— 2 ei 1 4 PN > N . er, 1 a) Bufons Aturgeſchichte der Vögel. Aus dem Franzoͤſiſchen mit Anmerkungen und Zuſaͤtzen. Zweyter Theil. Mit Nom. Kaiſerlichen und Churfuͤrſtl. Saͤchſiſchen allergnaͤdigſten Frepheiten. Leipzig bey Herman u Heinrich Holle. 1776. —) GE ? MAER GN | IN . 8 = 2 — ei IX — )) m 3 77 u N > . 2 Dun if 0 Ueber die natuͤrliche Ordnung der Voͤgel. —— ne — — — — — Ss a ich dem Publikum wieder einen Theil der Leipziger Ausgabe von Buͤffons natürlicher Geſchichte vorlege, fo glaubte ich ihm f dadurch eine Aehnlichkeit mit dem vorigen geben zu muͤſſen, daß ich eine kleine Abhandlung, die auf den Inhalt deſſelben einige Beziehung haͤtte, vorausſchickte. Der vorige Theil lieferte, ſtatt der Vorrede, eine Abhandlung von den brauchbarſten ornithologiſchen Buͤchern und Syſtemen, mit ihrer litterariſchen Geſchichte. Wir fanden darunter koſtbare Werke, und kleinere, die ſich mehr mit der Ordnung der Voͤgel beſchaͤftigten. Als ich nun bey der Ueberſetzung des gegenwaͤrtigen Bandes auf die Geſchichte der Voͤgel kam, die nicht fliegen, ſo war es, duͤnkt mich, ein ſehr natuͤr⸗ licher Gedanke, meinen Leſern einige Betrachtungen uͤber dieſen ſcheinbaren Sprung, und uͤber die weiſen Verbindungen vorzulegen, womit der all⸗ maͤchtige Werkmeiſter des Ganzen en ſchnellen Uebergang, der eine 98 . 2 * 1 Ueber die natuͤrliche ‚Schöpfung unanſtaͤndige Unordnung verrathen haben wuͤrde, vermieden hat. Es kann dieſe kleine Abhandlung doppelten Nutzen haben. Erſtlich werden wir einſehen, wie unzulaͤnglich die kuͤnſtliche Methode iſt, die ganze Macht und Weisheit des Schoͤpfers kennen zu lernen. Hernach wird da⸗ durch die Moͤglichkeit einer natürlichen Methode, ſo groß auch die dabey in Betrachtung kommenden Schwierigkeiten ſind, in die Augen fallen. Es gehoͤrt mit zur Modeſprache unſrer Zeiten, viel von einer natürli⸗ chen Methode, von Stufenfolge und Zuſammenhange zu reden. Verſchie⸗ dene Schriftfteller haben uns zum Theil vortrefliche Ideen davon mitgetheilt. Es ergiebt ſich auch von ſelbſt, daß zur nuͤtzlichen Betrachtung der Natur der Weg der naͤchſte und beſte ſey, den ſie uns ſelbſt zeigt, beſſer als ein Weg, der uns vielleicht auf eine Seite fuͤhret, von der uns die Natur kaum halb ſo ſchoͤn in die 1 fällt. Die wahre naturliche Methode muß dieſe Eigenſchaften haben. Sie verhaͤlt ſich zu dem kuͤnſtlichen auch noch ſo wohl geordneten Syſtem wie die einzelnen Steine, die zu einem praͤchtigen Gebaͤude beſtimmt ſind, und auf einem Platze zwar nicht unter einander geworfen, aber doch ohne Verbindung aufgeſchraͤnkt ſtehen, zu dem Ge: baͤude ſelbſt. Wir ſehen in dieſem Falle die Steine alle, wir bewundern die Größe und Schönheit derſelben, wir loben auch die Ordnung, in wel— cher ſie einſtweilen aufgeſtellt ſind, um uns einzeln ins Auge zu fallen. Al⸗ lein ſie machen den Eindruck nicht auf uns, erregen nicht in uns das große Gefuͤhl, das bey uns entſtehen wird, wenn wir ſie in ihrer ganzen Ver⸗ bindung erblicken. Die Natur iſt einem praͤchtigen, wohlgeordneten und weiſe aufgefuͤhrten Gebaͤude aͤhnlich. Denkt man ſich das kleinſte Steingen von ſeinem Platze weg, ſo wird das ganze herrliche Werk verlieren. In der Grundlage, wo man die Steine des Gebaͤudes außer ihrer Verbindung, ohne Wuͤrkung auf unſer Gefuͤhl, da liegen ſah, war vieles Praͤchtige; allein der Baumeiſter braucht nicht lauter Werkſtuͤcken, er braucht auch Kalk und kleine unbemerktere Steine. Die Natur zeigt dem Syſtematiker bloß ihre großen Bruchſtuͤcke außer ihrer Verbindung. Dieſe ſchraͤnkt er nach einer willführlichen Ordnung auf, und hat bloß das Verdienſt, daß man fie deutlicher bemerken und unterſcheiden kann. Wie viel mehr aber koͤnn⸗ ten wir ſehen, wenn wir in die ganze Zuſammenfuͤgung des herrlichen Ge⸗ baͤudes eindringen konnten! Da wuͤrden wir begreifen, wie groß die Be⸗ ſtimmung des kleinſten Geſchoͤpfes in Abſicht des Ganzen ſey — wie weiſe die großen Theile der Welt durch die unanſehnlichern in der bewun⸗ derns⸗ Ordnung der Voͤgel. v dernswuͤrdigſten Verbindung gehalten werden, wie zuſammenhaͤngend alles unter ſich, und wie beziehend auf das Wohl des Ganzen und der einzelnen Geſchoͤpfe alles ſey. Das beſte Syſtem iſt noch dem Chaos gleich, aus welchem die ganze Schoͤpfung ihren Anfang nahm; es iſt keine Schoͤpfung, ſondern bloß das, was in der geſchaffenen Welt zu finden iſt, aus ſeiner Ordnung geriſſen, und in eine andre Ordnung geſtellt, der man es anſieht, daß fie nicht die Ordnung des Schoͤpfers, ſondern des Geſchoͤpfes fen “). Wir duͤrfen es nicht wagen zu hoffen, daß wir jene voͤllig einſehen werden. Sie iſt zu erhaben, zu weitlaͤuftig und zu groß für unſern Blick. Allein ſoll das den Verehrer Gottes und feiner Schöpfung abhalten, ſich den er» habenern Kenntniſſen wenigſtens ſo viel als moͤglich zu naͤhern? Koͤnnten wir hoffen, mehr davon zu erlangen, wenn wir das Wenige, was uns gegeben iſt, vernachlaͤßigten? a Die natuͤrliche Ordnung der Geſchoͤpfe iſt von den meiſten als eine un⸗ unterbrochne Stufenfolge angeſehen worden, durch welche die Natur vom Einfachen auf das Zuſammengeſetzte, vom Kleinern zum Groͤßern aufſteigt. Da man nun hier unzaͤhliche Schwierigkeiten entdeckt hat, fo iſt dieſes ſchö⸗ ne Gemälde gar bald für ein bloßes Hirngeſpinſte gehalten worden. Wir koͤnnen hier keine Geſchichte diefer Meynung und noch weniger ein Lehrge— baͤude davon liefern, da ich theils ſchon in einer kleinen Schrift““) davon gehandelt habe, theils mit Ausarbeitung einer weitlaͤuftigern Abhandlung von dieſer Materie beſchaͤftiget bin. Da aber kein Werk von dieſer Art den Umfang haben kann, daß es die natuͤrliche Methode jedes Gebietes der Natur ausfuͤhrlich liefern koͤnnte, ſo glaubte ich hier die beſte Gelegenheit zu haben, meine Gedanken von der natuͤrlichen Ordnung der Voͤgel im vor⸗ aus mittheilen zu konnen. N Die Methode, die Herr von Buͤffon in ſeinem Werke beobachtet, iſt weder ſyſtematiſch, noch natuͤrlich. Er gehet ſeinen eignen Gang, nicht den Gang des Syſtems, welches er haßt, noch der Natur, die auch freylich in einem Werke von dieſer Art nicht wohl zu befolgen waͤre. Er nimmt aber 45 doch die letztere oft zu Huͤlfe. In dem Bande, den wir gegenwaͤrtig liefern, beſchreibt er die Raubvogel, die am hoͤchſten und ſchnellſten fliegen, und die, fo dieſes Vortheils gänzlich beraubt find, zu gleicher Zeit. Er laͤßt uns in ſeiner Einleitung zu der Geſchichte der letztern die Urſache dieſes Sprunges bemerken. „Wenn wir die beyden entgegengeftbsen (EHEN betrachten, ſo Bi 3 „wer⸗ Ordo alius ſtruentis eſt, aliusinhabitantis, ſagt ſelbſt Linné 8. N. ed. XII. T. I. p. 14. * De ferie corporum naruralium continua, ep. gratal. Lipf, 1772. 4. vr Ueber die naturliche „ werden wir dadurch doch immer den ſtaͤtigen Gang der Natur bemerken „lernen. Wir werden wenigſtens die Graͤnzen kennen lernen, durch die ein „Gebiet der Natur dem andern benachbart iſt. Dieſe Gränzen liegen nicht „alle auf einer Seite, ſo daß ein Reich der Natur nur an das andere, die „ Unterabtheilungen aber wieder unter einander graͤnzten. Die Natur lei⸗ „ det vielmehr keine Abtheilungen, fie hat nur Ein geſegnetes zuſammenhaͤn⸗ „gendes Gebiet, wo ein Gefchöpf dem andern zur ſchoͤnſten Verbindung die „Hand bietet, die ſich aber nicht bloß auf eine Seite, ſondern gleich den „Zweigen eines fruchtbaren Baumes auf alle Seiten verbreitet.“ Dieſes ſind ohngefaͤhr die Gedanken des franzoͤſiſchen Naturforſchers, Gedanken, die ſich aus unzaͤhlbaren Beyſpielen durch die ganze Natur beweiſen laſſen. Wenn ich aber ſo einen Zweig vor mir habe, ſo muß ich ſeine Anſaͤtze auf allen Seiten, den Stamm ſo wohl als die Nebenzweige, und uͤberhaupt den ganzen Zuſammenhang in Erwaͤgung ziehen. Die Klaſſe der Voͤgel iſt ſo ein Zweig an dem fruchtbaren Baume, unter deſſen Bilde ſich Herr von Buͤffon die Natur vorſtellet. Sie ſtehen mit uns in einem Reiche, oder im Gleichniſſe zu bleiben, ſie ſind ein Zweig von dem gemeinſchaftlichen Stamme, auf welchem die Thiere ſtehen. Nach den angegebenen Grundſaͤ⸗ gen läßt ſich alſo leicht vermuthen, daß ſie mit allen zu dieſem Stamm gehd⸗ rigen Gefchöpfen in einer Verbindung ſtehen werden. Sie haben mit dieſen Geſchoͤpfen ihres Stammes das Leben, die Bewegung, die Fortpflanzung gemein. Sie ſind aber durch die verſchiedene Art dieſer jedem Thiere zukom⸗ menden Eigenſchaften von ihren Nachbarn unterſchieden. Sie leben von an⸗ dern Unterhalte, an andern Orten, zu andern Beſtimmungen; ſie bewegen ſich anders; ſie haben andre Triebe zur Begattung und eine andre Art ſich fortzupflanzen. Hier treffen wir alſo Aehnlichkeiten und Unaͤhnlichkeiten an, die einander aber zur bewundernswuͤrdigſten Verbindung die Hand bieten. Sie find Thiere — das iſt die große Aehnlichkeit. Sie find Thiere, die von dem Menſchen, von vierfuͤßigen Thieren, von Schlangen, Froͤſchen und Fiſchen, von den Inſekten und von den Wuͤrmern ganz verſchieden find — das ſind Unaͤhnlichkeiten. Allein es giebt auch unter allen dieſen ihren Nachbarn einzelne Geſchlechter, ja auch einzelne Gattungen, die ſie zu ihren Nachbarn, d. i. die ſie zu untrennbaren Gliedern des großen Zuſammenhanges machen. Von dieſer Art iſt der Zuſammenhang, wovon wir eben geſprochen haben, naͤmlich die Klaſſe der Voͤgel, welche nicht fliegen. Wie aͤhnlich ſind ſie durch dieſe Eigenſchaft ihren Nachbarn, den vierfuͤßigen Thieren, welche, um ſich von einer andern Seite mit ihnen zu vereinigen, wieder einen Zweig zu ihnen Ordnung der Vögel, vn ihnen abſchicken, der die fliegenden vierfuͤßigen Thiere, die fliegenden Eich⸗ hoͤrner, die Fledermaͤuſe u. ſ. w. enthält! Die Klaſſe der Voͤgel würde im Gebiete der Natur einzeln und außer ihrem Zuſammenhange ſtehen, wenn dieſe nicht Geſchoͤpfe von aͤhnlicher Art enthielte, die aber darum keine Voͤ⸗ el ſind. Dieſe Aehnlichkeiten aber ſind auch nicht von einerley Gattung. Die Beziehungen ſind hoͤchſtmannigfaltig, die die Voͤgel auf andre Thiere haben. Wir wollen einige davon nahmhaft machen. Das Vermoͤgen zu fliegen iſt der Hauptzug, der dieſe Klaſſe zu un⸗ terfcheiden ſcheint. Aber welche Mannigfaltigkeit in der Art, womit ſie dieſe Faͤhigkeit aͤußern! Der Flug des Adlers iſt von dem Fluge der Eule ſchon ſo ſehr unterſchieden, als der ſchnelle Gang eines Rehes von der langſamen Be⸗ wegung des Faulthieraffens. So nimmt dieſe Faͤhigkeit ab, und wird bey einigen Voͤgeln aus dem Huͤhnergeſchlechte, als dem calecutiſchen Hahn, dem Trappen, u. ſ. w. allmählich geringer, bis fie bey dem Strauße, Caſuar, Straußbaſtart und Dronte ganz aufhoͤrt. Hier iſt der Uebergang zu den vierfuͤßigen Thieren augenſcheinlich. Aber auch an den Kuͤſten des Meers halten ſich Voͤgel auf, die ſo wenig als die Klaſſe der Fiſche fliegen koͤnnen. Die Pinqvins ſehen ſich ſogar von einigen Fiſchen übertroffen, welche eine Art von Vermoͤgen zu fliegen beſitzen, da die erſtern wegen des Baues ihrer Fluͤgel dazu ganz ungeſchickt ſind. Die fliegende Eydexe bietet hier eine neue Vereinigung zu ihrer Klaſſe an, die eben ſo genau als die Verbindung mit den vierfüßigen Thieren durch die Fledermaͤuſe if, Die Inſekten mit zwey Flügeln (diptera) haben einige Aehnlichkeit mit den Voͤgeln, ſo wie der größte Theil von Inſekten; es iſt aber nur eine Nuͤance, die keinen Haupt: zug ausmacht. Wenigſtens ſehen wir aus dieſen Betrachtungen, daß das Vermdgen zu fliegen eine Verbindungsart fo unterſchiedener Arten von Ge: ſchoͤpfen ſey, welche das ganze Thierreich mit den Voͤgeln zuſammenkettet. Die Lebensart iſt ein andres ſolches Vereinigungsmittel. So viel wir unter den uͤbrigen Thieren Arten der Nahrung, des Aufenthalts, der Naturtriebe finden, die alle finden wir in dem kleinern Gebiete der Voͤgel wieder Unter den vierfuͤßigen Thieren giebt es fleiſchfreſſende, andre die ſich von Wuͤrmern naͤhren, noch andre die ihre Nahrung aus dem Pflanzenrei⸗ che holen. Alle dieſe Triebe treffen wir bey den Voͤgeln wieder an. Einige Thiere leben mehrentheils auf dem Lande, andre mehrentheils im Waſſer, noch andere in einem Elemente ſo gut als im andern. Unter den Voͤgeln findet dieſes ebenfalls ſtatt; die Waſſervoͤgel, beſonders die, fo nicht fliegen koͤnnen, machen das Meer, andre die Teiche und Fluͤſſe zu ihrem Aufent⸗ halte. — re en — . vir Ueber die natuͤrliche a halte. Unter allen Thieren giebt es Gattungen, die die Nacht dem Tage vorziehen, und in ihrer Klaſſe das find, was die Nachteaubooͤgel unter der ihrigen ſind. Welche Verbindung eines der ſchoͤnſten Gebiete der Natur mit allen uͤbrigen aus einem Reiche ae Die Fortpflanzung ſcheint hier den größten Unterſchied zu machen. Sie ſcheint die Voͤgel von vielen andern Thieren ganz zu trennen. Eyer le⸗ gen und lebendige Junge gebaͤhren, find zwo fo verſchiedene Eigenſchaften, daß die Natur von den vierfüßigen Thieren zu den Vögeln einen unabſehli⸗ chen Sprung zu thun ſcheint. Allein auch hier rechtfertiget ſie ſich. Die⸗ jenigen Thiere, welche das am meiſten geltende Syſtem des Ritters von Linne Amphibia reptilia nennt, hängen vermöge ihres aͤußern Baues ſehr mit den vierfuͤßigen Thieren zufanımen, Das Krokodill und alle Eydexen find, im erſten Anblicke, nicht von den vierfüßigen Thieren zu trennen, und die meiſten dieſer Geſchoͤpfe bringen ihre Jungen nicht lebendig, ſondern in Epern zur Welt. Der Ritter hat deswegen für gut befunden, den Namen Quadrupeda, den er in den erſten Ausgaben gebraucht hatte, in einen ſpe— cielleen: Mammalia, zu verwandeln, um diejenigen Amphibia, denen der erſtere auch zukommt, von den lebendig gebaͤhrenden zu trennen. Die Ei⸗ genſchaft Eyer zu legen verbindet alſo die kriechenden Amphibien mit den Voͤgeln, und um dieſe Verbindung noch feſter zu machen, finden wir unter ihnen ein Geſchlecht, welches mit der Faͤhigkeit zu fliegen begabt iſt. Dieſes iſt wieder die fliegende Eydexe, Draco volans Linn. welche ebenfalls Exer legt, und daher ein doppeltes Kettenglied macht. 5 Die Beziehungen auf den Menſchen gehoͤren auch hierher. Der Meuſch iſt in gewiſſem, aber nie zu weit auszudehnendem Verſtande, der Herr der Schöpfung, das iſt, das einzige Geſchoͤpf, das ſich durch Refle⸗ rion und Erfindungskraft die übrigen vorhandenen Gefchöpfe zu Nutze ma⸗ chen kann. Kein Gebiet der Schoͤpfung iſt leer von Vortheilen fuͤr ihn, uberall befinden ſich Geſchoͤpfe, die ihm nuͤtzen, oder ihn vergnügen. Oft iſt auch der Nutzen dieſer Geſchoͤpfe durch die Weisheit ihres Werkmeiſters fo verfteckt, daß ihn nur das forſchende Auge des genauern Beobachters der Natur bemerkt, ja viele dieſer Beziehungen find entferntern Zeiten vor- behalten. Allerdings aber machen dieſe wohlthaͤtigen Beziehungen eine der ſchoͤnſten Verbindungen durch die ganze Natur. Viele der vierfuͤßigen Thiere dienen dem Menſchen zur Nahrung, zur Luſt und zur Bequemlich⸗ keit. Unter der Klaſſe der Fiſche, der Inſekten und allen uͤbrigen Gebie⸗ ten finden wir eben ſolche Geſchoͤpfe. Die Voͤgel ſind einer der praͤchtigſten, aber Ordnung der Vögel. 8 i aber auch der nuͤtzlichſten Zweige der Natur. Eine betraͤchtliche Anzahl der⸗ ſelben dienet uns zur Nahrung, eine nicht geringere erfreut unſer Geſicht durch die ſchoͤne Farbe ihrer Federn, und noch mehrere entzuͤcken uns durch ihren Geſang. Allein das Vergnuͤgen uͤber die Sorgfalt des Schoͤpfers, unſern Aufenthalt in ſeiner Welt angenehm zu machen, ſcheint verdunkelt zu werden, wenn wir die nicht geringere Anzahl der raͤuberiſchen Thiere be⸗ trachten. Unter den vierfuͤßigen Thieren finden wir die grauſamſten Ge⸗ ſchoͤpfe, die ſelbſt das Leben des Menſchen nicht ſchonen und ihre Gewalt gegen ihn ausüben. Die Vögel haben zwar unter ſich keine mächtigen Feinde des Menſchen, die ihm unmittelbar Leid zufuͤgen koͤnnen; der Con⸗ dor, der größte aus ihren Mitteln, raubt blos zufaͤlliger Weiſe ohnmaͤchtige Kinder. Sie thun aber unſern Hausthieren, den Zoͤglingen unſers Fleiſ— ſes, deſto mehr Schaden. Verliert wohl dadurch die Weisheit des Schoͤ⸗ pfers? Dieſes iſt blos ein Geſetz, das er in der Natur feſtſetzte, daß jedes Geſchoͤpf ſeine Feinde hat, waͤhrend daß es ſich andre zu feinem Haube macht. Weiſe Verfuͤgung, welche das Gleichgewicht unter den unzaͤhlba⸗ ren Geſchoͤpfen erhalt! Der im erſten Bande des gegenwärtigen Werks S. 136 beſchriebene egyptiſche Erdgeyer iſt ein beſonderes Beyſpiel hier: von. Es iſt kein Zweifel, daß man von dieſen Wahrheiten immer mehr uͤberzeugt werden wird, je mehr man ſich Mühe geben wird, der Natur in dieſer Abſicht nachzuſpaͤhen. Alles dieſes ſind nur kurze Anleitungen, die Schritte der Natur zur Verbindung des Ganzen bemerken zu lernen, und zugleich einzuſehen, daß es große Schwierigkeiten bey ſich führe, nach dieſen Winken eine natuͤrli—⸗ che Methode zu machen. Die natuͤrliche Ordnung zeigt uns unzählige Berührungspunkte, aber das Auge des Anfaͤngers, für den eigentlich Mes thoden geſchrieben werden, kann ſie unmoͤglich faſſen. Allein man koͤnnte ſich doch in Erfindung eines Syſtems der Natur mehr naͤhern als man ge⸗ meinhin zu thun pflegt. Die Voͤgel, die nicht fliegen koͤnnen, muͤßten zuſammen genommen, und dem, der die vierfuͤßigen uns benachbarten Thiere kennen gelernt haͤtte, zuerſt vorgeſtellet werden. Man muͤßte da nicht auf ihren Aufenthalt auf dem feſten Lande oder im Waſſer ſehen, ſon⸗ dern ſie zuſammen als einen Zweig der Natur betrachten. Von ihnen gienge man zu den ſchweren Voͤgeln, dann aufs Huͤhnergeſchlecht, u. ſ. w. Seit: waͤrts müßte man freylich auch die Nebenzweige mitnehmen, die ſich auf andere Gebiete der in einem ſtaͤtigen Zuſammenhange fortgehenden Natur verbreiten, und man muͤßte ſichs zum Hauptgeſchaͤfte machen, dieſen Zur I. Th. II. Band. ſam⸗ x Ueber die naturliche Ordnung der Voͤgel. ſammenhang, welcher das verehrungswuͤrdigſte Zeugniß der Macht und Weisheit des Schoͤpfers, und der erſtaunenswertheſte Gegenſtand fuͤr ſeine denkenden Geſchoͤpfe iſt, bey jeder Gelegenheit bemerken zu laſſen. Man ſiehet leicht, daß dieſer Plan das kuͤnſtliche Syſtem nicht ausſchließt, wel⸗ ches dem Anfaͤnger mitgetheilt, aber nie als untruͤglich oder als eine feſte Regel eingeprägt werden muß. Dieſes berührt blos die Oberfläche der Natur, aͤußerliche Kennzeichen und willkuͤhrliche Eintheilungen. Die na⸗ tuͤrliche Ordnung aber hat ihren Grund in den Geſetzen der Natur und der Weisheit des Schoͤpfers ſelbſt. Sie dringt in die innere Beſchaffenheit der Körper und ihre geheimſten Beziehungen ein, fo weit fie ein bloͤdes ſterbli⸗ ches Auge durchdringen kann. a Doch wir kommen von den Erhebungen einer noch nicht ganz erfunde⸗ nen, vielleicht nie ins gehörige Licht zu ſetzenden Methode zuruͤck auf das, was wir unſern Leſern gegenwaͤrtig liefern. Ich habe die mir aufgetragene Arbeit der Ueberſetzung des Buͤffon nach meinen Kraͤften auszufuͤhren ge⸗ ſucht, und uͤberlaſſe ein guͤnſtiges oder mißguͤnſtiges Urtheil dem billigen Theile des Publicums, den ich auch um Entſchuldigung bitte, wenn, we⸗ gen meiner Entfernung vom Druckorte, Fehler eingeſchlichen ſeyn ſollten. Sein Beyfall oder glimpflicher Tadel wird mir Aufmunterung ſeyn, in die⸗ ſer Arbeit fortzufahren, und die Fehler, ſo viel an mir iſt, zu vermeiden. Dresden am 12. Junius, 1776. — D. Carl Joſeph Oehme, der Leipz. oͤkonom. Societ. ordentliches, und der Geſellſch. naturforſch. Freunde zu Berlin Ehrenmitglied. Ver⸗ — ——— ſ— ä — — — — Verzeichniß der in dieſem Bande beſchriebenen Voͤgel. —— —— ü—̊—2ũ.ͤ 2 Das Falkengeſchlecht. Der Geyerfalke, Taf. I. Seite 3 Der Wuͤrger oder Schwimmer, le Lanier 7 Der Sakerfalke, le Sacre, Taf. II. 9 Der eigentliche Falke, Taf. III. | It Aus laͤndiſche Voͤgel, welche auf den eigentlichen und Geyerfalken | eine Beziehung haben. Der islaͤndiſche Falke 8 27 Der ſchwarze Falke, Taf, IV. ; 28 Der oftindifche rothe Falke 30 Der indianiſche Falke mit dem Federbuſche N 31 Der Fiſcherfalke, Taf. V. i 34 Der Baumfalke, le Hobreau, Taf. VI. 35 Der n Röthelweyhe oder Wannenweher, la Crefferelle, a 37 Der Steinfalke, le Rochier, Taf. VIII. 41 Das Schmierlein, T Emerillon, Taf. IX. 42 Die Neuntoͤdter. Der graue Neuntddter, la Pie- Grieche griſe, Taf. X. 48 Der rothe Neuntdoͤdter, la Pie-Grieche rouſſe 52 Der kleinſte Neuntoͤdter, ! Ecorcheur, Taf. XI. — 84 Fremde Voͤgel, welche fich den Neuntoͤdtern naͤhern. Der Fingah 58 Der diane Kfm 59 * 2 Der 4 Verzeichniß der beſchriebenen Vogel. Der Langraien und der Tcha⸗ chert Seite 60 Die Becardes oder der cayenniſche Neuntödter, Taf. XII. 61 Der cayenniſche Neuntödrer mit dem gelben Bauche 62 Der Vanga oder der weißbaͤuchige Dickſchnabel 63 Der Schet «be 64 Der Tcha chert · be 65 Der Gonolek 5 65 Der Cali⸗Calic oder der Bruia 66 Der gehaͤubte Neuntddter 67 Die Nachtraubvoͤgel. Die große Ohreule, le grand Duc, Taf. XIII. 83 Die mittlere Ohreule, Taf. XIV. 91 Die kleinſte Ohreule, le Scops, ou petit Duc, Taf. XV. 99 Die Nachteule, la Hulotte, Taf. XVI. 102 Die Brandeule, le Chat- huant, Taf. XVII. 105 Die Schleyereule, ! Effraye, oulaFraife, Taf. XVIII. 108 Die Steineule, la Chouette, la grande Cheveche, Taf. XIX. 112 Das Kaͤuzgen oder die kleinſte Eule, Taf. XX. 115 Fremde Voͤgel, welche zu dem Eulengeſchlechte gehoͤren. Der Kabure oder die braſilianiſche Ohreule 119 Der Caparacoch oder die Falkeneule des Edwards 121 Der Harfang 122 Die Nachteule von Cayenne 124 Die Steineule aus Canada g 125 Die Steineule von St. Domingo 126 Voͤgel, die nicht fliegen koͤnnen. Pr Der Strauß, Taf. XXI. 129 Der amerikaniſche Strauß oder Touyou 5 160 Der Caſuar, Taf. XXII. | 167 Der Dronte . f 176 Der Einſiedler und der Vogel von Nazar 179 * Büffons * Dr Buffons Hiſtorie der Natur. I. Th. II. Band. 2 Das Falkengeſchlecht. — L Der Geyerfalke ). S. die 210. 462. und 446. illuminirte Kupfertafel des großen Dauben⸗ tonſchen Werkes. N Man muß den Geyerfalken ) ſowohl wegen feiner Geſtalt, als auch wer = gen feiner Naturtriebe, als den erſten Vogel, der zur Falkenjagd gebraucht wird, betrachten. Er uͤbertrift alle Falken ſehr weit an Größe; er hat die Groͤße des Taubengeyers, doch unterſcheidet er ſich von demſelben durch allgemeine und beftändige Merkmale, die alle Voͤgel, deren man ſich zur Fale A 2 konerie *) Italieniſch, Zerifalco, oder Girifalco, falcon oder Gerfalcon; die Englaͤnder nen⸗ oder Gerifalco; deutſch, Gierfalk, oder Gir- nen das Maͤnngen Jerkin. Nota: Das Wort falk, oder Mittelfalk; polniſch, Bialozor; Gerfaut oder Gyrfalco bedeutet ſoviel als rußiſch, Kretzel oder Kiezot; engliſch, Gyr- Faucon-voutour, deutſch, Geyerfalk. 10 cen 4 Hiſtorie der Natur. konerie bedienen kann, von andern zu unterſcheiden pflegen, die ſich nicht dazu abrich— ten laſſen. Zu dieſen edlen Jagdvoͤgeln gehören die Geyerfalken, die eigentlis chen Falken, die Sacerfalken, die Wuͤrger, die Baumfalken, die Schmier⸗ lein und die Kirchenfalken. Alle dieſe Gattungen haben die Fluͤgel von der Lange des Schwanzes. Die erſte Feder des Flügels heißt bey den franzoͤſiſchen Falkonie— rern cerceau, und iſt ſo lang als die, die am naͤchſten bey ihr liegt. Das Ende dieſer Feder iſt ohngefaͤhr einen Zoll weit von ihrem aͤußern Ende ſo ſcharf und ſchneidend als eine Meſſerſchneide. Bey den Habichten, Sperbern, Huͤhnergeyern und Weyhen hingegen, die keine ſolchen edlen Voͤgel und keiner Abrichtung zur Fal— konerie fähig find, iſt der Schwanz laͤnger, als die Flügel, und die erſte Schwung— feder kuͤrzer und gegen ihre Spitze zu rund. Sie ſind auch darinne noch von einan— der unterſchieden, daß bey den letztern Voͤgeln die vierte Schwungfeder die laͤngſte, bey den erſtern hingegen die kuͤrzeſte iſt. Zu dieſen Merkmalen kommt noch, daß der Geyerfalke ſich von dem Habichte durch ſeinen blauen Schnabel und Fuͤſſe, durch die braunen Federn auf den obern Theilen des Koͤrpers, durch die weiſſen braungefleckten Federn, und durch den grauen Schwanz, der mit braunen Streifen durchzogen iſt, unterſcheidet. Dieſer Vogel iſt ſehr haͤufig in Island anzutreffen, und ſeine Gattung ſcheint einige Abaͤnderung zu leiden. Man hat uns aus Norwegen einen Geyerfalfen zugeſchickt, der ſich aber in allen noͤrdlichen Gegenden findet, und den wir auf der 462. illuminirten Kupfertafel vorgeſtellet haben. Dieſer Geyerfalke unterſcheidet ſich von den andern etwas durch die Schattirungen und Vertheilung der Farben; die Falkonierer ſchaͤtzen ihn hoͤher als den islaͤndiſchen, weil er muthiger, thaͤtiger und gelehriger iſt. Außer dieſer erſten Abaͤnderung, welche der Gattung eigenthuͤmlich zukommt, giebt es noch eine andere, die man dem Himmelsſtriche zuſchreiben koͤnnte, wenn man nicht alle dieſe Abaͤnderungen in kalten Ländern antraͤfe. Dieſe zwote Abänderung iſt der weiſſe Geyerfalke, den wir in dem großen Werke auf der 446. Kupfertafel vorgeftellet ha— ben. Er iſt von den erſten beyden merklich unterſchieden, und ich glaube, daß es ſowohl unter den norwegiſchen als islaͤndiſchen Geyerfalken weiſſe giebt, fo daß wahrſcheinlicher Weiſe dieſe Abaͤnderung mit unter den erſten beyden begriffen iſt, und Belon hift, nat, des oifeaux pag. 94. Gyrfal. 1) Gyr oder Gerfalke, Kleins Vogelhiſt. eo, Aldrov. T. I. p. 4. — Mun phnos Belo- S. 47 n. 1 Geyerfalke, Muͤllers Naturſpyſt. ui, Aldrov. Av. T. I. p. 212. — Faucond’Is- S. 87. Falco Gyrfalco cera coerulea, pedibus lu- lande. Hiſt. d' Islande par Anuerſon, T. I. teis, corpore fuſeo ſubtus faſciis cinereis, eau- p. 89. — Le Gerfaut, pl. xxx. fig. 2. Briſſon dae lateribus albis. Linn. S. N. XII. p. 130. Ornith. T. I. p. 370 und p. 373. Tafel XXxI. n. 2. D 1 1. Der Geyerfalke. 5 und es in der Gattung des Geyerfalken wuͤrklich drey unterſchiedene und unveraͤnder— liche Familien giebt, naͤmlich den islaͤndiſchen, norwegiſchen und weiſſen Geyer— alken. f Sehr geſchickte Falkonierer haben uns verſichert, daß dieſe letztern von ihrem ers ſten Jahre an weiß waͤren, und dieſe Farbe die folgenden Jahre behielten. Man kann alſo die weiſſe Farbe nicht dem Alter des Thieres, oder dem kaͤltern Himmels— ſtriche zuſchreiben, da ſich auch braune Geyerfalken in dieſen Gegenden befinden. Die Gattung des Geyerfalkens iſt den Fältern nördlichen Gegenden von Europa und Afien eigenthuͤmlich. Sie find in Rußland, Norwegen, Island und der Tartarey ana zutreffen, und man findet ſie niemals in heiſſen Gegenden und ſogar nicht in unſern gemäßigten Landern. Der Geyerfalke iſt nach den Adlern der ſtaͤrkſte und lebhaf— tigfte unter allen Raubvoͤgeln, er wird auch unter allen zur Falkonerie gehörigen Bös geln am meiſten geſchaͤtzt und geſucht. Man bringt ihn aus Island und Rußland nach Frankreich“), Italien, und fogar nach Perſien und der Türkey**), Es ſcheint nicht, als ob fie in heiſſen Laͤndern etwas von ihrer Staͤrke und Lebhaftigkeit verlies ren. Sie ſtoßen auf die groͤßten Voͤgel, und rauben ganz leicht Stoͤrche, Rohr— dommeln und Kraniche. Sie toͤdten Hafen, indem fie in gerader Linie auf fie ſto— ßen. Das Weibgen iſt, wie bey andern Raubvoͤgeln, viel groͤßer und ſtaͤrker als das Maͤnngen; man nennt das letztere Tiercelet de gerfaut, und braucht es in der Fal⸗ konerie nur, um es auf den Weyhen, die Rohrdommel und Krähen ſtoßen zu laſſen. Zuſaͤtze zur Geſchichte des Geyerfalken. Doe was der Herr von Buͤffon das Falkengeſchlecht nennet, ſind alle die Voͤgel, 7 weldye im eigentlichen Verſtande zur Baize und Jagd des Feder und andern Wildprets abgerichtet werden. Die Adler, Habichte und Sperber, welche unſer erſter Theil enthielt, werden zwar auch zuweilen dazu gebraucht, allein der Herr von Buͤffon hat hin und wieder auch die Schwierigkeiten gezeigt, die bey einer oder anz A 3 dern *) Wir würden niemals einen Geyerfal⸗ ken zu ſehen bekommen, wenn er uns nicht aus fremden Landern gebracht wuͤrde. Man ſagt, er kame aus Rußland, wo er zu hor⸗ ſten pflegt, komme niemals nach Frankreich und Italien, und ſey in Deutſchland nur ein Zug vogel. Dieſer Vogel iſt zu allen Jagden zu gebrauchen, er weigert ſich niemals auf et⸗ was zu ſtoßen und iſt der verwegenſte un: ter allen Naubvoͤgeln. Belon hiſt. nat. des oifeaux p. 94. und 95. ) Folgende Stelle muß man auf den Geyerfalken anwenden: „Wir muͤſſen eines „Raubvogels gedenken, der aus Moskau „kommt, und den man von daher nach Per— „ſien bringt. Er iſt am Leibe faſt ſo ſtark „als ein Adler; dieſe Voͤgel ſind ſehr ſelten „und nur der Koͤnig kann ſie halten. Da es „ in Perſien gewoͤbnlich iſt, die Geſchenke, die „man dem Könige macht, ohne Ausnahme zu „ſchätzen fo fett man den Werth dieſer Voͤ⸗ „gel auf hundert Tomans, welches 1500 „Tha⸗ 6 Hiſtorie der Natur. dern Gattung bey ihrer Abrichtung und Gebrauch vorwalteten. Sie ſind beynahe alle entweder zu ungelehrig und wild, ſo daß man ohne Gefahr nicht unternehmen kann, ſie zahm zu machen; oder ſie ſind ſo groß und ſchwer auf der Hand zu tragen, daß von dieſer Seite ihr Gebrauch hoͤchſtbeſchwerlich gemacht wird. Die Voͤgel hingegen, die unſer Schriftſteller unter das Falkengeſchlecht rechnet, und unter ſieben verſchiedene Gattungen bringt, koͤnnen groͤßtentheils ohne ſo große Gefahr und Unbequemlichkeit zur Falkonerie gebraucht werden, und ihre Gelehrigkeit, welche freylich verſchieden iſt, beſtimmet ihren Werth, fo wie ihre Größe und Staͤrke an⸗ zeigt, was fuͤr Wildpret man damit jagen koͤnne. 6 Der Geyerfalke, oder wie ihn die Jaͤger und Falkonierer nennen, Gerfalke, hält in feiner Größe das Mittel zwiſchen dem Adler und Habichte. Auf den deut— ſchen Falkonerien bedient man ſich mehrentheils der irlaͤndiſchen und norwegiſchen Gerfalken, und zieht fie, zur Baize der größeren Vögel, allen übrigen Falken vor, weil ſie die ſtaͤrkſten und muthigſten ſind. Sie dienen hauptſaͤchlich zur Reigerbaize, ſtoßen aber auch auf Kraniche, Schwanen, Trappen u. ſ. w. ja auch ſogar Rehe und Hafen. Kleinere Voͤgel ſtoͤßt er nicht, und muß auf Rebhuͤhner beſonders ab⸗ gerichtet werden, wenn er ſie ſtoßen ſoll. . Das Merkmal, welches Herr von Buͤffon in den blauen Fuͤſſen ſucht, if, nach dem Ritter von Linne, ſehr unzureichend, denn diefer ſagt: variat pedibus coeruleis et flauis. Das Unterſcheidungszeichen der blauen Wachshaut hingegen iſt beftändiger. Die weiſſe Abänderung, die nach unſerm Schriftſteller eine ganz verſchiedene Familie machen ſoll, hat dieſes Merkmal und überhaupt fo viel Aehn— lichkeit mit dem Geyerfalken, daß er, meiner Meynung nach, fuͤr nichts als eine bloſſe Abaͤnderung des Geyerſalken zu halten iſt. „Thaler macht. Wenn einer derſelben un⸗ „er baue ſeinen Horſt in den Schnee, den er „ terwegens ſtirbt, fo dringt der Geſandte „ dem Kenige allemal den Kopf und die Fluͤ⸗ „gel, und man rechnet ihm den Vogel ſo hoch „an, als ob er lebendig ware. Man ſagt, „durch die Hitze feines Körpers bis auf die „Erde und zuweilen eine Klafter tief zer⸗ „ ſchmelzen macht u. ſ w.“ Voyages de Char- din T. II. p. 31. F 7˙m——D̃— II. Der H. Der Würger oder Schwimmer. 7 — — — EL sa Sen an nn nn m ne en II. Der Wuͤrger oder Schwimmer > (le Lanier*), $ Niere Vogel, der bey dem Aldrovand Laniarius Gallorum heißt, und vom welchem Belonius verſichert, daß er in Frankreich einheimiſch ſey, und daß ihn die Falkonierer lieber, als einen andern Falken abrichteten, iſt fo ſelten ges worden, daß wir ihn nicht haben erhalten koͤnnen. Er iſt in keinem von unſern Ca⸗ binetten und auch nicht in den Sammlungen ausgemalter Voͤgel vom Edward, Frifch *) und den Verfaſſern der brittiſchen Zoologie. Belonius ſelbſt, der ihn ziem« lich weitlaͤuftig beſchreibt, hat keine Abbildung davon gegeben, fo wie es auch Geß⸗ ner, Aldrovand und andere neuere Naturforſcher nicht gethan haben. Briſſon und Salerne geſtehen, daß ſie ihn niemals geſehen haben; die einzige Abbildung von ihm iſt bey dem Albin, deſſen Kupfertafeln, wie bekannt, ſehr ſchlecht aus— gemalt find. Man ſieht hieraus, daß der Wuͤrger, der jetzo in Frankreich fo ſel⸗ ten iſt, immer in Deutſchland, England, der Schweiz und Italien nicht haͤufig ans zutreffen geweſen iſt, weil die Schriftſteller dieſer Laͤnder nur nach dem Belonius don ihm ſprechen. Er findet ſich unterdeſſen doch in Schweden, denn der Ritter von Linns hat ihn in dem Verzeichniſſe der ſchwediſchen Voͤgel; aber er beſchreibt ihn nur ganz oben hin und giebt uns keine eigentliche Naturgeſchichte davon. Da wir ihn alſo nur nach der Anzeige des Belonius kennen, fo koͤnnen wir hier nichts thun, als einen Auszug von dem liefern, was dieſer Schriftſteller von ihm ſagt. „Der 5 „Wuͤr⸗ 2) Der große Schlachter. Klein. Falco aufs grauſamſte zerfleiſchet. Lanneret iſt das lanarius erudelis. Der Schwimmer, der Mau: ſeadler. Müller, S. 34. Falco lanarius ce- ra lutea pedibus roftroque coernleis; corpore fubtus maculis nigris longitudinalibus, Linn. S. N XII, p. 129. n. 24, Briſſon Av. I. p. 363. Anmerk. d. Ueberſ. *) Italieniſch, Laniero; deutſch, Schwim⸗ mer; engliſch und franzoͤſiſch heißt das Maͤnngen Lanneret; Lanier. Belin hiſt. nat. des oifeaux p. 123. Das Wort Lanier koͤmmt von laniare zerfleiſchen, weil dieſer Vogel die Hühner und andere Thiere, die er ſtoͤßet, Verkleinerungswort von Lanier, daher man es auch dem Maͤnngen beygelegt hat, welches wuͤrklich kleiner als das Weibgen iſt. Lana- rius Gallorum. Aldr. Av. T. I p. 488. Petit Lanier, Albin. T. II. p. 4: Bl. VII. Falco pe. dibus: roſtroque coeruleis, maculis albis ni- grisque longitudinalibus Linn. Faun, Suec, n. 61. Le Lanier Hriſſi ornith. T. I. p. 363. Faucon: Lanier. Bel. ) Nach der Linneiſchen Beſchreibung kommt ihm doch die 86. Tafel des Sriſch ſehr nahe. Anmerk. d. Ueberſ. f 8 Hiſtorie der Natur. 9 „Wuͤrger, oder Wuͤrgerfalke,“ ſpricht er, „Horſtet gemeiniglich in Frankreich auf „den höchften Bäumen in den Wäldern, oder auf den höchſten Felſen. Da er von „Natur fanfter und gelehriger, als die eigentlichen Falken ift, fo bedient man fi) „feiner bey der Falkonerie zu allen Jagden. Er iſt am beibe ſchwaͤcher, als der edle „Falke, hat ſchoͤnere Federn als der Sacerfalke, beſonders, wenn er ſich gemauſtert „hat, und hat auch kuͤrzere Fuͤſſe, als irgend ein anderer Falke. Die Falkonierer „wählen einen guten Wuͤrger nach folgenden Merkmalen: er muß naͤmlich einen „großen Kopf und blaͤulichte oder gelbe Fuͤſſe haben. Ein Wuͤrger jagt ſowohl auf „den Fluͤſſen als auf dem Zelde; er läßt ſich leichter von groben Fleiſche naͤhren, als „eine andere Falkenart. Man kann ihn erkennen, ohne ſich zu irren, denn er hat „einen blauen Schnabel und blaue Fuͤſſe; die Federn am vordern Theile des Koͤr— pers find weiß mit ſchwarzen Flecken, welche die Länge herab, und nicht wie bey den „Falken in die Quere laufen. —— Wenn er ſeine Fluͤgel ausbreitet und man die. ſelben von unten betrachtet, ſo ſcheinen ihre Flecken anders beſchaffen zu ſeyn, als „bey andern Raubvoͤgeln, denn fie find hin und wieder zerſtreuet und rund wie Pfen⸗ „nige. Sein Hals iſt kurz und ziemlich dicke, ſo wie ſein Schnabel. Man nennt „das Weibgen Lanier, es iſt größer als das Maͤnngen, das man Lanneret nen⸗ „nel. An den Farben der Federn find fie einander ziemlich aͤhnlich. Kein Naubvos „gel bleibt ſo gut auf der Stange ſitzen, auf der man ihn abtraͤgt, er bleibt auch das „ganze Jahr über im Lande, er iſt leicht zur Jagd, beſonders auf die Kraniche, ab— „zurichten; die Zeit; wo er am beſten jaget, iſt, wenn er ſich gemauftert hat, von „der Hälfte des Junius bis zu Ende des Octobers; im Winter aber iſt er nicht gut „ur Jagd zu gebrauchen“. Zuſaͤtze zur Geſchichte des Wuͤrgers. Dee Gattung des Falkengeſchlechts, welche bey uns den Namen des Schwim—⸗ \ mers führer, iſt zwar feltner als die übrigen Arten, wird aber doch noch im— mer in Sicilien auf den hohen Baͤumen und Felſen horſtend gefunden und gefangen. So wenig er von den Naturſorſchern, außer den Beſchreibungen des Belonius, Buͤffon und Linne, angezeigt worden ift: fo kennen ihn doch die Falkonierer, und man findet beynahe in allen zu ihrer Kunſt und der Jaͤgerey gehoͤrigen Buͤchern et— was von ihm. Es koſtet zwar Mühe, ihn gehörig abzutragen; wenn er aber eins mal zahm iſt, ſo liebt er Pferde, Hunde und Menſchen, und iſt ſehr treu. Man zieht ihn zur Haſenbaize den meiſten andern Arten vor, Den Namen Schwim⸗ mer hat er von der Bewegung erhalten, die er im Fliegen macht, und die der Be— wegung des Schwimmens aͤhnlich iſt. Sein Flug iſt aus eben dieſer Urſache ruhig, und III. Der Sakerfalke. 9 und er iſt auch in dieſem Betrachte vorzüglich zum Baizen geſchickt, da er mit wenig Ermuͤdung ſehr geſchwind flieget. Die göfte Tafel des Friſch ſcheint, wie wir in der Note geſagt haben, dieſen Vogel vorzuſtellen, ohngeachtet der Herr von Buͤffon ſagt, daß ihn dieſer Schriftſteller nicht habe. — ͤ—. ä— — —ä[ __ — — III. Der Sakerfalke.) (le Sacre) M⸗ muß, wie mich duͤnkt, dieſen Vogel von den eigentlichen Falken abſon⸗ dern und gleich nach dem Wuͤrger ſetzen, obgleich einige Naturforfcher **) den Sakerfalken nur fuͤr eine Abaͤnderung des eigentlichen Falken anſehen. Wollte man ihn aber auch bloß für eine Abänderung halten, fo gehörte er doch noch mehr zu dem Wuͤrger, als zu dem Falken, denn er hat, wie der Wuͤrger, einen blauen Schnabel und blaue Füffe, dahingegen bey den Falken beydes gelb if, Dieſes Merk⸗ mal, welches ein Kennzeichen der Gattung iſt, koͤnnte glaubend machen, daß der Sakerfalke eigentlich nur eine Abaͤnderung vom Wuͤrger waͤre. Allein er unterſchei⸗ det ſich von ihm zu ſehr ſowohl durch die Farben, als auch durch die Groͤße. Man ſieht hieraus, daß es zwey unterſchiedene, aber benachbarte Gattungen ſind, die man mit den Falken nicht verwirren darf. Das Beſonderſte hierbey iſt, daß Be⸗ lonius wieder ganz allein dieſen Vogel angezeiget hat. Ohne ihn wuͤrden die Naturforſcher den Sakerfalken und Wuͤrger wenig oder gar nicht kennen; beyde ſind gleich ſelten geworden und man kann auch hieraus ſchließen, daß ihre Naturtriebe ſehr ähnlich und beyde Gattungen ſehr verwandt find. Da ſie aber Belonius beyde ſo beſchrieben hat, als ob er fie ſelbſt geſehen hätte, und fie dennoch für wuͤrklich vers ſchiedene Vögel ausgiebt, fo muß man ſich billig auf ihn beziehen, und das, was er vom Sakerfalken ſagt, muͤſſen wir hier eben fo gut anführen, als wir feine Nach. richt vom Würger angefuͤhret haben. „Der Sakerfalke,“ ſagt er, „ſieht nach den Zara „ben ſeiner Federn haͤßlicher aus, als irgend ein Raubvogel. Seine Farbe iſt, wie . „ben 2) Saker⸗ oder Sokerfalke, heiliger Gas co-facer; italienifch, Saero; deutſch, Saker; kerfalke. Klein. A. d. Ueberſ. engliſch, Sacre. =) Das Weibgen heißt Sacre, das Maͤnn: ) Falco facer. Briff. Ornith. T. I. S. 337. gen Sacret.· Belon hiſt. nat. des oiſeaux. S. Der Verf. macht damit die zwoͤlfte Abaͤn⸗ 108. mit einer Figur, S. 109. lateiniſch, Fal. derung des Falkengeſchlechts. I. Th. II. Band. B 10 Hiſtorie der Natur. bey den Huͤhnergeyern, zwiſchen rothbraun und roſtig. Er gat ſehr kurze Fuͤſſe, wel. „che, ſo wie die Faͤnge, blau ſind, wodurch er einige Aehnlichkeit mit dem Wuͤrger „erhält. Er wuͤrde dem Falken an Größe ziemlich nahe kommen, wenn er nicht „mehr rund gebauet wäre, Dieſer Vogel iſt ſehr muthig, feine Stärfe kommt der „Stärke des Wandererfalken bey. Er iſt auch ein Zugvogel, und man findet ſelten „jemand, der ſich ruͤhmen koͤnnte, ſeinen Horſt geſehen zu haben. Einige Falkonie⸗ „rer glauben, er komme aus der Tartarey und Rußland uͤber das große Meer, und „werde auf feiner Reiſe nach den mirtäglichen Gegenden, wo er ſich einen Theil des „Jahres aufhält, von den Falkonierern gefangen, welche ihm auf verſchiedenen In⸗ „ſeln des aͤgeiſchen Meeres, als, Rhodus, Cypern u. ſ. f. nachſtellen. Ohngeach⸗ „tet man den Sakerfalken er „ auf die Hühnergeyer in fehr hohem Flug zu „ſtoßen, fo kann man ihn doch auch abrichten, kleines Wildpret und wilde Gänfe, „Trappen, Faſanen, Rebhuͤhner, Haſen und alle andere Arten von Wildpret da: „mit zu jagen. — Das Maͤnngen heißt Sacrer, und das Weibgen Sacre, und es „iſt kein Unterſchied zwiſchen beyden, als die Größe.“ Wenn man dieſe Beſchreibung des Sakerfalken mit derjenigen vergleicht, die eben dieſer Schriftſteller vom Wuͤrger gegeben hat, fo wird man ſich leicht uͤberzeu. gen: 1) Daß beydes Voͤgel einander aͤhnlicher, als irgend einer andern Gattung ſind. 2) Daß beyde Zugvoͤgel ſind; denn ohngeachtet Belonius ſagt, daß der Würger zu feiner Zeit einheimiſch in Frankreich geweſen ſey, fo iſt es doch ziemlich gewiß, daß man ihn jetzt nicht mehr daſelbſt antrift. 3) Daß beyde Voͤgel wuͤrklich von den Falken unterſchieden find, weil fie einen rundern Körper, kuͤrzere Beine, einen blauen Schna⸗ bel und blaue Fuͤſſe haben. Wir haben ſie auch deswegen von den eigentlichen Fal⸗ ken getrennet. Wir haben vor einigen Jahren aus dem koͤniglichen Thiergarten einen Raubvogel zeichnen laſſen, den man uns für den Sakerfalken ausgegeben hat, und deſſen Ab⸗ bildung wir im gegenwaͤrtigen Werke liefern. Da aber die Beſchreibung davon ver⸗ loren gegangen iſt, fo können wir nichts weiter von ihm fagen. Zuſaͤtze zur Geſchichte des Sakerfalken. A. von dieſem unter r den Falkonierern und Jaͤgern fo bekannten Falken mangeln uns gute Beſchreibungen aͤchter Naturforſcher, und wir haben keine genauere von ihm, als des Belonius feine, die unſer Schriftſteller faſt wörtlich ausgeſchrieben und der größte Theil der übrigen Ornithologen genutzt hat, ohne den Vogel ſelbſt da⸗ mit verglichen und weiter beobachtet zu haben. Selbſt der Ritter von Linne ba ihn uͤbergangen. Die IV. Der Falke. 1 Die Sakerfalken, welche zur Falkenerie abgerichtet werden, kommen aus res land, Podolien, der Tartarey, Cypern und Candia; ob fie aber daſelbſt horſten, iſt nicht ausgemacht. Seine Abrichtung macht ſehr viele Muͤhe, und erfordert viele Geduld, weil der Vogel ſtark, wilde und tuͤckiſch iſt; hat man ihn aber einmal ab⸗ gerichtet, fo belohnt er die gehabte Muͤhe durch feinen Muth und Arbeitſamkeit. Er iſt beynahe zu allen Baizen, auch ſogar auf Rehe zu gebrauchen. Am leichteſten ſind ſie paarweiſe abzurichten. — . — — ꝛꝛ-äꝛ— —' ¼¼ U- — — — sed IV. Der Falke ).“ We. man die Verzeichniſſe unſrer Syſtematiker durchgehet““), fo ſollte man glauben, es gaͤbe in der Gattung des Falken eben ſoviel Abaͤnde⸗ rungen als unter den Tauben, Huͤhnern und andern Hausgefluͤgel. lein, dieſes iſt ſehr falſch. Ale Der Menſch hat feine Kunſt nicht auf die Natur dieſer Thiere wuͤrken laſſen; ſo brauchbar ſie zu dem Vergnuͤgen und B 2 d ſo ) Falco gentilis, cera.pedibusque flauis, corpore cinereo maculis fufcis, cauda fafciis quatuor nigricantibus, Linn. S. N. ed. XII. p. 126. n. 13. Anmerk. d. Ueberſ. *) Neugriechiſch, SD; lateiniſch, Fal- co; italieniſch, Falcone; ſpaniſch, Halkon; deutſch, Salk; polniſch, Sokol; engliſch, Falcon. — Falco apud Firmicum, Svidam, et recentiores. Gesner. Icon. Av, p. 110. Fau- con. Belon hiſt. nat. des oiſeaux p. 115. — Fal- co. Aldroy, Av. T. I. p. 429.—Aecipiter fu- ſeus. Sriſch Kupferpl. Lxxtv. mit einer aus⸗ gemalten Figur —Accipiter fuſcus oris pen- narum rufefcentibus, re&tricibus fuſeis fuſeo ſaturatiore transuerſim ſtriatis - Falco, le Faucon. Briſſ Ornith. T. I. p. 321. ) Herr Briſſon berechnet zwölf Abaͤn⸗ derungen dieſer erſten Gaitung: 1) Der aus dem Neſte genommene Falke, falco hornotinus, le faucon fors Brif. p. 93. 22) Der alt eingefangene oder bucklich⸗ te Falke, falco gibboſus, le faucon hagard ou boſſu. Falco gibboſus albus, Charlet. deutſch, Zogerfalk; engliſch, hagard faleon. 3) Der weißkoͤpfigte Falke, faucon à tete blanche, Falco leucocephalus. Briſſ. T. I. p. 94. 4) Der weiſſe Falke, faucon blanc, ebendf. 5) Der ſchwarze Falke, ebend. faucon noir. Edward T. I. tab. 4. Seeligmann l. tab. 7. 6) Der gefleckte Falke, faucon tachete, fal- co maculatus. Ari. p. 93. Müllers Natur⸗ ſpſt. Th. II. S. 74. c). 7) Der braune Falke, faucon brun, falco fuſcus. S. auch Friſch tab. LXX VI. 8) Der rothe Falke, faucon rouge, falco rubeus. 9) Der indianiſche rothe Falke, faucon rouge des Indes, falco rubeus Indicus. a 10) Der italieniſche Falke, faucon d' Ita- lie, falco Italicus. 11) Der islaͤndiſche Falke, faucon d' Is- lande, falco Islandicus. : 12) Der Sakerfalke, S. den vorhergehen⸗ den Artikel. Auſſer dieſen angefuͤhrten Gattungen rech⸗ net Herr Briſſon noch eilf andere Gattun⸗ gen oder Abaͤnderungen von Falken, die gen er Hiſtorie der Natur. fo nützlich fie zu der Pracht der Fürften find, die ſich ihrer auf der Jagd bedienen, ſo hat man ſie doch niemals aufziehen, und ſich in der Gefangenſchaft vermehren laſ⸗ fen konnen. Es iſt wahr, man benimmt dieſen Vögeln durch die Kunſt und durch die Beraubung ihrer Freyheit ihre natuͤrliche Wildheit; ſie muͤſſen ſich durch ihren Fleiß und die Arbeit, die man ihnen auflegt, ihren Unterhalt verdienen. Sie krie⸗ gen nicht das geringſte Futter, wenn ſie nicht einen Dienſt dafuͤr gethan haben. Man feſſelt ſie, man knebelt ſie, man ſetzt ihnen Hauben auf, man beraubt ſie ſogar des Lichts und des Futters, um fie unterwuͤrfiger und gelehriger zu machen und ihre leb⸗ haften Naturtriebe durch den Antrieb der Nothwendigkeit noch mehr zu verftärfen*), Allein ſie dienen auch nur, weil ſie muͤſſen, aus Gewohnheit und ohne Liebe fuͤr ihren Herrn. Sie bleiben, ſo lange ſie leben, Gefangene, und gehoͤren niemals unter das Hausgefluͤgel. Der einzelne Vogel, den man eingefangen hat, iſt in der Sclave⸗ rey, die Gattung iſt allemal frey, allemal gleich weit von der Herrſchaft der Men⸗ ſchen entfernt. Es gehoͤrt unendliche Muͤhe dazu, wenn man einige Falken einfan⸗ gen will, und nichts iſt ſchwerer, als ihre Naturtriebe im natürlichen Zuſtande zu er. 12 4 erſten wirklich unterſchieden find, naͤm⸗ U * 1) Der edle Falke, falco gentilis, fau- con gentil, falco gentilis Linnei 2) Der Wandererfalke, faucon pelerin, falco peregrinus. Srifch tab LXXXIII. Von diefen Falken ſollen der barbariſche und tartariſche Falke Abaͤnderungen ſeyn. 3) Der Ringelfalke, faucon acollier, fal- eo torquatus. 4) Der Steinfalke, faucon roche ou ro- chier. 5) Der Bergfalke, faucon de montagne, ou montagnier, davon der aſchfarbigte Berg⸗ falke eine Abaͤnderung ausmachet. 6) Der Falke aus Hudſonsbay, fancon de la paye d’ Hudſon, falco freti Hudfonis, iſt von uns im vorigen Theil unter dem Na⸗ men des aſchfarbigten Weyhen beſchrieben worden. 7) Der Sternfalke, faucon etoile, falco ftellaris, deutſch, Blaufuß. Kleins Vogel⸗ hiſt. p. 51. n. 18. h 8) Der indianifche Falke mit dem Feder⸗ buſch, faucon hupe, falco Indicus. 9) Der antilliſche Falke, faucon des An- tilles, welchen wir im vorigen Theil des Mansfeni des du Tertre beſchrieben haben. for⸗ 10) Der Fiſcherfalke der antilliſchen In⸗ ſeln, faucon pecheur des Antilles. 119 Der caroliniſche Fiſcherfalke, faucon pecheur des Carolines. Der Ritter von Linns begreift unter dem Geſchlechtsnamen des Falken 26 verſchiedene Gattungen. Allein er miſchet unter dieſen Na⸗ men, fo wie er es überall zu thun pflegt, die entfernteſten Gattungen und die benachbar⸗ teſten Arten unter einander; denn man fin⸗ det unter dieſem Geſchlechte die Adler, die Fiſchweyben, die Beinbrecher, die Baum⸗ falken, Weyhen u. ſ w. beyſammen, wenig⸗ ſtens iſt das Verzeichniß des Herrn Briſſon, ob es gleich um ein Drittheil zu zahlreich iſt, doch mit mehrerer Vorſicht und Ueberlegung verfertiget. Anmerk. d. Verf. Meine Gedanken, ſowohl von dieſer Be⸗ ſchuldigung, als von den Abänderungen des Falkengeſchlechts überhaupt, will ich in dem Zuſatz zu dieſem Artikel mittheilen. Anmerk. d. Ueberſ. Da ſich die Anmerkungen des Herrn von Buͤffon ganz auf die Falkonerie beziehen, fo behalten wir uns vor, das Noͤthige davon in den Zufägen zu dieſem Artikel zu liefern. Anmerk. d. Ueberf. IV. Der Falke. 13 forſchen. Da ſie die ſteilſten Felſen und die hoͤchſten Berge bewohnen, ſelten auf die Erde kommen, und bewundernswuͤrdig hoch und geſchwind fliegen, ſo kann mau von ihren natürlichen Gewohnheiten wenig gewiſſes fagen. Man hat nur angemerkt, daß fie, um ihre Jungen zu erziehen, mehrentheils ſolche Felſen wahlen, die der Mittagsſonne ausgeſetzt ſind; daß ſie ſich in die unzugaͤnglichſten Locher und Hoͤhlen begeben; daß fie in den letzten Wintermonaten gemeiniglich vier Eher legen, welche ſie nicht lange bebruͤten, denn ihre Jungen ſind gegen den funfzehenden May ſchon erwachfen und verändern ihre Farbe nach dem Geſchlecht, Alter und der Mau⸗ ſterzeit. Man hat ferner bemerkt, daß die Weibgen betraͤchtlich größer als die Maͤnngen ſind; daß beyde Gefchlechter faſt beftändig ſehr durchdringend und unangenehm ſchreyen, beſonders zu der Zeit, wenn fie ihre Jungen aus dem Horſte ſtoßen. Dieſes ges ſchiehet, wie bey den Adlern, aus einer unvermeidlichen Nothwendigkeit, welche das Band der Anverwandtſchaft und aller Geſellſchaft aufhebt, wenn nicht genug Vor⸗ rath zum Austheilen da iſt, oder man nicht genug e finden kann, in einer⸗ ley Gegend mit einander zu leben. Der Falke iſt vielleicht der muthigſte Vogel und im Verhältniß mit feiner Größe der ſtaͤrkſte unter allen. Er ſchießt ohne Umſchweife und ganz ſenkrecht auf ſeine Beute herab, da der Habicht und andere Vögel dieſelbe von der Seite anfallen. Den Habicht pflegt man mit Netzen zu fangen, der Falke aber wird ſich niemals darinne verwickeln. Er ſtoͤßt ſenkrecht auf den Lockvogel, den man in der Mitte des Heerdes aufgeſtellet hat, toͤdtet ihn, verzehrt ihn auf der Stelle, wenn er ſtark iſt, oder tragt ihn mit ſich fort, wenn er nicht ſchwer iſt; im letztern Falle erhebt er ſich wieder eben ſo gerade in die Hoͤhe, als er herab kam; wenn eine Fafanerie in der Nahe feines Aufenthaltes iſt, fo waͤhlt er dieſe Beute vor allen andern. Man ſieht ihn auf einmal auf einen ganzen Trupp Faſanen herabſchießen, als ob er aus den Wolken fiele; denn er kommt von einer ſolchen Hoͤhe mit einer ſo großen Geſchwin⸗ digkeit herab, daß ſeine Ankunft niemals vorhergeſehen und oft ſehr unvermuthet iſt. Man fieht ihn oft den Huͤhnergeyer anfallen, entweder um feinen Muth in Uebung zu erhalten, oder ihm eine Beute abzujagen. Allein er verſpottet ihn mehr, als daß er ihn bekämpfen ſollte; er behandelt ihn wie einen Feigen, treibt ihn in die Flucht, ſchlaͤgt ihn unwillig mit den Flügeln und toͤdtet ihn nicht, well er ſich ſchlecht vertheidiget und fein Fleiſch wahrſcheinlicher Weiſe dem Falken eben fo ſehr zuwider, als ihm feine Zaghaftigkeit verhaßt iſt. Die Einwohner der Gegenden um unfre hoher Gebirge in Dauphinse, Buquey, Aubergne, und am Fuß der Alpen koͤnnen B 3 ſich 14 Hiſtorie der Natur. ſich von der Wahrheit dieſer Umſtaͤnde durch eigne Beobachtungen verſichern ). Man hat von Genf aus junge Falken in die koͤnigliche Falkonerie geſchickt, die man im Monat April auf den nahe gelegenen Bergen gefangen hatte und welche vor dem Mo. nat Junius, nach allen Ausmeſſungen ihres Körpers, und an ihrer ganzen Staͤrke aus⸗ gewachſen zu haben ſchienen. Wenn fie jung find, werden fie Faucons ſors ges nennet, fo wie man auch Harangs ſors von den Heringen ſagt, weil ſie in dieſem Alter brauner ſind, als in den folgenden Jahren. Wir haben dieſes in dem großen illuminirten Werke auf der 470ften Platte vorgeſtellet. Alte Falken, welche mehr weiſſes in ihrer Farbe haben, als die jungen, nennt man Hagards ““). Dieſe haben wir auf der 420ften illuminirten Kupferplatte vorgeſtellet. Der Falke, den wir auf dieſer Kupfertafel gezeichnet haben, ſcheint uns im andern Jahre zu ſeyn, weil er auf der Bruſt und dem Bauche viel braune Flecken hat. Im dritten Jahre verringert ſich die Anzahl dieſer Flecken und die weiſſe Farbe auf den Federn nimmt zu, wie man an dem auf der 43öſten illuminirten Tafel gezeichneten Falken ſehen kann, welcher in der Unterſchrift aus einem Verſehen Lanier genennet worden iſt, da er Tierce- let de faucon de la troifieme annee heiſſen ſolſte. Da dieſe Voͤgel immer die hoͤchſten Felſen wählen und die meiſten Inſeln bloſſe Felſenſtuͤcken und Spitzen der Berge find, fo giebt es zu Rhodus, Cypern, Mal⸗ tha, und andern Inſeln des mittellaͤndiſchen Meeres, fo wie auch auf den orcadi⸗ ſchen Inſeln und in Island, viele Falken. Man kann aber leicht abnehmen, daß ſie nach dem verſchiedenen Himmelsſtriche auch unterſchiedene Abaͤnderungen leiden, davon wir hier nothwendig etwas anführen muͤſſen. Der Falke, der in Frankreich einheimiſch iſt, iſt von der Größe einer Henne. Seine Länge beträgt 18 Zoll von der Schnabelſpitze bis an die Schwanzſpitze gerech⸗ net, und eben ſoviel von dem Schnabel bis auf die Fuͤſſe. Der Schwanz iſt etwas über fünf Zoll lang und die Flügel betragen ausgebreitet beynahe drey und einen hal— ben Fuß, zuſammengelegt aber gehen fie über das Ende des Schwanzes heraus. Von den Farben der Federn kann ich nichts ſagen, weil fie durch das Mauſtern, und durch das zunehmende Alter des Vogels verändert werden, und uͤberdieſes auf den drey angeführten illuminirten Kupfertafeln ſehr getreu vorgeſtellet find, Nur das muß ich anmerken, daß die gewoͤhnlichſte Farbe der Fuͤſſe des Falken gruͤnlich iſt, und daß, wenn man Falken mit gelben Füffen und Schnabelhaut findet, wie wir einen auf der azoften ) Ich habe fie von Augenzeugen und bee ) Da das, was wir faucon fors und fonders vom Herrn Bebert, den ich ſchon faucon hagard nennen, eigentlich nur Ein mehrmalen angefuͤhret habe, und der fuͤuf Jah⸗ Falke von verſchiedenem Alter iſt, fo kann re lang in den Gebirgen von Buquep die man daraus keine Abaͤnderung in der Gat⸗ Jagd getrieben hat. tung machen. U V. Der Falke. 15 43oſten Tafel vorgeſtellet haben, die Falkonierer ſolchen einen Gelbſchnabel (faucon bec jaune) nennen, und dieſe Art Falken fuͤr die haͤßlichſte und unedelſte halten, und ſie aus der Falkonerie verbannt wiſſen wollen. Auch muß ich anmerken, daß ſie ſich des Maͤnngens vom Falken, welches ſie Tiercelet nennen, und welches um ein Drittheil kleiner, als das Weibgen iſt, bedienen, um Rebhuͤhner, Aelſtern, Spechte, Amſeln und andere Vögel dieſer Art davon ſtoßen zu laſſen; da man hin⸗ gegen das Weibgen zu der Haſen. Weyhen und Reigerbaize und auf andere große Voͤgel gebraucht. Es ſcheint, als ob dieſe Falkenart, die in Frankreich ſehr gemein iſt, auch in Deutſchland anzutreffen ſey. Friſch“) hat eine ausgemalte Abbildung eines jungen Falken mit gelben Fuͤſſen und Schnabelhaut geliefert und ihn den Entenſtoͤßer oder ſchwarzbraunen Habicht genennet. In der letzten Benennung aber hat er ſich geir. ret, denn er iſt in der Größe und in den Naturtrieben von dem Habicht unterſchie⸗ den. Man findet auch in Deutſchland und zuweilen in Frankreich eine von dieſer ver⸗ ſchiedene Gattung, naͤmlich den rauchfuͤßigten Falken mit dem weiſſen Kopfe, wel⸗ chen Friſch ſehr uneigentlich einen Geyer nennt. „Dieſer Geyer mit rauchen Fuͤſſen „oder gleichſam mit Hoſen von Federn, iſt,“ ſagt er, „unter allen Raubvoͤgeln mit „krummen Schnabel, die am Tage fliegen, der einzige, deſſen Fuͤſſe unten mit Federn „bedeckt find, welche glatt anliegen. Der Steinadler hat auch ſolche Federn, aber fie „gehen nur bis in die Haͤlfte der Fuͤſſe. Die naͤchtlichen Raubvoͤgel, als die Eulen, „haben bis auf die Klauen mit Federn bedeckte Fuͤſſe, allein es iſt nur eine Art von „Pflaumenfedern. Dieſer Geyer ſtoͤßt auf alle Beute und man findet ihn niemals „auf todten Koͤrpern““.““) Dieſes kommt daher, weil er kein Geyer, ſondern ein Falke iſt, der ſich nicht von todten Körpern naͤhret, und dieſer Falke hat in den Aus gen einiger Naturforſcher ſoviel Aehnlichkeit mit dem bey uns einheimiſchen Falken! “) gehabt, daß fie ihn nur für eine Abänderung davon gehalten haben. Wenn er würke lich von unſerm Falken durch nichts, als durch den weiſſen Kopf abgienge, fo koͤnnte man Aehnlichkeit genug herausbringen, um eine bloſſe Abaͤnderung daraus zu mas chen; allein das Merkmal, daß ſeine Fuͤſſe bis auf die Klauen mit Federn bedeckt find, ſcheint mir fpecififch oder wenigſtens hinlaͤnglich zu ſeyn, dieſen Falken für eine beftändige Spielart zu halten, welche in der Gattung des Falken eine beſondere Fa⸗ milie ausmacht. 5 ö ; Eine *) Sriſch ſagt von dieſem Vogel, den er ſten auf Enten und Waſſervoͤgel. Sriſch tab. den Entenſtoͤßer oder ſchwarzbraunen das ZXXIV. bicht nennt, die Natur habe ihn mit lan⸗ *) Sriſch tab. 75. mit einer ausgemalten gen Flügeln und dicht über einander liegen⸗ Figur — le faucon à tete blanche. Briff T. den Federn begabt; er iſt einer der mu: I. pag. 325. und T. VI. ſuppl. p. 22. Taf. I. thigſten Raubvoͤgel und ſioͤßt am lieb⸗ ) Siehe Briſſ. Ornithel, p. 325. 16 Hiſtorie der Natur. Eine andere Abänderung iſt der weiſſe Falke, den man in Rußland und vielleicht auch in andern nördlichen Landern findet. Es giebt von dieſer Art ganz weiſſe, die weiter keine Flecken haben, auſſer, daß die Spitzen der groͤßten Schwungfedern ſchwaͤrzlich find; und es giebt wieder andere, welche übrigens auch ganz weiß find, auf dem Ruͤcken und auf den Fluͤgeln aber braune Flecken, und auf dem Schwanze einige braune Streifen haben“). Da dieſer weiſſe Falke mit unſerm Falken von ei⸗ nerley Größe iſt, und bloß die weiſſe Farbe, welche die Voͤgel, fo wie andere Thiere in noͤrdlichen Ländern, ſehr haͤufig anzunehmen pflegen, den Unterſchied zwiſchen bey⸗ den macht, fo kann man mit Grunde annehmen, daß es eine Abänderung der ges woͤhnlichen Gattung iſt, die von dem Einfluß des Himmelsſtrichs entſtehet. Dem ohnerachtet findet man in Island auch Falken von der Farbe der unſrigen, die aber etwas größer find und längere Fluͤgel und Schwanz haben. Da dieſe Falken fo ſehr mit den unſri⸗ gen uͤbereinkommen und nur durch dieſe geringen Merkmale davon abgehen, ſo darf man ſie von der gemeinen Gattung nicht abſondern. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit dem edlen Falken, welchen faſt alle Naturforſcher als eine von dem gemeinen Fal⸗ ken unterſchiedene Gattung angeben, da er doch mit ihm einerley iſt, und den Na« men des edlen Falken nur alsdann erhält, wenn er gut abgerichtet, wohlgeſtaltet und von gutem Anſehen iſt. Unſere alten Schriftſteller von der Falkonerie gaben auch nur zwey Hauptgattungen von Falken an, naͤmlich den edlen oder einheimiſchen, und den Wanderer oder fremden Falken, und ſahen alle andere Falken als bloſſe Abaͤn⸗ derungen von einer dieſer Gattungen an. Es kommen auch wuͤrklich einige Sale ken aus fremden Gegenden, die ſich nur ſehen laſſen, ohne ſich aufzuhalten, und die man im Striche faͤngt. So kommen Falken von mittaͤglichen Gegenden, die man in Maltha fängt, und welche ſchwaͤrzer find, als unfere europäifchen Falken. Wir haben einen von dieſer Art auf der 469ſten Platte des illuminirten Werks gezeich⸗ net. Man hat auch ſogar in Frankreich ſolche Falken, und den auf der angefuͤhrten Platte gezeichneten zu Bris gefangen. Deswegen haben wir ihn, wie mich duͤnkt, mit Recht den Zugfalken genennet. Eben dieſer ſchwarze Falke muß auch eben ſowohl durch Deutſchland als durch Frankreich ziehen, denn Friſch hat ihn unter dem Nas men Falco fuſcus, der braune Falle, auf ſeiner 83ſten Kupfertafel vorgeſtellet. Er muß ſeine Reiſe auch noch weiter fortſetzen, denn er iſt auch einerley mit dem, den Edwards im erſten Theil auf der 4ten Seite unter dem Namen des ſchwarzen ale ken aus der Hudſonsbay beſchrieben und gezeichnet hat, da er ihm wuͤrklich aus dieſen Gegenden zugeſchickt worden iſt. Ich muß hier noch anmerken, daß der Wanderer oder Pilgrimfalke des Briſſon gar kein fremder oder Zugfalke, ſondern ganz mit dem ) Briſſ. T. I. pag. 326. IV. Der Falke. 7 dem alten Falken einerlen ift, den wir auf der gaıften illuminirten Kupfertafel vorgeſtellet haben. Die Gattung des gemeinen oder Wandererfalken iſt uns daher nur von dem isländifchen Falken bekannt, welcher eine Abänderung der gemeinen Gattung iſt, fo wie auch durch den ſchwarzen afrikaniſchen Falken, der aber davon, beſonders wegen der Farbe, genug abweichet, um fuͤr eine ganz verſchiedene Gattung gehalten zu werden. Vielleicht koͤnnte man auch den puniſchen oder tuneſiſchen Falken, von welchem Belonius“) ſagt, daß er etwas kleiner als der Wandererfalke fen, und einen dickern und groͤßern Kopf habe, und an Größe und Federn dem Wuͤrger aͤhnlich ſey, zu dies fer Gattung rechnen. Vielleicht gehört auch der tartariſche Falke hierher **), der größer iſt als der Wandererfalke, und von welchem Belontus ſagt, daß er ſich von ihm unterſcheide, weil der obere Theil ſeiner Fluͤgel rothbraun und ſeine Faͤnge laͤn— ger ſind. Wenn wir die verſchiedenen Falken, die wir beſonders beſchrieben haben zu⸗ ſammen nehmen, ſo erhellet daraus: 1) Daß wir in Frankreich nur eine bekannte Falkengattung haben, welche in un⸗ fern gebirgichten Provinzen horſtet, und daß ſich eben dieſe Gattung in der Schweiz, in Deutſchland, in Polen und gegen Norden bis in Island, aber auch gegen Mittag in Italien “““), in Spanien, auf den Inſeln des mittellaͤndiſchen Mees res und vielleicht bis in Egypten t)jaufbalte; 2) Daß der weiſſe Falke nur eine Abaͤnderung dieſer Gattung iſt, welche von dem Klima des noͤrdlichen Himmelsſtrichs herkommt; 3) Daß der edle Falke keine von unſerm gemeinen Falken unterſchiedene Gats tung ilttt); f 4) Daß der Pilgrim- oder Wandererfalke eine abgeſonderte und fremde Gat— tung iſt, die vielleicht auch wieder einige Abaͤnderungen, als den barbariſchen, tuneſiſchen Falken u. ſ. w. enthaͤlt. Es den tuniſchen Falken und den Wuͤr— ger. Wenn man aus dieſem Verzeichniß den brittiſchen, den Geyerfalfen und den Wuͤr⸗ ger ausſtreichet, ſo bleibt nichts uͤbrig, als der edle und der Wanderfalke, deren Abaͤn⸗ *) Belon hiſt. nat: des oifeaux p. 117. *) Ebendaſ. p. 116. r, Aldrov. Av. T. I. p. 429. +) Profp. Alpin. Aeęypt. T. I. p. 200. 1+, Johann von Sranchieres, einer uns ferer aͤlteſten und vielleicht unſerer beſten Schriftſteller von der Falkonerie, fuͤhret nur ſieben Voͤgel an, welchen er den Geſchlechts⸗ namen der Falken beygeleget: als den ed⸗ len, den fremden oder Wanderfalken, den tartariſchen Salken, den Geperfal⸗ ken, den brittiſchen oder Sakerfalken, 1. Th. II. Band. derungen der tartariſche und tuniſche Falke ſind. Alſo kannte dieſer Schriftſteller nur einen einzigen einheimiſchen Falken, den er mit dem Beynamen des edlen beleget, und hieraus erhellet, was ich vorher behauptete, daß der edle und gemeine Falke, beyde nur 10 05 Gattung ausmachen. 18 Hiſtorie der Natur. Es giebt daher, trotz allem, was die Syſtematiker darwider ſagen moͤgen, nur zwo wuͤrkliche Gattungen von europäifchen Falken, davon der eine in unſerm Himmels. ſtriche einheimiſch iſt und ſich bey uns fortpflanzet, der andere aber nur durch unſere Gegenden ziehet und daher bey uns fremde iſt. Wenn wir alſo das zahlreichſte Ver⸗ zeichniß, welches ein Syſtematiker von den Falken gemacht hat, wiederholen, und z. B. die Liſte des Briſſon ſtuͤckweiſe durchgehen, ſo finden wir: N 1) Daß der ſogenannte Faucon fors nur ein junges Subjekt der gemeinen Gat⸗ tung ſey; 2) Daß der Faucon hagard ein alter gemeiner Falke ſey; 3) Daß der weißkoͤpfigte Falke und der Falke mit rauchen Fuͤſſen eine beftändige Abaͤnderung oder vielmehr Familie in dieſer Gattung ausmache; 4) Daß Briſſon unter dem Namen des weiſſen Falken zwo und vielleicht auch drey beſondere Gattungen von Falken anzeige: denn der erſte und letzte koͤnn⸗ ten vielleicht, wenn man es genau nehmen wollte, Falken ſeyn, deren Farbe, wie es ſehr gewoͤhnlich iſt, durch den noͤrdlichen Himmelsſtrich veraͤndert wor⸗ den; allein der andere, den Briſſon nur nach dem Friſch zu beſchreiben ſcheint, deſſen gofte Kupfertafel er auch anfuͤhret, iſt gewiß kein Falke, ſon— dern ein in Frankreich gewöhnlicher Raubvogel, den man Harpyie nennt. 5) Daß der ſchwarze Falke der wahre Pilgrim: oder Zugfalke iſt, den man fuͤr einen fremden Vogel anſehen muß; 6) Daß der gefleckte Falke nur ein junger Vogel von eben dieſer fremden Fal⸗ kengattung iſt; 7) Daß der braune Falke mehr ein Bushard, als ein Falke iſt. Friſch iſt der einzige, der ihn gezeichnet hat“), und er ſagt uns zugleich, daß dieſer Vogel bisweilen wilde Tauben im Fliegen ſtoße. Sein Flug iſt, nach eben dieſem Schriftſteller, ſehr hoch, und man kann ihn ſelten ſchießen; er ſtellet aber doch den Waſſervoͤgeln auf den Teichen und an andern ſumpfigten Oertern nach. Wenn man dieſe Kennzeichen zuſammen nimmt, ſo wird man be— wogen zu glauben, daß dieſer braune Falke des Briſſon nur eine Abäͤnde⸗ rung von der Gattung des Bushards fen, ohngeachtet er ſich durch feinen Fürs zern Schwanz von den andern Bus hards unterſcheidet. 8) Daß der rothe Falke nur eine Abaͤnderung von unſerer gemeinen Gattung Falken fen, die ſich, nach dem Belonius und einigen alten Falkonierern, beſon⸗ ders an ſumpfigten Oertern finden ſoll; 9) Daß *) Friſch T. I. tab. LXXVI. IV. Der Falke. 19 9) Daß der indianiſche rothe Falke ein ante Vogel ſey, von dem wir in der Folge handeln werden; 10) Daß der italieniſche Falke, den Briſſon nur nach dem Jonſton beſchreibt, auch fuͤr eine Abaͤnderung unſers gemeinen Falken gehalten werden koͤnne; 11) Daß der islaͤndiſche Falke, wie wir ſchon geſagt haben, auch wieder eine Abänderung von der gemeinen Gattung und von ihr nur durch die Größe Uns terſchieden ſey; 12) Daß der Sakerfalke nicht, wie Briſſon ſagt, eine Abänderung, ſondern eine ganz verſchiedene Gattung von Falken ſey „ die man daher auch beſon⸗ ders abhandeln muß; 13) Daß der edle Falke von unſern gemeinen Falken nicht ſpecifiſch verſchieden, ſondern nur ein junger Falke von derſelben Gattung ſey, den Briſſon, ohne den Namen des edlen Falken, nur aber zu einer Zeit beſchrieben hat, wo er wegen des Mauſterns von dem Falken, den er unter dem Namen des eigentlichen ber ſchreibt, verſchieden war; 14) Daß der Falke, welcher bey ihm der Wandererfalke heißt, nur unſer ges meiner Falke iſt, der durch die Jahre ein alter Falke ( Faucon bagard) ges worden, wie wir ihn auf der 421ſten illuminirten Platte vorgeſtellet haben. Es iſt alſo dieſes eine Abaͤnderung, die vom Alter berkommt, aber nicht eine ver⸗ ſchiedene Gattung. 15) Daß der Falke aus der Barbarey nur eine Abaͤnderung von der Gattung des fremden Falken (faucon paſſager) iſt, die wir auf der 469 ſten illu⸗ minirten Tafel haben zeichnen laſſen; 16) Daß eben dieſes von dem barbariſchen Falken gilt; 17) Daß der Falke mit dem Halsband kein Falke, ſondern ein Vogel eines ganz andern Geſchlechts iſt, welches wir den Sumpfweyhen (ſupiſe) genennet haben; 18) Daß der Steinfalke eben ſo wenig ein Falke iſt, weil er mehr Aehnlichkeit mit dem Baum- und Kirchenfalken, als dem eigentlichen Falken hat, und alſo beſonders abgehandelt werden muß; 19) Daß der Bergfalke nur eine Abaͤnderung von dem vorigen iſt; 20) Daß der aſchfarbene Bergfalke eine Abänderung von der gemeinen Gattung des Falken iſt; 21) Daß der Falke aus der Hudſonsbay ein fremder Vogel von einer andern Gattung als der europaͤiſche iſt, von welchem wir im folgenden Artikel reden werden; 22) Daß der Sternfalke ein Vogel von einer andern Art und kein Falke iſt; C 2 23) Daß 20 8 Hiſtorie der Natur. 23) Daß der gehaͤubte indianiſche Falke, der Falke der antilliſchen Inſeln, der Fiſchweyhe eben dieſer Inſeln, und der fiſchende Falke aus Carolina ebenfalls fremde Voͤgel ſind, die wir weiter unten beſchreiben werden. Aus dieſer langen Reihe ſiehet man, daß wenn wir auch die fremden Voͤgel und die, die keine Falken ſind, abrechnen, und noch den rauchfuͤßigten Falken, der viel. leicht nur eine Abaͤnderung oder benachbarte Gattung g vom gemeinen Falken iſt, weg⸗ nehmen, doch neunzehn Gattungen uͤbrig bleiben, die wir bis auf viere einſchraͤnken, namlich: den gemeinen Falken, den Wandererfalken, den Sakerfalken, und den Bushard, wovon nur zwey wuͤrkliche Falken ſind. Nach dieſer Einſchraͤnkung aller ſogenannten Fallen auf die beyden Gattungen des gemeinen oder edlen und des Wanderer- oder Pilgrimfalken, wollen wir den Unterſchied angeben, den unſere alten Falkonierer in ihrer Natur fanden, und in der Art, ſie aufzuziehen, anwendeten. Der edle Falke mauſtert ſich im Monat Maͤrz und zuweilen noch eher; der Pilgrimfalke mauſtert ſich aber im Auguſt. Der letztere hat breitere Schultern, groͤßere, tiefer liegende Augen, einen dickern Schnabel, langere und geſchlankere Fuͤſſe, als der edle Falke“). Die jungen, welche man aus dem Horſte nimmt, pflegt man Neſtlinge (faucons niais) zunens nen. Hat man fie zu jung eingefangen, fo ſchreyen fie zu ſehr und find ſchwer auf— zuziehen. Man muß ſie alſo nicht eher aus dem Neſte nehmen, als bis ſie etwas groͤßer ſind, und wenn es ja nothwendig iſt, es zu thun, ſo muß man ſie nicht gleich abrichten wollen, ſondern ihnen eine Art von Neſt zubereiten, das dem ihrigen fo aͤhn— lich als möglich iſt, und fie mit Baͤrenfleiſch füttern, welches in den Gebirgen, wo man dieſe Voͤgel fängt, eine ſehr gemeine Speife iſt. Fehlt die Gelegenheit, dieſes Futter fuͤr ſie zu erhalten, ſo kann man ihnen Huͤhnerfleiſch geben. Wenn man dieſe Vortheile nicht in Acht nimmt, fo wachſen ihnen die Fluͤgel nicht“), und ihre Fuͤſſe zerbrechen oder verrenken ſich leicht. Die jungen Falken, die man im Se⸗ ptember, October und November einfaͤngt, ſind die beſten und laſſen ſich am leichteſten abrichten. Falken, die man fpäter im Winter oder das folgende Fruͤh— jahr fängt, und die alfo ſchon neun oder gehen Monate alt find, haben ſich ſchon zu ſehr an die Freyheit gewoͤhnet, als daß ſie die Sklaverey ertragen, oder gutwillig in der Gefangenichaft bleiben ſollten. Daher iſt man niemals von ihrem Gchorſam und ihrem treuen Dienſte verſichert; ſie hintergehen oft ihren Herrn und verlaſſen ihn, wenn ) Fauconnerie d' Arrelouche, änprimee à 7775 Recueil de tous les oiſeaux de ‚bes la fvite.de la Venerie de di Fenilleux et des qui ſervent à la fauconnerie par 6. B. p. Fauconneries de Jean de Franchiert et de Guil- 114. duume Jardif. Paris 16:4. pag. 89. IV. Der Falke. 2· wenn er es am wenigſten glaubte. Man fängt alle Jahre Wandererfalken im Mos nat September auf den Inſeln, oder den ſteilen Orten des Meeres, auf ihrem Durchzuge. Sie ſind von Natur gelehrig, zu allem geſchickt, und ſehr leicht ab— zurichten“). Man kann ſich ihrer den ganzen Monat May und Junius zur Jagd bedienen, weil ſie ſich ſpaͤt mauſtern; wenn aber auch die Mauflergeit kommt, fo geht fie fehr geſchwind vorüber, Die meiſten Falken von diefer Gattung fängt man nicht allein an den barbariſchen Kuͤſten, ſondern auch in den Inſeln des mittellaͤndi— ſchen Meeres und beſonders in Candia, ae wir ehemals die beſten Falken er⸗ ielten. ä Da die Kuͤnſte nicht zur natürlichen Geſchichte gehören, fo wollen wir uns nicht auf einzelne Nachrichten aus der Falkonerie einlaſſen, die man in der Encyclo— paͤdie finden kann““). „Ein guter Falke“, ſagt le Roi im Artikel von der Fal— konierkunſt, „muß einen runden Kopf, einen dicken Schnabel, einen recht langen „Hals, eine nervichte, ſtarke Bruſt, breite Oberfluͤgel, lange Schenkel, kurze „Beine, breite Fuͤſſe (oder Haͤnde), ſchmale, lange, an den Gelenken recht nervichte „Krallen, derbe krumme Faͤnge und lange Fluͤgel haben. Die Zeichen des Muthes „und der Stärke find beym Geyerfalken und maͤnnlichen Raubvoͤgeln einerleyr. Im „Franzöſt ifchen heißen die Männgen aller Gattungen von Raubvoͤgeln Tiercelet „(der Taͤrz), weil fie alle um einen dritten Theil kleiner find, als die Weibgen. Ein „ſicheres Merkmal der Guͤte eines zur Falknerey brauchbaren Vogels iſt, wenn er „dem Winde entgegen ſtrebt, oder ſich ſteif und feſt auf der Fauſt hält, wenn „er dem Winde entgegen geſtellet wird. „Das Gefieder eines Falkens muß braun und von vermiſchter Farbe ſeyn. Die „beſte Farbe der Hände iſt meergrün. Alle Falken mit gelben Haͤnden oder Kral. „len und Schnabel, oder mit gefleckten Federn, ſtehen in geringerem Werth als die „andern. Man pflegt viel von den ſchwarzen Falken zu halten; eigentlich ſind aber „die ftärfften und muthigſten allemal die beften, fie mögen gefärbt ſeyn, wie ſie „wollen. Es giebt bisweilen ſehr faule, traͤge oder feige, unter andern aber auch ‚fo verwegene Falken, die ſich allen Zaͤhmungsmitteln halsſtarrig widerſetzen. Beyde „muß man, weil ſie nichts taugen, abſchaffen u, ſ. w.“ Herr Forget, Hauptmann bey der Zalkonerie zu Verſailles, hat mir folgende Nachricht mitgetheilet: C 3 „Es ) Fauconnerie de Jean de Franchieres, Krankheiten, der Art, wie man ihnen zuvor⸗ pag. 2. komme, und den Mitteln, wie man ſie hei⸗ *.) Siehe den Artikel Faucnnnerie, wor: len koͤnne, gehandelt wird, durch Herrn le inne von der Auferzſehung der Falken, ihren Roi, Jagdlieut. Sr. Maj. zu Verſailles, 23 Hiſtorie der Natur. Es giebt,“ ſagt er, „keinen andern wahren Unterſchied unter den Falken ver⸗ ” 9 9 5 «€ .. * 7 © . e yſchiedener Länder, als die Groͤße: diejenigen, die aus den nördlichen Laͤndern „kommen, ſind gewöhnlicher Weiſe größer, als die man von den Bergen, als von den Alpen und Pyreneen, erhält. Die letztern werden nur in ihren Horften ges 15 p 90 Mn, ! 9 9 „fangen, die andern werden in allen Gegenden im Ziehen gefangen; ihr Strich iſt „im October und November, und ihr Wiederſtrich im Februar und Maͤrz“.— Man kann das Alter der Falken gleich im andern Jahre, das iſt, nach der era ſten Mauſterzeit, ſehr deutlich erkennen, in der Folge aber wird es weit ſchwerer. Ohne ſich nach der Veränderung ihrer Farben zu richten, kann man fie bis zum drit⸗ ten Maymauſtern an der Farbe der Fuͤſſe und des Schnabels leicht erkennen. Zuſaͤtze zur Geſchichte des eigentlichen Falken. a) Gedanken uͤber die Abaͤnderungen der Falken. ir finden bey dem Herrn von Buͤffon unter dem Artikel des Falken dreyerley AD hicher gehoͤriges, das eine genauere Betrachtung verdient: Erſtlich, fein Urtheil wider das Syſtem des Ritters von Linné; zweytens, ſeine Unterſuchung der Briſſoniſchen Falkenabaͤnderungen; und drittens, feine eignen feſtgeſtellten Gate tungen. s Die Welt kennt ſchon den Haß, der zwiſchen den beyden groͤßten Naturkennern unſrer Zeit herrſchet, und den Widerwillen, den Herr von Buͤffon wider alles Sy⸗ ſtem hat. Dieſer pflegt den Ritter nicht eher, als wenn er ihn tadeln kann, der Ritter aber den Herrn von Buͤffon gar nicht anzufuͤhren, und jeder billigdenken⸗ der Verehrer der Natur bedauert den Schaden, der aus dieſer Uneinigkeit der erſten Genies, der Wiſſenſchaft zuwaͤchſet. Der Vorwurf, den Herr von Buͤffon in dem vorigen Artikel dem Archiater macht, Ift von eben der Art als ſeine meiſten Beſchul⸗ digungen wider denſelben, naͤmlich voller Hitze und Uebereilung. „Der Ritter von „Linné“, ſagt er, „begreift unter dem Geſchlechtsnamen des Falken 26 verſchiedene „Gattungen. Allein er hat, wie er durchgaͤngig zu thun pflegt, die entfernteſten „Arten unter einander vermiſchet, denn man findet unter dieſem Geſchlechte die Ad⸗ „ler, die Fiſchweyhen, die Beinbrecher, die Baumfalken, Weyhen u. ſ. w. „beyſammen““. Herr von Buͤffon mußte die Abſicht des Linnsiſchen Syſtems zu gut kennen, als daß er dieſe Beſchuldigung im Ernſt, ohne von einer niedern Tas delſucht angereizt zu werden, hinſchreiben konnte. Der Ritter verringert die Ana zahl der Geſchlechter fo viel als möglich, und nimmt für die, welche er feſtſetzt, will. kuͤyrliche Namen und Merkmale an. Dieſes Verfahren iſt einem jeden Verfertiger eines Syſtems erlaubt, und ſelbſt das Weſen eines Syſtems beſteht darinne, daß f man, IV. Der Falke. 23 man, um dem Gedaͤchtniſſe und dem Beobachtungsgeiſte angehender Naturkenner zu Huͤlfe zu kommen, eine Menge einzelner Subjekte unter eine Gattung, eine Ans zahl Gattungen unter ein Geſchlecht, eine Anzahl Geſchlechter unter eine Ord— nung, einige Ordnungen endlich unter eine Klaſſe, ſo bringt, daß die Gattun— gen zahlreicher als die Geſchlechter, dieſe zahlreicher als die Ordnungen, dieſe größer als die Klaſſen werden. Was alſo der Herr von Buͤffon dem Ritter fo hoch anrechnet, iſt eigentlich das größte Verdienſt feines Syſtems. Das Willkuͤhr⸗ liche darinne bedarf keiner Vertheidigung, denn jedes Syſtem iſt willkuͤhrlich, das Buͤffoniſche aber, wenn es anders eines iſt, das willkuͤhrlichſte unter allen. Nur die natuͤrliche Ordnung allein iſt die wahre; ſo lange wir ſie aber nicht ganz haben, fo iſt fie für die Welt nicht, ſondern fie wird nur die Seele des achten Naturforſchers ergößen, niemand aber wird den Vorrath der Natur fo mit einem Blicke darnach uͤberſehen koͤnnen, als nach einem kuͤnſtlichen Syſtem. Willkuͤhrlich war es alſo, daß der Ritter alle Voͤgel, die einen krummen, an der Wurzel mit einer Wachs⸗ haut verſehenen Schnabel, einen mit Federn dicht bedeckten Kopf, und eine geſpaltne Zunge haben, Falcones, das Falkengeſchlecht nennte. Die groͤßern davon find die Adler, alle aber find durch hinlaͤngliche ſpecifiſche Merkmale unter ſchieden, und mit ſchicklichen Trivialnamen ſo gut bezeichnet worden, daß keine der Natur zuwiderlaufende Verwechslung aus dieſer willkuͤhrlichen Eintheilung zu bes fürchten iſt. So widrig das Buͤffoniſche Urtheil den Syſtematikern iſt, ſo ſehr ſchraͤnkt er es bey dem Herrn Briſſon ein. „Das Verzeichniß des Herrn von Briſſon ift“, ſagt er, „zwar um ein Drittheil zu zahlreich, aber dennoch mit mehrerer Vorſicht „und Ueberlegung als das Linnsiſche verfertiger, So ſchoͤn das Briſſoniſche Sys ſtem in vielem Betracht iſt, ſo koͤnnen wir ihm doch in wenigen, am mindeſten aber in dieſem Falle den Vorzug vor dem Linnéiſchen zugeſtehen. Briſſon zaͤhlt zwölf Abaͤnderungen vom Falken: dadurch thut er der Natur auf einer Seite zuviel, weil er bloſſe Verſchiedenheiten des Alters für wahre Abarten rechnet; und auf einer an. dern zu wenig, da er wahre verſchiedene Gattungen unter eben dieſen Artikel der Abaͤnderungen zählet. Beyde Abwege hat der Ritter von Linne durch feine will— kuͤhrliche Eintheilung vermieden, und alſo der Natur weniger Gewalt angethan als Briſſon. Der Herr von Buͤffon hat alle Briſſoniſche Falken, die Abaͤnderungen des eigentlichen Falken ſind, unter zwo Gattungen gebracht: 1) den gemeinen Fal. ken, und 2) den Pilgrim⸗ oder Wanderfalken. Der Ritter von Linns iſt hier⸗ inne nicht viel von ihm unterſchieden, denn er hat nur zwo Gattungen, die hierher gehören, den Falco gentilis und den Falco barbarus. Die übrigen Gattungen ſind 24 Hiſtorie der Natur. find alle entweder ſchon vom Herrn von Buͤffon beſchrieben worden, oder wir tere den ſie noch beſchrieben antreffen. Der Barbar, oder tuneſiſche Falke, (Falco barbarus Linn.) den Herr von Buͤffon für eine Abänderung feines Wanderfal⸗ ken haͤlt, iſt die Alphanette der Falkonierer, welche ſie vor vielen andern zur Relher⸗ und Haſenbaize ſchaͤtzen. ö b) Anmerkungen uͤber die Naturtriebe des Falken und ſeine Abrichtung in der Falkonerie. Man bedient ſich, wie bekannt, der Falken zu einer der groͤßten Vergnuͤgungen der Fuͤrſten, der Falkonerie. Dieſes Vergnuͤgen beſteht darinne, daß man die Falken bezaͤhmt, fie zur Geſellſchaft der Menſchen gewöhnt, und fie auf allerhand Wildpret ſtoßen, und, wenn ſie ſolches erlegt haben, wieder zuruͤck kommen lehrt. Dieſe Erfindung iſt gewiß ſinnreich, und daher in eine Kunſt gebracht worden, die ein beſonderes Stuͤck der Jagdwiſſenſchaft ausmacht, und von einem Liebhaber der Natur um ſo vielmehr bemerkt zu werden verdient, da wir durch Betrachtungen dieſer Art, die Naturtriebe eines Raubvogels zum Vergnuͤgen und Nutzen der Menſchen anzuwenden, zu einer naͤhern Kenntniß dieſer Triebe im unveraͤnderten Zuſtande gelangen koͤnnen. Man hat im vorigen Jahrhunderte die Falkonierkunſt in beſondre Bücher ge. bracht. Die vornehmſten, die zum Theil auch von unferm Schriftſteller e benutzt worden, ſind: 1) d' Eıparon Falconaria Frf. 1617. 4. 2) la Fauconnerie de Fear de Franchieres. 3) la Fauconnerie de Guillaume Tardıf. welche zuſammen nebft einigen andern dahin gehörigen zu Paris 1614, abgedruckt find, Sonſt kann man auch Flemmings deutſchen Jaͤger ten Hauptth. S. 318. und andre Jaͤgerbuͤcher nachleſen. Der erſtere hat in der Vorrede zum andern Haupt⸗ theile gute Anmerkungen von der Antiquitaͤt der Falkenjagd, und ſetzt ihren Urſprung in die Regierung Conſtantins des Großen. Herr von Buͤffon hat in den Anmerkungen das merkwuͤrdigſte der Falkonerie aus der Encyclopaͤdie abgeſchrieben, welches wir aber bis zu dieſem Zuſatze aufbe— halten haben, um den Gang des Werks nicht durch uͤbermaͤßig lange Anmerkungen zu unterbrechen. Der berliniſche Herausgeber, Herr D. Martini, mein werthes ſter Freund, hat in einem Anhange zur Geſchichte des Falken (Th. II. S. 108.) die IV. Der Falke. 25 die in dem Hamburg. Magazin zerſtreuten Beobachtungen von dem Falken ges ſammlet. Wir wollen nichts von allen dem woͤrtlich abſchreiben, ſondern in einer gewiſſen Ordnung das, was wir aus dieſem und andern fuͤr das nuͤtzlichſte erachtet haben, hier beybringen. Der Falke hat ein fehr ſcharfes Geſicht. Er untefſcheidet ſich durch dieſe Eigenſchaſt von vielen andern Voͤgeln, und wird vielleicht von keinem als dem Adler darinn uͤbertroffen. Dieſe Eigenſchaſt iſt gewiß nicht eine von den letzten, die den Falken zu der Art der Jagd, wozu man ſich feiner bedient, zu beſtimmen ſcheint, da er oft in einer großen Weite das Wildpret entdecken und nach ihm ſtoßen muß, Die Staͤrke iſt die andre Eigenſchaft, die dabey in Betrachtung kommt. Es iſt, wie auch Herr von Buffon an mehrern Orten ſaget, in der That wunderbar, daß ein Vogel, der nicht groͤßer iſt, Thiere verfolgt, die oft größer als er, wenigſtens ſelten kleiner find. Dieſes iſt dem Bau feines Körpers und der Gewalt feiner Muskeln, die den Schnabel und die Faͤnge bewegen, zuzuſchreiben. Sein Flug iſt ebenfalls ein billiger Gegenſtand der Aufmerkſamkeit. Seine Flügel find in Betrachtung ſei— nes Körpers übermäßig groß. Dieſes giebt feinem Fluge den Vorzug der Leichtigkeit, der Geſchwindigkeit, und der unmerklichen Bewegung. Er iſt dadurch auch im Stande, zu einer ſehr beträchtlichen Höhe zu ſteigen. Endlich die letzte Ei igenſchaft, die einen Falken zur Baize unter allen Voͤgeln am geſchickteſten macht, iſt die Faͤ⸗ higkeit, ſich zur Geſellſchaft der Menſchen, und zur Jagd ſelbſt abrichten zu laſſen. Wir haben geſehen, daß nicht alle Raubvogel, die ein ſcharfes Geſicht, eben fo große, auch wohl noch mehrere Staͤrke, und einen leichten Flug haben, zur Baize abgerichtet werden koͤnnen. Die Adler, welche alle dieſe Vorzuͤge in hohem Grade befigen, werden dennoch nur mit großer Schwierigkeit und Gefahr fo weit gebracht, und man kann doch niemals fuͤr einen ſi Ausgang ſtehen, Wir kommen nun auf die Art den Falken abzurichten: Wenn man ch jun⸗ gen Falken, der, ſobald er aus dem Neſte genommen wird, oder zum erſtenmale - ausflieget, Mais heißt, eingefangen, und ihn fo weit mit zartem Hühner» und Tau⸗ benfleiſche aufgezogen hat, daß man ihn abrichten zu koͤnnen glaubt; ſo bringt man ihn in eine Kammer, die weder zu kalt noch zu warm, doch der Sonne und der Luft ausgeſetzt ſeyn muß. Man legt ihm ſogleich die Fußſchienen (jets) oder Fep ſeln an, an welchen eine Schelle und ein Ring mit dem Namen feines Beſitzers be feſtigt iſt. Man ſetzt ihn hierauf auf einen Klotz, oder eine Stange, und laͤßt ihn einen ganzen Tag hungern. Darauf faͤngt man das groͤßte Bezaͤhmungsmittel, naͤmlich das Abwachen an, welches darinne beſteht, daß man dem Falken gemach den Kopf mit einer Haube bedeckt, und ihm drey Tage und drey Naͤchte keine Ruhe laͤßt. Des Morgens füttert man ihn, damit er nicht zu ohnmaͤchtig werde, mit I. Th. I. Band. D ein⸗ 26 Hiſtorie der Natur. eingewelchtem Fleiſche, übrigens aber bekommt er nichts, um ihm durch Abmattung die Ideen der Wildheit zu benehmen. Man giebt ihm wohl noch uͤber dieſes Arz⸗ neymittel, die entweder in Manna, oder in bloßen harten Materien beſtehen, die den Magen reinigen, wozu man gemeiniglich Flachs baͤlle, oder andre Pillen, ger braucht. Wenn fo ein abgematteter Vogel alsdenn hinlaͤnglichen Fraß bekommt, wobey ihm der Falkonier zuruft und ihn liebkoſet, ſo lernt er deſſen Stimme ken. nen, und verliert ſeine Wildheit. Wenn man ſo weit gekommen zu ſeyn glaubt, ſo bringt man ihn in einen e, nimmt ihm die Haube ab, und lockt ihn ver⸗ mittelſt eines Stuͤckes Fleiſch, ſich auf die Fauſt zu ſetzen. Alsdenn zeigt man ihm das Federſpiel oder Vorloos, welches zuſammengebundne Fluͤgel eines Vogels an einem Holze ſind, und das man gebraucht, um den Falken zu ſich zu locken. Nach öftrer Wiederholung dieſer Uebung, wobey das Wohlverhalten des Falkens nie unbelohnt bleiben muß, traͤgt man ihn aufs freye Feld, an der Leitſchnur bes ſeſtigt. Man nimmt ihm hier die Kappe wieder ab, und laͤßt ihm nach dem an dem Federſpiele oder Vorlooſe befeſtigten Luder, oder nach einem ausgeſtopften Ha⸗ ſenbalge, worinnen jedoch das Eingeweide befindlich iſt, ſtoßen. Dieſes ſetzt man ſo lange fort, bis der Vogel gut auf die ihm gezeigte Beute ſtoͤßt, und dennoch alle⸗ mal auf die Stimme des Jaͤgers oder die Anſicht des Federſpiels zuruͤck kommt. Wenn man einen gut abgerichteten Vogel gebrauchen will, fo reitet der Falko⸗ nier, denſelben auf der Hand verkappt tragend, aufs Revier, und laͤßt die Stoͤ. berhunde loß. Sobald diefe ein Wildpret aufgeſtoͤbert haben, fo laͤßt der Falkonier den Falken von der Hand, oder wirft ihn, um mit Kunſtwoͤrtern zu reden, auf den Raub zu. Hierauf entſteht denn ein Kampf, und wenn der Falke ſich der Beu⸗ te bemaͤchtiget hat, ſo wird ihm ſolche vom Falkonier abgenommen, oder er, durch die Stimme oder des in die Höhe geworfen Vorloos, davon abgerufen. Die groͤß⸗ te Jagd mit dem Falken iſt die Reiherbaize, weil fie am längften dauert, und ſich der Reiher mehr als ein andres Wildpret gegen den Falken wehren kann. Da aber den in der Luft fi) verfolgenden Voͤgeln zu Pferde nachgefetzt werden muß, fo iſt dieſe Jagd zugleich hoͤchſtkoſtbar, und für Pferde und Menſchen ſehr verderblich, und noch gefaͤhrlicher als die Parforcejagd. Aus dieſer Nachricht von der Abrichtung des Falken ſollte man auf ein Geleh⸗ rigkeit ſchließen, ſo wie man, bey Gelegenheit der Reiherbaize, oft feine Liſt im An⸗ griffe und Verfolgung feines Feindes bewundert hat. In dem Auszuge aus ver⸗ ſchiedenen Abhandlungen des Hamburg Magazins aber, den uns der Herr D. Martini in der Ueberſetzung des Buͤffdn liefert, wird alles dieſes für eine Ver⸗ ruͤckung gehalten, die in den Naturtrieben des Falken durch das Abwachen und die Ermattung hervorgebracht werde. Es iſt nicht zu läugnen, und die Jager und Der islaͤndiſche Falke. 27 und Falkonierer geſtehen es ſelbſt, daß durch dieſe Mittel die Erinnerungskraft des Vogels zerruͤttet werden maͤſſe; daß aber fein ganzes Naturell verändert werde, iſt nicht wahrſcheinlich. Man ſagt: Der Reiher oder die Raben ſeyen eine ſchlechte Speiſe für den Falken; folgt daraus, daß er nicht auf fie ſtoßen werde? Auch im natürlichen Zuſtande that er dieſes, wie auch Herr von Buͤffon angiebt. Er verlaͤugnet ſeine Naturtriebe nicht ganz, ſie werden nur verändert. Er be⸗ haͤlt fein ſcharfes Auge, feinen leichten Flug, und feine Stärke. Er verfolgt noch immer ſeine Feinde, und erlegt ſie auf eben die Art, als wenn er frey waͤre. Seine Verrͤͤckung beſteht bloß in einer Zaghaftigkeit oder Gehorſam gegen feinen Herrn, und in der Gewohnheit, auf deſſen Stimme oder das Federſpiel zurüͤckzu⸗ 5 Daß er dieſe Verruͤckung i in der Mauſterzeit verliert, iſt gewiß; man findet aber an den meiſten bezaͤhmten, auch vierfuͤßigen Thieren, daß fie bey einer Hauptveränderung in ihrem Körper als die Begattung u. dgl. die Wildheit wie⸗ e N 8 a Auslaͤndiſche Voͤgel, welche auf den Geyerfalken und den eigentlichen Falken eine Beziehung haben. 1) Der islaͤndiſche Falke. s W⸗ haben ſchon oben geſagt, daß er eine Abaͤnderung unſers gemeinen Falken, und nur darinn von ihm unterſchieden ſey, daß er ſtaͤrker und groͤßer iſt. ) Faucon d' Islande, Falco islandicus Aldrov. Müllers Naturſyſtem S. 75. d. * | * D 2 2) Der 8 fr Hiſtorie der Natur. F m ·˙ w r Nc m ̃7˙ Tr —— 2) Der ſchwarze Falke.“ S. die 469ſte illuminirte Kupfertafel. 8 der ſchwarze Falke, den man auf der Inſel Maltha, in Frankreich und Deutſchland bey ſeinem Durchzuge faͤngt, iſt eben der, von dem wir ſchon geredet und den 1000 ) und Edward) angegeben und beſchrieben haben. Mir ſcheint er eine freinnde und von unſerm gemeinen Falken ganz verſchiedene Gattung zu ſeyn. Ich muß hier anmerken, daß die Beſchreibung des Edwards ſehr genau ift,?) daß aber Friſch ohne Grund behauptet, dieſer Falke ſey der ſtaͤrkſte unter allen Raubvoͤgeln von ſeiner Groͤße, weil er an dem Ende des obern Schnabels eine Art von einem dreyeckigten Zahne oder eine ſchneidende Spitze habe, und weil die Faͤnge und Klauen an feinen Fuͤßen ſtaͤrker als bey andern Falken wären. Denn ohnger achtet wir die Fänge und Klauen die ſes ſchwarzen Falken, den wir in Natur beſitzen, mit eben dieſen Theilen unſers Falken verglichen haben, ſo haben wir doch weder in der Groͤße, noch in der Staͤrke dieſer Theile einigen Unterſchied gefunden. Auch bey der Vergleichung des Schnabels dieſes Falken, mit dem Schnabel unſerer Fal⸗ ken haben wir befunden, daß die mehreſten unſerer Falken einen ähnlichen dreyeckig⸗ ten Zahn am obern Theile des Schnabels haben. Folglich iſt er in dieſen beyden Stuͤcken gar nicht von unſerm Falken verſchieden, wie es Friſch zu behaupten ſchei. net. Ferner ſcheint uns der gefleckte Adler, den Edwards befehrieben ***) und gezeichnet hat, und den er mit den ſchwarzen Falken unter einerley Himmelsſtrich, nämlich in die Hudſonsbay ſetzet, nur ein junger Falke von eben dieſer Gattung zu ſeyn. Wir erkennen ihn alſo nur für eine Abänderung der Farben, die durch das Alter gemacht wird, und alſo keine wahre Abänderung (varieté des races) in dieſer Gattung iſt. Man hat uns verſichert, daß die meiſten ſchwarzen Falken aus den miaaͤgigen Gegenden kommen; doch haben wir auch einen geſehen, den man im noͤrd⸗ 1) Faucon noir. Falco niger Gerner. Falco * Edwards Tom. II. p. 4. * 4. Seelig⸗ fuſeus Hifi I. t. 83. Faucon noir Edw. Av, mann I T. 7. I. T. IV. Seeligmann I. T. 7. Der ſchwar⸗ ) Wir wollen fie in dem 2 Zuſatze zu dieſem ze Falk oder Habicht. Anmerk. d. Ueberſ. Ari kel mittheilen. Anmerk. d. Ueberſ. ) FEfwardt Tom. I. p. 3. pl. 3. Seelig; ) Sriſch Tom. I. cab. 83. mann l. T. 5. Der ſchwarze Falke. 29 noͤrdlichen Amerika, nahe bey Terreneuve gefangen hatte. Da nun Edwards ſagt, man finde ihn auch an der Hudſonsbay und den benachbarten Laͤndern, ſo läge ſich ſchließen, daß dieſe Gattung ſehr ausgebreitet ſey, und eben fo gut heiße, als gemaͤßigte und kalte Laͤnder beſuche. Wir merken noch an, daß der Vogel, den wir in Natur beſitzen, ſehr beut⸗ lich blaue Fuͤße hatte, da hingegen die Abbildungen des Edwards und Friſch gelbe Fuͤße haben. Dem ohngeachtet iſt kein Zweifel uͤbrig, daß es nicht einerley Voͤgel wären; denn wir haben ſchon bey der Geſchichte der Balbuſards angemerket, daß einige blaue und andere gelbe Füße hatten. Dieſes Kennzeichen iſt alfo gar nicht fo beſtaͤndig, als man gemeiniglich glaubt; es gehet mit der Farbe der Fuͤße, fo wie mit der Farbe der Federn, beyde aͤndern ſich durch das Alter oder andere Umſtände. Zuſaͤtze zur Geſchichte des ſchwarzen Falken. dwards giebt von dem ſchwarzen Falken folgende Beſchreibung: Der dunkel bleyfarbige Schnabel faͤllt etwas ins Fleiſchfarbige. Die Wachshaut iſt von gleicher Farbe, doch mehr ins Gelblichte ſpielend, das Auge dunkel, und rings umher mit einer nackenden hellbleyfarbigen Haut umgeben. Die Augbraunen hängen über die Augen herab, und find von rother, die obere Seite des Kopfes, des Halſes, des Ruͤckens, der Flügel und des Schwanzes, von ſchwarzer, oder fehr dunkler brauner Farbe. Die Deckfedern der Fluͤgel und des Schwanzes erſcheinen etwas röthlich an ihrem Ende, auch zeigt ſich am hintern Theil des Halſes etwas Röthliches. Der Rand des Fluͤgels iſt obenher weiß, die Schwingfedern find an der innern Seite, wie die untere Seite des Schwanzes, mit dunkeln erdfarbnen Querſtrichen bezeichnet. Die innern Deckfedern der Flügel find ſchwarz, mit runden irregulaiten weiſſen Flecken. An der ganzen Unterflaͤche bemerkt man eine braune Erdfarbe, und am Ende der Federn ſchwarze Flecken. An den Winkeln des Schnabels hat er auf jeder Seite einen ſchwarzen Fleck, der einem Knebel. bart gleichet. Un dieſe ſchwarzen Flecken herum iſt Weiß und Dunkel mit einan⸗ der vermiſchet. Beine und Fuͤße find gruͤnlicht bleyfarbig, fallen aber da, wo ſich die Beine mit den Fuͤßen vereinigen, mehr ins Gelbe. Die Fußſohlen ſind roͤthlich, die Klauen ſchwarz. - Di er Vogel iſt aus der Meerenge von Hudſon. Ob er und der fleckigte Falk (Tab. III.) Männgen und Weibgen find, iſt nicht zu entfcheiden, D 3 Der uch 50 | Sifrie, der Natur. Der Ritter von Linns hat ihn nicht, fein Falco budfonius iſt EN dend heren von Buͤffon ein Weyhe, und unter biefem Geſchlechte im vorigen Bande . ben worden. Edwards gefleckter Falke oder Adler iſt, wie auch Herr! von Büſfon an vermuthlich ein junger ſchwarzer Falke. Wir haben bey den Adlern, und nach dem, bey einigen andern Voͤgeln geſehen, daß ihre Farben ſich mit den Jahren, be⸗ ſonders nach der Anzahl der Mauſterungen verandern. Selbſt im Falkengeſchlechte war unſer edler Falke ein Beyſpiel davon. Daalſo die Hauptſtuͤcke der Edwardſchen Beſchreibung bey dem ſchwarzen und gefleckten Falken uͤbereintreffen, fo iſt nicht zu zweifeln, daß es bloße Abaͤnderungen Eines Geſchleches ſind. — . — — —e— — — — — — —— — — — — ) Der oſtindiſche rothe Falke. ? * liesen Vogel hat Aldrovand“) oohngefaͤhr auf folgende Art beſchrieben: Das Weibgen, welches um ein Drittheil größer als das Maͤnngen iſt, hat eis nen großen und oben beynahe platten Kopf, der ſo wie der Hals, der ganze Ruͤcken und das obere Theil der Flügel aſchfarbigt iſt und in das Braune fällt, Der Schna⸗ bel iſt ſehr dick, ſein krummgebogner Theil aber ziemlich klein. Der Anfang des Schnabels iſt gelb, und das übrige deſſelben bis an die Einbuͤgung aſchfarbigt. Der Stern im Auge iſt ſehr ſchwarz, der Regenbogen braun; die ganze Bruſt, die Gegend unter den Flügeln nach oben zu, der Bauch, der Buͤrzel und die Schenkel find von einer Orangenfarbe, die ins Rothe fälle, Ueber der Bruſt an der Kehle iſt ein aſchfarbner langer Fleck, und auf der Bruſt ſelbſt noch einige kleinere Flecken von eben dieſer Farbe. Auf dem Schwanze ſieht man halb zirkel. foͤrmigte abwechſelnd braune und aſchfarbigte Binden, die Fuͤße ſind gelb und die Faͤnge ſchwarz. An dem Männgen ſind alle Theile, die an dem Weibgen roth ſind, noch roͤther, und die aſchfarbenen Theile fallen mehr ins Braune; der Schnabel iſt mehr blau, und die Fuͤße haben eine gelbere Farbe. Aldrovand ſetzt noch hinzu, dieſe Falken wären aus Oſtindien dem Großherzog Ferdinand zuge⸗ ſchickt worden, der fie nach dem Leben zeichnen laſſen. Wir muͤſſen noch 1 8 . daß Y) Falco uber indicus. Aldrov, Willugbb, ) Falco rubens indie. Aldrov. Av, pag. Raj. Jonſt. 494. fig. 495. 496. Der indianiſche Falke mit dem Federbuſche. 27 daß Tardif ), Albert **) und Creſcenz ““) von dem rothen Falken wie von einer Gattung geredet haben, die auch in Europa bekannt waͤre, und die man in ebenen ſumpfigten Gegenden faͤnde; allein dieſer rothe Falke iſt noch nicht hinlaͤnglich beſchrieben, daß man beſtimmen koͤnnte, ob es der rothe indian iſche Falke ſey, der wohl eben ſo gut als der Wandererfalke nach Europa ziehen konnte. Zuſatz zur Geſchichte des oſtindiſchen rothen Falken. Sy: Zeugniß des Tardif, Albert und Creſcenz, daß der rothe Falke in Europa bekannt ſey, und ſich da aufhielte, wird durch kein Verzeichniß euro⸗ päiſcher Vögel beſtaͤtiget. Belonius, der die franzoͤſiſchen Vögel genauer als andre beſchrieben hat, beſchreibt ihn fo wenig als Herr v. Buͤffon als einheimiſch. Der Ritter von Linné hat ihn nicht im Verzeichniſſe der ſchwediſchen und Friſch nicht unter den Abbildungen der teutſchen Vogel. Es iſt daher wahrſcheinlich, daß der rothe Falke der obengenannten Schriftſteller eine ganz andre Gattung ſey. 4 dar indianische Falke mit dem Feder⸗ buſche. 8 Mugen Vogel hat Willughby f) unter dem Namen Falco indicus cirra- tus beſchrieben. Er iſt größer als der Falke und gleichet ziemlich dem Habichte. Auf dem Kopf hat er einen Federbuſch, deſſen Ende fich in zwey Theile abtheilet, die auf den Hals herabhaͤngen. Dieſer Vogel iſt an allen obern Theilen des Kopfs und des Körpers ſchwarz, auf der Bruſt und dem Bauche aber durchziehen ſich ſeine Federn wechſelsweiſe mit ſchwarzen und weißen Streifen. Die Schwanzfedern ſind ebenfalls ſchwarz und aſchfarbigt abwechſelnd durchzogen; die Fine bis an den Anfang der Klauen mit Federn bedeckt. Der Regenbogen im Auge, die Schnabelhaut und die Füße ſind gelb, der Schnabel ſchwäͤrzlich blau, und die Fänge von einer ſchoͤnen ſchwarzen a Uebri⸗ ) Der rothe Falte wird oft auf Klippen 29 ©. Albers. verk. 22. cap. Xl. und auf Moraften gefunden. S. Fauconner *) Petr. (n eſtentius libr. X, cap. IV. rie de Tardif. I. Part. 3 Chap. 55 Willagbby ornithol. b. 48, 3% eines der ausgebreitetſten iſt. Hiſtovie der Natur. 1 Uebrigens erhellet aus den Zeugniſſen der Reiſenden, daß das Falkengeſchlecht Wir haben geſagt, daß man in ganz Europa, von den * mitternächrlichen Gegenden bis zu den mittaͤgigen, Voͤgel von dieſem Geſchlechte finde, daß man ſie auf den Jaſeln des mittellaͤndiſchen Meeres in Menge faͤngt und daß ſie auf der barbariſchen Kuͤſte ſehr gemein ſind. Shaw *), deſſen Beſchreibungen beynahe allemal ſehr getreu ſind, ſagt, daß es im Königreiche Tunis immer eine große Menge von Falken und Sperbern gebe, und daß die Falkenjagd eine der gröͤß⸗ ten Vergnügungen unter den Arabern, die etwas vom Stande find, ausmache. Noch haufiger findet man ſie in dem Königreich des Großen Moguls **) und in Perſien, “) * Shaw Voyages. T. 1. p. 389. a) In dem Koͤnigreich des Großen Moguls bedient man ſich des Falken, um Dammhirſche und Gazellen damit zu jagen. Voyage de Jean Ovington T. l. p. 279. ser) Die Perſer verſtehen ſich gut darauf, dielVoͤgel zur Jagd abzurichten, und ſie leh⸗ ren gemeiniglich die Falken auf alle Arten von Voͤgeln zu ſtoßen. Zu dieſem Endzweck bedienen fie ſich der Kranniche und anderer Voͤgel, die fie mit verbundenen Augen lau⸗ ſen laſſen; ſie laſſen hierauf den Falken ſtei⸗ gen, der dieſe Voͤgel mit leichter Mühe fange — Sie haben ſogar Salken zur Ga⸗ zellenjagd, die folgendermaßen abgerichtet werden: Sie haben ausgeſtopfte Gazellen, auf deren Naſe, niemals aber auf einen andern Theil, ſie beſtaͤndig Fraß fuͤr die Falken legen. Wenn man die Falken auf dieſe Art abgerichtet hat, ſo bringt man ſie aufs freye Feld; wenn die Falkonierer eine Gazelle ſe⸗ hen, ſo laſſen ſie gleich zwey ſolche Voͤgel ſteigen, wovon der eine auf die Naſe der Gazelle berabſtoͤßet und fir mit feinen Faͤn⸗ gen zerhackt. Die Gazelle bleibt ſtehen und ſchüttelt, um ſich zu befreyen; der Salk ſchlaͤgt mit feinen Flügeln, um ſich im Gleichge⸗ wicht zu erhalten, welches die Gazelle nicht nur noch mehr vom Laufen abbalt, ſondern auch noch verhindert vor ſich zu ſehen. Wenn ſie ſich endlich mit Mühe von dem er: ſten Falken befreyet hat, ſtoͤßt ſogleich der andre aus der Luft herab und ſetzt ſich auf die Stelle des vorigen, der wieder in die Hoͤhe ſteigt, um ſeinen Gefaͤhrten hernach wo wieder abzulsſen, wenn er auch abgeſchüt⸗ telt werden ſollte. Auf dieſe Art wird die Gazelle ſo ſehr aufgehalten, daß ſie die Hun⸗ de leicht einholen koͤnnen. Die Einwohner haben ſehr viel Vergnuͤgen an dieſer Jagd, weil das Land platt, frey und mit wenig Holz bewachſen iſt. S. Relation de Theve- not T. II. p. 200. und Voyage de Jean Oving- ton IL. I. p. 279. — Die Perſer richten die Falken zur Jagd des Rothwildprets folgen⸗ dermaſſen ab: Sie ſtopfen ein Thier von die⸗ ſer Art aus und legen die Atzung des Falken auf deſſen Kopf; man bewegt die ganze Ma⸗ ſchine auf vier Nädern, indem der Falke frißt, um ihn daran zu gewöhnen. — Iſt das Thier groß, ſo läßt man verſchiedene Falken, einen nach dem andern, auf daſſel⸗ be — Man bedient ſich dieſer Vögel auch auf Fluͤſſen und Teichen, woraus ſie das Wild⸗ pret, wie Waſſerhunde, zu holen pflegen — Da alle Soldaten hier zugleich Jager ſind fo haben fie an den Bogen ihrer Sättel eint kleine Trommel von acht oder neun Zollen im Durchſchnitt, womit fie den Falken zu⸗ ruͤck zu locken pflegen. Voyage 4e Chardin T. II. p. 32. 33. — Es ſehlet in Perſten nicht an Naubvögeln, man findet daſelbſt viele Falken, Sperber, Würger und andere aͤhn⸗ liche Raubvogel, die ſich zur Jagd abrich⸗ ten laſſen. Das koͤnigliche Jagdhaus iſt damit fo angefüllet, daß man darinne über achthundert Stuͤck zaͤhlet, wovon einige auf wilde Schweine, Waldeſel und Gazellen, andere auf Kranniche, Reiger, wilde Gaͤn⸗ fe und Rebhüͤner abgerich tet ſind. Ein groſ⸗ 5 . fer Der indianiſche Falke mit dem Federbuſche. 33 wo die Falkonierkunſt, wie man ſagt, weit Höher als an irgend einem andern Orte getrieben wird.) f Man findet auch in Japan Falken, und Kampfer“) ſagt, daß man fie das ſelbſt mehr zur Pracht, als zum Gebrauch auf der Jagd halte, und daß ſie in den nördlichen Gegenden dieſer Inſel gefangen würden, Kolbe *) erwähnt auch der Falken auf dem Vorgebirge der guten Hofnung, und Bosmann ſagt, daß es auch in Guinea welche gäbe f). Es giebt alſo fo zu ſagen keinen Himmelsſtrich in der alten Welt, wo man nicht die Gattung des Falken antraͤfe; und da dieſe Vö⸗ gel die Kaͤlte ſo gut vertragen und ſo leicht und ſchnell fliegen koͤnnen, ſo iſt es kein Wunder, daß man ſie auch in der neuen Welt wieder findet, Es giebt daher auch in Grönland, ft) in den Gebuͤrgen des nördlichen und mittägigen Amerika HH) und ſogar auf den Inſeln des Suͤdmeers kt) Falken. fer Theil dieſer Raubvogel, deren man ſich zur Jagd bedienet, wird aus Rußland ge: bracht. Die groͤßten und ſchoͤnſten aber kommen aus den Gebuͤrgen, welche ſich füd- warts von Schyras bis zum perſiſchen Meerbusen erſtrecken. S. Voyage de Dam - Pier T. H. p. 23. etc, R *) Die Perſer, welche ſehr viel Geduld haben, finden ein Vergnuͤgen darinnen, auch ſogar Raben eben ſo, wie Sperber und Salken, zur Jagd abzurichten. S. eben⸗ daf. p. 25. ) Kaempfer Hiſtoire des Japons, T. I. 1 g ‘ 5 ar) Kolbe Beſchreibung des Vorgeb. der guten Hofnung, Frankf. und Leipz. 1745 . 389. 5 H Auf dieſer Guineiſchen Kuͤſte findet man auch einen andern Raubvogel, der dem Falken ſehr aͤhnlich iſt, und ohngeachtet er nicht piel größer iſt als eine Taube, doch fo viel Stärke und Kuͤhnheit beſitzet, daß er auf die groͤßten Huͤhner ſtoͤßet und ſie mit ſich fortfuͤhret. Voyage de Homann lettre XV. +r}) Man findet in Grönland mehr graue und weiße Falken, als irgend an einem andern 1 Th. Il. Band. Der Orte in der Welt. Ehemals brachte man dieſe Voͤgel den Koͤnigen von Daͤnnemark als eine große Seltenheit, weil fie bewunderns⸗ wuͤrdige Vorzuͤge beſitzen. Die Koͤnige ſchenkten ſie wieder andern Koͤnigen und Prinzen, welche ihre Nachbarn und Freun⸗ de waren, weil die Falkenjagd in Daͤnne⸗ mark eben ſo wenig als in andern nordli⸗ chen Laͤndern üblich war. Recueil des Voya- ges du Nord. 1) Man hat aus Neuſpanien und Peru viele und verſchiedene Arten von Falken an die vornehmſten Spanier geſchickt, weil man fie ehr zu ſchaͤtzen pflegt. Es giebt auch daſelbſt verſchiedene Arten von Rei⸗ hern und Adlern, und es iſt gar kein Zwei⸗ fel, daß alle dieſe und andere dergleichen Voͤgel eher als die Löwen und Tiger dahin gekommen find. Hiſtoire nat, des Indes occid. par Acaſta p. 193. Der Vogel, den die Mexicaner Sotli nennen und den Sernan⸗ dez beſchreibet, ſcheint mit dem von uns be⸗ en ſchwarzen Falken einerley zu ſeyn. Iii) Hiſt des Navigations aux Terres au- ſtrales T. III. p. 197. RE Hi.eſtorie der Natur. ——— a — — jZ ᷑‚—..— mn — 5) Der Fiſcherfalke N 2 hefe Vogel nennen die Neger in Senegal Tanas, und Adanſon hat uns denſelben unter dem Namen des Fiſcherfalken geliefert. ( S. die 478. illuminirte Tafel.) Er hat in den Farben ſeiner Federn faſt alles mit unſern Falken gemein, nur iſt er etwas kleiner und hat auf dem Kopfe lange hervorragende Federn, die ſich hinten abwärts ſenken und eine Art von Federbuſch machen, mel cher dieſen Vogel von allen ſeines Geſchlechts unterſcheidet. Sein Schnabel iſt auch gelb, weniger gekruͤmmt und flärfer, als bey den Falken. Er iſt auch noch darinnen unterſchieden, daß der obere und untere Theil feines Schnabels ſehr merk⸗ lich ausgezackt iſt. In ſeinen Naturtrieben iſt er auch anders beſchaffen, denn er fiſcht mehr, als er jagt. Ich glaube, daß hierher der Vogel gehört, den Dampier *) unter eben dieſem Namen des Fiſcherfalken beſchreibt. „Er iſt“, ſagt er, „un⸗ 5 fern kleinſten Falken an Farbe und Geſtalt aͤhnlich. Sein Schnabel und Fuͤße „ find auch wie bey dieſem beſchaffen. Er ſetzt ſich auf Baumſtoͤcke und auf tro⸗ „ckene Zweige, die bey kleinen Meerbuſen, Fluͤſſen oder am Ufer des Meeres fies „gen. Wenn nun dieſe Voͤgel nicht weit von ſich kleine Fiſche gewahr werden, fo „ fliegen ſie auf dem Waſſer hin, ergreifen ſie mit ihren Klauen und nehmen ſie mit „ ſich in die Luft, ohne das Waſſer mit ihren Fluͤgeln zu berühren. Sie verſchlin⸗ „ gen“, ſetzt er noch hinzu, „den Fiſch nicht ganz, wie andre Voͤgel, die von dieſem „ Raube leben, ſondern fie zerreißen ihn mit ihrem Schnabel und verzehren ihn 5 ſtuͤckweiſe . ) Falco EN Tanas der Neger in ) Nouveau Voyage autour du monde, Senegal. Adanfon Voyage au Senegal, par Gvꝛllaume Dampier. T. III. p. 428. Mußt von dem karoliniſchen Siſchweyhen des Catesby unterſchieden werden. h —— — RER. V. Der Baumfalke. | 35 2 V. Der Baumfalke die Hobreau. 15 S. die 431. und 432. Kupfertafe. 8 he. Baumfalke iſt viel kleiner, als der gemeine, und unterſcheidet ſich auch von demſelben durch ſeine Naturtriebe Der gemeine Falke iſt tapferer, lebhafter und muthiger, er ſtoͤßt auf Voͤgel, die weit groͤßer, als er ſelbſt, ſind. Der Baumfalke iſt von Natur viel feiger, denn wenn man ihn nicht abrichtet, fo faͤngt er blos Lerchen und Wachteln. Er weis aber dieſen Mangel an Muth und Feuer durch ſeinen Fleis wieder zu erſetzen. Sobald er einen Jaͤger mit ſeinem Hunde gewahr wird, ſo folgt er ihnen in einer kleinen Entfernung nach, oder haͤlt ſich uͤber ihrem Kopfe in der Luft auf, und ſucht ſich der kleinen Voͤgel zu bemaͤchti⸗ gen, die vor ihnen aufſtehen. Wenn der Hund eine Lerche oder Wachtel aufjagt, und der Jaͤger verfehlt ſie, ſo verfehlt ſie gewiß der Baumfalke nicht. Dem erſten Anſehen nach ſcheint er ſich vor keinem Geraͤuſch zu fuͤrchten, oder die Wuͤr— kung des Feuergewehrs nicht zu kennen, denn er naͤhert ſich ſehr oft dem Jaͤger, der ihn erſchießt, indem er auf ſeinen Raub ſtoßen will. Er haͤlt ſich am lieb⸗ ſten auf Ebenen auf, die nahe an Gehoͤlzen liegen, und beſonders in Gegenden, wo es viel Lerchen giebt. Er richtet unter ihnen eine große Verwuͤſtung an, und ſie kennen ihren Todfeind ſo gut, daß ſie ihn niemals ohne das groͤßte Schrecken gewahr werden, und augenblicklich aus der Luft herabſtuͤrzen, um ſich im Gras oder im Gebuͤſch zu verbergen. Dieſes iſt die einzige Art für fie, zu entkommen; denn obgleich die Lerche hoch flieget, fo flieget doch der Baumfalke noch hoͤher, und kann daher ſo wie der gerseine Falke und andere fehr hochſteigende Voͤgel zur E 2 Bail⸗ 2) Der kleine Bußhart mit rothen ) Engliſch, Hobby; italieniſch, Ba- ſchroarzfleckigten Schenkeln, und roth⸗ cello; franzoͤſiſch, Hobrean. Been hiſt. weißem Salſe Sallens Vogelhiſt. S. nat. des oifeaux p. 118. Subluteo A/drov. Av. 219. n. 157. Der Baumfalke Muͤllers T. I. p. 373. Faleo arboreus, Aldrov. Av. p. Naturſ. II. S. 78. Falco ſubluteo, cera pe 4092. Hobreau. Albin. T. I. pl. VI. p. 7. dibusque flavis, dorſo fufco, nucha alba, Lithofalco ſ. Aeſalas. Rochier f Aeſalon abdomine pallido, maculis oblongis fufeis, Sriſch. Tab. 86. Hobreau. Brif. ornith. T. Linn. S. N. XII. p. 127. n. 14 I. p. 375. the Hobby. Britiſh Zaol. pl. A. 9. Anme. d. Ueberſ. 36 Hiſtorie der Natur. uch Balze abgerichtet werden. Er hält ſich in den Wäldern auf, Gert ſtet daſelbſt ſetzt ſich auf die hoͤchſten Baͤume. In einigen franzoͤſiſchen Provinzen 1 5 man n franzöſiſchen Namen Hobreau *) den kleinen Landedelleuten, weiche ſcharf n ihren Bauern verfahren, und in einer noch beſonderern Bedeutung einem Krautjun⸗ ker „der zu ſeinen Nachbarn auf die Jagd kommt, ohne gebeten zu ſeyn, und der nicht ſowohl zum Vergnuͤgen, als um des Nußens willen jagt. 1) Man muß noch anmerken, daß die Vögel dieſer Gattung im erſten Jahre fehwärzere Federn haben, als bey zunehmendem Alter. Es giebt auch in unſern Ges genden eine Abaͤnderung von dieſem Vogel, die uns: fo beſonders ſchien, daß wir fie auf der 431. illuminirten Kupfertafel vorgeſtellet haben. Der Unterſchied beſte⸗ het darinnen, daß der Hals, die Kehle, die Bruſt, ein Theil des Bauchs, und die gebfern Schwungfedern aſchfarbigt und ohne Flecken ſind; dahingegen bey dem gemeinen Baumfalken die Kehle, der Hals, die Bruſt und der Unter⸗ leib weiß, mit länglichten braunen Flecken gezeichnet, und die großen Schwung⸗ federn beynahe ganz ſchwarz ſind. Eben ſo ſehr iſt auch der Schwanz in beyden Voͤgeln verſchieden; denn an dem gemeinen Baumfalken iſt er unten weiß mit braunen Flecken, und in der Abaͤnderung ganz braun. Ohngeachtet dieſes Unter⸗ ſchieds muß man doch beyde fuͤr Voͤgel einer Gattung halten, denn ſie haben einer⸗ len Größe, einerley Betragen und halten ſich beyde in Frankreich auf. Uebri⸗ gens haben ſie auch noch ein ſehr beſonderes Merkmal der Gattung mit einander gemein: nemlich der Unterleib und die Schenkel ſind bey beyden mit ſehr hochrothen Federn beſetzt, die gegen Die übrigen Farben dieſer Vogel ſehr merklich abftechen, Es iſt moglich, daß dieſe Abänderung, die ſich blos in dem Unterſchiede der Far⸗ benſchattirung aͤußert, nur von dem Alter oder der verſchiedenen Mauſterzeit dieſes Vogels herkomme; eine Urſache mehe, warum man ihn nicht von der gemeinen Gattung abſondern darf. Uebrigens traͤgt man den Baumfalken auf der Fauſt oh⸗ ne Kappe, ſo wie das Schmierlein, den Sperber und Habicht, und man: bediente: ſich deſſelben ehemals ſehr zu Wachtel und Rebhuͤhnerbaize. . 5 Zuſätze er Die Anwendung dieſer Benennung auf ) Diefe Vergleichung iſt mir weder⸗ als die Landedelleute kann auch daher ruͤhren, eine natuͤrliche Aehnlichkeit, noch auch als ein daß ehemals alle diejenigen, die nicht reich: franzoͤſiſcher Sprachgebrauch bekannt. Es genug waren eine Falkonerie zu halten, muß daher ein provinziales Sprüchwort ſich bey der Salkenjagd blos der Baumfal⸗ ſeynt ö ken bedienen durften.. Anmerk. d. Ueberſ. VI. Der Kirchenfalke. Zufäße zur Geſchichte des Baumfalken. De Baumfalke iſt, nach dem Zeugniſſe der Falkonirer und Jaͤger, nicht zur Baize abzurichten. Er iſt dazu zu wild und ungelehrig. Allein er iſt auf eine andre Art zur Jagd zu gebrauchen. Herr v. Buͤffon hat ſchon erwaͤhnt, daß er am liebſten auf Lerchen ſtoße. Die Lerchen find eben fo furchtſam gegen ihn, als er auf fie begierig iſt. Man bedient ſich daher feiner zum Lerchenfange. Man traͤge ihn zu dem Ende auf Felder, wo man Lerchen vermuthet. Kaum werden 37 fie ihn merken, fo fallen fie wie todt zur Erde, und laſſen ſich faſt mit den Haͤn⸗ den ergreifen. In dieſer Beräubung iſt es leicht, ſie mit dem Tiraſſe oder dem gewöhnlichen Lerchennetze zu bedecken, und fie ſogar am Tage zu fangen, da man ſie mit dem Lerchennetze gewoͤhnlicherweiſe RR nach, oder gleich vor Sonnenauf⸗ gang zu fangen pflegt. — . —— — — Der Kirchenfalk / Rböthelweyhe VI. D ; e eee. (laCreflerelle)*. ü S. die g0r. und 47 1. iluminirte Kupfertafel. N. Kirchenfalke iſt in den Framöſiſchen Provinzen und beſonders in Bour⸗ gogne der allgemeinſte Raubvogel. Es giebt kein altes Schloß oder wie ſten Thurm, worinne er nicht horſtete oder ihn fleißig beſuchte. Man ſieht ihn Ti r E 3 5 beſon⸗ ) Der Thurm⸗ oder Kirchenfalke⸗ Dleſer Selens Vögel S. 200. m. 138. Koͤthelgeyer Sriſch S. 84, — Thurm⸗ falke. Müllers Narurſ. Th. II S. 88 — Wannenweher, Klein Vogelh. — Guͤn⸗ ther Ueberſ des ann. I. hiſt. nat. von Scopo- hi Windwahl. © 5.n: 5 — Falco Tinnun-- cu, cera. pedibusque flavis, dorſo rufo: pundis nigris, pectore ſtriis fufcis,. cauda sotundataı We N. XII. p. 25, n 16. Anmerk. d. Ueberſ. Der ) Griech. Keyxpis oder Köyxe: Vogel, ſagt Geſner, wird Cenchris oder Mikiaria genenner, weil er mit ſchwarzen, hirſenfoͤrmigen Punkten bezeichnet iſt. Lat. Hiunumcetluss, ital. Canibellu, Lixtincullo, Tintarello „ Garinelo; ſpan. Cernichlo oder Jernitaſo; deutſch Roͤthelweyb oder Wan⸗ nenweher, weil, nach Schwenkfelds Aus⸗ legung, dieſer Vogel ſeine Fluͤgel ſo ſchwin⸗ get, wie man es mit einer Futterſchwinge: zu machen pfleget; poln. e engl. An⸗ - Keftril oder Reſinel. 38 Hiſtorie der Natur. beſonders des Morgens und des Abends um ſolche alte Gebaͤude herumfliegen. Er macht ein ſehr aͤngſtliches Geſchrey, ply, ply, ply, oder pri, pri, pri, welches er beftändig wiederholet und womit er die kleinern Voͤgel erſchreckt, auf wie ein Pfeil herabſchießt und fie mit feinen Klauen ergreift. welche 7 Wenn er ſie bey dem erſten Anfall verfehlt, ſo verfolgt er ſie ohne Furcht bis in die Häufer. Ich habe oft meine Leute einen Kirchenfalken zugleich mit dem Vogel, den er verfolgte, fangen ſehen, indem fie das Fenſter eines Zimmers, oder die Thuͤre eines Ganges zumachten, der auf hundert Ruthen von den alten Thuͤr⸗ men, wo der Kirchenfalke herkam, entfernt war. Wenn er einen Vogel ergrif⸗ fen und fortgefuͤhret hat, ſo toͤdtet er ihn und rupfet ihm ſeine Federn ganz rein aus, ehe er ihn verzehret. Mit den Maͤuſen und Ratten nimmt er ſich nicht ſo viel Muͤhe, die kleinern verſchluckt er ganz und den andern zieht er die Haut ab. Sein Magen verdauet alle weiche Theile einer Maus, die Haut aber rollt ſich zu⸗ ſammen, und macht eine kleine Kugel, die er durch den Schnabel, niemals aber durch den After von ſich giebt, dena fein Unflath iſt ganz flüßig und weißlicht.) Wenn man die kleinen Kugeln, die er von ſich giebt, in warmes Waſſer wirft, um ſie zu erweichen und aus einander zu wickeln, ſo findet man die ganze Haut der Maus, als wenn man ſie abgezogen haͤtte. die Weyhen, und vielleicht auch die meiſten andern Raubvoͤgel, Die Ohreulen, die Nachteulen, geben eben ſolche Kugeln von ſich, in welchen man, außer der zuſammengerollten Haut, zuweilen auch ſehr harte Stuͤckchen Knochen findet. Die fiſchenden Voͤgel thun eben dieſes; die Graͤten und Schuppen der Fiſche rollen ſich in dem Magen zuſammen, und fie. werfen diefe Maſſe durch den Schnabel von fich. Der Kirchenfalk iſt ein ganz wohl ausſehender Vogel. lebhaft und ſein Geſicht ſehr ſcharf; fein Flug iſt leicht und anhaltend. Anmerk. Vielleicht iſt aus dieſer eng⸗ Tischen Benennung der Name Criſtel entſtan⸗ den, welchen die Einwohner in Bourgvi⸗ gnon dieſem Vogel geben. In Schottland, 1: Stanchel oder Stannel, auch Seonegall. Auf alt Franzoͤſiſch iſt er ehemals, und wirb auch jetzo noch in einigen Provinzen Frankreichs = cerelle, Quercerele, Ecercelle genennet. Salerne verfichert, er hieße zu Sologne Mezy, zu Chalons⸗ Sur Marne Roboillet; in Provence Razier, in Touraine Pirrions zu Saumur Päri; in Beauce Preneur de Maulat u |. w. Creſſorelle oder Cercerelle. Belon hit. nat. des oifeanx p. 114. Tinnanculus ſ. Cen- Seine Augen find Er ift fleißig 35 Aldrov. Av. I. p. 35 6. Crecerelle Albin, T. p. 8. Pl. VI. (das Weibgen.) Cg de W Id. T. III. P. V. (das Manns gen.) Tinnunenlus verus Sriſch. Tab. 84. (das Maͤnngen.) Falco ruſus. Ebend. Tab. ag. (das Weibgen.) La Creferelle. Briſſ. Ornith. Tom. I. p. 393. Keſtril, Britiſh Zool. Pl. A 8. f. I. the male, f. 2, the female. *) Was der Verfaſſer hier von dem Kir⸗ chenfalken beybringt, gilt von allen Raub⸗ voͤgeln; ſie werfen, nach dem Jaͤgeraus⸗ drucke, des Morgens ihr Gewoͤlle, d. i. die Haare und Häute der Thiere, die fie ver⸗ zehrt haben. Anmerk. des Ueberſ. VI. Der Kirchenfalke. 99 fleißig und muthig, und gleicht in ſeinen Naturtrieben den edelſten Voͤgeln. Man kann ihn auch, wie das Schmierlein, zur Baize abrichten. Das Weib⸗ gen iſt größer als das Maͤnngen, und unterſcheidet ſich von dem letztern dadurch, daß ſein Kopf roth iſt und ſeine Fluͤgel und Schwanz mit braunen Streifen durchzogen find, So find auch die Federn im Schwanze bey dem Weibgen roth⸗ braun, dahingegen das Maͤnngen einen grauen Kopf und Schwanz hat, und die obern Theile des Ruͤckens und der Fluͤgel von einer rothen, dem rothen Weyhen ähnlichen Farbe, und mit einigen kleinern ſchwarzen Flecken eingeſprengt find. Auf unſern angeführten illuminirten Tafeln kann man dieſen Unterſchied ſehr deutlich bemerken. Wir muͤſſen hier nothwendig die Anmerkung machen, daß einige unſerer neu⸗ ern Syſtematiker ) das Weibgen des Baumfalken den Lerchenſperber (eper- vies des alouettes) genennet, und daraus eine beſondere von dem Kirchenfal⸗ ken verſchiedene Gattung gemacht haben. Ob dieſer Vogel gleich gewöhnlicher Weiſe die alten Gebaͤude ſehr oft beſucht, ſo horſtet er doch lieber im Holze, als in dieſen letztern. Wenn er ſeine Eyer nicht in die Löcher der Mauern, oder in hohle Bäume legt, fo macht er ein leichtes Neſt aus Stuͤckgen Holz und Wurzeln, beynahe wie die Spechte, auf die hoͤchſten Baͤume in den Waͤldern. Er bedient ſich auch zuweilen der Horſte, welche von den Kraͤhen leer gelaſſen worden find, Er legt öfterer fünf Eyer als viere, oft ſteigt auch ihre Anzahl auf ſechs und ſieben, und ihre Spitzen find roth oder gelblicht, beynahe fo wie ſeine Federn. Seine Jungen ſind Anfangs nur mit weißen Pflaumenfedern be⸗ deckt, und er ernährt ſie mit Gewuͤrmen, und bringt ihnen nachher ſehr Häufig Feldmäuſe, die er von einer großen Höhe, wo er fich in der Luft herumdrehet, ge⸗ wa 91 wird. Er bleibt oft in der Luft ſchweben, um einen Raub aus zuſpaͤhen, auf welchen er hernach mit großer Seſchwindigkeit herabfaͤhret. Er fuͤhrt oft ein rothes Rebhuhn mit ſich weg, das viel ſchwerer als er ſelbſt iſt, er faͤngt auch zuweilen Tauben, die ſich von den andern entfernt haben. Seine gewoͤhnliche Beute aber ſind außer den Gewuͤrmen und Feldmaͤuſen die Sperlinge, Finken und andere kleine Voͤgel. Da er mehr Junge hervorbringt, als die meiſten andern Raub⸗ vögel, fo iſt feine Gattung zahlreicher und ausgebreiteter. Man findet fie in ganz Europa von Schweden **) bis nach Italien und Spanten), und fogar in den gemäßigteen Himmelsſtrichen des noͤrdlichen Amerika f). Viele von dieſen Voͤgeln bleiben das ganze Jahr über in unſern franzoͤſiſchen Provinzen; doch habe s ich ) Brif‘ T. I. p. 379. *) Allrov. Av. T. I. p. 356. * Linn, Faun. Svec. n. 67- ; Hans Sloane Iamaße. p. 294. 40 Hiſtorie der Natur. ich bemerkt, daß es im Winter viel weniger giebt, als im Sommer, woraus 40 geſchloſſen habe, daß ſehr viele unſere Gegenden verlaſſen, um die üble in in andern Landern abzuwarten. Ich habe viele von dieſen Vögeln in großen Vogelhaͤuſern Außßlehen laſſen Sie find, wie ich ſchon geſagt habe, in dem erſten Monate ſehr ſchoͤn weiß, allein die Federn auf dem Ruͤcken werden in wenig Tagen röthlich oder braun. Sie find ſtark und können leicht aufgezogen werden, weil fie, wenn fie vierzehn Tage oder drey Wochen alt ſind, ſchen alles rohe Fleiſch freſſen, das man ihnen vorlegt. Sie lernen die Perſonen, die ſie abwarten 7 ſehr leicht kennen, und werden bald ſo zahm, daß fie ihnen nichts zu leide thun. Sie laſſen ihre Stimme ſehr zeitig hoͤ⸗ ren, und auch, wenn ſie eingeſperrt ſind, wiederholen ſie oft das Geſchrey, das ſie in 1155 Freyheit haben. Ich habe geſehen, daß fie von ſich ſelbſt das Vogelhaus verlaſſen haben und auch freywillig zuruͤck gekommen find, nachdem fie zwey Tage ausgeblieben und vielleicht durch den Mangel der Nahrung zu der Zurückkunſt * a worden waren. Mir find keine Abaͤnderungen dieſer Gattung bekannt, außer daß einige ein zelne Vögel dieſer Art an dem Kopfe und den Mittelfedern des Schwanzes grau gezeichnet ſind, wie uns Friſch auf der 75. Tafel einen ſolchen Vogel gezeichnet ge⸗ liefert hat. Salerne erwaͤhnt auch eines gelben Kirchenfalken, der ſich in Sologne finden ſoll und deſſen Eyer auch gelb ſeyn ſollen. „Dieſer Kirchenfalke“, Sagt er, „ iſt ſelten und kaͤmpfet zuweilen ſehr herzhaft mit dem Lerchengeyer, der ihm, e er ſtaͤrker iſt, doch oft weichen muß. Man hat geſehen, daß ſich „ beyde in der Luft bey den Faͤngen hielten und wie ein Klumpen oder Stein auf „ die Erde fielen.“ Dieſe Nachricht ſcheint mir ſehr verdaͤchtig, denn der Ler⸗ chengeyer iſt dem Kirchenfalken nicht nur an Staͤrke fehr überlegen, fonderit ihr Flug und Lebensart iſt auch fo ſehr verſchieden, daß fie einander nicht oft begegnen werden. Zuſaͤtze zur Geſchichte des Kirchenfalken. Sy“, Kirchenfalke oder Roͤthel, in der gemeinen Jagdſprache Rittelgeyer, iſt einer von denen Naubodͤgeln, die weder Schaden noch Nutzen haben. Schaden richtet er nicht an, denn er raubt keine ſonderlich nutzbaren Vögel, ſon⸗ dern blos Finken, Hänflinge u. ſ. w. Großen Nutzen hat er nicht, denn er ſaͤu⸗ bert die Felder nicht ſehr von Raubthieren, wenn man die Feldmaͤuſe ausnimmt, weswegen ihn die Landleute noch zuweilen gerne ſehen. Was der Herr v. Buͤffon K von 1 VII. Der Steinfalke. 4 von den franzoͤſiſchen Gegenden vermuthet, das iſt in unſern Gegenden gewiß, daß nämlich der Kirchenfalke wegzoͤge. Unſre Jager und Bauern wiſſen ſehr gut, daß er wie andre Zugvoͤgel im Herbſte unſere Gegenden verlaͤßt, und im Fruͤhlinge wies der zuruͤckkommt. Bey dem Klein iſt hier eine Verwirrung, da er dieſen Falken den Lerchenfalken, Nifüs , den Schwimmer nennt; Namen, die ihm nicht zu⸗ kommen, ſondern andern Falken beygelegt zu werden pflegen. Eben ſo erzählt Klein die Art Lerchen zu fangen, die wir im Zuſatz zum vorigen Artikel erwähnt haben, entweder faͤlſchlich von dieſem Falken, oder Herr D. Martini irkt ſich, wenn er den Ausſpruch des Verfaſſers von den neuern Nomenclatoren auf Klein zieht, daß fie das Weibgen des Kirchenfalken den Lerchenſperber nennten. Die Bere wirrung unter den Raubvoͤgeln iſt zu groß, als daß man bey ihrer Geſchichte Ir⸗ thuͤmer dieſer Art vermeiden konnte. vu Der Steinfalke, ale Rochier, * Siehe die 440ſte illuminirte Kupfertafel. 2 he Vogel, den man den Steinfalken nennt, iſt kleiner als der Kirchenfalke und ſcheint mir viel aͤhnliches mit dem Schmierlein zu haben, deſſen man ſich in der Zaltonierfunft bedienet. Er fell, wie die Schriftſteller ſagen, feinen Horſt in die Felſen machen. Friſch iſt der einzige, der vor uns eine gute Be⸗ ſchreibung dieſes Vogels geliefert hat, und man kann ſeine Abbildung des Steinfal— ken auf der 87ſten Kupfertafel ſeines Werks mit der unſrigen, und zugleich mit dem Maͤnngen und Weibgen des Kirchenfalken vergleichen, welche alle dien ſehr gut ges troffen ſind. Ihre Aehnlichkeiten, und den Unterſchied zwiſchen allen dreyen, kann n mf 1) Brif Av. L. p. 101. Lit hofalco. Rochier ; engliſch, Stone falcon. Anmerk. Herr Hallen I c. p. 206. rechnet den Sriſchiſchen Stein⸗ con de Roche ou Rochier Brif. Ornith. I. pag. 349. 19 Anmerk. Zu dieſer Art koͤnnte man auch falk ebenfalls zu dem Schmierlein. m. ) Lithnfaleus Gesn. p. 75. Falco lapida- eius Aldrov. Av. Tom, I. p. 499. Dendr ofal- 60 . Smerlus, Emerillon. Sriſch Tab. 87. Fau- 1. Th. II. Band. ben hatten. wohl den aſchfarbigen Bergfalken, Laucon de montagne cendre Briſſ. Ornith. I. pag. 333. rechnen, und es ſcheint, als ob die Schrift⸗ ſteller hier einerley Voͤgel zweymal beſchrie⸗ 1 $ | 42 Hia.iſtorie der Natur. man auf unſern illuminirten Tafeln noch beſſer ſehen. Wenn wir die Geſtal. 1 9 die Unterſcheidungsmerkmale dieſes Vogels genau berrachten, R und fie zugleich mit Geſtalt und den Kennzeichen des Schmierleins, deſſen man ſich in der Saltonere bedienet, und welches wir im folgenden Artikel 71 0 vergleichen, ſo ſind wir geneigt zu glauben, daß der Steinfalke und das Schmierlein zu einer Gattung gehören, oder daß ihre Gattungen wenigſtens näher mit einander, als mit dem Kir, chenfalken verwandt ſind. Man wird in dem folgenden Artikel fehen, daß es zwey Gattungen von Schmierlein giebt, davon ſich die eine dem Steinfalken, die andere dem Kirchenfalken näher. Da alle dieſe Vogel von einerley Größe find, einer. ley Naturtriebe haben, und in ihrem Geſchlechte eben ſo viel Abaͤnderungen leiden, als ſie in der Gattung verſchieden ſind, ſo laſſen ſie ſich ſehr ſchwer erkennen, und wir haben es nur durch ſorgfaͤltige Vergleichungen der Natur ſo weit gebracht, daß wir fie von einander unterſcheiden Förnen, VIII. Das Schmierlein? CP Emes rillon) .“ Siehe die 468 ſte illuminirte Kupfertafel. 2 har Vogel, von dem wir hier ſprechen, iſt nicht das Schmierlein der Natur⸗ forſcher, ſondern derjenige, der bey den Falkonierern unter dieſem Namen bekannt iſt. Es hat ihn kein Syſtematiker angezeiget, oder eine gute Beſchreibung von ihm gegeben, und doch iſt dieſes das wahre Schmierlein, deſſen man ſich alle Tage in der Falkonerie bedient und welches man zum Baizen abrichtet. Dieſer Vo⸗ gel ) Der Zuͤhnerdieb, Myrle. Muͤllers mer fehen läßt; lateiniſch. Acfabo; italienifch, Naturſpſt. II S. 8 1. T. III. f. 2.— Schmier⸗ Smerlo, Smeriglio; deutſch, Myrle, Schmier- lein. Kleins Voͤgelhiſt. S 95. — Falco Acfa- lein; polniſch, Orzemlik; engliſch, Merlin, Jon Aldrev. p. 97. — Falco minutus, cera en m das Ma Nanngen Jack; alt fran- ſuſca, pedibus luteis, corpore ſubtus albo, zoͤſiſch, Loyette. In einigen franzoͤſiſchen N fufeis nigro· inaculatis. — Friſch Provinzen Pafletier, Pren: ur de Paſſes on de 1. 39 Vaſſeret: The Merlin. Britiſh Zoology pl. 2 Griechiſch, Aworur, weil er ſich Im: A. 12. Friſch Tom. I. t. 8 Vi. Das Schmierlein. 43 gel iſt, die Neuntoͤdter ausgenecmmen „der kleinſte Raubvogel und nicht größer als ein großer Krammetsvogel; man muß ihn aber als einen edlen Vogel betrachten, der fi mehr als irgend ein andrer dem Falkengeſchlechte naͤhert. Er gleicher ihm an der Farbe der Federn”), an der Bildung und Stellung. Er hat mit ihm gleiche Maturtriebe, iſt eben fo gelehrig, eben fo feurig und muthig. Man kann ſich deſ⸗ ſelben ſehr gut auf die Lerchen und Wachteln bedienen, ja er faͤngt auch ſogar Rebbuͤhner und fuͤhret ſie mit ſich fort, ob ſie gleich viel ſchwerer als er ſelbſt ſind; er toͤdtet ſie oft mit ein lem Stoße, indem er ſie mit der Bruſt auf den Kopf oder Hals druͤket. Dieſe kleine Gattung, die übrigens dem Falken an Muth und Naturtrie⸗ ben **) fo nahe kommt, nähert ſich doch noch mehr dem Baumfalken und am meiften dem Steinfalken ſeiner Geſtalt nach. Doch kann man ihn von dem erſtern dadurch unterſcheiden, daß ſeine Fluͤgel viel kuͤrzer ſind, und ſich nicht ganz bis auf die Schwanz ppitze erſtrecken, da hingegen die Fluͤgel des Baumfalken etwas über die Schwanzſpitze heraus 4152 Deſto ähnlicher iſt er, wie wir ſchon im vorigen Artikel geſagt haben, dem Steinfalken, ſowohl in der Länge und dem Umfange ſei. nes Körpers, als auch der Geſtalt des Schnabels, der Fuͤße und der Faͤnge, den Farben der Federn, der Vertheilung der Flecken u. ſ. w., ſo, daß man den Steinfalken nicht ohne Grund fuͤr eine Abaͤnderung des Schmierleins, oder wenig⸗ ſteus für eine fo benachbarte Gattung halten kann, daß man den Unterſchied beyder Gattungen nicht gerade hin beurtheilen darf. Außerdem entfernt ſich das Schmier- lein von dem Falkengeſchlechte und allen andern Raubvoͤgeln durch eine Eigenſchaft, in welcher es den übrigen Voͤgeln ähnlich iſt. Naͤwlich Maͤnngen und Weibgen bed, bey dem Schmierlein von Einer Größe, da bey den andern Raubvoͤgeln das Faͤnngen kleiner, als das Weibgen iſt?). Dieſer beſondere Umſtand ruͤhrt da. her nicht von der Lebensart, oder irgend etwas anderm her, das die Raubvogel von den uͤbrigen Voͤgeln unterſcheidet; man ſollte vielmehr glauben, daß es bloß eine Folge der Größe des ganzen Geſchlechts wäre, weil auch bey den Neuntoͤdtern, die noch kleiner, als das Schmierlein find, Männgen und Weibgen einerley Größe ha⸗ ben, da hingegen die Adler, Geyer, Geyerfalken, Habichte „Falken und Sper⸗ F 2 ber ) Er gleichet an Schattirung und Ein⸗ Sautens der Farben dem jungeingefangnen alke 8 a) Viele Schriftſteller, die zwiſchen dem Schmierlein und dem Salken eine Aehnlich⸗ keit bemerket hatten, nennen ihn den kleinen Salken, Falco paruus merlinus. Scbwenc k- feld Av. Sil. pag 349. — Falconellus. Rzac, Aut. Hift. nat. Pol. pag. 354. 2) Dieſen an ſich allerdings merkwuͤrdi⸗ gen Umſtand, läugnet Herr von Murr in einer Anmerkung zur brittiſchen Thierge⸗ ſchichte S. 67. gaͤnzlich, und bleibt, ver⸗ muthlich durch Erfahrungen geſichert, ſtand⸗ haft dabey, das Weibgen ſey, auch bey die⸗ ſen Voͤgeln, groͤßer als das Maͤnngen. M. 44 Hiſerie der Natur, ber maͤnnlichen Geſchlechts allemal um den dritten ) oder vierten Theil ic! als ihr Weibgen find, Nachdem ich über dieſe beſondere Erſcheinung meine Betrach. tung angeſtellet, und gefunden hatte, daß ſie nicht von ollgemeinen Urſachen be⸗ wirkt werden konnte, ſo verſuchte ich, ob ich nicht befondere Urſachen entdecken koͤnn. te, welchen man dieſe Wuͤrkung zuſchreiben muͤßte. Ich fand hierbey „ indem ich die Beſchreibungen der Naturforſcher, welche Raubvogel zergliedert haben, mit eins ander verglich, daß die meiſten Weibgen von den Raubvoͤgeln einen doppelten ziem⸗ lich weiten und langen Blinddarm gehabt hatten, da bey dem Maͤnngen entweder nur einer, oder gar keiner gefunden worden war. Dieſe Verſchiedenheit im nnerli⸗ chen Bau, vermoͤge welcher die Weibgen allemal mehr Theile, ats die Männgen haben, kann die wahre phyſiſche Urſache ſeyn, warum fie größer, als die Maͤnn⸗ gen find. Ich uͤberlaſſe es Leuten, die ſich mit der Zergliederungskunſt beſchaͤfti⸗ gen, dieſen Umſtand zu beftätigen, welcher mir die einzige hinläͤngliche Urſache zu ſeyn geſchienen hat, woraus man erklaren kann, warum bey den meiſten großen Raub⸗ voͤgeln die Weibgen groͤßer, als die Maͤnngen ſind. ˖ Das Schmierlein fliegt niedrig, aber ſehr geſchwind und leicht. Es ban ſich in Wäldern und Geſtraͤuchen auf, um daſelbſt auf die kleinen Voͤgel zu flogen. Es jagt alleine ohne ſein Weibgen, welches in den Waͤldern auf bergigten Gegen⸗ den horſtet und fünf bis ſechs Junge ausbruͤtet. Außer dieſem Schmierlein, weiches wir beſchrieben und abgebildet liefern, giebt es noch eine Gattung davon, deſſen Abbildung Friſch auf der 89. Kupfertafel liefert, und welches auch Briſſon im J. Bande, Seite 382. befhrieben hot. Dieſes Schmierlein iſt wuͤrklich durch viel Kennzeichen von dem Schmierlein der Falkonte⸗ rer unterſchieden. Es ſcheint ſich ſogar mehr der Gattung des Küchenfalken zu nähern, wenigſtens nach der Abbildung deſſelben zu urtheilen, da wir es in Natur nicht haben zu Geſichte bekommen koͤnnen. Was uns aber in unſerer Muth⸗ maßung zu beftärfen ſcheinet, iR, daß die amerikaniſchen Vögel, die man uns uns ter dem Namen des Schmierleins von Cayenne *) (ſiehe die 447. illum nirte Tafel) und des Schmierleins von St. Domingo (ſiehe die 465. illuminirte Tafel) zuge⸗ ſchickt worden find, uns nur Abänderungen einer einzigen Gattung zu ſeyn ſcheinen. Es iſt auch wohl moglich, daß beyde Vögel blos nach dem Geſchlechte unterſchieden find; ) Daher heißt das Maͤnngen, wie ſchon anderswo angeführt worden iſt, im Fran zö⸗ ſiſchen Piercelet, in der deutſchen Jager⸗ und Falkonierſprache aber der Taͤrz. Anmerk. d. Ueberſ. 7) Der Ritter von Linne macht taraus eine beſondre Gatlung. Faieo (parverius, cera lutea, capite fuſco, vertice abdomine.- que rubro, alis c. eruleſcentibus. Lian. S. N. XII. pag. 128. n. 20. Aefalm bas line: is. Cate, b. I. t. 5. Anmerk. d. Ueberk vin. Das Schmierleim 35 find; beyde aber ſehen dem Schmierlein, welches Friſch beſchreibet, fo ahnlich, daß man ſie fuͤr ſehr benachbarte Gattungen halten muß. Jedermann, welcher beyde aufmerkſam betrachtet, wird das europäifche und amerikaniſche Schmierlein, welche mit einander fo nahe verwandt find, mit dem Kirchenfalken ähnlicher, als mit dem Schmierlein der Falkonierer finden. Es iſt daher wahrſcheinlich, daß dieſe Gattung von einem feſten Lande in das andere gekommen if. Der Ritter von Linus führet die Kirchenfalken unter den ſchwediſchen Vögeln an, und ſaget doch nicht, daß man daſelbſt auch Schmierlein findet; ein Umſtand, der unſre Muth» maßung noch mehr beſtaͤtiget, daß dieſes ſogenannte Schmierlein der Naturforſcher nur eine Abänderung oder hoͤchſtens eine ſehr benachbarte Gattung mit der Gattung des Kirchenfalken iſt. Man koͤnnte ihr ſo gar einen beſondern Namen geben, um fie von dem Schmierlein der Falkonierer oder von dem Kirchenfalken zu unterſchei⸗ den, und dieſes müßte vermuthlich der Name ſeyn, den man ihm auf den antilli⸗ ſchen Inſeln giebt: „Das Schmierlein,“ ſagt der P. du Tertre, „welches die Ein. „ wohner dieſer Gegenden Gry Gry nennen, weil es im Fliegen gry gry ſchreiet, „ iſt ein anderer kleiner Raubvogel, der nicht viel größer, als ein Krammetsvogel „iſt. Alle Federn auf dem Ruͤcken und in den Fluͤgeln find roth, und ſchwarzge⸗ „fleckt; das untere Theil des Bauchs iſt weiß und wie Hermelin gefleckt. Der „Schnabel und die Faͤnge find feiner Größe angemeſſen. Dieſer Vogel jagt nur „ kleine Eydexen und Heuſchrecken, zuweilen auch junge erſt ausgekrochene Hühner. „Ich habe ihm oft dergleichen abgejagt; die Henne vertheidigt ſich wider ihn „ und ſchlagt ihn in die Flucht; die Einwohner eſſen 805 ob er gleich nicht ſehr „fett iſt. 1 Die Aebnlichkeit des Geſchreyes dieſes Schmierleins, welches der P. du Tertre beſchreibt““), mit dem Geſchrey unſers Kirchenfalken iſt noch ein Beweis für die Nachbanſ haſt dieſer beyden Gattungen. Man kann, duͤnkt mich, ziemlich gewiß daraus ſchließen, daß alle Vögel, welche von den Naturforſchern unter dem N ſnen des europaͤiſchen, caroliniſchen oder cayenniſchen, domingiſchen oder antilliſchen Schm er ins beichrieben werden, nur eine Abaͤnderung in der Gat⸗ tung des Kir chentalkens ſind, welcher man zum Unterſchiede von dem gemeinen Kü chenfalken den Namen Gry Gry beylegen Fünnte, J 3 i 8 Zuſite 0 En“ de a par du Tertte, Tom welches dem gry gry, wovon das Schmier⸗ II. p lein er autilliſchen Infeln den Namen bes 5 84 Kirche nfalke ſchreiet pry pry kommen hat, fehr aͤhnlich iR; 46 1 Hiſorie der Natur. \ a a 1 Zuſaͤtze zur Geſchichte des Schmierleins. RN Das Schmierlein iſt der kleinſte Raubvogel unter dem Falkengeſchlechte, es geholt aber doch noch zu dieſem Geſchlechte, wir mögen es nach dem Ritter von Linné oder dem Herrn von Buͤffon annehmen, und entweder den von jenem feſtgeſetzten aͤußerlichen Merkmalen folgen, oder, wie dieſer, auf die Naturtriebe, die Nahrung, den Flug, den Muth und Lebhaftigkeit ſehen. Dieſes giebt vor⸗ trefliche Gelegenheit, den weiſen Gang der im ununterbrochenſten Zuſammenhange hertr lichen Natur zu bewundern. Wir find von dem ſtarken Adler, von den rieſenmaͤ⸗ ßigen Geyern durch eine Reihe von raͤuberiſchen, theils edlen, theils unedlern Ges ſchoͤpfen zu kleinern Raubvögeln herabgeſtiegen. Die Größe trug zu ihrem Muthe -und zu der Art ihren Raub zu verfolgen wenig bey. Der Greif, ein Vogel, der den Adler an Größe uͤbertrift, nahrte ſich von Aeſern, und toͤdtete auch das kleinſte Thier nicht. Der Steinfalke und das Schmierlein, in der Groͤße der Kram⸗ metsvdgel, nehmen es mit Thieren auf, die größer als fie ſelbſt find, und find da. her, wenn fie auf ein Rebhuhn ſtoßen, muthiger und ſtärker als ein Adler, der ein Schaf mit ſich fortfuͤhret. Man ſieht in der Natur immer zwey Enden, die mit Erſtaunen erweckender Weisheit in ein zuſammenhaͤngendes Netz verwebt ſind. Hier ſehen wir einen heldenmüthigen Pygmaͤen, dort einen feigherzigen Giganten, und beyde gehören zu einer Ordnung oder Klaſſe, und werden durch die wechfelfeitigen ianerlichen oder aͤußerlichen Eigenſchaften, durch den Bau ihrer Organen, oder die Beſchaffenheit ihrer Triebe zuſammen gekettet. Nun geht es die Leiter herab zu kleinern Geſchoͤpfen, die aber bey der geringen Größe ihrer ohnmaͤchtigern Mitges ſchoͤpſe, immer den Muth der groͤßern und ſtaͤrkern haben. Wir kommen auf das Geſchlecht der Meuntödter, von denen der Ritter von Linné ſagt: Accedunt Ac- zipieribus laniena, Päcis moribus, Paſſeribus ſtatura, adeoque tanquam inter hos medii. S 303° Ze TO . 2 c ( Von den Neuntödtern Een OD dieſe Vögel ſchon klein, von zartem Körper und ſchwachen Gliedern find, fo muß man ſie doch wegen ihres breiten, ſtarken und gekruͤmmten Schnabels und wegen ihrer Begierde Fleiſch zu freſſen, unter die Raubvogel und zwar unter die muthi⸗ Bon den Neuntoͤdtern. 47 muthigſten und blutduͤrſtigſten dieſer Ordnung ſetzen. Man muß ſich allemal wun⸗ dern, wenn man ſiehet, wie unerſchrocken ſich ein kleiner Neuntoͤdter wider die El⸗ ſtern, Kraͤhen, Kirchenfalken u. ſ. w, welthes alle ſehr größere und ſtaͤrkere Voͤgel, als er ſelbſt ſi nd, vertheidiget. Ja er vertheidiget ſich nicht nur, ſondern er falle auch ſelbſt, und zwar allemal mit großem Vortheil an, RN wenn ein paar Neuntdͤdter die Raubvogel von ihren Jungen verjagen. Sie laſſen ſolche nicht nahe kommen, fondern ſobald fie fie nur erreichen koͤnnen, fo fallen fie ſie an; ſie ſto⸗ ßen mit großem Geſchrey auf fie, bringen ihnen gefährliche Wunden bey, und fchiae gen ſie mit ſo vieler Wuth in die Flucht, daß ſie ſich oft nicht getrauen wiederzukom⸗ men. So ungleich der Streit wider fo große Feinde iſt, fo geſchiehet es doch ſel— ten, daß die Neuntoͤdter den Kürzern ziehen oder von den Raubvoͤgeln fortgeführee werden. Oft aber fallen ſie zugleich mit dem Vogel, an welchen ſie ſich mit ihren Fangen fo feſte anhalten, daß der Streit erſt durch den Fall und den Tod des Neuntoͤdters und feines Feindes geendiget wird. Sie ſtehen daher bey den mu⸗ thigſten Voͤgeln in Achtung. Die Weyhen, die Sumpfweyhen, die Raben ſcheinen ſich eher vor ihnen zu fuͤrchten, und zu fliehen, als daß ſie ſie aufſuchen ſollten. Nichts in der Natur malt uns beſſer die Macht und die Rechte der Ta⸗ pferkeit, als wenn man dieſen kleinen Vogel, der nicht viel groͤßer, als eine Lerche it, mit Sperbern, Falken und allen andern Tyrannen der Luft in Geſellſchaft flie⸗ gen ſiehet, ohne ſie zu fuͤrchten; wenn man ſiehet, wie er ſelbige aus ſeinem Gebiete verjaget, ohne ſich vor ihrer Rache zu ſcheuen. Ob gleich die Neuntoͤdter ſich ges meiniglich von Inſekten naͤhren, ſo ziehen ſie doch das Fleiſch vor. Sie verfolgen alle kleine Voͤgel im Fluge, man ſiehet fie junge Rebhuͤhner und Hafen fangen, und die Droſſeln, Amſeln ung alle andere Voͤgel, die ſi ch in Schlingen oder Netzen ge⸗ fangen haben, muͤſſen ihnen gemeiniglich zur Beute werden. Sie ergreifen ſie mit ihren Faͤngen, hacken ihnen den Kopf mit dem Schnabel auf, druͤcken ihnen den Hals zu und verdrehen ihn, und wenn ſie ſolche erwuͤrgt und getoͤdtet haben, rupfen ſie ſie, um ſie zu freſſen oder mit Bequemlichkeit in Stuͤcken zu Bei und in ihr Neſt zu fragen, Das Geſchlecht 1 Voͤgel beſtehet aus ſehr n Gattungen, davon wir aber die einheimiſchen nur auf dreye einſchraͤnken koͤnnen. Die erſte Hanptaat: tung iſt der graue Meuntödter, die andere der rotbe Neuntddter, und die dritte der kleineſte Wuͤrger oder Neuntddter (P &corcheur). Jede von dieſen drey Gattungen verdient eine beſondere Beſchreibung und begreift einige Abänderungen, die wir zugleich anzeigen werden. Zuſaß. 48 Hiſtorie der Natur. Zu ſa tz. 1 lein nennt dieſe Vögel Wuͤrgengel, Wrangengel oder Wrangel. Wuͤrger wollte ich ſie hier nicht gerne nennen, da ich unter den Falken den Schwim⸗ mer, Falco lanarius Linn. mit dieſem Namen belegt habe. Ich habe alſo die Benennung Meuntddter gewählt, ein Name, der unter den Landleuten und Jͤͤgern für dieſes Geſchlecht ſehr gewohnlich iſt, und daher kommen ſoll, weil fie mehrere kleinere Thiere hintereinander toͤdten, und wohl neun oder mehrere Schlacht⸗ opfer ſammlen, ehe fie eins verzehren. Dieſer ſowohl als der engliſche Name But- eher - bird und die fateinifchen und franzoͤſiſchen Benennungen ſcheinen ihnen ih⸗ rer Raubbegierde wegen beygelegt worden zu ſeyn. Ge ne dd!!! nn —— u, — — — — I. Der graue Neuntödter (la Pie Grieche grife), * Siehe die 445fte illuminirte Kupfertafel. * 2 8 hiaſer Neuntddter iſt in den franzoͤſiſchen Provinzen ſehr gemein und fcheint 5 unſerm Himmelsſtriche eigen zu ſeyn, denn er bringt auch den Winter bey uns zu und verläßt unfere Gegenden niemals. Im Sommer haͤlt er ſich in Gebüs ſchen und auf den Gebirgen auf, und im Winter begiebt er ſich auf die Ebenen nahe an kathe, Warkengel oder Wuͤrgen gel Neun⸗ toͤdter, Neunmoͤrder; polmich, d’Zierzba, Strokos, Wierky; ſchwediſch, Warfogelz engliſch, Butcher- bird, Adderbird, Mata- ) Der größte aſchgraue Würgengel. Klein. Der große europaiſche Neuntoͤdter, der Waͤch⸗ ter — Lunius exeubiter, cauda cuneiformi lateribus alba, dorfo cano, alis nigris macu- da alba. Linn. S. N. XII. p. 135. n. Ii. Anmerk. des Ueberſ. 7 Griechiſch, Korvaw; lateiniſch, La- aius; italieniſch, Gaza ſperviera, Falco- nello, Oreſto, Caſtriea, Verla; ſavopiſch, Montagalle, Arneat; burgundiſch, Pou- cheri oder Bouchari, welches von dem en⸗ gliſchen Boutcher, Boutchery, herkommt; deutſch, Dornkretzer, Dorntreter, Wal gaſſe — Lanius cinereus. G sn. Av. pag. 79. cum icone foeminse Grande Pie.grieche, Belon Hiſt. naturelle des Oiſeaux pag. 126. fig. pag. 127. — Caftrica palumbina, Olina pag. 4. mit einem Kupfer — Grand Ecorcheur cendr& Albin. Tom. II. pag. 9. mit einer illu⸗ minirten Kupfertafel, Tafel XIII. — Lanius medius ſeu fecundus. Pica mediae magnitu- dinis, Frifch T. LX. Icones maris et ſotwinas. - I. Der graue Neuntoͤdter. 49 an den Haͤuſern. Er horſtet auf den hoͤchſten Bäumen in den Hoͤlzern, oder auf der Erde auf den Bergen. Sein Horſt beſtehet äußerlich aus weißem Moos, das mit langem Graſe durchzogen iſt, und innerlich iſt er ſehr gut mit Wolle ausgefüͤt. tert. Er ſtehet gemeiniglich auf einem Aſte, der zwey oder drey Zweige hat. Das Weibgen iſt von dem Maͤnngen nicht durch die Größe, ſondern blos durch die Farbe der Federn unterſchieden, die bey dem erſtern lichter, als bey dem letztern ſind. Es leget gewöhnlicher Weiſe fuͤnf oder ſechs, zuweilen ſieben auch acht Einer, ohn⸗ gefaͤhr ſo groß, wie die Eyer der Droſſel. Es naͤhret feine Jungen die erſten Ta. ge uͤber mit Raupen und andern Gewuͤrmen, bald darauf aber füttert es ſie mit Elels nen Stücken Fleiſch, die ihnen das Maͤnngen mit bewundernswuͤrdiger Sorgfalt und Fleis bringe, Anſtatt daß andere Raubvogel ihre Jungen aus dem Reſte ja: gen, ehe fie fich ſelbſt verſorgen konnen, fo verſorget der Meuntödter die ſeinigen in ihrer erſten Jugend und ſo gar dann noch, wenn ſie ſchon erwachſen ſind. Die Familie trennet ſich nicht, man ſiehet ſie den ganzen Herbſt und auch den Winter über zufammenfliegen, ohne daß fie ſich mit den andern Neuntoͤdtern in großen Schaaren verſammlen. Jede Familie macht eine kleine Geſellſchaſt für ſich aus, die gemeiniglich aus den beyden Alten und fuͤnf oder ſechs Jungen beſtehet, welche alle an ihren Schickſalen gemeinſchaftlichen Antheil nehmen, friedlich zuſammen leben und mit einander jagen, bis die Empfindung oder das Beduͤrfniß der Liebe, welchen jede andre Empfindung weichen muß die Bande dieſer Neigung zertrennet und die Kine der ihren Eltern entreiſſet. Keine Familie der Neuntoͤdter trennet ſich alſo in keiner Abſicht, als um andere hervorzubringen. Man kann die Neuntddter leicht von weitem erkennen, weil ſie nicht nur nach der Brutzeit in ſolchen kleinen Schaaren fliegen, ſondern auch an ihrem Fluge ſelbſt, der weder gerade, noch ſchief in einerley Höhe, ſondern wechſelsweiſe aus der Hoͤhe in die Tiefe und aus der Tiefe in die Höhe mit großer Geſchwindigkeit geſchiehet. Sie verrathen fi) aber auch, wenn man ſie nicht ſiehet, durch ihr ſcharfes Geſchrey: trui, trui, das man ſehr weit höret, und das fie auch a von ſich geben, wenn fie auf den Gipfeln der Bäume ſitzen. In diefer erſten Gattung giebt es eine Abänderung 5 Größe und eine Abaͤn⸗ derung der Farbe. Wir haben im Kabinet einen italieniſchen Neuntoͤdter, der von dem gemeinen nur durch rothe Federn auf der Bruſt und am Bauche unterſchie⸗ den 0 Auf den Alpen findet man ganz we Neuntoͤdter ), und dieſe ſind ſo wie ) Siehe die inuminirte Kupfertafel Re. %) Lanius albus. Aldrov. Av. Tom. I. pag. 39. Fig. I. 357. 1. Th. II. Band. G re so Hiſtorie der Harte) 2 wie die bothgefärbten ı von einerley Größe mit dem grauen Neuntödter, 5 vat nicht viel größer, als eine Weindroſſel) (Mauvis oder Grive - M viette **) if. In Deutſchland und der Schweiz giebt es noch größere Neun⸗ toͤdter, welche einige Naturforſcher unter eine beſondere Gattung haben bringen wollen. Allein unter dieſen Vögeln iſt kein anderer Unterſchied, als die Groͤße, welche ſich wohl nach der Nahrung, d. i. nach der Fruchtbarkeit und Unfruchtbar⸗ keit der Lander, darin fie ſich aufhalten, verändern kann. Man darf ſich daher nicht wundern, wenn die Größe in noch entferntern Gegenden, als: Amerika, Afrika und Indien noch mehr Abaͤnderungen leidet. Der Neunkoͤdter aus Eoniftana *) (ſiehe die 47öſte Kupfertafel Fig. II.) ik mit dem europaͤlſchen grauen Neun⸗ toͤdter, fo wie mit dem italieniſchen ganz einerley, und man würde gar keinen Lin« terſchied unter beyden bemerken, wenn er nicht etwas kleiner und an den obern Theilen des Körpers dunkler gefärbet wäre, Der Neunkoͤdter des Vorgebirges') der guten Hofnung! ), (ſiehe die 475ſte illuminirte Kupfertafel Fig. I.) der graue fenegallifche Meuntödter ?), (Ta⸗ ſel 297. Fig. 1.) und der blaue Neuntoͤdter von Madagaſcar) (Taf. 298, Fig. I.) ) Lanius maior. Gesner Av. pag. 58f. cum icone. Pica cinerea ſeu Lanius maior Friſeh Tab. LIX. Maͤungen und Weibgen. 8 5 Dieſe Art Neuntodter iſt von der er⸗ ſten in der Groͤße und Dicke und darinne un⸗ terſchieden, daß ſie auf den Schultern und oben auf den Flügeln röthlichte Federn hat. Weil aber dieſer Neuntoͤdter in allen uͤbrigen mit der gemeinen Gattung uͤbereinkommt, ſo ſcheinen uns dieſe kleinen, vielleicht weder all⸗ gemeine noch beftändige Abweichungen, nicht hinlaͤnglich, eine abgeſonderte und eigene Gat⸗ tung daraus zu machen. ) Lanius Ludouicianus eauda ee cinereus, remigibus nigris baſi, re&trieibus- que apice albis. Linn. S. N. XII. p. 134 n. 6. Anmerk. des Ueberſ. 3) Lanius collaris, cauda cuneiformi, cor- pore nigro, ſubtus albo, remigibus primori- bus apice albis, Linn. S. N. XII. p. 35. n. 9 5 Anmerk. des Ueberſ. zes) Hieher muß man auch den oſtindi⸗ ſchen Vogel rechnen, den die Englaͤnder, die ſich auf der bengaliſchen Kuͤſte aufhalten, Dialbird (die Sonnenuhr) nennen, und wel⸗ chen Albin. Tom. III. pag 8. das Maͤnngen ſind tab. 17. und das Weibgen tab 18. vorge⸗ ſtellet hat. „Dieſer Weuntoͤdter,“ fast er, „ iſt beynahe von der Groͤße unferer grauen „Gattung, bat einen ſchwarzen Schnabel, „ an deſſen Winkeln gelbe Flecken, ein gel⸗ „bes Regenbogenhaͤutgen im Auge, brau⸗ „ne Schenkel und Füße. Das Minngen "it auf dem Kopfe, am Halſe, auf dem „Rüden, am Buͤrzel, oben auf dem „Schwanze, auf den Schultern, auf der „Kehle und an der Bruſt ſchwarz; der Bauch, „die Seiten, und die Sedern unter dem „Schwanze weiß; alle Schwanzfedern ſind „von einer Laͤnge, oben ſchwarz und un en „weiß. Das Weitgen iſt von dem Maͤnn⸗ „gen nur durch die dunklern Farben der Fe⸗ „bern unterſchieden.“ 7) Lanius Senegallus grifeus, ſubtus albi-⸗ dus, vertice faſciaque oculari nigris, rectrĩ- cibus nigris apice albis. Jun 8. N. x, pag. 137. n. 21. Anmerk. des Ueber $) Lanius Madagofcarienfis einereus, ſub- tus albidus, loris nigris, reckrieibus rufeſcen- tibus. Magnitudo pafleris. Linn. 8. N. XII. pag. 137. n. 22, Anmerk. d. Ueberſ. A * I. Der graue Neuntoͤdter. 51 find auch drey ſehr benachbarte Abaͤnderungen, welche alle zu dem grauen euro⸗ päifchen Neuntddter gehören. Der vom Vorgebirge der guten Hofnung un⸗ terſcheldet ſich vom europaͤiſchen nur durch die ſchwarzbraune Farbe der untern Theile ſeines Koͤrpers. Der ſenegalliſche iſt an eben dieſen Theilen hellbraun, und der von Madagaſcar ſiehee daſelbſt ſehr ſchoͤn blau aus. Da aber dieſer Unter⸗ ſchied blos in den Farben der Federn beftehet und alles übrige einerley iſt, ſo kann man aus dieſen Voͤgeln deswegen keine von den gemeinen Neuntoͤdtern 9.11 dene Gattungen machen. Wir koͤnnen viele Beyſpiele eben ſo betraͤchtlicher Fa veränderungen bey andern Voͤgeln fo gar in unſerm Himmelsſtriche anfuͤhren, wie viel mehr müffen- dergleichen Abweichungen in ganz verſchiedenen und von einander entfernten Himmelsſtrichen ſtatt finden! Der Einfluß der Luft zeiget ſich durch Aehn⸗ lichkeiten, welche aufmerkſame Beobachter nicht unbemerkt laſſen. So finden wir z. B. daß der fremde Neuntdͤdter, der dem italieniſchen am nächſten kommt, der Neuntoͤdter von Louiſiana iſt; denn die duft unter dieſen beyden Himmelsſtrichen iſt ziemlich gleich. Im Gegentheil finden wir, daß die Gattungen von dem Vor⸗ gebirge der guten Hofnung, von Senegall und Madagaſcar, der italteni⸗ ſchen weniger aͤhnlich find, weil die Luft unter dieſen ae ganz anders als in Italien beſchaffen 5 5 Eben dieſes gilt von dem Himmelsſtriche i in Cayenne, wo der Neuntödter bunte Federn oder laͤnglichte braune Flecken annimmt. Da aber auch dieſer mit un⸗ ſerm grauen Neuntödter einerley Größe hat, und ihm in allen Stuͤcken aͤhnlich iſt, fo haben wir ihn, wie uns duͤnkt, mit Grunde unter dieſe Gattung gebracht. 5 Zuſatz zur Geſchichte des a. Aer N Di einzige Buͤffoniſche Gattung begreift fünf Linneiſche Arten unter ſich, die Herr von Buͤffon alle für bloße Abaͤnderungen der von ihm angegebenen Gattung haͤlt. Vor der zwoͤlften Ausgabe des Syſtems, hat der Ritter von Linné den Lanius excubitor für einen Ampelis gehalten, und ihn coeru- lefcens genennt; in der letzten Ausgabe aber hat er ihn unter die Meuntöbter ge. ſetzt. Er iſt in Deutſchland ſo haͤufig als in Frankreich anzutreffen, und fuͤhrt un⸗ ter dem Landvolke und den Jaͤgern, außer dem Namen Neuntddter, auch die Be⸗ nennung rück oder Kriekelſter, weil er von einer Elſter viel ähnliches hat. Er bleibt auch den Winter uͤber bey uns, wie in Frankreich f und ftöße auf Lerchen, G 2 f Anfeln, Hiſtorie der Natur. Amſeln, Droſſeln, Wachteln u. J. w. tragt fi aber dle wenigen male me fi fort. * fie zu berücken, weis er die meiften Sun der Voͤgel dani ge lich nachzumachen. 4 5 U. Der rothe Reuntödter (la Pie ‚Grieche rouſſe) * Siehe mine Sabine Tafel 9, Fig. Il. das Maͤnngen, und Safe N gr. 5 I. das Weibgen. Hr rothe Neuntödter iſt etwas kleiner als der graue, und an dem rothen Fleck auf dem Kopfe, der gemeiniglich ſchwarzroth, zuweilen auch hellroth iſt, ſehr kenntbar. Man muß auch bemerken, daß er weißgraue oder gelblichte Au⸗ gen hat, da der graue Neuntödter braune Augen hatte. Sein Schnabel und Schenkel find auch ſchwaͤrzer. Die Naturtriebe dieſes rothen Neuntöͤdters find beys nahe eben fo, wie bey den vorigen. Beyde ſind gleich kuͤhn und gleich boßhaft. Was aber doch beweiſet, daß es zwey verſchiedene Gattungen find, iſt, daß jener das ganze Jahr über im Lande bleibt, da hingegen der andere unſere Gegenden im Herb: fe verläſſet und erſt im Frühling zurüce kommt. Die ganze Familie, die ſich, wenn fie das Neſt verlaͤſſet, nicht trennet, ſondern beſtaͤndig beyſammen bleibet, ziehet im Anfange des Septembers fort, ohne ſich mit andern Familien zu vereini⸗ gen oder auf einmal weit zu fliegen. Sie fliegen immer nur, auch ſelbſt wenn ſie fortziehen, von einem Baume zum andern. Sie bleiben den Sommer über in un⸗ den ) Der rothkoͤpfigte Würger. Hallens Voͤ⸗ gelh. S. 223. n. 160. Der Roth Rothkopf. La- nius, pectore, sula, et ventre niveis. Der kleine roſtige Neuntoͤdter. Kleins Voͤgelhiſt. 102. n 4.— Müllers Naturſyſt. S. 113. Der Finkendeißer. Korxupun ; engliſch, Word Chat, die Waldkatze, weil er die Feldmaͤuſe ſaͤngt. Anmerk. d. Ueberſ. u. NN. ) Collurionis primum genus. Aldrov, Av. Tom. I. pag 389. cum icone maris E cor- cheur 3 tete rouge. Albin. Tom. 1 P- 10 mit einer Fig. des Maͤnngens Tab. Petit E’corcheur femelle. Iden ibid. . XV. die Abbildung des Weibgens — Pica mi- nima; Lanius minor ſ. tertius. Friſeb Tab. LXI. Maͤnngen und weibgen — Ampelis dorfo grifeo macula ad oculos longitudinali (foemina) Linn. Faun. Svec. tab. II. No. 180.— Lanius rufus. La Pie -griéche rouſſe. Briffon Tom. II. pag. 147. U, Der rothe Neuntödter. 53 fern Gegenden und horſten auf einem dickbewachſenen Baume; dahingegen der graue Neuntdͤdter zu dieſer Jahreszeit ſich in dem Gebüſche aufhält und erſt alsdenn in die Ebenen kommt, wenn der rothe Neuntodter weggezogen if. Man verſichert auch, daß dieſer unter allen Meuntoͤdtern der beſte und allein zum Eſſen tauglich ſey “). d ; Das Männgen und Weibgen find beynahe von einer Größe, in den Far⸗ ben aber fo unterſchieden, daß fie wie verſchiedene Gattungen ausſehen. Wir vers weiſen hierinne auf die illuminirten Kupfertafeln, die wir angefuͤhret haben, und die man hieruͤber vergleichen muß. Wir muͤſſen nur noch bey dieſer und der folgenden Gattung anfuͤhren, daß beyde ihren Horſt ſehr kuͤnſtlich und reinlich beynahe von eben den Materialien bauen, deren ſich der graue Neunkoͤdter bedient. Das Moos und die Wolle find fo mit kleinen Wurzeln, feinem Graſe und ſchlanken Zwei⸗ gen von kleinen Bäumen geflochten, daß dieſer Bau wie ein Gewebe aus ſieht. Sie bringen gemeiniglich fuͤnf oder ſechs Eyer, zuweilen auch mehr e welche weiß und braun oder gelb gefleckt ſind. Zuſatze zur Geſchichte des rothen Neumtödters. g De Ritter von Linné ſcheint dieſe und die folgende Buͤffoniſche Gattung nicht unterſchieden zu haben. Er hat beyde unter die Species Lanius col- lurio gebracht, und die 60ſte Kupfertafel des Friſch eitirt, weil er beyde Gattuns gen für Männgen und Weibgen Einer Gattung angeſehen hat. Indeſſen wiſſen die Jaͤger und Landleute ſehr gut, daß es dreyerley Arten von Meuntödtern in uns fern Gegenden giebt, die ſich nicht mit einander begatten, und alſo ſpecifiſch von einander unterſchieden find, Der rothe oder mittlere Neuntoͤdter naͤhrt ſich von Finken, Maͤuſen, und Inſekten, welche letztern er, nach Herr Prof. Müllers und Taͤnzers Meynung, an die Stacheln der Dornhecken anſpießen und dann zuſam⸗ men verzehren ſoll. Der Ritter von Linné ſagt uns, er hacke kleinern Boͤgeln das Gehirn aus, und ſey ihr Affe, welches ſich auf ſeine Gewohnheit bezieht, auf einem Fuße ſtehend und mit der Kralle des andern den Raub haltend zu freſſen. Lanius minor rutilus, ad cibum aptior eit delicatus et falubris, Schwenkfeld Theriotrop. Sileſ . 292. G 3 III. Der 7 Hiſtorie der Rutur. x III. Der kleinſte Neuntödter⸗ 0 I "Boot. cheur ). — S. illuminirte Kupfertafel No. 31. fig. 2, und No. 475. Ig. 1. S iefer Vogel iſt etwas kleiner, als der rothe Neuntoͤdter, und iſt ihm in den Naturtrieben ziemlich ahnlich. Er kommt, wie jener, im Früͤhlinge zu uns, macht ſeinen Horſt auf Baͤumen oder in Stauden auf dem Felde, niemals aber in den Waͤldern. ret ſich gewöhnlicher Weiſe von Inſekten, Er geht mit ſeiner Familie im Monat September fort, nähe verfolgt aber auch die kleinern Voͤgel, ſo daß man keinen weſentlichen Unterſchied unter ihnen finden kann, die Größe und die Vertheilung der Farben ausgenommen, Männgen und bey dem Weibgen immer verſchieden zu ſeyn ſcheinen. welche in beyden Gattungen bey dem Da aber doch zwiſchen dem Männgen und Weibgen dieſer Gattungen die Farbe noch verſchiedener iſt, als unter den Gattungen ſelbſt, ſo kann man mit gutem Grunde dieſe Voͤgel bloß als Abänderungen anfehen und den rothen, den kleinen und den bunten Neun⸗ toͤdter) “), den einige Maturforfcher abermals zu einer beſondern Gattung gemacht haben, da er doch wohl das Weibgen unſers kleinſten Neuntodters ſeyn dürfte, unter eine Gattung vereinigen. Unſere illuminirten Kupfertafeln werden, wenn man fie zuſammen vergleichet, dieſe Vermuthung rechtfertigen. *) Der rothgraue kleinſte Würger. Sal⸗ lens Voͤgel S. 224. Der kleineſte bunte Wrangengel. Dorntreter. Klein Vogelhiſt. S. 102. n. 2. Anmerk. d. Ueberſ. *) Petite Pie - gritcke, Pie: efcrayere, Pic- ancrouelle. Belon Hiſt. natur. des oifeaux, p 128. et Portraits d' oifeaux p. 21. Collu- rionis parui tertium genus. Aldrov. Av. Tom. I. p 390 cum icone. Merulae congener alia. Ebend. T II p. 625. mit noch einem Kupf. Ampelis dorſo grifeo, macula ad oculos lon- gitudinali. Linn. Faun Suec. n. 180. mit der Vorſtellung des Maͤnngens. Der Archiater hat hier faͤlſchlich den vo⸗ Dieſe rigen und hier angezeigten Yleuntödter als Weibgen und Maͤnngen von einerley Gate tung angenommen — Petit Ecoreheur Albin. Tom. II. p. 10. Pl. XIV. Collurio P ‚E’cor- cheur, Briſſi ornith. tom. II. p. 151. Anm. des verf. 2) Der ſingende] Rohrwrangel. Klein Vogelhiſt. S. 103. Lanius arundinum — Vom Ritter iſt er vermuthlich auch zum vo⸗ rigen gerechnet worden. Anm des Ueberſ. * Collurionis parui ſecundum genus. Aldrov. Av. tom. I. pag. 390 cum icone - —— Collurio varius. L' E’corcheur varie, Briff: tom. II. p. 54. An praecedentis foemina? Idem ibidem p. 158. 1 ul. Der kleinſte Netintödrer. 55 Diefe beyden Gattungen der Neuntoͤdter und ihre Abänderungen horſten uͤbri⸗ gens unter unſerm Himmelsſtriche, und man findet ſie auch in Schweden ſo gut, als in Frankreich. Wir konnen daher vermuthen, daß ſie auch in die neue Welt kommen konnten, und daß die ausländifchen Gattungen dieſes Geſchlechts, die ro— ihe Farben auf ihren Federn haben, bloße Abänderungen des kleinen Neuntoͤdters ſind, und das um ſo viel mehr, da ſie nach ihrer Gewohnheit, immer aus einem Himmelsſtriche i in den andern zu gehen, ſich leichter an einen entfernten Himmels⸗ ſtrich gewöhnen konnten, als unſer einheimiſcher Neunköͤdter. . Nichts beweiſet beſſer, daß dieſe Voͤgel unſerer Länder in heißere Himmels gegenden ziehen, um den Winter daſelbſt zuzubringen, als der Umſtand, daß man fie in Senegall wiederfindet. Herr Adanſon hat uns den rothen Neuntödter von daher zugeſchickt, den wir auf der 475. Kupfertafel fig. 2. vorgeſtellet haben, und der mit unſerm europaͤiſchen rothen Neuntdͤdter völlig einerley iſt.) Es iſt uns auch noch ein Neuntoͤdter aus Senegall zugeſchickt worben, (f. die 479. illum. Tafel) und dieſer ift wieder blos eine Abänderung der Gattung, denn er iſt blos durch die Farben des Kopfes, welche ſchwarz ſind, und durch einen etwas laͤn⸗ gern Schwanz unterſchieden; Merkmale, die nicht unterſcheidend genung ſind, um ihn zu einer beſondern Gattung zu machen. So gehet es auch mit dem Vogel, den wir den philippiniſchen Neuntdd⸗ ter) nennen, ) (ſ. die 476, Kupfertaf. fig 2.) und eben fo mit dem Neun⸗ 70 ir Lanius Barbarus Linnci? 8. N. XII. 7. n. 18. Anmerk. d. Heberf. +) Dieſes zit der Lanius ecriſtatus, cauda forficata corpore nigro — eoerulef:ente abdo- mine albo. Lius S. N. XII. p. 134. n. 3. 9) Diefer Vogel ſcheinet uns mit dem rothen gehaͤubten Neuntödter des Ed⸗ wards einerley zu ſeyn, den er tom II. rab, 54. (Seligmann HI.) beſchreibt. „Dieſer Vogel,“ ſagt er, „heißer in Ben⸗ 2 „galen Chara, und iſt von unſern Neuntoͤd⸗ „tern nur durch einen Federbuſch unterſchie⸗ „ den. 4 en e ebe je ſehr un: beträchtlich, denn es iſt kein wahrer Feder⸗ buſch, ſondern blos eine Menge Federn, die ſich wie bey dem Specht, wenn er zornig iſt, aufborſten, und von denen Edwards ſelbſt faget, er habe ſie blos an todten Voͤgeln ge⸗ ſehen. Solchergeſtalt iſt es wohl moͤglich, daß dieſer ſogenannte Federbuſch durch ein Neiben vor oder nach dem Tode des Vogels * € od aufgerichtet worden iſt, welches ihn von ek nem wahren Federbuſche unterſcheidet. Zum Beweis deſſen dienet, daß man einen aͤhnli⸗ chen Federbuſch auf dem ſchwarzen und weißen Neuntodter ) von Surinam er⸗ blicket, den Edwards im 1 Theile p. 35. Tafel 226 (Seligm. VII tab. F.) gezeich⸗ net hat, und dennoch ficher man auf dem Vo⸗ gel dieſer Gattung, der ſich im Fönigl. Kabi⸗ net befindet, keinen Federbuſch. Wir muͤſſen daher muthmaſſen, daß dieſer ſcheinbare Fe⸗ derbuſch, oder vielmehr dieſe aufgeborſtenen Federn des Kopfes nur eine zufaͤllige oder au⸗ genblickliche Veranderung dieſer Federn find, die ſich nur aͤußert, wenn der Vogel zornig iſt. Wir können alſo unſere Meinung nicht verändern, daß bieſer bengaliſche Neun⸗ toͤdter nur eine Abaͤnder ung des europniſchen rothen oder kleinen Reumsdters ſey. ) Nach dem Ritter ib es ee Du cauda zotundats, corpore albo nigreque 1 fer- 56 Hiſtorie der Natur. todter von Louiſiana, (ſ. ebendaſelbſt Tafel 397.) die uns beyde aus fo ſo entf ten Gegenden zugeſchickt ſind, und die einander dennoch ſo nahe kommen, daß ſie einerley Vogel zu ſeyn ſcheinen, der wohl nur eine Abänderung unſers Ele den Neuntdͤdters, dem Weibgen deſſelben aber vollkommen ahnlich iſt. ah 2 Sufäße zur Geſchichte des kleinſten Weutidters. ü De Herr von Buffon geht in dem Geſchlechte der Neuntddter mehr 2 ingenbz wo vom Ritter von Linné ab. Dieſer hat weit mehr Gattungen, die je: ner alle für Abaͤnderungen dreyer Gattungen annimmt. Hieruͤber nun laßt ſich nicht ſtreiten, fo wie überhaupt in der Naturgeſchichte kein Streit ſchwerer und ver⸗ wickelter iſt, als der um Gattungen und Abaͤnderungen geführt wird. So ein Streit kann nicht anders entſchieden werden, als wenn man beobachtet, was fuͤr Noͤgel ſich mit einander paaren oder nicht. Man ſieht aber leicht ein, was für Schwierigkeiten ſo eine Unterſuchung ſchon bey unſern europaͤiſchen Voͤgeln mit ſich führe, und daß es faft eine Unmoͤglichkeit fen, die Sitten und das Geſchaͤfte der Be⸗ gattung inlaͤndiſcher Voͤgel mit Voͤgeln weit entlegner Laͤnder, ſogar in der neuen Welt zu vergleichen. Es iſt daher, wo nicht richtiger, doch gewiß allemal ſicherer, in einem willkuͤhrlichen Syſteme die ganz fremden Voͤgel unter beſondre Gattungen zu ſetzen, wenn die Aehnlichkeit nicht ganz einleuchtend iſt, und der Unterſchied in ganz leichten Abweichungen beſtehet. Der Unterſchied zwiſchen Maͤnngen und Weibgen iſt bey dem kleinen Neun⸗ tödter oder Dorntreter ſehr merkwuͤrdig. Herr D. Martini giebt ihn, in der berliniſchen Ausgabe des Buͤffon, in einem Anhange zu dieſem Artikel (Th. II. S. 201.) folgendermaſſen an: Das Maͤnngen hat einen pechſchwarzen Schnabel, über welchem an der Stirne eine fubtile ſchwarze Einfaſſung, auf beyden Seiten aber an den Backen, vom Schnabel bis zu den Ohren, kohlſchwarze breite Streifen wahrzunehmen ſind. Die aſchblaulichte Farbe des Kopfes erſtreckt ſich bis an den Ruͤcken, wo fie ſich in den ſchoͤnen hellbraunen Schild, welcher den Rüden und einen Theil von den Flügeln deckt, verliert. Auf die hellbraune Zeich⸗ nung folgt, gegen den Schwanz hin, wieder ia aſchblaue Schattirung, wie am Kopfe. Der etwas lange, aus zwölf Federn beſtehende Schwanz, iſt ſo be⸗ ſchaffen, daß die zwo mittlere ade ganz ſchwarz, die andern aber alle, bis über die enim fubfafeiato, Zinn, S. N. XII. p. 136. n. 16. Neuntoͤdter. mulers Naturf. II. E. 116. Ben⸗ Capitis pennae longiores albae, apice nigrae, Froft Naturgeſch. von Guiana ©. 92. der ſchwarz as dum erigit, criſtatus. Ibid. Der 9 und weiße ie von Guiana. Anmerk, d. Ueberf. Il. Der kleinſte Neuntoͤdter. 57 die Hälfte ſchneeweiß find, an den Enden aber einen breiten ſchwarzen Streif has ben. Die beyden aͤußerſten Federn find etwas kuͤrzer als die uͤbrigen. An den Fluͤgeln ſehen die langen Schwingfedern ſchwarzbraun aus, und haben oben bey den Spuhlen weiße Spiegel; die kuͤrzern, gegen den Leib zu, ſind mit braun ein⸗ gefaßt, die Deckfedern aber, vom Kiel an, ſchwarz, und an den Enden hellbraun. Unter dem Kinn iſt der Vogel ſchneeweiß, an der Bruſt aber das Weiße ſehr mit Roth vermiſcht, worauf wieder ganz weiße Federn folgen, die ſich bis untern Schwanz hinaus erſtrecken. Die Fuͤße ſind ſchwarzbraun, ohne ſcharfe Klauen. Das Weibgen hingegen iſt auf dem Kopf und Ruͤcken bis auf den Buͤrzel hellbraun, dieſer letztere aber iſt roͤthlicht. An den Federn auf dem Kopf und Rür cken erblickt man uͤberall nahe an den Enden ſchwaͤrzliche Queerſtreifen. Der Schwanz iſt durchaus braun, etwas ins Roͤthlichte fpielend. Die beyden aͤußer— ſten Federn haben eine zarte weiße Einfaſſung. An den Flügeln find die Schwing⸗ federn ſchwarzbraun, die kuͤrzern mit hellbraun gefaſſet, an den Enden weißlicht. Die Farbe der Deckfedern iſt wie bey den Ruͤckenfedern. Unten am Kinn iſt ein ſolches Weibgen dunkelweiß; auf der Bruſt, am Bauche und unter den Flu. geln ſind dieſe Federn gegen die Enden ebenfalls mit ſchwaͤrzlichen Queerſtreifen bezeichnet, die aber denen fehlen, die unter den Schwanz hinausgehen. Der Schnabel des Weibgens iſt bräunlich. Eben dieſe Farben haben auch die Fuͤße. An den Jungen, welche den Weibgen uͤbrigens vollkommen gleichen, pflegen die Fuͤße blau zu ſeyn. Der kleinſte Neuntoͤdter kann, wie beyde vorhergehende Meuntödter, den Geſang anderer kleinen Voͤgel ziemlich natuͤrlich nachmachen. Er kommt erſt ſpaͤt im Fruͤhlinge an, und nachdem er einmal geheckt hat, ſtreicht er zu Ende des Au⸗ guſts ſchon wieder fort, zu einer Zeit, wo alle ſeine Junge noch ungemauſtert ſi I welche hernach im Srühlinge ſchon gefaͤrbet wieder zurückkommen. M. 1. Th, U. Band. 1 ee ee, een 58 Hiſtorie der Natur. K — — 2 — — — green anno una an — en J Fremde Voͤgel, welche ſich den Neuntoͤdtern nähern. D Det Fin ga h. S ‚er Vogel aus Oſtindien, den man in Bengalen Fingah nennet, und wel chen Edwards“) unter dem Namen des indianiſchen Neuntoͤdters mit dem gabelfoͤrmigen Schwanze beſchrieben hat, iſt ohnſtreitig eine von allen andern Neuntoͤd⸗ tern verſchiedene Gattung. Wir uͤberſetzen hier das, was Edwards ſagt: „Die Geſtalt des Schnabels, die kleinen Haare an dem Anfange deſſelben, und die - Stärke der Schenkel hat mich bewogen, dieſen Vogel einen Neuntoͤdter zu nennen, ohngeachtet ſein Schwanz ganz anders, als bey andern Voͤgeln dieſes Geſchlechts gebildet iſt, bey welchen die mittlern Federn des Schwanzes die laͤngſten ſind, da wir fie bey dieſem Vogel kurzer, als die äußern finden. Dieſes macht, daß der Schwanz gabelfoͤemig wird. Sein Schnabel iſt dicke und ſtark, im Bogen ge⸗ kruͤmmt, beynahe wie bey dem Sperber, nur, im Verhältniß zu feiner Dicke, noch länger, weniger gekruͤmmt, und mit großen Naſenldchern verſehen. Der obere Theil des Schnabels iſt an feinem Anfange mit kleinen fleifen Haaren ums geben. Der ganze Kopf, der Hals, der Ruͤcken und die Deckfedern der Fit: gel find glaͤnzend ſchwarz und fpielen in das Blaue, Purpurfarbige und Grüne, nach— dem die Lichtſtrahlen auf ſie fallen. Die Bruſt iſt aſchfarbig, doch ſehr dunkel und ſaſt ſchwärzlich. Der ganze Bauch, die Schenkel und die Deckfedern im Schwanze ſind weiß. Die Fuͤße und die Klauen ſind ſchwarzbraun. Ich habe lange angeſtanden, ſetzet er hinzu, ob ich dieſen Vogel unter die Neuntoͤdter oder Aelſtern ordnen ſollte; denn er ſchien mir beyden Geſchlechtern ſehr benachbart zu u — 2) Der bengaliſche blaue Würger. Zallens coerulefcente, abdomine albo, Linn. S. N; Vogelh. S. 224. n. 164. Der Fingah aus XII. p- 4. n. 2. Mr Berigala. Kleins Vogelh. S. 103. Der M. u. d. Ueberſ. bengaliſche Scheerſchwanz. Müllers Naturſ. Th. II. S. 109. Lanius bengalenfis cauda *) Edwards Miſt nat, of birds, tom. II p. bifurca. Briff A I. p. 210. n 22. Laniuscec- 56, planche LV!. mit einer gut ausgemalten ruleſcens, cauda forfisata, corpore nigro- Figur. Seeligm. Th: III. c. 7. * sm — ae U Er 1 Fi a Der Fingah und indianifihe Rothſchwanz. 59 zu ſeyn, und mich duͤnkt, daß man aus beyden Geſchlechtern eins machen ſollte, da ſie beyde viel aͤhnliches mit einander haben. Ohngeachtet dieſes in England noch nie⸗ mand bemerket hat, fo ſcheiret man doch in Frankreich darauf auſmerkſam geweſen zu ſeyn, und dieſe Aehnlichkeit der Natur dadurch angezeigt zu haben, daß man ſie beyde les Pies nennet. a Zuſat zur Geſchichte des Fingah. Denon gehört unſtreitig unter die Meuntödter. Sowohl die Buͤffoniſchen als Einnéiſchen Merkmale beweiſen dieſes, denn er beſitzt fie alle, und alle Naturkenner halten ihn dafür, Der getheilte Schwanz iſt allerdings etwas befons deres an ihm, allein das iſt kein Merkmal des Geſchlechts, denn wir haben viele Voͤgel aus ganz verſchiedenen Geſchlechtern, die dieſe Bildung haben, und die nichts deſtoweniger die einzigen ihres Geſchlechts feyn, die damit begabt find, Zu den Aelſtern würde man ihn gar nicht rechnen koͤnnen, denn er hat einen ganz andern krummen Schnabel, und vibriſſas an demſelben, welches mir, ohngeachtet es der Ritter von Linne nicht angegeben hat, ein Hauptmerkmal des euntödtergeſchlechts zu ſeyn ſcheint. U a RT m m 7 _ 77017002... — — — 2) Der indianiſche Rothſchwanz. he Vogel aus Oſtindien, den Albinus *) unter dem Namen des bengalis ſchen Rothſchwanzes angezeiget und beſchrieben hat, iſt von der Groͤße des europaͤiſchen großen Neuntoͤdters. Sein Schnabel fällt aus dem Aſchfar⸗ bigen ins Braune, das Regenbogenhaͤutlein im Auge iſt weißlich, oben auf dem Kopfe und hinten an demſelben iſt er ſchwarz. Unter den Augen hat er einen hell⸗ H 2 rothen 1) Der indianiſche Rothſchwanz oder Bruſt⸗ 23. Lanius bengalenfis fuſcus. Brif Av. I. p. wrangel. Seeligmann Th VI. t. 85. Ruti- 206. M. u. d. Ueb. eilla bengalenfis Rouge queue des Indes Edw. x \ IV. t. 190. Der bengaliſche Neuntoͤdter. 8) Rouge · queue de Bengale, 4% in tom. III. Muͤllers Naturf. Th. II. S. 118. Lanius pag. 24 planche LVI. mit einer illuminirten Emeria, griſeus ſubtus albus temporibus Kupfert. — La Pie -griéche de Bengale. Briſſ. vropygioque rubris. Linn. S. N. XII. p. 137. n. tom, II. pag. 175. 6 60- ir Hiſtorie der Natur. rothen Fleck, der ſich in weiß endiget, und auf dem Halſe ftehen in der Rundung vier ſchwarze Flecken. Der obere Theil des Halſes, der Ruͤcken, der Buͤrzel, die Deckfedern auf dem Schwanze, auf den Flügeln, und auf den Schultern 5 ſind braun; die Kehle, die Bruſt, der obere Theil des Bauches, die Seiten und die Schenkel ſind weiß. Der untere Theil des Bauchs und die Federn un⸗ ter dem Schwanze haben eine rothe, der Schwanz eine hellbraune Farbe, und die Fuͤße und Klauen ſind ſchwarz. Zuſaͤtze zur Geſchichte des indianiſchen Rothſchwanzes. | | err von Buͤffon hat wider feine Gewohnheit die Edwardiſche Abbildung und Beſchreibung dieſes auslaͤndiſchen Vogels nicht angeführt. Herr D. Marti ni hat dieſem Mangel abgeholfen und in dem Anhange zu dieſem Artikel die ganze Beſchreibung eingeruͤckt, um zu beweiſen, daß Edwards bengaliſcher Roth⸗ ſchwanz mit Buͤffons und Albins Rothſchwanz einerley ſey. Der Schnabel, ſagt er, iſt am Urſprung dunkel, und nach der Spitze zu ſchwarz. Die Platte des Kopfes iſt mit langen, weichen, ſchwarzen Federn bedeckt, welche ruͤckwaͤrts lie. gen, und einen Schopf bilden, den der lebendige Vogel aller Wahrſcheinlichkeit nach aufzurichten vermag. Unter jedem Auge hat er einen ſcharlachrothen Fleck, une ten mit weißer Einfaſſung. Bruſt, Bauch, Schenkel und Kehle ſind weiß, die Seiten des Halſes und der Bruſt mit ſchwarzen Gedern bedeckt, u. ſ. w. — — ur am —— nn ee R ” 7 — eu — ——ͤ— — — uĩ 1 3) Der Langraien und der Tcha⸗ chert. Siehe illuminirte Kupfertafel No. 9. fig. 1. und No. 32, fig. 2. 2 Yer erſte dieſer Vögel ift uns aus den manillifchen Inſeln unter dem Na⸗ — men Langraien, und der andere aus Madagaſcar mit der Benennung Taha chert zugeſchickt worden. Man hat vielleicht beyde Voͤgel ſehr unſchicklich zu den Neunkdͤdtern ') gerechnet, da fie durch ein weſentliches Merkmal davon unterschieden find, weil ihre Fluͤgel, wenn fie ſich zuſammenlegen, fo lang als der Schwanz find; denn alle andere Neuntoͤdter und die auslandiſchen Voͤgel die . ; 1 wir X Briſſ tom. II. p. 180. und 195. Die Becardes oder der cayenniſche Neuntoͤdter. 6¹ wir dazu rechnen werden, haben verhaͤltnißmaͤßig kuͤrzere Flügel. Man dürfte fie alſo wohl mit Geunde fuͤr Voͤgel eines andern Geſchlechts halten. Allein da der Tcha⸗chert aus Madagaſcar unſerm grauen Meuntoͤdter, wenn man nur den Un⸗ terſchied in der Länge der Fluͤgel ausnimmt, ziemlich nahe kommt, ſo koͤnnte man ihn wohl für eine Mittelgattung halten, die zwiſchen unſerm Neuntoͤdter und dem Vogel aus den manilliſchen Inſeln die Schattirung machet; denn dieſen letztern iſt er noch ähnlicher, als unſerm Neuntoͤdter. Da wir auch außerdem kein Vogels geſchlecht kennen, unter welches wir dieſen manilliſchen Vogel mit gutem Grunde bringen koͤnnten, ſo ſind wir der Meinung der andern Naturkenner gefolgt, und nennen dieſen Vogel, fo wie den aus Madagaſcar, Neuntoͤdter. Doch glaubten wir unſere Zweifel uͤber die Richtigkeit dieſer Benennung beybringen zu müffen, N Eure er Ritter von Linne hat diefe Vögel nicht. Doch iſt die Bedenklichkeit des Herrn von Buͤffon wegen der Laͤnge des Schwanzes wohl zu puͤnktlich, denn das macht, meinem Beduͤnken nach, kein generiſches Merkmal aus. Briſſon hat ſie daher beyde mit Recht unter die Neunrödter gerechnet, denn ein neues Ge⸗ ſchlecht kann man e daraus machen. s f 9 Die Becardes > oder der cayenni⸗ ſche Neuntodter. Siehe illuminirte Kupfertafel No. 304. und 377. V. dieſen beyden cayenniſchen Voͤgeln iſt uns der erſte (Taf. 304.) unter dem Namen des grauen Neuntddters, und der andere (Taf. 377.) unter dem Namen des ‚gef: cften Neuntddters zugeſ⸗ hickt worden, und gehoͤren beyde zu einer von der europaͤlſchen berſchiedenen Gattung. Wir glaubten ſie Dickſchnaͤbel H 3 (Be- ) Lanius eayenenſis Hriſſ Av. 2. p. 158. 160. XII. p. 5595 n. 20. Der cayenniſche Neun⸗ t. 14 Lanius cayınıs, capite remigibus re- toͤdter. Muͤllers Naturſ. Th J. S. 117. Aricibusque primoribus nigris, Linn. S. N. Anmerk, des Meberf, 2 62 Hiſtorie der Natur. (Becard&s) nennen zu muͤſſen, weil ihr vorher Schnabel wuͤrklich ſehr lang und ſtark iſt. Dieſe Vögel unterſcheiden ſich von unſern Neuntoͤdtern unter andern auch dadurch, daß fie einen ganz ſchwarzen Kopf und einen langen und ſtarken Leib ha⸗ ben, übrigens find fie ihnen ahnlicher, als einem andern Vogel. Sie ſcheinen une Maͤnngen und Weibgen von Einer Gattung zu ſeyn, und wir muͤſſen noch a je merken, daß es noch mehr ſolche großſchnäblichte Gattungen, ſowohl in Cayenne, als in andern weit entfernten Ländern giebt. Anmerkung. as wir oben von den auslaͤndiſchen Gattungen geſagt haben, daß man ſie naͤm⸗ lich ohnmoͤglich mit Grunde zu europäifchen Gattungen rechnen koͤnne, das gilt auch hier. Ueberdem iſt wohl der Schnabel ein entſcheidenderes Merkmal einer beſondern Gattung, als irgend ein anderes. ; 6 ru — no — — — — a ) Der cayenniſche Neuntoͤdter mit dem gelben Bauche. Siehe die 296ſte illuminirte Kupfertafel. n 8 hieſer uns von Cayenne unter dem Namen des gelben Meunrödters zugeſchickte Vogel ſcheinet uns mit der vorigen Gattung ſehr verwandt zu ſeyn, daher wir ihn auch den Becarde mit dem gelben Bauche nennen, weil ſie bloß den Far⸗ ben nach von einander unterſchieden ſind. Nach den illuminirten Kupfertafeln wird man dieſen Unterſchied noch beſſer bemerken können, ni Zu ſatz. er Ritter nennt ihn Lanius ſulphuratus, wegen der ſchwefelgelben Farbe am Bauche, und beſchreibt ihn: L fuſeus, ſubtus flauus, capite nigri- cante: faſcia ambiente albida. Linn. S. N. XII. pag. 137. n. 19. Briſſon nennt * = 41 Der Vanga oder der weißbaͤuchige Dickſchnabel. 63 nennt ihn Lanius cayanenfis luteus, Av. 2. p. 176. t. 16. und ſeßzt feine Größe ohngefähr einer Weindroſſel gleich. Die Schwingfedern der Zlügel ſind roth⸗ braun, und die Fluͤgel felbft bedecken den Schwanz bis in die Mitte. Die Deck⸗ federn des Ruͤckens find ebenſalls rothbraun, der Bauch und Hals unterwaͤrts ſchwefelgelb, der Kopf ſchwaͤrzlich, der Nacken mit einem weißlichten Bande umgeben. — —— ́Eiä—¼n — — — — — — — — 6) Der Banga” oder der weißbaͤuchige Dickſchnabel. Siehe die 228ſte Kupfertafel. 2 Dec Vogel hat uns Herr Poibre aus Madagaſcar mit der Benennung Vanga zugeſchickt, und ob er gleich von unſern Neuntoͤdtern unterſchie— den und vielleicht gar von einem andern Geſchlechte iſt, ſo iſt er doch dieſen Voͤgeln näher, als irgend einem andern Geſchlechte. Wir haben ihn deswegen auf der illuminirten Kupfertafel den madagaſcariſchen Neuntddter genennet; doch konnte man ihn mit groͤßerm Rechte den weißbaͤuchigen Dickſchnabel nennen, Zuſatz. Ne Briſſons Beſchreibung iſt dieſer madagafcarifche Neuntoͤdter in der Größe einer Amſel. Die Leibeslaͤnge iſt 10 Zoll, die Fluͤgelbreite 14 Zoll 6 Linien von einer Spitze zur andern. Die Deckfedern des Körpers ſind ſchwarz und an den Enden ſpielen ſie ins Gruͤne. An der Bruſt und auf dem Kopfe ſind ſie weiß. Am Nacken fallen ſie aus dem Schwarzen ins Gruͤnliche, an den Schwingfedern halb ins Aſchfarbige, halb ins Schwarze, an den Spitzen ins Weiße. Der Schnabel iſt ſchwarz und ſehr ee Klauen und Faͤnge n ſowäczlch, die Fuße bleyfarbig, Briſſon und 955 ) Collurio Madagaſcarienſis, Pe- . gro nigro, remigibus primoribus ae * Bi. Av. „ p 211. Lanig macula alos. Lin,, S. N Ip 135 n. rofl cauda e corpore albo, Anmerk, d. Ueberſ. 64 - 0. Hlftorie der Natur. ) Der Schet-be> Siehe die 498ſte illuminirte Kupfertafel fig. 2. N 3 N zie Gattung dieſes Vogels, den uns ebenfalls Herr Poivore unter obenſtehen. c dem Namen aus Madagaſcar zugeſchickt hat, ſcheinet uns dem vorigen Vogel ſo benachbart zu ſeyn, daß man ſie fuͤr Eine Gattung halten ſollte, wenn der Himmelsſtrich von Cayenne und Madagaſcar nicht fo weit von einander entfernt wären, Wir haben dieſen Vogel den rothen mabagaſcariſchen Neuntoͤdter ges nennet, fo wie wir den vorigen (No. 5.) den gelben Neuntoͤdter von Cayenne nens nen. Es iſt wahr, daß der Schet- be unſern europaischen Gattungen naͤher kommt, als die canennifhe Gattung, weil der letztere einen kuͤrzern und alſo von unſern ; Meuntödtern verſchiedenen Schnabel hat; doch find beyde Gattungen einander ahn licher, als ſie der europaͤiſchen find, Zuſatz. ie Größe iſt ohngefähr wie eine Weindroſſel. Die Leibeslaͤnge iſt 7 Zoll 9 Linien. Die Fluͤgelbreite 12 Zoll 4 tinien. Die Flügel bedecken beynahe 2 Drittheile des Schwanzes. Die obern Theile des Körpers ſind rothbraun, die untern fallen aus dem Weißen ins Aſchfarbige. Der Kopf ſpielt aus dem Schwar⸗ zen ins Gruͤnliche. Die Schwingfedern der Flügel find von innen braunroth, von außen braun, mit Roth gemiſchet. Die langen Schwanzfedern beſtehen aus ei⸗ ner Miſchung eben dieſer Sarben, Schnabel, Füße und Faͤnge haben ein bleyfarbiges Anſehen. 5 M. ) Lanius madagaſcarienſis rufus. Brifon n. 17. Der 118 Neuntoͤdter. Muͤͤllers Na⸗ 116. Av. I. p 207. Lanius rufus, fubtus albus, ca- turſyſt. Th. II. S pite nigro- vireſcente. Linn. S. N. XII. p. 37. Anmerk. d. Ueberſ. u. m. Tin re — —— Der Tcha⸗ eres se 65 — ä—— —kſ—— — —— —y— — 8) Der Tcha⸗ chert be. Siehe die 374ſte illuminirte Kupfertafel. FF —— — — 4 Wi haben dieſen Vogel, den uns Herr Poihre aus Madagaſcar zugeſchickt hat, am Fuße unſerer illuminirten Kupfertafeln den großen gruͤnlichen Neuntoͤdter genennet. Er iſt vermuthlich eine ſehr benachbarte Gattung oder gar nur eine Abaͤnderung des Alters oder Geſchlechtes von dem vorigen Neuntoͤdter, von dem er ſich nur durch einen kuͤrzern und weniger gekruͤmmten Schnabel und durch eine andere Vertheilung der Farben unterſcheidet. Die fuͤnf letzten fremden Voͤgel, nämlich No. 4. 5. 6. 7. und der gegenwärtige No. 8. koͤnnten wohl ein kleines Geſchlecht für ſich ausmachen, welches wir wegen des großen und dicken Schnabels Becardéẽs nennen wuͤrden, da ohnedem dieſe Gattungen von den ar zu ſehr verſchie⸗ den find, um nicht von ihnen getrennt zu werden, Zu ſatz. Be Fönnte man in dem Geſchlechte der Neuntoͤdter ſelbſt eine Ab⸗ theilung machen, welche die Neuntoͤdter mit dicken Schnaͤbeln ent⸗ Halten, und Becardés heißen koͤnnte, — — 9) Der Gonolek. Siehe die 456fte illuminirte Kupfertafel. 9 Adanſon hat uns diefen Vogel unter dem Namen des rothen Neuntoͤd⸗ ters von Senegall, aus dieſem Lande zugeſchickt, und die Neger ſollen ihn, wie er ſagt, Gonolek, das iſt, den Inſektenfreſſer nennen. Die lebhaf— ten Farben, womit er gezeichnet iſt, machen ihn bemerkenswuͤrdig. Er hat ohn⸗ I. Th. II. Band. J gefähr 66 N der Natur. gefaͤhr die Größe des europaͤlſchen Neuntoͤdters, und unterſcheldet ſich von ihm blos durch die Farben, die auch ſelbſt faſt eben in der Ordnung vertheilet ſind, wie bey dem europaͤiſchen grauen Neuntoͤdter. Da aber doch dieſe Farben von den Far⸗ ben des letztern ganz verſchieden ſind, ſo glaubten wir, ihn als eine ganz a Gattung anführen zu muͤſſen. Zuſatz. De Länge des Körpers ſetzt Briſſon auf 8 Zoll 9 Linien, die Fluͤgelbreite auf 14 Zoll 4 Linien. Die obere Bekleidung dieſes Vogels iſt ſchwarz, die untere hingegen roth, der Nacken und die Unterſchenkel haben eine braunrothe, die Schwingfedern und lange Schwanzfedern eine ſchwarze Farbe, die er am Schnabel, an den Füßen und Klauen befindlich iſt. 10) Der Eali-Calic? oder der Bruig. Siehe illuminirte Kupfertafel n. 299. fig. 1. das Maͤnngen und fig. 2. das Weibgen. 9- Poivre hat uns das Männgen und Weibgen dieſes Vogels, das erfte unter dem Namen Calt-Caltc, und das andere unter dem Namen Bruia zugeſchickt. Man kann dieſen Vogel zum enropatfchen Neuntddter rechnen, weil er eben fo klein iſt; ſonſt aber iſt er von ihm zu ſehr verschieden, daß er nicht eine be⸗ ſondere Gattung ausmachen ſollte. Zuſatz. ) Petite Pie- griẽche verte de Madagaſcar. XII. p. 1j. t. 22. Der madagaſcariſche Neun⸗ Briſ Av. I. p. 203 ll 212. Eanius ele- töͤdter. Wihllers Naturſyſt. Th II. S. 117. gaſc ar ienſit cinereus, ſubtus albidus, loris ni- gris, rectricibus rufeſcentibus. Linn, S. N, Anmerk. d. Ueberſ. Derr gehaͤubte Neuntoͤdter. 67 Zu ſatz. Die Leibeslaͤnge iſt nicht über 4 Zoll ir finien. Die Fluͤgelbreite 9 Zoll. Die zuſammengelegte Fluͤgel decken 3 vom Schwanze. Magnitudo Pajferis. Macula nigra vtrinque inter nares et oculos. Redrices maximam partem rufae. Mas gula iuguloque nigro. Linn. I. c. — — — —— — —ę— ) Der gehaͤubte Neuntödter.“ Siehe die 475 te illuminirte Kupfertafel. Fig 2. — —— . —— — —ͤ— —u—u—3•⸗'N — — 2 Nieer uns aus Canada zugeſchickte Vogel hat würflich einen weichen Buſch von langen Federn, welche ruͤckwaͤrts fallen. Uebrigens iſt er ein wahrer Neun. toͤdter, der unſerm rothen Neuntoͤdter an Farbe fo ähnlich iſt, daß man ihn für eine benachbarte Gattung halten muß, die blos durch dieſen Federbuſch und durch einen etwas dickern Schnabel verſchieden iſt. Zuſatz. E iſt in der Größe einer Lerche. Die Körperlänge beträgt 6 Zoll; die Fü: gelbreite 10 Zoll 8 Linien; find die Flügel zuſammengelegt, fo laſſen fie die Hälfte des Schwanzes unbedeckt. Die obern Theile dieſes gehäubten Neuntoͤd⸗ ters fallen aus dem Braunen ins Roͤthliche, die untern ins hell Afchfarbige. Die Haube und Bruſt haben ein ſchwarzes Braunroth. An den Seiten iſt der Kopf ſchwarz, mit ſchmutzig weißen Punkten. Die zwoͤlf ſchwarzen Ruderfedern des Schwanzes haben weiße Raͤnder und Spitzen. Der Schnabel iſt dunkelbraun, Füße und Faͤnge aber find ſchwarz. 1) Lanius canadenſis. Pie- grieche de ca. pag. 134. n. 3. Der canadiſche Neuntoͤdter. nada. Priff. Av. I. p. 205. Lanius canadenfis, Müllers Naturſyſt. Th. II. S. 110. T. IV. cauda cuneiformi, capite eriſtato, corpore f. 5. rufefcente, ſubtus albido. Linn. S. N. XII. ! Anmerk, d. Ueberſ. 1 J 2 5 Sup⸗ = 68 1 Hiſtorie der Natur. Supplement zur Geſchichte der Neuntoͤdter. err von Buͤffon hat „ ohngeachtet der großen Anzahl Neuntdͤdter, die er in 5 ſeinem Werke beſchreibt, doch nicht alle erſchoͤpft, deren Beſchreibungen wir dem unermuͤdeten Briſſon und dem ſcharfſichtigen Ritter von Linné zu verdanken haben. Der Ritter von Linné verlangt von einem Vogel, wenn er ihn in das Ger ſchlecht der Neuntoͤdter aufnehmen ſoll: einen faſt geraden Schnabel (roſtrum rectiuſculum), deffen beyde Theile gegen die Spitze mit einem Einſchnitte bewafnet ſind, und deſſen Anfang keine Bedeckung hat — und eine zerriſſene Zunge. Von dieſen Voͤgeln nun hat er, außer den in unſerm Werke angegebenen, bey welchen wir feine Trivialnamen jederzeit in den Anmerkungen angefuͤhret haben, noch folgende ma rentheils ausländijche Gattungen: ) Lanius forſfcatus, cauda forficata criſta frontali erecta, corpore ni- gro viridante. Linn. S. N. XII. p. 134. n. 1. Der afrikaniſche Scheer⸗ ſchwanz. Muͤllers Naturſyſt. Th. II. S. 109. Muſcicapa Madaguſca- rienſis nigra, maior criſtata. Briſſ. av. 2. p. 386. t. 37. f. 4. (Paris.) Die Groͤße iſt wie bey einer Amſel. Seine Leibeslaͤnge betraͤgt 10 Zoll, die Fluͤgelbreite 14 Zoll; die zuſammengelegten Flügel reichen kaum bis in die Mitte des Schwanzes. An ſeiner Stirn ſteht ein Kamm, der bis an den Grund des Schnabels ſortgeht, und ſich daſelbſt in die Höhe richtet. Schna⸗ bel, Füße und Klauen find ſchwarz. 2) Lanius macrouros, cauda cunciformi cinereus, remigibus nigris baſi redtricibusque apice albis Linn. S. N. XII. p. 134. n. 5. Der für negalliſche Langſchwanz. Muͤllers Naturſyſt. S. 11. Colius fenegalen- fis criſtatus. Briff. av. 3. p. 306. t. 16. f. 3. Briſſon hat zween Bö« gel, die der Ritter unter die Neunkdoͤdter rechnet, unter ein beſondres Ges ſchlecht gebracht, das er Colius nennt. Wir haben aber ſchon oben bemerkt, mit was für Sorgfalt der Ritter eine unnoͤthige Vermehrung der Geſchlechter zu vermeiden fucht, Dieſe Sorgfalt hat ihn auch bewogen, das Geſchlecht Colius zum Lanius zu nehmen, ohngeachtet der lange Schwanz und der Man⸗ gel der kleinen borſtenaͤhnlichen Federn am Schnabel dieſes zu verbieten ſcheint. Leibeslaͤnge 123° Zoll. Fluͤgelbreite 93 Zoll. 3) Lanius e cauda cuneiformi apice alba, corpore einereo ſubtus albido. Linn S. N. XII. p. 135. n. 7. Der braſilianiſche Neuntöͤdter. Muͤllers Natur- Supplement zur Geſchichte der Neuntoͤdter. 69 Naturſyſt. Th. II. S. zır. Guiraru-Nheengeta. Marcgr. brafil. 209. Willugkby ornith. 170. Pica griſea braſilienſis. Zdw. av 231. t. 318. Cotinga cinerea. Briff. av. 2. p. 353. Die Größe einer Weindroſſel. Briſſon hat ihn wegen des Schnabels unter ein anderes Geſchlecht geſetzet. 4) Lanius Lucionenſis, cauda cuneiformi, macula aurium nigra, re- ctricibus rufeſcentibus apice fuſco- faſciatis. Linn. S. N. XII. p. 135. n. 10. Der lucioniſche Reuntoͤdter. Muͤllers Naturſyſt. Th II. S. rr. Lanius lucionenſis La Pie-grieche de Lucon. Briſf. av. 2. p. 169. t. 18. f. 1. Der obere Theil des Körpers fällt aus dem Grauen, der untere aus dem Weißen ins Rothbraune. Leibeslaͤnge 7 Zoll 5 Anlen. Fluͤgelbreite io Zoll 10 Linien. 5) Tanius Tyrannus, ciuereus ſubtus albus, vertice nigro: ſtria longi- tudinali fulva. Linn. S. N. XII. p. 136. n. 13. Der Würger. Müllers Naturſyſt. Th. II. S. 14. Mufcicapa corona rubra. Catesb. nat. Hiſt. of Carol. T. I. p. 55. t. 55. Seeligm. Th. III. T. 10. Der Fliegenſtecher mit rother Platte. — Muleicapa tyrannus. Briff’av. 2. p. 391. Friſch hat ihn auch gezeichnet t. 62. unter dem Namen der kleine amerikaniſche Neuntoͤd⸗ ter. Die rothkoͤpfige Droſſel. Kleins Voͤgelhiſt. S. zr — Ohngeachtet die mehreſten Naturkenner dieſen Vogel nicht unter die Neuntoͤdter zählen, fo ſcheint ihm doch der Ritter, wenn das in ſeinem Zuſatze beygebrachte Faktum richtig iſt, daß er die größten Raubvogel von feinem Neſte verjage, und ſich gegen ſie vertheidige, der Natur gemaͤß eine Stelle unter dieſem Geſchlechte angewieſen zu haben. 6) Eamius Shach, luteſcens fronte alisque nigris. Linn. S. N. XII. p. 136. n. 14. Der Schach. Müller I. c. S. 115. A-Scack, Oheek Iter. p. 227. Ein chineſiſcher Vogel in der Größe des vorigen. Stirn und Flügel find ſchwarz, Kopf und Hals von oben grau, von unten muſchelfar⸗ big weiß, ſo wie auch der Bauch und Ruͤcken. Von den Schwingfedern haben die erſten an der Wurzel, die andern aber an der Spitze eine weiße Farbe. 7) Lanius Pitangua, niger ſubtus flauus, vertice ſtria fulua, faſeia ocu- lari alba. Linn. S. N. XII. p. 16 n. 15. Pitangua. Muͤller L. e. S 115. Pitangua guaia. Marcgr. bral. 216. Muſeicapa tyrann. braſil. Brill. av. II. p. 401. t. 36, f. 5. 33 . 8) La * 70 Hiſtorie der Natur. 8) Tænius iocofas, cauda rotundata, corpore griſeo, palpebra inferio- re purpurea, ano fanguineo. Linn. p. 138. n. 24. Der Spasvogel, Muͤller J. c. S. 118. — Kau-kai-kaun der Chineſer — Merula finen- ſis. Briſſ av. 2. p 255, t. 21. f. 2. Die Größe einer Lerche. Leibes⸗ länge 22 Zoll. Fluͤgelbreite 103 oll. 9) Lanius infauflus, dorlo einereo, redtricibus rufis, intermediis duabus einereis faſcia nigricante, cauda rotundata. Linz. p. 138. n. 25. In Europa der Ungluͤcksvogel. Muͤller l. c. S. 19. Merula ſa- xatilis, Merle de roche. Buff. Er tebt einſam in großen Wäldern, und raubt den Reiſenden ihr Fleiſch. Daher kann der Linnéiſche Name eilten ſeyn. 100 Lanius fauſtus, griſeus, ſubtus ferrugineus, lineola alba pone oculos, cauda rotundata. Linn. S. N. XII. p. 138. n. 26. Der Glüds. vogel. Müller J. c. S. 9. In China. Amoen. acad. IV. p. 421. Wir haben dieſe Linnèiſchen Gattungen nur tabellariſch mit der dazu gchöri« gen Synonymie angegeben, weil der Herr von Buͤffon ohne Zweifel alle dieſe Gat⸗ tungen unter andern Geſchlechtern nachholen wird. Wir werden alsdenn Gelegen⸗ heit haben, dieſelben weitläuftiger zu beſchreiben. Mit dieſem Artikel ſchließt ſich eine Hauptklaſſe in der Natur, und wir kom⸗ men auf Voͤgel einer ganz andern Natur, nämlich auf die nächtlichen Raub⸗ voͤgel. — — — Von Von den Nachtraubooͤgeln. 7¹ — ͤ— . ——é—P — N ESTER Göw—wg,.ñ— — — — — — —— — — — — Von den Rachtraubvogeln. 2 di Augen dieſer Voͤgel find fo empfindlich, daß fie durch das Licht des Tages geblendet, und durch die Stralen der Sonne ganz und gar verdunkelt zu werden ſcheinen. Sie brauchen, um ſehen zu koͤnnen, ein viel ſanfteres Licht, wie ohngefaͤhr die Morgen ⸗ oder Abenddaͤmmerung iſt. Zu dieſer Zeit kommen fie aus ihrem Aufenthalte hervor, um zu jagen, oder vielmehr, um ihre Beute zu ſuchen, welche fie mit großem Vortheil zu finden wiſſen, weil zu dieſer Zeit die andern Bde gel und die kleinern Thiere entweder ſchon eingeſchlafen oder doch nahe am Schlafe find, Die Nähte mit Mondenſchein find ihnen die ſchoͤnſten Tage, voll Vergnuͤ⸗ gen und Ueberfluß, wo ſie viele Stunden hintereinander jagen, und ſich mit großen Vorraͤthen verſehen. Die Naͤchte ohne Mondenſchein ſind fuͤr ſie bey weitem nicht ſo gluͤcklich, ſie haben da nur eine Stunde des Abends und eine Stunde des Mor⸗ gens, um ihren Unterhalt zu ſuchen. Man darf nicht glauben, daß das Geſicht dieſer Voͤgel, das bey einem ſchwachen Fichte fo ſcharf iſt, alles Licht entbehren und alle Finſterniß durchdringen koͤnnte; bey einer ganz finſtern Nacht ſehen ſie nichts, und ſind alſo in dieſem Falle von den andern Thieren, als Haſen, Wölfen, Hirſchen nicht unterſchieden, die auch des Abends aus den Gehoͤlzen herausgehen, um die Nacht über zu jagen oder ſich zu aͤßen. Nur ſehen dieſe letztern Thiere am Tage beſſer als in der Nacht, da hingegen die Nachtraubvöget am Tage ein fo dunkles Geſicht has ben, daß fie ſich beſtaͤndig an einem Orte aufhalten muͤſſen, und daß, wenn man fie von demſelben wegjaget, ſie nur ſehr wenig und langſam fliegen muͤſſen, um nicht irgendwo anzuſtoßen. Die andern Vögel, die ihre Furcht oder den Zwang, wor⸗ inne ſie ſich befinden, gewahr werden, kommen um die Wette, um ſie zu reizen. Die Maiſen, die Finken, Rothkehlgen, Amſeln, Spechte, Droſſeln u. a. m. kommen in ganzen Zügen auf fie zu. Der nächtliche Raubvogel bleibt unbeweglich und gleichſam ganz erſtaunt auf einem Zweige ſitzen, hoͤrt das Geraͤuſche ihrer Bewegun⸗ gen und ihr Geſchrey, das ſich unaufpoͤrlich verdoppelt, weil er nur durch geringe Bewegungen, durch Umdrehung ſeines Kopfes, ſeiner Augen und ſeines Koͤrpers, auf eine laͤcherliche Art darauf zu antworten ſcheint. Er läßt ſich ſogar anfallen und auf ſich ſtoßen, ohne ſich zu vertheidigen. Seine kleinſten und ſchwaͤchſten Feinde bemühen ſich am meiſten, ihn zu quaͤlen, und Halten am laͤngſten damit { au, 72 ; Hiſtorie der Natur. an, ihn zu verfpoften, Man hac von dieſer Art der Verſpottung und der natüͤrli⸗ chen Antipathie die Kunſt die kleinen Vögel zu fangen gelernet. Man darf nur einen nächtlichen Raubvogel an einen Ort ſtellen, oder auch bloß feine mee machen, um die kleinen Vögel auf die aufgeſteckten Leimruthen auffallen zu fehen*). Man ſtellt dieſen Vogelfang eine Stunde vor Sonnenuntergang an, wenn man dar⸗ inne gluͤcklich ſeyn will; denn wenn man laͤnger wartet, ſo werden eben die kleinen Voͤgel, welche den Raubvogel am Tage ſo kühn und hartnaͤckig anfielen, voller Furcht vor ihm fliehen, ſobald er bey einbrechender Dunkelheit feine Bewegung und feine Kräfte wieder erhält, * Alles dieſes aber muß mit gewiſſen Einſchraͤnkungen verſtanden werden, die wir anzeigen muͤſſen. | 5 i 1) Wird das Geſicht nicht bey allen Gattungen der Eulen in einerſey Grade ver⸗ dunkelt. Die große Ohreule fiehet bey Tage helle genug, um ſehr weit zu fliegen; das Kaͤuzgen oder die kleinſte Art don Eulen, verfolgt und fängt die kleinern Voͤgel lange vor dem Untergange und eben ſo lange nach dem Auf⸗ gange der Senne. Die Reiſenden verſichern uns, daß die große amerikani⸗ ſche Ohreule am hellen Tage und ſelbſt bey gefallenem Schnee, der doch den Tag noch heller macht, weiße Haſelhuͤhner faͤngt“ ). Belonius ſagt dahere ſehr gut, daß wenn man das Geſicht dieſer Vogel recht beobachtet, man es nicht fo ſchlecht findet, als es gemeiniglich ausgeſchrieen wird ). 2) Iſt es außer Zweifel, daß der gemeine Uhu, oder die mittlere Ohreule ſchlechter als die kleinere Ohreule ſieht, und daß dieſe letztere uͤberhaupt am Tage das ſchlechteſte Geſicht hat, welches eben auch von der grauen Eule, Schleyereule und der Nachteule gilt. Man ſieht um dieſe Gattungen ganze Züge Vögel fih verſammlen, um auf fie zu ſtoßen. Allein ehe wir die Um⸗ Stände, die ſich auf jede Gattung insbeſondere beziehen, erzählen, muͤſſen wir er die Hauptklaſſen der Machtraubvögel auseinander ſetzen. Man kann die nächtlichen Raubvoͤgel in zwey Hauptgeſchlechter abtheilen, naͤm⸗ lich: in die Ohreulen und in die glattkoͤpfigten Eulen, welche beyde Geſchlech⸗ 5 ter „) Diefe Art von Vogelfang war ſchon den Alten bekannt. Ariſtoteles redet von ſel⸗ diger deutlich in folgenden Worten: Die cae- terae aviculae omnes noctuam eircumvolant, quod mirari vocatur, advolantesque percu- tiunt. Quapropter ea conſtituta aviculerum enera et varia multa capiunt, Hifi. Anim. Ib, IX. c. 5. %) S. Voyage à la Baye de Hudſon. Tom. I. pag. 56. ) Helon. hiſt. nat. des oifeaux pag. 133. So muß man auch alles das verſtehen, was die meiſten Schriftſteller und beſonders Schwenkfeld davon ſagen: Noctu perfpica- cifime videntes, diu coecutientes, Tiberis- trop. Silef. pag. 308» che Von den Nachtraubvoͤgeln. 73 ter wieder RE Gattungen unter ſich begreifen. Das 3 zeichen beyder Geſchlechter iſt, daß die Ohreulen auf dem Kopfe zwey Federn, in Geſtalt der Ohren, an jedem Schlafe gerade in die Höhe ſtehen haben *), da hin⸗ gegen die glattkoͤpfigten Eulen einen runden und mit keinen Bermellehenben Federn gezierten Kopf haben““). Die untergeordneten Gattungen des Ohreulengeſchleches wollen wir auf drey einſchraͤnken. Dieſe drey Gattungen find: 1) die große Ohreule; 2) der Uhu oder die mittlere Ohreule; 3) das Kaͤuzgen mit Ohren oder die kleinſte Ohreule. Die Gattungen der Eule ohne Ohren hingegen, koͤnnen wir nicht geringer als auf fünf feßen, und dieſe find: ) die gemeine Nachteule; 2) die Brandeule oder die graue Eule; 3) die Schleyereule; 4) der große Kauz oder die Stein⸗ eule, und 5) das Kaͤuzgen. Dieſe acht Gattungen finden ſich alle in Europa und ſogar in Frankreich. Es giebt unter ihnen Abänderungen, die vielleicht von der Verſchiedenheit des Himmelsſtrichs abhaͤngen. Einige davon werden auch in der neuen Welt angetroffen, und die Ohreulen und glatten Eulen in Amerika find überhaupt von den europäifchen zu wenig unterſchieden, als daß man nicht glauben ſollte, 10 ſie von einerley Gat⸗ tungen herkaͤmen. Ariſtoteles erwaͤhnt zwölf Arten von Voͤgeln, die m Finftern fehen und des Nachts fliegen; weil er aber unter dieſen zwölf Gattungen mit den Benennungen Phinis und Aegothilis den Beinbrecher und den Geismelker, ſo wie auch noch mit dem Namen Aegocephalos, Chalcis und Charadrios, drey andere begreift, welche ſich mit Fiſchen nähren und die Suͤmpfe oder die Ufer 1 55 Fluͤſſe bewohnen, fo iſt klar, daß er die Eulen, die zu feiner Zeit in Griechenland bekannt waren, unter ſieben Gattungen gebracht hat. Die mittlere Ohreule, oder der Uhu, den er Qres nennt, fliegt, wie er ſagt, entweder vor den Wachteln her, oder begleitet fie, wenn fie aus einem Himmelsſtriche in den andern ziehen!“). Man hat dieſen Vogel deswegen Dux, im Franzoͤſiſchen Duc genennet. Mir ſcheint die Ab⸗ lel⸗ =) Dieſe Vögel koͤnnen ihre Federn in die Hoͤhe heben und nieder laſſen. ==) Es ſcheint, daß Plinius dieſen Un⸗ terſchied auch bemerkt habe. Man leſe die Stelle: Pennatorum animalium Huboni tan- tum et 07% plumae velut aures, lib XII. e. 37. oder folgende: Orus Bubove minor eft, no- &tuis maior, aureis plumis eminentibus, un- I. Th. II. Band. K de et nomen illi; quidam latine Afonem vo- cant. Plinius verwechſelt hier unter den drey Arten der Ohreulen, den Afio mit dem Otus, oder die kleine mit der mittlern Ohr⸗ eule. *, Cum coturnices adeunt loca, 6 ne du- eibus pergunt; at cum hine abeunt, duci- bus lingulaca, oto et matriee, proficifcun- tur. Ariflor. hit, anim. lib, VIII. c. 12. 74 Hiſtorie der Natu.. leitung dieſes Worts ſicherer, als der Umſtand zu ſeyn, von welchem man ihn. her⸗ genommen hat. So viel iſt gewiß, daß die Wachteln, welche bey ihrem Abzuge im Herbſte außerordentlich fett ſind, nur des Nachts fliegen und am Tage im Schat⸗ ten ausruhen, um die Hitze zu vermeiden, und daß man daher geſchloſſen haben kann, daß der Uhu zuweilen vor dieſen Wachtelzuͤgen hergienge, oder fie vertreibe, Allein keine Beobachtung, kein gültiges Zeugniß lehret „ daß der Uhu wie die Wachtel ein Zugvogel ſey. Ich habe nur eine Nachricht in den Reiſebeſchreibun⸗ gen gefunden, welche dieſe Meynung einigermaßen unterſtuͤtzte, nämlich in der Vor⸗ rede zu der natürlichen Hiſtorie von Carolina vom Catesby, ) wo er ſagt: „ 26 Grad noͤrdlicher Breite, beynahe zwiſchen den beyden Welttheilen Afrika und „ Amerika, d. i. 600 Meilen zwiſchen beyden, ſahe ich, indem ich auf Carolina zu „ ſegelte, einen Uhu über dem Schiffe, worauf ich mich befand, welches mich des „ ſtomehr in Verwunderung feßte, da dieſe Voͤgel kurze Fluͤgel haben, nicht weit „ fliegen können, und ſogar durch Kinder leicht ermuͤdet werden, wenn fie dieſelben 5 nur dreymal hintereinander aufjagen. Dieſer Uhu verſchwand, nachdem er einige „ Verſuche gewagt hatte, ſich auf das Schiff zu ſetzen. „ Um dieſe Nachricht etwas wahrſcheinlicher zu machen, kann man ſagen, daß die Ohreulen und alle Eulen uͤberhaupt keine kurzen Fluͤgel haben, weil ſie ſich an den meiſten Voͤgeln diefer Art bis uͤber die Schwanzſpitze erſtrecken, und daß ſie nur bey der großen Ohreule und bey der kleinen Ohreule nicht uͤber den Schwanz berausragen, wenn fie zuſammen gefaltet find, Ueberdieſes ſieht man auch, oder man hört es vielmehr, daß dieſe Voͤgel ſehr lange mit großem Geſchrey fliegen koͤn⸗ nen. Daraus folgt, daß ſie des Nachts eben ſo gut als andere Voͤgel zu fliegen faͤhig ſind, daß ſie aber, weil ſie keine gute Augen haben und nicht in die Ferne ſehen koͤnnen, ſich auch kein Bild von einer großen Strecke Landes machen, und dahero auch nicht wie die meiſten andern Vögel Neigung zum Zuge haben, welcher voraus ſetzt, daß ſich die Vögel ein Bild von einem großen Gebiete Landes machen und ſich dadurch zu ihren weiten Reiſen anreizen laſſen koͤnnen. Dem ſey wie ihm wolle, ſo ſehen wir doch an unſern Ohreulen und Eulen, daß ſie ſehr zur Ruhe ge⸗ neigt find. Man hat mir welche von allen Gattungen gebracht, ohne Unterfchied Ä der Jahreszeiten, nicht nur im Sommer, Frühling und Herbſt, ſondern ſogar im ſtrengſten Winter; blos das Kaͤufgen mit Ohren oder die kleinſte Ohreule findet man in dieſer Jahrszeit nicht, und man hat mir wirklich geſagt, daß dieſe kleine Art von Ohreule im Herbſte fortgehet und im Fruͤhjahre wieder kommet. Auf dieſe Art muͤßte man eher dieſer Ohreule als dem Uhu das Amt die Wachteln zu begleiten zu⸗ ſchreiben. Aber ich wiederhole es, daß dieſe Nachricht nicht erwieſen werben kann. Ariſto⸗ *) Hifk natur, de la Caroline, par Mr. Caresby, Preface, pag. 7 * Von den Nachtraubvoͤgeln. 75 Ariſtoteles“) hat auch noch einen andern Umſtand behaupten wollen, der mir eben fo ungegruͤndet ſcheint, daß naͤmlich die gemeine Nachteule ſich einige Tage hinter einander verſtecke. (Sein Ueberſetzer Gaza bedient ſich hier des Worts glaum no- Ana) Mir hat man Vögel dieſer Art in der ſchlechteſten Jahreszeit gebracht, die man in den Hoͤlzern gefangen hatte; wollte man aber hier unter den Worten glaux nodtua die Schleyereule verſtehen, fo würde der Umſtand noch weniger wahr ſeyn konnen, denn man hoͤrt dieſen Vogel alle Abende im ganzen Jahre nur wenige, ſehr finſtere und regnichte Mächte in der Dämmerung ſchreyen. Die zwoͤlf Gattungen Nachtvogel, die Ariſtoteles angiebt, find: Griechiſch: Lateiniſch: Franzoͤſiſch: Deutſch: 1) Boas. Bubo. le Crand- Duc. Die große Ohreule, Uhu. ce 2) Qros. Otus. le Hibou, Mo- Die mittlere Ohr⸗ yen-Duc. eule. 3) LU. Aſio. le petit Duc. Die kleine Ohreule. 4) dns. Oſſifraga. Orfraie ou Der Steinbrecher. l grand aigle de b mer. f 5) Al Caprimulgus, Terre - Chevre ou Ziegenmelker. Crapaud volant. 5 6) Reeg. Aluco. Effraie ou Freſſaie. Schleyereule, Cicunia.) 7) Nunsirseaf. Cicuma. > la Hulotte. Große Baumeule. Ulula. 8) Ayarıs. Ulula. Chouette, ou grande - Chevé- Die Steineule. 5 che. 9) TAavf. Noctua. le Chat- huant. Graue Eule. 10) xagad pus. Charadrius.] gehören unter die Bewohner der Mo⸗ 11) XaAuns. Chalcis. ? °räffe und Ufer, 12) Ale | Capriceps. Alle Kenner der Natur und Litteratur werden mir leicht zugeben, daß ich der nen griechiſchen Namen die rechten unſern Gattungen zukommenden Namen unter ⸗ i K 2 1 gele: ) Paucis quibusdam diebus (glaux) noctua latet. Hiſt. anim. lib. VIII. e. 16. 2% Hia.ſtorie der Natur. geleget habe, und daß der Byas der Griechen der Bubo der lateiner, der Uhu, der Eleos der Griechen der Aluco der Lateiner und unfere Schleyereule u. ſ. w. find, Allein ſie werden mich zu gleicher Zeit um die Urſache fragen, warum ich den Glaux zu unſrer grauen Eule, den Nycticorax zur großen Baumeule, und den Aegolios zur Steineule mache, da doch alle Naturforſcher und Ausleger vor mir den Namen Aegolios der großen Baumeule beygeleget und nicht gewußt haben, welchem Vo⸗ gel ſie die Namen Nycticorax, Chalcis und Capriceps geben ſollten, und welche Voͤgel damit bezeichnet wuͤrden. Man wird mir vorwerfen, ich haͤtte den Namen Glaux mit Unrecht der grauen Eule gegeben, da er doch von jeher, das iſt, einmuͤthig von allen, die vor mir geſchrieben haben, den Steineulen und dem Kaͤuzgen zugegeben worden ſey. Ich will hier die Gruͤnde anfuͤhren, die mich dazu bewogen haben, und ich glaube, daß fie gegründet genug find, um ihnen Gnuͤge zu leiſten und die Dunkel⸗ heit aus dem Wege zu räumen, die aus ihrer Ungewißheit und falſchen Auslegung entſtanden iſt. Von allen Nachtvoͤgeln, die wir angefuͤhret haben, hat nur allein die graue Eule blaulichte und die Baumeule ſchwaͤrzlichte Augen. Bey den uͤbrigen allen iſt das Regenbogenhaͤutgen im Auge goldfar⸗ bigt oder wenigſtens ſafrangelb. Auf dieſe Art haͤtten die Griechen, deren Richtigkeit im Unterſcheiden und Genauigkeit in Veſtimmung der Namen, die fie den Gegenſtaͤnden der Natur gegeben haben, ich fo oft bewundert habe weil fie dabey allemal auf unterſcheidende und in die Augen fallende Kennzeichen geſehen ha. ben; auf dieſe Art, ſage ich, hatten fie nicht Urſache gehabt, den Namen Glaux, der meergruͤn oder blaͤulicht bedeutet, einem Vogel zu geben, der gar nichts von die⸗ fer Farbe an ſich hat und deſſen Augen ſchwarz oder gelb find. Sie würden hinge⸗ gen mit Grund dieſen Namen der einzigen Gattung beylegen, die allein Augen von dieſer Farbe hat. So konnen fie auch nicht einen Vogel Nycticorax, bas heißt, Nachtrabe, genennet haben, welcher gelbe oder blaue Augen, weiße oder graue Federn und alſo gar keine Aehnlichkeit mit einem Raben hat. Mit Recht aber wer⸗ den ſie dieſen Namen der großen Baumeule beygeleget haben, die unter allen dieſen Nachtvögeln ganz allein von der Natur ſchwarze Augen und faſt eben fo ſchwarze Federn erhalten und auch uͤber dieſes durch die Geſtalt und Dicke ihres Koͤrpers mehr Aehnlichkeit mit einem Raben, als irgend ein anderer Vogel hat. Ich habe auch einen Grund aus der Analogie, der meine Auslegung noch wahrſcheinlicher macht. Naͤmlich der Nycticorax war bey den Hriechen, fo wie ſelbſt bey den Hebraͤern, ein gemeiner und bekannter Vogel, von dem ſie auch gewiſſe Vergleichungen herzu⸗ nehmen pflegten; fe findet man z. B. eine Redensart: ficut nycticorax in g l do- Von den Nachtraubvoͤgelln. 77 domicilio?). Man darf ſich nicht einbilden, wie die meiften dieſer Sitteraroren glauben, daß es ein fo ſeltner und einſamer Vogel geweſen ſey, daß man feine Gat— tung heut zu Tage gar nicht finden koͤnne. Die Baumeule iſt uͤberall ſehr gemein, ſie iſt die groͤßte und ſchwaͤrzeſte Eule, die dem Raben am aͤhnlichſten iſt. Alle an⸗ dere Gattungen ſind davon ganz unterſchieden, und ich glaube daher, daß dieſe Beobachtung, die aus der Sache ſelbſt gezogen iſt, mehr als das Anſehen der Aus⸗ leger gelten wird, die die Natur nicht genug kannten, um über ihre Geſchichte Er⸗ laͤuterungen geben zu koͤnnen. Wenn alfo der Glaux die graue Eule iſt, welche blaue Augen hat, und der Nycticorax die Baumeule mit ſchwarzen Augen bezeichnet, fo muß der Aegolios nothwendig die Eule mit gelben Augen ſeyn. Doch dieſes verdient noch einiger naͤ⸗ bern Erläuterung. Theodor Gaza aͤberſetzt das Wort Nyctieorax erſtlich durch Gcunia, Cicuma, und endlich durch Nala. Die erſte Ueberſetzung iſt vermuthlich nur ein Fehler der Abſchreiber, welche aus Cicuma, Cicunia gemacht haben; denn Feſtus hat ſchon vor dem Gaza das Wort Nycticorax gleichfalls durch Cicuma, Iſido⸗ rus hat es durch Cecuma und einige durch Cecua ausgedruckt. Von dieſen Woͤr⸗ tern kann man ſogar die Etymologie des italienifhen Zueta, und des franzoͤſiſchen Choũet herleiten. Hätte Gaza auf die Kennzeichen des Nycticorax Achtung gegeben „ fo würde er bey feiner andern Ueberſetzung Ulula geblieben ſeyn, ohne dieſes Wort deppelt zu gebrauchen, denn er wuͤrde alsdann Aegolios durch Ci cu- ma uͤberſetzt haben. Aus dieſer Vergleichung der verſchiedenen Gegenſtaͤnde ung aus den angeführten eritifchen Gründen ſcheint mir der Glaux die graue Eule, Ny cticorax die große Baumeufe und Aegolios die Steineule zu ſeyn. Noch bleibt der Charadrios, Chalcis und Aegocephalos übrig. Gaza giebt ihnen keine beſondern lateiniſchen Namen, ſondern begnuͤgt ſich das griechiſche Wort abzufchrefe ben und dieſe Vogel durch Charadrius, Chalcis und Capriceps anzuzeigen. Da dieſe Voͤgel von einem andern Geſchlechte find, als wir hier abhandeln, und da alle drey Sumpfvoͤgel zu ſeyn ſcheinen, die auch an dem Ufer der Fluͤſſe wohnen, fo werden wir fie hier nicht weitlaͤuftig erwähnen. Wir behalten uns vor davon zu reden, wenn wir auf die Fiſche freſſenden Voͤgel kommen werden, unter welchen es, wie unter den Fleiſch freffenden, Gattungen giebt, die am Tage nicht gut ſehen und die zu der Zeit Fiſche fangen, wenn die Eulen auf Raub ausgehen, das iſt, wenn ihre Augen * das Tageslicht nicht mehr verdunkelt werden. Wenn wir 83 ' uns Y Ich uͤberlaſſe es den Philologen und Lir- wort ſage, und wer es gebraucht habe; mi: teratoren, auszumachen, was dieſes Spruͤch⸗ if es nicht bekannt. Anmerk, des Heb 78 Hiſtorie der Natur. uns alſo bloß auf den Gegenſtand, von dem wir handeln, einſchränken, und wur di Vogel von dem Geſchlechte der Ohreulen und Eulen betrachten wollen: fo glaube die griechiſchen Woͤrter richtig erklaͤret zu haben, nur fuͤr das Kaͤuzgen oder die klein. ſte Eule finde ich im Griechiſchen keine Benennung. Ariſtoteles hat dieſen Vo⸗ gel nirgends erwaͤhnet, und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß er diefe kleine Gattung der Eulen nicht von der kleinſten Ohreule unterſchieden hat, weil fie an Größe, Ges ſtalt und Farbe der Augen einander ähnlich und weſentlich weiter durch nichts, als durch die kleine hervorragende Feder unterſchieden find, welche die kleine Ohreule guf jeder Seite des Kopfs trägt, und die dem Kaͤuzgen fehlen, Allein alle dieſe beſon⸗ dern Unterſcheidungszeichen werden wir iu den folgenden Artikeln weitlaͤuftiger auge einander ſetzen. ; Aldroband macht die gegründete Anmerkung, daß die größten Fehler in der naturlichen Geſchichte aus der Verwirrung der Namen kaͤmen, und daß bey der Beſtimmung der Nachtvoͤgel auch naͤchtliches Dunkel und Finſterniß herrſche. Mir ſcheint das, was ich beygebracht habe, ſo beſchaffen zu ſeyn, daß es dieſe Dunkel⸗ heit größtentheils zerſtreuen kann. Wir wollen, um der Materie ihr ganzes Licht zu geben, nur noch einige andre Bemerkungen machen. Der deutſche Name Eule, der engliſche owl, der franzöfifche huette, hulotte, kommen alle gemeinſchaftlich vom lateiniſchen ulula, dieſes aber von dem Geſchrey der Nachtvoͤgel der groͤßern Art her. Es iſt, wie Herr Friſch ſagt, ſehr wahrſcheinlich, daß man anfangs nur den größten Gattungen dieſen Namen gegeben habe, daß aber ſolcher hernach auch den kleinen wegen der ahnlichen Geſtalt und Naturtrieben beygelegt worden ſey. Dieſer Name iſt hernach der Name einer beſondern Klaſſe, und allen Nachtraub⸗ vögeln gemein geworden. Man iſt der daher entſtandenen Unordnung nur ſehr un⸗ vollkommen zu Huͤlfe gekommen, indem man zu dieſer allgemeinen Benennung noch ein Beywort geſetzt hat, die von dem Orte, wo ſich der Vogel am liebſten aufhaͤlt, oder von ihrer beſondern Geſtalt, oder von ihrer unterſchiedenen Art zu ſchreyen hergenommen iſt. Zum Beyſpiel dient das deutſche Wort Steineule, im franzöfifchen chouette oder grande chevẽche. Ingleichen das deutſche: Kirch⸗ eule, enalifh Church -owl, welche franzoͤſiſch effraie heißt, die auch Schleyer⸗ tule, Perleule genennt wird. Ferner: Ohreule im Deutſchen, engliſch Horn- owl, der franzöfifhe hibou oder moyen duc. Knappeule, die mit ihrem Schnabel ein Geräufch macht, als wenn man Nüffe aufſchluͤge; welchen Umſtand man aber keines weges zu einem Zeichen einer beſondern Gattung machen kann, weil alle große Arten von Uhu und Eulen eben dieſes Geraͤuſch machen. Der lateini⸗ ſche Mame bubo kommt von der Aehnlichkeit, die das Geſchrey des Vogel. ihn i N füh« ds Don den Nachtraubvoͤgeln. 79 fuͤhret, mit dem Gebruͤlle eines Ochſens hat; die Deutſchen haben den Ton des Ger ſchreys ſelbſt zu dem Namen des Vogels gemacht, und nennen ihn Uhu, Buhu oder Schuhu. Die drey Arten von en, und die fuͤnf Arten RE Eulen, die wir durch genaue Benennungen und eben ſo richtig gewaͤhlte Merkmale beſtimmt haben, machen alſo das ganze Geſchlecht der nächtlichen Raubvogel aus. Ihr Unterſchied von den Tagraubvoͤgeln zeiget ſich: 1) Durch den Sinn des Geſichts. Dieſer iſt an den Tagraubvögeln gut, an den Nachtraubvoͤgeln hingegen ſtumpf, weil ihre Augen zu empfindlich ſind, und von dem Glanze des Lichts zu ſehr angegriffen werden. Der Stern im Auge, der bey ihnen ſehr weit iſt, zieht ſich bey hellem Tage ganz anders als in den Augen der Katzen zuſammen. Bey den Nachtraubvoͤgeln verkuͤrzt ſie ſich vom Mittelpunkte aus, und bleibt daher immer rund, bey den Katzen hingegen wird ſie ſenkrecht enge und lang. 2) Durch den Sinn des Gehoͤrs. Bey den Nachtraubvoͤgeln iſt dleſer Sinn merklich ftärfer als bey allen andern Voͤgeln, und beynahe bey allen andern Thieren. Die Schneckengaͤnge ihrer Ohren ſind verhaͤltnißmaͤßig weit größer als bey irgend einem andern Thiere. Das Werkzeug des Gehoͤrs hat bey ihnen auch einen zuſammengeſetztern Bau, und mehr Bewe⸗ gung, fie koͤnnen es nach Gefallen ſchließen und oͤfnen, ein Vortheil, den dle Natur keinem andern Thiere zugeſtanden hat. 3) Durch den Bau des Schnabels. Der Anfang deſſelben iſt nicht, wle bey den Tagraubvoͤgeln, mit einer glatten und kahlen Haut bedeckt, ſondern mit Federn bewachſen, die nach vorne zu gekehrt ſind. Ihr Schnabel iſt auch kurz, und wie bey den Papagoyen“) an beyden Theilen beweglich. Durch dieſe doppelte Bewegung werden fie in den Stand geſetzt, ihren Schnabel ſo⸗ oft klappen zu laſſen, und ihn ſo weit zu oͤfnen, daß ſie ſehr große Stuͤcken in denſelben ſaſſen, und ſie, vermittelſt ihres Schlundes, der mit dem Su einerley wm und Weite hat, ganz verſchlucken konnen. . 4) Durch *). Utrumque roſtrum five mandibulae am. lictus adductorum alter in uno latere ab oe» bae mobiles ſunt: infignesque ſuperiori mi eipite veniens tendinoſa expanſione in palato feuli ab utraque parte dati, qui illud remo- definit; Rlein, de Avib, pag. 54. veant, adducantque ad inferius roſtrum; re- Anmerk. d. Verf, 80 N Hiſtorte der Natur. 4) Durch die Klauen, an welchen eine vordere Kralle beweglich iſt, die fe willkuͤhrlich nach hinten einziehen, und ſich dadurch mehr Leichtigkeit und Fe⸗ ſtigkeit geben koͤnnen, wenn ſie auf einem Fuße ſitzen wollen. ie 5) Durch ihren Flug. Anfangs wenn fe ſich aus ihren Horſten begeben, ſcheinen fie ſich gleichſam zu uͤberſchlagen (culbutant), und fliegen alsdann immer ſeitwaͤrts und ohne Geraͤuſch, als ob fie ſich uur von dem Winde fort. tragen ließen. a Dieſe Stuͤcke machen den Hauptunterſchied zwiſcheu den Tag- und Nachtraub⸗ vögeln, und zeigen, daß beyde nichts, als ihre Waffen, und ihre Bene nach Fleiſche und kuſt zum Raube mit einander gemein haben. Zuſaͤtze. Win man die Geſtalt und Naturtriebe der naͤchtlichen Raubvögel betrachtet, fe wundert man ſich nicht mehr, daß ſie von je her als ganz beſondere und merkwuͤrdige Geſchoͤpfe angeſehen worden find. Sie haben immer die Aufmerk⸗ ſamkeit der Naturforſcher und den Abſcheu des gemeinen Haufens auf ſich gezogen. Der Pöbel unter den Alten hielt fie, durch die Ueberredungen der Wahrſager bes ſtaͤrkt, für Ungluͤck prophezeyende Vögel. Ihr Anſehen, ihr Geſchrey, ihre Meis gung an einſamen Oertern und in den Ruinen verwüfteter Gebaͤude und verheerter Städte zu wohnen, und nur zu den fuͤrchterlichſten Stunden der Macht hervorzu⸗ kommen und das Grauſen derſelben mit ihrem kläglichen Tone zu vermehren, hat fie auch den Zärtlingen unſrer Zeiten abſcheulich gemacht. Allein dem Beobach⸗ ter der Natur, der auch da, wo ſie minder ſchoͤn und regelmaͤßig zu ſeyn ſcheint, Weisheit und Schönheit in derſelben bemerkt, muß dieſe ſcheinbare Abweichung von der Regel, nach welcher die meiſten übrigen Thiere gebaut zu ſeyn ſcheinen, ein Ge. genſtand zu zahlreichen Betrachtungen werden. Jede Jahrszeit, jede Stunde des Tages hat ihre Geſchoͤpfe, die fie naͤhrt und erfreut. Auch die naͤchtliche Stille, die alle andre Thiere in Schlummer einwiegt, wo ſelbſt die meiſten Pflanzen eine dem Schlaf ähnliche Veränderung zeigen, mußte von lebendigen Geſchoͤpfen belebet werden, denen ihr Bau verwehrte, am Tage herumzuwandeln und ihre Mahrung zu ſuchen. Dieſe Erſcheinung iſt auch an den vierfuͤßigen Thieren nicht ungewoͤhn⸗ lich. Die meiſten Raubthiere, Loͤwen, Wölfe u, ſ. w. gehen erſt des Abends auf Deute aus. Einige Fiſche, als z. B. die Heringe, erheben ſich des Nachts auf die Oberfläche des Waſſers, und ziehen in großen Schaaren fort. Die mehreſten * Schlan⸗ “ Vron den Nachtraubvoͤgeln. 8¹ Schlangen kriechen des. Nachts aus ihren Höhlen hervor. Wir haben eine große Anzahl Inſekten, die ſich blos des Nachts ſehen laſſen. Es iſt daher eigentlich keine Abweichung, ſondern eine Ordnung in der Natur, daß es auch unter den Voͤgeln eine Klaſſe geben mußte, die die uns wunderbare Eigenſchaft beſitzt, des Nachts mehr als am Tage zu ſehen, und das fuͤr uns ſo nothwendige Geſetz der naͤchtlichen Ruhe nicht zu kennen. Man irrt, wenn man dieſen Unmſtand den ſchlech⸗ ten Augen der Nachtraubvögel zuſchreibt; Herr von Buͤffon eignet ihn mit allen ächten Naturforſchern gegruͤndeter ihrem feharfen Geſichte zu. Da aber eben dieſer große Beobachter Veweiſe beybringt, daß einige Gattungen dieſer Klaſſe auch am Tage ſehen, und Zorn in ſeiner Petinotheologie;) ahnliche Fakta bemerkt und Herr D. Guͤnther ““) von den Eulen ſagt, daß fie auch am Tage fehüchtern find, und den ihnen nachſtellenden Jägern in ziemlicher Entfernung entfliehen; ſo kann ich nicht unterlaſſen, auch etwas von meiner wenigen Erfahrung hinzuzuſetzen. Dieſes iſt vom Uhu oder Schuhu, unter welchem Namen gemeiniglich die mittlere Ohr⸗ eule (ſtrix otus Linn.) in hieſigen Gegenden auf den Kraͤhenhuͤtten gebraucht wird. Da ich feit vielen Jahren dergleichen ſelbſt halte und zu beobachten Gelegen⸗ heit gehabt habe, fo habe ich geſehen, daß dieſe Gattung, weicher Herr von 1 fon den geringſten Grad des Geſichts am Tage zugeſteht, doch ſehr gut ſehe, well ſie, wenn man ihr zu nahe kommt „ auf einen zufliegt, um ſich zu vertheidigen, wenn man ſie aber fangen will, ſich nieder buͤckt, um mit ofnem Schnabel den An⸗ grif zu verwehren. Ich habe auch einen Schuhu dieſer Art ſich von den Feſſeln, womit er an die Kraͤhenhuͤtte befeſtigt war, losreißen und eine ziemliche Ente! * nung weit fliegen ſehen, womit er gewiß entkommen ſeyn wuͤrde, wenn ihn nicht die lange Gefangenſchaft zum Fliegen untuͤchtig gemacht haͤtte. Beweiſe genung, das dieſe Gattung Vögel am Tage fehr gut ſehen! Ich bin alfo geneigt, die Exfcheie nungen an den nächtlichen Raubvoögeln einer ganz andern Urſache als dem Geſichte zuzuſchreiben. Auf den Kraͤhenhuͤtten bemerkt man ſehr gut, daß der Schuhu, auf welchen die Kraͤhen ſchaarenweiſe ſtoßen, dieſelben ſehen muß, denn er kehrt ſei⸗ nen beweglichen Kopf auf alle Seiten, und ſucht auch oft nach der Gegend zu flies gen, wo die wenigſten Kraͤhen auf ihn ſtoßen. Man ſieht aber, daß ſein ganzer Koͤrper an dem Unvermögen ſich zu wehren Antheil hat. Richt das Licht des Tas ges allein, ſondern der Tag ſelbſt, vielleicht beſonders die Luft ſcheint ihm beſchwer⸗ lich zu ſeyn, und ſeine Traͤgheit zu bewuͤrken. Die Haupturſache, warum er den Tag ſcheuet, liegt ‚ie wahrſcheinlicher Weiſe in den Nerven, die für die Waͤrme und * Th. II. S. 259. * Scopoli a. hiſt. nat. durch D. Guͤn⸗ 8 ther S. 9. n. g. 1 Ch. II. Band. e L Pr 292 3 0 Hiſtorie der Natur. « und Luſt des Tages eben fo empfindlich fi nd 1 als es die Nerven der Augen fuͤr die Sonnenſtralen find. Wegen dieſer Eigenſchaft der Nerven iſt es dieſer Art von Voͤgeln zum Naturtrieb geworden, ſich des Tages zu verbergen. Dies ſey ge denn wir wiſſen, wie wenig wir von den Natustrieben der Thiere lagen 5 * innern Urſachen entdecken koͤnnen. Wr Selbſt der Bau des Auges zeigt, daß die Nachtraubvoͤgel am Tage fehen koͤnnen. Nach den Beſchreibungen der Zergliederer iſt der Augapfel, der ſehr groß iſt, an der Augenhoͤhle auf allen Seiten feſt angewachſen, die cryſtalliniſche Feuchtig · keit aber ſehr groß. Ohngeachtet dieſer letzte Umſtand nothwendig machen muß, daß ein zu großes Licht den Augen unerträglich wird, fo hat doch die Natur dieſen zu häufigen Zugang der dichtſtralen einigermaßen zu ſchwächen gewußt. Sie hat bey den Nachtvoͤgeln einen Mechanismus angebracht, den auch einige vierfuͤßige Thiere, vielleicht zu eben der Abſicht, haben. In dem innern Augenwinkel liegt 5 eine ſtarke knorpelartige mondfoͤrmige Haut, die mit einem eignen Muſkel verſehen iſt, und durch denſelben in den Stand geſetzt wird, nach Willkuͤhr des Thieres das Auge zu bedecken, und wieder zu eroͤfnen. Die Voͤgel haben dieſe Haut, welche bey den Zergliederern membrana nictitans heißt, ſtaͤrker, unter allen Ben, find die Augen der Nachtraubvoͤgel am merklichſten damit verſehen. Diefe Haut kann ihnen ohne Zweifel darzu dienen, den zu häufigen Einfluß des Lichts auf das Auge zu vers ee und dieſes Faktum laͤßt uns um ſo viel weniger Zweifel bug, daß die Nachtraubvögel auch am Tage ſehen koͤnnen, wenn fie wollen. f . WR I "Die. große Opreule 83 nn a Die große Ohreule, oder der Uhu (le (le Grand - duc); x 8 die 435. und 385. füuminirte und unfre ızte Kupfertafel. 4 a, ie Poeten „ee den Adler dem 2 und den uhu der * m Er iſt auch würflih dee Adler der Nacht und der Koͤnig in der Klaſſe der Vogel, die das Tageslicht ſcheuen, und nur dann ausfliegen, wenn es verloͤſchet. Der Uhu ſcheint beym erſten Anblick jo dicke und jo ſtark als der ge⸗ meine Adler zu ſeyn. Er iſt aber wuͤrklich kleiner und die Berhältniffe an feinem Koͤrper ſind alle ganz anders geordnet. Seine Schenkel, fein Körper und fein Schwanz find kürzer als bey dem Adler, ſein Kopf iſt 1 die Fluͤgel weit fürs zer, da feine Fluͤgelbreite nur gegen fünf Fuß austraͤget. Man unterſcheidet den Uhu ſehr leicht an ſeiner dicken Geſtalt, an ſeinem unfoͤrmlichen Kopf und den wei⸗ ten und tiefen Hoͤhlen feiner Ohren; ferner an den beyden Federn, welche über -feinen Kopf hinausragen und mehr als dritthalb Zoll lang find, Sein kurzer ſchwar⸗ zer und gebogener Schnabel „ feine großen ſtarren und durchſichtigen Augen, feine ſchwarzen, weiten und mit einem orangenfarbigten Ringe umgebenen Augaͤpfel, ferne mit kleinen weißen hin und herſtehenden Borſten ähnlichen Federn bewachſene Stir⸗ ne, um welche noch andere krauſe Federn ſtehen; feine ſchwarzen ſtarken und ges bogenen Faͤnge; ſein ſehr kurzer Hals, die roſtigbraunen ſchwarz und gelbgefärbs 1 f 92 ten DB Bekghu, 9 95. Zub, Zuo, Puhi; pol niſch, Puhacz Sowolezna; ſchwer iſch Uf; engliſch, Great Horn Owl, Eagl-Owl, Im y Huhu, Schubuteule. Klein durch Rey: ger S. 54. Schuhu. Muͤllers Linn. Natur⸗ ſyſt B. 2. S. 93. Der Uhu, Berghu; crai⸗ niſch, Sova. Scopoli ann. I. hift. nat durch D. Günther S. 9. Bubo. Fonftın Av. p. 42. tab. XVIII Strix Balo capite aurieulato, cor- pore rufo. Linn. S. N. ed. XII. p. 31. Faun. Suec. pag ze n. 69. Anmerk. d. Ueberſ. *) Griechiſch, Bvas; lateiniſch, Bubo; ſpaniſch, Buho; portugieſiſch, Mocho; italie⸗ niſch, Duco, Dugo; ſavoyiſch, Chasſeton; deutſch, Uhu, Huhu, Schuffut, Bhu, Franzoͤſiſchen heißt er auch and Hibaukors nu, le Due, le grand-Duc; an einigen Ors ten in Italien, Barbaian; in Provence, Pe- tuve. Bubo. Ges». Av. p. 233. Aldrov. Av. Tom. I. p. 302. Grand Duc. Belon. hiſt. nat. des oifeaux. p.135. Grand Chat- huant. Alhim. Tom. II p. 5. pl. IX mit illuminirten Ku⸗ pfer. Bubo. Noctua maxima. Eriſeh tab XCIIl. illuminirt. Le Grand Duc. Briff orn. in to. Tom, I. p. 477. Bube. ibid. gvo. p. 139. 84 Hiſtorie der Natur. ten Rückenfedern; die gelben ſchwarzgefteckten und mit braunen Streifen unordent lich durchzogenen Federn des Bauches; ſeine mit dicken n und roͤthlichen in bis an die Fänge bedeckten Fuͤße “); 15 ö un fuͤrchterliches Geſcht 5 uhu Huhu, Buhu Puhu, das er in der Stille der Nacht hören 1 wenn alle andere Thiere ſchweigen, und wo folgt und ſie mit ſich nimmt oder ſie toͤdtet, um fie zu zerreißen und in die Hoͤhlen zu tragen, in denen er wohnt: alles dieſes ſind hinlaͤngliche Merkmale, woran man ihn erkennen kann. N. j du aa ee Er hält fih nur auf Felſen oder alten verlaffenen und auf Bergen liegenden Thuͤrmen auf, nur ſelten kommt er in ebene Gegenden und ſetzt ſich nicht gern auf Bäume, ſondern auf entlegene Kirchthuͤrme und alte Schlöffer, Sein gewöhnliche ſter Raub find junge Haſen, Kaninchen, Maulwürfe, Feld- und andere Mäufe, die er ganz verſchluckt und das Fleiſch davon verdauet, das Haar “*), die Knochen und die Haut aber in runden Kugeln wieder von ſich ſpeyet. Er frißt auch Fleder⸗ mäuſe, Schlangen, Eyderen, Kroͤten, Froͤſche, und naͤhrt feine Jungen damit, Wenn ) Das Weibgen iſt von dem Maͤnngen nur dadurch unterſchieden, daß die Federn des Koͤrpers, der Flügel; und des Schwan⸗ zes von dunklerer Farbe ſind. % Sriſch giebt uns folgende Nachricht von der Verſchiedenheit der Töne eines Buhus, den er lange D hatte: Wenn er hungerte, gab: er den Laut von ſich, der durch das Wort Puhu ausgedruckt wird. Wenn ein alter Menſch huſtete, oder ſich raͤuſperte, fieng er an, ſehr durchdringend und flarkigu ſchreyen, beynahe wie ein be⸗ trunkener Bauer, der in ein lautes Geſchrey ausbricht; er ſetzte ſein Uhu Puhu ſo lan⸗ ge fort, als er es in einem Athem aushal⸗ ten konnte. Ich halte dafſuͤr, fahre Sriſch fort, daß dieſes der Laut ſey, den er bey dem Gefühl des Vermebrungstriebes böven laßt, und daß er das Gerauſch eines huſten⸗ den Menſchen fuͤr das Geſchren des Weibgens hält. Schreyet er aber aus Furcht oder Angſt, ſo iſt ' ſein Geſchrey ſehr, ſtark und unangenehm, und kommt dem Geſchrey der 2 ziemlich nahe. Siehe Sriſch d, g. * 7 x ) Ich habe, fügt Sriſch, zu verſchie⸗ denen Zeiten zween große Uhu gehabt und lange Zeit lebendig erhalten. ebene ö ſie mit Fleiſch und Ochſenleber, davon ſie oft große Stuͤcken hinunterſchluckten. Wenn 2; nit er ſie aufweckt, beunruhiger, dere man ihnen Mauſe vorwarf, zerſchmetterten fie. ihnen die Ribben und übrigen Knochen mie dem Schnabel un verſchluckten ihrer wohl fuͤnf, eine nach der andern. Nach Verlauf einiger Stunden ballten ſich die Knochen und Hoare im Magen zu kleinen Klumpen zuſam⸗ men, die fie dann in die Höhe wuͤrgten und wie⸗ der 1 den . Wh In Erz mangelung eines andern Gefraͤßes verzehr⸗ ten e ale Arten Tan e 7 fe ſiger Flußfiſche, und gaben die zerknickten und im Magen zuſammen geballten Graten auf eben die Art von ſich. Saufen wollten fig. niemals, welches ich auch an einigen Tagraubvoͤgeln bemerket. Siehe Zallens Voͤgel p 232. Daß den e lan BI 2 e bey Fach 10 Ha eit unbemerkt zu ſaufen pflegen, iſt ſchon im Artikel e Band S. 100 f bewieſen worden. Ben: er Anmerk, d. Verf, Det Ohreule. 8⁵ 2 er Junge hat, ſo jagt er mit fo. viel Eifer, daß er ſein ganzes Neſt von ute weben. Er bringt davon mehr als irgend ein anderer Nacdvdge zu⸗ ſammen. 5 Man Gehäte die. Vögel in den Thiergärten. wegen ihrer beſondern Geſal auf. In Frankreich giebt es deren nicht ſo viele, als es mittlere Ohreulen giebt. Es iſt auch nicht gewiß, ob ſie den Winter uͤber bey uns bleiben; doch horſten ſie zu⸗ wellen auf hohlen Bäumen und noch öfterer in Felſenhoͤhlen?) a in den Löchern hoher alter Mauern. Ihr Horſt hat beynahe drey Fuß im Durchſchnitt und beſtehet aus kleinen Zweigen von duͤrrem Holze, die k ges meidigen Wurzeln verbunden und inwend 0 nit Baumblaͤttern ausgefürkeer find, zan findet oft ein oder zwey Eyer in einem fo chen Horſt, ſeltener aber drey. Die Farbe dieſer Eyer ') hat eine Aehn⸗ lichkeit mit der Farbe des Vogels ſelbſt. An Große uͤbertreffen ſie die Huͤhnereyer. Die Jungen ſind ſehr gefraͤßig, und die Alten beyderley Geſchlechts jagen ſehr gut, ſehr ſtill und mit weit mehr Leichtigkeit, als man ihrem dicken Körper zutrauen follte, Sie gerathen oft in ein Gefecht mit den Wenhen ſie werden aber immer Meiſter uͤber ſie und uͤber die Beute „die ſie ihnen abnehmen. Sie koͤnnen das Tageslicht. 1 ols ande nächtliche Raubvögel vertragen, denn fie fliegen des Abends nd kommen des Morgens ſpaͤter zurück, Man ſieht oft, daß e von ganzen Zuͤgen Krähen angefallen wird, die ihn 1 0 2 Ec laßt fie auf ſich ſtoßen ), ſchreyet noch ſtaͤrker, als fie, und. zerſtreuet ſie endlich oft dadurch daß er eine fängt, wenn die Dämmerung: einbricht. Ob ihre Ilügel gleich viel kuͤrzer als bey andern Voͤgeln, die hoch fliegen, find, fo- koͤnnen fie ſich doch, beſonders, wenn es anfaͤngt dunkel zu werden, ziemlich hoch “hin gen. Ins gemein aber und zu andern Stunden des Tages fliegen ſie nur nie⸗ drig und nicht weit. Man b bedienet ſich des Uhus i in der Falkonerie, um den Huͤh⸗ nerge yer anzulocken. Man b bindet dem Uhu einen Fuchsſchwanz an, um feine Fi- gur noch, außerordentlicher zu machen. So fliegt er auf der Erde hin, ohne fü ich auf einen Baum zu ſetzen. Der Hühnergeyer, der ihn von weitem gewahr wird, na hert ſich ee uch um auf ihn zn ſtoßen, ſondern ihn au bewundern „und hält fich, 4. 1 n 2) Bey ni in er de es die met f. „ PER fast und zeichnet Zinnani reſten in den 1 nd en der gelle Uova p. 9 tab. XVI f 85. und das jaben Felſen Pirna, wo mit Lebens⸗ Wirſin Ka Weber tab 40. Alſo muß gi jung ausgenommen, und zum Ger ſich Her Buffon hierinne geirret haben. ee a or e m. und d. Neberſ. rk. d. A 7 a e Eyer de; Schuh ſind 2 weiche avis ſaepius valde be sch. veiß und fa“ ku el N bat ſte auch tur in millenarii numeri sornices, Klein. Av. boxt ler. S. Qua Ar. . 20. tab. VII. Pes. 54.14. N * lange genug nahe bey ihm auf, daß ihn 95 4 980 2 Schuß bene ‚ ode durch die Raubvögel, die man auf ihn loßläßt, ſtoßen laſſen kann. Die mehr Faſauenwärter halten auch in ihren Faſanerien einen Buhu, den fie beſtändig il n einem Bauer oder Gegitter an einem offnen Orte, nahe bey den Schlaſſtellen der Hühner, ſtehen laſſen, damit die Raben und Krähen ſich um ihn verſammlen und die Jäger eine Menge dieſer ſchreyenden Wögel toͤdten koͤnnen, welche die Faſonen beunruhigen. Um aber dieſes, ohne die Faſanen zu erſchrecken, thun we | dient man ſich der Windbuͤchſe. ) 9 In Anſehung der innern Theile dieſes Vogels hat man bemerkt, daß ſeine Zunge kurz und ziemlich breit, der Magen ſehr weit, das Auge in eine knorpl chte Haut, wie in eine Kapſel eingeſchloſſen, und das Gehirn mit einer einfachen Haut, die icker als bey andern Vögeln, bedeckt iſt, da die andern Voͤgel, fo wie die vier⸗ füßigen Thiere zwey Haͤute zu Bedeckung ihres Gehirns haben, u Es giebt in dieſer Art eine Abänderung, die noch eine andere in ſich zu ſchlieſ. fen ſcheint. Beyde finden ſich in Italien und find vom Aldrovand angezeiget wor⸗ den: die eine kann man den Uhu mit ſchwarzen Fluͤgeln, 7 die andere den Uhu mit kahlen Fuͤſſen +) nennen. Die erſtere Abaͤnderung iſt im Grunde durch weiter nichts, als durch die Farben der Fluͤgel, des Ruͤckens und des Schwanzes unter · ſchieden, die brauner oder ſchwaͤrzer ſind; und der andere, der dieſem ganz und gar in den dunkeln Farben aͤhnlich iſt, unterſcheidet ſich don ihm nur durch die kahlen Fuͤße, die ſehr wenig mit Federn bewachſen ſind. e haben auch duͤnners p ſchwaͤchere Beine, als der gemeine Uhu. | Außer diefen Abänderungen , die wir in unſerm Clima antreffen, gebt es noch andere in entfernten Himmelsſtrichen. Der weiße lapponiſche uhu ) mit 6 f ſchwar⸗ 0 Sriſch Vögel Teutſchl. Beſchreib. des Zw. Glean. p. 37. Tab. 227. (Der Ritter von Linns hat ihn unter der Var. B. Bubo 80 S. Schwenkfeldii Theriotrop. Sileſ. athenienſis. d. Ueberſ.) p. 305. Wer vom Bau der innern Theile +) Bubo noſter. Aidrav. Av. T. Ip. 50g. dieſer Vögel nahere Nachrichten ſuchet, fin- Le grand Due déchauſſé', Bubo. Brif Av. der fie theils in des Herrn von Muralt 51. 4t0. T. I. p. 483. Bubo pedibus nudis, und 52. Beobachtung in den Ephem. Nat. Ibid. gvo. T. I. p. 141. B. e Ionſt. J. c. Cur. 1682. theils in den Collect. Academ, Bubo tertius, Wil. Part etrangere, Tom. III. p. 44. 475 . ** Bubo noſter. Aldrov. Av. Tom. I. p. 4) Strix’Scandiaca. 8. N. XII. 550 Grand Duc, aus ailes noites. A bin. I. Die weiße Ohreule III p. 3. Le grand Due d' Italie. Bubo Ita- n. 170. Die lapplaͤ lieus Brif. Av. to Tom. I. p. 482. in 8. T. Naturf. Th. 2. S. 97. I. p. 340. Le grand Hibou cornu d' Athene i a Fr 4 * Die große Ohreule. 87 ſchwarzen Flecken, den ee e ſcheint nur eine Abänderung zu ſeyn, die die Kälte der nordiſchen Länder hervorgebracht hat. Man weis, daß die mei⸗ ſten vierfüßigen Thiere in ſehr kalten Landern, entweder von Natur weiß find oder werden. Eben ſo geht es einer Menge von Voͤgeln. Der Uhu, von dem wir hier ſprechen und den man auf den Bergen in Lappland findet, iſt weiß mit ſchwar⸗ zen Flecken, und unterſcheidet ſich von dem gemeinen Uhu durch nichts als dieſe Far— ben. Man kann ihn daher zu dieſer Gattung als eine bloße Abänderung rechnen. Da dieſer Vogel die Hitze wenig und die Kälte gar nicht fürchtet, fo findet man ihn in beyden Welttheilen, in nördlichen und ſuͤdlichen Gegenden. Man fin⸗ det auch da nicht allein die Gattung, ſondern auch ihre Abaͤnderung. Der Jacu⸗ rutu der Braſillaner *), den Markgrav beſchreibt, iſt ganz und gar mit uns ſerm großen Uhu einerley. Der Vogel, den wir auf unſern illuminirten Tafeln u. 385, vorgeſtellet haben und den man uns aus der magellaniſchen Meerenge zuge⸗ schickt hat, iſt auch nicht genug von dem europaͤiſchen Uhu unterſchieden, um eine beſondere Gattung daraus zu machen. Die von dem Verfaſſer der Reiſe nach der Hudſonsbay unter dem Namen des gekroͤnten Uhu“) und von dem Edwards unter dem Namen des virginiſchen Uhu T) angezeigten Vogel, ) find auch e 8 5 A b⸗ *) Strix capite auriro, corpore albido. Linn. Faun. Svec. n. 46. — Le grand due de Lapponie. Briff. T. I. p. 466. N K a =>) Jacuritis Braſilienſibus, Bu Luſita- nis, Noctua eſt, magnitudine aequat anſeres. caput habet rotundum inflar felis; roſtrum aduncum, nigrum, ſuperiori parte longius, sculus magnos, elatos, rotundos et fplenden- tes inſtar eryſtalli, in quibus interius circu- Jus flavus verfus extrema apparer. Larizudo eculorum ali quando maior groſſo Mitnico, Prope aurium foramina plumas habet, duos digitos longus, quae inſtar aurium in acutum delimint et attolluntur, (auda lata eſt, ne- que alae nertingunt ad illius extremitatem. C «ra pennis veſtita usque ad fedes, in qui - bus quatuor digiti, tres anterius, unus po- Rerius verſus atque in quol:bet unexis in- curvatus, niger, plus quam digitum longus et acutiſſimus. Venue totius corporis varie- gantur e flavo albo et nigricante pere legan Meg hiſt. nat Bra. p 9 (Der ter 0 5 Ricter von Linne hat ihn nicht. Anmerk. des Ueber.) zer) Der große gefrönte Uhu iſt in den benachbarten Landern der Zudſonsbay ſehr gemein. Er iſt ein ſonderbarer Vogek, mit einem Kopf, fo groß als ein Katzenkopf. Die ſogenannten Hörner beſtehen aus Fer dern, die gleich unter dem Schnabel empor ſteigen, wo ſie anfaͤnglich mit weiß gemiſcht erſcheinen, allmaͤhlig aber braunroth und ſchwarz gefleckt werden. S. Voysge de la Bye de Hudfon Tom. 1. p. 33. S. Ellis 1 in den Götting. Samml 1 B. p 8. c. fig 3 7), Diefer Vogel,“ ſagt Edwards,, iſt von der ſtarkſten Gattung der Eulen, und nähere ſich in der Groͤße ſehr der Ohreule, die wir den Adleruhu nennen. (Dieſes iſt unſer groſ⸗ fer Uhu, von dem wir hier reden.) Sein Kopf iſt fo dick, als ein Katzenkopf, der Schnabel iſt ſchwarz, die obere Kinnlade in einen Haken gebogen und wie bey den Ad⸗ lern über die untere gekruͤmmet Dieſer Schnabel iſt mit einer Haut uͤberzogen, wor⸗ inne die Naſenloͤcher liegen und die an ih⸗ rer Wurzel mit grauen, den Schnabel um⸗ gebenden Federn bedeckt iſt. Die Augen ſind 8 ö groß, 5 h ö 88 Hiſtorie der Natur. Abänderungen in Amerika von unſerm e zepäiſchen Uhu. Denn der merk Unterſchied zwiſchen dem gemeinen und amerikaniſchen Uhu i auf dem Kopfe nicht von den Ohren, ſondern von der kann aber auch in den Abbildungen der drey Ohreulen, die uns Aldrovand e u iſt der, daß die Zeder chnabel hervorragen. 2 5 wahret hat, ſehen, daß nur der erſte, nämlich der gemeine Uhu, die langen de⸗ dern auf dem Kopfe hervorragen habe. Bey den andern, welches doch nur itall. eulſche Abänderungen find, kommen die Federn nicht von den Ohren, fondern von der Wurzel des Schnabels, fo wie bey dem virginiſchen vom Edwards beſchriebe⸗ nen Uhu. Klein“) ſcheint mir alſo zu unbehutſam geſprochen zu haben, wenn er ſagt, daß die große virginiſche Ohreule eine von der europaͤiſchen ganz verſchiedene Gattung waͤre, weil die Federn auf dem Kopfe von dem Schnabel ausgiengen, an⸗ ſtatt daß fie bey unſerm Uhu von den Ohren ihren Anfang nähmen. Haͤtte er die groß, und der Stern darinne glaͤnzend und goldfarbig. — Die Federn, welche die Hoͤr⸗ ner bilden, entfichen unmittelbar unter dem Schnabel, wo fie mit etwas weiß einge⸗ ſprengt find; fo wie fie ſich aber über den Kopf erheben, werden fie braunroth und en⸗ digen ſich nach außen in ſchwarze Spitzen. Der obere Theil des Kopfs, des Halſes, des Ruͤckens, der Fluͤgel und des Schwanzes ſind dunkelbraun, ſehr unordentlich mit kleinen rothen und aſchfarbenen Flecken und Linjen verſehen. — Der obere Theil des Halſes unter dem Schnabel iſt weiß, el was niedri⸗ ger, orangengelb und ſchwarz gefleckt. Der untere Theil der Bruſt, der Bauch, die Schenkel und der untere Theil des Schwan⸗ zes iſt weiß oder blaßgran, mit ziemlich re⸗ gelmäßigen braunen Binden durchzogen. Die innere Seite der Flügel iſt bund und eben ſo gezeichnet. Die Füße ſind bis auf die Fange mit grauen Federn bedeckt und die Faͤnge ſelbſt ſchwarz. Ich habe,“ ſetzt Ed⸗ wards hinzu, „dieſen Vogel zu London nach dem Leben gezeichnet, wohin man ihn aus Virginien gebracht batte. Ich habe auch noch einen andern ausgeſtopften bey mir, der aus der Hudſonsbay gebracht worden iſt. Ich glaube, dieſer und jener ſind von einerley Dattung, und nur durch einige Miſchungen der Farben unterſchieden“ 5 Ich will über dieſe Beſchreibung, die ich auszugsweiſe hier vorlege, nur noch eine Anmerkung machen, naͤmlich dieſe: daß nur Sec; der einzige Character, daß die Federohren von dem Schnabel und nicht von den Ohren anfangen, dieſen amerikaniſchen Vogel zu einer Abaͤnderung in der Gattung des Uhu machen koͤnnte, und daß dieſe Abaͤnderung deswegen, weil ſie ſich in Europa eben ſo gut als in Amerika befindet, nicht allein ei⸗ ne beſtaͤndige, ſondern allgemeine up fen, und einen beſondern Zweig, eine unter ſchiedene Familie in dieſer Gattung macht. ) Serix Aſio, capite aurito pra ferrugineo fubtus cinereo, alis punctis quinque albis. Linn. S. N. ed. XII. p. 132, n. 3 Muͤllers Naturſ. Th. II. S. 97. n. 3. Tab. IV. F. 1. Anmerk. des Ueberf, 6) Hier tadelt Hr. von Buͤffon den bes ruͤhmten Klein wegen einer Meynung, die er doch in der vorigen Anmerkung ſelbſt nicht undeutlich zu verrathen ſcheint. Klein ſagt in feiner Vogelh. bloß S. 54. der Reygeri⸗ ſchen Ausg. „Die Horneulen des Edwards „und Albinus ſind von den unſrigen darin⸗ „ne unterſchieden, daß dieſen die langen Fe⸗ „dern bey den Ohren und jenen bey dem „Schnabel hervorragen.“ Allerdings e ſehr merklicher Unterſchied, von dem Herr von Buͤffon ſelbſt ſagt, „er ſey in Europa „und Amerika beſtaͤndig, folglich ein bin: „reichender Grund, ſolche um die Naſe ge⸗ „börnte ÜUhus für eine eigne Familie zu hal⸗ „ten.“ Heißt das nicht offenbar auf der fol⸗ genden Seite tadeln, was man auf der vor⸗ hergehenden ſelbſt behauptet hat? M. corpore iu. Die große Ohreule. 89 Zeichnungen des Aldrobands und des Edwards mit einander verglichen, ſo wuͤr⸗ de er gefunden haben, daß dieſer Unterſchied, der eine bloße Abänderung macht, in Italien eben ſowohl als in Virginien angetroffen wird und daß uͤberhaupt die lan⸗ gen Ohrfedern dieſer Voͤgel eben nicht genau von dem Rande der Ohren, ſondern mehr unter den Augen oder über dem Schnabel ihren Anfang zu nehmen pflegen. Zuſaͤtze zur Geſchichte des groͤßern Uhu. Her Prof. Müller giebt in feinem Linn. Naturſyſtem eben die Verſchiedenheiten an, welche unſer Schriftſteller hat, naͤmlich: 1) den athenienſiſchen, 2) den italieniſchen und 3) den kahlfuͤßigen Uhu. Er fuͤhrt aber noch außer dem aus den Ephemeriden der Naturforſcher eine vom D. Muralt gefertigte Beſchreibung eines beſonders ſchoͤnen bey Zuͤrch gefangenen und von ihm ſehr genau zergliederten Uhu an. Ohngeachtet die Farben deſſelben von den gewoͤhnlichen Farben unſers Uhu ſehr abgehen, fo will ich doch dieſe Beſchreibung auszugsweiſe mittheilen, weil die da⸗ bey Angeftellten anatomiſchen Bemerkungen nirgends ſo weitlaͤuftig gefunden werden. „ Der Schnabel dieſes Vogels war ſpitzig, und mit zwo Oefnungen, gleich „den Naſenloͤchern, durchbohrt. Die Augen waren groß, ſtunden tief in ihren „Hoͤhlen, wurden mit ſehr großen Augenliedern bedeckt, und hatten einen gefeder— „ten Ring. Hinter dieſen Augenliedern ſahe man zu beyden Seiten die mit halb⸗ „ mondfoͤrmigen Klappen bedeckten Ohrenloͤcher, hinter welchen das Trommelhaͤut⸗ „ gen in feinem knochigten Ringe lag. Die Federn waren hinter den Ohren zuruͤck— „gebogen, um das Gehör nicht zu verhindern. Sie waren alſo nicht fo gekrauſet „wie die Federn der Augenlieder, richteten ſich aber hoch und breit über die andern „ in die Höhe, hatten auch eine gelblichtrothe Farbe, dahingegen die Augenfedern „weiß waren. Die Ruͤckenfedern waren himmelblau, und gleichſam mit Pfauen⸗ „augen bezeichnet. Der Schwanz und die Flügel hatten einen blaſſen mit drey „oder vier grauen Strichen bezeichneten Grund. Die Bruſt und der Bauch wa⸗ „ ren weiß, und hin und wieder mit ſchwarzen Punkten geziert. Die Füße waren „ bis an die Naͤgel gefedert. Die Lange war über eine halbe Elle, die ausgebrei⸗ „ teten Fluͤgel aber über eine Elle (Man ſiehet leicht aus den Farben der Fe⸗ dern und dem angegebenen Maaße, daß dieſer Uhu wenigſtens eine vierte Abänder rung, wo nicht eine neue Gattung ſey. Doch wir wollen noch die Beſchreibung der innern Theile hinzuſetzen.) „Bey der Defnung des Bauchs fand ſich zuerſt eine fehr große Menge Fett; „ der Magen war fett, hart und runzlicht, in demſelben ſtack eine gemeine Ratze, 1, Th. il, Band. M y und — U 90 . Hiſtorie der Natur. „ und ein Vogel mie feinen Federn, beyde halb verzehrt. Die Rückdrüſe war » i fändtiche, Die innere Magenhaut ließ ſich gemaͤchlich abfondern, Ein Gallen. 5 » blaſengang ſenkte ſich in den Zwoͤlffingerdarm; bey dem Rückendrüſengange y aber wurde die Gallenblaſe ſelbſt nicht gefunden. Man entdeckte zwey Blind; 7 „ daͤrme. Die Länge aller Daͤrme war eine Elle, und das Ende derſelben wie „ein Sack erweitert. Die Figur des Herzens war laͤnglicht, es hatte zwey Kam⸗ „mern, und ſaß in einem Sacke, welcher das Zwerchfell ausmachte. Etwas nie „ driger fand ſich die Leber mit zwey großen Lappen, zur Seite aber zeigte ſich noch „ein rother Lappe, welcher an einer Faſen hieng, und von dem Herrn Muralt „ für die Milz gehalten wurde. Die Saamengefaͤße entſprungen zu beyden Sei⸗ „ten aus den großen Pulsadern, und giengen gerade nach den Saamenbehaͤltern, 0 0 indem es ein Männgen war) dieſe hiengen frey, jedoch inwendig, denn die er „ Vogel haben keine aͤußerlichen Hoden, und waren mit einer leimigten Feuchtig⸗ „ keit angefuͤlet. Unterhalb dieſen Saamenbehaͤltern lagen die Nieren, unter dem „ Häucchen, das den Bauch bekleide, und zwar in der Hoͤhlung von den Queer⸗ „ fortſaͤtzen ber Lendenwirbel. Von da an breiteten ſich die Harngaͤnge nach dem „ breiten Theile des Bauches aus. Die Luftroͤhre war durch befondere Muffeln „ befeſtiget, welche unter den Aeſten der kuftroͤhre ihren Urſprung nahmen, und ſich „ bis in die Seiten der Bruſt erſtreckten. Die Zunge war fornen fleiſchigt, doch „an der Wurzel hart und faft beinigt. Die Oefnung der Luſtroͤhre, hinter wel, N Aicher ſich einige Waͤrſchen zeigten, wie auch die Oefnungen der Speiferöhre waren „ beyde ſehr weit. Die Hirnſchale ſchien ein ſchwammiges Beſtandweſen zu haben, „und war dabey ſehr muͤrbe. Die Gehirnkammer zeigte keine abgetheilte Hoͤhlung. „Man traf dreyzehn Halswirbel an „ jedoch nur ſechs Rippen, die an das Bruſt— „ bein befeſtigt waren. Die mittlern Krallen der Fuͤße waren gleich einer Saͤge 5 i gezäßitet „ dergleichen man auch an den Reihern antrift.“ 5 Ich habe dieſe Beſchreibung um fo viel lieber benutzt, da in der Zergliede⸗ rung der Voͤgel weniger gethan worden iſt, als in der Unterſuchung des innern Baues der vierfuͤßigen Thiere. Es fehlt uns noch ſehr an genauen anatomiſchen Befchreir bungen derſelben, und ſelbſt Herr von Buͤffon, deſſen Werk durch den Fleiß des Herrn Daubenton und den Reichthum des koͤniglichen Cabinets in den erſten Baͤn⸗ den ſo viel ſchoͤnes anatomiſches enthaͤlt, hat bey den Voͤgeln außer einigen Bemer⸗ kungen der Herren Charral und Perrault, aus den Memoires pour fervir à hiftoire des animaux, nichts von der innern Structur der von ihm beſchrie⸗ benen Voͤgel beygebracht. Man gebraucht den großen Uhu, und, in Ermüöngellhh deſſelben, auch die kleinern Arten bey uns, die Krähen auf den Krähenhütten zu ſchießen. Man naͤhrt Die mittlere Ohreule. 9¹ naͤhrt naͤmlich einen Uhu, und ſetzt ihn an einem ſtillen Tage zu allen Jahrszeiten, beſonders aber im Herbſte, auf eine von Stein oder Holz halb unter der Erde gebaute, und mit gruͤnem Raſen bedeckte Hütte, um welche vor den gelaßnen Schießſcharten abgelaubte Baͤume (Hackreiſer) ſtehen. Sobald nun die Kraͤhen ihren Feind ſe⸗ hen, verſammeln ſie ſich in großer Anzahl, um auf ihn zu ſtoßen, und ſetzen ſich auf die Hackreiſer, wo fie von den in der Huͤtte verſteckten Jaͤgern ohne Mühe und Kunſt in großer Menge geſchoſſen werden koͤnnen. Oft verſammeln ſich auch andre Raubvogel, als Lerchengeyer, Huͤhnergeyer, Neuntoͤdter, Aelſtern u. f. w. und werden gleichfalls getoͤdtet. Es iſt dieſes eine der angenehmſten und nuͤtzlichſten Ar⸗ ten, der ſchaͤdlichen Raubthiere loß zu werden. — — m —ĩ— — Die mittlere Ohreule D oder der Uhu mittlerer Große. Siehe die 29. und 473. illuminirte, und unſre ıgte Kupfertafel. 2 hie mittlere Ohreule hat, wie die große, ſehr weite Ohren, uͤber welche ein kleiner Büfchel von ſechs Federn nach vorwärts gebogen, **) hervorraget; allein dieſe Federn find Fürzer als bey dem großen Uhu und kaum über einen Zoll M 2 ) Griechiſch, Nes; lateiniſch, Aſio, Otus; italieniſch, Gufo, Barbagianni; ſpa⸗ niſch, Mochuelo; deutſch, Ohreule, Kauz⸗ eule, Ohrreuz, Kaͤuzlein; polniſch, Cluk- nocny oder Sowa urſata; ſchwediſch, Horn- Ugla; engliſch, Horn- Owl; franzoͤſiſch, Le Hibou, Moyen Duc, Chouette 4 Oreilles, an einigen Orten Chat huant cornu; in Burgogne, Choue, Cornerete; in Gaskogne, Ducquet, das iſt, petit Due; in Sologne, Chat- huant de Bruyeres, weil er ſich in den Heiden aufhaͤlt; in Anjou und in Bretagne, Chouant; an einigen andern Orten, Clou- der, wegen ſeines Geſchreyes Klu, Klud. — Afio, Ceſi Av. p. 223. Otus. Idem p. 633. — Moyen Due, oder Hibou cornu. Belon hift, rang, nat. des Oif. p. 137. Grand Duc. Albin. T. I. p. 6. Pl. X illum. Noctua minor aurita. Scops. Sriſchs Voͤgel Tab. 99 illum Le moyen Due et le Hibou. Briſ Av. to. Tom. I. p. 486. Aſio. Ibid. g vo. T. 1. p. 142. n 4. The long eared Owl. Le Hibou à longues oreilles, Britifb Zool. Pl. B 4. fig. I. 1) Kleiner Schuhu. Klein durch Reyger S. 54. n. 2. Die Ohreule, Horneule, Scopo- li ann. I. durch Günther S. 10. n. 8. Aſio f. Otus Charlet. Onomaft. p. 70. n. 2. Strix Otus, capite-auricularo, pennis ſenis. Linn. S. N. ed. XII. p. 152. n. 4. Fn. ſuec p. 24. n. 71. Anmerk. d. Ueberſ. *) Aldrovandus will bemerkt haben, daß jede Feder dieſer Buͤſche auf den Ohren einer ö ee 92 Hiſtorie der Nakur. lang. Sie ſcheinen mit der Größe feines Körpers im Verhaͤltniß zu ſtehen, denn er wiegt nur ohngefähr zehen Unzen und iſt nicht größer, als eine Kraͤhe. Er macht alſo eine von dem großen Uhu weſentlich unterſchiedene Gattung, da jener ſo groß wie eine Gans iſt, und iſt auch eben ſo ſehr von der kleinſten Ohreule oder dem Kauze mit Ohren unterſchieden, der nicht groͤßer als eine Amſel iſt und ſehr kleine Federn uͤber den Ohren hervorſtehen hat. Ich mache dieſe Anmerkung, weil es Naturforſcher giebt, welche die mittlere und kleinere Ohreule nur fuͤr bloße Abaͤnde⸗ rungen einer und eben derſelben Gattung anſehen. Die mittlere Ohreule hat einen vom Schnabel bis auf die Fuͤße gerechnet 1 Fuß langen Koͤrper. Seine Fluͤgel⸗ breite beträgt 3 Fuß und die Länge feines Schwanzes 5 oder 6 Zoll. Der obere Theil des Kopfes, des Halſes, des Ruͤckens und der Fluͤgel iſt grau, roſtfarben und braun geſtreift. Die Bruſt und der Bauch ſind roſtfarben mit braunen unregelmaͤßigen ſchmalen Streifen. Der Schnabel iſt kurz und ſchwarz. Die Augen ſchoͤn gelb, die Fuͤße bis an den Anfang der Faͤnge mit rothen Federn bedeckt, die Faͤnge ſelbſt groß und ſchwarzbraun. Man kann noch mehr an ihm bemerken, daß er eine fleiſchigte und ein wenig geſpaltene Zunge, ſehr ſcharfe und einſchneidende Faͤnge und an der aͤußeren Kralle ein bewegliches Gelenk habe, womit er fie zurückziehen kann. Sein Magen iſt ſehr weit, die Gallenblaſe ſehr groß. Die Gedaͤrme ohngefaͤhr 20 Zoll lang. Die beiden Blinddaͤrme haben eine Tiefe von 27 Zoll und find größer als in andern Raubvögeln. Dieſe Gattung iſt gemein und in unſern Himmelsſtrichen zahlreicher“) als die Gattung des großen Uhu, den man im Winter nur ſelten bey uns antrift, dahin⸗ gegen die mittlere Ohreule das ganze Jahr bey uns bleibt, und ſogar im Winter häufiger, als im Frühjahr gefunden wird. Sie hält ſich gemeiniglich in alten wit» ſten Gebäuden, in Felſenhoͤhlen, **) in den Löchern alter Bäume, in Waldun⸗ gen auf Bergen auf und kommt wur felten in ebene Gegenden herab. Wenn ihn andere Voͤgel anfallen, ſo bedient er ſich mit vieler Geſchicklichkeit ſeiner Klauen und feines Schnabels, und wenn ihn ein zu ſtarker Feind anfällt, pflegt er ſich auch auf den Ruͤcken zu legen. Es iſt wahrſcheinlich, daß ſich dieſer Vogel, der bey uns ſo gemein iſt, auch in Aſien finde, denn Belonius ſagt, er habe dergleichen auf den Ebenen von Cillcien angetroffen. Es giebt in dieſer Gattung verſchiedene Abaͤnderungen, davon ſich die erſte in Italien aufhält und vom Aldrovand gezeichnet worden if, Dieſe italleniſche Ohr⸗ eigenen Bewegung fähig fen, und daß die ſehr haufig in Burgund, Champagne, So⸗ Haut, welche die Höhle der Ohren begleitet, logne und auf den Bergen in Aubergne. eine Fortſetzung von der innern Haut ſey, ==) Sta il Gufo nelle grotte, per le buche die am näheſten bey den Augen liegt. degli alberi, nelb antriaglie o crepature di * Er iſt in Frankreich und Italien ge: muri e tetti di cafe diſabitste, ne dirupi e meiner als in England. Man findet ihn luoghi eremi, Olina Ucceller, fogl. 36. Die mittlere Ohreule. 93 Ohreule iſt ftärfer als unfere, und unterſcheidet ſich von derſelben auch nach ihren Farben. Man muß, um dieſes einzuſehen, die Beſchreibungen vergleichen, die Aldrovand davon gemacht hat.) Dieſe Voͤgel geben ſich ſelten die Muͤhe, ein Neſt zu machen, oder ſie erſparen ſich dieſelbe ganz und gar. Denn alle Eyer und Jungen, die man mir gebracht hat, ſind in fremden Horſten gefunden worden, oft in den Horſten der Aelſtern, die, wie man weis, dieſelben alle Jahre verlaſſen, um neue zu bauen. Man hat ſie auch in den Horſten der Weyhen angetroffen, niemals aber hat man mir ein durch einen Uhu gebautes Neſt zeigen koͤnnen. Sie legen gemeiniglich vier oder fünf Eyer, und ihre Jungen, welche gleich, nachdem fie ausgekrochen find „ weiß ſind, bekommen die Farben ihrer Federn nach vierzehn Tagen. Da man nun leicht ſiehet, daß dieſer Uhu nicht ſehr empfindlich für die Kälte iſt, weil er den Winter uͤber bey uns bleibt, und in Schweden **) fo gut als in Frankreich gefunden wird, ſo hat er auch aus einem Welttheile in den andern kom⸗ men koͤnnen. Man findet ihn in Canada und in vielen andern Gegenden des noͤrd⸗ lichen Amerika wieder, *) und es iſt ſo gar wahrſcheinlich, daß der Uhu von Can rolina +), den Catesby beſchrieben hat, und ein anderer aus dem füdlichen Amerika, den uns der P. Feuillce liefert, ft) auch nur Abaͤnderungen von unſerm Uhu find, % 4 ) Aldrov. Av. Tem. 1. p. 519 · **) Strix capite aurito pennis ſex. Linn. Faun. ſuec. p. 6. . 1) Folgende Stelle muß auf die mittle⸗ re Ohreule angewendet werden. Man hoͤret während der Nacht faſt in allen unfern Inſeln eine Art von Nachteule, die man Ca- not nennet, ein trauriges Geſchrey machen, wie die Wilden zu machen pflegen, wenn ſie in ihre Nachen (au canot) ſteigen; wo⸗ her ſie auch ihren Namen erhalten hat. Die⸗ fe Vogel find nicht groͤßer als Turteltauben, an Farbe aber find fie völlig unſern Ohr: eulen aͤhnlich, die wir täglich in Frankreich ſehen. Sie haben zwey oder drey kleine Fe⸗ dern an den Seiten des Kopfes, welche die Geſtalt kleiner Ohren machen. Sie ver⸗ ſammlen ſich zuweilen zu ſieben oder achten auf den Daͤchern, wo ſie die ganze Nacht nicht aufhoͤren zu ſchreyen. Hiß. de la nou- velle h par Cha leuoiv "Tom. III. p. 56. 3) Wenn man die Größe dieſes Uhu mit einer M 3 die Turteltaube vergleicht, ſo ſollte man glau⸗ ben, es ware die kleinſte Ohreule oder der Kauz mit Ohren; wenn er aber, wie unſer Schriftſteller ſagt, verſchiedene Federn auf dem Kopf hervorragen hat, ſo muß es nur eine Abaͤnderung von der mittlern Ohreule ſeyn. Der naͤmliche Schriftſteller ſetzt hin⸗ zu, daß die canadiſche Nachteule von der franzoͤſiſchen durch nichts als durch eine weiß fe Halskrauſe und ein beſonderes Geſchrey unterſchieden ſey. +) Man ſehe die Beſchreibung und ausge⸗ malte Abbildung dieſes Vogels in der na⸗ tuͤrlichen Ziſtorie von Carolina durch Ca⸗ tesby, S. 7. Pl. 17 15 Seeligmanns Voͤ⸗ gel. Th I. Tab. th Bubo oero — ei pe&ore maculo- fo. Feuiilee, Obſ. Phyſig p. sg. mit dem Ku⸗ pfer. not. II. Aſio americanus. Le Hibou e Brıff. Av. I. p. 45. n. 7. Es ſcheint, als ob man dieſer Suͤdamerikaniſchen Eule des P. Senillee auch den a - oder 94 Hiſtorie der Natur. die von der Verſchiedenhelt der Himmelsſtriche hervorgebracht werden, um fo viel mehr, da fie beynahe von einerley Größe und durch die Schattirungen und Verih lung der Farben nur verſchieden find, *) Man bedient ſich des Uhu und der Nachteule, um die Voͤgel auf Kloben bl deimruthen zu fangen. Man hat angemerkt, daß die groͤßern Voͤgel lieber auf die Stimme des Uhu kommen, welche eine Art von kläglichen oder ſeufzenden ernſthaf⸗ ten und gedehnten Geſchrey iſt (cloo, cluu,) das er des Nachts beſtaͤndig wie⸗ derholet; daß hingegen die kleinen Voͤgel häufiger auf den Ruf der Nachteule kom⸗ men, welches eine helle und lockende Stimme iſt (hoho, hoho ). Beyde machen am Tage laͤcherliche und poßierliche Bewegungen in Gegenwart der Men⸗ ſchen und anderer Voͤgel. Ariſtoteles ſchreibt dieſe Fahigkeit oder Eigenſchaft nur dem Uhu oder der mittlern Ohreule (Otus) zu. Plinius giebt ſie dem Kauz mit Ohren und nennet dieſe wunderbaren Bewegungen motus latyricos. Allein es iſt zu merken, daß der Scops des Plinius mit dem Otus des Ariſtoteles einer- ley iſt, denn die Lateiner brauchten die griechiſchen Namen Otus und Scops ohne Unterſchied, und vereinigten unter dem letztern Namen die mittlere und kleine Ohr⸗ eule in eine Gattung, und begnügten ſich dabey nur anzuzeigen, daß es einen groſ⸗ ſen und einen kleinen Scops gaͤbe. Eigentlich kommt das, was die Alten von den laͤcherlichen und poßierlichen Bewegungen der Ohreule ſagen, der mittlern Ohreule, von der wir hier reden, zu. Es hat aber geſchickte Naturkuͤndiger gegeben, die behauptet haben, daß die Stel: len der Alten nicht auf den Uhu, ſondern auf einen Vogel von einem ganz andern Geſchlechte, welcher die numidiſche Jungfer?) heißt, gienge. Wir muͤſſen da⸗ her nothwendig hier dieſe Frage eroͤrtern, und den dabey vorgegangenen Jen auseinander ſetzen. Die Zergliederer von der Akademie der Wiſſenſchaften haben uns in der Be⸗ ſchreibung, die fie von der numidiſchen Jungfer geben, dieſe Meynung aufdringen wol« len, oder neuſpaniſchen Tecololt des 1 an die Seite ſezen könne. Doch will ich dieſes nur als eine bloße Wahrſcheinlichkeit angeben, welche ſich auf die Aehnlichkeit in der Groͤße und des Klima gründet; denn Sernandez hat von feinen angezeigten Voͤ⸗ geln weder Zeichnungen noch ſolche Beſchrei⸗ dungen gegeben, woraus man fie hinlaͤnglich erkennen koͤnnte. ) II Gufo altramente Barbagianni uccel- laccio notturno, in forma di eivettà (chat- huant) groſſo quanto una gallina, eon le penne dal lato del capo che paion due eorni- eine, di color giallo, mefticato con profilatu- ra di nero. Con queſto fuccella a animali groſſi come cutte cornachie e nibbii con la civetta a uccelletti d’ ogni ſorte. Olina Ue- cellar, fog. 56. ) Ardea Virgo. Linn. S. N XII. p 234. n. 2. Grus Numidica. Hriſ Av. (Paris.) T. V. p. 388. Edw. Av. 134. t. 134. Memoires pour ſervir etc. B. 1. pag. 271. t. 36. 37.der deutſchen Ueberſetzung. m. u. d. Ucberf, En Die Wktſer Ohreule. 95 len, und reden davon in en Ausdruͤcken: „ Der Vogel,“ ſagen fie, „den wir „ beſchreiben, wird die numidiſche Jungfer deswegen genennet, weil er von dieſer „ Provinz in Afrika kommt und gewiſſe Manieren an ſich hat, durch welche er die „Geberden eines Frauenzimmers, die einen gewiſſen Reiz in ihre Handlungen brins „gen will, nachzuahmen ſcheint, und die oft eine Art von Tanze vorſtellt. Schon „vor mehr als zweytauſend Jahren haben die Naturforſcher dieſen Vogel, fo oft fie „ von ihm geredet haben, durch dieſe beſondere Nachahmung der Geberden und des „ Betragens eines Frauenzimmers von andern zu unterſcheiden geſucht. Ariſtoteles en ihn deswegen den Gaukeler, den Tänzer, den Poſſenreißer, welcher nach⸗ „machte, was er ſiehet. — Es ſcheint, als ob dieſer Vogel unter den Alten ſelten ges „ weſen ſeyn muͤſſe, weil ihn Plinius fuͤr fabelhaft haͤlt und dieſes Thier, welches „ er ſatyriſch nennt, in die Reihe bey den Pegaſus, den Greif und die Sirenen ftellt, Es vit auch glaublich, daß er bis itzt auch den neuern unbekannt geblieben iſt, weil ſie „nicht davon reden, als wenn fie ihn geſehen haͤtten, ſondern nur, als wenn fie in „ den Schriften der Alten eine Beſchreibung eines Vogels, der bey den Griechen 1 „ ſeops und otus, und bey den Lateinern aſio hieß, geleſen hätten, welche bey den „Alten unter dem Namen des Taͤnzers, des Gauklers, des Comoͤdianten bekannt er „ geweſen waren. Es iſt alſo unſere Pflicht zu ſehen, ob unſere numidiſche Jung⸗ » fer für den cops und otus der Alten gehalten werden kann. Die Beſchreibung, „ die fie uns von dem otus und ſcops geben, enthält drey Beſonderheiten — Die „ erſte iſt, daß er die Geberden nachahmen ſolle — die andere, daß er auf dem „Kopfe hervorragende Federn auf beyden Seiten in Geſtalt der Ohren trage — „die dritte iſt die Farbe der Federn, von der Alexander Mindius beym Athenaͤus 8 ” fagt, daß fie bleyfarben ſey. Nun aber hat die numidiſche Jungfer dieſe drey „ Eigenfhaften und Ariſtoteles ſcheint ihre Art zu tanzen, welche darinne beſtehet, daß „eine vor der andern herhuͤpfet, beſchrieben zu haben, wenn er ſagt, daß man ſie „fange, indem eine gegen die andere tanzt. Belonius glaubt zwar, daß der „otus des Ariſtoteles der Uhu iſt, aus der einzigen Urſache, weil dieſer Vogel, y wie er fagt, viel Bewegungen mit dem Kopfe macht. Der größte Theil der Aus⸗ „leger des Ariſtoteles, die auch unſerer Meynung ſind, gruͤnden ſich auf den Na⸗ „men otus, der fo viel bedeutet, als einen Vogel der Ohren hat. Allein dieſe „ Akt von Ohren bey dieſen Voͤgeln, find ja dem Uhu nicht allein eigen, und Arts 5 ſtoteles erklärt ſich deutlich genug, daß der otus nicht der Uhu ſey, wenn er ſagt, „daß der otus dem Uhu ähnlich fen, und es iſt wahrſcheinlich, daß er dieſe Aehnlich— „keit in weiter nichts als in den Ohren geſucht habe. Alle numidiſche Jungfern, „die wir zergliedert haben, hatten an den Seiten der Ohren diejenigen Federn, von „ wel⸗ 50 96 5 Hiſtorie der Natur. * „welchen der otus ſeinen Namen erhalten hat. — Die Farbe Ihrer Federn war 5 aſchgrau, wie fie Alexander Mindius bey dem otus beſchrieben hat. Nun wollen wir das, was Ariſtoteles vom Otus ſagt, mit dem vergleichen, was hier die Herren der Akademie davon jagen: Otus noctuae ſimilis eſt, pin- nulis eirciter aures eminentibus praeditus, unde nomen accepit, quaſi au- ritum dicas; nonnulli eum ululam appellant, alii aſionem. Blatero hic eſt et halucinator et planipes, ſaltantes enim imitatur. Capitur intentus in altero aucupe, altero circumeunte ut noctua. Der otus, d. i. der Uhu, oder die mittlere Ohreule gleicht der noctua, das iſt, der grauen Eule. Sie ſind einander auch wuͤrklich, ſo wohl in der Groͤße, als in der Farbe der Federn, als auch in allen Naturtrieben aͤhnlich. Beyde find Nachtvogel, beyde von einer⸗ ley Geſchlecht und ſehr benachbarten Gattung. Die numidiſche Jungfer hingegen iſt wohl ſechsmal größer und dicker, hat eine ganz andere Geſtalt und iſt aus einem ſehr entfernten Geſchlechte und gehört gar nicht unter die Nachtvogel. Der otus iſt, ſo zu ſagen, von der Nachteule durch nichts, als durch die Federn am Kopfe nahe bey den Ohren unterſchieden, und um dieſen Unterſchied zu bemerken, ſagt Ariſtoteles, pinnulis circiter aures ete. Dieſes find kleine Federn pinnulae, welche gerade und wie ein kleiner Federbuſch bey den Ohren in die Hoͤhe gehen, circiter aures emi⸗ nentibus, und keine langen Federn, die ſich zuruͤckſchlagen, und nicht wie bey der numidiſchen Jungfer herunter hängen, Alſo kann von dieſem Vogel, der keinen Feders buſch in Geſtalt der Ohren auf dem Kopf trägt, der Name otus, der fo viel als mit Ohren verſehen heißt, nicht hergenommen ſeyn. Viel natuͤrlicher hingegen kommt dieſer Name von dem Uhu, den man noctua aurita, die geöhrte Eule nennen kann, und was dieſe Meynung ganz ungezweifelt macht, iſt das, was unmittelbar beym Ariftoteles folgt, nonnulli eam ululam appellant, alii aſionem. Folg- lich muß er ein Vogel vom Geſchlecht der Ohreulen, Uhu und Eulen ſeyn, weil ihm einige dieſe Namen geben; es kann aber nicht die numidiſche Jungfer ſeyn, die von dieſen Voͤgeln fo unterſchieden, als ein welſcher Hahn von einem Sperber iſt. Nichts iſt daher meiner Meynung nach ungegruͤndeter, als alle die angeblichen Aehn⸗ lichkeiten, zwiſchen dem otus der Alten und der numidiſchen Jungfer, und man ſieht wohl, daß fie auf weiter nichts, als auf die Bewegungen und Geberden des letz tern Vogels gehen. Sie hat zwar wuͤrklich dieſe Geberden mehr als der Uhn an ſich, aber das hindert nicht, daß dieſer, fo wie die meiften Nachtvogel ſtark ſchreye“) (bla- *) Sriſch fagt, wenn er von dieſem Uhu nen ausſpotten. Doch ſey dieſes Geſchrey redet, daß er ſtark und oft ſchreye, ohnge⸗ faſt allen Eulen gemein. Sriſch Nacht⸗ fahr in dem Tone, als wenn die Kinder ei⸗ voͤgel. N Die mittlere Ohreule. ö 97 (blatero) nachaͤffe (hallucinator) allerhand Poſſen mache (planipes). Auch bloß dem Uhu kann man den Umſtand anne daß er ſich leichter als andere Eu⸗ len fangen laſſe, wie Ariſtoteles ſagt u. ſ. w. Ich koͤnnte mich uͤber dieſe Critik noch weiter verbreiten, wenn ich das, was Plinius davon meldet, damit vergleis chen wollte; allein das bisher Angeführte iſt genug, die Sache außer Zweifel zu ſtel⸗ len und jemand zu überzeugen, daß der otus der Griechen, niemals eine Benen⸗ nung fuͤr die numidiſche Jungfer geweſen ſeyn koͤnne, und daß dieſer Name nur auf den Nachtvogel paſſe, den wir Uhu oder die mittlere Ohreule nennen. Nur das will ich noch anführen, daß alle dieſe naͤrriſchen Bewegungen, die die Alten dem Ubu zuſchrieben, beynahe allen Nachtvoͤgeln gemein ſind,“) und daß fie in weiter nichts beſtehen, als in einem ſtaunenden Anſehen, in öfteren Bewegungen des Hals ſes und Kopfes, nach oben, nach unten und auf alle Seiten, im Klappern mit dem Schnabel, im Zittern der Schenkel und den Bewegungen der Fuͤße und einer Kralle, die fie bald vorwärts ſtrecken, bald zuruͤckziehen. Man kann alles dieſes am beſten bemerken, wenn man einige dieſer Voͤgel eingefangen hat, nur muß man ſie ſehr jung fangen, wenn man ſie ernaͤhren will, denn die Alten nehmen keinen Fraß zu ſich, wenn ſie eingeſperrt ſind. 5 Zuſaͤtze zur Geſchichte der mittlern Ohreule. 1" die deutſchen Benennungen, unter welchen in allen Reichen der Natur noch eine beklagenswuͤrdige Unordnung herrſchet, zu berichtigen, und hierinne den Griechen zu folgen, deren Eifer und Genauigkeit in der Nomenclatur unſer Schrift— ſteller in der allgemeinen Betrachtung der nächtlichen Raubvoͤgel geruͤhmt hat, koͤnnte man für die drey geoͤhrten Gattungen drey kurze Namen wählen. Man koͤnnte nämlich den Uhu, die Ohreule und den Ohrenkauz unterſcheiden, und unter dieſe, wie es Herr von Buͤffon gethan hat, alle andre Ohreulen als Abänderungen brin⸗ gen. Herr Profeſſor Muͤller, deſſen Fleiß in der Reduktion der Abaͤnderungen unter die Einnéiſchen Gattungen lobenswuͤrdig iſt, bringt die caroliniſche Ohreule, die Herr von Buͤffon hier mit anfuͤhrt, unter den Strix Scops Linn. oder den Ohren⸗ kauz, und ſcheint dabey größtentheils auf die Größe zu ſehen. Allein die Zahl der g Ohren⸗ „) Alle Ohreulen koͤnnen ihren Kopf ſo fo dick als vorher. Sie breiten auch ihre ſehr, als der Wendehals herum drehen. Fluͤgel aus, ducken ſich nieder und erheben Bey allen, was ihnen ungewöhnlich iſt, ſper⸗ ſich als erſtaunend hurtig wieder, knacken ren ſie die großen Augen auf, ſtrauben ihre auch zwey bis e mit ihrem Schabel⸗ Federn und werden dadurch fall noch einmal Ebendaſelbſt. 1. Th. II. Band. N 13 98 Hiſtorie der Natur. Ohrenfedern auf dem Kopfe kann die ganze Sache auf den erſten Anblick enkſcheiden, wenn man dem Linnaͤiſchen Syſtem folgen will. Denn der Strix Scops Linz. hat nur eine Feder, da der Strix otus einen Buͤſchel von ſechs Federn trägt. Hiezu kommt noch die Verſchiedenheit der Lage dieſer Federn, weil bey der caroliniſchen Ohreule die Federbuͤſche an den Ohren entſtehen, die der Herr Profeſſor Muͤller T. IV. fig. I. an der Naſenwurzel herausgehend zeichnet. Er ſcheint alſo die caro⸗ liniſche Ohreule mit der virginiſchen verwechſelt, und dieſe ſtatt jener im Kupfer ge, liefert zu haben, wie auch Herr D. Martini in einer Anmerkung erinnert hat, wel⸗ cher auch aus dem Catesby nach der Seeligmanniſchen Ueberſetzung folgende wei— tere Beſchreibung der caroliniſchen Ohreule mittheilt. „Die caroliniſche Ohreule iſt kleiner als eine Dohle, und hat große ſpitzige „Ohren. Der Schnabel iſt klein, der Augenring dunkelgelb oder ſafranfarbig. „Die Federn im Geſichte find weiß, doch miſcht ſich etwas roͤthlichbraunes mit „unter. Der Kopf und obere Theil des Körpers haben ein gelbes oder auch roͤth⸗ „lichbraunes Anſehen. Die Flügel führen die naͤmliche Farbe, und find mit ei⸗ „nem weißen Rande eingefaſſet. Auf ihren Schwingfedern zeigen ſich einige „weiße Flecken. Fuͤnf andre groͤßere weiße Flecken ſtehen oben an jedem Fluͤgel. „ Bruſt und Bauch ſind ſchmutzigweiß mit untermiſchten rothbraunen Federn. „Der dunkelbraune Schwanz iſt etwas laͤnger als die Fluͤgel. Beine und Fuͤße „find lichtbraun bis an die Zeen mit Federn bewachſen. Die ſchwarzen Klauen „pflegen an letztern faſt einen halben Kreys zu bilden. Das Weibgen iſt mehr „dunkelbraun, und hat gar nichts von der roͤthlichen Farbe.“ Seeligmann Th. I. t. XIV. Die Streitigkeit, die Herr von Buͤffon in dieſem Artikel mit den Verfaſſern der Memoires pour fervir à ! hiſtoire des animaux führer, iſt gewiß beſon— ders genung. Sie beweißt, wie truͤglich die Auslegungen der Alten und die Kenn zeichen der natuͤrlichen Koͤrper, und uͤberhaupt wie ſchwer es ſey, eine gute Des ſchreibung zu geben, die nur auf den Gegenſtand paßt, für den fie fern fol. Der Vogel, den die Herren von der Akademie fuͤr den otus der Alten halten, hat bey. nahe gar nichts von dem, was die Alten von ihrem otus ſagen, und gleichwohl laͤßt ſich die Auslegung derſelben noch immer hoͤren, ohngeachtet jeder leicht einſieht, daß Buͤffon recht habe. Beyde Voͤgel kommen in der That nur darinne uͤberein, daß fie beyde poßierliche Bewegungen machen, ob gleich dieſe Bewegungen von verſchie— dener Art find; denn die Ohreulen ſitzen ft, und die numidiſche Jungfer ſcheint be. ſtaͤndig zu tanzen, 3 Die Die kleinſte Ohreule. — Die kleinſte Ohreule“) oder der Kauzmit 89 — — Ohren (le Scops, ou petit duc). Siehe die 436ſte illuminirte und unſre 15te Kupfertafel. 2 ließe iſt die dritte und letzte Gattung aus dem Geſchlechte der Ohreulen, das iſt, derjenigen Nachtvogel, welche lange Federn auf dem Kopfe tragen. Man kann fie von dem übrigen leicht unterſcheiden, theils weil ihr Körper kleiner iſt und an Größe nicht einmal die Amſel uͤbertrift, theils weil die Federn an ihren Ohren, N 2 die ) Griechiſch, Dach; lateiniſch, Aſſo; italieniſch, Zwetta oder Zuetta, Alochavello, Chivino; deutſch. Stockeule; polniſch, Sow- ka; engliſch, Little Horn- owl; Scops. Al. drov. Av. Tom. I pag. 530. Huette, Hulotte oder Chouette. Petit Duc. Belon. hitt. nat. des oiſeaux p. 141. et Portraits d' oiſeaux. p. 27. Noctua minor, noctua aucuparia, Scops Plinii, Rzac, Hift, nat. Pol. p 288. et auctuar. p. 398. Scops Aldrov. Millughb. Ornith. pag. 65. Tab. XII. Le petit Due. Scops. Brif, Orn. 4to. Tom. I. pag. 493. pl. 37 f. 1. Z4 in 8vo. Tom. I. pag. 144. n. 53. The fhort eared owl. Hibou à Greilles courtes. Britiſh Zool. pl. B. 3. et 4. f. 2. - Anm. Ich habe hier die Zool. Britan. nur angeführt, um nichts auszulaſſen, denn die⸗ ſes Werk, deſſen groͤßtes Verdienſt in den Kupferplatten beſtehet, iſt auch in dieſen an vielen Stellen ſehr fehlerhaft. So ſind z. B. die Fedevohren bey dem Uhu ſo vorgeſtellet, als wenn es wuͤrklich fleiſcherne Ohren waͤ⸗ ren u. ſ. w. — So heißt es auch im Text, der Uhu mit kurzen Ohren ſey 133 engliſche Zoll lang, welches mehr als 122 franzöſiſche Zoll machen; es iſt aber nur ohngefähr 72 Zoll lang und es iſt daher wahrſcheinlich, daß der Verfaſſer die mittlere Ohreule für die kleine angenommen hat. Es laͤßt ſich fer⸗ ner auf ſeine wenige Kenntniß und Genauig⸗ keit daher ſchluͤßen, daß er einerley Vogel auf zwey Kupfertafeln namlich B. 3. und B. 4. fig. 2. geliefert hat. Gleichwohl ſiehet man beym erſten Anblick, daß es nicht einer⸗ ley Vogel ſeyn ſoll, weil die Figur B. 4. fig. 2. um ein Drittheil kleiner iſt, als auf der Platte B. 3. und weil die mittlere Ohreule Tafel B. 4. fig. 1. nicht größer iſt als die klein⸗ ſte Ohreule B. 4. fig. 2. Nun hat aber die mitt⸗ lere Ohreule nach dem Willughby 142 Zoll; haͤtte nun die kleine Ohreule 132 Zoll, wie es der Verfaſſer der brittaniſchen Thiergeſchichte behauptet, warum erwieß er dieſen Umſtand nicht und widerlegte diejenigen, die ſeine Groͤße nur fuͤr 7 Zoll angeben? Oder war⸗ um ſagt er nicht, daß die kleinen Ohreulen in England groͤßer als an andern Orten oder eine Großbrittanien eigene Gattung ſind? Es haͤtte ſich wohl der Muͤhe belohnt, dieſes auseinander zu ſetzen; allein der Verfaſſer ſetzt gar nichts auseinander, macht keine neuen Entdeckungen und ſagt auch nichts, was die neuern Schriftſteller mitgetheilet haben, auch ſcheint er viele Sachen gar nicht zu wiſſen, die uͤber die Gegenſtaͤnde, die er abhandelt, von andern vor ihm geſagt wor⸗ den ſind. Das Perk des Herrn Edwards iſt unendlich vorzuͤglicher. Denn außer 05 a Hiſtorie der Natur. die bey den andern Arten, über die Ohren hinausgehen, in dieſer Gattung kurzer, nicht uͤber einen Zoll lang ſind und nur aus tiner einzigen Feder beſtehen ). Dies fe beyden Kennzeichen find hinreichend, die kleine Ohreule von der mittlern und groſ. ſen zu unterſcheiden, und man kann ſie auch noch leichter an dem Kopfe kennen, der in dem Verhaͤltniſſe zu dem Körper kleiner als bey andern iſt, fo wie auch an den Federn, welche ſchoͤner ausgeziert und deutläher gefleckt find, als an den andern; denn der ganze Koͤrper dieſes Kaͤuzgens mit Ohren iſt ſehr artig mit Grau, Roth, Braun und Schwarz gefleckt, ſeine Schenkel ſind bis an den Anfang der Klauen mit ins Roͤthlich fallenden grauen Federn bedeckt, die mit braunen Flecken eingeſprengt ſind. Er unterſcheidet ſich auch von den benden andern durch ſeine Naturtriebe, denn er leget ſich im Herbſt und Fruͤhjahre in Zuͤgen zuſammen, um in andere Him⸗ melsſtriche zu ziehen. Bey uns bleiben nur wenige oder gar keine den Winter uͤber und man ſieht ſie gleich nach den Schwalben fortziehen und faſt zu gleicher Zeit mit ihnen wieder zuruͤckkommen. Sie wählen ſich zwar zu ihrem Aufenthalte am lieb: ſten erhabene Gegenden, doch ſammlen ſie ſich auch gerne da, wo es die meiſten Feldmaͤuſe giebt, und ſchaffen großen Nutzen, weil ſie dieſe Thiere, die ſich ſo ſehr vermehren und die in manchen Jahren fo häufig werden, daß fie alles Getraide und alle zur Nahrung der Menſchen dienende Wurzeln wegfreſſen, ausrotten. Man hat in ſolchen Jahren, wo dieſe Landplage am ſtaͤrkſten geweſen iſt, die kleinen Ohr⸗ eulen haufenweiſe ankommen und uͤber die Feldmaͤuſe ſo mächtig herfallen ſehen, daß ſie in kurzer Zeit das Land davon gereiniget haben “). Die Uhu oder mitt, lere Ohreulen kommen auch manchmal in Schaaren von hunderten zufammen, wie uns *) Anm. 1. Sam Dale führer, nach dem Childrey, hiervon zwey Beyſpiele in fol⸗ genden Worten an: In the year 580. at hal- 100 daß ſeine Zeichnungen, und ausgemalte Ku⸗ pfertafeln genauer ſind, ſind auch ſeine Be⸗ ſchreibungen deutlicher, feine Vergleichun⸗ N Di a gen richtiger und überall ſiehet man, daß er alles dasjenige, was von ihm' geſagt oder in der Naturgeſchichte gethan worden iſt, voll⸗ kommen inne gehabt habe. 1) Die Waldeule. Günther Ueberſetz ann. I. des Scopoli. S. 10. n 9. Das gehoͤrnte Kaͤuzgen Klein durch Reyger S 55. Die Baumeule. Muͤllers Linn Naturſyſt. S. 99, n. 5. tab. IV. f. 2. Serix Scops capite auricu- Jato penna ſolitaria. Linn. S. N. ed. XII. pag. 132. n. 5. Anmerk. des Ueberſ. ) Aures vel plumulae in aurium modum furredtae, in mortuo vix apparent, in vivo manifeſtiores, ex una tantum pinnula con- Rantes, Aldrov. Av. Tom. I. pag. 331. lentide an army of mices fo overrun-the marshes near South minſter that the eat up the grasf to the very roots. But at lenght a great number of [range painted Omis came and devoured all the mice. The like happe- ned again in Eſſex anno 1648. ChildreyBritan- nig botan. p. loo. Dule’s Append, tho the Hiftory of Harwich. Lond. 1732. p. 397. Anm. 2. Obgleich Dale dieſen Vorfall von der mittlern Ohreule behauptet, fo glau⸗ be ich doch, daß er vorzuͤglich der kleinſten angehe, weil er fie ſtrange painted Oels nen⸗ net, woran ſich die kleinſte Ohreule ſehr leicht erkennen laßt, die allemal mit vortref⸗ lichen Farben bezeichnet iſt. Die kleinſte Ohreule. 10¹ uns Augenzeugen zweymal verſichert haben; allein dieſes iſt bey dieſen Gattungen ſeltner, als bey den kleinen Ohreulen, welche es alle Jahre zu thun pflegen. Uebri. gens ſcheinen fie ſich nur darum zu verſammlen, um mit einander wegziehen zu koͤn⸗ nen und bleiben den Winter uͤber gar nicht bey uns, da man hingegen die mittlere Ohreule immer bey uns findet. Man hat fo gar Urſache zu glauben, daß die Fleis nen Ohreulen große Reiſen machen, und aus einem Welttheile in den andern fliegen. Der Vogel in Neuſpanien, deffen Nierenberg unter dem Namen Talchicuatli ge⸗ denket, iſt entweder von A der oder einer ſehr benachbarten Gattung*). Ohn⸗ geachtet aber dieſer Vogel in zahlreichen Zügen reiſet, iſt er doch überall ſehr felten und ſchwer zu fangen. Man hat mir niemals weder die Eyer noch die Jungen deſſelben verſchaffen koͤnnen, und man kann ihn auch den Jaͤgern nicht genau genug beſchreiben, da fie ihn immer mit dem Käuzgen verwechſeln, weil beyde Vögel bey— nahe einerley und die kleinen hervorſtehenden Federn, die ihn von dem Kaͤuzgen une terſcheiden, zu kurz und zu wenig ſichtbar find, als daß man ihn an dieſem Merkmale von weitem unterſcheiden koͤnne. Im uͤbrigen leidet die Farbe dieſer Voͤgel nuch ihrem Alter und dem Himmels ſtriche, worinnen ſie leben, und vielleicht auch nach ihrem Geſchlechte, eine Menge Abänderungen. Gleich wenn fie ausgekrochen find, find fie alle grau und unter den Erwachſnen giebt es einige, die brauner als die andern find, Die Farbe ihrer Aus gen ſcheint mit der Farbe ihrer Federn im Verhaͤltniſſe zu ſtehen. Die grauen has ben nur blaßgelbe Augen, die andern haben mehr dunkelgelbe oder nußbraune Au⸗ gen. Allein alle dieſe leichten Abweichungen find nicht hinlaͤnglich, beſondere Gattun⸗ gen daraus zu machen. Zuſaͤtze zur Geſhicht des Kaͤuzgens mit 1 De Ausfall, den Herr von Buͤffon in feiner erſten Anmerkung in dieſem Artikel auf das Pennantiſche Werk thut, iſt zu ungerecht, als daß ich nicht eben ſo wohl etwas berühren ſollte, als es der Herr D. Martini gethan hat. Dieſer uns partheyiſche Gelehrte ſpricht, gegen den Herrn von Buͤffon, die brittiſche Thier— geſchichte zwar nicht von allen Fehlern, aber doch von den En Irrthuͤmern frey, die ihm letzterer beymißt. Das was er dem Deren Pennant in Ane des Ku⸗ N 23 pfers ) Exoticum Or? genus Talchicualti vide. mis uſque ad erura, atra et incurva vngui- tur. Cornuta avis eſt ſive auriculata, parva bus. Caetera ſimilis noſtri Oto. Euſeb. Nie. corpore, reſina, roſtro brevi, nigra ass, reinb. Hiſt. nat. lib. X. e. XXXIX. pag. 221. lutea erubeſcens iride, fuſca et einerea plu- \ 102 Hiſtorie der Natur. pfers zur mittlern Ohreule vorwirft, iſt ein Fehler des Malers. Die RL e we gen der zwey folgenden Tafeln iſt ganz uͤbereilt, denn Buͤffon erklärt dieſelben für Abbildungen der kleinſten Ohreule, da es doch Abweichungen find, die Herr Pen⸗ nannt deswegen mittheilt, weil ſie vor ihm noch nicht beſchrieben worden waren, und die Herr von Buͤffon ſelbſt nicht zu kennen ſcheint. Es find naͤmlich 2 Gate tungen von Eulen mit kurzen Ohren, die aber keinesweges unter die Gattung des Ohrenkauzes gebracht werden koͤnnen, der ſich in Engelland nicht aufhält, und des. wegen in der brittiſchen Thiergeſchichte keinen Platz finden konnte. Dieſe zwo neuen Eulen find auch außerdem an Größe und Farben fo ſehr vom Ohrenkauze verſchieden, daß Herr von Buͤffon, bey kaltem Blute fie nicht dafür gehalten ha⸗ ben wuͤrde. Das Werk des Herrn Pennant, Zoologia britannica, wird alſo durch die Vorwuͤrfe des Herrn von Buͤffon nichts verliehren, deſſen parthehiſches Urtheil aus feinen Invectiven wider den Archiater von Linne ſchon bekannt iſt, es hat vielmehr in der deutſchen Ausgabe durch die Anmerkungen des Herrn von Murr, und die gut nachgeſtochenen Kupfer ſo viel gewonnen, daß die Vorwuͤrfe unſers Verfaſſers wo fie auch gegründet geweſen ſeyn moͤgen, durch die Verbeſſerung des letztern ganz vernichtet worden find, 8 — —— — — —— — — — — — — — — — — — Die Nachteule, (Ja Hulotte)* S. die 441. illuminirte und unſre ıöte Kupfertafel. 2 hi Nachteule, die man auch die ſchwarze Eule nennen kann und die bey den Griechen Nycticorax oder der Nachtrabe hieß, iſt die groͤßte unter allen Eulen. Sie iſt ohngefaͤhr funfzehn Zoll lang von der Schnabelſpitze bis auf die dans 1) Die graue Eule. Srifhvon Nachtvoͤgeln. eule. Muͤllers Haß et S. 102. n. 7. tab. Die gemeine graue Buſcheule. Hallens XXII. f. 3. Vogelh. S. 234 n. 174. Die Mauseule. Anmerk. d. Ueberſ. Guͤnther l. e S. 12. n. 11. Die braune oder *) Griechiſch, Nurrızsox? ; lateiniſch, Ulu- graue gemeine Eule Klein durch Reyger S. la; ital. eben fo, auch Alocho, zuweilen Lucha- 55 n. 3. S/ ix Auch, capite brevi, corpore ro; (Aldrov.) portugiſiſch. Coruſa; kata⸗ ferrugineo, iridibus arris, remigibus primo- loniſch, Xura, Kuta; deutſch, Zuhu; Pol ribus ſerratis. Linn. S. N: ed. XII p.32. n. niſch, Lelok, Socken Pufzzik; engliſch, 7. Ejusd. Faun. Suec. p. 25 n. 21. Die Nacht⸗ Howler; franzöſiſch, Hulotte. In W Clhieüg, | 103 Die Nachteule. Fänge gerechnet. Ihr Kopf iſt ſehr dick, rund und ohne hervorſtehende Federn, Das Geſicht liegt tief in den Federn eingehuͤllt; die Augen, welche eben fo tief lie— gen, find mit grauen einzelnen Federn umgeben. Das Regenbogenhaͤutgen im Aus ge iſt ſchwarz oder vielmehr dunkelbraun, oder dunkel nußfarben. Der Schnabel iſt weißgelb oder gruͤnlich, der obere Koͤrper dunkel eiſengrau mit ſchwarzen und weißlichen Flecken. Der untere Theil des Koͤrpers iſt weiß mit ſchwarzen in die Lange und Quere gehenden Streifen durchkreuzt. Der Schwanz iſt über fechs Zoll lang und feine Spitze wird von den Fluͤgeln ein wenig bedeckt. Die Fluͤgel⸗ breite beträgt drey Fuß und an den Schenkeln findet man bis zu dem Anfange der Fänge eine Decke von weißen mit ſchwarzen Punkten eingefprengten Federn“). Dieſe Merkmale ſind voͤllig hinreichend, die Nachteule von allen andern Eulen unterſchelden zu koͤnnen. Sie fliegt leicht und ohne viel Geraͤuſch mit ihren Flügeln zu machen, aber wie alle Nachteulen immer ſeitwaͤrts. Sein Geſchrey ) Hu, U U. U. U. U. ü, welches dem Heulen der Wölfe ziemlich gleicht, hat gemacht, daß ſie die Lare teiner Ulula genennt haben, welches von dem Worte ululare, heulen, oder wie ein Wolf ſchreyen herkommt, und von eben dieſem Tone ſeines Geſchreyes moͤgen ihn auch die Deutſchen Huhu genennt haben ***), Choiie, welches das Vergroͤßerungswort von Chouette if. Nach Herrn Salerne heißt fie in Champagne Trembleur, weil dieſer Vo— gel zitternd ſchreyet. Ulula. Gesn. Av. p. 772. Aldrov, Av. Tom, I. p. 538. et Aluco. Idem ibid. p. 534. Ulula latinis Raji. Syn. Av. p. 26. n. 3. Ulula Gesneri Idem ib. n. 5. Ulula Aldro- vamdi. Willngbby Ornith. p. 68. Hibou fans Cornes ou Chat-huant. Belon. hift. nat. des oifeaux, p. 139. Dame. Idem. Portrait des oi- ſeaux p. 26. A. Chouette noire, Albin. Tom. III p. 4. pl. 8. illuminirt. Noctua major. Fri- febii tab. 94. illuminirt. Hulotte. Hriſſ Av. Tom. I. 4to. pıg 507. Ulula Idem. 8. Tom, I. Pag. 148. Ä j 9 Anm. 1. Die Benennung Dame ruͤhrt am wahrſcheinlichſten daher, weil das Geſicht dieſes Vogels mit einer Einfaſſung oder Kap⸗ pe umgeben iſt, die wie der Frauenzimmer oder Damen ihre ausſiehet. Man koͤnnte aber dieſes eben auch von der grauen und der Schleyereule behaupten. f Anm. 2. Albin ſcheint hier einen kleinen Fehler begangen zu haben, wenn er in ſeiner Beſchreibung ſaget, dieſer Vogel habe einen Die gelben Regenbogen, er muͤßte denn das nuß⸗ farbige Braun, in das in der That etwas dunkelgelb eingemiſchet iſt, unter dem Gel⸗ ben verſtehen. 8 *) Man kann dieſem Kennzeichen auch noch ein Unterſcheidungsmerkmal beyfuͤgen, daß naͤmlich die aͤußerſte Schwungfeder des Fluͤ⸗ gels zween bis drey Zoll kuͤrzer, als die zwo⸗ te, dieſe hingegen wenigſtens einen Zoll kuͤr⸗ zer als die dritte iſt, und daß die vierte und fünfte unter den übrigen die größte Lange ha⸗ be; da hingegen bey der Kircheule (Effraye) die zwote und dritte am laͤngſten, die aͤußer⸗ ſte hingegen kaum uͤber einen halben Zoll kuͤr⸗ zer iſt. **) Das Geſchrey dieſes Vogels, in der Nacht, beſonders, wenn es gefrohren hat, iſt fuͤrchterlich und ſetzt Weibsperſonen und Kinder in Schrecken. Saler ne Ornith. p. 33. **) Wenn ich hier ſage, daß die Deut⸗ ſchen dieſe Eule Zuhu nennen, fo geſchieht es nach Gesnern. Eigentlich aber legen fie dieſen Namen der großen Ohreule bey, ſie nennen dieſe auch Ul, und Eul. Friſch nennt ſie nur mit dem Geſchlechtsnamen er und 104 Hiſtorie der Natur. Die Nachteule haͤlt ſich im Fruͤhlinge immer in hohlen Bäumen der Gehoͤl. zer auf. Im Winter naͤhert ſie ſich manchmal unſern Wohnungen, jagt und fängt. kleine Voͤgel und noch mehr Maulwuͤrſe und Erdmäufe. Sie verſchlingt dieſe Thiere ganz und giebt ihre Haute, in Kugeln gerollt, durch den Schnabel wieder von fü ich. Findet ſie im Freyen nichts für ihren Hunger, fo koͤmmt fie in die Scheunen, um Maͤuſe und Ratten zu fangen. Sie kehrt fehr früh, ohngefaͤhr um die Zeit, wenn die Haſen zu Holze gehen, wieder in ihren Aufenthalt zuruͤck, und verbirgt ſich im dunkelſten Duͤckicht, oder auf den Baͤumen, die die meiſten Blaͤtter haben, und bleibt da den ganzen Tag, ohne an einen andern Ort zu fliegen. Im Herbſte oder Win⸗ ter bleibt ſie am Tage in hohlen Baͤumen und kommt nur des Nachts heraus. Alle dieſe Eigenſchaften hat ſie mit dem Uhu oder der mittlern Ohreule gemein, ſo wie auch dieſe, daß fie ihre Ener in fremde Neſter, beſonders in die Neſter der Wey⸗ hen, Kirchenfalken, Kraͤhen und Aelſtern legt. Dieſe Eyer ſind gemeiniglich vier an der Zahl, von einer ſchmutzig grauen Farbe, laͤnglicht rund, und e ſo groß als von einer kleinen Henne. Zuſaͤtze zur Geſchichte der Nachteule. er Name Nachteule iſt zwar der Name des Geſchlechts, und kommt allen Nachtraubvoͤgeln zu, man giebt ihn aber vorzugsweiſe derjenigen „von wel⸗ cher wir reden, weil ſie unter allen Eulen ohne Ohren die groͤßte und vornehmſte iſt. Sonſt kann man ſie auch die Baumeule nennen, weil es beynahe die einzige Gattung von Eulen iſt, die ſich in Wäldern und nicht in Felſenhoͤhlen aufhält. Aus Hallens Voͤgelgeſch. S. 234. n. 174. S. auch Hrn. D. Martini Ueber⸗ feg, der Buͤffon. Vogelgeſch., Th. 3. S. 65. n. 27. — „Der Federſchleyer dieſer „Eule fängt ſich vom Kinne an, und beſteht aus einer ſteifen weißen und braus „nen Kcauſe, welche bis an den Schnabel über die Augen und Ohren gezogen iſt. „Innerhalb der Ohren laͤuft eine zwote graue Krauſe von duͤnnen Haaren um die „Augen herum. Der Schleyer kann durch Huͤlfe beſondrer kleiner Mufkeln aufe „ gehoben, und über das Ohr niedergelegt werden, um damit eine andre häutige „ Erhöhung zu verſchließen, an welche die andre Hälfte des Schleyers angraͤnzt. „Oeſnet man dieſen Kreis zuſammengekraͤuſelter Federn mit dem Finger, fo erſcheint „unter demſelben der wunderbare Bau des aͤußern Ohres. ats Schleyer verei⸗ „ nigen ſagt, daß die übrigen deutſchen Benennun⸗ cken ſoll, weſches aber allen Eulen gemein gen ungegründet find, als; B Knappeule, iſt; oder Nachteule, welcher Name allen welche das Klappen des Schnabels ausdru- Nachtvögeln zukommt. Die graue Eule oder die Brandeule. 10 „ nigen ſich in eine Höhle, die mit der aͤußern Einfaſſung des menſchlichen Ohrs „ von einerley Durchmeſſer iſt. Folglich kann das kleinſte Geraͤuſch dieſem naͤchtlichen „ Freybeuter ſo wenig entwiſchen, daß vielmehr der allzuſtarke Schall durch eine „ zwote Nebenhoͤhle geſchwaͤchet und verbreitet werden muß. Die Augen haben „von dem fie umgebenden Federkreiſe gleichſam fo viele Hohlſpiegel, welche das „Licht von allen Seiten ſammlen. Vielleicht ift auch der Sinn des ae „ durch die vielen Borſten über dem Schnabel verbeſſert worden., Der Archiater von Linné hat einen Charakter beygefuͤgt, den er ausfchliefe ſungsweiſe nur dieſem Strix Aluco zuſchreibt. Er beſtimmt nehmlich denſelben — — remigibus primoribus ferratis (I. e.) und Herr Prof. Müller uͤberſetzt es: „Der Bart der erſten Schwingfedern ift wie eine Säge gezaͤhnelt.“ Allein dieſes Merkmahl iſt nicht unterſcheidend genung, weil man es bey andern Gattun⸗ gen auch antrift. S. Beckmanns phyf- dkonom. Bibl. B. VI. p. 56. 57. Die graue Eule *) oder die Brandeule (le Chat- huant). S. die 437. illumin. und unſere 17te Kupfertafel. N. der Nachteule, welches die größefte aller Eulen ohne Ohren iſt, und ſchwaͤrzliche Augen hat, kommen wir auf die graue Eule, welche mit blaͤu⸗ lichten, und auf die Schleyereule, die mit gelblichten Augen verſehen iſt. Beyde haben beynahe eine Groͤße, und ſind von der Schnabelſpitze bis zu dem Ende der Fuͤße *) Griech. TX; lat. Noctua; in Kata⸗ lonien, Cabeca; deutſch, Milchſauger, Kie⸗ der, Melker, Stockeule; engliſch Common brown Owl on leech- Owl. Strix. Geſuer. Av. Tom. 1. p. 561. Chouette Albis. Tom, I. p. 10. Pl. IX. illum. aber ſchlecht. Noctua major Sriſch Tab. 95. das Weibgen, Tab. 96. das Männgen, gut illuminirt. Chat - huant. 1. Th. l. Band. O Brif. Ornith, 4t0 1. p. 500. Strix. Ib.8vo. T. I. p. 146. n. 1. The Tawny Owl. Bririsb 200. Pl. B. 3. Aus Verſehen find in die: ſem Werke zwo verſchiedene Platten mit B 3. bezeichnet worden, vom welchen die eine den kleinen Uhu, die andere dieſe Nachteule vorſtellet ) Die braunſchwarze Nachteule. Hallens Voͤgel. 106 Hiſtorie der Natur. i Fuße gerechnet, 12 oder 13 Zoll lang. Ibre Länge iſt alſo von der Nachteule kaum um 2 Zoll unterſchieden. Man merkt aber dieſen Unterſchied ſehr, denn ſie fbeinen verhaͤltnißmaͤßig von weit geringerer Dicke zu ſeyn. Man kennet die graue Eule auch gleich an ihren grauen Augen, und noch mehr an ihren ſchoͤnen bunten Federn, in welchen die Farben ſehr ordentlich vertheilt find, ) und endlich an ihrem Ges ſchrey ho ho, ho ho ho ho ho ho, mit 0 5 ſie heult oder vielmehr ſehr laut ſchreyet. Gesner, Aldrovand und einige andere Naturkenner nach ihnen, haben ſich, um dieſe Gattung auszudruͤcken, des Wortes Strix bedienet. Meiner Meynung nach aber haben ſie ſich geirret, und es bedeutet vielmehr die Schleyereule. Strix iſt in dieſer Bedeutung, d. h. als der Name eines Nachtraubvogels genommen, mehr ein lateiniſches als griechiſches Wort. Ovid giebt uns die Etymologie davon und zeiget ſehr deutlich, welchem Nachtvogel dieſer Name zukomme, wenn er in der folgenden Stelle ſagt: — — — — — ſtrigum Grande caput, ſtantes oculi, roſtra apta rapinae, Canities pennis, unguibus hamus ineſt. Eſt illis ſtrigibus nomen, ſed nominis hujus Cauſa quod horrenda ſtridere nocte ſolent. Der dicke Kopf, die ſtarren Augen, der zum Raube geſchaffene Schnabel, die in einen Haken gebogenen Faͤnge find Merkmale, die allen dieſen Voͤgeln übers haupt zukommen. Allein die weiße Farbe der Federn (canities pennis) kommt mehr der Schleyereule zu. Was mich in meiner Meynung hieruͤber noch mehr bes ſtaͤrkt, iſt, daß das Wort ſtridor, welches ein Klappen, ein Knirſchen, ein un. angenehmes, unterbrochenes und dem Tone einer Säge ähnliches Geraͤuſch bedeu⸗ tet, ganz genau mit dem Geſchrey der Schleyereule gre grei uͤbereinkommt; da hingegen das Geſchrey der grauen Eule mehr ein lauter Ton oder ein Geheul iſt, als daß man es mit dieſem Namen belegt hat. Man Voͤgel S. 236 n. 175. die Brandeule, gelbe Eule. Friſch Voͤgel Deutſchlands Abſchn. von den Nachtvoͤgeln. Eulen, Buſcheulen, Klein durch Reyger S. 55. (doch ſcheint die es die vorige Gattung zu ſeyn. d. Ueberſ.) Die gemeine Nachreule, Pennant britt. Thiergeſch. durch Murr S. 69. kt. XIX. Strix firidula, capite laevi, corpore ferru- gineo, remige tertia longiore, Linn. S. N. XII. e. 133. n. 9. Fn ſuec. p. 26 mil. lers Naturſ. p. 103. n. 9. die Brandeule. M. u. d. Ueberſ. ) Man findet hiervon eine ſehr weirläuf- tige und genaue Beſchr. in Briſſons Ornith. I p. 500 ſq Hier iſt es hinreichend noch anzumerken, daß die Farben der grauen Eu⸗ le lebhafter als bey der Nachteule find. Das Mäanngen der grauen Eule iſt auch 9 al Die graue Eule oder die Brandeule. 107 4 Man findet die grauen Eulen ſelten an andern Orten als in Waͤldern; in Burgund giebt es ihrer mehr als der Nachteulen. Sie halten ſich in hohlen Baͤu⸗ men auf und man hat mir einige im haͤrteſten Winter gebracht, welches mich ſchlieſ⸗ fen läßt, daß fie beftändig bey uns bleiben, aber ſich nur ſelten unſern Wohnungen nähern. Friſch Hält die graue Eule für eine Abänderung der Nachteule, und giebt ſogar das Maͤnngen der grauen Eule fuͤr eine andere Abaͤnderung dieſer Gattung aus. Auf feiner gaften Kupfertafel ſtellt er die Nachteule, auf der gsften das Weibgen der grauen Eule, und auf der göften das Maͤnngen davon vor. Er giebt alſo anſtatt drey Abaͤnderungen zu liefern, zwey verſchiedene Gattungen an; denn wollte man die graue Eule fuͤr eine bloße Abaͤnderung halten, ſo muͤßte man die beſtaͤndigen Unterſcheidungsmerkmale beyder Gattungen laͤugnen koͤnnen, welche mir zu zahlreich und zu auffallend ſcheinen, als daß man nicht zwey unterſchiedene Gattungen daraus herleiten koͤnnte. Da man die graue Eule in Schweden und andern nördlichen Gegenden findet“), ſo hat ſie auch ohne Zweifel aus der alten Welt in die neue kommen koͤnnen, man findet fie auch wuͤrklich in Amerika, ſogar in den heißeſten Ländern, Mr. Mau⸗ duyt hat in feiner Sammlung eine graue Eule, die ihm von St. Domingo zuge⸗ ſchickt worden iſt, welche meiner Meynung nach nichts als eine Abänderung der eu⸗ ropaͤiſchen und von derſelben nur darinn unterſchieden iſt, daß die Farben auf ihrer Bruſt einfärbiger, ſo wie auch auf dem Bauche roth und ganz ohne Flecken ſind, und daß die Farben an dem obern Theile des Körpers mehr ins Dunkle fallen.“) Zuſaͤtze zur Geſchichte der grauen Eule. Her Müller nennt fie im linn. Naturſ. die Brandeule, und ſtellt fie auf der XXII. T. F. 2. vor. „Sie war, „ ſagt er, “ der eigentliche Strix der „Alten.“ Obgleich Hr. von Buͤffon dieſes laͤugnet, fo iſt doch eine Stelle aus 2 einem als das Weibgen. Aber es iſt doch bey wei⸗ tem nicht ſo ſchwarz als die Nachteule, die unter allen Eulen ohne Ohren die groͤßeſte und an Farben die dunkelſte iſt. *) Strix capite laevi, corpore ferrugi neo, remige tertia longiore, Linn. Faun. Svec. n. 55. ) In Syrien iſt, nach Hrn. Haſſelquiſts Erzaͤhlung, dieſe Eule ſehr gefraͤßig. Wo ſie des Abends ofne Fenſter antrift, begiebt fie ſich in die Haͤuſer, und pflegt in ſelbigen unbewachte Kinder umzubringen, daher ſie von den Frauen ſehr gehaßt und gefuͤrchtet wird. M. (Sollte dieſes Factum wohl ganz außer Zweifel ſeyn, da wir die aberglaͤubiſchen Be⸗ ſorgniſſe und Vorurtheile von dem ganzen Eulengeſchlecht wiſſen? Mir ſcheint wenig⸗ ſtens das Eulengeſchlecht nicht kuͤhn genung dazu, wenigſtens die kleinern Arten nicht, da wir dergleichen nicht einmal von dem grof: ſen Uhu wiſſen.) Anmerk, des Ueberſ. 108 Hiſtorie der Natur. einem Dichter nicht hinreichend, eine Meynung unguͤltig zu machen, die Gesner und Aldrovand, welche die Alten gewiß auch ſtudirt hatten, und aus denen uns fer Verfaſſer den größten Theil feiner litterariſchen Bemerkungen entlehnt hat, ber hauptet haben. Doch das kann dem Naturforſcher ſehr gleichguͤltig ſeyn. „Die Größe der Brandeule, „ faͤhrt Herr Müller fort, „ iſt etwa wie eine Taube vierzehn Zoll lang, doch nehmen die ausgebreiteten Fluͤgel einen Raum von zwey Schuh und acht Zoll ein. Die dritte Schwingfeder iſt die laͤngſte. Oben iſt der Ruͤcken roſtfarbig, und die Federn ſind in der Mitte ſchwaͤrzlich, unten iſt die Farbe weiß und fuchsroth melirt, und in die Länge und in die Queere mit ſchwar⸗ zen Streifen bandirt. Die Schwingfedern wie auch der Schwanz ſind ebenfalls in die Queere braunroth bandirt. Man findet dieſe Eule hin und wieder in den europaͤiſchen Waͤldern. 1 — — Y — — — Die Schleyereule oder Kircheule ) ( Effraye, ou la Fraife). Siehe die 474. und 440. illuminirte und unſere 18te Kupfertafel. s hi Schleyereule, die man gemeiniglich auch die Kircheule nennet, hat den franzoͤſiſchen Namen effraye daher erhalten, weil fie durch ihr Blaſen chei, cheu, chion und durch ihr ſcharfes und trauriges Geſchren grei, gr e, crei und durch ihre abgebrochene Stimme, die fie oft in der Stille der Nacht hören läßt, die Men⸗ 1) Die ſchwarzbraune Perleule. Hallen ) Griech. ENees; lat. Aluco ; deutſch, J. c. p. 238. n 177. Die Kircheule ibid. n. 178. Schleyereule, Kircheule, Kauzeule Klein durch Reyger S. 55. n 4. Ulula ſylvatica, der Waldkauz. rem. Av p. 9. (Hier iſt in der kleiniſchen Synonymie gewiß eine nicht geringe Verwirrung, denn die Kircheule kann unmöglich Ulula ſylvatica genannt wer⸗ den, vielmehr iſt dieſes die graue Eule. d. Ueberſ.) Serix flammen eapire laevi, corpo- re luteo, pundtis albis Muͤllers Narurf. P. 102. n. 8, die feurige Nachteule. A. d. U. Kircheule, Schleyereule, Perleule; theils weil ihr Kopf wie mit einem Schleyer um⸗ huͤllt, theils auch weil ihr Gefieder mit run⸗ den Flecken, wie mit Perlen oder Tropfen, beiner iſt. Engl. White Owl; franz. Chou- ette des Egliſes, voile, ekrane oder fre ſaye, nach Herrn Salerne in Orleans, Sologne u. f. Frefäie, in Poitou Prefaie; in Gas⸗ kogne, Breſayne, Freſaco; in Vendomois, Chouart Effraie, Freſaie, Belon. hiſt, nat des oileaux Die Schleyereule oder Kircheule. 109 Menſchen wirklich erſchreckt (effraye), Sie iſt fo zu fagen unter das Hausgeflü: gel zu rechnen, denn fie hält ſich in den volkreichſten Städten auf. Die Gloden. thuͤrme, die Dächer der Kirchen und andere hohen Gebaͤude dienen ihr am Tage zu ihrer Zuflucht und ſie gehet aus demſelben um die Daͤmmerung mit einem wie⸗ derholten Geſchrey hervor, welches mit dem Schnarchen eines Menſchen, der mit ofnem Munde ſchlaͤft, einige Aehnlichkeit hat. Außer dieſem Tone läßt fie auch noch, wenn ſie fliegt oder ausruht, verſchiedene ſcharfe Laute von ſich hören, wel⸗ ches alles fo unangenehm iſt, daß es wegen der Nachbarſchaft der Kirchhoͤfe und der Kirchen, wozu noch die Dunkelheit der Nacht kommt, den Kindern, Frauen⸗ zimmern und ſelbſt Männern, die noch mit Vorurtheilen angefüllt find und welche Geſpenſter, Hexen und Anzeigen glauben, in Schrecken ſetzen muß. Dieſe halten die Kircheule fuͤr einen Todtenengel und fuͤr einen Boten des Todes und anderer traurigen Zufaͤlle. Sie glauben, daß wenn er ſich auf ein Haus ſetzt, und einen von feinem gewöhnlichen Geſchrey verſchiedenen Ton von ſich hören läßt, er je⸗ manden aus dieſem Hauſe auf den Kirchhof rufe. Man kann dieſem Vogel von andern Eulen ſehr leicht durch die ſchoͤnen Far⸗ ben ſeiner Voͤgel unterſcheiden. Die Schleyereule iſt beynahe ſo groß als die graue Eule, kleiner als die Baumeule, aber groͤßer als die Steineule, die wir in kuͤnftigen Artikel beſchreiben werden. Die Länge ihres Körpers beträgt von der Spitze des Schnabels bis an das Ende des Schwanzes gerechnet, einen Fuß bis dreyzehn Zolle. Der Schwanz ſelbſt aber iſt nur 5 Zoll lang. Der obere Theil des Koͤrpers iſt gelb mit grauen und braunen wellenfarbigen Streifen und weißen Punkten. Unten am Bauche iſt ſie weiß mit ſchwarzen Punkten bezeichnet. Ibre Augen find ſehr regelmäßig mit einem Kreiſe von weißen und fo feinen Federn um⸗ geben, daß ſie wie Haare ausſehen. Das Regenbogenhaͤutgen im Auge iſt gelb, der Schnabel weiß, ausgenommen das gebogne Ende deſſelben, welches braun iſt. Die Fuͤße find mit weißen Pflaumenfedern bedeckt, die Zehen weiß und die Klauen ſchwarz. Es giebt unter dieſer Gattung Voͤgel, die bey dem erſten Anſehen ſehr von dem übrigen unterſchieden zu ſeyn ſcheinen. Diefe find auf der Bruſt und am Baache ſehr ſchoͤn gelb und auch mit ſchwarzen Flecken eingefprengt, Noch andere N ſind oifeaux p. 142. — Petit Chat · huant plombe, quidam flammeatum cognominant. Gesner Av. Idem Portraits des oiſeaux p. 26 B. p.774 Aluco minor Aldıov. Willughby Ornith. p.67. Tab XIII. Lucheran ou chouerte blanche Es ſcheint, als wenn Belon gemiffer- Albin. T II. p. +. Pl. xi illum. Noctua guttara, maaßen die Kircheule mit dem Ziegenmelker Sriſchs Vögel. tab. 97. illum. Le petit Chat- verwechſelt, worüber ihm Geſner mit Recht huant. Briff. Ornith. 4to T. I. p. 503 Aluco einen Vorwurf machet. Aluco minor Aldrow. Id. 8vo Vol. I p. 147. The White Owl, Bri- Av. I. p. 536. Ululae genus alterum, quod zi/b Zool. Pl. B. — E — 0 9 no / Hiſtorie der Natu.. ſind an ac dieſen Theilen ganz weiß ohne einen einzigen gelben Fleck, und endlich giebt es einige, die ganz gelb ohne Flecken ſind, wie 1 eine auf der 440. luummie. ten Kupfertafel vorgeſtellet habe. 5 Ich habe viel ſolche Eulen lebendig gehabt. Man kann ſie ſehr leicht folgen wenn man ein kleines Netz oder einen Fiſcherhamen vor die Locher der alten Gebäude ſetzt, wo fie fi) aufhalten. Sie leben in den Vogelhaͤuſern, worein man fie eins ſperrt, zehen bis zwölf Tage, fie nehmen aber nichts zu ich und ſterben am Ende dieſer Zeit vor Hunger. Am Tage halten ſie ſich unbeweglich im untern Theil des Vogelhauſes auf, Abends aber erheben fie ſich auf die hoͤchſten Sproſſen deſſelben und laſſen ihr Blaſen chei, chei von ſich hören, womit fie die andern Eulen zu rufen ſcheinen. Ich habe auch wuͤrklich verſchiedene male auf das Blaſen der gefangenen Schleyereule andere ihrer Gattung herzufliegen und ſich auf das Dach des Vogelhau⸗ ſes ſetzen ſehen, wo fie eben dieſes Blaſen erhoben und ſich mit Netzen fangen lieſ. fen. Ich habe von keiner in dem Vogelhauſe das klare Geſchrey grei, chrei ges hört, Sie laſſen dieſes Geſchrey nicht anders als im Fliegen und in der Freyheit von ſich hören. Das Weibgen iſt etwas dicker als das Maͤnngen und hat lebhaf⸗ tere und deutlichere Farben. Die Schleyereule iſt unter allen Nachtraubvoͤgeln am ſchoͤnſten und angenehmſten gezeichnet. Die Gattung der Schleyereule iſt zahlreich und in ganz Europa ſehr gemein. Man ſieht fie in Schweden eben ſowohl als in Frankreich ') und fie hat alſo auch in die neue Welt kommen koͤnven. Man finder fie auch wuͤrklich in Amerika, for wohl in nördlichen als mittägigen Gegenden. tarfgrav hat fie in Braſilien ger funden und erkannt, wo fie von den Eingebohrnen Tuidara genennet wird. **) Die Schleyereule legt ihre Eyer nicht, wie die Baumeule und graue Eule, in die Nefter anderer Voͤgel. Sie legt fie ganz blos in die Locher der Mauern, auf die Dachſparren oder wohl auch in hohle Bäume, Sie legt weder Blätter noch Wurzeln, noch Gras unter dieſelben, und ihre Legezeit iſt ſehr zeitig im Jahre, nämlich gegen das Ende des Merzes oder im Anfange des Aprils. Die Anzahl der Eyer iſt gemeiniglich fuͤnfe, zuweilen ſechs, auch wohl gar ſieben. Die Geſtalt iſt länglich und die Farbe weiß. Sie fuͤttert ihre Jungen mit Inſekten und Etü« cken Fleiſch von Maͤuſen. Die Jungen ſelbſt find anfangs ganz weiß und in den erſten drey Wochen auch wohlſchmeckend zum Eſſen, denn fie find fett und wohl ges naͤh⸗ ) Tuidara Braſilienſibus; ululae fpecies, ®*) Seriæ eapite levi, corpore luteo. Fn. Germanis Schlieyereule , Belgis Kerkuyle — Suec. n. 5 5 Salerne hat ſich geirret, — defcribitur et a Gesnero. Markgrav. hiſt. wenn er „ daß der Ritter von Linns nat. Braſil. P. 205. ; nicht 7 redet und ſich der Vogel nicht daſelbſt befindet. Salerne Ornith. p. 30. Die Schleyereule oder Kircheule. In naͤhret. Die Alten reinigen die Kirchen von Maͤuſen. Sie ſaufen auch ſehr oft oder ſie freſſen vielmehr das Oel aus den Lampen, beſonders wenn es anfaͤngt zu gerinnen. Sie verſchlucken Maͤuſe und Maulwuͤrfe, auch kleine Voͤgel ganz, und geben die Knochen, die Federn und die zuſammengerollte Haut wieder von ſich. Ihr Unflat iſt weiß und fluͤßig, wie von allen Raubvoͤgeln. Im Fruͤhjahre ziehen die meiſten Schleyereulen gegen Abend in die benachbarten Gehoͤlze, ſie kommen aber des Morgens wieder in ihren ordentlichen Aufenthalt zuruͤck, wo ſie bis wieder gegen Abend ſchnarchen. Wenn die Nacht einbricht, fo ſtuͤrzen fie ſich aus ihren Löchern herab, und fliegen, indem fie ſich uͤberſchlagen, bis auf die Erde. Wenn die Kälte ſehr ſtrenge iſt, fo findet man oft fünf bis ſechs in einem Lo⸗ che oder in dem Strohe verſteckt. Sie ſuchen da Schutz, gemaͤßigte Waͤrme und Nahrung, weil zu dieſer Zeit die Maͤuſe ſich häufiger als ſonſt in den Scheunen aufhalten. Im Herbſt fliegen ſie oft des Nachts in die Waͤlder, wo man Sprenkel und Dohnen für die Schnepfen und Droſſeln geſtellet hat. Sie tödten die Schrepfendie fie darinne finden und verzehren fie auf der Stelle, die Droſſeln und kleinern Voͤ⸗ gel aber, die ſich in den Dohnen gefangen haben, nehmen fie mit ſich fort und vers ſchlucken ſie alsdann ganz mit den Federn, da ſie hingegen groͤßere Voͤgel vorher zu rupfen pflegen. Dieſe letztern Naturtriebe, fo wie noch einige andere, als ſeit⸗ waͤrts zu fliegen, als wenn ſie der Wind fortfuͤhrte, kein Geraͤuſch mit den Fluͤgeln zu machen u. ſ. w. ſind der Schleyereule, der grauen Eule, der Baumeule und der von uns eben zu beſchreibenden Steineule gemein. Zuſaͤtze zur Geſchichte der Schleyereule. u den Kennzeichen, die der Ritter von Linné und Hr. v. Buͤffon für die Schley⸗ 3 ereule anfuͤhrt, ſetzt Herr Beckmann in der phyſikal. oͤkonom. Bibl. B. VI. ©. 57. noch eines hinzu, das Herr D. Martini in feiner Ueberfegung des gegen⸗ wärtigen Werks S. 77. Anm. 3. aus ihm beybringt. Er hat naͤmllch bemerkt, daß an dieſer Gattung der innere Rand der mittlern Klaue allemal etwas gezaͤhnelt (lerratus) ſey. Die Größe it, nach Herrn Prof. Muͤller, die Größe einer Taube. Sie legt fünf laͤnglichte Ener, Sie ſchlaͤft ſtehend, mit dem Schnabel zwiſchen den Bruſtſedern, und ſchnarcht wie ein Menſch, zuweilen fällt fie auch im Schlafe her⸗ unter. Muͤllers linn, Naturſyſt. Th. II. S. 103. — — — DT — — — Die 12 Hiſtorie der Natur. —— —ͤ— — — —— Die Steineule,? oder die große braune Eule (la Chouette, ou la grande Cheveche)? Siehe die 438fte illuminirte und unfere igte Kupfertafel. 2 die Gattung, welche die eigentliche Nachteule iſt, die man auch die Eule der Felſen, oder den großen Kauz nennen koͤnnte, iſt ſehr gemein, allein die Eulen kommen nicht oft ſo nahe an unſere Wohnungen als die Schleyereule. Die Steineule hält ſich lieber in Steinbruͤchen, in Felſen, wuͤſten Gebäuden und entle. genen Oertern auf. Sie zieht auch bergigte Gegenden, ſteile Felſen und einſame Herter vor. Man findet fie aber doch nicht in den Wäldern und fie hält ſich auch nicht in den hohlen Bäumen auf““). Man kann die Steineule leicht von der Baum⸗ eule und der Nachteule an der Farbe der Augen unterſcheiden, welche bey der letztern ſehr fchön gelb, bey der Baumeule blau find. Schwerer laͤßt fie ſich von der Schleyereule unterſcheiden, weil das Regenbogenhaͤutgen bey beyden gelb und das Auge aͤußerlich ) Die große braune Eule. Hallens Voͤ⸗ gel. S 237. n. 175. Noctua Charlet. Ono, maſt 90. n. tirt: es iſt, wie aus der griechiſchen Syno⸗ nymie erhellet, n. 5. Ulula, ywAuos, the in- hooping Owl. Gälborter d. Ueberſ.) Gemeine Eule, Buſcheule. Pontopp. Dan. p. 166. Cours d' hiſt. nat. III. p. 243. Strix Ulula, capite laevi, corpore ſupra fuſeo albo maculato, rectrieibus faſelis linearibus albis. Linn. S. N. XII. p. 133 n 10. Faun. Suec. p. 25. n. 78. Das Kauzgen. Muͤllers Natur: ſt. S. 104. n. 10. Bi ? M. u. d Ueberſ. *) Griechiſch, Arywdsos ; lateiniſch, Cicu- ma; deutſch, Steinkauz, Steineule; pol⸗ niſch Sowa; engliſch. Great brown Owl. — Nodus quam faxasiem Helvetii cognominant, 6. ( Briffon hat hier falſch ti⸗ mit Noctua faxatilis. Gesner Av. 622. Aldrovand, Av. Tom. I. p. 345. Grande cheveche, gri- maut, machette. Idem. Portraits des oiſeaux p. 27. A. Grande chouette brunc. Albin Tom, III. pag. 4. pl. VII illuminirt aber ſchlecht. Ulula flammeata, Steineule, Chouette oder Souette Sriſchs Vögel. pl. 98. gut illuminirt. La grande Chouette. Br Ornith to Tom. I. pag. 5. Noctua major. Idem. gvo. Toin. I. pag. 149. **) Wir wollen, fagt Sriſch, dieſer Eule ihren eigentlichen Namen Steinenle Taffen, weil ich ſie niemals in hohlen Baͤumen, ſon⸗ dern blos in Wuͤſten oder lange Zeit verlaſ⸗ ſenen Gebaͤuden und in Felſen gefunden habe. Sriſch deutſche Voͤgel von den Nachtraub⸗ voͤgeln. Die Steineule, oder die große braune Eule: 113 mit einem großen Ringe von kleinen weißen Federn umgeben iſt. Beyde find auch am Bauche gelb gezeichnet und in der Größe nicht ſehr verſchieden. Allein die Steineule it am ganzen Körper brauner, mit groͤßern und laͤngern Flecken gezeich— net, die wie kleine Pflaumen ausſehen. Die Flecken der Schleyereule ſind gleich⸗ ſam nur Punkte oder Tropfen, und man hat auch deswegen dieſelbe noctua guttata, und die Steineule, von der wir hier handeln, nodtua flammeata ge- nennt. Ihre Fuͤße ſind auch ſtaͤrker mit Federn bewachſen und der Schnabel ganz braun, welcher bey der Schleyereule ganz weiß und nur an ſeinem Ende braun war. Uebrigens hat das Weibgen in dieſer Gattung lebhaftere Farben und kleinere Flecke, als das Maͤnngen, wie wir ſchon bey der Nachteule angemerket haben. Belonius ſagt, daß man diefe Gattung la grande cheveche nennte, und dieſer Name iſt auch nicht unſchicklich, weil fie an Federn und an den mit Pflaumenfe« dern bewachfenen Füßen dem Kaͤuzgen ſehr nahe kommt, welches wir ſchlechthin chevéche nennen werden. Sie ſcheinen auch einerley Naturtriebe zu haben, weil fie ſich beyde in Felſen und Steinbruͤchen und ſehr ſelten in Hölzern aufhalten. Beyde Gattungen haben auch im Deutſchen einen beſondern Namen, Kauz oder Kaͤuzgen, der dem franzöfifchen völlig entſpricht. Salerne ſagt, die Eule in den Gegenden von Oeleans ſey gewiß die grande cheveche des Belonius. In Sologne nenne man fie cheveche, doch noch häufiger caboche. Die Bauern in dieſen Gegen⸗ den ſchaͤtzen dieſen Vogel, wie er hinzuſetzt, ſehr hoch, weil er ſehr viel Feldmaͤuſe wegſchaft. Im Monat April ſoll man ihn Tag und Nacht mit einem ſehr ſanften Tone Gu ſchreyen hoͤren, wenn aber Regen bevorſtehet, ſoll er das Geſchrey ver— aͤndern und Goyon zu rufen ſcheinen. Er bauet, wie Salerne zu ſagen fortfaͤhrt, kein Neſt, legt nur drey ganz weiße vollkommen runde Eyer, von der Groͤße der Eyer einer Holztaube. Salerne behauptet, daß die Steineule auch in hohlen Bäu« men wohne, und daß ſich Olina ſehr irre, wenn er ſagt, daß ſie in den beyden letzten Wintermonaten bruͤte. Der letztere Umſtand iſt aber doch nicht falſch; nicht allein dieſe, ſondern alle andere Eulen legen im Anfange des Maͤrzes und bruͤten alſo zu eben der Zeit. Was den eigentlichen Aufenthalt der Steineule betrift, ſo haben wir ſchon angemerkt, daß ſie ſich niemals, wie Salerne behauptet, hohle Baͤume dazu waͤhle, ſondern daß ſie in Felſen und Steinbruͤchen niſte, ein Naturtrieb, den ſie mit dem Kaͤuzgen, von dem wir im folgenden Artikel reden werden, gemein hat. Sie iſt weit kleiner als die Baumeule und kommt fogar der Nachteule nicht an Größe bey, da die Laͤnge ihres Koͤrpers, von der Fee bis auf die Klauen gerech⸗ net, eilf Zoll betraͤgt. ; { Es iſt wahrfcheinlich , daß dieſe große Sbelneule, die in 5 ſehr gemein iſt, ſich auch in Amerika in Chili wieder finde, und daß die Gattung, die der Pater I. Th. I. Band. P Feuillse — 114 Hiſtorie der Natur. Feuillee unter dem Namen der Kanincheneule“) beſchreibt, (ein Name, den er ihr deswegen beylegt, weil er ſie in einer Hoͤhle unter der Erde gefunden hat,) daß, ſage ich, dieſe Gattung nur eine Abaͤnderung von unferer europaͤiſchen Steineule fey, Beyde find von einerley Größe, und nur durch die Farben unterſchieden, welches nicht hinreichend iſt, eine befondere Gattung daraus zu machen. Sollte dieſer Vo⸗ gel, wie der Pater Feuillse zu behaupten ſcheinet, feine Höhle ſelbſt machen, fo würde man ihn zu einer andern Gattung als unſerer Steineule rechnen muͤſſen ““). Dieſes folgt aber nicht aus dem Umſtande, daß er den Vogel in einer Hoͤhle gefun— den habe, und man kann nur fo viel daraus folgern, daß er mit unſern europäifchen Eulen einerley Naturtrieb hat, welche allemal die Locher, die fie in den Steinen oder in der Erde finden, den Hohlungen der Baͤume vorziehen. Zuſaͤtze zur Geſchichte der Steineule. ier ſcheint im Linnéiſchen Syſtem wieder eine kleine Verwirrung obzuwalten. Ueberhaupt iſt es ſchwer, die Linnéiſchen Gattungen den Buͤffoniſchen Bes ſchreibungen unterzulegen, welches doch geſchehen muß, wenn das Buͤffoniſche Werk fuͤr den Naturforſcher, der ſich itzt mehrentheils nach dem Linnsiſchen Syſtem bildet, brauchbar werden ſoll. Es giebt zwey Linnéiſche Gattungen, die hieher gehören, naͤmlich der Ny ulula und Six funerea, das Kaͤuzlein und die Steineule des Herrn Profeſſor Muͤllers. Beyde ſind ganz gewiß zu der Buͤf— foniſchen Gattung der Chouette oder grande Chevéche zu rechnen, und ich glaube, daß die Chevéche-lapin des Pater Feuillde eine Abänderung der Strix funerea ſey, welche der Archiater unter keiner Gattung mit angegeben hat. ) Chevöche - Lapin. Ulula canicularia, und ſchwarz untermiſchte Federn habe; daß Feuillee Journ. des obſervations phyſiques. II. p. 562. Chouette de Coquimbo. 577 Ornith. 4to, Tom I. pag. 525. Noctua Coquimbana. Ia m in gvo. Tom. J. p. 153. n. 1. Die Erd: eule. Kleins Voͤgelh. S. 108. n. 9. (Die Ras nincheneule, Hallen J. c. S. 241. n 182, Ne l. c. ©. 107. lit. e. fehlt beym Linne, 1.) *) Der Pater du Tertre ſagt, wenn er von dieſem nächtlichen Vogel, der in den franzoͤſiſchen Inſeln von Amerika Diable ge— nennet wird, redet: daß er ſo groß als eine Ente ſey, ein ſchreckliches Anſehen und weiß er auf den hoͤchſten Bergen lebe, ſich wie ein Kaninchen Loͤcher in die Erde grabe, ſeine Eyer dahin lege, ſeine Jungen ausbruͤte und erzoͤge — daß er ferner nur des Nachts von den Gebirgen herab komme und im Fliegen ein trauriges und ſchreckliches Geſchrey von ſich hoͤren laſſe. Hift. des St. Isles T. II p. 25) Not 2. Dieſer Vogel iſt mit dem Vogel des P. Seuillée gewiß einerley, und die Ein⸗ wohner der franzoͤſiſchen Inſeln koͤnnten uns am beſten ſagen, ob er wuͤrklich ſelbſt ein doch für fich und feine Jungen in die Erde grabe; das übrige zeigt zur Gnüge, daß dieſer Vo⸗ gel uniere Steineule ſey. Das Das Kaͤuzgen oder die kleinſte Eule. SS ĩ ²⁰ A an ne 115 Das Rängen? oder die kleinſte Eule.) 2 Siehe die 43gfte illuminirte und unſere 20ſte Kupfertafel. —ñ——— 3 hs Kaͤuzgen und die kleinſte Ohreule haben beynahe einerley Größe, fie find unter dem Uhu⸗ und Eulengeſchlechte die kleinſten Voͤgel. Ihre Laͤnge be⸗ traͤgt, von der Schnabelſpitze bis auf die Fuͤße gerechnet, ſieben oder acht Zoll, und ſie ſind nicht groͤßer und ſtaͤrker als eine Amſel, dem ohnerachtet aber wird man ſie nicht mit einander verwechſeln, wenn man ſich erinnert, daß die kleinſte Ohreule Federn auf dem Kopfe hat, die aber einfach und klein waren, denn das Kaͤuzgen hat gar keine Federohren. Uebrigens hat dieſes letztere einen weit bleichern Ring im Auge. Der Schnabel iſt im Anfange braun und an der Spitze gelb, da er bey dem Ohren: kaͤuzgen ganz ſchwarz war. Auch in den Farben find fie von einander unterſchieden, und man kann unſer Kaͤuzgen leicht an den regelmäßigen weißen Flecken an den Flüs geln und an dem Körper, fo wie auch an dem Schwanz erkennen, der nicht länger als bey einem Rebhuhn iſt. Das Kaͤuzgen hat ſerner weit kuͤrzere Fluͤgel, ja ſo gar noch kurzer als die Steineule; fein gewoͤhnliches Geſchrey ift pu pu, pu pu, wel⸗ P 2 ches ) Die kleine Hauseule, das Kaͤuzgen. Ballens Vögel S. 240. n. 180. Die Haus⸗ eule, Stockeule. Guͤnther S. 14. n. 17. Das kleinſte Kaͤuzgen ohne Ohren, Nodtua minima ſ. funerea, le petit Chat- huant. Sriſch t. 100. Die kleine Eule, Petit hibou, Noctua minima. Seeligmanns Voͤgel Th. VII. t. 9. Strix paſſeri ina, capite laevi, remigibus ma- eulis albis quinque ordinum. Linn. S. N. p. 133. n. 12. Faun. Suec. p. 26. n. 79. Die Zwerg⸗ eule. Muͤllers Naturſyſt. S. 106. n. 12. MI. und d. Ueberſ. *) Die Griechen und Lateiner haben die⸗ ſer Gattung keinen beſondern Namen gege⸗ ben und ſie wahrſcheinlicher Weiſe mit der kleinen Ohreule Alio verwechſelt; eben die⸗ ſes thun die Italiener, welche beyde Gat⸗ tungen Zuetta und Cuetta nennen; ſpaniſch heißt er Lechuza; portugiſiſch, Mocho; deutſch, gen vorgeſtellt, Kaͤuzlein; polniſch, Szowa; engliſch, Litle Owl. — Noctuae genus parvum. Gesnes Ic, Av. p. 15. Petite Chevéche. Belon hiſt. nat. des oifeaux. p. 140. Noctua. Aldrovand. Av. Tom. I p. 543. Petite chouette. Albin. Tom. II. p. 8. pl. 12. illuminirt. Petit Hibou. Eaw. Glean. pag. 39. tab. 228. ſauber illuminirt. La petite chouette ou chevéche. 5 0. Ornith. 4to, Tom, I. pag 514. Noctua minor. Idem 10 10 150. n. 5. The litle owl. Britifh Zool. B A Ausgemalte Abbildungen von dieſem Vo⸗ gel haben Edwards, Friſch und Pennant geliefert. Der erſtere hat die beſte und der Natur aͤhnlichſte und zwar das Weibgen ge⸗ zeichnet. In der brittiſchen Thiergeſchichte und beym Sriſch wird eigentlich das Maͤnn⸗ nur hat Sriſch dieſem Vo⸗ gel Kömaräliölane, ſtatt hellgelber Augen, gegeben. 116 Hiſtorie der Natur. ches es im Fliegen beftändig von ſich hören läßt, Es hat auch noch ein ande⸗ res Geſchrey, welches daſſelbe aber nur von ſich giebt, wenn es ſitzt; dieſes letztere gleicht der Stimme eines jungen Menſchen, welcher vielmal hinter einander Aẽme, Heme, Esme ) ausruft. Es hält ſich das Kaͤuzgen ſelten in den Hoͤlzern auf, ſondern waͤhlt ſich lieber entfernte Steinbrüche und verfallene Gebäude, Es wohnt auch nicht in hohlen Baͤumen, und hat alſo in dieſen Naturtrieben Aehnlichkeit mit der Steineule. Man kann es auch nicht im eigentlichen Verſtande einen Nachtvogel nennen, weil es am Tage beſſer als alle andere Nachtvoͤgel ſiehet und ſich oft uͤbet, Schwalben und andere kleine Voͤgel zu verfolgen, wiewohl es ſich immer vergebli⸗ che Muͤhe giebt, weil es ſelten welche faͤngt. Beſſer kommt es mit den Maͤuſen und Maulwuͤrfen zurechte, welche es aber nicht ganz verſchluckt, ſondern erſt mit dem Schnabel und den Klauen zerreißt, ſo wie es auch alle Voͤgel ſehr reinlich rupft, ehe es dieſelben frißt; dahingegen der Uhu, die Baumeule und die andern Eulen, die Voͤgel mit den Federn freſſen, die ſie hernach von ſich geben, ohne ſie verdauet zu haben. Es legt fünf Eyer, die gelb. und weißgefleckt find, und niſtet beynahe ohne Neſt in den Felſenloͤchern und Ritzen der alten Mauern. Friſch ſagt, daß man dieſe kleine Eule deswegen, weil fie ſich gemeiniglich in Kirchen, Gewoͤlbern, Kirche hoͤfen und Schwibbogen aufhält, Kirchen oder Leichenuhu genennt habe, und daß der abergläubifche Poͤbel, weil er ihn oft um die Haͤuſer fliegen geſehen, wo jemand geſtorben war, ihm den Namen des Todten- oder Leichenvogels beyzulegen pflege, in der Einbildung, er verkuͤndige den Tod der Kranken. Frriſch hat nicht bemerkt, daß dieſe Beſchuldigungen der Schleyereule, und nicht dem Kaͤuzgen aufgebuͤrdet worden, denn dieſes letztere hält ſich nicht auf den Glockenthuͤrmen und auf den Dächern der Kirchen auf, und hat auch nicht das traurige Blaſen, und das erſchrek— kende klare Geſchrey der Schleyereule; wenigſtens ift fo viel gewiß, daß wenn das Käußgen in Deutſchland unter dem Namen des Todtenvogels bekannt iſt, in Frank⸗ reich nur der Schleyereule dieſer Ungluͤcksname beygeleget wird?). Uebrigens ſcheint das des ſehr deutlichen Wortes Edms betrogen, „) Als ich einmal auf einem alten Thur⸗ dem Vogel antworten: Wer iſt da unten? me des Schloſſes Montbard ſchlief, kam ge⸗ gen Morgen um drey Uhr ein Kaͤuzgen, ſetzte ſich auf den Rahmen meines Kammer⸗ fenſters und weckte mich durch fein Geſchrey geme, KEdme auf. Als ich nun auf Diele Stimme, die mir ſehr ſonderbar vorkam, da fie ganz nahe bey mir zu ſenn ſchien, aufmerk⸗ ſam horchte, fo hoͤrte ich einen von meinen Leuten, der in der Kammer über luir ſchlief. fein Feuſter oͤfnen und, durch die Aehnlichkeit Ich heiße nicht Edme, ich heiße Peter. Die: fer Bediente glaubte würflich, daß ein Menſch den andern rufte, ſo aͤhnlich iſt die Stimme des Kaͤnzgens der menſchlichen Stimme und ſo gut ſpricht ſie dieſes Wort aus. 2) In Deutſchland iſt man in dieſer Benen⸗ nung ſehr ſchwankend, und ich glaube, daß es un⸗ ter dem gemeinen Haufen in Frankreich eben fo iſt. Der Aberglaube hat alle Eulen zu e oten Das Kaͤuzgen, oder die kleinſte Eule. 17 das Kaͤuzgen, welches Friſch gezeichnet hat und das man in Deutſchland antrift, eine Abaͤnderung von unferm Kaͤuzgen zu ſeyn. Es hat viel ſchwaͤrzere Federn und einen ſchwarzen Ring im Auge, da hingegen unſer Kaͤuzgen weit hellbrauner iſt und einen gelben Augenring har. Wir haben im königlichen Kabinet auch noch eine Abs änderung des Kaͤuzgens, die uns von St. Domingo zugeſchickt worden ift, und ſich von unſerm Kaͤuzgen in weiter nichts unterſcheidet, als daß es am Halſe nicht ſo weiß iſt und auf der Bruſt und am Bauche braune ſehr regelmaͤßige Streifen hat, da hingegen bey unſerm Kaͤuzgen die braunen Flecken unordentlich auf dieſen Theilen eingeſpren gt ſind. Zuſaͤtze zur Geſchichte des Hunte Be dem Trivialnamen paſſerina, den der Ritter von Linné dem Kaͤuzgen giebt, merkt Herr Profeſſor Muͤller an, daß er in ſofern richtig ſey, wenn er die Speiſe dieſer Gattung bezeichne, daß aber der Ritter irre, wenn er ſagt, das Kaͤuz⸗ gen ſey nicht groͤßer als ein Sperling. Denn außerdem, daß in Deutſchland der Augenſchein lehrt, daß das Käuzgen größer ift, fo widerſpricht ſich auch der Ritter ſelbſt, wenn er ſagt, victitat veſpertilionibus - magnitudo paſſeris. Denn es iſt nicht wohl zu glauben, daß ein Vogel in Sperlings Groͤße eine Fledermaus, die doch gewiß von der Natur mit füchtigen Waffen begabt worden iſt, bezwingen koͤnne. Aus der Berliner Ausgabe dieſes Werks Th. III. S. 92. n. 12. „In der „Farbe des Regenbogens oder Augenſterns ſcheinen die Kaͤuzgen überhaupt ſehr uns „terſchieden zu ſeyn. Friſch hat an ſeinem Exemplar dieſen Augenſtern ſchwarz, „Herr von Buͤffon und Zorn gelb angegeben, und Herr Profeſſor Beckmann „ beſitzt ein Kaͤuzgen mit einem blauen Augenſtern. Eben dieſer große Naturfor- „ ſcher ſetzt auch ein vorzuͤgliches Kennzeichen dieſes Vogels darin, daß die Stirne „ viel kuͤrzer, und verhaͤltnißweiſe breiter iſt als an andern Eulen.“ S deſſen phy⸗ ſikal. ͤoͤkonom. Bibliothek, B. VI. S. 57. Sollte wohl uͤberhaupt der Augenſtern ein feſtes unveraͤnderliches Merkmal in der Naturgeſchichte ausmachen koͤnnen? Mir ſcheint es nicht fo, Wenn der durch» gängig angenommene Grundſatz wahr ift, daß man Farben nicht zu Kennzeichen der Geſchlechter und Gattungen machen muͤſſe, ein Grundſatz, auf welchen Herr von Buͤffon ſelbſt ſo viel haͤlt: ſo wundere ich mich, daß dieſer e ſo viel 2 P 3 auf boten gemacht, und die allgemeinen Zuna⸗ giebt, ſind jederzeit ſchwankend und unbe⸗ men, die der Pöbel den natuͤrlichen Körpern traͤchtlich. Anmerk, des Ueberſ. es Hiſtorie der Natur. auf die Farbe des Augenſterns rechnet, die doch, nach Beſchaffenheit der Gäfte des Subjects, hoͤchſtwandelbar und veraͤnderlich feyn muß. Dieſes find flüchtige Gedanken, die durch die Erfahrung leicht zu beſtaͤtigen oder zu widerlegen waren, * 5 * 1 noch einmal die Kennzeichen, wodurch man die fuͤnf angezeigten Eulenarten unterſcheiden kann, im Grundriß und ſo, daß ſie gleich zu uͤberſehen ſind, darzulegen, merken wir an, daß: I. Die Baumeule (Hulotte) die größefte iſt, welche ſchwarze Augen, ſchwörz⸗ liche Federn und einen gelbweißen Schnabel hat. Man kann ſie die große ſchwarze Eule mit ſchwarzen Augen nennen; daß II. Die graue Eule (Chat- huant) kleiner und nicht ſo ſtark als die Baumeule iſt, und blaue Augen, roſtfarbene ins eiſengraue fallende Federn und einen weißgruͤnlichten Schnabel hat. Man kann ihr die Benennung der vöthlis chen und eiſengrauen Eule mit blauen Augen geben; daß III. Die Schleyereule beynahe ſo groß als die graue Eule iſt. Sie hat gelbe Augen, gelblichtweiße Federn mit ſehr deutlichen Flecken und einen weißen Schnabel, deſſen gebogene Spitze braun iſt. Sie kann die weiße oder gelbe Eule mit orangenfarbenen Augen heißen; daß IV. Die Steineule nicht ſo groß iſt als die graue Eule oder die Schleyereule, obgleich ihr Koͤrper eben ſo dicke ſcheint. Ihre Federn ſind braun, ihre Augen ſchoͤn gelb und der Schnabel braun. Man kann ſie die braune Eule mit gelber Augen und braunem Schnabel nennen; daß endlich V. Die kleinſte Eule, oder das Kaͤuzgen weit kleiner als alle andere Gattungen iſt. Sie hat braune Federn, regelmaͤßig mit weiß eingeſprengt, blaßgelbe Augen, einen im Anfange braunen und am Ende gelben Schnabel, und man kann ihr den Namen der kleinen braunen Eule mit gelben Augen u und braus nem und orangefarbenem Schnabel beylegen. Dieſe 2 cterkmale ſind uͤberhaupt genommen wahr. Die Weibgen und die Maͤnngen find in allen dieſen Gattungen an Farbe einander ziemlich ähnlich, wenigſtens fallt der Unterſchied nicht ſehr in die Augen. Unterdeſſen giebt es doch hier, wie in der gan⸗ zen Natur, fehr beträchtliche Abaͤnderungen, beſonders in der Farbenmiſchung der Federr Man findet Baumeulen, die ſchwaͤrzer als die andern ſind; graue Eulen, die mehr eine Bleyfarbe, als eine Eiſenfarbe zeigen; Sehleprrenleitn die fich von den Der Kabure oder die braſilianiſche Ohreule. 119 den andern durch eine weißere oder gelbere Farbe unterſcheiden; Steineulen und Käujgen, deren Farbe mehr ins Gelbe als in das “Braune fallt, Allein wenn man alle Kennzeichen, die wir angegeben haben, vereiniget und mit einander ver— gleicht, fo muß jederman alle Gattungen erkennen, und deutlich von einander uns terſcheiden koͤnnen. ———— — — — — — 5, Fremde Voͤgel, welche noch zu dem uhu⸗ und Eulengeſchlechte gehören. J) Der Kabure oder Die braſtlianiſche Ohreule. S h Vogel, der in Braſilien Kabure genennet wird, hat in die Hoͤhe ſtehende Federn auf dem Kopfe und iſt nicht groͤßer, als ein Krammetsvogel. Dieſe beyden Kennzeichen ſind hinlaͤnglich, zu beſtimmen, daß er ſehr nahe an die Gat— tung der kleinſten Ohreule oder des Kaͤuzgens mit Ohren graͤuzt, wenn er nicht gar eine Abänderung dieſer Gattung iſt. Markgravp iſt der einzige, der dieſen Vogel befchrieben hat *); er giebt aber keine Abbildung davon, ſondern ſagt blos, er ſey eine Art von Uhu in der Groͤße einer Droſſel (Turdela). Er hat einen runden Kopf, einen kurzen gelben und in einen Haken gebogenen Schnabel, auf welchem zwey Locher ſtatt der Naſenloͤcher ſtehen, ſchoͤne große runde gelbe Aus gen 1) Die braſil. Eule. Zallens Voͤgel S. I. p 145 (8vo) Die braſilianiſche Ohreule. 241 n. 181. Ulula brafilienfis, die braſili⸗ Muͤllers Naturſ. S 99. n. 4. welcher fie zu aniſche Eule. Klein durch Keyger. S. 56. dem Stris Otus rechnet. n. g. Cabura. M rkgr. braf. p. 212. Noctua M. u, d. Ueberſ. brafilienfis. Raj. WiHug»by Cabure lonſt. Aſio braſilienſis. Hibou du Brefil, BI, Av. Tom. ) Markgr, hiſt. Braſ. p. 212. 120 Hiſtorie der Natur. gen und einen ſchwarzen Stern in denſelben, unter demſelben aber und auf der Seite des Schnabels ſtehen ziemlich lange Borſten. Die Schenkel und Fuͤße ſind kurz und ganz mit Federn bedeckt. Er hat, wie gewoͤhnlich, vier Zehen mit halbmond⸗ foͤrmigen ſchwarzen ſchar fen Klauen. Sein Schwanz iſt breit und an dem Anfange deſſelben endigen ſich die Fluͤgel. Der Koͤrper, der Ruͤcken, die Fluͤgel und der Schwanz ſind bleich umberfarben und am Kopf und Halſe iſt er mit kleinen weißen Flecken bezeichnet, die auf den Fluͤgeln noch größer find. Der Schwanz hat weiße wellenſoͤrmige Streifen, die Bruſt und der Bauch find graulicht weiß mit blaſ⸗ fen umbrafarbnen, d. i. hellbraunen Flecken eingeſprengt. Markgrav ſetzt hinzu, dieſer Vogel werde leicht zahm, er koͤnne ſeinen Kopf herumdrehen und den Hals verlängern, fo daß er mit der Spitze feines Schnabels die Mitte des Ruͤckens be: rühren koͤnne; er ſpiele mit den Menſchen wie ein Affe, und mache, wenn fie ihm zuſähen, verſchiedene naͤrriſche Geberden und ein Gepraſſele mit dem Schnabel; er fönne ferner die Federn, die auf beyden Seiten des Kopfes ſtehen, fo richten, daß fie ſich in die Höhe begeben und kleine Hörner oder Ohren vorſtellen; endlich ſagt er, er lebe von rohem Fleiſch. Aus dieſer Beſchreibung ſieht man, wie nahe dieſer Bo» gel unſerm europaͤiſchen Kaͤuzlein mit Ohren kommt, und ich moͤchte faſt glauben, daß dieſe braſilianiſche Gattung ſich auch auf dem Vorgebirge der guten Hofnung finde. Kolbe ſagt, daß die Eulen, welche man haͤufig auf viefem Vorgebirge antrift, fo groß als die unſrigen wären, daß ihre Federn roth und ſchwarz untereinander ges miſcht, und mit grauen Flecken eingeſprengt ſeyn, wodurch fie ein ſehr ſchoͤnes Ans ſehen erhielten, und daß daher verſchiedene Europaͤer zahme Eulen hielten, die um ihre Häufer herumliefen und dieſelben von den Maͤuſen reinigten.“) Ob dieſe Be⸗ ſchreibung gleich nicht weitläuftig genug iſt, fie mit der Markgraviſchen genau zu vergleichen: fo läßt ſich doch vermuthen, daß die Eulen auf dem Vorgebirge der guten Hofnung, die ſich fo leicht als die brafilianifchen zahm machen laſſen, dieſen letztern naher als die europaͤiſchen kommen muͤſſen, weil der Einfluß des Him⸗ melsſtriches in Braſilien und auf dem Vorgebirge einander ziemlich ähnlich und der Unterſchied und Abänderung der Arten allemal von dem Himmelsſtriche abhängig ſind. „) Beſchr. des Vorgeb. der guten Hofn. Frf. 1745. 4. S. 402. 2) Der Der Caparacoch oder die Falkeneule des Edwards. 11 2) Der Caparacoch⸗ oder die Falkeneule des Edwards. 8 Vierer Vogel aus der Hudſonsbay, der in Amerika Caparacoch heißt, iſt vom Herrn Edwards ſehr ſchoͤn beſchrieben, gezeichnet, geſtochen und ausgemas let und unter dem Namen der Falkeneule geliefert worden, “) weil er mit beyden etwas ähnliches hat und wuͤrklich eine Zwiſchengattung zwiſchen beyden Vogelge— ſchlechtern zu machen ſcheint. Er iſt nicht größer als ein kleiner Sperber (Sparrow- hawk, Finkenſperber). Er hat auch wegen feiner langen Flügel das Anſehen eis nes Sperbers oder Falkens, und nur die Geſtalt ſeines Kopfes und ſeiner Fuͤße zei⸗ gen, daß er mehr zum Eulengeſchlechte gehoͤre. Indeſſen fliegt, jagt und raubt er am hellen Tage, wie die andern Tagraubvoͤgel. Sein Schnabel gleicht dem Schna⸗ bel des Sperbers, iſt aber ohne Widerhaken auf den Seiten; er glänze und iſt oran⸗ genfarbicht, ganz mit Borſten oder vielmehr einzelnen grauen Federn bedeckt, wie bey den meiſten Eulengattungen. Das Regenbogenhaͤutgen im Auge hat eben die Farbe, wie der Schnabel. Die Augen ſelbſt ſind mit weißen Federn umgeben und mit Augenbraunen von brauner Farbe, mit kleinen laͤnglichten braunen Streifen eingeſprengt, bedeckt. Ein ſchwarzer Ring umgiebt den ganzen weißen Raum und erſtreckt ſich über des ganze Geſicht, bis an die Ohren. Ueber dieſem ſchwarzen Ring findet ſich noch etwas weißes. Der obere Theil des Kopfes iſt dunkelbraun mit kleinen weißen runden Flecken gezeichnet. Der Ring um den Hals und die Fer dern bis auf das Mittel des Ruͤckens find dunkelbraun mit weißen Streifen. Die Fluͤgel ſind braun mit ſehr ſchoͤnen weißen Flecken, auf den Achſeln ſind die Federn in die Queere mit braunen und weißen Streifen durchzogen. Die drey Federn, welche zunaͤchſt am Körper ſtehen, find nicht mit weiß gefleckt, ſondern nur einges faßt. Der untere Theil des Rückens „der Buͤrzel und die Federn uͤber dem Schwan r) Die Geyereule, Ulula vulturina. Zal⸗ Seeligm. Vögel Th. III. t. 19. Die Sper⸗ len I. c. S. 232. n. 183. Falkeneule, Falco bereue. Muͤllers Naturſ. S. 101. M. Ulula. Klein durch Keyger. S. 56. n. 0. ) The little Hawk - Owl. Zdwards hiſt. The little Hawk Owl. Ulula accipitris affinis. of Birds. t. II. p. 62. planche LXII. mit einer Petit Faucon-Chouerte, Zdw, Av. II. t. 62. illumin. Figur. I. Th. II. Band. 2 122 | Hiſtorie der Natur. Schwanze find dunkelbraun, mit lichtbraunen Queerſtreifen. Der untere Theil der Kehle, die Bruſt, der Bauch, die Seiten, die Schenkel, die Federn unter dem Schwanze und die kleinen Deckfedern unter den Fluͤgeln ſind weiß mit braunen Streifen. Die groͤßern Federn ſind dunkel aſchfarben, mit weißen Flecken auf den beyden Rändern. Die erſte große Schwungfeder iſt ganz braun, ohne Flecken und Einfaſſung, und fie hat gar keine Aehnlichkeit mit den andern Schwungfedern; ein Umſtand, den man auch an den andern Eulen bemerken kann. Der Schwanzfe⸗ dern find zwölf, unten aſchfarben, oben dunkelbraun mit ſchmalen weißen Queer⸗ ſtreifen. Die Schenkel und Füße find mit zarten, weichen, weißen Federn ber deckt, wie am Bauche, und mit braunen noch ſchmaͤlern und kuͤrzern Linien durch⸗ zogen. Die Klauen ſind gebogen, ſcharf und dunkelbraun. Ein anderer Vogel von eben dieſer Gattung war etwas ſtaͤrker und von hel lern Farben, daher zu vermuthen iſt, daß der jetzt beſchriebene Vogel ein Männ: gen und der andere ein Weibgen war; beyde Voͤgel ſind dem Herrn Edwards aus der Hudſonsbay durch den Hrn. Light nach England uͤberbracht worden. * — — ͤ . . — — — — — —ũ——d8mę . e—— — — 3 Der Harfang.“ Siehe die 458ſte illuminirte Kupfertafel. 2 R Vogel, den man in den noͤrdlichen Laͤndern der alten und neuen Welt an⸗ trift, und den wir Harfang, nach der ſchwediſchen Benennung Harfaong *) nennen wollen, iſt in Abſicht feiner Größe unter den Eulen das, was der große Uhu unter den Ohreulen iſt. Denn der Harfang hat keine Ohrenfedern auf dem Kopf, er iſt aber noch größer und ſtaͤrker als der große Uhu. Er iſt fo wie die meiſten nordiſchen Voͤgel am ganzen Koͤrper ſehr ſchoͤn weiß. Doch wir koͤnnen nichts beſſers thun, als die ſchoͤne Beſchreibung, die Hr. Edwards von dieſem ſeltenen Vogel ) Die große weiße nordiſche Eule. Zal⸗ *) Striæ Nyctea, eapite laevi, corpore al- len S. 239. n. 179 Die weißbunte Eule. dido, maculis Kunde diftantibus fuſcis. Linn, Scopoli ee Günther. S 11. n. 10. Die S. N. Ed. XII p. 132. n. 6. Faun. Svec.p 25. weißbunte ſchlichte Eule. Klein durch Rey: n. 56 Schw. nit oder Harfaong. No- ger S. 55. n 5. Die Tageule. Muͤllers ua Scandiana maxima, ex albo et cinereo Naturſ. S. 100. n. 6. variegata. Rudbeck, f Anmerk. d. Ueberſ. Der Harfang. 123 Vogel giebt, woͤrtlich herzuſetzen, da wir ihn nicht ſelbſt haben erhal⸗ ten koͤnnen. „Dieſer Vogel gehört eigentlich zu den größten vom Eulengeſchlechte, und iſt, „ um ſeiner ſchoͤnen ſchneeweißen Federn willen, die ſchoͤnſte von allen Eulenarten. „Der Kopf iſt verhaͤltnißmaͤßig kleiner, als bei andern, Der geſchloßne Flügel „ hat von der Schulter bis an das Ende der aͤußerſten Schwingfedern eine Länge „von 16 Zollen, woraus man die Größe des Vogels leicht beurtheilen kann. Er „ ſoll ein Tagvogel ſeyn, und faͤngt in Hudſonsbay, wo er das ganze Jahr hin⸗ „durch bleibet, gewöhnlicher Weiſe, weiße Rebhuͤhner. ) i „Der Schnabel iſt krumm, wie an den Habichten, ohne Ecken an den Geis „ ten, ganz ſchwarz, mit weißen Naſenloͤchern, auch faſt uͤberall mit ſteifen, haar⸗ „ foͤrmigen Federn bedeckt, welche um den Urſprung deſſelbenfeſtſitzen und vorwärts „gebogen ſind. Die Augen haben glaͤnzende gelbe Ringe. Kopf, Leib, Fluͤgel „und Schwanz erſcheinen in einer ſchneeweißen Bekleidung, oben auf dem Kopf „aber auf dieſem weißen Grunde eine Menge kleiner dunkelbrauner Flecken. Auf „dem obern Theile des Ruͤckens erblickt man dunkelbraune Queerlinien, die man „5 auch an den Seiten, unter den Fluͤgeln, doch etwas kleiner und blaſſer, findet. „Die Schwingfedern haben an ihren äußern Fahnen dunkle Flecken, der „gleichen auch einige kleine ſich auf den Deckfedern zeigen. An den innern Deck⸗ „federn der Flügel herrſcht überall die weiße Farbe, auch der untere Theil des Ruͤ⸗ „ckens hat keine Flecken. Die mittlern Federn des Schwanzes find an jeder Seite „des Schaftes mit wenigen Flecken beſetzt, Beine und Fuͤße mit weißen Federn „ bekleidet, die Klauen lang, ſtark, ſehr ſpitzig und von ſchwarzer Farbe. „Mit dieſem Vogel erhielt ich zugleich von eben dieſer Art einen andern, der vom gegenwärtigen blos darinn unterſchieden war, daß er mehrere und ſchwaͤrzere 1 „ Flecken hatte.“ Dieſer Vogel, der in den Gegenden der Hudſonsbay ſehr gemein iſt, haͤlt ſich vermuthlich blos in nördlichen Gegenden auf; denn ſelbſt in Amerika iſt er in Penſylvanien ſehr ſelten, und in Europa findet man ihn blos in Schweden und um Danzig herum. In Lappland iſt er ganz weiß und ohne Flecken. Klein ſagt: Dieſer Vogel, der in Schweden Hurfang heiße, werde in Deutſchland die weiße bunte ſchlichte Eule genennet, und er habe das Weibgen und Maͤnngen dieſes Vo⸗ gels im Jahr 1747. verſchiedene Monate in Danzig lebendig aufbehalten. ““) Ellis 2 ! er: *) Edwards hiſt. of Birds T. II. p. 61. tab. 61. Ejusmodi avem anno 1747. tertio Ianuarii menſ. mit einer gut ausgemalten Abbildung. inter curiofa focietatis repoſui. Pondus ae- ==) Ululaalba maculisterreicoloris, ſchw. quabat 3% lb. poſtea marem et feminam vivos Harfäng, weiße, braune, ſchlichte ‚Eule, obtinui, poſt menfes ſex femina mortua nia- rem 124 Hiſtorie der Natur. l erzählt: Der große weiße Uhu ohne Ohren (das iſt diefe große weiße Eule) ſey in den benachbarten Gegenden der Hudſonsbay ſo haͤufig, als der gekroͤnte Uhu . unſer großer Uhu) zu finden. Er iſt, ſagt dieſer Verfaſſer, von einer blendenden Weiße, die man von dem Schnee kaum unterſcheiden kann. Man ſieht ihn das ganze Jahr, er fliegt am hellen Tage und jagt weiße Rebhuͤhner.) Man ſieht aus allen dieſen Zeugniſſen, daß der Harfang, der die groͤßte Eule iſt, in den noͤrd— lichen Gegenden der alten und neuen Welt ziemlich gemein ſey.“) Dieſer Vogel muß aber wahrſcheinlicher Weiſe die Hitze fürchten, weil man ihn in keinem mittäg« lichen Lande antriſt. | 4) Die Nachteule von Cayenne. S. die 244fte illuminirte Kupfertafel. W haben geglaubt, daß wir dieſen Vogel, den kein Naturforſcher noch beſchrieben hat, die Nachteule von Cayenne nennen muͤſſen. Seine Größe iſt wuͤrklich die Größe der Nachteule, doch iſt er von derſelben durch die Far⸗ be der Augen unterſchieden, welche gelb ſind, ſo daß man ihn eben ſo gut zu der Schleyereule rechnen koͤnnte. Wenn wir aber die Wahrheit ſagen wollen, ſo gleicht er einer fo wenig als der andern, und iſt eine beſondere von allen bisher befchriebes nen unterſchiedene Gattung. Er iſt beſonders wegen ſeiner roſtfarbenen Federn meckwuͤrdig, welche mit Dueerlinien, die von brauner Farbe, wellenfoͤrmig und ſehr rem libertate donavi. Eadem apud Eduar- dum T. II. p. 6, ab unco roſtri ad exitum caudae 12g ulnae, dant alis expanfis 22, ro- ſtrum et ungues nigri, genae, alae infernae, uropygium, pedes piloſi, lactea. Truncus ſuperne ſuper albo ex cinereo marmoratus. Klein. Av. p 54. *) Voyage de la baye de Hudſon. Tom. J p. 56. 0 a Man findet dieſen Vogel in Lappland, Schweden und dem nördlichen Deutſchland, in der Hudſonsbay und Penſylvanien. Man findet ihn aber auch in Island, denn An⸗ derſon hat ihn zeichnen und ſtechen laſſen. ©. deſſen deſcript. de! Ielande T. I. p. 85. pl. I. und obgleich Zorrebow, welcher den Anderſon ſehr ſtrenge beurtheilt, verſichert, daß es weder geoͤhrte noch ungeoͤhrte Eulen in Island gebe, ſo kann man doch dieſem allgemeinen Widerſpruch eines einzigen Ge⸗ wahrsmanns nicht glauben, da man ohne dem ſiehet, daß es feine Hauptabſicht geweſen, dem Anderſon zu widerſprechen. Die Steineule aus Canada. 125 ſehr ſchmal ſind, nicht allein auf der Bruſt und dem Bauche, ſondern auch auf dem Rücken durchzogen. Sein Schnabel iſt fleiſchfarben und die Faͤnge ſchwarz. Dieſe kurze Beſchreibung wird, mit der illuminirten Kupfertafel verglichen, hinlaͤnglich ſeyn, dieſe neue Gattung von allen andern Eulen zu unterſcheiden. — . — — — N. = — — — — — — — —— —— b — — — — 5) Die Steineule aus Canada. 2 Nie Vogel, den Briſſon“) unter dem Namen der Eule von Canada beſchrie⸗ ben hat, ſcheint uns der Gattung der Steineule naͤher zu kommen, und wir haben ihm deswegen dieſen Namen beygelegt. Die illuminirte Kupfertafel, welche dieſe Eule vorſtellet, kann, mit der Abbildung unſerer grauen Eule und unfes rer Steineule verglichen, zur Gnuͤge beweiſen, daß dieſer Vogel mit der letztern mehr Aehnlichkeit als mit der erſtern hat. Sie unterſcheidet ſich aber doch von unſrer Steineule dadurch, daß ſie auf der Bruſt und dem Bauche braune regelmaͤßi⸗ ge Queerbinden hat. Etwas beſonders iſt es, daß ſich eben dergleichen bey dem amerikaniſchen Kaͤuzgen finden, von welchem wir in dem Artikel von dem Kaͤuzgen geredet, und welches wir als eine ah ES unfers Käusgens angegeben haben. 7) Brif, Ornithol. Tom. I. pag. 518. pl. 37, fig. 2. N 00 Die — — 0000700 — — — — — 6 Die Steincule von St. Domingo. M- hat uns dieſen Vogel von St. Domingo zugeſchickt, und er ſcheint uns Ra eine ganz neue von allen bisher angezeigten unterſchiedene Gattung zu ma⸗ chen. Wir glaubten aber doch ihn dem Namen nach unter die europäifche Steineule zu bringen, weil er mit ihr mehrere Aehnlichkeit hat. Eigentlich aber ſcheint uns dieſe Eule eine beſondere Gattung zu ſeyn und auch einen beſondern Namen zu fuͤhren. Ihr Schnabel iſt groͤßer, ſtaͤrker, und gekruͤmmter, als bey irgend einer andern Eulenart, und ſie iſt auch noch darinne von unſrer Steineule unterſchieden, daß ſie am Bauche roſtſarben, ohne Flecken und auf der Bruſt nur mit einigen länglichten Flecken eingeſprengt iſt. Die Steineule hingegen hat auf der Bruſt und am Bauche große braune laͤnglichte und ſpitzige Flecken, welche gemacht haben, daß man ihr den Namen der flammigten Eule (noctua flammeata) beygelegt hat. Sufäge zur Geſchichte der auslaͤndiſchen Eulenarten. De Kabure oder die braſilianiſche Ohreule findet ſich im Linnéiſchen Syſtem nicht, der Herr Profeffor Müller aber rechnet ihn, wie billig, zum Strix Otus. N b 2) Der Caparacoch, oder die kleine Sperber; oder Falkeneule, wird vom Herrn Profeſſor Muͤller zum Strix Nydtea Linn. gerechnet, nicht fo wohl wegen der ſyſtematiſchen Merkmale, als wegen ihres Narurtriebes, da ſie des Tages fliegt, und die Menſchen fo wenig ſcheut, daß fie den Jaͤgern das Wildpret, das fie er⸗ legt haben, gleich nach dem Schuſſe wegnimmt, che fie hinzukommen, und es ver⸗ hindern koͤnnen. Wir haben dieſes ſchon im erſten Bande von einigen Tagraubvoͤ⸗ geln geſagt, und wir ſehen hier den vortreflichen Uebergang einer Ordnung von Voͤ⸗ geln in die andere, wovon wir bey anderer Gelegenheit mehr zu ſagen hoffen. 3) Der Harfang. Muͤller nennt fie die Tagenle, und rechnet noch ver⸗ ſchiedene, die eben den Trieb haben, hieher. Herr D. Martini macht im Anhange zu dieſem Artikel einen Auszug aus dem Dreßdner Magazin B. II. S. 394, in welchem von einer im J. 1758. bey dem Dorſe Dahlen geſchoſſenen weißen Eule Nachricht gegeben wird. Ich habe dieſelbe, meines Nachfragens ohngeachtet, im bhieſi⸗ Die Steineule von St. Domingo. 127 hieſigen churfuͤrſtlichen Kabinette nicht antreffen koͤnnen. Nach der Beſchreibung, die am angeführten Orte davon gegeben wird, iſt es wuͤrklich der Strix Nyctea des Linnéus. f 4) Die cayenniſche Eule. Da dieſer Vogel nach dem Herrn von Büffon noch von keinem Schriftſteller beſchrieben, und uns als eine ausländiſche feltne Gat. tung freylich gar nicht bekannt iſt, fo koͤnnen wir nichts weiter hinzufügen, als daß wir ihn mit unſerm Verfaſſer fuͤr eine neue Gattung halten. Sp 5) Die Steineule aus Canada. Strix funerea Linn. Var. G. 6) Die Steineule von St. Domingo, ſcheint, ob ſie gleich der Herr von Buͤffon für neu hält, doch zu einer von den drey Linnéiſchen Gattungen, Strix flammea, Ulula, oder funerea, zu gehören. Zu welcher? iſt aus der allzukurzen Beſchreibung unſers Verfaſſers, bey der gaͤnzlichen Ermanglung andrer Nachrichten irgend eines Schriftſtellers, ganz unmoͤglich zu beſtimmen. Herr D. Martini ergaͤnzt hier den Buͤffon durch zwo Gattungen aus Brif ſons Voͤgelgeſchichte, als: i I. Die mexikaniſche rothbunte Eule ). Sie ſcheint wegen ihrer Federn die Größe einer Henne zu haben, in der That aber iſt fie kleiner, mit ſchwarzen Augen und himmelblauen Augenliedern vers ſehen, an den Füßen überall mit Federn bekleidet, auf dem Leibe roth, braun und ſchwarz bezeichnet, und am mexikaniſchen See zu finden. - U. Die ſchwarzbraune mexikaniſche Eule“). So groß als die vorige, oberwaͤrts ſchwarz, grau, weiß und rothbraun ge⸗ fleckt, am Bauche weiß, mit ſchwarz und rothbraun gemiſchten Deckfedern unter den Fluͤgeln, weißen Federn um den Schnabel, mit langen Flügeln und Schwanze, großen ſchwarzen Augen und blaſſen Sternen darin, kurzen ſchwarzen Schnabel, zottichten weißen rothbraun gefleckten Füßen, und ſchwarzen Klauen. Sie flie« gen bloß des Nachts, jagen mehrentheils nur Mäufe, und pflegen ſich in Mexiko um die Städte und an Suͤmpfen aufzuhalten, Aus **) Noctua mexicana, la Chouette de Me- *) Strix mexicana, Chat- huant du Mexique. Brif. Av. I p. 2. n. 9. Noctua mexicana Ci. xique. Hi. Av. I. p 173. n 10. Fern. Mex. ebitli. Fern. Mex. p. 18. Cap. XVIII Muller p. 36. Cap. CVII. Noctua junceti Teichigustl J. c. p. 106. a. Mexican. Muͤller J. c. p. 106. b. M. u. d. Ueberſ. M. u. d. Ueverſ, 28 Hiſtorie der Natur. Aus diefer Beſchreibung iſt es klar, daß dieſe beyden Gattungen ebenfalls neu, und unter keiner der vorigen begriffen ſind. % 5 4 jer find wir nun durch ein großes Gebiete der Natur hindurch gewandelt, und H haben die ſtaͤrkſten unter den Voͤgeln, die Raubboͤgel, kennen lernen, von denen uns nur noch einige Waſſervoͤgel uͤbrig bleiben, die uns Herr von Büffon oder einer feiner Nachfolger in einem der Fünftigen Bände mittheilen wird. Was wir hier haben, begreift doch die eigentlichen Maubvdgel in ſich, und hat uns viel merkwürdige Gegenftände vor Augen gelegt. Gienge Herr von Buͤffon den Weg des Syſtems oder der natuͤrlichen Methode, ſo wuͤrden wir ihn bey dem folgenden Hauptſtuͤcke eines großen Sprunges beſchuldigen muͤſſen; da er aber feinen eignen Gang geht, den ſeine Leſer aus den vorigen Theilen ſchon gewohnt ſind, ſo nimmt er die Materialien fo vor, wie er fie findet, oder wie fie mit einander im Verhaͤlt⸗ niſſe oder im Contraſt ſtehen: wir folgen ihm alſo zu den Voͤgeln, die nicht flies gen koͤnnen. Von Der Strauß. — Von den die nicht fliegen koͤnnen. Vogel, 1 Der Strauß? * Siehe die 457. illuminirte und unſre ıffe Kupfertafel. 1 2 her Strauß iſt ein von Alters her bekannter Vogel, Denn die heiligen Schriftſteller haben von teſten Buche erwaͤhnet finden. ihm, von ſeinen Naturtrieben und Sitten den wir ſchon in dem aͤl⸗ verſchiedene Gleichniſſe entlehnt“). In noch aͤltern Zeiten war ſein Fleiſch wahrſcheinlicher Weiſe, wenigſtens unter dem gemeinen Haufen, eine ſehr gewoͤhnliche. daſſelbe feinem Volke als eine unreine Speiſe verboten hatte “““). man ihn auch im Herodotus, dem aͤlteſten der Profangeſchlchtſchreiber f), und in ) Der Strauß, Kameelvogel. Hallens 258 gel S. 84. n. T. f. . Portugieſtſch Ema. Beym Horaz Afra. Klein durch Reyger ©. 16. asd Stemmata Av. p. I. t. 1. Weit⸗ läuftige Beſchreibungen dieſes Vogels ſuche in Kolbens Borgeb. der guten . ©. 389. Gupons Oſtind. S. 192. Hamb. Magaz. B. II. S. 734. Dresdn. Magaz. B. I S. 378. Struthio Camelus, pedibus di- dackylis. Linn. S. N. p. 265. n. 1. Der Ka⸗ meelſtrauß. übers Naturſyſt. S. 440. Tab. en 22 d. Ueberſ. nach M. 79 Hebräisch, Iacuah; arabiſch, Neamah oder Naamah; griechiſch, Drov gos; latei⸗ niſch, Struthio; ſpaniſch, Aveſtruz; italie⸗ niſch, Struzzo; deutſch, Struß, Strauß; engliſch, Oftrich. — Autruche. Belo. Hiſt. nat. des Oiſeaus p. 237. Mem. pour ſervir a P hift. des animaux. Part. II. p. 113. mit einem ‚ faubern Kupfer. Albin. Tom. III. p. j pl. 31. illuminirt. Anmerk. d. Verf. I. Th. II. Band. Speiſe, weil der Geſetzgeber der Juden Endlich findet den e), Ihre Haͤuſer werden voll Ghim ſeyn, und Straußen werden ds wohnen. Jeſ. XII, 21. Die Drachen reichen die Bruͤſte ihren Jungen und ſaͤugen ſie, aber die Toch⸗ ter meines Volks muß unbarmhersig ſeyn, wie ein Strauß in der Wuͤſte. Klaglieder Jerem. IV, Ich muß trauren, wie die Straußen. Micha J, 8. B. u. M. v. 5) S. 3 B. Moſis XI, 16. und 5 B. Moſis XIV, 15. +) Herodotus redet, wenn man dem Sa⸗ lerne (Ornithol, p. 79.) glauben darf, von dreyerley Arten von Strauß: von dem Stru. thos im Waſſer, oder dem Meerſtrauße, welches der Fiſch iſt, den wir Glattfiſch nen⸗ nen; dem Luftſtrauß, welches unſer Sper⸗ ling if; und dem Erdſtrauß (catagaios ), wel⸗ cher der eigentliche Strauß iſt. Von dieſen drey Arten habe ich bloß die letztere im Ze⸗ rodotus angezeigt gefunden. (in Melpom. v. 4) Allein ich kann mich nicht uͤberreden, den R Aus⸗ 130 Hiſtorie der Natur. den Schriften der erſten Philoſophen, welche von der Natur gehandelt haben, er⸗ waͤhnt. Wie koͤnnte auch ein durch feine Größe fo beträchtliches Thier von einer fo merkwuͤrdigen Geſtalt und wunderbaren Fruchtbarkeit, das noch uͤberdieß in Afrika und einem Theil Aſiens, der damals am meiſten bewohnt war, ſich aufhielt, in eis nem von Alters her ſo volkreichen Lande unbekannt geblieben ſeyn? wo es zwar große Wuͤſten giebt, die aber die Menſchen alle durchſucht und kennen gelernt haben. Das Geſchlecht der Strauße iſt alſo ein ſehr altes Geſchlecht, weil es bis auf die erſten Zeiten hinaus gehet; aber es iſt eben ſo rein, als es alt iſt. Es hat ſich in der langen Folge der Jahrhunderte in einerley Land ohne Vermiſchung erhalten. Dieſes Geſchlecht iſt alfo unter den Vögeln, wie der Elephant unter den vierfuͤßigen Thieren, ein ganz einzelnes und von allen andern durch auffallende und unveraͤn— derliche Kennzeichen unterſchiedenes Geſchlecht. Der Strauß wird für den größten Vogel gehalten; aber eben feine Größe bes raubt ihn des größten Vorzuges der übrigen Vögel, nämlich der Faͤhigkeit zu flie⸗ Ausdruck ſtruthos catagaios fo wie Salerne zu erklaren. Ich glaube, man muß es über: ſetzen: Der Strauß, der fich Löcher in die Erde graͤbt; nicht, als ob ich eine ſolche Art von Strauß glaubte, ſondern, weil Hero— dotus in dieſer Stelle von ganz beſondern Geſchoͤpfen redet, die man in einer gewiſſen afrikaniſchen Gegend findet, und nicht von an⸗ dern, die dieſer Gegend von den uͤbrigen ge— mein "find: haec funt illic fere, et, idem at- que alibi. Nun iſt aber der Strauß in Afri⸗ ka ſehr haͤufig und folglich ſehr bekannt; es würde daher hier feiner nicht gedacht wor- den ſeyn, weil er nicht ein dem Lande, wo— von er ſpricht, eigenthuͤmlicher Vogel iſt. Wenigſtens wuͤrde er ihn erwaͤhnet haben, ohne das Wort des Erdſtraußes hinzuzuſe⸗ tzen, welches nichts neues ſagte, was man nicht ſchon in Afrika gewußt haͤtte. Dieſes haͤtte dieſer Geſchichtſchreiber thun muͤſſen, wenn er ſeinen Grundſaͤtzen gemaͤß handeln wollte, nach welchen er, zum Beyſpiel, in ſeinem Buche Thalia, wo er vom Kameel redet, hinzuſetzt: Graecis, utpote feientibus, non puto deſeribendum. Man muß daher, wenn ſich der Verfaſſer in beyden Stellen nicht widerſprechen ſoll, das catagaios fo auslegen, wie ich es gegeben habe, und das um ſo viel mehr, da es wirklich Voͤgel giebt, gen. die ſich aus Naturtriebe in den Sand ver⸗ graben, und weil in eben dieſer Stelle noch wunderbarere Dinge vorkommen, als ges hoͤrnte Schlangen und Eſel, Thiere ohne Kopf, u. ſ. w. und man weis ja, daß der Vater der Geſchichtſchreiber eben kein Feind vom e und von Maͤhrgen gewe⸗ ſen i Was die beyden andern Straußarten, den Luft- und Meerſtrauß, anbetrift, bin ich eben ſo wenig der Meynung des Salerne, daß darunter unſer Sperling und der Platt⸗ fiſch verſtanden werde. Ich kann der rei⸗ chen, ſchoͤnen und weiſen Sprache der Grie— chen unmoͤglich die unverzeihliche Ungereimt⸗ heit beylegen, ſo unendlich verſchiedene Ge⸗ ſchoͤpſe, als der Strauß, der Sperling und der Plattfiſch iſt, mit Einem Namen zu be⸗ nennen. Sollte man ja die beyden letzten Straußarten, den Luft⸗ und Waſſerſtrauß erklaren müſſen, ſo wuͤrde ich fagen, daß der erſtere der arabiſche Trappe mit dem lan⸗ gen Halſe ſey, der noch heut zu Tage in eini⸗ gen Gegenden von Afrika geflügelter Strauß heißt, und daß unter der andern irgend ein großer Waſſervogel verſtanden werde, deſſen Schwere oder Schwaͤche der Fluͤgel ihn an dem Fluge verhindere. Der Str au 5. 131 gen. Ein Strauß, an welchem Vallisnieri feine Beobachtungen anſtellte, wog, ohngeachtet er fehr mager war, nach abgezogener Haut und ausgeriſſenen Eingemeis den, 55 Pfund, Wenn man alſo 20 bis 25 Pfund für dieſe Theile und für das ihm fehlende Fett rechnet“), ſo kann man, ohne zuviel zu ſagen, das mittlere Gewicht eines lebenden und nur etwas fetten Straußes auf 75 bis 80 Pfund ſetzen. Was fuͤr eine Staͤrke aber würde nicht in den Fluͤgeln und ihren Muffeln erfordert wer— den, um eine ſo ſchwere Maſſe in die Luft zu heben und ſie darinne zu erhalten! Wenn man die Natur im Ganzen und mit einem Blick uͤberſiehet, ſo ſcheinen ihre Kraͤfte unendlich zu ſeyn; wenn man ſie aber in der Naͤhe und ſtuͤckweiſe betrachtet, ſo findet man, daß alles eingeſchraͤnket iſt, und man kann nur alsdann die Werke und die Wuͤrkungen der Natur auf die beſte Art ſtudieren, wenn man die Grenzen beob⸗ achtet, die ſich die Natur aus Weisheit und nicht aus Unvermoͤgen geſetzt hat. Hier uͤberſteigt ein Gewicht von fuͤnf und ſiebenzig Pfund allerdings durch ſeinen bloßen Widerſtand, alle Mittel und Kraͤfte, welche die Natur anwenden kann, ſolche Koͤrper, deren eigenthuͤmliche Schwere tauſendmal groͤßer als die Schwere der Luft iſt, in den fluͤßigen Dunſtkreis derſelben zu erheben, und ſie darinne ſchwimmend zu erhalten. Dieſes ift die Urſache, warum kein Vogel von der Größe und Schwere des Straußes, wie der Thuju, der Caſuar, der Dronte ſind, fliegen koͤnnen. Doch iſt freylich die Schwere nicht das einzige Hinderniß, das ſich ihrem Fluge entgegenſetzt. Die Staͤrke der Bauchmuſkeln, die Größe der Flügel, die vortheil— hafte Lage derſelben, die Staͤrke ihrer Schwungfedern, u. ſ. w. wären hier um ſo viel noͤthigere Huͤlfsmittel, je groͤßer der zu uͤberwindende Widerſtand iſt. Allein alle dieſe Eigenſchaften fehlen dieſen Voͤgeln ganz. Denn, um bloß bey dem Strauße zu bleiben, ſo hat dieſer Vogel eigentlich gar keine Fluͤgel. Die Federn, welche aus ſeinen kleinen Fluͤgeln herauswachſen, ſind ganz duͤnne, einzeln, und ihre Baͤrte ſind lange weiche Faͤden, davon einer von dem andern weit abſtehet, und die ſich nicht mit einander vereinigen, um dem Vogel im Fluge zu ſtatten zu kommen, welches das Hauptgeſchaͤfte der Schmungfedern iſt. Die Schwanzfe⸗ dern haben eben dieſe Geſtalt, und koͤnnen daher der Luft nicht hinreichend widerſte⸗ hen. Sie ſind ſo gar nicht ſo beſchaffen, daß ſie den Flug durch ihr Ausbreiten oder Zuſammenfallen oder durch ihre Bewegung nach verſchiedenen Seiten lenken koͤnnten. Merkwuͤrdig iſt es, daß auch die er des Körpers eben fo beſchaffen A = er ) Seine beyden Magen wogen, nachdem die Gedaͤrme, die ſehr lang und ſtark ſind, man fie wohl gereinigt hatte, allein ſechs mußte man doch auch ein betraͤchtliches Ges Pfund; das Herz mit feinen Ohren und wicht rechnen. S. Natomia delle Struzzo— den großen Blutgefaͤßen 1 Pfund 7 Unzen; in den Werken des Valifniers Tom. I. pag. die beyden Gekroͤsdruͤſen 1 Pfund; und auf 239. f 132 Hiſtorie der Natur. Der Strauß hat nicht, wie die meiften andern Vögel, verſchiedene Arten von Fe⸗ dern, als wolligte Pflaumen unmittelbar auf der Haut, dann ſtaͤrkere und mehr auf einander liegende auf den vorigen, und endlich noch ſtaͤrkere und laͤngere, welche zur Bewegung dienen und bey den Voͤgeln die Stelle vertreten, welche bey den Schiffen das Ruderwerk thut. Alle Federn des Straußes ſind von einerley Art; ſie haben alle ſtatt der Baͤrte nur einzelne Faden ohne Zuſammenhang. Kurz, fie find alle weder zum Fliegen, noch zur Richtung des Fluges geſchickt. Der Strauß iſt alſo gleichſam durch eine doppelte Kette an die Erde gefeſſelt, naͤmlich durch feine außer- ordentliche Schwere und durch den Bau ſeiner Fluͤgel. Er iſt verurtheilet, mit großer Muͤhe die Oberflaͤche der Erde, wie die vierfuͤßigen Thiere, zu durchwandern, ohne ſich jemals durch die Luft erheben zu koͤnnen. Er hat uͤberhaupt ſo wohl im äußern als innern Baue viel Aehnlichkeit mit denſelben. Er hat, wie jene, auf dem groͤßten Theile ſeines Koͤrpers mehr Haare als Federn. Sein Kopf und ſeine Seiten haben ſo gar wenig oder gar keine Haare, und eben dieſes gilt auch von ſeinen dicken fleiſchigten Schenkeln, in welchen ſeine groͤßte Staͤrke ihren Sitz hat. Seine großen nervigten und fleiſchigten Beine, an welchen er nur zwo Klauen hat, haben viel Aehnlichkeit mit den Fuͤßen des Kameels, welches ſchon ſelbſt unter den vierfuͤßigen Thieren durch die Geſtalt ſeiner Fuͤße ſich auszeichnet. Die Fluͤgel des Straußes, welche mit zwo den Stacheln des Stachelſchweins aͤhnlichen Spitzen bewaffnet find ), find nicht fo wohl Flügel, als eine Art von Armen, die ihm die Natur zu feiner Vertheidigung gegeben hat. Die Oeffnungen ſeiner Ohren find bloß, und nur am innern Theil, wo ſich der Gehoͤrgang befindet, mit Haaren bedeckt. Sein ) An dem in Paris zergliederten Strau⸗ ße waren ſie 1 Zoll lang und am Grunde 14 Linien dick, von hornartiger Subſtanz, hohl, und in der Hoͤhle mit einem Knorpel, den ein Haͤutgen und Baͤnder bekleideten, auch mit einer großen Menge Gefaßen, die viel Blut zufuͤhrten, verſehen. Aldrovand (Or— nitholog. L. IX. c. 2.) bekennet, er habe dieſe Dinge im Strauße nicht angetroffen. Al⸗ bertus Magnus (hiſter. animal. Lib. XXIII) behauptet, ſie dienten ihm zu Waffen, andre damit zu beſchaͤdigen. Jonſton (de animal. tit. VIII. c. 2.) will, ſie bedienten ſich der— ſelben als eines Sports, womit fie ſich zum Lauf antrieben. Der größte befindet ſich am Ende des letzten Fluͤgelknochens, der andre einen halben Fuß tiefer. S. Pariſ. Abhandl. S. 74. Herr Shawein feiner Reiſe S. 387.) meynet, die Natur möge dieſe ſcharfen ſpitzi⸗ gen Gewaͤchſe vielmehr dazu beſtimmet haben, daß um die erſtickenden Folgen einer zu großen Vollbluͤtigkeit zu verhindern, ein kleiner Blut⸗ verluſt darauf erfolgen ſollte, beſonders, da der Strauß von einer ſehr warmen Leibes beſchaffenheit zu ſeyn, und nur eingeſchraͤnk⸗ te Lungen zu haben ſcheint. ’ M. Berlin. Ausgab. Th. II. S. 132. Unter dieſen drey Meynungen ſcheint mir die zweyte zu ſeicht, bie dritte aber zu ge- kuͤnſtelt zu ſeyn, daher ich am liebſten der erſten beypflichten wollte, da jedem Thiere von der guͤtigen Natur ſeine eignen Waffen verliehen worden ſind, und da beſonders die Staͤrke bey dem Strauß ihren Sitz vorzuͤg⸗ lich in den Fluͤgeln hat. g A Anmerk. des Ueberſ. Der Strauß, 133 Sein oberes Augenlied iſt, wie bey den meiften vierfüßigen Thieren, beweglich, und wie bey den Menſchen und Elephanten mit langen Augenwimmern verſehen. Die ganze Geſtalt ſeiner Augen hat mehr Aehnlichkeit mit den Augen der Menſchen, als der Voͤgel, und fie find fo angebracht, daß fie beyde zu gleicher Zeit einerley Gegenſtand ſehen koͤnnen. ) Endlich ſetzen ihn auch die kahlen, ſchmieligen Sea cken, die das Kameel unter dem Bruſtbeine und in der Gegend des Schaambeins hat, in eine Reihe mit den Laſtthieren, die ſich beſtaͤndig auf der Erde aufhalten, und die man, da fie ohnedem für ſich ſchon ſchwer genug find, mit den ſchwereſten Laſten noch zu beladen pfleget. Thevenot war von der Aehnlichkeit des Straußes mit dem Dromedar fo eingenommen, **) daß er auf feinem Ruͤcken einen Hoͤcker wahrzunehmen glaubte.) Ob aber gleich fein Rücken gekruͤmmet iſt, fo findet man doch nichts von der fleiſchigten Erhabenheit, die man bey den Kameelen und Dromedaren antrift. Er ; Wenn wir von der Unterſuchung der aͤußerlichen Geſtalt, auf den innern Bau kommen, ſo werden wir bey dem Strauße neue Abweichungen von den Voͤ— geln, und neue Aehnlichkeiten mit den vierfüßigen Thieren finden. Ein ſehr kleiner platter Kopf, T) der aus ſehr zarten und ſchwachen Knochen beſteht, ff) auf dem Wirbel aber durch eine knoͤcherne Platte beſchuͤtzt wird, ſteht auf einer ohngefaͤhr drey Fuß hohen, und aus ſiebzehn Halswirbeln zuſammenge⸗ ſetzten Knochenſaͤule. Die gewöhnliche Stellung feines Körpers iſt horizontal. Der Rüden iſt zwey Fuß lang und hat ſieben Wirbelbeine, an welche ſieben Paar Ribben, zwey falſche und fünf wahre, angehaͤnget find. Die letztern find an ihrem Urſprung doppelt, alsdann vereinigen fie ſich in einen Fortfaß, Das Schluͤſſelbein wird von einem dritten Paar falſcher Ribben gebildet. Die fünf Paar wahren Ribben ſind durch Knorpel an das Bruſtbein befeſtiget, das aber R 3 nicht, dern ſchweren Voͤgeln, als am Hahn, Pfau, *) S. Mem, de P Ac. des Science. Ann. 1735, p- 146. ) Die Vergleichung des Strau⸗ ßes mit dem Kameel muß in der That ſehr auffallend ſeyn, weil die neuern Griechen, die Tuͤrken, die Perſer u. a ihn ein jeder in feiner Sprache den Kameelvogel genennet ha— ben. Sein alter griechiſcher Name ſtruthos iſt ohne Ausnahme das Stammwort aller rahmen, die er in verſchiedenen Sprachen erhalten hat. ) Voyages de Tbevenor, T. I. p. 313. ) Scaliger hat an mehrern an⸗ indianiſchen Hahn u. a. bemerket, daß fie auch kleine Koͤpfe haben, anſtatt daß der meiſte Theil der kleinen und großen fliegen⸗ den Voͤgel nach ihrem Verhaͤltniß mit groſ⸗ fen Köpfen verſehen ſind. Exercit. in Car- danum, fol. 303. | +H Die Akademiſten haben an der Hirn⸗ ſchale eines Straußen, den ſie zergliedert, einen Bruch angetroffen. Mem, pour fervir a P’hilt, naturelle des animaux, part. III. p. 15. 8 134 Hiſtorie der Natur. nicht, wie bey den meiſten andern Vögeln, bis unter den Unterleib gehet, auch nicht, ſo weit hervorraget. Es ſiehet einem Schilde aͤhnlich, und iſt breiter, als der Menſchen ihres. An dem heiligen Beine entſtehet eine Art von Schwanz, der aus ſieben, den Wirbeln des Steißbeins am Menſchen aͤhnlichen Wirbeln zuſammen geſetzt iſt. Das Huͤftbein iſt einen Fuß, das Schienbein und die Ferſe ein jedes anderthalb Fuß lang. Jede Zehe beſtehet aus drey Gelenken, wie bey dem Mens ſchen, wider die gewöhnliche Art der Vogelzehen, die nur ſelten eine gleiche Anzahl von Gelenken haben, *) Wenn man das Innere und die Werkzeuge der Verdauung genauer betrach⸗ „ fo findet man gleich anfangs einen mittelmaͤßigen Schnabel, **) der ſich ſehr weit oͤfnen laͤßt, eine ſehr kurze Zunge, ohne Warzen. Weiter hinten trift man einen weiten und mit der Defnung des Schnabels uͤbereinkommenden Rachen an, durch den ein Koͤrper wie eine Fauſt groß leicht eindringen kann. Der Schlund iſt auch ſehr weit und ſtark, und gehet bis an den erſten Magen, der dreyerley Ber: richtungen hat. Er vertritt naͤmlich die Stelle des Kropfes, weil er zu oberſt liegt; ferner die Stelle des eigentlichen Magens, weil er fleiſchigter und zum Theil mit langen zivfelförnigen nervichten Faſern verſehen iſt; “**) endlich die Stelle des druͤſigten Verdauungskoͤrpers (bulbe glanduleux), der ſich gemeiniglich an dem untern Theil des Schlundes, nicht weit vom eigentlichen Magen befi indet, weil er in der That mit vielen zuſammenhängenden und einzelnen Druͤſen, wie bey den meiſten Vögeln, verſehen iſt. f) Der erſte Magen liegt niedriger als der zwey— te, ſo, daß der Eingang in denſelben, den man gemeiniglich die obere Magen⸗ oͤfnung nennet, feiner Lage nach wirklich die untere ſeyn koͤnnte. Der zweyte Ma— gen iſt gemeiniglich nur von dem erſtern durch eine kleine Zuſammenſchnuͤrung uns terſchieden, und bisweilen wird er durch eine ähnliche Zuſammenſchnuͤrung in zwey verſchiedene Höhlungen abgetheilet, das man aber von außen nicht bemerken kann. Jnwendig iſt er voller Drüfen und mit einer zottigten dem Flanell ähnlichen Haut uͤberzogen, die aber nicht ſehr anhaͤngt, und mit unzähligen. kleinen Loͤchern, die mit den Oefnungen der Druͤſen in Verbindung ſtehen, durchſtochen iſt. Er iſt nicht ſo ſtark, wie die Voͤgelmaͤgen gemeiniglich ſind, von außen aber mit ſehr ſtar⸗ | fen S. Ambr. Pare, lib. XXIV. e. 22 und S. Animaux de Perrault part, II. p. 125. und Valiisnieri, T. I. p. 11 fq. Pallisnieri. * Briſſon Beschreibt den Schnabel *) Dallisnieri a. a. O. Ramby no, klauenſoͤrmig; allisnieri ſtumpf und 386. und 413. der philof. Transact. ohne Haken. Die Zunge iſt nicht bey allen +) Mem. pour fervir à Thiſt. des animaur Straußen von einerley Geſtalt und Groͤße. p. 129. Der Strauß, 135 ken Muſkeln, davon einige drey Zoll dicke find, verſehen. Seine aͤußerliche Ge ftalt kommt mit dem Magen eines Menſchen ſehr überein, Du Verney behauptete, daß der Lebergang ſich in dem zweyten Magen en« dige, ') wie bey dem Schley und vielen andern Fiſchen, und ſogar, nach Gas lens Bemerkung, bisweilen bey dem Menfchen, *) Ramby ) und Vallis⸗ nieri hingegen *“) verſichern, fie haͤtten beſtaͤndig bey vielen Straußen das Ens de dieſes Kanals in dem Zwölffingerdarm, zwey oder einen, bisweilen auch nur einen halben Zoll unter dem untern Magenmunde angetroffen. Vallisnieri giebt die Ge⸗ legenheit dieſes Misverſtaͤndniſſes folgendermaßen an. Er ſagt weiter unten, er habe in zwey Straußen eine Ader, die durch den andern Magen in die Leber ges gangen, gefunden, und fie anfangs für einen Zweig des Lebergangs gehalten, vach⸗ her aber habe er in dieſem Gefäß Blut nach der Leber, und nicht Galle nach dem Magen führen geſehen. +) Der untere Magenmund iſt bey verſchiedenen Straußen bald weit bald enge, gemeiniglich ſieht er gelb aus und iſt von einem bittern Safte, wie der Grund des zweyten Magens durchdrungen. Die Urſache davon iſt auch leicht einzuſehen, wenn man uͤberleget, daß der Lebergang gleich zu Anfange des Zwoͤlffingerdarms eintritt, und ſeine Richtung von unten nach oben nimmt. i Der untere Magenmund verliert ſich in dem Zwoͤlffingerdarm, dem eng⸗ ſten unter den Gedaͤrmen; in dieſen dringen auch noch die beyden Gekroͤsdruͤſengaͤn— ge, einen, bisweilen auch zwey Fuß unter dem Eingang des Leberkanals ein, da ſie gemeiniglich bey den Voͤgeln neben den gemeinen Gallengang eintreten. Der Zwoͤlffingerdarm und der leere Darm ſind mit gar keinen, der Krummdarm (ileum) aber da, wo er ſich mit dem Grimmdarm verbindet, nur mit einigen Klappen verſehen. Dieſe drey kleinen Gedaͤrme ſind beynahe halb ſo lang als der ganze Darmkanal, deſſen Länge, ſelbſt bey den Straußen von einerley Groͤße, oft ſehr verſchieden if. Bey einigen iſt er ſechzig, ++) bey andern aber nur neun und zwanzig Fuß lang. fit) - Die beyden Blinddaͤrme entſtehen entweder am Anfange des Grimmdarms, nach der Meynung der Herren der franzoͤſiſchen Akademie, oder wie D. Ramby itt) dafür hält, am Ende des Krummdarms. Ein jeder bildet eine Art von hohlen Kegel, der zwey oder drey Fuß lang, unten einen Zoll weit, und inwen— > dig ) Hift, de P Acad, des Science. an. 1694. +) Ebenderſ T I. p. 245 p. 213. +H S. Collect. philofoph. n. 5. art. VIII. ) Vallisnieri, a. a. O. ++ Memsires pour ferv. à l' hiſt. des ani - ) Transact. philoſoph. n. 386, maux, part. II. p. 132. e) Vallisnieri, T. I. p. 241, t) Transact. philofoph. n. 386. 136 HGiſtorie der Natur. dig mit einer Klappe, die wie eine Schraube ſich zwanzigmal in die Höhe windet, verſehen iſt. Wie man dieſes auch bey dem Haſen, ede „Seefuchs, Ro⸗ chen, Krampffiſch, Meeraale u. a. antrift. Der Grimmdarm (colon) hat auch ſeine blattrichten Klappen, anſtatt aber ſich wie bey dem Blinddarm ſchraubenmaͤßig zu drehen, bildet der Deckel einer jeden Klappe eine halbmondenfoͤrmige Geſtalt, die etwas über die Hälfte im Umkreis den Grimmdarm einnehmen, ſo daß die aͤußerſten Enden der Halbzirkel einander entgegen geſtellt ſind, einander einſchließen und empfangen. Ein aͤhnli⸗ cher Bau findet ſich auch im Grimmdarm des Affen und im leeren Darm des Menſchen. Man bemerket ihn auch an der aͤußern Flaͤche des Darms an den gleichlaufenden Queerfurchen, die einen halben Zoll weit von einander abſtehen und auf die innern Blätter treffen. Das Merkwuͤrdigſte aber iſt, daß dieſe Blätter. an der ganzen Länge des Grimmdarms ſich antreffen laſſen; oder vielmehr, daß der Strauß zwey ſehr verſchiedene Grimmdaͤrme hat, einen weiten, der inwendig mit mondförmigen Halbzirkeln, ohngefaͤhr 8 Fuß lang, verſehen iſt; und einen engern und etwas längern, der weder Blätter noch Klappen hat und bis an den Maſtdarm gehet. In dieſem zweyten fangen die Unreinigkeiten des Auswurfs ſich erſt nach der Meynung des Vallisnieri an zu formen, Der Maſtdarm iſt ſehr breit, ohngefaͤhr einen Fuß lang und am Ende mit fleiſchigten Fibern verſehen. Er öfnet ſich in einer großen Blaſe, die aus eben denſelben, aber etwas dickern Haͤuten, als die Gedaͤrme, beſtehet, und worinne man bisweilen auf 8 Unzen Urin angetroffen.“) Denn die Harngaͤnge gehen in einer ſehr ſchragen Richtung nach demſelben zu, wie bey den Landthieren. Sie fuͤhren aber nicht allein den Harn dahin, ſondern auch uͤberdieß eine gewiſſe weiſſe Materie, die in dem Auswurfe aller Thiere angetroffen wird. Dieſe erſte Blaſe, die außerdem daß fie keinen Hals hat, einer wuͤrklichen Blaſe vollkommen aͤhnlich iſt, vereiniget ſich durch eine mit einer Schließmuſkel verſehene Oeffnung mit einer zweyten Blaſe, die kleiner iſt. Durch dieſelbe gehet der Urin und die groben Ans reinigfeiten. Sie iſt beynahe ganz mit einem Kyorpel angefuͤllt, der unten an der Zuſammenfuͤgung des Schaambeins befeſtiget und in der Mitten wie eine fle geſpalten iſt. Der ») Der Urin des Straußes ſoll nach der Nieren, Harngaͤnge, und folglich auch Urin. Meynung des Hermolaus die Dintenflecke Se ſind darinnen von den vierfuͤßigen Thie⸗ wegnehmen; dieſes kann vielleicht falſch, ren blos dadurch unterſchieden, daß ſich der ſeyn aber nicht aus dem einzigen Grunde, Maſtdarm bey ihnen in der Blaſe öfner. den Gesner angiebt, weil nämlich fein Anm. d. Verf. 8 Vogel Urin hätte: denn alle Voͤgel haben Der Strauß, 137 Der dicke Auswurf diefer Vögel iſt dem Schaaf ⸗ und Ziegenmiſt aͤhnlich, er iſt ebenfalls in lauter kleine Kluͤmpgen getheilt, die mit der Weite des Eingeweides, worinnen fie gebildet worden, gar nicht übereinfommen, In den duͤnnen Därz men ſiehet er bald wie ein gruͤner, bald wie ein ſchwarzer Brey, nach Beſchaffenheit der Nahrungsmittel, aus; dieſe Nahrungsmittel erhalten ihre Fe⸗ ſtigkeit erſt, wenn ſie in die dicken Daͤrme kommen, aber in dem zweyten Grimm⸗ darme erhalten fie, wie wir ſchon geſagt haben, ihre Geſtalt.) Man findet bisweilen um den Steiß der Strauße kleine Beutel, die mit denen, die man bey den Löwen und Tigern an eben dieſem Orte antrift, viele Aehnlichkeit haben. Das Gekroͤſe iſt in feiner ganzen Ausdehnung durchſichtig und an einigen Dr: ten einen Fuß breit. Vallisnieri behauptet, er habe in demſelben deutliche Merkmale von Waſſergefaͤßen angetroffen. Ramby ſagt, daß dieſe Gefäße des Gekroͤſes ſehr ſichtbar waͤren, die Glandeln aber beynahe gar nicht in die Augen fielen. Aber man muß bekennen “), daß dieſe Gefäße dem meiſten Theil der Beobachter uns ſichtbar geweſen ſind. i b Die Leber iſt wie bey dem Menſchen in zwey große Lappen getheilt, aber ſie liegt mehr in der Mitten in dem Weichen des Bauches, und hat keine Gallenblaſe. Die Milz macht mit dem erſten Magen eins aus, und wiegt wenigſtens zwey Unzen. Die Nieren find ſehr groß und ſelten in fo viele Lappen, wie bey andern Bo: geln getheilt; gemeiniglich haben fie die Geſtalt einer Zitter und ein ſehr weites Becken. a Die Harngaͤnge liegen nicht wie bey den meiſten Voͤgeln auf den Nieren, ſondern find in der Subſtanz der Nieren eingeſchloſſen!“ ). = Das Netz iſt ſehr klein, und bedecket nur einen Theil des Magens; allein anſtatt des Netzes findet man bisweilen auf den Eingeweiden, und über den ganz zen Bauch eine Lage Fett oder Schmeer, die an dem nervigten Theil des Bauches anhaͤngt, und auf zwey Finger bis auf ſechs Zoll dicke iſt. f) Aus dieſem Fett, das mit Blut vermiſcht iſt, wird, wie wir unten ſehen werden, die Straußenbutter (mantéque) gemacht, die bey den Roͤmern ſehr theuer waß, und der man, nach dem Zeugniß des Plinius, mehr Wuͤrkung in rhev⸗ =) Dallisnieri, a. a. O. 0 maux, partie II. p. 142. deutſche Ausgabe ar 94. i **) Philoſoph. Transact. n. 386. 15 Ramby transactions philoſoph. n. 386. Warren, ibid. n. 394. Memoires pour **7)Memoiresponr ferviräl’hiftoiredesani- Cervir à l hiftaire nes animaux, partiell, p. 129. — I. Th. II. Band. S 138 Hiſtorie der Natur. rhevmatiſchen Schmerzen, kalten Geſchwulſten und Lähmungen, als dem Gänfefette beylegte. Die Araber bedienen ſich derſelben noch heut zu Tage bey dergleichen Zus faͤllen ). Vallisnieri iſt vielleicht der einzige, der am Daſeyn dieſes Fettes gezweifelt, weil er vielleicht nur ſehr magere Straußen zergliedert hat. In tar lien hat die Magerkeit des Straußes zu dem Spruͤchwort Anlaß gegeben: magro come uno ftruzzo, Angefuͤhrter Schriftſteller füge hinzu, die zwey von ihm bes obachteten und zergliederten Straußen wären ihm wie entfleiſchte Skelette vorger - kommen. i Dieſes kann auch wuͤrklich von allen Straußen, die entweder in Fett haben, oder denen es ſchon abgenommen worden, wahr ſeyn, weil ſie weder auf der Bruſt, noch am Bauche Fleiſch haben, indem die Bauchmuſkeln eg an den Seiten anfan⸗ gen fleiſchigt zu werden **), Wenn ich von den Werkzeugen der Verdauung zu den zwey Zeugungsglie— dern uͤbergehe, finde ich neue Aehnlichkeiten mit dem koͤrperlichen Bau der vierfuͤßi— gen Thiere. Der meiſte Theil der Vogel hat kein ſichtbares Zeugungsglied, bey dem Strauß aber iſt es deſto betraͤchtlicher und beſtehet aus zweyen weißen und dich⸗ ten Baͤndern, die vier Linien im Durchſchnitte haben, und mit einer dicken Haut überzogen find, Sie vereinigen ſich erſt zwey Finger breit von ihrem Ende. Bey einigen hat man auch an der Ruthe ein rothes ſchwammichtes und mit einer Menge Gefäßen durchwebtes Weſen angetroffen. Mit einem Worte, es iſt den ſchwam— migen Koͤrpern, die man in der Ruthe! der Landthiere bemerkt hat, ſehr aͤhnlich. Alles dieſes iſt in eine gemeinfchaftliche Haut, die von eben der Subſtanz, aber nicht ſo dicke und hart als die Baͤnder iſt, eingeſchloſſen. Dieſe Ruthe aber hat nach den Beobachtungen der Zergliederer der franzoͤſiſchen Akademie ““) weder eine Ei— chel, noch Vorhaut, oder irgend eine andere Oeffnung, wodurch die Saamenfeuch— tigkeit ausfließen koͤnnte. Herr Warren will einen Strauß zergliedert haben, deſſen Ruthe 5 und einen halben Fuß lang, und an dem obern Theile der Laͤnge nach mit einer Rinne verſehen geweſen, die er fuͤr den Ausgang des Saamens gehalten hat 5). Es mag nun dieſe Rinne durch die Verbindung der angefuͤhrten zwey Baͤn— der entſtanden ſeyn, oder Warren hat aus Irrthum den Knorpel der zweyten Blaſe an dem Maſtdarm, die, wie wir oben bemerkt, wuͤrklich geſpalten iſt, fuͤr die ) The World difplayed tom. XIII. p. 15. ) Partie II. p. 135. dee) Memoires pour ſervir à Phiftoire des animaux, part. II. p. 127. Volisnieri, tom, I. 1) Transactions philoſophiques n. 394. ar- p. 251. et 283. ticle V. Der Strauß. 139 die Ruthe angeſehen, oder der Bau und die Geſtalt dieſes Theiles muß bey vers ſchiedenen Straußen ſich abaͤndern. Die Ruthe ſcheint an ihrem unterſten Theile mit dem angefuͤhrten Knorpel verbunden zu ſeyn, um von da ſich unterwaͤrts umzu— biegen, durch die kleine Blaſe zu gehen, und aus deſſen aͤußern Oeffnung, die den Steiß ausmacht, hervorzukommen. Dieſe Auswurfsoͤffnung iſt mit einer haͤuti— gen Falte umgeben und koͤnnte leichte fuͤr eine Vorhaut angeſehen werden, die der D. Browne ohne Zweifel für eine wuͤrkliche Vorhaut gehalten, weil er der eins zige iſt, der den Straußen eine beylegt *), Der Strauß hat vier Muskeln, die zum Steiß und zur Ruthe gehoͤren, und dahero entſtehet unter dieſen Theilen eine gemeinſchaftliche Bewegung, vermittelſt welcher, wenn das Thier miſtet, die Ruthe allemal einige Zoll weit hervortritt“ ), Die Hoden ſind bey verſchiedenen Straußen nicht von einerley Groͤße, ſondern ihre Groͤße verhaͤlt ſich wie acht und vierzig zu eins; ohne Zweifel nach Be— ſchaffenheit des Alters, der Jahrszeiten, und der Krankheit, die dem Tode vorge⸗ het. Sie ſind auch aͤußerlich von einander unterſchieden, der innere Bau iſt nur allein immer einerley. Ihren Sitz haben ſie auf den Nieren, etwas mehr zur rech— ten als zur linken Seite. Warren will ſogar Saamenblaͤsgen wahrgenommen aben. 5 2 8 Die Weiber haben auch Hoden; denn ich glaube, daß man die druͤſigten Koͤr⸗ per, die vier Linien im Durchmeſſer haben, und achtzehen Linien lang find, auf dem Eyerſtocke liegen, und an der großen Pulsader und an der Hohlader feſt ſitzen, dafür halten kann. Man kann ſie ohnmoͤglich nach einem uͤbereilt angenommenen falſchen Syſtem für Nebennieren anſehen. Die weiblichen Trappenzwerge (canne- petieres) ſind ebenfalls mit Hoden, wie die männlichen, verſehen **), und man muß glauben, daß dieſes auch von andern weiblichen Trappen gilt. Wenn alſo die Zergliederer der franzöfifchen Akademie bey ihren haͤufigen Beobachtungen blos nur männliche Trappen angetroffen haben wollen +), fo iſt diefes die Urſache, weil fie keinen Vogel, bey dem fie Hoden gefunden, für ein Weibgen haben halten wol— len. Nun weis aber die ganze Welt, daß der Trappe, unter allen Voͤgeln in Eu« ropa, die meiſte Aehnlichkeit mit dem Strauße habe, und daß der Zwergtrappe nur eine kleine Gattung deſſelben anzeige. Es muß alſo alles, was ich in der Abhandlung von der Zeugung der weiblichen Hoden bey den vierfuͤßigen Thie⸗ 2 ren 4 Collections philoſoph. n. 5. Art. VIII. ) Hiſt. de I’ Acad. des fcienc, an. 1756, ** Warren hat dieſes von Leuten in p. 44. England erfahren, die zur Wartung der g Straußen beſtellt waren. Transact., philof. ) Memoires pour ſervir à P hiſtoire des n. 394. animaux, part. II. p. 108. Hiſtorie der Natur. 5 ren geſagt habe, von ſelbſt auch auf dieſe ganze Klaſſe der Voͤgel angewendet wer⸗ den koͤnnen. Vielleicht kann man die Anwendung in der Folge noch weiter aus dehnen. s | 4 0 Unter den beſchriebenen zwey druͤſtgten Körpern liegt der Eyerſtock, der ebenfalls an den angeführten großen Blutgefaͤßen befeftiger if. Er enthält gemei⸗ niglich Eyer von verſchiedener Groͤße, die mit ihrem Kelch, wie eine kleine Eichel an ihren Stielen befeſtiget ſind. Herr Perrault hat einige ſo groß wie eine Erbſe, andere wie eine Nuß, und nur ein einziges wie zwey Faͤuſte groß, gefunden.“) So, wie beynahe bey allen Voͤgeln, hat der Strauß auch nur einen einzigen Eyerſtock. Es iſt alſo, im Vorbeygehen geſagt, ein Beweis mehr wider die Meynung dererjenigen, die die zwey druͤſigten Koͤrper, die man bey allen Weibgen der vierfuͤßigen Thiere antrift, für Eyerſtoͤcke halten, anſtatt einzugeſtehen, daß dieſe Körper wuͤrklich die Hoden vorſtellen, die man allemal bey den Maͤnngen der Vögel, wie bey den vier⸗ fuͤßigen Thieren doppelt antrift, **) ö 0 Der Trichter des Eyerganges öffnet ſich unter dem Eyerſtocke, und hat an der linken und rechten Seite zwey haͤutige Fortſaͤtze, in Form kleiner Fluͤgek, die mit denen, die man an dem Ende der Trompeten bey den vierfuͤßigen Thieren antrift, uͤbereinkommen. ) Die Eyer, die ſich von dem Eyerſtocke loßmachen, wer⸗ den in dieſem Trichter aufgenommen, und gehen die Lange durch den Eyergang in den unterſten Darmbeutel, wo dieſer Kanal ſich mit einer Muͤndung von vier Linien im Durchmeſſer endiget, ſich aber nach dem Verhaͤltniſſe der Größe des Eyes er. weitern zu koͤnnen ſcheinet, weil ihr ganzer Umfang runzlicht oder faltigt iſt. Das Innere des Eyerganges ift auch runzlicht oder vielmehr blaͤtterigt, wie der dritte und vierte Magen der wiederkaͤuenden Thiere. f) Der zweyte und dritte Darmbeutel endlich, von dem wir nunmehr reden wol⸗ len, hat ebenfalls bey dem Weibgen einen knorplichten Kern, wie bey dem Maͤnn⸗ gen, 140 3) Ebend. p. 738. a ) Der Phoͤnikopten (Becharu ) iff der ein⸗ zige Vogel, in welchem die Zergliederer der franzoͤſiſchen Akademie zwey Eyerſtoͤcke an⸗ getroffen zu haben glauben. Allein dieſe zwey vermeinten Eyerſtoͤcke waren, nach ih⸗ rer Beſchreibung, zwey druͤſigte Koͤrper von einem harten und feſten Weſen, von denen der linke ſich in viele Koͤrner von ungleicher Größe theilte. Ohne mich aber bey der ver⸗ ſchiedenen Bauart dieſer zwey Körper außu⸗ halten, und Folgen wider die Moͤglichkeit ihrer Verrichtungen herauszuziehen, will ich nur bemerken, daß es die einzige Beobach⸗ tung iſt, aus welcher ſich bis zu mehrerer Be⸗ fratigung nichts gewiſſes ſchließen laßt. Außerdem habe ich ſelbſt bey diefer Bemer⸗ kung einen Hang zur Einheit angetroffen, weil nur von einem einzigen Eyergange, der doch gewiß vom Eyerſtocke abhangt, gere⸗ det wird. i Anm d. V. ===) Memoires pour fervir AP hiſtoire des animaux, part. II p. 136. t) Ebend. part. II. p. 137. Der Strauß, 141 gen, und dieſer Kern, der bisweilen über einen halben Zoll lang aus bem_SHintere ſten hervorraget, hat einen klexen „ drey Linien langen, zarten und gekruͤmmten Ans hang, den die Zergliederer der franzöfifchen Akademie mit deſto mehr Grunde fuͤr eine Klitoris ) halten, da die zwey Mufkeln bey den Männgen an dem Ende der Ruthe und bey den Weibgen an dem Ende des erwähnten Anhanges feſtſitzen. Ich will mich nicht in eine weitlaͤuftige Beſchreibung der Werkzeuge zum Athemholen einlaſſen, weil die Straußen darinne beynahe ganz mit den andern Vö⸗ geln uͤbereinkommen. Sie beſtehen aus zwey Lungen von ſchwammigter Subſtanz, und aus zehen Luftzellen, fuͤnf an jeder Seite; die vierte iſt etwas kleiner, wie bey allen andern ſchweren Voͤgeln. Dieſe Zellen nehmen die Luft der Lungen auf, mit denen fie in einer ſehr ſichtbaren Verbindung ſtehen. Sie muͤſſen auch noch mit an⸗ dern Theilen verbunden ſeyn, weil Vallisnieri, indem er in die Luftroͤhren blies, ein Aufſchwellen an den Keulen und unter den Fluͤgeln bemerket hat.“) Dieſes laͤßt eine ähnliche Bildung mit der, die Herr Mery an dem Pelikan bemerket hat, vermuthen. Denn er ſahe, daß ſich beym Ausathmen die haͤutigen Beutel unter den Fluͤgeln, zwiſchen den Keulen und am Bauche, erhoben, und wenn man mit Gewalt in die Luſtroͤhre blies, aufſchwollen, um wahrſcheinlicher Weiſe dem zellich⸗ ten Gewebe etwos davon mitzutheilen, ***) D. Browne ſagt ausdruͤcklich, daß der Strauß gar keinen Luftroͤhrendeckel habe +); Perrault aber glaubt das Gegentheil, welcher einer gewiſſen Mufkel die Verrichtung, die Luftroͤhre zu bedecken, zueignet, indem ſich durch ihn die Knorpel des Luftroͤhrenkopfes einander nähern. ff) Warren will an einem Strauße, den er zergliedert hat, einen Luftroͤh⸗ rendeckel bemerkt haben, ff) und Vallisniert ſucht alle dieſe Widerſpruͤche mit ein⸗ ander zu vereinigen, indem er ſagt: Daß in der That die Straußen eigentlich kei. nen Luſtroͤhrendeckel hätten, daß aber der hinterſte Theil der Zunge dieſe Stelle ver— trete, indem fie ſich beym Schlingen an die Oeffnung der Luftroͤhre antege, t+tf) In Abſicht der Geſtalt und Anzahl der Ringe an dem Luftroͤhrenkopfe findet man ebenfalls noch verſchiedene Meynungen. Vallisnieri hat deren mit Perrault nur zweyhundert und achtzehn gezaͤhlet; Warren hingegen hat deren zweyhundert und ſechs und zwanzig ganze angetroffen, ohne die erſten dazu zu zaͤhlen, die nicht ganz S 3 wa⸗ *) Ebend. p. 135. Ii Memoires pour ferv, à P' hiſt. des ani · ==) Valliszieri tom. I. p. 249. maux, part. II. p. 142. ei) Memoires de ? Acad, des Scienc an. 1593. tom. X. p. 436. © +49 Transact. philoſoph. n. 394. 3 +) Collections Philoſoph. n. 5. article VIII. tf) Valisnieri T. I. p. 248. 142 Hiſtorie der Natur. s waren, oder ſich unmittelbar unter der gabelſoͤrmigen Theilung der Luftroͤhre befan⸗ den. Alles dieſes kann wahr ſeyn, wenn man den Bau der innern Theile dieſer Thiere, der ſehr vielen Abaͤnderungen unterworfen iſt, betrachtet. Aber alles dier ſes beweiſet zugleich, wie thoͤricht es ſey, eine ganze Gattung nach einer kleinen Anzahl einzelner Thiere beſtimmen zu wollen, und wie leicht man dabey Gefahr laufe, aus einzelnen Abaͤnderungen wuͤrkliche und beftändige Kennzeichen zu machen, Per— rault hat angemerket, daß ein jeder von den zwey Zweigen der Luftröhre ſich, in— dem er in die Lunge gehet, in mehrere haͤutige Aeſte, wie bey dem Elephanten, theile ). ; Das große und kleine Gehirn bildet eine Maſſe von ohngefehr zwey und einem halben Zoll in die Laͤnge und zwanzig Linien in die Breite. Vallisnieri bes hauptet, daß dasjenige Gehirn, welches er unterſucht, nicht mehr als eine Unze gewogen, welches kaum den zwoͤlfhunderten Theil von dem Gewicht des ganzen Thieres ausmachte. Er fügt hinzu, der Bau des Gehirns wäre fo wie bey andern Vögeln, und eben ſo beſchreibt es auch Willis. Ich muß aber nichts deſtoweni⸗ ger mit den Zergliederern der franzöfifchen Akademie bemerken, daß die zehn Paar Nerven auf eben die Art, wie bey den Landthieren, ihren Urſprung nehmen, und aus dem Hirnſchaͤdel kommen; ja daß fo gar ſowohl die härtere (corticale) als mara kigte Subſtanz des kleinen Gehirns, wie bey eben dieſen Thieren beſchaffen ſey. Man trift ſogar bisweilen daſelbſt die wurmfoͤrmigen Fortſätze an, die ſich bey dem Menſchen zeigen, und eine Hoͤhlung in Geſtalt einer Schreibfeder, wie bey den meiſten vierſuͤßigen Thieren“). Von den Werkzeugen des Umlaufs der Saͤfte will ich nur das ſagen, daß das Herze beynahe rund iſt, anſtatt daß es bey den andern Voͤgeln gemeiniglich eine länge liche Sigur hat. In Abſicht der äußerlichen Sinne habe ich ſchon von der Zunge, von den Oh— ren In von der aͤußerlichen Form des Auges geredet, und will nur dieſes einzige hinzufügen, daß der innere Bau fo wie bey den andern Voͤgeln beſchaffen fey, Namby behauptet, daß der Augapfel, wenn er aus der Augenhoͤhle genommen worden, von ſich ſelbſt eine beynahe dreyeckigte Geſtalt annehme “““). Er hat auch die wäfferichte Feuchtigkeit in größerer Menge als die gläferne wider die Art ana getroffe n n Die Naſenloͤcher findet man auf dem obern Theil des Schnabels nicht welt von ſeiner Wurzel, in der Mitte derſelben erhebet ſich eine knorplichte und mit einer feinen ) Mem. pour fervir a Phift, des animaur, % Transactions philoſ. no. 413. "ee, Ebedaf p., e Eben P. 153» „ Ebendaſ. no, 386. Der Strauß 143 feinen Haut uͤberzogene Hervorragung. Beyde Naſenloͤcher ſtehen mit dem Gaus men durch zwey Gange, die ſich daſelbſt in einer merklichen Spalte verlieren, in Ver⸗ bindung. Man würde ſich irren, wenn man aus dem etwas Fünftlichen Baue dies ſes ſinnlichen Werkzeuges den Schluß machen wollte: der Strauß beſitze einen vor⸗ zuͤglichen Geruch. Die ausgemachteſten Erfahrungen werden uns balde das Ge— gencheil lehren. Denn es ſcheint überhaupt, daß bey dieſem Thiere die vornehmſten Sinne das Geſicht und der ſechſte Sinn ſeyn muͤſſe. ? - Diefe kurze Nachricht von dem innern Bau des Straußen iſt mehr als hinrei⸗ chend, den Begriff, den ich gleich anfangs von dieſem beſondern Thiere gegeben has be, daß es als ein Weſen von zweydeutiger Natur angeſehen werden ſollte, und das die Stufe von vierfuͤßigen Thieren zum Vogel ausmacht, zu rechtfertigen“). Seine Stelle ſollte in einem richtigen Syſtem der Natur weder in die Klaſſe der Voͤgel, noch der vierfuͤßigen Thiere, ſondern auf der Grenze zwiſchen beyden angewieſen ſeyn. Was fuͤr einen Platz ſollte man ſonſt einem Thiere anweiſen, das einen Koͤrper, der halb Vogel und halb Thier iſt, hat, das auf Fuͤßen, wie die vierfuͤßigen Thiere haben, gehet, einen Vogelkopf hat, wo man an dem Maͤnngen eine Ruthe und an dem Weibgen eine Klitoris, wie bey den vierfuͤßigen Thieren antriſt, das aber dem ohngeachtet Eyer leget, einen Vogelmagen, zugleich aber mehrere Magen und ſolche Eingeweide hat, die durch ihre Weite und ihren Bau zum Theil den wieder⸗ kaͤuenden, zum Theil andern vierfuͤßigen Thieren gleich kommen? In Abſicht der Fruchtbarkeit gehört der Strauß mehr in die Klaſſe der vier⸗ fuͤßigen Thiere, als der Vögel; denn er iſt ſehr fruchtbar und bringet viele feines Gleis chen hervor. Ariſtoteles ſagt, daß nach dem Strauße der Vogel, den man Atricapilla’) nennte, die meiſten Eyer legte, bisweilen zwanzig und nach druͤ— ber“). Hieraus folgt, daß der Strauß wenigſtens fuͤnf und zwanzig Eyer les gen muͤſſe. Nach den Berichten der neuern, Geſchichtſchreiber und erfahrner Rei— ſenden bruͤtet der Strauß im Jahr einigemal, und jedesmal zwölf oder funfzehn Eyer. Wollte man ihn alſo unter die Voͤgel rechnen, ſo wuͤrde er der groͤßte ſeyn, und folglich müßte er nach dem bey der Vermehrung der Thiere feſtgeſetzten Lauf der Natur, die hierinne nach dem umgekehrten Verhaͤltniß der Größe der Thiere bes ſtimmt it, die wenigſten feines Gleichen hervorbringen. In der Klaſſe der Land— thiere iſt er, in Vergleichung mit den groͤßten, zu klein und kleiner als die mittel— maͤßigen, z. B. das Schwein, und ſeine beſondere Fruchtbarkeit kaͤme beſſer mit der allgemeinen Ordnung der Natur uͤberein. ) Partim auis partim quadrupes, ſagt Ari⸗ ) Der Mönch mit der ſchwarzen Platte. ſtoteles L. IV. de partibus animalium, cap. Motacillaatri: ‚apilla. Linn. XII. 332. n. 18. M. ultimo. *) Hiſt. anim, lib. IX. e. xxv. 144 Hiſtorie der Natur. | Oppian glaubte fälſchlich, die bactrianiſchen Kameele paarten ſich verkehrt und wendeten einander den Hinterſten zu, und daher fiel er auf einen andern Irrthum, der Kameelvogel (denn fo nennte man von der Zeit an den Strauß) thue es eben auf dieſe Art. Er nahm es für gewiß an. Es kann aber weder vom Ka⸗ meelvogel, noch vom Kameel ſelbſt, wie wir ſchon anderwaͤrts gezeiget haben, wahr ſeyn“). Obgleich, aller Wahrſcheinlichkeit nach, wenig Beobachter Zeugen feiner Begattung geweſen ſeyn moͤgen, und keiner darauf Acht gehabt hat, ſo iſt man doch berechtiget, fo lange die gewöhnliche Art anzunehmen, bis man Beweiſe vom Ges gentheil aufzeigen kann. Man hält die Straußen für fehr geil, und glaubt, daß fie ſich ſehr oft bes gatten. Erinnert man ſich an das, was ich oben von der Laͤnge der maͤnnlichen Ruthe geſagt habe, ſo wird man leicht einſehen, daß dieſe Begattung nicht bloß durch einen Druck, wie bey den meiſten andern Voͤgeln, geſchehe, ſondern daß das Maͤnngen wüͤrklich fein Zeugungsglied in des Weibgens ihres bringe. Thevenot iſt der einzige, der behauptet, daß die Straußen allezeit paarweiſe giengen, und jedes U Männgen, wider die Gewohnheit aller ſchweren Voͤgel, nur Ein Weibgen abe **). 5 ER Bruͤtungszeit hänge von der Himmelsgegend, in der fie wohnen, ab, und fällt allezeit um die Zeit der laͤngſten Tage oder in den Anfang des Julius, bes ſonders in dem mitternädjtlichen Afrika“); in dem ſuͤdlichen aber in das Ende des Decembers f). Auch ſelbſt bey der Bebruͤtung ihrer Eyer kommt ſehr vieles auf die Witterung an. In heißen Gegenden legen fie ihre Eyer bloß auf einen Sand» haufen, den fie in der Geſchwindigkeit mit ihren Zügen zuſammen ſcharren, und überlaffen die Ausbruͤtung der Sonnenhite. Kaum bebruͤten fie dieſelben des Nachts. Es iſt dieſes auch nicht allemal nöthig, weil man Eyer, die weder von dem Weibgen bebrütet, noch von der Sonne beſchienen worden, hat auskommen gefehentt). | \ Ob nun aber gleich die Straußen ihre Eyer gar nicht oder ſehr wenig bebrü- ten, ſo verlaſſen fie dieſelben doch nicht. Sie ſorgen ſehr ſorgfaͤltig für ihre Erhal⸗ tung und laſſen ſie nicht aus den Augen; dieſes hat zu der Redensart Anlaß gege⸗ ben, die Straußen bruͤteten die Eyer mit den Augen aus; und Diodorus beſchreibt eine „) S. den eilften Theil dieſes Werks, S. 9 Als Iannegvin in Senegal war, leg⸗ 238. te er zwey in Werk gewickelte Straußeneyer 2% Voyages de Wevenot, T. I. p. 313. in ein Kaͤſtgen. Einige Zeit darauf fand er, * Albert. de animal. lib, XXIII. daß ein Ey ausgekommen. S. Hiſt. gene- ) Voyage de Dampiere autour du monde, rale des voyages, T. II. p. 458. T. II. p. 231. — Der Strauß. 145 eine Art, dieſe Thiere zu fangen, die in der großen Sorgfalt fuͤr ihre Brut ihren Grund hat. Die Art fie zu fangen iſt folgende: Man ſchlaͤget um das Neſt in gehoͤriger Hoͤhe mit eiſernen Stacheln verſehene Pfaͤhle in die Erde, in dieſe Stacheln ſpießt ſich dann die Mutter, wenn ſie eilfertig herzukommt, ſich auf ihre Eyer zu ſetzen “). 15 Obſchon das franzoͤſiſche Klima lange nicht ſo heiß, als das in der Barbarey iſt, ſo hat man doch in dem Thiergarten zu Verſailles die Straußen Eyer legen ſehen. Die Mitglieder der Akademie aber haben ſich vergeblich bemuͤhet, dieſe Eyer ſowohl durch die Sonnenhitze, als durch ein gradweiſe unterhaltenes kuͤnſtliches Feuer ausbruͤten zu laſſen. Sie haben es niemals dahin bringen koͤnnen, daß ſich ein y dadurch zu entwickeln angefangen haͤtte, oder daß ein Anſchein zur Zeugung eines neuen Weſens dageweſen waͤre. Das Gelbe und Weiße des Eyes, das ſie uͤber das Feuer gelegt, hatte ſich ein wenig verdicket, und das, welches an der Sonne lag, fieng an einen uͤblen Geruch zu bekommen; keines aber zeigte die geringfte Spur von einer ſich entwickelnden Frucht“). Dieſe philoſophiſche Bruͤtung ſchlug alſo fehl, und Reaumuͤr lebte nicht mehr. Die Straußeneyer find ſehr hart, ſchwer und groß. Man ſtellt fie ſich aber zuweilen auch größer vor, als fie in der That find, indem man oft Krokodillen⸗ eyer für Straußeneyer anſieht“ “). Bald ſagt man, fie wären fo groß, als ein Kinderkopf ), bald, fie koͤnnten auf ein Noͤßel Feuchtigkeit enthalten +), bald, fie hatten 15 Pfund am Gewicht ft) und ein Strauß lege des Jahres funfzig Eyer ff); Aelian hat die Zahl gar bis auf achtzig vermehret. Die meiſten dieſer Nachrichten ſcheinen mir in der That uͤbertrieben zu ſeyn. Denn 1) Wie kann ein Ey, an dem die Schale nur ein Pfund wiegt und das nicht mehr als ein Noͤßel Feuchtigkeit enthält, im Ganzen funfzehn Pfund wiegen? Dieſemnach muͤßte das Weiße und Gelbe des Eyes ſiebenmal ſchwerer als Waſſer, dreymal ſchwerer als Marmor, und beynahe eben ſo ſchwer als Zinn ſeyn; welches man aber gar nicht annehmen kann. 2) Woll⸗ 5 De fabuloſis n +) Belon. hiſt. nat. des eifeaux, p. 233. 2 1 © 3 — 2 ö 1) Leon-F Africain. Defeript, de P Afri - er) Belon. hiſt. nat. des oifeaux, p. 239, que lib. IX. — Willughby, ut) Wilughöy Ornithol. p. 105, Ii) Wilughby, l. e. I, Th. II. Band. 2 % * 146 Hiſtorie der Natur. 2) Wollte man mit Willughby annehmen, daß der Strauß in einem Jahre funfzig fünfzehn Pfund ſchwere Eyer lege, fo würde folgen, daß das ganze Gewicht der Eyer ſiebenhundert und funfzig Pfund ausmache. Dieſes ift aber zu viel für ein Thier, das nur ſelbſt achtzig Pfund wiegt. 5 Man muß alſo, nach meinen Gedanken, das Gewicht und die Anzahl der Eyer betrachtlich einſchraͤnken. Nur iſt es zu bedauern, daß man zu wenig ſichere Nach⸗ richten davon hat, um die Einſchraͤnkung genau beſtimmen zu koͤnnen. Unterdeſſen konnte man die Anzahl der Eyer mit dem Ariſtoteles auf fünf und zwanzig oder dreyßig ſetzen, oder nach den neuern Nachrichten, die hierinne die vernuͤnftigſten find, auf ſechs und dreyßig, wenn man des Jahres zwo bis drey Bruͤtungen, jede von zwoͤlf Eyern, annaͤhme. Das Gewicht eines jeden Eyes koͤnnte man auf drey oder vier Pfund fetzen, ein Pfund mehr oder weniger auf die Schale, und zwey oder drey Pfund auf das Inwendige. Ich mag aber dieſe Muthmaßung fuͤr keine gewiſſe Beobachtung ausgeben. Es giebt viele Leute, die ſchreiben, aber wenige, die meſſen, wiegen und vergleichen. Unter funfzehn oder ſechzehn Straußen, die man in verſchiedenen Ländern zergliedert, iſt nur ein einziger, den man gewogen, und die Beſchreibung davon haben wir dem Vallisnieri zu danken. Eben ſo wenig weis man von der Zeit, die zur Ausbruͤtung der Eyer noͤthig iſt. Alles was man davon weis, beſtehet in folgendem: Sobald die jungen Straußen ausgekrochen, koͤnnen fie gehen, laufen und ihre Nahrung ſuchen“). In heißen Landern, wo fie die ihnen noͤthige Hitze und ihnen eigne Nahrung finden, find fie, ſobald ſie ausgekrochen, von der Mutter verlaſſen, weil ihnen dieſelbe nichts helfen koͤnnte. In weniger warmen Ländern aber, z. B. auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung, ſorgt die Mutter fo lange für ihre Jungen, als es noͤthig ift**), denn allenthalben iſt in der Natur die Vorſorge den Beduͤrfniſſen gemäß eingerichtet. Die jungen Straußen find in dem erſten Jahre aſchgrau, und haben allent. halben Federn, aber nur falſche, die bald ausfallen, und an den Orten, die bloß bleiben ſollen, als am Kopfe, am obern Halſe, an den Keulen, an den Seiten und unter den Fluͤgeln nie wiederkommen. Der uͤbrige Koͤrper iſt abwechſelnd mit ſchwarzen und weißen Federn bedeckt, die bisweilen wegen der Vermiſchung dieſer beyden Farben untereinander, grau ausſehen. Am untern Theil des Halſes, der allein mit Federn bekleidet iſt, find fie ſehr kurz. Am Bauch und auf dem Rüden find fie etwas laͤnger, die laͤngſten aber find am Ende des Schwanzes und der Flüs gel, ) Leon-P Africain. Defeript, de l' Afri- ) Kolbe Defeript. du Cap. S. 390, der que, lib. IX. deutſchen Ueberſetzung. Der Strauß. 147 gel, die auch am meiſten geſucht werden. Klein behauptet mit dem Albert, daß bey dem Männgen die Federn auf dem Rüden ſchwarz, bey dem Weibgen aber braun wären?). Die Herren der Akademie aber, die acht Straußen, naͤmlich fünf Maͤnngen und drey Weibgen, zergliedert haben, fanden dieſen Unterſchied nicht?). Niemals aber hat man rothe, gruͤne, blaue oder gelbe Federn, wie Cardanus aus einem Irrthum, welcher feinem Buche de fubtilitate ſehr unanſtaͤndig iſt, zu glauben fcheint*). Medi hat durch unzählige Beobachtungen wahrgenommen, daß beynahe alle Voͤgel Wuͤrmer von verſchiedener Gattung in den Federn haben, und daß der meiſte Theil dieſer Wuͤrmer ſonſt nirgends angetroffen wuͤrde. Bey den Straußen aber hat er zu keiner Jahreszeit welche angetroffen, ob er gleich über zwölf dergleis chen Thiere, worunter einige erſt aus der Barbarey angekommen waren, Untere ſuchungen angeſtellt“““). Auch fand Vallisnieri, indem er zwey Straußen zergliederte, in ihrem In⸗ nern weder Darmwuͤrmer, noch andere Würmer oder Inſekten !*). Es ſcheint alſo, daß keines von dieſen kleinen Thieren Geſchmack am Straußenfleiſch finde und daſſelbe mehr ſcheue und vermeide. Es kann auch wohl dieſes Fleiſch ihrer Vera mehrung hinderlich feyn; man müßte denn dieſe Wuͤrkung, in Abſicht der innern Theile, der Staͤrke des Magens und der Verdauungswerkzeuge zuſchreiben wollen. Der Strauß hat auch darinne vor allen andern Thieren einen Vorzug. Es giebt noch Leute, die glauben, der Strauß koͤnne das Eiſen ſo gut, wie ander Federvieh die Koͤrner verdauen. Einige Schriftſteller find ſo gar fo weit gegangen, daß fie be⸗ hauptet, er koͤnne gluͤhendes Eiſen verſchlucken f). Man wird mir aber wohl nicht die Widerlegung der letztern Behauptung zumuthen. Es iſt genug, wenn man aus Erfahrung beſtimmt, in welchem Verſtande man ſagen koͤnne, daß der Strauß kaltes Eiſen verdaue. g Zuverlaͤßig leben dieſe Thiere vorzuͤglich von Produkten des Pflanzenreichs. Ihr Magen iſt mit eben ſo Nasen Muſ keln, als der körnerfreſſenden Vögel ihrer, 2 vera 7 Klein hiſt. av. p. 16. — Albert. ap. Ces. Scaliger verweißt. S. Scalig. exereit. in Car- ger. de avib. p. 742. dan. 230. pag. 724 0 * zr J P hi ; . u. d. Ueberſ e) Mem. pour fervir à 1’ hiſt. des anim. 740) Collect. Acad. Tom. I, de l ift. nat. part. II. p. 113. 1 +, Er glaubt nämlich, daß die Federn, wel-. ) Oeuyres de Valifnieri, Tom. I. pag. che man zu Federbüſchen gebraucht, natür= 246. lich bunt wären; ein wuͤrklich unverzeihlicher D Marmo Deſeript. de “ Afrique, T. I. Irrthum, den ihm auch fein Commentator pag. 64. 148 HGiſtorie der Natur. ö verſehen ). Sie verſchlucken auch fehr oft Eifen**), Kupfer, Steine, Glas, Holz und alles, was ihnen vorkommt. Ich will ſogar auch nicht leugnen, daß ſie bisweilen kleine Stuͤckgen gluͤhendes Eiſen verſchlucken ſollten; jedoch glaube ich, daß fie dieſes ohne Nachtheil nicht werden thun koͤnnen. Es ſcheint, daß fie fo lange, bis ihr Magen ganz voll iſt, alles, was fie finden, verſchlucken, und daß das Beduͤrf⸗ niß, denſelben mit hinlaͤnglicher Laſt zu verſehen, wohl die Haupturſache ihrer Ges fraͤßigkeit ſey. 5 Bey den Straußen, die Warren“) und Namby****) zergliedert haben, war der Magen ſo voll und ausgedehnet, daß dieſe zwey Zergliederer ſogleich auf die Gedanken fielen, als wuͤrden dieſe Thiere eine ſolche Laſt Nahrung nicht verdauen konnen. Ramby ſetzt noch hinzu, die in dem Magen gefundenen Speiſen wären faſt noch gar keiner Veränderung unterworfen geweſen. Vallisnieri fand den ers ſten Magen voll Kräuter, Früchte, Huͤlſenfruͤchte, Nuͤſſe, Stricke, Steine, Glas, Meſſing, Kupfer, Eiſen, Zinn, Bley und Holz. Unter andern ward er ein Stuͤck gewahr, das der Strauß kaum verſchlucket haben konnte, weil es ganz oben lag; dieſes wog beynahe ein Pfund f). Die Herren der Akademie verſichern, in den Maͤgen der acht von ihnen unterſuchten Straußen Heu, Kraͤuter, Gerſte, Bohnen, Knochen, Muͤnzen, Kupfer und Kieſelſteine oft von der Groͤße eines Eyes angetroffen zu haben f). Der Strauß verſchluckt alſo die Materien, bloß um feinen Magen das mit auszufüllen, und weil er leicht und geſchwind verdauet, fo iſt es leicht einzuſehen, warum er fo unerfättlid) ſey. So unerfättlich er auch ſeyn mag, wird man mich doch fragen, nicht ſo wohl, warum er ſo viel Nahrungsmittel zu ſich nehme, ſondern, warum er Materien, die ihm keine Nahrung verſchaffen und ihm vielmehr Uebel zuziehen koͤnnen, verſchlucke? Meine Antwort hierauf iſt, weil er keinen Geſchmack hat, und dieſes iſt um ſo viel wahr⸗ ſcheinlicher, weil ſeine Zunge, nach den Bemerkungen der beſten Zergliederer, der empfindſamen und nervichten Warzen, des mit gutem Grunde angenommenen Sitzes des ») Ob der Strauß gleich alles frißt, fo ſcheint er doch unter die koͤrnerfreſſenden Ge- ſchoͤpfe zu gehoͤren, weil er in den Wuͤſte⸗ neyen von Datteln und andern Fruͤchten und Kräutern lebt, man ihn auch damit in den Thiergaͤrten unterhalt. Außerdem ſagt Stra⸗ bo im ſechſten Buche, daß wenn die Jager ihn in das Netz locken wollen, ſie ihm Koͤr⸗ ner zur Lockſpeiſe vorwerfen. *) Ich ſage: ſehr oft, weil Albert ganz gewiß verſichert, daß er niemals die Strau⸗ ßen dahin gebracht, daß ſie Eiſen verſchlucket hätten, ob er fie gleich ſehr begierig harte Knochen und Steine freſſen geſehen. S. Gesner. de avib. p. 742. C. * Transact. philoſ. n. 394. =) (Ebendaf. n. 386. 1) Opere di Vallismieri, T. L p. 240. f) Mem. pour fervir a J hiſt. des animaux, part. II. p. 129. Der Strauß. 149 des Geſchmackes, beraubet iſt?). Ich glaube fo gar, daß der Strauß auch einen ſehr ſtumpfen Geruch habe, weil dieſer Sinn den Thieren am meiſten zur Uns terſcheidung ihres Fraßes dienet, der Strauß aber hierinne fo wenig Unterſcheidungs⸗ kraft zeiget, indem er nicht allein Eiſen, Kieſel und Glas verſchlucket, ſondern auch das uͤbelriechende Kupfer. Vallisnieri bat fo gar einen geſehen, der zu viel ungeloͤſchten Kalk gefreſſen und davon geſtorben war““). Die Hühner und andere kornfreſſende Voͤgel, die nicht ſehr empfindliche Werkzeuge des Geſchmacks haben, verſchlucken wohl auch kleine Steinchen ſtatt Körner, wenn ſie beſonders unter eins ander vermiſcht liegen; wollte man ihnen aber eine kennbare Menge ſolcher Stein chen ſtatt ihrer Nahrung vorwerfen, würden fie eher Hungers ſterben, als ein ein— ziges verſchluckenk “). Noch weniger würden fie ungeloͤſchten Kalk freſſen. Hier⸗ aus kann man, nach meinen Gedanken, ſchließen, daß der Strauß unter die Voͤ⸗ gel gehöre, deren Geſchmack, Geruch und ſelbſt das innere Gefühl der Kehle ſehr unbrauchbar und ſtumpf ſey. In dieſer Abſicht muß man zugeben, daß er ſehr von der Natur der vierfuͤßigen Thiere abgehe. ö Wo kommen aber endlich die harten, unverdaulichen und ſchaͤdlichen Sachen, die der Strauß ohne Wahl und bloß um ſeinen Magen auszufuͤllen verſchluckt, hin? beſonders das Kupfer, das Glas und das Eiſen? Hieruͤber ſind die Nachrichten ſehr verſchieden, ein jeder fuͤhrt Begebenheiten, ſeine Meynung zu unterſtuͤtzen, an. Da Perrault in dem Magen eines Straußen auf ſiebenzig kleine Kupfermuͤnzen an⸗ traf, bemerkte er, daß ſie abgerieben, und beynahe auf drey Viertheile verzehret waren; er urtheilte aber, daß dieſes durch das gegenſeitige Reiben und durch die Kieſelſteine mehr als durch die Wuͤrkung einer Saͤure geſchehen ſeyn koͤnnte, weil einige von dieſen Münzen, die auf der einen Seite erhaben, mehr als die hohlen abgerieben waren und alſo auf dem Cchabnen das Reiben mehr Wuͤrkung hatte zeis gen koͤnnen, als in den Vertiefungen. Hieraus ſchloß er, daß bey den Voͤgeln die Aufloͤſung der Nahrungsmittel nicht bloß durch feine und durchdringende Säfte, ſon⸗ dern vielmehr durch eine organiſche Bewzgung des Magens, die unaufhörlich die Speiſen mit den harten Körpern, die dirſe Thiere aus einem angebornen Trieb verſchlucken, zuſammen ſchlaͤgt, bewuͤrket werde. Da aber Perrault alle in dem Magen enthaltene Materien gruͤn gefaͤrbt fand, ſchloß er, daß das aufgeloͤſete Rus pfer die Urſache davon ſey; welches nicht eben durch ein beſonderes Aufloͤſungsmit⸗ tel, auch nicht durch die Verdauung, ſondern auf eben die Art aufgeldſet worden, wie es außer dem Magen geſchehen wuͤrde, wenn man dieſes Metall mit Kraͤutern T 3 i oder *) Vallisnieri, T. I. p. 249. ** Collection academique, T. I. de I hiſt. ) Ebendaſ. Tom. I. pag. 239. naturelle p. 458. 150 Hiſtorie der Natur. oder einem ſauren oder ſalzigen Safte zermalmen wollte. Er fügt hinzu, daß das Kupfer ſich nicht etwan in dem Magen des Straußes in Nahrung verwandele, ſon⸗ dern im Gegentheil darinne als ein Gift wuͤrke, und daß alle Straußen, die viel davon verſchlucket hätten, bald nachher ſterben müßten *). Vallisnieri glaubt hingegen, daß der Strauß die harten Körper hauptſaͤch⸗ lich durch die Wuͤrkung der Verdauungsſaͤfte verdaue und aufloͤſe, ohne jedoch das Stoßen und Reiben als eine Hauptwuͤrkung dabey auszuſchließen. ge feine Beweiſe: . 1) Die Stuͤcken Holz, Eiſen oder Glas, die ſchon einige Zeit in dem Magen des Straußes gelegen, ſind nicht glaͤnzend und glatt, wie ſie ſeyn muͤßten, wenn fie durch das Reiben abgenutzt worden; fie find hoͤckericht, narbicht und durchloͤchert, wie fie durch das Anfreſſen eines wuͤrkſamen Auflöfungsmittels werden konnten. 2) Dieſes Auflöfungsmittel verwandelt die harten Körper eben fo wie die Kraͤu⸗ ter, Koͤrner und Knochen, in unfuͤhlbare Theilgen, die man durch das Ver⸗ groͤßerungsglas, auch bisweilen mit dem bloßen Auge ſehen kann. 3) Er fand in dem einen Straußenmagen einen Nagel, der ſich an der einen Seite des Magens feſtgeſetzet hatte, und queer durch den Magen gieng, daß ſich folglich beyde Seiten deſſelben weder einander naͤhern, noch die im Magen enthaltenen Materien, wie gewoͤhnlich, zuſammen drücken konnten. Indeſſen waren die Nahrungsmittel eben fo gut aufgeloͤſet, als in einem andern, Date inne kein Nagel queer vor war. Dieſes beweiſet wenigſtens, daß die Vers dauung nicht allein durch das Reiben verhindert werde. 4) Er fand zu einer andern Zeit in dem Magen eines Kapauns einen kupfer⸗ nen Fingerhut, der nur an der Seite, die am Magen anlag, und folglich weniger dem Stoßen der harten Koͤrper ausgeſetzt geweſen, angefreffen war. Ein Beweis, daß die Aufloͤſung der Metalle in einem Kapaunenmagen mehr durch Aufloͤſungsmittel, es mögen auch ſeyn, welche fie wollen, als durch das Stoßen und Reiben, bewuͤrket werde. Laͤßt ſich dieſe Folge nicht auch ſehr natuͤrlich auf die Straußen anwenden? 5) Er fand ferner ein Stuͤck von einer Münzer das aa das Anfreſſen drey Gran an ſeinem Gewichte verloren hatte. 6) Die e) Mem. pour ſervir Al’ hift, des animaux, part, II. pag. 129. Der Strauß. 2 6) Die Glandeln des erſtern Magens geben, wenn ſie gedruͤckt werden, eine zaͤhe, gelblichte, unſchmackhafte Feuchtigkeit, die nichts a auf dem Eiſen alsbald einen dunkeln Fleck machet. 7) Da nun endlich die Wuͤrkſamkeit der Säfte, die Stärfe der Muskeln des Magens, und die ſchwarze Farbe, die den Auswurf der Straußen, die Ek⸗ fen gefreſſen, eben fü wie den Auswurf der Menſchen, die Eiſenmittel zu ſich genommen und verdauet, faͤrbet, die vorhergehenden Bemerkungen beſtäti⸗ get: ſo iſt Vallisnieri berechtiget zu muthmaßen, daß die Straußen Eiſen verdauen und ſich davon erhalten, wie verſchiedene Inſekten ſich von Erde und Steinen unterhalten; daß aber die Steine, das Metall und uͤberhaupt das Eiſen, durch den Saft der Glandeln aufgeloͤſet, dazu dienen, als ein abſorbirendes Mittel die zu würffamen Säuren des Magens zu mäßigen, da⸗ mit ſie ſich, als nuͤtzliche Beſtandtheile, mit der Nahrung vermiſchen, ſie zu— bereiten und die Kraͤfte der feſten Koͤrper vermehren koͤnnen, und dieſes um ſo vielmehr, da, wie man weis, jede Zuſammenſetzung der lebendigen We⸗ fen etwas Eiſen enthaͤlt. Wenn das Eiſen durch ſchickliche Säuren hinlänge lich verduͤnnet iſt, fo wird es flüchtig und fängt an pflanzenartig zu werden, oder, ſo zu ſagen, pflanzenartige Geſtalten anzunehmen, wie man an dem Eiſenbaum wahrnimmt ). Dieſes iſt in der That der einzige vernünftige Grund, mit dem man behaupten kann, daß der Strauß das Eiſen verdaue. Und wenn er es auch wuͤrklich thaͤte, ſo iſt es doch nur ein laͤcherlicher Irr⸗ thum, wenn derſelbe als ein kraͤftiges Mittel zur Verdauung angerathen wor⸗ den, weil er an ſich ſelbſt nur ein unverdauliches Stuͤck Fleiſch iſt. Allein, ſo iſt die menſchliche Vernunft beſchaffen! wenn ſie einmal von einem ſeltenen und beſondern Zufall eingenommen worden, will fie denſelben noch fonderbas rer machen und legt ihm oft chimaͤriſche und abgeſchmackte Eigenſchaften bey. Eben ſo iſt es auch, wenn man behauptet hat, daß die in den Straußenma⸗ gen gefundenen durchlöcherten Steine die Kraft hätten, wenn fie am Halſe getragen wuͤrden, die Verdauung zu bewuͤrken; daß die innere Haut des Magens verlohrne Kräfte wiederherſtellen und zur Liebe reizen koͤnne; daß die leber die fallende Sucht heile, das Straußenblut das verlohrne Geſicht wie⸗ der *) Mem. de ' Academie des ſeiences, ann. gen eines Straußen ee der zu Vene⸗ 3705, 506. u. f. Vallisnieri, T. I. p. 242. Er dig war zergliedert worden, und durch die bekraſtiget feine Meynung noch durch die Erfahrungen der Academia del Cimento, über Beobachtungen des Santorini wegen der Stu die Verdauung der Voͤgel. cken Muͤnzen und Naͤgel, die er in dem Ma⸗ Hiſtorie der Natur. der herſtelle, die zerſtoßenen Eyerſchalen die Gicht, und Steinſchmerzen linder⸗ ten u. ſ. f. Vallisnieri hat Gelegenheit gehabt, durch ſeine Erfahrungen den Ungrund der meiſten vorgegebenen Heilungskraͤfte darzuthun. Seine Erfah⸗ rungen ſind auch zuverlaͤßig, weil er ſie an den leichtglaͤubigſten und von Vorurtheilen am meiſten eingenommenen Leuten angeftellet *) ). Der eigentliche und befondere Aufenthalt des Straußen iſt in Afrifa, in den daran graͤnzenden Inſeln *) und in dem Theil von Aſien, der an Afrika ſtoͤßet. Dieſe Gegenden, die das Vaterland des Kameels, des Rhinoceros, des Elephan⸗ ten und vieler andern großen Thiere ſind, mußten es auch vom Strauß, dem Elephan⸗ ten unter den Vögeln, ſeyn. Nach den Berichten des Pokoke find fie häufig in den füdweſtwaͤrts von Alexandrien gelegenen Gebuͤrgen. Ein Miſſionair ſagt, man habe fie zu Goa, doch viel ſeltner als in Arabien gefunden *). Philoſtratus behauptet ſogar, Apollonius habe ſie bis jenſeit des Ganges angetroffen f). Die⸗ fes iſt aber wohl zu einer Zeit, als dieſe Lander noch nicht fo bewohnt, wie jetzt, geweſen, geſchehen. Neuere Reiſende haben daſelbſt ſonſt keine, als die von an⸗ dern Orten dahin gebracht worden, wahrgenommen tt), und alle kommen darinne überein, daß dieſe Voͤgel ſich nicht leicht über den fünf und dreyßigſten Grad der Breite der einen oder andern Seite der Linie verlaufen; und da der Strauß nicht fliegen kann, fo kann er eben fo wenig, wie die vierfüßigen Thiere der ſuͤdlichen Länder des alten feſten Landes, in das neue fand kommen. Man hat auch wuͤrk— lich in Amerika niemals Straußen angetroffen, ob man gleich dem Touyou, der ſehr viel ähnliches in Anſehung des Fliegens und anderer Eigenſchaften mit dem Strauße hat, dieſen Namen beygeleget. Er iſt aber eine ganz verſchiedene Gat- tung, wie wir bald in ſeiner Geſchichte hoͤren werden. Aus eben der Urſache trift man den Strauß auch niemals in Europa an, ob er gleich in Morea, Spanien und 152 ) Vallisnieri, T. I. p. 253. ) Der ſel. D. Ludwig in Leipzig, dem dey ſeinem Beobachtungsgeiſte kein wichtiger Umſtand entgehen konnte, erzaͤhlte oft, daß er den Straußen, die er und fein Geſellſchaf⸗ ter der ſel. Zebenſtreit von ihrer Reiſe nach Afrika mitgebracht, verſchiedene male ſeine ſilbernen Hemdeknoͤpfgen zu verſchlucken ge⸗ geben habe, welche aber jederzeit ohne merk: liche Veraͤnderung mit den Unreinigkeiten wieder fortgegangen waͤren. Anm. d. Ueberſ. ) Der Voru⸗patra von Madagaſcar iſt eine Art Straußen, die ſich nur in wuͤ⸗ ſten Gegenden aufhalt und Eyer von außer⸗ ordentlicher Größe legt. Flaccur hift, ge- nerale de voyages, T. VIII. p. 606. ) Voyage du Fr. Philipp, Carme - de- chauſſé, p. 378. +) Vita Apellonii, lib. III. 15) Man unterhält einige in dem Thier⸗ garten des Koͤnigs von Perſien, nach dem Bericht des Thevenot T. II. p. 200. wel⸗ ches beweiſet, daß fie in dieſen Landern nicht gemein ſind. — Gemelli Carrei ſagt T. II. p. 238. Auf dem Wege von Iſpahan nach Shiras brachte man vier Straußen in den Gaſthof. Der Strauß. 153 und Itallen ein ihm zutraͤgliches Klima finden würde. Ehe fie aber in dieſe Ge⸗ genden kommen koͤnnten, muͤßten ſie entweder uͤber das dazwiſchen liegende Meer fliegen, welches ihnen unmoͤglich iſt, oder ſie muͤßten um das Meer herum und wieder bis zum funfzigſten Grad der Breite nach Norden durch ſehr bewohnte Laͤn⸗ der zuruͤck gehen. Ein doppeltes unuͤberwindliches Hinderniß auf der Reiſe eines Thieres, das nur gern in warmen und wuͤſten Landern wohnt! In der That bewohnen die Straußen am liebſten die einſamſten und trocken ſten Gegenden, wo es beynahe niemals regnet '), und dadurch wird die Ausſage der Araber, daß dieſe Vögel niemals ſaufen, beſtaͤtiget. In den Wuͤſteneyen vers ſammlen fi} die Straußen in ſolchen Schaaren, die einer Eſcadron Reuterey aͤhn— lich ſieht, und haben ſchon manche Caravane in Schrecken geſetzt. Ihre Lebensart muß in den großen und unfruchtbaren Wuͤſteneyen hart ſeyn; ſie finden aber daſelbſt Freyheit und Befriedigung der Liebe, und welche Einoͤde, die dieſes ſchenkt, füllte nicht ein Ort des Vergnuͤgens ſeyn! Um dieſes im Schooß der Natur genießen zu koͤnnen, fliehen ſie die Menſchen. Der Menſch aber, der weis, was er durch ſie fuͤr Vor⸗ theile ſich erwerben kann, ſucht fie in ihren furchtbarſten Zufluchteörtern auf. Er genießt ihre Eyer, ihr Blut, ihr Fett, ihr Fleiſch, und ſchmuͤckt ſich mit ihren Fe⸗ dern aus. Vielleicht hat er gar die Hoffnung, fie noch gänzlich zu unterdruͤ⸗ cken und zu ſeinen Sklaven zu machen. Der Strauß verſpricht gewiß dem Mens ſchen ſehr viele Vortheile, deswegen er in den Wuͤſteneyen nicht in Sicherheit bleis ben darf. . 2 0 8 Ganze Völker haben ehemals den Namen der Straußenfreſſer bekommen, weil fie in Gewohnheit hatten dergleichen Voͤgel zu eſſen !“). Sie grenzten an die Elephantenfreſſer, die das Elephantenfleiſch für ihre größte Delicateſſe hielten. Pe ) Struthum generari in parte Africae, qua non pluit, inquit Theophraſius, de hiſt. plant. 44. ap. Gesner, p. 24. Alle Reifende und Naturforſcher find über dieſen Punkt ei⸗ nig. Warren iſt der einzige, der aus dem Strauß, der unter allen Thieren das Waſ⸗ ſer am meiſten ſcheuet, einen Waſſervogel ge⸗ macht hat. Er geſtehet zwar, daß er nicht ſchwimmen koͤnne, ſeine langen Beine aber und ſein Hals machten ihn geſchickt, im Waſſer zu gehen, und daſelbſt feinen Raub zu fangen. Außerdem hat man angemerkt, daß ſein Kopf einige Aehnlichkeit mit einem Gaͤnſekopf habe. Braucht es aber, ſagt er, I. Th. II. Band, Api⸗ mehr Beweis, daß der Strauß ein Flußvo⸗ gel ſey? S. Transact. philoſ. n. 394. Ein anderer hatte ſagen gehoͤrt, daß die Stran⸗ ßen in Abyßinien ſo groß wie Eſel waͤren, und daß ſie einen Hals und Fuͤße wie die vierfuͤßigen Thiere haͤtten; daraus ſchloß er und ſchrieb, daß ſie mit einem Hals und Fuͤſ⸗ fen wie ein Eſel verſehen waͤren. Spidas. Von keinem Gegenſtande in der natürlichen Geſchichte iſt wohl mehr naͤrriſches Zeug, als vom Strauß geſagt worden. er) Serobo, lib. X VI. Died, Sic. de fab. ant. geſt. lib. IV. 1 1 Hiſtorie der Natur. . Apicius verſchrieb mit gutem Grunde eine ſcharfe Brühe zu dieſem Steifh* , welches wenigſtens beweiſet, daß dieſe Speiſe auch bey den Roͤmern gewöhnlich ger weſen. Wir haben aber auch davon noch andere Beweiſe. Der Kayſer Helioga⸗ balus lies einſtmals das Hirn von ſechs hundert Straußen bey einer einzigen Mahlzeit auftragen“). Dieſer Kayſer hatte, wie bekannt iſt, die Gewohnheit, alle Tage nur einerley Fleiſch, z. B. von Faſanen, Schweinen, jungen Huͤhnern und auch von Straußen zu eſſen !“). Das Straußenfleiſch war aber ohne Zweifel nach der Vorſchrift des Apicius zugerichtet. Noch heut zu Tage ziehen die Ber wohner $ybiens und Numidiens fi) junge Straußen auf, um ſie zu eſſen und die Federn zu verkaufen ). Indeſſen wollten doch weder die Hunde noch die Ka⸗ Gen von dem Fleiſche des Straußes, den Vallisnieri zergliedert hat, freſſen, ob daſſelbe gleich noch friſch und roth ausſahe. In der That aber war dieſer Strauß ſehr mager und wohl auch ziemlich alt f). Leo Africanus aber, der es ſelbſt frifch gekoſtet, verſichert, daß man nur das Fleiſch der jungen Straußen und zwar nur ſolche, die man vorher gemaͤſtet, eſſen koͤnnte +), Der Rabbi David Kim⸗ chi ſetzt noch hinzu, daß das Weibgen noch beffer zum Eſſen fen f), und viel⸗ leicht koͤnnte man durchs Verſchneiden ſie ziemlich zum Eſſen tauglich machen. Cadamoſto und andere Reiſende haben Straußeneyer gegeſſen, und ihren Geſchmack nicht uͤbel gefunden. De Bruͤe und La Mere verſichern, daß von ei⸗ nem einzigen Eye ſich acht Menſchen ſaͤttigen koͤnnten Fi); andere, daß ein einziges Straußeney fo ſchwer als dreyßig Huͤhnereyer ſey Tf). Aber die⸗ ſes ſind noch lange nicht funfzehen Pfund. Aus den Schaalen dieſer Eyer macht man eine Art von Schuͤſſeln, die von Zeit zu Zeit haͤrter werden, und in manchem Betracht dem Helfenbein gleichen. Wenn die Araber einen Straußen getoͤdtet, machen fie ein Loch in feine Keh⸗ le und binden fie unterwärts ſtark. Drey oder vier Araber ſchuͤtteln und ruͤtteln alsdenn den Strauß, fo wie man einen Schlauch voll Waſſer ausſpuͤlet. Wenn fie ihn lange genug geſchuͤttelt haben, fo kommt durch das in die Kehle gemachte loch eine ziemliche Menge Materie, die wie geronnen Oel ausſiehet, und das ſie Mantegve oder Straußenbutter nennen. Von einem einzigen Strauße hat man oft zwanzig Pfund dergleichen Butter bekommen. Sie iſt nichts anders als das ge. ronne⸗ * Apicius, lib. VI. e. I. 0 Opere di Vallisnieri, Tom. I. p. 253, *®) Lamprid.in vita Heliogab. irre a IX. ) Ebend. daſ. ; ttrt) Voyage au Senegal, p. 104. Saen) Belon. hiſt. nat. des oifeaux, p. 231. II) Kolbe deſeript. di cap de bonne - Marmol defeript, de “ Afrique, T. III. p. 25. eſperance. i Der Strauß. 155 ronnene Blut dieſes Thieres, und man findet fie weder in feinem Bauche noch in der Bruſt. Dieſes Fett macht bey dicken Straußen, wie wir ſchon geſagt haben, eine fette Schmarre einige Zoll dicke über die Eingeweide aus. Die Einwohner dieſer Laͤnder Bean, daß dieſe Butter gut zu eſſen waͤre und offnen Leib erhielte ). Die Mohren erwuͤrgen die Straußen, und verkaufen Bi Haut an die Kauf⸗ leute von Alexandrien. Ihr Leder iſt ſehr dick “*), und die Araber machten ſonſt daraus eine Art von Ueberkleidern, die ihnen ſtatt der Panzer und Schilde dienten ***), Belon hat in den Kramlaͤden zu Alexandrien viele ſolche noch mit Federn bedeckte Haͤute hängen geſehen “**). Die langen weißen Federn des Schwanzes und der Flügel ſind jederzeit ſehr geſucht worden. Die Alten brauchten fie, als eine Zierrath und unterſcheidendes Soldatenzeichen; vorher brauchte man Schwanenfedern darzu, denn die Voͤgel haben von jeher ſowohl geſitteten als wil— den Voͤlkern einen Theil ihres Schmucks verſchaffen müſſen. Aldrovand giebt vor, er habe noch zu Rom zwey alte Bildfäulen geſehen, die die Minerve und den Pyrrhus vorgeſtellt, an denen der Helm mit Strauͤßenfedern geziert geweſen ex). Wahrſcheinlicher Weiſe waren die Helmbuͤſche der roͤmiſchen ee die uns Polybius beſchreibt 7), von ſolchen Federn zuſammengeſetzt. Sie beſtanden aus drey ſchwarzen oder rothen Federn, die ohngefaͤhr eine Elle lang waren, und ſo lang find eben auch die größten Straußenfedern. In der Tuͤrkey hat heut zu Tage ein Ja⸗ nitſchar FF), der ſich durch einige tapfere Thaten hervorgethan hat fü), das Recht, ſeinen Turban mit dergleichen Federn auszuzieren. Und wenn die Sultanin in ihrem Serail auf ſuͤße Eroberungen ausgehet, iſt fie ſehr gnädig, wenn man ihr dergleichen Federn zu AM Putz ſchenket. In dem Koͤnigreich Congo miſcht man Straußen- und Pfauenfedern untereinander, und macht daraus Kriegsfahnen ff). Die Frauenzimmer in England und Italien machen eine Art von Faͤchern ff) daraus. Man weis, wie viel dergleichen Federn in Europa zu Huͤthen, Helmen, Theaterkleidern ‚ Hausputz, Baldachins, Trauerfeſten und ſogar zum 9 8 a 8 ni 2 mer⸗ ®) Vi de Thevenor, Tom, I. p. 313. ere) Aldrov. de Avibus, Tom. 1. p. 598. an) Schwenkfeld behauptet, daß das di⸗ ) Polybius hiſt. Lib. VI. cke Fell den Straußen wider die Kalte diene; +) Belon Obierv. fol. 96. er hat aber nicht darauf Ruͤckſicht genommen, +44) Aldrov. de Av. T. I. p. 396. daß fie in warmen Ländern wohnen. S. 4 Hit. Aviar, Sileſiae pag. 350. 1 iſt. gen, des voyages, Tom. V. ==) Polux apud Gesnerum de Avibus P. ag: f p. 744 ft) Aldrov. a. a. O. — MWillnghby be) Belon Obſerv. fol. 96. a p. 195. Er, 0 x 156 Hiſtorie der Natur. merputz verwendet werden, und man muß geſtehen, daß ſie, ſo wohl wegen ihrer natürlichen und kuͤnſtlichen Farben, als auch wegen ihrer fanften und wallenden Be- wegung, eine gute Wuͤrkung thun. Es iſt aber zu wiſſen noͤthig, daß man nur die Federn, die dem Strauß lebendig ausgeriſſen worden, am meiſten ſchaͤtze, und dieſes kann man daran erkennen, wenn man den Kiel mit den Fingern druͤckt, und er einen blutigen Saft von ſich giebt; da hingegen die Federn von einem todten Strauß trocken, leicht und den Würmern ausgeſetzt find *). e Ob die Straußen gleich nur wuͤſte Derter bewohnen, fo find fie doch nicht fo wild, wie man es ſich einbildet. Alle Reiſende ſagen einſtimmig, daß man ſie ſehr leicht zahm machen koͤnne, beſonders wenn ſie noch jung waͤren. Die Einwohner von Dara und Lybien unterhalten ganze Heerden ““), von denen fie ohnſtreitig nur die beſten Federn, und zwar nur von lebendigen Straußen nehmen. Sie werden von ſich ſelbſt ohne viele Mühe zahm, wenn fie nur oft Menſchen ſehen und von ih» nen gefuͤttert und gut gehalten werden. Die vom Bruͤe zu Serinpat auf der Kuͤſte von Afrika gekaufte zwey Straußen waren ſchon ganz zahm, als er mit ihnen auf der Feſtung St. Louis ankam“). } Man macht ſie nicht allein zahm, ſondern richtet fie fogar zum Reiten ab, welches keine neue Erfindung iſt. Der Tyrann Firmius in Egypten ſoll ſich ſchon zu Ende des dritten Jahrhunderts, wie man ſagt, von großen Straußen haben tragen laffen****), Der Engländer Moore ſagt, er habe zu Joar in Afrika einen Menſchen auf einem Strauß reiten geſehen f). Vallisnieri erzaͤhlet von einem jungen Menſchen, der auf einem Strauß nach Venedig geritten gekommen und das ſelbſt den Strauß vor dem gemeinen Volk allerley Sprünge habe machen laſſen ft). Endlich hat Adanſon in dem Comptoir zu Podor zwey nch junge Straußen gefes hen, wovon der ſtärkſie weit ſchneller lief, als der beſte engliſche Läufer, obgleich noch zwey Neger auf ſeinem Ruͤcken ſaßen itt). Alles dieſes beweißt, daß dieſe Thiere ) Hiſt. generale des voyages, T. I. p. 652. „gleich noch jung waren, ziemlich die Größe **) Mormol. defeript. del’ Afrique, Tom. III. pag. 11. *) Hiſt. gen, des voyag. T. II. p. 608. * Firmius imperator vectus eſt ingenti- bus ſtruthionibus. Texzor ap. Gesnerum pag. 5 4 9 Hiſt. gen. des voyages, T. III. p. 84. 1 Vallimieri T. I. p. 251. „Zwey Straußen, die in dem Comptor „zu Podor am Niger zwey Jahr bepnahe „unterhalten worden waren, hatten, ob fie „der größten Straußen, die ich nur auf mei⸗ „ner Reife durch die heißen und fandigten „Gegenden des linken Ufers des Nigerſtroms „ heſehen hatte. Sie waren ſo zahm, daß „zwey kleine Mohren auf einmal den größten „von bepben beſtiegen, der alsbald aus allen „Kräften um das Dorf einigemal herum lief, „ und ſich durch nichts, als wenn man ihm den „Weg verſperrte, aufhalten ließ. — Um „die Krafte dieſer Thiere zu verſuchen, ließ v ich einen der ſtaͤrkſten Mohren auf den klei⸗ „ nen, Der Strauß. 157 Thiere ohne eine zu große Wildheit, doch eine ſehr widerfpenftige Natur haben, und wenn man ſie auch fo weit zahm machen kann, daß fie ſich heerdenweiſe treiben laſ. ſen, in ihren Stall zuruͤckkommen, und auf ſich reiten laſſen, ſo iſt es doch ſchwer und vielleicht unmöglich, fie dahin zu bringen, der Hand ihres Reiters zu gehor— chen, ſeine Forderungen zu fuͤhlen, ſeinen Willen zu begreifen und ſich demſelben zu unterwerfen. Wir ſehen aus dieſer Erzaͤhlung des Adanſon, daß der Strauß zu Podor ſich nicht weit entfernte, ſondern nur einigemal im Flecken herumlief, und daß er auf keine andere Weiſe, als wenn man ihm den Weg verſperrte, aufgehalten werden konnte. Aus Dummheit iſt er gewiſſermaßen gelehrig, aber ſeiner Natur nach ſcheint er nicht ab⸗ gerichtet werden zu koͤnnen, und dieſes deswegen, weil der Araber, der doch das Pferd und das Kameel baͤndigen kann, noch nicht völlig den Strauß hat zahm machen koͤnnen. Bis jetzt wird man alſo feine Geſchwindigkeit und Staͤrke noch nicht benutzen koͤn⸗ nen, da die Staͤrke eines ungelehrigen Hausthieres meiſtentheils ſeinem Herrn nach— theilig wird. 6 8 Ob nun endlich gleich die Straußen weit geſchwinder als die Pferde laufen, fo fängt man fie doch allemal mit Pferden; man ſieht aber wohl, daß es viel Muͤ. he koſtet. Die Art der Araber, dieſe Thiere zu fangen, iſt folgende: Sie verfolgen ſie beſtaͤndig mit den Augen, ohne ihnen zu nahe zu kommen. Sie ſuchen ſie zwar immer in ſo fern zu beunruhigen, daß ſie keine Nahrung ſuchen konnen, aber doch nicht fo ſehr, daß fie ihnen durch eine geſchwinde Flucht entkom⸗ men koͤnnten. Dieſes kann deſto leichter geſchehen, weil ſie niemals gerade aus lau⸗ fen, ſondern allemal in ihrem Lauf einen groͤßern oder kleinern Umſchweif machen. Die Araber richten daher ihren Weg in einem concentriſchen Zirkel, und verfolgen fie immer in der gehörigen Entfernung, ohne ihnen auf ihrem großen Umſchweif nach. gehen zu duͤrfen. Haben ſie dieſelben auf dieſe Weiſe in einem oder zwey Tagen müde und hungrig gemacht, fo ergreifen fie den vortheilhafteſten Augenblick, rennen auf fie in dem größten Galop zu, treiben fie dem Wind entgegen, damit fie nicht U 3 lau⸗ „nen, zwey andere aber auf den größten „nicht fo lange Reiſen, wie dieſe Pferde, mit „ ſteigen. Dieſe Ladung ſchien aber ihren Kraͤf⸗ „gleicher Schnelligkeit aushalten, aber viel „ten nichts zu benehmen. Anfangs liefen fie „eher an ein beſtimmtes Ziel gelangen. Ich v nur einen kleinen Galoy, als man fie aber „bin einigemal ein Zeuge dieſes Schauſpiels „anſpornete, breiteten fie ihre Flügel aus, „geweſen, welches uns von der großen Staͤr⸗ „um den Wind zu Huͤlfe zu nehmen, und lie⸗ „ke eines Straußen einen Begriff machen, „fen fo geſchwinde, daß es ſchien, als ob ſie „und den Nutzen, den ein ſolches Thier / wenn „die Erde verlaſſen wollten. — Ich bin „es wie ein Pferd abgerichtet werden koͤnnte, „überzeugt, fie würden die raſcheſten engli⸗ „verſchafte, deutlich machen kann“, Voyage „ ſchen Pferde im Wettlaufen weit hinter ſich au Senegal, p. 48. f v zuruck gelaſſen haben — Sie wuͤrden zwar 138 Historie der Natur. laufen ue und erſchlagen fie mit Stocken, damit ihr Blut ihre ſchoͤnen weſßen Federn nicht beflecke“). Man ſagt, daß die Straußen, wenn fie von den en verfolge würden und ſich nicht zu entfliehen getraueten, ihren Kopf einzögen und glaubten, daß man fie alsdann nicht ſehen Fönne**), Das Abgeſchmackte dieſer Abſicht konnte aber leicht auf die zuruͤck fallen, die dieſen Umſtand ſo erklaͤren. Denn die Straußen haben wohl dabey keine andere Abſicht, als den BE ‚ihr either und ſchwaͤchſtes Glied, in Sicherheit zu bringen. Die Straußenfreffer hatten eine ganz andere Art, diefe Thiere zu pong Sie bedeckten ſich mit einer Straußenhaut, ſteckten den Arm in den Hals und mach⸗ ten damit alle gewöhnliche Bewegungen der Straußen. Auf dieſe Weiſe konnten fie dieſelben leicht anlocken und fangen ***), Eben fo verkleiden ſich die e in Amerika in Rehboͤcke, um die Rehboͤcke zu fangen. N Man hat ſich zu dieſer Jagd ſonſt der Hunde und der Netze bedient, jeh 55 hält man fie gemeiniglich zu Pferde, und dieß allein iſt hinlaͤnglich, die Antipathie, die man zwiſchen dem Pferde und dem Strauße bemerkt haben will, zu erflären, Wenn er läuft, breitet er feine Flügel und die groͤßern Federn feines Schwan⸗ zes aus 5), nicht, wie ich ſchon geſagt habe, um ſich mehr Geſchwindigkeit zu ge⸗ ben, ſondern weil die Muſkeln in einer ſolchen Verbindung mit einander ſtehen, wie bey dem Menſchen, der bey dem Laufen feine Arme bewegt, oder wie beym Ele— phanten, der, wenn er den Jaͤger ſiehet, feine großen Ohren ausbreitet ff y. Zur geſchwindern Bewegung kann dieſes nichts beytragen, weil der Strauß feine Fluͤ⸗ gel auch erhebt, wenn er dem Winde entgegen läuft, da es ihm mehr eine Hinder⸗ niß ſeyn würde, Die Geſchwindigkeit eines Thieres Hänge nur von der gegen die Schwere verhaͤltnißmaͤßig angewendeten Kraft ab, und da der Strauß im Laufen zu gleicher Zeit ſchwer und doch flüchtig iſt, fo folgt, daß er viel Staͤrke haben muß, Allein ohngeachtet feiner Staͤrke hat er doch die Eigenſchaften der koͤrnerfreſſenden Thiere. Er fällt kein Thier an, das ſchwaͤcher iſt als er; ſehr ſelten ſetzt er ſich ges gen die, die ihn anfallen, zur Wehre. Sein ganzer Koͤrper iſt mit einer fetten harten Haut umgeben. Sein Bruſtbein, das ihm ftatt des Harniſches dient, iſt breit, uͤberdieß iſt er unempfindlich, und achtet geringe Beſchaͤdigungen gar nicht. Er weis den größten Gefahren durch feine geſchwinde Flucht zu entgehen. Verthei⸗ digt er ſich zuweilen, fo geſchieht es mit dem Schnabel, mit den Stacheln der Fluͤ. Ho. gel ©) Klein Hiſt. Avium Be 16. — Hif. *) Diodor. Sic. de fabuloſ. antiq. Seltz gen. des voyag. T. II. p L. IV * Plin. I. X. c. 1. Ei ele du Cap &c. +) Leon, African. Deſcript. Lib, IX, deutſche Ausgabe S. 390. +) Aelian, Hiſt. animal. i „Der Strauß. 159 gel und beſonders mit den Fuͤßen. Thevenot“) hat geſehen, daß ein Strauß durch einen einzigen Hieb mit ſeinen Krallen einen Hund zu Boden geworfen. Be⸗ lon **) ſagt, er koͤnne einen vor ihm fliehenden Menſchen auf dieſe Art zu Boden werfen. Daß er aber in der Flucht Steine nach ſeinen Verfolgern werfe, daran zweifle ich um ſo viel mehr, da die Geſchwindigkeit im Laufen durch das Steineauf⸗ heben und Hintenausſchleudern ſehr vermindert werden würde; denn weil beyde eins ander entgegengeſetzten Geſchwindigkeiten die Bewegung der Fuͤße zum Grunde has ben, ſo muß nothwendig eine die andre aufheben. Plinius hat dieſen Umſtand zuerſt erzähle, und ihm haben es viele andre nachgeſchrieben. Kein neuerer Schriftſteller aber hat es beſtätiget „und vom Plinius weis man ja ohnedem, daß er mehr Genie als Beurtheilungskraft beſaß. Leo der Afrikaner hat vorgegeben, der Strauß ſey des Gehoͤrs beraubt ) weil wir aber weiter oben geſehen Gaben, daß er alle Werkzeuge, wovon die Em⸗ pfindungen dieſer Art abhaͤngen, habe, und daß die Defnung der Ohren ſelbſt ſehr groß und nicht mit Federn bewachſen ſey: fo iſt es wahrſcheinlich, daß er nur zu ges wiſſen Zeiten, z. B. bey der Brunſt, taub ſey, und daß man oft das, was eine Wuͤrkung der Dummheit war, für Taubheit gehalten habe. Z3u dieſer Zeit laͤßt er auch nur, allem Anſchein nach, feine Stimme hören, Dieſes geſchieht ſehr ſelten, denn wenig Leute haben derſelben Erwähnung gethan. Die heilige Schrift vergleicht fein Geſchrey mit der Stimme eines Traurigen *), und man behauptet ſo gar, daß ſein hebraͤiſcher Name Jacnah von Janah d. i. Heulen herzuleiten ſeyp. D. Browne fagt, fein Geſchrey ſey der Stimme eines hei⸗ fern Kindes ähnlich, es waͤre aber noch weit trauriger f). Wie ſollte es alſo nicht den Reiſenden, die ohnedem ſich mit Furcht in die unermeßlichen Wuͤſten begeben, und denen ein jedes beſeelte Weſen, ſogar den Menſchen nicht ausgenommen, Furcht und Schrecken einjagt, traurig und hei) Shandy's Ausdruck erſchrecklich vorkommen? s) Voyages de Thevenot, T. I. p. 313. *) Mich, I, 8. Luctum quaſi ſtruthio- ben Hit nat. des bil er num: Ich muß klagen wie die Straußen. ee J Collections pbilofophiques n, . art. ser) Defeript, Africae L. X. v. ll. Der 160 —— — — — — — — — Historie der Natur. Der amerikaniſche Strauß? ( Toihen !?; „ 8 Ye ſüdamerikaniſche Strauß, den man auch den occidentaliſchen, magella⸗ niſchen und guianiſchen nennt, iſt Le Maire iſt der erſte Reiſende, der ihm, mit dem afrikaniſchen Strauß verleitet, dieſen Namen gegeben hat ). eigentlich kein Strauß. Ich glaube, durch die Aehnlichkeit einiger Kennzeichen Klein, der ſehr wohl den Unterſchied bemerkt hat, nennt ihn nur den ausgearteten Strauß (autruche bätarde) ***). Barrere nennt ihn bald einen Rei⸗ her ), bald einen eiſenfreſſenden Kranich **), bald den Strauß mit eis nem langen Halſe f). Andere haben geglaubt es beſſer zu machen, wenn ſie ihm nach feinen wahren Verhaͤltniſſen die zuſammengeſetzte Benennung des grauen Ras ſuar mit dem Straußenſchnabel beylegten. Moͤhring Fr) und Briſſon ff) ge⸗ ben ihm den lateiniſchen Namen Rhea, letzterer ſetzt noch den amerikaniſchen Tou- you hinzu, der aus dem guianifchen touyouyou entſtanden iſt Tft). Die Wilden in Brafilien nennen ihn auch yardu, yandu, andu, und nandu- gua- cu Ft), und auf der Inſel Maragnan lallian ft), in 1 Der Straußkaſuar, der ungeſchwaͤnzte Strauß. Nhanduguacu, Struthio amerieanus nothus. Hallens Voͤgel S. 89. n. 2. Der Straußbaſtard. Strat lie not hus. Klein dr. Reyger. S. u. n. 1. Le Thouyeu. Brif! II. 411. Struthio Rhea pedibus tridactylis digito poſtico rotundato mutico. Lins, S. N. XII. 266. n. 3. Der amerikaniſche Strauß. Inäuets Naturſ. Th. II. S. 452. n. 3. M. u. d. Ueberſ. %) Touyou oder Touyouyou. Struthio. Eu- ſeb. Nieremb..p. 217. die Figur S. 218. un: ter dem Namen Emeu. Nhanduguacu. Marcgr. hiſt. nat. Braſ. p. 190. und Pifo p. Sa- m. K. Autruche de Guiane, Desmarcbais T. III. p. 324. Chili -furi ) S deſſen navigations Auſtrales p. 129 im Inhalt der 22. No. % Avium hiſt. p. 17. ) S. Ornithol. p. 67. ) S. France equinoxiale p. 133 +) S. Ornithol. p. 644. ) S. Meth. Av, gen, 65. ) Briſſ. tom. V. p. 8. i) Barrere France equinoxiale p. I 33. th Nieremberg p. 217. Marcgrave p. 190. Pifon. pag. 84. de Laer, etc. Emm Hiſt. generale des 1 XIV. P · 310. * Der amerikaniſche Strauß. 161 Bü )J u. f. Genug Namen fuͤr einen neuerlich bekannt gewordenen Vogel. Ich werde den Namen Touyou, den ihm Briſſon beylegt, beybehalten, ob er gleich barbariſch iſt, denn er hat wahrſcheinlich eine Beziehung auf die Stimme dieſes Vo⸗ gels. Ich ziehe ihn den wiſſenſchaftlichen Benennungen vor, die oft nicht eigent⸗ lich ſind, und zu falſchen Ideen verleiten, wie auch den neuern Namen, die keine Eigenſchaft und keinen wefentlichen Charakter von dem Thier dem ſie beygelegt werden, anzeigen. Briſſon ſcheint zu glauben, Aldrovand 795 unter dem Namen Avis eme w) den Touyou anzeigen wollen; es iſt auch gewiß, daß ſich im dritten Theil der Ornithologie des Aldrovands S. 541. eine Tafel findet, die den Touyou und Ca⸗ foar nach den beyden Tafeln des Nieremberg S. 218. vorſtellet, und daß über dem Kupfer des Aldrovands mit großen Buchſtaben Avis Eme, ſo wie beym Nieremberg über dem Touyou Emeu, geſchrieben ſtehet; es iſt aber ſichtbar, daß dieſe zwey Ueberſchriften von den Kupferſtechern oder Setzern, die von der Ab⸗ ſicht der Verfaſſer nicht unterrichtet geweſen, zuſammen verbunden worden ſind; denn Aldrovand redet kein Wort vom Touyou, und Nieremberg gedenket ſeiner nur unter dem Namen des Vardou, Suri, und des occidentaliſchen Straußes. Alle beyde aber legen in ihrer Beſchreibung die Namen Eine und Emeu nur allein dem Caſuar von Java bey; der Verwechslung der Namen aber zuvor zu kommen, ſollte das Eme-des Aldrovands und das Emeu des Nieremberg billig nicht mehr — in der Namenliſte des Touyou aufgeführet werden. Marfgran. berichtet, die Pors tugieſen nennten ihn in ihrer Sprache Ema ). Allein die Portugieſen, die viel in dem orientaliſchen Indien zu thun haben, kennen den Emeu in Java, und ha: ben dem amerikaniſchen Touyou feinen Namen deswegen gegeben, weil jener dieſem am ähnlichften iſt, fo wie wir ihm den Namen Strauß beylegen. Es iſt ausge⸗ macht, daß der Name Emeu eigentlich dem Caſoar von Oſtindien zukommt, und weder dem Touyou noch einem andern amerikaniſchen Vogel gegeben werden kann. Bey der Unterſuchung der verſchiedenen Benennungen des Touyou habe ich zum Theil ſchon die verſchiedenen Gegenden, wo er ſich aufhält, angezeigt. Man findet ihn nur allein in Suͤdamerika, doch aber auch nicht in allen Provinzen deſ. ſelben. Markgrav verſichert uns, daß er felten um Fernambue anzutreffen, ſo wie auch in Peru und laͤngs an den bewohnteſten Kuͤſten; allein am haͤufigſten findet man ihn in Guiana 150% in den Hauptmannſchaften Seregippe und 28 Rio⸗ * Nieremberg 5 217. * Marcgr. hiſt. nat. Braſ. p. 190. 0 Briffon. T. V. feiner Ornithol. p. 8. e Hiſt. nat. Braſ. p. 190. I. Th. II. Band. 4 162 Hiſtorie der Natur. Riogrande *), in dem innern Braſilien **), in Chill! “), in den weiten nordll⸗ chen Waͤldern an der Muͤndung des Platafluſſes e), in den unermeßlichen ſan⸗ digten Gegenden, die ſich an dem ſuͤdlichen Ufer dieſes Fluſſes verbreiten , und in ganz Magellana ******) bis an den Hafen Deſiree, auch ſogar bis an die Kuͤſte der magellaniſchen Meerenge 5). Einsmals waren einige Kreiſe von Para⸗ guai voll von dieſen Voͤgeln, beſonders die Gegenden, die der Fluß Uraguai durch⸗ ſtroͤmet; nachdem ſich aber mehr Menſchen daſelbſt angebauet, fo find ihrer eine große Anzahl getoͤdtet, und die übrigen vertrieben worden fr). Der Capitain Wood verſichert, daß man, ob ſie gleich auf der noͤrdlichen Kuͤſte der magellani⸗ ſchen Meerenge ſich Häufig aufhielten, doch auf der ſuͤdlichen beynahe keinen einzi⸗ gen anträfe ff); und obſchon Coreal ſagt, er habe auf den Inſeln des Suͤdmeers einige geſehen ff), fo ſcheint doch dieſe Meerenge die Grenze des Klima zu ſeyn, das der Touyou vertragen kann, wie das Vorgebirge der guten Hofnung die Gren⸗ ze des Klima der Straußen iſt. Die Inſeln des Suͤdmeers, wo Coreal Touyous geſehen haben will, find ohne Zweifel einige von denen, die mit den öftlichen Kuͤ. ſten von Amerika jenſeits der Meerenge grenzen. Ueberdies ſcheint es, daß der Touyou, dem es wie dem Straußen unter der heißen Zone gefaͤllt, ſich ſehr leicht auch an weniger warme Gegenden gewoͤhnet, weil die Spitze des ſuͤdlichen Amerika bis durch die magellaniſche Meerenge ſich mehr dem Pole nähert, als das Vorge. birge der guten Hofnung, oder ein anderes von den Straußen gern bewohntes Klima. Weil aber nach allen Reiſebeſchreibungen der Touyou eben ſo wenig ale der Strauß fliegen kann, der wie jener ein vollkommener Landvogel iſt; und weil das ſuͤdliche Amerika durch unermeßliche Meere von dem alten feſten Lande getrennet iſt: ſo folgt, daß man auf dieſem feſten Lande eben ſo wenig Touyous, als in Amerika Straußen ſuchen darf. Dieſes bezeugen auch alle Reiſende. f Der Touyou iſt doch der groͤßte Vogel des neuen Welttheils, ob er gleich nicht die völlige Groͤße des Straußen hat; die alten find auf fechs Fuß hoch ff), und Wafer, der die Schenkel eines der größten gemeſſen, hat fie beynahe fo dicke als #) Barrere France equinox. p. 33. +) Ibid. p. 192. 8 ' x 1 **) Hiftoire generale des voy abe, Tom. m Hiftoire du Paraguai du P. Charkevois, XIV. p. 299. ) Hiftoire des Incas, T. II. 5 274. U. f. 7. « Pr 3% et T. II. p. 172. hi a ###*) Wufer nouveaux voyages de Dampier» 15 Svite des Verses de Dampier, T. V. p. 308. p. 192. nt) Ibid. p. 68. dee wid T. IN. p. 69. und T. V. ps. f) Voragesde Coreal, . 1. 5. 208. 102. +44) Barrire France equinoxlale p. 133, Der amerikaniſche Strauß. 163 “als die an 1 einem Menſchen gefunden ). Er hat einen eben ſo langen Hals, eben ſo kleinen Kopf, und ſo platten Schnabel, als der Strauß ); allein uͤberdies kommt er ſehr mit dem Caſuar uͤberein. Ich finde ſogar in des Abts Prevots Ge⸗ ſchichte von Braſilien ***), aber nirgends anders, eine Anzeige von einer Art Horn, das dieſer Vogel auf dem Schnabel hat, und wenn dieſes wahr iſt, ſo waͤre dieſes die wuͤrkliche Aehnlichkeit vom Caſuar. Sein Koͤrper iſt eyfoͤrmig, und ſcheint faſt rund zu ſeyn, wenn er mit allen feinen Federn bekleidet if, Seine Fluͤgel find ſehr kurz, und zum Flug ſehr un tauglich, ob man fie gleich zum Laufen für ſehr bequem haͤlt. Auf dem Rüden und um den Buͤrzel hat er lange Federn, die ruͤckwaͤrts fallen und feinen Hintern bede⸗ cken. Dieſe machen den Schwanz aus. Alle Federn ſind 1 auf dem Ruͤcken, und weiß auf dem Bauche. { Es iſt ſonſt ein ſehr hochbeinigter Vogel, an jedem Fuß hat er drey Zehen, die alle vorwärts gehen, denn man muß den ſchwuͤlichten runden Knoten, der hin⸗ ten iſt, und auf dem der Fuß, wie auf einer Ferſe ruhet, nicht für eine Zehe anſe⸗ hen. Dieſe Bildung iſt Urſache, daß er ſich nicht auf ſchluͤpfrigtem Erdreich, ohne zu fallen, erhalten kann ). Er laͤuft aber deſto fluͤchtiger auf ebenem Felde, und hebt dabey bald den einen, bald den andern Flügel in die Höhe, ohne daß man ſeine Ab» ſicht dabey erklaͤren koͤnne. Markgrab glaubt, es geſchaͤhe des wegen, um ſich der Fluͤgel wie der Segel zu bedienen und den Wind damit aufzufangen. Nieremberg aber haͤlt dafuͤr, es geſchaͤhe, um den ihn verfolgenden Hunden widrigen Wind zu machen; Piſo und Klein, um im Laufen bald auf dieſe, bald auf jene Seite zu ſpringen und dadurch den Pfeilen der Wilden entgehen zu koͤnnen; noch andere aber glauben, es geſchaͤhe deswegen, um ſich mit der Art Stachel „womit ſeine Flügel verſehen wären, zum geſchwindern Lauf anzutreiben ****), + 2 Tou ⸗ *) 2.35 des Voyages de Dampier, T. IV. p f 255 Man ſieht auf der Figur des Nierem⸗ berg S. 218 eine Art von Plattmuͤtzen auf dem Wirbel des Kopfs, die mit der harten und ſchwuͤlichten Platte, welche nach des D. Browns Beſchreibung auf dem Kopfe des Straußes gleichfalls wahrzunehmen iſt, ziem⸗ lich uͤbereinkommt. (I' Hiftoire de l' Autru- che). Man findet aber dieſer Platte weder in der Niereinbergiſchen, noch in einer andern Beſchreikung Erwähnung gethan. 5) Hiſt. generale des voyages, T. XIV. P. 299. Allein die Abſicht der 2) Klein am angezeigten Orte. Anm. d. Ueberſ. ane) Man ſehe alle Schriftſteller an den Ae 1 Orten nach. Man muß aber bemerken, daß weder Pifon, Mark⸗ gray, noch ein anderer, der einen Touyou geſehen, etwas von dieſem Stachel an den Fluͤgeln erwaͤhnen, und daß man blos um der Aehnlichkeit willen ihn dieſem Vogel bey⸗ gelegt, oder weil man geglaubt, daß ihm als einem Strauß, auch die Eigenſchaften des afrikaniſchen Straußes zukaͤmen. Eine faſt unvermeidliche Folge der Namenverwirrung! 164 Hiſtorie der Natur. Toupous mag nun hierbey (one: welche fie will, fo iſt doch fo viel gewiß, daß ſie im Laufen fi hwerlich ein Jagdhund einholen ai Man erzähle, daß einer diefer Bögel auf ie ihm vorgelaufenen Hunde mit einer erſtaunenden Geſchwindigkeit zu⸗ lief, die Hunde dadurch hintergieng und nach den Gebirgen entfloh ). Wegen der Unmoͤglichkeit, Pr mit Gewalt zu jagen, bedienen ſich die Wilden der Liſt und fangen fie mit Netzen ** 5 Markgrao behauptet, daß fie von Fleiſch und Früchten leben“); wenn man fie aber genauer beobachtet hätte, würde man ohnſtreitig erfahren haben, wel⸗ che von dieſen beyden Arten der Nahrung ſie vorziehen. In Ermangelung hinlaͤng · licher Nachrichten, muß man nur muthmaßen, daß dieſe Voͤgel, die mit den Straußen und andern fruchtfreſſenden Voͤgeln einerley Naturtrieb, Steine, Eis fen und andere harte Körper zu verſchlucken +), haben, zu ihrer gewöhnlichen Nah⸗ rung auch Fruͤchte genießen, und nur bisweilen Fleiſch freſſen, wenn ſie entweder vom Hunger dazu gezwungen werden, oder wenn ſie, da ſie wie die Straußen ei - nen ſtumpfen Geſchmack und Geruch haben, alles was ihnen vorkommt, eo Uns terſchied verſchlucken. Nieremberg erzaͤhlet von der Art ihrer Fortpflanzung n Dinge. Nach ſeiner Meynung ſoll das Maͤnngen die Eyer ausbruͤten. In dieſer Abſicht verſammelt es zwanzig bis dreyßig Weibgen, damit fie ihre Eyer in ein Neſt zus ſammen legen. Die, welche gelegt haben, jagt es weg, ſtoͤßt fie mit dem Schna⸗ bel fort, und ſetzt ſich mit der beſondern Vorſicht auf dieſelben, daß es zwey davon auf die Seite legt und nicht mit bebruͤtet. Wenn die Jungen anfangen aus dem Ey zu kriechen, ſo ſind die beyden Eyer unterdeſſen verdorben, und das vorſichtige Maͤnngen zerſchlaͤgt eins davon, wodurch eine Menge Fliegen, Kaͤfer und andere Inſekten herbey gelockt werden, wovon ſich die Jungen ernähren, Iſt das erſte verzehrt, zerſchlaͤgt das bruͤtende Maͤnngen das zweyte, deſſen es ſich zu gleicher Abſicht bedienet fr). Alles kann natürlicher Weiſe ſich zugetragen haben: es har ben die unfruchtbaren Eyer von ohngefehr zerbrochen werden koͤnnen, wodurch In⸗ ſekten herbey gelockt worden, die den jungen Touyous zur Nahrung gedienet; nur die Abſicht des Vaters ſcheint verdaͤchtig zu ſeyn. Dergleichen Abſichten, die man b ſo unuͤberlegt oft den Thieren beylegt, machen die natuͤrliche ae romanhaſt J. An 1 Navigations aux terres auſtrales, pag. f) Niereiberg hiſt. nat. Peregr. p. 155 27. 3) Die Erklarung, die unſer Schriftſtel⸗ 660 Hift. gen. des voyag. T. XIV. p. 316. ler von der Entſtehung dieſeß wohlklingen⸗ * Maregr. hiſt. nat. Braſ. a. a. O. den Maͤhrchens giebt, paßt in der That auf +) Ebend. a. a. O. Wafer [vite des Voyag. alles Fabelhafte und Aberglaͤubiſche, was de Dampier, T. IV. p. 308. vom Aelian bis auf unſere Zeiten in die na⸗ tuͤrli⸗ Der amerikaniſche Strauß. 165 An der Bemuͤbung des Maͤnngens, die Eyer mit Ausſchlleßung der Weib⸗ gen auszubruͤten, muß ich zweifeln, weil dieſes Vorgeben noch nicht genug beſtaͤtiget und der Ordnung der Natur entgegen iſt. Es iſt aber nicht genug, einen Irrthum anzuzeigen, man muß auch, ſo viel man kann, die Urſachen davon entdecken, die uns bisweilen zur Wahrheit zuruͤckfuͤhren. Ich glaube daher ſehr gerne, daß dieſer Irrthum daher entſtanden, weil man an einigen bruͤtenden Touyous Hoden und et⸗ was ähnliches mit der Ruthe des weiblichen Straußes entdecket, und deswegen alle bruͤtende Strauße fuͤr Maͤnngen zu halten ſich berechtiget geglaubt hat. Wafer ſagt, er habe in einer wuͤſten Gegend an der Nordſeite des Plata, ge⸗ gen den 34. Grad ſuͤdlicher Breite, eine Menge Touyouseyer in dem Sande gefun⸗ den, wo dieſe Voͤgel fie, nach feiner Meynung, von ſich ſelbſt ausbruͤten ließen“). Wenn dieſes wahr iſt, ſo kann das, was Nieremberg von der Ausbruͤtung ihrer Eyer erzaͤhlet, nur unter einem weniger warmen und dem Pole näher gelegenen Klima geſchehen. Die Hollaͤnder fanden auch wuͤrklich in den Gegenden des Ha⸗ fens Deſi iree, im 47. Grad ſuͤdlicher Breite, einen bruͤtenden Touyou, den ſie ver⸗ jagten und in ſeinem Neſte neunzehn Eyer fanden **). E⸗s iſt alſo wie mit den Straußen, die ihre Eyer unter dem heißeſten Himmelsſtrich beynahe gar nicht, auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung aber, wo die Hitze des Klima nicht hinlänglich iſt, mehr bebruͤten. . Wenn die jungen Touyous ausgekrochen, ſi nd ſie ſehr umgänglich und ſolgen dem erſten, der ihnen begegnet“); mit ihrem Alter aber bekommen fie Erfahrung und werden wild f). Ihr Fleiſch, überhaupt betrachtet, ſcheint ſehr gut zum Eſſen zu ſeyn ff), nur das Fleiſch von alten Voͤgeln nicht, welches hart und von ſchlechtem Geſchmack iſt fit). Man konnte dem Fleiſch dieſer Thiere mehr Vollkom⸗ menheit geben, wenn man ganze Heerden von Touyous unterhielte, welches ſehr leicht N „ weil be ſich gene Bine laſſen. Sie N alsdann gemaͤſtet und alle N 5 + 3 N die tuͤrliche Geſchichte e iſt. Man n a oft das Wunderbare in Erdichtungen man genug Gelegenheit haͤtte, das Wahre und Ausgemachte zu bewundern. Anm. d. Ueberſ. 2) Tem. IV. er la ſvite des Voyages de Dampier pag. 308. % Voyag, des Hollandois 1 orien- tales, T. II. p. 17. 9 „Mir, ſagt Wafer, folgten viel jun⸗ „ ge 2 0 Sie ſind ſehr einfaͤltig und thun „keinen Schaden.“ Voyages de Dampier, T. IV. p. 308. 40 Es giebt eine große Anzahl Straußen auf der Inſel, wo der Hafen Deſiree liegt, die ſehr wild find. Voyag des Hollandois aux Indes orientales, T. II. p. 17. Ich ſahe bey dem Hafen Deſiree drey Straußen, konnte aber bis zum Schuß nicht an ſie kommen. Da ſie mich ſahen, ergriffen ſie die Flucht. Navigat. aux terres auſtrales, p. 20—27. +D Maregrave hiſt. nat, Braſil. p. 190. Ii Wafer l. c. 166 | Hiſorie der Natur, ar bie Mittel babe angewendet werden, die bey den Truthuͤhnern, die Gelten aus den heißen und gemaͤßigten Gegenden des ieften Landes in Amerika kamen, ſo bor. | theilhaft geweſen find, . Ihre Federn ſind lange a ſo ſchoͤn, als die Straußenfedern * e ſagt ſo gar, ſie koͤnnten zu gar nichts aneh werden““). Es waͤre zu wuͤnſchen, daß uns die Reiſenden, anſtatt piel von dem geringen Werth derſelben zu erzaͤhlen, eine richtige Idee von ihrem Bau gegeben haͤtten. Man hat von dem Strauße viel, aber von dem Touyou zu wenig geſchrieben. Wenn man eine Geſchichte des erſten ſchreiben will, fo findet man die groͤßte Schwierigkeit, alle Nachrichten zu ſammlen, alle Erzählungen zu vergleichen, alle Meynungen zu unterſuchen und die Wahrheit, welche in einem Labyrinth verſchiedener Nachrichten, oder in einer Mens ge Worte verborgen liegt, aufzufinden. Will man aber vom Touyou reden, ſo muß man oft aus dem, was nach der Natur eigentlich feyn müßte, das errathen, was wuͤrklich iſt; uͤber ein ohne Abſicht hingeſchriebenes Wort, bisweilen auch uͤber das Stillſchweigen ſelbſt, Auslegungen machen; ſtatt des Wahren, ſich an dem Wahrſcheinlichen begnuͤgen: mit einem Worte, ſich vorſetzen, an den meiſten Haupt⸗ umftänden zu zweifeln und alles Uebrige nicht zu wiſſen, bis uns kuͤnftige Beobach⸗ tungen in den Stand ſetzen, die Lücken auszufüllen, die wir aus Mangel hinlaͤngli⸗ cher Nachrichten jetzt noch in der Geſchichte dieſes Vogels unberuͤhrt laſſen muͤſſen. Zufäge zur Geſchichte des Strauß und Straußbaſtard. ir: gehet es allerdings wie urferm Verfaſſer. Bende Voͤgel find auslaͤndiſch und kommen wenig in unſre Gegenden. Vom Strauße hat uns Herr von Buͤſſon die vollſtaͤndigſte Beſchreibung und die beſten Auszüge aus Schriftſtellern von verſchledenem Range und Werthe geliefert. Vom Straußbaſtard geſteht er ſelbſt, daß man zu wenig von ihm wiſſe, und das Wenige hat er uns alles mitgefheile, Wir konnen alſo nichts zufegen. Nur das koͤnnen wir nicht vorbey laffen, daß die Natur hier wieder ihre Art des ſtaͤtigen Fortganges auf eine in die Augen fallende Weiſe zeiget. Zwiſchen dem Strauße und dem nun folgenden Caſuar ſcheint ein klei. nec Raum zu ſeyn, aber auch dieſer blieb nicht unausgeſuͤllt, die Natur ſteigt ver⸗ ku? Straußbaſtards, der bey der Abweichung, daß er drey Zehen hat, dem Strau⸗ 2) Hit. des Ineas, T. II. p. 276, “*) Voyages de Cortal, T. II. p. 208 Der Caſuar. Strauße doch ahnlicher als der Caſuar iſt, zu diefem letztern herab. 167 Es iſt kein Zweifel, daß wir dieſes überall fo finden würden, wenn wir alle Gegenſtaͤnde in der Natur fo deutlich bemerken Fönnten, $ 0 Holländer haben dieſen Vogel zuerſt in Europa bekannt gemacht; ſie brach⸗ Der Caſuar.“ * 0 ten ihn aus der Inſel Java mit, da fie im Jahr 1597 von ihrer erſten Reiſe nach Oſtindien zuruckkamen **), Die Einwohner daſelbſt nennen ihn Eme, wor⸗ aus die Franzoſen Emeu gemacht haben. Namen Calloware “*), welches wir Cafoar ausſprechen. Die ihn mitbrachten, gaben ihm den Ich habe dieſen Na⸗ men beybehalten, weil er noch keinem Vogel beygeleget worden; dahingegen der Name Emeu worden iſt. „wie wir oben geſagt haben, mit Unrecht dem Straußbaſtard gegeben Obgleich der Caſuar weder ſo groß noch ſo dicke als der Strauß iſt, fo ſcheint er doch weit unterſetzter zu ſeyn, weil er bey einem faſt eben ſo großen Koͤrper kuͤrzere und verhaͤltnißmaͤßig weit dickere Fuͤße hat, und ſein Koͤrper weit aufgetriebener iſt, welches ihm ein viel plumperes Anſehen giebt. Der von den Herren der Akademie der Wiſſenſchaften defchriebene Caſuar, war, von der Spitze des Schnabels bis an die Spitze der Klauen gerechnet, fünf und ei⸗ nen halben Fuß hoch f); der vom Cluſius beobachtete war um ein Viertheil 1) Der Caſuar, Cafuarius, Emeu, Caſuel, Caſſawar- cock. gallens Voͤgel. S. 91. n. 3. f. 2. Caſuar. Klein durch Keyger S. 17. Strutbio Caſuarius pedibus tridactylis, galea palearibusque nudis. Linn. S. N. XII. p. 265. n. 2. Der Caſuar. Müllers Naturſyſt. Th. II. S. 450. n. 2, T. xvmu. f 2. Anmerk. d. Ueberf, a ) Caſoar; in Indien, Eme oder Emeu; in- Europa, Cafoar oder Caſowar — Emeu Avis, Cluſii Exot. lib. V. p. 97. mit einer ſehr guten Abbildung p. 98. — Cafoar, Memoires pour ſervir à P hiftoire des animaux, part. II. P. klei⸗ 157. pl. LVI. mit einer ſchoͤnen Abbildung. Cafowary. Albin Tom. II. pag. 39. pl. LX mit einer ſchlechten Abbildung. — Caſuarius. Frifch 2 ev. mit einer illuminirten Figur. — Le Cafoar, Brif, Ornith. T. V. p. 10. pl. 1. fig. 2. * Hiſt. gen. des voyages, Tom. VIII. p. 12. — Ciufius Exotic, lib. V. cap. III. p. 97. edit, fol. 1505. ex offic, Plant. , Bontins. — Frifch, ad tabulam, pag. 105. 5 2 +) Mem, pour fervir à J hiſt. des animaus part, II. p. 157. f 168 Hiſtorie der Natur. kleiner“). Houtmann giebt ihn noch einmal ſo groß als den Schwan an““), und andere Hollaͤnder geben ihm die Groͤße eines Schaafs. Dieſe Verſchiedenheit in Anſehung des Maaßes iſt der Wahrheit nicht nachtheillg, fie iſt hingegen das einzige Mittel, das uns eine nähere Gewißheit von der wuͤrklichen Größe des Caſuar ges ben kann. Denn die Leibesgroͤße eines einzelnen Thieres beſtimmt nicht die Groͤße der ganzen Gattung, und man kann ſich keine richtige Idee davon machen, wenn man ſie nicht als eine zwiſchen gewiſſen Grenzen abwechſelnde Groͤße betrachtet. Hieraus folgt, daß ein Naturforſcher, der alle Ausmeſſungen und Beſchreibungen der Beobachter genau und richtig mit einander verglichen hat, welt genauere und ſichere Begriffe von der Gattung haben muß, als der, welcher nur das einzelne Thier, 8 das er ausgemeſſen und beſchrieben, kennen gelernt hat. AR Das merfwürdigfte an der Bildung des Caſuar iſt die kegelfoͤrmige, vorn ſchwarze, uͤbrigens durchaus gelbe Haube, die von dem Ende des Schnabels bis auf die Mitte des Wirbels auf dem Kopf, auch bisweilen noch weiter gehet. Dieſe Haube entſtehet durch die Erhabenheit der Hirnknochen an dieſem Orte, und iſt mit. einer harten Haut bedecket, die aus feſten und der Subſtanz des Ochſenhorns glei⸗ chenden Lagen beſtehet. Die ganze Geſtalt derfelben gleichet einem abgeſtumpften Kegel, der drey Zoll hoch iſt, im Durchmeſſer aber unten einen Zoll und an dem oberſten Theil drey Linien betraͤgt. Cluſius Hält dafür, daß dieſe Haube alle Jah. re, wenn ſich dieſer Vogel mauſtert, mit den Federn abfalle***), Die Herren der Akademie der Wiſſenſchaften aber haben richtig angemerkt, es koͤnne nur allein die außere Haut abfallen, und nicht der innere Kern, weil dieſer, wie wir ſchon geſagt haben, einen Theil des Hirnknochens ausmacht. Sie fuͤgen noch hinzu, daß man in dem Thiergarten zu Verſailles, während den vier Jahren, als der von ihnen bes ſchriebene Caſuar daſelbſt unterhalten worden, die äußere Haut habe abfallen geſe⸗ hen 17). Indeſſen kann es ſeyn, daß ſie wuͤrklich abfaͤllt, und zwar ſtuͤckweiſe und auf die Art, wie ſich der Schnabel an vielen Bögeln abblättert, welches die Wärter des Thiergartens als eine Kleinigkeit nicht bemerket haben. a Der Augenring ſieht wie ein gelber Topas aus, und die innere Haut des Aus. ges iſt, in Betracht des ganzen Augapfels, ſehr klein t). Dadurch erhält dies ſes „) Edendaſ. — und Cluſius a. a. O. ) Mem, pour ſervir 2 J hiſt. des anim, a part. II p. 161. 7 „% Voyages 4 Houtmann dans le Recueil 4) Der Augapfel hat anderthalb Zoll; des Voyages de la Compagnie Hollandoiſe aur der Augenkriſtall vier Linien und das innere Indes Orientales, 1596. ö Augenhaͤutgen nur drey Linien im Durch⸗ ſchnitt. Mem. pour ſervir à l' hiſt. des animaux, 2 CIaſſus, Exot. p. 98. part. II. pag. 167. - 105 Der Caſuar. 169 ſes Thier ein eben fo wildes als außerordentliches Anſehen. Das untere Augenlied iſt das größte und das obere iſt in der Mitte mit einer Reihe kleiner ſchwarzer Haa⸗ re eingefaßt, die nach Art der Augenbraunen uͤber den Augen rund herum ſtehen und dem Caſuar eine Geſichtsbildung geben ), die durch die große Oefnung des Schna⸗ bels drohend wird. Die Naſenloͤcher ſind nahe bey der Spitze der obern Safe des Schnabels. Am Schnabel muß man den Bau der aͤußern Bedeckung unterſcheiden, der aus drey feſten Theilen beſtehet, wovon zween den Umfang des Schnabels bilden, der dritte aber, der weit erhabner als bey dem Strauß iſt, den obern Abſatz auge machet. Alle drey ſind mit einer Haut bedecket, die die Zwiſchenraͤume der Theile ausfuͤllet. Die obere und untere Kinnlade des Schnabels iſt an den Seiten, gegen die Spitze zu, etwas ausgeſchnitten, und jede ſcheint drey Spitzen zu haben. Der Kopf und der obere Theil des Halſes find nur mit einigen kleinen Fe⸗ dern oder vielmehr kleinen ſchwarzen Haaren duͤnne beſetzt. Es ſcheint daher an dieſen Stellen die Haut ganz entbloͤßt zu ſeyÿn. Sie hat verſchiedene Farben, an den Seiten iſt ſie blau, unter der Kehle columbinſpielend violet, hinterwaͤrts an vielen Stellen roth, am meiſten aber in der Mitte, und dieſe rothe Stellen find ers habner als die andern, wegen gewiſſer Falten oder uͤber den Hals weg e ſchraͤger Kreuzſchnitte. Dieſe Farben aber find nicht allemal einerley. Bey dem Caſuar, den die Herren der Akademie der Wiſſenſchaften befchries ben, waren die Oefnungen der Ohren ſehr groß“ ); hingegen waren ſie ſehr klein an demjenigen, welchen Cluſius beſchrieben hat““). An allen beyden aber waren ſie, wie die Augenlieder, mit kleinen ſchwarzen Haaren umgeben. N Gegen die Mitte des Vorderhalſes, wo ſich die großen Federn anfangen, wgchſen zwey kleine roth und blaue, unten abgerundete Baͤrte hervor, die Bontius in feiner Abbildung unmittelbar, wie bey den Huͤhnern, unter den Schnabel fegt, Friſch hat deren vier vorgeſtellet: zwey ſehr lange an den Seiten des Halſes, und zwen kleinere und kuͤrzere vorn am Halſe. Auch der Helm iſt in feiner Abbildung weit breiter und ſieht einem Turban ähnlich ****), Man hat in dem koͤniglichen Kabinet einen Kopf, der von einem Caſuar zu ſeyn ſcheint, und der ein von der gewoͤhnli⸗ chen Erhabenheit auf dem Kopfe des Caſuar verſchiedenes Gewaͤchs hat. Zeit und Beob⸗ *) Mem, pour ſervir à P hiſt. des anim. *) Clußus Exotic. lib. V. e. III. p. 98. Pert. II. p. 161. * Friſeb p. 105, 10 Ebendaſ. p. 161. A I. Th. II. Band. 9 144 170° Hiſtorie der Natur. Beobachtungen muͤſſen uns lehren, job dieſe Verſchiedenheiten, und die wir noch in der Folge bemerken werden, beſtaͤndig find, oder nicht; ob nicht einige von der ge⸗ ringern Genauigkeit der Zeichner, oder von der Verſchiedenheit des Geſchlechts, oder von andern Umſtänden herkommen. Friſch behauptet, er habe bey zwey ausge⸗ ſtopften Caſuars Merkmale, die das Maͤnngen vom Weibgen unterſcheiden, u troffen; aber er beſtimmt dieſen Unterſchied nicht. Der Caſuar hat noch kleinere Fluͤgel als der Strauß. Sie ſind 1 ſo öh zum Fliegen untuͤchtig und mit mehrern Stacheln als des Straußen ſeine verſehen. Cluſius hat deren vier an jedem Flügel gefunden; die Herren der Akademie fuͤnf; und auf der Abbildung des Herrn Friſch Tafel 185, zählt man ſehr deutlich ſieben. Sie find wie die Federkiele, an der Spitze roth und durch und durch hohl, dabey aber mit einer Art Mark, wie die jungen Federn anderer Voͤgel, angefuͤllet. Der mittelſte und laͤngſte unter allen iſt beynahe einen Fuß lang und ohngefaͤhr drey Li nien im Durchſchnitt. Die Stacheln an den Seiten werden immer von einem zum andern, ſo wie die Finger an der Hand, etwas kuͤrzer. Swammerdam bediente ſich dieſer Stacheln oder Federn ſtatt der Roͤhrgen, womit er die zarteſten Theile der Inſekten, z. B. die Luftroͤhren aufblies ). Man glaubt, der Caſuar habe dieſe Art Fluͤgel, um fi ich zum ſchnellen Laufen anzutreiben “); andere aber halten dafür, fie dienten ihm dazu, daß er damit, wie mit Spitzgerten um ſich ſchlagen koͤnne ). Niemand aber hat es geſehen, was er davon fuͤr einen Gebrauch machet. Der Caſuar und der Strauß haben dieſes noch mit einander gemein, daß beyde am ganzen Körper, an den Fluͤgeln und um den Buͤrzel u. f. nur einerley Federn haben. Die meiſten aber ſind gedoppelt, denn jeder Kiel bringt gemeiniglich zwey kleinere Kiele hervor, davon der eine oft länger als der andere, bisweilen auch dem⸗ ſelben ahnlich iſt, fie find auch nicht in ihrer ganzen Länge von einerley Bauart. Die kleinen Kiele find platt, ſchwarz, glänzend, unterwärts in Knoten abgetheilt, und jeder Knoten hat einen Bart, doch mit dem Unterſchiede, daß von der Wur— zel bis zur Mitte des Kiels dieſe kleinen Faͤſergen, die den Bart des Kiels ausma— chen, kuͤrzer, biegſamer, faferichter, fo zu fagen, wie Pflaumfedern, und von einer fahlgrauen Farbe find; an ſtett daß fie von der Mitte an bis ans Ende, länger, härter und von ſchwarzer Farbe find, Da nun dieſe letztern Faſern die andern ber decken und nur allein geſehen werden, ſo ſcheint der Caſuar in einer Entfernung ein zottigtes Thier und mit eben ſolchen Borſten, wie ein Bare oder wildes Schwein, 5 ®) Collect. Acad. errang. Tom. II. del hiſt. ) Mem, pour ſervir à P hiſt. des anim, nat. pag. 217. Part. II. p. 160, * Clufis Exotic. lib. V. c. III. p. 98. Der Ca ſuar- i 171 verſehen zu ſeyn. Die kuͤrzeſten Federn hat er am Halſe, die laͤngſten aber um den Buͤrzel herum, und die mittelmaͤßigen zwiſchen beyden Theilen inne. Die am Buͤrzel find auf vierzehn Zoll lang und Hängen über den hinterſten Theil des Körs pers herab. Sie vertreten die Stelle des Schwanzes, der ihm ganz fehlt J. Vorn an der Bruſt hat er, wie der Strauß, eine ſchwuͤlichte kahle Stelle uͤber dem Bruſtbein, weil auf dieſem das ganze Gewicht des Koͤrpers ruht, wenn er fist, Beym Caſuar ſteht dieſer Ort mehr hervor und iſt erhabner, als beym Strauß *). Die Keulen ſind beynahe bis an das mittelſte Gelenke mit Federn bedeckt, die an dem Caſuar des Elufins aſchgrau waren. Die Füße, die ſehr groß und nervicht ſind, haben drey Zehen, und nicht viere, wie Bontius meynt. Sie ſind alle drey vorwärts gebogen. Die Holländer erzaͤhlen, der Caſuar bediene ſich ſei⸗ ner Fuͤße zur Vertheidigung. Nach einigen ſoll er damit wie ein Pferd hinten aus— ſchlagen“ “); nach andern geht er auf feine Feinde loß, wirfe fie zu Boden und zertritt ihnen die Bruſt aufs grauſamſte“ c). | Cluſius, der einen lebendigen Caſuar in den Gärten des Grafens von Solms im Haag geſehen hat, verſichert, daß er ſich des Schnabels nie zur Vertheidigung bediene, fondern er überfalle feine Feinde von der Seite, und werfe fie zu Boden. Er fuͤget noch hinzu, daß ihm der Graf Solms einen Baum, der ſo ſtark als ein Schenkel geweſen, gezeiget, den dieſer Vogel ſehr uͤbel zugerichtet und mit ſeinen Fuͤßen und Klauen abgeſchaͤlet hatte f). In dem Thiergarten hat man zwar die Caſuare, die daſelbſt aufbewahret werden, nicht fo boshaft und ſtark gefunden, viel⸗ leicht waren fie aber zahmer als des Eluſtus feiner, Sie lebten uͤberdieß im Ueber fluß, und in einer eingeſchraͤnktern Gefangenſchaft. Alles Umftände, die nach und nach die Sitten der nicht ganz wilden Thiere verbeſſern, ihren Muth ſchwaͤchen, ihr Naturell umbilden und ſie wegen neuerlangter Faͤhigkeiten unkenntlich machen. N N 8 Die Klauen des Caſuar find ſehr hart, von außen ſchwarz und inwendig weiß 50. Der Ritter Linné ſagt, daß er mit der mittlern, als der groͤßten Zehe ſchlage ttt). Die Beſchreibungen und Abbildungen der Herren der Akademie und 5 . Y 2 des ) Ebendaſ. p. 158. 15 I) Clafius Exotic. lib. V. c. III. **) Voyages de la Compagnie Holland. . BON en pour eee rn part. II. p. 162. k e) Hiſtoire generale des Voyages, Tom. VIII p. 112. 5 Ii Gen. 86, edit,. X. Ungue intermedio ) Ebendaſ. ö majore ferit. m Hifiorie der Natur. des Herrn Briſſons ſtellen die Klaue der innern Zehe als die größte 5 wie ſie es auch in der That iſt “)“. Sein Gang iſt ſonderbar. Es ſcheint, als ob er zu einer r Zeit hinten . ſchlüge, und zugleich einen halben Sprung vorwärts thue ““). Dieſes uͤblen Ann ſtandes im Gange aber ohnerachtet, behauptet man doch, daß er geſchwinder als der beſte Läufer laufen!). Die Geſchwindigkeit iſt eine ſolche Eigenſchaft der Voͤ. gel, daß auch die größten und ſchwerſten weit flüchtiger im Laufen, als die leichtes ſten unter den Landthieren ſind. Der Caſuar hat eine an den Seiten gezänfelte und fo kurze Zunge, daß man ſie ihm, wie dem Auerhahn, ganz abgeſprochen; diejenige, ſo Perrault betrachtet hat, war nur einen Zoll lang und acht Knien breit *). Er verſchlingt alles, was man ihm vorwirft, wenn er es nur in ſeinen Schnabel bringen kann. Dieſe Eigenſchaft hat er, wie Friſch mit Recht angemerket hat, mit den Huͤhnern ge⸗ mein, die ihre Nahrung ganz verſchlingen, ohne fie im Schnabel zu zerbrechen f). Die Hollander aber, die die an ſich ſchon ſonderbare Geſchichte dieſes Vogels durch wunderbare Zufäße noch merkwuͤrdiger zu machen geſucht haben, erzaͤhlen, daß der Caſuar, wie der Strauß, Steine, Eiſen, Stuͤcken Eis u. f. überdies noch glüs bende Kohlen verſchlucke, ohne davon einige Beſchwerde zu empfinden 11). Man ſagt auch von ihm, daß er alsbald alles, was er zu ſich genommen 110, auch bisweilen Aepfel einer Fauſt groß, die er verſchluckt, ganz wieder von ſich gebe fit). Der Kanal feiner Eingeweide iſt auch wuͤrklich fo kurz, daß die Nahe rung ſehr geſchwind durchgehen muß, und harte Nahrungsmittel, die eines Wis derſtandes fähig find, können in fo einem kleinen Durchgang wenig Veränderung . leiden wenn pub die Wuͤrkſamkeit des Magens durch Krankheit in Unordnung gebracht 4) S. Linn. S. N. XII. p. 265. „Ungue „ intermedio ferit.“ Herr Srifch bat auch die mittelſte Zebe, die Herren . und Herr Briſſon aber die innere als die lange angegeben, und Herr von Buffon ) Mem. N al’ hiſt. des animaux, ſcheint auf die Seite der letztern zu treten. Pert. II. pag. 167. M. +) Frifeb, p. et fig. 105, Ju dem in hieſigem Naturalienkabinette verwahrten ausgeſtopften Cafnar habe ich 710 Hi, gen, des voyages, Tom, VIII. %) Voyag. des Hollandois, Tom. VII. p. 349. **) Ebendaſ. 4 die mittlere Zehe merklich länger als die bey⸗ den aͤußern gefunden. d. Ueberſ. *) Mem, pour ſervir à l' hift. des animaux, ge II. p. 158. — Ornithol. de Beil T: V. p. 1. pag. II. 1) Voyages des 1 e VII. Pag. 349. ) Hiſt. generale de voragen, T. VIII. pag. Iz, Der Caſuar. 73 gebracht worden iſt. Man hat dem Cluſius verſichert, daß der Caſuar in dieſem Zuſtande die Huͤhnereyer, wornach er ſehr luͤſtern wäre, fo wie er fie verſchluckt, ganz mit der Schale wieder von ſich gebe, und daß er ſie alsdann zum zweytenmale verſchlucke, und ſehr gut verdaue ). Die vornehmſte Nahrung des Caſuar, den der Graf Solms unterhalten lies, war in Stuͤcken geſchnittenes weißes Brod: ein Beweis, daß er Fruͤchte, oder vielmehr alles, was man ihm vorwirft, frißt, und daß er den Kropf und doppelten Magen der fi 0 von Pflanzen ernaͤhrenden! “) Thiere und die kurzen Gedaͤrme fleifchfreffender Thiere habe. Der Darmkanal des Caſuars, den die Herren der Akademie zerglieders haben, war vier Fuß acht Zoll lang, und zwey Zoll im Durchmeſſer, in ſeiner gan⸗ zen Ausdehnung. Der Blinddarm war zweyfach, und hatte nicht mehr als eine Linie im Durchmeſſer, auf 3. 4. und 5, Zoll in der Laͤnge **). Nach dieſer Rech- nung find die Eingeweide des Caſuar ızmal kuͤrzer als des Straußes, wenigſtens dererjenigen Straußen, welche die längften haben. Und aus dieſem Grunde muß er viel fraͤßiger und begieriger nach Fleiſch ſeyn! “**). Davon wuͤrde man ſich bald überzeugen koͤnnen, wenn die Beobachter die lebendige Natur ſtudiren wollten, ans ſtatt ſich zu begnügen, fie blos an Cadavern zu unterfuchen, Der Caſuar hat eine Gallenblaſe, deren Kanal ſich mit dem Lebergange kreu— zet, und ſich etwas höher als dieſer in den Zwvoͤlffingerdarm eroͤfnet, und der Ge⸗ kroͤsdruͤſendarm eröfnet ſich noch über den Gallenblaſengang: eine Bildung f bie von derjenigen, die man beym Strauß antrift, ganz verfchieden ift. Die Zeugungsglieder des Männgens-find weniger verſchieden. Die Ruthe iſt an dem obern Theil des Maſtdarms befeſtiget. Sie hat die Geſtalt einer drey— eckigten Pyramide, iſt zwey Zoll am Ende und an der Spitze zwey Linien breit. Sie iſt aus zwey ſehr feſten knorplichten Baͤndern zuſammengeſetzt, davon oben eines an das andere verbunden, unten aber getrennt iſt. Der zwiſchen beyden ges bliebene halbe Kanal iſt mit einer Haut bedeckt. Die zuführende Gefäße und Harn | Y 3 gänge % Cluſus Exot. lib. V. cap. III. p. 99. a) Memeires pour ſervir a P hiſt. des ani- maux, part. II. p. 155, 156, 157 und 170. In der letzten angefuhrten Stelle iſt eine Zei⸗ le am Ende der Seite weggelaſſen worden, die den Unterſchied, den man unter den ver⸗ ſchiedenen Magens antrift, bemerkt. Die⸗ ſer Unterſchied beſtehet, wenn ich mich nicht betruͤge, darinne, daß ſie bald voll Muſteln, bald aber haͤutig find. Ein ſehr unentſchied⸗ S ner Bau, der mit der zweydeutigen Natur eines Thieres, das eigentlich weder unter die Voͤgel, noch vierfuͤßigen Thiere gerechnet werden kann, ſehr wohl uͤbereinkommt, und ber die Mägen der Kornfreſſenden mit dem Eingeweide der Fleiſchfreſſenden verbindet. ee) Animaux de Herrault, p. 163. *) Man ſehe den IV. Th. in 4. dieſer natuͤrlichen Geſch. S. 442, und den VII. Th. 36. nach. 22 Et 174 m 1 Hiſdorie der Natur. gaͤnge hoben mit dem Kanal der Ruthe kelle ſcheinbare Verbindung Dieser Theil des Körpers, der bey den vierfüßigen Thieren vier hauptſaͤchliche Beſtimmun⸗ gen zu haben ſcheint, namlich 1) den Harn zu laſſen, 2) den männlichen Saa⸗ men in die Mutter des Weibgens zu bringen, 3) durch ſeine Reizbarkeit den Ausfluß dieſer Feuchtigkeit zu befoͤrdern, und 4) das Weibgen durch ſeine Wuͤrkung zur Aufnahme derſelben zu reizen, vollbringet bey dem Caſuar und Strauß nur die letztern zwey Beſtimmungen. Er erreget nur die wechſelſeitigen noͤthigen Bewer gungen in den Behältniffen der männlichen und weiblichen Saamenfeuchtigkeit. Man hat dem Cluſius erzaͤhlet, daß man bey einem lebendigen Caſuar eini⸗ gemal die Ruthe durch den After habe herauskommen fehen**); eine neue N gung der Aehnlichkeit mit dem Strauß. Die Eyer des Weibgens find aſchgrau und fallen zugleich ins Gruͤnlichte; fe } find nicht völlig fo groß, aber länger als die Straußeneyer, und mit einer Menge kleiner dunkelgruͤner Buckeln verſehen. Die Schale ift nach dem Zeugniß des Clu⸗ ſius, der viele geſehen hat, nicht ſehr dicke. Das groͤßte unter denen, die er beobachtet, war im Umfange fünfzehn, in der Mitte aber etwas mehr als zwölf. Zol . Der Caſuar hat, wie andere und beſonders ſolche ſchwere Voͤgel, eine 1427 ge und die zehen Luftzellen. Er hat eben die ſchwarze Haut, die man in den Au- gen anderer Vögel antrift, auch das inwendige Augenlied, das bey den Vögeln in dem großen Winkel des Auges durch zwey ordentliche Muskeln ****) zurückgehalten und über die Hornhaut durch eine Art mufkuloͤſer Augenwelle, die alle Aufmerkſam⸗ keit der Zergliederer verdient, abwechſelnd geſchoben wird f). Der ſuͤdliche Theil des öftlichen Aſiens ſcheint das wahre Klima des Caſuar zu ſeyn. Sein Gebiete fängt ſich, fo zu ſagen, da an, wo ſich das Gebiete des Straußens endiget, der niemals weit uͤber den Ganges gekommen iſt, wie wir in feiner Geſchichte gehoͤret haben. Der Caſuar hingegen haͤlt ſich auf den molukki— ſchen Inſeln, auf den Inſeln Banda, Java, Sumatra, und auf dem gegenuͤber liegenden feſten Lande auf +1), Dieſes Geſchlecht aber muß ſich nicht fo ſehr in feie nem Diſtrikt vermehren, als der Strauß in dem feinigen, weil ein König von Joardam, auf der Inſel Java, den hollaͤndiſchen Schifshauptmann Schellinger mit a *) Mem. pour fervir à I hift, des animaux, 3) Hiſt. de 1 0 royale des Sciene. de . 164. Paris, T. IL p. 2 ) Clufius Exotic, p. 99. +) Mem. pour b Lrvir 3 äl hif, des anim. %) Ebend. Ova pundis excavatis, ſagt part. II. p. 167. Kinnse. Dieſes kommt aber nicht mit dem, 17). Voyages des Hollandois, T. VII, p. was Cluſius beobachtet, uͤberein. 349. — Uinfius Exotic. lib. V. cap. III. p. 99. a Der Caſuar. 8 175 mit einem Caſuar als einem ſeltenen Vogel beſchenket hat“). Die Urſache davon iſt nach meiner Meynung dieſe, weil das öftliche Indien mehr als Afrika bewohnt iſt. Nun weis man aber, daß, je mehr ſich die Menſchen in einer Gegend vermehren, deſto haufiger die wilden Thiere aufgerieben oder verjagt werden, weil fie allemal ruhige Oerter, weniger bewohnte oder nur von ungeſitteten Voͤlkern, die fie nicht ſo ſehr verfolgen und aufreiben, beſetzte Ländereyen lieben. f Es iſt merkwuͤrdig, daß der Caſuar, der Strauß und der Touyou, die drey größten bekannten Vögel, alle drey an das heiße Klima gewoͤhut find, das fie gleichſam unter ſich vertheilt haben, und wo jeder in feiner Gegend bleibt. Alle drey find wuͤrkliche Landvoͤgel, die zwar nicht fliegen, aber deſto geſchwinder laufen koͤnnen. Alle drey freſſen beynahe alles, was man ihnen vorwirft, Koͤrner, Kraͤu— ter, Fleiſch, Knochen, Steine, Eisſchollen, Eiſen, Kieſel u. ſ. w. Alle drey haben einen ſehr langen Hals, hohe und ſtarke Fuͤße, weniger Krallen als die mei⸗ ſten andern Voͤgel; der Strauß hat die wenigſten unter allen. Alle drey haben einerley Federn, die ſowohl von allen andern Voͤgeln, als auch bey dieſer Art ſelbſt verſchieden ſind. Alle drey haben auf dem Kopfe und am obern Theil des Halſes keine Federn, ſie haben eigentlich keinen Schwanz und nur unvollkommene Fluͤgel, die mit Kielen ohne Federn eingefaßt ſind, wie wir angemerkt haben, daß die vierfuͤßigen Thiere der warmen Laͤnder weniger Haare, als die in den noͤrdlichen Gegenden haben. Alle drey ſcheinen mit einem Wort blos für die heißeſten Erd. ſtriche geſchaffen zu ſeyn. N Aller dieſer Aehnlichkeiten ohnerachtet, find dieſe Bien Gattungen doch durch. ſehr auffallende Kennzeichen von einander ſo unterſchieden, daß man ſie nicht mit . einander verwechſeln kann. Der Strauß unterſcheidet ſich vom Caſuar und Touyou durch feine Größe, durch feine Kameelfuͤße und durch feine Federn; vom Caſuar insbeſondere unterſcheidet man ihn durch die Bloͤße ſeiner Schenkel und Seiten, durch die Laͤnge und Weite feiner Eingeweide und weil er keine Gallen⸗ blaſe hat. Der Caſuar iſt von dem Touyou und Strauß wegen feiner bis an die Ferſen mit Federn bedeckten Schenkel, wegen der kleinen rothen ben am Hals und wegen des Helms auf dem. Kopf, unterſchieden. Ich habe aber doch an dem letztern Unterſcheidungszeichen eine Aehnlichkeit mit den beyden andern Gattungen wahrgenommen; denn der Helm iſt nichts anders, wie man weis, als eine Erhabenheit des Hirnknochens, die mit einer Hornhaut bedeckt iſt, und wir haben in der Geſchichte des Straußens und des Touyou geſehen, daß der obere Theil der Hirnſchale bey dieſen beyden eren ebenfalls mit einer harten und ſchwuͤlichten Decke verſehen war. *) Hiſt. le des voyages, T. VIII. p. 12. Der 176 HGi.ſtorie der Natur. - Der Dronte ? ). M- legt gemeiniglich den Voͤgeln die Leichtigkeit als ihnen etwas eigenthuͤm⸗ liches bey; wenn man aber daraus einen weſentlichen Charakter dieſer Klaſſe machen wollte, ſo wuͤrde der Dronte nicht darunter gerechnet werden koͤnnen. Denn anſtatt von ſeiner Leichtigkeit uͤberzeugt zu werden, wird man erfahren, daß er die plumpeſte von allen organiſirten Kreaturen iſt. Man ſtelle ſich nur einen großen ungeſchickten und faft kubiſchen Körper vor, den kaum zwey ſehr dicke und kurze Pfeiler ertragen konnen, über den ein fo außerordentlicher Kopf, daß man ihn für eine Phantaſie eines groteffen Malers halten möchte, hervorraget. An dieſem Kopf iſt ein ſtarker und kropfigter Hals, der beynahe ganz aus einem ungeheuern Schnabel, an dem zwey große ſchwarze mit einem weißen Zirkel umgebene Augen find, und deſſen Oefnung bis hinter die Augen und faſt bis an die Ohren gehet, beſtehet. Die beyden Kinnbacken ſind in der Mitte ausgehoͤhlt und an beyden En— den gewölbt, an der Spitze aber gegen einander gekruͤmmet, wie zwey zugeſpitzte söffel, die man, die Woͤlbung auswärts gerichtet, zuſammen gelegt hat. Aus dieſen allen entſtehet das Bild der Dummheit und Gefraͤßigkeit, welches, um die Unſormlichkeit vollſtändig darzuſtellen, noch mit einem Saum von Federn verſehen iſt, der um die Wurzel des Schnabels herumgehet, ſich auf der Stirne erhebet, und das ganze Geſicht wie eine Kappe einhuͤllet. Davon hat dieſer Vogel auch den Namen des Schwanes mit der Kappe erhalten. Die Dicke, die bey den Thieren ſonſt ihre Staͤrke anzeiget, verurſacht hier nur eine Schwere. Der Strauß, der Touyou, der Caſuar ſind zwar eben ſo un⸗ geſchickt zum Fliegen, als der Dronte, doch koͤnnen fie geſchwinder laufen; da hingegen der Dronte kaum ſein eigen Gewicht fortſchleppen kann. Er iſt unter den Voͤgeln das, was das Faulthier unter den vierfüßigen Thieren ift. Man igöchte faſt von ihm ſagen, er wäre aus einer rohen, unthaͤtigen Materie, an der die klei nen 1) Didus ineptus. Linn. S. N. XII. p. 267. Bewohner der Moritzinſel und der benachbar⸗ Der Straußcaſuar. Muͤllers Raturſ. Th. II. ten Gegenden beylegen. Die Portugieſen S. 455. boll. Dod- aars. The Dodo. Monk- nennen ihn Dodo; die Hollaͤnder, Dod-aerts (wan of St. Maurices Island. Charleton Onom. und Walgh- vogel. — Dronte alüs, Dod - S. z. Der Dodo. Seeligm. Voͤgel. Th VIII. aerts. Bontius, Indes orient. p. 30 — Galli- tab. 84. M. naceus gallus peregrinus. Ciaſius Exotic. lib. „) Dronte iſt der Name, den ihm die V. p. 99. — Edwards, Glanures, pl. 294. Der Dronte. 177 nen lebendigen Theilgen ſehr geſpart worden, zuſammengeſeßt. Cr bat Flügel, aber fie find ſehr kurz und zu ſchwach, ihn in der Luft zu tragen; einen Schwanz, der ſehr unregelmäßig und am unrechten Orte if, Man koͤnnte ihn eher für eine Schildkroͤte halten, die ſich in eine Vogelhaut verkrochen haͤtte, und die Natur ſcheint, indem fie dieſem Vogel ſolche unnuͤtze Zierrathen beygelegt, die Abſicht ges habt zu haben, durch die verhindernde Schwere, durch die verkehrten Bewegungen der unwuͤrkſamen Maſſe, ſeine plumpe Geſtalt dadurch noch auffallender zu u wenn fie uns erinnert, daß wir an ihm wuͤrklich einen Vogel ſehen. Die erſten Holländer, die auf der ehemaligen Morizinſel, die itzt Isle de France heißt“), dieſen Vogel antrafen, nannten ihn Walg- Vogel oder den eklen Vogel, feiner haͤßlichen Geſtalt und des uͤblen Geſchmacks feines Fleiſches wegen. Dieſer wunderbare Vogel iſt ſehr dicke, und hierinne uͤbertreffen ihn nur die drey vorhergehenden, er aber uͤbertrift den Schwan und Truthahn an Groͤße. Briſſon giebt als ein Unterſcheidungszeichen an, daß der untere Theil ſeiner Schenkel von Federn entbloͤßt waͤre; allein die 294ſte Kupfertafel beym Edwards ſtellt ihn nicht allein bis unter die Schenkel, ſondern bis unter das Gelenke der Knoͤchel mit Federn vor. Der obere Schnabel ift über und über ſchwaͤrzlich, aus. genommen die Kruͤmmung des Hakens, die mit einem rothen Fleck gezeichnet iſt. Die Naſenloͤcher ſind ohngefaͤhr in der Mitte deſſelben, nicht weit von den zwey Queerfalten, die ſich auf ſeiner Oberflaͤche erheben. Die Federn des Dronte ſind uͤberhaupt ſehr weich, die graue iſt ihre herr— ſchende Farbe, an dem ganzen Obertheil des Körpers aber und unten an den Schen« keln iſt fie dunkler, und an der Bruſt, am Bauche und am ganzen Untertheil des Körs pers heller. Die Federn der Fluͤgel und des Schwanzes ſind gelb und weiß, ſie find gekrauſet und ſehr duͤnne. Cluſius hat nicht mehr als vier oder fünf Schwanz⸗ federn gezählt. g Die Fuͤße und Zehen find gelb, die Krallen ſchwarz. Jeder Fuß hat vier Zehen, davon drey vorwaͤrts, die vierte aber hinterwaͤrts ſtehet. Die hinterſte hat die längfte Kralle “). N Einige haben behauptet, der Dronte habe gemeiniglich einen Stein wie eine Fauſt groß im Magen ), dem man eben den Wſprüng und die Eigenſchaften des Bezoar⸗ ) Die Portugieſen nennten vorher dieſe *) Clufius Exot. p. 100. Edwards fig. Inſel Ilha do Cirne, Schwaneninſel, weil 294. b fie vielleicht daſelbſt Dronten antrafen, die fie für Schwäne hielten. Clufius a) Voyages des Hollandois aux Indes Exot. p. 101. Orient, T. III. p. 214. I. Th. IL. Band. 3 178 5 Hifforie der Natur. Bezoarſteins beygeleget hat; allein Cluſius, der zwey dergleichen Steine von ver⸗ ſchiedener Geſtalt und Größe geſehen, glaubt, daß der Vogel fie verſchluckt habe, wie es die kornfreſſenden Vögel zu thun gewohnt, und daß fie nicht im Magen gewach⸗ ſen waͤren. 3 Der Dronte ſcheint ganz allein für die Inſeln Frankreich und Bourbon und das angränzende fefte Land beſtimmt zu ſeyn. Kein Reiſender hat ihn irgendwo an ders als auf dieſen Inſeln angetroffen. Einige Hollaͤnder haben ihn Dodarſe oder Dodaers genennet; die-Portu⸗ gieſen und Engländer Dodo. Dronte iſt fein urfprünglicher Name, Ich will damit ſo viel ſagen, er iſt an dem Ort ſeines Urſprungs nur unter dieſem Namen bekannt. Aus dieſem Grunde habe ich geglaubt, ihn beybehalten zu muͤſſen, da gemeiniglich die von einfaͤltigen Voͤlkern erfundene Namen eine Beziehung auf die Eigenſchaften des benannten Gefchöpfs haben. Man hat ihn auch den Schwan mit der Kappe *), den Strauß mit der Kappe **), den fremden Hahn ***) und Walgh - Vogel genennet. Moͤhring, der keinen dieſer Namen nach feinem Geſchmack fand, gab ihm den Namen Ruphus, und Briſſon behielt ihn zu ſeiner lateiniſchen Benennung bey, als wenn es ein Vortheil wäre, jedem Thiere in jeder Sprache einen andern Namen Deys zulegen, und als wenn nicht die Menge der gleichbedeutenden Namen eine Wiſſenſchaft verwirrt machen koͤnnte. Laßt uns nicht die Weſen vervielfaͤltigen, ſagten ehemals die Weltweiſen; aber heut zu Tage muß man ohne Aufhoͤren den Natur⸗ forſchern zurufen: Vervielfaͤltiget nicht ohne Noth die Namen. Zuſaͤtze zur Geſchichte des Dronte. er fir die Thiergeſchichte zu früh verſtorbene Herr Prof. Statius Muͤller zu Erlang hat das Geſchlecht dieſes Vogels den Straußcaſuar genennt; er entfernt ſich aber wuͤrklich von beyden zu ſehr, als daß man dieſen Namen mit voͤl— ligem Rechte fuͤr ihn waͤhlen koͤnnte. Die Kennzeichen des Geſchlechts giebt er nach dem Syſtem des v. Einnce alſo an: Der Schnabel ſcheint in der Mitte durch zwo Queerrunzeln eingeſchnuͤrt zu ſeyn, beyde Kiefer haben eine gekruͤmmte Spitze, und das Angeſicht iſt bis hinter die Augen kahl. Er nennt ihn auch le Solitaire, woruͤber wir unſre Gedanken am Fuß des folgenden Artikels beybringen wollen. Man findet allezeit in ihrem Magen einen braunen runzlichten Stein, von der 85 eines Huͤhnereyes, und ſo hart, daß ihn die Indianer zum Schleifſtein gebrau⸗ 8 Nieremberg hift, nat. peregr. p. 232. e Clufius EN 12 * Linanaeus, Gen. 86. ſpec. 4. Der Einfiedfer und der Vogel von Nazar. 179 gebrauchen. Dieß wäre alſo ein wahrer Vogelbezoar: Im Fruͤhjahre find dieſe Voͤgel ſehr fett, haben ein ſchmackhaftes Fleiſch, und ſind den Einwohnern ein an⸗ genehmes Wildpret. S. Müller am angef,, Pi — 1 I —— — — — Der Einſiedler und der Vogel von Nazar. S hen Einſiedler, deſſen Leguat *) und Carree ) gedenken, wie auch der Vogel von Nazareth, den Fr. Cauche ) erwaͤhnet, ſcheinen viel Aehnliches mit dem Dronte zu haben; fie find aber doch in vielen Stuͤcken von eine ander verſchieden. Ich habe für nuͤtzlich gehalten, alles, was dieſe Reiſende von dieſen Voͤgeln erzählen, hier anzufuͤhren. Sollen dieſe drey Namen nur eine ein« zige Gattung anzeigen, ſo koͤnnen die verſchiedenen Erzaͤhlungen ihre Geſchichte nur vollſtaͤndiger machen; ſind es aber drey verſchiedene Gattungen, ſo kann das, was ich anführen werde, als ein Anfang zur Geſchichte eines jeden, oder zum wenigſten als ein Fingerzeig zu mehrern Beobachtungen und Unterſuchungen angeſehen werden. Es iſt hier eben der Fall, wie bey den Landkarten, auf denen man noch unbekannte Lander angezeiget findet. Allenfalls wird es eine Nachricht für Naturſorſcher ſeyn, die Gelegenheit haben, dieſe Voͤgel näher zu beobachten, fie mit einander zu ver— gleichen, und, wenn es möglich ift, uns eine deutlichere und genauere Kenntniß davon zu verſchaffen. Bloße Nachfragen uͤber unbekannte Dinge haben oft den Stoff zu neuen Entdeckungen gegeben. — — Der Einſiedler der Inſel Rodrigo iſt ein ſehr dicker Vogel, indem es Maͤnn⸗ gen unter ihnen giebt, die bis fuͤnf und vierzig Pfund wiegen. Ihre Federn ſind gemeiniglich grau und braun gemiſcht, beym Weibgen aber iſt bald die braune, bald eine hellgelbe Farbe die Aachen Carree ſagt, die Federn dieſes Vogels 3 2 wären 2) Voyage en deux isles defertes des Indes ***) Defeript, = »de “ isle de Madagafcar orient. T. I. p. 98 — 102. p. 130. fq. * Voyage de Currè, cite dans l' hiſt. gene- rale des Voyages, T. IX. p. 3. 180 . Hiſtorie der Natur. wären ſchielend und fielen mehr ins Gelbe, welches mit der Farbe des Weibgens uͤbereinkommt. Er fügt noch hinzu, er habe dieſen Vogel ganz beſonders ſchoͤn ger unden. f 0 k Die Weibgen haben über dem Schnabel, wie eine Wittwe eine Binde. Ihre Federn erheben ſich auf beyden Seiten der Bruſt zu weißen Buͤſcheln, die etwas unvollkommen dem Buſen eines Frauenzimmers ahnlich find, Die Federn an den Schenkeln ruͤnden ſich am Ende wie Schnecken, welches ein ſehr ſchoͤnes Anſehen macht. Es iſt als wenn die Weibgen ihre Vorzuͤge kennten, denn fie laſ⸗ ſen es ſich beſtaͤndig angelegen ſeyn, ihre Federn zu ordnen, ſie mit dem Schnabel zu putzen und beynahe beſtaͤndig regelmaͤßig zu erhalten, damit keine aus ihrer Lage komme. Sie haben überdies, nach dem Zeugniß des Leguat, ein edles und zu⸗ gleich liebreiches Anſehen. Dieſer Reiſende verſichert auch, ihre angenehme Miene habe ihnen oft das Leben erhalten“). Wenn dieſes andem iſt, und wenn der Eins ſiedler und der Dronte von einerley Gattung ſeyn ſollen, fo muß man nothwendig unter dem Maͤnngen und Weibgen in Anſehung der ſchoͤnen Miene einen großen Un⸗ terſchied machen. 8 Dieſer Vogel hat mit dem Truthahn viel Aehnlichkeit. Auch die Fuͤße und der Schnabel würden einander gleich ſeyn, wenn nicht erſtere höher und letzterer ge⸗ kruͤmmter waͤren. Auch der Hals iſt verhaͤltnißmaͤßig laͤnger, das Auge ſchwarz und lebhaft, auf dem Kopf hat er weder Kamm noch Federbuſch, und beynahe gar Fels nen Schwanz. Sein Hintertheil, das beynahe wie bey den Pferden rund ift, iſt mit Deckfedern (ouvertures) bedecket. i Der Einſiedler kann ſeine Fluͤgel zum Fliegen nicht gebrauchen, ſie ſind ihm aber zu andern Abſichten nicht unnuͤtze. Der Fluͤgelknochen bildet ſich an ſeinem Ende zu einer Art von runden Knopf, der ſich unter den Federn verbirget, und zu zweyerley gebraucht werden kann: erſtlich, ſich zu vertheidjgen, fo wie der Einſied⸗ ler dieſes auch mit dem Schnabel thut; zweytens, um damit zu ſchlagen, oder in einer Zeit von vier bis fuͤnf Minuten zwanzig bis dreyßigmal den Fluͤgel in einem Kreis herumzudrehen. Man ſagt auch, das Maͤnngen locke auf dieſe Art ſeine Gattin mit einem Geraͤuſch, das dem Geraͤuſch einer Klappermühle nahe kommt, und zweyhundert Schritte weit gehoͤret werden koͤnne, herbey. Man fieht ſelten dieſe Vögel beyſammen, obgleich ihre Gattung ſehr zahlreich ſeyn fol, Einige fagen fogar, man fände ihrer nie zwey beyſammen *), Sie ) S. die Abbildung in Voyage de Leguat, 2) Hiſt. gen, des voyag. T. IX. p. 3. P. 98. Der Einſiedler und der Vogel von Nazar. 181 Sie ſuchen des Bruͤtens wegen entlegene Oerter, ſie bauen ihr Neſt von Palm⸗ blättern, die fie ein und einen halben Fuß hoch übereinander legen. Das Weib— gen legt in das Neſt ein Ey, das groͤßer iſt, als ein Gaͤnſeey, und das Maͤnngen theilt mit ihr das Geſchaͤfte der Ausbruͤtung. Während der Ausbruͤtungs, und Erziehungszeit, leiden fie keinen Vogel von ihrer Art uͤber zweyhundert Schritt weit um ſich. Man will bemerket haben, daß das Maͤnngen die Maͤnngen und das Weibgen die Weibgen verjage. Eine ſchwere Beobachtung an einem Vogel, der ſein Leben in wilden und entlegenen Gegenden zubringt! Das Ey, denn es ſcheint, daß dieſe Vögel nur eins legen, oder wenig» ſtens nur eins auf einmal ausbruͤten; das Ey, ſage ich, entwickelt ſich unter ſieben Wochen nicht“), und das junge Thier kann einige Monate lang ſich ſeine Nah⸗ rung nicht verfchaffen. Während dieſer Zeit ſorgen die Alten dafür, und dieſer eins zige Umſtand muß dem Einſiedler ſchon einen vollkommnern Naturtrieb als dem Strauß, mittheilen, denn dieſer kann ſich, ſo bald er aus dem Ey gekrochen, ſelbſt erhalten, und da er der Huͤlfe ſeiner Eltern niemals noͤthig hat, lebt er einſam, oh⸗ ne genauen Umgang mit denſelben, und entziehet ſich alſo der Vortheile ihrer Geſell. ſchaft, die, wie ich ſchon anderswo geſagt habe, die erſte Erziehung der Thiere iſt, und die am meiſten ihre natürlichen Faͤhigkeiten entwickelt. 83 wird auch der Strauß fuͤr den dummſten Vogel gehalten. Iſt die Erziehung des jungen Einſiedlers geendiget, fo bleiben die Eltern be« ftändig beyſammen und einander treu, ob fie ſich gleich bisweilen unter andere Bö« gel ihrer Gattung miſchen. Die Sotgen „die fie der Frucht ihrer Vereinigung ges widmet, ſcheinen die Bande derſelben noch mehr zu befeſtigen. So bald die Jah— reszeit da iſt, fangen ſie von neuem an zu bruͤten. Man behauptet, daß man bey ihnen, wie beym Dronte, in jedem Alter ei. nen Stein faͤnde. Dieſer Stein iſt ſo groß wie ein Huͤhnerey, auf der einen Seite platt, auf der andern erhaben, etwas hoͤckericht und fo hart, daß man ihn als einen Wetzſtein gebrauchen kann. Man füge hinzu, es waͤre nur allezeit ein einziger Stein in ihrem Magen, und dieſer waͤre zu groß, um durch den Zwiſchenkanal, der die einzige Gemeinſchaft des Kropfs und Magens ausmachte, durchgehen zu koͤnnen. Daher will man ſchließen, dieſer Stein bilde ſich in dem Magen des Einſiedlers, wie der Bezoarſtein. Ich aber ſchließe hieraus Au daß dieſer Vogel unter die korn⸗ 5 3 freſ⸗ =) Ariſtoteles giebt die Bruͤtungszeit der Straußes aber hat er hier nicht erwaͤhnet. ; größten Voͤgel, als des Adlers, des Trap⸗ Hiſt. anim, Ib, VI. cap. VI. pen und der Gans dreyßig Tage an. Des 182 neee, Hiſtorie der Natu.. freſſenden gehoͤret, die Steine und Kieſel, wie der Strauß, Touyou, Caſuar und Dronte verschlucken, und daß der Kanal zwiſchen dem Kropf und Magen einer gtös ßern Ausdehnung, als fie Leguat beſchrieben hat, fähig iſt “). Der bloße Name des Einſiedlers zeigt ſchon ſeine wilde Natur an, und war⸗ um ſollte dieſes nicht ſeyn? Wie kann ein Vogel, der ganz fuͤr ſich allein in der Bruͤtungszeit iſt, und der folglich die erſte Zeit ſeines Lebens ohne alle Geſellſchaft mit andern Voͤgeln von ſeinem Alter zubringt, auch nur allein aus Noth gezwun⸗ gen mit ſeinen an ſich ſelbſt ſchon wilden Eltern umgehet, durch Beyſpiel und Ge. wohnheit anders beſchaffen ſeyn? Man weis, wie viel die erſtern Gewohnheiten auf die erſten Neigungen des Naturells Einfluß haben. Man kann vorausſetzen, daß jede Art, da das Weibgen nur ein Ey auf einmal ausbruͤtet, eben ſo wild als unſer Einſiedler ſeyn wird. Indeſſen aber ſcheint dieſer Vogel doch mehr ſchuͤchtern, als wild zu ſeyn, denn man kann ſehr nahe auf ihn zu gehen, er kommt auch ſelbſt ſehr unbeforgt herzugelaufen, beſonders wenn man ihm nicht nachlaͤuft und er noch ter nig Erfahrung hat. Zahm laͤßt er ſich aber niemals machen. Man faͤngt ihn ſehr ſchwer in Waͤldern, wo er den Jaͤgern durch Liſt und durch ſeine Geſchicklichkeit, ſich zu verbergen, zu eutkommen weis. Weil er aber nicht zu geſchwinde laͤuft, fo faͤngt man ihn ſehr leicht auf ebenem und freyem Felde. Hat man ihn gefangen, ſo ſchreyt er nicht, ſondern läßt Thraͤnen fallen, und will aus Hartnaͤckigkeit nicht freſſen. Herr Carree, Direktor der indiſchen Compagnie zu Madagascar, ließ zwey von ihnen auf der Inſel Bourbon einſchiffen, um ſie dem König zu ſchicken. Sie ftarben aber auf dem Schiff aus freywilligem Hunger “). Die beſte Zeit ſie zu jagen iſt vom Maͤrz bis September, zu welcher Zeit in den Gegenden, wo fie wohnen, Winter iſt und fie am fetteſten ſind. Das Fleiſch der Jungen iſt überaus wohlſchmeckend. So viel erzaͤhlet uns Leguat vom Einſiedler). Er redet davon als ein Au. genzeuge und als ein Beobachter, der ſich beſonders und lange Zeit hat angelegen ſeyn laſſen, die Gewohnheiten und Eigenſchaften dieſes Vogels zu unterſuchen. Seine Nachrichten enthalten auch in der That mehr hiſtoriſche Umſtaͤnde, als ich davon in einer Menge Schriften über die allgemein und ſchon lange bekannte Voͤgel angetroffen habe, ob er gleich an einigen Orten auch Maͤhrgen erzaͤhlet!““). Man redet 1 Houttge und Müller en dieſes ) Z. B. in der Stelle von der erſten bey dem Dronte oder Dodo. S. unſern Zu- Paarung der jungen Einſiedler, wo ihn feine ſatz zum vorigen Artikel. Einbildungskraft ſo ſehr übereilt hat, daß Anm. d. Ueberſ. er dabey die Formalitäten einer Hochzeit be⸗ «) Voyage de Carre aux Indes. obachtet. Desgleichen vom Magenſtein *) Voyage de Leguat, T. I. p. 98 — 102. U. ſ. f. Der Einſiedler und der Vogel von Nazar. 183 redet vom Strauß ſchon dreyßig Jahrhunderte, und weis doch noch jetzt nicht, wie viel er Eyer legt und wie viel er Zeit zum Bruͤten braucht. Der Vogel von Nazareth, den man ohne Zweifel, weil er auf der Inſel Nazar *) gefunden worden, verſtuͤmmelt fo genennet hat, iſt von Fr. Cauche auf der Moriz = oder franzoͤſiſchen Inſel unterſuchet worden. Es iſt ein ſehr dicker Vogel und weit groͤßer als ein Schwan. Anſtatt der ordentlichen Federn iſt er am ganzen Koͤrper mit ſchwarzen Pflaumenfedern bedeckt; er iſt aber doch nicht ganz ohne Federn, denn an den Fluͤgeln hat er ſchwarze und auf dem Buͤrzel gekraͤuſelte Federn ſtatt eines Schwanzes. Er hat einen dicken, etwas unterwaͤrts gebogenen Schnabel, hohe ſchuppichte mit drey Zehen verſehene Fuͤße. Sein Geſchrey iſt nicht ſehr widerwaͤrtig und ſein Fleiſch von mittelmaͤßigem Geſchmack. Das Weibgen legt nicht mehr als ein Ey, das weiß und fo groß wie ein Pfennigbrod iſt. An der Seite deſſelben findet man gemeiniglich einen weißen Stein, von der Groͤße eines Huͤhnereyes. Vielleicht thut dieſer Stein hier eben die Wuͤr— kung als die Eyer von weißer Kreide, welche die Wirthſchafter in das Neſt, worein ihre Huͤhner Eyer legen ſollen, zu legen pflegen. Das Weibgen legt in den Waͤl⸗ dern ihre Eyer an der Erde auf kleine von Kraͤutern und Blaͤttern gemachte Unterla⸗ gen. Toͤdtet man das Junge, ſo findet man in ſeinem Magen einen grauen Stein. Die Geſtalt dieſes Vogels, iſt in einer Anmerkung geſagt worden **), findet man in dem Tagebuch der zweyten Schiffart der Hollaͤnder nach Oſtindien, ſie nennen ihn den Vogel des Ekels. Dieſe letztern Worte ſcheinen die Frage: ob der Dronte und der Nazarvogel einerley Gattung waͤren? zu entſcheiden, und ſie würden es wuͤrklich thun, wenn nicht ihre Beſchreibungen weſentliche Unterſcheidungs⸗ zeichen, z. B. in Anſehung der Anzahl der Zehen, angaͤben. Ohne mich aber in eine beſondere Unkerſuchung einzulaſſen, und ein Problem, wozu man noch zu wenig Stoff hat, auflöfen zu wollen, will ich hier nur die Aehnlichkeiten und Abweichun— gen, die man aus der Vergleichung der drey Beſchreibungen wahrnehmen kann, ana zeigen. Ich bemerke gleich anfangs, wenn ich dieſe drey Voͤgel auf einmal mit einan⸗ der vergleiche, daß alle drey an einerley Himmelsſtrich und beynahe einerley Gegen⸗ den gewöhnt find, Der Dronte bewohnt die Inſel Bourbon und die Isle de France, die, wie 19 70 oben bemerket worden, den Namen der Schwaneninſel von ihm erhal⸗ =) Die Inſel Nazar liegt um 17 Grad ) S. La defeript.- , de Madagaſcar, ſuͤdlicher Breite höher als die Morizinſel. par Fr. Cauche, p. 1 30. ete, f S. La deſcript. -- de Madagaſcar, par Fr. Caucbe, p. 130. ſq. i a 184 | HGiſtorie der Natur. erhalten zu haben ſcheint. Der Einſiedler hielt ſich auf der Inſel Rodrigo zu der Zeit, als ſie noch ganz wuͤſte war, auf, man traf ihn auch auf der Inſel Bour⸗ bon an. Der Nazarvogel iſt auf der Inſel Nazar, von der er ſeinen Namen erhalten, und auf der Morizinfel*). Dieſe drey Inſeln aber liegen ſehr nahe bey⸗ ö ſammen, und es iſt anzumerken, daß keiner von dieſen Voͤgeln auf dem feſten Lande angetroffen worden. 5 Sie find einander alle drey auch mehr oder weniger in der Groͤße, im Unver⸗ mögen zu fliegen, in der Geſtalt der Flügel, des Schwanzes und des ganzen Koͤr⸗ pers ähnlich. Man hat bey allen dreyen einen oder mehrere Steine im Magen ges funden, die verrathen, daß fie kornfreſſende Voͤgel ſind. Ueberdies hat jeder ei« nen langſamen Gang. Obſchon Leguat dieſes nicht vom Einſiedler erzaͤhlet, fo kann man doch aus der Geſtalt, die er vom Weibgen giebt **), urtheilen, daß es ein traͤger Vogel ſey. ; Vergleicht man ferner unter dieſen Bögeln einen mit dem andern, fo findet ſich, daß die Federn des Dronte der Farbe nach mit des Einſiedlers ſeinen, und dieſe wieder in Anſehung der Pflaumenfederart, mit des Nazarvogels feinen übereinfom: men. Die beyden letztern legen und bebruͤten auch nur ein einziges Ey. Ich bemerke noch uͤberdieſes, daß man dem Dronte und Nazarvogel die Benennung des Ckelvogels beygeleget hat. Dieſes ſind die Aehnlichkeiten: hier ſind auch die Abweichungen. Der Einſiedler hat am Hintertheil ſchneckenfoͤrmig gerundete Federn. Die⸗ fes ſetzt würfliche Federn und nicht Pflaumenfedern, wie fie beym Dronte und Nas zarvogel find, voraus. e Das Weibgen des Einſiedlers hat an der Bruſt zwey weiße Federbuͤſchel. Davon erzählt man nichts bey den Weibgen der beyden andern Voͤgel. Beym Dronte iſt die Wurzel des Schnabels mit Federn wie mit einer Kappe eingehuͤllt, und dieſer Umſtand hat ihm eine damit uͤbereinkommende Benennung gegeben (cyenus cucullatus). Noch mehr: er hat die Augen auf dem Schna⸗ bel, welches eben ſo ſehr auffallend iſt und man ſollte faſt glauben, daß Leguat beym Einſiedler dieſes nicht angetroffen, weil er nur von dieſem Vogel, den er ſehr genau beobachtet, fazt: fein Kopf habe weder Kamm noch Federbuſch, und Cau⸗ che erwahnt davon beym Nazarvogel gar nichts. Rn Die zwey letztern haben ſehr hohe, der Dronte aber ſehr dicke und kurze Beine, Der Dronte und Einſiedler, von dem wir geſagt haben, daß feine Füße beynahe den Fuͤßen der Truthuͤhner ähnlich wären, haben vier Zehen, der Nazar⸗ vogel aber hat deren nach dem Zeugniß des Cauche nur dreye. i r ) S. oben in der Geſchichte dieſer Voͤgel. *) Voyage de Leguat, T. I. p. 98. ae Der Einſiedler und der Vogel von Nazar. 185 Der Einſiedler weis ſeine Fluͤgel ſehr ſonderbar zu drehen, an den beyden an⸗ dern aber hat man dieſes nicht bemerkt. Endlich ſcheint das Fleiſch der jungen Einſiedler von vortreflichem, das Fleiſch des Nazarvogels von mittelmaͤßigem, und das vom Dronte von ſchlechtem Geſchmack zu ſeyn. Wenn dieſe mit ſehr viel Genauigkeit angeſtellte Berga uns nicht in den Stand ſetzt, die Lorgelegte Frage zu entſcheiden, fo muͤſſen die wenigen und nicht hinlänglich zuverläßigen Beobachtungen Urſache davon ſeyn. Es wäre daher zu wünſchen, daß Reiſende und Naturforſcher, die ein Bergnügen daran fanden, dieſe drey Vögel unterſuchten, und eine genaue Beſchreibung davon gaͤben, die ſich ber ſonders auf die Geſtalt des Kopfs und Schnabels, auf die Eigenſchaft der Federn, auf die Geſtalt und das Verhaͤltniß der Fuͤße, auf die Zahl der Zehen, auf die Unterſcheidungszeichen des Maͤnngens und Weibgens, auf den Unterſchied zwiſchen den Jungen und den Erwachſenen, auf die Art des Ganges und des Laufens bezoͤgen. Ueberdies muͤßte man, was man in ihrem Vaterlande von Erzeugung, oder von der Art ſich anzulocken, ſich zu paaren, das Neſt zu bauen und zu bruͤten, wuͤßte, beybringen, auch die Zahl, die Geſtalt, die Farbe, das Gewicht und die Große ihrer Eyer, die Bruͤtungszeit, die Art ihre Jungen zu erziehen, ſich ſelbſt zu ter, und endlich die Geſtalt und das Verhaͤltniß ihres 8 ihrer Eingeweide und ihrer Ge⸗ ſchlechtstheile „ beſtimmen. Zuſaͤtze zur Geſchichte des Einſiedlers und Nazarvogels. E iſt ſchwer, nach den Berichten ſolcher Reiſenden, als die ſind, die uns ef: was vom Dronte, Einſiedler und Nazarvogel geſagt haben, ihre Aehnlich⸗ keit oder Unaͤhnlichkeit zu beſtimmen, oder feſtzuſetzen, ob fie verſchiedene Ge— ſchlechter oder Gattungen ausmachen. Wider die ſonſt genaue Vergleichung des Herrn von Buͤffon bleibt allemal viel einzuwenden übrig, Leguat ſcheint ein Lieb haber und Bewundrer, aber kein Kenner und Beurtheiler der Natur zu ſeyn. Er mag ſeinen Lieblingsvogel, von welchem er mit ſo viel faſt poetiſchem Feuer ſpricht, wohl von einer vortheilhaften Seite angeſehen haben. 1. Ch. Il. Band. 9 Was 186 A Hiſtorie der Natur. Was man aber doch thun koͤnnte, und was die Beſchreibung des Leguat zu fordern ſcheint, iſt, daß man aus dem Einſiedler eine Gattung unter dem Geſchlecht des Didus machte, die man Didus gracilis oder dergleichen nennen koͤnnte. Denn nach der Beſchreibung des Leguat, die man, ſo lange man keine beſſere hat, doch nicht ſchlechthin verwerfen kann, iſt es eine wahrhafte beſondre Gattung, zu welcher die krauſen Federn das Kennzeichen abgeben koͤnnten. ‚A Der Nazarvogel hingegen wuͤrde vermutlich unter dem Dronte bleiben muͤſſen, wovon er hoͤchſtens eine Abaͤnderung ſeyn moͤchte. Dieſes waren die Voͤgel, die dieſen Namen, mit welchem man gemeinhin den Begriff der Leichtigkeit und Geſchwindigkeit zu verbinden pflegt, wohl nicht ver— dienen; ſie machen ein beſonderes, aber ſtetiges Gebiet der Natur aus, und wa: ren der Aufmerkſamkeit des Naturforſchers in dieſer Abſicht doppelt wuͤrdig, wenn fie gleich der Vorzuͤge anderer Voͤgel beraubet zu ſeyn ſchienen. x Lin⸗ Einneifihes Namenregiſter zu den in beyden Baͤnden dieſes Theils vom Herrn v. Büffon be⸗ ſchriebenen Voͤgeln, nach der zwoͤlften Ausgabe des Linn. Systems. 2 5 es bekannt genug iſt, wie ſehr die Uneinigkeit zweyer großen Naturforſcher unſrer Zeiten, des Herrn v. Buͤffon und des Ritters v. Linnée, dem Fortgange der natürlichen Geſchichte nachtheilig iſt, und da viele mit Recht wuͤn⸗ ſchen, beyde nutzen zu koͤnnen: ſo glaubte ich einigen meiner Leſer einen kleinen Dienſt zu erweifen, wenn ich Ihnen ein Linnéiſches Namenverzeichniß der in dieſem Theile enthaltenen Voͤgel mit Anziehung der Buͤffoniſchen Namen, Seiten und Kupfer vorlegte. Denen, welche das große Daubentonſche Werk beſitzen, glaubte ich zus gleich nuͤtzlich zu werden, wenn ich die Kupfertafeln dieſes Werks mit beyfuͤgte, da daſſelbe ohne Ruͤckſicht auf ein Syſtem herausgekommen iſt, und die bloßen franzöfifchen Provinzialnamen darunter geſetzt find, Ich werde, fo lange ich dies ſes Werk beſorge, dieſe LinnElſche Tabelle jedem Theile anhängen, um den Liebha⸗ bern Gelegenheit zu geben, zwiſchen zwey gleich großen, aber e Naturkuͤndi⸗ gern eine gerechte Parallele zu ziehen. Erinnerungen: 2) Die große Zahl bedeutet den Band des Buͤffoniſchen Theils. *) Ich babe die ſyſtematiſche Ordnung des Ritters zum Grunde gelegt, weil man die Buͤffoniſche Ordnung im Buche ſelbſt, und die Linnsiſchen Namen in den Anmerkungen finden, dieſes Verzeichniß hingegen dem Verehrer des Linn. Syſteins dienen kann, die Buͤffoniſche Beſchreibung und das Daubentonſche Kupfer geſchwind darnach zu finden. Die im Linn. Syſtem fehlenden Vögel ſind zu Ende jedes Geſchlechts angezeiget. Vvrrvr Gryphus, der Condor, le Condor, B. I. S. ı5r. dieſer Ueberſetzung. — Harpyia, der braſilianiſche geoͤhrte Adler, J. 113, tab. 12. — Papa, der Geyerkönig, Roi des Vautours, I. 147. t. 20. Daub. 428. — Monachus-- ich weis nicht, welchen Vogel des Buͤffon ich unter dieſe Gat⸗ tung bringen koͤnnte. A a 2 Vvl- 188 Linneiſches Namenregiſter. Vvırvr Aura, der Urubu, oder braſil. Geyer, B. I. S. 145, tab. ar. Daub. 428. barbatus, der Goldgeyer, le Vautour dorè, I. 124. t, 16, iſt beym Buͤffon eine Abaͤnderung vom Greif. 1 — Percnopterus, der Geyeradler, le Perenoptere, I. 121, t. 15. Daub. 426. . Hieher gehört das Buͤffoniſche Geſchlecht: der Greif, le aan, I. 12 4. f. 16. — Albicilla, ſcheint unter den weißgeſchwanzten Adler des Buͤffon I. 86. t. 2. gebracht werden zu muͤſſen. Buͤffoniſche Gattungen, die im Linnéiſchen Syſtem fehlen: Urubitinga, I. 116. g 5 Der kleine amerikaniſche Adler, I. 116. t. 13. Daub. 417. Der Fiſcher aus den antilliſchen Inſeln, I. 117. t. 14. Der Mansſeni des du Tertre, I. 118. Der große Geyer, le grand Vautour, I. 129. t. 17. Daub. 425. Der Haſengeyer mit dem Federbuſche, Vautour à aigrettes, I. 130, Der kleine Geyer, le petit 1 I. 133. t. 18. Daub. 429. * ſcheint zum V. perenopterus Linn. zu gehoͤren. Der braune Maltheſergeyer, le Vautour brun, 1. 135. t. 19. Daub. 427. Der egyptiſche Erdgeyer, le Sacre d' Egypte, I, 136. Falco coronatus — es iſt mir nicht deutlich, zu welcher Buͤffoniſchen Gattung ich ihn rechnen ſoll. — Melanaetus, zum gemeinen Adler, J. 25. Daub. 409, — leucocephalus, zum weißgeſchwaͤnzten Adler, J. 86. t. 6. Daub. Arr. — oſſifragus, der Beinbrecher, I’ Orfraie, 1. 96. t. 9. Daub. 112. J1ß. — Chryfaetos, der große Adler, le grand Aigle, 1.67. t. 1. Daub. 410. fulvus, der gemeine Adler, l' Aigle commun, I. 25. t. 2. 3. Daub. 409. ruſtiechus, laͤßt ſich am beguemſten unter den kleinen Adler des Buͤffon ; bringen, I. 85. 4 — barbarus, zum edlen Falken des Buͤffon, II. 1. coeruleſcens, ] ich getraue mich von beyden nicht ihnen eine Stelle unter — cyanueus, ) den Büffoniſchen anzuweiſen. I Falco Linnéiſches Namenregiſter. 189 Falco pygargus, der weißgeſchwaͤnzte oder Fiſchadler, B. I. S. 86, tab. 5, Daub. 411. i — Milvus, der Huͤhnergeyer, le Milan, I. 161. t. 22. Daub. 422. — gentilis, der edle oder eigentliche Falke, le Faucon, II. II. t. 3. — Subbuteo, der Baumfalke, le Hobreau, II. 35. t. 6. Daub. 431. 432. — Buteo, der kleine Adler, Bußhart, le petit Aigle, I. 80, t. 4. und der Weyhe, la Buſe, I. 166. t. 23. Daub. 419. — Tinnunculus, der Kirchenfalke, la Creſſerelle, II. 37. t. 2. Daubent. 401. 471. — Suflator, iſt beym Buͤffon nicht anzutreffen. — cachinnans, — hudſonius, % für dieſe weis ich keinen Platz unter den Buͤffoniſchen. — ſparverius, — columbarius, der caroliniſche e e E’pervier de pigeon de la Caroline, II. 35, 4 J föeinen im Büffon zu feble. — lanarius, der Wuͤrger oder Schwimmer, II. 2. — flurcatus, der caroliniſche Schwalbenſchwanz, le Milan de la Caroline, I. 177. t. 29. — haliaetus, der Balbuſard, oder der kleine Meeradler, I. 90. t. 8. Daub. 414. — Gyrfalco, der Geyerfalke, le Gerfaut, II. 3. t. 1. Daub. 210. 462. 446. — apivorus, der Weſpenfalke, la Bondrée, 1. 168. t. 24. Daub. 420. — aeruginoſus, der roſtige Weyhe, le Buſard, I. 175. t. 28. Daub. 429. — palumbarius, der Habicht, “ Autour, J. 185. t. 32. Daub. 418. 467, — Niſus, der Sperber, 1’ E’pervier, I. 181. fu 31. Daub. 412. 466. — minutus, das Schmierlein, l' Emerillon, II. 42. t. 9. Daub. 468. Falken, die beym Linnce fehlen Der Lerchengeyer, Jean le blanc, I. 105, t. 10. Daub. 413. Der Adler von Pondichery, I. 112. t. 11. Der St. Martinsvogel oder der grauweiße Geyer, Oifeau de St. Martin, I. 170, t. 25. Daub. 459, Der Ringelfalke, Soubufe, I. 172. t. 26. Daub. 443. 480. »Doch kann man ihn auch zum F. Pygargus Linn. rechnen. A a 3 Der 190 Linneiſches Namenregiſter. Der Fiſchgeyer, la Harpaye, B. I. S. 174. tab. 27. Daub. 460, Der Karakara des Marcgrave, J. 179. Der aſchfarbige Weyhe, la Bufe cendree, I. 179. t. 30. Der Sperber von Guiana, J. 190. t. 33. Daub. 464. \ Der kleine Habicht von Guiana, J. 191. t. 34. Daub. 473. Der karoliniſche Taubengeyer, I. 192, t. 35. Der Sakerfalke, le Sacre, II. 9, t. 2. Der islaͤndiſche Falke, II. 27. Der ſchwarze Falke, Faucon noir, II. 28. t. 4. Daub. 469. Der oſtindiſche rothe Falke, Faucon rouge, II. 30. Der indianiſche Falke mit dem Federbuſche, II. 31. Der Fiſcherfalke, Faucon-pecheur, II. 34. t. 5. Daub. 478. Der Steinfalke, le Rochier, II. 41. t. 8. Daub. 440. Srrıx Bubo, die große Ohreule oder der Uhu, le grand 1 II. 83. 105 13. — — — Daub. 385. 435. ſcandiaca, zur kleinen Ohreule. Aſio, zur kleinen Ohreule. Otus, die mittlere Ohreule, le moyen Due, II. 91. t. 14. Daub. 24. 473. Scops, die kleinſte Ohreule, le Scops ou petit Due, II. 99. t 1 15, Daub. 4365. Nyctaea, der Harfang, II. 122. Daub. 458. Aluco, die Nachteule, la Hulotte, II. 102, t. 16. Daub. 441. Die Verwirrung, welche hier noch herrſcht, macht die ganz genaue Beſtimmung dieſer Gattung ungewiß. flammea, die Schleyer oder Kircheule, J Effraye, II. 108. t. 18. Daub. 440. 474. „ ſtridula, die graue oder Brandeule, le Chat- huant, II. 165, t. 17. Daub. 437. Ulula, die Steineule, la Chouette, II. 112. t. 19. Daub. 438. funerea, zur Steineule. paſſerina, das Kaͤuzgen, la Cheveche oder petite 5 II. 15. t. 20. Daub. 439. Eulen, die bey dem Ritter fehlen. Der Kabure, II. 119. Der ſel. Herr Prof. Müller rechnet ihn zum Strix Otus. Der Caparacoch, II. 121. Müller rechnet ihn zum Strix Nyctaea. Die Linneifches Namenregiſter. * ug Die Nachteule von Cayenne, la Chouette de Cayenne, . II. S. 124. Daub. 244. Die Steineule aus Canada, la Chouette de Canada, 1. 125. Die Steineule von St. e „ la Chouette de St. Dominique, II. 126, Luxrvs forficatus, fehlt beym Herrn v. Buͤffon. — coeruleſcens, der Fingah, II. 58. eriftatus, fehlt in gegenwaͤrtigem Werke. Canadenſis, der gehaͤubte Neuntoͤdter, II. 67. Daub. 475. f. 2. Macrourus, ſehlt beym Herrn v. Buͤffon ſo wie Ludovicianus und Nengeta. curviroſtris, der Vanga oder weißbaͤuchige Dickſchnabel, II. 6s. Dau⸗ benton, 228. 125 ſtehn in unſerm Werke nicht. Excubitor, der graue Neuntoͤdter, la Pie -Grieche griſe, II. 48. t. 10. Daub. 445. Collurio, der rothe, und der kleinſte Neuntöͤdter, la Pie- grieche rouſſe, und l' E’corcheur, II. 52. 54. t. 11. Daub. 9. 31. f. 1. 2. t. 475. f. I. Tyrannus, 1 Schach, ! Diefe gehören zu denen, die Hr. v. Buͤffon, der in bier Pitangua, [ Geſchlechte nicht vollftändig iſt, ausgelaſſen hat. doliatus, rufus, der Schetbe, II. 64. Daub. 498, f. 2. barbarus — ſteht nicht in dieſem Werk. ſulphufdtus, der cayenniſche Neuntödter mit dem gelben Bauche, BE- cardes à ventre jaune, II. 62. Daub. 296. f Cayanus, die Becärdes, II. 61, t. 12. Daub. 304. 377. Senegallus, ſteht nicht in dieſen Theilen. Madagaſcarienſis, der Cali-Calic oder Bruia, II. 66, Daub. 299. 1. I. 2. Emeria, der indianiſche Rothſchwanz, II. 59. . jocoſus, ] Dieſe gehören wieder zu denen, die Herr v. Buͤffon nicht infauſtus, 8 mit beſchreibt — S. mein Supplement bur Geſchichte der fauſtus, ] Neuntödter, II. 68. f. Neun⸗ 192. Linnéiſches Namenregiſter. Neuntödter, die beym a o. be aber nicht im Linnèiſchen Syſtem 5 ehen: Der Langraien und Der Tcha⸗ chert, B. II. S. 60. Daub. 9. f. 1. t. 32. f. 2. X Der Tcha⸗ chert be, II. 65. Daub. 374, Der Gonolek, II. 65. Daub. 456. a Voͤgel, die nicht fliegen koͤnnen: STRVTHIO e der Strauß, II. 129, t. 21. Daub. 457. — Rhea, der Touyou oder amerikaniſche Strauß, le Touyou, II. 160. — Cafüarius, der Caſuar, le Caſoar, II. 167. t. 22. Dipvs ineptus, der Dronte, le Dronte, II. 176. Im Linn. Syſtem fehlen entweder, oder gehören zum Didus ineptus: Der Einſiedler, le Solitaire, II. 179, und Der Nazarvogel, Oiſcau de Nazare, II. 183. . .. — —ñ——-2 — | Regi⸗ g der merkwuͤrdigſten Sachen. DSS Du — — — A. Akwachen, wie der Falke dazu abzurich⸗ ten f 25 Adler, iſt nicht zum Falkengeſchlecht zu rech⸗ nen 5 — gefleckter, iſt keine beſondere Falkengat⸗ tung 28. 30 Aegolior, was fuͤr eine Gattung von Eulen die Griechen ſo genannt 5 Alpbanette, der Falkonierer Araber, haben ein Vergnuͤgen an der Fal. kenjagd 32 Ari leg deſſen Eintheilung und Gattun⸗ gen der Nachtraubvoͤgel 73 f. Atricapilla, dieſer Vogel legt viel Eyer 143 Augen der Nachtraubvoͤgel, Struktur der⸗ ſelben 82. Zergliederung der Augen a Straußes Augenſtern, ob er ein gebenden chen bey den Voͤgeln abgebe 117 B. ; Baumeule, f Nachteule. Baumfalke, deſſen Beſchreibung 35 f. ver⸗ ſchiedene Benennungen 35 ). fängt nur Lerchen und Wachteln 35. wo er horſtet 36. Abaͤnderung deſſelben 36. ſein Ge⸗ brauch zum Lerchenfange 37 Becardes. eine Gattung von Neuntödtern 61. . Dickſchnaͤbel. Bergfalte, nen Falken \ — aſchfarbiger Bezoarſtein, ob der Dronte dergleichen im Magen habe 178. auch der Einfi edler 18 1 J Th. II. Band. 15 iſt eine Abaͤnderung des ene Brandeule, derſelben Beſchreibung ros 108. verſchiedene Benennungen 105 **). Kennzeichen 106. 118. Geſchrey 106. Naturtriebe und Abanderungen 107 Bruia, Beſchreibung dieſes Neuntoͤdters 66 5 Urſprung dieſer Benennung der 8 en Buhu, Verſchiedenheit feines Geſchreyes 84). ſ. Uhu. See eine Gattung des Falkenge⸗ ſchlecht 20 Kalcher Bra » f Neuntoͤdter. C. ER Calic, Beſchreibung dieſes wech ers Eaparacch, Beſchreibung dieſer . niſchen Eule 121. 126 Caſuar, deſſen Beſchreibung 167175. ver⸗ ſchiedene Namen 167 Geſtalt 167. Groͤße 168. Haube auf dem Kopfe 168. Unterſcheidungs⸗ zeichen vom Strauß 169. 175. Beſchaf⸗ fenheit der Fluͤgel und Federn 170. ſeine Staͤrke und Wildheit 171. ſonderbarer Gang und Geſchwindigkeit 172. Nahrung 172. innerliche Theile 172. Zeugungs⸗ glieder 173. Begattung und Eyer 174. eigentlicher Aufenthalt 174. vermehren ſich nicht ſehr 174. Vergleichung mit dem Strauß und Touyou 175 Cenchris 37%, ſ. Kirchenfalke. Cerceau, heißt die erſte Feder des e bey den Jagdvoͤgeln Chara, der bengaliſche Neuntoͤdter 550 le Chat: huant, |. Brandeule. la Cheveche grande, |, Steineule. Bb la Chou. Regiſter la Chouette, ſ. Stèineule. 5 Colius, deſſen Unter ſchied vom Lanius la Creſſerelle, ſ. Kirchenfalke. a * D. Dame, eine Benennung der Nachteule 103“) Diable, ein amerikaniſcher Raubvogel 114) Dial- hird, |. Sonnenuhr. Dickſchnabel, ihr Unterſchied von den Neun⸗ toͤdtern 61. koͤnnten ein beſonderes Ge⸗ ſchlecht ausmachen 65 — weißbaͤuchiger, Beſchreibung N 68 Dronte, deſſen Beſchreibung 176.179. ver⸗ ſchiedene Benennungen 176. 178. hat ei⸗ nen plumpen Koͤrper 176. ſoll einen Be⸗ zoarſtein im Magen haben 177. ſein Auf⸗ enthalt 178. Vergleichung deſſelben mit dem Einftedler und Nazarvogel 183 f. Dux, eine Benennung der mittlern Ohreule 73 E. P Ecorcheur, ſ. Neuntoͤdter, kleinſter. I Zffraye, ſ. Schleyereule. Eingeweide des Straußes, Zergliederung derſelben 135 Einſiedler, Beſchreibung dieſes Vogels 179f. ſoll einen Bezoar im Magen haben 181. ſein Aufenthalt und wie er gefangen wird 182. Vergleichung deſſelben mit dem Dronte 183 f. koͤnnte eine Gattung des Didus abgeben 186 Ekelvogel 177. ſ. Dronte. Eme, Enten, dieſer Name wird unrichtig dem Touyou beygelegt 161. ſ. Caſuar. J Emerillon, ſ. Schmierlein. Entenſtoͤßer, welchen Vogel Friſch ſo nen⸗ 1 1 net 5 Erdſtrauß, was Herodotus darunter ver- ehe 1297 Eule, Unterſcheidungszeichen und Einthei⸗ lung derſelben 73. 118. find keine Zugvoͤ⸗ gel 74 Ariſtotelis Gattungen derſelben 75 Urſprung ihres Namens 78. Beſchrei⸗ bung fremder Voͤgel, ſo zum Eulenge⸗ ſchlechte gehoͤren 119 f Verzeichniß der linneifchen Gattungen 190. f Kaubvsgel, naͤchtliche — amerikaniſche, ihre Aehnlichkeit mit den europaiſchen 120 Eule, braune, ſ. Steineule. weer — von Canada, Beſchreibung derſelken a. . 1 125 — graue, ſ Brandeule. — Fleinſte, ſ. Kaͤuzgen. | — meseikaniſche rothbunte 127. ſchwarz⸗ braune #127 Eulen mit Ohren, 1. Ohreulen. 0 — ohne Ohren, Unterſcheidungszeichen und Gattungen derſelben 73 Eyer, des Caſuar 174. der Nachteule 104. des Straußes 145. 154. des Touyou 165. des großen Uhu 85. des mittlern Uhu 93 Eyerſtock des Straußes, Zergliederung deſ⸗ ſelben 140 8. Falco, linnéiſche Gattungen deſſeſben 188 Falke, brauner, iſt der Wandererfalke 16. iſt eigentlich ein Bushard 18 — edler, heißt der gemeine Falke, wenn er gut abgerichtet iſt 16. 17. 19, wie er auf⸗ zuziehen 20, und abzurichten 25. f. Salke, gemeiner. — mit dem Sederbuſche, Willughbys Be⸗ ſchreibung deſſelben L — fremder, f. Wandererfalke. — gefleckter, iſt ein junger ſchwarzer Falke 0 — gemeiner, deſſen Beſchreibung ee verſchiedene Benennungen ı ı*). kann zahm gemacht werden, iſt aber nicht zum Haus⸗ gefluͤgel zu rechnen 12, vermehrt ſich beym Menſchen nicht 12. feine Naturtriebe laſ⸗ ſen ſich nicht erforſchen 12. wo ſie horſten und bruͤten 13. wenn ſie ihre Jungen aus⸗ ſtoßen 13. wie der Falke auf die Beute ſtoͤßet 13. ſein Kampf mit dem Huͤhnergeyer 13. Unterſchied des faucon ſors und faucon hagard 14. ihre Farbe aͤndert ſich nach den Jahren 14. 22. ſind auf den Inſeln des mittellaͤndiſchen Meeres haͤufig 14. 32. Beſchreibung des franzöfiichen Falken 14. 17. Gebrauch des Manngens und Weib⸗ gens in der Falkonerie 15. der franzoͤſi⸗ ſche Falke iſt auch in Deulſchland anzu: treffen 15 17. einheimiſcher und Wan⸗ derfalke 16. 18. 20. wie die jungen Fal⸗ ken aufzuziehen 20. Beſchaffenheit eines guten galten 21. Naturtriebe und Abrich⸗ tung deſſelben 24 f. ſ. Salkonerie. Ei⸗ 7 gen⸗ der merkwuͤrdigſten Sachen. genſchaften des Falken: ſcharfes Geſicht, Staͤrke, Flug und Faͤhigkeit zur Jagd 25. Art den Falken abzurichten 25. wie er zur Jagd zu gebrauchen 26. ob feine Natur: triebe durch die Abrichtung verrücket wer⸗ den 26. ob er ſeine Naturtriebe ablege 27. wie die Perſer den Falken zur Jagd ab⸗ richten 325 * groͤnlaͤndiſche Falken wer: den ſehr geſchaͤtzt 3370 Salke aus der Zudſonsbay, deſſen A ſchied vom europäifchen 19 — islaͤndiſcher, iſt eine Abänderung r gemeinen Falken 19.2 — rauchfuͤßigter mit dem weißen Kopfe, Beſchreibung deſſelben 5 18 — rother oſtindiſcher, iſt eine Abaͤnderung des gemeinen Falken 18. 19. Aldrovands Beſchreibung deſſelben 30. ob er 15 0 i Europa anzutreffen — ſchwarzer, iſt ein Zugvogel 16. 18. i ſchens Beſchreibung deſſelben 28 f. iſt eine ſehr ausgebreitete Gattung 29. Edwards Beſchreibung 29 — tartariſcher, deſſen Unterſchied vom Wanderfalken 17 — tuniſcher, deſſen Unterſchied vom Wan⸗ derfalken 17. iſt nur eine Abänderung 24 — weißer, iſt nur eine Abaͤnderung des ben weſcs 16. 17. Gattungen deſſel⸗ 18 Salkeneule des Edwards, Beſchrelsung der: ſelben 121. 126 Salkengeſchlecht, was für Vogel Herr von Vuͤffon dazu rechnet 5. iſt ein weitlaͤuftig Geſchlecht 11. 32. findet ſich in der alten und neuen Welt 32. Briſſons Abaͤnde⸗ rungen des Falkengeſchlechts ı 1**). Linnés Eintheilung iſt fehlerhaft 1250. 22. von Franchieres Eintheilung der Falken 17. zwey Hauptgattungen: einheimiſcher und Wanderfalke 16. 18. 20. Vergleichung der briſſonſchen Falkengattungen 18 f. Unterſchied des edlen und Pilgrimfalken 20. 22. welche Vögel Linne zum Falken⸗ geſchlecht rechnet 23 Buͤffons Urtheil uͤber die Tinneifche Eintheilung 22. und über Briſſons Verzeichniß 23. Linns rechnet zwey Gattungen 23. Beſchreibung aus⸗ laͤndiſcher Voͤgel, fo ſich auf das Falken⸗ geſchlecht beziehen 27 f. Verzeichniß der linnéiſchen Falkengattungen 188 2 Saltenjagd, Kir den Arabern und 955 ſern gebraͤuch Salkonerie, was für Voͤgel dazu . werden 4. iſt eine beſondere Kunſt der Jagdwiſſenſchaft 24. vornehmſte Schrift⸗ ſteller davon 24. Alter derſelben 24. wie die Falken abgerichtet werden 25 f. Sarben, ſind kein untruͤgliches Kennzeichen der Voͤgel 117 Faucen bec jaune, ſ. Gelbſchnabel. ; Faucon nis, ſind junge Falken, fo zur Jagd abgerichtet werben 20. 25 Faucon ſors und faucon hagard, Unterſchied derſelben 14. 18 e deſſen Gebrauch in der 8925 Singah, Edwards Beſchreibung dieſes Vo⸗ gels 58. gehört zu den Neuntödtern 59 Siſcherfalke, Beſchreibung deſſelben 34 Slug, Beſchaffenheit deſſelben bey den Nachtraubvoͤgeln 80 Ja Fraiſe, |. Schleyereule. Süße, derſelben Farben find kein beſtaͤndi⸗ ges Unterſcheidungszeichen der Voͤgel 29 G. Gazellenjagd, wie die Perſer die 1 zu abrichten 5 Gehirn des Straußen, Berglichekung dei ſelben 142. Gehoͤr, Beſchaffenheit deſſelben bey 35 Nachtraubvoͤgeln a Gelbſchnabel, iſt die unedelſte Art Falten 15 Gerfalke, ſ. Geyerfalke. i Geſchrey, der Brandeule 106. des Kaͤuz⸗ gen 115. 117. des Kirchenfalken 38. der Nachteule 103. des grauen Neunkoͤdters 49. der Schleyereule 108. der Steineule 113. des Uhu 84 Geſicht, Beſchaffenheit deſſelben bey den Nachtraubvöͤgeln 79 Gewoͤlle, werfen die Raubvoͤgel 389 Geyer, linneiſche Gattungen deſſelben 187 Geyerfalke, deſſen Beſchreibung 3-6. ver⸗ ſchiedene Namen 3*). Groͤße 3. Unterſchied von andern Naubvoͤgeln 4. ſonderlich vom Habicht 4. ſein Aufenthalt und Abaͤnde⸗ rungen 4. iſt der ſtaͤrkſte Raubvogel 5. iſt nur in kalten Landern anzutreffen 5. wird b 2 in eee nn Regifher in waͤrmere Ränder gebracht 5. verliert aber von feiner Lebhaftigkeit nichts 5. Ber nennung und Gebrauch des Männgens in der Falkonerie 5. wird in Perſien ſehr ge: ſchaͤtzt 5). fein Gebrauch zur Vogelbaize 6. Unterſcheidungszeichen deſſelben 6. wo er horſtet 6**) Geyerfalke, weißer 4. deſſen Farbe ruͤhrt nicht vom Himmelsſtrich her 5. iſt eine bloße Abaͤnderung 6 Glauæ, was für eine Gattung von Eulen die Griechen ſo genennt 2 5 Gonolek, Beſchreibung dieſes Vogels le Grand- Duc, ſ. Uhu. f Grönland, daſelbſt werden die Falken hoch⸗ geſchaͤtzt N 33 Gry Gry, Beſchreibung dieſes Raubvogels 45. iſt nur eine Abaͤnderung des Kirchen⸗ falken 45 GR abicht, gehört nicht zum Falkengeſchlecht 5 2 ſchwarzbrauner, welchen Vogel Friſch ſo nennet f 15 Harangs fors, welche Heringe fo heiſſen 14 Harfang, Beſchreibung dieſer Eule 122. 126. halt ſich nur in nördlichen Gegenden auf 123 Harngaͤnge des Straußes, Zergliederung derſelben h 136 Harpyie, ein Raubvogel in Frankreich 18 Hobreau, ein Ekelname der kleinen Landedels leute in Frankreich 36. ſ. Baumfalke. Hoden des Straußes, Zergliederung derfel- ben 2 130 Hotli, ein mexikaniſcher Vogel . 33ttD Huͤhnergeyer, wie ihn die Falkonierer fan⸗ gen 85 la Halotte, ſ. Nachteule. * Jacurutu, Beſchreibung dieſes RL 09 Jagdvoͤgel, was fuͤr Voͤgel dazu gebraucht werden 4. ſ Salkonerie. 8 Island, daſelbſt giebts Geyerfalken 4 K. Kabure, Beſchreibung dieſer Eulengattung 119. 126. deſſen Aehnlichkeit mit den eu⸗ ropaifchen Eulen i 120 Kameelvogel, eine Benennung des Strau⸗ ßes 1339. 144 Kanincheneule, ſo wird auch die Stein⸗ eule genannt . 114 Kauz mit Ohren, iſt ein Zugvogel 74. 100. iſt dem Ariſtoteles unbekannt geweſen 78. deſſen Beſchreibung 99102. verſchiedene Benennungen 99*). fehlerhafte Nachricht der Zoologia britannica 99%). 101. deſſen Unterſcheidungszeichen 99. Naturtriebe 100. reiniget die Felder von Maͤuſen 100. Abaͤnderungen 101 Kaͤuzgen, deſſen Beſchreibung 1152118. verſchiedene Benennungen 115). Unter⸗ ſcheidungszeichen 115. 118. Geſchrey 115. 117. Aufenthalt und Naturtriebe 116. Aberglaube des gemeinen Mannes davon 116. Abänderungen 5 117 Kirchenfalke, deſſen Beſchreibung 37241. verſchiedene Benennungen 37). iſt in Frankreich haͤufig 37. fein Geſchrey 38. Art wie er ſeine Beute faͤngt und verzehrt 38. ſeine Geſtalt und Eigenſchaften 38 f. wo er horſtet und wie er brütet 39. iſt ſehr zahlreich 39. laͤßt ſich leicht aufziehen und abrichten 40. Abanderung deſſelben 40. ſein Nutzen 40. iſt ein Zugvogel 41. Klein verwechſelt ihn mit dem Lerchenfalken 41. ſeine Aehnlichkeit mit dem Schmierlein 45 — gelber, in Sologne 40 Kircheule, ſ. Schleyereule. RE Klauen, Beſchaffenheit derſelben bey den D Nachtraubvoͤgeln 8 Kraͤhenhuͤtten, Nachricht davon g0f. Kriekelſter, Beſchreibung derfelben 51 8, Langraien, Beſchreibung deſſelben 60 Laniarius Gallorum, ſ. Wuͤrger. le Lanier, Herleitung dieſes Namens 7). f. Wuͤrger. ’ Lanius, linnéiſche Gattungen deſſelben 191 Lanius collurio, |. Teuntoͤdter, rother. Lanius excubitir, eine Art Neuntoͤdter 51 Lanneret, heißt das Manngen vom Wuͤrger * Leichenuhu, wird das Kaͤuzgen genannt 116 Lerchen der merkwüuͤrdigſten Sachen. Cerchengeyer, iſt ſtaͤrker als der Kirchenfalke 40 Wen e Gebrauch des Baumfalken = ey Lerchenſperber, ob er von dem Kirchenfäl⸗ ken verſchieden ſey 39. 41 Luftſtrauß, was Herodotus darunter ver⸗ fiche 5 An 129 1 Magen des Straußes, Zergliederung deſſel⸗ ben 134 Manteque, ſ. Straußenbutter. Maudvis, ſ. Weindroſſel. Meerſtrauß, was Herodotus darunter ver⸗ ehe 129 }) * 5 Hachteule, derſelben Beſchreibung 192105. verſchiedene Benennungen 102 . Uns terſcheidungszeichen 103. 118. Geſchrey 103. Naturtriebe, Aufenthalt und Eyer — 104 — von Cayenne, Beſchreibung derſelben . 127 Nachtrabe, unrichtige ee der Nachteule 76. ſ. Nachteule. Nachtraubvoͤgel, ſ. Kaubvoͤgel, nächtliche. Natur, ihr wunderbarer Zuſammenhang in Anſehung der Voͤgel 46 Nazarvogel, deſſen Beſchreibung 183. Ver⸗ ler dung mit dem Dronte und En 5 er Veſtlinge, beißen die jungen Falken, 10 ab⸗ gerichtet werden 20. 25 Neuntôdter, find klein, aber die muthig⸗ ſten Raubvoͤgel 46. wie ſie ihre Beute ja⸗ gen 47. Hauptgattungen derſelben 47. warum ſie ſo heißen 48. verſchiedene Ab⸗ aͤnderungen 50 f. Beſchreibung freinder Voͤgel, welche ſich den Neuntoͤdtern naͤ⸗ bern 58 f. Hauptmerkmal dieſes Ge⸗ ſchlechts 59. 62, haben kürzere Flügel als der Schwanz 61. Neuntodter mit dicken Schnaͤbeln 61 f. ſ. Dickſchnaͤbel. Linne erforderliche Kennzeichen des Neuntoͤdters 68. Verzeichniß der linneifchen Gattun⸗ gen 68 f. 191 — bunter, iſt das Beitgen des kleinſten Neuntödrers 54 — von Cayenne 51.61 Neuntodter, mit dem Sederbuſch, ift keine beſondere Gattung 55 90 — gehaͤubter, Beſchreibung deſſelben 67 — mit dem gelben Bauche, Beſchreibung deſſelben; 62 — grauer, deſſen eee 48 52. verſchiedene Benennungen 48. wo er in Frankreich horſtet 48 Befchaffenbeit ſei⸗ nes Horſtes 49. behält die Jungen lange bey ſich 49. fein Flug und Geſchrey 40. Abänderungen 49. weichen in der Farbe nach dem Himmelsſtriche ab 51. Beſchrei⸗ bung des Lanius excubitor 51. und der Kriekelſter 51 — kleinſter, deſſen Beſchreibung 5457. verſchiedene Benennungen 54°). wo er horſtet 58. iſt ein Zugvogel 55. ſeine Ab⸗ änderungen 55 f. Unterſcheidungszeichen des Maͤnngens 56. und des Weibgens 55 — aus Louiſiana — von Madagaſcar 50. fein unterſchied vom europaͤiſchen 51. Beſchreibung def ſelben 63. vorher Neuntoͤdter von Mada⸗ gaſtar 64 — rother, deſſen Beſchreibung 52 f. ver⸗ ſchiedene Benennungen 52 ). Geſtalt und Naturtriebe 52. Aufentbalt 53 iſt zum Ef: ſen tauglich 53. Beſchaffenheit ſeines Hor⸗ ſtes 53. wovon er ſich naͤhret 33 — von Senegal 50. deſſen Unterſchied vom europaͤiſchen 51. ſ. Gonolek. — des Vorgebirges der guten Hofnung Bes fein Unterſchied vom europaifchen 51 — weißer, findet ſich auf den Alpen 49 Norwegen, daſelbſt giebts Geyerfalken 4 Numidiſche Jungfer, Beſchreibung dieſes Vogels 94. fein Unterfchied vom Orus 96 Nydicorax, was für Eulen die Griechen ſo genannt 76. hat Gaza unrichtig e . Nachteule. O. Ohreule, Unterſcheidungszeichen und Gat⸗ tungen derſelben 73 wie der Namenver⸗ wirrung bey dieſen Voͤgeln abzuhelfen 97. ſ. Uhu. — braſilianiſche, Beſchreibung derſelben 119. 126 — e ſ. Uhu von Carolina. — große, ſ. Uhu, großer. B b 3 8 5 Ohr⸗ Regiſter Obreule, kleinſte, f Kauz mit Ohren. mittlere, |. Uhu mittlerer Groͤße. Ola, arunter verjtebt Arifioteles die mitt: lere Ohreule 73. iſt mit dem Scops einer: ley 94. ſein Unterſchied von der numidi⸗ ſchen Jungfer 96 p. Poferina, wiefern dieſer Name dem Kaͤuz⸗ gen zukomme 117 Derleuie, ſ. Schleyereule. Perſer, ſchaͤtzen die Geyerfalken hoch 508). wie ſie die Falken zur Jagd abrichten 2 * PEN, dieſer Vogel foll zwey Eyer⸗ ſtöͤcke haben 1402 Pie - Grieche, ſ. Neuntoòdter. — — grife, ſ. Neuntöòdter, grauer. — roufle, ſ. Neuntoͤdter, rother. pig 15 Wandererfaike. R. * Raben, werden in Perſien zur Jagd 985 richtet 3*) Ranbvögel, geben die Haute der en Thiere durch den Schnabel von fich 38. 84 Namenverwirrung bey dieſen Voͤgeln 41. 78. wie derſelben abzuhelfen 97. war⸗ um bey den meiſten die Weibgen groͤßer als die Männgen find 44 — nächtliche, jagen in der Morgen und Abenddaͤmmerung, auch bey hellen Naͤch⸗ ten 21. werden am Tage von kleinern Voͤ⸗ geln verſpottet 71. Unterſchied ihres Ge- ſichts 72 Hauptgeſchlechter derſelben 72. Unterſcheidungszeichen derſelben 73. Ari⸗ ſtotelis Eintheilung der Nachtraubvoͤgel 73. 75. ihr Unterſchied von den Tagraub⸗ voͤgeln 79. find merkwuͤrdige Geſchoͤpfe 80. Urſache, warum ſie des Nachts mehr ols am Tage ſehen, und das Tageslicht ſcheuen 81. Struktur ihrer Augen 82 f. Eulen. Aeiberbsize, iſt die größte Jagd mit dem Falken 20 Rirtelgeyer, ſ. Kirchenfalke. le NRochier, ſ. Steinfalke. Röthelweyhe 37, ſ. Kirchenfalke. — Wee indianiſcher, Beſchreibung deſſelbe 59 . . Sakerfalke, le Sacre, deſſen Beſchreibung 9:11. verſchiedene Benennungen 9*). Un⸗ terſchied vom Wuͤrger 9. Belons Nach⸗ richt davon 9. ſein Aufenthalt 10. Aehn⸗ lichkeit mit dem Wuͤrger, und Unterſchied vom Falken 10. wie er zur Baize abge⸗ richtet wird 11. iſt eine beſondere Falken⸗ gattung 9 Schet⸗be, Beſchreibung dieſes Vogels 64 Schleyereule, derſelben Beſchreibung 108⸗ 111. verſchiedene Benennungen 108). Geſchrey 108. Aufenthalt 109. Aber: glaube des gemeinen Mannes von ihr 109. ihre Unterſcheidungszeichen 109. 118. Ab⸗ aͤnderungen 111. wie ſie ſich im Vogel⸗ hauſe verhalte 110. ihre Naturtriebe und Legezeit 110. junge ſind. zum Eſſen taug⸗ lich 110. Art, wie ſie ſich naͤhren 111 Schmierlein der Falkonierer, deſſelben Be- ſchreibung 42246. verſchiedene Benennun⸗ gen 425). Aehnlichkeit mit dem Falken 7 43. Männgen und Weibgen find von einer⸗ ley Größe 43. wo es horſtet und bruͤtet 44. Abaͤnderungen deſſelben 44 f. iſt der kleinſte Raubvogel unter dem Falkenge⸗ ſchlecht 46 — der Naturforſcher, iſt eine Abaͤnderung des Kirchenfalken 45. deſſen Unterſchied vom Schmierlein der Falkonierer 45 — amerikaniſches, hat viel Aehnliches mit dem europaͤiſchen 45 — von Cayenne 44 — von St. Domingo 44 Schnabel, deſſen Beſchaffenbeit bey den Nachtraubvoͤgeln 79 Schuhu, ſ. Uhu. Schwan mit der en 176. f. 3 Schwimmer, ſ. Wuͤrger. i Scope, ift mit dem Otus einerley 94 le Solitaire 178. ſ. Dronte. Sonnenuhr, Beſchreibung dieſes ofindi ſchen Vogels Sperber, gehoͤrt nicht zum olan, Sperbereule, ſ. Falkeneule. Stacheln, hat der Strauß an den 25 8 132 0 Stein der merkwuͤrdigſten Sachen. Steineule, derſelben Beſchreibung 112-114. verſchiedene Benennungen 1125). Auf⸗ enthalt und Unterſcheidungszeichen 112. 118. Naturtriebe, Geſchrey und Neſt uz. Abänderungen 113 Beſchreibung derſelben — aus Canada, 125 — von St. Domingo, Beſchreibung der⸗ ſelben 126 f. Steinfalke, gehoͤrt nicht zum Falkengeſchlecht 19. Beſchreibung deſſelben 41 f. iſt eine Gattung des Schmierleins x 42 Sternfalke, ift kein eigentlicher Falke 1 Strauß, deſſen Beſchreibung 129.150. if ſchon in den aͤlteſten Zeiten bekannt geweſen 129, verſchiedene Benennungen deſſelben 129 ). Herodotus gedenke dreyer Arten 1290. ſeine Größe und Gewicht 130. Urſachen, warum er nicht fliegen kann 131. Beſchreibung feiner Federn 131. Fluͤgel und Stacheln an denſelben 132. Aehnlichkeit mit dem Kameel 133. deſſen innerlicher Bau 133. Beſchaffenheit des Kopfes 133. des Ruͤckens und der Kno⸗ chen 133. der Verdauungs werkzeuge 134. des Magens 134. der Eingeweide 135. der Harngaͤnge 136. der Zeugungsglieder 138. der Hoden bey Maͤnngen und Weib⸗ gen 139. des Eyerſtocks 140. der Werk⸗ zeuge zum Athemholen 141. des Gehirns 142. der Augen 142. der Naſenloͤcher 142. er macht die Grenze zwiſchen den Voͤgeln und vierfuͤßigen Thieren 143. legt viel Eyer 143. wie er ſich begattet und bruͤtet 144. wie er gefangen wird 145. Beſchaffenheit ſeiner Eyer 145. An⸗ zahl und Gewicht derſelben 146. 154. Geſtalt der jungen Straußen 146. hat keine Wuͤrmer bey ſich 147. wovon er ſich naͤhret 147. verſchluckt Metalle und un⸗ verdauliche Materien 148. hat keinen Ge⸗ ſchmack 148. und einen ſtumpfen Geruch 149. Muthmaßung von der Verdauung harter Materien im Straußmagen 149. ob er Eiſen verdaue 151. aberalaubifcher Gebrauch einiger Theile des Straußes 151. eigentlicher Aufenthalt deſſelben 152. bewohnt am liebſten einſame und trockene Gegenden 153. ob er ein PVaſſervogel ſey 153*). fein Fleiſch iſt zum Eſſen tauglich 154. wie die Araber die Straußenbutter machen 154. Gebrauch ſeiner Haut und Federn 155. kann zahm gemacht und zum Reiten abgerichtet werden 156. wie ihn die Araber fangen 157. ſeine Geſchwin⸗ digkeit und Starke 158. Art, ſich zu vers theidigen 1 59. iſt bisweilen taub 150. hat eine traurige Stimme 159. Vergleichung deſſelben mit dem Caſuar und Tonyou 175. linneiſche Gattungen des Straußes 192 Strauß, amerikaniſcher, ſ. Touyou. Straußbaſtard, ſ. Touyou. a Straußcaſuar 178. ſ. Dronte. N Straußenbutter, ihr Sitz beym Strauß und mediciniſcher Gebrauch 137. wie die Araber ſolche machen 8 154 Straußenfreſſer, hat es ehemals gegeben 153. wie ſie die Straußen gefangen 158 Strix, welchem Nachtraubvogel dieſer Na⸗ me zukomme 106 Verzeichniß der linnei⸗ ſchen Gattungen deſſelben 190 Seruthio, Gattungen deſſelben nach dem Linne a 192 Sumpfweyhe, gehoͤrt nicht zum Falkenge⸗ ſchlecht 19 Talchicuatli, Beſchreibung dieſes Vogels , 101 Tanas der Neger, ſ. Siſcherfalke. Taͤrz, beißt bey den Falkonierern das Maͤnn⸗ gen der Raubvoͤgel 44°) Tcha chert, Beſchreibung dieſes Neuntoͤd⸗ ters 5 60 Taha ⸗chert⸗ be, Beſchreibung deſſelben 65 Tiercelet, heißt das Maͤnngen bey den Raub⸗ voͤgeln d 5.15. 21. 44 Todtenvogel, wird das Kaͤuzgen gelen 1 1 Touyou, deſſen Beſchreibung 160-167. vers ſchiedene Benennungen 160. iſt nicht der Vogel Emeu 161. fein Aufenthalt 161. Groͤße 162. Geſtalt 163. Art zu laufen 163. Geſchwindigkeit 164. Nahrung 164. Fortpflanzung 164. ob das Maͤnngen die Eyer ausbruͤte 165. legen ihre Eyer in den Sand 165. ſein Fleiſch koͤnnte zum Eſſen vollkommner gemacht werden 165. Vergleichung deſſelben mit dem Caſuar und Strauß a 175 Trappen, maͤnnliche und weibliche haben oden 139 9 U. Uhu, = Regiſter der merkwuͤrdigſten Sachen. U. Uhu, amerikaniſcher, Se . ee Carolina 93. Beſchreibung a ben 5 — mit ſchwarzen Sluͤgeln a6 — mit kahlen Süßen 80 — gekroͤnter, Beſchreibung deſſelben 87 *“) — großer, deſſen Beſchreibung 83:91. ver⸗ ſchiedene Benennungen 83 * . ob er ein Zugvogel ſey 74. kann am Tage ſehr gut ſehen 81. 85. Kennzeichen deſſelben 83. ſein Geſchrey 84. Aufenthalt und Nahrung 84. Horſt und Eyer 85. Kampf mit den Krähen 85. Gebrauch in der Falkonerie 85. und bey Faſanerien 86. Beſchreibung feiner innern Theile 85. Abänderungen deſſelben 86 f. findet ſich in beyden Welt⸗ theilen 87. Unterſchied zwiſchen dem eu⸗ ropälſchen und amerikaniſchen Uhu 88. Beſchreibung und Zergliederung eines ſchönen bey Zürch gefangenen Uhu 89. Gebrauch des Uhu auf den Kraͤhenhuͤtten 92 — italieniſcher r — ea Größe, deſſen Beſchreibung 198. verſchiedene Benennungen 91 ). Aufenthalt und Art zu Jagen 92. Abaͤnde⸗ rungen 92 f. Neſt und Eper 93. findet ſich auch in Amerika 93. fin Gebrauch zum Vo gelfaug 94 lächerliche ö „Teoiegimiſcher, Beſchreibung deffelben 87) — weißer lapponiſcher 86 Ulula, Urſprung dieſes Namens V. anga, Beſchreidung dieſes Neuntoͤdters 63 vr Sauungswerkzeuge des Straußes, Zer⸗ gliederung derſelben 134 103 Verruͤckung, ob ſolche bey einem abgerich⸗ teten Falken ſtattfinde 2086 Vögel, wunderbarer Zuſammenhang derſel⸗ ben 46. ihre Gattungen find vieler Unge⸗ wißheit unterworfen 56. Beſchreibung der Voͤgel, fo nicht fliegen können 129 f. Vogel von Nazareth, fe Nazarvogel. Vogelfang, wie er mit Nachtraubvoͤgeln anzuſtellen l Vorloos, deſſen Gebrauch in der Falkonerie 3 187 Yalsur, linneiſche Gattungen deſſelben W. Wachteln, ob der Uhu vor ihnen herziehe Walgvogel 177. ſ. Dronte. Ai Wandererfalke, iſt keine beſondere Gat⸗ tung 16. 19. kommt aus Island 17. deſ⸗ fen Abänderungen Wannenweher 37). f. Kirchenfalke. Weindroſſel, eine Art Neuntoͤdter 50. Wuͤrgengel, ſ. Weuntodter. 1 Wuͤrger, deſſen Beſchreibung 7⸗9. verſchie⸗ dene Benennungen 7*). iſt ein ſeltener Vo⸗ gel 7. findet ſich in Schweden 7. warum er Lanier heiſt 7*). Belons Anzeige, davon 7: horſtet in Frankreich 8. feine Geſtalt und Farbe 8. iſt leicht zur Jagd abzurich⸗ ten 8. warum er auch der Schwimmer heiſſe 8. worin er vom Sakerfalken unter⸗ ſchieden wuͤrmer, hat der Strauß nicht 5 3. Zeugungsglieder, des Caſuar 173. des Straußes 1 138 Jugfalke, ſ. Wandererfalke. * 9 ——— — ͥͤ —— ͤ ae 5 S SI EN alke — G. 85 8 5 5 = a ergenliche Fol TER, ; 296 3 * He x DIN il UN N f N 1 0 66 N IN DR 0 NN, 8 N 0 1 f At 0 Das . 7 IL . "7,4 - al ke Der Prscher- De Ben alke - ec fes , u fe Be ra bi 1 * NAG n 4 e Glen fe. 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