeigen wurde / wie hoch der See koͤnte in der Hoͤhe an⸗ wachſen auch bey der groͤſten Menge der Waſſeren / welche Er von der Kan⸗ del wurde empfangen. N Das Frutinger Thal / welches wir jest durchwandlet / erſtreckt ſich in die vier Meilen; ware ehemals unter der Herrſchaft befonderer Freyher⸗ - ren von Frutingen genant: von welchen es Fommen an die Walliſſer Steyberzen von Thurn / von denen einer Hr. Antonius A. 1365. zu Zeiten Keyfer Caroli IV. denen von Bern vil verdrießzugefüget / hernach aber A.1400. dem hochlobl. Stand Bern feinen ganzen Theil verfauft um eine gewiſſe Summ Gelts / welche die Einwohnere felbserlegt/ und hardurch fih vondem och ihres Herzen loß gewirkee. _ ir begaben uns zuFaulen⸗See zuSchiff / uñ langtẽ abends an tu Thun / Thunum, Thuna, Dunum, welches eine ſchoͤne Statt zu außgang des Sees in die Aaren / an einem luſtigen Ohrt gelegen / welche ſich in zwey Theil ab» theilet / deren der einte jenſeit der Bruk dem Aergeu zugehoͤrt / der andere aber diſſeits in dem Uchtland liget. Diſe Statt und Schloß hatte vorzeis ten ihre eigene Sraffen / von Thun genant von deren endtlichen Abgang man 12) man nichts gewiſſes findet in den Chroniken. Don difen Graffen kam dis fe Statt und Herrſchaft andie Braffenvon Kyburg / und von difen an die Statt Bern / bey anlaßeines A. 1320, begangenen Mordsan der Perſon Sraff Eberharten von Syburg/ deſſe man befchuldigte feinen Bruder Hartmann / welcher nach dem er Thun an Bern verfauftz die Herrſchaft hernach eine zeitfang zu Ichen enipfangen. Meanzeiger noch im Schnecken des Schlofles/ da die Mordthat v rrichtet worden/ einiche von vergoſſenen Blut überbliebere Slecfen/ von welchen man vorgibt / das fie fish nicht abwafchen laſſen. Ob dife fihmarziechte lecken / weiche an Denen Sencfetrechten Seiten der Steinernen Tritfen / und nicht auf denen Maagrechten/gegeiget werden/ noch übrige anzeigen feyen eines Bluts ? wil ich weder bejaben / noch verneinen/ hiemit nicht unterfuchen / ob / und wie weit ein warmes Blut fich koͤnne in den harten /fonderlich Sand: Stein ein. ringen? oder/ ob etwas anders zaͤhes aufdifer Stiege verſchüttet worden / welches ſich nicht leicht verlieret? oder /ob es Gott fonderbar alfo verbenget/ Daß ein fo unfchuldig vergoffenes Blut muffe/ fo lang das Schloß flehet/ den Greuel der begangenen That zeigen /und raach über die Thater fehreyen?gleich auf einem folchen Mordplas zu immermwehrenden angedenken follen aufges wachſen fein jene mit blutrothen Blätteren bezeichnete Buchbaͤume / bey dem Dorf Buch/ inder Frey⸗Herrſchaft Wuͤlflingen / deren oben gedacht wird Tom, I, pag.t. Es iſt Thun völligan Bern fommen A. 1375. mif behaltung eigener fchönen Sreybeiten der Statt / Fraftderenfieihre eigene Dbrigkeit felbs wehlen ꝛc. WVon der Start Thun hatden rahmen der Thuner⸗See/ La- . eus Thunius, Thuninus Myconio , Dunenfis, tvelcher ohngefehr anderthalb Meil lang/ und eine halbe breit. Von difem Seelifet man eine feltfame Gefchicht bey Aymon, de Geftis Francor, L, III. c.86,ad A,C. 615. nach Suizer. Chronolog, nad) Guillimano aber ad A. C. 604. das deſſen Waſſer alfo gefotten habe/ daß eine groffe Menge gefochter Fiſchen an das Ufer feye gemorffen worden. Wann deme alfo / fo muß nohtwendig ein Unter⸗ ir2difches euer durch die Tieffen diſes Sees einen Außbruch genommen/ und das Waſſer / ſonderlich an dem Ohrt da der Außbruch geſchehen / in eine fiedend aufwallende Hiß gebracht haben / darvon die Sifche zugrund gangen. Es ſeyn die Ufer diſes Sees befeget mit viren Dorfferen Schtöfferen/ Luſt⸗Guͤ⸗ teren / fruchtbaren Aekeren / Weinbergen / Wieſen / und allem dei, was zum Luſt und Nutzen der Anwohneren dienen kan. Nicht weit von diſem See ſtre⸗ ken ihren Kopf in Die Höhe die zwey beruͤhmten Berg Nieſen / und Stock; born / welche in Räbmanns Geſpraͤch von Bergen gegen einander / welcher unter ihnen der hoͤchſte ſeye difputiren. Von denen an T Pa igenden 32 (143)8$- — —— ———— — genden Sälöfkren und Doͤrfferen / kan es anderſtwo zuſchreiben anlas geben. | | | Wir wenden ung widerum gen Thun und lernen außder Höhe des -Queffilbers im 24.Zoll / daß dife Statt nidererligt / als das Dorff Frutin⸗ gen 480. die GeMi3280, Leuker⸗Bad 1680. Vieſch in Wallis 980° Brig 880. Geſtilen 1600. Surfen 3680. Gotthard 3600. und mit Zürich ohnge- fehr in gleicher Höhe / oder noch 40, oder zo. Schuhe kieffer / nach heuti⸗ +. ger obfervation, weilen allda die Hohe des Wetterglaſes war 23. Zoll. Scrupel / und 23.98. Nah Mariotti Rechnung Fommet die Höhe der ‚Statt Thun überdas Mittelländifche Meer 1479. nach Callini aber 1614, Parifer Schuhe, | | Den 17. Aug. befuchte ich Herzen Tohan Rubin Med. D. deffen Freundlichkeit / Sortesforchtz und Arbeitſämkeit anzuruͤhmen nicht fol übers gehen. Die von der Pra&ic und anderen Haußgeſchaͤften übrige Stunden mendet er an zu allerhand / fonderlich Seiftlichen/ Ub⸗ und Betrachtungen/ unter welchen ich dißmahl nenne eine über die Offenbarung Johannis ge— machte Außlegung in 19. Tomis in quarto, eine Verzeichnuß aber anderer ſeiner Schriften verfpareauf einen anderen Anlas. Er verehrte mir 1. Die fo genanten Ä Scchwalbenſteinlein / Chelidonios Minerales, welche ſich finden in der Herrſchaft Sanen / hin⸗ ter Roͤtſchmund / Bernergebiets / in einer kaum zwey Schuhe hrei⸗ ten Grube. Diſe Steinlein feyn hell glatt / als weren fie polirt / an farb weiß / gelb / aſchfarb / blaulecht / an Geſtalt ablang, oder rund / oder vilekicht. Sie werden etwann von den Landſtreicheren umher gefragen / und ver- kauft vor wahre Schwalbenſtein / welche follendie Fraft haben / Die Augen zureinigen/ und die Unreinigfeiten / fo infelbige gefallen außzutreiben, Joh. Bapt. Plantin in feiner Helv. Antiq. & nov. cap. 7.p. 42. zehlet diſe Stein» lein unter die Natuͤrliche Seltenheiten des Schweitzerlands. Es gedenket diſer Steinlein auch ohne benennung bes Ohrts Guil Fabr. Hildanus Cent, H. obf. 13. difer Schmwalbenfteinen halb ift wol zubemerken / daß fie nicht ent» ſprechen der Befchreibung des Chelidonii,oder Schwalmenſteins / bey Plinio Lib. XXX VII cap.ro. daß auch ſelbs von diſem Plinianiſchen Schwalmen⸗ „fein mehr gerühmt wird /alsin der That ſich findet. Es iſt gemein / das in den Naͤſten der Voͤglen allerhand kleine Kieſelſteinlein gefunden werden / und die Urſach / warum fie ſelbige abſchluken / anderſtwoher bekant. Unſe⸗ re vorhabenden Mineraliſchen fo genanten Schwalbenſteinlein haben ja Die Kraſt die Stäublein/ und andere eingefallene Unreinigkeiten aus den Anden 4 E wegzubringen. Es iſt aber Difere Wirkung nicht difen Steinlein eigen / ſondern allen andern glatten Steinlein gemein / wie dann bekant / daß zu dem ende auch gebraucht werden Die Krebsaugen ꝛc. | 2. Iſt mir von obberühmten Der? D. Robin dargebotten worden ein weiſſes / dunkles / in wuͤrfflichte Coͤrper fich brechendes Frauen⸗ Eis / Selenites rhomboidalis, ſeu Androdamas aus dem Grindelwald / welches ſich auch findet nahe bey Thun / aber ſchoͤnheit und lauterkeit halben nicht in vergleichung zuſezen mit jenem Appenzelleriſchen Stein / deſſen Beſchreib⸗ und u ah oben Tom, I.p. 108, 3. Einiche Cryſtallen aus dem Grindelwald/ und Haßlethal / welche aber auch nichts zurech⸗ nen an gröffe/ und ſchoͤnheit / gegen denen Gotthardiſchen. 4. Jener reine natürlich Durchfichtige Schwefel / Sulphur vivum feu virgineum, welcher hervor gegraben wird zu Bex (Bactia- cum) in der Herrfchaft Aigle ( Aquilegia) des Berngebiets / welcher den Anwohneren befant unger dem rahmen des Windfchwefels/tmeilendeß fen Rauch gebraucht wird bey erlahmten Menfchen und Vieh / denen nach unſerer Nedensart / ein böfer Mind worden. ch hab bis dahin we⸗ nig Natuͤrlich Durchfichtig gemachfene Schwefelarten gefehen / welche diſer Bernerifchen an ſchoͤnheit zukommen / und Feine, Die fie übertreffen’ und zweifle Feines wegs / das difere Sattung Schwefel zu innerlichen Sebrauch/ fonderlich in.denen $ungen krankheiten / vortreflich dienlich were. | In der Gegend um Thun feyn innert wenig Stunden begriffangufrefs fen folgende Heil⸗Baͤder / oder Minerafifche Waſſer / melcheaberdißmal Die Zeit nicht zuliefle felbe zubefuchen und in Prob zunehmen / fondern den. hieruͤber nötbigen Bericht eingenommen von obbemelten Herzen D. Rubin. Das Schneideweiher Alaun-Bad. das Blıımen-Sreindr-B3ad/ er Balneum Blumenfteinenfe, indem Dorff Blumenſtein / welches die Lein⸗ wand fol ganz roth machen, vermuthlich von einem enthaltenen Croco Mar- tis, Diſes Bads gedenfet and) unfer Sel. Herr.D. Wagner Hift, Nat, Helv, p. 109..das es Eifen und Vitriol fuͤhre und die Durchläuffe ſtille. Das BurnigelsBad/ welches getrunken und gebadet wird/ eines faurlechten Geſchmacks / und ſelbs gleich den Saurbruͤnnen getrunken wird / und gute Wirkung ſol zeigen in der Schwachheit des Magens / Glieder Zuſtaͤnden ꝛc. Wagner p. 110. N.37.) re (Den 14.Sept.1707, EI IE πορν Schweizeriſche Berg⸗Peiſen. — —— — nn — — ——— —— — — — — — — — — Das Juckibrůnnelin J ſehr kaltes Waſſer / in welches die Anwohnere ſich auch ohne OS bung Der Kleideren alſo Falt eintunfen in allerhand Krank⸗ beiten. Ein folcher Brunn iſt auch bey Dießbach am Schlag Weg/ welcher ing befonder geruͤhmt wird inder fo genanten Migraine,Hemicrania, end anderen Haubtichmergen. Es gehören Dife zwey Waſſer in die Zunft jener Kaltwehe Brinmen/ melde hin und wider in Schtoeigerifchen hohen Bebirgen zuheilung difer Kranfheitangewendet werden, Dondenen aber werde anderftwozufchreiben Anlaß haben, Bey Krattigen an dem Thuner⸗See iſt ein Schwefelbrunn/⸗ | welcher alles / woruͤber er fließt/ / ſchwaͤrzet. | | Ein ſolches Waſſer findet fich auch gegen Riggiſperg / welches eines ſauren Geſchmacks / aber vor ungeſund gehalten wird. | ‚Eine Stund von Thunift der indbach ein Schwefelbad / welches zundtz gezogen wird. In der benachbarten Herrſchaft Wimmis / im Nideren Siben⸗ chal / iſt das8 | | * Weiſſenburger⸗Bad/ welches wol verdienet an diſerem Ohrt befchrieben und angeruͤhmt zuwer⸗ den / ſonderlich nach Anleitung des Hochgelehrten und Erfahrnen Herren ob. Jacob Ritter Med. Doct. von Bern / dißmaligen Beſitzeren diſes ds von deme Er eine Beſchreibung herauß gegeben A. 1696. in deren di⸗ ſes Mineral Waſſer geruͤhmt wird in dem Haubtwehe / ſonſt Migraine ge⸗ nant / dem Schwindel / Entzuͤndung der Augen / verſtopfungen des Hirns / Der Nerven / dem noch nicht veralteten ſauſen der Ohren / der ſchwachheit des Gehoͤrs und Geſichts / allzuvilen Schlaff / Apoplectiſchen und Paralitiſchen Zufaͤllen / geringheit des Geruchs und Geſchmacks / Entzuͤndungen des OR — RG ganzen E58 (146 Gh ganzen Leibs / als Lungen Leberen / Milß / Nieren / und Eingeweid; Unrei- nigkeit des Gebluͤts / verſtopfung der Bruſt / Hertzklopfen und Huſten / ſo oh⸗ ne verletzung edler Theilen: verlohrnen Eſſens⸗Luſt / ſchwachheit des Ma⸗ gens / übermaͤſſigen Durſt / Gelbſucht / und Kaltwehe / Grimmen von Wein und Zorn / allerhand Krankheiten der Mutter / hinderhaltung der Monatli⸗ chen Reinigung / und derſelben Uberfluß / Unfruchtbarkeit / Bauch - Lenden⸗ und Nieren wehe / Grim̃en / verſtekten Harn Bruͤchen / Milze⸗Krankheit / und anfangender Waſſerſucht / Abſchweinung der Glideren / erlahmten und er⸗ frornen Glideren / Contracturen und Laͤhmung / hinderiaſſener Geſchwulſt von Fieberen / ſchmerzen der Goldaderen / wunden an Menſchen und Viehe / aller hoſen Raud / Oehl⸗Schenkel / fiſtulirten Schäden / umfreſſenden Ge⸗ ſchwaͤren / anfangenden Außſatz / anderen verborgenen Kra nkheiten zwiſchen Haut und Fleiſch / verrukten / gebrochenen /und übel geheilten Glideren / Ge⸗ ſchwulſten / und verſtokten Gebluͤt / in Darmsund anderen Gichten junger, Kinderen. Der Barbnachbefchreibter das ABaffer/das es etwas blaulecht/ klar und hell / gleich anderem reinem Waffer / ohne Seruch / und Sefchmaf sleich anderem Brunnwaſſer / auſſer daß nebſt der Natuͤrlichen Suͤſſigkeit zuletſt ein gering geſalzene Saͤurung empfunden wird / an Gewicht gleich anderem reinen Bruñwaſſer. Nach gefchehener Abrauchung im Feuer bleibet über ein fubtiles Pulver ohne Beruchund Geſchmak / auſſert einer gar geringen Raͤſſe / woraus / ſamt Den goldfarbigen Steinen / und beyligenden gelhrothen Sandy welchen das Waſſer ableget / obgemeldter Hr. D. Ritter ſchlieſſet / daß es führe Gold und Eiſen / Vitriol / Alaun / und ein wenig Saltz / folglich ſeye es einer durchtringenden / zertheilenden / oͤffnenden / ver⸗ zehrenden / ſubtiliſirenden / reinigenden / Fühlenden / außziehenden / auflöfens den /flärfenden / abwüſchenden / und heilenden Natur. Von dem innerlis chen Gebrauch ſchreibet er / das man es trinke morgen nüchter / ſo vil der Mas gen möge erfragen / ohne das es ſonderlich noͤthig gemaͤchlich auf⸗ und abzu⸗ ſteigen / auſſert in den zwey erſten tagen / da man koͤnne ein viertelsoder hal⸗ be Maß nehmen / hernach auf eine / zwey / und gar dreymaß ſteigen: es gehe zeitlich widerum durch den Harn / und verrichte auch das ſeinige durch den Stul. Einigen Perſonen / welche es fruͤhe im Bethtrinken / verurſache es eine zarte Durchdaͤmpfung / und auch treibe es hernach durch den Harn. Solche Trink⸗Cur werde geendet innert 15. 20. Tagen / je nach beſchaffen⸗ heit. Den auſſerlichen Gebrauch ſchranket er ein in baden und Waͤſchen / gufſchnupfen durch die Naſen / und uͤberbinden mit Leinwad. In denen Buftänden des Underen Bauchs fige man ein bis an den Gürtel / oder Wei⸗ che : in den Krankheiten der Bruſt biß unter / auch über Die Achsten : einiche laſſen ihnen zuſtaͤrkung des Negven durch Heine Canaͤl das Waſſer ht 5 (147 ) Fe Haubt und Slider ablauffen. In dem Haubtwehe / Entzündungen ber Augen / verftopfungen des Hirns werde groffer Nuzen beygefragen Durch taͤglich nuͤchteres Aufichnupfen/ und die Augen geflärfet durch morgende3 und abends Waſchen. Zu heilung alter und neuer Wunden / verbinde man diefelben des Tags dreymal / je nach Befchaffenheit / mit ins Waſſer getunk⸗ fen Lumpen / und werde auch diſes Mittel vor die Hand genommen in aller= band Geſchwulſten / Entzuͤndungen / umfreſſenden Geſchwaͤren / boſen Schäs den. Die übrigen Reglen / welche er des Badens / und Lebens halb ver⸗ ſchreibt / ſeyn gemein mit anderen von Natur warmen Baͤderen. Was bißdahin auß Hrn. D. Ritters Badbeſchreibung gezogen / dem unfertverfig mich billig) / biß durch mehrere fo wol Ehymifche als Eur- Proben eines an⸗ deren berichtet wird / um fo mehr weilen nicht felbs an dem Ohrt geweſen / und allein zu Bern von einer Maß difes Waſſers / die ich abrauchen laſſen/ erhalten 22. Gran eines weiſſen / faft ohngefchmaften Pulvers / welches mir faſt vorkam wie die Mon⸗Milch. In mehrerer Nachfrag berichtete man mid) / das in der Naͤhe der Weiſſenburgiſchen Badquell ſeye eine Hole / Das rinn fich vil Mondmilch (Lac Lunæ ) findet. Und vermuthe ich / wann dis ſes Mineral ſich je mit dem Waſſer vermiſchet / daß daher / nebſt dem gelbro⸗ then Sand / ſo das Waſſer ableget / und meines erachtens ein Crocus Martis iſt / meiſtens herzuholen ſeyen die edlen Wirkungen diſes Heil⸗Bads / under Des nen billich ſoll angeruͤhmet werden Die Kraft / welche diſes Waſſer vor vilen / ja faſt allen anderen Baͤderen aus zeigẽ ſol zum troſt der Hecticorum, oder Doͤrꝛ⸗ ſuͤchtigen / welche / wie bekant / Die Baͤder ſonſt nicht koͤnnen vertragen / und / wo fie darnach geluſten / wie diß oft geſchihet / den Tod menfchlicher Weiſe zureden / durch derſelben Gebrauch befoͤrderen. Ich habe ſelber die Balſa⸗ miſche Kraft geſehen in der Perſon Hrn. A. W. meines hochwehrten Her- ren / und Freundes / welcher in diß Weiſſenburger⸗Bad gereiſet / als ein ver⸗ ſchezter Hecticus, von dannen aber zuruk kommen in ſehr gutem Stand wi⸗ dergebrachten Kraͤften / zugenommenen Leibs et. Gewißlich / wann kein an⸗ dere Wirkungen diſem Bad zugehoͤrten als diſe einige / ſo verdiente daſſelbe an a: Lob mehrere Experimenta , genaue Unterfuchung feiner Eigens aften. Bir kommen widerum auf Thun / umauf der Aren naher Bern abzufahren. Es hat difer Fluß zwiſchen Bern und Thun etliche Stundin Die Länge einen ganz unrichtigen Lauff deffen die Anwohnere meiftens zus fehreiben den fehrägen Einfluß der wilden Kander / welche in Die Aren fich oft mit Ungeſtuͤme ergieflet / die anligenden flachen Guter über der Aren Bett hier und da außfüllet/ mit Sand und Steinen / daß diſe ſich auffchtvellet/ über das Sand exgieſſet / fich mit gewalt einen nenen Runs machet / 5 ( 148) 8 6 —— ee = — er diſe Schiffahrt son Thun auf Bern erfahrne / und ber Landsgegne wol richtete Schiffleuthe erforderet. Wie diſem unordenlichen und unbeftäns Digen Lauff der Aren / zum troſt der Anwohneren / koͤnne vermuthlich begeg⸗ net werden durch leitung der Kander in den Thuner⸗See / davon iſt oben be⸗ reits gehandlet worden. Heut langten wir glücklich an zu Bern/ Baͤrn / Berna, in der Haubtſtatt des zweyten und Maͤchtigſten Cantons Loblicher Eidgnoßſchaft / in deren Hiſtoriſche / Politiſche und Geographiſche Beſchreibung mich nicht wil einlaſſen / theils weilen die enge Schranken mir ſolche weite Außſchweif⸗ fung verbieten / theils / weilen dardurch von meinem Endzweck wurde abge⸗ führt werden, Wer obangeregte Nachrichten verlanget / der findet fie bey Herzen Seumpfer/ Simler / Stärtler/ und anderen Bafterländis ſchen Seribenten ; und alfo auch das / was inder Statt würdig zufehen / in Herzen D. Wagner Mercurio Hiftorico, Auf der Bibliothec, welche anfänglich auß denen hinderlaffenen Buches ren Des beruhmten Jacobi Bongarfii beftanden/ hernach aber mit einer grofe fen Anzahl anderer von Zeit zu Zeit gemehret worden/und in fchönen Gebaͤn⸗ ben fauber unterhalten werden / ſeyn von einem Meifenden anzumerken infonderbeit folgende Antiquiteten oder Uberbleibſelen des Alterthums. Eine groffe Anzahl alt Sriechifcher und Roͤmiſcher / Münzen denen beys gefuͤget ſeyn faſt so. rare Numi Brateati Anglo Saxonici, und Anglo Gallici. Ein Ehrene Todten Lampe/Lampas fepulchralis, welche gefunden wor⸗ den eine Stund von der Statt in einem Grab / nebſt einem Todtenkopfvon ungemeiner gröfle/ und einem auch fehr groffen Schwert 7 welche aber bald gu Afchen verfallen. Ein BildnufßHerculis in Ertz. Ein Mereurius, Ein Apis unter der Geſtalt eines Ochſen. Diiſe drey jegtbenente Stuf ſeyn klein 7 und gehören unter dieLares, bder Hauß⸗Goͤtter / fenn gefunden worden zu Meudon. Ein Finger Ring / an welchem vorgeſtellet wird Hercules mit einem Loͤwen. Der iſt gefunden worden zu Vidi, unter Lauſanne, an dem See. Eine Lampe von vier Oeffnungen / ſo villeicht gehangen in einem Heid⸗ niſchen Tempel / und gefunden worden zu Yverdon. Secefpita, ein Meſſer / fo ehemals zu ſchlachtung der Goͤtzenopferen ge Braucht’ und gefunden worden aufdern Berg Jura bey Pierre perruis, Berfchiedene Todtenfrüge, Urn fepulchrales,von feiner Erde, Ein Meffinger Kopf von Lebens groͤſſe / mit bleyſchwerer Materi auß⸗ gefuüllet / ſcheinet vorzuſtellen einen Keiſer / oder General. | | MNas.) 1) E- (Den 21. Sept. 1707. rose 0 oe 0 o εν⏑— Schweiserilbe Berg-eifen, Zn nn m m m —— nn — nn nn In treflich fehöne Vorſtellung einer Dpferung / bey welcher zuſehen „der Priefter/ nebfl dem Dchfenvin Ertz. | Dife drey letſten Stuk fande man zu Vidi, allwo das alte Car- pentras ſtunde / und eine außerlefene Nitterliche Colonia mare» Ein mit Edelgefteinen verfegtes Altar - Blatdes machtigen /Eubnen/ und dabey unglüklichen Caroli, Hergogen von Burgund, welches man ero⸗ bertenachder Schlacht zu Granfon in dem &egelt des Herzogs. Unteranderen Natur⸗Sachen finden fih aufder Bibliothec folgende Mineralien ausdem Canton Bern, Mit Baumbfätteren befehwängerte Tug⸗oder Tofffkein/ Tofi Ars borum foliis praegnantes, welche fich finden bey Toff; ;dergleichen gibt es hin und mider im Schweizerland / in fo genanten verfteinerenden Waſſeren / in Deren lettachtes fandichtes Weſen / welches fich ableget/die von ben Baumen abfallende Dlätterihre Geſtalt eintruken welche hernach in dem erharteten Toffſtein bleibet, Es ſeyn diſe Bläter wol zuunterfcheiden von denen jenis en Blätteren/ und Kräuteren / welchefich indenen Schieferen in und auf ertden Bergwercken und Steinbrüchen/finden/ und meines bedunfens uns ger die Überbieibfelen der Suͤndflut zuzehlen feyn. Mondmilch von Weiffenburg/LacLunz Weiflenburgenfe, Steinzünglein / Glofloperrz aus der Waberen⸗Flueh bey Bern ; difesfeyn Zahnevondem Meerfifch Carcharia, Hay genennet. Mother und gelber Bolus ausdem Grindelwald, Steinkohlen/ Carbonesfoßlles, Lithanthraces, welche ſich finden ob Luſtry, in der Herrſchafft Laufanne, Kuglichte durchſichtige Kieſelſtein/ Cryſtallini ſilices, aus welchen falſche Demanten können geſchlieffen werden. Man findet fie in den Weinbergen um Aubonne am Genffer⸗See. Verſchrenkt viereckichtes Frauen⸗Eis / Selenites rhomboidalis, aus einem Bergder Vogthey Interlachen. Ein ſchwarzes Kreugrmelches man gefunden in der Herrſchafft Schen⸗ kenberg / in mitten eines Buchbaums / als man Denfelben en — | | n Gebra RC Gebrauch von einander gefpalten: Uber welche feltfame Begegnis mir vor, hebalte zu einer anderen Zeit / Geliebt e8 Gott / mie mehrerem zureden. Auffer der Porten der Statt Bern ift Bas fo genante Schwefel brůñlein / welches vil von der Burgerfchafft zum Baden gebraucht wird, Dife Nachricht gibet Hr. Wagner Hilft. När, Helv,p. 125. Ich gervahre bey diſem Anlas/daß bey Dem &hebrauch der Mineral-IRafferen fid) vornehms lich zeiget die Wahrheit jenes Sprüchlein / Mundusiegitur opinionibus; | und zwahr nicht nur inanfehung des gemeinen Volks / Jondern auch ſelbs der Gelehrten. Man findet bier und da beruͤhmte Heilwaſſer / welche große fen Zulauff haben / und aber auch Verdienen Befucht zu werden / inanfebung ihrer treflichen Wirkungen. Andere ligen oͤd / und aber findet man auch Durch ein fiharffes Examen nichts fonderbareg/ welches der Menſchlichen Geſellſchafft zunutz kommen konte; oder in ihrer nahe andere/ weit Fraftigerg Waſſer / welche den Vorzug mitrech£haben. Es gibt auch ſolche Heilwaſ⸗ ſer / welche in anſehung ihrer ingredientien / und danahen zuhoffenden Wir⸗ kungen / wol verdienten vilen anderen vorgezogen zuwerden / und aber ohne Gebrauch ligen / eintweder / weilen deren Beſitzer darmit keine Mühe wil ha⸗ ben / oder ſolche Naturſchaͤtze für ſich / und die feinigen allein wil brauchen / und anderen nich goͤnnet / oder mit zeitlichen Mittlen fo wol verfehen / daß er nicht nöhtig hat mit aufrichtung eines Bads fich zubereicheren : oder. eg ſeyn folche Waſſer fo un⸗ und abgelegen/ daß man nicht leicht dahin fommen kan / auch nicht ohne groſſe Köften Die noͤthigen Gebaͤue aufjurichfen / und Der zur nohtwendigen Aufenthalt / und Luft dienenden Lebens⸗Mittlen Zufuhr ſchwer; oder endtlich / weilen ſie nicht beruͤhmt / weilen die Mode nicht iſt / da⸗ hin zugehen. Es gibt endtlich auch ſolche Waſſer / welche wider verdienen einen groſſen Zulauff haben / und ihren Innhaberen zu groſſem Nuzen gerei⸗ chen / ich ſage / wider verdienen / weilen ſie nur etwas wenigs ungeſchmackte Erde / oder Lett mit ſich fuͤhren / oder ein weniges weiſſes Pulver / welches ge⸗ meinlich vor Alet angeſehen wird und ſoſche Wirkungen zeigen 7 weis che man oft fo gut / oder beſſer / bey nechſt gelegenem Brunn / Fluß oder See haben koͤnte. Wann zu dergleichen Waſſeren kommet eine kom̃⸗ liche Situation, eine nahe gute Schnabelweid / luſtige von verſchiedenen Or⸗ ten zaſamen kommende Geſellſchaft / eine hochaufgemuzte Beſchreibung / und gelehrte / oft intereſſirte / Recomendation / verſchidene Exempel krankner / wel⸗ che von ihren Anligen curirt worden / und aber gleiche Wirkung auch zu hof⸗ fen gehabt hetten von anderen gemeinſten Waſſeren / wann ſage ich / ſoiche Sachen zuſamen ſtimmen / ſo lauffet iedermann zu / der Ruhm erſchallet in allen Landen / man laͤgeret ſich hauffenweis bey einem ſolchen Waſſer / wel⸗ ches oft nur innert einem Jahr einen Patienten curirt. An Beyſpilen ee I) cher Waſſeren / qua funt & videntur, videntur, &nonfunt, nonfumt, & non videncur ; fehlet esmir nicht. Ich wolte nicht einmal auffert die Graͤn⸗ gender Eidgnoßſchaft / ja nicht auffert den Canton Zurich gehen / und bald von allen folchen Orten Exempel zeigen / esift aber ſchwer / und Füßlicht / in fachen einen Entfcheid geben / welche den Privat⸗Nutz oder Nachtheil nach fich zeuben. Ich wil auch nicht außtruklich ſagen in welche Ordnung ges höre unfer vorhabendes Schmwefetwaffer / welches bis dahin mit gutem Nu⸗ gen vornehmlich auffertich/ ift gebraucht nöorden in der Raud / und anderen Hautſchaͤden / difen Sommer abet ( A. 1705.) auch innerlich vilfaltig pros biert / und gleich einem Saurwaſſer getrunken worden, alſo das alle Mors gen eine groſſe Wallfahrt gefchehen zu diſem Heil⸗Bad alseinem Tempel Hygej&von beyderley Sefchlecht/ jungen/ und alten; ja nicht nur von krank⸗ nen / oder Artzney bedürftigen / ſondern auch geſanden. Mit was Wir⸗ kung / iſt mir unbewußt: Ich untergibe mich dißfals dem Urtheil / und Er⸗ fahrung / der Herren Medicotum von Bern / welchen eine mehrere gengue Unterſuchung ſo wol der enthaltenen Mineralien, als daher zu hoffenden Witkungen fleiſſigſt recommandiere: Ich babe in meiner Aufenthalt zu Bern verſchiedene alcaliſche und Saure SalyyundGeifter mit diſem Waſſer vermiſchet / aber keine enderung geſpuͤrt / als glein von dem Weinſtein⸗Salt / welches diſem / wie allen anderen Schwefelwaſſeren / ja auch den meiſten Brunnwaſſeren eine Milchweiſſe Farb gibt. Von 8. eingeſottenen Maſ⸗ ſen blibe mir ein gelbichtes / in etwas zuſamen zeuhendes Pulver / am Ge⸗ wicht 44. Gran. | | ji | —— Ehe ſch von Bern verreiſe, wilich auch etwas melden von der refpe@i- ven Hohe diſe Stat. J Den 18. Aug, ware das Queckſilber in unſerem Wetterglaß 24. Zoll 2. Scrup, Wann wir mit difer Höhe vergleichen Die Seftrige / fo wir zu Thun batten / fo finden wir Bern nur 40. Schuhetieffer ligen als Thun; und als Srutingen 520. Gemmi 3720. Gotthard 3640. und Zurich 80. oder 126, Zuricher Schuhe / oder nach denen Heutzu Zurich angemerkten Gras den / allwo vor Mittag waren 23.3018. Scrup. nach Mittag aber 23.7. 200. oder gar 280, Schuhe, Welchen obfervationen um fo weniger traus en kan / weilen zu Zurich die Luft vor Mittag zwahr hell und ſehr warm ge⸗ weſen / aufden Abend aber ein ſtart Wetter eingefallen’ mit Regenund Ha⸗ gel / alfo daß der Regen die folgende ganze Tracht durch gemähret hat. Was dierelpekive Höheder Statt Bern gegen Thun berrift / fofcheiner in anfehung des Fals der Aren der Unterfcheid von go. Schuhen nicht un = es iſt aber zu willen / Daß die Statt Bern Aber den Aren Fluß ſi och igt. Den (152 1m Den 19. Aug. haften wir zu Bern unbeftändige Witterung ; bald hel⸗ len Luft / bald Regen und gegen dem Abend Donner / und Blik. Das Queckſilber hattedie Hoͤhe von 33. 30 8. Scrup. in welchem Grad es auch geftandenzu Zurich in meiner Studierftuben/den ganzen tag. Nach difer obfervation wären diſe beyde Haubt Stätte der erfien Cantonen Loblicher Eidgnoßſchaft in gleicher Situation, oder in einerhorizontallini. Und fönte diefer heutigen / obgleich bey unbeftändigem Himmel gemachten obfervation defto mehr Slauben zugeftellet werden / weilen auch zu Zurich Die Luft vor Mittag Hell geroefen/ und Abends um 9. Uhren ſtarke Regen eingefallen. Den 20. Aug. war Die Höhe24 1, vor Mittag/ und aufden Abend 24. Zoll. zu Zurich aber 23. Zoll. 9. Ser. alfo daß der Unterfcheid ift 80, oder 120, Schuhe; Den ar, Aug. haften wir vor Mittag, bey heller Witterung / zu Bern 24.301. zu Zürich aber 23. 8%. und 23.8. da der Unterfcheid ift 160. und 120 Den 22. Aug. Morgensbey neblichter Luft/ war zu Bern Die Hoͤhe des Queckſilbers 23. Zoll 8. Eer, zu Zurich aber 23. 63. und 25, 6. da der Uns terſcheid 160. 008 200. Schuhe, | Auß diſem allem fehließ ich das Bern tieffer lige als Zürich / ohngefehr 100, Schuhe oder mit Zurich in gleicher Situation. Hierzu aber braucht es mehrere obfervationes, und genaue Zufamentragung Derfelben/foan bey⸗ den Drten mit gleichen SSnftrumenten vorgenommen werden / und nicht nur etliche Tage / wie dißmal geſchehen / fondern etliche Monat / wann man et⸗ mas gemifles wil herauß bringen. ann wir Zurich und Bern in gleiche Höhe fezen nach dem fundament der 25. Zollen 17. Serup, nach der Pariſer Leiter / fo kommet die Höhe difer bender Stätten über dom Meer nach Ma- riotte 1638. nach Caflıno 1828. Pariſer Schuhe, von welchen wann wir abs siehen 250. Schuhe / die Höhe der Statt Paris über das Mittelländifche Meer / fo kommen dort herauß 1480. hier 1675. vor die reſpective Hohe zwiſchen Paris’ Bern und Zurich: alles ohngefahr. Den 22. Aug. fuhren wir von "Bern ab aufder Aren / und uͤbernachte⸗ ten gu Büren / Pyrenefta, welches Stättleinshalb in Zweifel feget Plan- tin, Helvet. p.268. ob diß der alten Roͤmeren Petinefca ſeye. Das Quekſil⸗ ber hatte allhier die Höhe von 24. Zoll 23. Ser. abends nad) ſtark außges offenem Regen. Nach difer Rechnung were Büren 360. Schuhe tief⸗ ‚als Bern / welches unmoͤglich. Esiftder Wahrheit ähnlich, Daß das Quekſilber nach gefallenem Plazregen widerum geftigen um 2. oder 3. Scrup. und alfo die ohngefahrliche Höhe zwüſchen Bern und Buͤren jene 190, oder 150, Schuhe. | 7.39.) lee LDEN 28. Sept. 1797, ® a. 5, .gQ . + D » r\ 2. . en) _ OA E - Schweiserifche Berg⸗Veiſen. $ UZuͤrich iſt auch diſen abend von 4. bis 9. Uhr Nachmittag gefallen ein Starter Regen / nach welchem morndeg das Wetterglaß gegeiget 23. zellsz. und 9. Ger, welches Heut vor Dem Regen hatte 23.9. Den 23. Aug. kamen wir auf Bruck / eine Statt im Nergeu / alſo genant von einer Steinernen Bruck / welche alldort über Die ſchaumende / und zwiſchen engen Klippen tieff durchflieſſende / Aren fuͤhrt. Des nachfolgenden Tags welches ware Der 24. Aug. durch Win⸗ diſch / Vindonifla, über bie Graffſchaft Baden / naher Zuͤrich. Zu Gehesdorff / welches Dorff beyde Religions⸗Ubungen hat in der Graffſchaft Baden / laſen wir folgende alt Roͤmiſche Uberſchrift / welche in der Kirchen⸗Maur underuͤber ſich ſtehet. M. MAGIUS MIOBMAC CAUS VERONAM ILHEGXHCPF MARCIMODESTIANN.XXXIIL EXTESTAMENTOHFC L. ENN!IUS SECUNDUS Q_ROMANIUS VERECUNDUS HSE Und obder Haufthür des Reformirten Pfarrers - - - CLAUDIO HMNO MEDICOLEG XXI . CLAUDIAE QUIETAE EIUS ATTICUS PATRONUS Di 3 iſt A. 1698. gefunden worden bey dem Zuſamenfluß der Aren / und Reuß. | Hiemit hat unfere diſes 1705. Jahr unfernommene Berg⸗Reiſe ihr glükliches Ende / weßwegen dem höchften Gott vor verlichene Leibs / und Ges muͤths⸗Kraͤfte demüthigſten dank abſtatte. Den in diſem Jahrwerk uͤbrigen Plaz werde außzufuͤllen trachten mit allerhand zerſtreuten Anmerkungen der Natuͤrlichen Hiſtori des Schweizer⸗ lands / welche verhoffentlich dem Geehrten Leſer einen beliebigen Nachtiſch vorſtellen werden. | | lt) Ton den Hoͤhenen der Bergen / und derfelben Abmeſſung. Von diſer Materi habe bereits etwas weniges angedeutet oben Tom. J. p. 16. und hin und wider in Tom. III. befondere Berghoͤhenen vorgeftellet ; weilenaber allein Die Summ / oder Das facit, angezeiget /und vil von meinen gechrten Leferen eine Begird bezeuget / zuwiſſen die Weiſe der Abmef- jung / und Außrechnung / fonderlich Durch hulffdes fo genanten Barometri, oder Wetterſtabs / als habe mir vorgenommen / diſere Materi in erforderlis cher Weitlaͤuffigkeit außzufuͤhren um die Gundamenten defts befanter zus machen/ und Dem einten/oder anderen/anlas sugeben/auch felbs hand an daß Werck zulegen neue Meßproben zumachen oder die bereits gemachte obfer- vationes su befräftigen/ oder zuverbeſſeren. In dem I. Tom, p, 18. und Tom. II. p. $1. habe erwieſen / Daß unfere Gotthardiſche / und andere in dafiger Gegend ligende / Schweizeriſche Bebirs ge vor Die höchften zurechnen feyn in ganz Europa ‚und til ich Die/ theils von denen Urſpruͤngen Dex Fluͤſſen / eheils von wirklichen Meßproben/ theils von befiandiger wahrung der Schnee:und Eis- Bergen/bergenommene Bes weißgruͤnde allhier nicht widerholen. Polybius und Strabo, zwey Griechts fche beruhmte Gefchicht-und Erd- Befchreibere/haben difere Wahrheit wol erfennet / wann fie von denen gröften Bergen des Sriechenlands Taygeto, Lycæo, Parnaflo, Olympo; Pelio, Aemo, und Rhodope in Thracia gemeldet/ daß jeder derfelben in einem Tag könne überftiegen/ und felbs in einem Tag rings umgangen werden / da hingegen man an denen Alpgebirgen fünf Tag zuſteigen habe, verfiche vonder niderften Tieffe / um Erempel gegen Sstalien/ bis auf die oberfte Höhe. Dann bier im vorbeygehen zumereken / daß die hoben Gebirge ihre verfchiedne Abſaͤze haben / und zum Exempel der Goft: hard nach der gemeinen RedensArt / angegangen wird indem Urferen Thal ob Hofpital / eigentlich aber feinen Anfang nimmet unten zu Sillenen / oder gar zu Altorff. Ja es liget felbsdifer Haubtfleeke des Urnerlands auferner hohen Berg Ebne inanfehung anderer nidrigeren Teutſchen / oder Franzoͤ⸗ fifchen Landen / und iſt eines jeden Bergs / oder Orts eigentliche Hohe zurech⸗ nen gegen denen niderſten Gegenden / oder den Horizont des Mittelländis ſchen / und Teutſchen Meers/ worvon unten mie mehrerem, Wir Menfchen feyn alfo geartet / Daß wir felten das wahre Mittel tref⸗ fen Eönnen in unterfuchung der Wahrheit. Groſſe Dinge wiffen wir meis fterlich zuvergroͤſſeren / und geringe unter behörige Maß zuverachten. Ho⸗ be Berge müffen haben groffe Wunder / und eintweder gar vergöfteret wer⸗ den / oder menigftens zu Schußherzen haben groffe Goͤtter / und Heilige, eis nen Jupiter, Martem, Gotthardum;, Bernhardum ; darbey bleibt eg ya ep ll) Bey altenund neuen Scribenten finden fich aufhohen Bergen fachen / wel⸗ che ein muhefamer / und den Augenfchein ſelbs einnehmender 7 Liebhaber Der Wahrheit denen Sablen zuzehlet. Von dem berühmten BergOlympo ſchreibet Solinus, daß auf deſſen Spize ein dem Jupiter geheiligter Altar / auf welchem Die abgelegte Opfer⸗Aſche weder son Winden zerſtreuet / noch von dem Regen befeuchtet werde / ſondern das ganze Jahr hindurch ſtill lige / Daß auch andere dem Jovigetweihete Opfer unverſehrt / und ohne Faͤulung / blei⸗ ben; gleich auch die in Aſche geſchriebene Buchſtaben nach verflieſſung ei⸗ nes Jahrs annoch zuſehen ſeyen; welche ſeltſame Begebenheit Lucano und Claudiano anlas gegeben / diſen heiligen Berg über die Wolken zuſezen / hie⸗ mit an ein ſolch hohes Ort / auf welchem weder Regen / noch Wind / zuſpuͤ⸗ ven ; welches auch von dem Berg Atho anruͤhmet Mela. Von derglei— chen Wunderen wiſſen wir Schweizer nichts / obgleich jedermann bekant / daß unſere Alpgebirge um fo vil in anſehung der Hohe, jene Griechiſchen Berge übertreffen/ als ein Cederbaum eine Fleine Staude; Auf unferen höchiten Berg Spitzen fallet Schnee/ und Regen / und iſt nicht nur nicht eine Windſtille / fondern eg blafen die Winde beftändig ; die Wolfen fleigen tiber alle Bergfirſten / wiewol ſie auch die Gipfel der Bergen einhuͤllen / ja ſich ſelbs unter dieſelbe herablaſſen / alſo Daß die Reiſende oft Durch dieſelbe / gleich als durch einen diken Nebel paſſiren muͤſſen / welches auch begegnet der Mace- donieren König Philippo, auf dem Berg Aemo, nach der Zeugnuß Livii, der alfo hiervon ſchreibt. Ut verò Jugis appropinquabant, quod rarum in aliislocis eflet, aded omniconte&ta Nebulä, ut haud fecus quam nocturno Iti- nere impedirentur. Es widerfahret diß oft denen Bergreifenden / daß die einfallende fo genante Nebel / oder eigentliche Wolken den fortgang der Reiß perhinderen/ weßwegen die Aelpler denen Keifenden einrabten / daß ſie bey heiter Luft die Berg befteigen/ / weilen wann ein Nebel wurde einfallen / fie nimmer Eönten fortkommen / fondern in einer Senn-Huͤtte / oder Gaden / zu bleiben gezwungen wurden. Von der Wolfen Hoͤhe urtheilen diejenigen am ſicherſten /_melche nichts gewiſſes ſeen. Des Sommers ſeyn fie erhobener / des Winters tieffer / alſo daß ſie ſich auch bis auf die Erde herablaſſen. Und zugleicher zeit ſchwebet je eine uͤber die andere / alſo daß oft einer durch verſchiedene Wolken auf einen Berg ſteigt / und auf groſſer hoͤhe die Wolken unter ihm ſehen kan. Es kan deßwegen ſich etwann zutragen / daß einiche niderige Wolken ſich in Regen oder Schnee aufloͤſen die Obere aber ganz / und außs gedehnt bleiben / in welchem Salleiner aufeinem hohen Berg in ſchoön heller Luft unter fich ſehen Fan einen Regen ins Thal fallen / welche Begegniß oft mit eigenen Augen gefehen ; und Zabarella deReg. Aer. cap, 3, auf dem Ve- : nus EHI nus Berg im Paduanifchen : Piccolomineus de Meteor, cap, 11. auf den A- penninifchen Gebirgen. nr Mann eine anzeig hoher Sebirgen auch unfer anderem ift die frühe auffteigende /und fpäter nidergehende Sonne / wie deßwegen der Caſius und Ida bey den Alten berühmt ſeyn / daß man aufdifen Bergen die Sonn gar frühe/ gleich als aus der Tracht aufſteigen fehe/ fo Finnen auch wir Daher von anferen Schweizeriſchen Alpgebivgen ſchlieſſen / Daß fie ſehr hoch feyen / weis / Ien in der Soͤmmerlichen Sonnenwende die Nächte ſehr Furz feyn/ und die Sonn eine kleine zeit unter dem Horizont. bleibet / wie DIE ing befonder anges ruhmt mird von dem hohen Säntis in der Graffſhaft Toggenburg. End tlich auch laſſet fish urtheilen 88H ungemeiner Hehe uinferer Berg⸗Fir⸗ ſten / weilen fie von Den angrängenden Ohrten Italiens / Frankreichs / und Teutſchlands gefehen werden ; welcher anmuthigen Außſicht fich zu feinem Vortheil zubedienen gewuͤßt Der gewaltige Heerführer Hannibal, als er auf denen hohen Alpen feinen abgematteten Soldaten gezeiget das Lufbund Fruchtvolle Italien / und fie dardurch zu fernerer Außführung feines Vorha⸗ bens angefriſchet. Auß bisherigem erſehen wir / daß unſere Schweizer⸗Gebirge ſehr hoch / ja uͤber alle andere Europeiſche ſich in und uͤber die Wolken erheben. Mit diſem aber iſt ein curioſes Gemuͤth noch nicht zufriden ; es verdienen diſe Berghohen in Ruthen / und Schuhen abgemeſſen zu werden / welches ich nun alſo ins Werk zurichten geſinnet / daß der Manier halben eine grundlich ein⸗ faͤltige Unterweiſung gegeben werde / und jedermann ſich diſes Unterrichts felbs bedienen koͤnne zu abmeſſung derjenigen Bergen / welche er zubeſteigen anlas / oder luſt / hat. Die Arten / oder Manieren / mit welchen man die Berg Hoͤhenen abs meſſen / oder in Erfahrung bringen kan feyn ſonderlich zweyfach: Die einten Geometrifch / die anderen Phyſicaliſch. Jene geſchehen durch hilff Mathe- matiſcher Inſtrumenten / als da find Quadranten / halbe Zirkel / Tiſchlein / mit welchen man aus Denen Grundſazen der Trigonometrie, oder Wiſſen⸗ fenfchaft/ und Außmeflung der Trianglen/ oder aufMechanifche Weiſe / oh⸗ ne Rechnung / die Höhen der Baumen/ Thuͤrnen / Bergen Fan erforfchen. Difere Meßartiftgebraucht worden vonallen Alten/ und neuen Mathema- sifchen Naturforfcheren ; und habe auch ich in meinen / fonderlich erfteren/ Berg/⸗Reiſen nebft anderen zumeinem Vorhaben dienlichen Snftrumenten allezeit mit geführt einen in Örad und Minuten abgetheilten Meflingen habs Ben Zirckel / unddarmit hier und da allerhand Proben gemacht, | N.40.) re (Den s.O&obr.. 1707 & EI EHI ECHT 03502 0 Schweizeriſche Berg DT iſen. Ach der Zeit habe diſes Inſtrument zu Hauß gelaſſen / weilen D Amir erfilidy die Erfahrung gezeiget / und hernach auch Die Vernunft / | Daß die Geomerrifchen Inſtrument theils beſchwerlich / theils betrug⸗ lich und die darmit vorgenommene Meßarten an diſem Ort unzulanglich ſeyen. Hier habe, nicht koͤnnen zurechtkommen wegen enge der Thaleren/ Dort wegen allzu groffer haldungihrer Sachen : welche mir felten zugelaffen/ eine nach preportion der Höhe in eineHorizontal Lange fich jeubende Stands lini zuſezen. Beneben war mir unverborgen / daß ein Fehler von etlichen Minuten / welcher fonderlich bey Inſtrumenten von kleinem Durchmeffer faft unaußbleiblichran der Senfelrechten begehrten Höhe Der Bergen von merktichem Nachtruf if. Diß alles aber hette mich noch nicht abwendig gemachet von dem Gebrauch difer Meßart / wann nicht in reiffer Nachtrach- tung wichtigere Gründe gefunden hette darvon abzuftehen. Ich gemahre- te / obgleich allen möglichen Kleiß bey Denen Operationen angewendet / Daß die Berge nach gemachter Triangel-Nechnung vil höher herauß kommen / als fonft Natuͤrlich möglich / oderdem bloffen Anſehen mahrfcheinlich/ oder mit anderen Proben juvergleichen/war. In mehrerem nachdenken beredte mich/ daß Die Sonnen-oder Liecht⸗Stralen / welche von Denen Spigen der Ber- gen indie Thaler fallen /und bisher von denen Geometris, oder Seldmefferen angefehen worden vor Gerade Linien / auß unzehlich vil graden gebrochenen/ oder krummen / Linien beftcehen. Es laffet fich die Sach folgender Geſtalt faſſen / inFig. Lift MB die Senfelrechte 7 eigentliche Höhe des Bergs / def- fen Spize geſehen wind von dem Feldmeſſer O. zwiſchen B, und M-jft die Luft nicht gleicher Befchaffenheit in anſehung ihrer Dichte und Duͤnnheit. Unten / in dem Thalvon HL bisin MO if die Luft dicht / weilen aufihro liget die ganze übrige Dunft Kugel, oder Armofpheera, dünner aber / oder weni⸗ ger zuſamen getruckt / iſt ſie zwiſchen DF, und HL. mweil ein geringeres Sea wicht auf ihro liget; noch Diinner/ oder außgedehnter / iſt ſie zwiſchen CB und DEF, diſe verſchiedene Abſaͤtze der Dichte und Duͤnnheit / als fo vil unterſchied⸗ liche media, Durch welche die Liechts-Stralen paſſiren muͤſſen verurfachen eine ungehjlich vilfaltige Bruchſtralung / Refractionem, oder machen, FE I ! eh Hrn ur, Cxrempe 55 (158 )E63- | Erempel der Sonnenftral BE. nicht geraden wegs fortgehet von Ein & fondern von E in K, und alſo auch der Radius ER nicht fortgehetvon Kin L. fündern von Kin ©; allwo dee Meffer die Spize des Bergs B. nicht ſihet ir B. fondern in A. um vil höher / teilen er Diefelbe anſihet nach dem geraden fortgang der betſten Lini ON. und meilen folcher gebrochenen Linien ungehs lich / oder unendtlich vil / und unendtlich klein / ſeyn / als ift hierauß zuſchlieſſen / Daß die £int BEKNO nicht iſt eine gerade / ſondern auf unendtlich oil kleinen —— zuſamen geſezte krumme Lini / von deren Eigenſchaften bald ein mehrers. Nach der Zeit habe in Riccion eines beruͤhmten Jeſuiten / Geograph. Lib. VI. p; 196. wahrgenommen das Snellius Lib. IT, cap. ı7. Fromondus Lib. I. Meteor. cap, 2. Art, 2. und FurneriusHydrograph, Lib.19.cap.g. in der Meinung ſeyn / daß Div. Berge wegen brechung der Stralen durch Die Luft gröffer / und meiter gefehrn werden / aig fie in der Natur ſeyn. Es laſſe ſich diſe Wahrheit erkennen aus denen Grundſaͤzen der Optic, und bekräftige ed Die Erfahrung Ach. Kircheri, welcher von der Inſul Malcagumeilen geſehen Die Spije des Bergs Arne in Sicilien / zuweilen aber / auch bey heller Luft / nicht. So habe Earolus Ventimilius von dem Berg Peregrino, in dem Panormitanifchen/zu meilen geſehen die Inſul Luprica,melche er aber bey hel- fer Luft nicht habe wahrnehmen können. Es hat die Wahrheit deſſen durch grumdfliche Proben erfennet die Königliche Sranzofifche Geſellſchaft der Wiſſenſchaften / als welche A. 1577. in ihrer in groß Regal folio. herauf geges benen Erdmeſſung / Mefure de la Terre p. 27. mit uns bezeuget / daß dievon Bergen herab ins Geſicht fallende Liechtſtralen / radis vifuales, einefrumme Lini außmachen / und Daher die Berge höher ſcheinen / als fie in der Natur feynz weilen fie geſehen werden nach der Lini OA. welches ein Tangens iſt jezt ers wehnter krummen Strallini: daß ſelbs diſere Bruchſtralung wahrzuneh⸗ men ſeye aufder Ebene / allermaſſen ein beyanbrechendem Tag in Waagrech⸗ ter (Horizontali lnea) Lini / oder auch über dieſelbe geſehenes Objectum nach der Sonnen Aufgang fich unter dieſelbe abfenckrt'z ſo auch nach der Sons nen Nidergang ſcheinen ſich fehrnligende Coͤrper 4oft innert einer halben Stund / zuerhoͤhen um 3. Minuten. Die Urſach deſſen ſeyen die bey Nacht ſich auf die Erde herablaſſende Duͤnſte / welche die Luft verdikeren / und dar⸗ mit eine merkliche Refraction, oder brechung der Stralen / verurſachen. Kay es koͤnne diſere Begebenheit bey entfehrnten Coͤrperen etwann gewahret wer⸗ den an dem heilen Mittag. Bey obgedachtem Ricciolo finden ſich einiche Manieren / nach welchen der durch die Bruch⸗Stralung begangene Fehler koͤnne verbeſſeret / und alſo die geſehene in Die wahre / Natuͤrliche / Hohe /alti⸗ tudo viſa in veram) verwandlet werden / worinn er aber mir nock nicht voͤl⸗ lige Satisfaction gibet. Er wil / daß eine einfache Bruch⸗Stralung den 10870770 Berg erhoͤhe / eine vilfache aber denſelben nidriger vorſtelle. Wir wollen in der I. Fig. ſehen / wie ? A, bedeutet den Mittelpunct der Erde. B. das Aug des Zuſchauers. CH die wahre Höhe eines Bergs. CF, die falſche / oder durch einfache / in G, geſchehene / Bruchſtralung geſehene Höhe. CK. Die geringere/ auch falſche / durch vilfache / in ©. und P. geſehene Höhe. Nun dunket mich / es habe Ricciolus einen Fehler begangen wider die Anfänge der Optic. Der in B.ſtehendeMeſſer ſihet die Berg-Spig: I. nicht nach der Lini OP. oder PR, fondern sach der Direction der Lini BO. alſo daß ſo wol die ein als vil⸗ fache Bruch⸗Stralungen die Berg⸗Spize erheben in F. Ich wil aber das Urtheil anderen uͤberlaſſen / welche in Machernatifchen Wiſſenſchaften geuͤ⸗ bet ſeyn / gl ichwol bey difer unſeren Mathematifchen Mahlzeit / dem Geehrten Leſer zugefallen noch ein und andere Tracht aufſtellen / zwahr nicht auß meiner eigenen Kuchen / ſondern mie ſie gekochet worden in Hrn. Joh. Jacob Her⸗ mans / ohnlangſt beruften profefloris Mathematici aũf die höhe Schul zu Padua/meines wehrteſten Freundes / ſubtil⸗ und ſolid gelehrten HiIrn. Diſer Herr erkennet mit uns / daß die von den Berg⸗Spizen In die Thaͤler fallende Liechts Stralen feine gerade / ſondern eine guß unendtlich vi⸗ len / unendtlich kleinen gebrochenen Limen beſtehende / oder krumme Lini auß⸗ machen. Er waget ſich aber/ mir zu efallen / und der Gelehrten Welt zum Nugen / nach weiter / und unterſtehet ſich durch ſubtile Algebraiſche / jezt uͤbli⸗ che Rechnunge Art zuerfahren / von wasGattung oder Geſchlecht / diſe krum⸗ me Lini ſeye. Zu feiner Grund⸗Regel ſezet er / daß die dichte der Luft zuneh⸗ me nach proportion der ſteigenden Höhe. An Fig. III. ſeye A. die Spize eis nes Bergs AC, die Höheder Luft oder Dunft- Kugel überden Berg. Die Dichte der Luft in A, werde vorgeftellet durch die Lini AD, zeucht mandie Puncten C und D. zufamen / und weiters fort ‚fo kommet herauß die gerade £ini EDF. und wird’ die Dichte der Luft in H. vorgegeiget durch die Lini HF. weilen nachdem Srundfaz eine Gleichmaß iſt zwiſchen der Duͤnne / und Hoͤ⸗ be der Luft / oder AD. fich verhaltet zu AF, mie AC. zu der HC. Nun wird des krummen Liecht Strals AB. fo von der Berg- Höhe A. ins Thal fallet/ Eigenfihaften und Art folgender maffen erfunden. CA fyera, AD-b, EH:x,BH:y. Es werde CH. CA.:: AD.HE, oder analytiex.a:: b- SUR | | | ; — HE. HE aber ſtellet vor die Duͤnnung der Luft in H. wann HF vorbil- det die Dichte derſelben. REN 1 Es hat aber der Hochgefehrte Herz Joh. Bernioulli, dißmaliger Mach. Prof, zu Bufel/ mein groffer Goͤnner / in denen Actis Lips, A: 1697. p. 208. bes wieſen / daß wann dx die diſſerentialis iſt von x, und dy⸗ F allwo er *26 23 ( 1606 )Eche „ass en 7 ne durch € verſtehet die der Höhe x enefprechenbe Dünne : So ift dann in gegenwertigem fall / wie bereits gegeiget/ t⸗ f. aber eine beſtaͤndige gewiſſe dx b u Lini: folglichdy » — wann fehrner fc» ab, ſo verendert ſich die x Ah Sr d R I u Aquationind yo und waũ an ſtatt x geſezet nid —— ‚undan xx-c 2 ET eh ir un-cc,du ftattdx, ee fo wird dy⸗ cdx „ze XX-66 che letſte Æquation anzeiget / daß die krumme Strallini AB, ſeye eine Loga- rithmica, deren conſtruction zufinden in Fig. IV. allwo von beyden Endpun⸗ cten der Lini AG, welche Die Höhe der Luftzoder Dunſt⸗Kugel vorſtellet / namlich von A. und C. zuzeuhen fenn zwey Senckelrechte £inien AR, CS. und von der oberen CS, nad abgefchnittener CO, in beiiebiger Laͤnge / aus Dem Mittelpunct C Durch den Puncten O, eine gleichfeitige Hyperbola, wel⸗ che Die indefhinitam AR in P, fihneide/ fo dann muß die aus P. aufgesogene Senckelrechte PQ in ſoweit gegen N fortgeftreckt werden’ bis NQ gleich wird der Lini QC. wann difes gefchehen/ und durch N gesegen wird TM eine mit SC. gieichlauffende Lini / und aufdifer indefinita TM, als Axe, oder Afym- ptoto, conftruirt wird eine durch Die Berg-Spize A. gehende Logarichmica, deren ſubtangens iſt die Gerade Lini OC. fo fagen wir / daß eben dife Logarich- mica AB, ſeye Die von der Berg⸗Spize A, in B fallende krumme Sini eines Sonnenftralg. QLE.F. Es ift aug diſer conſtruction anbey zuerſehen / das / weilen OC, gensinmen worden in beliebiger Länge / Durch abenderung derſelben OC ungeblich vil andere Logarichmic® AB. fo alle durch die Spize A, gehen/Fönnen gezogen werden / welche alle fo vil von der Berg Spize ig Thal fallende Liecht⸗Stralen vorbilden koͤnnen. Dis hiehar hat Herr Hermann durch ſubtile Rechnungs⸗Art gezeiget die Art und Natur der krummen Strallini/ er geſtehet aber zugleich ganz gern / daß dife außgefonnene Logarichmifche £ininicht mol allen durd) die Luft paflirenden Liecht-Stralen Fönne zugeleget werden, weilen Die Luft fels ten / oder niemal/ rein / und die in ihro ſchwebenden Waſſerduͤnſte die Sons nen⸗Strallen ganz anderſt brechen, ſo daß diſe ſeltenganz vollkommene Lo- garıchmicas machen ſondern ſolche krumme Linien / welche je naher zu Des nenfelben kommen / je befreyter die Luft iſt von allerhand Duͤnſten. P. S. Hichar gehoͤrt eine beſondere Tafel a 2, ß. d verwandlet in d y⸗ ==, wel⸗ Mai.) 232 (161 )83= (Den 12. Odobr. 1707. oe ee er ee Schweizeriſche Berg— Jeden, 9]: bisherigem erhellet fich zur Genuͤge / wie fo vilen befchtwer-und bes truglichen Anftöffen unterworfen feye die Geometriſche Art der Ber⸗ gen Höhen abzumeffen und aber auch der Weg gebahner zu endes rung/ und verbefferung / der jenigen Fehleren / melche von Zeit zu Zeit in 3 der Bergen / ja der Erden ſelbs / und deren Abmeſſung einges ichen. Ich wende mich nun zu der zweyten Manier / die Berghoͤhen abzumeſ⸗ ſen / durch Mittel des fo genanten Barometri, oder Wetterglaſes Es iſt diſes Inſtrument eine der herrlichſten Erfindungen / mit welchen Die heutige Phy- ica Experimentalis pranget; ein zwar glaͤſernes zartes Roͤhrlein / wormit man aber / gleich als mit einer ſtarken Petarde, die Porten der Schulweißheit leicht einbrechen mag. Die erſte Erfindung diſes Wetterglaſes / mit welchem nun bald aile Audienz · Wohn und Studier-Zimmer vornemmer / und Ge⸗ lehrter / Leuhten gezieret / / fallet in das Jahr 1643. und wird zugeſchrieben Evangeliſtæ Torricellio, beruhmten Mathematico des Groß Herzogs von Florenz / weßwegen er auch genennet wird Tubus Torricellianus, das Torri- celliſche Glaß⸗Rohr. Es iſt zwaren diſes Philofophijche / ung Chriſten erlaubte / Oraculum allein oder meiſtens / befraget worden bey eroͤrterung ſchwerer / in der Naturwiſſenſchaft vorkommender Streitfragen / oder auß curioſer / oft nutzlicher / Wiſſensbegierd von enderung des Wetters. Nun⸗ mehr aber gibt es auch Antwort auf vorgelegte Fragen von reſpectiver Hohe der Bergen/Thaͤleren / Doͤrfferen Stätten’ Seen / Fluͤſſen. Und pflege ich / wie auß bisherigen meinen Bergreiſen zu erſehen / diſen Goͤtzen aufzuſtellen an allen Ohrten / wo ich hinkomme / und bin der verſicherten Hoffnung / daß mit der Zeit / durch Mittel diſes Inſtruments / in Erfahrung werde gebracht werden die ganze Unebenheit der auſſeren Erde / ſo in Berg und Thal abge⸗ theilet / oder eine von den hoͤchſten Alpſpitzen bis zu denen Meeren ſich ſenkende abhaldige / vilfaltig unter brochene / Flaͤche / vorſtellet· Es wird dann der Muͤ⸗ he wehrt ſeyn / meinen geehrten Leſeren einen möglich vollſtaͤndigen Bericht zugeben von diſer Meſſung- Art / und dahero zuhoffendem vilfaltigen Sobald die Naturforſcher ſich beſicheret / daß bie bey Dem Bettralafisan» | 102) fallende Enderungen des Quekſilbers zu ihrer Grundurſach hetten bie voPs fchiedene Schwere und Hohe der Luft/Eönten fie fich wol einbilden/daß dag Quekſilber aufeinem Berg tieffer müßte fallenyals im Thal / weilen dort Die Luft nicht fo hoch / als hier / folglich nicht fo Fraftig auf das Quekfilber Fan trucken; worauß dann entfprungen die Begivd/ hierüber Proben zu mas chenzund einen neuen Weg gu abmeffung der Berghöhen zu bauen. Die erfte Prob ift gemachet worden An. 1647. auf dem hohen Berg Puy de Domme „bey der Statt Clermont in Auvergne,von Hrn, Perier,nac) Ans leitung Hrn. Pafchal, fg zu gleicger Zeit in Parisauf Thürnen/undanderen hohen Bebauen, obfervariones angeftellet; hrrnach An. 1661. 1665. und 1666 hat die Wahrheit diſer Erfahrungen unterfuchet Sinclarus,äinSchofts laͤnder / auf denen Sebirgen in Schortland/mie des Anßtrags halb mehrere Nachricht zufinden bey Sturm, Colleg, Experim, Part,F, App. pag 13.16, Einf wenigen Kahren aber ifk diſe Materi weiters fortgetrtebenyund der Bergen Meflung sugeeignet worden von der Röniglich Sransöfifchen ein der Wiſſenſchaften / wie bald in mehrerem zuvernem⸗ Men ſeyn wird. NE in Weilen mir in meinen Hiftorifh Natürlichen Bergreiſen vorgenoms men / diſere Materi durch allerhand eigene Proben zu unterfuchenyund alfo unſerer Helverifchen Landen unebene Befchaffenheit deſto beffer zu erkundi⸗ gen / als habe mich ins befonder beftiffen auf einen kommlichen Apparat, deſſen Geſtalt und Zuräftung sornemlich zu danken hab dem Mechanifchen Ingenio Hrn. Hauptmann Eplingers/rines Ehrenglieds des Groſſen Rahts allhier / meines wehrten Sreundes, Die Sicherheit und Kommlichkeit bes ſtehet in dem / daß diſen Meßſtab gebrauchen Fan in Form eines Spaßier⸗ ſtocks in Fig V. deſſen fange iſt ohngefahr 34 Schuhe. Der Stab ſelbs beſtehet auß zweyen / der länge nach zerſchnittenen / halben Cylin⸗ derſtucken / in deren Mitte ein hole Kehle oder Krinen zu faſſung des Gläſer⸗ nen Roͤhrleins. Oben undunten werden dife zwey Holsfkücke feſt zufamen gefchraubet durch Schraubdekel / twelche auß Horn gedrechßlet / und inn⸗ wendig außgehölet/ theils zu logierung des Glaſes / theils jur faſſung deg Quekſilbers; inmitten werden über diß angelegt zwey oder drey Ringe / oder Zwingen / ſo auch von Horn. Nebſt diſem Stab verſihe mich mit genugs ſamem Quekſilber / eiſernen Drat / einem ſubtilen Trichter von Horn / gel⸗ bem Leder / und zweyen / oder drey Glaͤſernen Roͤhrlein / damit / wann eins ſolte brechen / ein anders bey der Stell ſeye. 9 | Difer Glaͤſeren halb aber iſt zu miffen daß ſie / wo moͤglich / ſeyen von gleicher oͤffnung / wol auf der Glaßhutten gezogen / und durch genugſame / zu Hauß gemachte / Proben in Vergleichung geſetzet mit einem guten, A der ” Studier⸗ ei 3 (163) ki Studierftube bleidenden Barometro, damit die Bervegungen des Queffils beryund die Grad des Maßſtabs / einander ordentlid) entfprechen. Mit Die ſem Barometrifchen Ruſtzeug begibe mich auf die Keife/ und an dem Fuß des erſten Bergs / wie auch in allen Wirthshaͤuſeren / Flecken / Doͤrfferen / Bergen / da mich in etwas aufhalte / bereite mein Experiment auf folgende Weiſe. Ich ſchraube den Stab oben und unten auß / lege deſſen zwey theil von einanderyergreiffe denjenigen / an welchen das Glaß mit Riemlein / oder Faden / an zwey oder drey Ohrten / angeheftet / ſtoſſe einen geraden eiſernen Drat in das Glaß hinein / daß er am zugeſchmolzenen End anſtehet / gieſſe durch das Trichterlein das Quekſilber allgemach hinein / gibe aber wol ach⸗ tung / daß durch Mittel zumeiliger bervegung des Drats Feine Luftblaͤtzlein ſich zwüſchen dem Quekfilber fegen : wann dann das Roͤhrlein angefüllet/ fö Schraube den einten Knopfdes Stabs widerum ein / ruke das Glaß in dens felben hinauf / daß es anftehet ; in folcher Poſtur halte das Roͤhrlein mit den Singerender linken Hand an dem Stab feſt / und Eehre denfelben um / ſo wird das Quekſilber auf ſeine / der Beſchaffenheit des Ohrts angemeſſene / Hoͤhe ſich herab laſſen / geſchwind aber fuͤlle unten den Knopf mit Quekſilber volig an / bis an das Rand / alsdann gewahre den Zoll / und Scrupel / in welchen das Quekſilber ſtehet / und zeichne denſelben auf / nebſt der Beſchaffenheit der Witterung / auß deren dann zugleich von enderungen des Wetterglaſes ein deſto beſſer Urtheil gefaͤllet werden kan. | | | So vil von der Zubereitung unfers Inſtruments. Folget defien Ge⸗ brauch, Durch fleiffigeMechanifche und Geometrifche Obfervationen habe wahrgenom̃en / daß das Queffilber im Wetterglaß in einer Höhe von 8o. bis 0. Zur. Schuhen fallet einen gehenden Theil eines decimal Zohle/oder einen EScrupel / wornach bis dahin mich in meinen Außrechnungen Der Berghoͤhen gerichtet / alſo daß die Senkelrechte höhe eines Bergs dargegeben habe vor 8oo. Schuhe / wann an des Bergs Fuß das Quekſilber ſich befunden im 20. Zoll (namlich von unten aufsurechnen) auf der Spitze aber des Bergs im 19. dann tie ſich verhaltet ein Scrupel zu 80. Schuhen / alſo 10. zu 800. diſes Fundament komt ohngefehr überein mit denen Proben / ſo die Königlich Sranzsfiihe Geſellſchaft der Wiſſenſchaften an dem Meer gemachet / allwo fie befunden. dag 60. Pariſer Schuhe entſprechen einer Linien / das iſt / 1. eines Pariſer Zolls. Darm 40. Pariſer Zoll gleich ſeyn zo. Zuͤricher decimal- Zollen / folglich ift 1. Zuͤricher Serupelgleich 13. Parifer Lint, . Die Königlich Franzoͤſiſche Geſellſchaft bleibt (wie infonderkeif auß ihren Memoites von An.ı 705. Pag 61. zuerfehen ) dey difer einfaiten Rech⸗ nung nicht/fondern ſchreitet weiter fort/um fo, wol Durch geſunde Dergunfts ſchluͤſſe / ais vilfaltige Proben / diſere Meflungsart anf einen ſicheren F— iu ol 164 1 E- fesen, Es ſetzen diſe gelehrte Männer zu einem allgemeinen Gundament/daß Die anderung des Queffilbers im ſteigen / und fallen/nicht Fönne gleich fein Durch Die gange Höhe der Euft-oder Dunftfugel/meilen die Luft nahe bey dem Meer/ wo fie am nidrigftensfehr zuſamen getrukt/auf denen höchften Gebir⸗ gen abes weit dünner / alſo das bier ein vil höher Stuk Lufterforderef werde eine gewiffe Trukkraft außzuuben/als dort. Hr, Mariotte ing befonder bes tocifet ın feinem Eflay de la Nature de l’Air, daß die Luft fich verdichtes oder condenfire , nad) Befchaffenheit/oder proportion des aufligenden Ge⸗ wichts. Auf diſes Fundament / als ein gewiſſes Tatur-Gefag rechnet er auß Die ganze Hoͤhe der Luft- Spher / daß fie beſtehe in 15. Meilen / jede von 2000. toifes, welche machen 98150. Züricher Schuhe. Er feßet / nach der Erfahrung / datz das Quekfilber andem Ufer des Meers indem Wetterglaß fteige auf 28. Parifer Zollyroeiche zu ihrem Gegengewicht haben die ganze £uft-Höhe ; daB auchdie Höhe von 60. Schuhen an dem Meer das Quek⸗ fiber fallen mache eine Linie / oder den zwoͤlften Theil eines Zolls die folgen⸗ den Hoͤhenen der Juft/ fo denen folgenden Linien entfprechen / fein immer groſſer / weilen im Fortgang immer weniger Luft aufligetzund ift zum Exem⸗ pel Die zweyte Hoͤhe /welche Der zweyten Linien entſpricht / alſo zu finden ; wie ſich verhalten 28. Zoll / weniger eine Lini/ zu 28. Zollen / alſo die Höhe von 60. Schuhen / zu dem vierten termino, welcher gibt Die zweyte Hoͤhe / und fo fort. Diſe immer ſich vergroöfferende Höhen formieren eine Geometriſche Progreſ- fion, deren Summ die ganzeobbemeldte Höhe der £uft-Spher außmachet. Und mwird ein genoiffer Theil difer Summ nohtwendig vorftellen die Hohe eines Bergs / auf welichem Das Dueffilber auf eine gewiſſe Hoͤhe abfallet. Es bleibet aber Mariotte bey der Geometriſchen Progreflion nicht / ſondern vers Anderet fie in eine Arichmetifche/ nach welcher er 63. Schuhe feet vor Die eriteyoder unterfte &ini. Die Herzen Caflini, Sohn/und Maraldi , hatten in ihrer / wegen der Mittags Linidurch Sranfre ch An. ı 703. gethanen Reife die gelegenheitverfchiedene Berge fo wol Geomertrifch/alg Barometrifch/abs zumeſſen / und gewahreten/daß weder die Geometriſche / noch an deren ſtatt geſezte Arithmetiſche Progreſſion des Mariotte mit ihren Obfervationen eins getroffen / weßwegen fie eine neue Arichmetifche Progrefhon außgerechnet / die mit der Erfahrung beffer fol einflimen. Beyde / ſo mol des Mariotte, als des Caflini Progreffion Tafel habe zugefallen des geehrten Lefers allyier einruken woilen / theus damit man fich felbiger bedienen möchte bey vorfallenden Ans laͤſen / theils Das/fo bisher von difer Materi gefibrieben morden/ befandter zu machen / theils auch/ meilen die fo aenanten Memoires del’ Academie Royale desSciences nicht gemein ſeyn Difer Tafel babe beyfuͤgen mollen fo mol Die übereinkunft der Ziricher decimal Zollen / und Scruplen / deren mich bisher bedienet/mit denen Pas —* ee, N ale die gleichfahls in decimal Zuͤricher Ruhten verwandelte F toueſ· Di J N.42.) = (165) (Din 19.0 obr. 1707. Tafel der Lufthoͤhen / welche denen Braden dig Quek⸗ ſilbers im Wetterglaß entſprechen. Fall des zHoͤhe der Luft / ſo in der Hoͤhe der Luft über die Hoͤhe entſpricht nach Ma- riotte Meinung. 30. Lin] Ruth, Sch. Boll. fin. 3,.0.0 Pr ini des Quekfilbers © 1.| 10, 3. 2. Be 2110: 3, 4. 6, 3 19. Se 6% 5, 4 10. 3. 9% I, f.)| I. 3. IL 4. 6.| 10, 4. I. 9. MEI A. I, 21106, 4 6, 5. 1. 8 -20 18.] 10. 4. : II, 2; II,} ıo, Js I, 7. I, O,! 10. 5. 4. oO, 1110. 5 6 S. 210. 78.00 3:1 10. Be. IIs 4» 411, © 1% 9. 1312.08 '% 2. 6.111, © 6 9% Des Släche des Meers Quctfilbers| nach Mariotte in Pariſer R.Sch. Zoll, Lin. Zoll. Lin. u... 0: 0 0 122 0. 4 II. u. 6 10. u u 9. 42. 2 Io. 8. B a, 5 10, 7. 65: 3 ıu ® 6. 74 2. 3. 10. 5. Bis: RO 3 4. 9%. je 7» I» 3: I 06, 4. 6. 3: 2. Er ae I. 128. 2, 11. 10.27. ©. 3 u 2% Il Ho E 7.8 10 1... Ale "Va FEREnRL 9, 172: 2 4 2. 8 I 83. 2 8. j» 7 194. 3+ 3+ 2. 6. 205. 4. O. 5. fs 216 5. 0. 3: 4: 3:6 3 % 3. 23 9% I, 7: 6. 2. 250. 3. 3% 1. 15 1, ARE ehrt % 47 4.1318, 533 (166 5 II, 3 4 IOs Il, 3 7: T I I, 3+ Io, 4. IT: 4. Is Is II 4% 3+ II. — 7 er. m, 9 II; 5. Or 4, IIls 5 3. 5, I Is je 6; 2; II, 5% 9, — I2. 0. Os Oo, 12,20, . 3% II; — — 342: Or 2. 3. jr 353: 3. 9 10. 36 u . 2, 386. 5. % 3 388. 4 Is u 400, 2. 7. In. jaf _ 0 412, I. So Sr | 424: [off Ss 9. 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Höhe der Luft uͤber die Höhe der Luft über | Höhe des Lini des Quekſilbers Fläche des Meers die Flaͤche des Meers Duefib Quekſilbers in entſpricht nach der nad) Caflıni in Zuͤricher decimal ‚bers a Zuͤricher deci⸗ Meinung Caſſini Pari Ruth. Schuh. Ruth. Schuh. R.Sch.3. Ein. —*— sin, Zoll. Ser i 10. ein, o 28 &]|25e._.2 IO, Is 10, 90 6: + 8. 8. Il U 17. 10 2: 20% 3: 13,2 8.8 18.1-= _ 3% 10. 3⸗ 31» ©. | 20, 0. 8.8 9.124 9% Io, 4 41, 4: BI. 06:6 8 — % Io, jo» j2, 3: 34s 0; 2,0 7: "ar. 87: II, OÖ, 63: 3+ 41; Is 4 8 — 73: 11s I, 74 4s 48. 3. 8. 4 —6 II, 2. 86. oc-—— ZB. 4— 6. II. 3+ 197. 3» 63. 1 8. © 3: — 4 I. 4 1109. 1. 70. 7 4. 0. a 45 In 5. |121 . 17. 40 8 DE Be 12, °, 133,» O, 86, la 8. 4; 27: 2 armer 2» Ed ( 168 ) SE R.Sch. Ruth. Schub.) R. Sch. Zoll.Lin. Zoll Lin. Zoll. Ser. 3 1. |4% .: u.| ee a & 8 = 22 1. 2 15% 3:. 139035: & 0, 10.|=— Ip Er 170, Sul ınar Er u D, Sn m; z 12, 4, 182, 4 118, 3% 6. 8. 8. 24. J 195. 3+ 126. 6, 8. 4. 7: 23. 94. 13,0, |208. SE LERNTE 6.8 13, I, 221. 4 143. 6. 4. O. fr Ka ia 73: 132 2 SR u 5 A U Acer Eau,‘ 13% 3 248, 3+ 161. —2* 2. 8. 3 — 67. 13: 4 1368, 1 0 N) ur!» 13, er? 276: oO 1 78. 8. 4. 8- 3 43 14, 0. 290. 2. 1187. :% 2 0.86 De. 14. 1 1304, I. I, 50. 2. — 1. 2. |318% ar B CR ga * 14. 3. 333 . 0. 2174 7* 8. 4. a 17: 14. 4% 1347 4 1a, 2 u | a 1. 14. 5 362. 3+ 234. 9. 9. 0 7.230 ry 1f. -o 1377 gr) aa) er et —— 6.22 95. if. I 392 4. 254. 4. 4 8. 1 7.1 Be 83 If. 2. 1408 ©. 264. 3. % 4 Pl una 8. SC 423 3 ER a We 9 3. 15. 4 1439. I, 1264.) 55.8, 0, 21777, 6 19. 54 NA Gi ea Br 1.7 5 16, ©. 471 oO, 305: 2. e) 8 25: 3 Fi ne 5 16. 1. 1487 — AB 113. 4% 16. 2. (03, 3+ 326. 2 6. 8. 10.» 3. 16, 3. 520, 0. 3 36. 94 6. ©, ET, 22. 16. 4. 1536 . 5347. mn & © 8Im— 2. 16, 5. 513.4 34 1358 6. 6 8. vd ae 17. 17. 6— 3: 1369 6 % 4 6.122. 5 ın 1 158% 4.380. %. 0 8 5.]21. 95 17. 2. 1605, ©. 3902. ©, 4 0 4+1=7= ..0% ER: 30 1622, ».40. 2. 8 © 34 — 87 17. 4,640, DE Pen 838. ae 72 17, 5. | 658: © 426, 3» 8, 4. N 63. 18, + 676. 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Wi I. m, 22. 2. 1202. 3. 779. 2. 2%. 0, J—— 225.0. 793. s6 9. —— 544 22. 4. 1247. 4+ 508, 4. | 8. 8 8. —— 5. Bi22: 5.4127 3. 1822 2 8. & 7.|-— 48, 23. 0% 1129, 3, 3838. 1. 8% 8. 6. 33, 123, 10 I171 83 oo 5. — 25 3. 2. 1340. ©. 868. 3. 1.00 4|l-= 2 23. 311363. 883. 5. 3. 8. — + 23⸗ 4. 1387. I. 8398, 8. 7. 4. um — zZ 127. 5% 141. © 194, 3: n. 8 1.118, 9% J J 24. L 1459, 1 945. 5. 3. 0. Kae AMT F 24: 2. 1483. | 3» 961. 2, 9 8, TEN 3 (170) Der Gebrauch befichet furz darinn. Auf der linken Seite ſub Lit. A. iſt außgeſezt der Fall des Quekfilbers Bon Lini zu Lini / namlich von dem niderften Horizont des Mittellandifchen Meers / an deffen Ufer inder dritten und fünften Drdnung unter Lit. C. und E. entfprechen o. o. undin ber ſechhten Drdnung fub Lit, G. 28, Parifer Zoll / ſo hoch namlich das Quekſilher fteiget an dem Ufer des Meers. Der eriten Lini entfprechen nach dero Nechnung des Mariotte 10. Franzoͤſiſche Ruthen 3. Schuhe/ 2. Zoll / 3. Linien / zu ſinden unter Lie. C. unter Lit. E, 10. Nuthen 1. Schuhe / nach Caffino ‚unter Lit. F. 6, Ruthen 5. Sch uhe 8. Zoll / 8 Serupel Zuͤrich. und endlidy unter Lit. G. 27.Zoll ır. £inien/ denen unfer Lit. H. entfprechen 24 Zoll 13. Zuricher. Die zweyte und vierte Ordnung unter Lie. B, und D. zeiget die gunemmende Hohe der Luft von einer Lini zu der anderen/nad) Mariotto und Caſſino, welche zwar anfangs gering/nach und nach aber etliche Ruthen betragt / und begründet auf oben erElahrte Lehr von gunemmender dünnung der Luft. Wann nun irgendwo/auf einem Berg / das Queffilber ſtehet auf dem 22. Pariſer / oder 18. Zuͤricher Zoll, 8. Scrup. fo ſuche ich 22. 0. unter der Lini G. oder 18. 8. unter der Lini H, und finde / daß deroſelben unter der Lini C. entfprechen nach Mariotte 852. toifes, 1.Schube/ (oder 5713. Sch.) 4. Zoll / 8, Linienzunder der £ini.E. nach Caſſino 1158. toif. o. Schuhe / oder 6948. Schuhe/unter der Lini F. aber 750. Ruthen / 3. Schuhe / 8.Zoll / 4. Scrup. oder 7503. Schuhe / welche alle bedeuten die Senkelrechte Hoͤhe diſes Bergs uber den Horizont des Mittellaͤndiſchen Meers. Nach diſer Anleitung nun Fanein jeder / der nur ein wenig in der heutigen Experimental Phyfic erfabrenvleiche erfehen/auf was Gruͤnden beruhe Die Baromertrifche Meſſung der Berghoͤhen / ja auch / wie auf difes Fundament binfort innen in Anſehung der Hoͤhe gegen einander gehalten werden alle Laͤnder / Staͤtte / Flecken / Doͤrffer / Berg / See / Thaͤler / welche Wiſſenſchaft nicht nur in blofe fer curioſitet beſtehet / ſondern ihren trefflichen Nutzen haben kan in unters ſuchung der Beſchaffenheit eines jeden Lands / der Sitten / Geſundheit und Krankheiten der Einwohnerenzac. als zu einem Beyſpil dienen Fan unfere Schweizerkrankheit / das Heimwehe genant / deren Urſach oben Tom.I. p.57. vornemlich hergeleitet von der ſubtilen Hoͤhe unſerer Schweizeriſchen Berg- Luft / und derſelben Enderung in eine dichte / ſtark trukende Hollandifcheroder andere nidere Luft, | An deme / was bisher von der Barometrifchen Meflung-Art gefchrieben worden / koͤnnen ſich mol vernügen Diejenigen/mwelche.oben/auf der Natur⸗ Wiſſenſchaft ſchwimmen / zugeſchweigen deren / welche nur an dem — ER: 8 (171) 38- en — — ————— — — des Natur⸗Meers ſtehen / und nicht einmahl fich auf daſſelbe hinauß doͤrffen wagen. Ein wiſſensbegieriges Gemuͤht aber / welches ſich in die tieffe der Sceheimnuß-follen Natur einzuſenken bemuͤhet / iſt mit difen allem noch nicht zu friden. Ein ſolcher Waſſertaucher ſihet vor ſich allerhand vertoiräte Kno⸗ ien / die noch nicht aufgelößt ſeyn / nach ſelbs eigener Bekantniß ber granzoͤſi⸗ ſchen Geſeliſchaft / welche gleichwol mehr in difer Materi gearbeitet / als uͤbrige Gelehrte von Europa. Was denen Artzney Doctoribus begegnet / welche auf der Kanzel / und in ihren Schriften alle Krankheiten zu heilen wiſſen / aber die vorkommende Schwerigkeiten in heilung der Patienten erſt erfahren bey dem Beth / daß kan auch begegnen denen Herzenimelche ſich bemuͤhet / obge⸗ ſezte Tafel außzurcchnen. DieRechnungiftgut/es fragt ſichs aber / ob ſie der Natur überall entſpreche? Ob die graduation der Luftdünnung in der Taht alfo ſeye / wie fie vorgerechnet wird in Ruthen / Schuhen / Zollen / und Linien? Ob eine ſo richtige Ordnung nicht unterbrochen werde durch beftans Dige Dergfälte/mwelche die Rarefe&tion, oder dünnung Der hohen Luft merklich einzeuhet / und felbs das Duekfitber auf einen höheren Grad treibet / als ſonſt Die Tafel außtruket? Ob nicht eine neue Außrechnung noͤht g were / welche in betrachtung ſetzet nicht nur die Hoͤhe / und ſchwere / ſondern auch die Kalte der Luft? Schhabe bereitsuber dife Mrateri eint-und andere Proben gemas chet / werde aber weiters trachten dife Materi in mehrerem zu erklaͤhren / alſo / daß man nach und nach in mehrere und moͤgliche Gewißheit komme; wiewol wenig Hoffnung ſich eraͤuget zu foͤlliger Aufiöfung aller vorkommender Schwerigkeiten / unter welche auch muͤſſen gegellet werden Die tägliche und ſtuͤndliche veränderungen der Luft felbs/die auf-und abfteigenden Wolken / die Verſchiedenheit der weite und engeder Glaßroͤhren / welche man braucht, fo auch des Quekſilbers / tc. 9 | Dißmahl noch wil gleich als zu einem Nach⸗Tiſch / dem geehrten Leſer darſtellen eine Gegenhaltung der groͤſten Helvetiſchen Gebirgen mit ande⸗ ven in froͤmden Landen abgemeſſenen Bergen. Das unſere Helvetiſche Ge⸗ birge Die hoͤchſten ſeyen von gang Europa / bedarff Feines mehreren Beweiß thums. Es iſt hieruͤber genug geſchrieben worden Tom. J. p.i8. und Tom.lIl. pag.yi. wohin mich beruffe. a | | Ich beinerke nur hier einichein unferen Landen aller Ohrten / ſonderlich aber bey der Situation unferer Bergen/ außgetrukte deutliche Fußſtapfen / oder klare Anzeige der allweiſen Allmacht des Groſſen Schoͤpfers: Es hat Gott gefallen wollen / die hoͤchſten Alpgebirg in Europam zu ſetzen / als reiche / niemahls zu erſchoͤpfende Waſſergehalter / worüber nachzuleſen Tom.l. p.37- 19. und Tom.Ill, pag. . Nach feiner unendlichen weiſen Vorſehung hat er ſolchen Schatz wollen fegen an Das komlichſte Ohrt / in mitten — * Mi 833 ( 172) &$- Mittaglini und dem Nord · Polo, nicht unter der Lini / oder fonft indem heiß fen Sürtelftrich/dann alfo hatten die Waſſer in unfere Mitnachtig mäſſige Laͤnder / Italien / Frankreich / Teutſchland / Holland / ec. gar zu meit zu flieffen gehabt / ja fie weren meiſtens / ehe fie zu ung kommen / außgerauchet / zuge⸗ ſchweigen / daß die Berge noch hoͤher haͤtten muͤſſen aufgeführet werden / als ſie jezt ſtehen: aber auch nicht in dem kalten Gürtelſtrich der Erden gegen dem Nord Polo, dann da wegen immerwaͤhrender groſſer Kalte nicht DR ale geſchmolzen were / um die meiften Sander Europe darmit juvers ehen, Zu deme kommet / daß in denen Nord · Polariſchen Sanden die Berge/ wann ſie ſchon nicht hoͤher geweſen weren / als unſere Helvetiſche Gebirge / denen Anwohneren ganz unfruchtbar weren geweſen / da wir hingegen in unſerem Schweizerland nebſt dem ewigen Schnee und Eis zu groſſem un⸗ ſerem Nutzen genieſſen koͤnnen Die ſchoͤnſten Gratzreichen Weiden / und nebſt dem Fahlen/Falten Winter ſehen den lieblichſten Sommer, Worauß muht⸗ maßlich zu ſchlieſſen / daß die Natur und Beſchaffenheit des Erdengebaͤus ſelbs diſen in mitten Europa ligenden Berghauffen erforderet hat / was ſage ich von der Natur? beſſer iſt ein fo herzliches und groſſes Werk / wie alle uͤbrige / zuzuſchreiben dem allgewaltigen Arm des weiſeſten Schoͤpfers / welcher Die zweyte Erdengeſtalt in und nach dem Sundfluß alſo kunſtlich angeordnet / wie ſie iſt. Sehet / geehrte Leſer / vermuhtliche Urſachen / warum die hoͤchfte und groͤſte Bergkälte-außgelpannet durch die mitte Europe? Sehet/warum die Schweiz in der Schweiz ? Ich fage mit Nachtruk / ver⸗ muhtliche Urfachen/dann gar nicht die Meynung/das Gott nohtwendig feye betvogen worden von der Natur der Sachen felbs die Berge dahin zuſetzen / 100 fie ſeyn. Nein. Ihme iſt woͤglich / und frey geweſen/ nach feiner unends lichen Weißheit unzehlbare andere Wege außzuͤdenken / die Waſſer in ger nugſam reicher Maß uͤber Europam außzuſpenden / und nach ſeiner unum⸗ ſchrenkten Allmacht dieſelbigen unendlich vil Rahtſchluͤſſe ins Werkzuſetzen. Weilen aber uns Menſchen mit unſerein endlichen / und darbey verderbten Verſtand in das Geheimzimmer der Goͤttlichen Weißheit hineinzugehen weder erlaubt / noch moͤglich / iſt nicht die Frag / was Bott habe können kuhn / ſondern was er habe woͤllen; ja was er wirklich verrichtet habe. Und iſt einem Naturforſcher erlaubt / mit feiner ſchwachen Vernunft nach zuſinnen / welchen Weg der weiſe Schöpfer mochte gegangen ſeyn in hervorbring- und Erhaltung feines Welt-und Erden gebäues, a ich meine/es ligeibme diß ob / wann er je Gott kennen wilzundliebet, Es bat ſich der groſſe Gott nicht unbezeuget gelaſſen / ſondern aller Ohrten / in allen Ecken der Natur ſich geoffenbaret. ar N) lee (Den 2. Nov. 1707, 0 0 10 OT ET Berg Heiſen. — me ee „2 S iſt aber diſe Naturſchrift nit alfobald zu lefen/fondern mit fleiffiger Nachdenkung zuerftudieren. Gott hat nicht wollen / daß wir alfos OS yatdiais mir an diſe Welt geboren werden/gange Texte nach einander Daher leſen / und felbige verkuͤnden / ſondern vorerft Eennen lehrnen Die Buch» ftaben/ hernach lefen die Sylben / und Woͤrter. So vil natürliche Coͤrper / ja ſo vil Eigenſchaften / Geſtalten / Bewegungen derſelben ſeyn / ſo vil ſein Buchſtaben/ ja Woͤrter/ ja ganz kraͤftige Beweißthuͤmer der Goͤttlichen Guͤ⸗ te / Weißheit / und Allmacht. Und aber ligen diſe koſtliche Wahrheits-Perlen nicht an allen Uferen / ſondern in dem tieffen Meer / verſchloſſen innert den Mufchelen. Es Fan fie nicht einjeder aufheben/der an dem Geſtad fpasieren gehet; fie müffen hervor gefifchet werden mit groffer Mühe, Diſes fihreibe ich ins befonder zur widerlegung der Epicureeren/mwelche Die ganze Welt / ins befonder aber die auffere Erden: Rinde anſehen / als einen auß dem finfteren Staͤublein gemeng/ohne zwifchenfommenden meifen Raht / ohngefahr ent» flandenen Klumpen; die Berge als aroffe/ ohne DOrdnung/über einander figende/gleichfam vom Himmel gefallene/oder von eingefallener erften Ers den-Ninde übrige/ohne weife Leitung in jegige Geſtalt gebrachte / zerbrochene Erden-Stücke: die Thaler als von felbs entftandene außbölungen der Ers den / zc. Da ich hingegen mit offenen Augen die auffere unebene Erde anfihe als ein ordentliches/nach Goͤttlicher Architectur aufgefuͤhrtes / zierliches Kunſt⸗ gebaͤu / und auch mit kraͤftigen Vernunftgruͤnden als ein ſolches bald darzu⸗ ſtellen vermeine. Nunmehr iſt es an dem / daß ich dieſe hoͤchſte / in unſeren Helverifchen Landen befindtliche / Bergſpitzen Europæ in vergleichung ſetze mit anderen Hoͤchſten / oder hohen Bergen in der Welt. Den 30. Jun. 1705. iſt bey denen Capucineren auf dem Gotthard / bey heller Witterung / die Höhe des Quekſilbers geſtanden im 19 Zoll /s Scrup. Zurich. denen entſprechen 22. Pariſer Zoll / und in obgeſezter Safıl bey Mariotte 852. toifes, 1. Schuh / 4. Zoil / 8.£inienyoder 5113. Parif. Schuhe / bey Caſſino aber 1158.toif. oder 6948. Pariſer Schuhe / oder 7503. Zürie cher Schuhe / vor Die Hoͤhe der Sapnsineren uͤber das Meer. Es fein 1 35 (174) über der Capucineren Derbergnoc) höhere Joch / welche mit jezt beſchriebener Höhe wol machten 8. bis 9000, Zuͤricher Schuhe außmachen. An gleichem Ohrt ift den 7. Auguſt. obgemeldten Jahrs die Höhe des Quekſilbers gewahret worden ım 20, Züricher. Deme entfprechen 22, 3017 23. Parıf. und nach Mariotte ohngefehr 8.18, toif.. oder 4908. Par. Schuhe / —* — 1127, toiſ. oder 7062. Pariſ. Schuhe / oder 7149. Zuͤricher a yu ei. P Denzı. Aug. 1705. habe auf der Furke/bey heller Luft / auf den Graͤn⸗ zen des Urferen Thals / und Walliſſer⸗Gebiets des Quekſilhers Höhe wahr⸗ genommen im 19. Zoll / 4. Linien Zuͤricher / denen entſprechen 21. Zoll / 65. Linien Pariſer; und in des Mariotti Tabell 926. toik. oder 5556. Pariſer Schuhe / nach Caſſino aber 1282. toif, oder 7692. Pariſer Schuhe / oder: 8306, Zuͤricher Schuhe. Zu denen eine uͤber dem Kreuz ſtehende Höhe von: vhngefehr 700. Schuhen widerum 9000. Zuͤricher Schuhe gibet vor. Die. voͤllige Hoͤhe der Furke uͤber das Meer. a. Den 23, Jun. 1706. habe aufdem Joch / einem Graͤnz⸗ Berg zwiſchen dem Canton Bern / und der Herrſchaft Engelbergrum 10. Uhr vor Mittag / bey heller Luft / welche aber Abends ſich außgelaͤhret in: einen ſtarken Regen / die höhe des Wetterglaſes gehabt im 19. Zoll / 2. Linien Züricher / der en entſprechen 21. Zoll / 4. Linien Pariſer / und in des Mariotti Tafel 974. toiſ. oder 5849. Pariſ. Schuhe; in des Caſſini aber 1363. toi oder 8181. Pariſ. Schuhe; oder 883 5. Zuͤricher Schuhe: Zu denen allein noͤhtig hinzu zutuhn 317. Schuhe vor die ganze Höhe diſes Bergs / wann fie außmachen ſol 9000; Zuͤricher Schuhe. Ich erachte aber / daß von dem Berg Joch bis: auf die Spitzen des anligenden Ochſenſtoks / und Tittlisberg eine Senkel⸗ rechte Höhe ſeye wenigſtens von 1000. Schuhen. Worauß vorderſt zu ſchlieſſen / daß die Ehrwuͤrdige Beherrſchere der. Herrſchaft Engelberg nicht ſo uͤbel vom Zweck ſchieſſen / wann ſie den ihnen zugehoͤrigen Tittlisberg hal⸗ ten vor den; höchften Des ganzen Schweizerlands. So dann auch / daß bie gerade/oder Senkelrechte Höhe der höchften Berg-Spisgen. Europ über: Das Meer fich nicht erftrecke uber roooo. Schuhe. Geceegen diſe oberſte Hoͤhe / welche ohngefehr gleich ift so. Muͤnſter Thürs nen / deren je einer uber Dem anderen ſtuhnde / wollen wir nun halten andere bey alten / und neuen / Erdmeſſeren berühmte Berghoͤhen. | _ Diczarchus, ein gelehrter Griechiſcher Erdbefchreiber/welcher auß Befehl | der Königen feiner Zeit die Berge abgemeſſen / fande / daß der höchfte Pelion: 1250: Schrift habe. Diczarchus,vir inprimiseruditus,Regum curâ permenfus Montes,ex quibus altiffimum prodidit Pelion 1250. pafluum,ratione perpen- diculi. Plin, Füßt. Nat,Lib.Ine,65.So fehreibet auch Plutarchus in — aullßt 0175) Pauli milii, Daß weder die Hohe der Bergen / noch die tieffe des Meers uͤbertreffe 10. Stadia, Der beruͤhmte Jeſuit Ricciolus wil / daß diſe von den alten Erdmeſſeren ung hinderlaſſene Nachricht anbetreffe die vollige/oder gaͤnzliche Hoͤhe der Berg-⸗Spitzen über den Horizont des Meers / welche er nennet Altitudinem abſolutam, und nicht relativam, welche nur gehet von den Spitzen der Bergen in das anligende Thal / oder flache Land / worvon ich annoch zweifle. Indeſſen finde / daß obbemeldte 1250. Schritt / oder 6250. Roͤmiſch Veſpaſianiſche Schuhe gleich fein 6822. Pariſer Schuhen / deren Anzahlmich annoch zu groß bedunket vor die Höhe des Bergs Felii in Theſ- ſalia, obgleich ſelbige genommen wurde in anſehung des Meers. | ._ Cleomedes. ein anderer Griechiſcher Stern⸗ und Erdbefchreiber / ſo nicht lang vor Chriſti Geburt gelebt/haltet darvor Cyclicæ Theor..cap.ıo, das kein Berg höher ſteige / als 15. Stadia. Diſe entſprechen 9375. Roͤmi⸗ ſchen / oder 10214. Pariſer Schuhen / welche nicht fo weit abſtehen von unſerer obengeſezten abſoluten Höhe der Alp-Firſten des Schweizerlands. Der groſſe Galilæus de Galilæis, einer der beruͤhmteſten Reformatoren der Philofophifch-und Mathematiſchen Wiſſenſchaften / gebuͤrtig von Flo⸗ renz / iſt der beſcheidenſte in ſeinem Nuntio fidereo pag.14. allwo er Die hoch⸗ ſten Gebirge nicht erhebet über eine Meil / oder 8. Stadia, oder gooo. alt Roͤ⸗ miſche / oder 5458. Pariſer Schuhe. Ich halte aber darvor / daß diſer Phi- loſophiſche Martyrer hierdurch verſtehe nicht Die abſolute völlige Hoͤhe der Derg-Spigen über Das: Meer / ſondern nur: Die xelativhoͤhe gegen dem be⸗ nachbarten flachen Lande. J yo! Auß bisherigem fehlieffe der Wahrbeitliebende Leſer / was zu halten feye von jezt folgender Erzellung der groͤſten Berghoͤhen nach der Meynung ver⸗ ſchiedener alt und neuer Mathematicorum, und ob nicht die meiſten allzuvil an die Sach getahn haben? Sta Alt Roͤmi⸗ Parifer —— — Optic. pag.129.135. und dien. —— Schuhe. in Epitome Aftron, Lib;l. pag. 26. leget den Rhæ⸗ Schuhe. tifchen Alpgebirgen zu eine Höhe von mehr als 16,| 10000,| 10916, Strabo Lib.ĩl. Geograph, ſchreibet Petræ Sog-!: dianæ zu —⸗— — En — 30.| 18750.| 20468. Pererius Lib. XII. in Genef, gibet den höchften! 1 Bergen * — — — 132120000.1 21832] Leo Bapt: Albertus Architect. Lib.X. cap,7: | 22500.1 25661. Ath. Kircher. Art..Magn, Luc, & Umbr. P. II. m! Probl. 5. — _ — — —1 42..26875 29338) Fromond Lib. I. Meteor. cap.2. Art.i, 64.40000. | 43664. Gübert, de Magnete Lib.4, cap m: A128] 8o000,! 87328. . | J Plinius; (176) ei a. Sta; At Romi-' Parifer Plinius Lib. II. cap,64. nach der Auflegung|dien. je Velpa- Schuhe. Fort, Liceti de Lun& Luce fubobfeur,. Lib. Il. —5 — 35306. ... 7 a ie AR 400.1250000,1272917. Ricciolus Geograph, Lib.V I. cap. zo. haltet, darvor (in Kraft deſſen / was er von der Höhe Dur Dergen Athos und Caucafı bewiefen gu haben vermeint) Das wol Berg ſeyn Fönnen von — 712. 320000.1349382. S > ’6 7 | les Von der Schweizeriſchen Gebirgen Geſtalt / und Alter, Es gibt ſich Gott zu erkennen zwar auch in denen kleinſten Staͤublein / welche / ſo zureden einen Schatten der Unendlichkeit von ſich werffen / ſonder⸗ bar aber in Groſſen Welt-Coͤrperen. Unlaugbare Zeugen fein der Himmel / die Sonnvalle Fix und Irrſternen/ deren erſtaunliche Weite und Grgffe die heutige fcharff-und fehrnſichtig-gelehrte Welt nicht genugſam bewunderen Fan. Unſere Erdenkugel iſt zwar Faum als ein Stäublein zurechnen gegen der übrigen Welt / gleichwol ift ſie an fich ſelbs / und in Anſehung unfer/groß genug; und auf der Erden zeigen vornemlich die Groſſe Weißheit des Schoͤ⸗ pfers an die groſſe erhobene Theil derſelben / ich wil ſagen / die Berge / welche an ſich etwas praͤchtiges haben / einen groſſen Werkmeiſter anzeigen / und ſelbs zuderſtehen geben die uͤbercoͤrperliche Groͤſſe unſers Gemuͤhts / welches — auch den Himmel mit ſeinen Coͤrperen in gewiſſem Verſtand aſſen mag. | Wann nach der Erdbefchreiberen Aufrechnung die Berge’ fo auf der ganzen Erden anzurreffen/ohngefehr den zehenden Theil derfelben/namlich der Trufenen/ außmachen / fo muffen unfere Helverifche Lande vor anderen auß Bergicht fenn/meilen wol zwey drittheil auß Bergen beftehen. So daß es der Muͤhe wol wehrt / ja eine mir obligende Schuldigkeit ift/der Helveti- ſchen Gebirgen Geſtalt und Alterthum / oder erſten Urſprung zuerforſchen / und in unferen Bergen / gleich als in einem Spiegel / Gottes Gerechtigkeit / und Guͤte / denen Einwohneren zu zeigen. Wir ſelbs / weilen wir fie alle Tag vor ung ſehen / ſehen fie nicht mit fo bes founderenden Augen an/continuä prefentiä vilefcunt, Solte man aber ei« nen Triderlander auß feinem flachen Land in mitten unfrrer Alpen führen mit berbundenen Augen / wie wurde er fie öffnen mit verwunderender Forcht / und ſich einbilden / daß er an der Welt End gekommen / oder menigftens an ein Ohrt / da die Natur alle ihro uͤbrige / unnuͤtze Mareri auf einen bauffen ges fchüttet : hätte er die alten Heidniſchen Romans jemahlen geleſen / ſo Fame ihm vor / daß diß Das jenige Land were /da die ungeheuren Rieſen nik einander geſtritten and Berge auf Berg geſehet hatten. N45.) 383 (177) (Din 9. Nov.1707; mc — Ste 80 OÖ 0 6 Ne Schweizeriſche | BergBeiſcn. sg: wurde ſich Öffnen Die Schatzkammer feiner Gedaͤchtnuß / in dem er vor ſich wurde ſehen eine verreinn-und miſchung aller Materien / und Formen / Berge / Thal / Feiſen / Erde / Waſſer / Wolken / Schnee / Eis / Metall / Mineralien / und Mineraliſche Waſſer; unzehlich verſchiedene Geſtalten der Felſen und Bergen ſelbs / welche bald zugeſpizt / bald oben flach / twann von anderen abgeſonderet / etwann mit anderen Kettenweiſe angehenkt. Unden / an dem Fuß einer hohen Bergwand / wurde er ſich foͤrch⸗ ten / wegen des Einfalls fo alter Gebaͤuen / und uͤberhangender Felſen: oben auf den Spitzen ſolte ihn der Schwindel überfallen/wann er nidfich ſihet in Die tieffe Thaͤler / und enge Kiuften. In die weite hinauß wurde er mit vers munderung fehen einen weiten Horizont von vilen nach einander ligenden Degen anderer Bergenzund/ mann er je bey flürmendem Ungeritter auf offener See gemefen/lang zweiflen / ob nicht Die Berg-groffen Meermellen ſich in ihrer groöften Wut in Stein berwandeit / und alſo die Berge geſtaltet hetten; wurde man ihne hinabfuͤhren in tieffe Berghoͤlen / oder Klüften / ſo wurde er ſich vorſtellen bie Tßerf-und Ißohnitätte des Vulcani, und Æoli. Einemyder in der Baukunſt erfahren Fommen unfere Gebirge billich vor / als ein befonders/feltfames/von Gott felbs angelegtes Gebdusmelches zwar ohne ſcheinbare Drönung aufgerichtet/ gleichwol fo vil 1000, Kahr bereits in feinem Weſen geſtanden / und unendlich weit hinder ſich laſſet die alte Griech und Roͤmiſchen Bauwerke / auß deren uͤberbleibſelen man hier und da die vortrefflichkeit des Meiſters / und den Pracht der nunmehr ver⸗ dorbenen Voͤlkeren / und Monarchien / abnemmen Fan. Sehet / geehrte Leſer / eine kleinfuͤge Vergleichung der gemeinen/und Goͤttlichen Archiretur! Das Sundament unferer Berg-Gebäuen beftehet in der veften Erden auß ges waltigen / je nach Beſchaffenheit Der aufligenden Schwere / und Hoͤhe / groſ⸗ ſen / gemeinlich Lagerweiſe aufeinander ligenden Felſen / ſo daß Die Berge/wie fie nach dem alleinigen Willen des Allmaͤchtigen Schoͤpfers aufgebauen ſeyn / auch nicht / ohne beſonderen Befehl deſſelben / einfallen Fonnen/und * den i 0178 den / und haben wir des Einfalls halben ſo wenig Gefahr an denen Waſſeren / als inſonderheit dem Bier Waldſtaͤtten See / Wallenſtatter Sees. als in mitten des feſten Lands / weilen auch dort die Felß - Schalen’ Lectus ſoli- dus, unter / und in dem Waſſer fo feſt ligen / daß fie niemahl erweicht / oder aufgeloͤßt / oder unterfreſſen werden. Etwas weniges mögen denen Felſen angewinnen Die aufdem Horizont der Seen anpuͤtſchende ſchaumichte Wel⸗ len/welchesaber erſt nach Fönftigent Hblauff eelicher 1000, Jahren in etwas Gefahr ſetzen mag. Wo die Felſichte Dergmauren nicht gerad und nakend aufſtehen / ſondern Die Waͤnde bekleidet fein mit guter Erden / Graß / Baus men / und allerhand anderen Pflanzen / da gibt es abhaldige / gegen den Berg» Spitzen je mehr und mehr / alles nach den Reglen der unfehlbaren Baukunſt / eingezogene Flaͤchen / welche beveſtnet / und unterſtützet werden von hervor ragenden raten / Blanken / Planten/als toahren Strebe-Pfeileren/ Erifmatibus, Anteridibus, welche alle ihre angemeffene groͤſſe / / laͤnge / hoͤhe / und weite zwiſchen einanderen haben / wie es die Natur der Sach/ja Die Weißheit des Baumeiſters erforderte. | | Die Mauren beftehen widerum auß Selfen/und Denen ordentlich fich auf und in einander/fchiefenden Lageren / auß welchen hier / und da / auch zwi⸗ ſchen harten Felſen / hervor wachſen groſſe Baͤume / welche mit ihren Wurz⸗ len die Selß-Steine noch feſter verbinden / und ſo zu reden / verklam̃eren. Da findet ein Liebhaber ver Baukunſt opera reticulata, bey welchen nur die auſſeren Mauren auß groſſen Felß⸗Stuͤcken / Die inneren Theil aber auß Kißling· und anderen kleinen Seinen beſtehen: opera antiqua inſerta, ver⸗ bundene Maurwerke; opera frontari ‚ Iſodoma,, Pſeudiſodoma, dop⸗ pelt verbundene Maurwerke; und unzehlich vil andere zuſamengeſezte / verwunderlich in einander gewundene / und gekruͤmte / von Gott ſelbs erfun⸗ dene / denen Menſchen unnachaͤhnliche / Werke / welche etwann zu einer ande ren Zeit koͤnten beſonders vorgeſtellet werden: mie feſt diſe Bergmauren ſeyen / iſt under anderem auch darauf zu erſehen / daß vil derſelben ſint ihrem Anfang ober über die ſenkelrechte Lini gußragen / ſo daß man meinen moͤchte / fie müßten nohtwendig einfallen / gleich jenem Thurn zu Piſg / welcher vor ein rechtes Meiſterſtuk gehalten wird. Die Aeſtriche / Boden und Wänds/Ruderationes, feyn felbs die abbaldige Flachen / in verfchjedener Höhe igende Shaler/Meyenfaffe/AlpenStäflen/welche mit den ſchoͤnſten Blum n / fetteſt grünem Graß / Baumvollen Waͤlderen / und untermifchten glattenrauhen/vilfoͤrmigen Selten / gleich als mit den koſtbarſten Tapeze⸗ reyen und Gemaͤhlden beleget/und bekleidet ſeyn. In diſen Bergzimmeren Fan man ſich er ſpazieren / gleich als in Luſtvollen / und anbeh fruchttragenden / mit (179) mit Gemſen / Hirſchen / Baͤren Schneehüneren/undanderem Wildpraͤt an? gefuͤllten Thiergaͤrten. Da mangelt es nicht ancryſtalllauteren Brunquellen / Springbruͤnnen / hohen in einen fhaumichten Staub ſich verkleinerenden Waſſerfallen/gegen welchen alle Cafcades in allen Fuͤrſt · und Königlichen Gärten nichts zurechnen ſeyn. Bey dılen Bergmauren und Waͤnden ſein ohnnoͤhtig Die Ueberrůnchungen / Beſtechungen / Ueber kletdun⸗ gen mit Gyps / Kalch / und dergleishen/Trullifationes, Tectoria Calcaria ope- ra, gypſata, arenata, marmorata, oder auch Die ſogenanten Mahlereyen in frefco, weiten alle dife Erfindungen anzeigen feine der menſchlichen Unfoll— kommenheit. Einzenhungen der oben duͤnneren / unten dickeren / Mau⸗ ren / contracturas murorum , zeiget die Geſtalt der Bergen felbs / welche unten breit/ettoeiche Meiten im Umkreis haben / oben aber gemaͤchlich ſich zuſpizen folglich unfaglich ſchwere Laſte zu tragen fabig ſeyn. Die abhaldige Wände der Bergen kan man zugleich anfehen als Tächyer / und Das in einander vilfaltig gebundene Felßwerk / als den Tachſtuhl/ oder das Befparz. Da mangılt es nicht an Stuͤtzſparren / Zwerdy parsen / Streben / oder Alammerfparsen / Tachjtäsen ; nicht an Dem Unterjcherd der Tacheren; da gibt es tecta deliciata, welche nur auf eine Seithen ablauffen ; tecta pe&tinara, difpluviata,/melche den Regen auf beyde feithen abführen; te&ta teftudinata, Selttächer/melche von vier Seithen fich oben zufpigen; Te&tafaltigiara, welche in eine gahe Thurnfpise zufauffen/und oft Faum denen Gamfen erficiglich ſeyn; unzehlicher anderer arten / welche fih in denen Schriften Der Bauverſtaͤndigen nirgends finden’ zugeſchweigen. Dife Bergtaͤcher ſeyn hier belegt mit Blatten / dort mit un⸗ ordentlich geförmten Felſen /meiſtens mit fruchtbarer Erden / und ſchoͤnen kraͤuteren: Sauͤlen / die diſes Berggebaͤu aufhalten / unterſtuͤzen und zie⸗ ren gibt es ſo vil ſtarke Felſen; da gibt eg Anterides, Strebepfeiler/ colum⸗ „ nas und Pilas, Colonne, Pfeiler/opera ruſtica, Baͤuriſche ſo genandte Werk/von allerhand Art. Hole Bergktuften ſtellen vor fo vil natuͤrliche Hewölber. Die Sommerlichen Gemaͤcher find zufehen in denen Alpen, Die Winterlichen in denen Thäleren. Die Winterquartier der Murmel⸗ thieren inder Erden/der Gemſen aber unter/und anden Selfen; Wie aber / mochte einer gedenken / iſt diſe Borg - Artitetur fo groffen Anruͤhmens wehrt? Es iſt ja darbey weder Zierlichkeit / noch Ordnung / noch Gleichheit der Theilen under ſich ſelbs / da fein Eine Gemaͤlde / Leine geſchnizte Bild werke? Nihil magis incertum, incoſditum, ac perturbatum, ut ſolent eſſe rudera, omnium formarum & figurarum ſunt, præter regularium: moles præruptæ & confractæ, nullus modus, nulla ratio partium, aut —— 4 a re — Zu ro) —J la pulchritudinis umbra, artis aut conſilij nullum veſtigium. Burnet. Theor, Tellu.facr. p.48. Erſtaunet bier / geehrte Leſer und Anſchauere unſerer Bergen! uͤber die wunderſame Weißheit des groſſen Gottes als oberſten Werkmeifters! ſehet hier eine mechaniſche Bauart / welche alle Kraͤfte der Natur / und Kunſt / geſchweige bes Epicureiſchen cafus, oder Zufalls / unendt⸗ lich weit uͤbertrift! Hier haben keinen Plaz die bekanten Corinthiſchen, Dori« chen, Jonifchen,Romanifhen/und Toſcaniſchen Ordnungen / welche geringe berbleibſelen ſollen ſeyn der ſechßten Heiligen Ordnung derjenigen Saͤulen / welche geſtanden in dem Tempel Salomons. Diſe ordentliche Ordnungen ſeyn bier alle zugering. Allhieſiger Ordo iſt inordinatus, eine unordentliche Ordnung / eine Ord nung / welche zum Fundament hat die groͤſte Verwirrung / gleich in jenem Zimmer eines Fuͤrſtlichen Pallaſts / welches mit Fleis und groͤſter Kunſt alſo gebauet war / daß es denen / ſo hinein giengen / ſchiene / als ob alles wolte einfallen, Ich bitte mir Die Freyheit auß / ſelbs die herrlichen Wort einzufuͤhren jenes Feſuiten Danielis Bartoli Ricreat.delSavio cap. 8.p. m. 115. Souviemmi d' haver veduto in un Palagio di Ricreatione d’unj,Prin- eipe,fra le afterebelliffime cose una particolar Camera tutta finta a capriccie dirovine, con un nuovo ftiled’ Architettura, che ben potrebbe chiamarlı l’Or- dineScompofto,e daadoperarvi non menoingegno, e giudicio, cheneglialt- si,dovendofi dare unità al difipato,gratia al deforme, regola allo fconcio, fimmetria allo fconcertato, earte al cafo, In entrarvicagiona horrore ediler- to, il vederfi diroccata in full Capo una fabbricarovinante, fenon che,nel ca- dere, fconcratefi,aventuracome moftra lo ftrano’andamento delle pendenze, Yuna parte slogata con altra, tutta in pie fi foftiene, pofando bizarramente fo= pra membranon proprie, e pur cofibene adatte, chel’occhio nen che rifentirs dene come amoftruofitä,fommamente gode, trovata una non piu veduta fpe- sie di preportione,edibellezza, nella diformitä, e nella proportione. Jo per me credo, ehe chi ne formd il difegno, vi ftudiafle intorno il doppio piu, che a una fabrica ben’ ordinata; ma none da ognuno lintenderne il Magiftero. Sp magdann umfere Bergbaufunftmwol mit Bartoli genennet werden Un nuovoordined’ Architettura Scompofto, e percid piu artificiofamentecom- oſto. Die Werke Gottes feheinen mehrmal dem aufferen Anſehen nach eins Jagd jeigen aber in difer ihrer Einfalt die gröfte Kunſtgebaͤue / die einzus fallen ſcheinẽ alle gugenblik / und ſtehen aufrecht fint etlich 1ooo. Jahren; fas chen / welche uns Menſchen ſcheinen gemachet ſeyn durch eine vilfaltigverwi⸗ kelte Weißheit / kommen / wann man ſie genau unterſuchet / einfaltig herauß. Bu einem Exempel koͤnte ung dienen daß ganze Weltgebaͤu. | 9.46.) EB) [Den 16. Nor. 190% TOO OTTO Schweizeriſche Berg⸗Veiſen. Ir fahren fort in Betrachtung unſerer Bergbauart; Bey wel⸗ cher eine neueGefahr des Einfahls vorftellet die hole / innere Beſchaf⸗ fenheit unſerer Helvetiſchen Gebirgen, Diſe ſeyn nicht / wie man fie anſihet / durch und durch folid, oder feſt /ſondern hol. Und eben diſe / dem auſſe⸗ ven Schein nach deſto gebrechlichere / Berggebaͤu geben uns an die Hand neue Betrachtungen zu Darſtellung Foftbarer Nuzbarkeiten / welche daher aufdie ganze Erden/und dero Bewohnere / ſonderlich auf uns nächite Anmohnere flieſſen folglich neuen Anlaß zu Anpreifung der allerweifeften Gute Gottes. Wie? iſt nicht ein Maurſtok währhafter/mann er durch und Durch feſt / als / fo er inwendig hol? Sehet widerum in difer GebrechlichFeit/gleich als in eis nem Spiegel / Gottes beftändige MWeißheit ! weren die Berge durch und Durch feſt / und zwaren aufgebauet aus lauter ſchwarzen Gartenerde / welche die leichteſte / und fruchtbarfte/fo wurde fie bald abgewaſchen von anlauffenden Schnee und Regenwaſſeren / ja es wurden innert 100. Jahren vil Thaͤler von ſothanem Erdſchleim überall außgefüller,die Thalbemohneredarmit uͤ⸗ berſchuͤttet / oder weggetriben / ja inert villeicht mehr nit als 1000. Jahrẽ were das Bergichte Schweizerland verwandelt in eine moraſtige Ebene; ich ſage / eine moraſtige Ebene / weilen endtlich die Waſſer keinen Ablauff funden / ſon⸗ dern ſich hier und da wurden in Form ſtillſtehender Seen ſamlen / und die nebenſtehende Erde durch und durch befeuchten/ daß man nicht darauf bauen oder wohnen Fönte, Beſtunden dife maflive Berghöhenen auß derjenigen ſchwereren Erde / ſo in der Bergwerken tieffe angetroffen wird / ſo were fie widee rum den Abſchwemungen unterworffen / wie die vorige / darbey aber wurden zwey andere Ungelegenheiten erwachſen / welche theils uns Schweizer wurde treffen / theils aber die ganze überige Erde, Wir Schweizer wurden bewoh⸗ nen ein duͤrres unfruchtbares Land / weilen ſothane ſchwere ſandicht und me⸗ talliſche Erde zu Hervorbringung / und Nehrung der Pflanzen ganz untaug⸗ lich. Die uͤbrige Erde ſtuhnde in Gefahr des Untergangs / oder Ausweichung auß dem Mittelpunct ihres Wirbels. Die Herzen Prolemaici verzeihen mir/ doß ich nicht gefagt habe / auß dem Mittelpunck ihrer Ruhe. Wie aber dißd Nach heutiger Mechaniſcher Außrechnung verhaltet ſich die Erde / ſo he 3 Po J@E 23} u Boden der Bergwerken gefunden wird / zu dem Waſſer / in Anfehung ihrer ſpecific⸗Schwere / wie z. oder 4. zu 1. ja bißweilen wie 5. u 1. hingegen die Steine / von welchen unſere Gebirge aufgebauen / wie 14. zu 53. woruͤber auch zuleſen Dethlevi Cluveri Geologia. p. 26. Hierauf laſſet ſich ſhlieſſen / daß bey fo bewandter Geſtalt oder Befchaffenheit der Bergen / auß ſchwerer Erden / die Schweiz anderen gleichgroſſen Theilen der Erden an Schwere wurd überlege ſeyn / und die Erdkugel auß der Ruhe ihres Wirbels(mit diſer Redensart wer⸗ den zufriden ſeyn fo wol Die Prolemaici, als Copernicani Jgehoben werden, Umb fo vil gefährlicher were DIE Uebergewicht / wañ unfere Helvetifche Berge beitunden auß lauter Metall / oder Ertzklumpen. Um fo vil feichter/ja villeicht allzuleicht / weren unſere Berge / wañ fie beſtuhnden aus Sandſteinen / weil diſe ſich verhalten gegen dem Waſſer / wie 23 zu 1. darneben aber weren fienicht ſo daurhaft; Die bloſſe auſſere Gewaltder duft / Regen / und Windẽ wurde fie vers zehren / die Bergwaſſer wegſchwemnen / die See und Fluͤſſe unterhoͤlen. Auf ſol⸗ che Weiſe aber / da unſere Gebirge aufgebauet ſeyn von ſteinichten Felſen / ma⸗ chen fie nach oben gelegten Grundſaͤze (obgleich Die ungeheure Groͤſſe anfangs lich ſcheinet darwider zujireiten ) einen leichten/mit angrangenden Teutfchen/ Franzoͤſiſchen / und Stalifchen Landen in einem gleichgewicht igenden Erdens theil auß. Weiters; wañ unſere Gebirge von Steinen / Sand / oder Erdẽ durch und durch veſt waͤren / wo were dañzumal die Fruchtbarkeit unfersgandes? mo waͤrendie Urſprunge der Fluͤſſen / Baͤchẽ / Bruͤñen? wo Die reichen Waſſerge⸗ halter in und aufden Bergen? wo were das Geburtshauß der Wolkẽ / welches wir auf eine andere Zeit auch aufunfere Berge geſezet? wo waͤre der Rhein / Die Rhoſne / der Teſin / die Reuß / der Inn / und andere koſtliche durch Frank⸗ reich / Teutſchland / und Italien ablauffende Fluͤſſe? Preiſet mit mir ihr Lieb⸗ habere der Naturwiſſenſchaft/ in ſtiller heiliger Verwunderung / die Anbet⸗ tenswürdige Weißheit des Groſſen Gottes / und lehrnet aus der Natur ſelbs / daß alles ſehr gut iſt / was er gemachet hat! | | Nun / nachdem wir die Geftalt der Bergen in etwas vorbetrachtet / wol⸗ fen wir auch erſorſchen / wañ / und wie / unſere ungeheureHelvetifche Bergfäus len entſtanden / und zwaren mit derjenigen Freyheit / welche wir anderen auch goͤnnen / uns gruͤndende vornemlich auf die jezige Beſchaffenheit oder Geſtalt⸗ ſame / welche theils vorbeſchrieben / theils hernach in mehrerem fol dargezeiget werden / alles dem ungebundenen Mernunfturtheil partheyiſcher Leſeren sur Erdaur-und Verbeſſerung uͤberlaſſende. Dir gemeinſte Meinung der Chriſtlichen Gotteslehreren / und Welt weiſen / zehet dahin / daß die Berge anfangs/gleich anderen Coͤrperen / von Gott erſchaffen / hiemit gleiches Alters mit der Welt. In diſer Meinung beſteiffen fie verſchiedene Ohrter H. Schriſt / diejenige inſonderheit / —— uns genaue undfichere Nachricht geben von Erſchaffung aller Dingen. Gen, VI, 19. wird von dem Beheimfechreiber Gottes Mofedie angewachſene Höhe der Sundfluthmwafferen folgender maffen anbefhrieben. Lind das Waſ⸗ er nam überhand / und wuchs fo ſehr auf Erden / t as alle hohe rg under dem ganzen Himmel bedekt vurden. Stnfschen Elen hoch nam das Waſſer überhand uͤber die Berg / die bes dekt wurden. Darmit wil Moſes anzeigen / daß in der Sündfluth keine Flucht / auch auf die hoͤchſten Bergſpitzen etwas denen Menſchen oder Thieren genüßet/zuud miſſet die Hoͤhe der Waſſeren gleichſam ab an den Bergen / wor⸗ auf nohtwendig zufolgen ſcheinet / daß Berge vor der Suͤndfluht geweſen. a Pſalm. XC. 2. wird die ewige Weſenheit Gottes alſo angeprieſen / in Ver⸗ gleichung mit denen erſchaffenen Dingen. Ehe daß die Berge gema⸗ chet waren/ und du die Erden hatteſt geſtaltet / ſamt dem Um⸗ kreiß des Erdbodens. ja von Ewigkeit su Kwigkeit biſt du Gott; und Pfalm. CIV. io. wird die Gruͤndung der Erden auf die Waſfer / als dasdritte Werk des zweyten Tags / alſo umſchrieben,:: Er hat die Erden auf ihren Boden gegruͤndet / daß ſie ewiglich nim⸗ merinchr verrukt wird. Mir der Tieffe/wie mir einem Kleid haſt du lie bedekr/die Waſſer erhebten ſich uber die Berg: Aber yon deinem befrbeltenflohen fie/ab Deinem Donmerklapf fieleis fie ſchnell ab. DammrichterenfichdieBergauf/die Thaler lieh ſen ſich herab an das Ohrt / Das dur ihnen gegrüudet hatteſt. Wolte man uber DIR zu Naht seuhen Die Naturweißheit / ſo finden ſich auch Gruͤnde / welche beweiſen / daß Bersevor der Suͤndfluth gewefen. Wie mol ten uͤber eine ebene / obgleich nach Burnetij Einbildung eyfoͤrmige / folglich ge⸗ gen der Æquinoctial-Lini abhaldige Fläche / abgefloſſen ſeyn die Fluͤſſe⸗ Wo wolten gelebt haben die Flußmuſchelen / welche annoch under anderen Ueber⸗ bleibſelen der Suͤndfluth gezeiget werden? AndererGruͤnden zugeſchweigen. Dil zwahr von diſer erſten Claß welche den erſten Urſprung der Bergen von der Erſchaffung herhollen / geſtehen auch / daß in der Sündfluth / und bey anderen Anlaͤſen /durch Aufhauffung der Erden / Sands / Steinen / ſeyen ei⸗ nige Berge entſtanden; ob aber diſen letſteren muͤſſen unſere Helvetiſche Ge⸗ birge zugezellet werden / hab ich bis dato keine Nachricht bey einigen Scribenten gefunden. Wie aber auch bey der Erſchaffung die Berge ſeyen entſtanden/ iſt noch ungewiß; gleichwol denen Naturforſchern erlaubt / gleich es auch practiciert wird bey dem ganzen Weltgebaͤu / und beſonderer Erden⸗ geſtaltung / einigen Weiſen der Hervorbringung nachzudenken / welche der Beſchaffenheit der Natur / und denen von Gott in Die Natur geſezten Bes weg-Drbnungen gemäß/und Denen Vollkommenhe iten Gottes nicht BE (184 ) ae fheiligfenn. Die meiften bilden fich die Sach folgender®eftalt vor / daß Gott durch feinen allgemaltigen Arm habe hier und Dadie Erden ausgegraben/zu Jogietung der Fluͤſſen / und Meeren / und die außgegrabene Erde angewendet zu Aufbauung der Bergen / und anderen Erhöhungen der Erden. Hierwi⸗ Der aber laffet fich ins Feld Thomas Burner, ein fubtilgelehrter Engelländer in feiner Theoria Telluris, abfonderlich Lib. I, Cap, XI, allwo er nachder Länge zubemeifen trachtet/daß zwiſchen denen / auch groͤſten / Bergen / und der Tieffe des Meers undanderer Waſſeren / welche den halben Theil der Erden außmachen / keine Gleichmaß ſeye/ wann ſchon die Bexge 8, mal hoͤher und groͤſſer weren / als fie wuͤrklich ſeyn. Es gründe ſich diſere gemeine Meinung auf die Gleichheit ber Erden / ſo geſtanden vor der Sundflut mit der jegigen/ deren fich auch bedienet haben jene Spöfter 2. Petr. III. 4. daß von der Zeit an/da die Vaͤtter entſchlaffen ſeyn / noch alles bleibe/wie es von Anfang der Schöpfung gewefen/daaber Petrus an angezo⸗ genem Ohrt / ſie zu uͤberweiſen / unterſcheide Die geſtaltſame / und verſchiedene / derſelben entſprechende Zerſtoͤrungen der erſten / und anderen Erden. Daß nach diſer Meinung nicht koͤnne erflähret werden / wie es mit dem Suͤndfluß hergangen / und deſſen Waſſer haben koͤnnen die Spitzen der hoͤchſten Ber⸗ gen uͤberſchwemmen: allermaſſen bey jetziger Beſchaffenheit der Erden acht⸗ mal ſovil Waſſer hierzu noͤhtig weren / als ſich in denen Meeren wuͤrklich fin⸗ den / worzu alle Wolken kaum den achten Theil Eönnten beytragen. Daß nirgends auf diſer jezigen Welterde einicher Ohrt anzutreffen / deme die Ei⸗ genſchafften und Umftände des Paradiſes zukommen / welches zubeweiſen ex in dem IL. Buch ſeines Werks ſich ſehr bemuͤhet. Es ſeye uͤber diß unaͤnſtaͤn⸗ dig / und der Weißheit Gottes nicht gemaͤß / die heutige ungeſtalte / unbequeme Erdengeſtalt alſo anſehen / als wann ſie vorerſt auß der Hand Gottes alſo kommen waͤre. Es zeige weiters die ganze heutige Erdenſorm an ein zerbro⸗ chenes Weſen / verderbte Seulen / und zerziffene rudera eines eingefallenen Ge⸗ baͤus. Wann man ſchon wolte diſer gemeinen Meinung der Gelehrten zu⸗ Ben ſezen / daß die naͤchſt an Meeren ligende Berg waren aufgerichtet root» . ben von derjenigen Materirfo durch Gottes Geheiß auf der tieffen Meero grub genommen worden / ſo were doch diſes laͤcherlich zugedenken von denen Bergen/welche weit von dem Meer entfehrnet ſeyn; wie zum Exempelun⸗ fere Schweizergebirge / deren Matteri hätte müffen über andere hinauß ans hero geworffen werden. So mußten nach diſem alten Grundſaz Die Berge Burch und durch veft ſeyn / nicht aber holy etc. | M.47.) 0185) = (Den 23. Nov. 1707. 0 TE ο ο Hchweizeriſche Berg⸗ eiſen. E — — — — * — — — — un — — — —— — — ö— — — — — — — ⸗ — 2 | ode S beruffen ſich zwahr die Herzen Theologi, mann fie mit Phyficali- e- chen Gründen nicht weiter kommen / oder gu ibrem Zwek gelangen Rkoͤnnen / auf die wunderivirkende Allmacht Gottes / dero nicht zuvil jene geweſen / mit einem einigen Wink Die Berge auch von entfehrnteſten Meeren zubringen / und über einander zuſezen: Sie geben aber darmit zuerkennen ih⸗ re Unwiſſenheit in der Naturwiſſenſchaft / und ſezen alſo hindan die von Gott ſelbs eingeſezte/ſtaffelweiſe abſteigende / Ordnung der natürlichen Mittelur⸗ ſachen. Anderer / und anderer / Gruͤnden / welche Hr. Burnet gegen bißher ge⸗ meine Meinung einfuhret / zugeſchweigen. Wie wir uns auch nicht DIE DEE aufhalten wollen mit meitläuffiger Unterfucbung Der Burnetianifchen Gruͤnden / ob, und mie meit felbeden Stich halten ? fondern fortfchrei« ten zu anderen Meinungen anderer Helehrten Leuthen / nachdem wir Difer ers fion Meinung halb /welche die Berge von der Erſchaffung der Welt herleitet⸗ difen Borfpruch geben/daßin der erſten Erde freylich auch Berge geweſen; Die Form aber unferer heutigen Erden-Bergen erſt entftanden ſeye in dem Sundfluß / worvon hernach mit mehrerem. Es gibt / wie wol wenig / welche der Bergen Urſprung nicht an eine ges wuͤſſe Zet / weder an Die Zeit der Erſchaffung / noch der Suͤndfluth / binden / ſondern vorgeben / die Berge ſeyen bald in diſem / baid in einem anderen Jahr⸗ hundert entſtanden / und aufgeworffen worden durch den Gewalt der Erd⸗ bidmen / und anderer auf der Erden geſchehenen Zerreiſſungen / alſo daß von denen erſchutteten Erdeutheilen bier und da gewaltige Stufer in die tieffen Hoͤlen gefallen / andere aber aufrecht ſtehen gebliben / und die Berge geftaltet heiten. Diſere Grundlehr wird / als oben bereits angedeutet / von wenigen an⸗ genommen / und mag nicht einmal beſtehen bey kleinen von der Feuerſpeyen⸗ den Bergengewalt vermeint aufgeworffenen Berglein / oder Huͤglen / als da iſt der ſogenandte Aſchenberg / Monte di Cenere, in dem Lacu Lucrino, bey Pozzuolo imNeapolitaniſchen / welcher eigentlich von aufgehauftem Sand / Stein / und Aſchen / die der Berg Vefuvius A, 1338, außgeworffen / beſtehet; nimmermebr aber Fan diſere Meinung ſtatt finden bey unferen Helvetiſchen Alpgebirgen / welche an Groͤſſe fo wol / als Anzahl / anderen vorgehen/und von denin Vulcanis, oder Feuerbergen / entfehrnet ſeyn. So fehr iſts / daß mM g=- 33 (186), Helverifche Gebirge von Denen Erderfchütterungen hatten entſtehen koͤnnen / daß wir im Gegentheil ein trauriges Exempel haben an dem Staftlein Plurs / welches mit einem überttehenden Berg / bey Anlaß eines Erdbidems / wie gemeinlich darvor gehalten wird / in die Erde verſenket worden, Esfinden ſich guch / wie oben pag. 16. angezeiget worden / in den Glarneriſchen Gebir⸗ gen hier und da / vermuhtlich von Erdbidmen / eingefallene Gruben / und ſtehet man nicht ohne Urſach in Sorgen / daß in daſiger Gegend — einfal⸗ len koͤnten / wann Gott nach ſeiner gerechten Weißheit ſelbiges Land weiters / wie A, 1701. und 1702. heimſuchen wurde mit vilen nacheinander folgenden Erdbidmungen. Es muͤßen die Liebhabere diſer zweyten Grundmeinung / wann je ein Grund darbey iſt / uns aus den alten Geſchichtbuͤcheren zeigen / daß in diſem oder jenem Jahrhundert / diſe oder jene Berge / in diſem oder je⸗ nem Sand entſtanden / und beneben ſtaͤrkere Beweißthum aus dem Schazder Natur felbs herbringen / wann fie fich eines Benfalls wolten getröften; da a gewiß / daß Die Seftaltfame der Bergen mehr wider/als vor fir ve 4 + j Die dritte Haubtmeinung ift des oben gerühmten Thom Burnetij, welcher der Bergen Urfprung hernimt von der Sündflut / und wol würdig iſt / in ihrer natürlichen Geſtalt vorgeleget / und aber auch auf die Prob geſetzet zu werden. Ich wil deßwegen / was er in einem ganzen Buch weitlaͤuffig dar⸗ tuht/ kurz und begriffenlich zuſamen faſſen / und des gelehrten Leſers Urtheil / Die Burnetianiſchen Gedanken unterwerffen. Die Mittlere feſte Erde/oder der innere Kern der Erden / war rund / und beſtuhnde auß denen ſchwereren irrdiſchen Theilẽ / welche vonder damals noch finſteren Chaotiſchen Luft rings herab fielen. Ueber diſe Erden war auch rings um der Tehom-rabbah, 494 ein tieffer Abgrund der Waſſe⸗ sen/aufdefien Oberfläche ſich ſamleten vil zaͤhe / leichte / ohlichte / hartzichte / und waͤſſerige Theil / worgaus geſtaltet wurde der auſſere / bewohnete / Erdkreiß. Diß ware der Zirkel/ den Gott über die Tieffen geſtelt. Prov. VIII. 27. Alſo har Gott die Erden auf das Meere en uͤ⸗ ber die — ——— ebauet / Pfalm. XXIV, 2. Die Erden über das Weflerausgedehner. Plalm, CXXXVI. 6. In difem Ey (dann Die erſte Erde nicht rund ware / ſondern eyförmig/ia eben das Ey / von welchem Orpheus, und andere weiſe Heiden / ſo vil geſchrieben) ware hiemit das innere ober gelbe / die innere unter dem Abgrund gelegene Erde; das weiſſe / der Abs grund der Waſſeren ſelbs; Die Schale / die auſſere bewohnete Erdenrinde. Diſere von ben Menſchen bewohnete Erde mare ganz anderſt geſtaltet / als die heutige: eben / durchaus gleich / ohne Meer / ohne Berge. Sie hatte auch eine andere Situation gegen der uͤbrigen Welt / allermaſſen ihre Ax gleich pen SE | en... la war mieder Ax der Sonnenſtraß felbs/welchenun 233. Sradvon jener / oder der Weltay / entfehrnet. Auf diſer erſten Erden regierte ein beftändig ſtille⸗ angenehme FruͤhlingLuft; aller Ohrten war alles fruchtbat; Cir durchge⸗ hendes Paradiß: die Menſchen erſtrekten gemeinlich ihr alter auf etlich 100. Jahr. Die Luft wurde nicht beunruhiget Durch ſtarke Plazregen / Hagel / und ander? Ungewitter. Die Fluͤſſe foſſen ſanft von beyden Polis gegen der Mit⸗ te / und wurden alldort unter dem Æquatore in ſandichter heiſſer Erde ver» ſchlungen. Auf ganzer Erde ware das ganze Jahr aus eine beftandige gleich⸗ heit der Naͤchten und Taͤgen. In ſolcher / bißher beſchriebener / Geſtalt bliebe dieErde biß zum Sündfluß. Nach und nach aber wurde diſere obere Erden⸗ rinde Durch unnachläßliche Sonnenhiz / und immer aus dem Abgrund auf⸗ ſteigende Wafferdünfte alſo theils ausgeſogen / theils weich gemachet / Daß fte bin und wider Spält geworfſen / und endtlich / nachdem Die Maß der erſten Süundenwelt voll warzaus gerechter Verhaͤngnuß Gottes durch natuͤrliche Urſachen zerſtoͤret. Es fiele diſes Erdengewoͤlb ein. Es brachen alle Brunnen der groſſen Tieffe/desTehom-rabbah,oder Abgrunds / auf / und taͤhten fh auf die fenſter des Dimmels/und kam ein Res gen auf Erden vierzig Tage/und vierzig Naͤchte. Gen. VI. 11 Alſo ward die Erde / welche aus dem Wajfer beſtanden iſt/ durch Gottes Wort/mit dem Waſſer ertrenkt und verdorben. 2. Petr, IL 5. 6. Don diſem Einbruchroder Einfahl / per auſſeren Erden / hat ihren Urſprung / oder Anfang / genonmmen Die jerige unebene / in Berge / Thaler/ Meer / und Fluͤſſe abgetheilte Erde, Nicht nur verenderte ſich Die ganfe auſſere Geftalt/fondern fie ſelbs ſenkte die Ay ihrer Ecliptic umb 222. Grad von der Weltax ab / und entſtuhnden daher die Ungleichheiten der Naͤchten / und Taͤgen / ſo auch der Jahrteiten / des Fruͤhlings / Sommers / Winters und Herbſts. Was ins beſonders antrift den Urſprung der Bergen / mit welchen wir dißmal uns vornemlich beſchaͤftigen / iſt derſelbe auß denen Burnetiani- ſchen Grundſaͤzen ohnſchwer zufaſſen. Da das Erdengewoͤlbe eingefallen/ haben ſich einige Stuker in die Tieffe des Abgrunds geſenkt / andere aber / wel⸗ che ohngefehr einander entgegen gefalen/haben ſich gegen einander geſtuͤtzet / des falls erwehret / und hernach die auſſere abhaldige / trokene Erde / ins beſon⸗ der die Bergſpitze geſtaltet / welche hiemit anzuſehen ſeyn / als übrige Saͤulen eines eingefallenen / und gebrochenen Gebaͤus / welche einander aufgehalten. Es laſſet ſich auß diſem Grundſatzleicht abnehmen / warum Die Geſtalt der Bergen allgemachlich ſich zuſpitze /nd ohne Ordnung eingefallene Mauren eines zerbrochenen Gebaͤus vorſtelle? warum Die Berge inwendig hol? wa⸗ rum Die Bergichte Sander gemeinlich denen Erdbidmen unterworffen? und ben denenſelben etwann ganze Staͤtte / und Laͤnder / einſinken ? Baer, ents an⸗ eh (188) Se ſtanden ganze Bergreyen/mwelche gleich Ketten die ganze Erden umfaffen? Difere Grundlehr Burnetij funde bald / wie fie neu / und mit allerhand/von als ‚len Ohrten her zuſamen gezogenen Gruͤnden / treflich / mit ſchoner Schreibart / außgeſchmuket geweſen / einen groſſen Ruhm in der gelehrten Welt; aber auch vil / welche diſes Burnetianiſche Erdengebaͤu möglichfter maſſen einzureiffen getrachtet/einen Herbert, Warren, Beaumont, einen St. Clait, einen Mark, Bufling, Bircherodium, welche ihme offentlich den Krieg angekuͤndet / vil ans Dere/melche mit verdeften rahmen mider ihn gefchrieben ; der einte Theolo- giſch / zum Schuß der H. Schrift / ins befonder Mofis,deffen Anſeher Burnet in den Augen einiger eyfriger Gotteslehreren ring zuachten ſcheinet: ein ande⸗ ver führet ſich auf / als einen Philofophum, oder Naturlehrer/und greift vor— nemlich an feinen Erdenbau: ein dritter nimmer ins beſonder vor ſich Die erſte Situation der Erden in Anſehung der uͤbrigen Welt: ein vierter ſtreitet mit Seift-und Natuͤrlichen Waffen ; ſo daß Hr. Burner gleich iſt einer Zielſchei⸗ be / nach welcher jedermann fein Geſchoß richtet. ch meines Ohrts unterſte⸗ he mich nicht / gegen einem ſolchen Maͤnn / wie Burnet iſt / offentlich ins Feld zulaſſen / um jo vil weniger wurde es tuhn / weilen vil ſchode Sachen in ſeinen Schriften finde obgleich frey bekenne / daß auch vil Sachen / welche abſonder⸗ lid) Die verenderte Beftalt Der auſſeren Erden angehen / mir nicht ein wollen. Sein ganzes Syſtema, oder Grundgebaͤu/ hat einen ſchoͤnen Schein / es komt mir aber vor / als ob es mehr aufgefuͤhrt were nach denen Reglen ſeines Ge⸗ hirns / und Einbildung / als nach der Richtſchnur derNatur felbs. Diſe gan⸗ ge Geſtalt der auſſeren Erden / abſonderlich der Bergen und Thaleren/Fom- met ihm vor als ein Sach / welche par hazard bey dem Einfall der obern Er- denrinde entſtanden / da ich hingegen darvor halte / und hin und mider bereits dargetahn habe/daß die ganze auffere Erde / abſonderlich alle Berae/Kelien/ Hoͤlinen / alſo / tie fie ſtehen / von Gott ſelbs angeordnet / und gebauet / zwar auch durch Einfall / ein rechtes Meiſter ſtuk goͤttlicher All macht / Weißheit / und Guͤte ſeyen; daß die Erde / und Berge / nicht ungeſtalt / ſondern in ihren vilfal⸗ tigen Abenderungen einenfonderlich ſchoͤn gezierten Schauplaz darſtellen / daß nichts uͤberfluͤſſig ſondern alles zu gewiſſem Abſehen und Gebrauch diene. Daß man bey genauer Unterſuchung genug Waſſer in dem Abgrunde / und den Meeren antreffe zu Uberſchwemung der hoͤchſten Bergen / ohne mit Bur⸗ netio einen neuen Erdbau außzudenken / oder mit einichen Theologen aus mangel anmefender natuͤrlicher Urſachen die AllmachtGottes anzuruft. Das die Ueberbleibfelen der Sündfluth/auf welche wir / als aufrin feftes Funda⸗ ment muͤſſen unfere Ber: nunft-Schlüffevon dem Unterfcheid der erſten / und zweyten — ——————— yon ſelbs niderwerffen. Daß — — — —— — ira Be — — — eine beſtaͤndige gleiche Waͤrme / wie ſAche Burnet ſich vorbildet / die erſte Erde = nur nit zu einem Paradeiß / ſondern v mehr zu einer Wuͤſteney gemachet Jette, es 7-49.) ll Den 7. Dec. 1707. OT ET ET Schweiserifche ern Berg⸗Peiſen. | Bam a An gewwahret über diß / ſo tieff ald man in Die Erden komt / daß die Theil der oberen Erden nicht nur Lagerweiſe über einander ligen/ DAL) ondern auch jede an dem Dhrt/melches ihnen zukomt in Anfehung ihrer Specifc-Schwereydie ſchwerſten Coͤrper und Coͤrperlein unten/in den tieftten Erggruben/hernach Die um etwas feichtere/bis endlich oben auf der Er⸗ denfläche tigen blieben die luftige/leichtefte/Bartenerde, Wie aber wolte diß alles geichehen feyn obne vorhergegangene Zermürfung der Erden / und dar⸗ auf getolgte Senfung der aufgelößten Theilen ? Wie wolten entitanden feyn Die fo ordentlich auß Steinen/ Marmlen / Kohlen / Erden / Kreiden fürs mierte Lager / welche wir vor Augen fehen in unferen Helverifchen Gebirgen / und anderſtwo in Kohl-Stein-Erzgruben? Nicht nur aber zeiget fich die Wahrheit Difes Sazes beydenen £ageren/Stratis, welche beftehen aus [aus ter Marmor- Sand-Kohlen-Kreiden- Metalltheilen/fondern auch auß als lerhand in ihnen enthaltenen frembden Theilen / welche auch an denen Ohrten ligen / da ſie in Anfehung ihrer Schwere hingehoͤrt. Dierinn geben ein groffes Liecht die Heberbleibfelen der Sundfiuth/welche in denen Stein-und Erdens Lageren eingefchloffen fich finden. Diß iſt die Urfach/warum die allerfchwers fen Muſchelen und Schnecken am tieffiten geſunken / und gemeinlich fich fin⸗ den indenen £ageren von Steinen Marmorsund anderer ihnen gleich ſchwe⸗ vr Materi: DieleichterenSchülffen aber fich eingemifchet in eine leichte Mas teri / als Da iſt Die Kreide / welche / wo fienicht vorhanden ware / ſeyn fothane Muſchelen abgelegt worden in der oberſten Erde / nahe bey der Flaͤche. Da⸗ her komts / daß die ſogenandte Echini, Meerapfel / Seeigel / gemeinlich ange⸗ troffen werden in Kreidengruben / welche Ueberbleibſelen deßwegen gemein ſeyn in Engelland / da vil Kreiden / ſeltſam aber in anderen Europeiſchen Lan⸗ den / daher komt es auch / daß man fo wenig mehr findet von Krabben / Krebſen / und andern leichteren ſchalichten Thieren / weilen dieſe auf der oberſten Erden ligen blieben mit denen Leichnamen der Menſchen / vierfuͤſſigen / fliegenden und ſchwimenden Thieren / und ihren Theilen / als Gebeinen / Hoͤrneren / Zaͤhnen; fo auch denen Baͤumen / Stauden / Planzen / Geſaͤmen / und Fruͤchten / von welchen allen wir gleichwol in unſeren Raritetenkammeren unlaugbare Uberbleibſelen zeigen koͤnnen / und zwahren ſolche / welche auch in tieffen en ig en 2 (194) Sm ten der Erden / als in Bergwerken / gefunden werden / dahin fie aber nidfich ges zogen worden / nicht ſo faſt in Kraft ihrer eigenen Schwere / ſondern / weilen ſie ſich angehenket an einer metalliſchen / oder anderẽ ſchwereren Materi / und dar⸗ mit zu Boden gezogen worden, Man findet / auch in unſeren Schweizeriſchen Landen / an ſolchen Ohrten / da ſonſt niemal Waͤlder aufgewachſen / ohnweit von der oberſten Erdenflaͤche / ganze Lager von Baͤumen / Stauden / Fruͤchten und Geſaͤmen / welche zuweilen noch zimlich friſch / und unverweſen / wann fie namlich abgeleget worden in einem balſamiſchen / fettoͤhlichten / ſchwefelichten oder harzichten Grund / darinn ſie / recht zureden / balſamiert worden. Was oben auf der Erdenflaͤche ligen blieben von allerhand Thieren / und Pflanzen / Daß hat die erſten Erdenbewohnere / und Nachkoͤmmlinge des Noqh erinne⸗ sen koͤnnen der ſchweren / uͤber die Erden ergangen? Straff / bis ſelbige Coͤrper nach und nach verfaulet / von der Luft / Winden/Wetter / Regen / verzehret / von Menſchen/ und Thieren zertretten / und alſo zunichten gemachet worden / ausgenommen die / welche mit einer ſteinichten Materi ſich vereinbaret / eine Steinart an ſich genommen. Auß bißherigem erhellet ſich genugſam / daß die jezige obere Erdengeſtalt / ja villeicht die ganze Maſſa des Erdencoͤrpers / alſo / wie ſie iſt / ſaͤrmiert worden in der Suͤndflut. Air wollen aber jezt auch ſehen / wie? und ing befonder/ wie unfer gebirgichtes Schmeigerland feine Sorm befommen ? Nachdem die Maß der erften Suͤndenwelt foll werden / und Gott nach ſeiner heiligen / und gerechten Vorſehung die Erden ſamt ihren Bewohneren wolte mit dem Sundfluß ſtraffen / da brachend alle Brüñen der groß ſen Tieffe auf / und thaͤten ſich auf die fenſter des Pimmels/ und Fam cin Regen auf Erden vierzig Tag / und vierzi Naͤchte. Gen. VII, ĩi. Hier sitteret das Cartefianifche Erdengebäusmeis len vermuhttich ineinem groffem Raum gegen dem Mittelpunck der Erden anſtatt des Feurs / Waſſer / und eben diß Waſſer der groffeAbyflus,oder grofs je Tieffe / geweſen. Die erſte Erde war / wie wol zuvermuhten / nicht ſo feſt und hart / wie Die jezige / ſondern muͤrber / die Felſen waren nicht feſter / als Sand⸗ Rein; die Metall in kleinen / meiſtens gedigenen/Vierenftüklein ; Nun war zu Zermalmung eines folchen harten Coͤrpers mehr nicht noͤhtig / als daß nach dem Scheiß des ee das naͤchſte / ob dem Abgrund ligende Selfenges woͤlb eingefunfen/die Waſſer daraufnach ihrer minderen Schwere überfich geſtiegen / und alfo die ganze Erde / welche ohne dem hier und da ihre Waſſerge⸗ halter / wie annoch / hatte / durchgetrungen / alle Theilderfelben voneinander ges ſonderet / alles luk gemachet / bis endlich die Waſſer uber der Erdenflaͤche in die Höhe angewachſen / und Die Berge ſelbs eingeſunken / worauf alles Fleiſch / ausgenommen / was in Des Arch war / und denen noͤhtigen re le h N UI — 7 Sangen/und die Erde eine ganz runde mit Waſſer untermengte Kugel außges machet. In fothanem Stand Fönte die Erde-und Waſſerkugel nicht lang bleiben. In difem fluͤſſigen Gemeng waren allerhand Gattung Theil:die ſchwereren müftenzu Boden finken/und die leichteren oben aufzu ſchwimmen kommen. Wann dife Sefchäft allein der Natuͤr undderen Gefäßen were u— bertaffen worden / ſo weren alle irrdiſche Theit gefunfen/und alle mäfferichte/ mit denen Shl-und harzichtensoben geblieben : Alſo dann were heraus kom⸗ men eine ebene / kugelrunde / Waſſerflaͤche / welche allein denen Fiſchen zu gut kommen were. Es wolte aber Gott haben eine neue Erden / die da tauglich were zu beherbergen / und zuernehren / die Menſchen / und alle Art Thier / und widerum hervorzubringen Graß /Kraͤuter / und Baume. Wie mag aber diß hergegangen / und die jezige Erdengeſtalt heraußkommen ſeyn? Hierzu hat Gott nach feiner unendlichen Weißheit unendtlich vil Wege koͤnnen außfin⸗ den / und ſtehet jedermann frey / in feinem Gehirn nachzudenken / und ſolche Grundſaͤze auß zufinden / welche den Vollkommenheiten Gottes nicht nach⸗ theilig / und ſelbs / wo nicht eine uͤbernatuͤrliche Kraft hat muͤſſen angewendet werden / denen Bewegungsreglen / welche Gott ſelbs zum Urheber haben / ge⸗ maͤßſeyn. Ich meines Ohrts faſſe die Sach aiſo/ laſſe mich aber gern eines beſſeren berichten / und unterrichten. Nachdem die Erde ihre Zermürfung- Straff außgeſtanden / haben ſich Die ſchwerſten / ſonderlich reiche metalliſche Theil vorerſi geſenket / weilen aber der Weg bis zum Mittelpunct der Erden weit / haben vil einander begegnet / und in grofic Felsklumpen ſich ver einiget / welche dann mit deſto mehrerem Grad der Geſchwindigkeit ihren all fortge⸗ ſezt / und nebft Obſichſtoſſung vilen Schlamme / and Waſſers / auß dem mit⸗ ieren Erdenpunet / gleichſam ein Gewoͤlb / wie wol in zimlicher Weite von dem Mittelpunct formieret / oder ſonſten ohne Ordnung allerhand Hoͤlinen zwi⸗ ſchen ſich geſtaltet. Diſe innerſte Erdengeſtalt iſt ver muhtlich nicht fo orden⸗ lich in Frrata oder Lager abgetheilt /wie die obere / weilen erſtlich die metalliſche Theil an Gewicht merklich unterſchieden / nicht ringsherum gleich haben koͤn⸗ nen außgetheilet ſeyn / und un leich groſſe Klumpen haben muͤſſen außmachẽ / welche dann nicht ſo ordentlich auf einander haben koͤnnen zu ligen kommen; da wir hingegen auf der oberen Erde mehr gleichlörmige/an Gewicht nicht ſo weit verfchiedene Theil antreffen/welche bey verminderter Bewegung fi garordentlich aufeinander gefchicket/und gewiſſe Lager geftaltethaben, Dis fe Lager feyn zweifels ohneyals auß ihrer gegenwaͤrtiger Befchaftenheit abzu⸗ nehmen/anfangs ringsum die Erden flach/und horizontal geweſen; weilen aber auffolche Weiſe die Erdengeſtalt auch platt / oder eben / heraus kommen were / gleich jener erften Burnetianiſchen / als haben die Serata ihre Situation ges enderet / ſich hier und da geſenket / wordurch die Unebenheit der Erden nina e (19 ö den. Anlas zudifer Senkung / ja wuͤrklichem Einfall der oberen Erdenfages ren / hat gegeben Die verenderte Situation Yer unterften Selß-und Metallklum⸗ pen / welche anfangs nur obenhin aneinander gehalten/hernach aber bey Zus nehmender ſchweren Truckung / und Abftoffung der Ecken / welche fie gufamen gefüget / hier und da eingeſunken / und denen oberen Erdenlageren auch Ans las gegeben / einzuſinken / an den einten Ohrten / wo hernach Die Meer entſtan⸗ den / tieffer / da ſie hingegen anderſtwo / gleich vilen gege einander geſteltẽ Sau⸗ len / in der Höhe fein erhalten worden / gleich in unſeren Helvetiſchen / und an⸗ deren / hohen Gebirgen. Wer die Geſtalt unſerer Bergen / und deren ordentli⸗ che Abtheilung in gebrocheneStrata nur anſchauet / der wird bald begreiffen / ja mit offenen Augen ſehen koͤñen die erſte horizontal Situation der Lageren / und hernach gefolgte Einfinf-und Brechung derſelben. Jene iſt an etlichen Ohr⸗ ten in Vorſchein. Ja man findet ſolche Lager / welche gleich als über einen fe⸗ ſten Ruhepunct gebrochen beyderſeits gegen zwey Thaler abgeſunken ſeyn. Einmal laſſet ſich die Wahrheit diſes Einfalls nicht in Zweifel ſezen. Nach⸗ dem die irrdiſchen Theil durch ihren ſenkelrechten Fall ordentliche Lager rund um Die Erdenfugel formieret / waren die Waſſer oben ; nachdem aber Die Strata gebrochen worden bey Anlas der unterften Metall-und Felßklumpen / verliefffich das Waffer von der Erden immerhin / und nam ab / Gen. Vill.z3. Es fande das Waſſer feinen Ablauff durch die Spalte der zer⸗ brochenen Lageren indie Holen ber Erden / gar bis in den Abgrund / und waͤh⸗ rete diſer Ablauff fo lang / bis die Waſſer des Abgrunds / die Waſſer in den ho: len Klüften der Erden / und die Waſſer in den Meeren / Seen / und Fluͤſſen / in ein Gleichgewicht kommen / in welchem ſie annoch ſich befinden. Je tieffer die Lager eingeſunken / je feſter iſt dort die Erde geworden. Daher iſt kein Zweifel / daß Die unter den Fluͤſſen / ſo gemeinlich durch Thaͤler abflieſſen/ ligen⸗ de Erde / Lectus Fluminum, vil feſter iſt / als die / ſo unter den Bergen liget / nicht ohne ſonderliche Fuͤrſehung des Schoͤpfers / und vile von dem Lauff der Fluͤſſen auf die Einwohnere der Erden flieſſende Guttaͤhten. Zu Verſchlief⸗ ung der Waſſeren in die Erde / und Verfliegung derſelben in die Luft mag nicht wenig beygetragen haben der Wind/welchen Bott ließ auf die Erden Eommen/Gen. VIH. ı, welcher Wind vermuhtlich herkommen von Dften /oder Sudoſt / weiten unfere Weberbleibfelen der Suͤndflut / die wir in Schmeizerifchen ( und anderen Europeifchen ) Landen antreffensmehs * rentheilg in den Mittelländifchenund Oſtindiſchen Meeren ihres gleichen Schneken und Muſchelen haben»- N50.) II. (Den 14. Dec, 1707. Schweizeriſche Berg Feilen, | rn — — — —— — — — — — — pin — —— —— — — gr — — — — — — — — — — — — —— —— — — — 2 * S iſt diſe Materi von der Suͤndflut / und damal geſchehener Finfins kung derLageren / wuͤrdig Daß fie wol unterſuchet werdesweilen daher DI in Erfahrung gebracht mird die föllige Befchaffenbeit der auffren Erde. Daher fommet die unebene&intheilungderfelben in Berge / und Thäs lerzöaher komt die Seftaftfame der Bergen / und aller ihrer Theilen/ Alpen’ Staäflen IBandenHölinen. Daber muffen geleitet werden die Urfprünge der Fluͤſſen Sten/ Brunnen’ Wolken / zu welchen allen genugfame Materi ‚vorhanden indenen holen Eingeweiden der Erden/ohne daß wir noͤhtig habẽ / zu beſonderer Entdeckung der Bruñenquellen / hinzugehen gu den Meer / oder beyzuruſſen den Regen / und Schnee. Daher iſt zuſchlieſſen / warum bergich⸗ te Lande denen Erdbidmen mehr unterworffen / als andere / ſo tieff und flach ligen? Anderer in der Naturwiſſenſchaft einflieſſenden Nuzbarkeiten zu ge⸗ ſchweigen. Brennender Moraſt. In unſeren wochentlichen Politiſchen Zeitungen von A, 1706. N. 35. ſtehet unterm Titul Nidau vom 19. Augſtm. folgende Nachricht, Es iſt jezt ſchon 10. Tag / daß ein Bezirk Holz naͤchſt bey dem Kloſter Belleläy/s. ſtund son Biel unaufhoͤrlich brennet / und weil es in dem Boden infonderheit fo ſtark angeſezet / hat man es bis dahin nicht loͤſchen koͤnnen / obgleich drey ganze Gemeinden daran arbeiten / einige Stund weit in ſelbiger Gegne ſol ein faſt unleidenlicher Geſtank ſeyn. Von Solothurn lauft Bericht eyn / daß dar ſelbſt faſt ein gleicher Moraſt motte. Über diſe geſchicht nun/melche in mein Vorhaben einlaufft/habe Nachfrag gehalten / und in Erfahrung gebracht / daß um Bellelaͤ / Bellelais, Bellelagium, Bellagium, ſo eine Apthey / Preæmon- ſtratenſer Ordens / im Baſler Biſtum / eine Moer aerde, moraſtige / ſumpflch⸗ te / ſchwefelichte Torfferde / welche von der Sonnenhitz außgetroknet auß Un- achtſamkeit der Anwohneren / oder auß Vorſaz einiger Boßwilligen / ange⸗ zuͤndet worden / und das Feuer wuͤrklich ſolcher maſſen um ſich gegriffen / daß man in Forchten ſtehen muͤſſen der benachbarten Dauferen/und are | 4 53 (198) Walds / wo nittheilsdurd) EimerfoleAnfchüttung des Waſſers / theils durch außgeſtochene Graͤben waͤre dem mottenden Freſſer gewehrt worden. Auß Gegenhalt diſes Berichts Fan der geehrte Leſer ſehen/wie ſich Die Zeitungen pflegen zuvermehren. Scralſtreich. Den Heum.diſes 1706. Jahrs ſchluge die Strahl zu Albisrie⸗ den / einem Dorff / Zůricher⸗Gebiets / in Heinrich Weidlers Hauß / erſt⸗ lich in Das Kamin / von Dei fie ein Ek weggenommen / darauf fuhre fie einem Tachrafen nach hinunder ahfden oberflen Bvden der Schuͤtte / daß der Ras fe in mitten ſich zerſpalten / und vil kleine und groſſe Spaͤn außgeworffen: Es wurden darbey auch 80. Ziegel zerſchmetteret / aber gleichwol die Latten unverſehrt gebliben / an welchen auch / gleich in dem ganzen Hauß / wo die Stral durchgefahren / nichts verſengt / oder geſchwaͤrzt worden. Under der Schütti fuhre fie in ein Kammer / oͤffnete deßwegen in der Maur ein Loch / durch wel⸗ ches man einen Kopf ſteken moͤgen. Von dannen fuhre ſie in die hindere Stu⸗ ben / darinn die Haußleuthe waren / da hat ſie einen Laden in mitten entzwey geriſſen / in die zo. Scheiben zerſchlagen / eine alte Frau von 70. Jahren nider⸗ en den linken Schuhe/famt den Strumpf/aufgeriffen/darvon ie einen brennenden Schmerzen empfunden an dem Schenfel / und in dem Rucken / aber / mider vermuhten/in wenig Tagen wider genefen, Sonft ware an ihren Kleideren nicht die geringfte Anzeig eines Feurs zu ſpuͤ⸗ ren. Auß difer Stuben ift die Stral fortgefahrenin des Beſizers Stuben, auf gleichem Boden; Allhier hat fich das forder Sefimfeeiner halben Hand hoch) auß Nutt und Nagel / wie wir zuſagen pflegen/gehebt/ein Rachentafes len hinder der Thuͤr / und ein halben Fenſterlaͤuffer in mitten der Stuben ge⸗ worffen / etliche Scheiben ſamt der Fenſterram zerſchmetteret. Endlich traf⸗ fe die Stral N. Haͤuſer / einen Mann aus dem Dorff / welcher bey der Thür unterſtuhnde zuruhen / daß er ploͤzlich nider-und zu Tod gefallen. Es ware an ſeinem Leib nichts zu ſehen / als an dem Haubt / deſſen Haar eines Thalers breit gleichſam weggeſchnitten worden: nach) abgeloffenen 24. Stunden ſa⸗ be man den Rukgrat blau / als mit Blut unterſchoſſen. Einen Schritt weit son dem Dann war ein 2. jähriges Knablein/und ein ermachfener Sohn vom Hauß / denen aber nichtsmiderfahren. fm Keller ift eine Faßligerig / o⸗ der Balken / aufrecht geftanden/von der Stral entwey gefpalten/und darbey ein Loch eines Kopfs groß durch Die Maur gebrochen worden. Shi —— i 52 (19 JE“ Mißgeburten bon A, 1706, | Den 23. Ayril. 1706. bat ein Zeitkuh / dem Conrad Keller Richter zu Ober Embrach gehoͤrig / ein Kalblein getragen mit 2.Röpfen : Das ubrts ge war ein Leib. Sin der Limmeren⸗Alp / Glarner⸗Gebiets / hat ein Geiß sus gleich ein Schaff/und Geiß geworffen. | G,: Feuriger Srach. | Am H.Oſtertag 1707. ſahe man zu Biſchoffzell/Sulgen ꝛc. Bey der Abendoam̃erung einen fiegenden Hracken ın ver Luft / ſo ſich anfanglich wie ein lange Stangen / darauf wie eine gekruͤmte Schlang gezeiget / entlich in 2. Theil getbeilet/und nach einer Viertheilſtund fang feurig ſcheinend vers ſchwunden / da es gefchienen/als ob darvon Feuer auf Die Erden gefallen. Beſchreibung des Flaͤſcher⸗Bads in Dündien. Mann irgend wo ein Mineralifches Bad / in unferen Helvetiſchen fans den / Nutzens / und Luſts halben follbefucht werden / ſo itt es das Flaͤſcher Bad. Deme uͤber vil andere Bader ausden Vorzug gibt eine Fommliche/gefunde/ und angenehme Situation, Es liget daſſelbe nicht in einer wilden / tieffen/feuch⸗ ten Kruft / noch auf einem hochen / ſchwerlich zu erſteigenden Berg / noch in ei⸗ nem unbewohnten rauchen Thai / dahin man über hoche/gefährliche Berge muß reiſen / ſonder in einem ſchoͤnen fruchtbarenyan dreyen feithen gegen dem Sarganfer-und Schweizerland/gegen dem Rheintahl und Teutſchland / und gegen dem Puͤndtnerland / offnen Seländereine Vierthelſtund von Dem Doͤrfflein Släfch/Falifca, Faliſcum, Flaſconis, Flaſcis, welches vermuhtlich feinen Urnahmen herholet von den Faliſcis, welche von Strabone, und Plinio gefeget wordenin Hecruria zwiſchen dem Berg Cimino, und dem Tyberfluß/ um die Stadt Falifea, fo jegt Civita Caftellata, urfprünglich aber herſtamen von Argosin Öriechenland. Dife Falifcer/oder Slafcher mögend moLmit den Tufcaneren/fo auch auß Hetruria kommen / under dem Haubtmann Nato üs ber das Gebirg gezogen / und allhier bey Flaͤſch ſich nidergelaſſen haben / gleich die Tuſcaner bey Tuſis im Domleſchg / welcher Flecken auch Das her feinen Nammen bekommen / worüber in mehrerem zuleſen Guler. Rt. P. 4: ur iWlee din p. 4. Von diſem DorffSlafch find A. 1091 vil Guter vergabet worden au DasBenedikiner - Klofter Zweyfaltum im Schwabenland von Luͤtold Gra⸗ fen von Alchheim obReutlingẽ. Gul. p. 121b. Es hat auch diß Dorff vil aufs geſtandẽ in den Pündenerifch-Defterzeichifchen Kriegen A. 1621. und 1622. Die hiervon umftändlich berichtet Hr, Bafler Pündtnerkrieg MSC. p. 369. 416. 477. Sonſt ligt Flaͤſch imzehende Bericht des Zehen Grich⸗ een Pundts under der Meyenfelder Herrſchaft und das sBad mit dem Badhauf an einem fehr luftigenyerhöchten Ohrt / ohngefehr einen Buͤchſen⸗ ſchuz weit von dem Rhein / ſo daß man auß dem Lofament überfehen Fan eine weite Landtſchaft / obſich gegen Meyenfeld / Ragaz / Pfefers / nidtſich gegen Sargans / und auf einmahl zu einem Vorſchein hat Felder / Wieſen / Waͤl⸗ der / Waſſer / Berg / in Summa alles / was zu einer vollkommenen Landſchaft gehoͤret; naͤchſt darbey wachßt der edie Flaͤſcher · Wein / welcher mit Recht Fan angeſehen werden pro primitiis vinikhenani, als der erſte und beſte Rhein⸗ Wein/welcher meines Bedunkens an Haltung / und geſunder Wirkung die Italiaͤniſchen / und an Stärke und Lieblichkeit andere / ſo wol Schweizeriſche / als Teutſche Rhein⸗wein überfleiget/und den Bad oder Trinkgaͤſten zu groſ⸗ ſem Heil / und Troſt dienen kan / um ſo vilmehr / weilen der beſte von allem Flaͤſcher Wein in des edlen Herren Badbeſizers eigenen Guͤteren wachht / und Er ſich mit Recht ruͤhmen Fan eines koſtlichen Waſſer · und Weinſchazes. Nebſt diſem edlen Weintrank mangelt es nicht an guten / annehmlichen Eß⸗ wahren / welche ſie in wolfeilem Preiß haben / und zubereiten koͤnnen nach Ge⸗ fallen: Es kan auch ein Liebhaber der Jagd in diſer ei ihme felbs ei- nen Draten auftreiben von fliegendem oder lauffendem IBildprat; fo findt man, auch den edelften Sifehrund gutes Brodt zur Genuͤge. Daß Lofament und Badhauß find mit allen erforderlichen Tlohttwendigkeiten verfeben. Dis fere Situationes, Ef-Trinf-und Luſt· Vortheile / moͤchte mancher anfehen ala unnoͤhtig / welche aber gar vilyja oft das meifte beyfragen zu 55 Auß⸗ a der —— fie mit Fleiß habe der Beſchreibung des Bads ſelbs vorſetzen wollen. Es quillet das Flaͤſcher Badwaſſer allernechſt ob der Badhuͤtte auß ei⸗ nem Selfen/auf welchem der beſte Wein wachſet / an dreyen unterſchiedlichen Ohrten herfuͤr / von wannen es alſobald in zwey groſſe Keſſel geleitet wird / hiemit denen Baderen an der Hand iſt / und nicht durch weiters fuͤhren ge⸗ ſchwaͤchet / oder mit Regenwaſſer vermiſchet wird, | — Alſobald / wo das Waſſer hervor quillet / henket ſich an den Felſen an ei⸗ ne Materi / ſo dem Topho, oder Tugſtein / gleich / ohne Geruch / wie das Waſ⸗ fer ſelbs keinen fonderlichen Geſchmack / oder Geruch hat / ſonder vilmehr / wañ je ein Geſchmak ihme beyzulegen / milt / und ſuͤßlecht iſt. ‘ D M.5 1.) 6201) Den 21. Nov. 1707. 0 En On e —————_———— oe o—_—me—_——g “Ann man daſſelbe ſiedet / ſe wird es Milchweiß / wegen vilen irr⸗ diſch- und ſaltzichten Theilen / welche ſich hernach zu Boden ſetzen und SH) an dem Keſſel anhentken in Geſtalt eines Tartati, Toſi, Bad- oder Waſſerſteins / welcher von Anſchuͤttung des Vitriol-oder anderen ſcharff⸗ ſauren Geiſts in einen Saft gerahtet / aufgehet / und einen aromatiſchen / ganz lieblichen Dampf / oder Rauch von ſich gibht. Sothane Fermentation iſt anderen Badſteinen / die gemeinlich ale inbifch Alcaliſcher Natur ſind / ge⸗ mein / es hat aber unſer FlaͤſcherWaſſer - Stein noch etwas anders in re⸗ ceſſu, und nahmentlich ein ſuͤß-ſaurlecht zuſamenziehendes braunes Salz / wie ich Dann deſſen 7. Drachmen, oder Quintlein erhalten auß 30. Pfund des Steins. Difes Aluminos - Ealt fan auch mif dem Mund geſpuͤhrt werden in dem Badſtein felbs / ald der Anfangs zwar ungefcbmaft / jedennach aber eine zuſammenziehende Suͤſſigkeit hat / auch ſelbs laſſet es ſich gehen in Dem Waſſer / welches / wann es lang geſotten wird/brauntecht wird / und oben auf bekomt eine ſchwimende / oͤhlichte Fettigkeit / welche zum Theil in dem Salz geſpuͤhret wird / und eines verhandenẽ Schwefels Anzeig iſt. Hier⸗ auß iſt zu erſehen / daß wir in unſerem vorhabenden Flaͤſcher Waſſer haben: - 1. Das xeine/ hellautere / an und vor ſich ſelbs in vil Weg geſunde Berg⸗ aſſer. 2. Eine irrdiſche Materi / welche einer geſiegleten Erde / oder dem Spath kan in Anſehung ihres Urſprungs / und Wirkung verglichen werden. 3. Ein Aluminoſes Salz. 25 4. Einen fubtilen Schwefel ; too der von anderen ihme sugefihriebene ſubtile Salpetergeiſt / und Stahel ſeye / kan ich nicht wiſſen / als der Die bloffe braune Farb vor eine undienliche Anzeia des Stahels halte. Aus jeʒ gefundenen 4. Haubtquellen leite ich her des Flaͤſcherwaſſers Ei⸗ genſchaften und Wirkungen. Und ꝛ. zwaren auß den Waſſertheilen ſelbs eineanderen Bergbaͤderen / und Waſſeren gemeine ſubtil durchtringende / das Geblüt / und Geiſter bewegende / die Gall innerlich demmende / den Jaſt derſel⸗ ben / und des Gebluͤts hinderende / und Die kleinſten Aederlein durchlauffende Kraft. | i Von denen weiffenirzbifchen Theileneine ar | (202) | fchlufende alte flieſſende Schäden/und Geſchwaͤr heilende / und den£eib flär« Fende Eigenfchaft. ‘ BL, 3. Bon denen Aluminofifcht Salztheilẽ eine Schleim auflöfende/abtreie bende,die Berftopfungen megnehmende/und zugleich auch Die zarten Leibs⸗ Zaͤſerlein Füslende/und zu Abtreibung des ihme befchmwerlichen Feinds auf- munterende Wirkung / von welcher auch nicht wenig herruͤhret die zuſamen⸗ pet —— des Waſſers / welche demſelben vor vilen anderen den Vor⸗ zug gibet. | { 4. Sind die ſchwefelichten Theil anzuſehen als. balfamifch/befänftigend/ und Schmerzen linderend, —— ER Hierauf können verftändige,fonderlich in der Naturwiſſenſchaft geübte Doctores, denen / und nicht den Vieh⸗ und Stümpel-Arzten/ vorgefihriebes ne Anatomie des Waſſers / übergibeverfehen/in was; vor Zuftänden diſes Heilwaſſer zu gebrauchen/und namentlich wie es einzurahten feye fo wol in⸗ nerlich / als Aufferlich/denen Sall-und Milzſuͤchtigen / welche von Zeit zu Zeit eine Menge gallichten Schleims in ihrem Magen/und Gedarmen famlen/ und deßnahen fo vilen Aufblähungen des unteren Leibs/ als auch Verſto⸗ pfung /und Verdickungen des Gebluͤts Werdunflung der GSeifteren/Uns muth/undMelancholie unferworffen find/mwelche nebft denenOrdinari-ABirs Fungen des Waſſers wol dienet der gefunde Slafcher-Luft/der edle Flaͤſcher⸗ Wein / der ſchoͤne Profpe&/die angenehmen Spagiergange/gute Geſellſchaft / und andere dergleichen Gemiüht- erfreuende Ding / die man nicht leicht an⸗ derſtwo in compendio beyfamen findt / wie hier die ſo genandte Hypochon- driaci, deren Geſellſchaft in unferen Landen je mehr und mehr ſich vergroͤſſe⸗ ret / werden bey Dem dopleten innerlichen/ und aufferlichen Gebrauch / oder auch bey Difem allein erfahren,fonderlich warn fie herfommen mit einem vors hergereinigten Leib / wie der gallichte Schleim aufgelößt/die Wind / oder Blaft zertheilt / die Verſtopfungen in ihren kleinſten Aederlein weggehoben / daß Gebluͤt verduͤnneret / die Geiſter aufgewekt / und des ganzen Leibs Zaferlein geſtaͤrket werden. Denen / ſo mit dem Nieren · oder Blaſenſtein beſchwert / dienet ſonderlich diſes Bad zu Aufloͤſung und Außfuͤhrung diſes Tartariſchen Schleims / und Sandes / und folgender Staͤrkung / und Zuſamenziehung der vorher Luken / oder von Sand / und Steinen außgedaͤhneten Nieren⸗Zaͤſeren / und Harngängen. Wer indem Magen ſamlet eine zaͤhe ſchleimichte Mas teri / ſo an den Waͤnden feſt anflebt/der Fan von derſelben erlediget wer⸗ den durch inn⸗und aͤuſſerlichen Gebrauch diſes Bads / wie ber Auftrag ers ſcheint / indeme ſothane / dem Magen beſchwerliche / die Daͤuung verhinderen⸗ de / und hernach allerhand Verſtopfungen verurſachende Materi / nachdeme fie aufgelößt worden durch den Stulgang / oder obſich Durch dns — LEER egge⸗ 203) mweggehet/mit groſſer Erleichterung des Parienten/deme gleichſam ein ſchwe⸗ rer Steinlaſt weggehoben wird. Die Podagränifchen/und Gleich⸗ ſuͤchtigen müffen fih gemeinlich nüten vor den Baͤderen / weiten Die mehr⸗ ‚malibren Zuftand nur verböferen/hier aber finden fiegroffe Erlabung/und Troſt / alſo daß in Anfehung difer armfeligen Geſellſchaft / und fonft/difes Flaͤſcherbad Fan angefchenwerben/als ein rechtes Gliederbad; und begeuget diß Die vilfaltige Erfahrung / daß vil von dergleichen befehmwerlich-fchmerslis chen Anligen völlig bey difem Heilbrunn euriert worden. Wer Die Ingredi- entien diſes Waſſers mit gefunder vernunft anfihet/dem wird eg nicht frembd vorkommen; der tartarifche gahe Schleim / als ein fruchtbare Zeugmutter aller Gleichſuͤchtigen / wird beydes durch inn-und aͤuſſerlichen Gebrauch diſes Waſ⸗ ſers aufgeloͤſet / außgefuͤhrt / und darauf die Roͤhrlein / wo derſelbe geweſen / ge⸗ ſtaͤrket / daß fie hinfort nit ſo leicht alldort logieren Fönen. Wo die Verſtopfun⸗ gen nit mozen aufgehoben werdẽ von denen Waſſertheilchen allein / da helfferw und borren hindurch Die Salztheile / ſo in dem Waſſer enthalten / welche auch die Leibszaͤſeren aufweken / und anreitzen zu Abtreibung des Feindes / abſon⸗ derlich koͤnnen Hofnung zur Geſundheit haben diejenigen / bey welchen der tartariſche Schleim annoch in denen Aderlein ſich aufhaltet / und diſe noch nit ihren Tonum, oder Spann und Zufammenzeuhungs-Kraft verlohren / vor⸗ nemlich auch die / welche mit der fogenandten Fabrenden Gleichſucht bea. haftet / bey denen die boͤſe Matert noch im Gebluͤt vägiert/ und bald in dem / bald in einem anderen She d Schmerzen verurfachet. Dann was anbe⸗ langet die Podagram nodofam, da der Patient Snotten/oder Knuͤpel an den Glaichen hatyoder gar fich allbereit in Diefelben außgelaͤhret hat eine Falchich» te Materi/denen dienet zur Nachricht / daß bald gar Fein Balſam in Gilead / der fieheilen kan / daß weder Die Waſſer zu Abana/Pfarpfar/Damafco/noch auch die Waſſer in Iſrgel fienatürlicher Weis heilenmegen. Wie der zaͤhe / und oft ſcharffe Schleim in denen auſſeren Gliederen verurſachet allerhand Glieder⸗Krankheiten / oder Schmerzen/ alſo erweket er anderſtwo / wo er ſich hinſezet / und ſtecken bleibt/andere Krankheiten / in dem Magen ein ſchweres Trucken/ Undaulichkeit / Blaͤſt in den darmen / Verſtopfungen/ | RN Dh ame denen, Milch» Aederlein / und Krößgefäffenseine Nerbinderung des Nehrſafts / daß der nicht hinkom̃en Fan ins Geblüt / und darauf folgendes Abnehmen des Leibs⸗⸗ in Denen inneren edleren Theilen des Leibs vilfaltige Verſtopfungen⸗ und daher ruͤhrende ſchwere Krankheiten / in der Leber die Gelbſucht/ in dem Milze die Milzeſucht / und Melancholie / in Denen Nieren / Harngaͤn⸗ gen / undBlaſen / Stein / Schmerzen / Harnſtrenge/ Blutharnen / Harmerſtopfungen. In der Baͤrmuter / und darzu gehörigen — ie «E52 (204 Gm die Zurukhaltung der monatliche Reinigung /und vielerhand Mu⸗ terkrankheitẽ / in denẽ Teftibus verhinderte Scheidung des geiſtreichẽ Sa⸗ mens / und in beyden Geſchlechten die Unfruchtbarkeit / und Untuͤch⸗ tigkeit / oder Unluſt zu ehelichen Werken; In derdungen / Engbruͤ⸗ ſtigkeit / Huſten. Sin dem Herten allerhand Polypos, oder Schleim⸗ Gewaͤchß. In dem Hirn Außdaͤhnungen der garten Aederlein / und dana⸗ hen herzührende Haubtſchmerzen / Schlaffſuchten / Schwindel / Difpofition zu Schlagfluͤſſen; in dem fo genandten Schleimhautlein / membrana pitujfaria, Den Schuppen / und vilerhand ſogenandte Haubt⸗ — Dem ganzen Leib if Bangigkeit / allerhand kal⸗ ge Fieber. Ton diſen / und vielen anderen dergleichen Zuſtaͤnden / welche Die Zeit nicht zulaßt / der ange nach zu erzehlen / kan ein verſtaͤndiger Arzet durch Mittel diſes unſers Flaͤſcher bads vil außrichten / wann er vorderſt Die Krank⸗ heit mol erkent / und ſe nach Beſchaffenheit Des Alters des Geſchlechts / und an⸗ derer Umſtaͤnden / die Trink und Bad-Chur einrichtet. Kommen mir zu aͤuſſerlichen Anligen des Leibs / ſo koͤnte gleichfahls ein ganzer Rodel derſelben aufgeſezt werden zum Lob unſers Heilbads / und zum Troſt der Kranknen. “Sch wil nur mit wenig IB orten andeuten / wie die zuſame nzeuhende Staͤrk⸗ raft diſes Waſſers dienlich denen von allerhand Urſachen geſchwaͤchten Gliederen / der von ſchweren Geburten verderbten Baͤrmutter / und deren Außfaͤll / in dem Außfahl des Afters / in Leiſtenbrůchen / im — Fluß / Guldenen Aderen/ allerhand Geſchwulſten⸗ Gliederſchwamm / Geſchwaͤren/ Fiſtlen / Flieſſenden Schaͤden⸗ Rauden / ðc. Bey welchen auſſerlichen Krankheiten wahrzunemmen / daß Denen inſonderheit wird geholffen werden durch ſtarke Einſiedung des Waſ⸗ ſers / auch bis zur braunen Farb. Es dienet diſe letſte Regel / welche bey wenigen Baͤderen pflegt in Acht genommen zu werden / zur Anweiſung des rechten Gebrauchs / und der Bad⸗ grt / welche bey jedem Patienten eigentlich fol eingerichtet werden nach des Leibs Befchaffenheit und Zuftand. ns gemein zwar ift zuwiſſen / daß man nicht Teicht fich fol hieher verfügen Jlloris inteflinis, mit ungemäfchenen Dars men fonder worher zu Hauß / oder in dem erſten Ruhtag an dem Badorth ſelbs den Leib reinigen Durch ein kraͤftiges / ſeinem Leib angemeſſenes Purgiermit⸗ tel / und auch in waͤhrender Chur allzeit Achtung geben auf die Oeffnung des Leibs / und ſolche / wo ſie dahinden bleibt / dnrch leichte Haußmittel / oder Fluge erweichende / und anfeuchtende Lebensordnung beforderen. 7 * ———— J Uni vs —*580 u RE Ar . —3 — Be — ee Er a Na ah Aa. hr) we * h HR —* r ES: x