pfl w m S» IIäI SÄ (Utii iij Digitized by the Internet Archive in 2016 https://archive.org/details/blatterfraquarien1315 I 12 O- ) erhitzt und giebt ihre aus- strömende AVärme durch den durchlochten Teil des Zy- linders in das Innere des Behälters. Zur Luftzufuhr in den Heizraum bezw. zum Aus- tritt der in dem letzteren sich etwa ansammelnden Gase ist an der Decke des Brennraums ein nicht zu weites Eohr (Fig. IV f) angebracht, welches an der äusseren Seite des Zylinders nach unten durch den durchlochten Deckel nach dem Luft- raum und von hier diu-cli die Wandung an der hintei'en Seite des Behälters nach aussen führt, hier geht es wieder senkrecht nach oben und endet etwa in halber Höhe des Zylinders. Zur evtl. Schliessung dieses Eohres befindet sich bei der äusseren Öffnung (Fig. IV g) eine an einem dünnen Kettchen hängende Verschlusskapsel (Fig. IV h) ; ebenso hat die Thür zum Brennraum eine kleine Eegulierklappe (Fig. IV i). Nach dem vorstehend . Gesagten darf wohl angenommen werden, dass alle Punkte, die bei Herstellung eines Behälters zuünteriichtszwecken in Betracht zu ziehen waren, von dem Erbauer dieses Schulterrariums wohl erwogen sind und dass Herr Junker bemüht war, allen Anforderungen möglichst gerecht zu werden. Dieses Terrarium bietet nicht nur alle Vorbedingimgen, um die hervorragendsten Vertreter der Wasser- und Sumpf -Flora, als auch Pfianzen für trockene Terrarien aufzunehmen, die als Anschauungs- und ünter- richtsmaterial sowohl inter- essant und von Bedeutung, als auch zur Belebung und Ausstattung des Ganzen nötig sind, sondern es bietet auch dadiu'ch den verschiede- nen Wasser- tieren, Amphibien und Eeptilien einen ihrem Leben in der freien Natur entsprechen- den und zu- sagenden Aufenthalt. Dabei ist der Behälter, ohne zu gross und unge- schickt zu sein, so ge- räumig, dass zu gleicher Zeit eine grössere Anzahl vei'schiedener Tier- und Pfianzenarten gepfiegt und zur Anschauung gebracht werden können. Der Schlammfisch. Von Dr. E. Bade. Mit einer Originalphotograplüe. B\ nter den Schmelzschuppern (Ganoidet) bilden _ die Schlammfische (Amiidae) eine Fanfilie mit einem lebenden Vertreter, dem Schlammfisch {Amia calva L.). Zu der Ordnung der Schmelz- schupper gehört die Mehrzahl der fossilen Fisch- reste des paläozoischen und mesozoischen Zeit- alters unserer Erde, während Vertreter dieser Bade: Der Schlamiiitiscli. 17 Ordnung’ in dei’ lientigen Fauna nur noch sehr spärlich vorhanden sind, die ebenfalls dem gänz- Figur 2. Sohul-Terrariiim. Bodenanorclnung. liehen Anssterben znneigen. Zu grosser Ent- wickelung gelangten die hierher gehörenden Fischarten im Devon, in welchem Zeitaltei’ zu- gleich die typischen Steinkohlenpflanzen mächtig anfstrebten. ’ihele der devonischen Ganoiden sind dadurch von hohem Interesse, dass sie Zwischenstufen jetzt lebender, weit auseinander stehender Gruppen bilden. So sind z. B. in der ausgestorbenen Gattung IHpteras der devonischen Schichten Merkmale der eigent- lichen Schmelzschupper und der so überaus merkwürdigen, jetzt ebenfalls fast ansgestorbenen Liu’ch- oder Lungenflsche (Bij!- uoi) vereinigt, die ein Binde- glied zvflscheu Fischen und Am- phibien darstellen. Eine andere Gruppe der devonischen Fische erinnert sehr an das Emliryonal- stadinm der Knochenfische und Figur 4. Sohul-Terrarium. Seitenaiisirlit. besitzt z. B. noch änsserliche, unbedeckte Kiemen, zugleich leitet sie zu den in der Jetztzeit scharf getrennten Haien hinüber, so dass sie als ein gemeinsaniei’ Stamm der Fische beti’achtet werden dai’f, von dem ans die ver- schiedenen Ordnungen wie die Äste eines Baumes ansgegaugen sind, wobei sie sich mit der Zeit stets weiter auseinander entfernt haben, so zwar, dass heilte eine Vereinigung’ und die Ableitung von einem ürtypiis kaum mein’ möglich erscheint. Solche Formen, welche gleichsam das Kindheits- alter einer rezenten Ordnung odei’ Klasse dai'- stellen, bezeichnet man als „Embryonaltypen“ oder, da sie die Merkmale mehrerer jetzt weit auseinander stehender Abteilungen des Tier- reiches vei’einigen und damit den gemeinsamen Ursprung andeiiten, als „Kollektiv- oder Sanimel- typen“. Diese Urfische waren mit grossen Schmelz- schiippen bedeckt, zu denen sich später, zu Ende des paläozoischen 'Weltalters, dem Perm oder Dyas, kleinsclnippige heterocerkale Ganoidflsche anschliessen , die zahlreich im Kupferschiefer zwischen Eisleben und Halle z. B. gefunden werden. Im Mittelalter der Ph'de, dem mesozoi- schen Zeitalter, sterben die heterocerken Ga- noiden aus und werden durch homocerkale, gleichschwänzige, Schmelzschupper ersetzt, die jetzt den Höhepunkt ihrer Entwickelung er- reichen, um dann allmählich zu der Seltenheit und der Fornienarmiit der Jetztzeit hei’abzusinkeu. Fossile Beste der Familie: AmUclae kommen in den Tertiärablagerungen Noi’damerikas z. B. im 'i^Ä^OBiingterritoriuni vor; man hat sie als Protainia und FTypamia iiiiterschiedeii. — In seiner Körperform erinnert der Schlamm- flsch sehr an die des Hnndsfisches. Das Tier ist also gestreckt, der Vorderkörper ivenig, der Schwanz- teil sehr ziisammengedrückt. Die Schnauze ist kurz, die Mundspalte niässig weit, die Kehle mit einer grossen Knochenplatte bedeckt. Kienienhantstrahlen sind zahl- . reich vorhanden,' während die Nebenkiemen fehlen. Die Kopf- ^ t knochen sind mit Schmelz be- ' ^ deckt, über welche sich eine sehr dünne Haut zieht. Die Nasenöft'nungen enden in zwei Böhren. Die Körperschuppen sind oval, konzentrisch gestreift, sie sind mit einer dünnen Schmelz- lage überzogen. Die Schwimmblase ist voi’ne gabelspaltig und von zelliger Struktur und kommu- niziert mit dem Schliinde. Die Spiralkappe ist wenig entwickelt. Das Skelett vollkommen verknöchert. Die Kiefer mit einer äusseren Beilie dicht stehender, ziige- spitztei’ Zähne und mit einem Bande hechel- förmiger Zähne. Auf Pflugschar, Gaumen- bein lind den Flügel- beinen stehen ähnliche Zähne. Vor der Afteröffnung befindet sich ein Abdominalporns. Dei’ Vorder- rand der Flossen, besonders die Schwanzflosse, ist mit einer einfachen oder doppelten Beihe grosser, stachelartig’ entwickelter Schuppen be- Figur 3. Solml-Terrarinm. Aquarium. 18 Uber das Häuten der Schlangen, besonders bei der Tigerschlange. setzt, die man als „Fnlcra“ (Flossenscliindeln) bezeicliiiet. Die Färbung des Schlammfisches ist ein düsteres Grünbraiin, heller marmoriert, mit einer dunkleren Linie von der Schnauze durch das goldgerandete Auge bis zu den Kiemen. Die Färbung der Flossen ist braunrot, schwarz pig- mentiert. Die lange Eückenfiosse gelb oder gelbrot gesäumt. Beide Geschlechter tragen wahrscheinlich einen grossen, runden Fleck, der mit einem orangegelben Eande umgeben ist. Als Männchen sind höchstwahrscheinlich mm diejenigen Exemplare anzusehen, die zwei schwarze Flecken aufweisen und zwar einen im ersten Drittel der Eücken- und den zweiten am Ansätze der Schwanzflosse. Über die Lebensweise des Schlammfisches in der Freiheit ist nur wenig und nur Dürftiges bekannt. Die Vermehrung fällt in die Monate Mai und Juni. Treten zu dieser Zeit die Flüsse und Seeen aus, so begeben sich die Fische auf die überschwemmten Wiesen und laichen hier zwischen dem Grase. Zwingt die Tiere nicht der Eücktritt des Wassers, so bewachen sie ihre Eier hier so lange, bis die Jungen ausgeschlüpft sind, was etwa nach 8 bis 10 Tagen der Fall ist. Die junge Brut bleibt indessen noch 2 bis 3 Wochen bei den Eltern. Werden die Alten aber durch das Fallen des Wassers gezwungen, in den See oder Fluss schon vorher zurück- zukehren, so bleibt die Brut in der Eegel in den Tümpeln zurück, und erst beim nächsten Hochwasser ziehen die kleinen Tierchen in grosser Anzahl in das tiefe Wasser. Die Einführung des Schlammfisches ver- danken wir von dem Borne. Im Jahre 1891 wurden zwei Exemplare von dem jetzigen Be- sitzer der Teichwirtschaft von New- York nach Berneuchen gebracht, die 1892 schon Nach- kommenschaft lieferten. Der eine alte Fisch starb jedoch, sodass die Zucht auf gegeben wer- den musste. Versuche, die von Debschitz an- stellte, die Weiterzucht mit der Nachzucht fort- zusetzen schlugen fehl, erst durch Neueinführung weiterer Fische konnte die Zucht wieder auf- genommen werden, sodass im Herbst vorigen Jahres zahlreiche Nachzucht an Aquarienlieb- haber verschickt werden konnte. Im Aquarium hält sich der Schlammfisch gut, verträgt jedoch auf die Dauer kälteres Wasser als -f- 5 ® nicht und ist nur bei höherer Wassertemperatur munter und fresslustig, zeigt sich auch dann farbenprächtig. Der Fisch ver- leugnet seine räuberische Natur im Pecken keineswegs und ist aus diesem Grunde mit harm- losen Fischen nicht zu vereinigen. An das Futter selbst stellt er keine besonderen An- sprüche, er füllt sich den Magen fast bis zum Platzen mit allem Geniessbaren und ruht dann träge auf den Wasserpflanzen oder am Boden, sich der Verdauung seiner Mahlzeit hingehend. Von Zeit zu Zeit steigt er, um Luft einzunehmen, zur Oberfläche, indem die Strahlen der langen Eückenfiosse eine rasche, wellenförmige Bewegung ausführen, wie sie auch beiniHundsfischbeobachtet wird. Diese Bewegung wird durch eine eigen- tümliche Anordnung von Eigenmuskeln für die einzelnen Strahlen der Flosse bewerkstelligt. Über das Häuten der Schlangen, besonders bei der Tigerschlange. alle - Schlangen hänten sich zu gewissen Zeiten und diese Häutung ist leicht an gefangenen Tieren zu beobachten, aber trotzdem ist über diesen Vorgang noch manche irrige An- sicht verbreitet. Oft wii’d angenommen, dass die alte Haut nur einmal im Jahre abgestreift wird und sich die Schlange aus ihr freiwillig ein Mali! bereitet, andererseits herrscht die An- sicht, dass bei gesunden Tieren die Haut in einem Stücke losgeht. Für einige Schlangen- arten mögen diese Annahmen zutreffen, sie aber zu verallgemeinern und auf alle Schlangen an- zuwenden ist falsch. Bei den gewöhnlichen Schlangen unserer Heimat: Kreuzotter und Eingel- natter, findet die Häutung drei-, vier- und sogar fünfmal im Jahre statt. Die erste Häutung er- folgt nach dem Winterschlafe, die folgenden in Zwischenräumen von sechs Wochen oder zwei Monaten. Dieses gilt auch für die Blindschleiche. Weder Kreuzotter noch Eingelnatter oder Blind- schleiche verschlingen nach den Beobachtungen Leigthons die abgestreifte Haut, und bei allen dreien wird die Haut bald in einem Stück, bald in mehreren Fetzen abgeworfen. Mit den Unter- suchungen dieser letzteren Punkte beschäftigte sich besonders M. Leigthon. Er wollte wissen, durch welche Gründe sie sich bald in einem einzigen, bald in mehreren Stücken ablösste. Die Häutung lässt zwei verschiedene Phasen zu. Erstens einen physiologischen Vorgang, durch den die Epidermis sich von den tieferen Schichten der Haut loslösst^ Nach M. Jackend wäre diese Phase die naturgemässe, bei ihr trocknet der Teil der Haut, der sich ablösen 19 Über das Häuten der Schlangen, besonders hei der Tigerschlange. will, zusammen und, einmal trocken geworden, gellt dieser Teil leiclit ab. Hiermit beginnt die zweite Phase, sie ist im Gegensatz zur ersten, die physiologisch ist, rein mechanisch. Die Schlange vollführt kräftige Anstrengungen um sich der ihr jetzt nutzlos gewordenen Haut zu entledigen. Hierbei reibt sich das Tier an harten, scharfen Gegenständen, die Widerstand bieten, wie z. B. an Steinen. Die Haut wendet sich dabei um, und die Schlange kriecht aus üir her- aus. Vermag die Schlange dagegen die Haut an einigen SteUen anzu- ritzen, so durch- bricht letztere hier und wird dann in F etzen abgestreift. Junge und kleine Schlangen werfen die Haut am leich- testen in einem Stücke ab : sie kriechen aus der alten Haut heraus. Bei älteren Schlangen imd denen von grösserer Länge, löst sich die Epi- dermis lieber in Stücken und Fetzen ab. Letzteres kann man besonders bei den grossen Python -Axt&ci beobachten. Über die Häutung von Python moluriis (rray^ der Tiger- SChlanffe die auf Originalphotographie nach dem Leben ® ’ für die „Blätter“. der östlichen Halbkugel vorkommt und ganz Ostindien bewohnt, hat M. W. Claike genauere Angaben gemacht. Bevor ich hierauf näher eingehe, scheint es zweckmässig, kurz das Tier zu beschreiben. Die Tigerschlange ist häufig in Menagerien zu finden, weniger wird sie von Liebhabern im Terrarium gehalten. Sie erreicht eine Länge von vier bis fünf Metern, doch treten, wenn auch seltener, Exemplare von sieben bis acht Metern Länge auf. Der Kopf besitzt zwei Gruben im Eostralschilde, je eine in jedem der beiden ersten, oberen Lippenschilde und ausserdem Gruben in einigen dei' unteren Lippenschilde. Die Färbung des Kopfes ist fahlgelb bis hellbraun mit fleiscli- farbener Stirn und Schnauze und braunem, vorn gegabeltem Flecke auf dem Hinterkopfe. Der Bücken hellbraun mit einer Eeihe grosser, im allgemeinen viereckiger, brauner Flecken ; an den Körperseiten eine Eeihe von ähnlichen Flecken. Giftig ist die Schlange nicht. Bei einem weiblichen Exemplare wurde im Pfianzengarten zu Paris zum ersten Male beobachtet, dass das Weibchen seine Eier ausbrütet und während der Brutzeit ausser Wasser sonst keine Nahrung zu sich nahm. Die Tiger- schlange, an der M. W. Clarke seine Beobachtungen an- stellte, erhielt er am 7. September, das Tier häutete sich zum ersten Male zu Ende dieses Monats, doch konnte diesmal der Vorgang nicht beobachtet werden. Am 20. November nahm die Schlange ein Bad von sechs Tagen, zu Ende dieses Tages verliess das Tier das Bad und in dem Bade- wasser fand sich die Haut in zwei grossen Stücken. Vom 6. bis 13. Januar ein neues Bad, in dem die Schlange die alte Haut in mehreren Stücken zu- rücklies. Die nächste Häutung erfolgte iNOi-damerikanischer Schlammfisch im AugUSt, in (Amia calva L.). welchem Moiiat das Tier vom 1 0. bis 1 9. im Wasser verweilte. Beim Ver- lassen des Wassers rieb sich die Python heftig den Kopf gegen den Filz, der das Terrarium begrenzte. Plötzlich führte das Tier zwei kräftige Atemzüge aus, um durch diese aus dem Innern der Naselöcher die alte abgestorbene Haut zu entfernen. Dank der Eeibungen der Atemzüge hatte sich der Kopf des Tieres nach 8 Minuten vollständig seiner Haut entledigt. Die Schlange begann nun im Terrarium herum zu wandern, wobei sie sich kräftig gegen die Seitenwände drückte. Hierdurch streifte sie die alte Haut in einer 20 Kleine Mitteilnngen. ^ Bücliersclian. Länge von 60 cm ab nnd 20 Minnten später hatte sie noch 30 cm gewonnen. Eine Stunde darauf war die Häntnng beendet. Das Schwanz- ende löste sich nnd trennte sich von der Hant, die ans einem Stücke mit einigen Eissen bestand. Die Häntnng Avnrde der Schlange dadurch etwas erleichtert, dass der Beobachter den Leib des Tieres mit seinen Händen mnspannte und -es so durch diese Hölilnng kriechen Hess. Die. nächste Häntnng' erfolgte am 24. No- vember nach einem Bade von 18 Tagen, die folgende am 25. Februar, bei welcher die Schlange 9 Tage im Bade znbrachte. Bei dieser letzten Häntnng streifte sich die Hant nicht gut ab, da sie auf dem Körper antrocknete; die Python suchte daher Avieder das Wasser auf nnd ver- weilte noch mehrere Tage in demselben. Bei der folgenden Häutung am 28. Juli streifte sich die Hant nach einem 10 tägigen Bade in einem Stücke im Zeitranme von nur einer Stunde ab. Im Oktober nnd Dezember erfolgten neue Häutungen, bei AAmlchen sich die Hant in mehreren Stücken löste, desgleichen im März, Mai, August und November. Die Tigerschlange häutete also in drei Jalmeii zAvöIf Mal nnd. in den meisten Fällen löste sich die Hant in mehreren Stücken los. Tn keinem Falle hat die Schlange die abgestreifte Hant verschlnugen. H. 0. ^Cleine J\mteilun^en. Eiuig’e Beohachtuugeii an dein Tasclieulivebs Carainus maenas Leach. An fi2 Taschenkrelise-n der Art Carduus maenas wurde heoüacditet, das« l)pi 48 Ki'elisen die i'eehte Schere bedeutend stärker als die linke entwickelt war. Bet 12 Exemplai’en Avar die linke die grössere, und nur 2 Tiere wiesen Scheren von gleicher Grösse auf. Stellt man den Satz auf, dass die Thätigkeit das Organ bildet, so lässt sich hieraus schliessen, dass diesei' Taschenki'ehs 48 mal von 62 Exemplaren mit besser rechts ausgehildeter Schei'e (ungefähr 77%) auftiltt, 12 mal (etwa 19®/o) mit vor- wiegend links (mtAvickelter Scdiere und nur 2 mal (an- nähernd 6%) gleich gebildete Scheren besitzt. — AVii'd der Taschenkrebs in siedendes Wasser untergetaucht, so stirbt er nach Verlauf von 10-20 Sekunden: wird er jedoch nicht vollständig untergetaucht, so tritt der Tod erst nach 80, 40, 50 oder auch 60 Sekunden ein. (1.) Eine Wasserinilbe als Parasit. Von den Waser- milben, die zur Gattung Hydryphantcs C. L. Koch ge- hören, ist Hydryphantcs dispar Schaub als Parasit nach- gewieseu worden. Der Rumpf der Wassermilben Ib/rlr«/- phantes ist OAml, leicht niedergedrückt, die Augen einer Seite einander sehr genähert, in eiire länglich runde Chitinkapsel eingeschlossen. Das Medianauge ist A"on einer symmetrisch geformten, grösseren oder kleineren Panzer-Augenplatte umgeben, die Beine reich mit Schwimmborsten versehen. Bei Hydryphantcs dispar ist das Integument mit abgerundeten Papillen besetzt, die Augenplatte nimmt etwa '/r der Länge des Rumpfes ein und die mittlere Hervonvölbung des Vorderrandes ist fast breit keilförmig vorspringend, mit abgerundeter Spitze. Die vorderen Seitenecken sind seitlich aus- gezogen, eckig, und liegen fast in gleicher Höhe mit dem mittleren Vorsprunge. Die hinteren Fortsätze der Augen- platte sind sehr lang und laufen in eine mehr oder weniger starke Sjiitze aus. Das Capitulum trägt einen kurzen, breiten Schnabelteil und eine grosse Mund- öffnung. Der Maxillarpalpus ist kurz und sehr stämmig, besonders das zAveite xmd dritte Glied, Avähreud das vierte Glied um die Hälfte dünner als das Amihergehende ist. — • Wie in den V erhandlimgen der Mhener zoologisch- botanischen Gesellschaft berichtet wird, beobachtete Karl Thon in Tümpeln an der oberen Elbe ein Exemplar der Deckelsumpfschnecke (Paludina), in deren Mantel hiutei' dem Kopfe sich Hydryphantcs dispar hinein- gebissen hatte. Weder mit der Nadel noch mit der Pipette gelang es, den Pai-asiteu loszulösen, so dass zu seiner Isoliei'uug ein Teil des Schneckenmantels heraus- geschnitten werden musste. Sehr Avahrscheinlich vermag die Milbe vermittelst ilirer scharfen Mandib elklauen den Schnecken eine Wunde beizubringen, während die kegel- förmige Gestalt des Mundorganes zum Anheften an das AVirtstier höchst geeignet ist. -- Es ist hiernach durch- aus nicht ausgeschlossen, dass auch die Wassermilben der Gattung Thyas, deren Spezies sogar die SchAvimni- borsten an den Füssen fehlen, wenigstens zeitAveilig ebenfalls ein Schmarotzerleben führen. Ebenfalls Avähr- scheinlich ist dieses für die Gattungen: Eupatra imd Diplodontus. Bei beiden und auch bei Thyas ist der Bau der Mund Werkzeuge ganz ähnlich Avie bei Hydry- phantcs. R. §ÜGl^ei?SGl^au. Nitsclie, Pani. Der Import von lebeiideu Fischen. Ratschläge und Winke für die Einführung von Reptilien, Amplübien, SeeAvassertieren nnd Wasserpflanzen für Aquarien- und TerrarienzAvecke : gleichzeitig eine An- Aveisung für jeden Seereisenden, sich leicht einen reich- lichen Nebenverdienst zu schaffen. — 112 Seiten, 15 Textbilder. Preis gebunden 2 Mk. Verlag Amn Fritz Pfenningstoi'ff, Berlin. Die vorliegende. „ImportauAveisung“ ist ein nach- gelassenes Werk A'on Paul Nische, in dem dersellie seine reichen Erfahrungen über die Einführung \’on Fischen etc. niederlegte. Jeder Aquarien- und Terrarienliebhaber, der mit der Versendung von Tieren und Pflanzen zu thun hat, Avird das Werk mit Interesse lesen und manchen Nutzen aus demselben schöpfen. Alle Aus- führungen des leider zu früh Amrstorbenen- V^erfasserS) so z. B. das Kapitel über die Fütterung .äiifj^eite 68 möchte ich indessen nicht voll unterschreihen. B. Für die Redaktion verantwortiicli : Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25; für den Anzeigenteil; Cr eutz sehe V^lagSp Buchhandlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von August Hopiei in Burg b. M. Jahrgang XIII. Heft 3. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Heimatsliebe und Wandertrieb. Bür die Mehrzahl aller Menschen gilt heute der Ausspruch: JJhi bene ihi patria, da wo es sich gut leben lässt, ist mein Vaterland. Auch die Tier- und Pflanzenwelt huldigt diesem Satze und nur verhältnismässig wenige Arten können sich nicht mit ihm befreunden, bleiben ihrem Geburtslande treu, und gewaltsam diesem entführt, siechen sie dahin, da ihnen in der Fremde lieb gewordene Gewohnheiten fehlen. Andere wiederum sind durch irgend welche Ursachen aus ihrer Heimat vertrieben und haben sich eine neue suchen müssen. Aber bei ihnen regt sich zu gewissen Zeiten die Sehnsucht nach den Orten, wo sie geboren sind, wo sie die ersten Tage ihres Lebens verbrachten, und diese Tiere sind es, die zur Fortpflanzmigszeit wieder dahin zurückstreben und die Erhaltung und Vermehrung ihrer Art an den Orten vollziehen, wo sie und auch ihre Vorfahren das Leben erhielten. Die Wanderung der Fische z. B. ist als die Befolgung eines merkwürdigen Gesetzes an- zusehen, welches man als das biogenetische Grundgesetz bezeichnet. Nach diesem durch- läuft ein Geschöpf in seiner individuellen Ent- wickelung die Stufen, welche die Angehörigen seines Stammes, seine Vorfahren, im Laufe der Zeiten durchlaufen haben: Die Ontogenie, in- dividuelle Entwickelung, ist nur eine Wieder- holung der Phylogenie, der Stammesentwickelung. Diese Wiederholung kann und ist in vielen Fällen verkürzt, ist bis zum völligen Ver- schwinden abgeschwächt, wie auch durch selb- ständige Neuanpassung der Jugendform das Bild der Wiederholung gefälscht werden kann. Immer aber gehört der Aufenthalt, wo ein Tierstamm sich hauptsächlich entwickelt hat. wo sich seine Phylogenie vorwiegend vollzogen hat, zu den massgebendsten Faktoren dieser EntAvickelung überhaupt, und Geschöpfe, welche die W ohnplätze ihrer Ahnenreihe vor nicht allzu langer Zeit mit anderen vertauscht haben, be- sitzen das Bedürfnis, dorthin zurückzukehren, wo ihre Entwickelung begonnen hat, um der Ontogenie ihrer Nachkommen die Möglichkeit der Wiederholung der Phylogenie auch bieten zu können. Aus diesem Grunde steigen die Fische von der See in die Flüsse auf, sie sind Aufsteiger „Anadromi“, wie die grösste Mehrzahl unserer Wanderflsche, oder Hinabsteiger „Katadromi", wenn sie vom Flusse sich zur See begeben. Um diesen Wandertrieb ist es etwas Wunder- bares, da er mit elementarer Gewalt über die Tiere kommt, sie zwingt, auf und von dannen zn gehen. Und da das Tier nicht fähig ist, über diesen Trieb nachzudenken, wirkt er auch so sehr mächtig und grossartig, er lässt alle Selbstbeherrschung schwinden und hebt jede Eücksichtnahme, auch gegen das eigene „Ich“, völlig auf. Die von der See in die Flüsse aufsteigenden Fische und umgekehrt, die aus den Flüssen in See gehenden, verweilen erst eine Zeit im Misch- wasser, denn der Übergang vom Süsswasser in Salzwasser, und noch mehr umgekehrt, wirkt vergiftend und oft tötlich für viele Geschöpfe. Diese Erscheinung ist durch die Osmose bedingt, da ein Austausch des in den Geweben des wasserbewohnenden Tieres enthaltenen Wassers mit dem umgebenden Medium stattfindet, der so störend einwirkt, wenn dieser Übergang- plötzlich erfolgt, dass die physiologischen Vor- gänge im Körper sich nicht mehr normal ab- 22 Lachmaun: Die Kreuzotter und ihre Zucht. spielen können, wodurch der Tod eintreten muss. Ist aber dieser Austausch vollendet, so beginnen die Tiere erst mit ihrer eigentlichen ^^"andel'nng, lassen sich nicht mehr durch ihnen gestellte Netze oder durch hohe Wehre von ihrem Ziele abbringeu, streben ohne Aufenthalt, ohne Nahrung zu sich zu nehmen, ohne auf irgend etwas auf ihrem tYege zu achten, einzig und allein beherrscht von dem Triebe zur Fort- pflanzung, dem Bächlein und dem Meere zu, wo sie geboren Avurden. ß. Die Kreuzotter und ihre Zucht im Terrarium. Von He rm. Lacli mann. Mit einer Originalpliotograpliie. (Schluss.) Sie Kreuzotter in Gefangenschaft zu züchten ist meines MTssens ausser mir bisher noch keinem Pfleger derselben geglückt; mir gelang die Zucht wiederholt und zwar zuerst 1H86. Seit dieser Zeit ist mir diesell)e mehrmals geglückt und zwar so oft, dass ich zur Überzengimg gelangt bin, dass die Zucht stets erfolgi'eich ist, wenn die Sache richtig angefasst Avird. Hanptbedingung ist vor allem ein grosser Behälter von l'/^ — 2 m Länge, 1 in Breite und 1 m Höhe. Die Ein- richtung kann sehr primitiv sein, sie wird, AAÜe für trockene kalte Terrarien massgebend, her- gerichtet. Man sorge dafür, dass der Boden genügend mit allerlei StrancliAveik bepflanzt und mit grösseren und kleinen Steinbrocken und Moospolstern belegt wird. In einer hellen Ecke soll sich ein nicht zu kleines Wasser- becken befinden, das Wasser darin ist täglich zu erneuern. Drainröhren und liegende Blumen- töpfe in den Boden eingelassen sorgen für Ver- steckorte der Ottern. An dem grossen Behälter muss ein kleinerer angebant sein, der mittels einer Schiebethür mit dem grossen Terrarium in Verbindung steht. Die Schiebethür muss sich von aussen öffnen lassen. Dieser kleine Behälter dient als Absperrranm für die Schlangen, Avenn etwas im grossen Behälter zu ordnen ist. Zu diesem Zwecke kann auch ein kleiner Teil vom grossen Behälter abgegrenzt und mittels Schiebe- thür verschlossen Averden. Am besten eignet sich aber ein Frei- oder Garten-Teriurium zur Pflege der Kreuzotter. Kann man sich ein solches nicht anlegen, so sollte man es möglich zu machen suchen, das Terrarium während der Sommermonate im Freien aufstellen zu können. Gute Standorte geben ein sonniger Balkon oder eine Veranda ab. Wo das Terrarium aber, immer aufgestellt wird, stets ist dafür zu sorgen, dass es völlig ungestört steht. Nur wenn Störungen vermieden werden' Avird es gelingen, die Kreuzotter so einzugervöhnen, dass sie regel- mässig frisst und sich fortpflanzt. Mein grosses Versuchsterrarium stand im Sommer im Freien unter einem der vollen Mittags- sonne ausgesetzteu Schuppen, im Winter im un- geheizten Zimmer. Nur wenn im Winter zu befüi'chten stand, dass die Temperatur unter 0 ** E. im Zimmer sinken würde, wurde das Zimmer mässig geheizt ; über -|- 5 ^ E. liess ich die Wärme Jedoch nicht steigen. Bei dieser Behandlnng gingen die Ottern regelmässig in den Winterschlaf, überstanden diesen gut und kamen im Frühjahr wohl und munter wieder zum AMrschein. Und gerade die Otteiu, die ich so übenvintert hatte, gingen im Frühjahr leicht an das Futter und paarten sich mit Erfolg im Terrarium. Zur Zucht eignen sich am besten Jüngere Tiei-e, die bald nach dem Veilassen der Winter- (piai'tiere, im zeitigen Frühjahr, einzufangen sind, da diese sich am leichtesten eingeAVöhnen und Nahrung (Eidechsen, Junge Eatten und Mäuse) annehmen. Hat man diese dann erst einmal im Teriuiium glücklich übei'Avintert, so kann man von diesen Tieren auch bestimmt auf Nachkommenschaft rechnen. Trächtig ein- gefangene Weibchen setzen ihre Jungen leicht im Terrarinm ab, auch dann, Avenn die Alte keine Nahrung annimmt. Die so gewonnenen Junge ;i sind aber sehr schwächlich und -gehen bald ein. Anders die Jungen von im Terrarium völlig eiugeAvöhnten und dort begatteten Weibchen. Diese sind kräftig, nehmen Nahrung zu sich und fühlen sich völlig heimisch im Behälter. Von diesen gelingt es fast stets, einen Teil gross zu zielien, wenn man sie reichlich mit Jungen Eidechsen füttert, am besten mit Jungen Mauer- und Wieseneidechsen. Die Jungen Kreuz- ottern sind allerliebste Dinger, die charakter- istische Zeichnung markiert sich schon sehr gut — leider aber sind sie schon von der Geburt an bissig nnd boshaft, und ihr Biss, Avenn er nur richtig trifft, kann ebenso üble Folgen nach sich ziehen, als derjenige der Alten. Kui'z im Anschlüsse hieran noch etAvas über den Biss der Kreuzotter und die Gegenmittel gegen denselben. Es sind zwar schon viele Mittel gegen die Wirkung des Bisses angepriesen Avorden, keines hat sich Jedoch bisher absolut bewährt. Am besten steht es noch mit dem Bade; Die Mündimg der Donau, die Dobrudschisclie Lagune und ihr Fischri'ir.lituin. Alkohol, gieicliviel ob Rum, Arac, Cognac oder geAvöbiilicber Branntwein. IMan gel)e dem Be- bissenen davon in kurz Inntereinander folgenden Gaben, je mehr je besser, sell)st bis znm völligen Berausclitwerden. Auch wenn der Gebissene den Branntwein wieder von sieb giel)t, so flösse man ihm solchen von neuem ein. Notwendig ist vor allem, dass die Bisswunde sofort nnter- bunden wird, wenn nötig mit Hilfe eines Knebels, um das Blut an der Bissstelle festzuhalten. Aussaugen darf man die Bisswunde nicht, ein Riss im Munde, an den Lippen, ein hohler Zahn könnte schlimme Folgen für den den Liebesdienst Ausführenden haben, indem sich Die Mündung der Donau, die Dobrudschische Lagune und ihr Fischreichtum. Von Dr. E. Bade. I. Die ^^"asserverhältnisse. (Mit drei Originalpliotograpliien.) «iie Donan, der gewaltigste \^"asserlauf _ _ i Europas, teilt sich oberhalb der ru- mänischen Stadt Tulcea in ihre zwei grossen Mündungen: Kilia und St. George und von hier ab beginnt ihr Deltoid. Unterhalb Tulcea ver- zweigt sich der letzte Arm noch in die Sulina- Mündung, sodass die Kilia-Mündung links fliesst, Oviginalaufnahme für die „Blätter“. der Anssaugende dann selbst die Vergiftung znzieht, Ansschneiden, Ausbrennen der Wunde mit glühender Kohle, glühendem Eisen, Schiess- pulver ist sehr gut und leicht und schnell aus- führbar. Stets aber schreite man sofort zur Anwendung von Gegen- nnd Abwehrmitteln. Sodann suche man sich so schnell als möglich die Hilfe eines Arztes zu verschaffen. Die kleine Bisswunde schmerzt im Anfang kaum, sie wird manchmal garnicht beachtet, und der Gebissene weiss nicht einmal, dass er gebissen worden. ■ Aber nur zu bald stellen sich die F olgen ein. Das verwundete Glied schwillt bis- weilen unförmlich an, und der Kranke leidet grosse Schmerzen. In diesem Zustande kann auch ein er- fahrener Arzt nur schwer ernste F olgen a b w e n d e n. Im Schilf und Rohr des Dunawetz hei dem Abflüsse der Deviatea (Kerhaneua Arsa). St. George rechts und die Sulina in der Mitte beider, alle führen ihr Wasser dem Schwarzen Meere zn. Das Gebiet dieses Deltas misst in seiner Länge 110 Kilometer, in seiner grössten Breite zwischen AVilkow und Katerlez 95 Kilo- meter. Zwischen diesen drei Hauptmündungen bilden sich eine Anzahl grösserer nnd kleinerer Seen, Lanken, tote Arme nnd Tümpel. Sie sind fast aUe verdeckt von dichten Schilf- nnd Rohrbeständen, das sie von allen Seiten umgiebt, und nur mit Mühe*kann der Fischer oder Natur- forscher von einer der drei Mündnngen in diese meistenteils grossen Wasserflächen dringen. Die Dobrudschische Lagnne bildet eine un- nnterbro diene Wasserfläche von 100 — 120000 ha. Ihre bedeutendsten Seen sind: Raselm, Golowiza. 24 Bade: Die Mündung der Donau, die Dobrudschische Lagune imd ihr Fischreichtura. Sinoi und Smerca, deren Wasser brackig ist, da einesteils in dieselben Snsswasser aus dem St. George durch die bachartigen Mündnngen des Clinezu, Donalwezu und Czerni - Florea fliesst, anderenteils Meerwasser dui’ch die Öffnungen von Portiza, Periteasca nnd Buazn dringt. Geschichtlich betrachtet scheint in diesem Fischeldorado die Fischerei früher viel rühriger gepflegt zu sein, als es jetzt der Fall ist. In der Dobrudschischen Lagune und deren Anschluss an das Meer, wie auch in den Donaumündungen und an der üferzone des schwarzen Meeres hatten sich überall Fischer festgesetzt, die der reiche Fischfang hier fesselte. Herodot erwähnt in seinen Beschreibungen einige Völker, die zu seiner Zeit diese Gegenden bewohnt haben. Er sagt, es haben am Pontus Völker in Wohnungen gelebt, deren Hänser stai'k an Pfahlbauten er- innern. Ferner bewundert er den Eeichtum an Fischen im See Preasinns, dem heutigen Eeasim oder Eazelm, den grössten See der Dobrudschischen Lagune. In der Beschreibung heisst es, wenn auch übertrieben: Die Bewohner der Pfahl- bauten brauchten nur die Klappen öffnen und die eimerartigen Gefässe ins Wasser lassen, um sie gleich mit Fischen heraufziehen zu können. Thatsacheist, dass eineUnzahl von Festungsruinen, wie Cara-harman, Cetatea Veche (rumänisch gleich alte Festung), Dolojman (türkisch: die Mächtige), Eraklia, Sarichioi, Bicericuza (rumänisch : das Kirchlein), CetateZaporojeni (russisch : dieFestung der Empörer), sich hier beflnden, die alle auf grossartige Niederlassungen hindeuten. Heute werden hier nicht nur Münzen aus der Eömer- zeit und der byzantinischen Herrschaft (die Feste Eraklia) gefunden, sondern sehi’ viele Münzprägungen und Scherben von Töpfen nnd anderen Geräten zeigen unverkennbare Spuren genovesischen, florentinischen und venezianischen Kunstfleisses. — Selten nur verirrt sich ein beobachtender Mensch in diese Wildnis von Schilf und Eohr, und wenn er sich dann quer durch das Donau- Delta im Kahn seinen Weg durch die Eohr- wälder bahnt, so fällt ihm sofort das künstliche Gepräge, könnte man sagen, auf, welches diese Wasserstrassen, die Verbindungswege der drei grossen Donaumündungen, mit den dazwischen- liegenden Seen tragen, und die nur durch mensch- liche Thätigkeit entstanden sein können. Nicht selten durchrudert der Kahn Wasserflächen, die 1 bis 2 m oberhalb des gewöhnlichen Wasser- standes des stagnierenden Wassers des Schilf- und Eohrdickichtes fliessen. Diese Wasserarme werden von beiden Seiten durch Dämme begrenzt, die mit Hacke und Schaufel aufgebaut sind. Durch wen und wann aber diese Wasserarme und Dämme geschaffen wurden, darauf ist kaum eine Antwort zn geben ; welchem Zweck sie aber dienen, lässt sich leicht nachweisen. Einen grösseren Teil des Wassers von Mittel- Europa nimmt die Donau auf und führt ihn in das schwarze Meer, andererseits entwässern die grossen Ströme Eusslands: Don, Dnjester, Dnjepr, ebenfalls einen ausgedehnten Teil dieses Eeiches und führen das Wasser nebst den anatolischen Zuflüssen gleichfalls dem schwarzen Meere zu. Es bilden sich hierdurch sozusagen zwei konträre Strömungen, deren eine aus Zentral-Eimopa, deren andere aus Eussland kommt. Als Abfluss dieser Wassermassen kommt nim der Bosporus in Be- tracht, denn die Verdunstung ist in diesem Teile Europas durch die Temperaturverhältnisse auf ein geringes Mass reduziert. In der Zeit, wo ein Maximum des Zuflusses der russischen Strömung in das schwarze Meer dringt, bewirkt es eine Erhöhung des Meeresspiegels, die nach Marcovnikoff von 15 bis auf 25 cm geschätzt wii’d. Diese Wassererhöhung bewirkt einen Eückstau in der Donauströmung. Das Wasser tritt aus seinem gewöhnlichen Bette der drei Abflussarme und verbreitert sich sowohl auf der Oberfläche des Deltas, wo sich die erwähnten Seen bilden, wie auch die Gewässer in die Dobrudschische Lagune strömen und didttens das untere Gebiet von Bessarabien überziehen, wo sie zur Bildung der Seen: Katalpuk, Kognrlni, Jalpuk, Kabul, Bratis, beitragen. Auf diesen geophysikalischen Vorgang stützt sich die Bewässerung der Seen im Donaudelta. Würden die kleinen eben erwähnten Wasser- lachen nicht künstlich geschaffen sein, dann würde das gestaute Wasser nicht das Delta überfluten, sondern sich seitwärts gegen die Dobrudschische Lagune oder die Tiefebene Bessarabiens und einesteils der Moldau (See Bratis) wenden. Nur die Kanäle vermitteln bei einer Wasserstauung eine Bewässerung des ganzen Donau-Deltas. Allmählich sinkt der W asserspiegel des schwarzen Meeres teils durch verminderten Zufluss, teils durch den Abfluss des Bosporus und der Dardanellen in das mittelländische Meer, und teils durch die Verdunstung in Bosporus und Dardanellen, durch die hier herrschende höhere Temperatur. Jetzt nehmen die gestauten Gewässer der Donau ihren regelmässigen Abfluss und strömen mit erhöhter Geschwindigkeit dem schwarzen Meere zu, nun sinkt der Wasser- Prestele: Grosse oder kleine Aquarien. 25 spieg-el in den drei grösseren Abflnssmündnngen, dann findet seitlich der Ablauf ans den rnssischen Seen Bessarabiens und denen des Donan-Deltas statt. Originalaufnahme für die -Blätter“. Grosse oder kleine Aquarien. Von Major a. D. Prestele. ie eigenen Versuche nnd Erfahrungen auf dem Gfebiete der Aqnarieiikunde zu schil- dern, so schwer es auch bei den Fortschritten derselben scheinen mag, besonders interessante, für den Laien verwertbare Nenernngen oder empfehlenswerte Neuheiten vorzuführen, dürften dennoch von manchem iin- scheiit, lim solclies anznschaffen und in Stand zu setzen, aber wie lange und mit welchem Er- folge sehen wir das mit soviel Feuereifer be- gonnene Unternehmen prosperieren? Traten nicht gerade in Folge der Grössen- verhältnisse, die der Anfänger nicht ge- nügend zu würdigen verstanden hatte, Miss- erfolge ein, die 1 ileibende Verstimnnmg hervor- riefen ? Es werden freilich nur Aiisnahmsfälle sein, dass die Versuche gleich mit grossen Behältern begonnen werden, aber Exempla trahunt. Die Ansichten hier- über gehen manchmal sehr auseinander, um- somehr da in Fachschiiften häufig von Pflanzen nnd Fischen, deren Zucht nnd Pflege gesprochen wird, die aber gemsse Grössenverhältnisse zur Voraussetzung haben, die für den' Anfänger und Laien bedenklich sind. Leider glaubt Letzterer meist mit einem kleinen Behälter sich nicht begnügen zu können. Andererseits wird die grösste Mehrzahl kaum Euisala am Babadaghsee und der Eraelia Berg. Originalaufnahme für die „Blätter“. eine wichtige EoUe. So um nur Eines zu er- wähnen, z. B. ein grosses mit allen erdenklichen Attributen der Lieb- haberei ausgestattes Aquarium das Ziel heisser Wünsche. Kosten und Mühe werden nicht ge- Babadaghsee vom Razimsee. Im Hiutergnmde das Dobrudscbische Gebirge. in der Lage sein, sich gleich ein Aquarium an- zuschaffen, das fast die ganze Fensterfront ein- nimmt, denn die Platzfrage spielt wohl die ent- voreingenommenen Gesin- nungsgenossen nicht gradezn als zweckloses Beginnen an- gesehen werden. Wie viele und vielerlei Anläufe, glückliche oder miss- lungene Versuche gemacht werden, ich möchte beinahe sagen, gemacht werden müs- sen, bis man sich zu dauern- den, befriedigenden Erfolgen in der Liebhaberei dnrch- gerungen hat, soll unerörtert bleiben. Spielen doch eine Menge schwer in die Wag- schale fallender Faktoren 26 Kleine Mitteilungen. scheidende Rolle am meisten jedenfalls in grösseren Städten, wo sich um den besten Platz der Wohnung, vielleicht das einzig möglichst günstig gelegene Fenster, alle die Sonderinteressen geltend zu machen wissen, die mit der Aquarinmpilege in gar keinem Zusammenhang stehen! Und nun erst die Kostenfrage ! Ein billiges Vergnügen ist die Haltung auch eines s. g. mittleren Aquariums nicht. Soli nun bei diesen Erwägungen von Für lind AVider schliesslich ganz verzichtet werden auf die, sei es durch die Literatur in Wort und Bild, sei es durch direkte in Augenscheinnahme hübsch eingerichteter Aquarien rege gewordene Lust und Liebe, sich persönlich mit der so mannig- faltig gestalteten Pflanzen- und Tierwelt ein- gehend zu beschäftigen? Meiner Anschauung und Erfahrung nach mit Nichten ! Fehlt es aus verschiedenen Gründen an der Möglichkeit, sich an einem grossen Aquarium zu erfreuen — so schön und reizvoll auch der Anblick eines solchen fraglos ist — so möge man sich gern auch mit einem kleineren begnügen, bei näherer Überlegung fällt vielleicht sogar das Urteil zu Gunsten des Letzteren aus. Es geht hier beinahe so wie mit den Kindern — nämlich kleine Kinder — kleine Sorgen, grosse Kinder, grosse Sorgen! Welcher Aquarienfremid wird dem nicht zustimmen? Und wahrlich, soll das kleine Aquarium nicht ebensoviel Freude und Genuss bereiten können, wie das grosse? Hat man gelernt, sich eben nach der Decke zu strecken, so bereitet die kleinere Lebewelt noch inten- siveres Vergnügen schon aus dem Gninde, weil die Möglichkeit einer unmittelbareren, genaueren Beobachtung der gehegten Tier- und Pflanzen- welt die für sie verwendete Sorge und Auf- merksamkeit reichlich lohnt. Wenn ich mir zu bemerken gestatte, dass ich seit einer langen Reihe von Jahren im Be- sitz eines „grossen“ Aquariums (Breite ca. 80, Höhe und Tiefe ca. 45 cm) bin, das, wie ich weiter unten noch erwähnen möchte, mit einer Anzahl verschiedenartigster Pflanzen und Tiere im Laufe der Zeit abwechselnd bevölkert war und trotzdem die „kleinen“ Aquarien empfehlens- wert erachte, so liegt das hauptsächlich darin, dass ich vor Jahren mit der Aquarienliebhaberei, leider ohne die nötigen Vorkenntnisse gehabt zu haben, begann und dementsprechend auch Lehi’geld habe bezahlen müssen und so die Freuden und Leiden in unglaublicher Mannig- faltigkeit variierend gründlich durchkosten lernte. Der Anfänger vürd begreiflicherweise bei sich häufenden Misserfolgen nach vergeblichem Auf- wand von Zeit, Mühen und leider auch oft Kosten leicht entmutigt, nur die- geringere Anzahl be- sonders begeisterter NatmJreunde wird aus- dauernd genug sein, immer wieder von neuem anzufangen. Der wohl nicht zu missbilligende Zweck dieser Zeilen, andere vor Schaden zu bewahren, soll deshalb in möglichster Kürze, abweichend von dem Inhalt derartiger Schilderungen, die von erfolgreichen Resultaten in der Kultur von Pflanzen und Pflege von Tieren berichten konnten, die mit dem grossen Aquarium gemachten Er- fahrungen auch in negativem Sinne behandeln. Bei jeder Neuanschaffung möge darauf Be- dacht genommen werden, nur bei ganz verlässigen Geschäften ein nach jeder Richtung brauchbares Aquarium sich zu beschaffen, wenn ein fach- männischer Beirat nicht zur Verfügung steht und die verhältnismässig geringeren Mehrkosten für etwas Gutes nicht zu scheuen sind. (Fortsetzung folgt.) 4 kleine J\4iffeilungen- Neujahrs-Ausstellung in Dresden. — Wie seine Vorgänger, so brachte auch dieses neue Jahr ims Dresdnern die gewohnte Aquarien-Ansstellung hei Helhig’s. Für den Liebhaber waren diese Veranstaltimgen von je mehr als eine blosse Schaufreiide, sie bedeuten für ihn stets eine Übersicht dessen, was das abgelaufene Jahr Neues gebracht hatte imd welche Fortschritte in Ihm von der Liebhaberei gemacht wurden. Auch die diesjährige AussteUimg, deren Veranstalter der bekannte hiesige Züchter Paul Schäme, ein Freimd Nitsche’s war, brachte uns im chinesischen Tigerfisch einen seiner letzten Importe, der mit einer Anzahl zu schönen Hoffnimgen berechtigender Nachzucht den Reigen der vertretenen Goldfischvarietäten eröffnete. ln den sich daranschliessenden Becken fesselten das Auge des Beschauers nicht minder als diese bimt- fleckigen Gesellen prächtig beflosste Schleierschwänze, Eierfisclie, Teleskopschleierschwänze imd Himmelsangen, deren gleich letzteren in grossen Knollen am Kopfe sitzende, jedoch flach obenauf liegende Sehorgane den Laien vielfach zimächst etwas sonderbar anmuten. Hierauf folgten die für die Liebhaberei nicht minder wichtigen Labyriuthfische. Neben dem beliebten Ma- kropoden sah man den farbenprächtigen Trichogaster, den buntschillernden Osphronienus trichopterus, während Betta in importierten Exemplaren durch ihre ge- drimgenere Gestalt und ein satteres Rot von den bis jetzt bei ims gezüchteten sich imterschieden. Weiterhin tummelten sich in drei Behältern die bis jetzt eiugeführten Chromiden (GeopJiagus gymnogengs, G. hrasiliensis, Heros facetus), die, in stetem Kampf und Streit, durch ihr wechselndes Farbenspiel und ihre jähen eleganten Bewegimgen manchen zu längerem Verweilen vor ihren Behältern verleiteten. Im Gegen- Kleine Mitteilungen. 27 Satz zu diesen fesselten die Welsarten (CalUchthys und Amiunis) sowie dei' Amia calva mit seinen griin- schillerndeu Flossen und schlangenartigen Bewegungen mehr durch die Ahsondeiiichkeit ihrer Gestalt. Der stolze Scheibenharsch (Mesogonistins chaetodon) Hess bei vielen Liebhabern den Wunsch rege werden, den reizenden Gesellen seinem Besitz einzuverleiben, während dort wiederum eine Neuheit (Eleotris maculata) das Auge des Beobachters anzog. Von den Zahnkarpfen interessierten zunächst die beiden Saplochilus ; H. latip>es, der Zwmrg im goldig- rotem Schuppenkleide, H. panchax im Schmelz seines zartgefärbten Flossenwerkes — beide gleich geeignet, etwas von der Farbenpraclit japanischer imd indischer Tierwelt in imseren Norden herüberzuzaubern. Herr Schäme zeigt uns allein sechs Arten lebendig- gebärender Fische, Tiere im schlichten Schuppenkleide, die aber doch, sow^eit sie bereits in w'eitere Kreise der Liebhaberei eingedrungen sind, das Entzücken ihrer Besitzer durch die vielen schätzensw'erten Eigenschaften hers'orgerufen haben, da die lebhaften Gesellen mit dem kleinsten Behälter vorheb nehmen und ohne grosse Schwierigkeiten in ihm zur Fortpflanzung schreiten. So sind die Gwardimis-Xrten, unser allbeliebter caudhnaculatus, sowie der zierliche decemmaculatus l)ereits länger bekannt, neu al)er die Poecilia mexicana mit schön gelbleuchtenden Flossen, neu auch zw-ei bis Jetzt noch imbestimmte Arten, die in den „Blättern“ bald abgebildet und beschrieben w-erden. Den Glanzpunkt der Serie bildeten wohl unstreitig zwei Aquarien, deren eines ein Paar iles von H. Stüve- Hamburg eingeführten Girardinus uninotatus zeigte, während in dem anderen Kreuzungen von uninotatus $ mit Gambusia Jiolbrookü S sich mit der Letzterer eigenen Rastlosigkeit tummelten. Der Erstere, ein längliches Fischchen mit hoher, ziemlich gegenständiger Rücken- Lind Afterflosse und etwas abstehenden Kiemendeckeln erliält seine Hauptschüiilieit dui-cli die reizende Seliwai'z- perhmg der Rücken- und lauggezogenen Schw'anzflosse, wähi'eml die Bastarde dui-ch die sclnvarzen, unr(;g(d- mässig über den ganzen Köi-pei- und auch die Flossen verstreuten, schai'f maikierten Flecke]i die Hoffnung rege w'erden lassen, dass durch w'eitei' roi-tgesetzt(‘, sorgfältig übcrw'achte Zuchtw'ahl die schon so lange begelu'te reizende Gambuse, wenn auch nicht in vollei- Reinheit, so doch in möglichst nahe kommendei' Foj'in in den Besitz dei' Liebhaber gelangen kann. An Pflanzen-Neuheiten mögen ei'W'ähnt sein ein unter Wasser wachsender kleiner Oyperus, ein hei-rlich fein gefiedertes QueUmoos, sowie die sc-höne Froserjnnaca palustris; alle drei aus Amerika. Vollbefriedigt von dem Gesehenen, w'erfen wdr noch einen Bück auf eine Photographie, die uns das innere eines Hauses der Schäjne’schen Zuchtanstalt in der Pracht einer reichen, zum Teil in voller Blüte stehenden Überw'asserflora zeigt, und verlassen die Ausstellung mit dem Wunsche, dass das Unternehmen des Aus- stellers W'eitei' zum Nutzen unserer idealen und an Freuden so reichen Liebhaberei von gutem Erfolge be- gleitet sein möge. Th. Liebig. Aktinieii im Seewasserbecken. (Mit untenstehender Abbihlimg.) — Es ist immer wieder von Zeit zu Zeit in den „Blättern“ darauf hiugewdesen, wde leicht die See- rosen im Seewasser-Aquarium zu halten und zu ver- pflegen sind, dass es sich kaum verlohnt, hierüber noch Worte zu ■ verlieren. Erst im vorigen Jahrgauge schilderte P. Kämmerer seine Beobachtungen an See- anemonen in den „Blättern“, wodurch sicher eine ganze .\nzahl Liebhaber für das Seewnsser- Aquarium gewonnen wurden. — Die heute auf dieser Seite befindhche photo- graphische Aufnahme stellt einen Ausschnitt aus einem reich mit Aktiuieu besetzten Seewasserbecken des Aquariums im Zoologischen Garten in Hamburg dar. Originalphotographie nach dem Leben für die „Blätter“. Ausschnitt einesfSeewasserbeckens mit Aktinien aus dem Aquarium des Zoologischen Gartens in Hamburg. 28 Vereins-Nachrichten. Auf dem Bilde oben hat sich eine Aktinie mit dem Kusse an der 'Glaswand festgesaugt, die übrigen Aktinien zeigen sich zum Teil ganz geöffnet, zum anderen mehr oder weniger geschlossen. -- Kür die Besitzer eines Seewasser-Aquariums dürfte das photographische Bild als solches schon von Interesse sein. B. VEREINS'W'ftW NACHRICHTEN „Verein der Aquarienfrennde“ zu Berlin. Am 12. November 1901 berief Herr Memler zu Berlin eine Versammlung aller Interessenten der Aquarien- und Terrarienliebhaberei im Restaurant Rasenack behufs Gründung eines Vereins der Aquarienfreunde ein. Herr Memler eröffnete die Versammlung, begrüsste die an- wesenden Herren imd teilte Ziele und Zwecke des neu zu gründenden Vereins mit. Nachdem Herr Memler geendet und zur Konstituierung des Vereins aufgefordert hatte, meldeten sich folgende Herren als Mitglieder: P. Schlabitz, B. Rasenack, H. Krause, W. Sorgatz, G. Härtel, A. Prüfer, K. Gebhard, P. Vogel, J. Timmermann, K. Nain, G. Veith, H. Lüdicke, P. Wolf, P. Streit. Gustav Lehmann. 0. Herya und A. Thaetner, sodass der Verein zur Zeit schon 18 Mitglieder zählt. Der Zweck des Vereins ist die Verbreitung und Vervollkomnmung der Aquarien- und Terrarienliebhaberei, sowie die Zucht und Pflege der Aquarienfische und Pflanzen. Ausserdem geht das Streben des Vereins möglichst nach Neu- einführung von Bischen und Terrarientieren. Die Sitzungen des Vereins finden jeden Mittwoch vor dem 15. und 1. eines jeden Monats statt. Bei der darauf stattfindenden Vorstandswahl wurden folgende Herren gewählt: G. Memler 1. Vorsitzender, P. Wolf II. Vor- sitzender, P. Schlabitz I. Schriftführer, G. Veith II. Schrift- führer, B. Rasenack Kassierer, W. Sorgatz Sammluugs- wart. Nachdem Herr Memler noch den Herren für ihr Brscheinen gedankt, ersuchte er dieselben, für weitere Ausbreitung des Vereins zu wirken und schloss die Versammlimg hierauf um ID/2 Ghr. Sitzimg vom 30. Dezember 1901. Die Anwesenden wurden durch den I. Vorsitzenden begrüsst. Zur Verlesung gelangen diverse Bingänge und zugleich eine Verteilung der Probenummer von „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“, welche bei der nachfolgenden Diskussion als „Vereinsorgan“ an- genommen wurden. Zur Aufnahme meldeten sich die Herren Wilhelm Baumgart, Heinrich Baumgart, Gustav Baumgart, Robert Thiele, sämtlich zu Berlin. Zum Punkt Verschiedenes wurde von Herrn Lehmami der Antrag auf Anschaffung eines Gästebuches eingebracht und bewilligt. Alsdann stellte Herr Timmermann den Antrag auf Veranstaltung einer Bxkursionstour, doch wurde dieser Antrag zur nächsten Sitzung vertagt. Weiter zeigte Herr Timmermann ein niederes Tier; einesteils wurde dieselbe für eine Kischlaus, andernteils für eine Polypenlaus gehalten. Da jedoch keine genaue Auskunft erzielt werden konnte, erklärte sich Herr Lehmann bereit, zur nächstfolgenden Sitzung näheres darüber mitzuteilen. Schluss der Sitzung 10^, j Uhr. Sitzung vom 8. Januar 1902. Anwesend sind 24 Personen, unter diesen die Herren Sprenger und Schubert als Gäste. Aufgenommen wurden folgende Herren: Richard Döltz, August Knappe, Oskar Scholz, sämtlich zu Berlin. Die anwesenden Herren wurden von dem I. Vorsitzenden herzlichst begrüsst. Auf der Tagesordnung stand der Antrag auf Veranstaltung einer Bxkursionstour; derselbe wurde angenommen imd soll die Tour am 19. Januar 1902 über Plötzensee in der näheren Umgebung von Berlin vor sich gehen. Herr Thiele teilte den Mitgliedern noch mit, dass unter Nr. 166 389 D. R. G. M. ein von ihm erfimdenes heiz- .bares Aquarium geschützt sei. Herr Härtel überwies dem Verein zu Gimsten der Kasse 2 Paar nord- amerikanische Schlammfische, wofür der 1. Vorsitzende dem Spender im Namen des Vereins dankte. Bs er- zielten die Bische bei der Auktion einen Betrag von 9,0.5 Mk., welcher der Kasse überwiesen wurde. Schluss der Sitzung 12^/4 Uhr. Schlabitz, I. Schriftführer, Gneisenauerstrasse 82. Veith, II. Schriftführer, Cott- buserufer 6. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. Mitteilungen aus den Vereins-Versammlungen der Monate August imd September 1901. Vereins- Versammlung, Donnerstag, den 22. August 1901, im Restaurant „Sterngarten“. Das Protokoll der letzten Vereins- Versammlimg wurde verlesen und genehnügt. Im Binlauf : Karte des Herrn Reallehrers Gugler aus Italien und des Herrn Müller aus Berlin. Dankschreiben der Krau Nitsche, ebenso des Vereines „Triton“ - Berlin. Der Verein „Neptun“-Graz ladet zum Besuche der Ausstellimg ein. Zeitschriften. Herr Dankes giebt bekannt, dass auf eine]' weiteren von ihm mitHerrn Scherer unternommenen Bxkursion nach Ganting — Unterbrunn — Wessling (20 bis 30 Km. von München) im geeigneten Geiände am Sonntag, den 13. August' eine grössere Anzahl Spring- frösche (Rana agilis) festgestellt werden konnte. Es wurden gesammelt 6 vollständig erwachsene Stücke, 12 voijährige Exemplare und ca. 20 diesjährige Tierchen. Eine noch grössere Anzahl diesjähriger Krösche wurde in der Kreiheit belassen. Einige Exemplare in diversen Grössen wurden unserem Ehrenmitgliede Herrn Dr. Wolterstorff in Magdeburg übermittelt, ebenso ein er- wachsenes Stück der Knoblauchkröte (Pelohates fuscus), das Herr Scherer am 15. August bei Unterschleissheim, also in der Nähe des ersten ebenfalls durch uns er- mittelten Kuudplatzes der Knoblauchki’öte, unter einer Erdscholle fand. Die Keststellung von Ra7ia agilis auf der bayerischen Hochebene in allen Altersstufen ist, ebenso wie diejenige der Pelobates fuscus, einzig untl allein ein Erfolg der Arbeit unseres Vereines. Herr Scherer hat ferner auf einer anderen Exkursion nach dem Steinsee (in der weiteren Umgebung Münchens), in welchem nach einem Zeitungsberichte Isoetes lacustris gefunden worden sein soll, das Vorkommen dieser Pflanze nachgewiesen und eine Anzahl derselben zur Vei'eiiis-Nachnc.hten. 29 Verteilung mit in den Verein genommen. Durdi Hei'rn Scherer wird eine ^Vnzahl von Lacerta serpa aus der Umgegend von Sorrento demonstriert, ln Zeichnung und Färbung weicht diese Form der L. muralis subsp. neapolitanaxon den norditalienischen und dalmatinischen Stücken ganz erheblich ab. Herr Lankes zeigt vor Coluher quatuorlineatus var. saiironiates, die mehr östliche Form der Vierstreifennatter aus Rumänien und Zamenis gemonensis var. trabalis, die grösste Form der Zorn- natter lind nach Dr.AVerner die grösste Schlange Europas überhaupt. Beide Schlaugenformen konnten in unserem Vereine zum erstenmale lebend demousti'iert werden lind gehören unserem Herrn Müller. Seitens des Herrn Seifers werden Pflänzchen von Myriophyllmn affinis elatinoides veideilt. Myriophyllmn scabratum blüht bei genanntem Herrn in einem gegen Norden anfgestellten Behälter. Zum Schlüsse der Sitzung berichtet Herr Sigi über seinen Ausflug mit Herrn Reiter nach Eglharting imd demonstriert hierbei eine Anzahl gesammelter Vassersclmecken- Arten. Donnerstag, den 29. August 1901. An Stelle des in Uriaiih befindlichen 1. Vorsitzenden Herrn Lankes eröffnet Herr Reiter die Vereins-Ver- sammlung. Hierauf wird das Protokoll der letzten ^^er- eins-Versammlung verlesen luid genehmigt. Ini Einlauf zwei Karten von Herrn iMüller vom internationalen Zoologen-Kongress. Herr IMüller ist inzwischen zurück- gekehrt. Zeitschriften. Herr Scherer gieht bekannt, dass bei ihm von Chalcides ocellatns Junge zur Welt kamen. Die niedlichen Tierchen werden vorgezeigt. Weiter hat Herr Scherei- einen Taufrosch (Bana temporaria) mitgebracht, in dessen Augenhöhle eine Fhege ihre Eier abgelegt hatte, die sich nun zn Larven verwandelt und bereits grosse Veriieernugen r.m Auge angerichtet haben. Herr Müller demonstriert zwei seltene, bisher im Vereine noch nicht vorgezeigte Echsenarteu lebend, nämhch Lacerta oxycephala (Spitzkopfeidechse) von der dalma1:inischen Insel Lagosta und weiter die schwarze Form der Dalmatiner Lacerta muralis, subsp. neapolitana, nämlich die var. nielissellensis von dem Felseneilande Melissello. Beide schönen Eidechsenarteu erschienen bis jetzt kaum auf dem Markt, wie ja über- haupt die hübsclien und interessanten Echseuformen des östlichen und siiilöstlichen Europas unendlich schwerer für den Interessenten zu erhalten sind, als eine Anzahl von Keptilienarten aus den fernsten Welt- teilen. Und doch ersclieint uns etwas mehr Eenntnis der europäischen Reptilien- und Amphibien- Welt mindestens so wertvoll und wiclitig als das Vertrautsein mit einer einschlägigen überseeischen Fauna. Donnerstag, den 5. September 1901. Da die Herren Lankes und Reiter im Urlaub weilen und ein Einlauf zur Erledigung nicht vorliegt, wurde von einer offiziellen Vei'einsver Sammlung abgesehen. Zur Vorzeigung gelangt durch Herrn Scherer lebend Anolis eristatdlus aus Nordamerika. Herr Professor Morin berichtet in anziehender Weise von seiner Ferienreise nach Klausen und Bozen (Südtirol) und übergiebt für die Vereins-Sammlung ein kleineres Exemplar von Coluber longissirnus, welches er bei Klausen erbeutet hatte. Donnerstag, den 12. September 1901. Herr Lankes eröffnet die Versammlung. Die Pro- tokolle der letzten Versammlungen werden verlesen und genehmigt. Im Einlauf eine Anzahl Zeitschriften, Kai’ten des Herrn Eriedl aus »Singapore, des llej'iii Sigi von Schleyei'U und Herrn Seifers von Berchtes- gaden, Offerten Preusse und Schmitz. Letztere)' offm-iei-t Trapa natans. Weiter ist eingelaufen Kai'te des Hei'rn V'ie, übennittelt dui'ch Ileri'u Zalinarzt Hai'tmann in Münster, und Karte von einem Heri'ii Expeditoi- Pauknei' in Nürnbei'g. Brief des Hei'rn Di'. Wolterstorff-Magdeburg nebst zwei kleinen Schriftcheu, welche der Genannte in liebenswürdiger Weise der Vereinsbibliotliek über- weist. Schreiben der „Wasser-Rose“-Dresden. Ab- weichend gegenüber den von Herrn Fischer-Nürnberg gemachten Beobachtungen, dass Siluris ylanis zu un- beholfen lind zu schwerfällig ist, um einem Fischclien nachznsteilen oder dasselbe erschnappen zu können, und dass dieser Wels nie einem andern Fisch etwas zu Leide that, berichtet Herr Lankes, dass von Seite eines 12 cm grossen Tieres den kleinen Leuciscus pjhoxinus häufig nachgestellt und diese auch die Beute des schwarzen Gesellen wurden. Der Mord geschah fast ausschliesslich während der Nacht.'^) Schliesslich wurde der eigenartige und gewiss interessante Bursche nur mehr mit kleinen Fischen gefüttert, die einfach zu ihm in das Aquarium gesetzt wurden. Nach mehr als 2 Jahren musste Siluris ylnnis das Becken räumen, er war seinem Herrn zu räuberisch und auch viel zu gross geworden. Den Vereinsberichteu des Vereins „Lotus“ Wien vom 3. Mai entnehmen wir, dass das Wiener Vivarium nun doch von Herrn Dr. Goldmann unter der Leitung des erfahrenen Schumann weiter- geführt wird, was sehr erfreulich ist. Aus Fach- zeitschriften gelangen einige Artikei ziu- Bekauntga.be Alsdann wurde durch Herrn Müller vorgezeigt Lacerta muralis subsp. neapolitana var. littoralis von Lissa und drei Againen (Agama inermis) von Tripolis. Donnerstag, den 19. September 1901. Protokoll-Genehmignug. Im Einlauf Karte des Herrn Schnitz, Brief eines Herrn Kunstmaler Neumanu, welcher dem Verein das Präparat einer Coluber leopardinus überweist. Aus der Tagesordnung des „Triton“ entnehmen wir, dass Herr Zahnarzt Carow, Berlin N. Schönhauser-Allee 187 wohnhaft, zum I. Vor- sitzenden des Vereins gewälilt wurde. Offerte Henkel Daxinstadt. Karte des Herrn Dr. Wolterstorff an den 1. Vorsitzenden, Zeitschriften, aus denen einige Auf- sätze zur Verlesung und Besprechung' kommen. Eine Liebhaber-Zeitschritt bringt einen Artikel „Europas schönster Molch“ (Molge marmorata). Ueber den Molch selbst bringt dieser Artikei nichts Neues. Wir würden uns auch lediglich auf seine Erwähnung beschränken, wenn nicht wieder einmal eine Jener völlig aus der Luft gegriffenen Behauptungen darin enthalten wäre, welche in letzterer Zeit unsere Kritik und eine Zurück- weisimg herausforderten. Nachdem der Verfasser den Triton Blasii als einen in der Bretagne lebenden Bastard von Triton cristatus imd marmoratus erwähnt hat, fährt er fort: „Im Terraaqiiarium ist es für jeden Liebhaber leicht, derartige Kreuzungen willkürlich herbeiznführeu“. Diese Behauptung ist eine ganz un- berechtigte, lind wir können es uns nicht versagen, hierauf etwas näher einzugehen. Es wird hier nämlich •'9 Bei mir verzehrte ein Wels eine Goldschleihe, die ich mit einigen gewöhnlichen Schleihen dem Tiere wegen Platzmangels zur Gesellschaft geben musste. Bade. 30 Vereius-Nachrichteil. mit wenigen Worten eine Streitfrage abgethan, deren endgiltige Lösung für die Herpetologie ein Ereignis bedeuten dürfte. Leider aber werden solche Fragen mit blossen Worten nicht erledigt. Wir wollen deshalb einmal betrachten, welche Thatsacheu den Behauptungen des betreffenden Verfassers zu Grunde liegen. Wir können dies umsomehr, als gerade dieBlasiiangelegenheit unserem Ehrenmitgiiede Herrn Dr. W. Wolterstorff in Magdeburg, sowie dessen Freunde, unserem Mitgliede Herrn Kunstmaler Müller, Veranlassung zu zahlreichen Zuchtversnchen gegehen hat. Vorausschickeu wollen wir, dass die Bastardnatur des Triton Blasii keineswegs eine unbestrittene Thatsache ist. J. v. Bedriaga z. B. vertritt in seiner „Lurchfauua Europas“ II. Teil, Schwanzlurche pag. 341 eine ziemlich entgegengesetzte Ansicht, während Peracca au der Bastarduatur fest- hält. (Sulla bontä specifica del Triton Blasii de VIsle etc. von Dr. M. G. Peracca Boll dei Mus. zool. ed anat. comp. Torino 1886.) Wir können ims hier natürlich nicht mit der Frage selbst beschäftigen und Bedrlaga’s Gegengründe alle aufzählen, sondern wollen nur er- wähnen, dass Tr. Blasii sich fruchtbar fortpflanzt, ein Umstand, der ziemlich stark gegen eine Bastardnatur spi'icht. Herrn Dr. Wolterstorff gelang es bereits zwei Mal Reinzucht von Triton Blasii zu erzielen. Dagegen schlugen alle Versuche, den Blasii durch Kreuzung von Tr. cristatus und Tr. marmoratus zu erhalten, fehl. Bei diesen Kreuzungsversuchen, welche nun schon seit 3 Jahren jedes Frühjahr gleichzeitig von Herrn Dr. Wolterstorff und Herrn Müller angestellt werden, wird mit äusserster Sorgfalt verfahren. In grossen reichbepflanzten Aquarien wurden sowohl a) brünstige crisfnfMS-Mäunchen und marmoratus-Weihchen, als auch b) marmoratus-WiirnGhen und crisfafMs-Weibchen zu- sammen gebracht. Zu diesen Zuchtversuchen wurden mehrfach nur Exemplare von marmoratus und cristatus verwendet, welche aus demselben Sumpfe stammten, wie die Exemplare von Tr. Blasii, welche Dr. Wolterstorff erhielt. Da Dr. Wolterstorff sein gesamtes Material durch die Güte eines französischen Gelehrten erhielt, welcher sein Werk in der thatkräftigsteu und un- eigennützigsten Weise unterstützt, so ist eine alleu- fallsige Täuschung durch Händler ausgeschlossen. Bei diesen Versuchen blieb der Erfolg aus. Nun wurden von Herrn Müller 4 Aquarien aufgestellt. Eines wurde mit Triton cr^s^a^^^s-Mäunchen und Weibchen, das andere mit Triton nrnrniornt'its-Männcheu und Weibchen besetzt, die beiden anderen blieben vorerst leer. Aus den beiden ersten Aquarien wurden nun diejenigen Stücke herausgenommen, welclie den evidenten Beweis ge- liefert hatten, dass sie zur Zucht tauglich sind und in die beiden leeren Aquarien verbracht. In das eine cristefus-Männchen und marmoratus-Weibchen, in das andere marmoratus-Männchen und crisfafots-Weibchen. Der Erfolg war auch hier ein negativer, trotzdem die Molche, als sie nach 14 Tagen wieder zu ihren Stammesgeuossen gesetzt wurden, sich von Neuem be- gatteten und Eier legten. In diesem Frühjahr (1901) wurde von Herrn Müller die Zucht nochmals im Freien in einem reich mit Pflanzen bestandenen Gartenbassin versucht, in welches aus einem Blasiisumpfe stammende, frisch angekommene marmoratus-Wä.xmcXi&'a und frisch gefangene Münchener msto^ws-Weibchen verbracht wurden. Die marmoratus hatten im Bassin wochenlang präclitige Kämme uml die cnsfates-Weibchen wai'en stets prall und dick. Aber ein Erfolg war auch hier nicht zu verzeichnen, denn alle abgelegten" ‘EierJ er- wiesen sich als unbefruchtet. Ebenso ging es mit den Versuchen des Herrn Dr. Wolterstorff. Es ist übrigens in der ganzen uns bekannten herpetologi sehen Literatur noch über keinen einzigen Fall berichtet worden, der zweifelsohne bestätigt, dass Triton Blasii ein Bastard sei. Dagegen ist es dem französischen Lokalforscher R. Rollinat gelungen, Triton Blasii und Triton cristatus zu kreuzen. Das Kreuzimgsprodukt wurde von ihm S. A. Boulenger gesandt, welcher es vor drei Jahren der zoologischen Gesellschaft in London vorlegte. In der kurzen Note, welche Boulenger über diesen Bastard veröffentlichte, teilte er mit, dass er im Frühjahr um- fassende Kreuzungsversuche zwischen marmoratus und cristatus in grossen Tanks veranstalten wolle. Über ihren Ausfall verlautete jedoch nichts. Jedenfalls ver- liefen auch sie resultatlos, da sonst Boulenger gewiss über dieses wichtige Ereignis berichtet hätte. Wenn eine Kreuzung zwischen den beiden Molcharten übrigens so leicht wäre, wäre der Blasii in der Freiheit wohl auch nicht so selten als er es thatsächlich ist. Für alle diejenigen, welche sich mit der Frage näher be- schäftigen wollen, verweisen wir auf Bedriagas Lurch- fauua und auf Wolterstorff s Werk, dessen Erscheinen nun wohl auch nicht mehr allznfern ist. Unsere Ab- sicht ist es, hier obeiilächlichen Behauptungen ent- gegenzutreten, die geeignet sind, falsche Vorstellungen in Liebhaberkreisen zu erwecken. Gegen alle derartige Veröffentlichungen, die so oftdieLiehhaber-Zeitschriften für den fortgeschrittenen Liebhaber ungeniessbar machen und dem Spott der Fachleute preisgeben, kritisierend vorzugehen, halten wir für eine Pflicht, in deren Erfüllung wir uns durch Nichts beirren lassen werden. Wir wollen durchaus nicht, dass nur gelehrte Artikel für dieselben geliefert werden. Im Gegen- teil, wenn ein Liebhaber schlicht und einfach über selbstgemachte, sorgfältige Beobachtungen be- richtet, ist dies aufs freudigste zu begrüssen, denn als Liel)haber beschäftigen wir uns hauptsächlich mit der Biologie. Geht aber ein Autor aut das wissen- schaftliche Gebiet, soll also sein Artikel niclit lediglich über eigene biologische Beobachtungen berichten, sondern auch anderweitig belehrend wirken, dann kann man mit Recht verlangen, dass er sich auch auf positives Wissen stützt. Herr Lankes teilt mit, dass er auf seiner letzten sonntäglichen Exkursion mit Herrn Kunstmaler Müller (15. Septemher 1. Js.) bei Höll- i’iegelskreut eine Corondla laevis (kleineres Exemplar) und bei Neufahrn wiederum einen Rana agilis (vor- jähriges Tier) erbeutet habe. — Herr Sigl verliest einen hübschen Bericht über seine Exkursion nach Kloster Schleyern, in dessen Umgebung die Wassernuss (Trapa natans) und die Seekanne (Limnanthemum nymphaeoides) in ziemlicher Anzahl festgestellt werden konnte. Durch den Genannten gelangt eine Anzahl der letztgenannten Pflanzenformen zur Verteilung. Herr Scherer teilt mit, dass er nunmehr glücklicher Besitzer dreier in Afrika heimischer Krokodile sei, nämlich des Cro- codilus niloticus, C. cataphractus und Osteolaemus tetraspis. Von seinem längeren Aufenthalt in Parten- kirchen hat Hei'r Schultz die vorwiegend alpine Form unserer Tropidonotus natrix, die Varietät scutatus oder nigra in einem ca. 45 cm. langen Exemplar mitgebracht. Die hellen Mondflecken des Nackens sind noch recht Vereins-Nachrichten. 31 deutlich erkenuhar. Das hübsche Tier geht in die Pflege des Herrn Dankes über. Weiter hat Herr Schnitz i. agilis forma typica, sowie mehrere Salamandra atra, darunter ganz kleine allerliebste Tierchen zur Verteilimg mitgebracht. Donnerstag, den 26. September 1901. Im Einlauf Zeitschriften. Seinen Austritt erklärt Herr Dr. Neumayer wegen Domizilwechsel. Eine Reihe von Aufsätzen aus den verschiedensten Zeitschriften gelangen zur Besprechimg. Wenn Wolfgang Bötticher in seinem Aufsatz „Mein Terrarium“ in einer derselben meint, seine ca. 30 Mauereidechsen befinden sich neben 2 Ringelnattern auch in Gesellschaft einer Aeskulapnatter und Zornnatter sehr wohl, so dürfte hierzu bemerkt werden, dass dieses ja für einige Zeit der Fall sein kann, später werden sich diverse Lacertilier überhaupt nicht mehr vorfinden. In dem Artikel „Die Ausstellung des „Heros“-Nürnherg“ in derselben Zeitschrift wird neben anderen Echsen- formen als Bewohner der dort aufgestellten Terrarien auch die Spitzkopfeidechse genannt. Dieses dürfte an- scheinend ein Irrtum sein und es sich hierbei wohl um irgend eine Foi’in der Lacerta serpa (Lacerta mur alis siihsp. neapolitana) \mm\eln. Die echte Spitz- kopfeidechse (Lacerta oxycephala D B), jene schnelle vorsichtige imd ziemlich auffallende Echse, welche nach Dr. Werner bisher ausschliesslich aus Dalmatien imd der Herzegowina bekannt geworden ist, ist unseres Wissens leider noch immer nicht auf dem Markte er- schienen. — P. Kämmerer sagt in seinem Aufsatze „Neuere Erfahrungen in der Lurchpflege“, Blätter Nr. 18, dass das Aqua-Terrarium der beste Lurchbehälter* sei, weil Aufenthalt und Bewegung im Belieben der Tiere liegen. Hiergegen ist für eine grosse Reihe von Lurchen kaum etwas zu erinnern. Wenn er aber weiter l)e- merkt, dass nichts falscher ist, als die Wassermolche, die Tritonen, in Aquaiien zu halten, da alles, w'as von Lurchen, von allen amphibisch lebenden Tieren über- haupt gilt, im verstärkten Masse Anwendung bei den Wassermolchen, den Tritonen findet, so erlauben wir uns, hieiwvegen auf unsere Versammlungsberichte in Nr. 12 der Blätter S. 161, sowie Blätter Nr. 18 S. 237, in welchen wir unsere Erfahrungen und Beobachtimgen kurz angedeutet hal)en, hinzmveisen. Diese Erfahrungen sprechen für ein Halten der Tritonen im gut bepflanzten Aquarium mit niederem Wasserstande (8 — 15 cm Höhe). Wir fügen noch bei, dass bei der Pflege von Wasser- molchen w'ohl auf verschiedene Weise Erfolg zu er- zielen sein mag, dass wir aber in der von Herrn Kämmerer verurteilten, von uns ausgeübten Pflegewmise bereits auf einen mehrjährigen Erfolg zurückblicken können. Herr Lankes w'eist auf den Artikel über Aquarienheizung von P. Engmann (Blätter Nr. 18) hin und bringt in Anregung, ob es sich nicht empfehlen dürfte, an einem zu beschaffenden Aquarium bezüglich der neuerlichen Errungenschaften in Hinsicht der Heizung der Aquarien Proben zu machen. Die Frage der Aquarienheizung wird weiter von den Herren Sigl und Haimerl ventiliert. Herr Sigl übergiebt Fund- bögen von Isoetes lacustris (durch Herrn Scherer ge- sammelt) und Limnanthemum nymphaeoides. Der Ge- nannte bringt im Hinblick auf den Aufsatz von P. Braun über die Zucht von Bitterlingen (Blätter Nr. 17) seine Beobachtungen auf diesem Gebiete zui' Kenntnis der Versammlung. Seitens des Hei'rn Sdierei' wii'd ein heuriges Sück von Crotalus ada.manteus demonstriei't; die hübsch gezeichnete und ansprecliend gefärlde Diamantklapperschlange (Rautenklappei’schlange) erregt allgemein lebhaftes Interesse. ,,Salvinia‘‘, Verein von Aquarien- und Terraiienfreunden, Hamburg. Vereinslokal; „Hotel zu den drei Ringen“. Versammlung am 4. November 1901. Anw’esend sind 33 Personen, worunte]- als Gäste die Herren H. Querfeld und A. Rose. Als neue Mit- glieder w'erden aufgenommen: die Herien 0. Schlotke, Gr. Lichterfelde-Berlin, F. Böttger. C. Kobrow und M. Philipp, Hamburg. Im Einlaufe; Tageskarte des „Triton“, Brief von Chr. Adolff, Schreiben der Blätter, betreffend die neue Redaktion unter Herrn Dr. Bade. Ferner ist von unserem Ehreumitgiier dienenden Larven entdeckt und ausgesogeu wurde. Versammlung vom 1. Februai' 1902. Die Versammlung eröffnet der I. Vorsitzende 9.®''’ Uhi'. .Nach Verlesung dei' letzten Niederschrift wird zur Kenntnisnahme der Eingänge geschritten. Die Verlags- handlung Nägele-Stuttgart seiidet Probeheft der Dr. Woltei'stortfscheu Arbeit übej' die „Tritonen der Unter- gattung Euproctm Gene und Ihr Gefangeuleben“. Mit 1) (‘ka.nnter Soi'gtält sind vom Vei'fasser nicht nur alle der Wissenschaft dienenden Punkte übei' Leben, Püiud- orte etc. dieser 'rritoueu zusammeugestellt, sondern auch dei' Liebhaber schöpft aus dem Werkclien eine Fülle von Ani'egung und Belehi-ung. Verfasser übt am Schlüsse seiner Arbeit eine scharfe Kritik ,am Lachmauu’scheu „Terrarium“. Die empfehlenswerte Broschüre wird von einigen Hei'ren in Bestellung ge- geben und das vorliegende Heft der Bibliothek ein- gereiht. Auch' P. Nitsche's nachgelassene „Imiiort- V(‘ivius-N;u'.hiu;hl(‘ii. AuleitiuiK“ Nvinl in rineni Ex(>inplar(^ rürdii'Saniinlimi;- angvschal'ft. Ziu' Aufnahme sind neu- he/,, wieder- angemehlet die Hei'j'en Georg Fickert und Mori de la Vigne, Di'esden. Die Abstimmung ergieht fiir beide Herren einstimmige Atitnahme. In Anbetracht der früheren Mitgliedschaft Herrn Fickerfs, welchei' ledig- lich beruflicher Ausbildung wegen seinen Austritt zu erklären genötigt wai’, bes(diliesst die Versammlung, den Herrn von iler abermaligen Zahlung des Beitritts- geldes zu befreien. Zum heute stattfindendeit Wintei- feste des ..Triton“ winl ein Telegramm gesandt. Auf das Eintreffen eines Glattrochens (Baja hafis) im Fisch- hause hier macht der Vorsitzeiule aufmerksam. Zwei von Herrn Uhle gestiftete Pflanzenuntersätze, ju’aktisch geeignet fiii' grössere Behälter, gelangen zur Auktion. Der Erlös von Mk. — .95 wird der Kasse zugefiihrt. Dem Geher besten Dank. Versammlung vom 15. Februar Der 1. Vorsitzende eröffnet 9.2'’ flir die Versamm- lung. Die Niederschrift der letzten ^■el•sammlung wird verlesen und genehmigt. Eingegangen sind Schreiben von der Creutz'schen Verlagshandlung, sowie vom Veiiag Hans Schultze, ferner ein solches von Hei'rn Fis(dierei- direktor Bartmann-Wieshaden. welches Bezug nimmt auf unsere im Vereinsheiicht vom 4. Januar enthaltene Kritik seines Universalfischfutters. Wir sind gern be- reit, Herrn Direktor Bartmaun die heim Gebrauche des Futters wahrgenommenen Umstände, welche uns zu unserer durchaus sachlichen Kritik veranlas.steu, zu neunen, müssen uns aber vei’sagen, auf den in dem hetr. Schreiben uns gegenüber angeschlagenen Ton anders als hierdurch zu reagieren. Die angezogenen Wahrnehmungen einer Lebensmittel - Untersuchungs- Station im Prozess Xitsche contra Bade sind für uns weder bindend no(di massgebend, wir verlassen uns auf unsere eigenen W''ahi’uehmungen und sehen uns zu unserem Bedauern genötigt, den Eingriff in unsere Rechte seitens des Herrn Direktor Bartmaun ebenso hötbch als entschieden zurückzuweisen. Unser Urteil beruht auf streng sachlicher Grumllage und genauer Prüfung der einzelnen „angeblichen“ Fälle, und wir erachten es für unsere Pflicht, alle der Liebhaberei dienenden Beobachtungen, welcher Art sie auch seien, bekannt zu geljen. Dass die Futterfrage für Aciuarieii- fische noch ihrer endgültigen Lösung harrt, odei- vielleicht niemals in jeden Liebhaber befriedigender Weise gelöst wird, beweis'en klar und deutlich nicht nur die Veröffentlichungen der Liebhaber in den ver- schiedenen Fachschriften, sondern auch die immer iiocb auttauchenden abermaligen Versuche, der Frage weiter auf den Grund zu kommen. Dann ist es zunächst Sache der Aquarienvereine, zu prüfen und das Beste zu Itehalten, und gemachte Erfähmngen zu veröffent- lichen, die mehr als alle L'ntersuchungen von der Liebhaberei fernstehenden Instituten dazu beitragen, sidrwebende Fragen in möglichst befriedigender Weise zu erörtern und zu klären. Die Person erst nach der Sache, das ist die Richtschnur, von welcher wir keines- falls abweichen werden. Will Herr Direktor Bartmann „Weiterungen in die Wege leiten“, wie er uns in seinem Schreiben mitteilt, so müssen wir das uatüiiich ihm allein überlasse]i. Im übrigen danken wir dem Herrn Direktoi- Bai-tmann lui' die uns zur Durchsicht über- sandten Gutachten aus Interessentenkreisen über sein b’ischfuttei’, die für uns jedoch nichts neues enthalten. Eine wirklich lU'aktisclie, billige, dabei iimnn’wüst- liclie Rolle für Aquai'ientische etc. zeigte Heri’ Seinmei- voj‘. Hervoi'zuhebeu ist hier, dass dei’ Unterteil der Rolle eine in Kngellage)' i'uhende, ea. J cm im Durdi- messer haltende, polieide Staldkugel trägt, die mithin nach allen Richtungen hin dndibai- ist. oluio jenloch aus ihrer zum 'rischbein senkrechten Lage jemals amdi mu' im geringsten aliwi'icheii zu können. Der obei’c 'Peil wird am l’csten ins Tischbein eingelassen und mittels Rclu'aubeii, dei'en Löchei' anf dem Fussring sicbtbai' sind, angeschraubt. Ist dies nicht angängig, so können Tischbein und Uolb'. dui'cb einen breiten Eiseni'ing miteinandei' verbunden wei'den. Dei' Voideil dieser Rolle leuchtet ohm* weiteres ein, wenn mau bedenkt, dass die bisher gebräuchlichen Hartgummi- i'ollen heim Abrücken des Tisches oftmals aus der ge- wünschten Richtung ahweichen und ein ruhiges Rollen des Tisches samt Aquarium infolgedessen kaum möglich war. Der Preis einer Rolle stellt sich auf Mk. O.tSO und sind dieselben zu beziehen von Elssner & klarschner, Dresden, Roseustr. 48. Die nächste ordentliche Hauptver- sammlung findet statt am 22. März. Als Rechnungsprüfer werdengewählt die Herren Fl i('ssha(di und Gerlacln Die vor- liegende Nummer der Deutschen Fischereikorrespondenz geisselt scharf die neuerdings wieder auftauchenden sog. Wandaquaiien, welclu' für die eingesetzten Fische (djensolche IMartei'kästen sind, als die ei'freulichei’weise immei‘ mehr verschwindejulen Rcbusteikugeln. Schon die „Nymphaea“-Leipzig weist in einem ihrer letzten Vereinshei’icbte (laiauf lün. dass diese Kästen zum Halten von Eüschen vollständig ungeeignet seien. Es ist mit Freuden zu hegrüssen, dass l)ereits jetzt warnende Stimmen laut wei'den. noch ehe diese Aquarien beim breiten Publikum sich einzubürgern beginnen. Zum Besten der Sammlung stiftet Herr Liebscher einen grossen Kletterfisch (Anahas scandens). Dem Geber besten Dank. P. E. „Salvinia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden, Hamburg. Vereinslokal: „Hotel zu den drei Ringen“. Versammlung am 21. November 1901. Anwesend sind 33 Personen. Aufgenommen als ordentliche Mitglieder werden die Heri'en Ed. Meyer und K. Jaensch. Als Gast ist anwesend Herr Aug. Queitsch. Im Einlaufe: Diverse Offerten, Zeitschriften. — Der I, Vorsitzende teilt mit, dass uns wieder ein wertes Mit- glied durch den Tod entrissen wurde: Herr Chr. Seitmann, Der Vorstand sandte einen Kranz zur Beerdigung. Die Versammelten ehren den Entschlafenen durch Erheben von den Plätzen. — Der Vorsitzende giebt bekannt, dass unter Vermittelung des Herrn Di'. Bolau eine Zu- sammenkunft zwischen ihm und dem I. Vorsitzenden des Vereins „Humboldt“. Herrn Job. Peter, stattgefunden hat, damit Missverständnisse zwischen den Vereinen „Humboldt“ und „Salvinia“ beseitigt werden. Das Resultat der Zusammenkunft ist ein befriedigendes. — Ein ungenannter Freund und Mitglied des Vereins stiftet 60 Stück Girardinns caudimaculatiis, die unter die Anwesenden gratis verloost werden. Dem edlen Spender auch an dieser Stelle unsern Dank! Herr Brüning teilt im Anschlüsse an diese Verteilung mit, dass in nächster Sitzung wieder jedes anwesende Mit- glied ein Geschenk bekommen wird, selbst weim alle 56 V ereins-Nachrichten. 136 kommen sollten. — Herr Tofohr macht bekannt, (lass für sämtliche Präparate der Sammlung auf Ver- einskosten neue Gläser angeschafft worden seien, und dass die ganze Sammlung durch ihn renoviert und systematisch aufgestellt worden sei. Da auch jetzt noch reichlich leere Gläser vorhanden seien, so sei ein weiteres Anwachsen unserer Sammlung gesichert. Er hitte daher, in Zukunft mogiichst jedes hei den Herren Mitgliedern verendete Stück, sei es Fisch oder Reptil, mit zur Sitzung zu bringen, damit es präpariert und ln die Sammlung aufgeuommen werden könne. Er sei jederzeit bereit, die (stets frisch einzuliefernden) Objekte in Empfang zu nehmen, um dieselben zu präparieren. — Alsdann ergreift Herr G. Habeiie das Wort zu einem sehr beifällig aufgenommenen Vortrag über die Ein- wirkung farbiger Lichtstrahlen auf das Wachstum der Pflanzen. Aus den interessanten Ausführungen ist zu entnehmen, dass die roten Strahlen für die Ernährnng der Pflanzen die wiclitigsten sind; sie sind aueli die Wärme spendenden. Die blauen Strahlen hingegen ver- hindern die Bildung des Blattgrüns oder Cldoropliylls und hemmen die Pflanze daher vollständig in iltrem Wachstum. Daraus geht hervor, dass eiiu' blaue Be- lichtung eines stark mit Algen durchsetzten Aquariums geeignet ist, diese Plage zu vertreiben: denn die Algen sterben ab, da sie sieh wegen mangelmh'ii Blattgrüns nicht ernähren können, während den Aquarien-Pflanzen eine solche Belichtung wenig schadet, da si»> in ihren Wurzeln und Stengeln genügend Xährsäfte aufgespeichert liahen, um eine mehrtägige Absperrung des rottm Lichtes vertragen zu können. Die Versammelten zeigen für den interessanten Vortrag grosses Interesse und danken Herrn HaherK' durch Erheben von den Plätzen. — Hierauf wird zui' Wahl des Preisrichter-Kollegiums ge- schritten. Es wei'den einstimmig gewählt; Die Herren Haherle, v. Dören, Brüning und Tofohr von der „Salvinia“ und Herr G. Gossler vom „Humboldt“. — Herr Haberld schenkt dem Ver(*in ein originelles, scliön ausg(‘führtes Plakat als Wegweiser zum Vereinszimmer und Herr Jaehn erklärt sich bereit, auf demselben die nötige In- schrift anzubringen. Beiden Herren besten Dank! Zum Schlüsse erstattet der 1. Vorsitzende, Herr Brüning, den dahreshericht, welcher Inzwischen in unserer Vm'eins- zeitimg zum Abdruck gelangte. Schluss 12 Uhr. — Die erste Dezember- Versammlung fällt der Ausstellung wegen aus. — Ausstellung vom 30. November— 3. Dezember 1901 in der „Alsterlust“. Ausführliche]’ Bericht erschien in Xr. 1 der „Blätter“. T. Versammlung am 19. Dezember 1901. ,\nwesend 47 Personen, darunter als Gäste die Herren H. Röse, H. Querfeld, A. Stuer, Hullgeuer. Aufgenommen werden die Herren: W. Culmaiui, 0. Schmidt, J. Voigt, Rasch, F. Malewsky, K. Eggers, E. Dahl, alle in Hamburg: ferner Heri' L. Göhmann in Braunschweig, sowie dei' Verein „Wasserrose“ in Dresden. Antrag ymi' Aufnahme in den Verein stellen. die Herren: A. Brüning, P. Corell, 0. Laubinger, H. Querfeld, W. Riedel, H. Röse, H. Wackei' und A. F. Bessler, alle in Hamburg, ferner die Herren F. 0. Andersen und 0. Preusse in Berlin. Der I. Voi- sitzende Herr Brüning beleuchtet kurz die letzte Aus- stellung. Im Anschluss daran wird beschlossen, eim> eigene, selbständige Ausstellung unabhängig von irgend einem andei-en Verein zu aiTangieren im Jahie 1903, und gleichzeitig wird in der Versammlung ein Garantiefonds gezeichnet von ca. 450 Mk. Dieser in ordentlicher Versammlung nach kurzer Debatte ein- stimmig gefasste Beschluss legt wiederum ein er- freuliches Zeugnis ab für die Eintracht im Verein, welche die Versammlungen so gemütlich macht und dem Vorstande die Arbeit so ausserordentlich erleichtert, und lässt andererseits berechtigte Hoffnungen auf ein gutes Gelingen der in Aussicht genommenen Ausstellung entstehen. Eine Aussprache über Haberle's Piscidin bringt allseitige Anerkennung. Proben desselben in der schon vorhandenen und in der neuen, feinsten Körnung 000 kommen gratis zur Verteilung. Alsdann werden diverse Heizungen besprochen und beschrieben. Als besonders praktisch werden die Heizungen von 0. Preusse und F. 0. Andersen, Berlin, gefunden. Ferner erklärt die Versammlung die Heizungen der Herren Knöppel und Philipp für vortreffliche, ihren Zweck wohl erfüllende. Schluss tu., Uhr. T. Versammlung am 6. Januar 1902. Anwesend 30 Personen. Als ordentliche Mitglieder werden aufgenommen die Herren: Brüning, Corell, Laubinger, Querfeld, Riedel, Röse und Wacker, alle in Hamburg, Andersen und Preusse aus Beiiin und Bessler aus Bramfeld. lüdgende Herren stellen Antrag zur Auf- jiahme in den V('rein: Hei'i' Krochelsberg, Heims und Meyei' aus Hamburg, sowie Herr A. Liebscher, II. Schiift- fUhrer des Vereins „Wasseri'Ose“ in Dresden. Im Ein- laufe: Viele Neujahrsgratulationen, für die wir auch an dieser Stelle unsei-en vmbindlichsten Dank aiissprechen. AVrsammlungseinladungen des Vereins „Lotus“ in Wien, sowie des Vereins „Aquarium“ in Görlitz. Zeitung des „Lotus“-AVien, Sclireiben des Herrn Pi'Of. A. A''erzan in Gi'az. — Heri' Di’. Ziegelei’, Spandau, I. Schriftführer des Vereins „Triton“ in Berlin, besuchte in den AVeihnachts- ferien den I. und II. Amrsitzenden Herren Brüning und Tofohr und ühermittelte Grüsse des „Triton“, welche herzlich m'wiedm’t wurden. Auch ühersandte uns der Aürein „Triton“ das Bild des verstorbenen Herrn Paul Nitsche: dasselbe wird eingerahmt werden imd erhält dann einen Ehrenplatz in unserem A'‘ereinszimmer. — Dun’li den Kassierer Herrn Gliuicke wird der Kassen- beric’ht erstattet, worauf die Versammlung Decharge erteilt: der Aürsitzende spricht Herrn Gliuicke für seine ausserordentliche Alühewaltung den Dank des A^ereins aus. Alsdann wird zur AA’ahl einer Ausstellungs-Kom- mission für die im Jahre 1903 in der Zeit nicht vor .Anfang April und nicht später als Ende September ab- zuhaltende Ausstellung geschritten. Die Herren Jaelui (Obmann), Hüttenrauch, Kittel, Springer, Grosse, Jaensch, Kröger, C. Möller, G. Voigt und Siggelkow werden ge- wählt. Nachdem auch noch ein Festausschuss gewählt worden ist, herichtet Herr Brüning über diverse See- wasser- Aquarien, die er auf seinen Reisen zu besichtigen Gelegenheit hatte. Es macht sich jetzt ein erfreulicher Aufschwung der Seewasser- Aquarien-Liebhaberei in den Vereinen bemerkbar, so auch bei uns. In schneller Auf- einanderfolge beginnen diverse Herren, sich diesem so interessanten Zweige unserer Liebhaberei zuzuwenden. — Es wird dann aufs neue die Parasitenfrage ange- schnitten, und redet Herr Brüning sehr eingehend über diese Schmarotzer, namentlich über die Lebensgewohn- heiten des Ichtyophthiriiis, sowie über das zeitweilige Ein- kapseln dieses Ektoparasiten. Redner weist schliesslich noch auf die (seiner Zeit bereits berichteten) Erfolge Vereins-Nachrichten. 57 unseres Herrn Schierenbeck lün, welcher diesen ge- fährlichen Schmarotzer dadurch wiederholt beseitigte, dass er die von Ichtyophthirius befallenen Fische in total veralgtes Wasser (sogenanntes grünes Wasser) brachte und sie hierin einige Wochen verweilen liess. Nach diesem Hen'u sei es stets von Vorteil, frisch- erworbene Fische, bevor man sie seinen übrigen Pfleg- lingen zugeselle, in solchem grünen Wasser einige Wochen in Quarantaine zu halten; man schütze sich so vorzüglich vor Einschleppung. Herr Brüning teilt dann weiter mit, dass er seit einigen Wochen damit beschäftigt sei, Versuche zur Vertilgung von Ichty- ophthirius anzustellen und zwar mittels hoher Wasser- wärme. Die Versuche sei eil zwaruoch nicht abgeschlossen, doch scheine ihm schon heute, dass eine Wasserwärme von 25® R. (he Anzahl dieses Parasiten etwas ver- mindert habe. Näheres werde er demnächst ver- öffenthchen. — Herr Tofohr macht Mitteilungen über seine neu erworbene Calote's versicolor, eine Baumechse Ceylons. Obgleich diese schöne Echse in ihrer Heimat recht häufig auftritt. finden nur sehr selten einzelne lebende Exemplare ihren Weg nach Deutschland. Nur wenige deutsche Liebhaber dürften momentan in der Lage sein, dieses herrliche Reptil lebend ihr Eigen zu nennen. Die Calotes imponiert nicht nur durch ihre schöne Körperform imd ihr anmutiges, kluges Wesen, sondern ist namentlich wegen ihrer ganz bedeutenden Fähigkeit, ihre Farbe willkürlich und momentan zu wechseln, hochinteressant. Das beschriebene Exemplar weist die stattliche Länge von 42 cm auf, welches Mass von einer Echse gleicher Gattung kaum überschritten werden dürfte. Der herrschenden kühlen Temperatur wegen war es nicht rätlich, das wertvolle Tier mit in die Sitzung zu bringen, doch soll das später nachgeholt werden. — Herr Flurschütz erbietet sieh aut aus der Versammlung lautgewordenen Wunsch, alle gehaltenen Vorträge stenographisch aufzunehmen, was mit bestem Danke acceptiert vird. Durch Herrn Grosse gelangen Emys lutaria und Dammonia revesii zur Gratis -Ver- teilung. — Herr Flurschütz hat die Beobachtung ge- macht, dass seine kleinen Taschenkrebse beim Häuten eine weiche Haut abwerfen, welche alsdann auf der Wasser-Oberfläche schwimmend angetroffen wird. Schluss der Sitzung IL’/^ Uhr. T. Versammlung am 16. Januar 1902. Anwesend 34 Personen. Aufgenommen werden die Herren F. Meyer jr., Neustadt i. H., E. Herms, Wandsbeck und B. Krockelsberg, Hamburg. 3 Herren beantragen Aufnahme in den Verein. Die Herren Haberle und Brüning reden nochmals zur Parasitenfrage. Unser Ehrenmitglied, HeiT Dr. Wolterstorff. Magdeburg, stiftet für die Bibliothek ein Exemplar seines Werkes: Die Tritonen der Untergattung Euproctus Gene und ihr Ge- fangenleben, nebst emem Überblick der Urodelen der südwestlichen paläarktischenRegion. Diese kleine Schrift mit ihrer schönen uryl treuen Abbildung ist eine vorziighche Arbeit des bekannten Urodelenkenners und ist von hohem wissenschaftlichem Werte. Es gelangen diverse Absätze aus dem vorliegenden Büchelchen zur Verlesung und es wird einstimmig beschlossen, um dies Werk einer grösseren Anzahl von unseren Mitgliedern zugängig zu machen, 50 Exemplare zu kaufen, die dann für einen ganz billigen Vorzugspreis abgegeben werden sollen, was uns durch das Entgegenkommen des Ver- legers wie des Autors ermöglicht wird. — Hei'r Biiining stellt den Antrag, den Vorstand zu erweitei’u durch di(^ Wahl eines 3. Beisitzers, welcher Antiug angenommen wird. Gewählt wird Herr Flurschütz. Zu Kasseni'evisoren werden die Herren Knöppel und Mayburg wiedergewäldt. — Herr Haberle giebt bekannt, dass eine vereinzelte Stimme laut geworden wäre, die behauptete, dass das neue Fischfuttei’ Piscidin eine schwache Wassertrübung hervorbringe. Um diesem Gerücht entgegenzutreten, wolle er hier in dei' Sitzung nochmals demonsti'ieren, dass jede Trübung völlig ausgeschlossen sei. Ei' lässt sich daher gleich am Anfang der Sitzung 2 Gläser mit klarem Wasser bringen, schüttet in das eine ein grösseres Quantum Piscidin feinster Körnung N. 000 (für ganz kleine Fischbrut bestimmt) und schüttelt und rührt nun den Inhalt aufs kräftigste durcheinander. Am Schlüsse der Sitzung werden beide Gläser herumgegeben, und die Versammlung konstatiert, dass absolut keine Wassertrübung durch das Piscidin hervorgerufen sei. Es wurde dies übrigens bereits auf unserer viertägigen Ausstellung zur Evidenz bewiesen. Dort wurde aus- schliesslich mit Piscidin gefüttert. Schluss der Sitzung IIV2 Uhr. T. ^ Winter- 'S'ergnügen am 25. Januar 1902. Unser 2. Winter-Fest wurde unter zahlreicher Be- teiligimg unserer Damen am 25. Januar abgehalten. Es beteiligten sich an rlemselben ca. 90 Personen und verlief das Fest in schönster Weise. Bis zur frühen Morgenstun Jahr sich in Gefangenschaft befindenden Garneelen eine zahlreiche Nachkommenschaft, jetzt ca. 2 und 5 mm grosser Jimgen erzeugt, die sich alle munter in den verschiedenen Becken tummeln. Ein ebenso dankbares, als wenig Schwierigkeiten in seiner Pflege bietendes Fischchen ist der von ims wiederholt erwähnte bunt- farbige Zahnkarpfen Hapl. panchax. Bei verschiedenen Mitghedern sind die während des Winters aufgezogenen Jungen bereits abermals zur Fortpflanzung geschritten. In einem Falle war die junge Nachkommenschaft nicht älter als 2^2 Monate. Das rasche Wachstum der Fische erklärt sich einesteils wohl daraus, dass der diesjährige, aussergewöhnlich milde Winter es gestattete, stets frisches, lebendes Futter zur Hand zu haben, anderen- teils sind dieselben wohl einer ganz besonders sorg- fältigen Pflege imterworfen gewesen, was schon aus dem Umstande erhellt, dass der Anschaffungspreis der Alten ein hoher war. Gelegentlich eines Sammelganges nach Futter wurden von einem Mitgliede bereits Anfang Februar die ersten Posthomsclmecken an Pflanzen- stengeln herunterkriechend angetroffen und etwa 1 Dtzd. dieser Weichtiere gesammelt. Herr Fickert zeigte im Freien durchwinterte Elodea densa von üppigem Wüchse vor. Im Gegensatz zu der im Aquarium gepflegten Pflanze entwickelt jene lange, schmale, lanzettliche Blätter, die 'sich im Aquarium jedoch wieder in der gewohnten Form, die etwas breiter und ovaler gehalten ist, zeigen. Eine so gewachsene Pflanze bietet für den Beschauer einen eigentümlichen Anblick, man könnte sich sogar zu der Meinimg veranlasst fühlen, zwei ver- schiedene Arten vor sich zu haben, wenn die Stengelteile getrennt würden. Einen Erlös von 60 Pfg. für die Kasse bringen je ein von Herrn Walther gestifteter Stein-^und Forellenbarsch, sowie ein Sonnen- und ein Goldfisch. Dem Geber auch hiermit besten Dank. Als Gast in der zwanglosen Zusammenkunft vom 22. Februar war anwesend Herr E. Götze aus Hainsberg. Der Herr zeigte verschiedene Skizzen eines von ihm erfundenen Zentralheizapparates vor und beschrieb in längerem Vortrage seine für Aquarienfreunde berechnete Erfindung ausführlich. Der Vortragende ging von dem Gedanken aus, dass eine Übenvachung der verschiedenen heizbaren Aquarien für den Pfleger oftmals sehr zeit- raubend und umständlich sei. Gleichzeitig veihreite eine grössere oder geringem Anzahl solcliei- l)renneiule)’ Lämpchen einen wenig angenehmen Gerucli. Ei’ sei deshalb der Ausführung einer einheitlichen Wärmequelle für eine grössere Anzahl Aquarien näher geti’eten und habe den skizzierten Apparat angefertigt, mittels welchem, wie vorliegende Skizze zeige, idne beliebige Anzahl Aquarien gleichmässig odei' vei-schieden an- gewärmt werden könne. Dieses für jeden Züchter wärmeliebender Fische unentbehrliche Hilfsmittel biete verschiedene unleughare Vorteile. Zudem könne dei’ Gegenstand im feinsten Salon Aufstellung finden, ohne dass etwas von ilim sichtbar sei, da er dem beti’. Zimmer angepasst würde, d. h. er würde mit der Form eines beliebigen Möbelstückes umkleidet, ln seiner einfachsten Form koste dieser Apparat 60 Mk. und sei zum Patent angemeldet. — Der Vorsitzende dankte Herrn Götze für seinen eingehenden Vortrag, nachdem von dem Herrn noch eine Anzahl an ihn gerichtete Fragen ausführlich beantwortet worden waren. Wenn wii’ mit dem Vortragenden auch einvei’standen sind, dass eine Zentrallieizung sehr viele Vorteile für den Liebhaber mit sich hringt, so dürfte doch der Preis von 60 Mk. einer Anschaffung bei vielen Liebhabern entgegenstehen, zumal hier nur kleinere Becken, bis ca. 20 1 Inhalt, in Frage kommen können. Man wird für grössere Behälter immer die besondere Erwärmung vorziehen, bezw. beibehalten müssen, um dieselben ständig auf der Höhe einer bestimmten Temperatur halten zu können, denn eine gemeinschaftliche Wärme- quelle für mehrere Aquarien wirkt zu wenig intensiv in vorgezeigter Form. Versammlung vom 15. klärz 1902. Der I. Vorsitzende eröffnet die Versammlung. Nach Verlesung der letzten Niederschrift gelangen die Ein- gänge zur Bekanntgabe. Herr Job. Herrn. Bieberstein stellt Antrag zur Aufnahme. Die Abstimmung ergiebt einstimmige Aufnahme. Herr Weck ist anhaltender Krankheit wegen nocli immer am Versammlungsbesuch verhindert, wie er uns in einem Schreiben mitteilt. Gleichzeitig stiftet derselbe eine Anzahl Pflanzen, wie Sag. natans. Herr Lüde ist infolge familiärer Zwecke genötigt, seine Liebhaberei aufzugeben und stiftet dem Verein in hochherziger Weise seine Fische. Weiter sind eingegangen: Preisliste von v. dem Borne, sowie Spezialofferte genannter Firma über Eleotris maculata. Unser Herbergsvater, Herr Illing, hat sich bereit erklärt, aus eigenen Mitteln im Vereinslokal ein bepflanztes Aquarium aufzustellen, welches Anerbieten unsererseits dankbar angenommen wird. Die Versteigerung sowie der teilweise freihändige Verkauf der fünf grossen, prächtigen Schleierschwänze Herrn Uhle’s bringen der Kasse einen Betrag von 16.80 Mk. Diverse kleinere Beträge für von den Herren Oberlehrer Richter, Weck und Herrn. Hann gestifteten grossen Pflanzeuposten fiiessen ehenfalls der Kasse zu. Wir sagen allen Herren Spendern unseren besten Dank. Herr Fliessbach stiftete ein von ihm erstandenes Exemplar der erwähnten Schleierschwänze abermals der Kasse mit der Be- stimmimg, dasselbe in der nächsten Versammlung zu versteigern. Vielfachen, an uns gelangenden Anfragen, in Betreff der Kultur der Trapa 'bicornis (chinesische Wassernuss), die wir unmöglich alle schriftlich be- antworten können, diene hiermit zur Antwort, dass 80 Vereins-N ach ri cli ten . (lioselho nicht anders als imsorc einheimische Trapa natans hohandelt wird. Die von uns grösstenteils be.reits angekeinit zum Vei'sandt gebracditen Früchte stammen aus den Ostpi'ovinzeu Mittel- Chinas, das wohl einen etwas wärmeren als den deutschen Sommer auf- weist, doch zweifeln wir nicht, dass die Früchte z. B. in flachen Gartenhassins, welche sonnig stehen müssen und Bodengrund besitzen, sich prächtig entwickeln und blühen werden.-- Unsere diesbezüglichen Beob- achtungen werden wir s]iäter bekannt , geben. Neu scheint zu sein, dass sie zwei hez. mehrere Blattrosetten entwickelt, wie wir uns bei einer von unserem Mitgliede Herrn Lehnert in einem grossen 180 cm langen und 70 cm breiten Aquarium hei 16® R. gepflegten Pflanze überzeugen konnten. Die einheimische Trapa ti'cibt l)ekanntlich nur einen „Blattteller“. Die einzelnen Blätter der Rosette sind nach innen, d. h. nach dem gemeinschaftlichen Rosettenstiele zu etwas verdickt, wie bei Pontederia crassipes, nur im verkleinerten Massstabe. . Von einer gut entwickelten Pflanze soll Photographie angefertigt und den Redaktionen der verschiedenen Zeitschriften zur Verfügung gestellt werden, um ein möglichst naturgetreues Bild den Lesern vor Augen zu führen. Hoffentlich gelingt es, diese interessante Pflanze in regelmässigen Zeiträumen eiuzuführeu und den Liehhabern zugängig zu machen. In China wird die Frucht nach Mitteilung imseres Ge- währsmannes Leng-kong genannt und ist in gewissen Gegenden, in der Nälie grössei'er Flüsse und deren sumpfigen Niederungen in IMenge zu finden. Ob die Frucht den Chinesen, wie es teilweise noch hei uns in verschiedenen Ländern mit der Trapa natans ge- schieht, als Nahrungsmittel dient, ist uns nicht be- kannt, ist jedoch wahrscheinlich. Der gelblich-weisse, fleischige Kern der Frucht ist von einer braunen, festen Haut umhüllt, die äussere zähe Schale ist der von unserer Trapa gleich in Farbe und Festigkeit. Der Kern schmeckt scharf und entwickelt im Wasser einen durcluhlngenden, gerhsäureähnlichen Geruch, nament- lich wenn viele Früchte zusammen in einem Behälter liegen. Innerhalb 8 Tagen ist das Wasser, in welchem sie liegen, von der ausgeschiedenen Gerbsäure (oder einer ähnlichen Lösung) stark braun gefärbt und muss eimeuert werden. Der Geschmack der Nuss würde einem europäischen Gaumen jedenfalls wenig Zusagen: doch der Geschmack ist bekanntlich verschieden und unsere chinesischen Zopfträger haben ja nocii andere Gerichte auf ihrer Speisekarte, die bei uns wohl manch- mal Magenrevolutionen hervorrufen würden. Mithin kann es schon möglich sein, dass auch diese Frucht einen chinesischen Gaumen ergötzt. P. R „Yallisneria‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarien-Freunde zu Magdeburg'. Versammlungslokal : Reichskanzler, Kaiserstrasse. Bericlit der Sitzung vom 11. Februar 1902. Zuei'st erfolgt die Aufnahme von drei neuen Mit- gliedern, der Herren Prof. Dr. Blath, Thielemann und Bertram. Flierauf wird in einem Uhrglas unter Zuhülfe- nahme unseres Vereins-Mikroskops Einblick gewonnen in eine Welt im Kleinen, welche sich in dem Algen- helag von Aqnarienscheihen und Vallisnerienblättern gebildet hat. Unter den vielen Würmern, Rädertieren und Infusorien sind es besonders zwei Mikroorganismen, welche die Aufmerksamkeit der Beschauer auf sich ziehen. Vor allem die reizenden, haumförmig ver- zweigten Kolonien von Carchesium, einer Vorticelleuart, deren Einzeltiere an Stielen sitzen, die sich blitzschnell schraubenförmig zusammenzieheu, um sich dann langsam wieder anszustrecken, während die adoralen Wimpern dieser Glockenblumentierchen in lebhafter Bewegung sind. Dann eine Anzahl von eigenartigen Rädertieren, MeUcerta ringens. Dieselben strecken langsam ihr vierlappiges Räderorgan aus einer köcherförmigen, aufrecht stehenden Röhre. Diese Letztere entsteht dadurch, dass die Tiere ihre eigenen Kotballen in Pilleuform bringen und künstlich zu einer Schutzhülle zusammenfügen. Die rasend schnelle Wirbelbewegung lies entfalteten Rädei'organs dieser verhältnismässig grossen Rotatorie gewährt einen prächtigen Anblick. In dem Aquarium, aus dem sie stammen, sind die Wände und sämtliche Wasserpflanzen mit vielen Tausenden der 2 bis 3 mm laugen, mit blossem Auge gut sichtbaren Kotröhreu der MeUcerta dicht überzogen. Gleichzeitig wird ein Heft von Reclams Universum herumgereicht, in dem sich die photographische Reproduktion einer zweiköpfigen Schlange befindet, welche nach dem erklärenden Text lebend im Central- park-Museum in New York zu sehen ist. Ferner ist eine ansehnliche Korallensammlung zur Schau aus- gestellt, welche dazu bestimmt ist, von unserem Verein dem hiesigen Naturwissenschaftlichen Museum als Geschenk überreicht zu werden. Über die Natur der Korallenpolypeu und die Struktur der Korallenstöcke giebt der Vorsitzende Aufklärung. Auch die Darwin- sche Theorie über die Entstehung der Korallenriffe wird herangezogeu. Obgleich dieselbe von verschiedenen Forschern, z. B. Semper und Murray, angefochten wird, dürfte sie immer noch als die beste Erklärung für die Riffbildung gelten. Herr Hartmann zeigt eine Anzahl Varietäten der Manereidechse vor und hält einen Vortrag über die südeuropäischen Lacertiden. Insbesondere hebt der Vortragende hervor, dass seine Faraglione- Eidechsen sich gegen kleinere Lacertiden anderer Art friedfertig betragen, während sie unter sich rauflustig sind. Es steht dies manchen Beobachtungen, welche von anderer Seite gemacht sind, gegenüber. Herr Gangloff erwähnt hieran anschliessend die Schwierigkeit des Fanges dieser flinken und durch Nachstellung ge- witzigt werdenden Tiere. Er erzählt, dass er während seines Aufenthalts auf Corsika in Gemeinschaft mit Herren Dr. V^olterstorff und Lorenz Müller die dort vorkommeuden Mauereidechsen nur mit der Gerte und Pferdehaarschlinge fangen konnte; mit der Hand war ihnen nicht beiznkommen. Bericht dei' Sitzung vom 25. Februar 1902. Eine kleine von Dr. Wolterstorff verfasste Schritt „Die Tritouen der Untergattung Euproctus Gene“ liegt vor. Der Verfasser ist als unbestrittene Autorität auf diesem Gebiete genugsam bekannt. Besonders wertvoll für den Liebhaber in diesem Heft ist der Abschnitt über die Haltung der Tritonen in der Gefangenschaft und eine Übersicht über die paläarktischen Urodelen. Zur Verteilung an verschiedene Mitglieder gelaugt eine Probe des neuen Fischfutters Piscidin. Hierauf hält Hei'r Gangloff einen Vortrag „über die Atmungsorgane im Allgemeinen“ unter Vorführung einer Anzahl von herrlichen Präparaten, die er mit dem ihm eigenen Geschick mit gewohnter Meisterschaft angefertigt hat. Er erklärt zuerst die mit dem Rose’scheu Metallgemisch Vereins-Nachrichten. RI ausgegossenen Lungen von Säugetieren, und zwar vom Hund, der Katze’ und dein Fischotter. Es folgen die Atmungswerkzeuge zweier Vögel, des Spechtes und des Tauchers. Beiläufig erwähnt Herr Gangloff, dass sich im Schlunde des Letzteren ein Stichling mit aus- gespreizten Bauchstacheln befand, an denen sich sein Gehülfe nicht unerheblich verletzt habe. Dann ge- langen die Lungen von Schildkröte, Ringelnatter und Frosch, und die Kiemen vom Hecht, Krebs luid Tinten- fisch zur Besprechimg. Durch eine ReDie von selbst- gefertigten Aquarellen wird die Anatomie der Mollusken und Holothiu’ien veranschaulicht. Für seinen leh rrei eben Vortrag erntete Herr Gangloff reichen Beifall. Herr Lübeck verliest dann noch einen Artikel aus einer „Zeitung für Kindergarderobe“ über die Einrichtung eines Laubfroschhauses, welcher wieder so recht er- kennen lässt, dass oftmals Leute, die von der Sache keine blasse Ahnimg haben, in Familien-Jouraalen Vor- schriften über die Haltung von Aquarien- und Terrarien- tieren geben. Der Vorsitzende macht noch bekannt, dass er an den I. Vorsitzenden des „Triton“, Herrn Carow, geschrieben habe, dass die seit Dezember V. Js. imter dem Namen Funduluis diaphanus in den Handel gebrachten Fische identisch sind mit den von Berneuchen bezogenen Mmnows. Diese letztgenannten Fische müssten vielmehr als Killifische bezeichnet werden, da sie zu den Zahnkarpfen gehören, was sich durch eine einfache Untersuchung der bezahnten Zvischenkiefer heraussteUt. Auf Gnmd fachmännischei- Untei-suchung ist dies von Herrn Carow bestätigt worden. Auch liegt bereits eine Offerte von v. dem Borne in Bemeuchen vor, mit der Bemerkimg: „Nach neueren Untersuchungen ist der Amn ims geführte Minnow nicht Pliox. neogaeus (DürigenJ, sondern Fundidus diaphanus.'^ Die Bezeichnung Minnow ist hier jedoch nicht zutreffend, da die Amerikaner mit diesem Namen die kleinen nordamerikanischen Cyprinoiden belegen, während sie die grösseren Arten Shiner odei’ Dace nennen. Die etwa zcvanzig zu den Cyprinodonten zählenden, nordamerikanischeu Fuudulusarteu werden dagegen Killifische genannt. Mithin muss der in Rede stehende Fisch, um imliebsame Verwechselungen zu vermeiden, als Killifisch angeboten werden. Wir ver- weisen noch auf die wohlgelungenen Abbildungen von Neimzig auf der Tafel zu Nr. 15 von Jahrgang 1897 der „Blätter“. „Salvinia“, Verein von Aquarien- und TeiTarienfreunden, Mamburg. Vereinslokal: „Hotel zu den drei Ringen“. Versammlung am 3. Februar 1902. Anwesend sind 31 Personen. Aufgenommen werden die Herren A. Liebscher, Dresden; Henning, Tengler und C. Peters in Hamburg, sowie der Verein für Aquarien- und Terrarienkunde „Tausendblatt“ zu Plauen i. V. Folgende Herren stellen Antrag zur Aufnahme in den Verein: Herr Wach, Jansen und Gerhold, alle in Hamburg. — Im Einlaufe Brief des Vereins „Lotus“ in Wien. — Herr Brüning ergreift das Wort, um bezüglich der Parasiten- Vertilgung weiteres über seine Versuche an mit Ichtyophthirius behafteten Fischen zu berichten. Seine eingehenden Versuche hätten nunmehr, entgegen seinen in letzter Sitzung ausgesprochenen Erwartungen, ergeben, dass hohe Wasserwärmen, denen mit Ichty- ophthyrius behaftete lebendig-gebärende Fische, sowie Ellritzen und Moderheschen ausgesetzt wurden, ein völlig negatives Resultat ergeben hätten. Der Parasit hielt die hohe Temperatur stets länger aus als dei- Fisch, sodass der Parasit stets noch gi’osse Lebensfähigkeit aufwies, wenn der von ihm besetzte Fisch bereits der hohen Wasserwärme erlegen war. — Herr Haberle hin- gegen weiss über gute Resultate bei der Behandlung der befallenen Fische zu belichten. Er iiabe vorsichtige Bepinseluugen mit einer spirituösen Lösung von Uyan- quecksilber (sehr giftig) mit bestem Erfolge angewandt. Mau habe bei dieser Beliaudlung peinlich darauf zu achten, dass von der giftigen Flüssigkeit nichts in die Augen. soAvie in die Kiemen gerate, Avas ilen schnellen Tod des Fisches herbeiführe. Die Versuche werden fortgesetzt. — Es Avird dann zur Verteilung der Aus- stellungs-Diplome an die hiesigen Aussteller geschritten. Die Diplome Avurden durch Herrn Jaelm in künstlerischer Weise mit den nötigen Inschriften versehen, Avofür ihm der Dank des Vereins ausgesprochen Avird. Durch die Verteilung der Diplome hat die letztjährige Ausstellungs- Kommission ihre Thätigkeit nunmehr beendet und Avird den ihr angehörenden Herren für ihre aufopfernde Mühe- Avaltuug durch den Vorsitzenden lebhaft gedankt. Auch den Herren Preisrichtern, im Besonderen Herrn Gossler vom „Humboldt“ wird für die Ausübung dieses Amtes vereinsseitig bester Dank ausgedrückt, auch wird der liebensAvürdigeu Spender von Ausstellungs-Ehreupreisen dankend gedacht. — Durch Herrn Luckmann kommen ca. 25 innigeborene Larven vom Feuersalamander zui' Vorzeigung. Unter diesen Larven findet sich ein Exemplar mit zAvei Köpfen oder Adelmehr zAvei Vorderleibern, so- dass sich das Tier mit 2 Köpfen, 6 Beinen und 2 Vorder- leibern präsentiert. Die Larve lebt vorläufig noch, und es soll versucht Averden, dieselbe noch eine Zeitlang am Leben zu halten, um sie dann später der Präi)araten- sammlung einzuverleiben. Solciie Do])pelAvesen Averden l)ei den SchAA'anzlurchen bisAveilen beobachtet: ihi'e Ent- stehung verdanken sie einem ZAvillingspaar junger Lai’ven, von denen Avährend der EutAvickelung das eine den Körper des andern teilAveise aufgesogen und in sicli aufgenommen liat und so Veranlassung zui’ Bildung eines Doppehvesens gab. — Alsdann hält Herr Tofdhr einen Vortrag über eine neue aus Westindieu durcdi Stüve eingeführte, ziu’ Familie der Schienenechsen ge- hörende Eidechse: Cnemydophofus sexlineatus und zeigt ein lebeiules Pärchen dieser prächtig gefärbten Echse vo]'. Die lebhaften Tierchen erregen allgemeines Interesse. Die ganze Unterseite des Körpers, der Extremitäten Avie des ScliAvanzes zeigt eine leuchtende helle blaue Farbe, Avelche sich teihveise bis zu einem satten Blaugrüne vertieft, während dei' Rücken sich hell- und dunkelbraun längsgestreift präsentiert. An den Seiten zeigen sich zahlreiche hellgelbe rundliche Flecken, auch ist am ganzen Köiqter, namentlich an den Seiten, ein kräftiger grünlicher Bronzeschimmer zu bemerken. Die Tierchen scheinen sehr anspruchslos und in der Gefangenschaft lialtbar zu sein, Avenn man es an der Hauptbedingung genügender Wärme nicht fehlen lässt. Sie verlangt ein AAmrmes trockenes Terrarium mit Sandboden. — Herr Herms stiftet ein schönes Präparat einer Vogel- spinne, und durch Herrn Eckelmann kommen 100 diverse Aquai’ienfische zur Auktion: vom Erlös Avird 10% der Kasse zugeführt. Für beide Stiftungen besten Dankl Nachdem noch Herr Jaehn einen Kassenbericht über das letzte Wintervergnügen. Avelclu's einen Übei'scluiss von 7,30 Mk. ergab, erstattet hat, und durch Herrn 82 Vereins-Nachricliten. Tofohr der Fragekasten seine Erledigung gefunden hat, Bchliesst der I. Vorsitzende die Sitzimg um U'2 Flir, Versammlung vom ^0, Februar 1902, ,\.nweseud sind 77 Personen, darunter eine ganze Ueihe Gäste sowie zaldreiche Damen. Aufgenommen als ordentliche Mitglieder werden die Herren A. Jansen, A. \Va(di und Gerhold, alle in Hamburg, Zur Aufnahme melden sicli die Herren Paul Eckelmaun und W. tVilke, Hamburg. Im Fijdaufe: Karte des Vereins ..Triton", Bi’ief vom Verein „Nei)tim" in Graz. Herr Brüning maelit die erfreidiehe Mitteilung, dass Herr Dr. Wolters- torff in Magdeburg sich in liebenswürdiger AVeise bereit ei'klärt habe, unsere Vereins-Xachrichten (lurch siüiie Mitarbeit zu unterstützen. Auch an dieser Stelle sprechen wii' Herrn, Dr. Wolterstorff. der schon wieder-, holt in der uneigennützigsteu Weise sein Interesse für: die „Salvinia“ bekundete, unseren verbindlichsten Daid< dai'ür' aus. Heri' Flurschütz stellt ileii .Antrag, di(.‘ Annonztm in unseren „Nachi-icditen" fortfallen zu lassen, und haft bedauert. Fs w'ii'd alsdann zur Ersatzwahl ges(diritten, aus der H(>rr Rurschütz, als einstimmig gewählt, hervorg(‘ht. — \'or Eröffnung dei' Vei'sanunlung wurde der Sitzungs- saal für den durch unsermi Herrn W'acli angekündigten Projektions-Vortra,g (Lichtbilder) hergerichtet, sodass. nachdem dei- Saal nunmehr venlunkelt, dm' Herr \'oi'- trageiide mit seinen Vorführungen sofort heginnen kann. Die vorzüglichen Lichthilder. welche teils Landsclmften. teils plastische Figuren darstellen, wei'den von den zahlreichen .Anwesenden mit grossem Interesse in Augenscliein genonumm, und es wird dei' allseitige Wunsch geäussert. hatten die Haut an den Bauchseiten total zerfressen, welche in Fetzen daran- 102 Vereins-Nachrichten. hing. Nachdem setzte ich ihn wieder in frisches Wasser, etwas lau. schnitt die lierumhängenden Hautstückchen mittelst Schere gut ah und mein Fiscli war andern Tags so wolil, dass er fortwährend frass und gleiche]' Zeit einige 'läge viel ausleerte. Die Pilze zeigten sich jiicht wiedei'. Die Bauchseiten sind mit neuei' Haut hewachsen, übei'hau])t mein Teleskopfisch (schwarz) ist wieder muntei- wie zuvor, es handelt sich nur noch um einige schuppeulose Stellen. Emil Mende. Der Instinkt einer Schiidkröte. — Miss Victoria Hayward auf dem Bermuda-Inseln berichtet in „Science“ über den Instinkt einer Schildkröte folgendes; Mein Vater fing im Juni eine Schildkröte im Gewicht von 34 kg und setzte sie in einen Fischteich im Hafen von St. George. Im August stellte er dann fest, dass jemand in diesen Teich einen Eisenbarren von ungefähr 20 kg, Gewicht geworfen und zwar auf die Sclpldkröte, deren Rückenschiid ein grosses Loch aufwies. Das Tier selbst erschien schwach und j eden Augenblick sterben zu wollen. Zuerst hatte mein Vater im Sinn, die Schildkröte zu töten, dann aber änderte er seine Absicht und liess sie in dem Hafen leben. Ende Oktober fing er jene Schildkröte auf derselben Stelle noch einmal, wo er sie früher das erste Mal gefangen hatte, in ungefähr 6 km Entfernung vom Lande auf den Riffen, die den Inseln vorgelagert sind. Der Rücken der Schildkröte war vollständig ausgeheilt und das Tier selbst erfreute sich de]' besten Gesundheit. R, VEREINS-^ÄW NACHRICHTEN „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. E. V. Mitteilungen aus den Vereins- Versamm- lungen der Monate Januar imd Februar 1902. Donnerstag, den 23. Januar 1902. Ib'otokoll-Verlesung und Genehmigung. Im Einlauf: Karte des Herrn Professors Ballowitz-Greifswald, Zeit- schriften. Zu den Ausführungen des Herrn Lachman]] in seinem Aufsatze „Die Kreuzotter und ih]'e Zucht im Terrarium“. „Blätter“ No. 2, Xlll. Jahrgang, dass nur im Notfall den alten Kreuzottei'n Eidechsen und Feld- frösche oder andere Lurche ziu' Nahrung dienen, möchten wir bemerken, dass im Sommer 1901 unser Mitglied Herr Sciierer eil] prächtiges Weibchen der Vipera beriis aus der Umgebung j\Iünchens erbeutete, das wiederholt mittlere wStücke von Rana fusca ver- zehrte. trotzdem Mäuse und Eidechsen zur Verfügung standen, und unser Hei'i' Lankes ebenfalls ein junges Weibchen gedachte]' Viperart pflegt<\ welches nebst jungen Lacerta vivipara auch junge Taufröschchen verzehrte. Die Notwendigkeit an Liu'che zu gehen, wäre in beiden Fällen nicht vorhanden gewesen. Auch bezüglich de]' weiteren Bemerkung des Herrn Laclimann, dass die Kreuzotter i]i der ersten Zeit ihre]' Gefangen- schaft die Mäuse heisst und daiui die Kadaver ver- schleppt, möchten wi]' aiifügen, dass unsere Be- obachtungen dahin gehen, dass sich die gebissenen .Mäuse sell)st in ii'gend einen Winkel zurückziehen mul verstecke]!. Einige weitere Aufsätze ans den ein- gelaufene]! Zeitsclu'ifte]i gelangen zur Bekanntgabe. Hierauf erbat sich Hei']' Hauptlehrer Grossmanu das Wort, um sich für die ihm von einigen Vereinsmitgliedern zur Bepfianzung von Schul-Aqiiarien ztu' Verfügung ge- stellten Wasserpflanzen zu bedanken. Herr Lehrer Hübner drückte gleichfalls seinen Dank für dm ihm überlassene]] Pflanzen in anerkennenden Worten aus. Der Vorsitzende gab seiner Freude dai'übe]' Ausdruck, nuu]iiehr auch in hiesigen Lehrerkreisen zwei warme Anhänger unserer Sache gefunde]! zu haben. War de]' Verlauf der 49. Ve]'sammlung bisbei' ein sein' zufi'ieden- stellend]']', so fiel doch i‘i]i Tro])fen We]'mut i]i ile]i Freudeiibecber, galt es doch Abschied zu iielnnen von iinsei'em jüngsten Mitgliede, unserem fleissigen Herrn Scherer. Warme Worte des Abschiedes waren es, die der Vorsitzende an das scheidende Mitglied richtete, das nunmehr aus dem paläarktischen nach dem äthiopischen Reiche für einige Zeit übersiedle. Herr Scherer dankte gerührt und versprach, auch dort im fernen Süden der „Isis“ treu zu bleiben und soweit es ilnii sein Beruf gestattet, für unsere Sache zu arbeiten Donnerstag, den 30. Januar 1902. Die ordentliche Mitgliederversammlung wird vom 1. Vorsitzenden, Herrn K. Lankes, eröffnet, die An- wesenden begrüsst und die Beschlussfähigkeit kon- statiert. Hierauf erstattet der Vorsitzende einen um- fassenden Bericht über die Thätigkeit des Vereines im abgelaufenen Jahre. Dieser Bericht enthält alles, was für die einzelnen Vereins-Versammlungen bereits nieder- gelegt ist. Der Verein zählt nach diesen Darlegungen 1 Ehrenmitglied, 40 in München wohnende, 11 aus- wärtige Mitglieder und führt 3 die gleichen Ziele ver- folgenden Vereine in seinen Listen. Nach den Aus- führungen des Vorsitzenden erstattet Herr Kassierer Feiclitinger Kassa-Bericht Einnahmen 713,68 Mk., Aus- gaben 440,06 Mk., Aktivrest 273,62 Mk., hiervon ab: Projektionsfond 155,85 Mk., Bibliothekfond etc. 6.05 Mk., bleibt Kassa 111,72 Mk. Vermögen des Vereins; 1 . Seit 26. März 1896 auf der Sparkasse laut Buch 700,00 M. 2. Zinsen hieraus bis 1. Januar 1900 82,00 „ 3. Seit 15. Dez. 1899 auf der Sparkasse lautBuch 100,00 „ 4. Seit23. Febr. 1900 „ „ „ „ „ 20,00,. 5. Seit31. Aiig. 1900 ., „ „ ., ,. 34,00,, 6. Seit 17. Febr. 1901 „ „ „ „ „ 20,00 „ 7. Pi'ojektionsfond 15.5,85 „ 8. Bibliothekfoud etc. 6,05 „ 9. Kassabestand 111,72 „ Vermögen in Geld; 1129,62 M. Die Prüfung der Rechnungen etc. durch die Herren Revisoren Molter, Sigl und Schwägerl wird nachträglich vorgeuommen und über das Ergebnis Bericht erstattet werden. Alsdann wird zur Aufstellung des Jahresauf- wandes geschritten. Die erste Unterfrage zu diesem Punkte, oh das bisherige Vereinsorgan in seiner neuen Gi'staltung beibehalten wo]'den soll, wird, nachdem die Vereins-Nachrich ten. 103 Herreu Haimerl. Müller uud Laukes die verschiedenen Gesichtspunkte eingehend ventiliert hatten, bejaht und mit allen Stimmen die Beibehaltung der „Blätter“ be- schlossen. Die weitere Unterfrage, auf welche Weise die Mittel, che durch die Mehrkosten der vergrösserteu „Blätter“ bedingt sind, beschafft werden sollen, wird nach kurzer Debatte dahin erledigt, dass einstimmig be- schlossen wurde, die Gesamtbeiträge von 8 Mk. auf jährlich 10 Mk. für sämtliche Mitglieder, hiesige sowohl als aus- wärtige, zu erhöhen. Die Zusendung der vergrösserten. in jeder Hinsicht verbesserten „Blätter“ erfolgt porto- frei. Die Satzung hat in den einschlägigen Bestimmungen (§ 7 Abs. 5 und 6) wie folgt zu lauten: § 7 Abs. 5. „Jedes ordentliche Mitglied ist verpflichtet, die zum Vereinsorgan bestimmte Zeitschrift durch den Verein gegen einen ira Voraus zu zahlenden feetrag von 4 Mk. zu beziehen.“ Abs. 6. „Bei Aufnahme nach Ablauf des ersten Semesters wird als Beitrag für das Vereinsorgau 5 Mk. erhoben.“ Weitere Änderungen sind nicht ver- anlasst. Der von Herrn Kassierer Feichtinger eingereichte Antrag auf Schaffung eines Ermunterungsfonds wird nach längerer Debatte im Prinzip mit den Vorschlägen des Vorsitzenden genehmigt und ein Betrag für das laufende Jahr in die Reclmimg eingestellt. Die übrige Feststellung des Jahresaufwandes wird ebenfalls den Anträgen und Vorschlägen des Vorsitzenden entsprechend genehmigt. Alsdann erfolgte Entlastung des Gesamt- vorstandes. Die Neuwahl vollzog sich rasch. Es wurden gewählt: Zum 1. Vorsitzenden Herr Karl Lankes, Magi- stratsbeamter, wohnhaft Häberlstrasse 4, II (zugleich Adresse für alle wichtigen Angelegenheiten des Vereines) : zum II. Vorsitzenden Herr Alois Reiter, Kaufmann, Maffaistrasse 8 ; zum Schriftführer Herr Josef Haimerl, städt. Brandmeister. Unteranger 10, II: zum Protokoll- führer Herr Josef Knan, Bankbeamter, Marienplatz 13, IV : zum Kassierer Herr Ludwüg Feichtinger, Buchdruckerei- Faktor, Holzstrasse 53, I (zugleich Adresse für alle Kassen-Geschäf te) ; zum Sammlungsvenvalter Herr Lorenz MüUer, Kunstmaler, AIünchen-Gern, Kratzerstr. 16; und zum Inventarverwalter und Bibliothekar Herr Wilhelm Seifers, Bankbeamter, Karlstrasse 27. IV. Sämtliche Herren, mit Ausnahme des Herrn Reiter, der am Er- scheinen verhindert war, erklärten, die Wahl anzunehmen. Als Revisoren wurden gewählt die Herren Molter nnd Sigl, die ebenfalls erklärten, diese Eigenschaft an- nehmen zu wollen. Nachträglich erklärt auch Herr Reiter, die Wahl als II. Vorsitzender anzunehmen. Herr Lehrer Hübner meldet sich zur Aufnahme in den Verein. Die Kugelabstimmung erfolgt in der nächsten Vereins- Versammlung. Eine erfreuliche Mitteilung konnte zum Schlüsse der Verhandlungen Herr Kassierer Feichtinger machen, nämlich, dass ihm ein ungenannt sein wollendes Mitghed den Betrag von 20 Alark für den Hilfsfond überwies. Dieser Betrag nebst 3 Mark aus der Sammel- büchse werden dem für 1902 festgesetzten Betrag für den Hilfsfond zugewiesen, sodass diesei’ sicli sclion jetzt auf 43 Mark beziffert. Donnerstag, den 6. Februar 1902. Der I. Vorsitzende, Herr Lankes, eröffnet nach Be- grüssung der anwesenden Mitglieder die erste Vereins- Versammlung und führt in einer kurzen Ansprache aus, dass es für die Interessen unseres Vereines wohl am zweckdienlichsten sein werde, wenn das Feld unserer Thätlgkeit für das laufende Jahr im allgemeinen in derselben Weise zur Bearbeitung gelange, wie das im abgelaufenen Jahi'e gescliehen sei. Ein besoiifleres Programm aufzustellen, sei niclit veranlasst. Hieraul' wurde das Protokoll us vom Boden auf; schwerer gelang es mir, einen anderen Schelto- pusik, der ziemlich fest im Boden verankert und von dem nur mehr das Schwanzende sichtbar war, aus seiner Höhle herauszuziehen. Auch diese kantigen Reptilien verpackte ich in Säckchen, was sie sich, ohne zu beissen und zu zischen, ruhig gefallen Hessen. Bald erreichte ich den Sumpf, ich war noch mehrere Schritte davon entfernt, als mit einem Male Alles plätscherte, schwamm und hüpfte. Ungeheure Exemplare von Rana ridibunda verursachten mit ihrem Kopfsprung ein Getöse, als ob ein Stein ins Wasser gefallen wäre. Emys lutaria in kleinen und grossen Exemplaren eilten, den Kopf über Wasser haltend, an der Oberfläche dahin, und in eleganten Linien durchfurchten Tropidoyiotus flavescens Werneri den Wasserspiegel, um sich an den Blättern von Nymphaea alba festzuhalten. Das Innere des Teiches war ein Gewirr von Myriophyllen und Vallisneria, in deren Blättern sich Triton vulgaris cristatus und alpestris tummelten. Lange hielt ich mich an diesem' Sumpfe auf, teils sammelnd, teils beobachtend. Gegen Abend sah ich in der Nähe des Meeres ein Segelschiff, das ein kleines Fischerboot nach- schleppte. Schnell beeilte ich mich, in dessen Rufnähe zu kommen, denn ich wollte nach der gegenüberliegenden Insel gelangen. Das Schiff segelte an das steile Ufer heran, ich befragte einen der Insassen, ob ich nach der Insel hinüber- fahren könne, und als mir dies bejaht wurde, kletterte ich über eine herübergeworfene Stange mit Lebensgefahr in das Boot. Wir hatten guten Wind und die Fahrt ging flott von statten. Interessant war es mir, wenn das am kleinen Boote befestigte Netz aufgezogen wui’de, denn es wimmelte jedesmal von Fischen absonder- lichster Art. Das kleinere Getier, die stache- ligen Kugelflsche, sowie die Seenadeln wurden wieder ins Meer zurückgeworfen, weil nicht essbar. Nach Sonnenuntergang erst kamen wir am Ufer der Insel an, in dessen Nähe ich eine kleine Hütte wahrnahm. Es war die Behausung meiner Fischer, in der auch ich die Nacht zu verbringen gezwungen war. Deutlich konnte ich von meinem Lager aus, nicht durch Fenster, sondern durch Dachritzen den grossartigen Sternenhimmel Dalmatiens bewundern. Am nächsten Tage durchstreifte ich die Insel. Serpia und major waren gleich häuflg, während ich von Schlangen mm ein einziges Exemplar von Coluher quadrilineatus var. leopardina flng. Hier war es auch, wo ich das grosse Glück hatte, eine ungemein seltene, melanotische Lacerta major zu erbeuten. Ein wunderbar tadelloses Männchen mit pechschwarzem Rücken und stark schwarz gefleckter Bauchunterseite. Zufrieden mit der Ausbeute, verliess ich die Insel wieder, um die kommende Nacht, da weit und breit kein Dorf oder Haus zu erblicken war, im Freien zu kampieren. Eine geschützte Stelle hinter einem Felsen war mein Lagerplatz, von wo aus ich das lärmende Konzert von Fröschen * " und Zikaden bis spät in die Nacht ertönen Ä / hörte. Gegen Morgen wurde es kühl, was die ä, aufsteigenden Meeresdünste verursachten. Der ^ : Tag war leider trübe und dichte Wolken Hessen * j die Strahlen der Sonne nUr selten durch. Eine Anzahl fast vollständig grün scheinender Laub- P. Soppelt: Ein neuer KäscherbUgel. 113 Fig. 1. frösche entdeckte ich noch an einem Strauche. Es war dies eine Varietät unseres Laubfrosches, nämlich der grünkelilige und etwas kleinere Hyla meridionalis, der nur in Südeuropa vor- kommt. Das Wetter wurde regnerisch, und ich war gezwungen, einige Tage in einem Dorfe zu verweilen. Als wieder bessere Witterung eingetreten war, beschloss ich den Eückweg anzutreten. Ich war noch eine Tage- reise von Zara ent- fernt, die ich zu Fuss an einem son- nigen Tage zurück- legte. Mehrere Tarbophis vivax, die von den Dal- matinern so sehr gefürchteten, weil mit der Viper verwechselten Katzenschlangen, fand ich ziemlich träge um Baumäste geschlungen in der Nähe einer Mauer. Auch zwei Vipera ammodytes, die mit Paarungsspielen beschäftigt waren, bemerkte ich hinter einem Felsblock, konnte sie aber nicht bekommen, da sie sehr schnell unter den mächtigen Felsen verschwanden. Mit EeptUien schwer bepackt, kam ich in Zara an. Bis zur Dampferabfahrt hatte ich noch Gelegenheit, im Meere prachtvoll rot und schwarz gehänderte Aktinien, Serpeln und andere inter- essante Seetiere zu beobachten. Auch die Fadenrosen bedeckten hier ebenso wie in Fiume die Quaimauer. Nach zwanzigstündiger Seefahrt erreichte ich wieder Venedig, kaufte am Fischmarkt noch einige Flun- dern, die ich in eine Kanne setzte, um sie lebend bis München zu bringen. Es ist dem schlechten Brackwasser Venedigs zuzuschrei- ben, dass die Tiere schon nach drei Stunden eingingen, vielleicht wäre es besser gewesen, die Tiere in frischem Brunnen- wasser zu transportieren. Dagegen brachte ich sämtliche Eeptilien in gutem Zustande nach Hause, wo die Hauptergebnisse meinei' Eeise, die neue Varietät der Mauereidechse von Fiume, und die schwarze Major als besonders wissenschaftlich wertvoll begrüsst wurden. Ein neuer Käscherbügel. Von P. Soppelt, Görlitz. (]\Iit zwei Abbildungen.) 8 ei Beginn des Frühlings, wo es allent- halben sich in der Natur zu regen be- ginnt und in allen Gewässern das Leben ver- mehrt, nimmt auch der Aquarist seine Exkursionen, die wähi’end des Winters meistens geruht haben, regelmässiger wieder auf, um für seine Lieb- linge das so sehr Avichtige lebende Futter zu beschaffen. Der hauptsächlichste Teil seiner Ausrüstung hierbei ist wohl das Netz, auch Käscher genannt. Es soll nun nachstehend eine Einrichtung beschrieben werden, welche ein bequemes Ab- streifen und Wiederbefestigen des Gewebes am Bügel gestattet, und infolgedessen viele Vorteile hat. Es gestattet dies erstens Netze von ver- schiedenen Maschenweiten für Futtertiere und auch für Fische mitzuführen, ohne für jedes Netz einen besonderen Bügel zu benötigen, dann aber auch das benutzte Netz leicht abstreifen zu können und das Wasser leichter auszudrücken, was, wenn das Netz wie bisher befestigt war, nicht so gut möglich ist. Auch der Ersatz des Netzes, wenn es beschädigt wurde, ist leichter. Die Einrichtung besteht aus dem Metallstück a (Fig. 2), welches in der Hülse h zum An- stecken an den Stock befestigt ist ; in dem Stück a ist der Bügel c befestigt, und zwar mit dem einen Ende d eingelötet, das andere Ende des Bügels e wird durch die Schraube f gehalten. Löst man die Schraube, so kann man dieses Ende herausziehen und das Netz über den Bügel streifen, worauf man die Schraube wieder anzieht. Die Einrichtung, den Bügel mit seinen beiden Enden aus dem Stück a herauszunehmeu, Avird durch Fig. 1 veranschau- licht. Diese Anordnung ge- stattet die Benutzung von Bügeln verscliiedener Durch- messer. Bei beiden Anord- nungen ist die Befestigung des Bügels absolut sicher und fest, und kann durch Schlamm etc., der ohne weiteres entfernt werden kann, nicht ausser Funktion ge- setzt werden, was vom Schreiber dieses während eines längeren Zeitraumes er- Fig. 2. probt wurde. 114 Alfred Licbyrher: Ophiocephalus punctatus. OpMocephalus punctatus Von Alfred Lieb sch er (Verein „Wasserrose“). 3; 11 früheren Jahren hatte ich die Gepflogen- ' heit, unter meinen Lieblingen stets einige Ophlocrphahis pimct. zu halten, eines Fisches, der sowohl wegen seiner schönen Form, hübschen Zeichnung, als auch seines intelligenten Wesens, sowie seiner feinen Beobachtungsgabe dauernd ein reges Interesse bei mir erweckt hat. Leider war derselbe plötzlich aus dem Handel spurlos verschwunden und trotz meines eifrigen Suchens in allen Züchtereien nicht mein' aufzutreiben. Ich begrüsste es daher mit grosser Freude, als mir Herr Hans Stüve, Hamburg, welchen ich bereits voriges Jahr darum interpelliert hatte, vor kurzem anzeigte, dass er zwei Arten importiert habe, wovon ich mir sofort einige bestellte. Die Körperform der Ophwcepluthix pioncf. ist eine langgestreckte, vorn fast rund, der Kopf ist stark niedergedrückt mit grossen schilder- artigen Schuppen bedeckt, die Maulspalte ist gross und weit, nnd die Augen sind, ziemlich weit nach vorn stehend, gross und lebhaft, die Kücken- und Afterflosse ist lang und ohne Stacheln. Die Fische selbst sind äusserst zählebig, wie ich mehrfach zu beobachten Gelegenheit hatte; so waren mir bei Reinigung eines Beckens zwei Stück, die ich unvorsichtigei' Weise einst- weilen in eine offene Glasbüchse untei'gebracht hatte, während eines heissen Sonntag Nach- mittags herausgeschnellt und ich fand dieselben einige Stunden später als harte, steife Fragmente in der Stube liegend vor, die ich mehr aus Ge- dankenlosigkeit, als in der Erwartung noch irgend welche Lebensthätigkeit zu erwecken, in das Wasser warf; jedoch machte mich der Um- stand, dass die Fische sofort auf den Boden untersanken, stutzig, und nach einigen Minuten bemerkte ich zuckende Bewegungen, die Kienien- deck.el öffneten sich und die Fische begannen wieder zu atmen. Trotz der schweren I^erletzungen — ein Fisch hatte sich beim Herausspringen auf einer Kante aufgeschlagen -- und obwohl von sämt- lichen Flossen nur die Strahlen übrig waren, während die Flossenhäutchen vertrocknet und sich mit Pilzen überzogen hatten, heilten die Fische nach wenig Tagen vollständig aus und die Flossen begannen wieder nachzuwachsen und zwar so schnell, dass nach ca. 14 Tagen der normale Zustand wieder hergestellt war. Einen reizenden Anblick gewährt es, wenn die Fische aus sicherem Pflanzenversteck mit ihren grossen hellen Augen neugierig den Bewe- gungen ihres Pflegers folgen, an den sie sich sehr leicht gewöhnen und obwohl von Natur aus scheu, sich, nachdem sie die Überzeugung gewonnen, dass ihnen kein Leid geschieht, leicht zum Fressen aus der Hand bequemen. Auch bezüglich der Temperatur sind die Ophiocephalus sehr anspruchslos, da solche selbst bei 12 ^ E. noch lebhaft und gesund bleiben, allerdings schaden schneller Temperaturwechsel und grosse Schwankungen den Fischen bedeutend. Da die Ophiocephalus schnell wachsen, so ist es ratsam, möglichst kleine Exemplare ein- zusetzen, welche auch noch verträglich mit anderen Fischen sind, was später nicht mehr zu behaupten sein dürfte. Auch das Fangen der Ophiocephalus mit dem Netze ist gewisser- masseii ein Kunststück, da der Fisch äusserst schlau und geschickt entweicht und sich gele- gentlich auch mittelst eines gewandten kräftigen ^Sprunges der Gefangennahme zu entziehen weiss. Alles in allem ist der Fisch ein reizender, anziehender Aquarienbewohner, dessen Haltung nicht warm genug empfohlen werden kann. Neues von meinem alten Marine- (Meerwasser)-Aquarium. Von Gai'l Aiig. Reitmayer, Wien. », ^,s ist eine schöne Gepflogenheit, dass wir bei schicklichen Anlässen, zumal wenn wir über eine längei'e Zeitperiode Rückschau halten, vor allem jener gern gedenken, welche uns nahe standen, die aber mittlerweile der rauhen Hand des Schicksals zum Opfer gefallen sind. So will auch ich bei dieser neuerlichen Besprechung meiner Seetiere zuerst jener Erwähnung thun, die im Laufe des vorigen Jahres den M"eg alles Irdischen gegangen; und es sind ihrer nicht wenige, der Tod hat wieder einmal reiche Ernte in meinem Aquarium gehalten. In ei'stei' Linie habe ich den Veilust zweier \Tteranen unter meinen Aktinien zu beklagen, zweier von der alten Garde, die zu jenem Dutzend zählten, das vor mehr als fünf Jahren frisch und gesund seinen Einzug in mein neu kreiertes Seewasserbeckeii gehalten hatte. Ein Dutzend, wie gesagt, hatte ich als Gnindstock ins Wasser eingesetzt, und von diesen Zwölfen lebt heute nur noch eine einzige, eine braune Seenelke (’ai’l Aii.u'. Ki'it may rr: Neues von nieineiii Ma.rim^-(iMee.r\vassei')-.\((iiariiim. (Heliacüs heHis), und diese steht sonderbav A^er- einsamt, als fühle sie sich fremd unte]- der neu eingewanderten (Tesellschaft, gleichsam einer letzten, alten Säule vergleichbar. „Auch diese, schon geborsten, kann stürzen über Nacht!“ Gleich an dieser Stelle will ich einer unter Fachleuten und Liebhabern weitverbreiteten An- sicht begegnen, einer Meinung, Avelche besagt, dass sich eingewöhnte Seerosen überaus leicht und äusserst lange in Gefangenschaft halten lassen. Ich will nicht besti-eiten, dass es dem einen oder dem anderen Liebhaber gelungen, solche Tiere sechs, ja zehn Jahre lang am Leben zu erhalten ; doch das sind eben meiner Meinung nach nur vereinzelte Fälle, die sich nicht allzu oft wiederholen, und aus welchen sich nicht eine allge- meine gütige Regel und Norm aufsteHen lässt. Heute glaube ich mit Gewissheit be- haupten zu kön- nen, dass jeder Besitzer von See- rosen von Glück sagen darf, wenn eiii;;Teil derselben in einem und dem- selben Gefässe zAvei bis drei Jahre lang in halbwegs guter Form aus- dauert. Ich will noch verraten, dass ein Lieb- haber, der auf schöne Seerosen zählt, aus Gründen, die ich später auseinandersetzen werde, an alten, das heisst solchen, die schon lange Zeit im Aqua- rium sind, kaum mehr so rechte Lust und Freude finden wird. Nun komme ich wieder auf die zwei vorhin erwähnten, eingegangenen Aktinien zurück, und da wiU ich auf einen merkwürdigen Unterschied in der Art und ^Veise des „Eingehens“ (um mich technisch auszudrücken) zwischen frisch gefangenen und alten eingewöhnten Aktinien aufmerksam machen. Wer jemals Gelegenheit hatte, Seerosen, welche einen längeren Transport auszuhalten hatten, bei der Ankunft und spätei' noch in den AVannen zu beobachten, dem muss sicherlich aufgefallen sein, dass viele darunter in geradezu rasend kurzer Zeit sich auflösten, ■f - . ja, in des Wortes ganzer Bedeutung, zergingen. Die Tiere brauchen dabei oft nicht die geringste, äusserlich sichtbare A^erletzung zu haben, und dennoch gehen sie in so kurzer Zeit ein. Es sindnach dieser Richtung hin besonders empfindlicli die Schmarotzer-Aktinien (Ademmu parnslücaj und die verschiedenen dickstieligen Arten (Sukvfa). Ist eine solclie noch überdies verletzt worden, was ja leicht geschehen kann (durch den Stachel eines Seeigels, die Schere einer Krabbe, durch ein scharfkantiges Korallenstück etc.), dann A\"ährt der Auflösungsprozess, das ZerÜiessen das Tieres in eine schmutzige, übel- riechende Schleimmasse oft nicht länger als einige Stunden. Dagegen hilft in den meisten Fällen nichts mehr, kein AA^asserwechsel, keine Durchlüf- tung. Nur von Haus aus voll- kommen gesunde und kräftige Tiere lassen sich leicht und sicher ein- geAvöhnen. Eine ganz andere Erschei- nungsform zeigt das Absterben al- ter Seerosen, See- nelken. Seeane- monen im Aqua- rium. Die ersten Anzeichen dafür, dass die Tage des betreffenden In- dividuums gezählt sind, bestehen darin, dass dasselbe seinen festen AVohnsitz aufgiebt und ein Nomadenleben zu führen anfängt. Diese Haltlosigkeit und das fortgesetzte AA" andern führen zu einem solchen Kräfteverbrauch, dass das Tier später kaum noch in der Lage ist, sich fest anzusaugen, dass wir es dann durch AA^ochen und Monate hindurch nur mit einem einzigen Fusswärzchen an einem Stein haftend oder ganz frei im AA'asser liegend finden. Gleichzeitig mit dem Platzwechseln tritt langsam V erminderung des Appetits und schliesslich A^erweigerung jeder Nahrungsaufnahme ein; das Tier wird dem äussei’en Umfange nach immer kleiner und unscheinbarer, schrumpft immer mehr zusammen, bis wir es endlicli als Avertlos ent- fernen. Dieser dem A^erwelken einer Blume nicht unähnliche Vorgang kann, wie gesagt. Originalaufnahme für die Myriophyllum affinis el.ntinoides. „Jjlättör - Kleine Mitteilungen. 11« Monate lang währen. Dass sich Aktinien tage- lang nicht öffneten, kann ich nicht als Anzeichen oder Begleiterscheinung der vorerwähnten be- zeichnen, da ich oft bemerkt habe, dass sich Tiere, die acht Tage lang geschlossen blieben, bald darauf wieder vollkommen schön entfalteten. Doch will ich nicht unerwähnt lassen, dass zahl- leiche, in kurzen Intervallen einander folgende Häutungen, nach welchen die Tiere wie mit einem aschfarbigen Kleide umgeben aussehen, oft genug Anzeichen von G-esundheitsstörungen sind,- da Aktinien in normalem Zustande nur immer nach dem Fressen, das heisst, wenn sie Nahrung auf genommen haben, sich zu häuten pflegen. Genau auf die so beschriebene Weise sind auch meine zwei alten Aktinien eingegangen und ihnen folgte als dritte eine kleine Edelstein^ rose ( Gemmacea), um welche mir besonders leid gewesen, weil sie die letzte von dreien war, die bei mir im Aquarium zur Welt gekommen und daselbst aufgezogen worden waren. Dass das Aufziehen junger Aktinien mit weit grösseren Schwierigkeiten verbunden ist, als das Aufziehen von Makropoden oder Schleierschwänzen etwa, mag daraus erhellen, dass die drei kleinen Dinger, als ich sie zuerst gewahrte, iii geschlossenem Zustande kaum Stecknadelkopf gross waren und bei unserer eifrigsten und achtsamsten Pflege und Fürsorge, meine Frau hat sich hierbei be- sondere Verdienste erworben, nach zwei Jahren erst zur Grösse einer Haselnuss gediehen waren. Ich habe in einem früheren Artikel über denselben Gegenstand bemerkt, dass ich im Gegensätze zu anderen Liebhabern mein See- wasseraquarium seit seinem Bestände niemals in dem gewöhnlichen Sinne gereinigt habe, d. h. dass ich nie zu Boden gefallene Häute oder Futterreste, abgestorbene Algen und dergleichen daraus entfernt habe; in der Absicht, meinen Pfleglingen bei äusserst guter, ununterbrochener Durchlüftung ein möglichst natürliches Milieu zu schaffen, unter liess ich diese gewöhnliche Säuberung. Ich glaube, was ich damit anstrebte, ist mir vollkommen gelungen, und ich bin der Ansicht, dass die Lebensbedingungen für die Tiere in meinem Aquarium besonders günstige sein müssen, da ich im Wasser das Vorhandensein von Infusoiien, die Bildung zahlreicher Algen, im Sande das Auftreten eines unserem Tubifex (Tubifex rivulorum) ähnlichen Wurmes und an den Steinen das Erscheinen winzig kleiner Eöhren- würmer konstatiert habe. Um auch allen diesen kleinen und kleinsten Lebewesen eine natürliche Nahrung verschaffen zu können, habe ich selbst die abgestorbenen Aktinien im Becken belassen und wurden dieselben, da sich heute nichts mehr von ihnen vorfindet, wahrscheinlich aufgezehrt. Dabei machten sich nicht die geringsten nach- teiligen Folgen, wie Trübung oder Stinkigwerden des Wassers bemerkbar. (Schluss folgt.) JCIeiiic über Myriophyllum afflnis elatinoides. (Mit einer Originalphotographie.) — Ich kultiviere seit ca. einem Jahre neben allen anderen bekannten Tausendhlattarten auch Myriophyllum affinis elatinoides. Interessant an dieser Pflanze ist die verschiedenartige Färbung der Blätter. Bei sehr guter Belichtimg erscheinen die Spitzen der Seitentriehe in Braim und behält diese Farbe auch die Pflanze. Hat die Pflanze wenig Licht, so wird sie grün (degeneriert). Bei guter Beleuchtung sind nun die Triebe im saftigsten Rosa, welches bei weiterer Entwickelung der Pflanze in Braun übergeht. Üher- wasserblätter bekamen meine Pflanzen bei 15 cm Wasser- stand nicht, jedoch blühte die Pflanze wie Myr. Tritonii etc. Die Kultur dieser Tausendblattart ist leicht und mühelos, doch wächst die Pflanze nicht so rapid als Myr. scabratum. Eingeführt wurde die Pflanze s. Zt. mit Fischen durch Herrn Matte, Lankwitz-Berlin aus Buenos-Aires. ■ W. Seifers-München. Der Harduu. Unter dem Namen „Lezard des palmiers“ also „Palmeneidechse“, bezeiclmen die Franzosen ln Algerien in- völlig unzutreffender Weise _clen dort heimischen Dornschwanz (Uromastix), der aber nie auf Palmen steigt. Dagegen kommt die Bezeichnung „Palmeneidechse“ mit vollem Rechte demHardim (Agama stellio-Stellio vulgaris) zu, denn dieses Tier bewohnt in unglaublicher Anzahl in Ägypten die Dattelpalmen. Hier an den Stämmen laufen diese Echsen mit bewunderns- würdiger Sicherheit und Schnelligkeit hinauf und hinab. Noch schneller, ja rasend, stürmen sie auf dem Boden dahin, dass ein Mensch Mühe hat, sie einzuholen ; und finden sie hier ein Loch, in das sie schlüpfen können, so sind sie verschwunden. An den Mauern sitzend, sind die Hardune hei Annäherung irgend einer Gefahr blitzschnell auf der anderen Seite, und sucht man sie hier, so hat sie schon irgend ein Loch in seinem sicheren Schutz aufgenommen. Mit kurzen Worten: keine Echse ist so flink wie der Hardun. Der Hardun ist in Kleinasien, Syrien, Mesopotamien und an der Küste Ägyptens weit verbreitet und wird in neuerer Zeit häufig aus seiner Heimat zu uns ge- bracht. Für den Besitzer eines heizbaren Terrariums ist er stets eines der begehrtesten Tiere, und schon für wenig Geld in den betreffenden Tierhandlungen zu erhalten. Die Ansprüche, welche die Echse an die Pflege im Terrarium stellt, sind nicht sehr gross. Als Kind der Sonne verlangt sie in erster Linie, dass das Terrarium dort autgestellt wird, wo es reichlich Sonnen- schein erhält. Ohne sonnigen Stand des Terrariums geht der Hardun bald ein. Als Nahrung erhält er Mehhvürmer und andere Insekten, Spinnen etc., aber keine Heuschrecken. Als Zukost zu dieser animalischen ' Nahrung werden süsse vegetabilische Stoffe: Erdbeeren, Stückchen Birne etc, von Zeit zu Zeit gern genommen. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. n, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil ; Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfe r in Burg b. M., Jahrgang XHI. Heft 11. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Das Gedächtnis der Fische. ■|er Fisch steht dem Menschen im allge- meinen viel ferner als das Säugetier und der Vogel, weil sein Thun und Treiben sich den Augen des Herrn der Schöpfung viel- fach entzieht. Selbst der Aquarienfreund, der den Fisch im Zimmer pflegt und in liebevollster Weise sein Wesen und seine Art studiert, der alles auf bietet, um ihm ein natui’gemässes Dasein zu bereiten, er steht niemals in einem so innigen Verhältnis zu seinen Pfleglingen, wie etwa der Vogelfreund zu seinen Vögeln, ja nicht einmal wie der Eeptilienhalter zu seinen Pfleglingen. Diese Thatsache wird mit Unrecht als Stumpf- sinn ausgelegt; es ist nur der Unterschied des Elementes, in dem der Fisch lebt, welches einen vertraulicheren Umgang mit ihm verhindert. Aber auch der Aquarienfreund erzielt eine gewisse Anhänglichkeit. Die Fische lernen ihren Pfleger kennen, und ich habe verschiedentlich Goldflsche und Ellritzen besessen, die nicht nur rasch herbeischwammen, wenn ich mich dem Aquarium näherte, sondern auch Ameisenpuppen aus der Hand nahmen. Trat dagegen ein Fremder zum Aquarium, so flüchteten sie augen- blicklich. Und dasselbe habe ich bei anderen Aquarienfreunden bei den verschiedensten Fisch- arten gesehen. Durch die Aquarienliebhaberei sind manche Fragen aus dem Leben der Fische teils beantwortet, teils ihrer Lösung näher ge- führt worden. Eine sehr umstrittene Frage beschäftigt sich mit den Geisteskräften der Fische, und werden solche den Fischen selbst in den natm’wissen- schaftlichen Lehrbüchern noch abgesprochen. So wurde letzthin noch an einer Stelle aus- geführt, dass die Fische kein Gedächtnis hätten, und dieses wurde durch das Verhalten einiger Fischarten, wie Hecht und Barsch, zu beweisen versucht. Es wurde von diesen gesagt, dass sie, kaum durch Abreissen von der Angel dem Tode entronnen, begierig wieder nach der Lock- speise schnappten, also das erste Unglück ganz vergessen hätten. Es ist das ein richtiger Scheinbeweis. Wenn der Fisch den Ködei' mit dem darinsitzenden Angelhaken schnappte und ersterer riss ab, so ist es doch mehr wie fraglich, ob der Fisch überhaupt zum Bewusstsein der Gefahr gekommen ist, ob er überhaupt die Gefahr erkannt hat. War dieses aber nicht der Fall, so darf man ihm deshalb das Ge- dächtnis nicht absprechen, wenn er später wieder nach dem Angelköder schnappte. Sodann aber ist die Fressgier gerade bei den genannten Fischen so gross, dass sie nur zu leicht eine eben empfangene Lehre vergessen werden, um der Fresslust zu folgen. Wir linden ja ganz genau dasselbe bei den ' „höheren“ Tieren. Ein sehr hübsches Beispiel erzählt Provazek in der „Natur“ : „Mir gelang es, einen BJennius in einem Seewasseraquarinm so zu zähmen, dass er Fleisch- stücke und Tubifex aus der Hand nahm, später, als er bei einer derartigen Gelegenheit gefangen und in ein anderes Becken gesetzt wurde, ist er sehr scheu und misstrauisch geworden, und erst nach einiger Zeit gewöhnte er sich wieder daran, sein Futter in gewohnter Weise entgegen- zunehmen, war aber .noch immer etwas ängst- lich.“ Da Provazek ein ein wandsfreier Beob- achter ist, so beweist sein Beispiel wenigstens, dass der von ihm gepflegte Fisch Gedächtnis hatte. Besonders reizend aber fand ich folgendes kleine Erlebnis, welches Friedrich Arnold in einem älteren Jahrgange der „Natur“ erzählt. Derselbe schrieb: Andererseits hatte sich mein Frauchen mit den Stichlingen ein ergötzliches Spiel ausgedacht. Sie band ganz kleine Hegen- 118 Bin Teleskopschleierschwanz mit drei Schwänzen. Würmer oder Stückchen rohes Fleisch an einen Faden und angelte die kleinen Eaubfischchen im Aquarium. Die Stichlinge bissen so fest zu, dass sie sich 1 — D/2 m hoch über den Wasser- spiegel heben Hessen. Aber schon nach wenig Tagen hatten sie die Geschichte satt, bald half kein Witz, keine List mehr, die Stichlinge bissen an den Faden nicht mehr an, sie um- schwammen den Leckerbissen und wendeten ihm dann schnöde den Eücken. Heimlich verwendete ich ein 10 Pfennigstück für neue“ Stichlinge und setzte diese ein; gleich nach Tisch ertönte der Jubelruf aus der Gattin Mund: „Fritz, sie beissen wieder.“ Ja, es waren die drei neuen. Ich selbst habe sehr oft beobachtet, wie Eaubfische, die durch eine Glaswand von anderen Fischen getrennt waren, in den ersten Tageir mit wilder Fressgier gegen die Glaswand stiessen. Allein nach wenigen Tagen machten sie auch nicht den geringsten Yersuch mehr, sondern schwammen apathisch weiter, wenn auch jenseits der Glaswand die kleinen Fischchen sich in nächster Nähe tummelten. Manche Forschei' wollen den Fischen das Gedächtnis einfach absprechen, weil ihnen die Gehirnrinde fehlt, doch glaube ich, dass Beob- achtungen, wie die angeführten, mehr Beweis- kraft haben als Untersuchungen, die auf Grund von allerdings richtigen Feststellungen Schlüsse ziehen, die nicht bewiesen werden können. Mag die Gedächtniskraft bei höheren Tieren immerhin in der Gehirnrinde ihren Sitz haben, so kann aus dem Fehlen derselben nicht geschlossen werden, der Fisch habe kein Gedächtnis. Das Gedächtnis ist da, und falls die Forscher sich um die Sache verdient machen wollen, so mögen sie suchen, wo und worin es seinen Sitz hat. Ich möchte aber scharf betonen, dass eine Art der Beweisfühi'ung, wie sie versucht wird mit der Thatsache, dass einzelne Fischarten mehrere male nacheinander an den Köder gehen, gar keine Beweiskraft hat. Wenn ich noch einmal auf die Beweiskraft der angeführten Beobachtungen zurückkomme, so geschieht dieses, um daraus einige Schlüsse zu ziehen : 1. IVenn ein Fisch (also ein Blennius oder ein Stichling u. s. w.) Gedächtnis zeigt, so müssen doch auch alle Exemplare derselben Art wenigstens Gedächtnis besitzen, können also Organe haben, welche ein Gedächtnis vermitteln. 2. AYenn die genannten, beobachteten Fische, denen noch viele Arten anzureihen wären, Gedächtnis haben, obschon ihnen die Hirn- rinde fehlt, so können auch alle anderen Fiscbe trotz der fehlenden Gehirnrinde Ge- dächtnis haben. Loeb hält es für zweifelhaft, ob die Hai- fische Gedächtnis haben, während er es den anderen Fischen zuerkennt. Über das erstere kann ich nun schlecht urteilen, weil ich selbst nichts beobachten konnte, doch scheint mir die Angabe Loeb’s eher für als gegen meine Ansicht, dass die Fische Gedächtnis haben, zu sprechen. Wenn die Haifische wenig oder gar keine Lehre aus eben gemachten bösen Erfahrungen ziehen, und sich gleich wieder in eine Gefahr stürzen, der sie eben erst, und zwar verwundet entrannen, so spielt hier die Gier wieder die grösste Eolle. Ich glaube, in der Frage des Gedächtnisses der Fische können gerade die Aquarienliebhaber durch ihr Beobachten sehr verdienstliche Auf- klärungen bringen. Es wäre sehr interessant, wenn Jeder, der in dieser AVeise Beobachtungen macht, dieselben recht genau aufzeichnet, so genau, dass er stets für die Wahrheit derselben einstehen kann und diese zu gelegener Zeit ver- öffentlicht. Scheinen ihm seine Beobachtungen besonders wertvoll und auffallend, so versäume er auch nicht, ein paar einwandsfreie Zeugen zuzuziehen. M. Bankier. EinTeleskopschleierschwanz mit drei Schwänzen. (Mit zwei Abbilduugen nach pbotographischen Drucken aus: Revue des Sciences naturelles appliquees. feder, der zum ersten male die verschiedenen _ Goldfisch Varietäten sieht, wird auf keinen Fall diese Tiere in eine nahe Yerwandtschaft zu unserer heimischen Karausche (Carassius vulgaris Nilss.) bringen, und doch stammen sie alle von dieser ab. Die Farben der Karpfen- fische, besonders die der Karausche, haben die Fähigkeit, einen mehr oder minder intensiven gelben Ton oder Glanz anzunehmen, und zeigen sich die Tiere dann im gold- oder rotgelben Kleide, d. h. es tritt bei ihnen ein beginnender Albinismus auf. Diese Erscheinung, von den Chinesen an dei' Karausche beobachtet, gab diesem auf Absonderlichkeiten in Tierformen erpichten Yolke die günstige Gelegenheit zur Heranziehung einer ständig goldgelben Karausche, der Goldkarausche oder des späteren Goldfisches, aus dem nun wieder neue Yarietäten gezogen *) Bulletin de la Societe Nationale d’acclimatation de France. Paris, rue de Lille 41. Carl Aiig. Reitmayer: Neues von meinem alten Marine-(Meerwasser)-Aqiia]'iiim, 119 wiu’clen, welche man als Abarten des Goldfisches bezeichnet. Unter sich sind diese Abarten fort- pfianznng'sfähig und ihre Formverändermig scheint ohne Grenzen zu sein, wenn sich der Tierzüchter neuer auftretender Abweichungen aniiimmt und dies durch verständnisvolle Zucht weiter befestigt. Zum ersten male berichtete in der umstehend genannten französischen Zeitschrift ein Liebhaber Nach einem piioto- Teleskopsclileierschwanz mit drei graphischen Druck. Scliwänzeu (Seitenansicht). der Goldfischvarietäten A. Delaval über einen Teleskopschleierschwanz mit drei Schwänzen, den er aus einer Laichmasse vom 13. Juni 1900 erhielt. Von den Eltern dieses Fisches, die beide Teleskopschleierschwänze waren, besass das Männchen einen gestreckten, seitlich zusammen- gedrückten Körper von rot und weisser Farbe und einen doppelten, getrennten Schwanz, der die Länge des Fisches übertraf, während der Körper des Weibchens weniger gestreckt und rot war, und der doppelte und breite Schwanz am oberen Eande eine Verwachsung beider Schwänze zeigte. Beide Tiere sind von Delaval selbst gezüchtet und stammen von dem gleichen Männchen ab. Der eine Teleskopschleierschwanz, der von diesen Eltern stammt, zeigt die bisher noch nie beobachtete Erscheinung einei' Verdreifachung seiner Schwanzfiosse. Sie besteht aus drei gleichartig kräftig ausgebildeten Schwanzlappen, und ihre Länge erreicht beinahe die des Fisches selbst, doch können sie noch länger werden, da ja die Schwänze des Teleskopschleierschwanzes erst nach Verlauf von zwei Jahren ihre grösste Länge erreicht haben. Der obere Band der beiden seitlichen Schwänze ist nur in einei- Länge von 5 mm verbunden, während dei- mittlere Schwanz voll- ständig für sich ausgebildet ist. Die beiden seitlichen Schwänze gehen scliief von dem mitt- leren aus, um sich wie ein Pfauschwanz aus- einander zu breiten. Die Afterflosse ist einfach und hat ihren Platz unter dem rechten Schwanz. Die Gesamtlänge des Fisches betrug, als Delaval die Veröffentlichung bewirkte, 8 cm, von denen 4 cm auf den Schwanz kommen. Die Fai'be des Tieres ist rotgelb, mit zwei kleinen, weissen Flecken, von denen einer unter der rechten Brustfiosse, der andere am linken Kieniendeckel seine Stellung hat. Die Flossen sind rot, ebenso wie der Schwanz, dessen äusserstes Ende in Aveiss übergeht, sodass es nicht ausgeschlossen ist. dass er nach vollständiger Ausbildung einem Schleier gleich lierabAvallen Avird. Zu erwarten ist auf jeden Fall, dass die Nachzucht dieses Fisches, der nach Angabe des Besitzers wahrscheinlich ein Weibchen sein AAÜrd, bei geschickter Paarung Tiere ergiebt, die wenigstens zum Teil den eigenartigen Schmuck eines dreifachen Schwanzes aufweisen dürften. Neues von meinem alten Marine- (Meerwasser)-Aquarium. Von Carl Aug. Keitmayer. Wien. (Schluss). |it diesen drei Aktinien ist die Liste der Toten des vergangenen Jahres noch nicht abgeschlossen. Sie sind zAvar langsam hingesiecht, aber schliesslich eines natürlichen Todes gestorben, Nach einem pholo- Teleskopschleierscliwanz mit drei graphischen Druik, Scliwänzeu (Hinteransicht). AA'ährend die nachfolgenden Tiere jählings und auf geAvaltsame Weise umgekouimen sind. Es sind dies der Leihe nach zuerst zAvei grosse Miessmuscheln, die sich gerade Avie ihre Ver- Avandten im SüssAvasser mit Hilfe von Byssus- 120 Carl Aug. Reitmayer: Neues von meinem alten Marine-(Meerwasser)-Aquarinm. fäden an Steinen oder Korallen anlief teten, ferner eine kleine Kreisinnscliel, die sich ähnlich wie unsere Teichmuschel iin Sande bis zu den Flimmer- organen vergTiib. Nicht als mutmasslichen, sondern als bestimmten Mörder dieser Muscheln kann ich meine alte Mnrex bezeichnen, die leider auch schon andere Morde auf dem Gewissen hat. Wie beharrlich eine solche Schnecke bei Verfolgung ihrer Beute sein kann, mag dieses beleuchten. Als ich das erste Mal die Mnrex auf einer Muschel sitzen sah, ahnte mir gleich, dass das kein zu- fälliger Besuch sein könne. Ich entfernte deshalb sofort die Mnrex und setzte sie hinter die grösste Koralle, in der Hoffnung, dass sie von hier^ überall durch ihr Horn behindert, nur schwer werde fortkommen können. Aber siehe da! als ich nachmittags nach Hause kam, sass sie schon wieder lauernd auf der alten Stelle; und so gings fort, bis ich eines Tages zu spät kam und das Unglück bereits geschehen war. Die Mnrex hatte so lange gelauert, bis sich an der Muschel einer kleiner Spalt öffnete und war dann mit Hilfe ihres Eüssels, den sie wie einen Bohrer oder ein Brecheisen benutzt haben dürfte, in das Innere derselben eingedrungen. Dass sie dann den Thatort erst verliess, bis von der Muschel kein Haar mehr da war, will ich nicht eigens betonen. So kam ich um meine Muscheln. Dass mir die alte Mnrex die drei Muscheln umbrachte, habe ich ihr nicht allzuhoch an- gerechnet. Dass sie aber an dem Tode meines nenerworbenen Einsiedlerkrebses (Payurus Bern- liardus), des Stolzes meines Aquariums, schuld war, hätte ihr beinahe das Leben gekostet; denn ich war nahe daran, als ich die Tranernachricht hörte, sie ins Feuer zu werfen. Durch einen Bekannten, der von einer Heise an die Adria eine Anzahl Seetiere mitgebracht hatte, war ich in den Besitz eines Avinzig kleinen Einsiedler- krebses gekommen. Mit Rücksicht darauf, dass die meisten dieser Krebschen tot aulaugten, die paar überlebenden schon nach einigen Stunden eiugingen, und das Gehäuse, in welchem mein Krebs verborgen war, rings von gelbem Schwamm überwuchert war, hatte ich allerdings nur sehr geringe Hoffnung, das Tierchen fortzubringen. Dass es immer eine gewagte Sache ist, mit Schwamm überzogene Schneckengehäuse ins Aquarium zu setzen, das wusste ich. Deshalb beobachtete ich das neue Gehäuse mit seinem kleinen Siedler auf das Genaueste. Gleich am 4. oder 5. Tage konnte ich am Schwamme das Hervortreten der bekannten weissen, glasigen Bläschen konstatieren, das sicherste Zeichen, dass der Schwamm zu faulen beginnt. Vorsichtig aber schnell löste ich darauf den kranken Schwamm vom Schneckenhäuschen los und glaubte, der kleine Inwmhner wüi'de nun nach der Renovierung seines alten Hauses dasselbe verlassen und sich unter den vielen leeren ein neues aussuchen. Dem war- aber nicht so. Um nun doch das Tier zum Auswaudern zu bewegen, stützte ich tags darauf sein Haus so weit zusammen, dass der Vorderteil des Krebses völlig blos lag. Trotz- dem hielt er sich mit seinem Hinterteile krampf- haft darinnen fest. Damit das Tier nicht doch noch am Ende dui-ch meine Manipulation ver- letzt Avürde, gab ich es samt seiner Hausruine ins Becken zurück und war bald darauf . nicht wenig erstaunt, als ich meinen kleinen Einsiedler mit einem neuen, blanken Hans auf dem Rücken herumspazieren sah. So war denn dieses Rettungs- werk zu meiner vollsten ZnfriedenheiL gelungen, und ich ging nnn daran, das Tier langsam ans Fressen zu gewöhnen. Das wollte mir aber dies- mal bei Aveitem nicht so gut glücken, als bei meinem ersten roten Einsiedler vor zwei Jahren. Herz, Würmer oder Fischstückchen nahm er nur immer äusserst widerwillig, so dass mir die Vermutung nahe lag, er müsse sich auf andere Weise, vielleicht von Algen oder Infusorien er- nähren. In diesem Glauben wurde ich bestärkt, als ich ihn nachmals öfter dabei antraf, wie er kleine, eben ansgeschlüpfte Schnecken gemütlich verzehrte. Unter den Sachen, welche ich mit dem besprochenen Einsiedlerkrebs erhalten hatte, befand sich nämlich auch ein Klumpen Schnecken- laich. Davon hatte ich zu Studienzwecken ein Stückchen in der Grösse einer Rosskastanie ins Aquarium gegeben. Dieser Laich bestand aus kleinen, erbsengrossen, untereinander verbundenen Kügelchen, deren jedes eine Anzahl von ungefähr lö Eiern enthielt, ans denen nach Verlauf von 14 Tagen winzige Schneckchen schlüpften, die nach und nach bis auf das letzte vom Einsiedler verspeist wurden. Doch über diesem Einsiedler schien kein gnter Stern zu walten. Ich sollte mich nicht allzulange seines Besitzes erfreuen. Als ich eines Tages nach Hause kam, präsen- tierte mir meine Frau auf einem Stückchen Seiden- papier seine sterblichen Überreste, bestehend aus den zwei Scheren und zweien seiner Füsschen. Sollte auch er wie die Muscheln auf gewaltsame Weise ums Leben gekommen sein? Ich wollte es anfangs nicht glauben. Als mir aber meine Frau auf das bestimmteste behauptete, die Murex sei auch hier der Thäter gewesen, und als Be- gründung anführte, sie habe schon früher bemerkt, Carl Aug. Reitmayer: Neues von meinem alten Marine-(Meerwasser)-Aquarium. 121 Tvie das gefrässige Tier oft über der Öffnung des Scbneckenhäuschens, in welchem der Einsiedler wohnte, hockte, ja sie sei jedesmal, wenn man sie entfernt hätte, wieder dahin ziirückgekehrt, bis sie ihn endlich einmal, und dies wahrscheinlich kurz nach seiner Häutung, wo er weich und hilf- los gewesen, erwischt hatte, da musste freilich jeder Zweifel an ihrer Thäterschaft schwinden. Also auch du mein Sohn Brutus hast ihr zum Opfer fallen müssen. Aber warte nur! Doch nein! Ich habe die Mimex nicht getötet, sie 'lebt noch heute und wird mir vielleicht bald wieder was anderes ins Jenseits befördern. Als Nachtrag gehört auf die Liste der Toten noch eine kleine Austerukolonie. fünf ganze Stücke zählend, die ich ein halbes Jahr lang besessen, und endlich ein Eöhrenwurm (Serpula), der grösste und schönste, den mein Aquarium je be- herbergt hat. Die Austern sind tot, denn ihre Schalen klaffen weit auseinander, ob dasselbe auch beim Eöhrenwurm der Fall, Hesse sich noch bezweifeln; da er aber seit dem Herbste kein einziges mal sich sehen Hess, wird er wohl auch das Zeitliche gesegnet haben. Nach all den traurigen Fakten kann ich auch über ein freudiges Ereignis berichten, die Wiederkehr eines verloren geglaubten. Ich stand eines Tages vor meinem Aquarium, blies den Eauch meiner Pfeife vor mich hin und machte so still und nachdenklich Betrachtungen über die Hinfälligkeit meiner Lie))Hnge, als mich auf einmal ein kleines grünes Fleckchen unter der roten Orgelkoralle blendete. Und schon war ich im Klaren darübei'. Ich hatte meinen kleinen Seestern, den ich längst tot und vermodert ge- wähnt, da ich ihn vier Monate lang nicht ge- sehen hatte, wieder erblickt. Mir war, als müsste sich meine Hand nach ihm aussti'ecken und ihn zärtlich liebkosen. Das Tier müsse gewiss recht hungrig sein, wmr mein erster Gedanke. Hastig griff ich nach der Pinzette, spiesste ein Stückchen Herz daran und legte es ihm vor. Und es dauerte nicht lange, da hob es bedächtig einen Arm nach dem andern in die Höhe und legte sich endlich nach seiner Aid mit dem ganzen Körper über das Futter und begann zu fressen. Das war also für viele Verluste eine kleine Entschädigung. Mein Seestern lebt und ich will hier die alte grosse Seenelke, die ich schon lange im Verdacht hatte, sie könnte am Ende den Seestern ver- schluckt haben, voi' aller Welt wieder rehabili- tieren. ln einem früheren Artikel über die Besetzung von Marineaquarien verwies ich auf die grosse Nützlichkeit der Miessmuscheln inbezug auf die Eeinigimg trüben Wassers durch dieselben. Ob- wohl ich bis heute in keinem einschlägigen Werke darüber geschrieben fand, habe ich mich von der Eichtigkeit meiner Anschauung seither oft genug überzeugt. Ich halte dafür, dass dei’ beste Filtrierapparat nicht das zu ’Wege bringen kann, was ein Dutzend grosser Miessmuscheln im Aquarium leisten können. Und geradeso wie ein solcher Apparat ar])eiteu die Muscheln. Trüb Avird das Wasser eingesogen und klar wird es wieder ausgestossen. Alle das Wasser trübenden Bestandteile behält das Tier eine Zeit lang, ver- wendet das Geniessbare als Nahrung und Avirft den eigentlichen Unrat aus. JHiterhalb des Korallenstockes, an welchem meine Miessnmscheln haften, kann man jederzeit einen förmlichen Kehrichthaufen sehen, der sich im Wasser nicht mehr auflöst. Dal)ei ist das Wasser meines Aquariums beständig von einer geradezu magischen Klarheit; ich mag darinnen umAvühlen so viel ich Avill, es dauert keine zehn Minuten und das AVasser ist Avieder spiegelhell. Ich wüinschte, jeder Liebhaber könnte über ein solches AVasser vei'fügen. Aber ein Marineaquarium ist ein heikles Ding und erfordert mehr als die alltägliche Aufmerksamkeit. Es verlangt von seinem Pfleger Ernst und Ausdauer und im Anfänge peinliche Genauigkeit, die es dem Besitzer zur Pflicht macht, auf die kleinste A^eränderung zu achten und alle Tiere, besonders aber die grösseren, stets in Evidenz zu behalten. Dann aber lohnt es auch inichlicher als jedes andere die auf- gewandte Mühe. Als Ersatz für die eingegangenen Aktinien ei’Avarb ich zAvei kaffeebraune Seemannsliebchen (Bellis), die sich aber die ganze Zeit über nie so recht entfalten Avollten, und von denen ich vermute, dass sie schon längere Zeit in Gefangen- schaft gCAvesen sein müssen. Als AAumderschönes Tier entAAÜckelte sich eine grosse Pferdeaktinie (equinaj, die ich aus Triest erhielt und die gegen- wäi'tig ein Prachtstück meiner Sammlung ist. Ich bekam sie in demselben Zustande, wie alle von dorther gebrachten Seetiere, nämlich in einem sehr ti'aurigen. Zum Glücke aber Avar sie gesund und unversehrt. Am dritten Tage setzte sie sich endgiltig fest, am vierten entfaltete sie sich und schon nach acht Tagen begann sie zu fressen. Durch die Frische und den Glanz ihrer Farbe sticht sie wunderhübsch ab von den eingeschrumpf- ten und verblassten alten. Ich komme hier auf das zurück, wms ich zu Beginn dieses Artikels nur angedeutet habe, darauf, dass alle Aktinien, 122 Lorenz Müller: Falsche Benennungen in der Liebhaberei-Litteratur. mögen sie welcher Spezies immer angehören, nach längerer Gefangenschaft verblassen and in gewissem Sinne ihre äussere Gestalt, den ur- sprünglichen Habitus verändern. So verlieren z. B. alle Erdbeerrosen (])urpursea) oft schon nach einem halben Jahre oder noch früher ihr helles glänzendes Eot, das einem tiefdunklen, an schwarz grenzenden oder einem wie auss-ewaschen Figur 1 : Zamenis gemonensis var. carhonarius. Ansicht von oben. erscheinenden Platz macht. Alle braun-, Schoko- lade-, orange- oder chamois-farbigen Bellisarten verblassen zu einer fahlen, kaum näher zu be- zeichnenden Farbe. Der an Edelsteine gemahnende Glanz und die an vielen Exemplaren charakter- istisch hervortretenden weissen, blauen oder gelben Pünktchen, Fleckchen oder Streifen verlieren sich nicht selten ganz. Viel auffallender als das Verblassen ist das Aufgeben der Gestalt, in^^welcher sie sich ur- sprünglich zu respräsentieren pflegten und das V er- harren in einem an völlige Lethargie grenzenden Zustande, dabei sie avoIü geöffnet sind, die^Ten- takeln aber nie seitwärts mehr der ganzen Länge nach ausspreizen, sondern mm Avenig oder gar- nicht ausstrecken und nur selten bewegen. Es ähneln dann solche alte Aktinien, um es an einem Bilde zu demonstrieren. Schwämmen, welchen man den Kopf oder Hut abgerissen hat und Avo der übrigbleibende Stiel nicht mehr Avie früher verdickt, sondern unförmig verlängert er- scheint. Ich besitze selbst eine Seenelke, die anfangs einem kurzen, gedrungenen Steinpilz glich, aber schon lange nur mehr wie eine Morchel ohne Kopf aussieht. Was die Ursache dieser Veränderung im Aquailum ist, dürfte nur un- schwer zu erraten sein. Die Tiere haben in der Gefangenschaft nicht die natürliche Lebensweise, es mangelt ihnen die natürliche Nahrung, es fehlt ihnen der nötige Sauerstoff, es mangelt ihnen der Einfluss der atmosphärischen Luft und des Sonnenlichtes und, was die Hauptsache ist, Ebbe und Flut. Das alles können wh- ihnen in der Gefangenschaft nicht bieten. Was wir ihnen aber bieten können, ist ein vollkommen klares Wasser. — A Falsche Benennungen in der Liebhab er- Litteratur. Von Lorenz Müller-Mainz (Isis-München). (Mit mehreren Originalabbildungen.) Beit Jahren Averden in den Händlerkatalogen, sowie in den Liebhaberzeitschriften für manche Kriechtiere deutsche Namen gebraucht, Avelche nicht ihnen, sondern ganz anderen Arten zukommen. Es wurde zwar schon mehrfach sowohl seitens bekannter Autoren, als auch mancher Vereine auf diese Irrtümer aufmerksam gemacht, ein Erfolg hiervon ist aber bis jetzt noch nicht zu verspüren. Die falschen Be- nennungen sind von einer geradezu erstaunlichen Lebenszähigkeit und geben nach wie vor Anlass zu zahlreichen Irrtümern. Icli will nun in einer kleinen Artikelserie bei einer Eeihe von Fällen den unberechtigten Träger eines Namens dem rechtmässigen Besitzer in Wort und Bild gegenüberstellen und hoffe, dass es auf diese Weise mir gelingt, zur Beseitigung der Konfusion etwas beizutragen. I. Die schwarze Pfeilnatter. (Mit 6 Originalzeichnungen vom Verfasser und 1 Originalphotographie.) Die schwarze Pfeilnatter (Zamenis gemo- nensis Laur. var. carhonarius~ Bonap.) trägt fälschlich die Bezeichnung scliAvarzeAeskulap- natter. Dieser Name „schwarze Aeskulapnatter“ findet sich sehr oft in Händlerkatalogen, und AA'ohl die meisten unserer Terrarienfreunde sind der Ansicht, dass die unter diesem Namen aus- gebotenen Tiere wirklich Aeskulapnattern ( Coluber longissimus Laur.) sind und mithin die mela- notische Form dieser Schlange nicht selten ist. Dies ist jedoch ein grosser Irrtum. In Wirk- lichkeit sin dmelanotische Exemplare der Aeskulap- natter sehr selten, und die Schlangen, welche als solche offeriert Averden, gehören nicht nur einer anderen Art, sondern sogar einer ganz anderen Gattung an. Unter dem Namen „schwarze - 1 \ % . \ Figur 2: Coluber longissimus. Ansicht von oben. Aeskulapnattei'n“ gelangen nämlich ausnahmslos Exemplare der melanotischen Form der Pfeil - natter (Zamenis gemonensis Laur.) in den Handel. Die Urheber dieser Konfusion waren wahrscheinlich österreichische Händler ; der ... . Lorenz Müller: Falsche Benennungen in der Liebhaber-Litteratur. 123 falsche Name bürgerte sich indes auch bei uns sehr rasch ein und ist heutzutage ganz allgemein üblich. Man würde dahei' jedem Händler, welcher einen melanotischen Zamenis gemonensis als schwarze Aesknlapnatter verkauft, bitter Unrecht thnn, wollte man ihn darob der absichtlichen Täuschung zeihen. Der Irrtum ist nun einmal fest eingewurzelt und die Leute Avissen es nicht besser. Dem Varietäten sammelnden Schlangen- frennd ist es indessen recht unangenehm, wenn ihm bei Bestellungen statt der ersehnten schwarzen Aesknlapnatter eine schwarze Pfeilnatter ansge- liefert wii’d. Nach dem Umstand zu urteilen, dass oben- erwähnte Verwechslung fast nie von Liebhabern erkannt Avird, sollte man meinen, die Unter- scheidung der beiden hier in Frage kommenden Schlangen sei eine sehr schAvierige. Dies ist jedoch nicht der Fall. Einem jeden, welcher in der Lage ist, ein typisches (also braunes) Stück der Aesknlapnatter mit einer sogenannten „scliAvarzen'‘ zu vergleichen, wird die Ver- schiedenheit der Kopfform beider Schlangen anf- fallen. Noch überzeugender Aviixl die Prüfung ansfallen, wenn der Betreffende auch ein Exem- plar der typischen Pfeilnatter oder ihrer Varietät atrovirens Shaw in den Bei'eich seiner Ver- gleichung ziehen kann. Es Avird ihm dann ein Leichtes sein, zu konstatieren, dass die Kopfform der sogenannten „scliAvarzen Aesknlapnatter genau mit der der anderen Pfeilnatter- Varietäten über- einstimmt. Da jedoch nicht .ledermann das nötige Ver- gleichsmaterial zur Hand hat, will ich versuchen, an der Hand genauer Ab- bildungen der Köpfe beider Schlangen auf ihre Haupt- unterscheidungsmerkniale hinzuweisen. Betrachten wir beide Köpfe von oben, so erscheint derjenige der Pfeilnatter deut- licher vom Halse abgesetzt, als der der Aes- S£ Figur 3. kulapnatter. Dies beruht indes lediglich darauf, dass bei der Pfeilnatter der Hals im Verhältnis zur Kopfbreite dünner ist als bei Coluher longissimus. Scharf vom Halse abgesetzt. Figur 1: Zamenis gemonensis var. carhonarius. Ansicht A'on der Seite. Avie dies bei den Vipern der Fall ist, ist auch der Kopf von Zamenis gemonensis nicht. Bei einem Vergleich der Seitenansicht der Köpfe fällt vor allem der Unterschied in der relativen Grösse der Augen auf. Das Auge der Aeskulap- natter ist kaum mittelgross, dasjenige der Pfeil- natter dagegen besitzt eine ansehnliche Grösse und erhält durch den Umstand, dass der Supra- ocnlarschild eine schai-fe vorspringende Kante hat, die sich auch noch auf das Praeoculare und obere Postocnlare fortsetzt, etAvas trotziges raubvogelartiges. Ein Vergleich der Kopfbe- schilderung ergiebt folgende Unterschiede : Vor allem besitzt die Pfeilnatter unter dem grossen Praeoculare (Fig. IV. Pro), das in seltenen Fällen auch geteilt sein kann, ein kleines Snb- oculare (Fig. IV. Sbo). Letzteres fehlt bei der Aesknlapnatter. Dann ist die Form und die relative Grösse einzelner Kopfschilder bei den beiden Schlangen eine verschiedene. So ist bei Zamenis geuionensis das Frontale (Fig. III Fro) länger als breit, l)ei Coluher longissimus fast quadratisch. Die Snpraocularen (Fig. III So) sind bei der Äskulapnatter im Verhältnis zum Frontale viel kleiner als bei der Pfeilnatter und entbehren, Avie schon V oben er- wähnt, der scharfen, vorsprin- genden Kante. Dies sind dieAvesent- lichsten Unter- schiede in Bezug auf Kopfbeschil- derung und Kopf- form. Ein Avei- teres AAÜchtiges Unterscheidungsmerkmal ist die Zahl der Längsreihen, welche die Rückenschnppen R Rostrale N = Nasale Pn =; Postnasale Fr Frenale Pro = Praeoculare Po = Postoculare Te = Temporale ln = Internasale Pf = Praefontale Fro = Frontale 50 = Supraooulare P Pai letale 51 = Supralabialia Sbo = Suboeulare Sbl = Sublabialia M = Mentale 124 Wilh. Schmitz: Aus dem Reptilienleben Syriens. bilden. Bei Zamenis gemonensis finden wir 19 (in seltenen Fällen 17), bei Coluher longissimus mindestens 21 (Maxiinalzabl 23) solcher Längs- reiben. Die Bescliildernng- des Bauches und des Schwanzes bildet keine Unterscbeidnngsinerkmale. Die Zahl der Bauchscbilder und der Scbwanz- schilderpaare variiert, soweit ich es aus der mir zur Verfügung stehenden Litteratur fest- stellen konnte, bei Coluher longissimus zwischen 212--248 Banchschildern und 60 — 91 Schwanz- schilderpaaren, bei Zamenis gemonensis zwischen 190 — 250 Banchschildern und 87 — 131 Schwanz- schilderpaaren. Das von mir abgebildete Stück von Coluher longissimus besitzt 21 Schuppen- reihen, 222 Banchschilder und 7 5 Schwanzschilder- paare, die abgebildete schwarze Pfeilnatter 17 Schuppenreihen (also die seltenere Zahl), 198 Banchschilder und 93 Schwanzschilderpaare. (Fortsetzung folgt.) Aus dem Reptilienleben Syriens. Von Wilh. Schmitz, Berlin 0. 17. (Mit fünf OriginalphotogTaphien). (Schluss.) Sen Hauptanteil an der Sendung nahm der bekannte Hardnn, Agama stell io L., ein, welcher in ca. 30 Exemplaren in schönen Stücken mitkam. Diese bekannte, zu den Agamen, wie schon der Avissenschaftliche Name besagt, ge- hörige Echse wird in neuerer Zeit relativ häufig bei den Händlern vorgefunden; wegen ihres eigen- artigen Aussehens und ihrer guten Haltbarkeit bildet sie ein gern gekauftes Objekt für den Terrarienliebhaber. Die mit ungleichartig ge- kielten Schuppen bedeckte Oberseite variiert in der Farbe sehr, bald ist sie kohlschwarz, bald heller, bald aschgrau, und oft bedecken ockergelbe und schwarze Flecken abwechselnd die Bückenmitte; der fast dreieckige Kopf ist flach, beim Männchen breiter wie beim Weibchen, die Backengegend ist aufgetrieben und mit stacheligen Fortsätzen ver- sehen, welche auch teilweise den Hinterkopf, den Körper und die Oberseite der Beine bedecken. Der mit stacheligen Wirtelsclmppen bekleidete Schwanz nimmt etwa % der Körperlänge ein, welche ca. 30 cm betragen dürfte. Diese drolligen Tiere sollten eigentlich in keinem Terrarium fehlen, ihre Bewegungen reizen mich immer zum Lachen, wenn sie in täppische!' und doch unglaublich schneller Weise davon schiessen, um dann wieder einen Augenblick zu verharren, bevor sie ihre Flucht fortsetzen. Scheu sind die Hardune sehr, sie gewöhnen sich aber doch bald an ihren Pfleger und fressen die ihnen gereichte Nahrung, welche in der (Ge- fangenschaft in Form, von Mehlwürmern am liebsten genommen zu werden scheint. In der Freiheit fressen sie hauptsächlich Fliegen, Schmetterlinge und Bienen und durch Ver- tilgung der letzteren sollen sie sich, wie Brehm schreibt, auf den griechischen Inseln bereits schädlich ei'wiesen haben. Unser hiesiges Klima scheint den Hardunen, wenigstens im Sommer, ganz gut zu behagen, denn, wie ich von Herrn Julius Reichelt hier hörte, waren ihm im vergangenen Frühjahr auf seiner ausserhalb Berlins gelegenen Besitzung einige Exemplare dnrchgebrannt ; im Herbst, als er natürlich längst nicht mehr an die Tiere dachte, kam mit einem Male einer der dort zahl- reich wohnenden Reptilien- und Fischfänger und präsentierte ihm die Ausreisser, welche er eine ganze Wegstrecke von der Behausung des Herrn Reichelt entfernt eingefangen hatte. Die Tiere waren sehr gut bei Leibe, hatten sich also eine ihnen zusagende Nahrung sehr wohl zu ver- schaffen gewusst. Die Verbreitung des Harduns erstreckt sich über die europäische Türkei, Klein-Asien, Syrien, den Norden Arabiens, über Ägypten und die Inseln des Ägäischen Meeres, speziell in Palästina kommt diese Echse ausserordentlich häufig vor. Sie ist eigentlich mehr eine Baum- als eine Bodenechse und versteht es, die Palmen hier mit unglaublicher Gewandtheit zu erklettern. Ich will nicht unerwähnt lassen, dass man nach meinen Erfahrungen selbst grosse Exem- plare unbeschadet zu kleinen Eidechsen setzen darf, ich habe nie bemerkt, dass jemals ein Hai'dnn sich an einer kleineren Mitbewohnerin des Terrariums vergriffen hätte. Auf zarte Pflanzen nimmt dieser stürmische Geselle aller- dings wenig Rücksicht, sein migestümes Wesen Aveiss recht bald einige Unordnung in dem Be- hälter zu vei'iirsachen. Der Rest der Sendung bestand leider in Spritexemplaren, unter denen ich Lacerta laevis Gray und Hemidactylus turcicus L. bestimmen konnte. Hoffentlich wird es mir bald möglich sein, auch diese Tiere und noch mehrere Arten ans dem gelobten Lande, besonders aber die ebenerwähnte schöne und den Liebhabern noch sehr wenig bel^annte Lacerta laevis hier im Bilde vorführen zu können. JSL Kleine Mitteilungen. 125 J^itfcilun^en* Ein uestbanendesundbnitpflegeiKlesMakropodeii- weibchen. — Am 1. April dieses Jahres fand ich zu meiner grossen Überraschung in einem geheizten Aqua- rium junge Makropoden vor. Wegen der Grösse des Beckens hatte ich die Laichahgabe übersehen. Was mich besonders erstaunte, war der Umstand, dass das Weibchen und Männchen je einen Teil der Brut unter einem besonderen Neste pflegten. Schon öfter hatte ich von dem Weibchen er- baute Nester zerstört, da sie sich in einer schwer erreich- baren Ecke des Aquariums befanden. Da das Weibchen immer wieder neue Nester baute, liess ich es ruhig gewähren. Das Weibchen pflegte die ausgeschlüpfte Nachkommenschaft nicht Aveniger treu, als ihr Gemahl, die Mutterliebe gab ihm selbst die Kraft, das grössere Männchen bei jeder An- näherung zu vertreiben. Dennoch scheint das Weib- chen schliesslich vom Männ- chen um seinen Teil der Brut bestohlen worden zu sein. Docli die Folge davon? Das Weibchen ging gegen Abend kampfesmutig auf seinen Gefährten los und trieb ihn in die Flucht. Fast eine Woche pflegte das Weibchen die Brut und hielt das sehr aufgebrachte Männ- chen stets in gehöriger Ent- fernung. A. B. Der kleinste Fisch. — Nach einer Mitteilung der Zeitschrift „Science“ wurde im Bubi -See im südöst- lichen Teile der Insel Manila ein Fisch von 10 bis 12 mm Länge gefunden, der bis jetzt das kleinste Wirbel- tier der Erde bildet. Der Fisch ist im lebenden Zu- stande fast ganz durchsichtig und nur Avenige schAvarze Zeichnungen schmücken den Körper. Nach seinw' Körperform Avürde das Tierclien zu den Gi'undeln ge- hören, doch besitzt der Fisch so viele besondere Eigenschaften, dass er zu einer neuen Gattung erhoben Averden musste, für die der Name ,.Mistichfhys'‘ (kleinste!’ Fisch) vorgeschlagen Avurde. Das Tiei' bringt Avahi’- scheinlich, A\üe viele Zahn- käi'pflinge, lebende Junge zur Welt. Liebesspiele (?) zwischen Steiuharsch und Chanchito, — Liebespiele (?) zAvischeu zAvei MakropodenAveibchen, Chanchito- und Makropoden- männchen, zAvischen Gurami- männchen und Makropoden- Aveibchen habe ich schon beol)aclitet, docli alles dies Avird noch übertroffeu von einem sciieinbaren Liebes- spiel zAvischen einem Stein- barsch und einem — Chan- chito. Vor einigen Tagen bemerkte ich in aller Frühe. Avie ein kleiner Chancliito und ein Steinbarsch auf- einander losfuhreu. , Erst hielt ich es für einen Kampf, hei genauerem Hinsehen glich es mehr einem Liebes- spiele. Der Steinharsch Avai’ lebhaft gefärbt, seine Augen glüliteu dunkelrot. Wie es die Makropoden beim Liebes- spiele tliun, biss der Barsch (len Chanchito ins Maul, dabei beAvegte er den ScliAvanz kräftig hin und her. Der Chanchito, viel- leicht ein Weibchen, spreizte die Flossen und liess sich die Werbungen des Stein- harsches mit Beilagen ge- fallen. Diese Aufführungen haben sich noch öfter Avieder- holt; zwischen den beiden Fischen scheint treue Freund- schaft zu bestehen, denn stets sind sie beisammen zu finden. A. B. Originalaufnahme nach dem Leben für die .Blätter“- Hardun (Ayama siellio L.). yEREINS'fww NACHRICHTEN Verein der Aquarienfreunde zu Berlin. Vereinslokal: Restaurant Rasenack, Muskauerstr. 55 u. 5H. Generalversammlung vom 12. März 1902. Der Vorsitzende Herr Memeler eröffnete die Ver- sammlung um 9 Uhr 30 Minuten. Nach Verlesung des Protokolls der letzten Sitzung, welches genehmigt Avurde, erstattete der I. Vorsitzende den Vierteljahrsbericht. Der Verein zählt zur Zelt 33 Mitglieder. Es ist daher seit der vor drei Monaten erfolgten Gründimg des Ver- eins eine Zunahme von 15 Mitgliedern zu verzeichnen. Nach dem Kassenbericht des Herrn Rasenack betrug die Einnahme 36,55 Mk., die Ausgabe 11,25 Mk., sodass ein Bestand von 25,30 Mk. in der Kasse vorhanden ist. Auf Antrag der Revisoren, Avelche Bücher und Belege geprüft imd für richtig befunden hatten, Avurde dem Kassierer Entlastung erteilt. Hierauf folgte die Be- 126 V ereins-Nachrichten. ratung des von der Statutenkommission ausgearbeiteten neuen Statuts, welches mit wenigen kleinen Abänderungen angenommen wurde. Da der bisherige Vorstand nur ein provisorischer war, wurde auf Antrag Herrn Kuappe’s zur Neuwalil desseiben geschritten. Das Wahlresultat ist folgendes: es wurde gewählt als I. Vorsitzender Herr Memeler, II. Vorsitzender Herr Knappe, I. Schriftführer Herr G. Baiimgardt, II. Schriftfülirer HerrVeith,!. Kassierer Herr Wolff, II. Kassierer Herr Timmermanu, Sammel- wart HerrSoi'gatz, Bibliothekar Herr Raseuack, Revisoren Herr Tiiätner und Herr Gessel. Hierauf wurde die Sitzung um 12 Ulir 40 Minuten geschlossen. Sitzung vom 26. März 1902. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9 Uhr 40 Minuten. Anwesend waren 27 Personen, darunter die Herren Thiele und Kühn als Gäste. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde verlesen und angenommen. Im Geschäftlichen wurde die Einladung zum Eintritt in den Verband der Aquarien- und Terrarieufreuude ver- lesen. Die hierauf erfolgte Diskusion ergab voi’iäufig ein negatives Resultat. Alsdann wurde bekannt gemacht, dass Herr Stieler-Berlin den Vereinsmitglicdern Preis- ermässiguugeu gewälireu will. Herr Anderssen liess durch Herrn Sorgatz mitteileu, dass er bereit ist, auf Wunscli des Vereins Thermometer ohne Firma zu liefern. Herr Veith empfahl dem Verein, auf die Fischereizeitung zu abonnieren, erhielt aber den Auftrag, erst noch ein- mal mit dem Verlage zwecks günstiger Bezugsbedin- gung(>n in Verbindung zu treten. Herr Knappe stellte den Antrag auf Drucklegung unseres Statuts, zog den- selben aber zurück, als sich im Verlaufe der Diskussion die vorläufige Zwecklosigkeit ergab. Aus demselben Grunde wurde der Antrag G. Baumgardt's auf Anschaffung eines Vereinsspindes vorläufig abgelehnt. Im Einlauf befand sicli eine Offerte von Piscidiu, dieselbe wurde verlesen: einige Mitglieder empfahlen dem Verein, Ver- suche mit diesem Futter auzustellon. Hierauf spendete Herr Wolff für die Vereins-Bibliothek drei Bände von „Natur und Haus“. Dem freundlichen Geber dankte Herr Memeler im Namen des Vereins. Ein Kaufangebot Herai Thätner's von sechs Jalirgängen der „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“ wurde leider abgelehnt. Die Anregung G. Baumgardt's zur Besprechung der Herreu])artie am Himmelfalirtstage, zu welcher uns der Musikverein „Gemütliciikeit“ eingeladen hat, wurde zur nächsten Sitzung vertagt. Herr Memeler regte an, mehr Vorlesungen oder Vorträge im Verein zu veranstalten und erklärte sich selbst bereit, in der näclisten Sitzung einen Vortrag über den „Süsswasserpolypen“ zu halten, was von den Mitgliedern freudig aufgenommen wurde. Die Erledigung des Fragekastens gab Anlass zu einer lebhaften Diskusion über folgende Frage: Ist es möglich, das Wasser eines Aquariums mit Sauerstoff zu über- sättigen — — '? Wie äussern sich die Fische darin: ist Urnen zuviel Sauerstoff schädlich? Bei Beantwortung dieser Frage entwickelte sich ein Disput zwischen Herrn Härtel und G. Baumgardt. Beide Herren standen sicli in ihren Ansicliten zu dieser Frage konträr gegen- über. Während Herr Härtel diese Frage in beiden Punkten durchaus bejahte und sicli hierbei auf die Äusserung eines bekannten Züchters in „Z.“ (ich habe grossen Schaden durch den starken Sauerstoffgetialt meiner Aquarien) berief und dai'auf aufmerksam machte, dass zu stark sauerstoffhaltiges Wasser die Flossen der Fische zersetze, vertrat Herr G. Baumgardt gerade die entgegengesetzte Ansicht und führte folgendes an: „Das Wasser eines Aquariums kann auf natürlichem Wege, selbst wenn es mit einer stark Sauerstoff produzierenden Flora bepflanzt und selbst von keinen Sauerstoff kon- sumierenden Wesen besetzt ist, niemals mit Sauerstoff überladen werden. Ja, wird selbst solch ein Aquarium noch, um es künstlich mit Sauerstoff zu überladen, der Wirkung eines Luftapparates preisgegeben, so wii’d alle Mühe vergebens sein: das einmal gesättigte Wasser nimmt keinen Sauerstoff mehr an. Perlend steigt der dem Durchlüfter entströmende Stoff zur Oberfläche des Wassers, um dort zu verstieben. Das Wasser bindet eben nur einen bestimmten Prozentsatz Sauerstoff. Ein Überfluss wird stets an die amosphärische Luft abgegeben. Sollte nun aber, was nach obigen Gründen durchaus nicht der Pall sein kann, dennoch der Zustand einer Übersättignmg des Wassers eintreten, so werden die darin befindlichen Tiere niemals Schaden erleiden; höchstens wäre es möglich, dass dieser Zustand den Pflanzen gefährlicli werden kann. Je sauerstoffreicher das Wasser eines Aquariums ist, desto besser ist das Wohlbefinden der darin gehaltenen Fische. Tiere, welche in sauerstoffarmen Kästen gehalten, ängstlich an der Oberfläche des Wassers schnappend umherschwimmen, zeigen, sobald dieselben in sauerstoffreiche Behälter ge- setzt werden, sofort ein ganz anderes Benehmen. Ruhig atmend, das Flossenwerk gespreizt, schwimmen sie unter der Oberfläche des Wassers dahin, — ein sicheres Zeichen ihres Wolübefindens! Darum ist es nur rätlich, stets für recht viel Sauerstoff Sorge zu tragen und sich niemals von einem etwaigen Zuviel abschrecken zu lassen! Leiden doch fast alle unsere Aquarien an Sauerstoffmangel! Der von Herrn Härtel vorgetragene Fall von Flosseqzersetzung wird niemals durch einen zu grossen Sauersoffgehalt hervorgerufen; dieser Er- scheinung wird wohl stets eine andere Ursache zu Grimde liegen. Wünschenswert wäre es daher, dass zu dieser Frage einmal von fachwissenschaftlicher Seite in den Blättern für Aquarien- und Terrarieukunde in einem diesbezüglichen Aufsatze Stellung genommen würde. Nachdem der Vorsitzende noch den Herren Rasenack und G. Sommerkorn zu ihrem heutigen Wiegen- feste die herzlichste Gratulation des Vereins darbrachte, schloss die Sitzung um 11 Uhr 40 Minuten. Sitzung vom 9. April 1902. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung, zu welcher 28 Mitglieder und eine Deputation des Musikvereins „Gemütlichkeit“, bestehend aus den Herren 0. Fisch, K. Freiei-, R. Glath und W. Henning, ausserdem die Herren P. Clemens, F. Weiss, B. Rohland und H. Palm als Gäste erschienen waren, um 10'/2 Uhr. Nachdem das Protokoli der letzten Sitzung verlesen und genehmigt war, überwiesHerrMemeler der Vereinsbibliothek folgende Werke: 1. Das Süsswasseraquarium. 2.Tritonen. Ausser- dem übermittelte Herr Preusse dem Verein einen iliu- strierten Katalog. Hierauf erhielt Herr G. Baumgardt das Wort zu einer Vorlesung über den „Süsswasserpolypen“, ln der darauf folgenden Diskussion wurde hauptsächlich die Vertilgung des Polypen aus den von ihm heimge- suchten Aquarien erörtert. Verschiedene mehr oder weniger komplizierte Verfahren wurden angeführt, als einfachstes erschien jedoch das von Herrn Rasenack empfohlene Mittel. Genannter Herr machte darauf auf- merksam, dass der Polyp gegen niedere Temperaturen, speziell Kälte äusserst empfindlich ist; er empfahl daher. Vei’eins-Nachrichten. 127 Eis in mit Polypen behaftete Behälter zu bringen; die dadurch erzeugte starke Abkühlung des Wassers ver- nichtet jeden Polypen in kurzer Zeit. Seine diesbezüg- lichen Versuche waren bisher stets mit Erfolg gekrönt. Auch hat sich eine nachteilige Wirkung dieses Ver- fahrens auf die Pflanzenwelt bisher noch nicht heraus- gestellt. Ob aber auch dieses Verfahren im Stande ist. die Brut des Polypen zu vernichten, bezweifelte Herr Tbätner, auch Herr Rasenack befindet sich hierüber noch im Unklaren, jedoch sollen zu gegebener Zeit Versuche angestellt werden, um auch in diesem Punkte Gewissheit zu erlangen. Nach Schluss dieser Diskussion meldete sich Herr Palm, Hermann zur Aufnahme ln den Verein. Nun wurde über das Ziel der Herrenpartie des Vereines am Himmelfahrtstage Beschluss gefasst. Von den verschiedensten Vorschlägen wuirde schliesslich zur Abstimmimg des Vorschlags Herrn Knappe’s nach Velten i. iM. und Herrn W. Baumgardt’s nach Finkenkrug geschritten. Letzterer Vorschlag wurde mit 13 gegen 8 Stimmen angenommen. Da die anwesende Deputation des Musikvereins „Gemütlichkeit“ sich hiermit einver- standen erklärte, wurde die Zeit der Abfahrt auf Q'j-z Uhr vom Lehrter Bahnhof aus festgesetzt. Alsdann kritisierte Herr Tliätner das jetzige Vereinslokal. Dasselbe ist sowohl in Grösse wie in örtlicher Beziehung für den Verein leider unpassend geworden: da ihm in seinen Ausführungen die Herren Sorga tz und Knappe sekun- dierten, stellte er den Antrag auf Verlegung desselben. Dieser .\ntrag wurde mit 17 gegen 7 Stimmen 'ange- nommen. Eine hierauf gewnlilte Kommission, bestehend aus den Herren Kahlenberg, Lehmann, Sorgatz, Thätner, Memeler und Baumgardt wurde beauftragt, ein den Verhältnissen des Vereines entsprechendes Lokal zu mieten. Jetzt machte Herr Scholz noch die Höhe des Druckpreises des Statuts, welcher sich auf 12 Mk. stellen würde, bekannt. Herr Thätner und der Schrift- führer jedoch erboten sich, dasselbe vorläufig hekto- graphisch zu vervielfältigen. Hierauf Schluss der Sitzung um 12 Uhr. H. Baumgardt, I. Schriftführer. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in lliiucheu. E. V. Mitteilimgen aus den Vereins-Versamm- lungen der Monate Februar und März 1902. Donnerstag, den 26. Februar 1902. Das umfangreiche Protokoll der ordentlichen Mit- glieder-Versammlung wird nach erfolgter Verlesung ge- nehmigt. Im Einlaufe gelangte eine sehr hübsche An- sichtspostkarte unseres Herrn Scherer aus Port-Said. Die Herren Lankes und Müller hatten ausserdem noch Karten erhalten. Offerte Fockeimann an Herrn Müller bezüglich eines grösseren Exemplares von Crocodilus cataphr actus. Herr Oberexpediteur Paukner in Nürnberg ersucht um Angabe der Lage des Steinsees und Über- lassung von Pflänzchen von Isoetes lacustris. Zeit- schriften. Herr Jos. Peter-Hamburg berichtet in der „Nerthus“ Heft 8 über die erste Zucht von Apomotis obesus im Zimmer-Aquarium. Diese Zucht ist ein an- erkennenswerter Erfolg. Wolfgang Böttcher bringt in vorerwähnter Zeitschrift einige Mitteilungen aus einer Schlangen-Naturgeschichte von 1690. Mit dem alten Wüste selbst können wir uns nicht befassen. Zu Böttcher’s Ausführungen und Zusätzen wollen wir nur kurz bemerken und zwar zu Punkt 1, dass die Deutung auf Tropidonotus natrix var. sparsus wohl irrtümlich sein dürfte, da ja in der Beschreibimg der Pfeil- oder Speernatter ausdrücklich gesagt ist: „auf dem dunklen Rücken laufen zwei wmisse Linien bis zum Schwänze“. Es dürfte also die Deutung auf die Varietät persa der natrix lauten müssen. Zu 2. Dei' Name „Nashoruvlper“ käme richtiger Welse nur der Bitis nasicornis, einer Verwandten der Puffotter (Bitis arietans) zu, nicht aber der Saud viper (Vipera ammodytes) oder Hornviper (Gerastes cornutus). Zu 3. Bezüglich des Vorkommens von Amphisbaeniden möge daran er- innert sein, dass Blanns strauchii bei Konstantiuopel, Blanus cinereus in Portugal, Spanien und Nord-Afrika und Trogonophis ' Wieymanni in Nord-Afrika vorkommt. (Bezüglich letzterer Art siehe auch „Blätter“ Jahrgang 1899 S. 73.) Zu 5. Die Balkennatter (Zamenis genio- nensis, var. trabalis oder cnspius) kommt in Italien nicht vor, es müsste sich also um die Varietät atrovirens handeln. Zu 10. Die Halysschlange (Ancistrodon halys) dürfte nicht gemeint sein, denn diese Schlange ist bis- her nur in wenigen Stücken von europäischem Boden bekannt. — „Blätter“ No. 4, Herr Gerlach -Dresden bringt dem Freunde der „Himmelsaugen“ recht instruk- tive Winke. Unser Herr Scherer berichtet über CfWOTanZati- rostris, leider ist die begleitende Abbildung nicht von unserem Herrn Müller gemacht. Herr Müller demonstriert zwei Tafeln. Die eine rlieser Tafeln stellt Lacerta serpa. die zweite ein schönes Exemplar der Lacerta oxycephala dar. Die Durchführungen der Zeichnungen ist eine bis in kleinste Detail gehende durchaus naturw'ahre. Die beiden Zeichnungen mit begleitendem Text w'erden. wie bereits eiwvähnt, in den „Blättern“ erscheinen. Der Vor- sitzende giebt bekannt, dass Heri' Professor Morin uns demnächst seinen neuen Projektions-Apparat vorführen wird. Herr Sigl hat von Herrn Gladbach -Köln ein Schreiben bezüghch Wasserschnecken erhalten. Herr Sigl wird den geäusserten Wünschen unseres eifrigen Kölner Mitgliedes Rechnung tragen. Zum Schluss teilt Herr Müller noch mit. dass bei ihm Triton pyrrhogaster und Triton boscai gelaicht haben. Donnerstag, den 6. März 1902. Eine stattliche Anzahl von Mitgliedern und Gästen hatte sich zur Vorführung des neuen Projektions- Apparates des Herrn Professor Morin eingefunden. Da die Aufstellung des Apparates selbst und die Vorzeigung der Bilder wmhl längere Zeit beanspruchen musste, w'ui'de von der Erledigung des Einlaufes abgesehen und sogleich Herr Professor Morin um Vorführung des Apparates seitens des Vorsitzenden Herrn Lankes ge- beten. Nach Erklärung des mit Acetylen-Gas beleuch- teten Apparates, der zum Teil nach den Angaben des Herrn Professor Morin selbst sehr praktisch und sinn- reich konstruiert ist, wurde zur Vorzeigung einer Menge teils undurchsichtiger, teils durchsichtiger Bilder, Photo- graphien, Ansichtskarten, ja selbst Schmetterlingen etc. geschritten. Die Bilder traten grösstenteils sehr scharf und deutlich hervor, auch die Farbenwiedergabe, be- sonders der Schmetterlinge, wmr deutlich. Für jedes Bild hatte Herr Morin eiläuternde Worte. Reicher Bei- fall lohnte die Mühewaltung des Vortragenden, dem der Vorsitzende noch warm den Dank im Namen des Vereines aussprach. Donnerstag, den 13. März 1902. Die rückständigen Protokolle wmrden nach Verlesung genehmigt. Im Einlauf: Einladung des Humboldt-Hamburg, Brief des Herrn Gebel-Köln auf eine Anfrage des Herrn Lankes bezüglich diverser Echsen. Herr Oberexpediteur 128 V ereins-Nachri eilten. Paukner-Nürnberg hat einen längeren Brief an Herrn Lankes gerichtet und den Betrag von 50 Pf. für üher- mittelte Pflänzchen der Isoetis laciistris freiwillig ein- gesandt. Die von Herrn Dr. Brunner dem Verein ge- schenkten zwei Exemplare von Rana cateshiana erzielten einen Erlös von rein 3,50 Mk. und 4,10 Mk., in Summa 7,60 Mk. Im Einlauf liegt weiter noch Karte des Herrn Professor Dr. Ballowitz in Greifswald, sowie zivei Karten von Herrn Ulmer-Hamhurg bezüglich übersandter Köcherfliegenlarven. Zeitschriften. Herr Seifers ver- spricht, dem Verein zwei Pärchen Zahnkärpfliuge zur Verfügung zu stellen. Im Verlaufe des Abends erschien ein heber Gast, Herr Lehrs aus Dresden, der uns schon früher einmal besucht hatte und der auch heute wieder vom Vorsitzenden und den anwesenden Mitgliedern warm begrüsst wurde. Aus dem Protokoll der Dele- gierten-Versammhmg des bayerischen Fischerei-Vereines, sowie der No. 24 der Fischerei-Zeitung gelangen einige Punkte zur Bekanntgabe. Herr Emil Stender-Hamburg sagt in seinem Aufsatz „Gefährliche Nachkommenschaft“ in einer Zeitschrift von der Kreuzotter, dass er von sonstiger Fütterung aus dem Grunde Abstand nahm, weil nur höchst selten der Freiheit beraubte Kreuzottern die ihnen gereichten Futtertiere, Mäuse oder dergleichen annehmen und so langsam dem Hungertode verfallen. „Mäuse werden wohl auch hier durch Bisse getötet, andere Tiere, wie Eidechsen, junge Schlangen, Frösche und Würmer hingegen gänzlich unberück- sichtigt gelassen.“ Wir erlauben uns dem anzufügen, dass bei uns Stücke der Vipera heriis wiederholt Rana fusca und Lacerta vivipara verzehrten. Herr Hauptlebrer Grossmann berichtet hierauf über Anwendung von über- mangansa, irrem Kali bei erkrankten Stücken von Rhodeus amarus und Aspius alburmis. Die Behandlung war er- folgreich, die Art der Erkrankung ihm jedoch nicht klar. Herr Seifers verteilt Proben von „Piscidin“, einem neuen vom Verein „Salvinia“ -Hamburg warm befür- worteten Fischfutter. Der Vorsitzende ersucht, ge- legentlich über die gestellten Vei'suche zu berichten. Herr Sigl verteilt Pflänzchen von Isoetes lacustris. Unser Gast HeiT Lehrs demonstriei’t gegen Schluss der Sitzung ein schönes lebendes Weibchen der Lacerta oxycephala var. tommasinii (schwarze Spitzkopfeidechse). Die präch- tige und seltene Echse fand überall entsprechende Würdigung. Herr Lehrs wird auf einige Wochen nach Südtirol gehen, um dort zu sammeln; wir hoffen von ihm gelegentlich zu hören. Donnerstag, den 20. März 1902. Das Protokoll der letzten Vereins- Versammlung wird verlesen und genehmigt. Im Einlauf ein Brief lies Herrn Professors Dr. 0. Boettger in Frankfurt a. M. Das Schreiben dieses hervorragenden deutschen Ge- lehrten, Zoologen undHerpetologen wird vom Vorsitzenden Herrn Lankes verlesen und lautet: Redaktiou der Zeitschrift „Zoologischer Garten“. Frankfurt a. M., den 14. März 1902. Sehr geehrte Herren! Trotzdem es mir bei meiner überaus beschränkten Zeit schwer fällt. Briefe aus eigener Initiative zu schreiben und ich mich, ich kann sagen, seit Jahren darauf beschränke, auf Anfragen nur die unbedingt gebotenen Antworten zu geben, will ich heute nach dei' genussreichen Lektüre Ihrer Verhandlungen in „den Blättern für Aquarien- und Terrarienkunde" XIII. S. 59 — 64 doch eine Ausnahme machen. Ich möchte Ihnen nämiieh meinen Dank aussprechen für die wirklich wissenschaftliche Art, wie Sie die Aquarienkunde pflegen, und für die vorzüghehe Kritik, die Ihren Verein w'eit über das Niveau der übrigen deutschen gleichstrebenden Vereine hebt. Lassen Sie sich in diesen Ihren Bestrebungen in keiner Weise beirren; Sie sind auf dem einzig- richtigen Wege. Lassen Sie die anderen nörgeln und schreien; Ihre) wmnn auch mitunter negative Thätigkeit nützt hundertmal mehr als das Salbadern und Wiederkauen und die ganze ’/a oder */4 Wissen- schaft, die in den Protokollen der anderen Vereine so häufig verzapft wird. In grösster Wertschätzung Ihr Professor Dr. 0. Boettger. Weiter giebt der Vorsitzende ein Schreiben des Herrn Oberexpediteur Paukuer in Nürnberg bekannt. Zeitschriften. Aus diesen gelangen einige Aufsätze zur Besprechung. In einer laufenden Zeitschrift berichtet Paul Matte über mexikanische Kärpflinge. Interessant ist die in diesem Berichte enthaltene Mitteilung, dass eine Paarung von Poecilia mexicana als Weibchen mit Gainbusia holbrookii als Männchen stattgefimden hat, welche als Resultat Junge brachte, die dem Muttertiere ähneln. Auch mit Girardinus seien Kreuzungen vor- gekommen und das Gambusia-Männchen habe mit einem Weibchen von Girardinus caudimaculatus Bastarde ei'- zeugt, welche nach dem Muttertiere geschlagen sind. Wir verkennen nicht, dass es einen gewissen Wert hat, über die Möglichkeit derBastardierimg imd die Neigungs- fähigkeiten dieses oder jenes Aquarienfisches hierzu Auf- schlüsse zu erhalten und dass es manchem interessant sein mag, die bezüglichen Produkte als etw'as besonderes zu pflegen, w-ir selbst aber stehen diesen Natur-„Spielereien“ mit gemischten Gefühlen gegenüber. — ProfessorBallowitz- Greifsw'ald macht uns in der gleichen Zeitschrift mit einigen neuen Fundorten der Coronella laevis (im Norden Deutschlands) bekannt. Aus dem interessanten Auf- sätze „Aquarien-Algen und ihre Beziehung zum Fisch- leben“ von Dr. M. Marsson-Berlin und den fesselnden „Reiseerinnerungen aus Kleiuasien“ von Dr. Werner- Wien gelangte das Wichtigste zur Verlesung. Hans Geyer bringt in „Natur und Haus“ No. 6 X. Jahrgang „Einiges über Hyla versicolor“ und berichtet zugleich über einen erkrankten farbenwechselnden Laubfrosch, der durch ein Wasserbad geheilt wurde. Weiter be- merkt Herr Geyer, dass auch Hyla arborea, imser Laub- frosch, giftig w’irken könne. Wir haben bereits in unserem Berichte vom 4. April 1901 „Blätter“ 1901 S. 254 das öftere Baden erkrankter Amphibien, namentlich an fremden AusscheidungenerkrankterHylaarten, empfohlen und darauf lüngewdesen, dass wir wiederholte Erfolge zu verzeichnen haben. Auch haben wir ausgeführt, dass die Ausscheidungen unseres Laubfrosches giftig wii-ken können, beispielsweise Hyla carolinensis gegen- über. Ob nun die von Herrn Geyer geschilderte Er- krankung seiner Hyla versicolor nicht auch als eine Krankheitserscheinung infolge der Ausscheidungen einer anderen Hyla zu betrachten ist, vermögen wir nicht zu sagen; wir möchten aber nach der Art des Krankheits- veiiaufes fast versucht sein, dieses anzunehmen. In der gleichen No. von „Natur und Haus“ S. 189 wird im „Triton“-Bericht von einer unserem Vereine „eigen- tümlichen, unparlamentarischen Art der Mitteilimg“ ge- Vereins-Nachrichten. 129 sprochen, weil wir eine Beobachtimg eines Triton-AIit- gliedes auf dem Münchener Fischmarkte als „nicht wahr“ bezeichneten. Es wird vom „Triton“ der Wunsch aus- gesprochen, dass sich die „Isis“ in Zukunft einer anderen Ausdrucksweise in ihren Verötfeutlichuugen befleissigen möchte. Wir möchten uns dem „Triton“ gerne gefällig erweisen, bedauern aber einer „Sache“ (die Mitteilung der Beobachtung über einen lebenden Durchlüfter auf dem Münchener Fischmarkte) (siehe „Natur und Haus“ Bd. 0 S. 370) gegenüber, die nicht im Geringsten ein- fach in Nichts Men wirklich bestehenden Verhältnissen entspricht, auch für die Folge nicht anders berichten zu können. Wir nehmen gerne an, dass Herr Bechtle auf irgend eine Weise das Opfer eines Irrtums geworden ist; aber unsere Aufgabe ist es eben nicht, derartige Irrtümer bestehen zu lassen, sondern zu versuchen, nüchterner Erkenntnis imd nackter Wahrheit nachzu- forschen. V. Debschütz-Berneuchen berichtet in vorge- nannter Zeitschrift (Triton-Bericht) über Alvordeus aspero. U. a. sagt er auch: „Nach Mitteilimgen des Vereines „Isis“ hielt sich der Fisch bei höherer Temperatur schlecht“. Wir entsinnen uns nicht, diese Mitteilung gemacht zu haben. Als recht wertvoll imd für den Freund der Zahnkarpfen von grossem Interesse möchten wir die von Herin Dj-. Grüner bearbeitete und vom „Triton“-Berlin veröffentlichte „tabellarische Übersicht der Unterfamilien und Gattungen der Zahnkarpfen“ be- grüssen. — Im Fi’agekasten des „Triton“ (Frage No. 135) wird bezüglich desHecht-.klligators (Alligator mississippi- ensis) u. A. gesagt: „Nötig ist ferner, dass die Tiere ira Sommer thunlichst viel Sonne erhalten.“ - Wir möcliten nicht gerade sagen, dass die Sonne „nötig“ ist für die Haltung dieser Panzerechse, da mau sie lange Jahre und bis zur ungemütlichen Grösse ohne Sonne, aber in entsprechender Wasserwärme halten kann: jedenfalls aber ist die Sonne als ungemein wohlthuend für ge- nannte und Wühl alle Panzerechseu zu betrachten. Weiter wird unter Ziffer No. 138 im P’ragekasten an- gefragt: „Welche Baumechsen sind ausser Anolis be- sonders empfehlenswert und sind solche im Handel“? Der „Ti'iton“ antwortet: „Den Fragesteller machen wir darauf aufmerksam, dass von Anolis etwa 130 Arten bekannt sind: man kann also bequem unter dieser An- zahl eine Auswahl treffen.“ Wir würden ausser Anolis als Baumechsen nennen: Geckonen, Agamen (Draco-, Lyriocephalus-, Calotes-Arten etc.), Iguaniden (liierher gehören die Anolis, ausserdem Basiliscus ameri- canus, Iguana tuberculata u. A.), endlich selbstredend die Chamaeleone. Bei Haus Stüve in Hamburg, dieser äusserst rührigen Firma, sind aus dieser oder jener Gruppe immer einige Vertreter zu haben. Aus der Fischerei-Zeitung gelangen einige Veröffentlichungen zur Bekanntgabe. Herr Sigl setzt die Unterschiede zwischen Malermuschel (Uniopictorum) und Teichmuschel (Anodonta mutabilis) auseinander und Herr Müller weist aufdieUnterscheidungsmerkmalederZornnatteiYZamems gemonensisvar. carbonarius) und derAeskulapnateiYCofitber longissimus) in längerer Ausführung hin. Herr Lankes berichtet, am 19. März ds. Js. die ersten Lacerta vivipara erbeutet zu haben, sowie dass seine Lacerta taurica- Männchen vor einigen Tagen zum erstenmale an kleinere Mehlwürmer gingen; er hoffe, das schöne Tierchen nach dem Winter wieder hochzukriegen. Herr Müller macht noch die Mitteilung, dass er heuer wiederum Zucht- versuche mit Triton blasii und Triton cristatus machen wolle. Unser Herr Schultz wii'd dauernd sein Domizil nach dem schönen IMrtenkii'chen verlegen, der „Isis“ aber auch dort treu bleiben. Donnerstag, den 27. März 1902. Das Protokoll dei' letzten Vereinsversammlung wh-d verlesen und genehmigt. Im Einlauf: Brief der Hei'ren Dr. Bade-Berlin und Gladbach -Köln. Zeitschriften. Herr Sigl übei'weist dem Verein in liebenswürdiger Weise die Schrift: „Über Bufouin und Bufotalin, die wirksamen Bestandteile des Krötendrüsensekretes“ von Edwin Stau ton Faust. Aus den eingelangten Zeitschriften kommen einige Artikel zur Bekanntgabe. Die „Blätter“ No. 5 bringen den Schluss des Artikels über „Caiman latirostris“ von unserem Herrn Scherer. Sehr interessant ist uns aus dem Bericht der „Wasserrose“-Dresden vom 18. Januar 1. Js. die Mitteilung, dass die Larve der Büschelmücke (Corethra jAmnicornis) auch abgesetzten befruchteten Fischlaich angreift. Nach der Beobachtung des Herrn Engmann bohrt die Mückenlarve ihren Säug- rüssel tief in das Ei. Der Rüssel haftete so fest, dass bei der Trennung das Ei teilweise ausfloss, mithin ver- loren ging, ln der No. 6 der „Blätter“ bringt Herr P. Kämmerer einen recht anziehenden Aufsatz über Anolis carolinensis. Herr Baum berichtet in der gleichen No. über drei wertvolle Sagittaria- Arten. Von der Sagittaria inontevidensis sagten mit uns harmonierend : „Diese Art bildet niemals Ausläufer, hat auch keine Rhizome und muss daher durch Samen vermehrt werden, der willig keimt.“ Herr Müller teilt mit, dass sich in Mainz unter dem Namen „Ciperus“ ein Verein für Aquarien- und Terrarienkunde gegründet habe. Fischerei-Zeitung No. 2. Aus dieser gelangen einige interessierende Aufsätze zur Verlesung. An neuen prächtigen Präparaten bringt Herr Müller zur Ablieferung: Lacerta agilis, dann Bonibi- nator pachypus und igneus, weiter Triton cristatus und palniatus, fernei’ Aspro asper, Gobio uranoscopus, Leuciscus cephalus, Leuciscus rutüus, Silurus glanis und den ameri- kanischen Bachsaibling (Salmo fontinalis). Herr Lankes teilt mit, dass ihn Herr Professor Nitsche von der künigl. sächsischen Forstakademie in Tharandt, gelegentlich seiner Reise nach Bozen, besucht und der „Isis“ seinen warmen Dank für das Entgegenkommen und die Er- füllung einiger seiner Wünsche ausgesprochen habe. Herr Professor Nitsche sei jederzeit zu Gegendiensten gerne bereit. Sodann habe Herr Professor Nitsche noch einige besondere Arbeiten dem Verein warm empfohlen. Unser Mitglied Herr Schmidt bat aus dem Starnberger See eine Anzahl Steine mitgebracht, deren Oberfläche wie mit einem Labyrinth von in die Steine eingefressenen Gängen versehen erscheint. Sammelbüchse 1.40 Mk. H. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarien-Freunde zu Magdeburg. Versammhmgslokal: Reichskanzler, Kaiserstrasse. Bericht der Sitzung vom 8. April 1902. Im Eingang befinden sich eine Offerte von W. Krause in Krefeld und ein reich illustrierter Katalog von 0. Preusse in Berlin. Die Besprechimgen von Aus- stellungsangelegenheiten füllen den ganzen Abend aus. Herr Junker hat es übernommen, zui' Ausstellung auf Vereinskosten ein Aqua-Terrarium zu bauen und ein- zurichten, während Herr Gangloff sich erbietet, mehrere Seewasseraquarien fertig zu stellen. Unsere Ausstellung findet vom 6. bis 17. Juni ds. Js. statt, und zwai' mit Genehmigung des Magistrats in den städtischen Gruson- 130 Vereins-Nachrichten. Gewächshäusern, nachdem uns von Seiten der Stadt ausserdem in hochherziger Weise eine namhafte Unter- stützung bewilligt worden ist. Bericht der Sitzung vom 22. April 1902. Von Stiive in Hamburg liegt eine Offerte vor von hervorragenden Seltenheiten in reicher Auswahl aus dem Gebiete der Terrarientiere. Von Henkel in Darm- stadt ist gleichfalls eine Offerte eingegangen. Aus der Mitgliederliste gestrichen wird Herr Reinicke. Herr Fisciier hält einen Vortrag über eine Anzahl Arten von Hemipteren unter besonderer Berücksichtigung der im Wasser lebenden Gattungen. Herr Büschel macht bekannt, dass er im laufenden Monat von einem Paar Gurami ( Osphromenus trichopterus) bereits zwei Bruten erhalten habe, auch vom Kampffisch und vom Girardinus hat er schon Nachzucht zu verzeichnen. Der Vorsitzende hält einen Vortrag über die Zucht von Geophagus hrasiliensis. Für gestiftete Wasserpflanzen kommen 40 Pfg. ein. Bezüglich der Abhandlung über die Fort- ])flanzung von Callichthys piinctatus von Springer in den von uns so gern gelesenen Vereinsberichten der „Salvinia“ bemerken wir noch, dass wohl noch nicht festgestellt sein dürfte, wie die Befruchtung der Eier bei diesem Panzerwels erfolgt. Wir glauben, dass dieselben schon vor der Ablage befruchtet werden. Vor jedem Austritt der Eier aus der Analöffnung hängt sich das Weibchen an der Seite des Männchens fest, presst dann die Bauchflossen mit den Rändern fest zusammen und lässt in diese so gebildete Flosseutasche die Eier hineinfallen. Wir vermuten nun, dass durch das Anhängen das Männchen etwas Sperma abgiebt und ein Teil des mit Spermatozoen geschwängerten Wassers von der Flossentasche des Weibchens auf- gefangen wird. Eine Befruchtung der Eier erst nach der Ablage konnten wir wenigstens nicht konstatieren, obgleich dieselben äusserst bequem für die Beobachtung an den Glaswänden des Aquariums festgeklebt wurden, und zwar in kleinen Häufchen von durchschnittlich sechs Stück, in Pausen von ungefähr 10 Minuten. Eine Befruchtung der Eier durch das Männchen haben wir hierbei aber nicht wahrnehmen können. Wir gestatten uns daher, die 'Liebhaber darauf hiuzuweisen, dass weitere Veröffentlichungen von genauen Beobachtungen über diesen interessanten Vorgang recht wünschens- wert wären. „Salvinia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden, Haiuhurg. Vereinslokal: „Hotel zu den drei Ringen“. Versammlung am 7. April 1902. Anwesend sind 65 Personen. Aufgenommen werden die Herren: A. Rutscher, Cöln am Rhein: A. Fiedeler, Hauptmann z. D., Itzehoe: W. Meliss, H. Heimer und H. von Rönn, alle in Hambui'g. Die Herren A. Raben, C. Hasselmeier und E. Brüniug, Hamburg stellen Antrag zur Aufnahme iu den Verein. Im Einlaufe: Karten der Herren Preusse, Berlin; Butscher, Cöln: Fiedeler, Itzehoe: Dr. Wolterstorff, Magdeburg, sowie Versammlungskarte des „Triton“. Zeitschrifteu. Es wird bekannt gegeben, dass in nächster Sitzung 50 — 60 Paare des kleinen Teich- molches (Triton taeniatus) und des Kammmolches (Triton cristatus) zur Gratisverteilung gelangen werden. In heutiger Sitzung werden 34 Schleierschwänze gratis veiioost. — Die bestellten europäischen Reptilien sind eingetroffen und werden durch Herrn Tofohr an die Besteller verteilt. — Herr Gerber hält alsdann einen fesselnden Vortrag über Makropoden-Zucht, der unge- teilten Beifall findet. Zum freihändigen Verkauf ge- langen eine Anzahl Algiroides nigropunctatus, Enigs lutaria, Clemmys picta, Wechselkröten, Blindschleichen und Laubfrösche. Herr Möller stiftet zu Gunsten der Kasse Stichlinge, Feuersalamander und Axolotl, die schnell ihre Abnehmer finden. Verauktioniert werden viele Fluss- und Teichfische. l<>o/o vom Erlös fliessen der Kasse zu. Allen freundlichen Spendern unsern Dank. Schluss der Sitzung 12 V2 Uhr. T. Versammlung am 17. April 1902. Anwesend sind 50 Personen. Aufgenommen werden die Herren: A. Raben, C. Hasselmeier und E. Brüuing, Hamburg. Es meldet sich an Herr F. Solbrig, Hamburg. Der Versammlungsbesuch ist andauernd ein guter, in diesem Jahre sind in den Sitzungen durchschnittlich 47 Personen anwesend. Diese Ziffer wird von keinem anderen deutschen, gleiche Ziele verfolgenden Verein erreicht. Herr W. Jähn legt das Amt eines 2. Schrift- führers nieder und wird daraufhin einstimmig zum 2. Kassenwart gewählt. Die Wiederbesetzung des 2. Schrift- führer-Postens erfolgt in nächster Sitzung. Es wird beschlossen, von allen Auktionen und freihändigen Verkäufen in den Sitzungen eine Abgabe von 10 •'/o zu erheben, die an die Kasse abzuführen sind. Zur Gratis- Verteilung gelangen 50 Paar Wassermolche. Es stiften für die Bibliothek Herr Hasselmann 1 Jahrgang „Nerthus“, für die Sammlung Herr Gerber eine überseeische Wasser- wanze von riesiger Grösse. Besten Dank! Herr Gerber demonstriert die sachgemässe Einrichtung eines Glas- Aquariums; zur Verwendung gelangt hierbei der neue absolut reine Aquariensand, der neuerdings durch den Verein seinen Mitghedern beschafft wird, Avodurch die Einriclitung wesentlich erleichtert wird. Das Aquarium wird unserem Vereinswirt gestiftet. — Alsdann wird zur Verlesung eines sehr fesselnden Vortrages unseres Ehrenmitgliedes Herrn Dr. Wolterstorff, Magdeburg ge- schritten, der sich betitelt: „Die Konservierung von Aquarien- und Terrarientieren“. Es werden die Methoden der Konservierung von Fischen, Amphibien und Reptilien aufs eingehendste in dieser trefflichen Arbeit geschildert und die langjährigen Erfahrungen des Herrn Dr. Wolterstorff im Präparieren von Tieren aller Art hier- bei festgelegt. Wir können den trefflichen Ausführungen auch nach unseren Erfahrungen nur Punkt für Punkt zustimmen. Der vorgerückten Zeit wegen muss mit der Verlesmig abgebrochen werden und wird der Schluss des Vortrages in der 2. Mai-Versammlung verlesen werden. Unserem Herrn Dr. Wolterstorff sagen wir auch an dieser Stelle unseren verbindlichsten Dank! — • Zur Ansicht gelangt ein mit einem grossen, blutroten, geschwürartigen Gebilde behafteter Stichling. Das Ge- schwür zeigt sich ln der Nähe der linksseitigen Kiemen und wird von Herrn Apotheker Strunk für eine para- sitäre Erkrankung der Kiemen gehalten. Der Fisch zeigt sich sehr beweglich, frisst vorzüglich und scheint keinerlei Beschwerden durch dies geradezu unförmige Gebilde zu haben. Am Schluss der Sitzung kommen noch eine Anzahl schöner Teleskopen und Schleier- schwänze zur Auktion. Schluss der Sitzung 12 Uhr. T. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. 14. Vereinssitzung am 11. April 1902. Der Vorsitzende eröffnet um 8 1/2 Ulir die Sitzung mit freundlicher Begrüssung der gut besuchten Ver- sammlung. Nach Verlesung des Einlaufes, welcher aus Vereins-Nachrichten. 131 den „Tritonmitteiiungen und 2 Karten von Herrn Prucha aus Abazzia bestellt, hält Herr Wessely l seinen für heute ang-ekündigten Vortrag über „Eini'ichtung und Bepflanzung von Süsswasseraquarien“. Das Wichtigste aus dem Vortrage sei hier wiedergegeben. Nachdem Sauerstoff die Lehensluft für Tiere ist, müssen unsere Süsswasseraquarien mit üppigem Pfanzenwuchs aus- gestattet sein, damit die so äusserst nötige Sauerstoff- bildung vor sich gehen könne, da ja grüne Pflanzen Sauersoff abgeben. Die naturgemässe Einrichtung der Aquarien ist die mit Bodengrund, da die Wurzeln der Pflanzen in ihrer Ausbreitung nicht gehemmt sind. Stirbt jedoch eine grössere Pflanze ab. dann tritt der be- schwerliche Umstand der Entfernung der ausscheidungs- bedüi’ftigen Pflanze auf, was bei der Topfkultur leichter geschehen kann. Die Zelt der Bepflanzung ist März bis Mai. Unsere Erdmischung Torf, Moorerde, Lehm und Sand entspricht allen vegetabilischen Anforderungen; diese Stoffe sind die Träger der Nährsubstanzen, daher sind sie als Bodengrund anzuempfehlen. 1. Moorerde in das Aquarium. Die Erde wird mit Lehm und scharfem Sand gemengt. Der Sand muss peinlich genau ge- waschen werden, damit er das Wasser nicht trübe. Nach der vorderen Glasscheibe des Aquariums, welche dem Lichte, gewöhnlich direkt dem Fenster zugekehrt ist, schichte man den Bodengrund am höchsten auf, links und rechts seitwärts etwas abgeschrägt. 2. Sehr reiner Kies wird auf die leicht augedrückte Erdschichte gebracht und ebenfalls sacht niedergepresst. Der Boden- gruud wird nun mittels eines Zerstäubers gehörig durch- feuchtet. 3. Nun schreitet man au das Einpflanzen. Verletzte Pflanzen sind auszuscheideu. Mit einem runden Hölzchen von Bleistiftdicke bohrt man in den Boden- grund Löcher, bringt 2 bis 3 Exemplare von Pflanzen in die Vertiefung, drückt dann den Kies leicht nieder und verfährt von Pflanze zu Pflanze auf dieselbe Weise^ Dabei muss man eine zweckmässige Gruppiei’ung ins Auge fassen, um einst mit seiner Wasservegetatiou ein recht wohlgefälliges Bild erzielen zu können. Hoch- stehende Pflanzen vom Zimmei' aus für den Hintergrund sind: Der glänzende Eidechsenschwanz ('SaMntntshfddwsj, welcher mit seinen Blütenähren, die dem Flieder ähneln, sich stolz und hoch über den Wasserspiegel erhebt. Das wechselblätterige Nil- oder Cyperngras (Cyperus alternifolius), welches wegen seines palmenartigen Aus- sehens eine beliebte Zimmerpflanze bildet. Die Wasser- schwertlilie (Iris pseud.), Arongewächse (Caltha palustris, Richardia aethiopica), die Pfeilkräuter (Sagittaria). Niedi'iger stehende Wasserpflanzen, welche die zweite Terrasse bilden, sind: Die Sumpfschraube (Vallisneriß spiraUs), die Karol. Haarnixe (Cahomha carolinea), die rotblätterige Haarnixe (Cahomba roseaefolia): Seerosen- gewächse: Die Wasserpest (Elodea canadensis und Elodea densa), der Wasserstern {CallitricJie verna), das Horn- kraut (Ceratophyllum suhmersum), die Wasserfeder (Hottonia palustris), das Tausendblatt (Myriophyllum) in seinen verschiedenen Gattimgen. Die Heteranthera mit blauen Blüten ist für jeden Anfänger eine dankbare Pflanze, ebenso dass Quellmoos (Fontinalis antipyretica). Man vermeide ein zu dichtes Anpflanzen, da dieses die Kulturen im Wachstum hindert und auch den Fischen Licht rauht. Die abgeschrägte, niedriger gelassene Ecke bleibe blos mit Kies bedeckt, sie diene als Ablagerungs- stätte für die Exkremente, die von dort mittels Stech- heber leicht entfernt werden können. Auch kann die Fütterung der Tiere an dieser Stelle vor sich geben, da man liiei' einen Einblick auf die Fische hat. -U Das Füllen des Behältei-s erfordei't grosse Voi-sicht. Ein Blatt Papiei’ auf den Bodengrund gdegt, erfüllt den- selben Dienst wie besondere Vorilclitungen zum Füllen des Aquariums. Das Wasser fliesse langsam dui'ch einen Schlauch ein. Das Gefäss werde zuei’st nur zur Hälfte gefüllt, damit die locker stehenden, frisch ge- setzten Pflänzchen durch die Wass(U‘kraft nicht heinus- gidioben werden. In den ersten Tagen zeigt sich das Wasser milchig getrübt, was von den gäluenden Be- standteilen im Bodengrund heiTÜlii't. Daher lasse man das Wasser einmal ab und fülle frisch, worauf dasselbe klar bleibt. Nach einigen Tagen sind die Pflanzen ein- gewurzelt und man kann Wasser nachfüllen : das durch Verdunsten verloren gegangene Wasser muss auch auf diese Weise ei’setzt werden. Algenbildung, über welche verschiedene Ansichten herrschen, wobei der Geschmack des Besitzers eine grosse Rolle spielt, ist leicht durch Einsetzen von Kaulquappen hintanzuhalten. Die 2. Ai't der Bepflanzung mittels Topfkultur erzielt in den Aquarien eine dekorative Wirkung. Zur Verwendung anzuempfehlen sind die von Herrn Beck beigebrachten Mustertöpfchen aus Kaolin in verschiedener Grösse teils von kubischer, teils von prismatischer Foini. Der Boden der Aquarien muss mit einer Schicht reinge- waschenen Sandes bedeckt werden, so hoch, um die Töpfe versenken zu können. Diese werden mit der Erdmengung gefüllt und obenauf nach dem Einpflanzen eine Sandschicht gegeben. Das Füllen des Aquariums ist bereits besprochen worden. Die Wasseroberfläche zieren daun verschiedene Pflanzen mit Schwimmblättern. Die Seerosen (Nytnphaeen). der schwimmende Frosch- löffel (Alisma natans). die Wassernuss (Trapa nataiis), die Seekanue (Linmanthemiun), die Wasserähre (Apono- yeton), das schwimmende Pfeilkraut (Sagittaria natans) und die Köpfchen der Wedel des amerikanischen Tausend- blattes. Den grünen Tep])ich auf dem Wasser vervoll- ständigen noch Froschbiss ( Hydrocharis niorsusranae), Wasserlinsen (Lemna), die schwimmende Salvinie (Saloinia natans), Azolla. kanadischer Moosfarn, feimer die flutende und schwimmende Riccia, die Muschelblume (Pistia stratiotes), die VAsserhyazinthe (Pontederia crassipes) und die Trianea (Tr. bogotensis). Der liebliche Anblick, den ein solches bepflanztes Aquarium dem Beschauer gewährt, macht ihm alle Mühe und Arbeit der Sache wert. Dass ein solches Heim auch den F’ischen zusagt und allen Anforderungen derselben aufs beste entspricht, lässt sich gewiss nicht bezweifeln. Heri'u Wessely wird vom Vorsitzenden für seinen sachlich gefassten und gemeinverständlichen Vortrag im Namen des Vereines der beste Dank ausgesprochen. Herr Wessely beantwortet mehrere au ihn gerichtete Fragen bezüglich Bedeckung von Aquarien, um das Heraus- springen der Fische hintanzuhalten und über Entfernung von abgestorbenen und überflüssigen Pflanzen aus dem Bodengrund des Aquariums. Hierauf gelangen von Herren Reverend, Prof. William Hechler gespendete, kleine, ganz junge Forellen zur Verteilung. Ein Engländer hat sich hier in Wien in seiner Privatwohuuug einen Forellenbrut- apparat im Kleinen eingerichtet und sind die hier ver- teilten Forellen der sehr erfolgreichen Zucht entstammend. Den Forellenschatz in Einsiedegiäsern vor sich auf dem Tische, plaudern die Anwesenden vergnügt über ihre Er- fahrungen auf dem Gebiete der Fischzucht. So hat sich 132 Vereins-Nachrichten. lieute abermals frisches Leben im „Lotus“ entwickelt, was recht anheimelt und die Lust zur Liebhaberei und Pflege der Aquarien liebt. Schluss der Sitzung nach 12 Uhr. 15. Sitzung am 18. April 1902. Eröffnung der Vei’eins Versammlung um 8 Uhr. Der 1. Vorsitzende begrüsst die anwesenden Vereinsmitglieder und die Gäste. Im Einlauf befinden sich Karten aus Abazzia uud vom „Triton“. Aus M. Peterseim's Blumen- gärtnereien in Erfurt sind eine Anzahl durch Herrn Broucek bestellte Araucarien angelangt uud werden nach Loosen verteilt. Diese Zimmerschmucktannen sind niedliche Bäumchen im Gartentopfe, deren an- mutiges grünes Kleid das Auge entzückt. Herr Müllauer übergiebt dem Kassierer die fälligen 3 Koupous der „Rud. Wehrenfennig’scben Stiftung“. Herr Förster bringt Modelle kleiner Blumentöpfe für Aquarien und der Verein bestellt 100 Stück derselben. Herr Beck spendet Kaobn- töpfe. Herr Wessely I erzählt, dass er im Garten in seinem Bottich 3 Klumpen Tubifex fand. Die Flüssigkeit im Behälter sei mit Pferdejauche gemischt. Die faden- förmigen dünnen Röhrenwürmer seien an der Wand zusammengeballt gewesen. Herr Wessely istderMeinimg, dass die Rotwürmer seiner Chanchitobrut eine vortreff- liche Nahrung abgeben werden. Der Vorsitzende spricht Herrn Beck für die dem Verein gespendeten Pflanzen- töpfe den Dank aus. Es "wird nun bekannt gegeben, dass die nächste Sitzung die Aussteller vereinigen solle, ferner dass Herr Dr. Kreisler und Herr Fischer 1 in der Folge Vorträge angemeldet haben. Herr Eckardt erzählt von seinen kleinen Forellen, die durch fleissigeu Wasser- wechsel noch leben, worauf auch andere Anwesende von dem Fortbestand ihrer Forellen berichten, die sich bei guter Durchlüftung recht wohl befinden und geschabtes Herz gierig zur Nahrung nehmen. Unter interessanten Besprechungen wird es 1 1 ‘ 2 Uhr, bis die Sitzung schliesst. 16. Vereinssitzung am 25. April 1902. Der I. Vorsitzende eröffnet um 8 ‘/2 Uhr die Ver- sammlung, indem er die anwesenden Mitglieder und Gäste freundlich begrüsst. Im Einlaufe befindet sich eine Nachricht des Vereines „Salvinia“, eine Karte des Sandlieferanten, ferner eine Broschüre des naturwissen- schaftlichen Vereines in Hamburg 1901, dritte Folge IX, mit 4 Abbildungen. Der Inhalt des Buches ist eine Zusammenfassung der im Jahre 1901 in erwähntem Vereine abgehaltenen wssenschaftlichen Vorträge. Der Vorsitzende ergreift nun das Wort zum Thema „Aus- stellung“. HerrMüllauer teilt mit, dass in der zu diesem Zwecke abgehaltenen Vorstandssitzung beschlossen wurde, um jedweder Meinungsdifferenz und jedem Miss- trauen entgegenzusteuern, die Platzmiete in der Fischerei- Ausstellung selbst zu bezahlen, jeder Aussteller für sich: jedoch zu Gunsten des Vereines dem Unternehmen den Titel „Kollektivausstellung“ des Vereines „Lotus“ zu geben. Herr Wessely II meldet sich zur Entgegnimg und sagt, er sehe gar nicht ein, warum der ganze Verein die Ehren einheimsen solle, wenn thatsächlich die Aussteller auf sich selbst angewiesen seien und durch persönliche Geldopfer, Mühe und Plage jetzt dasjenige verwirklichen wollen, was von jeher als Notwendigkeit für den Verein galt, eine Ausstellung des „Lotus“. Partizipiert der Verein an etwaigen Ehrungen und zukünftigen Erfolgen durch die Ausstellung, so solle er es auch durch sein Hinzu thun verdienen. Es mögen also die verehrten Mitglieder, welche auszu- stellen geneigt seien, dem Verein „Lotus“ das Recht einräumen, durch finanzielle Beteiligung an dem Unter- nehmen partizipieren zu können. Herr Müllauer dankt Herrn Wessely II für sein charaktervolles Eintreten zum Zwecke des Ansehens des Vereines. Herr Wessely I spricht ebenfalls zur Sache, indem er der Meinung Aus- druck verleiht, dass imter den von Herrn Müllauer fest- gesetzten Bedingungen der Aussteller für seine Kosten und Bemühungen eventuelle Ehrungen selbst in Anspruch nehmen Könne, daher der allgemeine Name „Kollektiv- ausstellung“ nicht dem Zwecke entspreche. Herr Demuth stellt die Anfrage, ob es denn nicht doch möglich wäre, im Namen des Vereines auszustellen und wenigstens die Kosten der Platzmiete eventuell durch freiwillige Spenden aufzubringen, um unter dem Titel „Kollektiv- ausstellung“ Anteil nehmen zu können. Herr Fischer I ist der Ansicht, dass der Verein in anderer Weise ent- gegenkommen könne, wenn sich die Aussteller schon für denselben einzusetzen gedenken, um den Namen des Vereines populär zu machen. Herr Fischer meint, es wären hier Anerkennungsdiplome am Platze. Herr Auer setzt sich für eine minimale frehvillige Spende der bei den Sitzungen erscheinenden Mitglieder ein, welche bis zur Ausstellung einen nicht zu unterschätzen- den Beitrag zur Platzmiete > abgeben könne. Herr MüUauer würdigt die verscliiedenen Anträge, welche von der Opferwilligkeit einzelner Mitglieder beredtes Zeugnis geben, er ist jedocb der Meinung, dass im grossen und ganzen dem Ausstellungsprojekte wenig Interesse entgegengebracht werde ; insbesondere aber von jenen Mitgliedern, denen es bisher scheinbar immer darum zu thun gewesen war, dem „Lotus“ durch eine „Ausstellung“ auf die Beine zu helfen, die aber im ent- scheidenden Augenblicke „die Flinte ins Korn werfen“ und, trotzdem sie Ausstellungsobjekte be- ,sässen, dem Vereine ihre Stütze nicht leihen wollen. Zum Beweise diene es, dass sich heute nur 4, sage vier Aussteller gemeldet haben, weshalb der Redner an dem Gelingen der geplanten Sache für den „Lotus“ mit Recht zwei fehl müsse. Die zum Zweck der Ent- scheidung bezüglich der Fischerei-Ausstelhmg tagende Versammlung beschliesst, die Kosten der Platzmiete durch den Verein aufzubringen, damit das Unternehmen den Titel Kollektivausstellung des Vereines „Lotus“ führen möge. Hiei’auf spendet Herr Wessely I 2 sehr schöne Exemplare Saururus, welche zu dem Ausstellungs- fond das Fundament legen. Herr Auer ist so liebens- würdig, seinem Antrag zufolge kleine Spenden entgegen- zunehmen. Der „Ausstelhmgsfrosch“, eine Sparbüchse, erhält also an diesem Abend 5 K. 75 h. Dank des Vereines. Punkt II der Tagesordnung behandelt die Bestellung von Seetieren und zwar soll mit Cerianthen begonnen werden. Wer an der Bestellimg teilnehme, müsse auch an möglichen Verlusten partizipieren. Es bestellen: Herr MüUauer 10 Stück, Herr Auer 4 Stück, Herr Werner 2 Stück und Herr Fischer 6 Stück. Weiter wird über „Piscidin“ gesprochen. Verschiedene Versuche ergaben ein recht günstiges Resultat, da das Fischfutter keine Trübung des Wassers bewirkt. Jedoch erwies die Er- fahrung mehrerer Mitglieder, dass das „Piscidin“ vorerst durch Aufweichen den Fischen mundgerecht gemacht werden müsse, worauf es die Tiere sehr gerne nehmen. Die Vereinsleitung beschliesst eine Nachbestellung des ge- nannten Fischfutters. Schluss der Sitzung um 11 Uhr. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’ sehen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopferin Burg b. M. Jahrgang: XIII. Heft 12. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Geophagus brasiliensis. Von Alfr. Liebscher. (Mit einer Originalphotographie.) \m Herbst 1900 brachte die Zucbtanstalt von Paul Matte einen neuen Chromiden in den Handel, und zwar Geophagus hraslliensis, welcher wohl bei allen denen, welche inzwischen Gelegenheit hatten, den Fisch zu halten oder näher kennen zu lernen, hohe Befriedigung erweckt hat. Die von mir seinerzeit bezogenen Fischchen, welche eine Länge von ca. 2^2 cm hatten, sahen, da noch vollständig farblos, jungen Chanchitos täuschend ähnlich, und versprachen nicht an- nähernd das zu werden, was sie im Laufe der Zeit geworden sind. Ich brachte dieselben bei Ankunft in mein grosses G-esellschaftsaquarium, welches im Winter ca. 14 *' E. auf weist, mit anderen Fischen zu- sammen und legte während des Winters keinen besonderen Wert auf ihre Pflege, umsomehr, als dieselben in der Nahrung nicht wählerisch waren und ganz das Gebahren der Chanchitos an den Tag legten, nur dass sie sich weit ver- träglicher erwiesen. Bei Eintritt der warmen .Jahreszeit und der dadurch bedingten Trennung der Arten brachte ich die Geophagus brasiliensis in ein schmales Glasbecken, 44 cm lang, 17 cm breit, 22 cm hoch, welches ich mittels zweier Glas- scheiben in 3 Abteilungen teilte und in welches ich die Fische, da die Geschlechter noch nicht zu unterscheiden waren, getrennt unterbrachte. Durch gutes Futter, hauptsächlich mit Ern?? c/c stagn. trug ich nun mein möglichstes zum Wohl- gedeihen meiner Geophagus hras. bei, und be- gannen dieselben nunmehr heranznwachsen und ihre prächtigen Farben zu entfalten. Auf der Längsseite des Körpers, vom Kopf nach dem Schwänze zn verlaufend, entwickelten sich acht Eeihen leuchtend blauer Streifen, welche Perlen- schnüren gleichen, ebenso traten auf den Kiemen- deckeln grössere blaue Flecke hervor und die Rücken-, Schwanz- uiid Afterflossen er- hielten eine wein- rote Färbung, in welcher sich die hellen, fast farb- losen Punkte sehr schön hervorhoben. Ich stellte nun fest, dass sich in meinem Besitze 2 Weibchen und ein Männchen befan- den, von welchem die Weibchen 4 cm, das Männchen cm massen, und ich Originalaufnahme nach dem Lehen für die .Blätter“. Geophagus hraslliensis $ . Aus der Nachzucht von P. Schäme, Dresden-Striesen. 134 W.- Jürgens: Zur Fortpflanzung von Geophagns brasiliensis. glaubte iiatürlicli nicht, dass die Tiere in dieser Grösse bereits geschlechtsreif sind; eine unbe- fruchtete Eiablage eines der Weibchen an der Glas- scheibe übei'zengte mich aber von meinem Irrtum, und schritt das andere Weibchen, dem ich nunmehr mit dem Männchen das Becken überliess, in den darauffolgenden Tagen zur Ablaichung, was fast genau so wie beim Chanchito erfolgt, nur kümmert sich das Männchen fast garnicht um die Eier und überlässt die Brutpflege lediglich dem Weibchen. Da nach einigen Tagen in der Regel das Männchen bereits wieder mit dem Treiben des Weibchens beginnt und dadurch die jungen in den Gruben lagernden Fisch eben oft ver- schüttet werden, so ist es ratsam, das Männchen nach dem Ablaichen zu entfernen. Unsere Illustration zeigt uns ein Weibchen' von Geophagus brasiliensis, während beim Männ- chen die Schwanz-, Rücken- und Afterflossen- Enden spitzer und geschweifter auslaufen. Zur Fortpflanzung von Geophagus brasiliensis. (Vortrag von W. Jürgens, gehalten im Verein „Vallisueria“.) Sm vorigen Sommer beabsichtigte ich bereits über diesen Gegenstand, zu berichten, unteiliess es aber, als mir der eifrige Herr Engmann zuvorkam. Da meine damals gemachten Notizen für den einen oder anderen Liebhaber vielleicht doch von einigem Interesse sind, so habe ich mich noch nachträglich dazu ent- schlossen, dieselben an dieser Stelle zu veröffent- lichen. Im Herbst 1900 erwarb ich von der Fisch- züchterei von P. Matte in Lankwitz-Berlin zwei kleine 4 cm lange Geophagus hrasiliensis, die bis zum Frühjahr 1901 prächtig gediehen und eine Länge von mehr als 8 cm erreichten. Im Mai bemeikte ich an ihrem Gebahren, dass ich das Glück hatte ein Pärchen zu besitzen. Die Farbenpracht der Fische, wenn sich dieselben mit gespreizten Flossen längsseit legten und gegenseitig Schläge versetzten, oder wenn sie sich in die Lippen bissen und daran hin und her zerrten, war herrlich. Die fadenförmigen Verlängerungen der beiden Ecken der Schwanz- flosse und der Spitze der Rückenflosse beim Männchen, um etwa 7a cm Länge, waren die einzigen sekundären Geschlechtsmerkmale, welche ich entdecken konnte. Als sie sich durch ihr Wühlen lästig machten, nahm ich sie aus dem reich mit tropischen Fischen besetzten Aquarium heraus und brachte sie in mein grosses Kalt- wasseraquarium, nachdem ich für sie durch Einsetzen einer Glasscheibe eine besondere Ab- teilung hergerichtet hatte. Als sie sich ihre neue Wohnung etwas genauer angesehen hatten, begannen sie bald sich häuslich einzurichten. Im Hintergründe, nach der dem Fenster zu- gekehrten Seite des Aquariums, stand in der Mitte ein dichter Busch Vallisnerien. Rechts und links von demselben war die Passage frei. Die Tiere verschanzten sich nun im Hintergründe des Aquariums, indem sie beide Flanken des Vallisnerienbusches durch einen wohl 10 cm hohen Wall von Sand und Bodengrund deckten. Damit noch nicht zufrieden, wurde ■ mit strate- gischem Geschick noch ein detachiertes Fort vor dem Vallisnerienbusch in Gestalt eines an- sehnlichen isolierten Sandhaufens errichtet. Nach- dem so Front und Flanken gesichert waren, hoben sie mit unermüdlichem Eifer in ihrer neugeschaffenen Festung tiefe Gruben aus. Dicke bi'aune Schlammwolken stiegen aus der Festung auf, als wenn die Artillerie schon in Aktion getreten wäre. Die Hauptarbeit bei diesem Festungsbau leistete das Männchen. Am 7. Juni früh morgens bemerkte ich, dass Laich vorhanden war. Die Eier klebten an der dem Fenster zu- gekehrten Aquarienscheibe an einer Stelle, die durch die zurückgezogenen F enstervorhänge etwas beschattet wm'de. Nach ungefährer Schätzung zählte ich etwa 200 Eier. Dieselben verteilten sich in gleichmässiger Anordnung auf einer Fläche von 8 cm Höhe und 10 cm Breite, die vorher von den Alten von Algen gesäubert worden war. Obgleich sie ziemlich dicht sassen, berührten sie sich nicht, sondei'n waren durch kleine Zwischenräume von einander getrennt, welcher Umstand sicherlich viel dazu beitrug, dass so wenig Eier pilzig wurden. Der Laich wurde fortwährend von einem der Fische be- wacht und demselben unter energischer Be- wegung der Brustflossen frisches Wasser zu- gefächelt. Diese an Kinderwartung erinnernde Beschäftigung schien dem Männchen weniger zu behagen. Das Weibchen aber widmete sich diesem Geschäft mit um so grösserem Eifer und betrachtete dabei die Eier mit solcher Aufmerksamkeit, dass es aussah, als mühte ^es sich fortwährend ab, dieselben zu zählen. Die wenigen pilzig gewordenen Eier wurden von ihm nach kurzer Zeit entfernt. Jetzt trat in Lorenz Müller: Falsche Benennungen ln der-Liebhaber-Litteratiir. 135 der Witterung eine Kältepeiiode ein, und die Temperatur des Wassers ging schnell liernnter von 17 '' auf 14 “ E. Trotzdem schlüpften die Jungen am 13. Juni früh aus. Dieselben wurden von beiden Alten beim Ansschlüpfen mit dem Maule anfgefangen und in die tiefen Gruben zwischen den Vallisnerienbüschen gebracht. Nach- mittags klebten nur noch die flatternden Ei- hüllen an der Scheibe; alle Jungen waren ge- borgen. Ich v^artete nun mit Aufmerksamkeit auf die Zeit, wo die Jungen ihre Wiege ver- lassen würden. Die erste Woche ging vorüber. Als aber auch die zweite IVoclie verstrich, befürchtete ich, die Jungen könnten durch die niedersinkendeii Schlammteile erstickt sein. Die Alten machten sich unterdessen zwischen den Vallisnerien viel zu schaffen. Dann und wann erschien der dicke Kopf des Männchens über der Verschanzung, um ein grosses Stück Torf oder ein respektables Maul voll Sand nach draussen zu werfen. Sobald ich aber die Ober- fläche des Wassers mit der Hand berührte, kamen beide Tiere mit Ungestüm hervorgestürzt und bissen mit Wut in den hingehaltenen Finger. Endlich, am 30 Juni mittags erblickte ich die ganze Gesellschaft, die wie ein Schwarm Daphnien dicht über dem Bodengrund durcheinander wir- belte. Die beiden Alten hielten wie ein Paar Schäferhunde die Herde dicht zusammen, schnapp- ten einzelne kleine Ausreisser mit dem Maule auf und spieen sie wieder unter die Schar. Oft schnappten sie gleich zwei von den kleinen Burschen hintereinander weg, und expedierten sie zusammen wieder in den Schwarm. Einige Sekunden lagen dann die so behandelten Tierchen regungslos auf dem Boden, um sich dann, als wenn nichts geschehen wäre, unter schlängelnden Bewegungen wieder unter die Übrigen zu mischen. Mitten im Schwarm stöberten die Alten viel im Bodengrunde herum, den Jungen auf diese Weise die in demselben enthaltene Nahrung aufwirbelnd. Ganz allerliebst sah es aus, wenn in der Abenddämmerung die kleine Herde von ihren treuen Hütern durch Flossenbewegungen über den Wall bugsiert wurde und in den Gruben zwischen den Vallisnerien verschwand. Nach etwa zwei Wochen wollte ich den Schwarm herausfangen, da ich befürchtete, dass in dem Aquarium, welches an der Nordseite steht und nie einen Sonnenstrahl erhält, die Jungen nicht genug Futter finden würden. Sobald ich aber das Netz in das MAsser tauchte, stob die ganze Gesellschaft auseinander und die Alten gingen wütend zur Attacke vor. Ich verfiel daher auf die Idee, mit dem Glashebei' mein Heil zu versuchen. Dies Mittel bewährte sich trefflicli. Ich bekam bei jedem Zuge 6 — 8 Junge in den Heber und konnte den ganzen Schwarm nach kurzer Zeit herausfischen. Am 31. Juli laichten die Alten zum zweiten Male. Diesmal klebten die Eier an der eingesetzten Glasscheibe, und zwar an der nach dem Zimmer zu liegenden Seite. Das Ausschlüpfen der Jungen fand am 5. August statt. Am 15. August verliess der Schwarm bereits das Nest. Am Tage vorher war es mir einen Augenblick trotz des sehr trüben Wassers geglückt, die Jungen in den Nestern zu beobachten. Sie wimmelten dort dicht gedrängt durcheinander, und es schien, als hätten sie das Bestreben, aus den Gruben herauszukommen. Sie fielen aber immer wieder in dieselben zurück. Dieser zweite Schwarm ging mir nach ungefähr 14 Tagen durch meine eigene Unachtsamkeit dadurch zu Grunde, dass die Tierchen in die andere Abteilung des Aqua- riums gelangten, wo sie eine willkommene Beute der doi't lauernden nordamerikanischen Barsche wurden. Von dem ersten Satze gelang es mir, ungefähr 70 Stück soweit zu bringen, dass sie kleine Daphnien fressen konnten. Es dauerte dies aber geraume Zeit, weil die Tiere recht ungeschickt in der Aufnahme von Futter waren. Nehmen sie aber erst kleine Daphnien und Cyklops, so hat man gewonnenes Spiel, und die Tierchen sind dann geiudezu unverwüstlich gegen alles. Das Wachstum in den ersten Monaten war ein viel langsameres als bei den Makropoden und Kampffischen. Die Letzteren leiaiten es viel schneller, Jagd auf kleine Daphnien zu machen. Falsche Benennungen in der Liebhab er- Litt er atur. Von Lorenz Müller-Maiuz (Isis-Münch euj. (Mit mehreren Origiualabbilduugeii.) (Fortsetzung.) Äas die Färbung der beiden Schlangen anbetrifft, so kenne ich nur Zamenis ^c- monensis var. carhonarlus aus eigener Anschauung, kann daher nur von diesem eine selbständige Be- schreibung geben. Bei der Beschreibung der melanotischen Aeskulapnatter muss ich mich auf die Wiedergabe einiger Stellen in der einschlägigen Litteratur beschränken. Alle ausgefärbten Zamenis gemonensifi var. carhonarius, welche ich sah, waren im Colorit sehr konstant. Die Oberseite war glänzend 136 Lorenz Müller; Falsche Benennungen in der Liebhab er-Litteratur. schwarz, nur die Oberlippen-, Prae- und Post- ocnlarschilder biünnlich, mehr oder Aveniger breit schwarz gesäumt. Die Kehle ist grünlichgelb, durch den scliAvarzgran gefärbten Bauch zieht sich ein breiter Längsstreifen von gleicher Farbe. In der Jugend ist die Färbung der schwarzen Pfeilnatter der ihrer Stammform ähnlich. Die beiden jungen Stücke, welche ich besitze und welche ich für junge Zamenis var. carhonarius ansprechen möchte, sind folgendermassen ge- zeichnet : Der Kopf ist oberseits schmutzig-grau- gelb, seitlich hellgelb. Zwischen den Augen be- findet sich ein schwarzes Band, das sich durch die Mitte der Supraocularen und des Frontale zieht. Dieses Band ist auf dem Frontale in der Mitte voi-n etwas ausgerandet und entsendet dieser Ausrandung entsprechend nach hinten einen schmalen Pfeiler, der es mit dem nach- folgenden breiten Kopffleck verbindet. Dieser Kopffleck ist vorn gerade abgeschnitten und geht nach hinten dreieckig zu. Er bedeckt die Hinterränder der Supraocularen und des Frontale, sowie die ganze Fläche der Parietalia mit Aus- nahme ihres hintersten Bandes und entsendet jederseits einen schmalen Ausläufer, welcher so ziemlich die vorderste Fläche der beiden ersten Temporalia (Fig. IV Te) bedeckt. Ferner ent- sendet auch er einen Pfeiler (genau in der Flucht des ersten), der ihn mit dem nächstfolgenden Kopffleck verbindet. Der eben besprochene Kopf- fleck — ich will ihn Parietalfleck neunen — ist dunkelbraun mit breiten schwarzen Bändern. Es waren also ursprünglich wohl zwei Binden, die durch Verdunkelung der dazwischenliegenden Grundfarbe miteinander zu dem Fleck ver- schmolzen. Bei dem einen der beiden Exemplare ist die dunkle Umrandung des Parietalfleckes so stark entwickelt, dass von dem helleren ZAvischenraum nur noch 4 Punkte übriggeblieben sind. Der dritte Kopffleck bildet einen Winkel, dessen Spitze nach hinten gerichtet ist und dessen Schenkel mit ihren Vorderenden an den schrägen Hinterrand des letzten Supralabiales (Fig. IV Sl) anstossen. Die ziemlich schmalen Zwischenräume zwischen diesen Flecken sind schön hellgelb. Seitlich finden sich an den Supralabialen, sowie dem Hinterrande des Frenale schwarze Zeich- nungen. Die Bückenfärbung ist bei dem kleineren der beiden Stücke (etwa Vojährig) hell-grünlich- grau, bei dem grösseren (etwa ^/jahrig) bräunlich- grau. Die Zeichnung der vorderen zwei Drittel des Körpers besteht aus 3 Längsreihen von dunklen Flecken. Die Flecken des Kückens haben die Form schmaler Querbänder, die der feiten sind quadratisch und alternieren mit den Kückenflecken. Im ersten Körperdrittel sind sie am schönsten und schärfsten ausgeprägt, im zweiten werden sie blasser und gehen nach und nach in die Zeichnung des letzten Körperdrittels, eine feine dunkle Längsstreifung, über, welche dadurch entsteht, dass alle Schuppen an den Seitenrändern dunkel gesäumt sind. Diese Längs- streifung lässt sich übrigens über den ganzen Körper hin verfolgen. Denn betrachten wir die Flecken der ersten zwei Körperdrittel genauer, so finden wir, dass diese Flecken eigentlich nichts weiter sind als eine Keihe von Schuppen, deren Seitem’änder schwarz gesäumt sind und deren Grundfarbe sich zu einem Kot- oder Dunkelbraun verdüstert hat. Der Bauch der jungen Exemplare ist hell-gelblichweiss. Die Umfärbung geschieht bei Zamenis gemonensis var. carhonarius nun so, dass die Grundfarbe sich immer mehr ver- dunkelt. Sie wird mit der Zeit ebenso dunkel, wie die der Flecken und schliesslich völlig schwarz. Auch auf die Bauchseite greift diese Verdunkelung über und die Bänder der Bauch- schilder färben sich allmählich bleigrau bis schwarzgrau. Diese Umfärbung kann nun früher oder später stattfinden. Doch hierauf werde ich nochmals zurückkommen. Über die schwarze Aeskulapnatter schi’eibt Dr. Franz Werner folgendes: „Var. subgrisea mihi. Oben schwarzgrau bis tiefschwarz, unten dunkelgrau, Avobei die Bauchkante oft ganz hell bleibt.“ Brieflich teilte mir Dr. Werner noch mit, dass bei den von ihm gesehenen melanotischen Aesknlapnattern das vordere Körperdrittel nie absolut schwarz, sondern stets etwas heller ge- färbt war. Eine eingehende Beschreibung eines melanotischen Stückes von Coluher longissimus fand ich bis jetzt nur bei Dürigen und bei Strauch. *) Da Dürigen’s Buch wohl den meisten Interessenten leicht zugänglich ist, beschränke ich mich auf die Wiedergabe der Strauch’schen Beschreibung. Auf Seite 63 seiner „Schlangen des russischen Beiches“ sagt er: „Das achte Stück unserer Sammlung (No. 2922) endlich, das ansgewachsen ist, zeigt eine sehr dunkle Färbung und namentlich ist die Unterseite tiefschwarz, ausgenommen am Kopfe und an den Seiten der vordersten Bauchschilder, wo ein hellgelber Ton herrscht. Die Oberseite des Kumpfes und Schwanzes ist tief-schwarzbraun und zeigt an den Flanken zwei Längsreihen gelblichgrauer uni-egelmässiger Nebelflecken, die nach hinten zu immer undeutlicher werden und sich auf dem hintersten Kumpfabschnitt, sowie auf dem Lorenz Müller; Falsche Benennungen in der Liebhaber-Litteratur. 137 Schwänze nur noch als kleine Haufen einzelner gelblicher Punkte darstellen. Im vordersten Teile des Rumpfes, wo diese Flecken am grössten und deutlichsten sind, finden sie sich auch auf der Rückenmitte und sind daselbst zu einer schmalen, leicht gewellten Längshinde ange- ordnet, so dass der dem Kopf zunächst gelegene Teil des Rumpfes eigentlich auf gelhlichgrauem Grunde schwarzbraune Makeln zeigt, die in 4 Längsreihen angeordnet scheinen und von denen die beiden mittleren Reihen durch Verschmelzung der sie znsammensetzenden Makeln zu perlschnur- artig gebildeten Längsbinden umgestaltet sind. Im weitei'en Verlauf sind die Nebeldecken der jederseitigen oberen Reihe von rundlicher Gestalt wohl sagen, dass eine Aeskulapnatter von 1,30 bis 1,40 m schon ein recht stattliches Tier ist und dass, obwohl die bekannten Maximalstücke von Cotuher longissimus diejenigen von Zamenis var. carho'narlus übertreffen, die Durchschnitts- grösse der Aeskulapnatter hinter der der schwarzen Pfeilnatter zurückbleibt. Dies sind die Haupt- unterschiede zwischen den beiden Schlangen. Das Verbreitungsgebiet der Aeskulapnatter umfasst nach Strauch'*) die Länder zwischen dem Atlantischen Ozean und dem Kaspischen Meere, wird im Süden grösstenteils von dem Meere begrenzt und erstreckt sich nordwärts bis zu einer Linie, die in Westeuropa etwa mit dem 49. Grad nördl. Breite zusammenfällt, in Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. und dabei so angeordnet, dass die Rückenmitte von einer breiten, schwarzbrannen, gleichfalls perlschnnrartig gebildeten Längsbinde einge- nommen erscheint. Die Oberseite des Kopfes endlich, mit Ausnahme der Supralabialia, die ebenso wie die seitliche Cervicalmakel gelblich sind, zeigt eine tief-schwarzbraune Farbe.“ Die Länge der Aeskulapnatter wird ver- schieden angegeben. Werner sagt, -) dass sie in Niederösterreich ausnahmsweise eine Länge von nahezu zwei Metern erreiche, dass aber im allgemeinen 1,40 m als Maximallänge betrachtet werden dürfe. Schreiber '*) giebt als Maximal- länge 1,90 m, als mittlere Grösse 1,26 m an. Das grösste von Camerano **) gemessene Stück hat 1,57 m Totallänge. Im allgemeinen kann man Zamenis gemonensis var. atrovirens Shaiv. Besitzer: J. Reichelt, Berlin N. Mitteleuropa zwischen dem 50. und 51. Grad nördl. Breite verläuft und in Osteuropa endlich in südöstlicher, leider nicht genauer zu bestimmen- der Richtung znm Kaspischen Meere zieht. Innerhalb dieses Verbreitungsgebietes fehlt die Aeskulapnatter indes auf weite Strecken voll- kommen. So z. B. im südlicheren Griechenland, insbesondere im eigentlichen Peloponnes. Der südlichste, inii' ans der Litteratur bekannte Fundort ist Vrachori ®) in Aetolien. Ebenso ist sie nur im änssersten Süden der iberischen Halb- insel mit Sicherheit nachgewiesen ; Schreiber erhielt Stücke aus Andalusien. Es würde zu weit führen, wollte ich mich mit der Verbreitungs- frage hier noch eingehender befassen. Daher nur noch einige Worte über das Vorkommen 138 Carl Aug. Reitmayer: Erde für imsere Aquarienpflanzen. der Aeskiilapnatter in Deiitscliland. Ob sie an allen für Deutschland angegebenen Fundorten wirklich ständig vorkommt, ist schwer zn ent- scheiden. Zur Aufstellung eines F undortes genügt nämlich meines Erachtens die Auffindung eines isolierten Exemplares durchaus nicht und in- wieweit die Aesknlapnatter an den angegebenen deutschen Fundorten (Schlangenbad, Ems, Mosel- thal, Blankenheim in Thüringen, Mägdesprung im Harz, Umgegend von Passan etc.) ständig beobachtet wurde, entzieht sich mit alleiniger Ausnahme Schlangenbads meiner Kenntnis. (Schluss folgt.) Erde für unsere Aquarienpflanzen. Von Carl Aug. Reitiuayer, Wien. ^^?o oft auch schon dieser Gegenstand in Büchern und Fachblättern behandelt erscheint, wurde doch in vielen Fällen auf ein meiner Ansicht nach wichtiges Moment, wie und wo sich nämlich der Liebhaber rasch und leicht und ohne viel Vorbereitungen gute Erde ver- schaffen kann, nicht gebührend Eücksicht ge- nommen. Um mm dem Aquarienfrenude, be- sonders wenn er noch Neuling auf diesem Gebiete ist, mit wenigen praktischen Winken an die Hand zn gehen, was ja unsere- Sache allezeit sein soll, wurden die nachfolgenden Zeilen, die durchaus nicht als Propaganda für eine keines- wegs neue Idee anfgefasst sein wollen, geschrieben. Ein humushaltiger, warmer und nicht allzn- fester Boden ist bekanntlich auch für alle Wasser- pflanzen, sollen sie gedeihen, zur Blüte gelangen und sich weiter vermehren, eine notwendige Bedingung. Ans dem Boden ziehen auch diese Pflanzen einen grossen Teil ihrer Nahrung und wir müssen daher bestrebt sein, ihnen eine zu- trägliche, verhältnismässig gute Erde — ich sage ausdrücklich verhältnismässig gute, denn fette, gedüngte Erde kommt in diesem Falle ja garnicht in Betracht — zu geben. Unsere bekanntesten Aquarienpflanzen, wie Vallisneria, Sagittaria natans und chinensis, Heteranthera, Cabomba, die My-nojyhyllum- Arten etc. sind durch die Bank ausserordentlich- an- spruchslos, so zwar, dass sie bei halbwegs gutem Standplatze und in einem Grunde, der oft nichts weiter als Wellsand zu sein braucht, nicht blos zufriedenstellend, sondern oft so wuchernd ge- deihen, dass ihr übermässiges Wachstum vielfach lästig wird. Nun wird als Bodengrund für die genannten Pflanzen in der Eegel eine Mischung aus Fluss- oder Wellsand, lehmiger Easenerde und Moor- oder Lauberde zu gleichen Teilen empfohlen. Von vielen Fachleuten wird mit Vorliebe an Stelle der Moorerde auch Torf anzuwenden geraten. Gleich hier nun möchte ich mir die Bemerkung erlauben, dass ich mich — ausgenommen, es handle sich um Spezial- kulturen — mit der Beimengung von Torf nicht ganz einverstanden erklären kann. Torf ver- langt doch eine eigenartige Behandlung, ich möchte sagen, eine föimliche Zubereitung, ehe er für das Aquarium tauglich ist; es ist weiter sehr schwer, abgelagerten, d. h. alten gut ver- rotteten Torf zu bekommen, und welche unan- genehmen Wirkungen der allgemein im Handel erhältliche Torfmull bei fahrlässiger Behand- lung im Aquarium anzurichten imstande ist; — Auf treib nng des ganzen Bodengrundes, Wasser- färbung u. s. w. — , davon weiss gewiss mancher alte Aqnariker ein Lied zu singen. Was hin- gegen die obige Zusammenstellung anbelangt, ist dagegen kaum etwas einzuwenden, wenn es dem minder erfahrenen Interessenten möglich wird, sie so zu erhalten, oder auf leichte Art sich selbst sie herstellen zn können. Nehmen wir einmal den Anfänger. Wie soll er sich die Erde beschaffen? Er ist vielleicht Mitglied irgend eines Vereins für Aquarien- und Terrarien- kunde, aber zn weit entfernt, um sich von demselben mit dem Gewünschten zu versehen. Er ist noch ängstlich. Es wird ihm Vorsicht geraten. Man trachte, heisst es, die Erde von guter verlässlicher Quelle zu beziehen. Wer seine Tiere und Pflanzen liebt, wem daran ge- legen ist, sie gesund zn erhalten, der vermeide die zum Bodengrund nötige Erde bei den so- genannten „Kräutlern“ oder gar bei dem nächst- besten „Greisler“ zu kaufen. Er kann überzeugt sein, daselbst selten gute und häufig genug nicht die gewünschte Erde zu erhalten. Fragwürdig ist immerhin die Provenienz dieser „Erden“. Hier wird also der Käufer meist schlechte Er- fahrungen machen. Was thnn, wenn Handels- gärtnereien nicht in der Nähe sind, oder grössere Blumenhandlnngen Erden, was ja vorkommt, nicht auf dem Lager haben? Sich selbst die Erde suchen? Es ist wohl ziemlich klar, was unter den einzelnen wichtigen Erdsorten zu verstehen ist. Wie schon das Wort besagt, wird die Laubei’de in Laubholzwäldern gewonnen und eignet sich diejenige, welche an trockenen Stellen, wo alles Laubwerk schon gehörig ver- I Carl Aug. Reitmayer; Erde für imsere Aqiiarienpflanzen. 139 modert ist, sich zeigt, am besten. Rasenerde, lehmig oder sandig, je nachdem, findet sich allenthalben auf Wiesen, Rainen, Halden nnd Hängen, vorznziehen ist brachgelegene, gut aus- getrocknete. Und Moorerde ans Nadelwäldern, unter Heidelbeersträuchern nnd Erika, besonders schön verwittert, die jedermann bekannte, leichte, braune, nass geworden tief schwarz aiissehende, doch das ist ja noch die einzige Sorte, die ziemlich unverfälscht in den Handel gebracht wird, nnd bei den meisten Gärtnern zu haben ist. Es wäi'e also nicht so schlimm, die zur Mischling nötigen Bestandteile sich selbst zu suchen. Dennoch ist dieses sehr vielen Lieb- habern zu umständlich nnd wird der Wunsch nach Yereinfachang allenthalben rege. Und mit Berechtigung. Also warum in die MYite schweifen, weim das Einfache, Praktische schon fast vor der Thüre liegt. Ich habe eingangs erwähnt, dass unsere gebräuchlichsten AYasser- pfianzen keine grossen Ansprüche auf den Boden- grund machen. Mit Rücksicht darauf will ich zu erkennen geben, dass es im allgemeinen durch- aus nicht nötig ist, bei der Zusammenstellung des Bodengrundes so ziemlich rigoros vorzugehen, sondern dass wir nur darauf zu sehen haben, keine schlechte Erde in den Behälter zu bringen. Es genügt vollständig nnd ist vielfach bedeutend besser als alles andere, wenn wir für unsere Pflanzen die sogenannte Maulwurfserde verwenden. Die ist sicher- lich jederzeit und allerorts anzntreffen. Ein Schritt ins Freie, nnd die ganze Erdmischnng liegt da znm Mitnehmen. AA^er kennt sie nicht, diese Erde, die der kleine AAhister mit dem schwarzsammeten Felle allenthalben vom Früh- jahr bis zum Spätherbste zu kleinen Hügeln anfhäuft? Sie ist, da sie von unten her nach oben befördert wird, immer gesund und frisch nnd meisten- teils vonallen AAAirzeln, Blättern und Sternchen gesäubert, dass sie wie gesiebt aussieht. Diese Erde erfüllt unsere Zwecke vollkommen und kann durch Zusatz von Moorerde je nach Bedarf präpariert werden. AA^as gleichfalls nicht unterschätzt werden darf, ist, dass sie fast immer rein von Schädlingen und Parasiten ist, was nicht von jeder anderen Erdmischung behauptet werden kann. Wir wissen, dass alle Pflanzen zur Erhaltung ihres Lebens Phosphorsänre, Kali und Stickstoff einesteils, anderenteils aber auch, und das in reichlichem Masse, Licht, Luft und AA^ärme be- dürfen. Dass dieses auch für die Aquailen- pflanzen ganz besonders gilt, ist selbstredend; denn gerade diese Pflanzen werden ohne ge- nügend Licht nnd Luft niemals gedeihen. AA^as nützt ihnen die beste Erde, wenn sie im Dunkel stehen? AVie prächtig aber gedeihen sie selbst im magersten Boden, beschienen und erwärmt vom lieben Sonnenstrahl! Haben sie diesen zu gewärtigen, dann werden sie in gewöhnlicher Manlwui'fserde gai' freudig grünen nnd blühen. Ich habe in meiner langjälnigen Praxis die Erfahrung gemacht, dass die genannte Erde auch bei Topfkultur mit gleich gutem Erfolge angewendet werden kann. Da Pflanzen, in Töpfen kultiviert, doch etwas eingeschränkt im AAAchstum sind, den Inhalt des Topfes rascher verzehren, kann man nötigenfalls einmal im Jahre frische Erde geben. AYarum hätte ich nach alledem nicht auch einmal dieser Erde das Wort reden sollen? Leicht und einfach ist die Beschaffung, leicht nnd einfach die Anwendung derselben. Man denke dabei nur vergleichshalber an die Mani- pulation mit Torf, Lehm oder dem in der Regel für die Tiere im Aquarium nachteiligen Teich- schlamm. Auf simple AYeise mit bescheidenen Mitteln doch schöne Erfolge zu erzielen, das scheint mir das Geheimnis unserer Liebhaberei zu sein, darin die eigentliche Kunst zu liegen, ihr Freunde und Anhänger zu verschaffen, sie in des AA^ortes schönster Bedeutung zu popularisieren. Oiigiiialaiifnahme nacli dem Leben für die „Blätter“. Stark mit Ektoparasiteu behafteter Schleierschwanz. 140 Kleine Mitteilungen. JCIcine J^itfeilun^en* Der Ichthyophthirius. (Mit zwei Originalabbild- ungen.) — Der umstehend nach dem Leben photo- grapiiiscli aufgeuommene Sclileierschwanz zeigt im höchsten Grade eine Erkrankung durch Ektoparasiten und besonders zahlreiche Ichthyophthirius-Pustelu, jene kleinen, weissen Pünktchen, die den ganzen Fisch be- decken. Solche von Ichthyophthirius befallenen Fische sind in der Regel mit einem dicken Schleim überzogen, sagt Dr. W. Weltner, der sich bis in den Mimd hinein erstreckt und auch die Kiemen mehr oder weniger be- deckt. Die Oberhaut der erkrankten Fische löst sich beim Fortschreiten der Krankheit in kleinere oder grössere Fetzen ab. dieses nimmt immer mehr zu, dabei magert der Fisch zu- sehends ab : bei Schleierschwänzen und Teleskopschleierschwänzen werden von den Parasiten die Flossen aufgefasert und die einzelnen Flossenstrahlen bloss- gelegt, wie es die Abbildung zeigt. — ichthyopiuhinus Der einzelne Ichthyophthirius besitzt vergrössert. eine Grösse bis zu etwa 0,8 mm, und wie die neben- stehende Abbildung zeigt, einen runden oder ovalen Körper. Dieser ist an der ganzen Körperoberfläche mit feinen Wimperhärchen bedeckt, durch deren Bewegung der Parasit im Wasser frei schwimmen kann. Durch längere Wimpern gekennzeichnet ist die Mundöffnung. In der Regel erfolgt die Vermehrung des Ichthyophthirius durch Teilung. Nach den Untersuchungen von Stiles vermag sich ein erwachsenes Individuum im Zeiträume von 24 Stunden bis zu 1000 neuen Tieren vermehren. — Besonders empfindlich gegen Ichthyophthirius sind die Goldfischabarten und der nordamerikanische Schwarz- barsch. Diese Fische sollten vom Liebhaber in älteren Exemplaren nie mit lebendem Fischfutter gefüttert werden und zu ihnen sollten auch nie neu erworbene Exemplare gebracht werden, bevor letztere nicht erst wenigstens vier Wochen in besonderen Behältern beob- achtet wurden. Merkwürdig ist aber, dass Brutfische, auch solche der oben genannten Arten, bis zu einem gewissen Alter recht widerstandsfähig gegen diesen Parasiten sind, oder wohl richtiger, von Ichthyophthirius nicht befallen werden. — Gegen ätzende Mittel, mit denen an Parasiten erkrankte Fische behandelt werden, zeigen sich erstere stets widerstandsfähiger als die Fische, ja sie leben am Fisch noch ruhig weiter, wenn letzterer schon tot ist. Aber schon seit Jahren wurde von Liebhabern die Beobachtung gemacht, dass er- krankte Fische in im Freien stehenden Becken, die jeder Witterung ausgesetzt sind, sich verhältnismässig schnell von Parasiten befreien und gesunden. Man \vird nicht fehl gehen, diese Wirkungen den Algen zu- zuschreiben, die das Wasser grün färben, viel Sauer- stoff bereiten und dadurch die Parasiten vernichten. Andererseits heilt Mühler in Leipzig („Blättei'“, Jahr- gang X, Seite 146) an Ichthyophthirius erkrankte Fische dadurch, dass er den Behälter mit den Fischen dunkel stellte, M’odurch das Wasser ganz trübe und schlecht wurde. Die Fische verbrachten vier Wochen in diesem Wasser und hatten nach dieser Zeit alle Parasiten ver- loren. B. Ein Algenkratzer. (Mit einer Originalzeichnung.) Wenn die dem Fenster zugewendete Scheibe eines Aquariums mit einer üppigen Algenschicht überkleidet ist, ist das gewiss eine grosse Zierde für das Becken. An der vorderen Wand jedoch werden die niederen Pflänzchen stets ungern gesehene Gäste bleiben; nur zu rasch rauben sie dem Beschauer den freien Blick in die Anlage. Es ist daher erklärlich, wenn man mannigfache Vorrichtungen ersonnen hat, die ihren Zweck, den manchmal recht festsitzenden Überzug leicht zu entfernen, mehr oder weniger wohl alle erfüllen. Einen Übelstand aber haben die meisten Algenputzer, wie die Drahtbürsten, die mit Gummischlauch über- zogenen Stäbe u. A., im Gefolge: Sie entfernen zwar die Algen von den Glaswänden, lassen sie aber fein- zerteilt im Wasser umherwirbeln, welches dann tage- lang, bis sich die leichten Pflänzchen am Boden abge- lagert haben und mit dem Heber entfernt worden sind, als trübe, fast undurchsichtige Flüssigkeit erscheint. Die einfache Vorrichtimg, welche ich zur Entfernung der Algen benutze, besitzt diesen Nachteil nicht. An einem Holzstabe brachte ich ein Stück Zinkblech unten- stehender Form an, indem ich die Flügel c und d um das Stabende bog, wo ich sie mit kleinen Nägeln be- festigte. Zu beachten ist hier nur, dass die Schneide A B recht gerade geschnitten und durch Abschleifen etwas geschärft wird. Führt man den Stab unter massigem Druck von oben nach unten die Scheiben entlang, so lösen sich, wenn der Überzug auch noch so dünn war, die Algen in bandförmige Streifen gepresst ab, die am Boden liegen bleiben und sofort mit dem Schlammheber entfernt werden können. Bin anderer Vorteil des Algenkratzers besteht darin, dass er vermöge seiner schmalen Widerstandsfläche einmal wüder den Pflanzenwuchs stört, noch die am Boden liegenden Schematische Darstellung des „Algenkratzers“. Exkremente und dergl. aufwühlt, andererseits aber ge- stattet, den dicht über dem Bodengrunde befindUchen Algenstreifen leicht zu entfernen, dem man mit anderen Putzern kaum beikommen kann. Kratze im Glase hinter- lässt die glatte Schneide nicht. H. R. Berichtigung. hl Heft 10: „Eine herpetologische Sammelreise nach Dalmatien“ haben sich einige Irrtümer einge- schlichen, die zu berichtigen sind. Seite 110, Spalte 2, 10. und 11. Zeile muss es heissen: „Lacerta muralis, subspecies fusca, nämlich maculimitris“ ; Seite 112, Spalte 2, 1. und 2. Zeile muss es heissen: „Tropidonotus tesselatus var. flavescens, Werner‘\ ferner Seite 113, Spalte 1, Zeile 3 und 4 muss'es heissen: „nämlich der etwas kleinere Hyla arborea“. Hyla meridionalis kommt in Dalmatien nicht vor. Für die Kedaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfe r in Burg b. M. Jahrgang XTTT. Heft 13. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Tiergesellschaften. Sm Altertume war es schon bekannt, dass _ durchaus nicht näher mit einander ver- wandte Tiere sich eng aneinander schliessen und eine Tiergesellschaft bilden, um sich so leichter gegenseitig durch das Lehen zu bringen. Eine solche Tiergesellschaft lässt sich in treffender Weise mit zwei Associes vergleichen, die ein solides Geschäft gegründet haben. Einer verfügt über vortreffliche Geschäftskenntnis und der zweite Teilhaber liefert das zum Betriebe nötige Kapital. Die Verbindung ist für beide Teile vorteilhaft, es ist eine solide Firma, die der rastlose Kampf um das Dasein, um das Be- stehen und Entwickeln der Art geschaffen hat. Schon seit langer Zeit ist der „Freund- schaftsbund“ des Krokodils mit einem Vogel, der geradezu Krokodilwächter ( Cursorius ciegijp- ticus) genannt wird, bekannt. Herodot erzählt, dass dieser Vogel sogar als Lohn für seine Wachsamkeit und Fürsorge in den Krokodils- rachen hineingehen darf, um das an den Zähnen haften gebliebene Fleisch herauszupicken. That- sache ist es, dass der Wächter den auf den Sandbänken sich sonnenden Echsen die Egel und Fliegenlarven vom Maule absucht und das Krokodil durch seinen Warnungsruf rechtzeitig zum Fliehen vor einem Feinde veranlasst, weil der Vogel äusserst scheu und vorsichtig ist und jede ungewohnte Erscheinung mit lautem Geschrei begrüsst. Aber diese Dienste lohnt das Krokodil manchmal schlecht, indem es den Wächter, wenn er es an der nötigen Vorsicht im Um- gänge mit der Echse fehlen lässt, ergreift und verschlingt. Mit grossen Herren ist leider . schlecht Kii’schenessen. Zahlreicher treten Tiergesellschaften bei niederen Tieren, besonders bei Krebsen, auf, wo das Verhältnis zwischen Einsiedler- oder Bernhardskrebs (Eupagurus) und Seerose am bekanntesten ist. Hier kann man von wirklicher Tierfreundgenossenschaft sprechen, weil beide Teile hervorragenden Nutzen aus der Vergesell- schaftung ziehen. Der zarthäutige Hinterleib des Ki’ebses, der von dem Tiere in eine leere Schneckenschale gesteckt wird, die der Ein- siedler beständig mit sich herumschleppt, ist ein Hindernis für den Nahrungserwerb und aus diesem Grunde vergesellschaftet sich der Krebs mit einer zum Beutefangen vortrefflich ein- gerichteten Seerose, besonders der Sagartia 2)arasifica, die er auf das Schneckengehäuse setzt. Diese liess sich in den Dienst des Krebses verhältnismässig leicht ziehen, denn fast alle Aktinien lieben das bewegte Wasser der Strand- region und der Brandungszone und sind wie der Krebs Fleischfresser. Die Seeanemone mit ihren Nesselfäden ist erstens eine sehr wirksame Schutzwehr gegen räuberische Geschöpfe, da selbst grössere Tierchen durch die Nesselorgane gelähmt und getötet werden, und hierbei fällt zweitens für den Krebs immer etwas ab. Die Seerose dagegen hat durch die Vergesellschaftung mit dem Krebse den Vorteil, von diesem in möglichst viele Nährgebiete geführt zu werden. Eine ganz eigenartige Tiergesellschaft be- steht zwischen demGiesskannenschwamm (EupJec- tella aspergillum) und einer asselartigen Krebs- art (Alga spongopliila). Dieser Schwamm ist 30 — 40 cm hoch und besitzt einen 3 — 4 cm dicken Hohlcylinder, der aus Flechtwerk besteht, das von den feinsten Nadeln gebildet wü’d und ein zierliches Gitterwerk darstellt. In diesem zierlichen KrystaUpalast ist der Krebs gefangen. Er ist schon im jugendlichen Alter in das Innere des Schwammes gekommen und vermag nun nicht mehr aus demselben zu entweichen. 142 Paul Schäme: Einiges über einen neueren Kärpfling. In dem Gefängnisse erhält er vollauf Nahrung, muss aber für diese Beköstigung die Dienste eines Hausknechts versehen, indem er die herab- fallenden Schlammteilchen durch die Poren hinausschaffen muss, um so die Nahrungskanäle stets offen zu halten. Alle solche Verbindungen zwischen mindestens zwei Tieren aus verschiedenen Klassen verfolgen lediglich den Zweck, den Erwerb der Nahrung zu erleichtern, irgend welche Eücksichten auf die Fortpflanzung, wie z. B. bei den Süsswasser- muscheln und dem Bitteiliug, kommen hierbei nicht in Frage. Die Vergesellschaftung führt jedoch auch nie so weit, dass sie zum Parasitis- mus übergeht, denn wird die Verbindung oder Symbiose aufgelöst, so kann jedes der Tierß selbständig für sich weiter leben, aber den sich trennenden Tieren wird der Nahrungserwerb dadurch erschwert. Ganz von der Hand zu weisen ist es jedoch nicht, dass die Symbiose als der erste Schritt zum Parasitismus angesehen werden kann; denn sobald eines der beiden zu einer Gesellschaft verbundenen Tiere dem anderen keinen Gegendienst mehr erweist, sondern auf Kosten des anderen von dem schwelgt, was der eine sich mühsam erworben hat, seinen Gesellschafter also ausbeutet, so ist dieses Parasitismus. Der Parasit geht aber in der Regel unter, sobald er von seinem Wirte ge- trennt wird, da er es im Laufe der Zeiten ver- lernt hat, selbst für seine Nahrung zu sorgen, während der Wirt ohne den Parasiten besser gedeiht, da er nur für sich selber zu sorgen hat. Einiges über einen neueren Kärpfling. Von Paul Schäme, Fisclizüchterei, Dresden. (Mit einer Originalphotograplne). «eizende Nippsachen sind es, von denen , ich kurz sprechen will, doch nicht jene Staubfänge, die als Figürchen aus Steingut, Bildchen etc. auf Schränken und Konsole stehend, die „gute Stube“ zieren sollen, nein, lebende Wesen, kleine Fischchen aus der grossen Familie der lebend gebärenden Kärpflinge sollen mich heute beschäftigen. Wer von den geehrten Lesern kennte nicht schon den im schlichten Kleide, aber desto dauerhafteren Girarclinus caudimaculafus ? Wohl dürfte auch schon der zierliche Girardinus decemmaculatus und der Riese unter den bis jetzt eingeführten Kärpflingen, Poecilia mexicana im Aquarium bekannt sein. Weitere Arten sollen dies Jahr folgen. Am 5. Juli vorigen Jahres war es, als ich von Herrn Stüve-Hamburg aus einer Sendung der wohlbekannten Firma Eggeling-New-York stammend, — welchen beiden Firmen ich so vieles Neue und Schöne in Fischen und Wasserpflanzen zu verdanken habe — 6 Jungflschchen als Nach- zucht eines Kärpflings, des sogenannten Girar- dinus uninotatus erhielt. Kurz darauf ging auch das Muttertier mit noch 14 Kleinen an meine Züchterei über. Hier wurden mir am 1. August 49, am 29. August 105 und am 27. September 47 Junge geboren. Nachdem auch am 13. August ein Weibchen der ersten Nachzucht 4 Stück gebar, blieb es bis heute auf dem alten Bestände. Eine eingehende Beschreibung des Girard. uninot. kann mir wohl erspart bleiben, da bereits in Heft 13 des XII. Jahrganges vorliegender Schrift darüber geschrieben wurde, doch möchte ich nochmals erwähnt wissen, dass der grosse dunkelviolette Punkt rechts und links der After- flosse zur Zeit der Trächtigkeit dem an und für sich zarten Fischchen eine besondere Zierde giebt, welche dimch die langgezogene, spitz ver- laufende scliwarzsilbergrün eingefasste Bauch- sowie hohe Rückenflosse eine Vervollständigung Anden. Schwarze Pünktchen auf sämtlichen Flossen geben dem Ganzen ein eigenartiges Gepräge. Die Männchen sind niedliche Ge- schöpfe, denen im allgemeinen nichts von der Zeichnung des weiblichen Tieres abgeht. Wohl aber flndet man im Kopulationsstachel einen wesentlichen Unterschied gegenüber Girard. caud. und decemmac., was mich bis heute noch in UngeAvissheit lässt, ob ich es am Ende doch mit einer Gambusia und nicht mit einem Girar- dinus zu thun habe. Derselbe ist nicht wie bei den bekannten Girard. am Ende mit einem Haken versehen, sondern verläuft glatt, gerade wie bei Gambusia holbrooldi. An der genügenden Länge lässt er auch zu wünschen übrig — , der feurige Freier ist gezwungen, dem fliehenden Weibchen folgend, gleich ob von rechts oder links, seitlich beizukommen. Ein entzückendes Bild, diese Werbnng, wenn 5 — 6 der „scheckigen Brüder“ die Madonna im wilden Jagen zu er- langen suchen. Pardon! Ich spreche von „scheckigen Brüdern“. Freilich, denn es sind keine echten Girardinus uninotatus, sonst aber in Foi'in und Wesen ganz dasselbe, um- gescheckt, wie mit schwarzer Tinte bespiltzt, auch einige schwarzweisse sind darunter, keiner aber dem Lorenz Müller: Falsche Benennungen in der Liebhaber-Litteratur. 143 anderen gleicli. Und woher kommen anf einmal die Fremdlinge? Ein Gamhusia hoIhrooJdi- Männclien, welches in Hamburg ein und den- selben Aufenthaltsort mit dem obenerwähnten uninotatus-V^'" eih teilte, hat’s ihr angethau. Nachdem dasselbe zwei Bruten, als ans der Heimat mitgebracht, geworfen, konnte es hier trotz Getrenntleben mit dem Gatten denselben in 3 Nachkommenschaften Vater neunen. Man be- denke, die kurze Zeit des Zusammenlebens 3 mal gesegnet. Bei allen 3 Bruten waren jeneScliecken dabei, welche heute nicht nur durch ihr ur- komisches Aussehen, sondern auch durch ihr munteres AVesen jeden Natnrfrennd an sich fesseln. Das Wunderbarste bei der ganzen Ge- schichte ist aber, dass fast sämtliche scheckigen Tiere, also nach dem Vater geraten, auch Männ- chen sind. Nur wenige Zweifelhafte findet man darunter, welche evtl, als Weibchen bezeichnet werden könnten. Umgekehrt ist es auch der Fall. Diejenigen, welche die Farbe der Mutter tragen und jetzt durch ihre Beleibtheit zeigen, dass es ihnen an der nötigen Liebe nicht fehlte, sind bei 85 Stück nur 6 mntterfarbige Männchen dabei. Mit dieser Einführung wird dem Liebhaber wieder ein anspruchsloser und interessanter Fisch übergeben. Gar Manchem werden diese Bastarde unterhaltende Stunden bieten und mit Ungeduld wird ein Jeder den Ausfall der Nach- kommenschaft erwarten. melden, ist auch ihre Wanderung im Donau thal stromaufwärts sehr wahrscheinlich. Bei Linz z. B. kommt sie noch relativ häufig vor. Auch scheint mir ihr Vorkommen im Moselthal recht wahr- scheinlich zu sein. Den übrigen Fundorten stehe ich schon skeptischer gegenüber. Dass das Tier an den angegebenen Orten einmal gefunden wurde, bezweifie ich nicht, ob es aber ständig dort vorkommt, erscheint mir fraglich. Was nun das Verbreitungsgebiet von Za- menis gemonensis var. carhonarius anbelangt, so dürfte hier noch manches unklar sein. Vor allem scheint mir der Name carhonarius zu sehr ein Kollektivbegriff. Von den fünf Varietäten der Pfeilnatter haben nämlich mindestens drei melanotische Formen, und es scheint mir, dass vielfach jede melanotische Pfeilnatter einfach als Z. V. carhonarius anfgeführt wurde, ohne dass man sich Eechenschaft darüber gab, welcher dei’ Varietäten der betreffenden Nigrino angehörte. So kommt es vor, dass Z. v. carho- narius scheinbar das grösste Verbreitungsgebiet hat. Einzelne Forscher lassen sie überhaupt nicht als Varietät gelten, sondern sagen, dass sie nur als Nigrino irgend einer der Zamenis gemonensis-Y&iietÄten aufzufassen sei. Als Grund hierfür kann angeführt werden, dass von keinem Gebiet die Varietät carhonarius ausschliesslich bekannt ist, dass vielmehr auch von den Ge- bieten, von welchen sie als die weitaus vor- Qirardinus uninotatus G und ? . In der Mitte Bastard zwschen G. uninotatus ? und Garn- busia holbrooki cj. Nat. Grösse. Besitzer: P. Schäme, Dresden-Striesen. Falsche Benennungen in der Liebhaber-Litteratur. Von Lorenz Müller-Mainz (Isis-München). (Mit mehreren Originalabhildungen.) (Schluss.) ■er Fundort der Aes- kulapnatter bei Schlangenbad ist sicher. In der Litteratur ist er schon lange bekannt, irr Museen befinden sich ge- nügende Belegstücke rorr dort und auch ich habe in meiner Gymnasialzeit schorr Exemplare dort erbeutet. Sehr wahrscheinlich er- scheint mir ihr Vorkommen bei Passau. Ganz abgesehen davon, dass vertrauens- würdige Beobachter sie wiederholt von dort Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. 144 Lorenz Müller: Falsche Benennungen in der Liehhaber-Litteratur. wiegende Form angeführt wird, die Stammform ebenfalls gemeldet wird. Hier scheint mir indes noch manches einer genauen Nachprüfung zu bedürfen. Es liegt mir fern, im Folgenden bestimmte Behauptungen aufzustellen. Ich will hier nur einige Thatsachen aufführen, welche mir beim Studium der Verbreitungsfrage der europäischen Zamenis- Varietäten auffielen, sowie die persön- lichen Schlüsse wiedergeben, welche ich hieraus zog. Ich wül hier die Verbreitungsfrage der übrigen Zamenis -Varietäten nur insoweit be- sprechen, als sie mit der Frage: „Griebt es eine melanotische Form von Z. gemonensis, welche die Bezeichnung Varietät verdient?“ zusammen- hängt. Um von vornherein meinen Standpunkt zu fixieren, will ich vorausschicken, dass ich hier eine melanotische Pfeilnatter mit Varietätbe- rechtigung und ferner zufällige melanotische Foimen anderer Pfeilnatt er-Varietäten annehme. Diese Formen stehen etwa im Varietätswert so zu der von mir als wirkliche Varietät an- genommenen schwarzen Pfeilnatterform, wie etwa ein Nigrino von Lacerta viridis oder vivi- para zu den ständigen Nigrinoformen der Lacerta serpa (L. v. faraglionensis und melissellensis). Die von mir als eigene Varietät angenommene Nigrinoform ist die fälschlich als schwarze Aeskulapnatter bezeichnete schwarze Pfeünatter. Als das Wohngebiet dieser Varietät betrachte ich die südlichen Ketten der Alpen, sowie deren Ausläufer. Die schwarzen Pfeilnattern aus Süd- Tirol, wo sie stellenweise, wie z. B. bei Bozen, sehr häufig sind, die der Süd-Schweiz, diejenigen Istriens und der istrianischen Inseln, des Küsten- landes (Görz), sowie West-Kroatiens dürften alle dieser Varietät angehören. Nach Nord- Dalmatien dürfte sie sich noch ab und zu vor- schieben, ebenso nach Ober-Italien, wie dies ja an Verbreitungsgrenzen öfters vorkommt. Andererseits mag an dem Südrande der Alpen in Italien die Varietät atrovirens, an der istrisch- dalmatinischen Grenze die Stammform in das Verbreitungsgebiet unserer Varietät, für die ich den Namen carbonarius beibehalten wiU, über- greifen. Alle schwarzen Pfeilnattern ausserhalb dieses Verbreitungsgebietes halte ich vorerst für melanotische Formen anderer Zamenis gemo- W67?sis- Varietäten. Ferner glaube ich, dass, ab- gesehen von den Grenzdistrikten keine anderen ^ewowensis- Varietäten im Gebiete der eigent- lichen Varietät carbonarius Vorkommen. Der eigentliche carbonarius ist eine schlanke Gemonensisform. Er ist im Habitus grundver- schieden von der Stammform, von welcher typische Stücke häufig aus der Gegend von Zara zu uns gelangen und welche im Gegensatz zu ihm weit plumper und gedrungener erscheint. Diesen Unterschied wird Jeder gewahr, welcher gleich- grosse Exemplare dieser beiden Gemonensis- formen mit einander vergleicht. Wer einmal auf diesen Unterschied im Habitus aufmerksam geworden ist, wird auch ein melanotisches Exemplar der Stammform von einem carbonarius unterscheiden können. Schwieriger dürfte die Unterscheidung eines carbonarius von einem melanotischen atrovirens sein, da beide Varietäten im Habitus fast gleich sind. Einen melanotischen atrovirens sah ich leider noch nicht. Eventuell dürfte hier die Bauchfärbung einige Anhalts- punkte zur Unterscheidung bieten. Dass mela- notische Pfeilnattern aus der Atrovirensform ent- stehen, darf mit Sicherheit angenommen werden. Camerano ®) führt zwei Entstehungsarten der schwarzen Pfeilnatter an, nämlich 1. die bereits besprochene durch Verdunkelung der Grund- farbe und 2. eine weitere durch Verbreiterung der schwarzen Zeichnung, die schliesslich ganz die Grundfarbe verdrängt. Auf die letztere Art dürften sich melanotische Pfeilnattern aus der Atrovirensform entwickeln. Stücke, bei welchen die gelbe Grundfarbe nur noch in Gestalt zahlreicher kleiner Punkte zu sehen war, hatte ich schon in Händen. Schreiber betrachtete die vier europäischen Hauptvarietäten Yon Zamenis gemonensis als geographisch schärfer geschiedene Formen und gab in seiner Herpe- tologia europaea ihre Verbreitungsgebiete an. Infolge des Umstandes, dass man später in einem und demselben Gebiete mehrere dieser Varietäten fand, kam man indes von dieser Ansicht ab.’) Ich glaube jedoch, dass in der Hauptsache die Ansicht Schreiber’s die richtige ist. Auf Grenz- gebieten können z. B. sehr leicht zwei, selbst drei Zamenis -Varietäten nebeneinander Vor- kommen. Es ist dies um so weniger verwunder- lich, als unter diesen drei Formen stets eine der Melanismus der beiden anderen sein kann. Dann aber glaube ich auch noch, dass die Meldungen über das Vorkommen der Stammform in dem Gebiete einer ihrer Varietäten mehr als einmal auf Irrtum beruhen. Auf diese Vermutung bringt mich folgende Thatsache: Gelegentlich meines Aufenthaltes in Corsica fand ich des öfteren erschlagene Pfeil- nattern. Meist waren es Stücke der var. atro- virens. Einige Exemplare von über einem Meter Lorenz Müller: Falsche Benennungen in der Liebhaber-Litteratur. Länge fielen mir jedoch dni’ch ihre abweichende Färbung auf. Sie waren bleigrau und auf dem ersten Körperviertel gedeckt, resp. quergebändert, wie die jungen carhonarius. Diese Flecken wiu’den indes schon auf dem zAveiten Körper- viertel undeutlich und gingen in die Streifen- zeichnung über, welche auf der letzten Körper- hälfte sehr deutlich ausgeprägt war. Die Tiere sahen also in gewissem Sinne der Stammform ähnlich, unterschieden sich aber sofort von dieser durch den weitaus schlankeren Habitus, die ge- ringere Fleckung bei stärkerem Vorwiegen der Streifenzeichnung und den gänzlichen Mangel 145 Jahren erhielt ich nämlich ans Sardinien und Corsica, also Atrovirens-Gebieten, ein reiches Material von Pfeilnatteru. Hier zeigte sich denn die interessante Thatsache, dass die Um- färbung der var. atrovirens in den verschiedenen Altersstufen erfolgen kann, manche Stücke sogar wohl immer ihr Jngendkleid beibehalten, denn da sich unter meinem Material corsisch-sardinischer Pfeilnattern auch ganz junge Stücke befanden, konnte ich konstatieren, dass die Färbung der grossen, erschlagen aufgefundenen Tiere absolut mit dem Jugendkleid übereinstimmte. Stücke, welche gerade in der Umfärbung begriffen Originalaufnahme nach dem Lehen für die „Blätter“. der weissen Strichelchen, Avelche einen so wesent- lichen Bestandteil der Färbung der typischen Stücke der Stammform bilden. Bei Ajaccio sah ich denn auch lebende Stücke dieser Färbung einen Abhang hinabsausen. Leider konnte ich ihrer nicht habhaft werden. Etwa einen Monat später fand ich im Albanergebü’ge bei Rom ein ebenfalls erschlagenes Stück der Pfeilnatter, das in der Form und Färbung mit den soeben beschriebenen corsischen Exemplaren überein- stimmte. Ebendaselbst fing ich auch einen typischen atrovirens. Ich war nun der Ansicht, dass ich es hier mit einer fünften europäischen gemonensis-XdJcitiöX zu thun habe, denn mit keiner der vier bekannten deckten sich die ge- fundenen Exemplare. Ich sollte jedoch eines besseren belehrt werden. In den letzten zwei Amphiholurus barbatus Guv. Besitzei' : H. Stüve, Hamburg-Eimsbüttel. waren, erhielt ich in den verschiedensten Grössen, das kleinste mass 63 cm, das grösste über einen Meter. Alle Stücke aber stimmten im Habitus genau mit einander überein, einerlei ob sie nun Jugendfärbung oder Atrovirensfäi'bung zeigten. Alle Stücke unter 80 cm waren sehr schlank und glichen im Habitus sein* einem Zamenis Dahlii. Camerano bespricht bereits im All- gemeinen dieses Beibehalten der Jugendfärbung bei Zamenis gemonensis und nennt es „Neotenie der Färbung“. Alle hellen corsisch-sardinischen Stücke und Avohl auch das tote Exemplar, Avelches ich im Albanergebirge fand, waren atrovirens mit neotenischer Färbung. Es könnten also z. B. in Corsica scheinbar di’ei Gemonensis-Formen Vorkommen. Neotenisch gefärbte atrovirens (scheinbare Stammform), typische atrovirens, und 146 Paul Kämmerer: Australische Echsen in Gefangenschaft. endlich solche Stücke von atrovirens, hei welchen die schwarze Zeichnung die Grnndfarhe völlig verdrängt hat (scheinbare carbonarius). Durch meine Beobachtungen von Z. gemo- nensis var. atrovirens aufmerksam gemacht, schöpfte ich Verdaclit, dass auch bei Z. gemo- nensis var. carbonarius (sensu strictiore) ähn- liches vorkomme, und dass die Exemplare der Stammform, welche man inmitten des Carbonarius- Gebietes gefunden haben will, eben auch nur neotenisch gefärbte carbonarius seien. Meine Vernintung hat sich denn auch insofern bestätigt, als alle Exemplare von Z. gemonmsis, welche ich unter dem Namen: „Stammform“ aus Car- bonarins-Gebieteu erhielt, sich als unausgefärbte carbonarius herausstellten. Diese Stücke sind, allerdings schwieriger von der Stammform zu unterscheiden, da sie ihr in der Färbung näher kommen. Besonders haben sie in der Übergangs- färbung den gelbbraunen Ton der Stammform. Der Unterschied im Habitus jedoch ist unver- kennbar. Erleichtert wird die Täuschung noch durch den Umstand, dass die Stammform meist nicht viel über 1,15 m lang wird, die var. car- bonarius aber reichlich 1,50 m. Es können also Stücke von carbonarius sich noch in einer Grösse umfärben, in welcher die Stammform fast erwachsen ist. So liegt mir z. B. momentan ein Stück von Z. var. carbonarius aus Sieg- mundskron voi', das bei einer Länge von 1,05 m erst die ersten Spuren beginnender Umfärbung zeigt. Ich vermute also, dass die Z. gemonensis- Varietäten geographisch getrennte Formen sind, dass ihre Verbreitungsgebiete ja wohl hier und da ineinander übergreifen, an Grenzgebieten eventuell auch Übergangsformen zwischen 2 Varietäten gefunden werden dürften, dass aber im allgemeinen für jede Varietät ein bestimmtes Verbreitungsgebiet sich auf stellen lässt. Über das Gefangenleben von Aeskulap- und Pfeilnatter ist schon so viel geschrieben worden, dass ich mir hier eine nochmalige Schilderung wohl ersparen darf. Ich mache hier nur auf die Artikel von Ph. Schmidt: „Die Aeskulap- schlange im Terrarium (Blätter f. Aqu. u. Terr., X. Jahrg., Heft 4) und Dr. Franz Werner: „Etwas von der Pfeilnatter (Zamenis gemoneoisis)“ (Blätter f. Aqu. u. Terr., X. Jahrg., Heft 10 und 11) aufmerksam. q 1 junges Exemplar, ^^jährig aus Bozen; 1 junges Exemplar, knapp V2jälirig aus Sirmione am Gardasee. Ein drittes nur wenig älteres aus Görz erhielt ich, als der Artikel bereits in Abschrift vorlag, durch die Güte des Herrn Schulrat Dr. Egid Schreiber. Dieses Stück stimmt in der Hauptsache mit den beiden anderen Stücken überein, nur ist seine Zeichmmg etwas blasser. q Dr. Franz Werner, Die Reptilien imd Amphibien Österreich-Ungarns imd der Occupationsländer. Wien 1897. q Schreiber, Herpetologia europaea. Braunschweig 1875. *) Strauch, Schlangen des russischen Reiches. Petersburg. q Boettger, Katalog der Reptiliensammlung im Museum der Senckenbergischen naturforschenden Ge- sellschaft. II. Teil (Schlangen). Frankfurt a. M. 1898. q Monographia degli Cefidi italiani. Pt. II. Colubridi e Monografia di Cheloni italiani. Torino. q Mojsisovics, Über die geographische Verbreitung einiger westpalaearktischen Schlangen. Graz 1898. q Die kurze Beschreibimg eines einfarbigen- mela- notischen Stückes finden wir auch bei Tomasini, Skizzen aus dem Reptilienlebeu Bosniens und der Herzegowina. Wien 1894, pag. 62 und 74. Aus den Ausführimgen dieses ausgezeichneten Reptilienkenners imd Pflegers geht deutlich hervor, wie selten eine melanotische Aeskiüapnatter ist. Australische Echsen in Gefangens chaft. Von Paul Kämmerer, Wien. II. Amjohibolurus barbatus, Cuv. und muricatus, White. (Mit einer Originalphotographie.) Son den ca. 10 Arten der Gattung Amphi- boliu’us haben meines Wissens bisher nur zwei, der stattliche plumpe Barbatus und der viel kleinere zierlichere Muricatus nämlich, lebend den Boden Europas betreten. Wenn einigemale der Name Ämph. cristatus in Händlerofferten und Importberichten herumspukte, so beruht dies auf einer Verwechslung mit Barbatus; im Wiener Vivarium hatte sich sogar Physignathus Lesueuri unter der falschen Bezeichnung „Kammechse (Amph. cristatus)''' eingeschlichen. — In dieser Zeitschrift (V. Jahrg.) hat zuerst Dahl auf Amphibolurus barbatus aufmerksam gemacht; spätere beachtenswerte Mitteilungen über die in Hede stehende Gattung in anderen Fachblättern stammen ausder Feder von de Grijs, Schnee und Werner. Amphibolurus muricatus habe ich selbst gepflegt; die hier abgebildete Bartechse oder Bartagame (Amph. barbatus) dagegen nm’ im Wiener Vivarium beobachtet, wo sie sich in ziemlicher Anzahl lange Zeit vorzüglich ge- halten hat. Paul Kämmerer; Australische Echsen in Gefangenschaft. 147 Meine zwei Amphibolurus muricatus, nur von der Grösse einer erwachsenen Zanneideclise, bewohnten mit Hardnnen und anderen Againa- Arten, grösseren Lacerten und 'Wühlechsen znsamnien eines meiner Echsenhänser. Nur massiger Bewegungsranm stand ihnen hier zur Ver- fngimg; aber er war nicht noch mehr beengt durch all- znviele Einrichtungsstücke, sondern eine möglichst frei- gehaltene, ebene, sonnige und selbstredend auch durch BodenheiznngerwärmteSand- fläche genügte vollkommen dem durchweg sehr ausge- sprochenen Eennbedürfnis der Agamiden. Rindenstücke und etwas Moos dienten zum Unterschlupf während der N acht, rauhe Steine erleichter- ten die Häutung; ein Kletterast bot Gelegenheit, den Bewegungsdrang auch nach oben hin aus- zndehneu, und ebensowenig fehlten natürlich Wasser- und Fiitternapf. Gewöhnlich ist Amph. muricatus nur solange in Thätigkeit zu sehen, als die Sonne das Tei’- rarinm trifft; während dies der Fall ist, giebt er sich aber als ein sehr flinkes lebhaftes Tier zu erkennen. Obschon eigentlich ein Bewohner des Bodens, klettert er doch oft, vde alle Echsen, im Gezweig herinn; ja er bringt dort manchmal, wenn die Luft nicht zu kühl wird, seine Nacht- ruhe zu. — Die Stellung beim Laufen haben de Grijs und Werner beschrieben: der Lauf ge- schieht hochbeinig, der Schwanz wird dabei frei- schwebend, mit aufwäi'ts gekrümmter Spitze ge- tragen. Muricatus ist ferner ein tüchtiger Springer ; auch mit Graben und Scharren sieht man ihn, zum Schaden der Pflanzentöpfchen, manchmal beschäftigt. Das eigenartige aufrechte Gehen auf den Hinterbeinen, welches bei Barbatus hier und da, bei den Gattungen Physignathus und Chlamydosaurus angeblich häutiger vorkommt, habe ich an ihm niemals bemerkt. Allerdings ist die erwähnte Bewegungsart vielfach ein Zeichen hoher Erregung, des Zornes, und mein Muricatus-Pärchen war vom Beginn seiner Ge- fangenschaft nui' wenig reizbar. Obwohl voll- kommen kräftig, bissen die Tiere, in die Hand genommen, doch nur ungerne und nur dann, wenn man sie sehr festhielt, sie sich also dui’ch Winden und Drehen des Körpers nicht befreien konnten. — Die ’Forliebe von Amph. barbatus und von Physignathus lesiteurl für Bäder liabe ich an ihnen nicht beobachtet. Gev'arnt durch die Erfahrungen von de Grijs und Werner, wonach beiden Amphibolurns-Arten Mehlwüi'iner zuweilen schlecht bekommen, sorgte ich von Anfang an für Abwechslung in der Nahrung. Diese ist bei Muricatus anscheinend streng animalischer Beschaffenheit; meine Exem- plare erhielten Küchenschaben, Kellerasseln, Tausendfüsser, im Sommer Heuschrecken, Weich- käfer und dergleichen. Daneben wurden in be- schränkter, sorgfältig kontrollierter Anzahl auch Mehlwürmer gereicht, die gerne angenommen wurden und den Tiei'en nicht schadeten. Eher verursachten ihnen die Küchenschaben ünbehagen, wie ich auch bei anderen Terraiientiei’en, nament- lich Fröschen, schon erfuhr; Asseln und Tausend- füsser verzehrten sie nur bei starkem Hungei’. Rasch hintereinander starben die beiden Muricatus - Exemplare an der von Tofohr be- schriebenen L u n g e 11 e n t z ü n d u n g. Da sie immer- hin fast ein Jahr ausgehalten hatten, sich auch im Wiener 'Fivarium und bei anderen Pflegern als haltbar eiwiesen, kann ich ihnen die Fähig- keit, sich unter angemessenen Bedingungen dauernd im Terrarium zu akklimatisiei’en, ganz wohl zusprecheu. — Ihre Zähmbarkeit scheint nicht gross zu sein; zwar Avaren meine beiden Tiere recht gutmütig, blieben aber, solange sie gesund waren,- ziemlich scheu und beantAvorteten jeden Annäherungsversuch mit eiliger Flucht. *) Undurchdringlicher, mit Laiibholz bewaldeter Abhang. Eine der Avenigen Stellen, wo der Aufstieg möghch ist. 148 H. Zimmerraann: Einige biologische Beobachtungen über Reptilien u. Amphibien in Rovigno (Istrien). Es sind nun noch einige speziell an der (AmpMholurus barbatus) im Vivarium gemachte Beobachtungen hinzuznfügen. Dieser stattliche Saurier hat in den grossen Terrarien des Vivariums eine beträchtliche Unempfindlich- keit gegen allerlei ungünstige Einfiüsse an den Tag gelegt. Ein gewisser Prozentsatz erwies sich freilich als hinfällig, was aber vermutlich auf Reisennfälle znrückgeführt werden muss. — Das bekannte Schreckmittel der Bartagame (Aufblähen des Kehlsackes mit Stachelkranz, Abplatten des Eumpfes zu einer fast kreisförmigen Scheibe, allenfalls noch Erheben und Vorwärts- schreiten auf den Hinterbeinen) erspart ihr eine übertriebene Furchtsamkeit, weswegen sie viel zutraulicher wird als Muricatns oder überhaupt^ andere Agamiden, die sich keines so respekt- einfiössenden Äusseren erfreuen dürfen. Das Emporrichten des stacheligen Halskragens, ver- bunden mit drohendem Anfreissen und Offenhalten des Eachens üben die Bartechsen nur in der allerersten Zeit ihrer Gefangenschaft regelmässig aus; da allerdings genügt schon die leiseste Be- rührimg oder Eeizimg, um jene Abwehr- und Angriffstellnng herbeizuführen. Bald aber kann man die Tiere anfasseu, streicheln, aus dem Käfig nehmen und auf jede Weise reizen, ohne dass sie sich zur Wut him-eissen lassen. Sie brauchen dabei nicht etwa matt oder abgestumpft zu sein, sondern süid ganz gesund und trefflich bei Appetit. Im Vivarium verzehrten sie fast ausschliesslich Mehlwürmer und andere Insekten, nebenbei schnappen .sie manchmal kleine Eidechsen weg. Pflanzenkost (Früchte und Blätter) Avird gleich- falls nicht ganz verschmäht, spielt aber für die Ernährung eine untergeordnete Eolle. Schliesslich wäre bei Amphibolurus barbatus noch ein von Schnee und de Grijs beschriebener Farbe 11 Wechsel hervorziiheben. Zwar kann ein solcher auch bei Muricatns beobachtet werden, ist aber doch bei Barbatus weit auffallender. Er beruht auf demselben Prinzipe, wie es fast allen farbwechselnden Sauriern gemeinsam ist (das Heller- oder Dimklerwerden der Grundfarbe umgekehrt proportional zur Stärke der Beleuch- tung) und besteht im wesentlichen darin, dass die Oberseite des Tieres bei Lichtmangel oder in völliger Dunkelheit gelb aussieht, wobei die wenigen Zeichnungen sich scharf abheben, wo- gegen sie bei Licht, gleichgültig ’ ob bei natür- lichem oder künstlichem Licht, insbesondere aber bei greller Sonnenbestrahlung nahezu schwarz wfrd. 4 Einige biologische Beobachtungen über Reptilien und Amphibien in Rovigno (Istrien). Von H. Zimm ermann, Präparator der Zoologischen Station Rovigno. (Mit drei Originalphotographien.) ■Is ich zum ersten Male den Boden Eovignos betrat und auf einem Spaziergange einen Einblick in die reiche Fauna hier machte, war ich ganz begeistert von derselben. Mit jedem Schritte bietet sich soviel neues hier, dass man an die alte Heimat kaum noch denkt; und nur, wenn die Sonne es gar zu gut meint, wünscht man sich in die schattigen Wälder Dentschlands zurück. Zu solcher Zeit fragt man sich: Giebt es denn hier überhaupt keine Wälder, als nur diese dürftigen Olivenhaine etc.? 0 doch; und sogar mehr, als in Deutschland daheim; und die Wälder hier sind in ihrer Art ebenso schön oder noch herrlicher als unsere, nur müssen wir sie mit anderen Augen betrachten, als unsere hoch- stämmigen Nadel- und Laubwälder, denn sie gleichen den heimischen Wäldern nicht. Übi’igens sind dieselben, hier mit dem Namen „Bosco“ bezeichnet, in der näheren Umgebung Eovignos nur noch wenig zu finden, sondern erst in einigen Meilen Entfernung trifft man sie häufiger und in grossem Umfange an. Wenn wir hier also einen „Bosco“ betrachten, so sieht man, soweit das Auge reicht, nichts als Sträncher, Kräuter, Hecken- und Dornengewächse, Wachholderbüsche und allenfalls noch einige niedrige, bnschartige Bäumchen. Im ganzen macht der Wald auf uns den Eindruck, als wenn man alle grösseren Bäume niedergeschlagen habe, damit das Unterholz besser wachse, welches sich nun gründlich breitgemacht hat und so dicht verschlungen ist, dass an ein Durchkommen stellenweise überhaupt nicht mehr zu denken ist. Dieser Bosco beherbergt ein reiches Tier- leben aus den Familien der Eeptilien. Wo könnten sich diese Tiere auch sicherer fühlen als an Orten, die der Mensch überhaupt nicht mehr oder nur mit grösster Mühe betreten kann. Hier ist also der rechte Boden für Eidechsen, Schlangen und dergleichen. Aber anch auf den Wegen wimmelt es von Eidechsen. Machen wir uns zum Fange bereit, d. h. die Hände frei zum zugreifen. Dort laufen ein halbes Dutzend. Fangen wir sie. Ja! Da haben wir die Eechnung ohne den Wirt gemacht. Von sechs ist uns nicht eine geworden. Dagegen haben wir uns die H. Zimmermann: Einige biologische Beobachtungen über Reptilien u. Amphibien in Rovigno (Istrieu). 149 Kleidung zerrissen und die Hände bluten an mehreren Stellen. Sehen wii’ uns einmal den Fangplatz etwas genauer an. Da giebt es mehr Steine und nackte, aus der Erde scharf und spitzig hervorstehende Felsstücke mit tiefen Löchern und Spalten, als Gras und andere weiche Pflanzen. Neben den Felsstücken wuchern Stachel- und Dorngewächse in allen Grössen, nicht nur strauch- und buschförmig und weite, zweigartige Ranken büdend, sondern beinahe rasenförmig und von so zarten Blattbildungen und Blattgrün, dass man mit voller Lust hineingreifen möchte, ohne daran zu denken, dass man die Hand nach er- folgter Berührung schneller zurückzieht, als man sie ausgestreckt hat. Das alles bildet ein Terrain, dass man ganiicht recht Fuss fassen kann, sondern fortwährend ausgleitet und fällt. Dieser Boden, so ungünstig er sich für uns ausninimt, ist wie geschaffen für unsere Jagdtiere. Der poröse Felsboden, der nur an einigen Stellen mit einer dünnen Schicht von der durch Eisenoxyd rot- gefärbten Erde bedeckt ist, bietet tausende und tausende von Löchern und Spalten, die sich für Reptilien zu Schlupfwinkeln nur zu sehr eignen. Dann geben auch noch die Mauern, die die einzelnen Felder eingrenzen, die sichersten Asyle für die Tiere ab, weil erstere aus lose überein- andergeschichteten Steine bestehen und mit Epheu, Brombeeren und anderen stachligen Gewächsen überwuchert sind und dadurch jede Verfolgung der schutzsuchenden Kinder der Natur unmöglich machen. Dazu muss noch bemerkt werden, dass diese Schilderung nicht nur von einer oder einigen Stellen gilt, sondern, dass es auch im ganzen näheren und weiteren Umkreise keinen Fleck giebt, der etwas anders aussehen möchte. Scheint auch an manchen Stellen etwas Gras den verzweifelten Versuch zu machen, eine Wiese herauszubilden, so finden wir bei näherer Bekanntschaft bald soviel Dornen- und Stachel- gewächse, dass wir die Eidechsen] agd am liebsten aufgeben möchten. So ungünstig die Verhältnisse auch sein mögen, gelingt es doch dem eifrigen Verfolger, zu den verschiedensten Malen in den Besitz der Tiere zu gelangen; denn bei der un- geheuren Masse, besonders der Mauereidechse {Lacerta muralis suhspecies neapolitana de Bedr,), die hier vorkommt, hindern sich diese so schnellen Echsen selbst am Entschlüpfen. Häufig genug findet man auch mitten auf dem Wege eine ganze Gesellschaft der Tiere beisammen ; ist man nun behende genug, so hat man bald seinen Beutel gefüllt, ohne dass einem besondere Schwierigkeiten geboten werden. Be- Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Lacerta muralis suhspecies neapolitana de Bedr. 150 Kleine Mitteilungen. sonders ist dies der Fall, wenn man erst einige Zeit in der Gegend verweilt und mit den Eigen- schaften der Eidechsen und mit denen des Bodens genügend vertraut geworden ist. Etwas leichter gestaltet sich der Fang der Eidechsen auf einigen, der Bucht von Eovigno vorgelagerten Inseln, auf anderen ist er dafür um so schwerer und auf einigen sogar fast unmöglich. (Schluss folgt.) ü JCIeine J\diffeilun^en- Eaimanzucht in Florida. — Die Mode, die immer noch Portemonnaies und Albums mit Krokodilleder verlangt, hat es zu Wege gebracht, dass auf der Halb- insel Florida Kaimane gezüchtet werden, ln anderthalb Jahrzelmten, 1880 — 1894, sind nicht weniger als 2^2 Millionen Kaimane erlegt worden. Dass diese Tiere da immer seltener werden, ist kein Wunder, und doch hört die Nachfrage nach KrokodiUeder nicht auf. Es bleibt daher nichts übrig, als Kaimane zu züchten, ein Geschäft, das, wie Versuche ergeben haben, nicht mühsam ist, da die Lebensbedingungen der Tiere sehr einfache sind. Freilich, solche Prachtexemplare, wie man sie früher noch unter den wildlebenden gelegentlich antraf, die eine Länge von fast fünf Metern aufweisen konnten, wird man wohl schwerlich heranziehen. B. Fische zählt man gegen 10000 Arten, wovon 300 Süsswasserfische sind. Von Kriechtieren (Schildkröten, Eidechsen, Schlangen) giebt es 3500, Lurche (Schwanz- und Froschlurche) etwa 1200, Krebsarten aber 8000, Spinnentiere 2000, mindestens ebensoviele Würmer, während man für die Weichtiere (Schnecken, Muschelu, Tintenfische etc.) über 10000 Arten herausgerechnet hat. Die wunderbaren Stachelhäuter (Seewalzen, See- sterne, Seeigel) schätzt man auf 4000, und die am niedrigsten stehenden Urtiere sind in ihrer Artenzahl noch vollständig unbestimmt. Während z. B. Agassiz die hierher gehörigen Wurzelfüsser noch auf 820 Arten abschätzte, hat man bis heute nur von einer eiuzigen Unterabteilung derselben, den Strahlingen oder Radio- larien, schon 4318 Arten kennen gelernt. Die Farbe der Krebse. — Die Panzer der Krebse besitzen nicht alle die gleiche Farbe. Bei einem Teil ist der Schutzmantel bläulich schillernd, bei einem anderen mehr schwärzlich-braun. Man kann sich leicht bei diesen Tieren davon überzeugen, dass hier einzig und allein die Färbung ein Schutzmittel ist, dass sie stets mit der Umgebung übereinstimmt. Leben die Krebse auf einem bläulichen Grimd von Schiefer, so haben sie eine bläuliche Farbe, leben sie in einem schwarzen morastigen Grimd, so sind sie ganz dunkel. Dagegen findet man Krebsarten, bei welchen der Panzer eine rötliche Farbe hat, während sie erst ganz rot durch das Kochen werden. Bei diesen Tieren ist es nicht klar, woher diese Farbe stammt, da sie weder mit der der Umgebung noch des Grundes ihres Auf- enthaltsortes übereinstimmt. Sie leben in den wenig tiefen Gewässern von Giessbächen. Neuerdings hat nun M. Kent dieses eigentümliche Verhalten untersucht. Er konnte feststellen, dass diese seltsame Färbung, die so ganz dem Schutzbedürfnis der Tiere widerspricht, durch den Emfluss des Sonnenlichtes hervorgerufen wird. Die Schale der Krebse wird in der That röthch, wenn man sie dem Sonnenlicht aussetzt, ohne die Tiere aber von den Hitzestrahlen treffen zu lassen. Kent konnte dadurch den verschiedensten Krebsarten schon im Leben ein rötliches Gewand verschaffen. Nur muss man bei diesen Versuchen vorsichtig zu Werke gehen. Man darf die Tiere, die bis dahin im Dunkeln gelebt haben, nun nicht plötzlich in ein von der Sonne stark beleuchtetes Aquarium setzen, sondern muss sie allmählich an die Sonne gewöhnen; das dauert manchmal Monate. Auch andere Farben kann man dem Panzer geben. Hält man z. B. Krebse in einem Aquarium mit grauem Grund, so bekommen die Tiere eine gräuliche Farbe, vorausgesetzt, dass das Sonnenlicht sie nicht direkt beleuchtet. Auch in der Freiheit machen die Tiere solche Farbenveränderung durch. Unter dem Einfluss der Sonne wird die durch den finsteren Winteraufenthait hervorgerufene dunkele Färbung wieder hell. Bei anderen im Morast lebenden Arten sind die Jimgen rötlich, später aber nehmen sie die Farbe des Aufe'nthaltsortes an.. VEREINS'»W#T NACHRICHTEN Verein der Aquarienfreunde zu Berlin. Vereinslokal: Restaurant zum grünen Graben, Seydel- Strasse No. 30. Sitzimg vom 23. April 1902. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzimg um 9 Ulir 50 Minuten. Anwesend waren 19 Mitglieder. Nach Erledigung einiger interner Angelegenheiten erstattete die Lokalkommission Bericht. Auf Grund dieses Be- richtes wurde beschlossen, das Vereinslokal nach der Seydelstrasse No. 30 zu verlegen und die erste Sitzimg am 14. Mai dortselbst stattfiuden zu lassen. Nachdem noch beschlossen wurde, für den Schriftführer einen besonderen Stempel anfertigen zu lassen, wurde die Sitzung um 11 Uhr 20 Minuten geschlossen. Sitzung vom 30. April 1902. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung, zu welcher 25 Mitglieder erschienen waren, um 9*/i Uhr. Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen und genehmigt war, stellte Herr Wolfl den Antrag auf Ankauf eines Vereinsspindes. Dieser Antrag wurde angenommen und der Vorstand beauftragt, ein solches zur nächsten Sitzimg zu beschaffen. Als dieser Punkt erledigt war, meldete sich Herr August Butz, Vogelhändler, Berlin, Landsberger-Strasse No. 101 zur Aufnahme. Als Mit- glied aufgenommen wurde Herr Hermann Palm. Als- dann wurde den Mitgliedern bekannt gemacht, dass der Sammelort der Teilnehmer der Herrenpartie nach Finken- krug nicht, vde zuerst beschlossen, am Lehrter-, sondern Vereins-Nachrichten. 151 am Schlesischen -Bahnhof ist. Zur freudigen Üher- raschimg liess uns der schon viele Jahre bestehende Gesangverein „Liherte“ mitteilen, dass er gern bereit ist, falls es dem Aquarienverein angenehm wäre, der Partie sich anzuschliessen. Dieses Anerbieten wurde natürlich angenommen. Hierauf erstattete Herr Sorgatz Bericht über die angestellten Fütterungsversuche mit PiscicUn. Diese Versuche ergaben, wie Herr Sorgatz ausführte, im allgemeinen ein zufriedenstellendes Re- siütat. Von einigen MitgUedern wurde auf dem Bahn- hof in Grünau ein Kätscher gefunden; derselbe befindet sich auf dem Görlitzer Bahnhof, von wo aus ihn der Verlierer in Empfang nehmen kann. Nachdem noch hekanntgemacht wurde, dass die nächste Versammlung im neuen Vereinslokal Seydelstrasse No. 30 stattfindet, wurde die Sitzung um 11 Uhr 5 Minuten geschlossen. Sitzung vom 14. Mai 1902. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 10 Ulir. Erschienen waren 22 Mitgheder imd die Herren C. Stumpe, F. Freihöfer und G. Dietz als Gäste. Das Protokoll der letzten Sitzung -wurde verlesen und mit einer kleinen Anderimg angenommen. Herr Veith teilte dem Verein den Austritt des Herrn Rasenack mit, welcher jedoch vorläufig aus bestimmten Gründen noch nicht anerkannt mirde. Da genannter Herr che Bibliothek verwaltet, stellte Herr Knappe den Antrag auf Wahl eines stell- vertretenden Bibliothekars. Zur selben Zeit stellte jedoch Herr G. Baumgardt den Gegenantrag, Herrn Rasenack das Amt sofort zu entziehen und einen neuen Bücherw'art zu wmhlen. Der Antrag des Herrn Knappe wurde jedoch angenommen. Die hierauf sofort vorge- nommene Wahl, w^elche per Akklamation erledigt wnrde, fiel auf Herrn Heinrich Baumgardt, welcher sich auch zur Annahme des Amtes bereit erklärte. Hierauf meldeten sich die Herren C. Stumpe, F. Freihöfer und G. Dietz zur Aufnahme in den Verein. Im Verschiedenen zeigte Herr Scholz einen Stiel „Cyprus“ vor, welcher über imd über mit Blattläusen besetzt war. Er bat die Versammlung um ein Mittel, w'elches geeignet ist, die Pflanze von denselben zu befreien. Hierzu meldete sich Herr Palm, w'elcher von Beruf Gärtner, mithin als Fachmann zu betrachten ist, zum Wort. Derselbe führte folgendes an: Um Pflanzen von Blattläusen zu befreien, nimmt man schwarze Fassseife und rührt sie in wmrmem Wasser zu Schaum. Mit demselben bestreicht man die Pflanze von unten herauf, jedoch so, dass die Wurzel derselben nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, welches ein Absterben der Pflanze herbei- führen w'ürde. Nach xmgefähr 20 Minuten wird der Seifenschaum in klarem Wasser abgespült, worauf die Pflanze von ihren Schmarotzern befreit ist. — Nach der Ursache, welche diese Schmarotzer auf anscheinend völlig gesimden Pflanzen plötzhch in kurzer Zeit in grosser Menge auftreten lässt, gefragt, konnte Herr Palm jedoch leider keine positive Auskunft erteilen; er bemerkte nur, dass dieselben bei einer bestimmten Temperatur zu erscheinen pflegen. — Die auf den Pflanzen sich einfindenden Tiere stammen von geflügelten Blatt- lausweibchen ab, die durch das offene Fenster Zugang zu den Aquarienpflanzen erhalten haben. — Nachdem noch einige interne Angelegenheiten erledigt waren, schloss der Vorsitzende die Sitzung um 12 Uhr 50 Minuten. Sitzung vom 28. Mai 1902. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung, zu welcher 24 Mitglieder imd Herr F. 0. Anderssen-Berlin als Gast erschienen waren, um 97a Uhr. Das Protokoll der letzten Sitzung, sowie der Bericht von der Herrenpartie wurde verlesen und ohne Änderung angenommen, fm Geschäftlichen teilte der Vorstand mit, dass die Herren Rasenack imd Domke aus dem Verein ausgeschieden sind. Für das Vereinsspind, welches heute von dem Verein zum Gebrauch übeimommen wurde, sind 12 Mk. aus der Kasse bewilligt worden. Herr F. 0. Anderssen- Berlin überwies dem Verein als Geschenk ein heizbares Aquarium seines Systems „ideal“. Der Vorsitzende dankte dem Spender im Namen des Vereins. Über die Verw'endung des Aquariums konnte aber leider, trotzdem verschiedene diesbezügliche Anträge Vortagen, noch kein _ definitiver Beschluss gefasst werden, denn auf Antrag des Herrn Timmermann wuirde die Sitzung um 12 Uhr 45 Minuten geschlossen und die Erledigung der eingelaufenen Anträge zur nächsten Sitzung vertagt. Als Mitglieder wmrden in der heutigen Sitzung die Herren Carl Stumpe, Georg Dietz und F. Freihöfer auf- genommen. G. Baumgardt. „Salvinia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden, Hamburg. Vereinslokal: „Hotel zu den drei Ringen“. Versammlung am 5. Mai 1902. Anwesend sind 130 Personen. Es stellen Antrag zur Aufnahme in den Verein die Herren: W. Wiethorn, A. Witowski, C. Würmer, Enrique Kraft, HeinrichWerner jr., W. Küchler und Carl Ed. Gimm, alle in Hamburg. Auf- genommen w'ird Herr F. Solbrig, Hamburg. Im Einlaufe; Schreiben des Vereins Neptun in Graz, worin dieser seinen Dank ausspricht für die ihm von der Salvinia gestifteten Deckelschnecken. Dankkarte des Vereins Isis in München für gleichfalls gestiftete Schnecken. — Zeitschriften. — Aisdann wird zur Neuwahl eines II. Schriftführers für den jetzt in einem anderen Amte thätigen Herrn W. Jähn geschritten. Herr Springer geht aus der Wahl hervor und nimmt das Amt dankend an. Den guten Besuch der heutigen Sitzung verdanken wir dem angeküudigten Lichtbildervortrag unseres Herrn Wach, dessen Vorträge stets grösste Anziehungskraft besitzen. Die vorzüglichen gezeigten Lichtbilder stehen in nichts hinter denjenigen Vorführungen desselben Herrn vom 20. Februar zurück, übertreffen jene sogar noch dadurch, dass heute auch lebende Wassertiere zur Vorführung gelangen. Diese letzteren namentlich erregen denn auch das grösste Interesse. Die Licht- bilder zeigen uns lebende Daphnien, Cyclops, Mücken- larven, Corethra- Larven, Wassermilben, ganz junge Schnecken, Kolonien von Glockentierchen etc. etc., alle in starker Vergrösseriing. Auch die Landschaftsbilder w'erden aufmerksam verfolgt und dem erklärenden Vortrag des Herrn Wach gern gelauscht. Für die ausser- ordentliche Mühe sagen wir unserem Herrn Wach, der seine Vereinsliebe trotz seiner kurzen Mitgliedschaft schon wiederholt bethätigte, auch an dieser Stehe herzlichen Dank ! Zur Gratisverteilimg gelangen grosse Mengen von Wasserpflanzen. Verauktioniert werden zw'ei Aquarien. Schluss der offiziellen Sitzung 1 Uhr. Alsdann beginnt allgemeine Fidehtas. Versammlung am 15. Mai 1902. Anwesend sind 35 Personen. Die Versammlimg wird in Abwesenheit des Herrn Brüning durch den II. Vorsitzenden 0. Tofohr geleitet. Aufgenommen in den Verein werden che Herren: W. Wiethorn, A. Witowski, C. Wörmer, Enrique Kraft, Heinrich Werner jr., W. Küchler 152 V ereins-N achrichten. und C. E. Gimm, Hamburg. Im Einlaufe Zeitschriften imd diverse Offerten, Der Schluss des fesselnden Vor- trages unseres Ehrenmitgliedes Herrn Dr. Wolter storff- Magdeburg über Konservierimg von Aquarien- und Ter- rarientieren kommt nunmehr zur Verlesung und findet gespannteste Aufmerksamkeit. — Der Bericht des Fest- ausschusses muss vertagt werden. Auktion von Schild- kröten, Fischen imd Molchen. Es wird alsdann zur Erledigung des Fragekastens durch O.Tofohr geschritten. 1. Womit füttert man Seepferdchen? — Nach Herrn Brüning mit kleinsten lebenden Süsswasser-Daphnien, die sich eine ganze Weile im Seewasser lebend er- halten. Nach Herrn Flurschütz mittels Piscidin feinster Mahlimg 000, das überraschender Weise gern genommen wird. 2. Woran mögen meine Skinke leiden, deren Maul vollständig durch Sand verklebt erscheint? Antwort: Wenn es sich um frisch importierte Skinke handelt, so dürfte dieser Zustand durch das fast immer auf dem Transporte eintretende Wundstossen der, Schnauzenspitzen (namentlich bei ausgewachsenen Skinken) hervorgerufen sein. Eine Heilung ist ver- hältnismässig leicht, wenn die Mäuler mehrfach am Tage sauber ausgewaschen werden mit warmem Wasser und der Skink einige Tage ohne Sand in einem reinen Glasgefässe bei warmer Temperatur gehalten wird. Die Wunden heilen dann schnell, beschleunigt wird die Heilung durch Pinselungen mit 2% Borwasser. 3. Meine Echsen sind von Blutläusen befallen, wie vertilge ich diese? Sollte Insektenpulver Erfolg haben? Aütwort: Sicher, aber die Echsen werden mit draufgehen, da sie infolge des Einatmens von Insektenpulverstaub Lungen- entzündung bekommen werden. Ablesen der Läuse und Zerdrücken derselben ist das beste Mittel. Schluss der Sitzung 11^2 Uhr. Versammlung am 2. Juni- 1902. Anwesend sind 38 Personen. Im Einlaufe; Brief des Vereins Triton, Berlin, in welchem zur Beschickung seiner Ausstellung eingeladen wird. Sclireibeu des Verlages von Hans Schnitze. — Der I. Vorsitzende Herr Brüning teilt mit, dass er vom Verein Triton in Berlin und der II. Vorsitzende Otto Tofohr vom Verein Vallis- neria in Magdeburg aufgefordert seien, das Amt eines Preisrichters' auf den Ausstellungen dieser beiden Ver- eine anzunehmen. Beide hätten in bejahendem Sinne geantwortet. — Es wird beschlossen, sowohl auf der Ausstellung des Vereins Vallisneria in Magdeburg als auf derjenigen des Vereins Triton in Berlin Terrarien- tiere eigenen Importes vereinsseitig auszustellen und der II. Vorsitzende mit allem dazu erforderlichen be- auftragt. Laut Versammhmgsbeschluss sind Anträge zu den Vorstandssitzungeu schriftlich einzureichen. — Verlesen wird ein Aufsatz über Haplochilus pcmchax von Wilhelm Schmitz, der lebhaftes Interesse erregt, und der durch Herrn Jähn in einzelnen Punkten ver- vollständigt wird. Stüve - Hamburg hat einige dieser Fische einer Fischzuchtanstalt übergeben zwecks Züchtung, und ist jetzt in der Lage, Nachzucht abgeben zu können. Wir sind bereit, Bestellungen unserer Mit- glieder auf diesen schönen Fisch zu sammeln und zwecks Ankauf einer grösseren Zahl mit der Firma Stüve in Verbindung zu treten. Durch 0. Tofohr gelangen die diesjährig vereinsseitig importierten Terrarientiere, soweit solche momentan noch vorrätig sind, zur Vorzeigung. Es sind TJromastix spinipes, Agama inermis, Scincus officinalis, Seps chalcides, Acantho- dactylus vidgaris, lineomaculatus, pardalis und scutellatus, Platydactylus mauritanicus und Gongylus ocellatus. Von einem weiteren Import gelangen 3 ca. meterlange Varanus griseus zur Vorzeigung, von denen ebenso wie im Vorjahre bei dem damals demonstrierten Stücke das grausame Maulzunähen geübt worden ist. Der II. Vor- sitzende demonstriert unter Beihilfe einiger kouragierter Herren das vorsichtige Auf schneiden der zugenähten Schnauzenspitzen mittels eines scharfen Federmessers, und das Herausziehen der Fäden durch eine kleine Pinzette; bei dieser Procedur machen die kräftigen Tiere ausgiebigen Gebrauch von ihren scharfen Krähen und ihrem muskulösen Schwänze. Nach glückUch voU- endeter Operation züngeln die befreiten Tiere lebhaft, ihres entledigten Zwanges offenbar sehr froh. Die kleinen Stichwunden sind nicht weiter gefährhch, diese heilen bei den als recht robust bekannten Varanen ge- wöhnlich in wenigen Tagen. — Alsdann ergreift Herr Chemiker G. Haberle das Wort zu seinem angekündigten Vortrage über Bakterien. In hochinteressanter auch für den Laien leicht verständlicher Weise schildert der Vortragende das Leben und die Lebensbedingungen der Bakterien, erläutert deren Fortpflanzungsart und giebt schliesslich die Mittel und Wege bekannt, die die schädlichen Bakterien zu vernichten im Stande sind. Lebhafter Dank und wiederholtes Bravo zeugen von der Befriedigung der Zuhörer. — Es wird beschlossen, am Sonntag den 8. Juni eine Exkursion nach Moorburg a. d. Elbe zu unternehmen. Zur Auktion gelangen eine An- zahl Laubfrösche und eine Ringelnatter, gestiftet durch Herrn Krebs. Der Erlös iliesst in die Kasse. Besten Dank. Der Fragekasten enthält folgende Frage und wird durch den II. Vorsitzenden erledigt: Ist das ausschliessliche Füttern von Terrarientieren, insbesondere von Echsen mit Mehlwürmern auf die Dauer schädlich? Antwort: Nein, keineswegs! Wohl aber fressen sich die Echsen die Mehlwürmer bald zuwider, sodass sie schliesslich die Annahme dieser Nahrung verweigern; aus diesem Grunde ist es zweckmässig, ihnen abwechselndes Futter zu reichen. So lange die Echsen aber Mehlwürmer annehmen, schaden sie ihnen auch nichts. Sie können sie fressen bis zur völligen Mästung. Dies trifft nach des Referenten Erfahrimgen bei allen gesunden Echsen zu. Bei schwächlichen oder kränklichen, stark ab- gemagerten Echsen ändert sich aber die Sache; diese werfen verzehrte Mehlwürmer häufig in ganzen Packeten wieder aus, weil diesen Tieren mit ihrem geschwächten Magen der harte Chitinpanzer der Mehlwürmer bei deren Verdauung zn viel zu schaffen macht. Solche Echsen füttert man am besten mit kleinen weichen Würmern, Schnecken, Fliegen etc., die leichter ver- daulich sind. Schluss der Sitzung 12 Uhr. T. „Isis“, Verein für Aquarien- imd Terrarienkimde in München. E. V. Mitteilungen aus den Vereins-Versamm- lungen der Monate April und Mai 1902. Donnerstag, den 3. April 1902. Protokoll-Verlesung und Genehmigung. Im Einlauf; Karte des Herrn Professor Morin von der Riviera, Luft- ballonkarte imseres Henm Radstorfer und Karte des Herrn Hauptlehrer Grossmann vom Bürgstein (Oester- reich). Offerte Zörbig, über Durchlüfter etc. ; Zoologischer Garten Nr. 3. Dieser bringt eine Photographie nebst einem interessanten Artikel über den Yucatan-Dorn- Ver^s-NachriGhten. 153 schwänz (Cachryx defensor Cope) aus der Feder von Johannes Berg in Lüdenscheid. Berg ist ein ebenso glückhcher als feinbeobachtender Reptilienpfleger. Seine Aufsätze, die man gerne liest und aus denen man immer lernen kann, enthalten stets eine Fülle interessanter Details. Fischerei-Zeitung Nr. 4 und 5. Einige Aufsätze hieraus, so die über „Fischkrankheiten“ von Professor Dr. Hofer gelangen zur Bekanntgabe, ferner aus einigen Artikeln einer laufenden Zeitschrift die interessantesten Absätze. Otto Preusse-Berlin hat einen „grossen illustrierten Katalog“ herausgegeben. Dieser Katalog, der, wie Herr Preusse im Vorwort sagt, dazu beitragen möge, den Kreis der Aquarien- und Terrarienfreunde mehr und mehr auszudehnen, dürfte immerhin eine ge\\üsse Anregimg bilden. Freilich erkennen wir in einem Teil der Abbildungen alte Bekannte, andere Ab- bildungen sind nicht richtig bezeichnet und wieder andere ganz unkenntlich. So stellt, um Beispiele an- zuführen, die Abbildung; „Gern. Sonnenfisch und Zwerg- wels“ eben nicht den gern. Sonnenfisch (Euponi. aureus), sondern wohl den grossohrigen Sonnenfisch (Lepomis megalotis) dar. Die Abbildung „Leopard-Frosch“ kann keinen Frosch darstellen, sondern muss sich auf einen „Scheibenzüngler“ beziehen. Es ist nicht möglich, an den bezüghchen Abbildungen den Springfrosch, den Leistenmolch, den amerik. roten Molch (Spelerpes ruber), die kaspische Sumpfschildkröte (Clemmys caspica), den europäischen Blattfinger (Phyllodactylus europaeus), einen Fransenfinger, die Mauereidechse auch nur halbwegs zu erkennen. Eine Anzahl Abbildungen ist besser und wird den Zweck der Anregung nicht verfehlen. Herr MUher demonstriert ein lebendes 45 cm langes Männchen von Yipera berus var. prester aus der Umgegend von Stralsund. Donnerstag, den 10. April 1902. Das Protokoll der letzten Vereinsversammlung wird nach Verlesung genehmigt. Herr Lehrer Wüstner aus Kirchberg in Sachsen wollte der „Isis“ einen Besuch machen, leider traf während der kurzen Anwesenheit des Genannten kein Versammhmgsabend. Im Einlauf: Karte unseres Herrn Scherer aus Bagamoyo, Karte des Herrn Angele-Linz an Herrn Lankes, Brief des Herrn Hauptlehrers Grossmann. Offerte Reichelt-Berlin. Zeit- schriften etc. Auch das Heft Nr. 7 unserer „Blätter“ beweist, dass Verlag und Redaktion keine Mühe und Kosten scheuen, diese Zeitschrift immer besser aus- zugestalten. Auf den Artikel: „Ein befiederter Fischer“ würden wir schliesslich verzichtet haben, obwohl auch in ihm gewisse Beziehungen zu unserer Sache nicht geläugnet werden wollen. Im „Triton“-Bericht N. u. H. Nr. 7, S. 204/6 ist ein sehr interessanter Vortrag des Herrn Dr. Elsässer-Barmen „Beobachtungen an meinem Seewasseraquarium“ veröffentlicht. Die anziehenden Ausführungen werden verlesen. Jobs. Peter-Hamburg belichtet über den ersten Zuchterfolg von Molge pyr- rhogastra aus Japan in einer laufenden Zeitschrift. Die gelungene Aufzucht dieses Molches ist ein anerkennens- werter Eri'olg. Emil Stender sagt in seinem Aufsatz „Eine Bergeidechse mit elf lebend geborenen Jimgen“ in zuletzt erwähnter Zeitschrift: „Die beste Zeit für das Einfangen der Bergeidechse ist Ende Juni oder Anfang Juh.“ Wir halten als die beste Zeit für das Einfangen erwähnter Echsen gleich nach dem Winter- schlafe, also in den Monaten März und April, einmal schon deshalb, weil die Tiere noch nicht so lebendig sind wie im Juni und Juli und das andere Mal, weil Gräser und Gesträuch noch unentwickelt und bezw. imbebuscht sind. Im Bericht des Vereines „Heros“- Nürnberg v. 4. März, „Nerthus“, Heft 14 steht Folgendes ; „Herr Fischer nimmt Veranlassung, einige Kritisierungen der „Isis“ richtig zu stellen. Herr Lankes berichtet im Gegensatz zu den Beobachtungen des Herrn Fischer, dass Welse (Siluris glanis), welche 10 cm gross seien, sich sehr räuberisch benähmen usw. Dies unterliegt keinem Zweifel. Herr Fischer bat seine Beobachtimgen nur an zwei 5 — 6 cm grossen Tieren gemacht, rät aber von über 10 cm grossen Exemplaren ab.“ Zunächst wollen wir bemerken, dass hiei- nichts „richtig“ gestellt wurde, weil ja auch nichts richtig zu stellen war. Im übrigen berichtet Herr Fischer nicht über 5 — 6 cm lange, sondern 6 — 8 cm lange Welse („Nerthus“ S. 561). Dann rät er nicht von über 10 cm grossen Tieren ab, sondern sagt, er möchte den Liebhaber kennen, der an einem einheimischen Fische Freude hat, wenn der- selbe zu einer Grösse von 15—20 cm herangewachsen ist. Weiter wörtlich: „Welse in einer Grösse bis zu 10 cm dürften dagegen jederzeit dem Besitzer durch ihr anspruchsloses und munteres Wesen Befriedigung gewähren.“ Schliesslich wollen wir fesstellen, dass sich auch deutsche Welse in einer Länge von 8 cm an ganz kleinen Leuciscus-Avten wiederholt vergriffen und der Angriff in der Nacht ausgeführt wurde. Weiter sagt der „Heros“-Nürnberg in seinem Bericht; „Des- gleichen wird seitens dieses Vereines („Isis“) bezweifelt, dass bei der vorjährigen Ausstellung des „Heros“ imter anderen Echsen auch die Spitzkopfeidechse gezeigt worden sei. Die „Isis“ begründet diesen Zweifel ledig- lich damit, dass sie sagt; „Die echte Spitzkopfechse (Lacerfa oxycephala D. B.), jene schnelle, vorsichtige und ziemlich auffallende Echse, welche nach Dr. Werner bisher ausschliesslich aus Dalmatien und der Herzegowina bekannt geworden ist, ist unseres Wissens leider noch immer nicht auf dem Markt erschienen“. „Wir können nicht mehr den Nachweis bringen, dass fragl. Echse wirklich die L. oxycephala war, da der betreffende Aussteller nicht mehr Mitglied des Vereines ist und geben sogar zu, dass ein Irrtum möglicher Weise statt- gefunden hat. Trotzdem kommt uns die Zweifels- begründung der „Isis“ doch etwas sonderbar vor, denn wir können nicht verstehen, warum nicht der eine oder andere Liebhaber Tiere besitzen könnte, von denen die „Isis“ keine Kenntnis hat, da die Liebhaber doch nicht ausschliesslich auf die Händler angewiesen sind und ausserdem auch nicht verpflichtet sind, alle ihre neuen Errimgenschaften bei der „Isis“ anzumelden.“ Wir haben bereits in unserem wie vorstehend an- gegriffenen Berichte ausgeführt, dass es sich bei der Ausstellung des „Heros“ um irgend eine Form der Lacerta serpa (Lacerta muralis subsp. neapolitana) handeln wird. Wir sind in der Lage, konstatieren zu können, dass die als Spitzkopfechse ausgestellte Lacertide eine Corfuechse war, eine Angehörige der Neapolitana- Gruppe, und zwar die in neuester Zeit von Philipp Lehrs (Zur Kenntnis der Gattung Lacerta und einer ver- kannten Form : „Lacerta jonica“. Zoologischer Anzeiger XXV, Bd. Nr. 666 vom 10. März 1902) als Lacerta jonica bezeichnete Echse, und zwar forma olivacea. Ferner wollen wir anfügen, dass wir bezüglich anderer ausgestellter Reptilien, die in dem seinerzeitigen Auf- sätze erwähnt wurden, auf Wunsch gerne nähere Aus- 154 V ereins-Nachrichten. führungeu bringen. Bezüglich der Auslassung im Schlusssätze des „Heros“-Berichtes, „dass die Liebhaber nicht ausschliesslich auf die Händler angewiesen sind und ausserdem auch nicht verpflichtet sind, alle ihre neuen Errungenschaften bei der „Isis“ anzumelden,“ wollen wir uns nicht weiter unterhalten. — Herr Kunst- maler Müller teilt mit, dass sich in einem kleinen Aquarium von seinen Triton pyrrhogaster bereits drei Larven tummeln, er hofft, die Tierchen gross zu be- kommen. Herr Lankes berichtet kurz über seine mit Herrn Müller am 6. April gemachte Exkursion nach Pullach, Schäftlarn (Umgegend Münchens). Bei Bei- garten wurde ein Weibchen von Hydrophilus piceus mit dem Netz gefangen. Erfreulich wäre es, wenn bereits eine Befruchtung des Käfers stattgefunden hätte und derselbe den interessanten Aufbau seines Gehäuses bethätigen würde. Brehm sagt (Tierleben Bd. 9), dass im April das befruchtete Weibchen durch Ablegen der Eier für die Nachkommenschaft sorgt, indessen hat, bei Herrn Lankes ein im vorigen Jahre am 6. Jimi erbeutetes Käferweibchen, das heute noch lebt, erst am 9. Juni sein Gespinnst für die Eier angefertigt. Freilich kann ein Weibchen mehrere Eikokons an- fertigen und es ist deshalb nicht ausgeschlossen, dass das obenerwähnte erst im Jimi gefangene Weibchen bereits einige Eigehäuse im Freien gesponnen hat. Übrigens berichtet Dr. C. Regel-Potsdam (Zur Biologie des Hydrophilus piceus, Biologisches Zentralblatt XXL Bd. Nr. 6 vom 15. März 1901), dass in seinem Aquarium wiederholt im Januar und Februar Kokons gesponnen worden sind. Herr Sigl macht Mitteilungen über seine Exkursion mit Herrn Knan nach Moosach und Schleiss- heim. Herr Sigl hat die gesammelten Wasserinsekten und niederes Wassergetier präpariert imd demonstriert die Tierchen der Versammlung. Herr Seifert verteilt eine Partie Eydrocleis nymphaeoides. Im Laufe des Abends erschien noch Herr Philipp Lehrs-Dresden in der Versammlung, der von den Anwesenden freimdlich be- willkommt wurde. Auch heute brachte unser lieber Gast eine Reihe von Demonstrations-Objekten mit, so eine grössere Anzahl der Lacerta muralis von Sirmione am Gardasee. Die fusca von dort ist sehr interessant schon wegen ihrer stattlichen Grösse, in der sie die Bozener Mauereidechsen ziemlich übertrifft, dann wegen der hübschen, grossfleckigen Zeichnung. Weiter demon- strierte Herr Lehrs ein Exemplar der Zanienis gemo- nensis var. carbonarius aus der Umgegend von Sig- mundskron. Das Tier, das ca. 1 Meter lang ist, zeigt im allgemeinen noch die Jugendfärbung, doch weist die Grundfarbe schon einen Stich in’s dunkelgraue auf. Ferner wurden demonstriert zwei grosse Stücke von Tarbophis vivax, ein Coluber leopardinus, ein Pärchen Lacerta viridis var. major, alles aus Dalmatien, endlich ein reizendes niedliches Natterauge (Ablepharus panno- nicus) aus Ungarn. Herr Müller erklärt noch durch Skizzen an der Tafel die Zahnbewehrung der vier Schlangengruppen (Solenoglyphen, Proteroglyphen, Opisto- glyphen und Aglyphodönten). Donnerstag, den 17. April 1902. Protokoll-Verlesung und Genehmigung. Im Einlauf: Schreiben des Herrn Dr. E. Bade-Berlin und Tages- ordnung des „Triton“-Berlin. Zeitschriften. Die wich- tigsten Aufsätze aus diesen gelangen zur Bekanntgabe. Otto Tofohr veröffentlicht in N. und H. seinen in der „Salvinia“ -Hamburg gehaltenen Vortrag über eine pracht- volle Baumeidechse Ceylons, nämlich über Calotes ver- sicolor. Schade, dass keine gute Zeichnung oder Photographie des schönes Tieres den Artikel begleitet. Herr Scherer hat aus Tanga und Bagamoyo eine Karte an den Verein und solche an die Herren Müller, Sigl und Lankes gesandt und die Absendung einer Kiste mit Reptilien über Zanzibar avisiert. Herr Prof. Dr. E. BaUowitz sandte eine Karte aus Lugano bezügl. Disco- glossus pictus. Die „Woche“ Heft Nr. 15 enthält einen grösseren Artikel „Giftige Tiere“ von Dr. L. Rack, begleitet von einer AnzalilPhotographien. Die Abbildung „Amerika- nische Mokassinschlange“ stellt nicht die Art Ancistro- don contortrix, sondern wohl A. piscivorus dar, ferner ist der Absatz (S. 622): „In Europa, namentUch Süd- frankreich und Italien, finden wir hauptsächlich einige giftige Vipern ziemlich häufig, besonders die Aspisviper und die Puffotter“, insofern nicht ganz richtig, als die Puffotter (Bitis arietans), wie bekannt, in Afrika vorkommt. Herr Müller macht die nicht uninteressante Mitteilung, dass bei ihm drei Triton pyrrhogaster-haTven mit vollständig entwickelten Vorderfüssen die Eihülle verlassen haben. Der Genannte demonstriert weiter eine junge reizende Zornnatter (Zamenis gemonensis) von Südtirol, sowie zwei 28 cm lange Proteus anguinus. Die erwähnte Grösse der Olme muss als eine recht respektable bezeichnet werden, da nach Dr. Werner der Olm höchstens 30 cm lang wird. Ferner zeigt Herr Müller eine prächtig durchgeführte Tafel vor, darstellend Lacerta parva, jene reizende, einer winzigen Zauneidechse vergleichbare Steppenechse Kleinasiens, die wir in letzter Zeit aus den Reiseerinnerungen von Dr. F. Werner näher kennen gelernt haben. Herr Sigl übermittelte eine Partie ihm von Herrn Major Prestele für den Verein übergebener Wasserpflanzen. Zwei Stück von Herrn Knan gelegentlich einer Exkursion mit Herrn Sigl erbeuteter Leuciscus erythrophthalmus (Rotfedern) werden für die Vereinsversammlimg prä- pariert. Nach Erledigung des Einlaufes erhält sodann Herr Hauptlehrer Grossmanu das Wort zu seinem zwar nicht streng in den Rahmen der Thätigkeit unseres Vereines gehörigen, aber gleichwohl hochinteressanten Vortrage: „Die Bedeutung des Wassers für das Wachs- tum und die Zerstörung des Holzkörpers“. Der Vor- tragende erläuterte an der Hand sehr instruktiver Zeichnungen und wertvoller Präparate sein Vortrags- Thema, das gewiss für Jedermann lehrreich war. Reicher Beifall lohnte die trefflichen Ausführimgen. Donnerstag, den 24. April 1902. Der Eröffnung der 12. Vereinsversammlung folgt die Verlesung und Genehmigung des Protokolles des 11. Vereins-Abends. Im Einlauf: Offerte von Walter- Berlin zum Bezüge des Werkes : „Die mitteleuropäischen Süsswasserfische“ von Dr. E. Bade, Offerte Reitmayer, hier, bezüglich Terrarien und Seewasser. Herr Seefried überreicht dem Verein Nr. 15 der „Woche“ und weist unter Beilage einer Tageszeitung auf das Überhand- nehmen der Kreuzotter in der Umgegend Münchens hin, es dem Verein anheimstellend, hiergegen durch A Anregungen etc. vorzugehen. Herr Lankes hat das Schreiben des Herrn Seefried ausführlich beantwortet. Zeitschriften. Auch die uns heute vorliegende Nr. 8 'h der „Blätter“ reiht sich würdig an die früheren. In der „Frankfurter Zeitung“ wird auf eine Ausstellung Vereins-Nachrichten. 155 von Aquarien, Terrarien, Wasserpflanzen etc. in Frank- furt aufmerksam gemacht. Herr Tofohr-Hamburg hat ims auf Ansucheu eine Anzahl von Wasser-Schnecken aus der Hamburger Gegend übermittelt. Für das Ent- gegenkommen besten Dank. Herr Dankes berichtet, dass er Mitte Februar ds. Js. drei Stück gleicbgrosse, 9 cm lange Pornoxys sparoides in sein grösseres Aqua- rium zu einer Anzahl anderer uordamerikanischer Centrarchiden gesellt habe. Alle diese Fische werden voiuviegend mit rohem geschabten Rind- oder Pferde- fleisch, Regenwürmern, auch Bartmann-Futter, seltener mit kleinen Leuciscus-Arten, und sobald erhältlich, auch mit frischen Ameisenpuppen gefüttert. Die Pornoxys zeigten sich die ganze Zeit ziemlich scheu und zurück- haltend, bei der allgemeinen Fütterung mit gescbabtem Rindfleische stiess der eine oder andere hastig an’s Futter, nahm auch einen kleinen zur Erde sich senken- den Flocken und zog sich wieder zurück, seltener wiederholte sich die Nahrungsaufnahme. Um frische Fleischteile auf dem Boden kümmerten sie sich kaum. So kam es, dass, während die übrigen Bewohner des Aquariums ein gesundes, kräftiges, wohlbeleibtes Aus- sehen zeigen, die Sonnenbarsche, grossohrigen Sonnen- fische und Steinbarsche ihrem Besitzer fast zu rasch wachsen und allmählich zu gross werden, die KaUko- barsche körperlich mehr und mehr zurückgingen. Der Rumpf trat immer kantiger, später bis zum Kopfe nahezu messerschneidig hervor, der Körper erschien seitwärts* um die Eingeweide-Teile wie ab- und ein- gefallen, und die ganze Gestalt der Tiere begann sich zu krümmen in der Weise, dass vom Rückenfirst. Kopf und Schwanz nach abwärts gebeugt, jeder Fisch eine Sichel bildete. Heute, nach 10 Wochen sind zwei Stück tot und das dritte Fischchen, das von allem Anfänge etwas weniger Scheu zeigte, zwar noch am Leben, aber keineswegs in einer besonders günstigen körperlichen Verfassung. (Die ca. 1.5 cm langen Kalikobarsche unseres Herrn Schriftführers Haimerl haben es längst gelernt, mit Futter, wie vorhin genannt, sich zufrieden zu geben und gedeihen.) Augenscheinlich ist die Scheu, die dieser Fisch zeigt und die ihn zurückhält, bei der Fütterung in ähnlicher Weise wie die übrigen Centrar- chiden, sich rechtzeitig die notwendige Nahrung zu sichern, die Hauptursache des frühzeitigen Eingehens und zweifellos würde die Haltung und Pflege dieser Fische in einem Aquarium nur für sie bessere Erfolge zeitigen. Der Umstand, dass Kalikobarsche, die auch mit anderen Centrarchiden vergesellschaftet waren, aber durchwegs nur mit kleinen Leuciscus-Arten (so- genannten Fhtterfischen) gefüttert wurden, sich prächtig entwickelten, wie das auch bei Herrn Dankes geschah, würde nicht gegen die Scheu als Mitursache des vor- zeitigen Eingehens der Fische sprechen, da die kleinen Futterfische in ihrer Angst im ganzen Aquarium herum- rasen, die Wege des Kalikobarsches vielfach kreuzen und entschieden einen grösseren Reiz zur Nahrungs- annahme bilden als anderes Futter. — Herr Müller demonstriert ein 70 cm langes lebendes Männchen der Vipera berus und ausserdem eine gleichfalls lebende Vipera wrsinii (Spitzkopfnatter) aus der Umgegend von Laxen- burg (Niederösterreicb). Herr Müller weist auf die unterscheidenden Merkmale beider Schlangen hin. Herr Sigl übergiebt zwei Stückchen von Cyperus gracilis zur Versteigerung. Erlös mit Sammelbüchse 2 Mark zu Gunsten des Hilfsfonds. Donnerstag, den 1. Mai 1902. Nach Eröffnung dei* Versammlung durch den 1. Vor- sitzenden wird das Protokoll dei' letzten Vereinsver- sammlung verlesen und genehmigt. Herr Scliei'ei* hatte ausser einer Kai’te Herrn Dankes auch mit einer grösseren Sendung Reptilien etc. aus OstafVika erfreuen wollen. Die Sendung kam über Zanzibar und war genau seclis Wochen auf dem Wege. Selbstverständlich war alles tot. Einige Schlammspringer in Formol, sowie einige Gehäuse von Land- und Sum[)fschnecken lassen sich noch verwerten. Die Schneckengehäuse gingen in die Hände des Herrn Sigl über, wie dies Hen* Scherer ge- wünscht hatte. — Schreiben der „Salvinia“-Hamburg. Zeitschriften. Aus diesen gelangen die wichtigsten Veröffenthchungen zur Bekanntgabe bezw. zur Verlesung uud Besprechung. Durch Herrn Müller werden fünf lebende Männchen der Vipera ii/rsinü zur Demonstration gebracht. Die gieichmässige Grundfärbung dieser auch in den Geschlechtern keine Verschiedenheit der Färbung zeigenden ziemlich zart gebauten Tiere fällt dem Kenner unserer Vipera berus sofort auf. Herr Dankes teilt mit, dass ein Herr Gautsch bei Diesseu am Ammersee vor einigen Tagen ein ca. 70 cm grosses Weibchen, sowie ein 45 cm langes glänzend schwarzes Männchen der Vipera berus fing und die Sclilangen ihm zur Fest- stellung überbrachte. Herr Oelbaum demonstriert einige Muscheln, gefunden im Tertiärsand im englischen Garten anlässlich der Ausführimg eines Kanales. Herr Kunstmaler Müller teilt noch mit, dass die von ihm gezogenen Larven von Triton italicus, Tr. boscai uud Tr. pyrrhogaster sich prächtig weiter entwickeln. Wegen des Himmelfahrtsfestes findet die nächste Vereiusver- sammlung erst über 14 Tage statt. Donnerstag, den 15. Mai 1902. Protokoll- Verlesung und Genehmigung. Im Einlauf; Offerte der Walter'scheu Buchhandlung, Tagesordnung des „Triton“. Karte des Herrn Angele-Linz und Tofohr- Hamburg an Herrn Dankes. Zeitschriften. Interessante Anregungen bringt Herr Dr. Hermann Bolau in dem Artikel „Was bezweckt die Aquarienliebhaberei?“ in der „Nerthus“. — Die „Blätter“ in der Nr. 9 vor sich zu sehen, muss eine Freude genannt werden. Der an- regende Artikel von Gerlach-Dresden über Geopliagus gymnogenys. welcher Fisch in seinem Gebahren im gut bepflanzten Aquarium auch unserem Herrn Rist schon so vielen Kummer bereitet hat, die hübsche Photo- graphie dieses Fisches, besonders aber die wunder- schönen Aufnahmen der Tarbophis savignyi und der Zamenis dahlii, sowie auch der übrige Inhalt verdienen Anerkennung. Wir konstatieren mit Vergnügen wieder- holt, dass Verlag und Redaktion nichts unterlassen, die „Blätter“ mehr und mehr zu heben und möchten hoffen, dass der Erfolg nicht ausbleibt. Interessant imd neu für uns ist die im Berichte der „Vallisneria“- Magdeburg mitgeteilte Thatsache, dass bei einem Herrn Ehrhardt eine Sagittaria montevidensis bereits am 11. März bei einer Zimmertemperatur von 6 ® R. zur Blüte gelangt ist. „Natur und Haus“ Heft 9 bringt einen Aufsatz von Dr. Franz Werner über die Schmuckbaumschlange (Chrysopelea ornata) mit einer Abbildung von unserem Herrn Müller. Im Bericht des „Triton“-Berlin vom 21. März ds. Js. in vorgenannter Zeitschrift steht folgendes: „Unter den Eingängen befanden sich „Nach- richten“ Nr. 6, aus denen der Versammlrmgsbericht der „Salvinia“ vom 3. März zur Verlesung gelangte 156 V ereins-Nachrichten. und aus dem die lobende Anerkennung der in unserer Zeitschrift „Natur imd Haus“ veröffentlichten von Herrn Müller-Mainz hergestellten Abbildungen besonders inter- essierte.“ Es wurde vom „Triton“ übersehen, anzuführen, dass Herr Müller in München wohnt und ein Vorstands- mitglied der „Isis“ ist, was zu bemerken wir hiermit nachholen. Sodann wird unter ungeteilter Aufmerk- samkeit der anwesenden Mitglieder die Erwiderung des „Triton“-Berlin aus Heft Nr. 9 von „Natur und Haus“ auf unsere in Nr. 5 der „Blätter“ erschienenen Ausführungen vom Vorsitzenden verlesen. Die Er- widerung des „Triton“ wollen wir allen unseren Mit- gliedern und Lesern nicht vorenthalten, sie lautet: „Unter sehr geteilter Aufmerksamkeit der Anwesenden gelangte ferner zur Verlesung der als Beilage zu Nr. 5 der „Blätter“ erschienene Bericht der „Isis“ über den Eragekasten des „Triton“. Die Ansicht der Versamm- lung, die bereits S. 95 dieses Jahrganges von „Natur und Haus“ ausgesprochen, ist durch diesen Bericht keine andere geworden. Beschlossen wurde, auf die sehr ausführlichen (?) Enviderungen des Herrn Lankes nicht weiter einzugehen, der 3 Spalten langen Aus- führung eine noch längere nicht folgen zu lassen. Wiederum war die Versammlung der Ansicht, dass es zur Förderung der Aquarien- und Terrarienkunde vorteil- hafter sei, wenn sich die „Isis“ mehr die Veröffent- lichung der in ihren Versammlungen gehaltenen Vor- träge angelegen sein liesse, als sich mit der Kritisierung anderer Vereine zu beschäftigen.“ Wir haben diesen Zeilen, die für sich sprechen, weiter nichts hinzuzufügen, als dass es befremden musste, dass der „Triton“, der einmal von einer der „Isis“ „eigentümlichen, unparla- mentarischen Art der Mitteilung“ gespi’ochen hat, in eine von unserem Verein mit anerkannter grösster Objektivität geführte Sache eine einzelne Person zu ziehen bemüht ist. Was die Veröffentlichung der in unseren Versammlungen gehaltenen Vorträge betrifft, so geben hiervon die laufenden Zeitschriften beredtes Zeugnis. Herr Sigl sagt zu, einen ihm bekannten Fach- mann um Untersuchung bezügl. des Hautdrüsen-Sekretes von Hyla versicolor zu bitten. Es wäre gewiss recht interessant, wenn wir in ähnücher Weise, wie dieses bei der Kröte der Fall ist, über deren wirksame Be- standteile des Hautdrüsen-Sekretes, genannt Bufonin und Bufotalin bereits genaue Untersuchungen vorliegen, auch bei Hyla versicolor Aufschlüsse erlangen könnten. Herr Müller demonstriert die von ihm und Herrn Knan gelegentlich einer Exkursion der Herren Knan, Müller und Lankes nach dem Wesslinger See (weitere Umgend Münchens) am Sonntag, den 11. Mai ds. Js. erbeuteten 2 (5 und 1 $ von Cybister Röseli, eines nahen Ver- wandten des allbekannten Dyticus marginalis. Cybister Röseli, der an Grösse dem Dyticus marginalis nichts nachgiebt, soll nach eingehender Erkundigung bei einigen hiesigen Käfermenschen seit den 60 er Jahren in der Umgegend Münchens nicht mehr gefimden worden sein. — Weiter wurden bei erwähnter Exkursion einige sehr grosse Anodonta mutabilis Cless., sowie 1 $ von Hydrophilus piceus und endlich mehrere Hydrous cara- boides u. A. gesammelt. Eine von Herrn Knan am Ufer des Sees gefangene mittlere Tropidonotus natrix zeigte insofern ein merkwürdiges Verhalten, als sie sofort nach dem Ergreifen den Rachen weit aufsperrte und diesen, in den seichten See zurückgeworfen, noch fast fünf Minuten lang immer in der gleichen Lage am See- grunde verharrend, aufgesperrt hielt. Allmählich brachte die Natter dann ihre Kiefer in Ordnung, ent- wickelte sich und empfahl sich, zwischen Schilf und Fieberklee verschwindend. Es ist dies bereits der zweite uns bekannte Fall, dass eine Ringelnatter sofort nach dem Ergreifen den Rachen in fast krampfhafter Weise, als ob er verrenkt wäre, auf sperrt. Wir halten es für unentschieden, ob die Natter infolge des Schreckens und eines vielleicht etwas kräftigen Druckes hierzu veranlasst wird, oder ob wir in dem Aufsperren des Rachens der Natter am Ende nicht ein Abschreckmittel der letzteren gegenüber ihren Feinden erblicken soUen. Herr Major Prestele hat in liebenswürdiger Weise eine Anzahl Wasserpflanzen zur Verfügung gestellt, die Herrn Hauptlehrer Grossmann für die Schulaquarien überwiesen wurden. Im Garten imseres Herrn Gast- gebers wurden zwei grössere Bierflaschen, vollgestopft mit Himderten unserer Tritonenarten, die zum Teil ein hochzeitliches Kleid trugen, gefunden. Offenbar sollten die Molche zu Heilzwecken dienen. Der Vorsitzende übernimmt es, in der Tagespresse gegen die syste- matische Plünderung der Sümpfe, Teiche etc. zu rück- ständigen Zwecken entsprechenden Einspruch zu erheben. Donnerstag, den 22. Mai 1902. Protokoll- Verlesung und Genehmigung. Der Vor- sitzende giebt bekannt, dass die in der vorjährigen ordentlichen Mitglieder -Versammlung durchgeführte Satzungsänderung nunmehr auch die Genehmigimg der einschlägigen Behörde gefunden habe. Im Einlauf: Ein acht Seiten langer hochinteressanter Brief unseres Herrn Scherer aus Deutsch-Ostafrika. Der Brief gelangt durch den Vorsitzenden zur Verlesung. Offerte Stüve- Hamburg. Zeitschriften. Die einschlägigen Artikel hieraus gelangen, wie dies immer üblich, zur Bekannt- gabe. Zum Briefkasten in Nr. 10 der „Blätter“ E. P., Nürnberg, 2. Frage: Ob es richtig ist, dass die Be- gattung bei Girardinus nur in einem kurzen, vielleicht eine Sekunde dauernden plötzlichen Anprall des Männ- chens besteht, wobei natüriich ebenso kurz der Kopu- lationsstachel eingeführt wurde, bemerkt unser Herr Seifers, dass er bei Girardinus caudimaculatus einmal eine eine ganze Minute dauernde Verbindung des Männchens mit dem Weibchen beobachten konnte. Herr Lankes demonstriert das Werk „The Living Animais of the World“, das allgemeines Interesse wegen der prächtigen Photographien hervorruft. Herr Seifers stellt dem Verein mehrere Präparations-Gläser zur Verfügung. Herr Müller demonstriert einige Laeerta serpa aus Pola, . . die von unserem Mitgliede Herrn k. Reallehrer Gugler gesammelt wurden. Die Tagespresse brachte nunmehr die vom Vorsitzenden gemachten Ausführimgen bezügl. | des zwecklosen Hinmordens von Hunderten von unseren | Tritonenarten. Herr Sigl hat einige Anodonta präpariert § und weist auf die Unterscheidungsmerkmale zwischen dieser Muschel und ünio hin. Der Vorsitzende, Herr Lankes, teilt mit, dass er mit Schreiben des „Triton“- Berlin vom 13. Mai ds. Js. eine liebenswürdige Ein- ladung zur Übernahme eines Preisrichteramtes für dieg; diesjährige Ausstellung des „Triton“-Berlin erhalten-^ habe, aber mit Rücksicht auf die erfolgte Einteilung seines Urlaubes leider abzulehnen gezwungen war. H. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26; für den Anzeigenteil: Creutz’sche V erlagsbuoh- haudlungiu Magdeburg. Verlag der Oreutz’s chenV erlag sbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfe r in Burg b. M. 1 Tropidonotus tesselatus in der Gefangenschaft. Von A. Thiel. (Mit einer Originalphotographie.) Sls ich vor mehreren Jahren in nächster Umgebung- von Meissen während eines Spazierganges an der Elbe kleinere Würfel- nattern entdeckte, bewahrte ich diese Tiere in Weingeist. Der Zufall fügte es. dass durch die Zeitung über das Vorkommen derselben in be- sagter Gegend Herr Gymnasialoherlehrer Geisen- heyner in Kreuznach und durch diesen Herr Professor Dr. 0. Böttcher in Frankfurt a/M. damals in Kenntnis gesetzt wurden, infolge- dessen ich die Ehre hatte, genannten Herren darüber genauen Bericht erstatten zu dürfen. Somit wurde nun ein bisher noch unbekanntes Ver- breitungsgebiet der in Rede stehenden Schlange gefunden und bestätigt. In Zwischenräumen fand ich sie öfter, mitunter schöne grosse Exemplare, was mich veranlasste, ein solches meinem Terrarium einzuverleihen, um mich über das Lehen dieses Reptils in der Gefangenschaft näher zu unterrichten. Meine Beobachtungen sind kurz folgende: Die Würfelnatter teilte gesellschaftlich den Be- hälter mit zwei ihrer Schwestern (Trop. persa und Trop. natrix), welch letztere beiden ich jahrelang pflegte und die alle Menschenscheu ver- loren zu haben schienen; alle drei Arten ver- trugen sich gut. Nach zwei Tagen engeren Gewahrsams legte tesselatus vierzehn Eier ab, welche nicht zusammenhängend waren. Nach vier Tagen bot ich ihr Nahrung an, welche in kleinen Fischen bestand; selbige wurde ver- schmäht, was mich veranlasste, das Wasserbecken zu vergrössern, um die Futtertiere besser schwimmen lassen zu können und dann auch, um der Schlange, als echte Wassernatter, deren Lebens- bedingungen besserRechnung tragen zu kön- nen. Dieser Versuch war gelungen; danach ver- speiste sie in dem erweiterten Terrarium an einem Tage vier etwa fingerlange Fische ; nach 14 Tagen einen Wiesenfrosch (Rana tempo- Originalaufnahme^nac^h^d^ Leben Würfelnatter (Tropidonotus tesselatus Laur.). ^ ^ ^ ■ A.US der Umgebung von Meissen. 158 Lorenz Müller: Die echte und die vermeintliche Spitzkopfeidechse. raria). Acht Tage später bot ich ihr noch einen grossen Wassermolch (Triton) an, welcher nicht berührt wurde. Der Verschlingungsprozess der Nahrung, sowie die damit verbundene Schlingki’aft unserer Natter ist staun enerregend, umsomehr, als der Kopf verhältnismässig kleiner ist wie bei Troin natrix; beim Hinahwürgen eines daunienstarken Fisches bildeten die obere mit der unteren Kinnlande einen Winkel von über 90 °, sodass Schlangenkopf und Fisch eine unförmliche Masse bildeten. Als im Oktober kühlere Witterung eintrat, nahm die Würfelnatter keine Nahrung mehr zu sich, während die Eingelnattern sich noch einige Frösche gut schmecken Hessen. Die Winter- rnhe wurde normal überstanden. Im März zeigte sie sich zwar gut genährt wieder, indessen hatte sie an Lebhaftigkeit verloren und trotz aller Bemühungen war es mm nicht möglich, das schöne Tier fernerhin am Lehen erhalten zu können. Eines Tages lag sie zusammengeringelt regungslos im Käfig. Nach diesen Beobachtungen kann ich Trop. tesselatus als ein hinfälliges Tier bezeichnen, welches wohl kaum von einem Liebhaber länger als ein Jahr gehalten werden kann; mit anderen Nattern, wie Col. quadrilineatus und aesculapii machte ich ähnliche Erfahrung. Woran es nun liegen mag, dass manche Schlangen fast regelmässig in der Gefangen- schaft zu Grunde gehen, selbst bei der besten Pfiege, während man doch ihre nächsten Ver- wandten jahrelang haben kann, dies möge der wissenschaftlichen Forschung anheimgestellt werden. Die echte und die vermeintliche Spitzkopfeidechse (Lacerta oxy- cephala DB und Lacerta serpa Rafin.). Von Lorenz Müller-Mainz (Isis-München). (Mit einer Originaltafel und einer Textabbüdung vom Verfasser.) Behnlich wie mit der schwarzen Aeskulap- natter geht es auch mit der Spitzkopf- eidechse. Alle Echsen, welche von Händlern unter diesem Namen ausgeboten werden, sind ebensowenig wirkliche Spitzkopfeidechsen, wie die schwarzen Aeskulapnattern wirkliche Aes- kulapschlangen sind; die echte Lacerta oxycephala jedoch haben nur sehr wenige Liebhaber, ja selbst nur ein ganz geringer Teil der Fachgelehrten je lebend gesehen. Man sagt sogar wohl kaum zu viel, wenn man behauptet, ein sehr grosser Teil unserer Terrarianer habe gar keine Ahnung von der Existenz jener seltenen Echsenformen, welche die Gruppe der platy- und oxycephalen (platt- und spitzköpfigen) Mauereidechsen bilden. Die wirkliche Spitzkopfeidechse wurde näm- lich noch nie regelrecht importiert; diejenige Echse jedoch, welche fälschlich unter dem Namen „ Spitzkopf eidechse“ auf den Markt kommt, ist identisch mit der grünen, italienisch-dalmatinischen Wieseneidechse (Lacerta serpa). Auch diese falsche Bezeichnung scheint von österreichischen Händlern aufgebracht worden zu sein. Ganz allgemein geworden ist sie aller- dings noch nicht, immerhin aber schon sehr weit verbreitet. Ich will nun ebenso, wie ich es hei der schwarzen Pfeilnatter und der Aeskulapnatter gemacht habe, die echte Spitzkopfechse der vermeintlichen gegenüherstellen. Bemerken will ich vorerst noch, dass sowohl Lacerta serpa als auch Lacerta oxycephala jener grossen Gruppe nahe verwandter Arten angehören, welche ich als den Formenkreis der Lacerta muralis be- zeichnen möchte und welcher alle Lacertaarten mit muralisartigem Habitus in sich vereinigt. Es sind demnach sowohl Spitzkopf- als auch Wieseneidechse „Mauereidechsen im weiteren Sinne“, dagegen keine blossen Varietäten der ' Lacerta m uralis in engerem Sinne “ . W enigstens wü’d Lacerta oxycephala von allen Autoren ohne Ausnahme als eigene Aid betrachtet, während Lacerta serpa von den Einen für eine eigene Alt, von den Anderen nur für eine Subspezies der Lacerta muralis gehalten wird. Eine Einigung hierüber wurde bis jetzt noch nicht erzielt. Auf die Streitfrage seihst einzugehen würde an dieser Stelle zu weit führen ; immerhin dürfte es sich als zweckmässig erweisen, wenn ich die An- sichten dreier Autoren, Bedriaga’s, Boulenger’s ; und Camerano’s hier anführe. Ich wählte ge- j rade diese drei, weil Bedilaga’s „Beiträge zur ] Kenntnis der Lacertidenfamilie“ die umfang- 'j reichste Arbeit auf diesem Gebiete ist, Boulenger’s j Kataloge heutzutage fast allgemein als Eichtschnur I in der Nomenklatur dienen und Camerano bis 1 jetzt von den neueren Autoren am entschiedensten 1 für die Artberechtigung der Lacerta serpa ein- 1 getreten ist. m Lorenz Müller: Die echte und die yermeintliche Spitzkopfeidechse. 159 Bedi’iaga betrachtet die Wieseneidechse als eine Subspezies der Lacerta muralis und belegte sie (übrigens völlig überflüssiger Weise, da ältere Namen bereits vorhanden waren) mit dem Namen .,neai)olitana“ , Bonlenger giebt nach dem Rechte der Priorität dem Synon3^m ,,tiliquerta“ den Vorzug, während Camerano das Raflnesqne’sche Synonym ,,serpa“ für das richtige und die Wiesen- eidechse für eine eigene Ai’t hält. Ich persönlich schliesse mich der Meinung Camerano’s an. Betreffs der Wahl des Synonyms „serpa- deshalb, weil nach meiner Meinung das zwar ältere Synonym quertcr ®) nicht ihr, son- dern der corsisch - sar - dinischen Mauereidechsen- form (v. Genei) ®) znkommt, diese aber nicht zw. Lacerta serpa gehört; betreffs der Frage, ob Lacerta serpa Art ist oder nicht deshalb, weil Lacerta serpa im Habitus gnmdverschieden von Lacerta muralis ist. Lacerta serpa ist eine pyramidocephale Eidechse, also eine Eidechse mit pyramidenförmigem Kopf- bau. Besonders auffallend tritt diese Kopfform beim ö hervor. Der Kopf ist bei ihm im Verhältnis zu seiner Länge sehr hoch und an den Schläfen backenartig aufgetrieben, während er bei der Maner- eidechse relativ flach ist. Die Körperform der Wieseneidechse ist kräf- tig, der Rumpf im Quer- schnitt gerundet vierseitig, nicht abgeflacht wie bei derMauereidechse^' Lacerta muralis). Die Schläfen sind bei ihr mit grösseren Schuppen und Schildern bekleidet, das Halsband ist mehr oder weniger gezähnelt, nicht ganz- randig, wie bei der typischen Lacerta muralis. Die Färbung hat bei Lacerta serpa mindestens einen Anflug von Grün (die melanotischen Formen natürlich abgerechnet), bei weitaus den meisten Wieseneidechsen ist die Oberseite des Körpers sogar leuchtend grün gefärbt, der Schwanz ist meist braun. Die Unterseite ist gewöhnlich weisslich, kann aber auch gelblich, rosa und selbst ziegelrot sein. Die Zeichnung der Wiesen- eidechse ist sehr variabel und weicht bei ein- zelnen Varietäten ganz erheblich vom Grund- typns ab. Alle diese Abänderungen haben sich Jedoch, ans einer Zeichimngsform entwickelt, die im Grundprinzip etwa folgende ist : Die grüne Rückenzone wird Jeder- seits durch eine helle Linie von der mehr bräunlich- oder rötlichgrauen Seiten- zone abgegrenzt. Über die Rückenniitte verläuft ein dunkles, meist schwarzes Fleckenband. Ein ähn- liches, Jedoch schmaleres Fleckenband läuft Jeder- seits der Rückenzone der hellen Seitenlinie entlang. DieSeiten selbst sind dunkel gefleckt, gebändert oder retikiüiert. Sehr hänflg verschmelzen die seitlichen Fleckenreihen der Rücken- zone mit der Seitenzeich- nuug. Das helle Seiten- band wird dadurch öfter durchbrochen und lässt sich nim noch spurweise er- kennen. Besonders ist dies bei alten ä der F all, wäh- rend Junge Tiere und 9 meist den ursprünglichen Zeichnnngstypus deutlich erkennen lassen. Das Fleckenband der Rücken- mitte setzt sich meist noch auf das erste Schwanz- drittel fort. Ausserdem trägt der Schwanz seit- lich ein über den anderen Schupp enringel einschwar- zes, senkrechtes, von weissen Fleckchen durchbrochenes Band. Diese Zeichnung modiflziert sich nun, wie schon oben bemerkt. Je nach den jeweiligen Varietäten. Über eine Anzahl derselben gedenke ich in einem späteren Artikel zu berichten. Heute will ich nur noch des Umstandes Er- wähnung thun, dass die Wieseneidechse soge- nannte Olivaceaformen bildet. Sie entstehen Originalüeichmmg Lacerta oxycepkala DB. "l. MümÜMaüz^°" Blaugraues G mit Augenflecken Insel Lagosta. 160 Bruno Rahn: Uber den Biss einer Kreuzotter. dadurch, dass die Zeichnung verblasst und die Grundfarbe sich etwas verdunkelt. Vor allem wird das Grün der Eückenzone weniger leuchtend und geht in einen Oliventon über. Solche Formen finden sich in allen Abstufungen; von Stücken, bei welchen die Zeichnung zwar blass, aber noch deutlich erkennbar ist, bis zu solchen, welche oberseits ganz einfarbig olivengrün geworden sind. Die Seiten der ganz ausgeprägten Olivacea- Stücke haben meist einen starken Bronzeschimmer. Die Olivacea ist indes keine besondere Varietät, denn viele Serpa- Varietäten bilden Olivacea- Formen. Ausserdem existieren von der Wiesen- eidechse melanotische Varietäten. Sie entstehen sämtlich durch Verdunkelung der Grundfärbung die schwarzgrau (bei Lacerta serpa v. melissellensis' Braun) oder schwarzblau (v. caerulea Eimer == faraglionensis de Bedr.) wird. Ob Lacerta filfo- lensis zu Lacerta serpa gehört, vermag ich nicht zu entscheiden. Ich habe noch nie ein Stück dieser Varietät gesehen. Die unter dem Namen „ Spitzkopf eidechsen“ in den Handel gebrachten Stücke von Laxerta serpa stammen meist aus Dalmatien, denn die österreichischen Händler beziehen sie fast aus- schliesslich von dort her. Es kommen aber auch zahlreiche italienische Exemplare zu uns. Die italienischen Wieseneidechsen sind meist etwas kleiner als die dalmatinischen und haben ein angenehmeres, wärmeres Grün. Ein geübtes Auge kann italienische und dalmatinische Wiesen- eidechsen in den meisten — allerdings nicht in allen Fällen — sofort voneinander unterscheiden. Lacerta serpa kann bis zu 25 cm lang werden. Derartig grosse Stücke erhielt ich schon aus Zara, Sorrento, Palermo und von Tattone (Corsica). Sie sind aber sehr selten. Im allgemeinen wird die Wieseneidechse nur 20 — 22 cm lang. (Fortsetzung folgt.) Über den Biss einer Kreuzotter. Von Bruno Rahn. rotzdem die Erkennungsmerkmale unserer Giftschlangen doch schon so viel bekannt gegeben worden sind, haben sich aber leider nur wenige dieselben eingeprägt; es sind gerade dadurch schon viele Unglücksfälle vorgekommen, indem namentlich Ausflügler, welche im Walde Schlangen fanden, dieselben, ohne die Gefahr zu kennen, einfach in die Hand nahmen und den Biss nicht achteten; erst wenn die Hand und der Arm angeschwollen waren dachten sie daran einen Arzt zu Eate zu ziehen, in den meisten Fällen ist es dann aber schon zu spät. Noch weniger wohl, als die Erkennungsmerkmale der Giftschlangen sind die einfachen Mittel gegen den Biss bekannt. Da ich nun vor ganz kurzer Zeit das Malheur hatte, von einer Kreuz- otter gebissen zu werden, so will ich nachstehend die Empfindungen bei diesem Biss, sowie den Krankheitsverlauf beschreiben. Ich hatte mehrere Giftschlangen, Kreuz- ottern und Sandvipern, in einem Käfig zusammen, und als ich mit der blossen Hand hineinfasste, um eine Kreuzotter herauszunehmen, was ich bisher stets gethan hatte, wurde ich von einer anderen Kreuzotter gebissen. Die Schlangen lagen im Käfig verteilt und ich wollte ein be- sonders starkes Exemplar, welches in dem der Thür des Terrariums gegenüberliegenden Teile lag, herausnehmen und stiess dabei, wenn ich es so nennen will, eine kurz davor sich auf- richtende Schlange ein wenig zur Seite, wodurch diese, wohl gereizt, zubiss. Letzteres ging jedoch mit einer solchen Geschwindigkeit, dass selbst ein Bekannter von mir, welcher zusah, wie ich die Schlangen herausnahm, nicht einmal be- merkte, dass ich gebissen worden war. Ein besonderes Schmerzgefühl hatte ich dabei nicht, ich möchte es mit einem starken Stecknadelstich vergleichen, auch bluteten die beiden kleinen Wunden, wo die Giftzähne eingedrungen waren, nur so gering, dass es garnicht nennenswert ist, wohingegen doch sonst eine Wunde, sei es auch nur ein Nadelstich, verhältnismässig stark blutet. Nach kurzer Zeit zeigte der Finger sowie die Hand bereits eine rotbläuliche Färbung und waren etwas angeschwollen. Nachdem ich mir j nun das betreffende Glied, es war der Zeige- | finger dei' linken Hand, sofort unterbinden liess, f ging ich sofort zur nächstliegenden Eestauration, f wo ich dann ca. 1^4 Liter Cognac austrank, und zwar in einem Zeitraum von ungefähr fünf f . Minuten. Infolge dieses immensen Alkoholgenusses | ; und auch wohl daher, dass ich in derselben f ; Minute zu diesem Mittel griff, wurde ich ziem- 1 1 lieh berauscht, trug jedoch einen Schaden inbezug I | auf die kolossale Menge Alkohol, welche ich | ver konsumiert hatte, nicht davon, da ja Alkohol | die Wirkung des Schlangengiftes auf hebt, und | letzteres wiederum den Alkohol unwirkbar f macht. Nachdem ich nun, wie ja leicht erklärlich J ist, recht sanft eingeschlummert war, brachte M man mich nach der Unfallstation, woselbst die » Georg Gerlach: Girardinus decexnmaculatus (echte Form). 161 Stellen, wo die (riftzähne eingednmgen waren, aufgeschnitten und ausgebrannt wurden, was mir auch so gut wie gar keine Schmerzen ver- ui’sachte, da der Cognac hierbei beinahe wie Chloroform wirkte. Den mü’ angelegten Verband nahm ich nach Verlauf von fünf Tagen ab und überhess die Wunde ihrer natürlichen Heilung. Nach weiteren fünf Tagen war nur noch eine kleine Narbe zu sehen. Sollte einmal einer der Leser das Unglück haben, von einer Ki’euzotter gebissen zu werden, so kann ich nur raten, die Mittel, welche ich oben erwähnte, anzuwenden, denn sie sind selbst von ärztlichem Standpunkt die besten, welche bekannt sind. Girardinus decemmaculatus (echte Form). Von Georg Gerlach, Loschwitz-Dresden. ie aus der Überschrift ersichtlicli, sind nachstehende Zeilen nicht dem all- bekannten Girardinus gewidmet, der diverse Male mehr oder minder gut und treffend be- schrieben wmMe, und bislang unter dem Namen decemmaculatus (recte cauclimaculatus) segelte, sondern einem neuen, bisher weniger bekannten Vertreter der Spezies Girardinus, dem echten decemmaculatus. Ob übrigens der Name caudimaculatus (der am Schwänze gefleckte) bei dem seit nunmehr zwei Jahren bekannten Girardinus der richtige ist, möchte ich dahin gestellt sein lassen. (Ich besass nämlich noch kein Exemplar, das den Fleck am Schwänze hatte, alle trugen denselben in der Mitte des Körpers.) Jedenfalls stiegen schon zu Beginn des Jahres 1901 Zweifel auf, ob der damalige decemmaculatus der Liebhaber der richtige sei. Wie im Vereinsbericht der „Wasserrose“ vom 2. Februar 1901 zu lesen ist, zeigte Herr Kettler, der sich lange Zeit in Brasilien auf- gehalten hatte, Spirituspräparate von Girardinus vor, welche thatsächlich 10 ausgeprägte Flecken aufwiesen. Auch hatten die Tiere, es waren zwei Weibchen, eine andere, resp. schlankere F orm, wie unser damaliger decemmaculatus. AUes Nähere berichtete genannter Herr in der- selben Nummer der „Blätter“, sodass ich mir Wiederholung sparen kann. Unser damaliger decemmaculatus behielt aber trotzdem seinen falschen Namen, und erst im September 1901 wurde weiteren Kreisen bekannt, dass der echte Girardinus decemmaculatus eingeführt sei, wenn mir auch nicht bekannt ist, durch wen. Der andere musste also seinen Namen hergeben und wurde caudimaculatus getauft. Ob dies nun der richtige Name, vermag ich, wie schon erwähnt, nicht zu beurteilen. Nach meinem Dafürhalten stimmt auch diese Bezeich- nung nicht; doch, wenn kein anderer Fisch importiert wird, der bevorrechtigte Forderungen auf diesen Namen hat, so soll er ruhig den- selben behalten, denn einen Namen muss er doch vorläufig haben, wenn er auch nicht stimmt. Die ganze Unklarheit scheint übrigens durch die diversen Anzeigen und den Artikel vom 7. Februar 1900 von Paul Matte hervorgerufen worden zu sein. Merkwürdiger Weise stimmte aber die Abbildung zu dem Matte’schen Artikel mit dem echten decemmaculatus überein. Nur müssten dem Weibchen links in der Abbildung die fehlenden Flecke eingezeichnet sein, und eine tadellose Zeichnung vom echten decem- maculatus wäre fertig. Das Männchen in der Mitte passt geradezu grossartig dazu. Vorläufig, soweit mir bekannt, sind über- haupt erst diese zwei Girardinus (der caudi- maculatus und der decemmaculatus) hier ein- geführt, denn der im Heft 13, XII. Jalu’g. der „Blätter“ von W. Schroot beschriebene G. uni- notatus scheint kein echter Girardinus zu sein, sondern ein näherer Verwandter der Gambusen. Veranlasst zu dieser Vermutung werde ich durch die Erfahrungen des Herrn Schäme, der seinerzeit Kreuzungs versuche mit Gambusia hol- hroohii-MMndienimdGirardinuscaudimaculatus- Weibchen anstellte, die aber laut Vereinsberichts der „Wasserrose“ ein negatives Resultat insofern zeitigten, als die aus den Kreuzungen entstandenen Jungen nach dem Muttertier schlugen. (Schluss folgt.) Einige biologische Beobachtungen über Reptilien und Amphibien in Rovigno (Istrien). Von H. Zimmermann, Präparator der Zoologischen Station Rovigno. (Mit drei Originalphotographien.) (Schluss.) Sm gemeinsten ist hier die Mauereidechse (Lacerta muralis subspecies neapolitana de Bedr.) verbreitet, die man an allen Orten in grossen 162 H. Zimmermann: Einige biologische Beobachtungen über Reptilien ii. Amphibien in Rovigno (Istrien). Massen antrifft. Nicht nur, dass sie sich in der Campagna und im Bosco bei jedem Schritte zu Dutzenden zeigt, sondern man findet sie auch ebenso zahlreich an allen Mauern, alten Kapellen, Gärten, ja selbst an und in von Menschen be- wohnten Häusern mitten in der Stadt. Sie ist die häufigste in der ganzen Umgegend, ja wohl die verbreitetste in ganz Istrien. Dabei kommt sie in den verschiedensten Varietäten vor. Neben dieser Mauereidechse findet sich hin und wieder die wundervoll gefärbte Smaragdeidechse (Lacerta viridis). Im vorigen Jahre hatte ich in der ganzen Umgegend nur zweimal ein Exemplar dieser Art gesehen, und es war meine feste Überzeugung, dass dieselbe hier überhaupt äusserst selten auftrete. Diese Annahme wurde mir aber durch meine diesjährigen Beobachtungen widerlegt. In diesem Jahre ist es mir geglückt, schon einer Anzahl dieser herrlichen Tiere habhaft zu werden; natürlich war dies mit’ den grössten Anstrengungen verbunden, denn der Fang der Echse ist mindestens dreimal so schwer wie der der Mauereidechse, da sich derselbe nicht nur auf den Boden, Mauern etc. erstreckt, sondern sogar auf die Bäume sich ausdehnt. Da der Winter im allgemeinen hier ziemlich mild ist und eine niedrigere Temperatur als 0 Grad fast nicht aufzuweisen hat und diese letztere auch nur einige Tage anhält, um der wärmeren Zeit wieder Platz zu machen, ist auch der Winter- schlaf der Eidechsen nui’ ein kurzer. Er lässt sich auf rund 2 bis 2^/2 Monat schätzen. Der Winterschlaf beginnt zu Anfang des Dezember und ist in der ersten Hälfte des Februar be- endet. Dieses ist indessen davon abhängig, wie stark der Winter auftritt. Ausser den Eidechsen finden wir auf unserem Spaziergange noch viele Schlangenarten, die uns zu wiederholten Malen den Weg kreuzen, um bald darauf in schnellen Windungen in Löchern, Mauerspalten etc. Zuflucht zu suchen. Am häufigsten sieht man die Aeskulapnatter ( Coluher longissimus Laur.) und zwar meistens eine schwarze Varietät. Daneben finden wir auch noch viele andere Spezies, so zum Beispiel die Streifennatter (Coluher quatuorlineatus Lacep.). Schon am 15. Februar sah ich eine Aeskulap- natter von 1 m Länge an einem Baum liegend sich sonnen. Junge, etwa 15 — 20 cm lange Exemplare fand ich im Herbste in ziemlicher Anzahl. Von Giftschlangen habe ich noch kein Exemplar gesehen oder erbeutet, und Fälle, wo Menschen von solchen gebissen wurden, sind mir bis jetzt ebenfalls unbekannt geblieben. Die Blindschleiche (Änguis fragilis) findet sich hier öfter als . in Deutschland. Besonders im Sommer und im Herbste sieht man sie häufig auf den Wegen liegen, sich sonnend, und alsdann kann man sie fast mit den Füssen treten. Auch unter Steinen, die am Bande der Wege liegen, findet man sie häufig, besonders im Herbste. Besuchen wir auf unserem Spaziergange nun die in der Nähe gelegenen einzigen Teiche. Istrien ist ein sehr wasserarmes Land, und nicht einmal 'soviel Wasser ist vorhanden, wie die Menschen zu ihrem eigenen Gebrauch nötig haben. Das meiste Wasser ist Eegenwasser und wird in Cisternen gesammelt. So giebt es in der weitesten Umgebung Eovignos keinen Bach, keine Quelle oder dergleichen; das einzige ist, dass sich im Norden, eine halbe Stunde von der Stadt entfernt, zwei Seen gebildet haben, indem zwei, von Menschen hergestellte Gruben sich im Laufe der Jahre mit Eegenwasser ge- füllt haben, die nun durch die Bevölkerung von Pflanzen und Tieren einen teichartigen Charakter aufweisen, und jetzt einen nicht unbeträchtlichen Durchmesser besitzen. Diese beiden stehen in ihrer Entwickelung jahreweit auseinander, wie auch der eine erst viel später entstanden sein mag als der andere. Darauf deuten auch schon die Namen hin: Lago di Ean (Froschsee) und Lago Nuovo (Neuer See). Besuchen wir also den Lago di Ean. Dieser hat mit Eecht seinen Namen, denn er wimmelt von Fröschen; im Frühjahr von Laubfröschen (Hyla arhorea L.) und im Sommer von grünen Wasserfröschen (Bana esculenta. L.). ■ In diesem Frühjahre trat der Laubfrosch, wie alles, bedeutend früher auf als im Vorjahre. So wurden schon im Anfang Februar in den Gärten hin und wieder einige gefangen. Am 18. März wurden die ersten Laubfrösche am Lago beobachtet, dann wurde die Zahl derselben immer grösser. Von Tag zu Tag traf man am Lago selbst oder in den umgebenden Sträuchen! immer mehr der Grün- röcke an. Es war die Laichzeit herangekommen. Am 30. März beobachtete ich den Haupttrupp, wie er von der Campagna zum Lago zog. Am Abend waren alle Wege und Stege rings um den Lago erfüllt von Laubfröschen, die in kurzen Sätzen in aller Gemütlichkeit dem Lago zu- wanderten. Obgleich ich alle Abende dort war, hatte ich doch nie so viele beisammen gesehen. An diesem Abende erbeutete ich 85 Stück. Doch das schien der letzte Termin für die Laichzeit gewesen zu sein. Am darauffolgenden Tage fand ich, ob- gleich am Tage noch ziemlich viel in den Hecken H. Zimmermann: Einige biologische Beobachtungen über Reptilien u. Amphibien in Rovigno (Istrien). 163 waren, so doch Abends nur noch zwei Stück. Von der Zeit an wurden sie immer seltener und 14 Tage später sah man fast keinen mehr, sondern hörte das lustige Konzert unserer grünen Jungen in allen Feldern wieder. Mit dieser Lauh- froschperiode hat der Lago auch seine Eingelnatter- periode. Während der gan- zen Zeit, wo sich die Laub- frösche am Lago hreit- machten, war auch ihr fürchterlichster Feind zu Dutzenden anzutreffen. Bei dieser Natter (Tropldonotus natrix L.) kann man hier aber fast ebensoviel Ab- .. , , , . Originalaufnalime für die anderungen bemerken, me „Blätter“, bei der Mauereidechse, denn man hat wh’klich Mühe, zwei Individuen herauszufinden, die einander gleich- sehen. Dazu gesellen sich nun auch noch die Würfelnattern (Troinclonotus tesselatus Laur.). Solange nun die Laubfrösche den Lago bevöl- kerten, sah man auch diese zierlichen, im Schwimmen so reizende Bewegungen ausführenden Nattern, die denn auch ihrer Lieblingsspeise nicht nur am Eande des Sees und den dortigen Bromberbüschen, sondern auch auf allen Sträu- chern und Mauern der näheren Umgebung nach- gingen. Man brauchte keinen Schritt zu gehen, ohne nicht mindestens auf einige dieser Eeptilien zu stossen. Daher bereitet es auch nicht die geringste Schwierigkeit, diese so harmlosen Schlangen zu erbeuten, besonders wenn man einen Stab mit sich führt, mit dem man der Schlange den Eingang in die Löcher verwehrt, oder ihr den Eückzug zum Wasser abschneidet. Hat sie dieses einmal erreicht, dann, soviel weiss wohl jeder Naturfreund, ist sie geborgen. Sobald nun die Laubfrösche sich in die ihnen behaglichen und sicheren Eeviere zurückgezogen hatten, bemerkte man auch keine Eingelnatter mehr am Lago, obgleich derselbe jetzt erst gerade anfing, sich richtig zu beleben. Jetzt wimmelte der Teich von Molchen und Wasser- fröschen, sodass er seinen Namen zu Eecht führt, aber am Ufer sieht man jetzt keine einzige Natter mehr. Im Lago fanden sich viele Molche ein, von denen ich verschiedene Male einige erbeutete. Lago di Ran bei Rovigno mit Kläranstalt für das Speisewasser der Lokomotiven der Eisenbahn: Canfanaro-Rovigno. die mit Molge vulgaris L. var. merklionalis Blngr. (Werner) identisch waren. Schon Ende Januar und Anfang Februar stellte sich die Erdkröte (Bufo vulgaris L.) am Lago zwecks Laichablage ein. Im Sommer begegnet man ihr nur vereinzelt in den Feldern. Neben der Bufo vulgaris L. habe ich noch die grüne Kröte (Bufo viridis Laur.) gefangen, anderen bin ich hier noch nicht begegnet. Nun beherbergt der Lago noch die europäische Sumpf- schildki’öte (Emys orhicularis L.). Die ersten wurden in diesem Jahre von mir am 30. März und am 4. April gefangen. Es waren nur kleine Exem- plare von 6 und 3 cm Länge (Schildlänge). Am 29. April wurde das Männchen eines in der Be- gattung befindlichen Paares erbeutet, das Weib dien entkam. Ersteres hatte eine Schüdlänge von 13 cm. Dagegen sind im Laufe des vorigen Sommers gegen 20 Stück mit einer Schildlänge von 12 — 16 cm und 4 Stück mit 5 — 6 cm Längg gefunden worden. Also gar zu selten scheinen sie auch nicht zu sein. Dazu muss man in Be- tracht ziehen, dass nur der Lago di Ean die- selben aufweist; im Lago Niiovo ist noch kein Exemplar gesehen worden, und andere Seen be- finden sich im Umkreise einiger Meilen hier nicht. 164 Kleine Mitteilungen. Agdbus nebulosus Forst. JCIeiiie J\4itfeilun^en- Kleine Wasserkäfer. — Die beistehenden Ab- bildungen stellen einige wenig beachtete Vertreter der Wasserkäfer dar, deren nähere Beohachtimg der Lebens- weise etc. in einem mit Sumpfpflanzen bewachsenen Aquarium, welches durch einen Aufsatz von Glas oder Drahtgaze abgeschlossen ist, sehr zu empfehlen ist. — Am bekanntesten von diesen Käfern ist noch der Tummelkäfer (Gyrinus), von denen 11 Arten bei uns Vorkommen. Fast alle Arten sind Tagtiere, die sich am liebsten im hellen Sonnenschein ihren lebhaften Spielen auf dem Wasser- spiegel hingeben. Diesem Leben im Lichte entspricht auch die Färbung ihres Kleides, es ist ein metallisches Braunschwarz und zeigt an den Rändern einen hellen Goldglanz. Die Zeichnung auf den Flügeldecken besteht aus regelmässigen Punkt- streifen. Die Fühler sind kürzer als der Kopf, das dritte Glied mit einem ohrförmigen An- . . hange, in welchem die übrigen Glieder als kleine spindelförmige Keulen ein- gelenkt sind. Mittel- und Hinterbeine sind Schwimmbeine, die Vorderbeine sehr lang. Die Tummelkäfer fliegen in der Nacht von einem Gewässer zum anderen und sie und ihre Larven leben vom Raube kleiner Wassertierchen. — Von den Schwimmkäfern mit etwa 10 Arten ist Haliplus fulvus F. abgebildet. Diese Käfer besitzen zehngliedrige Fühler, die Vordertarsen der Männchen sind erweitert. Die Tierchen leben im Wasser vom Raube anderer Insekten und finden sich vorwiegend in ruhigen Gewässern, wo sie sich an Wassergewächsen aufhalten. Zur Atmung, welche durch Stigmen (Luftlöcher) auf dem Rücken erfolgt, kommen sie an die Oberfläche des Wassers. — Die Tauchkäfer (Dyticidae) sind bei uns in etwa 70 Arten vertreten und zu ihnen gehören die bekannteren Gelbränder als besondere Gattung unter den unterschiedenen 17 Gattungen. Die Fühler sind elfgliedrig, die Vorder- tarsen der Männchen sind erweitert und bilden oft eine Saugscheibe, die mit Saugnäpfen besetzt ist. Alle Arten sind Räuber. Die abgebildete Art: Agabus we&M^osMs findet sich im Frühjahre besonders in Pfützen auf lehmigem Boden, doch nicht überall. — Der weiter abgebUdete Käfer zählt zur Familie der Wasserkäfer (Hydrophilidae). Die Fühler der hierzu gehörenden Käfer sind sechs- bis neungliedrig, keulenförmig; die Kieferntaster in der Regel länger als die Fühler. Einige Arten besitzen Schwimmbeine. Viele Arten klettern meist an Wasserpflanzen, die mit Schwimmbeinen ver- sehenen schwimmen schwerfällig mit abwechselnder Bewegung der Beine. Beschrieben sind 37 Arten, die sich auf 13 Gattimgen verteilen. Eine häufige Art ist Helophorus costatus Goeze (nuhilus F.). B. Zur Beurteilung der Geschlechter beim Chanchito. — Im vorigen Frühjahr kaufte ich mir zwei Chanchitos, in der Hoffnung, ein Pärchen getroffen zu haben. Da sie noch zu jung waren, gingen sie voriges Jahr nicht zur Zucht. . Als aber dieses Frühjahr herankam, stellte sich zu meinem grossen Bedauern heraus, dass beide Weibchen waren, denn beide Fische hatten einen Ansatz zur Legeröhre. Da sie sich aber sehr gut vertrugen und sogar Liebesspiele aufführten, so liess ich sie trotzdem zusammen und gah meine Hoffnungen noch nicht gänzlich auf. Und wirklich, am Morgen des 7. Juni fand ich gegen 300 Eier an einer Scheibe vor, vor welchen einer der beiden Fische treue Wache hielt, während der andere matt auf dem Boden lag. Auch jetzt konnte ich keine Geschlechtsunterschiede erkennen, bei beiden Fischen war die Legeröhre vorhanden, imd zwar so lang, wie noch nie vorher. Wie sich jedoch herausstellte, waren fast alle Eier befruchtet. Leider ist es mir nicht gelimgen, die Jungen aufzuziehen, da einer der alten Fische es vorzog, sie zu verspeisen. — Jedenfalls kann aber die Legeröhre hei Chanchitos nicht als Geschlechtsmerkmal angesehen werden, da, wie ich jetzt höre, auch sonst schon derartige Fälle vorgekommen sind, dass auch beim Männchen eine solche hervortrat. Gedächtnis der Fische. — In Heft 11 der „Blätter“ war ein Artikel über „das Gedächtnis der Fische“ er- schienen. Inbezug hierauf möchte ich im folgenden eine Beobachtung erzählen, die ich an einem Chanchito gemacht habe, welche ebenfalls auf Gedächtnis bei Fischen schliessen lässt. Ich hielt in einem grossen Gesellschaftsaquarium ausser einem Pärchen ziemlich grosser Chanchito noch Makropoden, Sonnenfische u. a. in grösseren und kleineren Exemplaren. Da sich die Fische von jung auf kannten, so vertrugen sie sich ausgezeichnet. Da bekam ich eines Tages ein kleines Exemplar von dem amerikanischen Hundsfisch (Umbra limi), welches ich mit in das grosse Aquarium setzen wollte, doch kam ich aber hierbei schlecht an. Die Chanchitos stürzten sich in höchster Wut auf ihn und hätten ihn sicher verschlungen, wenn ich ihn nicht schleunigst herausgenommen hätte. Hierdurch an- getrieben, beging ich die Dummheit, die Chanchitos mit Flitterfischen zu füttern, welche sowohl von diesen als auch von den Makropoden imd Sonnenfischen gierig genommen wurden. So ging es denn eine Zeit lang, bis ich verschiedene amerika- nische Barsche kaufte. Die Fische, die diese Neulinge als Futter ansahen, stürzten sich wild selbst auf grosse Exemplare. Da ich keinen anderen Behälter für diese Barsche hatte, so musste ich in diesem grossen Aquarium Ruhe schaffen. Ich wusste mir nun nicht anders zu helfen, als dass ich das Netz nahm und dem schlimmsten der Angreifer, einem Chanchito, ein paar derbe Schläge versetzte. Im Nu war die Situation verändert. Ich konnte jetzt in das Aquarium thim, was ich wollte, kein Fisch wagte sich zu rühren; selbst den oben erwähnten kleinen Hundsfisch Hessen sie jetzt ungestört. Als ich am nächsten Tage zum Füttern kam, vermisste ich den bewussten Chanchito, welcher sonst „ ^ , Hahplus fulvus immer mit am heftigsten sein Futter ver- f. langt hatte. Nach langem Suchen fand ich ihn in einer Ecke, ganz unter Pflanzen versteckt. Als er darauf merkte, dass ich ilm sah, raste er nach der anderen Seite des Aquariums, um sich dort wieder zu verstecken. Es hat lange gedauert, ehe er sich wieder an mich gewöhnt hat imd zum Füttern erschien. R. Jaffe. Helophorus costatus Goeze. anscheinend Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E.Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagshuoh- handlnngin Magdeburg. Verlag der Cr eutz ’s eben Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfe r in Burg b. M. Jahrgang XIII. Heft 15. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Atmung der Sumpffische. Schweiss von der Stirn trocknend, lehnte ;h an einem Julinachmittage im Schatten einer grossen Eiche an einer Heckenpforte und schaute träumend über die Felder. Da fiel mir ein grosser Vogel ins Auge, der auf einem Latten- zaun sass. Ich hielt ihn erst für einen Storch und dachte : „Man kann dochanseinemschmutzigen Kittel sehen, dass er viel in der Gressstadt zu thun hat.“ Eins schien mir aber doch sehr merkwürdig: ich hatte nämlich noch niemals einen Storch auf einem Zaun sitzen sehen. Um mich zu vergewissern, schlug ich in die Hände. Der Vogel flog auf, und ich erkannte an dem im Fluge zurückgelegten Kopf einen Fischreiher. Dann musste Wasser in der Nähe sein, und zwar Wasser mit Fischen. Der Aquarienliebhaber wurde wach, und ich begab mich auf die Suche. Nach etwa tausend Schritten stand ich vor einem kleinen Teiche. Infolge anhaltender Dürre war er ziemlich leer, das Ufer war durch die Hufe der Weidetiere in einen Morast verwandelt, und das Wasser war missfarben und schlammig. Während ich mir nun das Gewässer ansah, hörte ich fortwährend ein schmatzendes Geräusch und entdeckte als Urheber desselben eine bedeutende Zahl grösserer Karauschen. Die armen Tiere waren so in Atemnot, dass sie nicht einmal zu fliehen versuchten, als ich nahe herantrat. Um ein Massensterben zu verhindern, habe ich dann einige Tage später hunderte von Fischen heraus- geholt und in andere Tümpel verteilt. Je kleiner und flacher ein Gewässer ist, desto geringer ist der Sauerstoffgehalt desselben. Der Fisch ist aber, wie Jedes lebende Wesen, gezwungen zu atmen, d. h. Sauerstoff in seinen Körper aufzunehmen und Kohlensäure auszu- scheiden. Dieser Stoffwechsel gasförmiger Sub- stanzen geschieht durch die Haut, den Darm, die Lunge und bei den Fischen hauptsächlich durch die Kiemen, eine Vorrichtung, mittels welcher sie imstande sind die Lebensluft dem Wasser zu entnehmen. Sclüimm würde es darum um diejenigen Fische stehen, welche flache Ge- wässer, Tümpel und Sümpfe bewohnen, deren Austrocknung in der heissen Jahreszeit ihnen allen den Tod bringen würde, wenn nicht die Natur ihnen Schutzvorrichtungen verliehen hätte, dass sie der Erstickungsgefahr entgehen können. So ist es jedermann bekannt, dass die Aale lange ausserhalb des Wassers zu leben vermögen. Ihre Kiemendeckel werden nämlich von der äusseren Körperhaut umhüllt, und nur kleine seitliche Löcher führen zu den Kiemen, so dass diese sich geraume Zeit feucht erhalten können. Andere Fische haben lungenartige Organe, mit denen sie, wenn das Wasser knapp wird, 'freie Luft zu atmen fähig sind. Eine eigentümliche Bauart zeigt der obere Schlundknochen bei den Labyrinthfischen. Er hat sich zu vielfach verzweigten Zellen mit blätterartigen Wandungen entwickelt, die mit einer blutgefässreichen Schleimhaut überkleidet sind und den Namen Labyrinth führen. Die Labyrinthhöhle steht mit der Kiemenhöhle und der Mundhöhle in Verbindung und kann daher Luft auf nehmen. Dieses Organ ermöglicht es den Fischen, sogar Landwanderungen zu unter- nehmen und beim Verlassen des Wassers findet es wie eine Art Lunge zur Luftatmung Verwendung. Die Labyrinthfische bewohnen die süssen Ge- wässer Ostindiens, Chinas, der Sundainseln und Südafrikas. Es gehören ausser den Kletter- fischen zu ihnen die Guramis und die Makropoden. Aus den Sümpfen Ostindiens stammen auch eine Eeihe von Welsen, denen es gleich dem Kletterfisch möglich ist, das Wasser zu verlassen. 166 H. Lübeck: Drehbares Aquarium. Auch sie können ihre Kiemen ausser Funktion setzen, wenn ihre W ohngewässer austrocknen, und sich anderer Einrichtungen zum Atmen bedienen. Einer der interessantesten dieser Fische ist der Fadensackwels (Saccohranchus fossilis). Hinter den Kiemen haben diese Welse sackartige Hohl- räume, die mit der Mundhöhle in Verbindung stehen, sich bis unter den Bauch hin ausdehnen und wie Lungen wirken. Versucht man, den Fadensackwels mit der Hand zu greifen, so gieht er einen lauten quiekenden Ton von sich. Der- selbe wird hervorgehracht durch Gegeneinander- reiben von Knochenoberflächen. Auch unter den einheimischen Fischen haben wir einen, dessen Atmung nicht minder merk- würdig ist, wie die der Welse. Es ist der be- kannte Schlammheisser (Cobitis fossilis). Die vielen empfindlichen Bartfäden und das Attribut fossilis zeigen schon an, dass seine Lebensweise eine ganz ähnliche ist, wie die des Fadensack- welses. Er lebt in Gewässern mit schlammigem Grunde. Wird ihm der Sauerstoff im Wasser zu wenig, so steigt er an die Oberfläche und schluckt Luft hinunter, während er aus dem After die kohlensäm*ehaltige Luft mit Geräusch ausstösst. Auch der Schlammheisser kann quiekende Laute von sich geben. Er gehört zur Gruppe der Schmerlen. Einige Fische haben auch wirkliche Lungen, nämlich die Lungenflsche, einige Knochenfische, der Knochenhecht und der nordamerikanische Schlammfisch (Ämia calva), die also gezwungen sind, an die Oberfläche des Wassers zu kommen wenn sie atmen wollen. Als eine Art Lunge ist auch die Schwimm- blase der Fische anzusehen, wenn sie auch nicht direkt als solche funktioniert. Die in ihr ent- haltene Luft wird durch die Blasenwandung von den umliegenden Organen ausgeschieden und ist sehr vei'schieden zusammengesetzt. Bei einigen ist sie fast lauter Stickstoff, hei anderen Kohlen- säure oder ein Gemisch von Kohlensäure und Sauerstoff, hei noch anderen fast reiner Sauer- stoff. In letzterem Falle dient sie als ein Eeservoir und kann hei ein tretendem Wassermangel zur Atmung benutzt werden, um das Lehen der Tiere noch einige Zeit zu erhalten. Irrig ist die Annahme, dass der Fisch durch willkürlichen Muskeldruck auf die Schwimmblase das Auf- und Absteigen im Wasser bewirkt. Dasselbe wird lediglich durch das Spiel der Flossen, namentlich der Schwanzflosse hervorgerufen. Die Ausdehnung und Zusammenpressung der Schwimmblase ist mit ganz wenigen Ausnahmen eine rein passive und wird verursacht durch den Druck des Wassers auf den Fischkörper. Mithin reguliert die Blase das spezifische Gewicht des Fisches und macht es ihm möglich, in jeder beliebigen Tiefe aus- zuruhen. Verderblich wird sie ihrem Besitzer, wenn das Ab- und Aufsteigen zu schnell geschieht, z. B. beim Heraufholen gefangener Fische aus grosser Tiefe, indem dann eine Ausstülpung und manchmal auch ein Zerplatzen der Schwimmblase stattfindef. Viele Fische haben überhaupt keine Schwimmblase. Brüning. Drehbares Aquarium. Von H. Lübeck, „VaUisneria“-Magdeburg. (Mit einer Originalaufnahme.) ; ielen Lesern werden die seit einigen Jahren im Handel befindlichen drehbaren Blumen- bretter bekannt sein, welche sich leicht vom Fenster nach innen im rechten Winkel abdrehen lassen, um dasselbe öffnen zu können ohne die Blumentöpfe fortnehmen zu müssen. Nach ähn- lichem Prinzip hat unser Mitglied Herr Gersten für sich zwei Aquarien mit den nötigen Konsolen konstruiert, von welchen eins als äusserst inter- essantes Objekt der diesjährigen Ausstellung der „Vallisneria“ in den Gruson’schen Palmen- häusern ausgestellt war und den lebhaften Beifall der Aquarienliebhaber gefunden hat. Mit Eecht wm’de es von den Herren Preisrichtern mit Eücksicht auf die bisher wohl einzig dastehende und äusserst praktische Konstruktion mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Ein jeder Aquarien- Liebhaber, zumal der verheiratete weiss, was es heisst: Die Fenster sollen geputzt werden. Und wo finden wir beim Liebhaber Fenster, in denen keine Aquarien stehen? Das Eäumen der Fenster erfordert Mühe und Zeit, auch ist ein Bewegen der Behälter oft, z. B. bei Zucht- Aquarien, nicht von Vorteil für den Inhalt. Diesem Übelstande helfen die „drehbaren Aqua- rien“ mit einem Schlage ab. Die Drehbarkeit des Behälters ist dabei eine so leichte, dass z. B. der kleine 3 jährige Filius unseres Gersten das Aquarium ohne Anstrengung bewegt. Wie wir aus der Abbildung ersehen, be- steht das drehbare Aquarium aus zwei Teilen: 1. der eigentlichen Konsole, und 2. dem auf diese gesetzten Behälter selbst. Herr Gersten hat seine Aquarien als Fachmann mit einer reichen Ornamentik von geschmiedeten Banken, Georg Gerlach; Girardinus decemmaculatus (eclite Form). 167 Bliimeii imd Blättern verziert und so eine änsserst stylvolle Wirkung' erzielt. Die Konsole selbst lässt sich Jedoch auch in einfacherer Weise hersteilen und mit beliebig breiter oder langer Tischfläche versehen, sodass auf dieser nicht nur ein grosses, sondern auch mehrere kleinere Behälter Platz finden. Das abgebildete Aquarium fasst 110 Liter AYasser, hat mit Konsole eine Höhe von der Erde bis zur- Blumen- schale oben von 1,75 m, eine Länge von 0,90 m, ist 0,40 m breit und 0,50 m ohne Aufsatz hoch; es würde kom- plett mit Konsole Mk. 120 kosten. Dagegen ’vmrden seitens des Herrn Gersten auch auf AA^unsch nur die Konsole in einfacherer oder reicherer Orna- mentik zu zi’^filen Preisen gefertigt, so- dass ein jedes im Be- sitze des Bestellers befindliches Aquarium oder Terrarium auf- gestellt werden kann. Die nötigen Schrau- benanker zum Ein- lassen in die AA^and werden gleichfalls mit- geliefert. Das abge- bildete Aquarium ist während der Aus- stellung au eine Säule montiert, während es in der AVohnung an aus der AVand kaum ^ ^ u Onginalaufnahrae für die 4 cm herausragenden „Biattei“. 13 mm starken Gewindezapfen durch Über- schrauben von Muttern befestigt wird. — Diese drehbaren Aquarien besitzen auch noch einen grossen Vorzug insofern, als das Auge sich in ganz anderer AA^eise an dem Pfianzenwuchs erfreuen kann. Bei dem fehlenden Oberlicht streben die Pflanzen bekanntlich mehr zum Fenster hin; dreht man nun, z. B. wenn ein Besucher kommt, das Aquarium vom Fenster ab, so ist man überrascht über die Vegetation, die sich von dieser sonst dem Fenster zugekehrten und unsichtbar bleiben- den Seite bietet, vorausgesetzt natürlich, dass diese Scheibe algenrein gehalten wird. Ebenso kann bei stark aufliegender Sonne der Behälter, falls er mit Tieren, die keine grosse AA-'äi'me vertragen können, besetzt ist, vom Fenster foi't- gedreht werden. Die ganze Konstruktion ist, trotzdem eine verhältnismässig grosse Last auf- liegt, so stabil, dass der AA^asser, Spiegel nicht einen Millimeter aus der Horizontale weicht (vgl. die Abbildung); allerdings muss für eine solide Befestigung der Eisen in der AVand Sorge getragen werden. AVir können jedenfalls diese sinnreiche Neuerung auf dem Gebiete un- serer Liebhaberei mit Freuden begrüssen. Interessenten werden auf Anfrage bei Herrn Gersten, Magdeburg- N enstadt , AV asser - kunststrasse Nr. 30 gern weitere Auskunft und Kostenanschläge erhalten. — Zu der Aufnahme selbst be- merke ich noch, dass sich das Aquarium mit Konsul so dunkel wiedergiebt, weil bei- des einen schwarzen, mit Goldbronze ab- gesetzten Anstrich hatte, daher die Licht- einwirknng auf die photographische Plat- te eine minimale war. Drelibares Aquarium. Girardinus decemmaculatus (echte Form). Von Georg Gerlach, Loschwitz-Dresden. (Schluss.) ils nun Herr Schäme den uninotatus von Stüve erhielt und mit uninotatusAY eihchen und Gambusen- Männchen Versuche anstellte, glückte die Kreuzung so gut, dass wir heute Bastarde von Gambusen haben, die der echten Gambusia holbroohi sehr nahe stehen, meines Erachtens also ein Beweis (nach dem negativen Kesultat mit caudimaculatus), dass uninotatus mehr der Spezies „Gambusia“ zuneigt. Ferner scheinen auch der Kopulationsstachel und die 168 Georg Gerlach: Girardinus decemmaculatus (echte Form). Form der Schwanzflosse auf die (Jambusen- Verwandtschaft hinzndeuten ; so ist z. B. der Schwanz, wie ihn caudimaculatus und decem- maculatus hat, gleichmässig lang und abgerundet, während er bei der echten Gambusia sowohl wie bei uninotatus so gebaut ist, dass die untersten und obersten Strahlen kürzer, die mittelsten aber länger sind, sodass die Schwanz- flosse in der Mitte in eine abgerundete Spitze ausläuft, eine Form, die wir z. B. bei Haplochilus panchax wiederfinden. Doch zurück zum eigent- lichen Zweck dieser Zeilen. Als die „Wasserrose“ (wenn ich nicht irre, im Dezember 1901) von der „Salvinia“-Hamburg Nachricht resp. Offerte in echten decemmaculatus erhielt, bestellte der Verein einige Paare. Er- halten haben wir keine, angeblich, weil die Tiere eingegangen wären. Durch Vermittlung eines Geschäftsfreundes bekam ich dann im Frühjahr 1902 drei Pärchen von diesen zier- lichen Fischchen. Zwei Paare liess ich meinem Freunde Koch ab und ein Paar behielt ich für meine Zwecke. Es dauerte auch nicht lange, so war Nachzucht vorhanden, und zwar war es Herrn Koch Vorbehalten, auch hier der erste Dresdener Liebhaber zu sein, der diesen Fisch züchtete, wie er der erste am Platze war, der seinerzeit caudimaculatus erhielt, zur Fort- pflanzung brachte und beschrieb. Manchem Leser wird wohl noch der reizend geschriebene Artikel dieses Herrn in Heft 21, XI. Jahrgang in Erinnerung sein, in welchem er seine Er- fahrungen über diesen, damals noch so wert- vollen Fisch bekannt gab. Das Weibchen, das ich mir zurückbehalten hatte, hat am 4. Mai seine ersten Jungen ab- gesetzt. Es mochten ca. 30 Stück sein. Bei- läufig will ich bemerken, dass am 8. Juni bei Durchsicht meiner Aquarien wieder Brut vor- handen war, also nach fast genau vier Wochen ungefähr die gleiche Anzahl. Dieses Weibchen ist ein ziemlich grosses Tier, wurde aber auch im hochtragenden Zustande in der Körperform nicht so umfänglich, wie ein caudimaculatus- Weibchen. Im allgemeinen scheint decemma- culatus nicht so produktiv zu sein wie caudi- maculatus. Die Jungen sind in den ersten Lebensstunden und -tagen schwächlicher als die der Verwandten. Gewachsen sind die Tierchen allerdings sehr schnell, und kann ich heute nach vier Wochen bei einer Länge von 1^2 — ^ cm schon manches Stück als Männchen erkennen. Bei der Geburt sind die Jungen nicht grösser als caudimaculatus-Brvii. Während aber bei caudimaculatus kurz nach erfolgtem Geburtsakt schon der charakteristische Fleck in der Mitte des Körpers zu sehen ist, kann man bei decem- maculatus in den ersten Wochen von einer Fleckenzeichnung überhaupt nichts entdecken. Als einziges Abzeichen zieht sich, am After be- ginnend, auf der Unterseite ein kleiner, schmaler, schwarzer Streifen bis zum Schwänze hin. Erst in der 4. bis 5. Woche ihres Erdendaseins treten einige Flecke (ca. 4 — 5) hervor, bis sie allmählich nach ca. 6 — 7 Wochen alle Flecken aufweisen und geschlechtsreif werden. Gerade letzter Punkt ist besonders er- wähnenswert. Ich selbst war erstaunt, als ich bei unserem Vereinsmitglied Herrn Fliessbach von mir erhaltene decemmaculatus, also Tierchen, die höchstens 6 — 7 Wochen alt waren, schon vollkommen ausgebildet und unter diesen auch ein trächtiges Weibchen fand. Allerdings hatten die Tiere in sehr gutem Futter gestanden. Was die Grundfärbung betrifft, so sieht decemmaculatus fast genau wie caudimaculatus aus: Oberseits olivbraun mit etwas Goldglanz, unterseits heUer. Die Fleckenzeichnung kann zeitweilig ganz verschwinden. In Spiritus scheint der Grundton zu erblassen resp. heller zu werden, und tritt die Fleckenzeichnung dann um so schärfer hervor. Am schönsten sind die Flecke zu sehen wenn das Tier erregt ist, z. B. kurz vor der Geburt und kurz nach er- folgtem Absetzen. Auch beim Männchen treten um diesen Zeitpunkt, jedenfalls aus Freude über das weite Feld für eine erspriessliche Thätigkeit, das sich ihm nun wieder bietet, die Punkte schärfer hervor. Was die äussere Form anlangt, so sind die Weibchen, wie schon oben erwähnt, bedeutend schlanker als caudimaculatus. Die Männchen kommen mir immer im Vergleich mit caudi- maculatus englisch gemästet, wie ein Bindfaden vor, wie man zu sagen pflegt. Caudimaculatus-MsA\nch.&a sind verhältnis- mässig gedrungener gebaut, mit kürzerem Kopu- lationsstachel, während decemmaculatus zwar dünner, wie schon gesagt, aber langgestreckt in Form sind. Der Kopulätionsstachel bei letzteren reicht gegebenenfalls bis an die Mund- öffnung, während dasselbe Organ bei caudi- maculatus nicht so weit vorgestreckt werden kann. Der Stachel des decemmaculatus ist fast genau wie der des caudimaculatus gestaltet, ; nur ist er auf der Innenseite an der Ansatzstelle wesentlich dicker, resp. scheint dort noch ein Überrest der ehemaligen Afterflosse zu liegen. >■ Lorenz Müller: Die echte und die vermeintliche Spitzkopfeidechse. 169 Es sei mir gestattet, hier eine Beobachtung, allerdings etwas heikler Art, einzufügen, die jedoch, wenn sie sich voll und ganz bewahr- heiten sollte, angethan wäre, ein hohes wissen- schaftliches Interesse zu beanspruchen. Kurze Zeit nachher, als wir unsere clecem- maculatus erhalten hatten, machte mich mein Freund Koch, dem zum Beobachten mehr Zeit zu Gebote steht als mir, aufmerksam auf die Thatsache, dass die Männchen ihren Stachel des öfteren vorklappen und die Spitze in den Mund nehmen. Die Bemerkung war mir inter- essant genug,, um Beobachtungen anzustellen, und thatsächlich machte ich dieselben Wahr- nehmungen. Das Männchen klappte betreffendes Organ nach vorn, neigte den Kopf etwas zim Seite (meistens nach rechts) und nahm die äusserste Spitze in den Mund. Ich frage nun: sollte hierin nicht ein Akt von Selbstschwächung vorliegen, und ferner damit die geringe Produktivität in der Fort- pflanzung und die Schwächlichkeit der Jungen in Verbindung zu bringen sein? An Wasserwärme stellen die clecemmaculatus keine besonderen Anforderungen, genau wie caudimaculatus. Es sind eben auch Brasilianer, denen Zimmertemperatur durchaus genügt. Ob dieses Fischchen eine ebenso grosse Verbreitung wie caudimaculatus erhalten wird, will ich dahin gestellt sein lassen, denn erstens steht er immer noch etwas hoch im Preise und zweitens ist er, wie schon mehrfach erwähnt, weniger produktiv als caudimaculatus. Jeden- falls ist aber dieses schlanke Fischchen für die, welche sich speziell Zahnkarpfen halten, eine interessante Neuheit, die sich würdig einem caudimaculatus.; einer Poecilia, einem Panchax, und wie sie aUe heissen mögen, anschliessen kann. Die echte und die vermeintliche Spitzkopfeidechse (Lacerta oxy- cephala DB und Lacerta serpa Rafin.). (Fortsetzung.) Von Lorenz Müller-Mainz (Isis-München). «^ie Lebensweise der Lacerta serpa unter- _ I scheidet sich wesentlich von der der Lacerta, muradis. DerUnterschied der Lebensweise wird durch diebeidenNamen „Wieseneidechse“ und „Mauereidechse“ schon recht treffend charakte- risiert. Die Mauereidechse lebt hauptsächlich an Mauern, Felsen und Hängen, während die Wiesen- eidechse mehr grasige Eaine bevorzugt. Den Unterschied in der Lebensweise der beiden Eidechsen konnte ich so recht anschaulich ein- mal in Piemont beobachten. Es war auf der Strasse von Baldichieri nach Montafla. Links von der Strasse stieg ein steiler, felsiger, mit niederem Dorngestrüpp spärlich bewachsener Hang empor, rechts von der hochgelegenen Strasse fiel ein grasiger Rain sanft nach einem fruchtbaren, ebenen Ackergelände ab. Diese Strasse war im vollsten Sinne des Wortes die Scheidegrenze zwischen den Wohngebieten der beiden Eidechsenformen. An dem felsigen Ab- hang tummelten sich eine Menge brauner Mauer- eidechsen, während auf der anderen Seite der grasige Rain mit zahlreichen Wieseneidechsen bevölkert war. Ähnliches beobachtete ich auch bei Bastia, wo in den grasigen Strassengräben mächtige Exemplare der Lacerta serpa umher- rannten, während die Genei alle Mauern belebte. In der Nähe Bastias bei Biguglia wiedernni fand sich auf dei‘ mit harten Riedgräsern bewachsenen Strandzone lediglich die Wieseneidechse vor. Von Lacerta v. Genei fand ich dort keine Spur. Auch scheint mir die Wieseneidechse mehr die Ebene zu lieben. Im höheren Gebirge findet man sie selten; und dann sind es wohl nur einzelne Stücke, welche in Flussthäler vorge- drungen sind. So ist z. B. die Wieseneidechse in Corsica bei Bastia und bei Calvi gemein in der Thalsohle, resp. an der flachen Uferzone. Steigt man aber mehrere hundert Meter empor wird sie immer seltener und verschwindet zuletzt ganz. Auf unserer ganzen Corsica-Reise fanden Freund Wolterstorff und ich nur 4 Exemplare im höheren Gebirge, 2 bei Corte (396 m) und 2 bei Vizzavona (824 m). Ein weiteres Stück erhielt ich später noch aus Tattone (802 m). Diese Exemplare waren offenbar von der Ost- küste her in den Flussthälern des Tavignano und des Vecchio vorgedrungen. In der Um- gegend Roms beobachtete ich die Wieseneidechse noch am Albanersee. Als ich den Monte cavo bestieg, sah ich sie jedoch nicht mehr. Bei Tivoli sah ich sie unten an der Hadriansvilla sehr zahlreich und in mächtigen Stücken, oben in Tivoli selbst vermisste ich sie, sah aber statt ihrer die grünrückige Form der Lacerta muralis, die L. V. nigriventris Bonap. (= v. hrüggemanni de Bedr.) überall sich tummeln. An Orten, wo Lacerta serpa Alleinherrscherin ist, z. B. in Süd-Italien, soll sie auch an den Mauern umherklettern. Es dürfte dieses Klettern 170 Lorenz Müller: Die echte und die vermeintliche Spitzkopt'eidechse. aber nicht eine ursprüngliche, sondern eine mehr sekundäre Eigenschaft der Lacerta serpa sein. Gebildet hat sich diese Form offenbar unter dem Einfluss eines Lebens auf ebenem, grasigem Ge- lände. Überall da, wo nun Lacerta serpa zu- gleich mit Lacerta muralis vorkommt, wird es ihr nicht einfallen, ihre Lebensweise zu ver- ändern. Wollte sie an den Mauern umherkletternd ihrer Nahrung nachgehen, könnte sie mit der weit flinkeren, für das Umherklettern geeigneteren Lacerta muralis absolut nicht in Konkurrenz treten. Letztere würde ihr die Nahrung vor der Nase wegfangen. Anders ist es in Süd- Italien. Hier hat Lacerta serpa überhaupt keine Konkurrenz und bevölkert infolgedessen das ganze Gebiet, Wiesen, Eaine, Felsen und Mauern. Ja es scheint mir fast, als ob die dortige Lebens- weise bereits einen gewissen Einfluss auf die Körpergestalt der süditalienischen Wiesen- eidechsen geltend gemacht habe. Aus der Um- gebung Neapels (Sorrento) sind mir nämlich 2 Formen derselben bekannt. Eine gedrungene, stark schwarz gefleckte mit enorm entwickeltem Pyramidenschädel und eine schlanke, spitz- schnauzige und sehr langschwänzige Form, welche in der Färbung mehr oder weniger an die Olivacea- formen erinnert. Die gedrungene Form scheint weitaus die seltenere zu sein, denn unter dem an 80 Stück umfassenden Material, welches unser Mitglied Josef Scherer von Sorrento erhielt, waren kaum 10 Exemplare der stark gefleckten Form. Die schlanke Form dürfte die spezifisch süditalienische Form sein und den schlanken Habitus infolge des Kletterns an Mauern und Felsen angenommen haben. Sehr schön ausge- prägte Stücke derselben erhielt ich von Capri. Diese Varietät der Wieseneidechse wurde schon von Eimer beschrieben und als v. elegans be- zeichnet. Die gedrungene Form dagegen gleicht mehr den süddalmatinischen Stücken der serpa; und ich halte es für nicht ausgeschlossen, dass wir es hier mit einer Einwanderungsform zu thun haben. Es ist wohl sicher, dass in früheren Erdperioden Süditalien und die Balkanhalbinsel durch eine Landbrücke miteinander verbunden waren, über welche spezifisch östliche Formen nach Italien und selbst nach Sicilien vordrangen. So spricht das Vorkommen von Coluber leopardinus und Col. quatuorlineatus in Unteritalien und Sicilien sehr für diese Annahme. Sicheres lässt sich aber hierüber nicht sagen, denn gerade Unteritalien ist tiergeographisch noch sehr wenig durchforscht. Auch die retikulierten, sicilischen Serpa-Formen scheinen zu klettern, denn auch sie sind von schlankerem Habitus und sehr lang- schwänzig. Über das Verbreitungsgebiet der Wiesen- eidechse kann ich mich hier nur im allgemeinen äussern. Mit Sicherheit lässt sich dasselbe heut- zutage noch nicht bestimmen. Man ist sich nämlich noch gar nicht klar darüber, welche Mauereidechsen als Serpa-Formen zu betrachten sind und welche von ihr abgetrennt werden müssen. Aber nicht nur dies; selbst tüchtige Forscher haben Exemplare ein und derselben Mauereidechsenform bald zur Fusca-Gruppe (also der Lacerta muralis im engsten Sinne) bald zur Neapolitana (also der Lacerta serpa) gerechnet, je nach der Färbung und Zeichnung der be- treffenden Exemplare. Alles dies trägt natürlich nicht dazu bei, die Feststellung des Verbreitungs- gebietes zu erleichtern. Wo die Serpa-Formen entstanden sind, lässt sich auch nicht mit Be- stimmtheit sagen. Vermuten kann man nur, dass sie eine östliche Form ist. Ihre westliche Verbreitungsgrenze findet sie meiner Ansicht nach in Corsica und Sicilien'. ") In Corsica scheint sie mir sogar nur an der Ost- und Nord- küste wirklich verbreitet zu sein. Sie wird ja auch von Ajaccio gemeldet. Dort fand ich aber jedoch trotz 10 tägigen Suchens kein Stück; und ich vermute, dass die serpa aus Ajaccio identisch ist mit der grünen Farbenvarietät der Genei, welche bei Ajaccio neben der braunen sehr häufig vorkommt. Von einzelnen Stücken, welche die Flussthäler aufwärts ins corsische Hochgebirge wandern, habe ich ja bereits gesprochen. Wo sie in Italien ihre westlichste Grenze hat, ist schwer zu ermitteln. Bei Genua fand ich keine Serpa. An der französischen Riviera scheint sie sicher zu fehlen, an der italienischen sehr selten zu sein. In Rapallo z. B. fand ich nur ein einziges Stück der serpa, während Lacerta muralis dort in der nigriventris-Form wimmelt. Die Nordgrenze ihres Verbreitungsgebietes scheint, summarisch ausgedrückt, durch die Alpen ge- bildet zu werden. In die Vorberge der Alpen dringt sie ja wohl vor, aber im grossen und ganzen dürfte die Nordgrenze der oberitalienischen Ebene auch die Nordgrenze ihres Verbreitungs-i gebietes sein. Bedriaga giebt für die apenninischej Halbinsel die Nordgrenze ihrer Verbreitung! folgendermassen an: „Verfolgen wir ihre Aus-1 breitung nach Norden zu, so sehen wir alsdann J dass sie im Inneren der Halbinsel bis etwas! über den 45. ® n. Br., an der Ostküste etwa bis] zum 46. " n. Br., dagegen an der Westküste nufl bis zum 44. ° n. Br. vordringt.“ Wie weit di^ Willi. Schmitz; Die Faraglione-Eidechse. 171 Faraglione-Eidechse (Lacerta faraglionensis). Oben ? , unten d. Originalaufnahme nacii dem Leben für die .Blätter“. Wieseneideclise nach Osten und Süden vor* dringt, lässt sich unge- mein schwer sagen. Im Osten ist eine Verwechs- lung der Lacerta serpa mit der Lacerta taurica sehr naheliegend, im Süden eine solche mit der Lacerta muralis v. Genei fast sicher. Alle F nordafrikanischen serjM sind meines Erachtens keine solchen, sondern Genei. “) Während nun sich mit ziemlicher Sicherheit sagen lässt, dass Lacerta serpa in Nord- Afrika nicht vorkommt, scheint sie sich in Kleinasien zu finden. Absolut sicher ist ihr Vorkommen hei Konstantinopel. Ich selbst besitze ein Exem- plar einer eigentümlich gefärbten Olivacea-Form von den Prinzeninseln bei Konstantinopel, welches ich der Güte des Herrn Dr. Franz Werner ver- danke. Von der Insel Cypern wird Lacerta serpa angegeben. Ich gebe diesen Fundort mit Vor- behalt wieder. Die V. filfolensis von dem Filfola- Felsen bei Malta scheint eine serjoa zu sein. Malta dürfte mithin einer der südlichsten Ver- breitungspunkte dieser Echse sein. Als östlichsten Punkt finden wir Syrien (Jerusalem) in der Litteratur. Inwieweit diese Angabe richtig ist, entzieht sich meiner Beurteilung. Im Terrarium hält sich die Wieseneidechse bei einigermassen guter Pflege lange J ahre. Ich habe hier natürlich nicht die sogenannten Gesellschaftster- rarien im Auge, wo Echsen, Schlan- gen und Lurche iu bunter Mannig- faltigkeit sich tummeln, sondern solche, welche speziell für die Be- dürfnisse der Echsen eingerichtet sind. Je einfacher die Einrichtung eines solchen Terrariums ist, desto besser ist sie. Haupterfordernis ist die Möglichkeit, es bequem und leicht i'einigen zu können. Ich habe meine Echsenterrarien fol- gendermassen eingerichtet. Der Boden ist mit einer Schicht reinen Flusskieses bedeckt. In einer Ecke wird der Futternapf, * in einer anderen ein grösseres Wassergefäss eingelassen. Der Kies wird mit einem Moospolster bedeckt. Auf dieses werden einige Stücke Kork- rinde gelegt, die abermals mit Moos bedeckt wei’den. Dies ist die ganze Einrichtung. Sobald das Moos unansehnlich zu werden beginnt, muss man es durch frisches ersetzen. Ab und zu soll auch der Kies ausgewaschen und die Kork- rinde abgebürstet werden. Für leichte Eein- haltuug ist somit genügend gesorgt. Giebt man dem Terrarium nun noch einen sonnigen Stand, so haben die Echsen alles, was sie ausser der Nahrung zu ihrem Leben bedürfen. Eine gewisse Sorgfalt ist auf die Fütterung zu verwenden. Ausschliessliches Mehlwurmfutter taugt nichts. Ebenso vdrd ein allznhäufiges Verabreichen von Heuschrecken den Tieren oft verderblich. Mau muss infolgedessen für eine möglichst ab- wechslungsreiche Nahrung sorgen. Ich füttere meine Pfleglinge mit Mehl- und Eegenwüi'inern, Ameiseneiern, Spinnen, Fliegen, Heuschrecken, Grillen etc., und die Tiere gedeihen dabei bei reger Fressinst ganz vortrefflich. (Schluss folgt.) Die Faraglione-Eidechse. Von Wilh. Schmitz, Berlin 0. 17. (Mit einer Original- photographie.) ]lne der grössten, dabei gleichzeitig halt- barsten europäischen Echsen ist un- streitig die Faraglione-Eidechse, Lacerta fara- glionensis. Wenn sie auch nicht solch leuchtende Farben aufweist, wie beispielsweise Algiroicles 172 B. Mende: Meine chinesischen Dreikielschildkröten (Danionia reveesi Grey). nigropunetatus, so wirkt doch das Dunkel- bis Schwarzblau ihrer Oberseite und Hell- bis Fahl- blau ihrer Unterseite unstreitig sehr schön. Hierzu kommt nun noch, dass diese Echse ausserordentlich zutraulich ist, ich möchte sagen, von vornherein. Vor einiger Zeit erhielt ich direkt aus Capri eine grössere Anzahl frisch gefangener Exemplare und ich musste mich sehr darüber wundern, dass diese Tiere, auf die Hand gesetzt, ruhig sitzen blieben, und nach wenigen Tagen die Mehlwürmer aus der Hand frassen. Bekanntlich lebt diese Lacerta. nur auf den steüen Faragiione-Klippen in Capri, die nur mit grosser Lebensgefahr zu erklimmen sein sollen. Ob nun der Umstand diese Echsen so wenig scheu erscheinen lässt, dass sie die Menschen überhaupt nicht kennen und ihnen auch sonst sicherlich bedeutend weniger von anderen Feinden aus dem Beiche der Tierwelt nachgestellt werden kann als anderswo? Beinahe sollte man es annehmen. Messungen, welche ich an ca. 30 Exemplaren vorgenommen habe, ergaben als Maximalgrösse für Männchen 23 cm und für Weibchen 18 cm, letztere haben einen bedeutend zierlicheren Bau wie die Männchen, besonders der Kopf ist, wie bei vielen Lacerten, viel kleiner und schmaler als bei den Männchen. Gefüttert habeich anfangs mit Mehlwürmern, als mir die Gesellschaft aber zu üppig hin- sichtlich des Appetites wurde und der Mehl- wurmtopf ohnehin ein veto einlegte, nachdem die Würmer begannen, sich zu verpuppen, ver- suchte ich es mit rohem Fleisch und mit frischen Ameisenpuppen, und siehe da, dieses Futter wurde auch sogleich genommen und die Ameisen- puppen werden jetzt scheinbar mit besonderem Wohlbehagen verspeist. Nach Vorstehendem kann ich also Terrarien- liebhabern nur den Kat geben, sich einige dieser schönen Italienerinnen zuzulegen, sie werden Freude an den Tieren haben. m Meine chinesischen Dreikiel- schildkröten (Damonia reveesi Grray). Von E. Mende. (Mit einer Originalphotographie.) or längerer Zeit sah ich bei einem Händler Schildkröten, welche mir sehr gefielen, doch kannte ich die Tiere nicht, was mich ver- anlasste, den Händler nach Namen und Herkunft derselben zu fragen. Der Händler sagte mir, dass die Schildkröten aus Japan wären, und so ganz Unrecht hatte er nicht. Ich versprach, in einigen Tagen wiederzukommen, um mir ein Paar zu kaufen, und wollte während dessen einen passenden Aufenthaltsort für sie herrichten. Als Liebhaber besitze ich ein grösseres Gesellschaftsaquarium und mehrere kleine Be- hälter zur Zucht von Makropoden, Girardinus u. s. w. In ersteres baute ich nun einen Felsen aus Tuffstein, die Unebenheiten legte ich mit anderen Sternchen aus, um so einen grösseren Landraum zu schaffen, der etwa 22 Qcm gross war. Besetzt war das Aquarium mit 3 5 — 8 cm grossen Sonnenfischen, einigen Moderlieschen, 2 Goldfischen, 2 Ellritzen und 2 8 cm grossen Schleierschwänzen, kurz und gut, so recht ge- mischt; ich hegte auch weiter kein Bedenken, ob sich die neuen Ankömmlinge auch mit dieser Fischgesellschaf t vertragen würden. Nach einigen Tagen holte ich mir zwei der Schildkröten, stolz, etwas Seltenes zu haben. Der Bauart nach war es ein Pärchen. Ich setzte sie zunächst auf die oben erwähnte Insel, aber sich einige Sekunden umsehen und ins Wasser stürzen, war eins, meine Fische sammelten sich alle vor Schreck auf einer Stelle, gewöhnten sich aber bald an die Ankömmlinge. (Der Händler hielt die Schildkröten in einem trockenen Eeptilien- hause, worin nur ein Napf mit Wasser stand.) Hier sah ich gleich, dass sie sich in ihrem Elemente wohl fühlten. Meine neuen Pfleglinge schienen sich gar nicht um die Fische zu kümmern, schwammen munter unten auf dem Grunde und oben herum, als wären sie schon seit Jahr und Tag in diesem Behälter. Am anderen Tage frassen sie denn auch zu meiner Freude, jedoch mit grosser Scheu von meinem Finger, was sich aber von Tag zu Tag besserte ; die Tierchen wurden immer zutraulicher und nahmen zuletzt die schmalen Fleischstückchen mit wahrer Gier aus der Hand, wobei es in der ersten Zeit manchmal mit über die Fingerspitze herging. Je wärmer die Jahreszeit wurde, desto gefrässiger wurden die beiden, wobei es allemal zu erbitterten Kämpfen zwischen ihnen kam ; das Männchen als stärkeres gönnte seiner Gefährtin nicht einen Bissen. Die Tiere nahmen gern rohes Eindfleisch, Eegenwürmer, sogar kleine Fische und Kaul- quappen. An Fliegen und anderen Insekten vergriffen sich die Schildkröten nicht, was jedoch die Sonnenfische und Ellritzen mit desto grösserem Appetit thaten. Kleine Mitteilungen. 173 Mit der Zeit hatte ich meine Pfleglinge sehr lieb gewonnen. Bei grosser Wärme, z. B. wenn die Nachmittagssonne ins Zimmer schien, lagen beide auf der Insel und Hessen sich durch- wärmen. In den Morgenstunden und Abends schienen sie unter Wasser zu schlafen, in der Nacht waren sie sehr rege. Ich hatte sie bereits 18 bis 20 Wochen, während dem sie den Fischen nie ein Leid zu- fügten. Da, eines Morgens bei meiner Kontrolle, 0 Schreck, bemerkte ich auf der Insel einen halben Sonnenflsch, und noch dazu den grössten von etwa 10 cm Länge, der halb verzehrt war. Die Eäuber wurden nun aus dem Aquarium genommen und gesondert gesetzt. Hier ver- einigte sich das Ehepärchen auch wieder, es Hess jedes dem anderen seine Nahrung zukommen. Anfangs Oktober hörte die Fresslust nach und nach auf und Ende des Monats verweigerten sie jede Nahrung. Sie wollten sich in den Winterschlaf begeben, worauf ich nach und nach mehr Wasser herausnahm. Nach einer Woche waren sie ganz auf dem Trockenen, und zwar auf einer Schicht Sand von etwa 5 cm Höhe. Diesen reinigte ich etwas, legte eine Schicht Moos darüber, setzte einen Napf mit Wasser in eine Ecke, stellte den Behälter an einen dunklen, kühlen, aber frostfreien Ort und überliess die Schildkröten ihrem ferneren Schicksale. Nach einigen Tagen hatten sich die beiden in den Sand eingegraben und befanden sich im Winterschlaf, aus dem sie im Frühjahr munter und gesund hervorgingen. A kleine Mitteilungen* Die Mauereidechse hei Stuttgart, An einem schönen Tage, Mitte April 1901, fand Frau E. von Schweizerbarth in Stuttgart nahe am Ausgang des Kriegsbergtunnels, im Koppenthal, eine Lacerta muralis Die Verfasserin sagt hierüber in den Jahresberichten des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württem- berg, Januar 1901; „Es erscheint mir zweifellos, dass mein Findling ein Nachkomme sei der von Prof. G. Jäger im Jahre 1874 ausgesetzten Eidechsen, die von Wild- herg, durch Revierförster v. Biberstein, sowohl nach Tübingen an Prof. Eimer gesandt wurden, der sie mit Erfolg ansiedelte, als auch an Prof. Jäger, der mit 12 Prachtexemplaren denselben Versuch in den Kriegs- bergen machte, von denen aber schon 1883 als erfolglos berichtet wird. Dass dem nicht so ist, beweist mein Fund. Für die hiesige Aussetzung ist ihr Farbenschmuck zudem noch Schutzfärbung, denn vom warmen Rot der Erde und dem Blau des Leberkieses hebt sich das reizende Geschöpf kaum ab, dazu kommt seine ausser- ordentliche Behendigkeit und Vorsicht, sodass sie auch naturkundigen Wanderern wohl jahrzehntelang sich entzogen hat; thatsächlich aber darf jetzt, wo mit Eifer dem liebenswürdigen Tier nachgeforscht wurde, in wirklich entgegenkommender Weise unterstützt von den Grundbesitzern der Kriegsberge, kecklich die Mauerechse als Herrscherin des südlichen Teils der Kriegsberge angesehen werden, und wo sie vorkommt, verschwindet oder verringert sich auf ein kleines Bruchteil die „Agilis“ (Zaunechse). Diese ruhigere, unendlich schwerfältigere ist von der eingesiedelten vom „Platz an der Sonne“ zurückgedrängt, und erst am Hang Ehrenhalde kommt sie mit Mwralis vor. Die Thaisohle so\vie die Kuppe „König, Gähkopf“ ist wieder „grüner Echsenbezirk“. Im Gähkopf setzt überhaupt die dort im grossen betriebene Geflügelzucht beiden ein Ende. An der Heerstrasse nach Feuerbach und der Senkung des Gefildes von da gegen den Weissen- hof habe ich nur Agilis, noch nie Muralis gefimden; doch soll sie an den Steinbrüchen gegen die Mönchs- halde zu finden sein, was mein Ziel für heuer (1902) sein wird. — Die jungen Mauer- echsen sind auffallend kleiner, zier- iicher und scheuer wie gleichaltrige Agilis, und in meiner Eidechsen- kinderstube sind sie die einzigen, die sich beim Füttern flüchten und erst langsam, zögernd wieder er- scheinen; auch ein Zug, der ihre Existenz hier sichern mag. So- lange also nicht das Häusermeer die Weinberge überflutet, halte ich die Mauerechse angesichts des reichen Stammes, der dort „wim- melt“, wirklich für gesichert. Das erste von mir gefangene Exemplar der Muralis ist dem K. Naturalien- kabinet einverleibt, leider mit verkürztem, d. h. regeneriertem Schwanz, desgleichen ein junges, vöUig unversehrtes Tiei’, das je- doch die Schmuckfärbung noch nicht erworben hatte.“ Originaiaufnahm^^nach^ae Leben Chinesische Dreikielschildkröte ” ■ (Damonia reveesi Gray). 174 V ereins-Nachrichten. Verein der Aqnarienfreimde zu Berlin. Sitzung vom 11. Juni 1902. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9V2 Uhr. Anwesend waren 24 Mitglieder und Herr A. Waldmann als Gast. Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen und angenommen war, hielt Herr G. Memeler einen Vortrag über Makropodenzucht. Das Wichtigste desselben sei hier wiedergegeben. Gleich zum Anfang bedauerte der Vortragende, dass die Makropoden, trotzdem sie doch mit zu unseren schönsten und inter- essantesten Zierfischen gehören, bei weitem nicht die Beachtung finden, die ihnen eigentlich gebührt. Speziell was ihre Zucht betrifft, welche doch so einfach und für den Naturfreund so ungemein interessant und fesselnd ist, begegnet man den merkwürdigsten An- sichten. Es scheint beinahe so, als wäre es überhaupt nicht mehr „fair“, sich mit Makropoden als Liebhaber zu befassen. Ist dieselbe nur ein Jahr auch mit dem bescheidensten Erfolge versucht worden, so stellt sich sofort der Reiz ein, fortab alles andere denn Paradies- fische zu züchten. Und doch ist gerade die Makro- podenzucht allen Liebhabern immer und immer wieder zu empfehlen. — Zur Zucht eignen sich am besten kleine ca. 3 Liter Wasser fassende Aquarien, welche reichlich mit Wasserpflanzen, als: Valüsneria spiralis, Sagittaria, Cahomba, Elodea canadensis, E. densa u. s. w. bepflanzt werden. Die Laichzeit der Makropoden be- ginnt gewöhnlich im Mai und endigt im August. Bei günstigen Witterungsverhältnissen sind jedoch auch schon frühere und spätere Termine beobachtet worden. Erreicht die Temperatur des Wassers annähernd 20® R., so beginnen die reizvollen Liebesspiele der Tiere. Zugleich beginnt aber auch das Männchen mit dem Bau des Nestes, welches, aus Luftblasen bestehend, sich bis zu 2 cm über den Wasserspiegel erhebt. 24 Stunden nach dem Ablaichen des Weibchens sind befruchtete und unbefruchtete Eier, welch letztere pilzig werden, zu unterscheiden. Nach 72 Stunden erscheint die junge Brut. Aufgefüttert wird dieselbe nach 4 — 5 Wochen mit kleinen Daphnien. Zur Zucht eignen sich am besten 1— 2jährige Tiere. Von Krank- heiten, welche Makropoden ausgesetzt sind, hob der Vorsitzende hervor: 1. Die Blasen- oder Schleimkrank- heit, welche sich im ruckweisen Vorwärtsschwimmen kenntlich macht. Die Ursache derselben ist Erkältung durch plötzlichen Temperatimwechsel ; Heilung ist nur im Anfangsstadium möglich. 2. Die Maulfäule; dieselbe entsteht durch Zugluft und charakterisiert sich durch Wegfaulen der Lippen. Um diese Krankheit zu ver- hüten, muss das Aquarium stets zugedeckt sein. Im Anschluss an diesen Vortrag berichtet Herr Timmer- mann von einem nestbauenden und brutpflegenden Makropodenweibcheu. Herr Schlabitz teilt mit, dass nach seiner Beobachtung eine helle und dunkle Varietät Makropoden existiert. Herr Lehmann bestreitet dies und führt diese Ursache auf die Pü,tterung der Tiere zurück. Hierauf tritt eine Pause ein. Während derselben meldete sich HeiT A. Waldmann-Berlin zur Aufnahme. Nach Wiedereröffnimg der Sitzung regt der Vorsitzende an, von Herrn Schäme-Dresden Schleierfische gemein- schaftlich zu beziehen. Diese Anregung fand Zustim- mung und wurde der Vorstand beauftragt, mit ge- nannter Firma in Verbindung zu treten. Desgleichen erhielt der Vorsitzende die Ermächtigimg, auf den Fischkarten der Gemeinde Bohnsdorf die Adresse des Vereins bekannt zu machen. Herr Schlabitz berichtet, dass sich am After seines Schleierschwanzweibchens sechs Tage nach dem Ablaichen eine ca. 1 cm grosse blutrote Geschwulst gebildet hat. Die Erklärung der Erscheinung soll im nächsten Protokoll gegeben werden. Auf Anregung des Herrn Lehmann wird die verschieden- artige Färbimg der Daphnien, welche ims in allen Farben-Schattierungen begegnet, behandelt. Die Ursache dieser Erscheinung ist in der den Daphnien zu Gebote stehenden Nahrung zu suchen. Die natürliche Färbung der Daphnien ist rot. Als Beweis wird angeführt, dass, wenn grün oder schwarz gefärbte Tiere in klares Wasser gebracht werden, dieselben die rote Farbe all- mählich wieder bekommen. Ebenso erklärt sich aus der Beschaffenheit des Wassers das sogenannte harte und weiche Futter. Aus harten, stark mineralhaltigen sind die Daphnien fester und dauerhafter als aus weichen Gewässern. Herr Memeler teilt mit, dass bei ihm Sagittaria sienensis in voller Blüte steht. Es schliesst sich hieran eine Eröterung über die Vermehrung der Pflanze durch Samen. Herr Härtel sowie Herr Palm empfehlen die künstliche Befruchtung der weiblichen Blüten, da nach ihrer Erfahrung eine natürliche im Zimmer- Aquarium recht unsicher ist. Herr Härtel hatte durch dieses Verfahren, welches er mit Hilfe eines feinen Pinsels ' ausführte, sehr gute Resultate erzielt. Nun weist Herr Lehmann noch auf eine eigentümliche Erscheinung bei Vallisneria spiralis hin. Ein ganz ge- simdes Blatt fängt in der Mitte an zu faulen. Es sieht aus, als wäre es von Fischen oder Schnecken an- gefressen, die Wunde breitet sich immer mehr und mehr aus, bis zuletzt sich der obere Teil des Blattes löst und frei umherschwimmt. Herr G. Veith hat diese Erscheinung mikroskopisch untersucht und als Ursache ; einen kleinen weissen Wurm, welcher inmitten einer ; gallertartigen Masse, Klümpchen von Eiern oder Ex- krementen enthaltend, entdeckt. Der Name dieses Wurmes soll in der nächsten Sitzung bestimmt werden. Hierauf Schluss der Sitzung um 11.40 Uhr. Sitzung vom 25. Juli 1902. Der z\yeite Vorsitzende, Herr Knappe, eröffnete die I Sitzung, an welcher 27 Mitglieder teilnahmen, um 9.40 r Uhr. Als Gäste durfte der Verein begrüssen die Herren ^ Dr. E. Bade, Wilhelm Schmitz und Rudolf Herrmann. | Im Einlauf befand sich ein Entschuldigungsschreiben unseres I. Vorsitzenden und eine Ansichtspostkarte ;• unseres Mitgl. Herrn Gessel aus Neu-Strelitz. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde verlesen und an- ^ genommen. Hierauf machte der Vorstand bekannt, ^ dass Herr Prüfer auf Grund des Statuts aus der Mit- gliedshste gestrichen werden musste, welches von der w Vereins-Nachrichten. 175 Versammlung ohne Widerspruch entgegengenommen A\mrde. Neu in den Verein aufgenommen wurde Herr A. Waldinanu, zur Aufnahme meldete sich Herr Rudolf Herrmanu, beide zu Berlin. Nach einer kleinen Pause schnitt Herr G. Baumgar dt nochmals die bis jetzt nocli zu keiner Einigung geführte Sauerstofffrage au. Herr Lehmann und Herr Härtel hatten angeblich wieder Verluste durch Sauerstoff zu beklagen (siehe Protokoll vom 26. März 1902). Diese Ansicht wird jedoch von den Herren Dr. Bade, W. Schmitz und G. Baumgardt entschieden bestritten. Die Ansicht Herrn Dr. E. Bade’s ging dahiu, dass sich in betreffenden Behältern mög- licherweise Sumpfgas entwickelt hal)e, welclies aller- dings den Fischen schädlich ist. Ist das aber nicht der Fall, so können nur Parasiten das Werk der Flossen- zersetzung vollführt haben. Die Herren Lehmann und Baumgardt kommen schliesslicli überein, einen Versucli anzustellen. Ersterer Herr stellt ein Aquarium zur Verfügung, letzterer die Fische. Unser Gast, Herr W. Schmitz, erbot sich, die mikroskopische Unter- suchung der Opfer des in Aussicht stellenden Experiments vorzunehmen. Jetzt entspann sich eine lebhafte Debatte über meist schon in voriger Sitzung angeregte Thematas. 1. Beobachtung Lehmanu-Veith an Yallisneria spiraKs, bezügl. Abfaulen der Blätter. Der von Herrn G. Veitli mittelst Mikroskops Vorgefundene Wurm ist die Larve vorr Hyärachna. 2. Giebt Herr Schlabitz Anleitung zum Fang der Wassermilbeu, berichtet ausserdem, dass sich die Aftergeschwulst seines Schleierfischweibchens abgelöst hat. Herr W. Schmitz vermutet in dieser Erscheinimg eine Darmerkrankung. Jetzt demonstriert Herr Dr. Bade an der Wandtafel den Mitgliedern in recht anschaulicher Weise die Merkmale des Blattlaus- AVeibchens, und alsdann auf dieselbe Art und Weise die äusserlichen Gescidechtsmerkmale von Geophagus gymnogenys und brasiliensis, Heros facetus und Makro- poden. Während erstere Arten sich nur an den Flossen unterscheiden lassen, ist letztere Art für ein geülites Auge leicht an der Körperform, sobald dieselbe von oben betrachtet wird, zu erkennen. Hierauf werden von Herrn Härtel den Mitgliedern Sämlinge vqn Sagiftaria sienensis überwiesen. Einige Mitglieder besitzen Ja/iowica, welche durchaus nicht über den Wasserspiegel hinaus wollen, trotzdem die Knollen hart und daher gesund sind. Diese Erscheinung beruht nach Herrn Palm lediglich in dem Fehlen des Herzblattes der Pflanze. Nun entspinnt sich ein interessanter Streit über künst- liche Blütenbefruchtung bei Sagiitaria sienensis. Herr Rose behauptet, dass die Befruchtung nur zwischen zwei verschiedenen Stielen möglich wäre, während andere Herren die Möglichkeit der Befruchtung der Blüten eines Stieles untereinander garnicht in Abrede stellen. Nun giebt Herr G. Lehmann auf Anregung Herrn Timmermann’s sein Verfahren zur Aufzucht junger Fischbrut bekannt. Genannter Herr führt an, dass die natürlichste Nahrung ganz junger Brut lediglich In- fusorien sind. Um solche zu erzeugen, mischt mau eine Messerspitze kondensierter Milch unter 30 Liter Wasser, worin sich alsdann massenhaft Infusorien bilden. Dieses Infusorienwasser wird der Brut successi ve zugesetzt. Wer dieses Verfahren aber nicht anwenden will, erzielt auch ganz gute Autzuchtsresultate mit der Eifüttenmg. Zu diesem Zweck wird ein Ei eine Stunde lang gekocht, alsdann wird das Gelbe desselben, unter langsamem Zusatz von Wasser, ganz fein gerieben, bis dasselbe eine schaumige Masse bildet. Von diesei’ werden von Zeit zu Zeit einige Tropfen unter die junge Brut getropft. Bei richtiger Anwendung dieses Vei-- lälireus werden äusserst günstige Resultate erzielt. Auch ist man nach Herrn Häi'tel imstande, durch in Wasser gelegte Salatblätter Infusorien massenhaft zu erzeugen. Hierauf machte Herr W. Sclimitz den Verein mit drei Arten Echsen bekannt, welche er dem Verein, welcher bis heute ja leider keinen Tenaiienbesitzer aufweist, lebend vorführte. Ein prachtvolles Exemplar Algiroides nigropunetatus aus Korfu, mit karminrotem Bauch und azurblauer Kelile erregte allgemeine Be- wunderung. Nicht minder schön präsentierte sich Lacerta faraglionensis, von den Faraglione-Felsen bei Capri stammend, eine Echse, welche z. Z. nur von einem dortigen Fischer in Gemeinschaft seines Sohnes unter Lebeusgefahr gefangen, den Liebhabern zugänglich gemacht wird. Von Lacerta major zeigte Herr Schmitz ein junges Weibchen, welches durch drei gelbe Längs- streifen auf dem Rücken leicht von dem Männchen, welches nur Flecken besitzt, zu unterscheiden ist. Alle genannten drei Arten sind äusserst empfehlenswerte Terrarienbewoliner, gehen leicht au’s Putter und sind äusserst dauerhaft. Ein im Laufe der Sitzung an- genommener Antrag auf Versteigerung des dem Verein von Herrn F. 0. Anderssen gestifteten Aquariums wurde nun auf amerikanische Art ausgeführt und erzielte einen Betrag von 11,90 Mk. Hierauf Schluss der Sitzung um 1.40 Uhr. Doch wurde dei’ Heimweg erst angetreten, als die Strahlen der jungen Morgensonne recht indiskret über die Dächer hinweg energisch zum Aufbruch mahnten. G. Baumgardt. „Salviuia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreuuden, Hanibiirg. Vereinslokal: „Hotel zu den drei Ringen“. Versammlung am 19. Juni 1902. ln Abwesenheit des I. Vorsitzenden, Herrn Brüning, eröffnet der 11. Vorsitzende, 0. Tofohr, die Sitzung. Anwesend sind lö Personen. Herr A. Frensdorff, Hamburg, sowie der Verein „Vallisneria“ in Magdeburg werden als Mitglieder aufgenommen. Der II. Vorsitzende bespricht die Ausstellung des Vereins „Vallisneria“ in Magdeburg, bei der er als Preisrichter thätig war. Die Ausstellung ist eine in jeder Hinsicht erfolg- reiche zu nennen. Ein eingehender Bericht über dieselbe erschien bereits in den „Nachrichten der Salvinia“. Des weiteren bestellt 0. Tofohr herzliche Grüsse der „Vallisnerianer“ an alle „Salvinia“-Mitgiieder, die lebliaft erwiedert werden, und teilt mit, dass auf Vorstands-Beschluss die gegenseitige Mitgliedschaft zwischen der „Salvinia“ und der „Vallisneria“ in die Wege geleitet worden sei. — Es folgt Punkt 2 der Tagesordnung: Grosse Verloosung unseres Schau- Aquariums sowie zahlreicher anderei-, unsere Lieb- liaberei betreffender Gegenstände unter die Mitglieder. Nach ordnungsmässiger Erledigung beginnt nach Schluss der offiziellen Sitzung um 10 Uhr das letzte diesjährige Sommer-Vergnügen mit Damen, welches in Tanz, Vorträgen etc. bestand und auf welchem all- gemeine Fidelitas herrschte. Schluss U/2 Uhr. Versammlung am 7. Juli 1902. Anwesend sind 47 Personen. Aufgenommen als Mitglieder werden Herr J. Sachs und Herr Dr. C. Schmidt. Vor Eröffnung der Sitzung macht der I. Vorsitzende die traurige Mitteilung von dem Ableben unseres 176 Vereins-Nachrichten. werten Mitgliedes Herrn Lauhinger. Der Vorstand sandte zur Beerdigung einen Kranz und die Versam- melten ehrten das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Plätzen. Der Vorsitzende giebt be- kannt, dass die Tierlieferung der „Salvinia“ erweitert und ausgebaut werde. Es sollen künftighin auch alle einheimischen Amphibien und ReptUien den Mitgliedern geliefert werden für massigen Preis. Es ist begonnen worden mit der Lieferung heimischer Lacerta vivipara und agilis. Betreffs der Fischlieferung sind wir durch günstige Einkäufe in der Lage, Haplochilus panchax für minimalen Preis imseren Mitgüedern imd den ims angeschlossenen Vereinen liefern zn können. Alles nähere bringen unsere Nachrichten. Zur Gratisverteilimg stiftet Herr Dahl einen Posten Salvinia natans, Herr Brüning 6 Exemplare Cyperus. Herr Käther stellt in imeigennütziger Weise einige 80 Girardinus caudi- maculatus, per Stück für 20 Pfg. zum Verkauf und Herr Ghnicke giebt junge Schleierschwänze, per Stück für 5 Pfg. ab. Die Fische finden selbstverständlich reissenden Absatz. Daphnien werden in grossen Mengen verteilt. Die Firma Hans Stüve stiftet eine grössere Anzahl toter Reptüien für die Präparaten-Sammlimg, Herr Tengler und Herr Brüning für denselben Zweck 1 Pärchen Spelerpes ruber, Cachuja tecimn, soivie einige Karpfenläuse. Die Präparate werden durch 0. Tofohr angefertigt. Des weiteren stiftet Herr Stüve 1 Pärchen Rippenmolche, HerrKnöppel ein Pärchen Fadensackwelse, sowie für jeden Besucher der zweiten Juli-Sitzung einen Algenkratzer, angefertigt nach der Zeichnung in Heft 12 der „Blätter“. Allen Spendern imd Wohlthätern herz- lichen Dank. — Das gestiftete Pärchen Rippenmolche sollte in heutiger Sitzung zur Gratis-Verloosung kommen; da aber das Weibchen sich momentan als hochträchtig erweist, wird die Verloosung einstweilen vertagt, um vorerst die Zucht dieses Molches zu versuchen. Herr Brüning wird sich dieser Aufgabe unterziehen. Als- dann hält Herr Gerber einen sehr beifällig aufgenommenen Vortrag über Aquarien, der lebhaften Dank erntet. Die nächste Exkursion wird am 20. Juli unternommen, und zwar ist als Ziel Ohlsdorf in Aussicht genommen. Schluss der Sitzung 12 Uhr. T. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. E. V. Mitteilungen aus den Vereins-Versamm- lungen des Monats Juni 1902. Donnerstag, den 5. Juni 1902. Der Vorsitzende begrüsst die Anwesenden, insonder- heit Herrn Scherer, der infolge heftiger Fiebererkrankung zur baldigen Rückkehr von Deutsch- Ostafrika nach der Heimat gezwimgen war. Das Protokoll der letzten Vereinsversammlimg wurde nach Verlesung genehmigt. Im Einlauf: Karte des Herrn Friedl aus China. Für die Bibliothek ist angeschafft: „Katechismus für Terrarienliebhaber“ von H. Geyer - Regensburg. Im Einlauf weiter: Tagesordnung des „Triton“-Berhn. Die Auslagen an das Kgl. Amtsgericht für Eintragung der Satzungsänderungen betragen 3,43 Mk. Ferner ist eingelaufen: Einladung zum Abonnement auf die neue Zeitschrift „Der Naturfreund“. Der „Triton“-Berlin ladet zur Beteiligung an der diesjährigen Ausstellung ein. Herr Sigl hat von Herrn Dr. Edwin Stanton Faust die Nachricht erhalten, dass letzterer bereit sei, bei kostenloser Lieferung hinreichenden Materials eine ent- sprechende Untersuchung der wirksamen Bestandteile des Hautdrüsen-Sekretes vonflt/la versicolor vorzunehmen. Herr Sigl hat Nr. 20 der „Gartenlaube“ mitgebracht, die einen Aufsatz über Riesenschlangen enthält. Zeit- schriften. Aus diesen gelangen, wie üblich, verschiedene Aufsätze zur Bekanntgabe. Herr Scherer demonstriert einige von ihm lebend aus Afrika mitgebrachte Reptilien. Eine grössere Zahl solcher ging dem Genannten auf der Heimreise zu Grunde, da er infolge von Krankheits- rückschlägen nicht in der Lage war, seine Tiere ordent- lich zu überwachen und zu pflegen. Unter den lebend demonstrierten Tieren zeichnet sich durch besondere Schönheit der Färbung aus ein ca. 80 cm grosses Exemplar von Varanus niloticus, welchen Herr Scherer in der Nähe eines mit Nymphaea zanzibariensis und Pistia stratiotes bewachsenen Sumpfes, ca. 25 km vom Sigiflusse entfernt, erbeutet hatte. Weiter demonstrierte Herr Scherer einige Sternothaerus sinuatus. Von diesen hübschen imd ausdauernden Schildkröten hatte der Genannte 25 Stück lebend mitgebracht, darunter ein grosses Tier mit 38 cm Schildlänge, einige mittlere Stücke von 20 cm Schildlänge und 20 kleinere 5 cm lange allerliebste Schildkröten, die, in das Becken gesetzt, sofort an das Futter gingen. Die Schildkröten sammelte Herr Scherer teils bei Coroque, Endpunkt der deutschen Usambaraeisenbahn, teils bei Muhesa, wo sie sich überall in kleineren Bächen tummelten. Sodann wurde lebend demonstriert Cinyxis belliana. Von dieser eigenartigen, aber sehr langweiligen Land- schildkröte sammelte Herr Scherer 3 ca. 20 cm im Schilde messende Exemplare in Reis- und Zucker- pflanzungen bei Ostusambara. Sechs kleine Crocodilus niloticus, in der Länge von 30—40 cm, zog imser junger Reisende aus dem Sigiflusse. Endlich wurden demon- striert eine grössere Anzahl Wasserschnecken, und zwar eine noch unbestimmte Art, gesammelt bei Dar-es- Salam in Wassergräben von Zucker- und Reispflanzungen, weiter eine links geivundene Art, gesammelt in einem Urwaldsumpfe bei Ngomeni, ferner eine kleine Deckel- sclinecken-Art, gesammelt im Kulimusebache, und zwei weitere Arten vom Sigiflusse (Usambara). Eine Anzahl Knollen von Nymphaea zanzibariensis, sowie einer gelb blühenden, uns nicht näher bekannten Nymphaea- Axt wurden unter die Interessenten verteilt. Durch Herrn Knan werden zwei meterlange Stücke der Tropidonotus natrix, sowie eine Anzahl laufkäferartiger Kolbenwasser- käfer (Hydrous caraboides) vorgezeigt. Herr Müller zeigt vor eine typ. Coelopeltis lacertina aus Dalmatien und Herr Seifers demonstriert blühendes Myrophyllum scabratum. Herr Seifers hatte die Liebenswürdigkeit, dem Verein zwei Pärchen Zahnkärpflinge (Girardinus caudimaculatus) zu überweisen, die zu Gunsten der Vereinskasse versteigert wurden und zusammen 4,30 Mk. Erlös erzielten. Donnerstag, den 12. Juni 1902. An Stelle des beurlaubten Protokollführers Herrn Knan führt auf Ansuchen des Vorsitzenden Herr Feichtinger das Protokoll. Die Verlesung, und Ge- nehmigung des Protokolls der letzten Sitzung wird nachträglich vorgenommen werden. Im Einlauf; Separat- Abdruck „Aus der Heimat“. Zeitschriften. Einige Artikel aus diesen werden verlesen. Auch Heft Nr. 11 der „Blätter“ reiht sich würdig den vorher- gegangenen Nummern an, und wollen wir nur des hübschen Aufsatzes (Schluss) von Reitmayer-Wien : „Neues von meinem alten Marine- Aquarium“ gedenken Vereins-Nachrichten, 177 der manche interessante Erfahrung bringt, sowie die instruktiven Zeichnungen uuseres Herrn Müller über Zamenis getnonensis var. carbonarius und Coluher longissimus erwähnen. Die photograp Irischen Aufnahmen, besonders des Hardun, sind prächtig. Im „Triton“- Bericht vom 18. April 1902, „N. u. H.“, Heft Nr. 11, S. 271 steht Folgendes: „Veranlasst durch die Aus- einandersetzimgen, welche zwischen der „Isis“ und dem „Triton“ durch die Frage in Nr. 7 von „N. u. H.“ 1901, betreffend eine bei Berchtesgahen gefundene schwarze Schlange entstanden sind, hat Herr Bernhard Grisson- Wilmersdorf die von ihm gefundene Schlange ein- gesandt. Dieselbe rvurde als die schwarze Abart der Ringelnatter erkannt und als solche auch von Herrn Professor Tornier bestimmt. Der I. Vorsitzende brachte dies zur Kenntnis der Versammlimg, hiuzufügend, dass der Verein durchaus nichts dagegen ha^, wenn er von anderer Seite richtig gesteht wird, betont aber noch- mals, dass die Art und Weise, wie derartige Richtig- stellungen seitens der „Isis“ behebt Avorden sind, nicht als passend bezeichnet Averden könne.“ Wir bringen diese Ausführungen des Berhner Vereins zur Kenntnis unserer Mitgheder imd Leser, und A'erAveisen lediglich auf unsere seinerzeitige Richtigstellung in den „Blättern“, ohne den Schlussauslassungen des „Triton“ etAvas hiuzufügen zu Avohen. Die „Wasserrose“-Dresden sagt in ihrem Bericht vom 14. April ds. Js., „N. u. H.“, Nr. 11, mit Bezug auf die früheren Erörterungen be- züglich der Sagittaria montevidensis, ob dieses Pfeilkraut Ausläufer oder Nebentriebe hervorbringt, folgendes: „Die Frage lässt sich heute nunmehr definitiv dahin entscheiden, dass Sagittaria montevidensis Nebentriebe zeitigt. Wir konnten dies kürzlich an einem A'om Mitglied Herrn Obergärtner Richter im kgl. botanischen Garten seit vorigem Jahre kultivierten Exemplare fest- stehen. Aus ursprünglich nur einer Pflanze (Topf- kultur, nicht Freikultur) Avaren deren drei entstanden; die zwei neuen, einen gemeinschaftlichen Wurzeistock mit der Mutterpflanze bildenden Pflänzchen, Avelche ca. 25 cm hoch sind, sind demnach als Nebentriebe zu bezeichnen. Es findet also neben geschlechtlicher auch eine vegetative Vermehrung statt.“ Nach vor- stehendem Berichte der „Wasserrose“-Dresden ist unsere zuerst ausgesprochene Ansicht, Avie solche in Heft Nr. 1, Jahrgang 12 der „Blätter“, S. 13 in der Sitzung vom 9. August 1900 niedergelegt wurde, richtig. Wir be- merkten damals mit Rücksicht auf eine frühere Mit- teilung im Sprechsaal der „Blätter“ ausdrückhch: „Dass es falsch ist, dass die neuen Pllanzengebilde von der Pflanze Ausläufer sind — Avas man eben imter Ausläufer versteht — , sondern es sind einfach Neben- triebe aus dem Mutterstock, die allerdings Avieder für sich Wurzeln fassen können, und die man daher auch von der Mutterpflanze trennen kann, um sie Aveiter zu verpflanzen.“ Die „Wasserrose“-Dresden kam hierauf nach Einvernahme des kgl. botanischen Gartens zu Dresden zu dem Ergebnis, dass die Bezeichnung „Aus- läufer“ für die Sag. montevidensis in dem einschlägigen Falle zu Recht bestehe. Wir hatten uns dann auch unsererseits an den Gustos des kgl. botanischen Gartens zu München gewendet und von diesem die Mitteilung erhalten, dass Sagittaria montevidensis V.qi'ü.q Kvls- läufer und auch keine Nebentriebe treibt. Die bezügi. Mitteilung des botanischen Gartens hegt bei unseren Akten. Wenn nun neuerdings die „Wasser- rose“ die Feststellung machen konnte, dass die Sagittaria montevidensis Nebentriebe zeitigt, so bleibt il)r das Verdienst, dass ein einem ausgezeichneten Botaniker unterlaufener kleiner Irrtum geklärt wurde. Herr Scherer bringt noch mehrere auf seiner Afiikareise gesammelte Gegenstände, so einige riesige Exemplare von Seesternen, zur Vorzeigung. Donnerstag, den 19. Juni 1902. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und ohne Erinnerung genehmigt. Im Einlauf: Karte unseres Herrn Knan vom Gardasee. Einladungskarte des „Triton“ -Berlin. Offerte H. Geyer -Regensburg. Anfrage des Herrn Fischer-Wien Avegen des Vorkommens von Gasterosteus aculeatus in der Nähe von Linz. Das bezüghche Schreiben Avird unserem GeAvährsmann Herrn Hauptlehrer Grossraaun zur näheren Beantwortung über- geben. Nachrichten der „Salvinia“-Hamburg. „Nerthus“ Heft Nr. 24. In dieser Zeitschrift bringt Emil Stender- Hamburg imter der Überschrift: „Schlingnatter, Ringei- natter und Kreuzotter“ eine „herpetologische Plauderei“, mit der wir uns etwas beschäftigen müssen. Gleich eingangs schreibt der Genannte: „Von den drei bei uns vorkommenden Schlangenarten, der Kreuzotter, Ringelnatter und Schlingnatter ist die letztgenannte die seltenere und von Avenigen gekannte.“ Wir Avoilen hierzu bemerken, dass, Avenn unter dem Worte „uns“ das deutsche Reich gemeint sein soll — und auf letzteres deutet dieses Wort in dieser AuAvendung regelmässig hin — , bei uns, Avie bekannt ist, sechs Schlangenarten heimaten. Weiter sagt Herr Stender: „In ihrem Gebahren und in der Geschmeidigkeit ihrer BeAvegungen ist die Schlingnatter bei Aveitem noch ihrer VerAvandten, der Ringelnatter, überlegen“. Dieses ist keinesAvegs der Fall, und Avir haben bereits in unserem Berichte vom 10. Oktober 1901, „Blätter“ Jahrgang XIII S. 59 gelegentlich der Besprechung eines Aufsatzes von Wolfgang Bötticher den Avirklichen Sach- verhalt eingehend dargethan und möchten ims nicht Aviederholen. Wenn Herr Stender von der Schlingnatter ferner bemerkt: „Die Unterseite des Körpers ist ge- Avöhnlich hellblaugrau, geht jedoch auch über in ein schmutziges Rotgelb bis zu einem gelblichen Weiss“, so hat er damit beAviesen, dass ihm der Unterschied der Färbung bei den Geschlechtern nicht bekannt ist. Wir haben auch an oben zitierter Stelle darauf hin- geAviesen, dass die Exemplare mit bläulichgrauem Bauche Weibchen sind, Avährend die rotgelbe und gelb- rote Unterseite auf Männchen der Schlingnatter hin- deutet. Bemerkenswert ist noch folgende Angabe Stender’s von der Schlingnatter: „Ihre Eier legt sie an einem feuchtAvarmen Orte ab, bis zu 10 und 13 an der Zahl, der Sonnenivärme das Ausbrüten überlassend. Gleich der Kreuzotter soll es zuAveilen verkommen, dass ihre Jungen bald nach der Eiablage vollkommen als Miniatur- Schlangen hervorkriechen.“ Wir können es nur bedauern, Avenn derartige Angaben immer imd immer Avieder zur Veröffentlichung gelangen. Endlich ist die Angabe des Herrn Stender, dass Coluher longissi- mus häufigbeiSchAvalbach vorkommt, vollständig imrichlig. Eine Anzahl älterer und neuerer Veröffent- lichungen thut dieses hinreichend dar, und imrichtig ist auch die Bemerkimg, dass Yipera herus die einzige in Deutschland lebende Giftschlange ist, da das Vor- kommen von Yipera aspis längst nachgeAviesen ist. Eine kleine Blütenlese. Es ist höchste Zeit und die 178 Vereins-Nachrichten. Naturfreunde haben allenthalben ein Anrecht darauf, dass solche oberflächliche Aufsätze aus den Zeitschriften, die für Naturfreunde berechnet sind, endlich einmal verschwinden. Sonst müsste man aufliören, die bezügl. Autoren- und diejenigen Publikationsorgane, die diesen gestatten, derartiges unterzubringen, fürderhin noch ernst zu nehmen. Herr Müller demonstriert imd verteilt eine Anzahl Pflänzchen von Isoetis lacustris aus dem Steinsee (Umgegend Münchens). Ferner demonstriert der Genannte lebend ein Männchen der Lacerta muralis subsp. neapolitana var. litoralis (Lacerta jonica Lehrs) von den jonischen Inseln, jene hübsche Echse, die früher und auch in neuerer Zeit noch vielfach Ver- anlassung zur Verwechslung mit der Lacerta taurica gab, und endlich demonstriert der Genannte ein schönes Männchen der echten Lacerta taurica. Die wirkliche Lacerta taimca, die wir nun seit fast zwei Jahren in mehreren Exemplaren kennen gelernt haben und pflegen, ist ein allerdings sehr ähnliches, jedoch nicht zu ver- kennendes Tier. Die prächtig eigenartig grüngefärbte Rückenzone dieser Lacerte und das schafartige Profil, wie Lehrs es nennt, fällt dem mehr geübten Echsenfrennd sofort auf. Herr Professor Morin übermittelte dem Verein ein reizendes Aquarell, das in humorvoller Weise die ein- schlägige Tierwelt behandelt. Dem Spender besten Dank. Donnerstag, den 26. Juni 1902. Protokoll- Verlesung und Genehmigung. Im Einlauf: Brief des Herrn Gladbach-Köln und eines Herrn Rembold, hier an den Vorsitzenden. Zeitschriften. Aus diesen gelangen einige Aufsätze zur Verlesung. Ans dem „Triton“-Bericht, „N. u. H.“ Nr. 12 entnehmen wir, dass Herr Reinelt beobachtete, dass eine im Terra-Aquarium gehaltene Bergeidechse, die aus besonderen Gründen knapp gebalten wurde, sich aus dem Wasser Daphnien geholt habe. Wir haben schon mehrfach beobachtet, dass Eidechsen im Terrarium in das Wasserbecken gelangte grössere Futtertiere, wie Käfer, Heuschrecken etc. von der Wasseroberfläche, durch die zappelnde Bewegung dieser Tiere aufmerksam gemacht, wegholten. Wir möchten fragen, ob im gegenwärtigen Falle ein Irrtum auch insofern ausgeschlossen ist, als die Lacerta vivipara aus dem Wasser trank, oder sonst aus einem Grunde mit dem Kopfe in das Wasser geriet, dort sich einige Daphnien an die Mundränder etc. der Echse anhaften konnten nnd die Krnster dann einfach von der Lacerte erfasst und gekaut wurden. Eine wirk- liche Jagd der Echse auf Daphnien dürfte zweifellos eine ganz seltene Erscheinung sein. Ferner heisst es imi „Tri ton“ -Bericht: „Vorgezeigt wurden unter anderen Terrarientieren rotbauchige Bergeidechsen.“ Wir sind uns nicht ganz klar darüber, warum der Ausdruck „rotbauchig“ besonders gebraucht ist, nachdem ja weitaus die meisten Männchen der Lacerta vivipara gelbrote oder (safran) orangerote Bäuche haben. Im Fragekasten des „Triton“ Nr. 157 heisst es: „Was giebt es für Terrarieutiere in Togo?“ Der „Triton“ sagt: „Darüber können wir leider nichts berichten.“ Wir möchten hierzu bemerken: Im Togoland giebt es Geckonen (Hemidactylus hrookii), eine weitere Echsenart Psilodactylus caudicinctus, Mabuia- und Ly gosoma- Arten, Agamen, Varane (Varanus niloticus), Chamaeleons; von Schlangen Typhlops punctatus, Python sebae undP. regius, ferner eine Reihe Coluber-Arten, Katzenschlangen (Tar- bophis variegatus) und einige Viperiden, so z. B. Bitis arietans, Echis carinata etc. und von Batrachieren Atelopus africanus etc. Wir können natürlich hier nur einige der inTogo vorkommendenReptilien und Amphibien auf führen, imd möchten vielmehr auf die interessanten Arbeiten von Dr. Werner: „Über Reptilien und Batrachier von Togo- land, Kamenm und Tunis“ etc. verweisen. Herr Scherer demonstriert ein prächtiges Exemplar von Tiligua scincoides aus Australien, die Herren Müller nnd Lankes ein lebendes Pärchen der Lacerta peloponnesiaca, eines schönen in Färbung und Zeichnung überraschend dem Acanthodactylus boskianus Daud. ähnlichen, ungemein schnellfüssigen Tieres, das bisher keinesfalls noch auf den Markt gekommen ist, und von dem uns Dr. Werner in seiner anmutigen Schilderung „Zoologische Reise- abenteuer in Griechenland“ eine kurze treffende Be- schreibung giebt. Weiter demonstriert Herr Müller ein Weibchen der sehr seltenen Lacerta graeca. Diese platycephale Echse, die zweifellos der Lacerta oxy- cephala D. B. am nächsten steht und ihr im allgemeinen sehr ähnlich ist, sich aber doch durch die gelbe Bauch- färbung, den Ocellus über der Achsel, imd das Fehlen einer dunklen Schwanzringelang sofort von der Dal- matinerin unterscheidet, ist ebenfalls noch nie auf den Markt gekommen. Lacerta peloponnesiaca sind in wenigen Exemplaren, L. graeca nur in einem Stück durch Ver- mittelung des Herrn Dr. Werner an Herrn Müller nach München gelangt, woselbst die prächtigen Tiere sofort festgehalten wurden. Endlich demonstriert Herr Lankes noch einige Ijacerta neapolitana var. litoralis, forma olivacea. Diese wirklich reizende, oberseits in wunder- barem Grün prangende, unterseits fast lackrote, sehr zierliche Echsenform wurde von unserem Mitgliede Herrn Reallehrer Gugler auf Lussinpiccolo gesammelt und in 12 Exemplaren an Herrn Lankes übersandt. Auch dieses herrliche Tierchen dürfte unter Echsen- freunden noch wenig bekannt sein. Gegen Schluss der Sitzung demonstriert der Vorsitzende wieder einige Bana agilis, die gelegentlich der sonntäglichen Exkursion auf den uns nunmehr hinreichend bekannten Plätzen gesammelt wurden. Durch Herrn Seifers wird eine grössere Partie Pflänzchen von Sagittaria natans, Elodea densa und Cabomba caroliniana zur Verteilung gebracht und alsdann sehr spät die anregende und interessante Sitzung geschlossen. H. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienknnde ln Wien. Clnbabend jeden Freitag in Jos. Gruss’s Restauration IX, Währingerstrasse 67. 17. Sitzung am 2. Mai 1902. Der I. Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit der Begrüssung der anwesenden Mitglieder und Gäste. Im Einlauf befindet sich Karte vom „Triton“-Berlin und ein Schreiben der „Salvinia“, in welchem der verehr!. Verein zu einer Verloosung die Einladung ergehen lässt. Ferner liegt eine Ansichtskarte aus Abazzia vor, womit Herr Prucha ein baldiges Wiedersehen in Aussicht stellt. Herr Dr. Kreisler hält sodann seinen angezeigten Vortrag, wodurch er einen Bruchteil seiner Erfahrungen in der Seeaquarik zur Kenntnis bringt. Näheres über den Inhalt des Vortrages findet sich im Vereins-Protokoll und kann in dasselbe jederzeit Einsicht genommen werden. Herr Dr. Kreisler stellt auch einen Vergleich an zwischen der Litteratur über Süsswasser- tiere und jener der Bewohner der Marineaquarien. Erstere sei reichlialtig im Gegensatz zu der letzteren, die im grossen und ganzen fast nur das allgemeine Verems-Nachrichten. 179 behandelt, ohne auf besonderes Rücksicht zu nehmen. Man finde wohl in Schleiden, Bade und Zernecke Ab- handlungen über Seeaquarien, auch in Zeitschriften kurze Monographien, die aber für die Seeaquarik nicht genügend zweckdienlich seien. Herrn Dr. Kreisler sei ein einziges ausführliches Werk über Meerwasseraqua- rien in die Hand gekommen, das von Hoffraann, welches jedoch veraltet ist und demgemäss mehrfach Unrichtig- keiten enthalte. Z. B. heisse es darin, das Leben der Seetiere sei bei einer Temperatur von 14® gefährdet, was sich doch als falsch erwiesen habe, da den Tieren eine bedeutend höhere Temperatur nicht schade. Anschtiessend hebt Herr Dr. Kreisler die Leistungen des Obmann-Stellvertreters, Hr. J. Fischer, auf dem Gebiete der Seeaquarik lobend hervor, da durch die aufmerksamen Beobachtungen und erfolg- reichen Versuche des genannten Herrn, wodurch sich dieser umfang- und inhaltsreiche Erfahrungen gesammelt habe, der Aquarienkunde neue Quellen zuflössen, welche die mangelhafte Litteratur auf diesem Gebiete ersetzen vdirden. Besonders anerkennenswert sei die liebens- würdige imd uneigennützige Weise, mit welcher Herr Fischer den Vereinsmitgliedern an die Hand gehe, um ihnen die Möglichkeit zu bieten, billige und lebensfähige Tiere ins Marineaquarium zu bekommen, was früher trotz grosser Auslagen unerreichbar war. Herr Dr. Kreisler muntert Herrn Fischer auf, mit seinen Beob- achtungen imd Versuchen fortzufahren, er appelliert an die Wissbegierde und den Unternehmungsgeist des Herrn Obmann-SteUvertreters, welcher nach seinen bis- herigen Leistungen und Erfahrungen in der Seeaquarik in erster Linie berufen zu sein scheint, für die Meer- wasseraquarik bahnbrechend zu wirken, da ihm Zeit und Gelegenheit geboten sei, sich dem Dienste der guten Sache eher als jedes andere Vereinsmitglied widmen zu können. Jedoch mögen auch die übrigen Besitzer von Seeaquarien durch rege Beobachtung ebenfalls Erfahrimgen sammeln, damit infolge eines Meinungsaustausches im Vereine Wichtiges, Interessantes und Neues auf dem Gebiete der Marineaquarik zu Tage trete und dem Freunde der Natur die Liebhaberei zur Sache näher gerückt werde. Herr Müllauer dankt Herrn Dr. Kreisler für dessen beredte Worte, welche abermals von dem warmen Interesse für den „Lotus“ Zeugnis geben und schliesst sich im Namen des Vereines der lobenden Ehrung für Herrn J. Fischer an, indem er demselben ebenfalls den Dank ausspricht. Hierauf demonstriert Herr Dr. Kreisler Aufgusstierchen und Algen aus seinem Seewasseraquarium, was zur weiteren Diskussion Anlass bietet und sehr interessante Meinungen hervorruft. Zum Schlüsse zeigt Herr Wessely I eine aus dem Wurzelstock gezogene Nymphaea marliacea chromatella fol. marmoratis (gelbe Seerose) vor, welche Herr Broncek für sein Gartenbassin nimmt. Schluss der Sitzung um 11 Uhr. 18. Sitzung am 9. Mai 1902. Der I. Vorsitzende begrüsst die anwesenden Mit- glieder und Gäste und eröffnet um ’/29 Uhr die Sitzung' Der Einlauf enthält Offerte von Walter-Berlin zum Bezüge des Werkes von Dr. Bade „Die mitteleuropäischen Süsswasserfische“. Weiter liegt eine Ansichtskarte von Herrn Prucha vor. Herr Oberlehrer Petzl überbringt dem Vereine einen Gruss von Frau Prucha. Hierauf erteilt der Vorsitzende dem Obmann-Stellvertreter, Herrn J. Fischer, das Wort. Herr Fischer I erwähnt zu dem Gesprächsthema des Herrn Dr. Kreisler in der ver- flossenen Sitzimg vom 2. Mai, dass ausser Hoffmann von Keller ein Werk für Fischzoologen existiere, welches die Flora und Fauna der Meere vom Nord- bis zum Südpol umfasse, und ein zweites Werk, wovon Herr Fischer ein Bändchen vorzeigt, behandelt bloss die Tiere und Pflanzen der deutschen Meere. Der Verfasser des letzteren Werkes ist Professor William Marshall. In dem vorliegenden Buche sind die Quallen beschrieben, und kann Herr Fischer heute seine Vermutung als Gewissheit aussprechen, dass die von Herrn Dr. Kreisler vorgezeigten Tiere aus seinem Stehaquarium junge Quallen gewesen seien. Herr Fischer demonstriert nun Tiere und Pflanzen aus seinen zahlreichen, zu Versuchen angelegten Brack wasseraquarien, worüber in nächster Zeit in dem Vereinsorgan „Die Blätter“ ein Artikel erscheinen wird. Die Mitteilungen des ge- ehrten Redners erwecken besonderes Interesse und bieten Stoff zu äusserst anziehendem Gespräche. Herr Müllauer spricht dem eifrigen Forscher und unermüdlich thätigen Mitgliede, Obmann-Stellvertreter Herrn Fischer I, den besten Dank aus, fta durch Herrn Fischer's Eifer und Liebe zur Sache dem Vereine bereits bedeutende Vorteile zu statten gekommen sind, wodurch das Wissen und Können der wirklichen Aquarienfreunde bereichert werde. Herr Ritter von Biumencron lobt das mutige Eingreifen des Herrn Obmann-Stellvertreters in neue Bahnen, wodurch die Aquarik au Vieiseitigkeit gewinne. Herr Fischer besitzt die von Herrn Biumen- cron in den „Blättern“ Heft 9 besprochenen Süsswasser- fische, welche an Seewasser gewöhnt wurden. Der weitere Verlauf des Vereiusabeuds erstreckt sich dies- bezüglich auf eine Diskussion über das Thema: „Brack- wasseraquarien“ Schluss der Sitzung um 11 Uhr. 19. Sitzung am 16. Mai 1902. Der I. Vorsitzende eröffnet um ’/29 Uhr mit der Begrüssung der anwesenden Mitglieder und Gäste die Vereinssitzung. Der Einlauf enthält eine Drucksache vom „Triton“-Berlin, worin auf das vom Ausstellungs- Komite versandte Zirkular, welches die vom 4. bis 15. September tagende Aussteilimg des „Triton“ be- handelt, aufmerksam gemacht wird. Von Herrn v. Phull- Brümi liegt ein Schreiben vor, in welchem um zucht- fähige Makropodenweibchen angefragt wird. Herr von Phull wünscht solche zu kaufen oder im Tausch- wege zu erhalten. Weiter wird ein Brief von Herrn von Solotnizky-Moskau zur Verlesung gebracht, worin um unser Vereinsorgan angefragt wird. Die Eriedigung übernimmt der Obmann. Nachdem Pfingsten vor der Thür ist, welches zu Ausstellungsvorbereitungen Anlass giebt, ausserdem die von Herrn Fischer I gepiante Exkursion nach Triest ebenfalis heute unternommen wurde, schliesst die Sitzung nach besprochener Ab- handlung um 10 Uhr. 20. Sitzung am 23. Mai 1902. Eröffnung der Vereinssitzung um 'j-zQ Uhr. Be- grüssung der anwesenden Mitglieder und Gäste durch den I. Vorsitzenden. Im Einlauf befindet sich ein Brief von Herrn Schumann, worin derselbe einen sehr hübschen langohrigen Sonnenfisch zum Tausch gegen einen Girardinus offeriert. Auch meldet Herr Schumann seine neue Adresse an; VIII. Mariahilferstrasse Nr. 76, VII. Stiege Nr. 80. Weiter liegt ein Schreiben des Herrn Otto Altmann-Nagelberg bei Gmünd vor, worin derselbe um eine Firma für Tuffstein anfragt. Die 180 V ereins-Nachrichten. Anwesenden bezeichnen die Firma Möldner - Wien, Marchettigasse als für Tuffstein empfehlenswert. Der Inhalt der Drucksache vom „Triton“ und „Salvinia“ wird bekannt gegeben. Ferner wird eine Karte von Herrn Kämmerer zur Verlesung gebracht, worin derselbe um das Buch „Fischer’s Terrarium“ aus der Vereins- BibUothek ansucht. Herr Wessely I erbittet sich das Wort zur Beurteilung des Piscidin, jetzt, nachdem er es an seinen zahlreichen Fischen erprobt habe. Herr Wessely findet nämlich, dass sich bei Verwendung des grobkörnigen Piscidin die Exkremente anhäufen, was bei dem Bartmann’schen Fischfutter nie der Fall war, weshalb der Schluss zu ziehen sei, dass letzteres verdaulicher imd daher für empfindliche Fische vorteilhafter sein müsse. Nun will Herr Wessely noch mit dem Piscidin feinster Körnung bei seinen Zucht- Makropoden Versuche anstellen und ersucht die An- wesenden, bei der Fütterung mit Piscidin ihr Augen- merk ebenfalls auf die Ausscheidungsstoffe richten zu wollen. Herr KiUer ist so liebenswürdig, abermals 7 Netzgestelle eigener Erfindimg dem Vereine zu spenden. Die Gestelle, „System Killer“, Änden reissenden Absatz zu Gunsten des Ausstellungsfonds. Herr Wessely teilt mit, dass er sich von v. d. Borne eine Makropoden- sendung kommen lasse, worauf sich mehrere Herren als Teilnehmer am Empfang seiner Sendung melden. Die Zeitschrift „Die Blätter“ gelangen zur Verteilung an die betreffenden anwesenden Mitglieder, worauf Herr Fischer über die, leider durch das äusserst im- günstige Pfingstwetter mit geringem Erfolge statt- gefundene Triester Partie berichtet. Schluss der Sitzung um 11 Ulir. 21. Sitzung am 30. Mai 1902. Der 1. Vorsitzende begrüsst die Versammlung und eröffnet hiermit um Uhr die Sitzung. Im Einlaufe befindet sich Karte vom „Triton“-Berlin imd „Salvinia“- Hamburg. Herr Auer, ein eifriges Mitglied des „Lotus“, hat auf einer Reise die Fischzucht-Anstalt von Paul Schäme, Dresden-Striesen, besucht und giebt seiner Bewiindenmg über die gesehenen fremdländischen Zier- fische und Wasserpflanzen in seinen Mitteilungen Ausdruck. Auch hebt Herr Auer das besonders liebens- würdige Engegenkommen imd die koulante Bedienung des Herrn Schäme hervor. Herr Auer bespricht seine neu angekauften Fische aus besagter Anstalt und ist über seine Erwerbung des Lobes voll. Herr Zimmer- mann IL ladet die Mitglieder des „Lotus“ zum Brief- taubenwettflug ein. Herr Löffler, VIII. Josefstädterstr. 50 trägt dem Vereine ein achteckiges Aquarium, 56 Liter fassend, zum Kaufe an. Nach Erledigung des geschäft- lichen Teiles folgt zwangloses Gespräch terrarischen Inhaltes. Schluss der Sitzung um 11 Uhr. 22. Sitzung am 6. Juni 1902. Eröffnung der Sitzung durch den I. Vorsitzenden um Uhr. Begrüssung der anwesenden Mitglieder und Gäste. Im Einlaufe befinden sich die Drucksachen vom „Triton“-Berlin und mehrere Ansichtskarten von Mitgliedern aus der Sommerfrische. Der Herr Vor- sitzende bringt zur Kenntnis, dass er an Herrn Albert Schwarz, II. Franzensbrückenstrasse Nr. 14 die Druck- sorten des Vereines gesandt habe. Herr Beck spendet dem Vereine 51 grosse und 15 kleine viereckige Blumen- töpfe für Aquarien, wofür ihm der Obmann im Namen des Vereines den Dank ausspricht. Herr Franz Fischer hat ein grosses Aquarium aus Eisen, mit Spiegelscheiben, auf Holztisch abzugeben, auch auf Fischtausch. Der Vorsitzende wird sich besagten Behälter ansehen. Bezüglich des Werkes von Dr. Bade: „Die mittel- europäischen Süsswasserfische. Ihre Lebensweise und ihr Fang“, wird dessen Ausstattung, besonders die photographischen Aufnahmen besprochen und das Werk auch dem Inhalte nach anempfohlen. Herr Fischer I berichtet über das Eingehen seiner Fische bei Ge, Witter. Herr MüUauer und Herr Wessely sprechen sich über die von v. d. Borne erhaltenen Zuchtpaare (Makropoden) äusserst befriedigt aus. Diese Fische fingen sofort an Nester zu bauen imd sind in ihrer Farbenpracht unvergleichlich schön. Ungezwungene Unterhaltung auf dem Gebiete der Aquarik füllte den Rest des Abends aus. Schluss der Sitzung um 11 Uhr. 23. Sitzung am 13. Juni 1902. Der I. Vorsitzende eröffnet um 9 Uhr die Vereins- versammlung, indem er die anwesenden Mitglieder und Gäste freundlich begrüsst. Im Einlaufe befinden sich Ansichtskarten von Mitgliedern aus der Sommerfrische. Weiter Karten vom „Triton“-Berlin imd der „Salvinia“- Hamburg. Herr MüUauer bringt zur Kenntnis, dass seine Chanchitos abgelaicht haben und mit Eifer das Brutgeschäft betreiben. Das grosse Kastenaquarium, welches den beiden Chanchitos als Wohnstätte dient, enthält ausser Sand bloss Hornkraut, welches aber, bereits aus dem Sande gewühlt, auf der Oberfläche des Wassers treibt. Die Chanchitos entwickeln einen förmlichen Fleiss bei der Bereitung der Wiegen für die Nachzucht, sie höhlen in allen vier Ecken und in der Mitte des Behälters im Sande Gruben aus, die sie fortwährend reinigen und bewachen. Auch die Makro- poden, welche Herr Müllauer aus der Fischzuchtanstalt von V. d. Borne bezogen hat, besitzen bereits eine stattliche Anzahl von jungen Tieren. Dasselbe be- richtet auch Herr Wessely I von seinen Paradiesfischen. Die anregende Diskussion über Zuchterfolge erstreckt sich bis zum Schlüsse der Sitzung um 11 Uhr. 24. Sitzung am 20. Juni 1902. Dieser Veremssitzung ging eine Vorstandsversamm- lung voraus, welche einen Beschluss über eine Teü- zahlung auf die Schuld des Vereines an Herrn Dr. Wehrenfennig bezweckte. Nachdem der Verein ausserdem keiner anderen Geldverpflichtung mehr nachzukommen hat, da durch Auflassen des Clublokales und Verkauf des Inventars an Mitglieder, welche dasselbe ausnahms- los zu Gunsten der Vereinskasse erwarben, alle noch sehr bedeutenden Schulden des Vereines aus der Zeit der eigenen Material- und Utensilienverwaltung gedeckt werden konnten, erwuchs in der Vereinskasse ein Bar- vermögen, welches als Teilabzahlung an Herrn Dr. Wehrenfennig verwendet werden konnte, damit sich der „Lotus“ durch Beachtung seiner Pflicht des Ver- trauens den geehrten Wohlthätern des Vereines würdig zeige. Der Vorstandssitzung folgte um Uhr die Eröffnung des Vereinsabends durch Begrüssung der Mitgheder und Gäste. Der Einlauf besteht in Ansichts- ' karten von Mitgliedern. Der ■ Obmann berichtet nun über das Ablaichen der Chanchitos. Auf verschiedene ;■ Anfragen bezüglich dieser Fische antwortend, schliesst der Vorsitzende die Vereins Sitzung um 11 Uhr. M. Für die Eedaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’sohen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfe r in Burg b. M. Jahrgang XUI. Heft 16. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Australische Echsen in Gefangenschaft. Von Paul Kämmerer. Wien. III. Physignathus Lesueuri, Gray. (Alit einer Originalanfnahme.) ollte man Physignathus einen deutschen Namen geben, so müsste man ihn „Wasseragame“ nennen; denn da er zur Familie der Agamiden zählt, ist der Name „Wasserleguan“, den ich dereinst in einer Reisebeschreibung gefunden habe, unzulässig, desgleichen die oft gebrauchte Bezeichnung „Australischer Leguan“. Ihn aber einfach „Wassereidechse“ zu nennen — in wörtlicher Übersetzung des ihm laut Dr. Schnee von den englischen Kolonisten zugelegten Namens „ Water- lizard“ — , geht auch nicht an, weil dies zn nichtssagend ist: giebt es doch in anderen Eidechsenfamilien eine ziemliche Anzahl wasser- lebender Arten, z. B. einige echte Leguane Ameiikas und die meisten Warane. — Der Aus- druck „Wasseragame“ dagegen ist ziemlich charakteristisch, da sich innerhalb der Physi- gnathus nächstverwandten Gattungen, soweit be- kannt, nur eine einzige Art befindet, die eben- falls eine aquarische Lebensweise führt, nämlich die über den hinteilndischen Archipel verbreitete Segelechse {Loplmra amhoinensis, Daudin — vgl. Brehnis Tierleben, VII. Bd., pag. 63). Nachstehende Mitteilnngen über die Wasser- agame vei'danke ich zum grösseren Teile der Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Physignathus Lesueuri, Gray. Besitzer; J. Reicbelt, Berlin N. 182 Loi’enz Müller; Die echte imd die vermeintliche Spitzkopfeidechse. Liebenswürdigkeit des Herrn Friedrich Tbeuer in Wien, eines ausgezeichneten Reptilienpflegers, zum geringeren Teile sind sie das Ergebnis eigener Wahrnehmung iin Wiener Vivarium. Der Genannte hielt Physignathus nebst anderen Kriechtieren in einem ganz eigentüm- lichen, originellen Terrarium, welches sich für grössere, plumpere Reptilien, insbesondere grosse Echsen, Riesenschlangen, Schildkröten — unter Verzichtleistung auf dekorative innere Ein- richtung — bestens bewährt hat. Sein Gerüst besteht, was für die Erhaltung und Gleich- mässigkeit der Wärme sehr vorteilhaft ist, aus Holz. Sein Boden ist doppelt: der obere Boden stellt gleichfalls ein Holzgetäfel dar, dessen einzelne Brettchen zwischen sich Fugen frei- lassen, um der Heizwärme ein leichteres Auf- steigen und Übergehen in die Luft zu ermög- lichen; der untere Boden, vom oberen durch einen mehrere Centimeter hohen Zwischenraum getrennt, ist ein Eisenrost, unter welchem die Heizflamme (Mikrogasbrenner) entzündet wird. Doch wurde von der Heizanlage speziell bei Physignathus, wie wir sehen werden, kein Ge- brauch gemacht. — Das ganze Terrarium macht auf den ersten Blick ungefähr den Eindimck eines breit und tief gebauten Bücherkastens und fügt sich je nach der Polierungsart des Holzgerippes harmonisch der übrigen Zimmer- möblierung ein. — Was seine innere Einrichtung betrifft, so erinnere ich mich nicht, anderes in ihm gesehen zu haben als Wasserbecken (für Physignathus recht geräumig), Futternapf, etwas Moos und Steine, sowie ausgiebige Kletteräste. Den spärlichen Berichten über das Frei- leben des Physignathus zufolge ist diese grosse Agamide ein Baumtier, welches Wälder und Gebüsch in der Nähe von Wasseransammlungen bewohnt und bei Gefahr durch gewandtes Schwimmen und Tauchen Rettung sucht. Genau dementsprechend ist das Verhalten in Gefangen- schaft: gewöhnlich nur im Gezweig sich bewegend und ruhend, kommt das Tier regelmässig auf den Boden herab, wenn es eines seiner langen, gründlichen Bäder im Wasserbecken zu nehmen beabsichtigt. Dass ihm diese Bäder ein Be- dürfnis sind, oder doch sehr wohlthun, geht aus seinem Benehmen unwiderleglich hervor. Physignathus bewegt sich meist ziemlich bedächtig, klettert ebenso geschickt oder viel- mehr eher noch geschickter als gehend. Er kann aber auch, von der Sonnenwärme angeregt, sehr rasch laufen und insbesondere eine hervor- ragende Springfertigkeit entwickeln. Herrn Theuer’s Exemplar sprang einst von einem Tische weg dnrch’s Fenster in den Garten. Meterweite Sätze sind ihm ein Leichtes. Den aufrechten Gang auf den Hinterbeinen, ein Zeichen des Zornes oder überhaupt der Erregung, haben weder Theuer noch de Grijs (vgl. „Zool. Garten“, 1901, pag. 100 — 105) jemals beobachtet, wohl deshalb nicht, weil sie sehr zahme In- dividuen besassen, welche sich nicht mehr in Aufregung bringen Hessen.*) — Die Schwimm- fähigkeit des Physignathus erprobte Herr Theuer in einem Gartenbassin. Wie bei allen Eidechsen verrichtet der Schwanz die gesamte Ruder- und Steuerarbeit, während die Beine anscheinend unthätig dem schlängelnd hin- und herbewegten Rumpf nach hinten angelegt werden. — Die Thätigkeit des Grabens und Wühlens hingegen wird kaum ausgeübt, höchstens deckt sich das Tier oberflächlich mit Moos zu. — Als unverfälschtes Tagt! er pflegt Physignathus Nachts der Ruhe; im Schlafe sitzt er stets auf einem der stärkeren Äste, mit geschlossenen Augen, sonst aber in freier Haltung, ohne den Kopf der Unterlage aufzustützen. (Schluss folgt.) Die echte und die vermeintliche Spitzkopfeidechse (Lacerta oxy- cephala DB und Lacerta serpa Rafin.)* (Schluss.) Von Lorenz Müller-Mainz (Isis-München). |)ie Wieseneidechse pflanzt sich in der Ge- fangenschaft leicht fort. Die Paarung erfolgt im Mai. Ende Juni flndet man bereits die Eier, welche an einem leicht feuchten Orte des Terrariums (bei mir meist unter dem Wasser- becken) abgelegt werden. Ihre Ausbrütung ist nicht allzuschwierig, erfordert jedoch Sorgfalt. Im allgemeinen kann man die Wiesen- eidechse recht gut mit anderen Mauereidechsen Zusammenhalten. Rauflustig sind die Männchen ja aUerdings, aber meistens beschränken sie sich darauf, die schwächeren Echsen im Terrarium hin und her zu jagen. Ab und zu bekommt man jedoch auch recht bösartige alte Kämpen, welche mit Vorliebe ihren Mitgefangenen die Schwänze abbeissen. Verschiedene Male schon beobachtete ich auch, dass kranke Tiere von ihren sonst ganz harmlosen Käflggenossen über- fallen und erwürgt wurden. *) Au dem umstehend photographierten Exemplare] wurde er von mir beobachtet. Bade. Lorenz Müller; Die echte und die vermeintliche Spitzkopfeidechse. 183 Die eigentliche Spitzkopf eideclise (Lacerta oxijcephala DB.) ist von der Wieseneidechse sehr scharf unterschieden. Ihre ganze Körper- gestalt ist eine andere. Vor allem die Kopfform. Wie schon eingangs erwähnt, gehört die Spitz- kopfeidechse zu der Gruppe der platy- und oxy- cephalen Manereidechsen. Den Typus dieser Gruppe zeigt sie nun denn auch in hohem Masse. Ihr Kopf ist abgeplattet, spitz zulaufend und beim d in der Schläfengegend backenartig aufge- trieben, so dass er noch spitzer erscheint. Hals tmd Kumpf sind ebenfalls abgeplattet; der Hals ist ausserdem noch sehr breit. Der sehr lange Schwanz (1 '/.j bis doppelt so lang wie der Körper) läuft in eine sehr feine Spitze aus. Die Extre- mitäten, besonders die hinteren sind schlank. In Bezug auf die Kopfbeschilderung unterscheidet sich Lacerta oxycepliala dadurch von Lacerta serpa, dass erstere 5 Oberlippenschilder, letztere meist nur 4 hat; ferner besitzt Lacerta oxycepliala 2 übereinanderstehende Nasofrenalia, Lacerta serpa dagegen nur eines. Weitere minder wichtige Unterscheidungsmerkmale übergehe ich hier. Ausserordentlich charakteristisch ist auch die Färbung der Spitzkopfeidechse. Beide Ge- schlechter, wie auch die Jungen, zeigen bei ihr die gleiche Färbung. Bei den Stücken, wmlche ich sah (es mögen etwa 15 gewesen sein, darunter 8 lebend), war die Färbung mit Ausnahme zweier melanotischer Stücke folgende: die bläulich bis grünlichgraue, bald hellere, bald dunklere Ober- seite ist mit einem mehr oder weniger dichten dunklen Netzwerke bedeckt, welches an den Seiten blasser wird. Bei einigen Stücken war dieses Netzwerk so dicht, dass die Grundfärbung nur in Gestalt von Tropfenflecken sichtbar war. Auch die Oberseite der Extremitäten zeigt mehr oder weniger dieses Netzwerk. Der Schwanz ist auf graublauem Grunde nach jedem 2. Schuppen- ringel schwarz geringelt. Diese Ringelung geht fast nun den ganzen Schwanz herum und ist nur auf der Unterseite desselben auf die Breite von 2 Schuppen unterbrochen. Der Bauch, die Kehle und die Unterseite der Extremitäten sind hell blaugrau. Eine melanotische Form der Lacerta oxycepliala ist die v. Tomasini, die bei beiden Geschlechtern oberseits tiefschwarz, unter- seits beim d stahl- oder berlinerblau, beim 9 blaugrau ist. Diese Varietät ist nach Tomasini *) mehr Hochgebirgstier. Während die helle Form nur bis höchstens 600 m ■ Meereshöhe steigt, findet sich die schwarze Form noch bei 1400 m Meereshöhe. Nach Tomasini ist Lacerta oxyöephala eine echte Felseneidechse. „Da, wo der Karst es ihr gestattet, auf einem grösseren Ranme sich zu bewegen, ohne Erde, Gras oder überhaupt etwas anderes als Stein berühren zu müssen, ist die in ihrem Bewegungselement sehr behende L. oxycepliala zn Hanse.“ Sie ist in der Freiheit zänkischer Natur und vertreibt alle anderen Echsen ans ihrem Wohngebiet. Die Männchen raufen nicht nur während der Paarungszeit, sondern den ganzen Sommer über mit einander. Die Spitzkopfeidechse erscheint, ehe noch die Gegend ganz schneefrei geworden ist, aus ihrer Winterruhe. Im Apiil beginnen sich die Ge- schlechter paarweise zusammen zu finden und bleiben mehr als einen Monat lang dergestalt vereinigt. In der zweiten Hälfte des Juni werden die Eier gelegt, welche denen der Mauer- eidechse gleichen. Ende Juli oder Anfangs August kriechen die etwa 5 cm langen Jungen aus. Nach Tomasini muss L. oxycepliala — zum mindesten die schwarze Varietät — einen harten und langen Winter dnrchmachen, ist also im allgemeinen gegen niedere Temperaturen wenig empfindlich, eine Eigenschaft, welche sie mit der anderen herzegowinischen Spitzkopfeidechse, Lacerta mosorensis Kolomh.^ teilt. L. oxycepliala wurde bis jetzt nur im südlichen Dalmatien (etwa vom Kerkafluss südlich), auf einigen dalmatinischen Inseln (Lesina, Lissa, Curzola, Lagosta), der Herzegowina und in Montenegro bei Cettinje gefangen. Von letzterem Fundort erwähnt sie Dr. Fr. Werner®) und auch unser Mitglied Herr' Reallehrer Gugler fing dort zwei Exemplare, welche jedoch auf der Heimreise leider eingingen. Alle Angaben über das Freileben der L. oxycepliala habe ich Tomasini’s „Skizzen aus dem Reptilienleben Bosniens und der Herze- gowina“ entnommen, da ich eigene Beobachtungen leider nicht machen konnte. Dagegen kann ich einige Angaben über ihr Gefangenleben machen. Eine sehr erschöpfende Schilderung ihres Gefangenlebens, sowie ein abschliessendes Urteil über die Haltbarkeit der Spitzkopfeidechse kann ich hier allerdings auch nicht geben. Ich be- sitze mein d erst Jahre — davon entfallen über 5 Monate auf den Winterschlaf — , das 9 gar erst seit diesem Frühjahr, immerhin kann ich doch aus den bis jetzt gemachten Beob- achtungen schliessen, wie man die Spitzkopf- eidechse halten muss, um zu günstigen Resultaten zu gelangen. In einem der sogenannten Gesellschafts- terrarien mit „sachgemässer“ Einrichtung, Be- 184 Lorenz Müller; Die echte und die vermeintliche Spitzkopfeidechse. Pflanzung und Besetzung wird sie unfelillbar über kurz oder lang eingehen. Hält man sie dagegen in einem eigenen, mit Rücksicht auf ihre Lebensweise eingerichteten Behälter, dürfte sie sich ebenso gut erhalten lassen als irgend eine andere Echse. Vorsichtiger zu behandeln als andere Echsen mag L. oxyeephala ja wohl sein, weniger haltbar ist sie wohl nicht. Das Terrarium, welches meine Pfleglinge bewohnen, ist ebenso eingerichtet, wie das meiner Wiesen- eidechsen. Nur habe ich, anstatt der moos- bedeckten Korkrinde, einige grössere Stein- trümmer darin aufgestellt, um dem Kletter- bedürfnis Rechnung zu tragen. Als Nahrung reiche ich in der Hauptsache Spinnen und Fliegen, doch werden auch Ameiseneier und kleinere Mehlwürmer gerne genommen. Vor dem Verfüttern grosser Mehlwürmer hüte man sich. Sie werden zwar auch gefressen, aber da der harte Chitinpanzer offenbar nur schwer von unserer Echse verdaut wird, nach einem oder zwei Tagen wieder ausgespieen. Das Tierchen ist darauf immer ein paar Tage krank und frisst oft acht Tage lang nichts mehr. Bei Fliegen- und Spinnenfütterung gedieh es aber bis jetzt vortrefflich. Kurz nachdem ich das Tier erhalten hatte, häutete es sich (zwischen 28. und 30. August). Die erste Häutung in diesem Frühjahr erfolgte vor einiger Zeit (26. April). Die Häutung verlief wie bei den übrigen Lacerten. Nur ging die Sache hier besonders schön, da am Rumpf die alte Epi- dermis in der Rückenmitte platzte und fast in einem Stücke abfiel. Auch in der Gefangenschaft ist die Spitz- kopfeidechse sehr scheu. Nur dann, wenn man sich ganz vorsichtig ihrem Behälter nähert, kann man sie beobachten; eine heftigere Be- wegung genügt, um sie in einem ihrer Schlupf- winkel verschwinden zu lassen. Fressen sieht man sie nur äusserst selten. Ich konnte sie eigentlich nur dann beim Fressen beobachten, wenn sie ihre Beute schon ergriffen hatte, ehe ich mich ihrem Behälter näherte. Merkt L. oxyeephala, dass sie beobachtet wird, bleibt sie ruhig sitzen, wendet aber keinen Blick von dem Beobachter. Sie erscheint unbeweglich, nur au dem Auf- und Abschwingen der Kehle und den stossweisen Bewegungen des Brust- korbes erkennt man, dass in dem kleinen Körper intensivstes Leben pulsiert. Macht man dann eine rasche Bewegung, flüchtet sie eiligst. Die Flucht wird aber nicht, wie bei der Wiesen- eidechse, mit polternder Hast bewerkstelligt, sondern das Tierchen schlüpft aalglatt in sein Versteck. Es findet dieses auch sofort, eben- falls im Gegensätze zu L. serpa, die oft wie toll im Käfig umhertobt, ehe sie in einem Schlupfwinkel verschwindet, statt. Sonne liebt die Spitzkopfeidechse ungemein. Schon die ersten Sonnenstrahlen locken sie aus ihrem Versteck hervor. Sie kriecht heraus und setzt sich auf die der vollen Sonne zugewendete Seite eines Steines. Dabei plattet sie sich noch mehr ab, als sie es ohnedies schon ist, um den Sonnen- strahlen eine möglichst grosse Fläche ihres Körpers auszusetzen. Nur die direkte Mittags- giut scheint ihr weniger zu behagen. Während der Mittagszeit sitzt sie gewöhnlich an einer Stelle, wo das Moospolster den Stein etwas bedeckt, zwischen Stein und Moos. Gegen 6 Uhr abends zieht sich das Tierchen dann in sein Versteck zurück, einerlei ob die Sonne das Terrarium noch bescheint oder nicht. Alle diese Beobachtungen habe ich an dem <5 gemacht; das mir kürzlich von meinem Freunde Ph. Lehrs zu Zuchtversuchen gütigst überlassene § beträgt sich indes, soweit ich es bis jetzt beurteilen kann, ebenso. Überwintert hat mein d sehr gut. Es kam im Frühjahre wieder zum Vor- schein, ohne im geringsten abgemagert zu sein. Behufs Überwinterung hatte ich in seinem Terrarium lediglich die Moospolster verstärkt und den Behälter in ein frostfreies Zimmer gestellt. L Bedriaga, Beiträge zur Kenntnis der Lacertiden- Pamilie. Abh. Senckenb. naturf. GeseUschaft. Frank- furt a/M. 1896. Boulenger, Catalogue of the Lizards. Bd. III. London 1887. Canierano, Monographia dei Sauri italiani. Torino 1885. M Eine vorzügliche Übersetzimg der Ausführungen Camerano’s giebt der rühmlichst bekannte Reptilien- kenner, Herr Johannes Berg, in den „Blättern“, Bd. IV, No. 11 1893. Der Name „Tiliquerta“ wird bereits von Cetti in seinen „Anfibi e Pesci di Sardegna“, Sassari 1777, für 'die gewöhnliche sardinische Mauereidechse ge- braucht. Unter dieser ist aber nur L. v. Genei zu ver- stehen. ®) Ich gebrauche hier noch vorläufig für die corsisch- sardinische Mauei’eidechse die Cara’sche Bezeichnung „L. mm-alis v. Genei“, obwohl ich persönlich diese Echsenform ebensowenig für eine blosse Varietät der niuralis, als eine solche der serpa halte. Es herrscht auch über keine muralis-Form ein solcher Wirrwarr in der Litteratur, als gerade über sie. Sie wurde bald der L. muralis, bald der L. serpa zugeteilt; Camerano betrachtete sie sogar als Subspezies der L. tawrica. Die Lacerta fusca mit grünem Schwänze aus Corsica, die V. corsica de Bedr., die v. viridiocellata de Bedr. E. Bade: Auf Helgoland. 185 Originalaufnahme für die „Blätter“. sind alles Genei. Die corsisch-sardinisclie Echsenform dürfte meiner Ansicht nach mehr mit den die Cycladen bewohnenden Echsen verwandt sein ; ebenso die „braune Mauereidechse“ aus der Gegend von Athen. Wenigstens ähnelt eine weibliche muralis vom Hymettos, welche ich der Güte des Herrn Dr. Werner verdanke, ausser- ordenthch den corsisch-sardinischen Stücken. Da Camerano unter seinem Vergleichsmaterial auch die Masse einer „tanrica“ aus Athen anführt, ist vielleicht der ganze Irrtum, der ihm unterlief, eben auf diese Pseudo-fawrica zurückzuführeu, denn bei Athen, sowie überhaupt in Griechenland, dürfte die taurica fehlen; das von Camerano angeführte Vergleichsstück also wohl die braune, eben erwähnte Form sein. h Boulenger (Cat. of the Lizards) giebt sie aller- dings auch für die Ostküste der Balearen an, führt aber keine Belegstücke auf. Tomasinl, Skizzen aus dem Reptilienleben Bos- niens und der Herzegowina. Wien 1894. Beiträge zur Kenntnis der Reptilien- und Batrachier- fauna der Balkanhalbinsel. Wien 1899. “) Eimer, Zoologische Studien auf Capri: Lacerta caerulea. Leipzig 1873. Camerano erwähnt in seiner Monogr. d. Sauri italiani einer Echse aus Tunis, welche sich völlig mit seiner L. taurica subsp. Genei deckt. Auf Helgoland. Von Dr. E. Bade. (Mit mehreren Originalaufnahmen.) Bür den Seewasser-Aqiiarienliebhaber bietet sieb an und in den deutschen Meeren keine Stelle, die für ihn eine so ergiebige und mannigfache Fundgrube der Fauna und Flora abgiebt, als das kleine Felseneiland Helgoland. Die untergetauchten Felsklippen und der steinige Meeresboden um diese so. winzige Insel verleihen Helgoland vom Dampfer aus gesehen. mannigfaltige Tange und Algen den nötigen Halt, die Helgoland mit einem üppigen Ki-anze unterseeischer Wiesen umgeben. Die ganze südliche und östliche Nordsee ist dagegen eine fast vollkommene Wüste, nur Helgoland ist die einzig fruchtbare Oase; fruchtbar in der Fülle der Pflanzen und reich an eine Welt litoraler Tierarten, die seinen felsigen Küstensaum be- wohnen. Vielseitig und mannigfaltig sind auch die tierischen Bewohner der sandigen und schlickigen Meeresgründe jenseits des Felsbodens, und zu allem diesen gesellt sich noch ein staunenswerter Reichtum der im freien Wasser des Meeres schwebenden, zarten und durch- sichtigen Tiere und Pflanzen des Planktons. Der Aquarienliebhaber, der zu Sammlungs- zwecken die Gestade Helgolands betritt, bedarf hierzu einer zweckmässigen Ausrüstung. Bei Gelegenheit eines kurzen Ausfluges nach dieser Felseninsel sagte ich hierüber an einer anderen Stelle: „Sein erstes Augenmerk sei auf lange, wasserdichte Stiefel gerichtet, denn bequem vom Boote allein aus ist wenig zu sammeln, es heisst hier bei Eintritt der Ebbe den klippenreichen Strand abzusuchen und da ist es oft nötig, dass seichtere Wasserarme durchschritten werden müssen. Das zweite Stück der Ausrüstung be- stehe ans einem scharfen Meissei und einem Hammer, um Algen und Aktinien, die sich auf den Klippen angesetzt haben, lossprengen zu können. Die fernere Ausrüstung bildet ein Handkätscher, aber nicht gar zu winzig, und zum Transport der Beute sind mehrere Trans- portkannen, von denen wenigstens eine mit Durchlüftungsvorrichtung versehen ist, mitzu- nehmen. 186 E. Bade: Auf Helgoland. Das schwierigste Stück der ganzen Aus- rüstung bildet die Transportkanne mit Durch- lüftung. Am einfachsten ist sie in der Weise herzustellen, dass sie mit doppeltem Boden ver- sehen wird, wo dann der Zwischenraum der beiden Böden den Luftkessel bildet. Au der Aussenseite der Kanne führt ein Bohr vom Luftkessel bis einige Zentimeter über den Band der Kanne, wo durch starken Gummischlauch die Verbindung mit einem BLartgummidurchlüfter hergestellt wird. Bückschlagventil, Federmano- meter und eine Badfahrerluftpumpe vervoll- ständigen die weitere Ausrüstung. Für das Sammeln von Algen und Quallen, die am besten gleich an Ort und Stelle getrocknet werden, ist es sehr zu empfehlen, etwas Fliesspapier mitzunehmen.“ Ist die etwas langweilige Fahrt stromab, der Elbe von Hamburg bis Cuxhafen überwunden, so taucht bald nach Passieren des dritten „Feuer- schiffes“, noch in nebelhafter Ferne, das rote Felsen eiland Helgoland aus den Fluten auf, und winzig klein, wie es schon von Ferne erscheint, zeigt es sich auch noch dann, wenn der Dampfer im Hafen eingefahren ist und hält. „Wie aus einer Spielzeugschachtel aufgebaut stehen die kleinen Häuschen und Hütten da, und klein ist alles auf Helgoland bis auf das Meer, welches es im weiten grossen Bogen umspannt und ein- schliesst, gleichsam als wollte es die Insel mit ihrer Natur für sich allein behalten.“ „Weiss ist der Strand, Rot ist das Land, Grün ist die Kant, Das sind die Farben von Helgoland.“ In hohem Grade befremdend wirkt das Zutagetreten so alter Gesteinsschichten, aus welchen Helgoland besteht, in der Nordsee, so in unmittelbarer Nähe der sonst nur aus dilu- vialen und alluvialen Bildungen bestehenden norddeutschen Ebene. Aber sorgfältige Unter- suchungen haben gezeigt, dass die Insel, wie auch die Düne von Helgoland, mit allen der ihr eigenen Besonderheiten, noch an verschiedenen Stellen Norddeutschlands sich wiederfindet, wenn auch in der Kegel von diluvialen Schichten bedeckt. Helgoland ist ein vorgeschobener Posten deutschen Bodens, dem es geologisch seit dem Ende der paläozoischen Periode fast ununterbrochen angehört hat. Sicher ist die jetzige Insel während des. Diluviums und der Eiszeit mit Deutschland verbunden gewesen, und erst der Durchbruch des englischen Kanales und das Eindringen der ozeanischen Stürme und Sturmfiuten haben die Landbrücke fort- gerissen und noch jetzt nagen die unersättlichen Wogen an dem letzten, altersschwachen Beste, der sich wie eine Kuine aus grauer Vorzeit zu uns hinüber gerettet hat. — Auf der Landungsbrücke, der „Lästerallee“, erwarten den Ankommenden helgoländer Fischer. Der Aquarienliebhaber aber wird sich am zweck- mässigsten direkt „Zur Stadt Altona“ bei Louis Lührs, Unterland begeben, denn in Louis Lührs findet er einen hervorragenden Führer und Sammler, der mit allem dem vertraut, was dem Aquarienliebhaber hier zu wissen nötig ist. Der erste Besuch auf Helgoland gilt dem Nordseemuseum, in dem eine umfassende wissen- schaftliche Sammlung der gesamten Tier- und Pfianzenwelt der Nordsee angelegt wird. Ein Teil dieser Sammlung ist so geordnet und auf- gestellt, dass sie weiteren Kreisen zur belehrenden Unterhaltung dient, und dadm’ch Interesse an der Kenntnis der heimischen Meere erweckt. Der Grundstock des Museums bildet die be- rühmte Gätke’sche Vogelsammlung, deren viel- fach sehr seltene Tiere alle auf Helgoland von Gätke selbst erlegt und auch ausgestopft sind. Der Plan zur Gründung des Nordsee- Museums wurde lebhaft von den Marinebehörden der Insel und der Gemeinde Helgoland unter- stützt. Letztere erklärte sich schon 1894 bereit, den Best des alten Konversationshauses mit dem zugehörigen Baumgarten kostenlos zur Einrichtung des Museums herzugeben. Ermög- licht aber wurde die Gründung erst im Jahre 1895 durch eine Stiftung, welche die Töchter Pringsheim’s, um das Andenken ihres Vaters im Sinne der Wissenschaft zu ehren, für den Zweck zur Verfügung stellten. Pringsheim war ein bedeutender Meeresforscher und ein auf- richtiger Freund Helgolands, seine Gedenktafel ist im Flur des Museums untergebracht. Die Sammlungen, mit Ausschluss der Vogelsammlung, befinden sich naturgemäss noch nicht im Zu- stande der Vollkommenheit, denn dazu ist die verstrichene Zeit von der Gründung des Museums noch zu kurz, immerhin geben sie aber schon ein anschauliches Bild von dem, was im Meere um Helgoland lebt; denn nur die Flora und Fauna der Nordsee und die der Insel Helgoland allein findet Aufnahme im Museum. (Fortsetzung folgt.) Albert Rudolph; Der Stichling als Zuchtfisch. 187 Der Stichling als Zuchtfisch. Von Albert Rudolph, Halle a/S. ich an dieser Stelle einiges über die Zucht eines alten wohlbekannten Aqua- rienbewohners berichte, so geschieht es haupt- sächlich, weil ich darüber noch nicht viel Ge- drucktes zu Gesicht bekommen habe und weil die Zucht des Stichlings immer noch nicht zu häufig bekannt sein dürfte, zumal an Orten, wo kein geeigneter Verein und Verbin- dungen bestehen. Bei mii’ haben sich in diesem Jahre das erste Mal di’ei- stachelige Stich- linge vermehrt, und zwar auf folgende den Stichling cha- rakterisierende ori- ginelle Art und AVeise. Mein mitt- leres 60 Liter Wasser enthalten- des Zuchtbeckeu hatte ich wegen Ansiedlung von Armpolypen, die durch Fütterung von Daphnien mit- eingeschleppt waren, einer gründ- lichen Reinigung unterzogen und hatte in das Was- ser eine starke Kalilösung einge- schüttet (Taback- saft hätte bessere Dienste gethan). Dieselbe hatte ich nun einen Tag darin be- lassen, das Mittel half zwar gründlich, insofern als nicht blos alles von den Schmarotzern befreit, sondern die Pflanzen auch gleich mit zu Grunde gegangen waren. Ich wässerte nun das Aquarium ordentlich und füUte es dann circa 6 cm hoch wm Originalanfnahme für die „Blätter“. ich nun, wie das Männchen, welches jetzt mit einer prachtvollen roten Kehle geschmückt war, sich eifrig bemühte, alle nur erlangbaren Wurzel- stückchen und Blattteile, welche ich, da durch das Kaliwasser verdorben, von den Wurzel stocken abgeschnitten und im Becken belassen hatte, nach einer Stelle zusammenzutragen. Es wirkte ordentlich komisch, wenn das Tierchen ein Vallis- nerienblatt, welches oft sechs mal so lang war als es selbst, herbeischleppte und sorgfältig in eine vorher im Sande gebaute Grube einfügte. Oft fuhr der Baum eister auch mit seiner spitzen Schnauze tief in das Nest hinein, nahm das Maul voll Sand und entledigte sich des- selben ausserhalb, ähnlich wie ein Hamster seine Backentaschen ent- leert. Den Tag über brachte ich nun noch mehr Blätter und Wurzel- werk hinein und der Fisch baute auch damit emsig weiter, doch merk- würdig genug, nahm er nur die Stück- chen, welche auf dem Grunde umher- lagen, die an der Oberfläche befind- lichen Hess er völlig unbeachtet, gerade Beim Algen- und Aktiniensammeln auf Helgoland. als hätte er Be- denken, dass ihm durch den leichten Baustoff doch einmal seiuNest auf und davon ginge. Oft probierte das Männchen auch die Schwere der Stückchen, indem es sie fallen Hess und dann wieder aufhob, um dieselben nun erst ebenso zu verarbeiten, wie die andern. Das Nest an und für sich wieder an. Dahinein setzte ich nun, um zu sehen, ob das Aquarium wieder gebrauchsfähig war, ein Paar Stichlinge, welche ja immer klares, sauerstoffreiches Wasser haben wollen; dieselben hatte ich vergangenes Jahr mit noch mehreren Exemplaren aus den Steinbmchs-Gewässern mit- gebracht. Am andern Morgen, den 9. Juni, sah an war — wie ich mich überzeugte, aber dem Fisch durchaus nicht zu gefallen schien, da er heftig an dem Stöckchen stiess — ziemlich fest im Grunde verankert, hatte ungefähr die Grösse eines mittleren Hühnereis und sah blos mit den an der Oberfläche befindlichen 2 Löchern, den Ein- und Ausgang darstellend, aus dem 188 Kleine Mitteilungen. Grunde hervor. Ich setzte nun wegen Eaum- mangels noch andere Fische ins Aquarium; Makropoden, Stichlinge, Barsche und ein Kampf- fischmännchen, doch störte ihn das wenig, nur an sein Nest liess er sie nicht heran, ausgenommen das Kampffischmännchen, mit welchem er innige Freundschaft hielt. Eecht willkommen schien ihm noch zu sein, dass sich bei den zugesetzten Stichlingen noch ein Weibchen befand, denn er trieb nun deren zwei, wovon er auch das grössere in das Nest hinein brachte; in welchem sich das Laichen sowie das Befruchten des Laiches abwickelte. Jetzt stand das Männchen fortwährend über dem Nest, um durch schnelle lebhafte Flossenbewegung, ähnlich wie der Chanchito, den Eiern frisches Wasser zuzu- führen. Nach einer Woche hatte das Weibchen wiederum gelaicht und nach wieder acht Tagen sah ich die ersten Jungen im Nest, das nun ziemlich defekt war, unbehilflich umherzappeln; nach weiteren 4 — 5 Tagen fingen die Jungen an umherzuschwimmen, wurden aber jedesmal vom Alten wieder aufgeschnappt und in das Nest zurückgebracht. Zwei Tage später entfernte ich die Alten, während ich die anderen Fische schon vorher heraiisgenommen hatte, als die ersten Jungen erschienen. Sie schwammen nun in stossweisen Bewegungen im Aquarium umher, sich aber möglichst immer an der Fensterseite und an Pfianzen, welche ich wieder .hinein ge- bracht hatte, aufhaltend. Ich konnte 40 junge Tiere zählen. Das Nest hatte sich mittlei’weile ganz aufgelöst und ich erblickte darin noch ein Häufchen Laich, ungefähr wie eine Bohne gross, welches ich auf ca. 50 — 60 Stück Eier schätzte ; doch kam der Laich nicht mehr aus. Die Fische sind jetzt, nach knapp 4 Wochen, 12 — 16 mm gross, während sie beim Verlassen des Nestes nur 4 — 5 mm lang waren. Sie zeigen jetzt schon vollständige Form und Farbe der Alten und da sie gut fressen, wachsen sie auch schnell heran. Wenn ich nun meine bisherigen Erfahrungen in der Stichlingszucht mit denen in der Makro- podenzucht vergleiche, so ist der Stichling beim Brutgeschäft doch noch bedeutend interessanter als der Makropode, trotz all der schönen Liebes- spiele des Makropoden. JCIeine J\4iffeilun^en. Zur Makropodenzucht. — Nach normalen Liebes- spielen, Laichabgabe etc. wurde das Makropoden- Weibchen aus dem Aquarium entfernt und dem Männchen die Brutpflege überlassen. Am 3. Tage resp. nach ca. 60 Stunden war ich sehr erstaunt, zu sehen, dass das Männchen mit Übereifer ln der entgegen- gesetzten Ecke des Aquariums ein Nest baute, das im Verlaufe eines halben Tages auch fertig wurde. Die Eier wurden aus dem alten Neste in das neue übertragen, dortselbst in normaler Weise behandelt, und die Brut kam auch rechtzeitig aus. Nach dem Zergehen (Auflösung) des alten Nestes zeigte sich, dass in einer Spitze von Hornkraut ein total von Pilzen durch- setzter Fliegenkadaver lag, von dem lange Pilzfäden die ganze Ceratop/i^/fem- Spitze durchwucherten; des- gleichen waren 6 — 10 Eier verpilzt. Hervorheben möchte ich noch, dass nur die gesunden Eier in’s neue Nest übertragen wurden. von Phull jun. Ein bemerkenswertes Verhältnis zwischen Hund und Schildkröte. Neulich hatte ich Gelegenheit, bei einem Bekannten eine interessante Freundschaft zwischen einem Himd (Rehpintscher) und einer griechischen Land- schildkröte zu beobachten. Der Hund war der treue Wächter der Schildkröte. Wenn ein Fremder oder ein Bedienter des Hauses sich der Schildkröte näherte, fuhr der Hund wütend auf ihn los; fragte der Herr seinen Hund: „Boby, wo ist Pitt,“ so führte ihn der Hund zur Stelle des Zimmers, wo die stets frei herumspazierende Schildkröte gerade weilte. Das komischste Bild gab es, wenn die Schildkröte zu weit von ihrem Lager- und Futterplatz am Ofen sich entfernte. Dann schob der Hund das Tier mit der Schnauze wieder zurück. Lief die Schildkröte unter einen Schrank, wohin „Boby“ nicht nachfolgen konnte, so geriet er in helle Ver- zweiflung; und sobald jene wieder zum Vorschein kam, erhielt sie eine in heftigem Anbellen bestehende Straf- predigt. A. B. Feuerkröten. Wenn die Sonne kaum gesunken Tönt das Lied der Feuerunken. Schmeichelnd schwillt des Liedes Chor Zu des Lauschers frohem Ohr, Denn wie sanftes Glockenschwingen, Wie des Windes leises Klingen, Wie des Springquells leichtes Fallen Tönt es durch die Waldeshallen, Will in rythmisch gleichen Weisen Daseinsfroh das Leben preisen! A Berichtigung. ln dem Artikel über die Faraglione-Eidechse von W. Schmitz hat sich auf Seite 171 ein Druckfehler eingeschlichen. Der Anfang des Artikels muss heissen: Eine der schönsten, dabei etc. Die grösste europäische Echse ist die Faraglione-Eidechse nicht. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfer in Burg b. M. Jahrgang Xin. Heft 17. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Schutzfärbung. ist durch die moderne Forschung eine bekannte Thatsache geworden, dass jedes Tier das Bestreben hat, seine Körperfärbung der Farbe des Geländes, in dem es lebt, an- zupassen, weil dieses eine der besten Schutz- massregeln zur Selbstverteidigung ist. Der Kampf um das Dasein ist durchaus keine „un- bewiesene Hypothese“ und niemand, der mit dem Tierleben nur irgendwie vertraut ist, wird ihn zu leugnen versuchen. In diesem wütenden Konkui’renzkampf, den Alle gegen Alle kämpfen, winkt nur dem am vorteilhaftesten Ausgerüsteten der Sieg. In dürren Sandwüsten werden alle auffallend gefärbten Tiere von ihren Feinden leicht ent- deckt und vertilgt, sodass nur jene Spielarten, die sich durch gelbliche, falbe Färbung aus- zeichnen, übrig bleiben, und dieses ist auch der Grund, weshalb die Reptihen der Wüste ganz oder doch wenigsens an der Oberseite ihres Körpers sand- oder isabellfarbig sind. Viele niedere Meeresbewohner, z. B. Medusen, niedere Krebse, Salpen, Flossenschnecken etc. sind krystallklar wie das Wasser, in dem sie leben, und so fast unsichtbar. „Dadurch“, sagt Keller, „entziehen sich diese Organismen der Beob- achtung und in der That erscheint die Meeres- oberfläche sehr arm an Tieren. Durchstreicht man aber die oberen Schichten mit einem feinen Netz und spült den Inhalt in einem Glasgefäss aus, so wimmelt es von Organismen der ver- schiedensten Abteilungen.“ Auch das süsse .Wasser bewohnen solche „Glastiere“. Warum aber ist der Bauch vieler Tiere weiss oder hell gefärbt? Hierfür fehlte es bis zur Zeit an einer ausreichenden Erklärung und erst vor kurzer Zeit stellte Mr. Abbot H. Thayer eine interessante Theorie zur Erklärung dieses Phänomens auf und führte sie zugleich an Modellen, die er in den Museen von Oxford, Cambridge und London ausgestellt hatte, er- läuternd vor. Hiernach genügt die Anpassung der Farbe des Geschöpfes an das Gelände noch nicht, denn trotzdem würden sich Tiere von einiger Dimension vom Grunde abheben, weil sie sich als Körper im Raum selbst präsentieren würden. Dieses wird nun dadurch vermieden, dass die Unterseite des Tierkörpers heller ge- färbt ist als die Oberseite; durch diesen Kunst- griff verliert das Tier in seinem Milieu das körperliche, solide Aussehen. Man kann dies an den Modellen, welche in der ihnen ent- sprechenden Umgebung ausgestellt sind, klar erkennen. Dagegen heben sich die künstlich gleichniässig gefärbten Tiere von dem Unter- gründe deutlich und scharf in ihren Umrissen ab. Als Erklärung hierfür giebt Mr. Thayer an: Der Maler, welcher durch eine Zeichnung, ein Aquarell, ein Ölgemälde etwas körperlich darstellen will, sucht für das Auge den Eindruck der dritten Dimension der Tiefe, die ja auf der zu zeichnenden Fläche nicht vorhanden ist, mit ihren zwei Dimensionen, der Länge und Breite, durch die Schattengebung hervorzurufen. Ge- rade umgekehrt verfährt die Natur, um das körperliche Aussehen zu verwischen. Sie sucht alle Schatten zu vermeiden. Nun ist das Tier verschieden beleuchtet. Auf den Rücken fällt sehr viel Licht, auf die Seiten weniger, am wenigsten Licht trifft den Bauch. Um keine Schatten entstehen zu lassen, muss also die Be- leuchtung oder vielmehr der Reflex des das Tier beleuchtenden Lichtes überall der gleiche sein. Darum ist der am stärksten dem Lichte ausgesetzte Rücken am dunkelsten gefärbt, so wird der Reflex gemildert, die Seiten haben 190 R. Herrmann: Die Zucht des Kletterfisches im Aquarium. eine Mittelfarbe, sie bekommen auch eine mittel- mässige Menge Licht, der Bauch aber, der wenig Licht erhält, ist weiss gefärbt und wird an sich das wenige Licht, das auf ihn fällt, stärker reflektieren. Durch diesen Kunstgriff wird die Farbe des Tieres eine einheitliche, ungefähr der Mittelfarbe der Seiten entsprechende. Es werden nirgends Schatten auftreten können. Das Tier wii’d vollkommen in der Umgebung untertauchen, da es auch seine Körperlichkeit für das spähende Auge verloren hat. Mit dieser Erklärung gut zu vereinigen ist auch die leuchtende Silberfärbung der Weiss- flsche. Diese Tiere, die ständig nahe der Oberfläche des Wassers leben, zeigen von oben gesehen einen dunklen Kücken, der sie in Einklang mit der Färbung des Grundes der Gewässer bringt, während sie von unten betrachtet das lichte Blau des Himmels wiederspiegeln und sich so in ihrer Färbung in doppelter Hinsicht ihrem Medium anpassen. B. Die Zucht des Kletterfisches im Aquarium. Von R. Herrmann. (Mit einer Originalphotographie.) Hingehende Beobachtungen über die Zucht des Kletterflsches {Anabas scanclens Cuv. et Val) in Zimmer- Aquarien wurden bis zur Zeit noch nicht angestellt, trotzdem sich der Fisch hier schon vermehrt hat. So entdeckte 1892 Simon-Berlin in einem von Kletterflschen • be- wohnten Aquarium ein junges Tier, welches er auch aufzog, und im Jahre 1896 vermehrten sich die Fische reichlich in einem Zuchtbecken der Matte’schen Zuchtanstalt. Nähere Beob- achtungen über die Fortpflanzung wurden im letzteren Falle nur insofern gemacht, dass fest- gestellt werden konnte, dass der Laich an Pflanzen abgesetzt würde. Im Herbst 1898 erwarb ich zwei Kletter- flsche in Grösse von etwa 2^2 cm Länge, die bis jetzt zu circa 16 cm herangewachsen sind. Der Zufall fügte es, dass ich ein richtiges Pärchen erhielt, welches mich am 19. Mai ds. Js. mit 25 Nachkommen beglückte, und zwar in einem Becken von 20 cm Breite, 30 cm Länge und 40 cm Höhe. Über Liebesspiele, Ablaichen etc. habe ich bei dieser ersten Zucht nichts beobachtet, lediglich fiel mir Laich auf, welcher an den unteren Blattstielen der Limnocharis humboldti, unmittelbar über dem- Boden, fest- geklebt war. Hieraus gingen die eben genannten 25 jungen Kletterfische hervor. Die zweite Ablaichung fand am 16. Juli, früh zwischen 5^1^ bis 7 Uhr in einem Aquarium von 35 cm Breite, 35 cm Länge und 45 cm Höhe statt. Von Liebesspielen, wie bei dem Makropoden, kann man beim Kletterflsch nicht sprechen, das einzige, was mir aufflel, war, dass das Männchen mit aufgesperrtem Rachen und aufgeblasener Kehle auf das Weibchen zuschoss. Dieses Treiben dauerte etwa eine halbe Stunde. Hierauf begab sich das Weibchen an die dem Zimmer zugekehrte Seite des Beckens und heftete hier den Laich, etwa 2 cm vom Boden, an den unteren Teil mehrerer Yallisneria spiralis. Die Befruchtung des Laiches vollzieht sich in der- selben Weise wie beim Schleierschwanz, indem das Männchen über die angehefteten Eier fort- streicht. Zum Ablaichen wird, wie es mir scheinen will, die dem Lichte abgewendete Seite des Aquariums bevorzugt. Etwa zwei Stunden nach der Befruchtung lösen sich die Laichkörner, durch das Flossen- spiel der Kletterfische, von ihrem Anheftungs- punkte los und schwimmen an der Oberfläche des Wassers. Aus diesen oben treibenden Eiern schlüpfen die Jungen nach zwei bis drei Tagen bei sonnigem Wetter aus. Eine Entfernung der Elterntiere aus dem Zuchtbecken habe ich nicht ausgeführt, solange der Laich noch nicht ausgekommen war. Am 18. Juli, in den frühen Morgenstunden, wurde von dem Pärchen an derselben Stelle zum zweiten male Laich abgesetzt und am Abend desselben Tages waren aus dem Laich vom 16. desselben Monats die ersten Jungen ausgeschlüpft. Jetzt nahm ich die Elternflsche aus dem Becken. Die Jungen wachsen verhältnismässig schnell. Sie, auch die der ersten Brut, besitzen die Körperform der alten Fische noch nicht, sehen vielmehr jungen Chanchitos sehr ähnlich, sind in ihren ersten Lebenswochen zebraartig mit Querstreifen versehen und tragen an der Schwanzwurzel einen dunkleren Fleck. Von den 128 Fischen der beiden letzten Bruten sind bis zur Zeit 8 Stück eingegangen und die Mehrzahl der Tiere ist schon über 8 mm lang. Die alten Kletterflsche haben vorwiegend ,, lebendes Fischfutter erhalten, daneben auch Regenwürmer, Mehlwürmer und auch rohes Fleisch. Eine besondere Delikatesse bilden für sie Schnecken, und wenn sie eine Limnaea palustris fassen konnten, so war das Zerbeissen der Schale deutlich zu hören. Futter vom Boden nehmen die Tiere nur img-ern auf. Im Winter habe ich die Fische die ganzen Jahre hindurch in einem Wasser von höchstens 25 ® C. gehalten. Australische Echsen in Gefangenschaft. Von Paul Kämmerer, Wien. (Schluss.) m. PhysignatJius Lesueuri, Gray. (Mit einer Originalaufnahme.) ibschon wärmeliebend und nur in starken Sonnenstrahlen die volle Lebhaftigkeit erreichend, ist Physignathus doch auffallend un- empfindlich gegen niedrige Temperaturen. Herr Theuer hielt sein Exemplar bei gewöhnlicher Zimmertemperatur, selbst Winters ohne separate Heizung. Dabei sank die Quecksilbersäule bis- weilen auf 10, ja auf 8 ® R, was aber den klima- tischen Verhältnissen in der Heimat des Tieres (es verbreitet sich ungefähr über Viktoria, Neu- Süd- Wales und Südaustralien) nicht unangemessen sein soll. Trotzdem bleibt es merkwürdig, dass Physignathus, sogar wenn es empfindlich kühl war, das Wasser- becken in gewohnter Weise aufsuchte und darin (mit Ausnahme des hervorgestreckten Kopfes) solange liegen blieb, dass man ihn endlich herausnehmen musste, weil er ganz steif wurde. In den. drei Jahren seiner (Ge- fangenschaft hat ihm das offenkundlich nicht geschadet, zumal sein Tod in den Som- mermonaten eintrat. Dieselbe ünempfind- - lichkeit konstatierte auch de Grijs an be- reits zitierter Stelle, dessen Beobachtungen selbst in den ange- gebenen Temperatur- • minima genau über- i. Originalaufnahme nach dem Leben einstimmten. ^ für die . Blätter“. Physignathus ist grösstenteils Insekten-, nebenbei Pflanzenfresser. Mit Vorliebe nährt er sich von Mehlwürmern, die er ohne Weiteres aus dem Schüsselchen herausleckt. Von anderen Insekten liebt er grosse Heu- schrecken, Grillen, Küchenschaben, dickleibige Nachtfalter und — soweit sie unbehaart sind — deren Eaupen. Hier und da bequemt er sich zu rohem Fleisch und Ameisenpuppen, selten nimmt er ein Stückchen Obst, Blätter aller Art hat Herrn Theuer’s Exemplar verschmäht. Auch an kleinen Eidechsen, die seinen Käfig teilten, hat er sich niemals vergriffen; würde diese Friedfertigkeit für alle Individuen der Art gelten, so wäre sie jedenfalls eine für das Leben im Teivarium höchst empfehlende Eigenschaft. Leider aber ist dem nicht so : im Vivarium sah ich wiederholt Mauer eidechsen zwischen den Kiefern von Physignathus verschwinden, und auch de Grijs weiss ein Lied davon zu singen (vgl. das Attentat auf den Schwanz eines Lio- cephalus vittatus, „Zool. Garten“ 1901, pag. 74, ferner pag. 104). Zu bemerken ist noch, dass sich Physi- gnathus zur Nahrungsaufnahme stets seiner dicken, kurzen Zunge bedient; auch als Tastorgan wird sie benutzt, ist aber diesbezüglich kaum Kletterfisch (Anabas scandens Cuv. et Yal.), Paul Kämmerer; Australische Echsen ln Gefangenschaft. 191 -192 P- Leeke: Einige interessante Mitteilungen über Von hoher Bedeutung. Denn unter den Sinnen stehen entschieden Gesicht und Gehör, nächst ihnen der Geschmack obenan. Lautäusse- ■ rungen vernimmt man niemals, nicht einmal das sonst bei grossen Echsen so häufige Fauchen. — Im ganzen kann man dem Tiere eine mässig geistige Begabung sehr wohl zusprechen. Es wird ungemein zahm und ist dann einer der anziehendsten, empfehlenswertesten Gefan- genen, nicht nur seiner abenteuerlichen Gestalt, nicht nur seiner Unempfindlichkeit wegen, son- dern auch seiner Gutmütigkeit und leichten Umgänglichkeit halber. Eine Echse von der stattlichen Grösse des Physignathus, welche sich ungestüm und bösartig zeigen wollte, also etwa beissen, kratzen und mit dem Schweif schlagen würde wie ein Waran, könnte ihrem Pfleger ganz tüchtig zu schaffen machen. Diesen unterscheidet übrigens Physignathus kaum von anderen Menschen, sondern benimmt sich allen gegenüber gleich zutraulich. Dass er im Not- fälle auch beissen kann, erfuhr Dr. Schnee (siehe „Zool. Garten“ 1899, pag. 385). Bezüglich anderer Methoden der Gegenwehr ist noch zu sagen, dass Theuer’s Exemplar einmal plötzlich Unrat entleerte, als es einer Gesellschaft vor- geführt wurde; wahrscheinlich geschah dies aber blos zufällig, denn es zeigte keinen Schrecken und war durchaus nicht ungeberdig. Die Häutung findet nur 2 — 3 mal jährlich statt, wobei die Hornschicht der Epidermis in grossen Stücken abfällt. Dagegen löst sich bei solchen Individuen, die nicht mehr ganz gesund sind, fast jede Schuppe einzeln los. Der ganze Prozess dauert dann sehr lange, bis zu mehreren Wochen. Abgesehen davon, dass die Farben des Tieres, wie es bei allen Beptilien der Fall ist, nach der Häutung frischer aussehen, ist noch ein Farben Wechsel zu beobachten, der aber nur bei jähen Temperatmmnterschieden einiger- massen auffallend wird. Bisweilen wird Physignathus von einer Augenentzündung befallen, welcher auch Theuer’s Exemplar schliesslich erlag. Die Augen waren anfangs von reichlicher Flüssigkeits- absonderung verklebt, später gänzlich erblindet. Sie wurden mit Wasser ausgewaschen und mit Eintropfen von Zinksulfat behandelt, jedoch ohne Erfolg. Schmerzen scheint der Patient nicht zu haben, denn er geht bereitwillig ans Futter. Theuer’s Exemplar wurde aus der Hand gefüttert; im Vivarium befand sich hingegen ein örblindeter Physignathus, der durch seine die Lebenszähigkeit einer Larve des Marmormolches. Krankheit lange Zeit so wenig angefochten wurde, dass er selbständig den wohlbekannten Weg zum Futternapf einschlug und fand, ohne erst lange zu suchen. Von seiner Zähigkeit und seinem Ortssinn hat er dadurch jedenfalls einen schlagenden Beweis geliefert. Einige interessante Mitteilungen über die Lebenszähigkeit einer Larve des Marmormolches (Triton marmoratus). Von P. Leeke. die Freundlichkeit eines meiner linde, der sich sehr für die Urodelen, ganz speziell aber ' für deren Fortpfianzungsge- schichte interessiert, gelangte ich in den Besitz einer jüngeren Larve des Marmormolches (Triton marmoratus). Ich brachte diese Larve zusammen mit einer solchen von Triton cristatus var. carnifex, die ungefähr ein gleiches Alter hatte. Beide Larven erhielten als Futter Daphnien in grosser Anzahl und wuchsen zusehends. Besonders be- reiteten mir die prächtigen Kiemen mit ihrer stets zunehmenden feinen Verästelung und das rasche Wachstum der Hinterfüsse grosse Freude. Da trat gerade, als sich letztere mit ihren 5 Zehen vollständig entwickelt hatten, leider grosser Futtermangel ein. Infolge sehr grosser Hitze und anhaltender Trockenheit waren die Tümpel und Teiche, die uns bisher reichlich mit Futtertieren versehen hatten, vollständig aus- getrocknet, oder sie hatten sich mit einer dichten Decke von Wasserlinsen überzogen, unter welcher die Daphnien erstickt waren. Da es mir nicht möglich war, mii’ auf andere Weise Futtertiere zu verschaffen, musste ich zunächst die täglichen Kationen — ich hatte nämlich in einer Einmache- kruke mittlerer Grösse noch einige Daphnien vorrätig — sehr klein werden lassen. Die Folge war ein allmähliches Zusammenschrümpfen der schön entwickelten Kiemen. Schliesslich sah ich mich, als auch der letzte Vorrat an Daphnien auf gebraucht war, genötigt, die Fütterung über- haupt einzustellen und die Larven sich selbst zu überlassen. Nachdem diese etwa eine sechs- tägige Hungerkur durchgemacht hatten, ent- deckte ich bei zufälligem Hinsehen, dass die Larve von Triton marmoratus, die inzwischen auch sehr dünn geworden war, ihre Schwänz- spitze verloren, hatte. Da ich annahm, dass P. Leeke: Einige interessante Mitteilungen über die Lebenszähigkeit einer Larve des Marmormolches. 193 dies das Resultat eines- kleinen Kampfes zwischen den beiden Larven sei, entschloss ich mich, die Larven näher zu betrachten, ob nicht etwa die für mich doch be- deutend wertvollere Larve des Triton marmoratus noch w eiter eV erletzungen davon getragen habe. Ich hob also das Glas etwas in die Höhe und machte nun eine eigenartige Beob- achtung. Infolge der aussergewöhnlichen Drehung, in die das Wasser versetzt wurde, schwammen beide Larven ängst- lich hin und her. Hierbei stiess die noch unverletzte Larve des Triton crlstatus var. carni- fex gegen einen Stengel Hornkraut und verlor auch ihre Schwanzspitze , die ich nachher deutlich auf dem Boden liegen sah. Nun war mir auch klar, woher die Verstümmelimg der anderen Larve gekommen war. Infolge der Hunger- kur hatten die Larven soviel Ki’äfte verloren, dass sie bei leichtem Anstossen an Stengel des Hornkrautes oder an die Gefässwände ihre Schwanzspitzen ver- loren. Jetzt war, wenn auf eine Erhaltung der Larven über- haupt noch zu hoffen war, die höchste Zeit gekommen, wieder Futtertiere zu verschaffen. Diesbezügliche Bitten an den obenerwähnten Herrn, der noch einige Daphnien besass, brachten auch mich in den Besitz einiger weniger Daphnien, die ich der Larve des Triton marmoratus als Futter reichte. (Die Larve des Triton cristatus var. carnifex Avar inzwischen in Spiritus gewandert.) Die Folge dieser Fütterung war, dass nach Originalaufnalime für die -Blätter“. verhältnismässig kurzer Zeit (ungefähr nach 2 — 3 Tagen) die Schwanzspitze wieder da war, ob sie nachgewachsen war oder ob sich der übrig gebliebene Stumpf nur zugespitzt hatte, wage ich nicht zu entscheiden. Die Form des Schwanzes lässt jedoch auf das letztere schliessen. Aber auch diese Daphnien waren bald ver- speist, und es begann, da ein neuer Fundort noch nicht entdeckt war, eine neue Hungerkur, die mir eine noch weit grössere Überraschung bringen sollte. Nachdem die Larve etwa 6—8 Tage gehungert hatte, bemerkte ich zu meinem grössten Erstau- nen, dass von den vorhervollständig entwickelten Vorderfüssen nichts als zwei Stumpfe zu sehen waren. Alle vier Zehen Avaren auf beidenSeiten voll- ständig ver- schwunden, Avahr- scheinlich abge- fallen. Dieses war am 16. Juli. Am 17. Juli gelang es mir, in einem alten Eegenfasse Mückenlarven zu entdecken, die ich sofort in grösserer Anzahl fing und zu dem armen Krüppel ins Glas setzte. Dieser räumte denn auch bald unter den Mückenlarven tüchtig auf. In kurzer Zeit hatte er soviel gefres- sen, dass er dop- pelt so dick war als vorher. Nun war ich gespannt, ob auch die Zehen wieder wachsen würden. Am Mittag des 18. Juli, als ich neues Futter einbrachte, bemerkte ich noch nichts. Am Abend des 19. Juli jedoch waren die beiden mittleren Zehen deutlich sichtbar. Am 21. Juli war auch schon ein Ansatz zu einer dritten, und zwar zu der nach innen ge- legenen Zehe sichtbar. Nach Aveiteren drei Blüte vom glänzenden Eidechsen- scliAvanz lucidus Dann.). Unten: Naturselbstdruck eines Blattes. 104 Der glänzende Eidechsenschwanz. Tagen hatte sich auch diese Zehe zu ihrer ursprünglichen G-rösse entwickelt, und es fehlte nur noch die vierte, nach aussen, also rechts von den beiden mittleren gelegene Zehe. Diese brauchte bis zu ihrer vollständigen Entwickelung, da inzwischen durch einen mehrtägigen starken Kegen das Eegenfass übergelaufen war, und ich dessalb mit den noch vorher gesammelten Mückenlarven sparsam umgehen musste, volle 8 Tage, denn erst am Morgen des 29. Juli hatte auch sie wieder ungefähr ihre ursprüngliche Grösse erreicht. Nun begann ich, da ich nach dem Regen kleine Regenwürmer in Menge fand, diese als Futtertiere zu benutzen (natürlich müssen sie in kleinere Stücke geschnitten werden), was gute Resultate zeitigte, denn die Larve erfreut sich, soweit ich dies beurteilen kann, eines aus-> gezeichneten Wohlbefindens und Wachstums. Wenn diese auf Grund eigener Beobachtung entstandenen Zeilen auch nicht dazu dienen sollen, etwa sämtlichen Molchlarven kleinere oder grössere Hungerkm^en zu bereiten, so hoffe ich doch, dass sie, da ja doch ein solcher Futter- mangel, von dem auch die Mitglieder eines hiesigen Vereins sehr hart betroffen wurden, alle J ahre eintreten kann, Anregung zur weiteren Beobachtung der Lebenszähigkeit dieser Larven in ähnlichen Fällen geben werden. 4 Der glänzende Eidechsen- schwanz. (Mit einer Originalphotographie.) @nter den Sumpfpfianzen der Zimmeraqua- rien ist der glänzende Eidechsenschwanz neben den Pfeilkräutern und dem allbekannten Cyperus eine der dankbarsten Pfianzen. Das ki’iechende Rhizom dieses Gewächses, dessen Heimat der Süden Nordamerikas ist, treibt hohe, stark verzweigte Stengel, die eine Länge von über 1 m erreichen und in der Regel zu mehre- ren erscheinen. Die Blätter sind gestielt, herz- förmig, gekrümmt, glänzend dunkelgrün in der Farbe und stark aromatisch duftend. Aus einem oberen Teile der Pflanze, einem Blatte gegen- über, entwickelt sich die Blütenähre. Die ein- zelnen Blüten dieser entbehren des Kelches und der Blumenki’one, sie sind kurz gestielt und sitzend und die Staubfäden weiss. Die Blütezeit erstreckt sich vom Juni bis in den September. Zum Bepflanzen des Beckens wähle man Pflanzen, die so hoch sind, dass sie ihre untersten Blätter über den Wasserspiegel tragen, denn in diesem Falle erscheint der 8av/mrus lueidus Bonn, noch im Laufe des Jahres über Wasser. Junge Pflanzen in tiefes Wasser gesetzt, vege- tieren hier längere Zeit ohne ein nennenswertes Wachstum zu zeigen; um gut zu gedeihen, muss wenigstens bei den Pflanzen das Herz des Spitz- blattes über Wasser bleiben, sonst kommt die Pflanze erst im nächsten Jahre über Wasser. Zu einer schönen Entwicklung dieses Gewächses sei das Becken, in dem die Pflanze steht, nicht zu klein. Der Saururus liebt einen fetten Schlammboden und vermehrt sich stark durch Ausläufer. Lässt der Pfleger zu viel Stengel stehen, so nehmen sie den übrigen Pflanzen das Licht fort und dadurch verkümmern diese. Dort indessen, wo das Aquarium stark von der Sonne getroffen wird, ist es angebracht, den Saururus nach Herzenslust wachsen zu lassen, da er in diesem Falle trefflich für die Beschattung des Beckens sorgt und hierdui’ch die lästige Algenwucherung hintenanhält. Überflüssige Wurzelrhizome entfernt man am zweckmässigsten dann, wenn sie einige Blätter über den Wasserspiegel getrieben haben. Die so erhaltenen Pflanzen setze man in Gläser mit dem oben angegebenen Bodenbelag, fülle diese mit Wasser und setze sie mit der Pflanze der Sonne aus. Eine weitere Vermehrung erzielt man durch die vielen Triebe, welche von dem Gewächse hervorgebracht werden. Diese steckt man einfach in den Bodengrund, dass einige Blattachseln in denselben kommen, das Herz der Pflanze aber über Wasser bleibt, Sie^ wurzeln stets an. Die aus Wurzeltrieben sich entwickelnden Pflanzen, die durch ihre am Stamm sitzenden weissen Flecken kenntlich sind, belasse man im Aquarium, da sie üppiger gedeihen als die Mutterpflanze. Und wie schön verträgt Saururus lueidus die Zimmerluft, er gereicht wahrlich in starken Exemplaren jedem Zimmeraquarium zum be- sonderen Schmuck und zu einem Schmuck, welcher nur in den seltensten Fällen durch Blattläuse angegriffen wird, welche die Sagittarien oft so verheerend überziehen. Einen Fehler hat aber der Saururus, er zieht im Herbste fast voll- ständig ein, bildet aber unter Wasser neue Zweige, die im Frühjahr zu kräftigen Pflanzen auswachsen und dann über Sommer das Aqua- rium mit ihrem schönen, saftigen Grün besser wie irgend eine andere Sumpfpflanze schmücken. «Jo Josef Fischer: Das Brackwasser-Aquarium. 195 Das Brackwasser-Aquarium. Von Josef Fischer. Name und die Art dieses Aquariums ist unseren Ki-eisen wenig bekannt; ich wenigstens habe noch bei niemandem ein solches gesehen, auch noch nie darüber gehört. Obwohl ich gegenwärtignochkeinausgesprochenes Brackwasseraquarium besitze, sondern mich auf Versuche beschränke, ist es dennoch meine Idee, mir womöglich in Bälde ein solches zusammen- zustellen, wobei ich meine auf diesem Gebiete gesammelten Erfahnmgen zu meinem weiteren Interesse verwerten will. Es ist zwar nicht gebräuchlich, über ein un- dui’chgefühi’tes Problem zu sprechen, jedoch ver- anlassen mich meine bei den Versuchen erzielten günstigen Eesnltate, darüber Mitteilungen zu machen, um etwaige Interessenten zim Teil- nahme an den Beobachtungen zu animieren, da der wissenschaftliche Inhalt des Problems eine reiche Quelle für Erfahrungen bietet, die einem Einzelnen eine unüberwindliche Arbeit ver- ursachen, da er den Stoff nicht bewältigen kann, selbst wenn er an Alter ein zweiter Methusalem würde. Das Brackwasseraquarium soll uns Gelegen- heit geben, Vertreter der Fauna und Flora des Süsswassers mit derjenigen des Seewassers zu vereinigen. Es müsste ein herrliches Bild bieten, ein mit Süsswasserpflanzen ausgestattetes Becken, bevölkert mit der Tierwelt der Süss- wasser- und Marineaquarien bewundern zu können. Für die Aquarik würde es eine an- ziehende Neuacquisition sein. Das Projekt hat scheinbar begründete Ein- wendungen zu gewärtigen. Vor allem anderen wird man sagen, dass es doch gewiss vorzuziehen sei, den Meerestieren auch marine Pflanzen in ihi’ Element zu setzen, um dadurch ihre Um- gebung naturgemäss zu gestalten. Gewiss! Auch ich sagte mii- dieses und ging daran, in mein Seewasserbecken Vertreter der Meeres- fauna einzubringen. Ich beschaffte mir mit grosser Mühe zwei verschiedene Meerespflanzen; die essbare Ulve (ülva latissima) und eine der Fadenalge sehr ähnliche andere Art, die ich jedoch botanisch nicht bestimmen konnte. Obwohl ich dieselbe 3 Monate pflegte, ist es mir bis jetzt noch nicht möglich geworden, ein Urteil über ihre Verwendbarkeit in unseren Aquarien abzugeben, denn ich weiss bis heute nicht, lebt die Pflanze so lang — oder stirbt sie so lang. Ich machte die Beobachtung, dass einzelne Teile in Fäulnis übergehen, nebenbei aber neue entstehen. Möglicherweise hat die sehr gebrech- liche Ulve beim Transport so sehr gelitten, dass es die abgebrochenen Bestandteile sind, die ich der Zersetzung unterworfen sehe. Bei der - zweiten, mir unbekannten Art, scheint die Fortpflanzung das Eingehen einzelner Teile zu bedingen. Haben letztere eine gewisse Grösse erreicht, so bilden sich in ihrem Innern kleine Kügelchen. Die Wandungen verblassen und faulen ab, während die durchbrechenden Kügelchen frei werden und im Aquarium herum- schwärmen. In einem meiner Aquarien, das stark be- sonnt ist, und zwischen 17 — 20 ® gehalten wird, haben sich junge Algen auf Muscheln, Steinen und auf der roten Orgelkoralle angeheftet. Ob dieselben auch gedeihen werden, darüber hat die Zukunft zu entscheiden. 27 gradiges Wasser scheint ihnen das Leben versauern zu wollen, da sie daselbst rascher der Auflösung anheimfallen und nur spärlich Nachwuchs ab- setzen, während in salzärmerem Wasser das Gegenteil beobachtet werden kann. Von Be- deutung ist es auch, möglichst wenig in einem Becken zu halten, was zu ihrem Wohlbeflnden und auch ihrer Dauerhaftigkeit günstig beiträgt. Vielleicht hat dies seinen Grund darin, dass diese Pflanzen wurzellos sind und ihre Nahrung ausschliesslich dem Wasser entnehmen müssen. Daher scheint es fraglich, ob sich Seewasser- pflanzen ohne öfteren Wasserwechsel in unseren Aquarien längere Zeit halten lassen. Sollte es dennoch der Fall sein, so wird es noch mannig- facher Versuche bedürfen, um alle Bedingungen kennen zu lernen, die zur dauernden Erhaltung der Pflanzen erforderlich sind. Meiner Meinung nach werden kaum die chlorophyllhaltigen, also grünen Meerespflanzen so gute Sauerstoff- erzeuger sein wie die Süsswasserflora, wie viel weniger also die braunen, roten und anders- farbigen Vegetabilien. Da ich gelesen habe, dass einige Arten der Süsswasserflora bis in die Ostsee Vordringen, beschloss ich, den Versuch zu machen, Süss- wasserpflanzen an Brackwasser zu gewöhnen. Seit einem Monat halte ich darin verschiedene Arten, und zwar mit günstigem Erfolge. Ein zweiter Passus gegen das Problem der Umwandlung der Pflanzen wäre eine Ge- wöhnung der Seetiere an Süsswasser und um- gekehrt. Beide Fälle sind bereits als durch- führbar erwiesen worden. 196 B. Bade: Auf Helgoland. Auch im Freileben verlassen Meeresbewohner die salzige Flut, um sieb in Süsswasser an- zusiedeln, und entgegengesetzt dringen Süss- wassertiere ins Meer, wobei jedoch sowohl den Ein- wie auch den Auswanderern das minder salzhaltige Brackwasser als Übergangsstation zur leichteren Anpassungsfähigkeit an die neue Art des Ele- mentes dient. So geht z. B. der Hering in Brackwasser, welche nach unserem Hydrometer nur 4 ® aufweisen würden und laicht dort sogar ab. In der Ostsee lebt der Stichling, die Karausche, der Karpfen, der Hecht, der Fluss- und Kaulbarsch. Auch findet man in der Ostsee verschiedene Arten der Süss- wass ersehne cken. Abgesehen von den eigentlichen Wander- fischen, welche meist nur durch ihr Laichgeschäft . zum Wohnungswechsel veranlasst werden, sind Kochen schon öfters imSüsswasser angetroffen worden. In der unteren Donau kommt eine Grund eiart vor, die aus dem Schwarzen Meere eingewandert ist. Der herrliche Seeschmetter- ling des Mittelmeeres (Blennius ocellaris) kommt in einigen Flüssen Italiens, hauptsächlich am Tiber vor. Auch der Gardasee beherbergt eine marine Schleimfischart, den Blennius vulgaris und eine Grundel (Gobius fluviatilis), ausserdem eine Gattung Garneelen, welche die Bewohner dort „Gamherozolle“ nennen. Ein anderer Schleimfisch, die Aalmutter (^.^oarces viviparus), ein Knochenfisch, der vollkommen entwickelte Junge zur Welt bringt, wurde schon bei Spandau gefangen. Noch häufiger soll das Auswandern der Seefische in den tropischen Gegenden Vorkommen, worüber Forscher ein stattliches Verzeichnis sol- cher Thatsachen anführen können. Seepferdchen traf man bis jetzt noch nie im Süsswasser. Wir ersehen aus den angeführten Beweisen, dass das Anpassungsvermögen der Tiere be- wunderungswürdig ist. Trotzdem wollen wir die Versuche nicht auf die Spitze treiben und deshalb die Tiere nur an Brackwasser gewöhnen. Ich betreibe die Versuche behufs. Zusam- menstellung eines Brackwasseraquariums seit 10. April ds. Js. und schöpfe meine Er- fahrungen aus 8 Versuchsaquarien. Nr. 1 enthält 3 Makropoden, wovon 1 Stück pilzig und mit 3 Wunden bedeckt war. Pflanzen: Pfennigskraut, Tausendblatt und Hornkraut, frei- schwimmend. Am 24. April zeigt das Wasser an Salzgehalt 4 ®. Der Pilz verschwindet, die Bisswunden verheüen, Fresslust ist genügend vorhanden. Das Wasser hat am 27. April 7 29. April 11 «, 30. April 13 «, 2. Mai 14 °, 6. Mai 14 Da wird das Hornkraut braun, während das Pfennigskraut grün bleibt und treibt. Zu den Makropoden gab ich versuchs- weise Gobius mamara und Blennius,' musste jedoch die Tiere Nachmittags wieder trennen, da die Paradiesfische sonst schrecklich zugerichtet würden. Ein Makropode ging infolge erhaltener Verletzung am 7. Mai, der zweite am 8. Mai ein, während der letzte, der übrig bleibt, ein segelloses Wrack ist, in welchem nur der Wissende einen Makropoden erkennt. Nr. 2. Besetzung: 5 Seenelken {Actinia dianthus), 3 Stück Serpula, 1 Edelsteinaktinie (Tealia crassicornis), 15 grüne Aktinien (Actinia zonata), 7 rote Aktinien (Actinia mesem- bryanthemum), 1 langarmige Seerose (Anemona sulcata). Das Wasser besitzt am 20. April 23 24. April 21 25. April 20 “, 26. April 20 27. April 20 29. April 20 30. April 19 4. Mai 18 7. Mai 17 Bei 20 ° gehen einige Köhrenwürmer ein, sonst keinerlei Veränderung; Aktinien fressen gut. Nr. 3. Besetzung : 1 marmorierte Grundel und 1 Stück einer der Aalmutter sehr ähnlichen Schleimfischart. 24. April. Die Grundel frisst zum ersten Male; ihre Färbung wird lebhafter, die blauen Streifen auf den Flossen treten deutlich hervor. 27. April 19 ® 29. April 16 ", 30. April 15^2 4. Mai 14^2 8. Mai 14 ". Beim Ver- suche, Makropoden zuzugesellen, wurden diese so zugerichtet, dass 3 eingingen, der 3. sich in Kekonvalescenz befindet. (Schluss folgt.) Auf Helgoland. Von Dr. E. Bade. (Mit mehreren Originalaufnahmen.) (Fortsetzung.) (m zweiten Tage meines Aufenthaltes auf Helgoland unternahm ich bei Ebbe mit Louis Lührs einen Ausflug zum Sammeln von Aktinien und Algen. Bei Vorbeifahrt an . der Mole erspähte ich eine ganze Anzahl kleiner niedlicher Einsiedler (Pagurus), die hier ihr Wesen trieben, eine Vergesellschafterung mit einer Seerose aber noch nicht eingegangen waren. Es ist wohl selbstverständlich, dass ich mehrere mit dem Käscher fing und habe. E. Bade: Auf Helgoland. 197 ich an den drolligen Gesellen noch manche Freude im Seewasser-Aquarium erlebt. Betreffs des Sammelns der Aktinien und Algen werden die wenigsten Liebhaber wissen, dass hierbei Hammer und Meissei die wichtigste EoUe spielen. Wenn die Ebbe die vor Helgo- land gelagerten Felsblöcke zum Teil frei gelegt hat, kann man mit Hilfe langer Stiefeln un- schwer ziemliche Strecken zu Fuss hier ab- suchen. Der Strom der Badegäste ergiesst sich nicht an diese Stellen und so vermag der Sammler unbehelligt seinem Vergnügen nachgehen. Leicht ist es ja nicht, über die von der Ebbe frei ge- legten und oft ziemlich ausgedehnten Tangfelder zu wandern, denn der Weg über diese ist im höchsten Grade schlüpfrig und am unangenehmsten ist es, dass hier und dort unter den braunen Tangmas- sen Wasser- rinnen sich befinden, die der Tang verräte- risch zu- deckt. ^Wirklich tief sind ja nur die wenigsten dieser Löcher, aber als ein besonderes Vergnügen kann man es nicht bezeichnen, mit einem Fuss in eines der- selben zu geraten und sich als notwendige Folge der Länge nach auf den schmierigen Tang hin- zulegen. Die Aktinien finden sich vorwiegend an den von Tang und Algen freien Felsblöcken und da fast alle Arten Bewohner der Zone sind, die zwischen Ebbe und Flut liegt, lassen sie sich daher am leichtesten erbeuten, wenn diese Felsblöcke von der Ebbe freigelegt sind. Hier wird derjenige, der noch nie Aktinien selbst gesammelt hat, die Tiere kaum sehen, denn nur als ein düsteres Schleimklümpchen von 1 bis 2 cm Durchmesser machen sie sich dem Auge bemerkbar. Diese Schleimhäufchen müssen meistens durch einen Meissei mit einem Stein- stück losgesprengt werden, um die Aktinien nicht zu verletzen. Die erbeuteten Tiere werden dann in einen Behälter zwischen Algen und Tang verpackt und können so auch ziemlich weit verschickt werden. Auch Algen und Tange müssen beim Elin- sammeln mittelst Meissei vom Gestein abgesprengt werden, damit ihre Wurzel nicht verletzt wird. Bei diesen zarten Kindern Floras bedauert der Aquarienliebhaber so recht, dass sie zur Pfiege im Seewasseraquarium fast alle vollständig un- geeignet sind. Eine Sammlung reizender Algen und Tange, die von mir mit aller nur erdenk- lichen Vorsicht mit Steinstücken vom Felsen losgelöst, verpackt und transportiert wurden, erfreute mich etwa 8 Tage durch ihre reizenden Formen. Nach dieser Zeit aber tiiibte sich das Seewasser immer stärker, ein mehrmaliges Filtrieren nutzte nichts und schliesslich ver- breitete das Becken im Zimmei' einen so infer- nalischen Geruch, dass ich die Pflanzen und das See- wasser fort- schütten musste. Entmutigt bin ich aber durch den Versuch noch nicht geworden. Die Flora des Meeres gehört in überwie- gender Mehrzahl den untersten Stufen der vege- tativen EntAvicklung an, auf der der Organis- mus nur andeutungsweise in differente Organe gegliedert ist, auf welcher vor allem noch der Gegensatz von Stamm und Blatt, der alle weitere Vervollkommnung in der Ausgestaltung der Ge- wächse bedingt, entweder ganz fehlt oder nur wenig auffällig hervortritt. Die Meerespflanzen gehören zum grossen Teile der grossen Klasse der Algen an. Diese beginnt auf der tiefsten Stufe der Entwicklung mit streng einzelligen Organismen und steigt durch vielfache ZAvischen- stufen zu umfangreichen, reich gegliederten Formen auf. An ihrer untersten Stufe reichen die Algen dem Tierreiche die Hand, ihre hoch- stehenden Vertreter dagegen bilden den direkten Übergang von den blattlosen zu den beblätterten Gewächsen. Blütenpflanzen, die unter dem Wasserspiegel des Meeres leben, sind nur einige Onginalaufnahme^na^ch^^^ Leben Junger Einsiedler (Fagiirus) im Schnecken- ” ’ hause (n. Gr.) Im Hintergründe Algen. 198 Kleine Mitteilungen.- 30 Arten bis jetzt bekannt geworden, die sich auf die Familien der Potameen und Hydro- charitaceen verteilen. Für die Algen kommt der Untergrund nur insofern in Betracht, als er mehr oder weniger bequeme Gelegenheit zur Anheftung bietet. Aber auch die wiederkehrenden Bewegungen des Meereswassers werden nicht ohne Bedeutung für sie sein. Sehr reich ist die See an krypto- gamischen Gewächsen, besonders an Tange. Sie sind entweder ständig vom Seewasser be- deckt oder sie liegen zur Zeit der Ebbe auf den Klippen, wo z. B. der Blasentang vollkommen trocken, fast brüchig, doch ohne Nachteil für ihn wird, da ihn das Wasser der nächsten Flut wieder geschmeidig macht. Diese zur Ebbe frei liegenden Tangflächen sind es, die das Passieren der Klippen so mühsam und beschwer-, lieh machen, weil der Fuss auf ihnen ständig ausrutscht. Zur Einlage in das Herbarium eignen sich Algen und Tange sehr gut, da sie aus einem knorpelartigen Gallertstoff besteflen. Die ge- sammelten Arten werden zwar beim Transporte von ihrer Fundstelle nach Hau,s etwas unansehn- lich und schrumpfen ein, wenn sie nicht in Wasser transportiert werden, doch lässt sich dieses leicht dadurch heben, dass sie sofort nach der Heimkehr in Wasser gelegt werden, wo sie bald ihre ursprüngliche Gestalt wieder erhalten. Die widerstandsfähigeren, kräftigen Arten werden, sobald sie ihre charakteristische Form erlangt hAben, ebenso behandelt und ge- presst wie gewöhnliche Pflanzen, nur ist das hierzu unbedingt nötige Fliess- oder Lösch- papier, welches das Wasser der Zellen aufsaugt, entsprechend oft zu wechseln. Die zarteren Arten bleiben in einem genügend grossen Ge- fässe solange liegen, bis sie sich ganz aus- gebreitet haben ; dann wird unter das Gewächs ein Stück stärkeres Papier geschoben, mit Hilfe einer Nadel wird die Pflanze unter Wasser auf dem Papier ausgebreitet, bis sie die ihr zu- kommende Stellung erlangt hat, und dann wird sie mit dem Papier vorsichtig aus ihrem Elemente gehoben. Ist das der Pflanze als Unterlage dienende Papier an verschiedenen Stellen vorher erst durchlöchert worden, sodass durch diese Löcher das Wasser beim Herausheben abfliessen kann, so geht die Arbeit leichter von der Hand, da dann ein Verschieben der einzelnen Teile beim Abläufen des Wassers bei einiger Vorsicht ausgeschlossen ist. Teile der Pflanze, die sich beim Herausheben verschoben haben, sind mit Hüfe einer Nadel wieder an Ihrn ' richtige Stelle zu bringen. Das herausgenommene Gewächs wird mit Fliess- oder Löschpapier bedeckt, ge- presst und nachdem dieses geschehen ist,, auf Papier geklebt und dem Herbarium einvcrleibt. (Fortsetzung folgt.) JiL JCIeiiie JVIiffeiluii^eii. Ein „Nachpflanzer“ für das Aquarium. (Mit Ab- bildung.) — Beistehend abgebildetes kleines HUfsmittel dürfte für die Mehrzahl der Aquarienliehhaher neu , sein. Es hat den Zweck, die Ausläufer der Sagittaria natans, der Vallisneria etc. mühelos in die Bodenschicht zu bringen, ohne dass der Liebhaber nötig hat, mit der Hand in das Wasser zu fassen. Das Gerät ist aus starkem Draht gebogen. P. Das Fasten der Lachse. — Das Jugendle*ben des Lachses ist ziemlich genau studiert. Man weiss, dass der Lachs von dem Meer in die Flüsse hinaufsteigt, um zu laichen. Der jimge Lachs lebt ein Jahr im Süsswasser, um dann in sein eigentliches Element, das Meer, zu wandern. Dort bleibt er wohl meistens drei O Jahre, ehe er wieder das Süsswasser auf- sucht. Neuerdings hat sich nun Milscher in Basel mit dem Leben des erwachsenen Lachses während seines Aufenthaltes im Süsswasser beschäftigt. Er ist zu sehr interessanten Resultaten gekommen. Der Aufenthalt des Lachses im Rhein dauert gewöhnlich 6 — 9 Monate, er kann sich bis auf 15 Monate ausdehnen. Von dem Zeit- punkte an, da der Lachs in das Süsswasser eintritt, fastet er. Er nimmt nicht früher wieder Nahrung zu sich, als his er in’s Meerwasser zurückgekehrt ist. Diese That- sache wurde durch genaue Untersuchungen an 300 Fischen festgestellt, die in Basel gefangen wurden. Zu keiner Zeit im Jahre fanden sich im Magen oder in anderen Teilen des Verdauungskanals irgend welche Nahrungsreste. Dagegen zeigte die Magen- schleimhaut stets Veränderungen, die darauf schliessen Hessen, dass dieselbe lange nicht funktioniert hatte, ebenso war die Gallenblase ganz leer, ein Faktum, das sich sonst nie beobachten lässt, und die Bauch- speicheldrüse vollkommen kontrahiert. Eine andere Beobachtung bestätigt diese An- nahme eines absoluten und langdauernden Fastens. Der Lachs befindet sich nämlich zur Zeit, da er vom Meer aus in den Rhein hineingeht, in einem ausserordentlich guten Ernährungszustand. Die Eingeweide sind ™ eiugelagert, und aus den Muskeln quellen die Fetttropfen heraus. Allmählich verschwindet das Fett. Bei seiner Rückkehr in das • Meer ist das Gewicht des Fisches um 10 % niedriger als vorher. Diese Gewichtsabnahme betrifft beide Ge- schlechter. Dieselbe Beobachtung konnte auch Noel Paton an dem Lachs der schottischen Küste anstellen. - Während seiner Reise zur Quelle des Flusses und der Vereins-Nachrichten. 199 Rückkehr zur Mündung verliert der Lachs 300—600 gr Fett und nur 60 — 120 gr an Eiweisssuhstanzen. Dabei verlieren diejenigen Muskeln am meisten, welche weniger \vichtig für das Schwimmen sind. Der Verlust steigt manchmal bis zur Hälfte des ganzen Muskelfleisches. TU ^ücl^et'scl^au. Rother, W. 0. Praktischer Leitfaden für die Anzucht und Pflege der Kakteen mit besonderer Berücksichtigung der Phyllokakteen. — 119 Seiten mit 45 Abbildungen. — Preis Mk. 3. — Frankfurt a. Oder. Druck und Verlag der Könighchen Hofbuchdruckerei Trowitzsch & Sohn. Das Werk enthält die Erfahrungen, die ein Fach- mann im jahrelangen Umgang mit diesen so interessanten Gewächsen gewonnen hat, und die hier rückhaltlos den Lesern zur Verfügung gestellt werden. Die Kakteen, die vielfach und mit vollem Rechte zur Bepflanzung der Terrarien gewählt werden, bedürfen aber ständig einer gewissen Pflege, wenn sie gedeihen sollen und zur Aneignung dieser ist das Werk von Rother sehr geeignet, da es vom rein praktischen Standpunkte aus bearbeitet istj Seeliger, Oswald, Professor der Zoologie an der Universität Rostock. Tierleben der Tiefsee, — 49 Seiten, eine Farbtafeb — Preis Mk. 2. — Leipzig. Verlag von Wilhelm Engelmann. Das vorhegende kleine Werkchen giebt einen kurzen Überblick über die Forschungen und Resultate der Tiefsee-Expeditionen, besonders über die deutsche Tief- see-Expedition von Prof. Dr. Chun, Die Schrift ist besonders geeignet dazu, dem Laien eine DarsteUimg von dem Tierleben der Tiefsee zu geben, und jeder Naturfreund wird mit hohem Interesse das kleine Werkchen lesen und reiche Belehrung aus demselben schöpfen. B. Schwippel, Dr. Karl. Verbreitung der Pflanzen und Tiere. — 105 Seiten. — Preis? — Wien, A. Pichler’s Witwe & Sohn. Schwippel giebt in dieser Schrift einem grösseren Leserkreise Gelegenheit, das Notwendigste über die Verbreitung der Pflanzen und Tiere mit Rücksicht auf ihre Entwickelung kennen zu lernen, indem er das organische Leben auf der Erdoberfläche seit deren Entstehen darstellt. Der Verfasser setzt allerdings bei dem Leser die nötigsten naturgescliichtliclien Kennt- nisse voraus, da er sich sonst im anderen Falle un- möglich so kurz hätte fassen können. Wolterstorff, Dr. W. Die Tritonen der Unter- gattung Euproctus Gene und ihr Gefangenleben, nebst einem Überblick der Urodelen der südwestlichen palä- arktischen Region. — 46 Seiten. — Mit einer Farbtafel. — Preis Mk. 1. — Stuttgart. Verlag von Erwin Nägele. Wolterstorff ist einer unser besten Kenner der Urodelen und bietet in dem kleinen Werke hervor- ragende Beschreibungen und Beobachtungen über das Gefangenleben der in Frage kommenden Tiere. Die der Schrift beigegebene farbige Tafel, die von Lorenz MüUer-Mainz nach der Natur gemalt ist, zeigt in un- übertrefflicher Weise die Abbildungen von Triton asper Triton montanus imd Triton rusconii $, sämtliche Tiere von oben, unten imd von der Seite gesehen in natürlicher Grösse. Einer Empfehlung bedarf die Schrift nicht. Kobelt, Dr. W. Die Verbreitung der Tierwelt. Mit ca. 12 Tafeln in Farbdruck und Autotypie, sowie vielen Abbüdungen im Texte. Vollständig in ca. 12 Lieferimgen ä 1.50. — Lieferung 1 — 11. — Leipzig, Verlag von Chr. Herrn. Tauchnitz. yEREINS«»W#T NACHRICHTEN Verein der Aquarienfreunde zu Berlin. Sitzimg vom 9. Juli 1902. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9.30 Uhr. Anwesend waren 36 Personen, darunter die Herren Dr. E. Bade, W. Schmitz, M. Scheuch, W. Harnisch und W. Hesselbarth als Gäste. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde verlesen und angenommen. Im Einlauf befand sich eine Mitteilimg Herrn Schäme’s aus Dresden- Striesen, betreffs Lieferung von Schleierschwänzen. Eiu Antrag Herrn Wilhelm Baumgardt’s auf Eintragimg des Vereins in das Vereinsregister, wurde zur Vor- beratung an die Vorstandssitzung gewiesen. Hierauf erstattete der Kassierer Herr P. Wolff den Viertel- jahresbericht, umfassend die Zeit vom 1. April bis 1. Juli. Während dieser Zeit hatte der Verein eine Einnahme von 70.45 M. und eine Ausgabe von 35.35 M. zu verzeichnen. Es war mithin am Schluss des Viertel- jahres ein Kassenbestand von 35.10 M. zu verzeichnen. Die Mitgliederzahl betrug 36. Es ist daher auch nach dieser Richtung eine Zunahme zu verzeichnen, trotzdem durch den letzten Umzug eine Verminderung der Mit- gliederzahl eingetreten war. Da sich nun auch nach den Protokollen die Behandlung von Interessenfragen ein weites Gebiet erobert haben, so ist mithin ein Vorwärtsschreiten unseres jungen Vereins nach allen Richtungen hin zu konstatieren. Obiger Bericht wurde von den Revisoren Herrn Thätner, Gessel und Herya geprüft und für richtig befunden. Neu aufgenommen wurde heute in den Verein Herr Rudolf Herrmann. Zur Aufnahme meldeten sich die Herren M. Scheuch und W. Harnisch. Hierauf trat der Vorstand mit den Bevollmächtigten eines hiesigen gleichstrebenden Ver- eins in Kombinations-Verhandlungen. Die Unterhand- lung mit den Bevollmächtigten, als welche sich die Herren W. Schmitz, Dr. E. Bade imd W. Hesselbarth vorstellten, verliefen glatt imd wurde Folgendes ver- einbart: 1. Der Verein der Aquarienfreunde nimmt die Mitglieder des mit ihm unterhandelnden Vereins, nach dessen Auflösung, sofort ohne Zahlung eines Ein- schreibegeldes, als vollberechtigte Mitglieder auf. 2. Wird auf Grund der erfolgten Kombination ein den Verhält- nissen entsprechendes grösseres Vereinslokal gemietet. 200 Vereins-Naohricjiten; 3. Die Mitglieder des nun aufgelösten Vereins, welche diesen durchaus anerkennenswerten Beschluss lediglich zur besseren Förderung der Liebhaberei und lun einer unnützen Zersplitterung der Naturfreunde in kleinen Zirkeln möglichst vorzubeugen gefasst haben, über- weisen dagegen ihre Kassen- und Bibliothekbestände dem Verein der Aquarienfreunde. Die hierauf vorgenommene Abstimmung sprach sich mit allen gegen eine Stimme für die Kombination unter den genannten drei Bedingungen aus. Hierauf erbot sich eine Kommission, bestehend aus den Herren W. Schmitz, W. Baumgardt, G. Memeler, Wolff imd Timmermann, ein den jetzigen, durch die Vereinigung geschaffenen Verhältnissen entsprechendes Vereinslokal zu rnieten. ■ Ausserdem erboten sich die Heri’en Thätner und Timmermann freiwillig das Vereins- statut bis zur nächsten Sitzung hektographisch ver- vielfältigen zu wollen. Nim regte Herr Thätner an, bei der nächsten Statutenänderimg einen Paragraphen zu schaffen, welcher sich gegen die Wahl eines Mitgliedes in den Vorstand ausspricht, sobald dasselbe zwei gieichstrebenden Vereinen unserer Art angehört. . Im Verschiedenen teilte Herr Scholz mit, dass das in dem Protokoll vom 14. Mai 1902 angegebene Mittel zur Ver- tilgung von Blattläusen sich äusserst gut bewährt hat. Herr Memeler teilt mit, dass eine in seinem Besitze befindliche Brut Girardinus caud. nur aus Weibchen besteht. Es wird dies wohl ein Irrtum sein, denn bekanntlich zeigen sich oft Stücke von Girardinus, welche lange Zeit zweifelhaften Geschlechts waren, erst sehr spät als Männchen. Herrn R; Herrmann ist die Zucht von Kletterfischen (Anabas scaudens) gelungen und zwar in einem Akkumulatoren-Glase von nur 30 cm Länge und 17 cm Breite. Es ist dies unserem Wissen nach das zweite Mal, dass die Zucht dieser Fische einem Liebhaber gelungen ist. Die von Herrn Herrmann zur ./Ansicht mitgebrachten Jungtiere wiesen eine Länge von 5 cm auf und sind Pfingsten d. J. zur Welt gekommen. Hierauf erbot sich Herr W. Schmitz in liebenswürdigster Weise, in der nächsten Sitzung des Vereins einen Vortrag über „Parasiten“ verbunden mit mikroskopischen Demonstrationen zu halten, welches von dem Verein freudig angenommen wurde. Nachdem noch eine von Herrn Dr. E. Bade zu Gunsten der Vereinskasse gestiftete Würfelnatter versteigert war und einen Betrag von 1.60 M. erzielt hatte, schloss der Vorsitzende die Sitzung um 12.30 Uhr. Sitzung vom 30. Juli 1902. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung, an welcher 40 Mitglieder und die Herren A. Helmich und P. Merten als Gäste teilnahmen, um-9.45 Uhr. Das Protokoll der letzten Sitzimg wurde verlesen und mit zwei kleinen Änderungen angenommen. Hierauf wurden 3 Anträge erledigt. Der erste Antrag von Herrn G. Baumgardt auf Anschaffung einer Wandtafel wurde vorläufig abgelehnt, da der Vereinswirt uns eine solche bis auf Weiteres zur Verfügung stellte. 2. beantragte Herr G. Lehmann, jedem Mitgliede ein Mitgliederverzeichnis einzuhändigen. Herr G. Veith erklärte sich bereit, vorläufig 50 Stück herzustellen. Da unser bisheriger Sammelwart, Herr Sorgatz, bereits in vier Sitzungen hintereinander durch Abwesenheit glänzte, beantragte Herr Knappe, genannten Herrn seines Amtes zu entheben. Dieser Antrag wurde angenommen. Die hierauf vorgenommene Wahl eines neuen Sammelwartes fiel auf Herrn Dr. E. Bade. Herr Dx. Bade erklärte sich bereit, die auf ihn gefallene Wahl anzunehmen imd ersuchte die Mitglieder, ihm für die von ihm anzulegende zoologische und botanische Sammlimg brauchbare Tiere und Pflanzen zu über- weisen. Nun erhielt Herr W. Schmitz das Wort zu seinem in voriger Sitzung angekündigten Vortrag über: „Die Parasiten der Fische“. Als Einleitimg zu dem- selben erörterte der Redner erst einige Fischkrank- heiten. Recht eingehend behandelte Vortragender die Verstopfung der Fische, deren Ursache hauptsächlich in falscher Ernährimgsweise, wie Fütterung mit Ameisen- puppen, Brot, Semmelkramen u. s. w. zu suchen ist. Die an Verstopfung leidenden Fische liegen meist ruhig am Boden ihres Behälters. Um dieses Leiden zu beseitigen, empfielüt Referent als gutes Abführungs- mittel das vorsichtige Anwenden von Salzwasser. Jedoch ist auch das von Herrn Nitsche empfohlene Mittel eines Rizinusöl - Klystiers von sehr guter Wirkung. Nur muss diese Manipulation, um eine Verletzung des Darmes zu verhüten, äusserst eigen ausgeführt werden. Da die Richtimg des Darmkanals bei vielen Fischen eine aufwärtsstrebende ist, wird der kranke Fisch bei Applizierung eines Klystieres mit der einen Hand, den Rücken nach unten, festgehalten, während die andere vorsichtig die Spitze der Spritze nach der Rücken- flosse zu in den Darm einführt. Nach glücklich verlaufender Anwendung dieses Verfahrens stellt sich meist sofort das Exkrementieren ein, womit das Tier auch gerettet ist. Eine andere Krankheit, die. „Lähmimg“, ist daran zu erkennen, dass der Fisch trotz reichlichen guten Futters zusehends abmagert imd dabei meist ruhig an der Oberfläche des Wassers steht. Die Ursache dieser Erscheinimg beruht hauptsächlich in der Über- völkerung eines Aquariums, wodurch Sauerstoffmangel entsteht, welcher zugleich auch eine Zersetzimg der Kiemenblättchen herbeiführen kann. Ein auf alle Fälle wirkendes Heilverfahren ist leider nicht bekannt. Von einer älmlichen Krankheit wie obige werden verhältnis- mässig oft Makropoden befallen. Werden diese Tiere z. B. längere Zeit in zu kaltem Wasser gehalten, so stellt sich nach und nach eine Lähmung der Schwimm- blase ein. Diese Krankheit ist nur im Anfangsstadium heilbar, indem das Wasser allmählich erwärmt wird. Nachdem nun der Vortragende auch die Wassersucht der Fische, welche sich in unförmlichem Anschwellen des Körpers, sowie seitlichem Abstehen der Schuppen charakterisiert, behandelt hatte, kam er auf den eigent- lichen Gegenstand seines Vortrages, „Die Parasiten“, zu sprechen. Mit gespanntester Aufmerksamkeit folgten mm die Mitglieder Wort für Wort des sie im höchsten Masse fesselnden Vortrages. Wurde doch vielen von ihnen heute zum ersten Male Gelegenheit geboten, diese- winzigen und doch so viel Verheerung anrichtenden Lebewesen näher kennen zu lernen. Schon vor Beginn seines Vortrages hatte Herr W. Schnütz von den ihm von den Mitgliedern zur Verfügung gestellten kranken Fischen Objekte für das Mikroskop zusammengestellt, welches fortwälirend von den Mitgliedern belagert wurde, wollte sich doch keiner die günstige Gelegenheit entschlüpfen lassen, irat diesen aus ihrem dunklen Dasein mit Hilfe des Mikroskops ans Licht gezogenen, dein Liebhaber so viel Verdruss bereitenden Geschöpfen, in etwas nähere Bekanntschaft zu treten. Mit klaren Worten, unterstützt von der skizzierenden Hand des Herrn Dr. E. Bade, erläutert der Vortragende das Wesen der ■ Parasiten. Zuerst den am . meisten vorkömmenden, > . Vereihs-Nachriehten. 201 zu den Treniatodeu (Saugwürmern) gehörenden Gyro- dactylus. Ein von ihm befallener Fisch steht meistens dicht unter der Oherfläclie des Wassers oder sucht durch Reiben, indem er über den Sand dahinschnellt, sich seiner Peiniger zu entledigen. Die Flossen und Schwanzspitzen zeigen sich zusammeiigeklebt, der Fisch wird immer schwächer und geht schliesslich an Entkräftimg zu Grunde. Ein vollständig vom Gyro- dactylus befallener Fisch wurde den Mitgliedern lebend gezeigt. Der nächste Verwandte des vorhergenannten Parasiten, der Daetylogyrus, schlägt sein Quartier hauptsächlich in den lüemen des Fisches auf. Er hat die Form eines kleinen weissen 0,2- 0,5 mm grossen Pünktchens. Bilden sich bei einem Fische rote Stellen am Körper, verbunden mit verhältnismässig weit vom Kopfe abstehenden Kiemendeckeln, so ist meist sicher auf diesen Parasiten zu schliessen. Der dritte dieser angenehmen Gesellschaft, der Ichthyophthirius (Fisch- - Verderber), zu den Urtierchen gehörend, durch Teilung sich in kurzer Zeit ins Ungeheuere vermehrend, ist schon mit blossem Auge als kleines weisses Pustelchen erkennbar und erreicht die Grösse von 0,8 mm. Sein Vorkommen ist bis jetzt hauptsächlich auf Schwarz- barschen beobachtet worden. Trotz seiner zerstörenden Wirkimg hält der Vortragende diesen Parasiten noch lange- nicht für so gefährlich als den nun folgenden, Teiramitus nitschei, benannt nach seinem Entdecker, dem verdienstvollen verstorbenen Vorsitzenden des Vereins „Triton“. Dieser Parasit hat die Gestalt eines ovalen Pünktchens, an dessen rechter Seite sich vier Geissein befinden, welche jedoch erst bei SOOfacher . Vergrösserung dem menschlichen Auge Sichtbarwerden. Mit Bodo necator und Trichodina pediculus, welcher - letztere Prasit völlig ungefährlich sein soll, hatte Herr ■ W. Schmitz die Blüthenlese. dieser kleinen Unholde beendet und ging jetzt auf die Behandlung parasiten- kranker Fische über. Vor allem warnte er die Mit- glieder -vor dem übermässigen Gebrauch gewisser Medikamente, da der natürliche Heilungsprozess bis jetzt immer noch die besten Erfolge gezeitigt hat. Als vorzügliches Mittel gegen Parasiten hat sich grünes veralgtes Wasser erwiesen. Auch von Lehmwasser, . wie solches vor einiger Zeit von dem Verein „Nymphaea - alba“ empfohlen wurde, verspricht sich Herr Schmitz gute Resultate, der Lehm wirkt infolge seiner chemischen Zusammensetzung, bestehend aus Aluminium, Kiesel- säure, essigsaure Thonerde u. s. w., äusserst antiseptisch. Vortragender ersucht die Mitglieder, mit diesem Mittel neue Versuche anzustellen und von etwaigen Erfolgen Bericht zu erstatten. Von Medikamenten ist zu empfehlen: Nitsche’s Antigyrodactylin, übermangansaures Kall und Pikrinsäure. Dem hiermit zum Ende gekommenen . Vortrag, dem reicher Beifall gezollt wurde, schloss sich eine Diskussion an. ln derselben empfahl Herr G. Baum- gardt die Pikrinsäure in schwachen Lösimgen, haupt- sächlich gegen Wunden und Geschwüre bei Terrarien- . Heren anzuwenden. Jetzt trat eine Pause ein. Während derselben erfolgte die Aufnahme der Mitglieder und Übernahme der Kassen- und Bibliothekbestände, des - mit uns vereinigten Vereins. Herr W. Schmitz über- reichte die Mitgliederliste, auf welcher 15 Namen verzeichnet waren. Der Kasse überwiesen wurden 10.60 M. und der Bibliothek 3 Bände einverleibt. Auch . unser Mitglied Herr Härtel stiftete der Bibliothek bei .. dieser Gelegenheit noch zwei interessante Bücher. . Auf- genommen in den Verein wurden die Herren W. Hainisch und E. Scheuch. Im Verschiedenen wui'den die von den Herren Thätner und l’immermann angefci'tigten Statutenabzüge an die Mitglieder verteilt. Herr G. Lehmann überwies zu Gunsten der Kasse eine An- zahl Trianea, aus welchen ein Flrlös von 30 Pf. erzielt wird. Desgleichen zur Verteilung an die Mitglieder s])endete Herr Härtel einen Posten Salvinia und Heir R. Hei'rmann ein paar Anabas scandens, welche versteigert wurden und einen Betrag von 12.20 Mark erzielten. Dann teilte Herr Herrmann mit, dass seine Kletterfische zum zweiten Male abgelaicht haben und er im augen- bUcklichen Besitz von ca. 130 Jungfischen ist. Zwei Teleskopfische, von Herrn G. Veith gestiftet, werden in der nächsten Sitzung versteigert. Herr W. Baum- gardt berichtet über Liebesspiel ähnlichem Treiben zwischen Makropoden ^ und Heros facetus $. Nachdem nun noch der Vorsitzende Herrn W. Schmitz für seinen Vortrag und allen freundlichen Spendern des heutigen Abends den Dank des Vereins ausgesprochen hatte, schloss er die Sitzung um 12 Uhr. „Isis“, Verein für Aquarien- imd Terrarienkunde in München. E. V. Mitteilungen aus den Vereins- Versamm- lungen des Monats Juli 1902. Donnerstag, den 3. Juli 1902. Das Protokoll der letzten Vereinsversammlung wird nach Verlesung genehmigt und vom Vorsitzenden dem Herrn Kassierer Feichtinger für seine interimistische Thätigkeit der Dank ausgesprochen. Im Einlauf: Aus- trittserklärung des Herrn Expeditors Friedl in Regens- burg. Tages-Orduung des „Triton“-Berlin. Offerte des Herrn Schwarze - Hamburg. Zeitschriften. Die ein- schlägigen Aufsätze gelangen zur Verlesung und Be- sprechung. 1. Itzerodt bringt in der „Nerthus“, Heft 26 einen Aufsatz über „Die europäische Sumpfschildkröte“. Darin heisst es: „In Deutschland bewohnt sie am liebsten stehende oder langsam fliessende Gewässer und findet sich in Schlesien, Sachsen, Brandenburg, Bayern, nicht selten in den Mecklenburger Seen und häufig in den Seen und Sümpfen Masuriens.“ Wir wollen hierzu bemerken, dass Eniys europaea, wenn mit „Sachsen“ die preussische Provinz Sachsen ge- meint sein soll, in letzterer nicht Vorkommen dürfte. Auch im Königreich Sachsen ist das Freileben der Sumpfschildkröte keinesfalls einwandsfrei nachgewiesen und für Bayern ist sie freilebend bestimmt nicht be- kannt. Bei keiner deutschen Kriechtierform bedarf es bezüglich irgendwelcher Funde einer eingehenden und kritischeren Prüfung als gerade bei der Sumpfschild- kröte, weil gerade bei diesem Tiere Verschleppungen in Berücksichtigung des Umstandes, dass diese Schild- kröte seit mehr denn 100 Jahren massenhaft aus Italien etc. importiert und fast ln allen deutschen Landen vertrieben wird, am leichtesten möglich, ja garnicht von der Hand zu weisen sind. — ■ Herr Scherer demon- striert' ein schönes, ziemlich ausgewachsenes, .20 cm im Sclüld messendes Stück von Cinixys belliana Gray, eine ungewöhnlich langsame Landschildkröten-Art, - welche er bei Usambara erbeutet hat, sowie ferner • einen 1,20 m langen, prächtigen indischen Python {Python molurivs). Herr Sigl zeigt mehrere ilim von Herrn Knan aus Sii’mioiie mitgebrachte Paludma- und Posthomsdhnecken vor. ' Kleine Meerschnecken etc. hätte sich Herr Knan vom Lido Venedigs geholt. Herr 202 Vereins-Nachrichten. Seifers verteilt eine Anzahl Wasserpflanzen, hierunter schöne Pflänzchen von Fisüa stratiotes, an die an- wesenden Mitglieder. Herr Seifers ist mit Bienenfleiss hinter seinen Pflanzenkiilturen her und verteilt fast das ganze Jahr hindurch an die ewig bedürftigen Mit- glieder prächtige Pflanzen, wofür ihm Dank sei. Herr Dankes giebt bekannt, dass gelegentlich einer Exkursion der Herren Müller, Scherer und Dankes in’s Gleissen- thal von den Herren Scherer und Dankes 4 Rana agilis, halberwachsene Stücke, erbeutet wurden. Das Gleissen- thal war für ims der zweite Punkt, an dem seinerzeit der Springfrosch gefunden wurde, und zwar in nur 1 Exemplar vom Töchterchen unseres Kassierers, Herrn Feichtinger. Herr Neururer überweist dem Verein einen hübschen Bilderrahmen, dafür dem stets opferfreudigen Spender warmen Dank. Donnerstag, den 10. Juli 1902. Der Vorsitzende begrüsst die Anwesenden, nament- lich Herrn Beck, der vor Antritt einer längeren Orient- reise noch einen Abend tu der „Isis“ zubringen wollte. Als eine besondere Ehre haben wr es zu verzeichnen, dass Herr Professor Dr. 0. Boettger aus Frankfurt a. M. den Vereiu mit seinem Besuch erfreute. Der Vorsitzende dankte dem Gast für sein Erscheinen und hiess ihn im Namen des Vereins herzlich willkommen. Protokoll- Verlesung und Genehmigung. Zur Aufnahme in den Verein ist angemeldet: Herr Alois Egger, k. k. Rechnungs- Offizial bei der Post-Direktion in Dinz a/D. Die Kugel- abstimmung erfolgt in der nächsten Vereins Versamm- lung. Herr Kammerer-Wien ersucht in einem Schreiben für Studienzwecke um Überlassung von möglichst vielen Salamandra atra. Dem Wunsche soll nach Möglichkeit nachgekommen werden. Im Einlauf weiter ein längeres Schreiben des Schriftleiters der „Blätter“, Herrn Dr. Bade, das der Vorsitzende erledigen wird. Zeitschriften. Georg Ulmer bringt in einem Artikel : „Über das Arbeits- gebiet der Aquarieniiebhaber“ in der „Nerthus“, Heft 27, bezüglich der Insektenwelt des Wassers, recht an- erkennenswerte Anregungen. Im Bericht des „Heros“- Nürnberg in obengenannter Zeitschrift steht foigendes: „Herr Fahrenholz berichtete über seine Sydrophüus- Männchen und zeigte im Gegensätze zu früheren Mit- teilungen anderer Diebhaber einige abgenagte Stengel von Wasserpflanzen, als traurigen Rest eines hübsch bepflanzten Aquariums vor. Trotz reichlichen Futters machte sich im Frühjahr dieser Kolbenwasserkäfer über die neuen Triebe, besonders des Myriophyllums, her, und nachdem diese ihm zum Opfer gefallen, frass er auch nach imd nach die übrigen Stengel kahl.“ Dieses ist ganz auch unsere Erfahrung. Es ist für den Pflanzenfreund, der auf prächtige Entwickiung seiner Pflanzen sieht und diese in diversen, namentlich zarteren, weicheren Formen kultivieren will, absolut ausgeschlossen, Sydrophilus piceus im Kqa&vimn. halten zu können. Besonders sind es die Tausendblatt-Arten, dann Cabomba caroliniana, Seteranthera zosterifolia, CaUitriche und Elodea canadensis (densa), bei welchen Pflanzen nicht nur die treibende Spitze, sondern auch die Blätter rings am Stengel vollständig abgenagt werden, sodass dieser kahl uud unansehnlich im Aqua- rium liegend, diesem keinesfalls mehr zur Zierde ge- reicht. Für diese in der Freiheit gewiss ausschliesslich herbivoren Käfer ist ein Aquarium mit einem Wald von ValUsneria spiralis, Sagittaria natans, S. diversifolia und Isoätesmalinvemianum etc., also mehr hartblätterigen Pflanzen, notwendig, an welchen sie bei unserem Herrn Dankes, der u. A. ein Käferweibchen schon 15 Monat in seinem Aquarium hält, die sich ansetzenden Algen abweiden, freilich auch ab und zu ein Blatt der ge- dachten Pflanzenformen anschneiden, das recht bald dann auf der Oberfläche des Aquariums treibt. Bei VaUisneria spiralis sind es meist die älteren, bräun- lichen, ab sterbenden Blätter, die die Käfer ab weiden, doch ist dieses auch, zwar seltener, bei frischen grünen Blättern der Fall. — In „Natur und Haus“, Heft 13 bringt N. von Solotnizky einen hochinteressanten Aufsatz über den Schützenfisch (Toxotes jaculator). Dieser hübsche und biologisch merkwürdige Fisch ist für viele deutsche Aquarianer leider immer noch blos Wunsch. Auch die Hefte Nr. 12 und 13 der „Blätter“ befriedigen uns und können wir hier nur kurz die prächtigen Photographien anerkennend hervorheben. Herr Dankes demonstriert lebend folgende von unserem Mitgliede Herrn k. Reallehrer Gugler auf einer botani- schen Sammelreise nach Dalmatien, Herzegowina und Montenegro gesammelte Echsen, und zwar: Lacerta oxycephala typ., gesammelt bei Ragusa, Lacerta muralis subsp. neapolitana var. litoralis forma olivacea von Dussinpiccolo und endlich Lacerta serpa aus der Um- gegend von Pola. Wir haben nunmehr die L. oxy- cephala sowohl in der typ. Form als in der Varietät tommasinii kennen gelernt, eiu längst gehegter Wunsch ist damit erfüllt. Eine wirklich herriiche Echse ist die litoralis forma olivacea von Dussinpiccolo. Oben prangend in prächtigem Olivengrün oder dunklem Grün mit Goldgianz an den Seiten, die alten Männchen am Bauche ganz rot, bildet diese Echse in ihrer zierlichen Form eme allerhebste Erscheinung. Eigenartig und etwas abweichend erscheint auch die serpa von Pola. Die Tiere stad ziemlich kleiner als sonstige uns be- kannte und von uns besessene Daimatiner serpa, be- sonders Stücke von Zara, die grüne Färbung erscheint lebhafter, kräftiger, rote Unterseite nicht selten. Ein Männchen, das wie die vorgenannten Tiere im Besitze des Herrn Dankes ist, zeigt eine nur wenig gefleckte Rückenzone mit beiderseits etwas unterbrochenen geiblichweissen Dinien, die Unterseite ist prächtig hellrot. Unser verehrter Gast, Herr Professor Dr. 0. Boettger nahm an den Verhandlungen lebhaften Anteil, beantwortete in liebenswürdiger Weise eine Reihe an ihn gesteliter Fragen und gab uns eine Fülle wertvoller und interessanter Anregungen. Donnerstag, den 17. Juli 1902. Als Gast anwesend Herr Professor Dr. 0. Boettger j aus Frankfurt a/M., der vom Vorsitzenden im Namen | der Versammlung wärmstens begrüsst wird. Verlesung i und Genehmigung des Protokoiles der letzten Vereins- Versammlung. Im Einlauf: Karte unseres Mitgliedes, Herrn Reallehrer Gugler von Cettinje, Karte des Herrn Angele-Dinz mit der Mitteilung, dass setu kleiner Bruder von einer Vipera berus gebissen worden sei und krank darnieder liege. Tagesordnung des „Triton“-Berlia. ! Unser Herr Schultz in Partenkirchen teilt mit, dass ^ er bereits, über 60 Stück Salamandra atra gesammelt J und dieselben nächster Tage an den Vorsitzenden ab- :| gehen lassen wiU. Die Alpensalamander sind für Herrn J Kämmerer in Wien bestimmt. Herr Bankbeamter l Rembold hier ersucht um Übersendung der Vereins- 1 Satzung. Die Kugelabstimmung über Herrn Alois Egger, k. k. Rechnungs-Offizial bei der Postdirektion iq Dinz 4 Vereins-JSradirlchteü. 203 erg-iebt Aufnahme. Herr Professor Dr. 0. Boettger macht aus der reichen Summe seines Wissens mehrere recht interessante Mitteilungen und bringt u. A. die Anregung, dass von Seite des Vereines Karten mit beliebiger Quadratierung beschafft werden sollten, in welche die sammelnden Mitglieder die Funde einzutragen hätten. Nachprüfung wäre veranlasst. Auf diese Weise liesse sich ein sehr brauchbares statistisches Material, beziighch des Verbreitungsgebietes unserer heimischen Kriechtier- und Lurchfauna zusammen- bringen. Wir werden dieser dankenswerten Anregung umsomehr Folge leisten, als bisher schon eine Karte von Bayern zur Aufstellung gelangte, in welche die Fimdorte der selteneren Kriechtiere und Lurche zur Einzeichnung gelangten. Für angeregten Zweck wird sich zunächst eine Karte der weiteren Umgebung Münchens, vielleicht bis zu den Vorbergen der bayer. Alpen empfehlen. Der Vorsitzende teilt noch mit, dass er gelegentlich der letzten Exkursion mit den Herren Scherer und Rembold 1 einjähriges Exemplar von Bana agilis bei Starnberg feststellen konnte. Nunmehr wird zur Demonstration von Tieren geschritten. Herr Scherer zeigt ein grösseres Exemplar von Emyda granosa aus Indien, ferner Trionyx ferox von Nord-Amerika und Chelodina longieolUs aus Australien vor. Herr Lankes demonstriert 4 prächtige Hyla aurea und 1 Pärchen Hyla coeridea aus Australien, 3 kleine JByla squirella von Kalifornien und 1 Ryla septentrionalis von Cuba. Hyla squirella und septentrionalis wurden zum ersten Male im Verein gezeigt. Namentlich Hyla septentrionalis von Cuba ist ein interessantes Tier durch die Rinden- färbung und die prächtigen, übergrossen goldig glänzen- den Augen. Eine hübsche, mit einem ausgesprochenen Wüstenkleide angethane Schlange ist Lytorhynchus diadema von Tripolis, die ebenfalls zum ersten Male im Verein zur Demonstration gelangt. Herr Müller hat das schöne und harmlose Tier von Herrn Dr. Werner erhalten und wird es weiterhin beobachten. Die Gattung Lytorhynchus steht der Gattung Zamenis am nächsten und dürfte bisher, wenn überhaupt, nur selten lebend nach Deutschland gekommen sein. Im Laufe des Abends wurde Herrn Professor Dr. Boettger die Präparaten-Sammlung des Vereines gezeigt. Auch die in der Anlage befindliche Conchyhem Sammlimg des Herrn Sigl fand das Interesse des verehrten Gastes. Erst in später Stunde schloss die interessante Sitzung. Donnerstag, den 24. Juli 1902. Der Vorsitzende begrüsst die anwesenden Herren, insonderheit Herrn Professor Dr. 0. Boettger aus Frank- furt a/M. und Herrn k. Reallehrer Gugler, welch letzterer von einer längeren Sammlungsreise nach Dalmatien, Herzegowina und Montenegro zurückgekehrt war. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolles erfolgt Bekanntgabe des. Einlaufes. Unser Herr Zenz teUt seine Verlobung mit. Offerte von Josef Franz- Antwerpen, ’ betr. Seemuscheln. Zeitschriften. Auf die interessante- sten der Aufsätze wird verwiesen, so namentlich auf den längeren Artikel „Über die Brutpflege einiger Amphibien“ von Dr. Hermann Bolau und die Anregungen von G. Ulmer in seinem Aufsatz „Über das Arbeits- gebiet der Aquari enliebhaber“ in der Zeitschrift „Nerthus“ . Die „Blätter“ bringen eine Tafel: „Lacerta serpa, grosses dalmatinisches Männchen,“ von unserem Herrn Müller. Die Tafel ist meisterUch : durchgeführt, nur dürfte der Druck etwas heller gelungen sein, damit die Rücken- zeichnung der Echse besser hervortreten könnte. In feiner Ausfühmng und mit Naturtreue wird dem Leser — vielleicht das erste wirklich schöne und gute Bild — Lacerta oxyeephala vorgeführt. An dieser Abbildung dieser zierlichen und behenden Echse kann und mag der einzelne Naturfreund ermessen, ob er das Tiei'chen schon irgendwo lebend gesehen oder selbst besessen hat. — A. Thiel sagt in seinem Aufsatz in obiger Nr. der „Blätter“ „Tropidonotus tesselatus in der Gefangen- schaft“ u. A. von der tesselatus: „Nach diesen Beob- achtungen kann ich Tropidonotus tesselatus als ein hinfälliges Tier bezeichnen, welches wohl kaum von einem Liebhaber länger als ein Jahr gehalten werden kann.“ Die Haltung der deutschen und einiger nord- amerikanischer Tropidonotus-Arten bildet genau das a, b, c in der Schlangenpflege. Von einem regelmässigen zu Grunde gehen solcher Tiere in der Gefangenschaft, selbst bei der besten Pflege, wie Thiel meint, kann da nicht gesprochen werden. Es empfiehlt sich, die ziemlich einfache Bedürfnisfrage dieser Tiere zu studieren, dann entsprechend zu verfahren und weit später erst zu schreiben. In dem Aufsätze von H. Zimmermann „Einige biologische Beobachtungen über Reptilien und Amphibien inRovigno (Istrien)“ lesen wir u. A. folgendes: „Am häufigsten sieht man die Aeskulapnatter (Coluber longissimus Laur.), und zwar meistens eine schwarze Varietät.“ Der Herr Präparator der zoologischen Station in Rovigno verfällt da in den alten Irrtum, auf den vor kurzer Zeit unser Herr Müller in längerer Ausführung in den „Blättern“ hingewiesen hat. Nicht Coluber longissimus in der schwarzen Varietät ist es, die er am häufigsten gesehen hat, sondern Zamenis gemonensis var. carbonarius Bonap., die in Istrien ein recht häufiges, nach Dr. Werner sogar ein gemeines Tier ist. Herr Lankes demonstriert sodann ein 39 cm messendes Crocodilus cataphractus und einen 48 cm laugen Alligator mississipjnensis. Biologisch interessant sei das spitzschnauzige Panzer-Krokodil, namentlich im Verhalten gegenüber seinen beiden Mitinsassen, einem ca. 60 cm langen Crocodilus niloticus und oben- erwähnten Alligator. Während das Nilkrokodil im allgemeinen als ziemlich ebenbürtig erachtet wird und nur hie und da ein Biss für dasselbe abfällt, hat die gegenwärtig grössere Panzei’echse vom Mississippi von dem kleineren cataphractus unter dessen fortgesetzten Chikanen viel zu leiden. Seitwärts, manchmal sogar unter dem Wasser pirscht der kleine Teufel sich an den AUigator heran, um ihn plötzlich beim Halse oder am Kopf, oder an den Vorderbeinen zu beissen. Der Alligator befindet sich vor seinem Quälgeist, der ihm freilich keineswegs ernstlich zu schaden vermag, meist auf kühner Flucht. Nur bei der Fütterung, da ist auch beim Alligator jede Ängstlichkeit und Zaghaftigkeit gewichen, und tapfer streitet er sich mit Nil- und Panzerkrokodil um seinen Anteil, öfter sogar zum An- greifer werdend. Herr Reallehrer Gugler demonstriert eine Lacerta muralis, welche er bei Cettinje erbeutete; ein weiter von ihm in der Herzegowina auf der Baba planina gesammeltes witraiis- Weibchen zeigte im ganzen Habitus solche Abweichungen, dass die Echse nicht sofort bestimmt werden konnte. Herr Lankes demon- striert sodann zwei Lacerta oxyeephala, und zwar ein dunkler gefärbtes Männchen von Montenegro und ein in der Grundfärbung hellgraues Männchen von Ragusa, weiter ein $ der Lacerta mossorensis Kolomb. von der 204 V ereins-Nachrichten. Baba planina und endlich 2 Lacerta littoralis forma olivacea von Lussinpiccolo. Diese sämtlichen Echsen wurden von unserem Herrn Reallehrer Gugler auf seiner Reise nach Montenegro imd der Herzegowina lebend gesammelt und Herrn Dankes überlassen. Gewiss war es für uns schon eine grosse Freude, die herrliche Utoralis und litoralis forma olivacea, sowie die gewandte oxycephala endlich in mehreren Stücken zu sehen und pflegen zu können, ein längst gehegter Wunsch ging damit seiner Erfüllung entgegen. Noch grösser aber wurde diese Freude, da es Herrn Gugler gelang, auch 2 Weibchen der Mossor- Eidechse (Lacerta mossorensis) lebend zu erbeuten. Seit Tommasini (1888) dürfte diese interessante, von wenigen Herpetologen jemals lebend gesehene Echse kaum mehr gesammelt worden sein. Die Ehre, sie neuerdings aus dem öden und wilden Karst, wenn auch nur in zwei Exemplaren, geholt zu haben, gebührt unserem Mitgliede, Herrn Gugler, der es nicht versäumen wird, uns über die herpetologischen Erfolge seiner Reise eine kleine Schilderung zu bringen. — (Fortsetzung folgt.) „Vallisneria‘‘, Verein für Aquarien- imd Terrarien-Freunde zu Magdeburg. Versammlungslokal: Reichskanzler, Kaiserstrasse. Bericht der Sitzung vom 8. Juli 1902. Als neue Mitglieder werden aufgenommen die Herren Dr. Mertens, Vorsitzender der zoologischen Sektion des hiesigen naturwissenschaftlichen Vereins, Laass, Mittag, Mileck, Böhm, Dorn, Stammer, Schulz und Riefenstahl. Aus dem Verein ausgetreten ist Herr Schlutius. Zu unserm grossen Bedauern ist Herr Ehrhardt infolge Verlegung seines Domizils von hier nach Helbra ge- zwungen, sein Amt als Bibliothekar niederzulegen. An seine Stelle wird Herr Keim gewählt. Herr Franke stiftet für das während unserer Ausstellimg dem Verein zuerkannte Diplom einen Rahmen, wofür wir an dieser Stelle nochmals Dank sagen. Zur Vorlesung gelangen zwei Aufsätze von Herrn Tofohr, unsere Ausstellung betreffend. Hierauf ergreift Herr Museumspräparator Gangloff das Wort zu einem Vortrage über eine Anzahl nur wenigen Mitgliedern bekannte hiesige Pflanzen, die sich zur Kultur im Sumpfaquarium eignen. Die vorgezeigten, schön blühenden Exemplare: Wiesenraute, Braunwurz, langblättriger Ehrenpreis, Röhrendolde, Tausendgüldenkraut und wilde Balsamine liefern den Beweis, dass es sich um Pflanzen von grosser deko- rativer Wirkung handelt, welche bei der Bepflanzung von Sumpfaquarien Berücksichtigung wohl verdienen. Herr Büschel hat eine Anzahl lebender Kiemenfüsse mitgebracht, welche von Herrn Kuhn sogleich als Apus cancriformis bestimmt werden. Diese Art tritt in unserer Gegend selten auf, während der Apus pro- ductus, kenntUch an der gekielten Schwanzplatte, in jedem Frühjahr gemeinschaftlich mit Branchipus in Menge zu finden ist. Nach Herrn Kuhn soll A. can- criformis sich erst im Sommer zeigen. Die vorgezeigten Tiere sind auf dem Krakauer Anger in kleinen Wasser- löchern gefunden worden. Weiter berichtet Herr Püschel, dass seine Kampffische in kurzer Zeit in einem stark mit Hydren besetzten Aquarium tabula rasa machten und dass er das Vertilgen dieser für den Züchter so lästigen Gäste durch die Kampffische fortgesetzt beob- achtet habe. Weitere Bestätigimgen dieser angenehmen Eigenschaft der. Kampffische wären sehr erwünscht. Von anderer Seite wird hervorgehoben, dass Hydren, die in ein mit Killifischen und kleineren nordamerika- nischen Barschen besetztes Aquarium geworfen, von den Fischen während des Untersinkens wohl aufge- schnappt, aber sofort unter Anzeichen des Schmerzes oder Widerwillens mit Vehemenz wieder ausgespieen wurden. In dem Sitzungsbericht der „Nymphaea“ in Leipzig vom 29. April ds. Js. in der „Nerthus“ be- richtet Herr Ritter von ‘/a cm langen keulenförmigen Stäbchen, welche sich an Myriophyllum scahr. angesiedelt haben und über deren Natur er im Unklaren ist. Nach der beigefügten Skizze handelt es sich zweifellos um die aus den eigenen Kotballen hergesteUten Schutz- hüllen eines Rädertiers, der Melicerta ringens. Unter das Mikroskop gebracht, erstreckt sich nach einigen Minuten geduldigen Wartens aus der Röhre das vier- lappige Räderorgan dieser ansehnlichen Rotatorie. Ein Teil der Tiere verlässt auch wohl die Hülle und schwimmt frei umher. Wir verweisen auf die vorzügliche, in den Text gedruckte Abbildung in Gurt Lampert’s „Leben der Binnengewässer“, die ein ganzes Büschel von diesen Röhren darstellt. Bericht der Sitzung vom 22. Juli 1902. Durch Veremsbeschluss wird genehmigt, dass An- träge, die zur Beratung kommen sollen, mit miudestens drei Unterschriften versehen, spätestens 8 Tage vor der betreffenden Sitzung dem Vorsitzenden eingesandt werden müssen. Hierauf setzt Herr Gangloff seinen in der vorigen Sitzung begonnenen Vortrag über hiesige Sumpfpflanzen fort. Herr Kuhn zeigt mehrere frisch erbeutete Exemplare eines ziemlich seltenen stattlichen Käfers, des Walkers Melolontha fullo vor und erfreut uns mit einer anschaulichen Schilderung von dem Vorkommen und der Lebensweise dieses Käfers. Ausser- dem zeigt er eine Anzahl Apus cancriformis und behält sich vor, in einer der nächsten Sitzungen über diese sonderbaren Tiere einen Vortrag zu halten. Einige sehr bemerkenswerte Mitteilungen über das Laich- geschäft des Diamantbarsches bringt Herr Püschel. In einem Elementglase von geringen Dimensionen, 32 X 23 cm, ist es ihm gelungen, den Diamantbarsch zur Fortpflanzung zu bringen. Später werden wir über diesen Fall eingehender berichten. Unter grossem Beifall wird ein Brief des Vorsitzenden ^er „Salvinia“ Herrn Brüning und ein Schreiben der „Wasserrose“ in Dresden, unterzeichnet von Herrn Engmaim, ver- lesen, betreffend die gegenseitige Mitghedschaft der ^ drei Vereine „Salvinia“, „Wasserrose“ und „Vallisneria“. Herr Lübeck erstattet hierauf den Kassenbericht und | teilt mit, dass bei einer Einnahme von 1955,62 Mark und einer Ausgabe von 1219,40 Mark ein Bestand von | • 736,22 Mark verbleibt. Die in dem Vereinsbericht vom 3. Mai er. der „Wasserrose“ tu Dresden gebrachte ';i ' Notiz, dass die Sagittaria montevidensis Nebentriebe f, hervorbringen kann, wird durch Herrn Ehrhardt be-^ stätigt an einem Exemplar, welches sich in seinem Paludarium auf unserer Ausstellung im Jimi ds. Js. befand. Herr Keim weiss ebenfalls von einer S. monte- vidensis zu berichten, die sich so unvorschriftsmässig ^ benahm. Zum Schluss gelangt eine Anzahl Vallisnerien von Herrn Wagner zum Besten des Vereins gestiftet ’ zur Versteigerung. Der Erlös hieraus beträgt 0,95 Mark. J Für die Eedaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25; für den Anzeigenteil: Creutz’sohe Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz ’s eben Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfe r in Burg b. M. Jahrgang XIII. Heft 18. Illustrierte Halbmonats-Schrift für der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. „Grünrocks“ Winterleben. A"on Prestele, Major a. D. (Mit ein-er Original-Aufnahme.) ^eit nimnielir 6 Jahren im Besitz dreier munterer Laubfrösche, der bekanntesten Vertreter und Freunde ans der Lnrchwelt, möchten einige während dieses verhältnismässig doch langen Zeit- raumes gemachte Beobachtungen über ihre Lebens- weise und Entwick- lung in ein und der- selben Behausung wohl geeignet er- scheinen, als Be- weismittel zu dienen für die Eich tigk eit der be- züglich ihrer Bio- logie an anderer Stelle niedergeleg- ten Bemerkungen, denen sich mel- 1 eicht im Nach- stehenden noch einige weitere De- tails über ihr Win- terleben, nicht ihren Winter- schlaf anreihen dürften. Meine 3 Frösche waren und sind Originalaufaahme für die Laubfroschhaus. „Blatter“. während des Winters im unter Tags geheizten Wohnzimmer und fallen deshalb nicht in einen festen, dauernden Winterschlaf mit den üblichen Begleitzuständen, wie die Lurche ihn in der Freiheit halten. Sei es nun, dass in kalter Temperatur, welche offenbar, wenn auch nicht die einzige Ursache ihres lethargischen Zustandes, doch entschieden daran beteiligt ist, der Frosch zu wirklichem Winterschlaf in seinem Häuschen kommt, auch die in erwärmten Eäumlichkeiten Untergebrachten können ihre „Natur nicht ver- leugnen“, es tritt auch bei ihnen, trotz allem mit dem Jahreswechsel unvermeidlich, ein ge- wisser Mangel an Lebensenergie ein, sie werden träger und schläfriger, häufig — jedoch keines- wegs immer — schwindet die hellleuchteude, prächtig grüne Farbe, sich in mancherlei Nuancen von Grau verwandelnd, die Atmung wii'd ruhiger, was sich deutlich an ihrer fast ununterbrochen in lebhaftester Bewegung befindlichen Kehlhaut ersehen lässt, das Bedürfnis für Nahrungsauf- nahme und damit die Verdauungsthätigkeit sind gemindert, beinahe aufgehoben. Tagelang bleiben sie an ein und derselben Stelle haften, die Augen halb geschlossen, entweder in einer Ecke zwischen den Glasscheiben, oder im Grün der Blattpflanzen verborgen, der ganze Körper zu einem Klümpchen zusammengeschrumpft, schein- bar leblos. So verhalten sie sich wohl meist während der trübseligsten Jahreszeit, wenn draussen in der Natur gleichfalls alles in fahles Grau gehüllt und die Erde in ihrem Winterkleid — in scheinbar tiefstem Schlafe — ein trostlos monotones Bild der Öde und Langweile zeigt, in dessen Rahriien sie in diesem Zustande gut hineinpassen. 206 Prestele: „Grünrocks“ Winterleben. Ganz anders, wenn auch nur vorübergehend, wird ihr Verhalten, wenn die helle Wintersonne durch die Fensterscheiben dringt und auch ihr Häuschen in milder Wärme durchleuchtet. Wird ihnen, was ja nur selten Vorkommen wird, eine durch die Wärme aus ihrem Versteck hervor- gelockte Stubenfliege — um diese Zeit eine Delikatesse — vorgesetzt, erwachen sie durch deren Umhersummen und beginnen, wenn auch nach einigem Besinnen, die gewohnte Jagd, zwar nicht als Parforcejagd, sondern auf dem Anstand. Nicht jedesmal gelingt der Sprung, es geht etwas gemächlicher zu. Sie rappeln sich nur schön langsam auf die Leiter zu, von wo aus sie bequemere Umschau nach dem Jagd- tiere halten können. Ist Halali geblasen, der Fang gelungen und die Beute mit Behagen verzehrt, beginnt bald der Moment der Euhe, der nach eingenommener Mahlzeit sehr häufig charakteristisch zur Anschauung gelangt, indem sie mit untergeschlagenen Pfötchen schön breit und behaglich auf den Sprossen der Leiter sich der Verdauung widmen. Ja, warum denn gerade auf der Leiter? Sie brauchen doch dazu — ja überhaupt keine Leiter in ihrem Häuschen — , könnte man ein- wenden. Gewiss ist auch eine Leiter ein keineswegs unentbehrliches Mobiliar für ihre Behausung. Monatelang habe ich, besonders zur Zeit be- sonderen Wachstums meiner Reinechea — ihrer „Zimmereinrichtung“ — die Leiter entfernt ge- halten und nur die Blätter der Pflanze selbst ihnen als Wohnsitz — buchstäblich genommen — überlassen. Die Folge war, dass sie sich meist auf den Blattenden in der Höhe — wenig- stens immer während der besseren Jahreszeit — niederliessen und diese, dadurch vollständig umgeknickt, kein schönes Bild trotz ihres üppigen Wachsens darboten. Eine weitere, nicht ganz bedeutungslose Eigenheit lag in der Elastizität der Blätter behufs der Ausübung ihrer Jagdleidenschaft, beim Sprung gaben jene nach, mancher Misserfolg war die Folge. Als ich den Überschuss an Blättern entfernt, da- durch Luft gemacht und die Leiter wieder an ihren alten Platz gebracht hatte, konnte ich sofort bemerken, wie sie alle 3 mit Vorliebe wieder ihre Leiter auf suchten. Dieses Verfahren habe ich einige male wiederholt und jedesmal wurden die Sprossen der Leiter, trotzdem dass genügend grünes Laubwerk daneben vorhanden war, benutzt, nicht blos als Euheplatz im dolce far niente, sondern ganz besonders, wenn zur Sommerszeit das Häuschen reichlich mit Fliegen — jagdbarem Wild — versehen war, rasch die Leiter erstiegen,' von wo nicht nur ungehinderte Umschau, sondern auch sicherer Absp rung- garantiert war. Kleine Ursachen, grosse Wirkung ! Hinzufügen möchte ich noch, dass meine Leiter aus leichtem, angestrichenem Blech mit breiten, nicht runden Sprossen, also bequem Unterlage bietend, besteht. Eine notwendig gewordene Änderung habe ich noch in dem Froschhaus vorzunehmen für gut befunden, nämlich das Haus um ein Stock- werk „aufzubauen“. Sogar auf die Frosch- häuser erstreckt sich scheinbar — die Speku- lation (siehe Abbildung). Durch diesen „Auf- bau“ ist nicht blos für Licht und erhöhte Be- wegungsfreiheit, sondern auch für die Herstellung einer genügenden Ventilation gesorgt, indem nämlich durch leichtes Heben des gut auf- sitzenden „oberen Stockwerks“ und Lüften des Deckels die nötige Luftzufuhr bewerkstelligt werden kann. Es ist somit dem scheinbaren Nachteil, dass nur das Dach des Häuschens aus durchbrochenem Metall, die Seitenwände aber aus Glasscheiben bestehen, vorgebeugt. Eine permanente Luftzirkulation, wie für grössere Terrarien wohl nötig, halte ich für die in Frage stehende Konstruktion nicht für geboten. « In dem oberen Stockwerk (d. 1. Etage) ist auch die zu erhöhter Bequemlichkeit der In- sassen dienende Leiter — wie schon besprochen — untergebracht, wodurch die in die Höhe strebenden Blattpflanzen vom Grunde aus mehr geschont bleiben, die Bewohner selbst freie Umsicht gemessen und nun ihre so oft und vielmals ihnen nachgerühmte Eigenschaft — als Wetterpropheten ausnutzen — könnten, wenn, ja wenn sie diese 1. überhaupt besässen, und 2. wenigstens init Zuhilfenahme der Leiter aus- zuüben nötig hätten! — Laubfrosch und Wetterprophet sind quasi Synonyma geworden! Über seine prophetische Begabung herrscht noch immer vielfach der Glaube,- sein Aufenthalt am Boden zeige schlechtes, sein Sitz auf der Leiter — und zwar um so höher, um so besser — schönes Wetter an. Darüber, dass diese Anschauung eine völlig irrige ist, dürften die Akten endgiltig geschlossen sein. Jedenfalls steht sein Auf- und Absteigen auf der Leiter mit dem Wetter in keinerlei Beziehung. (Schluss folgt.) Alfr. Lieb scher: Der echte Girardiniis decemmaculatus. 207 Der echte Girardinus decem- maculatus. Von Alfr. Liebscher, Dresden. Brosses Aufsehen erregte vor ca. drei Jahren das Auftreten unseres allbekannten Girardinus caudimaculaius, dieses ersten, bei uns eingeführten, lebendig gebärenden Zahn- karpfens, welche]’ in kurzer Zeit seinen Sieges- lauf durch uusere Aquarien genommen hat, da das Interesse für den Geburtsakt selbstredend bei allen Liebhabern ein reges war. Leider war bei Bestimmung desselben in- sofern ein Irrtum unterlaufen, als solcher die Bezeichnung decemmaculatus erhalten hatte, während derselbe nur einen dunklen Fleck auf beiden Seiten aufweist und wohl mancher Lieb- haber mag seine Verwunderung über die Unsicht- barkeit der übrigen neun Flecke gehabt haben. Erst im vorigen Herbst gelangte der echte Zehnfleck-Kärpfling von Hamburg aus in den Handel, und ist derselbe in diesem Jahre sowohl in Züchtereien als auch iu Privathäusei’ii nach- gezüchtet worden. Die Grösse und Form des Girardinus decemmaculatus ist fast dieselbe me beim Girardinus caudimaculcctus, niu’ ist ersterer etwas schlanker und zierlicher gebaut, der Rücken des Weibchens hat eine stark kupfer- bronzene Färbung, während der des Männchens metallisch grünglänzend ist. Von der Seite be- trachtet, sind die Fischchen fast durchsichtig und hat das Weibchen auf jeder Seite des Körpers 10 tief schwarze unregelmässig grosse Flecke, welche in gleichmässigen Abständen in einer geraden Linie vom Kopf bis zum Schwänze auf der Mitte des Körpers hinlaufen und dem Tiere einen reizenden Anblick verleihen; bei dem Männchen sind diese Flecke nur bei günstiger Beleuchtung zu sehen, da dieselben fast farblos sind. Die Begattung und der Geburtsakt gehen beim Gir. decemmctculatus genau so wie beim Gir. caudimaculatus vor sich, nur ist die Zahl der gewoi’fenen Fischchen nicht so gross wie bei letzterer Art, da mein grosses Weibchen nur 18 Stück hervorbrachte, doch nimmt solches nach 3 Wochen bereits wieder ersichtlich zu, sodass bald auf weitere Nachzucht zu rech- nen ist. Eigentümlich ist, dass bei den jungen Gir. decemmaculatus die Flecken nicht zu bemerken sind, während beim Gir. caudimaculatus der charakteristische Fleck bei der Geburt bereits sichtbar ist. Jedenfalls ist dei' Gir. decemmaculatus in- folge seiner Färbung berufen, bald ebenso beliebt zu sein, wie sein bisher unter falscher Flagge segelnder Vetter. Das Brackwasser-Aquarium. Von Josef Fischer. (Schluss.) ■|a ich den beiden Seefischen durchaus Süss- I wasserflsche zur Gesellschaft geben wollte, beschloss ich, ziemlich grosse Tiere zu wählen, die den beiden imponieren sollten. Eine Schleihe und ein Goldfisch waren dazu ausei'sehen. Die Schleihe war an Körperfülle 3 mal soviel als der Blennius, und so glaubte ich keine neue Kata- strophe befürchten zu müssen. Zuerst gab ich den Goldfisch in das Aqua- rium. Seine grelle Farbe machte den Blennius stutzig. Neugierig blinzelte er den Ankömmling an, während der Golnus denselben in die Seite stiess. Nun kam die Schleihe in das Aquarium. Ihr Umfang liess es dem Blennius geraten er- scheinen, eine sichere Zuflucht zu suchen, und er verbarg sich unter Steinen, nur den Kopf frei heraus, damit ihm ja nichts entgehe. Da streift die Schleihe sein Maul, was ihn veranlasst, sie an der Schwanzflosse zu zerren, worauf sie sich flüchtet. Dies giebt dem Blennius Mut und kühn fährt er aus dem Versteck, der Schleihe nach, kneipt dieselbe abermals in die Schwanz- flosse und will schier nicht mehr loslassen. Da hebt die Gegnerin mit bedeutendem Kraftauf- wande den Hinterleib und schleudert damit den Blennius derart an die Glaswand, dass er mit WTiclit an dieselbe geschlagen wird, worauf ich ihn bereits als verloren betrachtete. Doch dieser ist gefasster als ich, dreht sich zweimal um seine Längenachse, macht einen Sclnvung und schon hat er seine Gegnerin bei der Rücken- flosse gefasst und verbeisst sich in dieselbe. Was nun folgte, war grauenhaft anzusehen. Die Schleihe schnellte und kugelte sich, um von ihrem Peiniger los zu kommen; jedoch vergebens. Endlich gelang es mir, den kämpfenden Knäuel zu fassen und zu trennen. Der Blennius war doch sonst sehr fried- liebender Natur, was mü' sein Zusammenleben mit 12 kleinen gehörnten Schleimfischen bewies. Nie that er diesen etwas zu Leid, im Gegenteil 2,08 Franz Werner: Baumschlangen. schien er der Yei'anlasser ihrer Spiele, ihres Haschens und Versteckens zn sein. .Die Fische führten ein idyllisches Leben untereinander, wie es friedlicher nicht gedacht werden kann. Mit der Schleihe dagegen der Kampf! Wie ist dies zu erklären? Den Goldfisch entfernte ich auch sofort, er hatte nur eine Schwanzecke eingebüsst. Nr. 4. Eine runde Wanne, besetzt mit 20 Stück Jungen Lauben, 4 Bitterlingen, 2 Gress- lingen, 2 KatzeuAvelsen und 1 Grünschleihe. Pflanzen: Qnellmoos. Das Wasser zeigt am 20. April 2 da gehen 2 Lauben ein, am 24. April 37.. 4 Lauben sterben ab, am 25. April 37., ein Gressling springt heraus, am 27. A])ril 4 am 29. April 6 Da setze ich einen von Herrn v. Blumencron erhaltenen Goldfisch dazu. Da dieser Fisch inbezng auf Futter nicht wählerisch ist und meine an Brackwassei“ be- reits gewöhnten Lauben verspeist, sehe ich mich veranlasst, denselben von der Gesellschaft wieder zu trennen. Die Salzzuführung fortsetzend, erreichte ich im Wasser 1 1 ”, worauf wieder einige Lauben eingingen. Nr. 5. Besatzung: 1 Ceriantkus, 2 Edel- steinrosen, 1 Anemona sulcata, 3 Seenelken, 15 rote, 11 grüne Aktmien. Hier ging ich eHvas langsaniei' vor, sodass das Wasser am 25. April 23 ” zeigte, am 27. April 227a am 29. April 21 ”, am 30. April 20 ”, am 4. Mai 20 ” und am 8. Mai 19 ”. Bis heute ist keinei'lei Veränderung, alle Aktinien sind aufs schönste entfaltet und fressen gut. Nr. 6. Besatzung: 11 grüne und 7 rote Pferdeaktinien. Bei diesem Aquarium schlug ich anfangs gleich ein Schnelltempo ein, so zwar, dass das Wasser schon am 20. April nur mehr 19 ” zeigte, am 22. April 18 ”, am 24. April 16 ”, am 27. April 15 ”, am 29. Ainil 14 7.2 am 30. April 13 ”. Während dieser Prozedur gingen 3 rote Pferdeaktinien ein, während die grünen sehr schön entfaltet sind, die übrigen roten sind fest geschlossen. Nr. 7. Besatzung: 1 Goldfisch, 2 Zwerg- welse, 1 Hundsfisch, 2 Stichlinge, 3 Ellritzen, 2 Karpfen, 1 Karausche, 20 Lauben und 2 Bit- terlinge. Pflanzen: Vallisuerien, Nelumbo, Pfen- nigkraut, Calmus, Pfeilkraut, wwrzenfrüchtiges Tausendblatt, Wasserhahnenfuss, Wasserpest und Froschbiss. Das IVasser zeigte am 15. April 72 ”, 16. April 1 ”, 17. April 72 1^. April 1 ”, 19. April 2”, 20. April 172 ”, 23. April D/., ”, 25. April 3 ”, 26. April 3 72 “j ^7. April 4 ”, 28. April 37a ”, 29. April 4 ”, 30. April 47a ”, 1. Mai 5 ”, 4. Mai 7 ”, 9. Mai 8 ”. Trotz Zu- giessens von Seewasser zeigte sich öfters ein niedrigerer Salzgehalt als tags vorher. Ent- weder vereinigen sich Süss- und Seewasser nicht sofort gieichmässig, oder die Pflanzen entnehmen Salz, Avas mir die nächste Zeit zeigen wird. Als das Wasser 3 ” zeigte, setzte ich 2 grössere Lauben ein, und am 26. April auch einen amerikanischen Sonnenfisch. Am 25. April und am 4. Mai veilor ich je 3 kleine Lauben, während sich die übrige Gesellschaft sehr wohl befindet und grosse Fresslust zeigt. Der Calmus ist unter 1 Monat um 30 cm gewachsen. Alles grünt und treibt, nur der Froschbiss wfird gelb und voller Löcher, wie eine ausgiebig benutzte TramAvay-Unisteig- karte. Nr. 8. Besatzung: 2 grosse venezianische Grundeln (Gohius exanthematios), 1 Wollkrabbe, (Dromea vulg.), 2 Taschenkrebse, 2 gemeine Krabben. Das Wasser Aveist 11 ” auf. Die successive ümAvandlung auf SüssAvasser brachte bei den Tieren bis heute keine Veränderung hervor. Ich glaube, meine hier geschilderten Ver- suche zumindest als „nicht ungünstige“ betrachten zu können, Aveshalb ich mich der angenehmen Hoffnnng hingebe, ein BrackAvasseraquarium zustande zu bringen. Baumschlangen. Von Dr. Franz Werner. (Mit einer Original- zeiclmimg.) Sor einigen Monaten berichtete ich in „Natui’ und Haus“ über eine herrliche Baum- schlange {Chrysopelea ornata), die ich längere J Zeit lebend beobachten konnte. Es mögen hier | nun meine Beobachtungen an der verwandten i grünen Baumschlange Ceylons {Dryophis myc- | terizans L.) Platz finden. |: Dryophis mycterizans Avurde zuerst, soviel | mir bekannt ist, im Jahre 1897 von Hagenbeck eingeführt und in einem wundervoll mit Blatt- s pflanzen ausgeschmücktem Terrarium im da- maligen „Vivarium“ im Prater in mehr als 50 Exemplaren dem Wiener Publikum vorgeführt.*) ^ Die grünen Baumschlangen waren damals ent- ^ schieden die am meisten bewunderten von air ,7; den ausgestellten Reptilien, und ihre Anziehungs- • *) Zoolog. Garten, XXXVllI, 1897, p. 210, 261. . J Franz Werner: Baiimschlangen. 209 diese Sclilange zu eine]- dei- anziehendsten Arten, die bis- her lebend nach Eni-opa g-ekomnieii sind. Siegehöi’t zn den Nattei n (Gülnhridae), lind zwar zndei- grosseiiGrnigie derselben, wel- che man als 0 ]) i s t h 0 - g 1 y p h a e zn- sammenfasst lind bei wel- chen, wie ihr Name anden- Origiiial/.eiclmuiig füv die Dniophis mycterizans L. hin - liittei-“ von L. Müller- Jlalnz. ^ ^ ter steil (Jber- kraft be- währte sich so- gar noch ein weiteres Jahr, in- demviele Perso- nen dann noch nach ihnen fragten, denen die übrigen Eeptili- en nicht mehr viel Interesse abzugewinnen vermochten. Dryophls mycterizans ist aber auch ein wunderbares Tier; seine prachtvolle grüne Färbung, seine überaus schlanke Gestalt und die anmutigen Bewegungen, die aber von denen anderer Schlangen so ganz verschieden sind, seine — ich möchte sagen — poetische Lebens- weise hoch im Gezweig der immergrünen Ur- waldsbäume und -sträucher, lebenslang der Be- rührung mit dem Erdboden entrückt,*) machen kieferzähne mit einer Längsfnrche am vorderen Bande versehen sind. Diese Furchenzähne stehen mit einer Giftdrüse in Verbindung und daher sind alle Opisthoglyphen nicht nur Trugschlangen“, *) Nur ausnahmsweise, in Gefangenschaft nur, wenn sie ihrem Ende nahe sind, kommen sie (wie Cliamaeleons und AnoLis) dauernd von ihren luftigen Wohnplätzen auf den Boden herab. Avie man früher zu sagen pflegte, sondern thatsächlich giftig, Avenugleich das Gift meist sehr schwach vfli'kt und der Biss wegen der Lage der Giftzähne weit hinten im Bachen, rvelche das Beissen irgend eines menschlichen Körperteils nur bei den grössten Arten (CoeJopelfis monspessuJana) gestattet, für den Menschen selten gefährlich ist. Dryopliis besitzt aller ausser diesen Furchenzähnen, welche die Vorläufer der hohlen Giftzähne der Vipern sind, noch besondere Fangzähne im Ober- und Unterkiefer, welche sich von den übrigen Zähnen durch besondere Länge unterscheiden. I)ei‘ Kopf ist langgestreckt und im Ver- hältnis zu dem Hals und sogar zum dicksten Körperdurchmesser, im Vergleich zu den oft kleinköpflgen und dickleibigen Eiesenschlangen, ziemlich gross. Die Augen sind gross, von gelblicher Farbe, und besitzen eine horizontale, etwas biscuitförmige Pupille, während wii- bei unseren heimischen Schlangen nur eine runde (Nattern), oder eine vertikale Spaltpupille (Vipern) Anden. Dryophls ist aber ein aus- schliessliches Tagtier, mehr als viele Nattern mit runder Pupille. Die Schnauze ist in einen kurzen, zugespitzten, weichen, mit Avenigen Schuppen bekleideten, über den PTnterkiefer vorragenden rüsselartigen Anhang verlängert, 210 B. Bade: Auf Helgoland. dem die Art ihren Namen (wycferi^'aws = nasen- rümpfend) verdankt; er soll der Schlange als Tastorgan, als Leitimgsrinne beim Aufsangen des Thaues und Eegenwassers von den Blättern, endlich beim Durchkriechen dichten Gezweiges, ähnlich wie ein fein zusammengedrehter, also spitzer Faden, leichter durch ein Nadelöhr geht, als ein stumpf abgeschnittener, dienen. A^on allen diesen Annahmen scheint mir nach meinen Beobachtungen die zweite, von Dr. Schnee auf- gestellte, die beachtenswerteste zu sein. Der ßumpf und der Schwanz sind äusserst langgestreckt und schlank, ein langer, dünner Hals nimmt die enorm lange Luft- und Speise- röhre auf; die letztere ist auffallend weich und so zartwandig, dass sie völlig durchsichtig er- scheint; auch das Herz ist sehr langgestreckt, von den beiden Lungen ist die eine etwa bohnen- gross, die andere aber wieder ausserordentlich lang, und nur am vorderen Ende so wie die kleinere mit Luftzellen und Blutgefässen ver- sehen, im weitaus grösseren hinteren Teil da- gegen einen einfachen, glatten Sack mit zarten AA^andungen, ein grosses Luftreservoir vorstellend. Ausserordentlich langgestreckt sind auch Lebei', Bauchspeicheldrüse und Nieren, während die Gallenblase und die Genitalorgane wenig von den betreffenden Organen anderer Schlangen abweichen. Die Schuppen des Eumpfes [sind lang- gestreckt, schmal und in schiefen Eeihen zu beiden Seiten der aus etwa rhombischen Schuppen bestehenden Mittelreihe angeordnet. Die A^erbindungshaut zAvischen den Halsschuppen ist schachbrettartig weiss und schwarz gefleckt, und da beim A'erschlingen einer Beute diese Haut zwischen den grünen Schuppen sichtbar Avird, so ist durch ungenaue Beobachter die falsche Angabe vom Farben Avechsel der Baum- schlangen gemacht worden, die sich sogar in das „Lehrbuch der Zoologie“ von Claus ein- geschlichen hat. Die Kehle, des Dnjophis myeterizcms ist weisslich, die Färbung geht nach hinten all- mählich in gelbgrün über und ist durch zwei gelbliche Längsstreifen, die sich merkwürdiger- weise auch bei anderen grünen Baumschlangen {Coluber oxyceplialus, Ladiesis gramineus u. a.) Anden, von der reiner grünen der Oberseite ge- schieden. Auch die Kopfseiten sind heller als die Oberseite des Kopfes (gelbgrün bis gelb). (Schluss folgt.) Auf Helgoland. Von Dr. E. Bade. (Mit mehreren Originalaufnahmen.) (Fortsetzung.) Bine Stätte ernster AAissenschaft besitzt Helgoland in seiner Biologischen Station. Solche Stationen, in deren Einrichtung Deutsch- land bahnbrechend vorgegangen ist, haben ausser- ordentlich viel fördernd auf die Entwicklung der modernen Biologie eiugewirkt, denn es ist nicht jedem Forscher vergönnt, sich an grösseren Ozeanfahrten beteiligen zu können, um seinen Gesichtskreis zu erweitern und hier sprangen diese am Meere gelegenen Stationen vermittelnd ein, denn das Meer mit seinen bunten Tier- und Pflanzenformen ist die eigentliche Hoch- schule des modernen Zoologen. Dem Studium der Meeres-Orgauismen verdanken wir an erster Stelle die Grundlagen, welche das Fundament der Biologie bilden. Schon 1835 weilte Elmen- berg und der Göttinger Physiologe EudolfAA^agner auf Helgoland und entdeckten hier die Noctüuca miliaris, die Ursache des Meeresleuchtens der Nordsee. Im Jahre 1846 begann hier Joh. Müller mit seinen Schülern seine Aufsehen erregenden Untersuchungen über den inneren Bau und über die Larven der Seesterne und Seeigel. Hier war es auch, wo dieser Forscher mit einem feinen Gazekäscher das Plankton fing und der wissenschaftlichen Untersuchung zugänglich machte. Frey und Leuckart empfingen auf Helgoland die nötigen Anregungen zu ihrer Arbeit : „Beiträge zur Kenntnis der wirbellosen Tiere“, durch welche die Cölenteraten wissen- schaftlich umgrenzt wurden u. s. w. ■ Kurz nach derÜbergabeHelgolands anDeutsch- land wurde vom Kultusministerium die Anlage einer Biologischen Anstalt auf Helgoland ins Auge ge- fasst und im Jahre 1892 wurde dieselbe gegründet. Der Station zu gesellt sich nun noch in letzterer Zeit ein neu eingerichtetes Schau-Aquarium. Die Anstalt bestand ursprünglich nur aus einem Gebäude, welches bald den Bedürfnissen nicht mehr genügte und erst durch Erwerbung eines benachbarten Hauses, das ursprünglich postalischen Zwecken diente, wurde für die weiteren nötigen Eäumlichkeiten gesorgt. Über die Ausrüstung der Anstalt folge ich hier im Auszuge dem in den „Mitteilungen des deutschen Seefisch erei-Vereins“, Bd. XV AATeder- gegebenen. Der Leiter der Anstalt ist Professor Dr. F. Heincke, dem mehrere Kustoden für die Bearbeitung des zoologischen und botanischen Materials beigegeben sind. AVeiter arbeiten E. Bade; Auf Helgoland. 211 meister und einige Fischer. Der Fischmeister, N. J. Lornseii, hat in früheren Jahren die Hoch- seefischerei auf der Nordsee betrieben und ist in allen Zweigen der Fischerei gründlich erfahren. Mit Fischereigerätschaften ist die Anstalt gut ausgerüstet und veiniag sie hierin mit den bestausgestatteten Stationen des Auslandes jeden Vergleich auszuhalten, doch muss hinzugefügt werden, dass die Beschaffenheit der zur Station gehörenden Fahrzeuge eine gewisse Einschränkung erfahren hat. Ausser mehreren Booten ist als grösstes Fahrzeug eine 10 in lange Motorbarkasse vorhanden, die zum Segeln eingerichtet ist, aber ausserdem noch eine Hilfsschraube mit Petroleum- motor führt. Die Barkasse kann aber nur einen Umkreis von 15 Seemeilen um Helgoland befischen und ist nicht gross genug, um Nächte hindurch auf See bleiben zu können. Die Ausrüstung der Anstalt mit einei' reichen Anzahl wissenschaftlicher Apparate für Meeres- untersuchungen ist selbstverständlich, und es wird hier kaum ein Hilfsmittel fehlen, vom Mikroskop bis zu den verschiedensten Chemi- kalien, vom Kompass bis zum Aräometer, welches bei Untersuchungen gebraucht wird. Der Wert der biologischen Station auf Helgoland lässt sich mit wenigen Worten er- ledigen. Helgoland wird als Studienplatz ambulanter Gelehrter nie mit der berühmten zoologischen Station zu Neapel konkurrieren können, denn hier lockt der Reichtum an zahl- reichen Tierformen aus den verschiedensten Klassen und Ordnungen und die bunte Pracht der unterseeischen Wiesen die Naturforscher zu den Gestaden des sonnigen Mittelmeeres. Dafür aber übertrifft Helgoland Neapel an Bedeutung für die Seefisclierei weit. Es ist die einzige, weit in See liegende Insel des am stärksten befischten Meeres der Erde, und in erster Linie dazu berufen, als Studien- und Lehraiistalt für alle diejenigen zu dienen, die deniFischleben und Fisch- fang des Meeres ihr Interesse entgegen bringen. Nach kritischer Sichtung aller in der Nordsee bisher gefangenen Fische führt Heincke 80 Arten auf, die um Helgoland Vorkommen, also weniger als in einem grossen Teile der Ostsee gefunden werden. Für diese Artenarmut giebt Heincke an, dass Helgoland gewissermassen in einem toten Winkel der Nordsee liegt, seit- wärts von den grossen Heerstrassen, auf denen zur Zeit ein beständiger und lebhafter Austausch nördlicher und südlicher Tierarten erfolgt. Die erste Heerstrasse folgt von Süden her dem Golf- strome bis zur Küste Norwegens. Hier zweigt sich eine Strasse ab, welche südliche oder atlantische Fische entlang der norwegischen Küste in die Ostsee leitet. Eine von Norden kommende Strasse folgt dem Strome polaren Tiefwassers und bringt arktische grundbewohnende Fische bis zum Wall der Doggerbank, wo der Weg sich scheidet und einerseits in die Ostsee, Xacli einer photographischen Aufnahme. Biologische Station auf Helgoland. 212 Kleine Mitteilungen. andererseits an der Ostküste Schottlands und Englands nach Süden führt. Dabei übt der Salzgehalt des Wassers nach Heincke auf die Verbreitung vieler Fische nur einen selir geringen Einfluss aus. Charakteristisch für Helgoland ist eine sehr stabile Fischfauna, indem es nur wenig Gäste besuchen und unter diesen sind vorwiegend solche Formen, die den Meeresboden jenseits der üferzone bewohnen. Ferner wiegt auch der südliche Charakter bei den Fischgästen über. Besondere Aufmerksamkeit wird auch von der Station der Biologie der Nutzfische, insbesondere ihrer Fortpflanzung zugewendet. (Fortsetzung folgt.) ^Cleine J\4itfeÜuti^en. Die Ausstellimg des „Triton“ in Berlin. — Die vom 4. bis 15. September stattgefimdene Ausstellung des „Triton“ im Restaurant Belvedere an der Jauuo- witzbrücke, kann sieb, wie ich gleich vorausschicken will, nicht mit der letzten Ausstellung des Vereins im Wintergarten messen. Es ist tief zu bedauern, wenn von den vielen Mitgliedern des Vereins nur etwas über 25 Liebhaber ihre Sachen zur Schau gestellt haben. Aber auch von diesen sind nur einige wenige Becken ausgestellt, welche die Bezeichnung „Zimmeraquariuin“ wirklich verdienen. — An Fischen neu gezeigt wurde ein noch nicht bestimmter prächtiger Barsch, aus der Züchterei von P. Schäme-Dresden, ein Neetroplus aus Mittel-Amerika und eine Spezies Eleotris aus Haiti, die mit zahlreichen anderen Fischen (Behälter 1 bis 23), die von dem Borne’sclie Züchterei ausstellte. In guten Exemplaren war Geophagus gymnogenys vertreten, sowie weitere in letzter Zeit eingeführte Fischarten, dagegen waren die Goldfischabarten in wirklich schönen, gesunden Exemplaren nicht vorhanden, desgleichen fehlten auch gute heimische Fische. Ein Liebhaber stellte ein Becken aus, in dem sich Bastarde (?!) zwischen Makropoden- Weibchen und Kampffisch-Männchen befinden sollten. Der Aussteller wird sich wohl geirrt haben, denn an den ausgestellten Fischen war ein Bastardtyp nicht zu sehen. An Terrarien und an Terrarientieren liess die Ausstellung noch mehr zu wünschen übrig als an Aquarien und Aquarientieren, dagegen waren einige gute Seewasser-Aquarien und auch annehmbare Pflanzenkulturen vorhanden. Besonders zu erwähnen sind noch die heizbaren Zucht- Aquarien „Ideal“ von Andersen, die ihre wohlveixliente Würdigung fanden; eines dieser Aqua- rien mit Aufsatz und reicher Sumpfpflanzenkultur zählte mit zu den schönsten Becken der Ausstellung. — Ich muss es hier nochmals wiederholen, dass es lebhaft zu bedauern ist, dass ein so geringer Bruchteil der „Triton“- Mitglieder sich an der Ausstellung beteiligt hat, im anderen Falle würde die Ausstellung sonst ein reich- haltigeres Bild ergeben haben. Bade. Eine eigenartige Krankheitserscheinung bei Auolis. (Mit Abbildimg.) — Vor ca. zwei Monaten be zog ich von einem Händler einige Anolisarten, die ich in einem neu eingerichteten Behälter mit mehreren Lacerten zusammen unterbrachte. Es waren ziemlich tadellose n Tiere bis auf ein Männchen, dem eine Zehe des rechten Vorderfusses fehlte. Da aber solche Verstümme- lungen infolge von Paarungskämpfen etc. nicht selten Vorkommen, war mir diese Erscheinung nichts Auf- fallendes. Meine Auolis frassen die Vorgesetzten Heu- schrecken und Mehlwürmer mit scheinbar geringem Appetit, während ihre Bewegungen ziemlich langsam und unbeholfen waren. In der Annahme, dass die Temperatur von + 18 ® R. zu niedrig sei, oder ein grünes Blätter- bäumchen fehlte, beschaffte ich auch dieses, jedoch ohne Erfolg. Die sonst so behenden und rastlosen Tiere wurden immer bewegungsloser und lagen oft tagelang, die Beine von sich gespreizt, mit getrübtem Auge auf einem Aste. Eines Morgens bemerkte ich indess beim Füllen des Wassernapfes, dass ein er- schreckter Anolis einem Aste zusprang, sich aber mit den Vorderfüssen an demselben nicht anklammern konnte. Ich fing ihn sogleich heraus imd bemerkte zu meinem nicht geringen Entsetzen, dass an je einem Vorderfusse zwei Finger wie abgeschnürt herabhingeu; bei einem zweiten fehlten die Krallen, während beim dritten uiid vierten die Lamellen der Finger beider Vorderfüsse mit einer Kruste überzogen waren, aus denen, bei geringer Pressung, ehre rotbraun gefärbte Masse herausquoll. Dass auf solche Weise von einem Mikroparasiten gequälte Tiere nicht bewegungsfreudig sein können, war mir jetzt recht wohl klar. Offenbar wurden durch das eine Stück, an dem ich schon von Anfang an das Fehlen eines Fingers bemerkt hatte, die übrigen infiziert. Zwischen den Lamellen der zarten Vorderfüsse hatte der Parasit reichlich Zeit und Gelegenheit, unbeachtet und wenig gestört sein Wei'k zu vollbringen. Drei Stücke musste ich töten, denn die Finger waren grösstenteils schon verloren (siehe Abbildung), während ich das vierte, dem nur ein Finger angefressen war, durch tägliche Pinselung mit Petroleum retten konnte. Wann, wo und auf welche Art die Schmarotzer in das erste kranke Tier gelangten, ist mir unklar; keinesfalls aber geschah es in meinem Behälter. Merkwürdigerweise blieben sämt- liche Lacerten von ihm verschont. Jos. Scherer, München. Das Erkeimeu der Fischgesclilechter. (Mit Ab- bildung.) — Wenig bekannt ist, dass sich das Geschlecht bei vielen Fischen, oft auch im jüngeren Lebensalter, sehr leicht feststellen lässt, wenn man die Tiere von oben betrachtet. In dieser Aufsicht erscheint ein Weibchen stets dicker und weniger schlank gebaut als ein Männchen. Besonders charakteristisch ist dieses Kennzeichen bei Makropoden und kann der Liebhaber durch dasselbe schon die Brutfische nach Geschlechtern sicher unterscheiden. Auch bei vielen anderen Fischen angewendet, ist dieses Unterscheidungs- zeichen stichhaltig. E. ^ Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26 ; für den Anzeigenteil : Creutz ’ sehe Verlagshuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’sohen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfer in Burg b. M/ Jahrgang XIII. Heft 19. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Versuche mit Süsswasser-Tieren im Seewasser. AipFür Seewasser eignen sich vorzügiicli Glas- aquarien. Wenn man sich aber vor Bruch fürchtet, welche Gefahr bei einer weiclien Filzunterlag-e allerdings nicht gross ist, so kann man auch jedes gut mit Mennige verkittetes Süsswasseraqnariiim in ein Seewasseraqnarinm umwandeln, indem man die Fugen mit einer Schellacklösnng überstreicht und so den Kitt vor Auslaugung schützt. Die Beschaffung ganz neuer und grosser Aquarien ist ebenfalls nicht mit so erheblichen Kosten verknüpft, wie man gewöhnlich anzunehmen pflegt. Ein Gestell aus Winkeleisen ist billig; Spiegelglas kauft man in beliebiger Stärke in Abbruchgeschäften ; einen Luftkessel kann jeder Schlosser machen; Zeiger- manometer von alten Dampfkesseln sind in Alt- handlungen für wenig Geld zu haben ; eine gute Fusspumpe kostet drei Mark und ein guter Durch- lüfter drei Mark und fünfzig Pfennig. Das Wasser ist auch leicht zu beschaffen. Natürliches See- wasser kann man in Küstenstädten und in Ort- schaften, die mit dem Meere in direkter Ver- bindung stehen, durch Seeleute bekommen, und der Binnenländer kann sich nach dem bekannten Rezept mit geringen Kosten und kleiner Mühe künstliches hersteilen. So fehlen dann nur noch die Tiere. Welche reiche Auswahl bietet das Meer an Polypen, Schnecken, Krebsen und Fischen! Mit letzteren wollte ich einen Versuch machen und Hess mir deshalb Seewasser aus der Nordsee mit- bringen. Dasselbe wurde gut filtriert und in einen grossen Glashafen gethan. Der Durchlüftungs- apparat wurde aufgestellt, und so war alles da bis auf die Bewohner. Mit diesen habe ich es nicht besonders eilig gehabt, denn ehe ich mir Fische be- sorgte, wollte ich aus eigener Anschauung nament- lich über die Futterfrage einigermassen orientiert sein, und so stellte ich denn zunächst allerlei Versuche mit Süsswassertieren und Seewasser an. Ausser dem vorerwähnten grossen Gefäss mit reinem Nordseewasser stellte ich ein kleineres Glas auf mit Brackwasser, etwa zu gleichen Teilen aus Süss- und Seewasser bestehend, und einen grösseren Einmacliehafen mit vier Liter Süss- wasser und 7., 1 Seewasser dazu. Diesen Hafen bepflanzte ich mit Wasserpest, Elodea densa, welche sehr gut darin gedeiht. Die andern beiden Gläser enthalten nur Sand und Steine ohne jegliche Bepflanzung. Über dem kleineren von diesen beiden hing ich an der Wand ein Ein- macheglas mit Süsswasser auf und that einen Lampendocht hinein, wie er zu Spritlampen ge- braucht wird. Auf dem einen Ende, welches im Glase sich befindet, ist der Docht mit einem Schiefergriffel beschwert, und das freie Ende hängt etwas über zwei Handbreiten unter dem Boden des Glases herab. Auf diese Weise ist für einen fortwährenden Tropfenfall und beständige Versüssung des Brackwassers Sorge getragen. Der Tropfenfall bringt auch eine genügende Durch- lüftung, obgleich ich von Zeit zu Zeit mit einer Spritze etwas nachhelfe. Ganz leer von Eischen wollte ich die Behälter aber nicht stehen lassen, und so holte ich mir denn aus einem Tümpel eine ganze Menge junger Stichlinge, dreistachlige und neunstachlige. Die neunstachligen Stich- linge, Gasterosteus pimyiüus gingen alle ein, sowohl die im reinen Seewasser, als auch die, welche in das schärfere Brackwasser gesetzt wurden. Von den jungen dreistachligen Stich- lingen, Gasterosteus aculeatus starb kein einziger, weder im schwachen noch im stärkei-en Brack- wasser, noch in reinem Seewasser, auch dann nicht, als sie ganz unvei'inittelt hineingesetzt wurden. Später sind die meisten von ihnen von den Seefischen aufgefressen worden. Schon früher, während eines Ferienaufent- haltes in Neustadt a. d. Ostsee hatte ich Beob- 214 Versuche mit Süsswassertieren im Seewasser. achtungen angestellt darüber, wie lauge sich Mückenlarven, Daphnien und andere Kleinkrebse im Seewasser hielten. Die Resultate waren recht befriedigende. Am längsten lebten Mückenlaiwen, nämlich ca. 36 Stunden. Diese Versuche setzte ich nun zu Hause fort. Das Ergebnis wai' folgendes: In der Mischung 1:1 lebten Süss- wasserdaphnien fast 24 Stunden. In reines Nordseewasser gesetzt, zeigten sie nach fünf Minuten Unbehagen an durch plötzliches Fort- schiessen in schlängelnder Bewegung; doch war dies nicht bei allen der Fall. Nach elf Minuten sanken sie auf den Grund und nach fünfzehn Minuten gaben nur noch wenige Lebenszeichen von sich. Die Mischung 1 : 9 (^2 ^ Seewasser auf 4 1 Süsswasser) vertrugen die Daphnien ausgezeichnet. Hydren zogen ihre Tentakeln ein wenig ein, als das Seewasser hinzugegossen wurde, liessen sich sonst aber weiter nicht stören; ebenso machten es Wassermilben. Auch Schnecken zeigten keine Spur von Unbehagen, während sie in reinem Seewasser von allen Tieren am schnellsten eingingen. Sie zogen sich tief in die Gehäuse zurück, und der Tod schien augenblicklich einzutreten. Auch Kaul- quappen und Molchlarven hielten es nicht lange aus. Immerhin genügten diese Ergebnisse für meine Zwecke, denn ich wollte nur zu erfahren suchen, wie ich über die ersten Futterkala- mitäten liinwegkommen könnte. Ich that zu meinen Stichlingen, die sich, einige zwanzig an der Zahl, jetzt alle im unverdünnten Seewasser befanden, einen Posten Daphnien hinein. Die Zeit von elf Minuten war vollkommen genügend, denn die Stichlinge, die nicht über Völlerei hatten klagen können, fielen so über sie her, dass nur wenige diese kurze Frist überdauerten, und nachher hielten die Fische am Boden noch eifrige Nachlese. Nun brachte mir mein Bruder von einer Reise Ostseetiere mit. Es waren eine hübsch gezeichnete Meergrundel, Gobius niger, ein Aal, Anguilla vulgaris, eine Aalmutter, Zoarces vivi- parus, ein kleiner Goldbutt, Pleuronectes glatessa, kaum grösser als ein Zehupfennigstück, ein kleiner dreistachliger Stichling, drei Seestich- linge, Gasterosteus spinachia, eine Ostsee- und zwei Nordseekrabben und eine ganze Menge kleiner Meerasseln, die an dem eingelegten Blasentang sassen. Die letzteren waren bald verzehrt, ebenso ging es den Krabben. Am längsten wusste sich noch die Ostseekrabbe zu schützen, bis auch sie einem nächtlichen An- griffe erlag. Von den Fischen ist noch kein einziger gestorben. Der Aal und die Grundel nehmen schon rohes Fleisch vom Futterstock; nur die Aalmutter habe ich nicht fressen sehen. Fleisch beachtet sie nicht, vor Regenwürmern scheint sie eine gewisse Furcht zu empfinden. Vielleicht frisst sie in Gemeinschaft mit der Grundel nachts die jungen Stichlinge, weil die Not sie dazu zwingt, und sonst muss sie sich mit den Daphnien behelfen, obgleich das für sie nur ein karger Tisch ist. Am meisten Spass machen mir die Seestichlinge und der kleine Goldbutt. Die drei Stichlinge haben das Nord- seewasser, in welchem sie sieh einige Wochen befanden, verlassen müssen und sind nun in dem zweiten Glase, welches Brackwasser ent- hält. Der Tropfenfall, so primitiv er auch ein- gerichtet ist, funktioniert tadellos und schafft tüchtig. Dabei sind die drei langen Burschen mit dem schlanken, beweglichen Kopfe so munter und wohlauf, dass es eine wahre Freude ist, ihnen zuzusehen, wie sie unter den Süsswasser- daphnien aufränmen. Der Goldbutt ist noch eine Station weiter gewandert. Er befindet sich jetzt in dem oben beschriebenen, schwachen Brackwasser. Seine Färbung ist graugelb, wie der Sand seiner Behausung, und die Flecke auf seiner Oberseite sind weiss. Wer diese Fische nicht gehalten hat, kann sich kaum eine Vor- stellung von ihrer Beweglichkeit machen. Die lebhaft goldig gefärbten Augen drehen sich fort- während ruckweise nach allen Seiten, während das Tierchen meistens fast ganz im Sande ver- graben liegt. Kommt nun aber ein Schwarm Daphnien hinein, so hat das Stilleliegen ein Ende, hurtig schwimmt das Fischchen hin und her, und das kleine Schiefmaul scheint schier un- ersättlich zu sein. Ich kann jedem Liebhaber nur den Rat geben, einen Versuch mit diesen possierlichen Geschöpfen zu machen. Wenn man das reine künstliche Seewasser mit Flusswasser etwas verdünnt, einen Tropfenfall einrichtet und reich- lich mit Süsswasserdaphnien füttert, so hat es mit dem Eingehen so leicht keine Not, auch bei Seestichlingen nicht. Ist der Behälter nicht sehr gross, so reicht auch eine Durchlüftung mit einer grösseren Handspritze, die doch nicht schwer zu beschaffen ist, vollständig aus. Man darf sich allerdings nicht verdriessen lassen, alle paar Stunden Luft hinein zu spritzen, am liebsten durch eine Brause. Für diese kleine Mühe wird man durch die Freude, welche die Tiere machen, reichlich entschädigt. Brüning. Franz Werner: Baumschlangen. 215 Baumschlangen. Von Dr. Franz Werner. (Mit einer Original- zeichnimg.) (Schluss.) S]ryophis mycterizans wird etwa 1 m lang’ und bewohnt Yorder-Indien und Cey- lon; eine zweite, gleichfalls mit einem weichen Schnauzenanhang versehene Art von mehr grau- brauner Färbung mit Bronzeglanz (D. pulve- riüentus) bewohnt gleiclifalls Ceylon und Vorder- indien, ist aber weit seltener. Von den übrigen Ai'ten sind D. prasinus (von Herrn de Grijs bereits einmal im Terrarium gehalten, worüber ein kurzer Bericht im „Zoolog. Garten“ 1901 nachgelesen werden kann), dem D. mycterizans in der Färbung vollständig gleichend, aber ohne Nasenanhang, von den Sunda-Inseln und Hinter- ludien, sowie die javanische D. xanthozona, mit prächtigen Purpurlängsstreifen auf der Unterseite und nicht ganz reingrüner Färbung der Oberseite (mehr olivenfarbig), ebenfalls ohne Schnauzen- anhang, die häufigsten. Nach der Anzahl der lebend und konserviert in den Handel gelangenden Exemplare muss Dryophis mycterizans auf. Ceylon sehr häufig sein. Wenn die Art nicht früher lebend im- portiert wurde, so mag dies in der Überschätzung der Schwierigkeiten, welche infolge der überaus grossen Zartheit des Körperbaues und der voll- endeten Anpassung an die Schlingpflanzen der Tropenwälder, die man ihr nicht ersetzen zu können glaubte, für die Erhaltung zu erwarten waren, begründet sein. Es hat sich aber er- geben, dass die Empfindlichkeit dieser Baum- schlange sowohl inbezug auf Temperatur und Aufenthaltsbedingungen als auch auf Nahrung- gar nicht so gross ist, und dass gesund nach Europa gelangte Exemplare unter ganz bescheidenen Verhältnissen einen ganz ansehn- lichen Appetit entwickeln und sich in einem gut mit Blattpflanzen besetzten, vor raschem Witterungswechsel geschützten, im Hochsommer nicht einmal geheizten Käfig mindestens ebenso gut halten lassen, als viele andere, nördlicheren Klimaten angehörige Schlangen, z. B. Zamenis diadema oder gemonensis. Da ich Gelegenheit hatte, die Baumschlangen im Vivarium längere Zeit zu beobachten, und auch selbst zwei von Herrn Stüve in Hamburg erhaltene prächtige Exemplare besitze, so kann ich darüber einige Mitteilungen machen, die von Interesse sein dürften, obwohl bereits Herr P. de Grijs in Hamburg und Herr Johannes Berg in Lüdenscheid, zwei der ausgezeichnetsten Eeptilienpfleger der Gegenwart, über ihre Er- fahrungen mit Dryophis mycterizans im „Zoologi- schen Garten“ (XLII, 1901, p. 39 u. 204) über diese Schlange ausführlich berichtet haben, so- dass ich nichts anders darüber sagen kann. Auf diese Mitteilungen möchte ich jeden, der sich mit der Haltung von Dryophis befassen möchte, noch besonders hinweisen. Das Auffallendste an dieser Schlange ist die auch schon bei Chrysopelea erwähnte Eigen- tümlichkeit, dass sie nichts von der Schmieg- samkeit und Wickelfähigkeit anderer Schlangen, die gerade bei Baumschlangen (Riesenschlangen, Aeskulapnatter) so stark entwickelt ist, erkennen lässt. Die vielfachen Windungen und Ver- knotungen, die wir bei einer ruhenden, das innige Anschmiegen an einen Ast, das wir bei einer kletternden Boa beobachten, fehlen hier völlig ; die ganze Schlange gleicht einer grünen, stets zum Ausschnellen bereiten Stahlfeder; ihre Windungen sind, wenn auch stets rund und 216 Franz Werner; Baumschlangen. anmutig’, docli stets 'weit, sodass der Eindruck einei- gewissen Sprödigkeit liervorgerufen wird. In weiten lockeren Scklingen liegt Dryophis im Laube, am liebsten auf dem obersten Blatt- Avipfel znsammengerollt, in ebensolclien Win- dungen scliiesst sie,' ohne sich irgendwie fest- zulialten, durch das Gezweig; der Schwanz ist zum Verankern des Körpers an Zweigen, wozu er von allen baumliebenden Riesenschlangen, Baumvipern und manchen Nattern benutzt wird, ungeeignet. Bemerkenswert ist auch die Fähig- keit, den Vorderkörper (d. i. bei Dryophis die volle vordere Rnmpfhälfte) in mehrfachen, weiten S-förmigen Windungen frei ausgestreckt zu er- halten. Die nicht unbeträchtliche Anstrengung, die es dem Tiere verursacht, einen so beträcht- lichen Teil des Körpers in dieser Stellung zu erhalten, ersieht man an dem Zittern, welches denselben mitunter durchläuft; ein Hin- und Herschwanken, wie es bei anderen Schlangen bei ähnlicher Gelegenheit zu bemerken ist, konnte ich seltener beobachten und scheint mir nicht ganz unbeabsichtigt zu sein; denn da Avir von anderen Tieren, gewissen Fanghenschrecken {Empusa eyena)^ AA^elche nach Vosseier durch absichtliche Bewegungen ihres Körpers mit ans- gebreiteten Flügeln eine vom Winde bewegte Vdndenblüte nachahmen, so dürften wir auch von unserer Banmschlange annehmen, dass sie absichtlich Ranken von Schlingpflanzen, die vom Winde bewegt werden, imitieren, Avas ihnen so gut gelingt, dass man thatsächlich, wenn das Laub der Blattpflanzen im Käfig nur einiger- massen in der Farbenabstufung mit den Schlangen übereinstimmt, seine eigenen Schlangen erst bei genauem Zusehen entdecken und unterscheiden kann. Dryophis mycterimns liebt es nicht, aus Gefässen zu trinken; deshalb und weil dabei zugleich die Luftfeuchtigkeit erhöht wird, ist es nötig, die Blattpflanzen alle zwei Tage, au sehr heissen Tagen sogar ein- bis zweimal täg- lich mit Hilfe eines Zerstäubers mit Wasser zu besprengen. Man sieht dann sofort die Schlangen diese Erzeugnisse eines künstlichen Regens von den Blättern wegsaugen und bemerkt bei ge- nauem Zusehen, dass das Wasser der Unterseite des Schnanzenanhanges entlang in’s Maul rinnt. Mit der- Zeit lernt die Schlange allerdings ihren Wasserbedarf aus einem Trinkgefäss zu ent- nehmen. Das Interessanteste ist zAveifellos eine Fütterung von Dryophis. Man verwendet dazu am besten gewöhnliche Mauereidechsen (Lacerta muralis) oder Junge der grünen italienischen oder dalmatinischen Lacerta serpa. Grössere Eidechsen dieser Art werden nur von ganz grossen Exemplaren angenommen, plumpe, dick- köpfige Eidechsen (L. agilis oder viridis) aber meist verschmäht,*) obwohl die Schlingfähigkeit unserer Baumschlangen eine ganz beträchtliche ist, so dass sie 4 Wochen alte weisse Mäuse, allerdings mit ziemlicher Mühe, hinunter zu würgen im- stande sind. Von solchen Eidechsen kann eine auch nur mässig grosse Baumschlange zwei und auch mehr bei einer Mahlzeit verzehren, und ist nach längstens einer Woche wieder fresslustig. Wenn wir eine Fütterung von Dryophis beobachten wollen, so brauchen Avir durchaus nicht lange zu warten. Es wird wenige Arten geben, die so schnell wie sie auf dargereichtes Flitter reagieren. Wir werfen einige Eidechsen auf den Sandboden des Käfigs und sofort be- merken Avir eine Bewegung im BlattgeAvirre. Die Schlangen bereiten die für den Vorstoss nötige Länge vor, und bald sehen wir sie, den Vordei'körper S-förmig in horizontaler Lage aus dem Laub vorgestreckt, aufmerksam auf den Boden blicken, wobei die auch von de Grijs bereits hervorgehobene Eigentümlichkeit, dass die Schlange den Kopf wenden kann, ohne dabei den Hals zu bewegen, sehr deutlich hervortritt. Bald ist auch die Beute erspäht: der Vorder- körper bewegt sich, wie um zu zielen, hin und her, und mit Blitzesschnelligkeit und fast niemals fehlender Sicherheit fährt der Kopf gleich einer Lanze nach abwärts, und graben sich die langen F angzähne in den Leib des Opfers. Die Eidechsen werden fast ausnahmslos gleich hinter den Vorder- beinen gepackt und sofort von der Schlange über den Boden gehoben und so jedes Stütz- punktes beraubt. So frei in der Luft, wie an einer grünen Schnur hängend, wird die Eideclise nun bald durch die Einwirkung der alsbald in Aktion tretenden Furchenzähne gelähmt, was man daran erkennt, dass der zuerst krampfhaft um den Kopf der Schlange geschlungene Hinter- körper und Schwanz der Eidechse nunmehr schlaff herabhängt. Vielfach scheint aber, ebenso wie bei Tarbophis, der Katzenschlange, die Ver- giftung durch ein anderes Mittel der Tötung ersetzt zu werden. So werden Eidechsen von Tarbophis, Mäuse von Eteirodipsas und Ithy- cyphus oft nur erwürgt, während unsere Dryophis '0 Eines meiner Exemplare nahm übrigens auch halbwüchsige L. agilis an, und zwar mehrmals hinter- einander, konnte sie aber nicht verdauen. Franz Werner: Ba, umschlangen. 217 oft ilu’e Eidechsen durch starkes Quetschen des Brustkorbes wehrlos macht. Sobald dieses geschehen, greift die Schlange mit den Zähnen nach vorne weiter, bis zur Schnauze der Ei- dechse und macht sich, noch immer mit frei abAVärts hängendem Yorderkörper, an das Ver- schlingen derselben, wobei die schon erwähnte schwarz-weiss gefleckte Haut zwischen den Hals- schuppen sichtbar wird. Hie überraschende Schnelligkeit und Ziel- sicherheit beim Angriff, welche zusammen mit dem Umstande, dass die Schlange von ihrem Opfer wohl fast niemals früher gesehen wird, ehe es erfasst ist, sodass eine Flucht fast aus- geschlossen ist, die eigentümliche Art und Weise, wie die Eidechse von der frei mit dem Vorder- körper aus dem Blattgewirr herabhängenden Schlange, sozusagen in der Luft, getötet und verschlungen wird, ferner das für eine Schlange auffallend scharfe Auge, sind geeignet, das höchste Interesse zu erwecken, und ich muss gestehen, dass von den zahlreichen Schlangen- arten, die ich bisher lebend beobachten konnte, mir keine in ilirem Gehahreu so absonderlich und von anderen Schlangen verschieden er- schienen ist, wie die grünen Baumschlangen Ceylons. Der relativ geringe Anschaffungspreis (man erhält jetzt für 10 — 15 Mark oft schon ganz schöne und gesunde Exemplare) und die ziemlich leichte Erhaltung gesunder Exemplare macht es möglich, dass diese Schlange in Liehhaber- kreisen eine vmitere Verbreitung gewinnt, wozu hoffentlich dieser Artikel beitragen wird. Was die Einrichtung eines Käfigs für solche Baumschlangen anbelangt, so ist darüber folgen- des zu sagen: Der Bodenbelag möge aus Kies bestehen, da die Schlangen bei einem etwaigen Fehlstoss im Sand sich leicht das Maul mit demselben füllen und bei der geringsten Un- reinheit desselben leicht Mundfäule bekommen. Die Blattpflanzen sollen reichlich vertreten sein, da sie ja der Aufenthaltsort der Schlangen sind; im Vordergründe soll jedoch ein freier Platz sein, der von der Sonne beschienen werden kann. Auf diesem Platz pflegen sich dann die Eidechsen aufzuhalten, welche den Schlangen als Nahrung dienen sollen. Ein Wassergefäss ist überflüssig, wenn die Schlangen durch Besprengen der Blätter mit Wasser ge- tränkt werden. Es muss für gute Ventilation gesorgt werden, damit die Luft im Käfig nicht dumpfig wird, was das Absterben der Pflanzen und das Krankwerden der Schlangen zur Folge hat. Dass der Käfig dem Sonnenschein aus- gesetzt werden kann, ist absolut notwendig, da sich unsere Schlangen sehr gerne sonnen. Die Temperatur im Käfig ist auf 18 — 25 " K. zu halten. Die Dr/yojj/O.s-Arten haben in Afrika und Amerika mehrere sehr ähnliche Verwandte. In Afrika lebt Thelotornis Kirüandi, eine meist recht düster gefärbte Schlange, die sehr weit verbreitet ist, indem sie von der Guinea-Küste bis zum Kap vorkommt. In Süd- und Zentral - Amei'ika wird Dnjophis durch die Gattung Oxyhelis vertreten, von welchen drei Arten braun oder gran metallisch (bronzefarbig) ge- färbt sind, während die vierte Art (0. fulgidm), wie unser DryojjJtis mycterimns, grün ist. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass alle diese Baum- schlangen, die in Brehm’s Tierlehen unter den deutschen Namen Baumschnüffler, Glanzspitz- schlangen etc. aufgeführt sind, die meines Wissens noch niemals lebend nach Europa gelangt sind, bei verständiger Pflege ebenso gut als die hier beschriebene Art in Gefangenschaft aushalten werden. Die kostbarsten Baumschlangen sind aber die madagassischen Lang aha- Arten, welche sich durch einen langen, beschuppten, weichen Schnauzenfortsatz auszeichnen, der bei drei Arten schwertförmig, seitlich zusammengedrückt und oft an den Eändern gesägt ist, während die vierte, vor kurzer Zeit erst von Mocquard beschriebene Art, einen eigentümlichen, nach unten zusammengebogenen, also im Querschnitt hnf eisenförmigen, am Voi’derende gezackten Schnauzenfortsatz besitzt. Nur Herr P. de Grijs ist, soviel ich weiss, in den Besitz einer lebenden Langaha nasuta gekommen, und es ist wirklich ein Glück, dass dieses überaus seltene Tier in die richtigen Hände gelangte. Wir dürfen auf den Bericht gespannt sein, den der erfahrene Pfleger über die an seinem Schützling gemachten Beobachtungen geben wird. Die hier besprochenen Tag-Baumschlangen sind durchweg opisthoglyph. Von den echten Baumnattern mit vollständig nngefurchten Zähnen sind bisher nur wenige, wie z. B. Dendrelaphls fristis von Ceylon, lebend nach Europa gekommen, welche Art gleichfalls im Vivarium ausgestellt gewesen. Sie führten aber eine verborgene Lebensweise und konnte ich nicht viel, jeden- falls aber nichts über ihre Nahrung beobachten. Herr de Grijs besitzt von der wundervollen Leptophis mexicanus seit längerer Zeit ein Exemplar. Von den indischen Dendrophls- Arien mit herrlichem Bronze- und Goldglanz, den afrika- nischen grünen Chlorophis- und Philothanius- 218 Ein in Frankreich entdeckter neuer Süsswasser-Fisch. Arten und den übrigen zahlreichen afrikanischen Baumnattern {Hapsidophrys, Qastropyxis, Thra- sop)s, Rliamnophis, Tropidopkidion) wissen wir biologisch wenig oder garnichts. Man glaube aber ja nicht, dass z. B. alle grünen Schlangen Baumschlangen seien. Viele von ihnen, die weder Wickelschwänze noch Bauchkanten haben, sind Grasbewohner {Conti a), und andererseits giebt es viele Tagbaumschlangen von anderer, goldbrauner {Dendrophis), oder sogar schwarzer (Thrasops) Färbung. Von den Baum-Eiesen- schlangen sind nur wenige {Corallus caninus, Chondropython) grün, von den Baumvipern wenigstens viele andersfarbig. Von den echten Giftnattern (Elapiden) sind nur die Mamba- Schlangen (Dendraspis) Baumbewohner und die bekanntesten Arten {D. jamesonii in Kamerun, D. viridis in Togo) schön grün. Hk Ein in Frankreich entdeckter neuer Süsswasser-Fisch. (Mit drei Ahhil düngen.) Beber einen neuen, bisher noch nicht be- schriebenen Süsswasser-Fisch, der im Kanal du Midi in Frankreich lebt, berichtet in „La Nature“ Professor Louis Eoule von der Tou- louser Uni- versität. Er hat das Tier aufgefunden, als er Nach- forschungen über die Ent- wicklung des Fischembryo und über die normalen Lebensverhältnisse der Fischbruten anstellte. Die neue Fischart gehört zur Familie der Atherinidae. Der Körper dieser Tiere ist mehr oder weniger langgestreckt, fast walzenförmig, mit Schuppen von mässiger Grösse bedeckt. Die Seitenlinie ist undeutlich, die Mundspalte mässig weit, mit schwachem Gebiss. Das Auge ist verhältnismässig gross. Die Kiemenspalten sind weit. Ferner besitzen die Atherinidae sehr zahlreiche Wirbel. Die Arten sind kleine, fleischfressende Fische, die in den Meeren der gemässigten und tropischen Zonen Vorkommen. Viele Arten besuchen das Süsswasser und einige haben sich vollständig in demselben acclimatisiert. An den Küsten Anden sich die seebewohnenden Arten zu grossen Schwärmen vereint an der Oberfläche des Wassers, und auch diejenigen, welche sich der Lebens- weise im Süsswasser angepasst haben, gesellen sich hier auch zu Scharen. Vielfach werden die Arten mit dem Stint verwechselt, sind aber von diesem leicht an ihrer kleinen, ersten, stacheligen Eückenflosse zu unterscheiden, während andererseits den Äther ina-Axim die Fettflosse des Stints fehlt. Bisher sind einige 30 Atherina-Ai'i&a. bekannt geworden. Die Familie ist den Atherinen allein ge- widmet und alle hierher gehörenden Tiere be- sitzen ein silbernes, schmales, glänzendes Band, welches sich an den Seiten vom Kopfe bis zum Schwänze hinzieht. Die Bewohner der Mittel- meerküsten Frankreichs nennen die frisch aus- geschlüpften Atherinen „Nonnat“ (Ungeborene). Diese Tierchen sammeln sich einige Zeit, nach- dem sie die Eihaut gesprengt haben, in dichten Massen und unglaublichen Mengen an. Die Fischer fangen die verschiedenen Arten, vor- wiegend Atherina presbyter, und die kleineren Arten, Atherina hepsetus und Atherina hoyeri, und verwerten sie unter der Bezeichnung „Sauclet“, an der katatonischen Küste „Jols“ und an den provengalischen Gestaden „Cabasson“. Die Mehrzahl derFischchen wird nicht über 8 — 10 cm lang und ihr zartes Fleisch wird allgemein ge- schätzt. Das über- reichliche Auftreten der Tiere zu gewissen Zeiten, wenn die Meeresströmungen ihre Scharen an die Küsten treiben, bewirkt, dass sie bisweilen den Markt völlig überschwemmen, sodass das Angebot bei weitem grösser als die Nachfrage ist. Über die neue Atherina- Art folge ich nun Professor L. Eoule. Der Kanal du Midi ver- bindet das Mittelmeer mit dem Garonnebecken. Er bildet den ersten Platz in der Ausschachtung des schon so oft vorgeschlagenen, aber bisher noch nicht ausgeführten Kanal des Deux Meres, der den Ozean mit dem Mittelmeer verbinden und den Schiffen, ohne die Ladung zu löschen, den Durchgang von einem Meer in’s andere ge- statten sollte. Ersonnen und ausgeführt von Eiquet während der Eegierung Ludwig XIV., ist er geblieben, was er ehemals war; ein Ein in Frankreich entdeckte)’' neuer SüssAvaasei'-Fiscli. 219 Xaoh einem Druck in -La Nature“. sclimaler und wenig reichen und kurzen Atherina hepsetus L. Durchschnittsgrösse 12 cm. tiefer Kanal Schleusen der mit zahl- nur für Flussschiffahrt befahrbar ist, von geringem Tiefgang. Daher ist auch der Vei’kehr auf ihm wenig beträchtlich. Er wird vom „Schwarzen Berg“, der letzten Spitze der Cevennen, mit Wasser versorgt und nimmt zwei Bäche auf. Der kürzere, der von der Wasserscheide kommt, eilt zur Garonne hinab und vereinigt sich mit ihr bei Toulouse. Der längere durchquert das Departement Aude. Die Gesamtlänge des Kanals ist 251 km. Seine Wasser, die von den Bächlein des „Schwarzen Berges“ kommen, sind vollkommen süss und ihre Strömung ist schwach. Es ent- hält die gewöhnlichen Flussfische, die schlam- migen Grund und ruhiges Wasser lieben : Karpfen, Schleihe, Eotaugen etc. Die dem Meere näher liegenden Wasserläufe beherbergen ausserdem noch Fische, die leicht in die Flussläufe steigen, beispielsweise die Meeräschen. Auch einige Atherinen haben sich hier angefunden, und diesen verdankt die von mir Entstehung. Während die sehr weit in’s süsse Wasser gehen, hier nur zeitweise verweilen, haben die Athe- rinen sich über den ganzen Kanal verbreitet bis nach Toulouse und leben in ihm auf die Dauer. - Die Individuen, die so ihre Lebensweise ge- ändert haben, haben sich in nicht geringen Verhältnissen verändert, sodass sie jetzt eine neue Art bilden, die ich Atherina riqueti nenne. Diese Atherina ist noch kleiner als die kleinsten im erwähnte Art ihre Meeräschen nicht Meere lebenden Atherinen. Ihre Länge schwankt zwischen 4 — 5 cm. Ihr Kopf ist stark und rund. Die Augen sind für Atherina nur verhältnismässig klein. Die Kiefer sind fast unbewaffnet; die Zähne sind so schwach, dass sie mit blossem Auge nicht gesehen werden können. In ganz wenig zahl- reichen Scharen bewohnt sie die geschützten Stellen; steile Uferabhänge, die von grossen Wasserpflanzen bedeckt sind, die Anfänge der Brücken etc. Sie laicht im Mai, und schon im Juni kann man die etwa 1 cm lange Brut sammeln. Die Atherina riqueti bietet also jenen sonderbaren Fall einer Form von Wesen, die im Süsswasser lebt, obwohl die Gattung, von der sie abstammt, unter die Meeresfische ge- rechnet wird. Sie ist nicht die einzige ihrer Art. Einige italienische Seen, z. B. der „Vivo- und Bolsena“-See enthalten in gleicher Weise Atherinen. Der Pi'inz C. Bonaparte, der sie entdeckte, hat mit diesen letzten eine neue Art gebildet Atherina laeustris. Ich habe nun Dank der Liebenswürdigkeit zweier italienischen Pro- fessoren, der Herren Carruccio und Belloti beide Süsswasserarten unter einander vergleichen können. Beide sind verschieden. Bei Vergleichung der beiden im Süsswasser lebenden Atherina- kxien unter einander ist fest- zustellen, dass Atherina laeustris sich Atherina hepsetus hauptsächlich nähert und Atherina riqueti der Atherina hoyeri; von ihren im Meere lebenden Vorfahren weichen beide ab, sind aber letzteren trotzdem ähnlich. Der genaue Ursprung von Atherina laeustris Nach einem Druck in _La Nature“. Atherina presiyter Cm. et Yal. Durclischnittsgrösse 14 cm. ‘220 Prestele: „Grünrocks“ Winterleben. lässt sicli nur durch Schlussfolgerung ziehen, entbehrt aber jeder thatsächlicheu Feststellung. Nicht so verhält es sich mit Atherina riqiceti. Diese Art lebt im Kanal du Midi und nur in seinem Wasser, während die anderen Gewässer jener Gegend sie nicht beherbergen. Die be- sonderen Bedingungen zu ihrem Leben, schwache Strömung n. s. w., wie sie der Kanal aufweist, gestatten der Art zu leben und sich hier zu vermehren. Mit dem Bau des Kanals wurde 1681 begonnen, aber vorher waren die Ver- hältnisse der Bäche und Flüsse hier dieselben wie heute noch und in ihnen bürgerte sich Atherina riquefi nicht ein. Durch Schaffung des Kanals aber hat die Art ihre zusagenden Lebensbedingungen gefunden, denen sie ihre Entstehung verdankt. Die Atherina boyeri, die im Kanal eindrangeu, haben sich den geschaffenen Bedingungen angepasst und ihre abgeänderten Nachkommen, die sich bedeutend von ihren Vorfahren unterscheiden, haben im Laufe der Jahre den ganzen Kanal bevölkert. Für die neue Art wählte Professor L. Roule aus dem Grunde die Bezeichnung Atherina riqueti, weil Riquet der Erbauer des Kanals du Midi war. „Grünrocks“ Winterleben. Von Prestele, Major a. D. (Mit einer Original- Aufnahme.) (Schluss.) |)eme, wie schon erwähnt, mehrjährige Beschäftigung mit ihnen führte natur- gemäss auch zur Beobachtung dieser ihnen von anssen her vindizierten Eigenschaft als lebender Barometer, um derentwillen sie ja sogar aller- dings zu späterer Enttsäuschung von Unkundigen erworben werden. Selbstredend kam ich zu negativen Resultaten wenigstens nach der Richtung, aus ihrem Auf- und Absteigen Schlüsse auf die Witterungsveränderungen mit absoluter Sicherheit ziehen zu können. Speziell hierüber sind nun von fachmännischer Seite eingehende Untersuchungen angestellt Avorden und ihre Bewegungen mit den gleich- zeitigen Verhältnissen des Regens, der Be- wölkung und des Luftdrucks verglichen worden. Das Resultat der 86 tägigen Beobachtungs- dauer war, dass der Regen auf das Verhalten der Laubfrösche durchaus keinen Einfluss aus- übte und ihr tiefes Sitzen als ein Anzeichen nahenden Regens nicht angesehen werden kann; dasselbe galt bezüglich der Bewölkung und der Luftfeuchtigkeit. Am meisten zeigten sich die Frösche noch vom Luftdruck abhängig. Bei hohem Luftdruck stiegen sie hinauf, bei niederem Luftdruck dagegen hinab. Ein Hinabsteigen der Frösche einen oder zwei Tage vor dem Eintritt einer bedeutenden Verringerung des Luftdrucks war nicht wahrnehmbar. Das fachmännische Gutachten über ihre prophetische Gabe flel also nicht zu ihren Gmisten aus — im grossen und ganzen. Trotz alledem möchte ich meine Laien- beobachtung, die sich auf Jahre hindurch, und zwar Sommer und Winter erstreckte, aufrecht erhalten, wonach ich nicht auf ihr Ab- und Aufsteigen, sondern auf ihr zu ungewohnten Zeiten auffallend lautes, wenn auch nicht lange anhaltendes Schreien Wert lege und einer näheren „Würdigung“ anheim geben möchte. Hierüber sind bei den oben erwähnten fachmännischen Untersuchungen keine Beob- achtungen gemacht Avorden. Nicht blos zur Sommerszeit, insbesondere aber im Winter machte ich die Erfahrung, dass ihrem nächtlichen lauten Schreien, das direkt als Ruhestörung bezeichnet werden konnte, empflndlicher Witterungsumschlag erfolgte, sei es nun in Form heftigen Sturmwindes oder starken Schneegestöbers. Es sei ferne von mir, behaupten zu wollen, dass sie jeden jähen Witterungswechsel durch lautes Quaken angekündigt hätten, aber soviel möchte ich feststellen, dass ein zu abnormen Stunden Nachts oder Morgens stattgehabter Alarm, wenn man ihn so bezeichnen darf, als relativ sichere Wetterprognose im schlimmen Sinne nicht kurzweg von der Hand gewiesen werden darf. Wenn sie aus ihrer Apathie, in der sie tagelang an derselben Stelle unbeweglich ver- harrten, nun auf einmal ohne jede direkte Störung in ihrer Umgebung zu momentanen, geradezu lärmenden Kundgebungen erwachen, so liegt die Annahme doch nahe, dass irgend ein Impuls von aussen, ein wenn auch nicht präzis zu deflnierendes Agens, sie spontan be- einflussen muss, Reflexionserscheinungen in so drastischer Weise zum Ausdruck zu bringen. Das Quaken der Laubfrösche an schönen Sommertagen und -Abenden im Grün der Laub- ki’onen muss als ein der Entstehungsursache nach grundverschiedenes von dem mitten im Wintei' in der Gefangenschaft hörbar werdenden B. Bade: Auf Helgoland. 221 bezeichnet werden. Das AVinterleben im Freien setzt sich bei ihnen tief unten ini Schlamme oder MoosgTimde, der menschlichen Beobachtung vollständig entzogen, fort. Wenn sie aber der Freiheit beraubt znm Zwecke der Beobachtung, in ihren Lebens- bedingnngen entsprechend ausgestatteten „Ge- fängnissen“ untergebracht sind, in denen sie sich anscheinend wohl und behaglich fühlen, was unschwer zu erkennen ist, bietet gerade ihi’ Wiuterlebeu, das abweichend von dem in der Freiheit ist, trotz seiner geringen Abwechs- Imig im Vergleich zu ihrem Verhalten in der s. g. schönen Jahreszeit genügenden Stoff zur Belehrung und mannigfachsten Anregung aller- dings nur für solche, die das Sehen gelernt haben, wohl zu unterscheiden von dem blos oberflächlichen Betrachten. Nur durch an- dauernde Beschäftigung mit der Natur und ihren Lebewesen erlernt man ein richtiges Sehen, woraus das Erkennen entspringt. Auch das unscheinbarste Geschöpf vermag dankbares Objekt werden und die Worte aus Faust (Vorspiel): Greift nur hinein in's volle Menschenleben! — Und wo ihr s packt, da ist’s interessant! lassen sich recht gut auf die Vorgänge in der Natm’ beziehen. Unschwer Hessen sich ja noch mancherlei Details ans Grünröckleins Winterleben anführen, denn sie beflnden sich in ihrem Quartier in kemeswegs anabiotischem — scheinbar leblosem aber lebensfähigem — Zustande, auch nicht im Vinterschlaf, sondern erfreuen sich einer be- haglichen Winterruhe, ununterbrochen sind ihre Lebenskräfte thätig, der Stoffwechsel ist nur verlangsamt, verringert. Mögen diese Zeilen die zahlreichen Freunde unseres Grüm’ocks veranlassen, ihm die Sym- pathien, deren er sich von jeher erfreuen durfte, obwohl ihm dieselben nicht immer in einer seiner würdigen, passenden Behausung deutlich und greifbar bewiesen wurden, auch während seines Winterlebens dauernd fortzuer- halten und ihn nicht in irgend einem VHukel des Hauses, wenn nicht gar in dem spärlich ausgestatteten „Einmachglas“ — dem würdigen Pendant des verpönten Goldflschglases — fort- dämmern zu lassen, sondern ihm auch, „wenn es draussen stürmt und schneit“, einige Be- achtung schenken — es wird Niemand gereuen. Auf Helgoland. Von Dr. E. Bade. (Mit einer Originalzeiclimmg.) (Fortsetzung und Scliiuss.) S)acli einer mir in liebenswürdigster \Veise I erteilten Einladung von Professor Dr. Heincke nahm ich mit den Fischeim der An- stalt in der Motorbarkasse teil an einem Fang von Ampliioxus lanceolatus. Es war ein schöner, klarer, sonniger Morgen, als die Barkasse Helgo- land verliess und wir auf die mässig bewegte See hinausfuhren. Das kleine F ahrzeng schaukelte ganz beträchtlich und aus den Mienen der beiden Fischer sprach es deutlich: „Er wird sicher seekrank“. Im Verlaufe der Fahrt, die sich in strammer Schaukel ei bis 12 Uhr mittags aus- dehnte, hielt ich mich als „Landratte“ Avacker und benutzte nicht jene kleine Kabine mit Ruhebett, die sich für „Seekranke“ in der Barkasse befindet. Es soll hier übrigens schon so mancher ünterschlnpf gesucht haben, der, vom Forscherdrang beseelt, mit auf den Fang fuhr und der dadurch um das Sehen dessen kam, was er schauen wollte. — Einen bewundernswerten Ortssinn besitzen die Fischer im VHederauffinden von Fangplätzen der jeweils gesuchten Tiere. Amplnoxus lebt nur auf Sandboden, der schlickfrei ist. Zur Feststellung, ob solcher Bodengrund vorhanden ist, Avird ein Senkblei benutzt, das unten mit einer starken Talgschicht bestrichen ist. Dieses wird an einer entsprechend langen Leine in das AVasser bis zum Bodengrunde gelassen und haften dann bei geeignetem Bodengrund in dem Talg kleine Sandköinchen. Hier nun A\drd das Netz ausgeworfen und dieses eine Strecke so über den Sandgrund geschleppt, dass Sand und mit diesem AmpMoxm in das Netz gelangen. In dem Masse, Avie Daphnien im SüssAvasser, sind Amphioxus in der See nicht vorhanden, und so passiert es öfter, dass nach einei' ent- sprechend langen Schleppzeit das Netz zwar mit Sand gefüllt, aber ohne Amphioxus empor gehoben wird. Der heraufgebrachte Sand muss stets sorgfältig nach den kleinen Tierchen dnrch- sncht werden, avo daun erbeutete Stücke im Fang- glas gesammelt werden. Die Tierchen werden von der Station auf Helgoland Aveit verschickt. — Amphioxus lanceolatus ist der niedrigst stehende Fisch und damit auch das niedrigst stehende AVirbeltier. VHe ein Fisch sieht das Tier überhaupt nicht aus und sein erster Be- schreiber Pallas hielt es für eine Nacktschnecke. Aber für den Forscher ist das kleine AA^esen 222 E. Bade: Auf Helgoland. Lanzettfischchen (AmpMoxus lanceolatus Yarell). Originalzeiolinung nach dem Leben für die „Blätter“ von E. Sohuii. äiisserst interessant, es ist ein Bindeglied zwischen den Wirbeltieren und den wirbellosen Tieren, ein Urwirbeltier, das sich im Bau und in der Entwicklung- den Jngendstadien der Seescheiden wunderbar angliedert, es ist ein Wirbeltier ohne Wirbel. Das sonst durchsichtige Fischchen besitzt einen weder innerlich noch äusserlich wahrnehmbaren Kopf, wohl aber ein Rückgrat einfachster Art in Gestalt eines ungegliederten Stäbchens, welches hinten und vorn ziigespitzt ist, und das aus einer gallertartigen Masse be- steht, die von einer derben Hülle umgeben ist. Einen Schädel bildet das Rückgrat nicht und das oberhalb gelegene Rückenmark auch l^ein Gehirn. Ebenfalls besitzt das Tierchen keine eigentlichen Augen, was man als solche an- sprechen könnte sind mehrere schwarze Fleck- chen, die höchstens einen Unterschied von hell und dunkel dem Tiere übermitteln. Vom Gehör- organ lässt sich keine Spur nachweisen, als Geruchsorgan deutet man ein am vorderen Körperende gelegenes Grübchen, an welches Nerven herantreten. Eine weitere sonderbare Eigenschaft des Fisches ist sein farbloses Blut lind die, dass seine Gewebe beim Kochen keinen Leim geben, wie es bei anderen Wirbeltieren der Fall ist. Die Lebensweise des Amphioxus verläuft ziemlich einfach. Das Fischchen gräbt sich im Sande ein, sodass nur das Kopfende hervor- schaut, und dieser Schlupfwinkel wird nur selten verlassen. Im freien Wasser schwimmt das Tierchen mit sclüängelnder Bewegung. Vielleicht mit der Fortpflanzung zusammen hängt die Gewohnheit des Fischchens, dass sich manch- mal mehrere mit den Körperenden aneinander- legen und in Gestalt einer Kette umherschwimmen. Im Seewasser- Aquarium, dessen Boden eine starke Sandschicht besitzt, hält sich Ämphioxiis lange Zeit, viel Unterhaltung aber gewähren die Tiere nicht. Den Haupterwerb der Helgoländer neben der Badesaison bildet der Hummerfang. Über die Lebensweise des Helgoländer Hummers kommt, nach den Untersuchungen in der Biologischen Station, Dr. Ehrenbaum zu folgenden Resultaten : Der europäische Hummer ist, ebenso wie der amerikanische, ein Standtier, welches keine grösseren Wanderungen unternimmt. Die erste Geschlechtsreife tritt vielleicht erst im 5. bis 7. Jahre ein und von dieser Zeit ab wächst der Hummer jährlich nicht mehr als 2 — 3 cm. Die Eier, von denen im Mittel in einer Brutperiode 12 000 abgesetzt werden, gebrauchen zu ihrer Entwicklung beinahe ein volles Jahr. Die jungen Larven leben mehrere Wochen pelagisch und fallen in dieser Zeit wegen ihrer Unbeholfen- heit leicht den Feinden zur Beute. Der Hummer fängt an unter einer Überfischung zu leiden, was sich in einer Abnahme der Durchschnitts- grösse und in dem Gleichbleiben des Fang- gewichts trotz einer erhöhten Zahl von Fang- geräten, Booten und Mannschaften und trotz der grösseren Zahl der erbeuteten Tiere zeigt. Als Schutzmittel gegen eine etwaige Über- fischung ist in Helgoland das Fischen (aber nicht der Verkauf der auf bewahrten Hummer) von Mitte Juli bis Mitte September verboten und einTdinimalmass von 9 cm des Brustpanzers (gemessen von der Spitze des Stürnhorns bis Kleine Mitteilungen. 223 ziim Hinterrande des Brustschildes) eingefnlirt. Es bleibt dieses Mass hinter dem sogenannten biologischen Miniinalmasse (d. h. diejenige Grösse, in welcher das Tier zuerst fortpflanzungsfähig wird) zurück. Letzteres beträgt 10^/„ cm des Brustpanzers (beim 9 , entsprechend einer Körper- länge von 23 — 24 cm). Durch die Einführung dieses Minimalmasses würden die Fischer im Frühjahr noch 7s iFi’es Fanges mehr verloren haben, was vermieden werden musste. Der Vorschlag, die Eier tragenden AVeibchen in den Hnmmerkästen bis zum Ausschlüpfen der Jungen interniert zu halten, hat sich als nicht empfehlens- wert erwiesen, da bei monatelangem Gefangen- halten die Weibchen zu sehr leiden. Das Zurück- halten könnte also nur für die Sommermonate in Betracht kommen, wo die Jungen gewöhnlich schon nach einigen Wochen ausschlüpfen. Die Hummerflscherei Helgolands wird von ca. 115 Mann in 60 Booten mit etwa 5000 Körben betrieben, gewöhnlich kommen auf 1 Boot mit 2 Mann 60 Körbe. Im Frühjahr werden pro Boot im Durchschnitt 1000 Hummer gefangen, in der Herbstfangzeit nur 150—200 Hummer. Der mittlere Tagesfang pro Boot wü’d auf 10 — 14 Stück angegeben. Das mittlere Gewicht des Hummers beträgt 1 Pfund. Für den Seewasser-Aquarienliebhaber ist Helgoland eine Fundgrube, wie sie die Nordsee kaum zum zweiten Male bietet. Jeden Natur- freund, der einmal seinen Sommeraufenhalt auf der kleinen Insel verbrachte, wird es stets wieder dahin zurückziehen. Denn Helgoland ist schön, wenn dunkle Wolken die See bedecken und die vom Sturm gepeitschten 'Wogen gegen die roten Felsen schlagen und auch dann, wenn die Insel im spiegelnden Meere, umflutet vom lachenden Sonnenschein, wie ein köstlidies Idyll ruht. 4 kleine Calliclithys pimctatus. (Mit Abbildung.) — Auf Seite 215 ist ein Zucht-Pärchen Calliclithys ];>unctatus in fast natüiiicher Grösse nach einer photograpliisclien Aufnahme wiedergegehen. Der grösste der beiden Fische ist das Weibchen, der kleinere das Männchen. Die Geschlechter der Tiere lassen sich äusserlich nur dadurch unterscheiden, dass von oben gesehen das Männchen schlanker als das Weibchen ist, wie es im vorigen Hefte an einer schematischen Abbildung vorgeführt wurde. Die Form der Rückenflosse etc. lässt keine Geschlechtsunterscheidung zu. — Über Zucht der Panzerwelse brachten die „Blätter“, Artikel in Nr. 1 imd 2 Band IV und Nr. 17 Band XI. Ein gattenmordendes Makropodenweibchen. — Im Frühjahr dieses Jahres setzte ich ein Pärchen Makropoden zum Laichen an. Das Liebesspiel derselben vollzog sich in der ja jedem Liebhaber hinreichend bekannten Weise, bis mit dem Erscheinen des ersten Laiches ein Umschwung eintrat. Das Weibchen sam- melte sämtlichen Laich selbst, trieb bei der geringsten Annäherung das Männchen in die Flucht, sobald das- selbe Miene machte, Laich zu sammeln und in das Nest zu tragen. Da mit der Zeit das Männchen scheu geworden war und das Weibchen noch nicht völlig abgelaicht hatte, fing letzteres nach und nach wieder an, wie es mir schien, zärthcher zu werden; doch wiederholte sich das oben gesagte in derselben AVeise bis zum völligen Ablaichen. Nachdem dies geschehen, hatte das Männchen keine Ruhe mehr im Becken. Da es mir au Zeit fehlte, letzteres herauszunehmeu, fand ich es am Abend mit ausgerissenen Augen und völlig zerrissenen Flossen tot vor. Ich gab diesem Weibchen noch zwei weitere Männchen, doch auch diese wurden getötet. Jetzt gab ich zu dem Weibchen ein älteres Männchen, mit dem es im vergangenen Jahre gelaicht hatte, und siehe, das Weibchen hatte seinen Meister gefunden. Zu bemerken habe noch, dass ich trotz alledem reichliche Nachzucht erzielt habe. Veith. yEREINS-frTftW NACHRICHTEN jjisis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. E. V. Mitteilungen aus den Vereins-Versamm- lungen der Monate Juli und August 1902. Donnerstag, den 24. Juli 1902. (Fortsetzung.) Herr Müller berichtet hierauf nun über eine Beob- achtung an Hydromedusa tectifera, welche Beobachtung wohl neu sein dürfte. Diese Schildkröte besitzt in der Jugend einen stark skulptierten Rückenpanzer, während bei dem alten Tiere der Panzer ganz glatt ist und nur noch an den letzten 3 Vertebral- platten starke Höcker zeigt. Ein derartiges Glatter- werden des Panzers kann man bei vielen Arten von Schildkröten beobachten, welche in der Jugend skulptierte Panzer haben. Das Glatterwerden des Panzers erfolgt hier aber allmählich, indem einerseits durch das Wachstum der Schale die skulptierten Hornplatten gedehnt und mithin verflacht werden, andererseits sich das Horn an den besonders hervorragenden Stellen abschiefert und auch auf diese Weise die Platten glatter werden. Nun hatte aber das Exemplar des Herrn Müller bereits die Maximalgrösse der Art erreicht und dieser glaubte daher, dass es die Jugeudform der Schilder heibehalten würde. Eines Tages bemerkte er aber, dass eine Hornplatte in dem Behälter lag. Dies 224 Vereins-Nachrichten. ist im allgemeinen eine wenig erfreuliche Thatsache, denn wenn sonst hei einer Schildkröte eine Platte abfällt, tritt der nackte Knochen zu Tage. Als aber Herr Müller die Schildkröte untersuchte, fand er an Stelle der abgefallenen Platte eine neue, anders gefärbte, glattei’e und flachere und machte zugleich die Be- merkung, dass alle Platten, sowohl des Rückens als auch des Brustpanzers, nur mehr lose sassen. Innerhalb von 6 Tagen warf dann die Schildkröte auch alle Platten ab. Der neue Schild ist weit platter und nicht mehr schwarz gefärbt wie früher, sondern weist auf braunem Grunde schwarze Spritzflecken auf. Gleich- zeitig ging auch eine leichte Umfärbung von Kopf, Hals und Extremitäten vor sich. Über dieses Platten- abwerfen soll an anderer Stelle noch ausführlich be- richtet werden. Die Schildkröte wurde von Herrn Müller vorgezeigt, ebenso einige der abgeworfenen Platten. Das als vorzüglicher Reptilienpfleger bestens bekannte „Triton“-Mitglied, Herr Johannes Berg, hat unserem Herrn Müller eine interessante Beobachtung mitgeteilt. Erstgenannter Herr fand eines Tages in dem Wasserbecken seines grossen Hylenhauses eine seiner Hyla coerulea mit gelähmten Hinterfüssen. Der Frosch konnte nur mit Hilfe seiner Vorderfüsse müh- selig kriechen und hatte sich völlig schwarz gefärbt. Nach einiger Zeit spie er eine Hyla versicolor, welche mit ihm den Beliälter geteilt hatte, und starb bald darauf. Nach dem Tode wurde der Frosch wieder schön grün. Wir haben ja stets die Ansicht vertreten, dass Hyla versicolor giftig sei, wundern uns also auch nicht über die schlimmen Folgen dieser Mahlzeit. Auf- fallend ist es aber, das Hyla coerulea in blinder Gier den ihm gefährlichen Frosch verschlang und ihn nicht schon gleich nach dem Erfassen wieder ausspie, wie es z. B. Hyla aurea nüt unserem deutschen, weit weniger giftigen Laubfrosch fast regelmässig thut. Es ist daher rätlich, keine Hyla versicolor zu der ausnehmend ge- hässigen Hyla coerulea zu setzen. Diese Hyla ist offenbar ebenso gierig wie der Ochsenfrosch, der ja auch ohne Bedenken eine Salamandra maculosa ver- schluckt und dann an den Folgen dieses Mahles ein- geht. Interessant ist die Art und Weise, wie sieh die Wirkung des Giftes äusserte, besonders die Lähmung der Hinterextremitäten. Ebenso merkvüirdig ist die Thatsache, dass das Tier sich post mortem (wohl im Moment des Todes) wieder grün färbte. Herr Feichtinger demonstriert junge Pflänzchen von Nymphaea zanziba- riensis und einer gelben afrikanischen Seerosenform. Die Pflänzchen hat Herr Feichtinger aus den ihm von Herrn Scherer aus Afrika mitgebrachten Knollen ge- zogen. Die Pflänzchen entwickeln sich im Aquarium prächtig und tragen nunmehr mehrere von ihnen bereits eine grössere Anzahl Blätter. Donnerstag, den 31. Juli 1902. Als Gast anwesend Herr Professor Dr. 0. Boettger aus Frankfurt a/M. Das Protokoll der letzten Vereins- versammlung wird verlesen und genehmigt. Im Einlauf einige Karten unseres Herrn Hauptlehrer Grossmann von seiner Ferienreise; Offerte Schwarze - Hamburg ; Brief des Herrn Egger-Linz; Tagesordnung des „Triton“- Berlin und Zeitschriften. Auf die interessantesten der einschlägigen Veröffentlichungen wird aufmerksam ge- macht. Der „Zoologische Garten“, Nr. 7 enthält ein hübsches Gedicht in moderner Auffassung, das durch den Vorsitzenden zur Verlesung gelangt. Herr Dr. Werner-Wien hat in liebenswürdigster Weise einige Separate für die Bibliothek durch Herrn Müller über- mittelt. Herr Müller demonstriert sodann ein schönes, vollständig melanotisches 40 cm langes Weibchen der Lacerta viridis var. major, das ihm von Herrn Eitel in Magdeburg überlassen wurde. Es ist dieses das zweite melauotische Exemplar der major, das wir lebend ge- sehen haben; das erste, ein grosses Männchen, wurde im Frühjahr 1901 von imserem Herrn Scherer in Dalmatien selbst erbeutet. Durch Herrn Scherer werden alsdann einige Anolis cristatellus, sowie eine noch nicht bestimmte Saumfinger-Art vorgezeigt, deren Zehen der Vorderfüsse auf eine augenscheinlich parasitäre Krank- heit hindeuten, die durch eines der Tiere offenbar ein- geschleppt wurde. Die Zehen sehen aus wie angefressen und fielen nach kurzer Zeit bis zum Fusse hin ab, sodass die sonst so gewandten und sprungfertigen Tiere nur elend herumhumpelten, ein wahrhaft klägliches Bild. Herr Lankes teilt mit, dass nunmehr auch die Laichplätze von Bana agilis gelegentlich der letzten Exkursion der Herren Knan, Müller, Scherer und Lankes endgiltig festgestellt werden konnten. Nachdem es bereits im Vorjahre den Herren Scherer und Lankes gelungen war, den prächtigen Spruugfrosch an ver- schiedenen Stellen um München herum in allen Grössen- verhältnissen und den beiden Geschlechtern zu sammeln, so blieb nur noch die Aufgabe, auch die Laichplätze oder doch wenigstens einige derselben zu finden, um Laich und Larven von Bana agilis etwas genauer kennen zu lernen. Eine am 20. April d. Js. zu diesem Zwecke durch Herrn Lankes unternommene Exkursion ergab denn auch, dass in zwei im Verbreitungsgebiete des Sprungfrosches gelegenen Gewässern Laichklumpen gefunden wurden, und zwar schwammen in einem der Gewässer 15 Klumpen, während in einem bedeutend grösseren Gewässer nur 3 Klumpen in der Nähe des Ufers gezählt werden konnten. Dieser Laich konnte dem ganzen Aussehen nach erst vor wenigen Tagen abgelegt worden sein, dai’über bestand keiner- lei Zweifel, ebensowenig darüber, dass es Laich von Bana agilis war. Herr Lankes hatte bereits am Josefs- tage (19. März) beobachtet, dass Bana fusca im vollsten Laichgeschäft war und Bana escidenta, Hyla arborea und Bombinator pachypus (bei letzterer sind übrigens die Laichklumpen bedeutend kleiner und daher leicht zu erkennen) dachten bei den erbärmlichen Frühjahrs- witterimgs-Verhältnissen vor Ende Mai bezw. Anfang und Mitte Juni auf der bayer. Hochebene gewiss an kein Laichgeschäft. Eine Verwechslung der Laich- massen war damit so gut wie ausgeschlossen; trotzdem sollte mit der Bekanntgabe der Laichplätze noch zurückgehalten werden. Am 4. Mai d. Js., also 14 Tage nach erfolgtem Auffinden def Laichklumpen, waren diese aufgelöst und verschwunden und konnten die Herren Müller und Lankes nur kleine Schaumkränze mit mehr oder minder stärkerem Algenanflug vorfinden. Die kleinen Larven in den ersten Entwicklungsstadien vermochten nicht gefunden zu werden, da es an den entsprechenden Netzen mangelte. Spätere Exkursionen ergaben, dass Larven massenhaft vorhanden waren. (Eine Bestimmimg unserer drei braunen Raniden nach den Larven ist schwer und muss unter der Lupe er- folgen.) Endlich bei der am 27. Juli d. Js. durch die Herren Knan, Müller, Scherer und Lankes unternommenen Exkursion gelang es Herrn Knan, eine hinreichende I Vereias-Nachrichten. 225 Anzahl vollständig entwickelter Bana agilis, sowie bereits vierbeinige Larven vom gedachten Froscli berauszufinden. Schon an den vierbeinigen Larven konnte Rana agilis als solcher erkannt werden; die kleinen, eben entwickelten, noch im Wasser schwim- menden Fröschchen sind unschwer als Springfrösche destznstellen. Die Entwicklung von der Abgabe des Laiches (20. April oder einige Tage früher) bis zur vollkommenen Ausbildung des jimgen Frosches hatte also 14 Wochen beansprucht, genau so lang wie bei Rana fnsca, der heuer im Hinblick auf die schlechten Witterungsverhältnisse hier zu Lande um fast 14 Tage länger als sonst zu seiner Ausbildung bedurfte. Damit war nun Laichplatz und Laichgeschäft vom Spring- frosch um München festgestellt. Weiterhin wurde durch Herrn Lankes noch ein dritter, in anderer Richtimg gelegener Laichplatz gefunden. — Herr Lankes bringt zur Demonstration zwei kleine Schlaugenhals- schildkröten, und zwar Chelodina longicollis aus Australien, 6,8 cm im Rückenschild messend, und Hydromeclusa tecüfera aus Südamerika, 8,5 cm Rückenschild-Länge. Herr Sigl hat eine Anzahl verschiedener Wasser- schnecken mitgebracht, die Herr Professor Dr. Boettger zu bestimmen die Liebenswürdigkeit hatte. Herr Pro- fessor Boettger teilte weiterhin auch mit, dass der von Herrn Dr. Maass auf Cypern gesammelte Frosch nicht eine Rana ehrenbergii war, sondern sich als eine gewöhnliche Rana esculenta entpuppt habe. Durch Herrn Neururer gelangte schliesslich eine grössere Partie Cabomba caroliniana zur Verteilung, welche Pflanze der Genannte in schönen, kräftigen Exemplaren in einem mit starkem Ah- und Zuflusse versehenen Aquarium gezogen hatte. Der Vorsitzende macht als- dann die sehr erfreuliche Mitteilung, dass Herr Professor Dr. 0. Boettger, der während seiner Anwesenheit in München jeden Donnerstag abends die Versammlungen unseres Vereins mit seinem Besuche beehrte, die Ehren- mitgliedschaft der „Isis“ angenommen habe. Der Vor- sitzende drückt hierfür dem Genannten den besten Dank des Vereines aus. Herr Professor Boettger er- widerte, dass er die Ehrenmitgliedschaft des Vereines „Isis“ ganz gerne angenommen habe; die „Isis“ möge ruhig auf den eingeschlagenen Pfaden weiter arbeiten imd die Anerkennung ernst Denkender werde ihr nicht versagt bleiben. Zum Schlüsse brachte Herr Professor Boettger ein dreifaches Hoch auf die „Isis“ aus. Nur zu rasch schwand die Zeit und die Scheidestunde nahte. Mit einem herzlichen Abschiedsgruss schied dieser hervorragende deutsche Gelehrte und Forscher aus unserer Mitte. Donnerstag, den 7. August 1902. Protokoll-Verlesung und Genehmigung. Als Gast anwesend Herr Kaufmann Schwab. Im Einlauf: Ab- rechnimg Lüneburg wegen der Makropodeubrochüre ; Karte unseres Herrn Schultz-Partenkirchen an Herrn Lankes wegen Salamandra atra; Zeitschriften. Die einschlägigen interessantesten Publikationen hieraus kommen zur Verlesung und Besprechung. Der „Triton“- Berlin bringt in „N. und H.“, Nr. 15 eine ausführliche Beantwortung der Frage; „Was giebt es für Terrarien- tiere in Togo?“ Herr Scherer hat von Sorrento eine Anzahl Lacerta serpa var. elegans erhalten. Wir haben in unseren Berichten wiederholt dieser schönen, ziemlich spitzköpfigen und langschwänzigen neapolitana-F orm der Lacerta muralis gedacht. Diese Echsen-Form möchten wir der eigentlichen Lacerta muralis gegeu- übei' mit den typ. neapoHtana-Echsen Dalmatiens und Oberitaheus zusammenwerfeu und als eine selbständige Art betrachten, wie dieses lange auch schon von ge- lehrter Seite geschehen ist. Herr Müllei’ demonstriei't ein ausgewachsenes Männchen der Lacerta peloponnesiaca vom Peloponnes. Dieses wunderbare Tier, das sclion infolge seiner goldbraunen Färbung, die kaum eine Spur von Grün zeigt und der Zeichnung nach aus dem uns bisher hekauuteu Kreis der Lacerta serpa, Lacerta muralis und der nächsten Verwandten augenblicklich herausgefunden werden kann, ist entschieden die schnellste Lacerta, die wir bisher kennen gelernt haben. Mag die eigentliche muralis, mögen Lacerta oxycepJiala und Lacerta mossorensis etc, au steilen Felsen, an Mauern und sonst im Gestein sich als im- übertreffliche Kletterkünstleriunen erweisen, in der Blitzartigkeit der Bewegung, in der Grösse der Sprünge, in der Schnelligkeit des Laufes auf ebener Erde wird die Lacerta peloponnesiaca sie und die nenpolitana- Formen weit überragen. Dieses lässt sich schon in der Gefangenschaft bei Haltung in einem grösseren Lacertiden-Behälter beurteilen. Wie mag diese Echse erst in der sonnigen Freiheit ihrer Heimat, im Wiesen- gelände und an Abhängen rasen? Und thatsächlich sagt auch Dr. Werner („Zoolog. Garten“ 1902, Heft 1, S. 6/7) von der Lacerta pelopotmesmca : „in rasend schnellem Laufe eilten die behenden Tiere über die Trümmer, ebenso schnell auf ebenem Boden, wie auf- oder abwärts.“ Und weiterhin au gleicher Stelle; „Lacerta peloponnesiaca ist nicht nur eine der schnell- sten Lacertiden, die ich kenne (und ich habe bisher 11 Lacerta — 2 Psammodromus-, 3 Acanthodactylus-, 2 Algiroides-, 2 Eremias- und 2 Ophiops- Krierr im Frei- leben beobachten können), eine Eigenschaft, che auch meine beiden gefangen gehaltenen Exemplare noch in erheblichem Masse bekunden, sodass ich ihren Käfig nicht öffnen kann, ohne dass beide gleichzeitig heraus und in wilder Flucht im Zimmer herumrasen, sondern auch eine der schönsten.“ — Bezüglich der Anregung des Herrn Professor Dr. 0. Boettger, die Aufstellung von Karten über die Verbreitungsgebiete unserer heimischen Reptilien- und Amphibieuwelt zu hethätigen, wird beschlossen, zunächst das Gebiet Bayerns rechts der Donau in’s Auge zu fassen. Herr Hauptlehrer Grossmann nahm sich insonderheit der Sache warm an und versprach wegen Beschaffung entsprechender Karten die nötigen Schritte einzuleiten. Herr Müller zeigt 2 prächtig durchgeführte Tafeln vor, darstellend Mabiiia striata Pts., eine in die Familie der Scincidae gehörige kräftige und hübsche Echsenart, und Xenopus muelleri Pts., eine zur Unterordnung Aglossa, zur Familie Dactylethridae gehörige, ganz merkwürdige Anurenform. Die Tafeln, welche eine Zierde unserer „Blätter“ sein werden, gehören zu einem für unser Vereiusorgan bestimmten Aufsatz unseres Herrn Scherer über seine herpetologischen Beobachtungen und seine Sammelthätigkeit während seines Aufenthaltes im zentralen Ostafrika, Ausserordentliche Mitglieder- Versammlimg, Donnerstag, den 14. August 1902. Der Zweck der Einberufung einer ausserordent- lichen Mitgliederversammlung war die Ernennung des Herrn Professor Dr. 0. Boettger von Frankfurt a/M. zum Ehrenmitgliede. Der ausführliche Bericht des I. Vor- 226 V ereins-Nachrichten. sitzenden fand allseits freudigste Zustimmung und sein Vorschlag ungeteilte Annahme. Die ausserordentliche Mitgliederversammlung nahm hierauf Veranlassimg, die Vorstandschaft anzuweisen, Herrn Professor Dr. O.ßoett- ger nochmals schriftlich den Dank des Vereines aus- zusprechen. Nach einer kurzen Pause wurde zur Er- öffnung der V e r e i n s - V e r s a m m 1 u n g geschritten. Die Protokolle der 24. und 25. Vereinsversammlimg wurden verlesen und genehmigt. Im Einlauf; Karte des Herrn Professor Morin aus Clausen : Tagesordnung des „Triton“, „Nerthus“, Heft 32. Der Inhalt einiger Veröffentlichungen wird bekannt gegeben. Ebenso aus den „Blättern“ Nr. 15. In Chenmitz hat sich ein neuer Verein gebildet mit dem Namen „Humboldt“. Herr Sigl ersucht um Wasserschnecken für Herrn Gladbach. Durch Herrn Müller gelangt ein 1,08 m messendes, melanotisches Weibchen der Tropidonotiis natrix zur Demonstration. In dieser Grösse dürften melanotische Stücke der Ringelnatter nicht häufig gefunden werden. Weiter zeigt Herr Müller eine Tafel, darstellend Dryophis mycterizans, eine indische Baumschlange, vor. Die Tafel giebt diese interessante Schlange in prächtiger Durchführung mit wunderbarer Treue wieder. Herr Seifers demonstriert sodann eine Photographie der er- krankten Vorderfüsse der Saumfmger unseres Herrn Scherer. Herr Seifers bemerkt ferner, dass er dieselbe Beobachtung, die Herr Geilach im Aufsatz „Girardinus decenimaculatus (echte Form)“ in Nr. 15 der „Blätter“ als eine Beobachtung etwas heikler Art bezeichnet, schon einige Male machen konnte, jedoch habe er hierbei nicht an Selbstschwächung gedacht, vielmehr sei ihm der Vorgang als eine Art freilich etwas eigenen Säuberuugs- und Reiniguugsprozesses erschienen. Ferner teilt Herr Seifers mit, dass er insofern wieder einen Zuchterfolg habe, als nunmehr 9 junge Fischchen des vorgenannten Zahnkärpflings sich in seinem Becken tummeln. Zum Schlüsse macht Herr lüian einige Mit- teilungen über die schönen Kulturen von Wasserpflanzen des Herrn Kunstgärtners Michael Büchner hier und regt einen Besuch des Gartens des Genannten an. H. Verein der Aquarienfreunde zu Berlin. Sitzung vom 13. August 1902. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9.45 Uhr. Anwesend waren 42 Mitglieder und die Herren R. Gross- heim, Hugo L’Age, Ernst Weckwerth und Karl Runge als Gäste. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde verlesen und mit einigen Änderungen angenommen. Neu aufgenommen in den Verein wurde Herr A. Helmrich, Dreher, Berlin, Fürstenbergerstr. 1 wohnhaft. Zur Auf- nahme vorgezeichuet wurde Herr R. Grossheim, Buch- halter, Oudenarderstr. 6. Nun ergriff Herr Dr. E. Bade das Wort zu einer Vorlesung aus „Plinius“, einer Naturgeschichte, die zu Beginn unserer Zeitrechnung verfasst wurde. Diese Vorlesung gestaltete sich, wohl infolge der zu Gehör gebrachten bizarren Ansichten über die Tierwelt imd ihrer Lebensweise unserer Alt- vorderen recht humoristisch-interessant, womit sie auch ihrem eigentlichen Zwecke völlig gerecht wurde. War auch der praktische Wert der Vorlesung gering, so konnten sich aber immerhin die Mitglieder aus ihr einen Massstab fertigen, an dem sie ersehen konnten, wie es dem rastlos vorwärts strebenden Menschengeist und dem ernsten Forschen der Wissenschaft gelungen ist, im Laufe der Zeit die Natur und ihre Geschöpfe von den mythischen Schleiern, welche sie im grauen Alter turne umwoben, von allem sagen- imd märchen- haften zu befreien, um sie uns in ihrer wahren Gestalt zu zeigen. Um dieses zu erreichen, versäumte Herr Dr. Bade nicht, überall aus dem Vorgelesenen den Kern der Wahrheit zu schälen. Nach Beendigung der Vorlesung, welche cUe Anwesenden mit grosser Auf- merksamkeit anhörten, wurden vom Vorstand fünf Anträge eingebracht und bis auf den letzten ohne Weiteres genehmigt. Hierauf stellte Herr Thätner die in voriger Sitzung von einem Gaste erworbenen Anabas scandens zu Gunsten der Vereinskasse zur Auktion; dieselben erzielten einen Betrag von 1,70 Mark. Die von Herrn G. Veith in voriger Sitzung gespendeten Teleskopen brachten der Kasse 1,30 Mark. Genannter Herr überwies ausserdem zur Verteilung an die Mit- glieder einen Posten Wasserpflanzen. Sitzung vom 30. August 1902. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzimg um 9.30 Uhr. Anwesend waren 44 Mitglieder und die Herren G. Richter, 0. Dähne und A. Reimann als Gäste. Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen und angenommen war, wurde eine Vorlesung über: „Das Leben der Tiefsee“ vorgenommen; dieselbe war sehr lehrreich und erweckte daher das Interesse der Mitgliedschaft in hohem Masse. Näher auf den Inhalt der Vorlesung einzugehen, lässt sich erübrigen, da genanntes Thema in dem Werke: „Das Leben der Tiefsee“, von Professor Dr. Seliger behandelt wird. Hierauf wurde Herr A. Grossheim, Oudenarderstr. 6 wohnhaft, als Mitglied aufgenommen. Die Mitgliedschaft meldeten an die Herren Gustav Richter, Graunstr. 26, Oskar Dähne, Stettinerstr. 20 imd Adolf Reimann, Strassburgerstr. 20 wohnhaft. Jetzt bot folgender Vorfall Anlass zur lebhaften Erörterung der Frage : „Kann ein übermässig schnelles Fahren der elektrischen- oder Eisenbahnwagen das Absterben der mit ihnen beförderten Daphnien herbeiführen?“ Zur Illustration dieser Frage wird dem Verein folgendes mitgeteilt. Vor einigen Tagen be- absichtigten einige Fischfreimde mit ihren Transport- kannen, inhaltlich Daphnien, wie gewöhnlich die elektrische Bahn (Britz-Berlin) zu benutzen. Zu ihrem Erstaunen wurde ihnen jedoch die Beförderung von den Wagenführern verwehrt, und zwar mit folgender Begründung: Auf Antrag eines vor ca. 3 — 4 Wochen beförderten Fahrgastes musste ein Führer 5 Mark Schadenersatz leisten, weil derselbe angeblich durch übermässig schnelles Fahren das Absterben der mit- geführten Daphnien des Fahrgastes verschuldet haben sollte. — Der Verein ist der Ansicht, dass das Ab- sterben der Daphnien auf Schütteln des Wagens auf einer solchen kurzen Strecke durchaus nicht zurück- zuführen ist; im Gegenteil könnte das Schaukeln eher vorteilhaft sein, da durch diese Bewegung dem Wasser stets neuer Sauerstoff zugeführt wird. — Hierauf stellte Herr Timmermann den Antrag auf Ver- anstaltung einer Exkursions tour. Der Antrag wurde angenommen und als Termin der 14. September fest- gesetzt. Über das Ziel wird in der nächsten Sitzung Beschluss gefasst. Nun erstattete Herr Thätner, als Obmann der Lokalkommission, Bericht über die An- gelegenheiten des Stiftungsfestes, welches am 7. Dezember stattfinden soll. Auf Antrag wurde von der Versamm- lung beschlossen, der nächsten Sitzung den Charakter einer Generalversammlung zu geben, mit der Tages- Verems-Nachrlchten. 227 Ordnung ; „Neu- und Ergänzungswahl des Gesamtvor- standes“. Hierauf Schluss der Sitzung um 12.15 Uhr. G. B'. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarien-Freunde zu Magdeburg. Versammlimgslokal; Reichskanzler, Kaiserstrasse. Sitzung vom 12. August 1902. Nach Eröffnung der Versamndung gedenkt der Vorsitzende des Heimgangs eines Freundes unseres Vereins, des Lehrers W. Ebeling, der als hervorragender Botaniker über die Grenzen unserer Provinz Sachsen hinaus bekannt war. Hierauf wird beschlossen, von der Feier des diesjährigen Stiftungsfestes, welches infolge der Ausstellungsarbeiten seiner Zeit verschoben wurde, in diesem Jahre überhaupt abzuseheu. Herr Hartmann bespricht verschiedene Bchsenarten, darunter auch die in Mexiko heinüsche Krötenechse Phrynosoma, welche die Fähigkeit besitzen soll, zu ihrer Verteidigung aus den Augenwinkeln Blutstropfen auszuspritzen. Ein lebendes Exemplar von der ungefähren Grösse eines Fünfmarkstücks wird mit grossem Interesse von den Vereinsmitgliedern besichtigt. Der Vorsitzende empfiehlt die Anschaffung des noch wenig gekannten Alvo7-deus aspero, sofern die Fischzuchtanstalt Berneuchen diesen eigenartigen Fisch, der in diesem Jahre gar nicht und im vorigen Jahre nur in wenigen Exemplaren in den Handel kam, offerieren sollte. Der Älvordeus wird viel- fach mit dem falschen Namen Piratenbarsch bezeichnet. Dieser Name kommt aber dem nordamerikanischen Aphredoderus sayanus zu. Dieser kann aber mit Al- vordeus nicht identisch sein, da er nach Alb. Günther einen länghchen, zusammengedrückten Körper, eine einfache Rückenflosse und den After vor den Bauch- flossen zu hegen hat, was bei Älvordeus nicht zutrifft. Obgleich kein Freund von trockenen Futtermitteln und gegen sauerstoffarmes Wasser ziemlich empfindlich, ist Älvordeus trotzdem ein haltbarer Aquarienfisch. In Ermangelung von niederen Wassertieren füttert man ihn mit zerkleinertem Regenwurm und geschabtem Rindfleisch, was er sehr gern zu fressen scheint. Zum Besten des Vereins stiftet Herr Wellmann eine Anzahl Wasserpflanzen, die einen Erlös von 1 Mark bringen. Sitzung vom 26. August 1902. Für den auf einer Erholungsreise abwesenden Vorsitzenden eröffnet Herr Kuhn die Versammlung. Herr Gangloff bringt im Anschluss an seine voran- gegangenen Vorträge interessante Mitteilungen über hiesige, sumpfhebende Pflanzen, von denen einige schöne Exemplare zum Besten unserer Vereinskasse versteigert werden. Denjenigen, welche zum Garantie- fonds imserer Ausstellung beigesteuert haben, wird die bereits in einer früheren Sitzimg genehmigte Dividende ausgezahlt. ,,Salvinia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden, Hamburg. Vereinslokal: „Hotel zu den drei Ringen“. Versammlung am 17. Juli 1902. Anwesend 34 Personen. Als- neues Mitglied wird Herr Seegers aufgenommen. Es stehen Antrag zur Aufnahme in den Verein die Herren J. Berg, E. Lagemann, H. Lamack, C. Lindelo und Schmidt, alle in Hamburg, sowie Herr A. David in Breslau. Es wird bekannt ge- geben, dass das Stiftungsfest als Herrenabend gefeiert werden wird. Herr Schröder berichtet über die letzte Exkursion nach Moorburg. Die Ausbeute war eine reiche, namentlich an Kleingetier. Des weiteren wurden Stichlinge, Moderlieschen, Rotfedern und Gründlinge erbeutet. — Der II. Vorsitzende, <). Tofohr, gieitt be- kannt, dass die vereiusseitig importierten Walzenechsen (Gongylus ocellatus) zahlreiche Junge abgesetzt haben. Einige 20 gelangen zur Vorzeigung und werden sofort zu Gunsten der Kasse verkauft. Es gelang dem 11. Vor- sitzenden dieses Mal, im Gegensatz zu seinen Beob- achtimgen im Vorjahre, siehe „Nerthus“, 1902, Heft 16, S. 250, den Vorgang der Geburt dieser jungen Echsen genau zu beobachten und giebt derselbe seine inter- essanten Wahrnehmungen bekannt. Das trächtige Muttertier zeigte sich in den meisten Fällen (es wurden sechs verschiedene Geburten, die alle in den Mittags- stimden vor sich gingen, belauscht) kurz vor dem Ge- bären recht unruhig, und wanderte unter häufigen seitlichen Krümmungen des Körpers viel in seinem Käfige umher. Schliesslich legte es sich ganz auf die Seite, näherte seine Schnauzenspitze seiner Kloake und begann diese eifrig zu bezüngeln. Der Schwanz wurde alsdann etwas zurückgebogen und aus der Kloake trat nunmehr langsam der Körper der jungen Echse. Das Junge liegt aufgerollt im Mutteiieibe, und zwar zeigt sich der Körper des Echschens seitlich einmal zusammengeklappt, sodass sein After neben der Schnauzenspitze zu liegen kommt, während der lange Schwanz im Bogen um den Kopf herum seine Lage hat. Das Junge wird mit dem Kopfe voran geboren. Bisweilen trat letzterer hervor und schien nicht passieren zu können, sodass er oft minutenlang festsass, ohne dass der übrige Körper des Jungen folgte, bisweilen trat der Kopf auch wieder zurück in die Kloake. In chesen Fällen wurde das Junge dann gleich darauf mit dem Schwänze voran geboren, da es durch das Hinundhergieiten offenbar seine Lage insofern verändert hatte, als der Schwanz sich nunmehr als langgestreckt nach vorne gerichtet präsentierte. War das Junge, das, während es geboren wurde, von keinerlei Haut oder Hülle umgeben war, mit seinem ganzen Körper hervorgetreten, so hing dasselbe vorerst noch mit der Nabelschnur, deren Dottersack noch in der Kloake der Mutter steckte, mit dieser zusammen, suchte aber sofort durch heftiges Zappeln und Hinundherspringen frei- zukommen. Dieses Gebahren machte dem Muttertier offenbar Schmerzen, denn es ergiiff sofort die Nabel- schnur mit dem Maule imd suchte dieselbe durch- zubeissen. Dies schien wieder dem Jungen weh zu thun, und so konnte man dann das seltsame Schauspiel erleben, dass sich Mutter und Kind ganz fröhlich um die Nabelschnur balgten. Endlich kam das Junge frei, entweder dadurch, dass die Nabelschnur mitten entzwei riss oder dadurch, dass auch der Dottersack aus der Kloake heraustrat oder gezerrt wurde, oder endlich auf die Weise, dass die Nabelschnur sich vom Körper des Jungen loslöste, lediglich eine kleine schmale längliche Öffnung in der Mitte seiner Leibesunterseite zurücklassend. Das Junge rannte nun sofort mit Schnelligkeit davon. Nach einigen Minuten, bisweilen auch erst nach 20 — 25 Minuten folgte dann die Geburt des zweiten Jungen und so fort. Die sechs beobachteten Geburten ergaben je 4—5 Junge, die eine Länge von 6 — 7 cm hatten. Von etwa 20 weiteren trächtigen Weibchen, deren Geburtsakt nicht beobachtet werden konnte, warfen diverse dahingegen nur 2 — 3 Junge. Die Jungen sind sofort nach ihrer Geburt imstande, Nahrung zu sich zu nehmen. Schon nach einer Stunde 228 V ereins-Nachrichten. wurden sie teilweise dabei beobachtet, wie sie kleine Meblwürmer verzehrten. — Der Vortragende ist im Gegensätze zu Joh. v. Fischer, der die Aufzucht der Jungen als undankbar, häufig von unerklärlichem Missgeschick heimgesucht, bezeichnet (die Tierchen sollen nach Fischer häufig einen Bruch der Wirbel- säule erleiden) zu der Erkenntnis gelangt, dass die Jungen ungemein leicht aufzuziehen sind, und bei sachgemässer Pflege grosse Widerstandsfähigkeit be- thätigen. Obige Wahrnehmungen Fischer’s bestätigten sich nicht. Nach zwei Monaten waren noch keine nennenswerten Verluste eingetreten, während die Jungen schon erheblich gewachsen waren. — Ebenfalls durch den II. Vorsitzenden gelangen Chamaeleons und Agama inermis von teilweise mächtiger Grösse zur Vorzeigung. Die Tiere, die gleichfalls vereinsseitig importiert \vurden, werden schnell verkauft. — Der I. Vorsitzende, Herr C. Brüning, hält dann im Anschlüsse au die Mit- teilungen am 7. Juli über Süsswasser-Aquarien des Herrn Gerber einen interessanten Vortrag über Boden- grund und Bepflanzung der Aquarien, der grossen Beifall findet. Durch Herrn Knöppel erhält jedes an- wesende Mitglied einen Algenkratzer zum Geschenk, wie auch viele heimische Pflanzen, Fische und Molche zur Gratisverteilung gelangen. Fragekasten muss ver- tagt werden. Schluss I2V4 Uhr. Versammlung am 4. August 1902. Anwesend sind 36 Personen. Aufgenommen werden die Herren J. Berg, H. Lamack, C. Lindelo und Schmidt, Hamburg, sowie Herr A. David, Breslau. Im Ein- laufe; Karte des Herrn J. Franz, Köln, 'Offerte in See- muscheln von Jean Souheur, Anvers, Belgien, Gruss- karte aus Suhl in Thüringen vom Mitglied Herrn Siggelkow. Ein unbekannter Wohlthäter stiftet eine prächtige Thalia dealbata Fräs., eine aus Nord-Amerika eiugeführte, zur Familie Marantaceae gehörende prächtige Sumpfpflanze. Das schöne Exemplar wird versteigert. Der mit Demonstration derselben verbundene Vortrag über lebendig gebärende Fische unseres Herrn Springer muss bis zur nächsten Sitzung vertagt werden, da Herr Springer wegen Familientrauer abgesagt hat. — Um alle geschäftlichen Sachen sowie langatmigen Debatten über Verwaltungssachen etc. nach wie vor aus den Versammlungen fern halten zu können, sieht sich der Vorstand unter Hinweis auf das immer grössere Anwachsen des Vereins veranlasst, eine Erweiterung des Vorstandes von 9 auf 12 Personen vorzunehmen. Es wird heute zur Wahl eines zweiten Bibliothekars gescliritten. Gewählt wird Herr H. v. Rönn. In nächster Sitzung werden ein erster und zweiter Sammlungs- verwalter gewählt werden. — Herr Philipp erstattet den Bericht über die letzte Exkursion. Herr Jahn stiftet einen Posten kleiner Schlammbeisser zur Gratis- verteilung, ausserdem wird wieder die übliche Gratis- verteilung von heimischen Fischen und Pflanzen vor- genommen. Fragekasten. Schluss 11^/4 Uhr. Versammlung am 21. August 1902. Anwesend sind 52 Personen. Es stellen Antrag zur Aufnahme in den Verein die Herren A. Drexel, H. Dominico, A. Eising, C. Fahning, F. Knape, H. Schülke, A. Kunkel, G. Mannwerder, H. Pohnke, Marquardt, J. Möller, H. Mehlhop und Ki’etzschmann, alle in Ham- burg. — Wieder hat uns der unerbittliche Tod ein liebes treues Mitglied entrissen: Herrn George Müller. Der I. Vorsitzende legte im Namen des Vereins einen Kranz, am Grabe des Verstorbenen nieder, und die Versammelten ebren das Andenken des Entschlafenen durch Erheben von den Sitzen' — Im Einlaufe; Karte des Herrn Dr. Wolterstorff, Magdeburg, durch welche dem Verein Discoglossus pictus (bunter Scheibenzüngler) zur Pflege und Beobachtung angeboten werden. Herz- lichen Dank! Der I. Vorsitzende giebt bekannt, dass Verhandlungen mit verschiedenen grösseren Gärtnereien in die Wege geleitet seien, um für den Verein ein Gewächshaus zu pachten. Über den Erfolg werde demnächst Bericht erstattet werden. Der Verein hofft, durch die, weim auch mu' teilweise, Pachtung eines Gewächshauses den Ansprüchen der Mitglieder und der angeschlossenen Vereine auf Pflanzen, Schnecken, Kleingetier etc. noch besser als bisher gerecht werden zu können. Zur Gratisverloosung resp. Verteilung gelangen 10 Girardinus decemmamlatus (von welchem Fische jetzt reichlich Nachzucht im Vereine vor- handen ist), ferner eine Anzahl Kampffische, sowie ein Pärchen Fadensackwelse. Die Fische wurden gestiftet durch die Herren Springer, Tetzlaff und Knöppel. Verbindlichsten Dank! Des weiteren werden verteilt an Pflanzen: Ludiuigia, japanisches Pfeilkraut und Kolbenbärlapp. Herr Jörden zeigt Eier der Ringel- natter vor und lässt eine Anzahl von Lacerta agilis versteigern zum Teil zu Gunsten der Kasse. Herr Sachs zeigt eine gut gelungene Photographie seines neuen heizbaren Terrariums vor, das mittelst Röhren- heizung erwäi’mt wird. Durch 0. Tofohr werden dem Vereine eine Anzahl Präparate geschenkt: Embryo aus dem Ei des Acanthodactylus velox imd Embryo aus einem Ringelnatterei, die Präparate einiger muralis- Varietäten sowie einiger Fransenfinger-Gattungen Acanthodactylus velox, pardalis, scutellatus, boshianus und lineomaculatus (eine Varietät des Acanthodactylus vulgaris). — Der I. Vorsitzende, Herr C. Brüning, be- richteit über die letzte Exkursion, bei welcher der Fang einiger Zwergstichlinge von der respektablen Länge von cm bemerkenswert war. Da der Zwergstichling für gewöhnlich nur reichlich 6 cm lang wird, lag es Herrn Brüning daran, festzustellen, ob eine solche Grösse schon häufiger beim Zwerg- stichling beobachtet worden sei, oder ob der gefundene Stichling vielleicht eine besondere Varietät sei. Er brachte die Fische daher Herrn Professor M. v. Brunn, hekanntlich einer Autorität auf dem Gebiete der hei- mischen Fischfauna. Von diesem Herrn wurde ihm in liebenswürdigster Weise die Auskunft zu Teil, dass es hier, wie überhaupt im Süsswasser Deutschlands, nur die beiden Stichlingsarten Gasterosteus aculeatus L. (den grösseren dreistacheligen) und Gasterosteus pungitius L. (den kleinen neunstacheligen Stichling) gebe. Beide gingen auch in (schwach) salziges Seewasser. Von beiden Arten giebt es zwei Varietäten: trachurus (an den Seiten mit Knochenschienen gepanzert) und leiurus (nackt). Die Grösse der gefangenen Stichlinge sei bemerkenswert. Gleichzeitig bat Herr Professor v. Brunn um Überlassung einiger der gefangenen Exemplare für das hiesige Museum, welchem Wunsche entsprochen wurde. Der Stichling erwies sich als Gasterosteus pun- gitius L. var. trachurus. — (Schluss folgt.) Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. iv, Stralauer Allee 25; für den Anzeigenteil: Creutz’sche V erla^gsbuoh- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schenV erlagsbuchhandlung in Magdeburg. Druck von. A. Hopf e r in Burg b. M. Jahrgang XIU. Heft 20. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Der Krebs im Zimmer- Aquarium. Von Gustav Baumganlt. (Mit einer OriginalpliotogTaphie.) Seltsam genug- ist das Wesen des Krebses, seltsam wie er selbst seine ganze Lebensweise. Ein ansgesprocbenes „Naclittier“ ist er, daher ist es ancli nur möglich, ihn in nächtlicher Stunde am vorteilhaftesten zu beob- achten; dieser Umstand bewirkt es wohl auch, dass die Zahl seiner Freunde änsserst gering ist. Am lebendigsten jedoch ist dieser Ernster, wenn die Atmosphäre mit Elektrizität geladen, wenn regenschwere Wolken am nächtlichen Himmel hängen und alle Anzeichen für ein herauf ziehendes Gewitter sprechen. Der Zeiger meiner Uhr zeigt bereits die elfte Stunde und noch ist der Wasserspiegel des Aquariums glatt und unbeweglich. Doch plötzlich, jetzt auf der rechten Seite des Beckens, dort, wo der Boden bis znm Wassers})iegel anfsteigt, ans zwei dort angebrachten Bühren, welche mit ihrer Öffnung dreiviertel im Wasser liegend, jedoch nach dem Bande des Beckens zu sanft anfsteigend, einen trockenen Innenranm bilden, fängt sich etwas an zu regen. Leise kräuselt sich die Oberfläche des Wassers, und ans jeder Böhre schiebt sich, vorsichtig um sich lugend, die Fühler weit vorgestreckt, der Kopf eines kleinen Ungeheuers hervor. Es sind meine beiden Pfleglinge, zwei 9 bis 13 cm lange Asiacus fi uviaiUls Fahr., die nn- Originalaiifnalime nacli dom Lel)en für die „Blätter“. Flusskrebs (Afitams fliiviatüis Fahr.). 230 Otto Totohr: Eine Blutlausplage iu meinem Echseuterrarium. umscliränkten Herrscher ihres kleinen, ca. 60 Liter fassenden Reiches. Vorsichtig- betrachten sie von ihrer hohen Warte ans den unter ihnen liegenden steinigen Bodengrund des Beckens. Doch keine Gefahr scheint ihnen zu drohen. Nach und nach schieben sie ihren Körper bis znm Rand der Röhren vor und jetzt, ihre Fühler nach unten richtend, mit den Scheren vorsichtig tastend, streben sie langsam dem Grunde ihres Behälters zu. Unten angelangt, -wird erst eine peinliche Revision vorgenommen. Z-wei ünter- -wasserröhren (geköpfte kleine Weissbier kruken), deren Öffnungen durch das Steingewirr stossen, werden vor allen Dingen untersucht. Auch dort scheinen sie nichts Verdächtiges zu finden; es kann daher gefahrlos an die Inspizierung des ganzen Bodengeländes, dessen eine Hälfte, wie schon gesagt, ans Steingeröll, die andere dagegen aus sandigem Boden, ans welchem üppig Sumpf- und AVasserpfianzen wuchern, besteht, gegangen werden. Langsam, Schritt für Schritt, die Beine weit von sich gestreckt, gleichsam auf den Fussspitzen gehend, gleitet der seltsame Geselle, einem Somnambulen gleich, sich über jedes Hindernis sicher hinwegbngsierend, seines Weges. Seltsam ist sein Anblick, einer grossen hässlichen Spinne nicht unähnlich, in diesem fahlen Däm- merlicht der nächtlichen Stunde. Erschrocken verschwindet ein Stichling vor den herannahenden Ungetümen in dem schützen- den Pfianzengewirr. Auch eine Schnecke lässt sich ängstlich zu Boden fallen. Ob sie damit recht gethan ? Noch wird sie von meinen Pfieg- lingen nicht beachtet. Auf ihren Inspizierungsreisen hat der eine den andern, ob absichtlich oder nicht, mit einer Schere in den Fühler gefasst. Das reizt den Angegriffenen zum Kampfe, Ein paar wütende Ruderschläge mit dem Schwanz lassen ihn durch das Becken schiessen. Nun stürzt er sich auf seinen Gegner, welcher das Duell anuimmt.*) Doch gerade ritterlich ist dieser Kampf nicht zu nennen. Es ist eine einfache Herum- balgerei, ein Ziehen und Zerren, ein unnützes Aufwühlen des Bodengruudes. Ihre durchaus gleichen Waffen und ihr guter Panzer schützt sie vor jeder Verwundung. Ich klopfe daher an die Scheibe, und erschreckt ergreifen beide Kämpfer das Hasenpanier, um sich in komischei- Hast in die Unterwasserröhren zu stürzen. Doch *) Dieses Gebahren muss äusserst selten sein, denn icli habe diese Beobaclitimg nur ein einziges mal gemacht. ist der Aufenthalt daselbst nicht von langer Dauer. Der Hunger treibt sie schnell wieder aus ihren Höhlen hervor. Unterdessen habe ich ihnen den Tisch ge- deckt. Unbeschreiblich ist ihre Fressgier. Nichts nur irgend Geniessbares Avird verschmäht. Fleisch in jeder Form, tote Frösche und Fische, ge- kochte Kartoffeln, Erbsen, Bohnen und Küchen- abfälle aller Art sind ihnen höchst angenehm. Grüne Wasserpflanzen und deren Wurzeln scheinen jedoch ein Hauptbedürfnis zur Erhaltung ihres Lebens und Wohlbefindens zu sein. Fehlen ihnen diese, so wird ihre ohnehin schon kurze Lebensdauer im Aquarium noch mehr verkürzt. Ich habe Krebse höchstens vier Monate am Leben erhalten. Meistens jedoch gingen mir dieselben nach dem mir noch bis heute rätsel- haften Panzerwechsel ein. Die nackten Tiere lagen jedesmal mit RissAvunden bedeckt tot, entweder zwischen Steinen eingeklemmt oder in einer der unter Wasser angebrachten Röhren. Die Mahlzeit, die ich ihnen geboten, ist aufgezehrt, verschwunden, ohne dass ich wahr- nahni, wohin sie eigentlich gekommen ist. (Ihr Fressgeschäft ist mehr mit einem Aufsaugen der Nahrung zu vergleichen.) Sie scheinen ge- sättigt : Doch da kommt ihnen eine Schnecke in den Weg. Sie wird zerdrückt und aufgezehrt. Noch ein paar mal wandern beide Gesellen über den Bodengrund dahin ; doch träge und faul ist jetzt ihr ganzes Wesen. Während nun der eine in seine Oberwasserröhre zurückkehrt, ganz gemächlich, mit dem Schwanz zuerst, klettert der andere völlig aus dem Wasser heraus, um ausserhalb desselben der Ruhe zu pflegen. Die Ruhe ist wieder in das Aquarium zurückgekehrt, und mit ihr mein einsamer Stich- ling aus dem schützenden Pflanzengewirr, um nach den Resten der Krebsmahlzeit zu forschen. — Ist die Pflege des Krebses für den Lieb- haber auch mit Schwierigkeiten verknüpft und ist seine Beobachtung auch nur in den Nacht- stunden möglich, so entschädigt er den Natur- freund doch durch sein seltsames geheimnis- volles Wesen reichlich. Eine Blutlausplage in meinem Echsenterrarium. Von Otto To fohl-, Hamburg. «Ä^clion manches Mal im Laufe der Jahre, in der ich meine Liebhaberei ausübe, habe ich Blutläuse in meinen Terrarien beobachtet, Otto Tol’olu'; Eine Blutlaiisplage in meinem Echsonteri’ai-ium. 231 jedoch jedesmal in so geringer Anzahl, dass es mir stets mit Leichtigkeit gelang, ihrer wieder Herr zn werden. Ich vernichtete sie einfach durch sorgfältiges Ablesen und hinterheriges Zer- drücken, und in ganz kurzer Zeit waren meine Tiere von diesen Schmarotzern befreit. Ganz anders traten die Blutläuse jedoch im heurigen Sommer in meinem grossen warmen Echsen- terrarinm auf. Mit ersclireckender Schnelligkeit hatten sich die ersten Blutläuse, deren Anwesen- heit mir in Folge von einer zeitweiligen Arbeits- Überhäufung leider entgangen war, und die ich wahrscheinlich durch einige von einem Bekannten übernommene An cerffl viridis eingeschleppt hatte, derartig vermehrt, dass sie das ganze Terraiinm in ungeheurer Zahl bevölkerten und an ein Ab- lesen resp. Aufsammelii derselben nicht zu denken war. Begünstigt vumde diese starke Vernielirung durch die hohe Wärme und eine recht reichliche Besetzung des Terrariums. Die ganze Boden - füllung, die zur Hälfte aus trocknem Sande und zur anderen Hälfte aus grobem Kiese bestand, war übersät mit Blutläusen, und wehe der armen Echse, die sich auf diesem verseuchten Sand niederliess, um ihren Körper zu durchwärmen oder um der Ruhe zu pflegen ! In ganz kurzer Zeit hatten die am Boden liegenden Schmarotzer den Körper der betreffenden Echse erklommen und nisteten sich nun an den ihnen günstigen Stellen ein. Sie betreiben ihre blutsaugende Thätigkeit namentlich in den Achselhöhlen, in den Hautfalten und an allen denjenigen Punkten der Körperfläche ihres Wirtes, an welchen ihnen eine etwas zartere, dünnere Haut das Ansaugen erleichtert. Meine armen Echsen müssen, bis ich dieser Schmarotzergesellscliaft das Hand- werk legen konnte, schrecklich unter diesem Un- geziefer gelitten haben, manche sind mir sogar krank durch sie geworden. Ich bemerkte die totale Verseuchnng des Terrariums schliesslich an dem Gebaren der In- sassen. Es flel mir auf, dass fast alle Echsen ängstlich den Boden mieden und zwar nament- lich des Nachts. Früher hatte meist eine ganze Gesellschaft von Echsen ihre Nachtruhe behaglich ausgestreckt auf dem erwärmten Sande abgehalten, die Dornschwänze hatten sich auf dem Kiese in der Nähe der Heizung etabliert und viele muraJis besassen Schlupfwinkel dicht am Boden. Die Tiere begannen nun, um den Läusen zu ent- gehen, eine völlig veränderte Lebensweise, was als ein Beweis ihrer Intelligenz anzusijrechen ist. Die wenig kletterfähigen an den Boden gebannten Dornschwänze kletterten abends bis unter den Deckel des Tei'rariums, die Acmdhodae- fylus (Fransenflngei'), die bekanntlich Saml- bewohner juw exceUnice vorstellen, erklommen hoch gelegene Zierkorkstücke; Cnemi/dophorus Gerrhonotas und Agama inerniis, ja sogai' ein junger Riesenskink (Tihqua scincoidvs), also lauter sich für gewöhnlich am Boden aufhaltende Tiere folgten ihnen in die höheren Regionen, da sich die Läuse hiei‘ oben offenbar weniger festsetzen konnten, die meisten vielmehr lieralj- flelen auf den Boden. — Die von den Läusen befallenen Echsen suchten sich durch Scheuern an festen Gegenständen, durch Kratzen mit den Extremitäten und durch Schütteln des ganzen Körpers von ihren Plagegeistern zu befreien, was ihnen auch teilweise gelang. Aller an den schwerer zugänglichen Körperstellen sitzenden Läuse (und namentlich der jungen) konnten sich die Tiere jedoch nicht entledigen. Ein schöner Gerrhonotus coertdeus (Californische Echse oder vielmehr Schleiche) war 'derart mit Läusen be- haftet, dass er durch das viele ihm entzogene Blut fast zu Grunde gegangen wäre, wenn ich ihn nicht alsbald aufgefunden hätte. Er lag am Boden unter Zierkorkhölzern und an ihm und auf ihm hausten etwa 100 Läuse. Sogar aus den Ohrhöhlungen habe ich ihm einige 20 herausholen müssen ! Das Tier hatte bereits jedes Fressen eingestellt nnd war völlig apathisch geworden. Bald nach seiner Reinigung zeigte es sichtliches Wohlbehagen, gingganz allmählich wieder ans Fressen und erholte sich in ver- hältnismässig kurzer Zeit. — Der kleine schon oben erwähnte Tdiqua scincoides, der als neuer Ankömmling leider ebenfalls den Läusen aus- gesetzt wurde, geberdete sich, als er dieser Plage gewärtig wurde, wie toll. Er kratzte und scheuerte sich mächtig, lief aufgeregt auf dem Boden noch zu später Nachtstunde umher und ruhte nicht eher, bis er den Boden verlassen und oben im Teri-arium Ruhe gefunden hatte. An seiner glatten Hautoberfläche hafteten die Läuse übrigens nur sehr schlecht. Die Fransen- flnger fand ich des Morgens mehrfach bis an den Hals im Wasserbecken sitzend vor, offenbar wollten sie sich auf diese Weise von ihren Peinigern befreien, teils, wie ich bemerkte, auch mit dem besten Erfolge. — Am meisten von den Schmarotzern befallen wurden Lac. viridis, agilis, viviparct, AcanthodactgJus, Agama inermis, Gerrhonotus und Cnemgdophorus. Mässig konnte ich Läuse konstatieren auf Gechonen, Uromasfix, (deren letzterer Haut offenbar den Läusen in- folge ihrer Dicke starken Widerstand entgegen- 23-2 Otto Tofohr: Eine Bliitlausplage in meinem EchsenteiTarium. setzt) und Chamaeleom. Wenig oder garniclit wai’en besetzt alle schnelleren beweglichen Echsen als mnralis, algerische Kielechse und Algiroiden. Völlig frei von jeglichen Läusen waren zunächst alle Wnhlechsenarten, als Shinhe, Gongglus, Sej)s, TlUqua scmcokles. Die drei erstgenannten aus dem Grunde, weil sie durch ihre Streifereien im Sande jeglichen Fremdkörper abstreifen und ihre glatte polierte Haut den Blutläusen nicht gestattet, sich festznsetzen. TiUqua ist ebenfalls durch seine glatte Haut geschützt, ist aber schon vor einem vorübergehenden Überwegkriechen der Parasiten sehr empfindlich, daher sein oben ge- schildertes aufgeregtes Wesen. Ebenfalls ganz frei waren alle Anolis- Arten als Ano/is cristatellus, qmnciqjaJis, Vmeatopus n. a., diese offenbar daher, weil sie fast nie den Boden anfsnchen. Ich komme nnn zur Vertilgung der Blut- läuse. Die sicherste Wirkung, um dieses Un- geziefer radikal anszurotten, würde ja durch das Abbrühen sämtlicher Einrichtungsgegenstände mit kochendem Wasser, sowie durch das gleich- zeitig vorgenommene sorgfältige Ablesen der Läuse von jedem Terrarium-Insassen erzielt werden. Diese Arbeit wäre in meinem Falle aber eine ganz enorm mühselige und zeitraubende gewesen, da ich allein, nm die Tiere rein zu bekommen, mehrere Tage hätte brauchen müssen. Einige 60 muralls, Algiroiden, Troqjidosaura etc., die neben weiteren etwa 60 anderen Echsen meinen Bestand aus- machten, würden sich das Ablesen garniclit ein- mal gutwillig gefallen lassen, und ich würde bei der Beweglichkeit dieser Dinger doch nie sicher sein, alle Parasiten, namentlich die ganz jungen, vertilgt zu haben, ich musste daher auf andere Mittel sinnen. — Was die Bekämpfung der Blut- läuse im Terrarium sehr erschwert, ist der Um- stand, dass alle die Mittel, die wohl in Gefiügel- ställen etc. zur Anwendung kommen können, im Terrarium wegen ihrer Gefährlichkeit für die Insassen ausgeschlossen sind. Das Verstäuben von Insektenpulver z. B. würde bei den Eidechsen infolge Einatmens sicher Lungenentzündung hervorrnfen. Das Besprengen der Einrichtungs- gegenstände mit antiseptischen Lösungen als Carbol, Lysol, Creolin oder Borwasser erscheint mir ebenfalls gewagt. Carbol und Lysol kommen ihrer Giftigkeit, das ungiftige Creolin seines Geruches wegen nicht in Frage, und was das Borwasser anbetrifft, so befürchte ich auch durch die nach dem Antrocknen staubförmig gewordene Borsäure Erkrankungen der Atmungsorgane vieler Eidechsen. Weiter wäre zur Vertilgung dieser Schmarotzer Benzin in Frage gekommen. welches zwar einen sicheren Abtöter für Blut- läuse darstellt, andererseits aber solche gefähr- lichen Wirkungen seiner sehr flüchtigen Dämpfe auf die Lungen der Eeptilien aufweist, dass ich mich zur Anwendung dieses Mittels nie entschliessen würde, es sei denn lediglich zu örtlichen sehr vorsichtig ausgeführten Pinselungen der befallenen Eeptilien mit diesem Mittel. Spiritus und Petroleum eignen sich ebenfalls nur zu örtlichen Pinselungen. Es blieb mir somit lediglich kochendes Wasser, und dies wandte ich f olgendermassen an : DenBodengrund, sowie die auf demselben umherliegenden Zierkorkstücke schaffte ich aus dem Terrarium heraus und brühte sie mit kochendem AVass er gehörig ab. Alle sonstigen Einrichtungsstücke, als an den AA'änden an- gebrachte Korkstücke, Kletterbäume und sonstige Sachen liess ich jedoch darin und diese brühte ich Stück für Stück durch einen dünnen durch einen Schlauch geleiteten Strahl heissen Wasser- dampfes gründlich ab. Alle Echsen konnten bei dieser Prozedur im Terrarium drin bleiben und brauchten nur wenig belästigt zu werden, da es genügte, hniner nur die Stelle von Echsen frei zu scheuchen, die gerade in Behandlung genommen wurde. Ich nahm diese ganze Mani- pulation in früher Morgenstunde vor, als die Echsen noch minder beweglich waren, so dass sie mich nicht allzuviel stören konnten. Den siedend heissen AA^asserdampf entwickelte ich in einem kleinen Inhali er- Apparat, der sich für diesen Zweck vorzüglich eignete. Als alles ab- gebrüht war, brachte ich den vorher getrockneten Bodengrnnd wieder ins Terrarium und der grösste Teil der Läuse sowie deren Brut war nunmehr vertilgt, es handelte sich nnn noch um die gerade an den Insassen befindlichen. Diese konnte ich dann durch allmähliches Ablesen vernichten, wälirend viele auch durch die Echse selbst ab- gestreift wurden und dann auf den Boden fielen. Dies geschieht namentlich dann um so leichter, wenn die Blutlaus ganz erwachsen ist, welcher Zeitpunkt bei diesen Schmarotzern bekanntlich sehr schnell eintritt, sie wird dann viel eher von ihrem AATrte abgestreift, als die ganz jungen Läuse. Die am Boden befindlichen wurden dann noch au 5 weiteren jeweiligen Tagen des Morgens mittels AVasserdampf abgetötet. Nach weiteren 8 Tagen war jegliche Laus ver- schwunden und noch nach 2 Monaten ist hierin noch keine Veränderung eingetreten. Jos. Scherer: Herpetologische Reiseskizzen aus Zeiitml-Ost-Afrika. 233 Originalzeichmmg für die „Blätter“ von L. Müller-Mainz. Gerfhosaurus flavigularis var. nigrolineatiis. Herpetologische Reiseskizzen aus Zentral-Ost-Afrika. Von Jos. Scherer, „Isis“-München. (Mit fünf Originalzeiclmnngen von Lorenz Müller-Mainz und fünf Originalaufnahineu.) es, als der gine herrliche Märzennacht war Ozeandampfer vor der englischen Kolonie Mombassa vor Anker ging. Vereint mit bal- samischen Düften drang ein vielstimmiges Kon- zert von Cikaden und Fröschen von der nahen Küste zu uns herüber; in der Ferne ertönten die dumpfen Schläge einer Trommel, die den ein- tönigen Chorgesang beim Feuerschein tanzender Suaheli taktvoll begleitete. Wunderbar glänzte das Kreuz des Südens am westlichen Tropen- himmel, während der Mond fast senkrecht über uns stand und sein mattes Licht auf der glatten Fläche spiegelte. Nm’ zu bald verkündete eine kleine helle Fläche am weiten Meereshorizont den nahenden Tagesanbruch, und schon einige Minuten später stieg die Sonne ohne vorherige Dämmerung blutrot aus der glitzernden Flut, das herrliche Palmeuufer in bezaubernder Schön- heit rosig beleuchtend. Reges Treiben ent- wickelte sich jetzt am Ufer; einige kräftige schwarze Gestalten kamen herangerudert, um Gepäck und Passagiere an Land zu biingen. Es mochte ungefähr 6 Uhr morgens sein, als ich mich am Strande befand, wo das Thermo- meter bereits -f- 30 R. zeigte. Die durch Ebbe weit freigelegten Uferränder veranlassten mich, zunächst eine Wanderung durch die Mangroven - bestände zu unternehmen, wo sich meinem Äuge bald ein höchst eigenartiger Anblick bot: Eine Unmenge kleiner Fische hüpfte in kurzen Ab- sätzen, sich auf die Brustflossen, wie auf Füsse stützend, über den feuchten Schlamm einem zurückgebliebenen Wassertüm- pel zu, um sich schleunigst in dessen Grunde einzuwühlen. Andere klammerten sich, senk- recht steheinhoder auch liegend an den Wurzeln oder Ästen der Büsche, gleichfalls mittelst der gut entwickelten Flossen an. Beim geringsten Geräusch verli essen sie ihren Platz, in- dem sie geschickt mit einem Sprunge auf einen anderen Ast übersetzten. Oft schien es auch, als ob sie sich ganz freiwillig, wie im Scherze, auf diese Weise herumtrieben oder verfolgten. Bei drohender Ge- fahr suchten sie ihre Rettung immer im Wasser, Avenn es auch nur ein Krabbenloch, das nur noch ein wenig des feuchten Elementes enthielt, war. Mit einem Netze gelang es mir, alsbald mehrere zu erhalten. Ich erkannte in ihnen die der gemeinen italienischen Fluss- grundel {Gohius fluviatüis) sehr nahe verwandten Schlammspringer (Periophthahnus Koelreuferi), von dem Avir in Brehm, Bd. VIII, S. 124 eine vorzügliche Wiedergabe haben. Gleich den Labyrinthflschen vermag auch er den Sauerstoff direkt der Luft zu eutnehnien, was ihn auch 234 Jos. Scherer; Herpetologisclie Reiseskizzen aus Zentral-Ost-Afrika. befähigt, lange Zeit ausser Wasser ziibringeii zu können. Einige Exemplare, die ich über 18 Stunden in einer Blechbüchse bei hoher Tempe- ratur transportierte, konnte ich noch lebend und gut erhalten in Foi'mol setzen. Zahllose Krabben wimmelten auf dem nassen Sande und im ausgeliöhlten üfergestein. Besonders interessant waren einige, weil sie nur auf der rechten Seite eine rote Schere be- sassen, während sie links entweder einen Fuss oder aber nur eine sehr verkümmerte kleine Zange hatten. Grosse, verschiedenartig bunt gefärbte Gallertklnmpeu, die fest an Steinen hafteten, entpuppten sich bei genauerer Be- trachtung als geschlossene Aktinien, die der wiederkehi'enden Flut harrten. In tieferen Tümpeln, sowie im Meere selbst bewegten sich bläulich durchsichtige Quallen langsam durch das klare Wasser. Das urplötzlich schnelle Eintreten der Flut machte meinen Beobachtungen ein jähes Ende, und veranlasste mich, mein Sammelgebiet auf trockenem Lande zu suchen. Bald lagen die weissen Häuser der Kolonie hinter mir, und mein Weg führte mich durch einen herrlich schattigen Palmenwald. Zunächst war es der überall an Baumstämmen und Mauern durch sein munteres und anmutiges Treiben leicht auffällige Streifenskink {Mcibuia striata), der meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Prachtvoll lieben sich die glattbeschuppten glänzenden Tiere von den matten Stämmen der Kokospalmen ab, wo sie ganz nach Art unserer Manereidechsen ein viel bewegtes Dasein führen. Die schön dunkel kastanienbraune Oberseite säumen beiderseits bis an die Schwanzwurzel verlaufend je eine hellgelb bis gelblich weisse Längslinie; die ganze Unterseite ist gelbgrün oder schmutzig weiss. Den wenig vom Eumpfe abgesetzten und ziemlich dicken Kopf bedecken grosse Schildplatten, die übrigen Körperteile glatte, meist fünfkantige gleichmässig in Eeihen geordnete Schuppen. Im Gegensätze zu den meisten anderen Skinkoiden sind die Füsse gut entwickelt und tragen je fünf bekrallte Zehen, die sie zum gewandten Klettern vorzüglich be- fähigen. Mabuia striata erreicht eine Länge von ca. 25 cm, wovon mehr als die Hälfte auf den Schwanz zu rechnen sind. Seine haupt- sächlichste Nahrung besteht aus Kerbtieren und deren Larven; mit Vorliebe sah ich ihn häufig nach Schmetterlingen jagen, die zu er- haschen ihm aber nicht immer leicht fällt. Mit Hilfe eines Schwarzen, der mir ob seiner grossen Furcht nur Treiberdienste leisten konnte. fing ich eine grosse Anzahl von jungen und alten Exemplaren zusammen. Am Nachmittage, als die Sonne ihre Strahlen milder herniedersandte, verliess ich den schat- tigen Hain und setzte meinen Marsch auf sehr sandigem Boden durch niederes Dorngebüsch fort. Hier und da ein schnelles Easchehi im Dickicht liess mich einen flüchtigen Waran oder Ähnliches vemuten. Eben durchstöberte ich einen Busch, in den sich eine Zwergantilope geflüchtet hatte, als mich mein Träger auf eine pfeilartig am Boden dahinschiessende Echse auf- merksam machte. Unverzüglich waren wir auch schon hinter der Äiunsten her, die wir nur mit grosser Mühe und nach langer Verfolgung er- beuten konnten. Beim ersten Blick glaubte ich eine Vertreterin der Lacertidenfamilie vor mir zu haben, aber die glänzend glatten Schuppen, der tiefe Läugsspalt an jeder Seite, sowie das Fehlen eines Halsbandes Hessen mich auf etwas anderes schliessen. Es war ein den Laeertiden sehr nahestehender Vertreter der Familie Gerrho- sauridae, und zwar die Art Gerrhosaurus flavigularis var. nigrolineatus. Das reizende Tier hat einen schwarzbraunen Kücken, der beiderseitig von hell- bis schwefelgelben Längs- linien, die bis zur Schwanzspitze verlaufen, ein- gesäumt wird. In dieses breite, dunkle Eücken- band sind paarig geordnete, schön gelbe Flecken- reihen, die ungefähr bis zur Schwanzmitte hinab- ziehen, eingesät. Die Seiten zeigen in gleichen Abständen auf dunklem Grunde gelbe Quer- streifen, die Unterseiten sind rein weiss. Den Kopf bedecken grosse Schilder, den Kücken und Schwanz stark gekielte, in regelmässige Keihen geordnete Schuppen; der Bauch, sowie die Unterseite der Extremitäten, mit Ausnahme des Schwanzes, sind mit ungekielten glatten, viereckigen Schuppen bekleidet. Der aussergewöhnlich lange Schwanz, der bei vielen Exemplaren das Doppelte der Körper- länge misst, verleiht dem Tiere ein sehr lang- gestrecktes Aussehen. Weniger gewandt im Klettern sieht man es fast nie an Bäumen oder Felsen emporlaufen, sondern am Boden in pfeil- schnellen Stössen von Versteck zu Versteck eilen, wobei es das Tier vorzüglich versteht, sich den Blicken des Verfolgers zu entziehen. Wo es die Bodenverhältnisse gestatten, gräbt es sich auch gerne nach Skinkoidenart in den weichen Sand ein. Im selben Gelände fing ich vor Sonnenuntergang noch mehrere Exemplare dieser Art, was bei der enormen Schnelligkeit dieser Echse noch einige Mühe kostete. vou Blumencrou: Uber Daplmienzuclit im Winter. 235 Im Nachtquartiere angelangt, ergötzten mich noch die munteren Jagden zahlreicher Hemi- üaäyhis mahula^ eines ausgesprochenen Nacht- geckos, der allabendlich in den Hütten der Eingeborenen sich durch Vertilgung von Un- geziefer sehr nützlich macht, und doi't ein gern gesehener Gast ist. Spielend treiben sie sich gegenseitig umher und erhaschen mit grossem Geschicke Spinnen, Käfer und die so lästigen Mosqnitos. Kein AVimdei- also ist es, wenn die so nützlichen und ebenso harmlosen Geschöpfe von den Eingeborenen geschont und geduldet werden. Ältere sind ganz grau, jüngere auf grauem Grunde schwärzlich gefleckt. Kleine Körnerschnppen bedecken die Oberseite, grössere den Bauch, während die Schwanzunterseite mit Schildern bekleidet ist. Zahlreiche kleine Wärz- chen bedecken den Rücken. Auf meinen Wunsch fingen mir einige Snahelikinder eine grosse Anzahl mit einer dünnen Ente, mittelst welcher sie dem Gecko den Nacken gegen die Wand drückten und ihn so festhielten, zusammen. Ich erhielt so Exemplare bis zu 20 cm, sowie ganz junge, eben dem Ei entschlüpfte von nur 2 cm Länge. (Fortsetzung folgt.) A ÜberDaphnienzuchtimWinter. Von von Blumencron. bei zarteren Fischen, dem Züchter unter Umständen erhebliche Schwierigkeiten. Künstliches Futter ist jungen Tieren wenig zuträglich und jeder Besitzer von solchen wird trachten, so lange als möglich lebendes Futter zu verabreichen. Dies ist, insoweit die Hanptfuttertiere, Daphnien und Cyclops in Betracht kommen, wohl bis spät in den Herbst hinein möglich, namentlich bei milder AVitte- rnng. Für die strengen Winternionate liegt die Sache anders und da heisst es, in anderer AVeise Vorsorgen. Durch frühere Publikationen aufmerksam gemacht, begann ich die Möglichkeit zu er- wägen, Daphnien und Cyclops den ganzen AA^inter hindurch lebend zu verfüttern und lichtete mir drei Akkumulatorenwannen, von ca. 20 Litern Inhalt, danach ein. Dieselben wurden im November mit einem Bodengrunde reinen Sandes versehen, und sodann mit schwimmenden Pfianzen, wie Myiiophyllum- zweigen etc., sowie mit einer entsprechenden Zahl von Daphnien und Cyclops besetzt. Um für die Tiere Futter zu bekommen. wunderten der mit dem Heber aus meinen anderen Aquarien genommene Schlamm sowie die Futter- reste successive in die Daphuieubehälter, sodass sich bald eine ziemlich dicke Bodenkruste von venvesenden Pfianzen- und Tierresten bildete. Bis Ende Januar waren die Daphnien und Cyclops successive beinahe verschwunden, mit ihren Leichnamen die Bodenschicht verstärkend ; sie hatten jedoch, wie sich später herausstellte, nicht umsonst gelebt. In den ersten Tagen des Februar bemerkte ich zu meinem A^ergnügen zahlreiche junge Daphnien und Cyclops, und meine kleinen Girar- dinus, die ich bis dahiu mit ganz fein geschabtem Fleische genährt hatte, fanden nun einen üppig besetzten Tisch. Sie sind, fünf an der Zahl, mit der Jagd in dem ersten Behälter noch nicht fertig ; vermindert sich einmal der Bestand an Futtertieren, so fange ich die Fische heraus und setze sie in das zweite von kleinen Tieren wimmelnde Gefäss, während das erste, in welchem viele eiertragende AATibchen sind, sich wieder bevölkern kann. Oi’igiiialzeiolmmig für die „Blätter“ Mabuia striata Ptrs. von L. Müller-Maiuz. 236 Kleine Mitteilungen. Dies sind die Eesultate meines ersten Ver- snclies mit der Winterzüchtung' von Futtertieren. Der AVasserstand in den Zuchtbeliältern beträgt ca. 25 cm; ich glaube jedoch, dass es vorteil- hafter und naturgemässer wäre, flache A\"anneh von grosser AVasseroberfläche, wie Se. Excellenz H. General v. Depp beschreibt, anzuwenden, da die Daphnien ziemlich sauerstoffbedürftig zu sein scheinen. Das AVasser in den Zuchtbehältern blieb trotz der Einbringung des Schlammes und der Futterreste, welche Operation freilich nur alle AA^oche einmal vorgenommen wurde, vollkommen klar und die Vorder-, d. h. die dem Lichte zu- gewendete Wand der Aquarien ist mit einer üppigen Algenvegetation bedeckt. Ich kann jedem Besitzer kleiner Fische die Züchtung von Futtertieren auf diese oder ähnliche AA^eise nur bestens anempfehlen. 4 ^Icine J\4iffcilungcn. Eigenartige Brutpflege bei Wasserwanzen. Seit längerer Zeit ist es bekannt, dass Wasserwanzen aus der Gruppe der Belostomiden, älmlicb. wie manche Frösche und Kröten ilire Eier bis zum Ausschlüpfen der Larven auf dem Rücken tragen. Häufig war dieses hei Zaitha flaniinea, einer in den atlantischen Staaten Nordamerikas niciit seltenen Wasserwanze, beobachtet worden, und man glaubte, dass die Weil)chen hier die Brutpflege ausühten, bis durch Fräulein Florence Wells Slater im entomologi sehen Laboratorium der Cornell-Universität in Ithaka nacligewiesen wurde, dass niclit das Weibchen die Eierträgerin ist, sondern das Männchen gezwungenermassen diese schwei’e Last aut sich nehmen muss. Die Eier sind verhältnismässig gross und iiire Zald steigt auf 75—85 Stück, welche in regelmässigen Diagonalreihen über die Plügeloherseite iler Alännclien gelegt werden, sodass diese sonst lebhaft liin- und herschiessenden Insekten dadurch am Fliegen gehindert werden, und nun, ruhig auf dem Blatte einer Wasserpflanze sitzend, ihr Schicksal tragen und sich kaum gegen Angriffe verteidigen. Das Weihclien muss dem Männchen die Eier mit Gewalt aufzwingen, und da die Eiablage von Juni bis Ende August wälirt, hatte F]'l. Slater wiederholt Gelegeulieit, den Vorgang von Anfang bis zu Ende zu l)eobachten. Es dauerte manchmal ziemlicli lange, bis es dem Weibchen gelang, das Männclien zu fangen und festzuhalten, denn dasselbe bleil)t aut seiner Hut und weiss manchen Versuch ab- zuschlagen. Einmal dauerte es fünf Stunden lang, bis es dem iiartnäckigen Weibchen gelungen war, das Männchen zu fangen. Es nähert sich ihm manchmal bis auf einige Zoll und wartet vielleicht eine halbe Stunde auf den günstigen Augenblick, ihm auf den Rücken zu springen. Aber der Versuch missglückt häufig,, imd das AVeibchen. thut dann, als ginge es nur seiner Nahrung nach, worauf es nach einiger Zeit wieder einen Versuch maclit und vielleicht weder zurück- geschlagen wird, bis es enrUich das Männchen fängt. Dasselbe wird dann unbarmherzig solange festgehalten, bis seine ganze Rückenseite, die Flügel imd der Hinter- leib dicht mit Eiern beklebt sind, was oft 5— -6 Stunden dauert. Aber auch jetzt noch versucht das Männchen sich die anfangs gelben, bald grau werdenden Eier mit den Beinen vom Rücken zu streifen oder zu stossen, was ihm auch manchmal gelingt. Von ihrer Last be- freit, scliiessen sie dann wieder frei imd lustig im Wasser umher. Die anderen Männchen finden sich schliesslich in ihr Loos imd manchmal erwachsen sogar väterliche Instinkte in ihrer Brust. Sie bürsten dann mit Hilfe ihres dritten Beinpaares, welches mit langen Haaren versehen ist, sorgsam über die Eiladimg hin, um sie sauber zu halten und von Fremdkörpern zu befreien. Die Abbildung einer Belostoma-Art brachten die Blätter im X. Jahrgang auf Tafel 5 nach einer Originalzeichnung von Professor Morin. H. Eine Beobachtung an jungen Aalen. — Im Früh- ling 1901 hielt ich einige AVochen hindurch zwei junge, 7 cm lange Aale (Anguilla fluviatilis). Sie erhielten als Putter Röhrenivürmchen (Tubifex rivulorum), die sich mit ihrem vorderen Teile so fest um die Wasser- pflanzen schlangen, dass sie von den Aalen nicht los- gerissen werden konnten. Da halfen sich diese auf folgende Weise; Sie packten die Würmer beim hinteren Teile und drehten das Stück des Wurmes, das sie im Maule hatten, einfach ab, indem sie sich blitzschnell 4 — 5 mal um die eigene Achse drehten. Dies ist in- sofern interessant, als diese Art des Abdrehens mit der Hypothese übereinstimmt, dass die Haie Glieder eines Menschen ab drehen, da sie bei der Form ihres Gebisses und der Gestalt und Anordnung ihrer Zähne das Bein eines Menschen unmöglich ah heissen können. Für die Riclitigkeit dieser Hypothese spricht auch folgende Bemerkung Brehm’s über den Fang des Menschenhai („Tierleben“, 8. Bd., 3. Aufl., pag. 445): „Unmittelbar, nachdem ein Hai den Haken spürt, ge- bärdet er sich wie rasend. Zuweilen dreht er sich mit wunderbarer Schnelligkeit so lange um die eigene Achse, dass er das Tau zerschleisst oder sich arg in ihm verfitzt.“ Daraus sieht man, dass ihm diese Be- wegung um die eigene Achse nicht fremd ist. Karl V. Frisch. §ücJ^ci?scl^au. Preisliste von J. Reiclielt, Berlin N., Elsasser- Strasse 12. Die bekannte Handlung von Aquarien, Terrarien, Zierfischen, Reptilien und Amphibien von J. Reichelt hat eine neue, reich illustrierte Preisliste heraiisgegeben, die auch kurze Anweisungen über Fütterung der Amphi- bien und Reptilien, sowie eine solche zur naturgemässen Einrichtung von Aquarien bringt. Die zahlreichen Ab- bildungen sind zum grössten Teile gut, viele sogar recht vortrefflich und einige der Bilder nach photographischen Aufnahmen hergestellt. Der Liebhaber wird nach den Abbildungen leicht seine Auswahl an Tieren treffen können. — Interessenten steht die Preisliste gegen Einsendung von 30 Pfg. und Porto (Inland 10 Pfg., Ausland 20 Pfg.) in Briefmarken von der Handlung zur Verfügung. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, ßei’lin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz'sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz ’s eben Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfe r in Burg b. M. Jahrgang Xin. Heft 21. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Zur Beseitigung des Röhrenwurms. tu Anfang’ dieses Jahres angestellte Ver- suche, welche die Beseitigung des Eöhrenwurms in einem kleineren Aquarium zum Zwecke hatten und thatsächlich von Erfolg be- gleitet waren, dürften bei dem aktuellen Inter- esse, welches die Tnhifex-Frage schon vor Jahren hervorgei'ufen und bekanntlich sogar die Aufstellung einer Preisaufgabe veranlasst hatte, sowie bei der Einfachheit des hierbei eingeschlagenen Verfahrens geeignet erscheinen, dasselbe auf seinen rationellen Wert zu prüfen und mit den Eesultaten bei Anwendung ander- weitiger Massnahmen zu vergleichen. Bei dem erstmaligen — schon weit vor Jahresfrist bemerkten — Auftauchen des Eöhren- wimmes in dem aus einem Elementglas bestehen- den Aquarium wurde diesem mir damals noch nicht genügend bekannten Lebewesen sehr wenig Beachtung geschenkt. Erst das zeitweise Auftreten, Verschwinden und Wiederkommen dieser eigentümlichen, durch ihre lebhaften, sich beständig um ihre eigene Achse hin- und her- schlängelnden Bewegungen auffallenden und dadurch unwillkürlich die Aufmeiksamkeit auf sich ziehenden, fadendünnen Gebilden gab An- stoss zu näheren, nunmehr eingehenderen Beob- achtungen. Das scheinbare Kommen und Gehen der- selben dürfte darin begründet gewesen sein, dass gleichfalls zu Beobachtungszweckcii vei- schiedenerlei niedere Wassertiere, bald dieser, bald jener Gattung zeitweise und vorübergehend in dem nämlichen Aquarium beherbergt waren, welche immerhin störend oder beunruhigend auf sie eingewirkt haben mögen, da sie tage- lang oft nicht mehr zu sehen waren, sodass man hätte annehmen können, sie wären den übrigen Mitbewohnern „im Kampfe ums Dasein“ zum Opfer gefallen, was aber keineswegs der Fall war, denn auf einmal züngelten sie wieder lustig wie immer aus dem Boden hervor. Sie hatten sich offenbar nur tiefer in ihre Eöliren zurückgezogen gehabt, wie sie dies ohnehin bei der geringsten Erschütterung zu thun pflegten, Avas genau an den längs der Glaswände liin- laiifenden Eöliren zu bemerken war. Besonders am Ende des Jahres, als neben einigen Süsswasserschnecken nur mehr Gladoceren, Chpepoden, Daphniden etc. sich in dem mit Elodea clensa, Heferantkera zosterifolia und Sagiitaria monteoidensis bepflanzten Behälter befanden, entwickelten sich die Eöhrenwürmer, noch dazu an einem gegen Südost gelegenen, also dem vollen Sonnenlicht ausgesetzten Fenster, in ausserordentlicher Menge über die ganze Bodenfläche. Starke Belichtung schien überhaupt auf ihre Lebensthätigkeit nur förderlich zu sein, was bei dem manchmal notwendig gewordenen Wechsel des Standortes des Behälters erst nachträglich einer aufmerksameren Kombination auffiel. Diesem Überhaudnehmen sollte nun enei’gisch zu Leibe gegangen werden. Als Störenfried ihres idyllischen Treibens hatte eine Änodonta (Teichmuschel) zu dienen. Der beabsichtigte Zweck wurde aber so schnell nicht erreicht. Tagelang verharrte vorerst die Muschel an der einmal von ihr eingenommenen Stelle, die Züng- lein der Eöhrenwürmer blieben neben, vor und hinter ihr in vollster Thätigkeit, wozu sich noch air das übrige umherwirbelnde Kleinzeug der Daphniden gesellte, sodass das kleine Aqua- rium besonders an den Winterabenden beim Lampenlicht mit dem in völlig algenfreiem Wasser üppig gedeihenden Grün der schon genannten Pflanzen einen ganz eigenartigen, hübschen Anblick bot. Das Aquarium kam nunmehr an ein gegen Norden gelegenes Fenster ‘238 Jos. Scherer: Herpetologische Reiseskizzen aus Zentral- Ost- Afrika. zu stellen. Eines Morgens war die Teichmnschel nicht mehr an ihrem Platze, sie hatte, offenbar während der Nacht, begonnen, eine kleine Tour- nee zu machen; die von ihr gezogene Furche zeigte dies deutlich. Was mir sofort am meisten anffiel, war, dass in dieser von ihr gegrabenen Furche wenigstens kein Eölii’enwurm mehr zu sehen war, während vor und neben der Muschel noch immer das Gewimmel derselben zu bemerken war. Das gab mir zu denken. Von nun an setzte ich meine Beobachtungen eifrig fort, die zwar natürlich tagelang nichts Neues kon- statieren konnten, denn die Bewegungen einer Muschel gehen bekanntlich etwas sehr gemütlich vor sich. Sicher war nur das Eiue, was au der Stellung der Muschel — bald mehr oder minder senkrecht, höher oder tiefer im Bodeu- grund — deutlich erkennbar war, dass über- haupt Leben und Bewegung in ihr war, und die hiiiterlassene Furche und der von ihr ver- lassene Platz keine Eöhrenwürmer mehr aufwies. Es lag nun die Möglichkeit nicht fern, dass die Avechselnde Belichtung und die unvermeid- lichen Störungen bei den täglichen Beobachtungen die Muschel veranlasst hat, oft längere Pausen in ihren Bewegungen eintreten zu lassen. Es sollte ihr nun völlige Euhe und Ungestörtheit und ein konstantes gleichbleibendes Dämmer- licht beschieden werden. Das Glas kam nun in ein grosses, ca. 80 Liter fassendes, mit M3uüophyllum-Arten, Ca- bomba, Vallisneria etc. dicht bepflanztes Aqua- rium, und zwar so tief zu stehen, dass nur sein oberer Eand um 1 cm Breite über die Wasser- fläche emporragte. Wenn auch nicht mehr so deutlich Avie vordem, Avar doch eine Beobachtung der Muschel Avenigstens immer ermöglicht. Dort blieb sie nun in Avochenlanger Euhe sich selbst überlassen. Ihre Wanderungen, die sie successive antrat, konnten deutlich verfolgt Averden, sie schienen sogar regelmässiger zu erfolgen Avie früher, allmählich aber wurde die Glaswand des kleineren Aquariums durch leich- ten Algenansatz getrübt und eine scharfe Beob- achtung dadurch nicht mehr möglich. Ausser- dem hatte sich die Teichmuschel mit der Zeit immer tiefer eiugegraben, sodass auch deshalb schon ihre Fortschritte sich verlangsamten; so vergingen nun Monate. Der Frühling kam in’s Land, mit ihm die gewohnte Nach- oder Neu- bepflanzung des grossen Aquariums, das kleine musste herausgenommen werden. Es geschah dies mit aller Vorsicht, um den Erfolg, den der lange Aufenthalt im tiefen Dämmerlicht gehabt hatte, genau registrieren zu können. Nachdem die Aussenseite vom anhaftenden Schlammansatz etc. gereinigt war, ergab sich folgendes Eesultat : Das vollkommen klare Wasser zeigte keine Spur von Algen, der schlammige Bodengrund war vollständig eben und glatt, und von den Eöhrenwürmern nirgends mehr etwas zu sehen, ihre längs der Glaswände hinziehenden Eöhren Avaren gleichfalls frei von ihnen, deren Mündungen an der Bodenfläche verschlossen, die Muschel stak in einer Ecke. Um nun zu prüfen, ob es sich am Ende nicht Avieder lediglich um einen zeitweiligen Eückzug der Eöhrenwürmer handeln Avürde, kam der Behälter wieder in stärkere Belichtung an ein gegen Süden gelegenes Fenster — in Bezug auf Wiedererscheiuen der Eöhrenwürmer — mit negativem Erfolg. Zwecks Vermeidung störender AlgenentAvicklung, die sehr bald in kleinen Anfängen sich zu zeigen begann, wurde der Behälter wieder an seinen früheren Platz gegen Norden gebracht, auch die Anoäonta entfernt. Die Pflanzen gediehen, zwar den direkten Sonnenstrahlen entzogen, aber unbe- grenztem, freiem hellen Licht von frühmorgens bis spätabends ausgesetzt, auch hier; selbst Sagittarla monteviclensis entwickelte ihre Blüten- schäfte in erfreulicher Weise. Verschwunden sind und blieben aber bis zum heutigen Tage — die Eöhrenwürmer. Prestele, Major a. D. Herpetologische Reiseskizzen aus Zentral- Ost- Afrika. Von Jos. Scherer, „Isis“-Mimclien. (Fortsetzung.) (Mit fünf Originalzeiclinungen Amn Lorenz Müller-Mainz und fünf Originalaufnahmen.) Bags darauf erreichte ich die Bahnstation Dschimba, sehr heiss in einer öden grasigen Steppe gelegen, ohne dass ich andere Tiere als bisher sah. Nach langer Bahnfahrt durch Urwald, Palmen und Steppenlandschaft, sowie nach zweitägigem Marsche traf ich in dem Negerdorf Mbolalo ein, von wo aus ich in das deutsche Gebiet, nach dem Kilimandjaro, zu steuern beschlossen hatte. Zunächst galt es, für Beschaffung von Trägern und Eeittieren, Proviant und Wasser Sorge zu tragen, was auch nach langem Hin- und Herverhandeln endlich erledigt wurde. Eine grosse Steppen- landschaft trennte uns von dem waldigen Pare- Gebirgszuge, dessen nordwestliche Spitze der Jos. Scherer; Herpetologische Reiseskizzen ans Zentral-Ost-Afrika. 239 Kilimandjaro bildet. Hügelloses Fläcbenland mit oft sehr dichtem imd hohem Steppengrase bestanden, bildete fast immer das eintönige G-elände. Schon war eine Woche auf dem Rücken des duldsamen Esels verbracht, als unser Wasservorrat zu Ende ging, was uns zwang, aus den vielen, tiefen Tümpeln zu schöpfen. Fast endlos schien die Steppe, fast unerträglich wurden die glühenden Sonnen- strahlen, vor denen kein Baum und kein Strauch auf der weiten Ebene Schutz boten. Buschböcke und Zebras waren hier häufige Erscheinungen; in wilder Flucht stürzte zeitweise eine grössere Herde Strausse, die langen Hälse hoch aufrecht haltend, aus dem hohen Grase, während nicht selten ein Leopard, funkelnden Auges neugierig den fremden Eindringling betrachtend, aus dem Schilfe spähte. Eine, dem spanischen Fransen- finger {Äccmthodactylus vulgaris) sehr ähnliche Eidechsenart Eremias spehi war eines der wenigen Reptilien, die diese Landschaft belebten. In unglaublich schnellen Stössen fiiegt sie meist auf sandigem Boden zwischen vereinzelten Gras- büscheln einher. Man hat Mühe, das rasende Tierchen im Laufe einzuholen, geschweige denn zu fangen. Niemals noch habe ich ein Reptil gesehen, das eine so schnelle Bewegungsthätig- keit wie Eremias entwickelt hätte. Hält er plötzlich im Laufe einmal an, so wischt er sich mit beiden Vorderfüssen äusserst schnell die Schnauzenspitze ab und nickt dabei zierlich mit dem Köpfchen. Auf grau- bis dunkelbraunem Grunde verlaufen vom Kopfe ausgehend, meist fünf weisslich gelbe Streifen über den Rücken, von denen die beiden äussersten und der mittlere bis zur Schwanzspitze hinabreichen. Die Bauchseiten durchzieht jederseits eine, zur Linie geordnete Reihe gleichfalls hellgelber Flecken, die sich vom Auge ausgehend zu den Lenden hinabziehen. Der Bauch ist glänzend weiss und wird durch schön blaue Punkte von den Seiten abgegrenzt. Wie beim Fransenfinger schmückt auch bei Eremias helles Rot die Schwanzunterseite junger Tiere. Sehr feine Schuppen bedecken den Rücken, stark gekielte grössere den langen Schwanz ; feine, spitze Krallen sitzen an den langen Zehen. Das grösste von mir gemessene Exemplar mass 16 cm. Eine zweite, nicht viel weniger schnelle Steppenbewohnerin ist Psammophis sihilans, eine > ■ Originalaufnahme für die „Blätter“. Landschaft im Urwalde in Usamhara. 240 Jos. Scherer; Herpetologische Reiseskizzen aus Zentral-Ost-Afrika. echte Saiidsclilange von peitschenartig’er Körper- form, aus der Familie der Oinstoglijijhen oder Furclienzähner. Da, wo die Steppe mit niede- rem Dorngestrüpp auf sandigem Boden bedeckt ist, scheint ihr Lieblingsaufenthalt zu sein. Sie obliegt hier, wie ich sehr häufig beobachten konnte, der Jagd auf genannten Eremias. Nicht selten findet man sie hoch auf einem Busche liegend, von wo aus sie einen guten Überblick über ihr Jagdrevier hat. Hat sie einmal eine Beute erspäht, so schiesst sie in schnurgerader Linie, ohne ihren dünnen Körper dabei ver- krümmend, auf das Opfer los, das dann meist ihre sichere Beute ist. Der bräunliche Kopf ist vom Halse ziemlich stark abgesetzt. Die Farbe des Kückens ist graubraun, die des Bauches weissgelb oder auch reinweiss. An jeder ünterkieferseite beginnen zwei Eeihen schwarzer Punkte, die sich an den Bauchseiten bis zur Schwanzwurzel fortsetzeu. Die Pupille des auffallend grossen Auges ist rund. Von drei Exemplaren, die ich hier fing, mass keines mehr als 70 cm, während ich später ein solches von 95 cm erbeutete. Alle benahmen sich sehr wütend, bissen und zischten bei der geringsten Berührung. Meine Schwarzen hatten grosse Furcht vor diesen Schlangen, die sie für sehr giftig hielten, und waren erst wieder beruhigt, als sie alle in Weingeist wohl verwahrt und unschädlich gemacht wussten. Nach langer Steppenreise endlich am Fusse des Paregebirges im deutschen Schutzgebiete angelangt, beschloss ich, im hochgelegenen Negerdorfe Mjumbemje für einige Zeit Halt zu machen. Hier zum ersten Male erblickte ich den echten innerafrikanischen Urwald in seiner vollsten Üppigkeit. Urstämmige, umfangreiche Boab- oder Affenbrotfruchtbäunie, ästige Dum- palmen, riesenhafte Euphorbien und Baumfarne, umrankt und umschlungen von herrlich blühen- den Schlinggewächsen, bildeten ein fast undurch- dringliches Dickicht. Fern im Westen blinkten die glitzernden Eisfelder des gewaltigen Küi- mandjarogebirgsstockes, in bläulichen Dunst ge- hüllt, herüber. Eine Bergquelle erfrischte uns nach angestrengtem Marsche; duftende Bananen, Ananas und Mangofrüchte luden zum leckeren Mahle ein. Zahlreiche Arten von Antilopen und Raubtieren bevölkerten die dichten Büsche, ein Heer von kleinen und kleinsten Vögelchen, besonders Finkenarten nnd Honigsängern, weiss hier sein Heim. Herden von Pavianen und Meer- katzen durchzogen ki'eischend zum Schrecken der Eingeborenen die Reispfianzungen. Bunt- farbige Schmetterlinge umflatterten die duften- den Blüten, glänzende Käfer schwirrten summend in der Mittagshitze. Raschelnd bewegten sich im dürren Laube bis 35 cm lange und 2 cm dicke Tausendfüsser. Wider Erwarten sah ich in den ersten Tagen meiner Ankunft, in dem sehr geeigneten Gelände fast gar kein Reptil, was ich der enormen Hitze von -|- 40 ® R. im Schatten zuschreiben möchte. Einmal brach ich schon frühmorgens auf und entdeckte un- weit des Dorfes im Thale einen kleinen Sumpf, der von hohen Papyrusstauden und anderen Gräsern umwachsen war. Durch dieses Dickicht dringend, störte ich eine Unmenge kleiner Frösche auf, die in meterweiten Sprüngen nicht selten über die mannshohen Büsche hinweg- setzten, um durch sie gedeckt wieder im Grase zu vei'schwinden, oder sich in der nächstliegenden Lache einzuwühlen. Mit fast ebenso mächtigem Sprunge war ich unverzüglich dahinterher, bis ich einige Dutzend beisammen hatte. Es waren lauter Rana mascariensis, die im Habitus unserer Rana agilis ungemein ähnlich sind. Über dem grau- bis dimkelbraunen Rücken verlaufen, vom Kopfe ausgehend, mehrere Längsfurchen oder Hautfalten. Unverhältnis- mässig lang sind die Hinterextremitäten ent- wickelt, die fast das Doppelte der ganzen Körper- länge messen; letztere beträgt bei erwachsenen Individuen nicht mehr als 6 cm. Eine sehr schöne Farbenvarietät derselben Art zeigt auf schwärzlichem Rückengrunde drei weisse Längs- linien. Unweit dieses Sumpfes entdeckte ich in einem Wassertümpel eine andere Ranide, die gegensätzlich zu R. mascariensis mehr im Wasser selbst als im Sumpfe lebt, Rhrynobatrachus acricloides Cope, ein kleines mopsiges Frösch- lein von geringerer Beweglichkeit. Regelmässig sucht es im Wasser seine Zuflucht, verbii’gt sich aber selten im Schlamm, sondern reckt sofort, einige Meter von seinem Verfolger ent- fernt, an einer anderen verborgenen Stelle sein Köpfchen aus dem Wasserspiegel hervor, um zu rekognoszieren. Rhrynobatrachus hat hell- grau bis graubraun gefärbten Rücken, der bei einer Farbenvarietät von einem hellgelben oder leuchtend grünen Streifen längs des Rückgrates durchzogen wird, während der Bauch immer schön weiss erscheint. Sehr häufig, besonders , nach einem Regen, vernahm ich abends seine durchdringend helle, quiekende Stimme. Eine! halb entwickelte Larve war 1 cm, ausgewachsene . Exemplare bis höchstens cm gi'oss. Jos. Scherer: Herpetologische Reiseskizzen aus Zentral-Ost-Afrika. 241 Nach Souneniintergang’ stellten sich auch hier wieder die beutelustigen Hemidactijlus niabuia ein, die unermüdlich bis zuin frühen Morgen ihrer segensreichen Thätigkeit oblagen. Riesige Fledermäuse schwirrten im Abenddnnkel, unheimlich ertönte von buschigen Mango- und Boabhänmen der Klageruf der Nachtaffen, häufig vernahmen wir ganz deutlich in der nächsten Nähe unseres Lagers das dumpfe Brummen eines beutespähendeii Löwen. Unzählige Leuchtkäfer schwiiTten in magischem Schein durch die zauberische Urwaldnacht. Schon sehr früh morgens brach ich auf, um wieder zu forschen und zu sammeln ; denn wenn die Sonne einmal ei'St hoch am Himmel steht, wird es selbst den wärmeliebendsten Reptilien zu heiss, und auch sie flüchten sich dann gleich den Menschen in geschützte kühlere Verstecke. So watete ich im reichlich mit Tau benetztem Grase einen dicht bewachsenen Berghang auf- wärts. Ruhe und Stille lag über der Natur, angenehme Kühle erleichterte den Marsch bis zum Sonnenaufgänge. Hier und da begegnete mir ein Neger, der in einem irdenen Topfe oder ausgehöhltem Flaschenkürbisse von einer hoch- liegenden Quelle Wasser holte, mit einem schüchternen „Jambo Baua“ mich höflich be- grüssend. Beim Überschreiten eines kleineren Plateaus gewahrte ich zwischen grossen Schiefer- platten einen Gürtelschweif (Zonurus cordt/lus), der sich behaglich in den ersten Strahlen der Morgensonne wärmte. Er Hess mich so nahe herankommen, dass ich ihn ganz genau beob- achten konnte. Meine Absicht jedoch schien er nicht verkannt zu haben, denn als ich ihn mit schnellem Griff erhaschen wollte, verschwand er mit Blitzesschnelle in dem tiefen Felsspalt. Lange wartete ich auf sein Wiedererscheinen, jedoch leider ohne Erfolg. Am Gipfel des Berges angelangt, liess ich mich unter einem alten Baume nieder, um mein Mittagsmahl ein- znnehmen, und schon wieder bot sich meinen Blicken etwas Neues. Am Stamme eines dieser Baumi’iesen sass eine prachtvoll blaue, grosse Agame, eben im Begriffe, eine der gewöhnlichen Baumgi'illen zu verzehren : Agama atrieollis, die farbenprächtigste Echse, die ich je gesehen. Ungleich grosse, vielfach gekielte oder dornig ausgehende Schuppen bedecken die Oberseiten, glatte oder schwach gekielte den Bauch. Der dreiseitige Kopf ist oben dunkelstahlblau, die Kehle hellazurblau. Übei' den blaugrüuen, von rötlich gelben Schuppen unterbrochenen Rücken verläuft ein gelbgrüner Mittelstreifen. Das Schwanzende ist dunkelgrün oder hellblau, die Unterseite meist aschgrau. Wähnt Ä. atrieollis eine ihr di'oheude Gefahr oder siebt sie eine ihr ungewohnte Erscheinung, so nickt sie lebhaft zornig mit dem Kopfe, während die Färbung noch prächtiger als sonst erscheint. Langsam näherte ich mich dem Baume, was die Echse nicht zur Flucht, sondern zu immer lebhafterem Kopfnicken bewog; ganz nahe heran- gekomnien, kroch sie gelassen nach der anderen Seite des Stammes, wo ich von ihr nur mehr die Schwanzspitze sehen konnte. Geräuschlos legte ich mich an den Stamm, griff mit der Hand aus und zielte in etAvas höherer Richtung als ich das ScliAvanzende sah, um die Echse etwa in Leibesmitte zu fassen. Die List war gelungen, denn unmittelbar darauf befand sich die scliöne Agame, die sich umsonst durch Kratzen und Beissen bemühte, ihre Freiheit Avieder zu erlangen, in meiner umfassenden Hand. Es war ein herrliches ausgeAA^achsenes Männchen von 35 cm Länge. Bald verwandelte sich der prunkende Farbenschimmer in mattes Graugrün und zeigte nur beim gereizten Tiere Avieder seine vorherige Schönheit. In nächster Nähe fand ich ebenfalls an einem Baumstämme noch ein sehr junges Tier dieser Art, das auf grauem Grunde schwärzlich gefleckt war, aber nicht die geringste Spur jenes schönen Stahl- blau, AAue bei erwachsenen Tieren, anfwies. Lange Zeit schwelgte ich in diesem herr- lichen Sammelgelände und machte täglich Streif- züge, wenn auch die Erfolge nicht immer gleich günstig sich gestalteten. Ein Gewitter brachte nach einer langen Reihe äusserst schwüler Tage endlich eine ersehnte Abwechslung. Besonders willkommen schien es den Fröschen gewesen zu sein, denn in unermüdetem Eifer suchten die vorher so stummen jetzt einer den andern zu überschreien. Auf der Suche nach solchen schüttelte ich einen Mangobaum tüchtig ab; anstatt eines Frosches gewahrte ich indessen ein Chamaeleon dilepis, das übei' die imgeAvünschte Störung empört, aufrecht auf beiden Hinterfüssen stand, Avährend es die vorderen senkrecht, wie betend, gen Himmel hob, und seine ungemein grossen Kopflappen wie Ohren spreizte, Avelche Stellung uns der Künstler in gewohnter natiu’- getreuer W eise auf begleitender Abbildung wieder- giebt. Jede meiner Bewegungen verfolgte es dabei auf das GeAvissenhafteste mit den lang- gestielten Angen. Obwohl es sofort zn ent- fliehen suchte, konnte ich es mühelos fangen, nicht aber ohne von ilim tüchtig in den Füiger 242 J. Haimerl: Mein Seewasser-Aquarium. gebissen zu werden. In der Eube ist seine Grundfarbe ein leuchtendes Hellgrün, das an den Seiten von zwei weissen Streifen augenehm unterbrochen wird. Zuweilen ist der ganze Körper mit weisslichen Punkten übersät, unter welchen dann eine helle Querstriemenzeichnung durchschimmert. Die Kehle ist gewöhnlich blau- grau ; die Kopflappeu der Grundfärbung ent- sprechend gefärbt. In erregter Stimmung ist es schwarzbraun mit total schwarzen Punkten übersät oder einfarbig düster braun. Von der Unterkieferspitze bis zum After zieht sich ein immer schön weiss gefärbter Kamm hin, des- gleichen ein der Grundfarbe entsprechender vom Nacken bis etwas über die Schwanzwurzel hinaus. Noch oft hatte ich Gelegen- heit, Chamäleons und Agamen zu erbeuten, ganz besonders aber auf meinem Weitermarsche nach Iram- bahindi. Dichtes Urwaldbergland wechselte ab mit buschigen Sumpf- und Flussniederungen ; nicht selten musste ich kleine Bäche durch- waten oder durchschwimmen. Eben durchschritten wir eine sumpfige Thalschlucht, die so dicht be- wachsen war, dass es nur schwer möglich war, auf dem sehr wenig ausgetretenen Pfade vorwärts zu kommen, als mein schwarzer Träger, der vorausging, plötzlich Kehrt machte, und mit ängstlich flehender Miene: „Bana, Bana, cuba nyokahapa“ (Herr, Herr, eine grosse Schlange) ausrief. Schnell eilte ich hinzu und er- blickte an geeigneter Stelle zwischen zwei kolossalen Fels- blöcken einen mächtigen Python sehae von ungefähr 4 m Länge und 20 cm mittlerem Leibesdurch- schnitt. Um dem Tiere näher zu Leibe zu gehen, drang ich in’s Dickicht, durch welches Geräusch die Schlange gescheucht wurde und sie veranlasste, unter lautem Zischen im dunkeln Spalt zu verschwinden. (Fortsetzung folgt.) Mein Seewasser-Aquarium. Von J. Haimerl, München. (Auszug aus einem im Verein „Isis“ gehaltenen Vortrag.) iler Zweck dieser Zeilen soll weder eine genaue Anleitung zur Einrichtung eines Seewasser-Aquariums sein, noch sollen wissen- schaftliche Tendenzen darin verfolgt werden. Ich will lediglich im Plaudertone über die guten und schlimmen Erfahrungen berichten, welche ich als Anfänger bei der Einrichtung meines Seewasseraquariums machte. Es wäre ja allerdings ein Leichtes, an der Hand der einschlägigen Litteratur und auf Grund eigener Erfahrungen einen Aufsatz über die Einrichtung, Bevölkerung und Pflege des Originalzeiohnung für die „Blätter“ von L. Müller-Mainz. Chamaeleon dilepis Leach in Abwehrstellung. J. Haimerl: Mein Seewasser-Aquariiim. 243 Seewasseraqnarmms zu schreiben, ich glaube aber gerade durch die wahrheitsgeiuässe Schilde- rung der Fehler, welche ich aiifäiiglich machte und der Misserfolge, welche sie zur Folge hatten, der Liebhaberei mehr zu nützen, als durch einen teilweise ans dei' Litteratnr znsammen- gestellten Artikel. Den ersten Entschluss zur Anlage- eines Seewasseraqnarinms fasste ich, als ich im Sep- tember 1900 das Aquarium des Zoologischen Gartens zu Frankfurt a/M. besichtigte. Bestäi'kt wurde dieser Entschluss noch in mir, als ich später in Hambimg und Berlin in den dortigen Etablissements eine Fülle des Interessanten auf diesem Gebiete sah. Leider konnte ich meinen Entschluss nicht so rasch zur Ausführung bringen, als ich es gewünscht hatte und so wurde es Januar 1901, bis mein Vorhaben feste Gestalt annahm. Da kein Mitglied unseres Vereines bis dato ein Seewasseraquarium aufgestellt hatte, konnte ich die mir nötige Belehrung nur aus der Litteratur erholen. Fast wäre mir die Lust an der Ausführung meines Entschlusses durch die Lektüre von Hoffmann’s Seewasseraquarium gründlich ver- leidet worden, und heute, da ich meine eigenen Erfahrungen gemacht habe, kann ich konstatieren, dass in diesem Buche dem Liebhaber sehr viel umständliche Anleitungen gegeben sind. Aller- dings muss auch wieder berücksichtigt rverden, dass bei Ausgabe dieses Buches das Seewasser- aquarium erst in’s Leben trat, und sollen des- halb meine Bemerkungen keine abfällige Kritik über diese Lektüre enthalten. Wertvolles über Seewasseraquarien entnahm ich Dr. E. Bade „Praxis der Aquarienkunde“, sowie Dr. E. Zernecke, „Leitfaden für Aquarien- und Terrarienfreunde“ und nicht vergessen darf ich des trefflichen Vortrages des „Tiiton“ -Mit- gliedes Herrn E. Ringel in „Natur und Haus“, Bd. 5, S. 184 und „Blätter“, Bd. 8, S. 149 und folgende. Ausgerüstet mit den durch Litteraturstudien erworbenen Kenntnissen ging ich nun frisch an’s Werk. Vor allem galt es }iun, den Be- hälter selbst herzustellen. Da dieser möglichst gross sein sollte, war die Verwendung eines Glasaquariums von selbst ausgeschlossen. Ich liess mir nun zunächst aus starkem ver- zinktem Winkeleisen das eigentliche Gestell für das Aquarium, das bei einer Länge von 80 cm 50 cm Höhe und 60 cm Breite haben sollte, herstellen. Als Boden bestimmte ich eine 14 mm stai'ke Rohglasplatte, die Seitenwände und die Rück- wand sollten durch Rohglassclieiben von 11 mm Dicke hergestellt werden, während für die Vorderwand eine 1 1 mm starke Spiegelglasscheibe vorgesehen war. Diese Gläser Avurden nun äusserst genau im VTiikel geschnitten, sodass möglichst Avenig Kittfläche zAvischen den Scheiben zum Vorschein kommen konnte. Den Kitt liess ich mir in einer Farbenfabrik aus Grundkreide, Firniss und Siccativ hersteilen. Die Scheiben Avurden nun eingekittet. Nach Hoffmann’s An- leitung überstrich ich die Ecken mit in reinem Alkohol aufgelöstem Schellack,*) überstreute diesen Überzug mit pulverisiertem Bimsstein nnd liess nunmehr das Aquarium vier Wochen lang zum Trocknen stehen. In der Zwischen- zeit hatte ich mir die nötigen Hilfsinstrumente beschafft. Kessel und Pumpe stellte mir unser Herr Reiter leih av eise zur Verfügung; bei Reichelt in Berlin kaufte ich mir zAvei AÜer- riugige ZAvies’sche Zerstäuber und der Quarzsand für den Bodenbelag wurde herbeigeschafft und geAvaschen. Die Quarz- und Granitsteine fin- den Grottenaufbau an der RückAvand besorgte mir unser Mitglied Herr Neurur er. SiegesbeAVusst ging ich nun an die Ein- richtung. Den Boden bedeckte ich in einer Höhe von 5 cm mit dem gewaschenen Sand und die Rückwand, soAvie die Hälfte der beiden Seiten Avän de verbaute ich mit den Steinen. Die Durchlüfter brachte ich so an, dass ihre Schläuche durch den Steinaufbau maskiert Avurden. Dabei habe ich darauf geachtet, dass die Schläuche mit den Zerstäubern trotzdem stets leicht herausnehmbar bleiben, da letztere ab und zu reguliert werden müssen. Altes ab- gestandenes Seewasser bezog ich in vier Ballons von A. Dainböck, hier, zu einem sehr mässigen Preis. Zum Füllen des Aquariums Avaren genau ■ ZAvei Ballons nötig; zAvei blieben in Reseiwe. Nun war das grosse Werk vollendet und ich dachte bereits an die- Besetzung. „Doch mit *) Das Überstreiclien der Kittflächen mit Schellack war Yollstäudig nutzlos, da sich der Streifen schon nach wenigen Tagen bandförmig vom Glas nnd dem Kitt ablüst. Ich habe zu diesem Zwecke den teuersten Schiffs- lack verwendet. Dieser Überzug hat fast '/,2 Jahr Widerstand geleistet, um endlich doch vom Seewasser zerstört zu -werden. Ich halte aber letzteren Anstrich deswegen doch für gut, weil in dieser Zeit die Kittflächen anzieheu können und das Seewasser nicht so gefrässig auf die- selben wirken kann. 244 J. Haimerl: Mein Seewasser Aquarium. des Geschickes Mächten ist kein ew’ger .Bund zu flechten und das Unglück schreitet schnell.“ Durch einen Zufall war ich einige Tage lang verhindert, hei A. Damböck die bereits erworbenen Aktinien abzuholeu. Es war das mein Glück, denn als ich einige Tage nach der Einrichtung meines Aquariums vom Dienste nach Hause kam und gewohnheitsgemäss vor dasselbe trat, um die Durchlüftung funktionieren zu sehen, musste ich die unliebsame Bemerkung machen, dass es an einer Ecke undicht geworden war. Das war ein Blitz aus heiterem Himmel. Ich muss gestehen, ich war sehr deprimiert über diesen meinen ersten Misserfolg, aber ich liess mich nicht entmutigen. Da es trotz des genauen Zusammenfügens der Scheiben dem Seewasser gelungen war, sich durchzufressen, wurde mir sofort klar, dass der Kitt für dieses nicht widerstandsfähig genug sei. Ich bestellte mir nun sofort Mennig- kitt und machte mich dann daran, das, was ich mühevoll anfgebaut hatte, wieder einzureissen. Eimer und Schüsseln wurden herbeigebracht, das Aquarium vollständig entleert und auf mein Speicherzimmer gebracht, wo die Glasscheiben wieder herausgenommen wurden. Nachdem ich diese nun soi'gfältig gereinigt und ihre Kitt- flächen, sowie das Innere des Aquarienrahmens mit Mennige überstrichen hatte, begann ich mit dem Wiedereinkitten. Um 10 Uhr abends wai' das Aquarium wieder fertig; das Zimmer wurde gut geheizt und schon nach drei Wochen war der Kitt so fest, dass ich an die Neuein- richtung gehen konnte. Diesmal bestand das Aquarium die Wasserprobe und alles Leid war vergessen. Ehe ich nun zur Besprecliung der Be- wohner meines Aquariums übergehe, Avill ich noch über meine Erfahrungen, die ich im Laufe der Zeit betreffs der Durchlüftung machte, be- richten. Wie bereits erwähnt, hatte icli meinen ersten Durchlüftungskessel entliehen. Es stellte sich aber bald heraus, dass er für meine Anlage zu klein war. Da er ausserdem nur 2 Atmo- sphären Druck aushielt, musste ich, um meine 2 grossen 4 riugigen Zerstäuber ausgiebig speisen zu können, etwa alle 2 Stunden pumpen. Dies sollte bei der Herstellung eines eigenen Kessels vermieden werden. Ich liess mir also einen Kessel von 60 Liter Inhalt aus starkem ver- zinktem Eisenblech hersteilen. Verzinktes Eisen- blech wählte ich, um ein Kosten des Kessel- innern zu verhindern. Alle nötigen Hähne liess ich mir in einer hiesigen Maschinenfabrik fertigen und dieselben mit dem Normalgewinde für Sauerstoffflaschen versehen. Den Manometer erwarb ich in der hiesigen Kohlensäureindustrie. Die Luftpumpe liess ich mir ebenfalls in der Maschinenfabrik in einer Grösse von 52 cm Höhe und 6,5 cm lichte Weite anfertigen. Nim hatte ich meiner Ansicht nach alles. Bevor ich den Kessel in Verwendung nahm, unterzog ich denselben einer sachgemässen Prüfung. Eine mit 180 Litern gefüllte und unter einem Druck von ca. 100 Atmosphären stehende Sauerstoffflasche diente mir dazu, da mit der Pumpe nicht mehr als 3,5 Atmosphären zu erzielen waren, ich aber den Kessel auf 5 Atmosphären geprüft haben wollte. Meine Unzufriedenheit sollte aber nicht ungestraft bleiben, und es geschah mir auch ganz recht, weil ich wissen musste, dass dieser Druck für die Kesselnähte, welche nur doppelt gefalzt und verlötet waren, bei verzinktem Eisenblech zu hoch ist. Verzinktes Eisenblech liat nämlich den Nachteil, dass die Löte sich nur mit der Zinkschicht verbindet und bei starkem Druck sich vom Eisen ablöst. So war es auch bei meinem Behälter, welcher bei 4,2 Atmosphi?Tni zerriss. Der obere Boden und die Längshaht sprangen auf. Ich beschaffte mir einen zweiten Kessel mit gleichem Inhalt aus dem stärksten Weiss- blech und umschloss ihn mit starken Eisenreifen. Dieser Kessel hält 5 Atmosphären Überdruck aus. Nun war ich endlich fertig und dachte nicht mehr an eine weitere Änderung. Ich pumpte jeden Tag, morgens und abends je 2 Atmo- sphären Luftdruck ein und liess die Dm-chlüfter mächtig sausen. Bevölkert hatte ich inzwischen das Aquarium schon. Nach einiger Zeit bekam ich an meiner rechten Hand eine Hornhaut. Infolge des täg- lichen Pumpens mit dem Holzhandgriff konnte das auch nicht anders sein. Ich dachte nun darübei- nach, wie ich dies vermeiden und mir überhaupt die Anstrengung des Pumpens er- leichtern könnte, liess nun die Pumpe an die Wand montieren und ein Schwungrad mit Exzenter daran anbringen. Die Vorrichtung erwies sich als ganz gut, nur hatte ich zu rechnen vergessen. Die Hubhöhe, welche ich durch den Ex- zenter erreichte, betrug nur 17 cm, und ich musste nochmal solange pumpen als früher, allerdings ohne besondere Anstrengung. Diese Carl Aug. Reitmayer: Etwas über Wasser-lnsektarien. 245 Vorriclitung erfreute sich nicht meiner An- erkennung und ich war mir darüber klar, dass dies auf die Dauer mir wohl zu langweilig werden würde. (Fortsetzung folgt.) Etwas über Wasser-Insektarien. Von Carl Aug. Reitmayer, Wien. Ie länger und intensiver sich Jemand mit _ unserer Liebhaberei, speziell mit der Pflege von Aquarien befasst, desto mehr wird sich im Laufe der Zeit sein Besitzstand an Behältern, in welchen er Tiere und Pflanzen hält, vergrössern. Klein, ganz klein wird in der Pegel vom Laien der Anfang gemacht. Ein bescheidenes Aquarimn, ein wenig untergetauchte Pflanzen, heimische Fische bilden die erste Grundlage. Aber mit den höheren Zwecken wächst die Lust nach Neuem. Bald kommen Exoten an die Peihe; z. B. ein Paar schöne Schleierschwänze, diese kann man, schon mit Pücksicht auf ihr vor- nehmes Wesen und ihre Empfindlichkeit, nicht gilt mit anderen Fischen zusammensperren. Also ein zweites Becken. Paubflsche kann man mit friedliebenden nicht halten, ein Gesellschafts- aquarium will aber trotzdem bestehen bleiben. Eil) Marineaquarium ist ein gar prächtiges Ding. Warum sollte ein Liebhaber das nicht besitzen? Eip Versuch muss wenigstens gemacht werden. Sb folgt naturgemäss eines dem anderen. Wer sein Hauptaugenmerk auf die Kultur von Wasserpflanzen richtet, dem wird es sicherlich nicht anders ergehen. Untergetauchte in dem einen, Überwasserpflanzen in dem zweiten Aquarium; schwimmende in einem nächsten und Spezialitäten, Sämlinge etc. in einzelnen Kultur- gläsern. Ein Paludarium für ausgesprochene Sumpfpflanzen darf auch nicht fehlen. Mit Pücksicht auf die Ansprüche, die jede einzelne Pflanze an Bodengrund und Wasser stellt, will auch jeder Behälter anders eingerichtet und anders gepflegt werden. Ein bischen Paison soll immer dabei sein. Wird zufälligerweise einmal ein Gefäss leer, nur keine Sorge, dass es unbenutzt bleibe, wir haben noch gar nicht an die nötigen Futter- und Zuchtgläser gedacht und haben vergessen, dass wir für erkrankte Lieblinge auch ein Lazarett reservieren müssen. Da sich der wahre Aquarienfreund nie ungern von alten, liebgewordenen Gegenständen trennt, langbestandene und deshalb in einem guten Zustande befindliche Behältei' nicht gern kassieren will, ist es geradezu unvermeidlich, dass auf diese Weise der Wassergefässe nach und nach immer mehr werden. Wie wenig lässt sich von dem grossen Peichtum unserer Wasserflora und -Fauna in ein einziges Aquarium zusammenbringen! Von unseren verschiedenen Spaziergängen und kleinen Forschungsreisen bringen wir aus den einzelnen Wasserläufen, Teichen, Tümpeln und Lachen mannigfaches Getier nach Hause. Im Schlamm, im Moos, an den Pflanzen, im Futter selbst ist vielerlei enthalten, das wii- auch nicht immer als ganz nutzlos wegwerfen wollen. Machen wir einmal den Vei'such und behalten wir diese Larve, diese Spinne, diese Milbe; wir haben derlei noch nicht in unseren Aquarien beobachtet. Aber dazu benötigen wir wieder ein neues Gefäss, soll das Tierchen nicht anderen schaden oder selbst Schaden nehmen. So. da wären wir endlich beim Insektarium angelangt. Wie wir Käfer, Schmetterlinge, Ameisen, Bienen, Heuschrecken etc. in eigenen Käfigen (Iiisektarien) halten, können wir auch jene Insekten, welche das Wasser beherbergt, in ihrer Lebensweise angepassten Behältern, in Wasser-Insektarien pflegen. Wasser-Insektarien! Zur Besetzung der- selben eignen sich alle kleineren und kleinsten Lebewesen des Wassers: Käfer, Spinnen, Asseln, Milben, Krebstierchen etc. Die Form des Ge- fässes ist hier an keine bestimmte Kegel ge- bunden. Jedes beliebige Glas kann Verwendung finden. Am besten freilich eignen sich Elenient- gläser dazu. Die Grösse derselben ist gleichfalls Nebensache. Um die Beobachtung oder das Studium nicht zu erschweren, wähle man jedoch Gläser von geringen Dimensionen. Der Ein- richtung und Ausschmückung eines Wasser- Insektariums ist ein grosser Spielraum gewährt. Hier kann der Geschmack und die Phantasie des Liebhabers ganz hübsche Kabinettstücke hervorzaubern. Besehen wü- uns z. B. ein ganz einfaches Wasser-Insektarium. Wie sieht das aus? Ein klares Elementglas (20x20x10), eine dünne Schicht weissen Krystallsandes als Bodenbelag, mehrere recht poröse Tuffstein- stückchen als Dekoration, in einer Ecke ein Zweiglein Tausendblatt oder Hornkraut, oben- auf einige Wasserlinsen, besetzt ist dasselbe nur mit Milben, weissen, grünen, roten. Oder ein anderes. Ein gleiches Gefäss. Als Boden- grund ein Gemisch aus Moorerde und Sand, mehrere Kieselsteinchen darauf; in der einen Ecke ein Stückchen faulendes Holz, in der anderen 246 Pani Schäme: Uber einen neuen Sonnenfisch. ein Zweiglein Heterantliera, als Schwimmpflanzen mehrere Salvinien. In diesem Wasser-Insektarium heflnden sich nur Vertreter der kleinsten Schwimm- und Tanchkäfer. (Siehe „Blätter“ Heft 14 p. 164.) Oder noch ein drittes. Das Gefäss ist wieder dasselbe; nur die Einrichtung eine andere. Sumpf grün d, ans dem verwesende Pflanzenstengel und Eeisigstückchen ragen, als Boden; Sumpfmoos, schwimmende Eiccie. Be- setzung: Wasserasseln. Schon ans dem wenigen kann man ersehen, dass sich auch in die Einrichtung und Besetzung von Wasser-Insektarien genügend Ahwechslung bringen lässt. Die Instandhaltung eines Wasser- Insektariums ist eine leichte, da es fast gar keine Pflege beansprucht. Ein eigentliches Eeinigen, ein Entfernen der Schmutzteile und Futterreste ist überflüssig; desgleichen ist Wasser- wechsel oder Durchlüftung nicht nötig. Hilfs- apparate kommen keine in Anwendung. Jedes Wasser-Insektarium soll aber bedeckt sein und zwar mit einer Glasplatte oder einem feinen Gaze- oder Drahtnetz. Plm allzustarke Algen- wucherung zu verhindern, ist es ratsam, die Hinterwand mit blauem Seidenpapier zu ver- hüllen. Material zur Besetzung sowie zur Aus- schmückung ist in mehr als genügender Menge vorhanden. Zur Bepflanzung eignen sich alle jene kleinen Sumpf- und Wasserpflänzchen, welche in einem grossen Aquarium mit hohem Wasserstau de und grösseren Fischen nur minder gut gedeihen, ganz vorzüglich. So ist das Wasser-Insektarium dasjenige Aquarium, welches am leichtesten herzustellen ist und die wenigste Mühe verursacht. Da es aber wie jedes andere genügend Stoff zu an- regender Unterhaltung und Belehrung bietet und in gewissem Sinne gleichfalls als Zimmerschmuck gelten kann, hat es auch seine Freunde. Seiner bedienen sich nicht bloss Gelehrte und Forscher. Ich kenne einen Herrn, einen eifrigen Aquariker, welcher in seinem Heim eine ganze Eeihe gleich- grosser aber verschieden und originell eingerich- teter Wasser-Insektarien aufgestellt hat. Scherz- weise nennt er diese Kollektion reizender aquarischer Bilder seine kleine Wasseransichts- kartengallerie. Wer kein Freund des Über- masses ist, wer mehr Freude an der „kleinsten Fauna“ findet, sowie der Minderbemittelte, dem es nicht möglich ist, sich grosse Kastenaquarien anzuschaffen, wird gerne zum Wasser-Insektarium greifen, und damit an unserer Liebhaberei nicht weniger Gefallen finden. Die Pflege des Wasser-Insektariums bildet einen speziellen, selbständigen Teil der Aquarien- kultur und bei Verfassung eines neuen Hand- buches für Aquarienfreunde wird auch darauf Eücksicht genommen werden müssen. tsü über einen neuen Sonnenfisch. Von Paul Schäme, Dresden. (Mit einer Originalphotographie,) ■eilige Wochen vor Weihnachten 1901 er- warb ich aus einem Stüveschen Import nebst einigen weiteren Arten auch 20 Stück jetzt bestimmte Lepomis megalotis Rafinesque, welche sofort durch ihre Schönheit auffielen, wiewohl sie die Eeise von Amerika sehr schlecht überstanden hatten, so dass nur 3 Stück mit dem Leben davon kamen. Unter ihnen glücklicher Weise ein Pärchen. Heimat des Fisches ist: (Michigan bis nach Minnesota, Süd-Carolina und südwestlich vom Eio Grande, wo der Fisch zahlreich in den meisten Strömen, besonders in klaren Bächen vorkommt. Ausser der Laichzeit ist die Färbung der grossen, ca. 10 cm langen Tiere ein saftiges, dunkles olivgrün. Blutrote und grüne Flecken, durchquert von ungefähr 6 breiten, dunklen Binden, überziehen den Körper. Der Kopf ist mit unregelmässig verteilten blau- grünen Streifen und Flecken geziert, wohingegen der grosse Kiemendeckel-Lappen schwarz mit rosa Einfassung erscheint. Flossen dunkelfarbig. Bei jungen Tieren tritt zuweilen das Eote sehr vorteilhaft hervor. Zur Laichzeit prangen 'sämt- liche Flossen der Männchen smaragdgrün, Eücken- und Brustflossen silber-, Schwanzflosse schwarzgesäumt. Erhöht wird der Glanz durch die jetzt grell hervortretenden roten Flecken, welche nunmehr die Hauptfarbe des Körpers zu bilden scheinen. Vom Mai bis September zog das Pärchen 4 Bruten auf. Als Laichplatz diente demselben eine mit Sand gefüllte Thonschale, die Ufer- bildend schräg in den Behälter eingelassen war. Nach Chanchito Art baute das Männchen eine weite, flache Grube, die es die ganze Laichzeit hindurch nicht verliess, wie auch die Brutpflege bis zum Schwärmen der Jungtiere dem Männchen oblag. Zur Eiablage erschien das Weibchen plötzlich über der Grube. Mit gespreizten Kiemendeckeln standen sich beide kurze Zeit zitternd gegenüber um dann in einem Sekunden dauernden, wilden Stossen und Drehen die schleimigen Eier befruchtet fallen zu lassen.' Kleine Mitteilungen. 247 Langohriger Sonnenfisdi (Lepomis megalotis Rafinesque). Besitzer; P. Schäme, Dresden-Striesen. Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. grausamen Stössen nach dem Laichplatz zurück- gehracht wurde, sobald er sich nur etwas davon entfernte. Die erste Brut, Tierchen von ca. 3 — 3^2 cm Grösse, zählte weit über Tausend, von denen wohl kaum ein Stück abgestanden ist. Wenn man annimmt, dass diese Masse in einem Be- hälter von 3 qm Wasserfläche mit 30 cm Wasser- stand herangewachsen ist, so stellt dieser Fisch einen ebenso schönen wie dauerhaften Aquarien- hewohner dar. Nachschrift der Eedaktion: Lepomis megalotis Rafinesque wurde schon einmal unter einer Anzahl nordamerikanischer Barsche von P. Matte Lankwitz-Berlin importiert und zwar wie Dürigen mitteilt ein einzelnes Stück dieser Spezies. kleine JN^iffeilun^en* Erkrankung »1er Zehen (Zebenscliwuiul) bei einer Mauereidecbse. — Zu der Mitteilung über „Eine eigen- artige Krankheitsersclieinung liei Anolis“ auf Seite 212 ds. Jahrg. der „Blätter“ möchte ich bemerken, dass ich im Spätsommer und Herbste vor. Js. (1901) einen ähn- lichen Fall in einem meiner Terrarien beobachten konnte. Neben einem halben Dutzend ganz junger Lacerta agilis enthielt dieser Behälter eine erwachsene Lacerta muralis siibsp. fusca, die mein Bruder im Frühjahr 1900 vom Lago di Garda mitgebracht hatte. An dieser Mauereideehse fiel mir einmal auf, dass sie immer seltener an der Drahtgaze der Seitenwände emporlief und schliesslich dieses Kunst- stück ganz unterliess, während sie doch früher ohne Unterlass an der Gaze geschäftig auf- imd abgeeilt war und sich sogar an dem Gazedeckel des Terrariums, mit nach unten gekehrtem Rücken und herabbaumelndem Schwänze umherlaufend, nicht selten produziert hatte. Sich in Saud einwickelnd rollten dieselben zur tiefsten Stelle. Es war so von den Eiern absolut nichts zu sehen, würde nicht das Männchen durch stetige Verteidigung Nachkommenschaft verraten haben. Nach 3 Tagen entschlüpften die schmutziggelb gefärbten Jungen, die nach 8 Tagen Schwimmübungen machten und später rudelweise der Nahrung nachgingen, ca. 3 Wochen hindurch aber stets gegen Abend wieder in das Nest zui’ückkehrten, welches das Männchen tagsüber fein gesäubert und erweitert hatte. Das Weibchen liess die Jungen unbehelligt, von einer Führung konnte nicht die Eede sein. Es sorgte lediglich dafür, dass der Ehegatte sofort mit Weitere Exemplare des langohrigen Sonnen- fisches besitzt Herr J. Eeichelt, Berlin. Diese Tiere weichen aber von dem hierbei abgebildetem Fische durch die Färbung des Ohrlappens ab, der, Avie mir Herr Eeichelt kürzlich mitteilte, vollständig sclnvarz ohne jeden Saum ist. Ich sah Nach- zucht von diesen Tieren, nicht ganz in der Grösse des abgebildeten Fisches, sie hatte bei weitem nicht die zahlreichen schönen, blaugrünen Sti-eifen der Kopfzeichnung, Avie die neu impor- tierte Art. Übrigens unterscheiden in betreffs des Ohrlappens und seiner Färbung die Nord- amerikaner mehrere Varietäten des langohrigen Sonnenflsches. b a d e. 248 Kleine Mitteilungen. Sowie ich das festgestellt hatte, fing ich das immer noch ungemein scheue Tierchen heraus und fand bei genauerer Untersuchung, dass an fast allen Zehen, sowohl der Hinter- wie auch der Vorderfüsse die Krallen imd teilweise auch die letzten Fingerglieder fehlten. Da sonst aber absolut nichts Auffälliges an den Zehen zu sehen war, was etwa auf eine Erkrankung hingedeutet hätte, so glaubte ich fürs erste, die Echse habe sich bei Ausführung ihrer Turnkunstsücke zuweilen mit ihren Krallen so verfangen oder festgehakt, dass hie und da eine Kralle durch Abbrechen oder Abreissen verloren ging. Jedoch merkte ich bald, dass dies nicht die wahre Ursache sein komite, denn auch fernerhin nahmen die Zehen an Gliederzahl und damit an Länge ab, und die wenigen noch vorhandenen Krallen verschwanden auch nach und nach. Und dennoch war au den Füssen nirgends eine Ansclnvellimg und selbst bei genauerem Zusehen nichts Verdächtiges wahrznuehmen, sodass ich der Sache völlig ratlos gegenüber stand. Kurz bevor die Echse ihr Wiuterquartier bezog, war an keiner Zehe mehr eine Kralle vorhanden, und besonders au den Vorderfüssen waren die Zehen zu ganz kurzen Stummeln zusanunengeschrnmpft, die gerade noch zur Not die Ausatzstellen der Finger erkennen liessen. ln diesem Zustand begann das Tierchen gegen Ende des Oktober den Winterschlaf, aus dem es, wie eigentlich voraus- zuseheu war, nicht mehr erwachen sollte. Übrigens konnte ich keine Übertragung dieser bemerkenswerten Erkrankung feststellen,' denn die denselben Behälter bewohnenden jungen Zauueidechsen blieben von diesem „Zehenschwund“ gänzlich verschont. Erwähnen möchte icli noch, dass meine Mauer- eidechse im Gegensätze zu den Anolis des Herrn Scherer trotz ihrer so stark verstümmelten Füsse grosse Be- weglichkeit entfaltete und stets ungeheuren Appetit ent- wickelte (Mitte Oktober nahm sie bei nur 8® C. im Terrarium nocli Alehlwürmer an!). So erhaschte sie z. B., wenn ich für die kleinen agilis Stubenfliegen in den Bellälter warf, oft zwei derselben auf einmal, betäubte sie durch einen kräftigen Biss, liess die vordere fallen und frass dann beide, eine nach der andern auf. Richard Zaug, Darmstadt. Angriir einer Ratte auf eine Schildkröte. — Vor längerer Zeit hatte ich das Glück, in der Spree unweit der Oberbaumbrücke in Berlin, in der Nähe des Heckmannschen Parkes, eine Schildkröte von ungefähr 20 cm Schildlänge zu erbeuten. Das Tier, welches bald zahm und zutraulich wurde, durfte sich in der Wohnung, einem Geschäftskeller, frei bewegen. Gefüttert wurde es alle zwei Tage, zu welchem Zwecke es in eine Schüssel gesetzt wurde. Als Nahrung wurden Regenwürmer gereicht, die sehr gei'n genommen wurden. Es verschmähte aber auch Schabefleich und Fleischstückchen durchaus nicht. Um die Schildkröte nun aber auch der frischen Luft nicht ganz zu berauben, setzte ich dieselbe des Nachts in das nach der Strasse zu gelegene Keller- lenster. Eines Nachts wurde ich durch ein polterndes Geräusch im Fenster aus dem Schlafe geweckt. Um mich von der Ursache zu überzeugen, stand ich auf, und sah, wie eine mächtige Ratte bemüht war, die Schildkröte tortzuschleppen. Es wäre ihr vielleicht geglückt, doch hei meinem Anblick ergriff sie schleunigst die Flucht, stellte sich aber zu meinem Erstaunen nach etwa einer halben Stunde wieder ein. Doch schnell hatte ich meinen Plan gefasst. Meinen Vater schickte ich mit einem Stock bewaffnet auf die Strasse, um den Posten vor dem Fenster einzunehmen. Ich selbst mit der Streichholzschachtel schhch langsam von innen an das Fenster. — Ein Pfiff von draussen, darauf ein Aufleuchten meines Streichholzes — hierauf dumpf klatschende Schläge auf dem Bürgersteig — und der freche Geselle zählte zu den Toten. Wie aber sah die Schildkröte aus? Die Füsse halb abgefressen, von dem Schwanz war gar nichts mehr zu sehen, der Kopf verwundet — ein jammervoller Anblick. Ich wollte sie töten — doch ihre Augen sahen mich so bittend an. Ich that es nicht. Am frühen Morgen aber trug ich sie zurück au die Spree, um der nun Verwimdeteu mit eigentümlichen Gefühlen die Freiheit wiederzugeben, die ich ihr einst genommen hatte. Ich setzte sie in das kühle Wasser, um ihr sinnend nach- zuschauen, wie sie ihre verstümmelten Füsse mit aller Anstrengung gebrauchend der Tiefe zustrebte. Baumgardt. Etwas vom Ainia calva. — Bei einem Besuche des Herrn J. Reichelt in seiner „Sommerfrische Konrads- höhe“, um die dortige Anlage zur Züchtung von Aquarienfischen und Kultivierung neuer Wasserpflanzen zu besichtigen, eine Anlage, die nicht nur äusserst hell Und freundlich, sondern auch sehr praktisch gebaut ist, so dass wirklich dort auch etwas gezogen werden kann, teilte mir der freundliche Wirt u. a. mit, dass ihm in Wien, wo er die dortige Ausstellung besuchte» die Amia durch ihre besonders schöne Zeichnung auf- gefallen wäre; sämtliche Flossen erstrahlten im schönsten Frühlingsgrüu, es schiene ihm, als wären diese Fische eine besondere Art. Dem ist jedoch nicht so; denn zu meiner Freude sehe ich dieses Farbenspiel auch an meinem Fische. Derselbe befindet sich seit acht Tagen infolge Einrichtung eines neuen Aquariums in sehr engem Behälter und hat mancherlei Unbequemlichkeiten, die damit verbunden sind, zu erleiden; hoffentlich behält er die schöne Färbung auch in besserer Lebenslage bei. Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einiges über seine Lebensweise mitteilen. Trotzdem der Fisch ein arger Räuber ist (als ganz kleiner Bursche be- wältigte er eine gefährliche Libellenlarve), lässt er sich mit anderen Fischen Zusammenhalten, natürlich ist die Grösse der Aquarienbewohner zu berücksichtigen. Ich habe nie beobachtet, dass er angriffsweise vorgeht, im Gegenteil, andere Fische verjagen ihn. So sah ich eines Tages, dass ihm ein Stück seiner Schwanzflosse fehlte; die Wunde ist wieder gut verheilt. Allzu hohen Wasserstand liebt er nicht besonders, da er mehr ein Grundfisch ist; seine Gehässigkeit ist fürchterlich, womit sein Wachstum zusammenhängt. Steht ihm lebendes Futter zur Verfügung, so frisst er sich einen richtigen „Schmerbauch“. Es dürfte sich daher empfehlen, ihn etwas „kuapp“ zu halten, mehr Schabe- fleisch oder Regenwürmer zu füttern, wobei er nicht im Ueberfluss schwelgen kann, dem Liebhaber aber gewährt er so als Aquarienfisch eine längere Freude. Wird der Amia auch nicht die Stellimg einnehmen me der Ghanchito und andere Fische, die man ev. im Aquarium zur Fortpflanzung bringen kann, so ist er doch ein höchst interessanter Fisch, den ich jetzt nicht mehr missen möchte. W. Sprenger, Berlin. I Vereins-Nachrichten. 249 §ücl^ei?scl^au. Hesse, Richard, Professor Dr. Abstammungslehre und Darwinismus. — Mit 31 Abbildungen, 123 Seiten. — Preis gebunden 1.25 Mk. — (Aus Natur und Geistes- welt.) Leipzig, Verlag von B. G. Teubner. Das kleine Bändchen stellt das 39. Bändchen der Sammlung; „Aus Natur und Geisteswelt“ dar. ln leicht verständücher Sprache, an der Hand guter Abbildungen schildert der Verfasser das für jeden Gebildeten hoch wichtige Kapitel über Abstammungslehre und Darwi- nismus. Er bringt Beweise für die Abstammungslehre aus den Gebieten der Systematik und der vergleichenden Anatomie, aus dem Gebiete der Rntwicklungescliiclite, der Versteiuerungskunde und aus dem Gebiete dei- Tier- geographie herbei und kommt hierauf zu dem Schlüsse, dass auch für den Menschen die Abstammungslelu’e gilt. Weiter wird die Darwinsche Theorie von der Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwald oder die Erhaltung der begünstigten Rassen im Kampfe ums Dasein geschildert, dem sich eine Kritik der Zuchtwahl- lehre anschliesst. Die anderen Kapitel behandeln: Die Vererbbarkeit der Eigenschaften, die Ursaclieu der Ver- änderung lebender Wesen, die Spaltung einer Art in mehrere als Folge von Kreuzungs Verhinderung und den Ursprung des Lebens auf der Erde. B, VEREINS-#W'W NACHRICHTEN „Isis“, Verein für Aquarien- imd Terrarienkunde in llünclien. E. Y. Mitteilungen aus den Vereins- Versamm- limgen des Monats August 1902. Donnerstag, den 21. August 1902 im Restaurant „Sterngarten“. Die Protokolle der zwei letztenVereiusversammlungen wurden nach Verlesung genehmigt. Den Austritt erklärt Herr Karl Loetsch, Kaufmann, hier. Von Herrn Paul Kämmerer, Wien wurde eine recht instruktive und dankenswerte Arbeit über Versendung von Tieren über- mittelt. Aus der eingelaufenen Zeitschrift „Nerthus“ Heft No. 33 gelangen einige Veröffentlichimgen zur Bekanntgabe. Bezüglich des gegenwärtig bestehenden und festgelegten Hilfsfonds machte der Vorsitzende den Vorschlag, im Hinblicke auf die vorgerückte Jahreszeit von einer Verausgabung der Gelder für jetzt Abstand zu nehmen und den Hilfsfond erst im kommenden Jahre, bis zu welchem Zeitpunkt eine Vergrösserung der vor- handenen Summe zu erwarten ist, seinem Zwecke zu- zuführen. Mit dem Vorschläge des Vorsitzenden ist die Versammlung einverstanden. — Herr Müller demon- striert ein Pärchen der schönen sardinischen „Mauer“- Eidechse. Die sardinische Foi’in der „Mauer“-Eidechse, die wir als var. genei kennen, unstreitig eine der schönsten Eidechsen überhaupt, und die ilir gleicli- stehende, aber minder hübscli gefärbte im Durchsclmitt etwas kleiner erscheinende und im allgemeinen der Ebene angehörige korsische Echse — Lacerta bedriaga auf Korsika ist ■wie die Mossor-Eidechse, die Spitzkopf- Eidechse, ein Gebirgstier, eine Freundin luftiger Höhen — haben die ilmen gebührende Aufmerksamkeit in der Wissenschaft und damit eine ilmen in treffender Weise zukomraende Stellung bisher noch nicht gefunden. Der muralis-Kreis mit den nächsten Verwandten bildet für den systematischen Herpetologen noch ein recht grosses und schwieriges Stück Arbeit. Erst mit der fortschreitenden Gewinnung von reichlichem Echsen- Material aus dem ganzen weiten klittelmeer-Gebiete wird auch dieses komplizierte Stück Arbeit gelöst werden können. Mag das auch noch eine Weile dauern, aber einer wird und muss kommen, der die Sache macht. Weiter demonstriert Herr Müller zwei Tropi- donotus viperinus Latr. ebenfalls von Sardinien. Das eine Stück dieser Tiere hat die für diese Sclilangenart gewiss respektable Länge von 80 cm bei einem sehr kräftigen Körperbau. Wir erwähnen dieses, weil wir ähnliche grosse viperinus mit einer verhältnismässigen sehr schlanken Korperform schon einigemal gesehen haben. Interessant bei den demonstrierten Stücken, besonders bei dem erwähnten ist, dass dasselbe die charakteristische Zeichnung in vollster Deutlichkeit und Reinheit zeigt, wie man dieses nicht schöner an jungen Tieren zu sehen vermag. — Herr Lehrer Hübner hat bei Gräflfing (ca. 20 km von München) ein 68 cm messendes trächtiges Kreuzotterweibchen erbeutet und demonstriert das von ihm beim Fange getötete Tier. — Zum Schluss der Sitzung demonstriert Herr Müller zwei prächtig gezeichnete Tafehi, darstellend; Chainaeleon dilepis und Gerrhosaurus flavigularis var. nigrolineatus. Diese Tafeln gehören zu einem Artikel unseres Herrn Scherer über seine ostafrikanische Reise. Donnerstag, den 28. August 1902. Das Protokoll der letzten Vereinsversammlung wird nach Verlesung genehmigt. Herr Müller übermittelt die Grüsse des Herrn Professor Boettger an den Verein. Aus „Nerthus“ Heft 34 gelangen einige Punkte der ein- schlägigen Veröffentlichungen zur Bekanntgabe und Bes])rechung. Dr. H. Bolau hat die Redaktion der Zeit- schrift „Nerthus“ mit 1. Oktober 1902 niedergelegt. Aus „Natui' und Haus“ Heft No. 16 gelangen einige Aufsätze zur Verlesung. — Vorgezeigt wird durch Herrn Müller ein tadelloses Pärchen der Melisello-Eidechse (Lacerta niuralis var. melisellensis, Braun). Diese auf Melisello (Brusnik) imd St. Andrea bei Lissa im adriatischen Meer vorkommende Echse zählt zu den reizendsten, zierlichsten Formen des grossen muralis- Kreises. Was die var. elegans und die Form der serpa von Sorrento und Neapel für die var. coeridea, das dürfte die var. litoralis des Küstenlandes und der Inseln für die var. niellisellensis sein. Sie erscheint nur sehr wenig auf dem Markt und ist dann meist nur einzelnen Reptilienfreunden zugänglich. Weiter demonstriert Herr Müller eine gelungene Photographie von Cinicys belliana Gray, einer recht langweiligen ostafrikanischen Land- schildkrötenart, die in mehreren Exemplaren von unserem Herrn Scherer erbeutet und lebend nach Europa ge- bracht wurde. H. 250 Vereins-Nachrichten. „Salrinia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden, Hamburg. Vereinslokal; „Hotel zu den drei Ringen“. Schluss von der Versammlung am 21. August 1902. Herr Brüning stiftet dem Verein ein grosses Schleppnetz und Herr Jahn einen Fangkorh, welch beide Apparate den fischenden Mitgliedern auf den Exkursionen gute Dienste leisten werden. Es wird alsdann zur Wahl eines ersten und zweiten Sammlungs- verwalters geschritten. Gewählt werden die Herren Brunkhorst imd Hüttenrauch. Inzwischen hat Herr Springer die Vorbereitungen zu seiner umfangreichen Demonstration von Zahnkärpflingen beendet und beginnt mit seinem Vortrage. Es gelangen folgende Fische in schönen ausgewachsenen Exemplaren, die paarweise in Gläsern untergebracht wurden, zur Vor- zeigimg: Girardinus caudimaculatus, Girardinus decem- maculatus, Foecilia mexicana, Haplochilus panchax, Gani- husia holbrookii, Girardinus uninotatus und Haplochilus latipes. Der Vortragende berichtet zunächst eingehend über den Girardinus caudimaculatus, der früher unter der falschen Flagge Girard. decemniacidatus segelte und der im Jahre 1898 zuerst von P. Matte eingeführt wurde. Die ersten Pärchen dieses Fisches wurden für 50 Mk. pro Paar verkauft. Durch seine ungeheure Fruchtbarkeit — er ist, wie viele andere Zahukärpflings- arten, lebendig gebärend — , seine Anspruchslosigkeit imd seine grosse Haltbarkeit sei sein Preis heute jedoch ein so niedriger geworden, dass er nunmehr einem jeden Liebhaber für wenige Pfennige zugänglich gemacht worden sei, er sei daher heute bei fast jedem Lieb- haber zu finden. Höher im Preise steht heute noch der Girardinus decemmaculatus', dies habe aber nicht seinen Grund in einer minder grossen Fruchtbarkeit dieses Fischchens, sondern rühre daher, dass der decemmaculatus erst weit später eingeführt wurde ; wenn der caudimaculatus imstande sei, bis zu 80 Jimgen auf einmal zu werfen, so stände ihm der decem- maculatus in dieser Beziehung nicht oder nur ganz un- wesentlich nach. Vortragender habe erst unlängst bei seinen decemmaculatus wieder einen Wurf von 56 Stücken beobachten können. Jüngere Tiere würfen natürlich ebenso wie jüngere caudimaculatus, nur eine weit ge- ringere Anzahl Junge. So würden bisweilen nur 7 Stücke geworfen. Er könne daher der Ansicht des Herrn Gerlach, Dresden, der in den „Blättern“, Heft 15, Seite 167 treffliche Beobachtungen über den Girardinus decemmaculatus veröffentlicht, der decemwiacMZuftts scheine im allgemeinen nicht so produktiv zu sein wie der caudimaculatus, nicht zustimmen. Die von Herrn Gerlach berichtete Thatsache, dass das Männchen des decem- maculatus seinen Kopulationsstachel des öfteren vor- klappe, ihn eine ganze Weile nach vorne gerichtet belasse und die äusserste Spitze sogar in den Mund nehme, sei auch ihm wiederholt aufgefallen; für einen Akt der Selbstschwächung halte er dies jedoch nicht, sondern lediglich für eine allerdings eigentümliche Angewohnheit. Wenn eine grössere Anzahl dieser reizenden, sehr schlank gebauten Tierchen zusammen gehalten werden, so schwimmen dieselben gern schwarm- weise umher. Des weiteren schildert Redner den Foecilia mexicana. Dieses Fischchen scheine ihm weniger produktiv in der Vermehrung zu sein als Girardinus, er habe noch bei keiner Zucht mehr als 15 Junge konstatieren können, möglich sei allerdings, dass die Zucht sich im grösseren Becken ergiebiger er- weisen würde. Weiter habe er den prächtigen, sich durch seine auffallende Färbimg auszeichnenden Gambusia holbrookii mitgebracht, auch die Lebensweise dieses Fisches wird des längeren beschrieben. Durch Stüve wurde dann unlängst ein neues Fischchen unter dem Namen Girardinus uninotatus in den Handel gebracht. Auch diesen Fisch hat Redner zur Stelle gebracht. Wahrscheinlich sei dieser Fisch jedoch Gambusia affinis, welcher Name ein Synonym für Gambusia patruelis ist. Er sei mit Gambusia holbrookii sehr nahe ver- wandt, weshalb es sich wohl erklärt, dass diese beiden Arten in der Züchterei von Schäme, Dresden, erfolgreich gekreuzt wurden. Alle vorgenannten Arten sind lebendig gebärend. Des weiteren habe Redner noch emige nicht lebend gebärende Kärpflinge mitgebracht, nämlich den Haplochilus latipes und Haplochilus panchax, deren Lebensweise ebenfalls emer genauen Schilderung unter- zogen werden. Mit grossem Interesse werden die schönen Fische von den Versammelten besichtigt und für den fesselnden Vortrag wird Herrn Springer durch den 1. Vorsitzenden der Dank des Vereins ausgesprochen, den die Mitglieder durch Erheben von den Plätzen bethätigen. Schluss der Sitzung um 1274 Uhr. T. Versammlung am 1. September 1902. Anwesend sind 52 Personen. Als ordentliche Mit- glieder werden die Herren H. Drexel, H. Dominico, A. Eising, C. Fahning, F. Knape, H. Schülke, G. Mann- werder, H. Pohnke, Marquardt, J. Möller, H. Mehlhop und Kretschmann, alle in Hamburg, aufgenommen. Es melden sich an die Herren Ed. Weddigen, Dr. P. Franck, G. Bruer, H. Wöhler und A. Tausen in Hamburg. — Durch den 11. Vorsitzenden gelangen zur Vorzeigung eine Anzahl Seps chalcides und diverse Acanthodactylus- Varietäten; die Tierchen werden zu Gunsten der Kasse verkauft. Zur Gratis-Verloosung unter die anwesenden Mitglieder gelangen 5 Girardinus decemmaculatus, 7 Girar- dinus caudimaculatus, sowie 5 Foecilia mexicana in Zuchttieren. Die Fische wurden durch die Herren Brüning, Siggelkow und Springer gestiftet. Herzlichen Dank auch an dieser Stelle! — Die Sammelbüchse wird geleert, sie enthält M. 19,97. Alsdann hält Herr Brüning einen fesselnden Vortrag über „die Süsswasserschnecken im Aquarium“, welcher durch die Vorzeigung von zahl- reichem lebenden Material trefflich illustriert wird. Der Vortrag wird in unseren „Nachrichten“ zum Abdrucke gelangen, ganz besonders hinweisen wollen wir hier nur auf denjenigen Teil des Vortrages, welcher sich mit der Hydra-Vertilgung durch die grosse Schlamm- schnecke Limnaea stagnalis befasst. Die Nützlichkeit dieser Schnecke in dieser Beziehung verdient immer wieder hervorgehoben zu werden. Der Vortragende lässt die Schnecken (und zwar grosse ausgewachsene Exemplare) zunächst einen Tag hungern, indem er sie in klarem Wasser ohne Pflanzen belässt, und setzt sie dann in das durch die Hydra verseuchte Aquarium. Die Schnecken beginnen dann sofort mit grossem Eifer sich an die Vertilgung der Hydren zu machen, so dass nach ganz wenigen Tagen auch nicht mehr eine einzige Hydra zu entdecken ist. Der Schnecke scheint es geradezu ein ausgesuchtes Vergnügen zu bereiten, diese ihre Fresswerkzeuge in ganz eigentümlicher Weise reizende Nahrimg zu verzehren. — Reicher Beifall wird dem Vortragenden für seine fesselnden Ausführungen Vereins-Nachrichten. 251 zu teil. Diverse gestiftete Wasserpflanzen sowie lieimische Fische gelangen zur Auktion respektive zur Gratisverteiluug. — Fragekasten. Schluss IP/^ Uhr. General- Versammlung am 18. September 1902. Anwesend sind 44 Personen. Aufgenommen werden die Herren Ed. Weddigen, Dr. P. Franck, G. Bruer, H. Wöhler und A. Tausen, alle in Hamburg. Antrag zur Aufnahme in den Verein stellen die Herren Karl Thomas, Dresden, H. Musshoff, Neisse und W. Horst- maun, Oespel bei Dortmund. Die durch den Vorstand in diversen Vorstandssitzimgeu entworfenen neuen Statuten werden von der Versammlung mit geringen Abänderungen genehmigt. — Durch eine Anzahl Mit- glieder hat sich eine „Import-Vereinigung des Vereins Salvinia“ gebildet, die durch namhafte Kapital-Ein- zahlung zunächst einen gewissen Geld-Fonds schaffen will, um dann später neuere imd seltenere Fische in grösserem Umfange importieren zu können. Auf diese Weise hoffen wir, unseren Mitgliedern beim Bezüge von selteneren Fischen ganz besondere Vorteile bieten zu können. — Der I. Vorsitzende giebt bekannt, dass die Verhandlungen betreffs Pachtung eines Gewächshauses soweit gediehen seien, dass der Verein zunächst einen Teil eines Gewächshauses mit Beschlag belegt habe. Es werden dort in grösserem Umfange Wasserpflanzen kultiviert, von denen bereits welche im Spätherbste an Mit- glieder abgegeben werden würde. Terrarieupflauzen in grosser Auswabl seien jetzt schon bereits lieferbar und gelangen in heutiger Sitzung einige 40 E.vemplare zum Selbstkostenpreise zum Verkauf. Diese Neuerung wird von den Mitgliedern sehr angenehm empfunden. Herr Brüning, der zur Ausstellung des Vereins „Triton“ in Berlin als Preisrichter berufen war, erstattet nun einen Bei’icht über diese Ausstellimg. Der Bericht ist in- zwischen in unseren „Nachrichten“ erschienen. Unser Mitglied Herr Knöppel hat sein neues heizbares Zucht- aquarium „Practicus“ in Berlin ausgestellt und errang durch dasselbe die Silberne Medaille. — Derll.Vorsitzende 0. Tofohr berichtet, dass es ihm gelungen sei, zum ersten Male den Fransenfinger (Acanthoäactylus pardalis) zur Zucht zu bringen. Das Zeitigen der Acanthoclactylus- Eier ist ungemein mühselig und gelingt nur selten. Von 60 Eiern gelangten nur 2 zur völligen Entwicklung. Die jungen Tierchen sind entzückend lebhaft und gleichen fast den Alten. Eins dieser Tierchen gelangt zur Vorzeigung und wird mit Interesse besichtigt. — Nachdem der Fragekasten erledigt worden ist, wird flie Sitzung um 12 Uhr geschlossen. T. „Yallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarien-Frennde zu Magdeburg. Versammlungslokal: Reichskanzler, Kaiserstrasse. Sitzung vom 9. September 1902. Seinen Austritt aus dem Verein hat Herr Böhm angemeldet. Als neues Mitglied wird Herr Griebel auf- genommen. Mehrere Mitglieder berichten über ihren Besuch der „ rriton“-Ausstellung und der Vorsitzende über die von ihm auf seiner Reise nach Oberitalien an- getroffenen Reptilien und einiges über die litorale Fauna des adriatischen Meeres. Sitzung vom 23. September 1902. Ausgetreten aus dem Verein ist Herr Dr. Mann. Herr Puschel meldet seine diesjährigen Zuchterfolge von Fischen zur Prämiierung an, desgleichen Herr Keim. Als äin vorzügliches Mittel zur Reinigung der Aquarien- scheiben wii'd von Heri'ii Lübeck die von ihm erju’obte Audersensche Messingbürste empfohlen. Herr Hartmann verliest einen Brief von Herim Tofohr in Hamburg, welchei' mitteilt, dass es ihm gelungen sei, Naclizuclit voni Fransenfinger (Acanthodactylm) zu erhalten. Herr Mileck berichtet dann von seinem Besuche der Ausstellung des „Triton“ und giebt eineBesclu'eibungvom Andersenschen heizbaren Aquarium „Ideal“. Grüsse von unserm Mlt- gliede Herrn Ehrhardt in Helbra werden diu'ch Herrn Kehn übermittelt. Zum Schluss gelangt noch ein an- sehnlicher Posten Wasserpflanzen zu sehr geringen Preisen zum Verkauf; darunter eine grosse Anzahl von prächtig entwickelten Exemplaren von Trianca bogotensis. Herr Gersten teilt mit, dass er die Trianea zwei Winter hindurch mit Erfolg in seinem heizbaren Aquarium als Schwimmpflanze bei 40 cm Wasserstand kultiviert habe. Erst im Frühjahr sind dann die so überwinterten Pflanzen in kleinere Gläser mit geringem Wasserstand gesetzt. Hierauf bildeten sich die laugen Seukwurzelu. Von 4 Mutterpflanzen habe er im Laufe der zwei Jahre ungefähr 150 Exemplare auf diese Weise erzielt. — Für versteigerte Wasserpflanzen kommen zum Besten der Vereinskasse 60 Pfg. ein. „Verein der Aquarienfreuude“ zu Berlin. General- Versammlung vom 10. Septembej' 1902. Anwesend waren 42 Mitglieder. Vor Eintritt in die Tagesordnung erteilte Herr Knappe Herrn G. Veith das Wort zur Verlesung des Protokolls der letzten Sitzung, welches angenommen wurde. Hierauf wurden die Herren G. Richter, 0. Dähue und A. Reimaun als Mit- glieder aufgenommen. Nach Erledigung dieses wird die Leitung des Wahlaktes einem Bureau übertragen. Ein Dringlichkeits-Antrag des Herrn Thätner, den jetzt zu wählenden Vorstand durch je einen 11. Bibliothekar und Sammluugswart zu verstärken, fand allgemeine Zu- stimmung. Die Wahl verlief glatt und hatte folgendes Resultat. Es wurde gewählt zum I. Vorsitzenden Herr G. Memeler, II. Vors. Herr A. Thätner, 1. Schriftführer HeiT G. Baumgardt, II. Schriftführer Herr R. Groszheim, I. Kassierer Herr P. Wolff, II. Kassierer Herr G. Gessel, I. Sammlungswart Herr Dr. E. Bade, II. Sammlungswart Herr G. Veith, I. Bibliothekar Herr J. Timmermann, II. Bibliothekar Herr Lüdicke. Zu Revisoren wurden gewählt: 0. Herya, G. Lehmann und W. Baumgart. — Recht interessante Fragen wurden dem Fragekasten entnommen. So z. B.: Wie und an was fiii- Merkmalen sind die Geschlechter bei Callichthys zu unterscheiden. Herr G. Lehmann gab hierauf folgende Antwort: Äusserlich erkennbare Merkmale des Geschlechtes sind an diesem Welse nicht wahrzuuehmen. Jedoch sind bei aus- gewachsenen normalen Exemplaren die Männchen stets etwas kleiner als die Weibchen. Ein Erkennen des Geschlechtes an der Flossenbildung, wie dies z. B. bei Betfa pugnax, Mncropodus. Osphromenus, Heros facetus so wie sämtlichen Chanchitoarten möglich ist, ist bei dem Panzerwelse völlig ausgeschlossen, trotzdem die Rücken- flosse des Männchens im allgemeinen etwas kürzer als die des Weibchen ist. Jedoch ist auch dieses Merkmal bei der Unbestimmtheit der Flossenbildung äusserst trügerisch. Betrachtet man aber ein Pärchen von oben, so wird regeimässig festgesteUt werden, dass das Weibchen stets eine stärkei-e Leibesform aufweist als das Männchen, welch letzteres üherhaupt im grossen imd ganzen einen weit schlankeren Habitus aufzuweisen 252 V ereins-Nachrichten. hat. — Die Frage, welclies augenblicklich die schönste und wertvollste Form Teleskopenaugen ist, wird z. Z. am besten und sachgemässesten in dem Werke „Der Schleierschwanz und der Teleskopschleierschwanz von Dr. E. Bade“ beantwortet. Hiernach entspann sich eine lebhafte Debatte darüber, welchem augenblicklich im Handel befindlichen künstlichen Fischfutter der Vorzug zu geben sei. Erörtert wurden folgende Produkte: I. Das ßartmannsche Futter; II. Preusses Fischfutter „Marke Spezial“ ; III. Piscidin imd ausserdem getrocknete Daphnien und Weisswurm. Ohne weiteres ein Urteil in dieser Angelegenheit zu fällen, ist nach Lage der Sache nicht gut möglich. Ein jedes Produkt hat eben seine Anhänger und seine Gegner, imd jede Partei hat schliesslich von dem Standpunkte ihrer Beurteilung aus nicht ganz Unrecht. Zieht man z. B. das Bart- mannsche Putter in den Bereich einer Diskussion, so wird ein jeder stets erstaimt sein über den Zwiespalt der Meinungen, welcher da zu Tage tritt. Ebenso war es auch heute der Pall. Unter diesen Umständen ein Urteil zu fällen, ist dem Verein nicht gut möglich. Mehr Anhänger als das vorhergenannte Produkt fand und findet schon das Preussesche Fabrikat „Spezial“. Wenn auch der Wert dieses Futters von einigen Liebhabern noch etwas angezweifelt wird, so steht doch immerhin fest, dass dasselbe infolge seiner geschickten Zusammenstellung der Bestandteile verbunden mit ver- ständiger Anwendung, getrost als gutes Futter zu empfehlen ist! Piscidin in seinen grossen Körnungen ist gut: in den feineren Körnungen dagegen, nach den Erfahrungen der Vereinsmitglieder, nur äusserst bedingt zu empfehlen. Den Vorzug der Wohlfeilheit und Billigkeit haben getrocknete Daphnien und Weisswurm aufzuweisen. Als gutes Nährfutter ist jedoch keins von beiden ernstlich in Erwägung zu ziehen, trotzdem daran gewöhnte Fische dasselbe ganz geim annehmen. Nach diesen Ausführungen wäre mithin das Preussesche Futter „Spezial“ am meisten zu empfehlen, während die Anwendung des Piscidin infolge seiner verschiedenen Körnungen, deren Wert augenblicklich noch nicht ganz einwandsfrei festgestellt ist, etwas zu kompliziert ist. — Über die Pflege des „Dornschwanzes im Terrarium“ wurden dankenswerte Winke gegeben. Desgleichen über Umwandlung ehemaliger Süsswasserbecken in Seewasser-Aquarien. Bei Anfertigung von Aquarien wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Breite der- selben gleich der der Höhe sein soll. Herr R. John zeigte der Versammlung einen Injektionsdurchlüfter. Die Ansicht über den Wert desselben ist sehr geteilt. Hierauf beschloss der Verein, die im Offertenbuch an- gebotenen Jahrgänge 1 — 6 der „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“ für die Bibliothek anzukaufen. Der geforderte Preis in Höhe von 12 M. wurde aus der Kasse bewilligt. Nachdem nun noch die Ausstellung des Vereins „Triton“ von der Mehrzahl der Anwesenden einer Kritik unterworfen wurde, die jedoch nur sehr wenig Lobenswertes enthielt, da fast alle Mitglieder, welche die Ausstellung besucht hatten, die erlebte Enttäuschung nicht verbergen konnten, schloss der Vorsitzende die Sitzung um 1^® Uhr. Sitzung vom 23. September 1902. Der Vorsitzende eröffnete die. Sitzung, welche von 34 Mitgliedern besucht war, um 9^/4 Uhr. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde verlesen und angenommen. Im Einlauf befand sich eine Zuschrift von Herrn Stöckel. Ein Antrag, ein Abonnement auf „Natur und Haus“ zu bestellen, wurde angenommen. Ihren Eintritt in den Verein meldeten folgenüe Herren an: Georg Reimann, Berlin, Lottumstr. 1 a, Bernhardt Horn, Kaiser- strasse 39/40, Georg Stoeckel, Lutherstr. 12 und M. Hayn, Spandau, Körnerstr. 6. Den Teilnehmern an der Exkursionstour wurde bekannt gegeben, dass die Ab- fahrt nach Lichtenrade am Sonntag um 8 Uhr früh vom Potsdamer Ringbahnhof aus stattfindet. — Nun entspann sich eine Debatte über den Unterschied zwischen Vallisneria spiralis und Sagittaria natans als Unterwasserpflanzen. Beide Pflanzen unterscheiden sich äusserlich beinahe durch nichts, so dass es selbst dem erfahrensten Liebhaber gelegentlich passieren kann, eine Pflanze mit der anderen zu verwechseln. Die in Betracht zu ziehenden Unterschiede sind folgende: I. Die Blätter der Vallisn. spiralis sind hart, spröde und leicht zerbrechlich, die der Sagittaria nat. dagegen weich und biegsam. Wird ein Blatt Vallisn. spiralis zwischen den Fingern zerrieben, so bildet sich stets eine Meerzwiebelsaft ähnliche schleimige Masse oder Brei, was bei Sagittaria nat. jedoch nicht der Fall ist. II. Die Wurzeltriebe der Vallisn. spiralis laufen meist unter, die der Sagittaria nat. dagegen stets über den Sand, sogenannte Ausläufer bildend, dahin. Ausserdem sind die Wurzelfasern der Vallisneria spiralis stets etwas feiner und dunkler als bei Sagittaria natans. — Was die erfolgreiche Kultur der Gafcomöffl' anbetrifft, so ist folgendes zu beachten. Während beinahe alle Wasser- pflanzen zur Entwickelimg ihrer natürlichen Eigenarten imd Schönheiten unbedingt des Lichtes im vollsten Masse bedürfen, ist die Cabomba in dieser Hinsicht jedoch auffallend anspruchslos. Ja, es ist sogar eine Haupt- bedingimg, um diese Pflanze zur Enthaltung ihrer eigen- artigen Schönheit zu veranlassen, sie dem Einflüsse des direkten Lichtes zu entziehen. So z. B. wird die charakteristische rotbraune Färbung der Cabomba roseifolia nur, falls die Pflanze im Schatten kultiviert wird, schön und ausdrucksvoll zur Geltung kommen. Jede Cabomba, unter dem Einfluss des vollen Lichtes gezogen, wird niemals recht gedeihen, sondern nur vegetieren. Sie verkümmert nach und nach, wird lang und spillrig, um zuletzt völlig abzusterben. Nach Herrn Aug. Kahlenberg gelingt die Kultur am besten in Be- hältern, welche abseits vom Fenster oder mehr im Hintergründe des Zimmers untergebracht sind. Als Bodenmischung beiv ährte sich bis jetzt lehmhaltiger Sand am besten. Als eine wundervoll schöne, üppig gedeihende und äusserst dankbare Aquariumpflanze für Becken mit etwa 20 cm Wasserstand wurde von Herrn Dr. Bade den Mitgliedern die Bichardia aethiopica empfohlen. — Hierauf machte der Vorsitzende bekannt, dass am 29. Oktober ein Vortrag mit Lichtbildern über: Das Leben der Pflanze, im besonderen der Sumpf- und Wasserpflanzen stattfindet. Referent ist Herr Dr. E. Bade. — Ein Antrag des Herrn Thätner, den ehemaligen II. Vorsitzenden Herrn Knappe aus dem Verein auszuschliessen, fand durch sofortigen i freiwilligen Austritt des Herrn Knappe seine Erledigung. — Hierauf Schluss der Sitzung 12 Uhr. G. Baumgardt. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagshuch- handlungin Magdeburg. Verlag der Creutz’ sehen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfe r in Burg b. M Jahrgang XIll. Heft 22. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Herpetologische Reiseskizzen aus Zentral- Ost- Afrika. Von Jos. Scherer, „Isis“-Miiuchen. (Fortsetzung.) (Mit fünf Originalzeichnungen von Lorenz Müller-Mainz und fünf Originalaufnahmen.) Sevor ich mit den Trägern den Mkomasi, einen Nebenfluss des Panganistroines er- reicht hatte, entdeckte ich bei strömendem Regen in einer Znckerrohrpflanznng zwei Exemplare der für das äquatoriale Afrika sehr charakteristischen Gelenkschildkröte, und zwar Cmixijs hell ia na. Beide waren eben im Begriffe, junge Zneker- pflänzchen abznkaneu, welches Geschäft ihnen sehr viel Mühe zu machen schien. Ergriffen, zogen sie Kopf und Extremitäten unter ihre Schale ein, wobei der Kopf durch die ange- zogenen, mit starken Schuppen gepanzerten Yorderfüsse, Schwanz und Hinterfüsse aber durch den beweglichen Hinterteil des Rücken- panzers, der wie ein Deckelverschlnss gegen den Bauchpanzer gepresst wird, Schutz und vollkommene Deckung Anden. Diese beiden getrennten Rückenpanzerhälften verbindet ein Gelenk, das durch dicke, beschuppte Häute ge- bildet wird. Cinlxys helliana ist ebenso wie unsere europäische Testudo graeca gefärbt. Sie schreitet immer nur auf den Krallen der bis an’s Nagelglied verwach- senen Zehen ihrer Y orderfüsse einher, während die Sohlen der weniger verwachsenenHinter- füsse dabei den Boden noch zur Hälfte berühren. IhreNahrung besteht in Afrika ausschliess- lich aus Pflanzenkost ; oft sah ich sie abgefallene Bananen oder Mangofrüchte verzehren, wobei sie nicht selten mit- einander in Streit gerieten. Nach Europa gebracht, sind es, wenn ihnen nicht ein sehr warm geheizter Behälter zur Yerfügung steht, un- gemein langweilige Tiere, die zum Yerzehren nur einer Kirsche 1 — 2 Stunden Zeit brauchen. Zeit- weises Baden scheint ihrer Lebensweise zn ent- sprechen, wie sie auch vorzüglich in der Freiheit feuchtes Gelände dem sehr trockenen vorziehen. Die beiden hier gefangenen Individuen hatten eine Panzerlänge von ca. 18 cm, zwei später an den Panganiufern gefundene, ganz erwachsene Männchen eine solche von 22 cm. Mittels Fähre überschritten wir den Mkomasi- fluss und setzten den Marsch durch eine aus- gedehnte sumpfige Steppenniederung fort, wo wir zahlreiche Lager und Hütten des Jäger- stammes der Wanderobo antrafen. Lästige Mosquitosfliegen quälten mich jetzt Tag und Nacht mit Stichen; zahlreich schwärmten Tsetse- fliegen, denen alljährlich Hunderte von Rindern zum Opfer fallen, in der fenchtwarmen Abend- Inft. Rana masenriensis und Phrgnohatmehus Originalaufnahme nach dem Cinixys helliana. Leben für die „Blätter“. 254 Jos. Scherer; Herpetologische Reiseskizzeu ans Zentral-Ost-Afrika. acridoides hüpften massenhaft im Sumpfe. Un- endliche Stille herrschte auf der weiten Flur und nur selten wurde sie unterbrochen vom Kampf geschrei eines Adlers, dem vielleicht eine Zwergantilope zum Opfer fiel, oder einem Endel grunzender Wildschweine, die sich eilig in die Büsche schlugen. Niederes Strauchwerk wechselte bald wieder mit grösseren Bäumen und bewachse- nen Hügeln ab, bis wir an den Fluten des mächtigen Panganistromes anlangten, in dessen trübem Wasser sich gewaltige Kibokos (Fluss- pferde) uud Krokodile tummelten. Seine Ufer umsäumen mächtige Tamarinden und Euphorbien, die von Eankengewächsen umschlungen, ein schwer durchdringliches Dickicht bilden. In einer Entfernung von 50 m lag auf einem quei' über Wasser liegenden Baumstamme ein mäch- tiges, ca. 3 m langes Krokodil, das sich behag- lich in den heissen Strahlen der Mittagssonne wärmte. Um möglichst nahe an das Tier heran- zukommeii, zwang ich mich durch das Pflanzen- gewirr, legte meinen Karabiner an: Ein Schuss krachte, und in weitem Bogen, sich fast ganz überschlagend, stürzte das getroffene Tier in die tiefen Fluten. Ausser einem strudelnden Wasserwirbel, den es mit dem })eitschenden Schwänze verursachte, war von dem Krokodile keine Spur mehr zu entdecken. Ähnliches passierte mir schon früher einmal, wälirend meines Aufenthaltes auf der Insel Sansibar. Im nächstgelegenen Dorfe Irambahindi wusste man mir viele Missethaten dieser gefährlichen Ungeheuer zu berichten. Mit fast weinerlichem Gesichtsausdrucke erzählte mir ein alter Neger, dass vor Jahren sein jüngstes Kind beim Baden vom Mamba (Krokodil) weggeschnappt, und sein Weib, das vor kurzem am Ufer Wäsche reinigte, durch eine solche Panzerechse, die ganz unsicht- bar im Wasser heranschlich, in grosse Lebens- gefahr kam, indem es ebenfalls nahe daran war, mit in die Tiefe gerissen zu werden. Da ich der Küste entgegensteuerte, galt es zunächst die Ebene, die zwischen dem Pangani- und Mkomosiflusse lag, zu durchqueren, um nach Koroque zu gelangen. In verschieden- ster Abwechslung waren hier Psa,mmo2)his sihi- lans, Gerrhosaurus nigrolineatus, Eremias i^2'>ee¥i, Mabuta striata, sowie Agama adricoUis vertreten. Als wir längs des trocken-steinigen Mafiberges marschierten, vernahm ich unter einer über- hängenden, mit spärlichen Dorngräsern be- wachsenen Felsplatte ein zorniges Zischen und das langsame Winden einer Sclilange. Sofortiges Durchstöbern des Gesteins liess mich noch eine verschwindende Bitis arietans (Puffotter), die gefürchtetste aller afrikanischen Giftschlangen, erkennen. Den dreieckigen Kopf hoch erhoben, den dicken Körper zusammengerollt, hatte sie wohl auf der Lauer nach Beute hier gelegen. Da die Steine zu gross waren, um sie umwälzen zu können, gelang es mir leider nicht, dieser schönen Schlange habhaft zu werden. Nach fünf sehr schwülen Tagen, während welchen wir durch eine schattenlose und wasserarme Gegend wanderten, erreichten wir wieder das schattige Flussthal des Mkomosi, wo wir uns endlich wieder einmal an saftigen Früchten erlaben konnten. In sinnbetäubender Glut sandte die Sonne ihre heissen Strahlen auf die aus- getrocknete Landschaft; schwere Wolken aroma- tischer Düfte erfüllten die heisse Treibhausluft. Selbst die breiten Wedel hochstämmiger Kokos- palmen und Ban infame, sowie der feingeflederten Akazie hingen matt und schlaff am Stamme. Kein Eeptil wagte sich aus dem kühleren Ver- stecke hervor; das Gezwitscher der niedlichen Webervögel war heute verstummt, Affen und Antilopen zogen sich in den Schutz der un- geheuren Blätternlassen zurück. Nur unaufhör- lich klang das Gezirpe der Heuschrecken und Grillen, das Gesumme der Käfer uud Mosquitos an unser Ohr, der wir auch bald in steinerner Hütte, ermattet unter dem Mosquitonetze der Euhe pflegten. Alles seufzte nach Kühlung und Erfrischung. Doch fern im Osten zieht schnellen Laufes ein "Wölkchen empor ; ihr folgt unmittelbar ein zweites und drittes, noch einige grössere tiefschwarze Ballen vereinigen sich damit, und bilden näher gekommen eine mächtige düstere Wetterwolke, die die Sonne verflnsterte, und einen leichten Windhauch vor sich hertrieb. Der Hauch wuchs bald zum brausenden Sturm an, der die riesenhaften Palmen wie dünne Halme bog. Die kurz vorher noch so lärmenden Cikaden flüchteten sich verstummend auf die Kehrseite grosser Blätter; ängstlich flatterten einige Vögel im Vorgefühle des Nahenden, von einer im Sturme schwebenden Palme nach dem niederen Blattgewirr. Eiligst suchten Neger ihre schützenden Hütten zu erreichen, denn schon zuckten grelle Blitze aus der bleifarbenen Wolke, denen nach kurzer Pause dröhnende Donner- schläge folgten. Fast gleichzeitig prasselte ein Wolkenbruch auf die ausgedörrte Natur her- nieder. In unaufhörlicher Eeihenfolge entluden sich Zickzack-, Flächen- und Kugelblitze, begleitet von dem Geknatter des furchtbarsten Donners und seinem dreifachenWiederhall im Urwaldthale. r. Brüning; Gamlniaia holbrooki. 255 Kühler Avurde die Luft und schon schimmerte blauer Äther durch die vorüherziehendeu W olken- massen, durch die sich die uiiterg-ehende Sonne alsbald wieder Bahn brach, und einen herrlichen Regenbog-en am_^Himmel erglänzen liess. Kaum Avaren die letzten Tropfen gefallen, als, wie auf ein verabredetes Zeichen das grosse Konzert mit erneuter Kraft begann. ' Frösche quakten und quiekten, Cikaden zirpten und rillten, fröh- liche Vogelstimmen ertönten in der reinen Ahendluft. An Baumstämmen erschien der Streifenskink um die nassen Tropfen anfznfaugen, Plir jjnohcitycichus und Rana niciscciriensis hüpften im nassen G-rase. — Erneutes Leben schien sich in der klaren Frühlingsluft entAvickeln zu wollen. Zahllose Erdkröten verliessen ihre dunklen Schlupfwinkel, um auf den nassen Lehmwegen ihrem Feuchtigkeitsbedürfnisse Rechnung zu tragen. Es AAmren unserer Kreuzkröte {Bufo calamita) in Farbe und Gestalt sehr ähnliche Tiere, die sich von dieser hauptsächlich durch die sehr grossen, gelbgrünen Tdrüsenwülste unterscheiden. Die afrikanische Bufo regularis, denn es waren solche, ist auf hellgelbem bis grauem Rücken dunkel gefleckt, und hat längs der Rückenmitte einen weisslichgelhen Strich- Die Innenseite der Oberschenkel ihrer Hinter- füsse ist fein rot gepunktet, wie bei einigen Exemplaren ebenso vereinzelte Tuberkeln am Rücken gefärbt Avaren. Mittels der heim Mämichen stark hervortretenden Schallblase stösst es in kurz nacheiuander gerufenen Lauten kluksende Töne hervor, die man an kühlen Abenden nicht selten vernimmt. Wie bei den meisten Bufoniden, erreicht auch hei B. regularis das Weibchen ein bedeutend grösseres Körper- mass als das Männchen, Avelches ungefähr in gleichem Verhältnis zu B. rulgaris steht. Bis spät in die Nacht hinein Avährte das lärmende Treiben, während einzelne es sich nicht nehmen liessen, bis zur frühen Morgenstunde thätig zu sein. Schon vor Sonnenaufgang brachen wir AAdeder auf, um auf kühlem dunklen Pfade längs des Flussthales die Weiterreise fort- zusetzen. Es war ein hindernisreicher Weg; bald war ein Felshlock zu erklimmen, bald ein (|uerliegender dicker Baumstamm zu überklettern oder ein Morast zu durchwaten. Zwei Neger, die uns begegneten, schleppten eine mächtig grosse Testudo pardalis, mit Seilen auf zwei Stangen gebunden, nach ihrer Hütte. Befragt, was sie damit anfingen, erklärten sie, dass die Schildkröte ihnen eine delikate Mahlzeit liefere., und sie dieselbe im hohen Grase aufgefunden hätten. Das plumpe Tier Ava)' ca. 50 cm laug, bewegte sich auf denselben Klumpzehen wie Cinixys helliana, wies aber weder am Rücken, noch am Bauchschild ein Gelenk auf. Die hohe Rückenschale stellt bei ihr fast eine Halb- kugel dar. Das herrliche Pangauithal zur Rechten, eine felsige Berggegend zur Linken, erreichten Avir die Station Koroque, den Endpunkt der Deutschen üsamharaeisenhahn. Auch hier gab es Avieder Gelegenheit zu Exkursionen in die Umgebung: Bald bestieg ich einen nahen Berg, um auf Schmetterlinge und Käfer Jagd zu machen oder Antilopen nachzupürschen, bald durchstöberte ich die Tümpel im Luengathale. An den Aveissgetünchten AussenAvänden meiner Hütte liefen im hellen Sonnenschein reizende, kleine gelbköpfige Tag-Gecko’s auf und nieder. Verfolgt schossen sie mit staunensAverter GescliAvindig- keit ruckAveise an der glatten Wand empor, das kluge Köpfchen nach jetler Richtung hin Avendend. Eine erspürte Fliege oder Spinne Avar meist ihre sichere Beute, die sie mit ihren weichen Kiefer- chen so lange quetschten, bis sie mundgerecht war. Diese Z Avergf oim der G eckoniden war Lygodactylus iuiuratus Pfrs., der höchstens eine Länge von 8 cm erreicht. Auf hell- bis scliAvefelgelbem Grunde sind bei erAvachsenen Männchen Kopf und Hals schwarz bis grauscliAvarz gepunktet oder meliert, um dann plötzlich von den Schultern ab in graublau bis i-eingrau überzugehen. Die Kelüe ist ganz scliAvarz oder blauscliAvarz, heim Weibchen Aveissgrau, AAÜe die beiden Geschlechtern eigene Bauchfärbung. Die Kopffärbung beim Weibchen ist blassgelb, der Rücken grau mit häufig durchschimmernder gelber Striemen- zeichnung. Sehr häufig findet man ganz ah- Aveichend gefärbte Indmduen, die nach H. Tornier nichts anderes als Farbenvarietäten sind. Öfters fand ich von da ab die zierlichen Geckonen an Palmenstämmen und Häusern munter sich im Spiele umhertreibend. (Fortsetzung folgt.) Gambusia holbrooki. Von C. Brüning. (Mit 10 Abbildungen.) Bin irrender Vagant, ein neuer Ratten- fänger im buutscheckigeii Kleide, wanderte Gambusia holhrooki durch unsere Aquarien, AA'ährend seine Gattin, die schlichte, daheim sass in den Südstaaten der Nordamerikanischen 25(3 r. Brüning: Gainbusia holbrooki. Union. Schon im Jahre 1898 Avnrde der Fisch durch Herrn Paul Nitsche eing-eführt. ■ Aber niemandem, weder Händlern noch Liebhabern, Avollte seine Vermehrung glücken. Das war nun freilich kein Wunder, denn Avenn auch die Tiere, A¥ie sich jetzt herausgestellt hat, ausserordentlich fruchtbar sind, so braucht man zur Zucht doch immer Männchen und Weibchen, und letztere hatte man in Amerika behalten. Auch kannte man damals hier von den lebendig ge- bärenden Kärpflingen noch nicht viel, sonst Aväre es, wie ein Blick auf unsere Abbildungen zeigt, leicht möglich gewesen, die Fische als lauter Männchen zu erkennen. Wohl waren die Tierchen geeignet, sich schnell Liebhaber zu erwerben, denn die äusserst munteren Kerlchen sind hübsch gezeichnet. Auf gelblich-weissem oder silberfarbigem Grunde befinden sich viele nnregelniässige, tiefscliAvarze Flecke (siehe das erste Männchen oben links). Ein amerikanischer Gelehrter sucht diese originellen, schwarzen Flecke als durch Parasiten, mit denen der Fisch behaftet ist, hervorgerufen und durch Ver- «p. erbung kon- stantgeworden ’ zu erklären. Wenn es sich so verhielte, so hätten wir hier in der Natur einen ähnlichen Vorgang wie beim Schlei erschAvanz, dem die Chinesen auf künstlichem Wege zu seiner ab- sonderlichen Form verholten haben. Man thut jedoch gut, sich solchen Hypothesen gegenüber äusserst skeptisch zu verhalten. Es ist nicht gut, dass der Mann allein sei! Auch für unseren Gambusen fand sich eine Ge- fährtin. Aber begrüsst wurde sie in Liebhaber- kreisen mit starkem Misstrauen. Bei fahrendem Volk muss man eben vorsichtig sein. Zunächst trat sie auch unter einem Pseudonym anf und kam in den Handel als Girarclinus uninotatus. Dass diese Benennung falsch war, lag auf der Hand. Wir haben es vielmehr mit einer Gani- busenart zu thun, wahrscheinlich mit Gambusia affinis oder, Avie dieselbe auch genannt wird: Gambusia patrmlis. Die Weibchen ähneln dem echten Gambusia hulbrooki-Weihchen. Dieser Fisch teilt mit ihm die Heimat im Stromgebiet des Mississippi bis westlich nach Mexiko und ist nahe mit ihm verwandt. Dafür spricht auch die Leichtigkeit, mit welcher sich Kreuzungen beider Tierarten vornehmen lassen. Die Bastard- männchen sind wie das erste Männchen im Bilde oben rechts, die Weibchen gleichen dem Mutter- tiere und haben sehr grosse Ähnlichkeit mit dem ersten Weibchen in unsei'er Abbildung. Von den ersten Gambusia holbroolä unterscheiden sich die Bastarde*) durch eine zugespitzte Schwanz- flosse. Auch habe ich bei allen Bastardweibchen, die mir zu Gesicht gekommen sind, -die Schädel- decke so dünn gefunden, dass sie transparent ist lind das Blut in Gestalt eines grossen hell- roten Fleckes durchscheinen lässt. Endlich, im Laufe des letzten Sommers, bekam Herr Hans Stüve, Hamburg, welcher auch den vorgenannten Fisch einführte, eine Sendung Gambusia holbrooTci, unter welchen nach Mitteilung des Absenders sich echte Weibchen befinden sollten. Diese Weibchen waren grau und zeigten durchaus nicht die schöne Färbung des Männchens. Man trat darum auch diesem Import mit Misstrauen entgegen, zumal in Deutschland Spirituspräparate — ich selbst habe ein solches gesehen — von lebendig gebärenden Zahnkarpfenweibchen, die genau dieselbe Zeichnung und Färbung wie die ur- sprünglich eingeführten Gambusienmännchen haben, vorhanden sind. Diese Kadaver gehören jedoch einem ganz anderen Fische, einer Girar- clinus- Art an. Schon im vorhergehenden Herbst hatte ein Mitglied unseres Vereins „Salvinia“, Herr H. Springer, durch Angestellte von einem Dampfer, welcher aus dem Mexikanischen Golf zurückkehrte, unter anderen Fischen ein Weib- chen bekom- men, welches Aidr wohl für Gambu- sienart hielten, obgleich wir keine Ahnung hatten, dass es ein echtes Weibchen von Gambusia holbrooki sein könnte. Das Tier war einfarbig und hatte nur unter jedem Auge einen schwarzen Fleck, sowie einen solchen auf jeder Seite des Hinterleibes. Der Augenfleck tritt, wie unsere Abbildungen zeigten, bei allen Gambusia holbrooki auf, Avährend die anderen oft fehlen und manchmal verdoppelt sind. Nun kam der Stüve’sche Import und brachte ganz gleiche hell graugrüne Weibchen, so- AAÜe einige wenige ebenso ge- färbte Männchen. Nach Ver- gleichung mit amerikanischen ' Originalwerken ist es unzweifelhaft, dass wir jetzt in diesen Tieren die echte Gambusia holbrooki haben, auch sind sie neuerdings wissenschaftlich ■■■) Vergleiche die Abbildung auf Seite 143. J. Haimerl: Mein Seewasser-Aquarium. 257 als solche bestimint worden. Herr Springer erstand ein graues Pärchen, und diesem Herrn ist es, wie wiederholt in anderen Fällen, so auch jetzt gelungen, als erster unter den Aquarienlieb- habern Zuchterfolge zu erzielen. Zweimal hat er schon junge Gambusien bekommen, und das AVeibchen ist so sehr guter Hoffnung, dass der dritte AVurf demnächst zu er- warten steht. Das erste Mal waren es vierzig Junge. Die Männchen unter den- selben zeigen alle Farbenabstufungen wie die in unseren Bildern, wenn von den sehr stark gefleckten auch nur sehr wenige voi'handen sind. Einige von den AA^eibchen haben bereits eine Länge von 2^2 cm. Der zweite AAMrf enthielt sechzehn Junge, welche sich in meiner Pflege befinden und sich des besten AAMlilseins erfreuen, auch tüchtig wachsen. Zeichnungen lassen sich bei ihnen allerdings noch nicht erkennen. AYarum erhielten wir denn nicht gleich die AA^eibchen und die einfarbigen Männchen? Die Beantwortung dieser Frage scheint mir sehr einfach. Man fing, nach meiner Ansicht, von dem sehr häufig vorkommenden Fische nur die selteneren, dunkel gefärbten Männchen und warf die unscheinbar grau gefärbten Fische wieder fort, mit demselben Verständnis, wie auch hier die Kinder dem prächtigen „Blutfisch“, dem männlichen Stichling, eifrig nachstellen, die AVeibchen aber vollständig unbeachtet lassen. Die beistehenden Abbildungen stellen links 5 Männchen und rechts 5 AVeibchen von Gam- husia holhroohi in natürlicher Grösse dar, und zwar in verschiedenen Färbungsvariationen.*) Mein Seewasser-Aquarium. Von J. Haimerl, München. (Fortsetzung.) (Auszug aus einem im Verein „Isis“ gehaltenen Vortrag.) »:Un hatte ich das Probieren satt. Allen ; Ernstes ging ich daran, mir eine Pumpe zu konstruieren, mit welcher ich schnell und leicht zum Ziele kommen konnte. Dies gelang mir *) Vergleiche hierzu: Kleine Mittheilungen Seite 260 dieses Heftes. auch vollständig; ich liess mir eine zweite, gleich grosse Pumpe fertigen, montierte beide nebeneinande)' auf ein starkes Hartholzbrett, ver- band die beiden Kolben- stangen mit einem dem A'erhältnis entsprechenden Druckhebel und liess letzteren mit Leder überziehen. Die umstehende Photographie veranschaulicht diese Pumpe. Nun hatte ich eine gute und vollends dem Zweck entsprechende Pumpe, mit welcher ich imstande bin, mit 100 Huben 2^2 Atmosphären mit Leichtigkeit einzupumpen. Ich lasse immer innerhalb 24 Stunden ca. 5 Atmosphären Luft (= 300 Liter Luft) durch die Zerstäuber, sodass die Tiere im Becken nie von dem Fehlen des nötigen Sauer- stoffes nur irgendwie zu leiden haben. Alle Lebewesen der See fühlen sich da- her auch äusserst wohl in ihrem See- wasseraquarium. Hier möchte ich noch die Kosten meiner Anlage einfügen: Behälter 40,00 Mk.*) 2 Zerstäuber komplett .... 9,55 „ Gummischläuche 4,70 ,, Luftbehälter 7,00 ,. *) Manometer 6,50 „ Mikrometerhahn 5,50 „ Zuführungshahn 4,50 „ Pumpe 48,00 ,, Gummischlauch und Gewinde . 7,00 „ 4 Ballons Seewasser ... . 9,50 „ Diverses 5,00 „ Summa 147,25 Mk. Einige Ausgaben für nutzlose A^ersuche sind in obigen Zahlen nicht inbegriffen. Ich komme nun zur Besetzung des Aqua- riums. Zu diesem Kapitel möchte ich voraus- schicken, dass ich mich in der Hauptsache für die Aktinien interessiere und daher mein Be- hälter auch mit wenigen Ausnahmen nur mit solchen besetzt ist. Die Aktinien bilden ja stets die Haupt- zierde eines Seewasseraquariums und werden es auch bleiben. Ein mit schönen Aktinien be- Diese beiden Stücke liess ich mir von Leuten unserer AVerkstätte fertigen, weshalb nur Material und Trinkgelder angeschlagen sind. 258 J. Haimei’l: Meüi Seewasser Aquarium. setzter Behälter bietet dem Beschauer bei sach- gemässer Pflege der Tiere ein wii’klich abwechs- lungsreiches und anziehendes Bild. Durch ihre lebendige, prächtige Färbung und ihren unend- lichen Formenreichtum wird man unwillkürlich gefesselt und man kann, ohne müde zu werden, stundenlang vor dem Behälter verweilen, um immer wieder Bewegungen zu sehen, welche dem Auge neu sind. Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch auf Bd. X, S. 581 „Brehm’s Tierleben“ hinweisen, woselbst eine Tafel über Aktinien eingefügt ist, deren Farbenpracht keineswegs übertrieben erscheint. Einige der dort abgebildeten Tiere, und zwar die schönsten, sind auch in meinem Besitze. Zuerst will ich den Bestand meinei' Tiere aufzählen, um hernach anf deren Lebensweise näher einzugehen. Die ersten Tiere erwarb ich mir von Damböck hier und zwar: 2 grosse Edelsteinrosen (Bunoäes (/emmaceus), 1 grosse Gürtelrose (Acfinia zonata), 2 grosse Purpur- i'osen (Adinia mesemhr. purpurea)^ 2 mittlere Sonnenrosen (Heliades hellis), 1 Seeniannsliebchen (Sayarüa hell'in), und später noch 3 Krabben, welche aber bald eingingen. Diese Tiere habe ich im März bezögen, nnd habe mit Ausnahme der 3 Krabben bis dato (Februar 1902) keine Verluste gehabt. Infolge der Unmöglichkeit, andere Tier- , arten hier zu bekommen und auch Avegen der wannen Jahreszeit, musste ich mit der weiteren Bevölkerung bis zum Oktober Avarten. Nun griff ich aber ordentlich zu. Nachdem ich verschiedene Händler und ausAvärtige Herren anderer Vereine mit Anfragen bestürmt hatte, richtete ich meine Blicke nach der zoologischen Handlung „Actinia“ in Plauen i. V. Ich muss zu meiner grossen Befriedigung konstatieren, dass ich diesem Herrn, welcher sich viele Mühe gab, mich über alles in ver- ständiger Weise aufzuklären, einen grossen, ich möchte sagen, den grössten Teil meiner Kennt- nisse auf diesem Gebiete verdanke. Ich erhielt stets nur die schönsten Tiere, und was die Hauptsache Avar, um mässige Preise. Ich bezog von dieser Firma innerhalb 4 Wochen: 2 mittlere, 4 kleine Edelsteinrosen (Bunodes g emmaceus), 2 mittlere Purpurrosen (Adinia mesemhr. jju'ijmrea), 4 Seenelken (Adinia dyanthus), 1 OrangenscliAvamm (Supe- crites massa), 1 Einsiedlerkrebs mit Adamsia (Pagurus Bernhardus, Adamsia parasitica), 1 grosse Fadenrose (Anemonia sulcata), 1 grosse zylinderfönnige Fadenrose ( Cerianthus niembra- naceus), 2 dickhörnige Seerosen (Thealia crassi- cornis), 2 braune, 2 grünliche, 1 rotbraune Erdbeerrosen (Adinia mesemhr yantfiemum), 1 Flunder, 1 zylinderförmige Fadenrose erwarb ich mir bei A. Damböck neuerdings um 5 Mark. Also in Summa 30 Tiere einschliesslich der von A. Damböck gekauften. Für die sämtlichen Tiere bezahlte ich mit allen Nebenspesen rund 60 Mark. Eingegangen sind hiervon: 1 Seenelke, 1 zylinderförmige Fadenrose, 1 Orangenschwamm. Die Ursache des Todes dieser Tiere war fol- gende: Die Seenelke ging mit der Zylinderrose ein. Die Zylinderrose ging durch meine eigene Schuld ein. Warum, das will ich hier kurz anführen. Die zylinderförmige Fadenrose gehört näm- lich zu jenen Aktinien, welche sich nicht an- saugen, sondern mit dem Stengel etwa 5 — 6 cm tief in Sand eiiigraben und hernach aus ihrer Hülse, ähnlich wie eine Palme, aufstehen. Zum Eingraben braucht dieselbe einige Zeit, da sie ganz besondere Vorbereitungen dazu treffen muss. Das Tier liegt tagelang auf dem Boden, wandert im ganzen Aquarium ruhelos umher und sondert dabei einen starken Schleim ab, der ihren ganzen Körper einhüllt. Diesen Schleim vermischt sic durch das Umherstreifen und regelrechte Drehen mit Sand, wodurch sich eine Kruste bildet. Mit dieser Schutzvonichtung versehen, gräbt sich das Tier ein und hat somit ein Haus zum Wohnen. Diese meine erste, sehr grosse Kose be- thätigte die Absonderung in solchem Masse, dass sie bis an die Tentakel ganz mit grauem Schleim umzogen war. Da ich mit den Lebens- erfordernissen dieses Tieres noch nicht so wie heute vertraut war, zog ich ihm jedesmal den ganzen Schleim mittelst Heber vom Leibe, so- dass die Rose nicht zur Ruhe kommen konnte. Bald zog sie sich denn auch in grossen Falten zusammen, welche anfingen, zu brechen. Nichts Gutes ahnend, beobachtete ich sie genau. Die Brüche wurden immer zahlreicher und die Be- wegung der Tentakel unterblieb. Nach einigen Tagen lag das Tiei- fast zerfetzt in ekelhafter Schleimhülle, in welche auch durch die letzten Bewegungen die Seenelke geriet und ebenfalls ihren Tod fand. Ich versuchte das ganze Zeug vorsichtig zu entfernen, da ich Angst hatte, mein AVasser könnte trüb werden. Ich ahnte auch richtig, bei der geringsten Berührung ging der ganze Schleim auseinander und machte mir gut die J. Ha.imerl: Mein Seewasser-Aqnai'ium. 25!) Hälfte des A^'assers trüb. Ich brachte dieses erst wieder nach 4 Tagen durch fortwährendes starkes Durchlüften rein. Da ich nun schon bei der zylinderförmigen Fadenrose (Cerianthus memhrannceus) bin, will ich hier gleich weiterfahren. Diese Aktinie zählt zu den schönsten der Fadenrosen. Ihre schlanke Gestalt, die prächtige rotbraune Färbung, die eigentümlichen senkrechten Bewegungen lassen sie ganz eigenartig erscheinen. Noch mel schöner aber sind ihre feinen zarten Ten- takel, welche sie stets lebhaft — als wie von einer bestimmten Ab- sicht geleitet — be- wegt. Von der Spitze ans bis zur Mitte schillern diese im herrlichsten Hellgrün, um dann gegen den Leib zu in ’s Braune überzugellen. Die mitt- leren oder inneren Ten- takel sind etwa nur so lang als die äusseren. Um jeden Tentakel ziehen sich regelrecht verteiltezahlreichehell- gTüne Eilige. Diese Farben habe ich beim Lampenlicht mittelst eines kleinen Eeflektors und mit Hilfe der Lupe konstatiert ; ich möchte hier nur ergänzend an- fügen, dass es ungemein schwer ist, die vielen Farben zu schildern. Ich fahre hier in der Aufzählung meiner Aktinien gleich weiter. Ein wahres Prachtstück ist meine Fadenrose (Anemonia sulcnta), die infolge ihrer langen, zahlreichen Tentakel einer Chrysanthemum-Blüte gleicht. Dieses Tier ge- währt einen wundervollen Anblick. Seine Ten- takel sind in steter Bewegung, so lange die Durchlüftung ausgiebig arbeitet. Lässt sie nach oder hört sie gar ganz auf, wird diese Seerose früher als alle andern schlaff und leblos. Bei guter Durchlüftung dagegen hebt und senkt sie unermüdlich ihre Fangarme. Als Futter nimmt meine Fadenrose Fische, Würmer und Eindfleisch. Eine sonderbare Eigen- schaft des Tieres ist, dass sie gerne wandert. Als allgemeinen Standort hat sie sich einen Platz in der linken Ecke im Hintergründe des Aquariums gewählt, und zwar sitzt sie etwa 10 cm über dem Hoden beupiem zwischen zwei glatten Steinen. Von liiei' aus unternimmt sie ihre Eeisen. Sie steigt an der Eückwand des Afiuai-iums empor bis zur Cjbei'fläehe des Wassers, verlässt die Felsenwand und liaftet sicli an’s Glas, und gelit von hier ans übei' die Schmal- seite des Behälters zurück, bis sie Aviedei' einen Stein erreicht, an welchem sie sich anhaftet. Öfter verbleibt sie mehrere Tage hart an der Oberfläche des Wassers, worauf sie wieder zu ihrem ersten Standort zurückkehrt. Ich habe diesen Vorgang bereits 3 mal beobachtet. Eine interessante , an Farbenpracht nicht zu- rückstehende Aktinie ist die in der Nordsee vorkonunende dick- hörnige Seerose (Thea- lla ci'assicomis), von welch er Art ich 2 grosse tadellose Exemplare be- sitze. Diese Aktinie ist ungemein empfindlich, mau darf sagen viel- leichtdieempfindlichste. Schon bei Vornahme einiger kleinen Mani- pulationen im Behälter wird sie unruhig, wobei sie als Zeichen ihres Unbehagens den Magen vollständig heraus- " ‘ ‘ stülpt. Eommt dieses öfter vor, wird das Tier matt, ist nicht mehr imstande, den Magen ein- zuzielien und geht infolgedessen ein. Ich habe mir die Sache so eingeteilt, dass, wenn ich irgend etwas im Aquarium zu machen habe, ich ihr entweder einen kleinen Wurm oder Fleisch reiche. Sie zieht sich dann zusammen und wird von dem Vorgang im Aquaiium nicht besonders berührt. Selbstverständlich darf dies nicht zu oft Vorkommen, da sie sonst überfüttert wird. Eines unserer Mitglieder, der auch eine solche Aktinie im Besitze hatte, machte die Geschichte zwar einfacher, indem er dem Tiere den Magen mit einem Holzstäbchen zurück- drückte. Eine- ebenso einfache als gefährliche Kur, die ich niclit machen will. Dankbar und sehr hübsch ist die Gürtel- rose {Acfinia zonata). Im Gegensätze zur dick- liöruigen Seerose ist sie sehr zähe und anspruchs- los und nimmt mit allem vorlieb, was ihr an- Originalaufnahme für die „Blätter“. 260 Kleine Mitteilungen. gehoteii wird. A\ egen ihrer olivgrünen Farbe und ilirer Einge nin den l^eib ist sie eine Zierde des Aquariums. Eiii besonderes Wolilbeünden zeigt die Aktinie einige Zeit nacli der Fütterung. Sobald sie sich iu ihrer ganzen Pracht entfaltet hat. zieht sie den Tentakelkranz nochmals in 3 Teile gesondert zusammen und bildet 3 herr- liche kleine Eoseti, eine Eigenschaft, welche ich noch an keiner anderen Aktinie bemerkt habe. Gew^andert ist sie bis heute noch nicht. Sie sitzt seit fast % Jahren an einer Stelle fest. (Schluss folgt.) JCIcinc J\liffeilun^cn. DieKosten derUntersnchungen über dieFiscberei- yerhältnisse der Nordsee. — Das britische Handels- ministerium hat Einzelheiten über die Beträge mitgeteilt, die von den verschiedenen Staaten, die an dem inter- nationalen Plan einer wissenschaftlichen Untersuchung der Nordsee-Fischereien beteiligt sind, heigesteuert werden. Danach wird Grossbritannieu in den nächsten drei Jahren je 280000 Mk. dafür ausgeben und weitere 25000 Mk. zur Erhaltung einer Zeutralorgauisation in Kopenhagen. Die Ausgaben der anderen Staaten be- tragen, abgesehen von dem letzteren Posten: Däneniark, erste Ausgabe 192000 Mk., jährlich 110000 Alk., Deutsch- land für Dampfer .330000 Alk., für Ausrüstung 17 500Mk., jährlich 125000 Alk., Holland für Instrumente u. s. w. 13320 Alk., jährlich 51740 Alk., Norwegen für Dampfer 190000 Mk., jährlich 147400 Mk., Schweden erste Aus- gabe 21100 Alk., jäbiiich 21320 Alk., Russland für Dampfer ohne Ausrüstung 320000 Mk., jährl. 256000 Alk., Finnland erste Ausgabe 120000 Alk., jährlich 44560 Alk. Radikalmittel für pilzige Fische im Aquarium. -- Wenn auch hier und da so manches Heilmittel für die mit den sogenannten Pilzen befallenen Fische an- gewendet wurde, so war der Erfolg bisher immer nur ein teilweiser und liess längere Zeit auf sich warten, wobei dem Aquarienliebhaber doch so mancher seiner Lieblinge der tückischen Krankheit unterliegen musste. Es wird wohl jedem Aquarienbesitzer daher angenehm sein, wenn er mit Leichtigkeit bei solchen Fällen eingreifen kann und ihm nach 3 — 4 Tagen die Freude zuteil wird, dass seine kleine Alühe mit dem besten Erfolge gekrönt war und seine Lieblinge wieder frisch und munter in ihrem Behälter umherschwimmen. Um nun dieser gefähiiichen Pilzkrankheit, die durch Wasserpilze (Saprolegnta) hervorgerufeu wird, energisch entgegenzutreten, sann ich auf alle erdenk- lichen Alittel, und erinnerte mich hierbei an meine Kinderjahre, wo mir eine bedeutende Stirnwunde, welche ich mir durch einen Pall auf einen scharfkantigen Stein zugezogen hatte und aus welcher nach Verlauf von etwa 8—10 Tagen sogeuaimtes „wildes Fleisch“ bis auf eine Höhe von 1 — I cm emporwucherte, mit Tabak- oder sog. Pfeifensaft in ganz kurzer Zeit geheilt worden war. Ohne weiteres Bedenken wurde nun dieses Alittel bei einem meiner Stichlinge, welcher pllzkrauk war, angewandt. Der Stichling, welcher von einem meiner Sonnenfische gebissen und arg verletzt \vorden war, wodurch wohl diese Pilzkrankheit entstanden war, wurde herausgeuommen und mittels eines kleinen Pinsels an der betr. Stelle mit diesem Tabaksaft betupft, wobei ich denselben in einer breiten Schüssel unter Wasser hielt. Hierauf that ich ihn wieder in das Aquarium zurück, wobei ich den- selben auf das schärfste beobachtete. Er legte sich sofort auf .die Seite, sperrte das Alaul weit auf und schien annähernd tot. Aber niebt lange wäbrte dieser Zustand, er raffte sich nach 4 — 5 Almuten aut und schwamm, wenn anfangs auch mühsam, doch später wieder ganz fröhlich herum. Hierbei machte ich die Erfahrung, dass ihm alle seine Kameraden, nachdem sie ihn „beschnüffelt“ hatten, aus dem Wege gingen und er sozusagen ganz verachtet wurde, was er wohl vielleicht jedenfalls dem Tabakssafte zu verdanken hatte. Am anderen Tage fiel es mir sofort auf, dass dieses Verfahren ganz ausserordentlich gewirkt hatte, denn die weisschleimigen Wucherungen waren um die Hälfte verringert, ich liess ihm aber noch einen Tag- Ruhe; am folgenden Morgen wurde die Betupfung wiederholt, indem ich diesmal f einges tos senen Zucker beigemischt hatte, da ich mich erinnerte, dass derselbe auch zur Heilung meiner Wunde mit dem Tabaksaf t vermis cht worden war, um das schreck- liche Brennen feruzuhalten. Gleich nach der Behandlung, als der F"'isch im Aquarium war, zeigte er diesmal gar keine Spuren von Alattigkeit, sondern war ganz munter, bewies bei der Fütterung einen grossen Appetit, und liess sichs wohl sein. Tags darauf war nur noch eine Idee von der Pilzwucherung vorhanden und nach- dem ich zum drittenmale die Handlung vorgenommen, war mein Stichling vollständig von seiner Krank- heit befreit, ohne auch nur das geringste Alerkmal von der Bisswunde oder den Schleimpilzen zu hinter- lasseu. Mir aber blieb die Freude, dass ich ihn nicht hlos gerettet, sondern sehr lieb gewonnen hatte, war er doch 4 Tage als Patient in meiner Behandlung- gewesen. dir. Fg. Namen der Gambnsia Iiolbrooki. — Von Gambusia Poey beherbergt Nord- und Mittelamerika 9 Arten. Die wissenschaftlichen Benennungen der Gambusia Iiolbrooki Girard, die besser als Gambusia affinis (Baird et Girard) nach dem Prioritätsrechte genannt würde, sind folgende: Heterandria affinis Baird et Girard. Heterandria patruelis Baird et Girard. Heterandria Iiolbrooki Agassiz. Gambusia speciosn Girard. Gambusia gracilis Girard. Gambusia humilis Günther. Gambusia patruelis Girard. Haplochilus melanops Cope. Zygonectes atrilatus Jordan et Brayton. Zygonectes brachypterus Cope. Zygoneetns melanops Jordan. Diese verschiedenen Namen beziehen sich -auf ver- schiedene b^ärbungsvarietäten etc. der Gambusia. Die Nordamerikaner kennen heute die Gambusia Iiolbrooki Girard nur unter der Bezeichnung: Gambusia affinis (Baird et Girard) und haben die obigen Namen fallen lassen. Bade. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A.Hopferin Burg b. M.- Jahrgang XIU. Heft 23. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Zehn Lehrlingsjahre in der Aquarienliebhaberei. «ie Geschichte meiner Liebhaberei vom Goldfischg’las an bis zum grossen Aqua- rium liabe ich hier niedergelegt; besonders hervor- gehoben sind Einrichtungen der Behälter, sodass der eine oder andere Leser vielleicht etwas aus diesen Zeilen lernen kann. Die ersten Fische erhielt ich schon in der frühesten Schulzeit. Als Lohn für ein gutes Zeugnis schenkten mir die Eltern 3 Goldlische. Meine Freude kannte fast keine Grenzen; wieder- holt musste mir mein Vater versichern, dass die Tierchen auch „echt-gold“ seien. Stundenlang stand ich vor dem AVeissbierglas, das die Be- hausung der Fische bildete, inehreremale am Tage streute ich gedörrtes Eindfleiscli als Futter hinein, sodass das Wasser bald trübe war. Als Leitfaden zur Pflege meiner Goldfische diente mir ein Kapitel aus Wagners „Entdeckungsreisen in der Wohnstube“. Da ich dort unter anderem fand, dass ßegenwasser sehr bekömmlich für die Fischchen sei, setzte ich die armen Tiei'e nach fast jedem Eegen in die im Garten entstandenen Pfützen. Es ist deshalb kein Wunder, wenn zwei der Tiere bald ihren Leiden erlagen. Auch die Ersatzfische für diese starben, nur der eine von der ersten „Sendung“ hielt tapfer, hart- näckig aus. — Wohl ein Jahr lang, in dem ich mich auch mit Vogelzucht befasste, blieb er Einsiedler in dem Weissbierglase. Durch einen älteren Freund, der ein Aqua- rium besass, wurde ich wieder dazu angei'egt, meinen Goldfischbestand zu vergrössern. Aber es war nicht von Dauer, und es schien der alte Goldfisch der einzige zu sein, der sich mit mir begnügte. So blieb er denn auch allein, ja er musste sein liebes Weissbierglas mit einer der ver- maledeiten Fischglocken vertauschen. Doch dies traurige Gefängnis war ihm nicht lange be- schieden. Eines Tages — ich war gerade nach Quinta versetzt — fiel mir das Glas aus der Hand und zerbrach. Da wusste ich gleich, was ich mir als Belohnung für das Zeugnis schenken lassen könnte: ein Aquarium. Nachdem ich bei allen Klempnern in der Nähe nach einem Aquaiium herumgefragt hatte, blieb mir schliesslich weiter nichts anderes übrig, als es beim Händler, der mir zwar „furchtbar“ teuer zu sein schien, zu kaufen. Jetzt lernte ich auch geeignete Pflanzen kennen, (hhomha und VaUisneria schmückten bald meinen neuen Behälter; zu dem alten, zähen Goldfisch gesellten sich neue hinzu; auch Bitterlinge, Goldorfen, Plötzen, Eotflossen, Ellritzen u. s. w. hielten ihren Einzug. Alles gedieh prächtig, bis im Hoch- sommer eine „Epidemie“ ausbrach, die fast alles, auch meinen alten Goldfisch, den ich fünf lange Jahre am Leben gehalten hatte, dahinraffte. Niu' ein Bitterling und zwei Makropodenpärchen, die sich in dem historischen Weissbierglase be- funden hatten, blieben verschont. Während der Bitterling und das grössere Pärchen noch längere Zeit am Leben blieben, ging das kleinere bald ein. Mit der besten Absicht liess ich den Fischen möglichst viel Sonne zukommen und stellte sie jeden Nachmittag vor das Fenstei'. Eines Abends musste ich jedoch die trübe Er- fahrung machen, dass die Sonne es zu gut mit den armen Tierchen gemeint hatte, denn das Wasser war sehr heiss geworden und meine Fische waren gekocht. Bei einem Wohnungswechsel, ungefähr ein halbes Jahr später, machte mein Aquarium einen schlechten Tausch. Es musste sich mit einem viel dunkleren Standort begnügen. Die Pflanzen gingen ein, der Bitterling machte seinem Dasein durch einen Sprung aus dem Aquarium und dem Fenster ein Ende; nur die Makropoden fristeten 262 Zehn Lehrlingsjahre in der Aqnarienliehhaherel. ihr Leben weiter. Dann kamen die für die Fisclie so bösen Reiseferien, wo sie zum Händler in Pflege spazieren mussten. Als ich wieder zurückkam, fand ich meine böse Ahnung bestätigt: auch sie waren nicht mehr. — So lebte ich dann, horribile dictu, ein ganzes Jahr ohne Fische. Länger konnte ich die mir so liebgewordenen Gäste nicht entbehren. Mein altes, verdientes Weissbierglas wurde wieder hervorgeholt, ein Bitterling, eine Ellritze und eine Goldorfe wurden seine Bewohner. Doch weder den Fischen, noch mir behagte das kleine Glas. Ich konnte es nicht ansehen, wie sie in dem Behälter herum- rasten. Ich brachte das Aquarium wieder etwas in Ordnung und setzte die Fische hinein, die mir durch Munterkeit und gesundes Aussehen dafür dankten. Pflanzen waren noch verbannt. Erst in einer neuen Wohnung wurde das Becken wieder „naturgemäss“ eingerichtet. Auch die folgenden grossen Ferien verlangten ihre Opfer; nur den Bitterling fand ich noch zu Hanse vor. Zwei Makropoden, ein Bitterlings- weibchen und einen Teleskopfisch gab ich ihm zur Gesellschaft. Mein fünfzehnter Geburtstag wurde für meine Liebhaberei sehr wichtig; denn ich erhielt nicht nur ein zweites Aquarium, sondern auch das erste Bncli, das über Afli^arieu etc. handelte. Es war von den Gebrüdern Ortleb verfasst, zwei Drittel des Werkleins füllte, soweit ich mich besinne, eine Anleitung zur Herstellung billiger Aquai'ien aus, im letzten wurden Goldfisch, Uklei und Plötze erwähnt. Da dies Buch meinen Anforderungen nicht entsprach, tauschte ich es um. Nach langer Wartezeit — mein Buchhändler hatte es nie sehr eilig — erhielt ich das Buch: „Aquarium und Terrarium“ von H. Lachmann. Dies Werkchen bot schon viel mehr, es machte mich mit Kampffischen, Guramis und Sonnenfischen bekannt. Zu meiner Freude bemerkte ich, dass sich meine im Laufe der Jahre gesammelten Erfahrungen mit denen des Verfassers ungefähr deckten. Dagegen lernte ich erst damals die Schlammfangecke kennen, ohne die ich bis dahin auch sehr gut aus- gekommen bin. Auch jetzt noch habe ich eine solche nur in einem Aquarium. Was das Futter anbetrifft, halte ich nach vielem Probieren ein Mischfutter für das beste. Es besteht aus chinesischem Fischkuchen, Garneelenfleisch und -Schrot, getrockneten Daphnien, Weisswurm, Rindfleischmehl und (im Sommer) frischen Ameisenpuppen. Daneben erhalten die Fische möglichst viel Daphnien und Cyklops. Schabe- fleisch zu verfüttern, vermeide ich, da es eine Trübung des Wassers hervorzurufeu scheint. Wohl fünfmal las ich das erwähnte Buch durch, und mit neuen Anregungen setzte ich meine Liebhaberei fort. Ein schuppenloser äusserst kräftiger Schleierschwanz und Sonnen- fische vermehrten die Bewohnerschaft des Beckens. Von Pflanzen eroberten sich Tausend- blattarten ihren Platz, Elodea densa nahm einen fast unbescheiden grossen Umfang ein, Cabomba erfreute mich durch die dichten,- schönen Kronen. Nach Angaben des Werkes fertigte ich mir einen Springbrunnen an. Der Apparat besteht aus zwei 10 Literflaschen. Eine gute ‘Bezugs- quelle, nebenbei bemerkt, sind hier die Drogerien. Ich habe z. B. für solche Flaschen nur 1,25 Mk. pro Stück bezahlt. Aus einer langen Bücherkiste und einer kleineren anderen baute ich die „Säule“ zur Aufnahme der Flaschen. Aus der oberen Flasche läuft das W asser als Springbrunuenstrahl in das Aquarium, von hier in die untere. Die aus der unteren Flasche herausgedrängte Luft leite ich durch ein zweites Aquarium. Ich erziele so die Durchlüftung zweier Behälter. Da ich noch mehrere Fachbücher, wie z. B. den „Katechismus“ von Gejmr und Bade: „Praxis der Aquarienkunde“ studiert hatte, meinte ich auch der Haltung von Schleierschwanzfischen gerecht werden zu können. Das rvar frevler Hochmut. Ich beging die grosse Dummheit und tausclite alle meine Fische mit Ausnahme der Makropoden gegen zwei kleine, doch sehr schöne Schleierschwänze um. Natürlich blieben diese nicht die einzigen, bald bevölkerten sieben dieser eigenartigen Tiere mein Aquarium. Nur mit Schrecken denke ich jedoch an diese Zeit zurück. Als ich die Fische erst wenige Tage hatte, ent- deckte ich, dass siennit Parasiten behaftet seien. Die zwei schönsten Tiere starben bald. Die anderen versuchte ich zu retten. Da verfiel ich auf eine ganz kuriose Idee. Früher waren mir einmal die Handhaben einer elektrischen Induktionsmaschine in eine Schüssel gefallen, in der sich ein mit Ichthyophthirius behafteter, halbtoter Bitterling befand. Das Tier wurde sogleich bewusstlos, erholte sich aber nach einigen Minuten und war am anderen Tag ganz munter. Da kein anderes Mittel half, wollte ich mit Elektrizität die Tötung der Parasiten ver- suchen. Kurz und gut, die Schleierschwänze wurden nacheinander elektrisiert, bei allen zeigte sich dieselbe Erscheinung und o Wunder, die Tiere schienen gesund geworden zu sein. Ich Jos. Scherer: Herpetologische Reiseskizzen aus Zentral-Ost-Afrika. 263 selbst schreibe dies kaum der Elektrizität zu, denn zur gdeiclien Zeit führte ich die Injektions- durchlüftung' ein, mit der ich sehr starke Luft- zufuhr erzielte. Die leider hur vorübergehende Besserung im Befinden der Fische 'wird wohl der energischen Durchlüftung zu vei'danken ge- wesen sein. Ungefähr drei Monate waren die Fische gesund, dann begann schon wieder eine Leidens- zeit. Als nur noch zwei Schleierschwänze übrig waren, griff ich in meiner Verzweiflung zu einem von Mühlner, Leipzig erprobten Verfahren, da mir die zum Elektrisieren nötigen Apparate zur Zeit nicht zur Verfügung standen. Ich verklebte das Glas, in dem sich die Fische befanden, mit schwarzem Papier und stellte es in das undurch- dringliche Dunkel eines Schrankes. Das Wasser wurde nicht erneuert. Nach vierzehn Tagen konnte ich eine Besserung im Befinden der Patienten feststellen. Zahlreiche Luftblasen zeigten mir jedoch, welchen Sauerstoffmangel die Fische erlitten. Nach anderen zwei Wochen war die Ge- nesung soweit fort- geschritten, dass ich die Tiere nur noch einige Tage in dem Glase lassen wollte. Wie erstaunt war ich aber, als ich drei Tage später die schon in Verwesung über- gegangenen Leichen fand. Doppelte Sorgfalt wandte ich von nun an meinen Makro- poden zu. Ein im Wachstum sehr zu- rückgebliebenes Weibchen wurde, weil es für die Zucht zu klein schien, durch ein grösseres ersetzt. Von dem grösseren oder kurzweg dem ersten Pärchen er- hielt ich Ende April Laich, der wegen der ungünstigen Witte- rung unbefruchtet blieb. Die Milch des Männchens fand ich in Form von dicken, Onginalzeiohnung für die „Blätter“ Xenopus müUeri Ftrs. ’ von L. Müller-Mainz. kurzen Fäden auf dem Wasser schwimmend, während die Eier milchigweiss blieben. Da ich die Makropoden durch allzuhohe Temperaturen — die Aquarien hatten an der Zentralheizung gestanden — verwöhnt hatte, erwartete ich vorläufig vergeblich weitere Laich- ablagen. (Schluss folgt.) Herpetologische Reiseskizzen aus Zentral-Ost-Afrika. Vou Jos. Scherer, „Isis“-München. (Fortsetzung.) (Mit fünf Originalzeichnungen von Lorenz Müller-Mainz und fünf Originalaufnahmen.) ■ines Abends kehrte ich wieder von einer grösseren Jagdtour zurück, als ich beim Durchschreiten einer Eohrpfianzung aus nächster Nähe einen sich mehrmals nacheinander wieder- holenden Euf, der dem unserer Erdkröten nicht 264 Jos. Scherer: Herpetologische Reiseskizzen aus Zentral-Ost-Afrika. iinäliiilicli war, venialim. Der Eichtimg des Schalls folgend, stiess ich auf einen Wassertümpel. Unken- artige Greschöpfe, die nur mit dem sehr kleinen Kopfe grossängig ans dem Wasserspiegel hervor- ragten, verschwanden bei meinem Erscheinen blitz- schnell in der Tiefe. Da es schon dunkelte, und ich kein Netz hei mir führte, beschloss ich mich am nächsten Tage mit Kätscher bewaffnet heran- zuschleichen. Tags darauf näherte ich mich dann vorsichtig wieder dem Tümpel, und erblickte das nämliche Bild wie am vorhei'igen Tage; und sämtliche Frösche ruderten geschickt nach dem Bodengrnnde, wo sie sich in den weichen Schlamm einwühlten. Um das Wasser nicht trübe zu machen, unterliess ich es im Grunde nachzuwühlen, und beschloss ihrWiedererscheinen abzuwarten. Es dauerte nicht lange, bis ein höchst merkwürdig gestalteter Fi'osch wieder an der Oberfläche anftauchte und wie vorher seine Stimme erschallen liess. Mit möglichster Schnelligkeit stiess ich das Netz ins Wasser, und hatte das schlüpfrig glatte Tier, das der Spornfrosch {Xenopus mülleri) war, mehr wühlend und grabend als hüpfend im Netze. Dieser Vertreter der Unterordnung Aglossa oder zungenlosen Frösche besitzt an den drei inneren, der bis ans letzte Glied mit Schwimmhäuten verbundenen Zehen der Hinterfüsse kräftige braune Krallen oder Sporne, woraus sein Name zu erklären ist. Sein ganzer Oberkörper ist einfarbig bleigrau oder hellbraun, die Unterseite schniutzigweiss bis grau. Besonders eigenartig sind zwei Längsreihen quergestellter stäbchen- förmiger Drüsen, die über den Rücken hin ver- laufen und sich am After vereinigen. Vor jedem Auge befindet sich ein kleines Hautzäpfchen von ca. 3 mm Länge, das als Überrest des Bart- fadens aus dem Larvenzustande den ei’wachsenen Individuen wegen des wurmähnlichen Aussehens, möglicher AVeise als Ködermittel, beim Fange kleinerer Fische seine Dienste leistet. Ausser- gewöhnlich erscheinen ferner die 4 langen spitzen, gut ausgebildeten Finger der' Vorderfüsse, die frei von jedem Schwimmhautansatze sind. AA'ährend dem Spornfrosche diese freigelegten Finger beim Wühlen und Graben vorzüglich zu statten kommen, bewirken die gut entwickelten Schwimmhäute der Hinterfüsse seine gewandte Schwimmfertigkeit. Das Land ist nicht sein Element, wenngleich er sich auch auf trockenem Boden nicht ungeschickt fortbewegt. Als echtes AA^assertier vergräbt er. sich gleich dem Lurch- fische {Protopterus) beim Austrocknen seines AVohngewässers im. Schlamm, um dort hungernd bis zur Regenzeit zu verharren. Noch 6 weitere grosse Exemplare fing ich in diesem Tümpel, sowie einige Larven. Letztere tragen an der Unterseite beider Augen lange Bartfäden, die ihnen das täuschende Aussehen junger AA^else verleihen, aber bei Vollendung der Metamor- phose dem ausgebildeten Tiere nunmehr als oben erwähnte Zäpfchen übrig bleiben. Xenopus mülleri nährt sich von AA^asserinsekten, AA^ürni- chen und kleinen Fischen; manchmal sah ich sie nach über der AVasseroberfläche summenden Fliegen emporschnellen, wobei sie eine seltene Zielsicherheit an den Tag legten. Das grösste von mir gemessene Exemplar mass 6 cm. Ein anderer Bewohner vieler Tümpel bei Koroque war ein unserem deutschen Cybister roeseli sehr ähnlicher AA^asserschwimmkäfer; Cybister africemus. Längs des Bahndammes marschierend, gelangten wir nach dreitägigem Marsche nach der Station Muhesa, wo ich neuer- dings länger dauerndes Quartier zu nehmen be- absichtigte. Sanfte Höhen, kahle Gebirgsfels- wände und sumpfige Thalebenen boten auch hier günstige Aussichten für den Sammler. Ver- zweigte Dumpalmen und ungeheure Ceneusarten ragten gigantisch aus dem niederen Gestrüpp, das die Hügel bedeckte. Reis- und Zuckerrohr- pflanzungen umgaben zahlreiche Negerdörfer, deren Bewohner die schon sehr zivilisierten Suahelineger bildeten. Gleich am Tage der An- kunft fiel mir eine dort ziemlich häufige grosse Landschneckenart, die Achaüna panthera, auf, die ich bisher noch nirgends gesehen hatte. Sie belebt dort in grosser Anzahl feuchte Gänge und Büsche, und schien, soviel ich beobachtete, nur nach einem Regen ihre Verstecke zu ver- lassen; dann findet man sie sehr häufig auf allen AVegen. Diese schöne, ihrem Namen entsprechend gefärbte Schnecke erreicht die stattliche Gehäus- läiige von 30 cm. Eine AA'asserschneckenform, die im dortigen Knlimusebache nach Art unserer Schlammschnecken lebt, ist die Cleopatra afri- cana. Ihi‘ Gehäuse besitzt einen verschliess- baren Deckel. In diesem Bache mit Heraus- holen von Schnecken beschäftigt, bemerkte ich unter einer dicken Baumwurzel eine kleine Schildkröte, die eben an einem barschartigen Fisch dien zerrte. Nicht lange konnte ich sie beobachten, als sie mich bemerkt zu haben schien, ihren Raub losliess und behutsam das Köpfchen über AA^asser hob, um im nächsten Augenblicke im trüben AA^asser zu verschwinden, mir nun das Nachsehen übrig lassend. Fluss- abwärts sti'eifend diu'chfoi’schte ich nun die Jos. Scherer: Herpetologische Reiseski zzen aus Zentral-Üst-Afrika. 2H5 Uferränder gründlich, um vielleicht wieder eine solche Schildkröte zu entdecken. Da: ein lautes Geräusch unter einem Haufen dürren Gestrüi)ps dicht am Ufei’, und ein langer Hals mit mächtigem Kopfe reckte sich neugierig forschend daraus empor. Ich erkannte in ihm den Kopf eines gewaltigen Steniofhaerics. Mühsam wand ich mich durch das dornige Gestrüpp hindurch, stürzte mich auf die Stelle, wo ich den Kopf sah, und ergriff mit beiden Händen das geAvaltige Tier, das eben schon daran war, dem sicheren nassen Elemente zuzneilen. Viel IMühe kostete es mir, es in den Händen festzuhalten, da es sich mit den bekrallteu Zehen sehr energisch zur Wehr setzte. Der Koloss hatte die Maxiinalgrösse von 40 cm Schildlänge. Merkwürdigerweise machte er nie von sei- nen stai'ken Kiefern als '\"erteidi- gnngsmittel Gebrauch, liess aber ab und zu einen zornigen Zischlant vernehmen. Eine Menge kleiner Sangwür- mer schma- rotzten am Banchschilde, sowie an der inneren Schalenseite, am Eingänge des Kopfes und Schwanzes. Das ca. 15 Pfd. schwere Tier barg ich in einem Rucksacke, den dann mein Neger mittriig. Ich setzte längs der Ufer meine Streife Avieder fort, und stiess auf einen morschen Stamm, der über dem Bache lag. Auf diesem sonnte sich eine kleinere Schildkröte derselben Art, die sich bei meiner Annäherung sofort plätschernd ins Wasser stürzte. Ein Neger, der in der Nähe angelte, sah dies, wechselte, anscheinend auf einen guten Gedanken gekommen zu sein, unverzüglich seinen Platz und liess sich bei dem morschen Stamme, wo die Schildkröte untergetaucht Avar, wieder angelnd nieder. Ein kleines Fischchen befand sich als Köder an dem Haken. Gespannt harrte ich des Kommenden. Es dauerte keine zAvei IMinuten, als die Angel mit jähem Ruck hinab- gezogen AAmrde. Mein Fischer, der Bescheid Avusste, zog langsam ziehend die Schnur heraus, an derem Ende schliesslich eine sich sträubende Sternofhaei-us, den Haken im Maule befestigt, er- schien. Triunii)hierend brachte mir der Schwarze das leider sehr verletzte 'Tier, das ich deshalb wieder anssetzte; ihm selbst aber gab ich einige Pasastücke als Lohn für seine Mühe. In den nächsten Tagen erbeutete ich noch viele jüngei-e Individuen, so eines beim Baden, das eben an einer dicken Blattpflanze zerrte. Ob die Scliild- kröte von dem Blatt Nahrung nahm, oder vielleicht anhaftende Weichtiere abfrass, konnte ich nicht konstatieren, ausgeschlossen Aväre erstere An- nahme Jedenfalls nicht. Alle hier erbeuteten Schildkröten wareAi Vertreter der Art Sterno- thnerus sinnatus. Wie schon der Name sagt, hat diese Sternofhaprus am hinteren Rückenschilde starke Ausbuchtungen, die ihn hauptsächlich von seinem nächsten VerAvandten. dem Sternothaerus nigricans unterschei- den dürften. Während beide von Bouleuger als Typen beschrieben Avurden, er- kennt G. Tornier in ihnen nur eine Art, in- dem er be- hauptet, dass viele Individuen beider Arten eine Mischung der Art- charaktere darstellen. Die von mir gesammelten Exemplare (ca. 25 Stück) haben sämtlich, wie erAvähnt, am hinteren Rand des Rückenschildes starke Buchtungen, die sowohl beim gvössten (40 cm) als auch beim kleinsten (5 cm) deutlich Amrhanden sind. Hingegen besitzen nur jüngere Tiere gekielte Rückenschildplatten, die sich bei alten Individuen sogar in eine rundliche Einbuchtung längs der Rückenpanzermitte um- Avandeln. Die Rückenschale ist bei jungen Tieren oben graubraun bis olivgrün, unten auf ziegelrotem Grunde schwarz gesprenkelt, ältere sind oben graugrün bis grau-schwarz, unten dunkelrotbrann oder scliAvarzgefärbt. Kopf und Füsse älterer Tiere haben auf gelbbraunem Grunde unregelmässige wurmförmige oder ge- sprenkelte Zeichnung, Avährend sie bei jüngeren dunkelgrau gefärbt sind. Von mir nach Europa mitgebrachte Sternothaerus kamen alle gesund und munter in ihrer neuen Heimat an, und gingen sofort, in ein Becken mit -j- 15*^ R Originalaufnahrae nach dem Sternothaerus sinnatus. Leben für die „Blätter". 266 Jos. Scherer: Herpetologisohe Reiseskizzen aus Zentral-Ost- Afrika. Wasserwärme gesetzt ans Futter, das aus Rind- fleisch und kleinen Fischchen bestand. Auf schlangenartig gewundenem Pfade, immer mehr und mehr der Küste uns nähernd, wurden wir wieder von einer Boe überrascht, was uns zwang bei der Bahnstation Nyomeni kurzen Aufenthalt zu nehmen. Ganz in der Nähe der Hütte fand ich unter einem Rindenstück eine zusammengerollte Schlange mit rundlichem, stark abgesetztem Kopfe. Die Ergriffene stellte sich sofort zur Gegenwehr, indem sie nach Art der Giftschlangen stossweise den weit geöffneten Rachen nach dem berührenden Gegenstand vor- schnellte. Ob ihrer kleinen Zähne ist sie aber nicht imstande, ernstlich zu verletzen. Diese unscheinbar graubraun gefärbte Schlange ge- hörte der Gattung Leptodira an, die dort nicht besonders zahlreich vertreten zu sein scheint, denn es war das einzige Exemplar, das ich auf der ganzen Reise fand. Auffällig grosse Rücken- schuppen bekleiden die Oberseite, zwei Schilder- reihen die Schwanzunterseite. Der vertikale Pupillenspalt des Auges deutet auf ihr vorzüglich nächtliches Leben. Dieses Exemplar war 60 cm gross. Eine kleine, linksgewundene Sumpfschnecke, die Thyropsis afriJcana, lebte bei Nyomeni in einem dunklen Waldtümpel, wo sie sich von faulenden Vegetabilien nährte. Wiederum weiterziehend, kamen wir an einen mit Papyrusstauden dicht bewachsenen Sumpf, in dessen Nähe ich mich, sehr ermüdet, unter einem schattigen Baume zur Ruhe nieder- liess. Meine Schwarzen schliefen bald ein, während ich erst später ganz unfreiwillig ihrem Beispiele folgte. So, in den Armen Morpheus ruhend, wurde ich durch ein jähes Geräusch in der Nähe meines Kopfes geweckt. Vorsichtig bog ich meinen Kopf zur Seite, und gewahrte im hohen Grase einen Nilwaran ( Varanus nilo- ticus), der sich mir in aufrecht erhobener Stellung, langsam heranschreitend, näherte. Mein schnelles Emporspringen schien ihm nicht zu imponieren, denn seinen langen Schwanz zum Schlage aus- holend, verharrte er nun fauchend und zischend in derselben aggressiven Stellung. Aber noch ehe er Zeit gewann, das Fürchterlichste zu voll- bringen, wand er sich schon, die wuchtigen Kiefer in den Finger gepresst, und mit den scharfkralligen Hinterfüssen an den Arm sich klammernd, in meiner nun blutüberströmten Hand. Nur schwer gelang es, das fast meter- lange Tier in einen Sack zu bringen, denn es wollte die ergriffene Hand absolut nicht frei- lassen, und beantwortete jeden Versuch ihn zum Loslassen zu bewegen, mit einem tüchtigen Schwanzhieb. Wahrscheinlich hatten ihn im Schlafe unwillkürlich ausgeführte Bewegungen eine Beute vermuten lassen, was ihn dann ver- anlasste, sich mit der ihm eigenen, kecken Weise heranzupürschen. Nicht wenig überrascht waren die Neger von dem unvermuteten Fang eines Kingi, dessen Abstammung von dem Krokodile sie behaupteten. Keiner wagte es, den Sack worin es sich befand, zu berühren. Eine genaue Durchforschung des Geländes lieferte uns noch drei ganz junge Warane, die aber immer in eiliger Flucht dem sicheren Wasser zuliefen. Auch sie versuchten von ihren kleinen Kiefern wehrenden Gebrauch zu machen, und fauchten ebenso wie das grosse Tier. Letzteres ist auf schwarzem Grunde mit gelben Tupfen übersät, zwischen welchen sich in Querreihen geordnete grössere Ozellen prächtig goldgelb abheben; der Schwanz ist in gleicher Abwechslung gelblich- grün und schwarz gebändert. Die Bauchunter- seite ist gelblichweiss und zeigt verschwommene Querstriemen. Ganz anders gefärbt sind die jungen Tiere, die auf ganz schwarzem Rücken- grunde mehrere ebenfalls in Querreihen geordnete weissliche Punkte zeigen. Aus diesen entwickeln sich beim erwachsenen Tiere die schönen Ozellen. Die Unterseite weist auf dem schmutzigweissen Grunde noch die tiefschwarzen Striemen und Binden auf, die bei ganz alten Tieren voll- kommen verschwinden. Anderen Echsenformen enfgegengestellt, erscheint Varanus schlangen- artig langgestreckt, was ganz besonders seinen Hals anbetrifft. Der lange, sehr allmählich dünn zulaufende Schwanz ist seitlich zusammen- gepresst, was ihn zum geschickten Schwimmen befähigt. Längs jeder Körperseite verläuft eine natürliche Hautfalte. Seine ausserordentlich lange Zunge liegt in einer Hautscheide ver- borgen und kann sehr weit herausgestreckt werden. Den Rücken bedecken kleine körnige, den Bauch grössere viereckige Schuppen; der harte Kopf ist mit Schildchen bewehrt. Aus- gewachsene Warane erreichen eine Länge von fast 2 m. Schon rüsteten wir uns wieder zum Auf- bruche, um nicht in dieser sumpflgen Stätte Nachtquartier nehmen zu müssen, als ich noch einen grossen Laubfrosch, der auf dem grossen Blatte einer Schlingpflanze sass, entdeckte. Als ich Miene machte ihn zu ergreifen, setzte er in einem 3 m langem Sprunge ins nahe Wasser, sich nach Ranidenart sofort im Schlamm ein- J. Haimerl: Mein Seewasser-Aquarium. 267 wühlend. Unverzüglich Avatete ich mit dem Kätscher ins Wasser, stiess mein Netz an der- selben Stelle tief in den Schlamm, und hatte auch glücklich den Frosch im Netze. Zwar im Hahitns Amllkommen den echten Hylen gleichend, war es doch keine solche, sondern eine Eanide, lind zwar CMromanüs rufescens Othr. Der 7 cm lange Frosch kann seine in der Enhe gewöhnlich hellgraue Farbe bis ins dnnkelbranne verändern. Sein Bauch ist weissgrau, die Kehle auf solchem Grunde braun gesprenkelt, die Innenseite der Oberschenkel seiner Hinterfüsse schön ockergelb. Die zarte Eückenhant ist mit vielen kleineren oder grössei’en Wärzchen bedeckt, von denen besonders grosse das Tympannm im Kranze einschliessen. Hochinteressant ist die Bauart der 4 Zehen der Vorderfüsse, deren inneres Paai- dem äusseren, ähnlich wie dies beim Chamaekon der Fall ist, gegenübergestellt wird. Beide Finger- paare trennt eine grosse Kluft, die sie dni’ch eine ganz verkümmerte Schwimmhaut verlnndet. Die Zehen des äusseren Paares, das beim Gebrauch nach oben kommt, sind weit stärker entwickelt als die des innern. Erstere werden beim Ge- brauch zum Greifen benutzt, während letztere von unten als Danmenklammer eutgegengestellt werden. Klettert Chiromantis auf einen Ast, so ergreift er ihn, wie etwa ein Mensch, und zieht dann erst die langen Hinterfüsse nach. Die gut entwickelten Schwimmhäute der Hinter- extremitäten befähigen ihn nicht minder als auf dem Lande, auch im Wasser seinen Feinden zu entfliehen, die besonders die Banm- schlangen und Warane sein dürften. Als ein echtes Nachttier stempelt ihn sein bronzegelbes Auge mit länglichem Pnpillenspalt. Gegen Abend verlässt er den „Busch“, und lässt auch zu- weilen, wie ich mich an einem später bei Tanga erbeuteten Stücke über- zeugen konnte, seine laut brüllende Stimme vernehmen. Anders, als das der meisten afrikanischen Batrachier, gestaltet sich sein Laichgeschäft ganz unabhängig von der Eegenzeit : In ein ans Schaum gefertigtes Nest legt er seine so vor der brennenden Sonnenglut geschützten Eier, die sich entwickeln und darin ihre Metamor- phose beenden. (Schluss folgt.) Mein See Wasser - Aquarium. Von J. Haimerl, München. (Schluss.) a licht minder dankbar ist die , Edelsteinrose {Bunodes gem- macea) , von welcher ich 8 Stück besitze. Die Lebensweise des Tieres bedingt einen sandigen Boden, in welchen sie sich bis zu den Ten- takeln eingräbt und während des Tages im Sande verbleibt. Bei ein- tretender Dunkelheit steht sie in ihrer ganzen Grösse auf und entfaltet sich prächtig. Ihr Körper sieht dabei ans Avie ein aus ganz feinen Binsen ge- flochtener Korb. Sie ist durchaus nicht ■ Ori^iialzeiolinnng für die „Blätter“ 7 . ^ von L. Müllei'-Mainz. . ü'* , Chiromantis rufescens Gthr. 268 J. Haimerl; Mein Seewasser- Aquarium. empfindlich und schliesst sich z. B. bei Auf- nahme der Nahrung’ oft gar nicht, oft nur zur Hälfte. Eine grosse Edelsteiurose ist so ein- gewöhnt, dass sie bei der Berührung mit dem Futterstäbchen gar nicht erschrickt, sondern dieses erfasst und es erst wieder loslässt, wenn es ihr beliebt. Mir ist es schon einige Male passiert, dass ich das Futterstäbchen seinem Schicksal überlassen musste, um es dann von der Oberfläche wieder herauszunehmen. Diese Rose scheut sich auch gar nicht, nach meinen Fingern zu tasten, wenn ich gerade am Durch- lüfter etwas zu thun habe. Die Edelsteinrose ist ungemein zähe und ist deshalb für das Aquarium ganz besonders zu empfehlen. Ein weiteres sehr dankbares und haltbares Tier ist das Seemaiinsliebchen {Heliaeüs hellis). Die besondere Eigentümlichkeit des Tieres liegt in der Färbung der oberen Partie und der Tentakel, welche darin besteht, dass anscheinend braune Flecken entstehen, welche aber im Sonnenlichte das schönste Violett präsentieren. Ausserdem hat diese Aktinie die von mir bei anderen Tieren weniger beobachtete Eigenschaft, dass sie sich häufig ohne besondere Veranlassung in allen Formen schliesst und öffnet. Ich habe während einer Beobachtung am Aquarium diesen Vorgang innerhalb einer halben Stunde etwa 5 — -6 mal wahrgeuommen. Es bleibt mir nur noch übrig, die Purpur- und die Erdbeerrosen zu erwähnen. Die Purpur- rose (eine Art Erdbeerrose) ist ebenfalls für das Auge wunderbar. Der ganz duukelrote Fuss und Mund, welch’ letzterer meistens ganz spitzig und hoch ist, stechen von den blassroteh Tentakeln lebhaft ab. Ich besitze 4 solcher Tiere, von welchen 1 Stück fortwährend dicht an der Oberfläche sitzt, während die anderen am Boden haften. Eine zweite Rose ging eben- falls in die Höhe, kehrte aber nach einiger Zeit wieder nach ihrem früheren Heim zurück. Dieser Vorgang liefert mehr oder weniger den Beweis, dass auch diese Tiere etwas von In- dividualität besitzen, Avie dies aucli Herr Käm- merer in Nr. 12 der „Blätter“, 12. Jahrgang, Seite 154 erwähnt. Die Erdbeerrosen sind ebenfalls sehr schöne Aktinien, die in keinem Aquarium fehlen dürfen. Da sie in verschiedenen Farben, wie hellgrün, rot, braun und dunkelbi’aun zu haben sind, ver- vollständigen sie das Farbenbild. Auch die Seenelken und Sonnenrosen sind schöne und empfehlenswerte Aktinien und sehr dauerhaft. Ich Avill nur noch meiner kleinen Flunder gedenken, Avelche mit ihren tiefblauen, mit Gold- ring umgebenen Augen, die sie fast ähnlich einem Chamäleon zu drehen vermag, mit be- sonderer Klugheit auf den Beschauer sieht. Am’ interessantesten ist sie, wenn sie ganz mit Sand bedeckt ist und nur mehr Maul und Augen sichtbar sind. Die Flunder ist sehr anspruchs- los. Die Hauptsache ist, dass sie ein paar freie Plätzchen findet, wo sie sich eingraben kann. Nun komme ich zum Schlüsse meines Tier- parkes, welcher auch einen Aufseher mit einer Gefährtin hat. Den Aufseher macht mein Einsiedlerkrebs mit seiner Adamsia. Über diesen höchst schlauen AquarienbeAvohuer ist im „Brehm“ auf Seite 38, Band X soAÜel geschrieben, dass es überflüssig wäre, Aveiteres hierüber zu schreiben. Ich kann nur gestehen, dass er sich meiner besonderen Gunst erfreut. Anfangs war er fürchterlich scheu, sodass er schon bei jeder Annäherung an das Aquarium mit Blitzesschnelle verscliAvand; heute ist er anders geworden. Neugierig schaut er seinen Pfleger an, schon AA^artend, bis ihm etwas gereicht wird. Die Fühler zucken un- aufhörlich und die Fresswerkzeuge arbeiten un- unterbrochen. Höchst originell ist zu sehen, wie er seine Beute mit den Scheren zerzupft und sie zum Munde bringt. GeAvöhnlich geht er nur so weit heraus, dass seine Augenstiele unter dem Gehäuse vorsehen. Er Avandert gerne und ist bald da, bald dort zu treffen. Rücksichtslos schiebt er jedes Hindernis zur Seite und setzt sich direkt neben die Seerosen, diese mit dem langen Stiel seines Hauses be- belästigend. Sobald er sich anschickt, seinen Platz zu verlassen, nimmt er behäbig sein Haus auf seinen Rücken und schleppt es weiter. Die Adamsia auf seinem Hause ist ein liebes kleines Röschen mit ungemein feinen, kurzen, fast weissen Tentakeln. Es Hesse sich ja noch gar manche Beobachtung hier bringen, doch ich fürchte, zu weitschweifig zu werden. Ich AAÜll nur noch einiges über die Instand- haltung und Durchlüftung des Seewasseraqua- riums hier anfügen. Vor allem möchte ich be- merken, dass das Instandhalten eines SeeAAmsser- aquariums durchaus nicht so schwer ist, als vielfach angenommen wird. Im Gegenteil, man hat weniger zu thun als wie z. B. mit heizbaren Süsswasseraquarien. Das einzige, Avas täglich zu thun ist, ist das Einpumpen von Luft. Ich will bei dieser Gelegenheit auch gleich der Frage des Durchlüftens des Seewasseraqua- J. Haimerl: Mein Seewasser- Aquarium. 269 riums nahe treten. Bis vor kurzem war in der bestellenden Litteratnr allgemein davon die Sprache, dass die Durchlüftung eine unbedingte Notwendigkeit sei. Es hat nun vor nicht langer- Zeit ein ehemaliges Mitglied des Kölner Vereins in einem Artikel bekannt gemacht, dass es die Durchlüftung unterlasse und sich seine Tiere ebensowohl beflnden. Ich versuchte dieses auch, indem ich 3 Tage (im Sommer) die Durchlüftung absperrte. Das Ergebnis war ein sehr interessantes. Ich habe nämlich beobachtet, dass die Tiere schlaff wurden. Von Bewegungen war keine Bede mehr und die Tentakel schrumpften ganz merklich zu- sammen. Ich fing deshalb Avieder an richtig durchzulüften und die Tiere wurden wieder frisch. Vor ganz kurzer Zeit versuchte ich noch- mals das Gleiche, ging aber, da das Resultat dasselbe war, Avieder zur Durchlüftung zurück. Ich für meine Person halte die Durchlüftung für unentbehrlich. Durch reichliche Luftzufüh- rung wird nicht nui' das Wasser gereinigt, sondern auch fortwährend beAvegt, ganz ab- gesehen, dass die perlenden Luftstränge das Auge Avirklich entzücken.*) Ich habe im Eingänge bemerkt, dass ich meinen Anschluss mit dem Normalgewfinde für die Sauerstoffflaschen versehen Hess. Ich vei'- suchte nämlich, die Luft im Kessel mit ver- dichtetem Sauerstoff zu schwängern. Die kleinen handlichen Sauerstoffflaschen enthalten vielleicht 150—180 Liter Sauerstoff mit einer Spannung von etwa 90 Atmosphären Überdruck. Diese Flasche schloss ich an den Kessel an und Hess jedesmal soviel Sauerstoff in denselben, als bei einer Sekundenöffnung ausströmen konnte. Das Resultat Avar ein ganz vorzügliches; die Tiere zeigten hiei'bei ein grosses Wohlbefinden, Avelchem sie dahin Ausdruck gaben, dass sie sich herr- lich entfalteten und eine grössere Lebhaftigkeit zeigten. Einen zav eiten Versuch machte ich, indem ich lediglich mit verdichtetem Sauerstoff durchlüftete. Vor dieser Manipulation schloss ich zuerst 3 Tage die Durchlüftung ab, sodass die Tiere (es Avar im Sommer, das Wasser hatte 22 " C.) recht schlaff wurden. Nach einer Stunde Avar das ganze Wasser mit Luftperlen durchsetzt und so Aveiss, dass ich kaum mehr durchzusehen *) Hier möclite ich bezüglicli der Durchlüftung anfügen, dass es genügt. w('nn während der kälteren Jahreszeit das Wasser vielliücht jeden dritten Tag aus- giebig durchlüftet wird, leli habe dieses versucht und liabe hierbei ganz gute Resviltate gehabt. vermochte. Die Flasche i-eiclite leider nur 5 Stunden, allerdings ohne Reduzierventil, sodass die Ausströmung eine ungleiclie Avar. Die Tiere erholten sich so schnell, dass schon nacl» ’Ü Stunden alles entfaltet Avar. Es ist demnach die Durchlüftung (haupt- sächlich im Sommer) docli Avohl imenthehrlich und für das Wohlbefinden dei- Tiere nötig. Den besten Beweis liefert niir mein Einsiedlerkrebs, Avelcher von Zeit zu Zeit zum Durchlüfter kommt und lange Zeit sich dem Luftstrom aus- setzt. Er muss dabei ein besonderes Wohl- behagen empfinden. Ich stelle gar nicht in Ab- rede, dass einige Aktinien-Arten nicht auch ohne Durchlüftung zu halten sind. Das x\qua- rium darf aber dabei jedenfalls nicht stark be- setzt sein. Wie die Tiere sich im Behälter fühlen, ist eine andere Frage. Ich möchte zum Schlüsse noch einiges über das Einsetzen der Tiere ins Aquarium niitteilen. Mau darf nie ein Tier mit der Hand berühren. Zum Übersetzen ins Aciuarium bediene ich mich eines emaillierten Seierlöffels, Aveil damit das Tier gut einzufangeu und abzusetzen ist. Zur vorteilhaften Gruppierung der Tiere habe ich folgende Einrichtung getroffen. Ich habe den Sandboden mit ovalen mittleren Steinen, Avelche ich mir bei Ebbe an der Helgoländer Küste aufgelesen und mit nach Hause genommen habe, in gleichmässigen Abständen belegt. Wenn ich Tiere bekomme und Avill diese an einen bestimmten Platz haben, so lege ich sie neben einen solchen Stein. Es dauert ge- Avöhnlich nicht lange und das Tier heftet sich fest, und ich schiebe dann den Stein an eine Stelle, die mir passt. So habe ich 2 Purpur- rosen zu einem längeren Stein gelegt und beide haben sich angesetzt, obAvohl etAvas Raummangel herrscht. Es Avill aber auch keine nachgeben. Jede behauptet ihren Platz. Es ist überhaupt mein Grundsatz, möglichst viel lose Steine im Behälter zu haben, Aveil ich dadurch jedes Tier beliebig A'ei'setzen kann. Das sind eben praktische Vorteile, welche man sich mit der Zeit von selbst ei'Avirbt. Die Steine des Felsenbaues an der Rück- wand habe ich nicht mit Zement verkittet, um jederzeit Änderungen vornehmen zu können. Wenn man die Steine richtig ausAvählt und ge- schickt aufeinander setzt, ist ein Zusammenfällen des Felsenbaues auch so ausgeschlossen. Ganz besonders ist auch darauf zu sehen, dass die Steine geschlossen aufeinander gelegt Averden, damit keines der Tiere sich verstecken kann. 270 Georg Gerlach: Fundulus-Zucht. Eine Sonnenrose ist mir durchgebrannt nnd ich fand sie erst nach längerem Suchen an der Eückseite der Wand. Die Tiere darf man nicht ans dem Auge verlieren, da es sonst Vorkommen könnte, dass ein verstecktes Tier eiiigeht und das Aquarium ansgeränmt werden müsste. Als Futter reiche ich den Tieren in der Hauptsache kleine Würmer und das Fleisch vom Rücken der Süsswasserflsche, sowie auch kleine Fische. Die meisten Aktinien nehmen aber auch ganz gerne rohes geschabtes Rind- fleisch. Die Fütterung ist sehr einfach. Ich nehme das Futter, lege es über die Aktinie auf das Wasser und dirigiere es in den Teutakel- kranz, welcher alles weitere besorgt. Bezüglich der Temperatur des Wassers habe ich mir noch nie Sorge gemacht. Die höchste Temperatur war an heissen Sommertagen 23,5 ° C, heute hat das Wasser 12 C. Hoffmann sagt in seinem „Seewasseraqnarinm“ auf Seite 61 „Bei heissen Sommertagen umschlingt man das Aquarium mit nassen Tüchern etc., oder man stellt das Aquarium in den Keller.“ Derartige dmchaus unnötige Vorschriften können den Anfänger leicht entmutigen, da sie ihm die Haltung eines Seewasseraquariums als überaus schwierig erscheinen lassen. Dass dies aber keineswegs der Fall ist, hoffe ich in diesen Zeilen dargethan zu haben.*) Fundulus-Zucht. Von Georg Gerlach, Loschwitz-Dresden. ]s war im Herst 1901, als wir, mein Freund Koch und ich, auf eine Offerte hin uns ein Dutzend Minnows kommen liessen. Als die Tiere eintrafen, glaubten wir Fundulus majalis vor uns zu haben. Die Tierchen waren 3 — 5 cm lang nnd sahen auf der Oberseite grünlichgrau aus, mit einigen dunklen Querstreifen an den Seiten. Der Bauch war silberglänzend. *) Zu meiner grossen th'eude habe ich in meinem Seewasseraquarium die Vermehrung meiner Aktinien konstatieren können. Bis jetzt habe icli 1 grüne Rose (ob Gürtel- oder Erdbeerrose ist nicht zu konstatieren) und 3 Edelsteinrosen entdeckt. Die kleinen Tierchen haben schon zahlreiche Tentakel. Die Edelsteiuroseii sitzen unter dem Tentakelkranz der Mutter, während sich die kleine grüne Rose schon selbständig gemacht und die Wanderung angetreten hat. Ich nahm vier Stück in Pflege und die Tierchen wuchsen zusehends, wenn auch ihre Färbung die gleiche blieb. Scheu waren sie gar nicht nnd liessen sich auch ruhig mit dem Netz fangen. Sie waren sehr gefrässig nnd dachten vielleicht, dass ihnen das Netz Futter brächte und daher erklärt sich jedenfalls auch die absolute Ruhe beim Nahen eines Netzes. Ich erwähne diese Zutraulichkeit besonders, da es jetzt, wo die Tiere laichfähig sind, nicht mehr der Fall ist. Da ich ein Freilandbecken von 2 m Länge, 1 m Breite mit ca. 20 cm Wasserstand zur Verfügung hatte, setzte ich die vier Stück, die inzwischen 7 — 8 cm lang geworden waren, am 1. Juni in dasselbe. Als Pflanzen befanden sich in dem Becken, ausser einigen kleinen Nymphäen, Cahomha, Vallisnerien, Myriophyllum scabratum\ Daphnien, die ich vorher eingesetzt hatte, hatten sich auch reichlich vermehrt, es war also alles da, was sich ein Fischherz hätte wünschen können. Durch eingetretene Verhältnisse war ich ge- zwungen, die Tiere am 27. Juli wieder aus dem Becken heransznfangen. Wie war ich aber über die Färbung dieses ehedem so unscheinbaren Fisches erstaunt. Von den 4 Stück hatten 3 ein wunderschönes, buntes Hochzeitskleid erhalten. Die Fische erglänzten in metallisch-schimmernden Farben, nnd zwar liefen abwechselnd stahlblaue und braune Streifen quer über den Körper. Fiel das Licht darauf, so spielten die Farben von der hellsten bis zur dunkelsten Nüance, ein ähnliches Irisieren, wie wir es bei laichfähigen Stücken vom Kaliko- barsch und Osphromenus trichopterus wieder- flnden. Die Rücken-, Schwanz- und After-Flosse war auf hellem Grunde bräunlich getüpfelt und marmoriert. — Der vierte, das einzige Weibchen hatte seine unscheinbare Färbung, wie im Jugend- stadium, beibehalten, war aber wesentlich stärker als die anderen drei Stück. Beim Abflschen hatte ich einen Zweig Cahomha mit herausgenommen. Bei näherer Ansicht klebte in den Blättchen ein Ei, das bereits in der Entwicklung begriffen war. Ich legte dasselbe in ein Aufznchtglas. Am 8. August entschlüpfte ein junges Fischchen, das am 31. August etwas über 1 cm und heute (17. Okt.) bei sehr reichlichem Futter etwa 4 cm lang ist. Meine Freude war gross, als ich bald nach dem Ausschlüpfen den kleinen Kerl als Fundulus bestimmen konnte. Das Ei war etwas grösser als ein Panehax-EÄ. Wie lange ein Fundulus-E\ Kleine Mitteilungen. 271 bis zum Ausscblüpfen liegt, kann ich genau nicht angeben, da das- selbe, wie schon gesagt, beim Auf- finden in der Entwicklung begriffen war, wahrscheinlich wird auch bei diesem Funclulus die Entwicklung des Embryo dieselbe Zeit in An- spruch nehmen, wie Dürigen vom F. hispanicus angiebt. Das Junge war beim Ausschlüpfen ungefähr so gross wie ein eben geborener Girarclinus. Da mir wenig Zeit zu Gebote steht, so kann ich auch nicht sagen, ob die FunduJus in dem Aquarium weiter gelaicht haben. Getrieben haben sie sich jedenfalls und werde ich im nächsten Jahre weitere Zucht- versuche im Aquarium anstellen. Zweifellos war die Nachkommenschaft auch zahlreicher, denn neuerdings habe ich ein weiteres junges Exemplar herausgefischt. Sehr wahrscheinlich habe ich durch frühere Entnahmen von grossen Mengen an Pfianzen einen Teil des Laiches un- freiwillig vernichtet, da ich eben Nachkommen nicht erwartet hatte. Welcher Spezies meine Tiere angehören, ist mii’ selbst noch nicht klar. Wie schon erwähnt, hielten wir diese Fische für Funclulus majcdis\ wenn unsere Ansicht stimmt, würde aber das Äussere meiner laichreifen Stücke sich nicht mit der Beschreibung von Dürigen über Funclulus majalis decken. Meinen Männchen fehlt der schwarze Saum an den Schwanzflossen, ebensowie der charakteristisch für den männlichen Funclulus majalis sein sollende schwarze Fleck in der Rückenflosse. Eher vermute ich, dass meine Fische der in den Blättern 1902 Heft 7 S. 81 im Vereinsbericht der Vallisneria Magdeburg- erwähnten Spezies diccphanus angehören. Bei den heute leider öfter so unklaren und un- richtigen Bestimmungen neu eingeführtei- Fische lässt sich etwas positiv sicheres vorläufig garnicht sagen. — Mag es nun Funclulus mctjalis oder Funclulus diaphanus sein, jedenfalls ein Fumdulus ist es, der gelaicht hat. Ferner ist als erfreuliche Thatsache an dem Fisch zu konstatieren, dass er zur Laichzeit schöne Farben auf weist, verträglich ist, nicht zu gross wird und was für uns Liebhaber (verkappte Händler, wie hier in Dresden der züchtende Teil der Liebhaberwelt von gewisser Seite ge- nannt wird!) die Hauptsache ist, jedenfalls im Aquarium sich züchten lässt. — Es ist für Originalaufnalime nach dem Fnndulus majalis. Leben für die „Blätter“. den Zahnkarpfenliebhaber ein weiteres dank- bares Pfiegeobjekt durch den Import dieses Fisches geschaffen worden. ^Cleinc JWittcilun^en- Eiu eifersiicliti.;os Girardiiius caiidiinaciilatiis- Männchen. — In grosse Heiterkeit versetzte mich eiu Girardinus caud.-Mäunclieu, welches niituocli drei Stück seiner Art unci einer Rotte Flitterfisclien znsainmeu einen Behälter bewohnte. Dieser kleine Kerl ist in der Tliat der Herr des ganzen Beckens. Insouderlieit Jedoch dünkt er sich hocli erhaben über die nacli seinei- Ansiebt wohl recht simplen Flitterfische. ' Lässt sicli mir einer dieser Gesellen in der Nähe seiner Auserkorenen blicken, welche er überhaupt schon aus zärtlicher Fürsorge, um Ja nicht der Versuchung anheim zu fallen, in einer Ecke des Aquariums l'est- hält, so stürzt er sich auch schon voll Kampfeslust auf seinen mutmassiiclien Rivalen, welcher denn auch höclist ei'schrockeu über den plötzlicben kecken Angriff des kleinen Knirpses scbleunigst die Flucht ergreift. Anfangs glaubte icli liier einen Begattungsakt zu beobachten; denn das Gebalireu des Girardinus, welcher mit vorgestrecktem Kopulationsstachel auf die Flitter- fische einstürmte, gerade als wenn er sich einem zu diesem Zwecke ausgewählten WTibchen seiner Art näherte, sah einem solchen verzweifelt ähnlich. Bei genauerer Beobachtimg bemerkte ich jedoeb, dass hierbei nicht ein geschlechtlicbei' Trieb, sondern nur Eifer- sucht, welche ich gerade nur bei d iesem einen Tiere ausser- ordentlich ausgeprägt vorfand, das Motiv seiner Angriffe auf die Flitterfische gewesen ist. G. Mietlie. 272 V ereins-N achrichten . Gniiibiisia Iiolbrooki-Zuclit. — Nach einer Mit- teilung von Herrn J. Peter, Vorsitzender des „Humboldt“ in Hamburg, haben in einem seiner Hecken iu dieser Saison ebenfalls Gambusia holbrooki Junge abgesetzt. Der Geburtsakt batte in den friilien Morgenstunden statt- gefunden, sodass er leider nicht beobachtet wurde. Der Züchter teilt mir noch mit, dass die seitlichen Flecken beim Weibchen unmittelbar nach dem Geburtsakte ver- schwunden waren und sich erst wieder nach einigen Tagen eiustellten. — Somit ist Herrn Springer von der „Salvinia“ und Herrn J. Peter vom „Humboldt“ als erste Liebhaber die Zucht dieses lange gewünschten Fisches gelungen. B. yEREINS-#T#%r NACHRICHTEN „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Müiicheu. E. V. Mitteilungen aus den Vereins-Versamm- lungen der Monate September und Oktober 1902. Die Vereinsversammlung Donnerstag, den 4. September 1 902 fiel als solche aus und blieb man in Rücksicht auf das herrliche Wetter im Garten längere Zeit in gemütlicher Unterhaltung beisammen. Donnerstag, den 11. September 1902. Im Einlauf; Offerte Krause-Krefeld, Einladung des „Tritou“-Berlin. Nachrichten der „Salvluia“-Hamburg. Zeitschriften. Das einschlägige Protokoll der voraus- gegangenen Versammlung wird verlesen und genehmigt. Aus den betreffenden Zeitschriften gelangen einige Ver- öffentlichungen zur Bekanntgabe. Zur Aufnahme iu den Verein ab 1. Januar 1903 hat sich Herr Karl Seifers, Bankkommis, Karlsti'asse 27 4 wolinhalt, angemeldet. — Demonstriert wurden durch Herrn Scherer einige Lacerta serpa aus der Umgegend von Neapel und Sorrento. Diese l’orm der Wieseiieidechse ist gegen- über der norditalienischen L. aerpa durch eine stärkere Fleckung ausgezeichnet. Herr Scherer demonstriert ausserdem einige tadellose Stücke der übrigens allgemein bekannten FaragUone-Eidechse. Seitens des Herrn Laukes wird noch eine 70 cm lange schwarze Ringelnatter {Tropidonotus nafrix var. nipra), für dieses Jahr das 4. Exemplar dieser Varietät, von dem wir Kenntnis er- halten, vorgezeigt. Donnei'stag, den 18. September 1902. Protokoll-Verlesung und Genehmigung. Im Einlauf: Karte des Herrn Zenz aus Gmunden. Sitzungskarte des „Triton“ - Berlin. Zeitschriften. Der Vorsitzende teilt mit, dass Herr Dr. Franz Werner aus Wien ihn an- lässlich seines Hierseins — ebenso die Herren Müllei' und Scherer - besuchte und beauftragte, den Herren der „Isis“ die besten Grüsse zu übei'mitteln. - In einem recht liebenswürdigen Schreiben an den Verein dankt Herr Pi’ofessor Di-. 0. Boettger in Frankfurt a. M. für die Ernennung zum Elirenmitglied der „Isis“. — - Aus den einschlägigen Heften der Zeitschriften „Nerthus“ und „Natur und Haus“ gelaiigen einige Aufsätze zur Bekanntgabe. In „Natur und Haus“ Heft No. 17 bringt Richard Zang, Darmstadt einige Ausführungen über „Verstossene Schnauzen bei Batracliiern“. Wii- teilen mit Rücksicht auf die gemachten Erfahrungen ebenfalls die Ansicht, dass die Verletzungen der Schnauzen der Batrachier wohl meist durch Wundstossen und, wie wir hiuzLifügen möchten, durch Wühlen in scharfen Sandpartien herbeigeführt werden. Hinsichtlich der von Herrn Zang weiterhin erwähnten gefährlichen, durch parasitisch lebende Fliegen herbeigeführten Er- krankung des Kopfes der Batracliier möchten wir an- fügen, dass wir diese Krankheit bisher an Biifo vulgaris, Bufo calamita und Buna fusca kennen gelernt haben, ln derselben No. von „Natur und Haus“ finden wir von einen Herrn W. Rumann, dem in Mitteuwald eine Clennuys leprosa entwischte, in einer Notiz „Emys in den Alpen“ die Ansicht ausgesprochen, dass eine aus Mittenwald an ilin gelangte Emys enropaea vielleicht als ein letzter Nachkomme der Art zu halten sei, die gegen- wärtig südlich wie nördlich der Alpen verbreitet ist. Wir vermögen diese Ansicht nicht zu teilen und gerade Hei-r Rumann selbst ist uns ein Grund dafür. Das Auf- finden einer Emys ist, namentlich in dem von Fremden zahlreich besuchten Mittenwald, nach welchem Ort von München aus alljährlich auch au Ansässige mehrere Exemplare von Emys europaea gelangen, keineswegs noch ein Beleg für obige Ansicht. Wenn man weiss, wie viele Hunderte von Emys von hier aus seit langen langen Jahren nach allen Gauen Bayerns, namentlich nach Gegenden mit wohlhabender Bevölkerung ver- trieben werden, so wird man in einem solchen Funde nichts besonderes mehr erblicken. Es handelt sich in obigem Falle gewiss um weiter nichts, als um einen entweder absichtlich ausgesetzten oder entwischten, vielleicht auch sclion längere Zeit sich der Freiheit er- freuenden Chelonier. — Zur Vorzeigung gelangt durch Herrn Lankes ein Männchen der Lacerta viridis var. gadovii (L. Schreiber ii). Das wirklich prächtige Tierchen wui'de von Krause-Crefeld aus Portugal eingeführt und zeigt in der Färbung grössere Abweichungen von den bekannten Formen der Lacerta viridis. Vielleicht können wir nach Erwerb von grösserem Beobachtungsmaterial und nach gründlichem Studium einmal Beschreibung und Bild des schönen Tieres bringen. — Herr Lehrer Hübner bittet die Vereiusmitglieder um Abgabe einiger Wasserpflanzen für sein Schulaquarium. Der Genannte zeigt auch einige hübsche Photographien seiner von ihm eingerichteten Schul-Terrarien vor. ,, Verein der Aquarienfreiiiide“ zu lierliii. Vereinslokal „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14a. Sitzung vom 8. Oktober 1902. Der Vorsitzende ei'öffnete die Sitzung, an welcher 29 Mitglieder teilnabmen. um 10 Ulir. Das Pi-otukoll der letzten Sitzung wurde bis auf eine kleine Änderung, siehe Berichtigung im Protokollbuch, angenommen. Im Einlauf befand sich eine Zuschrift des Vereins 1 ■'4 ■.i Vereins-Nachrichten. 273 „Humboldt“ sowie einige Geschäftsotl'erten. Hieraul wurde ein vom Vorstand eingebrachter Antrag auf Verlegung des Vereinslokals mit Einstimmigkeit aller Anwesenden angenommen. Als demnächstiges Vereinslokal wurde das Berliner Central-Glubhaus am Konigsgraben No. 14a gewählt und beschlossen, schon die nächste Sitzung nach dorthin einzuberufen. — Hierauf erstattete der Kassierer P. NVolff den Quartalsbericht. Es ergab sich aus demselben eine Einnahme von 97, .30 Mk. und eine Ausgabe von 48,55 Mk. , sodass ein Bestand von 48,75 Mk. verbleibt. Die Mitgliederzahl am Schlüsse des Vierteljahres betrug 57, mithin 21 mehr als am Schlüsse des letzten Quartals. Herr Herya als Obmann der Revisoren bestätigte die Richtigkeit obiger Ab- rechnung. Betreffs auswärtiger Mitgliedschaft wuixle folgender Antrag angenommen. Der jährliche Beitrag für auswärtige Mitglieder beträgt inklusive Vereins- organ nebst Porto 8 Mk., zahlbar pränumerando in halbjährigen Raten an die Vereinskasse. Ausserdem wird folgendes gewährt: 1. Freie Benutzung der Bibliothek. 2. Gratiszusenduug von heimischen Tieren und Pflanzen, soweit dieselben im Wohnbezirke des aus- wärtigen Mitgliedes nicht Vorkommen. 3. Korrespondenz und schriftliche Auskunft über alle sich auf die Lieb- haberei beziehenden Fragen und Besorgung von Tieren und Pflanzen am Platze gegen Erstattung der Unkosten. Hierauf machte Herr Thätuer bekannt, dass Herr F. 0. Anderssen den Mitgliedern unseres Vereins keinenRabatt mehr gewährt. Neu in den Verein aufgenommen wurden folgende Herren: G. Reimann, B. Horn, G. Stöckel und M. Hayn. — Ein von dem Vorstande eingebrachter Vor- schlag zur Veranstaltung einer Ausstellung in den Tagen vom 11.— 22. Juni nächsten Jahres fand all- gemeine freudige Zustimmung, und wurde, nachdem noch das Projekt und Plan näher erläutert war, be- schlossen, genannten Vorschlag in der nächsten Sitzung zum .\ntrag zu erheben. — Jetzt wurden einige die Liebhaberei betreffende Fragen behandelt. Als Dünge- mittel für Wasserpflanzen im allgemeinen wurde alter verwitterter Lehm empfohlen. Doch ist auch hierbei stets zu beachten, was für eine Pflanzenart der Lieb- haber vor sich hat, denn nicht allen Kindern Floras ist dieses Mittel angenehm. Zum Beispiel winl der weiss gestreifte Cypenis seine Eigenartigkeit am schönsten nur in reinem weissen Sande entwickeln. — Welches zur Zeit das beste System heizbarer Aquarien ist, lässt sich mit Bestimmtheit nicht teststellen. Ein jedes System hat irgend etwas für sich und ein Urteil jetzt zu fällen, wo die diesbezüglichen Versuche noch lange nicht abgeschlossen sind und fast jeder Liebhaber meist ein eigenes System besitzt, wäie mindestens verfrüht. Kommen ja doch beinahe noch täglich neue Konstruktionen zur Kenntnis der Liebhaber. Selbst unser Vorsitzender wird in nächster Zeit den Verein mit einem von ihm erfundenen neuen System bekannt machen. — Ein sicher wirkendes Mittel, den Röhren- wurm aus den Aquarien zu entfernen, ist uns bis jetzt nicht bekannt. Versuche mit Kupfervitriol sind negativ verlaufen. Am besten lüft noch das Einsetzen von Stichlingen und jungen Aalen und von Schlamm- schnecken (lArnnaea). Zur Anfertigung von Präparaten empfiehlt sich „Formalin“ in einer W''asserverdünnung von 4 : 100 oder 1 : 25 am besten. ' — Nachdem nun noch Herr Härtel zum Besten des Ausstellungsfonds ein Paar Haplochilus panchax gestiftet hatte, welche in freihändiger Vei'steigerung einen Betrag von 1,40 Mk. erzielten, wurde die Sitzung um 1,'''^ IJhi' geschlossen. Sitzung vom 29. Oktober 1902. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9' ^ Uhr, Anwesend waren 87 Pei'sonen. ln das Gästebuch zeich- neten sich ein die Herren P. Haonisch, 0. F. Neye, G. Stephan, E. Bark, K.Wendorf, A, Richter, A.Weinoldt, 0. Kothe, H. Giesel, Bartikowsky, Wesenbei'g, Brengler und Frau M, Banmgardt. Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen und angenommen war, erhielt Herr Dr. E. Bade das Wort zu seinem Vortrage „Das Leben der Pflanzen“. In streng wissenschaftlicher universeller Weise gab der Vortragende, begleitet von erlänteruden Lichtbildern, den Zuhörern einen Einblick in das Lehen der Pflanzenwelt im allgemeinen, sowie teilweiser Berücksichtigung der Sumpf- und Wasser- pflanzen im besonderen. Aus dem Vortrage war zu ersehen, wie äusserst schwierig es ist, die Grenze zwischen Tier- und Pflanzenwelt zu finden, oder auch, wie es beinahe unmöglich ist, den niedersten tierischen Organismus von dem der Pflanzenwelt sicher zu trennen. Von dem anscheinend einfachen Proto|dasmaklümpchen aufwärts an den Spalt- uml Sporenpilzen voi'bei führte uns der Vortrag zu den höchst entwickelten Vertretern der Kinder Floras. Das Leben der Pflanze rollte sich vor unsern Augen auf. Wir sahen ihr WLichsen und Gedeihen, ihr Blühen, Welken und ihr Sterben! Die mächtigsten Faktoren ihres Lebens, tier Einfluss des Lichtes, der Luft, des Wassers und ihrer Bestandteile wurden vom Vortragenden in sachlicher und anschau- licher Weise erläutert. Besonderes Interesse erregten die Sumpf- und Wasserpflanzen, von ersteren am meisten wieder die Insekten fressenden Arten. Eine Fülle Über- und Unterwasserpflanzen wurden vom V'ortragenden in anziehender Weise geschildert. Zu weit würde es führen, wollte man auch nur das Wichtigste aus dem Vortrage wiedergeben, welcher sich in beinahe zweistündiger Dauer über die gesamte Pflajizenwelt erstreckte. Reich- licher Beifall lohnte die Mühe des Voi'trageuden ! Aber auch Herrn Johannes Timmermauu kann die Anerkennung des Vereins nicht versagt werden, war er es doch, der für die glückliche Ausführung des Lichtbildervortrages durch Leihuug seines A])parates in höchst uneigen- nütziger W'eise Sorge getragen hatte. Beiden Herren gebührt die Anerkennung des Vereins im vollsten Maasse. Nach Beendigung meldeten folgende Herren ihren Eintritt in den Verein: GeorgStephan, Alwin Weinoldt, OttoKothe, Karl Wendorf, Fritz Koch, C. F, Neye, Paul Haenisch. — Hierauf wurde, nachdem eine Pause stattgefunden hatte, ein Antrag, im nächsten Jahre eine Ausstellung zu arrangieren, diskutiert. Mit grosse]' ^Majorität wurde dieser Antrag schliesslich angenommen und zwar unter folgenden Bedingungen. Die Eröffnung der Ausstellung erfolgt am Donnerstag, den 11. Juni und dauert bis Montag, den 22. Juni 1903. Das Eintrittsgeld soll am Eröffnungstage 0,50, an den übrigen 0,25 Mk. betragen. Schulkindern in Begleitung der Lehrer ist die Be- sichtigung der Ausstellung während der Vormittags- stunden unentgeltlich gestattet. Der Verein als solcher stellt eine Kollektivausstellung, umfassend heimische Fische, niedere Tiere und Pflanzen, welche ungefähr in 00 Aquarien untergebracht sind, zur Schau. — Nachdem dieser Teil der Sitzung erledigt war, wurden noch einige von den Mitgliedern gestellte Fragen be- 274 V ereins-Naohriohten. antwortet. Auf die Frage, ob Geophagus gymnogenys resp. deren Behälter geheizt werden müssen, erfolgte folgende Antwort. Trotzdem dieser Fisch ein Wärme liebender ist, lehrt jedoch die Erfahrung, dass derselbe auch in ungeheizten Behältern, sobald die Temperatur nicht unter 10° C. heruntersinkt, leicht zu erhalten ist. — Die Gewohnheit des Heros fascetus, am Abend an der Oberfläche des Wassers Luft zu schnappen, ist allgemein bekannt und viel beobachtet worden. Die Ursache dieses Benehmens ist in den weitaus meisten Fällen Sauerstoffmangel. Auch kann die Entwickelung von Sumpfgas, welches sich besonders in Aquarien mit Zinkboden bildet, die Ursache des Luftschnappens des Clianchitos sein. Eine Frage, oh Polyacanthus oper- cularis noch im Hamlel erhältlich ist, mirde dahin be- antwortet, dass dieser Fisch, obgleich er seiner Zeit offeriert, wohl noch niemals im Handel gewesen ist. Es ist bis heute durchaus noch nicht einwandsfrei festgestellt, ob die s. Z. angebotenen Tiere auch in der That wirkliche Polyacanthus opercularis gewesen sind. Nachdem nun noch von einem Mitghede über eine auffällige Färbung einer Planorbis corneus, welche nach seiner dem Verein gemachten Mitteilung einen roten Körper besitzen soll, berichtet war, wurde die Sitzüng um 12^2 Uhr geschlossen. G. Baumgardt. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarien-Freunde zu Magdeburg. Versammhmgslokal: Reichskanzler, Kaiserstrasse. Sitzung vom 14. Oktober 1902. Im Eingang : Preisliste des hiesigen Aquarieuinstituts von Schneising, Prospekt von Geyer in Regensburg über Injektionsdurchlüfter, Vereinsnaclirichten der „Salviuia“ und des Humboldt und ein Schreiben von Herrn Carow in Berlin die gegenseitige Mitgliedschaft des „Triton“ und der „Vallisneria“ betreffend. Aus unserm Verein ausgeschieden ist Herr Held. Nach Verlesung eines Artikels aus einem der letzten Hefte unserer Aquarien- und Terrarienlitteratur hält der Vorsitzende einen Vortrag über die „Verbreitung der SUsswasserfische“ unter Zuhilfenahme einer Weltkarte. An verschiedenen Bei- spielen wurde klar gemacht, dass es eine strenge Trennung der Seefische und Süsswasserfische nicht giebt. Dann werden die wichtigsten Faktoren für die Verbreitung der Fische angeführt, insbesondere der Einfluss des Klimas. Es wird hervorgehoben, dass Gebirge und Weltmeere keine unübersteigbaren Schranken für die Ausbreitung der Süsswasserfische bilden. Das häufige isolierte Verkommen einzelner identischer Arten an sehr weit von einander entfernten Orten der Erde wird an einer Reihe von Beispielen besprochen. Umbra lind und ü. krameri — Nordamerika und Donaugebiet. Scapidrhynchus — Zentralasien und Mississippi. Polyodon — Yanktsekiang und MissisMppi. Unser Stint Osmerus eperlanus und die ihm in Bau und Lebensweise völlig identische Retropinna von Tasmanien und dergleichen Beispiele mehr. Die auffällige Thatsache wird erwähnt von dem gemeinschaftlichen Vorkommen der wenigen bekannten Osteoglossiden und Dipnoer in denselben Gegenden und Flussläufen. Alb. Günther teilt die gesamte Fischtäuna in eine nördliche, südliche und äquatoriale Region. Die Letztere trennt der genannte Forscher wieder in eine cyprinoide und eine acyprinoide Abteilung. Die scharfe Trennung dieser beiden Ab- teilungen durch die Wallace-Linie wird eingehend erörtert. Hervorgehoben wird die Verwandtschaft der indischen und afrikanischen Region durch Labyrinth- fische und Cyprinoiden imd die Ähnlichkeit der afrika- nischen und tropisch amerikanischen Region durch das gemeinsame Vorkommen zahlreicher Chromiden und Characiniden, sowie einiger Arten der Siluridengattungen Doras und Pimdodus, hingegen wieder der grosse Unter- schied der Arten der indischen und neotropischen Region. Charakteristisch für die ganze äquatoriale Region ist die grossartige Mannigfaltigkeit der echt tropischen Familie der Siluriden, welche ungefähr den vierten Teil der bekannten Süsswasserfischarten aus- machen. Die tropisch pazifische und die südliche Region sind die ärmsten an Fischen und kommen für uns am wenigsten in Betracht. Die Verwandtschaft der indischen Region mit der paläarktischen allein durch die Cyprinioden, die den dritten Teil aller bekannten Süsswasserfische bilden und die Verwandtschaft der paläarktischen und uearktischen Region wird durch Beispiele erläutert. Ferner wird hingewiesen auf die eigentümliche Übereinstimmung der Fische der süd- lichen Region, der Haplochitoniden und Galaxiiden von Patagonien einerseits und Neuseeland und Tasmanien andererseits. — Im Anschluss an diese Ausführungen wird der fromme Wunsch ausgesprochen, dass die Scbleierschwauzwut nachlassen möge, damit die Impor- teure ihr Augenmerk mehr auf natürlich ausgebildete Fische richten, die durch Lebensgewohnheiten, eigen- artige Körperformen oder Farbenpracht ein hervor- ragendes Interesse für uns haben. Etwas ist ja das Ansehen der „schönsten“ Arten des Goldfisches schon erschüttert durch die Zahnkarpfen, und hoffentlich gelingt es diesen kleinen muntern Burschen, die künst- lich gezüchteten Krüppel über den Haufen zu werfen und auf das Reich der Mitte zu beschränken, so dass diese edlen Rassen nur noch als Curiosa der Aquarieu- liebhaberei in Frage kommen. Eine Invasion der süd- amerikanischen Cyprinodouten, besonders der farben- prächtigen Arten dieser Familie, von denen 61 neotro- pische Arten bekannt sind, würden wir mit Freuden begrüssen, besonders wenn die prachtvoll gefärbten Mollienesia- Arten, deren Männchen diu’ch schwertförmige Verlängerung des unteren Teils der Schwanzflosse aus- gezeichnet sind, ihren Einzug bei uns halten würden. Von der indischen Region, welche uns sonst vor allen andern tropischen Ländern freundlich zuläcbelt, ist an Zahnkarpfen nicht viel mehr zu erwarten. Von den vier für die indische Region verzeichneten Arten (Haplochilus) kennen wir bereits eine. Die afrikanische Region scheint ebenfalls arm an Zahnkarpfen zu sein; bekannt sind von dort sieben Haplochilus und ein Fundulus. Zu verwundern ist übrigens, dass wir von Afrika, obwohl es der uns zunächst liegende Weltteil ist, so gut wie gar keine Bereicherung unseres F'’isch- bestandes erfahren haben. Importiert sind von dort wohl nur Schlammkapseln mit dem Protopterus annectens, zu wissenschaftlichen Untersuchungen der Zitterwels Malapterurus, und vielleicht waren einige von den ein- geführten Periophthalmus afrikanischen Ursprungs. Wie leicht könnte von Alexandria oder Port-Said aus ein flotter Import von afrikanischen Fischen über Triest oder Genua stattfinden. Dank der ungeheuren Aus- dehnung des Nils dürfte im unteren Laufe desselben ein groser Reichtum von zentralafrikanischen Fischen zu finden sein, dazu kommt noch eine Anzahl von Vereins-Nachrichten. 275 Seefischarten, welche sich wie die neotropischen Eleotris- Arten an das Süsswasser gewöhnt haben, wie z. B. Tetrodon Fahaka, der stachlige Kugeltisch, der eine interessante Bereicherung unseres Fisclikontingents bilden würde und der im Nil gemein ist, Alb. Günther sagt, dass das Studium der aiiikanischeu Fiscbfauua grössere Reize bietet als selbst das der indischen Region, wegen der grösseren Mannigfaltigkeit der Fiscbfamilien. Sollten die enragierten Schleierschwanzliebhaber uns wegen der schnöden Verunglimpfung ihrer Lieblinge böse sein, so bitten wir vielmals um Entschuldigung, denn wir geben gern zu: „den eenen sien Uhl is den annern sien Nachtigall.“ Sitzung vom 28. Oktober 1902. Aus der Tagesordnung des Triton erfahren wir den Heimgang des Mediziualrats Dr. Zeller, eines warmen Freimdes unserer Liebhaberei. Zu Ehren des Ver- storbenen erheben sich die Mitglieder von den Plätzen. Als neues Vereinsmitglied wird Herr Meyer aufgenommen. Zu der Bemerkung auf Seite 223 der „Blätter“ den Geschlechtsunterscbied von Callichthys punctatus be- treffend geben wir zu, dass eine sichere Unterscheidung der Geschlechter nach der Form der Rückenflosse in allen Fällen nicht möglich ist, obgleich selbst bei der durch photographische Reproduktion gewonnenen Ab- bildung eines Pärchens auf Seite 215 der Unterschied in der Bildung der Rückenflosse ileutlich zu erkennen ist. Ebenso schwierig dürfte aber die Unterscheidung der Geschlechter durch die Kürperform allein, besonders bei jüngeren nicht über zwei Jahre alten Tieren seiu. Die Rückenflosse scheint bei CaUkhthys puv.d. sehr variabel zu seiu, was vielleicht auf fortgesetzte Züchtung in der Gefangenschaft zurückzufühi'en ist. Ein untrüg- liches Mittel zur Unterscheidung der Geschlechter bilden aber die Bauchflossen. Diese sind beim Männchen fast genau so geformt und gezeichnet wie die Brust- flossen, nämlich ausgesprochen dreieckig und mit schwärzlichen Schattierungen und weisseii Farbeutöueii versehen, beim Weibchen dagegen sind die Bauchflossen oval, fast farblos und durchsichtig. Die ovale Form eignet sich auch besser zur Bildung der Tasche beim Laichakt. — Hierauf hält Herr Gangloff einen Vortrag über das Thema: Die überzähligen Bildungen bei Ei- dechsen und Lurchen in genauer Anlehnung au einen diesbezüglichen Vortrag von Dr. Tornier auf dem letzten iuteniationalen zoologischen Kongress in Berliu. Dr. Tornier sucht durch experimentelle Versuche den Nachweis zu führen, dass die überzähligen Schwanzspitzen bei den Eidechsen dui-ch Verwundungen (Reiss-, Druck- odei’ Knickwuuden) entstanden sind und sich bei gefangenen Exemplaren auf künstliche Weise durch Schnittwunden erzeugen lassen. Herr Gangloff erläutert dann durch Zeichnungen an der Wandtafel derartige Missbildungen, wie durch Knicken des Schwanzes an der getroffenen Stelle auch einige Wirbel brechen können und wie sich in diesen Fällen an den Bruchstellen Skelettröhrchen bilden, welche mit Haut überzogen werden. Wachsen die Scbwanzspitzen aus der Rückenhaut heraus, so sind sie auch mit den Schuppen der Rückenbaut bekleidet. Es wird erwähnt, dass bei Embryonen der Schlangen durch einen Bruch der Halswirbel auf diese Weise Exemplare mit zwei Köpfen entstehen können. Durch Ueberbinden der Zehen mit einem Faden hat Dr. Tornier bei Tritonen Tiere mit doppelten Beinen und zehn Zehen erzeugt. Derselbe Forscher lässt aber trotz seiner gelungenen Experimente noch dahingestellt, wie im Freien solche Missbildungen bei den Tieren entsteheji. — Herr Henze berichtet dann von seinem Besuche der Gartenbau-Ansstelluug in Hannover, welche mit einer Aquarieu-Ausstellung der Vereine „Liune“ und „Lotus“ verbunden war. Herr Püschel hat seine diesjähilgen Zuchterfolge, junge Diamantbarsche, Gurami und Hapl. panchax, deren Aussehen auf eine gute Pflege schliessen lässt, zur Ansicht mitgebracht. „Ssilvinia“, Ver(;iu von Aquarien- und Terrarienfreunden, Hamburg-. Vereinslokal: Siechon-Bräu, Kreuzweg. Versammlung am 6. Oktober 1902. Anwesend sind 50 Mitglieder. Die Herren Kai'l Thomas, Dresden, H. Musshoff, Neisse und W. Horst- maun, Oespel bei Dortnumd werden als Mitglieder in den Verein aufgenommen. Es stellen Antrag zur Auf- nahme die Herren F. R. Weide, G. Stabmer, F. Thomsen. H. Lohmann, diese Herren in Hamburg, ferner die Herren Dr. jur, W. Schuhmacher, Aachen, — A. Paul, Braun- schweig, — W. Krause, Crefeld, — Julius Müller. Spremberg (Lausitz), — P. Kühne, Rixdorf bei Berlin, — endlich der Verein für Aquarien- und Terrarieufreunde in Braunschweig, sowie der Verein „Heros“, Nürnberg. - Im Einlaufe: Offerten, Zeitschriften, Karte des Herrn Theod. Klinkhart, Neu-Salzbrunu, der um die Über- sendung unserer Statuten bittet zum Zwecke der Gründung eines neuen Vereins in Neti-Salzbrunn. Dem Wunsche wird entsprochen, dem neuen Vereine besten Erfolg! Brief von Hermann Walther’s Verlag, sowie Drucksachen des „Triton“, Berlin, welcher Verein das kleine Büchlein : Die Pflege des Goldfisches von Schulte von Brühl zur Bibliotliek stiftet. -- Herr Mayburg schenkt Salcmia eleyans, Herr Schirenbeck Elodea densa, Vdllisneria xpiralis. sowie Myriophyllum zur Gratis- verteiluug. Herr Si)riuger verteilt herrliche Limnocharis Hniuboldtii (Humboldfs Wasserrose, schön blühend), Hei-r Brüning stiftet zur Gratisverteiluug viele Triton cristatus und heimische Laubfrösclie. Allen Spendern uusern Dank! Herr Käther verkauft Girardinus caudi- Diaculatus zu den „bekannten Schleuderpreisen“. Auch diesem Herrn danken wir bestens. — Die vom Vorstände neu ausgearbeitete Geschäftsordnung wird verlesen. Dem II. Vorsitzenden Tofohr wird durch uusern Herrn Bruukhorst eine Auguis frayilis (Blindschleiche) über- reicht, die ans Madeira stammt, und die die Reise von Madeira nach Hamburg in einem Bauanen-Colli als blinder Passagier im besten Wohlsein Überstauden hat. Das Tierchen gelaugt zur Vorzeigung. Es weicht in Form und Färbung von unserer heimiscbeu Anguis nicht ab. wohl aber ist der Fundort Madeira für Angtiis recht interessant. — Durch Herrn Flurschütz gelangt das Gelege eines Chameleon vulgaris zur Vor- zeigung. das die stattliche Anzahl von 29 Eiern auf- weist und mit Interesse besichtigt wird. — Alsdann hält Herr Brüning einen interessanten Vortrag über Wanderungen der Fische, welcher grossen Beifall erntet. Herr Brunkhorst giebt bekannt, dass er mit dem Fisch- futter Piscidin prächtigen Erfolg bei der Fütterung von Girardinus-Brut gehabt habe, er halte dies Futter bei junger Fischbrut einfach für unentbehrlich. Nachdem der Obmann des Festausschusses noch einen kurzen Bericht über die Vorarbeiten zum Stiftungsfeste gegeben hat und der I. Vorsitzende noch ganz besonders auf 276 Vereins-Nachrichten. die in nächster Sitzung stattfindende Gratis -Verlosung vieler wertvoller Fische hingewiesen hat, wird die Sitzung um 12 Uhr geschlossen. Versammlung am 16. Oktober 1902. Anwesend sind 80 Personen. Aufgenommen werden die Herren P. R. Weide, G. Stahmer und F. Thomsen. Die weiteren augemeldeten 6 Herren und 2 Vereine werden in nächster Sitzung aufgenommeii, da die Namen nicht mehr rechtzeitig in den Nachrichten veröffentlicht werden konnten. — Der I. Vorsitzende giebt bekannt, dass unser Mitglied Herr Hermann Rehmke verstorben ist, die Versammelten ehren das Andenken des Ent- schlafenen durch Erheben von den Sitzen. — Aus unserem Gewächshaus ist zur Stelle gebracht und wird zum Selbstkostenpreis abgegeben zahlreiche Terrarien- pfianzen, sowie unter anderem folgende Wasserpflanzen: Tsoetis S2]eciosum, Hydrocharis niorsxis rmiae, Myrio- phyllumaffininelatinoides, sowie Mynophyllum scabratuni. Zur Gratisverlosung gelangen vier CallichtJiys punctatus (Panzerwels), vier Aminrus nebulosus (Zwergwels), zehn Girardinus deceinniaculatus (Zehnfleckkärpfling) und sechzehn Girardinus caudiinaadahis (Schwanzflepk- kärpfling) in Zuchtexeinplaren, feiner eine Anzahl junger Schleierschwänze. — Durch 0. Tofohr gelangt das Präparat eines dui'ch H. Stüve neueingefUhrten Rauiden zur Vorzeigung, es ist die herrliche Rana heyadactylns, ein sechszehiger Frosch aus Indien. Hierauf hält unser Herr Dr. P. Franck einen ebenso lehrreichen, wie interessanten Vortrag über Süsswassersclmecken, der durch ein reichhaltiges lebendes Tiermatei'ial erfolg- reich unterstützt wird. Wenn uns unser Herr Brüning in der Sitzung am 1. September 1902 alles wissens- werte über das Leben und Treiben der Schnecken im Aquarium geschildert hat, so vervollständigt Herr Dr. Franck heute diesen Vortrag durch seine trefflichen Ausführungen über systematische Einteilung der Schnecken auf wissenschaftlicher Basis, welcher Auf- gabe sich Redner in sachlicher leicht verständlicher Weise unterzieht. Zur Vorzeigung gelangen folgende Arten ; Plnnnrbis cornua (Posthornschnecke), Planorbis marginatus (kleine Tellerschnecke), Palndina vioipara, sowie deren Albino-Xrt (lebendig gebärende Siunpf- schnecke), Physn (Blasenschnecke), Limnaea stagnalis, sowie auric'idaris, Bythinia fasciata (graue Sumpfdeckel- schnecke), ferner eine zur Gattung valvata gehörende Art. Zum Schlüsse spricht Redner den Wunsch aus, dass den Schnecken etwas mehr Aufmerksamkeit zu- gewandt werden möge und dass Erfahrungen über das Leben der Schnecken häufiger veröffentlicht werden möchten, denn in den einschlägigen Fachwerken sei noch recht wenig biologisches über diese interessanten Aquarienbewohner zu finden. Reicher Beifall lohnte den Vortragenden. — Der 11. Vorsitzende 0. Tofohr hat seinen Terrarien eine grössere Anzahl Reptilien ent- nommen und in die Sitzung gebracht, um sie den Versammelten nebst einigen erläuternden Worten über Vorkommen. Heimat und Lebensweise der Tiere zu demonstrieren. Die Reptilien wurden einzeln in den Vereins-Schaugläsern untergehracht, so dass sie bequem besichtigt werden können, und bestehen aus folgenden Arten: Tiligua scincoides, Riesenglattechse aus Australien in einem jugendlichen Exemplar von 35 cm Länge — Stellio vulgaris, Hardun oder Schleuderschwanz — Uromastix spinipes, stachelbeiniger Dornschwanz aus Nord- Afrika — Scincus officinalis, Apotheker- Skink, Nord-Afrika — Die herrliche aus Westindien stammende zur Familie der Schienenechseu gehörende Cnemydo- phorus sexlineatus. Diese schöne Echse, die im Vorjahre zum erstenmale lebend durch Stüve nach Europa gebracht wurde, ist jetzt wieder äusserst selten geworden in unseren deutschen Terrarien. Leider gelang es bisher nicht, dieselbe nachzuimportieren. — Eurneces erythrocep>halus, rotköpfige Walzenechse aus Nordamerika, die z-ur Zeit leider auch nur recht selten ihren Weg nach Deutschland findet. — Agama inermis, Wüstenagame, Nord-Afrika. — Pseudopus apus Schelto- pusik. — Plafydactylus mauritanicus mit einem Gabel- schwänze, Nord-Afrika. - Die flinken Anolis sind in vier Arten vertreten: Anolis carolinensis, Rotkehl- anolis von den Carolinischen Inseln, Anolis cristatellns, ein recht rohuster Anolis aus Westiudien, deren Männ- chen mit einer grün-roten Kehle geschmückt sind, Anolis lineatopns, ein prächtiger roter Anolis mit weisser Kehle beim Männchen, und endlich ein heiTlicher, dem cristatellus uuzweifelliaft nahestehender, neuer, leider noch nicht bestimmter Anolis unbekannter Herkunft. — Algiroides nigropunctatus aus Istrien. — Ein aus der Berberei durch Krause, Crefeld, neu herüber ge- brachter Stenodactylus Petrii, Dünnfiuger, ein aller- liebstes, dem Mauergecko etwas ähnelndes Tierchen, das sich vom Gecko jedoch leicht unterscheidet durch die zierlichen dünnen Zehen (Finger), seinen dünnen zarten, in eine feine Spitze auslaufenden Schwanz und seinen vom Gecko erheblich abweichenden Körperbau. — Acantliodactylus pardalis, Fransenfinger. — Lacerta viridis var. niajor aus Corfu. — Die neue recht hübsche Lacerta viridis var. gadoivi aus Portugal. - - Lacerta praticola aus Rumänien, eine kleine unserer heimischen Lac. vioipara ähnelnde sehr muntere Eidechse, die etwa zwischen dem Formenkreis der mnralis und der Gattung Lac. vivijmra steht, keiner von beiden hin- zugerechnet werden darf, sondern vielmehr als eine eigene ziemlich abstehende Art betrachtet werden muss. Das Tierchen wurde Vortragendem von Herrn Lankes („Isis“, München) freundlichst dediziert. Zum Schlüsse folgen eine Reihe von Mauereidechseu, von welchen folgende Varietäten und Formen genannt sein mögen : Lac. muralis subspec. fusca var. brüggemanni, sowie eine Reihe von Zwischenstufen zwischen der typischen fusca und der brüggemanni, ferner die fusca var. niacidiventris, die typische fusca, sowie aus der neapolitana-Gv\i\>Y)Q die var. faraglionensis, Form galensis, die var. campestris, die var. elegans in 2 Arten aus Sorrento und aus der Nähe von Neapel, einige der var. serpa nahestehende Formen und noch eine lange Reihe von Zwischenformen und Typen, die das Entstehen der einzelnen Varietäten sehr schön illustrieren. Endlich noch Lac. muralis subspec. neapolita var. jonica, die später wohl zu einer eigenen Art erhoben werden wird und d&üB. Lac. jonica heissen muss u. s. w. hVir diese umfangreiche Demonstration, die von den Anwesenden mit Interesse verfolgt wird, danken die Mitglieder durch Erheben von den Sitzen. Schluss I21/2 Uhr. T. Berichtigung: Im Sitzungsbericht vom 18. Sept. muss es heissen: statt Herr Tausen Herr Tansen. Für die Redaktion veiantwoiUich : Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sclie Verlagsbuch- hand I u ng in Magdeburg. Verlag der Creutz’schenVerlagsbuchhandlungin Magdeburg. — Druck von A. II Opfer in Burg b. M. Herpetologische Reiseskizzen aus Zentral- Ost- Afrika. Von Jos. Scherer, „Isis“-München. (Schluss.) (Mit fünf Originalzeichnungen von Lorenz Müller-Mainz und fünf Originalaufnahmen.) S eutereich verliessen wir den Sumpf und setzten am anderen Tage unseren Weg nach der Küste — durch sehr sandige teilweise mit spärlichem (Trase oder einer vereinzelt da- zwischenstehenden Akazie bewachsene Gegend — fort. In solchem Gelände fand ich auch hier wieder (wie vorher in Sansibar und Dar-es-Salam) eine zierliche, kleine, blaubänchige AbJepharus- Art (wahrscheinlich wahlbergü). Immer trifft man diesen Skinkoiden, der unserer kleinen europäi- schen Johannisechse sehr ähnlich ist, kurz vor Sonnenuntergang in genanntem Gelände, wo er sich bei Annäherung eines Feindes im Sande eingräbt. Endlich an der Küste angelangt, galt es noch eine Tom- nach dem nahen SigiUusse zu unternehmen, wo die Neger mir das Vorkommen des Mamba (Krokodil) be- schworen. Hohe, alte Bäume säumen sein Flussthal, und kaum merklich fliessend Avälzt er sich dem indischen Ozean zu. Heilige Stille lag in der bezaubernd tropischen Pracht, die nur hinund wieder durch einen erschreckt auf- fliegenden Schreiadler, oder einige streitsüchtige Affen unterbrochen Avurde. Ge- dämpfte Atmosphäre ent- stieg dem ]-uhigen Wasser, dessen Spiegel azurblau- und gelbblühende Nymphäen, sowie zartgrüne Pistien zum Teil ganz bedeckten. In dunkles Dickicht gehüllt lagen die Ufer, wo prachtvoll blühende Eanken- gewächse bis zu den höchsten Wipfeln gigantischer Baumfarne und Affenbrotfruchtbäume empor- Avucherten. Hier ist noch die ganze Fülle üppiger freier Natur zu geniessen, der die kultivierende Menschenhand noch fern blieb. Mit einem Kanoe, das aus einem einzigen Baumstamme gefertigt war, beschloss ich den Fluss stromauf und -ab- wärts zu durchforschen. Langsam glitt das schmale Fahrzeug durch die glatte Fläche, das ein Neger, der am hinteren Ende des Bootes stand, mit einer langen Stange, längs der über- wucherten Uferränder stromaufwärts schob. Massenhaft sassen zwei Arten Amn Wasser- schnecken an den dicken Blättern der Nymphäen und den feingeflederten Wurzeln der Pistien: Originalphotographie nach dem Plussffameelen Und Einsiedlerkrebs. Leben für die .Blätter“. 278 Jos. Scherer: Herpetologisehe Reiseskizzen aus Zentral-Ost-Afrika. Die scliöne zackige, tiefscliwarze amarala, sowie die kleinere Neretina natalensis, die auf gelbem Grunde eine schwarze Netzzeichnuug trägt. Langfülilerige Süsswassergarueeleii tuuiinelten sich im seichteren Grunde, die zu fangen mir wegen ihrer dem Wasser sehr ähnlichen Durch- sichtigkeit ziemliche Mühe kostete. Sehr leicht konnte ich mich mehrerer Landkrabben be- mächtigen, die an einem Felsvorsprung seitwärts emporliefen, und in den seichten Höhlungen Schutz suchten, aus welchen man sie mühelos hervorziehen konnte. Als sehr wirksames Ver- teidigungsmittel wussten sie ihre starken Scheren zu gebrauchen. Über den Wipfeln einiger hoher Bäume fliegt ein scheinbar kleiner Vogel; langsam senkt er sich hernieder, und man erkennt in ihm einen mächtigen weissen Eeiher, der sich jetzt auf einem hervorragenden Baumast direkt über dem Wasser niederlässt. Noch scheint er uns nicht erkannt zu haben, und mit leichtem Falle stösst er ins Wasser, seinen langen Schnabel darin vergrabend. Wenige Sekunden später zieht er einen zappelnden Spornfrosch aus dem Schlamme, der augenblicklich in der Tiefe seines Schlundes verschwindet. Näher gekommen vernehmen wir nunmehr einige kräftige Flügelschläge und wieder hoch in den Lüften schwebt der Eäuber. Wir steuerten an einer kleinen Sandinsel vorbei, die dicht mit hohem Schilfe besetzt war. Zu meinem Erstaunen war an jedem Eolir ein kunstvoll gefertigtes Nisthäuschen des gelben Webers angebracht, aus denen vielfach flügge Junge hervorlugten. Noch viele andere Arten prächtig gefärbter Webervögel und Honigsauger trieben sich munter in Paarungsspielen herum, die stille Waldeinsamkeit mit traulichem Ge- zwitscher erfüllend. Ein leises Plätschern unter einem ins Wasser überhängenden Strauch an der seichten Uferseite erregte meine Aufmerksamkeit. Sofort gab ich dem bootführenden Neger einen Wink, nach der Stelle, wo das Wasser noch eine geringe Bewegung erkennen liess, vorsichtig hinüberzulenken. Nichts mehr war zu hören und zu sehen. Genau durchforschten wir den Boden- grund, als der Schwarze den Euf Mamba aus- stiess, und auf ein halb im Schlamme eingewühltes ca. 30 cm grosses Crocodilus niloticus deutete. Schnell nahm ich das Netz zur Hand, stieg bis zu den Knieen ins Wasser, und hielt der nichts- ahnenden kleinen Panzerechse mit einer Hand das Netz direkt vor den Kopf, während ich sie mit der linken hinein trieb. Selbstverständlich kroch sie nun von selbst in das Netz, das ich dann gefüllt mit der wertvollen Beute in den sicheren Kahn brachte. In die Hand genommen gebärdete sich das reizende Tierchen ungemein wütend, versuchte mit den zahnbewehrten Kiefern zu heissen, und gab geneckt auch einen stöhnenden Ton von sich. Selbstverständlich war es nun mein Bestreben, möglichst viele Krokodile lebend zu bekommen, weshalb ich auf jedes geringste Geräusch im Wasser achtete. Ein zufällig nach einer sonnebeschienenen üfer- stelle gerichteter Blick liess mich dort einen ca. 1^2 ™ langen Varanus niloticus erkennen, der aber sofort in eiliger Flucht geräuschvoll im Dickicht verschwand. Nicht weit davon entfernt sonnte sich ein zweites nicht viel kleineres Exemplar auf einer Baumwurzel. Eine Schrot- ladung aus der Flinte lieferte mir das grosse Eeptil, dessen Länge 1,40 cm betrug. Dieser jähe Krach, begleitet von vielfachem Widerhall, brachte mir wieder neue Kunde von der hier versteckt lebenden Vogelwelt. Erschreckt flatter- ten Nachteulen aus ihren Höhlungen; Kraniche und Nashornvögel streiften krächzend über die Lichtung. Lange noch währte es, bis wieder vollkommene Euhe herrschte. Murmelndes Ge- plätscher liess mich unweit eine frische Quelle vermuten. Zu meiner grossen Enttäuschung fand ich alsbald eine heisse Schwefelquelle, die ganz nahe am Ufer ihren Ursprung hatte. Ihr ganzes Einnsal, sowie die Einmündung in den Fluss waren total gelb mit Schwefel überzogen, während anf eine weite Strecke hin der Fluss seines Pflanzenreichtums beraubt war. In nächster Nähe dieser sehr übel riechenden Strömung beobachtete ich wieder ein kleines Krokodil, das eben eine Beute durch hin- und herzerren im Wasser zu töten im Begriffe stand. Langsam fuhren wir mit dem Kanoe darauf zu und erkannten, dass dem schon sehr wohl- beleibten Tierchen das Bewältigen einer kleinen Fledermaus sehr viel zu schaffen machte. Kaum hatte es uns wahi'genommen, als es blitzschnell untertauchte, mit der Beute hinwegruderte und an einer entfernten Stelle direkt neben der Schwefelquelle aber wieder auftauchte. Durch dieselbe List wie beim ersten wurde auch dieses Krokodil meine Beute. Grosser Lärm drang da plötzlich an unser Ohr: Zwei weissschulterige Seidenaffen ver- folgten auf einem Boab einige kleinere lang- schwänzige Meerkatzen, die beutebeladen ihres Weges zogen. Die Stärkeren siegten, und ent- ledigten die kreischenden Stammverwandten ihrer vielleicht mühsam erworbenen Beute. Jos. Scherer; Herpetologische Reiseskizzen aus Zentrai-Ost-Afrika. 279 Da nun der Fluss ob häufiger kleiner Sand- bänke zimi Teil uufalirbar wurde, fuhren wir an der anderen Uferseite flussabwärts, die stellen- weise mit sehr hohem Schilf gesäumt war. Ganz vom Wasser umgeben erhob sich nahe dem Ufer eine kleine kahle Sandbank. So schnell, dass wir es kaum erkennen konnten, eilte in schnurgerader Linie ein längliches Tier ins Wasser, in dem ich wieder ein Krokodil vermutete. Da der Fluss an dieser Stelle sehr trübe und ziemlich tief war, verliefen sofortige Nachforschungen resultatlos, weshalb uns nichts anderes übrig blieb als zu warten, bis es sich Avieder zeigen würde. Wie sehr viele andere Eeptilien haben nämlich auch die Krokodile die Gepflogen- heit immer wieder an den einmal gewohnten alten Platz zurückzu- kehren. So that es auch unser Kro- kodil; denn als v'ir nach einerhalben Stunde wie- der zurück- kehrten, er- blickten wir es, im Sande sich behag- lich in den heissen Son- nenstrahlen wärmend. Es galt nun ihm diesesmal den Weg ins Wasser abzuschneiden. Regungslos legte ich mich nun an das vordere Kahnende, wo ich weit überhängend das Netz unter Wasser mit- gleiten liess, während mein Neger langsam darauf zusteuerte. Das Krokodil schien die gefährliche Situation nicht erkannt zu haben, denn dii’ekt stürzte es sich nun in das tückisch am Wasserrande bereit gehaltene Netz. Rück- wärts ans Land zu laufen dünkte dem dort weniger gewandten Wass erbe wohn er wohl mehr gefahrvoll, denh jedesmal suchte es seine Zu- flucht im Wasser. Noch drei weitere Panzerechsen derselben Grösse gelang es mir im Laufe des Nachmittags auf ähnliche Weise zu erbeuten, und erst spät Abends, nachdem ich noch einige Raubvögel erlegt hatte, kehrte ich sehr zufrieden mit dem Ei'gebnisse meines letzten Sammeltages nach der Kolonie Tanga zurück. Es war einer der schönsten und interessantesten Sammeltage, die ich in Afrika verlebte, war es mir doch be- scliieden, den König der Reptilien, das Krokodil selbst fangen und beobachten zu können. Den grössten Teil der gesammelten Re])tilien und Amphibien präparierte ich am Ort mit Formol, das sich als Konservierungsmittel für die ganze Reisedauer vorzüglich bewährt hat. Mehrere Kisten mit lebendem Inhalt, die ich von Sansibar und Koroque aus nach München an Freund Lankes und Müller schickte, kamen in halb- verwestem Zustande oder überhaupt nicht an. Bei meiner Heimreise selbst mit- genommene Land- und Wasser- schildkrö- ten, sowie einen Nil- waran be- sitze ich noch heute in gesundem Zustande, während es mir leider ob häufiger Rückfälle desMalaria- flebersnicht möglich war, eine grössere Anzahl der empfindlicheren kleinen Echsen und Frösche in gehöriger Weise in Pflege zu nehmen. An dieser Stelle möchte ich auch nochmals sowohl der grossen Liebens- würdigkeit des Herrn Dr. W^eimer-WTen, der meine herpetologische Ausbeute, als auch des Herrn Prof. Böttger-Frankfurt a. M., der die von mir mitgebrachten Konchylien bestimmte, dankbar gedenken. Nachschrift; Im Artikel ist zu ver- bessern; Seite 256 Lygodaetylus inturatus in L. picturatus. Seite 264 Ceneusarten in Cereus- arten. Seite 266 Thyropsism Thysopsis. Seite 266 Nyomeni in Ngomeni. cSl* Origiiialaufnalime nach dem Lanclkrabben Leben für die , Blätter“. 280 Zehn Lehrlingsjahre in der Aquarienliehhaberei. Zehn Lehrlingsjahre in der Aquarienliebhab erei. (Schluss.) H ie grossen Ferien kamen heran. Diesmal I nahm ich die Fische in einer Ti'ansport- kanne mit. In der „Sommerfrische“ richtete ich ihnen zwei Einmachegläser mit der mitgebrachten EJodea densa und Myriophyllum ein. Vor einem Dachfenster wies ich ihnen ihren neuen Platz an. Bald gab es auch ein „freudiges Ereignis“ : Das zweite Pärchen bescherte mir ca. 20 Junge. Während diese munter aufwuchsen, fiel mir bei dem ersten Pärchen übergrosse Ruhe und anscheinende Schwäche auf. Schliesslich fand ich sogar das Männchen auf dem Rücken liegend vor. Ich konnte mir diese Erscheinnug nicht erklären, that die Fische in eine grosse Schale, in der sich nur ganz wenig Wasser be- fand, und setzte sie der Sonne aus. Es trat auch bald eine Besserung ein, doch habe ich beim Männchen nie mehr Nestbauversuche etc. bemerkt. Das Weibchen ist ihm indessen weit über den Kopf gewachsen. Auf der Rückreise beherbergte ein Ein- macheglas die Brut, die Transportkanne die Alten. Am 26. August laichte das Weibchen wiederum. Es gelang mir, wie schon das erste Mal nicht, die Eltern herauszufangen, ohne das Nest zu zerstören. Diesem Übelstande will ich nächstes Jahr durch Teilung des Aquariums (durch eine Glasscheibe) abhelfen. Die grossen Fische werden in den einen Abteil gelockt, das Nest be- findet sich im anderen. Nachdem die Alten ent- fernt, nimmt man die Teilscheibe wieder heraus. Diesmal erhielt ich wohl über hundert Junge, von denen ungefähr 30 am Leben blieben. Wie es oft empfohlen wird, setzte ich einige (ca. 4) grosse Daphnien in den Aufzucht- behälter hinein. Diese vermehrten sich in kurzer Zeit ganz ungeheuer. Die Kruster frassen den jungen Fischen das Futter weg; jeden Tag setzte ich durch Heu- oder Salataufguss erzeugte Infusorien dem Wasser zu, dennoch wuchs die Brut zu langsam, sodass die Fische schliesslich ihren Futtertieren das Feld räumen mussten. Keine Kleinigkeit war es, die winzigen Macro- poden herauszufangen und in einen anderen Behälter überzusetzen. Drei Aquarien besass ich schon, mit Leib und Seele war ich „Aquarianer“ und Ichthyologe, oder, wie mein Vater mich scherzend nennt, „Pisciologe“, doch das genügte alles noch nicht. Im September erhielt ich einen neuen Behälter, der die stattliche Grösse von 100 x 50 X 50 cm auf weist. „Eile mit Weile“. Dieses Sprichwort ist bei der Einrichtung von Aquarien dringend zu beherzigen. Wie sehr der Ausspruch recht hat, erfuhr ich dieses Mal. Dadurch, dass sich die Herstellung des Heizapparates verzögerte, konnte ich erst im Oktober zur inneren Ein- richtung des Beckens schreiten, in welchem Monate ich von einer Spezialofferte Mattes Ge- brauch machen konnte. Ich gelangte in den Besitz von Osphromemus trichopterus, Betta pugnax, Heros facetus, Lepomis auritus und Girardinus caudimacidatus. Für die Heizung liess ich mir einen nach unten hin offenen lOxlOxlOcm grossen Kasten aus sehr starkem, doppelt vernickeltem Weissblech anfertigen. Von diesem Kästchen führen zwei bleierne Abzugsröhren nach den hinteren Ecken des Behälters nnd steigen dort bis zum Rande auf. Um die Wärme möglichst auszunutzen, liess ich die Öffnung im Boden des Aquariums nur 4 X 4 cm gross hersteilen, also kleiner als die Bodenfiäche des Kästchens. Da offene Flammen wegen Luftmangels in dem Kasten nicht gut brannten, heizte ich mit Petroleumlampen, deren Blechzylinder (Glaszylinder werden durch herab- fallende Schweisstropfen zum Springen gebracht) in das Kästchen hineinragt. Den Zylinder stellte ich mir aus einer Kakaobüchse her. Die Petroleumlampe habe ich später durch eine Gasfiamme, die ebenfalls von einem Blech- zylinder umgeben ist, ersetzt. Bei einem Gas- verbrauch von ca. ^/3 L (Preis 4 Pf.) pro 24 Stunden halte ich die Temperatur von reichlich 225 1 Wasser auf 23 — 26 C, während die Zimmerwärme ca. 11 ^ C beträgt, nach meiner Meinung ein ganz zufriedenstellendes Resultat. Fische und Pflanzen gedeihen bei der Heizung gleich gut. Die Kosten des Heizapparates stellten sich auf nur drei Mark. Trotz der doppelten Vernickelung des Bleches traten schon nach einigen Monaten Rostfiecke auf. Ich sah mich daher genötigt, den Kasten nachträglich zu lackieren. Zu diesem Zwecke vei-wandte ich Asphalt-Lack, der sehr schnell trocknete. Der zweite Schritt bei der Einrichtung des Aquariums bestand in der Teilung desselben. An den vorderen Ecken des Behälters sind aus Doppelglas bestehende Teilungsscheiben leicht eingekittet, sie laufen nach der Mitte der Hinter- Jobs. Peter: Wasser- und Futter-Behälter für Terrarien. 281 wand zusammen, wo ihre Kanten durch einen gespaltenen Gummischlauch zur Verhütung der scharfen Reibung umkleidet sind. Die Teilung ist wenig sichtbar, Fische können nicht aus einem Abteil in den anderen kom- men, während das Wasser in allen dreien korrespon- diert. Der vordere und grösste Teil ist bepflanzt, er dient Gnramis ausschliesslich zum alleinigen Aufenthalt. Der Abteil rechts ist ebensoweit mit Pflanzen besetzt und beherbergt Makropodenweibchen. Links beflnden sich Chanchitos. Mit dem Nest- bau dieser Fische Rechnung tragend habe ich in diesem Teil keinen Nährboden eingebracht, weshalb er nur mit Eloclea densa, MyriophyUiim 2orismatum, spicatimi und ptroserpinacoides aus- gestattet ist. Mit meinem Besitzstand an Aquarien sollte ich eigentlich zufrieden sein, doch jedesmal, wenn ich beim Händler einen neuen Fisch sehe, bekomme ich wieder neue Gelüste, zumal da mir ein siebentes Becken zur Verfügung steht, nm' die ungünstige Jahreszeit hat mich von der Einrichtnng dieses neuen Aquariums abgehalten. Mit grossen Hoffnungen sehe ich dem nächsten Frühjahr entgegen, ermutigt durch die diesjährigen Erfolge. Auch aus einem zweiten Grunde freue ich mich auf den kommenden Frühling. Wenn die milde Maienluft die Natur belebt, dann will ich mein zehnjähriges Jubiläum als Aquariumlieb- haber feiern, vielleicht darf ich dann vom Lehr- ling höher hinauf avanzieren. Wasser- und Futter-Behälter für Terrarien. Vortrag, gehalten im „Humboldt“, Verein für Aquarieu- und Terrarien-Kunde in Hamburg von Jobs. Peter. (Mit einer Photographie und einer Skizze vom Verfasser.) aine nicht zu unterschätzende Rolle für das Wohlbefinden der Tiere im Terrarium spielt der Wasserbehälter. Es muss sehr wohl unterschieden werden, ob ein Wasserbehälter in einem feuchten Terrarium oder Lurchhaus oder in einem trockenen Terrarium verwendet werden soll. Dass für beide Arten von Terrarien sich derselbe Wasserbehälter nicht gleich gut eignet, ergiebt sich schon aus den Lebensgewohnheiten der dafür in Frage kommenden Tiere. Während die Lurche zeitweilig ganz unter Wasser zu- bringen, einige derselben sich auch gern im Sumpf aufhalten, suchen die Echsen meistens mil- den flachen Strand des Wassers auf. Demgemäss muss der Wasserbehälter für Lurche einen tieferen Wasserstand haben; dieser ist aber für Echsen nicht geeignet. Nach meinen und anderer Liebhaber Beobachtungen gehen kranke Echsen ins Wasser. Ob dies nun, wie ein Echsenpfleger meinte, eine Art Selbstmordmanie ist, oder ob solche Tiere nur instinktiv das V'asser anfsuchen, um sich durch ein Bad Linderung oder Labung zu verschaffen, mag dahingestellt bleiben. That- sache ist, dass solche Echsen meistens ertrinken, was ich darauf zurückführe, dass die ohnehin infolge des Unwohlseins schon schwächlichen Tiere im Wasser noch schwächer werden, so dass sie nicht mehr Kraft genug besitzen aus dem Wasserbehälter zu entkommen. Dies würde aber nicht der Fall sein, wenn das Wasser nur flach und die Wände des Wasserbehälters so eingerichtet wären, dass die Tiere überall leicht und bequem dem nassen Element entsteigen könnten. Einen solchen Wasserbehälter stellt man sich am besten selbst in der folgenden Weise her, nachdem man sich zunächst darüber klar wird, welche Form man dem Behälter geben Avill, ob eckig, rund, oval oder unregelmässig. Ich gebe der unregelmässigen Form den Vorzug, weil man bei dieser der Phantasie freien Raum gewähren und den Behälter am ehesten einem Teich en miniature ähnlich gestalten kann. Einen solchen zeigt die photographische Auf- nahme (S. 282). Ist man sich also über die Form einig, so nimmt man einen Bogen Papier und zeichnet mit Bleistift den Umriss des Be- hälters in der gewünschten Grösse darauf. Den Bogen legt man am besten auf ein Brett und trägt alsdann auf das Papier um die Kontur herum einen Brei, zu % aus schnellbindendem (hitzigem) Zement und zu ^/.5 aus Sand bestehend. Nachdem so das Fundament dem Umriss ent- sprechend hergestellt ist, wird der Bau nach oben zu weitergeführt, wobei darauf zu achten ist, dass die innere Wandung stufenförmig ge- staltet wird : l“ r Znm Schluss giesst man von dem zu diesem Zwecke verdünnten Zementbrei so viel in das Innere des Behälters, dass der Boden bedeckt ist. Dies ist erforderlich, damit der Boden überall gleichmässig und dicht Avird. Dann lässt man bis zum nächsten Tage trocknen. Alsdann Teilung des Beckens in drei Abteile. 282 Jobs. Peter: Wasser- und Futter-Behälter für Terrarien. wird zunächst der untere Teil des Bodens (der solange auf dem Papier stand) gleicliniässig gemacht und darauf die Aussenseite des Be- hälters vorgenommen. Der untere Teil, der doch durch den Bodengrund später bedeckt wird, bedarf keiner Ausschmückung. Am oberen Teil der Aussenseite und am oberen Rande bringt man Zement- brei - Klümp- chen an, so dass es den Anschein be- kommt, der Behälter sei rundherum mit kleinen Steinen be- deckt. Da aber der Ge- ment eine harte graue Farbe hat, die von der düs Kieses unangenehm, abstechen Avürde, so über- tüncht man den Behälter (nachdem man ihn zuvor wieder mehrere Stunden trocknen liess) innen und aussen mit einer dünnbreiigen Mischung aus Zement und Ocker, die mittelst eines Pinsels aufgetragen wird. (Auf diese Weise lassen sich auch die Zementfugen bei Tuffsteingrotten über- tünchen.) Wenn auch dieser Anstrich gut ge- trocknet ist, wird der Behälter mindestens 1 2 Stunden in reines Wasser gelegt und ist dann — d. h. wenn er wieder trocken geworden — gebrauchsfertig. Für das feuchte Terrarium oder Lurchhaus kann ich nach den gemachten Erfahrungen nur Behälter empfehlen, die — wie die Skizze (Fig. 2) — eine Abteilung für Wasser und eine für Sumpf haben. Ich halte die letztere für unbedingt notwendig, da, wie ich schon eingangs sagte, die Lurche nicht nur zeitweilig das Wasser, sondern auch den Sumpf aufsuchen, einige, wie Unken und Knoblauchkröten, halten sich mit Vorliebe am bezw. im Sumpf auf. Von mir im Terrarium gehaltene Pelohates waren oft tagelang im Sumpf verkrochen. Man füllt die Sumpf- abteilung am besten mit einer Mischung aus Erde und Sand und legt etwas altes Moos darauf. Durch das aus der Wasserabteilung von den Tieren hinübergeschleppte und auch durch Be- wegung hinübergespülte Wasser Avird der Sumpf immer feucht gehalten. Nun will ich bei dieser Gelegenheit auch noch über einen Futterbehälter sprechen. Wenn man Schmetterlinge, Spinnen, Heuschrecken oder dergleichen verfüttert, wird ein Futterbehälter kaum in Frage kommen, da diese Futtertiere von den Terrarienbewohnern doch früher oder später gefunden und gefangen werden. Anders liegt die Sache aber bei der Fütterung mit Mehlwürmern. Diese würden, frei ins Terrarium gesetzt, schleunigst im Sand, Kies oder in sonstigen Schlupfwinkeln auf Nimmerwiedersehen ver- schwinden. Es ist daher notwendig, sie in einen Behälter zu thun, der aber so beschaffen sein muss, dassdenMehl- würmern das Entkommen daraus un- möglich ist, den Terrarieninsassen aber das Er- spähen der Mehlwürmer in demselben möglich und das Herausholen derselben aus dem Be- hälter keine Schwierigkeiten macht. Ich habe nun schon verschiedene Mehlwurmbehälter bei Liebhabern gesehen, aber noch nirgends den, der schon seit längerer Zeit in dem Terrarium meines Sohnes verwendet wird und sich für diesen Zweck gut bewährt hat. Der ureigenste Zweck dieses Behältei’s war es auch nicht, Mehl- Avürmern als Gefängnis dienen zu sollen — wie Fig. 2. Scbematisclie Zeiclmimg der Anordnung des Bodengnmdes im feuchten Terrarium. man auf der Photographie (Fig. 1) sieht, ist das rechts von dem Wasserbehälter stehende Glas- gefäss eigentlich ein Schwammbehälter, welcher sich aber für nnsern Zweck vorzüglich eignet. Der Behälter wird etwas in den Bodengrund hin eingedrückt; dann können die Bewohner des Terrariums die darin befindlichen Würmer sehen und auch bequem herausnehmen; ein Entweichen der Mehlwürmer ist infolge der Form des Be- hälters ausgeschlossen. Origmaiaufimhme für die pig. i. Futter- und Wasser-Behälter ■ für Terrarien. G. Püschel; Die Zucht dos Diamautharsches im Zimmeraqurium. 283 Aufzucht von Molchen in der Gefangenschaft. Von Karl von Frisch. 8ii’ehm sagt, dass man junge Feuersalamander ; (Salamandra maculosa) änsserst selten findet. Da kann ich berichten, dass in einem Waldbächlein, nahe dem Wolfgangsee, sich all- jährlich zahlreiche Larven des Feuersalamanders vorfinden. Eine dieser nngefieckten grauen Larven nahm ich im Sommer 1900 nach Hause, daselbst fütterte ich sie mit kleinen Eegen- würmern. Ende des Sommers schrumpften die Kiemenbüschel ein; der Salamander imternahni Wanderimgen auf’s Trockene, die er immer länger ausdehnte, schliesslich suchte er das Wasser gar nicht mehr auf uud die Kiemen- büschel verschwanden gänzlich. Zugleich traten die gelben Flecken, die schon während des Larvenzustandes bemerkbar waren, stärker hervor. Während der Verwandlung wurde keine Nahrung aufgenommen. Anfangs, be- sonders in den ersten Monaten nach der Ver- wandlung, wuchs er langsam, später schneller. Mitte Mai 1901 mass er mit dem Schwänze 7^2 cm, Mitte Dezember 11 cm, Mitte Mai 1902 13 cm, Mitte September 15 cm. Er kennt mich schon längst, erhebt, sobald ich den Deckel des Aquariums entferne, seinen Kopf, öffnet den Mund und lässt sich so von mir ein Stück Fleisch oder einen Regenwurm in denselben schieben. Wird er in einen ihm unbekannten Behälter gesetzt, so sieht er sich ihn sofort genau an, untersucht jedes Loch, jeden Stein, jede Spalte und sucht sich zuletzt ein Lieblings- plätzchen aus. Legt man einen Regenwurm vor ihn hin, so sieht er ihn kurze Zeit an, richtet sich dann auf den Vorderbeinen hoch auf, fährt plötzlich auf ihn los und versclilingt verhältnismässig grosse 'Würmer mit staunens- werter Schnelligkeit. Seine Farben sind trotz der Gefangenschaft sehr schön, das tiefste Schwarz mit dunkelgelben Flecken am Rücken und hellgelben Tupfen am Bauche. Sein Wachs- tum und Appetit lassen nichts zu wünschen übrig. Bei diesem Salamander, den ich im Larven- zustande fing, gelang mir das Aufziehen ganz leicht ; jedoch Molche aus den Eiern aufzuziehen gelang mir nicht. Ich versuchte dies beim Streifenmolch (Molge vulgaris). In ein gi’osses Einsiedeglas setzte ich sechs Männchen und sechs W^eibchen. Am 21. Mai legten sie am Tage 30, in der folgenden Nacht 31 Eier, jedes ab- gesondert auf ein Blatt der Elodea densa, die ich ihnen zu diesem Zwecke hineingegebeu liatte. Jedes Ei wickelten sie in ein solches Blatt ein, indem sie, während sie das Ei auf das Blatt legten, dieses mit den Hinterfüsseii gebogen hielten und es über dem Ei znsammendrückteu, sodass die Spitze des Blattes über seinen Stiel zu liegen kam. In dieser Stellung blieb das Blatt, bis der junge Molch ausgeschlüpft war. Dies dauerte, da ich die Eier viel in die Sonne stellte, nur 11 — 12 Tage. Während dieser Zeit konnte man die Entwicklung des Molches sehr schön beobachten. An dem zuerst kugelrunden Eidotter war bald ein Einschnitt zu bemerken; am 5. Tage war der Dotter halbmondförmig^ am 6. konnte man bereits Kopf, Rumpf und Schwanz von einander unterscheiden, das Nächste waren die Kiemenbüschel, und schliesslich die Streifen an der Seite. Schon ziemlich lange vor dem Ausschlüpfen bewegte sich die Larve im Ei. Nach dem Ausschlüpfen massen die niedlichen Tiei'chen 6 mm, wuchsen aber ziem- lich rasch und hatten in einer Woche schon um 4 mm an Länge zugenommen. Ich fütterte sie mit Daphnien, auf welche sie eifrig Jagd machten. Bald aber ging eine Larve nach der anderen ohne ersichtlichen Grund ein. In einen Teich, der sich in unserm Garten befindet, setzte ich ausser Fröschen und Unken, die sich durch Vertilgen von Schnecken sehr nützlich machen, zweimal auch Streifenmolche ein. Beide Male legten sie Eier, die Jungen gediehen vor- trefflich; im Herbst aber begaben sich Junge wie Alte an’s Land, vergruben sich und kehrten im Frühjahre nicht wieder. Die Zucht des Diamantbarsches im Zimmeraquarium. Von G. Püschel, Magdeburg. am Oktober 1900 beschaffte ich mir fünf _ Diamantbarsche, einsömmerige Tiere von 2 bis 27o cm Länge. An guter Pflege Hess ich es nicht fehlen. Im Sommer erhielten sie lebendes Futter, im WJnter geschabtes Rind- fleisch und zerkleinei'ten Regenwurm vermischt mit Bartmann’schem Fischfutter. Im Frühjahr 1902 hatten sie 6 cm Länge. Sie befanden sich in einem dicht mit Mgriophylhim scahratum be- pflanzten Elementglase von 32 cm Länge und 23 cm Breite. Auf Zuchterfolge rechnete ich 284 Die weisse Seerose. uiclit, da mir der Behälter zu klein dazu schien. Im Juni bemerkte ich dann, dass das eine der Tiere sich durch stärkeren Leibesumfang und auffällig blasse Farbe von den übrigen unter- schied und da es von den anderen 4 gejagt wurde, musste ich annehmen, dass ich es mit einem Weibchen zu thun hatte. Am 20. Juli nahm ich 3 von den Fischen aus dem Aquarium heraus und Hess nur das Weibchen und dasjenige der Männchen darin, Avelches sich am meisten um die Gunst des Weibchens beworben hatte. Bereits am 22. Juli sah ich an den Myriophyllumblättern, welche der dunklen Zimmerseite zugekehrt waren 20 bis 30 zerstreut verteilte sehr kleine Laich- körner von weniger als 1 mm Durchmesser. Am folgenden Tage waren die Eier verschwunden und zweifellos von den Alten gefressen. Schon am 25. Juli konnte ich das Pärchen beim Laich- geschäft belauschen. Das Männchen von tief dunkelbrauner Farbe, übei’bät mit den prachtvoll leuchtenden Flecken, welchen das Tier seinen Namen Diamantbarsch mit Eecht verdankt, um- schwamm mit gespreizten Flossen und Kiemen- deckeln das Weibchen und setzte ihm tüchtig mit Püffen und Stössen zu. Abends nahm ich die beiden Alten aus dem Behälter, da ich an denselben Stellen, wo sie zuerst abgelaicht hatten, wieder Eier bemerkte. Schon am 27. Juli schlüpften die Jungen aus. Sie konnten noch Nach der Natur für die „Blätter“ photographiert. nicht schwimmen und fielen auf den Grund. Von Zeit zu Zeit stiegen sie unter zappelnden Bewegungen bis zum Wasserspiegel, um gleich darauf wieder auf den Grund oder die Blätter der Wasserpfianzen zurückzusinken. Erst nach vier oder fünf Tagen hatten sie die Fähigkeit erlangt, sich im Wasser schwimmend zu halten. Sie zerstreuten sich und verbargen sich nach Art der Alten zwischen den Wasserpfianzen. Die Tierchen, einige fünfzig an Zahl, sind jetzt drei Monate alt und im Durchschnitt 2 cm gross geworden. Die weisse Seerose. (Mit einer Originalaufnahme.) olil kaum eine andere Pflanzenfamilie wird von allen Menschen gleich bewundert, wie die Seerosen. Über die Erscheinung der meisten Arten liegt eine träumerische Poesie ausgebreitet, der sich nicht leicht Jemand ent- ziehen kann. Unwiderstehlich zieht es Jeden, der im leichten Kahn über die Wasserfläche dahingleitet, einen Strauss der grossen Blüten zu pflücken. Die Bezeichnung als „Nymphen-, Nixen- oder Mummelblumen“ leitet sich von einer Mythe Vegetationsbild der weissen Seerose auf einem Teiche. (Nymphaea alba L.) Die wcisse Seerose. der Alten ab, nach der diese Pflanzen ans einer A'on Herkules verfolgten Nymphe, die in das Wasser entfloh, entstanden sein sollten. Unsere weisse Seerose (Nymphaea alha L.) ist die prächtigste aller heimischen Arten, die „Königin der heimischen Wasserflora“. Ihie geöffnete Blnmenki'one erreicht einen Durch- messer von 10 cm. Anssen ist die Blume, bevor sie sich öffnet und wenn sie Ahends geschlossen wieder in die Flut hinabsinkt, ganz in einen vierblätterigen grünen Kelch eingehüllt, dessen Innenseite Awe mit glänzend weisser Seide ans- gefüttert ist und zu den schneeweissen Kronen- blättern einen Übergang bildet. Die Blume ist durch einen langen Stiel mit dem im Teich- grnnde festverankerten Wnrzelstock verbunden. Sie hat die Gewohnheit, sich mit grosser Eegel- mässigkeit zu öffnen und zu schliessen, und wurde aus diesem Grunde von Linne mit zur Aufstellung seiner Blumenuhr benutzt. Um 7 Uhr des Morgens beginnt die Blume sich aus dem Wasser zu erheben und zu öffnen; des Mittags um 12 Uhr ist sie vollständig offen und befindet sich zu dieser Zeit etwa 5 cm über dem Wasser- spiegel. Um 4 Uhr des Nachmittags bereitet sie sich zim Nacht vor, sie schliesst ihre leuchtende Blüte allmählich, die um 5 Uhr vollständig ge- scldossen und bis zur Wasserfläche znrück- gesunken ist. Um 6 Uhr Abends ist in keinem Gewässer mehr eine Seerosenblüte zu sehen. Die Blüte folgt dem Laufe der Sonne, taucht nach Osten gewendet aus dem Wasser empor und sinkt nach Westen gewendet wieder in das Wasser zurück. „Im waldesdüstern Grunde ein stiller Weilier ruht. Von Abendsonnenstrahlen glimmt rosigrot die Flut, Viel breite glänzende Blätter, die schwimmenauf deniTeich Und träumend schliesst dieKrone die Wasserrose bleich.“ Die grossen, nachenförmigen Blätter der Seerose, welche dem Wasserspiegel flach auf- liegen und die als Schrittsteine der Nixen von der Mythe angesehen werden, sind nicht netzbar von Wassertropfen; gelangen solche auf das Blatt, so zerfliessen sie. Damit nun auch die Wasser- perlen nicht längere Zeit auf dem Blatte bleiben, ist die Blattscheibe dort, wo sie dem Stiele auf- sitzt, etwas erhöht, und der Band des Blattes wellenartig hin- und hergebogen. Es entstehen hierdurch am Umfange der Scheibe flache Ver- tiefungen, durch welche bei der geiingsten schaukelnden Bewegung die Wassertropfen von der Mitte des Blattes zum Rande abrollen, um sich dort mit dem Wasser zu vereinigen, dem die Blätter aufliegen. 2sr, Diese Wellung des Blattes liat aiicli eine interessante Ersclieinung im Gefolge. Znr Mittags- zeit, bei hellem Sonnenschein, sieht man am Grunde eines stillen Sees, auf dessen Spiegel Seerosen ihre Blätter ansbreiten, den Scliatten derselben in Form der mächtigen Wedel von Fächerpalnien ansgebreitet; von einem dunklen Mittelfelde strahlen lange dnnkle Sti'eifen aus, und diese sind durch ebensoviel helle Bände]' von einander gescliieden. Der Grund dieser sonderbaren Schattenbildnng liegt in dem welligen Rande der auf dem Wasserspiegel schwimmenden Blätter. Das Wasser haftet sich der ganzen unteren Blattscheibe l)is zum Rande an und zieht sich auch an den nach oben gewölbten Teilen des welligen Randes empoi'. In diesen empor- gezogenen AVasserpartien bricht sich der Sonnen- strahl wie in einer Linse, und so bildet sich, entsprechend jedem konvexen Abschnitte der gewellten Blatträndei', am Gi'unde des Sees ein heller Streifen, während dem konkaven Abschnitte dunkle Streifen entsprechen, die sich sti'ahlen- förinig um das dunkle Mittelfeld des Schattens gruppieren. Eine schöne Varietät der weissen Seerose ist die Nymphaea alha L. flore roseo, die leider l)isher erst eine geringe A'erbreitung gefunden hat. Über ihre Herkunft gab Professor Dr. Caspary, Direktor des botanischen Gartens in Königsberg nachstehende Angaben, die Bouche mitteilt:*) „Die Seerose wurde im Jahre 1856 von dem sclnvedischen Studenten B. C. Kjellmark in einem See in Vestergötland in Schweden ent- deckt. Durch Dr. Nordstedt, Conservator am botanischen Museum in Lund, wurde sie 1864 nach Königsberg an Professor Caspary geschickt, von wo aus sie alsdann über Dentschland und das übrige Europa verbreitet wurde. — Hin- sichtlich der Anpflanzung und Kultur sei hinzu- gefügt, dass die rosenrote Teiclirose sich ebenso winterhart für Deutschland ei'wiesen hat wie unsere gewöhnliche Nymphaea alha“. Die Anpflanzung der Nymphaea zum Zwecke der Kultur empfiehlt sich entweder vor Beginn des AVinters, oder besser ganz zeitig im Früh- jahre, ehe die jungen Blätter auszutreiben be- ginnen. Der Bodengrund, in dem das Rhizom wagerecht eingebettet wird, besteht am besten aus verrottetem Lehm, Rasenerde und Sand. Ein jährliches Umpflanzen der Seerose ist, wenn sie in kleinerem Behälter steht, für die gute Ent- *) Rheinisches Jahrhiich für Gartenkimde und Botanik. 286 Kleine Mitteilungen. Wicklung der Pflanze sehr vorteilhaft, da hier- durch dem Gewächse neue Nährstoffe zugeführt werden. In kleineren Exemplaren eignet sich die Seerose sehr gut zur Bepflanzung von Aquarien nnd linden sich solche Gewächse in wasserreichen Gegenden oft in seichten Gräben und Torflöchern. Zur Blüte wird man indessen die Pflanze nur unter ganz günstigen Verhält- nissen im Zimmer bringen, auch bleibt die Blüte hier dann kleiner, als es bei Exemplaren der Fall ist, die im Freien sich entwickeln. Die Unterwasserblätter der Nyinphaea alba, die vorher erscheinen wie die Schwimmblätter, spalten viel Sauerstoff ab und gereichen in ihrer zartgrünen Beleuchtung jedem grösseren Becken zum besonderen Schmuck. Eine Pflege beansprucht die Seerose erst daun, wenn die Schwimmblätter dem Wasserspiegel anfgelagert sind, indem diese dann regelmässig durch ein feuchtes Schwämm- chen vom Staub gereinigt werden müssen. JCIcine J^ifteilun^en* Ein gestörtes Terrarien-ldyll. — Ich schaffte mir diesen Sommer neben meinen Aquarien auch ein kleines Terrarium an und besetzte dasselbe mit einer Hyla arborea, einer Lacerta serpa, einer Lacerta niuralis und zwei Exemplaren Triton cristatus. Alle angeführten Tiere gewöhnten sich schnell an ilir neues Heim und vertrugen sich ausgezeichnet. Jedes ging ruhig irgend einer Beschäftigung nach und lustig liess Hyla arborea ihr eintöniges Lied erschallen. Es herrschte zu meiner Freude die schönste Harmonie in diesem kleinen Reiche. Dieser Zustand änderte sich jedoch sofort, als ich die Bewohner, um eine Ringelnatter vermehrte. Kaum hatte ich dieselbe, ein nur ganz kleines Exemplar, in das Terrarium gesetzt, so rannte alles wie toll durcheinander, eine umheimliche Unruhe herrschte, alle Harmonie war verschwunden. Am ängstlichsten von allen gebärdete sich Hyla arborea, welche in wilden verzweifelten Sprüngen nach irgend einem Versteck suchte, um endlich in einer Dachecke des Terrariums Ruhe zu finden. Fortan verweigerte mein kleiner grüner Freund die Annahme jeglicher Nahrung und auch niemals wieder, solange derselbe in Gemeinschaft der Natter war, liess er seine quarrende Stimme erschallen. Ich schloss daraus, dass das Tierchen seine Tod- feindin erkannt hatte und schliesslich vor Furcht und Hunger umgekommen wäre, hätte ich den Laubfrosch nicht in einen eigens für ihn hergerichteten Behälter gesetzt. Die übrigen Tiere gewöhnten sich jedoch schnell an ihre neue Genossin. G. Miethe. Meerschlangen und ihr Gift. — Nach einer weit verbreiteten Anschauimg gelten die Meerschlangen nicht für giftig und gefährlich. Es sind jedoch in letzter Zeit mehrere Todesfälle infolge von Bissen dieser Schlangen berichtet worden, so von Comtor in Japan, von Fayrer in Indien und Forne in Neu-Kaledonien. Dr. Kermorgant veröffentlicht neuerdings eine Beob- achtung in den Aimales d'Hygiene et de Medecine coloniales. Meerschlangen sind ziemlich weit verbreitet, sie kommen an den Ostküsten von Afrika und Asien und an den Westküsten von Zentral- Amerika, ebenso in Australien vor Es giebt eine ganze Anzahl verschiedener Arten in den verschiedenen Meeren, welche alle ge- fährlich sind. Der Grund, warum man so selten von ihrer Giftigkeit hört, liegt einmal daran, weil ihr Biss selten tötlich ist. Dann aber ist ihr Maul sehr klein, darum sollen sie nur ausnahmsweise beissen, ebenso sollen die Giftdrüsen im allgemeinen sehr klein sein und die Giftzähne ganz unscheinbar. Der Kopf ist so winzig, dass man ihn kaum vom übrigen Körper unter- scheiden kann und der Schwanz ist platt in der Form eines Ruders. Die Länge aber ist verhältnismässig gross, sie beträgt vielfach mehr als 1 m. Dr. Kermorgant konnte den schlagenden Beweis der Giftigkeit nach- weisen. Er liess eine Schlange einer Ratte in die Zunge beissen. Die Ratte starb schon nach vier bis fünf Minuten. Auch die Hunde sind ausserordentlich empfindlich gegen die Bisse der Meerschlangen. Auf jeden Fall ist auch diesen Schlangen gegenüber Vor- sicht am Platz, während man in Neu-Kaledonien, wo diese Schlangen sehr häufig sind, die Tollkühnheit so weit treibt, mit ihnen Ball zu spielen. §ücl^ei?scl^au. Aus dem Verlage von J. F. Schreiber in Esslingen bei Stuttgart gingen ein: Lainpei'B Kurt, Professor Dr. Bilder-Atlas des Tier- reiches. I. Teil: Säugeliere. — 71 Textseiten mit 55 Illu- strationen imd 32 Farbdrucktafeln mit 200 Abbildungen. — Preis Mk. 4. II. Teil: Yögel. — 57 Textseiten mit 8 Illustra- tionen und 32 Farbdrucktafeln mit 260 Abbildungen. — Preis Mk. 4. Dnlit/scli, Max, Professor Dr. — Natnrgescliiclite der Kriechtiere, Lurche, Fische, Manteltiere, iveichlierähnliclieu Tiere und Weichtiere. — Mit zahlreichen im Text gedruckten farbigen Abbil- dungen. — 92 Textseiten. — Preis Mk. 2.50. Alle drei Scliriften zeichnen sich von anderen ähn- lichen besonders dadurch aus, dass sie reich mit farbigen Abbildungen versehen sind, die zumeist zum grösstem Teile die Tiere gut veranschaulichen. Bei den Bilder- Atlanten ist der Text in erster Linie als eine Ergänzung der Abbildungen zu betrachten, er bietet biologische Bemerkungen über Entwicklung, Verbreitung, Nutzen, Schaden etc. der in Frage kommenden Tiere. Die dem Texte eingefUgten Bilder sollen zum Verständnis morpho- logischer Erklärungen dienen. Eigenartig nnd besonders schön ist die Natur- geschichte der Kriechtiere etc. von Dalitzsch, zahlreichen Aquarien- und Terrarienliebhabern wird dieses Buch sehr willkommen sein. Dem Werke sind die farbigen Abbildungen im Texte eingedruckt. B. Für die Redaktion verantwortlicü : Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25; für den Anzeigenteil; Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’ sehen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M. r Jahrgang XIV. Heft 1. Zeichnungs- und Farbenformen der Wiesen- und Mauereidechse. Besitzer: O. Tofohr, Hamburg. Originalphotographien nach dem Leben für die Blätter . 1. Lacerta serpa, Itaiitirxt/in? (Lacerta muralis neapolitana de Bedriaga). Oberitalieiiische Form. 2. Lacerta serpa, Jtapneseptc (Lacerta muralis neapolitana de Bedriaga). Form: von Pola, östlich und westlich. 3. Lacerta muralis, Lnnr. (Lacerta muralis fusca de Bedriaga). 4. Lacerta muralis, jMur. (Lacerta muralis fusca de Bedriaga). 5. Lacerta serpa, Iltiftnaxiiue (Lacerta muralis neapolitana de Bedriaga). Süditalienische Form, die Übergänge zur typischen var. elegans darstellend. Creutz’sche Verlagsbuchhandlung (M. Kretschmann) Magdeburg. oooooooooo für Aquarien- und Terrarien - Kunde. illustrierte Halbmonatsschrift für die Interessen der Aquarien- und Terrarienliebhaber, c o o c Herausgegeben von Dr. E. Bade. XIV. Jahrgang. * 1Q03. Mit 2 Tafeln in Tondruck und über 145 Abbildungen nach Photographien und Zeichnungen, ooooooooooo Magdeburg. Creutz’sche Verlagsbuchhandlung (M. Kretschmann). Inhalt des XIV. Jahrganges. * bedeutet; der Artikel ist illustriert, ^JV 1. Reptilien und Amphibien. Mauereidechsen. Von Otto Tofohr 2 "Die kaspische Pfeilnatter. Von Dr. F. Werner 20 ^^'Hyla versicolor. Von A. Lieb sch er . . . ■ . 36 Die Wüsten-Agame im Terrarium. Von ( >. Tofohr 51 Der Spornfrosch. Von J. Scherer 61 ■ Die gemeine Erdkröte im Terrarium. Von Ri cli ard Zang 157 •■'Über die Lebensweise der Spitzkopf-Eideclise (Lacerta oxycephala.) Von P. Kämmerer 162. 231. 249 * Schlangenhalsschildkröten. Von Dr. P. Krefft 171. 187. 206. 218. 228. 247. 257 Über die Eiablage und Entwicklung von Triton (Pleurodeles) Waitlii und Triton (Euproctus) Rusconii. Von Dr. W. Wolterstorff .... 174 •'•■Lacerta viridis var. maior. Von Dr. F. Werner 176 '■‘•Die australische Schlangenhalsschildkröte. Von Dr. P. Krefft 187. 206 ‘•‘ Dle'argentinische Schlangenhalsschildkröte. Von Dr. P. Krefft 218. 228 ‘"Der Dünnfinger. Von 0. Tofohr 226 ‘"Die Echsenfauna Süd-Italiens. Von J. Scherer 241. 262. 276. 288 ■•‘‘Brasilianische Schlangenhalsschildkröten. Von Dr. P. Krefft .... ■ 247. 257 ‘•‘Etwas über Tropidonotus tesselatus var. flaves- eens. Von H. Lewan d 0 w s ky . 272 ‘“Der Fächerfinger-Gecko. Von 0. T 0 f 0 h r . . . 305 ‘“ Gabelschwänzige Eidechsen. Von G. Tofohr . 319 Sternothaerus sinuatus B. Von J. Scherer . 3.35 Wie ich Kreuzottern fing. Von C. Brüning . . 338 2. Fische. Fischzwerge 1 ‘‘‘Die Zucht des Schleierschwanzes im Zimmer- Ai)uarium. Von G. Lehmann 9 ‘“Die Zucht von Haplochiluspanchax. Von G. Härtel 22 Mumienfische der alten Ägypter 23 ‘“Der Zwergwels 35 ‘“ Lebendig gebärende Kärpflinge. Von Job s. Peter 62 ‘“Eleotris. Von Dr. B. Bade 78 ‘“Die Zahnkarpfen. Von W. Jürgens ... 92. 102 Weißfische 114 ‘“Fang und Einführung des Tetragonopterus. Von Dr. Max Schubert 120. 134 ‘“Wenig bekannte europäische Fische. Von Dr. Walter Schumacher. I. Schweden und Finnlaiid 160 II. Italien 170 j “‘Ein' neuer Chromis. Von C. H. Sclioeller 186. 203 * ‘“Der schwarzgebänderte Sonnentisch und seine Zucht im Zimmeraquarium. Von H. Vogt . . 21-1 Moorkarpfen 226 Anabas, der Kletterfisch. Von C. Brüning . . . 243 ‘“Einheimische Aquarienfische und ihre Pflege. Von H. Labonte 292 ‘“Zur Fischfauna der Süßgewässer Deutsch-Ost- Afrikas. Von C. Brüning 302 ‘“Macrones vittatus Bloch. Von J. Reichelt . . 333 3. Wirbellose Tiere. Süßwasseri)olyp und Alge 31 ‘“Beobachtungen an der Wasserspinne. Von C. A. Reitmayer 30 ‘“ Ein neuer Krankheitserreger bei Fischen (Chilodon cyprini). Von Dr. B. Hofer 49 ‘“Chironomus. Von Georg Gerlach 116 4. Seewasser-Aquarien. Die Cylinderrose. Von L. Schmidt 6 Die Aktinien, deren Pflege und Erhaltung im Aqua- rium. Von L. Schmidt 78. 90 ‘“Etwas über die Vermehrung der Aktinien im ZimmeraquariTim. Von C. A. Reitmayer . . 129 ‘“Die geeignetsten resj). haltbarsten Tiere für unsere Seewasser-Behältei’. Von L. Schmidt . . . 216 ‘“Einrichtung und Methoden bei der .A.kklimatisation der Meerestiere. Von H. Zimmermann 259. 278. 290 5. Pflanzen. ‘“(.iphiopogon und Reineckea als Aquarium- und Terrariumpflanze. Von Prestele 144 ■•“ Palmen im Terrarium. Von Dr. P. Krefft . • • 146 ‘“Pontederia montevidensis. Von Dr. E. Bade . . 199 ‘“Neue Pflanzen für das Aquarium. Von Dr. E. Bade 230 6. Anlagen, Apparate etc. “ Wasserschidkröten im Stuben-Becken-Aquarium. Von Dr. P. Krefft 7. 17 ‘“Einfache Heizvorrichtung für Terrarien. Von Jobs. Peter 32 ‘“Die Geschichte meines Fi’eiland- Beckens. Von Otto Schroeter 105. 119 ‘“Über Terrarieii. Von E. Winzei* 190. 200 ‘“Mein Sumptäquarium. Von H. Lewandowsky . 246 ‘“Bin neuer Heizapparat für Aquarien. Von A. Mühlner ■ . . . 273 ‘“Ein Beitrag zur Aquarien-Heizung. Von R. Kehr 320 ‘“Springbrunnenapparat für Druckluft 337 Iiihaltö-Vei'zeiclinis. JV 7. Verschiedenes. Aquarien- und Terrarien im Dienste der Schule. Von M. Dankler 37. 48 '■'Eine Meeresfalirt zur Erla.ngung wissenscliaft- lichen Untersuchungsinateriales der Zoolo- gisclien Station Rovigno (Istrien). Von H. Zimmer mann 46. 58 Albinos und Albinismus 57 *Eclisenjagd mit dem Feuergewehr. Von Dr. P. Krefit 73. 87 Die deutsche zoologische Station zu Neapel ... 76 Liehesleben der Lurche. Von C. Brüning . 85. 103 ■^'Herpetologische Skizzen aus Südistrien, Dal- matien, Montenegro und der Herzegowina. Von W. Gugler 132. 143 Vorwärts. Von Jobs. Petei' 142 Wetterpropheten 169 Merkwürdigkeiten im Fortpflauzuugsgeschäfte der Lurche und Fische 197. 215 Der tierische Parasitismus. Von Walter Köhler 255. 274 Der Garneleui'ang bei Büsum. Von Dr. Ziegelei’ 285 Frühlingstage bei Smyrna. Von Dr. F. Werner 318. 334 8. Kleine Mitteilungen. Brutgewohnheiten amerikanischer Fische .... 10 Ausstellung der „Elodea“ in Berlin-Moabit ... 10 ■Hleizvorrichtung für Elementgläser 10 Kampf einer Kreuzotter mit einem Habicht ... 10 Verwundungen durch Haifische 24 Das Eingewöhnen heimischer Fische 25 Vulkanische Fische 38 Einführung des Goldfisches in Europa 39 Billigste Aquarienheizung 39 Die Selbstverstünnnelung bei Tieren 53 Giftige Fische 53 Eine einfache Aquarienheizung 66 ■Hüin neuer Gecko 'von den kanarischen Inseln . . 67 Schwedische Austernbänke • . . 80 ■Hiin Makropode mit doppelter Schwanzflosse . . SO Die Urodelen der alten Welt 95 'Hllattquerschnitte heimischer Sumpfpflanzen . . 95 Aquariengasheiznng im Gewächshanse 107 Über die Wanderung der Salmoniden ... . 107 Der bekehrte Steinbarsch 122 Vertreibung der „Fettschicht“ auf Aquarien ... 123 ■Hlei’ Wasserskorpion 136 ■^■Mollienisia latipinna 149 Kranke Pfleglinge 149 Die größte Meerestiefe 150 Über Aquarienliebhabei’ei in Norwegen 165 Der Flößelhecht 165 * Komet-Goldfisch 179 Heizbares Aquarium 193 ■‘■Schwarzer Teleskopschleierschwanz 208 ■■‘‘Cnemidophorus sexlineatus 208 Der Hecht im Aquarium 220 Das Gehör der Fische 220 •‘‘Chromis tristramis 332 Blennius vulgaris 233 Die Pflanze und das Licht 234 Zutraulichkeit einer Schleihe 251 Aale im Aquarium 264 Chromis niloticus 264 Ein sonderbares Temperament der Goldfische . . 280 ‘Mirabbcn und Hummer 294 „Sagittaria“-Köln 294 Girardinus caudimaculatus 308 Zu Limnophila heterophylla Benth 308 Pflanzenwuchs im Bakterienlicht 308 Fang eines Riesensalamanders 308 Zur Synonymie der Gattung Triton (Laur.) . . . 323 ■■‘‘Raubfische 324 Krötengift 324 ‘‘‘ Raubfische 340 Das Überwintern der Mücken 340 Das Absterben von Reptilien und Amphibien in- folge von Altersschwäche 340 9. Bücherschau. Meyers Großes Konversationslexikon: Band 1, 25. Band 2, 108. Band 3, 179. Band 4, 295 Auerbach, Felix. Grundbegriffe der modernen Naturlehre 25 Walter, Dr. Emil. Die Fischerei als Nebenbetrieb des Landwirtes und Forstmannes 136 Heintz, Dr. Karl. Der Angelsport im Süßwasser 179 Wolterstorff , Dr. W. Streifzüge durch Korsika 180 Skowrounek, Dr. Fritz. Die Fischwaid . . 295. 342 Fröhlich. Dr. Karl. Die Odonaten und Orthopteren Deutschlands 309 Mayer, M. Wilhelm. Dr. Die Naturkräfte . . . 341 Sievei’s. Wilhelm, Professor, Dr. Afrika . . . 341 10. Vereinsnachricliten. Verbandsnachrichten 220. 295. Aachen: „Alisma“ 138. Berlin: „Nymphaea alba“ 54. 80. 108. 137. 151. 209. 251. 282. .343. Berlin: „Triton“ 267. 281. 298. 313. .325. 343. Berlin: „Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde“ 25. 43. 55. 72. 82. 100. 127. 139. 155. 184. 194. 223. 2:38. 254. 280. 315. 331. Berlin-Moabit: „Elodea“ 99. 112. 138. 195. 309. 328. Darmstadt: „Hottonia“ 69. 95. 150. 238. 253. 311. Dortmund: „Verein der Aquarien- u. Terrarienfreunde“ 14. 110. 212.. 240. 296. 315. 330. Frankfurt a. Main: „Iris“ 332. Hamburg: „Humboldt“ 11. 4L 68. 96. 109. 125. 151. 180. 221. 268. 311. 342. Hamburg: „Salvinia“ 15. 44. 56. 71. 82. 98. 138. 156. 168. 196. 222. 237. 269. 296. 312. 329. 344. Leipzig: „Nymphaea“ 81. 126. 167. 196. 210.223.283. 300. 309. 326. 346. Magdeburg: „Hottonia“ 212. 224. 282. 316. 330. Magdeburg: „Vallisneria“ 16. 40. 71. 98. 111. 124. 151. 180. 211. 283. München: „Isis“ 12. 26. 69. 84. 99. 112. 128.139.153. 211. 221. 235. 252. 265. 280. 297. 310. 327. 344. Nürnberg: „Heros“ 39. 67. 97. 111. 123. 137. 166. 234. 252. Stuttgart: „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“ 209. Wien: „Lotus“ 40. 70. 125. 153. 182. 281. 290. i A. Aale 264 Actinia aurautiaca 90 Actiuia cari 79 Actinoloba diantluis 91 Actiuia eqnina 79 Actinia meseinbryantheiiuim 79. 91 Actinia zonata 79 Acynieteon lucayanuin .... 1 ■='Ag-ama inerniis 51 Aiptasia 90 Aiptasia nnitabilis 90 -Aktinien 78. 130 Albinos und Albinismus . . . 57 •"Alisma ranimcnloides .... 230 ‘^'Aminrus nebnlosus 35 Anabas 243 Anemonen 78 Anemonia sulcata 91 Anthea cereus 91 Aquariengasheiznug 107 Aquarienheizimg 39. 66 *Aquarienheizuug 320 Aquarienliebbaberei in Norwegen 1 65 Aquarien und Terrarien im Dienste der Schule . . . . 37. 48 ^Aquarium, Heizbares .... 193 •"Argentinische Schlaugenlials- schildkröte 218. 228 '■'Argyroneta aquatica 30 Atherina riqueti 171 Ausstellung der Elodea .... 10 Ausstellung des V. d. Aquaiien- u. Terrarienfreunde zu Berlin 233 Austernbänkc, schwedisclie . . 80 A\ustraliscbe Schlangenbals- schildki'öte 167. 206 B. Basiliscus vittatns 87 ■•‘•Basilisk, gestreifter 87 ‘‘‘Blattquerscbnitte von Sumpf- pflanzen 95 ‘^Blennius vulgaris .... 170. 233 ‘‘‘ Brasilianische Schlangenhals- schildkröten 247. 257 Brutgewohnheiten amer. Fisclie 10 ■■■‘Bufo vulgaris 147 Bunodes gemmaceus 79 Register. Mit einem * versehene Artikel sind illustriert. c. Cerianthus cyliudricus .... 6 Cerianthus membranaceus . . 6 ‘‘‘Chelodina longicollis ■ . 187. 206 ‘•‘Chironomus plumosus .... 117 "‘Chilodon cyprini 49 *Chromis multicolor . . . 186. 203 ‘‘‘Chromis nilotlcus 264 ■■‘‘Chromis tristramis 232 Cladocera cespitosa 91 "‘Cnemidophorus sexlineatus . 208 ‘‘‘Cottus quadricornus 161 ‘"Ctenosaura acanthura 73 Oylinderrose 6 ‘‘•'Cyprinodontes . . 1. 62. 92. 101 D. Dickhörnige Rose 91 ‘■"Diinnfinger 226 E. ‘■•' Echsen jagd 73. 87 Edelsteinrose 79 ‘‘‘Eleotris 78 Erdbeerrose 91 i Erdkröte 157 Euproctus Rusconii 174 F. * Fächerfinger-Gecko 305 Fadenrose 91 Faraglioneechse 6 Fettscliicht 123 Fische, giftige 53 Fischzwerge ■ 1 Flößelhecht 165 •■‘‘Forellenbarsch 324 Fortpflanzung der Lurche und Fische 198. 215 ‘‘‘Freilandbecken 105. 119 G. ‘‘‘Gabelschwänzige Echsen . . 319 Gambusia affinis 1. 64 Gambusia holbrooki .... 1. 64 Garuelenfang 286 ‘‘‘ Gecko 67 Gehör der Fische • 220 Giftige IGsche 53 | ‘‘‘ Girardinus 65 Girardinus caudim 308 Goldfarbige Rose 90 Goldfisch 280 ‘GToldfischerkrankung .... 49 Goldfisch, seine Einführung . . 39 Gürtelrose 79 Gymnotheca chinensis .... 230 H. Haifische 24 ‘‘‘Haplochilus panchax .... 22 ‘‘‘Hecht 220. 324 Heimische Fische 25 ‘■‘Heizapparat 273 Heizung für Aquarien . . 39. 320 Heizvorrichtung für Aquarien . 10 •‘‘Heizvorrichtung für Terrarien 32 Heliactis bellis 79 Herpetologisclie Reiseskizzen 132. 143 Heterandria formosa 1 ‘‘‘Hummer 294 Hydra 29 Hydraspis hilarii 247 ‘‘‘ Hydromedusa tectifera . 218. 228 I ‘‘‘Hyla versicolor 36 K. ‘Gvärpfliuge .... 1. 62. 92. 101 Kletterfisch .... ..... 243 ‘‘‘Komet 179 ‘‘‘Krabben 294 ‘Gvrankheitserreger bei Fischen 49 Kranke Pfleglinge 149 Kreuzottei' 11. 338 Krötengift 324 L. ‘‘‘ Lacerta fusca 4 „ mosoreusis 133 „ muralis 3 „ oxycephala 143. 162. 231. 249 „ serpairaÜbergangezur var. reticulata . .241 serpa var. elegaus . . 262 serpa var. reticulata . 242 sicula 277 viridis var. maior . . 176 VI Register. Leucisciis albiirnellus .... 170 *Linmophilla lieterophylla 230. 308 Liicania ommata ■ . 1 T.urclie, Liebesieben der . 85. 103 M. ■‘'Macrones vittatus Bloch . . . 333 •LMauereidechsen 2 Makropode mit doppelter Schwanzflosse 80 Meeresfahrt 45. 58 Meerestiefe 150 * Meerestiere .... 259. 278. 290 •■■Mesogonistius chaetodon . . 213 Mistichys luconensis 1 •LMollienisia latipinna 149 Moorkarpfen • . . 226 'LMosoreidechse 133 Miimienfische 23 Mücken 340 N. Nelke 91 Nelkenkoralle 91 '^'Nepa cinerea 136 o. ■'•'Ophiopogon 114 P. Palmen 147 Parasitisnnis 256. 274 Pflanze und Licht 234 ■M^feilnatter, kaspische .... 20 Pleurodeles Waltlii 174 ■'■Platemys Spixii 257 Polypterus 165 "Pontederia montevidensis . . 199 j Purpurrose 79 i ■‘■Ptyodactylus lobatus .... 305 R. * Raubfische 324. 340 *Remeckea 115 Riesensalamander 308 *Rote Mückenlarve 116 Rote Rose 79 s. Sagartia bellis ........ 79 Sagartia parasitica 80 Sagartia viduata 90 Salmonidenwanderung .... 107 Schlangenhalsschildkröten . . 171 ■■‘■Schleierschwanz 9 Schleihe 251 Sclimarotzerrose 80 ■■‘‘ Schwarzbarsch 324 ‘‘‘Schwarzer Leguan 73 ‘■“ Schwarzgebänderter Sonnen- fisch . . . , 213 Schwedische Austernbänke . . 80 Seerosen 78 ‘‘‘Seetiere .... 216. 259. 278. 290 Selbstverstümmelung 53 Sonnenrose 79 Spitzkopfeidechse 143. 162. 231. 249 ‘‘‘ Spitzkopfotter 145 Springbrunuenapparat .... 337 ‘‘‘Sumpfpflanzen 95 Sporufroscli 61 Steinbarsch 122 ‘‘‘Stenodactylus petrii 226 Sternothaerus sinuatus B . . . 335 ■■‘‘Sumpfaquarien 246 Süßwasserpolyp 29 T. ‘‘‘Tarentola delalandi 67 ‘‘‘Teleskopschleierschwanz . 8. 208 Terrarien 190. 200 Tetragonopterus 120. 134 Thalia crassicornis 91 Triton 323 Triton Ruscouii 174 Triton Waltlii 174 ‘‘‘Tropidonotus tesselatus var. flavescens 271 u. Urodelen 95 V. ■■‘‘Vipera ursini 145 Vulkanische Fische 38 w. Wasserschildkrüten-Becken 7. 17 ■■‘‘Wasserskorpion 136 ‘WVasserspiune 30 Weißfische 114 Wetterpropheten 169 Witwenrose 90 ‘■“Würfelnatter, gelbe .... 272 WUstenaganie 51 X. Xenopus muelleri 61 Z. Zahnkarpfen .... 1. 62. 92. 101 ‘■“Zamenis caspius 20 Zoologische Station in Neapel . 76 ‘■‘‘Zwergwels 35 Tafelverzeichnis. Tafel 1. Zeichnungs- und Farbenformen der Wiesen- und Mauereidechse. Originalphotographie nach dem Leben für die „Blätter“. Gegenüber dem Titel. Tafel 2. Hydromedusa tectifera Cope. (driginalzeichnung für die „Blätter“ von Lorenz Müller-Mainz. Gegenüber Seite 218. ■ k-. ^ l|iMi Fischzwerge. der Zahnkarpfen (Cyprinodon- tidae) liefert dem Aquarienliebhaber in letzter Zeit sehr geschätzte Bewohner seiner Becken, die infolge ihrer eigenartigen Fort- pflanznngsweise, der sie unschwer auch im Aquarium obliegen, sich einer allgemeinen Be- liebtheit erfreuen. Zu ihnen gehören die kleinsten aller bekannten Fische, Ja die kleinsten aller Wirbeltiere überhaupt. Die Zahnkarpfen weisen den Habitus der Karpfenarten auf, unterscheiden sich von diesen durch die Kieferzähne und die hechelförmigen oberen und unteren Schlundzähne. Ferner wird bei ihnen der Rand der Oberkinnlade nur von den Zwischenkiefern gebildet, Bartfäden fehlen allen Arten und die Rückenflosse hat ihre Stellung auf der hinteren Rückenhälfte. Wenn nun weiter noch erwähnt wii’d, dass der Magen ohne Blindsack ist, keine Pförtneranhänge trägt, Nebenkiemen nicht vorhanden sind und die Schwimmblase nur einfach ist, so ist hiermit kurz in grossen Zügen die Familie der Zahn- karpfen charakterisiert. Birer Verbreitung nach bewohnen die Tierchen süsses, brackisches und salziges Wasser Südeuropas, Afrikas, Asiens und besonders Amerikas. Letzteres hat übrigens eine Art Spezialität in diesen kleinsten Fischarten. So wird eine Art Heterandria formosa Agaznz, die sich von Südkarolina bis Florida flndet, durch- schnittlich 25 mm bei den Weibchen und 18 — 19 mm bei den Männchen gross. Lucania ommata (Jordan), die sich speziell in den Ge- wässern Floridas flndet, ist niemals grösser als 25 mm. Die beiden einzigen Männchen der Art, die bisher beobachtet wurden, waren 19,5 bis 20 mm lang, während die Weibchen etwa 2 mm gi’össer werden. Grösser wii’d Gambusia affinis (Baird et Girard), die bei uns unter der ver- alteten Benennung Gambusia holbrooM Girard bekannt geworden ist. Hier erlangen die Weib- chen eine Länge bis zu 50 mm, während die Männchen niemals 12,5 bis 13 mm überschreiten. In den salzigen Gewässern hat Acymeteon lucaya- nwn eine Grösse von 15 bis 19 mm. Diese Fischzwerge werden aber alle noch von einem Fischchen hinsichtlich ihrer Grösse geschlagen, das vor kurzer Zeit auf den Philippinen im Buhi-See, der im südlichen Teile der Insel Manila liegt, gefunden wurde. Das Tierchen gehört zu der grossen F amilie Gobius, und M. Smith gab dem Fischchen den Namen Mistichthys luconensis. Es ist fast durch- scheinend während seines Lebens, nur einige schwarze Flecke schmücken seinen Körper. Wahrscheinlich ist es lebendig gebärend oder ovivipar, d. h. es bringt ausgereifte Eier zur Welt, deren Hülle nach dem Absetzen bald platzt und die jungen Fischchen ausschlüpfen lässt. Die durchschnittliche Länge der Weibchen ist 13,5 mm mit 15 und 13 mm als Maximum und Minimum. Das Männchen wird höchstens 13,5 mm, und wenigstens 10 mm lang, seine Dnrchschnittsgrösse beträgt 12,5 mm. Trotz seiner Kleinheit wird dieser Fisch- zwerg als Nahrungsmittel in seiner Heimat sehr geschätzt. Die Bicoles, ein eingeborener Stamm, fangen das Tierchen in grosser Anzahl und M. G. A. Zeller teilt hierzu folgendes mit; Fisch und Reis sind für die meisten Filippinos die Hauptnahrung und in den Provinzen des Cama- rines kennt man sonst keine andere Nahrung. Die Seen beherbergen zwar viele Fischarten, aber am häufigsten kommt die Mistichthys vor, der in der Bicolsprache die Bezeichnung „Sina- xapan“ trägt. Um den Mistichthys zu fangen. 2 Otto Tofohi’: Mauereideclisen. benutzen die Eingeborenen ein grosses Stoffstück, welches sie an Stelle eines Netzes unter die zu grossen Scharen vereinigten Fische gleiten lassen. Der Fang wird dann in sehr eng ge- hochtene Strohkörbe entleert, aus denen das Wasser schnell abläuft. Als Mahlzeit werden die Fischchen mit Pfeffer oder anderen Ge- würzen oder Kräutern zubereitet und sollen nicht übel schmecken. So haben sich z. B. die amerikanischen Soldaten sehr an dieses Fisch- gericht gewöhnt und besuchen gern und häufig die kleinen einheimischen Restaurants, wo sie das Gericht erhalten können. Mauereidechsen. Von Otto Tofohr, Hamburg („Salvinia“). (Mit einer Tafel und drei Abbildungen nach Original- photographien.) ■an sollte es nicht glauben; trotzdem ich mitleidlos meinen Ringelnattern lebende Frösche darzubieten gewohnt bin, meinen Varanen ruhig zusehe, wie sie lebende wuijjiara, -Echsen verschlingen, habe ich es nie fertig gebracht, Eidechsen fressende Schlangen mit lebenden Mauereidechsen zu füttern! Es mag das eine Schwäche von mir sein, die mancher Schlangen- fi'eund vielleicht als Gefühlsduselei bezeichnen wird, aber es widerstrebt mir, diese munteren, zierlichen, oft mit den prächtigsten Farben ge- schmückten Echsen, die nnn mal den Vorzug haben, meine ausgesprochenen Lieblinge zu sein, einem so elenden Tode zu weihen; mögen vivipara und agilis den Nattern zur Beute werden, ihnen weine ich keine Thräne nach! — Bei dieser meiner Vorliebe für Mauereidechsen ist es er- klärlich, dass ich von diesen Echsen stets ein ganzes Rudel, wohl einige 60 Stück in meinem Besitze habe. Früher habe ich dieselben zu- sammen mit allerlei grösseren Reptilien in meinem grossen Echsen-Terrarium gehalten, lange Zeit auch mit dem besten Erfolge; als sich in diesem Behälter aber die Unfälle,*) denen hauptsächlich Mauereidechsen znm Opfer fielen, in letzter Zeit in unheimlicher Weise häuften, indem sie von allerlei grossen Reptilien wie Dornschwänzen, Chamäleons und Hardunen trotz deren nach vieler Fachliteratur „erwiesener Harmlosigkeit“ in hinterlistigerWeise massakiiert (das heisst verspeist) wurden, baute ich mir, *) Siehe Nachrichten des Vereins „Salvinia“ No 20, 2. Jahrg. Mein Aufsatz: „Allerlei Unfälle im Terrarium“. kurz entschlossen, ein neues Terrarium, das nunmehr speziell meinen Manereidechsen in Gemeinschaft mit gleichgrossen, sowie allerlei anderen kleineren zarteren Echsen zur Be- hausung dient. Jeder, der einmal Manereidechsen gehalten hat, wird gefunden haben, dass diese Tierchen recht ausdauernd im Terrarium sind, nur wenig Ansprüche bezüglich ihres- Käfigs wie ihrer Pflege stellen, vielmehr sich als genügsame Gefangene erweisen. Ihr Käfig ist daher schnell hergerichtet. Ich bedecke den Boden des Terrariums mit grobem Kiese, lege darauf eine Schicht grünes Laubmoos und iverfe auf letzteres, regellos verteilt, eine Anzahl hohler Zierkork- stücke, von denen ich einzelne, um dem Kletter- bedürfnisse der Insassen Rechnung zu tragen, hochgerichtet anbringe, respektive an einer Seitenwand befestige. Ein kleines, recht flaches Wässerschälchen vervollständigt das einfache, schmucklose Inventar. Pflanzen sind nicht er- forderlich, schaden aber auch selbstverständlich nichts. Wer es den Tierchen besonders be- haglich machen will, kann unter dem Terrarien- boden (der in diesem Falle natürlich von feuer- festem Material sein muss) ein brennendes Nacht- licht stellen, das des Morgens angezündet, mit Sonnenuntergang aber wieder ausgelöscht wird. Für eine solche gelinde Erwärmung danken die Eidechsen ihrem Pfleger durch erhöhte Leb- haftigkeit und vorzügliche Fresslust. Erforderlich ist eine Heizung jedoch keineswegs, wer über einen hellen, sonnigen Fensterplatz als Standort für das Terrarinm verfügt, wird auch ohne Heizung den Bedürfnissen der Tiere gerecht werden. Gefüttert werden die Mauereidechsen mit kleinen Mehl-*) nnd Regenwürmern, Schaben, Spinnen, Fliegen, Käfern, überhaupt mit Insekten jeglicher Art, die man sich durch Abstreifen der Gräser und Pflanzen mittels eines Gaze- kätschers im Gelände leicht verschaffen kann. Ein recht abwechslungsvolles Futter ist sehr beliebt und bekömmlich. Täglich ein leichter, lauer Sprühregen ist den Tieren als Trink- gelegenheit sehr erwünscht. Erkrankte Manereidechsen sind sofort aus dem Behälter zu entfernen und zu isolieren, da sie gesunde Tiere anstecken, falls sich ihre Krankheit später als unheilbar erweist, zu töten, nicht aber wie ich das unlängst einmal gemacht habe, zum Füttern von grossen Eidechsen zu Die zarteren wiitmZis-Formen vertragen bisweilen keine Mehlwürmer, hierauf ist entsprechend Rücksicht zu nehmen. Otto Tofolir: Maiiereideclisen. 3 Lacerta muralis Laur. var. brüygemanni (Laperta muralis fusca de Beäriaga var. hrüggemanni). Besitz.; 0. Tofohr Hamburg. Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. verwenden, da letztere dadurcli leicht denselben Krankheits-Keim, den die kranke muralis in sich trug, in sich anfnehmen lind dann elend zn Grunde gehen. Auf diese Weise habe ich meine so sehr herrliche, leider vorläufig- unersetzliche Calotes versicoloris (Schönechse aus Ceylon) vom Leben zum Tode gebracht! Ich fütterte dieselbe nämlich ausser mit vivipara- und jungen'^' Echsen auch mit kranken Mauereidechsen, da ich gesunde muralis nicht opfern mochte (nicht mal für eine Calotes!). Das ging auch lange Zeit gut, bis ich einmal eine mit Lungenentzündung behaftete muralis verfütterte. Der Erfolg war der, das die Calotes nach 4 Tagen genau unter denselben Symptomen (der Lungenentzündung) erkrankte und nach 8 Tagen Abschied nahm von dieser schlechten Welt! In Ermangelung irgend welcher anderen Todes-Ursache, die bei der kern- gesunden Calotes in Betracht kommen konnte, muss ich ihren Tod dem Verzeh- ren der lungen- kranken muralis zuschrei- ben. Also V orsicht bei sol- cher Ge- legen- heit! Keine Lacertidenart hat wohl so grosse Neigung zu variieren in Färbung, Zeichnung und Körperform als die Mauereidechse (Lacerta muralis). Man hat daher eine ganze Reihe von A^arietäten aufgestellt; Bruno Dürigen, der sich im AA^esentlichen auf Bedriaga, Eimer, Braun u. a. stützt, nennt deren nicht weniger wie 34; ob diese Dürigen’schen Varietäten alle aufrechterhalten werden können, oder ob von diesen manche gestrichen, eine weitere Anzahl neuhinzugefügt werden müssen, bleibt abzuwarten. Das Kapitel der Einteilung der Mauer- eidechsen in Subspezien und Varie- täten ist noch lange nicht ab- geschlossen, bleibt vielmehr einer weiteren Forschung Vorbehalten. Mancher muralis-V^&g&r glaubt nach den Dürigen’schen Beschreibungen, die häufig wenig zutreffendes enthalten, mancherlei Varietäten unter seinen Mauereidechsen feststellen zu können, muss es aber, wenn später einmal ein AA^issenschaftler die betreffenden Tiere in die Hände bekommt, erleben, dass er sich be- züglich der „seltenen“ Tiere bitter getäuscht hat, und dass viele seiner muralis, die von den typischen Stücken in der Färbung teils mehr oder weniger ab- weichen, des halb noch lange nicht als aner- kannte Varietä- ten zu Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Lacerta faraglionensis und unten die Faraglione-Felsen bei Capri. Besitz.: 0. Tofohr, Hamburg. 4 Otto Tofohr; Mauereidechsen, gelten haben. Es ist überhaupt nicht so ganz leicht, sich durch den Wirrwarr der die muralis behandelnden Litteratur hindurchzuflnden, und Varietäten mit Sicherheit zu bestimmen. Schon die wenigen Zeichnungs- und Farbenfornien sowie ausgesprochenen Varietäten der Mauer- eidechse (es sind wohl einige 30), die ich, sei es durch Kauf, Sammeln oder Tausch im Laufe der Jahre in meinen Besitz gebracht habe und die von mir gepflegt worden sind, haben mir, um sie richtig zu bestimmen, Kopfzerbrechen genug gemacht; und es wäre mir auch wohl kaum gelungen, wenn mir nicht hierbei der treffliche muralis-Kenner und -Sammler Herr K. Lankes (I. Vors, der „Isis“, München) freundlichst mit Kat und Tat zur Seite gestanden hätte! Es verdient überhaupt hervorgehoben zu werden, dass seitens verschiedener Herren vom Verein „Isis“ in München im Laufe der letzten 2 Jahre eine ganze Eeihe, teilweise seltener, noch nie lebend in irgend einem anderen Vereine gezeigter neuer wwra/is- Varietäten herbeigeschafft worden sind und in den betreffenden Vereinsberichten ein sehr wertvolles Material über diese Echsen festgelegt wurde, eine sehr anerkennenswerte Arbeit! — Um den verehrten Lesern der „Blätter“ eine Anzahl verschieden gefärbter muralis und einzelner ausgesprochener Varietäten im Bilde zeigen zu können, habe ich eine Eeihe meiner Mauereidechsen in regelloser Auswahl der Eedaktion zwecks photographischer Aufnahme eingesandt, deren Eeproduktionen fliese Zeilen begleiten. Dürigen teilt die Mauereidechsen in 3 Gruppen ein: 1. graue oder braune Mauereidechsen (Lac. muralis subspec. fusea), 2. grüne Mauereidechsen (Lac. muralis subspec. neapolitana) und 3. blaue oder schwarze Mauereidechsen. Sehr glücklich kann man diese Einteilung wohl nicht nennen, denn die blauen oder schwarzen Eidechsen hätten sicher besser zur 2. Gruppe mit hinzugerechnet werden können, da sie offenbar den neapolitana- Echsen angehören, respektive von diesen ab- stammen. Die blaue Faraglioneechse auf Capri z. B. ist dieselbe Echse, die einen grossen Teil Italiens bewohnt. Dasselbe Tier unter anderen Breitengraden mit grösserer Sonnenstärke, anderen Boden- und Nahrungsverhältnissen wird eben in nicht zu ferner Zeit eine Umfärbung durchmachen, aber deshalb ist es noch kein anderes Tier. — In die Augen springend ist aber der Unterschied zwischen der /ksca-Gruppe, der neapolitana-GrupT^e und den korsischen und sardinischen Formen, diese drei Gruppen örtlich zu trennen wäre gewiss gerechtfertigt. Der /ksca-Gruppe gehören die abgebildeten Eidechsen : Abbildung No. 3, 4, 6 und 7, der neapolitana- Gruppe No. 1, 2, 5 und 8 an. — Die Mauer- eidechse No. 3 ist eine Lac. muralis-fusca de Bedri- aga aus Südtirol und den anschliessenden Kantonen der Schweiz, die bei Bozen ziemlich häuflg ge- funden wird. Bauch und Kehle schwach rosa- farbig mit kleinen schwarzen Flecken übersäet, Oberseite graubraun, jederseits ein breites un- regelmässiges dunkelbraunes Band, das die Eückenzone von den Flanken trennt. No. 4 ist ebenfalls eine Lac. muralis-fusca de Bedriaga, die die ersten Anfänge zeigt für die spätere brüggemamii (siehe No. 6), sie steht der var. maculiventris nahe, erreicht diese aber noch nicht. Oberseite braun, ähnlich wie bei der typischen fusca, aber starke Netzzeichnung hervor treten lassend, der Bauch hat weisse Grundfarbe und wird jederseits in seiner Längs- richtung eingefasst von einem aus grossen, gleich- artigen, schwarzen Flecken bestehendem Bande. Auf der Bauchmitte viele schwarze unregel- mässige Flecke, Kopfunterseite und Kehle schwarz mit vielen weissen Flecken und Punkten übersäet. Diese Echse kommt vor in den an Südtirol an- schliessenden Kantonen der Schweiz, häuflger am Gardasee, seltener südlich von Bozen. No. 6 ist eine ausgesprochene Varietät, nämlich Lac. muralis-fusca de Bedriaga var. brüggemanni, die von Genua bis Eom ihi' Verbreitungsgebiet hat. Oberseite des Eückens grün mit schöner scharf hervortretender schwarzer Netzzeichnung, an seinem unteren Ende in ein grünliches Braun übergehend. An den Flanken jederseits eine Eeihe schöner himmelblauer Flecken (12 — 13). Unterseite ursprünglich wohl schwach rosa, die aber durch eine grosse und umfangreiche schwarze Fleckenzeichnung derartig verdeckt ist, dass die schwarze Grundfärbung vorherrscht und von rosa Fleckchen übersät erscheint. Kehle und Kopfunterseite rosa und schwarz, respektive grün und schwarz gefleckt. — Bruno Dürigen zählt die var. brüggemanni zm’ Gruppe neapolitana, Bedriaga behandelt sie als Subspezies und meint von ihr, dass sie den Übergang von der fusca zur neapolitana darstelle. Beides dürfte nicht zutreffen, wie die „Isis“ bereits in ihrer Sitzung vom 13. Sept. 1900 feststellte. Es ist erwiesen, dass die brüggemanni lediglich ein Farbenextrem der fusca, daher der /wsca-Gruppe anzugliedern ist. Die Übergänge von der typischen fusca zur var. maculiventris und weiter zur var, brügge- Otto Tofohr: Mauereidechsen. 6 mamii lässt sich genau verfolgen. Ich besitze etwa 8 Formen, die diesen allmählichen Übergang ganz brillant illustrieren. Die hrüggemanni var. und die ihr nahestehenden Formen sind übrigens ganz hervorragend prächtige Tierchen, die jeden Reptilienfrennd entzücken müssen. Eidechse No. 7 ist wieder eine Lacerta m,uralis-fusca de Bedriaga, deren Verbreitungsgebiet das südliche Tirol, die südlich an Tirol angrenzende Schweiz und das nördlichste Italien ist. Diese Eidechse illustriert die Fortsetzung und die Übergänge zur hrüggemanni. Die Oberseite ähnlich wie hei Eidechse No. 3, ausserdem zeigt sich aber noch jederseits an der dunkelbraunen Läiigs- binde eine am Kopf beginnende unregelmässige, kräftig hervortretende hellgrüne Linie, die das dunkelbraune Band von der hellbraunen ßücken- mitte trennt und sich bis nahe zur Schwanz- wurzel hiuzieht, allmählich in der Färbung aber matter wird. Banchnnterseite wie bei No. 6, Kehle und untere Kopfpartie schwachrosa Grund mit schwarzer Netzzeichnung. — Von diesen vier /’^sca- Echsen ist also lediglich die hrüggemanni eine an- erkannte Varietät, die drei anderen sind Farbenfornien der typischen Stamm-/’Msca. — Eidechse No. 1 ist die bekannte gemeine Lacerta muralis, neapolitana de Bedriaga (Lacerta serpa Rafinesqiie) von Oberitalien (Venedig-Lido, West-Istrien (Triest), die alljährlich massenhaft in den Handel kommt. Diese grüne Art (Wiesenechse) ist so bekannt, dass sich eine Beschreibung ihrer Färbung erübrigt. No. 2 ist ebenfalls eine serpa Raßnesque (Lac. muralis, neapolitana de Bedriaga) (Wiesenechse), deren Verbreitungsgebiet sich von Pola östlich und westlich erstreckt, diese Polaechsen kommen weniger in den Handel wie die vorige Art. Färbung- ähnlich wie bei No. 1, ausserdem jeder- seits des grünen Rückens eine scharf hervortretende weissliche hellgrüne Linie, die sich fast bis zur Schwanz- wurzel hinzieht; auf dem Rücken (Mitte) ein bräunliches geflecktes Längsband, welches wieder von zwei aber weit dunkleren grünen Linien begrenzt wird. Unterscheidet sich von der gewöhnlichen serpa durch seine ausgeprägte Längslinienzeichnung. No. 5 ist gleichfalls eine serpa Raßnesque (Lac. muralis, neapolitana de Bedr.) (Wiesenechse) und zwar ist dies die schöne süd- italienische Form von Neapel und Sorrento, die zwar die typische var. elegans noch nicht er- reicht, dieser aber schon nahe steht. Die Färbung tritt auf dem Bilde gut hervor. Diese süd- italienische serpa ist im Handel selten. Eine weitere Mauereidechse meines Bestandes ist die von Corfu stammende Lacerta muralis, neapoli- tana var. jonica, ein sehr hübsch gezeichnetes Tierchen, von Krause-Krefeld eingeführt, das der ebenfalls in meinem Besitze befindlichen Lac. muralis, neapolitana, var. litorcdds sehr nahe- steht, dieser auch ziemlich ähnelt. Die var. jonica zeichnet sich durch ihre einfarbig grüne mit einem leichten Bronzeanflug versehene Ober- seite aus. Sie hat wenig hervortretende Zeich- nung, und wurde auch aus diesem Grunde von ihrer Abbildung Abstand genommen, da sie wie alle einfarbigen Echsen doch kein gutes wahr- heitsgetreues Bild geliefert hätte. Die von Originalaufnahme nach dem Lehen für die „Blätter“. Lacerta muralis Laur. (L. muralis fusea de Bedriaga). Die Forsetzung und Übergänge von der typischen fusca zur irüggemanni. Besitzer: 0. Tofohr, Hamburg. 6 Leonh. Schmidt; Die Cyllnder-Rose. den nea'politana-¥oYmQ\i recht abweichende litoralis wird übrigens später wohl zu einer eigenen Art erhoben werden, von ihr könnte dann die jonica als Varietät gelten. Bild No. 8 endlich stellt die Lacerta muralis, nea- politana var. faraglionensis (Faraglioneechse) dar. Das Tier weicht von der gewöhnlichen Faraglioneechse etwas ab, sie scheint der Lac. faraglionensis var. gallensis nahe zu stehen. Die vier abgebildeten Echsen, sowie die besprochenen var. jonica und litoralis^ im ganzen also sechs Formen der neapolitana-GxvLppa haben also trotz ihrer teils erheblichen Färbungsunterschiede nur als vier richtige Varietäten zu gelten, nämlich serpa, jonica, litoralis und faraglionensis. Die Heimat der Faraglioneechse sind die drei Felsen, welche der Küste Capris vorgelagert sind und als mächtige Kolosse aus dem Meere empor- ragen. Es sind die Li Faraglioni; „tre Fratelli“, drei Brüder, wie der poetische Caprese die trotzigen Gesellen nennt. Man kann sich kaum etwas Herrlicheres denken als eine Fahrt zu den Faraglioni an einem schönen Abend. Die wunderbaren Töne des Meeres, wie sie kein Maler mit dem Pinsel auf die Leinwand zaubern kann und im Vordergrund die Fratelli in gelb- rotem Glanze. Der Fang von Eidechsen wird hier von einigen Fischern betrieben, die unter Lebensgefahr die Felsen ersteigen. Die Cylinder-Rose (Cerianthus menibranaceus oder Cerianthus cylindricus). Von Leonh. Schmidt, Leiter der zooiog. Handiimg „Actinia“, Piauen i. V. Son den Wundern des Meeresbodens, d. h. von Seewasser-Aquarien, welche ein be- deutend grösseres Feld des Interessanten bieten als Süsswasser-Aquarien, ist bisher verhältnis- mässig noch sehr wenig in den verschiedenen Liebhaber-Zeitschriften berichtet worden. Der- artige Berichte Hess ich bereits in einigen Zeit- schriften über Einrichtung solcher Behälter erscheinen und will ich nun einzelne haltbare Arten von Seetieren erläutern. Vorerst die „Cylinderrose“, auch „cyHnder- förmige Fadenrose“ genannt; Dieses Tier, wenn eingewöhnt, resp. eingegraben, einer schlanken Palme ähnlich, bietet unter einigen anderen den Hauptreiz an Gestalt; majestätisch steht dieses zur Gattung der Aktinien (Hohltiere = Coelen- terata) gehörige Tier da und jeder Liebhaber erfreut sich stets dieses herrlichen Anblicks. Vor allem ist das Tier bei Empfang richtig und vorsichtig zu behandeln und von dem Wasser des für dieses Tier bereitstehenden Behälters ^2 zuzugiessen, sodann nach ca. — 1 Stunde dasselbe einzulegen. Hat man die Absicht, dieses hoch interessante Tier zu erwerben, so mache man zuvor eine Ecke oder Plätzchen in dem betr. Behälter in folgender Weise zurecht; Man häuft am besten in der vorderen Ecke des Behälters den darin befindHchen Sand ca. 5 cm hoch und 10 cm breit zusammen, legt um diesen Sandbau einige grössere harte Steine, zur Verschönerung einige Muscheln, Serpulafcontor- duplicata) dazwischen, und zwar derart, dass die Bose nicht herauskriechen kann. In diesen Bau zwischen den Steinen bringe mau das Tier mit dem Kopfe nach vorne. — Nach einigen Tagen hat sich das Tier mit sand- verniischteni Schleim umzogen. Diese schleimige Umhüllung dient dem Tiere als Röhre, worin dasselbe lebt und Schutz vor direkten Berührungen und Verletzungen findet. Diesen Schleimüberzug, welcher nicht entfernt werden darf, heftet das Tier an die dasselbe umgebenden Steine, Muscheln etc. fest und somit ist die Eingrabung vollendet. Erst nach diesem Vorgänge nimmt das Tier Nahrung an, vorher wolle man gar keine Ver- suche behufs Fütterung machen, denn es ist alles vergebens. Ich füttere dieses sehr gefrässige Tier alle 2 Tage und zwar abwechselnd mit kleinsten Stückchen frischen Regenwurm, fein geschabtem rohem Rindfleisch, rohem Fisch, Eigelb und besonders nimmt dasselbe mit Vor- liebe grosse lebende Süsswasser-Daphnien. Mittels Schlammheber sauge ich aus dem Süsswasser- behälter die Daphnien, lasse diese vorsichtig langsam in nächster Nähe der Cerianthus ein- laufen und mit allen Fühlern zieht das Tier die, kurze Zeit im Seewasser noch lebenden, herum- schwimmenden Daphnien in seinen unersättlichen Magen. Der Cerianthus ist sehr zäh und wenn eingegraben, sehr lange Zeit zu erhalten. Selbst- redend muss das Tier nach seiner Eingrabung stets unberührt gelassen werden, wenn auch der Standplatz ein nicht gerade direkt vor Augen befindlicher ist. Das Seewasser ist bei richtiger Behandlung nnd Schützung vor Lichtalgen stets krystallhell, so dass man das Tier auch an ent- fernter Stelle deutlich beobachten kann. Stösst man aus Versehen etwas kräftig an den Behälter, so schnellt das Tier blitzschnell in seine schleimige Hülle vollständig zurück, ohne dass die geringste Spur von demselben zu sehen ist; Paul Krefft: Wasserschildkröten im Stuben-Beckenaquarium. 7 nach ungefähr V, Stunde kriecht der Cerianthus vorsichtig wieder empor und entfaltet sich in seiner vollen Pracht. Ich empfehle jedem Lieb- haber die Anschaffung solcher Tiere, welche in mehreren Farben-Yarietäten zu haben sind und zwar: elfenbeinfarbig, rotbraun, dnnkelviolett etc. 'Während der Fntteranf nähme strahlen die Fühler, umgeben mit prachtvoll schillernden blan- grünen grösseren Eingen und Punkten. Die Tiere halten sich in künstlichem wie echtem WAsser gleich gut. Seerosen sind besonders ge- eignete Tiere für Aquarien, ein solches mit den farbenabwechselnden, leicht- und langlebigen Arten besetzt, übertrifft im Anblick das schönste Blumenbeet und kann ich mir nichts schöneres und interessanteres denken, als den lebenden resp. belebten Meeresboden in kleinem Massstabe zu besitzen, weil insbesondere das Seewasser- Aqnarium den Vorzug geniesst, ein prächtiger Schmuck für Salon, Zimmer etc. und nicht überall vertreten zu sein. In einzelnen Ländern werden die Seerosen wegen ihrer Anmut und Schönheit von den Damen als ihre Lieblinge gehalten und gepflegt. Wasserschildkröten im Stuben-Beckenaquarium. Von Dr. Paul Krefft. ährend die Zierflschliebhaberei, der ständig , neue, interessante für Pflege und Zucht dankbare Acquisitionen zugeführt werden, seit einer Eeihe von Jahren in ununterbrochenem Emporblüheu begriffen ist und auch die Amphi- bienfreunde jedenfalls keinen Stillstand ihrer Liebhaberei zu beklagen, haben, lässt sich dieses anscheinend nicht so wohl von dem verwandten Gebiete der Eeptilienpflege durchweg behaupten, zumal scheint die Schildkrötenpflege sich in letzterer Zeit nicht mehr fortschreitender Be- liebtheit zu erfreuen. Die jährlichen Massen- erscheinungen gewisser gemeiner Sorten wie Emys lutaria, Clemmys caspica resp. leprosa, Testudo yraeca etc. auf dem Eeptilienmarkte, beweisen nichts gegen die Thatsache, dass der Schildkrötenamateur die selteneren Importe in den sonst bestassortierten Handlungen oftmals jetzt vergeblich verlangt. Die Ursache ist nicht etwa Mangel an Verbindungen mit auswärtigen Plätzen oder mangelnde Geschäftsinitiative der Händler und Importeure, sondern ein allgemeiner Eückgang der Nachfrage des kaufenden Publi- kums. In meiner 1884 er Ausgabe von Joh. V. Fischers „Das Terrarium“ finde ich unter der Gattung Clemmys allein 4 Arten als im Handel häufig bezeichnet, die jetzt seit einer Eeihe von Jahren von keiner deutschen Firma mehr offeriert werden. Da es sich um lauter nordamerikauische Arten handelt, so lässt sich als Grund mangelnde Geschäftsverbindung nicht annehmen und ebensowenig Ausrottung dieser Tiere, die dem Jäger doch keinen allzu be- gehrenswerten Gewinn zu bringen vermöchten. Dagegen Hesse sich als gewichtiger Grund für die abnehmende Nachfrage nach diesen sowie anderen Sumpfschildkröten der moderne Aquarien- typus geltend machen. In den Aquarien — streng genommen Terraaquarien — alten Stils, wie sie der Altmeister Eossmässler beschreibt, bildeten die schmucken, bunten Dinger, denen man einen Ehrenplatz auf dem Tutt’steinfelsen einräumte, eine allbeliebte Zierde der Wasser- käfige; seitdem aber aus übrigens einleuchtenden, rationellen Gründen die Grotte in die Eumpel- kammer wanderte und „uferlose“ Aquarien in Mode kamen, hatten auch die Sumpfschildkröten ihre elementarste Existenzbedingung dort ver- loren und wurden für immer daraus verbannt. Es blieb ihnen zwar ein Asyl in den feuchten Terrarien. Hier, in dem räumlich beschränkten und die Beobachtung nicht so gut gestattenden Wasserbecken vermögen die Tiere jedoch dem Pfleger nur selten dieselbe Freude wie im Aquarium zu machen, und das Gefallen am Schildkrötensport musste demgemäss einen Eück- gang erfahren. Von jeher schwierig gestaltete sich aber die passende Unterbringung grösserer Wasserschildkröten für den Liebhaber gewöhn- lichen Schlages. Glücklich sind noch diejenigen, welche solchen Pfleglingen, die für Terrarien wie Aquarien bei ihren Dimensionen gleich ungeeignet sind, in einem Gartenspringbnninen Sommer- freuden bereiten können; im Winter aber grassiert überall dieselbe Unterkunftsnot, und wer nicht in einer dumpfigen Kiste seine Pflegebefohlenen den oft verhängnisvollen Wechselfällen eines durch umständliche Bedingungen erschwerten Winterschlafes aussetzen will, sieht sich zu ebenso dürftigen als unschönen Improvisationen wie Zimmergehegen aus Drahtgeflecht mit Wassernapf etc. genötigt! Was Wunder also, wenn ein mir bekannter Händler, der eine be- trächtliche Anzahl grosser Wasserschildki'öten auf Lager bekommen hatte und trotz excessiver Preisermässigung doch zum grossen Teil nicht absetzen konnte, solcher Importe für alle Zeiten 8 Paul Krefft; Wasserschildkröten im Stuben-Beckenaquarium. überdrüssig wurde? Und doch wird sich der Schildki'öten- pfleger, der ein- gehendere Studien über das Leben und Treiben, vielleicht gar über die Fort- pflanzung dieser Tiere machen will, nicht auf die Hal- tung kleiner, biolo- gisch oft noch ganz unentwickelter In- dividuen beschrän- ken können! Aus solchen Er- wägungen heraus schöpfe ich den An- lass, von meinen langjährigen Er- fahrungen in der Schildkrötenpflege, besonders über die Behälterfrage eini- ges mitzuteilen,wo- bei mich die Hoff- nung leitet, dadurch einige Anregung zur Neu- belebung dieser Liebhaberei vielleicht schaffen zu können. Zum Wohlbefinden und guten Gedeihen aller Wasserschildkröten gehört ein für Licht, vor allem auch Sonnenschein und Luft recht zugänglicher Käfig, in dem Wasser und Land am besten so verteilt werden, dass das feste Element zum mindesten keine grössere Ober- flächenentfaltung hat als das nasse. Ein Wasser- becken mit einer bergartig emporragenden Insel aus Tuffstein oder besser noch Zierkork, welcher leichter und handlicher zu verarbeiten sowie für Kletterpartien noch besser geeignet ist als ersterer, wirkt architektonisch befriedigend und ist für die Insassen, welche, entgegen allem äusseren Anscheine, wohl zu klettern verstehen und sich gern den Sonnenstrahlen auf schiefer Ebene aussetzen, gleichzeitig praktisch. Will man sich an einer, den Käfig zierenden Vegetation erfreuen, so thut man allerdings gut, diese auf einer 2., für die Bewohner unzugänglichen Etage des Inselberges unterzubringen, da sonst ernst- liche Schädigungen, namentlich zarterer Pflanzen, durch die ansehnlichen Körperlasten der cyclopen- haften Geschöpfe unvermeidlich sind. Mein erstes, in kleinstem Massstabe und mit den einfachsten Mitteln hergestell- tes Spezialaqua- rium für Schild- kröten erwies sich im Betriebe so zweckmässig, dass ich Gelegenheit nehmen möchte, es hier kurz zu be- schreiben, zumal da es hinsichtlich seinesTypus grund- legend für spätere, vollkommenere Be- hältereinrichtun- gen war. Als Be- hälter diente ein einfaches,dickwan- diges Fischglas von halbkugeliger Ge- stalt u. etwa 35 cm Durchmesser,deren Wasserstand über einer etwa 3 cm hohen, den Boden bedeckenden gi-o- ben Kiesschicht 10 — 12 cm betrug. Die in die Mitte des Behälters plazierte Zierkorkinsel bestand aus einem auf- rechtstehenden, den Gefässrand überragenden Eöhrenstück, das etwa in der Höhe des Wasser- spiegels von emem schräg nach aussen allmählich unter Wasser tauchenden, etwa 9 cm breiten Kranze aus demselben Material umgeben war. Innen war das Eohrstück durch eine diaphrag- matisch eingesetzte Zinkscheibe in eine grössere obere und eine kleinere untere Hälfte geteilt. In ersterer befand sich zu unterst die für das Feststehen der Insel im Wasser nötige Be- schwerung in Gestalt von Kieselsteinballast, darüber füllte der ausgestopfte Wurzelballen eines ringsherum kokett überhängenden Zier- grasbüschels den noch übrigen Hohlraum der oberen Hälfte. Die untere ganz unter Wasser befindliche Hälfte der Korkröhre wurde leer gelassen und vom unteren Eande her spitzbogen- förmig tief ausgekerbt, um willkommene dunkle Zuflucht im Wasser zu bieten. Dieses Miniatnr- aquarium, welches mit zwei winzigen Klapp- brustschildkröten, Cinosternon dausum, einer ebensolchen Alligatorschildkröte, Chelydraserpen- üna, sowie je einer kleinen Clemmys caspica, CI. pida und CI irrigata besetzt wurde, ge- währte einen sehr netten Anblick. Während Originalaufnahme nach dem Leben für die .Blätter“* Dimkelroter Teleskopschleierschwanz, Besitzer: K. Bensch. G. Lehmanu: Die Zucht fies Schleierschwanzes im Zimmeraqiiarium. 9 die Clemmysarten sich munter im freien Wasser und auf dem Borkenrand herumtrieben, hausten die beiden andern Spezies im finstern Korkverliess, um von dort räuberische und meist erfolgreiche Ausfälle durch die Spitzbogenthore gegen vorüber- schwimmende Futtertiere, Kaulquappen, Wasser- wanzen etc. zu machen. (Schluss folgt.) Die Zucht des Schleierschwanzes im Zimmeraquarium. Von G. Lehmann. (Mit zwei Originalaufnahmen.) anter den zahlreichen Aquarienfischen, welche die Mehrzahl der Aquarienlieb- haber im Becken pfiegt, nehmen unbestritten immer noch die erste Stelle die Goldfischabarten ein, von denen besonders Teleskop und Schleier- schwanz oben anstehen. Die Zucht dieser Tiere im Zimmeraquarium ist dm-chaus nicht ohne Reiz, sie ist vielmehr jedem Liebhaber, der über das Anfangsstadium in der Fischpfiege hinaus ist, nur zu empfehlen. Zur Zucht verwende man zwei- oder drei- sömmerige Tiere von tadelloser Beschaffenheit d. h. mit gut entwickelten Flossen. Der Schleier- schwanz wird bei guter Fütterung schon mit 10 Monaten ge- schlechtsreif und erkennt man die Männchen an weisslichen Warzen, welche meistens während der Brunft auf den Kiemen- deckeln und Brust- fiossen sich bilden, später aber wiedei verschwinden, andererseits ist auch der After des Männchen vertieft, es scheint, als ob hier ein Stückchen Fleisch mit dem Fingernagel her- ausgekniffen sei. Bei dem Weibchen entwickelt sich eine kurze Legeröhre, ferner ist der Leib infolge des sich ent- wickelnden Rogens stark aufgetrieben. Um eine sichere Laichbefruchtung zu erzielen, gesellt man zu einem Weibchen zwei Männchen. Die Grösse des Zuchtaquaidums l)eträgt etwa 60 — 100 cm Länge und die Finrichtung desselben soll naturgemäss sein und bepflanzt man die dem Fenster zugekehrte Seite am besten mit Elodea, Myriophylhmi, Cahomha etc. Betreffs Auf- stellung des Zuchtaquariums beachte man, dass diese so erfolgt, dass das Becken täglich wenigstens etwas Sonne erhält. Die sich an den Scheiben bildenden Algen entferne man nur an der dem Zimmer zugekehrten Seite, denn eine reiche Algenbildung fördert die Phitwicklung niederer Infusorien, welche die erste Nahrung der jungen Fischchen bilden. Bei Eintritt warmer Witterung treten bei den Zuchtfischen die ersten Anzeichen der Brunft auf, doch suche man die Fische noch einige Monate, etwa bis in den Mai, am Ablaichen zu verhindern. Erst wenn die Temperatur des Wassers im Zuchtaquariuui dauernd wenigstens + 17^*0. zeigt, sind die Zuchtfische einzubringen und nun währt es unter günstigen Umständen nicht mehr lange, bis das sogenannte Treiben der Männchen beginnt. Hierbei verfolgen die Männchen das Weibchen, verlieren ihre gewöhn- liche Ruhe vollständig und rütteln dadurch auch das Weibchen zu lebhafter Sch wimmthätigk eit auf. Dieses Brunftspiel dauert einige Zeit, dann nähert sich das Weib- chen einem ihm zusagend er- scheinenden Pfianzendickicht und setzt hier einen Teil seines Laiches ab, der vom Männchen sofort befruchtet wird. Bei der Laichab- gabe haften die Eikörner zum grös- sten Teile an den feingefiederten Blättern der IVas- serpfianzen fest. Dieses Ablaichen wiederholt sich mehrere Male, bis das Weibchen etwa 900 — 1 000 Eier ab- gesetzt hat, dann ist das Laichgeschäft beendigt und die Geschlechter zie- hen sich teilnahms- Originalaufnahme nach dem Rotgefleckter Schleierschwanz. Leben für die „Blätter“. L .. „ , Besitzer: G. Lehmann. 10 Kleine Mitteilungen. los und erschöpft zurück. Die Zuchttiere werden nun aus dem Zuchtaquarium genommen und in einem anderen Behälter untergebracht. Von dem abgegebenen Laich entwickeln sich nur aus den klaren, durchsichtigen Eiern junge Fischchen, die je nach der Temperatur in 3 bis ^11 Tagen die Eihaut sprengen. Nach dem Ausschlüpfen sind die jungen Tiere äusserst un- beholfen, hängen an den Pflanzen, den Scheiben und an der Wasseroberfläche. In gut bepflanzten älteren Zuchtaquarien, wo die Scheiben mit Algen reich besetzt sind, Anden die Fischchen genügend Infusorien, welche immer als erste Nahrung dienen. Nach ungefähr 14 Tagen längstens bedürfen die jungen Tierchen aber schon anderes lebendes Fischfuttei' und muss daun tler Züchter mit Kätscher und Kanne die Tümpel aufsucheii, um aus ihnen Cyclops und kleine Daphnien für seine jungen Pfleglinge zu sammeln. 4 jCIeine J\4itteilun^en* Brutgewolmheiten amerikanischer Fische hat l^rofessor Jakob E. Reighani in Ami Arbor (Michigan) studiert, besonders an dem bisher in seiner Lebensweise noch wenig bekannten Sclilammfisch Amia calva (L.), einem Süsswasserfische aus der Abteilung der Schmelz- tische (Ganoidei). Um zu sehen, ob die Nester allein von den Männchen gebaut würden, trennte der Beobachter die Männchen eines Brutgruudes von den Weibchen und hielt sie in einem Teile desselben abgesperrt. Sie bauten dort Nester, von deueu hernach nur fünf mit Eiern belegt wurden, anscheinend von einem oder zwei Weibchen, die dort Zugang gefunden hatten. Die anderen 18 Nester_bheben unbenutzt und wurden schliesslich von den Männchen verlassen. Der Farbenschmuck des Schlammfischmäuucheus nahm im Einklang mit seinem Nestbau und Nestwächteramt während der Brutperiode den Charakter von Schutzfärbungen an. Die Flossen wurden in Harmonie mit iler umgebenden Wasser- vegetatiou^grün und die Netzaderuug der Seiten eine getreue Nachahmung der durch die flutenden und ver- tlochtenen^Wasserpflauzeu geworfenen Schatten. Be- sonders interessant ist dabei das Verhalten eines Schwauzfleckes, der genau das Aussehen der Brechungs- bilder wiedergab, welche die Sonne auf dem Boden eines seichten Wassers erzeugt, wenn sich die Ober- fläche im Winde kräuselt, wodurch dunkle Flecke ent- stehen, die mit hellen gelblichen Lichthöfen umgeben sind. Bei einem Süsswasserbarsch Eupomotis gibbosus (L.) sind jedoch, obwohl sie ebenfalls Nestwächter sind, die Männchen viel lebhafter gefärbt, als die Weibchen, nicht nur in den wurmformigeu Zeichnungen der Wangen, sondern auch in dem grösseren, scharlachrot und blau eingefassten „Ohrlappen“ des Kiemendeckels. Die beim Weibchen gelb gefärbten Bauchflossen sind beim Männchen schwarz, die Rücken- und Schwanzflosse viel glänzender blau als beim Weibchen. Wenn das Erstere ein Weibchen einladet, in sein Nest einzutreten, spreizt es seine schön gefärbten Kiemendeckel und erhebt deren Ohranhänge, breitet die dunklen Bauch- flossen aus und bietet dann ein sehr verführerisches Aus- sehen. Die Farben erscheinen in dieser Stellung (von vorn gesehen)_hesonders glänzend. Wenn^ein Männchen andere bedroht, nimmt es eine ähnliche Stellung an, die es^ausser bei diesen beiden Veranlassungen niemals z.ugt, woraus hervorgeht, dass die Stelhmgen den Ausdruck seiner Gemütsstimmung wiedergeben. (Allgem. Fischereizeitung.) Ausstellung der „Elodea‘‘ in Berlin-Moabit. Ein neuer junger Aquarienliebhaber-Verein, der vor einiger Zeit in Berlin-Moabit gegründet wurde, trat am 13. Dez. V. J. zum ersten Male^durch eine Ausstellimg in die Öffentlichkeit. Die Ausstellung, die in Ver- bindung mit einer Kanarienausstellung stattfand, führte eine Anzahl gut bepflanzter und besetzter Süsswasser- Aquarieu, ein hübsches Terra-Aquarium uhd ein Terrarium den Besuchern vor. Mögen durch die in bescheidenen Grenzen sich haltende Ausstellung dem Verein zahlreiche Liebhaber zugeführt worden sein. Heizvorriclituug für Elementgläser. (Mit Abbil- dung.) - Das Fehlen einer wirklich brauchbaren und einfachen Heizvorrichtuug für Elemeutgiäser ist allseitig in den Liebhaberkreisen schon tief empfunden und alles, was bisher auf den Markt au Heiz- Apparaten für Element- gläser gebracht wurde, entspricht nicht den geforderten Bedürfnissen. — Vor kurzer Zeit führte ein Mitghed des Vereins der Berlinei' Aquarien- und Terrarieu- freuude, Herr Wendorf, in einer Sitzung des Vereins ein höchst einfaches Verfahren zur Heizung von Element- gläsern vor, das verdient der Allgemeinheit bekannt gegeben zu wenlen. Herr Wendorf setzt in das Element- glas einen hohlsteheudeu, kastenartigeu Boden aus Zink ein, der zwei oben durch Drahtgeflecht geschlossene Röhren erhält. Auf den hühlstehenden Zinkboden wird die Bodenschicht für die Pflanzen gebreitet, die Ge- wächse werden eiugepflanzt, üher die Bodenschicht kommt die Sandschicht in der Höhe, dass die Röhren gerade noch über den Saud hervorrageu imd daun wird der Behälter mit Wasser gefüllt. Geheizt wird das untere Wasser bei C durch Unterstellen einer Lampe. Dieses erwärmte Wasser steigt durch die etwas längere Röhre bei a in den Raum B und heizt hierdurch das Becken, während das kalte Wasser in den Raum G durch das kürzere Rohr aJ zurücksinkt und erwärmt wieder nach B durch a aufsteigt. Eine Bodenheizung, wodurch die Pflanzen leiden, findet durch diese Heizung nicht statt. — Vielleicht machen sich die Fabrikanten der Elemeutgiäser diese Heizvorrichtuug zunutze, indem sie in einer Höhe von etwa 4 cm über dem Boden im Innern des Beckens einen Glasrand au- bringen, auf welchem daun eine Glasscheibe mit den zwei Röhren bei a und af aufgekittet wird. Es würde hierdurch ein äusserst einfaches und praktisches heiz- bares Elementglas geschaffen. B. Kampf einer Kreuzotter mit einem Habicht. — Die „Illustrierte Tierwelt“ in München erhielt von einem ihrer Leser die nachfolgende interessante Beobachtung über den Kanij)! einer Kreuzotter mit einem Habicht; Der Beobachter bemerkte von einem Verstecke aus einen Habicht, der aus bedeutender Höhe den Boden Vereins-Nachrichten. 11 absuchte. Er fährt wörtUch fort: Plötzlicli schoss der- selbe mit gewandter Schnelligkeit liernieder, um aber ebenso schnell wieder empor zu steigen, ohne mit den Flügeln den Boden gestreift zu haben. Nach nocli- maliger Wiederholung dieses Vorgangs seitens des Habichts und bei schär- ferem Hinsehen ge- wahrte ich am Boden eine Kreuzotter mit emporgerichtetem Hals imd Kopf, welche von dem Habicht überfallen worden war uud sich nun zu einem Kampf anschickte. Die Kreuz- otter, die Überlegenheit ilires Feindes erken- nend, schien es jedoch Yorzuziehen, sich in den nahen, schützenden Wald zu flüchten. Doch der Habicht wollte sich diesen leckeren Bissen scheinbar nicht ent- gehen lassen, denn in dem Augenblick fuhr er mit jähem Sturz hernieder, fasste mit seinen Fängen die Fliehende am Schwanz und stieg mit ihr in die Luft. Den Körper hin imd her schwingend, mit aufgesperrtem Maul, versuchte die Kreuzotter ihrem Feinde den töt- lichen Biss beizubringen. Doch dieser schien sich der gefährlichen Lage, in der er sich augenblicklich befand, völlig bewusst, denn' eiligst liess er die Feindin fallen. Dem Anscheine nach hatte diese nun durch den Sturz eine Verletzung erlitten, denn sie gab die Flucht auf. — - Doch das Zusammenriugelu ihres Körpers, das Auf- richten des Kopfes deutete Kam))fhereitschaft und ver- zweifelte, erbitterte Fortsetzung des Kampfes ihrerseits an. Der Habicht trach- tete nun danach, den Kopf der Kreuzotter mit den Flügeln im Fluge zu treffen, um die Otter zu betäuben. Seine ersten Angriffe schlug die Schlange glücklich ab. Schon hatte es den Anschein, als oij der Ha- bicht auf sein leckeres Mahl verzichten müsste uud wollte. Da fuhr er plötzlich mit einem letzten, schrägen Stoss auf den Feind, welcher gleich darauf den Kopf zur Erde sinken liess. Diesmal war der Angriff dem Habicht gelungen. Der Kampf war aus. Den Kopf der Kreuzotter verspeiste er mit grimmigem Behagen vor meinen Blicken — bis dahin hatte er mich in meinem Versteck nicht gewahren können. Doch die Gegend schien ihm doch nicht mehr ganz sicher und mit dem Rest des heiss eroberten Mahles verschwand er in den Lüften. Schematische Darstellimg zur Heizeinrichtung für Elementgläser- Aquarien. VEREINS=«Wi%T NACHRICHTEN „Humboldt“, Verein für Aquarien- u. Terrarienkunde, Hamburg (R. V.). Vereinslokal: St. Georger Vereins- haus, Grosse Allee 45. Versammlung vom 6. November 1902. Als Mitglied aufgenommen ist Herr P. Siemseu jr., in Firma Peter Siemsen & Co. Zur Aufnahme haben « sich angemeldet die Herren Conrad Warnecke, Fritz Grothe, Theodor Tunke und Ernst Kröger, sowie die Vereine „Wasserrose“, Dresden und „Sagittaria“, Hohen- stein-Ernstthal. Dann wurde über den letzten dies- jährigen Ausflug nach Walthershof berichtet; derselbe hat trotz der vorgerückten Jahreszeit ein gutes Fang- ergebnis geliefert, besonders au Bitterlingen, Karauschen, Weissfischen und Stichlingen. Herr Paul von Ostheim hielt einen mit Beifall aufgeuommenen Vortrag über „Aquarien-Heizung“, wobei alle bisher konstruierten Vorrichtungen für Heizung von Aquarien besprochen und teils in Natur teils in Abbildung vorgeführt wurden. — Darauf folgten Mitteilungen des I. Vorsitzenden über seinen ersten Zuchterfolg bei Ganihusia hol- brooki. Herr Peter führte aus, dass, seit er diesen origineilen Fisch zum ei-sten Male gesehen (dies war 1898 auf der Ausstellung in Hannover, woselbst der verstorbene Herr Paul Nitsche 2 Exemplare ausgestellt hatte) es sein sehnlichster Wunsch gewesen sei, den- selben zu besitzen. Als er dann 1900 aus dem Stüve- schen Import 2 Gambuseu erhalten habe, da sei die Freude zwar gross, aber das Sehnen doch noch nicht gestillt gewesen — denn es waren nur Männchen. Alle Versuche und Bemühungen, Weibchen zu erhalten, seien gescheitert bis zu diesem Sommer, wo unser Herr Stüve endlich zum ersten Male einige Weibchen importiert habe, wovon eins in seinen (des Referenten) Besitz gelangt sei. Als das Weibchen ihn mit den ersten Jungen beglückte — das sei einer der schönsten Momente in der ganzen Zeit, während welcher er der Lieb- haberei huldige, gewesen. Viel lasse sich über den Geburtsakt und über das Verhalten der Eltern zu ihren Kindern noch nicht sagen, da man selbstredend beim ersten Zuchterfolg die grösste Vorsicht obwalten lasse und sofort die Alten von den Jungen fortnähme. Doch sei ja mm zu hoffen, dass dieser interessante Fisch schon im nächsten Jahre zu angemessenem Preise den Liebhabern zugängig gemacht werde. Denn ausser ihm habe noch ein hiesiger Liebhaber, der mitauwesende Herr Springer, ein Gambusen-Weibchen und davon in dieser Saison auch schon Junge erhalten, und die übrigen Weibchen seien in den Besitz der Züchterei Schäme-Dresden gelangt, sodass uns um Nachzucht nicht bange sein brauche. Erwähnen wolle er nur noch. 12 Vereins-Nachrichten. dass die Weibchen nicht so originell gezeichnet seien wie die Männchen, sodass zuerst Zweifel aufgetancht seien, ob man es auch wirklich mit Weibchen von Gambusia holbrooki zu thun habe. Doch diese Zweifel dürften wohl als beseitigt gelten, nachdem Herr Prof. Hilgeudorff, Berlin, die Weibchen als Gambusia holbrooki bestimmt habe. — Vorgezeigt wurde ein Injektions- Durchlüfter, eingesandt von Herrn Hans Geyer-Regens- burg (Sohn unseres verst. Ehrenmitgliedes Willi. Geyer). Der Dnrchlüfter, den man als eine Kombinierung der Systeme Geyer und Peter bezeichnen könnte, basiert auf dem von nnserm 1. Vorsitzenden gefundenen Prinzip des aufgelösten Wasserstrahls (s. „Blätter“ IX No 10); er hat aber allen bisherigen Dnrchlüftern das eine voraus, dass die Auflösung des Wasserstrahls mittelst feiner verstellbarer Regulierschraube erfolgt. Herr Peter verspricht, nachdem er die Versuche beendigt, weiter zu berichten über diesen Durchlüfter, von dem er sich mehr verspreche, als von manchem der nach und nach in den Handel gelangten Durchlüfter, die teils mit geringen, teils sogar ohne Änderungen den ursprüng- lichen Systemen nachgeahmt sind, deren Fabrikanten es aber nicht einmal für nötig erachten, der Urheber zu erwähnen. — Auf Anregung des Herrn von Ostheim wird beschlossen, dass — ausser der offiziellen Monats- versammluug am 1. Donnerstag des Monats — künftig eine zwanglose Zusammenkunft der Mitglieder an jedem 3. Donnnerstag im Monat im Vereinslokal statt- finden soll. — Darauf fand noch ein reger Austausch, Verkauf und Verteilung von Pflanzen und Tieren statt. Dem Ermimterungsfonds flössen daraus 1,20 Mk. zu, wofür den Stiftern der Dank ausgesprochen wurde. — Bei Erledigimg des Pragekastens gelangte eine inter- essante, unseres Wissens neue Wahrnehmung bezügl. des Diamantbarsches zur Kenntnis. Herr Neugebauer hat nämlich beobachtet, dass seine Diamantbarsche bei Eintritt kühler Witterung sich so in die Sandschicht des Bodengrundes eingruben, dass nur an den Be- wegungen des noch eben von Sand bedeckten Kiemen- deckels der Versteck ermittelt werden konnte. — Herr Peter weist darauf hin, dass er wiederholt in Vereins- berichteu von Ludwigia Mullerti gelesen liabe. Der Name sei so aber nicht richtig geschrieben. Die Pflanze lieisst Lxulivigia Mulertti, benannt nach Hugo Mulertt in New York. Von nnserm Herrn Hans Stüve sind wieder zwei neue Guramiarteu: Trichogaster labiotus und Tr. lalius, sowie eine neue Art des Sclilangeukopf- fisches importiert worden. — Als Geschenk nnsers Mitgliedes, Herrn F. C. Heinemann, Erfurt, wurde „Das Zimmeraquarium von Dr. E. Bade“ überreicht und in die Bibliothek eingestellt. Das Buch, das sich als ein Auszug aus Dr. Bade’s grossem Werk: „Das Süsswasser- Aquarium“ darstellt, trägt die Bezeichnung auf dem Titelblatt: „Ein kurzer Wegweiser für den Anfänger“ mit Fug und Recht. Das Buch (No 21 der Garten- bibliothek von F. C. Heinemann, Erfurt) enthält 133 Text- seiteu und zahlreiche Illustrationen und kostet nur 1 Mk. 0. D. Versammlung vom 4. Dezember 1902. Die Versammlung eröffnet Herr H. Claasen mit der Mitteilung, dass die beiden Vorsitzenden erkrankt seien, man möge mit seiner Leitung fürlieb nehmen, die vielleicht nur mangelhaft sein werde, da er ebenfalls krank gewesen und erst seit einigen Tagen wieder dienstfähig sei. Das Protokoll der vorigen Versammlung wird verlesen und genehmigt. Als Mitglieder sind auf- genommen die Herren Warnecke, Grothe, Tunke und Kröger und die Vereine „Wasserrose“-Dresden und „Sagittaria“-Hohenstein-Ernstthal, letztere beide auf Grund der Gegenseitigkeit. Von den neu aufgenommenen Mitgliedern sind die Herren Tunke und Grothe anwesend. Der Leiter heisst sie herzlich willkommen und fordert zum fleissigen Besuch der Versammlungen auf, damit sie bald als tüchtige Mitglieder unserer schönen Lieb- haberei neue Jünger gewinnen können. Gemäss dem Beschluss der vorigen Versammlung hat am Donnerstag, den 20. Nov. die erste zwanglose Zusammenkunft statt- gefunden und ist von allen Beteiligten beifällig auf- genommen. Es waren meist nur ältere Mitglieder des „Humboldt“ anwesend, aber alle (und besonders die Herren vom Vorstand, die in den Versammlungen mit Vereinsgeschäften genug zu thun haben), haben es angenehm empfunden, auf solche Art in gemütlicher Weise znsammenzukommen. Dass die verehrte Frau unseres Vorsitzenden später noch erschien, hatte dem Abend einen besonderen Reiz verliehen ; wie überhaupt die Damen unserer Vereinsmitglieder an diesen Abenden besonders willkommen wären. Der Besuch dieser Ver- sammlungen sei aber namentlich auch den jüngeren Mitgliedern zu empfehlen. Denn keine Dummheit, meinte der Versammlungsleiter, sei so gross, dass sie nicht gemacht würde; aber nicht Jedermanns Sache sei es, dies vor versammelten Volk zu bekennen, viel leichter sei das bei den zwanglosen Zusammenkünften; da finde mancher eher das befreiende Wort nnd fände dann auch Rat und Hülfe für seine Schmerzen. — Der Vorsitzende weist dann auf die durch den plötzlich eingetretenen Frost veränderten Verhältnisse hin. Sicher habe derselbe viele Opfer gefordert. Das Ein- dringen von Terratieren in unsere Häuser beweise, dass es nicht allen gelänge, rechtzeitig schützende Ver- stecke zu finden; unsere Fische zögen sich wohl recht- zeitig von den seichteren Stellen der Gewässer in die tieferen zurück, aber die niederen Thiere, die nicht so rasch folgten, würden vielfach zu Grunde gehen, wenn, wie es bei uns augenblicklich der Fall sei, der scharfe Ostwind flache Gräben und Tümpel rasch austrockne. Im Frühjahr wird es wohl Jeder schon beobachtet haben, dass Frösche und Echsen, die sich zu frühzeitig herausgewagt haben, vom Frost überrascht und getötet wurden. Die jetzige Jahreszeit sei allerdings wenig- geeignet zu Exkursionen und Beobachtungen und doch seien diese nötig. Unsere Aufgabe sei es ja, Beobach- tungen zu machen und die Ergebnisse zusammen- zutragen; die Schlüsse daraus zu ziehen, müsse der Wissenschaft überlassen bleiben. Leider fehle es in den Vereinen noch vielfach an planmässigem Arbeiten; das beweisen auch die Ausstellungen. Jeder treibe, was gerade die Mode mit sich bringt. Hervorragende Züchtungen bedeutender Liebhaber ahme man nach, aber das nächsthegende werde meistens vernachlässigt. Wann habe man eine ausgiebige Vorführung hei- matlicher Pflanzen und Tiere gesehen? In der hierauf- folgenden Diskussion berichtet Herr Bahl über Tritoneu, die bei ihm eine dicke Eisdecke gut überstanden hätten. Herr von Ostheim über den Mangel an Fischen in den von der Unterelbe gespeisten Gräben. — Es zirkuliert ein Heft von Westermann’s Monatsheften in der Ver- sammlung, das sehr hübsche Illustrationen von Korallen- fischen bringt. Der Vorsitzende weist auf den beglei- V ereins-Nachrl ch ten . 13 tenden Text hin, der auch den Scliützenfiscli aufführt, der doch sonst als Süsswasserfisch bekannt sei. — Ein einfacher Heizapparat (Blechdose mit Kanal) wird vorgezeigt und von Herrn Neugebauer erworben. — Der Versammlungsleiter streift nochmals die Frostfrage und meint launig, die ersten Opfer, die ihm bekannt ge- worden, seien Humboldt-Mitglieder ~ beide Vorsitzende seien krank; hoffentlich sähe die nächste Versammlung, die am 8. Januar 190.3 stattfinde, beide Herren wieder auf ihren gewohnten Plätzen. Da heute die letzte offizielle Versammlung im Jahre sei, wäre ein kurzer Rückblick auf das Jahr wohl gestattet. Aut allen Gebieten sei eifrig weiter gearbeitet. Hervorragende Einführungen imd Züchtungen haben stattgetunden. Neue Hülfsmittel habe das .Jahr weniger gebracht. Auf diesem Gebiet sei wohl etwas zu eifrig gearbeitet worden und daher vielleicht vorübergehend etwas Erschöpfung eingetreten. Das Vereinsleben sei ein sehr bewegtes gewesen. Von tief einschneidender Bedeutimg sei das Ausscheiden aus dem Verbände. Unserm verdienten 1. Vorsitzenden sei es sehr schwer geworden, sich hierin zu finden. Auch Redner, der in schweren Zeiten des Vereins im treuen Festhalten am Verband seine beste Thätigkeit erblickt habe, sei ungern gemeinsam mit Herrn Neugebauer s. Z. Antragsteller gewesen — aber es musste sein, sollte nicht der Verein weiter Schaden leiden. Ebenso notwendig imd bedeutungsvoll sei der Wechsel des Vereinsorgan. Nicht leicht wäre dem Verein der Schritt geworden, wieder zu den „Blättern“ zurück- zukehren, wären nicht die Verhältnisse inzwischen ganz andere geworden. Verbesserimgen, die früher vergeblich gewünscht, sind inzwischen eingeführt und aus den gegenseitigen Kämpfen sei als schönstes Resultat gegen- seitige Achtimg gewonnen. Unsere Liebhaberei bedarf einer gut geleiteten Spezialfachzeitschrift, aber diese auch der Vereine. Wenn die Vereine sich jetzt in grosser Mehrzahl den „Blättern“ zuwenden, so entsteht eine Gemeinsamkeit der Interessen, wie wir sie im Verband vergeblich angestrebt haben. Dank der ziel- bewussten Leitung sei der „Humboldt“ aus all diesen Kämpfen unversehrt hervorgegangen. Seine Mitglieder- zahl habe seit Beendigung der Krisis wieder stetig zugenommen, das Vereinsleben sei wieder reger ge- worden und die Einigkeit grösser denn je. So können wir getrost ins neue Jahr eintreten; von allen geachtet, von vielen Vereinen als Freund gesucht, wmrde der „Humboldt“ unbeirrt seinen Weg weiter gehen zu Nutz und Frommen unserer schönen Liebhaberei! Unter leb- haftem Beifall der Versammelten schliesst der Leiter die Sitzung mit Glückwünschen zum neuen Jahr. H. CI. „Isis“, Verein für Aquarien- imd Terrarienkunde in München. E. V. Mitteilungen aus den Vereins- Versamm- limgen der Monate September und Oktober 1902. Donnerstag, den 25. September 1902. Protokoll- Verlesung und Genehmigung. Im Einlauf: Preisliste der Fischzuchtanstalt Berneuchen. Pflanzen- Offerte von Otto Heyneck-Magdeburg. Prospekte der Verlagshandlung Walter-BerUn. Der Verein „Humboldt“- Hamburg übersandte Satzung imd Zirkular. Aus letzterem erhellt der Austritt des „Humboldt“ aus dem Verbände. Zeitschriften. Dr. Werner-Wien bringt in den „Blättern“ einen interessanten Artikel über Baum- schlangen mit einer trefflichen Abbildung von der Künstlerhand unseres Herrn Müller. In „Natur und Haus“ Heft 18 bringt Herr Reinelt vom „Triton“-Berlin eine Inibsche Plauderei über Terrarienpflege. Wenn er indess auf Seite 382 meint: Lacerta serpa und taurica seien Abarten der Lacerta muralis, so ist das ein Irrtum. Lacerta serpa und taurica gelten beide gegen- wärtig als selbständige Arten und müssen auf alle Fälle als von der L. muralis (fuscu) verschiedenartig an- gesehen werden. — Unser Mitglied Herr Zenz hatte die Liebenswürdigkeit von der internationalen Fischerei- Ausstellung in Wien (6. — 21. September 1902) die Kataloge Teil I und II mit Karte an den Vorsitzenden Herrn Lankes zu übermitteln. Das Studium des Kataloges ist in mehrfacher Hinsicht recht interessant. Unter den fischereischädlichen Tieren finden wir überall bei den bezüglichen Abteilungen den pechschwarzen Kolben- käfer (Hydrophilus piceus) angeführt. Gar so arg schädlich wird dieser in der Freiheit wohl ausschliesslich herbivore Käfei' der Fischerei kaum werden. Anders ist es mit der Larve des Käfers; übrigens giebt es auch in diesem Punkte recht einsichtsvolle Menschen, die die Schädlichkeit bestreiten. Im Teil I S. 135 sind ferner als fischereischädliche Tiere aufgeführt: „Berg- eidechse, gemeine Erdkröte, Feuerkröte, Feuer- salamander etc.“ Wie all diese Tiere der Fischerei schädlich werden, ist uns nicht klar, namentlich aber ist uns dieses nicht klar hinsichtlich der aufgeführten Kriechtiere. Ausgestellt haben auch die Herrn Reichelt- Berlin, ferner der uns wegen seiner Veröffentlichungen über Köcherfliegeularven etc. bekannte Lehi’er Georg Ulmer in Hamburg und Paul Matte in Lankwitz. Bei allen von letzterer Firma ausgestellten Fischen finden wir einige kurze Bemerkungen Uber Heimat, Einführung und Brutverhältuisse, sowie über den Wert als Aquarien- fisch. Während bei denjenigen Fischen, die durch Herrn Paul Matte eingeführt wurden, dieses mit dem Jahr der Einführung sehr deutlich angegeben wurde, vermissen wir eine derartige Angabe überall bei den Einführungen des verstorbenen I. Vorsitzenden des „Triton“-Beiiin, Herrn Paul Nitsche. Warum ist der Name des Einführers bei Apomotis ohesus, Ponioxys sparoides, Heros facetus, dem Himmelsauge, Callichthys punctatus, Plecostomus comynersoni etc. nicht genannt? Bei den letztgenannten beiden Welsformen lesen wir die Angabe wie „Eingeführt durch P. Matte“, während die beiden Fische bereits 1893 durch P. Nitsche zur Einführung gelangten. Eine derartige Angabe und Berichterstattung dünkt uns nicht besonders objektiv. — Herr Molter demonstriert eine erkrankte Lacerta viridis, welches Tierchen den bei der viridis öfters vor- kommenden Ausschlag in grösseren Flecken zeigte. — Durch Herrn Seifers wurden an neueren Wasserpflanzen an die anwesenden Mitglieder verteilt: Sagittaria cordi- folia imd PEydrilla verticillata, ausserdem eine Anzahl anderer Pflanzen. Donnerstag, den 2. Oktober 1902. Der erste Vorsitzende befindet sich in Urlaub. Herr Haimerl übernimmt den Vorsitz. Durch Herrn Seifers wird das Protokoll der letzten Vereinsversammlung verlesen, welches die Genehmigung findet. — Herr Scherer demonstriert eine Anzahl der von unserem Mitgliede Herrn k. Reallehrer Gugler in Neuburg a. D. durch Vermittelung eines Freundes aus dem Cserna- thale bei Herkulesbad (Siebenbürgen) eingeführte, dort zuerst 1894 durch den bekannten Herpetologen Ludwig von Mehely aufgefundene Laceyia patricola Eversm. 14 V ereiüs-Nachrichten. Diese ziemlich zarte Echsenart ist bisher in Kreisen der Echsen- und Terrarienfrennde fast vollständig unbekannt gewesen. Das Tierchen hat sowohl mit Lacerta muralis fusca als mit Lacerta vivvpara viele äussere Ähnlichkeit, ist oberseits aut Kopf und Mittelzoue des Rückens hellbraun gefärbt, an den Seiten etwas dunkler, während die Unterseite gelblichgrüne Färbung zeigt. Wir haben in letzter Zeit eine ganz hübsche Anzahl von seltenen Eidechseu-Arten und Varietäten, die vielen Terrarianern bislier kaum dem Namen nach geläufig waren, zum erstenmal lebend zur Pflege eingeführt. Zu all den schonen und prächtigen Formen gesellt sich nun auch die bisher vergebens ersehnte Lacerta patricola. Über sie wird vielleicht Herr Reallehrer Gugler seinerzeit Näheres berichten. Bezüglich Hyla versicolor teilt Herr Sigi mit, dass er mit Herrn Dr. Edwin Faust gesprochen habe, doch soll die Sache bis zur Rückkehr des ersten Vorsitzenden vertagt werden. Donnerstag, den 9. Oktober 1902. Der 1. Vorsitzende weilt noch ini Urlaub. Herr Schriftführer Haimerl übernimmt den Vorsitz und er- öffnet die Versammlung. Durch Herrn Seifers gelangt das Protokoll der letzten Vereiusversammluug zur Ver- lesung. Entschuldigt ist Herr Lehrer Hübner. Die Besprechung des Inhaltes der Zeitschriften soll zurück- gestellt werden. Herr Scherer übermittelt Grüsse von Herrn Dr. Werner -Wien. Zur Vorzeigung gelangte durch Herrn Scherer Eyernia Icingi, der Stachelskink, eine prächtige und kräftige aus Australien stammende Echse. Donnerstag, den 16. Oktober 1902. Herr Lankes, aus Urlaub zurückgekehrt, übernimmt ilen Vorsitz. Das Protokoll der letzten Vereins -Ver- sammlung wird verlesen und genehmigt. Im Einlauf: Aufruf des russischen Sprachvereins. Vom „Triton“- Berlin, ein kleines Schriftchen; „Der Goldfisch“ von Schulte vom Brühl und einige Drucksachen. Hans Geyer-Regensburg hat einen neuen lujektionsdurchlüfter mit Anleitung übersandt. Der Durchlüfter soll in der nächsten Versammlung zur Vorführung gelangen. Nach- richten der „Salvinia“-Hamburg. Zeitschriften. Die interessantesten der einschlägigen Veröffentliclumgen gelangen zur Bekanntgabe. Aus „Nerthus“ Heft 40 erhellt, dass mit 1. Oktober laufenden Jahres Herr Barford in Kiel die Redaktion der Zeitschrift „Nerthus“ übernommen hat. Dem Bericht der „Nymphaea“-Leipzig N. Heft No. 41 ist zu entnehmen, dass seitens dieses Vereines der Austritt aus dem Verbände mit Ende dieses Jahres beschlossen wurde, ln Natur und Haus Heft No. 1 bringt unser Herr Müller einen Artikel über des Stumpfkrokodil Osteolaemus tetraspis Cope, mit einer Abbildung des erwähnten schönen Krokodils. Die Repro- duktion des Bildes ist hinter denen früherer Abbildungen zurückgeblieben. Herr Lankes übergiebt für die Samm- lung drei echte Perlmuscheln (Margaritana niargariti- fera L). Die Muscheln stammen aus einem Nebenflüsse des schwarzen Regens im bayerischen Walde. Herr Scherer demonstriert ein lebendes Weibchen des Sporen- frosches (Xenopus muelleri) aus Deutsch-Ostafrika, so- wie einen Mauergecko (Tarentola maiiritanica) aus der Umgegend von Neapel, ln einer Karte an Herrn Scherer teilt Herr Dr. Werner demselben folgende interessante Beobachtung mit: „Meine Pracht- Anakonda machte gestern den Versuch, meinen CrocodUiis palustris zu ver- schlingen und konnte ich die Schlange erst nach mehr als viertelstündigem Kampfe davon abbringen, da sie sich in den Schwanz des Krokodils verbissen hatte und dasselbe auch fest umschlungen hielt. Es war sehr interessant, aber ich bin doch froh, dass ich das seltene Krokodil noch retten konnte. Hoffentlich frisst sie billi- geres Futter mit derselben Leidenschaft. Vielleicht interessiert diese Mitteilung auch die „Isis“-Mitglieder. Verein für Aquarien- und Terrarieukunde zu Dortmund. Sitzung alle 14 Tage Freitags. Vereinslokal: Restaurant Kopfermann, Süd wall und Märkischestr. Ecke. Zeitschriften sind zu richten an den Vorsitzenden: Hans Welke, Wilhelmstr. 84. „Verein der Aquarienfreunde“ zu Berlin. Vereinslokal „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung vom 12. November 1902. Der II. Vorsitzende Herr A. Thätner eröffnete die Sitzung um 9^2 Uhr. Anwesend waren 41 Mitglieder und die Herren Hermann Kupczyk, Joseph Kropac und Konrad Bensch als Gäste. Im Einlauf Ansichtskarten des Hrn. G. Veith und Entschuldigungsschreiben des Herrn Schlabitz. Neu aufgenommen wurden die Herren: Alwin Weinoldt, Otto Kothe, Karl Wendorf, Fritz Koch, C. F. Neye und Paul Haenisch. Zur Aufnahme meldeten sich die Herren Konrad Bensch, Joseph Kropac und Hermann Kupczyk. Ein Antrag, mif^ mehreren aus- wärtigen Vereinen freundschaftliche Beziehungen an- zuknüpfen oder in gegenseitige Mitgliedschaft zu treten, wurde angenommen. Hierauf erhielt Herr Dr. E. Bade das Wort zu einem Vortrag über heizbare Aquarien. An den sehr beifällig aufgenommenen Vortrag schloss sich eine recht interessante'*Diskussion, in welcher einige Mitglieder recht beachtenswerte Winke zur Heizfrage bekannt gaben. Allgemeines Interesse er- regten die Ideen Herrn Gust. Lehmanns und Karl Wendorf s. Herr G. Lehmann setzt auf den durch- brochenen Boden seines Aquariums einen □-Blech- kasten, dessen Boden, um dem sich bildenden Kondens- wasser leichten Abfluss zu gewähren, etwas konisch verläuft. Durch diesen Heizkasten selbst läuft schräg an beiden Enden je eine Knie ly ^bildende Röhre, deren Öffnungen mit einem feinen Sieb verschlossen werden. Die ganze Heizvorrichtung ist zwischen dem eigentlichen Boden des Aquariums und der Sandoberfläche angebracht. Wird der Apparat in Thätigkeit gesetzt, welches durch eine einfache Lampe geschieht, deren Brennpunkte un- mittelbar auf die durch den Heizkasten gehende Röhre ge- richtet ist, so wird das darin erwärmte Wasser zufolge seiner spezifischen Leichtigkeit durch das herunter- di'ückende kältere Wasser verdrängt, welcher Vorgang sich so oft wiederholt, bis alle Schichten des Wassers gleichmässig erwärmt sind. Aber auch die im Heizkasten selbst angesammelte Wärme geht nur zum geringen Teil verloren und wird meist durch die Wände an das Wasser abgegeben. Das Wendorfsche System ist im Grunde dasselbe. Nur fällt hierbei der im Verhältnis etwas komplizierte Heizkasten Lehmannschen Systems fort, um durch einen, in jedem beliebigen Behälter anbringbaren Einsatzboden ersetzt zu werden. Herr Wendorf wird seine Erfindung in einer der nächsten Sitzungen dem Verein in Thätigkeit vorführen. Nach Schluss dieser anregenden Diskussion zeigte Herr Vereins-Nachrichten. 1.5 Reimann den Mitgliedern eine „Planorbis corneus“, welche in ihrer seltenen Eigenart allgemeine Bewunderung hervorrief. Diese Schnecke zeigte die Merkmale der Albinos in ausgeprägtestem Masse. Ihre Weich teile changierten vom zartesten Rosa bis zur tiefsten Purpur- glut. Hierauf wurden von Herrn Georg Veith einheimische Fische und 'Kaulquappen und von Herrn Härtel ein paar Trichogaster fascintus zu Gunsten des Ausstellungs- Fonds gestiftet. Die Tiere erzielten in der Versteigerung einen Gesamteiiös von 4,70 Mk. Den Spendern besten Dank. — Über die entstellenden Berichte bez. der Aus- stelUmg des „Triton“ in N. und H. fühlen wir uns ver- anlasst, diesen Kritiken gegenüber, welche mehr oder weniger von überschwenglichen Lobeserhebungen triefen, auch mit unserer Meinung nicht länger hinter dem Berge zu halten. Jedoch verfolgen wir damit nicht den Zweck, das Ansehen des wohl auch heute noch zu den tüchtigsten und leistungsfähigsten Vereinen zählenden „Triton“ herahzusetzen, sondern nur lediglich ein klares, sachliches Urteil von dem Werte der letzten Ausstellung zu schaffen. Ist dieses Urteil nicht dem Geschmack des „Triton“ entsprechend, so braucht er sein Haupt deswegen nicht zu verhüllen; es würde im Gegenteil als Beweis innerer Kraft und Gesundung zu betrachten sein, falls er im Stande ist, auch eine etwas herbere, dafür aber auch gerechtere, den Thatsachen entsprechende Kritik ertragen zu können. Das grosse Publikum wird erfabrungsgemäss den Wert einer Aus- stellung meist in der quantitativen Beschickung erblicken, während der Kenner und Liebhaber lediglich nur auf die Qualität des Gebotenen Rücksicht nimmt. Dass die Ausstellung des „Triton“ vom ersteren Standpunkte aus rücksichtlich seiner grossen Mitgliederzahl hätte reichhaltiger sein können, wie es auch bereits vom „Triton“ selbst anerkannt wurde, beirrt uns wenig. Jedoch können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, dass das Motiv der Ausstellung weniger in dem Aus- stellungseifer der Mitgliedschaft, als in dem herben „Muss“ eine Ausstellung zu arrangieren zu suchen ist. Deswegen auch die geringe Beteiligung der Mitglied- schaft. Was die Qualität der ausgestellten Tiere, Pflanzen und Behälter anbetrifft, so ist mit wenigen Ausnahmen nur Mittelmässiges geleistet worden. Zum Beispiel haben wir den Mangel eines wirklich guten und modern ein- gerichteten Salonaquariums sehr empfunden. Diesen Eindruck konnten auch die von Herrn Andersen aus- gestellten Aquarien, welche in ihrer Einrichtung eine Zierde der ganzen Ausstellung bildeten, nicht verwischen. Handelt es sich hierbei auch nur lediglich um „Schau- stücke eines Händlers“, so muss doch anerkannt werden, dass in diesem Falle Liebhaberei und Geschäftssinn eng und glücklich verbunden waren, dass wir mit imserer Anerkemmug hier beim besten Willen nicht zurückhalten können. Aber auch die gezeigten See- wasseraquarien waren in jeder Beziehung tadellos. Von den Terrarien war wenig vorhanden, zu neunen sind indessen eins von Willy Stolzenberg, welches in allen seinen Teilen zerlegbar und hübsch eingerichtet war. Dann die Kollektion Wühl- und Wüsten-Echsen des Vereins „Salvina“ Hamburg. Ferner noch das grosse Terrarium von Herrn F. Gelu-es. Schleierfische, Tele- skopen und deren Abarten waren jedoch nur sehr mittel- massig vertreten. Ja wirklich gut zu nennende und der modernen Zuchtrichtung entsprechende Exemplare waren überhaupt nicht vorhanden, so dass wir uns genötigt sehen, das von Herrn Dr. E. Bade gefällte Urteil iji den „Blättern“ als der Walubeit entsjtrechend zu verteidigen. Die Thatsache, dass Hen- Paul Schäme sechs Stück zu Zuchtzwecken erwoiben hat, als Beweis für die Güte der Tiere anzulühren, ist wohl nicht ernst gemeint und nur als Verlegeulieitsausrede zu betrachten. Herr Schäme hat eben in seiner Eigenschaft als Züchter gerade Verwendung für die betreffenden Tiere gehabt. Damit ist aber noch lange nicht bewicse]i, dass es wirklich erstklassige Tiere gewesen sind. Herr P. Schäme selbst, sowie jedes einsichtsvolle Tritonmitglied wird uns wohl in dieser Hinsicht recht geben müssen. Im grossen und ganzen hat die Triton-Ausstellung das nicht geboten, was allseitig von ihr erwartet wurde. Die ganze Ausstellung machte auf uns den Eindruck des Geschäftlichen und Erzwungenen. — Nachdem nun noch der heutige Stiftungstag des Vereins durch ein kräftiges Hoch gefeiert wurde, schloss Herr Thätner die Sitzung um 12*/j Uhr. G. Baumgardt. „Salvinia“, Verein von Aquarign- und Terrarienfreunden Hamburg. Vereinslokal; Siechen-Bräu, Kreuzweg 6. Versammlung am 3. November 1902. Anwesend sind 47 Personen. Aufgenommen werden die Herren Dr. jm-, W. Schumacher, Aachen; Paul. Braunschweig; W. Krause, Krefeld; Julius Müller. Sprem- herg (Lausitz) ; P. Kühne, Rixdorf hei Berlin und H. Loh- mann, Hamburg; endlich der Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde in Braunschweig, sowie der Verein „Heros“ in Nürnberg. Es stellen Antrag zur Aufnahme die Herren: E, Albreclit, Liegnitz; R. Bitterling, Quedlin- burg; W. Dose, Hamburg; 0. Fagernes, Hamburg; F. Fischer, Langenfelde; Th. Klinkhart, Neu-Salzbrunn (Schlesien); A. Mähl, Kehl a. Rh.; A. Peters, Bahrenfeld; G. Schmidt und E. Welke in Hamburg. — Im Einlaufe: Grusskarte des Vereins „Heros“, Offerten, Zeitschriften. Der I. Vorsitzende giebt bekannt, dass eine Reihe von im Privatbesitze befindlichen Teichen in Wandsbeck bei Hamburg den Mitgliedern zum Abfischen freigestellt wurden, was mit Freuden begrüsst wird. Herr Flur- schütz zeigt einen kleinen 23 cm langen Alligator missisipiens von recht lebhaftem Temperament vor. Im Anschlüsse hieran erzählt Herr Brüning eine ergötzliche Episode aus dem Leben eines reichlich meterlangen Alligators, der seiner Zeit im Besitze eines unserer Mitglieder war. Dieser grosse Bursche fühlte sich nämlich eines Abends in seinem wohlgeheizten Becken so behaglich, dass er einen grossen Thatendrang in sich fühlte. Nachdem er eine ganze Weile im Becken umlierrumort hatte, schlug er mit einem mächtigen Schwauzschlage die grosse Spiegelscheibe seines Be- hälters in Trümmer und schickte sich au, mit weit geöffnetem Rachen ins Zimmer zu spazieren, in welchem sein Besitzer gerade mit seiner Familie beim Abend- essen versammelt sass. In der Meinung, das wütender Hunger das beschuppte Ungetüm zu diesem Benehmen getrieben habe, hielt ihm sein Herr schleunigst eine gebratene Gänsekeule, die auf dem gedeckten Tische seiner Bestimmung geharrt hatte, hin. und richtig, der Attentäter packte diesen leckeren Bissen und verschlang ihn gierig. Wehmutsvoll sah sein Herr die schöne Keule im Alligatorrachen verschwinden. Gemächlich, als wäre nichts geschehen, zog sich der Gänsekeulen- liebhaber hierauf in sein Becken zurück. Tags darauf musste er in den Zoologischen Garten ühersiedeln, um 16 Vereins-Nachrichten. einem kleineren Artverwandten Platz zu machen, da die Hausfrau gegen solcherlei Verwendung der Produkte ihrer Kochkunst lebliafteu Protest erhoben liatte. — Sodann übernimmt Herr Brüning das Referat über das Dr. Bade’sche Werk : „Die mitteleuropäiscli en Süss- wassertische“. Jeder Aquarienliebhaber muss das Er- scheinen dieses Werkes mit Freuden begrüssen. Es ist ilim jetzt möglicli, olme Mülie an der Hand der vorzüglichen Abbildungen und zwar nicht nur der ans- gezeiclmeten Pliotographieu, sondern aucli der in dieser Hinsiciit äusserst praktischen Textabbildungen von Fischen sowohl, als auch von ihren Querschnitten, zu bestimmen, welche Tiere er von seinen Exkursionen heimgebracht hat und womit sein Aquarium bevölkert ist. Der Text ist, wie das namentlich für unsere Zwecke wünschenswert erscheint, anregend und gleich- zeitig geeignet zu einer angenehmen Unterhaltung. Beide, Verfasser und Verleger, Iiaben ihr Möglichstes gethau, ein nach jeder Richtung hin empfehlenswertes, gediegenes Werk zu schaffen. — Auch über das von Herrn A. Knöppel hergestellte heizbare Aquarium „Praktikus“ übernahm der Vorsitzende, da Herr Knöppel am Erscheinen verhindert war, das Referat. Da die Beschreibung desselben den Gegenstand eines eigenen Aufsatzes späterhin bilden soll, so mag hier nur kurz hingewiesen werden auf das sehr zweckdienliche Schieberventil, welches eine Regulierung der Heizung ohne Berührung des Heizkörpers ermöglicht und auf die ausserordentlich günstige Wirkung der Heizung, bei welcher die Pflanzen durchaus nichts zu leiden haben. — Herr E. Brunckhorst zeigte daun vor einen Kätscher zur Befischung von Gräben und Tümpeln. Der Rahmen des Kätscherbeutels besteht aus drei geraden Eisenstangen, welche durch Gelenke verbunden sind. Auf dem freien Ende der äusseren Stange ist eine Öse, resp. ein Zapfen, in welchen ein Gewinde eiugeschnitten ist. Der Kätscherbeutel ist mittels sogen. Gardinenringe an dem Rahmen befestigt. Dieses Gerät hat den Vorzug, dass es leicht und unauffällig zu transportieren ist und beim Fischen den Boden des Gewässers in grösserer Ausdehnung berührt als ein runder Bügel. — Durch den H. Vorsitzenden 0. Tofohr werden eine Reihe von Photographien von Eidechsen vorgezeigt, deren Reproduktionen eine Anzahl von Auf- sätzen in den „Blättern“ begleiten werden. Die durch Herrn Dr. Bade aufgenommenen guten Bilder werden mit Interesse besichtigt. — Nach der üblichen Gratis- verteiluug von Pflanzen durch die Herren Schirenbeck und Tofohr wird die Sitzung um 12 Uhr geschlossen. Stiftungsfest am 8. November 1902. Das diesjährige Stiftungsfest wurde unter zahl- reicher Beteiligung unter der bewährten Leitung unseres Herrn Solbrig als „Herrenabend verbunden mit grossem Wurstessen“ gefeiert und verlief in schönster Weise. An den Arrangements, Vorführungen etc. waren in hervorragender Weise beteiligt die Herren v. Ahlefeldt, Professor Arnold, Solbrig und andere. Erst in früher Morgenstunde trennten sich die Festteilnehmer und strebten ihren heimatlichen Penaten zu; von einzelnen ganz besonders sesshaften Stiftungsfestlern munkelt miau sogar, dass sie überhaupt nicht nach Hause ge- kommen seien, vielmehr an das Salviniafest gleich den Salvinia-Frühschoppen angeschlossen haben. T. Berichtigung; Im Sitzungsbericht vom 16. Okt. haben sich am Schlüsse, die letzten 15 Zeilen einige Ungenauigkeiten eingeschlichen, die wie folgt zu be- richtigen sind: sowie eine Reihe von Zwischen- stufen zwischen der typischen Stamm-/Msca der var. maculiventris und der var. brüggemanni, ferner einige verschieden gefärbte zur Stamm-/itsca gehörende niuralis, sowie aus der weopofifawa-Gruppe eine von der gewöhnlichen var. faraglionensis ziemlich abweichende, offenbar der Form galensis nahestehende muralis-Form von grosser Schönheit, ferner eine Anzahl von in der Zeichnung teils erheblich differierenden serpa von Nord- und Suditalien, sowie eine der var. elegans nahestehende Form von Sorrento und noch eine lange Reihe von Zwischenformen und Typen, die das Entstehen der einzelnen Varietäten sehr schön illustrieren. Endlich noch Lac. muralis subspec. neapolitana var. jonica, eine der var. litoralis sehr nahestehende Form, die mit dieser (als Varietät der litoralis) wohl später zu einer eigenen Art erhoben werden muss. Diese Echsen weichen schon recht erheblich von dem wmraZis-Formenkreis ab. T. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarien-Freimde zu Magdeburg. Versammlungslokal: Reichskanzler, Kaiserstrasse. Sitzung vom 11. November 1902. Eingegangen ist der Jahresbericht des hiesigen Naturwissenschaftlicheu Vereins. Herr W. Münzer zeig die Gründung eines neuen Vereins für Aquarien- und Terrarienkunde in Halle a. S. an. Als neues Vereins- mitglied wird Herr Possögel aufgenommen. Laut Ver- einsbeschluss werden 150 Mk. zu Neuanschaffungen für unsere Bibliothek bewilligt und eine aus 5 Mitgliedern bestehende Kommission mit der Auswahl von geeigneten Werken betraut. — In Ermangelung eiues Vortrags für den heutigen Abend beschäftigen wir uns mit dem Frage- kasten in den letzten Vereinsnachrichten der „Salvinia“, wodurch ein lebhafter Meinungsaustausch angeregt wird. Herr Gangloff giebt folgendes Rezept zur Be- reitung eines haltbaren Kitts für See- und Süsswasser- aquarien: Man erhitze einen Teil rohen Kautschuk in einem eisernen Topf, bis ersterer flüssig wird und setze hierauf unter kräftigem Umrühren zwei Teile Schlemm- kreide und einen Teil Rindertalg zu. Die auf diese Weise gewonnene, warme, breiige Masse soll sich vor- züglich zum Dichten für Seewasseraquarien eignen. Sitzung vom 25. November 1902. Zum Beginn der Sitzung wird Herrn Püschel für die beste diesjährige Leistung in der Zucht von aus- ländischen Aquarienfischen die hierfür ausgesetzte Vereinsauszeichnung in Form eines künstlerisch aus- gestatteten Diploms überreicht. Hierauf kommen die für die Bibliothek neu angeschafften Werke zur Vorlage. Die zum Teil sehr wertvollen Sachen stammen aus dem Nachlass des auf einer wissenschaftlichen Expedition verunglückten schweizerischen Professors Herrn. Fol imd des kürzlich verstorbenen Obermedizinalrats Dr. Zeller. Unter den Verfassern der Werke finden wir die uns wohlbekannten Namen: v. Bedriaga, Boulenger. Garman, Alb. Günther und Steindachner. Im Aufträge des Vereins wird Herr Hartmann ersucht einen Posten „Piscidin“ zu beschaffen, welches Fischfutter hierselbst leider noch nicht erhältlich ist. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuoh" handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’ sehen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A.Hopferin Burg b. M- Jahrgang XIV. Heft 2 Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Wasserschildkröten im Stuben-Beckenaquarium. Von Dr. Paul Krefft. (Mit einer Originaiaufnalnne und einer Skizze.) (Schluss.) grossen Schildkrötenaqnariums, wobei ich dem Behälter ovale Gestalt und die für Zimmer- verhältnisse recht au- 1 sehnlichen Dimensionen von 200 cm Länge und | 150 cm grösster Breite bei etwa 25 cm Höhe vorschrieb, nm auch für gi’össere bezw. grosse Schildkröten einen ent- sprechend geräumigen Tummelplatz zu schaffen. Den einfach- sten und billigsten Weg, einen solchen Behälter zu besorgen, sah ich in der Anschaffung eines soliden, aus Kernholz gebauten — Wasch- fasses grösster Nummer mit dazu passendem so- genanntem Bock. Um dieses etwas unge- wohnte Zimmermöbel einigermassen salon- fähig zu machen, wählte ich ein sehr einfaches Ausschmücknngsver- fahren. Ich liess das Fass von einem tüch- tigen Dekorationsmaler am Boden terrazzoartig, an den Seitenwänden aber birkenrindenartig, aussen und innen mit Ölfarbe anstreichen. Die hässlichen vierkantigen Bockbeine des Unter- gestelles wurden mit entsprechend zugeschnittenen Stücken natürlicher Birkenrinde verschalt, und von demselben Material brachte ich an den inneren Seitenwänden des Fasses Schwalben- nester an, in dieScbling- pflanzentöpfe mit nach aussen überfallendem Eankengewiri' einge- hängtwnrden.Imlnnern des Beckens wurden zwei grosse Zierkork- inseln von etwa 50 cm Durchmesseranfgebant, welche nach dem weiter oben beschriebenen Prinzipe ans zwei Eita- gen oder Terrassen be- standen, von denen die untere, schräg aus dem Wasser ansteigende, zum Aufenthalt der Be- wohner, die obere, steil über der unteren sich erhebende dagegen zur Aufnahme dekorativer Pflanzen bestimmt war. Um diesen in wild- romantischer Stillosig- keit aus dem Wasser emporragenden Kork- partien die nötige Stabi- lität zu geben, dienten solid gefügte Holzge- rüste, an welche die Zier- korkstücke angeuagelt waren, dergestalt, dass sie sie vollkommen verhüllten. Ein Teil des Fassbodens wurde mit grobem Kies bedeckt. Originalaufnahme für Schildkröteubecken des die „Blatter“. pj. p 18 Paul Krelft: Wasserschildkröten im Stuben-Beckeuaquarium. von dem der übrige unbedeckte Teil infolge der terrazzoartigen Bemalung nicht abstach. Ein einsamer kegelförmiger Tnffsteinfelsen, der sich zwischen beiden Inseln aus dem Wasser erhob, maskierte ein Fontänenrohr, das mit einem an der Zimmerwand untergebrachten, gleichfalls mit Birkenrinde verkleideten, 25 1 Wasser fassenden Hochstandreservoir durch Glasrohr verbunden war. An Wasserpflanzen kamen einige Cyperusstanden zu dekorativen Zwecken, von sonstigen noch Hornkraut und Wasserpest zu h3'gienischen Zwecken zur Ver- wendung. Um den gewöhnlichen Wasserstand von etwa 15 cm auszufüllen, waren etwa 25 Eimer Wasser erforderlich; Wasserwechsel war infolge der durch die Tiere sehr gestörten und daher mangelhaften Vegetation etwa alle 4 AVochen nötig. Dieses mächtige Terra- Aciuarinm, welches ich 2 Jahre lang in Betrieb hatte, diente einer Anzahl von meist grossen Schildkröten bis zu 20 cm Panzerlänge nnd mehr, zn denen sich vorübergehend auch noch Krokodile, AA’asser- lurche nnd Fische gesellten, znm Aufenthalt und gewährte in seinem natürlichen Borkengewande mit dem Schlingpflanzenbehange nnd den gro- tesken, palmenbewachsenen Inseln einen ebenso imposanten als eigenartig schönen Zinimer- schninck. Betriebsunfälle hatte ich nur zweimal insofern zn l)eklagen, als einmal ein auch für die stattlichen Dimensionen dieses Behälters zn grosses, etwa 35 cm langes Ungeheuer der miss- vergnügten Spezies Chelydra seryentlna (Alli- gatorschildkröte) in meiner Abwesenheit einen erfolgreichen Flnchtversuch ans dem Becken unternahm, wobei es sich durch einen so kräf- tigen Abstoss, gerade gegen den Gummipfropfen des Spundloches über Bord hebelte, dass der Pfropfen herausgezerrt wurde und das herans- laufende AVasser das Zimmer in einen Teich verwandelte. Das andere Mal wai' es einer älteren Ermjs lidaria gelungen, das steile Pflanzenplateau dei' einen Insel zn erklimmen, welche Sportleistung mit einiger A^erwüstnng zarterer Pflanzenteile durch die schwere Körper- last des Tieres einhergegangen rvar. Grössere Mängel der Anlage bestanden in zeitweiligem, bei jähem Temperaturwechsel eiutretenden Lecken des Fassbodens nnd in der teilweisen Verdunkelung der AA^asserfläche durch die mehr als haudhoch senkrecht überstehende Fassbande, die namentlich bei trübem AA^etter sehr nn- angenehm empfunden wurde. Mehr noch als diese Unvollkommenheiten liess der AVunsch, an Stelle des an sich doch plumpen Behälters einen von gefälligerer Form zn besitzen, in mir den Plan eines Neubaues reifen. Ein in edler Mnschelform gehaltenes, anf kräftig modelliertem Fussgestell ruhendes Becken schwebte mir vor, da ich von jeher der Auffassung zuneigte, dass wir Tierliebhaber unsere Stnbengefährten in Käfigen unterbringen sollten, die nicht allein allen Erfordernissen für das AAmhlbefinden der Tiere, sondern vor allem auch unserem menschlichen AA^ohlgefälligkeits- bezw. Schönheitsbedürfnis nach Massgabe der A'erhältnisse gerecht zn rverden vermögen. Die Devise: „Schmücke Dein Heim!“ sollte von jedem, der Stubentiere in Käfigen hält, niemals ausser acht gelassen werden, zumal iii unserer modeiiien Zeit verfeinerten ästhetischen Gefühls und des Milieubedürfnisses! Dei' Experimentator, im Laboratorium mag seine Versnchstiere in schmuck-, unserthalben auch geschmacklosen, improvisierten Behältern nnterbringen, die Aquarien oder Terrarien unserer AVohnstube aber sollen dem Ehrenplatz, den wir ihnen am Fenster einränmen, durch schmnckes Aussehen auch zur Ehre gereichen! Diese, eine würdige Gestaltung meines geplanten Nenbanes er- heischenden Erwägungen erleichterten die Aus- führnng in Ansehung meiner für diesen Zweck disponiblen Geldmittel nicht gerade. Zunächst bot die Lösung der Materialfrage SchAvierig- keiten. Holz oder Glas für den Ban den Beckens zn verwenden, erschien beim Festhalten an der Mnschelform unmöglich, Majolika und Metallguss würde nach meinen Erkundigungen viele Hnnderte verschlimgen haben, nicht weniger natürlicli steinernes Material. So erschien mir denn keine andere Lösung des Problems, als das Becken in höchst langAvieriger, mühevoller Arbeit von einem Handwerker aus Tafelzink arbeiten zu lassen. Herr Klempnermeister Schröder in Berlin hat diese Aufgabe, eine Zinkmuschel von 160 cm Durchmesser und 35 cm Tiefe aus 19 „Pfeifen“ (die einzeln ansgehämmert av erden mussten) zu- sammenznlöten, zu meiner vollsten Zufriedenheit nnd zu mässigem Preise ausgeführt. Als Material Avurde 14 er Zink verwandt. Um dieser grossen, ausgebnchteten und znsammengestückten Zink- fläche die nötige Stabilität zu verleihen, diente erstens ein darunter angeschraubter kreisrunder Holzboden von etwa 50 cm Durchmesser, zweitens eine rings den freien Band der Muschel um- laufende Verstärkung in Gestalt von fingerdickem Zinkrohr, das gleichzeitig dem Becken ein massiveres Ansehen verlieh, und endlich ein schenkeldickes, 60 cm langes, aus Kernholz im Paul Kreirt: Wassersdiildkröten im Stuben-Beckenaquarium. 19 Waffelmnster modelliertes Sclilossstück mit Voliitensclmörkeln an beiden Enden, das unter Zwisclienschaltnng eines ebenso langen starken Winkeleisenstückes an jene Stelle der Muschel angeheftet wurde, wo die sogenannten Pfeifen oder Knorren konvergieren. Dieses als Mnscliel- scliloss angebrachte Enndholz hatte ich von einem Bildhanergesellen arbeiten lassen. Derselbe modellierte auch nach meinem Entwurf die 3 Füsse des Beckens, die, in Kleeblattstellnng unter den Holzboden verteilt, die Last des Wasserbeckens zu tragen bestimmt waren, ans gut ab- gelagertem, trocknem Kernholz. Jeder Fuss wurde aus einem 55 cm langen, 18 cm breiten und 40 cm hohem Klotze gehauen und auf einem entsprechend grossen rechteckigen Sockel, gleichfalls aus Holz geschnitzt, montiert. Die einander zuge- waudten Enden der Füsse stellen eine grosse, mit Säulenkapitälen oben und unten versehene Volute dar, die sich nach aussen zu bei zwei Füssen in eine ä la Wasserspeier stilisierte Delphiugestalt abwickelt, während sie bei dem dritten Fusse in einen zurückgelehnten Nixenoberkörper übergeht. Dieser, im Motiv von den beiden andern Füssen abweichende wird natürlich so plaziert, dass er sich zwanglos in die Bilateralsjmnnetrie des Gesamtaufbaus einreiht. Ein geschickter Anticpütätenkopist verstand es mit Meisterschaft, dem aus zweierlei so vei-- schiedenartigen Material ausgeführten Aufbau die einheitliche Tönung antiker, patinierter Bronze zu verleihen, so dass auch Kenneraugen beim ersten Anblick einen Bronzefnnd aus klassischen .Gefilden vor sich zu haben vermeinen könnten. Ich Hess dann noch aus grauem Kunst- marmor — der echte wäre zu kostspielig ge- wesen — einen griechisch profilierten Kreis- sockel von 170 cm Durchmesser herstellen, der, mit einem purpurfarbenen, weichen Teppich zum Teil bedeckt, ein höchst wirkungsvolles Podium für das Ganze abgab. Die innere Ausstattung des Beckens besteht wieder in einer nach der früher beschriebenen Art gebauten, aus dem Wasser steil aufsteigenden Zierkorkinsel, die von einer effektvollen Pflanzengruppe mit einer mächtigen, edelgewachsenen Kenüa horhonica in der Mitte gekrönt wird und an der Sonnenseite einen vei'andenartigen, beiderseits schräg ins M'asser hinabverlaufenden Anbau trägt, der den Schildkröten bequeme Gelegenheit bietet, nach Belieben das Trockene aufzusuchen. Der Boden des Musclielbeckens ist mit einei’, veriuittelst Cements festgekitteten, groben Kiesscliicht be- deckt und nivelliert, in welcher an Stellen, wo sie besonders tief ist, handtellergrosse Löcher zum Einbringen von Pflanzenerde ausgespart sind; eine noch grössere Höhlung dient znr Anf- nahme von Flusssand, in welchen manche Schildkrötenarten, be- sonders Weichschildkröten, sich geim eingraben. Anschluss an dieWasserleitung ist vorgesehen, und Ab- nnd Zuflussrohr sind wie in einem Gartenspringbrunnen vorhanden. Das Fontänem’ohr ist exentrisch angebracht, dem Muschelschloss gegenüber vor der Insel, welche dort eine halb- mondförmige Einbuclitnng hat. In diesem Beckenaquarium, das sich ebenso praktisch im Ge- brauch als stattlich von Ansehen erweist, halte ich die verschiedensten kleinen inid grösseren Wasserschildkröten, teils dauernd, teils nnr zur vorübergehenden Beobachtung, nel)en andern teils als Futter, teils auch Be- obachtungszwecken dieiienden Wassertieren, als Fischen — auch Goldfische, die allerdings meistens bald gemeuchelt werden — Kauh[uappen, Wasserinsekten. Meine Befürchtung, die Schild- kröten würden den schräg aufsteigenden Muschel- i'and mit Leichtigkeit ei'klimmen und über Bord fallen, erwies sich insofern als unwesentlich, als dieses bisher im Ganzen nur drei Mal vorkam und zwar stets nur bei neueingesetzten Tieren, die das Manöver nie wiederholten, nachdem sie sich eingewöhnt. Eines aber bleibt bei der Be- setzung solcher Beckenaquarien zu berücksich- tigen: die düere sind in ihnen weit mehr meteoro- logischen Schädlichkeiten aller Art, besonders rapiden Temperaturschwankungen und etwaiger Zugluft ausgesetzt als die Bewohner der sonst üblichen Aquarien und mehr noch der Terrarien, und zwar gilt das insbesondere für diejenigen Arten, welche vorübergehend sich längere Zeit auf dem Trocknen aufzuhalten lieben, mithin für die Snmpf Schildkröten .und hinsichtlich der Lebensweise diesen nahestehende Arten. Die intensive Abkühlnng des Zimmers im Winter über Nacht und mehr noch das unumgängliche Lüften des geheizten Zimmers kann den bei mangelnder Vorsicht gänzlich frei dasitzenden Tieren leicht den mit Eecht gefürchteten Katarrh . Ansicht der Muschel von oben. 20 Franz Werner: Die kaspische Pfeilnatter. der Respirationsorgane verursachen, der zum Siechtum der Tiere oft wesentlich beitragen dürfte. Für erwähnenswert halte ich ferner, dass meinen, in dem gleichen Zimmer angestellten Beobachtungen zufolge, das Wasser im grossen Becken sich stets als merklich kühler als das im Glaskastenaquarium enthaltene erwies, ver- mutlich wegen der dort relativ erheblich grösseren Verdunstungsfläche. Jedenfalls empfiehlt es sich, zumal wo Wasserleitungsanschluss zu ermöglichen, das zugeführte Wasser vorher zu erwärmen, was ich durch Einschaltung eines über einer Heizfiamme befindlichen Schlangenrohres in das zuführende Wasserleitungsrohr mit Leichtigkeit im Winter erreichte. Schildkröten, welche das Wasser nur selten oder gar nicht verlassen, kann man dadurch während der kalten Jahreszeit in völlig ausreichender Weise vor den Unbilden der Witterung schützen, ohne das Becken selbst mit einer Heizvorrichtung versehen zu müssen; allerdings ist ein Mehrverbrauch von Wasser damit verknüpft. Die Arten mit ausgesprochenster aquatiler Lebensweise, zu denen die gangbaren Clemmysarten freilich nicht gehören, sind daher die dankbarsten Bewohner des Beckenaquariums auch in dem meinigen bilden sie den sogenannten eisernen Bestand. Als die unverwüstlichste, in jeder Hinsicht dankbare Art lernte ich die im Handel leider immer noch viel zu seltene australische Schlangenhalsschildkröte, Chelodina longicoUis, schon vor längerer Zeit kennen und schätzen. Über sie und andere seltenere Schild- kröten werde ich vielleicht später Gelegenheit nehmen, hier zu berichten. Die kaspische Pfeilnatter. Von Dr. Franz Werner. (Mit einer Original-Aufnahme.) ■ährend die west- und südeuropäischen Formen der Pfeilnatter (Zamenis ge- monensis) schon den meisten Reptilienliebhabern wohlbekannte Erscheinungen sind, und im vorigen Jahrgange durch Freund Lorenz Müller eine sehr interessante und wissenschaftlich wertvolle Studie darüber erschienen ist, blieb die östliche Form, die sogenannte „Balken- natter“, welchen hirnverbrannten Namen^ ich durch den älteren und doch etwas andeutenden, die Überschrift dieses Artikels bildenden Namen ersetzt wissen möchte (Zamenis gemonensis var. caspius), bis zu diesem Jahre unseren Terrarien- freunden unbekannt ; wenn wir von Herrn Lach- mann absehen, der ja von allen europäischen Schlangenarten die grössten Exemplare in seinen Terrarien gepfiegt hat, obwohl ausser ihm wohl kein Sterblicher diese Riesen gesehen haben dürfte. Die Beschreibung dieser Form in „Brehm’s Tierleben“ und die Angaben über die ungeheure Grösse, welche dieselbe erreicht, haben aber gewiss in manchem Leser die Sehnsucht nach der mächtigsten Schlange Europas rege gemacht, und da nunmehr durch Importe aus Rumänien die Erwerbung derselben um verhältnismässig niedrigen Preis möglich ist, so mögen auch meine Erfahrungen über die kaspische Pfeil- natter gegenwärtig nicht ohne Interesse sein. Die kaspische Schlange unterscheidet sich nicht unwesentlich von ihren westlichen Ver- wandten. Mit der Schlankheit der var. car- honarius verbindet sie eine sehr charakteristische Färbung und Zeichnung, die auch im Jugend- kleide schon von der der übrigen Formen Europas verschieden bleibt, und nur die rein asiatische Varietät asiana Böttger (welche ich aber für die jugendliche und halbwüchsige caspius zu halten geneigt bin) steht ihr näher. Alte caspius (ich habe niemals Exemplare von unter 1 m Länge gesehen) sind oberseits hellgelbgrau oder gelbbraun; jede Schuppe hat eine gelbe Längsmittellinie und einen dunkleren oberen und unteren Rand, dadurch erscheint der ganze Körper abwechselnd dunkel und hell schmal längsgestreift, ganz so wie der Schwanz bei den übrigen gemonensis-F ovmen. Nur aus- nahmsweise, bei Exemplaren, welche die oben erwähnte Minimallänge noch nicht viel über- schritten haben, finden sich Spuren schmaler dunkler Querbinden, wie sie bei Z. gemonensis typica sich vorfinden, im vorderen Rumpf drittel; sie sind je eine Querschuppenreihe . breit und heben sich nur dadurch hervor, dass die dunklen Ränder der betreffenden Schuppen dunkler sind als gewöhnlich. Der Kopf ist auf gelblichem Grunde auf der Oberseite mit dunkleren Schnör- keln mehr weniger dicht bedeckt; von einer Querbindenzeichnung ist nie eine Spur zu sehen. Die Unterseite ist einfarbig hellgelb oder gelb- rot. — Von ihr unterscheidet sich var. asiana durch die viel deutlichere Querbindenzeichnung und den dunkelgrau gewölkten Bauch;*) auch ist die Grundfärbung der Oberseite mehr grau, die hellen Mittelstriche der Schuppen in den *) Man beachte die Analogie, dass auch bei der Vier Streifennatter die in der Jugend dunkel gefleckte Bauchseite im Alter einfarbig gelb wird. Franz Werner: Die kaspisclie l’feilnattei-. Qiierbiiiden treten dentliclier hervor. Die schnörkelige Zeichnnng dei' Kopfoberseite ist deutlicher, weil dunkler. Hält inan die That- sache, dass junge caspi ms nicht existieren, sondern solche Exemplare, welche infolge nngenaner Unter- snchnng oft für junge gemonenxln typha gehalten werden, zn cmana gerechnet werden müssen (die nördlichen sind nnterseits weniger stark gewölkt als die kleinasiatisch-syrischen) mit der anderen Thatsache zusammen, dass die aslmta niemals die Gi-rösse erreicht, bei welcher die caspius erst ihre normale Färbung nnd Zeichnnng hat, ferner, dass aslana und caspius dasselbe Geliiet bewohnen nnd man dort, wo man z. B. in Klein- asien alte caspius findet, immer auch junge aslana nachweisen kann, so scheint es mir ansser Zweifel zn sein, dass aslana nur ein Entwicklimgsstadium von caspius ist. Schwarze Formen des caspius sind nicht selten. Ich besitze ein Exemplar ans Klein- asien (aus dem cilicisch’en Tanrns) von Holtz gesammelt, nnd auch von Ehodos, Cypern nnd vom See Tiberias werden schwarze yemonensls- Fornien erwähnt, die aber mit Unrecht als carhonarlus bezeichnet werden, da sie deutlich die Abstammung von caspius verraten nnd nur vereinzelt auftreten, wählend carhonarlus, wie Lorenz Müller im vorigen Jahrgange über- zeugend ansführte, eine von Z. yemonensls typlca abznleitende Form nnd weitverbreitete, ein ge- schlossenes Verbreitungsgebiet besitzende V arie- tät ist. Die Grössenverhältnisse, welclie Z. cnsjjlns erreicht, sind wahrhaft kolossale. Obwohl man in europäischen Sammlungen Avenige Exemj)lare linden wird, die auch nur 1,7 m messen (ein solches Exemplar, ans Sarepta, besitzt die Universitäts- sammlnng in Tübingen), nnd die meisten der zahlreichen Exemplare aus Ungarn, Bosnien, Dalmatien, Rnmänien, Bulgarien, Südrnssland, der Türkei nnd Kleinasien, Avelche mir Vorlagen, nicht 1,4 m überstiegen, so ttndet man doch manchmal in Kleinasien Reste von Exem[)laren, welche die in der Litteratnr angegeliene Maximallänge von etAva 8 Fiiss noch erheblich übersteigen. Ein von Steinbrnchsarbeitern bei Petrota (nächst Smyrna) erschlagenes Exem})lar, das ich im Mai vorigen Jahres venvest anffand, war min- destens 2')), m lang. Leider Avar es mir (es Avar am Tage vor meiner Abreise von Smyrna nnd ich hatte den Ansfing ziemlich unvorbereitet gemacht) am nächsten Tage Avegen der nötigen Reisevorbereitnngen, die sich im Orient, avo die Zeit nicht Geld ist, immer sehr in die Länge ziehen, nicht mehr möglich, den Ort, wo das Ungeheuer lag, nochmals zn besnchen und etAvas davon mitziinehmen. Exemplare von 2 bis 3 m Länge Avnrden aber von glaubwürdigen Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Kaspische Pfeilnatter. Zamenis caspius aus Corfu. 22 G. Härtel: Die Zucht von Haplochilus panchax. Personen, die ich darimi befragte, iin Innern Kleinasiens öfters gemessen und daher fand ich die Erzählnng meiner Wirtin in Magnesia, sie hätte auf dem Berge Sipylos eine Schlange «ge- sehen, deren Kopf so gross wie der eines Hnndes war, nicht so auffallend übertrieben. Wenn in den M’ählern in der Umgebung von Wien noch Aeskulapschlangen von m sich hernmtreiben (was durch mir vorliegende Exem- plare sichergestellt ist), so ist die Wahrschein- lichkeit nicht gering, dass in den Fels- imd Busch Wildnissen Kleinasiens, bei der Abneigung der Türken, wildlebende Tiere und selbst Schlangen zu töten, Schlangen dieser Varietät von sogar über drei Metern, wenn auch nicht mit Köpfen so gross wie Hundsköpfe, Vor- kommen. So w^enig den Schätzungen lautender Schlangen irgendwelche Glaubwürdigkeit bei- zumessen ist, da sogar der Erfahrenste hierbei oft bedeutend überschätzt, so können doch Messungen tot gefundener Exemplare durch vertrauenswdirdige Personen in Betracht ge- zogen werden. — Die östlichen Exemplare er- reichen grössere Dimensionen als die aus dem AVesten des Verbreitungsgebietes stammenden. M'as dieses Verbreitungsgebiet anbelangt, so ist es nur im Osten ein geschlossenes. Ich besitze ein Exemplar von der dalmatinischen Insel Lagosta, welches von E. Galvagni gefangen wurde; je ein Exemplar Avurde bei Banjaluka und Sarajewo in Bosnien gefangen. Häufiger ist sie in Slavonien, wmher ich zAvei Exemplare besitze, fei-ner findet sie sich auf Corfu. Dagegen ist sie gemein in den Gebieten um das Aegäische und Schwarze Meer, also in Südrussland, Rumänien, Bulgarien, in der Türkei, in Kl ein- Asien und in den Kaukasusländern, ausserdem findet sie sich noch in Persien und auf der griechischen Insel Tinos, ln Syrien kommt nur rar. (mana voi', was dai'auf hindeutet, dass ihr das Klima nicht in ehr so zusagt, dass sie diejenige Länge erreichen könnte, in welcher die Umfärbung zu casjnus eintritt, oder dass sie überhaupt dort dazu neigt, die Jngendfärbung beizubehalten ; dasselbe ist ja dort auch bei der Lacerta v'n-idis var. major der Fall, Av eiche die Jugendfärbung beibehält und daher irrtümlich für die kaukasisch-transkaspische L. viridis var. strigafa gehalten Avird. Die Nahrung der kaspischen Pfeilnatter ist Avenig oder gar nicht verschieden von der der bekannten Varietäten; doch scheint sie sich bei der relativen Armut an Eidechsen in Klein- Asien viel mehr an Säugetiere zu halten, sobald sie eine entsprechende Grösse erreicht hat. Es muss betont werden, dass die Individuenzahl der Eidechsen im Verhältnis zu Dalmatien, Italien oder Griechenland in Klein asien eine auffallend geringe ist. Man kann auch in den günstigst gelegenen Teilen oft tagelang nichts als einige Ophiops elegans oder Lacerta viridis major sehen. lu dem vorerwähnten grossen Exemplar bei Petrota fand ich Reste von mehre- ren grossen Ratten; andere, die ich gefangen habe, erbrachen Hamster {Cricetulus phaeus). Mäuse, Spitzmäuse. Eidechsen hat keines meiner Exemplare (auch vou den europäischen) im Leib gehabt. Auch alle konservierten Exem- plare, die ich aufschneiden konnte, enthielten Haare von Säugetieren. In Gefangenschaft habe ich nur ein schönes rumänisches Exemplar, das ich von Heri-n W. Krause in Krefeld erhielt, gehalten. Es war im Gegensätze zu den von mir gefangenen grösseren Exemplaren sehr sanft- mütig. Nahrung hat es bei mir nicht genommen, und konnte ich, da ich es nebst anderen Nattern wegen Raummangels vor kurzem töten musste, keine Beobachtungen von Belang daran machen, ln Kleinasien leben kleinere, bis meterlange Exemplare unter Steinen oder in Steinhaufen, grössere in bebuschten Schluchten und Fels- spalten, Avo sie bei ihrer grossen Schnelligkeit in den meisten Fällen geradezu unerreichbar sind. Daraus erklären sich auch die grossen Dimensionen, Avelche die Schlange in diesem ge- schützten, unzugänglichen Terrain erreichen kann. cSl* Die Zucht von Haplochilus panchax. Von G. Härtel. (Mit einer Original- Aufnahme.) «lie kleinen niedlichen Zahnkärpflinge, von ^ denen von Jahr zu Jahr stets mehr Arten eingeführt werden, dürften noch auf lange Zeit hinaus beliebte und geschätzte BeAvmhner der Becken der Aquarienliebhaber bleiben. Von ihnen sind die Girardimis-Kvieii, ihre Pflege und Zucht, schon mehrfach ausführlich in den „Blättern“ geschildert, während dagegen über Haplochilus panchax erst verhältnismässig Avenig berichtet Avurde. Ich erhielt zAvei Pärchen dieser Fische bei ziemlich kalter Witterung zugeschickt, das Wasser des Transportgefässes zeigte nur 12® C., aber trotzdem nahmen die Tierchen sofort lebendes Fischfutter, als sie in ein heizbares Aquarium von gleicher Wassertemperatur überführt waren. Hier steigerte ich die Wasserwärme nach und G. Härtel: Die Zucht von Hapiocliilus pauchax. 23 Originalaufnahme nach dem ZuclHpärclien voil Haplochilus panchax. Leben für die „Blätter“. nach auf -[-24:° C., wobei die Fiscliclien eine lebhafte Unruhe zeigten. Die Geschlechter jagten sich und das stärkere Männchen biss dein schwächeren die halbe 8chwanzllosse ab. Jetzt trennte ich die Paare. Das ini Aquarium verbliebene Pärchen schritt hier- auf sogleich zur Absetzung des Laiches. Das Männchen erstrahlte im Hochzeitskleide, seine Bauch- llosseu und die Schwanztlosse wiesen eine braune, einem Spitzen- ninster ähnliche Zeichnnng auf, einige braune Flecke schmückten ferner die Eückenflosse und die schwarze Umrandung dei' Rücken-, Schwanz- und Bauchtlossen trat scharf hervor. Auch die Schuppen zeigten eine braune Rändernng, sodass sich auf dem milcliblau glänzenden Köi'per eine braune netzartige Zeich- nung ausprägte. Dem M'eibchen fehlte diese voll- ständig, sein Körper Avar sandfarbig, die Rücken- flosse über dem bekannlen schwarzen Fleck, der beiden Geschlechfern eigen ist, ivar rötlich, mit einigen sclnvarzen Punkten bedeckt, die Sclnvanz- üosse zeigte eine schwache, sclnvarze Räuderung und die Bauchliossen besassen neben ihrem röt- lichen Saum noch eine Längsreihe sclnvarzer Punkte. Das Männchen unischwanini das \Yeibchen, Avar äusserst erregt und fächelte ohne Unterlass mit dem Schwänze. Plötzlich drängte es das Weibchen gegen einen Cabombabnsch, ein sekunden- danerndes Stillstehen beider Fiscliclien liier, dann schnellte das Weibchen fort und stiess hierbei ein Ei ab, das befruchtet Avnrde und an dem (fegenstande hängen blieb, den es berührte. Dieser Vorgang, es Avird ininier nur ein Ei abgesetzt, Aviederholt sich nngefähr 3.5 bis 40 mal. Die Anzahl der Eier ist eine ziemlich bedeutende für die Grösse des Muibchens, Avenn man lie- denkt, dass die Eier dieselbe Grösse anfAveisen, Avie Schleierschwanzeier. Bleibt das abgesetzte Ei au der Spitze eines Wasserpflanzenblattes frei kleben, so fällt es den alten Fischen bald zum Opfer, die es verzehren. Um dieses zu verhüten, ist es nötig, die Elterntiere ans dem Aqnariiim zu entfernen, damit sich in den Eiern die Jungen ungestört entAvickeln können. Die Jungen sprengen die Eihant nach 10 — 13 Tagen, je nach der Wasser- temperatnr, sie haben eine Länge von etAva 4 mm. Hir vorderer Körperteil ist ganz scliAvarz gefärbt. nur das Auge leuchtet Avie Silber und der hintere Körper ist hellfarbig. Die Jungfische nähren sich in ihren ersten Lebenstagen von Infusorien, nach Verlauf einiger Tage Averden jedoch von ihnen schon Cyclops genommen. Im Alter von einer Woche haben die Jungen ihre sclnvarze Körperfarbe verloren und gleichen dann vollständig den Alten, ja, sie besitzen sogar schon die silbernen Flecke auf dem Kopfe und der Rückenflosse. Zur grösseren Vermehrnng von Haplochilus panchax ist es notAvendig, die Geschlechter ausser znm Ablaichen getrennt zu halten. Ich setze die Tiere alle acht Tage zusammen, worauf sie sofort ablaichen. Der Platzersparniss halber bringe ich die Geschlechter zAveimal hinter- einander zum Ablaichen in demselben Aquarium unter. Von den beiden erAvorbenen Zucht- pärchen erhielt ich im Laufe zAveier Monate etwa 130 Jungfische. Die Jungen Avachsen schnell heran und sind nach acht Wochen reich- lich 3 cm lang. Bei durchscheinendem Liclite ist bei laichreifen Weibchen der Ijaich deutlich im Körpei' zu sehen. Die Mumienfische der alten Ägypter.*) anter den zahlreichen Gottheiten der alten Ag3q)ter befand sich auch ein Fisch ans der Familie der Percidae, der Nilbarsch (Lates •J Der Artikel dürfte für den Aquarieuliebhabei- nicht ohne Interesse sein, da in kurzer Zeit Exemplare des Nilbarscbes (Lates niloücus C. et V.) in den Handel kommen werden. 24 Kleine Mitteilungen. niloticHS C. et V.), der noch heute in beträcht- licher Anzahl den Nil in seinem Ober- und Mittelläufe bewohnt. Noch jetzt bringen einige Städte, so z. B. Esueh, dem Tiere eine gewisse Ehrung dar, und Esneh hatte dieser Fisch- verehrung wegen zur Zeit der griechisch- römischen Besitzergreifung, als es noch sehr volkreich war, sogar seinen Namen Latoi^olis zu verdanken. Die Einwohner betrachteten den Fisch nicht nur als einen Gott erster Ordnung, sondern suchten seinen Körper auch noch durch Einbalsamierung vor dem Vergehen zu schützen. Lortet und Hugounenq haben kürzlich die einzelnen Mumienflsche eingehend unter- sucht und berichten im Anszuge hierüber das Fidgende. Die Muniientische wurden in bedeutender Anzahl in geringer Tiefe der sandigen Ebene begraben, die sich im Westen von Esneh bis zu den ersten Bergzügen des Lybischen Hochlandes hinzieht. Andererseits fanden sich die Fisch- mumien auch in grosser Zahl in den Grabkammern ans der letzteren ptolemäer Zeit und der römischen Epoche. Die Fische sind sorgfältig mit Leinwandbändchen, die durch eine konser- vierende Flüssigkeit hellgelb gefärbt sind, um- hüllt und treten in allen Grössen von einigen Centinietern bis zur Länge von 1,60 in und darüber hinaus auf. Ferner linden sich auch neben ansgewachsenen FWemplaren Tiere von etwa zwei Fingerlänge, die mit Leinenlappen nmgeben , in zusammengeliochtene Binsen gewickelt sind. Die hier sich vorlindenden Höhlungen sind mit der Brnt von Lates nitoticus^ die eben erst die Eihant gesprengt hat und einige Millimeter lang ist, angefüllt, während andere Päckchen nur grosse Schuppen vom Lates enthielten. Letztere sind vielleicht als Gaben derjenigen Verehrer anzusehen, deren Verhältnisse es nicht ge- statteten, dass sie vollständige Tiere sich ver- schaffen konnten. Alle Fische, gross und klein, sind wunderbar erhalten. Viele erscheinen sogar, nachdem sie von der konservierenden Schicht befreit waren, wie vor kurzer Zeit dem Wasser entnommen, die Schuppen besitzen noch ihren Glanz und viel- fach auch noch ihre lebhaften Farben. Mitunter lässt der vollkommen unberührte Augapfel in seinem Innern noch den schillernden Reflex der Regenbogenhaut erkennen. Exemplare von be- trächtlicherer Grösse zeigen auf einer Seite einen Längsschnitt, durch den die konservierende Flüssigkeit in den Körper des Fisches eindringen konnte. Zur Konservierung der Leichen haben sich die alten Ägypter niemals des Asphalts bedient, der heute bei der Mumifizierung des Menschen und anderer Wirbeltiere eine grosse Rolle spielt. Die chemische Untersuchung der Mumien- fische hat gezeigt, dass sie sehr reich an salzigen Mineralien ('^57o) sind. Hugounenq schloss aus seinen Untersuchungen, dass die alten Ägypter, um die so vollendete Konservierung der Fische zn sichern, sie in eine Mischnng von Ton imd Salz legten, die den Natronseen entstammte. Die Tiere wnrden hierdurch mit einer salz- haltigen Schlammschicht umgeben, die durch uimvickelte Leinwandbänder erhalten blieb. Anf diese Weise haben die Fische, durch die Trocken- heit der Luft Ägyptens und der ebenfalls schützenden Wirkung eines trockenen, warmen und stark salzigen Sandes, in dem sie eingebettet wnrden, 25 Jahrhunderte gut überdauert, sodass einige Exemplare fast noch ebenso die tierischen Stoffe zu enthalten scheinen, wie die frisch ge- fangenen Fische unserer Fischniärkte. Die heute noch im Nil gefangenen Nilbarsche weisen keine morphologischen Unterschiede denen gegenüber auf, welche die alten Fischer von Esneh fingen. So wie der Nilbarsch vor 2500 dahren war, so ist er bis heute geblieben. 4 kleine J\4ifteilun^en< Verwundmigen durch Haifische kommen selten zur Beobachtung des Arztes, weil diese Meeresräuber ilire Arbeit gewöbnlich so gründlich thun, dass von der einmal gefassten Beute nichts übrig bleibt. Das erklärt sich auch schon durch die PArm der Haifisch- zähne, die ausgezeichnet zum Festhalten eines gepackten Gegenstandes geeignet ist. Ein amerikanischer Militär- arzt hat jedoch in den Philippinen drei Fälle von Haifischbissen unter die Hände bekommen. Der eine davon liefert ein eindrückliches Beispiel für die That- sache, dass ein Mensch eine furchtbare Verletzung er- tragen kann, ohne viel Schmerz zu empfinden und ohne Verlust der Fähigkeit zu kräftigem Widerstand. Ein Schiffsjunge fühlte sich beim Baden plötzlich heftig von unten her gepackt; ohne einen Begriff von seiner Lage zu haben, war sein ■ erstes Streben, Widerstand zu leisten und an die Wasseroberfläche zu gelangen. Er fühlte dann ein entsetzliches Knacken in seinem linken Knie, aber er dachte, zweifellos infolge der Erregung, gar nicht an einen. Schmerz oder überhaupt an eine Verletzung. Nach diesem Augenblick fühlte er sich unerwartet erleichtert, und schwamm mit aller ihm übergebliebenen Kraft zu dem etwa 10 Meter entfernten Boot. Hier erst bemerkte er, dass sein linkes Bein fort war, dennoch hielt er sich unerschrocken an dem Rande des Bootes fest, bis er hineingezogen war. Seine Kameraden bemühten sich nun, durch Zusammenpressen der grossen Schlagader das Blut zu stillen. Es wurde Vereins-Nachrichten. 25 ein roher Verband gemacht, und nach verhältnismässig kurzer Zeit konnte auf dem zwei Seemeilen entfernten Schiff die Amputation vorgenommen werden, die zur Wiederherstellung des Patienten führte. Einem anderen Mann wurde während der Untersuchung eines Fisch- netzes ein Stück vom Puss durch einen Haifisch ab- gebissen. Im dritten Fall erhielt Jemand während des Schwimmens sogar einen Biss ins Gesicht, so dass die Nase nur noch an einem kleinen Hautstück hing und Abdrücke der Haifischzähne auf der ganzen rechten Wange erkennbar waren. Trotz dieser Verletzungen konnten die Betroffenen sicher von Glück sagen. Das Eingewöhnen heimischer Fische. — Der Lieb- haber heimischer Fische hat oft schwer darunter zu leiden, dass die kaum erworbenen Fische schon in kurzer Zeit im Becken eingehen. Vielfach trifft dieses bei heimischen Fischen zu, die vom Händler bezogen sind, sofern es sich nicht um die gewöhnlichsten Teich- fische (Karpfen, Karauschen und Schleihe) handelt. Die zarteren Fischarten gewöhnt man am besten ein, wenn man selbst zum Fang der Tiere auszieht und sich ev. zu diesem Zwecke Fischern anschliesst. In eine auf den Fang mitgenommene grössere Transportkanne füllt man Flusswasser und jeder erbeutete Fisch wandert dann in die Kanne. Nach Rückkehr vom Fange wird die Beute mit dem Flusswasser in eine Wanne gethan und zu dem Flusswasser ebensoviel Leitungswasser gegeben. Die Wanne wird mit Papier oder Stoff Über- bunden, um eine Beunruhigung und ein ev. Heraus- schnellen der Fische zu verhindern. In der Wanne bleiben die Fische einige Tage sich selbst überlassen. Selbstverständhch darf die Wanne nur schwach mit Fischen besetzt sein. Ferner hängt bei heimischen Flussfischen viel davon ab, zu welcher Zeit sie erbeutet werden. Im September, Oktober, November und März erbeutete Fische gewöhnen sich leichter ein, als Exem- plare der gleichen Gattung, die in den heissen Sommer- monaten gefangen werden. B. Meyers grosses Konversationslexikon. Ein Nach- schlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mehr als 148,000 Artikel und Verweisungen auf über 18,240 Seiten Text und mehr als 11,000 Abbildungen, Karten und Plänen im Text und auf über 1400 Illustrationstafeln (darunter etwa 190 Parbendrucktafeln und 300 selbständige Karten- beilagen) sowie 130 Textbeilagen. 20 Bände in Halb- leder gebunden zu je 10 Mk. oder 320 wöchentliche Lieferungen zu je öOPfg. (Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien.) Der fertig vorliegende erste Band der 6. Auflage dieses allbekannten Werkes rechtfertigt in jeder Weise die Ansprüche, die an ein Konversationslexikon gestellt werden müssen. War es schon immer ein besonderer Vorzug des „Grossen Meyer“ neben sorgfältigem, kurzem und doch erschöpfendem Text vorzügliche Illustrationen zu bringen und zwar Illustrationen, die im engen Zu- sammenhang mit dem Texte stehen, so ist dieses in der neuen Auflage noch bedeutend erweitert worden. Sehr anerkennenswert ist noch die reiche Beigabe von Textbeilagen, auf denen alle diejenigen Artikel eine ausführlichere Würdigung finden, die im eigentlichen Texte sonst als zu weitschweifig zu betrachten sind. So enthält z. B. der erste Band eine Textheilage über Einrichtung der Zimmeraquarien, die den ersten An- sprüchen der Liebhaber voll genügt. Dem eigentlichen Texte jeder wichtigeren Abhandlung sind zum Schlüsse stets die älteren und neueren Werke als Literatur- nachweise augefügt, ln der Regel wird man sich jedoch mit den Auskünften des Lexikons selbst begnügen können. Die Grnndbegriffe der modernen Naturlelire. Von Felix Auerbach. Mit Abbildungen. („Aus Natur und Geisteswelt.“ Sammlung wissenschaftlich-gemeiu- verstäudlicher Darstellungen aus allen Gebieten des Wissens. — 153 Seiten mit 79 Abbildungen, Preis geb. 1,25 Mk.) Verlag von B. G. Teubuer in Leipzig. Das Büchlein stellt eine zusammenhängende, für jeden Gebildeten verständliche Entwicklung der Begriffe dar, die in der modernen Naturlehre eine allgemeine und exakte Rolle spielen; es sind das die Begriffe von Raum imd Zeit und der aus ihnen sich ableitende Begriff Bewegung, die in ihren Mannigfaltigkeiten untersucht wird; die Begriffe von Kraft und Masse und, im An- schluss au letztere, die allgemeinen Eigenschaften der Materie; sodann die Begriffe Arbeit und Energie; endlich als letzter und modernster Begriff; die Entropie. Die Anschauung ist durch zahlreiche Figuren er- leichtert, auch sind vielfach Beispiele und Zahlentabellen der wichtigsten Grössen beigegeben. VEREINS'#Wt%T NACHRICHTEN „Verein der Aquarienfreunde“ zu Berlin. Vereinslokal „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung vom 26. November 1902. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9^/4 Uhr. Anwesend waren 44 Mitglieder und die Herren A. Dietrich, F. Wollermann, A. Heilers und Fith als Gäste. Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles, in welchem u. a. die Einlasskarten zum Stiftungsfest ausgegeben wurden, wurde ein Abschnitt aus dem Werke Dr. R. Hesse Abstammungslehre und Darwinismus vorgelesen. Dieses Werk behandelt den gegenwärtigen Stand der Ab- stammungslehre in solch gemeinverständlicher Weise, dass seine Anschaffung jedem denkenden Menschen nur empfohlen werden kann. Hiernach wurden die Herren Konrad Bensch, Joseph Kropac und Hermann Kupczyk als Mitglieder aufgnommen. Aufnah me- An trag stellten die Herren Anton Heilers und F. Wollermann. Herr Herya spendete zu Gunsten des Ausstellungsfonds eine hübsche Sammelbüchse, Herr Dr. Bade einen Fundulus majalis und Herr Sprenger ein paar Ccdlichthys punctatus. Bei der Auktion erzielten die Fische einen 26 Vereins-» aohriohteu. Gesamterlös von 3,00 Mk. Der Inhalt der Sammel- büchse betrug 1,45 Mk. Den freundl. Spendern wurde vom Vorsitzenden der Dank des Vereins ausgesproclien. Da die verhältnismässig recht oft auftreteude Blindheit bei guten Teleskopi'ischen dem Liebhaber manche Sorge um seine Lieblinge bereitet, zumal dieselbe mit- unter gewissermassen plötzlich und überraschend erscheint, und die Ursache der Erblindung manchem Liebhaber unerklärlich ist, so ist es durchaus augebracht, sich etwas näher mit dieser Kraukheit zu befassen. Wir unterscheiden bei sogenannten blinden Teleskopen die sogenannte „Hornhauttrübung“, welcher Zustand sich durch allmähliches Überziehen der Augen mit einer weissen Haut oder Schleier bemerkbar macht und der eigentlichen Blindheit, welche besteht, sobald die Pupille weiss geworden ist. Die Ursache dieser den Fisch ebenso entwertenden wie entstellenden Fehler ist in den verschiedensten Umständen zu suchen. Vor allen Dingen ist jedoch zu beachten, dass die monströse Form des Teleskopenauges an und für sich nur eine krankhafte, lediglich nur den Liebhaber interessierende, künstlich herangezüchtete Eigenschaft ist, welche einen äusserst hohen Grad von Empfindlichkeit aufzuweisen hat und daher zu Erkrankungen ailer Art gewisser- massen geradezu prädistiniert ist. Als Hauptursache, welche im allgemeinen höchst verderblich auf das Auge des Teleskopen wirkt, ist jäher Temperaturwechsel zu betrachten. Aber auch allmählicher intensiver Wärme- verlust des Wassers hat nachteilige Folgen für das Teleskopenauge aufznweisen und ist im Stande „Horn- hauttrübung“ zu verursachen. Die Hornhauttrübung ist jedoch heilbar. Sie verschwindet unter günstigeren Verhältnissen von selbst, kann aber aucli, wie Herr Sorgatz ausfülirte, mittelst eines weichen Läppchens entfernt werden. Ausser oben angeführter Erkältung können jedoch auch noch andere Faktoren nach- teilig auf die Augen der Fische wirken, so z. B. Ver- erbung durch übermässig getriebene Inzucht und die dadurch entstehende Degeneration u. s. w. Aber auch spontane Augenverletzungen, wie Stoss, Schlag u. s. w. können leicht zu Erblindungen füliren. Die Behauptung jedoch, dass liarte Aquarienpflauzen, an welclieu sich die Fische die Augen verletzen können, Schuld haben könnten, ist hinfällig und nicht sticbhaltig, denn ein sehender Fisch geht diesen Hindernissen sehr sorgfältig aus dem Wege! Hierauf Schluss der Sitzung um 12'’'’" U. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkimde in Müuchen. E. V. Mitteilungen aus den Vereins- Versamm- lungen des Monats Oktober 1902. Donnerstag, den 23. Oktober 1902, im „Sterngarten“. Nach Eröffnung der Sitzung durch den I. Vor- sitzenden gelangt durch Herrn Seifers das Protokoll der letzten Vereinsversammlung zur Verlesung, und von der Versammlung zur Genehmigung. — Im Einlauf: Karte unseres Herrn Schultz-Partenkirchen, Tagesord- nung des „Tritou“-Berlin, Brief unseres Herrn Rist, welcher nunmehr sein Domizil in der Nähe von Otto- beuren aufgeschlagen hat. Herr Oskar von Miller bittet um Zusendung der Vereins-Satzung, Zeitschriften. — Die einschlägigen, wichtigsten und interessantesten Veröffentlichungen gelangen zur Bekanntgabe. Die „Blätter“ No. 20 bringen den Beginn eines interessanten Artikels aus der Feder unseres Herrn Schörer: „Herpe- tologische Reiseskizzen aus Zentral-Ost- Afrika“. Die Reproduktion der beiden trefflichen von unserem Herrn Müller stammenden Originalzeichnungen ist eine ganz vorzügliche und freuen wir uns dieses hier an- erkennend hervorheben zu können. Dem „Zoologischen Garten“ No. 10 entnehmen wir eine interessante Auf- zählung der im zoologischen Garten zu Hamburg be- findlichen, teilweise seltenen und wertvollen Reptilien, Amphibien und Fische. Dr. V. Hornung-Bielefeld be- richtet in der gleichen Zeitschrift über einen Fundort der blaugefleckten Blindschleiche. Wir können anfügen, dass wir diese Form der Blindschleiche, welche als var. colchica Demid. bezeichnet wird, ebenfalls in der Um- ' gegeud Münchens gefunden haben. In erwähnter Zeit- schrift berichtet ferner Dr. med. C. Hennicke über eine eigentümliche Augen-Erkrankung bei Goldfischen. Dr. Schnee bringt unter der Frage: „Ist Hai- oder Schildkrötenleber giftig'?“ interessante Ausführungen und die Herren Dr. Werner-Wien und Johannes Berg- Lüdenscheid veröffentlichen ihre interessanten Beob- achtungen aus ihrem wertvollen Tierbestand, seltener Reptilien und Amphibien. Letztgenannter trefflicher Tierpfleger und Beobachter teilt auch einen Fall mit, dass eine Hyla cyanea eine Syla versicolor vertilgte, liierauf erkrankte und alsbald hernach starb. Berg sagt: „Meines Erachtens beweist diese Beobachtung die Giftigkeit von Hyla versicolor, deren auffallende Färbung wohl eine Warnfärbung sein dürfte. Ich er- innere mich, irgendwo gelesen zu haben, dass schon das blosse Zusammenleben von Hyla versicolor mit anderen Hy len für diese verderblich werde. Das ist aber bestimmt nicht der Fall.“ Wir müssen uns mit der Sache etwas befassen. Dass schon das blosse Zu- sammenhalten von Hyla versicolor mit anderen Hylen für diese verderblich werde, braucht natürlicli nicht immer dei* Fall zu sein, im Gegenteil, derartige Er- scheinungen werden sich nur als seltene und vereinzelte feststellen lassen, dass dieses Zusammenhalten aber verderblich werden kann, wenn auch nur unter ganz besonderen Umständen nnd bei Eintritt besonderer Ver- hältnisse, ist eine von uns, gemachte Erfalirung und steht demnach wenigstens für uns fest. Bezüglich dieser Beobachtung ist in früheren Berichten weiteres gesagt. Bestimmt lässt sich in solchen und ähnlichen Fragen nur hinsichtlich der eigenen Wahrnehmungen und für die Dauer dieser Beobachtungen, die in den seltensten Fällen als abschliessend erachtet werden können, eine Behauptung treffen, nie aber im all- gemeinen und für alle Zeiten. Sobald die Giftigkeit, oder eine grössere oder stärkere Giftigkeit eines Frosch- oder auch Schwauzlurches — und mehr oder minder giftig im gewissen Sinne scheinen die meisten zu sein — feststeht, kann Niemand mit absoluter Siclierheit beliaupten, dass das Zusammenhalten mit irgend einem anderen zarthäutigen Angehörigen oben- gedachter Gruppen für dieser frülier oder später nicht eine Gefahr in sich berge. Zweifellos ist es möglich und können Fälle nachgewiesen werden, dass sogenannte giftige Formen mit anderen lange Jahre in schönster Harmonie, namentlich in grösseren Behältern zusammeii- gehalteu wurden, ohne dass sich fÜJ' die eine Art der geringste Nachteil ergehen hat. Bin solcher wird nur eintreteu, wenn sich der als giftig erkannte Lurch in einem Stadium der Reizbarkeit, also des Schreckens, der Angst etc. und damit gewissermassen auch in der Ab- wehr und Verteidigung befindet, welcher Zustand durch Vereins-Nachrichten. 27 das sinnlose Herumspringen einiger Raniden oder das Heruinklettern von Laubfröschen ii. s. w. lieiijeigeführt werden kann. Die sehr träge irgendwo breit sitzende Hyla versicolor istdiierbei vielfacli rielästigungen aus- gesetzt und dieses umsomehr, je kleiner der Behälter ist und Je mehr Insassen mit ilir den Aiifentlialt teilen. Ist nun einerseits festgestellt, dass ein als giftig er- kannter Schwanz- oder Frosch-Linxdi einem anderen ihn ergreifenden und verzehrenden Fi'oschlurch ge- fährlich wird, so sind andererseits aucli Fälle bekannt, das „giftige“ Lurche noch in anderer Weise als lediglich durch das „gefressen werden“ zu schaden vermochten. So berichtet Binderei’ („Blätter“ Jahrgang 8 S. 161) von einem OchSenfroschweibchen. das in demselben Wasser- becken sich befand, in welchem sich das Ochsenfrosch- männchen mit einem Regenmolch herumbalgte und elendiglich zu Grunde ging, und wir haben früher ein- mal beobachtet, dass ein Feuersalamander, der ge- legentlich der Neueinrichtung eines Terrariums mit einigen Raniden, Kröten, Tritonen, Echsen und Schild- kröten vorübergehend in einem grossen Eimer gehalten wurde, durch das Hüpfen der Frösche und das Gekrabbel der Tiere geängstigt zu „schäumen“ aufing und dass hierbei alles, was Frosch oder Molch hiess, dem Tode verfallen war. Die Tiere lagen, besonders Frösche und Kröten, die Füsse weit von sich gestreckt, vergiftet am Boden. Ähnliches ist von geängstigten Kröten bekannt, (Dumeril et Bibron; Erpetologie generale ou histoire naturelle complete des reptiles, Vol 1 p. 205) und wird neuerdings von Erwin Stanton Faust in seiner Schrift über „Bufonin und Bufotalin, «lie wirksamen Bestand- teile des Krötenhautdrüseusecretes“ bestätigt. Und ähnlich wird es auch bei Hyla versicolor sein. Wenn dann Berg sagt, dass die auffallende Färbung der Hyla versicolor eine „ Warnfärbuug“ sein dürfte, — auch be- züglich der Färbung ist die Begründung einer anderen Deutung sehr wohl möglich — so muss unserer Ansicht noch hinter dieser Warnfärbung eine Waffe stecken lind diese Waffe ist eben die Giftigkeit. Dieses wird ja anerkannt. Wer aber möchte behaupten, dass die Waffe der Giftigkeit einem Tiere nur deshalb gegeben sei. um einem Räuber lediglich nach seligem Tode Schaden zufügen zu können? Gewiss Niemand. Und so trägt eben Hyla versicolor die Waffe der Giftigkeit, um sie bei vermeintlicher oder wirklicher Bedrohung, bei Belästigung, im reizbaren Zustande des Schreckens, der Angst, als Verteidigungs- und Abwehrmittel gegen seine Mitbewohner zu gebrauchen und da ist es dann thatsächlich möglich, dass schon das blosse Zusammen- halten mit anderen Hylen für diese verderblich werde. — Herr Lankes teilt mit, dass Herr Gautsch jim. von hier ihm eine am 19. Oktober bei Diessen am Ammersee erbeutete 68 cm messende weibliche Kreuzotter zur Bestimmung überbrachte. Herr Haimerl, welcher in Abwesenheit des Herrn Lankes die von Herrn Kämmerer an letztgenannten Herrn aus Triest übersandten Seetiere in Empfang nahm, bringt einige Mitteilungen bezüglich der Ankunft dieser Tiere. Leider sei eine Anzahl von ihnen recht bald eingegangen. Der von Herrn Geyer- Regensburg uns überlassene Injektions-Durchlüfter ge- langt zur Aufstellung. Der Apparat funktioniert gut. Herr Tofohr-Hamburg hatte auf Ansuchen des Herrn Lankes eine von Madeira stammende . Anguis fragilis zur Ansicht übersandt. Die Blindschleiche, welche sich wenig ' von heimischen Stücken unterscheidet, wird durch Herrn Lankes demoustiiert. Durch Herrn Schrrer gelangt sodann ein kräftiges Exemi)lar der aus Indidn stammenden Tropidonntus jnscator zur Demonstration. Der Vorsitzende erinnert noch an die nächsten Vorträge und ilas achte Vereins-Stiftungsfest. Herr Schi’iftfühi’er Haimerl verspricht zum Schlüsse der anregenden Sitzung sich darum anzunehmen, dass unser Vereinslokal künftighin ein würdigeres Aussehen eiiauge. welches Versprechen augenblicklich mit Dank angenommen und im Protokoll festgelegt wurde. Donnerstag, den 30. Oktobei' 1902. Als Gast anwesend Herr Dr. Friedrich Lemberger. Das Protokoll der letzten Vereins- Versammmlung wird verlesen und genehmigt. Der Vorsitzende macht die Mitteilung, dass Herr Professor, Moi’iu anlässlich des 8. Stiftungsfestes des Vereines am 13. November 1. J. einen Vortrag über „Tiere der Vorwelt“ mit Lichtbildern halten wird. Der Verein „Humboldt“-Hamburg macht uns die erfreuliche Nachricht, dass er ab 1. Januar 1903 die „Blätter“ als Vereiusorgan wählen wird. Ein Herr Grimmer in Trarbach ersucht um Zusendung der Vereins-Satzung. Zur Aufnahme in den Verein ist angemeldet Herr Lehrer Grosskopf in Friesen bei Kronach. An Zeitschriften war eiugelaufen „Natur und Haus“ Heft No. 2. Hieraus interessieren uns zumeist die Bilder aus der Ausstellung des „Triton“-Berlin. Die Photographien begleitet eine sehr kurz gehaltene Beschreibung der Ausstellung selbst aus der Feder des Herausgebers der genannten Zeitschrift. Herr Hesdörffer sagt in diesen seinen Ausführungen, sich zum Schlüsse gegen Hei'rn Dr. Bade, den Schriftleiter der „Blätter“ richtend auch Folgendes:. „Sie (eine Kundgebung) stammt aus der Feder des Redakteurs eines kl einen Vereins- blättcheus.“ Wir kümmern uns um persönliche oder auch sachliche Streitfi’agen der beiden Herren Redakteure selbstredend nicht das geringste. In vorstehenden .Worten erblicken wir indess einen öffentlichen Angriff auf unser Vereinsorgan, dem eine Anzahl anderer Ver- eine und auch wir seit längerer Zeit die lebhafteste Unterstützung haben angedeihen lassen. Wir möchten bemerken, dass die „Blätter“ in Bezug auf die Aquarien- und Terrariensache — und diese beiden Gebiete bilden allein ihre Aufgabe — mindestens seit einiger Zeit in demselben Masse als „Blatt“, „Vereinsblatt“ und „Zeitschrift“ gelteiPkönnen, wie eben „Natur und Haus“ auch. Die Leser und Naturfreunde, die sich eingehend mit unserer Materie befassen, sind längst gezwungen beiden Zeitschriften eine gleich gebührende Aufmerksam- keit zu schenken und eine Summe von Lesern der Zeitschrift „Natur und Haus“ hält auch die „Blätter“ und umgekehrt. Den Lesern aber ist mit dem Ver- suche der Herabsetzung und Entwertung einer von diesen Zeitschriften durch den Herausgeber der andern Zeitschrift nicht gedient, viel lieber wäre uns wenigtens eine eingehende Beschreibung der „Triton“ ^Aus- stellung gewesen. — Wilhelm Schuster-Giessen sagt in einer kleinen Mitteilung: „Die Äskulapschlange in Richthof“ in No. 2 von „Natur und Haus“ Folgendes : „Nur an zwei Orten ' im weiten deutschen Reiche ist die Äskulapschlange zu finden: in Schlangen- bad i. T. und in Riclithof bei Schlitz (Hessen)“ etc. Wir fügen einen weiteren Ort an, an dem diese Schlange schon öfters nachgewiesen wurde, das sind die buschigen und sonnigen Hänge des linken Donauufers von Passau 28 Vereins-Naclirichten. uud Oberuzell in Bayern. — Im Einlauf ist weiter ein Brief unseres Mitgliedes Hern k. k. Postoffizial Al. Egger in Linz-Osterreicli an den Vorsitzenden. Herr Egger, ein eifriger und tüchtiger Molchpfleger, teilt seine Ver- suche mit, mit Kleinasieu Verbindungen zu erhalten behufs Erlangung von Molge vittata. Bei Euproctus rusconii konnte Herr Egger in kurzer Zeit 5 Begattungen beobachten. Er schreibt: „Die hochinteressante Stellung der Tiere während des Begattungsaktes, gegenseitig in- einander verbissen und verschlungen, habe ich mehrfach skizziert und Herrn Dr. Wolterstorff behufs eventueller Verwertung in seinem Molch werk zur Verfügung gestellt.“ Herr Egger rechnet diesen seinen Erfolg nur den Um- ständen zu, dass das betreffende Aquarium Wasser- leitungszufluss hat und sich die Tiere in dem gleich- massig kalten, stets sich erneuenden Wasser besonders wohl befinden. Die Molchzuchten unseres genannten tätigen Mitgliedes bestehen gegenwärtig aus: 4 mar- moratus, 2 crist. carnifex, 3 montanäoni, 1 boscai und 7 italicus und sind die jungen Tierchen durchaus wohl. Die beiden erstgenannten Molche haben es bereits zur Grösse von M. vulgaris (ausgewachsen) gebracht. Ferner macht Herr Egger die Mitteilung, dass er im vergangenen Sommer zweimal das Ablaichen von einem Pärchen Lexiciscus phoxinus L. im Gesellschaftsaquarium be- obachten konnte. Herr k. Eisenbahn-Oberexpeditor Friedrich Paukner in Nürnberg ersucht um Zusendung der Satzung, da er mit Beginn des Jahres 1903 die Mitgliedschaft der „Isis“ zu erwerben gedenkt. Der Genannte berichtet in seinem Schreiben an den Vor- sitzenden von einem prächtigen Männchen der Lacerta agilis var. erythronohis, das er gelegentlich eines sommer- lichen Landaufenthaltes in Schellenberg bei Berchtes- gaden erbeuten konnte. An der gleichen Stelle fing Herr Paukner eine Anzahl ganz junger Salamandra maculosa. Ferner sah Herr Paukner am Fusse des Unter- berges eine sehr schöne ebenholzschwarze Schlange auf meterhohem Gesträuch sich sonnen. Es handelt sich im gegenwärtigen Falle natürlich um die schwarze Form der Ringelnatter. Wir möchten an dieser Stelle unseren auswärtigen Herren Mitgliedern für ihre Mit- teilungen bestens danken und sie gebeten haben, auch in Zukunft uns ihre Beobachtungen uud Erfahrungen bekannt zu geben. Unser Herr Müller teilt uns in einem früheren Schreiben von Mainz aus mit, dass Herr Ober- medizinalrat Dr. E. Zeller Mitte vorigen Monats ver- storben sei. E. Zeller war es, der uns die Schrift: „Über die Befruchtung bei den Urodelen“, die trefflichen Aufsätze: „Vorläufige Berichtigung betr. die Befruch- tung bei den Tritonen“, „Über die Larve des Proteus a7iguinus“ und „Über die Fortpflanzung des Proteus anguinus und seiner Larven“ etc. lieferte. Zeller hat schon 1891 die Paarung von Salamandra maculosa wiederholt beobachtet und darüber berichtet, er war es, der zuerst im Jahre 1888 die Larven des Olmes genau beschrieb und ihm nebst Casco danken wir die schönen Entdeckungen über die Aufnahme der Samen- masse durch die Weibchen der Tritonen. Ehre dem Andenken dieses Forschers. — Demonstriert wird durch Herrn Scherer ein ca. 1,75 m langer prächtiger Pithon spilotes (Morelia argus) aus Australien. Das Tier, welches von Herrn Dr. Werner-Wien in liebenswürdiger Weise der Sammlung des Vereins überlassen wird, zeigt leider schon die ersten Anfänge der Rachenfäulnis und wird daher baldigst präpariert werden. Weiter demon- strierte Herr Scherer einige Exemplare einer reizenden bisher keineswegs im Handel erschienenen Varietät der Wieseneidechse, nämlich die var. coerulescens gallensis (Eimer) der Galli-Eidechse vom Galli-Felsen zwischen Capri und Amalfi. Die var. gallensis zeigt ein weit helleres Blau als die allbekannte Faraglione-Eidechse Die ganze Zeichnung der süditalienischen serpa ist noch genauestens erkenntlich und darüber die blaugrüne Färbung wie gehaucht. Die Grösse entspricht der Faraglione-Eidechse, von der sie ausser der Färbung keineswegs unterschieden ist. Eine Reihe prächtiger und seltener Eidechsenformen, wie sie bisher wenig lebend nach Deutschland gelangt, niemals bei einer Ausstellung oder in einem Vereine gezeigt werden konnten, hatten wir Gelegenheit im Laufe des heurigen Jahres wieder demonstrieren, beobachten und studieren zu können. Auch heute wieder einige hochinteressante Formen: Im Anschlüsse an die Vorzeigungen des Herrn Scherer demonstriert Herr Kunstmaler Müller Lacerta balearica (Lacerta muralis var. balearica (De Bedr.) die Balearen-Mauereidechse von den Inseln Mallorka und Menorka. Die anmutig hellbraun gefärbten mit dunkleren Binden und Flecken gezeichneten Echsen mit dem breiten Hals, dem ziemlich kurzen pyramidenförmigen Kopf erscheinen dem geübten Blick sofort als etwas besonderes. Auf keinen Fall aber hat diese braime Balearen-Eidechse mit der L. ^nuralis fusca aus Südtirol etwas näheres zu thun. Weiter demonstriert Herr Müller dann Lacerta Lilfordi Günther (die Lilford- Eidechse). Lacerta Lilfordi stammt von dem kleinen an der Südostecke der Insel Menorka gelegenen Eilande, das die Spanier „Isla del Ayre“ (Luftinsel) nennen. Die Lilford-Eidechse ist entschieden noch schöner wie die Faraglione-Eidechse, breithalsig wie die Stammform (balearica), feinschuppig mit beträchtlich kürzerem Kopf als die var. coerulea. Wir möchten nicht daran zweifeln, dass das herrliche Tier mit der Stammform als selbständige Form in Zukunft gelten wird. Schliesslich demonstriert Herr Müller ein Pärchen der zierlichen und wirklich reizend gefärbten Lacerta serpa var. pelagosae (Lacerta muralis subsp. neapolitana. var. pelagosae Schreiber-Bedr.) der Pelagosa Mauereidechse von der Insel Pelagosagrande im adriatischen Meer. Diese allerliebste sehr schlanke Echse ist wolü eine kleine serpa mit ziemlich spitzem, langem Kopf und feinem langem Schwänze. Vielleicht können wir nach eingehender Beobachtung dieser herrlichen Echsen auch über sie gelegentlich ausführlich berichten. Herr Sigl erklärt die Unterschiede von Paludina vivipara und P. conterta an der Hand von durch Herrn Müller aus Mainz mitgebrachten Stücken und weist namentlich daraufhin, dass die Paludina -V'ovm der Umgebung Münchens ausschliesslich contecta sei. — Zum Schlüsse der interessanten Sitzung trug Herr Professor Morin aus dem Werke von W. Bölsche „Liebesieben der Natur“ die Abschnitte über den Salm und den Stichling vor. Die Versammlung folgte dem prächtigen Vortrage und der vollendeten Schilderung mit ungeteilter Aufmerksam- keit. — Der als Gast anwesende Herr Dr. Lemberger betätigte im Verlauf der Sitzung seine Anmeldung. Die Kugelabstimmung erfolgt in der nächsten Vereins- Versammlung. H. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfe r in Burg b. M. Süsswasserpolyp und Alge. ■11 den allg-emein bekannten, vom Acinaiien- j liebliaber aber gerade nicht besonders geschätzten Tieren des Süsswassers gehört der Süsswasserpolyp. Er findet sich in allen stehenden G-ewässern in ziemlicher Menge an den Wasser- gewächsen und führt hier ein recht beschauliches, aber räuberisches Dasein. Sein Körper besteht aus einem einzigen Hohlraum, den Verdauungs- traktus, die Leibeshöhle und das Blutgefässsystem ausfüllen und wird deswegen Gastrovascular- rauni benannt. Dieser walzige Körper verläuft an dem einen Ende fadenförmig, ist aber am anderen Ende kugelig vorgezogen und mit einer Mund Öffnung versehen, um welche ungefiederte Fühlfäden „Tentakeln“ in einfachem Kranze stehen. Die Mundöffnung führt direkt in den Hohlraum, der einen primitiven Schlauch dar- stellt. An diesem lassen sich die drei bekannten Gewebeschichten, das Entoderm, das Mesoderm und Ectoderm unterscheiden. Die Tentakeln verfügen über den' Besitz von sogenannten Nesselkapseln, die sich als eine Unmasse kleiner bimförmiger Organe darstellen, die in ihrem Innern einen aufgerollten Faden besitzen. Nach den Untersuchungen von Möbius und F. E. Schulze zeigen die Nesselkapseln ein sein- feines, nach aussen vorstehendes Härchen, das „Cnidocil“, welches durch den geringsten Druck die Kapsel zum Aufspringen bringt, wodurch dann der Faden nach aussen dringt. Der Faden trägt sehr feine Widerhäkchen, mit denen er sich an den Gegenständen anheftet, die das Cnidocil berühren, und hierbei gelangt dann zugleich eine scharf wirkende Säure, die eben- falls in der Kapsel vorhanden ist, auf den be- treffenden Gegenstand. Ist dieser ein kleines Tier, eine Daphnie z. B., so wird das von einem Nesselfaden getroffene Tier angstvolle Be- Avegungen ausführen, Avodiirch es in der Eegel mit weiteren Kapseln in Berührung kommt, die dann alle ihre Pfeile auf das Opfer schleudern und es durch die sich gleichzeitig mit entladende Säure töten. Nun verzehrt der Polyp das Beutestück in Ruhe. Von den drei bei uns in Deutschland vor- kommenden Hydra-Arten ist der grüne Arm- polyp entschieden am interessantesten, eben durch seine grüne Körperfarbe, die den Naturforschern manche böse Stunde bereitet hat. Dieses Grün ist sogenanntes Chlorophyll, zu deutsch Blatt- grün. Es ist also jener Farbstoff, den die Pflanze bei der nötigen Belichtung und dem nötigen Eisengehalt entwickelt, der mit einem Worte im Leben und Haushalte der Pflanze eine Avichtigste Rolle, besonders bei der Atmung, spielt. Blattgrün kann kein Tier erzeugen, denn die ganze Ernährungsart und chemische Lebens- grundlage des Tieres ist himmelAveit von denen der Pflanze verschieden und doch besitzt die grüne Hydra Chlorophjdl ; dieses Tier muss also doch gesetzwidrige Pflanzenprodukte hervor- bringen können. Des Rätsels Lösung ist folgende : Die grüne Hydra ist an sich überhaupt nicht grün gefärbt, in ihrer Haut aber haben sich grüne Pflanzen eingenistet. Da der Körper der Hydra, Avie der jedes nicht ganz niedrigen Tieres aus einer ganzen Anzahl Zellen besteht, die alle tierische Zellen mit tierischer Ernährungsweise sind, haben sich in sie hinein fremde Zellen begeben, die mit dem Polypen überhaupt nichts zu schaffen haben. Diese fremden Zellen stellen winzig- kleine Algen dar, aus jener niedrigsten Gruppe, deren ganzer Körper nur aus einer einzigen Zelle besteht. Aber diese einzige Zelle ist schon eine Pflanze, denn sie erzeugt Blattgrün, spaltet 30 Carl Aug. Reitmayer: Beobachtungen an der Wasserspinne. daher auch Sauerstoff ah, den der Polyp zu seinem Leben unbedingt gebraucht. Diese kleinen Algen sind es also, die durch ihr Einlagern in die innere Hautschicht des Polypen den letzteren grün färben. Polyp und Alge sind hier eine „Symbiose“ eingegangen, bei der jeder Teil nur gewinnt: die zarte Alge findet in dem Polypenleibe einen guten Schutz zu ihrer Entwicklung, sie versorgt ihren Wirt mit Sauerstoff und verleiht den an grünen Wasserpflanzen sitzenden Polypen eine Schutzfarbe, die jedenfalls für letztere auch nicht zu unterschätzen ist. Die Alge hat es aufgegeben, ohne den Polypen sonst im Wasser zu lel)en, sie kennt keinen anderen Wohnort als die Körperzellen des Polypen, und damit sie nicht versäumt, in neue Generationen zu gelangen, wandert die Alge schon im Mutterleibe des Polypen in seine Eier. Die Polypen sind Zwitter; die männlichen Geschlechtsorgane entwickeln sich als rundliche Erhöliungen nahe am Ten- takelkranz; die Eierstöcke haben ihre Stellung Aveiter hinten am Körper. Andererseits findet auch noch eine ungeschlechtliclie Fortpflanzung durch seitlicli knospende Tochterindividuen beim Polypen statt. Es wird nur ein Ei gebildet, Avelches nach erfolgter Befruchtung durcli die frei beweglichen Samenfäden seitlich aus der Körperwandung nach aussen tritt. Auf dieses Ei haben es die Algen abgesehen, überfallen es, bevor es vollständig aussen ist, dringen in das- selbe ein und verlassen so als neue Kolonie den alten Polypen, indem sie im Polypennachwuchs ihrerseits das Weiterbestehen der Algenart sicher stellen. Beobachtungen an der Wasser- spinne. Von Carl Aug. Reitmayer, Wien. (Mit 3 Abbilduugen.) aeben meinen unterschiedlichen Aquarien habe ich alljährlich auch eine Anzahl kl einer er Gef ässe, sogenannte Wasser-Insektarien, aufgestellt, in welchen ich verschiedenes minder- Avertiges „Zeug“, wie es jedem Liebhaber auf seinen Spaziergängen oft genug in die Hände fällt, halte: Käfer, Asseln, Milben, Spinnen etc. Unter den letzteren ist eine der inter- essantesten die Wasserspinne. Sie bietet un- gemein viel Stoff zu anregender Beobachtung, dass es sich immerhin lohnt, sie ab und zu in Gefangenschaft zu halten. Argyroneta aquatica ist ihr wissenschaftlicher Name, und wahrlich bezeichnender hätte sich kaum ein anderer finden lassen : apyupo^ (Silber) (gesponnen), das bedeutet also die Silber- umsponnene, Silberumtlossene oder mit Bezug auf ihr Gespinst das Silbergenetzte, . Silber- geAvirkte. Dass diese Bezeichnung vollkommen gerechtfertigt erscheint, wird jedermann zu- geben, der jemals Gelegenheit hatte, das Tierchen oder sein blinkendes Nest im Wasser betrachten zu können. Freilich im Freien oder gar ausser- halb des Wassers Avird sich an dieser Spinne nicht AÜel inerkAvürdiges erkennen lassen. In der Gefangenschaft muss man diese Spinne beobachten ; hier erst tritt ilir eigentlicher Reiz so recht zu Tage. Einei' scliAvimmenden Perle, einem beweglichen Quecksilbertropfen vergleich- bar rudert oder kriecht sie durchs Wasser. Denselben wunderbaren Anblick geAvährt auch ihr kunstvolles Nest, das wie eine leuchtende Silberkugel, Avie eine Glasglocke im Wasser hängt. Die allenthalben in Gräben, Sümpfen und Tümpeln, aber nirgends zahlreich vorkommende, zur Familie der Sackspinnen {Drassidae) ge- hörende Spinne unterscheidet sich auf den ersten Blick durch nichts von den geAvöhnlichen Erd- oder Sandspinnen. Ihr Habitus ist ganz diesen ähnlich. Die Farbe dunkel- bis scliAvarzbraun ; der Hinterleib länglich, eiförmig. Charakteristisch an ilir ist die Stellung der Augen. (Siehe Fig. 1.) Die Stellung, oder besser gesagt, die Anordnung der Augen bildet ein sicheres Erkennungs- oder Unterscheidungszeichen bei den Spinnen. So ist z. B. bei einer ihrer Verwandten, der Floss- spinne (Dolomed.es fimbriatus W.), die sich auch zur Besetzung eines Insektariums eignet, aber grösstenteils nur auf der Oberfläche des Wassers lebt und hier auch ihrer Beute nachgeht, die Augenstellung eine Avesentlich andere. Stärker als bei jeder anderen ist bei der Wasserspinne der Hinterleib behaart, so dicht, dass er wie bereift, wie mit einem Sammetüberzug umgeben aussieht. Diese ausgiebige Behaarung ermöglicht und erleichtert zugleich dem Tierchen den Luft- transport. Die Wasserspinne lebt ausschliesslich von Raub, auf den sie sowohl ausser dem Wasser als in demselben ausgeht. Vorzüglich ist sie dazu von der Natur ausgestattet. Nicht bloss ihre Kiefer, wahre Hauer (Fig. 2), dienen ihr als Werkzeug, das Opfer zu zerreissen, sondern auch ihre Füsse, von denen besonders das vierte Paar am Ende mit scharfen Krallen und Zähnen versehen ist (siehe Fig. 3), wie es ähnlich nui’ Carl Aug, Reitmayer: Beobachtungen an der Wasserspinne. 31 noch die Kreuzspinne besitzt, unterstützen sie, die Beute zu hasdien und festznh alten. Obwolil ich schon mehr- mals Wasserspinnen ge- halten hatte, konnte ich Fig. 1. Angenstellung doch nie ihre Lebensge- von Argyroneta aquatica vvohnlieiteii genauer be- 10x1. obachten oder gar biolo- gische Daten sammeln. Das sollte mir für heuer Vorbehalten bleiben. Es war zu Beginn vorigen Jahres an einem der ersten lauen Tage des Februar, als ich mit einem Freunde einen Spaziergang „zu den Wassern“ machte, um nach der langen Winterszeit wieder einmal etwas für meine Aquarien zu holen. Auf der Suche nach Knospen von Froschbiss (Hydrocharis morsus ranae) und Tausendblatt (Myrioyhyllmn spica- timi) fanden wir unter halb feuchtem Moos eine Spinne, die noch halb er- stand nur mühsam ihre Beinchen be- wegte. Sollte das gar eine Wasser- spinne sein? Der Fundort liess darauf schliessen. Um es sogleich zu kon- statieren, gab ich sie in ein mit Wasser gefülltes Einsiedeglas (dieses unent- behrliche Ding trägt ein echter Aqua- riker immer bei sich), in welchem sie zuerst un- beholfen über die hervorragenden Pilanzenspitzen krabbelte, dann aber langsam an einem Stengel ins Wasser kroch, hier sofort ihr Aussehen ver- ändernd sich als Wasserspinne zu erkennen gab. Trotz aller Mühe konnte ich keine zweite mehr finden und so wurde diese allein nach Hause gebracht und daselbst vorerst in ein altes Aquarium, das einstens ein Paludarium gewesen, nach Abwelken aller Pflanzen aber nur mehr als Gesellschaftsinsektarium diente, gegeben. In diesem Behälter, der eine erstaunliche Menge der verschiedensten Wassertierchen beherbergte, liess sich die Wasserspinne nicht ungestört beob- achten, und da ich sie auch nicht gerne ver- lieren wollte, suchte ich sie hervor und richtete ihr ein eigenes Heim her. Ein kleines Element- glas ( L6 X 9 X 6), drinnen eine fingerdicke Sandschicht, mehrere kleine Sternchen als Dekoration, als Bepflanzung ein Steckling von Heteranthera {Heteranthera zosterifolia) und ein wenig Riccie {Rieda fluitans), eine Glas- platte darüber, um das Entweichen des Tieres hintanzuhalten — das war Alles. Hier drinnen kroch nun die Spinne längere Zeit ruhelos hin und her, auf und ab oder rastete an irgend einem Punkte. Als ich sie Tags darauf be- sichtigte, leuchtete mir aus dem Glase eine Luft- blase entgegen, in welcher die Erbauerin dieses niedlichen Wasseri)alastes behaglich hockte. Dieses Nest war von der Spinne untei' einem überhängenden Blatt der Heteranthera nur wenig über dem Bodengrunde, also fast am Fasse der Pflanze angelegt worden. Nur einzelne Spinn- fäden führten von oben, d. i. von der schwimmenden Eiccie nach unten. Das waren gleichsam die Seile, auf welchen sie hin und her kroch, das waren die Taue, mit welchen das luftige Haus, dieser kleine Balloncaptiv verankert war. Dieser FMden wurden aber von Tag zu Tag immer mehr, bis das ganze Gespinnst schliesslich einem Sacke, einem Strumpfe ähnlich sah, an dessen unterem Ende das eigentliche Nest befestigt war. An den Ansseuseiten dieses Gewebes, das wie ein riesiger Kamin über dem kleinen Hänschen nach oben ragte, marschierte die Spinne auf und ab. Die anfangs auf dem Wasser schwimmende Eiccia war allgemach von den vielen und vielen Fäden ganz unter den Wasserspiegel gezogen worden, avo sie den Abschluss des Sackes bildete. Gleich als die Spinne ihre Taucher- glocke, AAÜe das Nest allgemein be- zeichnet wird, gemacht hatte, Avar ich dai-an ge- gangen, ihr Futter zu reichen. Als solches ver- wendete ich zuerst Daphnien und Cyclops, die sie allerdings in ziemlicher Menge, aber nicht mit be- sonderer Lust verzehrte. Als aus meinem Frosch- laich die ersten Kaulquappen schlüpften, versuchte ich es mit diesen. Und dieses fleischige Futter schien ihr schon bedeutend besser zu behagen. ZAvei bis drei, dann später nur mehr ein bis zwei Stücke verzehrte sie täglich. Sobald sich eine Quappe dem Neste näherte oder in ge- ringer Entfei'iiung daran vorüberhuschte, fuhr die Spinne blitzschnell mit ihren Beinen hervor und schleppte die Erbeutete hinein. Kurze Zeit darauf fiel dann das abgebissene Schwänzchen der Quappe ans deniNeste der Spinne zu Boden. Als dieses Futter zu Ende ging, kamen die Fliegen an die Reihe. Damit erst hatte ich das Richtige getroffen. Diese blieben das Lieblings- futter meiner Spinne. Freilich auch hierin war sie noch wählerisch. Am besten schmeckten ihr kleine Exemplare, besonders Stubenfliegen. Fig. 2. Kiefer von Argyroneta aquatica 5x1. Fig. 3. Endstück des 4. Fnsses 100x1 von Argyroneta aquatica. 32 Johs. Peter: Einfache Heizvorrichtung für Terrarien. Alle grösseren, zumal die stark behaarten, wie Scliineissfliegen n. dergl. rührte sie nicht an. Auch holte sie sich die Fliegen nicht gern von oben, wenn ich dieselben bloss unter den Deckel ihres Hauses geschoben hatte. Am liebsten frass sie, wenn ich das Futter an einen dünnen Draht gespiesst ihr vor die Öffnung der Glocke hinhielt. Dabei war sie im Laufe der Zeit, ich möchte fast sagen, so zutraulich geworden, dass sie jedesmal, wenn ich mit dem Draht in die Nähe kam, ans ihrem Neste hervorkam, um nachznsehen, was sich vor demselben bewegte. Hervorheben will ich bei dieser Gelegenheit, dass jede Fliege, das heisst alles Futter, welches die Spinne annehmen sollte, lebendig sein, zum wenigsten sich bewegen musste, sonst wurde es unberührt gelassen. So war der Sommer herangekommen. Da das genannte Elementgias dem Sonnenlicht aus- gesetzt war, hatte sich nach und nach das ganze Netz, ja selbst jeder Faden ebenso wie die Wände des Glases mit einem grünen Algenbesatz überzogen, so dass schliesslich von dem schönen Bau nicht viel mehr zu sehen blieb. Da zer- störte ich eines Tages das Gewebe meiner Spinne, reinigte das Gefäss, und richtete ein neues für sie her. Nun wollte ich genauer beob- achten. Zwei Tage lang verblieb die Spinne im Wasser obdachlos. Dann aber hatte sie sich wieder über Nacht ein Haus gebaut, so schön und gross, wde das erste bei weitem nicht ge- wesen war ; fast von der Grösse einer Haselnuss. Leider kam ich bei der Füttenmg mit dem Drahtstückchen zu nahe, ein Gluck ! und die das Nest ])ildende Luftblase schoss in die Höhe. Doch da dauerte es nicht lange und die Spinne ging wieder daran, ihren Ballon aufs neue in Stand zu setzen, ihn nochmals zu füllen. Zwar erreichte er nicht mehr die frühere Grösse, doch hatte ich Gelegenheit, zusehen zu können. Da konnte ich beobachten, dass das Tierchen nach einem gewissen Plane vorging. Ja, die Art und Weise, wie es arbeitete, Hess auf einen hohen Grad — ich möchte fast sagen, Denkvermögen schliessen. Die zerrissenen Fäden wurden aus- gebessert, dazwischen mehrere neue gezogen. Das durch das Entweichen der Luft etwas um- gestülpte Gerippe des Nestes wurde mit Gewalt wieder abwärts gezogen und unten verankert. Dann erst begann die eigentliche Füllung. An einem der stärksten Fäden an die Oberfläche des Wassers kriechend, hier den Hinterleib nach oben reckend, holte sie die Luft und kehrte mit einem Sack voll derselben, den sie mit den ge- kreuzten Hinterbeinen festhielt, wieder zur Tiefe unter das Gewebe; hier wurde die Luft dann abgelassen. So schwoll der Bau immer mehr auf, bis er in ca. einer Stunde fertig war. Von dem vorhin geschilderten „Sacke“ ist nichts zu sehen, die Spinne unterliess es, nochmals einen solchen zu bauen. Dann kam die Zeit, wo ich auf Urlaub ging. Drei Wochen lang hatte die Spinne nichts zu fressen bekommen, und doch befand sie sich nach dieser Zeit in einem prächtigen Zustande (ja sie schien sogar gewachsen zu sein). Dass auch diese Spinne lange Hungerperioden aus- halten könne, fand ich dadurch bestätigt. Als der Sommer zu Ende war und die ersten kühlen Tage_ kamen, bemerkte ich, dass meine Spinne nicht mehr wie früher in ihrem Baue sass, sondern sich mehr auf der Oberfläche des Wassers aufhielt. War dies zu Beginn ihrer Gefangen- schaft auch ab und zu der Fall, so schoss sie doch bei der geringsten Erschütterung des Glases in die Tiefe. Jetzt aber war sie, selbst wenn ich sie betupfte, nicht mehr zu bewegen, das feuchte Element aufzusuchen. Ich schloss da- raus, dass sie Vorbereitungen für den Winter- schlaf machen wolle und gab ihr deshalb wieder eine grössere Menge Eiccia ins Glas hinein. Als ich bald darauf nachschaute, hatte sie mitten in den Blättchen dieser Pflanze sich ein dichtes Nestchen hergerichtet, darinnen sie ganz zu- sammengekauert hockte. Von da an nahm sie kein Futter mehr an. Und als ich eines Tages nach Hause kam und den Deckel von ihrem Käfige wegnahm — - war sie verschwunden. Hatte ich unvorsichtigerweise nicht dicht genug ihr Haus verschlossen? Hatte sie sich durch irgend einen Spalt ins Freie gedrängt? Ich weiss es nicht. Mein Suchen nach ihr blieb erfolglos. Über neun Monate lang hatte ich diese Wasserspinne besessen. In diesen Jahre werde ich versuchen, mehrere zu erlangen, um ihr Zu- sammenleben beobachten zu können. .Einfache Heizvorrichtung für Terrarien. Vortrag gehalten im „Haniboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarien-Kunde in Hamburg von Jobs. Peter. Mit einer Photographie und drei Skizzen vom Verfasser. 81s ich vor einigen Monaten über „Natur- liebhaberei und Jugend“ schrieb, ver- sprach ich auch über die Einrichtung und die Insassen des in jenem Aufsatze erwähnten heiz- Jobs. Peter: Eiut'ache Heizvorrichtimg Jur Ten'arieu. 33 Ml L Originalaufnalime flir die „Blätter“. Heizbares trockenes Terrarium des Herrn Jobs. Peter. baren Terrariums meines Sohnes zu berichten. Diesem Versprechen gemäss will ich nun heute zunächst die Heizvorrichtung des Terrariums besckreiben. Als ich meinem Jungen ein heizbares Terrarium schenken wollte, waren mir zwar aus der Litteratur verschiedene Heizsysteme bekannt, aus eigener Erfahrung kannte ich aber keine derselben. Da mir die Heizung mittelst er- wärmtem Wassers besonders empfohlen war, so kaufte ich ein Terrarium mit einer solchen Heiz- vorrichtuug. Wie auf der Abbildung desselben (s. d. Photographie oben) ersichtlich, ist an der vorderen Seite unten eine Klappe angebracht; der dahinter liegende Kaum ist hohl und für die Aufnahme eines Wasserkastens aus Zinkblech bestimmt; das darin be- findliche Wasser soll durch eine unterhalb des Terrariums angebrachte AVärmequelle erhitzt werden. Dieser Zweck mag auch erreicht werden, wenn die Erhitzung durch Gas oder durch eine genügend ‘ grosse Petroleumlampe erfolgt. Beides wollte ich aber, da das Terrarium im Zimmer meines Sohnes seinen Platz hatte, nicht verwenden. Denn wenn schon in Rücksicht auf die Familie in Räumen, die Wohn- oder Schlafzwecken dienen, eine Heizung von Aquarien oder Terrarien mittelst einei' Petroleumlampe nicht stattünden sollte, so kann meines Erachtens für Jugend-Terrarien i'esp. Aquarien doch nur eine Heizung in Frage kommen, die absolut gefahrlos und dunstfrei ist. Ich griff also wieder, wie bei der Aquarien- heizung, zu Brenuöl und Nürnberger Nacht- lichtchen. Nachdem das Terrarium eingerichtet und einige Tiere hineingesetzt waren, wurde der Wasserkasten mit heissem Wasser gefüllt, ein Nachtlicht angezündet und darunter gestellt. Zunächst entwickelte sich eine höhere TVmi)e- ratur im Terrarium. Die Freude dauerte aber nicht lange, denn das Wasser kühlte mehr und mehr ab und ebenfalls die Temperatur im Terra- rium. Der Versuch Avurde mit 2 und 3 Nach- lichten wiederholt, aber mit fast gleichem Er- folge, richtiger wohl Misserfolge. Nun war gutei' Rat teuer. Doch auch hier beAvährte sich wieder die V'ahrheit des SpricliAvortes: Not macht er- finderisch. Nach verschiedenen Versuchen und Änderungen konstruierte ich eine Heizvor- richtung, die meinen Anforderungen Avährend des verflossenen Winters genügte. Zur besseren Veranschanlichung diene die Photographie, sowie ein Querschnitt (Fig. 1) und ein Grundriss (Fig. 2) des Terrariums mit Heiz- vorrichtung. Im Boden des Terrariums befludet sich ein Q Ansschnitt (A.) von 12x12 cm und darüber, circa 7o — % cm oberhalb des Bodens, eine 2 mm starke Kupferplatte (K.) 26x26 cm. Sie ruht auf einem Blechstreifen, der an der Kupferplatte und am Boden des Terrariums fest und dicht verlötet ist, so dass absolut keine Verbrennnngs- gase ins Innere des Terrariums gelangen können. Links und rechts von der Kupferplatte, etAva cm von ihr entfeint, befindet sich Je eine 4 cm breite Zinkblechleiste (L.) die aufrecht am Boden festgelötet ist. An diese Leisten ist circa cm unterhalb der oberen Kante eine V-2 cm breite Leiste gelötet, sodass oben an beiden Leisten ein L entsteht. Die beiden schmaleren Leisten sind durch 4 Quer- leisten (Q.) miteinander verbunden. Auf diesem Leistenrahmen ruht eine Platte 'S-« A)C. “4 il OL Fig. 1. Querscliuitt des Terrariums. 34 Jobs. Peter: Einfache Heizvorrichtung für Terrarien. aus durchlochtem Zinkblech (D.) auf Abb. 1. Die Zinkblecliplatte ist mit gröberem Kies bedeckt, desgleichen die rechte Seitenabteilung, woselbst u. a. Wasser- und Futtergefäss aufgestellt sind, während die linke Seitenabteilung mit einer Mischung aus gewaschenem Flusssand und feinem gesiebtem Kies gefüllt ist. Unter dem Terrarium steht ein Gefäss mit Öl und Nachtlicht, und zwar, damit möglichst alle Wärme ausgenutzt wird, iu einem von 3 Seiten geschlosse- nen Blechkasten. Dieser Kasten ist nur zum Zwecke des Photographie- rens so weit nach vorn gestellt; im Gebrauch steht er natürlich so weit zurück, dass das Licht direkt untei' dem Ausschnitt (A.) resp. der Kupfer- platte (K.) steht. Wie sich un- schwer aus dem eben Mitgeteilten und den Abbildungen ergiebt, erwärmt das Licht die Kupferplatte und diese die sie umgebhiide Luft, welche alsdann durch die Löcher in der Zinkblechplatte ins Terrarium gelangt. Während des verflossenen Winters hat sich diese Heizvorrichtung gut bewährt. Als Wärnie- erzeuger dienten je nach den Temperaturverhältnissen 1 oder 2 Nachtlichte. In unserem Terrarium wurde damit folgendes Resultat erzielt: Zimmertemperatur 17^/2^* C. Das Thermometer (an der rechten, nahe dem Fenster befindlichen Scheibe hängend) zeigte 23 */o in der- selben Höhe (20 cm oberhalb des Bodengrundes) aber in der Mitte des Terrariums 25°, daselbst ca. 4 cm oberhalb des Bodengrundes 29° und einige mm oberhalb des Bodengrundes sogar 38’/2°. Diese Messung wurde an einem kalten NVintertage vorgenommen. Das Terrarium stand — wie schon aus der Zimmertemperatur er- sichtlich — in einem geheizten Zimmer, aber in unmittelbarer Nähe des Fensters. Die Lüftungsklappe war niedergelegt, aber nicht ganz geschlossen. Die Maasse des Terrariums sind: Länge 60 cm, Breite 40 cm, Höhe ohne Dach 42 cm, mit Dach 58 cm. Daraus ergiebt sich, dass die Heizvorrichtung mit so geringer Wärmequelle für kleine und mittlere Terrarien ausreicht. Es kann aber auch weiter daraus gefolgert werden, dass sie mit stärkeren Wärmeerzeugern, wie Petroleum oder Gas, auch bei grossen Terrarien allen An- forderungen genügen dürfte. Es giebt ja schon Vorrichtungen, um mittelst erwärmter Luft Terrarien zu heizen, aber diese Heizvor- ■ richtung hat den Vorzug, dass sie sehr einfach und an jedem Terrarium anzubringen ist, so- fern es Metallboden u. Lüftungsklappe hat (ich habe sie an unserni Terrarium selbst angebracht) ; sie lässt keine Ver- brennungsgase ins Terrarium ge- langen ; sie ist nicht sichtbar, braucht also auch nicht durch Grotten oder dergleichen verdeckt zu werden; sie ermöglicht es, überall auzukommen und Umschau nach den Insassen und Futtertieren zu halten, so dass verendete Tiere jederzeit auf- gefunden und herausgenommen werden können; die Tiere können sich jederzeit den ihnen zu- sagenden Platz aufsuchen, da direkt oberhalb der Heizung und unmittelbar neben derselben höhere, weiter seitwärts resp. mehr nach oben geringere Temperaturen sind. Um den Tieren genügende Verstecke zu gewähren, sind sowohl in den Seitenabteilungen, wie in der Mittelabteilung Zierkorkstücke hingelegt; ein solches ist auch am Kletterbaum angebracht. Dieser steht auch in der Mittelabteilung, und unter ihm halten sich mit Vorliebe einige exotische Echsen auf. Um nämlich den Raum möglichst auszunutzen, habe ich den Fuss des Kletterbaumes zugleich als Schlupfwinkel für die Tiere eingerichtet. Der Kletterbaum ist auf einem mit Zierkork bekleideten Brett befestigt, welches auf einem Blechuntersatz (Fig. 3) steht. Drei Seiten dieses Untersatzes sind aus einem ca. 2 cm breiten Blechstreifen gebogen, die vierte Seite ist offen, als Einlass für die Tiere; doch sind die beiden Enden des Blechstreifens durch einen Draht Pig. 3. Blechimtersatz für den Kletterbaiun. Der Zwergwels. 35 miteinander verbunden, um dem Untersatz mehr Festigkeit zu geben. Schliesslich will ich noch bemerken, dass die Heizvorrichtung sich aucli bei der gänzlichen Reinigung des Terrariums, die doch voii Zeit zu Zeit vorgenommen wei'den muss, praktisch er- wiesen hat, da man nach Foi'tnahiiie der durch- lochten Zinkblechplatte überall bequem an- komnien und reinigen kann. Der Zwergwels (Ammrus nehulosus Rafin.). (Mit einer Abbildung.) «)er Zwergwels ist ein geschätzter Be- wohner des Aquariums und hält be- sonders dann gut im Becken aus, wenn dieses dicht mit Pflanzen bewachsen ist. Doch soll er nicht mit wehrlosen Fischen vereinigt werden, da schon manche Klagen laut geworden sind, dass er im Aquarium Fische verzehrt. Vorzugs- weise aber nimmt er als Nahrung magere Stückchen Rindfleisch zu sich und betreibt den Fischraub nur so nebenbei. In Frankreich beabsichtigt man, wie „La Nature“ mitteilt, den Zwergwels in die Wasser- läufe auszusetzen, weil hier, ebenso wie bei uns, die Industrie die Gewässer verunreinigt, die rege Binnenschiffahrt viel Fisclüaichplätze durch die Stromregulierung vernichtet und so ein rapides Verschwinden der besseren und zarteren Süss- wasserfische durch Vernichtung ihrer Lebens- bedingungen, dem Untergange nach und nach anheim giebt. Eine Rettung der Süsswasser- fischerei versucht man nun durch Aussetzen von widerstandsfähigen Fischen und als solcher hat sich der Zwergwels gezeigt. Ohne auf eine Be- schreibung des Tieres einzugehen, möchte ich hier nur eine Stelle aus „La Nature“ wieder- gebeu, wo der Verfasser über den Zwergwels sagt, dass einer der acht Bartfäden des Fisches, und zwar einer der beiden längsten des Ober- kiefers, beim ausgewachsenen Tiere gespalten ist. Eine solche Beobachtung ist mir bis zur Zeit noch nicht bekannt gewesen und finde ich in der mir gerade zugänglichen Literatur hierüber auch keine Angaben. Die Beobachtung scheint mir jedoch wichtig genug zu sein, um dieselbe den Aquarienliehhabern bekannt zu geben, damit sie auf ihre Richtigkeit untersucht werden kann. Über die Fortpflanzung des Zwergwelses im Aquarium ist bis zur Zeit nichts bekannt, dürftig sind auch die Beobachtungen übei’ seine Ver- mehrung im freien Wasser sowohl, wie auch in Teichen. Vogel schreibt zwar in seinem Lehr- buche der Teichwirtschaft: „Gezüchtet kann der Fisch in jedem Karpfenteich werden; er liebt solche Teiche, die weichen Untergrund und Pflanzenwuchs haben. Bei der Abfischung muss der Teich ganz allmählich gesenkt werden, da sonst die Fische nicht dem Wasser folgen, sondern auf dem Trocknen liegen bleiben. Er wird von Raubfischen wenig genommen, da ihn seine Stacheln gut schützen. Bei reichlichem Futter wird der Fisch im ersten Sommer 7 bis 8 cm lang, im zweiten 15 cm lang und erreicht ein Gewicht von 1 '/2 bis 2 Pfund, selten mehr. Er wird leicht gefüttert durch Fleischmehl und Kadavermehl und eignet sich nach v. Debschitz als Nebenbesatz von Forelleuteichen, sofern das Wasser nicht zu kalt ist, um die Futterreste zu vertilgen.“ — Borne teilt dann weiter über die Vermehrung noch mit: „Die Laichzeit des Fisches fällt in die Frühlingsmonate. Nach Garlick gräbt das Weibchen ein Nest zwischen alten Wurzeln oder unter dem Ufer, beAvacht und behütet die Eier und verteidigt die Brut, indem sie letztere bei herannahender Gefahr in das tiefe Wasser treibt.“ Hier nun giebt uns die Arbeit in „La Nature“ eine etwas ausführ- lichere und erAvünschte Schilderung des Brut- geschäftes: „Ini Alter von 2 Jahren laicht der Zwergwels und zwar indem Männchen und Weibchen nahe am Ufer eine kreisrunde, nest- förmige Vertiefung machen, in die das Weibchen 3 — 5000 Eier von 3 — 4 mm Durchmesser und von dunkelbrauner Farbe absetzt, die verhindert, sie mit den orangefarbenen Eiern der Forelle zu verwechseln. Die Eier werden durch eine klebrige Masse, die sie am Bodeii zurückhält, zusamniengehalten und verbunden. Ein etwas warmes Wasser begünstigt die Entwicklung. Während der Zeitigung des Laiches, die etwa 8 Tage dauert, übernimmt das Männchen die Pflege, und bewegt beständig mit seinen Flossen das Wasser um sich. Sind die Eier einmal ent- wickelt, so wacht der Vater mit der grössten, rührendsten Sorgfalt über die Kleinen.“ Die ersten Zwergwelse wurden von Nord- amerika 1871 nach Frankreich eingeführt. 1884 kamen Exemplare nach Belgien und 1885 nach Deutschland. Die ersten Stücke erhielt Peter Carbonnier in Paris, der bald über 20 aus- 36 Alfred Liebscher: Hyla versicolor gewachsene Tiere verfügte, die er z. T. wegen Platzmangel dem Museum für Naturkunde über- wies. „Hier entkamen sie, wahrscheinlich infolge imabsichtlichen Öffnens des Abzugshahnes ihres Bassins, gelangten in die Gosse und aus dieser in die Seine. Ungefähr ein Jahr nach diesem Vorfälle, 1879, fingen Fischer dicht an den Pfeilern der Austerlitz-Brücke mehrere der Welse und verkauften sie in ihrer Unwissenheit in der Markthalle, und 1894 bekam der bekannte Fischzüchter N. Jeunet ein prachtvolles Exemplar, welches ein Fischer mittels des Wurfnetzes wiederum dicht an der Austerlitz- Brücke erbeutet hatte. Aus dieser Thatsache er- hellt, dass der Zwergwels sessliaft, nicht wander- lustig ist. Der Ausschuss des Deutschen Fischerei -Ver- eins erhielt 1885 von dem Professor Spencer F. Baird in AVashinton 50 junge Zwergwelse, die von dem Borne zur Pflege übergeben wurden. Dieser sagt: „Dieselben haben sich bei mir in einem Teiche mit schlammigem Grunde, in dem viel AVasserpest wächst, in ca. 2 ni tiefem AAmsser gut gehalten und auch vielfach vermehrt.“ In seiner Heimat bewohnt der Zwergwels ein ziemlich ausgedehntes Gebiet. Von den grossen Seen der Vereinigten Staaten bis zum Meerbusen von Mexiko ist er fast in jedem Ge- wässer anzutreffen, ob dieses fiiesst oder steht, wenn es nur Schlammgrund aufzuweisen hat. Ruhiges, scliattiges AVasser, welches von den Ranken der AVasserpfianzen dicht durchzogen ist, sagt ihm besonders zu, da die Pflanzen- dickichte ihm geeignete Versteckplätze bieten, in denen er sein grösstenteils beschauliches Dasein verbringt. Er erreicht ein Gewicht bis zu 2 kg, wird jedoch nur in Ausnahmefällen schwerer und ist ein geschätzter, ziemlich zäh- lebiger Speisefisch der Union. Der Preis für das Tier beträgt hier etwa 1,50 für das kg. Auf einem einzigen Markte in New- York werden jährlich mehr als 44 000 kg verkauft. V Hyla versicolor. Von Alfred Liebscher, Dresden. (Mit einer Originalaufnahme.) als ich mir vor ca. 2 Jahren einige Hyla versic. von Hans Stüve, Hamburg kommen liess, da glaubte ich wohl kaum, dass ich die- selben durch das nächste Frühjahr bringen würde, da mir von mehreren Seiten versichert wurde, dass dieselben gewöhnlich nach der Durch Winterung die Nahrungsaufnahme verweigerten, vorausge- setzt dass dieselben über- haupt durch den AVinter kommen. Bei Ankunft wai-en die Tiere sehr lebhaft und ge- snnd, einVorteil, den ich bei allen von obengenannter Firma bezogenen Aqua- rien- und Terrarientieren rühmend hervorheben möchte, und nahmen ohne weiteres Futter an; leider bemerkte ich jedoch nach kurzem an den Nasen eiterige Entzündungen, welche gerade bei Hyla versic. häufig auftreten und jedenfalls durch das starke Anspringen der noch nicht eingewöhnten Tiere entstehen und an welchen die Hylen oft eingehen. Durch eine täglich dreimalige Einpinselung der Nasen mit 3®/o Salicylsäurelösung waren nach 14 Tagen diese Erkrankungen beseitigt und erfreuten mich die Hylen während des Sommers vorzugsweise durch den öfteren Farben- wechsel, welcher von braungrau bis ziemlich zum schneeweiss und vom prächtigsten hellgrün bis zum grünlichgrau vor sich ging, dabei aber immer der Marmoratur des Tieres Rechnung tragend. Auffällig war mir, dass unsere heimischen Laubfrösche (Hyla arborea) nicht lange mit den Hyla versic. zusammen zu leben vermochten, sondern sehr bald abstarben und führe ich dies darauf zurück, dass die Ausscheidungen der Hyla versic. sehr scharf sind und den anderen Arten schaden, so dass sie daran zu Grunde gehen. Im Herbst richtete ich mir ein kleines Glasbecken ein, und zwar wählte ich feuchten Sandgrund, auf welchen ich frisches Moos, einige Tuffsteine und ein grösseres Stück Korkrinde sowie ein AVassergefäss einstellte, das Ganze dann mit trockenem Moos anfüllte und in ein un- M. Dankler: Aquarien und Terrarien im Dienste der Schule. 37 geheiztes frostfreies Zimmer stellte; jedoch hatte ich vorher ca. 100 Stück Nacktschnecken in das Becken gethan, um die Tiere nicht hungern zu lassen. Der Erfolg war ein gTOSsartiger, denn als ich im Frühjahr meine Nachgrabnngen hielt, fand ich meine Hylen tief unter dem Moose in den feuchten Sand eingegraben und zwar mit einem Körperumfang, welcher von der guten nahrhaften Kost zeugte; von den Nacktschnecken war auch nicht eine einzige mehr vorznfindeii. Am zweiten Tage nach der Auferstehung begannen meine Hyla versicolor bereits die Jagd auf Fliegen und Mehlwürmer, Hessen abwechselnd ihr qnak-qnak ertönen und erfreuten mich während des ganzen Sommers durch ihr munteres Gebühren, ihren unverwüstlichen Appetit und ihr gefälliges Farbenspiel. Im Herbst verfuhr ich mit dem Winterlager fast genau so wie im vorhergegangenen Jahre, nur gab ich kein Wassergefäss in das Becken, sondern Hess darin etwas Wasser in Zollhöhe stehen und legte deu Sand- boden schräg auf- wärts an, auch nahm ich in Er- mangelung von Nacktschnecken Mehlwürmer und erzielte damit das gleiche Resultat, da die Hylen sich ganz tief in den nassen Sand eingegraben hatten und gut genährt waren. Allerdings fand ich eine Masse Mehlwürmer tot, verfault und ver- schimmelt vor, so dass ich Nacktschnecken ent- schieden vorziehe, doch hat sich auch die Fütte- rungsmethode mit Mehlwürmern gut bewährt. Ich hoffe, dass die vorstehende kleine Ab- handlung dazu geeignet ist die Liebhaber der Hyla versicolor im Winter vor Verlusten zu schützen und dass die Behandlung der Tiere in der kalten Jahreszeit dazu beiträgt, die Lebens- dauer unserer Lieblinge in unseren Behältern zu verlängern. Aquarien und Terrarien im Dienste der Schule. Von M. Dankler. «s ist eine sonderbare Erscheinung, dass in _ . unserer Zeit, wo die Anschaulichkeit in den Schulen Hauptprinzip ist, Aquaiien und Terrarien nicht mehr in Benutzung genommen werden. Geht man der Sache aber auf den Grund, so findet man, dass bei vielen Lehrern auch die eiufachsten Vorbegriffe fehlen und andererseits die Schwierigkeiten gar sehr über- schätzt werden. Was den ersten Punkt anbelangt, so habe ich gefunden — ich will hier nicht beleidigen, ich bin selbst Lehrer — dass es noch manche Kollegen giebt, die von der Existenz unserer Aquarien absolut keine A hnung haben, beim Wort Aquarium höchstens an die grossen Anlagen mancher Städte denken, die sie nun allerdings nicht in ihren Schulen auf- bauen können. Und zwar befindet sich die grosse Mehr- zahl der Herren in dieser Lage, die nicht aus besonde- rer Liebhaberei nach der Studien- zeit naturwissen- schaftliche Studien betrieben haben. Es kann ja auch gar nicht anders sein. Wo sollen sie es gelernt haben? In der Schule nicht, im Präparandenunterricht noch weniger, und im Semi- nar endlich gar nicht. Weit entfernt, unserem Lehrer in den N aturwissen- schaf ten, den ich heute noch hochschätze und dem ich viel verdanke, einen Vor- wurf machen zu wollen, kann ich mich doch nicht erinnern, im Seminar auch nur einmal den Namen Aquarium gehört zu haben, und in unsern Lehrbüchern der Zoologie ist er ebenfalls nicht vor- handen. Ich bin überzeugt, dass mancher Lehrer von diesen erstklassigen Anschauungsmitteln gerne Gebrauch machen würde, wenn er sie während seiner Studien als solche kennen lernte. Das letz- tere aber verdient allgemein angeregt zu werden, und ich würde mich freuen, wenn meine Aus- führungen an dieser Stelle dazu beitragen würden. Originalaufnahmeii nach dem Hyla versicolor. Leben für die ..Blätter“. 38 Kleine Mitteilungen. Ich bin auch überzeugt, dass sich in jedem Kursus einige Naturfreunde fänden, die gerne bereit wären, die Aquarien und Terrarien zu pflegen, tvenn von Seiten des Seminars nur die Behälter und die nötige Anleitung gegeben würden. Leider muss ich hier hinzufügeu, dass nach den Mitteilungen von im Studium begriffenen Lehrerseminaristeu, der Unterricht in der Natur- kunde sich in manchen Seminaren rückwärts statt vorwärts entwickelt. Selbst die zu meiner Zeit noch so gepflegten Herbarien und Naturalien- sammlungen werden von den Lehrern der Natur- fächer kaum oder gar nicht beachtet, und das tote Buch, der knappe Leitfaden, soll einzig und allein die lebendigste aller Wissenschaften ver- mitteln. Der zweite Punkt ergiebt sich aus dem ersten ganz von selbst. Ohne Anleitung erscheinen die Schwierigkeiten zu gross oder zu klein. Erscheinen sie zu gross, so tritt der Lehrer der oberen Jahrgänge, dessen viel be- neidete freie Zeit durch Vorbereitungen und Heftekorrigieren „sehr angenehm ausgefüllt“ wird, gar nicht an die Sache heran. Scheinen sie zu klein, so macht er vielleicht einen Ver- such, hat Ärger und Verluste und wirft nun auch die Flinte weg. Das Ergebnis ist dasselbe. Und doch ist die Sache wirklich leicht, und ich will gleich auch angeben, wie ich es in der Schule machte. Zunächst aber möchte ich auf eineu rheinischen Seminaidehrer hinweisen, der in dieser Hinsicht eine glänzende Ausnahme bildet, und dem wohl eine sehr grosse Zahl von Lehrern ihre erste Anregung verdanken. Es ist dieses Dr. M. Bach, Seminaroberlehrer zu Boppard a. Rhein. Im III. Bande seiner Studien und Lesefrüchte aus dem Buche der Natur widmet ei' dem Aquarium einen grösseren Auf- satz von 28 Seiten. (Mir liegt die III. Auflage vom Jahre 1875 vor, doch ist das Werk vor kurzem wieder in neuer vollständig um- gearbeiteter Auflage erschienen.) Nachdem er geschildert, wie der forschende Naturfreund durch das Aquarium Belehrung und Unterhaltung findet, und dass ein hübsches Aquarium auch eine freundliche Zimmerzierde ist, teilt er die Acpiai'ien ganz richtig ein in Kugel-, Kasten- uiid Bassinaquarien und nennt dazu noch Aquarienhäuser. Dann beginnt er mit der Be- schreibung und erzählt von einem Aquarium, welches er im Jahre 1854 sah, auch für Schul- zwecke schon zu gebrauchen wäre und nur an dem Fehler leidet, dass es ein Kugelaquarium ist. Wenn ich nun trotzdem die Ausführungen Bachs darüber wiedergebe, so thue ich dieses, weil sie mit wenigen Worten das Grundprinzip eines Aquariums klar legen. Bach schreibt; „Man hatte ein Glas, worin bis dahin Goldfische gehalten wurden, als Aquarium benutzt. In diesem Glase waren folgende Gegenstände: Am Boden lagen kleine Bruchstücke von Steinen und gewöhnlicher Flusssand. In letzterem wuchs eine Pflanze mit grasartigen Blättern, die aber alle vom Wasser bedeckt waren, und zwischen denen recht lustig einige Goldfische mit einander spielend umherschwammen. An den Seiten- wänden des Glases und anderwärts krochen oder sassen mehrere Wasserschnecken. Man hatte absichtlich den Inhalt so und nicht anders gewählt, weil man nur damit eine Welt im Kleinen, oder wie man es auch nennen kann, die Welt im Glase darstellen wollte. Die Wesen, die man so zusammengebracht hatte, konnten so fort bestehen, ohne dass es nötig war sie weiter mit Nahrung zu versorgen, wenn ihnen nicht der nötige Einfluss von Licht und Wärme entzogen wurde. Nicht einmal das Wasser brauchte mau von Zeit zu Zeit zu er- neuern, "indem es immer klar und rein blieb. Jedes der genannten Wesen trug zum Lebens- unterhalt des andern bei, eines lebte von dem andern.. Sie bildeten also eine für sich bestehende Welt, und zugleich wiederholten sich in diesem Glase die Lebensprozesse und die Erscheinungen, welche Avir in der Ökonomie der lebenden Wesen auf der Erde wiederflnden. - Die Pflanze nämlich zersetzt unter dem Einflüsse von Licht und Wärme die im Wasser befindliche Kohlensäure und Ammoniak, scheidet Sauerstoff aus und verwandelt das in sich aufgenommene Ammoniak in die Form von Eiweiss. Die Fische und Schnecken atmen den Sauerstoff ein und Kohlensäure aus, ihre verbrauchten „Körperteile“ geben Ammoniak. Die Schnecken leben von den abgängigen Pflanzenteilen und sie legen Eier. Die Fische verzehren diese Eier, sobald sie anfangen Leben zu zeigen.“ Soweit Dr. Bach. (Schluss folgt.) A jJCIeine JVIiitcilun^efi* Vulkauische Fische. — Bei den vulkanischen Er- eignissen auf St. Vincent sollen aus der Solfiere zahl- reiche tote Fische ausgespieen worden sein. Auf Martinique wurde ähnliches nicht beobachtet. Die Sache klingt wenig glaublich, und doch ist sie gar nicht einmal neu. Verschiedene Forscher haben schon vor langer Zeit dergleichen berichtet, namentlich Alexander Vereins-N achrich ten. 39 von Humboldt und Agassiz, von den Vulkanen Süd- amerikas. Girardin bat für die sonderbare Tatsache eine Erklärung geliefert. In der Frist zwischen zwei aufeinanderfolgenden Ausbrüchen, die oft über ein Jahrhimdert währt, schiiesst sich der Krater und auf seinem Grunde sammelt sich bald reichlich Wasser, uameutlich wenn der Vulkan in grossen Gebirgen liegt. Das Wasser braucht dann nicht bloss von oben in den Krater zu fliessen, sondern kann auch durch unter- irdische Kanäle aus den höheren Teilen des Ge- birges herzuströmen. Durch solche Kanäle könuen auch Fische in den neuen Kratersee gelangen. Wird nun der Vulkan nach einer Reihe von Jahren wieder tätig, so schleudert er mit dem Wasser auch seine Bewohner in die Höhe. Die von den amerikanischen Vulkanen ausgestossenen Fische gehören denselben Arten an, wie sie sich in den Bächen am Fuss der Berge finden, einer kleinen Art Welse. Sie kommen auch aus den artesischen Brunnen herauf, wodurch ihr Vor- kommen in unterirdischen Kanälen erwiesen ist. Dass die unterirdischen Gewässer eine Fischbevölkerung haben können, weiss man auch nach den Erfahrungen an den Brunnen in der Sahara, wo ganze Wasserströme mit Fischen unter der Erdoberfläche dahinzieheu. Die „vulkanischen“ Fische Südamerikas werden von den Eingeborenen Prennadillas genannt. Aus früheren Zeiten sind mehrere Beispiele solcher Fischregen be- kannt. Bei einem Ausbruch des Garguarayo, eines südamerikanisclien Vulkans von 6000 Meter Höhe, wurden die umgebenden Felder in einem Umkreis von zwei Meilen mit Schlamm und Fischen bedeckt. Auch der berühmte Cotopaxi hat ähnliches verübt, ferner die Viükane Imbaburu, Tangurakua und Sangay. Die Be- völkerung hat in einigen dieser Fälle versichert, dass die Fische noch lebend den Abhang des Berges herab- gekommen seien. Sicher ist jedenfalls, dass bei den Ausbrüchen des Cotopaxi die herausgeschleuderten Fische nur wenig entstellt waren. Dtsch. Fischerei -Korrespondenz. Die Einführung des Goldfisches in Europa. -- Von China aus gelangte der Goldfisch im 16. Jahr- hundert nach Java und von hier aus nach Maui’itius, nach dem Kap und nach St. Helena. In England trafen die ersten Goldfische 1691 ein, aber die Tiere vermehrten sich hier nicht, und erst 1728 gelang es Baster, einem Arzte in Harlem, eine Sendung von Goldfisclien zur Fortpflanzung zu bringen. Immer noch blieben aber die goldig gefärbten Tiere in Europa eine Seltenheit, sodass es im Jahre 17.50 Aufsehen erregte, als die französisch-indische Kompagnie der Madame Pompadour L... einige Goldfische zum Geschenk machte. Von dieser Zeit an wurden die Tiere gewöhnlicher, da es sich herausstellte, dass sie in Portugal selir gut gediehen. Hierbei wird angegeben, dass die Goldfisclie aus einem Schiffe, welches von Chiua kam, entschlüpften und sich in einigen Bäclien in der Nähe von Lissabon reichlich vermelirt hätten. Von hier aus wurde dann ganz Europa mit Goldfisclien versorgt, und Euro])a gab den goldigen Gesellen an Amerika ab, wo sich die 'rierchen ebenfalls bald die Gunst der Tierfreunde eroberten. Einige hier durch Zufall in das offene Wasser gelangte Exemplare vermehrten sich sehr reichlich, sodass von manchen Seiten behauptet wurde, Amerika sei die Heimat des Goldfisches. Billigste Aqiiarieuheiziiiig. — Meine tropischen Fische habe ich auf folgende Weise schon seit zwei Jahren vorzüglich durch den Winter gebracht: Ich fing die Fische bei Beginn der kälteren Jahres- zeit aus ihren Becken heraus, setzte sie paarweise in sogenannte Leclanche-Elementgläser und Einmachgläser von ca. IV2— 2 Liter Inhalt ohne Bodengrund und ohne Pflanzen und deckte die Gefässe mit einer Glasscheibe zu, wobei ich, um der Luft Zutritt zu verschaffen, in den Rand des Behälters ein n förmiges Häkchen aus seiden- überspounenem elektrischem Leitungsdraht klemmte. Der kleine Schlitz, der hierdurch entstand, genügte vollständig, um die Luft zirkulieren zu lassen. Die Gläser stellte ich dann aut einen angeheizten Kachelofen; ich erzielte hierdurch auf den warmen Kacheln eine Wassertemperatur von 20 — 25'’; war die Hitze zu gross, so stellte ich die Gläser in niedere Be- hälter, die Wasser enthielten, auf Holzpflöckcheu und brachte das Ganze auf den Ofen. Selbstredend musste ich in diesem Falle, wo keine Pflanze für die Reinigung des Wassers sorgte, ganz besonders peinliche Sauberkeit beobachten; kein Futter- rest durfte liegen bleiben, da das Wasser sonst leichter denn Je in Fäulnis geriet. Die Futterreste - ich verfütterte ein Gemisch von gehackten Regenwürmern und dito jungen Ellritzen, beide beim Aquarieuhändler erhältlich — entfernte ich mittels einer 40 cm langen Glasröhre, indem ich damit genau wie mit einem Stechheber verfuhr. Bei meinen Trichogaster fasciatus, von denen ich ein Pärchen auf diese Weise überwinterte, bedurfte es einer Reinigung fast nie, denn sie machten bei ziemlich ansehnlichen Portionen Mischfutter bald reinen Tisch. Durch diese gewiss sehr primitive Heizmethode brachte ich Makropoden. Chauchitos, Kampffische, Guramis etc. ausnahmslos vortrefflich durch den Winter. VEREIN NACHRICHTEN 5)Heros‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Nürnberg, (E. V.) Vereinslokal: „Goldener Pfau“, Lorenzerplatz. Sitzung vom 18. November 1903. Anwesen»! sind mehrere Gäste. Eine Aussprache über die Haltung junger Zander im Aquarium fördert sehr interessante Beobachtungen zu Tage; über Nah- rungsaufnahme derselben wird jedoch seitens einiger Mitglieder noch geklagt, denn nach Aussage der Letz- teren wollen die Zander nur kleine Fische, lassen dagegen Regenwürmer, Fleisch etc. völlig unbeachtet. Dem tritt Herr Fischer entgegen, da seine Zander noch nichts 40 Vereins-Nachrichten. anderes erhalten haben wie Regenwürmer und nach nunmehr 12 wöchentlicher Gefangenschaft in tadelloser Verfassung sind. Über Seewasser- Aquarien referierte in längerer Ausführung der 1. Vorsitzende und gab dabei speziell denjenigen Herren, welche im Begriffe stehen, sich solche eiuzurichten, sehr beachtenswerte, auf Grund eigener Beobachtung gemachter Verhaltungs- massregeln bekannt. Die kürzlich von der zoologischen Handlung „Actinia“ in Plauen in grösserer Anzahl bezogenen Aktiuien befriedigten im hohen Masse und ist bereits wieder eine weitere Bestellung im Gange. Veranlasst durch die Verlesung eines Artikels über den Steinbarsch entspann sich über die Färbung dieses Fisches eine lebhafte Diskussion. Verschiedene Herren vertreten die Ansicht, dass die hellere oder dunkle Färbung mit dem Verweilen der Fische im wärmeren oder kalten Wasser Zusammenhänge. Herr Aquarien- händler Bonnenberger versichert jedoch, dass in seinem Behälter, bei stets fliessendem Leitungswasser, Stein- barsche in den verschiedensten Farbenabstufungen ver- treten seien. Mehrere Herren erklären sich bereit, behufs weiterer Beobachtung solche verschiedenfarbige Steinbarsche zu erwerben. Besondere Anerkennung erntete Herr Steiner mit seinem Vortrage: „Mein Sumpf- aquarium“. Bei der Fülle seiner Erfahrungen gelang es dem Redner leicht, seinen Vortrag lehrreich und mannigfaltig zu gestalten, sowie die Zuhörer mit der Behandlung sowohl einheimischer wie ausländischer Sumpfpflanzen vertraut zu machen. Der reiche Beifall, welcher Herrn Steiner gespendet wurde, bewies, dass seine Ausführungen grossen Anklang bei den Anwesen- den gefunden hatten. Auch die folgende Diskussion trug noch dazu bei, manche lehrreiche Erfahrungen zu sammeln. Über die eingelaufene Litteratur referierte der II. Vorsitzende, dabei die beiden Artikel „Über Daphnienzucht im Winter“ und „Bluttausplage im Terra- rium“ einer eingehenden Besprechung unterziehend. Herr Fischer ersucht, dem Quellmoos mehr Aufmerk- samkeit widmen zu wollen, denn gerade zur jetzigen Zeit ist dasselbe eine sehr hübsche und dankbare Zierde für jedes Aquarium. Auf Anregung des Redners erklären sich die Herren Siedow und Naumann bereit, zur nächsten Sitzung ein grösseres Quantum Quellmoos mitzubringen. Herr Siedow giebt eine Anzahl getrock- neter Seetiere und Seepflanzen (gesammelt am Cap Horn, Südamerika) zur allgemeinen Besichtigung in Zirkulation und spendet einige derselben der Vereiiis- sammlung. Letzterem Beispiele folgte auch Herr Scholz, indem er dem Verein 2 schön ausgeführte Cliches dedizierte. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarien-Freunde zu Magdeburg. Versammlungslokal: Reichskanzler, Kaiserstrasse. Sitzung vom 9. Dezember 1902. Als neue Vereinsmitglieder werden die Herren Robbe und Meyer II aufgenommen. Von Herrn Stüve haben einige Mitglieder Nachricht erhalten, dass zum Frühjahr nächsten Jahres voraussichtlich Nachzucht von einer Mollienesia, von einem neuen Trichogaster und einem neuen Ophiocephalus in den Handel kommen wird, die von ihm im letzten Sommer importiert seien. Es wäre im Interesse unserer Aquarienliebhaberei zu wünschen, wenn endlich einmal wieder kleine 3 — 5 cm lange Schlangenkopffische zum Kauf angeboten vüirden. In grösseren Exemplaren sind diese interessanten Fische leider so räuberisch, dass man sie in kein Gesellschafts- aquarium bringen darf. Sie übertreffen an Raubgier alle übrigen von uns gepflegten Aquarienfische und spielen im Aquarium die Rolle, welcher man früher dem völlig verkannten, unschuldigen Kletterfisch zudachte. Jetzt ist wohl allgemein bekannt, dass selbst die grossen, ausgewachsenen Kletterfische trotz ihrer Wehrhaftigkeit im allgemeinen ganz harmlos sind, obgleich sie unter sich oft Streit haben und auch wohl ein sie angreifendes, zudringliches Makropodenmännchen ganz energisch ab- weisen. Die Frage, ob die Entziehung des Sonnenlichtes das Wachstum der Makropodenhrut beeinträchtigt, wird dahin beantwortet, dass von einem geringeren Wachs- thum solcher Makropoden gegenüber anderen, die sich des Sonnenlichtes erfreuten, keine Rede sein kann. Durch unsere Vereinsmitglieder sind nicht allein Makro- poden, sondern auch andere tropische Zierfische zu grossen und schönen Exemplaren aufgezogen worden, trotzdem dieselben nie von einem Sonnenstrahl be- schienen wurden. Die Hauptfaktoren bei der Aufzucht der Makropoden sind die nötige Wasserwärme, ver- ständnisvolle Behandlung und Fütterung. Aus dem Werke von Wallace, „Die Tropenwelt“ 1879, kommen einige Abschnitte über das Leben der Reptilien und Amphibien zur Voi'lesung. Der berühmte Naturforscher berichtet hier einen sonderbaren Fall, der ihm von einem südamerikanischen Kolonisten erzählt wurde, und den er selbst glaubt. Nach einer Überschwemmung fand man eine ungeheure tote Riesenschlange im Geäste eines Baumes verwickelt, die kurz vor ihrem Tode ein Pferd verschlungen hatte. Wenn etwas Wahres an der Geschichte ist, so kann das Pferd wohl höchstens ein wenige Tage oder Wochen altes Füllen gewesen sein. Sitzung vom 23. Dezember 1903. Eine Anzahl Mitglieder hatte es sich nicht nehmen lassen, heute, am Vorabend des Weihnachtsfestes, im Verein zu erscheinen. Infolge der Feststimmung war die heutige Versammlung mehr ein geselliges Zusammen- sein der eifrigsten Mitglieder als eine offizielle Vereins- sitzung. Das Gesprächsthema bildete hauptsächlich die Art der Feier unseres nächsten Stiftungsfestes. „Lotus**, Verein für Aquarien- und Terrarienkimde in Wien. Clubaheud jeden Freitag in Jos. Gruss’s Restauration IX, Währingerstrasse 67. Laut Generalversammlungsbeschluss finden die Vereinsversammlungen an jedem 1. und 3. Freitag im Monat statt. Beginn präzise 8 Uhr. — In den Vor- stand wurden folgende Herren gewählt: 1. Vorsitzender Herr Theod. Müllauer; II. Vorsitzender Herr Josef Fischer; I. Schriftführer Herr Josef Wessely; II. Schriftführer Herr Louis Prucha; I. Kassierer Herr Leonh. Demuth; II. Kassierer Herr Sigfried Deutschinger; Bibliothekar Herr J. Broucek; Ausschüsse: Herr Dr. S. Kreisler, Herr Em. Beck, Herr Assistent R. Werner’, Herr Karl Auer. — Von den bereits angekündigten Vorträgen findet der erste am 6. Februar statt, und zwar „Die Zucht des Schleierschwanzgoldfisches im Aquarium“ von Herrn Josef Wessely. Im übrigen werden sämthehe Mitglieder von jedem Vortrag und jeder Vereinsversamm- Vereins-Nachrichten. 41 lung mittelst Karte verständigt. — Mitglieder, welche auf die Einbanddecke für die „Blätter“ reflektieren, wollen dies dem Obmann bekannt geben, damit diese zusammen bestellt werden und den Mitgliedern somit bedeutend billiger kommen. Bestellungs-Termin bis zur nächsten Sitzung nach dem Erhalt dieses Heftes. — Sämtliche Glasbestandteile für Durchlüftung, Spring- brunnen etc. sowie kleine runde und viereckige Töpfe für Aquarien sind im Verein zu haben, ebenso natür- liches Seewasser. — Mitglieder, welche auf irgend ein Buch kommen, dass in unser Fach einschlägig ist und etwa noch nicht in unserer Bibliothek vorhanden, werden hö fliehst ersucht, Titel und Bezugsquelle dem Vereine bekannt zu geben. — Es wohnen jetzt: Herr Karl Auer XVlIl. Schulgasse 3d; Herr Louis Prucha XII./4 Prem- lechnergasse 16. — Neu beigetreten ist Herr Oskar Gatnar, k. u. k. Oberleutnant, Waidhofen a. Tliaya, welcher gleichzeitig das Buch: „Leitfaden für das Aquarium der zoolog. Station in Neapel“ spendete. Dem Geber besten Dank. W. „Humboldt“, Verein für Aquarien- u. Terrarienkunde, Hamburg (R. V.). Vereinslokal: St. Georger Vereins- haus, Grosse Allee 45. Versammlung vom 8. Januar 190.3. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Monatsversammlung gelaugt zunächst eine Anzahl von Glückwunschschreiben befreundeter Vereine und Liebhaber zum Jahreswechsel zur Verlesung. Der I. Vorsitzende, Herr Jobs. Peter, konnte wegen dringen- der Verhinderung seinen beabsichtigten Vortrag leider nicht halten, zum Leidwesen der zahlreich erschienenen Mitglieder und Gäste. Dafür stellt aber Herr Peter für die nächste Monatsversammlung einen Vortrag in Aussicht über „Lebendig gebärende Kärpflinge: Lage der Embryonen. Verschiedenartigkeit der Be- gattungsorgane. Sind Kreuzungen möglich oder nicht ?“ Die in jedem Frühjahr statutenmässig stattfiudende Generalversammlung wird in diesem Jahre voraus- sichtlich im März abgehalten werden. Vom 1. Vor- sitzenden wurde zur Sprache gebracht, dass der „Hum- boldt“ im Jahre 1903 auf das erste Dezennium seines Lebens zurückblicken könne, da er am 19. April 1893 gegründet worden sei. Entsprechend der Bedeutung des zehnjährigen Geburtstages werde das diesjährige Stiftungsfest auch wohl in grösserem Masstabe gefeiert werden als die früheren. Über diese Frage entstanden schon jetzt lebhafte Erörterungen im zustimmenden Sinne, die auch noch lange Zeit fortgesetzt wurden, nachdem der T. Vorsitzende, leider am längeren Ver- bleiben verhindert, die Versammlung verlassen hatte, und Zeugnis davon ablegten, mit wie regem Anteil die Mitglieder schon jetzt des bevorstehenden Festes gedachten. Nach Schluss des geschäftlichen Teils holten sich wissbegierige Gäste, Anfänger auf dem Gebiete unserer Liebhaberei, noch mancherlei Rat bei erfahrenen Mitgliedern. Pflanzen und Fische gelangten zur Ver- teilung und zum Verkauf. Die von Herrn Neugebauer bereits in der Versammlung vom 6. November 1902 mitgeteilte neue Beobachtung, dass Diamantbarsche sich nach Art der Schollen und anderer Flachfische in den Grund des Aquariums eingruben, wurde von Herrn Doench bestätigt, welcher, angeregt durch die Mitteilung des Herrn Neugebauei', seine Diamantbarsche daraufliin beobachtet liatte. 0. D. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. E. V. Mitteilungen aus den Vereins-Versamm- lungen der Monate November und Dezember 1902. Donnerstag, den 6. November 1902, im „Sterngarten“. Nach Begrüssung der Herren Mitglieder und Gäste durch den ersteu Vorsitzenden wird das Protokoll der letzten Versammlung bekannt gegeben und genehmigt. Im Einlauf Nertlius Heft Nr. 43 und 44 und Nach- richten der „Salvinia“-Hamburg. „Nerthus“ Heft Nr. 44 enthält einen Artikel von Hans Walter: „Eine Rohrkäferkolonie im Aquarium“ mit einer Abbildung. Unter dieser Abbildung steht: Eine Robrkäferkolonie im Aquarium. „Origiualaufnahme für die Nerthus“. Wir möchten hierzu sehr ergebenst anfügen, dass diese Abbildung von der Kiüistlerhand unseres Mitgliedes Herrn Professor Morin stammt, welcher die Zeichnung seiner Zeit für die 111. Auflage von „Brebms“ Tierleben (Band 9) anfertigte. Es wäre doch recht interessant, zu verfolgen, wie eine alte, vor nunmehr einem Jahr- zehnt für ein grosses Werk entstandene Zeichnung sich im Laufe der Zeit für eine neue Zeitschrift zur Originalaufuahme umwaudelu kann. In derselben Zeitschrift wird von einem Dr. W. S. über den Schein- tod als Schutzmittel der Tiere berichtet. Dr. W. S. berichtet von irgend einem Ereignis und sagt dann: „Ein ähnliches Vorkommnis beobachtete L. C. Jones von einer Puffotter (Heterodon platyrhinns)."" Die beiden Namen bedeuten nicht dasselbe Tier. Puffotter und Heterodon platyrhinns sind zwei sehr verschiedene Schlangen. Die Puffotter {Bitis arietans) bewohnt Afrika, Heterodon platyrhinus Latreüle, im Handel auch nordamerikauische Hakennatter genannt, ist bekannt aus Peusylvanieu, Virginien, Ohio, Texas, Carolina, Georgia etc. — Dass Tropidonotus natrix bei plötzlicher Beunruhigung in eine Art Scheintod fällt, wie Dr. W. S. in dem oben augezogenen Aufsatze zitiert, ist auch eine Erfahrung von uns und wir haben auch seinerzeit darüber kurz berichtet. Die Kugelabstimmung über die Herren: 1) Dr. Friedrich Lemberger, prakt. Arzt hier, wohuliaft Karstrasse Nr. 55/3; 2) I. V. Grosskopf, Lelirer in Friesen bei Kronacii; 3) Karl Seifers, Bank- kommis hier, wohnhaft Karstrasse Nr. 27/4 (letzterer Herr vom 1. Januar 1903 ab), ergiebt deren Aufnahme. Der Vorsitzende begrüsst die neuen Herren Mitglieder und ersucht sie, sich recht rege an den Arbeiten des Vereins zu beteiligen. — Alsdann gelangt durch einen Gast, Herrn Ph. Lehrs aus Dresden, der wiederholt schon unseren Versammlungen anwohnte, ein geradezu herrliches Exemplar von Zamenis daldii var. collaris zur Vorzeigung.*) Die 1,12 m messende Schlange ist das grösste Exempiar dieser Spezies, das wir je gesehen haben. (Dr. Werners grösstes, von ihm selbst gemessenes Exemplar misst 1,08 m.) Das prächtige Tier stammt aus Corfu. Ausserdem demonstriert Herr Lehrs ein Weibchen der Lacerta viridis var. gadovii {Lacerta Schreiheri de Bedr.). Das Weibciien der portugiesischen Lacerta viridis zeichnet sich durch grosse schwarze *) Vergleiche die Pliotographie dieser Schlange im XIII. Jahrgange Seite 99. 42 Vereins-Nachrichten. oder braunschwarze Flecken besonders aus, während diese Flecken einem sehr hübschen Mänuchen des Herrn Lankes, das mit dem Weibcheu die dunkel punktierte Unterseite gemeiusam hatte, fehlten. Weiter zeigt Herr Lehrs vor einige Exemplare der von ihm mit Lacerta jonica bezeichueten, auf Corfu häufigen, hübschen Eidechse, daun Stücke jener schönen und zierlichen, der Neapolitana-Gruppe zugehörigen Echsen- form, welche von Dr. Weiner als var. litoralis aufge- stellt wurde und endlich die prächtige var. melissellensis, die wir, wie auch die übrigen genannten Echseuformen, schon im Verein kennen zu lernen Gelegenheit hatten. - Herr Damböck demonstriert zwei hübsche und kräf- tige Ämia caloa. Es ist stille geworden in den Tagen des Zahukärpllings und mau hört verhältnismässig recht wenig mehr von anderen interessanten Fischen, deren stolze eigenartige Schwimmweise allein schon erfreuen könnte. — Herr Professor Moriu lässt zwei interessante Werke zirkulieren, nämlich „Giesenhagen, Durch- querung von Sumatra“ und das uns in seinen präch- tigen Abbildungen Ja bereits bekannte englische Werk „The living animales of the world. Ausserdem demon- striert Herr Moriu noch versteinerte Algen, einen recht eigenartigen Dolch irgend eines Avestafrikanischen Krieger-Stammes und ein prächtig graviertes Ceylon- messer. - Herr Hauptlehrer Grossmann war so liebens- Avürdig, eine grössere Anzahl Wandkarten zur Ansicht zu beschaffen, von welchen eine schöne und grosse Karte für das Südl. Bayern im Preise zu 17 M. zum Ankäufe gelaugt. Die Karte ist für den Zweck beschafft, um die Einzeichuung des Verbreitungsgebietes der heimischen Kriechtier- und Lurchfauua nach dem zu- sammengestellten Fundbogen betätigen zu können und um möglichst bald ein genaues Bild über die Ver- breitung gedachter Tiergruppen innerhalb der gewählten Ausdelmuiig zu gewinnen. Sammelbüchse 2 M. Donnerstag, den 13. November 1902. Achtes Stiftungsfest. Einfach, wie immer, wurde auch das achte Stif- tungsfest begangen. Nach einer kurzen auf die Be- deutung des Tages hiuzielenden Ansprache des ersten Vorsitzenden Herrn Dankes erhielt sogleich Herr Pro- fessor Morin das Wort zu seinem Vortrage über „Tiere der Vorwelt“. Nach den einleitenden Worten wusste Herr Professor Morin das interessante Thema in klarer und verständlicher Weise zu behandeln. Eine Reihe wohlgelungener Lichtbilder trug zur weiteren Veran- schaulichung bei. Rauschender Beifall der das Vereins- lokal bis auf den letzten Platz füllendeu Mitglieder und Gäste lohnte dem Vortragenden. Seitens der er- schienenen Gäste wurde noch der zur Aufstellung gelangten Präparaten-Sammlung reges Interesse ent- gegeugebraclit. Donnerstag, den 20. November 1902. Die Protokolle der zwei letzten Versammlungstage werden verlesen und genehmigt. Anlässlich des Stif- tungsfestes wurden uns vom Verein „Triton“-Berliu telegraphisch GlückAvünsche und Grüsse übermittelt und unser Ehrenmitglied Herr Dr. Wolterstorff-Magde- burg übersandte per Karte der „Isis“ ebenfalls seine Glückwünsche. Im Einlauf Aveiter Brief des Herrn Lehrer Grosskopf in Friesen, Brief des Herrn Kam- merer-Wien an Herrn Lankes und Tagesordnung des „Triton“-Berlin. Zeitschriften. — Vor anderem erstat- tete der Vorsitzende Herrn Schriftführer Haimerl für dessen Bemühung um die Ausgestaltung des Vereins- lokales den besten Dank im Namen des Vereines. Herr Feichtiuger hat kostenlos für uns eine Tektur der Änderung unserer Satzung drucken lassen, wofür ihm ebenfalls der Dank ausgesprochen Avurde. — Aus den eingegaugenen Zeitschriften gelangen die Avichtigsten und interessantesten Veröffeutlichimgen zur Bekannt- gabe und soAveit veranlasst zur Besprechung. Herr Lankes teilt mit, dass er versucht habe einen jungen und sehr eifrigen Aquarianer Herrn Labonte für die Haltung und ev. Zucht zAveier heimatlicher Fische zu interessieren, bezüglich deren biologischen Eigen- schaften es mit unserem Wissen noch recht schlecht bestellt sei. Es sind dies Fische, die auch hinsichtlich ihrer Grössenverhältnisse für das Aquarium geeignet erscheinen und nur alljährlich gelegentlich der Bach- auskehr in den AbzAveiguugen der Isar in einzelnen Exemplaren gefangen Averden. Die Fische heissen: Aspro Streber L. und Gobio uranoscopus Ag. Weiter teilt Herr Lankes mit, dass ein von ihm am 6. Juni 1901 in ein Aquarium eingesetztes Weibchen des pech- scliAvarzen Kolbenkäfers {HyclropMlus piceus L.), Avelches auch seinerzeit ein Kokon spann, Avorüber berichtet AVurde, am 17. Novemben 1. J. einging. Der Käfer hatte demnach fast 171/2 Monate im Aquarium in der Ge- fangenschaft gelebt; er zeigte in den letzten Wochen eine ziemliche Mattigkeit und lag eiuigemale auf dem Rücken am Boden des Aquariums, gleich 1/2 Stunden lang uud länger, konnte sich jedoch bis ganz zuletzt immer von selber noch aufricliten. Wenn in ErAvägung gezogen Avird, dass das im Juni 1901 erbeutete Weib- chen aus dem Jahre 1900 stammen muss uud im all- gemeinen nach den bestehenden Literaturangaben zu Ausgang des Monat Juli 1901 sein Lebensende hätte erreichen sollen, statt dessen aber erst Ende November des folgenden Jahres, also 1902 einging, so erscheint diese Thatsache immerhin recht bemerkensAvert. — Herr Scherer berichtet, dass nach einer Mitteilung des Herrn Dr. Werner-Wien bei letzterem ein Python sebae, der Monate laug hungerte, sofort Futter annahm, als er in einen anderen Käfig gesetzt Avurde. Herr Feich- tiuger hatte sich an Herrn Professor Louis Roule an der Toulouse!’ Universität bezüglich Ueberlassung einiger Stücke des von genanntem Gelehrten aufge- fundeuen bisher noch nicht beschriebenen SüssAvasser- fisches Atherina requeti geAvandt. Der liebenswürdige Franzose übersandte mit einem Schreiben eine Anzahl sehr hübscher Formol-Präparate des ca. 5 cm langen nicht uninteressanten Fisches für unsere Sammlung. Die Kugelabstimmung über die Herren Robert Rembold, Bankbeamter, Blutenburgstr. Nr. 172/III und Ph. Lehrs stud. nat. aus Dresden, gegenAvärtig hier Avohnhaft LandAvehrstr. 2/II ergiebt Aufnahme. Die beiden Herren Averden vom Vorsitzenden begrüsst und eingeführt. — Herr Müller demonstrierte 2 noch nicht ganz vollendete Zeichnungen, nämlich von Lacerta mosorensis Kolomb. und Vipera ursini Bonap. Die prächtigen und natur- Avahren Zeichnungen gehören zu dem Artikel unsers Mitgliedes Herrn Reallehrer Gugler; Herpetologische Skizzen aus Südistrien, Dalmatien, Montenegro und der HerzegOAvina“. Der Artikel Avird in den „Blättern“ erscheinen. — Herr Professor Morin führte der Ver- sammlung eine Reihe von mikroskopischen Präparaten Vereins-NachrlGhten. 43 zum Teil am eigenen Mikroskope, zum Teii au den beiden Instrumenten des Vereins vor und gab liierzu die nötigen Erläuterungen. Donnerstag, den 27. November lb02. Das Protokoll der letzten Vereius-Vei’sammluug verlesen und genehmigt. Im Einlauf: Zoologischer Garten Nr. 11, Zeitschriften etc. Offerte Preusse-Beiiin über an Süsswasser gewölinte Flundern und Isoetes malinvernianum, dann Karte des Herrn Lehrer Gross- kopf in Friesen. Teile der eingegangenen Literatur werden, wie üblich, die einschlägigen Veröffentlichungen bekannt gegeben. — Interessant ist aus dem Aufsatze von Tofohr-Hamburg: „Der Fransenfiuger und seine Zucht im Terrarium, „Natur und Haus“, Heft Nr. 4 die Mitteilung, dass drei Fransenfinger von ebensovieleu, jedenfalls ausgehungerten Chamaeleonen mit der langen Zunge gepackt und zwischen ihre verzweifelt arbeiten- den Kiefer genommen wurden, worauf die Frausen- finger, wenn auch recht mühselig, langsam verschlungen wurden. Recht interessante Beiträge zur Biologie der zwei prächtigen nunmehr genauer bekannten Geophagus- Formen bringt Engmajm-Dresden in seinem grösseren Aufsatz in vorgenannter Zeitschrift. — Hermann Lach- mann veröffentlicht in Nr. 46 der „Nerthus“ einen kleinen Aufsatz über die Faraglione-'EiA&ch.se., der frei- lich nichts neues enthält. — Die alten im allgemeinen wohl wertvollen Beschreibungen J. v. Bedriaga’s, die in einzelnen Punkten irrtümlich sind und mit denen der Echsenfreund bei ev. Bestimmungen seiner Echsen sich keinesfalls leicht zurechtzufinden weiss, die ferner von Brimo Dürigen in seinem gewiss so ziemlich jedem deutschen Terrarienfreund bekannten oder zugäng- lichen Buche mehr oder minder ausführlich, und mit Zusätzen versehen wedergegeben sind, werden wieder angeführt. Welchen Wert soll es haben, wenn eine auf der Insel La Deva bei Arnao an der calabrischen Küste Nordspaniens vorkommende Echsenform, abge- schrieben beschrieben wird und wenn zum Schlüsse gesagt wird: „Diese hübsche Spielart ist leider fast nie im Handel zu haben.“ Wann war sie überhaupt einmal im Handel zu haben? Und welchen Wert soll es haben, wenn dem Leser der Zeitschrift von einer Lacerta muralis var. archipelagica de Bedr. eine Be- schreibung gegeben wird, von einer Echse, die kaum ein lebender Herpetologe lebend gesehen hat? Wo sind ferner denn^’ail die Museen, die Kadaver dieser Echse besitzen? Unrichtig ist auch die Angabe natürlich zuerst bei Bedriaga und Braun und damit bei Dürigen und zuletzt natürlich bei Lachmann, dass Lacerta mti- ralis var. melisseUe7isis eine dunkelblaue oder himmel- blaue Unterseite hat. Dieselbe ist vollständig schwarz. Und unrichtig ist ferner die von Dürigen nachgemut- masste Angabe, dass die Stammform der var. melis- sellemis die braune muralis fusca sein könne. Die Stammform der var. nielissellensis ist zweifellos die kleine Neapolitanerin, welche von Dr. Werner als var. litoralis bezeichnet wurde. — Zur Aufnahme in den Verein ist angemeldet Herr Friedrich Paukner, k. Eisen- bahnoberspediteur in Nürnberg, wohnhaft Schwanhard- strasse 27/UI. Herr Tofohr hat an Herrn Lankes zwei Photographien gesandt, darstellend Stenodactylus petri und eine der Lacerta viridis var. gadovi. Die Photo- graphien werden im Verein vorgezeigt. Ein Herr Parrot bat am 24. November (ziemlich kalter und trüber Tag) noch ein Weibchen der Vipera berus bei Diessen am Ammersee erbeutet und die Schlange Hr. Lankes zur Bestimmung gezeigt. — Unsei' Herr Seifers hat mit vielem Fleisse ein giüsseres Elaborat bezüglich des Aquarienteiles des Vereins ausgearbeitet. Die Vor- schläge, Änderungen und Anträge des Heim Seifers, flie sich vorwiegend mit der bei uns etwas schwierigen Futterfrage, der Zucht von Fischen etc. befassen, werden nach verschiedenen Seiten ventiliert. Entsprechende Beschlussfassung obliegt der im Januar stattfindenden ordentlichen Mitglieder-Versammluug. Donnerstag, den 4. Dezember 1902. Nach Verlesung mul Genehmigung des Protokolles der letzten Vereinsversammlung wird der Einlauf bekannt gegeben. Au Zeitschriften liegt auf: „Nerthus“ Heft Nr. 47, sowie Nachrichten der „Salviuia“-Hamburg. Von der Spezialitäten-Mauufaktur „Urania“-Berliu, an welche Firma wir wegen probeweiser Überlassung ihres neuen heizbaren Aquariums „Triumph“ ei)i Ersuchen richteten, liegt ein zustimmeudes Schreiben vor. Herr Lankes hat von Herrn Preusse-Berlin per Nachnahme eine Sendung Flundern, ohne welche bestellt zu haben, zugesandt erhalten. Die Tiere sind sämtlich tot (erstickt) augekommen. Sie wauderteu einstweilen in das Sammelglas; der Vorsitzende wird der Angelegenheit weiter nachgehen. — Herr Kunst- maler Müller zeigte 2 Tafeln vor, darstellend Uijjera ursmii und Varanus iiüoticus. Die Zeichnungen sind bei künstlerischer Auffassung vollständig naturwahr durchgeführt. — Die Kugelabstimmuug über Herrn k. Oberexpeditor Paukner-Nürnberg ergab dessen Auf- nahme ab 1. Januar 1903. — Herr Hauptlehrer Gross- mann machte die erfreuliche Mitteilung, dass er in der nächsten Vereins Versammlung über die Verunreinigung unserer fliessenden Gewässer berichten werde. H. „Verein der Aqiiarieufrennde“ zu Berlin. Vereinslokal „Wendt’s Ceutralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung vom 13. Dezember 1902. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung, an welcher 48 Mitglieder teilnahmen, um 9^/4 Uhr. Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen und genehmigt wurde, erhielt Herr Karl Wendorf das Wort zur Er- läuterung seines neuen heizbaren Aquariensystems, welches in seiner wahrhaft verblüffenden Einfachheit die allgemeine Anerkennung des Vereins fand. Näher hierauf einzugehen erübrigt sich, da dasselbe in den „Blättern“ beschrieben ist. Weit wichtiger jedoch, als das Aquarium selbst, ist die von Herrn Wendorf kon- struierte Lampe, welche mit Spiritusgäs, das sie selbst erzeugt, gespeist wird. Nicht schmutzend und völlig geruchlos, ist dieselbe als das bis jetzt vollkommenste auf diesem Gebiete zu begrüssen. Hierauf wurden die Herren Anton Heilers imd F. Wollermann als Mitglieder aufgenommen. Aufnahmeantrag stellten die Herren Adolf Dietrich, Rentier zu Berlin und Paul Hamann, Baumeister zu Halensee. — Herr Palm spendete drei Stück Hyd^-illa verticillata zu Gunsten der Vereinskasse. Dieselben erzielten einen Erlös von 0,90 M. Ein Antrag des Herrn G. Lehmann zur Konstituierung eines sog. Ermunterungsfonds wurde bis auf weiteres abgelehnt. Dagegen wurde ein Antrag des Herrn C. Bensch, dahin- 44 Vereins-Nachrichten. gehend, den Vorstand unseres Vereins zu ermächtigen, mit dem der „Nymphaea alba“ zwecks Kombinierung in Verbindimg zu treten, genehmigt. Durch Annahme dieses Antrages unternimmt der Verein den idealen Versuch, die Liebhaber Berlins wenn es möglich sein sollte, zu einem einzigen Verein zu verschmelzen. — Hierauf entspann sich über künstliche Fischzucht eine recht interessante Debatte. Anlass bot die Frage: „Ist die künstliche Fischzucht auch im Zimmeraquarium an- wendbar?“ Die künstliche Fischzucht, welche in der Hauptsache darin besteht, dem Fische die Ge- schlechtsprodukte mit der Hand abzustreit'en, ist dem AquarienUebhaber, da sie für denselben völlig zwecklos ist und auch meist zur Tierquälerei ausarten würde, ernstlich zu widerraten. Von der Hand des Bemfs- fischers an Wirtschaftsfischen ausgeführt, hat dieselbe jedoch z. Z. eine eminente Bedeutung erlangt imd wird unter gewissen Umständen sogar zur zwingenden Not- wendigkeit. Das ist hauptsächlich dann der Fall, wenn es sich darum handelt, weite Transporte zu be- wältigen. Denn bekanntlich ist es weit weniger schwierig, befruchteten Laich, als entwickelte Fischbrut sicher zu transportieren. Vor allen Dingen jedoch ist zu be- herzigen: Die Kunst des Liebhabers gipfelt nicht in der Fertigkeit, seinen Pfleglingen die Geschlechtsprodukte künstlich zu nehmen, sondern lediglich darin, den Fisch bei sorgsamster Pflege und peinlichster Beobachtung und Respektierung seiner Eigenschaften und Lebens- gewohnheiten dahin zu bringen, auf ganz natürliche Weise zur Fortpflanzung seiner Art im Zimmeraquariilm zu schreiten. Nur imter diesen Voraussetzungen wird der Aquarienfreund eine reine und erhabene Freude an unserer eben so schönen, wie lehrreichen und edlen Liebhaberei empfinden. — Eine nicht minder interessante Debatte entspann sich über die Frage der Parasiten- entstehung und ihrer Vernichtung. Vor allem ist hervorzuheben, dass die Parasiten wohlausgebildete Tiere sind, welche aber bei einzelnen Arten eine Metamorphose durchmachen. Die Fortpflanzung der- selben geschieht wie bei den Urtierchen, durch Teihmg, Knospung oder Eier, mitunter mit solch unheimlicher Geschwindigkeit, wie dies z. B. bei dem Ichthyophthirms der Fall ist, dass in kurzer Zeit grosse Fischbestände von ihnen befallen werden können. Ein durchaus sicheres Mittel, dieselben zu bekämpfen, giebt es z. Z. noch nicht. Alle bis jetzt bekannten Medika- mente wie Salz, übermangs. Kali, Salizyl und Anti- gyrodaktylin haben den gewünschten Erfolg nicht gehabt. (S. auch Protokoll No. 16 vom 30. Juli 1903, Heft No. 17, S. ÜOO). Das sicherste Mittel ist immer noch in der Verhütung der Einschleppung zu betrachten. Übertragen können dieselben werden aus einem parasitenbehafteten Behälter, durch Vermittlung eines Kätschers etc., haupt- sächlich jedoch durch den Gebrauch lebenden Fisch- futters. Hier ist die Gefahr der Einschleppung so gross, dass nicht dringend genug vor Anwendung desselben gewarnt werden kann. Am verderblichsten wird der Parasit den karpfenartigen Fischen. Von diesen haupt- sächlich wieder den Goldfischen und ihren Abarten und gerade sind es von diesen wieder meist die erwachsenen Exemplare, welche den Parasiten zum Opfer fallen, während die Brut der Goldfischarten und Raubfische sich eigentümlicher Weise als weit widerstandsfähiger erweisen. Nachdem nun der Vorsitzende den Anwesenden ein fröhliches Weihnachtsfest wünschte, wurde die Sitzung um l’"' Uhr geschlossen. G. B. „Salvinia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreimden, Hamburg. Vereinslokal: Siechen-Bräu, Kreuzweg 6. Versammlung am 20. November 1902. Anwesend sind 47 Personen. Aufgenommen werden die Herren: B. Alb recht, Liegnitz; R. Bitterling, Quedlin- burg; W. Dose, Hamburg; 0. Fagernes, Hamburg; F. Fischer, Langenfelde; Th. Klinkhart, Neu-Salzbrunn (Schlesien); A. Mäbl. Kehl a. Rh.; A. Peters, Bahrenfeld; G. Schmidt und E. Welke in Hamburg. — Antrag zur Aufnahme in den Verein stellen die Herren L. v. Gehlen, Wandsbeck, E. Golmer und Th. Hessler, Hamburg some der Verein Linne in Hannover. — Der andauernd gute Besuch der Sitzungen lässt das bisherige Vereinslokal als unzulänglich erscheinen, es musste daher ein neues Lokal gewählt werden. Das neue Lokal ist das Siechen- Bräu (Postkasino), Kreuzweg 6 in Hamburg, dessen grosser Saal 120 — 150 Personen fasst, der vor der Hand als ausreichend betrachtet wird. Auch der Klubschrank nebst Bibliothek und Sammlung hat im neuen Lokal eine bessere Aufstellung erhalten können als im bisherigen. Die erste Sitzung im neuen Lokale ist die heutige, aus welchem Grunde nach Schluss der Sitzung noch eine gemütliche Einweihungsfeier mit Gesang, Musik- und anderen Vorträgen stattfindet, bei welcher Gelegenheit gleich noch die Vollendung des 2. Hunderts der Mitgliederzahl festlich begangen werden konnte, konnte doch am heutigen Sitzungsabende das 201. Mitglied anfgenommen werden. Möge bald das 3. Hundert folgen zum Segen und zum Gedeihen unserer schönen Liebhaberei ! — Als Gast batten wir die Freude begrüssen zu können Herrn Dr. von Brunn vom natur- historischen Museum zu Hamburg, welcher um Mit- teilung von Fundorten aus der Umgebung Hamburgs für folgende Fische bittet: Groppe {Cottus gobio), Ell- ritze, Moderlieschen, Schmerle und Stint. Eine ganze Reihe von Fundorten werden durch anwesende Mit- glieder angegeben, so durch unseren Herrn Haberle als Fundort von Coftiis gobio die Norderelbe oberhalb Ham- burg, was unseren Mitgliedern weniger bekannt sein dürfte. — Alsdann beginnt der angekündigte wissen- schaftliche Projektions vor trag: „Das Leben im Wasser- tropfen“ oder „Die Wunder des Mikroskops“. Das Material ist freundlichst hergeliehen von Herrn Ober- lehrer Thomas in Zittau, wofür wir diesem Herrn auch an dieser Stelle unseren verbindlichsten Dank aus- sprechen. Die Lichtbilder führt unser auf diesem Gebiete bewährter Herr Wach vor, die Erklärung und Be- schreibung der vorgeführten Lebewesen übernimmt Herr Brüning. Der Vortrag behandelt das interessante Gebiet der Protozoen oder Urtiere, welchem die Ver- sammelten mit höchstem Interesse lauschten. Zum Schlüsse macht Herr Dr. phil. P. Franck noch eine Reihe von Mitteilimgen über die Bedeutung der Urtiere für die Gestalt der Erdoberfläche (Kalkgebirge). Reicher Beifall lohnt die Redner! — ■ Verauktioniert werden Schlammbeisser, Karauschen, Zwergwelse, Moderlieschen etc. Eine Anzahl Wasserpflanzen werden, wie üblich, gratis verteilt. — Schluss der offiziellen Sitzung lU/2 Uhr, der Einweihungsfeier 2 Uhr nachts. T. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz 'sehen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfe r in Burg b. M. Eine Meerfahrt zur Erlangung wissenschaftlichen Unter- suchungsmaterials der Zoologischen Station Rovigno (Istrien). Von Hans Ziuimei'inann. Mit 6 Oria'hialaufnahmen. steht der Binnenländer vor seinem See- wasseraqnarinni und sieht dem meisten- teils sehr stillen Leben zn, bemerkt er, wie ans zusammengezogenen, imförmlichen Hänfen sich die schönsten Tiere entfalten, dann wird ihn wohl manchmal eine stille Sehnsucht nach den AVohnplätzen dieser Wesen ziehen, um selbst seiner Lieblinge habhaft zu Averden und deren Leben und Treiben im Zusammenhänge mit der Natur zu beobachten und studieren zn können. Nicht jedem aber Avird dieser heisse Wunsch erfüllt und Avohl die meisten Liebhaber Averden sich mit ihrem kleinen Glaskasten begnügen müssen, in Avelchem ihre Pfleglinge in einem meist krankhaften Zu- stande ihr Leben fristen und AA’elcher, in Verbin- dung mit einigen guten Büchern, dem SeeAvasser- Aqnarinm - Freunde eine neue Welt, das weite Meer voi zaubert. liiese Aveniger AmmSchicksal begünstigten möchte ich bitten, mich in Gedanken auf einem Ans- fluge zu begleiten, der sie mit den Fangmethoden, Boden- und Faimenzu- sammensetznngen in der Nähe Eoviguos bekannt : machen soll. Die nach- folgende Schilderung wird zwar nur eine scliAAmche Wiedergabe der natür- i liehen Vorgänge sein können. Die Fahrt soll mit dem Dampfer „Rudolf Virchow“ der Zoologischen Station des Berliner Aquariums zu Rovigno ausgeführt werden. Der- selbe ist trotz seiner geringen Grösse äusserst seetüchtig und mit allen Werkzeugen und Beqnemliclikeiten der Neuzeit ausgestattet, so- dass diese Ausflüge keine Strapazen mehr be- deuten, sondern vielmehr als Lustfahrten gelten können. Zuerst werden wir an die Ausrüstung unserer kleinen Expedition denken müssen, Avobei schon verschiedene Gesichtspunkte in Betracht zu ziehen sind. Bei dem ohnedies schon beschränkten Raume auf dem Dampfer ist es erforderlich. Originalaufnahme für die „Blätter“. Pauggeräte. Planktonnetz, Käscher, Zange, Handdreiige u. Dredgen. 46 Hans Zimmermann: Eine Meerfahrt zur Erlangimg wissenschaftlichen Untersuchungsmaterials etc: SO wenig wie möglich an Geräten und Werk- zeugen mitzunelimen. Anderseits ist es aber besser, so viel wie möglich mit zu haben, um in jedem Augenblicke zu jedem Fang bereit zu sein. Unsere Auswahl getroffen, sehen wir, dass wir gar nicht so wenig Sachen mitzu- nehnien haben, doch wenn alles gut unterge- bracht ist, wird auchnochPlatz zueiiier kleinen Promenade an Deck bleiben. Betrachten wir uns nun die Fanggeräte etwas näher. Da haben wir zuerst drei „Dredgen“ (Grundschleppnetze). Die erste besteht aus einem halbkreisförmigen eisernen Eahmen, der zu seiner Basis eine breite eiserne Schiene hat. Der Netzbeutel ist aus starkem Bindfaden geflochten und besitzt Maschen von ca. 1 cm im Quadrat. An den beiden unteren Ecken, sowie in der Mitte des Bogens sind drei Taue befestigt, die zu- sammen in einen eisernen Eing enden, durch den später das Zugtau gezogen wird. Benutzt wird dieser Apparat hauptsächlich auf Kalkalgen- und Bryozoenbänken, sowie als botanische Dredge auf Algenboden. Zum Gegensätze der ersten Dredge besitzt die zweite einen dreieckigen Eahmen, gebildet aus drei scharfen Schienen. Dei- Netzbeutel ist sehr engmaschig und in seiner oberen Hälfte mit starker Leinwand aus- gekleidet. Diese Dredge wird auf Sandboden nie ge- braucht, da durch die engen Maschen fast garnichts hindurchgeht. Die dritte Dredge hat dieselbe dreieckige Eahmenform, aber in den schaiffen Schienen eingenietete starke Eisenzähne und nach unten oder hinten drei, ebenfalls in den Eahmen eingenietete, runde Laufschienen. Die starken Zähne sollen Algen, Steine etc. von dem Meeresboden abreissen und die Laufschienen ein Festsetzen der Dredge auf steinigem Boden ver- hüten. Das Netz derselben hat eine Maschen- weite zwischen derjenigen der ersten und der- jenigen der zweiten. Diese Dredge wird auf steinigem, stark zerrissenem und mit klippen- artigen Felsen durchsetzten Boden angewendet. wo die beiden ersten gar nicht fassen und sich jeden Augenblick festsetzen würden. Zu den Dredgen gehört noch ein sinnreicher Apparat, der auf weichem Schlammboden aus- gezeichnete Dienste leistet, nämlich die Schwabber- oder Quasten- dredge. Die- selbe besteht aus einem Eisenbalken, an dem nach vorn fünf starke u. lange Eisenzähne u. nach oben zwei Stangen, die in einen Eing enden, einge- nietet sind. Der Eing ist auch hier für das Tau bestimmt. Unten hängen an den Eisenbalken sechs Hanfquasten, die der besseren Haltbarkeit und Isolierung wegen in ihrem oberen Teile verflochten sind. Der Zweck dieses Apparates ist folgender: Die langen Zähne graben sich in den weichen Schlammboden ein und die Quasten schleifen auf und in dem Boden nach. Dadurch setzen sich Schnecken, Muscheln, Seeigel, Seesterne, Seegurken, Würmer etc. zwischen den Fasern der Quasten fest und werden so hinaufgebracht. Fischte man mit einer Netzdredge, so würden zarte und dünn- schalige Objekte von den ungeheuren Schlamm- massen, die das NetjZ mitfasst, regelrecht zerdrückt werden. Deshalb! ist die Quastendredge eine vorzügliche Erflndung für Schlammboden. Das wären urisere grösseren Apparate. Da- neben haben-'wir noch mehrere kleinere mitzu- nehmen. Unter anderen auch das Planktonnetz. Dasselbe besteht aus einem langen Trichter von engstem Seidenstoff (sogenannte Müllergaze), der oben mit einen dicken Messingreifen versehen ist und unten in bin breites mit Gewinde ver- sehenes ringförmiges Messingband endigt. In das Gewinde desselben wird der Filter einge- schraubt, Derselbe besteht aus einem, mit von feinster Müllergaze überspannten Ausschnitten versehenen Messingbecher, der unten in einen Hahn endigt. Am oberen Eeifen des Trichters ist der Eingang in denselben durch einen zweiten umgekehrten Trichter aus starkem Flanell fast auf ein Viertel verengt, um nur einen schmalen Wasserstrom durch den viel weiteren Seiden- 'A Originalaufnahme für die Dampfer „Rudolf Vircüow“ ■ an der Boje. Hans Zimmermann: Eine Meerfahrt zur Erlangung wissenschaftlichen Untersuchungsmaterials etc. 47 trichter durchzulassen, wodurch ein Zerreissen der nur langsam filtrierenden Müllergaze ver- hindert wird. An den Seiten laufen von den oberen beiden Ringen drei starke Schnüre zu dem Filter, die etwas kürzer sind als der Seiden- trichter lang ist, damit das Gewicht des Filters nicht auf den Seidenstoff wirken soll. Zu den kleineren Instrumenten für den Handgebrauch könnten wir noch folgende zählen : 1. die Zange, deren einer Teil mit einer 4 bis 5 Meter langen Stange, und deren zweiter Teil mit einer eben so langen Schnur versehen ist. Dieses Instrument werden wir beim Heraufholen der Steine, Muscheln, Krebse etc. aus der Litoral- (oder üfer-)Zone verwenden. 2. Die Hand- dredge, an einen langen (3 — 4 Meter) Holzstiel befestigt und 3. einen langstieligen Käscher. Nachdem wir dieses mit ca. 20 — 25 Glas- und Holzgefässen auf den Wagen, der dieselben zum Dampfer befördern soll, geladen haben, können wir mit Ruhe zu unserem noch an der Boje liegenden Expeditionsdampfer „Rudolf Virchow“ hinüberblicken. Langsam hebt und senkt sich der vom Morgenwinde sanft gewiegte Dampfer. Aus seinem Schornstein erhebt sich eine feine Rauchwolke, die von der Tätigkeit des Maschinisten zeugt. Noch eine Viertel- stunde und der Dampfer, frei der ihn an der Boje haltenden Taue, steuert stolz auf der leicht beweg- tenSee in einem schönen Bogen dem Ufer zu, um dort seinen Platz einzu- nehmen und uns zum Ein- steigen abzu- holen. Die in- zwischen mit uns angelang- ten Dredgen etc. werden auf dem Hinterdeck verteilt, die Gläser, in Kisten verpackt, finden unter den Bänken des Vorderdecks ihr Unter- kommen, das Planktonnetz nebst Zubehör hat seinen eigenen Kasten und thront jetzt auf den hochgeklappten Kajütenfenstern, Zangen, Käscher und Handdredgen werden längs, den Bordwänden ihre Plätze angewiesen und nun, nachdem noch der notwendige Proviant an Bord ist, kann der Kapitän das Signal zur Ab- fahrt geben. Langsam entfernt sich der „Rudolf Virchow“ vom Ufer und fülu't uns unserm Ziele entgegen. Der leichte Wind, der den Dampfer bei der Boje vorhin etwas in Bewegung setzte, hat sich vollends gelegt und vor uns liegt nun die spiegelglatte Fläche der Adria, die nur durch die Bewegung unserer Schiffsschraube gekräuselt wird. Auf der linken Seite sehen wir die weite See; am Horizont tauchen einige Segler, die von Italien herüber kommen, auf. Auf der andern Seite breitet sich malerisch die stark zerrissene und zerklüftete Küste aus, bei deren Anblick wir unwillkürlich berechnen, wieviel paar Stiefel die nachfolgende Litoralexkursion kosten wird. Unterdessen entfernen wir uns immer mehr und mehr von Rovigno, bis es durch dazwischen- liegende Inseln verdeckt wird. Wir befinden uns auf der hohen See, in deren Wellengang wir plötzlich einen schwarzen, springenden Gegen- stand bemerken und den wir durch das Marine- glas als einen Delphin erkennen. Dieselben sind im nördlichen Teile der Adria nicht selten und es kommt häufig vor, dass Rovigiieser Fischer solche Tiere erbeuten. Nach kurzer Zeit befinden wir uns vor Canal di Leine ; vor dessen Ein- gang, am nördlichen Ufer, thront zwischen Ber- gen versteckt das alte See- räubernest Orsera. Einst- mals ein nicht unbedeutender Ort, ist es jetzt nur noch ein kleines Städtchen von kaum einigen Hundert Einwohnern. Doch darüber ein anderes Mal. Wir dampfen jetzt in den Kanal hinein und erfreuen uns an seinen steil abfallenden, mit dichtem Walde bedeckten Ufern. Hier zeigt der Wald ein vollständig anderes Bild als bei uns im nördlichen Deutschland. Keine hochstämmigen Originalaufnahme für die Deckansicht des „Rudolf Virchow“. „Blätter“. 48 M. Bankier: Aquarien und Terrarien im Dienste der Schule. Kiefern, die ihre Kronen zu einem dichten Zelte verflechten, unter dem es sich in dem ernsten Halbdunkel so angenehm wandeln lässt, sondern nur mannshohes Gestrüpp, gebildet von busch- förmigem Wachholder (Juniperus oxycedrus), Cystus, Pistacia lentiscus, Arhufus unedo dem Erdbeerbaum, Phyllirea laüfolia, der Steinlinde, Q/uercus ilex der Stech eiche, Viburnus tinus, die durch Epheu, Smilax aspersa, Prunus sp)inosa etc. zu einem undurchdringlichen Dickicht verflochten werden. In der ganzen Längsausdelinung des Kanals, oder vielmehr Meerbusens sind nur wenige Stege, die von Menschen betreten werden können.*) Da wir hier im Kanal die schönsten Schlamm- gründe vorfinden, wollen wir die Gelegenheit, einige Züge mit der Quastendredge auszuführen, nicht vorübergehen lassen. Den Apparat be- festigen wir am Tau und lassen ilin in die Tiefe. Bald merken wir am Zucken der Leine, dass der Apparat angelangt ist und arbeitet. Daun be- festigen wir das Tau am Krahne, und setzen langsam unseren Weg fort. Nach ungefähr 10 Minuten können wir die Dredge an Bord ziehen und uns ihrer aufgelesenen Schätze be- mächtigen. Viel ist es nicht, aber wir sind reichlich für die geringe Mühe belohnt. Hier befreit einer unserer Gefährten einen Asiropteden hispinosus von seinen Fesseln, dort erbeutet ein anderer mehrere herrlich erhaltene Murex brandaris. Daneben finden wir viele Muschel- fragmente, Anneliden etc., von denen wir nur das best erhaltene heraussuchen und in unsere Sammlungsgläser verteilen. (Scliluss folgt.) Aquarien und Terrarien im Dienste der Schule. ,, , Von M. Bankier. (Schluss.) Sndern wir dieses Aquarium nun insoweit, dass wir anstatt des Goldfischglases ein grösseres Elemeutglas nehmen, und statt -‘der Goldfische einige hiesige Fische, und seien es ein- fache Grundeln, einsetzen, so haben wir das Urbild eines einfachen, praktischen und billigen Schul- aquariunis vor uns. Und gerade solche sind zur Einführung an allererster Stelle zu empfehlen, da sie ausser den drei eben erwähnten Vorzügen auch noch den haben, dass sie beinahe keiner Pflege bedürfen und durch sie keine nennens- *) Vergleiche hierzu Seite 148 und die Photographie Seite 147 des XIII. Jahrganges. werten Verluste herbeigeführt werden. Es wäre nichts ungeschickter, als vom Lehrer zu ver- langen, dass er sogleich ein Aquarist werde und ein kostspieliges Aquarium zusammenstelle. Damit würde man der Sache nur schaden. Je kleiner angefangen, um so besser ist es. Die nötigen Kenntnisse und Handgriffe werden däbei nach und nach erworben und mit dem Gelingen wird bei manchem auch die Freude und das Interesse an der Sache wachsen. Diejenigen aber, bei denen dieses nicht der Fall ist, sie werden allerdings beim Einfachsten stehen bleiben. Nun gut, es ist doch besser als garnichts, und zu weiteren werden sie sich auch nicht bringen lassen. Überhaupt würde man sich auch sehr täuschen, wenn man ein recht reichhaltiges (an^ Arten) Aquarium als Ideal für den Schulgebrauch hinstellen wollte. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Kleine Becken mit wenigen Pflanzen und* Tierarten (am besten nur eine Art) sind für Unterrichtszwecke viel wertvoller. Ich habe schon grössere Aciuarien in der Schule gezeigt und mich darüber geärgert, dass die Schüler gerade dann dem Spiele der Wasserkäfer zu- sahen, wenn ich die Wasserschnecke besprach, und sich ganz gewaltig für diese Hörnerträger interessierten, wenn ich die Flossen der Fische einer näheren Betrachtung unterzog. Und dieses gilt, wie meine ganzen Ausführungen überhaupt^ sowohl für die Volks-, als auch für die höheren Schulen und Gymnasien. Dazu kommt noch, dass man bei solch kleinen Aqnarien schnell erneuern kann und ohne eine grosse Anzahl von Gläsern oder Becken doch grosse Abwechslung bieten kann. Hat man heute Bitterlinge oder Stichlinge besprochen und möchte in demselben Glase in der nächsten Woche etwa Blutegel vorführen, nun ja, so trägt man die Fische in den nächsten Bach und bringt sich Blutegel mit, setzt sie hinein, und man hat ein ganz neues Bild. Eine solche fortwährende Auswechslung wird ja allerdings ein wirklicher Aquarienfreund nicht ins AVerk setzen, aber um die Sache an sich zu fördern ist sie nicht zu verwerfen. Ich selbst kann die Elementgläser, also kleine, viereckige Glasaquarien, aus einem Stück aus eigener Erfahrung für den Schulgebrauch am meisten empfehlen, doch habe ich im Falle der Not auch schon recht viele Einmachegläser ge- braucht. In der Not frisst eben der Wolf Mücken. Meine alten Goldflschgläser aber habe ich noch um einige vermehrt, und ich brauche sie heute als Terrarien und Vivarien, allerdings nur zu Unterrichtszwecken. Sie sind ganz vorzüglich. Bruno Hofer: Ein neuer Krankheitserreger bei Eisclien. 49 um kleine Schildkröten, Frösche, Eidechsen und Salamander vorzuführen. Doch es sei genug über die Einrichtungen, ich glaube, die kurze Andeutung, es dem Tiere recht naturgemäss ein- zurichten, dürfte wohl genügen. Nun aber über die Art der Verwendung. Das Aquarium wird auf den Tisch des Lehrers oder auf ein Fenster gestellt und bleibt hier während des einleitenden Vortrages stehen. Die Schüler nehmen so das Bild ganz naturgemäss aus einiger Entfernung in sich auf, wodurch be- sonders die Bewegung der Tiere, ihr schnelles Dahinschiessen, ihre Farbenpracht zur Geltung kommt. Zu genauerer Betrachtung aber treten die Schüler bankweise heraus und vor das Aquarium (oder Terrarium). Hier sehen sie nun bei den Fischen die Bewegung der Kiemen, die Arbeit der Flossen, den steuernden Schwanz, die schlängenden Bewegungen, das Heben und Senken; sehen die Kriechbewegungen der Wasser- schnecken und ihr Atemholen, sehen die steuernden Bewegungen der Wasserkäfer und die Wut und Schnelligkeit, womit sich grössere Schwimmkäfer auf ihre Beute stürzen (die aber niemals lebendig gereicht werden darf). Bei der Schild- kröte lernen die Schüler die Beweglichkeit der Gliedmassen und die Verwendung der Nickhaut kennen. Als Schutz wird der harte Panzer vor- geführt. Schutzwaffen finden die Schüler bei den Stacheln des Stichlings, Schutzfarben sehen sie bei den Eidechsen. Auch die kriechende Fortbewegung, das Züngeln und so manches andere kann nur an lebendigen Tieren und aus der Nähe beobachtet werden. Auch ein voll- ständig richtiges Gesamtbild wird am besten diu’ch An schauen des lebenden Tieres vermittelt, und die beste Präparation bildet dagegen nur einen notdürftigen Ersatz. Man braucht auch unseni Präparatoren keinen Vorwurf zu machen, die Gesamtheit der Bewegungen, die stets wechselnden Stellungen, das belebte Auge, kurz alles in allem zusammen genommen giebt dem lebenden Tiere sein Gepräge, und dieses ist eben nicht zu präparieren. Und erst die Fische: Tote Fische sind keine Fische, es sind nur Leichen; Fische muss man lebend im Wasser sehen. Wohl jeder, der zum ersten Male ein Aquarium sieht, bleibt interessiert stehen, selbst wenn es nur ganz gewöhnliche Fischchen enthält, die der Betreffende sehr gut aus Beschreibungen und Abbildungen kennt. Sie kommen ihm ganz neu vor, und erst jetzt bekommt er ein richtiges Bild von diesen glitzernden, zierlichen Wasserbewohnern. Aquarium und Terrarium sind aber nicht nur bei der Zoologie als Anschauungsmitte] wertvoll, sondern sie beleben auch manche Stunden botanischen Unterrichtes, und hier er- scheinen die interessanten Eigenheiten der Wasserpflanzen ganz natürlich, hier sieht der Schüler ohne weiteres Wahrheiten ein, die sonst trotz stundenlanger gelehrten Unterweisungen und Vorträge nicht klar werden. Endlich dürften die Aquarien und Teri'arien resp. ihre Vorführung in dei’ Schule auch manchen alten, selbst in gebildeten Kreisen festwurzelnden Vorurteilen von der Giftigkeit, Schädlichkeit und Hässlichkeit der Kriechtiere u. s. w. ein Ende machen. Die Schüler sehen z. B., dass der Frosch keine Blätter frisst, dass die Blindschleiche ohne Gefahr angefasst werden kann und dass manche der als hässlich verschrieenen Tiere recht hübsch sind. Und die Tiere, die er hier genauer kennen und pflegen lernt, die wird er später auch wohl gern im Freien beobachten, aber er wird sie nicht quälen. SicheiKch liegt hierin ein nicht zu verachtender erziehlicher Vorteil, denn eine Jugend, die Tiere quält, zeigt durch ihre Herzens- roheit, dass ihre Erziehung verfehlt ist. Und gerade hier müsste mehr geschehen. Also frisch heran! Machen wir wenigstens den Versuch, ein wertvolles Anschauungsmittel für die Schule zu gewinnen — gelingen wird es schon. Ein neuer Krankheitserreger bei Fischen.*) Von Professor Dr. Bruno Hofer. (Mit zwei Abbildungen.) Bll den Aquarien der kgl. bayer. Biologischen _ Versuchsstation für Fischerei habe ich seit Jahi’en an den Kiemen und auf der Haut des Karpfen und anderer karpfenartiger Fische ein parasitisches Infusor beobachtet, welches bis dahin in der Literatur noch nicht beschrieben war. Es hat daher der Assistent an der kgl. bayer. Biologischen Versuchsstation, Herr Dr. Th. Moroff, im „Zoologischen Anzeiger“ vom 27. Oktober 1902 dieses Infusor unter dem Namen Chiloclon cyprini beschrieben. Der Körper dieses 0,05 — 0,07 mm langen und 0,03 — 0,04 mm breiten Tieres ist vom Kücken nach dem Bauche zu blattartig zu- sammengedrückt. Die obere Fläche ist flach *) Mitteilung aus der kgl. bayer. Biologischen Ver- suchsstation für Fischerei in München. Aus: „Allgemeine Fischerei-Zeitung“, Heft 2 1903. 50 Bruno Hofer: Ein neuer Krankheitserreger bei Fischen. gewölbt, nackt und ohne Streifung, wie die Fig. 1 zeigt; die Bauchseite dagegen flach, ge- streift und mit massig langen Wimpern bedeckt. Von der Fläche betrachtet, hat das Tier eine herzförmige Grestalt. Der rechte Rand ist konvex, der linke mehr gerade und gegen das vordere Ende zu konkav. Im Innern des Tieres sieht man bei Anwendung von Reagentien den in den Figuren mit dem Buchstaben K bezeichneten Zellkern; ferner beobachtet man zwei kontraktile Vakuolen (KV), die eine in der hinteren Hälfte des Körpers, die andere mehr in der vorderen gelegen. Am vorderen Rande befludet sich um die Mund- öffnimg herum ein sogenannter Reusenapparat, in der Figur mit den Buchstaben R. ap bezeichnet. Die Infusorien vermehren sich durch Zwei- teilung senkrecht zur Längsachse; von Zeit zu Zeit gehen sie in Kopulation über. Die Tiere sind nur im Stande auf Fischen dauernd zu leben; alle Versuche, Kulturen von denselben in Glasschalen anzustellen, auch unter Ernährung der Tiere sind fehlgeschlageu, höchstens konnte man sie in reinem Wasser zwei Tage oder ein wenig dai'über am Leben erhalten. Entfernt man sie von der Fischhaut, so schwimmen die Tiere im Wasser schnell herum, indem sie sich um ihre Längsachse drehen, dann plötzlich Halt machen, sich mit dem hinteren Ende festsetzen, einige Male kreiselartig sich um sich selbst drehen, um dann wieder weiterzuschwimmen. Nach einiger Zeit setzen sie sich jedoch zu Boden, kriechen auf demselben eine Zeit lang umher, stellen dann alle Bewegungen ein, um bald darauf zu Grunde zu gehen. Obwohl dieser Parasit ausserordentlich häufig au den der Biologischen Station über- sandten Fischen, insbesondere an Kiemen und Haut der Karpfen beobachtet wurde, so war doch bis in die jüngste Zeit kein Fall bekannt geworden, in welchem man diesen Parasiten als die Ursache einer grösseren Erkrankung hätte ansprechen dürfen; vielmehr musste man der Meinung sein, dass der Parasit nur gelegentlich anderer Erkrankungen an schwachen Tieren vor- kommt, sich an den Kiemen massenhaft ent- wickelt und so einen aus anderen Gründen weniger widerstandsfähig gewordenen Fisch unter Umständen auch zu Grunde richtet. In diesem Sinne hat sich daher auch Dr. Moroff auf Grund der bis zu seiner Publikation im „Zoologischen Anzeiger“ bekannten Tatsachen ausgesprochen. Seitdem ist aber der Station ein Fall bekannt geworden, in welchem 35 000 Stück Goldfische durch die überaus massenhafte Ansammlung dieses Parasiten auf den Kiemen derselben be- fallen wurden und so zahlreich abstarben, dass im Verlaufe von 10 Tagen 25 000 Stück davon bereits eingegangen waren. Der Besitzer der Goldfische kam dann erst zur Biologischen Station, nm die Ursache des Fischsterbens kon- statieren zu lassen. Da diese sofort erkannt werden konnte und da ferner diese parasitischen Infusorien lediglich auf der Oberfläche der Kiemen nnd nicht im Gewebe derselben sassen, so lag der Gedanke sehr nahe, durch geeignete Bäder, in welche die Fische einzusetzen wären, die Parasiten zu vertreiben. Es wurden daher einige Versnche angestellt, aus denen hervor- ging, dass der Chilodon cyprini gegen Kochsalz- lösungen ganz ausserordentlich [empfindlich ist. Wurden die von den Kiemen abgestreiften Parasiten in prozentige Kochsalzlösungen ein- gesetzt, so starben dieselben bereits nach fünf Minuten. Daraufhin wurden zunächst 400 Stück Goldfische auf ^4 — V2 Stunde in eine 2 prozentige Kochsalzlösnng eingesetzt. Die Lösung wurde absichtlich so stark genommen, weil die Gold- fische bereits so matt waren, dass sie zum grössten Teil auf der Seite liegend [in die Station ge- langten und nur noch schwach atmeten. Nach früheren Beobachtungen konnte angenommen werden, dass eine 2 prozentige Kochsalzlösung, welche den Fischen selbst bei stundenlangem Anfenthalte keinen Schaden bringt, die Fische erheblich reizen und zu kräftigeren Atmungen veranlassen würde. Diese Voraussetzung be- stätigte sich. Nach einem halbstündigen Bad wurden die Fische in reines, gut durchlüftetes Wasser eingesetzt und erholten sich derartig, dass sie nach einigen Stunden bereits sämtlich aufrecht standen, während nur ganz wenige, beim Beginn des Versuches schon fast tote Stücke, zu Grunde gingen. Die gebadeten Fische nahmen bereits am nächsten Tage Futter zu sich. Daraufhin wnrde der Rest der noch lebenden Fische, es waren nach zwei Tagen nur 3500 Stück übrig geblieben, in gleicher Weise in 2 prozentiger Kochsalzlösung behandelt und auch hier konnte konstatiert werden, dass die Fische sich nach einigen Stunden erholt hatten und nachdem sie mehrere Wochen gefüttert waren, weitergegeben werden konnten. Die sofort nach dem Baden vorgenommene Untersuchung ergab, dass die Kiemen der Fische vollständig frei von lebenden Infusorien waren, nur einzelne tote Leiber der- selben hingen an dem Schleim der Kiemen. Otto Tofohr: Die Wüstenagame im Terrarium. 51 Durch diese geglückte Kur, sowie durch die weitere Konstatierung, dass die Goldfische sonst an keiner anderen Krankheit litten, war aber bewiesen, dass lediglich der Chilodon cyprmi das grosse Fischsterben veranlasst hatte. Dieses parasitische Infusor ist daher als ein primärer Krankheitserreger anzusprechen. Ob derselbe freilich an Fischen, die sonst völlig gesund sind und unter ihnen sehr günstigen Bedingungen leben, sich auch so massenhaft ver- mehren kann, dass er die Kiemen der Fische mit einer dicken Lage be- deckt und die At- mung derselben aufhebt, das bleibt noch fraglich, da in demvorli egenden Falle die Goldfische einmal eine längere Reise durchge- macht hatten und möglicherweise be- Erscheinung finden wir nicht nur im Zierfisch-, sondern auch im Reptilienhandel. Ich erinnere mich, noch vor 5 Jahren M. 7. — für eine Agama heute beschafft der Mitgliedern dieses Pig. 1. Chilodon cyprini von der Rückenseite.*) reits vor derselben unter ungünstigen Bedingungen gehalten waren. Das Übertragen von einmal mit Parasiten behafteten Fischen in die besten Wasser- Verhältnisse hatte gar keinen Erfolg, da die Fische hier gleichfalls zu Grunde gingen. Nachdem dieser Parasit an unseren Karpfen so überaus häufig vorkommt, so ist es sehr wohl möglich, dass er in nicht besonders günstigen Winter- und Hälter- teichen, wo die Fische auf engen Räumen zusammengedi-ängt leben, gleichfalls massen- haft auftreten und daher Fischsterben veranlassen kann. An Karpfen sind mir freilich derartige Sterben noch nicht bekannt geworden, gleichwohl mag die Aufmerksamkeit auf diesen Krankheitserreger hiermit gerichtet sein. Die Wüsten- Agame im Terrarium. Von Otto Tofohr, Hamburg. Mit einer Original- Aufnahme. as noch vor wenigen Jahren mit Gold aufgewogen werden musste, ist heute wohlfeil und für ein Spottgeld zu haben. Diese *) Nach Abbildungen aus: „Zoologischer Anzeiger“. Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann. inermis bezahlt zu haben, Verein „Salvinia“ seinen Reptil für M. 1. — bis 1.50 per Stück, womit nun allerdings nicht gesagt sein soll, dass es nun auch hei den Händlern so billig zu haben sein muss. Unter M. 2.50 pro Stück wird diese Agame durch die Händler kaum zu liefern sein. — Ich habe Agama inermis in grosser Anzahl gepflegt und habe ge- funden, dass sie, wenn sie sich einmal im Terrarium eingewöhnt hat, recht gut auf die Dauer hält, im übrigen jedoch namentlich im Anfänge ihrer Gefangen- schaft eine sehr sorgfältige und vor allen Dingen zweckmässige Pflege beansprucht und ohne diese sich als recht hinfällig erweist. Hauptsächlich ist dies die Folge ihrer kolossalen Gefrässigkeit und dem- zufolge rapiden Verdauung. Die Tiere kommen hier fast regelmässig in geradezu er- schreckend mage- rem Zustande an, trotzdem sie nur ca. 1 1 Tage von ihrer Heimat, dem nördlichen Afrika, bis hierher unter- wegs sind. Bei den afrikanischen Fän- gern mögen sie allerdings auch noch eine Zeit lang, vielleicht 2 — 3 Wochen, ohne Nah- rung bis zu ihrem Versande zubringen müssen, ehe alles abzusendende Viehzeug bei einander ist. Immerhin ist eine so erhebliche Abmagerung nach einer 4 — 5 wöchentlichen Fastenzeit bei einem Reptil bemerkenswert, ertragen doch die meisten Echsenarten längeres Fasten ohne jede sichtbare Folgen. Als ich die erste Kiste mit einigen 60 Agamen, die an meine Adresse gelangte, seinerzeit auspackte, wollte ich für die ganze Gesellschaft keine 50 Pfg. riskieren, so abgemagert kamen mir die Dinger vor! Ich hielt sie für vor- geschrittene Todeskandidaten. Die Bäuche hohl, die Gliedmassen dürr und die Augen einge- sunken, so präsentierte sich die Mehi’zahl, wenn auch ihre Bewegungsfähigkeit noch eine gute Pig. 2. Chilodon cyprini von der Bauchseite.*) 52 Otto Tofolir; Die Wüstenaganie im Terrarium. war. Die Tiere wurden dann in ein wohl durch- wärmtes Terrarium mit einer Schiclit trockenen Sandes gebracht, das von unten her durch eine Heizung gleichmässig warm gehalten wurde (23 — 26° E..), während in den ersten Wochen den Tieren keine Klettergelegenheit geboten wurde, so dass sie gezwungen waren, sich fort- dauernd auf dem erwärmten Sande, auf welchem einige Zierkorkstücke herumlagen, aufzuhalten. Eine solche Einrichtung ist nämlich eine unum- gängliche Notwendigkeit, wenn man die Tiere anfänglich zum Fressen bringen will. Diese Agame frisst nämlich nur, wenn ihr Körper gut durchwärmt, noch besser wenn er ordentlich heiss anzufühlen ist. Wird sie aber in einem Ter- rarium gehalten, in dem es ihr möglich ist, auch kühlere Plätze aufzusuchen, so liegt sie an diesen Orten oft tagelang herum und frisst demzufolge überhaupt nichts. — Auf den erwärm- ten Sand warf ich der Gesellschaft dann nach einigen Stunden eine Handvoll Mehlwürmer, die nun von den dürren Gestalten mit unheimlicher Geschwindigkeit aufgeschnappt, richtiger aufge- leckt wurden. Die Wüstenagame ergreift ihre Beute durch Vorstrecken ihrer kurzen fleischigen Zunge, sie leckt ihre Beute richtig auf, um sie dann mit kräftigen Bissen oberflächlich zu kauen und zu verschlucken. Iln'e Gehässigkeit spottet jeder Beschreibung! Grosse Schaben werden häufig in der Zahl von 4 — 5 nach ein- ander von einer Agame verschlungen, Mehl- würmer wandern einfach ungezählt, häufig 3 und 4 auf einmal, in ihren Magen. Ihre Bäuche rundeten sich denn auch alsbald, nach 14 Tagen schon waren viele geradezu gemästet. Ihre Ver- dauung ist rapide, einen Tag nach der ersten Futteraufnahme bemerkte ich ihre wurstförniigen Exkremente, die mich durch ihre Länge und Dicke überraschten. Ein ausgewachsener Dorn- schwanz erreicht in dieser Beziehung die doch bei weitem kleinere Agame nicht! Ausser mit Schaben und Mehlwürmern fütterte ich Eegen- würmer, Eaupen und Käfer, Schmetterlinge und Geradflügler, soviel ich nur erwischen konnte. Leider sind ausgewachsene Agamen grosse Eäuber, sodass man sie nicht mit kleineren Echsen wie muralis und vivijoara Zusammen- halten kann; sie überfallen solche alsbald, packen sie am Kopfe und würgen sie hinab. Kleinere Agamen sind friedlicher. Neben tierischer Nahrung nahmen einzelne Agamen bei mir auch pflanzliche Kost an, was mich einigermassen überraschte. Sie vei-schluckten wiederholt kleine frischgrüne Salatblättchen oder zerpflückten Salatblätter sowie allerlei leuchtende, auffallend gefärbte Blüten Avie Geranium- und Nasturtiuni- blüten. Es will mir scheinen, als ob solche pflanzliche Kost mehr aus Versehen, denn ab- sichtlich aufgeschnappt wird; ich nehme an, dass die Agame diese Blüten und kleinen Salat- stückchen für stillsitzende Schmetterlinge hält, denen sie in ihrer Heimat viel nachstellen mag. Ich möchte das daraus schliessen, dass meine Agamen grosse Salatblätter durchaus ver- schmähten, da diese sie offenbar nicht an Schmet- terlinge erinnern konnten, während es ihnen andererseits ein leichtes gewesen wäre, mit ihrem kräftigen Gebisse Stücke herauszubeissen. Wie schon erwähnt, waren diese pflanzliche Nahrung aufnehnienden Tiere nur vereinzelte Individuen, die grössere Mehrzahl nimmt nur tierische Kost. — Die geistige Begabung der Wüstenagame kann ich als eine mässige bezeichnen, sie steht hinter derjenigen anderer Agamiden Avie Hardun, DornscliAvanz etc. zurück. Am auffallendsten zeigt sich dieser Mangel an geistiger Befähigung daran, dass die Wüsten- Agame eine künstliche Wärmequelle am Anfang ihrer Gefangenschaft nicht aufzusuchen vermag. ■Sie steht in dieser Beziehung unter allen Echsen wohl einzig da, denn gerade in dem Aufsuchen und Nachspüren auch der geringsten Wärme- quelle leisten fast alle Echsen bekanntlich her- vorragendes. Erst ganz allmählich nach längerer Gefangenschaft lernt die Agame die Heizung- selbsttätig aufzusuchen und erst von diesem Zeitpunkte an kann man sie als völlig ein- gewöhnt betrachten. Bei ihrem Ergreifen der Beute vermisst man das sichere Zupacken, Avie es z. B. vom Hardun ausgeübt Avird. Die Agame schnappt blindlings zu auf jedes sich bewegende Futtertier, verfehlt flüchtige Insekten wie Schaben etc. aber häufig, erwischt an ihrer Statt viel- mehr häufig ein Maul voll Kies oder Sand, welche Fremdkörper sie in diesem Falle nicht wieder von sich giebt, sondern kaltblütig ver- schluckt. Ihrer Verdauung scheint dieses jedoch sehr von Nutzen zu sein. — Wenn die Agame erschreckt wird, rast sie in blinder, kopfloser Flucht davon, sucht mit Gewalt durch die Scheiben hindurch einen Ausweg zu finden und denkt nicht daran, einen der massenhaft an- gebrachten Versteckplätze aufzusuchen. Sie hat in ihrem ganzen Wesen überhaupt etwas tol- patschiges. So kommt es häufig vor, dass Wüsten- Agamen sich in einem flachen Wasser- becken zum Schlafen hinlegen und nun in dem warmen Wasser elendiglich ertrinken, trotzdem Kleine Mitteilungen. 63 sie es mit Leichtig’keit hätten verlassen können. Man giebt diesen Agamen daher am l)esten überhaupt kein Wasserbecken ins Terrarium, das sie zum Trinken doch nur in den seltensten Fällen aufsuchen, sondern sprengt ihnen viel- mehr alle paar Tage etvms warmes Wasser auf die Zierkorkstücke, das sie dann bisweilen ablecken. Viel Wasser brauchen sie überhaupt nicht zu sich zu nehmen, sie sind echte Wüsten- tiere, die wochenlang ohne einen Tropfen Wasser ohne jeden Schaden sein können. — Mit Skinken, AValzenechsen, sowie gleich grossen oder grösseren Reptilien verträgt sich die Wüstenagame präch- tig, wenn sie auch namentlich Skinken gegen- über eine grosse Reizbarkeit an den Tag legt. Sowie sich ein Skink einer Againe nähert, erhebt sich die Agame breitbeinig und stelzenhaft auf ihre Gliedmassen, macht den Rücken krumm, presst die Bauchseiten fest zusammen und reisst dasMaul weit auf, indem sie den Kopf gleich- zeitig dem Störenfriede zuwendet. Kümmert sich der Skink nicht um ihr Gebaren, so beisst sie wolil aucli unter leisem Zischen kräftig zu, so dass dei’ verdutzte Skink schleu- nigst das AVeite sucht. Die nel)enstehend abgebildete Agame ist ein ausgewachsenes Exemplar meines Be- stflnrles; Dip Färlnino- Oiiginalaufnahme nach dem M(Ulue,'5. n'ieraiouug Lehen für die „ßlättev“. und Zeichnung dieser Tiere sind wahrhaft prächtige, sie gereichen jedem warmen, trockenen Terrarium zu einer Zierde, so dass ich dieses interessante Tier allen Reptilienfreunden zur Haltung aufs wärmste empfehlen kann. A kleine J\4iffeilun^en- Die Selbstverstümmelung bei Tieren. — Eine ganze Anzahl von Tieren besitzt die Eigenschaft, ein Glied abzuwerfen, sobald sie an demselben ergriffen werden. Es ist das ein Vorgang, welcher für sie viel- fach lebensrettend ist, wenn sie von einem Feinde er- fasst werden. Man beobachtet diesen Vorgang nicht nur bei Käfern. Schmetterlingen und Krebsen, auch bei Eidechsen und Blindschleichen. Man glaubte zunäclist, 'dass es sich um eine wohlüberlegte Selbstamputation handelt. Dies ist aber nicht der Fall. Bei allen Tieren, sowohl hei Eidechsen v'ie bei Krebsen, zeigt es sich, (lass es nur ein R(‘fle.\, ein automatischer, inimei’ in derselben Weise sich abspielender Prozess ist. Die Be- rührung des Schwanzes einer Eidechse muss immer an einer bestimmten Stelle und sie muss vor allen Dingen mit Kraft geschehen, damit der Schwanz abbricht. Wenn man aber mit Vorsicht denselben anfasst und ihn anbindet, kann sieh das Tiei’ nicht befreien, wie gross auch die Lebensgefahr ist. Trifft man nicht die i'ichtige Stelle, so bleibt das Tier ebenfalls in der Hand seines Peinigers. So band L. Frederig den Schwanz einer Eidechse an seiner Basis fest, ohne dass er ab- brach; presste er nun das Ende des Schwanzes, so brach dieses ab, aber das Tier war türlich noch immer in Gefangenschaft. Dieses schnelle und freiwillige Ab- brechen ist recht merkwürdig, weil für gewöhnlich der Schwanz einer Eidechse oder die Schere eines Hummers nicht sehr brüchig sind. Bei einer toten Blindschleiche, die 19 g wog, waren 490 g nötig, um den Schwanz auszurelssen, ebenso wai- ein 90 Mal so starker Zug- nötig, um das Sprungbein einer toten Heuschrecke abzureissen als das Gewicht des Kör- |.»ers betrug. Die Selbst- amimtation ist Inn den Tieren stets ungefährlicln Giftige Fische besitzen gleich den Schlangen Gift- drüsen und verwunden ihre Beute 'durch Stiche,' die meisten dieser Fische leben in siidliclien Breiten. Kur w(mige derselben k'ommeir im Mittelmeer und selten an den Küsten Englands Oller Deutschlands vor. Wüsten-Agame^ Den Menschen werden sie (Ägama inernds). nur dadurch gefährlich, Bes.: Ö. Tofohr, Hamburg. dass beim Fangen sich der Fischei' an den Stacheln reisst oder mit nacktem FusS auf einen Fisch tritt. Die Vergiftung bewirkt ausserordentlich starke Schmerzen, Schwellungen der Glieder und geistige Ver- wirrung, doch tritt nach langem Kranksein meistens die Heilung ein. Neuerdings hat Dr. Briot das Gift der Queise (Trachiniis draco), die im Mittelmeer lebt, genau untersucht. Die Injektion des Giftes in die Adern eines Kaninchens führte den Tod herbei, unter ähnlichen Er- scheinungen wie durch Schlangengift. Trotzdem hat das Gift dieses Fisches mit dem Schlangengift nichts gemein, denn das Serum gegen das Schlangengift von Prof. Calmette war wirkungslos. Dagegen gelang es Dr. Bi'iot, ein Serum herzustellen, welches ein Gegengift enthält, und mit dessen Hilfe Kaninchen, denen das Fisch-Gift ein- gespritzt war, wieder entgiftet werden konnten. B. L. A. 54 Vereins-Nachrichten. yEREINS'#Wi%T NACHRICHTEN „Nyinphaea alba“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde Berlin. Sitzung am Mittwoch nacli dem 1. und 15. jeden Monats. Vereinslokal: Restaurant Jäger, Köpnickerstr. 80 — 81. Sitzung am 5. November 1902. Herr Schlieper eröffnet die Sitzung um 9^/4 Uhr. Als Gast ist anwesend Herr C. Bensch. Das Protokoll der letzten Sitzung wird angenommen. Zur Besprechung gelangt die Feier des Busstages. Es wird beschlossen, eine Pärtie nach Summt zu unternehmen. Um das Interesse an den Sitzungen rege zu erhalten, soll nach dem Vorschlag des Vorstandes das Halten von Vorträgen abwechselnd von allen Mitgliedern geschehen, doch soll eine Verpflichtung hierzu nicht vorliegen. In Aussicht genommen sind kleine Mitteilungen aus der Liebhaberei, wozu Anregungen an die Mitglieder vom Vorstand er- gehen. Herr Lehmann teilt mit, dass das Männchen unseres Aplochilus panchax-Pärchens das Weibchen tot- gehissen hat; das letztere ist zur Stelle. Herr Lehmann wird beauftragt, Ersatz zu beschaffen. Herr Bensch beantragt seine Aufnahme in den Verein. Schluss der Sitzung 12’/.2 Uhr. Sitzung vom 3. Dezember 1902. Um 9'/2 Uhr eröffnet Herr Weimar die Sitzung und begrüsst Herrn C. Bensch als neues Mitglied. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und wie niedergeschrieben angenommen. Herr Weimar macht bekannt, dass zum 1. Januar 1903 ein neues Vereins- organ eingeführt wird: die „Blätter für Aquarien- und Terrarien-Kundc“. Der Vorsitzende regt den fakultativen Bezug der Zeitschrift an: über diesen Vorschlag wird zur Tagesordnung übergegangen und die Entscheidung der General-Versammlnng überlassen. — Herr Genz be- richtet Iiierauf über die Busstagpartie; der Bericht wird noch von dem Leiter der Partie, Herrn Düincke ergänzt. Es entspinnt sich hierauf eine längere Debatte über die Zweckmässigkeit derartiger Partien. Die im Laufe dieses Jahres eingegaugenen freiwilligen Beiti-äge sollen laut Beschluss zu Neuanscliaffungen für die Bibliothek verwendet werden und sollen hierbei sowohl Aquarien- wie Terrarienliebhaber bedacht werden. Von den ab 1. Januar 1903 gesammelten freiwilligen Beiträgen sollen Fische und Pflanzen zur Verloosung unter den Mit- gliedern augescbafft werden. Der Erlös von zur Ver- loosung von den Mitgliedern gestifteten Tieren und Pflanzen soll zur Anschaffung von anatomischen Prä- paraten verwendet werden. Herr Weimar übergiebt dem Verein als Präparat 4 Kiemenfüsse und stellt weitere Präparate in Aussicht. Es wird beschlossen, wie im vorigen Jahr ein Weihnachtsfest abzuhalten. Zum Ver- gnüguugskoniite werden gewählt: die Herren Genz, Hipler und Kahler, denen das Arrangement überlassen wird. Laut Antrag Rudolph wird dem Komitee eine Summe aus der Vereinskasse bewilligt und soll ausserdem pro Mit- glied 50 Pfg. Extrasteuer erhoben werden. In Beant- wortung einer Frage verliest Herr Lewandowski einen längeren Artikel über Gambusia holbrooki. Schluss der Sitzung 12 3/4 Uhr. Sitzung vom 17. Dezember 1902. Herr Weimar eröffnet die Sitzung um 9'/2 Uhr und begrüsst Frau Lobe, welche als Gast anwesend ist. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen imd an- genommen. Herr Genz berichtet über die Schwierig- keiten, die es der Kommission nicht ermöglichen, einen passenden Saal zur Abhaltung unseres Weihnachtsfestes zu bekommen. Es wird dann beschlossen, an einem späteren Datum ein Familienfest im Rahmen des ge- planten Weihnachtsfestes mit Bescheerung oder Ge- schenkverloosung an die Kinder abzuhalten. Der Vor- sitzende teilt dann mit, dass die nächste Sitzung eine Generalversammlung ist. Zu Kassenrevisoren werden die Herren Schröter und Vogt gewählt. Herr Schlieper hält einen längeren Vortrag über parasitäre Erkrankungen und berichtet, dass seine Schleierschwänze seit ca. zwei Jahren mit Gyrodactylus, Dactylogyrus und Trichodina behaftet sind, sich dabei aber wohl und munter fühlen, da dieselben stets gut genährt sind und der Behälter nicht überfüllt ist. Auf letztere Punkte wies Vortragender besonders hin, da im entgegengesetzten Palle die Fische nicht widerstandsfähig genug sind. Auf die Heilungs- methoden eingehend bemerkt Redner, dass es ein zu- verlässiges Mittel bis jetzt nicht giebt, selbst das so sehr angepriesene Antigyrodactilin ist nicht im Stande, Gyrodactylus und Dactylogyrus in 90 Sekunden zu töten und längere Behandlung mit dem Mittel würde für den Fisch schädliche Folgen haben. Vortragender empfiehlt, die in der Gebrauchs-Anweisung des Mittels empfohlene Wassernachkur anzuwenden, jedoch ohne Beimischung des Mittels, da schon durch den jedesmal um 1“ kälteren Wasserwechsel die Parasiten veranlasst werden, ihren Wirt zn verlassen. Herr Schlieper regt noch die Frage an, ob verschiedene Parasiten nicht durch andern den Fischen unschädliche Wasserhewohner verzehrt werden und foi'dert zu Beobachtungen nach dieser Richtung hin auf. Als Gast ist noch erschienen Herr G. Memler. derselbe wird vom Vorsitzenden begrüsst. Herr Weimar hat als Präparat Schwimmblasen von blasenkrankeu Fischen mitgebracht und entspinnt sich über Ursachen und Verlauf dieser Krankheit bezw. Heilung der „Kopf- bezw. Schwanzsteher“ eine längere lebhafte Debatte. Herr Schlieper hat drei Axolotl gestiftet; der Erlös von 3,70 Mk. wird dem Kassierer überwiesen. Nach einem Schlusswort aus Anlass des Schlusses des Geschäfts- jahres schliesst Herr Weimar die Sitzung um 12 Uhr. General-Versammlung vom 7. Januar 1903. Um 93/4 Uhr eröffnet Herr Weimar die Sitzung und begrüsst die Mitglieder im neuen Jahr, ihnen ein glück- liches Neujahr wünschend. Als Gast ist anwesend Herr Otto Langer; genannter Herr hat sich zur Aufnahme gemeldet. Das Protokoll der letzten Sitzung wird ver- lesen und genehmigt. In seinem Jahresbericht giebt der Vorsitzende einen Überblick über die Tätigkeit des Vereins im abgelanfenen Geschäftsjahr und fordert am Schluss die Mitglieder auf, durch regen Versammlungs- besuch unsere Liebhaberei fördern zu helfen. Nach dem von Herrn Genz erstatteten Jahresbericht bezw. Vereins-Nachrichten. 55 Kassenbericht pro IV. Quartal verbleibt dem Verein bei einer Einnahme von 403,01 Mk. und einer Ausgabe von 179,50 Mk. ein Bestand von 223,51 Mk. bei einem Stand von 59 Mitgliedern. Auf Antrag der Revisoren wird dem Kassierer durch Erheben von den Plätzen Decharge erteilt. Nach Verlesen der Eingänge, unter denen sich auch ein Neujahrs-Glückwunsch vom Verein „Hottonia“ befand, wurde zur Neuwahl des Vorstandes geschritten. Nach derselben setzt sich der Vorstand wie folgt zu- sammen; Herr Weimar, Hasenbeide 59 n wohnhaft, I. Vor- sitzender; I. Schriftführer: Herr Rudolph; I. Kassierer: HerrGenz; I. Bibliothekar; Herr Vogt; I. Verkaufswart; Herr G. Lehmann; II. Vorsitzender: HerrAdler; Il.Schrift- führer: Herr Deckert; II. Kassierer: HerrHipler; II. Bib- liothekar: HerrDümcke; II. Verkauf swart: Herr Andersen; das Amt als Sammlungswart behält Herr Weimar. — Ihren Austritt aus dem Verein erklären die Herren Thiele. Berlin; Rohloff, Steglitz und Röhl, Ell)ing. Zur Auf- nahme hat sich noch gemeldet Herr W. Neumann, welcher als Gast anwesend ist. Da die Verguügungskommission mit Ablauf des Jahres ihr Amt uiederlegt, wird zur Neuwahl geschritten; aus derselben gehen als gewählt hervor: die Herren Adler, Genz und Schröter. Die Neu- wahl des Importeurs, sowie die endgültige Bestimmung über die Verwendung des Mikroskops, desgleichen die Fortführung der Geschäfte der heutigen General-Ver- sammlung wird wegen vorgerückter Zeit einei' in der nächsten Woche einzuherufenden ausserordentlichen Generalversammlung überlassen und schliesst der Vor- sitzende die Sitzung um 1 Uhr. Ausserordentliche General-Versammlung vom 15. Januar 1903. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung, zu welcher sämtliche Mitglieder schriftlich eingeladen sind, um 9% Uhr. Das Protokoll der Generalversammlung wird ver- lesen und genehmigt. Es wird dann in die'Erledigung der Tagesordnung der Generalversammlung eingetreten und als Importeur Herr Hipler neugewählt. An der Diskussion über die Verwendung des Mikroskops ist eine rege Beteiligung zu verzeichnen. Die Beratungen werden auf Grund des in der Generalversammlung an- genommenen Antrages Schröter gepflogen, welcher be- sagt: „keinen Herrn als Mikroskopiker zu wählen“. Die Anträge, welche Verleihung des Mikroskops an die Mitglieder fordern, werden sämtlich abgelehnt und der Antrag Rudolph beschlossen, „dassell)e nur in den Sitzungen zu Demonstrationsz wecken zu benutzen“. Nach dem Anträge des Vorsitzenden wird hierauf eine Kommission gewählt, bestehend aus den Herren Bensch, B. Krafft und Schlieper. welche für die Instandhaltung des Apparates zu sorgen hat und deren Mitglieder ab- wechselnd Vorträge über Handhabung des Mikroskops und mikroskopische Objekte halten sollen. — Herr Sund meldet seinen Austritt au. — Herr B. Krafft stiftet der Sammlung des Vereins ein Trockenpräparat vom Stern- gucker (Uramiscopus scaber) und bemerkt dazu, dass der Fisch vermöge seiner aufwärtssehenden Augen und des nach oben geöffneten Maules zu einem Leben im Sande geschaffen ist, in welchem er sich auch meisten- teils bis auf Augen und Maul vergraben aufhält. — Es gelangt dann eine vom Vorstand des „Vereins der Berliner Aquarien- und Terrarienfreunde“ an uns ge- richtete Anfrage die Verschmelzung des dortigen Vereins mit der „N. a.“ betreffend, zur Besprechung. Die Dis- kussion ist recht lebhaft und sprechen sich sämtliche Redner gegen eine Verschmelzung aus. Es wird be- schlossen, den Mitgliedern des „Vereins der Berliner Aquarien- und Terrarienfreunde“ den Eintritt in unseren Verein aut Grund unserer Statuten auheimzustellen. — Der Antrag des Vorsitzenden, „den fakultativen Bezug der Vereinszeitschrift einzuführen und den Beitrag für die Mitglieder, welche die Zeitschrift nicht beziehen, auf 50 Pf. monatlich zu normieren“ wird mit Hinweis auf die mehrfach gefassten Beschlüsse, welche einen obligatorischen Bezug festgelegt haben, abgelehnt. Herr Hipler beantragt, unser Vereinsspind gegen Feuer, Wasser und Diebstahl zu versichern. Dieser Antrag wird angenommen. Schluss der Sitzung um U/+ Uhr. A. R. Verein der „Aquarieiifreiinde“ zu Berlin. Vereinslokal „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung vom 14. Januar 1903. An Stelle des I. Vorsitzenden eröffnete Herr Thätner die Sitzung um 9^/4 Uhr. Anwesend waren 49 Mitglieder und die Herren P. Stelkens, W. Paetz, Frau Sprenger imd Frau Schubert, als Gäste. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde verlesen und gezeichnet. Im Einlauf befanden sich: je eine Neujahrsgratulation der beiden rührigen Vereine „Isis“ in München und „Humholdt“ in Hamburg. Von letzterem ausserdem ein Schreiben betreffs gegenseitiger Mitgliedschaft, dessen Beding- ungen von unserem Verein angenommen wurden. Hierauf erstattete Herr P. Wolf den Quartalsbericht. Es ergab sich eine Einnahme von 149,78 Mk. und eine Ausgabe von 71,40 Mk., so dass ein Kassenbestand von 78,38 Mk. verblieb. Mitglieder waren am Schluss des Vierteljahrs 65 vorhanden. Die Herren 0. Herga und W. Baumgardt bestätigten in ihrer Eigenschaft als Revisoren die Richtigkeit obigen Berichtes, erbaten sich jedoch über einige von Herrn Memler ausgestellte Rechnungen nähern Aufschluss, welcher ihnen gewährt werden soll, sobald der 1. Vorsitzende anwesend ist. Darauf wurde beschlossen, die Ausstellung des Vereins in den Tagen vom 20.— 31. August stattfinden zu lassen. Als Mitglieder aufgenommen wurden die Herren Paul Hamann, Baumeister und Adolf Dietrich, Rentier. Zui' Aufnahme meldete sich Herr W. Paetz, Sclineidermeister (Berlin). — Hierauf folgte eine Voilesung iibei' „Beweise für die Abstammungslehre aus dem Gebiet der Ent- wickelungsgeschichte. In diesem Kapitel, dem Weihe Dr. R. Hesses, Abstammungslehre und Darwinismus entnommen, interessiert besonders die auffallende Ähn- lichkeit der Wirbeltier-Embryonen in ihrem frühesten Stadium. Diese gleichen sich in ihren charakteristischen Eigenschaften, hauptsächlich in den Kiemenfurcheu, wie dieselben z. B. an den Embryonen der voneinander verschiedensten Geschöpfe, wie Mensch, Huhn, Ringel- natter und Haifisch an der Tafel in Zeichnungen vor- geführt wurden. Nach Schluss der sehr beifällig auf- genommenen Vorlesung überraschte Herr G. Reimann den Verein durch Vorzeigung von Nachzucht seiner roten Planorbis corneus. Die jungen Tiere wiesen genau die intensiv rote Farbe des Muttertieres auf. Bei einigen war sogar eine ins Rote spielende Farbe des Gehäuses wahrnehmbar. Auf Antrag G. Baumgardt’s wurden sechs Stück zum Preise von sechs Mark vom Verein angekauft und je zwei Stück den Herren A. Kahlenberg 56 Vereins-Nachrichten. F. Sprenger und H. Palm zur Weiterzucht über- geben. — Eine merkwürdige in ihrem Wesen und Ur- sachen noch wenig erforschte Fischkraukheit bildet uustreitbar die Wassersucht. Die Ursache derselben in zu kaltem Wasser zu suchen, hat sich als nicht stichlialtig erwiesen. Sind uns doch Fälle bekannt, wo besonders Schleierfische völlig in ihren Behältern ein- froren, ohne dass sichtliche Veränderungen im Gesund- heitszustände der Fische nachgewiesen werden konnten. Eben so wenig ist uns eine Heilmethode wassersüchtiger Fische bekannt, welche gegebenen Falles mit Erfolg angeweudet werden könnte. Die verzweifeltsten und gefährlichsten Experimente sind ausgeführt worden, wie z. B. Einreiben des erkrankten Fisches mit Koch- salz etc. Erfolg?! Eingehen des Patienten nach kurzer Zeit. Ein seltsames Verfahren wurde von Herrn Rose zur Anwendung gebracht, welcher die erkrankten Fische einfach zwischen den Fingern massierte — und auf diese Weise von mehreren erkrankten Fischen angeblich zwei Stück gei’ettet hat. Eine Frage, in welchen Gegenden Deutschlands die Sumpfschildkröte noch frei- lebend anzutreffen ist, erregte allgemeines Interesse. Beobachtet und gefunden wurde dieselbe von Mitgliedern in der Spree im Weiclibilde Berlins; dann im Lücksee in Ostpreusseu und schliesslich auch noch in Bayern. Doch bleibt es dahingestellt, ob es sich liiei'bei nicht um ausgesetzte Tiere handelt. Nachdem nun noch über für das Aquarium brauchbare heimische Wasser- pflanzen diskutiert war, schloss Herr Thätner die Sitzung mit dem Hinweis auf die Generalversammlung, welche am 11. Mäi'z stattfindet und zu welcher Anträge Ih Tage vorher schriftlich in Hänilen des Vorstandes sein müssen, um. 12 Uhr. G. B. ,,Salviiiia‘S Vereiuvon Aquarien- und Terrarienfreundeu, Hamburg'. Vereinslokal: Siechen-Bräu, Kreuzweg 6. Versammluug ani 1. Dezember U102. Anwesend sind 37 Personen. Aufgenonunen werden die Herren L. v. Gehlen, Waudsbeck, E. Golmer und Th. Hessler, Hamburg sowie der Verein Linne in Hannover. Es stellen Antrag zur Aufnahme in den Verein die Herren W. Schwarz, H. Kö])pe, \V. C. Spielmann, Ham- burg, ferner die Herren Georg Decroupet, Lüttich, Belgien; Opernsänger Franz Hai-res, Darmstadt: Hans Wüi'dinger, Saaz, Böhmen: 0. Guttzeit, Serpuchow, Russland; Karl Becker, Frankfurt a. M. ; August Hoeger, Prag, Böhmen und Fräulein Eugenie Rupprecht, Amberg, Bayern. Im Einlaufe eine Reihe von Anmeldungen auswärtiger Liebhaber und Liebhaberinnen (siehe oben) sowie zahlreiche .\nfragen aus der Schweiz, Russland, Belgien, Oesterreich, England, Amerika u. s. w., die Mitgliedschaft der Salvinia betreffend, -r- Es sind diverse Neuanschaffungen für die Bibliothek gemacht worden ; die teils recht wertvollen Büchei', die zum Teile Fische, zum Teile Re|)tilien behandeln, stammen der Mehi'zahl nach aus den Bibliotheken des vei'storbeneu Professors an der Universität in Genf Herrn Dr. Hermann Fol sowie des ebenfalls verstorbenen Medizinalrats Dr. E. Zeller in Stuttgai't. — Durch Herrn Brüning werden eine Reihe von Kärpflings-Photographien herumgezeigt, die einen Artikel unseres Heri-n Brüning über Kärpf- linge in den Blättern zu begleiten bestimmt sind. Der 11. Vorsitzende 0. Tofohr hat wieder eine Reihe von Spiritus-Präparaten (die Kadaver wurden durch die Herren Knüppel, Tengler und Tofohr gestiftet) fertig- gestellt und bringt dieselben heute Abend zur Ab- lieferung. Es sind Präparate von Crocodilus niloticus, Osteolaemus tetraspis, Alligator missisippiens, Tarbophis vivax, Calotes versicolor, Sceleporus consobrinus, Gerrho- notus coeruleus, Cnemydophorus sexUneatus, Eumeces erythrocephalus sowie Eumeces shiltanianus. Die teils recht seltenen Sachen werden mit Interesse besichtigt und den Spendern der Dank des Vereins ausgesprochen. — Hierauf hält der 1. Kassenwart Herr H. Glinicke einen fesselnden Vortrag über die Durchlüftung des Süsswasseraquariums unter Demonstration eines Press- luftdurchlüfters mit Holzausströmnngskörper (System 0. Preusse), der ungeteilten Beifall findet und in unseren „Naclu’i eilten“ zum Abdruck gelangen wird. Der Durch- lüfter arbeitet, wie die Versammelten konstatieren, vor- züglich. — Herr Siegelka zeigt den Rahmenban eines Holzaquariums vor. — Fragekasten, Gratisverteilungen von Fischen und Pflanzen. Schluss 12 Uhr. Versammluug am 17. Dezember 1902. Anwesend sind 48 Personen. Aufgenommen werden die Herren W. Schwarz, H. Köppe, W. C. Spielmaun in Hamburg; Georg Decroupet, Lüttich, Belgien; Opern- sänger Franz Harres, Darmstadt; Hans Würdiuger Saaz, Böhmen; 0. Guttzeit, Serpuchow, Russland; Karl Becker, Frankfurt a. M.; August Hoeger, Prag, Böhmen und Fräulein Eugenie Rnjiprecht, Amberg, Bayern. Es melden sich an die Herren Pastor Dreyer, Austalts- geistlicher Rendsburg, Paul Kämmerer, Berlin, Clemens Scheumann, Friedeburg-Freiberg i. S. sowie C. Schnelle, Hamburg. Im Einlaufe: Schreiben unseres Ehren- mitgliedes Heri'u Dr. Wolterstorff, worin derselbe um exakte Angaben über Haltung und Züchtung etc. von Molchen in der Gefangenschaft bittet. — Es wird bekannt gegeben, dass für die Zukunft der § 9 der Satzungen (Ausschluss wegen Zahlungsversäumnis) strenge durchgeführt werden wird. — Alsdann hält Herr Brüning einen Vortrag über Pflege der Molche, aus welchem besonders hervorzuheben ist, dass auf dem Ti-ansporte oder durch sonstige Zufälligkeiten scheinbar ertrunkene Molche dadurch fast stets wieder ins Leben zurückgerufen werden können, dass mau sie auf den sclirägen Rand einer Schüssel, den Kopf abwärts, legt, oder einfach über ein Stäbchen, quasi „über die Leine“ hängt; das Wasser findet so Gelegen- heit, aus dem Körper herauszulaufeu, und man bemerkt schon nach kurzer Zeit die ersten Anzeichen des zurück- kehrenden Lebens der Tiere; probatum est! — Gratis verlost wurden 2 grosse Pleiirodeles wedtlii, sowie eine Anzahl Cyperuspflauzen. •— Durch Herrn Riechers wird ein kleiner Pfeilschwanzkrebs für die Präparateusamm- lung gestiftet. — Herr Flurschütz warnt vor der Fütterung von Fischen mit rohem Hackfleisch, da das- selbe häufig (trotzdem dies verboten ist) mit Präserve- salz versetzt sei, in weichem Falle Fische nach dem Genüsse dieses Fieisches aisbald verenden. — Herr Haberle bestätigt dies und begründet es mit der Giftig- keit des aus Natriumbisulfit bestehenden Präservesalzes; man solle zur Fütterung niemals Hackfleisch benutzen, sondern sich das Fieisch für diesen Zweck selbst zerkleinern. Fragekasteu. Schluss 11 '/z Uhr. T. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade. Berlin 0. 1 7, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schenVerlagsbuchhandlungin Magdeburg. — Druck von A.Hopferin Burg b. M. Albinos und Albinismus. «n der Aquarienliebhaberei sind in letzter Zeit mehrfach Fälle bekannt geworden, wo Wassertiere einen mehr oder weniger ausgei)rägten Albinismus zur Schau trugen. AVissenschaftlich als Leukäthiopie bezeichnet, ist der Albinismus eine angeborene Krankheit, die sporadisch auf- tritt, vielfach erblich ist und die zu heilen der AVissenschaft nicht gelingen dürfte. Die Krank- heit beruht auf einem mehr oder minder voll- ständigen Mangel des Pigments in der Mal- pighischen-Schicht der Haut, sowie auf Pigment- mangel in der Eegenbogen- und Gefässhaut des Auges, die deshalb durch ihren Biutgehalt hell- rot erscheint. Solche mit Albinismus behafteten Geschöpfe sehen am besten in der Dämmerung und alle sind kurzsichtig, dieses ist der einzige Nachteil, den der Albinismus seinem Träger zu- fügt: sein Auge ist gegen Sonnenstrahlen sehr empfindlich, weil das Licht von dem sonst vor- handenen Pigment nicht aufgesaugt wird, und so das Auge reizt. Ferner sind alle Albinos zart organisiert, sodass sie zu Erkrankungen sehr disponiert sind. Merkwürdig ist es ferner auch, dass sich nicht selten in den inneren Organen der Albinos Pigment in Form von Knötchen und Geschwülsten, sogenannten Mela- nomen, abnormer Weise abgelagert hat. Ohne hier näher auf den Albinismus der Säugetiere einzugehen, der sich bei diesen in einer Weissfärbung der Haut und Haare aus- prägt, möchte ich vielmehr auf den bedeutend weniger gekannten der AVassertiere hin weisen. Hier ist ein vollständiger Albinismus eine sehr seltene Erscheinung, häufig zeigt er sich als beginnender Albinismus, als eine Gelbfärbung, Xanthorimus. Bei diesem sind die dunklen Chromatophoren der Zellen mit mehr oder weniger intensiv gelbem Pigment gefüllt. Besonders an domestizierten Fischen zeigt sich dieses, wofür der Goldfisch, Goldschleihe, Goldoi'fe und Gold- karpfen genannt sein mögen. Indessen tritt eine solche Gelbfärbung auch bei wildlebenden Fischen auf und wurde dieselbe bei Schellfisch, Flunder, Goldbutt, Plötze, Aal, Quappe, Schlamm- beisser. Barsch und Karausche beobachtet. Gelbe Aale, die in Gefangenschaft schon öfter gehalten wurden, färbten sich allmählich dunkler. Ein Fall ist auch bekannt, dass eine Karausche, die jung ihr gewöhnliches Schuppenkleid trug, sich im Laufe der Jahre ganz gelb färbte. Ein ziem- lich weisser Hecht, der nur schwach gelblich gefärbt war, wurde Jahre hindurch lebend im Berliner Aquarium gezeigt, und als Gegenstück hierzu wird von dem Verein „AVasserrose“ in Dresden ebenfalls von einem weissen Hecht be- richtet, der dem Di'esdner Museum einverleibt wurde. Von AA^ eichtieren wurden Albinos, gelbe, oder besser gesagt, gelbrote Vivipara durch den Verein „Humboldt“ vor längerer Zeit bekannt. Dieser Vivipara- Albino scheint übrigens nicht so sehr selten zu sein, denn auch in der Umgegend von Berlin sind solche Tiere gesammelt, die aber meistens nicht so intensiv gefärbt waren, als diejenigen, welche aus der Umgebung Hamburgs den Liebhabern zugänglich gemacht wurden. An einer noch nicht beobachteten Art des Albinimus bei Schnecken konnten sich vor einiger Zeit die Mitglieder des Vereins der Aquarien- und Terrarien-Freunde zu Berlin er- freuen, in welchem Falle es sich um eine blut- rote Planorbis handelte. Ein Mitglied des Ver- eins, Herr A. Eeimann, erbeutete dieses Tier in der Panke bei Nieder-Schönhausen (Vorort von Berlin) Ende September im vorigen Jahre. In einem naturgemäss eingerichteten Aquarium, 58 Hans Zimniermann: Eine Meerfahrt zur Erlangung wissenschaftlichen Untersuchungsmaterials etc. sorgsam allein gepflegt, setzte die Schnecke Ende September Laich ab, der Anfang November aus- kam und eine ganze Anzahl Nachkommen ergab, die alle mehr oder weniger eine intensiv rote Körperfarbe besitzen. Hoffentlich erobert sich dieser schöne Albino bald die Becken der Lieb- haber, wo er mit seiner leuchtend roten Körper- farbe so recht zu den Goldflschabarten passt. Eine Meerfahrt zur Erlangung wissenschaftlichen Untersuch- ungsmaterials der Zoologischen Station Rovigno (Istrien). Von Hans Zimmermann. Mit 6 Originalaufnahmen. (Schluss.) ach einiger Zeit haben wir weiter ober- halb eine andere, anscheinend günstigere Stelle gefunden. Diesmal versuchen wir einen Zug mit der Netzdredge. Der Dampfer hält; die Dredge nimmt ihren Weg in die Tiefe, wieder das bekannte Eucken, noch etwas Tau nach und dann letzteres befestigt. In langsamem Tempo arbeitet die Maschine vorwärts. Alle sind wir gespannt, was die Dredge dieses Mal uns be- scheren wird. Voll der besten Hoffnungen be- reiten wir uns zum Empfang derselben vor. Bottiche mit Wasser werden bereit gestellt, Siebe hervorgeholt, Pinzetten, Spatel etc. zurecht- gelegt und dann die langsam verstreichenden Minuten gezählt, die bis znm Heraufziehen der Dredge verfliessen. Heute scheinen uns die Minuten zu Stunden zu werden. Endlich, endlich ertönt das Signal „die Dredge herauf“. Die Mannschaft ergreift das Tau und zieht aus allen Kräften, doch uns geht es nicht schnell genug, wir fallen selbst darüber her. Bald genügen aber auch unsere vereinigten Kräfte nicht mehr. Da muss die Winde in Arbeit treten. Langsam und schwer rollt sich das Tau auf. Aller Augen sind auf den Punkt gerichtet, wo die Dredge erscheinen soll. Nach Minuten, die uns eine Ewigkeit dünken, nimmt das Wasser eine schwach lehmgelbe Farbe an. Immmer dunkler und dunkler wird der Farbton, bis endlich inmitten dieser dunklen Wolke unsere heiss erwartete Dredge erscheint. Alle Hände packen zu, aber noch soll unsere Stunde nicht geschlagen haben. Der Matrose bindet unmittelbar über der Dredge eine kurze Leine an. Der Dampfer, der während dieser Arbeiten gehalten hat, setzt sich wieder in Bewegung und schleppt die Dredge im Wasser nach, um den Schlamm wenigstens teilweise auszuwaschen. Dies wird befördert, indem man ruckweise die Leine anzieht und nachlässt. Endlich wird das Netz an Bord gebracht und der Inhalt in einen grossen Kasten entleert. 0, welch einen trostlosen Anblick gewährt diese Bodenprobe: ein grosser gelber Brei liegt vor unseren Augen. Aber daraus werden wir bald unsere Schätze sortieren. Gleich oben Anden wir ca. 8 Quallen, die durch ihre gallertartige Glocke auffallen und der vorsichtigsten Be- handlung bedürfen. In ein mit Wasser gefülltes Glas befördert, erkennen wir sie als eine Tyma- Art und, dass alle bis auf eine am Leben und nicht beschädigt sind. Diese Medusen leben dicht über dem Meeresboden und werden zu- weilen durch Dredgen heraufbefördert. Dann bringen wir etwas von dem Lehmbrei in ein engmaschiges Sieb und waschen in einem Bottich mit AVasser unter hin- und hergehenden Bewegungen den Schlamm aus. Bald erscheinen auch schon unsere Freunde: Zuerst kommt eine riesige Isocardia zum Vorschein, dann folgen eine nicht geringe Menge Herzseeigel (Schizaster canaliferus) und endlich auf dem Boden des Siebes, nachdem aller Schlamm ausgewaschen, finden sich unter vielen Muschel- und Würmer- bruchstücken Herzmuscheln ( Cardium echinatum ) in kleineren Exemplaren, Zahnschnecken (Den- talium dentale), Turmschnecken (Tu/rritella com- munis), Seegurken (Gucumaria tergestma), kleine Schlangensterne (Ophiurus) etc. etc. Nachdem auf diese Art nach und nach alles gewaschen und das Brauchbare herausgesucht und in die Gläser untergebracht ist, geben wir den Eest dem Meere zurück, und dampfen seelen- vergnügt weiter. Der Erfolg erfüllt uns alle mit grösserer Arbeitslust, so dass nun Zug auf Zug in schneller Folge, abwechselnd mit der Dredge und dem Schwabber erfolgt. Auf diesen Zügen werden an Neuigkeiten hauptsächlich Synapta digitata, Murex brandaris besetzt mit einer Folythoa-Siyezies etc. erbeutet. Jedoch ist das mit dem Schwabber heraufgebrachte Materal viel reicher und besser erhalten, dabei mühe- loser zu bearbeiten, als das mit der Netzdredge gewonnene. Also ist erstere für Schlammboden fast unentbehrlich. Nun scheinen wir genug im Kanal gear- beitet zu haben und wollen jetzt unser Auge an anderen Tierformen ergötzen. Deshalb ver- lassen wir wieder den Kanal, um vor demselben im Angesichte Orseras zu fischen. Genügend beschwert nimmt unsere Dredge ihren AVeg in Hans Zimmermaun: Eine Meerfahrt zur Erlangung wissenscliaftlichen Untersiichungsmaterials etc. 59 die Tiefe, fasst, der Dampfer setzt sicli wieder in Bewegung und wii‘ bereiten uns von neuem auf den Empfang des Netzes vor. Da uns der jetzige Grund als Bryozoengrund bekannt ist, benützten wir dieses Mal die Dredge mit halb- kreisförmigem Ealimen und wir hoffen, dass unsere Erwartungen nicht auf unliebsame Weise zu nichte werden. Nach einer Viertelstunde wird wieder gestoppt und die Dredge an Bord gezogen. Was wird uns dieses Mal bescheert werden. Die schönsten und unaussprechlichsten Vermutungen werden laut, bis endlich unsere Sorgen mit der Ankunft der Dredge ein Ende haben. Hoch erfreut machen wir alle einen Freudenhopser, denn uns lacht die volle Netz- füllung durch die Maschen entgegen. Überhastig beeilen wir uns, unseren Fang an Bord zu bringen. Dort angelangt, wird er sofort von uns belagert, die wir nun ein Stück nach dem andern als unser Eigentum erklären. Der Anblick dieses Fan- ges ist aber auch wahr- haft ent- zückend. Zuerst sehen wir unsere Ver- mutung be- stätigt,denn - die über- wiegende Masse be- steht aus kleineren und grösse- ren Bryo- zoen- und Kalkalgeii-Stücken, zwischen denen Neptuns Kinder ein jetzt wenig behagliches Leben zu führen scheinen. Hier machen sich riesige Seesterne (Asterias glacudis, Eclü- naster seposites, Astropecten auranticaus etc.^, Schlangensterne ( Ophiodenna longicauda, Opjhio- glypha lacertosa, Ophiothrix fragilis, Ophimyxa pentagona etc.^ und Haarsterne (Antedon rosacea) aus dem Staube, dort lassen einige Krabben vor Schreck in der Eile die Hälfte ihrer Beine liegen, ja selbst in die grossen plumpen Seeigel (Sphaer- echinus gr anularis und Echinus melo) kommt Leben, indem sie mit ihren Saugfüsschen ein -unaufhörliches Spiel treiben. Zwischen jenen . Schwammarten (Esperia massa, Schmidüa dura, Halisa.rca lohularis, Cacospongia cavernosa, Geod.ia gigas etc.j suchen einige Kammuscheln (Pecten — jacohaeus, — varius, — ylaher) durcli laute spi’ingende Bewegungen aus dem Bereiche unsei’er Augen und Arme zu kommen. Aber es wird ihnen ebensowenig wie andei'en helfen; ausser den, vor Übelkeit sogar den Darm ausspeienden Seewalzen (Holothuria tuhulosa wwdpoli), wird nichts verschont, sondern ist dazu bestimmt, unsere Gläser zu füllen. Die Ausbeute ist so- zusagen. enorm, auf allen Zügen, die heut aus- geführt wurden, ist nicht soviel erbeutet worden, als auf diesem Originalaufnalmie für die „Blätter“. Aussuchen des mit der Dredge an Bord gelangten Materials. Oben: Ankunft der Netzdredge. einen. Fast alle verfügbaren Gefässe sind bis zum äusser- sten angefüllt mit zahllosen Schwämmen (Halisarea lo- hularis, Chon- drosiarenifor- mis, Cacospon- gia molitormA cavernosus, Hircinia vari- abilis, Reniera aqueductus etc.j, Mantel- tieren ( Cyn- thia papiUosa, Microcosmus vulgaris, Ascidia elongata, nia- millata,) zusammenge- setzten Manteltieren (Amarouciumconicum, commune, Distoma crystallinum etc.), Schnecken (Haliotis lamellosa, Fissurella greca, Capulus liungaricus, Scalaria communis, Cerithum vulgatum, Murex hrandaris, das riesige Dolium galea, Cassidaria echinophora, Alurex trunculus, Eusus rostratus, Pisania maculosa, Dentalium dentale etc.), Muscheln (Lima hians, inflata, Pecten jacohaeus, varius, opercularis, glaher, Alodiola harhata, Area noae, Peetunculus glycy- meris, Venericardia sulcata, Cardium echinatum, tuherculatum, edule, ohlongum, Cytherea chione, Venus gallena etc.), Tintenfischen (Eledone moscliata, Sepiola rondelletti), Krabben (Pisa armata, tetrqodon, Oalathea strigosa, Dromia vulgaris, llia nucleus, Steno rrhynchus phalan- gium, Maja verrucosa etc.j, Würmern (Aphrodite 60 Hans Zimmermann; Eine Meerfahrt zur Erlangung wissenschaftlichen Untersuchungsmaterials etc. aculeata, Hermione hystrix, Eunice roussaei und torquata, Phylodoce paretti, Sabella gracilis, Spiro- graphis spallanzanii etc.) und vielen anderen. Während wir unter Scherzen diesem Ge- schäft oblagen, hat sich der Dampfer auf den Weg gemacht, uns zu einer anderen, 1 Fahrt- stunden südlicher gelegenen Stelle zu bringen, wo wir Algengrund anfinden werden. Die Zeit bis dahin vergeht langsam. Doch bald mahnt uns ein menschliches Führen in der Magengegend, dass unsere letzte Mahlzeit bereits einen halben Tag hinter uns liegt. Der Tisch ist bald auf den wagerecht gestellten Kajütenfenstern gedeckt und die kalte Küche hat mit Unterstützung einiger Glas „Vino nero“ das heftigste Brummen in der bedrohten Gegend beseitigt. Dann unterhält sich unsere kleine Gesellschaft, so gut sie kann. Jemand hat bald ein altmodisches Gewehr ge- funden und nun beginnen Schiessübungen in der See. Bald haben wir die bekannte Stelle er- reicht. Unter uns befindet sich eine sogenannte Bank, die mit Algen (hauptsächlich Wulalia) be- wachsen ist. Deshalb arbeiten wir jetzt mit der dreieckigen Dredge, die mit Zähnen und Lauf- schienen versehen ist. Am Tau befestigt über- geben wir sie dem Meere. Sie fasst und der Dampfer stampft weiter. Wieder die spannende Erwartung, die noch von der Beutegier der Botaniker dieses Mal unterstützt wird. Alles bisher gesammelte Material wird nun derartig untergebracht, dass es bis zu Haus keinen Schaden nehmen kann, aber so wenig wie möglich Kaum einnimmt. Dadurch wird noch eine Batterie Gläser frei, die nun das neue zu erwartende Material aufnehmen soll. Endlich, endlich ist unsere Dredge wieder an Bord und der Inhalt auf dem Hinterdeck entleert. Derselbe zeigt wiederum ein anderes, vielleicht noch viel bunteres Bild. Zwischen ungeheuren Algenmassen Wallonia, Codium bursa, Padina pavonia, Lau- rencici papillosa, — obtusa, Ceramium fastigiatum etc.) treibt ein ganzes Heer der Tiere sein Wesen. Vor allen fallen die vielen grossen und farben- prächtigen Würmer in die Augen (Aphrodite aculeata^ Hermione hystrix, Eunice torquata, Phylodoce paretti, Cerebratulus marginatus etc.) ; schön gefärbte dickschalige Mollusken, kleine Seeigel (Psammechinus mircrotuberculatus) und Seesterne (Asterina gibbosa, Palmipes memhra- naceus, Astropecten bispinosus), Nacktschnecken ( Doridium camosum,Aphysia fasciata und depilans, Pleurobranchus aurantiacus, Tethys leporina etc.) Seewalzen (Holothuriapoli und catanensis) werden dem nimmersatten Zoologen zur Beute, der sich schon im Voraus auf die längere Zeit in Anspruch nehmende Verarbeitung des Materials freut. Doch jetzt wird es Zeit, dass wir uns auf den Heimweg begeben, denn unsere Gefässe können auch nicht ein Stück mehr aufnehmen. Da wir aber noch ein leeres Glas vorfinden, wollen wir noch einen Planktonfang ausführen. Der Filter und das Netz werden gut ausgespült, beides zusammengeschraubt, an der Leine be- festigt und durch ein kleines Bleigewicht be- schwert hinter dem nun langsam treibenden Dampfer hergezogen. Nach 15 — 20 Minuten können wir den Apparat wieder an Bord ziehen; langsam fiiesst durch die engen Poren der Müller- gaze das Wasser ab. Der Fang, der sich in dem unten befindlichen Filter angesammelt hat, wird durch den Ablaufhahn in ein Glas entleert. Dort betrachten wir unsere Beute. So wie uns die grossen Tierformen des Dredgenmaterials erfreut haben, so erfüllen uns diese kleinen Wesen mit Bewunderung. In diesen paar Litern Wasser wimmelt es jetzt von Tausenden und Tausenden Eiern, Larven, kleinen Crustaceen, Diatomeen, Radiolarien etc. etc. Mit innigster Freude be- trachten wir das immer wechselnde Bild, das uns so recht das Leben des Meeres entgegen- hält. Aber leider reisst uns aus diesem an- genehmen Hinschauen der Ruf „Medusen“. Einer unserer Gefährten, der sich weniger für die zarten Schwebegestalten des Meeres interessierte, hatte in süssem Nichtsthun in die See hinausgeträumt und wurde plötzlich durch den Anblick eines ganzen Schwarmes prachtvoller Quallen {Cothy- lorhiza tuberculata) daraus aufgeschreckt und hatte weiter nichts eiligeres zu tun, als uns ebenfalls mit der angenehmen, schon längst heiss ersehnten Nachricht auf den Pelz zu rücken. In wenigen Augenblicken ist das Boot im Wasser, mit Gläsern und Wannen ausgerüstet und auf dem Wege zum Medusenschwarm. Der Fang dieser Tiere muss ziemlich geschickt gehandhabt werden, denn mit dem Kätscher ist den so leicht verletzbaren Tieren nicht beizukommen, deshalb muss man sie aus dem Wasser direkt in ein davorgehaltenes Glas schwimmen lassen. Da unsere Freunde aber nicht gern von selbst in das Glas gehen, und wenn man ihnen zu hart zu Leibe rückt, die unschöne Angewohnheit haben, plötzlich unterzutauchen, was für uns gerade nicht angenehm ist, müssen wir zu einem Kniffe unsere Zuflucht nehmen. Dieser besteht darin, dass wir mit einem Einmacheglas in der Hand kreisförmige Bewegungen um die Meduse aus- führen. Dadurch entsteht ein Wirbel im Wasser, Josef Scherer: Der Spornfrosch. 61 in welchem das Tier willenlos herumg-etrieben mrd lind dann ebenso willenlos in das davor gehaltene G-las mit dem Wasser zusammen ein- strömt. In wenigen Minuten haben wir auf diese Weise ca. 25 — 30 dieser herrlichen Ge- schöpfe gefangen und werden mit Freudengeschrei von unseren Gefährten an Bord „Rudolf Virchows“ aufgenommen. Mittlerweile ist es ziemlich spät geworden und so richten wir unsern Kurs direkt auf Rovigno, lassen uns durch nichts mehr aufhalten ; denn uns Hungrige erwartet hier ein wohlbesetzter Tisch. Bald haben wir den Molo erreicht, wo unsere Leute die Schätze des Meeres auf den Wagen laden, wir aber unsern Weg zur Station lenken. cSl* Der Spornfrosch (Xenopus muelleri). Von Josef Scherer. «n den tropischen Zonen Afrikas und Südamerikas lebt eine kleine Gruppe höchst eigenartig gestalteter Anuren, die sich von all ihren übrigen Verwand- ten durch das gänzliche Fehlen einer Zunge und des äusseren Trommel- felles, sowie die Vereini- gung der Eustachischen Gehörgänge zu einer mitt- leren Pharyngealöffnung am hinteren Gaumen sondern. Sie bilden die beiden Familien der Aglossa oder zungenlosen Frösche, die in Afrika durch die Spornfrösche (Dactyletridae), in Amerika durch die einzige Pipa (Pipa amerieana) vertreten sind. Während letztere vollkommen zahnarm ist, weisen die Spornfrösche am Oberkiefer zwischen den Nasen- löchern noch einige Häufchen kleiner Zähne auf. Von der 3 Arten umfassenden Gattung Xenopus hatte ich während meines Aufenthaltes in Deutsch-Ostafrika häufig Gelegenheit, den Xenopus muelleri zu fangen und zu beobachten; und indem ich auf meinen kürzlich in diesem Blatte (.Thrg. XIII. Heft 23) erschienenen Reise- bericht und die begleitende treffliche Abbildung des Herrn L. Müller verweise, glaube ich die Beschreibung und das Freileben hier übergehen zu dürfen, um diese Zeilen dem Gefangenleben dieses interessanten Lurches zu widmen. Da es mir aus Gesundheitsrücksichten leidei- nicht persönlich möglich war, an Bord genommene Xenopus muelleri lebend nacli Europa zu bringen, war ich nach meiner Rückkelir umsomehr er- freut, den alten Bekannten in frisch importierten gesunden Exemplaren von unserm Herrn Stüve in Hamburg erwerben zu können, der ja keine Mühe scheut, den Liebhabermarkt mit jedweder Neuheit zu bereichern. Die beiden von mir er- worbenen Stücke waren erwachsene Weibchen, die als solche an den 3 verschliessbaren After- klappen kenntlich sind, während die Männchen, namentlich zur Paarungs- zeit an denVorderfingern schwarze Begattungs- bürsten zeigen. Als Behausung wies ich ihnen ein viereckiges, mässig grosses Akkuniu- latorenglas, dessen Boden mit einer 2 cm hohen Sandschicht belegt ist, an. Die Wasserhöhe beträgt 6 cm; die Temperatur des- selben 16 — IS** R., was ihrem Wohlbetinden am besten zu entsprechen scheint. Frisch angekommen, waren es äusserst scheue und furchtsame Tiere, die so wahnsinnig im Behäl- ter umherrasten, dass ich befürchtete, sie könnten sich in Bälde die Schnauze an den Scheiben wund- stossen. Ein Büschchen Wasserpest, das ich ihnen hineinlegte, beruhigte sie aber sehr schnell, denn sie konnten sich jetzt, ihrer Gewohnheit gemäss, im Pflanzengewirr verstecken. Nur die Augen und Nase über den Wasserspiegel erhebend tauchten sie zuweilen auf, um bei der geringsten Störung blitzartig im dunklen Dickicht zu verschwinden. Gewöhnlich liegen sie dann, alle Viere von sich gespreizt am Grunde, indem sie die Handflächen der Vorder- füsse nicht in horizontaler, sondern stets in vertikaler Richtung aufstellen. Eine baumelnde Fliege oder sonstige ähnliche Bewegung an der Oberfläche wendet sofort ihre Aufmerksamkeit auf sich, und pfeilschnell stossen sie oft weit Originalaufuahme für die Die Quastendredge kommt an Bord. 62 Jobs. Peter; Lebendig gebärende Kärpflinge. über das Wasser empor, die sichere Beute mit in die Tiefe reissend. Änsserst komisch sieht es sich an, wenn sie, um grössere Stücke besser verschlingen zn können, sich ihrer langen dünnen Finger bedienen, die in schiebender und stopfender Tätigkeit auf das sich stränbende Opfer einwirken. Mit grosser Gier suchen sie alles, was ihnen nur einigermassen bezwinglich scheint, ihrem Klagen zuzuführen, welche Tatsache ich leider an einer kleinen Rana cijanofiictus erfahren musste. Während ich den Behälter des genannten indischen Frosches, der ungefähr die Grösse unserer jungen Teichfrösche hatte, reinigte, war ich gezAvungen, den Insassen auf kurze Zeit den Spornfröschen beizugesellen; und war nicht wenig entsetzt, als ich nach '4 Stunde das arme Tierchen nur mehr als arg zerfleischte Leiche den Ruchlosen entreissen konnte. Mit besonderer Vorliebe vei'zehi't Xenopus mueReri kleine Fischchen und Regenwürmer, verschmäht aber auch Mehlwüi-iner und rohes Fleisch nicht. Vorgehaltenes Futtei' nimmt er ungestüm ans der Hand, wobei es nicht selten vorkommt, dass er in seiner Gier den Finger fast mitverschlucken möchte. Die geringste Erschütterung des Wassers veranlasst ihn sofort, mit beiden Händen die nahrungzuführende Bewegung anszuführen. Sie beweisen dabei einenschlechtentwickeltenGernch- sinn, denn anstatt der verninteten Beute stopfen sie sich den nächstliegenden Stengel einer Wasser- pflanze oder ähnliches in den Mund; natürlich um es im nächsten Momente höchst ärgerlich Avieder auszuspeien, oder mit den Fingern heraus- zuAverfen. Gelingt es dem Einen nicht sogleich, einen grösseren Bissen zu verschlingen, so er- fasst der Andere die Situation im Nn, und ist ohne Besinnen gleich bei der Hand, dem Eigen- tümer seine Habe zu entreissen. So kommt es oft zu einem regelrechten Handgemenge, das dank ihrer Gleichheit an Grösse und Kraft immer einen glücklichen Verlauf nimmt. Als echtes Wassertier liebt es Xenopus muelleri nicht, sein gewohntes feuchtes Element zu verlassen, sondern bleibt stets im Wasser, und zwar lieber im seichten als im tiefen. Meistens steht er aufrecht auf seinen breiten Schwimmfüssen am Sandboden, die Vorderfinger verkehrt gegen die Scheiben gestützt und nur Augen und Nase über den Spiegel erhebend. Im Gegensatz zu seiner Gewohnheit im Freileben sah ich ihn noch nie während der Gefangenschaft sich im Grunde einAvühlen, was offenbar dem Fehlen des geeigneten weichen Schlammes der Gewässer seiner Heimat zuzuschreiben ist. Znm Ersatz dafür verbirgt er sich, wie schon erwähnt, im dichten GezAveige der Wasserpflanzen. Diese müssen natürlich von Zeit zn Zeit erneuert werden, da die Wildheit des Frosches deren Ein wurzeln nicht gestattet. Niclit leicht ist es, das aalglatte schlüpfrige Tier zn fangen oder in der Hand festzuhalten; es versteht hierbei vorzüglich von dem scharfen Sporn der Hinterfüsse Gebrauch zu machen, indem es diese sowohl zum sicheren Abstoss als auch zum Kratzen benutzt. Auf eine glatte Fläche gesetzt (z. B. Tischplatte) ist es ihm un- möglich zu hüpfen; auf dem Schwerpunkt seines ungeheuren Bauches liegend, stösst dann das plumpe Tier in krampfhaften BeAvegungen alle Viere von sich, ohne oft nur im Geringsten von der Stelle zu kommen. Wenn auch nicht viel, so bewegt er sich doch auf unebenem Boden mit Hilfe seiner Sporen etwas besser fort, wo- durch ihm aber bei etwaiger Flucht vor Feinden keineswegs Sicherheit geAvährleistet würde. In diese Situation aber dürfte Xenopus muelleri auch in der Freiheit nur selten geraten, da er sich bei Austrocknen der Gewässer gleich vielen Siluriden im Schlamm vergräbt. Einmal eingeAVöhnt, ist der Spornfrosch von unbegrenzter Haltbarkeit, nimmt ohne besondere Pflege mit jeder Nahrung vorlieb, lässt sich in kleinen Behältern halten, ja wie ich sicher glaube, auch züchten. Durch seine komischen Prozeduren beim Fressen sowohl, als sein sonstiges eigenartiges Benehmen und seine abenteuerliche Gestalt lohnt er einem die geringe Mühe, die man vielleicht durch Instandhaltung der Temperatur hat, reichlich, und gewiss würde er sich auch viele Freunde erwerben, wenn er nur einiger- massen regelreclit zu bekommen wäre. Da ich in Afrika sehr oft seine krötenartige Stimme vernahm, bei meinen beiden weiblichen Exemplaren dagegen noch nie, so vermute ich, dass wohl nur die Männchen stimmbegabt sind. «io Lebendig gebärende Kärpflinge. Vortrag, gehalten von Jobs. Peter im „Humboldt“ Verein für Aquarien- und Terrarienknnde, Hamburg. (Mit 11 Abbildungen.)*) ■Is es mir vor etwa 1 V2 Jahren vergönnt war, hier einen A^ortrag über des Thema; „Lebendig gebärende Zwergfische“ zu halten, da konnte ich nur über zwei dieser Zwerge *) Nach dem Werke; The Cypriuodontes by J. Gar- man, Cambridge. Jobs. Peter: Lebendig gebärende Kärpflinge. 63 Girardinus caudimaculatus (derzeit noch irr- tümlich G. decemmaculatus benannt) nnd Gam- husia holbroolä (oder G. affinis) berichten nnd zwar von letzterer Art anch nur über Männchen. Inzwischen sind aber nicht nur Weibchen dieser Art eiugeführt und auch bereits Nachzucht davon erzielt worden, sondern es ist anch die Nach- kommenschaft von Girardinus decemmacalatus xmdPoecilia mexicana in den Handel gekommen, nnd in diesem Frühjahr wird voranssichtlich die ZierfiscliznchtanstaltPanl Schäme, Dresden, zuerst Nachzucht der von unserm Herrn Stüve impor- tierten herrlichen MoUienisia latii)inna abgeben. Es ist nun nicht meine Absicht, heute über diese inzwischen eingeführten Kärpflinge zu reden ; ich glaubte vielmehr, angesichts des immer reger werdenden Interesses für die lebendige Junge ge- bärenden Kärpflinge (kurzweg lebendig gebärende Kärpflinge genannt) und der verschiedenen in letzter Zeit gestellten Fragen, den Wünschen vieler Liebhaber zu entsprechen durch einen Vor- trag über die Art der Trächtigkeit bei den hier in Betracht kommenden Fischen, sowie über die Frage, ob zwischen den verschiedenen Arten der- selben wohl Kreuzungen möglich seien. Ich will vorweg bemerken, dass mein Vor- trag keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen kann, weil es in Bezug auf diese Kärpflinge noch so manches zu erforschen und aufzuklären giebt. Was ich heute hier mitteile, beruht grösstenteils auf eigenen Beobachtungen. Wenn man Leuten, die mit unserer Sache noch nicht vertraut sind, von „lebendiggebärenden Fischen“ erzählt, so wird man in der Regel er- staunte Gesichter zu sehen bekommen und häufig die Zweifel an unserer Mitteilung verratende Bemerkung hören, Tiere, die lebende Junge zur Welt brächten, seien doch Säugetiere, aber keine Fische. Ist aber bei unserm Zuhörer noch etwas mehr von dem Naturgeschichtsunterricht haften geblieben, so wird er allerdings auch noch wissen, dass es auch unter den Wassertieren Säugetiere gibt, die Ordnung: Fischsäugetiere oder Waltiere — diese können aber doch wohl nicht im Zimmer- aquarium gehalten, geschweige denn gezüchtet werden. Da können wir dann wieder einmal den Be- weis liefern, dass wir unsere Liebhaberei nicht (wie ja leider noch vielfach angenommen wird) als Spielerei betrachten und betreiben, sondern uns ernster und eingehender mit ihr befassen. Wir müssen den Zweiflern und Spöttern plausibel machen, dass es ernstwollenden Liebhabern durch gegenseitigen Austausch von Erfahrungen und Beobachtungen, durch Lehren und Lernen mög- lich ist, von dem grossen Reichtum und den Schön- heiten der Natur mehr zu profitieren, als ihre Schulweisheit es sie vermuten lässt. Doch nun zurück zu unsern Kärpflingen. Sie befinden sich tatsächlich eine Zeiflang in dem Zustande der Trächtigkeit; sie bringen auch tatsächlich lebendige Junge zur Welt — und doch sind’s keine Säugetiere. AVährend bei den Säugetieren (abgesehen von 2 Ordnungen, nämlich die der Beutel- und Kloakentiere) die reifen und befruchteten Eher, nachdem sie vom Ovarium (Eierstock) losgelöst. Fig. 1. Geöffnetes Kärpflingweibchen. in den Uterus (Fruchthalter) gelangen, sich hier zu Embryonen entAvickeln und als solche bis zur Geburt verbleiben, mit dem Muttertier in engem Zusammenhänge stehend und von diesem die Nahrung erhaltend, bleiben, wie Abbildung 1 zeigt, bei dem Kärpflingsweibchen die befruchteten Eier am Eierstock haften und entwickeln sich hier zu Embryonen. Ein sonstiger Zusammen- hang zwischen Muttertier und Embryonen besteht nicht, und kann folglich die Ernährung der letzte- ren auch nur, Avie bei andern Fischembryonen, durch den Dottersack erfolgen. Wie die Ab- bildung zeigt, liegen die Embryonen in der Ei- hülle, wo sie auch verbleiben, bis sie zum Aus- schlüpfen herangereift sind. Unklar ist mir bislang noch, auf Avelche Art der eigentliche Geburtsakt vor sich geht, d. h. ob die Jungen, wenn sie die Eihülle gesprengt haben, selbständig den Mutterleib verlassen oder ob sie von der Mutter ausgestossen werden. Wenn man bedenkt, wie gross die Jungen verhältnismässig schon bei der Geburt sind, und wenn man beob- achtet hat, wie unruhig das Muttertier sich während des Geburtsaktes geberdet, so möchte man sich doch der Ansicht zuneigen, dass die Jungen wohl nicht so ohne weiteres in dieWelt hineinschwimmen, sondern von der Mutter unter Wehen ausgestossen werden. Eine andere Frage, die wiederholt aufge- worfen wurde, ist die: sind Kreuzungen zwischen den verschiedenen Arten der lebendig gebärenden Kärpflinge möglich? Derartige Kreuzungsver- 64 Jobs. Peter: Lebendig gebärende Kärpflinge. suche, die von einigen Liebhabern schon vor- genommen wurden, sind vor einiger Zeit mal als Spielerei bezeichnet worden. Ich kann dies nicht für richtig halten. Ich beurteile die Versuche und Taten ande- rer in Gamhusla punctata. Bestrebungen der Eegel nach den meinigen. Ich war wohl einer der ersten, der sich mit dem Versuche, Gamhusia und Girardinus zu ki’eu- zen, praktisch befasste und auch den Rat gab, diesen Versuch zu machen. Ich erblickte darin aber keine müssige Spielerei, sondern ich hatte dabei ein bestimmtes Ziel im Auge. Als ich nämlich zum erstenmale Grambusen sah, da hatten sie niir’s auch sofort angetan, und es war mein sehnlichster Wunsch, sie zu besitzen. Als ich dann aus dem ersten Stüve- schen Import 2 Exemplare erhielt, wer war wohl vergnügter als ich. Aber des Lebens ungemischte Freude wird keinem Sterblichen zuteil — und auch in meine Freude fiel alsbald ein Wermuts- tropfen. Zu jener Zeit hatte ich schon Girar- dinus kennen gelernt, und als ich meine Gam- busen eingehender betrachtete, wusste ich auch, dass ich kein Pärchen, sondern nur 2 Männchen erhalten hatte. Da aber auch alle Versuche Stüve’s und auch meinerseits, weibliche Gambusen zu erhalten, scheiterten, so gab ich den Rat, Kreuzungen zn versuchen und machte auch selbst solcheVersuche, und zwaiTediglich in der Hoffnung, dass es vielleicht gelinge, durch Inzucht schliess- lich Ersatz für die uns vorenthaltenen Weibchen zu erzielen. Jedenfalls darf m. E. nicht jeder Bastardierungsversuch ohne weiteres als Spielerei bezeichnet werden. Derartige Versuche haben Die Frage, ob denn überhaupt eine Kreuzung zwischen den verschiedenen Arten der Kärpflinge möglich ist, möchte ich bedingungsweise zugeben. Die Möglichkeit resp. Unmöglichkeit der Kreuzung hängt meiner Meinung nach von der Beschaffen- heit der Begattungsorgane ab. Wie die Ab- dungen zeigen, ist die in ein Begattungs- organ umgewandelte Anal- oder Afterflosse der ä sehr verschieden ge- staltet. Es sind in den Darstellungen nur eini- ge, meist schon bekannte Arten wiedergegeben. Fig. 3. Heterandia forniosa. auch schon Gutes gezeitigt. Ich will nur an das Maultier erinnern, das in manchen Gebirgsgegenden wohl kaum zu entbehren wäre, und bei den Hunden sind doch durch geeignete Kreuzungen vorzüg- liche Resultate erzielt worden. Fig. 4. Girardinus decemmaculatus. Die Abbildun- gen zeigen: Xiphophorus helleri, Gamhusia holhrooTci oder G. affinis, G. punctata, G. puncticulata, Hete- randia oder Gamhusia formosa, Mollienisia latipinna, Girardinus metallicus, G. uninotatus, G. caudimaculatus oder G. januarius und G. decemmaculatus. Während das Begattungsorgan bei einigen Arten sehr ähnlich, fast gleich ist, ist es bei andern wiederum sehr verschiedenartig gestaltet. Diese Verschiedenartigkeit, namentlich an der Spitze der Analflosse deutet doch zweifellos auf einen ebenfalls bei den Weibchen vorhandenen verschiedenartigen Bau der Afterpartie resp. des Kloakeneinganges hin. Man kann wohl annehmen, dass das Begattungsorgan des S dem Bau des 9 angepasst ist, um die Einführung des Spermas (Samens) zu ermöglichen, und dass folglich eine Kreuzung zwischen denjenigen Arten, bei denen die Begattungsorgane ähnlich gestaltet sind, wohl möglich wäre, bei den andern aber als aus- geschlossen betrachtet werden dürfte. Danach wäre aber eine Kreuzung zwischen Gamhusia- d imdiGirardinus caudimaculatus- 9 ausgeschlossen. Zu demselben Resultat gelangte ich auch durch ein- Jobs. Peter; Lebendig gebärende Kärpflinge. 65 gehendere praktische V ersuche, über die folgendes mitgeteilt sei: Nachdem ich die beiden Tiere zu- sammengehracht hatte, begann alsbald das Gambusen- ä das Girardinus - 9 mit seinem Liebeswerhen zu verfolgen und, wie ich derzeit glaubte, mit Erfolg. Das Weibchen nahm an Leibesumfang gerade so zu, wie bei bei früheren Be- fruchtungen durch ein Girardinus- C= Otto Sclu’oeter: Die Geschichte meines Freilancl-Beckens. 105 Originalaufnahme für die Eine Laiiheukoloüie vor Berlin. „Blätter“. Die Geschichte meines Freiland-Beckens. Von Otto Scliroeter. (Mit zwei Originalabbildnngen.) ■ast allen Reisenden, welche sich der Haupt- stadt des Deutschen Reiches nähern, sind an der äußeren Glrenze Berlins die kleinen Lauben mit Gärtchen aufgefallen, die ein knnterhnntes Durcheinander bilden. Es sind dies die vom Volke als: „Kamerun-Kolonien“ und „.Sommer- wohnungen“ bezeichneten kleinen Gärtchen dei' weniger bemittelten Bürger Berlins, Avelche dort in der freien Zeit Umgang mit der Natur pflegen. Durch Anlegen kleiner Beete, welche mit Gemüse lind Blumen bepflanzt werden, verschaffen sich diese „Kolonisten“ die Beschäftigung und die BeAvegung, welche nun einmal zum „Landaufent- halt“ gehören. Die Lauben sind zum Unterschlupf bei ungünstiger Witterung und zum Auf beAvahren der uotAvendigsten Gartengeräte bestimmt. Da auch ich ein solcher „Kolonist“ bin, der seinen Kohl baut und mir der Aufenthalt in freier Luft gut bekommen ist, kam ich auf die Idee, auch meine SchleierscliAvänze an der Luftveränderung teilnehmen zu lassen und dieselben mit hinaus in den Garten zu nehmen. Um nun den Fischen auch die nötige BeAvegnng zu verschaffen, war vor allem notwendig, daß ich einen Behälter schaffte, welcher mehr Raum für Wasser bot als meine Aquarien zu Hause; dazu legte ich mir das Freiland- Aquarium an. Ich verwandte hierzu ganze und halbe Mauersteine, Avie ich sie in meiner nächsten I^mgebung fand. Sand hatte ich ja genügend in meinem Garten, denn ich brauchte nur einen Meter tief zu graben, um den schönsten für die Mörtelbereitung zu gewinnen. Auch erhielt ich von meinem Vorgänger, dem ich die Laube abgekauft hatte, ein Faß mit Zement, Avelches noch dreiviertel voll Avar um- sonst, wodurch ich nun alle Materialien hatte, die zum Bau eines Freiland-Beckens gehören. Als Ort Avählte ich eine Stelle im Garten, die von allen Seiten Sonne hatte und dann ging es an das Ansschachten. Ich grnb ein Loch 1,70 m lang, 1,10 m breit und 0,80 m tief nnd stach die Wände schräg ab, damit die Sonnenstrahlen möglichst überall den Boden treffen konnten. Diesen, Avelcher vorher schön geglättet Avar, be- belegte ich mit Mauersteinen und goß darauf den ziemlich dickbreiigen Mörtel; mit einem Reisigbesen verteilte ich denselben recht sorg- fältig in die Fugen. Hierauf mauerte ich meine Steine auf hoher Kante schräg die Wände in die Höhe, bis der Rand erreicht war; die oberste Schicht, Avelche den Rand bilden sollte, legte ich flach und zAvar so, daß die Steine nach innen bündig nnd nach außen überstanden. Ein Stück Gasrohr mit Winkel hatte ich 15 cm über dem Boden durch die Seitenwand für den Spring- brunnen eingemanert, weil ich ein solches Ding selbstverständlich im Garten haben mußte, denn hier konnte man doch viel I>esser „manschen“ als zn Hanse. Aber auch für einen Ablauf mußte gleich gesorgt Averden, ich tat dies, indem ich ein im Winkel gebogenes Gasrohrstück in einer Ecke unter der obersten flachen Stein- schicht nach außen führte, der Schenkel des Rohres reichte im Becken bis 15 cm vom Boden, somit hatte ich gleich einen Abfluß erreicht, Avelcher das untere Wasser zum ablaufen brachte. Die groben Manerarbeiten waren jetzt fertig nnd es ging an das Verputzen von innen. Da mein Zement zur Neige ging, konnte ich den Putz nur 3 — 4 mm dick auf tragen, nm aber dem Zement auch die nötige Haltbarkeit zu geben, bestrich ich ihn des öftern mit einem nassen Haarbesen und erreichte dadurch auch gleich eine einigermaßen glatte Fläche. Später über- 106 Otto Schroeter: Die Geschichte meines Freiland-Beckens. brauste ich, nachdem der Zement etwas er- härtet war, das Ganze mehrmals mit der Gieß- kanne und füllte nach drei Tagen das Becken mit Wasser bis zum Abflußrohr voll. Der Bau war gelungen, meine Steine und mein Zement hielten, auch sickerte das Wasser nicht, was viel sagen will, da wir Liebhaber mit den Kästen zu Hause schon trübe Erfahrungen erlebt haben. Acht Tage lang ließ ich das Wasser in dem Becken, um es auszulaugen und um mich zu überzeugen, daß es dicht sei. Das Gasrohr, welches mein Vorgänger zum Weiterleiten des Wassers und zum Besprengen des Gartens ge- braucht hatte, benutzte ich zur Springbrunnen- Anlage, indem ich dasselbe zwei Spatenstiche tief in die Erde legte. Die einzelnen Teile, soweit ich keine passenden Muffen hatte, um- wickelte ich mit in Mennige getauchten Lein- wandstücken. Auf diese Weise stellte ich eine 12 Meter lange Leitung unter der, Erde her, welche aus einer Tonne hinten auf der Laube stehend, ge- speistwurde. Mein Teich war nun in allen seinen Einzelheiten fertig und ich konnte mit dem An- pflanzen beginnen. Toi'f war schon acht Tage lang aufgeweicht, Lehm und Sand hatte ich zur V er f ügung. D ur ch Mischen von je Vo Torf, Lehm und Sand stellte ich die Masse her, welche ich für meine Pflanzen am zweckmäßigsten hielt und füllte damit mein Becken 15 cm hoch an, eine Deckschicht Sand hielt das AVasser klar. Als Pflanzen setzte ich zunächst 3 angetriebene Knollen Sayittarxa japonica, eine Sagitfaria sinensis, eine Sumpfschwertlilie (Iris Pseud-Acorus), ferner 12 VaUisneria spiralis, 12 Seteranthera zosterifolia, 6 Stengel Cabomha caroliniana, 6 Stengel Myrio])hgUum prismatum, einen Stengel Myriophyllum proserpinaeoides, eine kräftige Limnocharis humboldtU, eine Hand- voll Biccia fiuitans und eine Portion Salvinia elegans ein. Bis auf die Schwertlilie hatte ich also nur ausländische Pflanzen gewählt, um zu ersehen, inwieweit sich dieselben im Freien be- währen würden. Um den Rand des Beckens nicht so sehr durch sein helleres Aussehen hervor- treten zu lassen, umpflanzte ich denselben mit blau, weiß und gelb blühenden Schwertlilien und erreichte dadurch, daß der Teich mehr der Natur angepaßt wurde, obgleich die Schwertlilien keine Sumpf-, sondern die gewöhnlichen Gartenschwert- lilien waren. Um den Katzen, welche mit AMr- liebe die Kolonien dui chstreifen, das Einfangen meiner Schleierschwänze etwas zu erschweren oder gänzlich unmöglich zu machen, nagelte ich auf einen Holzrahmen weitmaschiges Draht- geflecht. Um das Treiben meiner Fische gut beobachten zu können, wählte ich zum Einsetzen den Sonnabend vor Pfingsten, da ich mir vor- genommen hatte, die Tiere in den ersten Tagen nicht ganz aus den Augen zu lassen, setzte ich doch meinen ganzen Reichtum an Fischen aufs Spiel, drei Männchen und zwei AVeibchen. Bei 20® C. überführte ich die Fische in das Freiland- becken, welches von jetzt an der Stolz meines Gartens sein sollte. Die Pflanzen hatten sich gut entwickelt, hauptsächlich smmsis^und japo- nica waren mächtig ins Kraut ge- schossen. Limnocha- ris und My- riophyllum proserpina- coidesAügen an das Becken zu überfluten,N«Znmia Avai' schon zu viel geworden u. mußte entfernt werden. Biccia hingegen konnte die viele Sonne nicht vertragen und sah kümmerlich grau aus, FaZZis^^cria wmr fadenscheinig und kam nicht von der Stelle. Cabombawa.v wie mit kurzen Dornen behaftet und fühlte sich rauh an, Myriophyllum prismatum schien kräftig und ge- drungen, die einzelnen Blättchen waren dicht an- einander gedrängt und hätten jedem Aquarium zur Zierde gereicht. Mir war es aber hauptsächlich darum zu tun, daß ich nntergetauchte Pflanzen in Masse hatte. Die Heteimithera hatte sich gut verästelt und strebte gleichfalls nach oben. Da meine Fische gleich nach dem Einsetzen zu treiben begannen, so blieb mir nichts weiter übrig, als zu einheimischen Pflanzen meine Zu- flucht zu nehmen, ich wählte das erste beste Laichkraut (PotamogetonJ und steckte die Ranken einzeln in das Becken, binnen kurzem hatte ich von der Sorte mehr als mir lieb war. Schon am zweiten Pflngstfeiertag sah ich, wie das Laich- Kleine Mitteilimgeu. 107 geschäft der Fische vor sich ging. Während die Tiere zn Hanse im Aqnarinin träge nnd phlegmatisch ninherschwammen, waren ihre Be- wegnugen hier im Freien gleich ganz andere geworden, allerdings war jetzt der Eanm ancii zehnmal größer, avo sie sich tnmmeln konnten; auch bemerkte ich mit der Zeit eine zunehmende Sehen, welche mir sehr lieb war, da die Tiere sich hierdnreh gegen Nachstellnng besser schützen. Denn ich mußte anf alles gefaßt sein, war doch nnsere Kolonie sehr vielen Leuten zngänglich nnd die Gitter oder Zänne nicht immer nnliber- steigbar. Aber zur Ehre aller muß ich sagen, daß mir in den sechs Jahren nicht ein einziger Fisch abhanden gekommen ist. Da mir wenig an der Jungen Brnt lag, überließ ich den Fischen den Laich, nachdem ich wohl an hundert Korn herausgenommen hatte. Bis zum Herbst setzten die Fische mehrmals Laich ab, das letzte mal am 26. August. Von dieser Brnt entnahm ich dem Becken eine Unmasse von jungen Fischen, welche ich teils verkaufte, teils in meine Kästen zu Hause verteilte. Aus dem Verkauf dieser Brut erzielte ich einen Gewinn, der alle mir ent- standenen Kosten bei Ankauf des (jlartens deckte. Durch das Einsetzen des Laichkrautes hatte ich, wie ich später bemerkte, auch die „lieb- lichen“ Polypen mit eingeführt, welche meinen jungen Fischen tüchtig zusprachen, soweit deren Eltern nicht das '\^orrecht beanspruchten. Auch den Daphnien war durch den Polypen ein neuer Eeind entstanden, so daß das Becken von diesem Futter immer frei war. Das Ende war, daß sich das Wasser grün fäiljte und undurchsichtig wurde, aber desto wohler fühlten sich meine großen Eische, welche ich mir noch zn sehen bekam, wenn ich dieselben mit frischen Anieisen- pnppen fütterte. (Schluß folgt.) jCIeine A(£narieugasheizimg iiu (lewächshause. — Vor einiger Zeit las ich in einem Vereinshericht „Keine Dumm- heit ist so groß, daß sie nicht gemacht würde, hat man aber eine gemacht, dann soll man sie nicht verschweigen, sondern eingestehen, damit man selbst nnd andere daraus lernen kann“. Das ist auch meine Ansiclit und aus dieseni Grunde möchte ich über eine „Gedankenlosigkeit“, wollen wir sagen, berichten, die ich auf dem Gewissen habe. Durch die Ausführungen des Heim Dr. Bade in dessen „Süßwasseraquarium“ und einige Artikel in den Fachblättern angeregt, habe ich in diesem Jahre versucht, mir eine größere Anzahl Sumpf- u. Wasser- pflanzen aus Samen selbst herauzuziehen. Zu diesem Zwecke ließ ich mir in meinem Gewächshause diclit unter dem Daclie auf einem Gerüst zwei große mit Heizkästen versehene flache Zinkbecken von 1,50 cm Durchmesser aubringeu, liess mir eine Gasleitung in das Haus und unter jeden Heizkasteu eine Flamme legen. Die Sache funktionierte ausgezeichnet. Das Wasser hatte eine ständige Temperatuur von cii'ca 24*^ R. Die Samen, die ich von Haage & Schmidt in Erfurt in etwa 40 verschiedenen Sorten bozogen hatte, liefen meist tadellos auf und gediehen prächtig, trotz- dem die Jahreszeit — Mitte Dezember — recht un- günstig war. Verhältnismäßig bald hatte ich eine Anzahl schöner Pflänzchen von Pontederia cordata, coeridea, montevidensis, vei'schiedene Arten Nymphäen und Nelumbien, Limnocharis, Jussieua, Hibiscus und einer Reihe anderer exotischer und einheimischer Gattungen. Durch den Erfolg der tadellos funktionierenden Gasheizung erfreut, ließ ich die Leitung durch das ganze Gewächshaus legen und richtete mir vorläufig schon ein größeres Becken (2 m lang) mit Gasheizung vollständig ein. Kaum war dies in Betrieb gesetzt, da kam der Umschwung. Obgleich ich alle Verl)indungs- stellen mit dem Streichholz vorsichtig untersucht hatte, ohne Gasgeruch zu merken, zeigte sich trotzdem die schädliche Wirkung des Gases. Zuerst warfen die Azaleen Blätter und Knospen ab, dann ging meine prächtige Papyrusstaude ein, die Asparagusarten folgten, selbst die Blüten und Blätter der Trianm, die sonst doch nicht tot zu kriegen ist, starben ah. Der Reis im Paludarium wurde gelb, legte sich aufs W^asser und folgte dem Beispiele der übrigen Pflanzen. Die ersten Überwasser- blätter der Nelumbien wurden schwarz und faulten, sogar alte Sagittarien gingen bis zu den Wurzeln zurück. Ich konnte mich einige Tage nicht um die Anlage kümmern und als der Gärtner, der von vornherein mir von der Gasheizuug abgei'aten hatte, mich rief, sah in der Nähe der Leitung das Gewächshaus aus als ob ein Heuschreckenschwarm darin gehaust hätte. Nachdem die Gasheizung ersetzt ist, erholen sich die Pflanzen nach und nach. Demnach kann ich mit gutem Gewissen davon ab- raten, wenn man Wert auf Pflanzenkultui’en legt, sich der Gasheizuug in größerem Maßstabe zur Er- wärmung der Aquarien zu bedienen. Wenn mau aber nur kleinere Zuchtaquarien heizen will, so gibt es nach meiner Erfahrung kein bequemeres und angenehmeres Heizmittel und in diesem Falle haben sich hei mir nie schädliche Folgen gezeigt. Dr. Walther Schumacher. Über die Wauderuiig der Snlmonideii hat die Fischerei-Behörde für Schottland einige Versuche an- gestellt, um darüber Klarheit zu erlangen, ob die Lachse in ihre Heimatgewässer zurückkehren. Sie befestigte zu diesem Zwecke au einer bestimmten Anzahl von Fischen, die sie in den Tay, den Tweed und andere Flüsse aus- setzte, kleine, mit Zahlen versehene Metallschilder. Auf 24 Fische, ilie in der folgenden Füschzeit wieder gefangen wurden, kamen 19, die in demselben Gewässer, in denen sie geboren waren, erbeutet wurden. Vier wurden in Wasserläufeu wiedergefangen, die ihrem Geburtsorte benachbart waren, und nur ein einziger wurde au einem ganz entfernten Orte nach 2'ji Jahren im Trondhjem- Fjord wieder erbeutet, d. h. an einem Orte, der 500 Aleilen von der Stelle entfernt war, wo er ausgesetzt wurde. 108 Vereins-Nachrichten. gücl^ersci^au. Meyei’s Oiroßes Kouversatious-Lexikou. Ein Nach- schlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte ,\uflage. Band 2. Von „Astill>e bis Bismarck“ geht der 11. Band des soeben erschienenen „Großen Meyer“. Wie nahe bei- sammen auch diese beiden Wörter in der Buchstaben- t'olge zu stehen scheinen, so erweisen sich doch 1824 eng gedruckte Spalten nötig, um die alphabetische Brücke zwischen ihnen zu schlagen. Unmöglich ist es aut Einzelheiten hier einzugehen, die sich in solcher Fülle herandräugen. Alles in dem Werke ist interessant. Man sucht einen bestimmten Begriff, aber noch ehe er auf- gefimden, fällt der Blick aut einen andern, der zum Ver- weilen zwingt, oder es reizt eine der unübertroffenen Bildertafeln, den dazu gehörigen Aufsatz zu lesen. Zu dem Anfang- und Eudwort des Bandes zurück- kehi'end, erfahren wir in 8 Zeilen, daß „Astilbe“ zur Gattung der Saxifragaceen gehört, wie sie aussieht, blüht, in welchem Verbreitungsgebiet sie anzutreffen ist, sowie auch, daß eine aus Japan eingeführte Art bei uns als Zierpflanze gedeiht. Und in einem ausführ- lichen Artikel ist Otto von Bismarck geschildert, sein Werden und Wirken und damit auch im großen Uuiriß die Geschichte seiner durch ihn gestalteten Zeit. Endlich auch die liaui)tsächlichste über Bismarck selbst entstandene Literatur. Ein interessantes Kunstblatt mit vier verschiedenen Bismarckbildnissen ist dieser Ab- handlung beigegeben, ln hervorragender Weise sind auch im 11. Bande die Naturwissenschaften bedacht und mit reichen Färb- und Schwarzdrucktafehi die einzelnen Artikel versehen. Den „Großen Meyer“ nimmt jeder Naturfreund gern in die Hand, da es seine Redaktion verstanden hat, unter dem vielen Neuen das wirklich Bedeutende als solches zu erkennen und das oft an- Sj)ruchsvoll auftreteude Unbedeutende auf seinen wirk- lichen \Vert zurückzuführen. Verhält es sich so mit den Naturwissenschaften, so ist dasselbe der Fall mit den übrigen Wissensgebieten, denn sonst würde ja der „Große Meyer“ nicht zu einem Handbuche oder besser gesagt zu einer Hausbibliothek des Deutschen Volkes schon in seinen früheren Auflagen geworden sein. VEREINS'SWtW NACHRICHTEN jjNyiupluiea alha“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kuude Berlin. Sitzung am Mittwoch nach dem 1. und 15. jeden Monats. Vereinslokal: Restaurant Jäger, Köpeuickerstr. 80 — 81. Sitzung vom 18. Februar 1903. Herr Weimar eröffnet die Sitzung um OVa Uhr und l)egrüßte als Gäste Herrn Karfunkel und Frau Lobe. Das Protokoll iler letzten Sitzung wird, wie nieder- geschrieben, angenommen. Da die vorgeschlagenen Kandidaten sämtlich ablehuen, kann zu einer Schrift- führer-Ersatzwahl nicht geschritten werden. Nach einer langen Debatte über Anschaffung eines Mikroskoj)s wird definitiver Beschluß bis zur nächsten Sitzung vertagt, da den Mitgliedern der erforderliche Preis zu hoch erscheint und sich Herr Bensch erboten hat, ein gebrauchtes Instrument mit allem Zubehör zur Stelle zu bringen. Einen interessanten Vortrag: „Die Ge- schichte meines Freilaud-Beckens“ hielt Herr Schröder. Reduer schildert in launiger Weise die Anlage eines Freiland-Aquariums; Bau, Bepflanzung und Besetzung desselben; erwäbnt die Vorteile, die dasselbe seinen lebenden Bewohnern bietet, und hebt besonders hervor, daß dasselbe einen [zweimaligen Umzug gut Über- stunden hat. Herr Schröder erbringt in seinem Vor- trage den Beweis, daß man mit bescheidenen Mitteln ein Freiland-Aquarium aulegen kann, und fordert zu eifrigem Streben auf, auch diesen Zweig unserer Lieb- haberei zu kultivieren. Herr Weimar dankt dem Reduer für seine Ausführungen, die manchen Liebhaber zur Nachahmuug anregeu werden. Eine Anzahl Knollen Sagittaria japonica hat Hei'r Mürz gestiftet, dieselben werden freihändig verkauft und ergeben einen Erlös von 2,40 Mk. Dem Spender der beste Dank. Herr Adler hat in freundlicher Weise Billets zu 2 Vorti'ägeu im Museum für Naturkunde besorgt und giebt dieselben dem Verein zur Verlosung ab. Schluß der Sitzung I2V2 Uhr. Sitzung vom 4. März 1903. Der 1. Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 9'/2 Uhr. Das Protokoll der vorigen Sitzung wird vom 2..Schrift- führer verlesen und wie niedergeschrieben angenommen. Eingegangeji sind folgende Schriften: Antwort des Herrn Dr. Brühl, betreffend Raterteiluug bei Anschaffung eines Mikroskops, Genannter Herr hat freundlich st zugesagt und dem Verein einen Vortrag im September oder Oktober d. J, in Aussicht gestellt. Antwort des Ge- heimrat Dr. Möbius. Vom Amtsgericht kostenpflichtige Abweisung des Vereins in der Eintragungsangelegen- heit. Offerte von C. F. Neye. Vom Verbände einige Mitteilungen, sowie Abschrift des Vertrages mit dem Verlage der „Blättei’“. Der „Märkische Fischereiverein“ sandte durch Herrn Dr. Brühl die Ausstellungs- bedinguugen, eine Ansichtspostkarte und eine Anzahl Broschüren „Der Goldfisch und seine Pflege“, welche unter die Mitglieder verteilt wurden. Alsdann hieß Herr Weimar Herrn Dr. Brühl, welcher inzwischen er- schienen war, als Gast herzlich willkommen. Nach- dem genannter Herr das von Herrn Bensch zur Stelle gebrachte Mikroskop besichtigt hatte, teilt er mit, daß dasselbe unpraktisch wäre und besser ein moderneres aiizuschaffen sei. Auf Antrag des Herrn Rudolph wurde beschlossen, die Mikroskop-Debatte bis zur nächsten Sitzung zu vertagen. Es wurde zur Wahl eines 1. Schriftfühi-crs geschritten, in welcher Herr Beutner einstimmig gewählt wurde. Unter Verschiedenes führte uns Herr Dr. Brühl als Leiter der Ausstellung des Märkischen Fischerei Vereins das gesamte Programm vor Augen und erklärte, daß die Ausstellung eine interessante und von Ausstellern reich beschickte sein Vereins-Nachrichten, 109 wird. Redner schloß seine Ausfülmingeu mit dem Wunsche, daß sich aucli unser Verein an der Aus- stellung beteiligen möchte. Eine längere Debatte ent- spann sich über den Antrag Schlieper, die Liebhaber- Sitzung fallen zu lassen. Derselbe wurde abgelehnt. Ebenso Antrag Rudolph; Gäste von geschäftlichen Sitzungen auszuschließen. Schluß der Sitzung 1 Uhr. „Humboldt“, Verein für Aquarien- u. Terrarienkunde, Hamburg (R. V.). Vereinslokal; St. Georger Vereins- haus, Große Allee 4.5. (Schluß.) Generalversammlung vom 5. März 1903. M. H.! Nach diesem allgemeinen Rückblick über die 10jährige Tätigkeit komme ich zu dem letzt- verflossenen Geschäftsjahr. Es war reich an Arbeit, aber auch an Erfolgen und Ereignissen, wovon ich als die wichtigsten den Wechsel des Vereinsorgans und das Ausscheiden des „Humboldt“ aus dem Verbände erwähnen muß. Wie ein Blitz ans heiterem Himmel traf uns das plötzlich veränderte und durch nichts zu motiviereude Benehmen des damaligen Vereinsorgans, welches damit begann, daß der der Gepflogenheit des „Humboldt“ und aller größeren Vereine gemäß er- stattete eingehendere Bericht über die Ereignisse des Jahres von der Redaktion beanstandet wurde und nur bedeutend gekürzt Aufnahme finden sollte. Dieses Verlangen, sowie auch spätere Monituren und Kürzungen unserer Berichte wurden vom Vorstand und später von der Mitgliederversammlung als unberechtigt und gegen die vitalsten Interessen des „Humboldt“ verstoßend abgelelmt. Bei der Literarischen-Kommission des Verbandes, die in erster Linie zum Schutze der Verbandsvereine gegen willkürliche Kürzungen seitens der Redaktion geschaffen, und die satzungsgemäß bei Differenzen zwischen Vereinen und Redaktion als „Schiedsgei'icht“ fungieren soll, fand die Angelegenheit nicht das erwartete Verständnis. Denn dieses „Schieds- gericht“ erledigte die Sache in einer Rechtsgefühl und Gesetz Hohn sprechenden Weise. Man denke sich ein Gerichtsverfahren, wobei eine Partei ahnungslos und ohne gehört zu sein, lediglich auf den Vortrag des Gegners hin verurteilt wird. So verfuhr die Literarische- Kommission, und zwar trotzdem der Obmann von mir privatim noch darauf aufmerksam gemacht worden war, daß ein ausführlich begründeter Beschluß des „Humboldt“ vorliege. Aber auch als der ungültige Schiedsspruch schon vorlag, habe ich mir privatim die erdenklichste Dlühe gegeben, die Angelegenheit in einer die Literarische-Kommission nicht kompromittierenden Weise zu erledigen. Als aber alle Versuche sich als vergeblich erwiesen, da mußte ich die Angelegenheit schließlich dem Vorstände übergeben. Ich habe daun mein Amt als Vorsitzender des Aufsichtsrats des Ver- bandes niedergelegt und auch die Leitung des „Hum- boldt“ bis zur Erledigung der Sache dem II. Vor- sitzenden übergeben, damit jede mögliche, wenn auch un- beabsichtigte Beeinflussung meinerseits ausgeschlossen bleibe. Unter Leitung des II. Vorsitzenden ist dann die Sache durch die Mitglieder eingehend geprüft, be- raten und darauf das Ausscheiden des „Humboldt“ aus dem Verbände beschlossen worden, da der „Humboldt“ zwar jederzeit bereit sei. sich auf ordnungsmäßigem Wege zustande gekommenen Beschlüssen des Verbandes und seiner Organe zu fügen, es aber nicht dulden dürfe, daß durch den Versuch der Literarischen-Kom- mission, die ihr vermeintlicli zustehcudc Gewalt au die Stelle des Rechts zu setzen, seine (des „Humboldt“) Existenz gefährdet werde. Dieses teile ich Ihnen nur mit aus dem, was in ausfühi'licherei' Weise derzeit dem Verbandsvorstaml von dem II. Vorsitzenden mitgeteilt worden ist. Was ich persöiüich bei dem Ausscheiden des „Humboblt“ aus dem Vei'bande empfunden habe, soll hier unerwähnt bleiben. M. H.! Zur Zeit der Ver- bandsgrüinlung stand der „Humboldt“ mit fast allen derzeit bestehenden Vereinen im Verhältnis der gegen- seitigen Mitgliedschaft. Dieses Verhältnis wurde des Verbandes wegen gelöst, und als nun der „Humboldt“ aus dem Verbände ausschied, da stand er ganz isoliert. Der Anregung einiger Mitglieder, an alle Vereine wegen gegenseitiger Mitgliedschaft beranzutreten, i'iet ich seinerzeit, nicht Folge zu gehen, da das leicht zu Miß- deutungen oder gar Verdächtigungen Anlaß geben könne, empfahl dagegen, bis auf weiteres in der bislang be- währten Weise weiter zu arbeiten; dann würde sich auch das freundschaftliche Verhältnis zwischen dem „Humboldt“ und anderen Vereinen wieder ergeben. Erst wenn rak- tischen Wert. Nachdem gegenwärtig großes Interesse für Seewasseraquarien vorhanden ist, dürfte sich, als für alle Zwecke praktisch, ein Durchlüftungsapparat mit Preßluft empfehlen. Einer hierfür eingelaufenen sehr günstigen Offerte der Firma „ Actinia“ in Plauen i. V. wird dahin entsprochen, daß vorerst ein Probekessel mit Zubehör zur Anschaffung kommt. — Die Zer- störungswut des Chanehito gibt verschiedenen Herren Anlaß zur Klage. Viele Pflanzen, selbst die kräftigsten wurden abgebissen oder herausgerissen. Besonders macht sich dieser Vorgang während der Fortpflanzungs- periode bemerkbar. Der Fisch macht sich im Sande eine Grube und was im Wege steht, muß fort, er zeigt sich als unbeschränkter Gebieter in seinem Heim. — Die stete Zunahme der Heringe im Nordostseekanal be- handelt ein kurzer Artikel aus einer Zeitung, den Herr Fahrenholtz zu Gehör bringt. — Zum Schlüsse wurden eine Anzahl an Süßwasser gewöhnte Flundern, sowie amerik. Hundsfische und Goldfisch-Bastarde abgegeben. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarien-Freunde zu Magdeburg. Versammlungslokal: Reichskanzler, Kaiserstraße. Sitzung vom 24. Februar 1903. Aus der Zeitschrift „Die Heimat“, Organ des deutschen Lehrervereins, herausgegeben von Dr. Lutz, verlas Herr Kuhn zwei Artikel über die Groppe im Aquarium und die Haltung und Zucht der Bergeidechse Lacerta vivipara im Terrarium. Hieran knüpfte sich eine interessante Unterhaltung über die Lebensweise und das Vorkommen dieser beiden Tiere. Die Groppe, die fast überall da zu finden ist, wo die Forelle lebt, deren Laich sie nachstellt, wird ausnahmsweise diu’ch Zufall bei uns in der Elbe gefangen. Vor einigen Jahren hatte unser Mitglied Herr Junker das Glück, ein großes Exemplar am Krakauer Eibwehr zu erbeuten, und im Winter vorigen Jahres wurde ein ebenfalls in der Elbe gefangenes versprengtes Exemplar von einem Schüler in der zoologischen Sektion des hiesigen naturwissen- schaftlichen Vereins lebend vorgezeigt. Die Lacerta vivipara ist in unserer unmittelbaren Umgebung eben- falls nicht vertreten. Der zunächst gelegene Fundort ist nach Herrn Kuhn Rogätz. Weiter nach der Gegend von Neuhaldensleben und Helmstedt zu ist sie sehr häufig. Herr Hartmann gibt hierauf einen Artikel über die Pflege des Goldfisches zum besten aus dem Bei- blatt der hiesigen Tageszeitung „Neueste Nachrichten“, welcher den Lesern über die Haltung des Goldfisches ganz unglaubliche Sachen auftischt. Unser Schrift- führer Herr Hartmann erbietet sich, dem genannten Blatte eine kleine Berichtigung unter Beifügung der bekannten Broschüre von Schulte vom Brühl „Der Gold- fisch und seine Pflege“ zuzustellen. Von einem Mitgliede wird die Besichtigung des Seewasserbeckens in dem 112 V ereins-Nachricliten. Aquarium der Grusongewächshäuser warm empfohlen. Dasselbe verdankt seine Entstehung der Anregung, welche durch unsere Ausstellung im Juni v. Js. gegeben wurde. Es ist von unserm Mitgliede Herrn Museums- l)räparator Gangloff, der auch das dazu erforderliche große Quantum Seewasser nach bekanntem Rezept künstlich hergestellt hat, mit großer Sachkenntnis ein- gerichtet. Das Becken ist jetzt dicht mit Aktinien, Schwämmen und Röhrenwürmern besetzt, die durch Vermittlung des leistungsfähigen hiesigen Aquarien- instituts von Fr. Schneising bezogen sind. „Elodea“, Verein für Aquarium- u. Terrariumkunde Berlin-Moabit. Vereinslokal: Waldstraße 8 bei Fischer. Sitzung jeden Freitag nach dem 1. u. 15. im Monat. Sitzung am 6. Februar 1903. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 10 Uhr. Der Schriftführer verliest das Protokoll, welches an- genommen wird. Ein von Herrn Lewandowsky ge- haltener Vortrag: „Ein Wort zur Pflege einheimischer Aquarienfische“, wird mit Beifall aufgenommen, und gab Veranlassung zu einer anregenden Diskussion. Der Vortrag erläutert in anziehender Weise, welche Freude die Pflege der einheimischen, meist recht munteren Fische, entgegen den ausländischen, oft recht trägen Gesellen, dem Liebhaber bereite. Schluß 12 Uhr. J. M. Sitzung am 20. Februar 1903. Die Sitzung wurde um lO^i Uhr vom Vorsitzenden eröffnet. Der Schriftführer verliest das Protokoll, welches angenommen wird. Nachdem Herr Lewandowsky die Mitteilung gemacht, daß der Bezug der „Blätter“ ge- regelt ist, nimmt er das Wort zu einem Vortrag über den Stichling, dessen Vorkommen sich über ganz Europa, mit Ausnahme des Donaugebiets, erstreckt. Der Vortragende schildert in ausführlicher Weise den Nestbau des in den prächtigsten Farben prangenden Männchens, den Verlauf der Brutpflege, wie das Nest und die jungen Fische mutig und fast immer mit Erfolg gegen Angriffe seiner Feinde verteidigt werden. Am Schlüsse seines, wie immer mit Beifall aufgenommenen Vortrages, der unserm kleinen Geharnischten gewiß neue Freunde gewonnen, und alte Freundschaft er- neuert, teilt Herr Lewandowsky noch mit, daß dieser Fisch sich schwer auf weite Entfernungen transportieren läßt, und deshalb in anderen Erdteilen, z. B. Amerika, hoch im Preise steht. Angespornt durch die Anregung^ die der Vorsitzende gegeben, versprach Herr Neuhert zur nächsten Sitzung ebenfalls einen Vortrag. Schluß 12Vt Uhr. J. M. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. E. V. Mitteilungen aus den Vereins-Versamm- lung des Monats Januar 1903. Ordentliche Mitgliederversammlung, Donnerstag, den 22. Januar im Restaurant „Stcrugarten“. Antrag 11 des Herrn Müller bezieht sich auf Auf- teilung des vorhandenen Projektionsfonds von 155,85 Mk. Es sollen 50 Mk. für Bibliothekzwecke, 50 Mk. für den Hilfsfond und der Rest mit 55,85 Mk. als Resei‘ve für laufende Ausgaben verwendet werden. Herr Müller be- gründet seinen Antrag und führt namentlich aus, daß dem Verein bei Bedarf von verschiedenen Seiten vor- zügliche Projektionsapparate sofort zur Verfügung ge- stellt werden. Der Antrag wird nach einigen Aus- führungen der Herren Dr. Lemberger, Hauptlehrer Großmann und des Vorsitzenden mit allen Stimmen an- genommen. Hierher gehört der Unterantrag des Vor- sitzenden, Bestimmungen für die Realisierung des Hilfs- fonds zu treffen. Ein diesbezüglicher Vorschlag, die Beschaffung eines prächtigen Behälters für unseren verdienten Kassierer Herrn Feichtinger in die Wege zu leiten, wurde nach Zugrundelegung besonderer Be- stimmungen sofort angenommen und ein Betrag von 45 Mk. für den Behälter genehmigt. Der noch bestehende Rest des Hilfsfonds, im ganzen 75 Mk. wird nach Antrag des Vorsitzenden dem Vorstande zur Verfügung gestellt, der von Fall zu Fall mit Zustimmung der Vereins- versammlung über den Betrag verfügen soll. — Antrag 111 des Herrn Seifers bezieht sich auf den Versand von Pflanzen an die auswärtigen Mitglieder und Reklame- tätigkeit für den Verein. Nach einer längeren Debatte, die sich nach verschiedenen Gesichtspunkten hin be- wegt, wurde der Antrag des Herrn Seifers im Prinzip angenommen und dahin formuliert, daß der Pflanzen- versand sowohl als Insertion für Reklamezwecke des Vereins nach Maßgabe der vorhandenen Mittel in die Wege geleitet werden soll. — Antrag VI der Herren Dr. Lemberger, Rembold und Seifers: „Es möge die Abhaltung einer Ausstellung für das Jahr 1904 be- schlossen werden“. Nach einer ziemlich langwierigen Debatte, an der sich fast die meisten anwesenden Mit- glieder beteiligten, ersucht der Vorsitzende von einer verpflichtenden Beschlußfassung abzusehen. Das dürfe die Herren nicht hindern zu arbeiten. Ergibt gegen Ende dieses Jahres ein Überblick über die Ausstellungs- objekte usw., daß eine würdige Ausstellung abgehalten werden könne, so soll die nächste ordentliche Mitglieder- versammlung über die Abhaltung beschließen. In diesem Sinne wird Beschluß gefaßt. — Antrag V des Herrn Gladbach -Köln auf Versendung der Vereins- protokolle an die auswärtigen Mitglieder noch in der Woche, in welcher die Sitzung ahgehalten worden sei, wird nach den Ausführungen des Vorsitzenden mit Bezug auf die Satzung abgelehnt. — Antrag VI des Herrn Feichtinger betr. Zuwendung zum Hilfsfond hat bereits mit der Aufstellung des Jahresaufwandes seine Er- ledigung gefunden. Sodann erfolgte die Entlastung des Gesamt-Vorstandes. Die Neuwahl vollzog sich rasch und wurden sämtliche alten Vorstandsmitglieder ein- stimmig wieder gewählt: I. VorsitzenderHerrKarl Lankes, Magistrats-Beamter, Häberlstraße 4/11, (zugleich Adresse für alle wichtigen Angelegenheiten des Vereins; II. Vor- sitzender Herr Alois Reiter, Kaufmann; Schriftführer Herr Josef Haimerl, städt. Brandmeister; Protokollführer Herr Josef Knan, Bankbeamter; Kassierer Herr Ludwig Feichtinger, Buchdruckereifaktor, Holzstrasse 53/1 (zu- gleich Adresse für alle Geldsendungen an den Verein); Sammlungsverwalter Herr Lorenz Müller, Kunstmaler, und Inveutarverwalter und Bibliothekar Herr Karl Seifers, Bankbeamter. Als Revisoren wurden die Herren Molter und Oelbaum gewählt. Sämtliche Herren nahmen die Wahl an. Herr Hauptlehrer Großmann sprach im Namen der Mitglieder der alten Vorstandschaft die Anerkennung und den Dank für ihre Tätigkeit aus und begrüßte die neue Vorstandschatt in schwungvollen Worten. Der Voi- sitzende dankte im Namen der Vorstandskollegen für die schmeichelhaften Worte. Nunmehr konnte der I. Vorsitz, die ordentliche Mitgliederversammlung schließen. Für die Redaktion verantwortlich; Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil ; Creiitz’sche Verlagsbuch - handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. II Opfer in Burg b. M. Weißfische. M inander sicli älinlicli sehende Natnrkörper , faßt das Volk mit Vorliebe unter einem Sammelnamen zusammen, ohne sich Eechenschaft über die größeren oder kleineren Unterschiede zu gehen, obgleich es andererseits ganz genau weiß, daß es mit diesem Sammelnamen so und so viele verschiedene Tier- und Pflanzen-Arten willkürlich vereinigt. Da stehen z. B. am Baude eines Teiches eine ganze Anzahl Eiedgräser (Carex) in bunter Gesellschaft zusammen. Es sind oft über hundert Arten, die sich auf einem kleinen Kreise, der ihren Lebensbedinguugen entspricht, angesiedelt haben. Der Laie vermag die verschiedenen Arten nicht auseinander zu halten und auch schon manchem trefflichen Bota- niker ist es passiert, daß er die eine Art mit der anderen verwechselte, daß er verschiedene Arten als zu einer Art gehörig bezeichnete und erst später zu der Erkenntnis gekommen ist, daß er ganz verschiedene Pflanzen vor sich hatte. Hier weiß sich das Volk leicht zu helfen indem es die ganze Familie und noch andere dazu unter dem Namen „Gras“ znsammenfaßt, ohne zu wissen, wie viel Pflanzenarten es überhaupt sind, die dieses „Gras“ bilden. Dasselbe ist der Fall mit der Bezeichnung „Schilf“. Hier wird Typha, Acorus, Iris, Phragmites etc. zusammen geworfen. Ebenso verfährt das Volk bei der Bezeich- nung einer ganzen Anzahl karpfenartiger Fische, die es „Weißfische“ getauft hat. Hier sind es im weiteren Sinne alle jene Fische, die sich in der Färbung ihres Schuppenkleides und der Flossen nicht wesentlich von einander unter- scheiden. Hasel (Squalius leuciscus L.), Döbel (Leuciscus cephalus L.), Aland (Leuciscus idus (L., Bitterling (Rhodeus amarus Bloch), dann die Arten der Gattung Abramis Cuv. mit dem Blei (Abramis brama L.), der Zoppe (Abramis balle- rus L.), dem Zobel (Abramis sapa Pall.) der Zährte (Abramis vimba L), weiter der Güster (Blicca björhia L.), der Eapfen (Aspius rapax Agass.) und der Ukeleie {Aspius alburnus L.) und noch einige Arten, sie machen die „Weiß- fische“ des Volkes ans. Nicht als solche be- zeichnet werden dagegen Plötze {Leuciscus ruti- lius U.) und Eotfeder {Leuciscus erythrophilicd- mus L.), die aber ihrerseits wieder unter der Gesamtbezeichnnng „Eotange“ laufen, obgleich beide leicht zu trennen sind, da das Maul der Eotfeder nach oben gerichtet, dasjenige der Plötze aber klein, endständig und Avenig schräg ist. Ferner ist bei der Plötze die Bauchkante zAvischen Bauch- und Afterflosse abgerundet, bei der Eot- feder dagegen besitzt diese Körperpartie eine ungewöhnliche Schärfe und Härte der Be- schuppung. Diese beiden Fische von den „Weiß- fischen“ zu trennen war dem Volke wohl deshalb maßgebend, weil beide bald mehr oder weniger rot gefärbte Flossen besitzen. Umgrenzt man die Bezeichnung „Weiß- fische“ näher, so zählen zu diesen hauptsächlich die Arten der Gattung Abramis, Blicca und eventuell noch Aspiu.s. Diese Fische, besonders die von Abramis und Blicca besitzen einen schmalen, hohen Körper und gleichen sich in der Färbung sehr, sodaß hier die Trennung der Arten für den Ungeübten schwerer ist, wenn er nicht die Schlundzähne und Flossenstrahlen zur Be- stimmung der Art zu Hilfe nimmt. Derjenige indessen, der etwas mit den Fischen unserer Heimat vertraut ist, wird aber schon auf den ersten Blick auch hier die einzelnen Arten zu unterscheiden wissen, sobald es sich um größere Tiere handelt. Ein neuer Sammelname ist von den Aquarien- liebhabern zur Bezeichnung von Fischbrut, in der Größe von 1^/2 bis 3 cm etwa, eingeführt 114 Major a. D. Prestele: Opliiopogon und Reiueckea als Aquarien- und Terrarienpflanze. worden, die Beiienimng „Flifterftsclie“ oder „Flitzer“. Unter dieser Bezeiclinimg' segeln alle jnngen Karpfentlsclie und selbst junge Coregoneus- Arten, die sich aber durch den Besitz einer Fetttlosse als solche kennzeichnen. Von den „Weißfischen“ selbst trennt das Volk vielfach noch nnter der Gesamtbezeichnung der „Lauben“ drei kleine Fische ab, die auf den ersten Blick auch eine große Ähnlichkeit besitzen. Es sind dieses der Ukelein alhurnus L.}, die Alandblecke {AJhurnns hipunc- fafics Agass.) und die Mai-Eenke {Asi)iiis mento Agass.). Alle drei Arten sind vorwiegend Ober- flächenfische, die an schönen, windstillen Tagen in ihrem munteren Tim und Treiben leicht zu beoliachten sind. Die Alandblecke unterscheidet sich vom Ukelein durch ihre oben und unten mit einem schmalen, schwärzlichen Pigmentsaum eingefaßte Seitenlinie und die Mai-Eenke, welche nni' in Süd-Deutschland vorkommt, durch die blaßrötlichen Flossen, von denen Eücken- und Afterflosse schwärzlich gesäumt ist. Ebenso nichts- oder vielsagend wie die Be- zeichnung „Gras“ und „Schilf“ zeigt sich auch der Sammelname „Weißfische“. Alle drei sagen im Grunde genommen nichts, da sie keinen Natnr- körper scharf umgrenzen, nicht einmal eine Anzahl nahe verwandter Formen in sich vereinigen. Ophiopogon und Reineckea als Aquarien- und Terrarienpflanze. Von Major a. D. Prestele. (Mit zwei ttriginaianfnalimen.) HS ist nunmehr Zeit gewoi'den zur Xeu- beplianzuug, gründlichen Eeinigung und ev. zur mehr oder wenigei’ umfassenden Neugestal- tung von Aquarien und dVerarien zu schreiten. Zur Auswahl für die fioristische Ausstattung der- selben steht dem Liebhaber ohne Zweifel eine be- trächtliche Zahl einheimischer und ausländischer Pflanzen zur Verfügung, besonders wird dem An- fänger der Satz: „Wahl macht Qual“ in dieser Hinsicht recht deutlich zum Bewußtsein gebracht. Die einheimischen meist einjährigen Pflanzen sind im allgemeinen zur Pflege im Zimmer weniger geeignet als die ausländischen Snmpf- gewächse, welche in kräftigem Wachstum auch den Winter bei sachgemäßer Behandlung über- dauern. Ist bei der Einrichtung eines Aquariums die richtige Bepflanzung eine Hauptbedingung für jede gedeihliche Entwicklung der Bewohner, da die „Wechselwirkung zwischen Tier und Pflanze“ auf den Lebensprozeß beider unmittel- baren Einfluß ausübt, so kommen bei der Be- pflanzung eines Terrariums ganz andere- Faktoren in Betracht, da hier die Notwendigkeit der Sauer- stoffabgabe nicht in erster Linie steht und vor allem bei der Auswahl der Pflanzenarten der Unterschied zwischen den kalten-trockenen, kalten-feuchten, feuchten-warmen, warmen bezw. heißen-trockenen Terrarien maßgebend ist. Spielt auch die Geschmacksrichtung bei der Anlage eine gewisse Eolle, so muß doch der Grundgedanke hierin vorwalten, daß den unter- zubringenden Tieren ein möglichst zusagender, d. h. naturgetreuer Aufenthalt geschaffen wird. Danach wird sich also für die verschieden- artigen Terrarien die Wahl solcher Gewächse bemessen, Avelche geeignet sind, sich den je- weiligen dortselbst obwaltenden Verhältnissen und für ihre Entwicklung nnd Existenz nötigen Bedingungen anzupassen. Unter allen Umständen werden meist nur zähe, ausdauernde Pflanzen zur engeren Wahl kommen, damit eben die Tier- pflege nicht mit der wünschenswerten Pflanzen- zucht in Kollision gerät. Ähnliche Eücksichten müssen ja auch im Aquarium gegenüber den Flossenträgern, bestimmend auf die Bepflanzung des Bodengrundes, genommen werden, denn jeder Praktiker wird ein Liedchen davon zu singen wissen, wie gut es den Fischen gelingt, manche ihnen zusagende Pflanze teils aus Nahrungs- bedürfnis teils zur Unterhaltung zu Grunde zu richten oder doch zu beschädigen. Pflanzen mit Schwimmblättern und Schwimm- pflanzen, solche also, deren Wurzeln im Boden versenkt sind und die an langen Zweigen ihre Blätter an die Wasseroberfläche erheben wie erstere nnd solche die frei auf der Wasserober- fläche schwimmen wie letztere, die demnach für das Aquarium in erster Linie sich eignen, werden im Terrarium nur selten oder garnicht zur Ver- wendung kommen, denn durch die Tiere würden solche im Bassin befindliche Pflanzen voraus- sichtlich an einer ruhigen, ungestöi'ten Ent- wicklung sehr gehindert werden. Um nun eine gewisse Harmonie auf die Dauer zwischen Flora und Fauna im Terrarium herbei- zuführen, die sicherlich nur im Interesse der Gesamtheit liegen wird, möchte auf zwei be- sonders empfehlenswerte Pflanzen aus der Familie der Liliaceae hingewiesen werden, die in Bezug auf ilire Dauerhaftigkeit den weitestgehenden Anforderungen entsprechen und nebenbei durch ihr hübsches Aussehen jede Geschmacksrichtung befriedigen werden. Major a. D. Prestele: Ophiopogon iin vorgelegene Pflanzen-Offerte der Pii'ina Henkel, Darm- » Stadt findet Erledigung. — Herr Gießmann führt ein f heizbares Akkummulatoren-Glas (Aquarium) den Mit- -J gliedern vor. Nähere Beschreibung desselben wird s. Z. Ä noch veröffentlicht. R. * Vereins-Nachrichten. 127 „Salviuia“, Verein von Aquarien- und Terrarieutreundeu, Hamburg'. Vereinslokal; Siecheu-Bräu, Kreuzweg d. Versammlung am 19. Februar 1903. Anwesend sind 45 Personen. Aiifgenommen wird Herr Iguaszewski, Hamburg, sowie der Verein der Aquarien und Terrarienfreunde in Porst i. d. Lausitz. Es stellen Antrag zur Aufnahme die Herren Vald. Klein in Kopenhagen, Th. Hartmann in Burgstädt i. S. und Herrn. Kampff, Lauenburg a. E. (Mitgliederbestaml; 212 Mitglieder und Vereine). Im Einlaufe: Schreiben unseres Mitgliedes Herrn H. Mußlioff, Neiße. — Lebend zur Vorzeigung gelangt die interessante Larve der -Uferwanze; lianatra linearis. Der II. Vorsitzende 0. Tofohr zeigt vor Lacerta joiiica in 8 verschiedenen Farbenformen von teilweise sehr ansprechenden Zeich- nungen. Die Lacerta jonica scheint in Variierung der Färbungen der Lacerta serpa (Wieseueideclise) nur wenig naciizusteheu. — Herr Dr. Frank besclireibt unter gleichzeitiger Vorführung von Zeichnungen die Nesselorgane der Faugarrae der Aktinien. Im An- schlüsse daran beschreibt Herr Flurschütz die Wirkungen dieser eigenartigen Organe auf die Schleimhäute des Menschen, die er mehrfach studiert hat. Ganz eigen- tümliche seien z. B. ihre Wirkungen auf die mensch- liche Zunge. Die berührten Stellen machten sich so- fort durch ein leichtes Brennen bemerkbar, und be- hielten noch geraume Zeit ein sonderbar taubes Gefühl. — Gestiftet werden zur Gratisverteilung durch Herrn Peters Hottonia, Wasserstern und Myriophyllum, durch Herrn Kilisjewski Präparat qines Schlaugenkopffisches für die Sammlung, sowie ein Alligator missisipiens zur Verlosung. Beschlossen wird, am 4. April ein Pest mit Damen abznhalten. Mitteilungen aus dem Gebiete der Liebhaberei: Zur Frage; Schlafen die Tiere'.- bez. wie schlafen die Fische? schreibt uns unser Mitglied Herr 0. Guttzeit, Serpuchow in Rußland: „Bezüglich Obiger Frage erlaube ich mir. Ihnen mitzuteilen, daß der Russe, wenn ein Fisch eingegangeu ist, sagt „ptiöa .3acHyja“ (Ryba sasnula), was wörtlich übersetzt be- deutet, „der Fisch ist eingeschlafen“' — woraus die Ansicht der Russen hervorgeht, daß der Fisch bei Lebzeiten überhaupt nicht schläft. — Wir haben bei der Fabrik einen Teich, in den das Kondensations- wasser abfließt, und welcher infolge davon selbst bei strengster Kälte nicht znfriert. Vor einigen Tagen ließ icli mir dort bei gelinder Witterung mit der Harke Elodea herausnehmeu und harkten wir gleichzeitig Rotauge, Weißfische und Karauschen, letztere bis 10 cm lang, mit, was im Sommer, wo das Kraut doch noch dichter steht, schwerlich gelingen dürfte. Sollten wir nicht die Fische in ihrem Winterschlaf gestört liabcn? In meinen Aquarien habe ich bisher keine Gelegenheit gehabt, Schläfrigkeit der Fische zu be- merken. — Wir danken Herrn Guttzeit für diese freund- liche Mitteilung. Die mit den Pflanzen lierausgeharkten Fische, haben nach unserer Ansicht sicher ihren Winter- schlaf abgehalten, jenen lethargischen Schlummerzu- stand, der indessen kein fester Schlaf nach unseren Begriffen, sondern als eigentümlicher Ruhezustand zu betrachten ist, hervorgerufen durch die Abkühlung des Wassers und die durch diese bedingte Nahrungs- aufnahmeverweigerung. Mit Beginn der Schnee- und Eisschmelze und der Erwärmung des Pischwassefs wird der Wintersclilaf dieser Fische schnell beendet. Daß viele Fische außer ihrem Wintersclilafe auch einen zeitweilig wenn auch niclif hauptsächlich nächt- lichen, dem Schlafe der Säugetiere und demjenigen des Menschen ähnliclien Ruhezustand (kirch machen, ist heute wohl erwiesen, wenn auch ihre liilerlosen Augen diesbezügliche Beobachtungen recht erschweren. So hat z. B. Dr. Hermes die Beobachtung gemacht, daß kaipfeuartige Fische ihren Schlaf betätigen, ruhig auf der Oberlläclie des Wassers liegend oder indem sie, den Kopf im Wasser an irgend einen Vorsi)rung oder Stein aulehnend, den Körper halbmondförmig gekrümmt in das Wassei' hängen lassen. Dabei be- wegen sie kaum merklich die Kiemendeckel und Flossen. Sobald sie mittels der Hand oder eines Gegenstandes berührt werden, otler ihnen Nahrung zugeworfen wird, erwachen sie sofort und sind sogleich völlig munter. Erwachen sie ohne äußere Veranlassung von selbst, dann dehneu sie den Körper, arbeiten mit den Flossen und Kiemen, bevor sie vollständig aufwachen und munter davonschwimmen. — Fragekasten. Schluß 12‘/4 Uhr. Verein der „Aquarieufreunde“ zu Berlin. Vereinslokal „Weudt’s Centralclubbaus“ am Königs- grabeu No. 14 a. Generalversammlung vom 11. März 19ü8. Der Vorsitzende eröffuete die Versammlung um 10 Uhr. Anwesend waren 61 Mitglieder. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde genehmigt. Als Mitglieder aufgeuommen wurden die Herren Martin Becker und P. Strahleudorf beide zu Berlin. Aufuahmeantrag stellte Herr Paul Herrmanu, Berlin. — Aus dem nun erfolgten Jahresbericht ist folgendes zu entnehmen. Der Verein, am 12. November 1901 von 9 Herren begründet, zählt z. Z. 68 Mitglieder, so daß eine Zunnahme von 59 Mitgliedern zu verzeichnen ist. Der Stand der Kasse ist den Verhältnissen nach zufriedenstellend. Trotz- dem hohe Beträge zur Anschaffung des Vereinsiuventars und der Bibliothek verwandt werden mußten, ist immer noch ein Barbestand von 78,38 Mk. zu verzeichnen. Die Bibliothek enthält z. Z. 29 Bände. Die Sannnlimg des Vereins ist noch unbedeutend. -- Auf dem praktischen Gebiete der Liebhaberei ist es dem Verein gelungen einige Erfolge zu erzielen. Erwähnenswert ist vor allen Dingen, 1. der von Herrn Rudolf Herrmann erbrachte endgültige Beweis der Fortpflanzungsfähigkeit des Anahas scandens, selbst im kleinen Zimmeraquarium. Siehe Aufsatz in den „Blättern“ Jahrgang XIII S. 180. 2. Die Auffindung imd glückliche Weiterzucht einer roten Planorbis coj'weMs-Spezies durch Herren A. Rei- mauu, näher beschrieben in dem Aufsatz „Albinos und Albinismus,“ der „Blätter“ Jahrgang XIV Seite 58, und 3. die Konstruierung einer praktischen Heizvorrichtung für Elemeutgläser, abgebildet und beschrieben, im selben Jahrgang Seite No. 11 durch Herrn Karl Weu- dorf. Ebenso verfertigte noch genannter Herr einen Spiritusgasbrenner, welcher sich im praktischen Ge- brauch bis jetzt ganz gut bewährte. — Die Zahl der abgehalteneu Sitzungen des Vereins in seinem ersten Geschäftsjahre betrug 30. Zu Geliör gebracht wurden 8 Vorträge und 5 Verlesungen. Außerdem arrangierte der Verein zwei Exknrsionstouren, eine Herreupartio und ein Stiftungsfest. Die erfolgte Neuwahl des Vor- standes ergal) folgendes Resultat. Es wurden gewählt als 1. Vorsitzender Herr Paul Hamann; 2. Vorsitzender Herr R. Großheim; 1. Schriftführer Herr G. Baumgardt; 2. Schriftführer Herr W. Sorgatz; 1. Kassierer Herr 128 V ereins-Nachrichten. P. Lüdicke; 2. Kassierer Herr Gessel; 1. Sammlungs- wart Herr Dr. E. Bade; 2. Sammlungswart Herr G. Veith; 1. Bibliothekar Herr J. Timmermaun; 2. Bibliothekar Herr M. Becker. Als Revisoren wurden gewählt die Herren P. Wolf, Kothe und K. Wendorf. Nachdem nun noch Herr Karl Wendorf dem Verein eine originelle Wahlurne in Gestalt eines kleinen Terrariums gespendet hatte, wofür ihm der Dank der Versammlung zu teil wurde, schloß der Vorsitzende dieselbe um P/4 Uhr. „Isis“, Verein für Aquarien- imd Terrarienkunde in München. E. V. Mitteilungen aus den Vereins- Versammlungen des Monats Februar 1903 im Restaurant „Sterngarten“. Donnerstag, den 29. Januar 1903. Im Einlauf: Brief des Herrn Professor Morin hier; ferner Anfrage des Vereins „Heros“-Nürnberg bezüglich gegenseitiger Mitgliedschaft. Wir würden uns freuen mit dem anderen bayerischen Vereine, dessen Bestre- bungen auch die unserigen sind, in Zukunft fleißig Zu- sammenarbeiten zu können. Schreiben des Herrn Dr. Bade bezüglich des Artikels des Herrn Reallehrers Gugler. Ein Herr Paul Müller. Kaufmann hier, ersucht um Über- sendung der Satzung. Schreiben und Karte des Herrn Dehrer Großkopf in Friesen wegen Überlassung einiger Bücher aus der Bibliothek usw. „Gartenlaube“ Heft 3, welche einen einschlägigen Artikel enthält und Prospekt des Herrn Preuße-Berlin über Heizapparat „Probat“. Zeitschriften „Nerthus“ Heft 3 und 4, einige Aufsätze kommen zur Bekanntgabe, „Natur und Haus“ Heft 8 enthält einen interessanten Aufsatz von Dr. Werner: „Canarische Echsen“ mit 2 Abbildungen unseres Herrn Müller. Die abgebildete prächtige Lacerta galloti haben wir bereits lebend kennen gelernt. Unser Mitglied Herr Lehrs besaß einige Stücke. Einige weitere Aufsätze gelangen noch zur Mitteilung. „Blätter“ No 2, Aufsatz des Herrn Dr.Krefft über „Wasserschildkröten im Stuben- Beckeuaquariuin“. Mit Dr. Krefft sind wir der Ansicht, daß Chelodina longicoHis eine der unverwüstlichsten, in jeder Hinsicht dankbare Sehildkröteuart ist. Wir pflegen diese gewiß sehr intelligente, ewig hungrige und bettelnde, dabei doch lange Hunger aushalteude gegen verhältnismäßig hohe wie niedere Temperaturen keineswegs empfindliche Schlangenhalsschildkröte seit langen Jahren in verschiedenen Größen, ohne jemals einen Verlust gehabt zu haben. Ähnliche dankbare Tiere liefern nach unseren Erfahrungen auch die Gattungen Chelydra, Cinosternon und Hydromedusa usw. Ein weiterer interessanter Aufsatz „Die kaspische Pfeil- natter“ stammt von Dr. Werner-Wien. Die beigegebene Photographie der Zßmenis gemonensis var. caspius stellt eine Prachtaufnahme dar und gereicht den „Blättern“ zur großen Zierde. Hübsch ist auch die Aufnahme des Zuchtpärcheus von Haplochilus panchax und erfreulich von dieser Kärpfling-Art wieder etwas zu hören. Weiter im Einlauf Nachrichten der „Salviuia“-Hamburg und „Zoologischer Garten“ No 12. Herr Müller demonstriert zwei schöne Zeichnungen darstellend Platemys spixii und Hydraspis hüarii. Die prächtigen Abbildungen ge- hören zu einem demnächst in den „Blättern“ erschei- nenden Artikel des Herrn Dr. Krefft. H. Donnerstag, den 5. Februar 1903. Der Vorsitzende begrüßt die erschienenen Herren, darunter 3 Gäste. Protokoll-Verlesung und Genehmigung. Im Einlauf „Nerthus“ Heft 5. Einige Aufsätze und Mit- teilungen aus dieser Zeitschrift gelangen zur Verlesung. — Hierauf nimmt der Vorsitzende Veranlassung in längerer Ausführung einige speziell dem Donaugebiete angehörige Fischarten zur Pflege und Beobachtung zu empfehlen. Manche Lücke in den biologischen Ver- hältnissen sei noch auszufüllen; über eine Anzahl von Arten wisse man bezüglich ihres Verhaltens im Aquarium sehr wenig oder nichts. Die Haltung mache zweifellos bei mehreren Arten Schwierigkeiten, diese Schwierig- keiten zu überwinden könne nicht unmöglich sein und sollten besonders den erfahrenen Aquarianer reizen, Versuche nach verschiedenen Richtungen hin zu machen. Vorzügliche Präparate der zur Besprechung gelangten Fische aus der Vereins-Sammlung unterstützen die Aus- führungen des Vorsitzenden. — Herr Haimerl brachte in einem Gläschen eine Anzahl Cyclops, die in seinem Seewasser-Aquarium zur Entwicklung gelangten, zur Demonstration. — Sodann Vorführungen am Vereins- mikroskop. — Sammelbüchse 1 Mk. Donnerstag, den 12. Februar 1903. Nach der Begrüßung der Anwesenden durch den Vorsitzenden gelangt das umfangreiche Protokoll der ordentlichen Mitgliederversammlung zur Verlesung und Genehmigung. Im Einlauf: „Nerthus“, Heft 6. Die ein- schlägigen interessierenden Veröffentlichungen kommen zur Bekanntgabe. „Natur und Haus“, Heft 9. Ein Aquarianer, der gerne einen Teil seiner freien Zeit dem einen oder anderen unserer beimatlichen Fische widmet ist Herr W. Sprenger-Berlin. Heute bringt er uns einige Mitteilungen über Perca lucioperca L. den Zander. An- regend sind auch die Mitteilungen von A. Dominikus über elektrische Fische. „Blätter“ No. 3. Einem Artikel des Herrn Liebscher-Dresden über P[yla versicolor ent- nebmen wir die Erfahrung, „daß unsere heimischen Laubfrösche (Hyla arhorea) nicht lange mit dem Hyla versicolor zusammen zu leben vermochten, sondern sehr bald abstarben“. Liebscher führt das Sterben der heimischen Laubfrösche auf die scharfen Ausscheidungen von Hyla versicolor zurück. Die den „Blättern“ bei- gegebenen prächtigen Photographien von Hyla versicolor zeigen uns diese interessante nordamerikanische Hyla in den verschiedensten Stellungen. Unser Ehrenmitglied Herr Dr. Wolterstorff-Magdeburg hat uns seine Photo- graphie übermittelt. Herzlichen Dank. Offerte Krause- Krefeld. — Der Vorsitzende bringt mit Bezug auf die zur Aufstellung gelangte Karte über das Verbreitungs- gebiet der heimischen Reptilien und Amphibien längere Ausführungen und ersucht die Mitglieder, gelegentlich der größeren und kleineren Exkursionen entsprechende Notizen zu machen. In Zweifelsfällen sei die Mitnahme von Fundexemplaren zur Bestimmung veranlaßt. — Herr Haimerl macht einige recht interessante Mitteilungen über die Freßlust seiner verschiedenen Aktinienformen. — Die in der Versammlung anwesenden Gäste als: 1. Herr Leo Kaini’adl, Kunstmaler, wohnhaft Schubert- straße No. 6/III; 2. Herr Paul Müller, Kaufmann, wohn- haft Barrerstr. 34, Gartenhaus und 3. Herr Franz Uri, Kaufmann, wohnhaft Rochusstr. 4/I1I melden sich zur Aufnahme in den Verein au. Die Kugelabstimmung erfolgt in der nächsten Vereinsversammlung. Schluß des offiziellen Teiles der Sitzung. Für die Redaktion verantwortlich: Dr.E.Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz ’ sehe Verlagsbuch - bandlungin Magdeburg. Verlag der Creutz 'sehen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf e r in Burg b.M. Etwas über die Vermehrung der Aktinien im Zimmeraquarium. Von Carl Aiig. Reitmayer, Wien. (Mit drei Originalzeichunngen.) anstreitig' eignen sich unter den niederen Seetieren zur Besetzung unserer Mariue- aquarien am besten die Aktinien; denn sie sind nicht allzuschwer zu beschaffen, halten leichter als andere den Transport aus, lassen sich hei richtiger Behandlung mühelos eiugewöhnen und bilden als wahre Blumentiere den schönsten Schmuck dieser Behälter. Daß sich viele Arten von Aktinien in der Gefangenschaft auch ver- mehren, ist allerdings bekannt, doch dürfte der Vorgang dieser Fortpflanzung den meisten Aquarienliebhabern so ziemlich fremd sein. Wenig ist meines Wissens über dieses Thema ge- schrieben worden. Deshalb glaube ich, daß die nachfolgen- den Zeilen viel- leicht von allge- meinerem Interesse sein dürften. Es ist wissen- schaftlich begrün- det. daß die Ver- mehrung der Akti- nien im Freien auf dreierlei Weise er- folgen kann: durch Eier, durch das Ab- ■setzen von im Leibe des Muttertieres ■vollkommen zur Entwicklung gelangten düngen und durch Teilung oder Sprossung. Desgleichen ist nachgewiesen, daß sich Aktinien auch in der Gefangenschaft, ja selbst im Zimmeraquarium vermehrten; doch scheint nicht jede der vorhin genannten Arten der Fortpflanzung hier in .gleicher Ausdehnung zu erfolgen. Vorwiegend dürfte in diesem Falle das Absetzen, das so- genannte „Ausspucken“ dei' Jungen sich ereignen, seltener schon kommt die Absprossung vor und in den seltensten Fällen dürfte von einer Ver- mehrung durch Eier die Eede sein. Es war vor bald sieben Jahren, daß ich zum ersten male in meinem Seewasseraquarium junge Aktinien bemerkte. Woher dieselben ge- kommen, auf welche Weise sie entstanden waren, darüber konnte ich damals freilich keinen ge- nügenden Aufschluß geben. Genug, sie waren da und ich hatte Mühe, die kleinen unschein- baren Dinger aufzufüttern. (Vgl. meinen Artikel: „Neues von meinem alten Marineaquarium“. „Blätter“ Jahrg. XIII, Heft 10). Einem Zufall eigentlich verdanke ich es, daß mir die Möglichkeit ge- boten wurde, über den Modus der Fortpflanzung bei Aktinien genauere Beobachtungen machen zu können. Und das kam so. Im Spätherbst des ver- gangenen Jahres hatte ich mich end- lich einmal ent- schlossen, einenV ersuch mit künstlichem Seewasser zu machen, wozu ich mir ein eigenes Becken sach- gemäß einrichtete. Zur Besetzung desselben erhielt ich eine ziemlich bedeutende Anzahl von Aktinien aus der Adria und der Nordsee. (Nur nebenbei will ich hier bemerken, daß mir dabei in dem „künstlichen“ Seewasser, vmlches ich aus reinem Seesalz bereitet hatte und welches Originaizeichnung nach dem pjo-_ 1 Grüne Seerose (Anthea ceresus) Leben für die „Blätter“. ju„geo. 130 Carl Aug. Reitmayer: Etwas über die Vermehrung der Aktinien im Zimmeraquarium'. schon über einen Monat lang gestanden hatte nnd vollkommen klar war, der größte Teil der Aktinien imgemein schnell einging, was für mich ein neuer Beweis war, daß solch künstliches See- wasser nnd wäre dasselbe auch ans Seesalz her- gestellt, dem natürlichen niemals gleichkommen könne. Erst als ich mehr als die Hälfte des AVassers im Aquarium durch natürliches ersetzt hatte, gelang es mir, dem großen Sterben Einhalt zu tun. Hoch waren leider schon von den Nordsee- aktinien alle bis auf die grünen nnd von denen ans der Adria auch alle bis auf die roten, die Gürtelrosen nnd einige Nelken verloren gegangen.) Gleich beim Auspacken der Sendung, es war eine Trockensendnng nnd die Tiere in Tang ver- packt, gewahrte ich an einem mitfolgenden Steine zwei kleine grüne Aktinien (Anthea cereus)^ die entweder schon darauf gesessen hatten oder unterwegs von irgend einer alten Seerose aüs- gespiickt worden waren. Das veranlaßte mich, genauer nachznsehen, ob nicht doch noch andere diesen beiden Erstlingen nachfolgen würden. Es wäre ja immerhin möglich, daß eine weitere Vermehinng stattfinden könnte. Und nun l)egaun ich meine Aktinien zn beobachten. Tag für Tag nnd genauer, als ich es je zuvor getan hatte. Im Aquarium funktionierten nniinterbrochen zwei Dnrchlüfter. Das durch das Einbringen der neuen Tiere stark trüb gewordene Wasser war nach Verlauf von zehn Tagen Avieder klar geworden; Alle Seerosen Avaren geöffnet und fraßen trotz der Winterszeit ziemlich gut; doch von Jungen ließ sich nichts entdecken. Und Avieder ver- gingen acht Tage. Es mag doch wohl seine Kichtigkeit haben, dachte ich, daß sich Aktinien im Zimmeraquarium gar nicht, odei“ nni’ zufällig vermehren und meine Hoffnung, doch noch junge Seeröschen zu erhalten, scliAvand allmählich dahin. In dieser Sache sollte jedoch bald darauf eine erfreuliche Wendung eiutreten. Ich stand eines Tages, am 5. Januar d. J., vor dem Aqua- rium, damit beschäftigt, die geschlossenen See- rosen von ihren schmntzigen, sie in ihrer Ent- faltung beengenden Häuten zu reinigen, wozu ich mich eines steifborstigen flachen Pinsels be- diente. Da fiel mir auf, daß eine mittelgroße grüne Aktinie ihren Mund bei ganz geschlossenem Zustande weit und spitz nach außen gestreckt hatte; doch dieser Mund war anders als sonst geformt, er zeigte ein ganz eigentümliches Ge- präge, etwa so wie die schleimumhüllten Kügel- chen, in Avelcher Form die Aktinien alle un- verdaulichen Futterreste anszuAverfeu pflegen, das „Gewölle“, wie ich es gerne nennen möchte. Wie ich mm mit dem Pinsel darüber hinfuhr, blieb mir das seltsame Klümpchen daran haften und als ich es genauer besichtigte, war es kein gewöhnlicher AnsAvnrf, sondetii dihe richtige,- allerdings etwas verschleimt ansseliehde Äkfihie. Jetzt Avar mir angenilicklich klar gewordeh,- d. h. ich hatte lialbAvegs eine Vorstellung dävöh bekommen, wie die, Seerosen ihre Jungen ans Licht befördern. Und ich Hegte den lebhaften Wunsch, wenn das nur nicht ,die einzige und letzte war, wenn wenigstens , nur noch eine ' zum Vorschein käme, an der ich das Heratistreten aus dem Mutterleibe genau beobachten könnte. Dann faßte ich das kleine Wesen und setzte es behutsam auf ein flaches Steinchen, wie solche der Sendung mehrere beigelegeu, die ich alle zwischen den ZAveigen einer großen Baumkoralle befestigt hatte. Und diese kleine Aktinie, die doch erst vor Avenigeii Minuten die Mutten verlassen, setzte sich al sobald fest, breitete ihre Avinzigen Tentakel, 10 oder 12 Stück an den Zahl, strahlenförmig aus und begann sogar, in- dem sie sich hastig zusammenzog, Herzfaserchen, die ich ihr gereicht hatte, langsam zu verzehren.. Dann ging dieser Tag ohne irgend Avelchen nennenswerten Vorfall zu Ende. Tags darauf,, also am 6. Januar, Avar ich wieder daran, die Aktinien zu putzen, als diejenige, welche tags vorher das Junge abgesetzt hatte, in derselben mir auffallend scheinenden Art sich präsentierte,, d. h. es schien mich zu bedünken, als wolle aus ihrem festgeschlossenen Körper etAvas hervor- kommen. Mit angestrengtester Aufmerksamkeit beobachtete ich nun einen interessanten Geburts- prozeß. Die Aktinie Avar fest geschlossen, nur an ihrer Oberseite, dort, wo sonst die Mundspalte zu sehen, zeigte sich eine kleine Erhöhung, die langsam sich vergrößerte, gleichsam als würde sie von innen herausgepreßt. (Siehe Abb. 3, Fig. a.) Je Aveiter dieses Stückchen hervorquoll, desto mehr öffnete unter scheinbaren Zeichen von Erschlaffung die alte Aktinie sich, während das neue Gebilde, welches sich bald als kleine- Aktinie erkennen ließ, allmählich eine flachere, halbkugelförmige Gestalt annahm, sich zur Seite neigend an der Außenseite des Muttertieres niederglitt und dann den letzten Halt verlierend hinunter in den Sand fiel, Avoselbst, wie ich jetzt erst geAvahrte, schon zAvei andere, die jeden- falls auf dieselbe Weise geboren worden waren, mit weit ausgebreiteten Tentakeln saßen. Nach Verlauf einer Viertelstunde wiederholte sich dasselbe Schauspiel; wieder wurde auf die be- schriebene Weise eine kleine Aktinie ausgestoßeii. Carl Aug. Reitmayer: Etwas über die Vermehrung der Aktinien im Zimmei'aquarium. 131 die ich aber gleich mit der Pinzette vom Muttertiere abnahm. Zwei Tage später beobachtete ich an einer anderen größeren grünen Seerose diesen Ver- mehrungsprozeß, der im großen und ganzen dem oben geschilderten glich, nur daß die kleine Aktinie nicht gleich ab fiel, sondern noch längere Zeit entfaltet an der Mutter hängen blieb. (Siehe Abb. 3, Fig. b.) An demselben Tage spuckte eine dritte Grüne nach- einander sechs Junge ans, die ich alle auf einen Stein ihr zur Seite ansiedelte, die Glucke mit ihren Küken. (Siehe Abb. 1.) Mittlerwmile hatten mehrere Seerosen zu wandern begonnen und eine von ihnen hatte sich zu meinem Ärger gerade an der Vorderseite des Aquariums festgesetzt. Ich überlegte zwar anfangs, ob ich sie hier nicht sitzen lassen sollte, ent- schloß mich aber später, sie doch abzunehmen. Behutsam löste ich sie mit einer stumpfen Glasnadel los lind brachte sie auf einen andern Fleck. Kaum aber hatte sie sich wieder festgesetzt, be- merkte ich an ihr das charakteristische Ge- schlossensein, dann das matte Zusammensinken und ehe ich mirs versah, war auch schon aus ihrem Munde eine junge Aktinie hervorgekommen. Das brachte mich auf den Gedanken, ob das gewaltsame Entfernen des Tieres von seinem Standorte nicht etwa von Einfluß auf das ,,Aüs- spucken“ von .Jungen sein könnte. Ich löste deshalb diese Aktinie nochmals los und der Effekt war derselbe, wieder spuckte sie ein .1 unges aus. Ob das nun wirklich die Folge des erneuten Ab- löseiis war, oder ob das fort- gesetzteAbgeben von.J ungen in diesem Falle auch unter anderen Umständen erfolgt wäre, will ich dahingestellt sein lassen. So war es mir denn geglückt, die Geburt junger Aktinien in meinem Seewasseraquarium eingehend beobachten zu können. Eines Um- standes möchte ich hier noch Erwähnung tun. Auffallend war dabei die Form und Gestalt der Muttertiere. Da sah eine Aktinie der andern ähnlich. Anfangs fast ganz geschlossen, dann immer weiter sich öffnend, doch niemals da- zwischen die Tentakeln zeigend. Und noch ein Moment möchte ich hervorheben, die Größe der jungen Seerosen betreffend, die in keinem Falle die Größe einer mittleren Erbse oder etw'a einer Linse überstieg. Bei jener Aktinie, welche sechs .Junge im Zeiträume von 1% Stunden ausspuckte, war das erste erbsengroß, das folgende schon kleiner und das letzte kaum mehr stecknadelkopfgroß. War so die Vermehrung meiner Aktinien auf die Art, daß sie durch Absetzen normal entwickelter .Jungen er- folgte, immerhin eine ganz ansehn- liche, ich zähle gegemvärtig 40 Stücke, so wmr ihre Vermehrung durch Teilung oder Sprossung eine bedeutend geringere. Seit ich Aktinien pflege, sind mir erst drei solche Fälle vorgekommen. Der erste Fall betrifft eine Pferde- aktinie (equina). Diese hatte sich, gleich nachdem sie anscheinend voll- kommen gesund ins W asser gebracht war, geschlossen und verharrte in diesem Zustande drei JVochen lang. Als sie sich nach dieser Zeit öffnete, zeigten sich an ihr zwmi getrennte Muiidöffniingen, die beide von einem einzigen Tentakelkranz umgeben wmren. Jede dieser beiden Öffnungen nahm selbständig Futter auf. Leider ging diese seltsam gebildete Rose bald darauf ein und ich kann daher auch nicht sagen, ob sich aus ihr mit der Zeit zwei Tiere entwickelt hätten. Der andere Fall betrifft eine gestreifte, sogenannte Gürtelrose (zonata). Durch unvorsichtige Han- tierung beim Ablösen hatte ich ihren Fuß verletzt, je- doch nur geringfügig, so daß eine dem Tiere ii'gendwie nachteilige Rißwunde kaum zu erkennen wmr. Schon nach 4 Tagen begann aber an dieser Stelle eine kleine Ak- tinie hervorzuwachsen, die sich bald vergrößerte und endlich lostrennte. Der interessanteste Fall aber wmr der folgende: Eine grüne Aktinie, die immer prächtig geöffnet wmr, schrumpfte eines Tages an der Seite ein, wm sich bald eine erkrankte Stelle durch das Hervor- quellen einer weißen, sich in Fäden ziehenden Flüssigkeit zu erkennen gab. Mit unermüdlicher Geduld reinigte ich täglich diesen Punkt mit dem Pinsel so lange, bis die Eiterung, wmnn ich so sagen darf, zu Ende war. Wie erstaunte ich Püg. 2. Grüne Seerose mit Sprößling. Originalzeichnung nach dem Leben für die „Blätter“. Originalzeiclmung nach dem Fig. 3. Grüne Seerose Lehen für die „Blatter“. Junge absetzend. 132 Wilhelm Gu gier: Herpetologische Skizzen aus Südistrien, Dalmatien usw. aber, als bald darauf aus dieser nun vernarbten Stelle ein Sprößling liervorwuchs, dur der Aktinie ein höchst eigenartiges Aussehen verlieh. (Siehe Abb. 2.) Auch hier nahm jeder Teil selbständig Futter auf. Hübsch war es dann anzusehen, wenn nach erfolgter Fütterung beide Stücke ihre Tentakel entfaltet hatten. Hübsch war es auch, wenn einer der beiden Teile geschlossen War, einmal einer voll erblühten Eose mit einer Knospe an der Seite, dann wieder einer reifen Frucht mit einem kleinen Blütenspätling ver- gleichbar. Nun bin ich nur noch begierig, ob sich dieser Sprößling auch einmal von der alten Aktinie loslösen wird. Von viel geringerem Interesse war nach diesem die Vermehrung meiner Aktinien aus Eiern. Solche konnte ich selbst bei der genauesten Untersuchung des Seewassers niemals entdecken. Und doch müssen welche vorhanden gewesen sein, denn ich sah öfters im Aquarium winzige infusorienartige leichtbewimperte Lebewesen unter der Oberfläche des Wassers lebhaft umher- wimnieln, die aber immer bald wieder ver- schwanden. Daß aber eine Vermehrung aus Eiern erfolgte, steht für mich fest, denn auf dem in Fig. 1 wiedergegebenen Steine entdeckte ich vor zwei Monaten fünf damals mit freiem Auge kaum sichtbare Pünktchen, die sich langsam vergrößerten, dann 8 — 10 Tentakeln zeigten und sich bis heute zu kleinen, allerdings erst hirse- korngroßen blaßgrünen Aktinien entwickelten; Herpetologische Skizzen aus Süd- istrien, Dalmatien, Montenegro und der Herzegovina. Von Wilhelm Gugler (Neiiburg a. D.) „Isis“-Miinchen. (Mit 2 Originalzeiclmungen v. L. Müller-Mainz, München.) ■Is Eekonvaleszent verbrachte ich die Monate Mai, Juni und Juli des ver- flossenen Jahres in Südistrien und Dalmatien. Von Gravosa aus, das für etwa vier Wochen den Ausgangspunkt meiner Sammeltouren bildete, unternahm ich zwei größere Abstecher, den einen nach Cetinje, den andern nach der Baba planina in der Herzegovina. Trotzdem ich in erster Linie Botaniker bin, schenkte ich den hochinteressanten Eeptilien jener Länder doch so viel Aufmerksamkeit und Zeit,, als ich irgend hierfür erübrigen konnte; öfters mußten sogar die botanischen Eücksichten für mehrere Tage den zoologischen fast gänzlich weichen. Wer je einmal, wenn auch für noch so kurze Zeit, als Herpetologe jene Gegenden durchzog, dem bleiben für immer unauslöschliche Erinnerungen an die Fülle und Pracht der dortigen Eeptilienfauna. Diejenigen Beobach- tungen und Sammelergebnisse nun, welche mir als die interessantesten erschienen^ will ich im folgenden kurz skizzieren. In der Umgebung Polas'^fiel mir besonders das häufige Auftreten der Zornnatter auf und zwar sowohl in typischen Stücken der Zamenis gemonensis Laur. als auch der schwarzen Varietät earhonariiis Bonap. Beide Formen, deren Ver- breitungsgebiete also hier zusammenstoßen, be- wohnen die aus niedrigem, zum größten Teil dornigem Strauchwerk bestehenden Macchien und sind somit in den meisten Fällen recht schwierig zu erbeuten. Auch die Sandviper (Vipera ammodijtes L.) ist um Pola häufig, doch bekam ich dieses Mal wegen des ungünstigen Wetters bloß eine einzige zu Gesicht. Die Smaragdeidechse (Lacerta viridis Laur.) findet sich ebenfalls nicht selten, ebenso die Mauer- eidechse in der Form Lacerta muralis subsp. fusca de Bedr, var. macidiventris Werner; von letzterer erbeutete ich in der Arena etwa ein Dutzend. Sehr lohnend war eine Exkursion auf deu kleinen, im Hafen von Pola befindlichen Scoglio San Cattarina. Derselbe ist ein flaches, kurz- grasiges Inselchen, das in großer Menge die Wieseneidechse Lacerta serpa Baf. (= neapoli- tana de Bedr.) beherbergt. Die gleiche Form fing ich auch an den Wegsteinen im Val Bandon bei Fassana und auf dem Scoglio Fenera bei Promontore. Auf S. Cattarina lebt das Tierchen ebensowohl an kahlen wie an üppig bewachsenen Stellen und ist im Grase verhältnismäßig leicht mit den Händen zu greifen. In kurzer Zeit hatte ich auch mit Hilfe einiger Knaben etwa dreißig Exemplare gefangen. Mein Freund Lankes („Isis “-München), dem ich dieselben sofort zuschickte, verglich sie sorg- fältig mit seinen früher aus Istrien und Dal- matien erhaltenen Wieseneidechsen und schrieb mir hierüber folgendes: „Diese Form der Wiesen- eidechse weicht in Färbung und Große von anderen mir aus Istrien und Dalmatien be- kannten Stücken etwas ab. , Die Echsen von der Umgebung Polas sind kleiner als die andern, namentlich Stücke von Zara. Die Färbung der Oberseite ist lebhaft gelblich grün, die Unter- seite bei einigen Stücken schön hellrot. Ein Wilhelm Gugler: Herpetologisc-he Skizzeu aus Siulistrien, Dalmatiea usw. 133 männliches Exemplar von San Catta- rina zeigt außer- dem eine ziemlich deutliche weißgelbe Linie jederseits längs der Eückenzone und wenig Zeichnung des eigentlichen Rückens.“ Von Pola aus besuchte ich auf etwa acht Tage die wegen ihres Reichtums an Mosoreklcchse (Lacerta seltenen Pflanzen berühmte mosorensis Kolomh.) Lussin. Wohl auf dem Originalzeiclinung für die „Blätter“ von gaiizei) Eilaiid ist die präch- Lorenz Müller-Mainz. tige Form der Mauer- eidechse häufig, die auch Werner*) (1) dort sammelte und als Lacerta muralis subsp. neapoli- tana var. olivacea Raf. angab. Nach dem heutigen Stand der Forschung ist jedoch diese Echse von Lussin eine Olivacea-Y orm der Küsteneidechse (litoralis Werner), einer zu derselben Gruppe wie Lacerta serpa gehörigen, von dieser aber gut unterschiedenen Form. Dieses Tier ist wohl das schönste und zierlichste der ganzen Gruppe. Die Oberseite prangt in wunderbarem Dunkel- grün mit Goldglanz an den Seiten, die Unter- seite der alten Männchen ist vollständig lackrot. Die meisten Stücke meiner Ausbeute stammen *) Die Litera tu rangaben siehe am Schluß des Artikels unter den betreffenden Nummern. von Lussin piccolo. Ein Knabe, den ich auch mit dem Fang der Tiere beauftragte, löste , seine Aufgabe auf höchst originelle Weise, er flng sie nämlich mit Hülfe einer mit Vogelleini be- strichenen Rute. Die so gefangenen Exemplare gingen übrigens aus leicht begreiflichen Gründen fast sämtlich ein. Zwei prachtvoll rotbäuchige Stücke flng ich in der Nähe von Neresine un- weit des Fahrwegs an steilen Felshängen in der Nähe des Meeres. : Während meiner Anwesenheit wurde auf Lussin auch ein gewaltiges Exemplar der Vier- streifennatter (Coluher (paat/uorUneatus Lacep.) sowie eine junge Leopardennatter ( Coluher leopar- äinus Bonap.) erschlagen. Das Vorkommen der letzteren auf dieser Insel ist übrigens meines Wissens noch nicht konstatiert worden. Mein Hauptaugenmerk während der ganzen Reise richtete sich übrigens auf Fang und Be- obachtung der Spitzkopf- und Mosoreidechse (Lacerta oxycephala D. B. und L. mosorensis Kolomh. = koritana Tom.), da die Mitteilungen über diese beiden scheuen und gewandten Tiere noch immer ziemlich spärlich sind. Bei Spalato, wo beide Allen selten Vorkommen, waren meine Bemühungen fast ohne Erfolg. Die Straße zwischen Salona und Clissa, schon von Dr. AVerner als fi'eilich recht unergiebiger Standort der Spitzkopfeidechse angegeben (2), bot trotz glühender Sonnenhitze sehr ungünstige Verhält- nisse, da sie Avegen bedeutender Straßenbauten äußerst belebt war. Daher kam es, daß ich nur ein einziges Exemplar der überaus scheuen Art zu Gesicht bekam, welches aber nach meinem ersten vergeblichen Versuch, ihm die Roßhaar- schlinge über den Kopf zu stülpen, auf Nimmer- wiedersehen verschwand. Auffällig war mir das Tier durch seine unscheinbare, bläulich graue Färbung, welche auch die so charakteristische Schwanzringelung nur sehr undeutlich hervor- treten ließ, ti'otzdem dieser Körperteil sicher nicht regeneriert war, in welchem Falle ja diese Riiigelung verschwindet (3). Ganz im Gegensatz hierzu steht ein typisch gefärbtes Exemplar, das ich zwei Jahre Amrher zwischen Salona und Mravince, also ganz in der Nähe, beobachten konnte ; durch sein tiefes Blaugrün, das besonders schön zwischen den schwarzen Bändern des Schwanzes hervorleuchtete, hob sich das Tierchen prächtig von dem grauweißen Kalk seiner Um- gebung ab. Durch den erzählten Mißerfolg keineswegs entmutigt, unternahm ich am nächsten Morgen — allerdings mit recht geringen Hoffnungen — 134 Max Schubert: Fang und Eijnführung des Tetragonopterus. den. Aufstieg zum Monte Mosor, dem Fundort der Typen der Mosoreideclise. Von hier stammen nämlich die wenigen Exemplare, die Herrn Professor Kolombatovic ans Spalato yeranlaßten, die neue Art Z/ttcerto mosorensis Kolonib. (4) anfznstellen. Seither ist dieselbe wohl sicher nicht mehr an diesem Standort beobachtet worden. Zudem zeigt das Mosorplatean eine derart ge- waltige Ausdehnung, daß ein' systematisches Ab- suchen einem Eeisenden wohl immer unmöglich sein wird und somit ohne nähere Anhaltspunkte die Auffindung des interessanten Tieres dem Zufall überlassen bleibt. Ebenso wie schon zwei J ahre vorher sah ich trotz starker Hitze während der zwei Tage dieses Ausflugs nicht eine einzige der Beachtung werte Eidechse. Erlebnisse anderer Art oder besser Abenteuer, welche das Übernachten im Dorfe Kucine am Mosor brachte, übergehe ich besser mit Sclnveigen. — Nunmehr stand natürlich mein Entschluß fest, unbedingt die Baba planina aufzusuchen, den besten Fundort der seltenen Echse. Deshalb schiffte ich mich auch möglichst bald nach Gravosa ein. Die kurzen Dampferaufenthalte auf Lesina, Curzola und Lissa hatten als wich- tigstes Ergebnis den Fang der Lacertenform litoralis Werner var. lissana Werner auf letzt- genannter Insel. Diese Varietät — ursprünglich von Dr. Werner irrtümlicher Weise zur fusca- Gruppe der Mauereidechse gestellt — ist eine Ivüsteneidechse (litoralis Wer7ier)\ bei welcher die ursprüngliche Streifenzeichnung die Tendenz zur Eetikulation zeigt. Sie ist etwas kräftiger als die grüne litoralis von Lussin; der Eücken ist leicht mit zartem Grün überhaucht, unter dem die schwarze Zeichnung noch kenntlich er- scheint, welche besonders die Seiten in kräftigen Bändern netzartig ziert; Kehle und Bauch sind gelblich mit teilweise schwarzen Punkten, die seitlichen Bauchschilder prächtig hellblau. Auf Lesina sah ich dieselbe rotbäuchige und überaus zierliche Form der Küsteneidechse, die ich weiter oben von der Insel Lnssin genau beschrieb. Auf Curzola scheint die Spitzkopf- eidechse recht häufig zu sein, wenigstens bekam ich bei einem kaum halbstündigen Gang um und durch das Städtchen Curzola vier Stück zu Ge- sicht, die in Mauerspalteu der Häuser und des Quais ihre Schlupfwinkel hatten. Hier ebenso wie auf Lissa, wo ich in der Nähe der gleich- namigen Stadt an einer Weinbergsmauer etwa eine Stunde lang sechs Tiere der gleichen Art beobachtete, war wegen der zahlreichen Passanten sowie der störenden und aufdringlichen Neugier der Bevölkerung an ein Gelingen der Jagd nicht zu denken. Meine erste Spitzkopfeideehse,, erbeutete, ich im OmblataL bei Gravosa. Dortselbst fand ich die Art übrigens verhältnismäßig spärlich: vei> treten und nur an Häusermanern,. infolge dessen wiederum sehr scheu und schwer zu fangen.» Zwei Stunden mußte ich an einer Gartenmauer im Dorfe Mokosica zubringen,- um ein einziges hübsches Exemplar zu erbeuten.. , Viel häufiger war die Art längs der Mauern , einen Häuser^ reihe, die sich zwischen : Gravosa imd Eagusa. am Monte Sergio in ziemlicher Höhe hin er- streckt. Doch machte auch hier die Belästigung durch die Vorübergehenden die Jagd zu einer schwierigen und wenig angenehmen. Die von dort stammenden hellfarbigen Tiere mit grüner Schwauzringelung übertreffen an Farbenpracht alle anderen, welche ich in Dalmatien und Montenegro später noch fing. Eine schöne typische Zornnatter (Zamenis gemonensis Laur.) sowie ein reizendes junges Exemplar der Steig- natter (Zamenis Dahlii Fitz.) fielen mir in der weiteren Umgebung Gravosas ebenfalls zur Beute. (Schluß folgt.) cSl* Fang und Einführung des Tetragonopterus. Von Dr. med. Max Schubert. (Schluß.) » •> j^Jjiberall am Boden, an den niedrigen Sträuchen schlüpften und sprangen die kleinen Iguana, die Aiiolis umher, zornig ihre blau und roten Kehl- säcke auf blasend. Von grau-grüner Färbung, werden sie unter dem Einfluß der direkten Sonnenstrahlen fast ganz schwarz. Da ich bei der außerordentlichen Schnelligkeit dieser Tier- chen derselben nicht habhaft werden konnte, so bat ich einen kleinen Indianerjungen mir einige zu fangen. Dieser wandte dasselbe Mittel an, welches einige tausend Meilen weiter nordöstlich die Jungen von Capri beim Fangen der Mauer- eidechse gebrauchen, er machte aus Grashalmen eine Schlinge, spuckte in die Sclüinge, sodaß es ein Speichelhäufchen darauf gab. Diese schillernde Membran in der Schlinge bewirkt, daß die neugierige Eidechse nicht entflieht, wenn der Halm ihr vorgehalten wird; ein schnelles Herüberziehen über den Kopf und die Mauer- eidechsen in Capri sowohl, wie die Anolis in Mexiko sind mit tötlicher Sicherheit gefangen. Allmählich wurde aber das Warten auf die Trambahn langweilig und trotz der großen Max Schubert; Fang und Einführung des Tetragonopterus. 135 Wärme von 32 ^ machten wir uns zu Fuß auf den Weg’ entlang dem Geleise nach der Laguna del Coco zu suchen. Durch die Stadt, verfallen und schmutzig, wie alle von Spaniern und Ein- geborenen bewohnten Städte, gelaugt man auf den Glanzpunkt aller südlichen Städte, die 'Piazza, den Markt, wo leidliche Anlagen und vor allem ein Musiktempel sich befindet, vor dem die schöneii Senoritas abends nach den Klängen einer recht guten Militärmusik promenieren und mit ihren feurigen Augen manches Unheil anzustiften pflegen. Ein etwas zerfallenes Wasserbassin mit mächtigen Callas und Cyperus bewachsen bildete für mich den Glanzpunkt dieser Piazza, die Calla hatte einen Durchmesser von etwa 2 m und war mit 16 Blüten geschmückt. Die Farbe war nicht die unserer Calla aethiopica, weiß, sondern schön goldgelb. Aber weiter trieb es uns, da immer von der Trambahn noch nichts zu sehen w'ar, durch enge schmutzige Straßen dem Schieneugeleise folgend nach der Laguna del Coco. Nach 20 Min. ungefähr waren wir außerhalb der Stadt, nur noch einzelne Hütten aus Bambus zeigten sich, malerisch von einer blau blühenden Winde und einer gelb blühenden Kürbisart überzogen, endlich ein schmaler Graben, ganz ausgefüllt mit den hyazinthblütigen Pontederien, so dicht, daß vom Wasser nichts zu sehen war. Diese Fontecleria azurea u. crassipes gehörten im ganzen tropischen Amerika zu den gewöhnlichen Wasserpflanzen und behindern stellenweise durch ihr massen- haftes Auftreten die Schiffahrt. Irgend etwas von Kröten oder Fröschen war nicht zu sehen und enttäuscht eilten wir weiter der Lagune selber zu, die, etwa ein Morgen groß, vor uns in den Strahlen der Tropen-Sonne blinkte. Am Rande derselben wuchsen mächtige Colocasien, deren Blätter meterlang waren und buntblättrige Clodudien, riesenhafte Cyperus papyrus, auf dem Spiegel des Sees rot- und gelb- blühende Nymphaeen, dazwischen einzelne blaue Blüten der Pontederien, fußlang; ich war hin- gerissen von dem Zauber dieser wunderbaren Tropenvegetation. Und nun blinkten hundert und aber hundert silberne Lichtscheine aus dem Wasser, aber die Sonne konnte es nicht sein, denn die Oberfläche des Sees war ruhig und glatt wie ein Spiegel. Endlich an einer flachen Stelle löste sich das Rätsel. Eine unendliche Menge von kleinen silberglänzenden Fischchen bewegte sich mit fabelhafter Geschwindigkeit durcheinander, warfen sich dabei fortwährend auf die Seite und erzeugten so jene fortwährenden Lichtblinke, welche wir uns nicht erklären konnten. Auch in unsern heimischen Gewässern gibt es silberglänzende Fische, aber ein so intensives Glänzen der Schuppen habe ich nie für möglich gehalten. Nun aber schleunigst fangen. Aber umsonst alle Mühe, die Fische sind von einer Schnelligkeit, welche jeder Be- schreibung spottet. Wenn nicht Gewalt, so List. Das Netz wird in einer etwa 30—40 cm tiefen Stelle versenkt und am Boden gehalten, in das Wasser ein Stückchen Brot hineingetan, 40, 50 Fische kamen angeschossen, nun schnell hoch; jawohl, die ganze Bande sprang aus dem Wasser und kein Fisch im Netz. Noch einmal, aber länger liegen lassen und nun ganz langsam hoch, fast millimeterweise mit angehaltenem Atem. Die Fische lassen sich nicht stören, schnappen fort- während am Brote — nun aber heraus, und jetzt haben wir etwa 17 der kleinen silbernen Teufel, deren Fang uns soviel Schweiß gekostet. Zur Feier des Fanges hörten wir nun auch die Trambahn vorbeiklingeln, deren Inhalt an far- bigen Gentlenien sich aber sofort heraus ergoß, als man einen Weißen in der Lagune fischen sah. Ich betrachtete indessen vergnügt meine Fische, deren ganze Schönheit ich jetzt erst in nächster Nähe ermessen konnte. Intensivster Silberglanz mit einem Hauch von Goldbronze, der Schwanz rot mit einem tiefschwarzen Fleck an der Basis. Ich war außerordentlich glücklich, aber nicht lange sollte ich mich meiner Freude hingeben, denn das Gedränge der Nigger um mich mit ihrem penetranten Wildgeruch wurde wirklich lästig, aber entgehen konnte ich ihrer Wißbegierde nicht. Wozu die kleinen Fische? „Um Medizin daraus zu machen,“ antwortete ich. Allgemeines Staunen und ehrfnrchtvolles Schwei- gen. Was für Medizin? Kraftmedizin? Nein, gegen Kopfweh. Nun begann alles zu fangen und zwar auf ganz raffinierte Weise, indem sie einige kleine Körner aus der Tasche holten, ähnlich den bei uns so verbotenen Coccelkörnern, diese in Bambuskörbchen taten und nun ins Wasser setzten. Massenhaft schwammen bald unsere Lieblinge halb vergiftet auf der Oberfläche, er- holten sich aber, in reines W asser gebracht, rasch. Neben unsern silbernen Freunden fanden sich aber nun auch eine große Menge einer andern Fischart, welche ich als die bei uns überall ein- gebürgerten Chanchitos erkannte, die ich natürlich nicht mitnahm. Auch eine Anzahl von kleinen Pfauenaugen-Schildkröten wurde erbeutet; sonst aber war von Wasserinsekten und kleinen Cru- staceen nichts zu sehen, wie überhaupt die 136 Kleine Mitteilmigeii. Sümpfe dei’ Tropen an diesen Dingen wunderbar arm sind. Einige Tage später fulir ich nach Mexiko - Stadt, fast siehentausdnd ' Fuß über dem Meere; hier waren überall in den Sümpfen Wasserschnecken, besonders Paludinen, Floh- krebse, Schwimmwanzen, Wasserasseln und eine Menge von Cyclops und Daphnien. Es scheint also doch, als ob die große Wärme diesen Tieren nicht zusagt, denn auch in fischfreien Tümpeln in den Tropen habe ich selten etwas außei’ Mückenlarven gefunden. Da der Führer der Maultiertrambahn sich auch unter den Fangenden befand, so konnten wir, als wir alle Behälter gefüllt hatten, sofort anf- steigen und zurückfahren, denn die Lagune war End- station. Unter vergnügten Adios, Senori und Hasta manana — auf Morgen — verabschiedete ich mich, um schleunigst m eine Beute in Sicherheit zu bringen. Am nächsten Morgen er- hielt ich natürlich den Be- such einer Anzahl meiner schwarzen Freunde, die Medizin für alles mögliche haben wollten, auch einige Zähne wurden aus Dank- barkeit gezogen und glück- lich brachten sie mir nun noch Eidechsen und kleine Schlangen, die besonders vergütet wurden. Meine Fische aber machten nun die Strapazen einer sehr stürmischen See- reise, wo sie noch dazu schlecht gehalten wurden, da ich selbst durch eine schwere Tropennialaria niedergeworfen wurde, trotz der im Norden herrschenden Winterkälte glücklich durch, um endlich in Darmstadt bei meinem Freunde Henkel zu landen. kleine jy^iffeilungen- Der Wasserskorpion (Nepa cinerea L.) findet sich fast in jedem Tümpel, wo er überaus träge und langsam auf dem Grunde des Wassers umherkriecht. Mit dem Schwimmvermögen des Tieres ist es nur schwach be- stellt. Die Mittel- und Hinterbeine, die zum Schwimmen verwendet werden, sind nur wenig behaart und daher häiigi sich dbr Skorpion am liebsten an Wasserpflanzen, sodaß nur die langen Atemröhren zur Oberfläche reichen und erwartet so Bentetiere. Sie ergreift er blitzschnell mit den zu Raubfüßen inngewandeltea 'Vorderfüßen; die so gebaut sind, daß Schienen und Tarsen wie eine Messerklinge gegen den, verdeckten, mit- einer. Rinne versehenen Schenkel eingeschiagen werden können. Die einen Rüssel bildenden Mundteile werden dem Opfer dann in den Leib gebohrt und .cs, so ausgesaugt. An der roten Wassermilbe hat der Wasserskorpion. eine gefährliche Feindin, da dfesß ihre gestielten Eier ,an ihm absetzt und die ausgeschlüpftep Jungen sjcb längere Zeit saugend an ihrem Wirte festhalten., Die Eiablage des Wasserskorpions erfolgt im Frühling. Das Ei wird in eine Wasserpflanze eingesenkt, sodaß nur die sieben fadenartigen Anhängsel desselben hervorragen. Die ausgeschlüpften Tiere sind so- fort als Nepa zu erkennen, ihnen fehlen nur die Flügel des ausgebildeten Insektes und ist die Atmung etwas anders, indem die Luft an der Bauchseite in zwei Haarrinnen bis zum Ende des Hinterleibes fortgeleitet wird. R. gücbepsci^au. Walter, Dr. Emil. Die Fischerei als Nebenbetrieb' des Landwirts und Forst- manns. Ausführliche Anwei- sung zum Fischereibetrieb in kleineren u. größeren, stehen- den und fließenden Gewässern Jeder Art, vornehmlich in Seen, Bächen, Karpfen und Forellen- teichen. 316 Abbildungen, 801 Seiten, Neudamm 1903. Verlag von J. Neumann. Preis broschiert 14 Mk., gebunden 16 Mk. Das vorliegende Werk aus einer Besprechung kennen zu lernen ist nicht möglich. Alle die vielen Erfahrungen, welche die Wasserbewirt- schaftung in Verlauf der letzten Jahre gemacht hat, sind in dem Walterschen Werke niedergelegt und aus- führlich geschildert worden, so daß ein aufmerksames Studium der Schrift allen denen, die aus der Fischerei Nutzen ziehen wollen, dringend zu empfehlen ist. Auch der Aquarienliebhaber wird in dem Werke manche wert- vollen Winke finden und es nicht unbefriedigt aus der Hand legen. Allerdings dürfte es bei einer Neu- Auflage wohl zu berücksichtigen sein, ob nicht die Zucht der „Zierfische“ (Goldfisch, Goldorfe, Goldschleihe usw.), soweit sie sich zur Zucht in Teichen eignen, mit auf- genommen werden müssen, denn diese bilden heute einen nicht geringen Handelsartikel, werden auch in vielen größeren Fischzüchtereien mit gezüchtet, da sie leicht abzusetzen sind. Vereins-Nachrichten, 137 VEREINS"#W#T NACHRICHTEN j, Heros“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Nürnberg', (E. V.) Vereinslokal : „Goldener Pfau“, Lorenzerpiatz. 'Sitzung vom 17. März 1903. Nach Begrüßung der zahlreich anwesenden Mit- glieder und Gäste eröffnete Herr Fischer die Sitzung um 9 Uhr. Das Protokoll der letzten Versammlung wird, wie^ verfaßt, genehmigt. Bezugnehmend auf die nun für unsere Liebhaberei angebrochene sehr günstige Jahreszeit, weist der I. Vorsitzende in längerer Aus- führung auf den Wert des lebenden Futters hin, das bereits jetzt schon in ziemlichen Mengen vorhanden ist. Daß aber große Vorsicht hier am Platze sei, ist selbstverständlich. Es wird beschlossen, am 22. ds. eine kleine Exkursion zu unternehmen, zu der sicli zahlreiche Teilnehmer melden. Von der Firma Manu- faktur „Urania“ in Berliu-Schöneberg ist die bestellte Fisclitransportkanne „Perfekt“ eingetroffen und ge- langt zur Vorzeigung. Die Kanne, aus Weißblech her- gestellt, hat einen, aus durchlochtem Zinkblech be- stehenden Einsatz, der ermöglicht, daß „Freund und Feind“ zusammen transportiert werden können. Ein Fehler besteht nun darin, daß dieser Einsatz, wenn er aus der Kanne genommen wird, kein Tröpfchen Wasser mehr enthält, die eventl. in demselben befind- lichen Fische werden, da ihres Elementes beraubt, gegen die Wände und den Boden schlagen und können daher leicht Schaden nehmen. Es dürfte sich also empfehlen, einen Wasserbehälter anzulöten, damit die in dem Einsatz befindlichen Fische etc. nocli Wasser haben, wenn sie mit dem Einsatz herausgenommen werden. Allerdings ist die Kanne nur als Transport- gefäß empfohlen und eignet sich in dieser Ausführung für Händler zum Versenden diverser Tiere ganz gut. Allein der praktische Liebhaber möchte eine solche Kanne doch auch auf Exkursionen verwenden und hierbei läßt es sich nicht umgehen, daß dieser Einsatz öfter herausgenommen werden muß. — Im Frage- kasten des “Triton“ in „Natur und Haus“ Hett 11 wird angefragt, ob von heizbaren Seewasser-Aquarien etwas bekannt sei. Herr Fischer teilt hierüber mit, daß er zwei Seewasseraquarien besitze, welche in einem ungeheizten Zimmer stehen. Als in den Winter- monaten die kalten Nächte eintraten, zogen sich sämt- liche Aktinien zusammen und verweigerten in diesem Zustande jede Nahrung. Da diese Hohltiere sämtlich aus dem Mittelmeer stammen, wurde angenommen, daß ihnen eine etwas höhere Temperatur erwünscht sei. Die Behälter wurden auf Sandkästen gestellt und mittels kleiner Spiritusflammen eine Bodenheizung be- werkstelhgt. Der Erfolg war überraschend. Mit zu- nehmender Wäraie öffneten sich auch die Aktinien und nach mehreren Stunden (Wassertemperatur 16® C.) standen sie alle in voller Entfaltung. Der erwähnte Vorgang wurde mehrmals, wenn zufällig die Heizung zu früh versagte, beobachtet, und zwar stets mit dem- selben Erfolg. — Zur Vorzeigung brachte Herr Fahren- holtz einen Stichling, dessen Hinterleib mit zahlreichen kleinen Würmchen bedeckt war. Diese Würmchen, ungefähr 2 mm lang, sind blendend weiß, und man ist nicht imstande, dieselben abzunehmen, so fest haben sie sich in die Haut des Fisches eingebohrt. Es sollen nun weitere Beobachtungen bezw. Unter- suchungen mittels des , Mikroskopes' vorgenommen werden. Unter Zugrundelegung des Themas; ^Natur- gemäße Einrichtung der Aquarien“ hielt der 1. Vor- sitzende einen äußerst interessanten Vortrag. Von dem Ursprung der Aquarienliebhaberei ausgehend, be- tonte Redner das immer stärker zunehmende Interesse für unsere Liebhaberei und schrieb dies hauptsächlich der sich immer mehr verbessernden naturgemäßen Einrichtung der Aquarien zu. Die Goldfischgläser und die mit Kieselsteinen belegten Behälter werden immer mehr verschwinden, wenn den betreffenden Naturfreunden Gelegenheit gegeben wird, den großen Wert sachgemäß eingerichteter Aquarien schätzen zu lernen. Dies bezwecke der heutige Vortrag, zu welchem Gäste geladen und erfreulicher Weise auch erschienen sind. Der Redner demonstrierte während seines Vor- trages die Einrichtung eines Glasaquariums und über- gab dasselbe am Schluß seiner Ausführungen zu Gunsten der Kasse dem Verein. Eine vorgenommene Verlosung brachte als Erlös 5,00 Mk. Erfreulicherweise war der glückliche Gewinner einer der anwesenden Gäste. Im Einlauf befanden sich außer den Zeit- schriften die von unserem befreundeten Verein „Sal- vinia“ bestellten 30 Tombolalose, welche rasch ver- griffen waren. Als Geschenke wurden dem Verein überwiesen: von Herrn Seitz ein Glasaquarium, Herrn Bounenberger diverse Fische, Pflanzen, Erde und Sand, und von Herrn Fischer ein prächtiges Album, welches in Zukunft alle Photographien, die bei verschiedenen Ge- legenheiten von seiten der sich mit dieser Kunst befassen- den Mitglieder angefertigt werden, äufnehmen soll. Das Album trägt die Aufschrift: „Frohe Stunden im Heros“. „Nyinphaea alba“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde Berlin. Vereinslokal: Restaurant Jäger, Köpenickerstr. 80 — 81. Sitzung vom 18. März 1903. Die Sitzung wird vom II. Vorsitzenden Herrn Adler um 9^2 Uhr eröffnet und begrüßt als Gäste die Herren; Alfred Karfunkel, Otto Voigt, Paul Stengert und Karl Folgen. Hierauf wird das Protokoll der letzten Sitzung vom II. Schriftführer verlesen und angenommen. Herr Adler gibt bekannt, daß Herr Dr. Gnentsch verstorben ist, worauf sich die Mitglieder zur Ehrung von den Plätzen erheben. Es entspann sich eine längere Debatte über die Beschickung der Deutschen Fischerei-Aus- stellung. Herr Fürst stellt den Antrag die Ausstellung von Vereinswegen nicht zu beschicken; derselbe wird zur Abstimmung gebracht und einstimmig angenommen. Zu Revisoren der Kasse werden die Herren Rudolph und Schlieper gewählt. Herr Lobe berichtet über Ver- nichtung von Pilzen beim Chanchito durch eine Mischung von 5 gr Wasser, 1 gr Kupfervitriol imd 1 gr Salz- säure. Herr Rudolph regt eine Charfreitagspartie an. Es wird beschlossen, dieselbe nach Tegel zu machen. Herr Mürr stiftete 2 Knollen Japonica, welche einen Erlös von 0,30 Mk. ergaben. An freiwilligen Beiträgen gingen ein 0,60 Mk. Schluß der Sitzung 12^/2 Uhr. H. B. 138 V ereins-N ach ri ch teil . ,,Salviiiia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreimden, Hamburg. Vereinslokal; Siechen-Bräu, Kreuzweg 6. Versammlung am 2. März 1903. Anwesend sind 35 Personen. Aufgenommen werden die Herren Vald. Klein, Spezialarzt, Kopenhagen; Th. Hartmaun, Burgstedt i. S. und Herrn. Kampff, Lanen^ bürg a. E. — Jeder Anwesende erhält gratis ein Glas Pflanzennährsalz nebst genauer Gebrauchsanweisung, gestiftet durch Herrn Haberle. Herr Jälin demonstriert die sachgemäße Einrichtung eines Zuchtaquariums. Im Einlaufe: Schreiben unseres ehemaligen 1. Vorsitzenden Herrn Brüning, worin derselbe mitteilt, daß er unter dem Namen „Verein der Wandsbecker Naturfreunde“ einen neuen Aquarien- u. Terrarien-Verein gegründet habe und spricht gleichzeitig die Hoffnung aus, daß der neue Verein in Frieden neben der Salviuia wirken möge“. Das ist auch unser Wunsch. — Verkauft werden Vallisnerien, Lacerta muralis, Makropoden, Unio, Deckelschneckeu und Stich- linge. Gratis verteilt wird Elodea densa. Im Einlaufe: Schreiben sowie Preislisten der Firma Henkel -Darm- stadt über Wasserpflanzen etc. Wir haben mit dieser bekannten Firma ein sehr günstiges Abkommen dahin gehend getroffen, daß den Mitgliedern der „Salvinia“ bei allen Bezügen ein hoher Rabatt gewälirt wird. — Herr Lohmann zeigt ein nach eigenen Angaben gebautes Plankton-Netz vor und Herr Dr. Franck erläutert den Gebrauch und die Funktionen eines Plankton-Netzes. Die Ausfülirungeu interessieren lebhaft. Der Frage- kasten entliält die Frage; Wie bewahrt mau Regen- würmer am besten auf? Der 11. Vorsitzende 0. Tofohr antwortet; ln eine ringsum und am Boden mit kleinen Luftlöchern versehene Kiste, die aut 2 Leisten ruht, schüttet man eine 10 cm hohe Schicht fette Garten- erde, legt auf dieselbe eine Schicht frische Grassoden, schüttet wieder Erde darauf und läßt wieder Gras- soden folgen und so weiter umschichtig, bis die Kiste fast voll ist. Obendrauf werden nun die Regenwürmer geschüttet, die sich alsbald einbohren. Hierauf ver- schließt man den Behälter mit Drahtgaze und hält den Inhalt dauernd mäßig feucht. So aufbewahrt halten sich Regenwürmer monatelang. Schluß 12 Uhr. Außerordentliche General- Versammlung am 9. März 1903. Vorsitzender: Herr Dr. Franck. Anwesend sind 37 Personen. Die gepflogenen Beratungen sind geschäft- licher Natur und berühren interne Vereinsangelegen- heiten. Für die umsichtige Leitung des Vereins Salvinia wird dem 1. Vorsitzenden Herrn Dr. Franck lebhafter Dank der Versammlung zu teil. Schluß 10^2 Uhr. Versammlung am 19. März 1903. Vorsitz: Herr Dr. Franck; anwesend sind 34 Pers. Aufgenommen werden die Herren Frorieß (Rheydt) und Max Schuster (Turn-Teplitz). Es melden sich an; die Herren Müller, Hamburg und Arthur Kurtz, Kattowitz in Oberschlesien. Im Einlauf: Offerten, Zeitschriften. — Laut seinem Sitzungsbericht vom 6. Februar 1903 ist es dem Vereine „Triton“ in Berlin aufgefallen, daß sich der Jahresbericht der „Salvinia“ über die Amts- niederlegung des bisherigen Vorsitzenden Herrn Brüning „ausschweigt“. Wir bemerken hierzu, daß diese Anits- niederlegung am 5. Januar 1903 erfolgte, mithin im Jahresbericht über das verflossene Jahr 1902 nichts zu suchen hat. Im übrigen verweisen wir auf unseren Sitzungsbericht vom 5. Januar 1903 („Blätter“ 1903, Heft 5, Seite 72), in welchem diese Amtsniederlegimg die gebührende Bekanntmachung fand. — Herr Haberle hält einen Vortrag über wunderbare Erscheinungen im Pflanzenleben. Redner erläutert an der Hand selbst- gefertigter Tafeln die eigentümlichen Befruchtungs- vorgänge bei Vallisneria spiralis, nm sodann auf den Insektenfang des Wasserschlauches (Utricularia) und die Wärmeentwicklung im Blütenstande von Aroideen einzugehen. Die Versammlung dankt Herrn Haberle für den interessanten Vortrag. — Zur Gratisverlosung gelangen Stichlinge, Malermuscheln u. Deckelschnecken. — Fragekasten. - - Schluß 12 Uhr. T. „Alisma“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Aachen. Ende Januar wurde von den Herren Weber, Sauer, Dr. Schumacher, Dr. Stirm der Verein „Alisma“ in Aachen begründet. — In der ersten Versammlung am 7. Februar 1903, bei der 15 Herren anwesend waren, begrüßte Herr Weber die Erschienenen, um dann sich des weiteren über die Ziele des neuen Vereins zu ver^ breiten. — Am 14. März d. J. fand die Hauptversamm- lung statt. Nach Beratung und Annahme der Statuten wurde zur Vorstandswahl geschritten. Der Vorstand setzt sich nach derselben pro 1903 folgendermaßen zusammen: Herr Alex. Weber, Vorsitzender; Herr Dr. Karl Stirm, Schriftführer; Herr Haus Sauer, Kassierer; Herr Dr. W. Schumacher, Bibliothekar und Sammlungsverwalter. Hierauf wurde von den Herren Dr. Schumacher und Dr. Stirm eine vollständige Einrichtung und Besetzung eines Süßwasser-Aquariums demonstriert und sodann diese praktische Vorführung durch zwei Vorträge all- gemein theoretischer Natur über die wichtigen Aquarien- pflanzen (Dr. Schumacher) und -Fische (Dr. Stirm) er- gänzt. — In der nächsten ordentlichen Sitzung am 14. April 1903 konnte Herr Dr. Schumacher die mit großem Beifall aufgenommene Mitteilung machen, daß die „Salvinia“, Hamburg, bei welcher er unsern Verein als Mitglied vorgeschlagen hatte, sich ihrerseits auch bei uns als Mitglied angemeldet hat. Als Vereinsorgan werden „Die Blätter“ vorgeschlagen nnd angenommen. Ferner wird beschlossen, Mitglied des „Triton“ in Berlin zu werden. Als Versammlungstag wird der Donnerstag gewählt und zwar findet alle 14 Tage eine Sitzung statt, abwechselnd eine ordentliche und eine gemütliche. „Elodea“, Verein für Aquarium- u. Terrariumkunde Berlin-Moabit. Vereinslokal: Waldstraße 8 bei Fischer. Sitzung jeden Freitag nach dem 1. u. 15. im Monat. Sitzung vom 6. März 1903. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und begrüßt Herrn Skubis, welcher als Gast anwesend ist. Das Protokoll wird verlesen und angenommen. Hierauf spricht Herr Neubert über natürliche Zuchtwahl, sowie den Wechselbeziehungen zwischen Insekten und Pflanzen. Der Vortrag gab den Mitgliedern Veranlassung, in interessanter Aussprache ihre Meinungen u. Erfahrungen znm besten zu geben. Herr Skubis tritt dem Verein als Mitglied bei. Schluß IP/4 Uhr. J. M. Sitzung vom 20. März 1903. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und erteilt dem Schriftführer das Wort zur Verlesung des Protokolls der letzten Sitzung. Dasselbe wird angenommen. Da für diesen Abend ein Vortrag nicht auf der Tages- ordnung stand, unterhielten sich die Mitglieder in zwang- loser Weise. Herr Schleese teilt mit, daß er bei einem Ausflug nach der Jungfernhaide den Kiemenfuß Bran- chipus stagnalis gefunden habe. Leider konnte er kein V erems-NacIirich tcn . 139 Exemplar vorzeigen, da- diese Krebstiere sicli nicht längere Zeit in Gläsern lebend erhalten lassen. Der Vorsitzende erinnerte daran, daß die nächste Sitzung eine Generalversammlung ist. Schluß 12 Uhr. J. M. Verein der „lquarieufreunde“ zu Beidin. Vereinslokal „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitz. anvMittwoch vor dem 1. und 15. eines jeden Monats. Sitzung vom 25. März 1903, ■ .Yorsitzepde Herr P. Hamann eröffnete die Sitzung um 9^2 Uhr. Anwesend waren 49 Mitglieder imd Frau Clara Wolf sowie Herr A. Karbe als Gäste. Vor Eintritt in die Tagesordnung wies Herr Hamann auf das x’erflossene Vereinsjahr hin, welches nach jeder Richtung als zufriedenstellend zu bezeichnen ist, sodaß die Hoffnung gehegt wird, daß auch das neue Vereinsjahr, welches durch eine Ausstellung gekrönt werden soll, in gleicher Weise verläuft. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde verlesen und angenommen. Im Einlauf verschiedene Schreiben. Als Mitglied auf- genommen wurde Herr P. Herr]naun Berlin. Ein Antrag zur Anfertigung notwendiger Drucksachen wurde ge- nehmigt. Eine Frage des Herrn E. Becker, betreffend Stellungnahme unseres Vereins zum Angelsport, wurde, nachdem dieser Gegenstand vom Standpunkte des Tier- schutzes aus eingehend besprochen wurde, dahin be- antwortet, daß der Verein z. Z. keinen Grund sieht, in irgend einer Weise für oder wider den Angelsport zu demonstrieren. — Zu dem von uns angeschnittenen und eingehend behandelten Kapitel: „Krankheiten der Teleskopenaugen,“ wurde noch folgender Zusatz ge- macht, daß in erster Linie stark eisenhaltiges Wasser im Aquarium die Hauptursache zur Hornhauttrübung sein dürfte. Um dem beobachteten Massensterben junger Fischbrut bei einem Gewitter vorzubeugen, wird empfohlen, während eines Gewitters die Fenster isolierungshalber geschlossen zu halten. Die Ursache dieses Massensterbens ist in den Wirkungen der mit Elektrizität geladenen Atmosphäre zu suchen. Inter- essante Beobachtungen nach dieser Richtung hin wurden von Herrn P. Wolf bekannt gemacht. — Die bekannte sich öfter auf der Oberfläche eines Aquariums bildende sogenannte Fettschicht kann durch Abziehen mit Löschpapier, Bürsten oder auch öftere starke Bewegung des Wmssers beseitigt werden. — Die an- gestellten Versuche mit dem Wendorf’schen Brenner sind z. Z. noch nicht abgeschlossen. Nur soviel ist allgemein bekannt, daß zur Handhabung derselben eine gewisse Übung erworben werden muß. Näherer Bericht wird nächstens erfolgen. — Nachzucht der vom Ver- ein erworbenen roten Planorbis corn. hat Herr A. Kalen- berg zu verzeichnen. Außerdem hat sich die Ansicht des Herrn Dr. E. Bade, daß es sich bei dieser Spezies um beginnenden Albinismus handelt, bewahrheitet, denn unter einer Nachzucht zweier roter Planorbis befindet sich auch eine solche mit milchweißen Fleischteilen nebst schmutzigweißem Gehäuse. Züchter derselben ist wiederum Herr Reimann. Eine Anregung des Herrn P. Hamann, auf einer Karte die Fundarte aller in das Gebiet der Liebhaberei gehörenden Objekte zu markieren, wurde zum Beschluß erhoben. Als Fund- ort hat nur diejenige Stelle zu gelten, an welcher ein Objekt von Mitgliedern in „mehreren“ Exemplaren erbeutet, gefunden oder beobachtet worden ist. Als Fundort der Pelias berus in der Nähe Berlins wurde in heutiger Sitzung das rechte Havelufer in mittelbarer Nähe des Finkenkrugs und das zum Gebiet „Rohnsdorfer Mühle“ gehörige Terrain festgestellt. Hierauf spendete Herr Dr. E. Bade eine Anzahl Ausläufer von Haururus Incidus und Herr P. Wolf einen doppelschwänzigen Makro])oden, welcher verauktioniert einen Erlös von 10,15 Mk. brachte, worauf die Sitzung um 12’/2. Uhr geschlossen wurde-. , ,G. B. Verein für Aquarien- und Terrarienkuude in München. E. V. Mitteilungen aus. den Vereins-Versammlimgen des Monats Februar 1903 im Restaurant „Sterugarten“. Donnerstag, den 19. Februar 1903. Protokoll-Verlesung und Genehmigung. Die Kugel- abstimmuug über die Herren Leo Kainradl, Paul. Müller und Franz Uil ergibt deren Aufnahme. Von den auf- genommeiien Herren ist Herr Uri anwesend, der vom Vorsitzenden als Mitglied eingeführt wird. — Sodann oblag dem Vorsitzenden die traurige Pflicht, die an- wesenden Herren von dem Ableben unseres Vereins- mitgiiedes Herrn Dr. Paster in Kenntnis zu setzen. Herr Lankes widmete Herrn Dr. Paster, der ein ebenso treuer als verdienter Anhänger, ein vorzüglicher Botaniker und auch Reptilien-Pf leger war, einen warmen Nachruf. Herr Knan hat im Aufträge des Vereins einen prächtigen Kranz am Sarge des Verblichenen nieder- gelegt. — Im Einlauf: Einladung des „Triton“-Berlin zur Sitzung. Offerte Umlauff-Hamburg. Schreiben des Herrn Barford- Kiel. Herr Reinelt- Berlin sendet mit einem Begleitschreiben 5 Stück Fragebogen zur Aus- füllung. Dem Wunsche des Herrn Reinelt soll Rechnung- getragen werden und wird die Ausfüllung der Frage- bogen durch die Herren Müller. Scherer und Lankes betätigt werden. An Zeitschriften ist eingelaufeu: „Nerthus“ Heft 7 und „Zoologischer Garten“ No. 1. Die einschlägigen Veröffentlichungen gelangen zur Bekanntgabe. — Ein von Herrn Rembold übergebener Zeitungsausschnitt der hiesigen „Neuesten Nachrichten“ berichtet über massenhaftes Fischsterben in der Rezat, herbeigeführt durch Einleitung schädlicher Abwässer. Donnerstag, den 26. Februar 1903. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls wurde zur Bekanntgabe des Einlaufes geschritten. Eingelaufen war: Dankschreiben der Frau Dr. Paster für die ihrem verstorbenen Herrn Gemahl seitens des Vereins erwiesene Ehrung. Schreiben des Herrn Dr. Bade-Berlin, Karten des Herrn Angele-Linz und Reinelt- Berlin an den Vorsitzenden, Zeitschriften. „Nerthus“ Heft 8. Hier beleuchtet der Redakteur der Zeitschrift Herr Barford kurz den ersten Band der neuesten Auf- lage des „Großen Meyer“ mit Bezug auf die Aquarien- sache. „Natur und Haus“ Heft 10. Dr. Lemberg bringt seine Erfahrungen über Bau und Betrieb eines trockenen heizbaren Terrariums zur Mitteilung. Wir können seinen interessanten Ausführungen nicht in allen Teilen beipflichten und möchten glauben, daß ihm bezüglich der Bemerkung, „daß Agatna inerniis bei 16® C. behaglich schmaust“, ein Irrtum unterlaufen ist. Bei 26® C. ja. Wer diese zu den empfindlichsten der uns bekannten Formen zu rechnende Echse kennt, weiß, in welch trauriger Verfassung diese Tiere noch bei -|- 16® C. im Terrarium umherhocken. Über das Vorkommen der Mauereidechse au dem Kriegsberg in Stuttgart be- 140 Vereins-Nachrichten. richtet Frau Elise von Schweizerharth.-‘0 Gewiß ist Lacerta muralis Laur. {Lacerta muralis subsp. fusca de Bedr.) und nur um diese handelt es sich hier, ein hübsches Tierchen; die ansprechend hellgraue oder bräunliche Färbung der Oberseite mit dem dunkleren Bande und hellen oder dunkleren Flecken und Tupfen, die hübschen blauen Schildchen am Bauch und die Jiianchmal ganz rote Unterseite erfreuen mäuniglich; aber von dieser Echse zu sagen, „sie prangte nun in wirklich wimdervoller Farbenpracht“ halten wir für überschwenglich. Diese Eigenschaften vermöchten wir kaum einer von den gewiß vielen und schönen An- gehörigen der Lacertidenfamilie, die wir im Laufe der Jahre kennen gelernt haben, zu erteilen und darimter sind Echsen, die doch bedeutend schöner sind als Lacerta muralis fusca. — Aus dem „Triton“-Bericht erhellt, daß die Ausstellung dieses Vereins vom Sep- tember 1902 mit einem Defizit von 1042,49 Mk. ab- schließt. Solchen Tatsachen gegenüber liegt die Er- wägung nahe, ob irgend welcher Erfolg einer Aus- stellung für die Vereine die wirklich ungeheure Arbeit, den großen Zeitaufwand, die persönlichen Opfer einzelner Mitglieder und schließlicli die großen pekuniären Ver- luste von Seiten des Vereins auszugleichen vermag. Den ausstellungslustigen Herren unseres Vereins dürfte dieses Vorkommnis zu denken geben. Anderseits werden auch wir nicht umhin können, einmal die Sache durchzukosten. Im „Triton“-Berichte obiger No. von „Natur und Haus“ unter No. 185 wird gefragt: „Ist es richtig, daß der Schlammpeitzger durch sein Gebahren das Wetter vorher prophezeit?“ Die Antwort lautet: Nein, der Schlammpeitzger ist ebensowenig ein Wetter- prophet, als der Laubfrosch, welcher ja auch in diesem Rufe steht.“ Zweifellos ist der große Ruf, den genannte Tiere genießen und das große Ansehen, in dem dieselben als Wetterpropheten bei den breiten Schichten der Be- völkerung stehen, unbegründet und daher unberechtigt, uns aber aut den ganz negierenden Standpunkt des „Triton“-Bei‘lin zu stellen vermögen wir auch wieder nicht. Eine längere Jahre gepflogene Beobachtung unseres Laubfrosches — der gleichen Tiere — hat uns eine gewisse Übereinstimmung in der Änderung des Verhaltens zu Zeiten geliefert, denen am folgenden Tage oder in den folgenden 2 — 3 Tagen ein Witterungs- wechsel folgte. Um eine gewisse Feststellung ermög- lichen zu können, wurden die Daten notiert, an welchem entweder eine besondere Beunruhigung des Laubfrosches, die sich durch Herumklettern äußerte, gegeben war, o o Ci. > 0 Ü aj u :cC v CJ E •u bJD c .Sf 6 > >< b£ b/: o bl) > b>; 0^ TZ br, -i "o *N <5J Ö Jahrgang XIV. Heft 13. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. W etterpropheten. ■s soll durchaus keine angenelmie Aufgabe der menschlichen Tätigkeit sein, sich mit der Vorhersage der Witterung zu befassen; denn es tritt hier nur zu leicht der Fall ein, daß solche Wetterprognosen vielfach nicht zutreffen, auch wenn bei ihrer Aufstellung alle möglichen Eventualitäten berücksichtigt sind. Hier ist wirklich der Satz angebracht: „Irren ist mensch- lich!“ Eingedenk dieses gibt auch wohl der arme Wetterprophet seine Prognostika meist in rätselhaften, gelehrten Worten und Zeichen, gleich den früheren Orakeln der Pythia, sodaß der einfache Mann über so tiefes, geheimnisvolles Wissen erstaunt den Kopf schüttelt, aus der ganzen Sache nicht klug wird und der Gebildete auch kein rechtes Vertrauen zu solchen Wettei-- Voraussagen hat. Besser ist es schon, sich nicht auf die Klug- heit anderer Leute zu verlassen, sondern mit offenen Augen die Vorgänge in der Natur zu betrachten und hieraus selbst Schlüsse zu ziehen. Trifft dann anderes Wetter ein, als es nach den Schlüssen kommen sollte, nun so sind einfach die Tatsachen nicht richtig beobachtet oder die Schlüsse waren falsch, denn der Wettergott ist manchmal recht launisch und verdirbt gerne eine Tümpeltour. (Eine Ausrede gibt es also auf jeden Fall.) Vom Laubfrosch im Glase ist als Wetter- prophet nicht viel zu halten. Nur vor Sturm und Gewitter pflegt er zu quaken und wenn dieses in starker Weise erfolgt, kann man sich auch fest auf seine Ankündigung verlassen. Im Freien aber zeigt sich der Grünrock als Wetter- verkünder zuverlässiger. Musiziert er da abends in Gesellschaft seiner Brüder im grünen Laube, so folgt am anderen Tage stets schönes Wetter, tummelt er sich aber am Boden herum, so wird bald das Wetter nichts weniger als angenehm. Dieses verschiedene Benehmen hat seinen Grund in erster Linie in den Eigenlieiten der Insekten; denn Libellen, die Regenbremse {Haematopocla pluviatüis), die Gewittei'fliege (Änthomyia meteo- rica), aber auch sonstige Fliegen, Mücken und Schnaken werden bei herannahendem Gewitter und zwar schon mehrere Stunden vorher sehr lebhaft, aufgeregt und den Säugetieren durch vermehrten Blutdurst äußerst lästig. Schwärmen und tanzen die Schnaken, Mücken usw. am Vorabend eines schönen Tages, so benutzt der nimmersatte Grünrock die günstige Gelegenheit vom passenden Platze, dem Baum oder' Strauch aus, eifrig auf die Tänzer Jagd zu machen und hat er sich den Magen recht gefüllt, so über- komnit ihn in dem angenehmen Gefühle der Sättigung das Verlangen, sein Behagen in Tönen kund zu geben. Auch die Kröten pflegen an gewitter- schwülen Abenden mit ihrem Gequarr nicht zu sparen, während andererseits Blindschleiche, Kreuzotter und Eidechsen sich in anderer Weise gegen Witterungswechsel empfindlich zeigen. Streift die Blindschleiche schon zeitig am Morgen nach Beute suchend umher, so ist mit ziemlicher Sicherheit auf Regen oder Gewitter zu rechnen; die Kreuzotter unternimmt dann ebenfalls ganz gegen ihre sonstige Trägheit kleine Streifzüge, während Eidechsen sich auf den VVgen lange zu sonnen pflegen. Ein bedeutend sicherer 'Wetterprophet als der Laubfrosch ist der Schlammbeißer; denn er ist den Einflüssen der Elektrizität gegenüber äußerst empfindlich. Herrscht Gewitterschwüle, so geberdet sich das gefangene Tier äußerst un- ruhig. Der Fisch steigt vom Grunde seines Beckens nach oben und schwimmt unter be- ständigem Luftschnappen ängstlich umher. Diese Unruhe überkommt ihn schon 24 Stunden vor 170 Walter Schumacher: Wenig bekannte europäische Fische. Ansbruch eines Gewitters, nicht aber: „trübt er das Wasser 24 Stunden vorher, ehe ein Sturm entsteht“; denn alle Wetterverändernngen, wenn sie nicht von elektrischen Entladungen oder sonstigen elektrischen Einttüssen begleitet sind, haben auf ihn keine Wirkung. Auch dem Blutegel schreibt man die Fähig- keit zu, die Veränderungen in der Witterung anzeigen zu können und in manchen Gegenden Frankreichs sollen ihn die Landleute in ähnlicher Weise halten, wie bei uns den Laubfrosch. Tatsache ist, daß das Tier der Elektrizität gegen- über ebenso, wenn nicht noch empfindlicher als der Schlammbeißer ist und so durch seine Unruhe ein Gewitter mit Sicherheit veraussagen soll. Direkt von der Hand sind diese Beobach- tungen alle nicht zu weisen, aber einen be- sonders hohen Wert besitzen solche Prophezei- ungen auch nicht. Als unfehlbarer Wetterprophet aus dem Tierreiche hat sich bisher nur der Haus- hahn im Volksmunde gezeigt: Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, So ändert sichs Wetter oder bleibt wie es ist. Wenig bekannte europäische Fische. Von Dr. Walter Schumacher. (Mit Originalzeiclmuugeu von E. Schuh.) II. Italien. S erlassen wir nun den hohen Norden und wenden wir uns nach Italien nach dem Garda-See. Dieser beherbergt unter mehreren für uns interessanten Fischen ebenfalls einen aus einer Familie, deren Angehörige wir schon längst aus unseren Seewasser-Aquarien kennen, einen Blennius^), nämlich den Blennius vulgaris Pollini, die Cabazza der Fischer des Gardasees. Dies Fisch dien wird durchschnittlich 5 cm lang, 1 cm hoch und cm breit. Auf seinem Scheitel be- findet sich bei den ausgewachsenen Exemplaren ein Hautkamm mit glattem Rande, welcher sich nach vorn bis zwischen die Augen erstreckt. Der obere Augenrand ist durch einen häutigen Faden geziert. Die Rückenflosse beginnt über der Wurzel der Brustflosse und ist nur durch einen kleinen Zwischenraum von der Schwanzflosse b Über einige Fische und Crustaceen der süßen Gewässer Italiens von Eduard v. Martens. Archiv für Naturgeschichte Band 23. 1857. Heckei in den Sitzungs- berichten der mathematisch - naturwissenschaftlichen Klasse der K. K. Akademie der Wissenschaften zu Wien 1851. getrennt. Die Analflosse nimmt ihren Anfang etwas hinter der Hälfte der Totallänge und endigt mit der Rückenflosse. Die Farbe des Fischchens ist gelb mit breiten grün-schwarzen Flecken und Punkten, welche auf dem Rücken die Grund- farben fast ganz verdrängen. Unter dem Auge befinden sich manchmal 2 schiefe, schwarze breite Linien. Nach Färbung, Gestalt und Größe ist demnach die Cabazza geeignet, eine Zierde unserer Becken zu werden. Der Fang ist auch leicht, aber die Eingewöhnung scheint sehr schwierig zu sein. Am besten lasse ich hierüber, sowie über das Treiben des Tierchens v. Martens selbst sprechen: „Unser Schiffer in Malcesine kannte die Cabazza sehr gut und sagte, als wir danach fragten, wir sollten nur hinab ins Wasser sehen; bald erkannte auch das Auge die niedlichen Tierchen, welche ein paar Fuß tief, schatten- ähnlich, ruhig über die Steine am Boden hin- glitten und bei jeder Störung sich rasch zwischen denselben verbargen oder auch hinter einer Paludma fasciata, wenn gerade kein anderer Schutz nahe war; in kurzer Zeit mittelst eines kleinen Handnetzes hatten wir viele beisammen. Auffallend war mir dabei, daß sie dicht an der senkrechten Mauer, welche eine Art Miniatur- Molo bildet, in seitlicher Lage hinschwammen, den Bauch der Mauer zugekehrt, sodaß seine helle Farbe von oben sichtbar wurde, in der Stellung eines Pleiironectes] wahrscheinlich um rasch in die horizontalen Ritzen hinein schlüpfen zu können, denn am Boden oder mitten im Wasser sah ich solche Lage nie. Ruhend spreizen sie Brust- und Bauchflossen unter einem Winkel von 60 bis 70 Grad aus und halten den Schwanz bald gerade gestreckt, bald wellenförmig seitlich ge- bogen; im Trocknen springen sie in die Höhe, bis Fußhoch und zwar um so höher, wenn sie vorher auf der Seite lagen, der Sprung wird also wohl durch Seitenschlag des Schwanzes aus- geführt. Auch aus dem Wasser sprangen sie mehrere Zoll hoch und weit über den Rand einer Schüssel hinüber. Eine biß mich in den Finger, es war nur ein leichteres Klemmen wie bei den kleinen Eidechsen. Die lebenden Fische zeigten eine blaß braungelbe Farbe, oben mit dunkel- grünen großen Flecken marmoriert, in einem Gefäße mit mehrmals erneuertem Wasser wurden sie innerhalb einer halben bis einer Stunde bleicher und einfarbig, starben auch alle bald und zeigten sich alsdann trüb aschgrau, die früher weiße Kiemenhaut upd Analis rötlich. Das rasche Sterben fiel mir umsomehr auf, da ich den verwandten Gunellus, welcher bei Helgo- Paul Krefft: Schlangenhalsscliildkröten. 171 laiid ähnliche Stellen im Salzwasser bewohnt, als lebenszäh kennen gelernt hatte; selbst einzeln isolierte lebten nicht länger.“ Ich meine nun, trotz dieser düsteren Schil- derung könnte man doch eine Probe machen und ich halte es für möglich, die Cabazza an einem Tage oder abends gefangen, in einem flachen zngebimdenen Becken, anfangs mit Wasser- ziiflnfl, später mit Durchlüftung gehalten, ein- ziiwöhnen und nach Deutschland zu bringen. Ich möchte hier daran erinnern,' daß jetzt schon eine Reihe Liebhaber Bach- und Regenbogenforellen längere Zeit im Zimmer gehalten haben, von denen man doch früher aunahm, daß sie sofort nach dem - Fange ab- F. ., , . ■ ; v, starben. Kurz will ich noch auf ein anderes Fischchen hinweisen, das in unge- zählten Mengen den Garda-See belebt. Die Xyo\&(Leu- ciscus al- burnellus P.) eine der unsern sehr ähnliche Leuciscus- Art, welche sich durch die Richtung der Mund- spalte, Gestalt und Strahlenzahl der Analis, durch den bedeutenden Größenunterschied (das größte gefangene Exemplar maß mit Schwanzflosse 7,8 cm) und durch das unverhältnismäßig große Auge, von unserer Leuciscus unterscheidet. Auch dieses Fischchen ist wert importiert zu werden. Wenn auch nicht bestimmt im Gardasee selbst, so doch in den meisten Seen, Flüssen und Kanälen Italiens kommt die Fluß-Grundel in verschiedenen Varietäten vor. Vielleicht hat sie schon ein Liebhaber einmal nach Deutschland gebracht. Veröffentlicht ist aber meines Wissens nichts darüber. Daß sie sich lange Zeit auch ohne Nahrung und Durchlüftung in kleinen Becken hält, berichtet Canestrini.^) Solotnitzki hat Grundeln aus dem Don lange Zeit gehalten. Die Flußgrundel wäre also auch eine geeignete b Canestrini, Annuario della Soc. dei Naturalisti in Modena 1867. Originalzeichnung nach der Natur für die „Blätter“ von E. Schuh. Acfpiisition für unsere Aquarien, besonders da sie nicht diffizil behandelt werden braucht. Sehr schwer werden dagegen die Atherinen (italienisch Latterina) einzugewöhnen sein, welche die Süßwasserseen Italiens beherbergen. Diese Fische selbst zu bespreclien ist niclit nötig, ich verweise auf den einschlägigen Artikel in den „Blättern“. Auf diesen Artikel hin wandte ich mich, wie wohl so mancher Liebhaber, an Herrn Professor Roule in Toulouse und bat um Angabe eines Händlers oder Fischers, von dem ich lebende Aiherma riqueti beziehen könnte. Überaus liebenswürdig antwortete Herr Professor Roule, eine solche Angabe sei unmöglich, da die - ■ Atlierinen sofort nach dem Fange absterben. Aber trotz- dem möchte ich auch hier einen Versuch be- fürworten, der von einem kun- digen Lieb- haber aus- geführt, vielleicht erfolgreich sein wird. Zum Schluß bemerkeich noch, daß außer dem Gardasee auch noch der Albanersee einen für uns geeigneten Blennius beherbergt, während derjenige aus dem Var für unsere Zwecke zu groß ist. Blennius vulgaris. Leuciscus alburnellus. Schlangenhalsschildkröten. Von Dr. Paul Krefft, „lsis“-Müucheu. Mit einer Tafel, mehreren Textbildern nach Originalen von L. Müller-Mainz und Photographien. ) \nter dem abenteuerlich anmutenden Namen „Schlangenhalsschildkröten“ werden seit einer Reihe von Jahren exotische Wasserschild- kröten verschiedener Art und Herkunft in den Handel gebracht. Im besondern pflegen Händler und Liebhaber, falls sie es mit der Wissenschaft b Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde. Bd. XIII 1902. Seite 218. 172 Paul Krefft: Schlangenhalsschildkröten. nicht genau nehmen, sodann zwischen austra- lischen und südamerikanischen Schlangenhals- schildkröten zu unterscheiden, welch letztere wohl wiederum in argentinische und brasilianische 8. weiter eingeteilt werden. Hierzu muß er- wähnt werden, daß, hei den gegenwärtigen Importverhältnissen, unter der australischen S. zwar stets eindeutig die Chelodina longicollis Shaw*) und unter der argentinischen S. wohl ausschließlich die Hydromedusa tectifera Cope zu verstehen ist, während die Bezeichnung „brasilianische S.“ bereits jetzt eine verwirrung- stiftende Mehrdeutigkeit gewonnen hat, insofern außer der am häufigsten unter diesem Namen gehenden Hydraspis hilarii D. & B. (= Platemys yeoffroyana Schweiyy.) auch noch die seltener eingeführte Platemys Spixii D. & B. so benannt wird. Zudem wurde vor einigen Jahren einmal ein allerdings nur wenige Stücke betragender Import von Platemys radiolata Mihan (= Platemys Werneri Schnee) unter dieser Bezeichnung in den Handel gebracht und so steht zu erwarten, daß jede neu aus Brasilien eingeführte Platemys-, Hydraspis-, Rhinemys- und Hydromedusen- Art die Vieldeutigkeit des Begriffes „brasilianische Schlangenhalsschildkröte“ noch vermehren wird. Kann man sich aus diesen Gründen nun auch mit der geographischen Spezifizierung des Kollek- tivuamens „Schlangenhalsschildkröten“ nicht ganz einverstanden erklären, so muß man das hin- gegen umsomehr in Bezug auf den Sammelnamen selber, der nicht treffender hätte gewählt werden können. Denn das all diesen Schildkrötenarten gemeinsame Hauptcharakteristikuni ist der in seinem Längenwachstum stets exzessiv ent- wickelte, mit einer eigenartigen, ich möchte sagen rollenden Biegsamkeit begabte, in Kürze gesagt eben schlangengleiche Hals, der noch die Besonderheit darbietet, daß er zu Bergungs- zwecken nicht, wie sonst bei den weitaus meisten Cheloniern, median wärts unter den Rückenpanzer zwischen den Schultergürtel gleichsam wie in ein Futteral eingezogen, sondern seitwärts zwischen Rücken- und Bauchschale umgelegt wird, wie die Klinge eines Taschenmessers beim Zuklappen. Ein Orientierungsblick in Boulengers wohl fast allgemein z. Z. als Norm anerkannte Systematik (Catalogue of Chelonians of the Br. M.) lehrt uns nun, daß alle Schildkröten mit so ge- *) Der einmalige Import der verwandten australi- schen Arten Chelodina expansa Gray und Emydnra Macquariae Gray durch Dr. Schnee ’ hat bisher noch keine Wiederholung erfahren und belief sich nur auf wenige Exemplare. arteten! Halse, und zwar nur solche, in der Familie der Chelydiden vereinigt sind. Diese Familie umfaßt die acht Gattungen: Hydrome- dusa, Chelodina, Platemys, Hydraspis, Rhinemys, Emydura, Elsey a und Chelys. Nach dem, dem gesunden Menschenverstände am meisten ent- sprechenden Benennungsgrundsatze „a potiori fit denominatio“ verdienen alle (bis jetzt 27) Arten dieser 8 Wasserschildkrötengattungen den Namen „Schlangenhalsschildkröten“ vollauf, wenn auch, je nach der Länge des in dieser Dimension sehr variierenden Halses, mehr oder weniger. Die Wiedergabe des lateinischen Familiennamens ,,Chelydidae“ durch den recht bezeichnenden deutschen Namen „Schlangenhalsschildkröten“ empfiehlt sich sehr wohl; zum mindesten ist diese Verdeutschung glücklicher zu nennen als die seit langem eingebürgerte Übersetzung der lateinischen Gattungsnamen u. ,,Clemmys^‘ mit „Pfuhlschildkröte“ und „Sumpfschildkröte“, da doch ein Unterschied zwischen Pfuhl und Sumpf schwerlich zu konstruieren sein dürfte. Der „Schlangenhals“ der Chelydiden tritt nicht gänzlich unvorbereitet als eine überraschende Monstrosität in der Gestaltenreihe der Chelonier plötzlich auf; in der systematisch nahestehenden Familie der Pelomedusiden lernen wir die ver- mittelnden Übergangsstufen zwischen dem ein- ziehbaren Schildkrötenhalse (der Cryptodiren) und dem Umleghalse der Chelydiden kennen. Als Beispiel möge die uns bekannteste Pelome- dusidengattung Sternotherus Erwähnung finden. Hier wird der Hals zwar eingezogen, der große Kopf dagegen durch seitliches Umlegen unter den Rand des Rückenschildes zur Deckung gebracht. Diese, sowie gewisse ins Gewicht fallende osteologische Eigentümlichkeiten, die die Pelome- dusiden mit den Chelydiden gemeinsam haben, veranlaßten die sichtenden Systematiker, diese Familien als die Gruppe der Halswender oder Pleurodiren den meisten übrigen Schildkröten als der Gruppe der Halsberger oder Cryptodiren gegenüberzustellen. Was die Länge des Halses der Chelydiden anbetrifft, so werden manche derselben hierin von andern Schildkröten übertroffen, z. B. von den Weichschüdschild- kröten. Für den Laien verdient es mithin hervor- gehoben zu werden, daß eine exzessive Hals- länge allein die Zugehörigkeit zu den Schlangen- halsschildkröten nicht bestimmt. Die geographische Verbreitung der Chely- diden ist auf die neotropische und australische Faunenregion beschränkt. In Südamerika (neo- tropisch) begegnen wir den Gattungen Hydro- Paul Krefft: Schlangenhalsschildkröten. 173 medusa, Hydraspis, Plateniys, Ehinemys und Chelys, im australischen Gebiete den Gattungen Clielodina, Emydura und Elseya. Das asiatisch- europäische Ländergebiet entbehrt der Chely- diden wie der Pleurodiren überhaupt gänzlich; auch in Afrika sind bislang keine Schlangen- hälse gefunden, wiewohl die erste Pleurodiren- familie, die Pelomedusiden, hier stark vertreten ist. In Amerika, dem schildkrötenreiclisten Erd- teile, beginnt das Gebiet der Chelj'diden in der Äqnatorialregion nnd erstreckt sich östlich der Andenkette wohl fast bis zui’ Spitze des süd- lichen Erdteils. Den Norden ihres Verbreitungs- bezii’kes teilen sie soAvohl mit Pelomedusiden als auch mit einigen Cryptodiren (z.B. Cinosternon), während der Süden ihnen fast nahezu allein ge- hört. Ebenso sind die Chelydiden in der austra- lischen Region Alleinherrscher. Die auch durch eine Reihe anderer Feststellungen dokumentierte, von dem englischen Zoologen Günther zuerst hervorgehobene fannistische Verwandtschaft zwischen der neotropischen und australischen Region kommt also auch hier zum Vorschein. Was nun die Schlangenhalsschildkröten für unsere Liebhaberzwecke ganz besonders geeignet nnd begehrenswert macht, das ist neben ihrem eigenartig fesselnden Aussehen nnd Wesen vor allem ihre außerordentliche Ausdauer in der Gefangenschaft auch unter dürftigen Verhält- nissen. Es soll damit nicht etAva gesagt sein, daß ihnen das Unsterblichkeitsprivileginm ge- wissermaßen znteil geworden Aväre. Daß auch Chelydiden eingehen, davon wissen z. B. die Annalen des Berliner Aquariums Trauriges zu berichten; im Vergleich mit den allermeisten Cryptodiren, insbesondere mit den farbenpräch- tigen nnd uns daher immer wieder znm Ankauf so zu sagen ä fond perdu reizenden Chrysemys- Arten, sind sie Jedoch in der Tat enorm haltbar. Man könnte für diese Eigenart d§r Chelydiden verschiedene Ursachen -mutmaßen. Unser ver- dienstvoller Tiermaler Lorenz Müller-Mainz, ein tüchtiger Schildkrötenkenner, mit dem ich über diese Frage korrespondierte, gibt den bei den Massenimporten der Chrysemys- nsw. Arten ob- Avaltenden hygienischen Mißständen die Haupt- schuld an dem Siechtum dieser Tiere und meint, daß die mehr in vereinzelten Stücken importierten Chelydiden weit Aveniger unter Gesnndheits- schädlichkeiten unterwegs eben deshalb zn leiden haben. Abgesehen davon schreibt er aber den Chrysemys -Alten noch eine besonders hoch- gradige Empfindlichkeit zu. Hierin muß ich ihm meinen Erfahrungen zufolge ganz besonders bei- pflichten. Ich sah Schlangenhälse nicht nur bei der sehr niedrigen Temperatur von 8" R. noch fressen, sondern auch dann,Avenn sie von schwerer, schließlich tötlich endigender Krankheit schon lange heimgesucht wurden; nnd Avie oft sah ich andrerseits heikle Cryptodiren-Arten die Nahrung aus einem geringfügigen ersichtlichen oder aus gänzlich unerschließbarem Anlasse konstant ver- weigern! Ich bin geneigt, bei solchen Schild- kröten, die eine amphibische Lebensweise, wie z. B. die Clemmys-, Chrysemys- n. a. Arten führen, anzunehmen, daß der oft lang ausgedehnte Land- aufenthalt für die Respirationsorgane, speziell die Lungen, bei kühler Temperatur usw. eine Gefahr birgt, von der die weit mehr am Wasser haftenden Chelydiden, die das Trockne normaliter gar nicht oder nur, um sich zu sonnen, auf- zusuchen scheinen, dieserhalb verschont bleiben. Dasselbe müßte zAvar den erfahrungsgemäß von allen bisher importierten Schildkröten empfind- lichsten Gattungen Trionyx und Chelone zu Gute kommen, Avenn für diese nicht der Aufenthalt im fließenden Wasser eine erste Lebensbedingnug zn sein schiene. Die Unempfindlichkeit der be- kanntesten Chelydiden - Arten gegen niedere Temperaturen erklärt sich Avohl am nngezwnn- gensten im Hinblick darauf, daß sie in Gegenden heiniaten, deren mittlere untere Temperatur- extreme sich dicht um den Gefrierpunkt beAvegen. Dementsprechend ist auch ein beträchtliches Sinken der Wassertemperatur zn geAvissen Jahres- zeiten anznnehmen, das Jedoch nicht so niedei'e Grade erreichen und von so langer Dauer sein dürfte, um die Tiere in einen richtigen Winter- schlaf fallen zu lassen. Jedenfalls ermöglicht uns die Temperaturindifferenz der drei im Handel häufigsten nnd hier zuerst zu beschreibenden Arten die Haltung im ungeheizten Behälter (zeitweise Zimmerheizung im Winter voraus- gesetzt) — was das besagen Avill, Aveiß Avohl Jeder erfahrenere Vivarienpfleger zu würdigen! Jedes, auch das idealste Heizsystem verursacht uns zum mindesten laufende Geldansgaben und Überwachungssorgen; leider hat es hierbei meistens noch nicht sein Bewenden, indem ge- legentlich auch übler Geruch, Überheizungsgefahr für die Tiere, ev. sogar Feuersgefahr sich hinzu- gesellen. Ich kann die allgemeinen Erörterungen über die Schlangenhalsschildkröten nicht schließen, ohne Verwahrung gegen den in Brehms Tier- leben, leider auch noch in der neuesten Auflage (!), fälschlich wider sie erhobenen Vorwurf der Bissigkeit eiiizulegen, obAvohl das auch schon 174 W. Wolterstorff: Uber die Eiablage und Entwicklung von Triton usw. von anderer Seite geschehen ist.*) Ich habe die großen, wehrhaften Hydraspiden des Berliner Aquariums von 30 cm Panzerlänge und darüber und ebenso die nicht viel kleineren Hydro- medusen jenes Institutes, die keineswegs als zahm gelten können, in den Händen gehalten und sie einer peinlich genauen Untersuchung, auch an empfindlichen Teilen unterziehen dürfen, ohne daß die starken Tiere auch nur mit Bissen ge- droht hätten. Bei einer gleichgroßen Chelydra oder Trionyx wären dergleichen Manipulationen nach meinen Erfahrungen wohl schwerlich un- gestraft ausführbar, bezw. überhaupt unmöglich. Ebensowenig konnte ich an kleineren von mir gepflegten Schlaugenhälsen jemals Bissigkeit konstatieren mit einer einzigen Ausnahme, die allerdings unter ganz besondere Bedingungen fiel. Ich sah mich leider genötigt, eine kleine Hydraspis hilarii wegen eines sehr bösartigen Geschwürs am Kopfe mit dem Höllensteinstift zu ätzen. Der offenbar heftige Schmerz trieb das Tierchen, mich mit aller Kraft in den Finger zu beißen. Es wird wohl niemandem einfallen, hierin einen Beleg für die Bissigkeit der Chely- diden sehen zu wollen. Uber die Eiablage und Entwick- lung von Triton (Pleurodeles), Waltlii und Triton (Euproctus) Rusconii. (Vorläufige Mitteilung.)] Von Dr. \V. Wolterstorff, Kustos des uaturwisseu- seliaftlichen Museums zu Magdeburg. as vergangene Frühjahr bot mir er- . - ^ . wünschte Gelegenheit, die Eiablage und EntAvicklung zweier interessanter Urodelen zu beobachten. Seit Jahren schon pflege ich Triton (Pleurodeles) Waltlii, den spanischen Eippen- molch und Triton (Euproctus) Rusconii, den Hochgebirgsmolch Sardiniens, in größeren Aqua- rien, welche den Lebensbedingungen beider Arten möglichst entsprechend eingerichtet sind.**) Da die zahlreichen Eippenmolche, welche der kleinen „zoologischen Station“ unseres Museums im Laufe der .lahre zugingen, trotz ungezählter üm- *) Paul Kämmerer; Über gefangene Sumpfschild- kröten in „Natur und Haus“, Jalirg. IX. **) Vergleiche über die von mir angenommene Ein- teilung mein Schriftchen „Die Tritonen der Untergattimg Euproctus“, Stuttgart, Nägeles Verlag, 1902, mit far- biger Tafel von Lorenz Müller. Hier sind auch die Ein- richtungen meiner Aquarien zum Teil geschildert. armungen (= Liebesspiele!), nie zur Fortpflanzung geschritten waren und die sardinischen Molche in ihrer 2 jährigen Gefangenschaft sich wenigstens tagsüber stets indifferent verhielten, hatte ich die Hoffnung auf Nachkommenschaft bereits aufgegeben. Da entdeckte ich am 23. März an den Eisenpfeilern, welche die „Landpartie“ im Pleurodeles-'Becken trugen, eine Anzahl Eiei' in Klümpchen angeheftet, welche sich bei näherer Untersuchung als Pleurodeles-'Eier erwiesen. Die Eier selbst sind auffallend klein, der Durch- messer beträgt 1^/^ mm, jedenfalls unter 2 mm. Sie sind mithin kaum größer als jene von Triton vulgaris, werden aber von einer großen, losen Gallerthülle von ca. 8 mm Durchmesser (1 Tag nach der Ablage!) umgeben, wie wir sie beispiels- weise bei dem Axolotl (Amblystoma tigrinum) finden. Im Laufe des Frühjahrs und Sommers er- folgten noch mehrere Eiablagen. Die Gesamt- zahl der Eier, welche von dem einzigen weib- lichen Tier abgelegt Avurden (dasselbe bewohnt den Behälter gemeinsam mit zwei Männchen und mehreren italienischen Kammmolchen, Triton cristatus carnifex) überstieg Aveit eintausend Stück!*) — Sie wurden in der Eegel an den Ranken der Wasserpest, welche ich nach der ersten Laichablage in reichlicher Menge ins Wasser Avarf, abgesetzt und entwickelten sich, in Zuchtgläser versetzt, auffallend schnell. Das Ausschlüpfen erfolgte bei kühler Witterung nach 14 Tagen, im Sommer, nach einigen Avarmen Tagen, jedoch in einem Fall schon nach 5 — 6 Tagen. Am 26. April harrte meiner eine zweite Überraschung. Der Museumsdiener, welcher den Eup)roctusW>dhäliQx und die darin befindlichen Tuff- und Feldsteine reinigte, zeigte mir 2 runde, trübe Gallertkugeln, welche an der Unterseite eines Steines bezw. in einer Höhlung ziemlich versteckt angeheftet waren. Bei näherer Be- sichtigung ward in der einen ein frisches Ei, in der andern ein bereits entwickelter Embryo („Keimling“) sichtbar, erster es hatte mm Durchmesser, d. h. fast das doppelte Volumen der Pleurodeles-Rier. Die steife Gallertkugel hatte ca. 5 — mm Durchmesser. Im ganzen wurden bis zum 20. Mai etwa 13 Eier gefunden, welche alle von 1 oder 2 kleineren Weibchen herrührten. Sie waren stets einzeln und an ge- schützten Stellen abgesetzt. Mögen auch einige Eier von den alten Tieren entdeckt und verspeist *) Auch in der Zahl der Eier stimmen also Rippen- molch und Axolotl ziemlich überein! W. Wolterstorff: Uber die Eiablage und Entwicklung von Triton usw. sein, so bleibt doch ein gewaltiger Unterschied gegenüber der für Molche ungewöhnlich hohen Zahl der Eier bei Pleur odeles bestehen! Die Eier sind bei Pleurodeles Waltlii relativ viel kleiner und weit zahlreicher als bei Triton s. str., umgekehrt bei Eujyroctus Rusconii relativ größer und weniger zahlreich als bei Triton s. str. — Auch bei einer anderen Art, Triton (Euproctus) asper, sind die Eier nach Bedriaga*) sehr groß, während jene des korsischen Molches, Tr. (Eupr.) montanus, noch nicht bekannt sind. Die Entwicklung des Embryos vollzieht sich bei Eupr. Rusconii weit langsamer als bei Pleurodeles-, aus einem am 1. Mai frisch ge- fundenen Ei schlüpfte die Larve erst am 2. Juni aus! Allerdings hatte ich das Zuchtglas ab- sichtlich kühler gehalten, immerhin ist der Unter- schied in die Augen springend! Bedriaga hat, gestützt auf einige Überein- stimmung im Schädelbau, Triton (Euproctus) asper und Triton (Pleurodeles) Waltlii für Ver- wandte angesprocheii — wenigstens deuten mehrere Äußerungen darauf hin. Dieser Ansicht kann ich nach meinen Beobachtungen nicht bei- stimmen. Die Tiere sind, von dem flachen Schädel abgesehen, so verschieden wie möglich; Liebesspiele, Eiablage, Zahl und Größe der Eier sind in den Untergattungen Eu/proctus und Pleuro- deles völlig abweichend. Auch die entwickelten Embryonen im Ei und die jungen Larven unter- scheiden sich bereits beträchtlich! Schon die kleine Larve des sardinischen Molches (jene von Euproctus 17.5 Weise auf, sehr im Gegensätze zu dem breiten, plumpen Kopfe der Eippenmolchlarve! Vergegenwärtigt man sich die außerordent- liche Ähnlichkeit der Molclilarveu von Triton s. str., z. B. Triton alpestris und Montandoni, italicus, vulgaris, welche nur dui'ch feine Merk- male sich unterscheiden lassen und die Ver- wandtschaft der Tiere unzweifelhaft dartun und hält man dem entgegen, daß Triton ( Pleur od.) Waltlii und Triton (Eupr.) Rusconii bereits im ersten Larvenzustande sehr verschieden aus- gebildet sind, so dürfte meine schon in der Schrift „Untergattung Euproctus'-' ausgesprocliene An- sicht, daß die Gruppen des Triton (Pleurodeles) Waltlii und jene des Triton (Euproctus) Rus- conii — nebst asper, montanus — eigene, scharf geschiedene Subgenera der großen Gattung Triton darstellen, eine neue starke Stütze finden. Als Triton s. str. betrachte ich nur jene Arten, welche, wie Tr. cristatus, marmoratus, vulgaris, alpestris, Montandoni usw. in Bezug auf Liebesspiele, Be- gattung, Lebensweise, Entwicklung nahezu über- einstimmeu. Über die erste Laichablage und die erste Entwicklung des Triton (Euproctus) Rusconii in der Gefangenschaft war mir bisher nichts bekannt geworden, für Triton (Pleurodeles) gibt Bedriaga, Urodelen Europas, nur eine Beob- achtung von Vaillant an; Herr Boulenger in London hat, wie er mir schreibt, den Laich des Eippenmolclies sowohl im „Jardin des plantes“ in Paris wie im zoologischen Garten zu London asper kenne ich noch nicht vom Augenschein) weist z. B. die eigentümliche Kopfbildung, welche an den Hechtkopf- kaiman (Alli- gator lucius) er- innert, in aus- gesprochener *) von Bedriaga, Die Urodelen Euro- pas. Bull.Soc.Nat. Moscou, Annee 1896 (erschienen 1897), p. 739. „Das Laichkorn hat 2V2 mm, die Gallert- kugel 41/2 mm Durchmesser“. Originalaufnahme nach dem Dunkelroter Komet. Männchen in Brunst. Leben für die „Blätter“. (Text Seite 1 7^.) 176 F. Werner; Lacerta viridis var. maior. gesehen. Wie ich erfahre, brachte im vorigen Jahre ein illustriertes Blatt, die „London News“, Abbildungen des Pleurodeles und seines Laichs, leider habe ich die betr. Nummer noch nicht er- mitteln können. Wie mir mein Freund Herr Dr. M. G. Peracca in Turin soeben mitteilt, hat er Pleurodeles Waltlii seit 2 Jahren ebenfalls mehrmals gezüchtet! Über die weitere Entwicklung der Larven des Rippenmolches nach dem Ansschlüpfen ist meines Wissens noch nichts publiziert worden, Bedriaga gibt nur Beschreibung und Maße älterer, im Freien erbeuteter Larven. Ausführlicher werde ich über diesen Gegen- stand in meinem größeren Werke „Die Urodelen der alten Welt“), dessen Vollendung infolge un- vorhergesehener Umstände, aber keineswegs zum Nachteil der Arbeit, wiederholt hinansgeschoben werden mußte, berichten. Nach dem Erscheinen des vorstehenden Artikels im „Zoologischen Anzeiger“ wurde mir auf direktes Ansuchen seitens der Redaktion der „London News“ in entgegenkommendster Weise die in Rede stehende Nummer, datiert vom 31. Mai 1902, zugestellt. Sie enthält auf pg. 791 zwei leider nicht sonderlich gelungene Abbil- dungen des Rippenmolches und seines Laiches, letztere muß als erste authentische Abbildung der Pleurodeles-WQv gelten. Die Zeichnungen tragen die Unterschrift „the Pleurodele Newt, lately added to the Zoological gardens“ und „Spawn (= Laich) of the Pleurodele Newt“, ein Begleittext fehlt. Lacerta viridis var. maior. Von Dr. F. Werner. (Mit zwei Original-Aiifnalnnen.) u den stattlichsten Echsen Europas gehört nach dem übei' meterlangen Scheltopusik (0])hisaurus apus) und der Perleidechse (Lacerta ocellata) die oben genannte Varietät der Smaragd- eidechse, welche aus Dalmatien schon seit ge- raumer Zeit importiert wird, ohne daß man bis vor kurzem auf ihre Verschiedenheit von der mitteleuropäischen Form hingewiesen hätte. Die Tiere kamen einfach als Rieseuexemplare der Smaragdechse, als extragroß usw. in den Handel und auch dem Liebhaber scheint außer der Größe nichts Besonderes an ihnen anfgefallen zu sein. Doch darf man ihnen das nicht verübeln; denn auch anerkannte Reptilienkenner, wie z. B. Stein- dachner halten, trotzdem Boulenger schon 1887 die var. maior von der typischen Smaragdechse unterschieden und gut charakterisiert hat (Cata- logne of Lizards usw., III. Bd., pag. 16) noch jetzt die beiden Formen nicht auseinander. Und doch ist diese Varietät so leicht zu erkennen, daß man wohl nur in wenigen Fällen — bei lebenden Exemplaren wahrscheinlich über- haupt nicht — im Zweifel sein wird, ob man sie oder die typische Lacerta viridis vor sich hat. Die stattliche Größe (sie erreicht über 50 cm Länge), das stete Fehlen einer blauen Kehlfärbung (die Kehle ist bei beiden Geschlechtern grün und nur selten an den Seiten orangegelb an- gellögen), die Form des Kopfes, namentlich beim alten d, wo die Kanten der Schnauze nicht geradlinig, sondern nach einwärts gebogen ver- laufen, die Backengegend besonders stark auf- getrieben und die oberen Kopfschilder fast wie bei Lacerta ocellata grubig erscheinen, lassen diese Varietät sofort erkennen. Aber auch die Färbung der Oberseite ist sehr charakteristisch. Der Kopf ist stets bis auf die Lippenschilder hinab gras- oder gelbgrün, dunkel punktiert und oberseits mit zierlichen, moosartigen (dendriti- schen) Zeichnungen bedeckt; nur das Schnauzen- schild und die vorderen Oberlippenschilder scheinen niemals dunkle Zeichnung zu tragen; ein deutlicher Atlasglanz auf den Kopfschildern ist namentlich bei frisch gehäuteten Exemplaren oft zu sehen. Die Oberseite des Rumpfes ist auf gelbem odei' grasgrünem Grunde dicht dunkelbraun bis schwarz punktiert; weniger zahlreich, aber größer sind diese Punkte auf dem Schwanz, der auch beim 9 niemals braun, sondern stets dem Rumpf gleichfarbig ist. Die ganze Unterseite ist gelb, nur die Kehle, wie schon vorerwähnt, bei erwachsenen Exemplaren ins grasgrüne spielend. Während nun in Kleinasien ä und 9 gleich- gefärbt erscheinen, so findet man bei dalmati- nischen und griechischen Exemplaren sehr oft (vielleicht vorwiegend), daß das 9 durch weiße, schmale Längsstreifen geziert ist; und zwar ist die Zahl derselben fast ausnahmslos eine ungerade (3, 5, selten 7), während die beim 9 der typischen Form auftretenden Streiten in der Zahl 2 oder 4 Vorkommen. Von diesen Streifen läuft einer vom Hiuterkopf über die Rückenmitte gegen die Schwanzwurzel; je einer vom Außenrand der sog. Parietalschilder (das größte Schilderpaar am Hinterkopf bei Lacerta) parallel dazu bis auf das erste Schwanzdrittel; ein weiterer vom Unter- rand des Auges parallel zum vorigen; er kann auch durch eine Reihe weißlicher, gelblicher oder bläu- licher Flecken vertreten sein (das sind dann die an- F. Werner: Lacerta viridis var. maior. 177 Originalaufnahme nach dem Lacerta viridis var. maior. (Korfu.) Leben für die „Blätter“. geblichen „Perleidecli- sen aus Dalmatien otl. Griechenland“); und schließlich kann sich in äußerst seltenenFällen ein solcher Streifen ganz am Bauchrand zwischen Vorder- und Hinterbein hinziehen. Die Streifen sind in der Regel nur sehr schmal und undeutlich dunkel gerändert, während bei mittel- europäischen Exem- plaren mit Längs- streifen dieselben oft breite dunkle Ränder tragen und auch selbst oftsehr auffallend sind. Die Jungen sind oberseits entweder einfarbig olivengrün (wahrscheinlich junge Männchen), oder aber auf olivengrünem Grunde mit 5 — 7 rein weißen, bläulichen oder grünlichen, scharf be- grenzten, wie mit einem Lineal gezogenen Längs- Linien geziert, die genau den vorerwähnten Linien des Weibchens entsprechen. Die Jungen sind schon von Geburt an deutlich größer als die der typischen Form. Außer in der Färbung unterscheidet sich diese Form auch noch durch die Beschuppuug meist sehr scharf von der typischen. Sie hat fast immer 8, selten 10 Längsreihen von Bauch- schildern (die typica fast immer nur 6, selten 8 . die Anzahl ihrer Schläfenschildchen ist in der Regel w'eit größer als bei der iypica usw.) Die Lacerta viridis maior ist im südöstlichen Furopa weit verbreitet; sie lebt in Dalmatien, in der Herzegowina, in Montenegro, Griechenland, Bulgarien, in der Türkei und außerdem in Klein- asien, Syrien und auf den Inseln des ägäischen, jonischen und südlichen adriatischen Meeres. Sie bevorzugt aber warme Täler mit Mittelmeer- klima, so daß sie in allen Gebieten der östlichen Mittelmeerländer überall fehlt, wo hohe Gebirge sich finden und Gebirgsklima herrscht; z. B. auf den dinarischen Alpen Dalmatiens, in den Ge- birgen der Herzegowina und Montenegros, im Norden Kleinasiens usw. Da aber die typische Form zwar Gebirgsklima verträgt, dem Mittel- meerklima aber nicht abhold ist, so finden sich nicht selten beide Formen un vermischt neben- einander, wie z. B. in einigen Teilen der Herze- gowina und Bulgariens, im südlichen Peloponnes, bei Konstantinopel, in manchen Distrikten Klein- asiens (z. B. bei Brussa) usw. Während wir die typische Form von der maior leicht unterscheiden können, ist die Unter- scheidung von der in den Kaukasusländern, im nördlichen Persien und in Transkaukasien leben- den L. viridis strigata Eichwald gar nicht so leicht und sind deshalb auch den bedeutendsten Forschern in dieser Beziehung Irrtüme]’ passiert. So wird die strigata von Syrien angegeben, ja sogar von Dalmatien, obwohl sich alle diese An- gaben auf junge und weibliche maior, oder Avie bei der syrischen Form, auf d mit Beibehaltung der gestreiften Jugendzeichnung beziehen. Die maior ist von der strigata in der Jugend nach der Zeichnung überhaupt nicht zu unter- scheiden; im Alter erhält die letztere aber mehr das Aussehen der typica, so daß eine Verwechs- lung dann nicht mehr so leicht ist. Die strigata hat nur 6 Bauchschildreihen und das hinterste der nach unten das Parietale begrenzenden Schilder (Supratemporalia) stößt fast immer unmittelbar an das große oberhalb der Ohröffnung liegende Schild (Tympanicum), bei L. maior aber niemals; auch hat die männliche strigata, wie alle Ein Jis-Formen außer maior, eine blaue Kehle. Da ich die mxtior in Dalmatien, Griechenland, in der europäischen und asiatischen Türkei selbst in unzähligen Exemplaren beobachtet und oft gefangen habe, so kann ich über ihr Freileben immerhin einiges berichten. Sie ist, wenn sie erwachsen ist, fast niemals unter Steinen zu finden, sondern bevorzugt undurchdringliche, stachlige Hecken und Gestrüppe, wo es fast 178 F. Werner: Lacei’ta viridis var. maior. unmöglich ist, ihr beizukommen. Sie hat inner- halb dieser Gestrüppe oft nicht einmal ein be- sonderes Erdloch, um sich zu verkriechen, sondern haust, wenigstens in der trockenen Jahreszeit einfach unter dem dürren Laub am Boden, unter irgend einer Baumwurzel und treibt sich tags- über entweder hoch im Gezweig herum oder macht weite Ausflüge von ihrem Wohnort aus, den sie aber immer wieder aufsucht. Klettert sie im Gezweig herum, so kann man sie mitunter, da sie sich darin ganz sicher fühlt, am Schwänze erfassen und, allerdings mit Verlust größerer Hautfetzen an der Hand, bei genügender Vorsicht unversehrt daran herausziehen. In Mau er löchern oder in großen Geröllhalden fand ich sie auch d verteidigt sich gegen Hunde und Katzen nicht ohne Erfolg. Daß sie paarweise in einem Loche lebt, wie ich dies bei der typica ebenso wie bei der algerischen L. oeellata var. pater oft beobachtete, ist mir bei ihr nie aufgefallen; doch ist diese Eidechse, wo sie vorkommt, in der Kegel so häufig und infolge ihrer Schnelligkeit so selten auf ihr Geschlecht und ihren Schlupf- winkel kontrollierbar, daß ich die Möglichkeit trotzdem nicht bestreiten will. In Dalmatien ist sie bei Zara, auf den Inseln Brazza, Curzola und Lesina in Eiesenexemplaren zu finden, fehlt dagegen auf Lotta, Lissa und Lagosta; auf dem Festlande wird sie wohl, mit Ausnahme des Innern, überall zu finden sein. In Griechenland Origiiialaufiialmie nach dem Lacerta viridis var. maior. Jugeudformen. (Coi’fu.) Leben für die „Blatter“. ’ Öfters und dann war der Fang ebenso aussichtslos wie im Gestrüpp. Kann man sie aber verhindern ihr Wohngestrüpp aufzusuchen, so daß sie in einem hohlen Ölbaum oder untei’ einem Stein Zuflucht sucht, dann ist sie die sichere Beute eines einigermaßen geschickten Fängers, ebenso natürlich, wenn sie ein freiliegendes Erdloch aufsucht. Etwas Haut muß man aber bei der Jagd jedenfalls opfern. Junge Exemplare sind relativ weit leichter zu fangen, da sie weniger schnell und vorsichtig sind und keine so unzugäng- lichen Versteckplätze haben. An Behendigkeit, Sprung-, Kletter- und Lauffertigkeit steht L. maior der typica gewiß nicht nach, ebensowig an Mut und ein großes fand ich sie am häufigsten auf den jonischen Inseln, speziell auf Corfu und Sta. Maura, in Kleinasien besonders bei Köktsche Kissik (südlich von Eski Schehir). Ihre Nahrung nimmt sie vorwiegend aus dem Insektenreiche, doch verschmäht sie Spinnen, Skorpione, Skolopender, kleine Eidechsen, Schlangen und Mäuse durchaus nicht. Infolge ihres großen Wärmebedürfnisses ist sie in Ge- fangenschaft empfindlicher als die typica-, aber auch bei Erfüllung dieser Bedingung ist ihre Er- haltung weit schwieriger als die vieler kleinerer und viel zarterer Eidechsen aus denselben Ländern. Die von Blanchard bei Lacerta oeellata beschrie- bene und auch in den „Blättern“ (Jahrg. 1894) Kleine Mitteilungen. 179 beschriebene, durch einen Pilz hervorgerufene Wucherung der Haut ist gar nicht selten, be- lästigt das Tier im Anfangsstadinm allerdings nicht, muß aber später radikal entfernt werden, was zugleich auch das Ende der Eidechsen be- deutet. Da sie außerdem alle kleineren Eidechsen verzehrt oder ihrer Schwänze beraubt, so ist sie trotz ihrer Schönheit und Größe für das Terrarium keine so gute Erwerbung, als man glauben sollte. Im Freien hat sie viele Feinde; der Mensch kommt ihr zwar teils ans abergläubischer Furcht, teils ans mangelnder Flinkheit, nicht oft bei, dagegen räumen Schlangen ( Coelopeltis monspessu- lana, Coluber quatuorlineatus und Zamenis gemo- nensis) und Banbvögel gehörig unter ihnen auf. Ihre gefährlichsten Feinde sind in Dalmatien die Bauern von Bokanjac bei Zara, die alljälirlich hunderte fangen, und ihre Abnehmer, die Reptilien- händler, bei welchen ein Teil, und die Reptilien- liebhaber, bei denen der Rest zu Grunde geht. A kleine J\4ifteiiun^en* Komet -Goldfisch. (Alit Abbildung Seite 175.) — Zierfische in des Wortes voller Bedeutung sind und werden immer die Abarten des Goldfisches bleiben. Ob diese Spielarten, Schleierschwanz, Teleskop und Teleskop-Schleierschwanz schön im ästhetischen Sinne sind, oder ob sie eine Geschmacksverirrung der Lieb- haber vorstellen, darüber läßt sich streiten; jedenfalls, und das wird auch der zugeben müssen, der durchaus nicht ein Freund dieser Tiere ist, sind diese Züchtungs- produkte hervorragende Schaustücke. Bei allen aber vermißt man das graziöse und elegante in den Be- wegungen. welche doch den Fisch so sehr charak- terisieren und ihn zum Beherrscher des Wassers stempeln. Dennoch aber vermag auch jenes reiche und langherabwallende Flossenwerk der älteren Schleier- schwanz-Goldfische und die ruhige Bewegung dieser Tiere den Fischliebhaher zu entzücken. Mehr in seinen Bewegimgen an den schnellen Fisch erinnert der lange nicht so unbeholfene Komet- Goldfisch. Diese Tiere werden leider von vielen Liebhabern lange nicht so gewürdigt, wie sie es verdienen, sie verkörpern in viel besserer Weise den Fischtypus als die übrigen Ab- arten des Goldfisches und sind bei gut ausgebildetem Flossenwerk ganz hervorragende Zierfische. Au dem auf Seite 175 abgebildeteu, zwar noch jungen Tiere, treten die charakteristischen Merkmale des Kometen gut hervor. Besonders schön ausgebihlet ist der Körper, während das Flossenwerk sich erst noch mehr aus- wachsen muß, um vollständig tadellos zu werden. Gut an dem abgebildeten Fisch sind die Geschlechts- kennzeichen des Männchens ausgeprägt; die charak- teristischen weißen Warzengebilde auf Kiemendeckel und den ersten Strahlen der Brustflossen und die Afterpartie. B. §ücl^et?SG]^au. Meyers Großes Konversations-Lexikon. Rin Nacli- schlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Band 3. Der soeben erschienene dritte Band dieses be- rühmten Hausschatzes bietet wiederum eine Fülle des Interessanten. Neben einer großen Reihe technischer Artikel, die mit ganz vorzüglichen Holzschnitt-Tafeln versehen sind, bringt die Naturwissenschaft die Artikel über Blattpflanzen, Blut und Blutl)ewegung, Blüten- formen, Bestäubung und Blütenstände, die Blutgefäße und Chamäleon durch sehr gute, teils farbige, teils schwarze Tafeln zur besseren VeranschauMchung. War es auch stets ein besonderer Vorzug des „Meyer“, den Naturwissenschaften einen ausgedehnten Raum zur Ver- fügung zu stellen, so kommen doch auch die ü1>rigeu Wissensgebiete nicht zu kurz. Die Städtekunde und Geographie ist durch eine große Reihe von Karten nebst eingehenden, der neuesten Statistik entnommenen Artikeln vertreten. Hochinteressant sind die Ab- handlungen über die zwei Hauptreligionen des Ostens, den Buddhismus und Brahmanismus, von denen der erste unser Christentum in vielen Punkten befruchtete. Vom pädagogischen Standpunkt ist auch auf die Ent- wicklung der Blindenerziehung und die Herausbildung der Blindenschrift hinzuweisen, während für das täg- liche Leben eine genauere Einsichtnahme in die Artikel über Buchhaltung, Börsenwesen und das Bürgerliche Gesetzbuch sehr empfohlen werden kann. Von der Kunst in ihren verschiedenen Verzweigungen wird im 3. Band viel geboten. Die Bildhauerkunst zeigt sich im Bild in einer Zusammenstellimg der bedeutendsten monumentalen Brunnen, die Architektur bringt einen interessanten Gegensatz alter und moderner Bauweise in den Tafeln „Burgen“ und „Börsengebäude“, das lümstgewerbe ist in vier Tafeln „Bronzen“ vertreten, eine geschickte Zusammenstellung edler Bronzegefäße und plastischer Bronzefiguren aller Zeiten von der strengen Form der Antike durch die üppige Renaissance bis zur freien Linienführung der Neuzeit. Daneben ist eine Darstellung indischer, chinesischer und japanischer Formen von besonderem Interesse, weil sie die Ein- wirkimg dieser phantasiereichen Kunst auf unsre eigne moderne Kunstentwicklung gut erkennen lassen. Heintz, Karl, Dr. Der Angelsport im Süßwasser. — 452 S., 285 Textabbildungen, u. 7 farbige Tafeln. -■ Preis 15 Mk. Verlag von R. Oldeubourg, München u. Berlin. Die Zahl der Liebhaber, welche heute dem Angel- sport huldigen, ist leider nur eine geringe; denn das Verständnis für das Angeln, das neben der Jagd schon von unseren Vorfahren als Nahrungserwerb eifrig be- trieben wurde, ist vielfach verloren gegangen, weil Jagd- und Flschereigerechtsame von den Machthabern für sich in Anspruch genommen wurden und so die gesammelten Erfahrungen dem Volke abhanden kamen. Andererseits gilt auch die Kunst des Angelns für wenig vornehm und die ersten Mißerfolge, welche der Anfänger in der ersten Zeit bei Ausübung dieses Sports fast regelmäßig erlebt, verderben ihm vielfach die Lust zur Sache. Mag aber auch die Zeit ohne jeden Fang im Freien verbracht sein, so ist doch der Vorteil, den Körper und Geist aus diesen Aufenthalten zogen, ein ganz bedeutender. Die Ruhe und der Friede, welche den Angier in der Natur umgeben, übertragen sich 180 Vereins-Nachrichten. auf ihn, der Aufenthalt in der frischen Luft kräftigt die Gesundheit und stählt Körper und Geist zu neuen Anstrengungen. Der richtige Angelsport ist durchaus keine Tierquälerei, zu der ihn fanatische Tierschützler so gern stempeln wollen. Derjenige aber, welcher angeln will, möge sich, bevor er an das Wasser zieht, wenigstens erst etwas vertraut mit der ganzen Sache machen und hierzu eignet sich das vorliegende Werk von Heintz trefflich. Im ersten Abschnitt schildert der Verfasser die Angelgerätschaften, bespricht im zweiten die Köder und geht im dritten Abschnitte auf die allgemeinen Gesichtspunkte und Verhaltungsmaßregeln für den Sport- fischer über. Hieran schließen sich die einzelnen Augel- methoden. Der fünfte Abschnitt bringt den Bau und die Lebensweise der Fische und der sechste geht aus- führlich auf den Fang der Süßwasserfische ein, die für den Sportangler in Betracht kommen. Von den Tafeln sind besonders die Farbdrucke von Salmo salvelmus, Trutta lacustris und Sahno Imcho hervorzuheben. B. Woltorstorff, W., Dr. Streifzüge durch Corsica. — 35 S., 5 Abbildungen auf 3 Tafeln. — Preis 1,50 Mk. — Verlag der Faber'schen Buchdruckerei in Magdeburg. In dem vorliegenden kleinen Werkchen schildert der bekannte Verfasser seine Sammelreise durch Corsica und bringt wertvolle Beiträge zur Fauna dieser Insel. Die Schrift wird jeder Naturfreund, besonders der Reptilien- und Amphibienpfleger, mit hohem Genüsse lesen. B, yEREINS'#mW NACHRICHTEN „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarien-Freimde zu Magdeburg. Versammlungslokal ; Reichskanzler, Kaiserstraße. Sitzung jeden 2. und 4. Dienstag im Monat. Sitzung vom 12. Mai 1903. Nach Begi'üßung der erschienenen Gäste wurde eine Plinladung des Verbandes zu dem diesjährigen Verbands- tage in Darmstadt bekannt gemacht. Auf vielseitigen Wunsch sprachen drei Mitglieder des Vereins über den Bau, die Einrichtung, die Bepflanzung und die Besetzung des Aquariums mit Fischen. Zuerst ergriff Herr Gersten das Wort zu einem äußerst belehrenden Vortrage über den Bau der Aquarien und zeigte an mitgebrachten Eisenblechscliablonen, wie man das Aquarium anfertigt und die Scheiben einsetzt. Herr Hartmann fuhr fort mit der Einrichtung des Aquariums und führte eine solche an imserm Vereiusaquarium praktisch durch. Der Voi'sitzende beendete das Thema mit eiuei’ Auf- zählung der emi)fehlenswertesten Sumpf- und Wasser- pflanzen und machte Vorschläge über die Besetzung der Aquarien mit Fischen. Es wird darauf aufmerksam gemacht, den Fischbestaud nach bestimmten Gesichts- punkten zusammenzusetzen und darauf zu sehen, die Arten einer zoologischen PAmilie möglichst vollzählig beisammen zu haben. Eine äußerst interessante Zu- sammenstellung bieten z. B. der Karpfen, die Karausche, die Schleie und der Aland mit ihren mannigfaltigen Spielarten. Auf eine viel versprechende Neuheit, Chromis multicolor aus Egypten, welche Willi. Barster in Speyer in den Handel bringt, wird noch besonders aufmerksam gemacht. Dieser Fisch soll wie der nahe mit ihm ver- wandte Andreasfisch vom See Genezareth den be- fruchteten Laich so langCj^im Maule mit sich herum- trageu, bis die jungen P’ische ausschlüpfen.“ Von Afrika kennt man 29_Chromiden._Die 3 Chromidenarten, welche in Palästina gefunden wurden, sind afrikanischen Ur- sprungs, ebenso die vierte asiatische Art Etroplus von Südindien. Der nächste Verwandte dieser letzteren Art ist in Afrika der Paretroplus von Madagaskar. Während Afrika und besonders Amerika mit Chromiden reich gesegnet sind, besitzt Asien außer den vier genannten Arten keine a,utochthonen Fische von dieser Familie. — Herr Püschel berichtet dann über die Fortpflanzung der Diamantbarsche, von denen er in diesem Jahre wieder in einem gewöhnlichen Elemeutglase zwei Zuchten er- halten habe. Die Fische legten sich während des Laich- aktes unter zitternden Bewegungen mit der Bauchkante schräg gegeneinander. Innerhalb einer halben Stunde erfolgten ungefähr 10 Paarungen. Nach dem Laichen schwamm das Weibchen davon, während das Männchen durch heftiges Schlagen mit den Flossen die auf den Boden gefallenen Laichkörner aufwirbelte, so daß sie an den Wasserpflanzen hängen blieben. Sitzung vom 26. Mai 1903. Der Vorsitzende hielt einen Vortrag über die Instand- haltung und Pflege des Aquariums, woran sich eine lebhafte Diskussion anschloß. Hierauf wurde für Sonntag, den 7. Juni eine gemeinschaftliche Exkursion nach Hohenwarthe, Glindenberg und Wolmirstedt festgesetzt. Herr Püschel zeigte in einem Einmacheglase kleine Ajjms cancriformis und BrancJdpus vor und teilte mit. daß er von seinen Gambusen Junge ei'halten habe. Zum Besten der Vei'einskasse stifteten Herr Dr. Hager und Herr Keim einen Posten Sumpfpflanzen, die einen Erlös von 2,65 Mk. brachten. Vor Schluß der Sitzung wird als neues Mitglied Herr Obeck aufgenommeu. „Humboldt“, Verein für Aquarien- u. Terrarieukuude, Hamburg' (R. V.). Vereinslokal: St. Georger Vereins- haus, Große Allee 45. Versammlung am 7. Mai 1903. Als Mitglieder sind aufgenommen die Herren Prokurist C. Brandes, Kaufmann Ad. Wagner und Weinküfer E. Steffen, sämtlich in Hamburg wohnhaft. Herr Peter referierte über den vorzüglichen Verlauf des 10jährigen Stiftungsfestes und sprach nochmals seinen innigsten Dank aus für die ehrenden und über- raschenden Ovationen, womit man seiner gedacht habe. Er wies ferner noch darauf hin, wie rege das Interesse auswärtiger Vereine und Freunde, wie zahlreich die eingelaufenen Glückwünsche gewesen seien, selbst von Vereinen, von denen man es kaum vorauszusetzen gewagt hätte. Dieses allseitige Interesse habe an- genehm berührt und die Feststimmung noch erhöht. Er wolle nicht unterlassen, allen Gratulanten hier nochmals den herzlichsten Dank des „Humboldt“ aus- zusprechen. — Es wird beschlossen, das ehemalige Verhältnis der gegenseitigen Mitgliedschaft zwischen Vereins-Nachrichten. 181 der „Isis“-Müuchen und dem „Humboldt“ wieder her- zustellen. Bin weiter noch vorliegender Antrag eines Vereins auf Schließung gegenseitiger Mitgliedschaft wird dem Vorstand überwiesen, nachdem Herr Peter darauf hingewiesen liatte, daß die gegenseitige Mit- gliedschaft zwischen rechtsfähigen und nicht rechtsfähigen Vereinen vom juristischen Stand- punkte aus kaum haltbar, eigentlich ein Unding sei. Sie trage für die rechtsfähigen Vereine eine nicht zu unterschätzende Gefahr in sich und könne unter Um- ständen die für diese durch die erworbene Rechts- fähigkeit erlangten Vorteile in Frage stellen. Es sei ihm unverständlich, warum noch so viele Vereine nicht lieber die kleinen Umständlichkeiten, die eine Eintragung des Vereins im Gefolge liabe, hinnähmen, als die Mit- glieder immer der Gefalir einer persönlichen Verhaftung ausgesetzt sein zu lassen, die iloch bei Vereinen wie den imsrigen (man denke an Ausstellungen, Importe u. dgl. m.) stets wie das Schwert des Damokles über dem Haupte jedes Mitgliedes schwebe. Die Frage werde zweifellos noch viel zu lax beliandelt, wahr- scheinlich weil das jetzige Recht noch neu sei und erfreulicherweise noch recht wenig Fälle sich ereignet hätten, wo einzelne Mitglieder für die Vereinsschulden in Anspruch genommen seien. Der vernünftige Mann dürfe aber nicht erst Präzedenzfälle abwarten ; ilun müsse es genügen, daß die klaren, scharfen Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuchs ihn für die Verbindlichkeiten des nicht rechtsfähigen Vereins haftbar erklären, und angesichts dessen erheische schon die Rücksicht auf die Familie Vorsicht. — Herr Dr. Wolterstorff hat uns einige Separatabdrücke aus Fachzeitschriften über aus seiner Feder stammende Arbeiten über Urodelen gesandt; Herr Schroot stiftete der Bibliothek 2 kleine Heftchen aus einer lOPfg.-Bibliothek: „Das Süßwasser- Aquarium“ und „Das Seewasser-Aquarium“ sowie „Die Wasser- pflanzen“ von Professor Dr. Mignla, Sammlung Göschen (80 Pfg.). Beiden Herren sei hier nochmals gedankt. Herr Peter wies darauf hin, daß schon mehrere der wohlfeilen Volksbibliutheken Lektüre über unsere Sache aufgenommen hätten; das sei zweifellos ein Beweis dafür, daß unsere Sache an Bedeutung gewinne. Andererseits würden aber auch durch diese Volksbibliotheken, ja schon durch ihre Kataloge, immer weitere Kreise auf unsere Liebhaberei aufmerksam gemacht. Er bedaure nur, daß die Verfasser solcher Werke, die ihr Wissen doch wohl zu einem guten Teil dem Wirken der Vereine verdanken, nicht mit einigen Worten darauf hinweisen, daß fast in allen größeren Städten Vereine existieren. Ein so kurzer Vermerk würde doch im Interesse der Sache und vor allem der Käufer der Bücher liegen. — Herr Peter führte einen ihm von Herrn Hans Geyer, Regensburg, übersandten Injektionsdurcblüfter vor, an welchem noch eine Verbesserung vorgenommen ist und der jetzt tadellos funktioniert. (Vgl. „Blätter“ 1903, S. 12.) Herr Neugebauer erwirbt den Apparat; der Erlös wird dem Ermunterungsfonds überwiesen. — Herr Brüning stiftet für die Sammlung den 1. Strahl (Stachel) der Brust- oder der Rückenflosse vom lang- schwänzigen Harnischwels, Loricaria. Derselbe erweist sich als so hart, daß er auch nicht die Spur von Ver- letzung oder .-Vbnutzimg aufwies, als damit ein Brett zersägt worden war. Den Gebern sei auch au dieser Stelle bestens gedankt. — Darauf hielt der 1. Vor- sitzende, Herr Peter, einen mit Beifall aufgenommenen Vortrag über „Kleine Aquarien“. -- Sodann wurde in die Beratung der vom 1. Vorsitzenden in seinem Fest- vortrag angeregten beiden Stiftungenf (vgl. „Blätter“ 1903, Heft 11) eiugetreten und auf Vorschlag des Herrn Peter die Schaffung einer „Ehrentafel“ im Prinzip beschlossen, die Ausführung aber noch ausgesetzt, bis die übrigen Vereine dieseihalb benaciirichtigt bezw. ein Meinungsaustausch mit denselben stattgelünden hat. Die Einrichtung dei’ „Jugendabteilung“ wurde nach eingehender Besprechung, woran sich namentlich die Herren Peter, Claaßen, Neugebauer, Kruse, Balil, Brüning beteiligten, einstimmig beschlossen und elienso der von Herrn Peter vorgelegte Entwurf der „Be- stimmungen für die Jugendabteilung“ genehmigt. Da- nach sind aufnahmefähig Knaben im schulpflichtigen Alter und junge Leute bis zum 18. Jahre. Dieselben können in der Jugendabteilung bis zum vollendeten 18. Lebensjahre verbleiben und dann ordentliches Mit- glied (ohne Eintrittsgeld) werden. Der Beiti'ag ist auf 3 Mk. pro Jahr festgesetzt. Zwei Brüder zahlen 4 Mk., jeder fernere Bruder 1 Mk. (Weiteres ergibt der Prosi)ekt, der auf Wunsch gern kostenlos versandt wird.) — Schließlich wurde noch über die Exkursionen nach den Boberger Dünen und nach Hellbrook berichtet. Bei der ersteren wurde auch der Springfrosch, Bana ayilis gefunden. A. B. Versammlung am 4. Juni 1903. Herr Kaufmann Oscar Fahr, Hamburg, ist als Mit- glied aufgeuommen. Die Prospekte, enthaltend die „Bestimmungen für die Jugendabteilung“, sind in- zwischen zur Versendung gelangt, auch bereits 9 Mit- glieder in dieser Abteilung aufgenommen, und zwar als No. 1 und 2 die Söhne unserer Vorstandsmitglieder Peter und Neugebauer. Weitere Anmeldungen liegen vor. - - Unserm Herrn Hans Stüve war das Ehrenamt eines Preisrichters für die Ausstellung des Fischerei- Vereins für die Provinz Brandenburg augetragen; er war jedoch leider verhindert, dem Rufe zu folgen. — Herr Peter legte mehrere vorzüglich gelungene photo- graphische Moment-Aufnahmen vor, die den „Humboldt“ auf diesjährigen Exkursionen „bei der Arbeit“ und „bei der Rast“ zeigen. — Herr Peter empfahl den Mitgliedern das in der vorigen Sitzung von Herrn Schroot geschenkte kleine Werk aus der Sammlung Göschen: „Die Wasser- pflanzen von Professor Dr. Mignla. Er habe es in- zwischen mit Interesse gelesen. Er bemerkte ferner, kürzlich sei in einem Vereinsbericht vor der Ver- wendung von Gartenerde gewarnt worden. Wenn er nun auch schon jahrelang mit gutem Erfolge Garten- erde in der bekannten Mischung zum Bodengrund mit verwendet habe, so lerne er doch gern. Dies sei aber nur möglich, wenn auch die Gründe für eine solche Warnung angegeben seien. Er wolle diese Gelegenheit benutzen, eine früher schon einmal aus- gesprochene Bitte zu wiederholen, nämlich in solchen für unsere Sache wichtigen Fragen nicht einfach eine andern widersprechende Behauptung in die Öffentlich- keit gelangen zu lassen, sondern diese kurz mit Gründen zu versehen oder die gemachten Erfahrungen kurz an- zuführeu. Dann könne allseitig eine Prüfung, event. auch eine Polemik stattfinden, und wenn diese rein sachlich gehalten werde, immer dabei das Beste unserer Sache als Ziel im Auge habend, so könne das nur zur Vervollkommnung und Förderung unserer schönen Liebhaberei führen. Herr Brüning pflichtet 182 Vereins-Nachrichten. diesen Ausführungen bei und kommt nach eingehenderer Besprechung des Bodens, den die Pflanzen in der Natur finden, zu dem Schluß, daß, wenn wir Aquarien „natur- gemäß“ einrichteu M'ollten, die Erde nicht ganz daraus verbannt werden dürfe. — Es fand alsdann noch ein Meinungsaustausch über einen in der „Nerthus“ Nr. 21 abgedruckten Artikel statt. So anerkennenswert es auch ist, daß für die einheimische Eauna und Flora eine Lanze gebrochen wird, so scheint der Herr Ver- fasser (wie dies auch die Redaktionsnote besagt) doch ein bischen übers Ziel hinausgeschosseu zu haben, und dies mag darin seinen Grund haben, daß ja tatsächlich mehr über Exoten als über Einheimische geschrieben und veröffentlicht und so leicht der Anschein erweckt wird, als ob nun die Einheimischen von der Liebhaberei ganz vernachlässigt würden. In Wirklichkeit ist das aber nicht der Fall, jedenfalls trifft das für Hamburg nicht zu. Solange ein Verein — wie der „Humboldt“ — in der Zeit von März bis Oktober allmonatlich mindestens eine Exkursion macht und die Teilnehmer von diesen Tiere und Pfianzen mit heimbringen, kann von einer Vernachlässigung der einheimischen Fauna und Flora keine Rede sein. Wir treffen hier bei unsern hervor-, ragendsten Liebhabern erfreulicherweise vorzügliche Kulturen einheimischer Pflanzen und neben den Novi- täten des Imports auch die verschiedensten Bewohner heimischer Gewässer an, unter denen der Bitterling und beide Arten Stichlinge wegen der interessanten Zucht sich besonderer Gunst erfreuen. — Herr Schroot hatte etwa 200 junge Stichlinge eigener Zucht mit- gebracht; dieselben wurden an Interessenten verschenkt. Herr Peter machte Mitteilungen über den am Tage vor der Versammlung erfolgten Nestbau eines Zwerg- stichlings {Gaster Ostens pungitius). Das Tier, welches vor einigen Wochen bei einer Exkursion erbeutet, sei ungemein schnell zahm geworden. Es nehme nicht nur das Futter aus der Hand, sondern habe sich auch von seinem Pfleger die für den Nestbau erforderlichen Wasserlinsen darreichen lassen. Er habe jede Wasser- linse einzeln entgegengenommen, habe sie am Nest untergebracht und sei dann immer auf demselben Wege wieder an die Oberfläche gekommen, um neues Baumaterial in Empfang zu nehmen. Herr Peter er- klärte, daß unter allen Fischen, die zu pflegen er bis- lang Gelegenheit gehabt habe, der Stichling der zu- traulichste und intelligenteste gewesen sei. A. B. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Clnhahend jeden Freitag in Jos. Gruß’s Restauration IX, Währingerstraße 67. Sämtliche Zuschriften zu richten an Theodor Müllauer, Wien IX/4, Gürtel 164. 10. Sitzung am 15. Mai 1903. Im Einlauf; Zuschrift des Mitgliedes Herrn Kloß in Olmütz bezüglich seines Seewasseraquariuins. Schreiben des Herrn Joh. Glaß, Fabriksleiter in Triest, wegen Mit- gliedschaft. Einladungskarte des „Triton“. Karte des Vereins „Aquarium“ in Annaberg im Erzgebirge behufs Eingehens gegenseitiger Mitgliedschaft. Dankschreiben der Familie unseres verstorbenen langjährigen Mitglieds und 1. Schriftführers Prucha für die Beteiligung am Leichenbegängnis. Zuschrift des Mitglieds Herrn Paul Kämmerer wegen leihweiser Überlassung von Büchern aus der Vereinsbibliothek. Zuschrift des ehemaligen Mitglieds Klonig betreffs seiner Schuld. Neu beigetreten Verein „Nymphaea alba“-Berlin. — Eröffnung der Sitzung um Uhr durch den 1. Vorsitzenden Müllauer, welcher nach Begrüßung der Anwesenden Mitteilung macht von dem Ableben unseres langjährigen Mitglieds und 1. Schriftführers Herrn Prucha, indem er ihm folgenden tief empfundenen Nachruf widmet: „Es obliegt mir heute die traurige Pflicht, den geehrten Anwesenden die Mitteilung zu machen, daß eins der edelsten und wackersten Mitglieder des „Lotus“ durch den Tod aus unserem Kreise geschieden ist. Unser erster Schrift- führer, Herr Louis Prucha, den eine tückische Krank- heit schon geraume Zeit dem Vereinsleben entzog, liat sich durch seine treue Anhänglichkeit an den „Lotus“, durch die Liebe zur Sache, durch selbstloses, freund- liches Entgegenkommen wie durch seinen bescheidenen anspruchslosen Charakter, in den Herzen seiner Freurlde ein dauerndes Denkmal geschaffen. Pruchas Bestrebungen in unserem Verein waren von seinem klaren Verständnis und kritischen Scharfsinn geleitet und bezweckten stets ein friedliches Einvernehmen und Interesse an der ihm so sehr zur angenehmen Zerstreuung gewordenen Aquarienpflege. Wenn es gilt, von Verdiensten um den Verein „Lotus“ zu sprechen, so gebührt Herrn Prucha wohl, in die erste Reihe der Nennenswerten gestellt zu sein, denn seiner unermüdlichen Tätigkeit als Schriftführer und Fachmann verdankt zum großen Teil der Verein sein intellektuelles Ansehen. Weh- mütigen Herzens gedenken wir heute der genußreichen, interessanten Stunden, die wir mit Prucha verlebt haben, wir werden den tüchtigen Mann nie vergessen, der Name Louis Prucha bleibt innig verknüpft für alle Zeiten mit dem Verein „Lotus“. Der treue Freund lebt fort im Gedächtnisse seiner Mitmenschen, er ist bloß ferne, denn tot ist nur, wer vergessen wird. Ich bitte die geehrten Anwesenden, zum Zeichen unserer Teil- nahme an der Trauer um den Verstorbenen sich von den Sitzen zu erheben (geschieht). Leider erhielten wir die Verständigung vom Tode des uns allen so liebwerten Freundes und Mitgliedes so verspätet, daß es nicht mehr möglich war, alle Mitglieder rechtzeitig zu verständigen und es waren deshalb von den Mit- gliedern nur die Herren Müllauer, Fischer, Derauth, Beck und Wessely I. zum Begräbnisse erschienen, welche im Namen des „Lotus“ einen Kranz mit Widmung auf die Bahre legten.“ — Hierauf hält Herr Dr. Kreisler seinen angekündigten Vortrag über in seinem Marine-Aquarium geborene Seenadeln. Redner schildert in fesselnder und hochinteressanter Vortrags- weise den ganzen von ihm genau beobachteten Geburts- akt, und wird der Vortrag seinerzeit in den „Blättern“ zur Veröffentlichung gelangen, wo er gewiß von vielen Lesern mit ebenso großem Interesse gelesen werden wird, als er von uns angehört wurde. Nachdem Ob- mann Müllauer dem Vortragenden gedankt hat, ergreift Wessely das Wort und weist darauf hin, daß derartige Beobachtungen wieder beweisen, daß unsere schöne Liebhaberei wohl etwas mehr sei als bloße Spielerei, als welche sie noch immer von vielen Seiten angesehen wird. So wie wir es der Stubenvogelzucht verdanken, daß wir über viele exotische Vögel, ihren Nestbau Gelege, Brutdauer, Jugendkleid und Verfärbung zum Alterskleid genaue Aufzeichnimgen besitzen, ebenso war auch die Aquarienliebhaberei berufen, Nestbau, Hochzeitskleid und Brutpflege vieler in- und aus- V ereins-Nachrichten. 183 ländischer Fische zu beobachten und zu erforschen, wodurch auch der Wissenschaft schätzenswerte Dienste geleistet werden. — Obmann Müllauer zeigt eine sehr schöne ca. ’/a lange grüne Alge aus seinem Marine- Aquarium vor, die an einer Muschel angewachsen ist, und spricht seine Freude darüber aus, daß es ihm ge- hmgen sei, diese Alge zu erlangen, welche die im Seewasser- Aquarium so schmerzlich entbehrten Pflanzen zu ersetzen berufen ist. Er macht dann dieselbe Herrn Dr. Kreisler zum Geschenk. -- Wessely hat von seinen Pflanzenkulturen Saururus, Sagittaria variabilis, Trianea bogotensis und Myriophyllnmproserpinacoides mitgebracht, welche unter den Anv'esenden willige Abnehmer fanden. Schluß der Sitzung 11 Uhr. Wessely. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. E. V. Mitteilungen aus der Vereins- Versammlung des Monats April 1903 im Restaurant „Sterngarten“. Donnerstag, den 9. April 1903. Verlesung und Genehmigung des Protokolls. Be- kanntgabe des Einlaufes. Karte des „Heros“-Nürnberg. Unser auswärtiges Mitglied Herr Lehrer Großkopf in Friesen ersucht um Bücher und Pflanzen. Herr Labonte klagt in einem längeren Brief an den Vorsitzenden, daß er die von ihm zur Pflege und eventuellen Zucht ge- wünschten Fische wie Aspro asper L. und Gobio ura- noscopus Ag. trotz der größten Anstrengimg nicht er- halten könne. Weiter liegt auf: Nachrichten der „Salvinia“- Hamburg, „Nerthus“ Heft 11, 12 und 13, „Blätter“ No. 7 und „Natur und Haus“ No. 13 sowie endlich allgemeine Fischereizeitung No. 17, aus welch letzterer eine Anzahl kleinerer recht interessanter Mit- teilungen zur Bekanntgabe gelangt. Den Austritt aus dem Verein zeigt schriftlich an Herr Josef Scherer. Zur Aufnahme in den Verein ist angemeldet Herr Dr. med. Paul Krefft, Arzt in Zehlendorf, Berlin W. Herr Dr. Krefft ist uns kein Fremdling mehr. Durch mehrere treffliche Aufsätze ist sein Name dem Terra- rianer seit Jahren bekannt. Die Kugelabstimmung über Herrn Dr. Paul Krefft erfolgt in der folgenden Vereins- Versammlung. Aus der aufliegenden No. der „Nerthus“ werden einige Publikationen bekannt gegeben. Aus Heft 13 dieser Zeitschrift erhellt, daß der Verein „Sagittaria“-Köln die Herausgabe eines volkstümlichen Schriftchens über das Halten von Aquarien- u. Terrarieu- tieren beabsichtigt. Außerdem ist dem Berichte zu entnehmen, daß die Gesellschaft mit dem 1. Januar 1903 aus dem Verbände austritt. „Blätter“ No. 7 bringen die Umfrage des Herrn Dr. Wolterstorff bezüglich Beob- achtungen an den heimischen Tritonenarteu. Dem Vereinsberichte der „Salvinia“ -Hamburg entnehmen wir, daß ein Herr Hartmann in Graz in der Gesellschaft seines 80 cm langen Alligator mississippiensis eine Streifen- natter, einen Scheltopusik und drei ziemlich große Schildkröten hielt. Unserer unmaßgeblichen Ansicht nach soU man zu Panzerechsen nichts als Panzerechsen gesellen, möglicherweise noch große Exemplare aquatiler SchUdkrötenarten wie Chelydra etc. Aber schon Panzer- echsen unter sich vertragen sich vielfach nicht gut, so ist, wie einmal schon an dieser Stelle dargetan, Crocodilus cataphractus sehr bösartig und behandelt beispielsweise einen Alligator mississippiensis, selbst wenn dieser bedeutend größer ist als das Krokodil, ziemlich schlecht. Ein Crocodilus niloticus mit 70 cm Länge konnte eine ungemein bissige Chelydra serpentina nicht aus- stehen und packte diese Schildkröte bei jeder Gelegen- heit mit großer Wut, um sie freilich bald wieder fahren zu lassen. Wenn auch die Schildkröte sich schützen konnte und außer zahlreichen Ritzen am Panzer kaum einen Nachteil aus diesen Angriffen davontrug, so war das früher so auffällig bissige Tier doch so ein- geschüchtert, daß es nicht zum Fressen kam und von den Panzerechsen getrennt werden mußte. So lange Pauzerechsen klein und sehr jung sind, sind sie natürlich ungefährlich, sobald die Tiere aber eine Länge von 60 und 70 cm und mehr besitzen, will uns die Vergesell- schaftung mit anderen Tieren als sehr gefährlich dünken. Nattern, Scheltopusike zu Panzerechsen zu gesellen halten wir für ein Unding. „Natur und Haus“ No 13: Uber Mollienisia latipinna berichtet W. Schroot, Hamburg. Die hübschen photographischen Aufnahmen des Herrn Peter geben uns einen Begriff von der Schönheit, namentlich des ausgewachsenen Männchens dieses Zalm- kärpflings. Bezüglich der in der Allgemeinen Fischerei- zeitung empfohlenen wasserdichten Strümpfe wird Herr Rembold sich weitere Informationen einholen. Nach Schluß der Sitzung ist die Besichtigung des empfohlenen neuen Vereinslokals geplant. Donnerstag, den 16. April 1903. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Versammlung erfolgt Bekanntgabe des Ein- laufes. Karte des Herrn Hauptlehrer Großmann von Burgstein und Karte des Herrn Müller. Der Verein der „Aquarien- und Terrarienfreunde“ Berlin beantwortet eine Anfrage des Vorsitzenden bezüglich Auftreten der Lacerta viridis in der Mark Brandenburg. Herr Carow hat die Stelle des I. Vorsitzenden im „Triton“-Berliu niedergelegt; au seine Stelle trat Herr Dr. Ziegeler, Spandau, Jakobstr. 4. Herr Rembold berichtet in der ihm eigenen humorvollen Weise bezüglich der Preise usw. über die in der Allgemeinen Fischereizeitimg empfohlenen wasserdichten Strümpfe. Fischereizeitung No. 18. Mehrere kleine Mitteilungen gelangen zur Ver- lesung und Besprechung. Die Kugelabstimmung über Herrn Dr. Paul Krefft ergibt Aufnahme. Herr Giegold ersucht um Übersendung von Wasserpflanzen gegen Vergütung. Dem Wunsche wird gerne entsprochen Der Pflanzenversand an die auswärtigen Herren Mit- glieder gelangt zur Besprechung. Donnerstag, den 23. April 1903. Nach Eröffnung der Sitzung durch den I. Vorsitzen- den erfolgt Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Vereinsversammlung. Im Einlauf: Offerte eines Herrn Emil Gundelach in Glasgefäßen. Tages- ordnung des „Triton“-Berlin. Offerte Krause-Krefeld. Ein Herr Seefers bietet sein Aquarium zum Kaufe an. An Zeitschriften ist eingelaufen: „Nerthus“ Heft 15 im neuen Gewände und „Zoologischer Garten“ No. 3. Die einschlägigen Aufsätze aus diesen Schriften gelangen zur Bekanntgabe. „Blätter“ No. 8, W. Jürgens berichtet über Zahnkarpfen und bringt in dankenswerter Weise eine Übersetzung der Bestimmungstabelle derselben nach Garmann. „Natur und Haus“ Heft 14, A. Koch- Dresden berichtet über Holbrooks Gambuse. Die Be- zeichnung unter dem Bilde ist etwas verschoben. Dr. Schnee berichtet über landbewohnende Krebse der Südsee. Recht interessant begründet der Berichterstatter das übliche Seitwärtsschreiten der Krabben imd glaubt in dieser Bewegungsart eine erblich gewordene Schutz- 184 V ereins-Nachrichten. inaßregel gegen die Wirkung der fortwährend an- schlagenden Meereswellen zu finden. Weiterhin sehr interessant sind die Versuche, welche Dr. Schnee mit den Krabben machte. Diese Versuche zeitigten ihm das Resultat, daß es keinem Zweifel mehr unterliege, daß der Krebs auch imstande ist, vermittelst Kiemen zu atmen. -- Eine recht anziehende Plauderei bringt unter dem Titel „Meine Schnecken“ Mathilde Ziegelei’, Spandau. Solche Frauen dünkt es uns, gibt es wenige. Herr Dankes demonstriert ein Pärchen Lacerta viridis var. sehreiberi (L. viridis var. gadovi) aus Portugal sowie zur Vergleichung die var. punctata der L. viridis von Bozen, ferner ein Männchen der hübschen Lacerta serpa Raf. var. monaconensis vom Monacone-Felsen östlich von Capri. Diese Echsenarten wurden durch Herrn Krause-Krefeld, eine sehr tüchtige und verlässige Import- Kraft, auf den Markt gebracht. Herr Müller demonstriert Chalcides hedriaga (Bosca) von Spanien und spricht einige erläuternde Worte Uber diese Walzenechse. Der Vorsitzende macht die Mitteilung, daß Herr Kunstmaler Müller im Monat Mai einen Vortrag über „Brutpflege der Amphibien“ halten wird. Für die große Karte des südl. Bayerns wird durch die Herren Müller und Dankes die Reptilien- und Amphibien-Fauna bezeichnet. Herr Feichtinger übernimmt in liebenswürdiger Weise den Druck des Verzeichnisses für die Karte. Donnerstag, den dO. April 1903. Der Vorsitzende begrüßt die erschienenen Herren, namentlich Herrn Dehrs, welcher von seinen Osterferien von Bozen zurückgekehrt ist. Protokoll- Verlesung und Genehmigung. Der Verein der „Aquarienfreunde“ zu Bei’lin teilt mit, daß demnächst eine Exkursion nach den Rüdersdorfer Kalkbergen stattfinden wird, um nach Lacerta viridis zu fahnden. Die Vereine „Nymphaea alba“ Berlin, sowie Verein „Aquarium“ zu Annaberg, Erzgebirge stellen Anfrage wegen gegenseitiger Mitglied- schaft. Wir freuen uns über das Anerbieten und werden den beiden genannten Vereinen in nächster Zeit unsere Papiere zugehen lassen. Im Einlauf weiter Brief unseres Mitgliedes Herrn Dr. Krefft-Berlin, welcher seinen Dank für die Aufnahme bei der „Isis“ ausspricht. Außerdem ein Brief des Herrn Dehrer Großkopf in Friesen mit mehreren Anfragen an unsern Herrn Seifers. An Zeitschriften liegt lediglich auf „Nerthus“ Heft 17, dessen einschlägiger Inhalt bekannt gegeben und be- sprochen wird. Herr Dankes demonstriert Lacerta jonica Lehrs von Corfu und Tjacerta praticola Eversm. aus dem Cserna-Tale in Siebenbürgen. Detztere Echse wurde vor einem Jahre von unserm Mitgliede Herrn Reallehrer Gugler in größerer Anzahl eingeführt. Herr Müller zeigt 2 hübsche ihm von Herrn Buchhold zur Demon- stration übergebene Chamaeleon vulgaris Daud. aus Spanien, sowie eine kräftige Yipera ammodytes L. von Zara vor. Weiter demonstriert Herr Müller einige Lacerta halearica de Bedr. von Menorka, sowie die herr- liche Dilford-Eidechse (Lacerta halearica var. lilfordi) von dem kleinen Felsen-Eilande Ayre südöstlich von Menorka. Herr Dehrs zeigte eine Reihe in der Um- gebung von Bozen gesammelte Lacerta muralis fusca, sowie sehr stattliche Exemplare des zierlichen Natter- auges (Ahlepharus pannonicxis Fitz.) aus Ungarn vor. Herr Seifers 11 endlich bringt zur Demonstration mehrere ihm von Herrn Scherer übergebene Lacerta serpa Rafin. und zwar var. sicula Bonap. und var. reticulata Schreiber von Sizilien. Die prächtigen Echsen wurden durch einen Freund des Herrn Scherer bei Catania, Syracusa und Palermo gesammelt. H. Verein der „Aquarienfreunde“ zu Berlin. Vereinslokal „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung; Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 13. Mai 1903. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9'*® Uhr. Anwesend waren 49 Mitglieder. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde mit einigen Änderungen ge- nehmigt. Im Einlauf: Karte des Vereins „Aquarium“ in Annaberg i. Erzgeb. betreffs gegenseitiger Mitglied- scbaft. Alsdann vom Vorsitzenden des „Humboldt“ eine Kollektion Photographien, Aquarien- und Terrarien- tiere darstellend, die größtenteils als interessant und gelungen bezeichnet werden ihüssen, sodaß wir Herrn Jobs. Peter für seine diesbezügliche Tätigkeit unsere Anerkennung zollen. Die Festschrift des „Humboldt“ anläßlich seines 10. Stiftungsfestes wurde der Bibliothek überwiesen, ln einem Schreiben vom „Anatomisch- biologischen Institut der Kgl. Universität Berlin“ wurden die Mitglieder ersucht, demselben gelegentlich kranke oder an Krankheiten verstorbene Tiere zwecks Unter- suchung zu überweisen. Hierauf wurde das Werk „Aus den Tiefen des Weltmeeres“ käuflich erworben. Als Mitglieder wurden aufgenommen die Herren R. Sparmaun in Steglitz, W. Wollitz, 0. Nicolas, A. Her- mann und A. Machus zu Berlin. Außerdem wurde mit dem Verein „Aquarium“ in Annaberg im Erzgebirge in Sachsen gegenseitige Mitgliedschaft geschlossen. — - Zum Himmelfahrtstage wurde eine vorgeschlagene Exkursion nach Finkenkrug, desgleichen am 17. Mai eine nach Rüdersdorf genehmigt. Das Resultat der am 10. Mai nach letzterem Ort ausgeführten Exkursion war ergebnislos. Die Lacerta viridis wurde dort nicht mehr gefunden. — Ein Antrag G. Baumgardfs, Wahl eines Exkursions-Komitees, wurde genehmigt. Gewählt wurden die Herren Wilhelm Baumgarth und Karl Wendorf. Ersterer Herr überwies der Sammlung ein bübsches Weibchen der L. agilis, Herr W. Wollitz eine Karte von Berlin und Umgegend. — Eine umfang- reiche Debatte über die Ursache der Wassersucht bei Fischen und deren Heilung ergab kein wesentliches Resultat; die Ansichten über die Natur dieser Krankheits- erscbeinung sind zur Zeit noch zu sehr geteilt. Im allgemeinen wurde dieselbe für unheilbar erklärt. Anders steht es dagegen mit der Hornhauttrübung. Unseren genau und gewissenhaft angestellten Beob- achtungen zufolge ist diese Krankheit nicht mehr zu den gefährlichen und unheilbaren Übeln zu rechnen. Genauerer Bericht folgt später. — Über die Debens- fähigkeit der Wasserscbnecken wurde mitgeteilt, daß z. B. Planorben etwa 5 Stunden vollständig trocken in der Duft lebend erhalten werden können. Nachdem nun noch Herr A. Kalenberg seine letzte Nachzucbt der ihm seinerzeit überwiesenen roten Blanorbis, etwa 80 Stück, unter die Mitglieder verteilt hatte, wofür ihm der Dank des Vereins im reichsten Maße zuteil wurde, schloß der Vorsitzende die Sitzung um 12®® Uhr. G. ß. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26 ; für den Anzeigenteil : Creutz ’ sehe Verlagsbucli handlang in Magdeburg. Verlag der Creutz’schenVerlagsbuchhandlungin Magdeburg. — Druck von A. Hopfe r in Burg b. M . Jahrgang XIV. Heft U. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Ein neuer Chromis. Von C. H. Scho eil er, Alexandrien. (Mit einer Originalijliotograpliie.) «p^chon längere Jahre war ich in Egypten, ohne daß mich meine Beschäftigung dazu hätte kommen lassen, mir wie in früheren Jahren ein Aquarium anzulegen und so meine Auf- merksamkeit der hiesigen Süßwasser-Fauna zn- wenden zu können. Bei einer Reise nach Deutschland im Jahre 1895 wieder frisch angeregt durch das, was ich über die neu eingeführten, für das Aquarium geeigneten Fische aus fremden Ländern und deren Eigen- heiten in der Brutpflegehörte, entschloß ich mich, mir ein Zimmeraqua- rium mit nach hier zu nehmen und ließ unter anderem auch ein Pärchen von Heros facetus die Reise nach hier mitmachen. Mit Vallisnerien be- pflanzt hielt sich das Aquarium sehr gut und wohl auch haupt- sächlich dadurch, daß ich über demselben eine egyptische Gulla anbrachte, einen jener porösen Tonkrüge, wie sie hier zum Filtern und Kühlen des Wassers benutzt werden. Durch das stete Fallen starker Tropfen war die Ober- fläche des Wassers fortwährend in zitternder Bewegung, das Nilwasser, welches unsere Leitung spendet und das oft die Durchsichtigkeit von Milchkaffee hat, war dadurch immer schön hell und frisch und ich konnte das Aquarium im heißen Sommer sogar mehrere Wochen lang ohne vollständigen Wasserwechsel lassen. Ich möchte dieses System auch denen in Europa empfehlen, die fast ständig trübes Wasser im Aquarium haben. Der Krug, der im Tag eine große Kanne voll Wasser durchlaufen ließ, war außerdem auf der oberen Hälfte noch mit Frauen- haar bepflanzt, das hier sehr schön wächst, und dadurch gleichzeitig eine Zierde für das Zimmer bildete. Durch das lang- same Herab- sickern an dei' äußerenSeite des Kruges nimmt das Wasser sehr viel Sauerstoff auf, denn ich habe nie einen Fisch Luft schnappen sehen, wenigstens nicht wie es Fische tun, denen der Sauerstoff nicht mehr genügt und wie ich es selbst in Aquarien in Deutschland gesehen habe. Ehe ich Erfahrung hatte, glaubte ich, daß das Halten eines Aquariums hier wegen der Hitze fast unmöglich sein würde. Sobald ich sah, daß die Sache ging, untei’- nahm ich meine erste Suche nach hiesigen Süß- wasserfischen, die mir um so unbekannter waren, als die besser situierten Ausländer nur Seefische essen, denn die im Nilwasser und dem salzigen Mareotissee vorkommenden Fische schmecken Originalaufnahme nach dem Chromis multicolor. Leben für die „Blätter“. ^^g Nachzucht von W. Harster, Speier. 186 C. H. Schoeller: Ein neuer Chromis. alle schlammig. Ich fing mit einem kleinen Hamen aus Tüll, den ich in die kleinen Snß- wasserznläufe des Mareotisse steckte und in den ich die kleinen Fische, die ich in großen Mengen hin- und herschießen sah, treiben ließ, hauptsächlich eine Leueiscus-kvi mit Barteln, die sich als ein sehr lebhafter, leicht zahm werdender und sehr haltbarer Fisch erwies, aber auch viele, die ich im Vergleich mit meinem brasilianischen Chromis sofort auch als Chromis- Arten erkannte, wie ich später ww&te, Chromis niloticus und Chromis tristramis. Eine dritte Art kann ich nirgends beschrieben finden und gerade an diesem Fisch habe ich die interessan- testen Beobachtungen gemacht. Während die beiden genannten Arten schwer werden, Chromis niloticus wie ich höre, bis zu 20 Pfund, scheint mein Fisch nui' eine Größe von ca. 7 cm zu erreichen, wenigstens habe ich ihn über diese Größe nie mit Bestimmtheit erkennen können. Die Farbe der Seite und des Kückens ist hell knpf er violett, die untere Seite ins Weiße spielend, die äußere Seite der Schuppen in allen Perlmntterfarben irisierend, ältere Exemplare gehen in goldgelb übei‘, die Rückenfiosse ist in einer fortwährenden Bewegung und bei hell- braimgelbem Grundton mit zwei unregelmäßigen Reihen hellblaugrüner, perlmuttergläuzender Flecken besetzt, die wie mit dem Pinsel auf- getragen scheinen, und diese schöne Färbung findet sich auch am Kopf und an den Bauch- fiossen, ebenso an der Afterflosse und der Wurzel der Schwanzflosse, die am Ende nicht geteilt ist. Der gelbe, nach außen hell anslaufende Augenriug hat auf der vorderen Hälfte einen roten Fleck und zu Zeiten einen von oben nach unten führenden schwarzen Querstrich. Die Kiemenspitze hat einen schwarzen und kupfer- farbigen Fleck. Das Männchen ist an der leb- hafteren Färbung und einem zinnoberroten Fleck au der Spitze der Afterflosse zu erkennen. Die Kehlfiossen sind farblos. Im Hochzeitskleide liegt besonders über dem Männchen eine prachtvolle, himmelblau schillernde Färbung und in der Erregung färben sich die Kehle und die Bauchflossen tiefschwarz. Besonders das Männchen gleicht zur Paarungs- zeit einem schönen, blauschillernden Schmetter- ling, jedoch ändert der Fisch in der Augst oder im Zorn, wie alle G/womis- Arten, die Farbe und wird dann graugrün mit schwarzen Längs- und auch Querstreifen. Im Aquarium ist der Fisch sofort zu Hause und wii’d in wenig Tagen so zahm, daß er aus der Hand frißt. Seine Nahrung besteht im Freien so ziemlich wohl aus allem, vielfach aber aus Pflanzen, er schabt die Algen ab und saugt den Sand aus, doch geht er auch mit großer Raubgier an alles, was sich bewegt. Ich füttere ihn wie alle Fische mit losem, leicht gebackenem Bisquit ans Eiweiß, ge- trocknetem, zu Pulver im Mörser zerriebenem Fleisch und einer Spur Salz und etwas Mehl und finde dies, avo ich hier keine Daphnien geben kann, als ein ganz vorzügliches Futter. Solche Bisquits können zwischen den Fingern zu ganz feinem Pulver zerrieben Averden, sodaß sie eben dem Ei entschlüpften Fischchen als Futter dienen können. Sie müssen nur recht lose gebacken sein, in der Art wie sogenannte Baisers. Ich nehme dazu zartes Ochsenfilet ohne Fett und finde diese Bisquits viel besser als solche, die man im Handel bezieht. Ich möchte den Versuch damit jedem Aquarien- liebhaber empfehlen. Von Zeit zu Zeit gebe ich noch etAvas geschabtes Fleisch oder ein Stückchen Wurm. Leider geht der Fisch etwas an die Pflanzen und beißt die jungen Vallisnerien mit seinen feinen Zähnen ab, jedoch sind dies einzelne Exemplare, die ich dann entferne, da ich hier keine Vallisnerien bekommen kann und sie von Deutschland kommen lassen muß. Im großen Aquarium, wo sich der Schwächere vor dem Stärkeren flüchten kann, ist der Fisch in mehreren Exemplaren zu halten, doch ist diese Art sehr streitsüchtig, im kleinen Raum bringt ein Männchen das andere sehr oft durch un- aufhörliche Verfolgung um. Häufig auch ein stärkeres Weibchen ein Männchen und nur das Erwachen der Liebe läßt sie verträglich mit dem Auserwählten Averden; dann zeigt sich der Fisch in seiner ganzen Pracht und in seinem ganzen Feuer. Mit zitternden Bewegungen unter dem Spreizen aller Flossen umspielt er das Weibchen, legt sich zitternd Üach auf die Seite vor ihm auf den Boden und fängt an mit der Schwanz- flosse eine kleine Mulde auszuwerfen. Bald bildet sich eine Lieblingsstelle, wo eine un- gefähr 6 cm im Durchschnitt große Mulde im Sand entsteht, aus der das Männchen mit dem Mund sogar kleine Steine hinausschiebt, jeden- falls, damit die von dem Weibchen gelegten Eier leichter gefunden werden können. Durch diese Arbeit mit der Schwanzflosse hat dieselbe eine etwas nach oben gerichtete Stellung bekommen. In einem altegyptischen Paul Krefft: Die australische Schlangenhalsschildkröte. 187 Grabe in Sakkarah habe ich in einem Eelief, das einen Jagd- und Fischzng auf dem Nil dar- stellt, die Abbildung eines „Bnlti“, wie die Araber alle Cliromis-kvim nennen, gefunden, die einen deutlichen Beweis gibt, wie die alten Egypter die Eigentümlichkeiten der Tiere, ebenso wie die Japaner, anfznfassen wußten. Die Ab- bildung ist fast ähnlich wie eine Photographie und die nach oben gerichtete Stellung der Schwanzflosse war ganz deutlich ausgedrückt. Der Fisch bewegt auch die Schwanzflosse nicht nur seitlich, sondern auch von oben nach unten. Dieses Liebesspiel, das natürlich mit Eifer- suchts- und Kampf szenen durchsetzt ist, dauert im Aquarium je nach der größeren oder ge- ringeren Willigkeit des Weibchens oft mehrere Wochen und muß jeden mit Interesse erfüllen, der Freude an der Beobachtung des Tierlebens hat. Unser Cliromis ist ein sehr intelligenter Fisch und infolgedessen sein Liebesieben auch sehr interessant, denn so merkwürdig dies für Uneingeweihte klingen mag — grade dieser Fisch hat viel Rasse und „heißes“ Blut. Wehe dem Männchen, das einem andern dazwischen kommt, auch wenn es stäi'ker ist — die Liebe gibt auch hier demjenigen, der seinen Besitz verteidigt, die größere Kraft. Die Männ- chen kämpfen oft mit solcher Wut, daß sie sich mit den Mäulern ineinander verbeißen und so lange hin- und herzerren, bis einer nicht mehr kann und sich mit zerfetzten Flossen und schweren Bißwunden in der Seite durch die Flucht zu retten sucht und solch ein Geschlagener wird dann auch noch von den Unbeteiligten verfolgt und nmhergestoßen ; also einen schönen Charakter hat unser Chromis nicht. Als ich sah, wie die Männchen sich leb- hafter für die Weibchen zu interessieren an- fingen, legte ich mich aufs Beobachten, denn ich merkte gleich, daß da wohl etwas besonderes zu entdecken sein würde, und richtig, eines Morgens sah ich ein Weibchen, dem ich schon vorher angesehen hatte, daß es Eier haben müsse, beschwerlich mit eingefallenen Seiten umher- schwimmen, mit aufgeblasener Kehle und aus- einander getriebenen Kiemen, und bei günstigem Licht entdeckte ich zu meiner größten Über- raschung, daß es die ganze Mnndhöhle voll dunkelgelber Eier hatte. Den Mund hielt es bis auf eine kleine Spalte krampfhaft geschlossen, die Eier aber wurden, wie ich durch die durch- sichtige Kehle beobachten konnte, durch eine Art kauender Bewegung und durch das Atmen immer durcheinander gedreht, sodaß sie alle fortwährend frisches Wasser bekommen mußten. Da das Männchen das Weibchen fortwährend noch verfolgte und quälte, und ich mir sagte, daß für die junge Brut in dem stark belebten Behälter die größten Gefahren drohten, nahm ich das Weibchen mit einem Wasserglas heraus, allerdings fürchtend, daß es in der Angst die Eier ausspeien würde. Diese Befürchtung war aber nicht begründet, denn es schloß seinen Mund nur noch fester und ließ sich ruhig mit seiner Last in eine Glocke setzen, wo es allein seine Mutterpflichten er- füllen konnte. Ich habe später beobachtet, daß Weibchen, die ich mit einem Mund voll Eier fing, aus einer flachen Schüssel heraussprangen und nach einem meterhohen Fall auf die Stein- platten des Bodens aufgehoben werden konnten, ohne daß sie die Eier fahren ließen. Das W eibchen schwamm ungefähr vierzehn Tage umher, ohne Futter zu nehmen, und ich habe später versucht, mit einem kleinen Stückchen roten Fleisches, dem Lieblingsbissen, ein Weib- chen, das Eier im Mund hatte, in Versuchung zu führen — es schoß zwar auf den leckeren Bissen zu, besah ihn eine Weile und — drehte um. Während dieser vierzehn Tage konnte ich beobachten, wie in den Eiern dunkle Punkte entstanden, dann sah ich kleine goldglänzende Ringe, die Angen der kleinen Fische, und schließ- lich sah ich, wie die aus den Eiern geschlüpften Jungen sich zappelnd im „Kehlsack“ der Muttei' bewegten. Es muß dies wohl eine sehr kitzliche Geschichte sein, so einen ganzen Schwarm kleiner Zappelflsche im Mund herum zu tragen, ohne husten zu dürfen und ich sah der Mutter an, daß sie oft die kleine Gesellschaft gewiß gerne mal los gewesen wäre, dann Avurde aber mal Avieder ein bischen gekaut und gedrückt und die Gesellschaft lag wieder still, richtig wie die Sardinen in der Büchse. (Schluß folgt.) Die australische Schlangenhals- schildkröte. Von Dr. P. Krefft, ,Jsis“-München. (Mit einer Originalpliotographie.) Sie bekannteste und am häufigsten ein- geführte Schlangenhalsschildkröte ist die australische Chelodina longicolUs Shaio. Ihres grotesk langen Halses Avegen, der unter allen 188 Paul Krefft; Die australische Schlangenhalsschildkröte. Chelydidenhälsen die größte Schlangenähnlichkeit aufweist, kann sie mit Eecht als das Urbild des sonderbaren Schlangenhalstypus angesprochen werden. Ich stelle sie daher in der Betrachtung der einzelnen Arten voran, was sie auch durch ihre hervorragenden Eigenschaften in der Ge- fangenschaft wohl zu verdienen scheint. Eine eingehendere Beschreibung des gegen Ende des 18. Jahrhunderts von Shaw entdeckten und in seiner „Zoology of New Holland“ zuerst be- schriebenen Tieres dürfte sich im Hinblick auf seine hinlängliche Bekanntheit in Liebhaber- kreisen hier wohl erübrigen; nur zur allgemeinen Charakterisierung ihres Äußeren möchte ich einiges vorausschickeu, was mehr oder weniger auch auf alle übrigen Chelydidenarten bezogen werden kann. Die eigenartigen Längeuverhält- nisse zwischen dem % — der Gesamtlänge messenden Halse, dem schildbewehrten Eumpfe und dem überaus kurzen, daher von oben über- haupt meist unsichtbaren Schwänze dieser Schild- kröte lassen sie im Vergleich mit dem normalen Schildkrötentypus als ein Monstrum erscheinen. Nur muß man sich dabei vergegenwärtigen, daß die Monstrosität in diesem Falle nicht schlecht- weg in des Wortes krassester Bedeutung als „Ungeheuerlichkeit“ verstanden sein will. Denn die damit gemeinte erhebliche Abweichung von jener morphologischen Norm, die für unsere Be- griffe etwa unsere europäische, doch unbestreitbar plump gebaute Emys orlncularis darstellt, gereicht der Erscheinung der Schlangenhalsschildkröte entschieden zum Vorteil. Gründet sich doch auch die Schönheit des Schwanes in erster Linie auf einer in gleichem Sinne monströsen Ab- weichung seines Körperbaues von dem der übrigen Schwimmvögel! Auch au Schmiegsamkeit und gefälliger Haltung des übermäßig verlängerten Halses fehlt es der Chelodina nicht, so daß man sich tatsächlich versucht fühlen könnte, sie nebst der folgenden Art als den Schwan untei' den Schildkröten zu bezeichnen. Der lange gelenkige Hals kompensiert hier vollkommen den massiven Eindruck, den der gepanzerte Eumpf an sich vielleicht machen könnte, obwohl man auch von diesem zugeben muß, daß er nicht eines gewissen architektonischen Eeizes entbehrt. Der vorn abgeflachte und weit ausladende, seitlich auf- wärts gerollte und über den hinteren Extremi- täten sanft geschweifte, über dem Schwänze sodann scharf gekniffte Kand des ziemlich flachen Kückenschildes wirkt jedenfalls architektonisch befriedigend in seinen gefälligen und dabei ab- wechslungsreichen Linien, wozu häuflg auch noch eine breite vertebrale Längsfurche des Diskus wesentlich beiträgt. Dieselbe scheint sich erst im späteren Alter, und vielleicht nicht konstant, auszubilden; der Bedeutung eines Artcharakters, die man ihm früher beimaß, ist dieses Merkmal längst entkleidet worden. Nächst der exzessiven Halslänge sind wohl die Augen das Bemerkens- werteste an unserer Schildkröte, einerseits ihrer vertikalen (Scheitel-)Stellung wegen, die ihnen etwas Menschliches verleihen und andererseits wegen der leuchtend gelben, fleckenlosen Iris, die zur Erhöhung der Schlangenähnlichkeit des Kopfes und Halses entschieden viel beiträgt. Wer an die zaubernde Banngewalt des Schlangen- blickes glaubt, wird auch den Augen der Chelo- dina eine solche unheimliche Macht zuerkennen müssen. Über die äußere Bedeckung des Tieres läßt sich im allgemeinen sagen, daß sie an den Weichteilen an den geschützten Stellen überaus zart, an den mehr exponierten, nach außen ge- kehrten dagegen um so derber mit kegelförmigen Warzen oder Schuppen bewehrt erscheint. Die Bedeckung des Panzers ist am Brustschilde ge- wöhnlich glatt, manchmal elfenbeinartig, am Eückenschilde dagegen stets mehr oder weniger gerunzelt. Der Entdecker des Tieres, G. Shaw, nennt diese Eunzelung nicht unzutreffend leder- artig; bei manchen Stücken muß man sie bereits als borkig bezeichnen. Bei dem schönsten Stücke meiner Sammlung sind die Eunzeln nur schwach angedeutet und das Eückenschild glänzt unter Wasser wie Seide. Leider zählen so schöne Schilder zu den Seltenheiten, während man sehr rauhe oder mit allerhand Defekten behaftete um so häufiger sehen kann. Während die Färbung der Unterseite bei allen Stücken im wesentlichen dieselbe ist, nämlich gelblich weiß mit schwarzen Plattennähten am Brustschilde, variiert die der Oberseite vom einfarbigen Schwarz bis zu hell- braunem Schilde mit kastanienbraunen Nähten und grauen Weichteilen. Vorwiegend findet man jedoch kastanienbraune Eückenschilder mit dunkleren Nähten und schwärzliche Weichteile. Da ich das dunkle Färbungsextrem nur bei einem kleinen 7 cm langen Exemplar, das helle da- gegen nur bei den beiden größten, gegen 20 cm langen Stücken, die ich lebend sah, fand, so kann ich mich der Ansicht nicht verschließen, daß die Färbung der Chel. l. mit zunehmendem Alter eine ausgesprochene Aufhellungstendenz zeigt. Es gelang mir, an der Chelodina longicollis eine hochinteressante physiologische Eigenschaft ff Die hierauf basierte Chelodina sulcifera Gray ist als zu Ch. longicollis Sh. gehörig eingezogen worden. Paul Krefft: Die australische Schlangenhalsschildkröte. 189 zu entdecken, nämlich die Absonderung eines penetrant lauchartig riechenden, vielleicht in die chemische Gruppe der sogenannten ätherischen Öle gehörigen Sekretes, das auf mechanische und anderweitige Reize hin aus vier eigenartigen Drüsen entleert wird. Diese Drüsen sitzen als deutlich sichtbare, etwa halblinsengroße mit langem Spalt versehene längliche Prominenzen an der Bauchseite des Tieres vor und hinter der knöchernen Schildbrücke (Sternocostalsntur) auf der Weichteilgrenze. Sie stellen keine Be- sonderheit dieser Schildkrötenart dar, sondern finden sich auch bei andern Arten nnd Gattungen und sind auch bereits vor langer Zeit beschrieben woi’den. ö Über die Art ihrer Funktion, bei CJielodina wenigstens, ist jedoch noch nichts in der Literatui' bekannt gegeben. Eine ein- gehendere Darlegung meiner diesbezüglichen Beobachtungen behalte ich mir für eine baldige Publikation an anderer Stelle voi'. Ich möchte nur noch erwähnen, daß man die Absondernng der Riechsubstanz leicht hervorrufen kann, wenn man das Tier mit einer kleinen Bürste am Schilde oder besser noch an den Weicliteilen einige Zeit lang reibt. Merkwürdigerweise blieb die reaktive Sekretabsondernng stets bei einem Exemplare ans, welches ich oft daraufhin prüfte und welches, dem Bau des Brnstschildes nach zn urteilen, ein Weibchen ist. Meine 4 anderen Versuchstiere waren dagegen durch Konkavität des hinteren Brustschildteiles als Männchen kenntlich. Da diese die Reaktion stets prompt ergaben, so bin ich geneigt, die Sekretabsonderung als eine physiologische Gesclilechtseigentümlich- keit der männlichen Tiere anzusehen. So lange es mir au weiteren weiblichen Versuchstieren fehlt — die ChelodinaAV eihclmi scheinen gegen- über den Männchen sehr in der Minderzahl vorzn- kommen — bleibt diese Ansicht freilich nur eine Vermutung. Von dem Freileben der CJielodina longicoUis wissen wir, wie es bei so sehr vielen exotischen Reptilien leider immer noch der Fall ist, noch recht wenig. Einige dürf- tige Angaben finde ich in faunistischen Mitteilungen b Vgl. Peters „Über Moschusdrüsen bei Schild- kröten“, Müllers Archiv 1848. meines Onkels G. Krefft,^) der bereits vor einer Reihe von Jahrzehnten in Australien als Konsei'- vator des Natnrhist. Museums zu Sydney zoolo- gisch tätig war. Seinem Bericht zufolge ist „the longnecked Tortoise“, wie unsere Schlangenhals- schildkröte dort zn Lande heißt, in den Flüssen von Nensüdwales (Ostanstralien), speziell im Stromgebiet des Murray und Darling, gemein und dient, ebenso wie ihre Eier, die in einer Anzahl von 15 — 20 Stück im Januaranfang abgelegt zu werden pfiegen, den Eingeborenen zur will- kommenen Speise. Daß sie ein beliebtes und stehendes Nahrnngsmittel der Australneger bildet, wird auch wieder in einer anderen Abhandlung desselben Autors Ö betont. Vielleicht ist in dieser Tatsache auch der Grund dafüi', daß die Chelo- dina long. relativ häufig in den Handel kommt, zu suchen. Der Fang der Tiere wird, laut G. Krefft, mit besonderem Erfolge während der heißesten Jahreszeit betrieben, da die Gewässer dann einen sehr niedrigen W asserstaiid aufweisen bezw. ganz ausgetrocknet sind. In der neuesten Auflage von Brehms Tierleben wird eine hochinteressante Mitteilung Mc Cooeys über die Eiablage der CJielodina referiert. Cooey beobachtete, daß das zum ErAveichen des Erdreiches behufs Anlage der Eiergrube notwendige W asser im Halse des Muttertieres herbeigeschafft und an Ort und Stelle ausgespieen wird. Merkwürdig will es er- scheinen, daß derselbe Effekt nicht durch Ent- leei-en der sehr geräumigen Harnblase angestrebt wird, so wie dieses von andern Schildkröten uns berichtet Avorden. (Schluß folgt.) 0 On the Vertehrata of the Lower Murray and Darliug, Sydney 1865. On the Manners and Customs of the Ahorigines of the Low. Murr. & Dari. Sydney 1865. Oiiginalaufnahme nach dem Australische Schlangenhalsschildkröte Leben für die „Blatter“. Chelodina longicollis Shaw. 190 Ernst Winzer: Über Terrarien. Über Terrarien. Von Ernst Winzer, Lithograph, Leipzig. (Mit 3 Originalzeichnungen vom Verf.) Motto: Die Natur im Terrarienhause. Ilie Terrarien-Liebhaberei hat in den letzten Jahren große Fortschritte, sowohl in qualitativer, als auch in quantitativer Hinsicht gemacht und es ist erfreulich, daß darin Geübte sich veranlaßt fühlen, ihre Erfahrungen und Beobachtungen in den Zeitschriften zum besten zu geben. Die früher und auch jetzt noch öfter gefällten ungünstigen Urteile über das Terrarium gegenüber dem Aquarium, über die ich am Schluß noch sprechen werde, schwinden durch erwähnte Ver- öffentlichungen mehr und mehr, xluch ich habe aus letzteren vielfach Anregung und Be- lehrung gefunden und habe es noch nicht bereut, mich auch diesem schönen Zweige unserer Liebhaberei zugewendet zu haben. Wenn ich mich auch bei dem von mir seit etwa 4 Jahren geführten „Betrieb“ des Terrariums nicht zu den oben erwähnten Geübten rechne, so sei es mir doch gestattet, einiges aus meiner Praxis mitzuteilen. Die Einteilung der Terrarien in feuchte, trockene nsw. setze ich als bekannt voraus, so daß ich diese wohl übergehen kann. Znnächst etwas über den Ban meiner Terra- rien: Mein erstes Terrarinm stellte ich mir aus einem 66 cm langen, 40 cm breiten nnd 35 cm hohen Aquarium her, weil mir das letztere da- durch verleidet wurde, daß sich das in nnserm Leipziger Leitungswasser öfter stark auftretende Kisenoxydul unter dem Einfluß des von den Pflanzen produzierten Sauerstoffs als Eisenoxyd (Bost) an den Pflanzen nnd Scheiben des Aqua- riums niederschlug und dort einen häßlichen braunen Belag bildete. Die fortwährende Be- seitigung desselben in diesem größeren Aquarium wurde mir also mit der Zeit unangenehm. Ich entfernte die Glasscheiben der beiden Schmal- seiten nnd ließ mir an deren Stelle vom Klempner ein paar Eahmen aus starkem Zinkblech an- fertigen (s. Fig. 1, der betr. Rahmen tritt durch stärkere Zeichnung hervor). Diese Rahmen hatten die Größe der entfernten Scheiben nnd wurden von innen an das Aquariumgerüst gestellt. Die Breiten der Rahmenseiten waren derartig, daß sie die entsprechenden vier Seiten des Gerüstes nach innen um cä. 1 cm überragten. An diesen von außen sichtbaren centimerbreiten Streifen waren links und rechts je zwei 1 cm breite kurze Messingstreifen angelötet, diese wurden zur Be- festigung der Rahmen nach anßen um das Gerüst gebogen; oben an diesem Rand waren 2 Wirbel angebracht, unten an demselben 2 etwas schräg nach anßen abstehende schmale Messingstreifen angelötet. Ein passendes Gazefenster mit schmalem Rahmen wurde in diese schrägen Streifen hineingestellt, nach oben zugeklappt und mit den Wirbeln geschlossen. An einem der Gazefenster befand sich die Fliegenklappe. Zur Bedeckung des soweit fertigen Terrariums ließ ich noch einen mit Drahtgaze bespannten Rahmen ans Zinkblech machen, welcher an den Lang- seiten auf die Scheiben, auf den Schmalseiten auf einem kleinen Wulst der vorhin mehrfach erwähnten Rahmen auflag. In den Boden des Terrariums kam noch ein Abzugsloch mit unten herausragendem kurzen Bleirohr (das Aquarium stand auf 2 starken Querleisten) und über dieses Rohr steckte ich ein Stückchen Gummischlauch, das in ein angehängtes Gefäß hineinragte. Endlich wurden sämtliche „Korrekturen“ am Terrarium natürlich, mit der ursprünglich grünen Farbe des Aqnariums angestrichen nnd mein erstes, feuchtes Terrarium war bis auf die innere Einrichtung fertig. Die letztere bildeten neben dem ca. 7 cm hohen Kies- und Sandbodenbelag ein ebenso tiefes, den etwa 4. Teil der Bodenfläche einnehmendes Wasserbassin ans Zinkblech mit schräg an- steigender Zement- resp. Tuffsteinbekleidung, in den Sandboden eingelassene hochstehende und kriechende Pflanzen in Töpfen (Plectogyne, Cyper. alternifolius,Fa,me, Efeu, Tradescantia), eine Tuff- steingrotte, deren kleine Löcher mit Zement verklebt wui'den, einige größere Steine, Moosstücke und Futternäpfe. Als die hochstehenden Pflanzen üppig wuchsen und dann an den aufgelegten Deckel stießen, ließ ich an dessen Stelle ein Dach anfertigen, wie ich es später bei meinem dritten Terrarium beschreiben werde. Dieses feuchte Terrarium befriedigte mich sehr, ich hielt darin Sumpfschildkröten, Feuersalaman- der, Blindschleichen, Ringelnattern, auch Laub- und andere Frösche, unter denen natürlich die Ringelnattern tüchtig aufränmten. — Bei der ge- schilderten ausgiebigen Durchlüftung mittelst der Fig.Z. Grundriss der Ecke. ‘^/j nat. Gr. Zifikkasten Scheibe f HoUU Holj.r3hmen Säule Ernst Winzer: Uber Terrarien. 191 Gazefenster und dem nach Bedarf vorgenommenen Bespritzen der Pflanzen mit dem Zerstäuber ge- diehen diese und die Tiere sehr. Hiernach kann ich jedem raten, ein irgendwie mißliebig ge- wordenes Aquarium in ein Terrarium um- zuwandeln. Nun wollte ich aber auch gern noch Echsen halten und dazu brauchte ich noch ein weiteres, ein trockenes Terrarium. Ich kaufte ein sol- ches fertig, wel- ches nur ein wenig kleiner waralsdaseben beschriebene. Manches, was mir davon miß- fiel, ließ ich sofort ändern. U. a. ließ ich an den Schmal- seiten, welche fest angelötete Drahtgaze hatten, von außen oben u. unten noch Falze anbrin- gen, um Glas- scheiben einschieben zu können. Das sargdeckel- ähnliche Dach war nicht abnehmbar, die obere Fläche, welche ebenfalls Drahtgaze hatte, konnte gegebenenfalls mit einer entsprechenden Glas- scheibe gedeckt werden. Die hintere Glasscheibe des Terrariums stand in Falzen, die Vorderseite war zum Herunterklappen eingerichtet. In dieses trockene Terrarium brachte ich als Bodengrund Kies und trocknen (gewaschenen) Sand, in der vordem rechten Ecke stand ein kleineres Wassergefäß. Einige Pflanzen (Sukkulenten: Echeveria, Mesemhryanthemum) standen in Töpfen im Boden. An der einen Schmalseite stand eine Art Grotte, die ich aus ziegelsteingroßen Torf- stücken, wie solche, in Streifen geschnitten, beim Auf spannen von Insekten gebraucht werden, zu- sammenstellte. Dieser Torf läßt sich mit einem scharfen Messer sehr gut, etwa wie hartes Brot, schneiden, mau kann damit allerhand zusammen- stellen. Mein „Bau“ stellte z. B. ein Stück alte Mauer vor, in welcher sich ein Tor und Fenster höhlen befanden, außerdem waren noch Ver- zierungen, Simse usw. angebracht. Die einzelnen Teile waren durch — Nägel und Stricknadeln, allerdings unsichtbar, verbunden. Dieser Torfbau hat allen, die ihn sahen, gefallen; es war eben einmal etwas anderes, er nahm auch seinem Charakter nach wenig Platz ein. Er hatte aber auch noch einen anderen unvermuteten Vorteil: Aus den Futternäpfen entwischten einige Mehl- würmer und diese kamen auf ihrer W au- derung unge- sehen in den Torf. In diesem Material fan- den sie reich- lich Nahrung, verwandelten sich in Puppen und Käfer und ergaben ziem- lich starke Ver- mehrung. Ich hatte somit eine bequeme Mehlwurm- zucht im Terra- rium. Die „Mauer“ er- hielt durch die Fraßspuren der Mehlwürmer ein ganz natürliches verwittertes Aussehen, geschadet hat es aber ihrem Halt nicht. Sehr possierlich war es nun zu sehen, wenn eine Eidechse einen Mehlwurm, der sich uu- vorsichtigerweise ein wenig hervorwagte, erfaßte und ihn aus seinem Versteck vollends herauszog. Wenn ich des Abends mit der Lampe an das Terra- rium trat, so sah ich stets eine Menge Mehlwürmer und Käfer außen an dem Torf herumkriechen. Für Geckos z. B., die ja wohl des Abends und Nachts mobiler sind (ich habe noch keine gehalten), brächte diese Art Mehlwurmzucht eine mühelose, passende Abwechs- lung in der Futterfrage. lu deu Bodengrund des Terrariums hatte ich auch einen der erwähnten Torfstücke ein- gelassen, derselbe war ausgehöhlt, mit Erde gefüllt und mit Sem2jervivum -Arten bepflanzt. Diese und die vorhin erwähnten Pflanzen wurden ihrer Art nach nur wenig mit dem Zerstäuber bespritzt, der Torfstein hielt die Feuchtigkeit fest, ohne sie au die Sand-Umgebung abzugeben. Dieses Terrarium stand auf einem breiten Profi! der Ecke. V? nat. Gr. 192 Ernst Winzer: Über Terrarien. Fensterbrett und hatte von Morgens bis Mittags Sonne. Ich hielt darin verschiedene Eidechsen- arten, die in der Folge meine Lieblinge wurden. Bei längerer Beobachtung fand ich aber an meinen Terrarien noch verschiedene Mängel, be- sonders bei den trocknen. Die sogen. Falltüren sind insofern unpraktisch, als sie, nach vorn heruntergeklappt, beim Hantieren im Terrarium im Wege sind; genau dasselbe ist bei den seit- wärts auf gehenden Türen der Fall. Für beide Türarten ist, wenn etwa seitwärts noch Behälter stehen, manchmal wenig Platz. In die Scharniere der Falltüren und in die Falze für die ein- zuschiebenden Glasscheiben fällt öfter Sand, der sich besonders aus den ei’steren schwer entfernen läßt. Ferner gleiten selbst gut passende Scheiben nie glatt in den Falzen, das Terrarium wird beim Hineinschieben oder Herausziehen der Scheiben stets mehr oder weniger erschüttert, Avas nach Erfahrung auch anderer die Tiere schüchtern macht. Hauptsächlich aber nimmt das Gestell, das Gerippe, welches für Terrarien meist noch ebenso wie für Aquarien (s. Fig. 1) angefertigt wird, einen nicht unl)eträchtlichen Teil von Platz und Licht in Anspruch. Für A(iuarien ist ein stärkeVer Bau notwendig als für Terrarien, bei letzteren sollten besonders die Eckpfeiler, die Dachkonstruktioneii, Simse usav. so schmal als möglich sein. Man bedenke, daß man speziell den Insassen der trocknen Terrarien, den Echsen, durch die ins Terrarium fallenden breiten Schatten immerhin einen Teil des von ihnen so „heiß“ begehrten Sonnenscheins raubt; Avas nützen ihnen die schön profilierten, weit ausladenden Simse, die Kanten, Verzierungen und großen Wülste? Mit dem durch den Fort- fall derselben erzielten Platz und Licht ist den Tieren viel mehr gedient! Für Aquarien genügt bekanntlich Oberlicht, beim Terrarium, speziell beim trocknen, kann gar nicht genug Licht und Sonne von allen Seiten einfallen. Das Ideal- Echsenhaus Aväre eigentlich eine Art Glashaus! Ich betone hier immer das trockne Terrarium, beim feuchten Terrarium (Lurchhaus) spielen die Lichtverhältnisse bekanntlich nicht eine so große Holle, da hier manche Tiere, z.B. Feuersalamander, auch dunkle Orte aufsuchen. An meinem neuen, dritten Terrarium, Avelches ich mir nach meinen Angaben anfertigen ließ, glaube ich nun manche der vorhin angegebenen Übelstände beseitigt zu haben. Dieses hat ver- hältnismäßig an Raum und Licht viel gewonnen. Bei der Beschreibung desselben verweise ich auf die Zeichnungen (Fig. 2 u. 3). Auf einem Rahmen a aus gutem Eichenholz von 66 cm Länge und 50 cm Breite, dessen Bretter 10 cm breit und 2^2 cm stark sind und der in der Mitte der Längsseiten nochmals durch eine gleichstarke und -breite Leiste verbunden ist, steht der 10 cm hohe Ziiikkasten b von 60 cm Länge und 44 cm Breite, der den Bodengrund aufnimmt. Die Entfernung von der äußern Holz- kante bis zur Kastenkante beträgt also jeder- seits nur 3 cm, bei profilierten Kanten erheblich mehr, etAva 5 — 6 cm. Dieser Gewinn an innerer Bodenfiäche rundherum ist sehr zu beachten. Der Bodenkasten b ist mit dem oberen, nur 2 cm hohen Rand c (von derselben Größe Avie der Bodenkasten), der an seiner oberen Kante einer- seits durch einen eingelegten Eisenrundstab ver- stärkt ist, an den 4 Ecken durch 44^2 cm lange, 3 mm starke, 1^2 cm breite Winkeleisen d ver- bunden. Die unschönen Ecken des letzteren sind durch Bekleidung mit verzierten Halbrund- stäben aus Zinkblech gebrochen, die hier als Säulen e Avirken. Das ist das ganze untere Gestell des Terrariums. An den Säulen sind unten kleine Zinkscheiben f angebracht, ein paar durch diese in den Holzrahmen a gehende Schrauben verbinden Ober- und Untergestell fest miteinander. Die Türen als solche sind ganz in Wegfall gekommen! Die 3 mm starken Glas- scheiben ( in Fig. 3 mit bezeichnet) sind so groß, daß sie auf jeder Terrarium-Seite rechts und links zAvischen die ja gleichfalls 3 mm starken Vfinkeleisen d liinein})assen, ihre Höhe reicht vom Holzrahmen bis ca. 3 mm über die untere Kante des oberen Randes c. Ich stelle also die Scheiben aufrecht unten an den Kasten b und oben an den Rand c glatt an, dann schließe ich sie oben mit einem an denselben angebrachten Wirbel g. Zur Vermeidung von Verwundungen sind die scharfen Ränder der Scheiben etwas abgeschliffen. Auf dem Holzboden sind der Sicherheit halber noch ein paar schmale halb- runde Leisten h so befestigt, daß die Scheiben zwischen diesen und dem Bodenkasten b fest- stehen. Die Leisten sind ein wenig kürzer als die Scjieiben, etwa zwischen diese und den Kasten gekommene Sandkörnchen sind sehr leicht durch die ZAvischenräume rechts und links zu entfernen. Beim Öffnen des Terrariums erfasse ich die Scheibe an dem kleinen oben angeleimten Holz- knöpf eben, drehe den Wirbel g hoch, nehme die Scheibe über das Leistchen h liinAveg, stelle sie auf die Seite und bin dann durch keine seit- wärts gehende oder herabfallende Tür behindert. So sind alle 4 Seiten des Terrariums eingerichtet. Kleine Mitteilungen. 193 ich kann es von allen Seiten öffnen, weil ich an keine bestimmte Tür gebunden bin! Die Scheiben der Schmalseiten sind ans einem Stück, die der Langseiten sind in der Mitte geteilt, so kann ich nach Belieben vorn auch die linke oder rechte Hälfte öffnen. Für jede Schmalseite habe ich noch ein Eähmchen ans Zinkblech mit verzinnter Drahtgaze in der Größe der Scheiben znm Ans- wechseln beim Lüften. (Schluß folgt.) A kleine J)tfitfcilun^cn. Heizbares Aquarium. (Mit 3 Abbildimgen.) — Im Interesse der Liebhaber möchte ich mein heizbares Aquarium, welches ich mir zu Weihnachten auf unserer Fabrik bauen ließ und das sich sehr gut bewährt, in Skizzen vorführen, in welchem die Temperatur in allen Teilen eine mehr oder weniger gleichmäßige ist, welches die Fische, die dasselbe bewohnen, Guramis, Kampffische und Makropoden dadurch beweisen, daß sie sich überall wohl fühlen. Das Aquarium ist sowohl für elektrische wie auch Petroleum-Heizung eingerichtet und unterhalten 2 Glüh- lampen ä 10 Lichte eine Temperatur von 21® R. bei Wasserstand o— P in der von Fischen bewohnten Hälfte, 21 Va* R. im Sande und 2IV2 — 22® R. in dem unteren Raume z. Infolge ihrer Stellung zu den Heizräumen c und k wird das erwärmte Wasser durch die Röhren a, welche oben mit einem feinenDrahtnetze b verdeckt sind, sofort in deu oberen Raum ge- leitet und infolge seiner Menge (10 Stück) ist die Zirkulation eine sehr große, wel- chenoch dadurch erhöht wird, daß dieRöhrenanach derinnenseitedes Aquariums stark abgeschrägt sind, wodurch eine Zirkulation inj eder einzelnen Röhre entsteht. — Durch die Ver- teilung der Heiz- räume auf 2 Hälften ist man in den Stand gesetzt, laichende Fische durch eine Glasscheibe in der Mitte von den anderen zu trennen, um in beiden Hälften eine gleiche Temperatur zu unterhalten. — Die Röhren r über den elektrischen Heiz- räumen sind mit konvexen Linsen e versehen, welche das Licht ausstrahlen und den oberen Raum beleuchten und unterhalb derselben sind in d Lager angebracht, welche ermöglichen, einen Messingschieber einzuführen, um Dunkelheit zu erzielen oder farbige Gläser. Letzte Beleuchtung ist sehr effektvoll. Bei den Petroleum-Heizräumen (Einführung der Lampen vorn unter dem Tische) sind m Messingkapseln mit seitlichen Löchern angebracht, damit die Wärme nicht direkt durch die Schornsteine n (Wasserstands- gläser) entweicht. Die Umhüllungen von r und n (mit 0 bezeichnet) Wasserstand Ö. — P. Inhalt des Aquariums inkl. Raum Z. bis 0. — P. zirka li5 Liter. 1. Zink, 2. Asbest, 3. Holzpappe etc., 4. Asbest, 5. Zink. bestehen aus Asbest zur Isolierung. Der Raum über dem Wasserstaude ist so hoch gehalten, um Schwimm- pflanzen aufzunehmeu, welche in trockner Zimmerluft nicht gut gedeihen. Diese Einrichtung, welche übrigens nicht zu den billigen gehört, dürfte für manchen Leser von Interesse sein und möchte nur noch bemerken, daß die vielen Röhren sich durchaus nicht plump ausnebmen. Inzwischen hat in dem betreffenden Aquarium das Makropoden-Pärchen abgelaicht und befinden sich in der einen Hälfte die Alten nebst Kampffischen und Guramis und in der anderen die jungen Makropoden, welche zusehends wachsen. Um die Entwicklung derselben zu befördern, habe ich durch Einstellung einer größeren Glühlampe ä 16 Kerzen die Temperatur des Wassers bis auf 22—2272 erhöht und obgleich nun 2 verschiedene Lampen 10 und 16 Kerzen eingeschaltet sind, ist die Temperatur in beiden Hälften dieselbe. Das ein- geschobene Glas schließt sehr fest, damit die jungen Fische sich nicht durchdrängen können. 0. Guttzeit. 194 Vereins-Nachrichten. VEREINS'«T#%r NACHRICHTEN Verein der „Aquarienfreunde“ zu Beriin. Vereinslokal „Wendt’s Centralcliibhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 26. Mai 1903. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9-’® Uhr. Anwesend waren 46 Mitglieder und die Herren A. Pümpel, A. Zieckert, R. Seeländer und P. Rozcynski als Gäste. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde angenommen. Im Einlauf: Ein Exkursiousgruß aus Brieselang, sowie Offerten. Von großem Interesse war die Mitteilung des Vereins „Humboldt“ über die bereits erfolgte Ein- richtung seiner Jugendabteilung. Wir betrachten diese Institution als ein interessantes Kapitel in der Geschichte der Aquarien- und Terrarienliebhaberei. In temperament- voller Weise forderte hierauf der Vorsitzende alle An- gehörigen des Vereins auf, jederzeit aut dem Posten zu sein, alle übernommenen Obliegenheiten getreulich dnrchzuführeu, um auf diese Weise — zum Wohle des Vereins, welcher bereits aus dem Rahmen der Lieb- haberei herausgetreten ist, um ernster Arbeit und Wissen entgegen zu streben — den Verein weiter zu fördern. In der Ausstellungsangelegenheit wurde be- kannt gegeben, daß che Anmeldungen bis zum 1. Juli vom Schriftführer eutgegeugenommeu werden. Hierauf wurde ein Antrag aut Einführung der „Ballotage“ ge- nehmigt. Aufnahmeantrag stellte Herr Paul Rozcynski- Berlin. Nun wurde zur Plntgegennahme der Berichte der ausgeführten Exkursionen geschritten. I. Bericht: „Finkenkrug“, Leiter R. Wendorf. Gefunden wurde: Anguis fragiUs, Lacerta vivipara, Triton vulgaris, Carassius vulgaris, verschiedene Planorben und Hiccia fiuitans. II. Bericht: Krummsee bei Köuigswusterhausen. Hier- bei muß bemerkt werden, daß durch Vermittlung des Herrn M. PTomberg dem Verein auf Anmeldung die Erlaubnis zum Fischen sowie Benutzung eines Kahnes jederzeit erteilt wird. Gefunden wurde: Bana esculenta und temporaria, Esox lucius und Gasterosteus aculeatus, Unio, Planorbis, Limnaea, Paludina in den verschieden- sten Arten; alsdann Notonecta glauca, Naucoris crimi- coides, Dgticus-Arten und Haemopis vorax. Au Pflanzen waren vorhanden: Nymphaea alba, Nuphar luteum, Hottonia palustris, Alismu plantago, PEydrocharis morsus 7'anae, Lysimachia nummullaria, Banunculus aquatilis, Typha- und B^miex-Avten, Stratiotes aloides und Marsilia quadrifolia. Aus dem Müggelsee waren Exemplare von Hydroch. mors, ranae und Alisma plantago, gesammelt von Herrn Sorgatz, zur Stelle. Herr P. Hamann be- richtete über den Gruuewald. Gefunden wurde dort- selbst: Bana tenip., Gasterosteus aculeat., Trit. vidg. und Hydroch. mors, ranae. Weitere Exkursionen nach dem Tegeler Forst, Finkenberg und Bredow finden auf Vor- schlag des Exkursiouskomitees am 3. Feiertag statt. Herrn Palms Bemühungen, Nachzucht von roten Planorben zu erzielen, waren erfolglos. Herr Krause erklärte sich bereit, weitere Versuche mit den ihm jetzt von Herrn Palm übergebenen Tieren anzustellen. Herr A. Kahlenberg will allen denjenigen Mitgliedern, welche obengenannte Tiere noch nicht besitzen, solche noch übermitteln. Zur Kultur der Isoetis malinvernianum wurde mitgeteilt, daß dieselbe bei hellem Licht nur äußerst spärlich vorwärts kommt. Als Bodenmischung eignet sich ein recht lehmreiches Erdreich. Ein Schmerzenskind unseres Vereins ist die Caüom&a-Kultur. Der Streit über Licht und Schatten will nicht schwinden. Die Ansichten gehen noch sehr \veit auseinander. Wir vermuten, daß üherall dort, wo Cabomba nicht vor- wärts kommt, Fehler in der Bodenmischung gemacht worden sind. Vor allem müssen wir auch dieses Thema noch als offene Frage hetrachten. Einer Erörterung über die Seejungfer oder Seekuh, Halicore dugong, folgte eine ehensolche über den Lepülosteus osseus, den nordamerikanischen Kaimansfisch, und Serpula contortuplicata oder den gewundenen Röhrenwurm. Die aufgeworfene Frage, ob alle Handlungen der Fische nur dem bloßen Instinkt, oder zum Teil bewußter natürlicher Intelligenz entspringen, gab Anlaß zu einer ungemein anregenden Debatte. Nachdem mehrere Redner energisch für das Vorhandensein eines gewissen Grades natürlicher Intelligenz oder Vernunft bei den im allgemeinen als stumpfsinnig und stupide angesehenen Fischen eiugetreten waren, erhob sich zum Schluß der Vorsitzende, um in populär- wissenschaftlicher Weise, in Form eines Vortrages, das Wesen der Intelligenz und des Instinktes zu erörtern. Zur Einführung be- merkte Redner, daß gewöhnlich nur alle oberflächlich denkenden Menschen geneigt sind, den Tieren jedwede Intelligenz und Vernunft abzusprechen und alle ihre Handlungen als unbewußt instiuktivmäßig zu betrachten, sodaß ihnen das Wort „Instinkt“ dem Tierreich gegen- über zum Schlagwort geworden sei. In eitler Selbst- überhebung betrachten sie den Menschen nur als alleinigen Besitzer von Vernunft und Intelligenz, trotz- dem, wie Vortragender weiter ausführte, nicht nur das Tier, sondern auch der Mensch Handlungen begeht, die als durchaus instinktiv zu betrachten sind, während wieder umgekehrt Tiere Tätigkeiten verrichten, die unmöglich dem unbewußten Instinkte zuzuschreiben sind. Allerdings können wir höher entwickelte geistige Fähigkeiten nur an den in der Freiheit lebenden Tieren deutlich wahrnehmen. Wir sehen dort, wie dieselben durch Erfahrungen gewitzigt, dieselben zur geeignetsten Zeit, zu ihrem Vorteil anzuwenden gelernt haben, welches ergibt, daß eine gewisse natürliche Intelligenz vorhanden sein muß, welche sie befähigt, das Erworbene gegebenen Falles praktisch zu verwerten. Haustiere dagegen, welche unter dem Schutze des Menschen oft die erstaunlichsten Proben geistiger Regsamkeit durch verblüffend vernünftige Handlungen dokumentieren, werden, sobald sie der Freiheit zurückgegeben, meist hülflos umkommen. Ihre natürliche Intelligenz ist ihnen unter dem Schutze des Menschen abhanden ge- kommen, sodaß sie in dieser Beziehung zum Vergleich der freilebenden Tierwelt als geistig degeneriert zu betrachten sind. Tun wir dies aber, so haben wir uns folgerichtig selbst den Beweis geliefert, daß eine Vereins-Nachrichten. 195 Intelligenz, d. h. eine natürliche, vorhanden war, denn wäre das nicht der Fall, wie hätte dieselbe sonst degeneriert werden können? Wissen wir aber, daß eine gewisse Intelligenz bei höheren Tieren vorhanden ist, so müssen wir logischer Weise den Schluß ziehen, daß auch niedere und niederste Organismen dieser Gabe nicht entbehren. Allerdings prozentual, ihrer Organisation und Vollkommenheit entsprechend, mehr oder weniger verteilt. In der weiteren Erkenntnis, daß die Welt mit ihren ganzen Lebewesen das Produkt eines jahrmillionenlangen Entwicklungsganges ist, er- kennen wir auch, daß Vernunft und Intelligenz der Entwicklimg mit unterworfen sind. Sie sind eine Gabe der Schöpfung, imtrennbar von ihren Werken, sie setzen in unvollkommenster Form bei den niedersten Lebe- wesen ein, in stetig steigender Entwicklung alle Organis- men belebend zu durchziehen, um schließlich beim Menschen in ihrer z. Z. höchsten Potenz zu enden! Und wenn wir nun sehen, daß diese wunderbaren Gaben das Gemeingut aller Geschöpfe sind, wenn wir nun über- zeugt sind, daß ohne Geist, ohne Intelligenz, ohne Vernunft kein wahres Leben möglich ist, so darf für uns auch kein Zweifel mehr bestehen, daß auch unsere stummen, glitzernden Zimmergeuossen mit mehr oder weniger Intelligenz ausgerüstet sind, daß auch in sie ein kleines Fünkchen der göttlichen Vernunft, durch welche sie sich erst ihres Daseins bewußt werden, ge- pflanzt worden ist! Rauschender Beifall folgte diesen Worten des Vorsitzenden. Nachdem nun noch eine von Herrn Harnisch gestiftete Poecilia mexicana, sowie der von Herrn W. Sorgatz gesammelte Froschbiß zu Gunsten der Kasse versteigert waren, wodurch ein Gesamterlös von 1,30 Mk. erzielt wurde, schloß der Vorsitzende die Sitzung um 12*® Uhr. G. B. „Elodea“, Verein für Aquarium- u. Terrariumkuude Berlin-Moabit. Vereinslokal: Waldstraße 8 bei Fischer. Generalversammlung vom 3. April 1903. Der Vorsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Sitzung und begrüßt die Anwesenden. Nachdem der Schriftführer das Protokoll der letzten Sitzung ver- lesen, welches angenommen wird, erstattet Herr Sund den Kassenbericht. Die Revisoren haben Kassenbuch und Beläge in Ordnung befunden und stellen den Antrag, Herrn Sund Decharge zu erteilen, welchem seitens der Mitglieder durch Erheben von den Sitzen stattgegehen wird. Hierauf nimmt Herr Lewandowsky das Wort zu einem Vortrag über das Anpassungsvermögen der Fische. Ausgehend von der Entwicklung der Natnr- liebhaberei und ihre Ausbreitung in neuester Zeit, wie sie sich ein Feld nach dem andeim erobert, daß man fast sagen kann, es gibt keinen Zweig der Naturwissenschaft mehr, der nicht seine Freunde auch unter den Laien hätte. Allgemein gelten die Fische für stumpfsinnige und langweilige Gesellen, die höchstens durch ihre Farbe, wie der Goldfisch z. B., für würdig gehalten wurden, in irgend einer Zimmei’ecke ihr Dasein in engen Ge- fäßen zu verkümmern. Die Mannigfaltigkeit der Formen, die Entwicklung des geistigen Wesens der Fische hat erst die Tätigkeit der Vereine weiteren Kreisen zur Kenntnis gebracht. Ihrem Körperbau nach sind die Fische die unterste Gruppe der Wirbeltiere, ja, der Lanzettfisch ist bis jetzt das niederste der bekannten Tiere dieser Gruppe, da die Wirbelsäule durch einen Knorpelstrang ersetzt ist, was bei den höheren Wirbel- tieren nur im embryonalen Zustand vorkommt. Da auch noch andere Organe fehlen, oder mangelhaft entwickelt sind, wurde der Lanzettfisch von seinem Entdecker als eine Nacktschnecke beschrieben. Auch durch die Fort- pflanzung weist dieser Fisch auf seine niedere Stellung im Naturreich hin. Hierauf ging Redner zu den Lungen- fisclien über, von denen dei' Lexndosiren jmradoxa oder amerik. Luugenfisch am längsten bekannt ist. Zwei austral. Formen des Lungenfisches, der Barramunda der Eingeborenen, Ceratodus microlepis und der Ceratodus forsteri sind wissenschaftlich beobachtet. Das Flußgebiet in welchem die Lungenfische leben, zeichnet sich durch Perioden großer Überschwemmung, wie großer Dürre aus und trocknen während dieser die Flüsse bis auf wenige Wasserlöcher, die sich in den Vertiefungen des Flußbettes bilden, vollständig aus. In diesen Pfützen sammeln sich die Fische und sterben ab, da für die durch Kiemen atmenden der nötige Sauerstoff fehlt; anders die Lnngenfische, welche im stände sind, im schlammigen Wasser auszuhalteu, indem sie in Pausen von 30 — 40 Min. Luft direkt durch den Mund ihren Atmungsorganen zu- führen. Auch in der Fortpflanzungsweise zeichnen sich diese Fische aus, indem die aus dem Ei entschlüpften Jungen die größte Ähnlichkeit mit unserer Kaulquappe haben. In seinen weiteren Ausführungen weist Vor- tragender auf Fische der Tiefsee hin, wie einzelne mit Leuchtorganen oder mit großartig entwickelten Tast- organen ausgestattet sind. Der Vortrag, der lange nicht erschöpfend genug wiedergegeben ist, rief eine lebhafte Diskussion hervor. — HerrBrodach meldet seinen Austritt an wegen Verzug nach außerhalb. — Schluß 12 Uhr. Sitzung vom 7. Mai 1903. Der II. Vorsitzende Herr Schleese eröffnet die Sitzung und begrüßt die Anwesenden. Das Protokoll wird vei’- lesen und angenommen. — Um die Präparate besser zu konservieren, wird beschlossen, mit Formaliu einen Versuch zu machen. — Eingegaugeue Schriften werden vom Vorsitzenden und dem Schriftführer zur Be- antwortungübernommen. Über die durch Herim Einenkel angebotene Mitgliedschaft des Annaberger Aquarium- Vereins wird in der nächsten Sitzung Beschluß gefaßt. — Ein zum Himmelfahrtstage nach Lichtenrade in Vorschlag gebrachter Ausflug findet allgemeine Zu- stimmung und eine gemütliche Unterhaltung hielt die Mitglieder bis 12^/2 Uhr zusammen. Sitzung vom 22. Mai 1903. Der Vorsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Sitzung und erteilt dem Schriftführer das Wort zur Ver- lesung des Protokolles. Dasselbe wird, nachdem noch einige Zusätze gemacht, angenommen. Der vom Schrift- führer Molitor erstattete Bericht über die Partie nach Lichtenrade am Himmelfahrtstage wurde von Herrn Lewandowsky in launiger Weise ergänzt. Der Verein „Nympliaea alba“ machte seinen Ausflug ebenfalls nach Lichtenrade und da man sich auf dem Bahnhof traf, wurde der Ausflug gemeinsam gemacht. Die Ausbeute entsprach nicht ganz den Erwartungen, da außer Käfern und Larven, Teich- und Taufröschen nur 6 Laubfrösche, auf welche man am meisten gefahndet hatte, er- beutet wurden. • — Der Vorsitzende ersucht, die Mitglied- schaft des Vereins „Salvinia“ in Hamburg uachzusnchen, sowie die Annahme der angebotenen Mitgliedschaft des Annaberger Aquarium -Vereins zu erklären. — Herr 196 Verems-Nachrichten. Lewandowsky zeigte 2 Sclieibenfinger, Geckos, imd er- läuterte in kurzem Vortrag das Leben und Treiben dieser munteren Echsen. — Scliluß 12 V2 Uhr. ,,Salvinia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden, Hamburg. Vereinslokal : Siechen-Bräu. Kreuzweg 6. Versammlung am 20. Mai 1903. Anwesend sind 45 Personen. Aufgeuommen werden die Herren R. Heinecke-Krefeld, N. v. Solotnitzky, Staats- rat, Moskau (Rußland), Fräulein v. Dören -Hamburg sowie A. Rudolph-Halle. Es stellen Antrag zur Auf- nahme die Herren H. Leiske-Rostock, F. Ewald-Berlin. — Mitteilungen aus dem Gebiete der Liebhaberei : Mit- glied Herr 0. Guttzeit in Serpuchow (Rußland) sendet eine sauber ausgeführte Skizze einer neuen Heizanlage nebst Beschreibung derselben, die dieser eifrige Lieb- haber sich hat bauen lassen. Diese Anlage, die, wie Herr Guttzeit schreibt, allerdings nicht zu den ganz hilligen gehört, bewährt sich vorzüglich. Die Heizung wird mittelst Elektrizität bewirkt, kann aber auch durch Petroleumlampen geschehen. Wir geben die Zeichnung sowie Beschreibung dieser Anlage auf Seite 193 der „Blätter“. — Herr W. Jahn berichtet über seinen Zucht- erfolg bei dem neuen Fischchen Gambusia holbrookii var. affinis. Er hat ca. 20 Jungfische von einem Weib- chen erhalten. Einige Tage später hat auch unser Herr Siggelkow Nachzucht von demselben Fische erzielt. Letzterer Herr bericlitet noch über die schnelle Ver- tilgung von Hydren (Süßwasserpolypen) durch die Schnecke Lymnaea stagnalis in einem seiner Behälter. Bemerkenswert sei, daß diese gefräßige Schnecke, die hekanntlich unter Umständen unliebsame Verwüstungen in der Bepfianzung des Aquariums anrichten könne, die zarten Myriophylluni -Pü&nzen nicht angerührt, sondern sich lediglich an den zahllosen Hydren de- lektiert habe. — Der I. Vorsitzende Herr Dr. P. Frauck hält alsdann einen interessanten Vortrag überSüßwasser- schwämme. Abdruck wie üblich in den „Nachrichten“. — Der 11. Vorsitzende 0. Tofohr teilt mit, daß sich Herr Dr. med. E. Ballowitz, Professor der Anatomie am anatomischen Institut der Universität in Greifswald, an ihn gewandt habe mit der Bitte, ihm eine große Anzahl trächtiger Weibchen des Flatydactylus mauri- tanicus (Mauergecko) zu überlassen; dieser Anatom ist nämlich dabei, über die embryonale Entwicklungs- geschichte dieses Geckos wichtige Aufschlüsse fest- zustellen. Es handelt sich nach hrieflichen Mitteilungen um folgendes: Der Flatydactylus -Pmbvyo entwickelt sich im Eileiter des Weibchens im Ei so weit, daß soeben die Anlagen der Extremitäten hervorzukuospen beginnen; alsdann erfolgt die Eiablage. Es kommt nun darauf an, die allerersten Entwicklungsstadien von Flatydactylus zu erhalten und zu untersuchen, die demnach den trächtigen Weibchen zu entnehmen sein würden, nachdem dieselben zu diesem Zwecke getötet. Die Entwicklung des Geckos ist schon von einem Forscher, welcher eigens dazu nach Amerika gereist war, untersucht worden. Dieser hat aber so merk- würdige Dinge darüber berichtet, daß dieselben von ersten Reptilienforschern für falsch gehalten werden. Es kommt darauf an, diese vermeintlichen Irrtümer, welche schon in die Lehrbücher übergehen, aus der Welt zu schaffen. Der 11. Vorsitzende hat Herrn Professor Dr. Ballowitz eine größere Anzahl trächtiger Geckonen überwiesen, auch hat sich derselbe auf besonderen Wunsch gern bereit erklärt, die Untersuchungen dieses Anatomen durch Mitteilungen über Eiablage, Entwicklung derselben usw. zu unterstützen. — Zum Verkaufe ge- langen Bnfo vnriabilis, Hyla arborea, Alligator missi- sipiens, Danionia revesii, Clenimys cas])ica. Zahlreiche Pflanzen gelangen zur Versteigerung, eine Anzahl wird gratis verteilt. Schluß 12 Uhr. T. „Nymphaea“, Verein für Aquarien- u. Terrarienkunde zu Leipzig. (Versammhmg jeden Dienstag, Abends 9 Uhr im Vereins- iokai „Herzog Ernst“, Georgen-Str. 1.) 513. Sitzung am 28. April 1903. Anwesend sind 14 Mitglieder und als Gast Herr Realschnllehrer Köhler. -- Das Protokoll der letzten Versammlung wird verlesen, und teilt unser heutiger Gast zu der darin enthaltenen Bemerkung über die Krankheit der Schleierschwänze des Herrn Ritter mit, daß die Rotlauf ähnliche Erkrankung anscheinend durch den Parasiten Tetramitus nitschei verursacht wird. Sein Mittel, Bepinseln mit einer 10 prozentigen Höllen- steinlösung und Halten der erkrankten Fische in drei Wochen der Sonne ausgesetztem, veralgten, sogen, „grünen Wasser“, hatte vollen Erfolg. — Eingänge: Vom Verband liegt eine Mitteilung, den diesjährigen Verbandstag betreffend, eine Offerte über Fische und die Mitgliederliste des Vereins „Phorkys“, Berlin, vor. Die „Nymphaea alba“, Berlin, bietet uns unter Bei- fügung der Vereinsdruckschriften die gegenseitige Mit- gliedschaft an, welches Anerbieten dankend angenommen wird. Die eingelaufenen Zeitschriften werden bzw. ihres Inhalts durchgesehen und einzelne Artikel vorgelesen. Herr Klemenz verteilt Caboniba und Myriophyllum proserp. nnd Herr Hampe gibt Laichkraut, Fotaniogeton crispus ab. — Schluß der offiziellen Sitzung. 514, Sitzung am 5. Mai 1903. Der Vorsitzende eröffnet 1/4 10 Uhr die Versamm- lung und begrüßt die 14 anwesenden Mitglieder nnd als Gäste die Herren Ingenieur Heyse und Realschul- lehrer Köhler. — Eingänge: Diverse Zeitschriften sowie eine Einladung des Vereins „Heros“, Nürnberg, für den diesjährigen Verbandstag. Die Vorlesung eines Süß- wasserschuecken behandelnden Aufsatzes veranlaßt Herrn Köhler zu der Bemerkung, daß er in seinen Be- hältern verschiedentlich Lininaea ovata lebend ohne Ge- häuse beobachtet habe. Ein Zweifel sei ausgeschlossen, da die leeren Gehäuse sich im Aquarium vorgefunden hätten. Ein anderer Artikel gibt vorgenannten Herrn Grund, folgendes mitzuteilen: Im Bodensee kommt in einer Tiefe von 100 bis 150 m eine Chironomus- Avt vor, welche wohl nur durch mechanische Vorgänge in diese Tiefe gelangt sein kann. Da die Möglichkeit, sich nach der Wasseroberfläche zu begeben, für diese Tiere aus- geschlossen scheint, so wird vermutet, daß diese Fort- pflanzung im Zustande der Wasserform, also als Larve, sich vollzieht. Herr Köhler spricht sein Bedauern aus über unrichtige und jedenfalls nicht maßgebende Veröffent- lichungen aus Liebhaberkreisen betr. Kannibalismus der Fische, die wohl nur auf einseitiger und ungenauer Be- obachtung beruhen. Herr Kriegei berichtet, daß seine Girardinus decem. gelaicht haben. Herr Realschullehrer Köhler bittet um Aufnahme in den Verein, welch letz- tere zufolge Abstimmung einstimmig stattfindet. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26 ; für den Anzeigenteil : Creutz’scheVerlags buch- handlungin Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfe r in Burg b. M. Jahrgang XIT. Heft 15. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Merkwürdigkeiten im Fortpflanzungsgeschäfte der Lurche und Fische. |)ie oft angensclieinliclie Besorgtheit iiiid liebevolle Vorsorge wohl der meisten Tiere hinsiclitlicli ihrer Nachkommenschaft nötigen dem beobachtenden Naturfreunde nicht selten aufrichtige Bewunderung ab. Namentlich sind es gewisse Insekten; die für ihren Nachwuchs sich buchstäblich aufopfern. Wenden wir unsere Aufmerksamkeit jedoch heute einmal den Wirbel- tieren und unter diesen den Lurchen und Fischen zu und nehmen dabei Gelegenheit, gewisse, durch Dr. L. Laloy unlängst aufgestellte Punkte, die unsere besondere Beachtung verdienen*), näher zu beleuchten. Die meisten Frösche und Kröten setzen ihren Laich einfach im Wasser ab, ohne sich um den- selben weiter zu bemühen. Die Feßler-Kröte (Alytes ohstetricans) ist der einzige Krötenfrosch, der in dem Punkte eine Ausnahme macht. Das männliche Tier sammelt die Eier und wickelt sie um seine Schenkel. Dort verbleiben dieselben, bis sie dem Ausschlüpfen nahe sind, um daun im Wasser abgesetzt zu werden. Eine große Zahl süd- amerikanische]- und ostindischer mit der Gattung Hyla (Laubfrosch) verwandter Frösche vergegen- wärtigt analoge seltene Erscheinungen. Bei dem Rhacophorus reticulatus Boul. auf Ceylon (Insel südlich von Vorderindieu) trägt das Weibchen die unter dem Leibe in Form eines abgeflachten Kuchens vereinigten Eier. Das Weibchen des in Brasilien auftretenden Hyla goeldii Boul. führt die von einer Hautfalte eingeschlossenen Eier auf dem Rücken mit sich. Ein Frosch der Seychellen - Inseln (im indischen Ozean) Arthroleptis seychellensis bietet Interessantes hinsichtlich der Instinkt-Theorie: Das männliche Tier bedeckt die am Lande ab- gesetzten Eier, die auf diese Weise vor dem Ver- *) Le Naturaliste 1903. No. 383. Seite 46—48. trocknen bewahrt bleiben; es bilden sich die Larven und kaum sind sie mit Füßen versehen, so begeben sie sich auf den Rücken des er- wachsenen Tieres, wo sie sich festheften und ihre volle Entwicklung erreichen. Die jungen Larven des Phyllohates trinitatis in Venezuela heften sich mit dem Munde an den Rücken des Männchens und werden so durch dieses zur nächsten Pfütze gebracht. Bei Hylodes lineatus übernimmt das Weibchen diese Rolle. Unter den Salamandern gibt es nur einen einzigen, der seinen Nachwuchs mit sich herum- trägt; es ist der Desmognathus fuscus Raf., der iu den Vereinigten Staaten Nordamerikas häufig auftritt. Das Weibchen schlingt entweder seinen „Eier-Rosenkranz“ um seinen Körpei’ oder ver- einigt ihn zu einem Knäuel im Nacken. In letzterem Falle ei'innert jenes lebhaft an die allgemein bekannten Kinder-Gummi-Ballons, die an Markttagen und auf Kirmessen von herum- ziehendeu Händlern allerorts feilgehalten werden. Die Larven durchlaufen hier einen großen Teil ihrer Entwicklung im Innern des Eies selbst. Zwei kurzfüßige Lurche der Arten Ichthg- ophis und Amphiuma, von denen erstere Ceylon, letztere deu südlichen Teil der Vereinigten Staaten bewohnt, begnügen sich damit, um das umfang- reiche, durch ihre Eier gebildete Bündel sich herumzulegen. Der Laich wird dadurch gegen seine Feinde geschützt und gleichzeitig in be- ständigem Feuchtigkeitszustande erhalten. Es ist in der Tat merkwürdig, daß derartiges instinktives Handeln, wie wir bis hierhin fest- stellen konnten, nur bei denjenigen Lurchen sich zeigt, die ihre Eier nicht im Wasser absetzen; andererseits ist es erwiesen, daß in allen diesen Fällen ein Übergang von Nährsgbstäpzeu vom Körper des erwachsenen Tieres zu dem der Larve 198 Merkwürdigkeiten im Portpflanznngsgeschäfte der Lurche und Fische. stattfindet. In diesen Vorgängen dürfen wir endlich eine Annäherung an das Gebären leben- diger Jungen, analog demjenigen bei den Säuge- tieren oder vielmehr noch bei den Beuteltieren erblicken, wo der Einbiyo seine Entwicklung in einem besonderen Beutel beendet. Noch ausgeprägter ist diese Annäherung bei dem in Guyana (Landstrich in Südamerika) auftretenden Plpa dorslgera. Dessen Eier nehmend in den Eückengrübchen der Mutter Platz, wo sie Nahrungszufuhr erhalten und ihre ganze Ent- wicklung durchlaufen. Das Weibchen des Noto- trema oviferum hat weite Hautfalten zur Seite des Kückens, die die Eier aufnehmen. Wie letztere dorthin gelangen, ist hier ebensowenig wie in den vorhergehenden Fällen mit Bestimmt- heit anzugeben möglich. Vielleicht und sogar wahrscheinlich bringt das Männchen sie gleich nach der Befnichtung dorthin. Einen weiteren Schritt in das Gebiet des Unerwarteten erlaubt uns der Rhinoderma dar- wini, welcher Chile bewohnt. Die vom Vater verschluckten Eier gelangen in dessen Schlund- sack, den sie in einer überraschenden Weise ausdehnen und in dem ihre völlige Entwicklung sich vollzieht. Ist dies nicht gleichsam eine Art doppelter Schwangerschaft? — Zuerst ist es die Mutter, die die Entstehung der Eier bewirkt, worauf sich der Vater der weiteren Entwicklung derselben hingibt. Nehmen wir die Fälle der Feßler-Kröte (Ahjtes ohstetricuns). des Desmognathus und viel- leicht des Ichthyoidiis sowie des Amphiuma aus, so haben wir es mit primären Instinkten, mit solchen durch die Struktur des Tieres selbst be- stimmten, zu tun. Auch ist vielleicht bei der Feßler-Kröte das Umwickeln der Schenkel des Männchens nur eine zufällige Manier im Augen- blick der Befruchtung. In einem gewissen Gegen- satz hierzu steht die angewendete Sorgfalt hin- sichtlich des Nachwuchses bei den Lurchen, die wir noch zu erwähnen für nötig halten. In ihrer Sorge um die Brut gehen diese soweit, einen Nestbau herzustellen, der sich demjenigen der Vögel oder der Insekten nähert und wir dürfen mit Bestimmtheit annehnien, daß wir es hier mit bewußten Willensäußerungen zu tun haben. Bei den Molchen ergreift das Weibchen im Augenblick der Eiablage mit seinen Hinterfüßen das Blatt einer Wasserpflanze, faltet es und legt sein Ei in die so gebildete Dütenform. In dieser ist es hinlänglich vor Schädigungen ge- schützt. Übrigens ist die Eiablage der Molche weniger reichlich als diejenige der Lurche, die keinerlei Vorsichtsmaßregel anwenden, um ihre Eier den Möglichkeiten der Zerstörung zu ent- ziehen. Brasilien beherbergt den Rana mystacea Spix, der seinen Laich nicht in Pfützen usw., sondern in deren Nachbarschaft absetzt. Unter einem Steine oder morschen Baumstumpfe gräbt er eine Vertiefung, welche er mit einem Schaume, in dem seine Eier umherschwimmen, anfüllt. Letztere sind auf diese Weise vor dem Ver- trocknen geschützt. In dem Schaume beginnen die Larven dann auch ihre Entwicklung, vollenden dieselbe jedoch im Wasser, welches sie durch ihnen günstige Regen und Überschwemmungen erreichen. Trocknen darauf die Pfützen aus, so gehen die Kaulquappen der andern Lurche ein, während diejenigen des Ra^ia mystacea sich unter einen Stein zurückziehen, sich aneinander- drängen und demnach an einem relativ feuchten Orte das Eintreten des Regens erwarten können. Sie wissen sich also in die günstigen Verhältnisse einer frühem Zeit wieder zurück zu begeben. Das Weibchen von Hylodes martinicensis umgibt seine Nachzucht mit ähnlichen Sorgen. Bei dieser sowie auch bei Rana opisthodon findet die ganze Entwicklung im Ei statt. (R. opisthodon lebt auf den Salomons-Inseln.) Chiromantis rufescens, ein Laubfrosch West- afrikas, setzt seine Eier auf Baumblättern ab und umgibt sie reichlich mit Schaum. Die ge- schwänzten, mit äußern Kiemen versehenen Larven sieht man später in demselben umher- schwimmen. Durch den Regen fallen sie zu Boden und werden zur nächsten Pfütze geführt. Dasselbe ist der Fall bei den Laubfröschen Süd- amerikas, die zu den Gattungen Hyla und Phyllornediisa zählen, jedoch scheint es, daß bei diesen die Kaulquappen ihre volle Entwicklung inmitten der schanmigen Masse erreichen. Letztere liegt entweder zwischen zwei einander ge- näherten Blättern eingeschlossen, oder ist in einer Blatt-Dütenform enthalten, deren Rand gehoben erscheint. Bei einer japanischen Art, Rhacophorus schlegeli Gthr., teilen sich die beiden Geschlechter in die Sorge um die Nachkommen. Männchen und Weibchen graben zusammen in den Rand eines Sumpfes eine Höhlung von 6 — 9 cm Durch- messer, 10 — 15 cm über dem Wasserspiegel. In jene werden die Eier abgesetzt, worauf die Eltern die Höhlung verschließen und sich entfernen. Die Eier schlüpfen aus, die Larven entwickeln sich und im gegebenen Augenblick macht es ihnen durchaus keine Schwierigkeit, die sie von der Pontederia iiiontevidensis. 199 Originalaufnahme nach dem Schwarzer Teleskopschleierscliwanz. (Text Seite 208.) Leben für die „Blatter“. ^ ^ ’ Außenwelt trennende Wand zu durcliboliren. Wie in den vorher- gehenden Fällen, so schwimmen auch hier die Eier in einer Schanmmasse, welche sie vor dem Vertrock- nen schützt, ohne den Zutritt der Luft zu verhindern. Das hei- gegebene Albnminum (Eiweißstoff) versteht das Weibchen im Augenblick der Ei- ablage geschickt zu „Schnee zu schlagen“. Bei dieser Tätigkeit, die mit den Hinter- füßen ausgeführt wird, arbeitet das Männchen fleißig mit. Ein brasilianischer Laubfrosch, Hyla faher Wied, konstruiert ein wirkliches Nest. Soll die Eiablage ausgeführt werden, so steigt das Weibchen in einen wenig- tiefen Tümpel, nimmt Schlamm vom Boden und bildet mittels desselben eine kreisrunde Mauer, die über dem Wasserspiegel stark hervorragt. In diesem im Innern vollständig glatt polierten Miniatur-Krater werden die Eier abgesetzt und sind auf diese Weise den Anfällen ihrer Feinde völlig entzogen. Dieses ist aber auch das höchste Stadium der elterlichen Liebe bei den Lurchen. (Schluß l'olgt.) Pontederia montevidensis. (Mit zwei Origiualaiifnahmeu.) Son den Sumpfpflanzen ans der Familie der Pontederiaceae wurde vor einigen Jahren von W. Harster in Speier eine Art unter dem Namen Pontederia montevidensis in den Handel gebracht, die eine nahe Verwandte der schon seit längerer Zeit bekannten Pontederia cordata ist, aber gut die doppelte Größe der letzteren erreicht. Diese neue Pontederia wird verhältnis- mäßig selten in Kultur angetroffen, was wohl hauptsächlich seinen Grund in der nicht gerade leichten Behandlung dieser Sumpfpflanze hat, denn Pontederia montevidensis ist als etwas anspruchs- voll zu bezeichnen, wenn sie einigermaßen vorteil- haft sich zeigen soll. Ich erwarb ein Exemplar der Pflanze vor vier Jahren und überführte sie in mein großes Aquarium, wo sie in Verbindung mit Saururus und Cyperus als dekorative Sumpfpflanze wirken sollte. Die Pontederie stand hier in etwas über 30 cm tiefem Wasser, hatte sehr gute nahrhafte Torferde, allein sie zeigte nie mehr als zwei, höchstens drei Blätter und wenn das vierte er- schien, so mußte sicher das erste abgeschnitten werden. Znr Blüte schritt sie in den beiden Jahren nicht, weil es unmöglich war, die Blatt- triebe mit der Blütenanlage so lange gesund erhalten zu können. Im Frühjahr des dritten Jahres mußte die Pontederie in ein Element- glas übersiedeln, wo sie nnr etwa 14 cm Wasser- stand hatte und der Erfolg war im Sommer eine Blüte, die sich in derselben Weise entwickelte, wie bei Pontederia cordata, doch ist die Blüte bei Pontederict montevidensis größer, stärker be- haart und die Petalen sind breiter. Die Blütenähre wird am Grunde von dem Blütenhüll blatte ein- gehüllt. Die einzelnen Blüten sind blauviolett, fünfblättrig und das obere Blütenblatt besitzt einen leuchtend gelben Fleck, der weißgelblich gesäumt ist. In diesem Jahre habe ich von der Pflanze schon zwei Blüten erhalten, von denen ich nni- stehend eine photographisch abbilde, die noch im ersten Stadium des Aufblühens begriffen ist. Der Liebhaber, der Pontederia montevidensis im Zimmei-aquarium kultiviert, wird nur bei 200 Ernst Win z en:-Üt)er'-Terrarien. gutem Lichte die Pflanze bis~ zur "Ä^ushiFdung von fünf Blättern bringen. Nicht, daß sie nur sparsam mit dem Entwickeln neuer Blätter vor- gebt, es sterben vielmehr die ältei-en zu früh ab, sie werden von der Spitze aus braun und müssen dann bald entfernt werden. Im Winter besitzt die Pontederie selten mehr wie ein ge- sundes Blatt und es kommt häuflg vor, daß das junge Blatt, wenn es kaum seine Blatthülle ge- sprengt bat, schon eine braune Spitze bekommt, unter Umständen auch wohl schon mitbringt. In den vier Jahren, wo ich Pontederia montevidensis unter für das Zimmeraquarium guten Verhältnissen pflege, und in den letzten zwei Jahren, wo sie als Aquarienpflanze einen durchaus nicht zu tiefen Wasserstand besitzt, hat sie noch keine Anstalten zur Sprossenbildung gemacht. Über Terrarien. Von Ernst Winzer, Leipzig. (Schluß.) ffian könnte mir hier ^ einwenden, daß das Hantieren mit den bloßen Glasscheiben doch eine ge- wagte, mißliche Sache sei, ich habe mich aber nach ganz kurzer Zeit so damit vertraut gemacht, als wenn ich z. B. von einem bedeckten Aqua- rium die Deckscheibe ab- nehnie. Ich griff hier auf die Einrichtung zurück, die ich zu Anfang bei den Eahmen des ersten Terrariums beschrieb. Ferner könnte man hier ein- wenden, daß ja der ganze, hier vermiedene Türrahmen zum ein- und aushängen einge- richtet werden könne; diese Rahmen nehmen aber Platz weg, weil sie sich mit dem schmalen Gerippe, wenigstens rechts und links nicht decken könnten und vereinfacht würden die Türen doch da- durch nicht! (Auch die z. B. von Herrn Dr. med. Zander in Riga in No. 3 des V. Bandes der „Blätter“ gemachten Vorschläge zu Verbesse- rungen füWTüren oder' „Hängen“ vereinfachen die Türangelegenheit i meiner unmaßgeblichen Meinung nach nicht.) — Nun zum Dach des Terrariums. Da ich sargdeckelartige Dächer weder schön noch praktisch finde, letzteres schon des komplizierten Baues wegen, so habe ich dasselbe mit geradem Giebel anfertigen lassen. Es wird hierdurch auch Raum, z. B. für hoch- stehende Pflanzen, ge'wonnen. Das Dach ist abnehmbar und ungefähr' 26 cm hoch. Sein unterer schmaler Rand i greift innen zum Teil als Falz ins Terrarium, die äußere Kante ragt rundherum nur ganz wenig über den Rand des- selben und ist hier wiederum als kleinere Wulst k durch einen eingelegten Eisenstab verstärkt. An den vier Ecken des Daches sind kleine, die Säulen oben abschließende Verzierungen an- gebracht. Der Rundstab k läuft auch an den vorderen und hinteren Giebel- seiten weiter; die Verbindung der oberen Giebelecken, der First 1, ist wieder ein schmaler Winkelzink- blechstreifen, der unterseits auch durch einen Eisendraht verstärkt ist. Die halb geteilten vorderen und hinteren Dachscheiben (mit bezeichnet) passen nun wieder rechts und links zwischen die Rundstäbe k und liegen unten zwischen dem vorderen Rundstab k und einem dahinter befindlichen schmalen, dem Dachwinkel entsprechend schräg stehenden Blechstreifen m, oben aber auf dem First 1 so weit auf, daß sie wiederum mit dort angebrachten Wirbeln n geschlossen werden können. Eine Langseite des Daches, die ich für gewöhnlich als die hintere nehme, ist mit angelöteter Draht- gaze bespannt (in der Zeichnung fort- gelassen), kann aber nach Bedarf in der eben beschriebenen Weise mit vorhandenen Glasscheiben gedeckt werden. Auch die Giebelseiten sind mitbefestig- ter Drahtgaze versehen und können durch dreieckige Scheiben gedeckt werden, die unten hinter den rundum laufenden Rand k gestellt und oben durch einen Schieber o gehalten wei den können. An jeder Giebelseite ist eine Fliegenklappe p angebracht; diese ist derartig, daß ein vier- eckiger, oben umgebogener Schieber von 5 cm Länge und Ernst Winzer: Uber Terrarien. 201 2^2 cm Breite ein rundes Loch von cm Durch- messer deckt und leicht in Falzen gleitet. Diese Fliegenklappen können nie offen stehen. Bemerken will ich hier noch, daß für den Bau eines solchen Terrariums genaues Arbeiten seitens des Klempners und eben solches Ein- passen der Scheiben Bedingung ist. Die innere Einrichtung dieses Terrariums habe ich so getroffen, daß ich es sowohl für trockene als feuchte Zwecke oder auch für beide nebeneinander, sowie als Aqua-Terrarium ver- wenden kann. Der Bodenkasten ist durch eine Zinkwand in seiner ganzen Höhe wasserdicht in zwei ungleiche Abteilungen, etwa ^3 : % geteilt. Jede Abteilung hat in der Bodenmitte ein längeres Abflußrohr aus Blei nach unten, das sich immer nach einer Hinterseite umbiegen läßt und durch Gummischlauch An- schluß nach einem Anhänge- gefäß hin hat. (Das Terrarium steht an den Ecken auf starken Holzklötzen.) Jetzt habe ich die große Abteilung feucht, die kleine trocken eingerichtet (ich könnte es also auch umgekehrt machen), der obere Band der Scheide- wand ist mit Zierkork verkleidet. Die trockene Abteilung, deren Abzugsloch ver- stopft ist, enthält nur trockenes Moos, welches gewechselt wird und einen seit- wärts stehenden, etwa 30 cm hohen, mit trockenem Moos gefüllten hohlen Zierkork- baum, aus demselben Material sind noch Klettergelegenheiten bis zum Dach vor- handen. Die größere Abteilung ist wie ein feuchtes Terrarium eingerichtet, sie enthält Bodenbelag aus Kies und Sand, ein in den- selben eingelassenes, in der Mitte stehendes, un- regelmäßig geformtes Wasserbecken von 9 cm Höhe mit schräg ansteigender Bekleidung, und einen grotesken Felsbau aus Bimsstein, der mit Zementbrei verbunden und mit eben- solchem, aber stark verdünnt, angestrichen ist. An Pflanzen (in Töpfen) sind nui“ ein- gesetzt 1 Plectogyne, Farn, Efeu, Rhodea jap. var. alhomac., Tradeskantien, feuchte, nach Bedarf zu erneuenide Moosstücke, ein mit Erdbällen ausgehobener Grasbusch und etuige Steine zur weiteren Dekoration, die zugleich zu Schlupfwinkeln zusammengesetzt sind. Diese feuchte Abteilung wird nur nach Bedarf be- spritzt. In beiden Abteilungen stehen Futter- näpfe. An Tieren habe ich in diesem Terrarium gehalten einige einlieimische, Mauereidechsen und Algiroides nigrop., einige Sumpfschildkröten, Laubfrösche, Feuersalamander. Das Ten-arium steht auf einem Tisch am Fenster, dem letzteren zunächst die trockene Abteilung, es erhält Sonne im Sommer von früh bis Mittag, im Winter Mittags auch mindestens eine Stunde. Es verstößt nun zwar gegen die allgemeinen Hegeln, Echsen auch in feuchter (nicht nasser!) Umgebung zu halten. Ich habe aber stets ein Wohlbeflnden der- selben beobachten können, auf ihrer Jagd nach Futtertieren und bei gegenseitigen Verfolgungen „wechseln“ sie sehr häutig auf das feuchte Territorium hinüber, lecken auch an dem dortigen Wassergefäß. Feuchtes und trocknes Terrarium vereinigte ich, um die verhältnismäßig günstigere Vegetation des erste- ren gegenüber der heikleren des trocknen nicht zu entbehren. Unter Umständen könnte ich das Terrarium auch noch heizbar, etwa nach der Tofohr’schen Methode, einrichten lassen. Mit traditionellen grünen An- strich der Teri’arien habe ich auch gebrochen: das meinige ist mit einem schönen satten Rot gestrichen und mit Goldbronze abgesetzt, das ganze wurde dann lackiert. Ich kann diese Farbe, sofern sie sich der jeweiligen Umgebung anpaßt, empfehlen; die üblichen grünen Behälter fallen oft un- angenehm aus dieser heraus! Für den Winter richte ich das in einer weniger geheizten Stube stehende Terrarium dermaßen vor, daß ich den ja ohnehin nicht allzu feuchten Bodengrund der feuchten Ab- teilung nach lind nach trocken werden lasse; die Töpfe mit den Pflanzen werden aus dem Bodengrund gehoben, jedoch im Terrarium be- lassen und für das Gießen mit Untersätzen ver- sehen. Die feuchten Moosstücke und der Gras- busch werden ganz entfernt und eine tüchtige Portion trocknes Moos auf den Boden gegen die Hinterwand hin aufgeschichtet. So bleiben alle Tiere ungestört in ihren gewohnten Ver- hältnissen, verkriechen sich in dem einem jeden von ihnen zusagenden Material, kommen auch Blüte der Pontederia montevidensis. 202 Erust Winzer: Uber Terrarien. an besonders freundlichen Wintertagen einmal zu™ Vorschein, nehmen auch wohl einen Wurm aus den ebenfalls im Terrarium belassenen Fntternäpfen. Die in der Einleitung erwähnten Urteile beim Vergleiche zwischen Aquarium und Ter- rarium fallen, wie schon gesagt, oft zu Un- gnnsten des letzteren aus. Derartige Urteile werden wohl meist von solchen gefällt, die noch kein Terrarium gepflegt haben! Die erste ver- meintliche Sorge macht das Füttern der Terrarien- tiere ; meist wird allerdings lebendes Futter ver- langt, aber Fliegen, Mehlwürmer, Nacktschnecken, Käferchen, Spinnen, Asseln, Raupen, Heuschrecken (Grashüpfer), Regenwürmer, die für die meisten Terrarientiere ausreichen, sind gewiß nicht schwieriger zu beschaffen als lebendes Fisch- futter, und wer noch das zweifelhafte Glück hat (ich nicht!), in seiner Wohnung Schwaben (Schaben, Russen) zn beherbergen, kann mit diesen die Speisekarte seiner Terrarientiere noch vervollständigen. Als ein Übelstand wird angesehen, daß die Terrarientiere nicht so leb- haft seien, als die Fische. Für gewisse Tiere trifft das höchstens an trüben Tagen und im Winter zu, man vergleiche aber einmal ein Rudel mimterer Eidechsen mit den Aktinien eines Seewasser-Aquariums ! Die Fische schwim- men eben nur (bei kälterer Wassertemperatur werden sie auch träger), die Bewegungen der Terrarientiere sind mannigfaltiger, das eine kriecht, das andere springt, noch andere laufen mit mehr oder weniger Schnelligkeit, manche sind ja auch den Fischen gegenüber mit Stim- men begabt, z. B. die Laubfrösche, Geckos usw. Ich habe an meinen Terrarien zu jeder Stunrle Interesse gehabt! Will man auch im Winter mehr Leben im Terrarium haben, nun, so richte man es heizbar ein, wie das beim Aquarium ja auch nicht ungewöhnlich ist und beschaffe sich die entsprechenden Tiere; letztere und Heizung sind verhältnismäßig nicht teurer, als solche beim heizbaren Aquarium. Noch einige Ver- gleiche: Ein eingerichtetes Terrarium ist viel leichter an Gewicht, als ein gleich großes Aquarium, sein Standort ist also bequemer zu wechseln, ohne es entleeren zu müssen. Mein Terrarium samt Tisch hat ein Gewicht von ca. 35 kg, viel schwerer wäre es als gleich- großes Aquarium ! Die innere Ausstattung eines Terrariums kann dekorativer gestaltet werden, als die eines Aquariums. Im Terrarium gibts keine Algenplage, die Scheiben sind immer klar und durchsichtig, die Gefahr des Platzens der- selben besteht auch nicht, unvermutete Über- schwemmungen kommen nicht vor. Im Ter- rarium gibts auch keine faulenden Futterreste mit obligater Pilzbildung, die Exkremente der Tiere sind leicht zn entfernen, werden auch nach meinen Beobachtungen von eingesetzten größeren Laufkäfern zum großen Teil vertilgt. Der Betrieb des Terrariums verlangt auch keine mehr oder weniger komplizierten und teueren (!) Hülfsapparate, wie der des Aquariums (Heber, Durchlüfter, Luftkessel, Luftpumpe, Manometer); das Terrarium selbst, die betr. Tiere und Pflanzen sind nicht teurer, als Aquarium und Fische, die ganze Wartung und Pflege des Terrariums ist nach dem eben gesagten einfacher, als beim Aquarium. Verlegenheitsausreden, wie „Mir fehlts an Zeit, mein Aquarium in Stand zu halten“, die man oft bei unvermuteten Besuchen von Aquarienpflegern hören kann, sind für das Terrarium unnötig, letzteres ist immer „in Stand“! Einen Nachteil dürfte für manchen das Terrarium gegenüber dem Aquarium aller- dings haben: von einem pekuniären Gewinn ans Zuchten und Kulturen ist beim Terrarium wenig oder nichts zu erwarten, ein Geschäft ist dabei nicht zu machen! Der in der „Nerthus“ 1902 Heft 47, S. 759 gelegentlich einer Besprechung des Wolterstorff’schen Buches: „Die Tritonen etc.“ gegebene Rat, daß derjenige, der „sich ein Terrarium einrichtet, es sich zwiefach überlege, ob er imstande ist, das Opfer an Zeit und Geld aufzuwenden, das nun einmal erforderlich ist, um den Terrarientieren das zu bieten, was ihren natürlichen Daseinsbedingungen entspricht“, dieser Rat, meine ich, dürfte gewiß bei vielen Terrarienpflegern Verwunderung deswegen er- regt haben, weil diese Opfer beim Terrarium nicht größer sind, als bei den anderen Zweigen unserer Liebhaberei, der Aquarienpfleger kennt diese ja zur Genüge! Wichtiger ist schon die Warnung, daß der Anfänger seine Terrarien- tiere durch unpassende Einrichtungen nicht quält, wie dies beim Aquarium seitens Ungeübter auch geschieht! Die Wolterstorff’schen Behälter sind auch nicht als Terrarien, sondern wohl als Terra- Aquarien zu bezeichnen, wie ja auch S. 20 — 24, 28 — 30 usw. von Aquarien die Rede ist. Bei unserer Liebhaberei, die ja ihrem licht- bedürftigen Charakter nach immer die schönsten Fensterplätze der Wohnung beansprucht, haben wir aber mit noch einem oft mächtigen Faktor zu rechnen, und das sind die — Frauen! Ich kenne aber solche, denen das Terrarium schon deshalb sympathischer ist, weil hier die ge- G. H. Schoeller: Ein neuer Cliromis. 203 fürchtete „Manscherei“ wegfällt. und denen die Terrarientiere, nachdem sie die erste Scheu vor denselben überwunden hatten, ebenso lieb und interessant wurden, als die Fische. Ich kenne aber auch hoch achtbare Männer, die wohl einen Fisch, aber keinen Frosch — günstigenfalls einen Laubfrosch, aber keine Kröte — vielleicht eine Eidechse, aber keine Blindschleiche, noch weniger eine Eingelnatter in die Hand nehmen mögen. Ist denn eins dieser Tiere „kälter“ oder „giftiger“ als das andere, oder tuts die unter- schiedliche Farbe? 0 diese unwürdige Scheu! Ich pflege z. Z. Aquarium und Terrarium, das letztere aber mit Vorliebe, und ich bitte jeden, einmal einen Versuch mit demselben zu machen! Das Aquarium beginnt bekanntlich meist mit dem Goldfisch, das Terrarium mit dem — Laubfrosch ! Mit dem sehr verbreiteten Halten des letzteren ist das Terrariumgebiet also schon betreten, warum hier nicht immer weiter schreiten, wie wirs alle schon beim Aquarium taten? Man nehme übrigens das Terrarium immer so groß als angängig; in kleinen Behältern lassen sich nur wenige Tiere halten und beschränkte Einrichtungen treffen. Die eigentliche Ein- richtung des Terrariums streifte ich schon kurz und will hier nicht näher auf diese eingehen; Anleitungen findet man genügend in ent- sprechenden Büchern und Artikeln. Der deko- rative Aufbau hängt vom Geschmack des Ein- zelnen ab, beide sind selbstverständlich dem trocknen oder feuchten Terrarium anzupassen. Man mache die Einrichtung aber immer so ein- fach, so natürlich als möglich, man mache aus dem Terrarium nicht gleich einen Garten ! Dann nehme man auch später Veränderungen im Ter- rarium nicht ohne zwingende Gründe vor, um die Tiere, die sich einmal orientiert haben, nicht zu verwirren. Beim Herangehen an das Ter- rarium sehe man, besonders in der ersten Zeit, zuerst nach den Futternäpfen, um zufällig dort fressende Tiere durch plötzliches Erscheinen nicht zu verscheuchen. Jedes Tier wählt sich mit der Zeit seinen besonderen Lieblings- und Euheplatz und ist mit den Sonnen-, Schatten-, Versteck-, Futter- und Trinkplätzen sehr ver- traut. Man kann da recht interessante Beob- achtungen machen, worüber ich vielleicht ein anderes Mal berichte.*) Im Anfänge des Artikels ist zu verbessern: Seite 191, 1. Spalte daran statt davon, 2. Spalte, 8. Zeile von unten Torfstücke statt Torfsteine; Seite 192, 2. Spalte, Zeile 15 innenseits statt einerseits. Ein neuer Chromis. Von C. H. Schoeller, Alexandrien. (Schluß.) H/ls ich eines Tages früh morgens an die Glocke I trat, hatte ich die Freude, die Mutter mit dem Kopf nach unten über einem Schwarm von ungefähr dreißig der niedlichsten, ganz ausgebildeten Fischchen stehen zu sehen, die zwischen den kleinen Steinen hin- und her- zappelten und von der Mutter mit großen Augen beobachtet wurden, aber o Schreck und Wunder! Kaum hatte sie mich bemerkt, als sie auf die .Iiingen zufuhr und in der größten Erregung eins nach dem andern einschluckte und es war, als hätte sie gewußt, wie viele der Häupter ihrer Lieben waren, denn eins, das hinter einem Stein etwas versteckt lag, fehlte ihr und ich merkte deutlich, daß sie im Umkreise suchte, bis sie auch dieses gefunden hatte. Die Jungen waren also verschwunden, zu meiner Beruhigung aber nicht in den Magen der Mutter, sondern nur wieder in ihre Wiege, im Kehlsack, wo sie nach einigem Gezappel sich wieder hübsch nebeneinander legten oder viel- mehr gelegt Avurden und sich dann ganz still verhielten. Beruhigt stellte sich die Mutter zAvischen die Pflanzen, ich aber hatte wieder ein großes Wunder der Natur gesehen. Ich wartete mehrere Stunden, die Jungen aber kamen nicht zum Vorschein und ich mußte an meine Geschäfte. Zurückgekehrt, wie sich jeder, der ähnliches erlebt hat, leicht denken kann, in großer Ungeduld, fand ich die ganze Gesellschaft wieder im Freien und dasselbe Ein- fangen der Jungen geschah sofort wieder. Ich beobachtete dabei, daß die Mutter die Kleinen nicht nur einfing dadurch, daß sie das Wasser an sich zog, sondern die Jungen schwammen auf die Mutter zu, das heißt direkt auf ihren Mund und schlüpften von selbst in die bereit gehaltene Öffnung hinein, manchmal zwei, drei auf einmal, was sehr possierlich aussah. Die J uugen tun dies sofort, nachdem sie zum ersten Mal in der Freiheit waren, sie wissen also schon ganz genau, daß sie im Maul der Mutter Schutz Anden. Ich muß sagen, daß mich dieses Schauspiel der Fürsorge der Natur förmlich ergriffen hat. Dieses sonst so gefräßige Tier, das sich im In- stinkt der Mutterliebe während mindestens vier- zehn Tagen aller Nahrung enthält, um seine Eier im Mund auszubrüten, diese Avinzigen Fisch- chen, die in das Maul eines großen Fisches hineinschwimmen, weil sie bei der Geburt schon wissen, daß sie darin vor Gefahren geschützt 204 C. H. Schoeller: Ein neuer Chromis. werden sollen, und außerdem legt sich einem die Frage vor: durch welche Verhältnisse mag diese höchst merkwürdige Art ' der Brutpflege entstanden sein? Versucht habe ich es bis jetzt noch nicht, aber sicher würde der Vater seine Jungen als willkommene Nahrung betrachten, im Gegensatz zum Stichling, wo der Vater die Jungen vor den gierigen Müttern beschützen muß, und beides sind Fische und ähneln sich sehr im Charakter. Unser Chromis hat auch verhältnismäßig wenig Eier; die Fische, die ich beobachtete, hatten ungefähr fünf Zentimeter Länge, aber immer nur dreißig bis vierzig Eier von stark ein Milli- meter Durchmesser, die einzeln gelegt werden. Hat er so wenig, weil er sie im Mund tragen muß, oder umgekehrt? Die Jungen fangen schon am ersten Tage an, umher zu schwimmen und man sieht sie sofort auch nach unserem Auge noch unbemerklicher Beute schnappen ; die Mutter kann sie bald nicht mehr alle im Mund unterbringen und es sieht possierlich aus, wenn doch eins noch hinein will und halb mit dem hinteren Körperende aus dem Mund der Mutter hervorsteht und sich alle Mühe gibt, hinein zu kommen. Die Jungen kennen ihre Mutter, sie schwim- men ihr nach, sie merken, wenn dieselbe besorgt wird, drängen sich um ihren Mund und ich habe sie sogar eine kurze Weile auf dem Kopf und dem Kücken der Mutter liegen sehen. In der Freiheit schwimmt die Mutter, ge- folgt vom Scliwarm ihrer Jungen, umher. Hier und da gibt es auch widerspenstige Junge, die sich nicht fangen lassen wollen und auf diese macht die Mutter dann Jagd, wie der Hecht auf seinen Raub. Die Mutter geht bald nachdem sie die Jungen entlassen, gierig ans Futter. Der letzte Fisch, den ich beobachtete und den ich mit Eiern im Mund gefangen hatte, kam am zweiten Tage, nachdem die Jungen im Freien waren, schon herauf an die fütternde Hand, ein Beweis, wie schnell das Tier verstand, daß es von einem größeren Wesen gepflegt wurde, und wenn ich Bekannten das Einfangen der Jungen durch die Mutter demonstrieren wollte, mußte ich sie durch Rütteln an der Glocke erschrecken, so schnell hatte sie sich an mich gewöhnt. Leider ver- anlaßt mich das Verschwinden vieler Jungen, anzunehmen, daß sie auch manchmal wirklich geschluckt werden, was aber gewiß nur auf eine „Gemütsstörung durch Gefangenschaft“ zurückzuführen ist. Fische, welche man allein in eine Glocke setzt, Männchen sowohl als Weibchen, werden so zahm, daß sie sich anstellen, als wollten sie durch das Glas auf ihren Pfleger zukommen, wenn sie durch die Erschütterung des Bodens merken, daß man ins Zimmer tritt und sie werden dadurch förmlich tölpelhaft, sodaß sie sich mit der Hand aus dem Wasser nehmen lassen. Ich höre, daß ein Franzose den Chromis, tristramis in Syrien beobachtet hat, doch soll er behaupten, daß das Männchen die Eier in den Mund nimmt, was ich nach meiner Beob- achtung jedoch nicht glaube, denn wahrschein- lich machen es die anderen Chromis-Axi&n, die hier im Osten Vorkommen, so wie mein Fisch. Die arabischen Fischer behaupten, der „Bulti“ lege seine Eier durch den Mund, was ja eine Unmöglichkeit ist; sie zeigten mir dabei zirka zwanzig Zentimeter große Exemplare der größeren Arten, die eine große Anzahl ver- hältnismäßig kleiner Eier im Mund hatten und in Kairo, wo jedenfalls Chromis niloticus in Frage kommt, hörte ein Bekannter einen arabi- schen Fischer sagen, daß, wenn man einem „Bulti“ über einem Eimer voll Wasser die Eier aus dem Mund drücke und werfe ihn hinterher, er sofort die Eier wieder verschlucke. Diese Beobachtungen machten natürlich in mir den AVunsch rege, das Laichen meines Fisches zu beobachten, doch obwohl mir jedes Jahr die Zucht gelang, konnte ich doch während sechs Jahren nie ein Pärchen beim Laichen be- obachten, bis mir durch eine kleine List auch dieses gelang. Ich hatte ein besonders ver- sprechend aussehendes Pärchen isoliert, doch wollte die Sache nicht recht vorwärts, denn es hatte es immer mit den Freuden der Tafel zu tun und „Zuleika“ schien überhaupt gänzlich abgeneigt, obwohl sie ganz so weit zu sein schien. Da versuchte ich es mit der Eifersucht und setzte ein anderes Männchen dazu. Kaum war der Drittte erschienen, ging sofort ein Raufen auf Tod und Leben los und nach einer Viertelstunde schon mußte ich den armen Dritten, obwohl er ebenso stark aussah als das erste Männchen, mit stark zerfetzten Flossen wieder entfernen. Die kleine List aber hatte geholfen. Jetzt gab sich der Ausersehene tüchtig ans Kourschneiden, fing an seine Mulde auszubuddeln und gab sich alle Mühe, die Aufmerksamkeit des Weibchens zu erregen. Der Behälter war aber zu klein, denn die Fische merkten zu schnell, daß ich sie beobachtete. Ich setzte sie darauf in das große Aquarium zurück, wo die Gegen- C. H. Schoeller: Ein neuer Chroinis. 205 wart anderer Männchen den Bräutigam nur noch verliebter machte. Schnell war eine neue Mulde angefangen, glücklicherweise wenige Zoll weit von der Scheibe in der hinteren Ecke, wo die Vallisnerien so dicht standen, daß ich unbemerkt Zusehen konnte, wie schließlich das Weibchen dem drängenden Männchen zum Nest folgte. Die beiden Fische fingen an sich umeinander wie im Walzer in der kleinen Mulde zu drehen, den Kopf des einen am Schwanz des andern, dabei krabbelte das Männchen das Weibchen eine Zeit lang mit dem Mund gerade zwischen After und Schwanzflosse, dann das Weibchen das Männchen, stets abwechselnd und dies Liebesspiel nur unter- brechend, um vereint auf irgend einen vorbei- schwimmenden Störenfried loszuschießen und ihn aus der Nähe des Nestes zu verjagen, ja ein anderes Männchen wollte sich sogar zwischen die beiden mischen, mußte aber von beiden an- gefallen sich schnell aus dem Staube machen. Der Tanz und das Krabbeln fingen wieder an, bis schließlich das Weibchen acht Eier einzeln auf den Sand legte. Das Männchen stellte sich mit gespreizten Flossen heftig zitternd sofort über die Eier und zwar so, daß es sie mit der Afterflosse berührte und das Weibchen nahm ihm sofort mit dem Mund die Eier unter der Afterflosse fort, wobei es jedenfalls noch mit Sperma geschwängertes Wasser mit den Eiern zugleich einnahm. Eine Trübung des Wassers durch das Sperma war nicht vorhanden. Als die Eier im Mund des W eibchens verschwunden waren, fing dieselbe Tändelei von vorn an, das Weibchen legte wieder sieben bis acht Eier, die auf dieselbe AVeise befruchtet und vom W^eibchen in den Mund genommen wurden, bis es ihrer ca. dreißig waren, genau konnte ich nicht zählen, denn die Eier wurden durch die heftigen Be- wegungen der Flossen hin- und hergerollt und zwei kleine Weißfische, die jedenfalls gerne Kaviar aßen, machten sich die Zerstreutheit der Liebenden zu Nutze, um zwei zur Seite gerollte Eier wegzustibitzen. Ich verstand mm auch, warum das Männchen beim Auswerfen der Mulde so darauf bedacht ist, daß kein größerer Gegen- stand in derselben liegen bleibt, denn ein solcher würde ja das Aufnehmen oder das Auffinden der Eier durch das Weibchen erschweren oder gar vereiteln. Als der Eiervorrat erschöpft war, stellte sich das Weibchen mit auf getriebenem Kehl sack zwischen die Pflanzen, mit krampfhaft ge- schlossenem Mund nur dem immer noch drängen- dem Männchen etwas ausweichend. Da es dann Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Cnemidophorus sexlineatus. (Text Seite 208.) von anderen Fischen und auch dem Männchen zu sehr gequält wurde, setzte ich es wieder allein in die Glocke und nach vierzehn Tagen waren die Jungen da. In der Freiheit geht dies jedenfalls schneller, denn das Weib- chen stellt sich an die Oberfläche des Wassers, wo jedenfalls die Sonne das Ausschlüpfen der J ungen beschleunigt, überhaupt sieht mau in den Gräben und Seeen die „Bultis“ viel an der Oberfläche in der Sonne stehen. Aufgefallen ist mir, daß das Männ- chen, wenn es in der Erregung vor dem Weibchen schön tut, häufig kleine Steine und Sandkörner aufnimmt und wieder ausspeit, dabei auch den Kehlsack auftreibt, als wolle es dem Weib- chen zeigen, was es zu tun habe. Ich freue mich, daß ich diesen interessanten Vorgang habe so genau beobachten können. In Europa wird das Beob- achten des Liebeslebens dieses schönen Fisches noch manchem Naturfreund Freude machen. Ich habe voriges Jahr vierzig Exemplare von Chromis niloticus, tristramis und von meinem Fisch in einer großen Kanne nach Schönau bei Heidelberg gebracht, wo sie im Aquarium des Herrn Wilhelm Harster gute Pflege fanden und wo sich mein Fisch auch vermehrt hat, während die beiden bekannten Arten stark gewachsen sind, ohne jedoch bis jetzt zur Brut zu schreiten.*) Ich muß annehnien, daß mein Fisch eine noch nicht beschriebene Art repräsentiert, der ganz besonderen Färbung halber nicht nur, sondern weil ich ihn nur in der genannten Größe gefunden habe und gleich große Exemplare von Chromis niloticus und tristramis nicht zur Paarung schreiten. Außerdem hat tristramis auf der Fahne der Rückenflosse ein sehr deutlich aus- geprägtes schwarz und gelbes Pfauenauge, das auch bei niloticus angedeutet ist, während es bei meinem Fisch ganz fehlt. Dann haben die beiden genannten Arten stark ausgeprägte Zebra- *) Chromis tristramis bat sich kürzlich hier eben- falls vermehrt, B. 206 Paul Krefft: Die australische Schlangenhalsschildkröte. zeiclmimg, während Streifen bei dem von mir beobachteten Fisch nur im Schreck oder Zorn, oder in Krankheit sich zeigen. Icli liabe agch von meinem Fisch in einem Bassin im Garten eines Freundes viele Junge bekommen, ohne daß der Fisch viel gewachsen wäre, während in einem anderen Bassin ansgesetzte Exemplare der beiden genannten Arten schwere Fische geworden sind. Ich behalte mir vor, einige Exemplare zur sach- verständigen Untersuchung nach Deutschland zu senden und nenne den von mir beobachteten Fisch vorläufig Chromis multicolor nov. spec. Ich werde einen anderen kleinen Fisch mit- senden, der genau die Gestalt eines Zahnkarpfens hat und auch sehr schön blau gefärbt ist. Merkwürdigerweise finde ich im Werk der französischen Expedition, das die Nilfische sonst sehr genau behandelt, nichts über den „Bulti“, der doch wohl der am meisten im Delta gegessene Fisch der ärmeren Bevölkerung ist. Im Brehm ist Chromis tristramis erwähnt. Jedenfalls ist Chromis multicolor ein sehr schöner, im Winter in geheizten Räumen sehr leicht zu haltender Aquariumfisch, den ich der Aufmerksamkeit aller Liebhaber empfehle. Die australische Schlangenhals- schildkröte. Von Dr. P. Krefft, „Isis“-München. (Schlußt) Sjehr schon läßt sich über das Gefangenleben ^ der Chelodina longicoUis berichten. Ge- wöhnlich trifft man Exemplare von 12 bis 18 cm Schalenlänge im Handel an, kleinere Stücke und ebenso größere sind weit seltener zu bekommen. Welche Dimensionen das Tier im ausgewachsenen Zustande zu erreichen vermag, läßt sich zur Zeit nur vermuten. Boulenger gibt die Schildlänge auf 24 cm an. Frisch erworbene Tiere legen im allgemeinen je jünger sie sind desto eher, ihre anfängliche Scheu, wenn sie solche über- haupt zeigen, bald ab. Sie gehen meist sofort ans Futter, so weit es sich um natuigemäße Nahrung handelt, die bei größeren Tieren aus Fischen und kleinen Lurchen, bei kleinen dagegen aus Wasserinsekten usw. vorwiegend zu bestehen scheint. Auch an Fleisch gehen größere Exem- plare oft sofort, jedenfalls aber nach kurzer Zeit mit Vorliebe, während man kleine Chelodinen manchmal leichter als mit allem andern Futter mit Mehlwürmern kirren kann, die wiederum von größeren zunächst verschmäht, später aber um so gieriger genommen werden. Überhaupt leistet die Chelodina an Gefräßigkeit Erstaunliches. Bemerkenswert ist, daß sie auch im kranken Zustande und bei niedrigen AVassertemperaturen das Fressen nicht ganz einzustellen pflegt, wie das bei vielen Cryptodiren die Regel bildet. Bei 10" R. ist meistens noch Appetit vorhanden, wenn auch nicht gerade bei frisch importierten Stücken. Ein völliges Aufhören der Freßlust gegen den Herbst hin, wie bei winterschlafgewohnten Sumpf- schildkröten, ist bei gefangenen Chelodinen meinen Erfahrungen nach nie wahrzunehmen, wohl deshalb weil das Tier in der Freiheit die kalte Jahreszeit ohne AVinterschlaf zu überstehen gewohnt sein dürfte. Das mittlere Jahresminimum der Temperatur finde ich z. B. für den in das A^erbreitungsgebiet des Tieres fallenden australi- schen Ort Bourke (am Darling) mit 0® C. an- gegeben. Durch die um den Gefrierpunkt schwankende niedrige Lufttemperatur und die Schneefälle des AA^inters wird eine empfindliche Abkühlung der Gewässer jedenfalls bewirkt. Ein Zufrieren der AVasserflächen dürfte dagegen in den seltensten Fällen für längere Zeit statt- finden, und die Chelodinen vegetieren wohl in dem kalten AA^asser ruhig weiter, ohne in eigent- lichen Schlaf zu verfallen. AA^enigstens sah ich meine Gefangenen noch bei 5 — 6 ° R. in ihrem großen AVasserbecken gemächlich herumspazieren, ohne daß sie Anstalten trafen, sich dauernd in Schlupfwinkel oder in den Bodenkies zurück- zuziehen; sie verfielen auch nicht in Lethargie, wie , das andere Schildkrötenarten taten. In ihren heimischen Gewässern muß die Chelodina sich als arge Fischräuberin er- weisen; sie hält sich zwar vorwiegend an kleine Fische, die sie unzerkleinert verschlingt, räumt aber unter ihnen um so gründlicher auf. Ge- fangene, denen man einen Schwarm lebender Fischchen in den Behälter tut, beginnen un- gesäumt und mit Leidenschaft der Jagd ob- zuliegen. Sie nähern sich auf das behutsamste unter A^ermeidung jeder überflüssigen Bewegung einem Fischschwarme, um plöfzlich mit dem langen, ziemlich weit ausgestreckten Halse einen meist nur kurzen, aber überraschend schnellen A^orstoß mitten hinein zu unternehmen, der wohl mindestens in der Hälfte der Fälle einen Treffer bedeutet. Oft wird der Angriff auch mit bogenförmig seitwärts gekrümmtem Halse mähend wie ein Sichelhieb geführt. Das Ver- schlingen der Beute vollzieht sich mühelos, wenn das Opfer nicht zu groß ist, um unzerstückelt den Schlund zu passieren; der Fisch ist dann oft auf eine Schluckbewegung im Nu ver- schwunden. Entschieden ungeschickt erweist Paul Krefft; Die australisclie Sclilangenhalssclvildkröte. 207 sich die Chelodina, wie auch die übrigen Chely- diden dagegen, wenn es gilt, das Bentetier zn zerkleinern; das Banbvogelgebiß vieler Crypto- diren- Arten verrichtet diese Arbeit weit leichter und ausgiebiger. Größere Fische nsw. werden daher nur in Zeiten von Hungersnot angegriffen und getötet, aber selten radikal verzehrt. Alle meine Cdielodineu erwiesen sich als echte Tagtiere, die im Dunkeln mit ein- geschlagenem Halse und geschlossenen Angen zn ruhen pflegen, sich durch künstliche Be- leuchtung zn jeder Nachtzeit jedoch leicht er- muntern lassen. Im Gegensatz zn den mehr amphibisch lebenden Sumpfschildkröten -Arten sind es ferner echte Wasserbewohner, die in der Regel das nasse Element nur dann ver- lassen, wenn warmer Sommersonnenschein sie aufs Ufer lockt. Zn anderen Tageszeiten pflegen sie entweder mit langgerecktem Halse, sodaß die obere Hälfte des Kopfes mindestens ans dem Wasser ragt, umher zn waten oder ruhig im Wasser zn sitzen, oder sie treiben, gemächlich rudernd und unverwandt nmherängend an der Wasseroberfläche. Nach reichlichen Mahlzeiten lieben sie es auch bisweilen, sich auf längere Zeit in Schlupfwinkel zm’ückznziehen. Im allgemeinen findet man sie aber „tonjonrs en vedette“, so oft man unter Tags an den Behälter heran tritt. Dabei scheint ihr starrer, faszinierender Blick nicht nur nach Futter ansznspähen, wie ich öfters notgedrungen annehmen mußte, da sie sich gegenüber dem angebotenen Futter völlig teilnahmlos erwiesen. Es scheinen im Hirne dieser Schildkröte im Gegensatz zu der allgemeinen Er- fahrung bezüglich der stumpfgeistigen Chelonier- Ordnung wirklich bisweilen etwas mehr als rein materielle Regungen obzuwalten. So berichtet mir auch ein begeisterter Kriechtierfreund. Herr A. Karfunkel, daß seine vier Chelodinen ihre persönliche Anhänglichkeit ihm dadurch be- kunden, daß sie, auf den Zimmerfußboden gesetzt, im Gänsemarsche ihn überallhin, auch ins Neben- zimmer, verfolgen. Sie tun das auch im gefütterten Zustande; außerdem denkt meinen Erfahrungen zufolge eine auf dem Trocknen befindliche Chely- dide auch nie daran, ihr vorgehaltene Nahrung zu verschlingen, sodaß eine Spekulation in diesem Sinne als Grund eines solchen Anhänglichkeits- beweises wohl nicht geltend gemacht werden darf. Daß bei der Chelodina von Bissigkeit nicht die Rede sein kann, wurde bei der all- gemeinen Besprechung der Chelydiden bereits erwähnt; frisch erworbene Stücke beschränken sich darauf, gegen Handgreiflichkeiten seitens ihrer Prteger durch Verbergen des Halses, manch- mal unter lautem Zischen, sowie allenfalls dui'ch Entleerung der reichlich gefüllten Harnblase in dickem Strahle, oder endlich auch durch Ab- souderung der zuvor erwähnten Riechsubstanz zu protestieren. Mitgefangenen gegenüber er- weisen sie sich höchstens gelegentlich, aus Futterueid, bissig, stets aber ungefährlich, da ihre Beißwerkzeuge zu ungeeignet und zu schwach sind, um Wunden zu schlagen. In der Regel ist das Einvernehmen untereinander und gegen andere Arten auch bei der Fütterung ein be- friedigendes. Ruhe und Bedachtsanikeit bilden überhaupt deu Weseusgruiidzug der Chelodina. Die possierliche Hast und die überstürzten Be- wegungen, die bei vielen Sumpfschildkröten so komisch wirken, wird man bei ihr selten beob- achten können; so sah ich sie nur in vereinzelten Fällen, z. B. wo es galt, sich einer Balgerei zu entziehen, zu hastigen, ungemein schnell fördernden Schwimmbewegungen ihre Zuflucht nehmen. Der Hals wird dabei S-förmig seitwärts gebogen gehalten. Dieselbe Haltung beobachtete ich auch an ihr, wenn sie auf dem Trocknen sieh zur Flucht wendet ; die Gangart wird dann sehr un graziös und verursacht ein Geräusch, als ob jemand auf Holz-Pantoffeln dahineilt. Erstaunlich ist die Widerstandsfähigkeit der Chelodina gegen äußere und innere Krank- heiten sowie Verletzungen. So berichtet mein Onkel an der zuvor zitierten Stelle: „Einmal wurde eine Chelodina, von einem Speer durch- bohrt, in unser Lager gebracht. V ersuchshalber wurde sie iu einen Kasten gelegt und darin einige Monate lang verwahrt, nach deren Ver- lauf die Wunde sich fast geschlossen und das Tier sich so lebhaft zeigte, als ob ihm nichts zugestoßen wäre.“ Dieses Beispiel gewinnt er- heblich an Bedeutung im Hinblick darauf, daß das Tier während des langwierigen Heilungs- prozesses sowohl Futter als Wasser völlig ent- behrte. Als Beleg für die Ausdauer unserer Schildki'öte auch in inneren schweren Krank- heiten möchte ich die Leidensgeschichte meines kleinsten, nur 8 cm langen Exemplares kurz erzählen. An dem anscheinend sehr munteren, gefräßigen Tiere bildete sich allmählich eine Verdickung der rechten Unterkiefergegend und bald darauf daselbst ein geschwüriger Haut- defekt, auf dessen Grunde totes, zerbröckeltes Knochengewebe sichtbar wurde. Trotz Aus- schabung der Geschwürshöhle und Jodtinktur- behandlung zeigte das Leiden keinen Stillstand, und nach etwa halbjähriger Dauer war die 208 Kleine Mitteilungen. ganze reclite Hälfte des Unterkieferknocliens ab--^ gestorben, sodaß ich den Rest, eine nadeldünne Spange, mit der Pinzette aus der Gescliwürs- wimde liervorzielien konnte. Trotz dieser schweren Erkrankung des Kauorgans, dessen andere Hälfte hinterher auch ergriffen wurde, fraß die Patientin tüchtig weiter, auch noch, nachdem sie den ganzen Unterkieferknochen nach Jahresfrist verloren, und ebenso noch, als im zweiten Jahre der Krankheit auch der Gaumen sich in ähnlicher Weise erkrankt zeigte. Den AViuter hatte die Dulderin, deren Isolierung von dem übrigen Schildkrötenbestande ich etwaiger Infektionsgefahr wegen für unerläßlich hielt, in einem Akkumulatorenglase mit Kies- boden und niedrigem AA^asserstande zugebracht. Umstände halber hatte das nicht heizbare Gefäß einen sehr kalten Standort, sodaß die Durch- schnitts-AVassertemperatur gegen 6® R. betragen mochte. Trotzdem fraß das schwerkranke Tier meistens prompt, wenn das AA^asser vorüber- gehend angewärmt wurde. Ich verschenkte es schließlich an einen jungen Anfängeramateur, bei dem das Tier, das nun auch einen ge- schwürigen Knochenschwund am Brustschild be- kam, nach etwa halbjähriger Fastenzeit endlich einging. Bemerkenswert erscheint mir noch, daß ein von dem gleichen Import stammendes größeres Exemplar genau dieselbe Unterkiefer- schwellung zu zeigen begann. Es entlief dann bald aus seinem Isolierbehälter, sodaß ich über den weiteren Verlauf nichts mitteilen kann. Als weit harmlosere Erkrankungen der Chelo- dina erwähne ich noch die sehr häuflgen Ab- schürfungen au den prominentesten Stellen des Brustschildes, die nicht entzündlicher Natur sind und das Gesamtbefinden in keiner AVeise be- nachteiligen. Ebensowenig sind kleine, durch helle Farbe auffallende Hautaffektionen, ver- mutlich parasitären Ursprungs, am Scheitel oder an anderen AVeichteilen ernst zu nehmen. Diese Affektionen bestehen bald in Bläschenbildung, bald in einem Defekt der Oberhaut, bald in strahliger Narbenbildung. Von anderen Chelodina- Arten ist lebend wohl bisher nur Ch. expansa Gray, von Dr. Schnee, einmal importiert worden. Diese Art scheint viel größer zu werden, aber nicht so hübsch zu sein wie Ch. longicollis. Letzteres ließe sich auch wohl von den weit kurzhalsigeren Emy dura- Arten, deren eine, E. Macquariae Gray, schon lebend importiert wurde, sagen. Graf Peracca-Turin beobachtete, daß diese in ihrem Wesen der Ch. longicollis dui'cliaus ähnelte. Ein I interesantes Aussehen hat eine andere australi- sche Chelydide, Elsey a dentata, infolge des zackenrandigen Rückenschildes. Ihr Import würde von weiteren australischen Arten daher am lohnendsten erscheinen.*) JCIeitie J\4iffeilun^en- Schwarzer Teleskopschleierschwanz. — Die Ab- bildung auf Seite 199 führt uns einen schwarzen Teleskop- schleierscliwanz vor, der trotz seiner Jugend als kaum zweisommriger Fisch ein guter Vertreter dieser Farben- spielart ist. Das Tier ist im Körperbau zwar etwas gestreckt und daher nicht so hervorragend wie der Komet auf Seite 175, dagegen in der Ausbildung der Flossen tadellos. Besonders gut ist die geschlossene doppelte Schwanzflosse und die hohe, lange Rückenflosse. Im allgemeinen findet man bei Teleskopen eine gute Flossenausbildung nur selten, da bei diesen Tieren der Hauptwert auf die Entwicklung der Augen gelegt wird. Schwarze Teleskopschleierschwänze, die im dritten Lebensjahre sich noch nicht umgefärbt haben, auch keinen Ansatz zur Umfärbung zeigen, in der Augen,- ausbildung, der Körperform und dem Flossenwerk gut sind, gelten mit Recht als seltene Exemplare. B. Cnemidophorus sexlineatus. (Mit einer Photo- graphie vom Verfasser S. 205.) — Der von der Firma Hans Stüve eingeführte Cnemidophorus sexlineatus, aus AVest- indien stammend, ist zweifellos eine der schönsten Eidechsen. Er gehört zu den Schienenechsen und er- reicht, nach den importierten Exemplaren zu urteilen, eine Länge zwischen 20 und 30 cm. Die Grundfarbe der Oberseite des Tieres ist hellbraun bis rötlichbraun. Auf dem Rücken befinden sich zwei dunkelbraune Längsstreifen, je von zwei helleren Streifen umsäumt, sodaß das Tier also sechs Streifen (Linien) aufzuweisen hat und demnach auch benannt ist. Die ebenfalls hellbraunen Bauchseiten und Hinterschenkel sind mit gelblichen bezw. gelhlichgrünen Flecken besät. Die Unterseite des Tieres ist ein leuchtendes Hellblau, stellenweise bis blaugrün nüanzierend. AVas aber den Reiz der ohnehin schon hübschen Zeichnung noch er- höht, das ist der Bronzeschimmer auf der ganzen Oberseite des Tieres und an den Seiten des Leibes. Diese Eideciise kann nur im trockenen, warmen Terrarium gehalten werden. Sie liebt die AVärme sehr. An külilen Sommertagen kommt sie gar nicht zum Vorschein. Mit Voriiebe hält sie sich im Terrarium dort auf, wo die Mischung aus feinem Kies und Sand sich befindet. Hier liegt sie unter einem Zierkorkstück, möglichst in der Nähe der Heizvorrichtung, wühlt sich auch gern in den feinen Bodengrund ein, verschwindet aber nie ganz darin, wie beispielsweise die AValzenechse. Cnemidophorus ist äußerst flink und anmutig in seinen Bewegungen, aber sehr scheu. In der ersten ''') Infolge eines sinnstörenden Druckversehens ist auf Seite 173, Zeile 17 und 18 zu lesen: daß die Chelo- diden die alleinigen AVasserschildkröten Australiens sind. Diese Behauptung ist durch das „fast“, das in ZeUe 16 hineingeraten ist und dort pleonastisch erscheint, ein- zuschränken. Es kommt auch noch die Gattung Caretto- chelus, die einer besonderen Familie angehört, in australischen Flüssen vor. Vereins-Nachrichten. 209 Zeit versclnvand unsere Eidechse, sobald sicli nur jemand am Terrarium sehen ließ; allmählich wurde sie aber etwas zutraulicher; sie rannte dann nicht mehr spornstreichs in ihr Versteck, sondern blieb ruhig auf ihrem Platz sitzen. Später ließ sie sich auch an- fassen, vei’weilte sogar zeitweilig ohne Furcht und ohne Fluchtgedanken auf der Hand. Gefüttert wird sie in der Regel mit Mehlwürmern; doch nimmt sie auch gern Küchenschaben (Kakerlaken); ob sie auch die sonstigen Futtertiere nahm, konnte ich bislang nicht feststellen. Zur Stillung des Durstes sucht Cnemidophorus — wie alle übrigen Insassen unseres Terrariums — das Wassergefäß auf. Jobs. Peter. VEREINS"#We-T NACHRICHTEN „Nymphaea alba“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kimde BeiTin. Vereinslokal: Restaurant Jäger, Köpenickerstr. 80 — 81. Sitzung: Jeden Mittwoch nach dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 6. Mai 1903. Herr Weimar eröffnet die Sitzung um 10 Uhr. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde verlesen und nach einer kleinen Streichung angenommen. An Eingängen sind zu verzeichnen: Versammlungs- Einladung des „Triton“. „Allgem. Fischerei-Zeitung“ Heft 9. Vom Verein „Salvinia“ -Hamburg die üblichen Vereins- nachrichten. Vom Verein „Heros“-Nürnberg ist eine Einladung zu der im JuU d. J. stattfindenden IV. Haupt- versammlung des Verbandes eingegangen. Über diesen Punkt entspann sich eine längere Debatte, welche mit dem Resultat endete: die Versammlung nicht zu be- schicken. Zur allgemeinen Kenntnis der Mitglieder wird bekannt gegeben, daß die Brandenburgische Fischerei- Ausstellung in der Zeit vom 16. Mai bis 7. Juni geöffnet ist. Gleichzeitig teilt der Vorsitzende mit, daß sich seine jetzige Wohnung Oppelner Straße 45 befindet. Selbiger Herr beklagt die unrege Teilnahme an unserer jetzt 75 Bände umfassenden Bibliothek. Hierauf folgte eine kurze Diskussion über die Verleihung des Mikroskop. Beschlossen wurde: Dasselbe den Mitgliedern auf 3 Tage zu überlassen, um dann in Verwahrung des Herrn Genz zu sein. — Einem durch verschiedene Umstände not- wendigen Wechsel des Vereinslokals wurde entsprochen und der Vorstand beauftragt, ein passendes Vereinslokal zu beschaffen. Die vom Verein seinerzeit angeschafften Pflanzen werden zur Verlosung gebracht. Eine von Herrn Schlieper gestiftete Reispflanze, welche ver- auktioniert wurde, ergab 0,90 Mk. — Schluß der Sitzung 12 Uhr. H. B. Sitzung vom 20. Mai 1903. Der I. Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 91/2 Uhr. Anwesend siyid 25 Mitglieder. Als Gäste die Hen'en Berthold Pijmarzig und Max Schmidt, welche vom Vor- sitzenden begrüßt werden. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und angenommen. Herr Paul Kurz, Neu -Weißensee hat seinen Austritt angemeldet. Im Einlauf: Schreiben vom Verein „Heros“-Nürnberg betr. gegenseitige Mitgliedschaft. Festzeitung vom 10. Stiftungsfest des Vereins „Humboldt“ in Hamburg. Herr Peter sandte selbstgefertigte Aufnahmen von Fischen und Terrarientieren zur Ansicht, welche lebhaften Anklang finden. Ein Schreiben des Herrn Dr. Brühl über die von uns gerichtete Anfrage betr. Ermäßigungs- karten zur Fischerei- Ausstellung. Dr. Brühl besagt: daß selbige Karten nicht zur Ausgabe gelangen. Die Herren Hipler und Karfunkel erstatten sodann kurzen Bericht über die jetzt stattfindende Fischerei- Aus- stellung. Redner schilderten die Anlage uud Beschickung derselben. Ein Besuch sei jedermann zu empfehlen. Herr Arthur Mühluer in Leipzig zeigt seinen neuen Siederohr-Heizapparat an. Herr G. Lehmann berichtet über die Aufzucht seiner jungen Panzerwelse, mit fein- geschabtes, durcli ein Tuch ausgedrücktes Rindfleisch. — Schluß der Sitzung 12 Uhr. H. B. Verein der Aquarien- und Terrarienfreiiude Stuttgart. 33. Monatsversammlung am 1. Juli 1903, Anwesend sind 37 Personen. Der Vorsitzende Herr Lotte eröffnet die Versammlung um 9'/2 Uhr Abends. Neuaufgenommen wurden die Herren Alexander Orth, Theodor Münz, Adolf Euchner, womit die Mitgliedschaft auf 70 Personen gestiegen ist. Mit der Monats- versammlung fällt zugleich der Abschied des Vereins- mitgliedes Herrn Professors Dr. Vosseier am K. Naturalien- kabinet hier zusammen, welcher einem Rufe der Reichs- regierung folgend demnächst nach Deutsch-Ostafrika übersiedelt, um die den Pflanzungen schädlichen Insekten zu erforschen. Der I. Vorsitzende gibt in herzlichen Worten dem Bedauern Ausdruck, welches der Verein über den Wegzug dieses geschätzten Mitgliedes und Mitbegründers empfinde, ln Würdigung seiner hervor- ragenden Verdienste um den Verein wird der Scheidende zum Ehrenmitgliede ernannt und ihm die von Mitglied Herrn Tier- und Genremaler A. Kuli entworfene und in Aquarell prächtig ausgeführte Ehrenmitglieds-Urkunde überreicht. Herr Prof. Dr. Vosseier dankte sichtlich gerührt für diese Ehrung und erwiderte, es freue ihn ungemein, ein so schönes von der kunstgeübten Hand des Herrn Kuli ausgeführtes Andenken in die Fremde nehmen zu können. An die Gründung des kleinen Vereins vor nunmehr 3 Jahren anknüpfend, gibt der Redner seine Freude darüber zu erkennen, daß das damals ausgestreute Saatkorn so reiche Früchte getragen habe. Er hoffe, das die Liebhaberei immer weitere Kreise begeistern möge und leere sein Glas auf das Blühen und Gedeihen des Vereins. Hierauf gibt der 1. Vorsitzende das Programm zu dem am 25./27. Juli in Nürnberg stattfindenden Verbandstag mit den zur Beratung kommenden Anträgen bekannt und fordert zu zahlreicher Beteiligung auf. Vom I. Schriftführer Ruß wird ein Artikel über Gamhusia holbrooki verlesen mit Rücksicht darauf, daß diese vielversprechende Zahn- karpfenart neuerdings auch von verschiedenen hiesigen Mitgliedern gehalten wird. Im Anschluß hieran nahm auch Herr Prof. Dr. Vosseier das Wort und führte etwa nachstehendes aus: Wenn er die vielen Arten von 210 Vereins-Nachrichten. Kärpflingen, welche in den letzten Jahren — haupt- sächlich aus Amerika — zu uns eingeführt wurden, überschaue, komme es ihm eigentünllich vor, daß seine Lieblinge, nämlich die nordafrikaiiischen Cyprinodonten noch immer der Einführung harren und doch wäre diese eine Leichtigkeit, da die Gebiete, wo diese Zahnkarpfen Vorkommen, bedeutend schneller und bequemer zu er- reichen sein und diese Fischarten eine kaum glaubliche Lebeuszähigkeit besitzen. Ihre Heimat sei Algerien, insbesondere habe er sie in der Gegend von El Kheider, welcher Ort von Oran aus in einem Tage mit der Eisen- bahn erreicht werden könne, in ungeheurer Menge ge- funden. Wo auch mau im Saude der Wüste nach Wasser grabe, stellen sich mit dem Wasser diese Fische ein. In den schmutzigsten Kameeltränken, in der ekelhaftesten Kameeljauche, im Brack- u. Salzwasser, ja sogar in magnesiumhaltigen Wasser, in heißen, der glühendsten Wüstensoune schattenlos ausgesetzten Wasser wie auch in frischem klaren Quellwasser, überall habe er die Fische angetroffen. Bei 40 — 45® C. Wassei'- wärme habe er seinerzeit in ganz kleinem Glas eine Anzahl darin durch die Wüste transportiert und lebend nach Stuttgart gebracht. Unterwegs seien sie allerdings einmal pilzig geworden, aber da habe er die Fische in eine konzentrierte Salzlösung gesetzt, die Pilze seien verschwunden und die Fische seien wieder gesund ge- wesen. Die Männchen seien sehr hübsch, zebraähnlich gestreift (nicht wie ihre amerikanischen Verwandten punktiert) und gegen den Schwanz zu stahlblau gefärbt; die Weibchen seien unscheinbarer. Er habe die Tierchen lange gehalten und im kalten Wasser haben sie sich reichlich vermehrt. Während er jedoch wieder auf Reisen gewesen sei, seien die Fisclie infolge baulicher Veränderungen eiugegangeu. Ihre Zucht sei außer- ordentlich leicht, das Weibchen lege wie die Henne jeden Tag ein Ei. Mit Meereskrebsen zusammen im Seewasser eingewöhnt habe er die Fische im Sommer ohne Wasser wechseln zu können, nur von Zeit zu Zeit vermittelst Gummiballs Luft einführend, ohne Schaden befördert. Ein Beweis für ihr massenhaftes Vorkommen sei der, daß er einmal mit einem Schmetterlingsnetz durch bloßes Einsetzen ins Wasser und wider Herausziehen mit einem Zuge 3 — 400 Hundert Stück gefangen habe. Die Tierchen seien unglaublich neugierig und stürzen, sobald ein Gegenstand ins Wasser geworfen werde, von allen Seiten blitzschnell auf diesen zu. In Südtunis habe er eine verwandte Art angetroffen. Er möchte wünschen, daß den Liebhabern auch diese Zalmkarpfen- arten zugänglich gemacht würden, man werde au ihnen sicherlich mehr Freude haben, als an den teuren amerika- nischen Einführungen. Redner empfiehlt noch die Haltung von Seewasseraquarien, bespricht die haupt- sächlich in Betracht kommenden geeigneten Seetiere und kommt zuletzt aut die Düngung der Süßwasser- aquarien zu sprechen. Vielen sei es noch nicht ge- nügend bekannt, daß die Pflanzen in einem Wasser, welches lange nicht erneuert worden sei, sich selbst vergiften, sie werden kleiner, gedeihen nicht mehr in der früheren Weise und es bilde sich Schlamm auf dem Boden. Da sei es denn Zeit, das Aquarium zu leeren. Nach langjährigen Erfahrungen nehme er die Pflanzen und Tiere sowie das Wasser heraus und überlasse das Ganze eine Zeitlang sich selbst. Wenn der Bodengrund gehörig ausgetrocknet sei und ausgeruht habe, könne mit dem Einsetzen dei‘ Pflanzen ndeder begonnen werden, welche bald wieder in üppigen Trieb kommen 11. Vorsitzender Herr A. Müller spricht Herrn Prof. Dr. Vosseier den Dank des Vereins aus für die inter- essanten Ausführungen und hofft, daß es gelingen werde, die nordafrikanischen Zahnkarpfen in Bälde bei uns einzufübren. Auf eine Anfrage aus der Mitte der Versammlung empfiehlt Herr Prof. Dr. Vosseier das von der Albertschen Dungsalzfabrik in ßibrich a. Rh. in Handel gebrachte Dungsalz als das beste und billigste. Auf ein Liter Wasser werden einige Gramm beigegeben und die Topf{*flanzen ein- bis zweimal damit gegossen. Anläßlich der Erfolge bei Topfpflanzen habe er 10 bis 20 Tropfen in ein Aquarium beigegeben und dies viertel- jährlich wiederholt; die Pflanzen insbesondere Vallisneria und Salvinia seien in ganz auffälliger Weise gewachsen. Die Fische (Makropoden) haben sich sehr wohl dabei befunden. Er möchte diese Methode anraten, ein Kilo dieses Dungsalzes komme auf etwas über 3 Mk. und reiche für 1000 Liter Wasser. Nach diesen Aus- führungen schließt der I. Vorsitzende den offiziellen Teil der Vcrsammlimg um 11 Uhr 20 Min. Rs. „Nymphaea“, Verein für Aquarien- u. Terrarienkunde zu Leipzig. (Versammlung jeden Dienstag, Abends 9 Uhr im Vereins- lokal „Herzog Ernst“, Georgen-Str. 1.) 515. Sitzung am 12. Mai 1903. Anwesend sind 20 Mitglieder und als Gast Herr lugenieur Heyse. Eingänge: Eine Offerte der Firma Krug in Zeitz über Akkumulatorengläser, einige Zeit- schriften, sowie ein Schreiben des Vereins „Humboldt“, Hamburg, in welchem derselbe für die zum 10jährigen Stiftungsfest übermittelten Glückwünsche dankt. Die Eingänge werden in Anbetracht der heutigen Tages- ordnung, welche eine Anzahl interne Fragen behandelt, bis zur nächsten Sitzung zurückgestellt. Der Haupt- zweck der für heute eingebrachten Anträge und Vor- schläge ist: Die Gewinnung neuer Mitglieder und Er- haltung des Interesses aller Mitglieder durch geeignete Manipulationen. — Znm Schluß regt Herr Winzer noch die erwünschte vermehrte Pflege des Terrariums bei den Mitgliedern mit überzeugenden Worten an. 516. Sitzung am 19. Mai 1903. Anwesend sind 18 Mitglieder. Eingelanfen sind: Diverse Zeitschriften, die Tritonkarte, sowie ein Schreiben der „Wasserrose“- Dresden, welches die Annahme der gegenseitigen Mitgliedschaft bestätigt. — Der Vor- sitzende teilt mit, daß sich in Aachen der Verein „Alisma“ gebildet habe. — Die Herren Jesch und Winzer be- ricbteu über den am Himmelfahrtstage stattgefundenen Ausflug (nach Beucha nsw.) Herr Winzer fordert so- dann noch zu fleißigen Exkursionen in Leipzigs Um- gebung auf, um die bereits vorhandenen Fundberichte bald zu einem brauchbaren Nachschlage -Manuskript resp. für die Fimdkarte verwenden zu können. — Herr Jesch berichtet, daß er bei Paunsdorf ein schönes Exemplar der Wechselkröte (er hat bereits dort früher 2 Stück gefunden) gefangen habe. — Herr Klemenz hat mitgebracht Geophagus brasil., Geophagus gymnogenys, Gambusen und Myriophylhmi. — Herr Köhler hat einen neuen Heizapparat mitgebracht, welcher dem „Lipsia“- Apparate ähnelt, nur daß in demselben keine Züge an- gebracht sind und das Siederohr sich kreisförmig an der Innenseite der Zylinderwandung hinzieht. Der Apparat soll seinen Zweck gut erfüllen. Im Anschluß V Vereins-Nadiriclileri. 211 hieran halt Herr Köhler einen Vortrag über die bis dato am meisten gebrauchten Heizvorrichtungen und spricht die Vermutung aus, daß sich vielleicht die Heißluft- Heizung mit Erfolg für Aquarien verwenden lasse. Nach allen gemachten Erfahrungen bezeichnet er die neuerdings aufgetauchten Glas-Aquarien mit tiicliter- förmiger Einbuchtung am Boden, worunter ein kleines Lämpciien gestellt wird, als ein Ideal an Einfaclilieit und Zuverlässigkeit. Die darin entwickelte sehr gleicli- mäßige Temperatur dürfte für alle Fische genügen. — An Stelle des zurückgetretenen Herrn Jescli ist am 14. Juli unser früherer langjähriger 1. Vorsitzender Herr Ernst Winzer wieder als solcher gewälilt worden; wir bitten, alle für unsern Verein bestimmten Sendungen an dessen Adresse: Leipzig-R., Teubnerstr. 5, 111 gelangen zu lassen. R. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. E. V. Mitteilungen aus der Vereins- Versammlung des Monats Mai 1903 im Restaurant „Sterngarten“. Donnerstag, den 7. Mai 1903. Das Protokoll der Vereinsversammluug vom 30, April d. J. wird verlesen und genehmigt. Im Einlauf: Offerte und einige Karten. Zeitschriften: „Nerthus“ Heft No. 18, „Natur und Haus“ Heft No. 15. Die einschlägigen Artikel werden zur Kenntnis der Versammlung gebracht. Be- züglich der von Geyer-Regensburg in letztgenannter Zeit- schrift angeführten Emys orhicularis L. mit 20,5 cm Rückenschildlänge will sich der Vorsitzende an Herrn Geyer behufs Überlassung der Schildkröte wenden. Von den Jahresberichten der Vereine „Triton“-Berlin und „Wasserrose“-Dresden wird Kenntnis genommen. — Herr Lehrs demonstriert einige Lacerta viridis Laur. aus der Umgegend von Bozen (var. punctata Daiid.) darunter ein schönes Männchen mit 41,5 cm Länge, also über bekannte Maximalgröße. Die Rumpflänge be- trägt 12,5 cm, von einem anderen Exeniplar sogar 13,5 cm. Ferner demonstriert der Genannte ungewöhnlich große und starke Exemplare der Lacerta muralis Laur. (Lacerta muralis fusca) ebenfalls aus der weiteren Umgegend von Bozen, endlich einige Stücke des zierliclien Skinkes Ahlepharus pannonicus Fitz. (Johannisechse) von Ungarn. Der Vorsitzende gibt bekannt, daß Herr Damböck eine Sendung von Laubfröschen aus der Gegend von Abens- berg erhielt unter welchen sich ein schönes Weibchen von Felobates fuscus Laur. befand. Auf Befragen er- klärte die Sammlerin, eine alte Frau, der „Krott“ schon öfters begegnet zu sein, das Tier hätte Jedocli keinen Wert; Abensberg liegt bekanntlich im Kreis Nieder- bayern, rechts der Donau an der kleinen Abens. Aus diesem bayer. Kreise war bisher die Knoblauchkröte nicht bekannt. Diesem nächtlich und sehr verborgen lebenden Batrachier in Bayern, besonders in den Kreisen Oberbayern, Niederbayern, Schwaben und Oberpfalz soweit dies für uns nur tunlich ist, nachzuspüren ist eine Aufgabe, die so wichtig ist, als irgend etwas anderes in unserer Sache. Der vorerwähnte neue Fundort bietet wieder einen Stützpunkt der allmählichen Ausbreitung der Knoblauchkröte nach dem Süden Bayerns. Für die große Karte ist das Nummerverzeichnis der im rechtsrheinischen Bayern vorkommenden Reptilien und Amphibien aufgestellt und kann nunmehr mit den Eintragungen der Pundplätze an der Hand der Fund- bögen begonnen werden. „Yallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarien-Freunde zu Magdeburg. Versammlungslokal: Reichskanzler, Kaisersti'aße. Sitzung jeden 2. uud 4, Dienstag im Monat. Sitzung vom 9. Juni 1903. Es kommt zur Sprache, daß die Farbenpracht der importierten MolUenisia latipinna hinter den Erwartungen, die man nach den Ausführungen und Abbildungen des Garmanschen Werkes an diesen Fisch gestellt hatte, weit zurückbleibt. Wir geben uns aber der Hoffnung hin, daß die herrliche abgebildete Varietät doch in Wirklichkeit existiert und unserer Liebhaberei zugänglich gemacht wird, da anzuuehmeu ist, daß die meisterhaften Abbildungen des Garmanschen Werkes nach natürlichen Exemplaren angefertigt sind und dem Zeichner so wenig wie dem Professor Garman, der nur wissenschaftliche Interessen verfolgte, daran liegen konnte, zu übertreiben. Auch Alb. Günther sagt in seinem Handbuch der Ichthyologie, daß unter den MolUenisia- Arten „äußerst schön“ gefärbte Fische sind. — Beachtenswerte Mit- teilungen über die große Raubgier und das schnelle Wachstum von Apus cancriformis weiß Herr Püschel zu bericliten. Winzige junge Apus, welche sich zufällig unter den zu PütterungSzwecken gefangenen Daphnien befanden, wuchsen so schnell, daß ihnen fast eine ganze Brut Diamantbarsche zum Opfer fiel. Nachdem sie isoliert waren, wurden sie mit Daphnien und Wasser- insektenlarven gefüttert, welche sie in erstaunlichen Mengen vertilgten. Ihre Zahl wurde immer geringer, weil sie sich gegenseitig auffraßen. Das einzige über- lebende Exemplar, welches Herr Püschel vorzeigte, war so gewachsen, daß das Rückenschild die ungefähre Größe eines Fünfpfennigstückes hatte. — Einen inter- essanten Fall über das friedliche Zusammenleben einer Wasserspinne (Argyroneta aquatica) im geheizten Aqua- rium mit Fischen, unter denen sich auch die räuherischen Chanchitos und Makropoden befinden, erzählt Herr Gersten. Die Spinne hat im dichtesten Pflanzengestrüpp ihr mit Luft angefülltes Nest gebaut. Von dort unter- nimmt sie ihre Streifzüge in die entferntesten Ecken des Aquariums, ohne von den Fischen belästigt zu werden. Viele so gut gezogene Makropoden und Chan- chitos wird es wohl nicht geben! — Herr ßauinspektor Schöpperle stiftet hierauf eine Anzahl von selbst- gezüchteten zur Landform prächtig entwickelten Feuer- salamandern. — Zum Schluß der Sitzung wurden noch die Herren Dr. Hager und Bauinspektor Schöpperle als Mitglieder in unsern Verein aufgenommen. Sitzung vom 23. Juni 1903. Eingegangen ist vom Verein „Nymphaea“ in Chemnitz eine Einladung zur Ausstellung. Die Herren Braune und Schönfeld II haben ihren Austritt aus dem Verein angemeldet. Hierauf hält der Vorsitzende einen Vortrag über die Süßwassermollusken Deutschlands. Von den in reicher Artenzahl in der Umgegend unserer Stadt vertretenen Schnecken haben wir Amphipeplea glutinosa und Neritina hier nicht auffinden können. Von den Muscheln fehlt uns die Flußperlenmuschel. Erfreuliche Zuchterfolge hat Herr Keim zu verzeichnen und zwar von MolUenisia latipinna, Ganibusia holbrooki und Callichthys jmnctatus. Der Laichakt bei den Panzerwelsen verlief genau in der Weise wie es in dem Aufsatz „Zur Fortpflanzung von C. punctatus“ im Jahrgang 1900 der „Blätter“ auf Seite 217 geschildert ist. Von einem knurrenden Ton, welchen das Männchen hervorbriugen 212 Vereins-Nachrichten. soll, konnte allerdings, vieileicht wegen der Kleinheit des Männchens in diesem Falle, nichts wahrgenommen werden. Herr Keim beobachtete gemeinschaftlich mit Herrn Hartmann, daß bei jedem Laichakt das Männchen von dem Weibchen angesogen wurde. Auffälligerweise ist dieses so eigentümliche Ansaugen bisher von anderer Seite noch nicht bestätigt worden. Über die Fort- pflanzung von Callichthys fasciatus berichtet zuerst Carbonnier, der 8 Männchen und 4 Weibchen zusammen- gesetzt hatte, in der kleinen Schrift „Reproductions de poissons exotiques“, Paris 1881 folgendermaßen: „Zwei oder drei der unternehmendsten Männchen stürzten sich auf das Weibchen und machten sich seitlängs des Leibes desselben zu schaffen. Ein anderes legte sich auf dessen Rücken, ein anderes noch kühneres quer über den Kopf des Weibchens und drückte mit Hülfe des ersten Knochenstrahls seiner Brustflosse wie mit einer Hand das Weibchen an den Bartfäden kräftig zu- sammen (comme avec une main, il etreignit avec force la femelle par ses barhillons). So in der Querlage fest- gehalten, ließ es sich bis unter den Kopf des Weibchens gleiten, indem es in der Richtung des Hinterleibes des Letzteren mit aller Kraft sein Sperma abgab. Dies Männchen war der Sieger. Während dieser Zeit war das Weibchen nicht untätig geblieben, ln dem Moment, wo es sich von dem Männchen zusammengedrückt fühlte, brachte es seine Bauchflossen wie zwei geöffnete mit den Rändern vereinigte Fächer zusammen, indem es eine Art Sackboden (cul-de-sac) bildete, dessen Wände der Hinterleib und die Flossenhaut bildeten und in dessen Raum sich die Öffnung des Eileiters befand“.- Wahrscheinlich hat Carbonnier das Ansaugen des Männchens durch das Weibchen deshalb nicht bemerken können, weil die übrigen Männchen, welche das Pärchen umschwärmten, die Beobachtung erschwerten. Callich- thys fasciatus scheint übrigens identisch zu sein mit C. punctatus, wenigstens erhielten wir beim Ankauf von C. fasciatus stets denselben Fisch, welchen wir als C. punctatus schon längst kannten. „Hottonia^^ Magdeburg. Zu dem 29. April 1903 ließen Aquarien- u. Terrarien- freunde in Buckau b. Magdeburg in ihren Anhängerkreisen Einladungen ergehen hehufs Gründung eines zweiten Vereins der Aquarien- u. Terrarienkunde für Magdeburg. Es fanden sich hierzu am genannten Tage Abends 8' /2 Uhr im Plathischen Restaurant, Buckau, die geladenen Gäste ein. Die Einberufer dieses begründeten in anerkennens- werter Weise ihre Stellung hierzu und es zeigte sich bei näherer Beratung, daß mehrere Abende zur Gründung nötig wären und daß ein unbedingtes Bedürfnis vor- läge, einen zweiten Verein für Magdeburg zu gründen. Die Zahl der erschienenen Herren betrug zehn. Im Namen der Einberufer wünschte Herr Funke, Buckau, den Sitz für den neu zu gründenden Verein vorläufig für Buckau zu belassen. Hiergegen wendet sich von den geladenen Herren Herr Menz, M.-Neustadt, welcher in eingehender Weise die unangenehmen Folgen dieses Vorschlags vorführt. Redner meint: die Zahl, die sich aus den Buckauer Aquarien- und Terrarienfreunden zu Anhängern eines Vereins rekrutieren, wäre eine so minimale, daß dabei ein Verein nicht bestehen könne, sondern man züchte nur hierdurch die Vereinsmeierei, denn es könnten die übrigen Vorstädte dieses in gleicher Weise nachahmen. Redner schlägt vor, den Sitz in der Altstadt Magdeburg festzulegen, dieses findet von sämtlichen Anwesenden lebhafte Zustimmung, selbst Herr Funke stimmt diesem zu und zieht seinen Wunsch zurück. Außerdem übertrug man die Leitung zu den noch erforderlichen Gründungsabenden Herrn Menz. Dieser bringt für den zweiten Abend ein Lokal in der Zentrale Magdeburgs in Vorschlag; diesem wird von sämtlichen anwesenden Herren zugestimmt. Hiermit fand imter Zitierung mancher guten Idee der erste Abend seinen Abschluß. — Mittwoch, den 6. Mai 1903, fand nunmehr der zweite Gründungsabend in der Altstadt Magdeburg im „Restaurant zum Krökentor“, Breiteweg, statt. Sämtliche an der ersten Sitzung be- teiligte Herren waren erschienen. Herr Menz begrüßt die Herren und schildert in eingehender Weise die er- forderliche Beteiligung derjenigen, die gewillt seien diesen Verein ins Leben zu rufen. Ganz besonders weist Redner auf den Zweck und die Mittel zum Zweck für einen derartigen Verein hin. In voller Begeisterung wurde nun nach den Ausführungen des Redners ein- stimmig zur Konstituierung des Vereins geschritten. Es wurde sofort die Wahl eines viergliedrigen Vorstandes vorgenommen, welche auf die Herren Menz, I. Vor- sitzender; Funke, II.. Vorsitzender; Tuchen, Kassierer; Großmann, Schriftführer, fielen. Mit dem Verfassen des Vereins-Statuts wird der I. Vorsitzende betraut, welcher sich hierzu bereit findet. Dem Vorschläge des: Herrn Menz, den Namen der Wasserpflanze „Hottonia“ oder Wasserfeder als Vereins-Namen zu verwenden, wird von sämtlichen Anwesenden zugestimmt. Hierauf Schluß 12 Uhr, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Dortmund. Vereinslokal: Restaurant Kopfermann. Sitzungen: Alle 14 Tage Freitags. Sitzung am Freitag, den 14. Juni 1903. Die Sitzung wurde vom Vorsitzenden um 9^® Uhr eröffnet. Es waren 14 Mitglieder und 8 Gäste anwesend, von letzteren meldeten sich 6 zur Aufnahme. Nach Verlesung der Protokolle und Eingänge erstattete der Schriftführer einen vorläufigen Bericht über die Ergeb- nisse der Ausstellung: „Eine definitive Abrechnung habe zwar noch nicht fertig gestellt werden können, indessen- lasse sich feststellen, daß ein erheblicher Überschuß- erzielt worden sei.' Als besonders wichtiger Erfolg aber müsse das Anwachsen des jungen Vereins betrachtet werden, wovon der starke Besuch der Versammlung Zeugnis ablege. Der Vorsitzende verlas sodann einige Artikel aus eingegangenen Zeitschriften. Er macht be- sonders auf die Mitteilung der „Blätter“ aufmerksam, wonach das II. biolog: Institut in Berlin zur Feststellung der Krankheitsursachen bei Fischen bereit ist und empfahl diese Einrichtung zu reger Benutzung. — Sodann fand die Versteigerung der für die Ausstellung be- schafften Fische statt, wobei sich rege Nachfrage zeigte.' — Herr Bpawski zeigte junge aus aufgefimdenem Laich gezogene Tritonen vor, deren Art sich jedoch noch nicht feststellen ließ. — Auf Anfrage meldeten sich mehrere Herren zu einem gemeinsamen Bezüge von Makropoden auf Grund einer Offerte des Vereins „Triton“. — ' Schließlich wurde noch Herr Betriebsführer Job. Stein mittelst Zettelabstimmung in den Verein aufgenommen' und sodann die Sitzung um 11 Uhr geschlossen. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralaiier Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfe r in Burg b. M . Jahrgang XIT. Heft 16. Der schwarzgebänderte Sonnenflsch (Scheibenbarsch) und seine Zucht im Zimmeraquarium. Von H. Vogt, Hannover. (Mit einer Originalphotographie.) ■n den schönsten Fisclien, die uns der Im- port ans Nordamerika gebraclit hat, ge- hört der Scheibenbarsch ( Mesogonistius chaetoclon (Baircl) Gill). Seit nngefähr sechs Jahren gehört er zu dem Besitzstände unserer Aquarien. Sein Name, den er jetzt führt, will mir aber wenig gefallen und man sollte endlich zu dem, w^enn auch nur wenig gebräuchlichen Namen „schwarz- gebänderter Sonnen fisch“ übergehen. Unsere Fachzeitschriften aber würden sich ein Ver- dienst erwerben, wenn sie fortan für diesen Fisch nur die letztere Bezeichnung wählen würden.*) Die Grundform des Körpers bildet von der Seite gesehen ein Oval, an dessen ziigespitzter Seite sich der Schwanz ansetzt, von oben ge- sehen ist der Körper seitlich sehr zusammen- gedrückt. Die Grundfarbe des Fisches ist ein graugelb, das von einer Anzahl schwarzer Quer- binden unterbrochen wird. Die erste (^uerbinde liegt am Kopf und zieht sich über den Mittel- punkt des Auges hin; die letzte liegt an der Schwauzwurzel. Die einzelnen Schuppen haben einen perlmutterfarbenen Glanz. Die ersten Strahlen des stacheligen Teiles der Eückenüosse sind schwarz gefärbt, dagegen tragen die beiden ersten Strahlen dei' Bauchflosse eine rosa Fär- bung. Die übrigen Strahlen der Baucliflosse sind in ihrem unteren Teile schwai'z und im oberen Teile hell gefärbt. Die Afterflosse trägt an ihrem Außenrande eine feine schwarze Umrahmung, während der übrige Teil, sowie auch die Schwanzflosse, schwarze Punkte trägt. Die in meinem Besitz befindlichen Fische entstammen einer Sendung des Herrn Hans Stüve in Hamburg. Die Eingewüihnung der Fische ist nicht schwierig, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind, nämlich das Aquarium muß gut bepflanzt sein und das Wasser eine Mindesttemperatur von 22 '* C. haben. Als Nahrung nimmt der Scheibenbarsch feingehackte Eegenwürmer, zer- drücktes Garneelenfleisch und vor allen Dingen '*) Schon im 9. Jahrgange der „Blätter„ 1898, S. 80 wurde dieser Name für den Fisch gewählt. Die Redaktion. Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Schwarzgehänderter Sonnenfisch. Mesogonistius chaetodon {Baü'd) GUI. Aus der Nachzucht von J. Reichelt, Berlin. 214 H. Vogt: Der scliwarzgebänderte Sonnenfiscli (Scheibenbarsch) u. seine Zucht im Zimmeraquarium. Daphnien. Seit Jahren befinden sich die Fische bei diesem Futter sehr wohl. Bis jetzt war es keinem Liebhaber gelimgen, von diesen reizenden Fischen Nachzucht zu er- zielen. Eine Nachfrage nach den ünterscheidnngs- merkmalen der Geschlechter hatte keinen Erfolg, ebensowenig eine Nachfrage nach den Vorgängen bei der Laichnng. Ich selbst fand an den Fischen keine äußerliche Verschiedenheit. So mußte denn die Zeit Lehrmeisterin werden. Meine sechs schwarzgebänderten Sonnenfische befanden sich in einem 60 cm langen, 28 cm hohen und 26 cm tiefen, gutbepfianzten Heiz- aquariuni. Gegen Ende Juni 1902 fing nun ein Fisch an, an einer von Pflanzen verdeckten Stelle des Aquariums den Sand aufzuwühlen und fertigte sich eine im Durchmesser ungefähr 8 cm große Höhlung, die etwa 2^2 — 3 cm tief war. Dies geschah derart, daß er mit dem Maule den Sand löste und dann durch ein Fächeln des Schwanzes und der Flossen den losen Sand zur Seite schaffte, so daß sich mit der Zeit um die Grube ein kleiner Wall zog. Da diese Vorgänge dem Nestbau anderer Barsche ähnelte, so schloß ich daraus, daß auch hier das Vorspiel zum Laichen gegeben sei, zumal der Boden der Grulje fein säuberlich gereinigt wurde. Bei ge- nauer Beobachtung sah ich nach einigen Tagen, daß sich das nestbauende Tier sehr eifrig um ein andei’es Tier bemühte und zwar derart, daß es sich mit dem Körper seitlich an das andere Tier schmiegte und dieses dabei nach der Grube zu drängen suchte. Dabei stellte ich folgendes fest: Während bei dem Weibchen die Farben viel intensiver wurden, je länger das Liebesspiel dauerte, umsomehr verblaßte die Farbe des Männchens und ging in ein schmutziges Gelb über; die Querbinden wurden ganz fahl. Gleichzeitig trat l)ei dem Männchen am Ende des Kienien- deckels ein schwarzer Fleck von ungefähr 3 mm Durchmesser scharf hervor, der dem weiblichen Tiere fehlte. (Es sei hier gleich gesagt, daß dieser Fleck mir bis jetzt das einzige untrügliche Merkmal zwischen Männchen und Weibchen ist. Wohl hat auch das Weibchen am Ende des Kienien- deckels einen kleinen Fleck, doch hat dieser nicht die Intensivität der Farbe.) Das Weibchen war oberhalb der Bauchflossen stark angeschwollen, ein Zeichen, daß es viel Laich bei sich trug. Das Laichen ging in folgender Weise vor sich. Das Männchen stellte sich mitten ins Nest und das Weibchen drängte sich mit seinem After schräg seitwärts unter den After des Männchens. Sobald die Eier, mehrere immer gleichzeitig, aus- traten, drückte das Weibchen die Eier auf den Sand, indem es mit dem After auf den Sand stieß, Zn gleicher Zeit stieß aber auch das Männchen seine Milch aus, um die Eier zu befruchten. Die Laichnng dauerte mehrere Stunden. Dann verließ das Weibchen das Nest und das Männchen be- deckte die Eier, damit sie besser hafteten, mit etwas Sand. Vier Tage lang stand nun das Männchen, mit den Flossen fächelnd, über den Eiern. Die dadurch im Wasser bewirkte Strömung sollte den Eiern immer frischen Sauerstoff zu- führen. xAm fünften Tage sah ich dann, wie vom Grunde des Nestes zu verschiedenen Zeiten einzelne der ausgekommenen Jungfische, die in ihrer Form eben ausgeschlüpften Makropoden glichen, in zappelnder Schwimmbewegnng nach der Oberfläche des AVassers strebten, bald aber mit dem Kopfteile nach unten wieder zu Boden sanken. Die Farbe der Jungfische war ein röt- liches Gelb. Leider war die Brut nach einigen Tagen eingegangen. Ob sie von den Alten ver- zehrt, oder ob sie an anderen Ursachen zu Grunde gegangen war, habe ich derzeit nicht feststellen können. In diesem Jahre fingen gleichzeitig schon Mitte April zwei Männchen an zu bauen. Die ersten Jungfische sah ich am 9. Mai. In den ersten Tagen gleichfalls jungen Makropoden ähnlich sehend, wuchsen sie sehr bald heran, so daß der Köi per nach etwa acht Tagen die Länge von 7 — 8 mm erreicht hatte. Jetzt konnte ich deutlich erkennen, daß sich über den ganzen Rücken und Bauch ein feiner Flossensaum zog. Zu der Zeit, als sich Rücken-, Bauch- und Schwanz- flosse entwickelten, schrumpfte der Flossensaum an den anderen Stellen des Rückens und des Bauches zusammen. Nach nngefähr vier bis fünf AVochen trat auch das Farbenkleid hervor und nach sechs AVochen waren die jungen Fische vollständig ausgefärbt. Jetzt am Anfang August sind die größten Jungfische 37., bis 4 cm lang. Bemerken will ich noch, daß ich die Eltern- fische, sobald ich sah, daß sie nach den Jungen Jagd machten, herausgenommen habe. Ich habe auf diese Weise von drei Laichungen 47 Jung- fische gerettet. Von diesen sind noch heute 46 am Leben, einer ist, weil er eine zu große Larve von Corethra plumieornis fressen wollte, erstickt. Gefüttert habe ich in den ersten Tagen mit Infusorien, nach der zweiten AVoche mit Cyclops und von der fünften AA^oche an mit Daphnien. Jetzt nehmen die jungen Scheibenbarsche auch gehackten Eegenwurm, feines Garneelenfleisch und geschabtes Eindfleisch. — Die jungen Fische Merkwürdigkeiten im Fortpflanzimgsgeschäfte der Lurche und Fische. 215 sind so zutraulich, daß sie mir das Futter zwischen den Fingern wegschnappen. Nach meinen Erfahrungen, die ich mit dem schwarzgehänderten Sonnenfische gemacht habe, kann ich den Liebhabern das Halten dieser Fische nur empfehlen. Es sind stolze Tiere, die jedem Becken zum besonderen Schmuck gereichen, vor allen Dingen aber im Eanbfisch -Aquarium eine prächtige Erscheinung sind. Merkwürdigkeiten im Fortpflanzungsgeschäfte der Lurche und Fische. (Schluß.) enn wir uns jetzt den Fischen zu wenden, so werden , wir dieselben Eigenheiten finden. Bald sind es physiologische, zur Erhaltung der Nachkommen bestimmte Einrichtungen, bald im Gegenteil gewollte Bemühungen seitens der Eltern, die als aus väterlicher oder mütterlicher Liebe hervorgegangen gewertet werden können. Übrigens werden; die Eier in der unermeßlichen Mehrheit der Fälle einfach dem Wasser über- lassen und die Eltern machen sich in keiner Weise Sorgen um dieselben. Der in Guyana beheimatete As])redo laevis streckt sich über die Eier aus (Weibchen), nach- dem dieselben eben abgesetzt worden sind. Diese heften sich dabei an die ganze Unterseite seines Körpers. Unter einem jeden Eichen bildet sich darauf eine an Blutgefäßen reiche Warze, die ihm nährende Flüssigkeit zuführt. Bei dem Solenöstoma des indischen Ozeans übernimmt die Mutter auch den Dienst, ihre Nachkommen zur vollen Entwicklung zu führen. Hier aber wendet die Natur ein bis jetzt nicht erwähntes Ver- fahren an: Die Bauchfiossen des Tieres haben verhältnismäßig große Dimensionen; durch ihre Verbindung mit den Bauchseiten bilden sie jeder- seits eine weite Tasche, die die Eier aufnimmt. Die Seenadel (Syngnathus) führt ihre Eier ebenfalls in eigens dazu bestimmten Taschen mit sich, die zu je einer an den Seiten des Körpers liegen und von einer Hautfalte gebildet sind. Bei den Seepferdchen (Hi2')poeampus antiquorum) sind diese Taschen nur nach vorne geöffnet. Die Gatttungen Emhiotoca, Poecilia und Zoarces kommen dem Gebären lebendiger Jungen sehr nahe, da ein großer Teil der Entwicklung im Ovarium (Eierstöckchen) selbst stattfindet. Größer noch ist diese Annäheinng bei mehreren Arten Arius und Aleichthys, sowie bei der Familie der Cichlidae. Hier verschluckt das Männchen die Eier, die darauf in den Mund- und Kienien- höhlungen des Tieres sich völlig entwickeln. Wenn Modifikationen bei den Fischen Vor- kommen, so ist es stets das Männchen, welches dieselben besorgt. Betrachten wir in dieser Hinsicht das Familienleben des Stichlings etwas genauer: Nach Herstellung eines Nestes aus Pflanzenstoffen lockt das Männchen nacheinander mehrere Weibchen an dasselbe heran. Ist dann das Nest mit befruchteten Eiern angefüllt, so zieht das Männchen in unmittelbarer Nähe „auf Posten“, um jede feindliche Annäherung zn ver- hüten. Dieses „Schildwache stehen“ dauert einen ganzen Monat au. Ein australischer Flußbewohner, Arius australis, baut auf dem Grunde des Wassers «ein „Nest“ aus Kieselsteinen, in welches er seine Eier absetzt. Umfangreichere Steine dienen znm Bedecken der Brut. Die Strömung kann der- selben auf diese Weise nichts anhaben und hungrige Feinde vermögen sie nicht zu erreichen. Auf den Nestbau noch einiger anderer exotischer Fische können wir hier nicht näher eingehen, da sie noch zu wenig bekannt sind, um in den Bereich einer allgemeinen Betrachtung gezogen werden zu können. Wenn wir versuchen, die Ergebnisse, die wir bezüglich der Brutpflege bei den Lurchen und Fischen zu konstatieren Gelegenheit nahmen, zu resümieren, so finden wir, daß bei der unend- lichen Mehrheit der Fälle die Eier einfach dem Wasser inmitten der umherziehenden Flüssigkeit überlassen werden. Bei den außerhalb des Wassers lebenden Lurchen trifft die Natur vielfach spezielle Maßregeln gegen die Möglichkeit des Vertrocknens der Brut zur Sicherung der ununterbrochenen Fortdauer der Art. Wir finden organische Ein- richtungen, die dem Ei seine Entwicklung auf oder in dem Organismus des Vaters oder der Mutter zu vollenden erlauben; es zeigen sich spezielle Instinkte, welche die Eltern oder nur einen derselben dazu führen, sich mit der Brut derart zu beschäftigen, daß ihr ein besonderes Nest hergerichtet wird. Endlich treffen wir, selbst im Falle organischer Einrichtungen, einen Instinkt, welcher das Tier antreibt, die Eiablage in Aushöhlungen vorzunehmen, die vorher von ihm dazu eigens hergerichtet wurden. Zu dieser Tätigkeit stehen den Lurchen besondere Organe zurVerfügung, von denen sie geschickten Gebrauch zu machen verstehen. Hier handelt es sich folglich um einen primären, durch die Struktur des Tieres bedingten Instinkt, während in dem Falle des Nestbaues dieser sich in einer unabhängigen und 216 L. Schmitt: Öie geeignetsten resp. haltbarsten Tiere für unsere Seewasser-Behälter. bewußten Weise entwickelt hat, ohne daß irgend etwas in der physischen Gestaltung der betrach- teten Art auf seine Existenz hätte Bedacht nehmen können. Die Fische geben Veranlassung zu Erwägungen derselben Art, nur ist hervorzuheben, daß, wenn bei ihnen einer der Eltern sich mit der Nach- kommenschaft beschäftigt, es immer der Vater ist, der diese Sorge übernimmt. Hier finden wir also eine wirkliche Teilung der Arbeit. Die Mutter setzt die Eier ab und der Vater führt sie zu ihrer vollen Entwicklung. Auch erfährt das Männchen sehr oft organische Umbildungen zur Aufnahme der Eiablage, wodurch die Ent- wicklung letzterer gewährleistet wird. Fragen wir uns nun zum Schlüsse, wie so merkwürdige organische oder psychische Ein- richtungen wie jene, deren wir vorstehend ge- dachten, sich entwickeln konnten, so dürfen wir nicht außer Acht lassen, daß die Einwirkung der natürlichen Zuchtwahl erst nach Verlauf von sehr langen Perioden voranschreitet. Die Arten, welche die eine oder andere dieser Empfänglich- keiten vergegenwärtigen, haben in Wirklichkeit einen merklichen Vorteil vor denjenigen, welche ihre Brut im flüssigen Mittel sich selbst über- lassen. Einzig und allein die große Zahl der Eier erlaubt einigen von ihnen, in letzterem Falle den vielfältigen Zerstörungsursachen zu entrinnen. Dagegen ist die Erhaltung der Brut viel gewisser, wenn die Eltern selbst sich ihrer] annehmen und die Larven dadurch nicht eher äußeren Gefahren ausgesetztj^werden, bis ihre^Entwicklung völlig beendet ist. Die geeignetsten resp. halt- barsten Tiere für unsere See- was s er-B ehält er . Von L. Schmitt, „Aotinia“ Plauen. (Mit drei Originalphotographien.) geit 9 Jahren befasse ich mich mit der Pflege sowie dem Studium aller Arten Meertiere; fast fünf Jahre ist es her, daß ich mich mit dem schwierigen und sehr undankbaren Handel, speziell dem Importe solcher Tiere unter der Firma „Actinia“ befasse. Meine während dieser Zeit gesammelten Erfahrungen habe ich bereits zum Teil in verschiedenen Zeit- schriften veröffentlicht, der Zweck dieses Be- richtes ist: „diejenigen Arten bekannt zu geben, welche der Liebhaber für die Dauer resp. lange Zeit lebend erhalten kann“. Zur Verdeutlichung und Orientierung behufs Einrichtung des Be- hälters ähnlich der Natur, habe ich einen solchen bildlich durch Herrn Photographen Oskar Aus- flug, Plauen i. V. aufnehmen lassen. Genannter Herr ist für derartige schwierige Aufnahmen vorzüglich geübt und zu empfehlen, bei prompter und ziviler Bedienung, Das Wasser dieses Behälters ist ^2 echtes und V2 künstliches. Daß dieses Wasser von derselben Güte als das echte ist, beweist folgender Fall : Ich bekam unter anderem direkt aus dem Mittelmeere eine Sendung Serpula spiralis, eine hiervon hatte die als Zierde großartig wirkende Spirale, welche sich auf dem Kopfe befindet, abgestossen, so daß nur der Wurm in der Röhre verblieb. Das Tier wollte ich nicht bei Seite werfen, da noch lebend, und setzte selbiges in diesen Behälter. Nach ca. 6 Wochen fiel mein Blick zufälligerweise auf die Röhre und ich sah Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Ein größeres Schau-Aquarium der „Actinia“ Plauen i. Vogtl. 1. L. Schmitt: Die geeignetsten resp. haltbarsten Tiere für unsere Seewasser-Behälter. 217 Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. ZU meinem Erstaunen, daß der Kopf des Wurmes mit ca. 1 cm langen Fasern neu bewachsen war; nach weiteren 3 Wochen waren diese bereits zu einer zweiteiligen Spirale von ca. 3 cm entwickelt, versehen mit wunderbaren, bildlich genau zu erkennenden Farbenabstufungen, mit gelblich, hellbraun, schwarz, grau und blau schillernden 7-2 cm brei- ten Querstreifen. — Ferner beflnden sich in demselben Behälter : „Purpurrosen, Gürtel- rosen, rote Rosen, Edel- steinrosen,Sonnenrosen, Seemannsliebchen, sog. Sandrosen, Cylinder- rosen und zwar 2 vio- lette, 1 braune und 1 weiße (letztere links auf dem Bilde genau zu erkennen), Adcm- sien, einige kleine Sonnenrosen der Nordsee, Nelken in diversen Farben, Tintenfischeier, Serpula contordupdicata, Serpula spiralis, Gar- neelen, Kärpflinge, kleine Sterne, 1 Ansauger (sehr seltener Fisch), der Kopf ähnelt in Miniatur dem Alligator, blau punktiert, der Bauch schön rot, daran befindet sich eine trichterförmige Flosse, womit sich dieser Fisch überall ansaugen kann; ferner Seegurken, Sti-andschnecken, rote Schnecke, Spinnenkrebse, Dreieckkrabbe, diverse Algen. Diese Tiere befinden sich bereits Vj„ Jahr, einzelne 6 Monate in dem Behälter und nur den Verlust eines gelben Mittelmeersternes, welcher von den Krebsen aufgefressen wurde, hatte ich zu beklagen, sonst sind alle Tiere bis zum heutigen Tage wohl und gefräßig. Schlamm, welcher sich durch Exkremente, Licht- Algen usw. bildet, entferne ich nicht, dadurch bilden sich Infusorien, von denen Serpeln und Seegurken usw. Nahrung erhalten. Die Durch- lüftung besteht aus einem 2ringigen Hartgummi- Ausströmer, welcher an einem 2 Atmosphären Druck haltenden Kessel angebracht ist. — Die ganze Arbeit zur Instandhaltung des Behälters besteht darin, daß ich früh und Abend vollpumpe, alle 3 Tage füttere, sowie alle 6 — 8 Wochen die vordere Scheibe von innen vorsichtig vom (kaum sichtbaren) Schmutz befreie. — Das Wasser (200 Liter) ist stets krystallhell. Zum eigent- lichen Zwecke zurückzukommen, sind außer den bereits angeführten, ausdauernd zu bezeichnenden Arten noch folgende zu empfelilen und leicht zu halten: Fadenrosen, goldfarbige Rosen, Erd- beerrosen und Klippen- rosen. Krebse: Woll- krabben, Spinnen-, Ein- siedlerkrebse, Taschen- krebse, Heuschrecken- krebse, Bärenkrebse, Porzellankrebse, jedoch sämtlich in nur kleinen Exemplaren. Fische: Seeschraetterling, Aalmutter, Meeräsche, Buchstabenfische, Zebrabarsch, Haifisch- chen, Schleimfische (ge- hörnte), Brachsen, Regenbogenfische, See- pferdchen, Kärpflinge, Petermännchen, Bart- männchen, Flundern, Stichlinge, Skorpione, Grundel und Drachenkopffische in entsprechenden Größen. Verschiedene Tiere: Sterne in div. Farben und Arten, kleine Igel, Seegurken, Hai- Eier, Tintenfischeier, Serpula, div. Arten Schnecken. Mit der Pfiege sämtlicher angeführten Arten habe ich mich seit vielen Jahren befaßt und Bin größeres Schau-Aquarium „Actinia“ Plauen i. V. II. Originalaufnahme nach dem Lehen für die „Blätter“. Roter Seestern (Astropecten). 218 P. Krefft: Die argen tinisclie Schlangenhalsschildkröte. bei sorgfältiger Pflege sehr gute Erfolge erzielt, so daß ich dieselben jedem mit der Sache etwas vertrauten Liebhaber wirklich empfehlen kann. Alles andere besagen meine vorangegangenen Berichte, sowie die Abbildung dieses sachgemäß eingerichteten Behälters, welcher auch dem Nichtinteressenten den Ausdruck: Hochinteressant — wunderbar! abgewinnt. Die argentinische Schlangen- halsschildkröte. Von Dr. P. Krefft, „Isis“-Miinchen. (Mit zwei Originalphotographien.) jL!||(ls zweite Vertreterin der Schlangenhals- ^jpü. Schildkrötenfamilie möge nunmehr die im südlichen Teile Südamerikas beheimatete Hydro^ medusa tectifera Cope betrachtet werden. Die Be- zeichnung „argentinische Schlangenhalsschild- kröte“, die auf diese Art gemeinhin Anwendung findet, ist insofern nicht ganz prägnant, als ihr Verbreitungsgebiet sich auch über die Republik Uruguay und die südlichen Provinzen Brasiliens erstreckt. Dagegen sind Fundortangaben, die sich auf die nördlicheren Gegenden Brasiliens beziehen, mit Vorsicht aufzunehmen bezw. als auf Verwechslung mit der ähnlichen, aber laut Boulenger wohlcharakterisierten Art Hydro- medusa Maximiliani MiJcan beruhend anzusehen. Es sei darauf aufmerksam gemacht, daß der Name „Hydromedusa Maximiliani“ vor Boulengers kritisch sichtender Tätigkeit auch für unsere argentinische Hydromeduse eine Zeit lang sehr gebräuchlich war; so Anden wir sie z. B. in der älteren Ausgabe von Brehms Tierleben und ebenso in v. Fischers „Terrarium“ unter dieser Bezeichnung beschrieben. Die jetzige Hydrome- dusa Maximiliani Boulengers, die von Dumeril & Bibron in der ersten Hälfte des vorigen Jahr- hunderts unter dem Namen Chelodina flavilahris in der „Erpetologie generale“ und später von Strauch („Chelonol. Studien“) unter der Bezeich- nung Hydromedusa flavilahris aufgeführt wird, zählt z. Z. auch in den Museen noch zu den Seltenheiten und wurde höchst wahrscheinlich nie lebend eingeführt. Bei der Beschreibung unserer Argentinierin werde ich mich unter Hinweis auf das im Brehm und in v. Fischers „Terrarium“ sowie auch in wissenschaftlichen Werken Gesagte darauf be- schränken, die dortigen Angaben im wesentlichen nur zu ergänzen. Es kann das um so eher ge- schehen, als die treffliche, von der Meisterhand Lorenz Müllers gefertigte Abbildung, die uns bereits als Tafelreproduktion vor Augen geführt wurde, diese so seltsame, rassige Schildkröte auch den Lesern, die sie in natura nie sahen, in lebenswahrster Weise zu veranschaulichen geeignet erscheint.*) Der Körperbau der Hydromedusa erscheint im Vergleich mit Chelodina im allgemeinen er- heblich abgeplattet bei sonst ziemlicher Ähnlich- keit. Die -relative Halslänge ist noch etwas exzessiver. Kopf und Hals erscheinen mehr von einander abgesetzt und daher sowie wegen der flachen Kopfform otterähnlich, während diese Körperteile bei Chelodina kontinuierlicher und mehr drehrund sind und somit eher der Natter nachgebildet erscheinen. Der Rückenpanzer zeigt eine nach der Wachstumsstufe des Tieres ver- schiedene Gestaltung: bei ganz jungen Tieren von fast dreieckigem, mit der Spitze nach vorn gerichtetem Umrisse und kräftig sowie regel- mäßig gemeißelter Oberfläche, welche einen starken mittleren Längskiel zeigt, sehen wir den Carapax in seinem Umrisse mit zunehmendem Wachstum sich bald der Eiform nähern und gleich- zeitig bildet sich das reiche Reliefmuster der Oberfläche mehr und mehr zurück; bei großen, etwa 20 cm und darüber messenden Panzern findet man als Überreste der früheren Skulptur nur mehr je einen kräftigen Buckel auf den letzten Vertebral- sowie öfters auch auf den letzten Costalplatten. Eine bereits mitgeteilte Beob- achtung Lorenz Müllers **) läßt übrigens darauf schließen, daß die letzten übrigen Rauhigkeiten des (juvenilen) Rückenschildes sich nicht all- mählich verlieren, sondern daß auf einer gewissen Wachstumsstufe die rauhen (primären) Horn- platten durch einen typischen Häutungsprozeß abgeworfen werden, worauf die unter ihnen sichtbar werdenden (sekundären) glatten Horn- platten die Oberfläche des Rückenschildes bilden. Die Geschlechtsunterschiede, in hinten fast kahn- föamig ausgehöhltem Brustschilde mit engerem, spitzwinkligem hinterem Ausschnitt beim Männ- chen und fast planem Brustschilde mit weiterem oft stumpfwinkligem Ausschnitte beim Weibchen bestehend, erscheinen bei dieser Art besser aus- geprägt als bei der vorigen. Das numerische Übergewicht des männlichen Geschlechts, dessen wir schon bei (7/ie^ocZma Erwähnung taten, scheint auch für die Gattung Hydromedusa die Regel *) Tafel zu Heft 13 d. J. =’•*) Siehe „Blätter“, Jahrg. 1902. Heft 19. P. Krefft: Die argentinische Sclilangenhalsschildkröte. 219 zu bilden. So waren beispielsweise die 4 Typen, welche D. & B. bei Beschreibung ihrer „Chel. flainlahris (= Hyclrom. Max. Mikan) Vorlagen, nach Strauchs Annahme sämtlich Männchen. Unter 10 Hydromednsen, die mir gegenwärtig lebend vor- liegen, befinden sich auch nur 2 q . Alle zeigen eine Eigentümlichkeit des Brnstschildes, die ich nicht unerwähnt lassen möchte, da man sie im Einzel- falle für pathologisch halten könnte. Stets befindet sich in der Mitte, also meist im Bereiche der Abdominal- platten, eine unter Fingerdrnck federnde Stelle, etwa als ob sich direkt unter den Hornschildern Weichteile befänden. Bei einem ö ist diese Gegend sichtbar blasenartig aufgetrieben; am schwäch- sten ausgeprägt, aber immerhin noch deutlich finde ich die elastische Stelle bei meinem kerngesunden Weibchen, das ich schon im fünften Jahre pflege.*) nach hinten verlaufende seitliche Zügelstreifen- paar, das meist blaßgelb, zuweilen mit orange- oder ziegelroter Tönung, gefärbt erscheint, wohl als das konstanteste Charakteristikum gelten darf. Weit weniger und unregelmäßiger entwickelt finden wir in der Kehlgegend ein zweites helles Streifenpaar, das aber auch bis auf schwache Rudimente öfter fehlt. Auch im übrigen zeigt die Originalphotogiaphien nach dem Argentinische Schlangenhalssclüldkröte. Hydro- Leben für die ^Blatter“. medusa tectifera Cope. Monströses Exemplar. Über dieses Tier, dessen Abbildung beigefügt ist, muß ich, seines monströsen Schalenbaues wegen, noch einige Worte hinzufügen. An der vorn helmvisierartigen Aufbiegung des Schildrandes beteiligen sich nur die Randplatten. Der gesamte Panzer ist abnorm dick, und das Tier daher sein- schwer. Derartige „Mißbildungen“, die übrigens das Ansehen der Tiere durchaus nicht benach- teiligen, vielmehr höchst interessant gestalten, sollen, wie mir der Chelonologe Siebenrock freund- lichst mitteilte, bei dieser Art nicht selten sein und auch bei Efnys lutaria und den Alligator- schildkröten beobachtet werden. Von ersterer Art sah auch ich einmal ein ähnlich monströses Stück. Bezüglich der Färbung der Hyclrom. tectifera möchte ich voranstellen, daß das vom Kopfe *) Bei den großen Hydromednsen des Berl. Aquar. fand ich die sonst elastische Stelle völlig starr und hart. Färbung große Variabilität und zwar augenscheinlich nicht etwa, wie wir bei Chelo- (lina sahen, der Alterstufe ge- mäß; eher dürfte man an die Ausbildung lokaler Formen denken. Unter 14 von zwei Importen verschiedener Her- kunft stammenden Exem- plaren, die ich lebend sah, fand ich ungefähr folgende Fär- bungen des Rückenpanzers: einfarbig lichtbraun, einfarbig rostbraun bis auf einen Kranz von verwaschenen, dreiecki- gen Marginalfiecken, sodann braune Grundfärbun- gen vom hellen Milchkaffeebraun bis zum dunkel- sten Olivbraun mit mehr oder weniger deutlicher Zeichnung, in dunklen Plattennähten oder Spritzflecken, außer den fast konstant zu finden- den großen Randflecken, bestehend. So ganz unabhängig vom Alter scheint die Färbung übrigens auch bei dieser Art nicht zu sein, in- sofern die älteren Stücke eine deutlichere und reichhaltigere Zeichnung als die mehr schlicht gefärbten Jungen auf dem Rückenpanzer zu zeigen pflegen ; so wurde auch an dem abgebildeten Müllerschen Exemplar die Spritzfleckenzeichnung erst nach der bereits erwähnten „Häutung“ sichtbar. Es wäre noch darauf hinzuweisen, daß die rostfarbene Färbung, die ich übrigens nur an einem Stücke sah, vielleicht als ein konsoli- dierter Niederschlag von Eisensalzen des Wohn- 220 Kleine Mitteilungen. gewässers gedeutet werden könnte. In diesem Sinne etwa sprechen sich auch Dnineril und Bibron in der „Erpetologie generale“ aus. Das Brustschild fand ich bei den Exemplaren des letzten (sndbrasilianischen) Importes durchweg mit einer eigenartigen, an Schmetterlingsflügel erinnernden Zeichnung versehen, die sich ans zwei symmetrischen, in der Mittellinie zusammen- stoßenden Hälften znsammensetzt. Dagegen fand ich bei den übrigen Stücken meist ein nugezeich- netes, schmutzig gelbes Brustschild, dessen dunkle Auflagerungen wohl nur aus inkrustierenden Fremdkörpern zu bestehen schienen. (Schluß folgt.) A JCIcinc JWitfeilun^en- l)er Hecht iiu Aquaruim. — Interessiert ein mit Friedfischen, besonders mit Ellritzen, Goldorfen, Bitter- lingen, Rotfedern usw. besetztes Aquarium durch die quecksilbrige Beweglichkeit der Bewohner im höchsten Maße, so daß man stundenlang dabei verweilen und sich an dem munteren Treiben ergötzen kann, so ist doch nicht zu bestreiten, daß auch ein mit Raubfischen besetztes Becken seine eigenen Reize besitzt und dem Naturfreund gerade durch seine majestätisch erhabene Rübe Augenblicke der Erholung, Bewunderung und Zer- streuung bietet. — Wie schön, interessant und anregend mutet einem solch kleine Welt in ihrer prickelnden Eigenart, anscheinend vom tiefsten Fi-iedeu erfüllt an. Im wundervollen Flor j)rangt die Pflanzenwelt. Schlanke Vallisuerien steigen empor, neugierig strebt das schmucke Sternkraut dem Lichte entgegen und hell- grüne Heteranthera leuchtet dazwischen — und zwischen- durch tollt eine Rotte silberglitzernder Jungfische im fröhlichen Spiel. Ein Bild hehren Friedens. — Doch jetzt in all diese Herrlichkeit hinein zieht ruhig und Achtung gebietend der Herrscher dieses Reiches, der fürchterlichste Räuber unserer deutschen Gewässer — der stolze Hecht. — Welch wunderbarer Anblick, mit gespanntester Aufmerksamkeit verfolgen wir jede seiner Bewegungen. Ein Ereignis ebenso interessanten wie hoch dramatischen Abschlusses läßt sich ahnen. — Kaum merklich, aber mit verhältnis- mäßiger Eile, nähert er sich seinem Opfer, das sorglos spielend in unheimliche Nähe des Gewaltigen kommt. Jetzt steht er still, gleichsam die Entfernung messend, die ihn von seinem Opfer trennt. — Da, jetzt ein Ruck, zugleich ein Aufreißen seines fürchterlichen, zahn- bewehrten Rachens, und wie der Blitz schießt der Hecht auf sein argloses Opfer los, welches ohnmächtig zappeind in den schwarzen Abgrund verschwindet. Perlenfarbige Schuppen glitzern durch das Wasser und bekunden den Schluß des Dramas, welches sich jedoch in seinem prickelnden Reiz noch recht oft wieder- holen wird. G. Baumgardt. Das Gehör der Fische. — Das Vorhandensein eines inneren Ohres bei den Fischen hat eine Reihe großer Zoologen zu der Annahme bestimmt, daß diese Tiere zu hören vermögen. Nun hat aber Kreidl festgestellt, daß die Fische nach dem Verlust dieses angeblichen Gehörorgans sich noch durch Schallwellen von ge- nügender Stärke beeinflusst zeigen, obgleich sie nicht mehr imstande sind, ihr Gleichgewicht aufrecht zu er- halten. Aus diesen Beobachtungen ist der Schluß ge- zogen worden, daß das innere Ohr der Fische nicht zum Hören, sondern zur Erlialtung des Gleichgewichts in den Bewegungen des Körpers dient, und daß das eigent- liche Gehör, das also den Tieren Nachricht von den Schallwellen gibt, nicht in den Ohren, sondern in der Haut zu suchen sei. Mau könnte danach sagen, daß die Fische Töne überhaupt nicht hören, sondern fühlen. Das wären die Anschauungen, die bis zu den neuesten Untersnebungen .von Parker allgemein als gültig be- trachtet wurden. Jetzt hat dieser Zoologe den Nach- weis geführt, daß es zum mindesten unter den Fischen einige gibt, die wirklich hören. Dieser Zoologe hat den umgekehrten Versuch gemacht, indem er einen Fisch der Hautnerven auf der Seitenlinie beraubte und ihm das innere Ohr liess. Unter diesen Umständen ent- sprachen die Flossenbewegungen noch den Schallwellen, obgleich die Haut dagegen notwendig empfindlich sein mußte; die Beeinflussung durch Töne hörte jedoch auf, sobald die Nerven der inneren Ohren ausgeschnitten wurden. Dadurch wäre nun wieder der Nachweis ge- führt, daß wenigstens die von Parker untersuchte Fischart, ein „Killifisch“, Fundulus heteroclitus, der zahl- reich in der neuen Welt, an der atlantischen Küste der Vereinigten Staaten vorkommt, tatsächlich hört. VEREINS'#Ti%W NACHRICHTEN Terbandsnachricliten. Auf dem diesjährigen Verbandstage, der vom 25. bis 27. Juli in Nürnberg abgebalten wurde, unterwarf man die Satzungen einer gründlichen Revision und nahm einschneidende Veränderungen vor. Der Verband führt von jetzt ab den Namen „Verband deutscher Aquarien- und Terrarienfreunde“. Als Mitglieder werden nur Vereine aufgenommen. Dieselben sollen ihre Zusammen- gehörigkeit betätigen durch rührige gemeinsame Arbeit, damit wirkliche Vorteile geboten, namentlich auch ihren Mitgliedern billige und reelle Bezugsquellen eröffnet werden können. In den Vorstand wurden auf zwei Jahre gewählt die Herren Brüning-Hamburg als I. und Becker-Karlsrnbe als II. Vorsitzender, Pohnke-Hamburg als I. und Schlesinger-Karlsruhe als II. Schriftführer, Vogt-Hannover als I. und Fischer-Nürnberg als II. Schatz- meister. Als Versammlungsort für den nächsten Ver- bandstag ist Berlin in Aussicht genommen. Vereins-Nachrichten. 221 „Isis“, Verein für Aquarien- imd Terrarienkunde in München. E. V. Donnerstag, den 14. Mai 1903. Protokoll Verlesung und Genehmigung. Der Verein der „Aquarienfreunde“-Berlin teilt mit, daß die Exkur- sion nach den Rüdersdorfer Kalkbergen unterblieb. An Zeitschriften ist eingelaufen: „Allgem. Fischerei- zeitung“ No. 22, 23 u. 24. In No. 22 berichtet Professor Dr. Bruno Hofer „Über eine einfache Methode zur Schätzung des Sauerstoffgehaltes im Wasser“. Dieser Aufsatz sowie eine Reihe kleiner interessanter Mit- teilungen gelangen zur Bekanntgabe. Aus No. 23 kommt der Aufsatz „Über Lehm als Heilmittel bei Fischkrank- heiten“ ebenfalls aus der Feder des obengenannten Ge- lehrten stammend, zur Mitteilung. Heft No. 24 be- handelt die Krankheiten der Kiemen der Fische und zwar zunächst die chemischen Verletzungen der Kiemen „Nerthus“ Heft No. 19. Hier bringt Herr Lehrer Zimmer- mann-Pretzschendorf eine kleine Notiz über Brutpflege von Rana fusca. Er schreibt, daß er Ende März in einem Pflanzengarten einen „braunen Grasfrosch“ beob- achtete, der mehrere Tage lang unter seinem Laich- klumpen sich verbarg und wederholt mit geöffnetem Maule nach einem Stabe schnappte, mit welchem der Laich umgewendet wurde. Wir haben vor einigen Jahren einmal bei Berülirung der Eierschnüre von Bufo vulgaris L. beobachten können, daß die hart in der Nähe unter dem Ufer verborgene weibliche Kröte gegen die Spitze des Stockes zuschwamm und denselben mit ihrer Schnauze berührte. Inwieweit-dieses wirklich mit Brut- pflege zusammenbäugt, wagen wir nicht zu entscheiden. Richtig ist nur, daß bei der Deutung von Handlungen dieser Tiere ziemlich kritisch und vorsichtig zu Werke gegangen werden muß. Daß der Grasfrosch wie Herr Lehrer Zimmermann berichtet „mit geöffnetem Maule nach dem Stabe schnappte“ dürfte wohl ein Irrtum sein. Blätter No. 9 bringen einen Artikel über Weißfisclie. Mit Recht wird am Schlüsse des Artikels bemerkt, daß dieser Ausdruck im Grunde genommen nichts sagt. In den letzten Jahren hat sich nun leider auch bei uns zu dieser sehr allgemeinen Bezeichnung das geradezu einfältige Wort „Flitterfische“ eingebürgert. In der Tiefe seiner Bedeutung und seines Wertes deckt es sich mit dem Wunsche „Mahlzeit“. Herr Major Prestelea. D. bringt einige anregende Ausführungen über zwei in der Tat unverwüstliche Terrarienpflanzen nämlich Opldo- pogon japonicus Ker. und Reinelcea curnea Kath. Recht dankenswerte Mitteilungen, insonderheit für die Aquarianer bringt Herr Gerlach-Loscbwitz in seinem Aufsatz ^ChironoDius“ . Bedauerlicherweise konnte dieser Aufsatz nicht zu Ende geführt werden, ohne daß zum Schlüsse ein halbversteckter Seitenliieb in der Richtung nach uns geführt wurde. Gerlach sagt: „Zum Schlüsse will ich speziell bekennen, daß ich glaube mit vorstehenden Zeilen der Allgemeinheit zu dienen, da ich noch nichts veröffentlicht fand, was auf den hohen Wert dieser Larven als Futter hinweist usw.“ „Nach meinem Dafürhalten werden Artikel zur Belehrung für diejenigen geschrieben, denen dies oder jenes noch unbekannt ist und nicht um von denen kritisiert zu werden, die alles schon kennen.“ Zunächst wollen wir gleich bezüglich des Aufsatzes „Chironomus“ aufügen, daß uns in demselben dieses oder jenes noch unbekannt ist und wir nicht alles schon lange kennen und nun zu den „ungerechtfertigten Bemerkungen.“ (Schluß folgt.) „Humboldt“, Verein für Aquarien- u. Terrarienkunde, Hamburg (R. V.). Vereinslokal: St. Georger Vereins- haus, Große Allee 45. Versammlung am 2. Juli 1903. Der 1. Vorsitzende, Herr Peter, begrüßte das neue Mitglied, Herrn Carl Materne, Uhrmacher, und teilt mit, daß Herr W. Printz, Kaufmann, sich zur Mitgliedschaft gemeldet habe. Mehrere eingegangene Schreiben wurden bekannt gegeben, darunter zwei von den Vereinen „Sagittaria“ in Hohenstein-Ernsttal und „Phorkys“ in Berlin, worin das dortige Vereinsleben eingehend ge- schildert wird. Darauf wurden verschiedene Offerten mitgeteilt, darunter zwei über abzugebende Terrarien, eins 40 Mk., das andere (heizbar) für 30 Mk. (Aus- kunft darüber erteilt der 1. Vorsitzende.) Sodann wurde berichtet über die letzte zwanglose Zusammenkunft, die recht interessant gewesen sei und die Teilnehmer (Herren, wie Damen) bis weit über Mitternacht zu- sammenbleiben ließ. Ferner wurde Bericht erstattet über die letzten beiden Exkursionen nach dem Borsteler Moor und Hellbrook, letztere speziell für die Jugend- abteilung veranstaltet. Beide verliefen befriedigend und kehrten die zahlreichen Teilnehmer mit guter Aus- beute au Tieren und Pflanzen heim. Unter anderem wurde in einem schmalen Graben des Borsteler Moors ein mittelgroßer, fetter Aal, sowie ein großer Schlamm- beißer erbeutet, die aber beide, weil fürs Aquarium viel zu groß, au Ort und Stelle wieder ausgesetzt wurden. Herr Peter zeigte wieder einige vorzügliche Aufnahmen von diesen Exkursionen vor. — Herr Peter zeigte einige Proben „Futteiblut“ vor, die ihm auf Ersuchen von Herrn Ernst Schubart, Dresden 20, bereit- willigst übersandt worden seien. Dieses Futterblut ist nach einem neuen patentierten Verfahren hergestellt. Nach den Versuchen, die Berufszüchter in Teichen und ein Wissenschaftler im Aquarium damit angestellt haben, soll dieses Futterblut leichter verdaulich als bisherige Blutpräparate sein und außerdem einen großen Nähr- wert besitzen. Es soll mit andern Futtermitteln gemischt gefüttert werden. Wenn er auch noch kein Urteil ab- geben könne, so wolle er doch schon auf dieses Futter- blut aufmerksam machen, damit auch von andei’er Seite Versuche angestellt werden könnten. Desgleichen legt Mitglied Herr R. Weide Proben eines neuen, von ihm hergestellten Fischfutters vor. — Mehrere Mit- glieder berichteten über diesjährige Zuchterfolge: Herr Neugebauer hat etwa -100 junge Diamantbarsche erzielt. Herr Schroot hat Nachzucht von der roten Posthorn- schnecke, auch ist bei ihm zum ersten Male Trichogaster lalius, der neue fäi'benpi’ächtige Gurami, zur Vermehrung geschritten. — Herr Weide berichtete, er habe beobachtet, daß Schnecken die Eier von Haplochüus verzehrt hätten. — Es fand sodann eine allgemeine Besprechung über (len Wert von Schnecken und Kaulquappen als Algen- verlilgcr in Aquarien statt. Es ward durchweg die Ansicht vertreten, daß sowohl Schnecken als auch Kaul- quappen meistens bald das Fischfutter den Algen vor- zögen und daß daher der Wert beider als Algenvertilger in Aquarien, worin Fische gehalten und mit künstlichem Futter ernährt würden, nicht von langer Dauer sei. Doch empfehle es sich immerhin in solchen Aquarien einige Schnecken zu halten, da diese die Futterreste verzehrten. Herr Peter bemerkte noch, daß Kaulquappen nicht so stumpfsinnig seien, wie wohl allgemein an- genommen werde. Er habe wiederholt beobachtet, daß 222 V ereins-Nachrichten. Kaulquappen, wenn sie erst mal Geschmack am Pisch- futter gefunden haben, sich prompt bei jeder Fütterung einfinden; in diesem Jahre habe er auch beobachtet, daß Quappen von der Knobiauchkröte, die einige Male umquartiert worden waren, sich ins dichte Pflanzengewirr flüchteten, sowie er nur mit dem Kätscher der Ober- fläche des Wassers sich nälierte. — Heir Peter zeigte zwei Photographien eines Sumpfpfianzenaquariums (Palu- dariums) mit zahlreichen, meist einheimischen Sumpf- pflanzen in prächtiger Kultur vor. A. B. ,,Salvinia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden, Hamburg. Vereinslokal: Siechen-Bräu, Kreuzweg 6. Versammlung am 8. Juni 1903. Anwesend sind 50 Mitglieder sowie zahlreiche Gäste. Aufgenommen werden die Herren H. Leiske- Rostock sowie F. Ewald-Berlin. Der lieutlge Sitzungs- ahend ist ein Lichtbilderabend. Vorgeführt wird in prächtigen Bildern eine Reise von Hamburg nach Venedig durch unseren allbewährten Herrn Wach. Herr Murschütz, der diese Reise im Vorjahre selbst in den Ferien gemacht hatte, übernimmt die Schilderung. Unter lautloser Stille lauschen die Anwesenden den interessanten Ausführungen des Redners, der nicht nur die Schönheiten der einzelnen Orte und Partien zu schildern und zu beschreiben weiß, sondern auch vieie lüstorische Daten und Tatsachen in seine Rede mit einschließt. Rauschender Beifall wird der fast ein- stündigen Veranstaltung zuteil. Auch an dieser Stelle sei unseren Herren Wach und Flurschütz unser leb- hafter Dank ausgesprochen. Nachdem der Saal wieder erhellt, kommt auch die Liebhaberei zu ihrem Recht. — Der 1. Vorsitzende gibt zunächst bekannt, daß der § 9 der Satzungen (Ausschluß wegen Zahlungsversäumnis) im letzten Halbjahre sowie für die Zukunft strenge durchgeführt wurde resp. werden wird. Es mußten wegen Nichtzahlung der Beiträge eine ganze Reihe von Mitgliedern gestrichen werden. Wenn man den Gründen dieser unliebsamen Erscheinung, mit der auch andere größere Vereine zu kämpfen haben, nachforscht, so wird man bald die Ursache heraushaben. Diese in der Zahlung der geringen Vereinsheiträge so säumigen angeblichen Liebhaber, die sich in den Sitzungen über- haupt nicht sehen lassen, sind in der Regel überhaupt keine Liebhaber, ja haben häufig nicht einmal ein Aquarium je besessen! Wie kamen diese Leute dazu, einem die Aquarien- und Terrarienkunde pflegenden Verein beizutreten? Freiwillig haben sie sich nicht gemeldet. Sie wurden vielmehr von feurigen, ihrem Vereine mit Leib und Leben angehöreuden Vereins- mitgliedern überredet, dem Vereine beizutreten; häufig werden solche neue Mitglieder am Biertische geschmiedet. Einen wie schlechten Dienst solche übereifrigen Mitglieder ihrem Vereine durch solchen Vereinszuwachs erweisen, ahnen sie natürlich nicht. Jedes neue Mitglied ver- ursacht der Vereinskasse durch Lieferung der Vereins- zeitung, sonstiger Drucksachen und Porti erhebliche Auslagen, für die hernach eine Deckung ausbleibt. Jedes Mitglied, das es mit seinem Vereine gut meint und seinem Vereine in Wahrheit dienen will, möge immer die obigen Auslassungen beherzigen und nur solche Personen zur Aufnahme in Vorschlag bringen, von deren Bonität und deren wirklichem Liebhaber- Charakter sie überzeugt sind. Wenn trotz d*er statt- gehabten erheblichen Streichungen von Mitgliedern die „Salvinia“ doch noch an Mitgliederzahl nicht nur nicht zurückgegangen ist, sondern diese noch von Jahres- anfang bis heute von 205 auf 214 Mitglieder zu er- höhen imstande war, so beweist dies, daß wir auf dem richtigen Wege sind. Aufnahmeanträge von tüchtigen Liebhabern des In- und Auslandes gehen uns denn auch in fortgesetzter Folge unausgesetzt zu, ein Beweis, daß sich der Name der „Salvinia“ einen guten Klang erworben! — Mitteilungen aus dem Gebiete der Lieb- haberei: Unser auswärtiges Mitglied Herr Albert Rudolph in Halle a. S. schreibt uns : „In einem kleinen Aquarium, welches Südseite hat und Sonne von früh 9 Uhr bis Abends 6 Uhr bekommt, war das Wasser ganz grün von Algen geworden; ich entfernte dasselbe und ließ wieder klares Leitungswasser hinein; nach 8 Tagen hatte ich dasselbe Resultat. Dann versuchte ich es mit altem abgestandenen Wasser aus einem Becken, welches wenig Sonne hat, und das Aquarium ist bis heute noch rein und hell, mag es doch wohl an der Beschaffenheit des Wassers gelegen haben.“ Wir haben schon des öfteren die Beobachtung gemacht, daß altes Aquariumwasser nicht nur einen großen Algenwuchs nicht begünstigt, sondern daß es geradezu als Algen- abtöter wirkt. Das wiederholentliche Ablassen von veralgtem Aquariumwasser und dessen Ersatz durch frisches Leitungswasser, wie es häufig von Liebhabern zur Vertreibung der Algen bewirkt wird, verursacht gewöhnlich gerade das Gegenteil von dem, was von ihnen gewollt wurde, die Algen wuchern nur um so schlimmer. Jede Algenplage verschwindet, nachdem sie einige Wochen sich unliebsam bemerkbar gemacht hat, in der Regel ganz von selbst wieder. — Derselbe Herr, ein eifriger Liebhaber, schreibt weiter: „Vor vier Wochen haben meine Paradies fische gelaicht in einem 12 Liter fassenden heizbaren Aquarium bei 20 *R., hei welcher Gelegenheit ich ungefähr 300 Fischchen erhielt. Diese entwickelten sich prächtig imd ich konnte in den ersten 14 Tagen noch keine Abnahme derselben fest- stellen. Als die Fischchen vier Tage alt waren, mußte ich schon das alte Männchen entfernen, das sich darob wie rasend gebärdete, denn die Kleinen schwärmten schon aus und fingen an, Jagd auf Infusorien und kleine Cyclops zu machen. Nun hatte ich das Glück einen Teich aufzufinden, welcher die erwähnten winzigen Wassertierchen in Mengen enthielt und hatte somit ein leichtes Aufziehen. Doch das Unglück schreitet schnell. Verleitet durch das schnelle Wachstum der Kleinen fütterte ich eines Abends, ganz aus meiner Gewohnheit, da ich nur früh und Mittags füttere, mit kleinen Daphnien. So klein wie diese auch waren, die Fisch- chen konnten dieselben nicht bewältigen, und da ich nun viel hineingetan hatte, so nahmen dieselben im Verein mit zu dicht gewucherter Wasserpest, welche des Nachts wohl zuviel Kohlensäure abgegeben haben mögen, den Jungen den nötigen Sauerstoff weg, und diese verminderten sich nun zusehends. Kurz und gut, nach 14 Tagen lebten nur noch ungefähr 100 Stück, welche, da ich die Pflanzen tüchtig zurückgeschnitten habe und nach Möglichkeit die Daphnien entfernt hatte, nun heute noch am Leben sind.“ Soweit Herr Rudolph. Das teilweise Eingehen der Jungen ist wieder einmal eine Mahnung an alle Liebhaber, beim Füttern mit Daphnien ein weises Maß zu halten. Man füttere lieber zu wenig, als zu viel. — Es kommen eine Anzahl Pflanzen zur Gratisverteilung, sowie ein Posten Reptilien und Fische zum Verkauf bezw. zur Auktion. Frage- kasten. Schluß 121/2 Uhr. T. V ereins-Nachrichten. 223 Verein der „Aqnarienfreiinde“ zn Berlin. Vereinslokal „Wendt’s Centralclubhaiis“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 10. Juni 1903. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9 Uhr. Anwesend waren 52 Mitglieder und die Herren Hermann Lachmann, Julius Saenicke sowie Fräulein Maria Reetz als Gäste. Im Einlauf befanden sich je ein Schreiben des Berliner Zoologischen Gartens und des Berliner Aquarium, letzteres enthaltend die Mitteilung, daß die Mitglieder des Vereins bei Besuch dieses Institutes eine bedeutende Preisermäßigung erhalten. Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen und an- genommen war, wurden die Berichte der stattgefundenen Exkursionen entgegengenommen. Die Exkursion nach Birkenwerder ergab, von Herrn W. Baumgardt aus- geführt, eine Ausbeute von verschiedenen Reptilien und Wasserpflanzen. Desgleichen eine solche nach dem Tegeler See. Sehr erfolgreich war eine Exkursion nach dem Finkenkrug, veranstaltet von den Herren P. Hamann, Hermann, K. Weudorf und \V. Baumgardt. Gefunden wurden unsere heimischen Tritonen und Echsen, sowie Ringelnattern und Blindschleichen in erheblicher Zahl. Außerdem eine Menge Carassius vulgaris. Beinahe die gesamte Ausbeute, über 100 Exemplare, wurde dem Verein zur Verfügung gestellt. Drosera rotundifolia fand Herr Timmermann im Grune- wald-See in hübschen Exemplaren. Rote Planorben wurden freilebend angetroffen von Herrn Palm in Karls- horst und Herrn Härtel in den Gräben der Pappelallee. Nachdem ein Antrag des Herrn W. Baumgardt, mit berufs- mäßigen Fängern in Verbindung zu treten, dem Vor- stande zur Erledigung überwiesen war, wurde Herr Paul Rozcynski als Mitglied aufgenommen. Aufnahme- antrag wurde gestellt von den Herren Herrn. Lachmann und Julius Saenicke, ersterer Berlin, letzterer Steglitz. Hierauf wurde zur Versteigerung verschiedener Lieb- haber-Objekte, welche in liebenswürdigster Weise von Mitgliedern und dem Exkursiouskomitee zur Verfügung gestellt wurden, geschritten. Der Eidös aus der Ver- steigerung mehrerer Exemplare Trogidonotus natrix, verschiedener Lacerten, Clemmys caspica var. rivulata, Emys lidaria, Testudo gracea, Seps chalcides, Agayna inermis, Gongylus ocellatus, sowie verschiedener Wasser- pflanzen, darunter eine im vollen Sonnenlicht kultivierte Cahoniba caroliniana, wurde in Höhe von 7,70 Mk. der Kasse überwiesen. Den freundlichen Gebern unseren besten Dank. — Eine auffallende Erscheinung unter einigen Vertretern der Pflanzenwelt gab Anlaß zu einer lebhaften Diskussion. Von mehreren Seiten wurde über eine eigentümlich hlutrote Färbung der Blätter, speziell von Sagittaria natans, Nympliaea alba und Vallisneria spiralis berichtet. Hervorgehoben muß hierbei werden, daß es sich nicht um vereinzelte rotgefärbte Blatt- spitzen und Blätter handelt, oder die gewöhnlich rost- braun gefärbten Unterseiten derselben, sondern' um völlig dunkelrot gefärbte Pflanzenexemplare, wie solche auf der Exkursion nach Königswusterhausen in Menge gefunden worden sind. Interessant ist auch der Bericht der Herren Relmann und Palm über rote Vallisnerien und Sagittarien, zumal Herr Reimann dem Verein einige zu erwartende Überraschungen dieser Art in nächster Zeit in Aussicht stellte. Die wissenschaftliche Er- klärung, daß dem roten Farbstoff in den Pflanzen die Fähigkeit zukommt, Licht zurückzubehalten und in Wärme umzusetzen, wurde von mehreren Seiten skeptisch aufgefaßt. Es wurden Beispiele angeführt, daß an Pflanzen ein und derselben Art, unter scheinbar ganz gleichen Verhältnissen, ganz abweichende Blatt- färbungen, darunter auch die blutrote Farbe, beobachtet worden sind. In einigen Fällen wurde zugegeben, daß sich die rote Farbe bei Pflanzen gezeigt hatte, die zur kalten Zeit im Frühjahre zur Neubepflanzung von Aquarien verwendet wurden, in welchen Fällen auch kaltes Leituugswasser zur Füllung der Behälter ge- braucht wurde. Dieses Wasser hatte sich erst nach längerer Zeit, mit Eintritt warmer Witterung, genügend durchwärmt. Im allgemeinen war Neigung vorhanden, diese Erscheinung auf die Bodenverhältnisse zu rück- zuführen. — Herr G. Lehmann berichtet, daß sich unterhalb der männlichen Blüten seiner Vallisneria spiralis Luftwurzeln bilden. Interessant ist der zu unternehmende Versuch, diese Wurzeln zur Vermehrung der Pflanze zu benutzen. - Zur Frage der höchst- möglich erreichbaren Größe der Blätter der Sagittaria jajwnica wurde von Herrn G. Veith mitgeteilt, daß Maße von 38 x 14 cm keine Seltenheiten sind. Nach- dem nun noch Herr Reimann dem Verein die Mitteilung gemacht hatte, daß ihm auf der Brandenburgischen Fischerei-Ausstellung für seine rote Planorbis zwei Preise zuerkanut worden sind, schloß der Vorsitzende die interessante Sitzung um 12^® Uhr. G. B. „Nympliaea“, Verein für Aquarien- u. Terrarienkunde zu Leipzig. (Versammlimg jeden Dienstag, Abends 9 Uhr im Vereins- lokal „Herzog Ernst“, Georgen-Str. 1.) 517. Sitzung am 26. Mai 1903. Nach Eröffnung der Sitzung um 10 Uhr gelangt an Eingängen ein Schreiben des Verbandes, dann eine Offerte des Herrn Müller-Würzburg über Terrarieutiere zur Verlesung (auf letztere wii’d eine größere Bestellung gemacht), ferner eine solche des Vereins „Hottonia“- Darmstadt betr. Austausch von 3 stachligen gegen 9 stachlige Stichlinge. Zeitschriften. — Herr Winzer teilt verschiedene Fundorte für Fischfntter und Terrarien- tiere in der Umgegend Leipzigs mit, die er bei seinem letzten Ausflug besucht hat. Heri' Döhler offeriert in fremdem Aufträge ein Aquarium von 1 m Länge für 20 Mk. Herr Jesch zeigt eine lebende Kreuzotter voi', und leisten die entsprechenden Präparate unserer Sammlung durch Vergleich mit verschiedenen Farbenvarietäten gute Dienste. 518. Sitzung am 9. Juni 1903. Die Sitzung wird ^slO Uhr eröffnet. Anwesend sind 19 Mitglieder und als Gast Herr Ingenieur Heyse. Herr Köhler hält einen Vortrag über die natürliche Entwicklungsgeschichte des Parasitismus, dem ein zweiter über die allgemeine Naturgeschichte der Parasiten folgen soll. Die Arbeit soll als Ganzes später in den „Blättern“ veröffentlicht werden, und braucht also hier nicht näher darauf eingegangen zu werden. Der Vorsitzende spricht Herrn Köhler den Dank der Versammlung aus. — Au Zuchterfolgeu sind gemeldet: Von Herrn Fischer Osphromenus tricliopterus und Girardinus decernmaculatus, von Herrn Giersmaun Chanchitos und Schleierschwänze. Herr Köhler hat in fünf Fällen Girardinus -W elhchen mit eben geborenen Jungen eine Zeit lang zusammengelassen, ohne daß kannibalische Gelüste der Mutter sich wahrnehmen 224 V ereins-Nachrichten. ließen. Zur Aufzucht empfiehlt er größere Behälter; in Eininachehüchsen haben junge Girardinus zu wenig Luft und mau hat öfter Verluste. Herr Köhler be- richtet auch noch, daß ein Männchen von Geopliagus gymnogenys ilim zwei Weibchen kaput gemacht hat, ohne sich zu paaren. — Herr Heyse stellt Antrag auf Aufnahme. Diese erfolgt einstimmig. — Eingänge: Tritonkarte, die bestellten Werke von Wolterstorff, sowie ein Schreiben des „Humboldt“-Hamburg über erfolgte Gründung einer Jugeudabteiluug. — Herr Kiemeuz macht nochmals auf eine frühere Offerte von P. Schäme-Dresden betr. Neotrogilus aufmerksam. Es wird beschlossen, bei genügend niedriger Preisstelluug 50 Stück zu bestellen. 519. Sitzung am 16. Juni 1903. Anwesend 19 Mitglieder und als Gast Herr Kabisch, der vom Vorsitzenden begrüßt wird. Das Protokoll der letzten Versammlung wird vorgelesen und teilweise berichtigt. Verein „Nymphaea“- Chemnitz ladet zu seiner ersten Ausstellung vom 20. --24 Juni er. ein. Auf die Anfrage des Herrn Klemenz teilt Herr Schäme mit, daß Neotroplus jetzt Stück für Stück eine Mark koste, welches Angebot als zu teuer ahgelehut wird. Auf Vorsclilag des Herrn Köhler soll in gleicher Weise eine Anfrage hei v. d. Borne erfolgen. Der Vorschlag des Herrn Ritter, aus dem Ermunterungsfonds 10 Stück junge Geopliagus hrasiliensis zur Gratisverlosuug zu be- schaffen, wird angenommen. Herr Köhler verteilt gratis diverse Terrarienpflanzen für feuchte Terrarien (Ophio- pogon, i^emeefcitt, verschiedene Spezies vonTradescantien). Herrn Jeschs Kreuzotter ist verendet und wird von Herrn Köhler seziert, wobei sich herausstellt, daß ein männ- liches Exemplar vorliegt, während man es allgemein infolge des beträchtlichen Leibesumfangs und der Färbung für ein trächtiges Weibchen gehalten hatte. Herr Klemenz berichtet, daß seine voTjährige Nach- zucht von importierten Gaml)usen sich vorzüglich ent- wickelt habe und an Größe den Alten gleichkomme. Herr Köhler erörtert sodann die Frage der Nach- hefruchtung bei lebendgebärenden Zahnkarpfen und stellt es als wahrscheinlich hin, daß hier sog. unter- brochene Schwangerschaft vorliege, wie das beim Reh und der Fleilermaus z. B. als höchstentwickelten Tieren konstatiert sei (Simroth, Tierbiologie 11, S. 66). Herr Hampe offeriert Hap)lochilus panchax. Herr Kriegei berichtet über einen gelungenen Versuch künstlicher Befruchtung hei Teleskojjfischen. „Hottonia“ Magdeburg. Sitzung vom 16. Mai 1903. Die Sitzung wird vom Vorsitzenden Herrn Menz um 9 Uhr Abends eröffnet, ln derselben wünscht der mit dem Ausarheiten des Statuts betraute Herr Menz zur Prüfung seiner Arbeit eine Kommission einzusetzen. Hiergegen wenden sich mehrere Herren mit der Be- gründung', daß sie von der Fassung des Statuts Kenntnis genommen und sie dieselben als sehr gut befunden und ohne Zuhülfenahme einer Kommission anzunehmen seien. Hierüber wird einstimmig Beschluß gefaßt und von der Prüfungskommission abgesehen. Herr Menz wird hier- durch befriedigt und nimmt von seinem Wunsche Ab- stand. Im weiteren wurden noch verschiedene An- gelegenheiten betr. des Vereins erledigt und somit be- schlossen, den Verein ab 1. Juni als lebensfähig in Kraft treten zu lassen. A. Großmann. „Hottonia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Dariiistadt. Vereiuslokal: Hessischer Hof, Wilhelminen- straße 1. Sitzungen am 1. und 3. Samstag jeden Monats. Außerordentl. Generalversammlung vom 7. März 1903. Nach Eröffnung der Sitzung und Protokollverlesung teilte Herr Buchhammer mit, daß er wieder eine Anzahl Wasserpflanzen (darunter Laichkraut und Hottonien) an die Mitglieder unentgeltlich abgebe. — An Einläufen lagen vor: 1. Schreiben des Verbandsvorstandes; 2. An- meldung des Herrn L. Walter, Kaufmann, zur Mitglied- schaft; 3. Fischofferten von verschiedenen Firmen; 4. „Blätter“ Heft 5 (mit den Sitzungsberichten der „Hottonia“); 5. „Natur und Haus“ No. 11. — Sodann wurde, nachdem alle hindernden Faktoren beseitigt waren, endgültig beschlossen, in diesem Jahre wiederum eine selbständige Ausstellung in den Räumen des Kaiser- saals zu veranstalten. Demgemäß wurde auch sogleich zur Wahl einer Ausstellungskommission geschritten, die alles weitere zu veranlassen hat. Zum Schlüsse wurden noch die auf dem diesjährigen Verbandstage (in Nürnberg) zu stellenden Anträge einer eingehenden Besprechung unterzogen. — Schluß 12 Uhr. Sitzung vom 21. März 1903. Der Vorsitzende widmet hei Eröffnung der Sitzung dem heute anwesenden auswärtigen Mitgliede Herrn Dr. med. Seil, Reichelsheim, herzliche Worte der Be- grüßung. Im Einlauf: Zeitschriften. — Ein ausführlicher Bericht über die beiden von der rührigen Aussteliungs- kommission bereits ahgehaltenen Sitzungen ruft eine längere Debatte über verschiedene Streitfragen, die Ausstellung betr., hervor. — An Stelle seines kürzlich aus dem Verein ausgetretenen Vaters meldet sich Herr Baas junior zur Mitgliedschaft. — Der von Herrn Jamin gestiftete Fragekasten fand allseitig Anerkennung und trug dem Spender den Dank des Vorsitzenden ein. ■ — Ferner gelangte ein von Herrn Rahn dem Verein dedi- zierter Messingdurchlüfter zur Versteigerung. — Herr Zang demonstrierte ein außerordentlich starkes cj der Zauneidechse {Lncerta agiUs), das er am 20. März nahe bei Darmstadt fing. Derselbe machte weiterhin einige Mitteilungen über die gegenwärtig in allen Teichen der Darmstädter Gegend zur Fortpflanzung versammelten Amphibien, insbesondere über den augenblicklichen Stand der Paarung von Rana muta und Bufo vulgaris. — Schließlich gaben die Herren Heinrich, Buchhammer, Jamin und Zachmann ihre Erfahrung im Kurieren von kranken Fischen und Amphibien mit Hülfe einfachster Mittel (Salz, Kognak) zum besten. Sitzung vom 4. Api’il 1903. Au Stelle des am Erscheinen verhinderten Herrn Zachmann eröffuete der II. Vorsitzende, Herr Jamin, die Sitzung um 9^/4 Uhr. An wichtigeren Einläufen lagen vor: 1. Zeitschriften; 2. Einladung zum 10. Stiftungsfest des Vereins „Humboldt“-Hamburg. — Herr Heinrich stiftete eine große Anzahl Nüsse von Trapa natans, Wassernuß (aus den Altwassern des Rheins stammend), die den Mitgliedern unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden. Herr Jamin stattete dem Spender den Dank des Vereins ab. — Herr Buchhammer schlug zur Er- langung seltener Wasserpflanzen eine gemeinsame Rad- exkursion in die Gegend von Leeheim und Geinsheim vor. Einige Herren erklärten sich auch sofort bereit zur Teilnahme. — Mehrere z. T. recht günstige Offerten von Akkumulatorengläsern wurden zum Schluß noch bekannt gegeben. Für die Eedaktion verantwortlich; Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’ sehen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf e r in Burg b. M. Moorkarpfen. or noch nicht langer Zeit nahm ich Ge- legenheit hier an dieser Stelle eine ganz allgemein gehaltene Betrachtung über „Weiß- fische“ zu bringen, in der ich ausführte wie nichtssagend diese Bezeichnung ist. Heute komme ich auf ein ähnliches Thema zurück, und zwar möchte ich etwas über den „Moorkarpfen“ berichten, mit welchem Namen in Nord und Süd, in Ost und West, besonders jedoch in Mittel- deutschland die Karausche (Carassius vulgaris Nils.) bezeichnet wird. Das Merkwürdigste an diesem Fisch bez. seines deutschen Volksnamens „Moorkarpfen“ ist, daß das Tier überhaupt kein Karpfen ist, denn der kleine, dünnlippige Mund trägt nie Barteln, während das weite, dicklippige Maul des Karpfens (Cyprinus carpio L.) deut- lich auf jeder Seite zwei Barteln besitzt, von denen die Eckbarteln stets länger als jene der Oberlippe sind. Allerdings variieren diese Barteln auch, sie sind oft unsymmetrisch, in selteneren Fällen können sie auch wohl einmal ganz fehlen, dann geben uns aber die Schlundknochen mit den Zähnen genauen Aufschluß über die Art des Tieres. Diese Schlundknochen haben ihre Lage hinter den Kiemen am Eingänge des Schlundes. Die unteren Schlundknochen stellen zwei große, feste Knochen dar, auf denen reihenförmig angeord- nete Zähne sitzen, die zur Zermalmung der Nahrung dienen. Sie sind beim Karpfen in drei Reihen angeordnet, und zwar tragen die beiden äußeren Reihen auf jedem unteren Schlund- knochen je einen Zahn, während die dritte Reihe auf jedem drei Zähne besitzt. Hieraus ergibt sich folgende Zahnformel: 1. 1. 3. — 3. 1. 1. Bei der Karausche stehen die Zähne nur in einer Reihe und zwar trägt jeder Schlundknochen 4, sodaß sich die Zahnformel 4. — 4. ergibt. Schon aus diesen angeführten Merkmalen läßt sich erkennen, daß die Bezeichnung „Moor- karpfen“ für die Karausche leicht zu groben Irrtümern Veranlassung geben kann, weil der Name dazu verführt, Karpfen und Karausche als zu einer Fischgattung gehörend zu betrachten, während beide Fische nur zur großen Familie der Karpfenfische (Cyprinoiclei) zählen, in dieser Familie aber zwei gesonderte Gattungen ein- nehmen und zwar der Karpfen die Gattung Cyprinus, die Karausche die Gattung Carassius bildet. Nun ist es zwar richtig, daß in seiner Körper- form kein Fisch so sehr variiert, als gerade die Karausche. Sie hat als Kulturfisch so auffallende Körperveränderungen teils durch Zucht, teils durch beabsichtigte und unbeabsichtigte Ver- bastardierung mit Verwandten ihrer Art erlitten, daß sich allgemein gültige Artencharaktere hin- sichtlich der äußeren Körperform für sie nicht geben lassen. So ist die typische Form der Karausche hochrückig und zwar so, daß sie nur zweimal länger als hoch ist. Diese Form wird hauptsächlich in Seen und anderen größeren Ge- wässern angetroffen und auch als „Seekarausche“ angesprochen. Die niedrige, mehr lang gestreckte Form, von geringerer Größe, lebt in kleineren Teichen usw., sie wird als „Teichkarausche“ oder „Giebel“ bezeichnet und für sie ist auch jetzt die zu bekämpfende Benennung „Moorkarpfen“ eingerissen, wofür man besser „Hungerkarausche“ sagen sollte, wenn man den Namen „ Teich - karausche“ nicht an wenden will. Die Bezeich- nung „Giebel“ für diese Art möchte ich auf keinen Fall wieder in die Literatur eiugeführt wissen, denn sie hat eine böse Verwirrung in der Fischkunde der Karpfenarten angerichtet, die heute noch nicht einmal vollständig gehoben ist. Doch kommen wir nicht vom Thema ab. Geben wir also der Karausche den Namen, der ihr zukommt, streichen wir für sie die zu Irr- 226 Otto Tofohr; Der Dünnfinger. tümerii Veranlassung gebende Benennung „Moor- karpfen“, damit wir auch in der Terminologie der deutschen Tiernamen treffende und richtige Be- zeiclinnngen erhalten. Der Dünnfinger. Von Otto Tofohr, Hamburg. (Mit einer Original-Photographie und 3 Zeichnungen.) I'ls ich in der Sitzung des hiesigen Vereins „Salvinia“ vom 16. Oktober 1892 außer einer großen Anzahl anderer lebender Eeptilien auch einen kleinen Stenoclactylus peti%i (Dünn- finger) zur Vorzeigung brachte, war das Urteil über diesen Neuling allseitig ein sehr günstiges. Von allen Seiten wurde mir nach Beendigung meiner Demonstration versichert: Der Dünn- finger ist aber ein ganz reizendes Tierchen ! Und in dei’ Tat habe ich lange kein Reptil besessen, das sich durch sein Gebaren so schnell meine Zuneigung errungen hätte, wie dieser kleine Bursche. Der Stenoclactylus petrii wurde im Vorjahre durch die Firma W. Krause-Krefeld eingeführt, wenn ich nicht irre lebend zum ersten Male; ich erinnere mich wenigstens nicht, dies Tierchen, auf das ich schon lange fahndete, vorher je bei irgend einem Händler angetroffen zu haben. Die Krause’scheu Tiere stammten aus der Berberei.*) Die nebenstehende Reproduktion, der durch Herrn Dr. E. Bade aufgenommeuen Photographie eines meiner Tiere, zeigt einen Dünnfinger in Lebens- größe und zwar einWeibchen. Auf den ersten Blick ähnelt der Dünnfinger sehr lebhaft unserem be- kannten Mauergecko {Platyäactylus maurita- nicus), unterscheidet sich aber von diesem beim genauen Ansehen leicht durch den Besitz seiner zierlichen, recht kurzen, dünnen Zehen (Finger, daher auch sej.n Name), die keinerlei Haftvorrich- tung aufweisen, seinen dünnen zarten, in eine feine Spitze auslaufenden Schwanz und durch seinen etwas schlankeren, weniger von oben nach unten znsammeugedrückten Körperbau. Die sehr fein- schuppige Haut ist ganz glatt und unterscheidet sich dadurch scharf von dej- mit vielen kleinen Höckern übersäten Haut des Geckos. Mit letzterem gemeinsam hat der Dünnfinger das große auf die* nächtliche Lebensweise eingerichtete Auge, der Dünnfinger zeigt sich denn auch hauptsächlich als Dämmerungs- und Nachttier. ''0 In diesem Jahre habe auch ich Stenodactylus petrii in größerer Anzahl direkt importiert und zwar aus der Umgebung von Tripolis, Nordafrika. Die nebenstehenden Zeichnungen 1 und 2 wurden nach einem Spirituspräparate hergestellt. Sie stellen einen, männlichen Dünnfinger dar, ent- sprechen aber insofern nicht dem lebenden Tiere, als der Körper sich im Leben nicht so dünn und schmal präsentiert, wie es auf der Zeichnung den Anschein hat. Spirituspräparate des Dünn- fingers, besonders wenn sie älter sind, zeigen immer erhebliche Einschrumpfungen. Was nun die Lebensweise des Dünnfingers im Terrarium anbetrifft, so kann ich ihn als einen sehr anspruchslosen Gefangenen bezeichnen. Wenn er auch eine gelinde Heizung sehrwohltätig empfindet, bedarf er einer solchen zu seinem Ge- deihen keineswegs, er ist auch im recht sonnigstehenden, mit vielen dunklen Schlupf- winkeln versehenen Behälter ein recht lebhafter Geselle, der auch bei kühlerer Temperatur unbedenklich ans Fressen geht. An seinen Behälter macht er keine großen Ansprüche. Eine Schicht weißen trocknen Sand auf dem Boden, und auf diesem regellos einige übereinander geschichtete Zierkorkstücke geworfen, genügt ihm.*) Wenn Fig. 1. Stenodactylus . • i t U von der Unterseite, er aucli Ungemein zahm und Spiritusexemplar. . t i j zutraulich ist und wenig in dieser Beziehung mit dem unbändigen, nicht zu erhaschenden Mauergecko gemein hat, empfindet er es doch sehr wohltätig (wie alle kleineren und fast alle großen Echsen), wenn man ihn so wenig wie möglich anfaßt oder sonstwie stört. — Meine von mir beobachteten Tiere strichen auch am Tage gern einmal in ihrem Behälter ^ umher,wennihre Hauptbeweg- lichkeit sich auch erst abends in der Dämmer- stundeeinsteilte. Ihre Fortbe- wegung bietet ^on der imken Seite, einen höchst eigentümlichen und eigenartigen An- blick. Sie schleichen, wenn alles ruhig ist in ihrem Behälter, häufig langsam (ungemein zaghaft kam es mir immer vor) auf stelzenhaft hoch erhobenen, sperrig stehenden Beinen in ihrem Behälter einher, halten dabei den Kopf *) Noch angenehmer ist ihm als Bodenbelag echter Wüstensand, weil dieser auch während seines Freilebens sein natürliches Milieu ist, denn der Dünnfinger ist ein echtes Sand-Tier. Seine Kletterfähigkeit ist nicht groß, er verbringt fast sein ganzes Leben lediglich auf dem Boden. Otto Tofohr: Der Dünnfiiiger. 227 gesenkt, den langen Scliwanz jedoch steil empor- gerichtet, während die dünne Schwanzspitze gleichzeitig peitschenartig gesenkt wird. Das Hochhalten des Schwanzes kann man ja hei zahlreichen Echsen beobachten, es ist offenbar eine Vorsichtsmaßregel, nm diesen ihre Stener- fähigkeit und Schnelligkeit erheblich beeinßussen- den Körperteil vor Verletzungen oder seinem gänzlichen wedelt er oft in hochgradiger Nervosität mit der Schwanzspitze hin und her; besonders äußert sich diese Angewohnheit, wenn ihm ein Fnttertier in greifbare]' Nähe zu Gesicht kommt, vielleicht eine Fliege, ein kleines Wüi inchen oder Eäupchen. Er pürscht sich dann sehr behutsam an dieses ffüchtige Wild heran und erhascht dasselbe durch kräftigen Spi'ung sicher. Das Kauen u. Ver- Verluste nach Möglichkeit zu schützen. Bei allen ZD- Arten, bis- weilen auch beim Stellio vulgaris (Ka.r- dun), bei vie- len Baumech- sen, wie Ca- lotes versi- eolor, Pliysi- gnathus Lesic- ewriusw.habe ich es häufig beobachtet. Bemerkens- wert beim Nfe- nodactylus ist jedoch das gleichzeitige peitschenartige Niederbiegen der Schwanzspitze, was ich noch bei keinem anderen Keptil habe beobachten können. (Zeichnung Nr. 3.) — Glaubt der Dünnfinger sich verfolgt oder wird er er- schreckt, so flieht er eilfertig seinem Verstecke zu, hält aber seinen Schwanz bei dieser Gelegen- heit langgestreckt auf dem Boden nach- schleppend, im Gegensatz zu den Anolis, Calotes usw., die gerade auf der Flucht diesen ihren Körperteil hochhalten. Der Stenodactylus ist überaus schreckhaft und ängstlich und trägt daher fast immer ein schüchternes Benehmen zur Schau. Fort- während späht er nach Feinden aus und wagt sich erst aus seinem Schlupfwinkel hervor, wenn völlige Ruhe in seinem Be- hälter herrscht Originalaut'nahme nach dem Leben für die „Blätter“. schlingen der Beute geht sehr hurtig von statten ; mit fieberhaf- tei' Emsigkeit quetscht und zerdrückt er z. B. eine er- griffeneFliege und weiß gut acht zu geben, daß sie ihm nicht wieder entwischt. Auf frisch ge- häutete Mehl- wüi'mer ist er sehr lüstern, ich habe meine Tierchen fast ausschließlich mit diesen während der Winterzeit gefüttert und sie gut hindurchgebracht. Kleine Schaben werden ebenfalls gern genommen. Einei' ineinerDünnfinger begann unlängst aus unbekannter Ursache jedes Fressen einzustellen. Ich habe ihn dann dadurch wieder zur Nahrungsaufnahme gebracht, daß ich ihm die hervorgequetschten Eingeweide eines geköpften Mehlwurmes vor das Maul gehalten habe, bis er dies leckere un- bekannte Etwas gar lebhaft zu bezüngeln begann und dann — der Appetit kommt offenbar beim Essen — mit richtiger Gier verschlang, sodaß ich nur den leeren Chitin- panzer des Mehlwurmes in der Hand be- hielt. Diese Fütterungsweise habe ich noch eine ganze Weile fortgesetzt und dadurch Diiuntinger {Stenodactylus petrii) Besitzer; Otto Tofolir iii Hamburg. Fig. 3. Zeitweise Mit lebhaften Eidechsen sohwanzsteiiung den Patienten wieder zu Kräften gebracht, des Stenodactylus. zusammen gehalten fühlt er sich nicht behaglich, er getraut sich dann oft tagelang nicht aus seinem Verstecke heraus. Am besten gefielen meinen Gefangenen noch Geckonen als Mitbewohner ihres Tei'rariums. Wenn der Dünnfinger sich auf der Futtersuche befindet. bis er nach einigen W ochen wieder selbständig ans Fressen ging. Diese Fütterungsweise bewährt sich überhaupt bei fast allen nicht fressen wollenden Eidechsen und wird von mir recht häufig angewandt. — Wenn ein Dünnfinger schläft oder der Ruhe pflegt, streckt er sich 228 P. K refft: Die argentinische Schlangenhalsschildkröte. sehr bequem (z. B. auf dem warmen Sande) aus, indem er die Beine weit von sich streckt, liäufig auch seinen Kopf auf den nach vorne gerichteten Füßen ruhen läßt, hlr macht das ganz so, wie wir es bei einem schlafenden Hunde gewohnt sind. Nach-Importe dieses interessanten Echschens sind ja nun gesichert, sodaß der Dünnfinger heute jedem Terrarienliebhaber für wenige Pfennige zugänglich ist. Das Tierchen bedarf noch ein- gehendster Beobachtung, da bis heute nur wenig- biologisches über dasselbe bekannt geworden ist, so z. B. namentlich über seine hochinteressante Fortpfianzung. Der Dünnfinger legt nämlich ähnlich wie Platydactylus Eier, die von einer dünnen Kalkschale umgeben sind und die noch einer ganzen Weile zur Nachreife bedürfen. Es ist mir gelungen, eine ganze Anzahl Stenodactylen zur Eiablage schreiten zu sehen, bei welcher De- legenheit ich interessante Beobachtungen zu machen in der Lage war. Über die Zucht des Steno- dactylus werde ich, wenn meine Untersuchungen abgeschlossen, an dieser Stelle berichten. Die argentinische Schlangen- halsschildkröte. Von Dr. P. Krefft, „Isis“-Münclieu. (Schluß.) «:ie Hydromedusa tectifera war seit Kitsches rühriger Importtätigkeit dankenswerten Angedenkens aus dem Handel eine Eeihe von Jahren hindurch fast verschwunden. Erst in aller- letzter Zeit änderte sich dieses. Die bewährte Ham- burger Firma A. Fockelmaun darf sich des Ver- dienstes rühmen, diese hochintei-essante Art wieder in größerer Anzahl auf den Markt ge- bracht zu haben und zwar, was noch ganz be- sondere Anerkennung verdient, zu sehr mäßigen Preisen. Der gegen 60 Stück betragende Import, der ohne jeden Verlust gegen Ende Mai in Ham- burg anlangte, war seit Monaten durch eifrige Sammeltätigkeit in der südbrasilianischen Kolonie Hansa allmählich zusammengebracht worden. Es befanden sich neben dem Gros mittelgroßer Exemplare auch kleine, für Universalaquarien etwa geeignete und andererseits sehr große Stücke bis zu 30 cm Pauzerlänge darunter. Letztere wären wohl die größten bisher bekannt ge- wordenen Hydromedusen, da die Größenangaben in der Literatur, die sich, bis auf v. Fischer, kaum über 20 cm herausbewegeii, dadurch weit übertroffen werden — mit Ausnahme der gewiß etwas phantastischen und daher auch iu der neuesten Auflage rektifizierten Angabe im älteren Brehm, laut welcher der Hals des ausgewachsenen Tieres 40 cm und der Panzer 72 cm messen sollte. Über das Freileben der Hydromedusa fehlt es gänzlich an erwähnenswerten Mitteilungen. Die Art ihrer geographischen Verbreitung läßt vermuten, daß sie, ähnlich wie Chelodina, be- trächtliche Temperaturschwankungen zu ertragen gewohnt ist. Beispielsweise finde ich als mittlere Tempei-aturextreme für Buenos Ayres, wo diese Schildkröte vorkommt, 35® C. (Sommer) und 1 ® C. (Winter) angegeben, während das gesamte Jahres- mittel 17® C. beträgt. Wahrscheinlich überstellt auch Hydrom. tectifera die kalte Jahreszeit ohne Winterschlaf. Meine Gefangenen zeigten sich gegen niedere Temperaturen durchaus nicht em- pfindlich; eine nahm mir sogar bei 8® E. Wasser- temperatur noch munter einen Fisch von der Pinzette. Ein licht- und sonneliebendes Tagtier wie ihre australische Verwandte ist die Hydro- medusa sicher von Natur nicht, wie an frisch gefangenen am einwandsfreisten zu erkennen ist. Fünf Exemplare des Fockelmannschen Importes, die sich offenbar noch nicht in die Gefangen- schaft eingewöhnt hatten, erwiesen sich bei mir anfangs geradezu als lichtscheue Nachttiere, indem sie den Tag regungslos mit eiugeschlagenem Halse an der dunkelsten Stelle des Behälters verbrachten, um erst bei eintretender Dämmerung die Köpfe über Wasser zu recken und noch später dann, wenn es schon dunkel geworden, dem Fischfänge obzuliegen oder sich an das bei Tage unbeachtet gebliebene Fleischfutter zu machen, sofern es ihnen frisch geboten wurde. Die Er- fahrung lehrt jedoch, daß länger eingelebte Pfleg- linge die Lichtscheu nach und nach ablegen, wenn sie sich auch nie so weit zu bekehren vermögen, daß sie das Licht oder gar die Sonne suchen. Nie sah ich meinen ältesten Pflegling im Verlaufe von bald 5 Jahren sich sonnen, überhaupt sah ich ihn nur zweimal spontan das Trockne aufsuchen, einmal bei Überheizung des Behälters, die zwar von andern Schildkrötenarten noch keineswegs lästig empfunden zu werden schien, und ein zweites Mal wohl nur zufällig. Auch die beiden großen, lange dort befindlichen Stücke des Berliner Aquariums sollen nie aufs Trockne gehen. Mithin scheint diese Art ein reines Wasserleben zu führen.*) In ihrem Element bewegt sie sich zumeist mit würdevoller Bedacht- samkeit, kann aber im Notfälle auch, ganz wie Chelodina, der sie in allen Bewegungen gleicht, ein sehr schnelles, ausgiebiges Schwimmtempo einschlagen. Im Fischfänge übertrifft sie an Fertigkeit, man könnte fast sagen Unfehlbarkeit, jede mir bekannte Schildkröte weitaus. Gegen *) Nur noch nicht an den Behälter ge-wöhnte Tiere machen bisweilen eine Ausnahme von dieser Regel. P. Krefft: Die argentinische Schlangenhalsschildkröte. 229 die Leistungen, welche ich auf diesem Gebiete von ihr sah, kann ich nicht umhin, die Leistungen meiner Chelodinen als stümperhaft zu bezeichnen. Die Hydromeclusa liebt es, ruhig auf dem An- stande zu verharren und sich die Fischchen — so sieht es manchmal wirklich aus — ins Maul schwimmen zu lassen, so unauffällig, gleichsam spielend und dabei doch totsicher, geschieht oft die nur ganz kurze und gedankenschnelle Schnapp- bewegung nach dem unvorsichtigen Opfer, welches sich ihr unbedachtsam nähert. Hat unsere Schild- kröte großen Hunger oder sind die Fische nicht so entgegenkommend, sich ihr aus nächster, greif- barer Nähe zu präsentieren, so geht sie auch auf die Pürsche. Mit halb ausgestrecktem Halse gleitet sie fast regungslos, Millimeter um Milli- meter vorrückend, durchs Wasser, bis ein den Zuschauer geradezu durch seine Schnelligkeit erschreckender Vorstoß des Halses den Fisch in ihre Gewalt bringt. Oft ist Ergreifen und Ver- schlingen des Opfers nur ein Akt, wenn es sich um einen entsprechend kleinen Fisch handelt, während größere erst bisweilen zwischen den Kiefern hin- und herbewegt werden, ehe sie mundgerecht eingehen. Bei Hydromeclusa sowie auch bei andern Chelydiden ist es ohne weiteres ersichtlich, daß sie die Nahrung mit einem Wasserstrom in den Schlund hineinreißen. Würden sie, wie das für die Annahme ja nahe- liegend w'äre, bei der schlangenartigen Be- schaffenheit ihres Halses auch wie eine Schlange ihre Beute verschlingen, so müßte der Bissen langsam hinabgleiten; anstatt dessen aber schießt ein Fisch oder auch ein Stück Fleisch wie ein von der Sehne geschnellter Pfeil in den Chely- didenschlund hinein. Der das Vehikel für den Bissen darstellende Wasserstrom wird ganz oder zum größten Teil aus dem Maule nachher wieder ausgestoßen, wie man z. B. deutlich bei Schabe- fleischfütteruug, wo er durch kleine, in ihm flottierende Fleischpartikelchen markiert wird, wahrnehmen kann. Mit der Nahrungsaufnahme der Hydromeclusa hat es bisweilen seine Schwierig- keiten. So verlangte mein ältester Pflegling öfters nach Abwechslung, indem er Fischchen, nachdem sie ihm längere Zeit gereicht, völlig verschmähte, gleichzeitig aber Mehlwürmer gierig fraß und umgekehrt. An Fleischfutter ging dieses Tier im ersten Jahre seiner Gefangenschaft über- haupt nicht und im zweiten Jahre nur an den heißesten Sommertagen; erst im dritten Jahre lernte es sich an regelmäßige Fleischkost ge- wöhnen. Dagegen fraßen alle meine anderen Stücke, auch ein kleines, von Anfang an Fleisch, während sie zur Annahme von Mehlwürmern erst späterhin zu bewegen waren; wohl aber fraßen sie Kaulquappen und Fische oline Umstände zu machen. In ihrem Wesen machen mir die Hydro- medusen, deren icli allerdings erst zwei Exem- plare lange Zeit hindurch beobachten konnte, einen bedeutend zurückhaltenderen Eindruck als die Chelodinen, sei es, daß dieses mit ihrer von Natur nächtlichen Lebensweise zusammenhängt oder andere Gründe hat. Wo die Tiere einen geräumigen Behälter und lebendes Futter zur Verfügung haben, macht sich augenscheinlich ein gewisses Selbständigkeitsgefühl dieser virtuosen- haften Fischerin geltend. Da sie sich Fische und Quappen nach Belieben greifen kann, so verzichtet sie gern auf das ihr vom Pfleger direkt dargebotene Futter, das wiederum den un- geschickten Schildkrötenarten willkommen und unerläßlich ist. Daß in engem Gewahrsam ge- haltene Hydroniedusen außerordentlich zahm werden können, erfuhr ich von Lorenz Müller, der zwei Exemplare bereits im 10. Jahre der Gefangenschaft hält. Diese sind ebenso zutraulich als gefräßig; sie raufen miteinander sowohl ums Futter als auch außer der Fütterungszeit, indem sie sich, anscheinend aus Mutwilligkeit, in die langen Hälse zAvicken. Müller hebt auch noch hervor, daß sie gern schwimmen und sich am Halse beständig häuten, so daß fast immer Fetzen daran hängen. Das letztere bemerkte ich auch oft an meinen Stücken, während ich Lust am Schwimmen und auch am Kaufen nie beobachtete. Und doch halte ich meine Schildkröten für ge- wöhnlich in besonders großen, naturgemäß ein- gerichteten Behältern; um so mehr muß ich an- erkennen, daß mein ältester Hydromedusenpfleg- ling doch bereits recht zahm, wenn auch nicht, wie so viele andere Schidkröten, plump ver- traulich geAvorden ist. Im allgemeinen macht die Art jedenfalls einen hochsympathischen Ein- druck. Nicht unterlassen möchte ich, noch darauf hinzuweisen, daß der lange Hals, dessen gute Dienste beim Fischfang, beim Luftholen im tieferen Wasser und schließlich auch, laut P. Kämmerer, beim Bergabsteigen, avo er gewissermaßen als Bremse dienen soll, bereits hervorgehoben worden sind, auch noch mit Erfolg zu einem Tric ver- wandt Avird, der dem Besitzer höchst unerAvünscht sein muß. Schon öfters hatte ich aus irgend welchem Anlaß Hydroniedusen in einer ziemlich hohen Wanne oder einem andern Behälter Amrüber- gehend untergebracht. Während die Tiere tags- über sich ruhig im Behälter verhielten, mußte ich öfters am andern Morgen konstatieren, daß es der einen oder andern gelungen war, zu ent- weichen. Offenbar bewerkstelligten sie die sonst 230 E. Bade; Neue Pflanzen für das Aquarium. unerklärliche Flucht, indem sie den langen Hals zu Klimmzügen an der Behälterwand benutzten Ähnliches erlebte ich auch mit Chelodina. Von Krankheitszuständen beobachtete ich bei Hydromeclusa eine wallnußgroße Geschwulst am Halse eines der großen Exemplare des Berliner Aquariums, über die ich näheres nichts zu be- richten weiß, außerdem eine teilweise Lösung verschiedener Hornplatten des Rücken- und Bauch- schildes bei einem meiner Fockelmann’schen Exemplare; möglicherweise ist zn langes Ver- weilen im Trocknen auf dem Transporte der Anlaß, vielleicht bereitet sich auch nur der physiologische, von Müller beobachtete Häutungsprozeß vor. Endlich beobachtete ich bei einem größeren Exemplar des letzten Importes eine einseitige diffuse Hornhauttrü- bung; das Tier fraß je- doch bei mir, ging aber nach wenigen Tagen ein, nachdem es in ein tiefes, steilwandiges, etwa 2 Fuß hoch mit Wasser gefülltes Steinbecken eines Ge- wächshauses gesetzt war. Bei Lorenz Müller starb eine Hydr med,usa unter Lungenerscheinungen; sie atmete mit pfeifendem Geräusch und lag schief im Wasser vor ihrem allmählich erfolgenden Absterben. Neue Pflanzen für das Aquarium. Von Dr. E. Bade. (Mit 3 Originalaufnahmen.) (enn sich in letzter Zeit die Fischimporte häuften und eine ganze Anzahl neuer Aquarien-Bewohner brachten, die bald im Becken heimisch wurden, so konnte man über Neuein- führungen von Pflanzen nur wenig berichten. Erst in der letzten Zeit sind eine Anzahl neuer Gewächse eingeführt und von der Firma Henkel in Darmstadt den Liebhabern zugänglich gemacht worden, von denen ich heute einige in Wort lind Bild vorführen möchte. Als äußerst dankbare Pflanze hat sich bei mir im Becken eine Alisma-Art gezeigt, die als Alisma ranunculoides in den Handel kam. Das Gewächs erhielt ich im Frühjahr, es machte den Eindruck einer gedrungen gewachsenen Vallis- neria und pflanzte ich es aus diesem Grunde in ein schmales etwa 35 cm hohes Elementglas. Im Laufe des Sommers bekam Alisma rantmcu- loides Überwasser-Blätter und dauerte es dann nicht mehr lange, bis sich auch der Blütenstand entwickelte, der ans der beistehenden photo- graphischen Aufnahme der Pflanze deutlich zu sehen ist. Die einzelnen Blüten besitzen drei weiße Blütenblätter, die Blütezeit der einzelnen Blüte beträgt nur einige Stunden. Bei der Aus- bildung der Überwasser-Blätter verloren die untergetauchten Blätter ihre lange, schmale Form. Es dürfte sich jedenfalls empfehlen, die Pflanze in nicht tieferem Wasser als 16 bis 20 cm zn kultivieren, in welchem Falle sie höchst wahr- scheinlich gedrungener und dadurch dekorativer wird. Eine weitere neue, aller- dings etwas schwieriger zu behandelnde Sumpf- pflanze ist Oymnotheca chinensis, die besonders jedem Sumpfpflanzen- Aquarium, wo sie in Verbindung mit anderen Sumpfgewächsen steht, zum Schmucke gereicht. Auf jeden Fall verlangt diese Pflanze einen flachen Wasserstand und entwickelt sie sich dann zur stattlichen Größe. Das ab- gebildete Exemplar ist gut über 1 7a m hoch und treibt willig neue Ausläufer. Für Gymnotheca empflehlt sich ein Wasserstand von nicht über 15 cm. Beide Pflanzen pflege ich seit Früh- jahr und hat mir ihre Knltur keine besondere Mühe bereitet. Ich konnte den Gewächsen keine anderen Be- dingungen schaffen als ein gutes Oberlicht, direkte Sonne erhielten sie nicht und nehme ich als sicher an, daß sie sich im hellen Zimmer in gleicher Weise entwickeln. Zur Kultur von Gymnotheca indessen dürfte etwas feuchte , warme Luft die Pflanze kräftigen und ihr Wachs- tum sehr fördern. Wie es mit der Überwinte- rung beider Pflanzen steht, kann ich noch nicht angeben, glaube aber, daß Alisma ranunculoides unschwer als ünterwasserpflanze durch den Winter zu bringen ist, die Gymnotheca indessen wird wohl stark zurückgehen. Über Kultur der dritten abgebildeten Pflanze Limnophylla heterophylla kann ich leider aus eigener Erfahrung noch nichts berichten. Die ünterwassertriebe des Gewächses gleichen sehr Gymnotheca chinensis. Originalaufnahme nach der Natur für die „Blätter“. Paul Kämmerer: Uber die Lebensweise der Spitzkopfeidecbse. 231 der Cabomba caroliniana, die über Wasser wachsenden Triebe geben die Form der fein zer- teilten Blätter auf, erhalten solche mit größerer Oberfläche und entwickeln reichlich hübsche, trichterförmige weiße Blüten. Sonst soll Limno- pliylla heterophyUa sehr widerstandsfähig sein. Über die Lebensweise der Spitzkopfeidechse. (Lacerta oxycephala, Dum. Bibr.) Von Paul Kämmerer, Wien. II. Das Gefangenleben. Soviel mir bekannt, ist vorliegende Arbeit*) die erste, welche die Gefangenbiologie der Spitzkopfeidechse ausführlich behandelt. — Tomasini veröffentlicht in seinen „Skizzen aus dem Reptilienleben Bosniens und der Herzegowina“ (1894) auf Seite 17 die erste der sämtlich sehr kurzen Mitteilungen über diesen Gegenstand: er erfuhr, „dass Lacerta o.vycephala nicht heik- ler ist als andere Reptilien ihrer Heimat.“ Da dieser Satz ihr offenbar ausreichende Eignung für die Gefangen- schaft zu- spricht, steht er mit den übrigen bis heute vorlie- genden Beob- achtungen im Widerspruch. Werner be- merkt in sei- nem Buche über die Rep- tilien und Amphibien Österreich- Ungarns, dass dieArtschwer haltbar sei. Ich muss 1 • • V Alisma ranunculoides. hier in lange- Originalaufnahme „ach der rer Raren- Natur für die ,, Blätter“. these darauf hinw eisen, dass Werner mit Vorliebe Lacerta oxycephala und Alyiroides nigrupunctatus in Parallele bringt: einmal bezüglich der schwie- rigen Haltbarkeit (Seite 46 des genannten Werkes); weiter hinsichtlich der Scheu und Vorsicht (Seite 28) ; schliess- lich was den Auf ent- halt anbelangt (Zoolog. Garten, 1891, Seite 226— 228). Alle drei Punkte stimmen mit meinen Erfahr- ungen nicht ganz überein : 1) Algi- roides erwies sich bei mir und einigen anderen Pflegern als sehr ausdau- ernd; 2) er war an allen Orten, wo ich ihn beobachtete (längs der ganzen istrischen Qiiar- neroküste: Castua, Fiume, Volosca, Abbazia, Ika, Lo- vrana, Moschenizze iisw.) keineswegs sehr furchtsam und im Gegensatz zu L. oxycephala recht leicht zu fangen, leichter als L. muralis und litoralis; 3) er ist bedeutend weniger anthropophil als L. oxycephala und lebt zwar auch gerne nahe bei menschlichen Ansiede- Inngen (anf Mauern), kommt aber ebenso gut und in unverminderter Häuflgkeit im ödesten Karst (auf Felsen) vor, so in der Medvea-Schlncht bei Lovrana und am Fusse des Monte Maggiore bis zu ansehnlicher Höhe. Werner erwähnt noch in einer anderen, späteren Mitteilung („Zoolog. Garten“, 1901, Seite 315 und 316), dass er L. oxycephala gepflegt habe, berichtet aber nichts näheres. Endlich sind von Jenen Publikationen, welche das Gefangenleben der Spitzkopf eidechse berühren, die Sitzungsberichte des Vereins „Isis“ in München zu nennen, wo mehrfach Notizen über diesen Gegenstand erschienen.*) — Etwaige andere Mit- Limnophylla heteroplt.ylla. Originalaufnahme iiaoli der Natur für die ,, Blätter“. Seit ihrer Vollendung sind in dieser Zeitschrift die beiden bereits angeführten Arbeiten von L. Müller und W. Gugler erschienen, welche auch das Gefangen- leben der Spitzkopfeidechse berücksichtigen. *) Soweit mir erinnerlich, sind es die Sitzimgs- berichte vom 16. und 25. Vlll. 1900; 29. Vlll. und 26. K. 1901; 13. und 20. II. 1902 — „Blätter“, pag. 14 und 15 1901; pag. 29, 31, 104 und 105 im vorigen Jahrgang. 232 Kleine Mitteilungen. teilungen, Anführung der spitzköpfigen Eidechse unter den empfehlenswerten Terrarientieren in einschlägigen Handbüchei’n u. dergl., beruhen wohl stets auf Verwechslungen oder Unwahrheiten. In den Handel kam die Echse bisher gewiss noch nicht, weü ihrer Massenversendung namhafte Schwierigkeiten entgegenstehen. Die zum Kaufe angebotenen „ Spitzkopf eidechsen“ sind zwar meist recht spitzköpfig, aber himmel- weit von Lacerta oxycephala verschieden : gewöhnlich kursiert L. serpa Raf. unter jener falschen Flagge, ein einzigesmal betraf ich auch die Olivacea-Fovm. der L. litoralis Wern, auf dem gleichen Abwege. — Die wenigen Terrarien- besitzer, welche sich rühmen können, etliche Stücke der echten Spitzkopfeidechse in engem Gewahrsam gepfiegt zu haben, gelangten niu’ durch eigenhändiges Sammeln an Ort und Stelle oder allenfalls durch Origiualsendnngen seitens Bekannter in deren Besitz. Daher ist diese Lacerta immer noch eine schätzenswerte Seltenheit im Terrarium und wird es voraus- sichtlich lange bleiben, was einerseits ihrer geringen Verbreitung, anderseits eben ihrer Empfindlichkeit zuzuschreiben ist. Letzterer Umstand erklärt auch die Dürftigkeit der Lite- ratur. — Ich gehe nunmehr wieder zur Schilderung meiner eigenen Erlebnisse über. Im Schweisse meines Angesichtes hatte ich endlich an den Mauern Ragusas eine ziemliche Anzahl grosser und kleiner Spitzkopfeidechsen — vielfach mit beim Fange verunglücktem Schwanz — aufge- lesen, und verpackte dieselben, um sie in mein Terrarium nach Wien zu überführen. Dabei ging ich leichtsinnig genug zu Werke, trotzdem mir die hochgradige Hinfälligkeit dieses Reptils bekannt war: die beschränkte Zeit und Fülle der sonstigen Ausbeute gestatteten mir keine umfassenden Vorsichtsmassregeln. Ich steckte also die ganze Gesellschaft in einen einzigen, grösseren Leinwandsack, auf dessen Grund ich vorher etwas Kräuterwerk gelegt hatte (das für Verpackungszwecke so beliebte Moos ist in Ragusa nirgends zu finden); der Sack kam dann obenauf in meine Reisetasche. So machten die Spitzkopfeidechsen die ganze Fahrt durch. Nur iu Lovrana, wo ich auf der Rückreise abermals Station hielt, wurden sie einstweilen in einem geräumigen Einsiedeglas, welches mit Organtin zugebunden und im Inneren notdürftig mit Sand und Steinen eingerichtet war, unter- gebracht. Die Tiere waren bereits sehr durstig und infolgedessen etwas matt: gierig leckten sie jeden ins Glas gespritzten Wassertropfen auf. Dann aber wurden sie in ihrem primitiven Glefängnis binnen wenigen Tagen anscheinend recht heimisch und haschten bereitwillig und unter Entfaltung grosser Geschicklichkeit die hineingeworfenen Fliegen. Nach einer Woche kamen sie wieder in den Leinwandsack, weil nunmehr die Reise fort- gesetzt werden musste. In Wien verleibte ich sie sofort demjenigen meiner Echsenhäuser ein, welches ausdrücklich nur für die zartesten Saurier bestimmt ist: kleine Geckoniden und Scincoiden, ein niedlicher Sceleporus, Lacerta muralis und vivipara, Acanthodactylus hoshianus und scutellatus sowie Algiroides leisteten ihnen Gesellschaft. Leider aber fühlten sie sich gar nicht wohl: vollauf bewahrheitete sich ihr schlimmer Ruf. Zusehends magerten sie ab, liessen Symptome von Lungenentzündung erkennen und gingen wenige Wochen nach ihrer Ankunft in Wien rasch nacheinander ein. (Schluß folgt.) kleine jyiitteilungeti> Chromis tristramis. (Mit Abbildung auf Seite 233.) — Schon in der Arbeit über Chromis multicolor wurde auf S. 20.5 einer weiteren Neueinführung von W. Harster in Speyer kurz gedacht, des Chromis tristramis. Dieser Fisch, dessen Lebensweise und Fortpflanzung ganz der des lange gepflegten Heros facetus gleicht, der auch dieselbe Brutpflege besitzt, dürfte zur Zucht im Aquarium besser geeignet sein, als die Geo^Aat/ws- Arten, da er bei weitem nicht ein so ausgesprochenes Talent zur Entwurzelung von Pflanzen besitzt als die Geophagus- Arten. Hinsichtlich der Farbenpracht kann sich Chromis tristramis gut mit den beiden eingeführten Geophagus messen und stellt er in diesem Falle weit den Heros facetus in Schatten, wenngleich er im großen und ganzen auch dieselbe Körperfarbe besitzt wie letzterer. Schön ist das Männchen zur Laichzeit durch seine leuchtend rote Kehle und die türkisblauen Striche und Flecken der Kopfzeichnung und dem Pfauauge in der Rückenflosse. Merkwürdige Verfärbungen macht Chromis tristramis in kurzer Zeit durch. Nach dem Einfangen des Fisches schwinden alle Farben, das Tier wird dann fast einfarbig weißgelblich, auch das Pfauen- auge der Rückenflosse ist dann kaum noch zu erkennen. Zu anderen Zeiten ist der Fisch so dunkel gestreift, wie ein Heros facetus im Hochzeitskleide. Über die erste Zucht teilte mir Herr Wilhelm Harster in Speyer vor einiger Zeit folgendes mit: ^Chromis tristramis führt seit einigen Tagen eine kleine Schaar Junge, ähnlich wie der Chanchito. Auch die Färbung der Alten erinnert jetzt sehr viel an den Chanchito im Hochzeitskleide. Beide Alten bewachen scharf die junge Brut (ca 100), von der aber gewiß eine beträchtliche Anzahl durch die großen Chromis niloticus, die in dem- selben Bassin sind, aufgezehrt worden sind. Die Fische klebten die Eier (ca 500) an die Ecke eines gemauerten Kleine Mitteilungen. 233 Bassins an einen Ziegel- stein, aber schon nach 2 Tagen sah ich gai nichts mehr davon als 3 Tage darauf ein Locli im Schlamm in der Nähe der Laichstelle undjetzt die kleinen Jimgen von den beiden Alten ge- führt. Die alten tristra- mis sind viel schöner als Chanchitos.“ B. Die Ausstellung des Vereins der Aquarien- und Terrarienfreunde zu Berlin. — Nach kaum ein- und einhalb- jährigem Bestehen mit einer wohlgelungenen .Ausstellung in die Öffentlichkeit zu treten ist eine Keckheit, welche Originalaufnahme nach dem , . , Leben für die ,, Blätter“. ZU leisten nur ein Ver- ein vermag, der von seiner Tüchtigkeit und Tatkraft innerlich selbst fest überzeugt ist. Infolge kühnen Wagemutes und uner- schütterlichen Vertrauens auf eigene Kraft, hat der Verein der Aquarien- u. Terrarienfreunde zu Berlin so aner- kennenswertes geleistet, den Liebhabern so schönes und solides geboten, daß er einen Vergleich mit früheren Veranstaltungen gleicher Art durchaus nicht zu scheuen braucht. Besonders angenehm auffallend war das Vorhanden- sein einer großen Anzahl wohleingerichteter Salon- aquarien. wie solche in gleicher Güte und Schönheit noch nirgends gezeigt wurden, ln der Bauart dieser Kästen war ein guter Geschmack und ausgeprägter Individualismus wahrnehmbar, welcher zur Bewunderung über den angewandten Fleiß hinriß. Wie die Behälter selbst, so waren auch ihre Bewohner. Von besonderer Güte und Feinheit und in sehr reicher Anzahl waren Goldfischabarten ausgestellt, welche durchweg das Prädikat „Prima“ verdienten. Aber auch alle übrigen gezeigten fremdländischen Fische sind in guten Exem- plaren vertreten gewesen und wurden größtenteils mit Nachzucht gezeigt, von welcher die von Anabas am meisten mit interessierte. Ein trautes Bild bot auch ein Geophag. brasiliensis Pärchen mit seinen Jungen in einem natureichenen Salonaquarium und desgleichen ein solches von Panzerwelsen mit ihrer Brut. An heimischen Fischen war Mangel. Es wurden nur einige Güstern, Plötzen, Karpfen, Rotfedern, Grundeln usw. gezeigt. Besonders fiel dem Kenner eine Gruppe Bitter- linge mit sehr großer Flossenbildung auf. Die Klein- tierwelt des Süßwassers und die heimische Wasser- Flora wurden in der Kollektiv- Ausstellung des Vereins den Besuchern vorgeführt, gut waren auch die aus- ländischen Neuheiten der Wasser-Gewächse vertreten. Ferner waren noch einige Seewasser- Aquarien, sowie von Herim Dr. E. Bade ein heizbares Echsen- Terrarium ausgestellt. Dieser letztere Behälter war ein wirkliches Zimmerterrarium, indem die Heizung sowohl, wie die Bepflanzung und sonstige Einrichtung in Jeder Weise von dem abwich, was man sonst von solchen Behältern zu sehen bekommt. Chromis tristramis. (Aus der Nachzucht von W. Rarster in Speyer.) Auf Antrag des Preisrichter-Kollegiums, welches aus den Herren Professor Dr. Marsson, Jobs. Peter, P. Matte, J. Reichelt und E. Stehr bestand, mußten, in Anbetracht der vorzüglichen Leistungen melirere weitere Preise von seiten des Vereins zur Verfügung gestellt wei'den. Die goldene Medaille für Gesamtleistung und Literatur wurde Herrn Dr. E. Bade zuerkannt. Silberne Medaillen erhielten die Herren Kahlenberg, Lehmann, Sprenger, Stephan, Sorgatz, Thaetner und Dietrich, letzterer für Hilfsapparate. Audi wurde das Wendorfsche Heizsystem diplomiert, wie auch noch manche andere Diplome und Anerkennungen auf eine ganze Anzahl Aussteller fielen. Alles in allem genommen ist diese erste Aus- stellung des Jungen Vereins mustergültig zu nennen. Besonders angenehm berührte es Jedoch, daß der Verein den Berliner Volksschulen gestattete, seine Ausstellung unentgeltlich zu besiclitigen, welchem Anerbieten auch fleißig uachgekommen wurde. Er hat sich hierdurch selbst geehrt und dargetan, daß es ihm ernst ist als ge- meinnütziger Verein zu arlieiten und anerkannt zu werden. Möge seine fernere Tätigkeit recht ersprießlich sein, wozu ihm nur Glück gewünscht werden kann. R. Bleunius vulgaris. — Im Anschluß au den inter- essanten Aufsatz des Herrn Dr. Schumacher „Wenig bekannte europäische Fische“, II. Teil, Italien („Blätter“, Seite 170, des laufenden Jahrg.) möchte ich einige Beobachtungen mitteilen, die ich im Sommer und Herbst 1900 während meines Aufenhaltes in Riva am gemeinen Sch leim fisch (Blennms vulgaris Pollini) gemacht habe. Blennms vulgaris ist an allen Gestaden des Garda- sees zu finden, und zwar recht häufig; außer bei Riva traf ich ihn noch bei Torbole, Malcesine, Limone, Garp- nano, Gardone, Salo und Desenzano, kurz überall, wo ich überhaupt in den See geblickt habe. Die erwachsenen scheinen sich mit Vorliebe an senkrechten Fläclien auf- zuhalten, teils an Felsen (z. B. an der Steilküste bei Riva gegen den Ponale-Fall zu), teils an Hafenmauern (Moüs) und Pfählen, wo sie überall in der von v. Martens 234 V ereins-Nachrichten. beschriebenen (im eingangs erwähnten Aufsatz zitiert!) Stellung ziemlich langsam hin- und herschwimmen. Besonders fleißig kriechen sie dicht an bewachsenen, veralgten Stellen entlang, wahrscheinlich weil sie hier ihre ausWasserinsekten und kleinen Knistern bestehende Nahrung am reichlichsten finden. Sie sind nicht scheu und lassen beispielsweise einen Stock fast bis zur Be- rührung nahe herankommen. — Die Jungen unter- scheiden sich in ihrer Lebensweise mehrfach von den Erwachsenen: erstens leben sie seltener an steilen, als an flachen und seichten, sandigen Stellen; zweitens sind sie stets vergesellschaftet, während von den Er- wachsenen trotz ihrer Häufigkeit doch jedes Individuum für sich lebt; drittens sind die Jungen merkwürdiger- weise schwerer zu fangen als die Alten, indem sie nämlich flinker sind und sich flugs unter einen Stein retten oder selbst direkt in den Sand einbohren. Sie benehmen sich als echte Grundfische und haben darin mit den Flußgrundeln (Gobms fluviatilis) viele Ähn- lichkeit. Das Zitat aus der v. Martens’schen Arbeit hat mich bezüglich der Bemerkung über das Gefangenleben sehr überrascht, da es zu meinen Erfahrungen in schroffem Gegensatz steht. Allerdings muß ich bekennen, daß ich kein einziges erwachsenes Exemplar, sondern nur junge und halbwüchsige Individuen von ca. 1 — 3 cm Länge gehalten habe und bekanntlich bei mehreren Fischarten die Jungen sich ausdauernder er- wiesen, als die Alten, zumal wo, wie hier, auch das Freileben verschiedener Altersstufen so beträchtliche Gegensätze aufweist. — Ich brachte die jungen Schleim- fische zu je vier Stück in gewöhnlichen, 8 1 fassenden Einmachegläsern unter. Der Boden dieser Gläser wurde mit einer fingerdicken Schicht reinen Gardasee-Sandes bedeckt und einige Steinchen darauf verteilt; in jedem Glase wurde außerdem ein Vallisnerieu-Stämmchen, ebenfalls aus dem Gardasee, eingewurzelt. Mit der V. Martens’schen Arbeit unbekannt, wunderte ich mich über die Tatsache, daß die Fischcheu bei einer Tempe- ratur von 18—22'* C. wunderbar gediehen und vom ersten Tage ihrer Gefangenschaft ab gierig ihrem Futter (Mückeularven, Regenwürmchen) zusprachen, umso weniger,* als ich die Blemiius- Arten der Adria, den großen und den kleinen Schleimfisch {Bl. gatto- rugine und tentacularis) schon von früher her als aus- dauernde Bewohner meines Seewasseraquariums kennen gelernt hatte. Ich erwartete es eben von dem Süß- wasservertreter der Gattung auch nicht anders. In einem der primitiven Aquarien waren die Blennius vulgaris mit Stichlingen {Gasterosteus acu- leatus) aus dem Gardasee, in einem zweiten mit Fluß- grundeln (Gobius fluviatilis) vereinigt. Letzteres be- merke icb zugleich, um das Vorkommen der Flußgrundel für den Gardasee selbst zu konstatieren, weil dasselbe in dem eingangs genannten Aufsatz von Dr. Schumacher (Seite 171, 3. Absatz) als unbestimmt hingestellt wird. Die Fischchen überdauerten dann auch den Trans- port ausgezeichnet: von den sieben Stück, die ich in einer Kanne als Handgepäck mit nach Wien nahm, kamen gleich den Stichlingen alle lebend an, während die Grundeln auf der Reise eingingen. Ich pflegte die Fischchen, welche sich an ein trockenes Mischfutter gewöhnten, noch geraume Zeit; einzelne lebten, wenn ich mich recht erinnere, noch im Frühjahr 1902. Genaue Aufzeichnungen habe ich gerade hierüber leider nicht gemacht. Jedenfalls kann ich nicht umhin, zu argwöhnen, daß der v. Martens'schen Erfahrung über die Hin- fälligkeit des gemeinen Schleimfisches eine allgemeine Gültigkeit nicht zukommt, sondern daß jenes rasche Sterben, von dem er spricht, irgend einen besonderen Zufall, etwa gar eben dem häufigen Wasserwechsel (Temperaturdifferenzen, überhaupt zu frisches, kaltes Wasser!) zuzuschreiben sein möchte. Ich spreche diese Vermutung zum Trost der Aquarienbesitzer aus, die an dem wirklich sehr hübsch gefärbten, originell geformten Fischchen sicher großen Gefallen finden Avürden. Paul Kämmerer, Wien. Die Pflanze und das Licht. — Der Heliotropismus ist eine sehr bekannte Eigenschaft. Man versteht unter ihm das Bestreben der Pflanze, ihre jungen Schößlinge stets nach dem Licht zu drehen. Wenig bekannt dürfte es indessen sein, wie außerordentlich empfindlich eine Pflanze in bezug auf die Lichtwirkung ist und wie sie es versteht, in subtilster Weise zwischen der Helligkeit zweier Lichtquellen zu unterscheiden. Versuche Figdors haben dies deutlich bewiesen. Der genannte Forscher stellte einen Keimling zwischen zwei Leuchtquellen gleicher Art, deren Intensität auf das genaueste gegeneinander abgestimmt war. Es war un- möglich, auch mit den empfindlichsten Instrumenten eine Verschiedenheit der Intensität an ihnen nach- zuweisen. Trotzdem wandte sich der Keimling nur der einen Flamme zu, woraus jedenfalls hervorgeht, daß ein Lichtreiz von weniger als 0,0003262 Normalkerzen zu heliotropistischen Krümmungen Veranlassung geben kann. VEREINS'Ä%t#T NACHRICHTEN „Heros“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Nürnberg, (E. V.) Vereinslokal: „Goldener Pfau“, Lorenzerplatz. Sitzung vom 5. Mai 1903. Im Einlauf befinden sich zwei Anmeldungen und zwar von Herrn Otto v. Krempelhuber, Eichstätt und Verein „Nymphaea alba“- Berlin. Aufgenommen wurden Herr J. Vogt, Polierer und Carl Eckert, Werkmeister. — Nach Verlesung und Genehmigung des letzten Protokolls ergriff Herr Fahrenholtz das Wort, um in beredten Worten die großen Verdienste „Roßmäßlers“ zu feiern. Herr Fischer verlas hierzu die vom Verein „Triton“-Berlin gegebene Anregung betr. Abhaltung einer „Roßmäßler“-Feier und gab einem tiefgefühlten Wunsche dahingehend Ausdruck, daß es doch endlich gelingen möge, alle, oder doch die Mehrzahl der Vereins-Nachrichten. 235 deutschen Vereine zu einem festen Bunde zu ver- einigen. — Es folgte seitens des 1. Vorsitzenden ein längerer Vortrag über „Die Libellen, ihr Leben, Fang und Präparation“. Durch die vielen gesammelten Er- fahrungen war es dem Redner, der für den Verein eine besondere Libellensammlung anlegte, ein leichtes, die zahlreich Anwesenden mit lehrreichen, in Aquarien- kreisen leider noch zu wenig geübten Beobachtungen auf diesem Gebiete bekannt zu machen. Die interessanten Ausführungen lohnte am Schluß des Vortrages lebhafter Beifall. Nach Übergabe der erwähnten Libellensammlung an den Verein ersuchte der 2. Vorsitzende Herr Ober- Ing. Längenfelder, um tatkräftige Unterstützung zum Zwecke der Vervollständigung dieser Sammlung, und spendete hierzu 2 Präparatenkasten und 2 zusammen- legbare Fangnetze, welche an die Herren Scholz und Siedow abgegeben wurden. — Eine Exkursion an die Gründlacher Weiher wurde für den Himmelfahrt stag festgesetzt, sowie des weiteren beschlossen, das Stiftungs- fest in diesem Jahre durch Abhaltung einer größeren Exkursion nach Dechsendorf b. Erlangen zu feiern. — Die Gewinne aus der „Salvinia“-Tombola werden den betr. Herren zugestellt. Der 2. Vorsitzende verzichtet zu Gunsten des Vereins auf seine Gewinne und erhält demzufolge die Bibliothek das Werk „Die Tritonen usw.“ von Wolterstorff und die Anwesenden eine Flasche Likör. Ferner spendet derselbe Herr den laufenden Jahrgang der „Nerthus“ für die Bibliothek, sowie Herr Gerstner ein Adreßbuch für die Vereinsleitung. Zur Gratisabgabe gelangte ein Kübel Daphnien und eine Anzahl Pflanzen. Sitzung vom 19. Mai 1903. Im Einlauf befinden sich: Offerten der „Actinia“- Plauen, betr. Seetiere; Scliwartze-Hamburg über Gam- busen, Preislisten der Firma Henkel-Darmstadt, ferner Jubiläums-Festzeitung des „Humboldt“-Hbg., Schreiben des Stuttgarter Vereins betr. den Verbandstag und Mitteilungen des Verbands-Vorstandes über Anmeldung des Vereins Naturfreunde-Wandsbeck (Vors. Herr C. Brüning) zum Verband, was freudigst begrüßt wurde. — Der 1. Vorsitzende übermittelt die eingelaufenen Kartengrüße und den Dank des „Hottonia“-Vorsitzenden Herrn Zachmann, welcher im Kreise der hiesigen Mit- glieder am 13. und 14. ds. einige recht vergnügte Stunden verlebte. Herr Lutz teilt mit, daß bei einem seiner Geophagus gymn. ein Auge ganz verschleiert aussehe und fragt an, ob dies von Parasiten herrühre. Nachdem aber über Entstehung und Verlauf dieser Erscheinung weitere Beobachtungen dargelegt wurden, konnte festgestellt werden, daß es sich in diesem Falle um tatsächliche Erblindung handle. — Interessant waren die Ausführungen des 2. Vorsitzenden über die Vorgänge beim Gefrieren des Wassers in der Natur und im Aquarium. Anlaß hierzu gab eine Mitteilung in Nr. 20 der „Nerthus“, in welcher geschildert wurde, wie die Schleierschwänze sich allmählich an eine Wassertemperatur von 4® gewöhnten, dabei aber fraßen und munter blieben. Diese Beobachtung rief allgemein Zweifel hervor, denn bis jetzt ging die Erfahrung dahin, daß die Schleierschwänze, was Ertragung von Kälte anbelangt, zu den empfindlichsten Fischen zählen. Schon bei einer Temperatur von 6— 8» R. stellen sich Erkältungen ein, die meist den Tod des Tieres in absehbarer Zeit im Gefolge haben. — Von dem, im Verlag von N. & H. erschienenen Kunstblatte „Die schönsten Abarten des Goldfisches“, wurden, mehr- seitigem Wunsche entsprechend, 25 Blatt bestellt und zum Selbstkostenpreis an die Mitglieder abgegeben. Gleichfalls gelangten 6 als Probe bezogene, zusammen- legbare Netzbügel zum Preise von l,ßO Mk. zum Verkauf. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Mäiucheu. E. V. Mitteilungen aus der Vereins-Versammlung des Monats Mai 1903 im Restaurant „Sterngarten“, Donnerstag, den 14. Mai 1903. (Schluß.) Im XII. Jahrgang der „Blätter“ 1901 -- seit dieser langen Zeit trug Herr Gerlach seinen Groll gegen uns tief in seinem Busen geborgen — Seite 77/78 berichtet der Geilannte „Einiges über Triton alpestris.“ Nach einer Bemerkung über sein Mißgeschick in der Pflege von Molchen schreibt Gerlach: „Ich versuchte es daher folgendermaßen: „Das Aquarium bepflanzte ich dicht mit Vallisnerien und Mtjrio])hyllum, damit die Molche im Wasser aut den Blättern sitzend, den Kopf über die Oberfläche bequem erheben konnten, um zu atmen, trotzdem aber gezwungen waren, im Wasser zu bleiben und demzufolge das gereichte Fleisch fraßen, was sie sonst nicht getan hätten. Der Versuch gelang mir wider Erwarten. Die Tiere hatten sich bei dieser Art Fütterung riesig entwickelt und ich habe in Freiheit nie soich große Exemplare gesehen“ usw. Die den nachträglichen Entrüstungssturm verantassende Kritik in unserem Bericht vom 28. März 1901 Bl. S. 237 lautet kurz und einfach wie folgt: „Herr Gerlach teilt in seinem Aufsatz unter „Einiges über Triton alpestris, Bl. No. 6 mit, daß er genannten Molch in einem dicht mit Vallisneria und Myriophyllum bepflanzten Aquarium ge- halten habe und der Versuch bestens gelungen sei, ferner daß seine Molche niemals krank gewesen seien. Die Sache ist nicht neu. Die meisten Tritonen werden am besten jahraus, jahrein nur im Wasser (ziemlich niedriges gut bepfianztes Aquarium) gehalten. Wir haben seit langen Jahren auf diese Weise fast sämt- liche europäische Tritonenformen gehalten und stets die besten Erfolge zu verzeichnen.“ Das sind unsere „ungerechtfertigten Bemerkungen“, dies die Kritik des Artikels. Und wie kamen wir zu diesen Be- merkungen, zu dieser Kritik? Schon Dr. J. von Bedriaga weist in seinem zweibändigen Werk „Die Lurchfauna „Europas II. Urodela S. 357 darauf bin, daß die Molche in der Gefangenschaft andere Lebensgewohnheiten sich aneignen und zur Winterzeit nicht zu bewegen sind, das Wasser zu verlassen und daß sie, sobald sie das Bedürfnis fühlten sich neu zu kleiden, in das Wasser stiegen und dort mehrere Tage hindurch verbiieben. Br sagt weiter, daß sich die Tiere auf dem Lande nicht zu heifen wissen, zutraulich, zahm und schwerfäliig werden, dagegen im Wasser lassen sie sich weder anrühren noch dulden sie, daß sich andere an ihre Mahlzeiten heranwagen. Ferner „Wenn im Sommer das Wasser im Aquarium warm wird, so benehmen sie sich in der possierlichsten Art und Weise. Sie suchen dann die weniger tiefen Stellen auf und stellen sich wagrecht. Die Vorderbeine werden dabei gegen einen Stein gestemmt und der Kopf aus dem Wasser gestreckt; steht em Molch in derartiger Position, so dauert es nicht lange, bis ein anderer sich zu ihm gesellt, sich auf ihn stützt und genau dieselbe Stellung einnimmt. Die Tätigkeit der Sinne er- wacht nur im Wasser und es gelingt meistens 236 V ereins-Nachrichten. erst im Wasser, die frischgef angenen Stücke ans Fressen zu gewöhnen.“ Wer diese bereits im Jahre 1897 erschienenen Ausführungen des tüchtigen und fruchtbaren Geleimten aufmerksam liest oder ge- lesen hat, wird mit uns der Ansicht sein, daß es nach den gegebenen Worten keine besondere wissenschaft- liche Errungenschaft oder Entdeckung mehr bedeuten kann, wenn Jemand ein Pärchen Triton alpestris oder deren 2 in ein Aquarium steckt und hier weiter pflegt und wenn Jemand je draußen im Gelände einen Sumpf, in welchem Tritonen hausen, besucht und die zierlichen Tiere in den eigenartigen Stellungen auf den Wasser- pflanzen ruhen, oder zwischen diesen verschwinden gesehen hat, den wird der Gedanke,* daß man in das Molchaquarium auch Pflanzen setzen könnte (ist doch der Satz schon ausgesprochen worden: „Ein Aquarium ohne Pflanzen ist kein Aquarium“) gewiß als kein so durchaus neuartiger mehr erscheinen. Und wer ferner Je die Praxis der Händler beobachtet hat, die viele Dutzende von Molchen nur deshalb aufzubewahren vermögen, weil sie diese jahraus, jahrein nur im Wasser halten, in dieser großen Zahl auch nur so zu halten vermögen — eine Handlungsweise, die a.uf Dezennien von Jahren zurück geht und der die ent- sprechenden Erfahrungen zu Grunde liegen — der wird gewiß anerkennen, daß es einige Menschen geben konnte, denen früher das vorteilhafte einer Pflegeweise begreiflich wurde, als dieses eben bei anderen der Fall war. Was hat uns aber noch weiterhin zu unseren „ungerecht- fertigten Bemerkungen“ bewogen? Bereits in der Sitzung am 13. Dezember 1900, also lange Monate früher als Herr Gerlach seinen Hljjesfris-Artikel schrieb, hat unser Vorsitzender Herr Dankes mit Bezug auf eine Notiz im Fragekasten des „Triton“-Berlin folgendes ausgeführt: „Aber auch bezüglich der Tritoueu-Arten trifft die Be- merkung des „Triton“ wohl nur sehr beschränkt zu, da die meisten derselben am besten nur im Wasser (ziemlich niedriges gut bepflanztes Aquarium) gehalten werden. Wir treffen ja auch in der Natur verschiedene Teiche, in welchen Tritonen selbst ln den Winter- monaten unter dem Eise, wie überhaupt zu jeder Jahres- zeit, beobachtet werden können. Hier handelt es sich also um Tiere, die das Wasser vielleicht Jahre nicht verlassen. Ich halte beispielsweise 4 Stück Triton pyrrhogaster, ferner 1 Pärchen Triton hlasii mehr als 3 Jahre im Wasser und zwar beide Arten gesondert, in je einem kleinen niederen mit Fontmalis und Elodea bepflanzten, natürl. mit Gitterdeckel versehenen Aqua- rium und habe die Freude, die Molche lange Monate im prächtigen Hochzeitskleide prangen zu sehen und sie überhaupt jederzeit beobachten zu können. Herr Müller pflegt in ähnlicher Weise seit langen Jahren fast sämt- liche europäische Tj-itonenarteu und hat ebenso wie Herr Kustos Dr. W. Wolterstorff, der uns in seinem großen Werke „Die Urodelen der alten Welt“ — das hoffentlich recht bald erscheint — auch in dieser Hin- sicht weitere Ausführungen bringen dürfte, nur die besten Erfahrungen gemacht. Es bleibt noch ein- zuschalten, daß die nur im Wasser auf geschilderte Weise gehaltenen Tritonenarten weit weniger Krank- heits-Erscheinungen ausgesetzt sind, als die im Aqua- Terrarium gepflegten Tiere, die sehr bald das Wasser verlassen und nun im feuchten Moose zu „scheußlichen Klumpen geballt“ ihres schönen Wasserkleides verlustig, mit dem unscheinbaren Landkleide angetan, sich gegen- seitig mit Ausscheidungen belästigen, die oft recht böse Krankheiten erzeugen können.“ Vorstehende Worte, in denen die Haltung der Molche eine ganz andere und eingehendere Beleuchtung erfährt, als in Gerlachs Aufsatz, sind niedergelegt im Protokoll vom 10. Dez. 1900 Bl. S. 161. Ausdrücklich sei jedoch darauf hingewiesen, daß obiger Bericht später wie Gerlachs Aufsatz in den „Blättern“ erschien, aus dem Grunde, weil wir zu dieser Zeit und auch weiterhin noch ziemlich mit unseren Be- richten im Rückstände verblieben sind. Dieses' war ailerdings unsere Schuld. Bis in die Jahre 97 und 98 datieren die Besprechungen zurück, die bezüglich der Haitung der Tritonen zwischen unseren Herrn Mülier und Herrn Dr. Wolterstorff einerseits und Herrn Dankes und Müller anderseits gepflogen wurden und schon in diesen Jahren wurden ausweislich unserer Protokolle in den Sitzungen der „Isis“ Tritonenarten demonstriert und weiterhin wie oben angegeben gepflegt, die Herrn Gerlach vielleicht heute mehr als den Namen nach bekannt sein mögen. Aus all dem Gesagten erhellt für jeden objektiv abwägenden Naturfreund, daß unsere absolut nicht bösgemeinte, ohne jeden Nebengedanken ruhig den Tatbestand registrierende Kritik: „Die Sache ist nicht neu. Die meisten der Tritonen werden am besten jahraus, jahrein nur im Wasser (zieml. niedriges gut bepflanztes Aquarium) gehalten. Wir haben seit iangen Jahren auf diese Weise fast sämtliche euro- päische Tritonenformen gehalten und stets die besten Erfolge zu verzeichnen“ von unserem Standpunkte aus keine „ungerechtfertigten Bemerkungen“ waren, sondern im ganzen Wortlaute als vollkommen herechtigt er- achtet werden müssen. Eine eigentliche Kritik des Inhaltes des Gerlach'schen Artikels ist weiter durch uns nicht erfolgt. Nun zu dem Versuch des Herrn Gerlach Herrn Dr. Wolterstorff m Gegensatz zu uns zu bringen. Herr Kustos Dr. Wolterstorff sagt in seiner Broschüre „Die Tritonen der Untergattung Euproctus Gene“, welche Schrift sich auch mit der Gefangenhaltung der Tritonen- arten befaßt, an den von Herrn Gerlach zitierten Stellen folgendes: „Mit lebhafter Freude entnahm ich einem kurzen Aufsatz des Herrn G. Gerlach in den „Blättern“ für Aquarien- und Terrarienfreunde 1901 No. 77 die Angabe, daß auch dieser Herr Triton alpestris dauernd im Aquarium ohne Insei hielt. Seine Ausführungen möchte ich Wort für Wort unterschreiben.“ Und an anderer Stelie : „Die vorstehend angeführten Mitteilungen der Herren Gerlach und Brüning wurden besonders hervorgehoben, weil sie von selbständiger Beobachtung, die sich von altem Schlendrian kehrt, zeugen. Leider sind solche Arbeiten auf „amphibiologischem“ Gebiete in der Liebhabei’-Literatur an den Fingern zu zählen, viele „Autoren“ in Fachzeitschriften wie selbständigen Pubiikationen begnügen sich damit. Altbekanntes zum hundertstenmale wiederzugebeu, wenn sie nicht vor- ziehen, einfach abzuschreiben, wobei es natürlich ohne die ärgsten Verstöße nicht abgeht.“ Es ist wirklich sehr erklärlich, daß ein Forscher, der sich mit ein- gehenden Versuchen in der Pflege einer Anzahl Tiere befaßt, erfreut ist, wenn seine gemachten Beobachtungen da und dort bestätigt werden und er somit auf eine selbständige imd richtige Beobachtung auch in Lieb- haberkreisen schließen kann. Aber was hat dieses für den vorwürfigen Pall mit den in unserem Berichte ent- haltenen Bemerkungen zu tun? Einfach nichts. Unsere Vereinsberichte sind „gegenüber der Stellungnahme Vereins-Nachrichten. 2.37 eines unserer größten Hei'petologen Dr. W. Wolterstorff“ in ihrer Wahrheit in keiner Weise beeinträchtigt und entwertet und wenn der genannte Herpetologe eine Veröffentlicliung von Beobachtungen begrüßt, weil ihm vielleicht bei seiner Arbeit an der Bestätigung seiner Erfahrung durch andere Seite gelegen sein mag, so brauchen deshalb diese Veröffentlichungen für uns absolut nicht neu zu sein. Der Wert des Gerlach'scben Aufsatzes für die Allgemeinheit aber wurde von uns nicht angefochten und es ist nach „unserem Dafür- halten“ ziemlich überflüssig, wenn Herr Gerlacb am Schlüsse seines ..C'/«frono»ras “-Aufsatzes mit einer Wendung gegen uns bemerkt, zu welchem Zwecke Artikel geschrieben werden, denn das wissen wir und andere aber gewiß schon lange. — Herr Lehrer Hübner reicht eine gTößere Anzahl Photographien herum, welche die von ihm in einem Zimmer seiner Schule aufgestellten Schul-Aquarien und -Terrarien darstellen. Die vielen hübsch bepflanzten Aquarien und ganz entsprechend eingerichteten Terrarien, die ihrem Pfleger manch schwere Arbeit und Mühe verursachen mögen, be- herbergen mehrere wichtige Vertreter der heimischen Fisch- bezw. Kriechtier- und Lurchfauna und verdienen x\nerkennung. Die Tätigkeit des Herrn Lehrer Hübner in nächster Nähe vieler ihn täglich umgebender Schüler ist umso erfreulicher, als sie gerade hier vorbildlich wirken kann und geeigensebaftet ist, manchen jungen Tierfreund frühzeitig die richtigen Wege der Tierpflege zu weisen. — Zur Demonstration gelangt durch Herrn Lankes ein tadelloses ca. 45 cm messendes Exemplar, Männchen, der Lacerta ocellata Daud. var. pater Lat. von Tunis. Boulenger behandelt also die Vatereideebse in seinem großen Werk lediglich als Varietät. Dr. Werner will sie Jedoch in seiner kleinen Schrift „Ausbeute einer herpetologischen Exkursion nach Ostalgerien“ vom Jahre 1892 „nicht so ohne weiteres als eine Varietät der ocellata aulfassen, da sie wohl mit ihr, nicht weniger aber mit der viridis, verwandtschaftliche Beziehungen aufweist.“ Auch in seinem zweiten Beitrag zur Herpe- tologie von Ostalgerien 1894 glaubt Dr. Warner „dennoch die Lacerta pater als Art noch immer aufrecht erhalten zu dürfen, umsomehr, als ja überhaupt in der Gruppe der Lacerta ocellata, viridis, agilis usw. die Unterschiede sehr geringfügig sind“. Wir haben natürlich nicht über die mehr znsammenschließenden oder trennenden Momente der beiden Riesenformen ocellata xmd pater zu befinden, können aber anfügen, daß sich biologisch so verschiedene Einzelheiten, wie solche aus der Pflege der nunmehr durch Dr. Werner (Die Reptilien- und Amphibienfauna von Kleinasien 1902) subspezifisch ge- trennten t)irifZis-Formen (Lacerta mayor Blngd, Lacerta viridis Laur., Lacerta gadowii, Sevane u. Lacerta strigata Eichw.) gewonnen wurden, bei ocellata und pater nicht ergeben. Lacerta viridis strigata haben wir noch nicht gepflegt und beobachtet. Herr Kunstmaler Müller demonstriert Lacerta serpa Eafin. und zwar var. reti- culata Schreiber aus der Umgegend von Palermo und var. sicula Bonap. aus der Gegend von Messina, während Herr Lankes Exemplare der var. reticidata, welche von Cagliari auf Sardinien stammen, zur Vorzeigung brachte Zwischen der reticidata von Palermo (Sizilien) und der- jenigen von Cagliari (Sardinien) besteht nicht der ge- ringste Unterschied, auch nicht in Zeichnung und Farbe. Dagegen weicht diese Echsenform in der Zeichnung gegenüber Stücken aus der Umgegend von Messina ziemlich ab und kommt die Messina-refienZato den Foi'men aus Calabrien wieder ungemein nahe. Bezüglich der Lchs&n jonica-Lehrs-sicula Bonap. und der auf Sardinien und Korsika vorkommenden var. genei Caras sind hinsichtlich ihrer Artselbständigkeit und ibrei’ Ab- stämmlings- und Verwandtschaftsverhältnisse die Akten noch nicht geschlossen. Zum Schlüsse demonstriert Herr Lankes die eigentliche Mauereidechse Lacerta muralis fusca de Bedr. aus Bozen mit den Varietäten hrüggemanni de Bedr. aus der Umgegend von Rom und macidiventris Werner von Fiume. Herr Feiebtiuger ver- teilt eine Anzahl kurz vor der Sitzung erbeuteter Rhodens amarus Bl. an die anwesenden Interessenten. Die Sitzung am 21. Mai 1. Js. fiel wegen des Feier- tages (Christi-Himmelfahrt) aus. ,,Salvinisi“, Verein von Aquarien- undTerrarienfreunden, Hamburg. Vereinslokal : Sieclien-Bräu, Kreuzweg 6. Außerordentl. General-Versammlung vom 18. Juni 1903. Aufgenommen wird der Verein für Aquarien- und Terrarien-Kunde „Iris“, Frankfurt am Main. Im Ein- laufe: Schreiben des Verbandes der Vereine für Aquarien- Terrarien-Kunde bezüglich Entsendung eines Vertreters zum Verbandstage. Die Versammlung verhält sich ablehnend und gebt zur Tagesordnung über. Punkt 1 der Tagesordnung: Beschlußfassung über eine eventuell in diesem Jahre zu veranstaltende Ausstellung. Nach kurzer Debatte beschließt die Versammlung, in diesem Jahre keine Ausstellung abzubalten. Eine Kommission von 7 Herren wird gewählt, die die Aufgabe hat, eine eveut. im nächsten Jahre zu veranstaltende Ausstellung vorzubereiten, respektive einer später eiuzuberufenden General-Versammlung Vorschläge über alle Einzelheiten einer solchen zu unterbreiten. Die Kommission besteht aus den Herren Dr. Franck, 0. Tofobr, W. Jähn, H. Köppe, G. Haberle, A. Hüttenrauch und H. v. Rönn. — Zur Vorzeigung gelangen durch 0. Tofobr eine Anzahl Wieseneideebsen (Lac. serpa) von Ragusa, die sich durch eine recht robuste Körperform auszeiclmen. Die Färbung weicht beträchtlich von der italienischer Stücke ab. Die Angabe P. Kämmerers, Lac. serpa komme in und um Ragusa nicht vor, trifft, wie die vorgezeigten Ragusa-Echsen beweisen, nicht zu. — Auf unsere Ein- gabe an die Polizeibehörde des Inhalts, die Behörde möge den Straßen-Handel mit lebenden Goldfischen, den die sogenannten fliegenden Fischhändler in letzter Zeit sehr lebhaft betätigen, in Anbetracht der infolge gänzlich imzulänglicher Transportgefäße erheblichen Tierquälerei, verbieten, ist nachfolgendes Schreiben eingelaufen: „An den Verein für Aquarien- und Terrarien- Kunde Salvinia zu Hamburg. Auf Ihr gefälliges Schreiben vom 23. vorigen Monates, den Handel mit Aquarien respektive deren Inhalt auf der Straße betreffend, er- widere ich Ihnen, daß der Polizeibehörde eine gesetz- liche Handhabe zu einem Einschreiten fehlt. Der Rat und Abteüungsvorstand gz. Kiesselbacht. Abteilung VI. Gesundheitspolizei.“ Sonach können also nach wie vor diese armen Goldfische auf der Karre verhökert werden; ob sie der Menschheit dafür dankbar sein werden, möge dahingestellt bleiben. — Mitteilungen aus dem Gebiete der Liebhaberei: Herr Gutmann vom Verein Neptun in Graz schreibt uns: „Mit den mir freundlichst durch den Verein gelieferten Terrarien- tieren bin ich sehr zufrieden. Von den Dornschwänzen (TJromastix spinipes) habe ich den größeren behalten und dieser hat sich schon wunderbar eingewöhnt, er 238 Vereins-Nachrichten. ist fast noch zutraulicher, als derjenige, den ich im Vorjahre von Ihnen erhielt und das ist viel gesagt; die Bezeichnung: der „Gemütliche“, wie ihn Karl Vogt einmal in einem Reiseberichte nennt, ist vollkommen zutreffend. Was seine Nahrung anbelangt, so nimmt er an pflanzlicher u. tierischer (Insekten) Kost ziemlich alles; leider hat er noch keine Mehlwürmer genommen, die der andere mit Vorliebe verzehrt. Im Winter wäre es unangenehm, wenn ich ihn nicht dazu brächte, denn nichts verschafft man sich so leicht als Mehlwürmer. An der Bepflanzung ist nichts sicher vor ihnen, so habe ich schon mehrere Male schöne Stücke von Fetthenne (Sedum) eingepflanzt, die von ihnen aber jedesmal bis auf den Stiel abgeweidet wurden, zu meinem Ärger und Freude zugleich. Sie haben sich jeder schon ein ziemliches Bäuchlein angemästet.“ Nach unseren Erfahrungen nehmen überhaupt nur wenige Dorn- schwänze Mehlwürmer an. Oft ist unter zwanzig unserer Tiere kaum eins, das sie nimmt. Sehr lüstern sind sie hingegen fast alle auf große Küchenschaben. Ihr Haupt- futter bleibt natürlich immer pflanzliche Kost. Dorn- schwänze sind daher immer ungemein leicht durch den Winter zu bringen. Wir füttern in dieser Zeit hauptsächlich mit weißem Kohl. Weiter schreibt uns Herr Gutmann: „Mein seinerzeitiger Brief, in welchem ich von der Gesellschaft erwähnte, in welcher sich mein Alligator befindet (Zusammenhalten von Alligator, Vierstreifennatter usw.), hat zu lebhaften Erörterungen geführt; so bat sich in der „Isis“ ein Herr abfällig darüber ausgesprochen, diese Tiere in solcher Gesellschaft zu lassen; nun, damals war er noch kleiner, er konnte sich an Tiere, wie ein ausgewachsener Scbeltopusik, eine Streifennatter nicht leicht machen, besonders, wenn gut für Futter gesorgt wurde, so daß er keinen Hunger leidet. Jetzt würde ich es freilich nicht mehr wagen, kostbare Tiere in seine Nähe zu geben, schon seiner großartig entwickelten Gefräßigkeit wegen, aber trotzdem hat er die drei Schildkröten noch immer in seiner Gesellschaft und verträgt sich gut mit ihnen; nur beim Füttern mit Fischen oder Fleisch muß man auf- passen, damit nichts passiert; mit welcher Geschicklich- keit er die Mäuse abfängt, ist oft hochinteressant.“ — Hiernach hat sich nun auch Herr Gutmann zu unserer seinerzeit geäußerten, später von der Isis bestätigten Ansicht bekehrt, daß größeren Panzerechsen lediglich kräftige aquatile Schildkröten beizugesellen sind. — Durch Herrn Brunkliorst wird ein Posten Pflanzen gratis verteilt. Verkauf von Reptilien. Fragekasten. Schluß 12 Uhr. T. „Uottonia% Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Darnistadt. Vereinslokal : Hessischer Hof, Wilhelminen- straße 1. Sitzungen am 1. und 3. Samstag jeden Monats. Anßerordentl. Generalversammlung vom 18. April 1903. Eröffnung um 9^/4 Uhr. Im Einlauf: Zeitschriften und Karte des auswärtigen Mitgliedes Dr. Seil von Reichelsheim (Angebot von Muscheln). — Herr Heinrich teilt mit, daß die zahlreichen und zum Teil in der Lieb- haberei sehr weit vorgeschrittenen Aquarienfreunde unserer Nachbarstadt Worms die Gründung eines Vereins beabsichtigten und für Unterstützung mit Rat und Tat den Hottonianern außerordentlich dankbar wären. — Herr Behrmann machte die Beobachtung, daß Sagittaria-Knollm in kaltem Wasser leicht von Schimmel befallen werden, in warmes Wasser gebracht sich jedoch bald erholen und zu treiben anfangen. — Unser neues Mitglied, Herr Walter, stellte eine ca. 8 cm lange, in der Moldau gefangene Groppe etwaigen Liebhabern zur Verfügung. Sitzung vom 2. Mai 1903. Eröffnung um 9^4 Uhr. Den am Erscheinen ver- hinderten I. Schriftführer, Herrn Weber, vertrat der II. Schriftführer. Im Einlauf befand sich außer den Zeitschriften ein Schreiben vom Verbandsvorstand. — Der I. Vorsitzende, Herr Zachmann übermittelte Grüße von Herrn Becker, Karlsruhe, dem Ehren mitgliede der „Hottonia“. — Herr Klockow sprach über die bestehenden Konstruktionen von Saug-(Scblamm-)Hebern und rügte die zahlreichen Mängel, die sich bei fast allen sehr störend bemerkbar machen. Sitzung vom 16. Mai 1903. Eröffnung 9'’/4 Uhr. In Abwesenheit des Herrn Zachmann führte Herr Jamin den Vorsitz. Der II. Schrift- führer verias das Protokoll der vorigen Sitzung. Zur Mitgliedschaft angemeldet bat sich Herr Gustav Röth von hier. Im Einlanf: 1. Zeitschriften; 2. Diverse Offerten; 3. Schreiben vom Verein „Heros“-Nürnberg, Verbandstag betreffend. — Ein von Herrn Zang als Separatum vor- gelegter Aufsatz über die „Stimme der deutschen Eidechsen“ (Zool. Anz. Bd. 26, No. 698/99 v. 8. Mai 1903) kam zur Verlesung und Besprechung. — Herr Klockow berichtete schließlich noch über eine Hautkrankheit bei Makropoden. Herr Jamin bemerkte dazu, daß dunkle Aufstellung des Behälters dabei oft von bestem Erfolg sei. — Schluß 11^4 Uhr. Außerordentl. Generalversammlung vom 27. Mai 1903 („Kaisersaal). Eröffnung um 9^/4 Uhr. Im Einlauf: 1. Schreiben des Verbandes; 2. Offerte eines Wormser Händlers (Rheinfische in für Aquarien geeigneter Größe!); 3. Karte des auswärtigen Mitgliedes Herrn Dr. Sell-Reichelsheim. Die von letztgenanntem Herrn gewünschten Wasser- schnecken wurden ihm vor einigen Tagen bereits zu- gesandt. — Die Einberufung zu einer Generalvei’samm- lung war hauptsächlich zwecks Regelung interner, vor- züglich die demnäcbstige Aussteilung betreffender An- gelegenheiten erfolgt. — Nach endgültiger Erledigung dieser Punkte wurde eine Gratisverlosung von Schleier- schwänzen und Chanchitos vorgenommen. (Gewinner: Herr Walter resp. Herr Knodt). Ferner gewann letzt- genannter Herr noch einen starken, zur Aquarien- durchlüftung sehr geeigneten Luftkessel, den Herr Rahn nebst den obengenannten Fischen in dankenswerter Weise gestiftet hatte. Des weiteren kam noch zur Gratisverlosung ein geräumiges Akkumulatorengias (Stiftung des Herrn Bergmann), das Herrn Klockow zuflel Nach amüsanter amerikanischer Versteigerung von 2 jungen Chanchitos gelangte dann noch unter den Anwesenden eine größere Partie Wasserpflanzen zur Verteilung. Dieselben waren ebenso wie zahlreiche Wasser- und Sumpf Schnecken von mehreren rührigen Mitgliedern aus Sümpfen und Gräben bei Geinsheim (Ried) geholt worden. Herr Walter stellte schließlich den anwesenden Terrarianern eine Anzahl Unken nebst einigen Molchen zur Verfügung. Richard Zang, II. Schriftführer. Verein der „Aquarieufreunde“ zu Berlin. Vereinslokal „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung vom 24. Juni 1903. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9^2 Uhr. Anwesend waren 51 Mitglieder. Folgende fünf Herren, Vereins-NaohriGhten. 239 als Gäste anwesend, stellten Anfnahmeantrag: Emil Wasserzier, Karl Bruder, Paul Kroll, Wilhelm Heinrichs, sämtlich zu Berlin, Franz Westphal zu Rixdorf. Auf- genommen wurde Herr Julius Jaenicke, Berlin. Aus- getreten ist Herr Conrad Bensch. Ein Aufnahmeantrag wurde ahgelelmt. Nach Annahme des Protokolls der letzten Sitzung erhielt Herr Dr. E. Bade das Wort zu einer Ausführung; „Aberglaube des Volkes im Bezug zur Tierwelt“. Den Stoff hierzu entnahm Vortragender z. T. dem Werke; „Plinius, Naturgeschichte“, dem als Pendant ein neueres Werk zur Seite stand. Mit großer Heiterkeit nahmen die Mitglieder Kenntnis von den naiven Anschauungen einer längst vergangenen Zeit. Aber auch mit Verwunderung lauschten sie den zu Gehör gebrachten Ansichten und Fabeln oder Aber- glauben unserer Zeit. Nachdem der Vorsitzende dem Vortragenden gedankt, forderte er die Mitglieder auf, über z. Z. noch im Volke kursierende Erzählungen, soweit solche noch nicht bekannt sind, event. kurze Aufsätze anzufertigen und solche dem Vorstand zur Verfügung zu stellen. — Hierauf berichtete Herr Martin Becker über eine sonderbare Krankheitserscheinung bei Girard. caud. Unmittelbar an der Brustflosse bildete sich eine Geschwulst, welche nach und nach die Größe einer kleinen Erbse erreichte. Nachdem das Tier daran zu Grunde gegangen, ergab sich bei Otfnimg der Ge- schwulst ein kleiner wurmähnlicher Faden als Inhalt. Die Natur dieser Krankheit war uns unerklärlich, da dieselbe zum ersten Mal beobachtet wurde, wir sind aber geneigt, dieselbe mit Muscheln in Verbindung zu bringen. — Zum Rotlauf wurde berichtet, daß die Ursache des- selben unbefriedigter Geschlechtstrieb, oder aber auch plötzlich eintretende starke Entwicklung der Geschlechts- organe sein kann!? Es ist dies wiederum ein ueuer. Hinweis zum Studium dieser Krankheit, deren Ursache z. Z. teils auf Sauerstoffmangel, teils auf parasitärische Tätigkeit zurückgeführt wird. Die Heilung des Rot- laufes erfolgt durch periodischen Wasserwechsel. Oft genügt jedoch auch ein nur einmaliges Umsetzen des Patienten in altes abgestandenes Wasser. — Ferner wurde Klage geführt, daß Goldfische, welche fünf Jahre lang in einem Aquarium ohne Pflanzen und Erde gesund und munter waren, nach der naturgemäßen Einrichtung desselben sämtlich zu Grunde gingen. Es ist dies eine ganz natürliche Erscheinung. Die Tiere, welche jahre- lang der naturgemäßen Lebensweise entfremdet waren, mußten ohne weiteres in den ihnen neuen Verhältnissen, denen ihre Konstitution nicht gewachsen war, eingehen. ln solchen Fällen empfiehlt es sich, den geschwächten und an natürliche Lebensweise nicht gewöhnten Tieren Zeit zur Anpassung, d. h. successive Eingewöhnung an die ihnen völlig neuen Verhältnisse zu gewähren. Sie müssen nach und nach zur Natur zurückgeführt werden. — Zur Frage, ob rostendes Eisen im Aquarium Fischen oder Pflanzen gefährlich werden kann, konnte nur mitgeteilt werden, daß nachteilige Folgen bis jetzt noch nicht bekannt sind, theoretisch, außer im ästheti- schen Sinne, auch nicht bewiesen werden können. — Herr G. Lehmann stellte den Mitgliedern eine große Anzahl Drosera rotundifolia aus der Umgebung des Müggel- Sees zur Verfügung, welche schnell Abnehmer fanden. — Mit einem kurzen Hinweis auf die Ausstellung des Vereins vom 20. bis 31. August d. J. schloß der Vor- sitzende die äußerst interessante Sitzung um 12 Uhr. G. B. Sitzung vom 8. Juli 1903. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 91/2 Uhr. Als Gäste waren anwesend die Herren E. Stehi’, R. Seeländer und P. Lüdicke. Mitglieder waren erschienen 49. Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung ge- nehmigt war, erstattete der Kassierer den Quartals- bericht. Derselbe ergab eine Einnahme von 297,07 Mk. und eine Ausgabe von 137,26 Mk., sodaß ein Kassen- bestand von 159,76 Mk. verblieb. Mitglieder zählt der Verein 82, außerdem zwei gegenseitige Mitgliedschaften. Herr Martin Becker wurde seines Postens als 11. Biblio- thekar enthoben und zu seinem Nachfolger Herr Hermann Kupczyk gewählt. Neuaufgenommen in den Verein sind die Herren Emil Wasserzier, Karl Bruder, Paul Kroll, Franz Westphal und Wilhelm Heinrichs. Aufnahme- Antrag stellte Herr Richard Seeländer, Eisendreher, Berlin. Hierauf erstattete Herr Dr. E. Bade Bericht über die Tätigkeit des Ausstellungskomitees, aus welchem im besonderen hervorging, daß z. Z. dem- selben drei goldene, vier silberne und sieben bronzene Medaillen zur Verfügung stehen. Außerdem jedoch noch mehrere Ehrenpreise und Diplome. Die Aus- stellung selbst darf jedoch nur von Mitgliedern be- schickt werden. Nachdem die Inhaber der Behälter für die Kollektiv-Ausstellung ihre diesbezügl. Ordres zur Besetzung derselben erbalten hatten, sowie zwei Stück von Herrn Palm gestifteten prachtvollen japani- schen Pfeilkrautes zu Gunsten der Kasse versteigert waren, konnte zur Erörterung von Fachtragen ge- schritten werden. Als Hauptfrage figurierte die Degenerierung exotischer Fische, im besonderen die des Guranii im Zimmeraquarium. Herr E. Stehr führte die ständig abnehmende Größe der hier gezüchteten Tiere im Vergleich der importierten Exemplare, welche in jeder Weise weit stattlicher sind, als Beweis ein- getretener Degenerierung, speziell durch Inzucht hervor- gerufen, ins Feld. Die Richtigkeit dieser Beweisführung, welche wohl im allgemeinen unterzeichnet werden kann, geriet aber in der sich hierauf entwickelnden äußerst vorsichtig geführten Diskussion in einen etwas schwankenden Zustand, welcher besonders seinen Höhepunkt zu erreichen schien durch die trefflichen Erörterungen über die vielleicht abweichende Er- nährungsweise der Tiere in ihrer Heimat und der Fremde, sowie die im weiteren geltend gemachten Zweifel an der Richtigkeit der Degenerations-Theorie unter Anführung von Beispielen, welche dieser An- schauung die Begründung zu nehmen wahrscheinlich meisterhaft dargetan sind!? Aus diesem Grunde blieb daher die aufgestellte Behauptung, daß eine zielbewußte Inzucht, verbunden mit verständiger Zuchtwahl, äußerst selten oder überhaupt gar nicht schädliche Folgen auf- zuweisen hat, unwidersprochen. — Über die Laichzeit der Panzerwelse und Fütterungsmethode der Brut der- selben ergab die Diskussion folgendes Resultat. Eine bestimmte Laichzeit ist nicht vorhanden. Das Ab- laichen findet bei geeigneter Temperatur ebenso gut in den Winter- wie in den Sommermonaten statt. Die Aufzucht der Jungen erfolgt, falls künstliches Futter verwendet werden muß, am besten mit Piscidin, sonst aber mit Infusorien. — Zur Beseitigung der Hornhaut- trübung bei Fischen, z. B. Teleskopen, Chanchitos, Barschen und Stichlingen empfiehlt sich folgendes Verfahren. Vor allen Dingen entziehe man derartig kranke Tiere dem Einfluß des Lichtes, ohne daß die 240 Vereins-Nachrichten. pilzigen Wucherungen nicht gedeihen können. Am besten ist es, den an Hornhauttrübung leidenden Fisch in ein besonderes, vom Licht abgeschlossenes Gefäß zu setzen. Je dunkler der Fisch gehalten wird, desto eher verschwindet das Leiden. Wasserwechsel ist hei allen barschartigen Fischen nur dann vorzimehmen, wenn eintretende Fäulnis es unbedingt gebietet. Da- gegen empfiehlt es sich, Goldfisclien und deren Abarten von Zeit zu Zeit frisches aber temperiertes Wasser zuzuführen, weil Pflanzen nicht verwendet werden dürfen, wodurch eine selbständige Sauerstoffproduktion ausgeschlossen ist. Mit der Fütterung halte man die ersten Tage etwas zurück, gehe aber bei fortschreitender Besserung des Zustandes, um eventl. eiutreteudeu un- günstigen Einflüssen der „Dunkelheit“ auf den Gesamt- organismus begegnen zu können, recht reichliche und kräftige Nahrung. Verein für Aquarien- und Terrarieukuude zu Dortmund. Vereinslokal: Restaurant Kopfermann. Sitzung vom 17. Juli 1903. Der heutigen Sitzung sah man allgemein mit einiger Spannung entgegen, weil in derselben zwei für imger Vereinsleben wichtige Fragen zur Entscheidung gebrächt werden sollten: nämlich die Lokal- und die Bibliothek- frage. Die Eröffnung fand ordnungsgemäß durch den Vorsitzenden 9 “ Uhr statt. Auch heute war uns wieder durch das Entgegenkommen des hiesigen Jäger-Vereins das diesem gehörige Zimmer eingeräumt worden, in dem die Versammlung, welche aus 16 Mitgliedern und 5 Gästen bestand, Raum genug fand. Unter dem ersten Punkt der Tagesordnung wurde das Protokoll der Sitzung vom 3. er. verlesen und genehmigt. Eine be- sondere Freude erregte das im Eingang befindliche Schreiben der „Salvinia“-Hamburg, durch welches uns die Aufnahme in diesen Verein bestätigt und gegen- seitige Mitgliedschaft angeboten wurde. Wir fühlen uns als junger Verein durch dieses Anerbieten der „Salvinia“ geehrt und sprechen an dieser Stelle derselben noch besonders unseren herzlichsten Dank aus. — Von den Herren Lipsch und Welke wurde kurz über Exkursionen berichtet, welche am vergangenen Sonntag nach dem Hömetal und dem Gelände an der Lippe unternommen worden waren und sodannn erhielt Herr Walff als Sprecher der Lokal-Kommission das Wort. Dieser führte eine ganze Reibe von Lokalen auf, welche besichtigt waren; fünf derselben wurden für engere Wahl aus- gesondert und sodann wurde die Angelegenheit zur weiteren Beratung an die Kommission zurückverwiesen. — Die Vorschläge der Bibliothek-Kommission, die Aus- wahl der Bücher betreffend, wurden ohne Änderung und ohne Debatte genehmigt. Schwieriger gestaltete sich jedoch die Beratung der Frage, wo die Bibliothek unter- zubringen und wie die Ausgabe der Bände zu regeln sei. Es lagen hierzu 2 Anträge vor: 1. Die Bibliothek im Vereinslokal unterzubringen und a) die Ausgabe der Bücher nur an den Vereinsabenden vorzunehmen (alle 14 Tage); b) die Bücher in der einen Woche an dem Vereinsabend, in der anderen Woche in einer hierzu zu bestimmenden Zeit, in welcher der Bibliothekar Im Vei’einslokal anwesend sein müsse, auszugeben. 2. Die Bibliothek in der Wohnung des Bibliothekars, welcher Inhaber eines offenen Geschäftes ist, unterzubringen und den Mitgliedern zu ermöglichen, die Bücher jederzeit dort zu entnehmen. Gegen letzteren Antrag fanden sich nur 3 Stimmen, derselbe wurde also mit ganz be- deutender Mehrheit angenommen. Die in der Debatte vorgebraebten Gründe waren viele. Es wurde ausgeführt, daß die Benutzung der Bibliothek gerade in der ersten Zeit nach der Gründung eine sehr starke sein werde, während andererseits noch nicht so viel Bände vor- handen wären, um den Bedürfnissen der Mitglieder gerecht zu werden, was aber auch nicht entfernt möglich sei, wenn die Zirkulation der Bücher unnötig schwer- fällig gestaltet -woirde. Als Zugmittel für den Besuch der Sitzungen bedürfe der Verein der Bibliothek nicht, da dieser ein so reger sei, wie man nur wünschen und erwarten könne, sodaß er nach dem Urteil einer außerhalb stehenden, oft als Gast anwesenden Autorität, dem Verein zur Ehre gereiche. Schließlich sei unbedingt zu erwarten, daß gerade von denjenigen Mitgliedern, welche zu ernster wissenschaftlicher Arbeit im Rahmen der Vereinszwecke geneigt sein, Bücher, besonders Spezial- werke einschlägiger einzelner Gebiete, vor allem zu ge- wissen Zeiten, wie z. B. nach Exkursionen gefragt sein würden und daß für diese Mitglieder die Benutzung der Bibliothek für ihre Zwecke geradezu ülusorisch sei, wenn sie nicht in den Stand gesetzt wären, ein ge- wünschtes Buch öfter als im günstigsten Falle alle 14 Tage zu erhalten. Nach dem Muster der Vereine in Berlin und Hamburg könne man nicht verfahren, man müsse vielmehr in erster Linie die Verhältnisse am hiesigen Orte berücksichtigen. Die Wirkung der vor- gebraebten Gründe konnte auch durch die Gutachten der Vereine „Triton“, „Nympbaea alba“ und „Salvinia“, welche vom Vorsitzenden zur Unterstützung des ersten Antrages eingeholt waren, nicht erschüttert werden. ■Nach Erledigung des vorstehend ausführlich behandelten Punktes der Tagesordnung fand die Aufnahme von vier neuen Mitgliedern statt, worauf die Verteilung einer Anzahl von Pflanzen erfolgte. Zum Schluß kündigte noch Herr Lipsch für die nächste Sitzung einen Vortrag über „Kultur und Geschichte der Victoria regia“ sowie Herr Lepawski die Vorführung eines neneu Heizapparates an und sodann wurde die Sitzung um 12 Uhr ge- schlossen. Sitzung am 31. Juli 1903. Die heutige Sitzung stand unter dem Einfluß des Beginns der Sommerferien. Das gab sich besonders durch die Abneigung gegen geschäftUche Beratungen kund, was jedoch nach den erregten und ermüdenden Debatten der letzten Versammlungen nur angenehm empfunden wurde. — Der von Herrn Mach eingereichte Entwurf einer Bibliothek-Ordnung fand einstimmige Annahme, womit sich der geschäftliche Teil der Sitzung erledigte. — Herr Botaniker Liebsch erhielt sodann das Wort zu dem angekündigten Vortrag über „Kultur und Geschichte der Victoria regia“. Er erntete für seine Ausführungen, welche durch die Vorzeigung einiger.aus dem botanischen Garten zu Breslau beschafften Teile der Pflanze unterstützt wurden, ungeteilten Beifall. — Die durch die Tagesordnung bekannt gegebene Vor- führung eines neuen Heizapparates mußte leider unter- bleiben, da derselbe nicht rechtzeitig in Betrieb gesetzt worden war und so fand die Versammlung ein ver- hältnismäßig frühes Ende. Sie war besucht von 17 Mitgliedern und 5 Gästen, von denen einer sich zur Aufnahme meldete. Kehr. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E.Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’ sehen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopferin Burg b. M. Die Echsenfauna Süd-Italiens. Von Jos. Scherer. München. (Mit 6 Originalzeichnungen von Willy Moralt.) Mircli die große Güte meines Freundes Hans Jimg'uickel, der zu Fuß eine Sammelreise durcli Calabrien und Sizilien machte, sowie Iscliia und die liparisclien Inseln besuchte, gelangte ich in den Besitz eines umfassenden Materials an lebenden Eidechsen, über deren Haupt- formen Nachstehendes einen Überblick ge- währen soll. a. Lacerta serpa (Raf.) im Übergang zur v. reticulata (Schreiber). Nicht leicht eine andere Reptilien- gruppe ist so vielen morphologischen und koloristischen Variationen unterworfen als die meisten Arten der Gattung Lacerta. In besonderem Maße gilt dies von der süd- europäischen Wieseneidechse Lacerta serpa (Raf.), die, wie bekannt z. Z. ihr größtes Verbreitungsgebiet auf der appenninischen Halbinsel hat, dann von Triest abwärts der Karstküste entlang bis ungefähr Spalato stellenweise sehr zahlreich auftritt und schließlich auch auf einigen Inseln des Mittelmeeres ihr mehr oder minder nahe stehende Verwandte besitzt. Während sie nun im größten Teile ihres Verbreitungs- gebietes, also namentlich in Dalmatien, Ober- und Mittelitalien, im großen Ganzen das gleiche System in Zeichnung und Farbe aufweist, findet man sie im Süden der italienischen Halbinseln in allen Über- gängen bis zu ganz veränderten Formen. Vor allem fällt uns bei den um Neapel, teil- weise auch schon den in der Campagna vor- kommenden Wieseneidechsen eine immer mehr oder minder stark verbreiterte und gegliederte mediane schwarze Rückenbinde auf, die bei oberitalienischen Exemplaren, wiez.B. solchen ausVerona, ungemein schmal zu sein pflegt und sich nicht selten an der Nacken- gegend im Rückengrün auflöst. Hierdurch werden selbstverständlich die bei typischen Individuen oft SO' breiten und leuchtend grün gefärbten beiden Längsbänder der Rückenzone bedeutend ge- Originalzeichnung nach dem Lehen für die „Blätter“ von Willy Moralt. Lacerta serpa (Raf.) im 'Übergänge zur var. reiiculata Schreiber. 5 aus Neapel. ( 242 Jos. Scherer: Die Echsenfaiina Süd-Italiens. schmälert und treten bei gleichzeitiger Ver- breiterung der dunklen Fleckenreihen, die parallel mit den heilen änßeren, die Zone einsäumenden Linien verlaufen, oft nur mehr als zwei schnur- gerade, schmale und hellgrün glänzende Linien auf, wie es bei mehreren Exemplaren, die ich von der Insel Ischia erhielt, der Fall ist. Ferner verbindet sich die seitliche Fleckenzeichnung zn mehr oder minder regelmäßigen, transversalen Strichen, Qnerbinden oder Schnörkeln, wodurch eine retikulierte oder getigerte Zeichnung ent- steht, die zuerst die hellen Einfassungen der Rückenzone bis zur Unkenntlichkeit durchbricht und sich mit dem an Ausdehnung gleichfalls immer mehr zunehmenden Rückenfleckenbande zu vereinigen bestrebt ist. Von diesem trennen sie bei den meisten Individuen aus Neapel und Calabrien nur mehr die oben erwähnten Über- bleibsel der Rückenzonen, die entweder als hell- grüne, weißgraue oder bräunliche Linien vor- handen sind. Die Zeichnung selbst ist schwarz- braun, kann aber auch (besonders bei insula- nischen Exemplaren) intensiv schwarz sein. (Abb. 1.) Derartig gezeichnete Echsen, die den Übergang zur iusulanischen Varietät reticulata (Schreiber) darstellen, erhielt ich aus Neapel, Sorrento, Salerno, Mileta, St. Giovanni Reggio, Messina, von Ischia und den lipar. Inseln, b. Laeerta serpa v. reticulata (Schreiber). Die vollkommene Vereinigung der retiku- lierten Seitenzeichnungen mit dem Fleckenbande der Rückenzone und somit die zusammen- hängende Tigerzeichnung des ganzen Oberkörpers entsteht gewöhnlich nur bei insulanischen Indi- viduen, wenngleich auch in Riggio und Rosarno vereinzelt Exemplare Vorkommen, bei denen die schwarze Retikulation dermaßen überhand nahm, daß sie beinahe schwarz gefärbt erscheinen. Diese südliche Form der Wieseneidechse wurde zuerst von Schreiber als v. reäeulata, von Eimer als V. maculata, dann von Bedriaga als v. insu- lanica beschrieben. Die so verschmolzenen Zeichnungen beider Seiten können auf dem Rücken entweder als mehr oder weniger regelmäßige Querbänder und Striche, als Netzwerk, oder hieroglyphenartig gestaltet erscheinen. (Abb. 2.) Bei vollendeter Retikulation nimmt dann meistens auch die Grundfarbe der ganzen Oberseite einen einheitlichen Ton an, der besonders bei sizili- anischen und sardinischen Exemplaren prächtig zitronengelb, gelbgrün bis blaugrün sich vom tiefen Schwarz der Zeichnung abhebt. Bei den um Palermo auf Sizilien, sowie Cagliari in Sardinien vorkommenden v. reticulata ist bei sonst vollständiger Retikulation der Oberseite häutig noch die mediane schwarze Rückenbinde vorhanden, die aber unterschiedlich von den halbretikulierten Individuen des Festlandes nicht aus Flecken oder Gliedern, sondern aus einem ununterbrochenen Zickzackbande besteht. Dort- selbst gibt es auch Weibchen dieser Varietät, deren Rückenband nur noch schwach markiert ist, während die übrige Zeichnung auf hellgrauem bis grünlichem Grunde rötlichbraun oder rost- farbig sich ausbi’eitet. Bei wieder anderen, namentlich solchen von Girgenti, weisen die Seiten überhaupt keine Zeichnung mehr auf, denn diese ist hier mit der weißgrauen bis bräunlichen Grundfarbe verschmolzen, wogegen der Rücken in schönster Tigerung von gelb und schwarz er- glänzt. Am schönsten waren mehrere Exemplare, die ich aus Syrakus erhielt, gefärbt, bei welchen sich die Retikulation auch auf die Oberseiten der Vorderextremitäten und Schädeldecke er- streckte lind deren Halsseiten zinnoberrote Ver- mikulationen u. kornblumenblauer Anflug zierten. Die Hinterextremitäten sind gewöhnlich wie bei der typischen serpa dunkelbraun und grau ge- netzt. Während halbretikulierte Exemplare vom Festlande meist nur ein Achselocellus besitzen, zeigt die sizilianische v. reticulata noch 4 — 5 solche, die sich um den großen mittleren gruppieren lind oft sehr schön himmelbau gefärbt sind. Die äußersten Reihen der Ventralia sind in unregel- mäßigen Abständen blau und grün gefleckt, häufig auch schwarz gemakelt. Die Leibesunterseite kann reinweiß, rosa, fleisch- oder ziegelrot sein, ebenso die des Schwanzes und des Kopfes. Die Iris ist bei Exemplaren vom Süden Siziliens rötlich, bei solchen von Palermo, Sardinien und den lipar. Inseln gelblich wie die der typischen serpa. Was die Gestalt betrifft, erscheint die v. reticulata und zwar besonders die von Sizilien weit mächtiger und größer gebaut als die typische Form des Festlandes, zeigt einen außergewöhnlich breiten und faltigen Hals sowie einen ungemein langen Schwanz, der fast dreimal so lang als der Körper wird. Der Schädel ist dagegen immer etwas niedriger, die Backen oft mehr erweitert. An Beschuppnng und Beschilderung kommt die retikulierte serpa der Stammform gleich, nur sei erwähnt, daß bei insulanischen Individuen das Halsband des öfteren ausgebuchtet ist und das Massetericum häufiger fehlt. Das größte von mir gemessene männliche Exemplar stammt von Syrakus und zeigt eine Länge von 29 cm. Mein Freund sammelte diese Varietät C. Brüning: Anabas, der Kletterfisch. 243 Anabas, der Kletterfisch. Von C. Brüning, Hamburg. 9 Indien, das unermeßlich 'Jl reiclie und unendlich arme, das Land der Wunder und Widersprüche, welcher Naturfreiind,welcherA(iuarien- liehhaber möchte es nicht selien! Wer möchte nicht mit Kätscher und sonstigem Fang- gerätTropenwald u. Dschungel durclistreifen und köstliche Beute erlangen! Gib dich zu- frieden, Freund, und gehe an deine Arbeit und wenn du Feierabend hast, so nimm ein Gedicht zui;Hand von Ferdi- nand Freiligrath oder lies einen anderinvild gewordenen Poeten neuester mod einer liichtung! Und Avenn es Sonntag ist, so wickelst du dir ein Butterbrot ein und gehst tümpeln und fängst Wasserflöhe! Die schö- nen Fische aus Indien mußt du dir aber kaufen und setzest sie daheim in dein Aiiuarium und beobachtest sie fleißig und hast deine Freude daran! Jedes Klima hat seine eigene Tierwelt, die für die besonderen Originalzeichnung nach dem Leben für die „Blätter“ von Willy Moralt. Lncerta serpa vor. (S aus reticulata Schreiber. Syrakus. bei Messina, Palermo, Girgenti, Syrakus, Catania auf den lipar. Inseln; dann vereinzelt in Reggio, Rosarno und St. Giovanni, fand sie aber an allen diesen verschiedenen Orten nirgends in einer nennenswerten größeren Anzahl vor. Bedriaga erwähnt sie in seinem Werke: „Bei- träge zur Kenntnis der Lacertidenfamilie“ von den italienischen Inseln Pianosa, Giglio und Ventoteno. Neuerdings Aviu'de sie auch durch Krause-Krefeld aus Cagliari im Süden Sardiniens importiert, von wo sie bisher der Literatur noch nicht bekannt gewesen war und will ich nicht versäumen hier diesen Fundort einer größeren Leserzahl bekannt zu geben. (Porsetzung folgt.) Lebensverhältnisse auch beson- ders ausgerüstet ist. In Indien Avird zur trockenen .Jahreszeit dasWasser in Seen und Flüssen recht knapp, und in den Teichen und Tümpeln verscliAvindet es meistens ganz. Das wäre nun schlimm für die Süßwasser- fauna, namentlich für die Fische, wenn sie nicht im- stande wären, außer ihren Kiemen auch noch andere Atmungsorgane zu benutzen. Bei einer großen Gruppe von ihnen liegen diese akzessorischen AtmungsAverkzeuge über den Kiemen in einer besonderen Höhle, die zahlreiche blätterartige Knochenlamellen enthält, welche mit feinen ge- fäßreichen Häuten überzogen sind. Man nennt sie daher Blätterfische. Zu ihnen gehören die Gattungen OjphiocephaJus (= Schlangenkopf) und Channa. Diesen letzteren fehlen die Bauch- Üossen, und eben dadurch unterscheiden sie sich von Oiihiocephalus. Das sind große Raubfische, die meistens in größeren Strömen leben und durchweg über einen Meter lang werden. Sie 244 C. Brüning: Anabas, der"Kletterfisch. sind also für unsere Zimmeraquarien nicht zu brauchen. Auch die wenigen kleineren Arten unter ihnen haben nicht unsere Sympathien, denn sie fressen den Haplochilus und andere kleine Fische, welche gerade unsere Lieblinge sind. Weit wichtiger sind für unsere Zwecke die eigentlichen Labyrinthfische. Sie haben ein ganz gleich oder doch sehr ähnlich eingerichtetes Hilfs- atmungsorgan, welches Labyrinth heißt, und werden darum von einigen Forschern mit den Blätterfischen zu einer Familie vereinigt. Aber in der Beschuppung und in der Flossenbildung weichen sie doch so sehr von ihnen ab, daß man sie besser allein stellt. Der Hauptunterschied besteht darin, daß die Blätterfische nur weiche Flossenstrahlen haben, während die eigentlichen Labyrinthfische im ersten Teile der Flossen Stacheln und im letzten weiche Strahlen besitzen, einige haben sogar Stachelstrahlen in der Schwanzfiosse. Unter den Labyrinthfischen gibt es nun eine Sorte, von welchen die älteren Forscher und Reisenden sonderbare Dinge erzählen. Es sind die Kletterfische. Sie sollen das Wasser ver- lassen und auf die am Ufer stehenden Bäume bis in die Kronen hinaufklettern. Da könnte man nun leicht auf den Gedanken kommen, daß die Fische Liebhaber von Obst oder Südfrüchten sind. Das ist verkehrt, sie fressen weder Kirschen noch Datteln, auch können sie keine Nüsse knacken und sind nicht imstande Vogelnester zu plündern wie die Eichhörnchen. Also würde die ganze Kletterei keinen Zweck haben, wenn nicht ein anderer Grund vorliegt. Die alten Araber, welche Indien schon vor tausend Jahren besuchten, Avaren der Ansicht, daß der Kletter- fisch da oben von den jungen Trieben Palmwein trinke, aber das hieße denn doch den liederlichen Lebenswandel auf den Gipfel treiben und gar auf dem Gipfel der Bäume; das können Avir nicht glauben und Avollen die Berichte von dem Baum- besteigen lieber unter die Jagdgeschichten ver- weisen. Klettern, oder besser gesagt, auf dem Lande vorwärtskommen, kann der Fisch aber doch. Nimmt man ihn aus dem Aquarium heraus und legt ihn aufs Tischtuch oder auf den Teppich des Fußbodens, so richtet er sich mittelst einer schnellen Bewegung auf, daß er wie in der Schwimmlage auf der Kante des Bauches steht. Nun beginnt er mit Hilfe seiner Flossenstacheln und der Stacheln seiner weit ausgespreizten Kiemendeckel unter fortwährendem hin- und her- werfen des Körpers oder drehen nach rechts und links, wie ungefähr ein Stelzengänger sich be- wegt, zu marschieren, und legt in kurzer Zeit eine verhältnismäßig recht bedeutende Strecke zurück. In der Freiheit tut er dies freiwillig und mit einer bestimmten Absicht, sobald Regen gefallen ist, und zwar meistens in den Morgen- und Abendstunden. In den kleinen Lachen, die von der Sonnenglut im Bett der Teiche noch übrig gelassen Avorden sind, haben sich die Fische, welche dort die gewöhnlichen Bewohner der stehenden Gewässer, wie hier die Karausche, sind, in Menge angesammelt. Das Loch wird ihnen bald zu eng, und wenn nun ein Regen niedergegangeii ist, oder der Tau den Boden be- feuchtet hat, so wandern sie aus und suchen,; über Hindernisse Avie Dämme und niedrige Boden- erhöhungen hinwegkletternd, tieferes Wasser aufzufinden. Gelingt ihnen dieses nicht, so graben sie sich in den feuchten Schlamm ein und scheinen in eine Art Sommerschlaf zu verfallen. Es gibt mehrere Arten des Kletterfisches. Am längsten bekannt ist Anabas scanclens. Nach F. Day hat er in der Rückenfiosse 17 — 18 Stacheln und 8 — 10 Aveiche Strahlen, die Brust- flossen enthalten je 15 weiche Strahlen, die Bauch- flossen je einen Stachel und fünf Strahlen, in der Afterflosse 9 — 10 Stacheln und 9 — 1 1 Strahlen, die SchAvanzflosse hat 17 weiche Strahlen. Die Seitenlinie ist unterbrochen und besteht aus zwei Teilen. Der zweite Teil beginnt bei großen Exemplaren etwa eine Fingerbreite hinter dem ersten, über dem Anfang des weichen Teiles der Afterflosse und liegt tiefer als der erste. In der Färbung ähnelt er sehr unserer Karausche. Oberseits geht die Farbe ins Dunkelgrüne über, nach dem Bauche hin wird sie heller. Größere Tiere sind ohne jegliche Zeichnung. Ich habe Stücke gesehen von Siam, Sumatra, Batavia, Singapore und Kwala und keine Flecken- oder Streif enzeichnimg entdeckt. Nach Day sollen in der Jugend ein schwarzer Fleck anf der äußersten Spitze des Kiemendeckels und ein solcher an der Wurzel der Schwanzflosse vor- handen sein. Ob das zutrifft, kann ich nicht sagen, aber gewiß ist es nicht, denn Day kennt nur einen Kletterfisch, den Änahas scanclens, und nennt nur eine Varietät aus Hinterindien, den Anabas oligolepis, der sich nicht sehr wesentlich von ihm unterscheidet. Das Vei’breitungsgebiet ist in den Brack- und Süßgewässern von Indien, Ceylon, Burma, den Malaiischen Inseln und den Philippinen. Nach Day wird er 8^2 englische Zoll oder gegen 22 cm lang, wahrscheinlich Avird er aber noch etwas größer. Die Laichzeit fällt in die Monate Juni und Juli. Ob Anabas scandens C. Briiniug; Auabas, der Kletterfisch. 245 im Zimmeraqnarium schon zur Fortpflanzung- geschritten ist, ist mir nicht hekannt. Ich möchte es aber unter Hinblick auf die Größe, welche er erreicht, fast bezweifeln. Eine Eigentümlich- keit, welche ich bei allen Kletterfischen gefunden habe, möchte ich hier gleich erwähnen. Hinter den Nasenlöchern sind auf dem Kopfe, mit den- selben in paralleler Anordnung, zweimal zwei Gruben und dicht hinter den Augen beginnend, quer über den Scheitel laufend in ziemlich gerader Linie fünf Gruben und an die Enden dieser Linie fanschließend eine Bogenreihe, die nach dem Rücken hin ausbuchtet und von einem Auge zum andern über den Hinterkopf führend, noch mehr derartige Löcher, die mit Haut überzogen sind, aufweist. Vielleicht haben wir es hier mit dem System des sechsten Sinnes zu tun, also mit dem Balauziersinn, der beim Menschen seinen Sitz im Gehörwasser des Labyrinthes haben soll. Es ist das aber nur eine Mutmaßung und ich komme darauf, weil dieser Sinn doch bei den Kletterfischen besonders ausgeprägt sein muß uud weil bei den Kaulbarschen (Acerina), unseren Stühren, zahlreiche tiefe, von der Haut über- zogene Gruben am Kopfe das Kanalsystem des sechsten Sinnes repräsentieren. In der wissen- schaftlichen Sammlung des Hamburger Museums ist ein Exemplar von ÄncAbas trifoliatus aus Java. Das Tier ist noch größer als Anabas seandens. In der Farbe stimmt es mit ihm überein. Auffällig ist eine schräge Einkerbung des Rückens, durch welche der vordere, stachlige Teil der Rückenflosse migefähr halbiert wird. Außerdem sind dort eine Anzahl Exemplare von dem großkopfigen Kletterfische, Anabas macro- cephalus. Vor einiger Zeit wurde mir die Mit- teilung gemacht, daß in Hamburg in diesem Sommer Kletterfische gezüchtet worden sind.*) Ich habe dann eins der Elterntiere mit nach dem Museum genommen und es dort eingehend mit den Stücken der Sammlung verglichen. Das Männchen maß von der Schnauzenspitze bis zum Ende der Schwanzflosse nur reichlich 10 cm. Das Weibchen hat dieselbe Größe. In der Grund- färbung stimmen alle Kletterfische überein. Während mau nun aber bei dem Anabas seandens und dem Anabas trifoliatus keine Zeichnung sieht, hat das lebende Tier, von dem die Nach- zucht stammt, einen tiefschwarzen Fleck an der äußersten Spitze der Kiemendeckel und einen eben solchen auf dem Schwanzstiele an der "q Vergleiche auch die Arbeit über Zucht der Kletterfische im Aquarium im Jahrg. XIll, Seite 180. Wurzel der Schwanzflosse, darin stimmt es mit den großen Exemplaren von A. macrocephalus überein, welche auch bedeutend kleiner sind, als die andern beiden Arten. Ferner zeigt das lebende Tier an jeder Seite mehrere Serien schwarzer Punkte, die in ungefähr lialbmond- förmiger Anordnung in unregelmäßiger Lage zu zweien bis dreien neben einander stehend, eine Anzahl senkrechter Querbinden bildend, be- sonders scharf auf der hinteren Körperhälfte hervortreten. Auch diese Zeichnungen finden sich an den Präparaten des Museums. Betrachtet man die Fische nun von unten, also von [der Bauchseite, so findet mau, daß die unteren Kanten des Voi'derdeckels bei A. seandens glatte Ränder haben, bei H. maerocephalus sind jedoch dort, wo die Biegung nach oben beginnt, drei bis vier unregelmäßige, in der Basis breit angelegte Zähne. Ganz dasselbe ist der Fall bei den lebenden Fischen. Es unterliegt also keinem Zweifel, daß die zur Nachzucht geschrittenen Tiere Exemplare von A. maeroeephalus sind. Das Männchen unterscheidet sich von dem Weibchen dadurch, daß die weichen Teile der Rücken- und der After- flosse spitz zulaufen, während sie beim Weibchen abgerundet sind. In der Laichzeit zeigt das Männchen sich intensiver gefärbt, namentlich sind die Flossen lebhaft rot. Ein Nest bauen sie nicht. Die kleinen, gelblichen Eier bleiben an den Wasserpflanzen hängen oder treiben in der Mehrzahl an der Oberfläche des Wassers. Die Eltern kümmern sich weiter nicht um sie, es sind mehrere hundert. In reichlich acht Tagen schlüpfen die Jungen aus. Sie wachsen sehr schnell. Ich bin im Besitze mehrerer Exem- plare und habe au den allerliebsten Tierchen viele Freude. Die Farbe ist ein helles graugrün, das auf dem Rücken dunkler wird und am Bauche in Silber übergeht. Der Fleck auf der Spitze des Kiemendeckels ist tiefschwarz, der an der Wurzel der Schwanzflosse von einem lichten, gelblichen Hofe umgeben. Die Punktierungen an den Seiten treten noch nicht deutlich hervor. Die Gesamtlänge der größten Tiere beträgt augenblicklich cm und die Länge von der Schnauzenspitze bis zur äußersten Kante der Kiemendeckel ist fast 12 mm, wodurch das Attribut maerocephalus oder großköpflg gewiß als gerechtfertigt erscheint, denn die eben ge- nannte Strecke ist ein Drittel der Gesamtlänge des Körpers, während sie .bei Anabas seandens nur ungefähr ein Viertel der Totallänge beträgt. Je höher die Tagestemperatur steig-t, desto munterer werden die Fischchen. Sie jagen sich 246 H. Lewandowsky: Mein Sumpfaquariiim. mutwillig- umher und steigen, obgleich ihr Aquarium reichlichen Pflanzenwuchs aufzuweisen hat, beim Sonnenschein unablässig an die Ober- fläche, um zu atmen. Dabei achten sie auf alles und wissen genau, wann und wo es Futter gibt. Leider sind von den schönen Labyrinthflschen noch so wenige Arten in nnseren Aquarien zu Anden, und doch giebt es ihrer so viele. Mir sind allein zehn Gattungen bekannt, von denen wieder jede mehrere Arten hat, und ich bin überzeugt, daß in den nächsten Jahren noch mehr entdeckt werden, namentlich in Afrika, woher wir lebend fast noch garnichts bekommen haben, ebenso wie aus Polynesieu und dem malaiischen Archipel, wo dei- merkwürdige Lucio cephalus, der Hecht- kopf, zu Hause ist. Auch Indien selbst lieferte uns an Labyrinthflschen nur sehr wenig, denn außer den Kletterfischen, von denen der Aquarien - liebhaber nur den Namen Anabas scandens kannte, haben wir nur von den Kampfflschen den Betta 2)ugnax, dann zwei Osphromenus-Arten, ein paar Trichogaster, zu denen in letzter Zeit der nied- liche Trichogaster lalius aus Vorderindien ge- kommen ist, und den Makropoden, der zur Gattung Polyaeanthus gehört, und dessen Stammvater der Polyacanthus opercularis nicht einmal hier ist, obgleich er in seiner Heimat in jedem Straßen- graben gefunden wird. Mein Sumpfaquarium. Von H. Lewandowsky, Berlin. (Mit einer Original - Photographie.) antrifft, dann lacht einem ordentlich das Herz im Leibe und so ein Liebhaber ist dann auch nicht wenig stolz auf seine Kultur, denn es ge- hört immer ein gut Teil Kenntnisse dazu und — Liebe zur Sache. Doch mag ein Aquarium mit hochstehenden Pflanzen noch so schön aus- sehen, den Eindruck, den ein direktes Sumpf- aquarium mit seiner Flora auf den Beschauer ausübt, kann es nicht hervorbringen. Ich habe in früheren Jahren selbst immer nur hochstehende Pflanzen im gewöhnlichen Aquarium mit ziemlicli hohem Wasserstand ge- zogen, es ist dies aber gar kein Vergleich (mit meinen jetzigen Kulturen im Sumpf aquarium. Das Becken macht mir fast durch den herrlichen Pflanzenwuchs mehr Freude, als meine anderen Behälter, die mit Tieren besetzt sind. Wie auf dem Bilde ersichtlich, haben sich hauptsächlich Saururus lucidus und Cyperus alternifolius im Aquarium breit gemacht. Sagit- taria sinensis und Iris Pseud-Acorus (Schwert- lilie wurden vollständig unterdrückt, so daß sie in dem Blätterwerk des Saururus nicht zu sehen sind. Das größte Exemplar desselben ist ca. 85 cm hoch, einige G^pems-Stengel messen über 1 m. Diesem gegenüber hat sich ein kleines Exemplar von Mentha aquatica (Wasserminze), welches ich aus einem Graben mitgebracht hatte, dermaßen entwickelt, daß es alle anderen Pflanzen weit überragt, sich auch seitwärts stark aus- gebreitet hat und viele seinei- kleinen lilafarbenen Blüten entwickelt. Auch Myriophyllum proser- pinacoides ließ im Wachstum nichts zu wünschen übrig. Leider hatte ich ein paar Tage vor der photographischen Aufnahme viele Triebe heraus- geschnitten und an Liebhaber verteilt. Als Unterwasserpflanze wuchert der Früh- lingswasserstern ( Callitriche vernalis) und bildet seine Eosetten sparsam, da die hochstehenden Pflanzen nur wenig Licht hindurch lassen. Auch Rieda wuchert sehr, denn für dieses Pflänzchen ist das Halbdunkel gerade recht. Im übrigen ist fast der ganze Wasserraum ein undurchdring- liches Dickicht, hervorgerufen durch die Unter- wasserpflanzeu und die weite Ausbreitung der Sumpfpflanzenwurzeln. Nur in einer Ecke hat ein neunstachliges Stichlingsmännchen einen freien Platz gemacht und dort zwischen einer Verzweigung der Wasserminze sein Nest gebaut. Allerliebst sah es aus, wenn der kleine Bau- meister alles, was ihm im Wege war, abriß, das brauchbare als Material zu seinem Nest ver- wendete und das überschüssige mit einer wahren Wut in der anderen Ecke festrammte. Das Nest wurde schräg von unten nach oben zu angelegt. Ich hatte einmal gelesen, daß Saururus wegen seines strengen Geruches von Blattläusen vielfach verschont bleibt, dies kann ich aber von meinen Pflanzen nicht behaupten. Trotzdem dieselben oft besprengt wurden — so daß also eine längere Trockenheit als Ursache des Auf- tretens der Blattläuse nicht in Betracht kommt — waren die Blattläuse dennoch vorhanden und in ziemlicher Anzahl. Doch ging ich ihnen mit Tabakssaft stets energisch zu Leibe, aber sie traten nach einiger Zeit doch wieder auf. Mein Sumpfaquarinm ist 69 cm lang, 30 cm breit und 28 cm hoch. Die Erdschicht, bestehend aus Moorerde mit viel scharfem Sand vermischt. P. Krefft: Brasilianisclie Sclilangeiilialsschildkrüten. 247 hat 14 cm Höhe, der Wasserstand 12 cm. Der Behälter steht auf einem baumartigen Tiscli, den ich mir aus Kreuzhölzern und Baumrinde selbst anfertigte. Dieser Tisch erhöht noch die deko- rative Wirkung des Beckens durch sein natür- liches Aussehen bedeutend. Als ich mir seinerzeit das Sumpfaquarium einrichtete, wollte ich schnell zu üppigen Pllanzen kommen. Ich holte mir aus einem Sumpf Erde, in meinem Hause befand sich eine Molkerei, von der ich inii’ eine Portion Kuhmist ausbat, mischte diesen unter die Erde und gab aucli noch ein wenig in die Pflanzenlöcher. Das Resultat war, daß die Pflanzen in der ersten Zeit einige recht geile Triebe mach- ten; dann aber schwamm bald die eine, bald die andere Pflanze ohne Wurzel auf der Oberfläche des Was- sers, bis in ganz kurzer Zeit sämtliche Pflanzen abgestor- benwaren. BeimEnt- leeren des Behälters konnte ich die Wahr- nehmung machen, daß die meisten Wurzeln ver- brannt waren. Hier kann man auch mit jenem bekann- ten Humoristen ausrufen: „Ja die Natur, sie läßt sich nichts be- fehlen!“ Nach diesem Mißerfolge nahm ich ron der viel zu fetten Bodenfüllung kaum ein Drittel, die übrigen zwei Drittel ersetzte ich durch scharfen Flußsand und wie nun meine Pflanzen wachsen, zeigt das Bild, trotzdem ich häufig Triebe ausgeschnitten habe. Bemerken will ich noch, daß im Aquarium in einem Zeitraum von 8 Tagen, je nach der Witterung, ca. 10 — 12 Liter Wasser verdunsten resp. von den Sumpfpflanzen verbraucht werden. Mögen diese Zeilen und das wohlgelungene Bild dazu beitragen, der Sumpfpflanzenkultur noch mehr Freunde zu gewinnen, sodaß man be- sonders auf Ausstellungen diese so dekorativ wirkenden Behälter öfter sieht, als es leider bisher der Fall ist. Brasilianische Schlangenhals- schildkröten. Von Uf. Ki’efft, „Isis“-Münclien. (Mit zwei ( trigiualzeiclinimgen von L. Müller-Mainz.) Son den bisher in den Handel gekommenen brasilianischen Schlangenhälsen verdient flydraspis hilarü D. & B. unser Interesse wohl am meisten, nicht nur, weil sie die weitaus am häuflgsten importierte, sondern auch eine als Pflegereptil sehr dankbare Art ist. Wenn ich es unternahm, als deutsche Bezeichnung: „hell- randige Schlangenhalsschildkröte“ unter die umstehende Abbildung dieser (’lielydide zu setzen, so bi}i ich mir wohl be- wußt. daßdieserNainens- vorschlag nicht den Beifall aller Leser finden wird. Ist es doch eine meist fruchtlose Mühe, für bereits bekannte Sachen neue Namen prägen zu wollen. Wozu überhaupt deut- sche Namen neben der konventionellenwissen- schaftlichen Benennung! — werdendie wissenschafts- beflissenen Leser denken, wäh- rend der andere Teil vielleicht geneigt ist, eine andere selbstge- wählte Benenung vorzuziehen. Und doch brauchen Avir eine eindeutige Bezeichnung in unserer Liebhaberei oft so notwendig, speziell im Brief- verkehr mit den Händlern, und hier ist ein zutreffend geAAmhlter, „reden- der“ deutscher Name oft jeder wissenschaftlichen Bezeichnung, die nur allzu oft Anlaß zu störenden Verwechslungen und Mißver- ständnissen gibt, entschieden vorzuziehen. Ganz besonders täte es Not für Ilydraspis hilarü, die bald als Platemys planieeps, bald als Hydraspis geoffroyana, bald auch, und mit einer geAAÜssen historischen Berechtigung, als Platemys hilarü*') in Händler - Katalogen und Angeboten, soAvie auch in Schau- und andern Sammlungen Dagegen beruht die versehentlich als Synonjon in dem ersten Teile dieser Abhandlung anl'geführte Be- zeichnung Platemys geoffroyana, der man häufig be- gegnet, ebenso wie die beiden zuvor erwähnten auf Verwechslung mit verwandten Chelydidenarten. Sumpfpflanzen-Aquarium des Herrn Lewandowsky. Origiiialaufuahme nach der Natur für die ..Blätter“. 248 P. Krefft: Brasilianische Schlangeuhalsschildkröten. figuriert, eineu dem Gedächtnis sich leicht eiii- prägeudeii deutschen Namen zu finden. Da nun der Name 8chlangenhalsschildkröte auch für diese Chelydide trotz ihres relativ kurzen Halses Ein- gang gefunden hat, so beläßt man ihn wohl am besten unter Hinznfügung einer die Art charak- terisierenden adjektivischen Bestimmung. Als solche erscheint aber „hellrandig“ ganz be- sonders geeignet, denn nicht nur das ßncken- schild, sondern auch die Extremitäten zeigen ge- wöhnlich auffallende weißliche Ränder. Eine etwas eingehendere Beschreibung dieser in der populären Literatur meines Wissens noch nirgends genauei’ gekennzeichneten Schildkröte dürfte nicht unangebracht erscheinen. Der Panzer zeichnet sich durch starke, bei'eits an die Weich- schildkröten erinnernde Abfiachung aus, worauf auch die wissenschaftlichen Namen: Platemijs (= Plattschildkröte) und Hydraspis (= Wasser- schild) hin weisen, wie aus der Übersetzung ins Deutsche für jedermann Jersichtlich wird. Der kräftige, ziemlich kurze, aber typische Chelydiden- hals trägt einen 'plnmpen, breiten Kopf, unter dem sich ein paar meist sehr in die Augen fallende Spindel- oder keulenförmige große Bärtel befinden, die oft eine sehr ungleiche Entwicklung zeigen, manchmal auch infolge von Verstümme- lung ganz fehlen können. Im übrigen zeigen die Weichteile keine auffallenden Besonderheiten in ihrer Struktur. Ihre Färbung ist gemeinhin oben bezw. außen in grauen oder grünlich- oder bräunlich-grauen Tönen gehalten, von denen ein paar seitlicher schwarzer, oft hell gesäumter Zügelstreifen am Kopfe und Halse sowie die hellen Rändei' an den Längsstreifen der Extre- mitäten sich gewöhnlich scharf abheben. Die geschützteren Teile der Weichteile sind meist einförmig gelbweiß. Der Rückenpanzer zeigt bis anf einen schmalen hellen Rand ein eintöniges oder gewölktes helleres Olivbraun oder anch er- heblich dunklere Olivnüancen, während das Plastron gelbweiß, wie auch die Innen- bezw. Unterseite der Extremitäten gefärbt und mit einigen ziemlich unregelmäßigen großen schwärz- lichen Flecken gezeichnet ist. Die Oberfiächen- beschaffenheit des Rückenpanzers zeigt wohl- ausgeprägte Altersverschiedenheiteu, indem die Hornplatten kleiner Stücke ein großes grob- gekörneltes Mittelfeld (areola) zeigen*), während sie bei alten Stücken ganz glatt erscheinen. Die granulierten Areolen sind zwar bereits bei halb- *) Es sei darauf hiugewieseu, daß diese Eigeutüm- liclikeit zur Verwechslung dieser Art mit der Hydraspis tuberosa Ptrs. führte. wüchsigen Individuen nicht mehr wahrzunehmen, doch lassen permanente, offenbar physiologische Abschilferungsvorgänge auf dieser Wachstums- stufe oft nicht den Eindruck eines ganz glatten Schildes entstehen, den ich dagegen angesichts alter Stücke vollkommen empfing. Diese Art muß wohl bedeutende Dimensionen erreichen; das größte Stück, welches ich maß, war 38 cm panzerlang, drei weitere große Stücke gegen 30 cm. Das in seiner geographischen Breite sehr ansgedehnte Heimatgebiet dieser Schildkröte reicht nngefähr, den bisherigen Feststellungen nach, vom Amazonenstrom bis Buenos Ayres, wo sie noch von D’Orbigny gefunden wurde. AVir sehen also, daß diese brasilianische Schlangen- halsschildkröte ebenso gut in Argentinien vor- kommt, wie wir von der argentinischen S. er- fahren hatten, daß sie auch in Brasilien zu Hause ist. Die aus ihrer geographischen Ver- breitung ohne weiteres ersichtliche, hochent- wickelte Akklimatisationsfähigkeit der Hydraspiff hilarii macht sie für die Liebhaberei besonders wertvoll. Das betont auch Paul Kämmerer in seinen Mitteilungen über gefangene Sumpfschild- kröten („Natur und Haus“ Jahrg. VI), wenn er auch von der nicht ganz richtigen Annahme aus- geht, daß Hydraspis ein rein tropisches Tier von Haus aus sei. Auch von ihren übrigen guten Eigenschaften weiß Kämmerer viel zu rühmen. Er nennt sie die schnellste und intelligenteste Schildkröte und führt als Beleg für letztere Be- hauptung ihren hervorragenden Ortssinn, ihr Erkennen des Pflegers und das Reagieren auf Locktöne usw. an. Auch Lorenz Müller bestätigt mir in einem herpetologischen Briefe vollauf, daß Hydraspis hilarii eine der dankbarsten, vor allem der behendesten Schildkröten ist, die noch bei 12*^ R. V’assertemperatur „ungeheuer frißt“. Laut Kämmerer frißt sie sogar bei 10® R. noch gilt. Ich hielt nur kürzere Zeit ein kleines, krankes Stück, das sich zAvar behende bewegte, aber doch keine besonderen Qualitäten entfaltete, und außerdem, nur ganz kurze Zeit lang, ein mittelgroßes Stück, an dem mir allerdings eine große Beweglichkeit und Gefräßigkeit aufflel. Von dem feinen Spürsinn dieser Art überzeugte ich mich anläßlich eines meiner Besuche im Berliner Aquarium. Ich warf ein vielleicht bohnengroßes Stück Fleisch etwa 1 m hinter einer großen Hydraspis, unsichtbar für das Tier, ins AVasser; alsbald drehte sie sich behende hemm, ruderte fast geraden AA-^eges heran und schnappte das Stück. Die Geschwindigkeit und der jugendliche Elan, mit dem die 30—40 cm panzeiiangen Paul Kämmerer: Über die Lebensweise der Spitzkopfeidechse. 249 i^y<^rflsj9is-ßiesen des Berliner Aquariums sich bewegen, verdient besonders liervorgehoben zu werden, da bei Clieloniern von diesen Dimensionen meist eine große Bewegimgsunlnst wahrziinehmen ist; gegen die Munterkeit der Hydraspiden fällt der permanente Stumpfsinn der bedeutend kleineren (nur ca. 25 cm panzerlangen) Hydro- niedusen des Berliner Aquariums recht auf. Hi/draspis hiJarü scheint eine von den Chelydiden zu sein, die sich, wie Cheloclina longicollis, gern sonnen; übrigens geht sie auch so ziemlich häufig und für längere Zeit- ans Land. Von nächtlicher Lebensweise dürfte bei ihr nichts zu merken sein. Ich sah diese Art Fleisch und Fische fressen. Ihre Freßlust soll im Herbst und Winter keine wesentliche Verringerung erfahren, Saisonschlaf- gewohnheiten sind demnach bei ihr ebenso wenig wie bei Sydromedum angedeutet und stehen ja auch noch weniger bei ihr zu erwarten. Die im allgemeinen sehr widerstandsfähige Hydraspis scheint doch manchen Krankheiten unterworfen zu sein. Im Berliner Aquarium verstürben im letzten halben Jahre zwei der Biesen; bei der größten wurde eine, vielleicht die Todesursache darstellende Kropfgeschwulst gefunden. Mein kleines Stück bekam ein bösartiges, in die Tiefe fressendes Hautübel am Oberkopfe, dem es erlag. Auch das eine Auge war mit affiziert und wurde stets geschlossen gehalten. Vielleicht hat eine sehr energische Höllensteinätzung, zu der ich mich nach wochenlanger, erfolglosei' milderer Behandlungsmethode entschloß, den tötlichen Ausgang beschleunigt. Das Tier fraß übrigens noch, als das Übel schon bis auf den Schädel- knochen in die Tiefe ge- drungen war. Ein Stück von etwa 16 cm Panzer- länge, das Lorenz Müller pflegt, litt auch wochen- lang an einer genau an der selben Stelle lokalisierten Hautaffek- tiou, die aber ein weit gutartigeres Ansehen hatte und unter Alkohol- bepinselung schließlich auch ausheilte.*) Wäh- rend der Krankheits- dauer zeigte es den- selben unverwüstlichen Appetit wie sonst. "'■) Das Übel kehrte je- doch bald wieder und das „. . n , ■ 1 j. ,, Originalzeichnung füi’ die „Blätter' lier Starb gleichialls. von Lorenz Müller-Mainz. Das beständige partikuläre Abschilfern der Epidermis an Schild und Weichteilen scheint bei dieser Art, wenn auch vielleicht nur während der Hauptwachstumsperiode ein normaler Vor- gang zu sein; dagegen möchte ich ein totales Abstoßen der Hornplatten, wie ich es bei meiner zuvor erwähnten kleinen, frisch importierten Patientin an zwei benachbarten Platten sah, doch für krankhaft halten. Es liegt nahe, solche Plattenlösungen mit zu langem, unfreiwilligem Trockenaufenthalt während des Transportes in ursächlichen Zusammenhang zu bringen. (Schluß folgt.) Über die Lebensweise der Spitzkopfeidechse. (Lacerta oxycephala, Dum. Bibr.) Von Paul Kämmerer, Wien. (Scliluß.) II. Das Gr e f a n g e 11 1 e b e n. H|b der leichtfertige Transport oder die zu zahlreiche Gesellschaft ihres Wohn- behälters an ihrem allzufrühen Ende schuld war, weiss ich nicht; ich weiss nur, dass ich tiefe Nieder- geschlagenheit über den Tod der zierlichen Tierchen und grosse Sehnsucht nach Ersatz des Verlustes empfand. Ich schrieb einem Herrn, den ich in Eagusa kennen gelernt hatte, schil- derte ihm mein Leid, legte eine genaue Trans- portinstruktion bei, und siehe da, bald darauf Avar ich in der Lage, einen unter Bekannten im allgemeinen und iieugeAVonnenen Freunden im besonderen seltenen Fall von Liebenswürdig- Hellrandige Schlangenhalsschildkröte (Sydraspis hilarii D. & B.) 250 Paul Kamjuerer; Uber die Lebensweise der Spitzkopfeidechse. keit zu konstatieren, d. h. ich fand mich im neuerlichen Besitze von drei erwachsenen und mehreren kleinen, fast durchweg’ tadellosen Exemplaren, die sich sämtlich sehr munter geberdeten und schon am ersten Tage Mehl- würmer aus dem Futternapf holten. Selbstver- ständlich liess ich nun den Ankömmlingen alle Sorgfalt angedeihen, die ihrer Empfindliclikeit gebührt: ich wies ihnen einen separaten Be- ll älter an, den ich mit zerklüftetem Gemäuer und wenigen lebenden Pflanzen — letztere nur zur Luft Verbesserung — ausstattete, regelte genau die Heizung und Lüftung, reichte ihnen gemischte, aus den Larven des Mehl- und Speckkäfers sowie des Alphitohius diaperinus, aus Fliegen, Motten, Küchenschaben und kleinen Bandasseln bestehende Nahrung u. s. w. — Meine Bemühungen wurden nur insofern von Erfolg gekrönt, als sich lange noch ein kleines und zwei grössere schwanzlose Stücke ihrer Gesundheit erfreuen. Die ülirigen haben den Winter 1901/1902, der zwar sehr mild, aber von einem langen, rauhen Vorfrühling gefolgt war, nicht überlelit. Die von den dalmatinischen Inseln stam- menden Spitzkopfeidechsen sollen nach Werner (mündliche Mitteilung) im Vergleiche zu ihren festländischen Ärtgenossen ausdauernder sein, wogegen diejenigen aus dem Hochgebirge der Herzegowina, namentlich die schwarze var. To- mashil, ganz unhaltbar sind und der Regel nach schon auf dem Ti'ansporte eingehen. Im Detail ähnelt das Gebahren der Spitz- kopfeidechse sehr demjenigen der Mauereidechse. Es sind aber doch mehrere nicht unwesentliche Unterschiede vorhanden, welche sich meist unmittelbar aus den hhgeiitümlichkeiten des Freilebens ableiten lassen. Die Spitzkopf eidechse ist, was bekanntlich viel sagen will, geweckter, auf- merksamer, misstrauischei', scheuer und schneller als die Mauereidechse. Ferner klettert jene niemals an den Pflanzen ihres Wohnbehälters herum, benutzt auch nur selten den zum Klettern dienenden Baumast, was doch die Mauereidechse so gerne tut, sondern hält sich strenge an das Gestein; die lästige Eigenschaft des Auf- wühlens der Blumentöpfe teilt sie gleichfalls nicht, sondern verzichtet darauf, sich in der Erde Verstecke zu graben, und begnügt sich mit denjenigen, welche ihr die Spalten zwischen grösseren Steinen darbieten. Ausserhalb dieser Versteckplätze lässt sie sich entschieden kürzere Zeit als die Mauereidechse blicken; eigentlich ist sie nur während der wenigen, sonnigen Vor- mittagsstunden in Tätigkeit, zeigt sich aber innerhalb dieser karg bemessenen Frist, solange sie sich gesund fühlt, unglaublich regsam. Stets bewährt es sich als Anzeichen bereits einge- tretenen Siechtums, wenn jene Regsamkeit nach- lässt, und die Tiere längere Zeit als gewöhnlich sichtbar bleiben. Gross ist das Wasserbedürfnis der Spitz- kopfeidechse, was eigentlich Wunder nimmt, da sie doch in ihrer Heimat teilweise recht wasser- arme Striche bewohnt. Sicher ist, dass sich bei mir sofort schädliche Folgen zeigten, als ich drei Tage den Zerstäuber anzuweudeii ver- säumte. Aus dem Wasserbecken trinken die Tiere nur ungern, viel lieber suchen sie sich nach dem Gebrauch des Zerstäubers an den Felsen hängen gebliebene Tropfen auf. womit sie fast ein Drittel ihrer täglichen Bewegungs- zeit ausfüllen. Reichlich das zweite Drittel dient dem Erwärmen in den Sonnenstrahlen, das dritte dem Nahrungserwerb. Bezüglich der Quantität des Futters sind die Spitzkopf- eidechsen sehr genügsam, nicht aber bezüglich der Qualität: sie zeigen sich oft wählerisch und besitzen individuelle Geschmacksverschie- denheiten. Das eine Exemplar z. B. bevorzugt Fliegen, das andere Mehlwürmer; eines schönen Tages aber hat es die bisher beliebte Beuteart satt bekommen und hungert, Avenn man nicht imstande ist, etwas anderes aufzutreiben. Und der Hunger ist ein gar gefährlicher Gast bei diesen schmächtigen, dabei aber so beweglichen Echslein; so gering ihre Tagesration ist, gleich ihren robusten Gattungsgenossen eine längere Fastenperiode auszuhalten, dazu sind sie nicht imstande. — Eine Gewöhnung an Ameisenpuppen oder gar an rohes Fleisch schlug natürlich fehl. Hinsichtlich der Wärme giebt sich die Spitzkopfeidechse mit 15—18® R. während des Tages (22" in der Vormittagssonne), 12 — 14" Avährend der Nacht vollkommen zufrieden, ja bei viel höherer Temperatur fühlt sie sich nicht mehr behaglich. Schon wenn das Thermometer in der Sonne mehr als 25 " R. zeigt, drängen sich alle ängstlich im Schatten zusammen. Übereinstimmend mit ihrem Benehmen in Freiheit sind gesunde Spitzkopfeidechsen auch im Terrarium äusserst zänkischen Charakters und zwar nicht so sehr untereinander, wo sich höchstens die Männchen grimmig befehden und der Schwänze berauben, als andersartigen Käfig- genossen gegenüber. Hierin stimmen meine Beob- achtungen mit denen Tomasinis nicht ganz überein, der das zänkische Wesen zwar für das Freileben hervorhebt, bezüglich des Gefangen- lebens aber einen Unterschied zwischen grossen Vereins-Nachrichten. 251 imd kleinen Käfigen inaclit: in jenen bleibe die Streitlust erhalten, in diesen weiche sie grosser Friedensliebe (vergl. Seite 15 von Tomasinis mehrfach zitierter Schrift). Mein Terraiinin war gewiss nicht besonders gei-äuinig, nnd doch ver- ging kein Tag ohne Kampf spiele; diese wurden sogar bei vorübergehendem Übersiedeln in ein enges Eiusiedegias nicht unterbrochen. Sobald die Tiere freilich ihr Wohlbefinden einbnssen, hört ihre Streitbarkeit auf: sie werden stumpf und gleichgültig gegen ihre Umgebung, und mm ist die ßeihe, tyrannisiert zu werden, an ihnen. — Durch vorstehende Ergebnisse ist die Ein- gewöhnung der Spitzkopfeidechse noch lange nicht als gelungen zu bezeichnen. Mithin steht dem Reptilienpfleger hier noch ein interessantes Gebiet für seine Versuche offen. Er sollte nie zm’ückschrecken vor der Haltung empfindlicher Tiere, bei denen er Gefahr läuft, Kosten und Mühen vergeblich aufznwenden. Gerade wenn es gelungen ist, solche Pfleglinge zu akklima- tisieren, wird die Genugtuung und Freude am grössten sein! A ^leinc J\4itfcilun^cn. Zutraulichkeit eiuer Schleihe. - Daß aucli Fische ihren Pfleger kennen lernen und mit der Zeit ihre Scheu vor der menschlichen Gestalt und Hand überwinden, bewies eine in meinem Besitze befindliche aus einem Wildfange herrührende Grünschleihe. Anfänglich äußerst scheu, gewohnte sie sich jedoch bald an ilire neuen Verhältnisse, so daß sie an den regelmäßig stattfindenden Fütterimgen ohne Zaudern teilnahm. Ich habe die Ge- wohnheit, Leckerbissen, wie kleine Regenwürmer, frisclie Ameisenpuppen, Fleiscli usw. als echter Liebhaber meinen Tieren nur aus der Hand zu reichen, um auf diese Art und Weise eine möglichst weitgeliende Zähmung derselben herbeizu führen. Genannte Schleihe, welche mit der Zeit ihre Furcht abgelegt hatte, mußte, falls sie in den Besitz eines Leckerbissens gelangen wollte, sich schließlich auch daran gewöhnen, denselben aus meiner Hand entgegen zu nehmen, wie es alle übrigen Insassen ihres Behälters taten. Dieser Zeitpunkt ließ auch gar nicht so lange auf sich warten. Anfänglich wohl etwas mißtrauisch, wagte sie sich doch allmählich heran, um aber bei der geringsten Be- wegung sofort wieder zu verschwinden, bis sie sich end- lich eines Tages das Herz faßte und mir einen kleinen Wurm blitzschnell entriß. Von diesem Augenblick an war ihre Scheu ge- brochen. Zwar noch vorsichtig, aber durchaus nicht mehr ängstlich, forderte sie sich jetzt täglich ihren Tribut. Nach und nach wurde sie so dreist, daß sie das ihr gebotene Futter förmlich mit Gewalt der halten- den Hand entriß. Näherte sich jemand ihrem Behälter, so kam sie sofort an die Vorderseite; wurde die Hand in das Becken gehalten, kam sie unverzüglich auf dieselbe zu, spielte und suchte darin herum, einerlei ob man dieselbe be- wegte oder nicht. Angesichts dieser Eigenschaften machte ich sie zu meinem Paradepferdcheu, welches icii bei jeder nur angängigen Gelegenheit zur Belustigung vorzuführen nicht unterließ. Am auffallendsten an ihr war aber der Umstand, daß sie ihr zutrauliches Wesen nicht nur mir, sondern überhaupt jedem menschlichen Wesen entgegen- brachte, woraus ich schloß, daß ein persönliches Er- kennen ihres Pflegers bei Fischen ausgeschlossen ist; daß sie aber sicher die Scheu vor der menschlichen Gestalt und Hand mit der Zeit ablegen. G. Baum gar dt. VERE HRICHTEN „Nympliaea alba“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde Berlin. Vereinslokal: Restaurant Jäger, Köpenickerstr. 80 — 81. Sitzung: Jeden Mittwoch nach dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 3. Juni 1903. Der I. Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 9^/4 Uhr und begrüßt als Gast Herrn G. Nerlich. Das Protokoll der letzten Sitzung wird wie niedergeschrieben an- genommen. Im Eingang befinden sich die Zeitschriften: „Nerthus“ No. 21, „Natur und Haus“ No. 16, „Blätter“ No. 10, „Allg. Fischerei-Zeitung“ No. 11 sowie die Tages- ordnung des „Triton“ zum 5. Juni. Mit den Vereinen „Aquarium“ zu Görlitz, „Tausendblatt“ Plauen, Verein für „Aquarien- und Terrarienkunde“ Dortmund ist unser Verein in gegenseitige Mitgliedschaft getreten, und korrespondierendes Mitglied des Fischerei- Vereins für die Mark Brandenburg geworden. Der Verband teilt mit, daß sich der vom Begründer der „Salvinia“, Herim C. Brüning, ins Leben gerufene Verein „Naturfreunde“ Wandsbeck b. Hamburg zur Aufnahme gemeldet hat. Herr Peter vom „Humboldt“ sandte einige wohlgelungene Aufnahmen der letzten „Humboldt“-Exkursion und teilt die Bildung einer Jugendabteilung mit, was mit Freuden begrüßt wird. Auf ein preiswertes Angebot von Terrarien- tieren wird Bestellung gemacht. Von unserem letzten Ausflug nach Lichtenrade berichtet der Vorsitzende, daß die Beteiligung infolge des schlechten Wetters eine geringe war, dagegen war die Ausbeute an Laubfröschen, Teichsalamandern und anderen niederen Tieren eine ganz lohnende. Sodann erfolgt nochmals eine Be- sprechung über die Fischerei -Ausstellung und wird bei Erwähnung der roten Planorbis-Ahart von Mit- gliedern erwähnt, daß dieselben in der Umgebung von Spandau, sowie in Schleswig-Holstein Vorkommen sollen. Unserem Mitgliede Bruno Kraft wurde für seine sehr hübsche selbstgefertigte Präparaten- Sammlung die bronzene Medaille und eine silberne Taschenuhr zu- erkannt. Herr Voigt stiftete zur Gratis Verteilung an die Mitglieder eine größere Anzahl Zauneidechsen, darunter auch eine rötliche Abart, sowie mehrere präch- 252 Vereins-Nachrichten. tige Weibchen. Einige Pflanzen Myriophyllum proser- pinacoides wurden zum besten der Kasse verkauft. Eine längere Diskussion entspann sich über die Jalireskosten des verschiedenen Heizmaterials, von welchem Breuuöl als das teuerste bezeichnet wird, und wird im Anschluß hieran erwähnt, daß sich Anfänger zur Anschaffung von wärmebedürftigen Fischen versteigeu, weil die- selben ihrer Farbenpracht wegen bevorzugt werden. Daß hierdurch sehr kostspielige Mißerfolge entstehen, ist bekannt, und kann nur dringend empfohlen werden, als Laie zuerst mit einem Pärchen Bitterlinge oder Stichlinge einen Versuch zu machen, deren Haltung einfacher ist, deren Schönheit in der Färbung ihren exotischen Verwandten mindestens gleichkommt. Zur Besprechung gelangt sodann ein Artikel der „Nerthus“ über einheimische Wasserpflanzen, und macht Herr Karfunkel auf ein günstiges Angebot ausländischer Sumpfschildkröten aufmerksam. Der Vorsitzende er- innert an unsern nächsten Ausflug nach dem Müggelsee und Umgebung, sowie daß die nächste Sitzung einer Feier in den Gesamträumen unseres Vereinslokals wegen erst am Donnerstag, den 18. d. Mts. stattfindet. An freiwilligen Beiträgen, Pflanzen-Erlös und Anteil für einen Sonnenfiscli gingen ein 1,55 Mk., den Spendern besten Dank. Schluß der Sitzung V2 1 Uhr. H. B. „Heros“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Nürnberg, (E. V.) Vereinslokal: „Goldener Pfau“, Lorenzerplatz. Gästeabend vom 5. Juni 1903. Der 1. Vorsitzende eroffnete denselben unter herz- licher Begrüßung der zahlreich anwesenden Gäste um 9 Uhr. Herr Spiegelfabrikant J. Midas-Fürtb, als Gast anwesend, stellt Antrag zur Aufnalune. Aufgenommen wurden Herr Otto v. Krempellmber-Eichstätt und Verein „Nymphaea alba“-Berlin. Nachdem Herr Fischer speziell den Zweck dieses Abends besprochen, und dann über die verschiedenen Zucbterfolge mit Makropoden, Schleierschwänzen, Girardinus usw., welche in diesem Jahre innerhalb des Vereins zn verzeichnen sind, Mit- teilung gemacht, ging derselbe zu dem für diesen Abend gestellten Vortragsthema über, welches lautete: „Die Schlangen der Umgebung Nürnbergs.“ Da in diesem Jahre bereits wieder einige Personen von Kreuz- ottern gebissen wurden, so steht gegenwärtig Nürnberg im Banne der Scblangenfurcht und jedermann, ob er nun die Schlangen kennt oder nicht, ist bestrebt, recht viel dieser Verhaßten zu vernichten. Um aber einiger- maßen Kenntnis über diese Tiere zu verbreiten, entwarf der Redner in seinem einstündigen Vortrage vor allem ein Gesamtbild der 4 deutschen Schlangen (Ringel- natter, Schlingnatter, Äskulapnatter und Kreuzotter) und ging dann spez. auf die in hiesiger Umgebung auftretenden 3 Arten: Ringelnatter, Schlingnatter und Kreuzotter, ein. Der Anschauung des Volkes, das auch in der Blindschleiche eine Schlange erblickt, entgegen- tretend,'' besprach der Redner diese eingehend, und betonte, daß dieselbe keine Schlange, sondern eine fußlose Echse, und außerdem eines der harmlosesten Tiere sei. Da sich dieselbe durch Vertilgung allerlei Gewürm nur nützhch macht, verdient sie den un- motivierten Haß des Menschen in keiner Weise, viel eher dagegen dessen Schutz in jeder Beziehung. Es folgte nun eine äußerst lehrreiche Beschreibung der dem Menschen völlig unschädlichen Ringelnatter, sowie der Schlingnatter und zum Schlüsse folgte in ein- gehendster Weise eine Schilderung des Lebens und Treibens der Kreuzotter, wobei besonders der Bau und die Funktion des Giftzahues, das Gift und seine ver- derbenbringende Wirkung usw. berücksichtigt wurde. Höchst spannend behandelte der Vortragende den Angi'iff und das Verhalten einer Kreuzotter vor und während des Bisses, sowie die Mittel, welche uns an die Hand gegeben sind, um der äußerst schnell auf- tretenden Wirkung eines Bisses sofort entgegenzntreten. Vorzeigung lebender und präparierter, sehr schöner Tiere schloß sich dem Vortrage an und wurde nach Schluß desselben seitens der Anwesenden herzlichster Dank ausgesprochen. — Nach kurzer Pause übergab der 1. Vorsitzende, Herr Fischer, zur Libellensammhmg ein sehr schönes Paar der Plattbauch-Libelle (LibelMa depressa) nebst einer Anzahl Eierclien. Diese Libellen, welche in ihren Farben und Formen sehr gut präpariert waren, erregten allseitige Bewunderung. Unter regem Austausch von Erfahrungen und Beobachtungen trennten sich die Anwesenden in später Stunde, mit dem Be- wußtsein, einen sehr interessanten und lehrreichen Abend verlebt zu haben. „Isis“, Verein für Aquarien- imd Terrarienkimde in München. £. Y. Mitteilungen ans der Vereins- Versammlung des Monats Mai 1903 im Restaurant „Sterngarten“. Donnerstag, den 28. Mai 1903. Der Vorsitzende eröffnet die stark besuchte Ver- samnüung und heißt die erschienenen Mitglieder und Gäste herzlich willkommen. Unser früheres langjähriges und Gründungs-Mitglied Herr Slgl, welcher in der Sitzung erschienen ist, wird auf seinen Antrag ab 1. Juli 1. Js. wieder reaktiviert. Verlesung und Ge- nehmigung des Protokolles der letzten Vereins -Ver- sammlung. Mit dem Verein „Humbohlt“-Hamburg, mit welchem wir vor Gründung des Verbandes in gegen- seitiger Mitgliedschaft standen, wird das frühere freund- schaftliche Verhältnis wieder hergestellt. Im Einlauf Anfnahmsurkunde und Vereinspapiere, ferner ein Schreiben des „Humboldt“ -Hamburg, betr. Gi’ündung einer Jugend-Abteilung. Tagesordnung des „Triton“- Berlin, Karte des „Heros“-Nürnberg und des Herrn Sigl aus Oberpfaffenhofen. Offerte eines Herrn Dr. Losch bezüglich eines neuen Kräuterbuches, Preisverzeichnis Mulser-Bozen, endlich Offerte Geyer-Regensburg und Schwartze-Hambui'g. Für die Bibliothek wurde an- geschafft und ist eingetroffen der 1. Band v. G. A. Bou- lenger Catalogue of the Fishes in the British Museum, London 1895. Weiter sind wir so glücklich, das vier mächtige Bände umfassende herrliche Werk „The Fishes of North and Middle America“ nunmehr unser Eigentum zu nennen. Herr Feichtinger hat wiederum eine Anzahl Verzeichnisse der in Bayern (ohne Rheinpfalz) vor- kommenden Reptilien und Amphibien mitgebracht. Die Verzeichnisse gelangen an die Mitglieder zur Verteilung. Herr Ingen. Schmied läßt ein schönes Werk über den Angelsport von Dr. Heinz bei den Anwesenden zirku- lieren. An Zeitschriften ist eingelaufen „Zoolog. Garten“ No. 5, „Nerthus“ Heft 20 und 21, „Natur und Haus“ No. 16, sowie „Blätter“ No. 10. Der interessierende Inhalt wird, soweit dies mit Rücksicht auf die Zeit möglich ist, bekannt gegeben. Die zu M. Holtz’s Aufsatz: „Das Reptilienleben Griechenlands“ gehörige bildliche Darstellung der bisher nur vom Süden des Peloponnes bekannten Lacerta graeca de Bedr. in Heft No. 16 von „Natur imd „Haus“ will uns nicht gefallen und kennzeichnet die hübsche oxycephale Echse nach Vereins-NacilriGhteü. 253 keiner Richtung. Derartige Abbildungen sind ziemlich wertlos. Wie eine gute Abbildung, aus der etwas ge- sehen werden kann, in Wirklichkeit ausschaut, zeigt das schöne von unserem Herrn Müller gezeichnete Biid „Der Nilwaran“ auf S. 250 letztgenannter Zeitschrift. Herr Scherer hatte seinerzeit die mächtige Echse in Deutsch-Ost- Afrika selbst erbeutet und mit nach Hause gebracht und schildert uns nun in kurzen Zügen das Verhalten des schönen Tieres in der Gefangenschaft nn Terrarium. „Blätter“ No. 10 bringen einen sehr interessanten Aufsatz von Reitmayer-Wien; „Etwas über Vermehrung der Aktinieu im Zimmeraquarium“, sowie etwas verspätet den Aufsatz unseres Mitgliedes Herrn Gugler: „Herpetologische Skizzen aus Südistrien, Dal- matien, Montenegro und der Herzegowina“ mit einer treffenden Abbildung der Mosoreidechse {Lacerta mosor- ensis Kolomb.) von der Künstlerhand unseres Herrn Müller. Dr. med. M. Schubert Ijerichtet interessant über Fang und Einführung des Tetragonopterus. Hierauf wurde zu den Demonstrationen übergegangen. Vor- gezeigt wurde: Durch Herrn Dankes je 1 Männchen der herrlichen Lacerta galloti D. B. und der kleineren Lacerta atlantica Bet. Dor. von Tenerife (canarische Inseln). Beide Echsenarten wurden durch Herrn Stüve importiert- Lacerta atlantica gelaugte zum erstenmale lebend im Verein zur Vorzeigung. Durch Herrn Müller Lacerta dugesi M. Edw. von einer kleinen Felseninsel bei Madeira in mehreren Exemplaren. Die hübsche und lebhafte Echse wurde von Herrn Müller eingeführt und zum erstenmale lebend im Vereine vorgezeigt. Weiter durch den Genannten 1 Exemplar der Lacerta halearica de Bedr. von Menorka, 2 Stück der reizenden Lilford -Echse {Lacerta halearica rar. lilfordi) von der kleinen Insel Ayre südöstlich von Menorka und endlich ein Exemplar der halearica mit dunklerer Färbung von Isla del Rey. Diese Echse steht hinsichtlich der Färbung zwischen der eigentlichen halearica von Menorka und der Form lilfordi. Die Herren Dankes und Seifers jim. demon- strieren alsdann tadellose Stücke der durch Herrn Scherer eingeführten Lacerta litoralis Werner var. nielis- sellensis {Braun) von St. Andrea bei Dissa im adriatischen Meer. Schließlich demonstriert Herr Müller (zum ersten- male im Verein) Lacerta laevis Gray. Lacerta laevis ist eine ungemein langschwänzige und lebhafte Echse. Die Grundfärbung ist ein isabellbraun, an den Seiten befinden sich dunklere Binden. Die Kehle ist grünlich- biau. Das vorgezeigte Tier stammt vom Dibanongebirge (Syrien). Vor Jahren sind im Verein durch Ver- mittlung des Herrn Dr. Wolterstorff fast sämtliche Molche Europas vorgezeigt und viele von diesen Tieren durch uns Jahre hindurch gepflegt worden. In ähnlicher Welse haben wir in den letzten Jahren die seltensten europäischen Echsenformen zuerst im Verein demon- strieren können und legen nun auch auf die Beob- achtung der vielfach schönen aber auch oft schwer zu erlangenden und viele Opfer fordernden Tiere Wert. Wir bemerken dieses ausdrücklich, weil die einfache Tatsache von späteren Freunden der Tiere manchmal vergessen werden mag. Herr Müller teilt mit, daß er vor einigen Tagen bei Zell (Schäftlarn) 3 Vipera heriis L. lebend ei'beuten konnte, ein vollständig schwarzes Exemplar {var. prester) sei ihm leider entwischt. Herr Dankes gibt anschließend bekannt, daß ein früheres ^Mitglied Herr van Douwe am vergangenen Sonntag gleichfalls 1 Kreuzotter bei Feldgeding (Dachau) lebend erbeutet habe. Herr Dankes demonstrierte noch ein junges Männchen der Lacerta viridis mayor von Korfu, das ihm Herr Tofohr-Hamburg dedizierte, außerdem Banaagilis Thomas von einem neuen Fundort (Deininger Filz.) Der Frosch wurde noch im Wasser erbeutet. Herr Seifers demonstriert ein Pärchen Girardinus decem- maculatus Güntli. und verteilt Myriophyllum afßnis und Isoetes lacustre L. unter die anwesenden Mitglieder und Gäste. Herr Knan zeigt eine auf Kopf und Rücken mit azurblauen Flecken besäte Hyla arhorea L. vor, außer- dem Triton cristatus Laur. und Triton mdgaris L., weiter ein Pärchen Gelbrandkäfer (Diticus marginalis L.), dann den ähnlichen aber bei uns selteneren Cyhister Bösely Fussly, ein Männchen des pechschwarzen Riesen- wasserkäfers {Hydrophilus piceus L.) sowie einige lauf- käferartige Kolbenwasserkäfer {Hydrous carahoides L.) und endlich eine Anzahl Wasserschnecken, die er ge- legentlich einer Exkursion mit Herrn Sigl zu sammeln Gelegenheit hatte {Limnaea stagnalis L., Flanorhis marginatus Drap usw.) Durch Herrn Seifers sen. wird ein Spiritus-Gasbrenner von der Firma Gärtner & Komp. Dresden-Dühtau, erfunden von M. de la Vigue in Dresden, vorgeführt. Die als Gäste anwesenden Herren Karl Dieme, Dentist hier, Dienerstraße No. 14/1 r und Oskar Boleslawsky, Kaufmann, München VIH, Steinstr. No. 28/o melden sich zur Aufnahme in den Verein au. Die Kugelahstimmung erfolgt in der nächsten Vereins-Ver- sammlung. Der Vorsitzende gibt bekannt, daß in der nächsten Versammlung Herr Hauptlehrer Großmanu über „Das Heben unserer Wasserpflanzen“ vortragen wird. Hierauf Schluß der ungemein anregenden aber aus- gedehnten Sitzung. „Hottonia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu •Darmstadt. Vereinslokal : Hessischer Hof, Wilhelminen- straße 1. Sitzungen am 1. und 3. Samstag jeden Monats. Sitzung vom 6. Juni 1903. Eröffnung 9Va Dlhr. Das Protokoll der außerordentl. General-Versammlung vom 27. Mai wird verlesen und nach geringfügiger Änderung genehmigt. Im Einlauf: 1. Tagesordnungskarte des „Heros“-Nürnberg; 2. Offerte von Herrn Müller-Würzhurg (südeurop. Reptilien spez. Eidechsen); 3. „Nerthus“ Heft 20^23; 4. „Blätter“ No. 10 u. 11; 5. „Natur und Haus“ Heft 16 u. 17. — Der I. Vorsitzende Herr Zachmann bemerkt, es bestehe wohl- begründete Hoffnung, daß S. K. H. der Großherzog der diesjährigen „Hottonia“-Ausstelluug einen Besuch ab- statten werde. Bereits kommenden Mittwoch werde er in dieser Sache zu einer Audienz bei S. K. H. zugelassen. Im Anschluß daran werden verschiedene die dem- näehstige Ausstellung betreffende Angelegenheiten von der Kommission angeregt und erörtert. — Durch sach- gemäße Herstellung eines Tombola-Rades und der zu- gehörigen Dose hat sich Herr Behrmann den Dank des Vereins erworben. — Zur Vorlage und Begutachtung gelangen ferner die Ausstellungsplakate, die auch wie im Vorjahre an den Wagen der elektr. Straßenbahn angebracht werden sollen. Weiter wird noch beschlossen, die Ausstellung bis 8 Uhr Abends offen zu halten (1902 bis 7 Uhr). — Herr Zang dedizierte der Vei’einsbibliothek ein Separatum seines Aufsatzes über die Stimme der deutschen Dacer ten (Eidechsen). — Schluß IIV4 Uhr. Außerordentliche Generalversammlung vom 20. Juni 1903. Eröffnung 91/4 Uhr. Protokollverlesuug. Im Ein- lauf; 1. Anmeldung von 2 neuen Mitgliedern (Herr 254 V ereins-N achrich ten. Scbnellbächer und Herr Sclnvarzhaupt) ; 2. Karte vom Verein „Nympliaea“-Chemnitz (Einladung zu der vom 20. — 24. Juni dauernden Ausstellung, der ersten in Chemnitz); 3. „Natur und Haus“ Heft 18. — Ferner lief die Mitteilung ein, daß in unserer größten Nachbarstadt, in Frankfurt, endlich auch ein Verein erstanden ist, der unsere Liebhaberei hegen und pflegen will und sich „I91S“ benannt hat. — Der nächste Punkt der Tages- ordnung — Aufnahme neuer Mitglieder betr. — wird dahingehend erledigt, daß Herr Justus Röth anstandslos aufgenommen, ein anderer Aufnahmeantrag jedoch ein- stimmig abgelehnt wird. — Bei der nunmehr vor- genommenen Wahl eines Delegierten für den diesjährigen Verbandstag in Nürnberg fielen die Stimmen fast aller Anwesenden auf Herrn Heinrich, da der 1. Vorsitzende ausdrücklich erklärt hatte, seiner Berufspflichten halber dem Verbandstage nicht beiwohnen zu können. Nach erfolgter Wahl spricht Herr Buchhammer nochmals zu- sammenfassend über die Aufgaben, die der Delegierte in Nürnberg zu erfüllen haben wird. — Zum Schluß teilt der 1. Vorsitzende, Herr Zachmann noch mit, daß seine Audienz bei S. K. H. dem Großherzog einen in jeder Hinsicht befriedigenden Verlauf genommen habe. S. K. H. stehe keineswegs der Sache fremd gegenüber, sei viel- mehr sozusagen selbst Liebhaber und habe schon recht schöne Zuchterfolge (Axolotl und Stichlinge) erzielt. Sein Besuch in der Ausstellung sei nunmehr bestimmt am 28. Juni, dem Tage vor der Eröffnung, zu erwarten. — Scbluß ^,4 12 Uhr. Richard Zang, II. Schriftf. Verein der „Aquarieufreiinde“ zu Berlin. Vereinslokal „Wendt’s Centralclubhaus“ am Köuigs- graben No. 14 a. Sitzung am 29. Juli 1903. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 91/2 Uhr. Anwesend waren 59 Mitglieder und Herr Adolf Piephardt- Johannisthal als Gast. Genannter Herr stellte zu gleicher Zeit Aufnahmeantrag. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde genehmigt. Im Einlauf: Zuschrift des Verbandes der Aquarien- und Terrarien- Vereine betreffs des Ver- bandstages in Nürnberg. Ferner ein Brief des II. Vor- sitzenden Herrn R. Großheim, worin derselbe um Ent- bindung von seinem Amte bat. Als Mitglied neu auf- genommen wurde Herr Richard Seeländer, Berlin. — Im Anschluß au einen Vortrag des Herrn G. Baumgardt über „Erinnerungen aus meiner Liebhaberei, demon- strierte Vortragender noch einen von Gyrodactylus be- fallenen Teleskopfisch und dessen Behandluugsweise mit 20 % Pikrinsäure. Die Krankheits-Geschichte ist folgende : Der Fisch, welcher bereits über ein Jahr in einem Becken mit, mehreren Chromiden-Arten versuchsweise gehalten wurde, wurde am Freitag, den 25. Juli leicht von Parasiten befallen. Die Schwanzspitzen zeigten sich zusammen- gekleht und aus dem Schütteln der Brust- und Rücken- flossen sowie den schnellenden Bewegungen des Tieres konnte ohne weiteres, auch ohne nähere Untersuchung, auf des Vorhandensein von Gyrodactylus geschlossen werden. Am Sonnabend, den 26. Juli, abends begannen allmählich die Verbiudungshäute zwischen den Flossen- strahlen zu schwinden. Das Tier war sichtlich ermattet. Am Sonntag, den 27. Juli, inorgens 6 Uhr waren die Flossenstrahlen bis über die Hälfte von den Verbindungs- häuten befreit, so daß dieselben stachelartig, wie aus Abbildung der „Blätter“ Jahrg. XIH. S. 139 ersichtlich, aussahen. Der Fisch lag zwischen zwei Sag. jap. auf der Seite, heftigen Angriffen der Chromiden ausgesetzt, welche ihm nach und nach mehrere tiefe Wunden bei- brachten, auf welchen sich sofort Saprolegnien ent- wickelten. Zur gleicher Zeit stellte sich Hornhauttrübung ein, so daß der Fisch im allgemeinen einen recht kläg- lichen Anblick bot, und an eine Heilung oder auch Er- haltimg des Tieres nicht zu denken war. In diesem Zustande wandte Herr G. Baumgardt folgendes Ver- fahren an. Der Fisch wurde aus dem Wasser in die flache Hand genommen und mittelst eines Wattebällchens, welches in 80 fach verdünnte Pikrinsäure getaucht war, leicht beträufelt und betupft und hierauf in frisches Wasser gesetzt. Die Beträufelung geschah täglich einmal, der Wasserwechsel aber zweimal. Durch diese Be- handlung wurde der Weiterausbreitung der Saprolegnien sowie Parasiten ein Ziel gesetzt, die Krankheit mithin zum Stillstand gebracht. Im Anschluß an diese Aus- führungen entspann sich zwischen den Herren Härtel und Kupczyk einerseits sowie Herrn Baumgardt anderer- seits ein lebhafter Streit über die Natur der Parasiten im allgemeinen und den gezeigten Verletzungen des demonstrierten Fisches im besonderen. Über die Fort- schritte des Heilimgsprozesses, sowie die ferneren Wirkungen der Pikrinsäurebehandlung soll in einer der nächsten Sitzungen weiterer Bericht erstattet werden. An einem Schleierschwanzfisch wurde hierauf ein in dem Flossenwerk häufig auftretender Pilz, dessen Natur jedoch noch ziemlich unbekannt ist, erläutert. Über Entfernung von Polypen aus eingerichteten Aquarien berichtet Herr W. Sorgatz, daß seine diesbezügl. Ver- suche mit Chili-Salpeter ein sehr gutes Resultat gezeitigt haben. Hierbei wurde jedoch die auffallende Betrach- tung gemacht, daß die Blätter der Wasserpflanzen eine teilweise rote Färbung bekommen. — Eine Debatte über Inzucht ließ auch das in der letzten Sitzung behandelte Thema „Degeneration“ von neuem aufieben. In be- sonderer Weise bemühte sich hierbei der Vorsitzende, das sichere Eintreten der Degeneration an verschiedenen angeführten Beispielen und gestützt auf bereits vor- liegende Erfahrungen auf dem Gebiete der Inzucht zu beweisen. Diesen Ausfübrungen zufolge liegt bereits Degeneration oder Ausartung vor, sobald es mensch- lichem Bemühen gelungen ist, die urspi’üugliche Stamm- form irgend eines Geschöpfes durch Zuchtwahl zu ver- ändern. Das Bestehen des „dritten Geschlechts“ auch unter den Fischen wurde allgemein anerkannt und durch verschiedene angeführte Beispiele bewiesen. So z. B. kommt es gar nicht selten vor, daß zwei Makropoden- Weibchen Paarungsspiele aufführen, zum Nestbau und schließlich zur Laichablage schreiten. Häufiger wird jedoch dieser verkehrte Trieb noch bei den Männchen genannter Fischart beobachtet. Auch in diesem Falle werden regelrechte Liebesspiele aufgeführt, welche allerdings im Nestbau ihr Ende finden. Den schlagend- sten Beweis verkehrten Geschlechtstriebes boten aber bisher zwei Heros /acehts- Weibchen, welche sich im Besitze eines Mitgliedes unseres Vereins befanden. Nachdem Nestbau und Liebesspiel beendet waren, ging die Laichablage folgender Weise von statten. Das eine Weibchen schwamm voran und setzte ein Laich- korn nach dem andern ab. Dicht hinter dem ersten Weibchen folgte das zweite, um dicht über jedes bereits vorhandene Ei ein anderes anzuheften. — • Schluß der Sitzung um 1 Uhr. G. B. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26 ; für den Anzeigenteil : Creutz ’ sehe Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz 'sehen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A.Hopferin Burg b. M. Der tierische Parasitismus. Eine allgemeine Darstellung seiner Entwicklungs- und Lebensgeschiclite, auf Grund eines im Verein „Nymphaea“ zu Leipzig gehaltenen Vortrages. Äemand einen Floh ins Ohr setzen“ — „Das _ kommt gleich nach dem Himdeflöhen“ — „Sich eine Laus in den Pelz setzen“ und andere Redensarten der Vnlgärsprache beweisen uns, daß die darin genannten sauberen Vertreter des Tierreichs in den weitesten Kreisen nicht zu den unbekannten Größen gehören. Es sind Schma- rotzer, d. h. Tiere, die von anderer Fette zehren, die deshalb auch nirgends gern gesehene Gäste sind; aber trotz der ungeheuren Verbreitung schmarotzender Wesen in der Natur ist ihre Lebensweise, ihre Naturgeschichte in den brei- teren Schichten des Volkes herzlich wenig be- kannt. Die Gründe für diese Tatsache hier an- zuführen, sei mir erspart. Der vorliegende Auf- satz hat vielmehr den Zweck, dem Mangel an Kenntnis, den der Verfasser leider häufig genug feststellen konnte, ein wenig Abhilfe zu schaffen, indem er einmal einen kurzen Überblick gibt, wie das Schmarotzertum entstand, wie sich das Schmarotzertum vervollkommnete und wie das Schmarotzertum sich erhält. Namentlich von der letzteren Tatsache, daß sich das Schmarotzer- tum erhält, muß ja der Aquarien- und Terrarien- liebhaber leider zu oft Kenntnis nehmen; zur Bekämpfung der Schmarotzer ist aber nichts nötiger, als eine genaue Bekanntschaft mit ihrer Lebensgeschichte. Der wissenschaftliche Name für Schmarotzer, Schmarotzertum, „Parasit“, Parasitismus“ bedeutet im eigentlichen Sinne des Wortes zu- nächst nur „Tischgenosse“, Tischgenossen- schaft“, womit aber noch keineswegs aus- gedrückt ist, daß ein Tischgenosse auf Kosten des andern zehrt. So wird es aber auch wohl zu Anfang, als es noch Nahrung in Hülle und Fülle gab für alle Geschöpfe, als noch paradie- sische Zustände auf Erden herrschten, nicht ge- wesen sein. Das, was wir heute Parasitismus nennen, ist zweifellos erst eine spätere, vielleicht sehr späte im Laufe von Jahrtausenden gemachte Erwerbung im Kampfe nms Dasein • — wie ein Zufall trifft es sich — die mutmaßliche Art, wie diese Erwerbung gemacht worden ist, liegt im ursprünglichen Sinne des Wortes Parasit, Para- sitismus. Ein Beispiel mag uns darüber anfklären : Eine Aktinie ist ein seßhaftes Tier, wenigstens ist die Möglichkeit der Ortsveräuderung bei ihr auf ein Minimum beschränkt. Das Tier ist also auf die Nahrung angewiesen, die ihm der Zufall zn- führt, lind führt ihm das bewegte Wasser keine Nahrung zu, so muß es eben Hunger leiden. Der Beruhardskrebs ist ein Tier aus dem- selben Lebenskreise wie die Aktinie, aber im Gegenteil wie alle Krebse ziemlich rasch be- weglich und mit weit kräftigeren Fangwerkzengen ausgestattet wie die Aktinie. Aber er hat dafür auch seine Achillesferse; sein ganzer Hinterleib ist nnbewehrt und butterweich und ständig der Gefahr ausgesetzt, von einem Räuber gepackt und zermalmt zu werden. Der Krebs weiß dafür Abhilfe zu schaffen, indem er das Gehäuse einer verendeten oder von ihm vorher verzehrten Wellhornschnecke bezieht. Aber das Ge- häuse ist schwer, der Krebs wird seiner Be- weglichkeit nach fast selbst zur Schnecke durch die Last, die er mit sich herumträgt. Natürlich wird dadurch auch sein Nahningserwerb er- schwert. Wie schafft er diesem Mangel Abhilfe? Sehr einfach, indem er sich einen Jagd- genossen sucht, und dazu eignet sich niemand besser für ihn als die erwähnte Aktinie. Jetzt erfolgt zwischen beiden eine regelrechte Arbeits- 266 Der tierische Parasitismus. teilung. Die Aktinie siedelt sich auf dem Ge- häuse, das der Einsiedlerkrebs bewohnt an, der Krebs sucht die Jagdgefilde auf — denn er ist noch immer wesentlich beweglicher wie die Aktinie — und die Aktinie macht die Beute, die sie mit dem Krebse teilt. So bildet sich ein regelrechtes Genossenschaftsleben, eine Symbiose, wie man in der wissenschaftlichen Zoologie sagt, heraus. Zwei Tiere leben an- einander gekettet in Freundschaft oder Bundes- genossenschaft, indem sich das eine dem andern nützlich erweist. Nun kann es aber durch äußere Umstände dahin kommen, daß der Nutzen, den der eine der beiden „Symhionten“ dem andern gewährt, ein verschwindend kleiner ist, wohingegen er für sich aus dem Wechselverhältnis möglichst viel herauszuschlagen sucht. So wii’d die Symbiose allmählich zum Parasitismus, wo ein Indivi- duum ganz ohne Gegenleistung auf Kosten des anderen lebt. Daß dies auch der Entwicklungs- gang von der selbständigen Lebensweise zur parasitischen in der Natur gewesen ist, das be- zeugen uns viele solcher Wechselverhältnisse, wo sich die Wissenschaft noch heute nicht klar darüber ist, ob es sich um eine Form der Sym- biose oder um Parasitismus handelt. Wir können aber aus dem herangezogeneu Beispiele des Wechselverhältnisses von Eupagurus und Sagartia, wie die beiden Tiere mit ihren wissenschaftlichen Artennamen heißen, noch mehr lernen, nämlich wie mutmaßlich die beiden Formen des Parasitismus, die wir heute unterscheiden, der Entoparasitismus oder das Innenschmarotzertum, und der Ektopara- sitismus oder das Außenschmarotzertum, entstanden sind. Der Krebs, der die Wohnung der Wellhorn- schnecke bezieht, profitiert ja zunächst nur den Raum des schützenden Gehäuses (sog. Raum- parasitismus) von ihr; aber sehr leicht kann sich aus solchem Raumparasitismus echter Para- sitismus entwickeln, indem der Raum in einem lebenden Tiere bezogen wird. So entsteht das Innenschmarotzertum, der Entopara- sitismus. Die Seerose läßt sich zunächst nur von dem Einsiedlerkrebs, wie wir gesehen haben, sogar gegen Entgelt, befördern. Würde sie aber dem Krebs denBefördernngslohn verweigern, so würde sie schon einseitig Nutzen von dem Krebse ziehen (sog. Transportparasitismus), ähnlich wie sich Schiffshalter und Neunaugen unentgeltlich von anderen rascheren Tieren befördern lassen. Und würde sie vollends zum Danke für die er- wiesene Wohltat den Wohltäter anzapf en (wie z. B. die Blutegel), so wäre die Stufe des echten Ektoparasitismus erreicht. Welche Veränderungen gehen aber mit einem Tiere, entsprechend der veränderten Lebensweise, vor, wenn es Parasit wird? Zunächst führt es ein mehr oder weniger seßhaftes Leben; es braucht Bewegungsorgane in nur geringem Maße oder gar nicht. Es verlernt sich fortzubewegen, ebenso wie ein Mensch, der durch Zufall gelähmt worden ist, nach mehrjähriger Lähmung das Laufen verlernt und es wieder neu erlernen muß, wenn sein Gebrechen geheilt ist. Die Be- wegungsorgane der Schmarotzer bilden sich durch fortgesetzten Nichtgebrauch von Generation zu Generation weiter zurück, bis sie ganz ver- loren gehen (Darwinsche Theorie). Die Er- nährungswerkzeuge erfahren eine ähnliche Modi- fikation; Nahrung zu erjagen braucht das schma- rotzend lebende Tier nicht mehr; es verliert all- mählich durch Rückbildung infolge fortgesetzten Nichtgebrauchs auch die Fangorgane. Ebenso braucht es keine Nahrung mehr zu zerkleinern; es zapft die fertig verdaute (assimilierte) Nahrung seinem Wirte ab (Außenparasiten, Blut- sauger), oder es liegt mitten im Nahrungskanal drin, allseitig von Nahrung umspült (Darm-, Schmarotzer, z. B. Bandwürmer). Die Verdauungs- organe (Zähne, Magen, Darm) bilden sich dem- entsprechend auch zurück. Da der Schmarotzer seine Nahrung nicht zu suchen braucht, stumpfen sich auch infolge Nichtgebrauchs die Sinnes- organe bei ihm ab. Wozu brauchte auch ein Bandwurm, der in der ewigen Nacht der Ge- därme lebt, Augen? Wozu ein Tier, das nicht verfolgt wird, durch seinen Wirt, der es mit sich herumträgt, verteidigt wird, Ohren, die ihm das Geräusch eines nahenden Feindes verraten? Dagegen würde ein schmarotzend lebendes Tier rettungslos verloren sein, wenn sein Wirt ver- nichtet würde. Nach allem, was wir bisher ge- sehen haben, ist es in Körperbau und Organi- sation der parasitischen Lebensweise so angepaßt, daß es eine selbständige Lebensweise nicht mehr führen könnte. Deshalb ist es für den Parasiten eine unerläßliche Notwendigkeit, daß er sich fest- hängt oder festsaugt an seinem Wirte, damit er ihn nicht verliert. So bilden sich bei allen Ektoparasiten durch hervorragenden, immer- währenden Gebrauch die Haft- bez. Klammer- organe besonders aus (Saugscheiben, Haken- kränze, Klammern, Bohrorgane). Der Innen- sch.marotzer bedarf ihrer im allgemeinen weniger P. Krefft: Brasilianische Schlangenhalsschildkröten. 257 (Trichine), mit Ausnahme der Darnischmarotzer, die von dem Strome assimilierter Nahrung- bez. vom Strome der Exkremente mit hinausgerissen werden könnten. Diese liaben daun auch alle vorzügliche Haftapparate (Bandwürmer). Andererseits ergibt sich aber ans obigem die wichtige Konsequenz, daß der Parasit nie auf völlige Aussaugung, d. h. Vernichtung seines Wirtes ausgehen kann; denn das bedeutete ja seinen eigenen Untergang. Und der Trieb der Erhaltung des Individuums, des eigenen Ich, ist noch immer das oberste Naturgesetz. Wenn also einmal in unserem Aquarium ein Fisch an Schmarotzern eingeht, so ist der Tod erfolgt gemäß dem Sprichwort: Viele Hunde sind des Hasen Tod. Der einzelne Parasit wird am Tische seines Wii’tes mit satt, ohne diesen dadurch wesentlich zu benachteiligen; in ungeheurer Zahl vereint räumen die Parasiten den Tisch ihres Wirtes ab, so daß für diesen selbst nicht genug übrig bleibt und er allmählich verhungern muß. Das wichtigste Grundgesetz des Parasitismus, welches uns schon aus der eben angestellten Überlegung klar wird und durch die weitere Be- trachtung des Haushalts im Reiche des Parasiten noch mehr einleuchten soll, ist und bleibt zu jeder Zeit und unter allen Umständen: Schonung des Wirtes. Nur hierdurch wird es dem Para- siten möglich, sich selbst und dadurch auch seine Nachkommenschaft sicher zu stellen. (Schluß folgt.) Brasilianische Schlangenhals- schildkröten. Von Dr. Krefft, „Isis“ München. (Schluß.) (Mit zwei Uriginalzeichuungen von L. Müller-Mainz.) ■eit seltener als die temperamentvolle Hy- (Iraspis hilarii ist die gleichfalls und an- scheinend ausschließlich in Brasilien beheimatete Platemys S'pixii D. & B. im Handel anzutreffen. Kämmerer nennt sie ihres mit langen, stachel- artigen Warzen bewehrten Halses wegen stark begehrt seitens der Liebhaber. In der Tat bildet der Stachelhals dieser Chelydide ein höchst eigenartiges Charakteristikum; dei’Name „stachel- halsige Schlaugenhalsschildkröte“, den ich unter die Abbildung setzte, erscheint mir geradezu un- umgänglich, wenn man eine deutsche Bezeichnung anwenden will. Mit dem grotesken Igelhalse dürften aber auch die Reize, welche diese recht rare Chelydide auf unsere Kauflust auszuüben vei'möchte, wohl so ziemlich erschöpft sein. Ich hielt sie zwar selber nie, überzeugte mich aber durch die Zuschriften Lorenz Müllers, der zwei Exemplare längere Zeit pflegte, daß meine An- schauung über die Lebeiisäußerungen, die ich an dem mittelgroßen Exemplai-e des Berliiiei- Aqua- riums gewonnen hatte, die richtige war, d. h. daß wir in ihr eine ziemlich wärmebedürftige, in ungeheizten Behältern für gewöhnlich nicht recht brauchbare Schildkröte zu sehen haben. Auch bei entsprechend höherer Temperatur kann Platemys Spixii in ihren Bewegungen nicht mit OriginalzeLchnung für die , Blätter' von Lorenz Müller-Mainz. Platemys Spixii D. & B., stachelhalsige Schlangenhalsschildkröte. 258 P. Krefft: Brasilianische SchlangenhalsschildkrÖteri. den vorigen beiden Landsleuten konkun-ieren. Während diese letzteren nach Müllers Er- fahrungen sich als muntere und bellende Schwimmer erwiesen, sah er seine Stachelhälse kaum jemals schwimmen, sondern höchst be- dächtig auf dem Behältergrunde herumspazieren. Die Nahrung nahmen sie wie Chelodina zu sich. Das Stück des Berliner Aquariums sah ich aller- dings öfters, aber stets wie im Halbschlafe, an der Wasseroberfläche schwimmen, öfter noch lag es jedoch mit eingelegtem Halse völlig apathisch auf dem Lande. Eine Interessebekundung für die Umgebung, wie man sie bei der in Hinsicht der Bedächtigkeit ihr näherstehenden Chelodina beobachtet, steht seitens dieser Brasilianerin allem Anscheine nach nicht zu erwarten. Müllers Exemplare blieben trotz langen Verw eilens in der Gefangenschaft und trotzdem sie in relativ engem Gewahrsam ohne Schlupfwinkel sich be- finden, bis auf den heutigen Tag scheu, wenn sie sich in diesem Punkte auch schon besserten. Eines derselben ist zwar mittlerweile aus nicht recht ersichtlichem Anlaß eingegangen, das über- lebende Stück wird aber langsam etwas dreister. Es ist, wie schon vorhin erwähnt, bei höheren Temperaturen erst, bei ca. 16*^' K. und mehr, recht bei Stimmung, ohne aber jemals an Behendigkeits- und Intelligenzentfaltung die Müllerschen Hydro- medusen und Hydraspiden, welche ihm oft das Futter aus dem Maule zerren, zu erreichen. Auch in seiner äußeren Erscheinung ist Platemys Spixii plumper als die zuvor behandelten Schlangenhälse, was durch die stärkere Wölbung des Eückenpanzers in erster Linie verursacht wird. Die Oberfläche desselben ist manchmal, ähnlich wie bei Chelodina^ gerunzelt, sonst aber glatt. Bisweilen befindet sich auf der Eücken- mitte eine vertebrale Längsfurche, die durch einen von der letzten Vertebrale gebildeten Buckel hinten abgeschlossen wird; so ist auch das abgebildete Müllersche Exemplar gestaltet. Eine einförmig tiefschwarze Färbung des Panzers oben und unten und ein schlichtes Grau an den Weichteilen scheint für die stachelhalsige S. die. Eegel zu bilden. Die Kinnbärtel sind erheblich geringer entwickelt als bei der vorigen Art. Die dritte und letzte der hier zu besprechen- den brasilianischen Schlangenhälse, Platemys radiolata MiJcan, wurde sicher wohl erst einmal, in einer beschränkten Anzahl von Exemplaren, zu uns eingeführt. Die Hoffnung Dr. Schnee’s, der zwei Stücke dieses Importes kaufte, eine Novität erworben zu haben, die er im „Zool. Anzeiger“ (Bd. XXIII No. 622) beschrieb und zu Ehren des verdienstvollen Dr. Werner be- nannte, erwies sich als trügerisch. Platemys Werneri konnte vor F. Siebenrocks, des hervor- ragenden Chelonologen, eminent scharfsichtiger Kritik nicht bestehen, sondern wurde von ihm mit einer schon vor langer Zeit entdeckten Schildkröte, die in Boulengers Katalog unter dem Namen Hydraspis radiolata aufgeführt war, identifiziert. Gleichzeitig hatte Siebenrock jedoch an den Belegstücken des Wiener Hofmuseums festgestellt, daß „Hydraspis“ zu Unrecht von Boulenger so benannt, sondern recte eine Platemys sei, für die fortan daher der Name Platemys radiolata MiJcan Eingang fand. Der Artname „radiolata“ ist nach dem sehr charakteristischen Strahlenrelief, das die Diskoidalplatten des Eückenpanzers ebenso wie auch die Plastron- platten zumeist zeigen, zutreffend gewählt. Durch das gleichzeitige Auftreten von konzentrischen Linien kann das Flachrelief niuster der Hornplatten ein Aussehen ähnlich wie das Netz einer Ead- spinne bekommen. Der Panzer ist im übrigen ganz ähnlich wie bei Chelodina, nur nicht so elegant geschweift in seinen Linien; da auch der Hals des Tieres nicht sehr beträchtlich kürzer als bei dieser Art entwickelt ist, so erscheint die auf der Oberseite auch ähnlich gefärbte Platemys radiolata gewissermaßen als eine plumpe Nachbildung der eleganteren australischen Ver- wandten. Der Kopf, unter dem sich zwei meist verkümmerte Bärtel beflnden, ist zwar bedeutend flacher und breiter als bei Chelodina. Wegen der Abbildung sei auf die zuvor zitierte Schnee- sche Publikation verwiesen; dieselbe enthält die Eeproduktion einer von Lorenz Müller angefertig- ten Photographie, an der zwar die Bärtel und die Breite des Maules nicht recht ersichtlich sind. Die Färbung der Oberseite ist ein ziemlich ein- töniges braunschwarz, die der Unterseite ist am Brustschilde schmutzig gelbbraun, am Halse braun meliert. Das Brustschild zeigt bisweilen eine regelmäßige, scheckige Differenzierung der braunen und gelben Farbentöne. Ein Exemplar dieser Art, das Dr. Werner ein Jahr lang pflegte, verließ seiner Mitteilung zufolge nie das Wasser, war sehr scheu und fraß mit Vorliebe, wenn das umgebende Medium bis zur Undurchsichtigkeit getrübt war. Später ging es in L. Müllers Besitz über, wo es all- mählich dreister wurde und sich im übrigen sehr ähnlich wie Platemys Spixii, also träge und wärmebedürftig, erwies; infolge letzterer Eigen- schaft zog es sich auf einem Transport auch eine tötlich endigende Erkältung zu. Auch ich Hans Zimmermanu; Einrichtungen und Methoden hei der Akklimatisation der Meerestiere. 259 war so glücklich gewesen, ein Exemplar der „neuen brasilianischen Schlangenhalsschilkröte“ zn erwerben. Es erwies sich in dem großen Behälter, den ich ihm anwies, als echter Finster- ling, etwa im Stile der Moschusschildkröte, kam selten spontan ans Licht und nie aufs Trockne, zeigte aber doch in seinen Bewegungen ein ge- wisses Maß von „Rasse“. Besonders im Fisch- fänge vollbrachte es anerkennenswerte Leistungen. Es schnappte mit ziemlicher Sicherheit und noch größerer Vehemenz lebende Fische unter laut glucksendem Geräusche, so daß ich bei offen- stehender Tür z. B. vom Nebenzimmer aus alle- mal hören konnte, wenn es bei meiner Platemys radiolata geschnappt hatte. Bei Teniperatnr- graden unter 12° R. wurde es apathisch, bei 10° R. befand es sich bereits in einer Art von Lethargie; gegen den Winter hin bekam es eine geschwürige Stelle am Brustschilde und verstarb bald darauf. Gern hätte ich über die merkwürdigste aller Chelydiden, die ans der Abbildung und Be- schi’eibung im Brehm wohl den meisten Lesern bekannt gewordene Matamata, Chelys fimhriata, hier berichtet. Als lebend erwerbbares Haudels- objekt ist dieses Monstrum leider zwar immer noch desiderat geblieben. L. Müller erfuhr jedoch, daß ein Exemplar als Unikum lebend eingeführt und im Dresdener Zoologischen Garten vor ca. 2 Jahren eine Zeit lang gehalten worden sei. Meine an die Direktion des Gartens gerichtete briefliche Bitte um authentische Angaben über die an dem Tiere gemachten Beobachtungen blieb jedoch trotz beigefügter Retonrmarke unbeantwortet. Am Ende meiner Ausführungen möchte ich nur noch der angenehmen Pflicht genügen, Herrn Lorenz Müller für seine hochgeschätzte Mitarbeit in Bild und Wort, ferner Herrn Dr. Bade für die gefällige und gewiß mühevolle Anfertigung der 3 photographischen Aufnahmen, sowie endlich auch allen übrigen zuvor erwähnten Herren, soweit sie mich durch freundliche Mitteilungen unterstützten, meinen ergebensten Dank hiermit auszusprechen. cSl* Einrichtungen und Methoden bei der Akklimati- sation der Meerestiere. Von Hans Zimmermann, Präparator. (Mit zwei Abbildungen.) wir durch dieselbe eine neue Periode in der Liebhaberei begründet sehen. Wer hätte noch vor zehn Jahren an eine so allgemeine Ver- breitung dieses Sportes gedacht! Aber die Hülfs- mittel sind jetzt derartig und mit so geringen Kosten verbunden, daß eine noch größere und schnellere Ausdehnung dieses Zweiges der Aquarienkunde gar nicht zu verwundern ist. Der Gefallen am Süßwasseraquaiinm ist ja auch erst im letzten Jahrzehnt zur vollen Blüte gelangt, jedoch ebenso schnell droht er auch zn versiegen. Wenn das Süßwasseraquarium auch durch die Importierung dei’ fremdländischen Zieiflsche einen neuen Aufschwung genommen, so wird sich der- selbe in kürzerer oder längerer Zeit doch nicht mehr auf seiner Höhe halten können und wieder an Interesse verlieren. Die sichersten Anzeichen geben die immerwährenden Importe immer neuer ausländischer Zierfische ab und wie lange be- hauptet sich ein derartiger neuer Stern auf der Höhe seiner Glanzperiode? Nach kurzer Zeit, oft schon nach Wochen oder Monaten erscheinen neuere, vielleicht tausendmal weniger schöne und entzückende Arten, die nur eben wegen ihrer Neuheit imponieren können, auf dem Markt und wer trägt dann noch nach dem letzten Stern im Wappen der Aquarienfreunde. Der Preis ist nms zehnfache gesunken; die Zucht wirft nicht mehr genügend ab und geht mit der Zeit zum größten Teile ein. Dann ist die Zeit gekommen, wo die minder bemittelten Liebhaber sich jener verblichenen Sterne annehmen und nun auch, freilich etwas spät, die Freude an dem neuen Fische durchkosten können. Und selbst auf die Dauer befriedigt dieser vorübergehende Genuß nicht mehr. Der Mensch wird mehr und mehr abgestumpft gegen seine eigene Liebhaberei; sie ist nicht mehr aufregend genug und bietet nicht mehr genug Neues. Ein derartiges, ein bis zwei Monate andauerndes Reizmittel genügt nicht mehr und deshalb ist jetzt der Boden geebnet, eine neue Richtung des Sports aufzunehmen. Da tritt dann das Seewasseraqiiarium seinen Siegeslauf unter den Aquarienfreunden an. Nun ist zwar eine berechtigte Vorliebe für das Süß- wasseraquarium vorhanden, welche in der mehr lebhaften Bewegung der Bewohner besteht und deshalb auch ein interessanteres und anregenderes Bild zeigt. Doch in der Ruhe und der Stille des sich abspielenden Lebens der Seetiere liegt eben auch, und zwar ein besonderer Reiz für den nicht oberflächlichen Beobachter, für den diese Zeilen ja hauptsächlich geschrieben sind, denn wer an Farben oder lebhaftem Lebensspiel sein Vergnügen findet, dem wird das Seewasser- 260 Hans Zimmermann: Einrichtungen und Methoden bei der Akklimatisation der Meerestiere. aquarium fürs erste nicht und dann nur vorüber- g’eliend interessieren können. Doch erhaben ist ein Seewasseraqiiarium stets ; hier haben wir ganz eigenartige, uns zum Teil unbekannte und wunderbare oder wunder- liche Tiere vor uns, da sind Klumpen, Säulen, Bündel, Nadeln, vielfüßige und fußlose Tiere vorhanden, die Staunen erregen wegen ihrer Form, Farbe und Lebensäußerung; fürwahr, eine Sache, für die sich selbst der Ernsteste interessieren und begeistern und die auch andere zum eifrigsten Studium veranlassen kann. Und über die große Bedeutung jener Studien spricht sich Herr Prof. A. Dohrn, der Gründer der neapolitanischen zoologischen Station in folgender Weise aus: „ J ene mehr abstrakte Frage rein intellek- tueller Art, welche in dem Mythus der Genesis ebenso wie in dem Hypothesengebäude Dar- wins die Quintessenz unserer Wißbegier ausmacht: Wie entstand die wunderbare Mannigfaltigkeit der Geschöpfe? findet das Material zu ihrer langsamen, aber stetig fortschreitenden Antwort hauptsächlich in der Untersuchung der Meerestiere.“ Jedoch nicht nur die neueren Forscher beschäftigen sich eifrig mit dem Studium der Meeresbewohner, sondern schon die alten Griechen schenkten jenen wunderlichen, schaurigen und rätselhaften Wesen ihre ungeteilte Aufmerk- samkeit. Ihnen allen voran finden wir Aristoteles eifrig in die Geheimnisse des grauener- regenden Meeres eindringen und ein großer Teil unserer Kennt- nisse über die Lebensweise ver- danken wir seinen Wahrneh- mungen, wenn auch viele der- selben längst in das Eeich der Fabeln gehören. So bemerkte er schon die Symbiose zwischen der Steckmuschel (Pinna) und dem Muschelwächter (Pino- therus), des Einsiedlerkrebses (EupagurusJ und der Seerose (Ädamsia) und viele andere. Im Seewasseraquarium haben wir ein Leben auf dem Grunde, welches im Süßwasseraquarium fast gänzlich fehlt und in der Schwebe; am Grunde ein ruhiges, stilles und in dem oberen Wasser ein bewegteres, wodurch es, wie man i?. p TT / / E. Reservoir, A. Aquarium, Rh Glasrohr, L. Luft, H. Heber, F. Filter, Sammelbecken. sieht, ein noch anziehenderes Bild •"J als ein Süß- wasseraquarium bietet, wenn man sich nur erst ernsthaft damit beschäftigt. So kostspielig einst die Anlage eines Binnen- land-Seewasseraquariums war, so billig und ein- fach ist sie heutzutage. Als Behälter müssen diejenigen genügen, welche bis jetzt dem Süß- wasser dienten, die allenfalls zu diesem Zweck noch eine kleine Metamorphose durchzumachen haben. Das Seewasser bietet auch keine großen Schwierigkeiten mehr, seitdem man es auf künst- lichem Wege viel besser und haltbarer hervor- bringen kann, als das natürliche wäre. Dasselbe ist in jeder Aquarienhandlung für wenig Geld zu haben und hält sich viele Jahre unverändert. Von dem Selbstanfertigen des Wassers nach den verschiedenen sich im Umlauf befindlichen Rezepten sehe man lieber ab, denn wie es von großen Instituten, wie z. B. von dem Aquarium in Berlin, hervor- gebracht wird, kann es unmöglich im kleinen hergestellt werden. Das mit der Zeit aus dem Aquarium ver- dunstende Wasser wird durch Zugießen von vSüßwasser ersetzt, da ja die Salzbestand- teile nicht mit verdunsten, sondern im Aquarium Zurückbleiben. Die größten Kosten verursacht die Anschaffung eines guten Durchlüftungsapparates, der beim Süßwasseraquarium meist noch zu ent- behren ist, beim Seewasseraquarium jedoch unumgänglich notwendig ist. Dieses ist die einzigste und kostspieligste Anschaffung der ganzen Liebhaberei und gerade deshalb sollte der Aquarist seine ganze Aufmerk- samkeit auf diesen Punkt konzentrieren und lieber ein paar Mark mehr opfern, um einen guten Apparat in seinen Besitz übergehen zu lassen, als für geringeres Geld auch dem- entsprechende Ware zu erhalten. Denn was jetzt bei der Anschaffung gespart wird, muß später für Reparaturen und Eingehen der Tiere infolge von Störungen doppelt und dreifach ausgegeben werden. Übrigens kann man, wenn man Platz genug, ein größeres Reservoir und genügende Wassermengen zur Verfügung hat, diesen Durch- lüftungsapparat ganz gut entbehren, wenn man sich selbst eine andere einfache Einrichtung an- legen kann. Das Reservoir, welches am besten aus Steingut besteht und ein ansehnliches Quantum Wasser fassen muß, wird so hoch wie möglich über dem Aquarium angebracht, damit man einen starken Druck zur Verfügung hat. Dieses Hans Zimmermann; Einrichtungen und Methoden bei der Akklimatisation der Meerestiere. 261 Reservoir steht mit dem Aquarium mittels einer Bleirohrleitung in Verbindung. Es empfiehlt sich zu der Leitung Bleirohr dem Guniniischlauch Yorzuziehen wegen der Billigkeit und dann wegen der Haltbarkeit, denn Gummi wird schnell hart und brüchig. Die Bleirohrleitung endet dicht über dem Aquarium in einen Hartgummi- oder Glashahn. In einer Ecke des Aquariums ist ein nicht zu dünnes Glasrohr schräg hineingestellt, jedoch so, das ca. 4 — .5 cm desselben noch über dem AVasserniveau sind und die untere Öffnung durch einen Stein gestützt, vor Verstopfung durch den Bo- denbelag be- wahrt wird. Der Leitungs- hahn befindet sich in kurzem Abstande dicht über dem Rohre. Wird derselbe geöff- net, so schießt in dünnem, scharfemStrah- le das AVasser in die Röhre, reißt die um- gebende Luft mit hinein, die nun durch die Röhre getrie- ben und wieder am unteren Ende frei wird und in fein zer- teiltem Zustande, in Form von Bläschen, im Aquarium aufsteigt, wodurch ein großer Teil sich dem AA'asser mitteilt. Auf diese AVeise wird die Durchlüftung viel besser und natürlicher betrieben als mittels komprimierter Luft und halten sich die Tiere ausgezeichnet. Das mit der Zeit sich im Aquarium ansammelnde über- schüssige AA^asser wird mittels eines der von Herrn Dr. E. Bade in „Das Süßwasseraquarium“ erwähnten Ablaufheber entfernt. Das ablaufende AVasser wird durch einen Kies- oder Kohle-Filter geleitet und gereinigt in einem zweiten Steingut- Reservoir aufgefangen, aus dem es dann wieder in das erste Reservoir gebracht wird. Um den praktischen Nutzen dieser Einrichtung klar zu machen, darf ich wohl nur erwähnen, daß die- selbe hier im Berliner Aquarium, sowie in der Station zu Rovigno und Triest seit einer langen Reihe von Jahren im großen Maßstabe Ver- wendung findet. Was nun kurz die Einrichtung des Aquariums an und für sich betrifft, so gilt von derselben im großen und ganzen das Gleiche wie beim Süß- wasseraquarium. Als Bodenbelag ist grobkörniger Kies zu wälilen ohne Moorbodenunteilage, auf dem dann aus Granit, Korallen, Kalksteine usav. kleine Felsi)artien errichtet werden können, die zur Ansiedlung von Seerosen, Seenelken usav., zum Uuterschlupf von AVürmern usw. dienen können. Die Fütterung der Tiere Avird mittelst einer langschnäblichen, hölzernen Pinzette aus- geführt und findet zu derselben kleingeschnittenes oder gehacktes Fleisch, teil- Aveise auch Fisch VerAven- dung. Um die Be- schäftigung im SeeAvasser- aquarium auch für den Züchter interessant u. angenehm zu machen, dürf- teiiAvohldieEr- folgedes Herrn V. Blumencron, der im 9. Heft des 13. dahrg. der „Blätter“ von der Einge- wöhnung ver- schiedener Süßwasserziei’fische Avie z. B. Gold- fische, Ellritzen, Bitterlinge, Schleihen, ja sogar Makropoden an das Seewasser spricht, zu Aveiteren Arbeiten hierüber genügend Anlaß geben und könnte dabei mit der Zeit noch manche Über- raschung herauskommen. In meiner vor kurzem in den „Blättern“ veröffentlichten Arbeit habe ich dem Leser die A-'orgänge auf einer kleinen Expedition in die See geschildert, um ihn mit den Schwierigkeiten, Beschwerden und Einrichtungen bei dem Fange von Neptuns Kindeiai bekannt zu machen. Ich Avill hierauf nicht näher eingehen und bitte den Leser an der betreffenden Stelle nachzulesen. Unser Material ist demnach wohlbehalten in dem Acpiarium der Zoologischen Station angelangt und die gefüllten Gefäße und Gläser stehen nun in langer Reihe auf den Bänken und warten, bis wir sie in Aveitere Behandlung nehmen. Das ist der Anfang der Hauptarbeit. Durch vorsichtiges Auf- und Abgießen von SeeAvasser, begleitet Amn Originaiaiifnahme nach der Behälter ziiin Eingewühnen der Seetiere iu der Natur für die „Blatter“. Zoologischen Station in Rovigno. 262 Jos. Scherer: Die Echsenfauaa Süd-Italiens. leichtem Schütteln, werden alle Schlaininteile und andere Fremdkörper, die nicht zu den Tieren gehören, entfernt. Dann kommt das Sortieren an die Eeihe. Dieses Sortieren richtet sich- je- doch nicht nach den Arten, sondern lediglich nach der Beschaffenheit der Organismen. Zuerst werden die zarten und empfindlichsten Tiere von den größeren, härteren und widerstandsfähigsten geschieden, dann die empfindlichsten und am schwersten zu akklimatisierenden Geschöpfe in die sogenannten Fischkästen untergebracht. Jene Fischkästen sind kleine, flache, vollständig ge- schlossene Boote, die an den Seiten mit engen Schlitzen und im Deckel mit einer kleinen Klappe versehen sind. Zur besseren Sicherheit läßt sich vor dieser Klappe noch ein Schloß anlegen, um das Öffnen derselben durch unberufene Hände zu verhüten. Am Boden des Bootes ist eine starke Bleiplatte angeschraubt, die dazu dient, dasselbe immer unter Wasser zu halten. Diese Fischkästen besitzen ca. — 2 m Länge und ca.^^/a m Breite, und werden mittels zweier Taue, die durch die an beiden Enden befind- lichen Eisenringe gezogen sind, an Bojen, Ufer- rändern, Ankern usw. befestigt. Nicht selten geschieht es, daß eines oder mehrere dieser Be- hälter bei heftigem Sturme losgerissen und gegen die Felsen der Küste geschleudert werden, was dazu beiträgt, das Boot in seine Elemente auf- zulösen und den Gefangenen die goldene Freiheit wiederzugeben. Bei der stets starken Füllung jener Behälter ist der Verlust einiger derselben oft nur zu sehr fühlbar. Deshalb haben die Stationen soviel wie möglich versucht, die Tiere im Aquarium selbst einzugewöhnen und bei den meisten Gattungen reichen Erfolg gehabt, doch gibt es immer noch zu viel von denen, bei welchen die Fischkästen nicht entbehit werden können und deshalb werden dieselben noch lange Zeit eine nicht unbedeutende Bolle in der Akklima- tisation spielen. Zu jenen Tieren, bei denen diese Apparate in Anwendung kommen, gehören u. a. die Moschuspolypen (Eledone moschata), Kraken (Octopus vulgaris), \erschiedLene Krebse (Squilla mantis, Artus ursus, Maja verrucosa usw.), Manteltiere, besonders nach längerem Transporte (Asculia, Amaroecium usw.), See- pferdchen (Hippocampus brevirostris, Hippo- campus guttulatus), Seenadeln (Syngnathus acus), Würmern (Spirographis spallanmni), Kork- schwämmen (Suberites massa), Korallenschwäni- men (Clathria coralldides), vor allem aber sämt- liche Fischarten usw. Diese werden also von dem übrigen Material abgesondert und in diesen Zuchthäusern untergebracht, wo sie sich, dem fließenden Wasser und dem Gezeitenstrome aus-- gesetzt an den engen Kaum gewöhnen. Nach ein bis mehreren Tagen werden sie aus diesen Fischkästen in das Aquarium gebracht, wo ver- schiedene sofort in große Zementbecken, die teil- weise dunkel gehalten werden, verteilt werden, andere jedoch erst noch die Akklimatisations- wanne passieren müssen. Diese Wanne hat ovale Form, besteht aus Holz und hat eine Länge von ca. 3 in und über m Breite. Sie besitzt einen großen abnehmbaren Deckel, der noch mit einer kleineren, durch einen zweiten Deckel zu verschließenden Öffnung versehen ist. In diesem Behälter, in dem für dauernden Wasser-Zu- und Abfluß gesorgt ist, werden die Tiere erst völlig dunkel gehalten, dann nach — 1 Tag der kleine Deckel erst etwas, dann mehr und endlich ganz entfernt und so weiter, bis nach einigen Tagen auch der große Deckel fortgenommen wird und die jetzt noch überlebenden Tiere als eingewöhnt betrachtet werden können. Sie kommen nun je nach der Art in die für dieselben reservierten Becken und bleiben hier, bis sie zum Versand gelangen. Gewöhnlich gehen auf diese Art und Weise nicht allzuviel verloren, doch ist der Verlust bei den empfindlichsten Arten oft ein sehr bedeutender und zählt dann gleich nach Hunderten, wie z. B. bei der Akklimatisation der Seepferdchen, die außerdem noch oft von Bakterien heimgesucht werden. (Schluß folgt.) Die Echsenfauna Süd-Italiens. Von Jos. Scherer, München. (Fortsetzung.) (Mit 6 Originalzeichnungen von Willy Moralt.) c. Lacerta serpa v. elegans (Eimer). Sie immer zur Eetikulation neigenden Wieseneidechsen des unteren Teiles der Apenninenhalbinsel können also, je nach der geo- graphischen Lage ihres Wohngebietes und der oft dadurch bedingten veränderten Lebensweise und Nahrung eine wesentliche Umbildung in Gestalt und Zeichnung erfahren, wie die letztbeschriebene V. reticulata es beweist. So lebt auf den Lavafeldern, sowie in der ganzen Umgebung des Vesuvs und des Ätna eine serjoa- Varietät, deren Zeichnung auf hell-, grau- oder bräunlich-grünem Grunde hellbraun bis rötlichbraun gefärbt ist. Häufig ist letzteres auch dermaßen hell, daß sie der Grundfarbe fast gleich kommt und sich mit dieser vermischt, woraus dann einfarbige oder schwach gepunktete. Jos. Scherer: Die Eclisenraima Süd-Italiens. 263 genetzte und gefleckte Tiere entstellen, ^^'o sich das Grün der Eückenzone noch überwiegend er- halten hat, da bilden sich olivacee Formen. Je weiter der Aufenthaltsort dieser Echsen vom Zentrum ihres Wohngebietes, das sowohl in Italien als auch in Sizilien die Lavafelder von Vulkanen lind deren Umgebung darstellen, entfernt ist, desto dunkler und schärfer hebt sich die Zeich- nung wieder vom Eückengrunde ab, um schließlich ganz in die halb oder ganz retiknlierte Form überzugehen. Mehrere Echsensendimgen, die ich ans der Umgebung Neapels erhielt, wiesen bei 80 Stück nur 10 Stück auf, die sich in Gestalt und Farbe der Varietät elegans näherten; wo- gegen solche vom Fuße des Vesuvs und der Sorrento -Halbinsel bei ca. 100 Stück nur 10 bis 12 Stück der halb retikulierten seiya enthielten, während alle Übrigen der v. elegans angehörten. Ebenso verschwindet sie wieder im Süden des Vesuvs und kommt bei Salerno nur mehr ganz vereinzelt vor. Hieraus kann gefolgert werden, daß diese Subvarietät der serpa ihr Entstehen den Vulkanen verdankt; d. h. sich den dort ver- änderten Lebensbedingungen angepaßt hat. Bei erwachsenen Männchen dieser Varietät ist die Eückenzone gewöhnlich rötlichbraun meliert, während die Eumpfseiten in dieser Farbe auf hellem Grunde retikuliert sind; mitunter weist auch die Eückenmitte einen grünlichen Anflug auf, aus dem sich dann die Zeichnung in Flecken- oder Ozellenform abhebt. (Siehe die treffliche Abb. 3.) Die Weibchen gleichen in der Zeichnung oft sehr der typisclien serpa^ d. li. die Eetikulation ist entweder gar niclit oder nur spärlich vorhanden. Sie besitzen überhaupt nur sehr wenig Zeichnung und neigen dazu, ganz olivacee Formen zu bilden und zwar auf oben erwähnte Art. Solche Olivaceafornien bildet indes auch die typische serpa bei Zara, die Lacerta littoralis auf den dalmatinischen Inseln sowie die Lacerta ionica (Lehrs) auf Korfu. Während sich bei diesen allen das Grün der Eückenmitte ei'st nach gänzlich aufgelöster Körperzeichnung nur noch als prädominierende Farbe erhalten hat, die Eumpfseiten und häufig auch die hintere Partie des Eückens sich ganz einfarbig hell bis bronzebraiiu umfärbten, lebt auf der Insel Ischia bei Neapel und in Sizilien eine ebenfalls olivacee Form der v. elegans, die aber an den Seiten eine sehr deutliche, röt- liche und feine Tigerung hat, wogegen die ganze Eückenzone im freudigsten oliv bis moosgrün erglänzt. (Abb. 4.) Auch geht hier nicht das Eückengrün in die Seitenfärbung über, sondern ist streng von dieser abgegrenzt, was dieser Eclise ein liesonders präclitiges Aussehen ver- leiht. Merkwürdigerweise aber waren alle so gefärbten v. elegans männlichen Geschlechts. Die Weibchen zeigten keine Seitenzeichnung mehr, sondern bei ihnen verlor sich die grüne Eückenzone, wie bei denen vom Festlande nach den Seiten hin in bronzebraun oder grau. Dieser Umstand läßt sich aber leicht daraus erklären, daß sich bei den männlichen Individuen, wie oben erwähnt, gewöhnlich nur die Zeichnung des Eückens in der Grundfarbe auflöst und die Seiten- zeichnung oft sehr entwickelt ist, während die Weibchen an und für sich zur gänzlichen Zeich- nungsauflösung neigen. Unter den entsprechenden günstigen Einflüssen des insulanischen Wohn- gebietes konnte sich so die grüne Grundfarbe des Eückens bei schon aufgelöster Zeichnung wohl in diesem Maße entwickeln. Die Kopf- Oiiginalzeichnung nach dem Lacerta serpa var. elegans Eimer. Leben für die „Blätter“ von ± Qr.,.Qnfrv Willy Moralt. o aus boieiito. 264 Kleine Mitteilungen. seiten sowie die Kehle dieser Tiere sind viel- fach rosa angehaucht; auch der Bauch weist zu- weilen einen rötlichen Schimmer auf. Der Achselüeck ist bei den männlichen Lacerta v. elegans immer sehr groß und von blauer, seltener grüner Farbe; desgleichen sind die äußersten Reihen der Bauchschilder mit Übergehung von oft 2 — 3 Schildern prächtig himmelblau gefleckt. Die der v. reticulata eigene Schwanzfleckung der Ventralia fehlt dieser Varietät, wie diese Farbe überhaupt. Die Yorder- extremitäten sind einfach graubraun, die hinteren auf solchem Grunde dunkler genetzt. Die Leibesunterseite kann rein weiß bis grau, aber auch mit lotem Schimmer geziert sein. Die Körperform der Lacerta v. elegans ist etwas langgestreckter und geschmeidiger als die der V. reticulata und die der typischen Form; der Schädel ist bei ilii' niedriger gebaut; die Kopfschilder -sind immer glatt und glänzend, nie so gerunzelt oder gefurcht als bei den anderen övrjju-Formen. Der Discus palpelu’alis tritt bei ihr ebenfalls weniger hervor, was dem Kopfe ein langgestrecktes Aussehen verleiht. Die Aus- randung tles Halsbandes, das Vorhandensein des i\fassetericums, sowie die Zahl der 01)erlippen- schilder sind auch bei dieser Varietät sein' variabel. Der Schwanz mißt bei ihr etwas mein’ als das doppelte der Körpergi'öße. Frwachsene iAIännchen können eine Länge von L cm ei'- reichen. Junge Tiere erinnern mehr oder minder an die v. reticulata, Jedoch macht sich auch bei ihnen schon die Unfähigkeit, eine üppig gefärbte Zeichnung bilden zu können, stark bemerkbar, denn es kann auch Vorkommen, daß Junge Weibchen schon vollkommen einfarbig braun gefärbt sind. Als Aufenthaltsorte dieser Echse muß, wie ich glaube, vorzugsweise die Umgebung von Vulkanen des südlichen Italiens und Siziliens angesehen werden, deren Lavafeldern sie ihre Veränderung verdanken dürften. Alle Exemplare, die ich erhielt, sammelte mein Freund an solchen Orten wie: Neapel, Sorrento, Capri, Ischia, Salerno, dann erst wieder in größerer Zahl am Fuße des Ätna, sowie vereinzelt im westlichen Sizilien und zwar hier wieder solche wie auf Ischia mit prächtig grünem Rücken und fein gewölkten Seiten. (Fortsetzung folgt.) iCIeine J\4itfeilun^en* Aale im Aquarium. — Als ich eines Abends zu Hause kam, überraschte mich ein guter Freund mit einem reizenden Präsent in Gestalt von vier Stück ca. 20 cm langen Aalen. Neugierig betrachtete ich das schlängelnde vierblätterige Kleeblatt in seinem Behälter, nicht recht wissend, was ich bei dem bei mir chronisch herrschenden Raummangel damit anfangen sollte. Doch Geschenke soll man, zumal von guten Freunden gespendet, niclit ausschlageu. Hatte ich auch sonst wenig Interesse an diesen glatten Dingern, „ausgenommen im gekochten Zustande“, so reizte mich auch ihre Neuheit wieder, Beobachtungen an ihnen auzustellen. Ich beschloß also, die Tiere anzunehmen, und ließ sie sanft in ein großes Gesellschaftsbecken gleiten, in welchem sie sich auch schon bereits nach ganz kurzer Zeit anscheinend heimisch fühlten. Mit munteren schlängelnden, jedoch gegen Tier und Pflanzen rücksichtslosen Bewegungen inspizierten sie auf so drollige Art und Weise ihr neues Heim, daß ich meine helle Freude an ihnen hatte. Leider dauerte dieselbe aber nicht lange. Als ich des anderen Tages wieder an ihren Be- hälter trat, prallte ich entsetzt zurück. Ein Bild der größten Unordnung bot sich mir dar. Der Boden war aufgewühlt, die Pflanzen, entwurzelt, betätigten ihre Schwimmfertigkeit au der Oberfläche des Wassers, welch letzteres tiefgelb geworden war. Von meinen Aalen aber konnte ich nichts ent- decken. Vielleicht waren sie meiner Gastfreundschaft müde geworden und hatten sich heimlich ohne Abschied aus dem Staube gemacht. Doch nichts von dem! Bei genauerem Hinsehen gewahrte ich die vier Racker, gemütlich im Sande eingegrahen, aus welchem sie neugierig ihre Köpfe streckten und ihr vollbrachtes Werk in aller Gemüts- ruhe musterten. So interessant dies auch aussah, so beschloß ich doch ihre Austreibung aus dem mißverstandeneu Paradiese vorzunehmen. Das war aber leichter ge- dacht, als getan. Gutwillig gingen sie in den sie ver- folgenden Kätscher durchaus nicht. Denn in ihrer Ruhe gestört, stürmten sie wie toll durch das Wasser. Mit Gewalt konnte ich ihrer aber nicht habhaft werden, ohne den Bodeugrund noch mehr aufzuwühlen. Es blieb mir also nichts weiter übrig, als das Wasser aus dem Becken bis auf den Saud zu entfernen, um mich auf diese Weise ihrer zu bemächtigen, was mir dann auch schließlich, wenn auch noch mit großer Mühe, gelang. Aber noch denselben Tag präsentierte ich die Aale mit den größten Empfehlungen einem anderen Lieb- haber, denn geteilter Schmerz, sagte ich mir, ist ja nur halber Schmerz, warum nicht anderen auch eine Freude gönnen. Wie ich aber dann mein zerstörtes Becken wieder eiurichtete, gelobte ich mir, diesen Wühlern niemals wieder Zutritt zu meinen Heiligtümern zu gestatten. G. Baumgardt. Chromis niloticus. (Mit Abbildung.) — Mit dem beistehend abgebildeten Chromis niloticus ist die Reihe der bisher für den Aquarienliebhaber eingeführten Chromiden abgeschlossen. Dieser von W. Harster in Speyer importierte Fisch ist indessen bisher in der Zuchtaustalt noch nicht zur Fortpflanzung geschritten. * Chromis niloticus ist ziemlich gefräßig, dabei aber sehr friedlich. Er nimmt Salvinia, Lernna usw. zu sich, über- haupt viel Pflanzen, Spratts Fischfutter, kurz alles, was ihm vor das Maul kommt, dagegen eijagt er keine Beute. Hinsichtlich der F'ärbuug ähnelt Chromis niloticus sehr einem Chanchito, in der Körperform dagegen ist er Vereins-Nachrichten. 265 länger als ersterer. Für gewöhnlich ist er recht dimkel gefärbt, wo dann Schwanz- und Afterflosse rötlich überhaucht er- scheinen. — Von Chro- miden sind etwa 20 Arten aus den Süßwässern Afri- kas und Palästinas be- kannt, etwa drei Arten kommen im Jordan und im See von Galiläa vor. Einer dieser letzteren Chromis wii‘d hier heilig gehalten und nicht gefangen und von dieser Art soll das Männchen der Beschützer und Behüter des Laiches sein. Bei allen Chromis- Arten ist der Körper zu- sainmengedrückt, läng- lich und mit Cycloid- schuppen von mäßiger Größe bedeckt. Ferner be- sitzen alle Chromis-Arten drei Afterflossenstacheln und die vorderen Vorragungen der Kiemenbogeu sind kurz, blättchenförmig, nicht ge- Originalaufnahme nach dem Leben für die ,, Blätter“. Chromis niloticus. Aus dem Importe von W. Harster in Speyer. sägt, die Zähne stehen in einer Reihe und die Rücken- flosse besitzt keine Schuppen. yEREINS"«inlv NACHRICHTEN „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. E. V. Donnerstag, den 4. Juni 1903. Protokoll-Verlesung und Genehmigung. Im Ein- lauf Karte unseres Herrn Rist in Ottobeuren, Tages- ordnung des „Triton“-Berlin und Nerthus-Heft No. 22. Auf den einschlägigen Inhalt wird verwiesen. Die Kugelabstimmung über die Herren Karl Dieme, Dentist, und Oskar Boleslawsky, Kaufmann, ergibt Aufnahme. Der Vorsitzende begrüßt mit warmen Worten den an- wesenden Herrn Boleslawsky und ersucht ihn, sich rege an den Arbeiten des Vereins zu beteiligen. Herr Rembold hat eine Exkursions- und eine Bestellliste an- gelegt und dem Vorstande überreicht. Über die Frage, ob bei Bestellungen, welche im Namen des Vereins er- folgen, etwaige Verluste vom Vereine aus dem Hilfs- fonds ganz oder teilweise gedeckt werden sollen, ent- wickelt sich eine rege Debatte. Der Vorsitzende schlägt vor, daß die Verluste zur Hälfte aus dem Hilfsfonds zu decken sind, daß aber zur Stärkung des ge- nannten Fonds die bestellenden Mitglieder vom Tage der ersten Bestellung an 20 Pt. pro Monat an die Ver- einskasse zu zahlen haben. Ein kurzer Satzungs- entwurf sei auszuarbeiten, vom Vorstande zu ge- nehmigen und der Bestellliste vorzuheften. — Herr Lankes teilt mit, daß er gelegentlich seines Pfingst- ausfluges nach dem Achensee in der Höhe der Erfurter- hütte (ca. 1834 m) nach einem Gewitter Dutzende von Triton alpestris Laur. über Gras und Moos schlüpfend fand. Die Tierchen, die in den Alpen hinsichtlich des Farhenkleides bescheidener auftreten, als die Brüder der Ebenen und auch der Hochebene, zeigten eine ziemliche Veränderung an ihrem Winterkleide. Die Oberseite der Männchen hatte bereits einen hübschen bläulichen Ton angenommen, doch fehlten noch Rücken- kamm und Schwanzsaum und die Weibchen ließen die ihnen eigene olivengrüuliche Marmorierung deutlich erkennen. Die Molche waren augenscheinlich auf dem Wege bergabwärts auf der Suche nach ihnen ent- sprechenden Wasserpfützen und Wassergräben be- griffen, denn die in der angegebenen Höhe vorhandenen kleinen Gewässer waren noch mit mehr als fußtiefen Schneefeldern umgeben. — Herr Lehrer Hübner demon- striert sodann eine Ringelnatter (Tropiclonotus natrix L.) aus Campanien. Die Schlange zeigte eine starke Fleckung der Oberseite und weicht also hierin von der heimischen Form beträchtlich ab. Weiter demon- strierte Herr Hübner Coluber longissimus Laur. (Aeskulap- natter)-, Tarbophis fallax Fleischm. (Katzenschlange), Zamenis gemonensis Laur. (Zornnatter), Coluber leopar- (linus Bonap. (Leopardennatter) und endlich Codopeltis nionspessulana Herrn. (Eidechsennatter). — Herr Müller zeigte vor eine prächtige junge Perleidechse (Lacerta ocellata Daud.) von Cadix, 1 Pärchen der ebenso farbeu- hübschen, als bezüglich ihrer Abstammung und ihrer systematischen Stellung, die keinesfalls noch genügend geklärt sind, interessanten Cara’schen Lacerta genei aus Nordsardinien, weiter eine Lacerta balearica de Bedr. von einer kleinen Insel bei Mallorka. Diese Echse zeichnete sich gegenüber der gewöhnlichen Lacerta balearica von Menorka und Mallorka dadurch aus, daß der Bauch eine hübsche blaue Färbung zeigte. Das 266 V ereins-N achrich ten. Tierchen schien einen Übergang zur var. gigliolii de Bedr. der Dragoneras- Mauereidechse vorzustellen. Ferner demonstrierte Herr Müller einige Exemplare der düster- farbenen, aber höchst zierlichen Algiroides fitzingeri (Wiegm.) von Sardinien und eine andere ziemlich selten auf den Markt gelangende kleine Echse, nämlich Psammodronius hispanicm Fitz., gesammelt in der Um- gegend von Cadix. — Herr Hauptlehrer Großmann, dem hierauf das Wort erteilt wird, machte sodann in längerer interessanter Ausführung die Versammlung mit dem „Leben der Wasserpflanzen“ näher bekannt und führte zur weiteren Veranschaulichung seiner instruktiven Worte am Mikroskop eine Anzahl Präpa- rate vor. — Herr Sigl brachte einige anregende Mit- teilungen über das Leben der Bernsteinschnecke (Succinea gmtris L.). Diese Schneckenart lebt an Sumpfpflanzen usw., ist überhaupt in ihrer Lebensweise sehr an die Nähe des Wassers gebunden. Herr Sigl fand diese Art Schnecken am 24. Juni vor. Js. am Strande des Schliersees. Während eines Transportes laichte das eine Tier ab, Ende Juni ein weiteres. Der Laich eines Tieres bestand aus ca. 30 Eiern und war glashell. Die Eier sind nierenförmig. Leider kamen, dieselben im Einmachglase nicht zur Entwickhmg. Ein Stück Baumwolltüll, das Herr Sigl über das Einmach- glas band, wurde von den erwachsenen Schnecken ein- fach durchgebissen. — Der Vorsitzende erinnert daran, daß Herr Kunstmaler Müller über 14 Tage einen Vor- trag über „die Brutpflege bei den Amphibien“ halten wird. Die Sitzung am 11. Juni fällt wegen des Feier- tages (Fronleichnamsfest) aus. Donnerstag, den 18. Juni 1903. Der Vorsitzende begrüßt die erschienenen Herren. Nachdem Herr Protokollführer Knan z. Zt. in Urlaub weilt, übernimmt auf Ansuchen des Vorsitzenden Herr Feichtinger die Führung des Protokolls. Im Einlaufe: Einladung des Vereins „Heros“-Nürnberg zum Besuche des Verbandstags dortselbst. Wir sind leider nicht in der Lage, der liebenswürdigen Einladung Folge leisten zu können. Ferner im Einlauf Karte des in Urlaub befindlichen Schriftführers Herrn Haimerl, Wien, Offerte Krause, Krefeld, Karte des Herrn Lehrer Hübner von seiner Schülerwanderung am Starnbergersee, Einladung des „Triton“-BerUn zur Sitzung, Karte des Herrn Kassierer Lentz des „Triton“-Berlin, Karte und Schreiben des Herrn Gymnasiallehrers Bellgard, I. Vorsitzender des Vereins für Aquarien- und Terrarienkunde „Isis“ in Frankfurt a. M., Gesuch eines Herrn Findeisen um Überlassung von Wasserpflanzen, Schreiben des Herrn Major Prestele in Wolfratshausen und Schreiben des Vereins „Humboldt“-Hamburg. — Unser Herr Rembold hat dem Vorstande mit einem Schreiben eine Reklame- Broschüre, benannt „Das Aquarium. Seine Geschichte, Bedeutung und Behandlung von Professor Dr. P. Stühler“, in Vorlage gebracht. Es fehlt uns Zeit und Lust, auf den Inhalt der Broschüre näher kritisch einzugehen, aber Einiges sei angeführt, z. B. „Wir könnten Massen von Pflanzen nennen, die für das Aquarium passen, aber jeder findet genug, der nur die Wiesengräben seiner Umgebung durchsucht; wir machen aber be- sonders auf die verschiedenen Farrenkräuter und das allgemein beliebte Wiesenvergißmeinnicht aufmerksam,“ oder „Aber fast jede Wassertierklasse stellt sonst ihr Kontingent zur Belebung unserer Aquarien, man kann sogar, wenn man sonst die Mühe der nötigen Vor- richtungen gegen das Weglaufen nicht scheut, selbst Säugetiere, z. B. die Spitzmaus, darin heimisch machen.“ Weiter: „Nicht minder empfehlenswert als die Ellritze sind die Grundaale oder Schmerle, weil sie wegen ihrer Anspruchslosigkeit in Betreff des Wassers alle übrigen deutschen Süßwasserfische über- treffen“. Dann wird noch gesagt, daß Kröten, Unken und das übrige Froschgetier mehr oder weniger ins Aquarium gehört, daß man sich als etwas besonderes im Aquarium ein Krokodil halten kann, dieses mit geschabtem Fleisch gefüttert wird, nur langsam wächst, so daß man erst nach längeren Jahren ge- nötigt ist. es von kleineren Tieren zu trennen und daß der Preis eines Exemplars 4 bis 5 Mk. beträgt. Bum! Es befremdet uns nur, daß über das ganze Zeug ein Gelehrter seinen Namen setzen kann. An Zeitschriften sind eingelaufen: „Natur und Haus“ Heft No. 17, „Blätter“ No. 11, „Nerthus“ Heft No. 23 und 24 und „Nachrichten der Salvinia“-Hamburg. Zur Verbreitung des Springfrosches bringt C. Brüning in obiger Nummer von „Natur und Haus“ eine Mitteilung. Brüning will den Springfrosch in der Umgegend Hamburgs ge- funden und an verschiedenen Merkmalen erkannt haben. Die Angabe Brünings bezüglich Eana agilis Thomas muß indeß bis zur Bestätigung der Deter- mination von autoritativer Seite als zweifelhaft gelten, da die angegebenen Merkmale nicht ausschlaggebend sind. Wir haben seinerzeit, obwohl wir Vergleichs- material an Springfröschen aus Österreich besaßen, die Bestätigung imseier Bestimmung unverweilt erholt. „Blätter“ No. 11 enthalten die Fortsetzung der „Herpeto- logischen Skizzen“ aus der Feder unseres Mitglieds, Herrn k. Reallehrer Gugler mit einer durchaus treffenden Abbildung der Yipera ursini Bonap. von der Künstler- hand unseres Herrn Müller. Weiter gibt in dieser Zeit- schrift unser Mitglied, Herr Dr. P. Krefft für den Terra- rianer recht beachtenswerte Winke über die dekorative Ausgestaltung der Terrarien mit Palmen. Die übrigen interessanten Veröffentlichungen gelangen, soweit dies die Zeit gestattet, zur Bekanntgabe. — Herr Lehrs demonstrierte sodann zwei ziemlich kräftige Exemplare von Testudo ibera Pall., ferner ein Stück von Clemmys caspica Gmel.: var. rivulata Yal. (Kaspische Sumpf- schildkröte). Die Schildkröten wurden sämtlich von Herrn Professor Dr. Vosseier in Stuttgart bei Adalia und auf Kos in Kleinasien gesammelt. Weiter demon- strierte Herr Lehrs eine Lacerta pater Lat. aus Algier. Das recht hübsch gefärbte Tier hatte den linken Vorder- fuß vollständig, sowie einen Teil des Schwanzes ver- loren und machte einen kläglichen Eindruck, inter- essant war, daß die Echse sich so in der Freiheit fortbringen konnte. — Herr Müller demonstrierte als- dann die interessante, von Boulenger (Description of a new European Frog. Ann. Mag. Nat. Hist, for November 1891) aufgestellte Bana graeca Blngr. aus Bosnien, ferner eine prächtige Lacerta galloti D. B., dann Chalcides viridianus sp. Grav., Boul. und endlich in hübschen Stücken Tarentola delalandii D. B., sämt- lich von Teneriffa. Endlich demonstrierte Herr Müller ein Exemplar der Lacerta halearica var. gigliolii de Bedr., die Dragoneras-Mauereidechse von der kleinen Insel Dragoneras an der Westküste von Mallorka. .Diese von Bedriaga im Jahre 1879 (herpetologische Studien) aufgestellte Varietät der Lacerta halearica weicht in Zeichnung und Färbung wenigstens in dem vorwürfigen Stück nur ganz unbedeutend von den eigentlichen Balearen-Echsen von Mallorka und Menorka ab. Nach Vereins-Nachrichten. 267 dem vorgezeigten Stück würde die Aufstellung einer besonderen Varietät kaum berechtigt sein. Hierauf ergriff Herr Sigl das Wort zu einigen Ausführungen über heimische Schnecken und Köcherfliegeu-Larven. — Herr Sigl zeigte der Versammlung hierbei von ihm gesammelte Tiere sowie junge im Aquarium gezogene Stücke von Paludina vivipara Gray und Paludina fasciata Müll. vor. Herr Kainradi gedachte zum Schlüsse noch seiner Wasserkäfer und Wasserwanzen und berichtete über das interessante Räuberleben dieser. Mit einem Dank des Vorsitzenden schloß in später Abendstimde die anregende Versammlung. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarien -Kunde zu Berlin. (Eingetragener Verein.) Vereinslokal: Hotel „Altstädter Hof“ am Neuen Markt (Ecke Kaiser Wilhelmstraße). 6. ordentliche Sitzung am Freitag, den 4. Sept. 1903. Protokoll der Sitzung. Es stellen Antrag zur Auf- nahme: als ordentliche Mitglieder die Herren Paul Brandt. Schöneberg bei Berlin; A. Daumas, Barmen; Zahnarzt Höfer, Coburg. Als korrespondierende Mitglieder die Herren: Anton Bellgard, Gymnasiallehrer, Frankfurt a.M., Schillstr. 9; Ludwig Friese, Kaufmann, Dessau, Neu- markt 7; Edmund Herold, Apotheker. Berlin SW. 29, Friesenstr. 19; Fräulein Gertrud Hiusberg, Barmen, Unterer Lichtenbergplatz 103; die Herren Fritz Kellert, Bankvorsteher, Leobschütz, Jägerndorferstr. 12; Dr. Königsfeld, Kattowitz 0/S., Querstr. 2; Georg Urban, Kaufmann, Bamberg, Luitpoldstr. 3; Dr. Otto A. Wieck, Arzt, Berlin S. 59, Krankenhaus am Urban. Es wohnen jetzt die Herren: Albert Bergmann jr., Straßburg i. E., Steinstr. 16; B. Dühring, Lübeck, Dankwartsgrube 1,1; Gustav Fritze, Köln-Lindenthal, Theresienstraße 53; R. Hansen, St. Petersburg-Lesnoi, Schelesno-Dorosch- naja-Uliza 24; Hofer, Coburg, Mohrenstr. 24; B. Köhler, Pilsen, Aller Heiligengasse 9. Zuschriften für den Verein „Nymphaea“, Leipzig, sind zu richten an den I. Vorsitzenden Herrn Alfred Jesch, Rathausstraße 23. Kassenbestand am 1. September 1903: Mk. 6151,63. Schluß 11^® Abends. Dr. Ziegler, 1. Vorsitz.; R. Lenz, Kassenführer; Reinelt, 1. Schriftführer. Bericht der Sitzung. Die 1. Sitzung nach den Ferien vereinigte eine größere Zahl von Mitgliedern und Gästen. Nach Ver- lesung und Genehmigung des Protokolls der 5. ordentl. Sitzung und des Kassenberichtes für die Monate Juni bis August teilt der 1. Vorsitzende mit, daß der Verein aufgefordert worden sei, sich an dem Verbände der „Deutschen Aquarien- und Terrarienfreunde“ zu be- teiligen. Der Vorstand hat indessen nach eingehender Beratung den Anschluß an den Verband zur Zeit nicht für zweckmäßig erachtet und abgelehnt. Die Creutz’scbe Verlagsbuchhandlung hat sich bereit erklärt, unsern Ver- einsberichten in den „Blättern“ und zwar unentgeltlich Aufnahme zu gewähren; die Berichte werden daher in Zukunft außer in „Natur und Haus“ auch in dieser Zeitschrift veröffentlicht. Auf der grünen Karte sollen zur unentgeltlichen Benutzung unserer Mitglieder die Rubriken 7 a, b u. c für Kauf-, Verkauf- und Tausch- gesuche ständig Aufnahme finden. — Da ein Teil der Beschwerden über Nichtempfang des Vereiusorgans wohl darauf zurückzuführen ist, daß dasselbe in der unschein- baren Papphülse, in welcher es zur Versendung gelangt, das Schicksal vieler ungelesen dem Papierkorb über- antwoj’teter Reklame - Drucksachen teilt, so wird die Veiiagsbucbbandlung den Umschlag von „Natur und Haus“ in Zukunft diii'cli entsprecbenden Aufdruck kenntlich machen. — Der 1. Vorsitzende berichtet ferner über die gut beschickte vom 21. bis 31. August statt- gehabte 1. Ausstellung des hiesigen Vereins für „Aqua- rieufreunde“, und teilt mit, daß der „Triton“ zur Be- teiligung an einer für das Frühjahr nächsten Jahres in den Räumen der „Philharmonie“ geplanten Gartenbau- Ausstellung eingeladen worden ist und bittet diejenigen Mitglieder, welche dieselbe zu beschicken beabsichtigen, um Angabe ihrer Ausstellungsobjekte. — Eine Ein- ladung zur Besichtigung der von ihm vom 6. bis 8. Sept. d. J. im Hotel zur Sonne in Meerane in Sachsen statt- findenden Ausstellung hat der dortige Verein „Hottonia“ übersandt. — Der 2. diesjährige Versand von Wasser pflanzen aus den Vereinsbehältern wird etwa am 27. Sept. stattfinden. Bei dieser Gelegenheit möge liervorgehoben werden, daß bei Gratisversendung von Pflanzen nur die außerhalb des Stadt- und Riugbahnbezirkes wohnenden Mitglieder berücksichtigt werden können, da den übrigen Mitgliedern bequeme Gelegenheit geboten ist, Pflanzen in den Sitzungen umsonst oder für billiges Geld zu er- halten. — Die Funktionen der Herren Vorstandsmitglieder Ringel und Nauke, welche infolge berufsgeschäftlichci Inanspruchnahme bis Weihnachten den Sitzungen feni zu bleiben genötigt sind, werden für diese Zeit von der, Herren Dr. Ziegeler und Gehre übernommen. — Heri' Georg Eichler- Berlin erbietet sich den Mitgliedern Theater-, Zirkus- usw. Bihets zu ermäßigten Preisen zu beschaffen und am 1. eines jeden Monats ein bei dem I. Vorsitzenden gelegentlich der Sitzungen einzusehendes Verzeichnis der Vorstellungen und Preise zu übersenden. — Unser Mitglied Herr Ebert entbietet dem Verein seinen Gruß aus Schreiberhau, wo er sich zur Erholung aufhält. — An Zeitschriften hegen vor: „Natur und Haus“ No. 19—23: „Blätter“ No. 12-17; „Nerthus“ No. 24 — 34; „Fischerei-Zeitung“ No. 13 — 17; „Nach- richten No. 7 u. 8 und No. 1 des „Anzeigers“ des neu gegründeten Verbandes. An sonstigen Schriften sind eingegangen: „Streifzüge durch Korsika“ von Dr. Wolterstorff; „Die Weinbergschnecke, ihre Verwertung u. Behandlung von Jakob Schneider-Bern; Jahresbericht über die zwei ersten Geschäftsjahre des Hamburgischen Lehrervereins; 3 Separatabzüge von Aufsätzen von Georg Ulmer-Hamburg, nämlich: „Formahn als Konservierungs- mittel in der Zoologie“, ^Lophopus cristallinus Pall, bei Nürnberg“ und „Die Wasserluftpumpe als Aquarium- Durchlüfter“. Die Fülle der während der Ferien eiu- gegangenen Literatur verbietet leider ein näheres Ein- gehen auf alles Lesenswerte. Auf einige Erscheinungen werden wir bei späterer Gelegenheit zurückkommen. Von besonderm Interesse erscheinen Aufsätze in „Nerthus“ Heft 30 und 36 über „Transportgefäße mit Sauerstoff- zuführung für Seetiere“ vonderFirmaGundelach(aus dem Ausstellungsbericht der „Ulva“-Kiel) und „Was können wir an Wasserpflanzen finden“ von Professor Lampert, während der Terrarienliebhaber aus bewährter Feder stammende Artikel in sämtlichen vorliegenden Heften der „Blätter“ findet. Ein sehr lesenswertes, ansprecheinl geschriebenes und von kundiger Hand hübsch iUustriertes Werk verdanken wir unserm früheren Mitgliede Herrn Dr. Wolterstorff -Magdeburg, seine „Streifzüge durch Korsika“ enthalten außer wertvollen Angaben über Flora, Fauna und Naturschönheiten auch solche über den Charakter der Einwohner dieser romantischen Mittel- 268 V ereins-N achrich ten. meerinsel. Sie geben ferner Fingerzeige für Reise- und Unterkunftsgelegenlieiten, doppelt erwünscht für den- jenigen, in welchem die anspruchslose Schrift den Wunsch erweckt — und das wird bei Jedem wahren Naturfreund der Pall sein — die wenig bekannte, dabei doch verhältnismäßig leicht erreichbare Insel selbst zu besuchen. „Auf Wiedersehen Korsika, Land der Sonne!“ so lautet der Schluß des Werkchens, wir können somit der Hoffnung Raum geben, in nicht zu ferner Zeit von weiteren Streifzügeu, vielleicht durch andere Teile der interessanten Insel, zu erfahren. — Herr Metzdorff zeigt eine eigenhändig bei Misdroy aus der Ostsee gefischte Süßwasserpflanze vor. Dieselbe wird als Ceratophylluni bestimmt und soll Herrn Ringel zur probeweisen Weiter- kultur im Seewasser übergeben werden. Zur Vorzeigung gelangt ein Bastard des spanischen Triton marmoratus mit dem französischen Triton cristatus, welchen Herr Diewitz von Herrn Gerlach-Dresden als Larve erhalten hat. Das Tier zeigt die Merkmale des Triton cristatus, besitzt jedoch einen gelben Rückenstreifen. Bin sehr großes, blühendes Exemplar der Trianaea hogotensis konnte Herr Kretschmar vorzeigen. — Die Versteigerung durch Herrn Andersen gestifteter Guramis und Geophagüs gymnogenys, sowie je 1 Lacerta viridis und agilis, welche durch Herrn Wespe-Charlottenburg zur Verfügung ge- stellt waren, bildete den Schluß der Sitzung. F. Reinelt. I. Schriftführer. „Humboldt“, Verein für Aquarien- u. Terrarienkunde, Hamburg' (R. V.). Vereinslokal: St. Georger Vereins- haus, Große Allee 45. Versammlung am 6. August 1903. Herr Kaufmann W. Printz ist als Mitglied auf- genommen. Zur Mitgliedschaft angemeldet sind die Herren Kaufmann Fritz Keil und Kaufmann Harry Smith. Es wurde beschlossen, die ehemalige gegenseitige Mit- gliedschaft mit dem Verein „Nymphaea“-Leipzig wieder herzustellen, dagegen den Antrag desVereins „Aquarium“- Annaberg auf gegenseitige Mitgliedschaft als erledigt zu erklären, da dieser trotz wiederholter Aufforderung seine Satzungen nicht eingesaudt hat und mau doch nicht gut Mitglied eines Vereins werden kann, ohne vorher zu wissen, welche Verpflichtungen man ein- geht. — Mitgeteilt wurde, daß der Verein „Natur- freund“ in Wandsbek die Aufhebung der gegenseitigen Mitgliedschaft beschlossen habe. Herr Wagner fragt an, ob denn nicht der Grund angegeben sei. Vor- standsseitig wurde erwidert, daß die Mitteilung durch eingeschriebenen Briet erfolgt sei, ein Grund sei darin nicht angegeben. Das eigentümliche Verhalten habe auch den Vorstand befremdet und ihn veranlaßt, Stellung zu der Sache zu nehmen, und könne er nun folgendes mitteilen: Seitens desVereins „Naturfreund“ wird das Gerücht verbreitet, der Beschluß sei gefaßt infolge der Ausführungen unsers Herrn Peter über das Verhältnis der rechtsfähigen und nicht rechtsfähigen Vereine in der Versammlung am 7. Mai a. c. Wir erblicken in Ausbreitung dieses Gerüchts nur den Ver- such, Unfrieden in unsern Verein resp. Mißtrauen gegen unsern Vorsitzenden zu säen. Unser Vorsitzender ist Justizbeamter und hat er lediglich den juristischen Standpunkt dargelegt (s. Bericht „Blätter“ S. 181). Der Vorsitzende des „Naturfreund“ war in der betr. Versammlung während dieser Darlegung zugegen und in den nächsten beiden Sitzungen waren wieder Mitglieder des „Naturfreund“ anwesend. Endlich am 22. Juli will man entdeckt haben, daß die rein persönlichen Bemerkungen des Herrn Peter den „Naturfreund“ beleidigt und ihm eine fernere Freund- schaft mit dem „Humboldt“ nicht gestatten!? Als der Vorsitzende des „Naturfreund“, Herr Brüning (früher als Vorsitzender der „Salvinia“ unser erbittertster Gegner), in der „Salvinia“ die Niederlage erlitten hatte, da haben wir nicht frohlockt, sondern ilim als Freund unserer Sache die Hand hingehalten und ihm eme Auf- nahme zuteil werden lassen, wie man sie einem Freunde angedeihen läßt. Eine ehrliche Freundschaft haben wir daun auch seinem neugegründeten Verein entgegen- gebracht und stets erhalten, wogegen Herr Brüning- wiederholt versichert hat, er wolle den Hamburger Vereinen nicht ins Gehege kommen; er habe deshalb sein Vereinslokal an die äußerste Grenze Wandsbeks verlegt. Bald aber besann man sich im „Naturfreund“ eines anderen und nun wurde am 8. Juli beschlossen, auch in Hamburg Versammlungen abzuhalten, auch in mög- lichster Nähe der Hamburger Vereine und dort Filialen (!) zu errichten. Bei diesem Beschluß durfte natürlich der „Humboldt“ nicht zugegen sein, und erhielt derselbe zu dieser Versammlung keine Einladung, während früher stets eine solche an den Verein ergangen war, worauf derselbe ja auch als Mitglied ein Anrecht hatte. Es liegt doch klar auf der Hand, daß man sich nun im „Naturfreund“ sagte, der „Humboldt“ werde von einer „solchen Freundschaft“ wenig erbaut sein und um dem Hinausgeworfenwerden zu entgehen, ging man lieber selbst. Da man aber den wahren Grund dafür doch nicht angeben konnte, so ließ man in dem Schreiben den Grund fort und lanzierte dann einen Grund unter die „Humboldt“-Mitglieder, der, wenn er nicht gar so fadenscheinig wäre, event. noch Unheil im „Humboldt“ hätte anrichten können. Den Kommentar über diese Handlungsweise, für die uns ein passender Ausdruck fehlt, überlassen wir jedem selbst. — Unsere Mitglieder, die Herren Peter, Stüve und Schroot ver- brachten den Abend des 21. Juli in Gemeinschaft unseres Freundes Herrn 0. Eggeliug aus New-York, der zu Besuch hier weilte. Bei dieser Gelegenheit kam es auch zur Sprache, daß Herr Brüning (der sich Herrn Eggeling schon als künftiger Verbandsvorsitzender vorgestellt) durch eine dritte Person sich mit Herrn Eggeling in Verbindung gesetzt und versucht habe, unsern Stüve beim Bezug von Tieren auszuschalten, damit aber Fiasko gemacht habe. Wir freuen uns im Interesse der gesamten Liebhaber, daß die Ver- tretung des Herrn Eggeling in den Händen einer un- abhängigen Person bleibt und freuen uns umsomehr, als wir diesen, aus unseren Liebhaberreihen hervor- gegangen, als tüchtigen Tierpfleger kennen. — Darauf erhält Herr Sternberg — welcher als ehemaliger Schrift- führer des Verbandes aut dem Verbandstag in Nürn- berg anwesend war — das Wort. Er übermittelt Grüße verschiedener Herren und berichtet, daß der Austritt des „Humboldt“ nur kurz im Jahresbericht erwähnt und die Angelegenheit damit als erledigt er- klärt worden sei. Herr Ciaassen drückt sein Be- fremden aus über die Art der Erledigung. Der Ver- band habe bis zum letzten Augenblick die Beiträge vom „Humboldt“ gefordert. Pflichten bedingen Rechte und wenn der Verband die ersteren vom „Humboldt“ gefordert, so habe er ihm auch sein Recht nicht verkümmern dürfen. Der Verbandstag sei doch in erster Linie zur Berichterstattung und Entlastung aller in einem Amt befindlichen Personen für das ver- Kleine Mitteilungen. 269 flosseue Geschäftsjahr da. Es sei ihm unverständ- lich, wie man angesichts der schweren Vorwürfe des „Humboldt“, ohue auch nur eine Besprechung der An- gelegenheit anzusetzen, Decharge habe erteilen können! Wie er aus sicherer Quelle wisse, sei ein Mitglied des Verbandsvorstandes, Herr Vogt, schon im Fiühjahr in Hamburg gewesen, aber nicht etwa um die alten Freunde aufzusuchen und den Versuch zu machen, den „Humboldt“, der ja derzeit nocii .Mitglied war, wieder zu gewinnen, sondern er sei zu dem bis dahin erbittertsten Gegner des Verbandes, Herrn Brüning, gegangen, nm diesem den Vorsitz anzuti’agen. Daß Herr Brüning tatsächlich ein Feind des Verbandes war, sei doch bekannt. Wiederholt hätten Einigungs- versuche zwischen „Humboldt“ und „Salvinia“ geschwebt, doch habe Herr Brüning dabei das Ausscheiden des „Humboldt“ aus dem Verbände als Bedingung gestellt. Man sehe also, daß die Feindschaft gegen den Verband weit größer als gegen den „Humboldt“ gewesen sei! Seitdem er dies erfahren, habe er sich keine großen Hoffnungen mehr gemacht und diese seien noch mehr geschwnndcn, als Herr Brüning die An- wesenheit des Herrn Vogt als einen harmlosen Besuch hinstellte, im übrigen aber Stillschweigen beobachtete und seit dem Eintritt seines Vereins in den Verband den „Humboldt“ förmlich mied. — Daß aber der Ver- bandstag unsere Sache einfach totschweigen würde, das hätte er denn doch nicht erwartet. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, den Verband zu zwingen, das Ver- säumte nachzuholen, so wäre er dafür, diesen Weg zu beschreiten. — Herr Peter erklärte, das Bürg. Ges. Buch enthalte „allgemeine Vorschriften“ für Vereine, die auch für nicht rechtsfähige Vereine zwingend seien, und da sei es vielleicht möglich, den von Herrn Claassen ge- wünschten Weg zu finden, doch bitte er, auch wenn die Möglichkeit vorhanden sein sollte, davon Abstand zu nehmen. Niemand bedaure mehr als er, daß die Sache so verlaufen sei; er habe ganz sicher eine objek- tive Besprechung der Angelegenheit erwartet, und er sei in diesem Glauben noch durch die mit einem Vor- standsmitglied des Verbandes in jüngster Zeit gepflogene Korrespondenz bestärkt worden. Er bitte aber trotzdem nochmals, die Angelegenheit nun auch hier zu begraben. Der „Humboldt“ könne auch so zufrieden sein; denn aus den unwidersprochen gebliebenen Behauptungen des „Humboldt“ und dem gänzlichen Totschweigen der Sache auf dem Verbandstage werde niemand einen anderen Schluß ziehen als den, daß dem „Humboldt“ tatsächlich Unrecht geschehen sei. Nachdem noch einige Herren zu der Sache gesprochen hatten, wurde der Vorschlag des Herrn Peter angenommen. — Der befreundete Verein „Sagittaria“ in Hohenstein-Ernstthal hatte uns einige selbst erbeutete Eidechsen und Feuer- salamander freundlichst übersandt, wofür ihm auch an dieser Stelle gedankt sei. — Verschiedene Offerten wurden bekannt gegeben sowie eine Anzahl Pflanzen, von Mit- gliedern zur Verfügung gestellt, verteilt, darunter be- findet sich 1 Rumex aquatica (von Herrn Peter im Zimmer kultiviert) ca. 80 cm hoch mit Blättern 44 cm lang und 12 cm breit. — Es wurde beschlossen, am 30. August eine Exkursion nach dem Billgebiet zu unternehmen. „Salvinia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden, Hamburg. Vereinslokal: Siechen-Bräu. Kreuzweg 6. Versammlung vom 6. Juli 1903. Anwesend sind 40 Personen. Aufgenommen wird der Verein „Aquarium“ zu Annaberg im Erzgebirge. Der Vorsitzende gibt bekannt, daß unsere Mitglieder die Herren E. Schnelle und E. Hilmer verstorben sind. Die Versammelten ehren das Andenken der Ent- schlafenen durch Erheben von den Sitzen. Heri- Gerber hält einen interessanten Vortrag über altes Aquarium- wasser. Gratis verteilt werden durch Herrn Gerber gestiftete Elodea densa, Froschbiß und Stichlinge. Ver- kauft werden Reptilien, ein Posten diverse Fische ge- langen zur Auktion. Herr W. Jähu berichtet noch- mals über das Anklammern von großen Daphnien an ganz kleine Jungfische. Dieses Auklammern sei selbst- verständlich nicht als Aussaugen der Fische auf- zu fassen, wie es im Sitzungsbericht vojii 20. Mai in No. 6 der „Nachrichten“ irrtümlicherweise geschildert wurde, sondern es findet lediglich eine Umklammerung des Jungfisches statt. Die Daphnie hat sich den etwas schwächlichen und in der Entwicklung zurückgebliebenen Fisch lediglich als Ruheplatz erkoren, durch welches Gebaren jedoch das Fischchen in seinen Bewegungen gehemmt wird und sicher zu Grunde geht. Redner warnt nochmals vor dem Verfüttern von zu großen Daphnien für ganz kleine Fischbrut. — Mitteilungen aus dem Gebiete der Liebhaberei: Unser auswärtiges Mitglied, Herr Opernsänger Franz Harres in Darmstadt, ein eifriger Aquarienfreund, schreibt uns: Durch einen Bericht von dem neuen Chromiden, angeregt, bestellte ich mir bei Harster in Speyer ein Pärchen Chromis midticolor. Einige Zeit vorher war ich mit meinen Fischen in eine Dachkammer meines Hauses verzogen, da ich die Beobachtung gemacht hatte, daß darin, weil sie von zwei Seiten Holzwände hat, die Temperatur eine sehr gleichmäßige ist und die Wasserpflanzen durch das Oberlicht (ein gewöhnliches Dachfenster) prachtvoll ge- deihen. ln dieser Kammer stellte ich am Samstag Mittag einen eisernen Blumentisch auf und darauf kam das Glasaquarium, das die bestellten Fremdlinge auf- nehmen sollte. Es ist 40 cm lang, 26 cm breit und 45 cm hoch. Als Bodenbelag wurde nur Sand ver- wandt. Bepflanzt wurde es reichlich mit Sumpf- schraube, Hornkraut und Wassei-pest. Sonntag Mittag waren die Pflanzen bereits ausgewachsen und be- gannen zu treiben. Voller Ungeduld erwartete ich nun das Kommen der Fische. Dienstag Vormittag 8 Uhr brachte sie mir der Eilbote. Voller Angst öffnete ich in Anbetracht des ziemlich hohen Preises die Fisch- kanne. Doch, 0 Freude, nach längerem Suclien ent- deckte ich zwei kleine Fische, und war ich nun glück- licher Besitzer von Chromis midticolor. Nun wurde ilie Temperatur in der Kanne gemessen und gleich befunden mit der des Glasaquaiiums und die Fische dann ihrem neuen Heim übergeben, ln kurzer Zeit hatten sie sich hier eiugewöhnt und fraßen begierig die Daphnien, die ich ihnen reichte. Bald begann das Männchen seine herrlichen Farben zu entfalten. Jede Schuppe leuchtete in Gold und Perlmutter, die Rückenflosse strahlte in allen Farben, die Afterflosse stahlblau und orange, auf dem Kiemen- deckel erschien ein dunkelroter, goldumränderter Fleck lind über die Augen zog sich die für den Chanchito charakteristische schwarze Binde. Ein viel einfacheres Kleid zeigte das Weibchen. Die Flossen waren meistens farblos, nur die Afterflosse zeigte schwachen Perl- mutterglanz; der Körper wies ein fahles Graubraun mit zwei schwarzen Längsstreifen auf. Erstaunt war ich über die Kleinheit der Fische (5 — 6 cm). Ich teilte deshalb Herrn Harster durch Postkarte die gute An- kunft der Fische mit und fragte zugleich an, ob die 270 Vereins-Nachrichten. Tiere bereits laichreif seien, oder wenn nicht, wann sie es würden, ferner mit was sie zu füttern wären. Herrn Harsters Antwort lautete: „Es ist ein laichreifes Pärchen, das ich Ihnen sandte. Vor 14 Tagen erhielt der Verein „Wasserrose“ in Dresden ein gleich großes Paar und ich erhielt vor wenigen Tagen Nachricht, daß das Weibchen schon Junge führt. Chromis fressen mit Vorliebe rohes geschabtes Rind- fleisch, getrockneten Weißwurm, Ameiseneier, Spratts Futter, Regenwürmer, Daphnien, lebend oder getrocknet, auch Bartmanns Futter, kurzum Chromis ist gar nicht wählerisch, ist auch befähigt, sehr hohe Temperatur zu ertragen und noch gut 8- -10®, dies natürlich nur auf mehrere Stunden. Sie können im Laufe des nächsten Monats bestimmt Nachzucht erwarten. Pflanzendickicht passend.“ Das Männchen begann nun das Weibchen zu treiben und unter heftigem Zittern die Flossen zu spreizen; dabei sieht der Fisch wie mit Edelsteinen übersät aus. Am dritten Tage begann das Männchen mit dem Bau des Nestes. Ausgehoben wurde die un- gefähr 6 cm im Durchmesser betragende Mulde mit dem Maule; geglättet wurde sie dann mit der Schwanz- flosse, indem das Tierchen sich pfeilschnell um seine Achse drehte. Einmal beobaclitete ich, wie es eine ins Nest geratene Ohrschlammschnecke voller Wut ins Maul nahm und eilig aus der Mulde herausschleppte. Voller Staunen stellte ich einige Male fest, daß es Süß- wasserpolypen, die mit dem lebenden Futter (Daphnien und Larven der Büsclielmücke) in das Aquarium ge- kommen waren, herabriß und anscheinend mit bestem Appetit verspeiste. Nach der Fertigstellung des Nestes, die ungefähr 2 Tage in Anspruch nahm, trieb das Männchen immer ungestümer, doch war von Liebes- spielen nichts wahrzunehmen. Die Begattung und Ei- ablage muß in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (30. Juni auf 1. Juli) stattgefunden haben, sodaß ich Ihnen darüber leider nichts berichten kann. Als ich Mittwoch früh die Kammer betrat, trug das Weibchen die Eier bereits im Maule. Die Eier sind verhältnis- mäßig groß (wie von den homöopathischen Ärzten ver- wandte Pillen) und durch die bedeutend erweiterte Kehlhaut, die glashell durchsichtig ist, deutlich wahr- nehmbar. Auch im Maul, das ständig halboffen ist, kann man einzelne Eier, die oben auf liegen, erkennen. Von Zeit zu Zeit bewegt das Weibchen das Maul, so daß die Eier durcheinander gerüttelt werden, was ver- mutlich geschieht, um ihnen Sauerstoff zuzuführen. Stundenlang stand das Tierchen ruhig und unbeweg- lich in einer Ecke. Das Männchen war seit der Ei- ablage noch schöner in den Farben geworden, trieb das Weibchen unter Flossenspreizen, wenn auch nicht so stark wie seither, weiter und führte eigentümliche, ruckweise Schwimmbewegungen aus. Das Weibchen nahm diese Zärtlichkeiten mit Unwillen auf und verfügte sich beim Herannahen ihres Gemahls in eine andere Ecke oder in das Pflanzendickicht, bis es auch wieder von da vertrieben wurde. Das Männchen hielt sich viel im Nest auf, unermüdlich an ihm arbeitend und es reinigend. Auch suchte es das Weibchen gegen Ende der Woche häufig durch Flossenspreizen und erhöhte Farbenpracht in das Nest zu locken, was ihm aber nbr auf kurze Zeit gelang. Da ich bei den Eiern bereits am dritten Tage ein Nachdunkeln in der Farbe feststellen konnte, daß das Weibchen die Eier bereits 11 Tage mit sich führe und dort erst nach dieser Zeit ein Dunklerwerden der Eier festgestellt wurde, so wandte ich mich wieder an Harster mit der Frage, nach welcher Zeit bei einer Temperatur von 25® C. die Jungen auskriechen und wie die Jungen zu pflegen sind. Er antwortete mir: „Nach meinen Beobachtungen kommen bei 20® R. Junge schon nach 4—5 Tagen aus und in ebensoviel Tagen sind sie auch selbständig. Männchen kann jetzt entfernt werden. Es pflegt nicht. Ich empfehle Ihnen jetzt Daphnien und Bartmanns Futter zu füttern. Die Jungen wachsen rasch dabei. Pflanzenversteck ist gut. Die Jungen weilen mehr an der Oberfläche. Ich empfehle Ihnen auch zeitig rohes geschabtes Rindfleisch zu füttern, doch anfangs ge- ringe Quantitäten. Ich habe den Glauben, daß bei auf- merksamer Pflege alle Jungen aufkommen.“ Dienstag den 6. früh konnte ich die Augen der Fischchen in den Eiern mit bloßem Auge erkennen und Mittags' V22 Uhr waren schon einige ausgekrochene Jung- fischchen im Maule deutlich sichtbar. Donnerstag den 9. d. M. fing ich gegen Abend das Männchen heraus und brachte es in ein Glasaquarium (30 x 21 x 20)^ das neben dem anderen seinen Standort hatte. Mag es nun sein, daß ich das Tier beim Herausfangen ver- letzt hatte, oder hatte es sich bei dem Streben, zu dem ihm sichtbaren Weibchen zu gelangen, den Kopf eingerannt — als ich Samstag, den 11., früh die Kammer betrat, fand ich es als Leiche im Becken vor. Doch verhalf mir das Gedeihen von Mutter und Kindern einigermaßen über den schweren Verlust hinweg. Von Tag zu Tag mehrten sich die ausgekrochenen Fischchen im Maule der Alten und was das Wunderbarste war, man sah sie vergnügt im Maule der Mutter umher- schwimmen. Doch noch bis Donnerstag, den 16., früh 6 Uhr, sollte die unfreiwillige Haft der Jungen dauern. Während dieser ganzen Zeitdauer von vollen fünfzehn Tagen hatte das Weibchen nicht die geringste Nahrung zu sich genommen und war vollständig zum Skelett abgemagert. Als ich am 16. die Kammer betrat, sah ich am Boden ein Gewimmel von grauen Schatten und darüber die Alte in treuer Hut. Denn kaum hatte sie mich gesehen, so begann sie einen um den andern der grauen Gesellen zu verschlucken und bald sah ihr Maul wieder wie ein zum Platzen gefüllter Reisekoffer aus. Das geschah in den folgenden Tagen noch oft, doch wurden die kleinen Burschen immer selbständiger und eigenwilliger, denn am Samstag Mittag mußte die Alte 96 mal schlucken, um die 34 — 36 Jungen ins Maul zu bekommen. Sehr gelungen sind auch die Schwimm- versuche, die unter 'Leitung der Alten täglich statt- finden. Jeden Tag ging es nämlich etwas höher und jetzt sind sie* wirklich an der Oberfläche angelangt. Auch schwammen sie heute zum ersten Male in kleinen Abteilungen von je 5— 6 Stück im ganzen Aquarium umher. Als Futter erhalten die Jungen Hüpferlinge und Muschelkrebschen sowie feine Körnung von Bart- manns Futter. Soweit Herr Harres. Wir danken Herrn Harres auch an dieser Stelle für seinen interessanten Bericht. Dieses herrliche Fischchen dürfte in Bälde einen wahren Siegeszug durch die Becken unserer deutschen Aquarienliebhaber abhalten, stellt es doch mit seiner eigenartigen Brutpflege alles in den Schatten, was unsere Liebhaber in ihren Aquarien je gepflegt haben. — Fragekasten. — Schluß 12 Uhr. T. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch- handlungin Magdeburg. Verlag der Creutz’ sehen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfe r in Burg b.M, Jalirgang XIV. Holt 20. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Etwas über Tropidonotus tesselatus var. flavescens. (Grolbe Varietät der Würfelnatter aus Dalmatien.) Von H. Lewaudowsky. (Mit einer Original-PliotogTaplüe.) ij^^erscliiedene Liebhaber behaupten, datl nach ilirenErfalirnngendieWürfeluatteriTropy- donofus fesselahis) in der CTefangenscliaft nicht aiisdanert und schildern sie als sehr hinfällig. Entweder haben nun die betreffenden Lieb- haber die Tiere in nicht zAveckmäßig ein- gerichteten Behältern gehalten und nicht richtig behandelt, oder sie haben schon kranke und hinfällige Tiere erhalten, ganz gleich ob vom Händler oder durch eigenen Fang. Ich kann nach meinen eigenen Erfahrungen und denen, die ich bei mehreren befreundeten Terrarien- liebhabern gemacht habe, dem Vorhergesagten absolut nicht beistimmen. Auch ich ]»flege seit langen Jahren die verschiedensten Wasser- nattern und habe stets mehrere Würfelnatteru in meinem Besitz, dieselben sogar mehrfach überwintert und zwar sowohl kalt, als auch A^'arm, das heißt, ob ich sie im Keller ihren Winterschlaf halten ließ, oder ob ich die Tiere im Zimmei' im erwärmten Tei'rai'ium gehalten durch den Winter brachte, — konnte ich mich eigentlich über allzu frühzeitiges Eingehen der Tiere — abgesehen von denen, die durch äußere Veranlassungen. Verwundungen nsw. starben — nicht beklagen. Auch fraßen die Tiere bei mir stets, Avas ich ihnen anbot, ob Fische oder Frösche. Speziell möchte ich meine Erfahrnngen und Beobachtungen an der gelben Varietät der V'ürfelnatter (Tropidonotus tessetatus var. fiaves- cens) zum Besten geben. Ich besitze ein prächtiges Weibchen dieser Spielart aus Dalmatien, welches ich jetzt ca. 3 Jahre pflege und dessen wohl- gelungenes Bild diese Zeilen schmückt. Das Tier fraß bei mir, nach- dem es, wie man so sagt, „kaum warm geAvorden“, am andei'ii Morgen — die Schlange war kaum 4 Stunden in meinem Terra- rium, denn ich brachte sie erst in der N acht mit nach Hause — hintereinander Oi'igiiialaufiiahme nach dem Leben liir die ,,Blätt.er‘'. Gelbe Varietät der Würfelnatter. (Tropidonotus tesselatus var. flavescens.) 272 H. Lewandowsky: Etwas über Tropidonotus tesselatus var. tlavesceus. zwei ausgewachsene Wasserfrösclie {Rana escu- lenta), was mich gerade bei der f avescens docli eigentlich wunderte, da sie — wie Herr Dr. Werner in einem Briefe bekannt gibt — sich fast ausschließlich am Meeresstrande aufhält und sich dort hauptsächlich von kleinen See- lischen nähre. Diese flavescens frißt überhaupt bei mir was sie bekommt, sie macht zwischen Gras- und Wasserflaschen fast gar keinen Unterschied, Fische scheint sie aber doch zu bevorzugen. Einmal verzehrte sie ziemlich hintereinander 6 Stück 8 — 10 cm lange Karpfen und ich glaube, sie hätte noch mehr ver- schlungen, wenn noch mehr dageweseu wären. Für gewöhnlich verspeist sie 3 — 4 mittelgroße Frösche. Manchmal mnß sie auch wieder längere Zeit fasten, was aber allem Anschein nach ihrem sonstigen Wohlbefinden keinen Ab- bruch tut. Auch rohes Schabefleisch uahm sie, mir einmal ab, als ich den Versuch machte, sie damit zu füttern; es war jedoch nur einmal, sie tat’s nie wieder. Diese Fütterungsmethode sah ich bei meinem Freunde Kühne, welcher seine nordamerikanische Wassernatter in der Weise mit Schabefleisch fütterte, daß er, in der ersten Zeit wenigstens, bis sich die Natter daran gewöhnt hatte, das Fleisch zugleich mit einem Frosch in die Hand nahm, nm die Schlange so zu überlisten; später nahm die Natter das Fleisch auch ohne dieses Manöver aus der Hand. Ich habe, wie gesagt, nur ein- mal Glück ‘damit gehabt. Die Fütterung der Würfelnattern mit Fischen überhaupt ist ja auch viel interessanter und man kann, zumal wenn die Tiere ein geräumiges Wasserbecken haben, ihre Schwimmkünste und ihre geschickte Jagd nach Beute bewundern. Während die eine sich auf den Anstand begibt nnd den Kopf über den Eand des Wasserbeckens gestreckt geduldig wartet, bis ihr ein Fischlein in die Nähe kommt, worauf sie dann blitzschnell los- fährt, geht eine andere wieder direkt ins Wasser und verfolgt einen Fisch, ohne sich um die anderen zn kümmern; ein drittes Exemplar wieder fährt wie wild im Wasserbecken umher und beißt drauf los auf alles, was ihr vor das Maul kommt. So ist es denn auch wieder- holt schon der Fall gewesen, daß sich die Tiere gegenseitig gefaßt haben. Sind die Bewegungen der typischen Würfelnatter schon elegant im Gegensatz zu denen anderer Wassernattern, so sind die Bewegungen der gelben Varietät doch noch schöner. Das Tier schwimmt und klettert — ich möchte sagen — mit Chic und Schneid. Ergötzlich sieht es aus, wenn ich im Terrarium herumhantiere und meine Dalmatiner meine Hand überall hin verfolgt, so lange ich die- selbe im Behälter habe ; sie vollführt dies auch oft, ohne daß sie Hunger haben könnte. Ich habe ihr des öfteren Fische, welche im Aquarium gestorben waren, auch mitunter ein Fröschlein mit der Hand gereicht und immer hat sie mir das Flitter artig abgenommen. Ob sie sich diese Vorgänge gemerkt hat und deshalb meine Hand im Terrarium verfolgt? — Jedenfalls ist dieses dann wieder ein Beweis der Fähigkeit einer Verstaudeshandlung bei den Kriechtieren. Ich hatte die pavescens erst kurze Zeit, als ich sie eines Vormittags im zärtlichsten tete ä tete mit einem männlichen Individuum der tj^pischeu Form der Würfelnatter überraschte, trotzdem Weibchen seinesgleichen mehrere vor- handen waren. Die Begattung ging, soweit ich dieselbe beobachten konnte, folgendermaßen von statten. Beide Tiere umschlangen sich der Länge nach spiralförmig in 2 — 3 Windungen, ihre Kloaken fest gegeneinander pressend unter fortwährenden zuckenden Bewegungen und ver- harrten längere Zeit in dieser Umschlingung. Es mag mir vielleicht bei dieser Beobachtung manches entgangen sein, da sich die Tiere in einem großen, stark bepflanzten und mit Tuff- steinfelsen versehenen Terrarium befanden und sie sich dort einen für Beobachtungszwecke sehr schlecht geeigneten Platz ausgesucht hatten. Nach einiger Zeit — ich habe mir leider die Dauer der Trächtigkeit damals nicht gemerkt — beschenkte mich meine flavescens mit 7 Stück ca. 3 — 4 cm langen und ca. 2 cm im Durch- messer haltenden Eiern. Trotzdem ich lange über die Zeit, welche zur Nachreife nötig ist, wartete, wollten dennoch die jungen Schlangen die Hülle nicht sprengen. Da die Eier aber ihr gesundes, straffes Aussehen hatten, wollte icli noch immer nicht glauben, daß dieselben verdorben sein sollten. Ich öffnete dann aber nach langem Zögern doch ein Ei, in dem die junge Schlänge, vollständig entwickelt und prächtig gezeichnet, tot lag. Bei den übrigen Eiern wiederholte sich dasselbe. Die jungen Schlangen waren ca. 20 cm lang. Ein Exemplar davon setzte ich in Spiritus. Das Muttertier ist wohl ein vollständig ausgewachsenes Exemplar; seine Länge beträgt ca. 70 cm. Nach meinen Erfahrungen kann ich die Meinung, daß Würfelnattern hinfällig und sehr schwer haltbar sind, nicht teilen; denn wenn sogar die gelbe Varietät der Würfelnatter, die A. Müliluer: Ein neuer Heizapparat für Aquarien. 273 doch naturgemäß durch den Albinismus nocli zarter und schwächlicher ist, — was Ja auch durch ihre schlanke Gestalt und dadurch, daß sie auch kleiner bleibt als die typischen Stücke, schon äußerlich erkennbar ist — mehrere Jahre in der Gefangenschaft aushält, hier auch zur Fortpflanzung schreitet und sich sonst all die Jahre hindurch ganz mobil und munter zeigt, so ist die typische Form um nichts weniger weichlich, freilich verlangt auch sie eine liebe- volle Pflege. cS* Ein neuer Heizapparat für Aquarien. Von A. Mülilner, Leipzig. (Mit 1 Originalzeichnnug.) w(^^ar mancher wird sicli wohl heim Lesen dieser Überschrift eines gelinden Miß- trauens nicht erwehren können, hat er doch ge- rade in letzter Zeit über dieses Kapitel genug gehört, vielleicht schon manche der in letzter Zeit auf diesem Gebiete gebrachten Erfindungen mit Freuden begrüßt und sicli angeschafft, um sie fast ebenso schnell enttäuscht beiseite zu stellen. Ich will den nachstehend bescliriebenen Heizapparat nun zwar keineswegs als den end- gültig besten hinstellen, kann aber wohl mit gutem Gewisssen behaupten, daß er bis jetzt das beste ist, was von Apparaten existiert, die in die Aquarien eingestellt werden. Derselbe soll dem Liebhaber nur ein Mittel an die Hand geben, erforderlichenfalls jedes beliebige Aqua- rium ohne weitere Umstände durch bloßes Ein- stellen des Apparats in ein gut heizbares zu verwandeln, ohne daß hierdurch dem Becken zuviel Kaum genommen oder dasselbe ver- unziert wird. Will man im Zimmer heizen, so stellt man doch einfach einen Ofen in dasselbe; warum soll man dies bei emem Aquarium nicht ebenso machen können? Von diesem Gedanken und dem weiteren ausgehend, daß das einfachste immer das beste ist, ist es dem Einsender dieses gelungen, einen Heizapparat zu konstruieren, der einen richtigen Ofen darstellt und der wohl allen gerechten Anforderungen entsprechen dürfte. Der Apparat besteht im wesentlichen aus einem glatten Zylinder (von nur 7 — 8 cm Durch- messer), der zur Vermeidung des Hineinspringens von Fischen durch einen Siebdeckel verschlossen ist. In diesem Zylinder, der aus vernickeltem Messingblech hergestellt ist, befindet sich nun, fast genau wie bei jedem Zimmerofen, die ganze Einrichtung zur Hervorbringung und möglichst vollen Ausnutzung der Heizquelle. Vor einem Zimmerofen hat der Apparat noch das Gute voraus, daß sogar das bisher' fast unvermeidliche Ofenrohr zur Abführung de)' Verbrenuungsgase fehlt. Der Zylinder hat ungefähr in der Mitte zwei übereinanderliegende Öffnungen, die durch ein besonders gebogenes Messingrolir, das sogen. Siederolir, mit einander in Verbindung stehen. Direkt unter diesem Siederohr befindet sich die Flamme einer Spirituslampe, die trotz Hinein- ragens des Siederoiirs in den Apparat infolge ihrer eigenartigen Konstruktion doch in ihrer Größe dem inneren Durchmesser des Zylinders entspricht, um möglichst viel Brennstoff auf- nehmen zu können. Da sich nun beim Einstellen des Apparats in das Aquarium dieses Siederohr mit Wasser füllt, das Kohr aber fortwährend durch die Flamme der Lampe erhitzt wird, so teilt sich natürlich diese Wärme auch dem im Siederohr stehenden Wasser mit, welches, da naturgemäß warmes Wasser nach oben steigt, im Siederohr zu zirkulieren beginnt, indem durch Austreten warmen Wassers aus der oberen Öff- nnng durch die untere Öffnung fortwährend wieder kaltes Wasser nacligesaugt wird. Hier- durch findet mit der Zeit ein vollständiger Kreis- lauf und demzufolge ancli wieder eine Durch- lüftung des ganzen Aquarienwassers statt. Um die Wärme der Heizflamme noch weiter und möglichst voll auszunutzen, sowie um der Flamme den nötigen Sauerstoff zu- und die Ver- brennungsgase abzuführen, ist das Innere des Apparats durch eine Scheidewand in zwei Hälften geteilt. An dieser Scheidewand sind auf der der Flamme gegenüberliegenden Seite eine bestimmte Anzahl Zungen angebracht, die der Wärme einen großen Weg vorschreiben, so daß diese bis auf ein Minimum ausgenutzt wird. Da auch die Wandung des Apparats stark erwärmt, diese aber fortwährend vom Wasser umspült wird, so erfolgt hierdurch eine weitere Erwärmung des Aqnarienwassers. Der Apparat heizt also auf zweierlei Weise: 1. durch das Siederohr, welches ununterbrochen gleichmäßig wai'ines Wasser aus- strömt und 2. durch die äußere Wandung des Zylinders. Ein Verbrennen oder Verbrühen der Fische ist hierbei vollständig ausgeschlossen, da der Apparat nur eine milde, mit der Zeit aber sehr durchdringende Wärme liefert. Die Vorzüge dieses Heizapparats sind folgende: Kein nnschönes Aussehen, da er jedem Aquarium zur Zierde gereicht. Kein Erwärmen des Bodengrundes. Reinliches Hantieren, da 274 Der tierische Parasitismus. Spiritus zum Brennen verwendet wird, also keine Schmiererei und kein übler G-eruch wie hei Peti-oleuni. Keinei'lei Verscliraubungen, daher kein ündichtwerden, weil die Lampe von oben eingesetzt wird. G-eringster Wärmeverlust. (Bei einer äußeren Lufttemperatur von 13“ E. ver- lassen die Verbrennungsgase den Apparat mit einer Wärme von nur ca. 18°, während die Wärme im Innern des Apparats mindestens 50“ beträgt!) Beim Neufüllen der Lampe braucht nicht der ganze Apparat aus dem Aquarium ge- nommen zu werden, da nach Herauszieben der Scheidewand und einer kurzen Drehung der Lampe sich diese sofort herausnehmen läßt, also kein tägliches Aufwirbeln von Staub und kein Beunruhigen der Fische. Ebenso leicht läßt sich das mit der Zeit im unteren Teile des Zylinders ansammelnde Schwitzwasser mit jedem Abzieh- schlauch oder Schwämmchen leicht entfernen. Nach Anzünden der Lampe sofortiger voller Heizeffekt des ganzen Apparats und absolut sicheres und gleichmäßiges Funktionieren des- selben. Keine Explosionsgefahr, da die Lampe nie warm wird. Der tierische Parasitismus. Eine allgemeine Darstellung seiner Entwicklungs- und Lebensgeschichte, auf Grund eines im Verein „Nympbaea“ zu Leipzig gehaltenen Vortrages. «'ieses Gesetz zwingt den Parasiten auch^ _ i allmählich wesentliche Änderungen in der Fortpflanzungsweise zur Sicherstellung seiner Art zu erwerben. Denn würde er Eier oder Junge einfach auf oder in seinem Wirte absetzen, so würde binnen kurzer Frist der oben ge- schilderte Fall eintreten und so die ganze Sippe mit ihrem Wirte zu Grunde gehen. Die meisten niederen Tiere machen, gezwungen durch äußere und innere Umstände, auf die näher einzugehen hier nicht der Ort ist, an sich eine Metamor- phose durch, wobei sie eine oder mehrere Zwischen- stadien (Larven, Puppen usw.) durchlaufen, ehe die zweite Generation der Elterngeneration ähnlich wird. Viele niedere Tiere, namentlich die meisten niederen Wassertiere (Kruster, Coelenteraten) haben noch weitere Erwerbungen zur Erhaltung ihrer Art im Kampfe ums Dasein gemacht. Denn je komplizierter und niedriger die Lebensbedingungen für die einzelnen Indi- Dieser gesetzlich geschützte Apparat wird unter dem Namen „Lipsia“, Siederohr-Heizapparat für Aqua- rien“ von der Firma Arthur MUhlner, Leipzig, Nürn- bergerstr. 24, in 4 Größen in den Handel gebracht. Heizapparat „Lipsia“. 1. Ansicht des Apparates. 2. Scheidewand mit den Zungen. 3. Lampe, i. Teildurohsohnitt mit dem „Siederohr“ a. viduen sich gestalten, desto raffinierter sorgt Mutter Natur für die Erhaltung der Arten ihrer Geschöpfe. Man denke an die Daphnien und Branchipoden mit ihren Dauereiern, an die vielen andern niederen Tiere, die sich bald geschlechtlich (d. h. entweder durch Konkurrenz zweier ge- schlechtlich verschiedener Individuen, oder herma- phroditisch, durch ein Zwitterindividuum), bald ungeschlechtlich (durch Parthenogenese wie bei der Bienenkönigin, durch Knospung, Sprossung, Teilung) fortpflanzen können. Eintretende Eegel- mäßigkeiten in der Änderung der Lebensbedin- gungen (z. B. Wechsel rauher und milder Jahres- zeiten, periodisch austrocknende Gewässer) können allmählich einen regelmäßigen Wechsel in der Art der Zeugung hervorbringen. So entsteht die Erscheinung des Generationswechsels (Reblaus, Trichine, das klassische Beispiel der Salpen, von Chamisso entdeckt). Ein Wechsel der Lebensbedingungen findet aber bei allen Parasiten statt mit dem Wirtswechsel, der zur Erhaltung der Individuen wie zur Er- haltung der Art, wie wir oben gesehen haben, unbedingt notwendig ist. Ließe sich ein solcher Wirtswechsel besser vollziehen als durch den Generationswechsel bei der Fortpflanzung der Parasiten? Es dürfte noch immer streitig sein, ob die geschlechtliche oder die ungeschlecht- liche Form der Zeugung die ursprüngliche ge- wesen ist; jedenfalls kommt für viele Parasiten die erstere nur wenig in Betracht ihrer fest- sitzenden Lebensweise wegen, durch welche die Konkurrenz zweier G-eschlechter natürlich sehr erschwert und oft vom reinen Zufall abhängig Der tierische Parasitismus. 275 ■wird. So bildeten sich, um dennoch eine ge- schlechtliche Zeugung zu ermöglichen, die Zwitter ans, wie wir denn Herinaphrodi- i Sinns bei Parasiten der niedersten Klassen des Tierreichs sehr verbreitet finden. Es werden zunächst Eier oder Larven auf geschlechtlich ein "iVege gezeugt, die eine Nachkoninienschaft lieferten, welche ihren Eltern völlig nnähnlich war, eine „progenies vitiosior“, um mit Horaz zu reden; denn diese Nachkommenschaft besitzt als hauptsächlichste Larvenorgane Bewegnugs- werkzeuge, die es ihr ermöglichen, zu scliAvärmen und nach einem neuen Wirt (Zwischenwirt) sich unizusehen. Dort lassen sich die sauberen Gäste häuslich nieder und sorgen nun für die Weitererhaltung der Art durch ungeschlecht- liche Zeugung (Parthenogenese, Knospung nsAv.). Die Zengungsprodiikte sind eine Generation, die wiederum ihren Eltern nicht gleicht, wohl aber ihren Großeltern, und die sich dann auch wie diese wieder geschlechtlich fortpflanzt. Natür- lich entsteht auch oft zuerst durch ungeschlecht- liche Zeugung die Generation, welche den Zwischenwirt bezieht, und in diesem pflanzt sich die Generation II geschlechtlich fort zur Generation I. Auch erfolgt der Wirtswechsel nicht immer, wie hier geschildert, aktiv; er kann auch passiv erfolgen, indem z. B. die un- geschlechtlich erzeugten Nachkommen mit dem Strom der Exkremente des Wirtes hinausgerissen und vom Zwischenwirt als willkommene, aber für ihn verhängnisvolle Mahlzeit, gleichsam ein Danaergeschenk, gierig aufgegriffen werden (beim Bandwurm die Proglottiden). Ebenso vfird der Übergang vom Zwischenwirt in den definitiven Wirt in vielen, wenn nicht in den meisten Fällen ein passiver sein, z. B. indem der Zwischenwirt vom Endwirt auf- gefressen wird. In der Tat stehen Zwischen- wirt und Endwirt in den meisten Fällen zu einander im Verhältnis von Beute zu Er- beuter. So geht die an den Zwischenwirt an- gepaßte Generation in den definitiven Wirt über, sorgt für die Erhaltung ihrer Art und stirbt, da sie an den neuen AVirt iiicht angepaßt ist. Es kann hier nicht meine Aufgabe sein, die vielen besonders komplizierten Fälle von Para- sitismus und Fortpfianzung von Parasiten zu erörtern. Es möge mir zum Schlüsse dieses Aufsatzes uur gestattet sein, kurz auf die Nutz- anwendungen des Gelernten für die Zwecke unserer Liebhaberei hinzuweisen. AVir haben ein völlig parasitenfreies Aquarium mit kerngesunden Fischen; auf einmal zeigen die Mehrzahl der Fische oder auch nur alle Fische einer bestimmten Art Krankheitssymptome (scheinbar zusammengeklebte Flossen, wie bei Moorkarpfen, Bläschen am Körper, Fasennig der Flossen bez. sogar der Kiemen u. a. m.). AAAe kommen die Parasiten in das davon absolut freie Bassin? Offenbar nur durch das lebende Fischfutter; die Daphnien l)eherbergen als Zwischenwii't die Generation II der Parasiten; sie werden von den Fischen verschlungen, kommen mit ihnen in Berührung, auch Milben, AA^asserwanzen und andere Tiere sind mit unter dem lebenden Futter — kurz, die Generation II gelangt aus dem ZwischeiiAvirt oder mit ihm auf, beziehentlich in den Endwirt, in unsere Lieblinge. Und sind bei diesen einmal Para- siten vorhanden, so greift die Plage bald er- schreckend um sich, viel mehr als dies in der freien Natur der Fall seiu würde; denn hier ist die ungeheure Anzahl Nachkommenschaft gezwungen, auf wenige AVirte sich zu verteilen, während sie in der Freiheit auf großem Raume und viele AAArte sich verbreitet. In der Frei- heit stirbt ein Fisch selten an Parasiten, im Aquarium leider, wenn er daran einmal leidet, fast immer. Und ein Mittel dagegen? AATr haben bis jetzt noch immer keins; aber das eine dürfte klar aus obigen Ausführungen hervor- gehen, daß es für unsere Lieblinge vorteilhafter sein würde, sie vor Ansteckung tunlichst zu schützen, als die bereits Kranken erst mit Chemikalien zu traktieren, bei deren An- wendung noch dazu in vielen Fällen der Fisch eher eingeht als der Parasit, dem man die AATrkung zugedacht hat. Es käme also, um die Aquarien dauernd parasitenfrei zn halten, auf eine „Sterilisierung“ des lebenden Futters, der Pflanzen, Schnecken usw. an, die man in das Aqnarinm einführt. Da ich einen Hinweis auf diese Lösungsmöglichkeit des „ Triton “- Problems bei Aufstellung seiner damaligen Preis- aufgabe noch nirgends gefunden habe, nehme ich hier Gelegenheit, darauf aufmerksam zu machen. Das Experimentieren mit lebendem Futter ist immerhin weniger kostspielig und zudem dem Liebhaber, der mit seinen Lieb- lingen empfindet, zusagender als das Experi- mentieren mit den ohnehin schon geplagten Fischen. Walter Köhler, Leipzig. Anmerkung: Seite 255, 2. Spalte, 1. Zeile ist das Wort „nicht“ zu streichen. 276 Jos. Scherer: Die Echsenfauna Süd-Italiens. Die Echsenfauna Süd-Italiens. Von Jos. Scherer, München. (Fortsetzung.) (Mit 6 Originalzeichnungen von Willy Moralt.) «ie auf den, dem Vesuv vorgelagerten Inseln lebenden mehr oder weniger blau gefärbten Echsen, setzen sich ebenso wie die bei Neapel einheimischen, ans ganz typischen, halbretikn- lierten und e(e^cms-artigen Formen zusammen. Die Ursache dieser dunklen Umfärbung glaube ich vor allem in der Vegetationsarmut der oft sehr kleinen Meeresinseln oder Felsen suchen zu müssen, denn diese setzen sie nicht nur dem schwarzblanen Farbenreflex des Meeres und der Glut der direkt herniedersengenden Sonne ans, sondern bedingen auch eine ziemlich gleich- mäßige, abwechlnngsanne Nahrung. Es ist daher wohl anzuuehmen, daß die für Lichteinflüsse oft sehr leicht empfänglichen Farbstoft'zellen der Reptilienhant im Laufe der Zeit die Meeresfarbe angenommen haben, zu derer Vollendung und Erhaltung auch die einförmige Nahrung und vielleicht die, die kahlen Felsen ungemein er- hitzende Sonne das ihrige beigetragen haben mögen. Je nachdem nun solch eine Meeresiusel mehr oder weniger groß, beAvachsen oder in Ufernähe ist, sodaß die Reflexwirknng des Meeres beeinträchtigt, die Sonnenglut vermindert, und die Nahrung vielseitiger wird, auch Avenn die Insel noch nicht lange vom Festlande getrennt ist, so nehmen die Tiere eine scliAvach dunkle, bläuliche oder blangrüne Färbung an, wie dies bei der v. coerulescens (/aüensis (Ebner) von den Gallifelsen zwischen Capri und Anialfi, bei der V. coerulescens monaconensis (Eimer) vom nord- östlich von (Apri gelegenen Monaconef eisen und schließlich der v. coeruleo coerulescens (Eimer) vom südöstlichsten Faragli- onefelsen zu beobachten ist. Daß die vegetations- ärmsten, isolirtesten und am weitesten im Meere liegenden Felseninseln immer die dunkelste Um- färbung zeitigen, können wir nicht nur bei der am zAveiten und dritten Fara- glionefelsen lebenden Lacerta serpa v. coerulea (Eimer), sondern auch bei anderen Echsenformen finden. Die auf der 18 km westlich von Lissa gelegenen Felseninsel St. Andrea, einheimischen, pechschwarz gefärbte Lac. V. melissellensis (Braun) sind nichts anderes, als unter den angegebenen Umständen umgefärbte Lac. littoralis v. lissana; desgleichen stellt die Lac. V. lilfordi (Günther) von Isla de Ayre bei Menorka eine verfärbte Lacerta suhsp. balearica (Bedriaga) und die auf Filfola, einer südlich von Malta gelegenen kleinen Felseninsel, vor- kommende Lacerta v. filfolensis (de Bedriaga) jedenfalls auch eine veränderte Angehörige des ?möjjo(ifrM«o-Formenkreises dar. Ferner sollen nach Bedriaga auf der Insel Torro bei Sardinien, auf Lianosa und Stromboli dunkel kolorierte Eidechsen leben. Die auffällige Tatsache, daß die meisten dieser iuselbewohnendeu Eidechsen immer der neapolltana und weit Aveniger der mural is-Gn\g\)e angehören, dürfte darin ihre Erklärung finden, daß diese alle größtenteils die ebeneren Küstenstriche bewohnen und infolge- dessen viel eher in die Möglichkeit, diu’ch elementare Gewalt zu Inselbewohnern gemacht zu Averden, versetzt sind als jene, die sich mit Vorliebe in die Gebirge des Landinneren zurück- ziehen. Wenn nun aber auch Lacerten, die im Hochgebirge leben, scliAvarz oder blau gefärbt sind, Avie dies z. B. bei der im öden Karste vor- komni enden Varietät der Lac. oxgcephala (D. B.): V. tomasinii der Fall ist, so glaube ich, daß sich die Dunkelfärbung hier auf eine ähnliche Weise gebildet hat, nämlich auch unter dem Einflüsse der kahlen wenig bewachsenen oft schwarzen Felswände, der vielleicht auch ein- förmigen Nahrung, soAvie dem dort sehr reichen Ozongehalt der Luft. Alle diese Umstände sind geeignet, die Farbstoffzellen mancher Echsen- arten umznbilden. Originalzeichnung nach dem Leben Lacerta serpa var. elegans Eimer für die „Blätter“ von Willy Moralt. olivaceer Rückenzone. (J aus Ischia. Jos. Scherer: Die Eclisenfauna Süd-Italiens. 277 Lacerta sicula (v. sicula Bonap.). Während am Festlaiide von Italien das Hanptkontigent der Eideclisenfanna durch die Lac. serpa und ihre Varietäten repräsentiert wird, bildet in Sizilien den Grundstock derselben eine Form, die sich von jener in verschiedener Hinsicht wesentlich unterscheidet. Als ich die erste Sendung- von ca. 100 Stück Eidechsen aus Syrakus erhielt, befanden sich darunter nur 11 retiknlierte serpa; die übrigen waren lauter Lacerta sicula, deren auffallende Ähnlichkeit in Gestalt und Zeichnung mit der Lacerta ionica (Lehrs) sich mir nn willkürlich anf- drängte, n. mich veran- laßte, diese von De Bet- ta u. Bona- parte als7ic- apolitana- Varietätbe- schriebene Echseeinem gein gehend. Vei'gleiche mit der Lac. serpa, Lac. ionica und der Lac. v. Genei (Ca- ra)zmmtei'- ziehen. Was die Zeich- nung be- trifft, so er- innert die- selbe weit mehr an die Lac. Uttoralis ionica als etwa an die typische serpa oder deren A'arie- tät: reticulata, die dort neben ihr das Gebiet bewohnt. Vor allem lassen sie die zwei hellen nn- nnterbrochenen Längslinien, Avelche die Rücken säumen, ihren östlichen Verwandten näher gerückt erscheinen. Diese, die Rücken zone ungemein stark hervorhebenden Streifen, denen sich häufig noch zwei Aveitere an den Leibesseiten beigesellen, sind bei der serpa nie in dieser Art entAvickelt, häufig schwach markiert oder wie bei der sizilianischen r. reticulata gänzlich fehlend. Die Grundfarbe ist bei den Männchen einheitlich gelbgrün, gras- bis moosgrün, welche Farbe sich regelmäßig auch auf alle Pileusschilder erstreckt. In der Mitte der breiten hell eingefaßten Rückenzone verläuft vom Pileusrande bis zur SchwanzAvni-zel ein schmales Fleckenband, das aber auch stellen- weise markiert oder nur noch teihveise oberhalb des Schwanzes vorhanden sein kann. Fernei' ziehen sich längs der hellen Sanmlinien, inner- halb der Zone , zwei Reihen pechsclnvarzer Punkte oder Flecken hin, die sich nocli etAva bis zur Schwanzmitte hinaus fortsetzen; aber auch diese sind oft nur schwach augedeutet oder sie fehlen ganz. Die Seiten schmückt eine breite schnörkelartige, oft ans lateral Avärts gestellten Flecken und Strichen zusammengesetzte Zeich- nung, die in ihrer Mitte von einer hellen Linie, Avelche an den Frenalen ihren Ursprung hat, und sich bis zu den Hinterfüßen erstreckt, durch- brochen wird. In sel- teneren Fällen sind diese Linien von der Zeichnung ülierwn- chert, aber auch dann immer noch sehr deut- lich erkenn- bar. Die Schilder der Vorderex- tremitäten zeigen mei- stens auf glänzend grüner oder gelber Far- be sch AA^arze Flecknng; die Hinterfüße auf hellbraunem Grunde dunkle Netznng. (Man vgl. die naturgetreue Abb. 5.) Die Banchnnterseite kann einfarbig gelb, rosa bis fleiscln-ot gefärbt sein. Häufig kommt es auch vor, daß die gelben oder hellroten Reihen der Bauchschihler mit blutroten und schwarzen Flecken geziert sind. Die äußersten an die Leibesseiten angrenzenden Reihen dieser Schilder sind von blauer oder grüner Farbe, Kehle und Hals immer scliAvefelgelb, bisweilen auch rot und scliAvarz gepunktet. Die Farbe des selten deutlich entAvickelten Achselozellns ent- spricht der Grnndfärbnng. (Schluß folgt.) Originalzeiehnuiig nach dem Leben für die „Blätter“ von Willy Moralt. Lacerta sicula (var. sicula Bonap.). G aus Syrakus. 278 Hans Zimmermann: Einrichtungen und Methoden bei der Akklimatisation der Meerestiere. Einrichtungen und Methoden bei der Akklimati- sation der Meerestiere. Von Hans Zimmermann, Präparator. (Fortsetzung statt Schluß.) ■|iesen Weg haben jedoch nur ein kleiner ? Teil der zahlreichen Seetierspezien znrück- zulegen, bei den meisten ist er gänzlich überflüssig und wird deshalb größtenteils übergangen. Diese mehr lebenszähen Tiere passieren, vom Fange kommend, nur die Eeinigung und wandern sofort in die großen Zement- Anfbewahrnngsbecken und gewöhnen sich anch dort ganz leidlich, ohne gerade . nennenswerte Verluste zn zeigen, ein. Selbstverständlich ist es, daß in jenen Zementbecken die einzelnen Grattnngen meistens scharf getrennt gehalten werden, da sonst ein großer Teil der schwächeren spurlos verschwinden lind in dem Magen eines der stärkeren Kumpane enden würden. Und trotz dieser scharfen Trennung gelingt es doch hin und wieder einem Kraken usw. sein Gefängnis zu verlassen, um in dem nebenbeflndlichen Krebsbecken wie ein Löwe in die Schafherde einznfallen und seinen Appetit an Hummern ansznlassen. Da nun die Zoologische Station des Berliner Aquariums zn Eovigno in erster Linie Liefer- station für das Berliner Aquarium, sowie für andere, z. B. Stuttgart, Hamburg und viele wissenschaftliche Institute ist, wird es selbst- verständlich sein, daß dieselbe anch dem- entsprechende Eänme und Einrichtungen zur Verfügung hat. Vor allem gehört zu denselben der große Akklimatisationsraum, der kurzweg das „Aquarium“ genannt wird. Dasselbe ist ein ca. 12 ni langei' und 10 in breiter Eanm, dessen Decke in der Mitte von zwei massiven Kalksteinsäulen getragen wird. Acht Fenster, die teilweise nach der Straße, dem Hausflur und dem Hofe hinansgehen, sorgen im Vereine mit zwei großen Türen für die genügende Be- leuchtung und Durchlüftung. Längs den Wänden sind 15 große Zementbecken eingemanert, deren jedes 1 — IV2 cbm Wasser enthalten kann. Zwischen den Pfeilern und der Flurseite erhebt sich eine Stellage mit 12 stufenförmig über- einanderstehenden Becken, die innen zementiert sind und zur Aufbewahrung kleinerer Seetiere dienen. Die Becken dieser Stellage stehen untereinander in Verbindung, sodaß das ab- fließende Wasser des einen Beckens zur Er- neuerung des Wassers im folgenden Becken dient, Jedoch kann auch jedes für sich separaten Zu- und Abfluß erhalten, was für die Verwendung derselben für biologische Zwecke äußerst günstig ist. Eechts neben dieser Stellage haben sieben große und starke Holzkästen, die innen mit Asphaltlack gestrichen sind, ihre Aufstellung erhalten. Dieselben sind wegen ihrer Haltbar- keit, vorzüglichen Verwendung zum Eingewöhnen, ihrer verhältnismäßig billigen Herstellungskosten und ihres leichten Transportes nicht nur äußerst beliebt, sondern nahezu unentbehrlich geworden. Jede dieser Holzkisten hat gerade so wie jedes der großen Zementbecken, seinen separaten Zu- und Abfluß und Anden diese Holzkisten haupt- sächlich für Stachelhäuter, Aktinien und Krebse Verwendung. Vor und zwischen den beiden Pfeilern steht ein langer, roh gezimmerter, kräftiger Tisch, auf dem eine nicht unbeträcht- liche Zahl Glasaqnarien (sogenannte Element- giäser), Hafengläser usw. Unterkunft gefunden haben. Dieses sind die sogenannten „stillen Becken“, welche nur von kleineren Tieren (Bryozoen, Schwämmen, Korallen, kleinen See- sternen und Seeigeln, Sabellen, Algen und Kalk- algen) bewohnt werden nnd nicht dauernden Zn- nnd Abfluß gebrauchen. An der Wand, die der Flurwand gegenübeiiiegt und durch welche eine Tür zu dem Treppenaufgang nach dem ersten und zweiten Stock des Hauses geht, steht ein langer massiver Präparationstisch, der unter anderem die ganze Ansrüstnng in Hafen-, Ele- mentgläseni, Glasröhren usw. für den täglichen Bedarf des Aquariums trägt. Von hier aus gibt uns die Photographie in voriger Nnmmer ein übersicht- liches Bild über ein kleines Stück des Eaumes. Vorn der Tisch vor dem Pfeiler, der noch die War- nungstafel für Gelegenheitsbesncher trägt; links daneben die auf gedeckte Akklimatisationswanne- Im Hintergründe zieht sich die lange Eeihe der großen Zementbecken hin und hinter dem Pfeiler nnd Tisch erhebt sich stufenförmig die Stellage, über wel eher sich das Haui)tznleitungsrohr hinzieht. Sämtliche Becken haben dauernden. Tag und Nacht währenden Zu- und Abfluß. Das See- wasser wird direkt, aus dem Meere durch einen Motor in das Eeservoir gepnmpt, welches im dritten Stock eines extra deshalb errichteten, isoliert stehenden Gebäudes untergebracht ist. Von dort läuft es in Bleiröhren zu den Aquarien in den Laboratorien nnd zn den Becken des Akklimatisations- und Aufbewahrungsranmes. Das abfließende Wasser wird durch gemauerte Kanäle direkt dem Meere wieder zngeführt. Sind die Tiere längere Zeit in dem Aquarium gewesen, so sind sie endlich zum Versand reif. Hans Zimmermann: Einrichtungen und Methoden bei der Akklimatisation der Meerestiere. 279 An Bestellmig-eii ist gewölinlicli auch kein Mangel und da nur während des Frühjahrs und Herbstes an weitere Ti’ansporte gedacht werden kann, gehen zu dieser Zeit fast täglich Sendungen ah. Der Versand geschieht je nach der Art der Tiere in Kisten mit Ballon oder Körben mit Gläsern. Bei Fischen, Tintenpolypen, Seepferden, Krebsen, also Tieren, die dringend viel Luft be- nötigen, findet die Versendung in Kisten mit Ballon statt. Die Ballons haben die Gestalt der bekannten Fischkannen, sind ans starkem Eisen- blech, innen weiß und außen blau emailliert und werden mit einem großen durchlöcherten Stopfen ans Kork verschlossen. Um eine Beschädigung der Ballons zn vermeiden, sowie um den Trans- port zu erleichtern, werden die Behälter in Kisten, die unten und an den Seiten mit Stroh ans- gepolstert sind, verpackt. Der Deckel dieser Kisten besteht aus Latten, die weit genug von einander Abstand haben, um genügend Luft dnrchzulassen. Ein derartiger Ballon faßt etwa 60 Liter Wasser, kann aber trotz alledem nur gegen drei bis vier Kilo Tiere anfnehmen. Die Körbe sind ans Weidenruten geflochten und nehmen gewöhnlich zwei, vier oder auch sechs Gläser (Hafengläser) auf. Jedes derselben hat etwa fünf bis zehn Liter Inhalt. Zur Auf- nahme der Gläser sind die Körbe entsprechend der Anzahl der Gläser in zwei, vier oder sechs Abteilungen geteilt und jede Abteilung mit Stroh- seilen derartig versehen, daß die Gläser förmlich hineingepreßt werden müssen. Ein Zerbrechen derselben ist bei dieser Verpackung fast un- möglich. In diesen Gläsern werden alle Tiere mit ruhiger Lebensweise und wenig Luftver- brauch verschickt. Dahin gehören u. a. Seerosen, Seenelken, Seeanemonen, Würmer, Sabellen, Serpeln, Schnecken, Muscheln, Quallen, Mantel- tiere, Algen usw. Sind die Gläser gefüllt, so wird so viel Seewasser zugegossen, bis das Glas ganz gefüllt ist, dann wird ein Blatt starkes, aufgeweichtes Pergamentpapier fest aufgebunden. Etwas Wasser geht bei diesem Verschluß meistens verloren, doch macht das nicht so viel aus. Von einem Glase mit zehn Liter Inhalt geht auf der langen Reise Rovigno — Berlin noch nicht mal % Liter verloren, der Verlust ist also so gering, daß er ruhig übersehen werden kann. Verhältnis- mäßig nehmen die Gläser viel mehr Tiermaterial auf, als die viel umfangreicheren schwereren Ballons. Kleinere Sendungen gehen gewöhnlich in kleinen Kisten und Gläsern ab. Seerosen werden jedoch gewöhnlich nicht unter Wasser verschickt, sondern in länglichen Körben zwischen Massen von frischem Tang. Bei der Ankunft am Ziel müssen die zusammengezogenen Klumpen einer gründlichen Reinigung unterzogen werden, denn während der Fahrt ist der ganze Darni- inhalt in Form unlöslichen Schleims ausgestoßen worden, doch überstehen sie den Transport auf mehrere Tage ganz gut. Im nachfolgenden möchte ich dem Natur- freunde noch einige Winke über die Haltbarkeit der Vertreter der verschiedenen Klassen geben, damit er nicht erst selbst durch Schaden klug zn werden brauche. Unter den Schwämmen zeichnen sich besonders für den Aquarienfreund einige aus, die durch ihre Farbe, Gestalt und große Lebensdauer nicht zu unterschätzen sind. Allen an der Spitze steht der „Pomme di mare“, Meeresapfel oder mit dem lateinischen Namen Tethya lyncurium LieberJc. Derselbe ist ein gold- gelber, apfelsinenförmiger Schwamm von ca. 3 — 6 cm Durchmesser, der monatelang im Aquarium stand hält. Stirbt er ab, so ändert er die Farbe und kommt von selbst an die Ober- fläche des Wassers. Unter diesen Erscheinungen gehen auch alle andern Vertreter dieser Familie zu Grunde. Als für das Aquarium gleichbedeutend mit der Tethya gilt der Korallenschwamm (Clathria coralloides 0. Schm.), von derartig roter Farbe und derartiger Gestalt, daß er mit einem Edelkorallenstock leicht zu verwechseln ist. Er ist unter den Schwämmen der dank- barste Aqnarienbewohner und viel ausdauernder als der nicht minder schöne und sehr empfehlens- werte orangegelbe Korkschwamm (Suberites massa Nord,). Er ist wie der Name schon sagt, von orangegelber Farbe, hat einen massigen, dickgeschwollenen Stock und erreicht nicht un- bedeutende Größe. Unter den Mooskorallen (Bryozoen) spielt die Neptnnsmanschette (Betepora ceUulosa Johnst.) eine große Rolle. Der Stock bildet gewisser- maßen eine Spitzenkrause vom schönsten Muster. Dabei ist sie von reinweißer Farbe, die erst nach dem Tode sämtlicher Polypen in ein schmutziggrau übergeht. Sie hat ebenfalls eine verhältnismäßig lange Lebensdauer und da sie ein festes Kalkskelett bildet, gibt sie auch nach dem Tode noch ein schönes Dekorationsstück ab. Zu bemerken ist noch, daß sie infolge ihres festen Skelettes leicht zerbrechlich ist. Ebenso elegant wie die Neptunsmanschette ist die Riuden- koralle (Flustra), von hochroter Farbe und ge- drehtem, blattartig ausgebreitetem Stock. Jedoch hält auch sie wie die meisten andern Bryozoen die schöne korallenrote Farbe nicht lange bei^ 280 Vereins-Nachrichten. schon nach einigen Wochen sterben die Polypen ab lind dann nimmt der Stock (ebenfalls ein Kalkgernst) jene bekannte scbmntziggTane bis schmntziggTüne Farbe an und bietet dann höchstens noch mit seinen durch die überlebenden Polypen rotgefärbten Spitzen ein ganz nettes Dekorationsstück im Aquarium oder eine passende Unterlage für andere Seetiere. Von der gleichen Bedeutung sind die noch schöneren Stücke von 2Iyriozoum trimcatimi Ehrhg. und Zoohothryon peüucüliam Ehrhg. (Schluß folgt.) 4 kleine J'4itfeilun^en. Eiu sonderbares Temperament der Goldflsclie. — An mehreren meiner von mir gepflegten Goldfische bemerkte ich eine mir seltsam erscheinende Tempera- mentveränderiing, deren Ursache ich, aus gewissen be- gleitenden Umständen, geneigt bin, eingetretenen Hirn- defekten zuzuschreibeu. Die betreffenden Tiere, welche sonst zutraulich waren, wurden plötzlich so scheu, daß dieselben zuerst bei bloßer Annäherung an das Becken wie toll durch den Behälter dahinschosseu und sich nicht eher wieder einigermaßen beruhigten, als bis ich mich auf eine ge- wisse Distanz hin entfernt hatte. Nach und nach jedoch steigerte sich dieser Zustand bis zur höchsten Nervosität. Ununterbrochen im schnellsten Tempo jagten die Tiere, nur von ganz kurzen, durch Erschöpfung ge- botenen Ruhepausen durch das Becken. Jedes gebotene Futter wurde verschmäht,“ oder höchstens flüchtig auf- geschnappt, um sofort wieder ausgespieen zu werden. Gegen ihre Genossen waren sie höchst unduldsam und bissig. Dieses Leiden steigerte sich von Tag zu Tag mehr. Die Tiere magerten dabei zusehends ab, bis sie eines Tages, gewöhnlich dauerte dieser Zustand acht Wochen, tot im Becken lagen. G. Baumgardt. yEREINS-aWt%r NACHRICHTEN Verein der „Aquarien- und Terrarienfreunde“ zu Berlin. Vereinslokal „Wendfs Centralclubhaus“ am Königs- grabeu No. 14 a. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 12. August 1903. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 91/2 Uhr. Anwesend waren 57 Mitglieder und die Herren C. Mittel- städt, J. Schulz, M. Feistei, E. Beckmann, P. Merten, R. Auleit, sowie Frau Baumgardt und F’rau Sommer- korn als Gäste. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde genehmigt. Neu in den Verein aufgenommen wurde Herr Adolf Piephardt, Johannisthal. Aufnahme- Antrag stellten die Herren Karl Beckmann und J. Schulz, beide in Berlin. Nach Erledigung interner Ausstelluugsangelegenheiten wurden die letzten zehn Gläser für die Kollektiv-Ausstellung ausgegeben und erhalten die letzten Abnehmer als Präsent je zwei der von Herrn F. Sprenger gezüchteten roten Planorhis. Hier- auf wurde zur Erörterung der ®eoiris-Pflege ge- schritten. Der Eleotris wird am besten in einem größeren, zirka 30 — 40 Liter fassenden, gut mit Pflanzen bestandenen Aquarium untergebracht. Zu seiner Er- haltung genügt Zimmertemperatur. Wird aber im wärmeren Wasser, zirka 20» R. erst temperamentvoll. Als Nahrung sind zu reichen: Mückenlarven, Daphnien, kleine Regenwürmer und Schabefleisch. Züchterische Erfolge sind zwar unserem Wissen nach noch nicht nachweisbar, nach unserer Betrachtung aber, wenn nicht alles trügt, in nächster Zeit zu erwarten. E^ ist ein etwas scheuer, doch neugieriger und eleganter Fisch, mit anderen Arten durchaus verträglich und eignet sich vorzüglich zur Besetzung eines Aquariums. — Über die Fortpflanzungsfähigkeit heimischer Fische im Aquarium ist bis jetzt wenig zu sagen. Nachzucht ist bis jetzt nur von Stichlingen und Bitterlingen erzielt worden. Dieser Umstand schließt jedoch nicht aus, daß auch andere heimische Fischarten im Aquarium fortpflanzungsfähig sind. Es sollen Versuche angestellt werden mit Schlammbeißern, Steinbeißern, Moder- lieschen, Kaulbarschen und Plötzen, welch letzere speziell im Aquarium leicht zu akklimatisieren sind. Zu solchen Versuchen eignen sich allerdings nur Liebhaber, welche die Zucht um ihrer selbst willen, ohne Rücksicht auf materielle Erfolge betreiben. Schluß der Sitzung l^»Uhr. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. E. V. Mitteilungen aus der Vereins- Versammlung des Monats Juli 1903 im Restaurant „Sterngarteu“. Donnerstag, den 25. Juni 1903. Im Einlauf: Gesuch der Redaktion der „Münchener Neuesten Nachrichten“ um Überlassung einer Kreuz- otter behufs Aufstellung im Schaufenster der Expe- dition. Dem Gesuche wurde sofort stattgegeben. Ent- schuldigt sind die Herren Hübner, Molter und Paul Müller. An Zeitschriften sind eingelaufen „Natur und Haus“ Heft No. 18 und „Nerthus“-Heft No. 24. Über Anolis berichtet in vorgenannter Nummer von „Natur und Haus“ Herr Jobs. Peter in Hamburg. Die 10 Auf- nahmen der geschilderten niedlichen Iguaniden sind sämtlich vom Verfasser gefertigt und zum größten Teil als gelimgen zu bezeichnen. Freilich wirklich guten Abbildungen würden wir stets den Vorzug einräumen. Einige andere einschlägige Aufsätze werden bekannt gegeben. Hierauf erhielt Herr Kunstmaler Müller zu dem bereits angekündigten Vortrage über „Brutpflege der Amphibien“ das Wort. In fast dreiviertelstündiger Ausführung behandelt Redner das äußerst interessante Thema und besprach die Art der Brutpflege von Pipa americana Laur., den Nototrema-Arten, bei der brasilia- nischen Hyla goeldii, dem eiertragenden Ruderfrosch Rhacophorus reticulatus, ferner bei Phyllobates trini- tates usw. Redner gedachte ferner des merkwürdigen Verhaltens des chilenischen Froschlurches Rhinoderma darwinii D. B., um bei dem bekannten Beispiel männ- licher Brutpflege bei den Amphibien, bei der Geburts- Vereins-Nachrichteu. 281 helferkröte {Älytes ohstetricans), dem einzigen brut- pfiegenden europäischen Froschlurcli seine mit Beifall aiifgenommeneu Ausführungen zu schließen. Herr Lehrs brachte sodann zur Vorzeigung ein Exemplar der Lacerta ocellata Daiid. von Südfrankreich, eine Lacerta pater Lat. von Algier und eine Lacerta viridis Laur. var. punctata aus Südtirol. Durch Herrn Kunst- maler Müller wurde ein Stück der Lacerta halearica de Bedr. vou Menorka vorgezeigt, das einen ver- kümmerten rechten Hinterfuß besaß, hinter dem hart zwei kurze Schwanzstummel herausgewachsen waren. Ferner demonstrierte der Genannte drei Stücke der interessanten Lacerta laevis Gray vom Libanongebirge in Syrien. Die demonstrierten Tierchen waren zwei Weibchen und ein Männchen. Der Kopf des Männchens erschien sehr stark abgesetzt. Die Grundfärbung der di’ei Echsen war isabellfarben, fast wüstenähnlich. Außer diesen prächtigen und seltenen Tieren demon- strierte Herr Müller noch eine Lacerta dugesi Milne Edwards von der Nordwestküste von Madeira. Diese Echse wurde direkt am Strand gefangen und zeigte gegenüber den bisher demonstrierten Stücken eine auffallend düstere Färbung. Die Echse wurde mit fünf anderen Exemplaren, darunter ein Stück mit einem ganz blauen Bauch, erbeutet. Sämtliche Tiere zeigen schon eine starke Neigung zur melano tischen Färbung. Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarien -Kunde zu Berlin. (Eingetragener Verein.) Vereinslokal: Hotel „Altstädter Hof“ am Neuen Markt (Ecke Kaiser Wilhelmstraße). 7. ordentliche Sitzung am Freitag, den 18. Sept. 1903. Protokoll der Sitzung. Es stellen Antrag zur Auf- nahme: als korrespondierende Mitglieder die Herren Rudolf Aulert, Uhrmacher, Berlin S.W. 12, Junkerstr. 8, Fritz Mazatis, Ober-Postassistent, Berlin N. 4, Borsig- straße 34, Ludwig Streit, Architekt, Pankow, Brehme- straße 50. Es wohnen jetzt die Herren: Emil Heinicke, Berhn 0. 17, Beymestr. 16, 0. Metzdorf, Ober-Ingenieur, Karlshorst, Wildensteinerstr. 4. Berichtigung: Auf der letzten Karte muß es heißen: Fräulen Hinsberg statt „Ninsberg“. Schluß 10 Abends. Dr. Ziegler, Lenz, Reinelt. Bericht der Sitzung. Nach Verlesung und Genehmigung von Protokoll und Bericht über die 6. ordentliche Sitzung werden die Herren Paul Brandt-Schöneherg, A. Daumas-Barmen und H. Höfer-Coburg einstimmig als ordentliche Mit- glieder aufgenommen. Als korrespondierende Mitglieder fanden in der letzten Vorstandssitzung Aufnahme : Fräulein Gertrud Hinsberg- Barmen, Untere Lichten- platzerstr. 108 und die Herren : Anton Bellgard, Gymnasial- lehrer, Frankfurt a. M., Schillstr. 9; Edmund Herold, Apotheker, Berlin S.W. 29, Friesenstr. 19; Fritz Kellert, Bankvorsteher, Leobschütz ; Dr. Königsfeld, KattowitzO/S.; Georg Urban, Kaufmann, Bamberg; Dr. 0. A. Wieck, Arzt, Berlin S.O. 35, Krankenhaus am Urban. Ein- gegangen ist ein Angebot von italienischen Reptilien und Amphibien, welches den Terrarienliebhabern eine seltene Gelegenheit bietet, auch wertvollere Tiere zu außergewöhnlich billigen Preisen durch den Verein zu beziehen. Ferner werden Bestelhmgen entgegen- genommen auf anläßlich der letzten Fischerei-Ausstellung angefertigte auf die Liebhaberei Bezug habende Ansichts- postkarten (Preis pro hundert Stück 6.00 M.). Der I. Vorsitzende versendet auf Wunsch gratis an Lieb- haber lebende Moostierchen, Fectinella magnif'ica, die- selben können jedoch nur in Wasser gehalten werden, in dem auch Süßwasserschwämme Vorkommen. Über den seltenen Pall, daß ein Liebhaber während eines ganzen Menschenalters der Aquarienliebhaberei treu ge- blieben ist und sie auch auf Sohn und Enkel vererbt hat, konnte der 1. Vorsitzende berichten. Der betagte Naturfreund, Herr Sparkassenrendant August Strobel- Guben hat Roßmäßler, den Begründer der rationellen Aquarienflege, noch persönlich gekannt und sein erstes Aquarium vor 50 J^iren nach den Anweisungen der damaligen Zeitschrift für Natur von Roßmäßler ein- gerichtet. Möge Herr Strobel der Liebhaberei noch viele Jahre erhalten bleiben und es ihm beschieden sein, seine reichen Erfahrungen auch bei der Einrichtung eines Aquariums für seine Urenkel zu betätigen. Von Herrn Ulmerliegt ein streng wissenschaftlich gehaltenes Werk über die Verwandlung der Köcherlliege vor. An Zeitschriften sind eingelaufen: „Natur und Haus“ Nr. 24; „Blätter“ Nr. 18; „Nerthus“ Nr. 35 — 37. Die Nummer der „Blätter“ enthält u. a. die Beschreibung von 2 schönen im Terrarium bewährten Varietäten der Lac. serpa aus der Umgegend von Neapel und Sizilien mit guten Abbildungen, außerdem im Sitzungsbericht der „Isis“ Mitteilungen über südeuropäische und andere Echsen. Es wäre zu wünschen, daß diese Veröffent- lichungen dazu beitragen, der vou den meisten Ver- einen so stiefmütterlich hehandelten Terrarieiipflege, insbesondere dem interessanten, liebenswürdigen Ge- schlecht der Echsen mehr F’reunde zu werben. Zur Vorzeigung gelangen durch Herrn Freiburg ein in Thüringen erbeuteter Feuersalamander (salani. maculosa). bei dem die normalerweise, schwarze Zeichnung auf- fallend helle, fast rosa Färbung zeigt und von Hei'rn Dr. Kuliga eine Anzahl etwa 2 cm langer, roter Würmer von der Dicke eines starken Fadens, die wahrschein- lich mit lebendem Fischfutter in das Aquarium ein- geschleppt wurden, ohne daß sie sich daselbst indessen unangenehm bemerkbar gemacht hätten. Den „clou“ der Sitzung bildete die einen bedeutenden Teil des Abends ausfüllende Gratisverlosuug. Der Hauptgewinn, diesmal ein Siederohr-Heizapparat „Lipsia“ fiel in ge- wohnter Weise Frau Bliemel-Potsdam zu, gleichsam als wohlverdiente Anerkennung für das trotz des ent- fernten Wohnsitzes so regelmäßige Erscheinen dieser eifrigen Liebhaberin zu den Sitzungen. Ferner wurden außer 3 schönen Zuchtpaaren von Betta pugnax eine reizende Kollektion von Kakteen, Aloes und Euphorbien von fast durchweg im trockenen Terrarium bereits erprobten Arten unter die anwesenden Mitglieder ver- lost und auch von denjenigen glücklichen Gewinnern gern in Empfang genommen, die nicht Terrarienlieb- haber sind. Den Schluß der Sitzung bildete die Ver- steigerung des freundlichst hierzu gestifteten Feuer- salamander Albinos und einer Anzahl roter Posthorn- schnecken. Reinelt, 1. Schriftführer. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Cluhahend jeden Freitag in Jos. Gruß’s Restauration IX, Währingerstraße 67. Sitzung vom 19. Juni 1903. Im Einlauf Zuschrift des MitgUedes Auer, Herrn Glas aus Triest, Offerten Reichelt-Berliu, Müller- Würz- burg. August Hoyer-Graz ersucht um Zusendung der Statuten, Nachrichten der „Salvinia“ : Kassierer M. 282 V ereins-Naehrichten. Demiith regt an, sich von Dresden billigst offerierte Geophagus gymnog. senden zu lassen, worauf sich mehrere Herren an der Bestellung beteiligen. Die Herren Dr. Kreisler, Fischer und Müllauer berichten ül)er verschiedene Beobachtungen an ihren Seewasser- Aquarien. Herr Broucek teilt mit, daß sein voriges Jahr importiertes Pärchen Geophagns gymnog. ahgelaicht habe, ferner habe er Nachzucht von seinen Schleier- schwänzen, Girard. decemmac und caiuliniac. Herr M. Wessely berichtet über seine Sumpf- und Wasser- pflanzen-Kulturen; besonders gut gedeihen heuer die Wasserhyazinthe {Pontederia crassipes) und der seerosen- artige Wasserschlüssel (Limnocharis), welcher neben einer großen Anzahl von Ausläufern unausgesetzt Blüten treibt. Schluß 11 Ulir. Sitzung vom 3. Juli 1903. Im Einlauf Zuschrift des Mitgliedes Job. Glas-Triest, Aquar.-Verein „Heros“ in Nürnberg, enthaltend die Ein- ladung zur Beteiligung an der Hauptversammlung des Verbandes der Aquar.- und Terrarien-Liebhaber. Offerte Schwarz - Hamburg , Zuschrift des Mitgliedes Ringel betreffs der bestellten Glaswanneu. Kassierer M. Demuth teilt mit, daß die bestellten Fische in sehr schönen Exemplaren eingetroffen sind, derselbe hat auch ein Pärchen Geophagus gymnog., sowie ein Exemplar des Netrojylus mitgebracht und wird beschlossen, noch eine weitere Bestellung zu machen. Herr M. Wessely zeigt einen blühenden Zweig von Elodea densa vor. ln regem Meinungsaustausch betreffs unserer Liebhaberei bleib man bis 12 Uhr beisammen. W. „Hottouia“, Verein für Aquarien-, Terrarien- und Zimmerpflanzenkultur zu Magdeburg. Vereinslokal: Restaurant zum Krökentor, Breiteweg. Sitzung: Jeden Mittwoch nach dem 1. u. 15. im Monat. Sitzung vom 29. Mai 1903. Die heutige Sitzung wird vom I. Vorsitzenden um 8^/4 Uhr eröffnet. Das Protokoll der vorigen Versamm- limg wird verlesen und genehmigt. Auf Vorschlag einzelner Herren zur besonderen Förderung der Aqua- rien- und Terrarienkimde Schauaquarien und -Terrarien im Vereinslokal aufzustellen, wird mit größter An- erkennung sämtl. Herren entgegengeuommen. Der'Vor- sitzende erkannte die begeisterte Situation der An- wesenden und ersuchte, einen definitiven Beschluß für diese Angelegenheit heute nicht herbeizuführen, jedoch verspricht derselbe, daß sich die nächstkommende Sitzung eingehend damit beschäftigen solle. Ferner weist Redner darauf hin, daß es von großer Bedeutung sei, die nun vorhandenen Sommermonate fleißig mit Exkursionen und Naturstudien auszunntzen, denn diese könnten nur dazu dienen, daß sich jeder einzelne, der auf dem Gebiete der Aquarien- und Terrarienkunde zu wirken und zu schaffen die Absicht hätte, seiner Stellungnahme innerhalb der Natur bewußt werde. Diese Ausführungen ermunterten zu einem wahren Feuereifer der Anwesenden, so daß sich die beste Aussicht zur Entwicklung des jungen Vereins zeigt. Hierauf schenken die Herren Funke und Tuchen ein reichliches Quantum schöner Wasserpflanzen mit dem schon allgemein üblich gewordenen Wunsch, dieselben amerikanisch zu ver- steigern. Diesem Wunsche wird stattgegeben und der Ei’lös von 2,65 Mk. der Vereinskasse überführt. Der Vorsitzende spricht den Stiftern im Namen des Vereins seinen Dank aus. Herr Funke empfiehlt eine für Aquarien sehr gute Erde, mit der er die größten Er- folge erzielt hat. Er findet sich auf Kosten einiger Inter- essenten bereit, dieselbe zu beschaffen. — Schluß 11 Uhr. Sitzung vom 20. Juni 1903. Nach Genehmigung des verlesenen Protokolls gibt der Vorsitzende anläßlich der Anregung der Schau- Aquarien und -Terrarien bekannt, daß er nach reif- licher Überlegung dieser Angelegenheit zu einem empfeh- lenswerten Resultat gekommen sei. Er wolle jedoch erst die Ansicht der übrigen Herren hören. Der Vorsitzende stellt nunmehr diese Angelegenheit zur Diskussion. Eine vielseitige, rege Debatte ist die Folge und das Ergebnis zeitigt die schönsten und anerkennenswertesten Ideen, die geeignet sind, dem Verein in seinem zukünftigen Entwicklungsgang gut zu statten zu kommen. Nunmehr ergreift der Vorsitzende in längeren Ausführungen hierzu das Wort und spricht seine Befriedigung über die sach- liche, nach echter Mannesart geführte Diskussion aus. Redner empfiehlt nunmehr in Anbetracht der Finanzen, das gute festgelegte Projekt für die geeignete Zeit auf- zubewahreu. Ferner solle man eine fünfgliedrige Kommission hierzu bestimmen, die sich mit der Aufgabe beschäftige, das vollendetste Bild für Schau-Aquarien und -Terrarien dem Verein vorzuführen, außerdem Mittel und Wege zu zeigen, in welcher Weise diese Idee auszutragen sei. Diese Ausführung wurde unter leb- hafter Zustimmung aller Anwesenden anerkannt. Die vorgeschlagene Kommission wird nun gewählt und zwar die Herren: Meuz, Funke, Großmann, Müller und Eckart. Die Kommission verspricht, mit allen ihr zur V erfügung stehenden Kräften für diese Idee die erforder- lichen Vorarbeiten zu treffen. Des weiteren fordert der Voi sitzende auf, daß es heute sehr angebracht sei, sich über die Stellungnahme zu den Vereiusblättern zu äußern. Redner beweist durch seine Ausführungen, daß es unbedingt nötig sei, hierauf zu abonnieren. Hierzu bringt Herr Großmanu einen schriftlich formu- lierten Antrag ein, in welchem ersucht wird, sich den Ausführungen des Herrn Menz anzuschließen. Die Ver- sammlung erklärt sich hiermit einverstanden und zwar das Abonnement ab 1. Juli anzumelden. Zehn Herren wünschen die Nachlieferung des Winterhalbjahres. Herr Tuchen ersucht in nächster Zeit eine Exkursion vor- zunehmen. Auch hierzu finden sich sämtliche An- wesende bereit, und es wird diese auf Sonntag, den 28. Juni nach den Herrenkrugwiesen über Biederitz festgelegt. Schluß IIV2 Uhr. A. Großmann. „Nyinphaea alba“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde Berlin. Vereinslokal: Restaurant Jäger, Köpenickerstr. 80 — 81. Sitzung: Jeden Mittwoch nach dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 18. Juni 1903. Die Sitzung wird um ^/^lO Uhr eröffnet und das Protokoll der letzten Sitzung wie verlesen, angenommen. Die Herren Seidel und Germann haben ihren Austritt erklärt, und sind die Mitglieder Reichardt und Neumann nach § 6f. der Statuten gestrichen. Der Verein „Aqua- rium“ Göppingen ist als korporatives Mitglied auf Gegenseitigkeit aufgenommen. Eingegangen sind die Hefte No. 22 und 23 der „Nerthus“, No. 17 „Natur und Haus“, No. 12 „Allg. Fischerei-Zeitung“, sowie die Tages- ordnung des „Triton“. Herr Gräfe teilt mit, daß er das Vereinspärchen „Haplochilus panchax“ infolge Zeit- mangels nicht behalten könne, dasselbe wii’d nach kurzer Beratung versteigert. Der Erlös von 6,35 Mk wird dem Anschaffungsfonds für anatomische Präparate Verems-NachriGhten. 283 übenviesen. Herr Mühlner, Leipzig hat seinen neuen Siederolir-Heizapparat „Lipsia“ gesandt, welcher vom Vorsitzenden erklärt wird. Derselbe wird Herrn Stehr zur Ausprobierung jund Berichterstattung überwiesen. Zur Vorzeigung gelangt ein von unserem Mitgliede ge- fangenes Wasserkalb Gordius aquaticiis zur Gattung der Fadenwürmer gehörig, von welchem mitgeteilt wird, daß es in der Haut des Flußwels in einer Kapsel bezw. Blase eingeschlossen vorgefunden wurde; der Vor- sitzende gibt eine Adresse bekannt, wo lebende Wasser- flöhe sehr preiswert stets zu haben sind und den Mit- gliedern ins Haus geliefert werden. Ferner fordert der- selbe zu der am 21. d. Mts. stattfindenden Exkursion nach dem Müggelsee und Umgebung auf, welche eine reiche Ausbeute verspricht. Die nächste Sitzung ist eine Generalversammlung, zu welcher als Kassen- revisoren die Herren Rudolph und Schlieper gewählt werden. Schluß der Sitzung ^2! Uhr. H. B. Sitzung vom 8. Juli 1903. Die Sitzung wrd vom I. Vorsitzenden um 10 Uhr eröffnet. Anwesend sind 21 Mitglieder. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und angenommen. Herr Adler teilt mit, daß er sein Amt als II. Vorsitzender abgibt. Die Herren Deckert und Rosemann haben ihren Austritt erklärt. An Eingängen sind zu verzeichnen: „Natur und Haus“ No. 18 u. 19, „Nerthus“ No. 22—27, „AUgem. Fischerei-Zeitung“ Heft 13, Vereinsnachrichteu vom „Heros“ Nürnberg, Monatsschrift der „Salvinia“ Hamburg, sovie ein Angebot in Fischen von Stüve und Schäme. Hierauf erstattet Herr Genz den Kassen- bericht vom II. Quartal. Einnahme: 405,68 Mk., Aus- gabe: 183,21 Mk., somit verbleibt ein Bestand von 222,47 Mk. Auf Antrag der Revisoren wird dem Kassierer Decharge erteilt. Eine uns zugegangene Einladung vom Verein „Heros“ Nürnberg zur V. Haupt- versammlung des Verbandes wird zur Abstimmung ge- bracht und beschlossen, uns durch den Verein „Heros“ auf dem dortigenVerbandstage vertreten zu lassen. Hierauf wird zur Wahl eines II. Vorsitzenden, sowie zur Besetzung des durch Ausscheiden des Herrn Deckert freigewordenen Amtes des II. Schriftführers geschritten. Da sämtliche Kandidaten ablehnen, so wird laut Antrag Hipler die Wahl bis zur nächsten Sitzung vertagt. Herr Waimer erstattet sodann Bericht von der Exkursion nach dem Müggelsee und Umgebung. Redner hebt die Ausbeute an Tieren und Pflanzen hervor, welche in jener Gegend gemacht wurden. Die zum 18. d. Mts. anberaumte Nachtpartie nach Maly wird auf Sonnabend, den 25. Juli 1903 verlegt und den Mitgliedern hiermit zur Kenntnis gebracht. Treffpunkt: Stettiner Bahnhof Normal-Uhr. 91/2 Uhr. Schluß I2V2 Uhr. H. B. Sitzung vom 22. Juli 1903. Der I. Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 9^/^ Uhr und begrüßt als Gäste die Herren G. Baumgart, Hamann und Gebrüder Nerlich. Das Protokoll der letzten Sitzung wird wie niedergeschrieben angenommen. Im Eingang befinden sich: „Nerthus“ Heft 28 und 29, „Natur und Haus“ No. 20, „Allgem. Fischerei-Zeitung“ No. 14, Vereinskarte vom „Linne“ Hannover, sowie ein Angebot vom Verein „Heros“ in Fischen und Terrarientieren. Der Brandenburgische Fischerei-Verein stiftete zur Feier seines 25jährigen Bestehens folgende Werke, welche dem Verein zum Geschenk gemacht wurden: 1. Festschrift zur Feier seines 25jährigen Be- stehens; 2. V. Buch wählt, Regesten aus den Fischerei- Urkunden der Mark Brandenburg in den Jahren 1150 bis 1710; 3. P. Havenstein, Das Fischereirecht der Mark Brandenburg. Alle 3 Werke wurden der Bibliothek einverleibt. Herr Schlieper gibt eine Adresse bekannt, wo Glasaquarien den Mitgliedern billig abgegeben werden. Der gesandte Heizapparat „Lipsia“ hat bei Herrn Stehr des hohen Wasserstandes wegen nicht ge- nügend erprobt werden können und wird derselbe Herrn Hipler zur Berichterstattung übergeben. Einen kleinen Vortrag über die Aufzucht von jungen Fischen hielt Herr Schröter. Redner empfiehlt, Salatblätter in Wasser 8 — 10 Tage der Sonne auszusetzen, wodurch sich tausende von kleinen Lebewesen bildeten, welche zur Ernährung von Fischbrut besonders geeignet erscheinen. Der Vorsitzende dankt dem Redner für seine Aus- führungen und schließt die Sitzung um I2Q2 Uhr. H. B. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarien- Freimde zu Magdeburg. Versammlungslokal: Reichskanzler, Kaiserstraße. Sitzung vom 14. Juli 1903. Im Eingang befand sich eine Einladung des Vereins „Heros“ zum diesjährigen Verbandstag in Nürnberg. Einige der letzten Aufsätze der Aquarieuliteratur ge- langten zur Verlesung und Besprechung. Im Anschluß an den in der voraugegangenen Sitzung gehaltenen Vortrag erfolgen noch Angaben und Erklärungen über die so außerordentlich interessanten sexuellen Eigen- tümlichkeiten unserer Süßwasserschnecken. Von Herrn Schönfeld wurde ein Exemplar TJtriciilaria vulgaris vor- gezeigt. Diese Pflanze war früher in nächster Nähe von Magdeburg, in dem sogenannten Kommandanten- teiche auf dem Rotenhom, sehr gemein. Seitdem aber ein }nit der Elbe in Verbindung stehender Wassergraben durch diesen Teich geleitet ist, findet man sie dort nicht mehr. Man muß jetzt schon bis nacli der Klus wandern oder wenigstens bis nach Pechaii, wenn man es auf die Utrieularia abgesehen hat. Nachdem Herr Wagner eine Anzahl von gut entwickelten Saururusstauden gratis verteilt hat, wird Herr Emskötter als neues Vereins- mitglied aufgenommen. Sitzung vom 29. Juli 1903. Herr Lübeck schilderte in launiger Weise die fünf- tägige Reise, welche er gemeinschaftlich mit den Herren Gangloff, Gersten und Hartmann über Hamburg nach Helgoland gemacht hat und illustriert seine Reise- beschreibung durch Vorzeigung einer ganzen Reihe von Photographien und einer Sammlung von mannigfaltigen Naturgegenständen von der Helgoländer Wasserkante. Herr Hartmann ergänzte die Ausführungen des Hei'rn Lübeck durch seinen Bericlit über die Sitzung des wackeren Hamburger Vereins „Salvinia“ vom 16. Juli, an Avelcher unsere vier Vallisnerianer als Gäste teil- nahmen. Zum Schluß machte Herr Keim noch einige Mitteilungen über die Aufzucht seiner jungen Callichthys und Mollienisia und bemerkt, das ein zweiter Wurf von MolUenisia fast nur aus Totgeburten bestand. „Nympbaea“, Verein für Aquarien- u. Terrarienkunde zu Leipzig. (Sitzung jeden Dienstag, Abends 9 Uhr im Vereins- lokal „Herzog Ernst“, Georgen-Str. 1.) 520. Sitzung am 23. Juni 1903. Anwesend 20 Mitglieder. Eingegangen: Tritonkarte, diverse Zeitschriften, Grußkarte des Mitglieds Herrn Hampe von der Ausstellung des Chemnitzer Vereins „Nymphaea“, ferner die von MüUer-Würzburg bestellten Terrarientiere und die von v. d. Borne und Schäme be- stellten Fische. — Herr Hampe zeigt vor imd gibt ab 284 V ereins-Nachrlchten. blühende Limnocharis Humholdti, Herr Köhler Sämlings- pflanzen von Nymphaea coerulea. — Herr Winzer demon- striert eine sehr praktische und zudem billige Pliegen- falle (50 Pfg.) für Terrarien. — Herr Köhler berichtet, daß er von einem prächtigen importierten Zuchtpaar von Trichogaster fasciatus in einem direkt heizbaren Glas- bassiu von ca. 25 1 Inhalt eine Nachzucht von über 1000 Stück erzielt habe. Am 17. Juni baute das Männchen ein großes, hohes Schaumnest inmitten üppig wachsender Salvinia, am 18. Juni früh waren bereits die jungen Fischchen da, ohne daß Laich überhaupt beobachtet worden war, weil er eben erst für den nächsten Tag erwartet wurde. Die in ungeheurer Anzahl gezeitigten Jungen schwärmten bereits am 20. Juni, gingen aber an Zahl mit jedem Tag wesentlich zurück. Jedenfalls ist dies wiederum ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, alte Fische immer wieder neu zu importieren, denn unter gleichen Umständen schwärmen die Jungen von hier gezogenen Trichogaster fasciatus erst nach 8 — 10 Tagen und erhält man überhaupt nur in seltenen Fällen eine so bedeutende Nachzucht. Auch konnten ohne Gefahr für die Jungen die Elterntiere mehrere Tage lang im Bassin belassen werden, nachdem die Jungen, schon das Nest verlassen hatten. Als erstes Futter verwendet Herr Köhler hier, wie überhaupt in allen solchen Fällen durch ein Mullnetz filtriertes Dorfteich- Avasser mit bestem Erfolg. — Ebenderselbe hat bei einem anderen Vereinsmitglied massenhaft auftretende Polypen mit 1 prozentiger Kochsalzlösung zu beseitigen A'ermocht, Avas völlig gelang, aber zarteren Pflanzen, Avie z. B, Vallisneria den Untergang brachte. Nach 5 stiindiger Wirkung Avaren allerdings sämtliche Polypen tot. Er rät zu kleineren Versuchen mit geringerem Prozentsätze der Lösung, etAva 0,5 prozentiger. R. 521. Sitzung am 30. Juni 1903. AiiAvesend 13 Mitglieder. Herr Franz Ritter, der bisherige Schriftführer, legt sein Amt laut Zuschrift nieder aus Gründen priAmter Natur, die vom Verein anerkannt werden. An seiner Stelle Avird Herr Real- schullehrer W. Köhler einstimmig zum Schriftführer ge- Avählt. Br tritt sein Amt sofort au. — Verschiedene Beob- achtungen aus Mitgliederkreisen Averden zum besten gegeben. Herr Köhler hat eine trächtige Lacerta agilis beim letzten Ausflug in Beucha erbeutet, einem seiner Schüler in Pflege gegeben, bei dem sie im Terrarium 12 Eier gelegt hat und dann verendet ist. Die Eier scheinen sich normal zu entAvickeln und Avill Herr Köhler über Erfolg oder Mißerfolg später berichten. Herr Jesch zeigt Avieder einmal eine von Schülern ihm überbrachte Ringelnatter vor und rügt dabei die grenzenlose SammelAvut, mit der unsere Jugend alles harmlose und nützliche Getier teils vernichtet, teils in den üblichen Zigarrenkisten langsam zu Tode martert. Desgleichen berichtet Herr Jesch über das prächtige Gedeihen der Fauna und Flora in seinen Garteubassins. — An Zucht- erfolgen meldet Herr Köliler Girardinus decemmaculatus und TeleskopschleierscliAvänze, Avobei er Avieder darauf hiuAveist, daß Kannibalismus bei den Girardinus nicht zu beobachten Avar. Er hält den Kannibalismus für eine individuelle ErAverbung einzelner Exemplare, vielleicht infolge enger Räumlichkeiten oder mangelnden Futters, sicher aber auch infolge fortgeschrittener Degeneration durch fortgesetzte Inzucht, bei Avelcher Gelegenheit mit ergänzendem Bericht über die von ihm erhaltene Nach- zucht importierter Trichogaster fasciatus von über 1000 Stück noch ca. 150 Stück am Leben, er AAuederum betont, Avie richtig es sei, Nachimporte anzukaufen, um durch Kreuzung das Blut auf zuirischen. Die am 9. Juni von Herrn Köhler gezüchteten Gambusia Holbrooki lassen bereits die Geschlechtsunterschiede (Flecken, Stachel) erkennen. — Herr Winzer interpelliert Herrn Köhler über beobachtete anatomische Eigentümlichkeiten seiner Lacerta muralis vom letzten Vereinsbezug. Auf eine neue Offerte des Herrn MüUer- Würzburg Averden Aviederum Bestellungen gemacht, darunter auf Vereinsbeschluß auch eine solche von Terrarientieren zur Gratisverlosung. — Herr Hampe berichtet sodann über seinen Besuch der Chemnitzer Ausstellung, deren Vielseitigkeit und Ge- diegenheit er lobend hervorhebt. — Herr Fischer teilt noch mit, daß bei ihm Geophagus brasiliensis gelaicht habe. — Einheimische Pflanzen, die der Schriftführer ge- stiftet, Averden gratis verteilt. 522. Versammlung am 7. Juli 1903. Vor Eröffnung der Sitzung Avird die von Müller- Würzburg eingetroffene Sendung Terrarientiere aus- geteilt. — Eingänge: Schreiben des Herrn Jobs. Peter, „Humboldt“-Hamburg betr. unserer Anfrage Avegen gegen- seitiger Mitgliedschaft. — Unter den übersandten Reptilien interessieren besonders Lacerta major, L. fusca graeca, L. Rigota (?) und Algiroides nigropunctatus, die sämtlich Avillige Abnehmer finden. — Vorgezeigt Averden: ein von Herrn Köhler käuflich erworbenes Paar direkt im- portierter Gambusia Holbrooki-, mehrere Exemplare von Limnocharis Humboldti, Avelche von Herrn Winzer zu seltener Schönheit im Aquarium gezogen und sofort Käufer finden; soAvie Ruppia occidentalis, die Herr Handrock seinerzeit aus dem Ermunterungsfonds erhalten und schön herangezogen hat. Indes ist das Wachstum der Pflanze zu spärlich, um sie dem Liebhaber empfehlen zu können. Seinerzeit ebenfalls aus dem Ermunterungs- fonds angeschaffte Ludivigia Mulertti ist bei der Mehr- zahl der Pfleger eingegangen, Avährend Herr Klemenz aus einem von Schäme-Dresden mitgebrachteu Stengel viele schöne Exemplare gezogen hat. — Der einschlägige Inhalt der Zeitungen Avird bekannt gegeben. Es interessiert uns besonders ein Bericht der „Wasserrose“ über die AnAvendung von Chinosol zur Vertilgung der Polypen, sowie über das Laichgeschäft des Chromis multicolor. Aufmerksam gemacht Avird auch auf den \mn der „Nerthus“ ins Leben gerufenen Verein „Sammlerhilfe“ und seine Aveitgeh enden Ziele. Zuchterfolge melden: Herr Kriegei Trichogaster fase., Gambusia Holbrooki (ca. 10 Stück) und 1 Poecilia mexicana, trotzdem am Männchen kein Stachel Avahrzunehmen Avar; Herr Köhler einige Teleskopschleierschwänze, Makropoden (2. Brut) und Laich von Geophagus brasiliensis. Eine längere Debatte entspiunt sich, als die Anfrage nach der Gefährliclikeit der Daphnien für Fischbrut (Fragekasten des Vereins „Der Naturfreund“, Wandsbek) verlesen Avird. Die Antwort lautete verneinend; im gleichen Sinne spricht sich Herr Köhler aus, Avährend Herr Klemenz durch Daphnien Verluste an eben geborenen Girard. decem- maculatus erlitten zu haben glaubt. Ersterer ist der festen Überzeugung, daß Daphnien nur indirekt der Fischbrut gefährlich werden können, indem sie ihr den Sauerstoff entziehen. Daß sie dann über die erstickten und in Verwesung übergehenden Fischchen herfalleu, gibt er zu. K. Für die Redaktion verantwortlich : Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil: Creutz’scheVerlagsbnch- handlung in Magdeburg. Verlag der C reutz’schenVer lagsbuch h an dlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf e r in Burg b. M. Der Garnelenfang bei Büsum. ■as Nordseebad Büsum an der Westküste Holsteins, seit langem als mildes und kräftigendes Bad bekannt, ist seit einigen Jahr- zehnten durch Einführung des „Wattenlaufens“ sehr in Aufnahme gekommen. Dieses von ärzt- licher Seite als Mittel gegen allerlei nervöse G-ebrechen empfohlene Kneipp’sche Heilverfahren besteht darin, daß man zur Ebbezeit mit bloßen Füßen auf dem trockengelegten Meeresboden, den Watten, spazieren geht; Büsum ist wie die ganze Westküste Schleswig -Holsteins durch Deiche gegen die Hochfluten der Nordsee ge- schützt. Um diese Deiche selbst gegen den Anprall der Wogen zu schützen, sind sie gegen das Meer zu durch die sogenannte Steinschlag- Steindecke begrenzt. Auf dem schmalen Streifen Landes zwischen den Deichen und der Stein- schlagdecke spielt sich das ganze Badeleben ab, mit Ausnahme eben des Wattenlaufes, welches außerhalb derselben geschieht, wenn das Wasser kilometerweit zurückgetreten ist. Es ist aber nicht meine Absicht, dieses zum Sport aus- geartete Heilverfahren, sondern eine andere, zwar ebenfalls von Ebbe und Flut abhängige Büsumer Eigentümlichkeit zu beschreiben, den Garnelenfang. Der Krabben- oder Garnelenfang bildete nächst der Landwirtschaft den Haupternährungs- zweig der Büsumer, bis sie sich auf den mehi- einträglichen Fang von Badegästen legten. Da die Einkünfte aus diesem aber doch nicht ganz hinreichen, um über den Winter zu kommen, so hat der Garnelenfang auch noch nicht auf- gehört zum Glück für diejenigen, welche diese Delikatesse, die uns das Meer bietet, zu schätzen und zu — essen gelernt haben. Es ist nicht ganz leicht, diese kleinen Krebse aus ihren Schalen zu befreien, noch viel schwieriger aber ist ihr Fang, und nachdem ich diesen kennen gelernt, begegne ich den kleinen Knistern mit noch viel größerer Hochachtung als vorher. Etwa 30 Fischer beschäftigen sich mit dem Garnelenfang. Ihre Fahrzeuge liegen in dem sogenannten „Hafen“, einem Graben von etwa 100 m Länge und 20 m Breite, der in dem hier etwas breiteren Vorland zwischen dem Deich und der Steinschlagdecke liegt. Zur Ebbezeit ist in diesem Graben überhaupt kein Wasser, bei gewöhnlicher Flut tritt dasselbe meist etwas über den Grabenrand liinaus, um ihn bei Hochwasser oft um mehrere Meter zu übersteigen. Damit bei derartigen Anlässen die Schiffe nicht auf den Deich gesetzt werden, ragen die zum Befestigen derselben dienenden Pfähle 5 — 6 Meter über den Grabenrand hervor und gewähren namentlich zur Ebbezeit und wenn keine Schiffe im Hafen sind, einen höchst eigentümlichen Anblick. Um das Versanden des Hafens durch den mit jeder Flut angespülten Sand, der hier bei Büsum von feinem Ton untermischt, daher von mehr schlammiger, schlickiger Beschaffenheit ist, und eben zur Bildung der Watten die Ver- anlassung gibt, zu verhindern, befindet sich auf der Landseite des Deiches und mit dem Hafen durch eine Schleuse in Verbindung stehend, der „Kanal“, der etwa 2 Kilometer lang ist und an seinem anderen Ende durch eine teichartige Erweiterung ein Hochreservoir besitzt. Bei ein- tretender Flut und bei geöffneter Schleuse füllen sich Kanal und Teich mit Wasser; schließt man nun die Schleuse und öffnet sie erst wieder, wenn völlige Ebbe eingetreten ist, so fließt das Wasser mit einiger Geschwindigkeit durch den Hafen und führt einen großen Teil des feinen Sandes wieder dem Meere zu. In diesem Hafen befinden sich ein Rettungs- boot der Deutschen Gesellschaft für Schiff- 286 Der Garnelenfang bei Büsum. brüchige, der „Tonnenleger“, ein zweimastiger Kntter und das größte Schiff Büsums, ihm liegt das Einholen und Auslegen der für die Schiff- fahrt nötigen Wasserzeichen ob und, wie erwähnt, etwa 30 meist einmastige Krabbenkutter (außer- dem 2 Vergnügungskutter für die Badegäste). So ein Kutter ist 15 — 20 in lang mit einem für diese Länge sehr bedeutenden Tiefgang von 3 Metern und darüber, er ist infolge seiner scharfen Bauart ein ausgezeichnetes Seefahr- zeng. Die Stenge, d. h. die Verlängerung des Mastes ist hoch, das Bugspriet oder der Klüver- baum horizontal, wenn ein zweiter Mast vor- handen, so ist dieser sehr kurz und führt nur ein kleines Segel. Das Großsegel wird oben durch die Gaffel, unten durch den Baum oder Giekbaiim gehalten. Trotz des Klüverbaums haben die Krabbenkntter kein Klüversegel, sondern nur ein Focksegel. Die Besatzung des Schiffes besteht aus dem Eigentümer und seinem Knecht. Vorn im Schiff befindet sich eine Kajüte, die wohl znni Schlafen eingerichtet werden kann, aber nur als Anfbewahnings- ranm für Ersatznetze, -segel und -geräte, sowie zum Kaffeekochen benutzt wird. Dicht hinter dem Mast steht eine eiserne Winde zum Ein- ziehen des Netzes, hinter dieser befindet sich die Küche, wenn man so einen Eanm, in dem sich ein eiserner Kochherd mit eisernem Kessel befindet, nennen darf. Nur durch eine Bretter- wand von dieser Küche getrennt befindet sich ein zweiter kleinerer, ebenso tiefer Raum, der dem Schiffer znm Anfenthalt dient und von wo ans er das Schiff lenkt. Hinter diesem Raum ist dann noch ein kleines Hinterdeck, auf das der Fang ausgeschüttet und ansgesncht wird. Daß der Krabbenfang von Ebbe und Flut abhängig ist, ist nur insofern richtig, als es sich um das Ein- und Auslaufen der Schiffe bezieht; nur mit ein tretender Ebbe oder kurz vorher können sie den Hafen verlassen, nur mit auflanfendem Wasser in denselben zurückkehren. Die Zeit von einem Hochwasser bis znm anderen dauert 12^/2 Stunden, davon entfallen 7 Stunden auf das Ablauten und Stunden auf das Auf- laufen des Wassers, daraus folgt, daß der Ein- tritt der Ebbe jeden Tag um eine Stunde später eintritt, also auch das Auslaufen der Kutter jeden Tag eine Stunde später erfolgt, ‘ und es folgt auch daraus, daß so ein Krabbenfang mindestens 10 Stunden dauert. Will man nun an einem solchen teilnehmen, so wähle man die Zeit, wenn die Schiffe in den frühesten Morgenstunden auslanfen, um recht- zeitig wieder ans Haus zu kommen. So hatte auch ich mich mit einem Schiffer verabredet; als ich mich aber zur rechten Zeit zur Ab- fahrt einstellte, wollte er mich des stürmischen Wetters wegen nicht mitnehmen, ebenso ging es mir am 2. und 3. Tage, und so war es denn 9 Uhr, als wir bei etwas weniger stürmischem aber immer noch recht kräftigem Südwestwind ausliefen und während einer prächtigen Fährt die Vorbereitungen zum Fang trafen. Zu meiner Bequemlichkeit hatte der Schiffer einen Feldstuhl mitgenommen, so daß ich neben der Winde auf Deck sitzen konnte. Bei dem durch das Kreuzen erforderlichen Umlegen des Baumes und dem starken Schaukeln des Schiffes war das Vergnügen aber von nicht langer Dauer und ich war froh, mich auf dem Hinterdeck neben das Steuerruder legen zu können und so einigermaßen wieder festen Fuß zu fassen. Die Vorbereitungen zum Fang bestanden aber darin, daß der Knecht den Kessel aus der Küche hob und außen von Ruß, innen von dem von der letzten Kocherei noch befindlichen grau- grünen Fett- und Eiweißwasser reinigte und zwar mittels eines und desselben Piassava- besens, zuerst außen, dann innen; trotzdem konnte man dieses Reinigungsverfahren nicht unappetitlich nennen, denn die vielen Eimer Seewasser, die zum Nachspülen benutzt wurden, machten alles wieder gut. Nun wurde das Netz klar gemacht. Die Arbeit unterschied sich wenig von der bei der Hochseefischerei ge- bräuchlichen, nur daß alles selbstverständlich hier in viel kleineren Verhältnissen vorhanden war. Der einzige Unterschied bestand in der Spannung des Netzes; während auf den Dampfern der Hochseefischerei das Netz durch 2 Scher- bretter auseinander gehalten wird, dient hierzu beim Krabbennetz ein etwa 8 m langer arm- dicker Balken. Scherbretter sind nur bei einem in Fahrt befindlichen Dampfer verwend- bar, da der Kutter aber während des Fanges nur treibt und die Scherbretter dabei nicht in Wirksamkeit treten können, so müssen sie hier durch einen Baum ersetzt werden. Als alle Vorbereitungen getroffen und wii- weit genug vom Lande entfernt waren, wurde das Netz über Bord geworfen und nun der Kutter sich selbst überlassen. Das ist nun das Schreck- lichste der Schrecken, das ablaufende Wasser trieb das Schiff weiter zur Bucht hinaus, der Südwestwind wollte es wieder hereintreiben, das auf etwa 15 m Tiefe nachschleppende Netz widersetzte sich beidem, so ergab sich eine Der Garnelenfang l)ei Büsuin. 287 ■\\'irkmig-, die unbeschreiblich war. Auf einem in Fahrt befindlichen Schiffe kann man dessen Bewegungen durch entgegengesetzte Bewegungen des Körpers in etwas entgegenarbeiten, hier aber hat das Schiff jeden Charakter, jeden Halt ver- loren, und mir blieb weiter nichts übrig, als mich mit der Bemerkung des Schiffers zu trösten, daß von den vielen Besuchern seines Kutters noch keiner von der Seekrankheit verschont ge- blieben. Einstweilen gings ja noch, und als etwa nach einer Stunde das Netz auf gewunden wurde und der Inhalt auf das Hinterdeck ausgeschüttet war, das Fahrzeug wieder gegen den Wind auf- kreuzte, konnte ich zu dem Schiffer iii die Ver- senkung steigen und mich an dem Aussuchen des Fanges beteiligen. Krabben waren nun allerdings das wenigste. Das erste, was in die Augen fiel, waren eine Menge kleiner und größerer Taschenki-ebse, die nach allen Seiten hin Keißaus nahmen, demnach fielen verschiedene Arten von Seesternen und die Muschelschalen des WeUhorns auf, viele der letzteren mit Pagurus hernharäus bewohnt, einige auch mit leider zerdrückten Actinieu besetzt. Nachdem auch hiervon die Hauptsache entfernt war, be- stand der Eest aus etwa fingerlangen Kabeljau und kleinen Mark- bis Handtellergroßen Flundern. Der Kabeljau ist der größte Feind der Krabben und der Krabbenfischer; vielen, die kaum größer waren, als eine Krabbe selbst, steckte der Schwanz einer solchen zum Halse heraus, andere, die ich öffnete, hatten 2 — 3 Stück bei sich. Nachdem endlich alles sorgfältig ausgesucht, mögen 10 — 12 kg Garnelen übrig geblieben sein. Diese wurden noch in einem Sieb von be- stimmter Maschenweite abgesiebt und die kleinsten ihrem Element zurückgegeben. Ich hatte noch Zeit, von all dem unnützen Getier, Avie der Fischer meinte, einiges in die Transportkanne zu sammeln, als der Fang von neuem losgehen sollte; der Kutter wurde wieder sich selbst überlassen und jeden Charakters bar schlenkerte er auf den Wellen wie ein Be- tnmkener auf der Straße. Zudem hätte sich das AVetter wesentlich verschlechtert, ein heftiges Gewitter mit ergiebigen Regengüssen zwang mich, in die vordere Kajüte zu kriechen und die Luke über mir zuzumachen. Von hier an er- streckte sich meine Tätigkeit auf das Öffnen der Luke, um frische Luft zu holen und auf das Schließen derselben, um mich gegen den Regen zu schützen. Nachdem wir noch dreimal gefischt hatten nnd die durch den Antritt der Rückreise wieder neu erwachten Lebensgeister mir erlaubten, mich wieder um meine Umgebung zu kümmern, dei' Regen aucli nachgelassen hatte, so konnte ich noch dem Koclien des vierten und letzten Fanges Zusehen; viel war daran aber nicht ZU sehen. Die Brühe in dem Kessel sah genau so aus, wie die heute morgen iil)er Bord gegossene. Die Garnelen werden etwa 10 Minuten in Seewasser gekocht, dem auf 1 Eimer noch eine doppelte Handvoll Salz zugesetzt wird, dann mit einem Löffel herausgefischt und auf flache Hürden zum raschen Abkühlen ausgebreitet. Ich brachte es auch schon wieder fertig, von den noch warmen Krabben zu essen, mochte sie aber nicht; der Fischer und sein Knecht meinten, das läge an mir. Die ganze Ausbeute des Tages betrug 40 kg, und da das kg von den Büsumer Gastwirten mit 20 Pfg. bezahlt wird, so betrug die ganze Tages- einnahme 8 Mk. An die Konservenfabrik, die auch den A'Vrsand frischer AA^are besorgt, Averden sie schon mit 16 Pfg. al)gegeben und von hier ein Postpacket unter Nachnahme mit 2 Mk. 50 Pfg. versandt; in Berlin pflegt das Pfund dann 40 — 60 Pfg. zu kosten, der Fischer also, der die meiste und schwerste Arbeit hat, hat den ge- ringsten V erdien st. AA^as nun den AA^ert der Garnelen als Futter für unsere Aciuarienfische betrifft, so ist derselbe ziemlich bedeutend und das mit einigem Recht, selbst Avenn nicht die beste AA^are verwendet werden Avürde. Für nnsere ZAvecke dürfen die Garnelen aber nicht in SalzAvasser gekocht Averden. Nach meinen Untersuchungen geben 100 g gekochte Garnelen, AAÜe man sie im Handel bekommt, 33 g frisches oder 10 g getrocknetes Fleisch und dieses enthält 14 7o-Kochsalz. AA^ollten wir nur mit diesem Krebsfieisch füttern, so würden wir aus unserem Süßwasser- bald ein Seewasser- aquarium machen. Reines Garnelenfleisch ist auch im Handel gar nicht zu haben, will mau es sich selbst darstellen, so muß man die geschälten Garnelen einigemale mit warmem AA^asser aus- laugeu, dann schnell ti-ocknen und zerreiben. Es ist das eine mühsame Arbeit und gibt ein sehr teures Fischfutter, das aber jedenfalls einen sehr hohen NährAvert besitzt. Eingehende A^ersuche habe ich damit nicht gemacht, ich unterlasse es aber nie beim Krabbenessen, einige derselben in kleine Stücke zu schneiden und ins Aquarium zu werfen. Die GescliAvindigkeit, mit Avelcher die- selben verschwinden, ist ein Beweis, daß sie von den Fischen gerne genommen Averden. Dr. Ziegelei’. 288 Jos. Scherer: Die Echsenfauna Süd-Italiens. Die Echsenfauna Süd-Italiens. Von Jos. Scherer, München. (Schluß.) (Mit 6 Originalzeiclmungen von Willy Moralt.) eim sich nun schon die Männchen im System der Zeichnung ungemein der Lac. ionica nähern, so gilt dies in weit größerem Maße von den der Stammform immer ähnlicheren Weib- chen. (S. d. Abb.) Bei der geringen Entwicklung schwarzer Zeichnung treten bei diesen die hellen, hier oft weiß gefärbten, linealen Rückensaum- linien, sowie die Streifen der Leibesseiten noch viel schärfer hervor als bei den Männchen, zumal die Rückenzone häufig ungefleckt im reinsten olivengrün glänzt. Nie zeigen die Seiten eine so ausgeprägte Zeichnung als bei den Männchen, sondern sind vielmehr, wenig von der hellbraunen oder graugrünen Grundfarbe abstechend, bronze- bis kupferfarbig gefleckt, oder bei aufgelöster Zeichnung einfarbig grau und branngrün. Wie die der Männchen ist auch ihre Kehle ebenfalls immer schön schwefelgelb; der Bauch gelblichweiß, aber nie rot. Die äußersten Ventralschilderreihen ziert nicht selten ein kupferfarbiger Anflug, gewöhnlich aber sind sie grün gefärbt. Die Achselozellen stechenmehr hervor als bei dem anderen Geschlecht und zeigen grüne, gelbe, seltener blaue Farbe. Gegensätzlich zur Serpa bildet Lacerta sicula auch ganz unisono grün kolorierte Formen, worin sie sehr an die ganz grünen olivaceen Lac. ionica von Korfu erinnert. Die ausschließliche Grün- färbung betrifft hier nämlich nicht die alleinige Rückenzone, wie es bei den olivaceen Weibchen der Lac. v. elegans der Fall ist, sondern erstreckt sich über die ganze Oberseite des Körpers, der Extremitäten und des Kopfes, die herrlich gras- grün prangen. Zuweilen ziert auch noch ein blauer Anflug die Halsseiten dieser schönen Echse. Solche Individuen kommen bei beiden Geschlechtern vor und verdanken ihr Entstehen dem sich üppig entwickelnden grünen Grund- farbstoffe, der die Zeichnung vollständig über- wuchert. Bei Syrakus fing mein Freund sowohl diese Farbenvarietät der Lac. sicula als auch olivacee Weibchen der v. elegans mit braunen Leibesseiten im selben Gelände. Eine weitere Farbenvarietät, die aber nur die Männchen betrifft, hat wegen der dunklen Grundfarbe, und der, zu schwarzen Längsbändern verschmolzenen Fleckenreihen der Rückenränder einige Ähnlichkeit mit der Lac. v. Genei ( Cara). In Bezug auf Gestalt der Lac. serpa gegen- übergestellt, erscheint Lac. sicula als eine viel zarter gebaute und geschmeidigere Echse, deren Kopf nie so pyramidenförmig gestaltet, sondern zumal bei den Weibchen, mäßig hoch und nach der Nase zu in leichten Bogen verlaufend ist. Auch der Discus palpebralis tritt bei ihr weit weniger hervor als bei der italienischen Form, zeigt aber auch nicht jene Abflachung desselben wie die jonische littoralis. Die Rückenschuppen sind körnig, klein und in eng aneinander gefügte Querreihen geordnet, die Pileusschilder nicht so runzelig wie bei der serpa, doch auch nicht so glatt und scharf gerandet als bei der ionica. Die Temporalbeschilderung zeigt nicht mehr jene Regelmäßigkeit wie die der griechischen Form, und erinnert hierin schon sehr an die italienische, trotzdem aber zeigt das Massetericum noch eine sehr ausnehmende Größe. Das immer vorhandene Tympanicum setzt sich häufig aus zwei Schildchen zusammen. Die Zahl der Supra- cüiaria ist bei ihr immer geringer als bei der serpa und stimmt hierin mit der ionica voll- kommen überein, denn während die serpa ge- wöhnlich 6 — 7 solcher Schildchen aufweist, be- sitzen die sicula und ionica fast immer nur 5. Das Halsband ist in den meisten Fällen rundlich ausgezackt, was bei der serpa nur ausnahmsweise, bei der ionica aber immer der Fall ist. Ein weiteres sehr wichtiges Unterscheidungsmerkmal bilden ferner die untei’en Schwanzschuppen, die gleich denen der ionica und unterschiedlich der serpa immer mehr oder minder stark gekielt sind und in sehr spitzen Zacken verlaufend sich über- einander schindeln. Die übrige Beschilderung und Beschuppung ist sehr variabel, doch finden sich stets mehr Anklänge an die griechische als an die italienische Form. Wenn nun aber doch Lac. sicula der Lac. serpa in mancher Hinsicht nahe steht, so ist dies lediglich der Anpassung an die im geographisch ähnlich gelegenen Wohnungsgebiete herrschenden gleichen Lebensbedingungen zuzuschreiben. Als letzteres ist wohl nur Sizilien und Malta anzusehen, wo sie überall in großer Anzahl ebene Landstrecken belebt. Ich erhielt sie durch meinen Freund aus Catania, Syrakus, Modica, Terranova, Girgenti, Palermo und auffälligerweise in nur sehr geringer Zahl aus Messina, an welchem Orte sie durch die vordringende serpa verdrängt zu werden scheint. Sowohl die Art ihrer Zeichnung, als auch der ganze Gesamthabitus dieser Echse, die häufige Ausbuchtung ihres Halsbandes, die Be- schaffenheit der unteren Schwanzschuppen sowie endlich die geringe Anzahl der Supraciliaria lassen einerseits mit Bestimmtheit auf ihre Ab- stammung von der Lac. ionica, die jene Eigen- Jos. Scherer: Die Echsenfauna Süd-Italiens. 289 schäften noch ausgeprägter in sich vereinigt, schließen, beweisen aber auch andererseits ihre Verschiedenheit von der serpa, der sie haupt- sächlich nur in Bezug auf Größe ähnelt. Die lange Trennung von der Stammform und das veränderte weit abgelegene insnlanische Wohn- gebiet mußten aber natürlicherweise jene Um- bildung an Gestalt und Zeichnung hervorrufen, die sie der Identität mit jener wieder entrückte, und ans ihr eine selbständige Art entstehen ließ. Daß es sich um eine solche, und nicht um eine bloße Varietät handelt, beweisen außerdem noch ihre Unfähigkeit, sich weder mit der neben ihr vorkommenden serpa noch mit der ionica zu ver- mischen ;*) denn wäre erstere An- nahme rich- tig, so müß- ten in Sizi- lien Indivi- duen Vor- kommen,die mindestens in Bezug auf Zeichnung eine Mi- schung der Artcharak- tere dar- stellten, was aber keines- wegs der Fall ist; mit der Stamm- form aber lassen ihre allzulange Trennung und die morphologische Veränderung eine solche Möglichkeit überhaupt von vornherein ganz aus- geschlossen erscheinen. Es ist also nun anzunehmen, daß in früheren geologischen Epochen nicht nur eine Land- verbindung zwischen Griechenland, Sizilien und Italien bestanden hat, sondern daß auch alle Inseln des tyrrhenischen Meeres einschließlich der südspanischen Canaren teils mit dem Fest- lande von Europa, teils mit dem von Nordafrika, sowie auch die beiden Erdteile wieder unter sich selbst in Zusammenhang gestanden haben, denn nur so konnte es möglich sein, daß die jonische littoralis, die in den ursprünglichsten Formen wie Lac. tauriea (Pall.) peloponne- siaca (Bih.) ihre nächsten Verwandten erblickt, *) Paarimgslustige sicula c5 mit solchen $ der ionica und littoralis im Terrarium zusammengebracht begatteten sich nicht. ganz Südeuropa und zum Teil auch Nordafrika überflutete, wo sie heute in Sardinien, Korsika und Nordafrika noch an der Lac. v. genei auf den Balearen als an der suhsp. balearica und vielleicht auch auf den canarischen Inseln an Lac. clugesi {M. Ediv.) und Lac. atlantlca {Peters & D.) Nachkommen haben dürfte. Natürlicher- weise mußten diese Abkömmlinge im gegebenen Falle sich je nach der Zeit ihrer Trennung, der Lage ihres Wohngebietes und den dortigen Lebensbedingungen entsprechend umändern und zu selbständigen Arten entwickeln. Höchst- wahrscheinlich bevölkerten früher auch Italien ionica — sicula (littoralis-Gn\])i^e) ähnliche Echsen- formen, die durch die Einwander- ung der viel kräftigeren seipa vom Norden her- al» ver- drängt und ausgerottet wurden. Da nun aber Si- zilien zu je- ner gedach- teuEinwan- derungszeit des serpa- Zuges schon vom Fest- lande ge- trennt war, blieb es auch länger von ihr verschont, so daß heute noch dort die viel ältere Lac. sicula prädominiert. Das Vorkommen der serpa an den Hafenplätzen Siziliens, Sardiniens und Korsikas ist lediglich nur auf Einschleppung durch Schiffe usw. zurückzu- führen, zumal sie im Süden Italiens als behendes Klettertier sich sogar innerhalb der Städte tum- melt, und so mit Leichtigkeit auf Schiffe gelangen kann. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sie auch bei größerer Überhandnahme mit der Zeit die sicula aus Sizilien und die v. Genei aus Korsika und Sardinien verdrängen wird. Woher die serpa stammt, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen; anzunehmen ist, daß ihre Herkunft ebenfalls im Osten der Balkanhalbinsel zu suchen ist, von wo sie offenbar längs der Karstküste bis Triest und von hier aus nach Italien vorgedrungen ist, wie sie überhaupt eine z. Z. erst in vollster Entwicklung und Verbreitung begriffene Art zu sein scheint. 290 Haus Zimmermann: Einrichtungen und Methoden bei der Akklimatisation der Meerestiere. Einrichtungen und Methoden bei der Akklimati- sation der Meerestiere. Von Hans Zimmermann, Präparator. (Schluß.) u den interessantesten Gestalten unter den Meeresbewolinern gehören unzweifelhaft die Quallen oder Medusen. In majestätischer Ruhe schweben sie mit ihren gallertartigen durch- sichtigen Schirmen und lang herabhängenden Fang- und Sinnesfäden über die Tiefen des Weltmeeres dahin und lassen alle ünznträglich- keiten des Lebens tief unter sich. So zart diese Traumgestalten uns auch erscheinen, würde es doch kein Mensch oder Tier jemals wagen, die- selben zu seinem nächsten Frühstück zu be- stimmen. Dagegen gibt es eine ganze Anzahl kleiner Fische, die in Gemeinschaft mit jenen Geschöpfen leben und unter deren Glocke und zwischen deren Fang- und Sinnesfäden ihr Asyl aufgeschlagen haben. Diese Quallen sind ja be- kannt als die beliebtesten Aquarienbewohner, jedoch halten dieselben nur nicht lange genug aus, nach einigen Wochen schrumpfen sie immer mehr und mehr zusammen, bis sie endlich ganz verschwinden und sich in Dunst auflösen. Am besten halten sich aus dieser Gruppe im Aquarium die gemeine Ohrenqualle (Aurelia aurita M. Edw.), A\dnkelqualle ( Chrysaora meditermnea P. & Les.) und die AFurzelqualle (Rizostoma pulmo Haeck.). Die beiden ersteren erreichen eine nicht so bedeutende Größe, die letztere jedoch eine Größe von 15 — 20 cm Scheibendurchmesser. Alle sind sie aber von hervorragend herrlicher Zeichnnng. Jedoch zu den bewunderungswürdigstenAVesen f ehören die Seerosen oder Hohltiere ( Coelentemta) Gerade diese Griq)pe sorgt ja für den inter- essanten Anblick eines Seewasseraquariums wie die schönste Blüte usw. und doch ist Leben und Bewegung in ihnen. Sie scheinen angewachsen zu sein und doch kriechen sie umher, ja sie schwimmen sogar mit dem Fuß nach oben an der Oberfläche des AVassers umher. Hughins beobachtete eine Balgerei zwischen zwei Aktinien, die am darauffolgendem Morgen völlig erschöpft und kampfunfähig ^2 Zoll von einander entfernt lagen, mit Mesenterialfäden über und über be- deckt. Reaumur berichtet über Kriechen der See- rosen auf den Tentakeln und Johnson und Lewes bestätigen dieses nach eigenen Wahrnehmungen. Zudem sollen nach Dicquemare die Seeanemonen äußerst empfindlich gegen AVltterungswechsel sein, doch Robert Gray bemerkte und behauptet es nur von Actinia crassicornia, die sich schon vor Eintritt des drohenden Regen- oder Schnee- wetters zu einem Ball zusammenzog, dabei er- reichen viele ein sehr bedeutendes Alter, vor allem hauptsächlich die rote Erdbeerrose (Actinia equina). So erzählt Gosse in seiner Monographie der Aktinien, daß Sir John Dalyell 1848 eine Actinia equina schon 20 Jahre besaß und daß sie schon 7 Jahre zählte, als sie in seinen Besitz überging. Nach seinem Tode erhielt sie Prof. Flemming, der sie noch 1860 besaß. Sie ist demnach nahezu 40 Jahr alt geworden und hat 334 Junge zur AVelt gebracht. Komische und drollige Gestalten weist auch die Gruppe der Stachelhäuter auf. In erster Linie die Seewalzen, die jedoch auch noch von beschränkter Lebensdauer sind, jedoch gut ein- gewöhnt, jahrelang aushalten. Dankbarer sind schon die Seeigel und Seesterne, deren letztere noch die Gruppen der Schlangensterne und Haarsterne umfassen. Vertreter dieser Familie halten alle sehr gut aus und geben dem See- wasseraquarium das richtige Gepräge. Dazu tragen auch viel die AATirmer bei, von denen vor allem die schöne Seeraupe (Aphrodite aculeata) hervorzuheben ist und dann die, welche jene schönen Palmenwälder durch ihre Kiemen- büschel hervorzuzaubern vermögen, nämlich die sogen. Röhrenwürmer (Sahella contorduplicata), (Spiroyraphis spallanzani) u. a. m. Ebenso interessante Wesen Anden wir unter der großen Familie der Krebse und Krabben Diese sind nicht nur wegen ihrer Farbenschönheit und Ansdauer, sondern auch wegen ihrer außer- ordentlichen Lebenslustigkeit nicht zu unter- schätzen. Sie bieten dadurch, daß sie etwas lebhaftes Leben im Aquarium verbreiten, einen unentbehrlichen Bestandteil desselben. A^or allem gereicht uns stets ihre Tapferkeit und Angriffs- wut zum Vergnügen, wenn es heißt einem Genossen einen Bissen zu entreißen. Mit weit geöffneten Scheren stürzt einer auf den andern los und ebenso schnell weicht der schwächere zur Seite aus. Am empfehlenswertesten von ihnen sind folgende: Der Bärenkrebs (Artus ursus Dana), der Buchstabenkrebs (Nephrops norvegicus Leach). der Löwenkrebs (Galathea strigosa Fahr), die Schwimmkrabbe (Palinurus adriaticus Costa), der Einsiedlerkrebs (Eupagurus prideauxii Hell) der immer mit der Seeaktinie (Adamsia palliata) vereint ist, die mit einem Mantel versehene AVollkrabbe (Dromia vulgaris AI. Edw), die kleine Stirnkrabbe (Stenorhynchus phalangium AL. Edw), die kleine Seespinne (Maja verrucosa M. Edtv) und vor allen die Dreieckskrabben (Pisa armata Latr. und Pisa tetraodon Leach). Hans Zimmermann: Einrichtungen und Methoden bei der Akklimatisation der Meerestiere. 291 Die vorstellenden Arten lassen sich im kleinsten Aquarium halten, da sie nicht sehr groß werden. Dagegen verlangen die eigenartigsten See- tiere, die Tintenfische oder Polypen ihr eigenes Becken, denn vor ihren langen Armen ist nichts sicher. Diese abenteuerlichen Gesellen haben schon von alters her allgemeine Bewunderung, oder vielmehr Schrecken hervorgerufen und zu den größten Fabeln und Gespenster- geschichten ihrTeil beige- tragen. Für dasAqnarium kommen je- doch nur die beiden zähe- sten in Be- tracht, das sind der ge- meine See- polyp {Odo- pus vulgaris Anw.)undder Moschnspo- lyp (EJedone moschata AeftcÄ). Beide stammen aus dem Mittel- meer. Stun- denlang fes- selt uns der eigenartige Kauz ans Aquarium, wenn er mit seinem sackförmigen Körper zwischen den Steinen seiner Burg sitzt und mit seinen langen, herausragenden Ar- men ein fortwährendes Spiel treibt, wobei jede Sekunde unsern Freund eine andere Farbe iiberläuft, sodaß einem davon die Augen übergehen können. Bei anderen nicht weniger interessanten Tin- tenfischen ist leider die Ak- klimatisation noch nicht gelungen, nach einigen Tagen, oft schon nachStunden gehen jene zarten empfindlichen Wesen zu Grunde. Dahin gehören die Sepia {Sepia officinalis L.), Loligo vulgaris (Lam.) Ststrp., der Kalamar, und der kleine Sepiola petersvi Ststrp. Sie kosten noch täglich unbeschreibliche Opfer bei der Akklimatisation und geben wenig Hoffnung, sie einst in unseren Aquarien besitzen zu können. Von den Mollusken werde ich wohl wenig über die Farbenpracht und Haltbarkeit zu sagen brauchen, denn jeder besitzt ja eine kleine Muschelsammlnug oder hat diese Tiere genügend im Museum bewundert. Sie geliören zu den ausdauerndsten Bewohnern und bieten trotz ihrer allgemeinen Bekanntheit noch nur zu viel Stoff zu ihrer „nähei-en Kenntnis“. W eniger bekannt scheint die Gruppe der Seewasser- Weichschnecken zu sein, die einige unserer herrlichsten Aquarien- bewohner enthalten. Ich darf wohl nur an die purpurrote Flankenschnecke {Fleurohranchus aurantiacus Bisso und F. meckelii Len) die entzückende Stern- schnecke (Dorklvmn carnosum 1). Ch.), die Giftkuttel oder der Meerhase {Aplysia fasciata Poiret und H. depilans L) sowie an den Stern dieser Gruppe, das Kerb- maul {Thetys leporina L.) erinneni. Eigentümliche Bewohner der See- becken sind ferner die Manteltiere oder Tunikaten. Es sind jenekopflosenWeich- tiere mit einer aus Cellulose bestehenden, sackförmigen, biegsamen Hülle, die je eine Öffnung für den Mund und After enthält. Es sind ziemlich hoch und doch einfach entwickelte Tiere. Erwähnen möchte ich aus dieser Giruppe: die lange Seescheide {Asc'idia intestinalis Kap ff), die runzliche Seescheide {Mlcrocosnias vulgär. Hell.) die purpur- rote See- scheide(Gyw- tliinpapillosa IJ. Ch), die gemeine See- scheide (Hsci- dia mamil- lata Cuv) und den violetten Seescheiden- sich unter Umständen über alle Felsen im Aquarium verbreitet {Botryllus violaceus). Diese Gattung birgt die dankbarsten Geschöpfe, indem sie lange aushalteu und wenn sie auch ein etwas sehr stilles Dasein führen, doch durch ihre Färbung und eigenartigen Bau erfreuen. Oben ein gewöhnlicher und ein Riesenhuinmer. Unten: 1. Krabbe von gewöhnlicher Größe. 2, Japanische Riesenkrabhe. (Text Seite 294.) Ans: -La nature“. Stern, der 292 H. Labonte: Einheimische Aquarienfische und ihre Pflege. Von den Fischen lassen sich wohl alle empfehlen, doch ist der Liebhaber auf kleinere Arten beschränkt. Als solche will ich nur folgende anführen; den kleinen Kärpfling {Cyp'%- nodon fasciatus C. F.), die verschiedenen Brassen {Sparus), den Koralleniisch {Heliases ehromis Gthr.), den Regenbogenfisch (Coris julis Gthr.), den Pfauenlippfisch {Crenüahrus ocellatus C. F.), die Flundern (Platessa) und den Seehasen {Cydo- pterus lurnpus). cSi* Einheimische Aquarienfische und ihre Pfiege. Von H. Labonte. (Mit Abbildung.) ohl jeder deutsche Forscher, der, fern von seiner Heimat, durch die äquatoriale Pracht der Tropenwälder wandelnd, sein Auge an den herrlichen, glühenden Farben der wunder- vollen Flora, an den verschiedenartigsten, bizarren Tiergestalten ergötzt, wird den deutschen Wald mit seiner majestätischen Ruhe, mit seiner er- frischenden, balsamischen Kühle, die so ganz anders ist, als die Dünste der fieberhauchenden Urwald- sümpfe in den Tropen, vermissen. Er wird die Stunde herbeisehnen, wo es ihm wieder vergönnt ist, heimische Fluren zu durchstreifen, die das bieten, was ihm die heiße Zone versagt. Ist es anders beim Aquarienliebhaber? Ein ganzes Heer amerikanischer Zahn- kärpflinge überschwemmt förmlich die Becken der Liebhaber; der Chanchito mit seinen neuen Arten und Verwandten, die farbenprächtigen Labyrinthfische haben sich die Hegemonie über das Kontingent der Aquarienfische erobert, ab- sonderlich geformte Goldfischabarten „zieren“ die Behälter vieler Aquarianer, und fort und fort ist man aufs eifrigste bestrebt, neue Formen, neue Arten aus allen Weltteilen zu importieren. Und wie oft kommt es vor, daß der Lieb- haber, der den Zweck und die Bedeutung seiner Liebhaberei richtig erfaßt hat, neben all diesen Fremdlingen seinen Blick auf die Fauna der heimischen Gewässer wirft, die, weil nicht nach der heutigen Mode, wohl in jeder Hinsicht, hauptsächlich aber inbezug auf Fortpfianzung leider den meisten so ziemlich unbekannt ist. Und wie sehr verdient sie es schon aus dem Grunde, weil uns „das Hemd näher als der Rock ist“. Was nun aber gar Gestalt, Färbung und Biologie der Heimatfische betrifft, so rechtfertigen sie es vollständig, wenn sich der Liebhaber etwas mehr mit ihrer Haltung und Pfiege befaßt. Ich selbst pfiegte exotische Fische mit vielem Eifer, bis ich durch die liebenswürdigen An- regungen des Herrn Lankes, I. Vorsitzenden der „Isis “-München auf die richtige Bahn gelenkt wurde. Mit Ausnahme eines Makropodenpärchens, von dem ich mich nicht zu trennen vermochte, vertauschte ich alle Exoten mit inländischen Fischen, und ich kann wohl behaupten, daß mich um nur vom Stichling zu sprechen, dessen Leb- haftigkeit, Farbenpracht und insbesondere sein überaus anziehender Nestbau mit Brutpfiege vollauf entschädigt hat. Es ist richtig, wenn behauptet wird, die Haltung und Pflege einheimischer Fische sei mit Ausnahme der Sumpffische: Stichling, Bitter- ling, Karpfen und seiner Abarten usw. schwieriger, umständlicher und mit mehr Verlusten an Fischen verknüpft, als dies bei exotischen Fischen der Fall ist, d. h. es bereitet verhältnismäßig größere Schwierigkeiten, ersteren das Dasein, inbezug auf Temperatur und Sauerstoffgehalt des Wassers, Einrichtung des Aquariums, Futter usw. einiger- maßen erträglich zu schaffen, als dies bei letzteren der Fall ist. Stichling, Bitterling, Karpfen, Karausche, Schleihe usw. sind Bewohner stehender Gewässer, die naturgemäß eine höhere Temperatur als fließende Gewässer besitzen, da sie einesteils meist eine im Verhältnis zur Oberfläche geringere Tiefe haben, also von den Sonnenstrahlen inten- siver durchwärmt werden können, andernteils aber, weil unbewegt, den Sonnenstrahlen fort- gesetzt preisgegeben sind, ohne daß das erwärmte Wasser durch kühleres Quell- oder Flußwasser ersetzt werden kann. Ein Bach oder ein Fluß dagegen ist in unausgesetzter Bewegung, fließt über Wehre, Dämme, Steinblöcke und Felsstürze und gibt dadurch einen großen Teil seiner Wasserwärme an die Luft ab. Auch vereinigen sich mit den Flüssen und Bächen häufig Quellen und Zuflüsse, die kaltes Wasser mitführen. Bekanntlich lösen sich Gase, also auch Sauer- stoff, in Wasser mit niederer Temperatur leichter und in größerer Menge auf, als in Wasser mit höherer Temperatur. Daraus folgt, daß Fluß- fische in der Natur mehr Sauerstoff zur Ver- fügung haben, daher an einen höheren Sauer- stoffgehalt gewöhnt sind, als Sumpffische, die in dem sie umgebenden wärmeren Wasser mit weniger Sauerstoff vorlieb nehmen müssen, worauf dann auch ihre Atmungsorgane „geaicht“ sind. Nicht außer Acht zu lassen ist, daß durch die intensivere Berührung des Wassers mit der Luft, H. Labonte: Einheimische Aquarienfische und ihre Pflege. 293 die bei fließenden Gewässern stattfindet, sich der Sauerstoff viel leichter mitteilen kann, als in stehenden Gewässern. In der Tat stellen Flußflsche, wenn sie sich einigermaßen wohl befinden sollen, viel höhere Ansprüche an den Sanerstoffgehalt des Wassers im Aquarium als Snmpffische. Das Aquarinmwasser absorbiert das Oxyge- niuin auf verschiedene Weise. Zunächst geschieht dies durch direkten Zutritt von Sauerstoff aus der atmosphärischen Luft; dann durch den Pflanzenwuchs im Wasser, indem der pflanzliche Organismus die vom tierischen Organismus ausgeatmete Kohlensäure — eine chemische Verbindung der Elemente Kohlenstoff und Sauerstoff — in ihre Grundstoffe zerspaltet, von denen sie den Kohlenstoff znm Aufbau von Blättern, Blüten und Früchten benutzt, den Sauer- stoff aber an das umgebende Medium, das Wasser abgibt. Endlich kann der Sanerstoffgehalt des Wassers auch auf künstliche Weise erhöht werden, nämlich durch die sogenannte Durchlüftung des Wassers, die man auf verschiedene Art bewerkstelligen kann. Um den direkten Zutritt der Luft zu fördern, ist es ungemein von Vorteil, möglichst flache Ge- fäße zu verwenden, so daß die Luft gut in das VMsser eindringen kann. Nebenbei bemerkt, er- möglicht diese Form auch ein bequemes Arbeiten im Becken, sowie eine gute Übersicht, was beiBeob- achtnngen usw. sehr in die Wagschale fällt. Was nun die Durclilüftung des Aqnarien- Avassers durch Pflanzen anbelangt, so ist das Hauptaugenmerk auf die rühmlichst bekannten untergetauchten Wasserpflanzen zu richten, außer- dem auch einige hochstehende Sumpfpflanzen nicht zu vergessen, die meiner Meinung nach zu einem Aquarium mit niederem Wasserstand des schöneren Anblickes halber unbedingt er- forderlich sind. Man hat genügend Auswahl bei nntergetauchten Wasserpflanzen (Laichkräuter, Wasserpest, Tausendblatt) und bei hochstehenden Sumpfpflanzen (Froschlöffel, Cyperus, Pfeilblatt, Schwertlilie, Pfeffermünze, welch letztere Pflanze bei gutem Boden und genügend Licht in er- staunlicher Üppigkeit wuchert, und ein Geübter kann sich ein reizendes Wasserbild mit wenigen Kosten schaffen. Selbstredend ist es weit em- pfehlenswerter, wenn man sich mit Rucksack, Käscher und Behälter auf die Exkursion nach einem ergiebigen Sumpf oder Weiher begibt, um sich die nötigen Pflanzen selbst zu holen, als die Pflanzen um schweres Geld beim Händler zu erstehen. Ein auf diese Art eingerichtetes Aquarium macht jede Art künstlicher Durchlüftung — vorausgesetzt, daß das Becken täglich mindestens 2 Stunden Sonne hat — beinahe entbehrlicli. Nur in den ersten Tagen nach der EingeAvöhnung empfiehlt es sich, mit einer Blnmenspritze ans Messing mit feiner Brause ab und zu etwas Wasser einznspritzeu. Diese Art der Duich- lüftnng ist wohl die billigste und einfachste, hat aber noch den Vorteil, sicli vorzüglich zu be- Avähren, indem die Durchlüftung vollständiger geschieht, da die vielen feinen Wasserstrahlen sich so recht mit Luft sättigen können. Zn starke Sonnenstrahlen, besonders Aveun Südfenster zur Verfügung stehen, können das Wasser leicht übermäßig erwärmen, Avas einen starken Sauerstoffverlnst und eine damit ver- bundene Erschlaffung der Flußfische herbeiführt; um diesem Übel zu begegnen, verklebe ich die dem Fenster zngeAvandte Glasscheibe des Aqua- riums mit hellgrünem Seidenpapier, das die Helle nur Avenig beeinträchtigt, aber auch den lästigen AlgeiiAvnchs an den Scheiben hinten anhält. Wie richtet man nun das Becken für Fluß- fische zAveckmäßig ein? — Ich verfahre dabei, um im Aquarium die Verhältnisse und Eigen- tümlichkeiten der Natur möglichst genau nach- znbilden, folgendermaßen: (Siehe Abb.) Ich teile das Becken durch eine Glasscheibe, die ich mit Lehm festkitte, in 2 Teile, die sich zu einander etwa wie 2 : 1 verhalten. In die kleinere Abteilung bringe ich eine starke Hnnms- scliicht, bestehend ans einem Gemiscli von Fluß- sand, Lehm, gesiebter Gartenerde und zerriebenem, gut eingeweichtem Torf, und darauf eine finger- dicke Schicht groben Qnarzsandes. In diesen Raum pflanze icli nun hochstehende Sumpfpflanzen ein. In die größere Abteilung wird ganz feiner, gut gewaschener Flußsand ohne Hnmnsschicht eingebracht, in welchem untergetanchte Wasser- pflanzen an der tiefsten Stelle ihren Platz finden. Für niederen Wasserstand hat sich das heimische Tausendblatt am besten bewährt; es wächst immerfort und treibt seine grünen Spitzen zur Wasseroberfläche heraus. 294 Kleine Mitteilungen. Die analog der Natur verschiedenen Niveau- verliältnisse des Bodengrundes sind aus der Ab- bildung ersichtlich. Ich ließ mir dieses Jahr ein ovales Becken mit 17 cm Höhe, 54 cm Längs- und 41 cm Querachse aus Schwarzblech anfertigen. Es wurde, nachdem es sauber abgeputzt worden war, angestrichen und auf einen Blumentisch mit ovaler Tischfläche gestellt. Die Einrichtung^ Bepflanzung usw. wurde in der eben beschriebenen Weise durchgeführt und besonders das Niveau der Bodenschicht ungleichmäßig gestaltet. Diesen Behälter bewohnt ein Prachtexemplar von Aspro streher (Streber), der sich darin ausgezeichnet wohlzubefinden scheint und eine unglaubliche Gefräßigkeit au den Tag legt. Gar oft hört man, daß rohes, geschabtes Rindfleisch ein gutes Futter für Zierfische sei. Das mag ja wohl zutreffen, wenn es sich um exotische Zierfische liandelt; bei einheimischen Flußfischen aber halte ich es unbedingt für schädlich, Rindfleisch — überhaupt Fleisch warm- blütiger Tiere — zu verabreichen, denn das Fleisch von Warmblütlern weicht bekanntlich in der Konsistenz und im Verhältnis der einzelnen Bestandteile erheblich vom Fleisch der Kaltblütler ab, der Organismus des Fisches scheidet im ersten Falle eine größere Menge unverdauter Stoffe in den Exkrementen aus, als im zweiten Falle, was weder für das Wohl der Fische, noch für die Beschaffenheit des Aquariumwassers von Vorteil ist. Es gibt doch eine Menge leicht zu be- schaffender Tiere, die sich zur Fischfütterung ganz gut eignen; vor allem gut gereinigte, ge- hackte, rote Laubregenwürmer, die ich bei der Firma Waschinsky in Berlin auf Veranlassung eines Inserates in den „Blättern“ zu meiner vollständigen Zufriedenheit bezogen habe. Die Laubregenwürmer sind lebhaft, haben saftiges, mit Blut durchzogenes Fleisch und unterscheiden sich vorteilhaft von den trägen Garten-Regen- würmern, die mit Erde und Schlamm geradezu angefüllt sind. Sodann sind noch zu empfehlen frische, weiche, enthülste Ameisenpuppen, Fliegen, Spinnen sowie Daphnien, Cyklops, Fliegenlarven usw. Mein Streber erhält nur das saftige Kopf- stück eines großen Laubregenwurmes, das ich vorher etwas mit dem Messer gehackt habe und gedeiht bei dieser Kost sichtlich. Eines ist bei Flußfischen nicht zu vergessen, nämlich das Herausspringen der lebhafteren Fische. Es empfiehlt sich daher, zwischenWasseroberfläche und Gefäßrand ca. 7 cm Zwischenraum zu lassen. Bei Behältern mit größerer Oberfläche fällt die Möglichkeit des Herausspringens völlig weg. Man sieht also, daß es ziemlich viel Mühe, Aufmerksamkeit und liebevolle Hingabe erfordert einheimische Flußfische im Zimmeraquarium zu pflegen. Aber gleichwie ein Berg, der schwierig zu besteigen ist, den Hochtouristen geradezu reizt, den Gipfel zu erklimmen, so sollen die ge- schilderten Schwierigkeiten bei der Pflege ein- heimischer Flußfische den einsichtsvollen Lieb- haber, der die Aquarienkunde nicht als einen amüsanten „Sport“ betrachtet, sondern ihren höheren Zweck, ihr Ziel erfaßt, anspornen, sich auch einmal mit einheimischen Flußfischen etwas mehr zu befassen, denn noch viel gibt es auf diesem Gebiete zu tun. ^Cleine JV[itfeiIuii^en* Krabben und Hummer. (MitzweiAbbildung. S.291.) — Das amerikanische Museum für Naturkunde hat vor einiger Zeit seine Sammlungen durch ein wirkliches Meereswunder bereichert. Es handelt sich um eine Riesenkrabbe aus Japan, die voil ausgespannt 3,60 m mißt. Dieses Tier gehört zu den Spinnenkrebsen, welche die japanischen Gewässer in mehr als I 100 Arten be- wohnen. Ihre Ausdehnungen werden auf dem Bilde da- durch deutlicher gemacht, daß neben diesem Ungeheuer eine Krabbe von durchschnittlicher Größe zu sehen ist. Der Körper des Riesehtieres würde kaum auf einem großen Teller Raum haben und seine mit Sägescheren bewaffneten Beine schließen mit Leichtigkeit den Raum ein, den ein ausgestreckter Mensch einnehmen würde. Die acht Scheren, die sehr ausstreckbar sind, erinnern an Bambustöcke. Die Krabben besitzen die interessante Eigenschaft, sich aus Schwamm- und Tang-Überresten ein voll- ständiges Versteck herstelien zu können. Mit Hülfe ihrer biegsamen Scheren führen sie jene Reste zum Munde und befeuchten sie mit einer Art klebi'igcn Speichels, dann befestigen sie dieselben an ihrem Körper und lassen sie daran hängen. So ausgerüstet verbirgt sich die Krabbe am Grunde und erwartet ihr Opfer. Ein anderes Pracht- und Zierstück des Museums ist ein gleich riesiger Hummer, der au der Küste der Highlands (New-Jersey) von Fischern erbeutet wurde. Er gehört zur „Homarus americanus de Kay“ genannten Gattung und mißt ungefähr 0,90 m bei einem Gewicht von ca. 17 kg. Im New-Yorker Aquarium ausgesetzt, lebte er nur wenige Tage. Er wurde vom Museum ge- kauft und präpariert. R. Die „Sagittaria“-Oesellscliaft Rheinischer Aqua- rien- und Terrarienfreunde zu Köln veranstaltet bei Gelegenheit der in der Flora zu Köln in der Zeit vom 6. bis 13. November unter dem Protektorate Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin „Adolf zu Schaumburg- Lippe“ stattfindenden Winterblumen-Ausstellung und deutschen Chrysanthenium-^c\i.&w eine Sonder- Aus- stellung von Aquarien, Terrarien, Hilfsmitteln, Präparaten V ereins-Nachricli len. 295 lind Literatur. Die Aumeldimgen sind so zahlreich, daß diese Sonder- Ausstellung in allen Teilen eine sehr interessante und für Köln eine sehenswürdige Neuigkeit bieten wird. gücl^epscl^au. Meyers Großes Konversations-Lexikon. Ein Nach- schlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänz- lich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Band 4. 907 Seiten. Preis 10 Mk. Der vierte Band dieses groß angelegten und her- vorragend illustrierten Werkes bietet wieder einen Reichtum hochinteressanter Artikel aus allen Wissens- gebieten. Um in kurzen Worten wenigstens einen Be- griff der Reichhaltigkeit geben zu können, sei hier be- sonders auf die meisterhafte Abhandlung über Deutsch- land hingewiesen, die allein fast vier Bogen füllt. Nicht weniger als 18 Karten und Tafeln sind zur besseren Erläuterung allein diesem Artikel beigegeben. Be- sonders sei hier auf die eingehende geographisch- geologische Darstellung inklusive Klima, Fauna und Flora, die Abhandlung über Bevölkerung mit den konfessionellen Scheidungen, der geistigen Kultur, auf die Abschnitte: Landwirtschaft, Waldkultur, Industrie. Bergbau, Handel und Verkehr, Heerwesen usw. hinge- wiesen. Handel und Schiffahrt finden noch eingehendere Beleuchtung in dem selbständigen Artikel „Dampf- schiffahrt“ mit der Beilage der Reedereien und der trefflichen Weltverkehrskarte. Geradezu vortrefflich mit Illustrationen ausgestattet und im Text ausgezeichnet sind die Artikel über Dampfmaschinen, Dampfschiffe, Dampf-Si kessel. Den Architekten werden die Artikel „Dach“, „Dach- deckung“, „Dachstühle“, besonders interessieren, auch hier ist das Material an beigegebenen Bildern reich. Der Länderkunde dienen die Artikel „China“, „Chile“, „Costa- rica“, „Cuba“, „Dänemark“, „Dalmatien“, „Deutsch- Ost- afrika“ u. „Deutscli-Südwestafrika“, die zum großen Teil von ausgezeichneten Karten begleitet sind. Der Artikel „Deutsches Volk“ mit der Karte der Verbreitung der Deutschen in Mitteleuropa geht auf die Expansions- tätigkeit unsers Volkes noch genauer ein. Das ganze Werk ist so aktuell wie möglich und verdient nicht allein lexikographisch, sondern in vielen Gebieten aueb monographisch gebührende Beachtung. Skrowronnek, I)r. Fritz. Die Fischwaid. Hand- huch der Fischerei, Fischzucht und Angelei. Mit 16 Tafeln und ca. 360 Abbildungen im Texte. Voll- ständig in 10 Lieferungen, ä 90 Pf. — Lieferung 1. Seite 1 bis 48. Leipzig, Verlag von Richard Carl Schmidt & Co. Auf dem Gebiete der Fischerei sind im Laufe der letzten Jahre eine ganze Anzahl ausführlicher Werke erschienen, denen sich das nun in seiner 1. Lieferung vorliegende ergänzend an die Seite stellt. Soweit schon aus dieser Lieferung zu ersehen ist, verspricht dieses Werk für jeden Fischliebhaber interessant zu werden. Von den 40 Kapiteln, die das ganze Werk enthält, bringen die ersten 48 Seiten: Gescbichtc der Fischerei, volkswirtschaftliche Bedeutung der Fischerei, Staat und Fischerei, deutscher Fischereivereiu und den Ur- sprung und Bau der Fische. Der Autor verfügt über ein hervorragendes Talent, den Stoff in anregender Form dem Leser zu bieten und seine Schilderungen werden 5 durch gute Abbildungen wirksam unterstützt. Beim Erscheinen weiterer Lieferungen werde ich auf das Werk zurückkommen. B. Verhaiidsiiachri eilten. Seit den schönen Nürnberger Tagen ist nunmehr bereits ein Vierteljahr verflossen, welches ich dazu be- nutzt habe, unter reicblicher Arbeit mich in mein neues Amt als Verbandsvorsitzender hineinzufinden. Der Ver- bands-Anzeiger ist ins Leben getreten, und wenn er auch nur noch klein und dürftig ist, so bat er doch schon viele gute Erfolge erzielt, und wir wollen hoffen, daß er sich immer mehr vervollkommnen wird. Das einzige, was augenblicklich uns nötig tut, ist Geduld und Zeit. Kommt Zeit kommt Rat! An Anfeindungen fehlt es uns ja nicht. Ich verweise nur aut den Ver- sammlungsbericht des „Humboldt“ in No. 19 der „Blätter“. In diesem Tone zu antworten ist mir nicht gut möglich, schon aus Rücksicht auf die vielen unparteiischen Leser dieser Zeitschrift. Der Grund für die Aufkündigung des Gegenseitigkeitsverhältnisses mit dem Verein Hum- boldt ist öffentlich in unserm Versammlungsbericht gedruckt worden, damit ist für uns die Sache erledigt. Mögen doch alle unsere oder meine Widersacher in Hamburg eifrigst bestrebt sein, ihren Mitgliedern das- selbe oder gar mehr zu bieten wie der „Naturfreund“, dann ist ja ein solcher Notschrei gar nicht nötig! Wenn aber in riem erwälmteu Humboldt-Bericht gesagt wird. daß ich ein Gegner des Verbandes war, so ist das sehr richtig, ich habe immer betont, daß derselbe, wie er unter Herrn Peters Leitung aufgezogen war, zu nichts kommen könnte. Wenn man trotzdem mich in Nürnberg zum 1. Vorsitzenden des Verbandes gewählt hat, so fühle ich mich durch dieses Vertrauen geeint und sage auch an dieser Stelle dafür meinen herzlichen Dank. Schon lange war es mein Bestreben, den Liebhabern billige Tiere und Pflanzen zu beschaffen und namentlich dem Verbände neue Bezugsquellen zu eröffnen. Ein Herr in Amerika teilte mir auf meine Nachfrage nach solchen mit, daß er in New York mich an Herrn 0. Eggeling, 72 East 125 th Street und an Herrn W. Stoffregen 124 & 126 Fourth Ave. verweisen könnte, und ich habe diese Herren um Übersendung einer Preis- liste gebeten. Herr 0. Eggeling kam dann zu einem Besuch nach Deutschland und lud mich telegraphisch zu einer Besprechung im Adlerhotel in Hamburg ein. Die Zusammenkunft fand statt in Gegenwart des Herrn H. Stüve, und Herr Eggeling bat mich, einen Versuch mit Lieferungen durch Herrn Stüve zu machen. Ich habe darauf erwidert, dem stände nichts im Wege, wenn man in Betracht ziehen wolle, daß ich kein Freund von „Liebhaberpreisen“ sei. Darauf wurde mir bei’eit- 296 V ereins-Nachrichten. willigst Preisermäßigung zugestanden, und Herr Stüve versprach, mir Offerte zu machen, sobald Herr Eggeling Tiere schicken würde. Das ist auch laut Postkarte vom 29. September d. J. geschehen. Weiter ist nichts los; jeder Hamburger Liebhaber — für das Bekanntwerden meines Namens ist ja gesorgt — weiß, daß ich Beamter bin und keine „Pischzüchtereien“ einrichten kann. Ich habe mich aber im Interesse des Verbandes mit Adressen solcher Herren versehen, welche Fische aus Indien usw. mitbringen und hoffe, dem Verbände mit der Zeit manchen Vorteil bieten zu können. Alle Herren aber, die mich mit tatkräftiger Arbeit unterstützen können und wollen, bitte ich herzlich darum. C. Brüning, Verbands-Vorsitzender. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Dortmund. Vereinslokal; Restaurant Kopfermann, Südwall. Sitzung vom 28. August 1903. Die heutige Sitzung war von 16 Mitgliedern und 2 Gästen besucht. Im Eingang befanden sich außer einigen Briefen die Tagesordnungskarte des Triton, einige Offerten und die „Blätter für Aq.- undTerr.-Kunde“. Nach Verlesung der Eingänge hielt der Schrift- führer Kehr einen kurzen Vortrag über Einrichtung und rationelle Behandlung von Zuchtaquarien, sowie über die Pflege und Fütterung der Jungfischchen,^ auf dessen Einzelheiten ich hier nicht näher eingehe. Nach Beendigung desselben führte Herr Welke einen Nitsche’schen Springbrunnen -Apparat vor und er- klärte denselben, worauf Herr Botaniker Liebsch das Wort zu einem Bericht über eine nach den Ibben- bürener Mooren unternommene Exkursion erhielt. Er schilderte seine Erlebnisse in fesselnder Weise und zeigte einige dort gefundene Wasser- und Sumpf- pflanzen vor, welche in hiesiger Gegend fremd sinds z. B. das Brachsenkraut {Isoetes lacustris) und die Lohelia. Für seinen Vortrag wurde ihm vom Vorsitzenden im Namen der Anwesenden herzlich gedankt. Schließlich entwickelte sich noch eine Debatte über die Ansiedelung- einiger Pflanzen in hiesigen Gewässern und es wurde beschlossen, zunächst einen Versuch mit Trapa natans im Ihne -Mühlenteicli zu machen, worauf die Ver- sammlung nach erfolgter Aufnahme der Herren Otto Stoeber und C. Oberg um 11.®-''’ Uhr geschlossen wurde. Nach Schluß des offiziellen Teiles blieben die Mit- glieder noch längere Zeit zu einer gemütlichen Nach- sitzung vereint, und wir trennten uns schließlich mit dem Gefühl, einen angenehmen und lehrreichen Abend verlebt zu haben. Kehr. ,,Salviuia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden, Hamburg. Vereinslokal : Siechen-Bräu, Kreuzweg 6. Versammlung vom 16. Juli 1903. Vorsitz: 0. Tofohr. Anwesend sind 35 Personen. Aufgenommen wurden die Herren: 0. Haase, Elberfeld; Paul Scholz, Kattowitz 0. S.; Ernst Juraneck, Pilsen, Österreich; Alexander von Gotthard jr., Szornbathely bei Hereny, Ungarn; Hugo Hamberger, Wannweil bei Reutlingen; ferner Verein „Elodea“, Berlin -Moabit, I. Vors. Herr H. Lewandowsky, Berlin NW. 87, Beußel- straße 28; Verein für Aquarien- und Terrarienkunde „Hottonia“ in Meerane i. Sachsen, I. Vors. Herr C. Müller, Brüderstraße 4; sowie der Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Dortmund, Vors. Herr Hans Welke, Humboldtstraße 87. Vom Verein „Vallisneria“-Magdeburg haben wir das Vergnügen, 4 Herren vom dortigen Vor- stände anwesend zu sehen, nämlich die Herren Hart- mann, Gersten, Gangloff und Lübeck, die vom Vor- sitzenden aufs herzlichste willkommen geheißen werden. — Der Vorsitzende verliest ein an ihn gerichtetes Schreiben des Herrn Dr. A. Moeller, Direktor und Chef- arzt der Vereinsheilstätte für Lungenkranke iu Belzig, das wie folgt lautet: „ Ich beschäftige mich z. Z. viel mit Kaltblütertuberkulose der Lungen und würde ich Ihnen für Zusendung von toten Kaltblütern resp. den Lungen derselben zu außerordentlichem Danke verbunden sein. (Es gelang mir bereits einmal Tuberkel- bazillen in den Lungen eines verstorbenen Kaltblüters nachzuweisen). Bei dem großen Interesse, welches z. Z. der Tuberkulose entgegengebracht wird, wäre ein öfterer Befund von Lungentuberkulose bei Kaltblütern sehr interessant. Für eine Unterstützimg meiner Arbeiten durch Zusendung von verstorbenen Kalt- blütern resp. den Lungen derselben wäre ich Ihnen daher stets sehr dankbar“. Im Anschlüsse an obiges Schreiben bittet der Vorsitzende die Herren Mitglieder, durch Überweisung entsprechenden Materials namentlich von verendeten Echsen, an denen Lungenkrankheiten sehr häufig beobachtet werden, an oben genanntes Institut die Bestrebungen des Herrn Dr. Moeller aufs weitgehendste zu unterstützen, was allseitig zugesagt wird. Alle Portoauslagen werden von obigem Institute getragen. — Ein auswärtiges Mitglied des Vereins regt an, ob es nicht möglich sei, zu veranlassen, daß in unserem Vereinsorgan, den „Blättern“, wieder, wie früher, ein „Briefkasten“, in dem Anfragen der Leser von der Redaktion beantwortet werden, eingerichtet würde.*) Die Versammlung befürwortet diesen Vor- schlag lebhaft, und der II. Vorsitzende wird dieserhalb mit der Redaktion in Verbindung treten. (Inzwischen ist unserer Anregung Rechnung getragen, wofür wir der Redaktion auch an dieser Stelle Dank sagen.) Herr \V. Jahn hält darauf einen fesselnden Vortrag über Kärpflinge unter gleichzeitiger Vorzeigung von je einem Pärchen folgender Arten: Girardmus caudima- culatus u. decemmaculatus, Poecilia mexicana, Gambusia holbrokii und Gambusia affinis. Die Tiere erweisen sich als wahre Prachtexemplare. Redner beschreibt die einzelnen Fische eingehend, schildert ihr Gefangenschafts- leben und gibt endlich namenthch für die anwesenden Anfänger beachtenswerte Winke über die Zucht dieser hübschen Aquarienbewohner, wofür ihm lebhafter Dank zu Teil wird. Im Anschluß an diesen Vortrag kommt ein Pärchen Gambusia affinis zur Verlosung. Unser Magdeburger Gast Herr Hartmann ist der glückliche Gewinner, was lebhafte Befriedigung unter den Ver- sammelten erweckt. — Zum Verkauf gelangen Rep- tilien und Fische. Der II. Vorsitzende berichtet über die Vereins-Reptilien-Importe, die sich erfreulicherweise immer ausgedehnter gestalten. Importiert wurde bis heute aus Nord-, Mittel- und Süditalien, Griechenland, den Ionischen Inseln, Nordafrika, westliches Afrika, den Sunda-Inseln (Celebes) und Palästina. Bemerkens- wert sei die Einführung der Krokodile von Celebes (wahrscheinlich handelt es sich um Croeodilus porosus) sowie des Ptyodactylus lobatus, dem lebend bisher in Deutschland nicht gezeigten Fächerfinger aus Palästina, dem niedlichen Hemidactylus verruculatus, ebenfalls aus Palästina. Von den Ionischen Inseln erhielten wir *) Anm. d. Red.: Anfragen werden in der Regel direkt erledigt. Vereins-Nachrichten. 297 Clemmys caspica var. rivulata, Algiruides nigrojnmctafus, Lacerta jonica in vielen Farbenl'onnen sowie ihrer Varietät olivacea, Lac. viridis, var. major, unter welchen die hübsche, unlängst durch Dr. Werner in den „Blättern“ so trefflich geschilderte gestreifte Form, Anguis fragilis, die von imserer deutschen bezüglich ihrer Färbung etwas ab weicht, Testudo gracea, sowie endlich Hgla arhorea var. Ferezii und Bufo variahilis (Wechselkröte). Von Italien erhielten wir Lac. serpa (nördliche, mittel- nnd süditalienisclie Formen), sowie ihre Varietäten, elegans und faraglionenses, Lac. muralis suhspec. fusca,. ihre Varietät maculiventris und hrüggeniannii, sowie zahlreiche Übergaugstypen von der fusca zur maculi- ventris und von letzterer zur hrüggemanni. interessant war eine vöUigmelanotische Echse weiblichen Geschlechts von Norditalien (Florenz), die wir zunächst nach ihrer ganzen Körperform als schwarze serpa ansprechen zu müssen glaubten, vielleicht aber doch durch Überhand- nahme der schwarzen Zeichnung, dadurch bedingten völligen Verschwindens aller grünen Farben eine sch\va,YZ&fusca-l)rüggemannii, von allerdings sehr serpa- älmlichem Bau ist. Weiter kamen von Italien Zamenis viridiflavus, Seps chalcides, Platydactylus mauriiatiicus sowie Telphusa fluviatilis (Süßwasserkrahben). Von Palästina erhalten wir noch demnächst Eumeces Schnei- deri, Mabuia vittata, Ophiops elegans sowie Stellio vulgaris. Von Nord-Afrika kamen wieder die bekannten Arten wie im Vorjahre. Von Westafrika unter Ver- mittelung unseres Herrn Koppe Crocodilus niloticus, welches sich als ^echt langschwänzig erwies. — Alle importierten Tiere kamen in den Sitzungen zur Vor- zeigung und wurden zu Selbstkostenpreisen an Mit- glieder und angeschlossene Vereine (21) abgegeben. — Herr Köppe gibt bekannt, daß unter der Firma: Köppe und Siggelkow sich eine neue Importfirma ge- gründet habe, die den Verein ebenfalls durch ihre Importe lebhaft unterstützen wird. -- Fragekasten. — Schluß 12.1® Uhr. T. „Isis“, Verein für Aquarien- imd Terrarienkunde in München. E. Y. Donnerstag, den 2. Juli 1903. Mit Rücksicht darauf, daß eine Anzahl unserer Herren sich in Urlaub befindet, ist der Besuch der Versammlung ein guter zu nennen. Im Einlauf: Ein- ladung des „Heros“-Nürnberg zur Beteiligung am dies- jährigen Verbandstage, der in der Zeit vom 25. bis 27. Juli 1903 in Nürnberg tagt. Wir bedauern, wie bereits erwähnt, der sehr freundlichen Einladung keine Folge geben zu können. An Zeitschriften liegen auf: „Nerthus“ Heft 26 und „Blätter“ No. 12. In dieser Nummer der „Blätter“ bringt Herr P. Kämmerer einen hübschen Beitrag über die Lebensweise der Spitzkopf- eidechse {Lacerta oxycephala D. B.). Wir möchten an- knüpfend an seine Ausführungen nur bemerken, daß wir die einfarbige OUvacea-¥ovm der Lacerta litoralis Wern, wiederholt schon vom dalmatinischen Festlande erhalten haben. — Auf den interessanten und an- regenden Aufsatz „Wenig bekannte europäische Fische“ von Dr. Schuhmacher möchten wir unsere Herren Aquarianer ganz besonders hingewiesen haben. Die sonstigen interessierenden Veröffentlichungen werden noch bekannt gegeben oder darauf verwiesen. — Die Redaktion der „Münchener Neuesten Nachrichten“ stellt die ihr von uns zur Verfügung gestellten Präparate einer Ringehiatter und einer Kreuzotter mit einem Dankschreiben zurück. — Zur Vorzeigung gelangt durch Herrn Dankes: Hydromedusa teclifera (Jope von Brasilien, 9 cm im Rückenscbilde messend, Cinostermmi odoratum Boul. von Nordamerika, 7 cm lang im Rücken- scbild, Cinosternum pensylvanicwn G’mel. von Nord- amerika, 9 cm im Rückenscbild, Sternothaerus sinuatus Smith, von Deutsch-Ostafrika, 10 cm lang im Rücken- scbild, und Sternothaerus nigricans Donndorff, Ostal'rika, 11 cm im Rüc*keuschild messend. Herr Lebi'S demon- striei't einen hübschen Heniydactylus turcicus L., Männchen, von der Insel Kos (Kleinasien), gesammelt im Sommer 1902 durch Herrn Professor Dr. Vosseier in Stuttgart. — Herr Sigl demonstrierte die Präpainte kleiner Wasserkäfer und junger Stichlinge. Hierauf zeigte Herr Seifers ein Pärchen des siamesischen Kampffisches (Betta pugnax Günther), ferner zwei Neetroplus sp.? und endlich zwei großolirige Sonnen- fische (Leponiis megalotis Cope) vor. Die beiden Gentrarchiden gelaugten zu Gunsten der Vereinskasse zur Versteigerung. Erlös hieraus 3,20 Mk. — Der Vor- sitzende verliest die genehmigten Bestimmungen über den Bezug von Reptilien, Fischen und Pflanzen durch den Ver- ein und spricht hieran anschließend Herrn Seifers für seine Mühewaltung beim diesjährigen Pflauzeuversaud den Dank uud die Anerkennung des Vereins aus. H. Donnerstag, den 9. Juli 1903. Die rückständigen Protokolle gelangen zur Verlesung uud zur Genehmigung. Im Einlauf: Karte unseres im Urlaub befindlichen Kassierers Herrn Feichtingei' aus Augsburg; Karte des „Heros“-Nüruberg, von einer Ex- kursion der Vereinsmitglieder nach Dechsendorf; Karte eines Herrn Müller in Würzburg an den Vorsitzenden. Au Zeitschriften sind eingelanfen: „Zool. Garten“ Nr. 6, „Blätter“ Nr. 13 uud ferner „Nerthus“ Nr. 27. Herr Riechers-Hamburg berichtet in der „Nerthus“ über seine letztsommerigeu Zuchterfolge uud kommt bei Be- schreibung seiner Fütterungsmetbode zu folgendem interessanten Ergebnis: „Ein großer Vorteil ist der, daß alte Daphnien Junge erzeugen, welche sehr leicht vertilgt werden.“ „Blätter“ Nr. 13. Hier möchten wir unsere Herren Aquarianer wiederholt auf die anregenden Ausführungen des Herrn Dr. W. Schuhmacher über „wenig bekannte europäische Fische“ aufmerksam machen. Dem trefflichen Aufsatz unseres Mitgliedes Herrn Dr. Paul Krefft über „Scblangenhalsschildkröten“ ist aus der Künstlerhaud unseres Herrn Müller eine prächtige Tafel, darstellend Hydromedusa tectifera Cope beigegeben. Über Eiablage und Entwicklung von Triton waltlii und Triton rusconi bringt Herr Kustos Dr. W. Wolterstorff in Magdeburg die ersten aus- tührlicheren Mitteilungen und die große Dalmatiner- viridis subsp. major schildert uns Herr Dr. Werner in der gewohnten fachmännischen Weise. Die vorzüg- lichen photographischen Aufnahmen Dr. Bade’s bilden einen Schmuck der „Blätter“ und verdienen immer wieder anerkennend hervorgehoben zu werden. Alles in allem eine sehr gute Nummer. Herr Sigl beob- achtete, daß Limnaea palustris und Bythinia tentaculata L. bei feuchteren Luftverhältnissen sich hart am Rand des Wassergefäßes aufhielten, dagegen bei trockener Luft sich mehr in die Tiefe der Becken zurückzogen. Demonstriert wurde durch Herrn Kunstmaler Müller Agama stellio L., ein prächtiges Tier aus Haifa (Syrien), weiter durch Herrn Lehrs Exemplare der Lacerta serpa var. reticulata (Schreiber) und var. sicula (Bonap.) 298 Vereins-Nachrichten. von Palermo (Sizilien). Herr Lankes demonstrierte ein ca. 25 cm langes junges Stück von Coluher longissimus Bonnat, von Trebinje (Herzegovina). Das reizende Tier- chen zeigte am Hinterkopf noch die zwei gelblichen Flecke in großer Deutlichkeit, sowie eine Anordnung der Zeichnung, die an erwachsene Stücke von Cohiber leopardiuus Bonap. erinnerte. Ferner demonstrierte Herr Lankes mehrere schöne Stücke der Lacerta nioso- rensis Kolomh., der Lacerta oxycephala D. B. und La- certa litoralis Werner nebst der olivacea-Form dieser Echse. Alle diese Tiere hatte Herr Scherer auf seiner diesjährigen Exkursion nach Dalmatien, der Herzegovina und Montenegro erbeutet. Herr Scherer konnte bei dieser Gelegenheit die Mosoreidechse {Lacerta mosorensis Kolomh.) zum erstenmale in Montenegro aut der Opunten Rutine an bedeutend tiefer gelegenen Fund- stellen, als solche uns Tomasini angibt, nachweisen, Scherers neuer Fundort liegt auch beträchtlich südlicher als die Baba planina und von dieser zirka^TO — 50 Kilo- meter entfernt. Bemerkenswert ist eine Anzahl von Scherer an einer großen Felsenwand der Herzegovina erbeuteter Lacerta oxycephala D. B., deren prachtvolle azurblaue Unterseite und dito Schwanz sie gegenüber Exemplaren anderer Fundplätze sofort kenntlich er- scheinen läßt. Interessant in ihrer hübschen Zeichnung und Färbung, in ihrer ziemlich kräftigen Gestalt und dem ungewöhnlich langen Schwänze ist die Lacerta litoralis Werner des Karstes. Es ist dies dieselbe Flchse, die Tomasini in seinen „Skizzen“ als Lacerta campestris anführt. Die olivacea-Form der litoralis des Karstes, welche mit der Entfernung von der Küste immer seltener wird, und der gezeichneten litoralis Platz zu machen scheint, weicht gegenüber Stücken von den dalmatinischen Inseln wohl in keiner Weise nennens- wert ab. Herr Knan überweist Herrn Lehrer Hübner für seine Schulaquarien eine Anzahl heimischer Fische. Nach Schluß der Sitzung besuchen mehrere Herren das in Aussicht genommene neue Vereinslokal im Kaffee „Deutscher Hof“. Sitzung vom 16. Juli 1903. Das Protokoll der letzten Vereins- Versammlung wird verlesen und genehmigt. Im Einlauf Dankschreiben des Herrn Findeisen-Annaberg für übersandte Aquarien- pflanzen, Karte unseres Herrn Rembold von Übersee und Karte vom „Triton“-Berlin. Ein Herr L. Rosemann in Belzig ersucht kranke Tiere zur Untersuchung an Herrn Direktor Dr. Möller nach Potsdam einzusenden, Herr Dr. Woltersdorff übermittelt den Herren der „Isis“ seine Grüße. „Nerthus“ — Heft Nr. 28. — Die wenigen einschlägigen Veröffentlichungen werden bekannt ge- geben. Herr Lehrer Hübner übermittelt eine bei Deisen- hofen erbeutete Natter. Die Schlange ist Coronella austriaca Laur. Herr Sigl demonstriert an kürzlich gesammelten Schnecken Limnaea auricularia L., Lininaea ovata, Physa fontinalis L. und kleine nicht bestimmte Tellerschnecken. Zur Vergleichung und zur näheren Kenntnis demonstriert Herr Müller 1 Exemplar Lacerta serpa Rafin., dann die var. sicula Bonap. dieser Echse, ferner eine Lacerta litoralis Werner, sowie die var. lissana dieser Eclisenform. Weiter zeigt der Ge- nannte vor Lacerta dugesi M. Ediv. von der Felsen- insel Cima, 1 Seemeile von St. Sebastian-Madeira. Herr Lankes demonstriert ein tadelloses Pärchen der Lacerta peloponnesiaea D. B. aus der Langhadaschlucht bei Sparta. Schließlich teilt Herr Seifers noch mit, daß er glücklicher Besitzer von 15 jungen und fidelen Gambusia affinis sei. Besprechung der Lokalfrage, welche wegen Umbau des dermaligen Vereinslokales uns noch weiter beschäftigen wird. ,, Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarien -Kunde zu Berlin. (Eingetragener Verein.) Vereinslokal: Hotel „Altstädter Hof“ am Neuen Markt (Ecke Kaiser Wilhelmstraße). 8. ordentliche Sitzung am 2. Oktober 1903. Protokoll der 7. ordentlichen Sitzung wird verlesen und genehmigt. Als korrespondierende Mitglieder sind aufgenommen in der Vorstandssitzung am 25. September die Herren: Rudolph Aulert, Uhrmacher, Berlin SW. 12, Junkerstr. 8; Fritz Mazalis, Ober-Postassistent, Berlin N. 4, Borsigstr. 34; Ludwig Streit, Architekt, Pankow- Berlin, Brehmerstr. 50. Zu den Abmeldungen bemerkt der erste Vorsitzende, daß dieselben infolge des Be- schlusses der letzten Generalversammlung, nach welchem die Abmeldungen nur zum 1. April und 1. Oktober jeden Jahres stattfinden können, anscheinend hoch sind, es bleibe aber zu berücksichtigen, daß in den letzten Monaten keine Abmeldungen auf den grünön Karten erschienen sind. Die Gründe der Abmeldungen sind in den wenigsten Fällen angegeben: einige der Abgemeldeten bleiben Mitglieder des „Triton“, weil sie einem diesem angeschlossenen Verein angehören, zu diesen gehört u. A. Herr Jürgens-Magdeburg, der in einem längeren Schreiben, das zur Verlesung gelangt, seine weitere Zugehörigkeit zum „Triton“ in beredten Worten darlegt; einige Abmeldungen sind erfolgt in- folge Auflösung kleinerer Vereine; einige Mitglieder waren mit der Vereinszeitschrift nicht zufrieden, in dieser Beziehung gelangt ein Schreiben des Herrn Professor Kathariner-Freyburg zur Verlesung, das, wenn auch in mancher Beziehung vielleicht zutreffend, im ganzen doch als stark tendenziös bezeichnet werden muß. Unter den geschäftlichen Mitteilungen ist zu er- wähnen und aus der vorigen Sitzung nachzuholen, daß während der Ferien unter Leitung des Sammlungs- verwalters von einigen Mitgliedern des Vorstandes mit einer Neuordnung der Sammlung begonnen worden ist. Von den zum Teil wertvollen Präparaten war in der vorigen Sitzung ein Teil der Fische, in der heutigen ein Teil der Reptilien ausgestellt. Herr Gehre wird mit der Ordnung der Sammlung fortfahren und hofft der Vorstand durch die stete Bereitstellung eines Teiles derselben in den Sitzungen eine neue Anziehungskraft für dieselben geschaffen zu haben. Ferner teilt der 1. Vorsitzende mit, daß er infolge einer an den Vorstand ergangenen Aufforderung, am 12. September im Rix- dorfer Handwerker verein in größerer Versammlung einen theoretischen und praktischen Vortrag über die Ein- richtung eines Süßwasseraquariums gehalten, der, nach der sich an den Vortrag anschließenden eingehenden Besprechung zu urteilen, allgemeinen Anklang gefunden habe. Des weiteren erfolgt Mitteilung über den am Sonntag, den 27. September, in Weißensee bei leidlich gutem Wetter erfolgten Pflanzenversand. Leider be- teiligten [sich au demselben auch nur wenige Herren des Vorstandes, sodaß den übrigen um so mehr Arbeit zufiel, die erst nach längst eingetretener Dunkelheit bei Lampenlicht beendet werden konnte. Dem gegen- über kann erfreulicher Weise mitgeteilt werden, daß sich mehrere Mitglieder durch Einsendung von Pflanzen an dem Versand, wenn auch nur indirekt, beteiligt Vereins-Nachrichten. 299 haben, es sei ihnen daher auch hier der Dank des Vorstandes ausgesprochen. — Herr Lentz erstattet Be- richt über den Stand der Kasse, die am 1. Oktober mit einem Guthaben von 5629 Mark 9 Pfennigen abscbließt. — Auf Antrag mehrerer Mitglieder beschließt die Ver- sammlung, um eine Beschleunigung der Vereinsberichte herbeizuführen, die namentlich in Bezug auf den Frage- kasten wünschenswert sei, dieselben nicht mehr in den Sitzungen zu verlesen und erst dann zu veröffentlichen, sondern dieselben in der auf die Sitzung folgenden Vorstandssitzung vom Vorstande genehmigen zu lassen und dann an die Zeitungen zu senden, Der Vorstand übernimmt im Interesse der Sache diese Mehrarbeit gern. Allgemein wurde geklagt über die Langsamkeit der Berichterstattung auch anderer Vereine, besondere Veranlassung zum Anträge hat die Tatsache gegeben, daß die in der 23. Sitzung des „Triton“ vom 20. März gemachte Anregung zu einer gemeinsamen Roßmäßler- feier erst am 5. Mai im Verein „Heros“ Nürnberg den ersten Wiederhall gefunden und dieser nicht vor dem 3. September im Heft 17 der „Blätter“ zur allgemeinen Kenntnis gelangte. Hoffentlich wirkt das Vorgehen des „Triton“, mit welchem unsei'er gemeinsamen Liebhaberei nur gedient sein kann, auch anregend auf andere Vereine. — Eingegangen; Zeitschriften, Empfehlungen Berliner Hotelbesitzer und Geschäftsleute, Aufforderung zum Bezug der vom 1. Oktober an erscheinenden österreichischen Fischereizeitung, Einladung des „Hum- boldt“ Hamburg zum Ausflug am 20. September. Aus den Zeitschriften gelangen mehrere Einzelheiten zur Besprechung und finden im allgemeinen die Zustimmung der Versammlung: besonders hervorzuheben wäre die Besprechung derDr. Wolterstorff'schen Arbeit über die Untergattung Euproctus („Nerthus“ 38), die Zucht exotischer Zierfische von C. Brüning, Hamburg(„Nerthus“ 39) die Ansicht der „Aquarienfreunde“ Berlin über Zuchtwahl „Blätter“ Heft 17, Sitzungsbericht 8. Juli. Eine längere Besprechung schließt sich an den aus der „Umschau“ Nr. 40 verlesenen Aufsatz über das Gehör der Fische: Herr Dr. Brühl äußert sich dahin, daß ja Parker ein sehr gewissenhafter Untersucher sei, zu dessen Resultaten man von vornherein großes Zu- trauen haben müsse. Immerhin seien derartige Ver- suche mit einer gewissen Vorsicht aufzunehmen, da es recht schwer sei, sämtliche störenden Einflüsse aus- zuschalten. Die Fische wären wohl imstande, longi- tudinale Wellenbewegungen, die sich durch das Wasser fortpflanzen, auch mit anderen Organen ihres Körpers aufzunehmen. Bekanntlich soll das sogenannte Seiten- organ der Fische nach der Ansicht zahlreicher Forscher eine derartige Aufgabe haben bezw. zur Erhaltung der Gleichgewichtsstellung im Wasser dienen. Das be- kannte Seitenorgan besteht aus einer Anzahl Nerven- endigungen, die der Länge nach an den beiden Seiten des Fisches angeordnet sind, welche je von einem starken Nerven versehen werden. Es liegen aber noch andere knospen- oder becherförmige Organe namentlich in der Nähe des Maules der Fische bezw. in der Kopf- haut zerstreut. Selbst wenn man den starken Nerv, der das Seitenorgan versieht, durchschneidet, würden zahlreiche dieser letzteren Endigungen unbeeinflußt bleiben. Es ist nun nicht ganz klar, welchen Zwecken diese knospen- oder becherförmigen Organe dienen. Es sollen nach Ansicht Mancher ein Schmecken in die Ferne ermöglichen, indem durch ihre Vermittelung im Wasser gelöste chemische Substanzen wahrgenommen werden; doch ist es nicht ausgeschlossen, daß auch sie zur Perception wellenförmiger Bewegungen im Wasser dienen. Bekannt ist ja auch der Zusammenhang zwischen Gehörorgan und Gleichgewichtsgefühl bei höheren Tieren. Letzteres wird z. B. bei den Vögeln und Säugetieren, wie man wohl mit ziemlicher Sicher- heit behaupten kann, durch die sogenannten Bogen- gänge, die in der Nähe der Schnecke des Gehörorgans gelegen sind, vermittelt. Wenigstens hat man auf experimentellem Wege durch Zerstörung der Bogen- gänge Gleichgewichtsstörungen erzielt. — Nach kurzer Pause teilt der erste Vorsitzende seine Erlebnisse mit, die er diesen Sommer in Büsum beim Garnelenfang gemacht. Der Vortrag, den wir Seite 285 ff. wieder- geben, konnte leider durch lebende Tiere nicht unter- stützt werden, doch gelangten mehrere Spiritus- und Trockenpräparate, sowie einige photographische Auf- nahmen zur Vorzeigung. — In der anschließenden Be- sprechung wurden auch die Fangmethoden der Garnelen in anderen an Nord- und Ostsee gelegenen Ländern geschildert, insbesondere gibt Herr Dr. Brühl nicht nur die unterscheidenden Merkmale der Nord- und Ostsee- krabbe, sowie der großen norwegischen, jetzt ebenfalls im Handel erhältlichen Palaemon serratus bekannt, sondern schildert auch ausführlich den Garnelenfang in den niederländischen und russischen Küstenländern. Nach Schluß der Besprechung wird das zur vorigen Sitzung nicht eingetroffene Zuchtpaar von Chromis niuUicolor und ein großer Schlammheber versteigert, sowie einige einheimische Wasserpflanzen Hottonia, Batrachium usw. verteilt. Vorgezeigt wurden noch die in einer eingegangenen Vivipara vera Vorgefundenen Embryonen. Der erste Vorsitzende versendet auf Wunsch gratis an Liebhaber Statoblasten von Pectinatella magnifica. Schluß der Sitzung 11 ^2 Uhr. E. Diewitz, II. Schriftführer. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Sitzung vom 4. September 1903. Im Einlauf: Nr. 8 Natur- und Haus-Nachrichten „Salvinia“, Grußkarte von Herrn und Frau Beck. Zu- schrift des Herrn Aug. Hoeger, Die Zeitschrift „Der Tierfreund“ offeriert sich als Vereinsorgan. Herr Dr. Kreisler hat Nachzucht von Girardinus decemmac. mit- gebracht, welche er Herrn Fischer zum Geschenke macht. Herr Broucek zeigt ein schönes großes Paar Trichogaster fasciat., welche durch Kauf in den Besitz dos Herrn Demuth übergehen, welcher sich immer mehr zu einem tüchtigen Aquariker entwickelt. Herr Wessely zeigt einige Exemplare des rundblätterigen Sonnentau {Drosera rotundifolia) vor, welche er anläßlich seines Urlaubes imWaldyiertel einer sumpfigen mit Sphagnum bewachsenen Wiese in Gesellschaft des gleichfalls Insekten fangenden gemeinen Fettkrautes {Pinguiculo vulg.) in reichlicher Menge gefunden hat. Ferner zeigt derselbe eine über 1 Meter lange Ranke von Ludwigia muUert. vor, indem er diese Pflanze als sehr aus- dauernd und decorativ schildert und dieselben den Mitgliedern für ihre Aquarien empfiehlt. Herr Broucek teilt mit, daß er von dem neuen Fisch Chromis mulü- color, welcher bekanntlich den befruchteten Laich, so- wie auch die ausgeschlüpften Jungen im Maule herum- trägt, sich 2 Pärchen angeschafft habe. Herr Charles Scolik, k. k. Hof- und Kammer-Photograph, meldet sich als neues Mitglied an. Schluß 11 Uhr. W. 300 V ereins-Nachrichten. „Nympliaea“, Verein für Aquarien- u. Terrarienkunde zu Leipzig. (Sitzimg jeden Dienstag, Abends 9 Uhr im Vereius- lokal „Herzog Ernst“, Georgen-Str. 1.) 523. Sitzung am 14. Juli 1903. Nach dem heute hrieflich angezeigten Rücktritt des Herrn Jesch vom Amt des I. Vorsitzenden erklärt sich Herr Winzer auf Befragen des 11. Vorsitzenden Herrn Kiemenz bedingungsweise zur Annahme dieses Amtes bereit. Zufolge der auf ihn fallenden Wahl nimmt Herr Winzer das Amt des 1. Vorsitzenden nach ein- jähriger Pause wieder an; alle unsern Verein betreffenden Sendungen sind zu richten an dessen Adresse: Leipzig-R., Tenbnerstr. 5. — Das wissenswerteste der eingegaugenen Zeitschriften wird bekannt gegeben. — Herr Winzer läßt das Bungartz’sche Werkcheu: „Das Terrarium usw.“ zirkulieren und macht auf einige Un- richtigkeiten in demselben aufmerksam; z. B. ist nicht die rotbauchige Unke die Berg- und die gelbbauchige die Tieflandform. — Von Herrn Mühluer wird 1 Paar Chromis muUir.olor vorgezeigt und von Herrn Köhler erworben. — Nächsten Sonntag Ausflug nach den Möckernschen und Wahrenschen Lachen. 524. Sitzung am 21. Juli 1903. Eingänge u. a. Offerte einer Berliner Handlung in Labyrinthfischen, Zeitschriften. — Herr Köhler erstattet Bericht über den am 19. Juli stattgefundenen Ausflug, ln den W'’ahrenschen Lachen wurden u. a. gefunden 4 Larven der Knoblaucliskröte (Pelobates fuscus), wovon Herr Köhler eine des näheren demonstriert, sowie eine Varietät von Rana esculenta, sammetolivengrün, in der Mitte über der Wirbelsäule verlaufend ein glänzend blaugrüner Streifen. — An Zuchterfolgen meldet Herr Handrock 94 junge Girardinus caudiniaculatus, die ein $ sämtlich lebendig zur W'^elt brachte. Dauer des Geburtsaktes 1^2 Tag. — Ferner Herr Giersmanu das Ausschlü])fen einer zweiten Chanchito- und Schleier- schwanzbrut, sowie als Kuriosum, daß ein Paar Makro» poden in einem Raubfischgesellschaftsaquarium — Inhalt Makropoden, NeetrojAus, Stichlinge usw. — ge- baut und gelaicht hat. — Nach Herrn Giersmanns Bericht ist auch beim Mitglied Herrn Fischer der Fall eingetreten, daß zwei Makropodenpärchen in entgegen- gesetzten Ecken eines Aquariums gelaicht und Junge be'kommen haben. — Herr Köhler hat von einem W’’eib- chen Girardinus decemmaculatus 36 Junge, von einem Gambusenweibchen die zweite Brut, 32 Junge, erhalten. Die erste Nachzucht von letzteren Fischen, 5 Wochen alt, läßt bereits den Unterschied der Geschlechter deutlich erkennen ; desgleichen eine Brut Girardinus decem. im Alter von 17 Tagen. Gute Ernährung und Südsonne mag den Hauptteil dazu beigetragen haben. Weiter berichtet er noch kurz über seine Chromis multicolor, sowie über das Wachstum der vom Vereins- bezug erworbenen Neetroplus. — - Mitgebracht waren heute diessömmerige Goldorfen, Knoblauchskröten- larven, Sonnenfische, sowie ein größerer Katzenwels, die sämtlich käuflich von Mitgliedern erstanden wurden. 525. Sitzung am 28. Juli 1903. Der Inhalt der eingegangenen Zeitschriften wird zur Kenntnis gebracht. Beschlossen wird, das Werk- chen: „Die Wasserpflanzen von Migula“, Sammlung Göschen, für die Bibliothek anzuschaffen. Der Sitzungs- bericht des „Vereins der Aquarienfreunde“ in Berlin vom 26. Mai gibt Veranlassung zu einer lebhaften De- batte über das dort behandelte Thema: „Instinkt oder Intelligenz“. Herr Realschullehrer Köhler hält es für das Geratenste, das Wort „Instinkt“ überhaupt fallen zu lassen, da mit diesem Worte viel Mißbrauch getrieben werde. Br suchte durch selbst erlebte Beispiele bei verschiedenen Tieren die Intelligenz derselben, die Fähigkeit zu abstrahieren, darzutun. Er ist vollkommen der Ansicht des Vorsitzenden genannten Vereins, daß es pure Selbstüberhebung des Menschen sei, Tieren, seinen nächsten Verwandten, seinen „Brüdern“ wie Goethe im „Faust“ sagt, die Intelligenz absprechen zu wollen, — Zu der Frage der Polypenvertilgung durch Limnaea Magnalis äußert sich Herr Köhler ebenfalls auf Grund eigener Erfahrungen, die .er ausführlich wiedergibt, zustimmend. Des weiteren veranlaßt der Aufsatz: „Mißstände im naturwissenschaftlichen Lager“ von Willi. Schuster, — „Natur und Haus“ No. 20 — eine lebhafte Debatte, aus der hervorgeht, daß die Mit- glieder der Mehrzahl nach nur teilweise mit der An- sicht des Verfassers übereinstimmen. Namentlich rügt Herr Köhler die ungenügende Darstellung des Begriffs der „Art“. Der Verfasser scheint ganz zu verkennen, daß dieser Begriff nur ein systematisches Interesse be- sitzt; Arten existieren nur im Gehirn des Forschers zu seiner leichteren Orientierung, und nicht in der Natur. Die „Sucht“ nach Schaffung neuer Arten ist demnach ganz erklärlich dadurch, daß der Begriff der Art sich nicht fixieren läßt. In der Natur kann er nur verwischt zur Geltung kommen. Niemand kann eine exakte Definition geben: Was ist Art? Was ist Abart? Auch die Ansicht des Verfassers über staatliche Museen ist nach Herrn Köhlers Ausführungen entschieden falsch; Museen sind zunächst für die Studierenden und Gelehrten da und nicht für das Volk; es ist eine einfache Koulanz der Verwaltungen staatlicher Museen, diese wöchentlich zu bestimmten Stunden dem Publikum zu öffnen. Eine Zersplitterung ihres Inhalts ist aus diesem Grunde ganz ausgeschlossen. Hier böte sich aber den Vereinen eine dankenswerte Aufgabe, wenn sie in ihren Heimatstädten, und sei es nur im Vereinslokale in besonderem Zimmer, ihre Sammlungen mit deutschen und lateinischen Be- zeichnungen der Objekte dem Publikum zur Anschauung brächten als kleine Museen, aus denen in der Tat der Laie mehr lernen könnte als aus den vollständigen Universitätssammlungen. Im Bericht der „Wasserrose“ in Dresden interessieren die Bemerkungen unseres Ehrenmitgliedes, Herrn Oberlehrer Richter über „Hy- drocleis nymphaeoides“ und „Limnocharis Humioldti“. Hier ist es aber nicht der Wissenschaftler, sondern der Laie, der Mißbrauch mit den lateinischen Bezeich- nungen treibt, vielleicht sogar, um daraus Geld zu schlagen. — Das Stiftungsfest wird Dienstag, den 4. August mit einem Festvortrag, den Herr Köhler übernommen hat, und daranschließender „Fidelitas“, und am Sonntag den 9. August durch einen Tages-Ausflug mit Familie nach dem Collmberg b. Oschatz gefeiert werden. Mit- gebracht hat Herr Mühlner rote Planorbis, Herr Köhler eine weitere von ihm in den Wahrenschen Lachen er- beutete Knoblauchskrötenlarve, kleine grüne Teich- frösche, Salvinia und einheimische Pflanzen, die von verschiedenen Mitgliedern gegen einen Obolus in die „Büchse“ erstanden wurden. Für die Redaktion verantwortlich: Dr.E.Bade, Berlin 0. 17, Stralauer AUee 26 ; für den Anzeigenteil : Creutz’scheVerlagsbuch- haudlungin Magdeburg. Verlag der Creutz’Boheu Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M. Zur Fischfauna der Süßgewässer Deutsch-Ost-Afrikas. Von C. Brüning, Hamburg. (Mit einer Kartenskizze und fünf Originalzeichnungen von E. Schuh.) Sor einiger Zeit erwarb ich ein Pärchen von Chromis muUicolor, jenem inter- essanten Fischchen, das seine Jungen bei drohen- der Grefahr ins Maul nimmt und mit ihnen das Weite sucht, bis es in Sicherheit zu sein glaubt. Diese Art der Brutpflege ist allerdings schon lange bekannt von Geophagus-kxim. Brasiliens, die ja zu derselben Familie gehören, und auch von Chromiden aus Syrien. Da mich aber der Zufall auch in Besitz von zwei Geoj^hagios gymnogenys brachte, so beschloß ich, über diese Fischfamilie nähere Kenntnis zu erwei'ben und machte mich an das Quellenstudium. Vorweg will ich gleich bemerken, daß der Name „Chro- viidae“ in der Wissenschaft keine Griltigkeit mehr hat, sondern daß die Familie jetzt „Cich- lidae“ heißt und nach der Gattung Cichla aus Amerika benannt wird. Eingehend dieselbe be- handeln zu wollen, würde hier zu weit führen, enthält doch die Sammlung des Hamburger Museums allein 23 Gattungen, jede in mehreren Arten. Außerdem haben gerade die letzten Jahre eine gi’oße Zahl neuer Entdeckungen und Be- schreibungen gebracht, und das Material ist ein so reichhaltiges geworden, daß eine eingehende Behandlung dieses Stoffes einer späteren, größeren Arbeit Vorbehalten bleiben muß. Das Verbreitungs- gebiet der Cichliden ist zum kleinen Teil Indien und Syrien, namentlich aber Afrika und Süd- amerika. Besonders reich an Cichliden sind die süßen Gewässer Afrikas und vor allen Dingen unser deutsches Schutzgebiet in Ost- Afrika, und so glaube ich, keine ganz undankbare Aufgabe zu übernehmen, wenn ich auch vom Standpunkte des Aquarienliebhabers aus das Interesse an unseren Kolonien zu fördern suche, indem ich dem Leser die zum großen Teil fremdländische Literatur wenigstens teilweise zugänglich mache. Vielleicht findet auch der eine oder der andere auf diese Anregung hin Gelegenheit, eine Ver- bindung anzuknüpfen und durch irgend einen Bekannten einen neuen Fisch von dorther ein- zuführen. Deutsch-Ost- Afrika liegt südlich vom Äquator, an seiner nördlichsten Stelle etwa einen Grad von demselben entfernt, und erstreckt sich durch ungefähr zehn Breitengrade bis zum Flusse Rovuma, der es von dem portugiesischen Mozam- bique scheidet. Diese tropische Lage des Lan- des demonstriert uns, daß Aquarienfische, die aus jenen Gegenden zu uns gebracht werden, wenig- stens in der kalten J ahres- zeit auf Hei- zung Anspruch machen. An der Nord- grenze liegt der höch- ste Berg- Afrikas derbis Originalzeichnung für die ,, Blätter“ Enaraulicupris pinailis. nach der Natur von E. Schuh. 3 ar n 302 C. Brüning: Zur Pischfauna der Süßgewässer Beutsch-Ostafrikas. zu 6 000 m sich erhebende Kilinia-Ndjaro und süd- westlich von ihm der 4460 m hohe Meru-Berg. Von dort fast in gerader Eichtung von Norden nach Süden erstreckt sich ein Eandgebirge, welches das Tiefland der Küste von der Hochebene des Innern scheidet. Vom östlichen Ufer des mächtigen Viktoria-Sees in gerader Eichtung nach Süden bis zum Ostufer des Njassa-Sees zieht sich die Wasserscheide zwischen den Strömen, die in den Indischen Ozean auf der einen und den Viktoria- und den Tanganika- See auf der andern Seite fließen, fast in der Mitte des Landes hin. Daher haben dieFlüsse im Vergleich zu denen des übrigen Äqua- torialafrikas nur einen kurzen Lauf , auch sind ihre Strombetten wäh- rend der heißen Jahres- zeit größtenteils aus- getrocknet. Trotzdem ist die Kolonie wasser- reich, an den Landes- grenzen liegen die ge- waltigsten Becken des Kontinents, imNoi’den der Victoria-, im W esten der Tanga- nika- und im Süden auch der Njassa-See, im Innern finden sich viele größere und kleinere Seen. Alle haben sie, ebenso wie die Flüsse, die be- ständigWasser führen, einen großenFischreichtum. In der Fischfauna dieser Gewässer nehmen, wie bereits oben erwähnt, die Cichliden die erste Stelle ein, denn es kommen in Deutsch-Ost- Afrika über 40 Arten aus dieser Fischfamilie vor, von denen wir die wichtigsten einer kurzen Betrachtung unterziehen wollen. Die alte Be- zeichnung vorläufig beibehaltend, beginnen wir mit der Gattung Chromis, als deren typischen Vertreter wir den in dieser Zeitschrift auf Seite 155 des XIV. Jahrganges abgebildeten Chromis muUicolor betrachten können. Der be- kannteste und auch der größte von allen ist der Chromis niloticus*), welcher sich nicht nur im Nil, sondern im ganzen tropischen Afrika findet, ein Fisch von Karpfengröße, mit rötlich- grauer oder bräunlicher Grundfärbung, die nach dem Bauche hin lichter wird. Ältere Stücke .Deutsch - Ost-AfriKci. -^Kdrten- Nock nick t ^enii^end erforschte Huss' Läufe sind *) Vergleiche die Photographie auf Seite 265 dieses Jahrganges. zeigen eine deutliche, dichte Längsbänderung, in der Jugend treten gewöhnlich 8 Querbinden auf den Seiten hervor. Es ist wohl natürlich, daß bei einem so großen Verbreitungsgebiete viele Lokalformen Vorkommen, auch verändern sich die Merkmale bei zunehmendem Alter ganz außerordentlich, und es ist wahrscheinlich, daß nicht nur bei diesem Fische, sondern auch bei den Verwandten diese Veränderungen sich zu einem immer stärker werdenden Dimorphismus, d. h. Zweigestal tigkeit, der Geschlechter her- ausbildeten. Es wäre deshalb eine sehr dank- bare Auf gäbe für Lieb- haber, die sich im Be- sitze von Cichliden be- finden, die Tiere auf diese Veränderungen zu beobachten und ge- naue Aufzeichnungen darüber zu machen. Nicht nur die drei großen Seen, sondern auch die kleineren Ge- wässer und Sümpfe be- herbergen eine ganze Eeihe von Gattungs- verwandten dieser Art. Denselben sehr ähn- lich ist die Gattung Ctenochroniis Pfeffer. Während Chromis cycloide, d.h. kreisförmige oder elliptische Schuppen hat, trägt Ctenochromis ctenoide, Kammschuppen mit gezahntem Hinter- rande. Auch von diesen Fischen kommen in Seen und Teichen Deutsch-Ost-Afrikas mehrere Arten vor, deren Totallänge zwischen 9 und 14 cm schwankt. Den Chromis - Arten in der Be- schuppung gleich, aber in der Bezahnung von ihnen verschieden ist die Gattung Hemichromis Peters, von denen namentlich der Njassa-See eine Eeihe von Arten liefert, die sich alle ihrer Größe nach für das Zimmeraquarium eignen. Auch die andern beiden Seen sind reich an Cichliden. In „The Annals and Magazine of Natural History“ 1901 beschreibt Boulenger die von Mr. Moore im Tanganika- und dem nördlich davon be- legenen Kivu-See gefangenen neuen Fische dieser Familie. Er nennt die Gattung Paratilapia, von welcher die größte Art 22 cm, die kleinste, Paratilapia nigripinnis, die schwarzflossige, nur 8 cm lang wird, die Gattungen Bathyhates, Xenotilapia, Trematocara und Tilapia, ferner als C. Brüning: Zur Fischtauna der Süßgewasser Deutsch-Ost-Afrikas. 3 OB gen. nov. oder neue Gattungen Gejjhyrochromis imi Äs2)rotila2} kl, alles durchweg kleinere Fische; durch die Länge der Flossen zeichnet sich die Gattung Mastacembelus aus, so hat z. B. Masta- cembelus taeniatus, der gestreifte, in der Dorsal- oder Kückenflosse 33 harte und 85 weiche Strahlen, in der Anal- oder Afterflosse 2 Stacheln und 85 weiche Strahlen bei einer Totallänge des Fisches von nur 105 mm. Von den Lahyrinthfischen, als deren typische Form der bekannte Kletterfisch angesehen werden kann, kommt in unserer ostafrikanischen Kolonie nach Pfeffer die Gattung Ctenopoma Peters vor und zwar in zwei Arten: Cteno2)omci p>Gherici Günther, mit olivenbrauner Grundfarbe und einem runden schwärzlichen, zuweilen weiß eingefaßten Fleck vor der Schwanzflosse und Cteno2)oma muUispine Peters, mit grünlicher Grundfarbe, mehr oder weniger hervortretenden dunkleren Flecken und silber- weißem Bauche. Die Strahlen der Schwanz- flosse ragen über den Flossensaum hinaus. DieBarschesind ver- treten in 3 Gattungen: Lates, Kuhlia und Äm- bassis. Es sind zum Teil prächtig gefärbte Fische, die jedoch im Salz- und Brackwasser leben und nur in die Flüsse hinauf wandern. Ein ausgesprochener Süßwasserfisch ist Lates niloticus Hasselquist, er erreicht jedoch die enorme Größe von reichlich 1 ^2 ni und ein ganz bedeutendes Gewicht und ist daher für den Aqua- rienliebhaber nur von geringem Interesse. Schließlich sind von den Stachelflossern auch noch die Grundeln hier zu nennen mit den Gattungen Gobius und Ekotris, die wie die Barsche in die Flüsse hinanfgehen, sonst aber Brackwasser und auch das Meer bewohnen. Unter den Edelfischen stehen die Welse voran. Sie bilden überhaupt die größte Familie der Ph'sche und sind recht als Be- wohner der heißen Zone geschaffen, da sie akzes- sorische Atmungsorgane haben, vermöge derer sie das etwaige Anstrocknen ihrer Wohngewässer überdauern können. Die Gattung Clarias Grono- vius, von welcher bereits mehrere Arten in Europa im Aquarium gehalten wurden, ist in Afrika allein in über 25 Arten vertreten. Auch in den Tümpeln Deutsch - Ost - Afrikas kommen mehrere Arten dieser Fische vor. Außerdem sind vertreten die Gattungen: Heterobranchus, Sehilbe, Bagriis, Anopdopterus, Arius, Sgnodontis, Chilo- glanis, Plotosiis und Eutropim. Namentlich die beiden zuletzt genannten Gattungen sind wegen ihrer Stacheln außerordentlich gefürchtet. Nach Stnhlmann sticht Plotosus anguillaris mit dem Stachel seiner Rückenflosse, daß die Hände an- schwellen wie vom Schlangenbiß. Eiitroqnus äepiressirostris verursacht nach Holub durch die Widerhaken des Brust- und Rückenstrahles sehr gefährliche, schwer heilende Wunden, da die in der Wunde steckengebliebenen Stachelspitzen nur durch Herausschneiden entfernt werden können. Ganz eigentümliche Fische sind die An- gehörigen der Familie Mormyriclae. Wie die Zitteraale, Zitterwelse und Zitterrochen besitzen Originalzeiehnimg für die glatter“ Synodontus pimctulatus. nach der Natur von E. Schuh. Originalzeichnung für die „Blätter“ nach der Natur von E. Schuh. Lates niloticus. 304 C. Brüning: Zur FiscMauna der Süßgewässer Deutsch-Ost-Afrikas. sie an jeder Seite des Schwanzes Organe, die ans Muskeln umgebildet sind und mit den elek- trischen Organen jener Fische große Ähnlichkeit haben. Wie dieselben verwandt werden, ist jedoch noch nicht festgestellt. Pfeffer nennt für Deutsch-Ost-Afrika 4 Arten, die teils in den Seen, teils im Eovuma und anderen Flüssen Vor- kommen. Von größerem Interesse sind für den Aqua- rienliebhaber die Fische aus der Familie der Karpfenlachse oder Characinidae. Zur leichteren Orientierung will ich hinzufügen, daß der brasi- lianische Eauteufleckkärpfling, Tetragonopterus fasciatus, als typisch für diese Familie gelten kann. Im tro- pischen Afrika leben davon 6 Oattungen: Di- stichod'us, CitJia- rinus, Hydro- cyon, Brachy- alestes, Alestes und Petersius. Alle sind im deutschen Schutzgebiet vertreten. Es sind hübsche Fische mit leb- haften, glänzen- den Farben. Auch unsere so beliebten Zahnkarpfen finden sich in Deutsch-Ost-Afrika. Wenn auch die meisten ihre Heimat in Amerika haben, so lieferte doch auch die alte W eit aus dieser Fischfamilie für unsere Zimmeraquarien herrliche Tierchen. Ich verweise nur auf den Haplochilus latipes aus Japan, Haplochilus panchax von Ceylon und Fundulus hispanicus aus Spanien. Diesebeiden Gattungen sind auch im tropischen Afrika und in unserm Schutzgebiet vertreten und zwar die erste durch die beiden Arten Haplochilus John- stoni und Haplochilus atripinna, die letzte in wenigstens 3 Arten. Haplochilus Johnstoni Othr. ist ein sehr schöner, kleiner Fisch, einfarbig rötlich-oliv mit hübscher blauer Längslinie an den Seiten. Haplochilus atripinna (= dunkel- flossig) nov. spec., also neue Art, ist benannt und zuerst beschrieben von Pfeffer in „Deutsch-Ost- Afrika“ Band III. Die Grundfarbe ist hell olivenbräunlich, jede Schuppe hat einen dunkel- braunen Eand, der Eücken ist lebhafter braun, der Bauch heller und rötlich-grau. Alle Flossen sind dunkel, fast schwärzlich. Es ist sehr wahr- scheinlich, daß noch mehrere Arten der Gattung Haplochilus in diesem Gebiete leben und viel- leicht auch schon beschrieben sind. Bei der Gattung Fundulus sind in der Eegel die Ge- schlechter sehr leicht zu unterscheiden. Das Männchen von Fundulus güntheri Pfeffer hat Dörnchen auf der Afterflosse, deren Basis rot gefleckt ist, dann eine schwarze Zone und einen weißen Eand hat. Das Männchen von Fundulus taeniopygus Hilgendorf hai Dörnchen auf Eücken- und Afterflosse. Letztere ist an der Basis und am Eande dunkel und hat dazwischen einen weißen Längsstreifen. Die Weibchen beider Arten sind ein- farbig, dasWeib- chen von Fun- dulus melano- spilus ist auf Seiten und Flos- sen schwarzge- fleckt, aber auch das Männchen hat eine ähnliche Zeichnung von pechschwarzen Flecken, von der Größe der Pu- pille, die manch- mal auch zu- sammenfließen, und so sind bei dieser letzten Art die Geschlechter nicht so leicht zu unter- scheiden. Auch von den Fundulus- Axiew läßt sich annehmen, daß es in Deutsch-Ost-Afrika noch mehrere gibt. Peters beschreibt dann noch einen Zahnkarpfen Nothohr anchius orthonotus, der ge- wiß auch dort vorkommt, da als seine Heimat Mozambique angegeben wird. Die Grundfarbe ist dunkelgrün mit metallischem Glanze, unten goldig. Auf dem letzten Drittel jeder Schuppe ein dunkler Fleck, wodurch der Fisch längsgestreift erscheint. Die hinteren Flossen sind goldgelb. Von den Cyprinidae oder Karpfen sind zu nennen die Gattungen Laheo, Bashora, Fmgrauli- cypris und vor allen Dingen Barhus, welche in vielen Arten, von teilweise sehr hübscher Fär- bung vertreten ist. Diese Barben, wie auch ihre Verwandten, sind sehr zählebig. Sie kommen meistens in Bächen vor, die in der heißen Jahres- zeit fast gänzlich austrocknen. Selbst Hering und Aal haben in Deutsch- Ost-Afrika ihre Eepräsentanten. Erstere gehen Originalzeiohnuiig für die „Blätter“ Ctenopoma multispine. nach der Natur von E. Schuh. Otto Tofohr: Der Pächerfinger-Gecko. 305 allerdings, wie die Vertreter der Heringsfamilie bei nns, auch nur in die Flüsse hinauf. Von den Aalen kommt aber Anguilla labiata Peters nicht nur in Flüssen, sondern auch in Teichen vor. Zum Schlüsse wollen wir noch des Protopterus annectens Oiven gedenken, eines Lurchfisches aus stehenden Gewässern Ostafrikas. Das aben- teuerliche Tier ist gleichsam ein Mittelding zwischen Fisch und Molch. Es atmet durch Kiemen und durch Lungen, hat 4 Flossenglied- maßen, die weit auseinander stehen, und eine aalartige Gestalt. Der Fisch lebt von Fröschen und anderen Lurchen. Er ist sehr raubgierig und unverträglich. Zur Zeit der Dürre kriecht er in den Grund und kapselt sich in einer aus Schlamm gebildeten Hohlkugel ein. In diesem Zustande ist er in seinem Gehäuse schon öfter nach Hamburg gekommen. Der Fächerfinger - Gecko. Von Otto Tofohr, Hamburg (Salvinia). (Mit Original-Pliotographie.) )er Winter steht vor der Tür. Mit Un- mut wird er empfangen vom eifrigen Terraristen! Setzt er doch so manchen schönen Beobachtungen am Terrarium ein jähes Ziel. Echsen und Schlangen, soweit sie Europa ihre Heimat nennen, werden träge und schläfrig, die Freßlust schwindet. Der erfahrene Liebhaber merkt, seine Tiere rüsten sich zur Winterruhe, und alle diejenigen, die sich den Grundsatz; natur- gemäße Behandlung ihrer Pfleglinge zur Eichtschnur gemacht haben, übergeben die euro- päischen Arten den üb- lichen Überwinterungs- kästen oder sorgen sonst- wie für eine zweckmäßige Unterbringung, die den Tieren die Abhaltung des nötigen Winterschlafs er- möglicht. Der Besitzer heizbarer Terrarien ist im Winter besser daran. Ihm steht auch während der kalten Jahreszeit mehr oder weniger Beobachtungsmaterial zurVerfügung, denn die Kriechtiere wärmerer Zonen, die das Kon- tingent der heizbaren Behälter stellen, werden auch imWinter warm gehalten und regelmäßig gefüttert, überhaupt genau so sorgfältig gepflegt als im Sommer. Allerdings können auch diese Eeptilien, namentlich das Geschlecht der Eidechsen, an den kurzen, trüben Wintertagen nicht ihre sommerliche Lebhaftigkeit betätigen. Auch sie empfinden das mangelnde Sonnenlicht, das natur- gemäß im Winter käi’glich werdende, wenig ab- wechslungsreiche Futter schmerzlich, und lasseii sich auch durch die schönste künstliche Wärme keinen Sommer Vortäuschen. Eine herab- geminderte Tätigkeit wird wohl bei allen ge- fangen gehaltenen außereuropäischen Kriechtieren während unserer kalten Jahreszeit zu beob- achten sein. Am wenigsten von den kurzen Wintertagen Avird noch das Geschlecht der Haftzeher {Geckonidae) behelligt. Die Geckonen sind ja bekanntlich Nacht- oder Dämmerungs- tiere. Ihnen ist die trübe Winterbelichtung des Terrariums gerade recht und die langen Nächte kommen ihnen durchaus nicht ungelegen. Ein im Winter mit Haftzehern verschiedener Arten in den geeigneten Größen besetztes warmes Terrarium ist daher ein interessantes Objekt für jeden eifrigen Terraristen. Ich halte Geckoneu immer in größerer Zahl, und manchen hmgen Winterabend haben mir diese munteren Tiere durch ihr interessantes Leben und Treiben ver- kürzt. Von den ca. 270 bekannten Arten wurden bisher eine ganze Eeihe lebend einge- führt. Ich selbst pflegte bis jetzt die folgenden fünf: Phyllodactylus europaeus (europ. Blatt- Origlnalzeichnung für die ^Blätter“ nach der Natur von E. Schuh. Chiloglanis deckenii. finger), Platydaetylus mauritan icus (Mauergecko), Stenodactylus Petrii (Dünnflnger) Hemidactylus verruculatus (Scheibenflnger) und seit neuerer Zeit auch PtyodacUjlus lobatus (Fächerflnger). 306 Otto Tofohr; Der Fächerfinger-Gecko. Die vier letztgenannten Arten hatte ich wieder- holt Gelegenheit, selbst in größerer Anzahl zu importieren. Der Ptyodactylus Johatus scheint lebend, wenigstens in nennenswerter Anzahl, bisher nicht eingeführt worden zu sein; es freut mich daher, diesen interessanten Gecko, dem die nachfolgenden Zeilen gewidmet sein sollen, den deutschen Liebhabern zugänglich gemacht zu haben, denn wenn er auch vor der Hand nur durch den Verein „Salvinia“, Hamburg, für den ich dies Tier neben anderen importierte, zu beziehen ist, so wird er doch im nächsten Jahre auch durch die Händler zum Verkauf gelangen, denn Nachimporte sind nun gesichert. Ich erhielt diesen recht großen Gecko (das längste von mir gemessene Exemplar maß 14 cm) aus Palästina und zwar aus der Umgegend von Jerusalem, wo ich ihn durch Hirtenbuben unter Vermittelung einer mir bekannten Mittelsperson sammeln ließ. Nach Überwindung mancherlei Schwierigkeiten (die Hirtenbuben brachten immer viele schwanzlose oder verletzte Stücke, lamen- tierten dann über Abzüge, die gemacht wurden, und streikten schließlich) auch bezüglich des Transportes gelang es schließlich, eine größere Anzahl anscheinend gesunde Tiere herzube- kommen. Ich erhielt dieselben in je 10 Stücke enthaltenden kleinen Kistchen als Muster ohne Wert. Der Posttransport dauerte 7 — 10 Tage. Das erste, was frisch angekommene Gecko nen taten, war, daß sie mich beim Auspacken sehr lebhaft in die Finger bissen. Mit einer wahren Wut verbeißen sie sich an irgend einer Stelle der sie festhaltenden Hand und lassen sich oft minutenlang so festgebissen freischwebend um- hertragen, ehe sie sich entschließen, loszulassen. — Wie auf der nebenstehenden Abbildung er- sichtlich, besitzt der Fächerfinger sehr große Haftscheiben an jedem Zehenende, deren Wirk- samkeit noch durch je eine spitze in einer Scheide liegende Kralle erhöht wird. Seine Haftfähig- keit ist denn auch eine enorme, die sich z. B. mit derjenigen des Mauergecko’s keineswegs vergleichen läßt. Der Mauergecko ist hin- sichtlich dieser Fähigkeit gegenüber dem Fächer- finger einfach ein Waisenknabe. Es hält über- haupt schwer, einen Fächerfinger von der Hand los zu werden, wenn er sich nicht freiwillig entschließt, herabzuspringen. Das mußte ich zu meinem Leidwesen gleich beim Auspacken er- fahren. Eine größere Anzahl dieser ungemein lebhaften und schnellen Tierchen in einen Kasten zu bringen, ist eine wahre Geduldsprobe. Während man sich bemüht, eins dieser kletten- artig an der Hand klebenden Bürschchen hin- einzupraktizieren, rücken einem gewöhnlich zwei der vorher eingebrachten wieder aus! Diverse entwischten mir denn auch und wußten sich in meinem Terrariumzimmer wochenlang jeder Verfolgung zu entziehen. Die Hinterschenkel des Fächerfingers sind sehr muskulös, sie machen ganz den Eindruck von Froschschenkeln, und befähigen das Tier zu über meterlangen Sprüngen. Ein im Zimmer umherstreifender Ptyodactylus bietet ein ungemein anziehendes Bild. In der Sprungfähigkeit steht er einem Anolis nicht nach, in der Haftfähigkeit übertrifft er diesen bei weitem. Man muß die Bewegung dieses Tierchens gesehen haben, zu beschreiben ist sie schwer. Nach dem längsten Sprunge haftet das Tier wie angeleimt auf der erkorenen Stelle, nickt sehr bedächtig mit dem Köpfchen, pendelt mit dem Schwänze auf und ab, läuft eine kurze Strecke ruckweise hin und her, erhebt sich dann hoch auf die Vorderfüße, und wieder er- folgt ein Sprung, so lang, daß man staunt, und wieder klebt das Tier wie angenagelt! Dabei ist es ihm ganz gleich, ob er sich oben an die Zimmerdecke leimt, an senkrechte Glasscheiben klebt, oder ob er sich die polierte Wand eines Schrankes als Euheplatz erwählt. Die Zehen stellt er bei dieser Gelegenheit stark gespreizt nach Geckonenart. Noch nach dem Tode des Tierchens spürt man, wenn man mit dem Finger leise über die Haftscheiben streicht, ein deut- liches Festhalten. Im Terrarium geschieht die Lauftätigkeit mit ziemlichem Geräusch, eine größere Anzahl machen, wenn sie z. B. erschreckt werden, einen bei ihrer Kleinheit überraschenden Lärm. Das interessanteste an diesen Tieren ist jedoch ihre Stimme. Geckonen gehören be- kanntlich zu den wenigen Eidechsenarten, die eine richtige Stimme besitzen. Wenn meine Fächerfinger ihre Stimme erschallen lassen, so hört es sich fast so an wie das Piepen sich beißender Mäuse. Es ist ein lautes langgezogenes Piepsen, oder richtiger Quieksen, das durch die ganze Wohnung schallt. Ich hörte die Laute bei geöffneten Türen drei Zimmer weit. Sie erheben ihre Stimme hauptsächlich während ihrer Beißereien untereinander, die recht häufig stattfinden, obgleich sie sonst sehr gesellig sind und sich immer in Scharen an geeigneten dunklen (namentlich recht warmen) Orten im Terrarium aufhalten. Allemal quieken sie auch laut und vernehmlich, wenn ich einen Geckonen mit der Hand greife. Sie sind über- haupt sehr ängstlich, besonders wenn sie mit Otto Tofohi’: Der Fächerfinger-Gecko. 307 anderen größeren Eidechsen oder gar Schlangen Zusammentreffen. Am wohlsten fühlen sie sich in einem speziellen Geckonen- Terrarinm. Als ich eines Tages versuchs- weise eine große Eingelnatter in ihren Käfig gleiten ließ, flohen sie nach allen Eichtungen und erhoben ein wahres Zetergeschrei. — Sie wollten sich auch durchaus nicht an diesen Genossen gewöhnen; sobald der Kopf der Natter Egendwo auf tauchte, packte sie das Entsetzen und ihre Stimmen erklangen gar kläglich. Ich habe die Natter natürlich bald wieder entfernt, halte es überhaupt für grausam, Schlangen im Geckonen- oder Anolis-Terrarium zu halten, da diese Tier- chen ihr Leben lang eine entsetzliche Schlangenfurcht betätigen und aus lauter Angst häufig sich die Schnauzen an den Glasscheiben wund rennen. Gegen kleinere oder nur wenig größere Eidechsen zeigen sich die Fächerfinger dahingegen mutig und angliffslustig. Ihie Attacken sind sein Ptyodactyhislobatus. drollig, ich habe sie häufig Skinken gegen- Besitzer: O. Tofolar, Hamburg, über ausfuhren sehen. Gravitätisch erheben Lehen für die „Blätter“, sich die Geckonen solchenfalls hoch auf den sperrig stehenden Beinen, krümmen den Eücken, senken den Kopf, drehen ihn seitlich dem Feinde entgegen und nun suchen sie ihm mit kräftigem Vorstoße einen Biß beizubringen, indem sie gleichzeitig ein kurzes Quieken ertönen lassen. Gewöhnlich verscheucht ihr Gebaren auch richtig den Widersacher. Im Terrarium streben sie gern nach oben. Sie kleben in Scharen tagsüber am Dache, an den oberen Scheiben, an Zier-Korkstücken, Ecken lind Winkeln und kommen abends in der Dämme- rung herab, um sich nmherziitreiben und ihrer Nahrung nachzugehen. Häufig erzürnen sie sich lim einen besonders günstigen Platz, den mög- lichst alle beanspruchen, und es entsteht nun unter vielem Quieken eine lebhafte Balgerei, bei welcher die Schwächeren einfach herunter- geworfen werden. Der Ptyoclactylus betätigt ebenso wie der Mauergecko einen lebhaften Farbenwechsel. Je wickeln noch eine Leb- haftigkeit und Lebendig- keit, die über ihren wahren Zustand sehr oft hinweg- täuschen würden. Ihre Augen sind das Thermo- meter, von dem man ihr mehr oder weniger wohler er sich fühlt, um so dunklere Farben zeigt er. Eine hübsche Fleckenzeichnung tritt sehr häufig hervor. Bei Angstzuständen, Krank- heit, Kälteempfindimg, sowie beim Herrannahen des Todes zeigt er eine fahle, sehr helle blaß- gelbe Farbe. Todeskandidaten sind überhaupt sehr leicht von gesunden Tieren durch ihr Äußeres zu unterscheiden und das ist gut, denn die vorgeschrittensten Todeskandidaten ent- giites Wohlbefinden mit Leich tigh eit ablesen kann. Je höher das Auge gewölbt, um so wohler ist das Tier, je mehr es einsinkt, um so näher ist ihm der Tod. Eine erschreckende Magerkeit geht dem Tode vorauf. Solche Todes- kandidaten bestehen kurz vor ihrer Auflösung nur noch aus Haut und Knochen. Höchst eigen- tümlich ist es, daß die Tiere befähigt sind, den Zustand eines Todeskandidaten sehr täuschend zu simulieren! Beim Ergriffenwerden pressen sie in der Angst ihre Angen tief in ihre Höhlen, ziehen sogar die Haut ihres Kopfes stark zu- sammen, dadurch die nötige Magerkeit hervor- bringend. Ich glaubte zunächst allemal, wenn ich einen der Geckonen herausgriff, um ihn weg- znsenden, einen Kranken erwischt zu haben, so elend sah das Tier aus. Ich setzte ihn dann regelmäßig wieder hinein, bis ich endlich hinter ihren Kniff kam. Nicht unerwähnt möchte ich eine eigentümliche Gewohnheit des Ptyoclactylus lassen, die er mit dem Platydactylus und anderen Geckonen gemeinsam hat. Er leckt nämlich 308 Kleine Mitteilungen. häufig mit der kleinen, leuchtend roten Zunge seine Äuglein ab, was sich gar possierlich aus- nimmt. Die Häutung des Fächerfingers spielt sich ganz so wie beim Mauergecko ab. Ganz so wie dieser reißt er sich die Hautfetzen vom Körper und verzehrt sie. Die abgeworfene Haut irisiert, gegen das Licht gehalten, lebhaft. Schwanz- brüche sind beim Ptyoclactylus weit seltener als beim Platydactylus. Während ich bei ersterem unter 50 etwachsenen Exemplaren nur 6 — 7 regeneriertschwänzige Stücke feststellte, zählte ich deren unter 50 großen Platydactylen mindestens 40. Der Mauergecko ist ja auch bezüglich seiner Schwanzbrüche unter den Lieb- habern geradezu berüchtigt. Es hält wirklich schwer, ein Dutzend ausgewachsene Mauer- geckonen mit tadellosen Schwänzen zusammen zu bekommen. Ich hätte nun noch über das Futter des Ptyodactylus in der Gefangenschaft zu sprechen. Frisch angekommene Tiere, die die Reise- strapazen noch nicht überwunden hatten, ver- trugen Mehhvürmer nur schlecht, die anfangs häufig wieder ausgeworfen wurden. Ich fütterte dann zunächst nur mit frisch gehäuteten Mehl- würmern. Diese wurden von allen gut ver- tragen und verdaut. Nach vierzehntägiger Ein- gewöhnung bekamen auch gewöhnliche Mehl- würmer mittlerer Größe allen gesundenlndividuen recht gut. Diese Geckonen ziehen frei im Terrarium (etwa auf dem Zierkorke) umher- kriechende Würmer denjenigen, die in Futter- näpfeii untergebracht sind, vor. Ich warf ihnen daher immer eine Hand voll Mehlwürmer frei in den Behälter; sie wurden dann sehr lebhaft verfolgt und verzehrt. Des weiteren verfütterte ich kleine und große Küchenschaben; auch diese wurden gern genommen.*) Wasser nehmen sie gern in Tropfenform am liebsten des Abends. Sie trinken gern und häufig. Soweit ich es heute nach 3 Monaten übersehen kann, scheint dieser Gecko in der Gefangenschaft ein halt- bares Tier zu sein, denn nennenswerte Verluste traten bis jetzt nicht ein. Einige der mir übersandten mit Ptyodactylen gefüllten Kistchen kamen teilweise zerbrochen bei mir an, so daß 7 Stück unterwegs ausrücken konnten. Welches Entsetzen mögen die harm- losen Dinger bei den Postbeamten hervorrufen, wenn sie an irgend einem weltentlegenen Post- amte später einmal auftauchen sollten! *) Als ganz besondere Leckerbissen gelten ihnen lebende Grillen, die ich zu diesem Zwecke aus Italien einführte. kleine J\4iffeilufi^en* Grirardinus caudimacnlatns. — Ich züchte seit 4 Jahren Girardinus caudimaculatus und erhielt im Laufe dieser Zeit von demselben Stammpärchen (die Nachzucht wurde getrennt) im ersten Jahre vorwiegend Weibchen, im zweiten Jahre vorwiegend Männchen und so immer weiter, und zwar in einem Verhältnis von ca. zu V4- Es wurden nur die zur vollen Entwicklung gelangenden Fische eines Jahres (aber von verschiedenen Bruten) in Betracht gezogen, die Aufzuchtsverluste dürften ja wohl beide Geschlechter ziemlich gleich betreffen. Ein älmlicherVorgang findet sich auch bei Schmetter- lingen, wo der erste Teil (z. B. cJ) nach einmaligem Über- wintern, der zweite Teil aber (die $) erst nach zwei Wintern zur Entwicklung gelangen. A. v. Phull. Zu Limnophila heterophylla Benth. — Die Schreib- art Limnophylla, wie Henkel dieselbe gebraucht, ist nicht richtig, die Pflanze trägt den Namen Ämbulia heterophylla (Bth.) Baill. (Nach Engler und Prantl.) Im „Index kewensis“ wird dagegen Limnophila hetero- phylla als der richtige Name angeführt. Ich habe diese Pflanze in diesem Sommer zu Hun- derten gezogen, sie gedeiht am besten in einer Wasser- temperatur von 17—18® R., im wärmeren Wasser wird sie zu lang und dünn. Die Rosetten unter Wasser sind viel größer und schöner als die von Cabomba, auch hat Ambulia heterophylla einen schnelleren Wuchs und vermehrt sich leichter wie Cabomba. Amb. heter. ist in Ost-Indien heimisch. In Heft 14 fand ich auch eine Notiz über die Ca&oHiäa-Kultur. Ich ziehe hier große Mengen von Cabomba, die algeufrei und sehr schön waren. Auf die Erdmischung kommt es nach meiner Ansicht nicht an, sondern darauf, daß sich die Pflanzen nicht in zu tiefen Behältern befinden und eine ständige Wasser- wärme von 22 — 25® R. haben. In einer Wasserwärme von 18® R. zeigen sie schon nicht das freudige Grün, sondern werden gelblich und unansehnlich. H. B. Pflanzenwiichs im Bakterienlicht. Neuerdings hat Molisch den Heliotropismus im Bakterienlicht unter- sucht, und zwar verwandte er jenen Mikrokokkus, der auch das Leuchten unseres Fleisches veranlaßt. Es wurde eine Leuchtkolonie dem Keimling einer Saatwicke bis auf etwa 8 cm genähert. Der Erfolg war nun in der Tat überraschend. Die junge Pflanze bog sich sofort zur Seite, und sämtliche Triebe wuchsen fast horizontal auf die Leuchtkolonie zu. Nicht bei allen Pflanzen zeigten sich diese Erscheinungen in gleicher Weise. Während Linsenkeime schon nach 24 Stunden horizontal wuchsen, zeigte sich z. B. die Kresse viel weniger und die Sonnenblume nicht im geringsten empfindlich. In allen Fällen bildete sich kein Chlorophyll, woraus Molisch schließt, daß das Bakterienlicht vor- zugsweise der blauen Hälfte des Spektrums angehört. Fang eines Riesensalanianders. — Gelegentlich einer Reise des Panzerkreuzers „Arcona“ im Jahre 1896 nach den chinesischen Gewässern war ich Zeuge des Fanges eines Riesensalamanders in Kamakura, eines Dorfes bei Jokohama in Japan. Im Verlauf einer Partie eines Teiles der Besatzung des Kreuzers, welche von unserem Stabsarzte geleitet wurde, besichtigten wir eine unterirdische, von mattem Halbschimmer erleuchtete Höhle, in welcher sich ein flaches trübes Gewässer befand. Vereins-Nachrichten. 309 Plötzlich sprang der uns als Führer begleitende Japaner in das Wasser und kam gleich darauf mit einem mächtigen, zappelnden, wild um sich schlagenden, nackten glatten Tier herausgeklettert. Es war ein stattlicher Riesensalamander, welcher sich höchst unfreundlich gebärdete, bei jeder Annäherung sein mächtiges Maul aufriß und nach Jedem ohne weiteres schnappte. Diese prächtige Beute ging in Besitz des Herrn Stabsarztes über. Während der Weiterreise wurde der Gefangene an Bord in eine Wanne gesteckt, in welcher er seine Reise nach Europa gut überstand. Als Nalmmg wurden ihm Fische und rohes Fleisch gereicht, welches er ohne weiteres annahm. A. Reimann. güct^ersct^au. Fröhlich, Dr. Earl. Die Odonaten und Orthopteren Deutschlands mit besonderer Berücksichtigung der bei Aschaffenburg vorkommenden Arten. Mit 25 nach der Natur photographisch aufgenommenen Abbildungen auf 6 Lichtdrucktafeln. IV. Mitteilung des naturwissen- schaftlichen Vei'elns zu Ascbaffenburg. — 106 Seiten. — Preis Mk. 4. Verlag von Gustav Fischei’ in Jena. Der Verfasser gab uns schon einmal ein Werk über die Käfer der Umgegend von Aschaffenburg, dessen ich im Jahrgange 8, Seite 208, gedachte. Wie in dem ersten Werke, so auch hier wird die Fauna im Westen durch die Linien von Hanau über Seligenstadt-Baben- hausen bis Miltenberg, südlich und östlich durch den Main von Miltenberg Uber Wertheim-Lahr-Gemünden begrenzt, doch findet auch die vordere Reihe Berück- sichtigung nördlich durch die Linie Wiesen-Alzenau- Hanau. Der Verfasser hat sich aber zum besten des Werkes nicht nur auf die hier gefundenen Arten be- schränkt, sondern alle in Deutschland erbeuteten Arten beschrieben und analytische Tabell en und Beschreibungen der Gattungen und Arten beigefügt. B. VERE NACHRICHT „Nymphaea“, Verein für Aquarien- u. Terrarienkunde„ zu Leipzig. ^ (Sitzimg jeden Dienstag, Abends 9 Uhr im Vereins- W lokal „Herzog Ernst“, Georgen-Str. 1.) 526. Sitzung am 4. August 1903. Die relativ gut besuchte Versammlung wurde 9’/2 Uhr vom I. Vorsitzenden, Herrn E. Winzer eröffnet. Protokoll- verlesung und -Genehmigung. Hierauf Festansprache des I. Vorsitzenden, worin dieser in kurzen Worten der Entwicklung des Vereins von seiner Gründung bis heute gedenkt und das vom Verein Erstrebte mit dem wirklich Erreichten vergleicht, ein Vergleich, der für unseren Verein nicht so sehr ungünstig ausfiel. Seine Rede klang aus in ein dreifaches Hoch auf das fernere Blühen, Wachsen und Gedeihen des Vereins „Nymphaea“. Hier- auf ergriff Herr W. Köhler das Wort zu seinem Fest- vortrag: „Wozu halten wir Aquarien?“ Der Vortrag wird seiner Zeit gedruckt erscheinen. Nach kurzer Debatte über den Vortrag, sowie über die auf Sonntag, den 9. August festgesetzte Stiftungsfestpartie, griff eine feuchtfröhliche Fidelitas Platz, die sich bis in die früheste Morgenstunde erstreckte. 527. Versammlung am 11. August 1903. Eröffnung V2IO Uhr. Eingänge: Zeitschriften. Protokollverlesung und Genehmigung. Der I. Vorsitzende berichtet kurz über den Stiftungsfestausflug. Zwei dringende interne Angelegenheiten gelangen auf Antrag des Unterzeichneten zur Erledigung. Von den Zeit- schriften gibt besonders eine Probenummer des „Tier- freund“, die uns zugegangen, Anlaß zu kurzer Debatte. Diese Zeitschrift macht bekannt, daß sie auch eine Beilage für Aquarien- und Terrarienliebhaberei ein- gerichtet habe, nachdem „eine Anzahl“ Aquai’ien- und Terrarienvereine ihr Interesse an der Zeitschrift da- durch bekundet hätten, daß sie es sogar zum Vereins- organ gemacht hätten. Unserer Kenntnis nach reduziert sich die „Anzahl“ allerdings nur auf einen, nämlich den Braunschweiger Verein. Andererseits muß auch hier, wie das unser Mitglied, Herr J e s c h mit Recht hervor- hob, vor der Zersplitterung in der Organfrage gewarnt werden. Ein Organ für alle Vereine kann für das Organ sowohl wie für die Vereine nur von Nutzen sein. Aus den Vereinsberichten in den „Blättern“ geht die Gründung eines zweiten Vereins „Hottonia“ in Magde- burg hervor, auch wieder ein Beispiel für die Zer- splitterimg, die zeitweilig in Liebhaberkreisen Platz greift und die Liebhaberei sicher nicht zu fördern ge- eignet ist. Herr Köhler kritisiert in ziemlich abfälliger Weise das Werk eben: Arnold, Das Aquarium aus Reclams Univ.-Bibl., und spricht sein Verwundern da- rüber aus, daß einer so angesebenen Verlagsanstalt, deren Erscheinungen überall nur mit Freuden begrüßt werden konnten, die elementaren Mängel dieses Werk- cheus entgehen konnten. Zum Schluß wendet sich Herr Köhler wieder einmal energisch gegen die „Ver- öffentlichungssucht“, die ungenügend erprobte Rezepte verbreitet, welche der Liebhaberei eher zu schaden als zu nützen geeignet sind. Den Anlaß dazu gab das von Herren des Vereins „Wasserrose“- Dresden bekannt ge- gebene Polypenvertilgungsmittel Cbinosol. Ein Mit- glied unseres Vereins, Herr Seidel, bat durch An- wendung von Cbinosol genau nach der Gebrauchs- anweisung des Vereins ganz empfindliche Verluste er- litten. Derselbe wird jederzeit gern bereit sein, den interessierten Herren des genannten Vereins auf An- frage genauere Auskunft zu geben. Schluß kurz vor 12 Uhr. W. Köhler. „Elodea“, Verein für Aquarium- u. Terrariumkuude Berlin-Moahit. Vereinslokal: Waldstraße 8 bei Fischer. Sitzung jeden Freitag nach dem 1. u. 15. im Monat. Sitzung vom 5. Juni 1903. Der Vorsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Sitzung und begrüßt die Anwesenden. Als Gäste sind die Herren Pröbrock, Schulz, Bars und Koppe anwesend. Der Schriftführer verliest das Protokoll der letzten Sitzung, welches angenommen wird. Vom Aquarium- verein „Annaberg“ ist die zustimmende Erklärung der gegenseitigen Mitgliedschaft eingelaufen. Aut eine ein- 310 V ereias-Nachrichten. gegangene Offerte von Terrarientieren werden Be- stellungen in verschiedenen Eidechsen-Arten gemacht. Hierauf nahm Herr Lewandowsky das Wort zu einem Vortrage über die Zucht des Axolotl. Vortragender ge- langte vor einigen Jahren in den Besitz eines Pärchens weißer Axolotl. Bei sorgfältiger Pflege in einem mit Pflanzen reich besetzten Behälter gediehen die Tiere ausgezeichnet. Als Futter wurde Schabefleisch, kieine Fische, Regenwürmer, Kaulquappen usw. gegeben. Wurmförmig zugeschnittene Fleischstreifen gaben die Tiere unverdaut wieder von sich. Mitte Januar laichten die Tiere zum ersten Mal, welches Geschäft in 3 Tagen beendet war. Leider kamen nicht viele Eier aus, da der Behälter sich in einem ungeheizten Zimmer befand, auch waren eine Menge Eier unbefruchtet. Letzteres kann man daran erkennen, daß die unbefruchteten Eier weiß werden, während die befruchteten schwarz bleiben. Anfangs März laichten die Molche wieder, und war die Anzahl der Eier größer als das erste mal. Auch dies- mal war die Kälte der Aufzucht hinderlich, doch ge- lang es, von beiden Bruten 61 Junge zu erhalten, von denen aber, als sie 2 — 3 cm groß waren, eine Pilz- krankheit 21 St. hinwegraffte. Die übrigen entwickelten sich prächtig. Vortragender schildert noch, v'elchen Fährlichkeiten die Jungen durch sonst ganz friedliche Fische und eine kleine Schildkröte ausgesetzt waren, indem diese die Kiemen und Schwänze als gute Nahrung betrachteten und abbissen. Diese Organe ergänzen sich aber in kurzer Zeit, wenn die Molche einen Be- hälter für sich allein bewohnen. Im Dezember des- selben Jahres laichten die alten Axolotl zum 3. Male, es wurden diesmal aber nur 15 Junge großgezogen, trotzdem eine Menge Laich abgelegt wurde, weil Kälte und Futtermangel dasselbe Hindernis bildeten, wie bei den ersten Zuchten. Herr Lewandowsky bemerkt noch, daß das Männchen sofort und das Weibchen gleich nach dem Ablaichen entfernt werden müssen, da sie den Laich durch hastige Bewegungen auseinander- reißen und dieser dann verdirbt. Die Anwesenden folgten aufmerksam den Worten des Vortragenden und spendeten dem Redner wohlverdienten Beifall. Zur Gratisverteilung durch Herrn Lewandowsky gelangten einige Pärchen Girardinus, ein schöner noch ungefärbter Schleierschwanz, ein großer Posten Cyperus, sowie Tausendblatt und durch Herrn Garske ein Posten Tradeseantia. Alle Pflanzen wurden mit Dank ange- nommen. Die Herren Pröbrock und Schulz treten dem Verein als Mitglieder bei. Schluß Uhr. J. M. Sitzung vom 19. Juni 1903. Der Vorsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Sitzung und begrüßt die Anwesenden. Der Schriftführer verliest das Protokoll der letzten Sitzung, dasselbe wird angenommen. Der folgende Punkt der Tagesordnung ist Besprechung des 1. Stiftungsfestes, welches am Sonnabend den 27. Juni gefeiert werden soll. Es wird beschlossen, dasselbe mit Damen zu begehen, und werden dazu von verschiedenen Mitgliedern Über- raschungen versprochen. — Herr Schleese brachte eine lebende Ringelnatter in einer Größe, wie sie selten ge- funden wird zur Ansicht. Herr Lewandowsky zeigte eine Menge verschiedenartiger Echsen, darunter Lacerta viridis, L. muralis, L. serpa, L. agilis, L. vivipara in verschiedenen Varietäten und eine prachtvolle Dalmatiner Würfelnatter. Über letztere hielt Herr Lewandowsky einen Vortrag, welcher an anderer Stelle in den „Blättern“ wiedergegeben ist. Herr Förster spendete 2 Steinbeißer, Herr Römer einen Posten Pflanzen: Myriophyllum, Cabomba, Elodca, Sagiitaria natans, Vallisneria und unsere Wasserminze, welche zur Verteilung an die Mitglieder gelangten. J. M. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkimde in München. E. V. Mitteilungen aus der Vereins- Versammlung des Monats Juli 1903 im Restaurant „Sterngarten“. Donnerstag, den 23. Juli 1903. Im Einlauf Karte des Herrn Lentz, Kassierer des „Triton“-Berlin. Grußkarte unseres Herrn Hauptlehrers Großmann von der Zugspitze. Der Vorsitzende gibt bekannt, dsß er ein ca. 45 cm langes Crocodilus nilo- ticus Laur. des Herrn Scherer, das an einer ganz merk- würdigen. bisher völlig unbekannten, jedenfalls parasi- tären Erkrankung zu Grunde ging, au Herrn Dr. A. Moeller, Direktor und Chefarzt der Vereinsheilstätte Belzig mit einem entsprechenden Bericht eingesandt habe. Weiter bemerkt der Vorsitzende, daß noch weitere Panzerechsen des Herrn Scherer, als ein kleines Crocodilus cataphractus Cuvier, ca. 35 cm lang, ein Crocodilus porosus Schneid.. ca. 40 cm lang, ein Alligator missisippiensis Daud., ca. 35 cm lang (dieser am schwächsten) und endlich ein kleiner, kaum 25 cm langer prächtiger Caiman latirostris Daud. an denselben parasitären Erscheinungen erkrankt seien. Die Krankheit äußert sich in der Weise, daß sie fast immer zuerst an den Augenlidern, sowie um die Nasenlöcher auftritt, die feinen Schilder angreift, um dann in überraschender Schnelligkeit baid da bald dort an der ganzen Schnauze und am Hinterkopfe auf- zutreten und die Schilder vollständig zu zersetzen und zu zerstören, wobei überall ein weißgelblicher Belag sichtbar wird. Die Krankheit ist unbedingt übertragbar, was Herr Lankes leider an zwei seiner 60 cm großen und kräftigen Panzerechsen zu erfahren Gelegenheit hatte. Wie die Krankheit bei Herrn Scherer entstand, ob sie durch eines der Tiere eingeschleppt oder durch eine Verunreinigung des Behälters hervorgerufen wurde, bleibt zunächst zweifelhaft. Fest steht nur, daß wir bisher ähnliches bei den Panzerechsen nicht beobachtet haben. — Der Verein „Heros“-Nürnberg übermittelte uns das Programm für den diesjährigen Verbandstag in Nürnberg. An Zeitschriften sind eingelaufen: „Zoolo- gischer Garten“ No. 7, „Blätter“ No. 14, „Natur und Haus“ No. 19 und 20 und „Nerthus“ Heft No. 29. Die „Blätter“ bringen einen hübschen und anziehenden Aufsatz von Schoeller-Alexandrien „Ein neuer Chromis“, lind Herr Dr. Krefft setzt unter dem Titel „Die austra- lische Schlangenhalsschildkröte“ seine vor nicht zu langer Zeit begonnenen interessanten und gediegenen Ausführungen über Angehörige einer der allerdank- barsten Schildkrötenfamilien fort. Aus „Natur u. Haus“ No. 19 und 20 werden die einschlägigen Veröffent- lichungen, soweit dies tunlich, verlesen. W. Tischer nennt in der letztgenannten No. von „Natur und Haus“ in seinem Aufsatz „Über das Vorkommen der Smaragd- eidechse in Deutschland“ die Bergeidechse (Lacerta vivipara Jaquin) auch Wieseneidechse, wie dieses allerdings auch Dürigen (nicht aber Brehm) tut. Nach- dem man gegenwärtig unter der Bezeichnung „Wiesen- eidechse“ ziemlich allgemein die südeuropäische Lacerta serpa Raf. versteht, dürfte am besten das deutsche Wort „Wieseneidechse“ für Lacerta vivipara, für die ohnehin die deutschen Bezeichnungen „Wald- und Vereins-Nachrichten. 311 Bergeidechse“ vorhanden sind, wegfallen und fürderhin nicht mehr gebraucht werden. Wenn Tischer weiterhin meint, daß er bei seinem ersten Besuche des Kaiser- stuhles (Baden) Stücke der Smaragd eideqhse gesehen hat, die, was Größe und Schönheit betrifft, mit den größten dalmatinischen Exemplaren wetteifern könnten, so ist das eben ein Irrtum. An Schönheit, ja, an Größe wird die dalmatinische L. viridis subsp. niajor Blegr. von der L. v. typica wohl nicht erreicht. — Herr Lehrs demonstrierte einige versteinerte Fische aus den Soln- hofener Bergwerken und zwar Leptolepis sprattiformis (auf derselben Platte befindet sich auch Saccocoma pectinata und ferner Leptolepis Enorri. — Unser Mitglied Herr A. Egger, k. k. Post-Offizial in Linz, hat Nachzucht von Triton pyrhogaster abzugeben. — Herr Seifers demonstrierte Myriophyllum japionica (?) aus der Anstalt des Herrn Schäme-Dresden. Herr Seifers verteilt weiter die von Dresden bestellten Spiritus-Gasbrenner. Durch Herrn Boleslawsky gelangt schließlich eine Partie Sal- vinia auriculata Aubl. und Hydromystria stolonifera G. F. W. Meyer an die anwesenden Vereinsmitglieder zur Verteilung. — Lokalfrage. „Humboldt“, Verein für Aquarien- u. Terrarienkunde, Hamburg (R. V.). Vereinslokal: St. Georger Vereins- haus, Große Allee 45. Versammlung am 1. Oktober 1903. Der Vorsitzende heißt Herrn J. Plett, Eisenbalm- beamten, als neues Mitglied willkommen. Zur Mitglied- schaft angemeldet ist Herr B. Tieleke, Hamburg. — Unter den Eingängen befindet sich eine Einladung des Schülervereins „Phorkys“ in Berlin zu seiner ersten Ausstellung. Auf Vorschlag des Vorsitzenden wurde beschlossen, unseren jungen Freunden und Mitarbeitern zu ihrem neuen Vorstoß des „Humboldt“ Glückwünsche zu übermitteln. Eine Anzahl Exemplare „N. u. H.“ Heft 24, enthaltend einen Artikel über „Das Familienleben im „Humboldt“ mit photographischen Aufnahmen von diesjährigen Exkursionen, waren schnell vergriffen. Herr Peter berichtet darauf über die letzte Tour nach Haake, dem Rosengarten, dem historischen Karlstein und der Fischbecker Heide, welche, vom schönsten Wetter begünstigt, herrlich verlaufen sei und wohl mit zu den schönsten Touren gerechnet werden dürfe. Herr Claaßen gibt der Meinung Ausdruck, Herr Peter habe den Verlauf der so herrlichen Tour etwas zu kurz be- richtet, und entwirft dann ein sehE ausführliches Bild derselben. Zum Schluß seiner Schilderung hebt Herr Claaßen hervor, daß Herrn Peter ein großer Dank ge- bühre, denn dessen eifrigem Arbeiten sei es zu danken, daß dieses Jahr mit so vielen interessanten und lehr- reichen Exkursionen ausgefüllt gewesen sei. Auch die von demselben geschaffene Einrichtung, für jede Exkur- sion einen „Tourenwart“ und einen Stellvertreter zu bestellen, habe sich bewährt und zur Hebung der Exkur- sionen beigetragen. Er glaube im Sinne aller zu handeln, wenn er heute, am Schlüsse der Touren, Herrn Peter den Dank der Versammlung ausspräche. Herr Peter dankt für die Anerkennung und versucht, einen Teil des Verdienstes auf einige andere Herren (die Touren- warte) abzuwälzen. — Darauf gelangen photographische Aufnahmen des Herrn Peter von der eben besprochenen Tour zur Vorzeigung. — Herr Schroot erfreut die Ver- sammlung mit einer sehr reichhaltigen Auswahl von Geophagus gymnogenys, G. brasiliensis. Heros facetus, Gu/ramis, Makropoden, Gambusia und Chromis multicolor zu sehr mäßigen Preisen. Die Fische fanden, soweit sie nicht schon vorher bestellt waren, sehr sclinell Ab- nehmer. Eine Anzahl der Fische stiftete Herr Schroot für den „Ermunterungsfonds“. Diese Fische wurden teils in amerikanischer Auktion versteigert, teils verlost und wurde den glücklichen Gewinnern für 10 oder 20 Pfg. ein Paar Makropoden oder sonst einer der obengenanntem Fische zuteil. Herr Claaßen spriclit Herrn Schroot den Dank für die Schenkung aus, die dem Verein 12,40 Mk. eingebraclit, und beantragt den Ertrag resp. einen Teil desselben zur Anschaffung eines Albums für die Exkur- sionsbilder, womit Herr Peter uns so reichlich versorgt habe, zu verwenden. Der Antrag wird einstimmig an- genommen, und verspricht darauf Herr Peter, sein Mög- lichstes zu tun, die Sammlung zu vergrößern; denn er hoffe in künftigen Jahren mindestens ebensoviel Ge- legenheit wie in diesem Sommer zu haben, „Humboldt“- Exkursionen i)u Bilde festzuhalten. — Die Herren Materne und Funke berichten, sie hätten an der Stelle, wo Herr Claaßen bei der Exkursion am 30. August die rote Posthornschnecke gefunden, kürzlich ebenfalls solche gefunden. — HerrWolff offeriert 3 große C/iawcMos 1 d u. 2 $ für 6 Mk. und 1 Zuchtpaar Panzerwelse für 10 Mk. und diverse junge Girardinus decmmacidatus, Stück 25 Pfg. — Herr Materne offeriert ein Salon- Aquarium, ca. 200 Liter Inhalt, mit Tisch für 100 Mk. — Herr Peter übermittelt die Grüße des Herrn Kunze vom Verein „Nerthus“ in Braunschweig, der kürzlich hier in Hamburg war und Herrn Peter einen Besuch ab- stattete. — Herr Peter teilte mit, daß der erste Lehr- vortrag für die Jugendabteiluug am Sonntag, den 25. Oktober, stattfinde. A. B. „Hottonia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Darinstadt. Vereinslokal: Hessischer Hof, Wilhelminen- straße 1. Sitzungen am 1. und 3. Samstag jeden Monats. Außerordentl. Generalversammlung am 18. Juli 1903. Die Sitzung vom 4. Juli fiel wegen der Ausstellung aus. Dafür fand selbigen Abend gemütliches Zusammen- sein der Mitglieder nebst Damen im Ausstellungslokal (Kaisersaal) statt. — Der Vorsitzende eröffnet die gut besuchte Sitzung um 9^4 Uhr und begrüßt im besonderen das auswärtige Mitglied, Herrn Dr. Seil. Protokoll- verlesung. Aufnahmegesuch liegt vor von Herrn Dr. Frank, Pfungstadt. Ferner sind eingelaufen diverse Zeitschriften. Verbandsofferten, Verbandsschreiben usw. Herr Buchhammer erhält sodann das Wort zu seinem Bericht über die in der Zeit vom 27. Juni bis 5. Juli einschl. abgehaltene Ausstellung. Dieselbe — die vierte (zweite selbständige) seit Bestehen des Vereins — ■ war relativ reich beschickt. Besonders bemerkenswert war die beträchtliche Anzahl der ausgestellten Terrarien (fast 1 Dutzend Behälter), die einen bedeutenden Fort- schritt gegenüber den früheren Ausstellungen repräsen- tierten. Als Zweck der Ausstellung selbst war weit- gehendste Belehrung des Publikums, insbesondere der Schulkinder ins Auge gefaßt, welch letztere unter Auf- sicht der Lehrer klassenweise Zutritt erhielten. Als weiterer schöner Erfolg der Ausstellung ist ein Zuwachs von 15 neuen Mitgliedern zu verzeichnen. An ver- schiedenen Stellen seines Berichtes fügte Herr Buch- hammer zum größten Teile höchst wertvolle Ratschläge für die Zukunft bei. — Über den finanziellen Abschluß, der ebenfalls nicht ungünstig zu nennen ist, wird in einer der nächsten Versammlungen Bericht erstattet werden. — Der Schluß der Sitzung wird mit der Be- 312 V ereins-Nachrichten. sprechimg über einen in Kürze zu arrangierenden Fami- lienausflug nach Heidelberg ausgefüllt. — Schluß 1 Uhr. Außerordentl. Generalversammlung vom 1. August 1903. ln Abwesenheit des I. Vorsitzenden eröffnet Herr Jamin die Sitzung um 93/4 Uhr. Protokoll. Im Einlauf: Kartengrüße vom Verbandstag sowie vom Delegierten der „Hottonia“, Herrn Heinrich. — Herr Bergmann erstattet einen vorläufigen Bericht über den Kassen-Abschluß der Ausstellung. Daraus geht hervor, daß nach Abzug aller Kosten ca. 70 Mk. als Bareinnahme verbleiben. Herr Jamin spricht alsdann der gesamten Ausstellungs- kommission den wohlverdienten Dank des Vereins aus. Darauf ergreift Herr Heinrich das Wort zu einem ein- gehenden Berichte über den Verlauf des diesjährigen Verbandstages in Nürnberg, wohin er als Delegierter entsandt war. Seine Ausführungen gaben Anlaß zu teilweise recht lebhaften Erörterungen. — Im Anschluß an die Besprechung in der letzten Versammlung gibt dann Herr Jamin das endgültig festgesetzte Programm des nunmehr für den 9. August geplanten Ausfluges nach Heidelberg bekannt. Hierbei ist nicht allein Be- rücksichtigung aller Sehenswürdigkeiten, sondern vor allem auch ein Besuch des Botanischen Garten unter persönlicher Führung des Direktors Herrn Prof. Marsias und ferner eine Besichtigung der Harster’schen Fisch- zuchtanstalt (Lochmühle) in Aussicht genommen. — Zur Demonstration gelangt eine von Herrn Knodt mit- gebrachte Kreuzotter. Dieselbe wurde in dem mit Kreuz- ottern bekanntlich reich gesegneten Khöugebirge ge- fangen und ihm zugesandt. Das Tier wird von den anwesenden Terrarianern sofort als Vipera (Pelias) berus L. erkannt und zwar als ein verhältnismäßig hellgefärbtes, recht starkes $ von fast 70 cm Länge. Die Rede kommt sodann auf das immer und immer wieder be- hauptete Vorkommen der Kreuzotter iu Hessen. Nach Dürigen fehlt sie im ganzen Gebiete des Großherzogtums. Mehrere Herren weisen auf Zeitungsnachrichten hin, die (las Gegenteil beliaupten. Herr Zang bemerkt darauf hin, daß derartige Meldungen ganz unzweideutig seien, da sie sicher fast stets auf Irrtum, wenn nicht gar auf bloßer Erfindung, basieren. Dagegen müsse er aus- nahmsweise aus besonderen Gründen einer erst vor wenigen Wochen in mehreren Zeitungen abgedruckten Notiz über die Auffindung der Kreuzotter in einer be- stimmten Gegend der Provinz Oberhessen mehr Be- achtung schenken. Die Möglichkeit eines solchen Vor- kommens sei gewiß keineswegs so ganz ausgeschlossen. Das vorliegende Exemplar wird Herrn Zang zur Pflege übergeben. — Zum Schlüsse kommt noch zur Verteilung ein größerer Posten halbmeterlanger Glasröhren, in dankenswerter Weise von Herrn Weber gestiftet. Sitzung vom 15. August 1903. Eröffnung ^2 10 Uhr. ln Vertretung des 1. Schrift- führers verliest Herr Zang das Protokoll der letzten Sitzung und wird mit der Führung des heutigen betraut. Im Einlauf: Karte vom Verbaudsvorsitzenden, Herrn Brüning, mit der Mitteilung, daß No. 1 des Verbands- Anzeigers bereits am 1. September erscheinen soll. Im Anschluß daran entspinnt sich eine längere Debatte über die zweckmäßigste Regelung des der „Hottonia“ übertragenen Pflanzen Versands an die Verbands-Vereine. — Von dem neuen Brudervereiu „Iris“-Frankfurt a. M. liegt Einladung zum Besuch der nächsten Sitzung vor. Aus der Tagesordnung der „Iris“ ist zu ersehen, daß sich der Verein überaus rasch entfaltet hat und weiterer gedeihlicher Entwicklung entgegensieht. Ferner ist ein- gelaufen Einladung zum Abonnement auf die „Deutsche Fischerei -Korrespondenz“. Diese Zeitschrift ist dem Verein seither nur iu einzelnen Probenummern zu- gegangen, die jedoch fast ausnahmslos irgend etwas interessantes für die Liebhaberei enthielten. Herr Buch- hammer empfiehlt daher das feste Abonnement aufs dringendste und demgemäß wird auch darüber Beschluß gefaßt. — Von Zeitschriften sind neu eingegangen: „Nerthus“ Heft 30 — 33; „Natur u. Haus“ Heft 21; „Blätter“ Heft 15. Aus letzterer Zeitschrift (Heft 14 u. 15) gelangt der Aufsatz Schoellers über Chromis zur Ver- lesung. ln Heft 15 interessiert ferner die Mitteilung, daß sich ein in Magdeburg neu erstandener Verein ebenfalls „Hottonia“ getauft hat. Richard Zang, II. Schriftführer. ,,Salvinia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden, llanibiirg. Vereinslokal: Siechen-Bräu, Kreuzweg 6. Berichtigung: Im Sitzungsberichte vom 16. Juli 1903 ist zu lesen: S. 296 statt Herr W. Jahn: Herr W. Jähn, S. 297 statt langschwänziges Nilkrokodil: längs chnauzi ge s Nil- krokodil. Versammlung vom 3. August. 1903. Vorsitz: Herr Dr. P. Franck. Anwesend: 38 Mit- glieder sowie einige Gäste. Es stellen Antrag zur Auf- nahme die Herren: Julius Gußmann, Cannstadt; F. Schubert, Bad Wildungen ; Ernst Döderlein, Kammgarn- spinnerei, Kaiserslautern ; Louis Steffens, Mülheim a. R. ; Karl Enholin, Monteur, Hedelfingen bei Eßlingen i. Württemberg. Im Einlauf ein weiterer interessanter Bericht unseres auswärtigen Mitgiiedes Herrn Hof- opernsänger Franz Harres in Darmstadt über die Zucht von Chromis nmlticolor, der in den „Nachrichten“ zum Abdruck gelangen wird. Grußkarte unseres Herrn R. Becker, Frankfurt a. M. -- Herr Siggelkow demon- striert einen neuen Aquarien- und Terrarien-Heizapparat, der mittels Spiritus gespeist wird. Der Spiritusbehälter läßt sich iu beliebiger Entfernung von dem zu heizenden Objekte aufhängen, und gelangt das Brennmaterial durch eine Kupfer-Rohrleitung zu dem zu erwärmenden Behälter, wo es mittels eines eigenartig konstruierten Brenners vollständig vergast und verbrannt wird. Eine Regulierung geschieht durch einen einfachen Schicher über den Brennlöchern. Der Spritverbrauch soll ein sparsamer und die Heizkraft eine große sein. Weitere Prü fung dieses anscheinend recht zweckmäßigen Apparats muß abgewartet werden. — 0. Tofohr zeigt vor junge Lac. ionica sowie Lac. viridis eigener Zucht. Es dürfte das erste Mal sein, daß von der im Terrarium nicht gerade allzu robusten Lacerta ionica in der Gefangen- schaft Nachzucht erzielt wurde. Die reizenden Jungen, die die charakteristischen Farben und Zeichnungen der Eltern-Tiere sofort nach ihrer Geburt sehr deutlich er- kennen lassen, haben eine Länge von ca. 5 cm. Die Eier bedurften einer Entwickelungszeit von 52 Tagen bei einer Temperatur von ungefähr 25 “ C. Die Eier der Lac. viridis brauchten unter gleichen Tempcratur- bedingnngen wie diejenigen der Lac. ionica 68 Tage bis zum Ausschlüpfen der Jungen. Herr Köppe zeigt vor eine sehr dekorativ wirkende von ihm neu ein- geführte Sumpfpflanze, die sogenannte Sweet Potato aus Indien, die in knapp 14 Tagen mächtige Ranken entwickelt hat. Verlost wird ein Paar Gambusia affinis. Mitteilungen aus dem Gebiete der Liebhaberei. Unser Vereins-Nach richten. 313 auswärtiges Mitglied Herr W. F. Ewald, Berlin schreibt uns : „Ich möchte Sie um einen Rat bitten, ila in meinem Terrarium nicht mehr alles so ist, wie es sein sollte. Bereits vor ca. einem Monat mußte ich 2 ionische Eidechsen und 1 Mauereidechse operieren, die von Zehenschwund befallen waren. Ich schnitt die kolbeuartig verdickten Enden der bereits stark ver- kürzten Zehen mit einer scharfen Scheere ab. sodaß jedesmal ein Blutströpfchen hervortrat. Ich steclcte sie dann in ein feuchtes Terrarium, da ein anderes mir nicht zu Gebote stand und ich damals keine Zeit hatte. Dort sind sie dann in kurzer Zeit eingegaugen. Nun betraf aber bedauerlicher Weise meinen sehr lebhaften Uromastix dasselbe Schicksal oder ein ähnliches. Ich schrieb Ihnen schon davon, und bildete die Erscheinung ab. Neuerdings zeigt sich schon wieder bei mehreren meiner Eidechsen sowie bei dem Skink diese Krank- heit und da ich nicht wieder durch die Operation die Tiere verlieren möchte, so wollte ich Sie fragen, ob Sie so freundlich sein wollen, mir brieflich etwas aus- führlicheren Bescheid über Operation und Pflege der Befallenen zu geben.“ Das ist inzwischen geschehen. Wir möchten die Ursache des Eingehens der an Zehen- schwund erkrankten Eidechsen nicht in der Operation suchen, sondern vielmehr in der nacbherigen mangeln- den Pflege der erkrankten Objekte, wenn wir auch nicht die Gefahr, die eine Operation in vorgerücktem Stadium dieser Krankheit durch die in diesem Falle leicht eintretende stärkere Blutung mit sich bringen kann, verkennen wollen. Wir möchten eine Operation nur im ei’sten Anfangs-Stadium dieser eigenartigen, nach obigem Berichte offenbar ansteckenden, Krank- heit empfehlen. Bei eintretender Blutung dürfte sich das Unterbinden des operierten Gliedes mittels Fadens dicht an der Wundstelle als zweckmäßig erweisen. Unser II. Vorsitzender 0. Tofohr hat den Zehenschwund Aviederholt erfolgreich behandelt und zwar folgender- maßen: „Ganz im Anfänge dieser bösartigen Krank- heit, nachdem man durch , das Abfallen resp. Fehlen sämtlicher Krallen zunächst an den Hinterfüßen, später auch an den Vorderfüßen die Krankheit als solche er- kannt hat, schneidet man. um das weitere Wegfaulen resp. eine fortschreitende Einschrumpfung der Zehen zu verhindern, die knopfartigen Gebilde an den äußersten Zehengliedern, offenbar die Krankheitsherde, mittelst einer scharfen Schere ab und beizt die Wunden mit Höllenstein. Alle Gliedmaßen sind täglich wiederholt mit einer V2 folgen Kreolinlösung zu waschen.“ — Fragekasten. Schluß 12 Uhr. T. , , Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarien -Kunde zu Berlin. (Eingetragener Verein.) Vereinslokal: Hotel „Altstädter Hof“ am Neuen Markt (Ecke Kaiser Wilhelmstraße). 9. ordentliche Sitzung am 16. Oktober 1903. Der I. Vorsitzende eröffnet die gut besuchte Sitzung und teilt mit, daß die Verlesung des Protokolls der 8. ordentlichen Sitzung wegen plötzlicher Verhinderung des I. Schriftführers nicht stattfinden könne, die Ver- lesung des Berichts aber nach dem in der vorigen Sitzung gefaßten Beschluß nicht mehr stattzufinden habe, der Bericht sei auch seit bereits acht Tagen an die Schriftleitungen der Zeitschriften abgesandt worden. Herr Ludwig Urban-Berlin wird einstimmig als ordent- liches Mitglied aufgenommen; als korrespondierende Mitglieder wurden in der letzten Vorstandssitzung auf- genommen die Herren Ottomar Hofmaun, k. k. Ober- leutnant, Olmütz und Paul Werkmeistei'-Berliu. Durch ein bedauerliches Versehen des Setzers ist auf der grünen Karte vom 16. Oktober bei den Abmeldungen das Wort „Herr“ vergessen worden, der Vorsitzende bittet des- wegen um Entschuldigung. Der Versammlung wird be- kannt gegeben, daß der Beschluß der Vorstandssitzuug vom 10. Juli 1902: „Mitgliedern des Vereins der ver- einigten Aquarienhändler und Zierfisclizüchter den Ein- tritt in den „Triton“ nicht zu gestatten“, in der Vor- standssitzung vom 13. September d. Js. aufgehoben worden ist. Nachdem bereits in diesem Jahre eine Herabsetzung der Mitgliederzahl des Vorstandes statt- gefunden hat, wird beabsichtigt, dieselbe am Schlüsse des Vereinsjahres, also aui der nächsten ordentlichen Generalversammlung noch weiter und zwar auf 4 Mit- glieder herabzusetzen. Der Grund hierzu liegt in der Schwierigkeit, die Eintragung in das Vereinsregister zu bewirken; der im April d. Js. gewählte Vorstand ist noch nicht gerichtlich beglaubigt und der dadurch dem Verein entstehende Schaden — allein in verweigerter Auslieferung von Postsendungen — nicht unbedeutend. Um aber die vielen verantwortlichen Geschäfte des Vorstandes nicht in die Hände so weniger Mitglieder zu legen, soll neben dem Vorstand ein Aufsichts- oder Ehrenrat gewählt werden und zwar aus solchen Herren, die ein besonderes Interesse für den Verein bewiesen haben, und denen nur die Verpflichtung obliegt, an den Vorstandssitzimgen mit beschließender Stimme teilzunehmen. — Im Einlauf befinden sich: „Blätter“ 18, „Nerthus“ 40 — 42, „Allgem. Fiscliereizeitung“ 18 — 19, Österreich. Fischereizeitung 1, sowie eine neu er- schienene Zeitschrift „Natur und Kultur“, nach dem Vorwort sehr vielseitig und lehrreich, aber für unsere Zwecke nicht geeignet. Herr Paul Kämmerer -Wien überreichte uns: „Przibram. Regenerationen“, sowie „Biologie der Seeigel“ ; beide Schriften werden dem Büchereiverwalter zur Einreihung in die Bücherei über- geben. Herrn Kämmerer wird für die liebenswürdige Zusendung der Dank des Vereins ausgedrückt. Auf ersteres Werk gedenken wir in einer der nächsten Sitzungen zurückzukommen. Herr Winzer, Vorsitzender der „Nymphaea“-Leipzig, spricht uns seine Anerkennung aus zu dem Schritte, die Sitzungsberichte im Interesse der Allgemeinheit auch in den „Blättern“ zu veröffent- lichen. — Herr Lehrer Obst-Landsberg a. W. dankt für die „sehr reiche“ Pflanzensendung. — Hoffentlich wird die Veröffentlichung des Herrn Peter zu einer Aussprache zwischen dem „Humboldt“ und dem „Naturfreund“ führen. Dergleichen Aussprachen pflegen ja mit einer Versöhnung zu enden, und so ist zu hoffen, daß wir beide Vereine auf der demnächst stattfindenden Ross- mässlerfeier Seite an Seite finden werden. — In Nr. 18 der „Blätter“ finden wir zwei recht lesenswerte Aufsätze 1) über das Sumpfaquarium von Lewandowsky und 2) über den Kletterfisch von Brüning. — Nr. 40 der „Nerthus“ bringt in ihren Notizen einen ganz inter- essanten Artikel über den Morgenspaziergang eines Hechtes auf grüner Wiese. Die Möglichkeit eines solchen Spazierganges erlaubten sich jedoch einige der Anwesenden zu bezweifeln. — In Nr. 19 der „Fischerei- zeitung“ fesselt uns besonders die Arbeit des Herrn Dr. Zander-Erlangen: „Die Ernährung der Süßwasser- fische und die Bedeutung des Planktons.“ Dr. Z. kontrolliert die Arnold’schen Untersuchungen über die 314 V ereins-N achrichten. Ernälirang der Fische, die sich auf Zusammensetzung des Darmiuhaltes gründen, durch Untersuchung der Kiemenfilter. Es mag ja wohl richtig sein, daß der Fisch auch das frißt, was er ins Maul genommen hat, und aus den hier befindlichen Speiseresten läßt sich ein Schluß ziehen über die Nahrung; einwandsfreier sind aber wohl die Bestimmungen des Darminhaltes. In neuerer Zeit wird von verschiedenen Seiten der Versuch gemacht, die Bedeutung des Planktons, die vielleicht früher etwas übertrieben wurde, herabzusetzen, die Grundlage für das Leben im Wasser bleibt das Plankton, ob mittel- oder unmittelbar doch. — Der „Lehrmeister für Garten und Kleintierhof“ vom ‘J. d. M. bringt einen bemerkenswerten Aufsatz über ausländische Wasserpflanzen. Daß die Besprechung der einzelnen Arten in allen Punkten richtig sei, glauben wir kaum, die Frage über die vielen Myriophyllum-KvtQTi bedarf jedenfalls noch der Klärung und es steht noch nicht fest, daß M. scabratum und M. Nitschei gleichbedeutend sind.*) Zur Klärung der Frage wäre es erwünscht, wenn unsere Mitglieder dem ersten Vorsitzenden blühende Myriophyllum- Arten von zweifelhafter Benennung ein- senden würden; derselbe ist in der Lage, eine Be- stimmung der betr. Pflanzen an der Hand der einzig maßgebenden Sammlung aller bekannten Myriophtjlliim- Arteu und zwar der des botanischen Gartens zu Berlin vorzunehmen. Die Wasserpest nennt der Verfasser obigen Aufsatzes Elodea densa seu canadensis. Im „Triton“ ist die Vermutung ausgesprochen, daß beide, diese die weibliche, jene die männlichen Pflanzen der- selben Art seien, bewiesen ist die Sache aber noch nicht. — Auf unsere Bitte an die auswärtigen Mit- glieder, die Erfahrungen und Erfolge, welche sie in diesem Jahre mit der Zucht von Aquarienfischen ge- macht haben, dem I. Vorsitzenden einzusenden, ist leider nur eine einzige Antwort eingegangen und zwar von Herrn Dr. Zimmermann-Brandeuburg ; es ist diese Saumseligkeit um so mehr zu bedauern, als ge- rade die Zucht von Zierfischen zu den Lieblings- beschäftigungen der meisten Aquarienbesitzer gehört. Herr Dr. Zimmermauu schreibt: „Im Winter setzte mein weißes Axolotlweib, das ich mit einem schwarzen Axolotl- mann in einem ca. 50 Liter fassenden, angeheizten Aquarium in einem warmen Zimmer hielt, an Pflanzen und Steinen Laich ab. Von den ca. 700 Eiern ließ ich die Hälfte in demselben Behälter, nachdem ich die Tiere herausgenommen hatte, und tat ca. 100 Eier in ein auf ca. 28 ® C. gehaltenes Aquarium, die anderen in ein auf ca. 6 — 10 ^ gehaltenes. Nach 10 Tagen kamen im warmen Becken schon die ersten Jungen aus, doch starben die meisten andern während der Entwicklung. Im stubenwarmen Behälter schlüpften nach 3—5 Wochen fast alle Jungen aus, während die kalt stehenden Eier sich zwar entwickelt hatten, doch nach 6 Wochen noch nicht weiter als die im stuben- warmen nach ca. 10 Tagen gediehen waren. Als ich sie nun ins warme Zimmer brachte, gingen sie alle zu Grunde. Auch die übrigen schon ausgeschlüpften Tiere sind aus Futtermangel und zwar größten Teils an der Leibesauftreibung eingegangen. — Gestreifte und punktierte Guramis hatten zwei- und dreimal zahl- *) Die Pflanze ist schon 1898 im botanischen Garten zu Berlin als scabratum Mchx. bestimmt. Vergl. Jahrg. 9 S. 232, Jahrg. 10 S. 217 der „Blätter“. Die Redaktion. reiche Nachkommenschaft. Einige Tiere derselben Brut wuchsen so schnell, daß sie sich von ihren kleinern Geschwistern nähren konnten, so daß von jeder Brut nur die kräftigsten am Leben geblieben sind. Girardinus hatte ich von 2 Paaren aus früheren Jahren ca. 50 laichfähige Fische in einem dicht bewachsenen über 100 Liter fassenden Aquarium. Ich wunderte mich, daß trotz vieler trächtiger Weibchen Ende Juni noch immer keine jungen Fische zu sehen waren und vermutete, daß die jungen Tiere gleich nach der Ge- burt verzehrt wurden. Ich setzte ca. 20 trächtige Weibchen und einige Männchen in ein großes Spring- bruunenbassin im Freien und sah bald die Oberfläche des Wassers von jungen Fischen wimmeln. Von den andern tat ich je eins in 6 Einmachegläser und sah hier, daß bald nach dem Absetzen der Jungen die Mutter trotz guter Fütterung ihre Kinder meistens ver- speiste. Merkwürdig war, daß sie mitunter die Brut bis auf 1 — 2 Junge verzehrten und diese nun, auch wenn ich sie hungern ließ, verschonten. Hatte ich ein anderes Weibchen dazu gesetzt, so pflegte dieses im Verein mit der Mutter die Nachkommenschaft bis auf den letzten Sprößling zu verspeisen, wenn es ihnen nicht gelungen war, sich auf Pflanzenblättern oder anderen Verstecken den Blicken der „Großen“ zu ent- ziehen. Die Beobachtung übrigens, die ich s. Z. in einer Vereiussitzung erklärte, daß das Auswachsen des Kopulationsstachels bei einigen Männchen der Herbst- brut trotz guten Wachstums der Fische nicht im Laufe des Winters, sondern erst im Frühjahr resp. zu Be- ginn der Laichzeit erfolgte, habe ich auch in diesem Jahre wieder machen können. Haplochilus panchax hat sich bei mir gut vermehrt. Ich ließ die Eltern etwa 14 Tage in ca. 25® C. warmem Wasser und tat sie dann in einen andern Behälter. Nach wenigen Tagen bis ca. 3 Wochen nach ihrer Herausnahme kamen dann, bis jetzt 5 mal, 5 — 15 Junge aus. Betta pugnax haben oftmals in kleinen warmen Behältern gelaicht, doch habe ich nur wenige Tiere großgezogen. Ich nahm das Weibchen nach Ablegen der Eier und 10 Tage nach Ausschlüpfen der Jungen auch das Männchen heraus. Schließlich habe ich 4 Pärchen in einem dicht bewachsenen ca. 40 Liter haltenden Aquarium zu- sammengehalten und trotz harter Kämpfe der Männchen untereinander noch einige Nachzucht erhalten, ohne die Alten herauszunehmen. Ein Makropodenpaar baute und laichte unermüdlich, doch hatten die Jungen immer wieder gleich nach dem Ausschlüpfen aufgetriebene Leiber und starben in den ersten Tagen. Ein 3jähriges großes Männchen paarte sich mit einem ganz kleinen wohl aus der Herbstbrut vorigen Jahres stammenden Weibchen, wobei ich zum erstenmale wahrnahm, daß auch das Weibchen die heruntergefallenen Eier sammelte (nicht fraß) und ins Schaumnest spie. Es kamen hier nur sehr wenige Junge aus, ca. 15, trotz vieler Eier, wohl weil sie nicht befruchtet waren wegen des Miß- verhältnisses der Größe der Tiere. — Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß ich im Springbrunnenbehälter eine große Krebsnachkommenschaft erhalten habe, die gut gedeiht. Bisher hatte ich noch niemals junge Krebse erhalten, wohl allerdings, weil ich früher größere Fische mit den Krebsen zusammenhielt, die die Jungen vielleicht gefressen haben werden. Eleotris zu züchten, ist mir trotz aller darauf verwandten Mühe nicht ge- lungen, ebensowenig Poecilia mexicana. — Versteigert Vereins-Nachrichten. 315 wurden aus Italien eingetroffene Eideclisen u. A. Lac. serpa. muralis var. neapolit., viridis, Platydactylus mauritan., die zu sehr billigen Preisen Abnehmer fanden, des Weitei’en wurde zu Gunsten der Kasse verkauft: Sagittaria nat., Cabomba carol. usw. Der I. Vorsitzende verteilte gratis unter die Anwesenden Batrachium. Der Fragekasten wurde durch Herrn Gehre erledigt und darauf die Sitzung um IP/2 Uhr geschlossen. E. Diewitz, 11. Schriftführer. Verein der „Aquarien- und Terrarienfreunde“ zu Berlin. Vereinslokal „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung vom 26. August 1903. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung, an welcher 48 Mitglieder teiluahmen, um 10 Uhr mit der betrübenden MitteUung, daß dem Verein das Mitglied August Machus durch den Tod entrissen worden ist. Zu Ehren des Toten erhoben sich die Mitglieder von ihren Sitzen. Im Einlauf : Glückwimsch-Telegramm vom „Humboldt“ u. Diverses. In den Verein aufgenommen wurden die Herren Emil Beckmann und Julius Schulz, Berlin. Auf- nahmeantrag stellten die Herren Alfred Lindstadt, Hermann Bertling, Gebhardt Schwieder, Friedrich Bechly und Paul Sterten. Sämtlich zu Berlin. Nach Genehmigung des Protokolls wurde die Ausstellung nach allen Richtungen hin erörtert. Besonders wiu’de vom Vorsitzenden auf die gemachten Fehler hingewiesen. Äußerst mangelhaft war die Reklame nach jeder Richtung, ebenso die Dekoration zu bezeichnen. Der Ausstellungs-Katalog wimmelte von Fehlern. Der Aus- stellungs-Fonds ungenügend. Die Ausstellung selbst ist an und für sicli als gelungen zu betrachten und hat alle Erwartungen übertroffen. Die Qualität der aus- gestellten Fische, speziell der Goldfischarten, ist eine vorzügliche und bis jetzt unerreichte. Die Fülle der gezeigten Salonaquarien war überraschend und zeugte von hohem Interesse für die Sache im allgemeinen und anerkennenswertem Fleiß im besonderen. Die Bauart der Behälter bot dem Kenner eine vorzügliche Gelegen- heit, sich in kritischer Hinsicht aktuell zu betätigen. Wenn auch die zur Schau gestellten Aquarien in ihrer Gesamtheit im stände waren, auf jeden Besucher einzuwirken, so können wir doch nicht umhin, auf einige vorhanden gewesene Fehler und Mängel näher einzugehen — und — eine nur zum Vorteil unserer schönen Liebhaberei beitragende strenge Selbstkritik zu üben. Die Anlage der einzelnen Aquarien von vornherein entsprach im allgemeinen den praktischen Erfahrungen, ohne einer gewissen Ästhetik zu entbehren. Ideale Grundsätze waren imverkennbar vorhanden, die, falls sie weiter verfolgt, entwickelt und ausgebaut worden wären, sicher zu einer wirklich architektonischen Schönheit hätten führen müssen — wenn nicht zwischen Anlage und Ausführung durchaus vermeidliche Fehler gemacht worden wären, — welche, wenn sie auch nicht gerade auffallend unschön wirkten, doch in den meisten Fällen eine Art „Disharmonie“ durchfühlen ließen, dem Kenner keinesfalls verborgen blieb. Der Kardinalfehler liegt hier in einer gewissen strengen Verfolgung individuellen Geschmackes, welcher wohl im allgemeinen kostspielige und luxuriöse Aus- schweifungen gestattet, aber für die Sache selbst weder realen noch idealen Wert besitzt. Überflüssige Ver- zierungen an einem Aquarium, mögen dieselben auch an und für sich Meisterwerke handwerklichen Kunst- fleißes sein, sind dort nicht angebracht, wo es sich darum handelt, ein Stück Natur wirkungsvoll zum Ausdruck zu bringen. Derartige Spielereien können wohl eine ganz angenehme Wirkung bei Laien hervor- rufen, werden aber von einem Kenne:', welcher die erhabene Einfachheit und architektonische Schönheit im Bau und Stil über alles schätzt, völlig übersehen. Der ausschlaggebendste Faktor im Bau von Aquarien, Terrarien und Gewächshäusern ist die vollste un- gehindertste Berücksichtigung des Lichtes, zu dessen Gunsten selbst der persönliche Geschmack von Orna- menten, Säulen, Puppen usw. unbedingt zurücktreten muß. Was die Bepflanzung der Behälter anbelangt, so war auch diese, trotz aller gegebenen Lehren, durch- aus noch nicht einwandsfrei zu bezeichnen, trotzdem mitunter gerade hierbei ein recht guter Geschmack entwickelt wurde. Auch hier bedarf es noch der guten Pflege zur weiteren Entwicklung des Schönheitssinnes. — Handelt es sich doch hierbei in erster Linie darum, das eigentlich landschaftliche Pflanzenbild zu dem um- gebenden Rahmen zu einem wirkungsvoll harmonieren- den Ganzen, auch für das Auge des Kritikers zu ge- stalten. Gerade hier liegt die Hauptschwierigkeit in Pflege und Behandlung eines Aquariums, — die äußere Architektur des Rahmens mit der inneren Einrichtung des Bildes in ein möglichst harmonisches Verhältnis zu bringen und dauernd zu erhalten, wodurch einzig und allein die Möglichkeit gegeben ist, die Fehler, welche einerseits vorhanden, mildern oder scheinbar ganz aus- gleichen zu können! — Von Seewasser- Aquarien und -Terrarien ist nicht viel zu sagen, da diese Zweige der Liebhaberei in dem Verein wenig Verehrer aufweisen. Ein einziges Terrarium, allerdings musterhaft ausgestattet erregte die allgemeine Aufmerksamkeit. Auf diesem Gebiete müssen wir aber versuchen, mehr zu leisten und regere Tätigkeit zu entfalten. — Im Vorstand wurden in heutiger Sitzung einige Änderungen vorgenommen. G. Baumgardt. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Dortmund. Vereinslokal; Restaurant Kopfermann, Südwall. Sitzuug vom 11. September 1903. Unsere heutige Sitzung war infolge des strömenden Regens schwach besucht, es waren 15 Mitglieder und 1 Gast anwesend. Aut der Tagesordnung stand außer der üblichen Verlesung der Protokolle und Eingänge: „Mitteilungen über das Gefangenleben des Raplochilus panchax durch Herrn Welke, eine Gratisverlosung von Pflanzen, Fischen und Hilfsmitteln und Verschiedenes“. Das Protokoll der Sitzuug vom 28. August wurde ohne Änderung genehmigt, worauf Herr Welke zu dem an- gekündigten Vortrag das Wort ergriff. Dieser war kurz und sachlich, unterstützt durch die Verlesung einiger Artikel aus der Fachliteratur und besonders durch Vorzeigung eines Pärchens des indischen Zahn- karpfen aus dem Besitz des Vortragenden. Für die Gratisverlosung waren eine ganze Anzahl von Pflanzen, einige Pärchen Fische und verschiedene Hilfsmittel gestiftet worden, welche alle mit Dank angenommen wurden. Unter Punkt 4 der Tagesordnung kam der Plan einer Verlosung zur Besprechung, welche den Mitgliedern durch ein Rundschreiben des Vorstandes bekannt gegeben war. Zur Erklärung lasse ich dieses in Wortlaut hier folgen. „Als eine der wichtigsten Auf- 316 Vereins-Nachrichten. gaben unseres Vereins ist ohne Zweitel die Unter- stützung der Zuchtversuche unserer Mitglieder und die dadurch bedingte Einführung neuer Zuehtobjekte an- zusehen. Letzterer stellt sich jedoch in dem teuren Preis, welcher für Neuheiten fast stets gefordert wird, ein schwer zu beseitigendes Hindernis entgegen; da es unseren Mitgliedern nicht zugemutet werden kann und soll, verhältnismäßig erhebliche Summen für einzelne Zuchtpaare anzulegen, zumal mit der Haltung teurer Fische auch für den erfahrensten Züchter ein nicht unbeträchtliches Risiko verbunden ist. Um nun die Einführung wertvoller Zuchtobjekte in weit höherem Maße zu fördern als dies bisher der Fall war, ohne die Vereinskasse über Gebühr zu belasten, hat der Vorstand beschlossen, eine Lotterie nach folgenden Grundsätzen ins Leben zu rufen. 1. Es werden zu jeder Ziehung soviel Lose zum Preise von Mk. 0.75 ausgegeben, daß mit der erzielten Summe die in Aussicht genommenen Gewinne im Werte von ca. Mk. 20 — 25 beschafft werden können. 2. Jedes Mitglied kann eine beliebige Anzahl von Losen erwerben, jedoch verpflichtet es sich, die erhaltenen Gewinne an keine außerhalb des Vereins stehende Person abzugeben. 3. Dem Gewinner steht es frei, den erhaltenen Gewinn innerhalb des Vereins zu verkaufen, wobei jedoch sämtliche übernommenen Verpflichtungen auf den Käufer übergehen und der Preis nicht das 4 fache der von dem Verkäufer auf- gewendeten Los -Beträge übersteigen darf. 4. Jeder Los-Käufer verpflichtet sieb, die erhaltenen Fische nach bester Möglichkeit zu pflegen und alles aufzubieten, um eine möglichst zahlreiche Nachzucht von denselben zu erzielen, in welchem Bestreben ihm sämtliche Vereinsmitglieder mit Rat uud Tat behilflich sein werden. 5. Die erhaltene erste Brut ist Eigentum des Vereins. Die diesem zufallenden Jungfischchen werden zu hilligen Preisen an die Mitglieder abgegeben und fließt der er- zielte Gewinn in eine Kasse, aus welcher Preise für fernere Verlosungen und evtl, zur Prämiierung vou Zuchterfolgen beschafft werden. Als Gewinne für die erste Ziehung sind in Aussicht genommen: Ein Pärchen Chromis multicolor und ein Paar Schwanzfleck-Kärpflinge. Mit dem Verkauf der Lose soll bereits in nächster Sitzung begonnen werden und die Ziehung erfolgt, sobald die für die Beschaffung der Gewinne erforderliche Summe beisammen ist. Freiwillige Unterstützungen werden jederzeit mit Dank angenommen“. Es fehlte selbstverständlich nicht an Anderungs- Vorschlägen, denen gegenüber sich jedoch der Vorstand ablehnend verhielt und ungesäumt zum Verkauf der Lose schritt. Von diesen wurden 16 Stück abgesetzt und kann die Ziehung voraussichtlich bereits in nächster Sitzung erfolgen, vorausgesetzt, daß die heute nicht anwesenden Mitglieder, welche sofort von dem Resultat in Kenntnis gesetzt werden sollen, sich schleunigst zur Beteiligung entschließen. Zuletzt wurde noch die Frage erörtert; „Wie verwenden wir am besten die in diesem Sommer von unseren Mitgliedern recht zahlreich erzielte Brut“ und wurde hierzu beschlossen, eine Zentralstelle ein- zurichten, von der aus überschüssige Jungfischchen anderen Vereinen und auch Händlern zum Tausch an- geboten werden. Anmeldungen sind bis zur nächsten Sitzung schriftlich oder spätestens in dieser mündlich beim Vorstand einzureichen. Der Schluß der Ver- sammlung erfolgte um 12.^» Uhr. Kehr, „Hottonia“, Verein für Aquarien-, Terrarien- und Zimmerpflanzenkultur zu Magdeburg. Vereinslokal: Restaurant zum Krökentor, Breiteweg. Sitzung: Jeden Mittwoch nach dem 1. u. 15. im Monat. Sitzung vom 4. Juli 1903. Der Vorsitzende Herr .\lenz tadelt den schwachen Besuch der heutigen Sitzung uud erklärt in Anbetracht dieses den auf der Tagesordnung stehenden Vortrag: „Die Stellungnahme des Menschen innerhalb der Natur“ nicht halten zu können. Herr Menz habe nur dem sehr bemerkbaren Verlangen der Mitglieder nach Vorträgen Rechnung tragen wollen. Jedoch könne Redner jetzt konstatieren, daß dem nicht so sei. Jedoch wolle er im besonderen Interesse diesen Vortrag zu geeigneter Zeit einmal halten. Redner fordert die An- wesenden auf, die lässigen Mitglieder aufzurütteln und fleißig die Sommermouate mit Exkursionen und Natur- studien auszufüllen, denn dadurch biete sich für jeden Material zu verschiedenen Vorträgen. Hierauf beglück- ^vüncht Redner in humorvoller Weise im Namen des Vereins Herrn Felgenträger und Frau zur Geburt eines Knaben, der später hoffentlich ein tüchtiger Tümpel- bruder werden möge. Herr Felgenträger überweist auf Grund der humorvollen Gratulation der Vereinskasse 3 Mk., wofür der Vorsitzende im Namen des Vereins seinen Dank ausspricht. Herr Kaetow zeigt von der stattgehabten Exkursion eine Pflanze vor, die fast allen Anwesenden völlig unbekannt schien. Einige Herren stellten jedoch fest, daß dieselbe zur Gattung des Myriophylluni gehöre und das ährenblütige Tausendblatt sei. Alsdann stifteten Pflanzen verschiedener Art die Herren Kaetow, Eckert, Engelke und Möbes, die auf Wunsch dieser Herren zur Versteigerung gelangten. Der Erlös derselben wurde unter besonderem Dank des Vor- sitzenden der Vereinskasse überwiesen. Schluß 11^2 Uhr. Sitzung vom 22. Juli 1903. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 9 Uhr. Anwesend ist als Gast Herr Bertram. Nach Genehmigung des Protokolls voriger Sitzung begrüßt der I. Vorsitzende die gut besuchte Versammlung und konstatiert, daß die vorher ergangenen Einladungen zur Sitzung Erfolg ge- habt hätten. Jedoch solle man sich an diesen Modus nicht gewöhnen. Das Interesse für denVerein erübrige die Ein- ladungen vollständig. Ferner gibt der Vorsitzende, der An- regung einzelner Herren folgend, bekannt, die Sitzungen vom Sonnabend auf Mittwoch zu verlegen und wird dieses durch Versammlungsheschluß festgelegt. Ferner wird für Sonntag den 26. Juli eine Exkursionstour be- schlossen. Anläßlich des so lange bestehenden Irrtums bez. der Kärpflinge; Girardinus decemmaculatus u. caudi- maculatus zeigte Herr Tuchen durch Vorführung zweier Exemplare den Unterschied beider Arten. Hierzu weist der Vorsitzende auf den Vortrag über Kärpflinge von Herrn Peters, Hamburg, in den „Blättern“ hin. Ferner zeigt Herr Tuchen ein auffallend großes Exemplar einer Ohrenschnecke, wie sie in gleicher Größe von sämt- lichen Herren noch nie gesehen wurde. Der Schrift- führer Herr Großmann stiftet im Interesse der Kasse 2 herrliche Goldorfen, die auf Wunsch zur Versteigerung gelangen. Der Ei’lös von 2,15 Mk. wird der Kasse über- wiesen. Eine Anregung des Herrn Funke, zwanglose Sitzungen einzuführen, wird vorläufig zurückgestellt, der Vorsitzende verspricht in nächstfolgender Sitzung darauf zurückzukommen. A. Großmann. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. iv, Stralauer Allee 26 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz 'sehen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfe r in Burg b.M. Frühlingstage bei Smyrna. Von -Dr. F. Werner. eiin ich auf meinen Krenz- und Qner- falirten in den Mittelmeerländern in eine mir gänzlich nene Gegend gelange, so kann ich es regelmäßig kanm erwarten, ins Freie zn kommen,, nm das Tierlehen sobald als möglich kennen zn lernen. In Smyrna mußte ich mich in Geduld fassen. Mein Paß — ein Ding, ohne den im türkischen Reiche ein Fremder ein wehr- loses Wesen ist — war anf dem Wege von der Hafenpolizei zum Konsulat in Verlust geraten und konnte erst nach reichlichem Aufwand von Bakschisch wieder gefunden werden. Die Jagd nach dem Paß hatte bis Nachmittag gedauert und endlich konnte ich, meiner Angehörigkeit zur österreichisch-ungarischen Monarchie sicher, meinen ersten Ausflug nach Göz-Tepe, einem Vororte ziemlich weit am Ende des Hafens, unternehmen. Obwohl ich durch eine 15 jährige Reise- erfahrung sehr anspruchslos geworden bin und nicht die phantastischen Ideen vieler, namentlich jugendlicher Reptilien- und Insektensucher teile, welche glauben, daß sie am ersten Tage ihrer Sammeltätigkeit alle von ihrem Exkursionsziel bisher bekannten Raritäten und noch einige Neuigkeiten dazu Anden müssen, war ich recht enttäuscht. Die Gegend war trostlos, ein mit Binsen bewachsener Tümpel lieferte etliche seltenere Libellen (Cestes macrosügma), sonst war alles abgetretene Viehweide mit einzelnen strup- pigen Büschen, hie und da ein Garten mit üppiger Vegetation, aber der Garten selbst oder der Gärtner unzugänglich, kurz, als die Sonne unter- ging, hatte ich ein Exemplar der gemeinen Eidechse Kleinasiens (Ophiops elegans), einige bessere Heuschrecken (Empusa fasciata u. Poeci- limon Sancti Pauli) und Käfer bescheidener Qualität gefunden und von verschiedenen Leuten enorme Versprechungen von Schlangenlieferungen erhalten, die ich, nachdem ich den Orient doch so ziemlich kenne, nach ihrem wahren Werte (gleich Null) richtig taxierte. Der nächste Tag, herrlich wie alle in Smyrna verbrachten Tage, führte mich nach den „Bädern der Diana“, also in entgegengesetzter Richtung von Smyrna aus. Die Nähe des Wassers war vielversprechend, doch, wie ich gleich bemerken will, wenig haltend. Denn auf dem ganzen Wege war zwar an Libellen ( Caloptergx splendens. unsere gemeine bunte Wasserjungfer) arm, und VAsserschnecken (Melanopsls praerosa) im Meiesflusse kein Mangel, außerdem aber beschränkte sich meine Ausbeute in der wirklich idyllischen Gegend anf zwei kleine Wasserschildkröten (Clemrnys caspica var. rivu- lata) die ich aus einem Wassergraben tischte. Auch auf dem Heimwege über dürres Heide- terrain mußte ich mich mit dei' Jagtl auf Ophiops und allerlei Käfer begnügen. Daß ich nach diesen Ergebnissen nicht mehr viel Lust hatte, in Smyrna zu bleiben, kann man sich denken. Wer Zeit und Geld genug hat, seine Tage vor einem Cafe an der Marina zu verträumen und Abends in Krämer’s Pilsener- bierhaus die heimatlichen Zeitungen zu durch- blättern, für den mag Smyrna auch ohne zoolo- gische Zutat wert sein zu längerem Aufenthalte; und ich schätzte an der Stadt Snyyrna sehr den Mangel an Altertümern, dei' auch auf die Not- wendigkeit von Fremdenführern, Eintritts- und Trinkgeldern, Katalogen usw. herabmindernd einwirkt. Aber wenn man der Tierwelt halber nach Smyrna gekommen ist, so will man doch auch etwas davon zu sehen bekommen. Und ich drohte meinem Begleiter mit der Abreise, wenn sich das Glück nicht wenden sollte. Am dritten Tage zog ich wieder hinaus ins Melestal, bis hinter die Stelle, wo die Bahn in hohem Bogen das Tal übersetzt. Verlockend 318 P. Werner: Frülilingstage bei Smyrna. sali die Stelle eben auch nicht aus. Ein kurz- g'rasiger Abhang, auf dem große Steine teils in Haufen, teils einzeln herumlagen; eine Wasser- leitung, an der Neger weiber Wäsche wuschen und kleine, splitternackte Negerlein fröhlich in der Sonne herumsprangen. Die Sonne meinte es aber herzlich gut; schon gegen 10 Uhr war die Hitze (Ende April) derartig, daß mir, der ich doch in Algerien, Ägypten, sowie im Hochsommer im Vorjahre in Kleinasien einiges mitgemacht hatte, das Blut im Kopfe tobte und hämmerte und einen Schlaganfall nicht unwahrscheinlich machte. Ich mußte daher öfters ausschnauf en, übte aber unverdrossen mein mühseliges Tagewerk, das darin bestand, sämtliche Steine auf dem Abhange umzuwenden. Die einzeln liegenden ergaben ein nicht sehr entzückendes Eesultat; Laufkäfer (Broscus nobilis, Procrustes cerisyi usw.) war noch das Beste. Als ich aber an die Steinhaufen kam, da wendete sich das Blatt schnell und ich ver- gaß die immer drückender werdende Hitze und wälzte Steine bis zum Selbstumfalleu. Als ich in diesem Zustande war (etwa 4 Uhr Nachmittags) hatte ich auf einem Fleck von wenigen Quadrat- metern eine Doppelschleiche (Blanus Strauchii), die erste meines Lebens, ein halbes Dutzend Wurmschlangen (Typhlo'ps vermicularis), eine große Zamenis Dahlii, zwei Exemplare einer Zame7iis-s.rügen kleinen Natter (Contia collaris), sowie einen Hardun (Ayama stellio) erbeutet. Nun wurde ein solennes Mahl bei dem nächsten Kafedschi (Kaffeeverkäufer) eingenommen, der außer schwarzem Kaffee rühmlicher Weise auch noch kalte, gebackene Weißfische, Käse, Brot und Salat liefern konnte, was ich alles durch- einander mit bestem Appetit verspeiste. Von nun an war die Stelle hinter dem Bahn- viadukt trotz ihres armseligen Äußern für mehrere Tage mein Ausflugsziel und lieferte jedesmal gute Beute; doch auch die schönste wird schließlich langweilig, wenn es immer das- selbe ist und so wandte ich mich endlich einem anderen Jagdgebiete zu. In meinem Hotelzimmer hatte ich inzwischen bereits eine nette kleine Menagerie etabliert. Von Grifiechenland her hatte ich noch zwei Weibchen der schönen Lacerta peloponnesiaca und zwei Exemplare der seltenen Lacertide Älgiroides moreoticus in einem großen Raupenkasten am Fenster stehen, denen ich die bei Smyrna gefangenen Ophiops, Typhlops und Blanus beigesellte, von welchen die Lacertiden durch Streifen mit dem Kätscher mit dem nötigen Futter an Insekten und dergl. versorgt werden mußten. Auch eine größere Anzahl Exemplare eines seltenen Insektes aus der flügellosen Gruppe der Apterygogenea (denen aus unserer Fauna die Zuckergäste, Springschwänze und Gletscherflöhe angehören), des Japyx gigas, eines ohrwurm- ähnlichen, aber milchweißen Tierchens mit gelben Zangen am Hinterende, und eines überaus bunten Tausendfüßlers, des Leptodesmus cyprius (ver- wandt mit unserer heimischen Schnurassel Poly- desmus complanatus) waren in passenden Be- hältern wohl untergebracht und hielten nicht nur die Reise bis Wien prächtig aus, sondern lebten sogar dort noch viele Monate lang. Daß auch etliche junge Heuschrecken aus der merk- würdigen Gattung Saga, die ich von Samos mit- gebracht hatte, Krabben (Thelphusa fluviatilis) und anderes, mir nicht mehr erinnerliches Vieh- zeug in großen und kleinen Käfigen alle ver- fügbaren Stellen des Zimmers erfüllten, so daß ich z. B., um mich waschen zu können, stets meine Krabben aus dem Waschbecken delogieren mußte, sei nur nebenbei erwähnt. Mein nächstes Ausflugsziel war der in der Bucht von Smyrna, der Stadt gegenüberliegende kleine Ort Cordelio, ein beliebter Ausflugsort der Bewohner Smyrnas, reich an schönen Villen und Gärten. Vom Landungsplätze des kleinen Dampfers, der in den Nachmittagsstunden scharen- weise die Smyrnenser hinüb erbringt, schlug ich den Weg nach links am Strande entlang gegen Petrota ein, einen Weg, der eine Strecke weit über üppig grasiges Terrain führt, auf dem links am Wege in eingefriedeten Weideplätzen Kamele ruhig grasen, aber in eine unbehagliche Unruhe geraten, wenn man den „Kodak“ auf sie richtet. Da Grasland für zoologische Zwecke nicht eben günstig ist, so hielt ich mich auf dem Wege nicht lange auf und fing nur hie und da eine der natteräugigen Eidechsen ab (Ophiops elegans u. Ablepharus pannonicus), die behende zwischen den Halmen hindurchschlüpften. Ein kleiner Wassergraben bot mir aber doch einen Anblick, der mich zum Stillhalten zwang. Er war erfüllt mit den prächtigen Larven der syrischen Knob- lauchskröte (Pelobates syriacus), die regungslos an der Oberfläche schwebten, aber bei der ge- ringsten Störung schnell in die Tiefe flohen. Es war nicht schwer, eine ausreichende Zahl der großen Kaulquappen zu fangen, von denen einige auch schon die Vorderbeine hatten; da es aus- sichtslos schien, die Tiere lebend mitzunehmen und unterwegs zur Verwandlung zu bringen, so konservierte ich sie bestens in Formol. — An einem kleinen, von Steinbrucharbeitern frequen- tierten Kaffeehause bei Petrota fand ich die Otto Tol'ohr: Gahelschwänzigc lOilecJiseii. 319 Reste der mächtigsten Natter, die mir jemals vorgekommeii war; eines arg zerschlagenen Exemplars von Zamems gemonensis var. caspius. Ich suchte vergeblich irgend etwas, worin ich den arg duftenden Kadaver hätte einwickeln können; den Kopf abznsclmeiden, der vollständig zerschmettert war, hätte keinen Zweck gehabt; so entschloß ich mich, das Tier liegen zu lassen, wollte aber später kommen und eventuell einen Teil der Wirbelsäule mitnehmen. Andere Er- eignisse — das Vorkommen eines Pestfalles in Konstantinopel, der mich zwang, Smyrna vor- zeitig zu verlassen, wollte ich nicht statt der ohnehin sicheren 2 tägigen eine 9 tägige Quaran- täne mitmachen — verhinderten mich aber, mein Vorhaben auszuführen. (Schluß folgt.) Gabelschwänzige Eidechsen. Von Otto Tofohr, Hamburg. (Mit einer Originalphotograpliie.) em viele Eidechsen durch die Hände gehen, der wird nicht gar selten doppel- schwänzige Individuen unter ihnen antreffen. Immerhin sind solche Monstrositäten in der Natur keine alltägliche Er- scheinung und daher manchem Leser vielleicht noch un- bekannt ; ich will deshalb nich t verfehlen, da ich gerade einen doppelschwänzigen Gecko (Platydactylus mauritanicus) im Besitz habe, sein wohl getroffenes Bildnis in den „Blättern“ zu bringen. Wie auf dem Bilde ersichtlich, be- sitzt dieser Gecko einen dicht hinter der Schwanzwurzel total in Verlust geratenen, später vollständig regenerier- ten Schwanz. Fast an der Spitze dieses regenerierten Teiles ist dann später noch- mals eine Verletzung einge- treten, die die Gabelbildung ermöglichte. — Man unter- scheidet bei der Entstehung solcher Doppelbildungen mehrere Fälle. Überzählige Schwanzspitzen können ent- stehen an einem normalen Schwänze, oder an einem be- reits regenerierten oder an dei’ Grenze zwischen einem normalen und regenerierten Schwanz- abschnitte. Unter allen Eidechsen neigen übrigens (nach meinen Erfahrungen) die Geckonen am aller- wenigsten zur Gabelschwanzbildung. Es mag das seinen Grund darin haben, daß die Geckonen- schwänze ganz besonders leicht zu Brüchen neigen und dabei in der Regel total abbrechen und nicht oder nur ganz außerordentlich selten, wie es zur Bildung eines Gabelschwanzes er- foi'd erlich ist, nnr ein brechen. Ein Gabelschwanz entsteht nämlich in der Regel auf die Weise, daß der Eidechsenschwanz an einer Stelle einen Knicks erhält, gequetscht, gebissen, eingerissen oder sonstwie verletzt wird, bei dieser Gelegen- heit aber nicht ganz abbricht, sondern mit dem Körper noch in Verbindung bleibt. An der Ver- letzungsstelle sproßt nun bisweilen noch eine zweite Schwanzspitze hervor, während der alte eingebrochene Schwanz wieder festwächst. Es kann auf diese Weise durch wiederholte Ver- letzungen der allerdings sehr seltene Fall einer 3 zinkigen Gabelschwanzbildung eintreten, der schon beobachtet worden ist. Nui- ausnahms- weise dürfte ein Gabelschwanz eine angeborene Mißbildung darstellen. In den weitaus meisten von mir beobachteten Fällen sproßten die zweiten Schwanz- spitzen an den Endpartien des Schwanzeshervor wie bei dem abgebildeten Gecko. Seltene]' kamen mir Doppelschwänze zu Gesicht, deren Ansatzstelle sich an oder in der Nähe der ScliAvanzwurzel befanden. Es mag das seinen Grund darin haben, daß ein an odei' nahe der Wurzel eingebroche- ner Schwanz infolge der Länge und Schwere des zum Teil gebrochenen ScliAvanzendes leichter völlig in Verlust gerät als ein kurzes und daher leichtes eingeknicktes Schwanzstückchen am unte- ren Ende. — Ich habe Gabel- schwänze beobachtet außer einmal am Gecko, wiederholt an Gongylus ocellatus (Wal- zenechse), sehr häufig an Acanthodactylus (Franzen- finger), öfters an Lac. viridis (Smaragdeidechse) und Lac. Originaiaufnahme Doppelschwänziger Gecko. füüdie^^Bmter^ {Platydactylus mauritanicus.) " ' Besitzer; 0. Tofohr, Hamburg. 320 R. Kehr: Bia Beitrag zurii Kapitel „Aqaarien-Heizung“. muralis (Mauereideclise) sowie einmal auch an (australiscberWasserig-uan). Am meisten neigte Acanthodachylus zu solchen Doppelbildungen, bei diesen Echsen ist ein Gabel- schwanz eine ziemlich häufige Erscheinung. Das öftere An treffen dieser eigenartigen Mißbildung beim Franzenfinger hat mich denn auch, angeregt durch die trefflichen Beobachtungen des auf diesem Gebiete bekannten Prof. Dr. Tornier, dazu veranlaßt, zu versuchen, Doppelschwänze bei den Echsen künstlich hervorzubringen. Meine Versuche hatten Erfolg. Ich knickte an beliebiger Stelle den Schwanz dieser Echse vor- sichtig schwach ein, so daß ein leichter Riß entstand und verklebte nun mittelst englischem Pilaster das eingebrochene Schwanzende derartig in einem stumpfen Winkel mit dem übrigen Schwänze, daß ein mäßig klaffender Spalt eintrat. Das eingebrochene Schwanzende heilte nup in der Regel wieder gut an und bisweilen, nicht immer, sproßte aus der Bruchstelle eine neue Schwanzspitze heiwor. Bisweilen trat auch keine Neubildung ein, die Wunde vernarbte und das Schwanzende heilte schief in stumpfem Winkel fest. Nach einigen Tagen wurde dann das Pilaster mit warmem Wasser abgelöst. Diese Versuche zeigen, daß niclit jeder teilweise Bruch gegebenen- falls eine Doppelbildung zeitigt, es bedarf dazu jedenfalls eines ganz speziellen Bruches. Prof. Dr. Tornier hat denn auch nachgewiesen, daß eine Doppelschwanzbildung nur dann entsteht, wenn an der verletzten Stelle gleichzeitig ein Wirbel gebrochen wird. In diesem Falle sproßt aus der Bruchstelle ein Skelettröhrchen hervor, welches mit Haut überzogen wird und sich zur neuen Schwanzspitze auswächst. Ein Beitrag zum Kapitel „Aquarien-Heizung“. Von R. Kehr, Dortmund. (Mit fünf Originalzeiclmimgen.) Ser Artikel von A. Mühlner „Ein neuer I Heizapparat“ in No. 20 der „Blätter“ hat in mir den Gedanken angeregt, an dieser Stelle eine Vorrichtung zu besprechen, mittelst welcher ich ein Aquarium zu meiner vollsten Zufriedenheit heizbar eingerichtet habe. Um von vornherein etwaiges Mißtrauen in meine selbstlosen Absichten zu beseitigen, schicke ich voraus, daß ich mir die Einrichtung weder habe patentieren lassen, noch daß ich Verfertiger der- selben bin oder Handel damit treibe, daß ich viel- mehr nur als Liebhaber zu Liebhabern rede, um die gute Sache nach besten Kräften zu fördern. Die bisher angewandten Heizmethoden könnte man, von der Bodenheizung ganz abgesehen, in vier Gruppen einteilen, deren erste diejenigen Apparate umfaßt, welche in ein Aquarium unter Durchbrechung des Bodens oder einer bez. mehrerer Wandungen eingebaut werden f Aqua- rium Triumph). Unter die zweite Gruppe rechne ich diejenigen Apparate, welche nach Alt der Zentralheizungen arbeiten, entweder offen oder ein geschlossenes Heizrohr-System (Thermosyphen, Heizung nach Vogel, Kallmeyer u. a.), und unter die dritte Gruppe diejenigen, welche in das Aquarium hineingesetzt werden fz. B. Lipsia). Die vierte Gruppe endlich besteht aus denjenigen Vorrichtungen, welche auf dem Fig. 1. (Grundriß.) A Aquarium, A' Bodenbrett, B Holzralimen, C Heizraum, C' Öffnung zum Einfuhren des Heizkastens (Fig. 2 H). Die punktierten Linien deuten die Doppelseheiben an. Prinzip beruhen, die das Aquarium umgebende Luft anzuwärmen und hierdurch die Temperatur in diesem zu erhöhen. Ich habe mit drei Systemen lange Zeit hin- durch Versuche gemacht. Ganz ausgeschlossen habe ich sofort die Apparate der ersten Gruppe, und zwar weil sich dieselben nicht an allen Aquarien anbringen lassen, und weil gerade die Glasbassins, welche sich zu Zuchtzwecken vor- züglich eignen, von der Heizung nach dieser Methode ausgeschlossen sind. Die Heizvorrichtungen der zweiten Gruppe schienen mir praktischer zu sein, nachdem ich aber durch die in meiner Abwesenheit erfolgte Explosion einer solchen fast zum fahrlässigen Brandstifter geworden wäre, habe ich auch die Experimente mit diesen eingestellt und bin zu System drei übergegangen. Dieses jedoch zeigte ebenfalls so augenscheinliche Mängel, daß es keineswegs als ideal bezeichnet werden kann, vielmehr nur als Notbehelf zu betrachten ist. Bei undurchsichtigen Apparaten, wie z. B. R. Kehr; Ein Beitrag zum Kapitel „Aquarien-Heizung“. 321 / Figur 2. (Vorderansicht.) Ä Aquarium, A' Bodenbrett, B Holzrahmen, D* und D- Blechstreifen im Heizraum, E- Öffnung des Heizraumes, welcher durch einen Deckel (Fig. 3E) geschlossen wird. ,,Li^ia“ ist die Eegulierimg der Flamme außer- ordentlich unsicher. Erstere bald zu groß, bald zu klein, was schon durch die verschiedene Qualität des zur Verwendung gelangenden Heiz- materials, sei es nun 01, Petroleum oder Spiritus, bedingt wird. Ferner ist die Wärmeabgabe durch die Wände des Aquariums hin- durch gerade bei niedrigen Außen- temperaturen, bei welchen man selbst verstän dlich höher e Anforderungen an die Heizung zu stellen berechtigt und ge- zwungen ist, derartig stai-k, daß Temperatur - Schwan- kungen von 6® im Laufe einer Nacht nicht zu den Seltenheiten gehören, wäh- rendweit höhere Differenzen bei ungünstigen Umständen und bei Mangel an pein- lichster Sorgfalt bei Be- dienung des Apparates leicht möglich sind, wodurch natur- gemäß das Wohlbefinden und selbst die Existenz empfindlicher Fische auf das Schwerste gefährdet wird. Die im Handel befindlichen Glasapparate schienen mir daher geeigneter, die Zerbrechlich- keit derselben macht jedoch die Vorteile, welche sie bieten, zum großen Teil illuso- risch. Schließlich kommt noch hinzu, daß ein gelegent- liches Undichtwer- den ersterer, sowie ein Zerspringen letzterer Apparate während des Ge- brauches durchaus nicht ausgeschlos- sen erscheint, und daß dasselbe unter Umständen die Vernichtung des ganzen Fischbestandes des geheizten Aqua- riums zur Folge haben würde. Ich gab daher auch die Versuche mit diesen auf und ging jetzt dazu über, ein Aquarium in einem geheizten Eaum uuterzubringen. Folgende 5. Figur .3. (Umriß von oben.) B Hahmen, E Deckel, C Abzugslöcber für die verbrauchte Luft. £ £. & Dt~ Z>i B Figur 4. (Seitenansicht.) B Rahmen, D\ D^ Blechstreifen, H Heizkasten, a Öffnung für Luftzufuhr in dem- selben, b Rinne, E Deckel. Punkte sollten bei der Herstellung der letzteren besonders Berücksichtigung finden; 1. Die Heizung sollte unbedingt gefahrlos arbeiten; 2. Die Wärme sollte bis auf das Klein- stereguliertwer- den können; 3. Der Wärmever- lust sollte selbst bei ganz niedri- genAußentempe- ratnren ein mög- lichst geringer sein; 4. Eine Beeinträch- tigung der Beob- achtnngsmög- lichkeit sollte soweit irgend angängig ver- mieden werden und sollte die Berührung der Wasseroberfläche mit der durch die Flamme der Heizung verdorbenen oder verunreinigten Luft vei'hindert werden. Beim Ban dieser Vor- richtung verfuhr ich nun folgendermaßen; Ein Glasaqnariiim von 44 cm Länge, Breite und 36 cm Höhe (A) stellte ich ein festes Brett von 59x36 cm (A, ) (Fig. daß dieses auf drei Seiten 4 cm, auf der vierten aber 10 cm überstellt (Fig. 1). Auf dieses Brett stellte ich vier in einem Abstand von 1 cm doppelt verglaste Holzrahmen von je 4 cm Breite (B), welche unter sich und mit ersteren durch Häkchen verklammert sind. Die Eahmen haben eine Höhe von »34 cm, sodaß also das mit einer Glasscheibe bedeckte Aquarium um 2 cm über dieselben hinaussteht (Fig. 2) und eine Länau von 58 be- Länge züglich 28 cm. Auf drei Seiten schließen sie dicht an das Aquarium an und sind hier mittelst Kitt abgedichtet, während zwischen dem Aqua- rium und den inneren Schei- ben der Eahmen 2 cm Eanm verbleibt, welcher für die er- wärmte Luft einen Durchzug bildet (Fig. 1 d). Auf der einen Schmalseite des Aquariums verbleibt also ein Eaum von ca. *8 cm 28 cm so auf 1 u. 2), Figur 5. Heizkasteu. a Öffunng-, b Rinne, F Löcher zur Aufnahme der Nachtlichter, dieinbe- sonderen Glasern stehen. 322 R. Kelir: Rin B(‘itrag zmii Kapitel „ Aquarien-Heizuug“. Breite, 30 cm Länge und 34 cm Höhe im lichten (Fig. 1, C), welcher zur Aufnahme des oder der Heizkörper bestimmt ist. Dieser muß nach oben hin sehr sorgfältig abgeschlossen werden, da hier die aufsteigende Wärme naturgemäß am leichtesten entweicht. Zu diesem Zwecke versenkte ich in denselben 5 cm tief einen doppelt ] | ge- bogenen Blechstreifen (Fig. 2 u. 4, Dj) von ca. 8 cm Breite, welchen ich an dem vorderen und hinteren Rahmen mit kleinen Stiftchen befestigte. Einen zweiten Blechstreifen (D.,) versenkte ich in gleicher Weise 1 cm tief unter den oberen Rand und dichtete diesen auf allen Seiten, auch am Aquarium mit Kitt gut ab. Oben darüber nagelte ich dann noch einen Deckel aus starker Pappe (Fig. 3 u. 4, E) welcher an den äußeren Rändern mit dem Rahniengestell abschneidet und sich andererseits eng an das Aquarium anlegt, dieses noch auf beiden Seiten ca. 5 cm umfassend (Fig. 3). Auf dem Boden des Heizraumes steht ein Blechkasten (Fig. 2, 4 u. 5, H), welcher durch eine Öffnung (C,,Fig. 1) herausgezogen werden kann, zur Aufnahme der Heizkörper. Um der Luft Zutritt zu gestatten, ist die vordere Seite derselben mit einem, durch einen Schieber ver- stellbaren Loche (a) versehen. Die in dem Heizraum erwärmte Luft zieht nun an beiden Längswänden, am meisten aber auf der hinteren, dem Fenster zugekehrten Seite des Aquariums in dem in Fig. 1 mit d angedeuteten Raum entlang und entweicht erst auf der der Heizung gegenüberliegenden Seite durch mehrere durch den Holzrahmen gebohrte Löcher von 1 cm Weite (Fig. 3 e). Zur Heizung verwende ich Nachtlichtchen. Der Heizeffekt ist bei einem Lichtchen = 8 ® -|- gegen die Temperatur eines auf demselben Fensterbrett stehenden ungeheizten Aquariums. Der Temperaturverlust beträgt im ungeheizten Zimmer bei offenem Fenster in der Nacht 1 — 2 ", je nachdem das Licht in den Morgenstunden stärker oder schwächer brennt. Die Kosten des Ölverbrauches stellen sich für das Licht auf 50 Pf. pro Woche, bei Verwendung besten Materials. Geruch entsteht nicht im geringsten. Der Bau der ganzen Einrichtung läßt sich mit einem Kostenaufwand von zirka Mk. 10 ausführen, bei einer Herstellung vieler Apparate, etwa durch Vereine, dürften sich jedoch die Kosten noch wesentlich billiger stellen. Ich hoffe, daß aus vorstehender Beschreibung die meisten der Leser sich an der Hand der umstehenden Skizzen ein Bild des von mir entworfenen Heizapparates machen können, und nun möchte ich noch kurz untersuchen, inwieweit es mir gelungen ist, die 5 Anforderungen, welche wie ich oben sagte, beim Bau desselben besondere Berücksichtigung finden sollten, zu erfüllen. Daß die Heizung mit Nachtlichtchen absolut gefahrlos ist, wird jedem ohne weiteres ein- leuchten, besonders aber dann, wenn er berück- sichtigt, daß die dieselben enthaltenden Gläser in einem Blechkasten stehen, welcher bei einem an und für sich schon höchst unwahrscheinlichen Springen eines derselben Öl und Licht aufnimmt und letzteres ruhig weiter brennen oder im un- günstigsten PAll verlöschen läßt. Hierbei will ich noch erwähnen, daß selbst im Falle des Ver- löschens des Lichtes eine merkbare Abkühlung des Aquariums doch erst nach Stunden eintreten wird, da die doppelten Glaswände der Rahmen die Wärmeausstrahlung verhindern, während bei sehr niedriger Außentemperatur 2 Lichtchen zur Verwendung kommen, von denen eins aller Vor- aussicht nach seine Schuldigkeit ruhig weiter tun wird. Als zweiten Punkt verlangte ich die Möglich- keit, die Wärme bis auf das Kleinste regulieren zu können. Dies kann zunächst durch Öffnung bez. Schließung einer oder mehrerer Löcher er- reicht werden, welche für den Abzug der ver- brauchten Luft bestimmt sind; ferner durch Er- weiterung- der Luftzuführungsöffnung in der vorderen Seite des Heizkastens und schließlich, wenn ein nur sehr geringer Heizeffekt gewünscht wird, durch Entfernung des über dem Heizraum befindlichen Pappdeckels oder durch Hinweg- nahnie eines oder der beiden in denselben ein- gelassenen Blechstreifen. Vielleicht auch empfiehlt es sich, diese, sowie auch die Pappdecke mit durch Schieber verschließbare Öffnungen zu ver- sehen und ich glaube, daß es möglich ist, auf diese Weise den Heizeffekt vollkommen genau zu regulieren. Zur Vermeidung des Wärmeverlustes, welche die dritte Anforderung bildete, dient die doppelte Verglasung der Rahmen und die dreifache Be- deckung des Heizraumes und auch dieser dürfte, wie meine Versuche ergeben haben, bis zur Grenze der Möglichkeit Genüge geleistet sein. Größeres Bedenken als obige drei Punkte hat in mir die Annahme erregt, daß die Scheiben des Rahmens oder auch die Wände des Aqua- riums sich unter dem Einflüsse von Wärme und Feuchtigkeit trüben würden; doch auch dieser hat sich als völlig grundlos erwiesen, da ein bei der Erwärmung sich bildender leichter Feuchtig- keitsbeschlag in sehr kurzer Zeit durch Aus- Kleine Mitteilungen. 323 Oi-iginaiaufnaiime nach dem Hecht, Forellen- uud Scliwarzbarsch als Jungfische. Leben für die „Blätter“. trocknimg- der Luft verschwin- det, außerdem aber auch nach Abnahme des vor- deren Rahmens leicht zu beseiti- gen ist. Schließ- lich ist eine Ein- wirkung der durch die Heizung ver- dorbenen oderver- unreinigteu Luft auf die W asser- oberdäche gänz- lich ausgeschlos- sen, da das Aqua- rium mit seinem oberen Rande aus dem um dasselbe gebauten geheiz- ten Raum hei'aus- steht, wodurch auch der fünfte Punkt seine befriedigende Lösung gefunden hat. Nach obigen Ausführnngen glaube ich zu der Annahme berechtigt zu sein, daß die beschriebene Heizeinrichtnng allen berechtigten Wünschen gerecht wird, und in diesem Glauben werde ich durch das prächtige Gedeihen meines geheizten Aquariums bestärkt. Myriophyllen bilden förm- liche Dickichte, Heteranthera treibt leuchtend grüne Zweige und auch die A’allisnerien lassen Ausläufer auf Ausläufer entstehen.^iiieW/mjRiae odoraUi minor, welche infolge niedriger Tempe- ratur bereits fast abgestorben war, sendet jetzt in kurzer Folge Blatt auf Blatt zur Wasser- oberfläche, während sich zwei Exemplare von Trianaea hogotensis im Laufe von drei Wochen gerade versiebenfacht haben und durch saftiges gesundes Grün Zeugnis von ihrem Wohlbefinden ablegen. An Fischen beherbergt das Aquarium ein Pärchen Chromis multicolor. Das Weibchen hat seinen Kehlsack mit einer reichlichen Last Eier gefüllt und steht brütend im dichtesten Pflanzen- gewirr oder unter einem Ny miyhaea -Blatte, während das Männchen, stolz auf unsere Erfolge, seine leuchtendsten Farben zeigt und seine Ge- nossin durch häufig nicht schmerzlose Lieb- kosungen zu immer weiterer Fruchtbarkeit zu reizen sucht. Als Algenvertilger habe ich, da die Schnecken sehr bald den Angriffen der Chromis erlagen, ein Pärchen Tetragonopterus eingesetzt, welches mich durch fortwährende Beweglichkeit immer von neuem fesselt; kurz die ganze Anlage be- friedigt mich in hohem Maße. Trotzdem bin ich weit entfernt zu glauben, daß meine Heiz- einrichtung vollkommen sei; ich hoffe vielmehr, daß diese Zeilen einige Aquarienfreunde zu Ver- suchen anregen und daß wir bald etwas weiteres über Erfahrungen und Verbesserungen zu hören bekommen. ^Cleine J^itteilun^cn- Zur Synonymie der Glatf nng Triton Laiir. (non L.). — Der Name Triton wurde zuerst vou Liiine für ein zweifelhaftes Gesclilecht, vermutlich der Cirripedien oder Raukenfüßler, angewandt. Die Diagnose lautet (Systema Naturae, Tomus I, 10. Ausgabe, 1858, p. 658). 261. Triton. Corpus obloiigum. Os lingua involuta, spirali. Tentacula XVI; utrimque 6: posticis cheliferis. litoreus. I. Triton. Habitat in foraminibus rupium sub marinarum. ln der 12. Ausgabe, Tomus I pars 2, 1766, p. 1092. beschreibt Linue die Gattung in folgender tVeise: 292. Triton. Corpus oblongum. Os lingua involuta, spirali. Tentacula XII, bipartita: utrimque sex; posticis cheliferis. litoreus. Triton. Habitat in foraminibus rupium sub- marinarum. Corqus quäle in Le- padibus occurrit. Tentacula sex parium, bipartita articulata, in- trorsum ciliata, involuta; horum Klein« MitLeilungen. 3 24 paria tria postica chelata. Lingua inter extrema tentacula. Os ad basin tentaculorum. Figura similis Act. angl. 50. v. 2. p. 847. t. 34. f. A. Leuwenh. arcan. 465. f. 7. In der 13., von Gmelin besorgten Ausgabe (Leipzig 1788), wird die Gattung nochmals aufgeführt, unter fast wörtlicher Wiederholung der Angaben aus der 12. Aus- gabe. Seitdem ist sie verschollen, und niemand weiß, was für ein Tier Linne eigentlich unter diesem Namen verstanden hat. Siehe auch Wagler, Natürl. System der Amphibien, 1830, p. 208, Anm. 2: „Wie bekannt, ist die von Linne unter den Fransenfüßlern auf- gestellte Sippe Triton eingegangen“. Demgemäß ist eine Verwechslung der Gattung Triton L. und Triton Laurenti (Synopsis, 1768) ausgeschlossen. Es erscheint mir daher eine zu weitgehende Auslegung des Prioritäts- gesetzes „Synonyme dürfen nicht von neuem verwandt werden“, wenn neuerdings nach Boulengers Vor- gang 1) der seit ca. 100 Jahren fast allgemein gebräuch- liche ^) und sinngemäße Name Triton Laur. unnötiger- weise durch die weit jüngere, nie zu allgemeiner Geltung gelangte und sprachlich barbarische, dem Humanistenlatein entnommene Bezeichnung Molge Herr. ersetzt wird. Die Verwirrung in der Nomenklatur ist hierdurch nur vermehrt worden. In gleicher Weise sprach sich auch Herr Prof. Chun (briefl. Mitteil.) mir gegenüber aus. Diese Gründe haben mich veranlaßt, den Namen Triton Laur. in meinen Publikationen auch ferner anzu wenden. Bekanntlich haben auch die Konchyliologeu, jedoch weit später®), den Namen Triton Montf. für ein Gastro- podengeschlecht in Anwendung gebracht. Kobelt führt nocli in seinem kritisch sichtenden Prodromus Faun. Moll, europ., 1888, die Gattung Triton Montf. auf, während Zittel, Handbuch der Paläontologie, u. A. längst richtig füi- diese Molluskengattung den Namen Tritoniuni Link^) anwendet. Vergegenwärtigt mau sich, daß Tritoniuni Link = „Horn des blasenden Trito7i“ dem Sinne nach durchaus dem klassischen Latein entspricht, also nicht etwa gleiche Bedeutung hat mit dem Worte Triton selbst, und nimmt man Triton Laur. für die hier in Frage kommenden Wassermolche in weiterer Fassung — schwimmende Wasserbewohuer schlechtweg, so er- scheint jede Verwechslung der Begriffe ausgeschlossen. Es würde mich freuen, wenn vorstehende Aus- führungen zu weiterer Prüfung und Klärung dieser Frage Anlaß geben sollten. Es liegt hier der Fall vor, wo Gründe verschiedener Art dem Festhalten an dem starren Dogma, nach welchem auch längst eiu- ’) Bo ul enger, Cat. Batr. gradientia, 1882. 'G Eine Ausnahme machen von älteren Autoren fast nur jene, welche, wie Schneider, Historiae Amphi- bioi'um, 1799, und Latreille, Hist, Nat. Salam. France, 1800, die Gattung Triton von Salaniandra überhaupt nicht generisch trennen. ®) Mont fort, Conchyliologie systematique et Classi- fication methodique des Coquilles. Paris, 1808 — 1810. ^) Link, Beschreibung der Naturaliensammlung der Universität zu Rostock, 1806—1808. — Bei Beschränkung auf die Nomenklatur der Malakozoologie käme hiernach jedenfalls dem Namen Tritoniuni Link die Priorität vor Triton Montf. zu, beiläufig bemerkt. gegangene und verschollene Synonyme nicht benutzt werden dürfen, widerstreiten.^) Dr. W. Wolterstorff. (Aus „Zoolog. Anzeiger“.) Raiibflsclie. — Die photographische Aufnahme auf S. 223 bedarf nur weniger Worte, da die dargestellten Tiere allen Aquarienliebhabern bekannt sind und die beiden nordamerikanischen Barsche sich im Laufe der Zeit bei den Pflegern der Raubfische als dankbare Aquarienbewohner gezeigt haben. Schwieriger als der Forellenbarsch ist der Schwarzbarsch längere Jahre hindurch zu halten, da er sehr leicht vom Tchthyoph- thirius angegriffen wird und diesem in der Regel bald erliegt. Mir ist es bis zur Zeit noch nicht gelungen, einen von diesem Parasiten ergriffenen Schwarzbarsch zu heilen. Da aber fast alle Schwarzbarsche, die aus den Fischzucht-Anstalten kommen, mehr oder weniger vom Ichthyophthirius angegriffen sind, hat sich als bestes Vorbeugungsmittel, den Parasiten in das Becken einzuschleppen, gezeigt, die frisch angekommenen Fische mehrere Wochen hindurch in fließendem Wasser zu halten, durch welches sie von dem Parasiten befreit wei'den. Auch hinsichtlich seiner Ernährung stellt der Schwarzbarsch höhere Ansprüche als derPorellenbarscli, ersterer beansprucht in der ersten Zeit seiner Ein- gewöhnung Futterfische und ist erst nach und nach zur Annahme von Fleisch zu bewegen, während in den meisten Fällen der Forellenbarsch Fleisch sofort an- nimmt. Der dritte Fisch der Abbildung ist unser be- kannter heimischer Hecht, der in keinem Raubfisch- Aquarium fehlen sollte. Alle drei photographierten Fische sind junge Tiere. B. Krötengift. — Die Kröten sind im großen und ganzen so nützliche Tiere und haben so viel Unrecht unter der Abneigung der Menschen zu leiden gehabt, daß man sicli eben in acht nehmen sollte, ihnen noch etwas Böses nachzusagen. Immerhin ist es sicher, daß sie über ein Gift verfügen, welches neuerdings ein- gehender untersucht ist. Es besteht aus zwei Stoffen, die als Bufotalin und Bufonin bezeichnet werden. Wenn diese einzeln einem Frosch eingespritzt werden, so bringt das erstere dessen Herz zum Stillstand, während das letztere eine allgemein lähmende Wirkung ausübt. Um das Gift zu erhalten, hat Faust folgendes Mittel beschrieben: Man reibt die Haut der Kröte mit Alkohol, sammelt die ausgeschwitzte Flüssigkeit mehrere Wochen lang, dampft sie ein und zieht den Rückstand mit Wasser aus. In dem unlöslichen Rest ist das Bufonin in Kristallen enthalten. Es besteht aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, und der Chemiker bezeichnet es mit der Formel C.34 Hst O2. Das Bufotalin wird aus dem Rückstand des Auszugs mit Alkohol abgeschieden und wirkt als saurer giftiger Stoff auf Säugetiere in einer Dosis von V2 Milligramm des Körpergewichts. Bertram! betrachtet das Bufonin als gewöhnliches Cliolesterin, einen in der Galle, dem Gehirn und anderen Teilen des tierischen Körpers vorkommenden Stoff. In wie geringen Mengen jene Gifte von den Kröten ausgeschieden werden, geht daraus hervor, daß der letztgenannte Forscher 1400 Kröten behandeln mußte, um 7 Gramm von den Giftstoffen zusammenzubringen. ^) Wie diese Arbeit war auch diejenige über Triton (Pleurodeles) „Blätter“ Seite 174 im „Zoologischen An- zeiger“ erschienen, beide sind mit Genehmigung des Verfassers abgedruckt. Die Redaktion. Vereins-Nachrichten. 325 VER NACHRICHTEN ,, Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarien -Kunde zu Berlin. (Eingetragener Verein.) Vereinslokal: Hotel „Altstädter Hof“ am Neuen Markt (Ecke Kaiser Wilhelmstraße). 10. ordentliche Sitzung am 6. November 1903. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der 9. Sitzung. Verlesung der angemeldeten Mitglieder und der eingetretenen Wohnungsveränderungen. Als Kassen- revisor für den ausgeschiedenen Herrn Imme wird Herr Kretschmann einstimmig gewählt. Da Herr Kretschmann nicht anwesend ist, wird der Vorsitzende bei demselben anfragen, ob er bereit sei, die Wahl auzunehmeu, und die Antwort in der nächsten Sitzung mitteilen. Nach dem Kassenbericht des Herrn Lentz beträgt das Bar- vermögen des Vereins am 1. November, einschließlich Glashausfond 6686 Mark 20 Pfg. — Es ist zu be- richtigen: 1) in dem „Garnelenfang bei Büsum“ S. 287 Sp. 1 Zeile 22 muß es heißen Schneckeuscbalen und nicht Muschelschalen ; 2) in dem Berichte der 6. Sitzung wird eines Bastardes zwischen Triton marmoratus und Triton cristatus erwähnt, welchen als Larve Herr Diewütz von Herrn Geiiach-Dresden erhalten haben wollte und zur Vorzeigung brachte. Infolge eines Mißverständnisses w'ar der Molch als ein Bastard bezeichnet, während er in Wirklichkeit ein Triton karelinü ist. Die Kreuzung oben genannter beiden Molche ist nachweislich zum ersten Mal Herrn Dr. Woltersdorff gelungen und von diesem im „Zoologischen Anzeiger“ unterm 21. Sep- tember bekannt gegeben. — Eingegangen: Zeitschriften, Arbeitsplan der Deutschen Gesellschaft für volkstümliche Naturkunde für November und für den Winter 1903/4, Verzeichnis der am Institut für Meereskunde der Königl. Universität zu haltenden Vorträge, Mitteilung des Fischereivereins, daß die bisher kostenfrei gelieferte Vereinszeitschrift vom 1. Januar an 3 Mark kosten soll, sowie Einladung zur Versammlung am 6. November in Frankfurt a. 0., Anzeige der Verlagsbuchhandlung Hans Schultze-Dresden, daß noch in diesem Herbst die von Herrn Hesdörffer bearbeitete zweite Auflage des Dr. Zernecke'schen Leitfadens für Aquarien- und Terrarienfreunde erscheinen wird, Einladung zum Be- zug der „Tierbörse“, Berlin, November-Verzeichnis der zu ermäßigten Preisen stattfindeuden Theatervorstellun- gen. — Nachdem uns zur vorigen Sitzung Herr Dr. Zimmermann-Brandenburg seine Erfolge in der Zucht von Zierfischen usw. mitgeteilt hat, liegen gleiche Mit- teilungen „schon wieder“ von einem der 250 auswärtigen Tritonen vor. Wir w'ollen aber auch für diese Mit- teilungen dankbar sein und können das umsomehr, als sie ebenso erfreuliche sind, als diejenigen waren, die wir in voriger Sitzung bekannt geben konnten. Herr Lehrer Triemel in Dittersbach schreibt: „Endlich komme ich dazu. Ihnen auch meine diesjährigen Er- folge und Erfahrungen in der Aquarienliebhaberei mit- zuteilen. Wenn Sie manches komisch dabei finden, bitte ich zu bedenken, daß mir außer „Natur und Haus“ und den „Blättern“ keine Anregung zu Gebote steht. Nachzucht von Makropoden zählte ich gegen 50—60 Stück, von denen die größten laichfähig sind. Ein altes Weib baute Nest und pflegte Brut, d. h. es. trug Bier und Junge ins Nest. Betta zählte ich gegen 40 Stück Nachzucht, von denen die größten ebenfalls laichfähig sind, und die meisten diesjährigen sind schon größer, als die 2 einjährigen Zuchtpaare, die ich mir vorher schicken ließ. Meine jetzigen Betta sind die 1. u. 2. Generation von einem besonders großen im- portierten Männchen. Ich glaube kaum, daß ein Lieb- haber größere diesjährige Betta bat. Futter: Regen- wurm und C'ijclops und Goref/wa-Larven hauptsächlich. Haplochilus imncliax w'erde ich gegen 30-40 Stück großziehen, denn das alte Paar und die größten dies- jährigen Tiere laichen jetzt noch. Vorigen Winter starben mir viel dieser Tiere, vorher ließen sie ihren Hinterleib mit zusammengelegten Flossen wTe einen Türkeusäbel herabhängen. Ich sandte 2 Stück an Herrn Prof. Marsson mit der Bitte um freundliche Unter- suchung. Derselbe vermutete Erkältung; im Darminhalt fand er Faulbakterieu, welche sich aber auch erst nach dem Tode gebildet haben konnten. Dieses Jahr sehe ich auch ab und zu ein Tier in diesem Zustande; Er- kältung kann es nicht sein, denn bedeutend kleinere Fische sind ganz gesund in einem kälteren Becken. Zugleich bemerke ich auch bei solchen Tieren, daß der Magen eingezogen ist und ich vermute Hunger als die primäre Erscheinung, dafür spricht auch, daß die Haplochilus panchax äußerst gierig fressen und am Tage öfters einen Wolfshunger zeigen. Solche Tiere mit herabhängendem Hinterleibe fressen auch ; daß sie durch reichliches Futter die normale Haltung annehmen, konnte ich zwar nicht beobachten, jedoch es ist mir dieses Jahr noch kein panchax eiugegangen, da ich sie reichlicher füttere ; bei 14 ® R. befinden sie sich noch sehr wühl. Die beste Pflanze zum Ablaichen für die panchax ist meines Erachtens die Fadenalge, welche man in Partien auf die Oberfläche legt und dann nur zwTscheu die Finger zu nehmen braucht, um die Laich- körner zu finden. Ein Paar legte durchschnittlich 8 Stück Eier, wovon die reichliche Hälfte hefruchtet w'ar. Von Haplochilus latipes habe ich schon das zweite Paar, aber noch keine Nachzucht, ich glaube nicht, daß ich Paare hekommen habe. Von einem Gambusia holbroki-Paar kam das hochträchtige Weibchen tot au, das Männchen ging wühl aus Kummer um das Weib- chen ein. Von einem anderen Gamöits ja- Weibchen habe ich seit Ende Juli und August zwei Nachzuchten, bei der ersten Nachzucht ziehen sich bei den Männchen schon die Spitzen der Afterflossen aus, aber sonst be- merke ich noch keinerlei Ausfärbung, hoffentlich erlebe ich noch die Ausfärhung bei den Männchen. Von den 40 Stück lebt etwm die Hälfte. Girardinus deceni- und caudimaculatus müssen nach Geschlecht getrennt ge- halten werden, bis sie erwachsen sind. Trichopterus fasciatus brachte ich nicht zum Laichen trotz hoher ausreichender ständiger Temperatur von 20 — 25 " R. Ich füttere jetzt noch lebendes Futter: Cyclops, Daphnien, 326 Vereins-Nachrichten. (7ore#Am-Larven usw. Die Cyclops leben aber mit Karpfenläusen zusammen, die ich jedesmal aussuchen muß. Die Corethra haben Hydren hei sich, welche auch die Becken zieren. Seit zwei Tagen erwische ich keine Daphnien mehr ins Netz, sie müssen für dieses Jahr verschwunden sei. Ich suche nach Abnehmern für meine Zuchterfolge, damit ich meine Becken leer be- komme. Hier gibt es keinen Händler und auch sehr selten einen Liebhaber, der sich etwas anderes als Goldfische kauft. Ich bot dem Breslauer Händler David meine sämtliche Nachzucht an. Er nahm das Angebot sofort an und ließ sich Girardinus schicken, sie waren ihm aber zu klein und er verzichtete auf die übrigen. Die Girardinus waren aber alle charakterisiert, die meisten waren zuchtreif und melirere Weibchen hatten schon geworfen, sie waren alle von einer Zucht, es fehlte also dem Händler an Sachkenntnis. Ich bemerke nochmals, daß diese Zeilen von einem Liebhaber sind, dem jegliche persönliche Verbindung mit eingefleischten und wissenschaftlicen Liebhabern fehlt. — Was die Krankheit der Haploehilus anbelangt, so erinnert der Vorsitzende an die in den „Blättern“ Seite 150 dieses Jahrganges enthaltene Mitteilung, daß kranke oder frisch verstorbene Tiere, einerlei, ob das Leiden äußer- lich sichtbar ist oder nicht, an das II. anatomisch- biologische Institut der Königl. Universität zu Berlin, Luisenstr. 56 einzusenden sind, am besten mit kurzer orientierender Mitteilung über die Art des Tieres und die Entstehung nnd Dauer seiner Krankheit. Auf Wunsch wird umgehend der Sektionsbefund und Belehrung über die Krankheit seitens des Instituts rückerstattet, ebenso wird auch die Leiche nach Entnahme des kranken Organes dem Einsender wieder zugeschickt. — Der Vorsitzende referiert ferner über das zur vorigen Sitzung bereits eingegangene Werk über Regeneration von H. Przibram. Dasselbe enthält im wesentlichen eine Zusammenstellung von über 1500 Originalarbeiten, die auf diesem Gebiet gemacht worden sind nnd nur Wert für denjenigen Zoologen haben, der diesen Teil der Naturwissenschaft zu seinem besonderen Studium erwählt hat, gleichzeitig gibt das Werk einen Überblick über das bisherige Ergebnis aller dieser Untersuchungen. Auch diese ragen weit über den Rahmen unserer Lieb- haberei hinaus, beanspruchen jedoch ein allgemeines Interesse, und es sei deshalb gestattet, kurz auf das- selbe einzugehen, selbstverständlich nicht vom Stand- punkte des Zoologen, sondern nur von dem des Natur- freundes. — Unter Regeneration versteht man die abermalige Bildung eines verloren gegangenen Teiles. Eigentlich ist jeder Zeuguugsvorgang ein Wieder- erzeugungsprozeß, man versteht aber unter Regeneration nur die Wiederausbildung größerer oder kleinerer Teile eines aus verschiedenen Arten von Zellen bestehenden Gewebes. Verluste können eintreten durch die fort- währende Abnutzung der Organe oder durch äußere zufällige Störungen, oder durch Selbstzerstückelung. Diese tritt auch auf bei der ungeschlechtlichen Fort- pflanzung durch Teilung oder Knospung, eine Re- generation der abgestoßenen Teile wird hier nicht wieder erzeugt, eine Regeneration findet in diesem Falle nicht statt. Auch zum Schutze des Tieres tritt Selbstverstümmelung ein, so beim Regenwurm z. B. stets dann, wenn infolge einer offenen Wunde Infektion eingetreten ist, um das Umsichgreifen derselben zu verhindern. (Schluß folgt.) „Nymphaea“, Verein für Aquarien- u. Terrarienkunde zu Leipzig. (Sitzung jeden Dienstag, Abends 9 Uhr im Vereins- lokal „Herzog Ernst“, Georgen- Str. 1.) 528. Versammlung am 18. August 1903. Eröffnung kurz nach 10 Uhr. Protokollverlesung und -Genehmigung. Eingegangen: Grußschreiben des noch immer durch Krankheit am Erscheinen behinderten II. Vorsitzenden Herrn Klemenz. Herr Schmidt II sendet vom Walchensee (Alpen) 18 Stück selbstgefangene Salamandra atra nebst Grüßen, die gegen den üblichen Obolus ln die Vergnügungskasse zur Verteilung ge- langen. Ferner eingegangen für die Bibliothek: Migula, Pflanzenwelt der Gewässer. Zu Gunsten der Kasse verkauft Herr Schmidt I ein Makropodenmännchen, Herr Große Ludwigia Mulertti. Auf Antrag der Herren Je sch und Köhler soll Bade, Naturwissenschaft!. Samm- lungen, für die Bibliothek beschafft werden und stiftet Herr Döhler dazu dankenswerterweise 1,50 M. Herr W. Köhler hält sodann einen ca. stündigen Vortrag über: „Die verschiedenen Formen der Brutpflege bei Fischen und die Erwerbung im Kampfe ums Dasein“. Der Vortrag, der nur den Auszug einer geplanten größeren Arbeit des Vortragenden darstellt, wird viel- leicht in anderer Form später in den „Blättern“ ver- öffentlicht werden. Der Vorsitzende spricht dem Redner den Dank der Versammlung aus. Als Gast war an- wesend Herr W. Spaarmann, Bayersche Straße 52. Nach Schluß der Sitzung Uhr fand noch eine kurze Vorstandssitzung statt. W. Köhler. Die Versammlung am 25. August fällt aus. 529. Versammlung am 1. September 1903. Eröffnung ^2 10 Uhr. Herr W. Köhler bittet in- folge Überlastung mit Arbeiten und Todesfalles in der Familie um Vertretung im Schriftführeramte bis Michaelis. Herr Seidel erklärt sich dankenswerter Weise zur Übernahme des Amts bis Michaelis bereit. Eingegangeu: Zeitschriften. Herr A. Müh ln er erklärt hrieflich seinen Austritt aus dem Verein. Einladung der ;,Hottouia“-Meerane zur Ausstellung (6. — 8. Sept.). Ansichtskarten verschiedener Mitglieder von der Sommerreise. Ferner das Buch: Bade, Naturwissen- schaft!. Sammlungen. Eine Anfrage des Hofopern- sängers Herrn Harr e s - Darmstadt betr. der neuen direkt heizbaren Akkumnlatorengläser wird Herrn Giersmann zur Erledigung überwiesen. Da sonst nichts Wesentliches vorliegt, Schluß der Sitzung ll^/t Uhr. I. V.: H. Seidel. 530. Versammlung am 8. September 1903. Eröffnung ^2 10 Uhr. Der Vorsitzende begrüßt die anwesenden Mitglieder und als Gast Herrn Hilde- brandt aus Altenburg. Protokollverlesung und -Ge- nehmigung. Für verkaufte Terrarientiere fließen der Kasse namhaftere Beträge zu. Herr Oertelt verkauft selbst kultivierte Pistia stratiotes Azolla. Ein- gänge: Grüne Tritonkarte, „Nerthus“ und „Blätter“. Herr Köhler berichtet über vorgenommene Pflanzen- aussetzungen (Salvmia elegans u. a.) an geeigneten Orten und regt zu weiteren Versuchen in dieser Richtung an. Die roten Posthornschnecken, die Herr R eimann - Berlin in den Handel gebracht hat, stellen auch nach Herrn Köhler eine besondere Form des Albinismus dar, wie schon angenommen wurde, und wäre echte (also rotgefärbte) Nachzucht demnach wohl zu er- warten. Herr Döhler berichtet, daß bei ihm der Reis Vereiiis-Nachriclilcn. 327 am offenen Fenster zur Blüte geschritten sei. Der Same Mmr seiner Zeit von Herrn Köhler im Verein zur Verteilung gelangt. Bei letzterem ist die Pflanze trotz günstigerer Bedingungen nicht zur Blüte ge- kommen. Schluß 11 Uhr. 1. V.: H. Seidel. 531. Vei’sammlung am 15. September 1903. Als Gast anwesend Herr Meyer. Protokollverlesuug und -Genehmigung. Herr Köhler entschuldigt schrift- lich sein Fernbleiben und bietet gleichzeitig dem Verein Nachzucht von Chromis multicolor zu günstigen Be- dingungen an. Eine Collectivbestellung von 20 Stück kommt zustande. Die neugedruckten Vereinssatzungen sind eingetroffen und gelangen zur Verteilung und Versendung. Außerdem eingegangen drei Grußkarten unseres Mitglieds Herrn Jesch, „Fischereizeitung“ und „Nerthus“. Wissenswertes daraus wird verlesen. Herr Kleraenz, der noch immer krank darniederliegt, läßt durch Herrn Hampe Grüße au die Mitglieder bestellen. Herr Jesch berichtet über das V''erhalten seiner Exoten im Freilandbassin und teilt u. a. mit, daß daselbst Neetroplus eine Temperatur von 6 * R. bequem ertragen hat. Herr Handrock verteilt im Harz selbst erbeutete Salamandra maculosa. I. V.; H. Seidel. 532. Versammlung am 22. September 1903. Protokollverlesung und -Genehmigung. Eingänge: „Blätter“, Tritonkarte, „Fischereizeitung“, Offerte (aller- dings verspätet eingegangeu) des Vereins „Wasserrose“- Dresden, deren [Erledigung Herr Köhler übernimmt. Offerte der Glashandlung M. Biehl, hier, über direkt heizbare Akkumulatorengläser „Ideal“. Herr Köhler hat die bestellten Chromis mitgebracht, die zur Ver- teilung an die Besteller gelangen. — Der Vorsitzende bittet nochmals, Fundnotizen abzugeben zwecks Ein- tragung in die Fundkarte. Ein vorgeschlagener Aus- flug nach den Parthedörfern wird einstweilen auf- geschoben. I. V.: H. Seidel. 533. Versammlung am 29. September 1903. Protokollverlesung und -Genehmigung. Herr Spillner erklärt seinen Austritt. Herr Köhler berichtet, daß die vom Verein „Wasserrose“ offerierten Fische trotz sofort abgesandter Bestellung bereits vergriffen gewesen seien. Von einer Bestellung für später wird einstweilen abgesehen. Axolotl-Offerte des Herrn Höhmann. Eine Bestellung kommt nicht zustande. Trotz der vor- geschrittenen Jahreszeit hat bei den Herren Fischer und Giersmann TricJiogaster fasciatus nochmals ge- laicht, ebenso bei ersterem Gambusia Holbrookei noch- mals Junge gebracht. Bei Herrn Fischer blüht die von Henkel-Darmstadt im April bezogene Fontederia crassipes. — Herr Hampe verkauft Limnocharis Humboldti. — Der vom Vorsitzenden nochmals an- geregte Ausflug kommt wegen ungünstiger Witterung nicht zustande. — - Eingänge: 2 Grußkarten unseres Mitgliedes Herrn Jesch, „Nerthus“, Fischereizeitung, „Blätter“. Einschlägiger Inhalt wird bekannt gegeben, namentlich der Bericht des Vereins f. Aquarienkunde, Berlin, soweit er die Degeneration der Fische durch Inzucht betrifft, ein Kapitel, worüber der heute ab- wesende Herr Köhler sich ja oft genug eingehend verbreitet hat. Der Vorsitzende sucht Salamandra atra zujedem annehmbaren Preise zu erstehen. Herr Seidel berichtet, daß er mit Sicherheit beobachten konnte, wie Girardinus caudimaculatus den lästigen Tubifex rivulorum mit größtem Appetit verzehrt. Wieder ein einfaches Mittel zur Beseitigung eines lästigen Aquarien- insassen! Herr Behost fragt an, wie man rationelle Mehlwurmzucht betreibe und wird vom Vorsitzenden Herrn Winzer aut Bade's Praxis der Aquarienkunde verwiesen. I. V.: H. Seidel. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkimde in München. E. V. Mitteilungen aus der Vereins-Versammlung des Monats Juli 1903 im Restaurant „Sterngarten“. Donnerstag, den 30. Juli 1903 im Cafe und Hotel-Restaurant „Deutscher Hof“, Neuhauserstraße 40. Der Vorsitzende begrüßt die erschienenen Herren, insonderheit das seit seiner Afrikareise zum erstenmale wieder in der Sitzung erschienene auswärtige Mitglied, Herrn Kunstmaler von Stein aus Jena, sowie den eben- falls nach seiner Krankheit wieder erstmals erschienenen II. Vorsitzenden Herrn Reiter. Vorsitzender wünscht sodann, daß es allen Herren im neuen Lokale gefallen möchte und gibt der Hoffnung Ausdruck, nicht sobald wieder der Notwendigkeit eines immerhin mit Geldopfern vei’bundenen Umzuges ausgesetzt zu sein. Die rück- ständigen Protokolle der letzten Sitzungen gelangen hierauf zur Verlesung und Genehmigung. Im Einlauf: Schreiben des Herrn Dr. Ziegler, 1. Vorsitzenden des „Triton“-Berlin wegen Beitrag. Brief unseres Mitgliedes Herrn A. Egger-Linz. Herr Egger macht uns wieder einige Mitteilungen über seine diesjährigen Erfolge in der Molchzucht, in welcher der Genannte schon wieder- holt großes Geschick an den Tag gelegt hat, und bietet uns in seinem Schreiben vom 23. Juli 1. Js. in liebens- würdiger Weise einige Fische an, auf die unser I. Vor- sitzender öfter das Augenmerk der Aquarianer des Vereines lenkte, nämlich Gobio uranoscopus Ag. Wir machen selbstredend von dem Anerbieten sofort Ge- brauch. In Frankfurt a. M. hat sich ein Verein für Aquarien- und Terrarienkunde mit dem Namen „Iris“ gebildet. Genannter Verein sucht um Aufnahme bezw. gegenseitige Mitgliedschaft nach. Wir kommen mit Freuden diesem Wunsche entgegen. An Zeitschriften ist eingelaufen: „Nerthus“ Heft 30. Die einschlägigen Aufsätze gelangen zur Bekanntgabe, so der Bericht über die Ausstellung der „Ulva“ in Kiel usw. — Herr Lehrs demonstriert Männchen und Weibchen der Lacerta pelo- ponnesiaca D. B. Herr Damböck lebend ein vollständig melanotisches Kreuzottermännchen, sowie eine Cerastes vipera aus Ägypten. Diese schöne vollständig wüsten- sandfarbene Giftschlange zeigte eine ganz merkwürdige und hochinteressante Art der Fortbewegung in ihrem Heim, dem feinen mehlartigen Wüstensand. Das Tier streckt immer den mittleren Teil seines Körpers in der Form eines Fragezeichens voran und zieht die übrigen Teile nach. Die Art wie die Schlange im Sande ver- schwindet, läßt sich am treffendsten mit einschaufeln bezeichnen. All die Dutzende Rippenpaare arbeiten gleichzeitig gegen den Sand und nun ist das Tier dem Auge entschwunden. Selbst auf dem Sande liegende Stücke müssen erst mit dem Auge gesucht werden. Herr Knan demonstriert eine bei St. Leonhard im Passeier Tale erbeutete Coronella austriaca Laur. und eine bei Meran gefimdene Ringelnatter (südl. Form) imd übermittelt die Grüße des in Südtirol weilenden Professors Herrn Morin. Durch Herrn Sigl wird eine Anzahl Wasserinsekten vorgezeigt sowie eine Partie heimischer Wasserpflanzen an die Interessenten ver- teilt. Herr Hauptlehrer Großmann hat bei seiner Tour auf die Zugspitze in einer Höhe von 1600 bis 1800 m 328 Vereius-Nachrichteu. viele Triton alpestris Laur. gefunden. Für die Bibliothek ist angeschafft und eingetroffen Leonhard Baldners Vogel-, Fisch- und Tierbuch. H. Im Bericht „Blätter“ 21, Seite 298, vierte Zeile von unten; 1 Seemeile von St. Sebastian-Madeira muß es heißen: „1 Seemeile von Porto Santa-Madeira“. „Elodea“, Verein für Aquarium- u. Terrariumkunde Berlin-Moabit. Vereinslokal: Waldstraße 8 bei Fischer. Sitzung jeden Freitag nach dem 1. u. 15. im Monat. Sitzung vom 3. Juli 1903. Der Vorsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Sitzung und begrüßt die Anwesenden. Als Gäste sind die Herren Rochow, Lehmann und Ganzei anwesend. Der Schriftführer verliest das Protokoll, welches an- genommen wird. Der Rendant erstattet den Bericht über den Vermögensstand des Vereins und wird dem Rendanten auf Antrag Entlastung seitens der Mitglieder durch Erhebeu von den Plätzen erteilt. Der Vorsitzende hält hierauf einen Rückblick über das verflossene Vereinsjahr, ln seinen Ausführungen bemerkt er kurz, welche Fortschritte der Verein gemacht, wie die Mit- glieder durch Ausflüge, Veranstaltung einer Ausstellung, sowie gemeinschaftlicher Besuche der Ausstellungen anderer Vereine, und des Aquariums, sowie Veran- staltung eines Damenabends und Feier des Stiftungs- festes, das Interesse an dem Verein rege zu halten suchten. HeiT Lewandowsky ermuntert die Mitglieder zur Haltung von Vorträgen oder Mitteilung. Ein Vortrag des Herrn Molitor über das Thema: „Wie werden Makro- poden gezüchtet“, fand aufmerksame Zuhörer. Diese Fische lassen sich ohne große Mühe züchten, es ist dazu nur eiu gut mit Pflanzen besetztes Glas und sonniger Stand nötig. Je größer der Behälter, desto leichter ist die Aufzucht der jungen Fische. Am besten eignen sich zur Zucht 2jährige Fische, doch hat Vor- tragender schon von l^jährigen Fischen Junge ge- zogen. Im Mai oder -Juni, oft auch schon im April, wenn die Witterung recht warm ist, beginnt das Männchen mit dem Nestbau, indem es Luft von der Oberfläche entnimmt und in Gestalt von Schaumblaseu unter schwimmenden Wasserpflanzen wieder von sich gibt. Das wird so oft wiederholt, bis das Nest einen Durchmesser von 2 — ö cm und eine Höhe voul— 2 cm hat. Die jetzt beginnenden Liebesspiele zeigen die Alten in ihrer höchsten Pracht. Nachdem Laich ab- gelegt und von dem Männchen in das Nest gebracht worden, ist es Zeit, das Weibchen zu entfernen. Nach 2—3 Tagen schlüpfen die Jungen aus, sind aber noch recht uubehilflich und werden von dem sie sorgfältig bewachenden Männchen im Maule dem Neste wieder zugetragen, wenn sie dasselbe verlassen. Nach einigen Tagen beginnt das Nest zu zerfließen und die Jungen haben sich soweit entwickelt, daß sie sich im ganzen Behälter zerteilen. Jetzt ist es geraten, auch das Männchen zu entfernen. Gefüttert werden die Jungen in den ersten 8 Tage nicht, da sich an den Wasser- pflanzen im alt eingerichteten Aquarium genug mikro- skopisch kleine Lebewesen befinden; nach dieser Zeit muß tüchtig ganz feines lebendes Futter gegeben werden, und man wird die Freude haben, eine ganze Anzahl, bei günstigen Verhältnissen sogar über 100 und noch mehr dieser farbenprächtigen Fische großziehen zu können. Werden die alten Fische gut gepflegt, so wiederholt sich das Laichgeschäft 3 — 4 mal im Jahre. Eine kurze Diskussion schloß sich dem Vortrage an. — Zum Stiftungsfest waren fast sämtliche Mitglieder, sowie zahlreich erschienene Gäste anwesend, welche sich bei Tanz und Vorträgen, welche Herr Lewandowsky in bekannterweise zum besten gab, bestens unterhielten. Bin von Herrn Lewandowsky gespendetes, gut be- pflanztes Aquarium, sowie ein Schleierschwanz, welche zum besten derVereinskasse verauktioniert, und mehrere Paare Fische, durch Herrn Molitor gespendet, und durch Loos an die Festteilnehmer verteilt, trugen ihr wesent- liches mit bei, die Stimmung zu erhöhen. Bis in die 7. Morgenstimde dehnte sich die Feier aus. — Herr Lewandowsky gab zum besten der Vereinskasse noch ein Glas Fischfutter, welches, verauktioniert, 1,20 M. brachte. Das „Fischfutter“ zeigte sich dem glücklichen Gewinner zur großen Freude der Anwesenden als ein Glas mit Sardinen. — Herr Ganzei trat dem Verein als Mitglied bei. J. M. Sitzung vom 21. August 1903. Der Vorsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Sitzung und begrüßt die Anwesenden. Als Gast ist Herr Frellstedt anwesend. Das Protokoll wird verlesen und angenommen. Verschiedene Eingänge werden er- ledigt. Der Verein Berliner Aquarium- und Terrarium- freunde hält seine erste Ausstellung im Vereinslokal, Königsgrabeu, ab. Es wird beschlossen, dieselbe ge- meinsam zu besuchen und treffen sich die Mitglieder mit ihren Damen Strom- und Thurmstraßen - Ecke morgens 8 ühr. — Herr Lewandowsky brachte zur Ansicht eine reichhaltige Kollektion verschiedenartiger Eidechsen mit, als: Algiroides nigropunctatus, Gongylus oceUatus, Platydactylus mauritamcus, Acanthodactylns ve.lox, Seps chalddes, Lacerta serpa, L. niuralis, Lacerta muralis var. lit., L. m. var. neap., L. m. subspecies fusca, L. m. var. brügyemaniü, L. in. Übergang von der fusca zur brüggcma^ini, L. jonica von Corfu, L. j. var. olivacea, L. viridis Varietäteu, L. v. var. major, und erörterte in kurzem Vortrag das Vorkommen und die Lebens- bedingungen der vorgezeigten Tiere. — Herr Neubert spendet zum besten des Vereins einen Schleierschwanz, welcher amerikanisch verauktioniert wird und einen Betrag von 2,15 M. ergibt. Ebenso wurde eine von H. Schleese gespendete außergewöhnlich große Sumpf- schildkröte verauktioniert und ergab einen Betrag von 2,20 M. — Herr Frellstedt tritt als Mitglied ein. J. M. Sitzung vom 18. September 1903. Der Vorsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Sitzung und begrüßt die Anwesenden. Der Schrift- führer verliest das Protokoll. Dasselbe wird ange- nommen. Eine hingeworfene Bemerkung über den Wert einer Diskussion gab Herrn Lewandowsky Ver- anlassung, sich des Weiteren darüber auszulassen. Der Hauptwert einer Besprechung liegt darin, daß die Anwesenden in dieser sich leichter veranlaßt fühlen, ihre Erfahrungen zum besten zu geben; ja, durch eine widersinnig aufgestellte Behauptung gelingt es oft, schüchterne Mitglieder aus ihrer Zurückhaltung her- vorzulocken und der Diskussion einen neuen Schwung zu geben. — Eine Anfrage über farbige Schnecken beantwortet Herr Lewandowsky dahin, daß die rote Posthornschuecke in der Pauke bei Berlin gefunden, von ihrem Finder, Herrn Reimann, iu ihrem Wert er- kannt und weiter gezüchtet wurde. Frühere Finder hielten sie für krank und warfen sie achtlos beiseite Ebenso hat die Sumpfdeckelsclinecke eine gelbe Varietät Vereiüs-Nacbricliten. und fand Herr Lewandowsky unter einigen Hunderten, die er im Spandauer Schiffahrtskanal gesammelt, 5— 6 mehr oder minder gefärbte Exemplare dieser inter- essanten Form. — Eine Anregung des Herrn Pröbrock, den Fiseben und Pflanzen deutsche ßezeicbuungen zu geben, fand Beifall, doch stand dem entgegen, daß bei den vielen Neueinführungen es schwer ist, gleich einen passenden Namen dem betreffenden Fisch oder der Pflanze zu geben, und bei dem heutigen Stand der Liebhaberei, die sich über alle Erdteile erstreckt, die wissenschaftliclie, also lateinische, ßezeicliniing über- all verstanden wird und deshalb die praktischste ist. — Die nächste Sitzung, Freitag, den 2. Oktober 1903, ist General-Versammlung. J. M. „Salvinia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden, Hamburg. Vereinslokal : Siechen-ßräu, Kreuzweg 6. Versammlung am 20. August. 1903. Vorsitz: Herr Dr. P. Franck. Anwesend sind 37 Per- sonen. Aufgenommen werden die Herren: Julius Guß- mann, Cannstadt; F. Schubert, Bad Wildlingen; Ernst Döderlein, Kaiserslautern; Louis Steffens, Mülheim a. R.; Karl Enßlin, Hedelfingen bei Eßlingen i. Württemberg. Es melden sich an: Herr R. Ludolphs und Fr. ßlenk Hamburg. Herr R. Flurschütz hält einen interessanten Vortrag über die Haltung von Chamäleonen. Redner verkennt nicht die mehr oder weniger großen Schwierig- keiten, die das Gefaugenhalten dieser interessanten, leider aber nicht allzu widerstandsfähigen Tiere macht, hält es aber trotzdem für erreichbar, sie bei geeigneter Pflege dauernd im Terrarium bei gutem Wohlbefinden zu erhalten. Das Halten von Chamäleonen sei lediglich eine Futterfrage. So lange die Beschaffung von sehr abwechslungsreicher Nahrung, als lebenden Fliegen, Heuschrecken, Schaben, Grillen, Schmetterlingen, Raupen Libellen, Spinnen keine Schwierigkeit mache, und so lange Hand in Hand mit solcher sorgfältiger Ernährung eine zweckmäßige Behandlung, wie Darbietung von viel Licht, Sonne und Wärme, einer nicht allzu trocknen Terrarienluft sowie tägliches Tränken mittels Tropfen- falles den Tieren zu Teil werde, sei das Halten von Chamäleonen keine Kunst und nicht schwieriger als das Halten von anderen Echsen. Die Schwierigkeiten begännen erst mit dem Eintritt des Winters mit seinen kurzen, trüben Tagen und mit seinem fast gänzlichen Futtermangel. Ein zweckmäßiges Futter für den Winter ausfindig zu machen, sei die einfachste Lösung der Frage, wie Chamäleone dauernd zu halten sind. Leider kämen die im Winter am leichtesten zu beschaffenden Futtertiere: Mehlwürmer nicht in Frage, da sie ge- wöhnlich nur ungern, keineswegs aber dauernd ge- nommen würden und überdies den großen Übelstand hätten, infolge ihres harten Chitinpanzers sehr schwer verdaulich zu sein und daher von den Tieren häufig wieder ausgeworfen würden. Ein sehr gutes Winter- futter seien Grashüpfer, Heuschrecken, Grillen (welch letztere unser Verein in größerer Menge aus Italien importierte), künstlich gezogene Fliegen sowie Schaben. Alle diese Insekten sind auch im Winter längere Zeit in der Gefangenschaft bei regelmäßiger Fütterung im warmen Zimmer am Leben zu erhalten und könnten so nach und nach verfüttert werden. Ginge auch dies Futter gegen Ende des Winters auf die Neige und sei kein Ersatz an lebender Nahrung mehr aufzutreiben, so müßten die Chamäleone mit im Herbste einge- sammelten, in der üblichen Weise überwnterten Regen- Würmern künstlich gefütteid, also „gestopft“ werden. Die Würmer würden zu diesem Zwecke vorher in Wasser abgebrüht. Auch Fischfleisch, roh oder ge- kocht, könne auf dieselbe Weise als Futter verwandt werden. Beide Futterarten seien leiciit verdauhcli. — Reiclier Beifall iolint den durch leliendes Material illustrierten Vortrag des Herrn Flurschütz. Der II. Vor- sitzende G. Tofolir hält ebenfalls das dauernde Halten von Chamäleonen wohl für schwierig, aber nicht für unmöglich und erkiärt sich Wort für Wort mit den obigen Ausführungen einverstanden. — Herr Hütten- rauch zeigt vor die Blüte der Elodea canadensis und verteilt gratis Moderlieschen und Goldorfen. 0. Tofohr zeigt vor (ca. 8 Tage alte) junge Fransenfinger eigener Zucht. Die mit Interesse besichtigten zierlichen Tierchen zeigten bei ihrer Geburt mit der üblichen rötlich gelben •Färbung versehene einfarbige Schwänze, haben diese Färbung aber bereits nach etwa 6 Tagen voliständig verändert. Sie weisen heute von der Schwauzmitte bis zur Schwanzspitze prächtig hellblaue Farbe auf. Bei zu- nehmendem Alter verschwindet das Blaue allmählich wieder und wird durch die bekannte rotgelbe Färbung ersetzt. — Gestiftet wird für die Sammlung eine präpa- rierte Alligator-Haut. — Schluß IP/4 Uhr. T. Versammlung am 7. September 1903. Anwesend sind 35 Mitglieder und einige Gäste. Aufgenommen werden die Herren R. Ludolphs und Fr. Blenk, Hamburg. Herr Kraupner hält einen interessanten Vortrag über die Entwickeiung der Libelle aus ihrer Larve nach eigenen Beobachtungen im lusekten- Aquarium. — Herr Hans Welke, Dortmund, stiftet liebenswürdiger Weise einen großen Posten Azolla zur Gratisverteilung, wofür wir auch an dieser Stelle unseren verbindlichsten Dank abstatten. Herr Mayburg schenkt Entengries. Herr Siggelkow demonstriert nochmals seine Aquariumheizung. — Über einen Darmvorfall bei einem großen sehr wütigen Varanus griseus (Wüsten- Waran) berichtet 0. Tofohr. Der Unfall ereignete sich bei einem Wutanfall des großes wehrhaften Tieres bei seiner Überführung in einen anderen Käfig. Nach sorgfältigen Waschungen gelang es unter Benutzung eines bleistiftdicken stumpfen Hornstiftes, der in Oliven- öl getaucht wurde, wenn auch unter großer Mühe, den Darm wieder in seine ursprüngliche Lage zu bringen. — Weiter berichtet 0. Tofohr über den ihm gelungenen Import des bisher in nennenswerter Anzahl lebend nicht nach Deutschland gebrachten Ptyodactylus lobatus, dem schönen Fächerfinger aus Palästina und zeigt einige Stücke dieses recht großen Geckos vor, ebenso gleich- falls aus Palästina importierte Hemidactyhis verruculatus (Scheibenfinger). — Fragekasten. Schluß 12 Uhr. T. Versammlung am 17. September 1903. Anwesend sind 28 Personen. Aufgenommen werden die Herren: Dr. med. Schonnefeld, Spezialarzt, Düssel- dorf; Willy Friede, Hamburg; „Azolla“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Essen a. Ruhr. Schrift- führer: Herr Richard Olmes. Zur Verlesung gelangen diverse interessante Aufsätze aus der einschlägigen Literatur. 0. Tofohr berichtet über Telphusa fluviatilis und deren Häutung. Die Ausführungen über diese interessante Krabbe werden demnächst in einem be- sonderen Aufsatze erscheinen. — Bezugnehmend auf kürzliche Veröffentlichungen dahingehend, daß Schleier- schwänze im allgemeinen keine besonders niedrigen Temperaturen ertragen können, erklärt Herr Siggelkow, 330 Vereins-Nachricliten. daß von ihm frisch importierte Tiere wiederholt die niedrigsten Wärmegrade ohne Schaden ertragen hätten. — Herr Müller stiftet Lac. viridis zur Gratisverteilung. Die Erledigung des Fragekastens nimmt den Rest der Sitzung in Anspruch. Schluß 12 Uhr. T. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Dortmund. Prov. Vereinslokal: Kaiserhalle. Ordentl. Generalversammlung vom 9. Oktober 1903. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9^2 Uhr. Anwesend waren 19 Mitglieder. Nach Verlesung der Eingänge und Genehmigung des Protokolls berichtete der Vorsitzende zunächst über die Entwickelung des Vereins seit der Gründung; dann ausführlicher über die Zeit seit der Generalversammlung am 3. April dieses Jahres, wobei besonders der Ausstellung gedacht wurde. Die Rede klang aus mit einem Hoch auf den Verein. Hierauf folgte Erstattung des Kassenberichts. Die Rechnungsprüfer fanden Kassenbuch und Rechnungs- wesen in bester Ordnung und wurde dem Kassenführer der Dank des Vereins zum Ausdruck gebracht, sowie Entlastung erteilt. Der Antrag auf Erweiterung des Vorstandes wurde einstimmig angenommen. Bei der stattfindenden Neuwahl des Vorstandes wählte man den Vorsitzenden Herrn Hans Welke zum I. Vorsitzenden. Der Schriftführer bat, von einer Wiederwahl seinerseits in den Vorstand Abstand zu nehmen, worauf die Neu- wahl des II. Vorsitzenden vertagt wurde. Den Posten des I. Schriftführers übertrug die Versammlung Herrn C. Wolff, den des II. Schriftführers Herrn Jul. Jäger. Der Kassenführer hatte sich den Vorstandsmitgliedern gegenüber bereits dabin geäußert, daß er wegen monate- langer Abwesenheit eine Wiederwahl unmöglich an- nehmen könne, und es wurde an dessen Stelle Herr C. Oberg einstimmig gewählt. Bei der Wahl des Bibliothekars entstanden lebhafte Debatten über die Frage: „Wo ist die Vereinsbibliothek unterzubringen?“ Herr Tange behandelte diesen Punkt in längerer Rede. Es folgten verschiedene Einwendungen, .bis auf den Beschluß der Sitzung vom 14. August hingewiesen wurde, wonach bis 1. Januar 1904 Herrn Oscar Besser die Aufbewahrung und Ansgabe der Bücher an die Vereinsmitglieder übertragen ist. Herr A. Franke nahm das Amt als Sammlungsverwalter an, und hiermit waren die Vorstandsneuwahlen mit Ausnahme der Wahl des II. Vorsitzenden erledigt. Punkt 4 der Tagesordnung wurde bis zur nächsten Sitzung vertagt. Es kamen noch eine Menge Pflanzen zur Verteilung. Der in der Tagesordnung vorgemerkte Verkauf von Fischen fand statt und wurde die Sitzung IP/4 Uhr geschlossen. W. Vereinslokal: „Deutjsches Haus“. Sitzung am 6. November 1903. Die Sitzung wurde Abends 9^/2 Uhr von dem I. Vor- sitzenden Herrn Welke eröffnet. Anwesend waren 17 Mitglieder, 2 Gäste. Eingegangen waren verschiedene Offerten und eine Beschwerde eines Mitgliedes über verspätete Zustellung der „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“. Unter den Offerten befanden sich günstige Angebote auch für die Vereinsbibliothek be- sonders geeigneter Werke. Auf Antrag des Vorstandes wurde der Ankauf mehrerer Bücher beschlossen. Zur vorliegenden Beschwerde wurde festgestellt, daß die in Betracht kommende Zeitschrift hier diesmal zu spät eingegangen war. Als zweiter Punkt der Tagesordnung war ein Vortrag des Herrn Welke über „Einrichtung eines Tei’rariums mit Demonstrationen“ angesetzt. Leider waren die zur Demonstration bestellten Gegen- stände nicht eingegangen, der Vortrag wurde daher verschoben. An dessen Stelle wurde auf Antrag des Herrn Vedder über die Beschaffung von Putter für den Winter verhandelt. Beschlossen wurde, je eine Sendung- Daphnien und Piscidin kommen zu lassen und in nächster Sitzung an die Abnehmer zu verteilen. — Als wichtigster Punkt der Tagesordnung kam dann die Lokalfrage; dieselbe war schon früher ziemlich ergiebig behandelt, sie erledigte sich daher jetzt schnell. Der Vorsitzende beantragte, das „Deutsche Haus“ zum Vereinslokal zu wählen. Betont wurde, daß dieses hübsch ausgestattete, gut gelegene und auch repräsentierende Lokal, in dem auch die erste Ausstellung des Vereins abgehalten wurde, ein besonders günstig, von allen anderen Räumlichkeiten völlig getrenntes, gemütlich ausge- stattetes, mit besonderem ungenierten Eingang ver- sehenes Vereinszimmer besitze. Als dann „last not least“ noch auf die gute Versorgung in der Bier- und „Futterfrage“, die einige Herren schon tüchtig er- probten, hingewiesen wurde, war die Wahl nicht mehr schwer. Das „Deutsche Haus“ wurde einstimmig als Vereinslokal gewählt und dem bislang wandernden Verein damit ein würdiges Heim gegeben, in dem er sich weiter entwickeln, in dem er wachsen, blühen und gedeihen möge ! Hierauf folgten verschiedene Stiftungen. Herr Oberg schenkte dem Verein eine Sammlung Muscheln und Ansichtskarten. Herr Vedder stiftete eine Anzahl Schleihen, Herr Sauermann eine Partie Post- hornschnecken zur Verteilung. Mehrere Terrarientiere wurden gezeigt, Herr Besser lud ein zur Besichtigung seines Seewasser-Aquariums. Um 11^2 Uhr wurde der geschäftliche Teil der Sitzung geschlossen. — In ge- wohnter Weise verlief dann noch die gemütliche Nach- sitzung. Jaeger, II. Schriftführer. „Hottoiiia“, Verein für Aquarien-, Terrarien- und Zimmerpflanzenkultur zu Magdeburg. Vereinslokal: Restaurant zum Krökentor, Breiteweg. Sitzung vom 5. August 1903. Nach Genehmigung des verlesenen Protokolls wird Herr Bertram mit absoluter Majorität in unsere Vereins- mitte aufgenommen. Über den Verlauf der stattge- habten Exkursion berichtet der Vorsitzende, jedoch be- dauert derselbe, daß die Beteiligung wieder eine sehr laue war, und wendet sich deshalb in schärfster Rüge gegen die Lässigen, die die Natur nur innerhalb der Stadtmauern aufsuchen. Hierauf entspinnt sich eine sehr sachliche interessante Diskussion über verschiedene Pflanzen. Hierzu werden die wunderbarsten Beobach- tungen und Erfahrungen bekannt gegeben, welche da- rauf hinblicken ließen, daß ein großes Interesse bei sämtlichen Rednern auf diesem Gebiete vorhanden ist. Einzelne Herren verfügen über reiche Erfahrungen. Nach einem aufmunternden Appell des Vorsitzenden, die nächstfolgenden Sitzungen in ähnlicher lehrreicher Weise auszugestalten, wird unter lebhafter Zustimmung die Sitzung um 12 Uhr geschlossen. Sitzung vom 19. August 1903. An Stelle des am Erscheinen verhinderten I. Vor- sitzenden, Herrn Menz, eröffnet der II. Vorsitzende Herr Funke die Sitzung. Für die in nächster Zeit stattfindende Quartals-Abrechnung werden als Revi- soren die beiden Herren Kaetow und Schrumpf ge- wählt. — Eine für besondere photographische Aufnahme- zwecke stattfindende Exkursion wird auf Sonntag, den 23. August d. J. festgesetzt. Hierzu werden als sehr Vereins-Nachricliten. 331 geeignet die Elb\viesen hinter Buckau bestimmt. Eine längere rege Debatte veranlaßt der Gegenstand; Heiz- vorrichtung für Aquarien. Die Herren Müller und Tuchen werden bezügl. ihrer Anregung zu diesem Thema be- auftragt, Verhandlungen mit einer hiesigen Fabrik für Spiritusheizapparate zu treffen, zwecks Herstellung eines für Aquarien geeigneten Heizapparates. Beide Herren versprechen ihr möglichstes zu tun und in kürzester Zeit über das Ergebnis der Verhandlungen hoffentlich ein günstiges Resultat abgehen zu können. Herr Felgenträger stiftet im Interesse der Vereinskasse einige gute Wasserpflanzen und einige hiesige Fische, die auf Wunsch des Stifters amerikanisch versteigert werden und einen Erlös von 55 Pfg. ergehen. A. G. Verein der „Aquarien- und Terrarieufreunde“ zu Berlin. Vereinslokal „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung vom 9. Sept. 1903. Die Sitzung, welche von 62 Personen besucht war, wurde vom 1. Vorsitzenden um 9^2 Uhr eröffnet. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde genehmigt. Hier- auf verlas der Vorsitzende eine von ihm verfaßte Denk- schrift über die Ausstellung. Dieselbe soll einem späteren Ausstellungs-Komitee zur Orientierung aus- gehändigt werden. Als Mitglieder wurden aufgenommen die Herren Herrmann Bertling, Alfred Lindstadt, Geb- hard Schwieder, Friedrich Bechly und Paul Merten, Aufnahmeantrag stellten die Herren Ernst Schildt, Paul Hiller, Rudolf Hofmann, Max Przybelski, Otto Przy- belski und Reinhold Flohr, erstere in Berlin, letzterer in Weißensee. Hierauf wurde beschlossen, das Stif- tungsfest des Vereins am Sonnabend, den 28. November, im Vereinslokal in Form eines Kränzchens zu feiern. — Zu unserem ständigen Punkt Fischkrankheiten be- merkte Herr Timmermann, daß er auf rotlaufkranken Fischen die Karpfenlaus beobachtet hat. Eine dem Ver- ein unbekannte Krankheit konnte an einem lebend ge- zeigten Stichling beobachtet werden. Unmittelbar an der ersten Schwanzwurzel befand sich ein ungefähr erbsengroßes brombeerartiges Gewächs von kalkig weiß- licher Farbe. Das Tier, ein Männchen noch im Hoch- zeitsschmuck prangend, hatte sichlich keine Beschwer- den. Es befindet sich bereits mehrere Wochen in Gefangenschaft, in welche es bereits mit einem kleinen Ansatz dieses eigentümlichen Auswuchses eingebracht wurde. Um den Verlauf der Krankheit weiter beob- achten zu können, wurde das Tier vom Besitzer in fernere Pfiege genommen. — Eine nun folgende Debatte über den Wert des Trockenfutters ließ eine fast all- gemeine Antipathie gegen dasselbe erkennen. Die Be- hauptung, daß japanische sowie chinesische Liebhaber ihre Tiere nur mit Trockenfutter ernähren und selbst aufziehen, wozu der bekannte japanische Fischkuchen meist einzig und allein Verwendung findet, wurde von Herrn A. Reimann, welcher sich mehrere Jahre in China und Japan aufhielt, ganz entschieden bestritten. Ge- nannter Herr glaubt konstatieren zu können, daß dieser so viel gepriesene Fischkuchen nur ein Handelsprodukt für europäische Länder bildet, an seinem Herstellungs- orte jedoch niemals ernstUch zur Fütterung und Auf- zucht von Fischen Verwendung findet. Reimanns Beob- achtungen gemäß wird auch in genannten Ländern fast ausschließlich lebendes Futter gebraucht. Als Futter- tier wird dort eine kleine grünliche Raupe oder Made den Fischen gegeben, deren Art ihm jedoch festzusteilen nicht möglich war. Das Resultat der Debatte ergab eine Abneigung gegen jedes künstliche Futtermittel. Die Mehrzahl •> \ber Terrarien veröffentlichte E. 'Winzer in Heft 14 n. 15 des vorigen Jahrganges einen Aufsatz, dessen Inhalt ich mit Freuden hegrüßt habe. Nur zn wahr ist es aber auch, was dort erwähnt Avird, daß gerade dieser ZAveig unserer Liebhaberei unter mancherlei Antipathien zn leiden hat. Ich denke, daß wii’ diese Animosi- tät am besten dadurch bekämpfen, daß immer lind immer wieder das Anregende, Fesselnde und Belehrende in der Tätigkeit des Terrarien- freundes dem Mchtkenner vor Angen geführt Avdrd. Und deshalb begrüßte ich jenen Artikel mit besonderer Freude. Ein Satz in Winzer’s Arbeit hei mir auf: „manmache aus dem Terrarium nicht gleich einen Gar- ten“ und da bin ich an- derer Mei- I nung! Ich habe ans meiueiuTer- rarium kei- nen Garten gemacht, abei zur Zeit ist es eine grüne "Wildnis, in der ich hin und wieder mit dem IMesser und der Schere Originalaufnahme für die „Blätter“. etwas Luft schaffen muß. Es sieht nicht übel ans, die Tiere fühlen sich äußerst wohl und es es ist Platz für eine Mannigfaltigkeit in der Be- setzung da, die bei einfacherem Pflanzenwuchs kaum möglich Aväre, und, last not least; das Ganze wirkt sehr dekorativ, ein Mittel, die Terrarien auch denDamen sympatliisch zn machen. Znm Verständnis muß icii voransschicken, daß bei der Einrichtung des Terrariums der W'nnscli, „die Tiere der Heimat“ und von diesen nur die haltbarsten zn pflegen, den Grund- gedanken und das Leitmotiv abgab. Einige all- gemeine Notizen über die Einrichtung, die von dem Herkömmlichen nicht stark abweicht, lasse ich voran- gehen. Ideal und billig ist es nicht gerade, mein Terra- liiim ! Znm ersten war sein Ver- fertiger, ein braver Tischlerge- selle, noch kein „Mei- ster“ in die- sem Fache und dann fehlten mir vor zirka fünf Jahren jegliche Gesellschafts-Terrarium. Gesamtansicht. J oibildei (Links: Sumpfbecken und Glasaquarium.) (die Kisteil- 2 Alfred Troschütz: Gesellschafts-Terrarien, ihre Einrichtung, Bepflanzung und Besetzung. terrarien fand ich scheußlich!), so daß ich dem Tischler nur allgemeine Direktiven geben konnte. Ich wählte Eichenholz, naturfarben poliert und die Größe so, daß das Terrarium gerade noch durch die Tür ging. (Höhe 120 cm, Breite 62 cm, Länge 104 cm.) Ein kräftiger Tisch, mit Kästen (für die Aufbewahrung des Futters und der Geräte zur Eeinigung und Instand- haltung), auf starken Köllen laufend, trägt das Ganze. Mehr als eine lange Beschreibung zeigen meine Bilder, wie sich dies alles ausnimmt. Ein schwacher Punkt waren von Anfang an die Türen und Scheiben. Daß man von allen Seiten an das Terrarium heran- und hinein- komnien mußte, war Notwendigkeit. Für zwei Türen an den Schmalseiten war Platz da, auch eine Vorrichtung getroffen, dieselben im Sommer durch Drahtgaze - Vorsetzer zu ersetzen. Da das Dach zum Aufklappen eingerichtet ist, wurden durch in den Kähmen der Breitseiten angebrachte Schlitze die Scheiben von oben durchgeschohen. Zerkratzte und kapute Scheiben ließen diesen Zustand bald als dilngend verbesse- rungsbedürftig erscheinen. Die von E. Winzer empfohlene Verbesserung, nur mit Knöpfen zum Anfassen, wurde mir seiner Zeit in ähnlicher Weise von meinem Glaser in Vorschlag gebracht. Die Größe und Schwere der Scheiben ließ aber in Bezug auf die Haltbarkeit Bedenken in mir auf- kommen. Ich wählte schließlich die Fassung in schmale Eichenholzrahmen und setze diese dann vor. Kleine Pflöcke schützen vor dem Nachinnenfallen, feine Messingriegel vermeiden das Nachaußengleiten der Fenster. Glasstreifen verhüten das Zusammentreffen der Holzrahmen mit der feuchten Erde. Aber sehr vorsichtig muß man beim Hin- setzen der Kähmen sein! Es passiert leicht, daß sich Tiere einklemmen. Ein prächtiger Alpen- salamaiider wurde bei mir das Opfer dieser Be- festigungsart der Kähmen. In der Dunkelheit, beim Besprengen der Pflanzen, hatte ich nicht bemerkt, daß das Tier nach außen kroch und zerquetschte demselben zu meinem größten Leid- wesen den Kopf. Ob sich besseres Anden läßt, das diesem Übel- stand, der ja bei einiger Aufmerksamkeit ver- mieden werden kann, abhilft, weiß ich nicht. Zu wünschen wäre es. Von Anfang an war ich mir darüber im Klaren, daß der Bepflanzung eine besondere Sorg- falt zu teil werden sollte. Eine starke Schicht Ziegelsteine, etwa in Eigröße, darauf Topf- scherben, grober und dann feiner Kies, und darauf gute, stark mit Sand durchsetzte Garten- erde dienten zur Anfüllung des fast 30 cm hohen mit Zinkblech ausgeschlagenen unteren Teiles des Terrariums. Da der Boden nach der Mitte schräg zuläuft, ist für guten Abfluß nach außen durch ein Eöhrchen gesorgt. Ich habe nie über zu große Bodenfeuchtigkeit zu klagen gehabt, selbst wenn bei dem Umsetzen des Terrariums einmal eine größere Quantität Wasser über das Bassin hinausfloß. Es ist dies für das Gedeihen sehr wesentlich, denn die meisten Pflanzen werden „totgegossen“. Einen Nachteil hat ja die große Quantität Erde im Terrarium, — es wird sehr schwer. Ein Umzug damit erfordert vier Mann zum Transport, die sich auch noch gehörig anstrengen müssen. Dem stehen aber verschiedene Vorteile gegenüber. Eine Erneuerung der Erde ist kaum in 3 — 4 Jahren nötig, ebensowenig ein Umpflanzen. Im Frühjahr pflege ich beim Einbringen neuer oder Umpflanzen alter Pflanzen einen Teil Erde zu entfernen und durch andere reichlich sand- haltige zu ersetzen. Das ist das Einzige, was am Boden geändert wird. Es gedeiht darin alles ’so üppig, daß ich, wie anfangs erwähnt, manches herausschneiden muß, um nicht zu viel Schatten zu erzielen. Die Wahl der geeignetsten Pflanzen hat mir anfangs viel Mühe, Zeit und — Geld gekostet. Ich wollte Amphibien und Eeptilien in einem Behälter beobacliten und halten. Die einen wollen es feucht und schattig, die anderen heiß und trocken haben. Es mußten also beiden Teilen Konzessionen gemacht werden. Da das Terrarium von der Sonne von morgens 8 bis nachmittags 4 Uhr beschienen wird, war die Hauptsorge: genügender Schatten für die Molche, Kröten und Salamander. Die Blindschleichen lieben ja die Sonne mehr, als im allgemeinen angenommen wird. Bei den meisten Händlern findet man diese Tiere in dunklen Kästen mit feuchtem Moos, ein Aufenthalt, den nur ein Tier mit so zäher Konstitution wie die Blindschleiche aushalten kann. Nach vielem Probieren gab die Stellung des Wasserbeckens für die Bepflanzung die Eicht- schnur. Eine Schmal- und Breitseite hat Sonne, in die Mitte kam das Becken, die anderen Seiten haben zwar Schatten, aber immer noch genügend Licht, da das Terrarium in einem für diesen Zweck gut geeigneten Balkonzimmer steht. Über das Becken möchte ich schon hier bemerken, daß ich dazu ein rundes Glas - Aquarium von 26 cm Durchmesser und zirka 24 cm Höhe be- Alfred Troschütz: Gesellschafts-Terrarien, ihre Einrichtung. Bepflanzung und Besetzung. 3 1 * VVs) man aber ein Gesellschafts-Terra- riuni einricliten, ist es notwendig. Stundenlang liegen bei heißem \\'etter die Ringelnatter, Kröten und Frösche, oft sogar ganz fried- lich nebeneinander, im Wasser, von den Unken gar nicht zu reden, die ja das feuchte Element höchst selten verlassen. Und dann ti'ägt eine glitzernde Wasserfläche (der Rand des Behälters ragt nicht über den Erdboden hinaus) sehr viel dazu bei, die Illusion an „ein Stück Natur im Zimmer“ zu erhöhen. Tn die den Sonnenseiten ab- gewandte Ecke pflanzte ich zwei kleinere Fhilodendron. Die großen durchschlitzten Blätter der pracht- voll dekorativ wirkenden und für größere Terrarien äußerst gut ge- eigneten harten Pflanzen wandten sich bald dem Lichte zu und be- schatteten das Bassin und die für die Mol che, Krö teil, Unken,Frösche und Salamander reservierte moos- bedeckte feuchte Ecke. Drei große Blätter hat jede der Pflanzen bereits in diesem Jahre entwickelt und schon Avieder zeigen sich junge Triebe. Daneben kam groß- blätteriger Efeu zustehen, dersehr kräftig wächst und dessen Ranken nutzt habe. Auf den Boden desselben kommt eine starkeSchicht reinen (Aquarien-) Sand, an die eine Seite einige größere Steine, um den Tieren das Heraus- und Hineiii- komnien zu erleichtern, was ja allgemein üblich. Von einer Bepflanzung sah ich ab da diese das Beinhalten des Bassins erschwerte, auch bei der starken Benutzung des Wassers duixh die Schlangen und Frösche keinen langen Bestand hatte. Mancher wird einen so großen Wasserbehälter für überflüssighalten. W ill Originala^nahme Gesellschafts-Terrarium. Oben: Schmalseite, der Sonne ur le ,, a er . stark ausgesetzt. Unten: Ansicht der Sonnenseite. 4 Dr. S. Kreisler: Die Pflege der Büschelkiemer im Seewasseraquarium. die eine Schmalseite fast anfüllen. Für die Kletter- künste der Eidechsen und Sclilangen wüßteich keine Pllanze, die von dieser an AFiderstandsfäliigkeit übei'l roffenwird. Einem großen Grasbnsch ähnelnd, bildet Üphiopoyon jap. dann den unteren Ab- schluß gegen das grellste Sonnenlicht. Kühle Felsenhöhlen, überzogen mit feinblätterigem, auf dem Boden kriechenden Efen, einige Farne und reichlich viel Moos in den verschiedensten Arten schaffen ein Plätzchen, das den erwähnten Tieren sehr zuträglich ist. Weniger leicht war das Bepflanzen der Sonnen- seiten. Zuerst wählte ich Sukkulenten, sogar einmal Kakteen. In der feuchten Erde und auch das öftere Besprengen hielten beide Arten nicht lange ans. Dann ließ ich die der Sonne am stärksten ausgesetzten Stellen vollständig frei, schaffte ans Felsen, Tuffsteinen und Zierkorkholz Böschungen, die nur von Grotten und Höhlungen unterbrochen, sich sehr mannigfaltig gestalten. Diese sind das Tnmmelfeld der Eidechsen und Schlangen. Hier entsteht in der größten Mittags- glnt um die heißesten Plätzchen ein förmliches Gedränge, ein immer wechselndes Bild, von dem man sich kaum trennen kann. Eine zierliche elegante Palme, Kentia helmo- reana, dominiert in der Mitte der der Sonne zu- gewandten Seiten. Die schönen Blätter der ziem- lich festen Pflanze zieren jedes Terrarinm. Das Wachstum ist freilich nicht sehr rasch, ein starkes» Blatt im Jahr, sodaß ein danebenstehendes ananas- ähnliches Gewächs anfängt, der Palme den Platz streitig zu machen. Ich weiß den Namen dieser Pflanze mit den hängenden dunkelgrünen starren zähen Blättern nicht. Schlangen und Eidechsen liegen oft auf ihr zum Sonnen, und doch meikt man nichts von geknickten oder gebrochenen Blättern, gewiß die beste Empfehlnng für eine Terrarien - Pflanze. Nur zeigen leider die als Flitter zur Verwendung kommenden grünen Heu- schrecken (Grillen) eine besondere Vorliebe für diese Blätter. Um auch für die Bänder der Böschungen doch etwas Pflanzenwuchs zu haben, dem die heißen Sonnenstrahlen in der Mittagsglnt nicht schaden, verfiel ich bei der Auswahl auf die Brombeerpflanzen. Ein kleiner Steckling der gewöhnlichen Hecken-Brombeere, im April ge- pflanzt, ist jetzt eine meterlange Banke von erstaunlicher Anpassungsfähigkeit und Verwend- barkeit. Ob auf dem felsigen Boden kriechend, den Eidechsen und Schlangen schattenspendend, oder die Zierkorkränder umziehend, malerisch wirkend, dann zwischen zwei Seiten die Ver- bindung herstellend als viel benutztes „Lauf- brett“ in Verwendung kommend, allen Anforde- rungen wird die Pflanze gerecht. Die Blätter sind bis in das zeitige Frühjahr hinein schön lind färben sich im Spätherbst prachtvoll. V'ird die Pflanze schließlich zu üppig — sie läßt sich zurückschneiden. Ich möchte sie jedenfalls als Bereicherung der Terrarienflora angelegent- liclist empfehlen. Dieselbe Zähigkeit, nicht aber die vielfache Verwendbarkeit zeigt Aspidistra elatior (Plecto- gyne), die jeder Gärtner als Dekorationspflanze benutzt und die fast unverwüstbar ist. Auch die von E. Winzer erwähnte Bhodea japonica wirkt sehr dekorativ und verdient öftere Ver- wendung. (Schluß folgt.) (Nachdruck verboten.) Die Pflege der Büschelkiemer im Seewasseraquarium. Von Dr. S. Kreisler, Mitglied des Vereins „Lotus“ in Wien. (Mit 3 Originalphotograpliien.) Bjbgleicli seit Dezennien Seewassertiere im Zimmeraqnarinni gehalten und gepflegt werden, so ist die Zahl der hierzu geeigneten noch immer eine sehr geringe geblieben. Als für das Zimmeraquarium geeignete Tiere betrachte ich solche, die jahrelang ausdanern, wachsen und sich unter Umständen fortpflanzen können. Diesen Be- dingungen entspriclit die allerdings artenreiche Gruppe der Seeanemouen, wenn wir von einzelnen, wie z. B. Anemonia sidcata, Adamsia auf Ein- siedlerkrebs, absehen, die diesbezüglich noch viel zu wünschen übrig lassen. Außer den Ane- monen können wir auch manche Schneckenarten, wie Mur ex, einzelne Stachelhäuter, wie See- igel, kleine Seesterne, die sogenannten Himmels- sterne, von den Fischen die Kärpflinge und Blennlus- kxt%\\ immerhin als haltbar, wenn auch in viel geringerem Grade als die Anemonen be- zeichnen, weil sie erwiesenermaßen zuweilen auch über ein Jahr im Zimmeraquarium aus- dauern. Viele andere Seetiere, die noch sonst im Zimmeraqnarium gehalten werden, leben Wochen, wenn es gut geht, höchstens Monate lang, doch gibt es auch hier Ausnahmen, und wir erfahren, daß es einzelnen Amateuren ge- lungen ist, so manches Tier, das sonst als un- haltbar gilt, durch entsprechende Pflege viel länger am Leben zn erhalten, als gewöhnlich. — Diese Fälle sprechen dafür, daß es durch Dr. S. Kreisler; Die Pflege der ßüschelkiemer im Seewasseraquarium. o aufmerksame Beobachtung der Lebensweise ge- nügen kann, viele Seetiere, die als unhaltbar gelten, durch entsprechende Pflege an die Ver- hältnisse des Aquariums zu gewöhnen und außer- gewöhnlich lange am Leben zu erhalten. — Wir dürfen uns da durch große Verluste nicht ab- schreck en lassen; es geht bei der Eingewöhnung von Süßwasserfischen nicht anders, wenn man nicht gerade Schleierschwänze, Makropoden und andere Exoten zum Vergleiche heranzieht, Fische, die im Aquarium geboren und aufgezogen wurden, lind so gewissermaßen zu Aqiiarien-Haiistieren geworden sind. — Wer von uns hat nicht schon versucht, Ellritzen, Bitterlinge und andere, so zu sagen wildgefangene Fische, im Aquarium ein- zugewöhnen, und dabei diese schlechten Erfah- rungen gemacht, daß mehr als die Hälfte der- selben eingeht. — Die Verhältnisse im Zimmer- aquarium sind so verschiedene denen des Frei- lebens gegenüber, daß uns dies gar nicht wundern darf. — Als ich vor zwei Jahren, nachdem ich circa ein Viertel -Jahrhundert lang alle möglichen ein- heimischen und exotischen Süßwasserfische ge- halten lind von den letzteren viele Arten mit Erfolg gezüchtet habe, daranging, mir Seewasser- aquarien einzurichten, reizte es mich gerade, neben anderen vorzugsweise mit solchen Fischen die Versuche zu beginnen, die gewöhnlich bis- her für unhaltbar galten; ich meine nämlich Seepferdchen und Seenadel, die zur Klasse der Büschelkiemer gehören. Wenn ich nun heute, nach so kurzer Beobachtungsdauer, so unbe- scheiden bin. Ihnen meine Erfahrungen darüber mitziiteilen, so geschieht es, weil ich Erfolge aufweisen zu können glaube und durch meine Mitteilungen zu ähnlichen Versuchen anzuregen hoffe. Die Büschelkiemer zeichnen sich durch charak- teristische Merkmale aus. Die Kiemen haben die Gestalt kleiner Quasten; 6 — 10 Paare solcher Qiiästchen befinden sich an jedem Kiemenbogen. Das Gesicht schließt mit einer langen dünnen Eöhre ab, an deren Ende sich der sehr kleine zahnlose Mund befindet. — Der Kumpf setzt sich in einen Schwanz fort, welchei- an seinem Ende bei den Seepferden um geeignete Gegen- stände aiifrollbar ist. — Die Männchen besitzen an der unteren Schwanzfläche, an der Grenze zwischen Rumpf und Schwanz, eine Bruttasche, in welche die Weibchen die Eier auf eine bis jetzt noch nicht beobachtete Weise hineinlegen, woselbst sie vom Männchen befruchtet und bis zum Geburtsakt ausgetragen werden. Die Büschelkiemer gelten als in der Gefangen- schaft äußerst empfindlich und hinfällig. Ich kann dies nach meinen Erfahrungen nicht be- stätigen, nur für Kälte scheinen die Seepferdchen äußerst empfindlich zu sein; dies mag auch der Grund sein, daß sie in der Ostsee gar nicht, in der Nordsee sehr selten Vorkommen. Bei einem hiesigen Tierhändler konnte ich wiederholt be- obachten, daß etwa 1 Dutzend Seepferde oder -Nadeln in einem Behälter von kaum 10 Liter Wasser ohne Durchlüftung und Nahrung gut 6 Wochen aushielten, während andere Fisch- arten, selbst Blennius-kvi&\\ und Kärpflinge kaum die Hälfte der Zeit unter gleichen Umständen lebten. Nach Brehm, Hoffmann (Seewasseraquarium im Zimmer) nähren sich die Büschelkiemer aus- schließlich von mikroskopischen Tierchen, die mit dem AVasser eingesaugt werden. Da man ihnen für die Dauer diese Nahrung im Aquarium nicht bieten könne, so gehen sie an Inanition d. h. Verhnngerung zu Grunde und nur dann, wenn man ihnen häufig frisches Seewasser geben kann, was allenfalls nur an Seeorten möglich wäre, kann man sie lange erhalten. Seepferd und Seenadel nehmen allerdings ausschließlich lebende Nahrung durch Aspiration, aber mikroskopisch ist diese gerade nicht. Ich habe in dieser Richtung vor 2 Jahren A'ersuche gemacht nnd gefunden, daß Süßwassercyclopen und Daphniden 5 — 10 Minuten, die schwarzen Larven der gemeinen Stechmücke ( Pidex und die glashelle Larve der Büschelraücke (Corethra lüumicornis) längei' als 24 Stunden im Seewasser leben und von Seepferd und Nadel sehr gerne gefressen werden. Sie machen auf jedes lebende Tier Jagd, nur muß dieses so klein sein, daß es die enge Mundöffnung leicht passieren kann. Manche haben vorgeschlagen, eine beschränkte Anzahl von Seepferden oder Seenadeln in einem größeren mit Algen be- pflanzten Aquarium zu halten, in der Meinung, daß die reichlich entstandenen kleinen Lebewesen eine ansreichende Nahrung für die Dauer bieten könnten. Ich kann diese Meinung nicht teilen. Ich hatte meine Tiere in altem Seewasser mit Algen, in welclien sich sehr kleine unsern Süß- wassei’cyclopen ähnliche Tierchen massenhaft an der Scheibenwand herumtummelten, die man auch mit freiem Auge, aber noch besser mit der Lupe wahrnehmen konnte. Trotz aufmerksamer Beobachtung konnte ich nie bemerken, daß ein Seepferdchen oder eine Seenadel nur eines dieser winzigen Tierchen gefressen hätte, auch wenn 6 Dr. S. Kreisler: Die Pflege der Büschelkiemer im Seewasseraquarium. ich ihnen einige Tage andere Nahrung nicht gereicht hatte. Die Gier, mit welcher sie sich dann auf hineingeworfene große Daphnien oder Mückenlarven stürzten, bewies mir, daß die Tiere wohl gehungert hatten und daß ihnen diese Art von Lebewesen keine ausreichende Nahrung bieten könne. Während Seenadeln auf die Beute Jagd machen und sie sozusagen im Fluge erhaschen, was auf einen ähnlichen Vor- gang im Freileben schließen läßt, gewöhnen sich die Pferdchen nur nach und nach an diese Art der Nahrungsaufnahme. In der ersten Zeit setzen sie sich vielmehr an einer Alge oder in Er- mangelung von solchen an dem Glasrohre des Durchlüfters oder an ähnlichen geeigneten Gegenständen mit Hilfe ihres Schwanzes fest, spähen im Kreise umher, und suchen, mit ihrerröhrenförmigeiiMundöffnung in den Algen oder amBodengrunde herumwühlend, zuweilen den Sand aufblasend, nach Nahrung. Nur was von den ermatteten Daphnien am Bodengrunde oder an Algen noch Spur von Leben zeigt, zappelt, wird angenommen, während alles Unbewegliche, Leblose nnbeachtet liegen gelassen wird. Nur die in den Bereich des erwählten Standortes gelangenden lebenden Tiere werden ergriffen, und wenn es im Aquarium auch von Daphnien wimmelt, nie bequemt sich das Seepferdchen anfangs dazu, behufs Verfolgung der Nahrung eine Exkursion zu unternehmen. Ich schließe daraus, daß das See- pferd auch im Freileben nur auf Algen sitzend allerlei kleine Würmchen, Krebschen von den Blättern derselben ablesen dürfte. Nach kurzer Zeit gewöhnt es sich in der Gefangenschaft, auch schwimmend die Beute zu verfolgen und zu fangen und holt sich schließlich auch die gern an der Wasseroberfläche sich auf haltenden Mückenlarven mit einem lauten Schnalzer. — Mehrere Herren unseres Vereins, die mir die Ehre und das Vergnügen ihres Besuches schenk- ten, hatten Gelegenheit zu beobachten, wie Pferdchen und Seenadeln selbst lange Büschel- mückenlarven ohne Anstand verzehrten. Im allgemeinen reichen 4 — 5 Stück Mücken- larven oder 10 Daphnien täglich für ein Tier zur Ernährung vollkommen hin. Es kam zu- weilen vor, daß ein Pferdchen oder eine Nadel sich überfütterte, nämlich 10 — 12 Stück Mücken- larven verzehrte. Es trat dann eine Art Träg- heit bei ihnen ein; die Nadel lag ruhig am Boden, auch das Seepferd streckte sich seiner ganzen Länge nach am Bodengrund auf Algen aus, so daß ich wiederholt befürchtete, sie am nächsten Tage tot zu finden. Am nächsten Tage jedoch fand ich sie zu meiner freudigen Überraschung munter und sich eines gesunden Appetits erfreuend. — Das Pferdchen zeigt auch in der Gefangenschaft einen gewissen Grad von Intelligenz und wird nach einiger Zeit zahm. So geAvöhnte sich ein Exemplar, das ich un- gewöhnlich lange erhalten konnte, einem Stäbchen, auf das ich eine tote Büschel- mückenlarve legte, zu folgen und vom Stäbchen abzunehnien. — Nie gelang mir dies auch mit Tubifex, offenbar weil das intelli- gente Tier mit seinem scharfen Auge erkannte, daß ein anderer ihm unbekannter Wurm am Stäb- chen sich befinde. Ein Zeichen von vollkommenem Wohlbefinden und Zahmheit waren die zuweilen vorkommenden Spiele. Es legte sich am Sande auf den Bücken, wälzte sich nach Art junger Pferde oder Hunde auf dem Boden, um dann plötzlich auf- zuspringen und das Schwanz- ende um den Eüssel aufgerollt, so einen Bing bildend, mit seinen blitzartig sich bewegenden Buder- flossen im Wasser umher zu- schwimmen. Eine besondere Eigentümlichkeit dieser Tiere ist es, im kranken Zustande äußerlich gar keine Veränderung in ihrem Benehmen oder sonst irgend ein Symptom von Krankheit walu'nehmen zu lassen. Das erste und einzige Symptom bei ausgebrochener Krankheit ist Mangel an Freß- lust. Wenn ein Seepferd oder Seenadel bis zu einer bestimmten Zeit gut gefressen hat, und dann plötzlich die Nahrungsaufnahme verweigert, kann man mit Bestimmtheit darauf schließen, daß das Tier in 8 bis 14 Tagen eingehen wird. Gute Eesultate erzielte ich nur mit solchen Tieren, die frisch gefangen sofort in mein Aquarium kamen, während solche, die beim Händler einige Zeit zugebracht hatten und durch Mangel an Nahrung schon geschwächt waren, bei mir auch kein lebendes Futter mehr annahmen, und trotz scheinbarer Munter- Originalaufnahme Seepferdchen in nach dem Leben Ruhestellung an für die „Blätter“. einem Zweige. W. Scliroot: Unsere Guramis. 7 keit nach mehr oder minder kurzer Zeit zu Grunde gingen. Außer einer zweckmäßigen Nahrung ist zur längeren Erhaltung dieser Tiere noch die Be- schaffenheit des Wassers von großer Wichtigkeit. Da ist zu- nächst die Dichte des See- wassers, die Temperatur des- selben und die Durchlüftung zu berücksichtigen. Das spezif. Gewicht des See- wassers aus der Adria, aus wel- cher wir doch meistens die Tiere dieser Art bekommen, ist im Durchschnitte 1.027, doch kom- men Schwankungen nicht nur an verschiedenen Stellen, son- dern auch an derselben Stelle zu verschiedenen Zeiten vor. Es ist dringend geboten, die Dichte des Seewassers, selbst des na- türlichen, allmälilich zu ver- mindern. Meines Wissens war unser verehrter Obmann-Stell- vertreter Herr Josef Fischer der erste, der auf diesen wichtigen Punkt zuerst aufmerksam gemacht hat. Wie weit man in der Verdünnung gehen darf, weiß ich nicht; es dürfte vielleicht nicht für alle Tiere gleich gut sein, dieselbe zu übertreiben. (Schluß folgt.) Unsere Guramis. Von W. Schroot, Hamburg. (Nachdruck verboten.) Mit 1 Tafel und 2 Photographien. anter den verschiedenen Labyrinthflsch- arten, die bisher zu uns gebracht worden sind, und die in unseren Becken eine zweite Heimat gefunden haben, gehören die Guranii- arten zu den beliebtesten und neben den Makro- poden wohl zu den am meisten ge- haltenen. Ihre bei ge- nügender Wassertem- peratur äu- ßerst ein- fache Hal- tung und Pflege zu- sammen mit dem Umstand, daß sie verhältnismäßig leicht zur Fortpflanzung schreiten, machen sie zu gern gesehenen Insassen eines heizbaren A(iuariums. Es sind bis jetzt, so weit bekannt geworden, im ganzen sechs Guramiarten lebend eingeführt worden, näm- lich der Os-phroinenus olfax, der OsphromenuyS trichopterus,' der Ospliromenas trichopterus rar. cantoris, der Trichogaster fas- eiatiis, der Trichogaster la.lius und der Trichogaster lahiosus. Von diesen sechs Arten kommen für uns aber nur in Betracht der Osphromenus trichopterus, der Trichogaster fasciatas und der Trichogaster lalius. Die drei anderen Arten sind nur ge- legentlich in wenigen Stücken herübergebracht worden; der Osphromenus olfax ist schon seit mehreren Jahren überhaupt nicht mehr in Deutschland zu finden, weder in Liebhaber-, noch in Züchterkreisen. Auch der Osphro- menus trichopterus var. cantoris ist hier längst wieder ausgestorben; die Firma Hans Stüve in Hamburg erhielt vor zwei oder drei Jahren ein paar Exemplare, die in den Besitz einer Züchterei übergingen, dort aber inzwischen auch wieder eiiigegangen sind. Ein Exemplar, das dieselbe Firma vor einigen Monaten unter einer großen Menge Osphromenus trichopterus erhielt, ging in meinen Besitz über und hat sich in Gesellschaft von Gattungsgenossen bald von den Sti-apazen der Seereise erholt. Die letzte der drei für uns vorläufig nicht in Betracht kommenden Arten, der Trichogaster lahiosus, wurde, ebenfalls nur in wenigen Exemplaren, von derselben Firma zusammen mit ihrem ersten Trichogaster Import eingeführt, ist aber auch bereits wieder aus- gestorben. Möge es un- seren rühri- gen Impor- teuren ge- lingen,recht bald die eine oder die andere die- ser Arten wieder zu Originalautnahme nach dem Leben für die „Blätter“. See2)ferdclien schwimmend. Originalaufnahme nach dem Schwimmende Seenadel. Leben für die „Blätter“. 8 W. Sclu’oot: Unsere (niramis. importieren, zu Nutz und Frommen unserer schönen Liebhaberei! Da ja jetzt sowohl unsere Züchter wie auch unsere Liebhaber mit den Einrichtungen ihrer Behälter auf einer ziemlich bedeutenden Höhe sind, wird es hoffentlich dann besser gelingen, diese Arten dauernd in unseren Aquarien heimisch zu machen. Am wenigsten bekannt in Liebhaberkreiseii ist Trichogaster lalius und daher ist es wohl angebracht, ihn vor den anderen Arten zuerst zu schildern. Er wurde bereits vor meh]- als Jahresfrist von der Firma H. Stüve in Hamburg zum erstenmale importiert. Dem ersten Importe folgte bald ein kleinerer zweiter und ein dritter. Alle drei Importe gingen in den Besitz der Schämeschen Fischzuchtanstalt in Dresden über und haben dort bereits eine reichliche Nachzucht ergeben. Die Tiere wurden zur Bestimmung an Herrn Prof. Dr. Hilgendorf in Berlin gesandt und von diesem als Trichogaster lalius Day be- stimmt. Das Fischchen führt außerdem noch folgende Synonymen: Triehoiooclus lalius Ham. Buch., Colisa lalius Cuvier u. Yal., Colisa uni- color Cuv. u. Val., Trichogaster unicolor Günther. Day gibt in seinem Werke „The fishes of India and Burma“ folgende .Beschreibung des Tieres (im Auszug): „Die Länge des Kopfes ist 37a bis 372 mal in der Totallänge enthalten, die der Schwanzflosse Vj„ bis 5(7 nial, die Körper- höhe 27g bis 274 mal. Der Augendurchmesser ist 374 bis 3(2 mal in der Länge des Kopfes enthalten. Die Kückenflossenstachelu nelnnen nach hinten zu an Länge zu. Der weiche Teil der Rücken- und Afterflosse ist abgerundet, nicht verlängert. Die Schwanzflosse ist abgerundet, bei großen Exemplaren erscheint sie fast viereckig zugeschnitten. Der weiche Teil der Rücken- und Afterflosse wird von Schuppen bedeckt. Der Fisch trägt eine Anzahl scharlachroter und hellblauer Querbinden auf dem Körper. Die Rücken- und Schwanzflosse ist mit scharlach- roten Tüpfelchen gestreift. Die Afterflosse trägt ein dunkles Band entlang der Basis und einen roten äußeren Saum. In der kalten Jahreszeit werden diese nied- lichen kleinen Fischchen in Calcutta sehr oft in Flaschen verkauft und sie gedeihen sehr gut in einem Aquarium. Die Fische, die unter dem Namen „ Trichogaster unicolor‘‘ augenblicklich (Mitte der siebziger Jahre des vorigen Jahr- hunderts) in Paris gezeigt werden, scheinen dieser Art anzugehören. Fundort: Ganges und Jumna; sehr gemein in Calcutta, auch in Sind. Er wird nahezu zwei Zoll lang. In seiner Heimat Avird er „Lai kholisha al Goalpara“ genannt.“ — Herr Stüve war so liebenswürdig, mir ein Pärchen der reizenden Fischchen zu überlassen und bereits im Juni hatte ich das Vergnügen, den eigenartigen Nestbau der Tiere, der von dem der beiden eingebürgerten Guramiarten wesentlich abweicht, zu beobachten und mich der ersten Nachzucht zu erfreuen. Es war ein herrlicher Tag Ende Juni und die Temperatur in dem geheizten Aquarium auf 30 — 32^^ C. gestiegen. Da bemerkte ich, wie das Männchen, das in unbeschreiblichem Farben- glanz schimmerte, von einem dichten Riccia- teppich größere und kleinere Stückchen losriß und an eine bestimmte Stelle, ungefähr in der Mitte des Aquariums, an der Oberfläche zu- sammentrug. Hin und wieder ergriff es auch lange Algenfäden und am Boden des Aquariums faulende Blätter und arbeitete diese kunst- gerecht in den bereits angewachsenen Riccia- haufen hinein. In Zwischenräumen schwamm es dann neben das im Entstehen begriffene Nest an die Oberfläche, sog sich vollständig voll Luft, schwamm schnell zurück unter das Nest und ließ hier die eingeatmete Luft in kleinen Bläschen nach oben steigen. Hierdurch hob sich das Nest allmählich über den Wasserspiegel und ragte bald ca. 2 cm über ihn empor, einen flachen Kegel bildend. Der Umfang dieses schwimmenden Flosses betrug ca. 5 — 6 cm im Dui'chmesser. Von unten in das Nest gesehen sah man nur einen schimmernden Teppich von Luftbläschen. Vom Rande des Nestes hing nach unten ein dichtes Geflecht von Pflanzenstoffen herab, gleichsam dasselbe mit einem undurch- dringlichen Wall umgebend, durch den später kein Junges entwischen konnte. Nachdem das Nest dann soweit fertig war (gewöhnlich nahm die Herstellung nur einen Tag in Anspruch), hielt sich das Männchen fast ausschließlich darunter auf und entfernte sich nur, um sich nach seinem Weibchen unizusehen. Hatte es dieses im Pflanzengewirr entdeckt, dann fing eine wilde Jagd an. Das Männchen ruhte nicht eher, bis das Weibchen sich unter das Nest be- gab. Hatte ersteres dieses dort glücklich hin- gebracht, dann legte es sich zitternd auf die Seite und die Ablaichung ging jedenfalls vor sich. Aber gleich beim erstenmal gibt sich das Weibchen' gewöhnlich nicht gefangen, und das Männchen hat es häufig wohl schon zehnmal unters Nest gejagt und im letzten Augenblick schießt das Weibchen wieder davon. Ersteres ist W. Schroüt: Unsere Guramis. 9 natürlich ebenso blitzschnell wieder hinter ihm her; aber erst wenn das Weibchen sieht, daß es keinen Ausweg gibt, beqnemt es sich, ihm zn Willen zu sein. Die Laichabgabe selbst habe ich leider nie beobachten können; doch dürfte dieselbe wohl ähnlich so verlaufen, wie bei den anderen uns bekannten Gnramiarten, indem näm- lich die Tiere, sich eng aneinanderschmiegend, sich fast ganz auf die Seite legen und sich nnieiiianderdrehen, wobei sich die Begattung vollzieht. Nach der Eiablage stellte sich das Männchen als Beschützer unter das Nest, besserte hier und da an demselben hemm und brachte etwa hernntergefallene Eier oder Junge wieder in das Nest zurück. Die Entwicklung der Jungen ans dem Ei geht sehr schnell vor sich. Bei einer ständigen Temperatur von SO'* C. waren die Jungen bereits innerhalb 24 Stunden ans- geschlüpft. Die Luftbläschen unter dem Nest lösten sich auf luid das Nest sank in sich zu- sammen, ohne allerdings ganz auseinander zn gehen. Nun verteilten sich die Jungen über die ganze Wasseroberfläche. Die Kleinen sind im Verhältnis zn Makropodenjnngen und den Jungen der beiden anderen Gnramiarten außer- ordentlich winzig und man muß deshalb im Anfang für recht viel Infnsoriennahrnng Sorge tragen. Sehr gut ist deshalb, wenn das Aquarium etwas veralgt ist; nicht mit der Fadenalge, sondern mit Jener Schmutzalge, die flockig die ganzen Pflanzen einhüllt. In diesen Algen wimmelt es von Infusorien und die jungen lalii gedeihen prächtig davon. Die Tierchen scheinen dann auch die Algen mit zu verzehren, denn bei einem mir l)efreundeten Liebhaber, Herrn Arnold, wmr nach einiger Zeit das vorher total veralgte Aquarium vollständig algenfrei, die Jungen Fischchen dagegen waren prächtig gewachsen und zeigten ganz glänzende Bäuch- lein. Später wagen sich die Tiere auch all- mählich an kleine Cyklops und Daphnien und sind dann fast mühelos groß zu ziehen. Mein Pärchen hat in diesem Sommer wohl fünf- bis sechsmal gelaicht. Die Zahl der Eier schwankte zwischen 100 — 500 Stück. Es ist natürlich auch bei dieser Art besser, die Tiere höchstens dreimal zur Zucht zu setzen. Von den letzten Zuchten ist es mir nämlich nicht gelungen, auch nur ein Stück groß zu ziehen, was ich nur darauf zurückführe, daß eben die letzten Zuchten qualitativ bedeutend schwächer waren wie die ersten. Wenn man schon die beiden bekannten, noch zu besprechenden Gurami- Arten als farben- prächtig bezeichnen muß, so ist die Farbenpracht des Trichogaster lalius einfach bewunderungs- würdig. Jeder, der das Männchen in seinem Hochzeitsschmuck sah, war einfach entzückt. Selbst der vielgerühmte Kampffisch kann es an Farbenschönheit nicht mit ihm aufnehmen. Beim Männchen heben sich auf der zartblau- schimmernden Grundfarbe des Körpers dreizehn bis fünfzehu schmale rote Querstreifen ab, die aus einzelnen kleinen aneinandergereihten Flecken zu bestehen scheinen. Der erste dieser Streifen befindet sich gleich hinter den Kiemen und der letzte kurz vor der Basis der Schwanzflosse. Die Brust leuchtet tiefblau, die untere Hälfte des Kiemendeckels ebenso. Die Iris des Auges ist rot mit einem schrägdurchlaufenden blau- schwarzen Streifen. Die Rückenflosse ist oft dicht übersäet mit kleinen roten Tüpfelchen und mit einem breiten roten Rande gesäumt. Der vordere Teil derselben bis ungefähr zur Mitte bläulich schimmernd. Die Afterflosse zeigt einen ähnlichen Schmuck. Die Schwanzflosse ist eben- falls mit kleinen roten Tüpfelchen übersäet, die sich aber oft zn vier bis fünf Querbinden ver- einigen; auch sie trägt einen breiten roten Saum. Die Brustflossen sind farblos, die Brustfäden dagegen rot. Das Weibchen ist, wie fast immer bei den Fischen, bedeutend einfacher gefärbt wie das Männchen. Auf der blaßbläulichen Grundfarbe des Körpers trägt es ca. 10 gelbrote schmale Querbinden, die lange nicht so intensiv hervor- treten wie beim Männchen. Die Brust ist silber- farben; das Auge mit einem rötlichen Schimmer. Der obere Teil der Afterflosse ist blaßblänlich, der untere Teil in Form eines breiten Saumes blaßrot. Rücken- und Schwanzflosse tragen un- gefähr dieselben Farben. Die Brustflossen sind farblos und ebenso die Brustfäden. Wenn man nun noch bedenkt, daß dies so verschwenderisch mit Farben ausgestattete Fisch- chen kaum 5 cm lang wird, sich sehr leicht in nur wenige Liter Wasser fassenden Aquarien züchten läßt und keine großen Anforderungen an Pflege und Futter stellt, so wird man mir zugeben, daß wir es hier mit einem Fischchen zu tun haben, das verdient, bald in den Behältern aller Liebhaber gefunden zn Averden. Das ein- zige Hindernis, das dieser zu wünschenden Ver- breitung vorläufig noch im Wege steht, der An- spruch des Fischchens an höhere Temperaturen, wird sich durch allmähliche Akklimatisierung auch beseitigen lassen. Vorläufig kann ich nur Jedem Liebhaber, der ein heizbares Aquarium besitzt 10 H. Ba um: Isoetes malinvernianum Ces. et de Not. (Isoetaceae). und gern einen interessanten und farbenpräch- tigen Fisch darin sieht, raten, sich ein Pärchen Trichogaster laliiis anzuschaffen. Er wird an dem prächtigen Kleide und dem interessanten Nestban des Fischcliens seine Freude haben. Die Tiere werden, soviel ich weiß, im kommenden Frühjahr in den Handel gebracht werden. (Schluß folgt.) «io Isoetes malinvernianum Ces. et de Not. (Isoetaceae). Von H. Baum, Rostock. (Mit einer Originalaufnahme.) (.Nachdruck verboten.) ie nebenstehend abgebildete Pflanze dürfte nur wenigen Aquarien-Liebhabern be- kannt sein. Es ist eine untergetauchte Wasser- pflanze, die durch lange Lebensdauer(Schreiber dieses pflegt ein Exemplar schon seit 8 Jahi'en) und durch Zier- lichkeit des Wuchses ausge- zeichnet ist. Die Ursache, daß dieses hübsche Wasser- gewächs nur bei wenigenLieb- habern anzutreffen ist, liegt in dem langsamen Wachstum und der für den Uneingeweih- ten schwierigen Vermelirnng. Die Pflanze will auch bei Reinigung der Behälter sehr vorsichtig behandelt sein, da die langen und dünnen Blätter sehr leicht brechen. In einem x\quarium, besonders aber in einem, speziell dafür bestimm- ten hohen Glase nimmt sich die Pflanze durch helles, leb- haftes Grün, den schlanken und gefälligen WTiclis sehr zierlich aus. Die dünnen, pfriemförmigen Blätter er- reichen eine bedeutende Länge (bis zu 75 cm) und werden daher in einem mög- lichst hohen Gefäße am besten zur Geltung kommen. Isoetes malinvernianum gehört zu den Sporenpflanzen und ent- wickelt daher keine Blüten. Die Sporen sitzen am Grunde der Blätter in einer häutigen Scheide; unreife ^ . . , „ , ° ’ OiTgmalaufnahme nach dei' Sporen haben eine weißliche „ßiättev“. Farbe, während die reifen Sporen, die sich haupt- sächlich an der Basis von gelben, absterbenden Blättern vorfinden, graubraun bis schwärzlich gefärbt sind. Mitnnter kommt es vor, daß sich die Sporen, namentlich, wenn die Pflanzen für sich allein kultiviert werden, um die Pflanzen herum von selbst aussäen und dann eine Menge kleiner, fadenförmiger Pflänzchen ergeben. Man kann die Sporen aber auch auf plattgedrückte Erde oder auf Torfstücke aussäen, es ist hierbei jedoch zu beachten, daß die Feuchtigkeit in die Erde bezw. den Torf von unten eindringt, da sonst die feinen Sporen, wie die anfangs winzigen Pflänzchen leicht fortgespült würden. Haben die Pflänzchen nach vorsichtigem Piquieren in dem Nährboden festen Fuß gefaßt, so bringt man dieselben nach und nach unter Wasser. Wie bei den meisten Wasser- pflanzen, kommt es auch hier auf eine bestimmte Erd- mischung nicht an. Es genügt eine nahrhafte Erde, die mit mürbem Lehm und scharfem Sand vermengt wird. Beim Einpflanzen achte man nur darauf, daß die Pflänzchen mit dem Wurzelhalse nicht zu tief in die Erde kommen. Isoetes malinvernianum macht keine Kulturansprüche, einmal gepflanzt, und vor Algen behütet, gedeiht sie, wenn das Wassser nur die übliche Zimmertemperatur hat, aufs beste. Man könnte leicht annehnien, daß ein tiefer Wasserstand, der der Länge der Blätter bis zu 75 cm entspräche, vonnöten sei. Dem ist aber nicht so, da die Pflanze in der Heimat, den jMittelmeer-Ländern, in rasch fließenden Gräben wächst, wo die Blätter fluten. In der Kultur dürfte ein Wasser- stand von 40 cm für größere Pflanzen vollständig aus- reichendsein; jehöher freilich bei schön entwickelten Pflan- zen der Wasserstand ist, um so besser wird sich das Ge- wächs dem Beschauer präsen- ^ tieren. Fast alle Isoetes- Isoetes malinver- i i nianuiu. Arten unterscheiden sich von Kleine Mitteilungen. 11 den meisten anderen Wasserpflanzen am vorteil- haftesten dadurch, daß erstere im Winter (natürlich bei gutem hellem Standorte) nicht zurückgehen, sondern sich in unveränderter Schönheit erhalten. A ^Cleinc JWitfeilun^cn- Das Stichling'snest als Wareuprotoe. Es ist durch- aus kein Vorrecht des „starken“ Geschlechts, Aquarien- liebhaber zu sein, sich ein Stück Natur, da doch die Erfordernisse des Lebens es zum großen Teil unmöglich machen, nach Herzenslust zu ihr hinauszugehen, ins Zimmer hineinzuholen, sich an ihr zu freuen und ihre Werke zu beobachten; auch die Damen dürfen dies als ihr gutes Recht betrachten. Wenn ein Ehemann Aquarien- liebhaber werden will, so stößt diese Neigung recht häufig auf heftigen Widerstand von seiten der Hausfrau. Nicht etwa, weil die holde Gattin auf die Bitterlingsweibchen eifersüchtig wird, sondern weil sie vom Hörensagen weiß, daß ein Aquarium ungeheuer viel Arbeit macht, die natürlich ihr zufallen wird. Aber Zureden hilft, es wird probiert, das Gerücht vom vielen Reinigen erweist sich als weit übertrieben, das Interesse erwacht, und in Tausenden von Fällen ist bald die Frau viel eifriger als der Mann. Das ist nun freilich auch ganz natürlich, denn das weibliche Gemüt ist viel empfänglicher und der Sinn für das Schöne in ihm viel leichter zu wecken als beim Mann. Auf unsere Frau Riedel hier in Hamburg paßt allerdings der größte Teil der Einleitung nicht, denn sie hatte sich die Liebe zur Natur bewahrt, und als sie erst einmal auch einen Versuch mit einem Aquarium gemacht hatte, wurde sie bald eine der eifrigsten Liebhaberinnen. Ihr Herr Gemahl hat nun zwar auch seine Freude daran, aber sein Beruf hält ihn die meiste Zeit vom Hause fern, daß er sich nicht so damit beschäftigen kann, wie er wohl möchte. Will er nun seiner Frau eine Freude machen, so bringt er ihr etwas mit für ihre Aquarien. So war er im letzten Sommer auch unterwegs in Mecklenburg. Hier entdeckte er nun bei Malchow in einem Tümpel ein Stichlings- männchen, welches immer still auf einem Flecke stand und diesen Platz nur verließ, um wütend auf andere Stichlinge, welche sich näherten, loszuschießen. Da mußte also auch ein Nest sein, und Herr Riedel meinte, das wäre etwas für seine Frau. Es galt also zunächst, das Nest herauszuholen. Wo ist ein Kätscher? Bin König- reich für einen Kätscher! Kätscher gibts nicht in Mal- chow! Man nimmt also eine Bohnenstange, einen eisernen Stieltopf und einen Bindfaden und verbindet diese drei Teile zu einem Riesensuppenlöffel. Dann geht es mit dem ungefügen Ding ans Fischen. „Wo ein Aas ist, da sammeln sich die Adler.“ Der treue Wächter und sorg- same Familienvater wird durch den Eingriff übermächtiger Gewalten aus „höheren Regionen“ vertrieben, und sofort stürzen sich trotz des wühlenden Baggertopfes eine An- zahl Stichlinge auf das verlassene Nest, billige Beute zu machen. Aber trotz aller Fährlichkeiten gelingt es end- lich, dasselbe zu Tage zu fördern. Herr Riedel ist also glücklicher Besitzer eines Stichliugsnestes, das er leider wohl kaum während seiner ganzen Reise mit sich in dem Topf wird herumtragen können. Ja, wozu hat man denn die Post?! Man muß das Ding einfach nach Hamburg- schicken. Aber worin? Den Topf nimmt die Post nicht an und Transportkannen kennt man in Malchow nicht. Da ist guter Rat teuer. Aber ein findiger Kaufmann weiß sich zu helfen. Wozu brauchen Stich lingseier eigent- lich Wasser, und warum sollte man für so eine kurze Zeit statt dieses Elementes nicht — Gras nehmen können ? Herr Riedel schreibt einen Brief an seine Frau, avisiert die Sendung und bittet sie, das Nest nach Ankunft schnellstens in ein Aquarium zu tun. Dann packt er unter gewaltigem Kopfschütteln der Hotelgäste das Stich- lingsnest in ein Knäuel von frischem Gras, steckt dieses in ein Kuvert, macht eine Klammer dran, Zehnpfennig- marke drauf und gibt es als „Muster ohne Wert“ nach Hamburg auf die Post. Ein schützender Engel lenkt die Hand des Postbeamten mit dem Stemjtel, und unversehrt kommt die eigentümliche Warenprobe in Hamburg an. Frau Riedel, von der Ankunft bereits unterrichtet, wickelt es behutsam aus und tut es in ein wohl bepflanztes und mit ganz jungen Bitterlingen besetztes Aquarium. Hier Hegt es nun, von den Fischen unangefochten; aber bald stellen sich Pilze ein und beginnen das Werk der Ver- nichtung. Dann kommen die Ferien, und Familie Riedel geht in die Sommerfrische. Als man zurückkehrt, ist der erste Gang der ans Aquarium, und o Wunder! sechs junge Stichlinge schwimmen munter und kreuzfidel darin herum. Zwei davon werden einem Freunde zur Aufzucht über- lassen, zwei andere sind noch gestorben, aber die beiden letzten leben noch heute und erfreuen sich des besten Wohlseins. C. Brüning. Seltsame Scliilrtkröteufeiiulscliaft hatte ich zwei- mal zu beobachteu Gelegenheit. In einem Falle handelte es sich um ein Pärchen unserer gemeinen Sumpfschild- kröte, Emys lutaria, bestehend aus einem halbwüchsigen <5 rmd einem um wenig größeren $ , das ich in einem Gartenspriugbrunnen hielt. So oft die Tiere, auch außer der Fütterungszeit, einander nahe kamen, begann die Katzbalgerei, die gewöhnlich das Weibchen eröffnete und durch Vertreibung des Gegners meist auch sieg- reich beschloß. Der Zweikampf wurde, soweit ersichtlich, nur mit Bissen geführt, die meist nach ungenügend gedeckten Weichteilen der feindlichen Partei gerichtet waren; er verlief stets ungefährlich und unblutig, trotz der offenbar hochgradigen Heftigkeit der beiderseitigen Tiere. Der andere Fall betraf ein gleichfalls aus (5 und $ hestehendes Paar gleich großer, etwa 10 cm langer Dmnmonia revesii. Umgekehrt war hier das, der schwarzen Spielart zugehörige \öXiQYQ. ge- deihen die zierlichen Farne recht gut. Leere Stellen sind durch eine Sedum- Art (Mauerpfeffer) und Immergrün ausgefüllt. Damit ist die Zahl der geeignetsten Pflanzen- arten bei weitem noch nicht erschöpft; so wäre noch eine den Boden sehr zierlich bedeckende, reizende Ausläufer bildende Sempervivum - Art (Echeverie) zu erwähnen und Cyperus alterni- folius ließe sich auch, allerdings für das Sumpf- aquarium weit besser, verwenden, aber die an- geführten Arten verdienen uneingeschränkte Em- pfehlung für Gesellschafts-Terrarien in Bezug auf Haltbarkeit und schönes, dekoratives Aussehen. Öfteres Besprengen sorgt für eine mäßige Feuchtigkeit des Bodens, ist zugleich aber meinen zahlreichen Eidechsen durchaus nicht sympathisch. Um diesen reizenden Tierchen nun genügend trockene Plätze und Gelegenheit zum Klettern Alfred Troschütz: Gesellschafts-Terrarien, ihre Einrichtung. Bepflanzung und Besetzung, 21 ZU scliaf- fen, wur- den in die Ecken der Son- nensei- ten Baum- stämme ans Zier- kork- liolz, ge- hörig be- festigt, auf ge- stellt. Die hob- lenStäm- me wur- den mit trocke- nem Originalaufnahme für die ,, Blätter“. Moos, kleinen Kork- holzstücken, Holzwolle usw. ausgefüllt. Und nun war es äußerst interessant zu beobachten, wie jedes Tier sich sein Plätzchen sicherte. Zu unterst, dem Boden nahe, logierten sich die Blindschleichen ein, den ersten Stock bezogen die Eingelnattern, und hoch oben hausen die Eidechsen. Manch- mal wird „gemischte Gesellschaft“ gebildet. Neben der züngelnden Schlange guckt neu- gierig das spitze Schnäuzchen einer Mauer- Eidechse aus dem Loche heraus, und phlegmatisch und schläfrig schaut dicht daneben eine dicke Blindschleiche aus ihren kleinen Augen auf das frische grüne Parterre herunter. Prallt dann die Sonne auf die von Brombeerzweigen und Efeu umzogenen Stämme, dann geht es zu wie im Taubenschlag. Herauf, herunter, mit kühnem Satz in den Zweigen der Pflanzen verschwin- dend, hier eine Spinne erhaschend, da vergeblich einen dicken Brummer verfolgend, da mit ge- spreizten Beinen, platt an den Stamm gedrückt, die volle Wärme auf sich einwirken lassend, einander verfolgend, jagend: so geht es mit einer Unermüdlichkeit, die in Erstaunen setzt und der nur die verschwindende Sonne ein Ziel steckt. Bei dem Anbringen der Zierkorkholzstämme, die ich neuerdings auch wagerecht bis unter das Dach des Terrariums verlängert habe, kamen mir die massiven kräftigen Eichenholzpfeiler und -Simse, die mir zuerst nicht recht paßten, Gesellschafts-Terrarium. Sonnenseite. gut ZU statten. Die Korkholzstämmchen fallen gar nicht auf, sehen, besonders wenn mit Pflanzen überzogen, sogar sehr nett aus und sind für die Haltung von Eidechsen in Gesellschafts-Terrarien absulut notwendig. Keine der kleinen lang- geschwänzten Tierchen übernachtet im Moos, fast nie unter Steinen, selbst die Zaun-Eidechse zieht den Korkstamm vor. Nur bei Smaragd- Eidechsen habe ich in warmen Nächten beob- achten können, daß sie, oft nur mit den Zehen an einigen Blättern hängend, im dichtesten Gebüsch schliefen, sich auch durch Hantierungen, Hineinleuchten usw. nicht stören ließen. Sobald am Spätnachmittag die Sonne hinter den Nachbarhäusern verschwunden, ist es das kleine Völkchen auch. Schon früh ist wieder alles da, und nun beginnen bei Sonnenschein die immer aufs neue fesselnden Spiele, stammauf, stammab, alles ist Leben und Bewegung. Man wird an die Gartenmauern in der Umgebung von Bozen und Meran mit ihrem reichen Eep- tilienleben erinnert! Ich hatte zuerst Bedenken, so vielerlei in ihren Lebensgewohnheiten verschiedene Tiere in einen Eaum zusammenzubringen. Manche Miß- griffe sind auch gemacht worden! Amerikanische Wasser-, Glatt-, Viper- und Leopardpattern: sie alle haben nie mehr als einen Sommer bei mir ausgehalten. Auch mit der Würfelnatter, dieser 22 Alired Troschütz; Gresellshhafts-Terrarien, ihre Einrichtung, Bepflanzung und Besetzung. sympathisclisten aller mir bekannten Schlangen, hatte ich kein rechtes Glück, genauer gesagt recht viel Pech. Durch Unfälle, Diebstahl und mangelhafte Türen verlor ich ein Dutzend der Tiere, ein Prachtexemplar ging innerhalb dreier Tage ohne äußerlich deutlich erkennbare Ursache ein, nachdem es. bei einer Ausstellung im September in dem nur wenig geschützten Terrarium eine Nacht im Freien zubringen mußte. Dies Tier war mir besonders lieb. Ich habe noch keine Schlange wieder gehabt, die derartig zahm geworden ist. Hatte ich doch eines Tages das Keptil in der flachen Hand, meinem Bruder zeigend, in die Nähe eines Beckens mit jungen Moorkarpfen gebracht. Ohne sich durch die Gegenwart meines Besuches stören zu lassen, fährt das Tier, meine Finger mit dem Schwänze umklammernd, mit dem Kopfe in das Bassin und kommt im nächsten Augenblick mit einem flu ger- langen Moorkarpfen im Maule zum Vorschein, den es, vorsichtig ins Terrarium gesetzt, in aller Seelenruhe in un- serer Gegenwart ver- schlang. Vielleicht schaffe ich mir im nächsten Frühjahr doch wieder Würfelnattern an, obgleich die Fütterung mit Flitter- und Goldflschen bei heißer Witterung recht kostspielig werden kann. — Ellritzen und Laubfrösche sind die Delikatessen auf der Tafel meiner italienischen Eingelnattern. Oft bekommen sie dergleichen nicht und da halten sie sich an dicken nicht zu großen Gras- fröschen schadlos. Eben, da ich dies hier schreibe, tönt aus dem Terrarium der kurze Fiep-Laut eines braunen Frosches herüber, des dritten, den die größte der Eingelnattern heute sans facon an den Hinterbeinen gepackt und hinuntergewürgt hat. Damen haben einen kleinen Abscheu vor diesem Anblick. Ich empfehle gegebenenfalls die Ersetzung der Schlangen durch .... Laub- frösche, den Lieblingen der Damenwelt. Ich persönlich mag die Schlangen nicht missen, sie bringen „Leben in die Bude“. Die Eidechsen erwähnte ich bereits! Von der prachtvollen dunkelblauen „Faraglione“- bis zur zierlichen scheuen und gebrechlichen Wald- Eidechse sind die mannigfaltigsten Arten vertreten. Phlegmatisch, gefräßig und sehr zahm: die Smaragd- eidechsen, lebendig, scheu und frech: die Mauer- eidechsen in allen möglichen Färbungen. Kaum daß Originalaufnahmen Brombeerzweig am Zierkorkstamm, für die ,, Blätter“. Am Rande]||des Wasserbeckens. Schattenseite. diese die plumperen Zauneidechsen unter [sich dulden! Ergötzlich ist der Kampf um die Beute. Was muß sich die grüne Heuschrecke gefallen lassen, ehe sie im Magen eines solchen Nimmer- satts von Smaragdeidechse verschwindet. Jeder Flügel, jedes Bein wird einzeln entfernt; dann, wenn das Opfer durch Schütteln und Beißen schon halb tot ist, dann kommt gewöhnlich eine andere flinkere Eidechse und frißt den hübsch maulgerecht gemachten Braten auf. Spinnen sind das Leibgericht der Mauer- uud Zauneidechsen, während sich die Waldeidechsen an die kleinsten der Insekten heranmachen und diese sehr ge- schickt erbeuten. Dabei verschmähen die größeren Alfred Troschütz: Gesellschafts-Terrarien, ihre Einrichtung, Eepflanzimg und Besetzung. 23 Tiere auch anderes Futter, wie Melilwürmer und Grashüpfer dnrchans nicht.. Sah ich doch eines Tages eine Smaragdeidechse, die einem braunen Frosche den mehr als zur Hälfte verschlungenen Regenwurm einfach — horribile dictu . — zum Maule herauszog und selbst verschlang. „Ver- dutzt saß der Frosch dann da und wußte nicht, wie ihm geschah.“ Haben nun die Eidechsen von einer Büchse voll lebenden Futters ihr Teil, dann machen sich Wasserfrosch und gelb- nnd rothauchige Unken mit Fenereifer an die Vertilgnng des übrig bleiben- den. Und es bleibt nichts übrig, gar nichts, als hin und wieder ein Marienkäferchen und die häß- lichen Ranpen, die den Kohl heimsuchen. Mit welchen mit ihrem sonstigen bedächtigen Wesen kontrastierenden Sprüngen die Unken aus dem Wasser heraus die Insekten erhaschen, habe ich oft mit Stannen beobachtet. Und der Grünrock, der Wasserfrosch, ein Herr mit einem recht großen Magen: wie er die Äuglein zukneift, wenn er eine dicke Ranpe seinem Innern ein- verleibt! Auch für Humor ist gesorgt im Terrarium für den Zuschauer, der zu beobachten versteht. Komme ich nun spät am Abend nach Hanse nnd leuchte hinein in mein grünes Haus, dann sind andere Gäste da. Bedächtig kriechen Feuer- nnd Mohrensalamander über das Moos dahin, Molche, Knoblauchs- nnd Kreuzkröten sitzen neben ihren Löchern und unweit des Fntter- napfes sitzt der Spatz unter den Amphibien, die graue Erdkröte. Jedes Jahr setze ich einige kleinere davon ins Terrarinm, denn sie sind in ihrem Gebahren oft nnendlich komisch. Wehe aber, wenn sie Geschmack an Mehlwürmern finden, nnd sie finden ihn fast stets; dann kann man sicher sein, am andern Morgen auch nicht ein Stück davon im Fntternapf mehr vorznfinden. Oft genug sitzt der dicke Geselle, vollgefressen bis zum Platzen, mitten im Behälter darin. Was das Tier bei einem solchen Appetit znnimmt an Umfang nnd Gestalt, glaubt man kaum. Das Ende vom Lied ist regelmäßig, daß ich dem Vieh- zeug im Herbst schleunigst Frei-Quartier an der frischen Luft verschaffe. Harmlos, ruhig und gesetzt ist das Verhalten der Blindschleichen. Ist die ganze Bande, sieben, am frühesten Morgen mobil, dann traue ich dem Wetter nicht. Die dickste, ich habe sie noch länger als mein Terrarium, (6 Jahr), frißt mir die Regenwürmer aus der Hand, ist aber etwas wählerisch und zieht die frisch aus der Erde gezogenen den in Blechkästen mit Erde anf- bewahrten Regen Würmern vor. Jetzt werfe ich die letzteren einfacli in das Teri’arinm. Sie richten dort keinen Scliaden an und gefunden werden sie doch. Sanitäts-Polizei ist auch bei mir der Laufkäfer, nur daß hin und wieder einer den Erdkröten znm Opfer fällt. „Familienfreuden“ sind nichts seltenes in meinem Terrarium. Zuerst, wie seit drei Jahren schon, erscheint die erwähnte dicke Blindschleiche mit ihren allerliebsten gelbweißen kaum finger- langen sehr munteren Jungen auf der Bildfläche. Dann ist das Weibchen des Feuersalamanders die nächste an der Reihe, dann eine Mauereidechse, eine Ringelnatter und vielleicht eine der kleinen Waldeidechsen. Wenn dies Tierchen nur nicht gar zu zart wäre? Und wie schwer wird es werden, die minimalen Nachkommen lebend zu erhalten? Leider ist mir das wertvollste Tier, das prächtige Weibchen der Faraglione-Eidechse, kurz vor dem Legen der Eier ans mir nicht be- kannter Ursache eingegangen. Man kann da leider noch wenig helfen! Merke ich, daß eine Eidechse sich nachts nicht verkriecht, wird sie, falls die Witterung günstig, sofort ins Freie gesetzt. Meist erholen sich die Tiere da über- raschend schnell, wie ich an einer Glattnatter beobachten konnte. Das Tier kam infolge mangel- hafter Pflege nnd Aufbewahrung kränklich in meine Hände; nur zu bald bemerkte ich, daß es sich um die gefürchtete Maulfäule handelte. Ein Baden in lauem Wasser, Betupfen der kranken Stellen mit äußerst schwacher Sublimat-Salbe hatten keinen dauernden Erfolg. Das Tier war aber noch kräftig. Also hinaus damit! Am Ufer eines Flüßchens gab ich ihm die Freiheit wieder. Und da will es der Zufall, daß dem Händler, dem ich das Tier abgekanft. nach 14 Tagen das- selbe von einem Arbeiter wieder znm Kaufe an- geboten wurde. Erbeutet wurde es ganz in der Nähe der Freilassnngsstelle ; es handelt sich also zweifellos um dasselbe Exemplar, da die Glatt- natter hier nicht gerade häufig ist. Und das Tier war nun kerngesund! Zum Glück sind Krankheitsfälle bei mir sehr selten. Wer die wohlbeleibten Tiere bei mir im Behälter sieht, wird gestehen müssen, daß denen die Gefangenschaft erträglich ist. Kommt dann der Winter heran, dann wird keine Pflanze entfernt, da kommt kein Tier in die Mooskiste, die in den dumpfen Keller zu stehen kommt: nein, alles bleibt unverändert darin. Die Kröten wühlen sich etwas tiefer in die Erde, die Frösche verstecken sich unter die Steine des Wasserbeckens. In der wärmsten Ecke ist eine hohe Schicht sauberes Moos aufgehäuft. 24 Otto Tofohr: Das Chamäleon im Terrarium, Doi-t liegen dann Eidechsen und Schlangen iin ’N^'interschlafe. Unken, Wasserfrosch und Blind- schleichen sind den ganzen AVinter über mobil. Es schadet ihnen dies nichts. Freilich sinkt die Temperatur nie unter 4” herab, was un- gefähr der eines ungeheizten Zimmers zu ent- sprechen pflegt. AA^ie leicht ist dann die AAMeder- einrichtung des Terrariums im Frühjahr! Fangen die Pflanzen an zu treiben, wird das Moospolster erneuert, einzelne der Korksäulen ausgewechselt, die Mehlwürmer, die sich sehr zahlreich darin zu vermehren pflegen, werden herausgeklopft, das AA^asserbassin durch Abziehen des alten und Auf füllen neuen AVassers gereinigt und dann be- ginnt der Betrieb und die Freude daran von neuem. Und mit diesen kaleidoskopartig wechselnden Bildern, diesem regen Leben vergleiche man ein Aquarium mit stumpfsinnigen dicken Schleier- schwänzen! Zu wessen Gunsten der Vergleich ausfällt, brauche ich nach dem Vorstehenden kaum noch zu erläutern. Über meine Insektenfang-Methode, die Ge- räte dazu, die ich mir nach eigenen Angaben anfertigen ließ und die sich anf das Beste bewährt haben, plaudere ich vielleicht ein anderes Mal. (Nachdruck verboten.) Das Chamäleon im Terrarium.) Von Otto Tofohr, Hamburg (Salvinia). Bliamäleone! AA^elcher Terrarist wüßte nicht beim Klang dieses Namens über trübe Erfahrungen zu berichten ! Ein Chamäleon pflegt der Terrarist im Gedächtnis zu haben als ein Individuum, das man teuer bezahlt, das eine kurze AA^eile im Terrarium einherspaziert, pflicht- schuldigst seine Farbe wechselt, und alsbald den AA^eg alles Fleisches wandelt und zu seinen Ahnen versammelt wird. A^ergänglich ist alles Irdische, und ein Chamäleon ist das non plus ultra von allem Vergänglichen! AVenn ich es trotzdem wage, wieder und wieder für dieses eigenartige, im Tierreiche einzig dastehende Ge- schöpf, das mit Eecht die Krone der Eeptilien genannt wurde, eine Lanze zu brechen, so ge- schieht es aus der Überzeugung heraus, daß es gelingen wird und muß, dieses interessante, ge- radezu bizarr aussehende Tier dauernd an das Gefangenleben zu gewöhnen. Ich gebe auch diese Überzeugung nicht auf, trotzdem ich bis heute eigentlich nur Mißerfolge in der Chamäleon- pflege zu verzeichnen habe, denn länger als neun Monate habe ich noch kein Chamäleon halten können. Ich sage mir aber, wenn es mir mit einiger Ausdauer gelungen ist, den zarten Fransen- finger {Acnnth.oflactylus), die nicht allzu wider- standsfähige Lac. ionica (ionische Eidechse) und mancherlei andere Echsen zur Zucht zu bringen, wenn ich die prachtvolle Lacerta majores, von der Dr. AVern er schlechthin behauptet; . . . „die übrigen (Lac. majores) gehen bei den Liebhabern zu Grunde,“ in vielen Stücken länger als zwei Jahre im Terrarium am Leben halten konnte, und wenn ich endlich unsere heikle Lacerta agilis (Feldeidechse) Jahre lang wohl und munter in meinen Behältern sich tnmmeln sah, warum sollte ich nicht auch endlich bei der Haltung der zartesten aller zarten Eeptilien ; den Chamä- leonen Erfolg haben? — AV eitere Kreise aber möchte ich zn ferneren Versuchen bezüglich der Pflege dieser Eeptilien hiermit angelegent- lich aufgef ordert haben, hoffentlich mit Erfolg; pflegen doch gerade die Schwierigkeiten, die sich bei irgend einer Tierpflege ergeben, die- jenigen Terraristen, die ihre Liebhaberei nicht gar zu oberflächlich betreiben, zu solchen Ver- suchen erst recht anzuregen. AVas die Chamäleonpflege schwierig gestaltet, ist in der Hauptsache die Beschaffung eines zweckmäßigen lebenden Futters für diese aus- schließlich Insekten fressenden Tiere, was für den Städter gewöhnlich mit allerlei Umständen verbunden ist. Für die Fütterung von Chamä- leonen kommt nämlich das Universalfutter des Terraristen: Mehlwürmer nicht oder fast gar nicht in Betracht, denn erstens sind diese Larven des Kornkäfers ihres harten Chitinpanzers wegen recht schwer verdaulich und werden nur von einem sehr robusten Chamäleonmagen vertragen, und zweitens, und das ist die Hauptsache, pflegen sich die meisten Chamäleone nur wenig aus diesem Futter zu machen. Sie sind eben in ihrem Freileben andere Nahrung gewohnt, die sich hauptsächlich aus allerlei Insekten weicherer Konsistenz zusammensetzt. AVas frißt nun ein Chamäleon während seines Freilebens? Diese Frage müssen wir uns vorlegen, um den Tieren das bieten zu können, was sie in ihrer Heimat auf dem Tische der Natur vorfinden. Das Chamäleon ist ein echtes Baumtier, das seinen erkorenen Baum oder Strauch nur einmal aus- nahmsweise verläßt, um auf den Boden herab- zusteigen. (AVohl nur zur Zeit der Eiablage verlassen die weiblichen Tiere ihren hohen Standplatz, um ihre Eier in selbstgegrabene Erdlöcher abzulegen.) Ihr ganzes übriges Leben spielt sich in luftigen Höhen ab, und demgemäß Otto Tofohr: Das Chamäleon im Terrarium. 25 sind sie in der Hauptsache ledig-lich auf solciie Futtertiere angewiesen, die mit ihnen sich im Gezweige der Bäume tummeln. Es kommen also in erster Linie allerlei fliegende Insekten in Be- tracht, als da sind Schmetterlinge, Fliegen, Mücken, Libellen, Motten, Wespen, Bienen usw., des weiteren mancherlei haumhewohnende Heu- schreckenarten, das zahlreiche Klein-Insekten- leben, das auf den Rinden der Bäume haust, sowie auch allerlei still sitzend es oder weniger bewegliches Kleingetier als Raupen, Schmetter- lingspuppen usAY. usAY. Die Erfahrung hat denn auch gelehrt, daß gefangen gehaltene Chamäleone auf obige Futtertiere sehr lüstern sind, und diese schon am ersten Tage ihrer Gefangenschaft ganz unbedenklich annehmen. So habe ich zahlreiche Chamäleone besessen, die mir einen flatternden Schmetterling (Kohlweißling) aus der Hand ah- nahmen, ja geradezu gierig auf solche Lecker- bissen waren. Einzelne Stücke konnte ich mit ihnen von einer Seite durch die ganze Länge des Terrariums zur entgegengesetzten Seite locken, hei welcher Gelegenheit die Tiere eine staunenswerte Behendigkeit entwickelten. Man glaube überhaupt nicht, daß Chamäleone gar so träge und phlegmatische Tiere sind, die sich Tagelang kaum von ihrem Platze rühren, wie man dies vielfach schildern hört. Jeder, der einmal eine Schar gesunder kraftvoller Chamä- leone in meinen Terrarien beobachten konnte, war überrascht von ihrer großen Beweglichkeit, die sich häufig sogar recht unliebsam bemerkbar macht. Ist doch eine Anzahl dieser Tiere im Stande, mancherlei Unordnung im Terrarium herbeizuführen. Wie oft haben nicht meine Ge- fangenen den Kiesboden um und um geAvühlt bei dem Bestreben, an der Lichtseite des Terrariums durch die Glasscheiben hindurch einen Ausweg zu finden! Sie packen gar emsig Stein für Stein mit den vorderen Greiffüßen und werfen ihn mit Vehemenz nach hinten oder schieben ihn einfach zurück. Größere im Kiese einge- lassene Gegenstände als Futternäpfe, Trinkgefäße oder kleinere Blumentöpfe wissen sie mit ver- einten Kräften herauszuAvühlen und wegzustoßen. Sehr hurtig sind auch diese Reptilien, Avenn sie sich gegenseitig verfolgen, um allerlei Kämpfe mit einander auszufechten. Am drolligsten aber wirkt auf den Beschauer die wieselartige Ge- schwindigkeit, die ein paarungslustiges Männchen entwickelt! Plötzlich sieht man aus dem Ge- ZAveige eines Baumes ein Männchen herabrennen, als sei der Satan hinter ihm her! Unten sitzt gar beschaulich ein Weibchen auf niedrigem Aste und läßt wohlgemut seine nimmer ruhen- den Augen umherwandern; auf dies Weibchen stüi-zt sicli geradenwegs der liehedurstige Gatte, klammert sich mit fieberhafter Eile fest und — schon ist der Coitus vollzogen! — Nach dieser kleinen AbscliAveifung komme ich wieder auf die Futterfrage. Grashüpfer (grüne Heuschrecken) Averden vom Cliamäleon mit Leidenschaft vei’- folgt und verspeist. Man sielit einem, solch Beutetier verfolgenden Chamäleon ordentlich die Gier aus den Augen leuchten, und geradezu tragisch Avirkt auf den Beschauer der enttäuschte Blick des Unglücklichen, dem ein Kollege den schönen Bissen gerade vor der Nase Aveg- schnappte! Still schließt er wieder den schon erwartungsvoll um ein weniges geöffneten Rachen, wenn er sich nicht noch nachträglich entschließt, der schönen Beute, die im Maule des andern mit Geräusch zermalmt wird, einen, wenn auch leider ergebnislosen „Zungenschlag“ nachzu- senden. Diese grünen Grashüpfer Averden denn auch jederzeit aus der Hand angenommen. Wenn ich meinen Tieren von außen durch die Glasscheiben hindurch einen solch grünen Burschen zeige und zappeln lasse, kommen sie voll Eifer von allen Seiten herbei und bemühen sich, denselben zu erhaschen. — Um nun ein Chamäleon dauernd gesund zu erhalten, ist dem- selben nicht nur eine abwechslungsvolle, sondern auch eine ausreichende Nahrung zu bieten. Diesem Tiere genügen tagsüber nicht etAva einige Fliegen und vielleicht ein Schmetterling, nein, dieses Reptil ist ein ganz bedeutender Fresser und bedarf zu seiner Sättigung ganz beträcht- licher Futtermengen. Ein gesundes, ausge- wachsenes Chamäleon, von urwüchsiger Kraft und guter Wohlbeleibtheit, vertilgte bei mir nach genauen einmonatlichen Aufzeichnungen durchschnittlich pro Tag 20 große Schmeiß- fliegen, 1 Grashüpfer und 6 große Raupen des Kohhveißlings oder einer entsprechenden Menge Schmetterlingen. Diese große Gefräßigkeit ist denn auch ein Hauptgrund, warum Chamäleone dauernd in der Gefangenschaft nur schwierig zu halten sind, weil die ausreichende Futter- beschaffung eben nicht jedem Pfleger möglich ist. Es wird daher auch leichter ein solcher Pfleger beim Chamäleon Erfolg haben, der nur ein oder höchstens zwei dieser Tiere in Pflege nimmt, deren Sättigung ihm leichter gelingen wird als mir, der ich gewöhnlich mehrere Dutzende zur Zeit im Besitz habe, und daher meine Aufmerksamkeit nicht auf ein einzelnes Tier konzentrieren kann. (Schluß folgt.) 26 G. ßanmgardt; Etwas vom Eleotris. Etwas vom Eleotris. Von G. Baumgardt. ■Is ein interessanter Aquarienbewolmer hat sich der vor einiger Zeit aus Nieder- Kalifornien eingeführte „Eleotris“, wie solcher in den „Blättern für Aquarien- und Terrarien- kimde“ Jahrg. XIV, Seite 78 von Herrn Dr. E. Bade prächtig im Bilde vorgeführt ist, durch- aus bewährt. Auf den ersten Blick etwas an Amia calva erinnernd, teilt er doch nicht dessen für den Aquarienliebhaber so unwillkommene Wühl- eigenschaften, sondern ist als ein durchaus ge- sitteter und sympathischer Geselle zu betrachten. Einfach, und doch anziehend ist sein Äußeres. Etwas distinguiertes liegt in seinem ganzen Wesen, welches ihn schnell das Herz seines Pflegers gewinnen läßt. Sein runder, nach hinten zu jedoch stark zusammengedrückter Körper zeigt im gewöhnlichen Zustande eine sand- oder granitartige Färbung. Von den Kiemen bis zur Schwanzwurzel zieht sich an jeder Seite, ein aus durchbrochenen Punkten bestehender schwarzer Strich. Desgleichen sind noch vier gleichartige Striche auf den Kiemendeckeln vom Auge aus strahlenförmig verlaufend vorhanden. Im erregten Zustande ändert sich jedoch die Farbe des Fisches ganz bedeutend; es treten alsdann auf jeder Seite je neun schräg nach dem Bücken zu verlaufende dunkle Querbinden auf. Der Kopf, der etwas massiv erscheint und eine stark hervortretende, nach oben gerichtete Unterlippe besitzt, zeigt eine schwache rostrote Färbung, welche jedoch bei lebhafterem Tempera- ment hellrot erscheint und sich bis zur ersten Bückenflosse hin ausbreitet. Die Flossen, mit Ausnahme der Brust- u. Bauchflossen, sind durch- sichtig braun punktiert. W ährend die Afterflosse von einem weißen, die Bückenflosse des Männchens dagegen von einem schwach leuchtenden Schein eingefaßt ist, changieren die Bauchflossen in grünlich-blauer Farbe. Die Brustflossen sind einfach durchsichtig. Am interessantesten ist das Auge des Fisches. Die schwarze Pupille, von einer prächtig gold- glänzenden Iris umgeben, erscheint je nach Be- lichtung im matten Perlenglanz; einem erblindeten Auge alsdann durchaus nicht unähnlich. Die Geschlechter unterscheiden sich außer an der Körperform (siehe Skizze in den „Blättern“ Jahrg. XIII S. 212), speziell an den Bückenflossen, welche beim Männchen übereinander greifend und höher als beim Weibchen sind. Auch ist die Afterflosse des letzteren etwas schmäler als beim Männchen. Am wohlsten fühlen sich die Tiere in einem größeren, etwa 40 Liter fassenden Behälter, in welchem dieselben im Zustande der Buhe ge- wöhnlich ein dunkles Plätzchen im Pflanzen- gewirr nahe der Oberfläche des Wassers be- vorzugen. Zu ihrer Erhaltung genügt gewöhnliche Zimmertemperatur. Mobil wird der im allgemeinen recht scheue Fisch jedoch erst bei einer Wasserwärme von 18—20« B. Als Nahrung bevorzugt er Mückenlarven, nächstdem Daphnien, Schabefleisch und kleine Begen Würmer. Im Vertilgen von Mückenlarven ist er jedoch unermüdlich. Wie ein Pfeil schießt er auf jede einzelne los, sich bald nach hier, bald nach dort in eleganten Bewegungen er- gehend. Mücken sowie Fliegen sucht er durch Heraus- schuellen aus dem Wasser zu ergreifen. Züchterische Erfolge sind bis jetzt leider noch nicht vorhanden. Jedoch sind dieselben, nach den bisherigen Beobachtungen durchaus nicht ausgeschlossen, zumal diese Tiere in den Monaten Mai bis Juli lebhaft zu treiben be- ginnen und auch das Weibchen an Leibesumfang- bedeutend stärker wird. Das Treiben äußert sich dadurch, daß das Weibchen nach kürzeren oder längeren Pansen wie toll durch das Becken gejagt wird, worauf wieder Pausen friedlicher Buhe folgen. Während des Treibens selbst, welches sich jedoch niemals über 15 Sekunden ausdehnt, er- strahlt der Fisch in vollster Pracht. Dunkel blaugelb färbt sich der Körper. Tiefschwarze Querbinden tauchen auf. Goldgefaßte, tiefblau glänzende Flecken erscheinen dicht hinter dem Kiemendeckel. Die Flossen changieren in allen möglichen Farben, und — über all diese Schön- heit schmiegt sich sanft über Kopf und Bücken ein zartes Bosenrot. Gegen andere Fische benimmt sich der Eleotris äußerst rücksichtsvoll, indem er dieselben meist vollkommen ignoriert. Er besitzt ein ruhiges, selbstbewußtes Temperament und zeichnet sich durch elegante, muntere, jedoch auffallend sichere Bewegungen vorteilhaft aus. Wünschens- wert wäre es, daß diesem Fisch mehr Interesse entgegengebracht würde, als es bis jetzt geschah. Vielleicht würde es uns dadurch gelingen, noch einige nähere interessante Details dieses Fremd- lings kennen zu lernen. Kleine Mitteilungen. 27 jCIeine J^iffeilun^en. Gerrhonotiis caenileus. (Mit einer Original-Photo- graphie.) — Der Gerrhotiot'us ist ein origineller Kauz. Sieht man ihn im Terrarium liegen, so wird man ihn für eine echte Eidechse halten,' betrachtet man ihn aber genauer, so wird man bald gewahr werden, daß er zu den Schleichen gehört. Langsam, kaum die Beine be- wegend, schiebt er sich dahin; mm hat er ein Beute- tier erblickt; er schleicht sich vorsichtig an dasselbe heran, hebt den Kopf, wartet eine Weile und schießt dann plötzlich, sowie die Beute sich rührt, auf diese los. Die x\rt, wie er die Beute erfaßt und zu sich nimmt, erinnert lebhaft an die Blindschleiche. Der Gerrhonotus häutet nach Art der Schlangen; er streift die Haut ganz ab, nicht in Stücken. Nach- dem die Haut sich am Maule gelöst hat, weiß er sich der alten Hülle so geschickt zu entledigen, daß diese unversehrt bleibt. Er steigt aus der Haut, wie ein Akrobat aus dem Trikot; umgewendet liegt sie da, läßt aber noch die Formen des Tieres, seihst die der winzigen Zehe erkennen. Wenn ich sagte, daß die Bewegungen des Tieres langsam und bedächtig seien, so ist diese Art seiner Be- wegung die Regel. Es kann aber, wenn es sicli ver- folgt wähnt, mit erstaunlicher Schnelligkeit sich der Nähe seines Verfolgers entziehen. Aber mag der Gerrhonotus sich nun schnell oder langsam bewegen, seine Bewegungen haben immer etwas Sclilangeu- ähnliches. Er ist auch nicht abgeneigt, mal eine Kletterpartie zu machen; doch beschränkt sicli sein Klettern darauf, daß er auf resp. über die auf dem Boden des Terrariums liegenden Tuffstein- oder Zier- korkstücke klettert; nie habe ich ihn auf dem Kletter- baum gesehen, obwohl ihn seine scharfen Krallen wolil befähigen würden, den Kletterbaum zu ersteigen. Der Gerrhonotus ist im warmen, trocknen Terra- rium zu halten. Bei genügender Wärme entwickelt er einen großen Appetit und ist durchaus kein Kost- verächter. Er hat hei uns alles genommen, was wir an Kerfen ins Terrarium brachten; selbst an die größten Libellen ging er heran. Aber auch andere Echsen und selbst seinesgleichen verschmäht er nicht, sofern es sich um kleinere Exemplare handelt. Der Gerrhonotus weiß von seinem kräftigen Gebiß auch dem Menschen gegenüber Gebrauch zu machen. Das können meines Sohnes und meine Finger konsta- tieren. Als wir unsern Gerrhonotus erhielten, war er nämlich sehr bissig. Nach kurzer Zeit teilte mir aber mein Sohn schon mit, sein „Gerrho“ fresse ihm aus der Hand und einige Zeit darauf ließ das Tier sich schon anfassen. Es ist allmählich so zahm geworden, daß es dem Jungen auf die Hand geht, dann am Ärmel hinauf klettert und unter den Kragen der Bluse kriecht, wo es behaglich liegen bleibt, bis es fortgenommen wird. Dies scheint ihm aber meistens nicht zu passen, denn wenn man ihn fortnimmt, läßt es einen zischenden resp. fauchenden Laut hören. Aus einem späteren Import bekam mein Karl von Herrn Stüve (der den Gerrhonotus im Jahre 1900 zum ersten Male eingeführt hatte) noch ein ganz junges Exemplar hinzu. Beide führe ich im Bilde vor. „Gerrho-Baby“ wurde nun zunächst für sicli allein gehalten; später kam es ins Terrarium. Als der Kleine eines Tages eine Bißwunde am Kopfe hatte, führte ich dieselbe aut den Biß einer Eidechse, Anolis o. dgl., zurück. Aut den größeren Gerrhonotus, der immer ein so harmloses Gesicht machte, und für den der Tisch immer reichlich gedeckt war, hatte ich keinen Ver- dacht. Doch sollte ich noch eines anderen belehrt werden. Mein Filius ertappte den Scheinheiligen nach einiger Zeit, als er seinen kleinen Verwandten ge- rade wieder am Kopfe gefaßt hatte und im Begriff war, den- selben zu ver- speisen. Karl entriß dem „Gro- ßen“ zwar sofort seine Beute — aber der „Kleine“ ist doch an den Folgen dieser barbarischen und nach menschlichen Begriffen niclits weniger als verwandtschaftlichen Beliandhmg eingegangen. Die Heimat des Gerrhonotus ist Zentralamerika und das westliche Nordamerika bis Texas. Die Färbung der Oberseite des Gerrhonotus ist braun, grau oder oliv. Zu beiden Seiten zieht sich eine Linie aus gelblichen und schwarzen Flecken hin. Nicht alle Tiere haben diese Zeichnung; doch hei fast allen ist der Rücken schwach dunkel gefleckt. Die Unterseite der Tiere ist weiß bezw. gelblich. Die Schuppen auf der Oberseite des Rückens und des Schwanzes sind scharf gekielt. Jobs. Peter. Eine sehr willkommene Keulieit auf dem Gebiete des Seewasser- Aquariums ist die Erfindung eines Pulvers. Das zur Herstellung künstlichen Seewassers bestimmte Pulver unter der Bezeichnung „Marinol“ wird in einer mit einem hübschen Btiquett versehener präp. Büchse zum Yersand gebracht, so daß der Liebhaber statt wie bisher 4 verschiedene Salze, nur obiges Pulver aufzulösen hat. Das Pulver wurde von der Firma „ Actinia“ Plauen i.V. auf deren Güte einer Probe unterzogen, welche sehr gute Resultate zeitigte. Das „Marinol“ wird in ein ge- reinigtes Glas- oder Steingefäß geschüttet, das erforder- liche Quantum Süßwasser hinzugegossen und fertig ist das Seewasser, welches nach 18 Tagen benutzt werden kann. Der Spezial handlung lebender Meertiere „Actinia“ Plauen i. V. (Sachsen) ist der Alleinvertrieb des „Marinol“ für Europa übertragen. Das „Marinol“ wird in Postpaket-Büchsen für 10, 25 und 50 Liter künstl. Seewasser abgegeben. TU Origmalaufnahme nacli dem Gerrhonotus caeruleus. Leben für die ..Blätter“. 28 V ereins-N achrichten . VEREINS«ÄWi' NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer der einzelnen Vereine die volle Verantwortung. ,,Nymp1iaea alba^‘, Verein für Aquarien- und Terrarien- Kunde Berlin. Auszug aus dem Protokoll der Generalversammlung vom Ü. Januar 1904. Der Vorstand wurde gewählt wie folgt: I. Vors. W. Weimar, S.O. 33, Oppelnerstr. 45; II. Vors. F. Fürst, S.W. 29, Heimstr. 12; I. Schriftf. A. Rudolph, S.W. 29, Nostizstr. 8; II. Schriftf. 0. Gros- sert, S.O. 33, Piicklerstr. 17 ; I. Kasiserer R. Genz, S.O. 26, Reichenbergerstr. 169; II. Kassierer J. Hipler, N.O. 18, Lichtenhergerstr. 21 ; I. Bibliothekar C. Dümcke, S. 42, Fiirstenstr. 21; II. Bibliothekar A. Kahler, N. 58, Hoch- meisterstr. 1; I. Beisitzer G. Lehmann, S.O. 36, Wiener- straße 25; II. Beisitzer K. Andersen, S. 59, Dieffeubach- straße 74; I. Sammelwart G. Nerlich, S.O. 26, Kottbuser- straße 2; II. Sammelwart B. Krafft, 0.34. Posenerstr. 16. „Heros‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg. Sitzung vom 15. Dezember 1903. Rach dreimonatlicher Verhinderung zum ersten Male wieder anwesend, eröffnet der I. Vors. Herr Fischer unter herzlicher Begrüßung der zahlreich Anwesenden die letzte Sitzung im alten Jahre. Als Gast ist anwesend Herr Zigarrengeschäfts - Inhaber Max Hirsch, welcher durch Herrn Fischer zur Aufnahme vorgeschlagen vird. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung, berichtet Herr Fischer über seine Beobachtungen und Erfolge bei der Pflege und Zucht der Gambusia holbrooki. Leider ist auch hier der Fall eingetreten, daß die Jungen wieder bis auf 2 Stück verschwunden sind und schließt sich Redner vollständig den Beobachtungen des Herrn Dr. Zimmermann (Triton-Bericht „N. u. H.“ Heft 5) an, welcher über den Kannibalismus des Girar- dinus caud. sein Leid klagt. Das beste ist entschieden, diese kleinen Tyrannen zur Brutpflege in größere, recht dicht bepflanzte Behälter zu bringen, damit die Nach- kommenschaft sich besser verteilen kann und_ nicht den Rabeneltern immer „im Wege steht“. — Über große Wärmeertragung seitens der Daphnien berichtet Herr Fischer wie folgt: „In einem kleinen Aquarium hatte ich drei allerliebste junge schwarzgebänderte Sonnenfische (sog. Scheibenbarsche) untergebracht, die sich herrlich entwickelten und denen ich alle Sorgfalt widmete. Als kältere Jahreszeit eintrat glaubte ich ein übriges tun zu müssen und stellte über Nacht einen meiner Heizapparate in das Aquarium. Der Apparat war, dem Behälter ent- sprechend, sehr klein, und von dem winzigen Spiritus- flämmchen erwartete ich höchstens eine Wärmeleistung von 25® C. Doch wie war ich am andern Morgen er- staunt, als das Wasser dampfte und das Thermometer eine Wärme von 45® C. aufwies, infolge dessen meine Lieblinge natürlich, undankbar wie solche Tiere sind, tot auf der Oberfläche schwammen. Als ich nun Mittags das Wasser abziehen wollte, sah ich zu meiner Überraschung, daß sich noch eine Anzahl kleiner Daphnien am Boden des Aquariums tummelten. Also hatten diese kleinen Tierchen eine solch enorme Wasserwärme gut überstanden.“ Dieser Erfahrung reihten sich noch mehrere aus den Beobachtungen der Anwesenden an, die jedoch alle darauf hinausgingen, daß die Daphnien eine gehörige Portion Wärme vertragen können. — Herr Ober-Ing. Längenfelder machte hierauf einige Mitteilungen über Süßwasserpolypen {Hydra) welche mittelst guten Mikroskops betrachtet, ganz eigenartige Schmarotzer aufweisen. In einer der nächsten Sitzungen wird genannter Herr Veranlassung nehmen, diese Tiere vorzuzeigen und weiteres mitzuteilen. — Eine interessante „Plauderei über den Aal“ gab Herr Midas aus „Natur u. Haus“ Heft 5 bekannt. Dieses viel um- strittene Thema war auch hier wieder Veranlassung zu einer recht anregenden Debatte, zu der auch Herr Fischer eine interessante Mitteilung aus der Nov.-No. der „Deutsch. Fischerei-Korrespondenz“ zur Verlesung brachte. — Herr Scholz tritt der wiederholt in Fachblättern vertretenen Behauptung, daß Schleierschwänze niedere Temperaturen ganz gut vertragen können, entschieden entgegen und führt mehrere Beispiele an, welche als Resultat solcher Versuche meistens mit Erkrankung des Tieres ihren Ab- schluß fanden. — Daß der Calicobarsch {Pomotis hex.) auch an anderes als lebendes Futter zu gewöhnen ist, hat Herr Fischer schon in einem früher in der „Nerthus“ erschienenen Artikel bewiesen. Neuerdings konnte dieser Herr auch wieder die Mitteilung machen, daß seine Calicobarsche die ersten seien, die ans Fressen gehen, wenn es Rindfleisch oder Regenwurm gibt; die gleiche Erfahrung berichtet auch Herr Bonnenberger. — Eine lebhafte Aussprache führt eine Abhandlung herbei, welche Herr Naumann aus einem Artikel von einem amerikan. Arzte vorliest und der die „Wiederbelebung erschöpfter, gefangener Fische mittelst Alkohol“ zum Gegenstand hat. Herr Fischer berichtet, daß dies absolut nichts Neues sei, denn die österreichischen Berufsfischer wenden dieses Mittel schon lange an, um ihre Fische lebend zu Markt zu bringen. — Die am Verbandstage aufgenommenen Photographien übergab der Vierteiliger derselben, Herr Seitz, dem Verein und teilte mit, daß auch sämtliche aus- wärtige Teilnehmer des Verbandstages die Bilder zu- gesandt erhielten. Herr Fischer dankte dem edlen Spender für diese neuerdings großartige Zuwendung mit warmen Worten der Anerkennung, sowohl im Namen der hiesigen, wie auch der auswärtigen Empfänger. Hieran anschließend dankte auch Herr Scholz Herrn Bonnenberger für die hübsche Renovierung des großen Präparatenschrankes, welche während der Abwesenheit des I. Vorsitzenden vorgenommen wurde. — Herr Fischer erinnert an die im Januar tagende General- Versammlung und ersucht um Vorschläge bezw. Wahl der Revisoren. Diese Funktion übernehmen die Herren Gailhuber, Münch u. H. Etterer. — Nach weiterer Erledigung verschiedener Angelegen- heiten ersucht der Vorsitzende noch um eine recht zahl- reiche Beteiligung zu dem am 2. Feiertag im Vereinslokal stattfindenden Frühschoppen und schloß dann diese letzte Sitzung im Jahre 1903 mit dem Wunsch, daß alle Herren recht frohe gesunde Feiertage verleben möchten. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarien-Kunde zu Berlin. (Eingetragener Verein). 12. ordentliche Sitzung am 4. Dezember 1903. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit etwa fol- genden Worten: „Der Not gehorchend, nicht dem eignen Trieb“ hat der „Triton“ sein seit 1897 benutztes Vereins- lokal aufgegeben. Genau 6 Jahre und einen Tag haben wir dasselbe inne gehabt, die 2. Novembersitzung 1897 war die erste, die 2. Novembersitzung 1903 war die letzte, die wir im „Altstädter Hof“ abgehalten haben. Die- jenigen von Ihnen, die um Ühr pünktlich zu den Sitzungen erschienen, kennen die Kämpfe , die wir in letzter Zeit zu bestehen hatten, um in unser Zimmer zu gelangen. Der Gesangverein, der vor uns dasselbe be- nutzte, war trotz unserer Proteste nicht zum rechtzeitigen Aufbruch zu bewegen, uns war es so lange vergönnt, mit unseren Gästen auf der Treppe warten zu dürfen. Unsere Schränke waren mit den Koffern der Reisenden oder mit Stühlen derartig umstellt, daß wir kaum die notwenigsten Sachen herausbekommen konnten. Die Zustände waren nachgerade unhaltbar geworden, alle Vorstellungen aber beim Wirt blieben erfolglos. Der Vorstand ist sich der Tragweite, die der Wechsel des Vereinslokals unter Um- ständen mit sich bringen kann, wohl bewußt und hat sich lange gesträubt, denselben vorzunehmen. Unser neues Lokal hat aber eine ganz besonders günstige Lage, es ist vom Mittelpunkt Berlins dem Bahnhof Friedrich- straße nicht so weit entfernt, als das alte Lokal vom V ereins-Nachrichteu. 29 Bahahof Alexanderplatz, durcii die Karlstraße selbst fährt die Ringbahn und die Linien 12 und 52, ■während die nicht 2 Minuten entfernte Friedrichstraße unter den Verkehrsadern Berlins zweifellos den ersten Rang ein- nimmt. Wollen wir noch die zahlreichen Straßenbahn- linien, die durch das nur 5 Minuten entfernte Oranien- burger Tor führen, hinzurechnen, so haben wir so zahl- reiche Wege, die zu unserem jetzigen Heim führen, daß wir uns eine bessere Lage desselben wohl kaum wünschen können. Der Saal selbst ist hell, hoch und geräumig und gegen die übrigen Restaurationsräume gut abge- schlossen, so daß Störungen, wie sie bisher oft ertragen werden mußten, nicht mehr Vorkommen. Ein weiterer wesentlicher Vorteil besteht darin, daß wir zwei unserer Schränke im Saal selbst aufstellen können. Der Vorstand hat sich -wiederholt von dem bereitwilligen Entgegen- kommen des Wirts und der Bedienung, von der Güte der Speisen und Getränke überzeugt , so daß auch in dieser Beziehung eine Wendung zum bessereneingetreten ist. Wir wollen daher hoffen, daß der Fortschritt, den wir gemacht, einen weiteren günstigen Einfluß auf den Besuch unserer Sitzungen bilden möge. — Von einer weiteren Errungenschaft, die wir zur Förderung unserer Liebhaberei gemacht, werde ich Ihnen gleich berichten, zunächst bitte ich unseren Schriftführer, das Protokoll der letzten Sitzung zu verlesen. — Nachdem das Protokoll in der vorgelegten Fassung genehmigt worden , der Verein „Humboldt“-Chemnitz als ordentliches Mitglied und die in der Vorstandssitzung vom 27. November er- folgte Aufnahme des Herrn Dr. Gurland als korre- spondierendes Mitglied den Anwesenden mitgeteilt worden, berichtet Herr Dr. Ziegelei- weiter: Ein Aufsatz in der „Nerthus“ um Neujahr 1903 über die Bedeutung Roßmäßlers für die Aquarienkunde hat in der Sitzung des „Triton“ vom 20. März d. J. die Anregung gegeben zu einer im Jahre 1905 zu veranstaltenden Feier des 50jährigen Bestehens der Aquarien- und Terrarienkunde in Deutschland. Wenn diese Anregung öffentlich auch nur vereinzelt Zustimmung gefunden hat, so hat dieselbe im Stillen doch weiter gewirkt und nunmehr den ersten Erfolg zu verzeichnen: Der Verein „Nymphaea alba“ zu Berlin hat an den „Triton“ die Anfrage gerichtet, ob bei einer Roßmäßlerfeier 1905 eine allgemeine deutsche Aus- stellung aller Aquarien- und Terrarienvereine sich er- möglichen lasse. Zur Klärung dieser Frage hat bereits eine gemeinschaftliche Sitzung beider Vorstände statt- gefunden, auf der beschlossen wurde, ein Rundschreiben an sämtliche Vereine zu richten, um die Stimmung zu erforschen, die eine solche Ausstellung finden würde, d. h. welche Summen die einzelnen Vereine zum Ge- lingen der Ausstellung beitragen wollen. Zu einer Aus- stellung gehören drei Dinge, Geld, Geld und nochmals Geld. Als Ort kann nur Berlin, als Zeit nur das Pfingst- fest in Frage kommen. Da auch der „Verband“ 1905 seine Versammlung in Berlin abhalten wird, wird auf dessen Unterstützung gerechnet. Ehe nun dieses Rund- schreiben fertig und von den Vorständen der Berliner Vereine, denn inzwischen hat sich auch der „Verein der Aquarien- u. Terrarienfreunde“ angeschlossen, versandt ist, können wir schon heute im „Triton“ die Frage aufwerfen, was -will unser Verein in der Sache tun. Alle unsere Mit- glieder werden schon jetzt gebeten, sich auf die Antwort vorzubereiten, die sie auf die in der nächsten Zeit an sie herantretenden Fragen geben wollen. Eine Aus- stellung der Berliner Vereine genügt nicht der Bedeutung der Feier, eine allgemeine deutsche Ausstellung erfordert große Opfer, nur wenn die Bereitstellung eines Garantie- fonds vorher gewährleistet und eine sichere Grundlage geschaffen ist, kann auf derselben weiter gebaut werden. Herr Hamann, Vorsitzender des Vereins der Aquarien- und Terrarienfreunde, der heute Abend als Gast an- wesend war, bestätigt, daß auch sein V erein grundsätzlich mit der Roßmäßlerfeier und einer Ausstellung ein- verstanden sei. Von einer in Einzelheiten gehenden Be- sprechung oder gar einer Beschlußfassung konnte selbst- verständlich keine Rede sein. Wie auch -'der weitere Verlauf der Angelegenheit sich gestalten möge, jeden- falls ist die Tatsache, einen engeren Anschluß der Ber- liner Vereine unter einander in die Wege geleitet zu haben, ein Erfolg, der auf die 50jährige Gedenkfeier Roßmäßlers zurückzuführen ist. — Der von Herrn Carow erhobene Protest gegen die Auflösung des Glashausfonds wurde von der Tagesordnung abgesetzt, da bisher nicht hat festgestellt werden können, auf welche Weise der Beschluß zum Bau des Glashauses zustande gekommen, in den Protokoll bü ehern ist, soweit dieselben haben durchgesehen werden können, immer nur von dem bereits bestehenden Fond die Rede, die Ermittelungen werden indes fortgesetzt und die Berichterstattung bis zur völligen Klärung der Angelegenheit verschoben — Der Vorsitzende hat der an den Verein ergangenen Einladung der Aquarien- und Terrarienfreunde zu dem am 28. No- vember stattgefundenen Winterfest Folge gegeben und gibt heute seinem Bedauern darüber Ausdruck, 1. daß nicht mehr Tritonmitglieder sich beteiligt, 2. daß die schlechten Verbindungen nach Spandau ihn zum vor- zeitigen Aufbruch genötigt haben. — Bin Neudruck der „Vorteile“, die der Verein seinen Mitgliedern gewährt, ist im Werden begriffen. — Eingegangene Zeitschriften, Geschäftsofferten, 5 Mitgliedskarten der Deutschen Gesell- schaft für volkstümliche Naturkunde und Arbeitsplan für Dezember, 2 Proben Fischfutter von Mulertt-Wiesbaden, wobei Herr Weinold bezüglich des vor einiger Zeit ver- teilten, von derselben Firma stammenden Zementes mit- teilt, daß die ihm übermittelte Probe, die einem Handels- wert von einer Mark entsprach, für ein Aquarium aus- gereicht hat, das Herr Weinold fix und fertig für eine Mark verkauft. Über die sonstigen Eigenschaften des Zementes lassen sich heute noch keine Angaben machen. — 1 Paar Panzerwelse, 1 Paar Gambusen von Herrn Kretschmann, 3 Zuchtpaare Girardinus von Herrn Nauke geschenkt, sowie eine große Anzahl Proben des von Herrn Preuße geschenkten Fischfutters „Spezial“ gelangten zur Gratisverlosung. E. Diewitz, 2. Schriftführer. 13. ordentliche Sitzung am 18. Dezember 1903 im Restaurant Ortler, Karlstraße 27. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit einer kurzen Ansprache an die Mitglieder und die zahlreich erschienenen Damen, dankend, daß diese der Einladung des Vorstandes in so reicher Zahl Folge gegeben. Nach Verlesung des Protokolls der letzten Sitzung, das in der vorgelegten Fassung angenommen wird, wird die Glashausfrage im Sinne des im November d. J. versandten Rundschreibens erledigt. In dem von Paul Nitsche Unterzeichneten und im November 1900 versandten Rundschreiben heißt es wörtlich: „die Verwaltung des Glashauses bleibt in den Händen des jeweiligen Vorstandes (was selbstverständlich ist, wenn das Glashaus Vereinseigentum wäre) sie soll aber durch besondere Satzungen festgelegt werden, so daß die Wünsche derjenigen, welche zum Bau des Glas- hauses beitrugen in erster Linie und nach der Höhe der Zeichnung berücksichtigt werden.“ Abgesehen davon, daß eine solche Eigenwilligkeit durchaus nicht im Charakter des Herrn Nitsche lag, war derselbe auch gar- nicht berechtigt, in dieser Weise über Vereinsvermögen zu verfügen; es hat sich also nur um dessen und den Wunsch einiger anderer eifriger Tritonmitglieder bei der Gründung des Glashauses gehandelt. Daß die Verhältnisse durch den Tod des Herrn Nitsche andere geworden, und daß es unter den jetzigen Umständen nicht möglich ist, das Glashaus zu bauen, kann dem Verein nicht zum Vor- wurf, unserem Hen-n Nitsche aber nur zur Ehre gereichen. — Es liegt eine Einladung der Stadt Mailand vor, zur Be- teiligung an der im Jahre 1905 stattfindenden internationalen Feier zur Eröffnung des Simplonpasses. Der Vorstand ist bereit, dieser Einladung Folge zu geben und für eine würdige Vertretung des „Triton“ durch Ausstellung eines größeren Aquariums oder dergleichen zu sorgen, wenn ein Mitglied die Uberbringung und Wartung desselben übernehmen würde. — Das Stiftungsfest findet am 6. Februar im „Deutschen Hof“, Luckauerstraße statt. Der Vorsitzende richtet auch an die auswärtigen Mitglieder die Bitte, sich zahlreich an demselben zu beteiligen und sei es auch nur durch Beiträge für die Festzeitung. Der Unterzeichnete Schriftführer nimmt alles und jedes bis zum 25. Januar gerne entgegen. — Von unserem Mitgliede Herrn Hamann- Danzig ist ein längeres Schreiben eingegangen, auf das der Vorstand noch zurückkommen wird, es sei vorläufig aus diesem Schreiben nur der sehr beachtenswerte Vor- schlag'des'jHerrn Hamann erwähnt, alljährlich | in einer kurz gefaßten Broschüre die Neuerungen auf dem Gebiete 30 V ereins-N achrichten . der Aquarien- und Terrarienkunde zusammenzustellen und den Mitgliedern zu übersenden. Die Arbeit ist keine ganz leichte, da ein genaues Verfolgen der einschlägigen Literatur erforderlich ist, dieselbe kann aber ebenso gut von einem auswärtigen als von einem Berliner Mitglied übernommen werden. Der Vorsitzende richtet daher an alle Mitglieder die Frage, wer will diese Arbeit über- nehmen und würde sich freuen, wenn sich recht viele eifrige Tritonen melden würden. — Ferner eingegangen Zeitschriften. Die „Nachrichten“ No. 12 enthalten die Satzungen der „Salvinia“-Hamburg. „Nerthus“ enthält den Schluß einer längeren Arbeit des Herrn Ulmer über die Anpassungserscheinungen bei Tieren der Gebirgsbäche, auf die der Vorstand zurückkommen wird. In der „Zeit- schrift für Fischerei“ Band XI Heft 2 ist enthalten, das Plankton des Müggelsees (Berlin) von E. Lemmermann- Bremen, und die Dotterblasenwassersucht der Salmoniden von Fiebiger-Wien. Das sehr interessante Referat in der naturwissenschaftlichen Wochenschrift „die Anpassung der Tiefseefauna an die Eigenheiten des Tiefwassers“ gelangte zur Verlesung und fand allgemeine Zustimmung, so daß sich der Vorstand veranlaßt sehen wird, das von Karl Chun herausgegebene Werk, „Aus den Tiefen des Weltmeeres“, das dem Referat zugrunde liegt, für die Bibliothek zu beschaffen. — Die sich an die Sitzung anschließende AVeihnachtsfeier zu schildern, liegt nicht im Vermögen des Unterzeichneten, würde auch, wollte man nur ober- flächlich auf alles eingehen, den Rahmen eines Sitzungs- berichtes weit überschreiten. In erster Linie trugen diö zahlreich erschienenen Damen zum Gelingen des Festes bei, der Projektions vortrag, die Abenteuer eines Jung- gesellen von Wilh. Busch erhielten eine ebenso berechtigte Anerkennung wie der gute Knecht Ruprecht, der nicht nur für die Anwesenden, sondern auch für einige „vom Glück besonders begünstigte“ auswärtige Mitglieder Überraschungen bereit hatte. Die Feier fand allgemeinen Anklang und bildete den Beweis des guten Einvernehmens der Tritonmitglieder, auch außerhalb der offiziellen Sitzungsabende. — Schluß ? Uhr. E. Diewitz, II. Schriftführer. Verein der „Aquarien- und Terrarienfrenndc“ zu Berlin. Vereinslokal; „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 11. November 1903. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 10 Uhr. Anwesend waren 6 1 Mitglieder. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde genehmigt. Im Einlauf interessierte be- sonders ein Schreiben des V’^ereins „Nymphaea alba“, Berlin, worin der Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde zu Berlin zur Beteiligung an einer gemeinschaft- lichen Ausstellung aller hiesigen und auswärtigen Vereine anläßlich der vom Verein „Triton“ angeregten Roßmäßler- Feier im Jahre 1905 eingeladen wird. Ein Beschluß wird jedoch erst in der nächsten Sitzung gefaßt. Die Firma Preusse Berlin stellte dem Verein eine Anzahl Probe- büchsen „Spezial“ sowie einen Posten gut illustrierter Kataloge, außerdem zwei Präparate, Seestichling und Skorpion zur Verfügung. Die Probebüchsen wurden unter die Mitglieder unter der Bedingung verteilt, daß ihrer- seits ein diesbezüglicher Bericht über den Wert des Futters zu erfolgen hat. Für die freundliche Überweisung sprechen wir hiermit unseren Dank aus. Als Mitglieder wurden aufgenommen die Herren Oswald Schulz, Gust. Brettschneider, Rob. Jaranowsky und W. Borchardt. — Binem nun folgenden Vortrag des Herrn Dr. E. Bade sei folgendes entnommen. Es ist eine unter Fischliebhabern bekannte Erfahrung, daß das Bestimmen unserer heimischen Karpfenfische ihrer Gattung nach auf Grund ihrer äußer- lichen Gestalt und Körperform sehr oft zu Verwechse- lungen der einen Art mit der anderen führt. Ein sicheres untrügliches Mittel zur Unterscheidung der einzelnen Arten hat aber die Natur selbst in der Form und An- ordnung der Schlundzähne geschaffen. Diese Ordnung ist bei . den verschiedenen Arten so wechselnd, daß von einer Übereinstimmung nur in sehr wenigen Fällen ge- sprochen werden kann. So z. B. haben die Schlund- zähne bei folgenden Fischen folgende Ordnung: Karpfen 1.1 . 3 . 3 . 1 . 1, Karausche 4 . 4, Schleihe 5 . 4 (seltener 5 . 5), Barsche 2 . 3 . 5 . 5 . 3 . 2, Döbel 2 . 5 . 5 . 2, Aland 3 . 5 . 5 . 3, Plötze links 5 — 6, rechts stets 5, Rotfeder 3 . 5 . 5 . 3, Blei 5 . 5, Güster 2 . 5 . 5 . 2. Ein vom Refe- renten gezeigter und von allen Anwesenden für eine Güster erklärter Fisch entpuppte sich bei der darauf folgenden Untersuchung nach obiger Tabelle zum all- gemeinen Erstaunen als ein junger Blei. Bei nicht karpfen- artigen Fischen bietet wiederum ein sicheres Merkmal zur Unterscheidung der einzelnen Arten die verschiedene Form des Pflugscharbeines. Interessant waren auch die vom Voi’tragenden im Anschluß auf die in letzter Sitzung gepflogenen Erörterungen über die Fortpflanzung der Farne gemachten weiteren Mitteilungen zu nennen. — Als neu zur Vertreibung des Polypen wurde die Ein- setzung von Limnaea stagnalis empfohlen, sowie folgen- des Verfahren des Herrn Dr. E. Bade. Ein mit Polypen behaftetes Aquarium wird so weit verdunkelt, daß das Licht nur durch einen Spalt in dasselbe eindringen kann. Vor diesen Spalt setzt man nun von innen eine Glas- scheibe, auf welcher sich angeblich alle Polypen, indem sie dem Lichte zustreben, ansiedeln. Sobald dies ge- schehen, wird die Scheibe mit den darauf haftenden Polypen einfach entfernt. Gute Resultate sind jedoch auch durch Anwendung von Tabaksabsud, Chilisalpeter und Essig zu erzielen. — Eine weitere Debatte, ob Fische Trinkbedürfnis besitzen, endete mit einem verneinenden Resultat. Nachdem nun noch einige von Herrn Westphal gestiftete Sag. montevid. Knollen zu Gunsten der Kasse versteigert waren, wurde die Sitzung um 1 Uhr geschlossen. G. Baumgardt. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. (E. V.) Vereinslokal: Cafe-Restaurant „Deutscher Hof“. Donnerstag, den 1. Oktober 1903. Man merkt den „Wies’n“ -Abend. Protokoll -Ver- lesung und Genehmigung. Im Einlauf; Offerte Göhmann- Braunschweig. Brief des Herrn Labonte an den Vor- sitzenden. Herr Labonte berichtet von einer auffallenden Veränderung der Färbung seines Strebers (Aspro asper L.) zur Nachtzeit Die Beobachtungen nach dieser Richtung seien indes noch nicht abgeschlossen und hofft Herr Labonte, daß eine weitere aufmerksame Beobachtung dieses eigenartigen Barsches noch manche interessante Details zu Tage fördern werde. — An Zeitschriften liegen auf; „Zoologischer Garten“ No. 9 und „Nerthus“ Heft No. 39. Auf die wenigen einschlägigen Artikel wird aufmerksam gemacht. — Der V^orsitzende unterzieht sodann die herpetologischen Aufzeichnungen unseres Mit- gliedes des Herrn Dr. Paul Krefft aus den Jahren 1891 — 96 aufgestellt für die Umgegend Münchens einer eingehenden Besprechung. Recht interessant sei u. a. auch, daß Herr Krefft in seinen Aufzeichnungen aus diesen Jahren bereits von einem arDaZis-verdächtigen Frosch (die später durch Herrn Lankes erkannte R. agilis) spricht und neben Rana fusca Rösel diesem verdächtigen braunen Raniden mehrfach begegnete. — Ebenfalls ist die Angabe mehrerer Fundplätze interessant, da sie mit den von uns auf- gefundeneu zusammenfallen. Uber einige in allernächster Nähe gelegenen von Herrn Krefft erwähnte Fundplätze ist jedoch der Trubel der Großstadt schon hinweg zur Tagesordnung d. h. zur vollständigen Ausrottung ge- schritten. — Angeregt durch Herrn Rembold bildet die Heizungsfrage für Aquarien ein Hauptthema für den Abend, das sich in ziemliche Breite zieht. — Zur Auf- nahme in den Verein ab 1. Januar 1904 ist angemeldet Herr Christoph Ruppert, Bankbeamter hier, wohnhaft Frauenstraße 3/4 I. Aufg. Demonstrationsobjekte fehlen. Donnerstag, den 8. Oktober 1903. An Stelle des in Urlaub befindlichen I. Vorsitzenden übernimmt Herr Müller den Vorsitz. Protokoll Verlesung und Genehmigung. — Die eingelaufene Literatur wird zurückgestellt. — Die Kugelabstimmung über Herrn Christof Ruppert ergibt Aufnahme. — Herr Sigl verteilt hübsche Hydrocfeis-Pflänzchen, ferner Sagittaria variabilis Mich., 8. montevidensis Cham, und Schlecht, und endlich Setzlinge von Cyperus alternifolius Tr. , Herr Seifers Pflänzchen einer nicht bestimmten Myriophyllmn -Art, sowie solche von Sagittaria natans Michx. Durch Herrn Sigl wurden in einem Graben bei Aubing (in der Nähe Vereins-Nachrichten. 31 Münchens) gesammelt und vorgezeigt an Schnecken mul Muscheln ; Planorhis marginatus Drap., Limnaea ovata und palustris, Aplexa hypnnruni L., Bythinia tentaculata L., Valvata piscinalis Müll, sowie eine unbekannte Form, endlich TJnio atavus Lamarck in verschiedenen Größen. Herr Müller demonstriert einen mächtigen 16 cm messenden Bufo vulgaris L. von Sizilien, dann Clemmys caspica Gmel. var. rivulata Val. von Ragusa, weiter eine Lacerta viridis Laur., auffallend durch ihre rötlichen ßückenlinien, endlich Stücke der lang ersehnten Malta- Echse und zum ersten Male lebend diese Echse in der var. filfolensis Günth. der Filfola-Eidechse von der kleinen Felseninsel Filfola südlich von Malta. Die Malta-Echse muß wohl als eine besondere Form angesehen werden und dürfte ihrer ganzen Erscheinung nach der halearica de Bedr. am nächsten stehen. Ein herrliches Tier ist ihre melanotische Form, die var. filfolensis. An Größe der ebenfalls sehr schönen lilfordi (Lilfordeidechse) gleich, oder diese noch übertreffend, der Körper tiefschwarz mit zahlreichen grünen Tupfen und kleineren solchen Flecken geziert, stellt sie eine wirklich prächtige Erscheinung dar. Mit Ausnahme der von Bedriaga erwähnten Formen archipelagica, milensis und rasquinetti und endlich der rätselhaften steindaelineri haben wir nun sämtliche euro- päischen Lacertiden in geringerer oder größerer, ja manchmal in sehr großer Anzahl, lebend gesehen und auch weiterhin gepflegt oder pflegen die selteneren Formen noch. — Dieses Ergebnis für das abschließende Jahr stimmt freudig, läßt sich doch an den lebenden Tieren unendlich mehr sehen und lernen als an den toten, und sind diese auch für die systematische Untersuchung und für Anlage wissenschaftlicher Sammlungen unent- behrlich, so stimmen wir doch ein mit Dr. A. E. Brehm, der da sagt : „das tote, ausgestopfte, in Weingeist auf- bewahrte ist und bleibt immer nur ein Gegenstand.“ Donnerstag, den 15. Oktober 1903. An Stelle des beurlaubten I. Vorsitzenden führt Herr Haimerl denVorsitz. Protokollverlesung und Genehmigung. — Herr Haimerl bedauert den flauen Besuch der letzten Vereinsversammlungen und betont, daß hierin Wandel geschaffen werden müsse. — Herr Müller bespricht das massenhafte Fischsterben im Genier -Würmkanal, das durch die Abwässer der Gerner Brauerei nach erfolgtem Ablassen des Kanals hervorgerufen wurde. Eine große Anzahl von Cobitis barbatula L. wurde durch die Herren 3Iüller, Knan, Rembold und Rujipert noch gerettet. Zur Demonstration gelangten an heimischen Fischen junge Stücke von Tinea tinca L., Leuciscus cephahis L., Leueiscus erythrophthalmus L., Rhodeus amarus Bl. und Cobitis barbatula L., sämtliche von Herrn Knan im Nymphenburgerkanal erbeutet. — An Wassergetier wurde demonstriert: Ranatra linearis L., Notonecta glauca Tr., Naucoris cimicoides L. und Nepa cinerea L., diverse kleine Schnecken, Phryganeenlarven mit Gehäusen, Ephemeridenlarven etc. Auch diese Tiere sammelte Herr Knan auf seiner letzten Exkursion nach Lochhausen (ca. 5 km von München). Donnerstag, den 22. Oktober 1903. Der I. Vorsitzende weilt im Urlaub. Den Vorsitz übernimmt Herr Haimerl. Entschuldigt ist Herr Molter. Der Besuch der Vereinsversammlung ist schwach. — Im Einlauf: Karten der Herren Lankes und Molter. Durch Herrn Müller werden vorgezeigt : Hemidactylus turcicus L. (Scheibenfinger), aus der Gegend von Zara und Phyllo- dactylus europaeus Gene (Blattfinger) von Sardinien. — Herr Seifers teilt mit, daß die beiden Kampffische (Betta pugnax Günther) des Herrn Schwägerl der Kampflust eines Netroplus zum Opfer fielen. Das tote Weibchen des Kampffisches, das Herr Seifers vorzeigt, weist schwere Verletzungen auf. Donnerstag, den 29. Oktober 1903. Der I. Vorsitzende ist aus Urlaub eingetroffen. Zur Verlesung und Genehmigung gelangen die rückständigen Protokolle. — Im Einlauf Karte des Herrn Kämmerer an den Vorsitzenden, sowie für die Bibliothek des Ver- eines zwei Referierarbeiten des Herrn Dr. Przibram: „Experimentelle Biologie des Seeigels“ und „Regeneration“. An dieser Stelle den freundlichen Spendern noch einmal besten Dank. — • Herr Kämmerer teilt mit, daß er bei Bregenz während eines nur vierstündige]! Aufenthaltes am 29. September d. J. 1 erwachsenes, 1 kleines Exemplar und ca. 200 Kaulquappen (mit Hinter- und teilweise schon mit Vorderfüßen) der Geburtshelferki’öte {Alytes obstetricans Laur.) erbeutet habe. Herr Kämmerer über- mittelte uns einige Belegexemplare, Rana latastei Blngr. hofft Herr Kämmerer in größerer Anzahl aus Lugano zu erhalten und will uns in diesem Falle einige Exemplai-e zukommen lassen. Freundlichen Dank schon jetzt für die Zusage. Im Einlauf weiter Karte eines Flerrn Reinecke-Krefeld. Herr Labonte berichtet in einem längeren Schreiben an den Vorsitzenden über seinen Streber (Aspro asper L.). Aus Hamburg geht uns eine Einladung zur Beteiligung an einer Ausstellung zu. Der Fischereiverein Brandenburg bietet Ansichtskarten zum Kaute an. Einladung des „Humboldt“ - Hamburg. An- preisung eines neuen Fischfutters von M ulertt. Zwei Ein- ladungen des „Triton“ -Berlin. Herr Rembold über- mittelt einen Zeitungsausschnitt betr. „Vertilgung der Kreuzotter“ und erbittet sich Satzungen usw. für einen befreundeten Arzt. Endlich liegen zur Ansicht auf zwei neue Zeitschriften, nämlich: „Natur und Kultur“ und „Der Tierfreund“. — Herr Major Prestele teilt Herrn Sigl mit, daß er ein großes Exemplar einer Kreuzotter dem Verein zugedacht hatte. Der Vorsitzende konstatiert, daß weder an ihn noch an den Verein etwas gelangt ist. Herr Stiegele hat sich den neuen Heizapparat „Lipsia“ kommen lassen und regt an Versuche zu machen. Zu- nächst erbietet sich Herr Feichtiuger hierzu. — Die ein- laufene Literatur wird zurückgestellt bis zur nächsten Vereinsversammlung und wird im Hinblick auf das an die ortsanwesenden Mitglieder versandte Zirkularschreiben betr. den Besuch der Vereinsversammlung zur Erledigung- einiger Fragen interner Natur übergegangen. 5,Hottouia^‘, Verein für Aquarien- und Terrarieukuude zu DariiisLadt. Vereinslokal: „Hessischer Hof“, Wilhelminenstraße 1. Sitzungen am 1. und 3. Samstag jeden Monats. Sitzung vom 3. Oktober 1903. Eröffnung Uhr. Im Einlaufe: Einladung der „Iris “-Frankfurt a. M. Karten von Heim .Brüning und des Mitgliedes Herrn Dr. Schlosser, sowie Schreiben vom Verlag des ,,Tierfreund“-Braunschweig. An Zeitschriften liegt vor: „Verbandsanzeiger“ No. 2, „Blätter“ No. 19. Aus letzterem Heft sowie aus „Nerthus“ No. 39 u. 40 wird einiges durch den Vorsitzenden verlesen. — Herr Holtz macht recht interessante Mitteilungen über seine Girardinus caudiniacidatns und ihre Vermehrung. Nach seinen Beob- achtungen erfolgt unter sonst normalen Umständen bei den erwachsenen $ etwa alle 5 Wochen ein Geburtsakt. Übrigens sind genanntem Herrn, obwohl er die Jungen völlig isoliert hatte, doch einige davon bis aufs Rückgrat aufgefressen worden. Der Missetäter jedoch konnte noch nicht ermittelt werden. Indessen hat Herr Holz wieder frischen Nachwuchs an Girardinns erhalten, indem sein $ von G. caudimacidatus vor einigen Tagen weiteren 44 Jungen das Leben schenkte. — Herr Zachmann machte die Beobachtung, daß über und über mit Pilzen bedeckte Schwarzbarsche durch Verdunkelung des Behälters und Behandlung mit Salzlösung binnen kurzer Zeit wieder frisch und gesund wurden. — Herr.lamin zeigt eine vor einigen Tagen ganz in der Nähe von Darmstadt gefangene Zauneidechse (Lacerta agilis) vor, deren Färbung recht auffallend ist. Das Tier, der Zeichnung nach ein $ , ist nämlich ganz hellgelb mit einem schwachen Stich ins Bräunliche. Herr Zang bemerkt, daß ihm das Vor- kommen einer derartigen Färbung bei Lacerta agilis nicht bekannt sei, rät aber, erst einmal eine Häutung des Tieres abzuwarten, da man dann erst berechtigt sei, das frag- liche Exemplar als Farbenvarietät zu bezeichnen. — Herr Jamin teilt des weiteren mit, daß die Firma Henkel dahier die Freundlichkeit hatte, der „Hottonia“ eine Anzahl z. T. recht wertvolle Pflanzen (ca. 18 Arten) zur Bereicherung des Herbariums zu dedizieren. — Zur Vor- zeigung und Besprechung gelangen zwei Bändchen der „Miniatur-Bibliothek“, das Süß- und das Seewasseraqua- rium behandelnd. — Zum Schlüsse teilt Herr Weber noch mit, daß in seinem Aquarium Ludioigia Mulertti gegen- wärtig in Blüte stehe. — Schluß 10 Uhr. 32 V ereins-N achrichten . Sitzung vom 17. Oktober 1903. Eröffnung V2IO Uhr. Das Protokoll der Vorstands- sitzuug vom 10. Oktober wird vom I. Vorsitzenden, Herrn Zachmann, verlesen. Die Hauptpunkte desselben — Anschaffung von Dürigens „Amphibien und Reptilien Deutschlands •' sowie vereinfachte Anlegung des Vereins- vermögens werden genehmigt. Im Einlauf befindet sich die Tagesordnungskarte des Vereins „Iris“-Frankfurt a. M., aus der hervorgeht, daß Herr Bellgard (wohl wegen Fortzugs V. Fr.) den Vorsitz niedergelegt hat. Ferner ist eingegangen ; „Verbandsanzeiger“ Ho. 3 sowie „Natur und Haus“ No. 1 u. tf, „Blätter“ No. 20 und „Nerthus“ No. 41 u. 42. Aus dieser Zeitschrift sowie aus der „Fischerei-Korrespondenz“ (Oktoberheft) gelangen einige Aufsätze zur Bekanntgabe. — Schluß 11 72 Uhr. Richard Zang, H. Schriftführer. ;,Salvinia^S Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden zu Uauiburg. Vereinslokal: Siechenbräu, Kreuzweg 6. Jahres -Bericht über das Vereinsjahr 1903. Das 6. Vereinsjahr der „Salvinia“ liegt hinter uns. Es ist nicht nur ein recht arbeitsreiches, sondern auch ein in jeder Beziehung erfolgreiches Jahr. Die llitglieder- zahl wuchs in den ersten 9 Monaten von 205 auf 216. Als es sich dann im Laufe des Jahres herausstellte, daß der Verein eine ganze Reihe von Leuten (fast durchweg hiesige) zu seinen Mitgliedern zählte, die den geringen Beitrag nicht bezahlen wollten oder konnten, oder die mit ihren Zahlungen derartig in Rückstand gerieten, daß sie eine ersprießliche Vereinstätigkeit zum teil lahm zu legen drohten, entschloß sich der Vorstand, einen großen Reinigungsprozeß vorzunehmen und den § 9 der Satzungen mit aller Strenge durchzuführen. Der Erfolg war der, daß einige 60 Mitglieder im Laufe des Jahres aus- geschlossen wurden. Des weiteren wurde beschlossen, von der früheren (Gepflogenheit, nur die Mitgliednummern von ausgeschlossenen Mitgliedern in den „Nachrichten“ und den „Blättern“ zu veröffentlichen, abzugehen und in Zukunft die Namen bekannt zu geben, damit auch andere Vereine vor der Aufnahme solcher Mitglieder gewarnt werden. Sehr erfreulich war das beträchtliche Anwachsen der Zahl der auswärtigen Mitglieder. Sie erhöhte sich gegen das Vorjahr um 44, sodaß der Verein heute 69 auswärtige Mitglieder zählt. Eine große Befriedigung gewährte es uns, daß fast alle auswärtigen Salvinianer eine sehr rege Mitarbeit au den Bestrebungen unseres Vereins entfalteten, sei es durch Mitteilungen sachliche)’ Berichte über ihre Zuchterfolge, über ihre Heizanlagen oder interessante Beobachtungen, oder sei es durch An- fragen jeglicher Art unsere Liebhaberei betreffend, die ein erhebliches Interesse erkennen ließen. Der Briefver- kehr war denn auch ein sehr lebhafter. Alle Anfragen wurden umgehend beantwortet. Diejenigen unserer aus- wärtigen Herren aber, die im verflossenen Vereinsjahre nur wenig oder nichts von sich hören ließen, möchten wir hiermit angelegentlichst zur kräftigen Mitarbeit auf- gefordert haben. Jede Mitteilung von am Aquarium oder am Terrarium gemachter Beobachtung und sei sie schein- bar auch noch so belanglos, ist uns willkommen und regt zu weitere)! Untersuchungen an. Auch bitten wir wieder- holt, den Fragekasten recht eifrig in Anspruch zu nehme)), denn unseren Mitglieder)) Rat und Auskunft zu erteilen in allen unsere Liebhaberei betreffenden Fragen, ist eine der vornehmsten Aufgaben, die sich die „Salvinia“ gestellt hat. Unsere Beziehungen zu den übrigen Aquarien- und Ter- rarien-Vereinen waren im verflossenen Vereinsjahre über- aus herzliche. Ihi’en Ausdruck fanden sie in der Neu- anmeldung von 12 Vereinen, sodaß die „Salvinia“ heute mit 24 Vereinen mit einem Mitgliederbestand von zu- sammen zirka 1100 Personen gegenseitige Mitgliedschait geschlossen hat. Dem „Verbände“ gegenüber verhielten wir uns nach wie vor ablehnend. Wir halten die gegen- seitige Mitgliedschaft unter de)i verschiedenen, gleiche Zwecke verfolgenden Vereinen für die Interessento! für weit ersprießlicher, als wenn diese Vereine durch den Zwang eines Verbandes zusammengeschlossen werden, ganz abgesehen von den Kosten, die der Verband als Beitrag von seinen Mitgliedern erhebt, und die, nament- lich für größere Vereine, eine nicht unerhebliche Summe jährlich darstellen. An hiesigen Mitgliedern erhielt der Verein im Laufe des Jahres einen Zuwachs von nur 24 Mitgliedern, Dies war die Folge eines Vorstands- Beschlusses, der die Mitglieder ersuchte, im Vorschläge von neuen Mitgliedern ganz besonders vorsichtig zu sein. Nach Abgang einer Reihe weiterer Mitglieder, die wir teils durch den Tod, teils durch den Verzug nach aus- wärts, teils auch ohne besondere Angabe von Gründen verloren, fand insgesamt eine Abnahme um 104 gegen- über einem Zuwachs von 80 Mitgliedern statt. Der Ver- ein besteht heute am Jahresschlüsse aus einem Ehren- mitglied, 87 ordentlichen Mitgliedern, 69 korrespondierenden (auswärtigen) Mitgliedern, sowie 24 Vereinen, insgesamt also aus 181 Mitgliedei’n. Es hat somit gegen das Vor- jahr mit 205 Mitgliedern eine Verminderung um 24 Mit- glieder stattgefunden. Wenn wir nun in Betracht ziehen, daß erfahrungsgemäß bei Beginn des neuen Jahres eine große Zahl von Neuineldungen einzulaufen pflegt, so dürfen wir wohl der Überzeugung sein, in ganz kurzer Zeit den vorjährigen Mitgliederbestand wieder erreicht zu haben. Der Versammlungsbesuch war wiederum ein befriedigender. Er schwankte zwischen 24 und 60 Per- sonen. Der Durchschnitt betrug 35 Anwesende. An Vor- trägen wurden insgesamt 27 gehalten. Es fiel somit durchschnittlich auf jede der 26 Sitzungen mindestens einer. Demonstriert wurden in den Sitzungen die ver- schiedenartigsten Objekte, nämlich eine reiche Anzahl Reptilien, darunter sehr seltene, neu eingeführte Spezies, eine große Zahl neuer und neuester Fische, sowie endlich zahlreiche Aquarien-Heizsysteme und sonstige für die Liebhaberei notwendige Gegenstände. An den Vorträgen, Demonstrationen usw. beteiligten sich hauptsächlich folgende Herren: Haberle, Dr. Franck, Knöppel, Glinicke, Wach. Gerber, Siggelkow, Tofohr, Kraupner, Riechers, Jähn, Flurschütz, Maiburg, Hüttenrauch und Franz Harries, Darmstadt, denen auch an dieser Stelle der Dank des Vereins ausgesprochen sei. Die Gratisverteilungen und Gratisverlosungen in den Sitzungen erfreuten sich nach wie vor großer Beliebtheit. Sie bestanden unter anderen aus Girardinus caudiniaculatus und decimaculatus, Gani- busia affiiiis, Makropoden, Sonnenfischen, vielen hei- mischen Fischen , Schnecken . Muscheln , mancherlei Wasser- und Sumpfpflanzen, Süßwasserkrabben, Smaragd- eidechsen und einem neuen Gecko aus Palästina. Die im Vo)'jahre überaus ungünstigen Kassenverhältnisse haben sich in erfreulicher Weise gebessert. Durch größte Spar- samkeit ist es gelungen, nunmehr Kassenverhältnisse zu schaffen, die es uns ermöglichen, im nächsten Jahre unseren Mitgliedern und angeschlossenen Vereinen noch weitere ganz erhebliche Vorteile zu gewähren. Unter anderen sind Gratisverlosungen in großem Umfange auch für die auswärtigen Mitglieder geplant. Ein ganz be- sonderes Augenmerk haben wir wieder unseren Tierliefe- rungen zu Selbstkostenpreisen zugewandt, und hat uns diese Seite unserer Bestrebungen nicht nur den Dank und die Anerkennung weitester Mitgliederkreise eingetragen, sondern sie war auch ein lebhaftes Propaganda-Mittel zur Erwerbung neuer Mitglieder. Die Bibliothek wurde fleißig benutzt. Die Präparateu-Sammlung erfuhr wieder mancherlei Zuwachs. Von uns zu Vorzugspreisen ge- lieferte Fachzeitschriften wurden gehalten von 67 Mit- gliedern, nämlich die „Blätter“ von 45 und „Natur und Haus“ von 22 Herren. Wir laden zu weiteren Abonne- ments angelegentlichst ein! Im Vorstande traten einige Veränderungen ein. Am 5. Januar 1903 legte der Vor- sitzende Herr G. Brüning sein Amt nieder und schied alsbald aus dem Vereine. Am 15. Januar wurde ein- stimmig zum I. Vorsitzenden gewählt Herr Dr. P. Franck. Des weiteren schieden aus dem Vorstande aus der I. Kas- sierer He)-r H. Glinicke sowie der I. Beisitzende Herr P. Grosse, ersterer, u)n dem Vereine am Jahresende den Rücken zu kehren, letzterer beruflicher Pflichten wegen. An ihre Stelle rückten die Herren H. Schülke und H. Gerber. Zum Schlüsse rufen wir noch allen denen, die ihre Arbeitskraft dem Vereine zur \'erfügung gestellt haben, sowie allen denjenigen Mitgliedern, die unsere Bestrebungen auf irgend eine Weise unterstützt haben, unseren herzlichsten Dank zu! Die „Salvinia“ aber, sie möge weiter wachsen, blühen und gedeihen! Der Vorstand. Für die Redaktion verantwortlich : Dr. E.Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M. Jahrgang XV. Heft 3. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Aponogeton distachyus L. Von H. Baum. (Mit zwei Original-Photographien.) anter den Aquaiienpflanzen, welche leicht und dankbar blühen, muß in erster Linie Aponogeton distachyus genannt werden. Die zweiteiligen, weißgefärbten Bliiteuähren, welche auf dem Wasser schwimmen, hauchen außerdem einen recht angenehmen Duft aus; die zahlreichen langgestreckt-ovalen Blätter haben eine lebhaft grüne Farbe, die Knltnr und Vermehrung ist ebenfalls nicht schwierig, so daß dieses anspruchs- lose und zugleich hübsche Gewächs jedem Lieb- haber empfohlen zu werden verdient. Bei der Knltnr dieser Pflanzen ist haupt- sächlich zu beachten, daß selbige in zu warmem Wasser (über R.) vergeilen, sehr gut wachsen sie dagegen in jeder kräftigen Erdmischung im Zimmeraquarium; am besten aber in umfang- reichen Aquarien, Fässern oder Kübeln, welche über Sommer im Freien anfgestellt sind. Man kann diese Art sogar im Freien in Teichen über- wintern, sofern die Teiche eine Wassertiefe von wenigstens 60 — 70 cm haben. Tritt wälirend des Winters ausnahmsweise ein so strenger Frost ein, daß das Wasser bis auf den Grund gefriert, so gehen die Wurzelknollen natürlich durch Frost zu Grunde. Die geringste Wassertiefe, welche Aponogeton distachyus im Zimmer- Aqua- rium beansprucht, dürfte 25 — 30 cm betragen, wie bereits oben erwähnt, gedeiht diese Art in einer Wassertiefe von 70 cm noch ganz vor- züglich. Hat man einige Knollen dieser Art erworben, so dürfen dieselben nicht lange trocken liegen bleiben, sondern müssen in feuchter Erde und kühlem Raume bis zur Zeit des Pflanzen s auf- bewahrt werden. Etwa erhaltene Samen dürfen ebenfalls nicht austrocknen, sondern müssen entweder in frischem, kalten Wasser auf bewahrt oder sogleich ausgesät werden. Diese Art setzt übrigens ohne jegliche künstliche Befruchtung (Nachdruck verhoteji.) sehr leicht Samen an. die Samen haben eine grünliche Farbe und schwimmen nach der Reife eine Zeit lang auf dem Wasser umher, um dann iinterzusinken und zu einer neuen Pflanze empor- znwachsen. Einen ähnlichen Vorgang finden wir bei den Samen der Seerosen, welche, nach- dem sie mit ziemlicher Gewalt ans der Samen- kapsel geschlendert wurden, sich weithin auf der Wasseroberfläche verbreiten und mittelst der die Samen umgebenden schleimhaltigen Schicht zuerst schwimmend erhalten bleiben, um dann nach einiger Zeit in den Schlamm zu sinken, wo sie alsbald keimen. 34 Karl Höppner: Die technischen Grundlagen der Aquarienheizung. Der knollige Wurzelstock von Aponogeton distachyus deutet schon darauf hin, daß diese Art von Zeit zu Zeit einzieht, um eine Ruhe- periode durchzumachen. Ich habe beobachtet, daß Pflanzen, welche im März eingepflanzt wurden, etwa bis Juni- Juli kräftig vegetierten und fleißig blühten. Dann wurden die Blätter mitten im Sommer gelb und gingen ganz und gar zurück, so daß man annehmen konnte, die Pflanzen hätten ihr Leben ausgehaucht. Nach wenigen AVochen zeigten sich aber aufs neue Blätter und Blüten, die sich bis zum Eintritt des AA^inters entwickelten. Daraus kann man den Schluß ziehen, daß diese Art zweimal im Jahre Blätter und Blüten treibt, und damit die Pflanze im Sommer recht kräftig blühe und ge- deihe, ist es unbedingt notwendig, dem A¥urzel- stock im AVinter durch Aufbewahren im Schlamm und kühler Temperatur die größte Ruhe zu gönnen. Zu erwähnen sei noch, daß von Henkel in Darmstadt eine großblumige Varietät, Äpono- geton distachyus var. grandifiorus angeboten wird; vor mehreren Jahren soll auch eine rosa blühende Abart in Kultur gewesen sein, die aber wieder verschwunden sein dürfte, da man selbige heute in keinem Katalog verzeichnet flndet. Aponogeton distachyus ist in Süd -Afrika be- heimatet. Schon in der nächsten Nähe von Kapstadt flndet sich diese Art in kleinen Teichen so häufig, daß die Knollen, welche Stärkemehl enthalten, von weniger bemittelten Leuten ge- sammelt und genossen werden. Ebenso werden die jungen Blütenschäfte als Gemüse zubereitet und gegessen. In nächster Nachbarschaft von dieser Art wächst Aponogeton angustifolius Ait, von voriger sogleich dadurch zu unterscheiden, daß sie in Blättern und Blüten bedeutend kleiner ist. Diese Art ist meines AVissens noch nicht lebend ein- geführt, ebenso wenig wie Aponogeton lepto- stachyus E, Mey. und A. spathaceus E. Mey., welche beide ebenfalls am Kap der guten Holf- nung zu Hause sind. Vielleicht hat der eine oder andere Leser dieser Zeitschrift gute Freunde am Kap der guten Hoffnung, welche sich dazu verstehen, AVurzelknollen der noch nicht in Kultur befindlichen Arten zu sammeln und in geeigneter Verpackung nach Europa zu senden. Von den bis jetzt bekannten 14 Aponogeton- Arten sind meines AVissens nur 3 Arten in Kultur. Als erste käme die soeben ausführlich be- sprochene Art, Aponogeton distachyus in Betracht, als zweite ist Aponogeton monostachyus L. f. und als dritte Art, Aponogeton fenestralis (Poir.) Hooh. f hervorzuheben. Die letztere Art, noch bekannter unter dem Namen Ouvirandra fene- stralis Poir., ist entschieden die interessanteste unter den Aponogetonaceen. Sollte dem Verfasser dieser Zeilen die nicht gerade leichte Kultur dieser merkwürdigsten aller Wasserpflanzen gelingen, so wird in dieser Zeitschrift später ein besonderer Aufsatz über Aponogeton fenestralis erscheinen. (Nachdruck verlioten.) Die technischen Grundlagen der Aquarienheizung. Von Karl Höppner, Heizungsteclmiker. achdem in den Zeitschriften und den Ver- einen alles Mögliche und Unmögliche über Aquarienheizungen vorgebracht worden ist (von der direkt unter den dicken Glasboden eines Akkumulatorenglases gestellten Lampe bis zu dem in einem doppelt verglasten kleinen kasten- förmigen Gewächshause untergebrachten Aqua- rium), geben wir in Nachfolgendem einem Heizungstechniker und Aquarienfreund dasAVort zu diesem Thema. Eine Heizung ist um so besser, je voll- kommener sie die durch die Feuerung er- zeugte AVärme aufnimmt und für den Heizzweck wieder abgibt. Es ist also zu unterscheiden zwischen Feuerung und Heizung. Beide sollen einen möglichst hohen Wirkungsgrad haben. AA^erden z. B. in der Feuerung 90 7o im Brennstoff vorhandenen AVärmequantums frei, und durch die Heizungsvorrichtung von diesen 90 7o wieder 90 ®/o aufgenommen, so sind das nur noch 81 ”/„ dei‘ im Brennstoff enthaltenen AVärme. Aber auch von diesen 81 7o gehen auf dem AVege zum Verbrauchungsorte noch 10 bis 30 7o verloren, sodaß im günstigsten Falle etwa 72 °/o nutzbar gemacht werden. Es handelt sich also bei den Aquarienheizungen darum: 1. muß durch die Feuerung viel AVärme frei werden, 2. müssen die aufnehmenden Teile der Heizung aus Materialien bestehen, die imstande sind, durch ihre Qualität oder Wärmeleitungs- fähigkeit und durch ihre örtliche Anordnung die entstandene Wärme schnell aufzunehmen, 3. müssen die AVege von der Aufnahme- zur Abgabe- oder Gebrauchsstelle möglichst kurz oder durch Isolierung gegen Wärmeverluste geschützt sein, und Karl Höppnei’; Die technischen Grundlagen der Aquarienheizung, 35 4. müssen die die Wärme wieder abgebenden Teile den Besonderheiten des Aquariums (Rücksicht auf den Luftgehalt des Wassers, auf die Plianzenwurzeln, und besonders auf gleichmäßige Erwärmung des Ganzen) ent- sprechen. Auch bezüglich der Aquarienfeueruug gilt, daß dieselbe um so wirksamer ist (d. h. um so mehr Wärme aus dem Brennstoff freimacht) Je mehr die Flamme Raum zur Entwicklung hat. Jeder Brennstoff gebraucht zu seiner voll- ständigen Verbrennung eine gewisse Menge Sauerstoff, beziehungsweise Luft, d. i. durch 79% Stickstoff verdünnter Sauerstoff. Wird nur gerade die nötige Menge Luft zugeführt, so sind die Ver- brennungsgase an Quantität gering, die bei der Verbrennung entstandene W ärmemenge somit an verhältnismäßig wenig Gase gebunden und diese des- halb entsprechend heiß. Wird vielmehr Luft, als zur Verbrennung nötig ist, dem Brennstoff zugeführt, so kann selbstverständlich die entstandene Wärmemenge auch nicht größer sein, sie ist dagegen auf die Verbrennungs- gase und die überflüssige Luft ver- teilt; so kommt es, daß die Ver- brennungsgase plus überschüssige Luft (w^elches Gemenge dem Laien anch nim als Verbrennungsprodukt er- scheint) bedeutend kühler sind. Es beträgt theoretisch beispielsweise die Flammentemperaturerhöhung beim Verbrennen von Leuchtgas in der ein- fachen Luftmenge 2556® C, in der 1% fachen nur 1818® C. Die Temperaturen der Heizgase stehen in einem bestimmten Verhältnis zur Menge der für die Wärmeaufnahme benötigten Flächen des Heizapparates. Je höher die Temperaturdifferenz auf beiden Seiten der die Wärme aufnehmenden Flächen ist, desto mehr Wärme wird übertragen, das heißt, die Heizflächen brauchen nur geringe Ausdehnung zu haben, um die so vorhandene Wärmemenge auszunutzen; Je geringer indes die Temperaturdifferenz ist. Je weniger Wärme wird übertragen, und um doch dieselbe Wärmemenge wie vorher aufzunehmen, müssen mehr Flächen vorhanden sein. Metalle leiten die Wärme besser als z. B. Glas. Deshalb würden Glasflächen von größerer Ausdehnung nötig sein, um eine be- stimmte Wärmemenge zu übertragen, als Metall- flächen. In Bezug auf die Wärmeüberleitungs- fähigkeit stehen von den Metallen Kupfer und Messing obenan, dann folgen Eisen, Zink, Zinn nnd Blei. Es wird ferner mehr Wärme über- tragen durch die gleiche Fläche aus warmem Wasser durch Metall in Wasser als aus warmer Luft auf demselben Wege in Wasser. Bezüglich der Abstände zwischen den wärme- aufnehmenden und wärmeabgebenden Flächen kann man die Heizapparate unterscheiden in solche mit direkter und indii-ekter Erwärmung. Ist das die Wärme auf einer Seite aufnehmende Blech auf seiner anderen Seite zugleich der die Wärme dem Wasser mitteilende Kör- per, so liegt direkte Erwärmung vor; eine nach dem Prinzip der Warm- w'asserheizung gebaute Aquarien- heizung stellt sich dagegen als in- direkte Heizung dar. Die indirekte Heizung entspricht allen xinforderungen, die an eine xlquarienheizung gestellt werden können. Wenn sie gut konstruiert ist, wenn insbesondere die Warm wasser- röhren hinreichend weit sind (ca. 20 mm), der Heizkessel mindestens 50 cm tiefer liegt, als die die Wärme abgebenden Röhren, so kann selbst ein gi'oßes Aquarium in den Maßen 100 : 50 : 40 bequem damit erwärmt werden, ohne daß das Heizwasser über 35® C erwärmt werden braucht. Dann findet kein Auskochen der für die Fische nötigen Atmungsluft statt. Nur billig ist eine solche Erwärmung nicht, weil auf dem Wege vom Heiz- kessel zum x4quarium viel Wärme ver- loren geht. Schlecht konstruiert sind alle die Heizungen, in denen das Heizwasser erst zu zirkulieren beginnt, wenn es beinahe kocht. Die direkten Heizungen lassen sich unter- scheiden in x4pparate zum Einstellen in den oder auf den Sand, zum Einlöten in den Blech- boden und in heizbare Aquarien, bei denen die Heizung zugleich einen Konstruktionsteil des Aquariums bildet. Daß Apparate zum Einstellen einen schönen Eindruck auf den Beschauer machen, wird nie- mand behaupten, ebenso störend wirken die in den Blechboden eingelöteten, welche sich über den Wasserspiegel erheben. Beide haben auch den Fehler, daß die aus dem Apparat auf- steigenden Verbrennnngsprodnkte (z. B. Kohlen- säure) sich auf dem Wasserspiegel niederlassen, selbst die Deckscheibe des Aquariums kann dies + Blatt von Äponogeton fenestralis. Naturselbstdruck für die „Blätter“. Ivarl Höppner: Die tceliiiisclien Drandlagen der Aquarienheizung. nicht vollständig verhindern. Daß die Heiz- flanime ihre meiste Wirkung nach oben ausübt und deshalb diese Apparate (wenn nicht eine Ummantelnug oder eine A'orkammer angebi-acht ist, durch welche stets Bodenwasser augesogen und erwärmt wird) das Aquarium erst in einer gewissen Höhe erwärmen, ist ihr allbekannter Nachteil. Wirkt die Heizflamme endlich ins- besondere auf einen Punkt, so flndet an dieser Stelle ein Auskochen der im Aquarienwasser enthaltenen Luft statt. Diesem Übel ist da- durch abzuhelfen, daß an dieser Stelle die Metall- wand verdoppelt oder ein schnelles Vorbeiströmen des Aquarienwassers (in weiten und schräg- gestellten Röhren) bewirkt wird. Röhren in solchen Apparaten sind so anzuordnen, daß alle das Aquarienwasser auf derselben Seite auf- nehmen und nach der entgegengesetzten be- fördei'u. Der Wirkungsgrad eines Heizapparats kann nicht allein aus der Temperatur der Ab- gase bestimmt werden. Es beweist gar nichts in dieser Beziehung, daß z. B. die Gase den Apparat mit 25 oder 30*^0 verlassen, wenn man nicht weiß, welche Temperatur im Feuerungs- raunie herrscht; diese erreicht bei den kleinen für Aquarienzwecke verwendeten und mit sehr großem Luftüberschuß brennenden Flammen im Durchschnitt kaum -j- 80 — 100^’ C. Die Einstellapparate werden durch Innen- feuerung, die zum Finlöten eingerichteten durch Unterfeuerung erwärmt. Die billigsten Apparate für Unterfeuerung sind die bekannten nach unten offenen Kästen, welche über einen Ausschnitt des Bodens gelötet werden. Für kleine Aquarien sind sie wohl die besten. Auch größere können durch solche Kästen, eventnell mehrere, mit Vor- teil erwärmt werden, wenn statt des einen großen Eingriffs in den Aquariumboden nur zwei runde Löcher gefertigt werden, ein kleines von 20 bis 25 mm Durchmesser zum Eintritt und ein solches von doppelter Größe zum Austritt der Heizgase. Um ein Auslöschen der Flamme durch herab- tropfendes Kondenswasser zu verhüten, empfiehlt es sich, dieses von der Eintritts Öffnung abzu- sperren dadurch, daß in diese ein kurzes Rohr- stück eingelötet wird, welches etwa 1 cm in den Kasten hineinragt. Selbstverständlich ist die Decke des Kastens von der direkten Einwirkung der strahlenden Flammenwäi-me durch eine Ver- doppelung oder eine schräg gestellte Deflektions- platte zu schützen. Es ist nicht notwendig, durch diesen Kasten noch eine oder mehrere Röhren zu ziehen, in denen Aquarien wasser zirkuliert. Ebenso überflüssig ist eine Ent- lüftung derselben nach oben durch zylindrische oder konische Röhren. Diese Heizkästen haben nur den einen Übelstand, daß sie einen großen Teil des Aquarienbodens für sich in Anspruch nehmen und dadurch auf die Bepflanzung hindernd wirken. Aber auch dem ist abzuhelfen, wenn statt des Kastens ein Rohr von etwa 5 cm lichter W^eite verwendet und dieses über den Sand derart plaziert wird, daß es an einer Seite ein engeres Zuführungs-, an der andern ein doppelt so weites Abführungsrohr für die Heizgase enthält. Ein Rohr von 5 cm Weite ersetzt einen Kasten von 16 cm Breite, weil das Rohr auf allen Seiten, der Kasten nur oben mit dem Aquarien wasser in Berührung steht. Es ist weiter die Zirkulation des Wassers um das Rohr herum eine un- gehinderte, die Wärmeabgabe also eine derart geregelte, daß jedes Wasserteilchen nicht lange mit dem warmen Rohr in Verbindung bleibt und beim Höhersteigen an dem Rohr von dessen oberen etwas wärmeren Teilen doch noch einen kleinen Wärmezuschuß mitnimmt. Dieses wage- rechte Rohr mit seinen beiden senkrechten Stntzen läßt sich auch in jedes Akkumulatorenglas ein- banen; denn zwei entsprechende Öffnungen sind bald gebohrt und die Abdichtung mit Gummi ist leicht. Die heizbaren Aquarien sind auch nur mit viereckigen Heizkästen, wenn auch in der Weise versehen, daß der Kasten zugleich ein mit dem Aquarium verbundener und organisch zusammenhängender Konstruktionsteil geworden ist. Eine bessere Ausnutzung der Brennstoff- wärme ist nicht erreicht, im Gegenteil: dadurch daß der Brennstoffbehälter in dem Heizkasten Aufnahme gefunden hat, wird dieser zu niedrig in bezug auf die Entwicklung der Flamme und doch zu hoch, um nicht störend zu wirken, selbst wenn er durch eine auffallend hohe Sandschicht verdeckt worden ist. Die Luftzuführung läßt meist, besonders wenn mehrere Flammen brennen sollen, zu wünschen, und das entstehende Kon- denswasser muß selbst sehen, wo es bleibt. Von der Einrichtuug, bei welcher die Lampe an der Seite brennt und die oberste Wasserschicht er- wärmt, weil die Sonne von oben her in der Natur auf das Wasser ein wirkt, kann ich wohl absehen. Bezüglich der automatischen Entfernung des Kondenswassers aus Einstellapparaten gebührt dem Herrn Architekten Hermann Kroog zu Deutsch-Wilmersdorf bei Berlin das Verdienst, die einzig richtige Vorrichtung zuerst angewendet zu haben. Er fertigte sich aus einem engen Glasrohr von etwa 1 mm Weite einen Saug- Karl Höppner: JJie technischen flrundlag'en der Aquarienheizung:. lieber, dessen einer Arm bis fast auf den Boden des Heizapparates und dessen anderer Arm über das Aquarium hinweg in eine etwas tiefer als der Apparat stehende Schale tauchte. Durch Ansaugen wird dieser Heber mit Wasser gefüllt und daun an Ort und Stelle gebracht. Selbst beim Unikehren läuft infolge der Enge des Eohres kein Wasser heraus. Sobald sich nun der Heizapparat mit Kondeuswasser zu füllen beginnt, wird es durch das Glasrohr in die außen stehende Schale befördert. So konnte Herr Kroog seine Einstellapparate monatelang (mit Gas) heizen, ohne sie nur einmal berühren, ge- schweige denn herausnehmen zu brauchen. An Brennmaterialien für Aqnarienheizimgen kommen in Betracht: Petroleum (bezw. Salonöl), Gas, Spiritus, und Eüböl. Es enthält 1 kg Petroleum ca. 10 000, ein kg Gas (d. h. etwas über 2 cbm) ebenfalls 10 000, 1 kg Spiritus ca. 6000 und 1 kg Eüböl ca. 8000 Wärmeeinheiten. Eine Wärmeeinheit ist diejenige Wärmemenge, welche erforderlich ist, um 1 kg oder 1 Liter Wasser nm PC zu erwärmen. 1 kg Petroleum kostet etwa 28 Pfennige, 1 kg Gas in Berlin ebensoviel, 1 kg Spiritus etwa 33 Pfennige und 1 kg Eüböl etwa 90 Pfennige im Einzelverkauf. Demnach kosten 1000 Wärmeeinheiten aus Petroleum 2,8 Pf., aus Gas ebensoviel, ans Spiritus 5,5 und ans Eüböl 1 1,25 Pf., d. h. die Wärme aus Spiritus ist doppelt, die aus Eüböl viermal so teuer wie die ans Gas oder Salonöl. 100 Preßkohlen kosten 80 Pf., 1 Zentner Stein- kohlen 1,40 Mk.; 1 kg Preßkohlen liefert 4000 und 1 kg Steinkohlen 7000 Wärmeeinheiten; somit kosten 1000 Wärmeeinheiten aus Kohle nur 0,4 Pf. Leider können wir unsere Aquarien- heizapparate nicht mit Kohle speisen. Die in den Brennstoffen vorhandene Wärme können wir in den kleinen Feuerungen, wie wir sie für unsere Aquarien brauchen, nicht voll zur Geltung bringen. Während sich Gas allen Bedürfnissen zwanglos anpaßt, auch Spiritus gut verbrennt, wenn die Flamme nicht gar zu klein ist, läßt sich Petroleum zu kleinen und Eüböl zu größeren Flammen nicht gut benutzen. Die Flamme soll gei'uchlos brennen. Schon des in der Luft be- findlichen Staubes wegen verbrennt kein Körper ganz geruchlos, dazu hat jeder Körper beim Ver- brennen noch seinen nur ihm eigentümlichen Geruch, der den einen mehr, den andern weniger, den dritten gar nicht belästigt, sodaß dieser zu behaupten wagt: „Die Flamme riecht (mir) absolut nicht !‘‘ Petroleum wird für Aquarien- zwecke am geruchlosesten wohl in kleinen zwei- oder dreiliuigen Breitbrennern verbi’annt, die ganz zufriedenstellend ihre Pflicht erfüllen, wenn sie alle 24 — 48 Stunden einmal gereinigt werden, vorausgesetzt, daß der Zylinder nicht springt und das amerikanische Salonöl nicht zu sehr mit russischem Petroleum versetzt ist. Leider bildet sich über der Flamme an der Decke des Heizapparates bald eine Enßschicht, welche die Ausnützung der erzeugten Wärme durch den Apparat herabmindert; auch sind die dicklichen, holzteerähulichen Kondensationsprodukte, welche noch außer dem KondensAvasser erscheinen und Wände und Boden des Heizapparates übei'ziehen, keine angenehme Beigabe. Dagegen werden die Metallteile des Heizapparates von den Abgasen der Petroleumflamme chemisch fast gar nicht angegriffen, sodaß selbst ein solcher aus Zink- blech viele Jahre hält. Die Petrolenmflamme strahlt eine ziemlich bedeutende Wärmemenge nach den Seiten aus. Es bedarf deshalb be- sonderer Konstruktionen, um diese Wärme zu fassen und ins AquarieuAvasser überzuführen. Endlich muß auch der Zylinder vor herab- tropfenden Kondensationsprodukten geschützt sein. Wem öfter infolge Springens des Zylinders oder infolge Abspringens der Borkenbildung an dem Dochte sein Heizapparat und das Zimmer eingeränchei t wurde, der Avill nichts mehr von Petroleum wissen; er wendet sich, Avenn ihm Gas mit den niedlichen Fahrradlampenbrennern nicht zur Verfügung steht, zur Spirituslampe; denn die Spielerei mit Eüböl-Nachtlichtchen hat noch keinen, de)- auch nur ein größeres Aquarium zu heizen hat, lange gefesselt. Bei Spiritus ist nur zu beachten, daß an dem durch eine Tülle gefaßten Docht nicht gestochert w^erden darf, wenn die Lampe brennt. Auch die Spiritus- flamme und ihre Gase greifen die Wandungen des Heizapparates nur wenig an, dagegen kann durch Gas, Avenn dieses auch nur Spuren von scliAvefliger Säure enthält, schon in wenigen Wochen millimeterstarkes Blech zerstört werden. In dem bei Spiritus- und Gasheizung ziemlich reichlich auftretenden Kondenswassei“ befinden sich Metalloxyde und -Salze aufgelöst, die alle dem Material des Heizapparates fi'üher ange- hörten. Die durch Sti'ahlung nach den Seiten entsandte Wärmemenge ist bei den schwach- leuchtenden kleinen Spiritus- und Gasflammen zwar nicht sehr erheblich, aber immer doch noch bedeutend genug, um ein Nichtfassen dieser Wärme VerscliAvendnng zu nennen. Wieviel Wärmeeinheiten einem geheizten Aquarium durch die Heizung zugeführt werden 38 Otto Tofohr: Das Chamäleon im Terrarium. müssen, läßt sich folgendermaßen feststellen. Das geheizte Aquarium gibt an das Zimmer bezw. an die Zimmerluft Wärme ab durch Wärme- ausstrahlung und durch Wärmeüberleitung, und zwar mittelst seiner gesamten Oberfläche (Deck- scheibe, Seitenscheiben, Metallteile und auch durch den Boden). Es wird um so mehr Wärme abgegeben, je wärmer das Aquarium und je kälter das Zimmer und je bewegter die Luft in der Nähe des Aquariums ist (zugige Fenster). Die Wärmemenge, welche auf diese Weise dem geheizten Aquarium fortwährend verloren geht, beträgt pro Stunde für jeden Grad Celsius Temperaturdifferenz zwischen Aquarium und Zimmerluft und für jeden Quadratmeter Aqua- rien-Oberfläche (inkl. Boden und Deckscheibe) 5 bis 7, im Mittel 6 Wärmeeinheiten. — Ein Aquarium in den Maßen 100 .50.40 hat 0,5 qm Boden, 0,5 qm Decke und 1,2 qm Seitenflächen,, zusammen also 2,2 qm Oberfläche. Beträgt die Wasserwärme 20“ C, die der Zimmerluft am Fenster 10“ C, so ist der stündliche Wärme- verlust 6 . 2,2 . 10 = 132 Wärmeeinheiten. Diese 132 Wärmeeinheiten müssen stündlich dem Aquarienwasser durch die Heizung wieder zu- geführt werden, um dessen Temperatur auf 20“ C zu erhalten. 132 Wärmeeinheiten sind enthalten in 13 g Petroleum, oder in 22 g Spiritus, oder in 16^2 g Büböl, oder in 30 Litern Gas. Da aber weder Feuerung noch Heizung vollkommen sind, so müssen je nach dem Wii’kuugsgrad der Anlage 25 bis 50 “/o Brennmaterial mehr ver- braucht werden. Um Brennstoff zu sparen, empfiehlt sich eine Umhüllung des Aquariums, wenigstens der vier Seitenwände, selbstverständlich nur mit Glas- scheiben. Zwischen Aquarium und beAvegter Zimmerluft befindet sich nun eine ruhende Luft- schicht, welche bekanntlich zu den schlechtesten Wärmeleitern zählt. Dadurch wird die Wärme- verlustziffer 6 auf ca. 3^/.^ herabgesetzt. Der stündliche Wärmebedarf des obigen Aquariums beträgt jetzt 3,5 . 2,2 . 10 = 77 Wärmeeinheiten. Für denjenigen, der viel Fische im Zimmer zu überwintern hat, bezw. im Sommer züchten Avill, ist ein gußeiserner Dauerbrandofen immer noch die billigste Heizung. Ein solcher Ofen stellt für ein ganzes Zimmer voll Aquarien technisch betrachtet eine Aquarien - Zentral- Feuerluftheizungsanlage dar. (Nachdruck verboten.) Das Chamäleon im Terrarium. Von Otto Tofohr, Hamburg (Salvinia). (Mit einer Originalphotographie.) (Schluß.) er seine Chamäleone im Gesellschafts- Terrarium zusammen mit allerlei schnellen Lacerten, als Mauer- und Wiesen- Eidechsen, Algiroiden usw. hält, hat bei der Fütterung ganz besonders darauf zu achten, daß den Chamäleonen nicht von den weit gewandteren kleinen Eidechsen das Futter Aveggeschnappt wird, was in der Eegel dann geschieht, wenn nur eine spärliche Einbringung von für die Chamäleone bestimmten Insekten stattfand. Am leichtesten wird die Chamäleonpflege daher im speziellen Chamäleon- Hause sein. In diesem geht ein Chamäleon überhaupt leichter ans Fressen, weil seine Auf- merksamkeit nicht durch das viele Umherlaufen anderer Echseu abgelenkt wird. Auch sind Chamäleone von hoher Eeizbarkeit; sie fühlen sich im stark belebten Terrarium fortwährend beunruhigt, und vor lauter Zornausbrüchen, die sich in vielem Zischen, Maulaufreißen und Auf- blähungen äußern, ärgern sie sich allmählich in solche Nervosität hinein, daß sie zaghaft und scheu werden, und nun überhaupt nicht mehr an Fressen denken. Wie sind nun Chamäleone im Winter zn be- handeln ? Im Freileben werden diese Tiere sicher eine kurze Winterruhe durchmachen, die sie in Baumlöchern, hinter Baumrinde usw. ab- halten mögen. In der Gefangenschaft dürfte eine solche jedoch Avenig zweckdienlich sein, da es dem Liebhaher kaum möglich sein wird, die gehörige Mästung seiner Gefangenen im Herbste zu bewerkstelligen, und ohne eine gute Wohl- beleibtheit ertragen diese Tiere eine längere Fastenzeit nicht. Es ist ihnen also auch im Winter eine angemessene Wärme (ca. 25 — 28“ C.), viel Licht und nach Möglichkeit auch Sonnen- schein zu bieten, ebenso muß ihnen regelmäßig Futter gereicht werden. Erstere Bedingungen sind leicht zu erfüllen, letztere hat ihre Schwierig- keiten. Die Futtertiere müssen im Herbste ge- sammelt und für den Winter in geeigneten Be- hältern am Leben erhalten werden. Grillen (die ich aus Italien importierte), Grashüpfer und Heuschrecken halten sich monatelang bis weit in den Winter hinein lebend, wenn man sie mit geschabten gelben Wurzeln füttert und warm stellt. Schmetterlingspuppen sammelte ich zu Hunderten am Ausgange des Sommers, nament- lich in der Nähe von Kohlfeldern oder an den von den Eaupen des Kohlweißlings ebenfalls Otto Tofohr: Das Chamäleon im Terrarium. 39 arg heimgesuchten Nastiirtiumpflanzen, die auf Balkons und Grartengitteni viel als Ziei’pflanzen gezogen werden. Ans diesen Puppen sclilnpfen, wenn sie warm gehalten werden, im Laufe des Winters eine ganze Anzahl Schmetterlinge, die dann als Futter für die Chaniäleone venvandt werden können. Bewahrt man diese Puppen kalt auf, so wird das Ausschlüpfen verhütet und sie können so wie sie sind verfüttert werden. Man muß sie den Chamäleonen au recht hellbelich- teten Orten des Terrariums dar- bieteu,ambesten auf einem Bogen weißen Schreib- papiers, wo sie deiiTieren sofort auffallen und be- gierig ergriffen werden. Des weiteren sind im Winter Schaben zu verfüttern, am besten eignet sich hierfür die kleine Art, die den ganzen Win- ter über in jeder Backstube zu finden ist. Wenn man nun noch (in der in frühe- ren Jahrgängen der „Blätter“ beschriebenen Weise) künstlich gezogene Flie- gen seinen Ge- fangenen bietet, so ist für ge- nügende Ab- wechslung im Futter gesorgt. Ist schließlich gegen Ende des Winters absolut keiu passendes Futtertier mehr zu beschaffen, so muß zur Zwangsfütterung mit geeigneten Stoffen geschritten, die Chamäleone müssen also „gestopft“ werden. Abgebrühte Eegenwürmer oder Stücke gekochten Fisch- fleisches, denen man noch etwas Piscidin hinzu- kneten kann, sind leicht verdauliche Nalirung, mit welcher diese Reptilien lange Zeit erhalten werden können. Man füttert sie hiermit einen um den anderen Tag. Das Maul des zu füttern- den Chamäleons darf nicht mit irgend welchen Instrumenten aufgebrochen werden, es ist dies vielmehr behutsam lediglich vermittels der Hände auszuführen, was bei einiger Übung sehr leicht gelingt. — Zu tränken sind Chamäleone täglich mittels Tropfenfalles. Man hängt unter das Dach des Terrariums eine kleine ca. ’/2o warmes AVasser enthaltene Blechbüchse, in welche vorher ein feines Loch zu stechen ist, sodaß dasAA^asser trop- fenweise herab- fällt und ge- räuschvoll von AstzuAst tropft. Solche Tränke suchen die Tiere begierig auf, während sie ein AA'asserbecken nicht zu finden wissen. Ich sah erst ein einziges Mal ein Chamä- leon aus einem solchen seinen Durst löschen, und aucli dies war nur ein Zu- fall, es war näm- lich hineingefal- len und merkte nun erst, Avas es mit seinem In- haltefür eineBe- Avandnis hatte. Zum Schlüsse will ich nichtver- fehlen, die son- derbare Freß- weise des Cha- mäleons zu schil- Cliamäleon (Chamaeleon vulgaris). dem, denn diese Sache ist so eigenartig und so interessant, wie wir sie bei keinem anderen Geschöpfe im ganzen Tierreiche auch nur annähernd vorfinden. Die Beute Avird lediglich mittels der herausschnellbaren über körpeilangen Zunge ergriffen, und zAvar derartig, daß das Futtertier an das kolbenartig verdickte eigentümlich klebrige Zungenende angeleimt wird und mit dem schnell Avieder eingezogenen Organ zwischen die Kiefer gelangt, alhvo der Bissen grob gekaut und in den Schlund hinabbefördert Avird. Wenn ein Chamäleon z. B. einen Grashüpfer ver- Originalaufnalime nach dem Leben für die „Blätter“. 40 H. Bo lau: Zwei Durchlüfter. speisen will, so sieht man dasselbe ziemlich behende auf sein Opfer losschreiten. Ist es bis auf eine gewisse Entfernung herangekommen, so macht es halt, und richtet beide, für gewöhnlich un- stät umherschweifenden, Pupillen scharf nach vorn genau auf die Beute, es scheint die Ent- fernung ahzuschätzen. Der Grashüpfer wird unruhig, er will entweichen, aber schon öffnet der Eäuber um ein weniges den weitgespaltenen Rachen und heraus schießt die mächtige Zunge; sie trifft ihre Beute genau am Kopfende und leimt sie fest. Der Schlag geschieht sehr heftig und betäubt offenbar das Opfer, man hört die Zunge mit dumpfem Geräusche aufschlagen. Das Zurückziehen geschieht so schnell, daß man es kaum mit den Augen verfolgen kann, man sieht das Insekt plötzlich zwischen den mächtig arbeitenden Kiefern, bis es, mit dem Kopfe vor- an, im Schlunde verschwindet. Eigentümlich ist es, oder vielmehr von Intelligenz zeugt es, daß das Chamäleon größere Beutestücke immer am Kopfe trifft. Es ist übrigens ein arger Räuber, der keineswegs die Harmlosigkeit besitzt, die ihm immer angedichtet wird. Ich sah Anolis, Fi'ansenfinger und Mauereidechsen in seinem Rachen verschwinden ; namentlich die großen ausgewachsenen Weibchen machten sich auf diese Weise bei mir sehr unliebsam bemerkbar. Immer trafen sie ihr Opfer genau am Kopfe und muß man ihre Treffsicherheit hierbei be- wundern. Häutig geben sie allerdings solche voluminösen Beutestücke nach einiger Zeit als zu schwer verdaulich wieder von sich. (Nachdruck verboten.) Zwei Durchlüfter. Von Dr. H. Bo lau. (Mit zwei Skizzen.) Bjs gibt freilich eine große Anzahl von Durch- ( lüftnngsvorrichtungen, sodaß es überflüssig erscheinen könnte, nochmals auf dieselben zurück- zukommen. Da aber immer neue Anhänger unserer schönen Liebhaberei vor die Frage ge- stellt werden, welchen Durchlüfter schaffe ich mir an, so ist es wohl manchem der Leser der „Blätter“ nicht unwillkommen, auf zwei sehr einfache Durchlüfter hingewiesen zu sein, die jeder nicht gar zu ungeschickte Aquarien- freund, der über eine Wasserleitung verfügt, sich in wenigen Minuten selbst herstellen kann, und die gerade wegen ihrer einfachen Bauart leicht zu bedienen sind und keiner Aufsicht be- dürfen. Bekanntlich erneuern manche Aquarien- besitzer das Wasser ihrer Behälter dadurch, daß sie aus einem Hochbassin oder direkt aus der AVasserleitung zeitweise oder ständig dem Aquarium frisches Wasser zuführen. Im ein- fachsten Falle läuft das Wasser aus einem Schlauch in den Behälter oder der Schlauch endet mit einer Glasspitze und braust nun unter Mitnahme von Luft in das Wasser. Einen guten Erfolg haben die Liebhaber, welche das Schlauch- ende mit einem der Haffnerschen Durchlüfter versehen. Durch sie wird das frische Wasser mehr in die Tiefe des Behälters geführt und die mitgerissenen Luftblasen geben einen Teil der Luft an das Wasser ab, während sie an die Oberfläche emporsteigen. Durch eine sehr einfache Vorrichtung kann man nun den Wechsel des Wassers eines Aqua- Ende des Schlauches A fügt man das enge Glas- rohr B, welches mit einer feinen Spitze C endigt, die man leicht über einer Flamme herstellen kann. Diese Spitze C führt man dann in ein weiteres Glasrohr D, welches man am Rande des Aquariums beliebig befestigt. D führt fast bis auf den Grund des Aquariums, kann sogar lose auf einem Steinchen oder dergl. aufgestützt werden. Die beiden Glasrohre werden mit einigen Gummi- oder Holzstückchen bei E so vereinigt, daß zwischen sie hindurch Luft, wie die Pfeile es angeben, durchdringen kann. Das enge Rohr B darf aber bei E nicht allseitig um- schlossen sein. Nun öffnet man den Wasser- zufluß. Jetzt wird aus der Spitze C ein feiner Wasserstrahl nach unten mit ziemlicher Kraft austreten und das Wasser in D nach abwärts drängen. Durch leichtes Verschieben der Glas- röhren wird man es leicht erreichen können, daß der Wasserstrahl nach Art eines Injektors wirkt und Luft mitreißt, die bei E nachströmt. Arbeitet der Apparat richtig, so strömt eine sehr reichlich mit Luftbläschen durchsetzte Wasser- H. Bolau: Zwei Durchlüfter. 41 Säule nach unten und tritt am unteren Ende A^on D in das Aquarium ein. Die Lnftbläschen steigen in dichten Wolken nach der Oberfläche und schAvängern das Wasser mit Luft. Das Wasser aber verdrängt die am Boden beflnd- lichen Wasserschichten, die für die Tiere am Avenigsten Atemliift enthalten. Das überflüssige AVasser fließt bei F durch einen selbsttätigen Heber ab. Diese Einrichtung habe ich seit 17.2 Jahren bei Aquarien der maunigfaclisten Größe, vom einfachsten Wassei'glas bis zu den ca. 3 cbm SeeAvasser lialtenden Becken der Kgl. Biologischen Anstalt auf Helgoland erprobt. Bei den großen Becken ist das Glasrohr D durch ^ ca. 17 mm Aveite Blei- mln-f, das Glasrohr B ^ durch Bleirohre von ^ ca. 8 mm lichter Weite = ersetzt. Selbst bei der durchschnittlichen Tiefe dieser Becken von 90 cm arbeitet die Wasserzufuhr und Durchlüftung ausgezeichnet. — Für manche ZAvecke ist es erAAdinscht, daß die Aquarien gut durchlüftet AA^erden, ohne daß das Wasser, Avelches zum Betriebe der Durch- lüftungsanlage nötig ist, in das Aquarium ein- tritt, daß das AquarinmAAmsser also nicht ge- Avechselt Avird. Auch dazu kann man die oben beschriebene Anlage benutzen, Avenn man die Anordnung des Apparates etAvas ändert und das Wasser von der Luft außerhalb des Aquaiäums trennt. Das geschieht sehr einfach auf folgende Weise (vgl. Skizze 2). Zur Trennung von Wasser und Luft be- nötigt man einer beliebigen, nicht zu kleinen, Aveithalsigen Flasche. Diese ist oben mit einem Korken verschlossen, durch den man drei Löcher, ein etAvas Aveiteres und zAvei engere mit einem Korkbohrer hindurchführt. In eins der Löcher steckt man ein ca. 8 mm im Lichten Aveites Glasrohr C, Avelches nicht ganz bis au den Boden der Flasche reicht und über den Korken ein Stück hinausragt. Der Schlauch A, der das Wasser zum Betriebe herbeiführt, ist am Ende Avie oben mit einer engeren Glasröhre B versehen, die in eine Spitze ausgezogen ist. Das Rohr B Avird nun AAÜeder in D hineingeführt und so befestigt, daß bei E Luft vorbeistreichen kann. Am besten befestigt man B und D an einem seitlich angebrachten Holzstückchen G. Durch das zAveite Loch im Korken Avird ein engeres Glasrohr H gesteckt, Avelches fast ganz bis an den Boden der Flasche reicht. Am oberen Ende trägt dieses Glasrohr einen Schlauch, der dazu dient, das Wasser aus der Flasche abzu- führen. Im dritten Loch im Korken steckt endlich ein kurzes enges Glasrohi- J, Avelches nur eben in die Flasche hinein- ragt. 1 iasselbe führt die Luft aus der Flasche durch den Schlauch K dem Aquarium zu. Hat man die Flasche in der angegebenen Weise zusam- mengefügt, so Avird dieW asser- leitnng geöffnet. Durch das Rohr B strömt Avieder ein dünner Wasserstrahl in D. Durch etAvas Hin- und Herschieben des Rohres B AAÜrd man es bald erreichen, daß durch D mit Lnft- bläschen stark durchsetztes AAsser nach unten in die Flasche strömt. Am unteren Ausgange von D trennt sich die Luft vom Wasser. Das letztere sammelt sich am Grunde der Flasche an, AAmhrend die Luft nach oben steigt. Da- durch AAurd die in der Flasche befindliche Luft zusammengepreßt und sucht einen AnsAveg. Wenn der Apparat eine Zeit lang gearbeitet hat, Avird der Luftdruck das am Grunde der Flasche be- findliche Wasser dui'ch das Rohr H nach oben drücken und nach außen ableiten. Ein Teil des Druckes aber preßt durch das Rohr J Luft ans, die bald im Aquarium bei L in Blasen anssteigt. Einiges ist bei der Zusammensetzung des Durchlüfters noch zu beachten. Erstens ist es durchaus notAvendig, daß der Kork vollkommen dicht ist. Ist er das nicht, so muß man ver- suchen, ihn zu dichten. Ich bcAA^erkstellige das geAvöhnlich dadurch, daß ich auf den ganz trockenen Kork oben flüssig gemachtes Wachs oder Paraffin giesse. Dann darf der Schlauch, der das Wasser ans der Röhre H anfnimmt und nach außen führt, nicht viel tiefei- mit seinem unteren Ende liegen, als der Boden der Flasche. Im Betriebe des Dnrchlüfters genügt im Allgemeinen ein nur geringes Quantum Wasser und zAA'ar um soviel Aveniger, je stärker der Druck der Wasserleitung ist. Es ist nicht nötig, daß der Durchlüfter neben dem Aquarium steht. Man tut in vielen Fällen richtiger, Avenn man 42 Kleine Mitteilungen. ihn auf einem kleinen Brett neben dem Hahn der Wasserleitung anhringt und die Luft aus dem Eohre J durch ein enges Rohr dem Aquarium zuführt. Ist der Apparat einmal im Betriebe, so bedarf er fast gar keiner Aufsicht mehr und arbeitet ununterbrochen gleichmäßig fort. 4 JCleine .^itfeilun^en. Beitrag zur Kenutnis von Macrones vittatus. — In Heft 24 des XIY. .Jahrganges der „Blätter für Aqua- rien- und Terrarienkunde“ beschreibt Herr J. Reichelt einen siamesischen Wels, Macrones vittatus Bloch (vitta = Kopf binde; also wohl wegen des weißen Kopfstreifens vittatus genannt). Der Fisch, weicher im ausgewachsenen Zustande eine Länge von 15 bis höchstens 20 cm erreicht, hat nicht blos seine Heimat in Siam, sondern er kommt auf dem ganzen Festlande von Hinter- und Vorderindien bis in die nördlichen Gebirgsdistrikte hinauf und ebenfalls auf Ceylon vor. ln der Färbung ist er veränderlich, und die Zeichnung tritt nicht immer so scharf hervor. Alte Exemplare von Madras haben einen silberfarbigen oder goldigen Grundton, ein leuchtendes bläuliches Band längs der Mitte der Seiten und oberhalb wie unterhalb ein weniger grell hervortrotendes. Außer dem dunklen Schulterfleck kommt hier oftmals noch ein dunkler Seiten- fleck in der Gegend der Basis der Rückenflosse vor. Weiter nach Osten tritt bei den Fischen die lebhafte, von Herrn Reichelt beschriebene, oft mit einem Goldglanz überflogene Färbung auf. Alle AVelse der Gattung Macrones haben außer der hohen Dorsalflosse noch eine Fettflosse, welche natürlich ohne Flossenstrahlen ist, auf dem hinteren Teil des Rückens. Unter dem dunklen Schulterfleck liegt die Schwimmblase, welche besonders stark entwickelt und seitlich ausgedehnt ist. Sie treibt die Körperhaut an dieser Stelle auf, daß der Fleck nicht bloß „Kaffeebohnengröße“ hat, sondern auch wie eine Kaffeebohne schwach gewölbt erscheint. AVenigstens ist es so bei einer ganz nahe verwandten und ähnlich ge- zeichneten, wenn auch in der Färbung abweichenden und bedeutend kleineren Art, Macrones tengara, die vor kurzer Zeit hier eingeführt und von einem Mitgliede unseres Vereins „Naturfreund“ zu Zuchtzwecken erworben wurde. Wahrscheinlich dient die Schwimmblase zur Hervor- bringung der von Herrn Reichelt beschriebenen Töne. Der Fisch wird wegen dieser Laute „the fiddler“, der Geiger oder Fiedelmann, genannt, und in Fr. Day „The fishes of India“ werden dieselben mit dem Gesumme einer Biene verglichen und für einen Ausdruck des Unbehagens und des Zornes gehalten. Als ein Beweis für sein etwas heftiges Temperament wird dort folgendes erzählt; Als einige junge Karpfen mit einem Macrones vittatus zu- sammen in ein Aquarium gesetzt wurden, stürzte dieser auf ein sehr kleines Exemplar der ersteren los, packte es in der Mitte des Rückens und schüttelte es heftig, „like a dog killing a rat“ (wie ein Hund, welcher eine Ratte tötet), dabei standen die Bartfäden steif nach den Seiten ausgebreitet „like a cat’s whiskers“ (wie die Schnurrhaare einer Katze). Ich gebe hier die Originalausdrücke wieder, weil bei der Beschreibung dieser Scene die Phantasie etwas stark mit im Spiel gewesen zu sein scheint. C. Brüning-Hamburg. Günstige Reisegelegenheiten bietet der Berliner Touristenklub Nord-Süd (Schriftwart Wilhelm Schulz, Cöpenick b. Berlin, Kietzerstraße 41b), welcher durch frühere wohlgelungeue Reisen rühmlichst bekannt ge- worden ist. Denn er bietet für verhältnismäßig billiges Geld große A'^orteile und Annehmlichkeiten, wie ihm in zahlreichen Anerkennungsschreiben bezeigt ist. Der Klub sorgt auf seinen Reisen für sämtliche Genüsse leiblicher Art ebenso vorzüglich wie für die geistiger Art, sodaß sich die Nebenausgaben auf ein Minimum beschränken. Die Leitung der Reisen ist wie immer sehr bewährten Händen anvertraut, sodaß den Gästen recht genußreiche Tage bevorstehen. Diese Klubreisen sollen Belehrung, Genuß und Erholung bieten. Deshalb heißt es überall: „Eile mit AVeile“. Deshalb soll möglichst der Charakter der Familienreise gewahrt bleiben, weshalb nur eine ge- ringe Teilnehmerzahl (höchstens 15) zugelassen wird. So werden die Touren nie zu jenen Massenausflügen, von denen die Teilnehmer nachher seufzend sagen: „Einmal und nicht wieder.“ Im Frühjahr ist eine kurze Reise vorgesehen, deren Devise lautet: „Ostern in Rom,“ Route: Luzern, Genua, Neapel, Rom, Florenz, Mailand, Luzern (27. März — 10. April). Vom 17. Juli bis 1. August dauert die Reise nach den 4 oberitalienischen Seen, nach A'^enedig und Mailand, vom 19. .Juli bis 1. August die Nordlandsfahrt (Bergen, Hardauger — Sognefjord etc.). A"on wundervollem landschaftlichem und künstlerischem Reiz ist die hochinteressante Alittelmecrfahrt vom 13. Juli bis 6. August, Route: -A^enedig, Florenz, Rom, Neapel, Sizilien, Malta, Bari, Triest. Auf dieser Reise ist überall Gelegenheit zu stärkenden Seebädern in der lauen, azurnen Adria. Da die Seekrankheit auf dem Mittelmeer im Sommer kaum zu fürchten ist, ist die Erholung für Damen wie für Herren eine um so vollkoinmuere. Wer ein Freund der See ist, sei besonders auf diese Reise hingewiesen. Ausführliche illustrierte Prospekte vom Schriftwart gegen 30 Pfg. (auch Briefmarken) erhältlich, von dem jede weitere Auskunft gern erteilt wiril. A gücl^epsGl^au. Bade, Dr. E., Das Zimiiieraquarinni. — Ein kurzer Wegweiser für den Anfänger bei Anlage, Einrichtung, Besetzung und Pflege des Süßwasseraquariums. Zweite vollständig umgearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 1 Tafel und 72 Textabbildungen. Geheftet 1 Mk. — Verlag von Fritz Pfennigstorff, Berlin AV. Der Verfasser hat es verstanden, auf dem verhältnis- mäßig kleinen Raum von 120 Seiten zwar in Kürze aber doch in gemeinverständlicher AVeise alles das, was ein Anfänger von der Aquaiüenkunde wissen muß, darzulegen. Das Buch ist im Verhältnis zum Preise und namentlich zu andern Büchern in gleicher Preislage reich illustriert zu nennen. Die Illustrationen, hergestellt nach Oiüginal- zeichnungen und Photographien des Verfassers, sind dem sonstigen Inhalte gleichwertig. A'or allem ist hervor- zuheben, daß man weder unter den Illustrationen (wie so oft in derartigen Werken) die alten teils unschönen, teils unwahren Bilder des vorigen Jahrhunderts, noch im Text veraltete Methoden beschrieben findet. Das Buch ist in Wort und Bild dem heutigen Stande der Lieb- haberei angepaßt. „Der kleine Bade“ (wie es zur Unter- scheidung von dem größeren Werke desselben Verfassers bezeichnet zu werden pflegt) ist in der Tat ein Weg- V ereins-N achrichten . 43 weiser für den Anfänger; aber auch der Liebhaber, der schon etwas weiter vorgeschritten ist, wird es als Nach- schlagebach benutzen können. Jobs. Peter, Hamburg. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 20 Bände in Halbleder gebunden zu je 10 Mk. Veidag des Biblio- graphischen Instituts in Leipzig und Wien. Band 5. Der vorliegende Baud steht unter dem Zeichen der Technik, denn er behandelt die großen Gebiete der Elektrizität, der Produktion und Verwendung des Eisens und die vielseitigen Artikel des Eisenbahn- wesens. Durch den Aufschwung des letzten Jahrzehnts, den gerade dieses Gebiet genommen hat, mußten diese Artikel von Grund auf bedeutend erweitert werden. 31/2 Bogen allein behandeln die Fragen des Eisenbahn- wesens, 6 Bogen sind den verschiedenen Zweigen der Elektrizität, der Elektrotechnik und anderen einschlägigen Artikeln gewidmet. Es würde zu weit führen, auf Einzel- heiten hier einzugehen, es seien nur einzelne Artikel, auch solche aus andern technischen Gebieten, genannt, die eine eingehendere Behandlung erfahren haben; Dock, Draht, Drainage, Drahtlose Telegraphie, Dreschmaschinen, Druckluftwerkzeuge, Düngerstreumaschinen, Dynamometer, Eis. Eisen, Eisenbahnen (in verschiedensten Zusammen- setzungen), Elastizität, die elektrischen Artikel. Elemente, Elevatoren, Ellipse, Energie, Entwässerung, Erdarbeiten. — Die Naturwissenschaften finden auch im V. Band ihre Rechnung. Neben den geographischen Artikebi Donau, Ebbe und Flut, Eifel, Elbe, Erdbeben, Erde sei auf die botanischen; Eiche, Epiphyten, Erdbeeren, und die zoologischen; Drossel, Eichhörnchen, Eidechse, Einhufer, Elefant und Enten und die hochinteressanten Abhandlungen über Ei, Eiweißkörper, Embryo und Enf- wickelungsgeschichte hingewiesen. Aus dem Gebiet der Physik und Chemie, Geologie und Mineralogie seien nur kurz die Stichworte: Disj^ersion, Dopijelbrechung, Druck- kurven, Duft- und Riechstoffe, Edelmetalle, Edelstein, Einheit, Elastizität, Elemente, Ellipse angeführt. — Von Farbtafeln, prächtigen Holzscbnitttafeln (23 mehr als in der 5. Auflage), Karten. Plänen und Textillustrationen gehören dem teclinisch-naturwissenschaftlichenTeilö farbige und 15 schwarze Tafeln, sowie 2 Karten an. Je weiter das Werk fortschreitet, je mehr zeigt es sich als ein her- vorragendes und nutzbares Familiengut, ß. VEREINS-fÄW NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragenjdie Schriftführer der einzelnen Vereine die volle Verantwortung. Verein der „Aquarien- und Terrarieufrennde“ zn Beriin. Vereinslokal; „Wendt’s Gentralclubhaus“ am’Königs- graben No. 14 a. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und lö.Jim’Monat. Sitzung vom 25. November 1903. Herr Thätner eröffnet die Sitzung um 10 Uhr. An- wesend 42 Mitglieder und Herr A. Neukamp, Rixdorf, als Gast ; letzterer stellte Aufnahme- Antrag. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde genehmigt. Aus dem Verein ausgeschlossen wurden die Herren Hanisch, John und Schlabitz. Vom Verein „Nymphaea alba“-Berlin liegt die Einladung zur Beteiligung an einer für das Jahr 1905 geplanten gemeinschaftlichen Ausstellung aller Deutschen Aquarien- usw. Vereine vor, die sich an die vom Verein „Triton" vorbereitete Roßmäßler-Feier anschließen soll; auf Vorschlag des Vorstandes beschließt die Versammlung die Beteiligung. Die Berichte über die von Herrn Preuße- Berlin dem Verein zu Versuchen überwiesenen Putter- proben „Spezial“ lauten: daß die Fische das Futter gern nehmen; bemängelt wurde die bei Verwendung des „Spezial“ entstehende Trübung des Wassers. Ein leb- hafter Erfahrungs-Austausch entspann sich über Haltung und Pflege heimischer Fische, besonders der Stichlinge, Bitterlinge, Schleihe und Plötze. Am besten eignet sich ein naturgemäß eingerichtetes Aquarium mit möglichst niedrigem Wasserstande. Herr Schwieder berichtete über das Leben der Wasserspinne (Argyroneta aquatica L.) Dieses Tierchen in einem eingerichteten Aquarium ge- halten, bietet dem Naturfreund eine Fülle interessanter Beobachtungen. Um ein Entweichen der Wasserspinne zu verhindern, muß der Behälter stets zugedeckt gehalten werden; gefüttert wird dieselbe mit Daphnien usw. — Schluß der Sitzung 12^/2 Uhr. H. 2. Stiftungsfest am 28. November 1903. Nach einigen einleitenden Musikstücken begrüßte der Vorsitzende die erschienenen Gäste und Mitglieder, be- sonders Herrn Dr. Ziegeler, den Vorsitzenden des Vereins „Triton“. Alsdann gab Herr Hamann eine Übersicht über Entstehung und Entwickelung unseres Vereins; in kurzer kulturhistorischer Skizze wies der Festredner darauf liiu, daß stets, wenn Hyperzivilisation die Fühlung zwischen Mensch und Natur immer mehr löste, zur rechten Zeit Männer auftraten, die Liebe und Rückkehr zur Natur lehrten und mit Erfolg dem Menschen die rechten AVege wiesen. Auch unser Verein gehört zu denen, die des Menschen Sinn auf die Natur mit ihren Schönheiten und intimen Reize hinweisen wollen, zur Bewunderung ihrer unermeßlichen Schöpfungen und dem Verständnis ihrer .Meisterwerke. In ernster Arbeit ist der Verein während der zwei Jahre seines Bestehens dieser Aufgabe nach- gegangen, und wie der Erfolg — besonders der unserer Ausstellung — bewiesen hat, nicht umsonst. Heute jedoch wollen wir die Arbeit vergessen, und uns der Fröhlichkeit weihen, um dann mit frischem, frohem Mute neuer Arbeit, neuen Kämpfen für unsere schöne Sache zuzustreben. Reichlich bietet sich schon jetzt dieselbe dar, denn nun heiße es für die geplante Gesamt- Aus- stellung aller deutschen Aquarien- und Terrarien -A^ereine im Jahre 1905 in Kollektiv-Propaganda allen uns zu stellenden Ansprüchen gerecht zu werden, — Der weitere Teil des Programms bot den Anwesenden reichliche Fülle frohen Genusses. Mehrere Baß-Soli, ein flott vorgeführtes Lustspiel — Die Herren Gelehrten — und das wahre Lachsalven auslösende Terzett „Die fidele Gerichtssitzung“ sorgten für die rechte Peststimmung, die noch eine be- sondere Weihe durch die Verteilung der Ausstellungs- Medaillen erhielt. Nach der Kaffeepause hielt Terpsichore die Anwesenden noch bis in die späte Morgenstunde vereint. H. „Elodea“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in BeiTiii-Moahit. Vereinslokal: Waldstr. 8 bei Fischer. Sitzung: Jeden Freitag nach dem 1. und 15. im Monat. Generalversammlung vom 2. Oktober 1903. Der Vorsitzende Herr Lewandowsky eröffnet um 9^® die Generalversammlung und begrüßt die Anwesenden. Der Schriftführer verliest das Protokoll. Dasselbe -wird angenommen. Herr Lewandowsky gibt in kurzen Worten ein Bild über die Tätigkeit des Vereins im veiMossenen Vierteljahr. Er hebt hervor, wie es durch die Zunahme des Vereins sich mehr als bisher ermöglichen lasse, den Mitgliedern besondere Vorteile zuweuden zu können. — Hierauf erstattet der Rendant Herr Sund den Kassen- bericht. Die Revisoren haben Beläge und Kasse in 44 Vereins-Nachrichten. Ordnung befunden und stellen den Antrag, Herrn Sund Entlastung zu erteilen. Durch Erheben der Mitglieder wird diesem Folge gegeben. — Verschiedene Eingänge werden erledigt. Herr Lewandowsky ist in der Lage, billig Gyninogenys nachweisen zu können und werden von den Mitgliedern Bestellungen gemacht. — Schluß 12 Uhr. J. M. Sitzung vom 16. Oktober 1903. Der Vorsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Sitzung. Das Protokoll wird verlesen und angenommen. Nachdem verschiedene Vereinssachen erledigt worden, gelangt ein in Aussicht genommenes gemüthches Zusammen- sein mit Damen zur Besprechung. Es wird beschlossen, dasselbe am 17. November, und zwar in ähnlicher Weise wie das am 27. Juni gefeierte Stiftungsfest zu begehen. Eingeführte Gäste haben Zutritt gegen Erstattung eines Beitrages zu den Unkosten. Ein Vortrag lag nicht vor, und unterhielten sich die Mitglieder in ungezwungener Weise bis zum Schluß. J, M. Sitzung vom 6. November 1903. Der Vorsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Sitzung. Das Protokoll wird verlesen und angenommen. Verschiedene eingegangene Schriftstücke werden erledigt. Die Aufstellung eines Fragekastens wird von Herrn Lewandowsky angeregt, und beschlossen einen solchen anzuschaffen. Herr Schleese spendet zum Besten der Vereinskasse 1 Forellenbarsch und 1 Steinbarsch. Die- selben wurden amerikanisch vei’auktioniert und brachten Mk. 3.10. Nachdem noch einige Erörterungen über das stattzufindende Vergnügen gehalten, wurde die Sitzung um 12 Uhr geschlossen. J. M. „Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Hamburg. (R. V.) Vereinslokal: St. Georger Vereinshaus, Große Allee 45. Versammlung am 7. Januar 1904. Der I. Vorsitzende begrüßt die anwesenden Mit- glieder und Gäste mit einem Glückwunsch zum neuen Jahre und gibt darauf die zahlreich eingelaufenen Glück- wünsche auswärtiger Vereine und Freunde bekannt. Vor- gelegt wird eine Preisliste der Firma J. A. Haffner, Nürn- berg, über Aquarien und Hilfsapparate. Die Subskrip- tionsexemplare der II. Auflage von Dr. Zernecke, „Leit- fäden für Aquarien- und Terrarienfreunde“ gelangen zur Verteilung an die Besteller; 1 Exemplar wird der Bibliothek eiuverleibt. An Büchern liegen ferner vor: Dr. E. Bade, „Das Zimmeraquarium“, Kuno Lohrenz, „Das Süßwasser- aquarium“ und Hans Geyer „Was muß man von der Aquarienkunde wissen?“ Der Preis jedes dieser 3 Bücher ist derselbe (l Mk.) aber nicht ihr Wert. Titel und Inhalt des zuletzt genannten passen nicht zueinander, auch läßt der Druck viel zu wünschen übrig, einige der wenigen Abbildungen sind gar nicht zu erkennen. Um den Wert des Buches von Lohrenz für unsere Liebhaberei darzutun, seien einige Stellen daraus mitgeteilt: „Hellstehende Be- hälter bepflanzt man mit einer Anzahl Gewächse, für dunkel- stehende ist dagegen ein Bepflanzen nicht immer(?) zu empfehlen. Viele (?) Gewächse würden beim Lichtmangel doch nur dauernd kränkeln und nach kürzerer oder längerer Zeit endlich gänzlich eingehen.“ — Es wäre sehr interessant zu erfahren, welche Pflanzen denn im Dunkeln gedeihen. — „ • • • andere Pflanzen begnügen sich schon mit einer gewöhnlichen Kies- oder Sandschicht.“ — Pflanzen, die im Kies gedeihen, möchten wir auch kennen lernen. — Verfasser empfiehlt, auf die eingebraehte Erde eine Schicht Sand und darauf eine Lage groben Kies zu bringen. Wenn der Herr dies mal praktisch ausprobiert hätte, so würde er wissen, daß der völlig zwecklose Kiesbelag die Arbeit des Reinigens sehr erschwert und daß beim Abheben unausgesetzt Kiesel in den Heber- schlauch gelangen und diesen verstopfen. — Er sagt ferner, daß wenn man keinen guten Flußsand zur Stelle habe, jeder andere Sand verwendet werden könne. Der Ver- fasser hat jedenfalls den Versuch mit kalkhaltigem Gruben- sand selbst noch nicht gemacht, sonst würde er diese ,,Mohrenwäsche“ wohl nicht empfehlen. — „Nach diesen Darlegungen muß es einleuchten, daß der Springbrunnen um so höher springt, je größer (?) die Entfernung des Eimers vom Aquarium ist“. — Gemeint ist wahr- scheinlich je höher der Eimer aufgestellt ist. — Die sogen. Fettschicht (Bakterienmasse) ist für den Verfasser eine „Staubschicht“ und er will das Aquarium vor dem Zutritt des Staubes durch eine darüber angebrachte, aber nicht den Luftzug verhindernde Glasscheibe schützen“ (! ?) Dann spricht er von der grünen Trübung des Wassers. „Das sind die sogenannten (?) Algen“ „Will sich der Aquarienbesitzer von vornherein (?) vor dem Uberhand- nehmen der Algen schützen, so setzt er einige (?) Wasserschnecken in sein Bassin, diese leisten im Vertilgen der Algen wirklich viel.“ — „Trotzdem daß Tiere und Pflanzen sich für ihre Lebensbedingungen wunderbar er- gänzen, würden aber beide im Aquarium sich ihres Daseins nicht lange freuen, würde nicht von Zeit zu Zeit das schlechte Wasser durch neues ersetzt und mit frischer Luft gespeist.“ — Daß Pflanzen, wenn kein Wasserwechsel oder keine Durchlüftung stattfindet, eingehen, ist uns ganz neu und für Fische trifft es doch auch nur dann zu, wenn die Anzahl derselben nicht im richtigen Verhältnis zu der Größe des Aquariums und der darin enthaltenen Pflanzen steht — Als Kätscher ist ein Netz aus Bindfaden em- pfohlen. Auch hier vermissen wir wieder die praktische Erfahrung, die lehrt, daß mit solchen Netzen kleine Fische überhaupt nicht gefangen werden können, und auch sehr leicht Beschädigungen der Fische stattfinden. Für Aqua- rienkätscher eignen sich nur Müllergaze oder ähnliche feine, durchlässige Stoffe. — Bei den Pflanzen und Fischen sind nur deutsche Namen genannt, was, zumal der Ver- fasser nicht einmal immer die allgemein üblichen Namen (z. B. Wasserdotterblume statt Sumpfdotterblume) genannt hat, nicht genügt. So sehr wir auch für deutsche Be- zeichnungen sind, so müssen doch daneben auch die lateinischen auf geführt sein. Die Abbildung des (^uell- mooses ist als Wasserstern bezeichnet und im Text bei Wasserstern auch auf die Abbildung hingewiesen, so daß hier nicht etwa ein Versehen des Buchdruckers vorliegt. „Die Wassersterne sind eine Art Algen“ (!) heißt es. Bei Pfeilkraut (nach der Abbildung Sagittaria sagittifolia) ist gesagt „es ist im Sommer und Winter grün“. Es zieht doch im Winter ein. — „Wo das Pfeilkraut zu finden ist, da wächst auch die AVasserschwertlilie und der Wasser- liesch.“ AVir können dem Verfasser unendlich viele Stellen zeigen, wo er das erstere. aber nicht die letzteren findet. „Friedfertige Fische können in allen Größen(?l) und Arten durcheinander gewürfelt werden.“ Das mag ja sein, daß die Größe der Fische, wenn man damit „knobeln“ will, keine Rolle spielt. Will man sie aber im Aquarium halten, dann möchten wir doch niemand raten, die Größenunterschiede so ganz außer Acht zu lassen. Nach diesem darf es einem wohl nicht wundern, unter den Futtermitteln noch „Oblaten und Semmel- krumen“ aufgeführt zu finden. Beim Bitterling bemerkt der Verfasser, daß man über dessen Fortpflanzungsweise bis vor nicht langer Zeit noch im Ungewissen gewesen sei, „wie wir es auch heute noch über den Werdegang so mancher AVasserbewohner sind, wir erinnern nur an den Flußaal; hier etwas Gewisses zu ergründen, ist zum großen Teile Aufgabe des sorgfältig beobachtenden Aquarium- besitzers.“ Daß die Aquarienliebhaber berufen sind, an der Lösung manchen Rätsels mitzuarbeiten, ist ja richtig; daß sie aber imstande sein sollten, im Aquarium auch das Rätsel der Fortpflanzung des Aales zu lösen, möchten wir denn doch gelinde bezweifeln, ganz abgesehen davon, daß der Verfasser hier mit seinem Vorschlag etwas post festum kommt; denn die Frage der Fortpflanzung des Aales ist nicht mehr ganz so dunkel, wie der Verfasser wohl meint. — „Sehr verpönt im Aquarium ist der Schlammpitzger oder(?) die Schmerle!“ — Beim Stichling beschreibt der Verfasser beide Arten gemeinsam und sagt dabei, die Männchen schillern während der Brutzeit in herrlich leuchtendem Rot. Das trifft bezüglich Gasterosteus acu- leatus zu, aber nicht bezüglich G. pungitius. Diesen hat der Verfasser wohl noch nicht selbst gehalten, sonst müßte er doch wissen, daß das cj von G. pungitius während der Brutzeit ein sammetschwarzes Gewand hat, von dem sich die Stacheln perlmutterfarben abheben. — weiteres gutes Fischfutter bilden die Wassermilb en.“ Unser Mitglied, Herr Bahl, hat uns allerdings berichtet, daß seine kleinen Panzerwelse Milben gefressen haben, sonst ist uns noch nichts darüber bekannt, daß Fische Milben fressen. Man hat häufig beobachtet, daß mal ein Fisch eine Milbe mit dem Maule erfaßt, sie aber sofort wieder ausgespieen hat. Wochenlang sind Milben, die aus Vereins-Nachrichten. 45 Versehen niit Daphnien ins Aquarium gelangten, darin verblieben, ohne gefressen zu werden. — Für die Haltung des Laubfrosches wird im Anhang empfohlen ein ca. fünf Liter fassendes Einmacheglas und den Boden desselben mit einer zwei fingerhohen Öandschicht zu bedecken und darin eine Wasser- oder Sumpfpflanze, z. B. Schwertlilie, zu setzen und den Boden einige Zentimeter hoch mit Wasser zu füllen. — Diese Blutenlese mag genügen; doch sei bemerkt, daß der Inhalt des Buches auch im übrigen recht viel zu wünschen übrig läßt. Da finden sich noch veraltete Methoden und Apparate und bei letzteren nicht einmal ein Hinweis darauf, daß sie zum Teil weit besser und für weniges Geld im Handel zu haben sind. Bei den Pflanzen ist alles wie Kraut und Rüben durcheinander gewürfelt, Unterwasser-, Schwimm- und Sumpfpflanzen folgen auf- und durcheinander. — Unsere Liebhaberei ist heute schon auf einer Höhe angelangt, daß es, um Bücher über dieselbe in die Welt zu setzen, nicht mehr genügt, daß man „schreiben“ kann, sondern es ist erforderlich daß der Verfasser eines solchen Werkes die Liebhaberei auch selbst völlig beherrscht und zwar sowohl in der Literatur als auch in der Praxis. Man kann zwar an so billige Werke nicht denselben Maßstab legen wollen, wie an größere, teuere Werke. Dem Anfänger soll man auch gar nicht gleich so umfangreiche Werke in die Hand geben — aber das, was man ihm gibt, muß gut und richtig sein, damit er auch wirklich daraus lernen kann und nicht infolge der sonst unausbleiblichen Mißerfolge der Sache bald wieder abhold wird. Es ist wohl nicht unbillig, wenn wir unsern Standpunkt dahin zusaramenfassen: Wir verlangen von jedem neuen Werk, daß es dem heutigen Standpunkt der Liebhaberei entspricht und mindestens so gut ist wie die älteren Werke! Dies können wir aber bezüglich der drei oben genannten Werke nur von der ]I. Auflage des „Kleinen Bade“ (Dr. Bade, Das Zimmer- aquarium) sagen. — Herr Schroot erklärte sich zur Aus- führung einer Kollektivbestellung auf den „Kleinen Bade, H. Auflage“ bereit, welches Anerbieten von der Mehrzahl der Anwesenden benutzt wurde. — Herr Doench hat wegen Fortzuges von Hamburg seinen Austritt angemeldet. A. B. j,Salvinia‘‘, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden zu Hamburg. Vereinslokal: Siechenbräu, Kreuzweg 6. Versammlung am ü. November 1903. Anwesend sind 30 Personen. Aufgenommen in den Verein wird Herr Huckfeld, Hamburg. Es stellen Antrag zur Aufnahme die Herren: Jean Eochlus, Köln a. Rh.; .losef Kaluza, Wien; Dr. med. K. Ebner, Zahnarzt, Köln a. Rh.; Charles Schättiger, Hamburg; Friedrich Förster, Hamburg; Wilh. Voigt, Rummelsburg-Berlin; Hans Grab, Cannstadt, sowie „Nerthus“, Verein f. Aquarien- und Terrarienkunde, Braunschweig, 1. Vorsitzender Herr Bruno Ruprecht, Kröppelstraße 4. Ausgeschlossen auf Grund § 11 der Satzungen wurde: Herr Heinrich Müller, Dentist, Würzburg, Dominikanergasse 8. Ausgetreten ist: Herr W. Wiethorn, Hamburg. Im Einlaufe: Mitglieds- verzeichnis, sowie Mitgliedskarte des uns angeschlossenen Vereins „Aquarium“ in Görlitz, Tageskarte des Vereins „Triton“, Berlin, sowie ein Sonderabdruck aus dem „Zoolog. Anzeiger“ betitelt: „Zur Frage der Bastard- natur des Triton Blasii de Vlsle“ aus der Feder unseres geschätzten Ehrenmitgliedes Herrn Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg. Die stark interessierende Abhandlung ge- langt sofort zur Verlesung. Des weiteren wird ein Passus aus dem Vereinsberichte der Wasserrose, Dresden in N. u. H. S. 64 verlesen, in welchem von einer im Monat Dezember 1903 durch die „Salvinia“ zu ver- anstaltenden Ausstellung berichtet wird. Wir bemerken hierzu, daß uns von einer Ausstellung der „Salvinia“ nichts bekannt ist. Gemeint ist wahrscheinlich eine von Hamburger Privat-Liebhabern geplante Schaustellung. Die „Salvinia“ ist nicht gewillt, in Zukunft an Aus- stellungen, die im ungünstigen Monat Dezember ab- gehalten werden, sich zu beteiligen. — Der 2. Vor- sitzende 0. Tofohr berichtet, daß ihn Herr Kunze vom Vorstande des Vereins „Nerthus“ in Braunschweig un- längst besuchte, und daß bei dieser Gelegenheit die gegenseitige Mitgliedschaft der „Nerthus“ und der „Sal- vinia“ in die Wege geleitet wurde, was von der Ver- sammlung mit Befriedigung zur Kenntnis genommen wird, zeugt doch jeder neue Anschluß von auswärtigen Vereinen an die „Salvinia“ davon, daß unsere Be- strebungen auch außerhalb Hamburgs Anerkennung finden. — Der 1. Vorsitzende Herr Dr. P. Franck hält alsdann einen fesselnden Vortrag über die sogenannte willkürliche Verstümmelung der Eidechsen und Re- generationserscheinungen bei diesen und anderen haupt- sächlich niederen Tieren. Er schildert im speziellen die diesbezüglichen Untersuchungen von Fredericq und Schöbl (1868), des Franzosen Perro (1660), Duges (1829), Gegenban, Leydig und des Schweizers Tschudi. Die Ausführungen ernten lebhaften Beifall. — Es werden eine grosse Anzahl von Tieren und sonstigen Lieb- haberei-Objekten zwecks Gratisverteilung bezw. Ver- losung gestiftet, nämlich von Herrn Gerber ein Aquarium, von Herrn Müller Smaragdeidechsen, von Herrn Jähn Süßwasserkrabben, von Herrn Knape Goldfische, Weiß- fische, Welse, Moderlieschen, von Herrn Mayburg Salvinia eleyans, von Herrn Schierenbeck schöner Cyperus. Allen verehrlichen Spendern unsern Dank! — Eine lebhafte Unruhe veranlaßt während der Sitzung eine ausgerückte Süßwasserkrabbe. Das Vieh scheint plötzlich musikalische Anwandlungen zu verspüren, denn es flüchtet sehr be- hende hinter ein Klavier, und läßt sich auf keine Weise wieder hervorbefördern. Da auf die Besitzergreifung des Flüchtlings nicht Verzicht geleistet wird, muß das Instrument mit vereinten Kräften abgerückt werden, und es gelingt nun leicht, den possierlichen „Seitwärts- schreiter“ wieder in festen Gewahrsam zu bekommen. — Mitteilungen aus dem Gebiete der Liebhaberei: Unser auswärtiges Mitglied Herr Albert Rudolf, Halle ein eifriger Aquarienfreund berichtet uns wieder freunlichst von seinen Zuchterfolgen, sowie über allerei interessante Beobachtungen. Er schreibt unter anderem: „Diesen Sommer hatte ich auch Gelegenheit, eine interessante Beobachtung zu machen. In einem Aquarium hatten sich zwei Blutegel mit eingeschlichen, welche von einer ganzen Portion kleiner Futtertiere (Daphnien, Cyclops etc.) umgeben waren, so daß das Futter von den Jungfischen nicht erreicht werden konnte, welche naturgemäß den Egeln aus dem Wege gingen. Was war der Grund, hatten sich die Futtertiere bei den Blutegeln Schutz gesucht, oder hatten die Egel die Futtertiere aufgesucht, um so besser und leichter den Fischchen nahe zu kommen? Wir möchten das erstere aonehmen, denn die Daphnien ahnen instinktiv die Gefahr, die ihnen durch die Jungfische droht und suchen ihr aus dem Wege zu gehen, indem sie sich an den Orten ansiedeln, welchen diese, ihre Feinde, fernbleiben, in diesem Falle also dort, wo die Egel Platz genommen haben. — Fragekasten. — Schluß ll-®/4 Uhr. T. ,,Nyiiipliaea“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Leipzig. (Sitzung jeden Dienstag, Abends 9 Uhr im Vereinslokal „Herzog Ernst“, Georgenstraße 1.) 541. Versammlung am 1. Dezember 1903. Protokollverlesung und -Genehmigung. Herr Patzig wird als Mitglied aufgenommen. Der Vorsitzende be- grüßt das neue Mitglied besonders als Erfinder des neuen direkt heizbaren Glas- Aquariums „Ideal“. Ein- gänge: Offerte einer Pariser Verlagshandlung, Werke psychologischen und entwickelungsgeschichtlichen Inhalts betreffend und Grußkarte von Herrn Giersmann. Zeit- schriften: „Nerthus“ Nr. 49. Herr Köhler hält einen Vortrag über „Blitzliohtphotographie lebender Fische im Aquarium zu jeder Tageszeit mit gewöhnlichem Aplanat.“ Durch Aufzeichnen von Skizzen an der Wandtafel ver- anschaulicht er seine Methode. Gut ausgeführte Probe- bilder werden vorgezeigt. Der Vorsitzende dankt Herrn Köhler für seine interessanten Ausführungen. S. 542. Versammlung am 8. Dezember 1^03. Protokollverlesung und -Genehmigung. Als Gast an- wesend das frühere Mitglied, Herr Schlömp. Behufs Prüfung des diesjährigen Kassenabschlusses werden die Herren Fischer und Ritter als Revisoren gewählt. Durch Vermittelung Herrn Köhlers bietet die Redaktion der „Nerthus“ dem Verein unentgeltlich Raum zur Er- richtung eines Fragekastens an. Da jedoch von Seiten der Mitglieder eine nur geringe Beteiligung zu erwarten 46 Vereins-Nachrichten. steht und überhaupt sich nicht viel Stimmung dafür zeigt, zieht Herr Köhler seinen Antrag zurück. Des weiteren beantragt derselbe dem Verein „Salvinia“, Hamburg, die gegenseitige Mitgliedschaft anzutragen. Antrag wird angenommen. Als jetzige Fundorte für Cyklops und Daphnien werden von Herrn Klenieuz der Thonberger Teich und die Dösener Teiche bekannt ge- geben. Eine interessante Erfahrung hat unser neues Mitglied, Herr Patzig, vor ein paar Jahren in Bezug auf unsere Liebhaberei gemacht; er gibt sie zum besten und wollen wir, weil sie allgemein interessieren dürfte, auch hier kurz wiedergeben. Herr Patzig wohnte damals bei einem etwas harthörigen Hauswirt; als Aquarienzimmer diente ihm eine Stube, in der kein Ofen stand, und er verlangte vom Hauswirte, daß in das Zimmer ein Ofen gesetzt würde. Der Hauswirt sagte das auch zu, setzte aber den Ofen nicht, bis Herr Patzig den Mietzins inne- behielt; dann sollte das Ofensetzen (es w'ar ungefähr im Februar) beginnen. Nunmehr verlangte aber Herr Patzig schriftlichen Kontrakt auf einige Jahre, mit der Be- gründung, daß er für den Sommer keinen Ofen brauche und falls er zu Michaelis eventuell gekündigt bekomme, die Schmutzerei nicht erst im Zimmer haben wolle. Der Hauswirt verklagte nun durch seinen Bechtsanwalt Herrn Patzig auf Zahlung der rückständigen Miete und sofortige Räumung des Logis, indem er sich dabei wesentlich auf die Aussage seines Buchhalters, der öfters bei Herrn Pätzig gewesen ist, um die Miete einzukassieren, stützt. In der Anklageschrift steht da wörtlich zu lesen : „Der Beklagte benutzt die ihm ausschließlich zu Wohnzwecken überlassene Wohnung zu vertragswidrigen Zwecken. Er betreibt in den Räumen der Wohnung Fischzüchterei, welche einen unausstehlichen Geruch im Hause ver- breitet und die Wohnung im höchsten Grade ver- unreinigt. Der Beklagte steht auch trotz mehrfacher Ermahnung nicht davon ab. Beweis: „Zeugnis des Buchhalters N., Augenscheinnahme“. Der Gerichtshof erachtete indessen das Zeugnis des Buchhalters nach Verhör des Herrn Pätzig nicht als einwandfrei und gab dem Antrag des Beklagten auf Augenscheinnahme statt, worauf der Höhe der dadurch entstehenden Kosten wegen der Hauswirt seine Klage, was diesen Punkt be- traf, zurückzog und im übrigen vom Gericht kosten- pflichtig abgewiesen wurde. S. 543. Versammlung am 15. Dezember 1903. Protokollverlesung und -Genehmigung. Eingänge: Grußkarte von Herrn Heineke und Offerte von Haffner. Nürnberg, über Durchlüfter usw. Eine Anfrage in der „Leipziger Hausfrau“ „Wie tötet man Fische“ ist von Herrn Köhler durch eine entsprechende Antwort in bester Weise erledigt worden; dieselbe wurde verlesen. Zeitschriften: Fischereizeitung. Verlesen der -wissens- wertesten Artikel. Ganz besonders hebt der Vorsitzende das Werk von Hofer „Handbuch der Fischkrankheiten“ hervor. Herr Köhler ist für die Beschaffung genannten Werkes. Weiter bittet er, ihm alle an Dactylogyrus schwer erkrankten Fische, behufs Beobachtung eines neu angewendeten Verfahrens zur Vernichtung dieses Parasiten zu überlassen. S. 544. Versammlung am 22. Dezember 1903. Protokollverlesung und -Genehmigung. Eingänge : Antwortschreiben der „Wasserrose“-Dresden auf unsern Brief, Polypenvertilgungsmittel betreffend; Schreiben der „Salvinia“-Hamburg, gegenseitige Mitgliedschaft be- treffend. — Als Gäste anwesend Herr Ingenieur Hohn- stedter und Herr Forschungsreisender Merkel. Letzterer meldet sich zur Mitgliedschaft und erfolgt Aufnahme des Herrn Merkel. Die Versammlung ist des kurz be- vorstehenden Festes wegen nur schwach besucht, die Anwesenden verbringen den Abend in geselliger Unter- haltung, wozu Herr Merkel wesentlich beiträgt. S. 545. Versammlung am 29. Dezember 1903. Protokollverlesung und -Genehmigung. — Herr Forschungsreisender Merkel, unser neues Mitglied, zeigt einen in Obsidian ausgehauenen Scarabaens sacer (heiliger Pillenkäfer) vor, den er in Ägypten gefunden hat und der den alten Ägyptern als Amulett der Toten für heilig galt. Nach der vorzüglich auf der Rückseite erhaltenen hieroglyphischen Inschrift, die Herr Merkel übersetzt und durch Vergleich mit einer von ihm angefertigten genauen Copie des Papyrus zu Turin belegt, ist das wahrscheinliche Alter des eigenartigen Skulpturstückes annähernd 4000 Jahre. — Herr Klemenz fragt, wie es kommt, daß jetzt die Gambusenweibchen, trotz größten Leibesumfanges, nicht ablaichen. Den Herren Fischer und Köhler ist es mit diesen Fischen ebenso ergangen und erklärt letzterer die Erscheinung mit der an allen lebendgebärenden Zahnkai-pfen beobachteten sogenannten Ruhebefruchtung oder unterbrochenen Schwangerschaft. Herr Köhler hat auch einen menstruationsähnlichen Vor- gang bei Gambusen und Zahnkarpfen wiederholt wahr- genommen und weist auf die daraufhin in den „Blättern“ in früheren Aufsätzen über Zahnkarpfen bezüglichen Bemerkungen hin. Die Arbeit Herrn Köhlers über Chromis »lulticolor in den Heften No. 51 und 52 der „Nerthus“ wird verlesen. Den angeschlossenen Vereinen soll diesmal unser Glückwunsch auf von Herrn Köhler hergestellten Originalbromsilberpostkarten mit Fisch- photographien gesandt werden. S. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarien-Kunde zu Berlin. (Eingetragener Verein.) Vereinslokal: Restaurant Örtler, Karlstraße 27. 14. ordentliche Sitzung am 8. Januar 1904. Der I. Vorsitzende eröffnete die äußerst zahlreich besuchte Versammlung und wünschte allen ein frohes neues Jahr und dem Verein ein weiteres Wachsen, Blühen und Gedeihen. — Das Protokoll der 13. ordent- lichen Sitzung wird verlesen und genehmigt. — In der Vorstandssitzung am 27. Dezember 1903 wurde Herr Dr. Barthels-Königswinter als korrespondierendes Mitglied aufgenommen. — Eingegangen: Zeitschriften, Arbeits- plan der Deutschen Gesellschaft für volkstümliche Natur- kunde für Januar; an die am 31. Januar stattfindende Demonstration in der anatomischen und Kriechtier- sammlung des Königlichen Museums für Naturkunde soll in der nächsten Sitzung noch einmal erinnert werden. Ferner eingegangen Arbeitsplan für Januar des Vereins „Humboldt“ -Hamburg, Einladung zu der am 14. Januar stattfindenden Sitzung des Vereins „Isis“ -München, Mit- teilung der Firma Gundelach-Gehlsberg über ihre Trans- portgefäße mit Sauerstoffdurchlüftung für Seewassertiere. — Herr Verlagsbuchhändler Schultze-Dresden hat dem Verein die 2. von Herrn Hesdörffer bearbeitete Aus- gabe des Dr. Zernecke’schen Leitfadens zum Geschenke gemacht. Der Vorsitzende wird Herrn Schnitze den Dank des Vereins übermitteln. Herr Dr. Lemberg übernimmt es in einer der nächsten Sitzungen über die der 1. Auflage gegenüber eingetretene Vermehrung und Verbesserung zu referieren. — Zum 3. Teil der Tages- ordnung teilt der Vorsitzende mit, daß der Vorstand nicht nur an die Ehrenmitglieder des „Triton“, sondern an die Aquarienvereine, soweit deren Adressen bekannt waren, Glückwünsche zum neuen Jahre gesandt habe, und daß darauf bisher Antworten eingegangen seien von: Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schulze, vom Verein Aquarium- Annaberg, Fischerei- Verein für die Provinz Brandenburg-Berlin, Nymphaea alba-Berlin, Ver- ein der Aquarien- und Terrarienfreunde-Berlin, Humboldt- Chemnitz, Wasserrose-Dresden, Verein Aquarium-Gotha, Humboldt-Hamburg, Naturfreund-Hamburg, Linne-Han- nover, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden- Karlsruhe, Ulva-Kiel, Nymphaea-Leipzig, Vallisneria- Magdeburg, Isis-München, Wehrteichgesellschaft-Schleiz. Fernere Glückwünsche sind eingegangen von Herren Dr. Bade und Fr. Kuckenburg-Berlin, Weber-Prag, letzterer schreibt gleichzeitig unter Bezugnahme auf den ihm zugefallenen Gewinn in der Weihnachtsverlosung: Das Tritonchristkindl ist heuer für mich besonders reich gewesen und hat bei meiner Frau großen Anklang ge- funden. Herr Höfer-Coburg meint: Heilger Triton! steh uns bei — Spend uns deine Weihe: Mach aus einem Mitglied zwei — Und aus zweien dreie! Der vom Kassenführer Herrn Lentz vorgelegte Kassen- bericht für Dezember schließt mit einem Guthaben von 6 105 Mk. 69 Pfg. einschließlich Glashauskonto. — Der mit Herrn Gärtnereibesitzer Lehmann geschlossene Miets- vertrag ist zum 1. April d. J. gekündigt. Der Gratis- Pflanzenversand wird unter allen Umständen nach wie vor in gewohnter Weise stattfinden. Der Vorstand hofft mit Herrn Lehmann ein für den Verein günstigeres Ab- kommen treffen zu können. — Zu der in No. 7 von Vereins-Nachrioliteu . 47 „J^atur und Haus“ erschienenen, wohl allen Mitgliedern bereits bekannten, von Herrn M, Carow verfaßten „Be- richtigung“ meint der I. Vorsitzende, daß es nicht wert sei. weiteri aut diese einzugehen, sondern es würde ge- nügen, dieselbe dadurch niedriger zu hängen, daß die auswärtigen Mitglieder, welche diese „.Berichtigung“ der Feiertage wegen etwa noch nicht gelesen haben, auf dieselbe aufmerksam gemacht würden. Haß der Vor- sitzende damit nicht ganz die Meinung der Versamm- lung getroffen hatte, bewies die lebhafte Diskussion, die sich hieran anschloß. Zuerst machte Herr Gehre darauf aufmerksam, daß Herr Carow von der „dritten Seite“ falsch berichtet worden wäre, denn der betreffende Brief des Herrn Carow sei tatsächlich von Herrn Dr. Ziegeler verlesen worden. Sodann versuchte Herr Gehre den Versammelten klar zu machen, daß die von Herrn Carow angeführten Gründe absolut nicht stichhaltig wären, sondern daß der Vorstand mit seiner Ansicht über den Glashausfond nach den vorliegenden gedruckten und ge- schriebenen Aufzeichnungen und nach einer event. unter Eid abzugebenden Erklärung des Herrn Hingel voll- kommen im Recht sei. Dass dieser Versuch gelungen, beweist wohl am besten, daß auch nicht ein einziger aus der zahlreiohen Versammlung eine andere Ansicht durch Widerspruch betätigte. Zum Schluß sprach Herr Gehre seine tiefste Entrüstung darüber aus, daß Herr Carow es gewagt habe, eine so schwere Beleidigung gegen Herrn Dr. Ziegeler .und damit auch gegen den ganzen Vorstand in die Öffentlichkeit zu schleudern. Der Vorwurf, den Herr Carow Herrn Dr. Ziegeler mache, sei um so ungerechtfertigter, als ja der be- treffende Brief verlesen sei und Herr Carow doch absolut nicht beweisen könne, daß Herr Dr. Ziegeler die ganzen Sachen, die Herr Carow angeführt habe, nicht ebenfalls gewußt, in der Vorstandssitzung vor- gebracht habe und einfach überstimmt sei, denn bei Ab- stimmungen entscheide bekanntlich — Herr Carow scheine dieses allerdings nicht zu wissen — die Ma- jorität und nicht der Vorsitzende. Darauf sprach Herr Heinicke seine Entrüstung über das unmotivierte V'^or- gehen des Herrn Carow gegen den I. Vorsitzenden in der Öffentlichkeit aus und meinte, es wäre besser, wenn Herr Carow sich in den Versammlungen sehen ließe, um persönlich etwaige Ansichten und Wünsche vorzubringen. Herr Heinicke bat die Anwesenden zum Zeichen dafür, daß sie die Angriffe des Herrn Carow gegen Herrn Dr. Ziegeler mißbilligen und mit der durchaus korrekten Leitung des Vereins durch Herrn Dr. Ziegeler zufrieden sind, sich von den Plätzen zu erheben. Letzteres ge- schieht ohne Ausnahme. Nachdem sich noch Herr Dr. Lemberg mit einigen Worten gegen das Vorgehen des Herrn Carow ausgesprochen hatte, erhob sich Herr Oberleutnant Reinelt und meinte, daß der Verein es seinem I. Vorsitzenden und sich selber schuldig wäre, seinem Vorsitzenden nicht nur in der Versammlung, sondern auch in der weiteren Öffentlichkeit, in die doch nun einmal Herr Carow die Sache hineingebracht habe, ein Vertrauensvotum darzubringen. Einstimmig gelangt die von Herrn Reinelt verfaßte und an anderer Stelle ver- öffentlichte Resolution zur Annahme, trotz des wieder- holt geäußerten Wunsches des I. Vorsitzenden, der nach wie vor der Meinung bleibt, es sei hier die beste Ant- wort — keine Antwoi't. — Als nicht gerade „Geschäft- liches“ aber doch zum Geschäft gehörend teilt der A"or- sitzende mit, daß seit der Übernahme des Amtes als I. Vorsitzender von ihm am 4. Januar die 1000. Nummer in das Briefbuch eingetragen worden sei. — Übergehend zum 5. Teile der Tagesordnung teilt Herr Gehre mit, daß er besonderer Umstände halber die Egernia cunninghami zur Sitzung nicht habe mitbringen können, daß er aber hoffe, sein Versprechen in der nächsten Sitzung einlösen zu können. — Herr Stieler zeigt junge selbstgezogene Gamhusia holbrooki Ger., die schon sehr schön Schecken und Trichogaster lalius vor und teilt mit, daß der bisher als Chromis multieolor bezeichnete Chromide von Herrn Prof. Hilgendorf als Paratilapia multieolor bestimmt ist. — Zur Versteigerung gelangten 10 Haplochilus pancJiax, die zu äußerst geringen Preisen ^-bgegeben wurden. — Nach kurzer Pause hielt der I. A^orsitzende seinen angekündigten Projektions-A^ortrag über Rösel von Rosenhof; während desselben übernahm Herr Ringel den Vorsitz. Den Vortrag finden unsere Mitglieder an anderer Stelle. Einleitend bemerkte der Vortragende, daß es bei dem allgemein herrschenden Wunsche nach einer Roßmäßlerfeier vielleicht angebracht sei, das Lebensbild eines Mannes vorzuführen, der un- streitig als der bedeutendste Vorkämpfer der Aquarien- kunde angesehen werden muß und dessen Werke in hohem Grade geeignet sind, das Streben nach Erkenntnis der Kleinfauna der heimischen Gewässer neu zu beleben. Wennschon der Vortrag große Anerkennung verdient, so ist aber noch ganz besonders die Mühe zu rühmen, die sich Herr .Dr. Ziegeler mit der Herstellung der vielen zum A^ortrag gehörenden Diapositiven ge- geben hat. — Den Projektionsapparat stellt Herr Dr. Ziegeler, ausgehend von der Voraussetzung, daß sich unter den Tritonen viele Amateurphotographen befinden, gern in den Dienst des Vereins und bittet besonders die auswärtigen Mitglieder durch photographische Aufnahmen jeder Art aus dem Gebiete der Liebhaberei die von ihnen gemachten Beobachtungen usw. ergänzen zu wollen. Die Anfertigung der zur Vorzeigung der Bilder im Verein erforderlichen Diapositive (bis zur Größe von 12 X 12 cm) wird Herr Dr. Ziegeler ebenfalls übei’- nehmen und hofft dei'selbe, dass von den Mitgliedern recht oft und zahlreich die Gelegenheit benutzt werde, dem Verein und der Allgemeinheit von den gemachten Ex’fahruugen Kenntnis zu geben. Schluß der Sitzung 12 Uhr. E. Diewitz, II. Schriftführer. „Heros‘^j Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg. Vereinslokal: Krokodil, Weintraubenstr. Sitzung vom 5. Januar 1904. Anläßlich der ersten Sitzung im neuen Jahre be- grüßt der erste Vorsitzende die anwesenden Herren auf’s herzlichste und spricht zugleich den Wunsch aus, daß es dem „Heros“ gelingen möge, auch in diesem Jahre seiner gestellten Aufgabe gerecht zu werden. Als erstes neues Mitglied in diesem Jahre führt sodann der I. Vor- sitzende Herrn Max Hirsch in den Verein ein und widmet demselben einige herzliche Worte als Will- kommengruß. Nach Verlesung und Genehmigung des Ktzten Protokolles gelangen die zahlreich eingelaufenen Glückwünsche von Vereinen und Mitgliedern zur Be- kanntgabe bezw. Zirkulation. — Aus dem „Triton“- Bericht vom 6. November („N. u. H.“ Heft 6) gibt Herr Eischer bekannt, daß in dem deutschen Lesebuche (Hopf u. Paulsiek) ganz ungeheuerliche Mitteilungen über Fische und ihre Nahrungsaufnahme usw. enthalten sind. Der Inhalt dieser Stellen ruft eine gerechte Entrüstung hervor und wird die Vorstandschaft seitens der Ver- sammlung ersucht, auch in den hiesigen Lehrbüchern eine diesbezügliche Nachschau zu halten, welchem Wunsche der I. Vorsitzende gerne nachzukommen ver- spricht. — Ein in No. 7 in „N. u. H.“ enthaltener Protest des früheren Vorsitzenden des „Triton“ Herrn M. Carow, betreffend die Glashausangelegenheit, dient zur Kenntnis. — Herr Carl Eckert berichtet, daß er vor mehreren Wochen ein Glas mit alten Pflanzen und Daphnien in ein Schränkchen stellte und es dann ver- gaß. Kürzlich kam er unvermutet wieder darauf und war höchst erstaunt, daß sich darin nicht nur die alten Daphnien, sondern auch eine Anzahl junger entwickelt hatten. Das Glas stand allerdings warm, aber ein Lichtbedürfnis ist demnach bei Daphnienzucht nicht vor- handen. — Gelegentlich des Besuches unseres Vereins- lokals hat sich der Vorsitzende des „Vereins für Natur- kunde“ unsere Präparaten-Sammlung angesehen und Herrn Fischer gegenüber seine vollste Anerkennung ausgesprochen. Herr Fischer bringt dies zur Kenntnis mit dem .Ersuchen an alle Mitglieder, auch fernerhin für das' Ansehen unseres Vereins tatkräftigst eintreten zu wollen. — Nachdem in nächster Sitzung die ordentliche Mitgliederversammlung stattfindet, ladet der I. Vor- sitzende hierzu nochmals freundlichst ein. — Herr Kassierer Knauer verteilt unter die Anwesenden sehr schöne, mit Neujahrs-Widmung versehene Bleistifte und Herr Scholz spendet gratis eine größere Anzahl diverser einheimischer Fische. Beiden Herren sei hierfür noch- mals bester Dank ausgesprochen. 48 V ereins-N achrichten. ,,Wasserrose‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Dresden. Vereinslokal: Restaurant „Viktoriahaus“, Seestraße. Versammlung vom 19. Dezember 1903. Der I. Vorsitzende eröffnet die Versammlung. Rach Verlesung der letzten Niederschrift gelangen die Ein- gänge zur Erledigung. Die Redaktion und der Verlag der „Rlätter“ erklären sich bereit, unsere Berichte auf- zunehmen. Vou der Glashaudlung J. M. ßiehl in Leipzig geht uns mit Bezug auf unsern Vereinsbericht vom 17. Oktober d. J. eine Erklärung zu, worin uns mit- geteilt wird, daß entgegen unserem Berichte eine Er- höhung des Verkaufspreises der heizbaren Glasaquarien nicht vorgesehen sei. Unser Mitglied Herr Herrmann, Beuthen O.-S., teilt durch Karte mit, daß er infolge Ritzens an einem aus Blech gefertigten Algenkrat/.er sich eine schwere Blutvergiftung zugezogen habe und mehrere Wochen schwer krank daniedergelegen habe. DieserVorfall mahnt wiederum zur Vorsicht beim Umgang mit derartigen und ähnlichen Geräten. Mit Bezug auf die in letzter Zeit wiederholt in der Fachliteratur, speziell den „Blättern“ aufgetauchten Angaben über die beste Kultur der Cabomba weist der Unterzeichnete Schrittführer an der Hand eigener Auf- zeichnungen über bisherige Kulturerfolge mit dieser Pflanze darauf hin, daß er dieselbe stets der vollen Sonne ausgesetzt habe. Gerade diesem Umstande schreibe er das vorzügliche Gedeihen der Pflanze neben einer geeigneten, aus ungefähr gleichen Teilen Moorerde, Lehm und Sand gemengten Bodenschicht zu. Wieder- holte Versuche, die Pflanze an wenig belichteten Stellen des Beckens zu pflegen, zeitigten nur schwächlich ent- wickelte und spärlich verzweigte Exemplare, deren mit weiten Zwischenräumen am Stengel sitzende Blätter deutlich den mangelnden, belebenden Einfluß des Lichtes erkennen ließen. Der Vortragende glaubt daher, einen sonnigen Standpunkt für die Cabomba nur empfehlen zu können. Die Überwinterung soll, wenn möglich, im un- geheizten Becken stattfindeu, da die Pflanze alsdann im Frühjahr um so kräftiger und üppiger wächst. Die Temperatur des Wassers kann ohne Gefahr für die Pflanze bis auf 0 Grad zurückgehen, sogar zeitweilig eingefrorene Stengel überstanden dies ohne Schaden. Die Vermehrung ist, wie bekannt, sehr einfach, in den Boden gesteckte, fingerlange Zweigspitzen entwickeln sich schnell zu neuen Pflanzen, ebenso erzeugt jede ein- gepflanzte Blattachsel neue Triebe. Zur Blüte schreitet die als eine unserer besten und dankbarsten Unterwasser- pflanzen mit Recht geschätzte Sauerstofferzeugerin bei einer möglichst gleichmäßigen Temperatur von 18 bis 20 Grad R., eine höhere Wärme ist durchaus nicht nötig. Erforderlich ist jedoch ein ungestörtes Wachs- tum, die Pflanze darf nicht gestört werden durch etwaige äußere Eingriffe. — Uber elektrische Aquarienheizung referierte sodann Herr Oberlehrer Richter, indem durch denselben ein hochinteressantes Schriftstück unseres Herrn K. Ullmaun-ßrünn über obiges Thema zum Vortrag ge- langte. Wie Herr Ullmann in praktischer, neuartiger Weise seine verschiedenen Aquarien elektrisch heizt, welche Temperaturen erzielt werden können, wie die kleinsten und größten, bis 1,35 m langen Becken be- quem, sauber und rasch bedient werden können, dies alles erfuhren wir aus dem umfangreichen, jeden Punkt genau und ausführlich behandelnden Schriftstück. Reges Interesse, welches dem Vortrage zu teil ward, zeugte davon, daß Herr Ullmann eine in der Aquarienpflege höchst aktuelle Frage mit Geschick zu behandeln ver- standen hat. Verschiedene Herren erbaten sich nach Schluß des Vortrages das Manuskript, um Versuche nach der von Herrn Ullmann gezeigten Richtung anzustellen. Für sein dem Verein bekundetes Interesse sagen wir Herrn Ullmann auch an dieser Stelle unsern Dank. — Herr Lehrer Haupt in Halle sandte uns zur Unter- stützung bezw. Erläuterung eines demnächst zu haltenden Vortrages eine Reihe vorzüglich ausgeführter Präparate und Photographien, unter ersteren als Unikum eine 4,8 cm große Paludina vivipara, eine Riesin ihres Ge- schlechts. Ein humoristisch abgefaßtes Begleitschreiben zur Sendung erläutert die verschiedenen Präparate. Auch diesem Herrn sagen wir für seine Unterstützung unsei-er Bestrebungen wärmsten Dank. — Herr Schäme zeigt vor 1 Pärchen Pimelodus sapo, dem bekannten Katzenwelse sehr ähnliche, höchst muntere und an- sprechende Faden weise. — Herr Gerlach übermittelt Grüße von Herrn Diewitz-Berlin. ^ Zum Schlüsse wünscht der Vorsitzende allen Herren Mitgliedern frohe Festtage nebst einem glücklichen Neujahr. Schluß der Sitzung 12 Uhr. P. Engmanu, I. Schriftf. „Hottoiiia‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarienklmde zu Darm Stadt. Vereinslokal: „Hessischer Hof“, Wilhelminenstraße 1. Sitzung vom 7. November 1903. Eröffnung: «‘/a Uhr. Protokollverlesung. Im Einlauf: Zeitschriften. Auf Antrag des 1. Vorsitzenden wird die Anschaffung der Neu-Auflage von Zerneckes „Leitfaden“ für die Bibliothek beschlossen. — Herr Klockow stiftet der Vereinskasse in dankenswerter Weise 1,50 Mk. — Die heutige Gratisverlosung hat zum Objekt ein schönes vier- eckiges Glasaquarium, dessen glücklicher Gewinner Herr Schmidt ist. — Herr Klapproth hat eine eigentümliche Krankheit bei Girardinus caudimaculatus beobachtet. Ein 9 schwoll nicht allein am Bauche, sondern auch am Kopf (in der Wangengegend) an, daß es schließlich platzte. Eine Erklärung dieser überaus sonderbaren Erscheinung konnte vorläufig nicht gegeben werden. — Herr Buch- hammer berichtet, daß kürzlich die zuständigen Behörden einem durchreisenden Unternehmer, der eine kleine Kollektion lebender Reptilien in den hiesigen Schulen zeigen wollte, außerordentlich entgegengekommen seien. Dahingegen habe man der „Hottonia“ gelegentlich der letzten Ausstellung in dieser Hinsicht viel Schwierigkeiten in den Weg gelegt. Derr Buchhammer tadelt dies mit scharfen Worten und spricht die Erwartung aus, daß bei der nächsten Ausstellung der „Hottonia“ freiere Bahn geschaffen werde. — Herr Walter hat die Beobachtung gemacht, daß seine Fische das Garneelenschrot verschmähten, da- gegen Bartmannsches Fischfutter bis zum letzten Bestehen aufzehrten. Indessen haben andere Mitglieder gerade entgegengesetzte Erfahrungen zu verzeichnen, sodaß ein endgültiges Urteil — auch über „Piscidin“ u. a, — noch nicht gefällt werden kann. — - Herr Jamin wundert sich, daß „Tubifex“ (Anzeigenteil der „Blätter“) allgemein als „Fischfutter“ offeriert wird, obgleich doch nur Grundfische ihn fressen und er sonst eine ziemlich zweifelhafte Rolle im Aquarium spielt. Sitzung vom 21. November 1903. Eröffnung 10 Uhr. Den Vorsitz führt Herr Jamin in Vertretung des gegenwärtig in der Schweiz weilenden Herrn Zachmann. Als Gast ist anwesend Herr Brunner. Im Eingänge: Grußkarte vom I. Vorsitzenden von Schaff- hausen, No. 6 des Verbandsanzeigers, Novemberheft der „Deutschen Fischerei-Korrespondenz.“ — Herr Löding stiftet für die Bibliothek 2 Bändchen aus der „Miniatur- Bibliothek“. — Mitglied Frau Architekt Müller teilt in einem von Herrn Brunner überbrachten Briefe mit, daß ihr von 30 handlangen Goldfischen 27 eingegangen seien. Wie Porzellanfische hätten sie ganz ruhig am Grunde des Wassers zwischen den Pflanzen gestanden, Mund, Kiemen und Flossen fest geschlossen. Diese Goldfische hatten sich 15 Jahre hindurch in ihrer Pflege befunden — im Winter im Zimmeraquarium, im Sommer im Gartenbassin. Herr Jamin bemerkt dazu, daß vor ca. 4 Jahren mehreren Herren mit ihren Goldorfen ganz dasselbe passierte. Ebenso weiß Herr Zang über eine ähnliche Krankheits- erscheinung bei seinen Goldfischen zu berichten, die eben- falls den Sommer über im Gartenbassin, im Winter im Aquarium gehalten wurden. Demnach ist als mögliche Ursache der Erkrankung vielleicht Unachtsamkeit bei der Übersiedelung der Fische im Herbst anzunehmen. — Herr Jamin stellt für die erste Sitzung im Dezember eine Gratisverteilung von Formollösung in Aussicht, damit jedes Mitglied in der Lage ist, vorkommendenfalls ein- gegangene Tiere gleich zu konservieren. Zu diesem Zwecke soll vorläufig 1 Kilo Formol beschafft werden. Herr Buchhamrher rät der Einfachheit wegen auch dazu passende Präparatengläser den einzelnen Herren zur Verfügung zu steifen. Herr Jamin gibt dann noch einige kurze Winke zur Verwendung des Formols bei der Konservation von Tieren. — Schluß 11 Uhr. Richard Zang, II. Schriftf. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. K. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sehe Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Oreutz’schen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M. (Nachdruck verboten.) Ein billiges heizbares Terrarium und seine Bewohner. Von AVolfg-, F. Ewald, Berlin. (Mit Skizzen nnd Original- Photographien.) ange habe ich, wie wohl die meisten L Aquarieniiebhaber, vor der Anlage eines Terrariums /mrückgeschreckt, weil die horren- den Preise, die von den Händlern für heizbare Behälter verlangt werden, durchaus die Kräfte meines Beutels überstiegen. Ich wollte aber doch die Beobachtung von Reptilien niclit ver- nachlässigen, da ich mich bereits mit Amphibien, Fischen und niederen Tieren in Süß- und See- wasser befaßt hatte, und es meinen Prinzipien durchaus widerspricht, nur einen Teil unseres Gebietes kennen und schätzen zu lernen. Es blieb also nur der Ausweg, der mir schon wiederholt aus schwierigen Lagen geholfen hat, selbst konstruktiv tätig zu sein. Ich baute mir nach den Angaben des Herrn Tofohr („Natur und Haus“, Jahrg. X.) ein heizbares Terrarium und zwar aus einer Kiste. Der Erfolg war ein negativer, da meine Geschicklichkeit znr Her- stellung eines dauerhaften Behälters nicht aus- reichen wollte. Das Terrarium sah scheußlich aus, und war in jeder Beziehung wackelig und unvollkommen. Im vergangenen F rüh- jahr faßte ich endlich den Entschluß, mir nach eigenen Angaben einen Behälter von einem Tischler aus Holz bauen zu lassen. Das Resultat hat mich durchaus befriedigt , sowohl hinsichtlich des Preises, als hinsicht- lich des Ansehens, und der praktischen Ver- Originalaufnahme nach dem wendbarkeit. Ich will „Blatter“. nachstehend die Konstruktion dieses Behälters schildern und vorausschicken, daß er mit Scheiben, Blecheinsatz, Pflanzen und Bodengrund bei recht beträchtlicher Größe nur 29 Mk. gekostet hat, ein für derartige Behälter gewiß außerordentlich billiger Preis. Ich wählte, wie gesagt, Holz als Baumaterial, da es bei der Herstellung billiger als Blech ist und genau dieselben Dienste leistet. Der Tischler verfertigte nach nebenstehender Abbildung ein Gestell, welches gleich mit Füßen versehen wurde, sodaß ein besonderer Tisch nicht nötig ist. Die Maße sind folgende: Länge 80 cm, Höhe 70 cm, mit Tisch 1,35 m, Breite 50 cm. Von der Höhe gehen, wenn Gasheizung angewendet wird, 15 cm, sonst etwas mehr für den Heizraum ab, in dem der Brenner untergebracht wird. Der Heizraum ist rings geschlossen, his auf zwei Türen an den Längsseiten, die mit Drahtgaze bezogen sind, um der Flamme die nötige Luft zuzuführen. Neben der einen Türe sind zwei runde Löcher, Gemeine AValzenechse Goriyylus ocdlatus Wagler). 50 Wolfg. F. Ewald: Ein billiges heizbares Teri'arium und seine Bewohner. um Gasschläuche eiuzuführeu. Über den Heiz- raum kommt der Blecheinsatz. Er ruht auf zwei Baiideiseustangen, die in Klötze au beiden Schmal- seiten des Heizraumes eingelassen sind und zwar so, daß die Stangen auf der hohen Kante stehen. In den vier Ecken liegt der Einsatz ebenfalls auf Klötzen. Er ist in zwei kleinere und eine größere Abteilung geteilt; eine kleine Abteilung für Kiesfüllnng und Wasser- becken, eine zweite für Sand und die große Abteilung für feuchten Sand mit Moos- bedecknng, geeignet zum Ein- setzen von Topfpflanzen. 1 )er Blecheinsatz ist 6 cm hoch und schneidet mit dem oberen Bande des Heizraumes ah, sodaß der Kaum für den Brenner selbst hei dieser Ein- richtung nur 10 cm hoch ist. Für Petroleumlampen Avürde die Einrichtung insofern ab- weicheu, als der Heizraum überhaupt wegfiele und die Lampe unter dem Boden des Terrarinffis auf einem Träger stehen wüi’de. In beiden Fällen erhält der Blecheinsatz ein Loch von ca. 6 cm Durchmesser, auf welches ein kleiner dApf ans Blech, mit der Öffnung nach unten, gestülpt und festgekittet wird (System Tofohr). In diesen Heizkörper ragt die Flamme des Gas- brenners, resp. der Zylinder der Lampe, hinein und wärmt ihn sehr intensiv. Er muß daher gefalzte Lötung haben und darf auch nicht auf den Boden aufgelötet werden, da das Zink schmelzen könnte. (Das Kitten erleichtert zudem die Keinignng des Topfes, da er dann abnehmbar ist.) Über den Blechboden ragt nur der eigentliche Terrarienraum in einer Höhe von 55 cm. Nach der Stuhen- seite zu ist die Längswand durch senkrechte Leisten in drei Teile geteilt: der mittelste enthält die mit Gaze bespannte Tür, die beiden anderen sind mit Scheiben versehen. Die dem Fenster zugekehrte Längswand besteht ans einer großen Scheibe, ebenso eine der Schmal- wände, während die zweite Schmalwaud zu zwei Dritteln mit Holz geschlossen und im obersten Drittel mit Drahtgaze bespannt ist. Das ganze bedeckt ein großer, ebenfalls ganz mit Gaze be- spannter Holzrahmen, der durch Zapfen auf die oberen Eandleisten des Terrariums anfgepaßt ist. Dieser Eahmen ermöglicht gute Lüftung des Behälters, kann aber, um die Wärme zu er- halten, mit Scheiben bedeckt werden. An der Holzwand befindet sich die große Abteilung des Blecheinsatzes, sodaß die dort hineingestellten Topfpflanzen das Holz verdecken. Einen be- sonderen Schutz der Töpfe gegen das Wühlen der Echsen habe ich nicht für nötig befunden, da die Erde meiner Pflanzen alt und hart ist. Sollte es nötig werden, so würde wohl eine Schicht groben Kieses, über die Erde geschüttet, die Wurzeln schützen, da die Echsen nach meinen Er- fahrungen sich nie in groben Kies einwühlen. Mein freund- licher Berater, Herr Tofohr, 2.Vorsitzender der „Salvinia“, Hamburg, der mir in der Terrarienpflege auf die Beine geholfen hat, gab mir den guten Wink, keine Erde in das Terrarium zu füllen, da die Eidechsen sich und den Behälter damit schrecklich schmutzig machen. Moos ist dagegen vorzüglich, da die Eeptilien sich gerne darunter verkriechen, ebenso einige Zier- korkstücke. Über den Heizkörper habe ich in malerischem Durcheinander größere Bimsteine gebaut, auf denen die Tiere gerne liegen, da durch das Gestein die Hitze etwas gemäßigt wird. Einen Schutz gegen Verbrennungen fand ich bisher nicht für nötig, da die Tiere sich selbst vorsehen. Ich muß nun noch der Art gedenken, wie die Scheiben eingesetzt sind. Um eine sichere Be- festigung zu ermöglichen, haben sämt- liche Leisten, welche die Fenster zu halten haben, nebenstehenden Quer- schnitt. Die Scheiben (S) passen also in eine Art Eahmen (a) hinein und werden dann durch vierkantige Stäbchen (b), die an den Leisten festgenagelt werden, gehalten. Dieser Befestigung der Scheiben dankt der Be- hälter in erster Linie sein überaus sauberes Aus- sehen. Zum Schluß eine Kostenaufstellung: Eohbau, ans Holzleisten . 12.50 Mk. Scheiben . 4.— Blecheinsatz .... . 4.— ?5 Bodenfüllnng . 1.50 J? Zwei Pflanzen .... . 3.— 59 25.— Mk. Wolfg’. F. Ewald: Eiti billiges heizbares Teri’ariiim und seine Bewohner, 51 Transport 25. — Mk. Gaze 1. — ,, Brenner und Schlänclie . 2. — ,, Farbe 0.30 „ Näpfe 0.70 ,, 29. Mk. Dieser Preis ist sehr gering. Wo bekäme man wohl ein völlig eingerichtetes Terrarium dieser Größe mit Tisch für 29 Mk.? Man darf allerdings die Mühe nicht scheuen, es selbst zu streichen, doch würde dies vielleicht auch der Glaser gegen geringes Entgelt besorgen . Übrigens Sache, deren Erfahrungen ich kenne. Ich habe aber noch nie erlebt, daß irgend eine Neuanlage, sei es ein Süßwasseraquarium öden- gar ein See- wasseraquarium, seien es Fische, Amphibien oder niedere dhere, so wenige Verluste mit sich ge- bracht hat, wie mein dViTarium. Ich bin aller- dings nicht verwöhnt, denn wer Seewasser- aquarienbesitzer Avar, der geAvölint sich an ganz andere Verlustziffern ; ein Seewasseraquarium kann nur der ordeutlich in Gang halten, Avelcher viel Zeit und viel Geduld, außerdem aber reich- lich Geld für diesen Zweck hat. Ich habe mir Origiiialaufnahrae n.icli dem Leben für die „Blätter“. muß man nie unterlassen, den Glaser und Klempner angesichts des Terrariums ihr Material zuschneiden zu lassen, da sonst ein völlig gutes Zusammen- passen aller Teile nicht zu erreichen ist. Ich bin gerne bereit, dieses Ten’arium für Liebhaber bauen zu lassen, da ich bezweifle, daß andere die Anfertigung ebenso billig erhalten können Avie ich. Zudem ist mein Tischler durch An- fertigung mehrerer Terrarien derselben Art schon in Übung. — Dies wäre die Konstruktion des Be- hälters. Um aber ein abgerundetes Bild geben zu können, will ich auch einige interessante Be- obachtungen an der Fauna meines Terrariums bekannt geben. Ich habe recht viele Tiere gepflegt und stehe in enger Verbindung mit anderen Freunden der Iiiclisclier JJoroschwanz ( Uromastix hardioickei Bold.). redlich mit dem Seeaquarium Mühe gegeben, hatte einen schönen, großen Behälter und alles Nötige. Mit Mittelmeerrosen und anderen ganz netten aber wenig interessanten Dingen geht es ja wunderschön, was ich ausdrücklich be- tone, damit man mir nicht eiiiAvendet, daß es bei soundso vielen sehr schön geht und ich es nur nicht richtig angefangen habe; aber Tiere an denen sich etAvas beobachten läßt, sind sehr teuer zu beschaffen und gehen bei der geringsten Vernachlässigung, oft auch ohne diese, ein. 1 )as Bild eines mit Seerosen besetzten Seewasser- aquariums, schön eingerichtet und beleuchtet, gewährt ja einen feenhaften Anblick, aber für diesen Anblick 60 — 100 Mk.! Das scheint mir etwas teuer. Ja, Avenn man, Avie gesagt, inter- 52 Wolfg. F. Ewald: Bin billiges heizbares Terrarium und seine Bewohner. essaiite Tiere halten könnte, was ja einigen mit den nötigen Mitteln versehenen Leuten nach langjährigen, kostspieligen Versuchen schließlich gelungen ist! Es soll nicht mein Zweck sein, meine Leser von dem Seewasseraqnarinm abzu- bringen. Ich sage ihnen nur, gegenüber etwas rosigen Schilderungen, die Wahrheit, die nicht ich allein empfunden habe, die aber vielleicht diesen oder jenen anspornen wird, den Schwierig- keiten zu trotzen. Ich glaube aber recht zu tun, wenn ich solchen, die sich der Hindernisse nicht bewußt sind, und Zeit und Geld an einen Anlauf verschwenden, der vielleicht nie zum Ziel führt, reinen Wein einschenke. Doch genug davon. Bei der Terrarienpliege braucht man nicht so tief in den Beutel zu greifen und kann doch etwas Tüchtiges beobachten. Voraussetzung ist natürlich, daß man gesunde, kräftige Tiere erhält und da kann ich nur jedermann raten, meinem Beispiel zu. folgen und in einen Verein einzutreten, der seinen Mitgliedern selbst-impor.- tierte Tiere liefert. Ich halte den Beiti’ag, welchen man zahlt, für unbedeutend gegen die Verluste, die man durch kranke Tiere erleidet und ich kann nur betonen, daß es lediglich die kern- gesunde Natur der mir von der „Salvinia“, Hamburg, gelieferten Eeptilien iM, die mich vor Verlusten bewahrt hat, trotzdem ich mancherlei Fehler begangen habe. Nebenbei sind die Tiere im Verein viel billiger als sonst. Es gibt gewiß Händler, die auf das zuvorkommendste und reellste bedienen, ich habe jedoch von vornherein auf Herrn Tofolirs Kat den anderen Weg befolgt, und bedaure meinen Schritt nicht. Ich habe in meinem Terrarium Lacerta muralis, viridis, serpa, murcdis var. hrüggemanni, ionica, ionica var. olivacea, ferner Chamäleo, Scincus, Oongglus, Ang%iis,Alglrdides,Agama,Platgäactylus,Acanth.o- dactglus und Uromastix gehalten und möchte meine Erfahrungen im folgenden aufzeichnen. Die Lacertiden haben mich eigentlich etwas enttäuscht. Trotz guter Wärmeverhältnisse und Sonne sind sie recht träge. Wer die Lacei’ten im Süden an den sonnigen Steinwänden hin- huschen sah in ihren pfeilschnellen graziösen Be- wegungen, mit ihrer schönen Farbe, der kann das Bild der eingekerkerten, an ihrer Bewegungs- freiheit gekürzten Tiere nicht recht genießen. Einzig beim Füttern wurden sie recht lebendig, besonders wenn zwei Eidechsen gleichzeitig einen Mehlwurm packen und ihn sich streitig machen. Am wenigsten gefiel mir Lacerta viridis. Groß, ungeschlacht, stupide und gefräßig, so kann ich die Eigenschaften meines Exemplars zusammen- fassen, welches von der herrlichen schillernden Färbung seiner südlichen Artgenossen wenig erraten ließ. Ich habe das Tier sogar ab- geschafft. Sehr possierlich sind dagegen die Lacertae ionicae. Es ist ein reizender Anblick, wenn sie ihre klugen, winzigen Köpfchen beob- achtend aus irgend einer Steinritze auf den Be- schauer richten. Außerordentlich ansprechend in der Färbung ist Lacerta serpa und Lacerta murcdis var. hrüggemanni (nicht hrvggemannii, wie man häufig liest, ebenso auch nicht z. B. holhrookii-, zwei i haben nur Sinn, wenn die Endung sowieso ein i enthält, also die Forscher Brüggemanni, Holhroohi hießen, statt Brügge- mann, Holbrook). Ich komme nun auf die nichtitalienischen Formen zu sprechen. Zunächst Algiroides. Man hört oft, diese Echsen seien zart und hinfällig. Ich kann demgegenüber sagen, daß meine Exemplare die wohlgenährtesten, ge- sündesten Tiere meines Terrariums sind, übrigens auch nicht von der Zehenschwundkrankheit be- fallen wurden, an der die meisten meiner Lacer- tiden leiden. Ihre prächtige Färbung macht sie zu den stattlichsten Gästen des Behälters. Auch Gongylm besitze ich. Eines dieser Tiere starb bald nach der Geburt von 4 -lungen, welch letztere ich mit jungen Mehlwürmern erfolgreich großziehe. Die jungen Gongylus sind äußerst anspruchslos und sehr munter, sodaß man wirkliche Frende an ihnen hat. Mit Uromastix hatte ich kein Glück. An ihm war nichts interessant als die verrückte Gestalt und der Umstand, daß er hart- näckig vegetabilische Nahrung verweigerte — eine individuelle Eigentümlichkeit. Er ging an einer merkwürdigen Fußkrankheit oder vielmehr an deren Operation ein. Die Zehen waren verkrümmt und wie abgefressen, mit Schmutz verklebt. Ich pinselte mit Karbol und am nächsten Tage waren die Zehen mit offenen Wunden bedeckt, das Tier war tot. Vielleicht hätte, wie mir Herr Tofohr schrieb, das un- giftige Creolin bessere Dienste geleistet. Diese Krankheit scheint mir nicht übereinzustimmen mit dem gewöhnlichen Zehenschwund, der in meinem Terrarium grassiert hat. Bei dieser Krankheit bildet sich an der Zehenspitze ein Gebilde wie ein kleiner Stecknadelknopf, der immer näher an die Zehenwurzel heranrückt, sodaß schließlich nichts mehr von der Zehe übrig bleibt. Die Krankheit ist, wie ich selbst an mehreren Exemplaren beobachtete, nicht tödlich, behindert allerdings die befallenen Tiere sehr beim Laufen und macht das Klettern un- Paul Arnold: Meine Beobachtungen über die Haltung und Zucht des Kanapfflschos. 5^ mögiich. Merkwürdigerweise ist auch mein Skink vom Zelieiischwund befallen und scheint sich dadurch sehr unwohl zu fühlen. Jedenfalls ver- weigert er seitdem hartnäckig jede Nahrung und wird dünner und dünner. Seitdem mehrere Operationen tödlich verlaufeu sind, scheue ich von Wiederholungen zurück, bevor ich nicht das Wesen der Krankheit ergründet habe. Ich hoffe bald Ausführlicheres über den Krankheits- erreger und seine Beseitigung veröffentlichen zu können. (Schluß folgt.) (Nachdruck verhoteu.) Meine Beobachtungen über die Haltung und Zucht des Kampffisches. Von Paul Arnold, Hamburg-. (Mit 1 Originalaufnahme.) «) •) aber den Kampffisch (ßetta piignax), dessen Haltung und Zucht, ist zwar schon ver- scliiedentlich berichtet worden, dennoch dürften meine Beobachtungen, die ich in nachstehendem wiederzugeben versuchen will, für den einen oder den anderen Liebhaber, der Kampffische hält, oder sie in den Bestand seiner Aciuarien- lieblinge aufzunehmen beabsichtigt, vielleicht von Interesse sein. Sowohl durch die Fachliteratur, als auch durch mir bekannte Liebhaber, war ich auf den Kampffisch aufmerksam geworden, aber wo ich ihn bei Händlern und Liebhabern vereinzelt zu Gesicht bekam, erschien er mir als ruhiger, un- scheinbarer Fisch; von der Kauflust und so viel gerühmten Farbenpracht des kleinen Tierchens gewahrte ich nichts. Erst Anfang Juli vorigen Jahres, als ich bei der bekannten Import-Firma Hans Stüve-Ham- burg etwa ein Dutzend gerade importierter Kampffische sah, die ein unbeschreiblich leuch- tendes Farbenkleid trugen, erwachte in mir das Verlangen, diesen Fisch zn halten. Unter den von Herrn Stüve importierten Kampffischen befand sich leider nicht ein einziges Weibchen; ich erstand daher von einem anderen hiesigen Händler ein Pärchen zuchtfähiger Kampffische und brachte sie in ein heizbares Aquarium mit Altwasser und dichter Bepflanzung. Durch die in Betrieb gesetzte Heizung stieg die Wasserwärme von 20® langsam bis auf 28® C., und konnte man an den Tierchen deutlich wahr- nehmen, daß sie sich jetzt wohlfühlten; sie waren lebhaft gefärbt, schwammen munter uniliei’ und haschten nach den eingesetzten Daphnien. Plötzlich stürzte das etwas größere kräftigere Weibchen auf das kleinere Mäuuchen los und verfolgte es unaufhörlich. Vergebens suchte das Männchen Schutz in dem dichten Pfianzengewirr, überall wurde es von dem wütenden Weibchen aufgespürt und mit Bissen traktiert, bis es bald an Körper und Flossen arg zugericlitet war. Ich dachte, daß das Weibchen sich mit der Zeit beruhigen und friedlicher Averden würde und nahm daher eine Trennung der beiden nicht vor. Wie erschrak ich aber, als ich am nächsten Morgen das Männchen nirgends im Aquarium sehen konnte, ich fand dasselbe scliließlich, l)ereits ganz vertrocknet, am Fußboden liegend vor, jedenfalls war es, um den Verfolgungen des Weibchens zu entgehen, durch den kleinen Zwischenraum zwischen dem Aquarium und der dasselbe bedeckenden Glasscheibe hindurch- gesprungen und hatte so einen jähen Tod ge- funden. Nun brachte ich ein aus dem Stüveschen Import erworbenes Männchen zu dem zank- süchtigen Weil)chen. Diesem erging es aber nicht besser als dem ersten Männchen; es Avurde fortgesetzt verfolgt und gebissen und bald waren von dem herrlichen FlosseiiAverk des Tieres nur noch Fetzen vorhanden. Durch die Erfahrung klug gemacht, nahm ich sofort mittelst einer in das Aquarium eingeschobenen Glasscheibe eine Trennung der beiden Tiere vor, um dem Männchen Ruhe zur Erholung zu gönnen. Nach einigen Tagen hatte das Männchen sich Avieder völlig erholt, die Bißwunden am Körper Avaren geheilt und auch die Flossen waren Avieder ge- Avachsen; ich entfernte nun die Scheidewand zAAUSchen den beiden Fischen, da ich gerne Nach- zucht von ihnen erzielen wollte. Anfangs ver- hielt sich das Weibchen rnhig, um bald darauf wieder zu neuen Angriffen auf das Männchen überzugehen. Durch mein Geschäft Avar ich verhindert, die Tiere weiter zu beobachten; als ich mittags nach Hause kam, fand ich das Männchen, mit Bißwunden übersät, tot im Aqua- rium liegen. Trotz dieser Mißerfolge beschloß ich, es noch mit einem dritten Männchen zu versuchen, Avelches ich nach vieler Mühe am Platze auftrieb, es war kleiner als das in meinem Besitze befindliche Weibchen und ich fürchtete, daß es dasselbe Schicksal Avie seine Vorgänger ereilen würde. Sofort nach dem Einbringen iu das Aquarium fuhr das Weibchen auf das neue Männchen los und versetzte ihm einen Biß, der die Kampfflosse zerfetzte, einem zweiten und dritten Angriff des 54 Paul Arnold: Meine Beobachtungen über die Haltung und Zucht des Kampffisches. AVeibchens wicli das Männchen, welches sich von dem Schrecken inzwisclien erholt zu haben schien, g'eschickt ans und ergriff nun selbst die Offensive. Mit gespreizten Flossen und nach vorne ge- richteten, stark abstehenden Kieinendeckeln, in den sattesten Farben prangend und lebhaft zitternd umkreiste das Männchen das Weibchen, wobei es kräftige Stöße und Bisse gegen das letztere ausführte. Das AA'eibchen ergriff die Flucht, wurde aber von dem Männchen verfolgt und lag bald darauf erschöpft und völlig ein- geschnchtert, mit zerfetzten Flossen, in einer Ecke des Aquariums, aus der es sich nicht ent- fernen durfte, ohne sich erneuten Angriffen des aufgeregten Männchens auszusetzen, denn jedes- mal, wenn es Miene machte, aus der ihm an- gewiesenen Ecke hervorzuschwimmen, wurde es von dem Männchen unter Bissen an seinen Platz zurückgedrängt. Jetzt begann das Männchen mit dem Bau des Nestes, für welchen es sich ein Schwimmblatt des Froschbisses und daneben befindliche Salvinia und Riccla als Stützpunkt wählte. Das Aquarium stand auf einem Tischchen dicht am Fenster und war Avährend des ganzen Nachmittages dem Sonnenlicht ausgesetzt. Am anderen Tage prangte ein langgestrecktes Schaumnest von geringerer Höhe als das des Makropoden an der Oberfläche des AA'assers, an dessen weiterem Ausbau das Männchen noch eifrig- beschäftigt war. AA'ährend des Nestbaues zeigte das Männchen sich öfter in seiner ganzen Pracht, dem ruhig in der Ecke liegenden AVeibchen, welches seinerseits die Begrüßungen des Gemahls durch zitternde Bewegungen des Körpers und der gespreizten Flossen erwiederte. Die Färbung des AA'eibchens war mittlerweile ebenfalls inten- siver geworden; dunkle Querstreifen zogen sich unregelmäßig über den Körper hin und man konnte die langgestreckten Rogen deutlich durch die Haut hindurchschimmern sehen. Am nächsten Morgen fand ich Männchen lind AA^eibchen zusammen unter dem Neste stehend, das Männchen in unbeschreiblicher Farbenpracht. Kein Maler wäre imstande die Färbung des Tierchens in diesem Augenblicke Aviederzugeben. Die mit einem dunkelroten Fleck versehenen Kiemendeckel sind zu einer förm- lichen Halskrause nach vorne gebogen und geben dem Fischchen von vorne gesehen ein ganz eigenartiges wildes Aussehen; der tiefdunkle sammetähnliche Körper erscheint mit kleinen Smaragden übersät; sämtliche Flossen sind so stark gespreizt, daß sie zu zerreißen drohen, die langen, lebhaft roten, am Grunde schwarzen, in eine grünlichweiße Spitze auslaufenden Bauch- flossen stehen fast senkrecht vom Körper ab und werden pendelartig bewegt. Die leuchtend hellgrüne Rückenflosse ist von schrägen schwarzen Linien durchzogen. Bei der fast zu einem Rade entfalteten karmin- bis dunkelbordeauxroten Schwanzflosse treten die fächerförmig aus- gebreiteten Flossenstrahlen dunkelgrün bis blau leuchtend hervor. Die in Form eines schrägen Vierecks ausgebreitete, in eine lange rote Spitze auslaufende Afterflosse leuchtet im intensivsten Dunkelgrün und Dunkelblaulila. Übrigens ändert sich das entzückende Farbenbild je nachdem das Licht auf den Tisch fällt und erscheint bald heller, bald dunkler leuchtend. Zuerst fanden mehrere Scheinpaarungen statt, bei denen kein Laich abgegeben wurde; bei den weiteren Paarungen sah ich die Laichkörner, die das Aussehen und die Größe von kleinen Grieskörnern haben, erst in geringer Anzahl, etwa 4 bis 8, dann in größeren Mengen bis zu 20 Stück bei jeder Paarung. In der Zeit von 7 bis 8 Uhr morgens beobachtete ich ungefähr 20 Paarungen und schätzte die Zahl der in dieser Zeit hervorgebrachten Eier auf 250 Stück. Durch meinen Beruf Avurde ich an der weiteren Beob- achtung der Laichablage verhindert. Bei den Paarungen umschließt das Männchen, sich sichelförmig zusammenbiegend, sodaß der Kopf und die Schwanzflosse einander berühren, das AVeibcheu, wobei letzteres umgedreht wird und auf dem Rücken liegt. Die bei der Um- schließung hervortretenden Laichkörnchen werden von dem an der Legeöffnung vorbeigleitenden Männchen sogleich befruchtet und sinken zu Boden, worauf sie von dem Männchen mit dem Maule aufgesammelt und in das Schanmnest ge- worfen Averdeu. Nach der Paarung liegt das AVeibcheu, entweder Avagerecht oder schräg, den Kopf stets nach unten gerichtet, einige Augenblicke regungslos unter dem Neste, sinkt dann langsam zu Boden und beteiligt sich am Aufsammeln etwa noch vorhandener Eier, um sie ins Nest zu tragen. Oftmals bleibt aber das AVeibcheu ruhig am Boden liegen oder schwimmt im Aquarium umher und wird dann unter herr- lichen Liebesspielen zur neuen Paarung unter das Nest gedrängt. Als ich mittags nach Hause kam, fand ich das Männchen in großer Aufregung mit dem Ausbau des Nestes und der Verteilung der Eier in demselben beschäftigt; das AVeibcheu wurde nicht aus den Augen gelassen und durfte sich dem Neste nicht nähern, ohne von dem Männchen Paul Arnold: Meine Beobachtungen über die Haltung und Zucht des Karnpifischcs. 55 sofort angegriffen nnd verjagt zn werden. Um die Aufmerksamkeit des Männchens von dem Neste nicht abzulenken, trennte ich das Weibchen diu’ch eine in das Aquarium eingeschobene Zink- blechtafel von dem Männchen nnd dem Neste; dieses erwies sich aber bald als unzulänglich, denn jedesmal, wenn das Weibchen sich der Scheidewand näherte, wurde das Männchen un- ruhiger als zuvor, vermutlich sah es durcli die Spiegelung der Aquariumscheiben das von ihm getrennte Weibchen; ich fing dalier das Weibchen heraus und setzte es in ein anderes Aquarium. Am zweiten Tage nach dem Ablaichen war die Brut ausgeschlüpft; in ungezählter Menge hingen die kleinen, mit einem kurzen weißlichen Schwänzchen versehenen Körperchen, au denen die Augen in Form zweier winziger schwarzerPunkte zu erkennen waren, unter dem Schaumnest sorgsam vom Vater bewacht, der ihnen durch lebhafte Be- wegung der Brustflossen neues Wasser zuführte. F iel eins der kleiuenZappel- schwänzchen zu Boden, wiu’de es sofort von dem Männchen mit dem Maule aufgefangen und in das Nest zurückgebracht. Mit dem W achstum der J ungen stieg auch deren Drang zur freien Bewegung, zu Dutzenden verließen sie das Schaumnest. Manchem gelang es durch eigene Bewegung wieder in das Nest zu kommen, die meisten aber waren auf die Fürsorge ilires Vaters angewiesen. Rastlos suchte er die in der Nähe befindlichen Pflanzen und den Boden unter dem Neste nach etwa aus dem Neste gefallenen Jungen ab, oftmals wurden bis fünf der kleinen Durch- gänger hinter einander ins Maul genommen und es hatte den Anschein, als ob er sie auffräße, aber bald darauf stieg er zum Neste hinauf, um sie unversehrt wieder von sich zu geben. Am dritten Tage nach dem Ausschlüpfen der Brut war ein Zusammenhalten der Jungen durch ihren Vater nicht mehr möglich; in großen Scharen schwärmten sie aus dem Neste heraus und bald wimmelte das ganze Aquarium von jungen Kampf- fischen. Sobald die Jungen ausgescliwärmt sind. bekümmert der Vater sich nicht mein’ um sie, ich fing ihn, da ich seine Anwesenheit im Aqua- rium bei den Jungfischen jetzt für gefälu'lich hielt, heraus und setzte ihn zu seinem Weibchen. Bei dem kühlen Sommer des vorigen Jahres war ich gezwungen, die Aquarien fast ununter- brochen zu heizen, um die wärmeliebenden Tierchen gesund und munter zu halten; denn oftmals war nacli kalten Nächten die Zimmer- temperatur morgens bis auf 15*’ C. gesunken. Eines Abends hatte ich vergessen, das als Heiz- quelle dienende Nachtlicht unter dem Aquarium, in welchem die Kampffischbrut sich befand, zu erneuern und das Liclit war in der Nacht aus- gegangen; das im Aqua- rium eingehängte Thermo- meter, welches sonst nie unter 25*’ C. sank und bei starkem Sonnenschein manchmal bis auf 35*’ C. stieg, zeigte nur 17*’ C. Von den jungen Kampf- fischen war keiner mehr am Leben, alle lagen tot am Boden; die starke Ab- kühlung hatte mit einem Schlage die ganzeBrutver- nichtet. Einige Tage darauf schritten meine Kampf- fische abermals zur Zucht und das Laichgeschäft ver- lief genau wie das erste mal. Die Jungen schlüpf- ten am 28. Juli aus und am 3 1 . J ulihatteich dieFreude, das ganze Aquarium wieder 1 von winzigen Fischchen (Betta pugnax Bl.) ® wimmeln zu sehen. Ich Avar nun vorsichtiger und sorgte dafür, daß das Licht unter dem Aquarium ununterbrochen brannte, Avodurch die Wasserwärme, je nach dei‘ Außen- temperatur und der EiiiAvirkung der Sonnenstrahlen zwischen 26** und 35*’ C. scliAvankte. In den ersten fünf Tagen nach dem Aussclnvärmen reichte ich den Jungfischchen kein Futter, da sie an den vielen Wasserpflanzen und Algen im Aquarium reichlich Infusorien und andere mikroskopisch kleine Tierchen finden; dann gab ich zweimal am Tage, morgens und mittags junge Daphnien und Cijdoi)s in kleinen Portionen in das Zuchtbecken. Die winzigen jungen Cydo^s und Daphnien verschaffe ich mir auf folgende Weise: Alhvöchentlich einmal, gewöhnlich Sonntag früh, erhalte ich eine große Transportkalme mit Futtertierchen, deren Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. 56 Paul Arnold: Meine Beobachtungen über die Haltung und Zucht des Kampffisches. Inhalt in eine große Emaille-Schüssel mit Wasser entleert wird, in die ich zur Sanerstofferzeugung einige Bündel Elodea geworfen habe. Die be- treffende Schüssel steht erhöht, an einem hellen kühlen luftigen Platz. Mittelst eines Saughebers wird nun das Wasser mit den Futtertieren aus der Schüssel abgelassen und erst durch ein weit- maschiges, dann durch ein unter diesem befind- liches ganz feines Gazenetz geleitet, quasi filtriert. Die winzigen Daphnien und Cyclops, die durch die Maschen des ersten Netzes hindurchgehen, sammeln sich im zweiten Netze an, während die größeren Wassertierchen, große Daphnien, Mückenlarven usw. im ersten Netze bleiben und in die Aquarien mit größeren Fischen verteilt werden. Das mit geringer Mühe und wenig Zeit- aufwand verbundene Filtrieren derWassertierchen halte ich aus zweierlei Gründen für praktisch; erstens wird das Einbringen von Insektenlarven, und Wassertieren, die der Fischbrut gefährlich sind, dadurch verhindert, zweitens wird das Zuchtbecken reiner gehalten, indem nur die- jenigen Futtertierchen ins Aquarium gelangen, die von den jungen Fischchen gefressen werden können. Die großen Daphnien, Cydojys, Mücken- larven usw. können von der jungen Brut nicht bewältigt werden, sie sterben bei der hohen Wasserwärme bald ab, verpesten das Wasser und bilden eine häßliche Bodenschicht im Aquarium. Bei regelmäßiger täglicher Fütterung mit lebendem Futter und vor allem bei möglichst gleichmäßiger hoher Wasserwärme wachsen die jungen Kampffische sehr schnell; einige besonders gut entwickelte Tiere eilen ihren Geschwistern an Größe bedeutend voraus und ihnen fällt ein großer Teil der im Wachstum zurückbleibenden Fischchen zur Beute, sonst würde der Prozent- satz der mir aus der Brut verbliebenen Fische, deren Zahl ich beim Ausschlüpfen auf reichlich 300 schätzte, größer sein. Von der einen Brut habe ich etwa 70 Kampffische großgezogen, von denen mir im Laufe des Winters 12 Stück ein- gingen. Wer noch ein zweites geräumiges gut bepflanztes Aquarium mit Altwasser frei hat, fange daher die schneller wachsenden Fische aus dem Zuchtbecken heraus und bringe sie in dieses, oder trenne sie, wenn die Größe des Zucht- aquariums es gestattet, durch eine eingeschobene genau passende Glas- oder Blechscheibe von den kleineren Geschwistern. Sind die jungen Kampffische drei Wochen alt, werden sie recht gefräßig; ich fütterte sie von da ab, außer mit lebenden Wassertieren, mit Regenwurmbrei und geschabtem mageren Rindfleisch und ein Teil der Jungen hatte nach 3^/2 Monaten bereits die Größe der Alten er- reicht, während manche trotz aller Pflege im Wachstum ganz erheblich zurückblieben. Die Farbe der Jungen ist olivenbraun mit dunklen Längsstreifen, die Flossen sind braunrot, am Grunde dunkel gefleckt; die herrlichen, leuchtenden Farben erhält der Fisch erst mit beginnender Reife und läßt sich auch dann erst das Geschlecht der Kampffische mit absoluter Sicherheit feststellen. Beim Männchen sind die Flossen durchweg größer als beim Weibchen, besonders deutlich zeigt sich der Unterschied bei der Rückenflosse und der Afterflosse; erstere ist bei dem Männchen höher und breiter, letztere ist bei dem Weibchen schmal und bildet am Ende ungefähr einen rechten Winkel, während sie beim Männchen sehr breit ist und in eine lange scharfe Spitze ausläuft; auch die Bauch- flossen sind beim Männchen länger und am Grunde breiter als beim Weibchen. Bei be- ginnender Laichreife kann man beim Weibchen die länglichen Rogenbeutel an den Körperseiten deutlich durch die Haut hindurchschimmern sehen. Wenn man den Kampffisch gegen das Licht betrachtet, erscheint seine Färbung wenig an- sprechend; die herrlichen leuchtenden Farben des Tierchens kommen erst dann zur Geltung, wenn das Licht von der Seite des Beobachters auf dasselbe fällt und möge man bei Plazierung des Aquariums, welches Kampffische beherbergt, darauf Rücksicht nehmen. An seinen Pfleger stellt der Kampffisch keine besonderen Ansprüche; sorgt man für die der tropischen Heimat des Fisches angepaßte gleich- mäßige hohe Wasserwärme, so zeigt er sich als lebhafter und interessanter Aquariumflsch. Vor allem vermeide man jeglichen Wasserwechsel; Kampffische, die aus ihrem Aquarium mit Alt- wasser plötzlich in frisches Sauerstoff reiches, gleichtemperiertes Wasser gebracht wurden, gingen bei mir nach kurzer Zeit ein. Der Kampffisch wird bald zahm; nähere ich mich dem Aquarium, so schwimmt die ganze Schar herbei und wartet, ob nicht ein Lecker- bissen für sie kommt. Ich füttere die Fische täglich in kleinen Portionen; abwechselnd mit lebenden Wassertieren (Daphnien, Mückenlarven usw.) soweit solche erhältlich, ferner mit ge- hackten Regenwürmern und geschabtem rohen Rindfleisch; überhaupt füttere man nie zu viel auf einmal, lieber häufiger in kleinen Mengen und zwar nur so viel, als in kurzer Zeit auf- gefressen werden kann, möglichst auch mit Ab- ‘G-ustiiv Reiche: Die Verbreitung der Krokodile über den Rrdball. 57 weclisluiig; die Kampflische, die in der Gefangen- schaft selbst in geräumigen Behältern lange nicht die Bewegung wie in der Freiheit haben, werden bei zu starker Fütterung träge und gehen häufig an Verstopfung zu Grunde. Der Liebhaber, welcher Kampffische sach- gemäß hält, wird an den munteren Fischen, ihren eleganten Bewegungen, den Kämpfen und der bei diesen sich zeigenden unbeschreiblichen Farbenpracht des kleinen Geschöpfes seine helle Freude haben und nicht müde werden, die Tierchen stundenlang zu beobachten. Der Natur- freund muß staunen über die Reize, mit welchen Mutter Natur diesen kleinen Fremdling aus- gestattet hat und ich möchte den Kampffisch im Hochzeitskleide und bei seinen Kämpfen als den farbenprächtigsten Zierfisch, welcher bisher ein- geführt worden ist, bezeichnen. (Naolidnick verboten.) Die Verbreitung der Krokodile über den Erdball. Mit einer Bestimmiingstabelle von Gustav Reiche, Präparator a. Kgl. Zoolog. Museum zu Berlin. Die Krokodile oder Panzerechsen. ie Krokodile sind Reptilien mit gestreckter, abgeplatteter Körperform. Der Schwanz ist länger als der Rumpf, seitlich zusammen- gepreßt, bildet ein kräftiges Ruder. Schwanz- schilder bilden in ihrer Mttelreihe einen ge- sägten Kamm. Beine kurz, mit sehr entwickelten Füßen; Zehen der Hinterfüße mit Schwimm- häuten verbunden. Körper mit einer derben, gekörnten Lederhaut überzogen, welche an der Oberseite zu Hornplatten verknöchert ist. Kopf fiach, zu einer Schnauze verlängert. An der Spitze der Schnauze liegen dicht beieinander die mittelst Klappen verschließbaren Nasen- löcher. Ohröffnung gleichfalls verschließbar. Maul weit gespalten. Pupille senkrecht. Zwei Augenlider und eine Nickhaut. Zunge am Grunde des Maules festgewachsen, kurz, fleischig und ungeteilt. Das Weibchen legt jährlich einmal in der heißen, trockenen Jahreszeit an sandigen Ufern oder auf Sandbänken der Flüsse 70 — 100 Eier. Dieselben sind hart, kalkschalig, den Gänseeiern ähnlich. Nach zirka 40 Tagen öffnet das junge Krokodil mittelst eines schnabelartigen Fort- satzes am Oberkiefer, dem sogenannten Eizahn, selbst die Schale. Die jungen Tiere halten sich zunächst in der Nähe der Weibchen auf, sind sehr zierlich, beweglich und aufmerksam. Die Eier werden von den Eingeborenen gern gegessen. Die Krokodile sind Nachttiere, sie fliehen das grelle Licht. Um die Mittagszeit sieht man sie auf Sandbänken, flachen Ufern usw. schlafeiid liegen, meist nur mit dem vorderen Körperteil aus dem Wasser ragend. Oft bemerkt man sie mit weit aufgeblähten Lungen auf dem AVasser treiben, untergetauchten Banmstämmen durch ihre rauhe Körperbedeckung gleichend. Beim Schwimmen legen sie die Vorderfüße an den Körper und benutzen die Hinterbeine und den starken Schwanz zum Rudern. Ihre Nahrung besteht aus AVirbeltiereu aller Art, hauptsächlicli aus Fischen, Wasservögeln usw., doch verschmähen sie auch nicht wirbel- lose Tiere, wie Krebse, AVeich- und Kerbtiere, Schnecken. In ihrer Gier verschlingen sie alles Erreichbare, davon zeugen die in ihrem Magen gefundenen Steine, Holzstücke, Topfscherben usw. Sie ertränken ihre Beute meist, ehe sie sie fressen. Sie bilden durch ihre Größe und Stärke, ihre Raubgier und Gefräßigkeit den Schrecken aller menschlichen und tierischen Bewohner der von ihnen belebten Gestade der Flüsse und Seen. Krokodilfieisch wird von den afrikanischen und amerikanischen Völkern gegessen. Der Inhalt der am Unterkiefer und neben der Kloake liegen- den Moschusdrüsen wird von den Sudannegerinnen zur Parfümierung ihrer Haarfrisuren benutzt. Das Krokodilleder wird in Amerika zu Schuh- werk und Lederarbeiten verarbeitet. Die Familie der Krokodile teilt man in 6 Gattungen ein, in Oavialis, Tomistoma, Croco- clilus, Osteolaemus, Alligator und Caiman, welche sich über Amerika, Afrika, Asien, Australien, Neu-Guinea nnd die malayischen Inseln ver- teilen. Man unterscheidet 22 Arten von Kroko- dilen. Diese 22 Arten verteilen sich in folgender AA^eise: Kamen. Amerika Asien Afrika Malay. Inseln Australien Neu Guinea. Salomonins. Gavialis gangeticus, Gm. 1 Tomistoma scJilegeli, S. Müll. 1 Crocodilus cataphractus, Cuv. 1 „ johnstoni, Krefft. 1 „ intermedius, Graves. 1 „ americanus, Laur. 1 „ siamensis, Schn. 1 1 58 Gustav -Reiche: Die Verbreitung der Xrokudile über den Erdball. Namen. Amerika j Asien Afrika Malay. Inseln Australien ‘ Neu Guinea j Salomouins. Crocodilus niloticus, Laur. ] „ porosus, Sckn. 1 1 1 1 .. palustris, Less. 1 1 rohustus, Vaill. ct Grand. 1 „ rhombifer, Cuv. 1 „ nioreleti, A. Dum. 1 Osteolaemus tetraspis, Cope. 1 Alligator mississippieHsis, Daud. 1 „ helois, Cope. 9 ‘ • 9 ? •p •J „ sinensis, "JFauvel. 1 Caiman niger, Spix 1 „ latirostris, Daud. 1 „ sclerops, Schn. 1 ' ,. ? trigonatus, Schn. 1 „ palpebrosus, Cuv. 1 Amerika besitzt die meisten Arten, nämlich 11, ihm folgt Asien mit 5, Afrika und die mayischen Inseln mit je 4, Australien mit 2, Neu-Guinea und die Salomonsinseln mit zusammen 1 Art. Betrachten wir zuerst Amerika. S li d - A m e r i k a. Den größten Teil der 11 amerikanischen Arten besitzt Süd-Amerika mit 7 Arten, darunter alle Kaimans. Von Cr ocodilus -Arten besitzt Süd- Amerika nur 2 und zwar Crocodilus intermedius Graves und Crocodilus aniericanus Laur. Crocodilus intermedius Graves — Das Orinoko - Krokodil bewohnt das Flußgebiet des Orinoko. Crocodilus americanus Laur. = Das Spitz- krokodil findet sich in Venezuela, Columbien und Ecuador. Wie man sieht, bewohnen diese beiden Kroko- dilus- Arten nur den nördlichsten Teil Süd- Amerikas. Den ganzen Süden beherrschen da- gegen die Kaimans. Caiman niger Spix = Der Mohrenkaiman bewohnt Peru und das nördliche Brasilien, Ecuador, Guyana, nördl. Bolivia, Surinam. Caiman laiirostris\Daud. — Der Schakare ver- teilt sich über Brasilien und Paraguay, am Parana, nordöstl. Peru. Caiman sclerops Schn. == Der Brillenkaiman bewohnt den ganzen mittleren Teil Süd- Amerikas. Er findet sich in Brasilien, Bolivia, Paraguay, Argentinien, nordöstl. Peru, Surinam. Caiman trigonatus Schn, = Der Orinoko- kaiman hält sich wieder im nördlichen und west- lichen Teile auf. Wir treffen ihn in Guyana, am Orinoko, Surinam und Peru. Caiman palpebrosus Cuv. = Der brasilianische Kaiman beschränkt sich auf Brasilien, Guyana und Cayenne. Die Krokodile bewohnen demnach fast ganz Süd- Amerika, ausgenommen den südlichsten Teil. Z e n t r a 1 - A m e r i k a. AVeniger reich bedacht zeigen sich Zentral- Amerika und die westindischen Inseln. Im Gegen- satz zu Süd- Amerika überwiegen hier die Croco- dilus-Arten mit 3 gegen 1 Kaiman. Crocodilus americanus Laur. — Das Spitz- krokodil kommt vor in Mexiko, Guatemala, Nicaragua, Panama, auf Kuba und Jamaica. Crocodilus rhombifer Cuv. = Das Kuba-Kro- kodil ist speziell auf Kuba stark vertreten. Es findet sich jedoch auch in Mexiko, Guatemala uud auf der Halbinsel Yukatan. Crocodilus moreleii A. Dum. = Honduras- Krokodil bewohnt Honduras und Guatemala. Caiman sclerops Schn. =Der Brillenkaiman die einzige Kaiman-Art Zentral- Amerikas be- schränkt sich auf das südliche Mexiko und Gua- temala. Es ist zugleich die am weitesten nördlich vorkommende Kaiman-Art. AVir sehen, daß Zentral-Amerika mit seinen 4 Arten bedeutend hinter Süd-Amerika zurück- steht. Noch weniger von dieser Familie treffen wir in N o r d - A m e r i k a. Zuerst sehen wir wieder Crocodilus americanus Laur. = Spitzkrokodil, und zwar in Florida. Es ist die einzige Croco- dilus-Art, welcher wir in ganz Amerika immer wieder begegnen. In Nord- Amerika treffen wir ferner eine andere Krokodil-Gattung, Avelche in Zentral- und Süd- Amerika fehlt, nämlich Alligator mississipiensis Daud. = Der Hecht- alligator. Dieser Alligator findet sich im nörd- lichen Mexiko, am Eio Grande, in den südlichen Vereinigten Staaten, bei New-Orleans und in Nord-Karolina, Florida, Louisiana, Georgia, Ala- bama, Texas. Die Heimat von Alligator helois Cope ist unbekannt. Amerika besitzt demnach die Hälfte der existierenden Gattungen (3) und die Hälfte der existierenden Arten (11). Asien. Die nächstgrößte Anzahl von Krokodilen weist Asien auf. AVir wollen diesen Erdteil Kleine Mitteilungen. 59 wieder in drei Gebiete teilen, in das mittlere nnd südliche Asien, in Vorderindien und in Hinter in dien. Im ersteren treffen wir auf nur 2 Arten. Diese beiden Arten sind gleich- zeitig Vertreter zweier Gattungen. Crocodilus porosus Schn. = Das Leisten- krokodil lebt im Flußgebiet des Vang tse Kiang nnd im südlichen China. Alligator sinensis Fauve! — Der China -Alli- gator lebt ebenfalls im Flußgebiet des Yang tse Kiang und im südlichen China. Vorderindien. A'orderiudien besitzt ebenfalls Vertreter zweier Gattungen. Gavialis gangeticus Gm, = Der Ganges-Ga- vial bewohnt Nord-Indien, das Flußgebiet des Ganges und das südliche Indusgebiet. Crocodilus porosus Schn. = Das Leisten- krokodil treffen wir in Bengalen nnd Ceylon. Crocodilus palustris Lass. = Das Sunipfkro- kodil lebt in Ceylon und im Flußgebiet des Ganges. H i n t e r i n d i e n. In Hinterindien fehlt ebenso wie in Vorder- indien die in China vertretene Gattung Alligator. Es hat wie Vorderindien nur Crocodilus- und Gavialis- krien.. Crocodilus siamensis Schn. = Das Siam -Kro- kodil lebt im östlichen Teile, in Siam und Kambodscha. Crocodilus porosus Schn. = Das Leiste n- krokodil bewohnt die Halbinsel Malakka nnd Siam. Es ist die am weitesten verbreitete Art Asiens. Wir begegnen ihr sowohl im mittleren und südlichen Asien, wie in Vorder- und Hinter- indien. Die dritte Art, welehe wir ebenfalls in Vorderindien angetroffen haben, ist Crocodilus palustris Less. = Das Sumpf kr o- kodil. Es findet sich mit Cr. porosus zusammen in Siam und auf der Halbinsel Malakka. Gavialis gangeticus Gm. Der Ganges-Ga- vial lebt im westlichen Teile in Arakan. Wir wenden uns nun zu Afrika. Die vier Arten von Krokodilen, welche Afrika besitzt, treffen wir nur hier. Sie finden sich sonst in keinem andern Erdteile. Crocodilus cataphractus Cuv. = Das Panzer- krokodil bewohnt ganz West- Afrika, Sierra Leone, Fernando Po, Gabun, Chinchoxo, Calabar, Senegambien. Crocodilus niloticus Laur. = Das Nilkrokodil bev/ohnt ganz Afrika, Madagaskar und Arabien. Wir treffen es in Ägypten, Nubien, Abessynien, Deutsch-Ost-Afrika, Mozambique, am Zambesi, Kap der guten Hoffnung, Angola, Niger, Kamerun, am Senegal, in Madagaskar, in Mesepotamien. Es ist die am weitesten verbreitete Art Afrikas. Crocodilus robustus Haill. & Grand. Das Riesen - krokodil bewohnt nur allein Madagaskar. Osteolaemus tetraspis Cope —Das Breitstiril- krokodil bewohnt West- Afrika, Sierra Leone, Calabar. Die Malay. Inseln stehen an der Zahl der Arten mit Afrika auf gleicher Stufe. Tomistoma schlegeli S. MüH. ^ Der Borneo- Gavial bewohntBorneo,Sumatra, malay. Archipel. Crocodilus siamensis Schn. = Das Siam -Kro- kodil treffen wir auf Java. Crocodilus porosus Schn. = Das Leiste n- krokodil bewohnt Borneo, Sumatra, Celebes, Java. Crocodilus palustris Less. = Das Sumpfkro- kodil finden wir im malayischen Archipel. Australien besitzt nur zwei Krokodilaiten. Crocodilus johnstoni Krefft = Flecken kr o- kodil und Crocodilus porosus Schn. = Leistenkrokodil. Das erstere bewohnt Nord- Australien, das letztere Nord- und Nordost-Australien. Neu- Guinea und Salomonsinseln. Diese Inselgruppe weist nur eine Krokodil - Art auf Crocodilus porosus Schn, = Leistenkrokodil. Es bewohnt Neu-Guinea und die Salomons- inseln. (Schluß folgt.) JClcine J)4itteilun^en- Myriopliylliini proserpinacoides ist als unter- getauchte WasserpÜanze wenig bekannt. Grewöhnlich wird sie in der Weise kultiviert, daß ihre Triebe dem Wasser- spiegel aufliegen und hier die Oberfläche mit einem kleinen Walde blaugrüner, reizender Pflänzchen überziehen, die mit der Zeit über den Beckenrand wachsen und dann, ähnlich einer Ampelpflanze, hier hernieder hängen. Be- deutend schöner aber ist gerade dieses Tausendblatt, wenn es zum untergetauchten Leben gezwungen wird. Sonst gedrungen wachsend, werden nun die Blätter be- deutend länger, zart grün und entwickeln reichlich Seiten- triebe, die dann nur wenig Neigung zeigen, als Über- w'asserpflanze sich zu entwickeln. Soll das Tausendblatt so kultiviert werden, so sind Zweigspitzen so tief in den Bodengrund zu setzen, daß die ßlattspitzen nur gerade über den Sandbelag hervorschauen. B. 60 V ereins-N achrichten . yEREINS=#W#T NACHRICHTEN iür den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer der einzelnen Vereine die volle Verantwortung. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. (E. V.) Vereinslokal: Cafe-llestaurant ,, Deutscher Hof“. Mitteilungen aus den Vereinsversammlungen des Monats November 1903. Donnerstag, den 5. November 1903. Protokollverlesung und Genelimigung. Ein Herr Max Milock, der sich als Mitglied der „Vallsneria“-Magde- burg bezeichnete, hat unseren Vorsitzenden und Herrn Müller besucht. — Im Einlauf Karte eines Hei’rn Kalnza- Wien. Herr Martin Müller, hier, bittet in einem längeren Schreiben um Aufschluß über die Ursache der beständigen Trübung des Wassers seiner Aquarien. Ferner liegt im Einlauf „Zoologischer Garten“ No. 9 und „Nerthus“ Heft 44. Auf den einschlägigen Inhalt dieser Schriften wird verwiesen und gelangen einige Absätze zur Bekannt- gabe. Der Vorsitzende verliest ferner aus der Zeitschrift „Hundesport“, die Herr Stiegele zur Verfügung stellte,- einen Aufsatz über sehr häufiges Vorkommen und Fang der Kreuzotter bei Großhesselohe und Grünwald — 10 u. 15 Kilometer von München — der, __wie viele derartige Artikel aus Nichtfachzeitschriften mit tTbertreibungen und Unrichtigkeiten durchsetzt ist. — Herr Feichtinger erstattet eingehenden Bericht über die angestellten Versuche mit dem neuen Heizapparat „Lipsia“. Herr Bembold wird diese Versuche in anderer Richtung fortsetzen, dann soll der Verkaufsstelle kurz unsere Ansicht über den A])pai-at zugehen. — Herr Kainradi teilt mit, daß sich während seiner dreimonatlichen Abwesenheit seine jungen Makro- poden ohne jegliche Pflege ganz vorzüglich entwickelt haben. Ein Beweis der Anspruehlosigkeit des prächtigen Großflossers. — Deraonstrationsobjekte fehlen. — Hierauf gelangen die vorbereitenden Schritte zum diesjährigen 9. Stiftungsfeste, das sich abweichend von der bisherigen Gepflogenheit, in einer anderen Weise entwickeln soll, zur eingehenden Besprechung. Das Stiftungsfest selbst ist auf den 12, November festgesetzt. Donnerstag, den 19. November 1903. Der I. Vorsitzende, Herr Lankes, spricht nach er- folgter Verlesung und Genehmigung des Protokolles der letzten Vereins- Versammlung den Herren Dr. Kreitner, Rembold und Kuan für ihre V^erdienste um das 9. Stif- tungsfest, das in jeder Hinsicht einen erfreulichen Vei'lauf genommen habe, den Dank des Vereins aus. — Im Ein- lauf liegt „Münchener Vereinsalmanach“ und Karte des „Triton“-Berliti. Von unserem Bhrenmitgliede Herrn Dr. Wolterstorff ist uns ein Soiiderabdruck über die natur- wissenschaftlichen Sammlungen der Stadt Magdeburg zu- gegangen. Herr Dr. Wolterstorff ersucht uns ihm im kommenden Jahre Rana agilis Thomas und Larven dieses Froschlurches zukonimen zu lassen. Dieser AVunsch soll zur geeigneten Zeit gerne erfüllt werden. Die „Tritonen“ Berlin sandten uns ein Zirkularschreiben, in welchem sie die Auflösung des Glashausfonds mitteilen und die von den Vereinen usw. zum Glashausbau gestifteten Summen wieder zur Verfügung stellen. Entsprechend dem in letzten Absätze des Zirkularschreibens ausgesprochenen Wunsch wird au den Vhrein „Triton“ Mitteilung ergehen. Aus der uns von Herrn Kustos Dr. Wolterstorff eingesandten No. 52 der „Naturwissenschaftlichen AVochenschril't“ ist ein kurzer Aufsatz von dem Genannten über den experimen- tellen Nachweis der .Bastardnatur des Triton blasii recht interessant. Hiernach hat die Paarung von Triton mar- moratus mit Triton cristatus subsp. carnifex aus Neapel Nachzucht ergeben. Die bereits verwandelten jungen Tiere seien durch Form und Farbe als Bastarda gekenn- zeichnet. An Zeitschriften sind eingelaufen und liegen auf: „Nerthus“ Hefte No. 45 und 46, „Natur und Haus“ Hefte No. 1, 2 und 3 und „Blätter“ No. 19, 20 und 21. Eine Reihe einschlägiger Aufsätze kommt zur Besijrechung. ln „Natur und Haus“ Heft No. 1 berichtet Herr Dr. Werner über nordamerikanische Wassernattern. Zu seiner Bemerkung, daß es ihm nicht bekannt ist, ob das Lebendig- gebären bei Tropidonotus ordinatus oder fasciatns von einem der zahlreichen deutschen Rejhilienliebhaber an gefangenen Exemplaren schon beobachtet wurde, können wir anfügen, daß einige Herren unseres Vereines dieses wiederholt an der prächtigen Tropidonotus fasciatus beob- achten konnten. In einem Falle kamen 45, in einem anderen Falle 40 und in einem weiteren 27 Junge zur AVelt. Die jungen Tierchen sind ca. 16 cm lang, aus- geprägt gefärbt und gezeichnet und sehr lebendig. Zum Bericht der „Wasserrose“-Dresden vom 19. September „Natur und Haus“ No. 3 betr. Rana agilis Thomas möchten wir anfügen, daß unser Schreiben natürlich nicht in dem Sinne aufgefaßt werden dürfe, wir seien der An- sicht, daß eine Einwanderung von Rana agilis in die Dresdener Gegend sicher zu erwarten wäre. Es sollte nur die Möglichkeit einer Einw^anderung überhaupt angedeutet sein. Ferner ist im Berichte des genannten Vereins vom 3. Oktober gesagt, daß Myrioph. affinis cladinoides und M. tritoni nur eine Form darstellen und ebenso M. nitschei und M. scabratum (bezüglich dieser letzten zwei Arten ist es uns bekannt) als eine Art zu gelten haben. Wir würden uns freuen, wenn sich diese Darlegung der „Wasserrose“ auf autoritative Bestätigung stützen würde, weil in den Sumpf von Namen bei den Tausendblatt-Arten mehr Ordnung für die Interessenten gebracht werden könnte. (Schluß folgt.) ,, Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Dresden. Vereinslokal: Restaurant „Viktoriahaus“, Seestraße. Versammlung vom 9. Januar 1904. ln Vertretung der beiden Herren Vorsitzenden, welche als entschuldigt fehlen, eröffnet Herr Schaeffer die Ver- sammlung. Nach Verlesung des letzten Protokolls ge- langen die Eingänge zur Erledigung. Es liegen vor: Zeitschriften, Neujahrsgrüße unserer Herren Weik und Ullmann, sowie solche der befreundeten Vereine „Triton“ und „Nymphaea alba“-Berlin, „Nymphaea“ -Leipzig sowie vom „Humboldt“-Hamburg. Ein Herr Kleeberg, hier, ersucht um Zusendung der Satzungen. Zur Mitgliedschaft meldet sich an : Herr Betriebs-Ingenieur P. Kandier, Ober- langenbielau i. Schles. Um Offerte in abgebbaren und jetzt versandfähigen Fischen ersucht Herr G. Goebel in Reutlingen, desgl. bittet uns Herr Ullmann-Brünn um Angabe von im Frühjahr lieferbaren Fischen und Pflanzen. — Herr Fließbach weist daraufhin, daß die Molchpflege innerhalb des Vereins einige tüchtige Vertreter aufweise, wie die letzte, vom 1.- 3. Jan. d. J. inHelbigs Etablissement stattgefundene Ausstellung des Vereins „Canaria 1“ be- weise. Die Herren Weck, Gerlach und Kummer waren von der' Leitung genannten Vereins auf gef ordert worden, wie im Vorjahre, so auch diesmal ihre Molche einem größeren Publikum vor Augen zu führen, was denn auch von den genannten Herren in bereitwilligster Weise getan wurde. Durch das Entgegenkommen des Vereins „Canaria“ sind unsere am Orte wohnenden Mitglieder berechtigt, die alljährlich stattfindenden Ausstellungen für ein äußerst mäßig berechnetes Eintrittsgeld zu besuchen, so auch in diesem Jahre, und wir waren in die Lage versetzt, die Pfleglinge der drei Herren nebeneinander zu beobachten und zu beurteilen. Eine derartig reichhaltige Zusammen- stellung europäischer und fremdländischer Molche in bester Konstitution, zum Teil eigener Zucht, ist hier noch nicht gezeigt worden. Herr Weck allein stellte in einem größeren Becken über ein Dutzend Tr. pyrrhogaster aus. Reizend präsentierten sich auch in ihrem frischgrünen Jugendkleide mit roten Rückenstreifeu junge Tr. marmoratus. Eine V ereins -N achrichten. 61 neuartige, sehr ansprechende, dabei natürliche Aus- schmückung eines gröBerens Glasbecketis, in welcliem sich zwei Feuersalamander. S. macnlosa, wohll'ühlten. stellte erstmalig Herr Gerlach zur Schau. .Beiden Herren stellte als Neuling Herr Xummer sich ebenbürtig zur Seite. Wir beglückwünschen die Herren zu ihren Erfolgen, welche Herrn Gerlach die große, Herrn Weck die kleine silberne Medaille und Herrn Ivummer einen 1. Preis eintrugen. — Eine entschieden humoristische Ader besitzt unser eifriges Mitglied, Herr Lehrer Haupt-Halle a. S. In einer „launigen Sylvesterstimmung“ stellte genannter Herr, wahrscheinlich nicht ganz ohne äußere Veranlassung Le- trachtungen über die Anpassungsfähigkeit des Härings beim Umgänge mit dem Menschen an. Die Verlesung des uns darüber zugegangeneu Schriftstückes verhalt der frohen Laune und dem Humor bei den Zuhörern zum Durchbruch, so daß auch einmal der letztere zur Geltung gelangte und eine wohl nicht unwillkommene Abwechslung in der Tagesordnung darstellte, wofür wir Herrn Haupt auch hiermit uusern Dank aussprechen. — Herr Ober- gärtner Kichter I teilt mit, daß am 24. Dez. vergangenen .Jahres Trichogaster fasciatus in einem seiner Becken ab- gelaicht hat. ln der Schämeschen Zuchtanstalt ist Chroniis tristrarnis Anfang dieses .Tahres ebenfalls mit Erfolg nachgezüchtet worden. — Herr Tonn stiftet nach Versteigerung junger Diamantbarsche eigener Zucht der Kasse den Betrag von Mk. 0.26, wofür wir bestens danken. — Zur Bibliothek stiften die Herren Hans Schnitze: ,. Zernecke, Leitfaden für Aquarien- u. Terrarienfreunde“, II. Auflage, 1903 u. Herr Oberlehrer Bichter II: ,,Faui Fraise, Die liegeneration von Geweben und Organen bei den Wirbeltieren, besonders Amphibien und .Reptilien 1885.“ Beiden Herren sagen wir hiermit unseru besten Dank. P. Engmann. ^Triton‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarien-Kunde zu Berlin. (Eingetragener Verein.) Vereinslokal: Restaurant Örtler, Karlstraße 27. 15. ordentliche Sitzung am 22. .Januar 1904. Der I. Vorsitzende eröffnete pünktlich die wieder außerordentlich gut besuchte Versammlung, indem er die Mitglieder und Gäste begrüßt, unter letzteren namentlich Herrn Dr. Schnee, der nach längerer Abwesenheit wieder einmal erschienen ist. um im Kreise der Tritonen einige interessante Stunden zu verleben. Nachdem das Protokoll der 14. ordentlichen Sitzung verlesen und ohne Wider- spruch angenommen worden war, werden die Herren Br. Engler-Berlin, P. Koch-Berlin und Krakau-Rawitsch als ordentliche Mitglieder einstimmig aufgenommen. In der 19. Vorstandssitzung am 15. .Januar wurden die Herren Wilhelm Burkamp, Julius Reichelt und Ernst TVeyermann als korrespondierende Mitglieder aufgenommen. Von einem Gönner des Vereins, der seinen Namen nicht ge- kannt wissen will, sind dem Verein 2^10 Mark übersandt. Da auch der I. Vorsitzende leider den edlen Spender nicht kennt, um ihm persönlich zu danken, so sei dem- selben hierdurch der herzlichste Dank des Vereins dar- gebracht. Da im April ebenso wie im .Januar der 1. Freitag auf einen Feiertag fällt, so ■werden die Sitzungen ausnahms- weise wieder am 2. und 4. Freitage abgehalten w'erden. — In Betreff des Winterfestes teilt Herr Gehre mit, daß die Anmeldungen zu demselben so zahlreich eingelaufen sind, daß wir wohl hoffen dürfen, so ziemlich alle Berliner und auch verschiedene auswärtige Tritonen am 6. Februar versammelt zu sehen. Der Vorstand hat auch keine Mühe gescheut, das Fest zu einem wirklich angenehmen zu machen. Der Vorsitzende erinnert noch einmal an die am Sonntag, den 31. .Januar stattfindende biologische Demonstration in der anatomischen und Kriechtier- sammlung des Königlichen , Museums für Naturkunde durch Herrn Prof. Dr. Tornier. Auf ein Schreiben des V orsitzenden über den kleinen Druck des Berichtes in der letzten Nummer von Natur und Haus antwortet Herr Verlagsbuchhändler Schulze, daß der kleine Druck durch das Versehen eines neuen Druckers entstanden wäre und daß die Berichte in Zukunft wieder in dem üblichen Druck erscheinen würden. — Zu Punkt 4 der Tages- ordnung kommt ein Schreiben unseres Mitgliedes Herrn Hamann-Danzig zur Verlesung. In demselben berichtet Herr Hamann über die vielen Unfälle, die er im Laufe vieler Jahre mit seinen Fischen gehabt habe. Alle mög- lichen Mittel habe er zur Vertilgung von Parasiten ver- sucht, aber keines habe ihm so gul.e Dienste geleistef, wie das seit 2 Jahren von ihm benutzte M'asserstolT- siqjeroxyd. Er gebi’auche dasselbe in einer Lösung von 1:8, bade seine erkrankten Fische je 1 Minute in der- selben und setze sie dann sogleich in das Aquarium zurück. Das Mittel töte nicht nur Gyrodactylus, sondern auch Chilodon cyprini. Um seine Fische möglichst vor den AugrilTen durch Parasiten zu schützen, badet Herr Hamann dieselben während des Winters 2 — 3 Mal je 1 Minute in einer zwmiprozentigen Kochsalzlösung. Als Büdengrund vei’wendet Herr Hamann weder Torf noch Moorerde, da das aus diesen sich entwickelnde Sumpfgas den Fischen schädlich ist, sondern nur Sand, den er mit gewaschenem Sand 2 cm hoch abdeckt; dementsprechend wählt Herr Hamann auch nur Pflanzen, die sich in reinem Sande möglichst halten, nötigenfalls erneuert er dieselben. IVasserstoffsuperoxyd ist schon früher von anderen Mit- gliedern empfohlen, aber wohl noch nicht weiter versucht worden; es hat den Vorteil großer Billigkeit, indem das Kilo konzentriert für technische Zwecke ca. 5ü Pfg., für medizinische ca. 70 Pfg. kostet. Da in den Monaten Februar und März tlie meisten Aquarienbesitzer Gelegen- heit haben werden, sich mit Fischkrankheiten zu befassen, wäre zu wünschen, daß das Mittel eingehend geprüft und die Ergebnisse veröffentlicht würden. — In der 1. .Januar- Nummer von „Natur u. Haus“ interessierte unter „Kleine Mitteilungen“ der Hinweis von H. Schroot-Hamburg auf einen größeren Fisch- und Eidechsenimport der Firma .11. Stüve. Heft 8 von „Natur und Haus“ bringt einen lesenswerten Artikel über nestbauende Frösche. Auf die vielen, sehr interessanten Artikel in Nr. 1 und 2 der „Blätter“ einzeln einzugehen, würde zu •«'eit führen, des- wegen sei hier auf dieselben im allgemeinen hingewiesen. Desgleichen machen wir aufmerksam auf einen in den Nummern 739 — 740 des „Prometheus“ erschienenen Artikel: Die Eidechse in der Medizin. Nr. 1 der „Nerthus“ bringt einen beachtenswerten Aufsatz über: Die Ursachen der Degeneration tropischer Fische in unseren Aquarien, von W. Köhler- „Nymphaea“, Leipzig, ln Nr. 11 des ,. Zoologischen Gartens“ berichtet Dr. Schnee über die Gefräßigkeit einer Sumpfschnecke aus dem La Plata und Dr. Woltersdorff über die Bastardnatur des Triton bhisii de l’Isle. Heft 12 derselben Zeitschrift enthält einen Vortrag des Dr. A. Knoblauch -Frankfurt a. M. über: Unsere einheimischen Schwanzlurche in der Gefangenschaft und ihre Entwicklung, der allen Terrarieuliebhabern sehr zu empfehlen ist. Einen äußerst interessanten Artikel finden wir in Nr. 53 der „Umschau“ von Dr. 0. Thilo über: Die Bedeutung der technischen Wissenschaften für den Naturforscher. An der Hand zahlreicher Abbildungen zeigt 1.1er Verfasser, wie in der Mechanik der Tierkörjier die Gesperre dieselbe große Rolle spielen wie in der praktischen Mechanik. Sehr umfassende Untersuchungen der verschiedensten Tierkörper, besonders von Fischen und Schlangen, führten ihn auf folgendes Naturgesetz: die Sperrvorrichtungen dienen im Tierreich dazu, Muskel- kraft zu sparen. In „Haus, Hof und Garten“ finden wir eine Notiz über einen neuen farbenprächtigen Wels, den .1. Reichelt aus Siam importiert hat.*) Leider war Herr Reichelt nicht anwesend, um weitere Auskunft erteilen zu können. Unter den neuen v'om Verein gehaltenen Zeitschriften scheint die in Dresden erscheinende „Deutsche Fischerei-Korrespondenz“, nach der 1. .lanuar-Nummer zu urteilen, einen sehr unzufriedenen Charakter zu be- sitzen. — Zur Vorzeigung gelangte eine Jlerrn Gehre gehörige australische Echse aus der Familie der Skinke, Eyernia cumünyhami, ein starkes, mit gekielten SchujDpen versehenes Tier von dunkelbrauner Farbe, welches trotz des schlecht regenerierten Schwanzes doch noch 30 cm Länge besitzt. — Großes Interesse erregte ein von unserem Mitgliede Herrn E. Stael-Graudenz eingesandtes Präparat, welches einen Stichling nebst einem demselben ent- nommenen Parasiten darstellt. Herr Stael schreibt dazu : Im September 1903 fing ich unter anderem in der Weichsel besagten Stichling, der mir durch seinen unnatürlich auf- getriebenen .Brustkorb und Bauch auffiel. Ich nahm ihn mit nach Hause und setzte ihn ins Gesellschaftsaquarium. *) Ist in Heft 24 der „Blätter“ von .J. Reichelt be- schrieben und abgebildet. B. 62 V ereins-N achrichten. um ihn näher zu beobachten. Das Tierchen schwamm nun munter herum und fraß sehr gierig' (bei einem Stich- ling nichts außergewöhnliches). Nur fiel mir auf, daß ich von ihm nie Exkremente beobachtete, ln der letzten IVoche zeigte er sich etwas matt und ruhiger, fraß aber sehr gut, ebenso vorgestern Mittag, d. h. am 15. Dezember 1903. Vorgestern Abend fand ich ihn tot im Aquarium, nahm ihn sofort heraus und schnitt ihn auf. Gleich kam auch besagter Wurm herausspaziert. Der Wurm (ScJiisto- cephalus dirnorpltns) hatte ausgestreckt eine größere Länge als der Stichling. Wie Sie sehen, ist der ganze Leibes- iuhalt von dem Wurm verzehrt. — Zur Verteilung ge- langte der von Herrn Hamann-Danzig gestiftete Samen von Nuphar luteum, von dem sich auch verschiedene auswärtige Mitglieder haben schicken lassen. — Die glück- lichen Gewinner in der Gratisverlosung, welche eine Agama iiiermis und eine chinesische Sumpfschildkröte brachte, waren zwei Gäste. — Dem Kassenführer sind als Muster ohne Wert 4 Kästchen mit Samen verschiedener Wasser- pflanzen aus Ecuador zugegangen, welche Herrn Ober- gärtner Behnick vom hiesigen König!. Botanischen Garten zur weiteren Kultur übergeben wurden. Da aus der Sendung Absender und Aufgabeort leider nicht zu er- mitteln sind, so sei dem liebenswürdigen Spender hier der Dank des Vereins abgestattet. — Nach Erledigung des Fragekastens durch Herrn Ringel wurde die Sitzung um 11^/4 Uhr geschlossen. Verein der „Aquarien- und Terrarienfreunde“ zu Berlin. Vereinslokal; „Wendt’s Centralclubhaus“ 'am Königs- graben No. 14 a. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 9. Dezember 1903. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 9'/2 Uhr. Anwesend : 74 Mitglieder und die Herren Otto Marquard und Raul Matte, Lankwitz, als Gäste. Anläßlich unseres Stiftungsfestes sind Glückwunschschreiben eingegangen vom Verein „.Humboldt“, Hamburg, „Nymphaea alba“ und „Elodea“ zu Berlin. — Aus Heidelberg liegt ein Kaufangebot einer indischen Sandschlange vor. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde genehmigt. Auf- genommen in den Verein wurde Herr Aug. Neukamxp Rixdorf; Aufnahme-Antrag stellte Herr Otto Marquard, Berlin. Hierauf wurtle ein Posten Ausstellungs-Photo- graphien versteigert. — Flerr P. Matte demonstrierte einige neue, noch unbestimmte AVasserpflanzen, von denen eine besonders interessierte. — Nach dem Vortrage des Herrn G. Baumgai-dt über „Eleotris und dessen Leben im Zimmera(piarium“ entsi)anu sich eine lebhafte Debatte über die Frage: „Haben Fische Schmerzemptindungen?“ Der wissenschaftlichen Theorie gemäß steigert sich das Schmerzeinpfinden proportional der höheren Organisation; der Mensch müßte sich mithin der recht unangenehm empfundenen Gabe höchster Schmerzempfindung erfreuen, während die niedrigeren Organismen von der mitleidigen Allmutter Natur barmherziger Weise weniger empfindlich erschaffen worden sind, unsere lieben Zimmergenossen, Fische und Lurche usw., sollen sogar fast ganz jener un- angenehmen Empfindung bar sein. AVir als Liebhaber können uns jedoch den doktrinären Gesetzen jener AVissen- schaftler, die nur im homo sapiens Intelligenz und be- wußte Schmerzempfindung anerkennen, jedes andre Ge- schöpf nur als — wodurch ein- und ausgeschaltetes? — perpetuum mobile betrachten, nicht so ganz fügen. AVir betrachten den A’organg, wie wir ihn mit unseren, an das Naturleben gewöhnten Augen sehen und ihn aus uns selbst heraus empfinden. Ungeteilt war deshalb der Beifall, den der Vorsitzende mit seinem Vergleiche zwischen „Indianer und AVeißer“ spielenden Knaben und spielenden Hunden und anderen Tieren fand. In allen Farben der „Iris“ schillernde Beulen geben der besorgten Mutter Anlaß zur Frage über event. Schmerzen, doch ganz ver- ständnislos blickt der übermütige Knabe die Mutter an, daß er Schmerzen haben solle, war ihm bisher noch gar nicht zum Bewußtsein gekommen; ebenso bei sich katzbalgenden Hunden; Bisse werden ausgeteilt, daß der rote Lebenssaft noch später den Kampfplatz ankündigt, doch von Schmerz verraten auch die Tiere nichts. Anders jedoch, wenn derselbe Knabe bezw. derselbe Hund als Strafe einen verhältnismäßig leichten Hieb bekommen, oder sich nicht allzu heftig stoßen: lautes Geschrei bezw. Geheul kündigt dem lieben Nachbar an, daß dort irgend- welche Schmerzempfindungen ausgelöst worden sind. Auch unsere Fische reagieren einerseits auf die leiseste Er- schütterung oder Bewegung des Aquariums, weichen jedem spitzen harten Gegenstände vorsichtig aus, lippenkranke Fische verschmähen die Nahrungsaufnahme, andrerseits beobachte man ein Makropodenpärchen in der Brunftzeit! Es beißt sich, daß oft die Fetzen herumhängen und hat dennoch die Kitelkeit, sein prunkendes Kleid zur vollen Schönheit zu spreizen und sein Spiel immer wieder von neuem zu treiben. Also einmal beim Menschen wie beim Tiere Ausschaltung jeden Schmerzes, das andre Mal ganz subtiles Schmerzempfinden. Wir beantworten daher die Frage dahin, daß die Schmerzempfindungen der Tiere, auch der niederen, analog denen des Menschen sind. — Einige Fragen über die Hornhauttrübung und über Rot- lauf wurden der vorgeschrittenen Zeit wegen nur kurz erledigt; den Anwesenden ein gesundes, frohes Weihnachten wünschend, schloß der Vorsitzende die Versammlung um 1 Uhr. H. „Salvinia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden zu Hamburg. Vereinslokal: Siechenbräu, Kreuzweg 6. Versammlung am 19. November 1903. Anwesend sind 28 Personen. Aufgenommen werden folgende Herren: Josef Kaluza, Wien; Dr. med. K. Ebner, Zahnarzt, Köln a. Rh.; Charles Schättiger, Hamburg; Friedrich Förster, Hamburg; Wilh. Voigt, Rummelsburg- Berlin; Hans Grab, Cannstadt; ferner „Nerthus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Braunschweig, 1. Vor- sitzender Herr Bruno Ruprecht, Kröppelstraße 4, sowie Herr Jean Rochlus, Köln a. Rh. — Der 2. Vorsitzende 0. Tofohr verliest einen Aufsatz des Herrn W. S. Melni- koff. Moskau in „Natur und Haus“, Jahrgang XI. No. 11 und 12 über die Zucht des getupften und des gestreiften Gurami; Herr Siggelkow teilt im Anschlüsse daran mit, daß er kürzlich eine neue Species des Gurami, Tricho- gaster lalius, importierte. — Herr W. Jähn berichtet über die Zucht von Gambusia affinis (Holbrookii) und ver- kauft eine große Anzahl dieser dem Verein zur A^er- fügung gestellten Fische zum außerordentlich billigen Preise von Mk. 1. — pro Stück. — Unser auswärtiges Mitglied Herr A. David aus Breslau, der die heutige A’ersammlung besuchte, bringt Grüße vom Vei-ein „Proteus“ in Breslau, die von der Versammlung bestens erwidert werden. — Für die Bibliothek stiftet Herr Jakob zwei Büchlein über Terrarien, Herr A. Hüttenrauch stiftet 66 Stück Girardinus caud. zur Verlosung, desgl. Herr Eckelmann einheimische Fische und Herr W. Schmidt 2 Süßwasserkrabben, 2 Sonnenfische, Bitterlinge und div. Wasserpflanzen. Den freundlichen Gebern besten Dank! — Das sechste Stiftungsfest soll am 9. Januar 1904 ab- gehalten werden und wird ein Festausschuß bestehend aus den Herren F. Solbrig, Dr. P. Franck und 0. Schröder gewählt. — Mitteilungen aus dem Gebiete der Lieb- haberei: Unser auswärtiges Mitglied Herr A. Rudolph, Halle, stellt nachfolgende Anfrage: „Ich möchte gern die lateinische Benennung der Flaggenfische wissen, von welcher Art ich Junge besitze. Nach einem Aufsatze in „Natur und Haus“ sind es nicht Polyacantlms opercu- laris, doch nach Dürigen (Zierfische) sind es welche. Die Alten sind zwar nicht so vollkommen, als wie die ab- gebildeten, doch sind Junge dabei, welche, wenn er- wachsen, denselben nichts nachstehen in Beflossung und Körperform. Hierüber erbitte ich mir doch einmal ge- legentlich die Ansicht der „Salvinia“. „Der sogenannte Flaggenfisch heißt Polyacanthus opercularis. Er wird häufig von Händlern angeboten, ist aber in Wirklichkeit noch nie lebend in Europa gewesen. Der unter diesem Namen angebotene Fisch ist nur eine Form des Makro- poden (Macropodus viridis auratus) mit längeren Flossen und soll auch noch farbenprächtiger sein, was wir übrigens nie finden konnten. — Des weiteren schreibt Herr Rudolf über seine Erfahrungen bezüglich des Fanges lebenden Futters: „ z. B. habe ich da immer die größten und in der Masse die meisten Daphnien ge funden, wo viel Gänse und Enten die Teiche bevölkerten, Cyclops und kleine Futtertiere wieder da, wo Schafe zur Tränke gehen wie hier im benachbarten Gute Passen- dorf. Trotzdem der Teich (mehr breiter Graben) un- gefähr 800 m lang ist, findet man in der Hauptsache nur V ereins-N achrichten . f;.3 da Futtertiere, wo die Schafe zur Tränke gehen, also an bestimmten Stellen.“ Es ist eine bekannte Tatsache, daß sich die für unsere Zwecke so wichtigen kleinen Kruster überall dort am kräftigsten entwickeln und ver- mehren, wo durch das Hineingeraten von Vieh-Exkre- menten ins Wasser unter Mitwirkung der Sonne eine reichliche Infusorienbildung bewirkt wurde, und so eine ausreichende Ernährung der Daphnien, Cyclojis etc. ge- währleistet wird. — Schluß 12 Uhr. T. Versammlung am 7. Dezember 1903. Anwesend sind 30 Personen. Die angekündigte Demonstration von seltenen Eidechsen durch den 2. Vor- sitzenden 0. Tofohr muß krankheitshalber verschoben werden bis zur nächsten Sitzung. Herr liiechers hält einen Vortrag über die zweckmäßige Überwinterung von Aquarienfischen, sowie über seine Zuchterfolge bei fünf verschiedenen Fischarten. Zahlreiche Fische und Pflanzen gelangen zur Gratisverteilung. Mitteilungen aus dem Gebiete der Liebhaberei : Unser auswärtiges Mitglied Herr W. Voigt in Kummelsburg-Berlin schreibt uns: „Ich möchte mir hierdurch eine Anfrage erlauben; sie betrifft die von mir und meinen Freunden im Sommer von Ihrem werten Verein „Salvinia“ bezogenen Lacerta viridis var. niajor, Riesensmaragdeidechsen. Als ich die Tiere von Ihnen bekam, zeigten sie einen gut erhaltenen Zustand, und waren äußerst munter; ich freute mich natürlich königlich über die Tiere, sie gingen auch gleich ans Futter und gediehen augenscheinlich auch ganz gut; aber nach ungefähr 2 — 3 Wochen stellten sie das Fressen ein und nahmen auch zusehends ab. Da nun die Tiere im ungeheizten Terrarium sich befanden, setzte ich sie in das heizbare. Aber auch hier gingen sie nicht ans Futter, sondern saßen immer wo sie saßen, auch das be- kannte Stopfen nutzte nichts, nach einem Verlauf von weiteren 3 Wochen war die erste eine Leiche, ihr folgten auch bald die anderen; ebenso erging es meinem Freunde. In Heft 13 der Blätter d. .1. schrieb Dr. F. Werner einen Artikel über Lac. virid. var. major, in welchem in ähnlicher Weise über die schlechte Haltbarkeit dieser schönen Echse berichtet wird. Ich richte daher an Sie die Bitte, da Sie wohl ebenfalls welche gehalten haben, mir demnächst einmal mitzuteilen, ob in Ihrem Vereine noch lebende Exemplare vorhanden sind, wo nicht, so glaube ich, daß man es wohl vorzieht, diese Eidechse im nächsten Jahre nicht zu halten. Ich werde später noch mal meine Beobachtungen an Lac. virid. var. nigropunct. schildern, welche grade das Gegenstück von obigem Berichte sind.“ Nach unseren Erfahrungen ist die Varietät major der Lacerta viridis in der Gefangenschaft aller- dings nicht ganz so widerstandsfähig und ausdauernd als die typische viridis. Keineswegs ist sie uns aber so hin- fällig erschienen, wie Dr. Werner sie schilderte. Sie ■wurde von diversen Mitgliedern mit bestem Erfolge den ganzen Sommer am Leben erhalten. Unser 2. Vorsitzender 0. Tofohr hielt 12 dieser Echsen über 2 Jahre bei guter Gesundheit. Diese Tiere verlangen allerdings einen sehr geräumigen Behälter, viel Licht, viel Sonne und am Tage eine ziemlich hohe Temperatur; Nachts lieben sie kühle Verstecke aufzusuchen. Ständiger großer Hitze sind sie abhold. Am besten gedeihen sie in Terrarien, die im Freien ihre Aufstellung erhielten. Wenn sich diese Echsen bei vielen Liebhabern als nicht ausdauernd erwiesen, so hat dies unseres Ermessens nach seinen Hauptgrund in einer mangelhaften Ernährung. Diese große wehrhafte Echse ist naturgemäß ein starker Fresser, der bei schlechter Fütterung schnell abmagert. Sie bedarf zu ihrer Sättigung beträchtliche Futtermengen. Man glaube nicht, ihrem Nahrungsbedürfnisse mit der täg- lichen Darbietung einiger Mehlwürmer zu genügen! Man mäste die Tiere in abwechslung.sreicher Weise, vielleicht im April mit Regenwürmern, im Mai mit Maikäfern «sf. Sie frißt so ziemlich alles, was an allerlei Insekten, Würmern und Käfern nur aufzutreiben ist. Im Winter ist ihr ein kurzer, mindestens dreimonatlicher Winter- schlaf für ein dauerndes Gedeihen sehr von Nöten. — Fragekasten. — Schluß ID/2 Uhr. T. Versammlung am 17. Dezember 1903. Anwesend sind 27 Personen. Es melden sich an: Herr Fr. Fiedler, Hildesheim ; Herr R. Michaelsen, Ham- burg; „Nymphaea“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Leipzig; Herr Arthur Schulze, Neustadt a. d. T., Böhmen; Herr Max Bornberg, Hamburg; Herr Hermann Widmaier, Cannstatt; Herr Paul Haberkorn, Dresden: „Proteus“, Verein Breslauer Aquarien- und Terrarien- Liebhaber. Schriftführer: Herr F. Provinski, Berliner- straße 2; „Triton“, Verein der Aquarien- und Terrarien- Freunde, Cannstatt, 1. Vors.: Herr Karl Enßlin, Monteur, Hedelfingen b. Eßlingen. — Der 2. Vorsitzende 0. Tofohr bringt zur Vorzeigung in tadellosen lebenden Exemplaren: Lacerta oxycephala. D. B., die echte Spitzkopfeidechse, Lacerta hedriagae Cam. Bedriagas Eidechse, sowie Ahle- pjharus pannoniciis, .lohanneseclise. Die beiden erstcren sind kostbare Eidechsen, die noch nicht im Handel waren, auch kaum jemals in den Handel kommen werden. Sie sind lediglich durch Privatverbindungen zu beschaffen. Der 2. Vorsitzende verdankt diese herrlichen Tiere der Liebenswürdigkeit des 1. Vorsitzenden der „Isis“, Herrn Lankes in München. Die Johaunesechse ist ein kleines winziges Tierchen, das ob seiner Kleinheit nur wenige Freunde unter den Terraristeu finden dürfte. Des weiteren kommen durch den 2. Vorsitzenden zur Vorzeigung gute Photographien von einigen seiner Terrarien, vom Cham äleon, Apotheker -Skink. Fransenfinger, Erzschleiche, Walzen- echse, grünen Leguan, .Bedriagas Echse, Spitzkopfeidechse, Chulcidis viridanus, Scheibenfinger, sowie .Ionische Eitlech- sen. Die Objekte werden mit Interesse besichtigt. — Hei'r Mayburg demonstriert alsdann unter seiner Anleitung darg'estellte Pflanztöpfe, die sich als äußerst praktisch erwiesen haben. Herr Hüttenrauch zeigt, wie man mit den einfachsten Mitteln ein Glasaquarium heizen kann. Er stellt das Aquarium auf einen niedrigen Holzkasten, dessen Deckel in der Mitte eine größere Öffnung zeigt, legt auf diese Öffnung einen Asbest-Teller, wie er in den Hausstandsgeschäften für 20 Pfg. verkauft wird, und stellt unter diesen Teller im Inneni des Holzkastens ein Nachtlicht (auf raffiniertem Rüböle schwimmender Brennei'). Die Heizung ist, wie die Wrsammlung sich überzeugt, eine intensive, ein Zerspringen des Aquariums ist wegen des Asbesttellers ausgeschlossen. Die Pflanzen gedeihen, wenn nicht gerade in die Mitte gepflanzt, vorzüglich. Alles in allem eine sehr einfache, zweckmäßige Heizung. — Fragekasten. — Schluß 12 Uhr. T. „Hottouia^^, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Darinstadt. Vereinslokal: „Hessischer Hof“, Wilhelmiuenstraße 1. Sitzungen am 1. und 3. Samstag jeden Monats. Sitzung vom 5. Dezember 1903. Herr Zachmann eröffnet die Sitzung um 9^/4 Uhr, übermittelt Grüße vom Karlsruher Bruderverein und be- grüßt den als Gast anwesenden Herrn Finger. Letzterer, ein überaus eifriger Terrarianer und guter Kenner der heimischen Kriechtiere und Lurche, meldet sich zur Mit- gliedschaft. — Herr .lamin beginnt sodann mit seinem Vortrage über Aufbau und Einrichtung von Aquarien, wobei er insbesondere auf die dem Anfänger entgegeu- tretenden Schwierigkeiten und deren Beseitigung einging. Nachdem Herr Zachmann dem Redner für seine in vielerlei Hinsicht anregenden Ausführungen den Dank des Vereins abgestattet hat, werden Präparatengläser, mit Formol ge- füllt, unter die Anwesenden verteilt. — Bei der nun folgenden Gratisverlosung fällt das ausgesetzte Zuchtpaar Makropoden Herrn L. Walter zu. — Zur Demonstration gelangen noch 1 lebender Gelbrandkäfer {Dyt. dimidiatus), den Herr Löding, sowie ein kleiner ausgestopfter Hai, den Herr Klockow mitbrachte. — Der I. Vorsitzende teilt mit, daß die 2. Dezembersitzung ausfallen muß, wünscht allen ein glückliches neues Jahr und schließt um ll'/4 Uhr. Richard Zang, II. Schriftfühi’er, Sitzung vom 2. Januar 1904. Nach Eröffnung um O'/r Uhr beglückw'ünscht der I. Vorsitzende, Herr Zachmann, die Anw'esenden zum neuen Jahre und gibt der Hoffnung Raum, daß das Blühen und Gedeihen der „Hottonia“ auch im neuen .Jahre keinen Stillstand erfahre. Ein kräftiges allseitiges „Gut Lurch“ verleiht diesem Wunsch den nötigen Nachdruck. Glückwünsche sind bereits eingelaufen vom Verein „Nymphaea alba“-Berlin, vom Ehrenmitgliede der „Hottonia“ Herrn Becker-Karlsruhe, sowie vom Verein „Triton “-Berlin. — Zur Verlesung gelangen die Protokolle der Sitzung vom 5. Dezember und der Vor- standssitzung vom 30. Dezember. In letzterem wird die 64 V ereins-N achrichten. AnscliaÖuug eines neuen Vervielfältigungsapparates in Vorschlag gebracht, wozu auch die Mittel bewilligt werden. Ferner ist vom Vorstand ein Plan zur Neu- regelung der Fischbestellungen ausgearbeitet worden, der auf Einrichtung einer Kasse mit Einlagen der Mit- glieder hinzielt. Herr Buchhammer hält die Idee selbst wie ihre Ausführung für sehr schätzenswert und ist der Überzeugung, daß viele Mißstände dadurch behoben werden. Häher zögern die Anwesenden nicht, die Vor- schläge des V orstandes in ihrem ganzen Umfange ein- stimmig gutzuheißen. — An Zeitschriften liegen vor:. „Nerthus“ No. 50—52, „Natur und Haus“ No. 6 und das Hezemberheft der „Fisch.-Corresp.“. — Herr Klapp- roth macht Mitteilung von einer akuten Erkrankung, die sämtliche Insassen seines Gesellschaftsaquariums im ver- flossenen Monat befiel. Die Fische (Chromis, Geophagus hvcisilieiisis, Chanchito und 3Iakropoden) waren mit roten Flecken übersät und mit Pilzen bedeckt; die Flossen fiele-n geradezu ab. Eine Besserung und schließlich völlige Heilung trat jedoch sofort ein. als der Behälter näher ans Fenster gerückt und die Temperatur des Wassers ständig auf 26 Grad C. gehalten wurde. Nur 1 Makropode vermochte sich nicht mehr zu erholen und ging ein. Derselbe wird (in Formol konserviert) vor- gezeigt und der Vereinssammlung überwiesen. — Schluß V2II Uhr. Sitzung vom 16. Januar 1903. Eröffnung Uhr. In Vertretung des I. Schrift- führers verliest Herr Zang das letzte Protokoll. — Der I. Vorsitzende stellt fest, daß der Preis der „Nerthus“ auf 5 Mk. ermäßigt und nicht, wie die Post irrtüm- licherweise mitteilen ließ, um 2 Mk. erhöht wurde. Die Zeitschrift erscheint von jetzt ab halbmonatlich. — Vom Verein „Iris“-Frankfurt a. M. ist ein Schreiben eingelaufen, das Mitteilung macht von einer wiederum wegen Ver- setzung nötig gewordenen Neuwahl des I. Vorsitzenden. — Von der neuen „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“ ist eine Anzahl Probenummern an- gekommen, die unter den Mitgliedern zur Verteilung ge- langen. Eine Besprechung und Beurteilung des neuen Organs soll jedoch hinausgeschoben und die Entwicklung desselben vorerst abgewartet werden. — Für die Bibliothek ist der bestellte neue „Leitfaden“ von Zeruecke eiu- gegangen, der allgemein befriedigt. - An Zeitschriften liegen vor: „Blätter“ Heft 1 und „Natur und Haus“ No. 7. Aus letzterer Zeitschrift gelangt ein Teil des „Triton“- Beriehtes betr. Roßmäßlerfeier und allgemeine deutsche Aquarien- und Terrarien-Ausstellung zu Berlin im Jahre 1905 durch Herrn Zang zur Verlesung und darauffolgenden eingehenden Besprechung. — Herr Klockow zeigt einen recht ^praktischen viereckigen Ptlanzentopf für Aquarien vor, der sich bei ihm vorzüglich bewährt hat und be- sonders die Reinigung der Aquarien ganz bedeutend er- leichtert. Der Topf ist von Reichelt-Berlin l)ezogen zum Preis von 50 Pfg. Herr Klockow hofft jedoch eine billigere Bezugsquelle ermitteln zu können. - Herr Löding stiftet für die Bibliothek ein kleines Schriftchen über das Ausstopfen der Tiere. — Schluß IOV2 Uhr. Richard Zang, II. Schriftführer. „Iris“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Frankfurt a. M. Wreinslokal: Restaurant „Höchster Bräuhaus“. Generalversammlung vom 6. .Januar 1904. Eröffnung 9'ji Uhr. Anwesend 22 Mitglieder. Das Protokoll der letzten Sitzung wird wie niedergeschrieben genehmigt. Eingegangen verschiedene Angebote und ein Tauschgesuch, ein Neujahrsglückwunsch und die Tages- ordnung der „Isis“ München. Herr Opernsänger Steffens zeigt schriftlich seinen Austritt an. AVegen Abwesenheit des I. Vorsitzenden berichtet Herr Stollhoff, welcher in letzter Zeit die Geschäfte des Vereins besorgte, in ein- gehender Weise über das verflossene Geschäftsjahr. Als ein Mißgeschick für den jungen Verein ist der Rücktritt der zwei I. Vorsitzenden Herren Bellgard und Unger zu betrachten. Beide Herren, welche den Verein in der kurzen Zeit zur Blüte gebracht haben, sind durch A^er- setzung aus unserer Mitte geschieden. Herr Bellgard, dem der Verein durch zahlreiche Spenden vielen Dank schuldet, überweist der Bibhothek wiederum in hoch- herziger und dankenswerter AVeise einen fortlaufenden Zuschuß von je vierteljährlich 5 Mark, wofür ihm hier- durch nochmals bestens gedankt wird. Hierauf erfolgt Bericht über A'creinsvermögen, Kassenbestand, Fisch- und Fischfutterfonds. — Bei der Neuwahl des A^orstandes setzt sich derselbe aus folgenden Herren zusammen: I. Vorsitzender Carl Stollhoff; II. Vorsitzender Adam Reitz; I. Schriftführer Oskar Heise; II. Schriftführer Carl Becker; I. Kassierer Ernst Krumbholz; II. Kassierer Georg Heim; Bibliothekar Georg Stein; Sammlungs- verwalter Carl Cavalier. Als Revisoren wurden die Herren C. Fischer und Hch. Steinmetz wiedergewählt. — Durch Versteigerung eines von Herrn F. Fränkel gestifteten, bepflanzten und mit Chanchitos besetzten Elementglases kommen dem Fischfonds 5.10 Mark zu gute. — Schluß gegen 1 Uhr. „Cypenis“, A^erein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Mainz. Versammlung vom 12. Januar 1904. In Abwesenheit des Vorsitzenden eröffnete der Schriftführer um 9 Uhr die Sitzung. Als erster Punkt der Tagesordnung fand Neuwahl des Vorstandes statt. Es wurden gewählt die Herren: F. von Kittlitz, I. Vor- sitzender (Fuststraße 2); K. Schäfer, II. Vorsitzender; Bios, Kassierer; A. AVallroth, Schriftführer. Sämtliche Herren nahmen mit Dank ihre Vorstandsämter an. Herr F. von Kittlitz schildert in trefflichen Worten, daß, wenn er auf getreuliche Mithilfe sämtlicher Mitglieder rechnen dürfe, der Verein aus seinem Winterschlafe erwachen werde. Zur kräftigen Pflanze müsse sich das bisher un- scheinbare Pflänzchen entwickeln, damit sich unser Verein würdig den übrigen zur Seite stellen könne. Mit einem Hoch auf das Blühen, AVachsen und Gedeihen des Vereins schloß er. Er erläuterte sodann in kurzen Zügen, was er zur Hebung des Vereins für wichtig und notwendig halte; durch gemeinsamen Einkauf und Bezug von Lieb- habereigegenständen sollen den Mitgliedern A^orteile ge- schafft. sowie in jeder Sitzung Präsenzverlosungen ver- anstaltet werden. Öftere Exkursionen in die Umgebung, wo uns eine Fülle von Ausbeute für unsere Liebhaberei winkt, sollen neben dem wissenschaftlichen und samm- lerischen Erfolge die Mitglieder untereinander näher bringen. — Sodann wurde die Frage der Fühlungnahme mit anderen Vereinen erörtert. In einer demnächstigen Sitzung sollen geeignete Schritte besprochen werden. — Nach einigen Bemerkungen über das in Neuauflage er- schienene Werk „Zernecke“ wurde die Versammlung um IP/a Uhr geschlossen. A. W. Sitzung vom 26. Januar 1904. Eröffnung der Sitzung durch den Vorsitzenden um 9 Uhr. Nach Begrüßung der zahlreich anwesenden Gäste, speziell Damen, wird zur Tagesordnung geschritten. Als erster Punkt der Tagesordnung, Aufnahme neuer Mit- glieder, wird über Herrn Frederik A^oß, Direktor des Musik-Konservatoriums abgestimmt, welcher einstimmige Aufnahme erzielt. Nach Begrüßung seitens des Vor- sitzenden, welcher ihn herzlich willkommen heißt, bittet er ihn, unserer schönen Liebhaberei immer mehr neue Anhänger zu werben. — Sodann frägt Frl. Binder an, ob irgend einem Mitglied gleiches bekannt sei, bei ihrem Seewasser- Aquarium trübe sieh alle paar Tage das AVasser, trotz fortgesetzten Filtrierens und Beobachtung der größten und peinlichsten Sorgfalt. Nach Aussprache der ver- schiedensten Meinungen wird die Hauptschuld wohl dem Kitt zuzuschreiben sein, mit welchem das betreffende Aquarium verkittet ist, und sollen diesbezügliche Ver- suche angestellt werden. Nun ergreift der Vorsitzende Herr F. von Kittlitz zu einem längeren Referat das Wort: „Über die Zucht und Pflege einheimischer speziell fremd- ländischer Fische.“ Reicher Beifall belohnte am Schluß den Redner für seine trefflichen Ausführungen. — Hierauf wurde zur Präsenz-A^erlosung geschritten, welche einen sehr zufriedenstellenden Verlauf nahm, denn keiner der Anwesenden ging leer aus. — Herr Direktor Voß machte die Mitteilung, daß er einen Schleierschwanz besitze, der sich erst im dritten Jahre zum Teleskopfisch umbildete. — Nach Schluß der offiziellen Sitzung verweilten die meisten Mitglieder noch lange im gemütlichen Bei- sammensein. A. W. Für die Redaktion verantwortlich : Dr.E.Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Oreutz’sche Verlagsbuch- handlungin Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M. Jahrgang XY. Heft 5. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. (Nachdruck verboten.) Hydrocleis nymphoides (Willd.) Buchenau (Bittomaceae). Von H. Baum. (Mit einer Originalaufualime). Iliese Pflanze wird in den meisten Katalogen unter dem Namen Limnocharis Htmilwldtii Rieh, angeboten und unter dieser Bezeichnung ist die schönblüliende und dankbare Wasser- pflanze den meisten Aciuarien-Liebhabern be- kannt. Nach der neuesten Bearbeitung der Butomaceae von Fr. Buchenau stellt aber Lim- nocharis eine Gattung dar, zu welcher Limno- charis flava (L.) Buchenau und L. mattogrossensis 0. Ktze. gehört. LimnoeJiaris flava ist in den Wasserpflanzen-Häusern der botanischen Gärten in Kultur, erreicht aber eine ziemliche Größe, indem sie sich 40 — 60 cm über dem Wasser- spiegel erhebt, sie ist außerdem recht wärme- bedürftig und wird daher von Aquarien-Lieb- habern selten verlangt und gepflegt werden. L. mattogrossensis ist wohl kaum in Kultur. In jeder Beziehung zu empfehlen ist dagegen die abgebildete Hydrocleis nymphoides. Schon der Umstand, daß sich diese Wasserpflanze seit 70 Jahren in den Kulturen erhalten hat, beweist, daß sich die Art den verschiedensten Ver- hältnissen anzupassen im Stande ist. Sowohl in einem Wasserstande von 10 cm, als auch von 40 cm entwickelt sich die Pflanze gleich gut. Bei tiefem Wasserstande erzeugt die Pflanze Schwimmblätter, bei sehr niedrigem Wasserstande erheben sich die Blätter gewöhnlich über die Wasseroberfläche. Bei der Überwinterung hält sich Hydrocleis nymphoi- des am besten in einer Wassertemperatur von 12 — 16"R. Am schönsten entwickelt sie sich, wenn sie im freien Grunde des Aquariums ausgepflanzt oio miiUt rlonr« qtti Originalaufnahme nach der ist, Sie DlUÜt dann am Natur für die „Blätter“. besten und entwickelt auch reichlich Aus- läufer, so daß man im Laufe des Sommers eine stattliche Vermehrung erhält. Beim Abtrennen der Ausläufer achte man nur darauf, daß sich an den Knotenpunkten, an welchen die Blätter hervorbrechen, bereits Wurzeln gebildet haben. Sind die Wurzeln noch kurz, so ist es gut, die Pflanze mit einem Haken auf dem Grunde des Gefäßes zu befestigen. Die Blumen von Hydro- cleis nymphoides sind schön gelb gefärbt, ziemlich groß, aber so zart und leicht vergänglich, daß sie sich nur einen Tag halten. Trotzdem blüht die Pflanze außerordentlich reich, da sich fast jeden Tag neue Knospen erschließen, die den Liebhaber immer wieder aufs neue erfreuen. Ein dankbares Blühen ist freilich nur dann zu er- warten, wenn das Gefäß, in welchem sich die Pflanze befindet, einen recht hellen Standort hat. Hydrocleis nymphoides gedeiht in jeder kräftigen Erde, die zusagendste Wassertemperatur im Sommer ist etwa 14 — 18'^ R. Die Heimat des Gewächses sind die wärmeren Teile von Süd- Amerika. Jeder Aquarien-Liebhaber, der diese Pflanze noch nicht gepflegt hat, sollte ' , sich dieselbe an- 1 schaffen, er wird sie . . mit Erfolg halten. ß Hydrocleis nymphoides (Willd.). 66 Reinh. Kehr: Einheimische Aquarien-Zuchtfische. Einheimische Aquarien-Zuchtfische. Von Reinh. Kehr. Bast in jeder Nummer einer Faclizeitsdirift, welche der Aqnarienfreund in die Hand nimmt, findet er Beschreibungen von exotischen Zierflschen, welche in rascher Folge in immer neuen Arten eingeführt werden und unsere ein- heimischen Fische mehr und mehr zu verdrängen scheinen. Der Grund für diese Erscheinung ist, nächst der bekannten Sucht nach dem „was weit her ist“, der Umstand, daß die meisten Fische unserer Fauna in verhältnismäßig kurzer Zeit über den uns zur Verfügung stehenden Raum hinauswachsen, und daß sie daher mit wenigen Ausnahmen nicht im Aquarium gezüchtet werden können. Die Anzahl guter, brauchbarer, hei- mischer Aquarienfische ist leider nur gering, soweit sie im Aquarium zur Zucht schreiten: der Bitterling, 2 Arten Stichlinge und die Ellritze ist alles, was uns unsere Gewässer bisher ge- liefert haben. Diese aber verdienen es einmal, wieder etwas näher betrachtet zu werden, wobei wir mit dem Bitterling {Rhodeus amarus Bloch.) beginnen. Der Bitterling ist mit einer der beliebtesten Aquarienfische. Seine Munterkeit, seine An- spruchslosigkeit, seine Zählehigkeit, seine Fried- fertigkeit anderen Aquarienbewohnern gegen- über, vor allen Dingen aber sein außerordentlich interessantes Laichgeschäft und die während desselben beim Männchen entstehende Farben- pracht lassen es verständlich erscheinen, daß ein wirklicher Aquarienliebhaber immer wieder seine Zucht betreibt. Eine längere Beschreibung des allgemein bekannten Fischchens erscheint überfiüssig. Das Tier erreicht eine Länge von 5 — 6 cm, hei einer Höhe von ca. 2^2 cm. Alle Körperformen zeigen die schönste Regelmäßigkeit, welche be- sonders in der Bildung der Flossen recht an- genehm auffällt. Die Schuppen sind verhältnis- mäßig sehr groß und dachziegelartig angeordnet. Die Färbung ist ein glänzendes Silbergrau an den Seiten, während der Rücken ein dunkles Grüngrau zeigt. An den Bauchseiten, etwa von der Mitte an, läuft ein metallischglänzender, dunkelgrüner, scharfbegrenzter Streifen bis zum Schwänze, ein untrügliches Erkennungszeichen für unser Fischchen. So einfach sich auch dieses in dem beschriebenen Alltagskleid präsen- tiert, um so herrlicher strahlt das Männchen im Hochzeitsgewande. Ein prachtvoller Regen- bogenschimmer, welcher an den Seiten in ein strahlendes Blau übergeht, bildet in diesem die Hauptfärbung; die Brust, der Bauch sind orange-, die Augen blut-, die Rückenflosse ist ziegelrot gefärbt, schwarz umsäumt und auf der Haut, dicht über der Oberlippe, bildet sich ein Haufen von weißen Warzen. Das Weibchen bleibt auch zur Fortpflanzungszeit unscheinbar. Bei diesem tritt dagegen vor und während der Laichzeit eine andere Erscheinung zu Tage, welche minde- stens ebenso merkwürdig ist, wie die Umfärbung des Männchens, nämlich die Entwicklung der Legeröhre. Dieselbe entspringt an dem After des Weibchens und fällt für gewöhnlich nur wenig ins Auge; sobald jedoch die herannahende Laichzeit den Fisch zu erregen beginnt, wächst sie zu einer Länge von ca. 4 cm an und über- ragt schließlich das Körperende um ein beträcht- liches. Die Legeröhre ist weich und hat ganz das Aussehen eines dünnen rötlichen Wurmes; auf den Zweck derselben gehe ich weiter unten noch ausführlich ein. In unserem Vaterlande scheint der Bitterling fast überall vorzukommen. Nach Bade findet er sich in den Gebieten der Donau, des Rheines und der Elbe und ich selbst habe ihn in den Gräben der Danziger Niederung, diesem Eldorado des Aquarienforschers, ungemein häufig gefunden. Ob die Ems unsere Fischchen beherbergt, kann ich heute noch nicht mit Bestimmtheit sagen, nach Ablauf des kommenden Sommers hoffe ich jedoch hierüber Aufschluß geben zu können. Nach Brehm soll der Bitterling Gewässer mit steinigem Grunde bewohnen, ich habe mich aber von der Wahrheit dieser Angabe nicht über- zeugen können, im Gegenteil habe ich ihn an solchen Stellen ungemein häufig beobachtet, an welchen man beim Betreten fast bis an die Kniee im Schlamm versank, nur hier, wo keine Strömung die Durchsichtigkeit des Wassers trübt, habe ich oft stundenlang seinem munteren, äußerst anziehenden Treiben zugeschaut. Keinen Augen- blick gönnt er sich Ruhe, bald allein, bald in Gesellschaft schwimmt er munter und gewandt umher, Nahrung suchend und spielend und diese seine Munterkeit verläßt ihn auch im Aquarium nicht. Zum Teil dieser, ganz besonders aber seiner Genügsamkeit in Bezug auf die Nahrung verdankt er seine Beliebtheit als Aquarienfisch. Nach Brehm soll dieselbe fast nur in Algen be- stehen und Bade läßt ihn hauptsächlich Wasser- insekten zu sich nehmen. Beide Forscher haben so viel Recht wie Unrecht: Der Bitterling ist im ausgedehntesten Sinne Allesfresser. Im Aqua- Reiiih. Kehr: Einheimische AquarieurEncht, fische. rium ist er mit den verschiedensten Dingen gut zu ernäliren. Alle Futtermittel, welche für den Goldfisch verwandt werden, sind ihm recht und er hält sich gut dabei, mit Vorliebe frißt er jedoch alle möglichen Wassertiere, sofern die- selben seinen Schlund passieren können, sowie geschabtes Fleisch und Regenwurm, welche wohl überhaupt kein Fisch verschmäht. Der Bitter- ling ist ein vorzüglicher Futterverwerter. Stets, selbst zur Winterszeit, wenn im Aqua- rium meist Schmalhans Küchenmeister ist, und viele Fische aus Mangel an geeigneter Nahrung abmagern und selbst eingehen, ist er rund und gut genährt und hiermit mag auch seine außer- ordentliche Zählebigkeit im Zusammenhang stehen. An Entkräftung ist mir noch nie ein Bitterling eingegangen. Die meisten, welche ich verloren habe, starben nicht eines natürlichen Todes, sie verendeten durch Herausspringen aus dem Aquarium, wozu unser Fischchen besonders während der Aufregung der Laichzeit außer- ordentlich neigt, noch viel häufiger aber aus Mangel an Sauerstoff während heißer Sommertage. Hiergegen ist der Bitterling außerordentlich em- pfindlich, woraus sich auch die häufigen Verluste während des Transports erklären. Man darf ihn deshalb nicht in zu stark besetzten Aquarien und nur in solchen halten, welche reichlich mit Unterwasserpflanzen bewachsen sind. In solchen Behältern schreitet er unschwer zur Fort- pflanzung und diese ist das Interessanteste an dem Fisch. Die Eier des Bitterlings sind unverhältnis- mäßig groß, sie haben fast 1 mm im Durch- messer und es werden dementsprechend nur sehr wenige abgelegt. Die Vermehrung des Fischchens würde daher eine sehr geringe sein, wenn nicht die Natur für einen ausreichenden Schutz der Brut gesorgt hätte. Dieser ist darin gefunden, daß der Laich nicht frei abgelegt, sondern den Kiemen unserer Süßwassermuschel, der Teich- muschel (Anodonta) und besonders der Maler- muschel (Unio) anvertraut wird. Eine Be- schreibung dieser Mollusken kann hier füglich unterbleiben, da man die Form derselben als allgemein bekannt voraussetzen darf, ich will nur erwähnen, daß sich das Tier mit seinem stumpfen Ende mittelst seines fleischigen Fußes im Untergrund seiner Wohnge Wässer eingräbt und nur das entgegengesetzte spitze Ende, welches die Kiemen- und Afteröffnung enthält, hervor- schauen läßt. Eine solche Muschel bildet während der Laichzeit einen ungeheuren Anziehungspunkt für den Bitterling. H7 Sobald das Männchen ihrer gewahr wird, umschwimmt es sie von allen Seiten, wobei es sich prächtig zu färben beginnt. Bald steht es darüber, ihr mit seinen Brustflossen frisches Wasser zufächelnd, bald stürzt es sich wütend auf andere Fische, welche sich seiner Laichstelle nähei'n, und attackiert sie mit solcher Gewalt, daß es selbst weit größere und wehrhafte Fische zu schleuniger Flucht zwingt, bald verfolgt es lebhaft ein Weibchen der eigenen Art und sucht es zur Muschel zu treiben, bis dasselbe von der gleichen Aufregung ergriffen wird und nnn mit ihm gemeinsam die auserkoi'ene Brutstätte um- kreist. Plötzlich stellt sich letzteres mit etwas zur Erde geneigtem Kopfe über die Muschel, taucht seine, in diesem Augenblick straff scheinende Legeröhre tief in die Kiemenöffnung derselben und läßt zwei Eier hineingleiten, worauf das Männchen, welches in diesem Augenblick in den herrlichsten, kaum zu beschreibenden Farben prangt, diese befruchtet, wobei es in heftig zitternde Bewegung gerät. Dieser Vorgang wiederholt sich mehrere Male im Laufe des Tages und er fesselt den Beobachter so sehr, daß derselbe alles, selbst häufig seine Berufsgeschäfte darüber vergißt. Ich habe die Laichablage stets im Gesell- schafts-Aquarium vornehmen lassen und zwar deshalb, weil mich gerade die stürmischen und doch dabei höchst harmlosen Angriffe auf störende Fische anderer oder gleicher Art höchlichst amüsierten. Will man ebenso verfahren, so ver- stärke man vor Einsetzung der Muscheln die den Bodengrund bedeckende Sandschicht auf 3 bis 3^2 cm, weil die Muscheln auf ihren meist nächt- lichen Wanderungen den Boden nach allen Rich- tungen hin durchpflügen. Sobald der Laich des Bitterlings in der Muschel befruchtet ist, entferne man sie aus dem Aquarium und bringe sie in einem anderen Gefäß unter, dessen Boden man ungefähr 6 cm hoch mit sauber ausgewaschenem Flußsand be- deckt. Man richte sich dieses möglichst schon im März her (die Laichzeit fällt in die Monate April und Mai) und bepflanze es mit solchen Gewächsen, welche ohne Bodengrund gut ge- deihen. Am besten eignet sich Quellmoos hierzu, weil dieses den ganzen Winter hindurch in den schönsten Exemplaren erhältlich ist. Das Wasser in dem Brutgefäß wechsele man nie, man gebe viel- mehr so zeitig wie irgend möglich einige Daphnien oder Cyclops hinein, welche sich an den ersten warmen Erühlingstagen reichlich zu vermehren be- ginnen, und deren Brut den heran wachsenden Fisch- chen eine Zeitlang zu vorzüglicher Nahrung dient. Wolfg. f. Ewald: Ein billiges heizbares Terrarium und seine Bewohner. ß8 Nachdem man die befruchteten Muscheln in einem derartig vorgerichteten Becken unter- gebracht hat, kann man die Entwicklung der jungen Bitterlinge mit Ruhe erwarten, was je- doch häufig vergeblich sein wird, da viele der Schalentiere die üble Angewohnheit haben, den Laich wieder auszustoßen. Es geschieht dies keineswegs unwillkürlich, die Eier werden viel- mehr mit einer gewissen Kraftanstrengung aus- geschleudert. Als Grund für diese Erscheinung wird von manchen Beobachtern zu hohes Alter der Muschel angegeben, indem kleinere und mithin jüngere Exemplare weniger zur Abstoßung der Eier neigen sollen. Nach meinen Beobachtungen ist dies jedoch nicht stichhaltig. Ich vermute vielmehr, daß der Grund der gewaltsamen Ent- fernung der Eier aus der Muschel in der un- genügenden Befruchtung der ersteren zu suchen ist. Das unbefruchtete Ei schwimmt. Es wird daher von dem in der Muschel befindlichen Wasser in die Höhe gehoben, gerät in den Kloakensypho und wird nun von der Muschel als Fremdkörper entfernt. Diese Erklärung ge- winnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man bedenkt, daß die Berührung der Eier mit der Samen- fiüssigkeit des männlichen Bitterlings durch die Art und Weise der Ablegung des Laiches natur- gemäß bedeutend unvollkommener sein muß, als es bei frei abgelegtem Laich der Fall ist und ich bin in meiner Vermutung dadurch bestärkt worden, daß ich in den ausgestoßenen Eiern niemals einen in der Entwicklung befindlichen Embryo habe entdecken können. Durch Ver- gleichung von ausgestoßenen und der Muschel auf künstliche Weise entnommenen Eiern von gleichem Alter könnte vielleicht ein evidenter Nachweis in dieser Hinsicht geführt werden. Wieviel Zeit das Ei zu seiner Entwicklung braucht, entzieht sich der Beobachtung. Je nach der derzeitig herrschenden Temperatur verlassen die jungen, vollständig durchsichtigen Fisch chen die Muschel 12—16 Tage nach der Eiablage. Da sie jedoch keinen Dottersack mehr besitzen, so ist aus diesem Umstand, wie auch aus ihrer Größe zu schließen, daß sie bereits einige Tage unter dem Schutze der Schalen verlebt haben. Es ist mir noch nie gelungen, das Herauskommen der jungen Fischchen aus der Muschel zu beob- achten. Nach Bade sollen sie stets zu zweien und in den frühen Morgenstunden der ihnen zu eng gewordenen Wohnung entschlüpfen. Ihre erste Nahrung hierauf bilden die im Wasser reichlich enthaltenen Infusorien, nach wenigen Tagen jedoch sind sie bereits imstande, kleine Krebstierchen zu verschlingen und von nun an sind sie in Bezug auf ihre Ernährung so wenig wählerisch, daß sie sich mühelos auch an künstliches Futter, wie fein geschabtes mageres Fleisch usw. gewöhnen und von nun an bereitet ihr ferneres Gedeihen dem Pfleger nur noch wenig Sorge, vorausgesetzt daß das Wasser des Zucht- Aquariums des nötigen Sauerstoffgehaltes auch bei weiterem Heranwachsen der Brut nicht entbeh]‘t. So viel Freude auch die Bitterlings-Zucht dem Aquarienbesitzer verursacht, so wenig materiellen Nutzen bringt uns unser Fischchen. Als Nahrungsmittel käme es ohnehin seiner Klein- heit wegen kaum in Betracht, selbst wenn sein Fleisch genießbar wäre, was jedoch wegen seines bitteren Geschmackes nicht der Fall sein soll. Mit diesem materiellen Hinweis will ich von dem Bitterling Abschied nehmen, mit dem Wunsche, daß es zu dem Nutzen, den er stiftet, gehören möge, vielen der Leser zu einer Quelle reiner und edler Freude zu werden, wie sie mir schon so oft geworden ist. ca* (Naolidruck verboten.) Ein billiges heizbares Terrarium und seine Bewohner. Von AVolfg. F. Ewald. (Mit Original-Photographien.) ■u den interessantesten meiner Tiere ge- ' hörten die beiden Chamäleone, die ich be- saß. Diese sind mir leider eiugegangen, das erste, von der „Salvinia“ bezogene, an Lungenkatarrh, das zweite, von Reichelt, Berlin, an Erbrechen, herbeigeführt durch Überfütterung. Ganz er- staunlich ist die Fähigkeit des gesunden Chamä- leons, seine Farbe zu wechseln, und zwar nicht nur am ganzen Körper auf einmal, sondern auch an der rechten oder linken Seite. In meinem Terrarium steht ein Goldlorbeer (Aucuba), der bekanntlich auf grünem Grunde gelb gepunktet ist. Setzte sich das Chamäleon auf seine Zweige, so wurde es auf der vom Baume abgekehrten Seite grün und gelb gefleckt und zwar in genau derselben Abtönung, wfie die Blätter, sodaß es, gegen den Baum als Hintergrund gesehen, kaum zu erkennen war. Auf der anderen, dem Baume zugewandten Seite war es dann lehmgelb, um nicht gegen das helle Terrarium abzustechen. Wurde es mit Wasser betropft, so war es sofort hell- grün vor Ärger; saß es auf dem dürren Kletter- ast in einiger Entfernung von dem Goldlorbeer, so hatte immerhin noch die dem Baum ab- gekehrte Seite die gefleckte Färbung, aber der ganze Körper war dunkelbraun in der Grund- Wolfgf. F. Ewald: Ein billiges heizbare» Terrarium und seine Bewohner, 69 färbe, sodaß die Flecken nicht so anffällg waren. Also eine doppelte Anpassung: erstens an den Hintergrund, zweitens an die Sitzgelegenheit. Fabelhaft ist ja auch die Beweglichkeit der Augen, die wie Kanonenrohre fortwährend, un- abhängig von einander nach hinten oder vorne, oben oder nuten gedreht werden, aber gänzlich kurzsichtig sind. Es wirkt grotesk, wenn so ein Tier mit einem Bein an einem Ast liängt und nun mit den zweiteiligen Füßen und dem Wickelschwanz ins Blaue hineintastet, ob vielleicht irgendwo dieser Ast sich fortsetzt und ob es die Anstrengung lohnt, danach zu suchen. Wenn es mit dem rechten Bein einen Stützpunkt ge- funden hat, so findet das linke ihn noch lange nicht, aber das Tier ist so mus- kulös, daß es beliebig lauge in irgend einer unmöglichen Stellung ver- harren kann. „Nur keine Übereilung“ ist der Leitsatz dieses un- modernen Gle- sellen. Seine geistigen Kräfte sind äußerst gering. Erfahrungen weiß es sich nur sehr langsam zu nutze zu machen. — Ein anderes Anpassnugs- tier ist mein Skink. Spitz wie ein Torpedo, glatt wie ein poliertes Holz, gelb wie der Wüsten- sand, mit Grabfüßen wie ein Maulwurf. Wie der Blitz verschwindet er bei der geringsten Störung im Sande der Mittelabteilung, die speziell für Wühltiere bestimmt ist. Ich mußte ihn eine zeitlang in der Hand füttern, da er die Futter- näpfe nicht aufsuchte. Bei der Gelegenheit pflegte er mit vieler Geschicklichkeit seinen Unrat in meine Hand zu entleeren, von dessen parfü- mierenden Eigenschaften die Araber große Stücke halten, ich abdi’ nicht. Von Acanthoclactylus, dem Fransenfinger kann ich wenig sagen: er scheint wirklich sehr zart zu sein. Wenigstens gingen meine beiden Exemplare bald ein. Sie gruben sich in der feuchten Abteilung unterirdische Gänge, in denen sie sich fast stets aufhielten. Auch von Blindschleichen habe ich im Terra- i'ium Junge bekommen; eine Brut war bei der Ge- burt so winzig, daß sie nicht aufzuziehen war, eine zweite jedoch war bedeutend größer und kräftiger, da sie von einem schönen, großen Muttertier stammte. Bei einer Anzalil von ihnen gelang die Aufzielmng mit dem Leibesinhalt zerquetschter Mehlwürmer, den sie gierig hinunterschlangen, wenn ich sie mit der Schnauze darauf hielt. Die Blindschleichen, sowie einige Mauer- und Bergeidechsen sind von mir selbst im Sommer in Süd-Tirol und Nord-Italien gefangen. Unter den letzteren war ein Exemplar der kolilschwarzen, seltenen Var. niyra, die ich unter großen Schwierigkeiten im Hochgebirge fing. — Zwei Tiere, an denen ich dauernd das größte Vergnügen habe, sind mein Gecko und meine Agame. Der Geckoistschon wegen seiner drolligen, froschartigen Bewegungen lind seiner an- dauerndenVer- gnügtheit mein Liebling. Er gehört mit dem Skink zu den ersten Tieren, die ich gekauft habe und zwar von Preuße, Berlin. Der Gecko ist fleischfarben, und, wenn er sich besonders wohl fühlt, was meist Abends der Fall ist, mit braunen Flecken gezeichnet. Er sitzt immer unter einem bestimmten Zierkorkstück, und wenn ich ihn nach einer Häutung aufstöbere, so läuft er einfach die Scheiben herauf oder hüpft auf meinen Arm und saust via Schulter oder Kopf mitten in die Stube, ist ehe man sichs versieht, irgendwo an der Decke und quakt sein kurzes „keck“, fast unhörbar, zum Zeichen, daß er ganz besonders vergnügt ist. Alles stürzt dann hinter ihm her, bis er schließlich erbeutet und im Triumphzug in seine Behausung zurückgebracht wird. Manchmal verschwindet er auch spurlos und wird erst nach einigen Tagen kreuzfidel irgendwo entdeckt. Er hat etwas so gutmütig vergnügtes in seinen großen, pechschwarzen Nachtaugen, seine Sprünge sind so drollig, daß er sich im Sturm die Herzen des Hauses er- obert hat. Einmal geriet er auf ein heißes Plätteisen und verletzte sich 2 Zehen, was ihn sehr am Turnen behindeid. Er saugt sich überall an mit Hilfe des luftleeren Baumes, den er untei’ seinen Zehen vermöge eines feinen Haut- Originalaufnahme nach dem Fraosenfinger (Acanthoäaetylus vulgaris Wiegm.). Xj01dgii Xui* dis • 70 Wolfg. P. Ewald: Bin billiges heizbares Terrarium und seine Bewohner. lamellen - Systems hervorrufen kann. Wird die Haut alt und hart, so kann er allerdings nicht mehr die Wände hinauf, bis zur nächsten Häutung. Um die Lamellen elastisch zu halten, biegt er die Zehenspitzen beim Gehen nach oben. — Nun käme ich also zu der Agame. Ja, diese Agame stelle ich überhaupt, was Verstand an- betrifft, fast meinem Hunde an die Seite. Außer- dem ist sie mir besonders interessant, weil sie die Behauptung der „Isis“, München widerlegt und die des Dr. Lemberg bekräftigt: Sie schmaust behaglich bei 16 ® C. Wer hätte das gedacht! Nicht als ob ich mich über diese Widerlegung der „Isis“ freute; da aber die „Isis“ Dr. Lem- bergs Behauptung mit besonderem Nachdruck zurückwies, schien sie ein derartiges Vor- kommnis für unmöglich zu halten und wird sich nun jedenfalls freuen, daß ihre Ansicht richtiggestellt wird. Ich betone stets die indi- viduelle Verschiedenheit der Tiere, die größer ist, als viele Menschen annehmen. Die „Isis“ wird mit Recht sagen können: „In der Regel wird Agama sich nicht so genügsam zeigen, individuelle Verschiedenheiten Vorbehalten“ , durfte aber nicht die Beobachtung Dr. Lembergs als unglaubhaft hinstellen. Wie gesagt, mein Exemplar bestätigt nach eigens angestellten Ver- suchen dasselbe. Meine Agame liegt stets in der kältesten Ecke des Behälters, mit Vorliebe im Napf mit kaltem Wasser. Ab und zu sucht sie die Heizung auf, aber selten. Bei 16 ® nahm sie eine tüchtige Mehlwürmermahlzeit, überhaupt läßt ihr Appetit nichts zu wünschen übrig. Ein sehr drolliger Anblick ist es, die Agame fressen zu sehen. Sieht sie einen Mehlwurm, so stößt sie darauf los, ergreift oft eine Portion Sand und wendet sich dann mit Entsetzen. Sieht sie aber wieder etwas krabbeln, so legt sie den Kopf auf die Seite, schielt genau hin und wieder- holt ihren Angriff. Kaum ergriffen ist der Wurm in dem großen Rachen bereits verschwunden und die Agame sieht sicli um, als wollte sie sagen: „Das schmeckt nach mehr.“ In den Kiefern hat sie sehr große Kraft; einem Be- kannten, der sie durch fortwährendes Anstoßen mit dem Finger ärgerte, biß sie ein tüchtiges Stück Haut aus dem Finger. Die meisten Be- schauer des Terrariums sehen die Agame gar nicht und das kommt von der vollendeten Schutz- färbung. Ihre Grundfarbe ist das helle Grau- braun des Sandes, mit einigen braunen Flecken, welche die Täuschung erhöhen. Dementsprechend ist auch ihre Politik. Sobald etwas Gefährliches sich naht, stellt sie sich tot. In der ersten Zeit war ich verschiedentlich nahe daran, sie in Spiritus zu werfen, denn sie handelt mit einer so verblüffenden Naturtreue, daß man sich zu- nächst unbedingt täuschen läßt. Nähert sich jemand dem Behälter, so sieht er das Tier mit geschlossenen Augen und faltiger, zusammen- geschrumpfter Haut platt auf dem Boden liegen. Nichts rührt sich. Nimmt man sie in der Mitte des Körpers hoch, so fallen die beiden Enden schlapp herunter, nimmt man sie am Schwanz, so läßt sie Beine und alles andere senkrecht herunter hängen. Manchmal ahmt sie auch die Totenstarre nach. Dann hat sie vorher auf einem Stein gesessen, und läßt beim Nahen eines Menschen Kopf und Schwanz herabhängen. Nimmt man sie am Schymnz hoch, so bleibt der Körper gekrümmt, legt man sie auf den Rücken, so bleibt sie ebenfalls auf dessen Wölbung liegen und streckt alle Viere und den Schwanz senkrecht in die Höhe. Sie bleibt also unter allen Umständen, wie ein star- reiLeichnam, in derselben Stellung, nicht nur momentan, sondern Viertel- stunden lang. Es ist die Vermutung auf- gestellt worden, daß eine Art Starrkrampf bei diesem Totstellen eintritt. Das scheint bei meiner Agame nicht der Fall zu sein, denn ein vor- gehaltener Mehlwurm bewirkt sofortiges Auf- hören des Totstellens, ebenso bringt die Be- rührung der Schwanzwurzel sie zum sofortigen Wackeln mit dem Schwanz, beides Erscheinungen, die bei einem wirklichen Krampf nie eintreten könnten. Den Bekannten, der sie immer ärgert, kennt sie genau, und sclinappt nach ihm, sobald f Originalaufnahme nach dem Apotheker-Skink {Seinais officinalis Lawr.) Leben für die „Blätter“. ^ in / Wolfg. F. Ewald: Ein billiges heizbares Terrarium und seine Bewohner. 71 er sie anfaßt; gegen mich ist sie stets liebens- würdig, hat auch gar keine Furcht vor mir und stellt sich nicht tot, wenn ich sie auf nehme. Ganz eigentümlich ist ihr Verhältnis zu meinem Terrier; den Hund interessiert das ganze Reptilien- gewimmel außerordentlich, er hat aber vor ihnen eine ganz höllische Angst. Früher hielt ich eine Ringelnatter, die ich öfters in die Stube setzte, um sie sich sonnen zu lassen. Näherte sich der Hund, so zün- gelte sie ein wenig und rin- gelte sich zu- sammen. So- fort lief dem Hund das Was- ser aus der Nase, eine höchst merk- würdige Er- scheinung, die ich bei keiner anderen Gelegenheit an ihm beobachtete. Seine Furcht stritt mit seiner Neugier, bis er sich schließ- lich zurückzog. Der Vorfall scheint mir zu be- weisen, daß die Furcht vor der Schlange, gegen deren giftige Arten Mensch und Tier gar kein Schutzmittel besitzen, instinktiv ist und nur von solchen, bei denen Überlegung und kaltes Blut über den Instinkt siegen, abgelegt wird, also nicht als unbegreifliches Vorurteil der ungebildeten Menge betrachtet werden darf. — Auch meine Agame wurde von dem Hunde gründlich beschnuppert und ich glaubte, sie würde sich auch ihm gegen- über, wie gewöhnlich totstellen. Aber was tat sie? Sie stellte sich steif auf ihre Beine, blähte den Kehlsack weit auf und stürzte in mehreren Anläufen auf den verblüfften Hund los, der sich eüigst „in Flucht auflöste“. Als sie aber einmal erkannt hatte, wie leicht so ein Hund einzu- schüchtern sei, hielt sie es später überhaupt nicht mehr für nötig, irgendwie auf ihn zu reagieren, sei es durch totstellen, oder Angriffe, während der Terrier noch längere Zeit darauf bei ihrem Anblick sich sofort zurückzog, und durch nichts zu bewegen war, sie wieder zu beschnuppern. Jetzt besieht er sie wieder, wenn ich ihn dazu auffordere, aber die Agame läßt ihn ruhig tun, was er wUl. Diese Episode scheint mir von recht hoher geistiger Entwickelung der Agame zu zeugen. Sie beweist, daß die Agame in der Art ihrer AbAvehr zwischen ver- schiedenen Feinden unterscheidet, beweist ferner, daß sie eine einmal gemachte Erfahrung sofort zu verwerten versteht und nicht vergißt, endlich, daß sie ein Individuum vom anderen gut unter- scheiden lernt. Faßt allerdings jemand heftig in das Terrarium und berührt ihren Schwanz, wenn sie ahnungslos dasitzt, so ergreift sie mit- unter ganz unvorsichtig die Flucht und stürzt im panischen Schrecken durch den Behälter, aber das geschieht sehr selten. Gar nicht er- klären kann ich mir ihre Marotte, den ganzen Tag lang in kaltem Wasser zu liegen, doch auch bei den Agamen scheinen ja die „Ge- schmäcker verschieden“ zu sein. Einen eigenartigen Fall möchte ich noch er- wähnen. Um eine zehenschwundkranke Lacerta serpa zu untersuchen, wollte ich sie zwischen den Steinen herausziehen. Sie klammerte sich aber mit dem Schwänze so hartnäckig fest, daß dieser zu meinem großen Schrecken abriß. Die Wunde sah schrecklich zerrissen aus und ich wollte das arme Tier, Avelches sich ohne Zehen, ohne Schwanz mühsam bewegte, lieber sofort töten. Da sie aber am Abend bedeutend munterer war, ließ ich sie am Leben, und kann nur sagen, daß sie jetzt wieder zu den muntersten Echsen zählt. An Stelle des abgebrochenen Endes sprießen aber jetzt zwei neue Schwänze hervor und ich werde so Gelegenheit haben, diese Monstrosität im Terrarium zu beobachten. Mehr könnte ich von meinen Tieren nicht erzählen. Ich denke auch, daß das Gesagte genügt, um zu zeigen, wie viel Anregung sich aus so einem Terrarium schöpfen läßt, und um auch dem nicht terrarienpflegenden Leser zu beweisen, daß es sich belohnt, ein Terrarium anzulegen. Das Terrarium ist nicht teurer in Anschaffung und Betrieb, als ein Aquarium mit exotischen Fischen, und steht dem Aquarium, Avas interessante Beobachtungen betilfft, eben- bürtig zur Seite. tsb Originalaufnahme nach dem Apotheker-Skink juv. (Scincus officinalis Laur.) Leben für die ..Blätter“. J v // / 72 Gustav üeiclie: Die Verbreitung der Krokodile über den Erdball. (Nachdruck verhoten.) Die Verbreitung der Krokodile über den Erdball. Mit einer Bestimmungstabelle von Gustav Reiche, Präparator a. Kgl. Zoolog. Museum zu Berlin. (m weitesten verbreitet von allen Kr o ko di 1- Arten ist Crocod. 2^orosus Schn. Es bewohnt Asien, die malayischen Inseln, Australien, Neu-Griiinea und die Saloinonsinseln. Ihm folgt Croc. imlustris Less. und Croe. sianiensis Schn. Ersteres lebt auf Ceylon, in Vorderindien, Hinterindien und im malayischen Archipel, letzteres in Hinterindien und auf Java. Auf je einen Erdteil beschränken sich 18 Arten und zwar auf Amerika = Croc. intermedius Graves ,, americanus Laur. „ rhomhifer Ciiv. „ moreleti A. Dmn. Allig. mississig)piensis Baud. „ helois Cope ? Caiman niger Spix „ latirostris Band. „ sderops Sehn. „ trigonatus Schn. „ palpehrosus Cuv. x\sien == Gavudis gangeticus Gm. Allig. sinensis Fauvel Afrika = Croc. cataphractus Cuv. „ niloticus Laur. „ roljustus Vaill. & Grand. Osteolaemus tetraspis Cope Malay. Inseln = Tomistoma schlegeli S. Müll. Australien = Croc. johnstoni Krefft. Am weitesten verbreitet von allen Krokodil- gattungen ist Crocodilus Laur. Crocodilus- arten gibt es in allen Erdteilen. An zweiter Stelle steht Alligator Cuv. Die Arten dieser Gattung leben in Amerika und Asien. Auf je einen Erdteil beschränken sich vier Gattungen und zwar Caiman Spix auf Amerika. Gavialis Opp. „ Asien. Osteolaemus Cope „ Afrika. Tomistoma S. Müll. „ Malay. Inseln. Bestimmungstabelle der Gattungen. Maxillarzahn = Ob erkief erzahn. Mandibularzahn = ünterkieferzahu. I. Schnauze lang, sehr schmal, am Vorderrande knopfartig verbreitert. Im Oberkiefer jeder- seits einen Ausschnitt znr Aufnahme der beiden vordersten Unterkieferzähne. Gaviale oder Schnabelkrokodile. 27—29 obere . . tt;; — vv 7 — /aliiie an leder Seite 25—26 untere ^ Gavialis gangeticus Gm. ^ Zähne an jeder Seite -19 untere = Tomistoma schlegeli S. Müll. 20 — 21 obere 18- II. Schnauze verschieden lang. Im Oberkiefer jederseits eine Grube für die beiden ersten und einen Ausschnitt für die beiden vierten ünterkieferzähne. = Krokodile. —7^ — r-lA Hinterkante der Unterschenkel 14. — lo. stark gezähnelt == Crocodilus Laur. 16 17 -V — Hinterkante der Unterschenkel 14. — 15. schwach gekielt — Osteolaemus Cope. III. Schnauze ziemlich kurz. Im Oberkiefer jederseits zivei Gruben für die beiden ersten und für die beiden vierten Unter- kieferzähne = Alligatoren. 17.— 20. Bauchschilder 18.— 20. deutlich zusammen = 18. 20. 17.— 22. hängend (im Alter) lederartig, nicht Alligator Cuv. knöchern, über- Caiman Spix. Gaviale oder Schnabelkrokodile. Schnauze außerordentlich schmal und ausgedehnt, verbreitert an der Spitze Eine sehr kleine Knochenplatte im vorderen Teile des oberen Augenlides. Eückenschild gebildet von 4 Längsreihen von aneinandergereihten, ge- kielten, knöchernen Schildern, keine knöchernen Bauchschilder. ^ — 29 ob eie ^ähne an jeder 25 — 2 b untere Seite. Die vorderen Zähne größer, die seitlichen gleichförmig, passen nicht in Zahngruben. Der erste, zweite und dritte Mandibularzahn passen in eine Auskerbung des Oberkiefers. Indien, Birma. = /. Gavialis Opp. 0^616 Zähne an jeder Seite. Die 18—19 untere seitlichen Unterkieferzähne passen in Gruben zwischen den Zähnen des Oberkiefers. 5. Maxillar- zahn am längsten. 1. und 4. Mandibularzahn passen in eine Auskerbung des Oberkiefers. Schnauze schmal und lang. Eine kleine knöcherne Platte in dem vorderen Teile des oberen Augen- lides. Eückenschild gebildet von 4 Längsreihen von aneinandergereihten, gekielten, knöchernen Schildern. Borneo. = 2. Tomistoma S. MUH. (xustav Reiche: Die Verbreitung' der Xrokodüe über den Erdball. 73 Krokodile. 17—19 obere -x c xr -i , , ^ — Zahne an lecler Seite. 5. Maxil- 14 — -1.5 untere larzahn am längsten. Der 4. Mandibularzahn paßt gewöhnlich in eine Auskerbung des Ober- kiefers. Schnauze mehr oder weniger ausgedehnt. Eine sehr kleine Knochenplatte im vorderen Teile des oberen Augenlides. Eückenschild ge- bildetvondoder mehr Längsreihen von aneinander- gereihten, gekielten, knöchernen Schildern. Afrika, Süd-Asien, Nord-Australien, Trop.- Amerika. = 3. Crocodilus Laur. I. Schnauze sehr lang, gavial-ähnlich, 2% bis 3^/„ mal so lang als breit an der Basis. 4 Nackenschilder in 2 Längsreihen, zu- sammenhängend oder nicht zusammen- hängend mit den Eückenschildern. = 1. cataphractus Cuv. 6 Nackenschilder, 4 im Quadrat mit einem an jeder Seite, nicht zusammenhängend mit den Eückenschildern. = 2. johnstonii Krefft. 6 Nackenschilder, 4 im Quadrat mit einem an jeder Seite, weit geschieden von den Eückenschildern. = 3. intermedius Oraves. II. Schnauze mehr als l^o und nicht mehr als 2^4 so lang als breit an der Basis. A. Kein Längsgrat an der Vorderseite des Auges; vordere Nackenschilder gut ausgebildet. Ein Längsgrat in der Mitte der Schnauze. = 4. americanus Laur. Ein Längsgrat zwischen den Augen, nicht auf der Schnauze. = 5. siamensis Schn. Kein Grat auf Kopf oder Schnauze. = 6. niloticus Laur. B. Ein Längsgrat an der Vorderseite des Auges; vordere Nackenschilder ab- wesend. = 7. p)orosus Schn. III. Schnauze nicht mehr als mal so lang als breit an der Basis. A. Schnauze ohne Grat. Kückenschild gewöhnlich zusammen- gesetzt aus 4 Längsreihen von Schildern. Die mittleren Schilder breiter als lang. = 8. palustris Less. Kückenschild zusammengesetzt aus 6 Längsreihen von Schildern. = .9. rohusfiis VaiU. & (irrand. B. Ein mehr oder weniger deutlicher schräger Grat an der Vorderseite des Auges. Schilder an der Obei'seite der Beine gekielt. =10. rhomhifer Gur. Schilder an den Beinen vollkommen glatt. = 11. moreletii A. Dam. — 17<^eie jeder Seite. 5. Maxil- 14—15 untere larzahn am längsten. 4. Mandibularzahn paßt in eine Auskerbung des Oberkiefers. Schnauze ziemlich kurz. Eine knöcherne Platte nimmt den größten Teil des oberen Augenlides ein. Eücken- schild gebildet von 4 oder 6 Längsreihen von aneinandergereihten, gekielten, knöchernen Schil- dern. Kehl- und Bauchschilder knöchern, nicht deutlich zusammen. West-Afrika. — 4. Osteolaemus Cope. Alligatoren. ^ ^ Zähne an jeder Seite. 4. Maxil- 18— 2 Güntere larzahn am längsten. 1. und 4. Mandibularzahn paßt in eine Grube des Oberkiefers. Schnauze ziemlich kurz. Eückenschild gebildet von 6 oder 8 Längsi'eihen von aneinandergereihten, gekielten, knöchernen Schildern. Kehl- und Bauchscliilder mit oder ohne diese Verknöcherungen. Nord- Amerika und China. = 5. Alligator Cuv. I. Finger mit Schwimmhäuten. Die breiteste Querreihe der Eückenschilder enthält 8 Schilder. 4 große Nacken- schilder. Oberes Augenlid am vorderen Eande knöchern. Ende des Schwanzes stark zusammengepreßt, bildet einen Kamm. == 1. mississippiensis Baud. II. Finger ohne Schwimmhäute. Die breiteste Querreihe der Eückenschilder enthält 8 Schilder. 2 große Nacken- schilder. Ende des Schwanzes schwach zusammengepreßt, an der Oberseite schwach gezackt. = 2. Iielois Cope. Die breiteste Querreihe der Eückenschilder enthält 6 Schilder. 6 große Nacken- schilder. Oberes Augenlid ganz knöchern. Ende des Schwanzes stark zusammen- gepreßt, bildet einen Kamm. = 3 sinensis Fauvel. 7 — Zähne an jeder Seite. 4. Maxil- 17—22 untere ■' larzahn am längsten. 1. und 4. Mandibularzahn paßt in eine Grube des Oberkiefers. Schnauze mäßig lang, oder kurz. Eückenschild gebildet von 6 oder mehr Längsreihen von deutlichen, gekielten. 74 Kleine Mitteilungen. knöchernen Schildern. Ein Bauchpanzer von überhängenden, knöchernen Schildern, jedes Schild besteht aus zwei deutlichen Teilen mit einer Naht. Zentral- und Süd-Amerika. = 6. Caiman Spix. I. Eine knöcherne Querleiste vor den Augen, leistenartig verdickter Augenrand. Oberes Augenlid nicht ganz knöchern, fein gestreift. 17 — 20 Mandibularzähne an jeder Seite. A. Augenrand nach vorn verlängert, bis senkrecht über den 9. oder 10. Maxillar- zahn. Oberes Augenlid flach. = 1. niger Spix. B. Augenrand nach vorn verlängert, Augenlid runzlig, mehr oder weniger deutlich erhoben zu einem schwachen Horn. Die Breite der Schnauze am vor- deren Augenrande ist gleich ihrer Länge. 3 oder 4 Längsreihen von großen Nackenschildern; nur eine von diesen ist von 4 Schildern gebildet. Augenlider runzlig. 2. latirostris Daud. Schnauze länger als breit an der Basis. 4 oder 5 Längsreilien von großen Nackenscliildern. Alle Schilder am Körper, an den Beinen und am Schwanz knöchern im Alter. Augenlider runzlig. = 3. sclerops Schn. II. Keine knöcherne Querleiste vor den Augen. Oberes Augenlid völlig knöchern, ganz glatt oder fein gestrichelt. 20 — 22 Mandibularzähne an jeder Seite. Einige oder alle Schilder zwischen den Hinterbeinen in 1 oder 2 Längsreihen. Schwanzkamm doppelt bis zum 9. oder 10. Schild (inkl.) 1 Querreihe vorderer Nackenschilder. — 4. trigonatus Schn. Alle Schilder zwischen den Hinterbeinen in 4 Reihen. Schwauzkamm doppelt bis zum 11. oder 12. Schild (inkl.) 2 Querreihen vorderer Nackenschilder. = 5. palpebrosus Cuv. kleine J\4itfeiluti^en* Riesenflsche. (Mit Abbildung.) Aus der Familie der Heringe (Clupeidae) sind zwei Fiscliarten bekannt, die den Namen Riesenfisclie mit vollem Rechte ver- dienen. Eine Art, Megalops cyprinoides ist im indo- pazifischen Ozean, die andere, Megalops thrissoides, ist im atlantischen Ozean beheimatet, beide werden über 2 m lang. Besonders jüngere Fische suchen das süße Wasser auf und werden hier erbeutet. Megalops thrissoides findet sich vorwiegend im Golf von Mexiko und steigt hier in die Flußläufe auf, bis dahin, wo das Wasser mehr oder weniger salzig oder süß ist. Die Bewohner kennen ihn unter dem Namen „Tarpon“. Er wird in der Regel als Fisch von unter 2 m Länge gefangen, doch sind auch schon Tiere von 3 m erbeutet und dementsprechend schwankt das Gewicht zwischen 3 bis 4 Zentner. Wie „La nature“ ausführt, der wir auch die Abbildung auf Seite 75 entnommen haben, ist das Fleisch des Tarpon ziemlich derb und erinnert an das des Thunfisches und wenn sein Fang nicht mit so großen Gefahren verbunden sein würde, weil er mit größter Leichtigkeit einBoot von nicht allzu beträchtlicher Größe umzuwerfen vermag, so würde man sicherlich viel mehr Exemplare von ihnen auf den Markt bringen, da der Tarpon ziemlich häufig in den Flüssen und be- sonders den Strommündungen Floridas angetroffen wird. Man fängt den Tarpon mit einer Harpune, die der ähnelt, welche der Walfisch] äger gebraucht. Aber die Jagd auf den Riesen ist gefährlich, da der harpimierte Fisch das Boot umwerfen kann, wodurch der Fischer in Gefahr kommt, zu ertrinken, kann er sich im günstigsten Falle auch noch retten, so gefährdet sein Leben der Haifisch, der in diesen Gewässern durchaus nicht selten ist, und neben diesem lauert auch noch der Kaiman hier auf Beute. Als ich die Bekanntschaft des Fisches machte, und zwar unter Umständen, die Zeit meines Lebens mir im Gedächtnis bleiben, wäre ich beinahe ertrunken, schreibt A. Ladureau und fährt fort: Eines Abends kehrte ich in einer Dampfschaluppe auf einem kleinen Flusse, der in der Nähe von Tampa, einer im äußersten Südosten von Florida gelegenen Stadt, dahinzieht, mit einem befreundeten Ingenieur von einer Reise zurück. Wir hatten gerade eine bedeutende Ablagerung von Phosphorsalzen in einigen km Ent- fernung auf dem Festlande erkannt, als plötzlich einer gegen den andern kräftig nach vorn gestoßen wurde durch ein heftiges Schaukeln unseres Fahrzeuges, das beinahe umzuschlagen drohte, und gleichzeitig waren wir vom Scheitel bis zur Sohle vollständig durchnäßt. Dann sahen wir, wie ein Tarpon um uns herumsprang, der es, vielleicht um Beute zu erhaschen, für nützlich gehalten, aus dem Wasser herauszugehen, wie so viele Fische es ausführen. Beim Zurückfallen ins Wasser hätte er uns bald ertränkt. Oft hatte ich seitdem Ge- legenheit, den Fisch aus dem Wasser springen zu sehen und konnte beobachten, daß er sich, auf die Seite legend, seiner ganzen Länge nach wieder zurückfallen läßt, ein Geräusch hierbei hervorbringend, als ob ein Pferd oder Rind ins Wasser geworfen wird. R. Ein Stichlingsduell. — Als ich an einem herrlichen Frühlingsmorgen an den Ufern eines Baches, welcher sich quer über eine blumige Wiese schlängelte, entlang wanderte, um Schnecken und anderes niederes Getier für meine Aquarien zu sammeln, hatte ich die Freude, Zeuge eines heftigen Kampfes zweier im schönsten Hoch- zeitsschmuck prangender Stichlingsniännclien zu sein. In unmittelbarer Nähe eines Brückenpfeilers, wo das krystallklare Wasser über reinen, weißen Sand dahin- rieselte, hatten sich die Gegner zum Kampfe gestellt. Vorsichtig und möglichst geräuschlos pürschte ich mich auf die kürzeste Distanz heran, um womöglich genau und aus allernächster Nähe das mich hochinteressierende Schauspiel zu genießen. V oreins-Nachrichteu . 75 Mit gespreizten Stacheln, unter den Anzeichen höchster Erregung bestürmten sich beide Kämpfer eine Zeitlang, über- imd untereinander dahinschießend, jeder ver- suchend, die scharfen Spitzen seiner Waffen dem Gegner in den Leib zu bohren. Wundervoll erglänzte bei diesen äußerst geschickt und elegant geführten Angriffen und Paraden die Brust der Tiere in tiefster Purpurglut, von dem das prachtvoll glän- zende Silber und Olivengrün des übrigen Körpers in höchst wirkungsvoller Weise ab stach. Die höchste Kampfeslust schien sich ihrer bemächtigt zu haben, denn immer wilder und stürmischer wurden ihre Angriffe, immer kürzer und Nach „La iiature“. kühner die Anlaufentfer- nung, ein Nahkampfj oder Handgemenge war unaus- bleiblich, denn keiner dieser kleinen ritterlichen Kämpfer wich zurück, keiner wollte weichen. Doch da! Was ist das? — Beide ziehen sich, wie im Einverständnisse unter lebhaften Krümmungen ihrer Körper zurück. — Sind sie ausgesölmt? - Der Kampf abgebrochen? — Oder nur ein Waffenstillstand, um aus- zuruhen und neue Kräfte für den Entscheidungskampf zu sammeln? Taumelnd bleiben sie in kurzer Eiit- fermmg von einander stehen. Heftig und unaufhörlich im schnellsten Tempo arbeiten die Kiemen, vibrieren die Flossen und krümmen sie ihre schlanken Leiber, bald nach dieser, bald nach Jener Seite. Drohend bewegen sie die Stacheln auf und nieder, gleichsam um zu prüfen, ob sie noch geeignet sind, einen zweiten Gang zu bestehen. Megalops thrissoides Günther. Blitzenden Auges messen sich die Gegner, prüfen sie die zwischen ihnen liegende Eutfernung, um sich endlich ruckweise wieder zu nähern — und jetzt plötzlich wie ein Blitz, schießen sie aufeinander los, ein noch- maliges Hin- und Herstürzen und übereinander kollern und beide hatten sich in einander verbissen. Sich ziehend und zerrend, schlangengieiche Bewegungen ausführend rangen beide um den Sieg, um die Herrschaft oder die — Liebe. Doch jetzt löst sich das Knäuel, der eine versucht, von dem andern an der Brustflosse gepackt, zu ent- fliehen, welches ihm auch schließlich, wenn auch unter teilweiser Preisgabe derselben gelingt. Der Kampf ist zu Ende, in entgegengesetzter Richtung ziehen sie von dannen. G. Baumgardt. yEREINS=#W#iT NACHRICHTEN i Für den Inhalt ?ider Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer' der einzelnen Vereine die volle Verantwortung. ^^Nyinpliaea alba‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarien- Kunde Berlin. Vereinslokal: Clubhaus Hintsche, Köpenickerstr. 62. Versammlung jeden Mittwoch nach dem 1. u. 15. im Monat. General-Versammlung vom 7. Oktober 1903. Der I. Vorsitzende eröfinet die Sitzung um Uhr und heißt Herrn K. Rosemann, Franzstr. 13, als neu- aufgenommenes Mitglied herzlich willkommen. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und an- genommen. Im Eingang: Zeitschriften u. Angebote. Der I. Kassierer erstattet sodann den Kassenbericht für das III. Quartal, welcher bei einem Eingang von 368,32 Mk., dem ein Ausgang von 257,35 Mk. gegenübersteht, mit einem Be- stand von 111,27 Mk. abschlioßt und wird Hei-rn Genz auf Antrag der Revisoren Entlastung erteilt. Ein Antrag des Herrn Rudolph, daß in der 1. Generalversammlung des .lahres der Kassierer einen Etat aufstellen möchte, aus dem ersichtlich ist, in welchem Umfange Bewilligungs- anträge im laufenden .Jahre eingereiht werden können, wird nach kurzer Debatte abgelehnt. Nach einem Hin- weis auf die finanzielle Lage des Vereins, besonders auf seine Einnahmequellen, teilt der Vorsitzende mit, daß der Vorstand nunmehr ein neues Sitzungszimmer im „Vereins- haus“, Köpenickerstr. 62, gefunden hat und die Sitzungen vom 21. d. Mts. an dort abgehalten werden. — Von den angebotenen Fischen wird Bestellung aufgegebeii. Eine Anfrage über den letzten Ausfall der letzten Bezüge von Neetrophis, Diamantbarschen und den neuen Pllonzen ergab allgemeine Zufriedenheit. — Herr Dietrich regt an. im Jahre 1905 zu der Zeit, wo die beabsichtigte .Roß- mäßler-Feier in Berlin stattfinden soll, eine Ausstellung zu veranstalten und wird die Aussprache hierüber, sowie über die in Aussicht genommene Vereins- Weihnachtsfeier bis zur nächsten Sitzung vertagt. — Für gestiftete Pflanzen werden dem Präparaten-Fonds 1,25 Mk. über- wiesen und gingen für den Verlosungsfonds 6,05 Mk. ein, den freundl. Spendern besten Dank. Nach Erledigung der Tagesordnung wird die Sitzung um ■'’/t 12 Uhr ge- 76 V ereins-N achrichten. schlossen und begeben sich die Anwesenden zu einem gemütlichen Schlußschoppen nach dem neuen V^ereinslokal, wo der wirkliche Schluß nach Besichtigung desselben etwas später als sonst stattfand. H. B. Sitzung vom 21. Oktober 1903. Die Sitzung wird um 9 Uhr eröffnet und werden die erschienenen Mitglieder vom Vorsitzenden im neuen Vereinslokal begrüßt. Als Gast ist Herr P. Seemann an- wesend, Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen Und angenommen. Im Eingang: „Allg. Fischerei-Zeitung“ 20, „Nerthus“ No. 40 — 42, „Natur und Haus“ XII. dahrg. No. 1 und 2, „Blätter“ No. 20, sowie die T.-O. des „Triton“ vom 16. Oktober. — Bei der Besprechung des letzten Bezuges von Tetragonopterus wird bezweifelt, daß dieser von Harster-Speyer bezogene Fisch derselbe ist, den Henckel-Darmstadt in den Handel brachte, da die Körperform und Färbung eine andere ist. Herr Hipler will sich deswegen mit genannten Herren in Verbindung setzen. — Zur Besprechung kommt der von Herrn Dietrich gemachte Vorschlag, alle deutschen Vereine zur Beteiligung an einer allgemeinen Ausstellung anzuregen, welche in der Zeit der Boßmäßler-Feier im Jahre 1905 in Berlin stattfinden würde, und wird der Vorstand beauftragt, die nötigen Schritte zu veranlassen, um zu sehen, welchen Beifall der Vorschlag im allgemeinen findet. — Bei der Beratung der Weihnachtsfeier wird beschlossen, dieselbe in der Art, wie im Jahre 1901 stattfinden zu lassen. Hierzu werden aus der Vereinskasse 20 Mk. bewilligt und die Veranstaltungen dem Vergnügungskomitee überlassen. — Nach einer kleinen Pause findet die zweite Verlosung von Fischen und Pflanzen statt. Während der Vor- bereitungen hiei’zu verliest der Vorsitzende einen Artikel der „Nerthus“ 1901, in welchem der jetzt eingeführte Chromis als Chroniis paterfmnilias angeführt wird und die Brutpflege als eine im Maule des Männchens vor sich gehende beschrieben wird; ferner sollen die .Jungen ihre Brutstätte durch die Kiemenblätter verlassen und wieder aufsuchen. Dieser Artikel beweist, was für absonder- liche Angaben zuerst über unentdeckte Fische gemacht werden. Nach Erledigung einer inneren Vereinsangelegen- heit wird die Sitzung um 1 Uhr geschlossen. H. B. Verein der „Aquarien- und Terrarieufreunde“ zu Berlin. Vereinslokal: „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung vom 30. Dezember 1903. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9^/2 Uhr. Anwesend waren 37 Mitglieder. Das Protokoll wurde genehmigt, aufgenommen wurde Herr Otto Marquardt, Berlin. Ausgeschlossen Herr Georg Memler, Berlin. Einer Debatte über die Eintragung des Vereins in das Vereinsregister, folgte eine Interpellation Herrn G. Leh- raanu’s, betreffend die Herstellung der verausgabten Ausstellungsmedaillen. — Im Verlaufe der Besprechung einer Beschwerde Herrn Palm's kam es zu heftigen persönlichen Zusammenstößen des Beschwerdeführers mit dem Schriftführer, so daß letzterer zwei Ordnungsrufe über sich ergehen lassen mußte. Schluß der Sitzung Uhr. G. Baumgardt. „Wasserrosc‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Dresden. Vereinslokal; Restaurant „Viktoriahaus“, Seestraße. Versammlung vom 23. Januar 1904. Die Sitzung beginnt 9^” abends mit V^crlesung der letzten Niederschrift. An Eingängen liegen vor: Schreiben unseres Herrn Hermann Beuthen, aus welchem wir zu unserer Freude von dessen Genesung Kenntnis nehmen, sowie Offerte Gebr. Uhde, Harburg. Als Mitglied auf- genommen wird Herr Betriebsingenieur Paul Kandier-, Oberlangenbielau i. Schl.; zur Mitgliedschaft meldet sich an der als Gast anwesende Herr Johannes Thumm, Architekt, Dresden-A., Arnoldstraße 4. Wir haben ferner das Vergnügen, Herrn Jesch (von unserm Bruderverein Nymphaea-Leipzig) unter uns zu sehen, welchen der I. Vorsitzende, Herr Hann, im Namen unseres Vereins herzlich willkommen heißt. Der Vortrag unseres Herrn H. Haupt-Halle: „Am Ufer des Schwarzen Meeres“, ver- anschaulicht durch sehr interessante selbstgefertigte Photo- graphien und Zeichnungen, sowie saubere Präparate, wird mit großem Beifall aufgenommen. Herr Haupt sandte uns ferner 6 kleine Goldsohleihen, welche nach seinem Willen zur Gratisverlosung unter die Interessenten ge- langen. — Herr Engmann zeigt eine von unserm Herrn Pittrich ausgeführte sehr naturgetreue Farbentafel der schönsten neueren Fisch-Importen vor. Ein ungenannt bleiben wollendes Mitglied stiftete für die Büchersammlung den Jahrgang „Natur und Haus“ 1899/1900, wofür wir hiermit bestens danken. — Bei dem Unterzeichneten ist vor wenigen Tagen ein (Nachzucht-)Weibchen der Gam- husia affinis (Holbrooki) an Legenot zu Grunde gegangen. Das Tier war bis ca. 14 Tage vor seinem Ende mit Männchen zusammen gewesen und schien hochträchtig; da quoll eines Morgens ein Klumpen Eier aus seinem Bauche hervor und am nächsten Tage war es tot. Die bei diesen Weibchen verhältnismäßig häufig vorkommenden Unregelmäßigkeiten und Unfälle bei Befruchtung und Geburt könnten den Laien wirklich immer wieder daran zweifeln machen, daß sie die richtigen, zu den gescheckten Männchen gehörigen seien, hätte nicht die Wissenschaft dies jetzt endgültig festgestellt. — Die Geschäfte des ersten Schriftführers übernimmt an Stelle unseres Herrn P. Engmann, welcher aus geschäftlichen und privaten Gründen um 1 — 2 Monaten Befreiung von seinen Obliegen- heiten ersucht, vertretungsweise der Unterzeichnete. Versammlung vom 6. Februar 1904. Der I. Vorsitzende, Herr Hann, eröffnet die Sitzung 91/2 abends. Nach Verlesung des letzten Protokolls wird von dem Kassierer der übliche Kassenbericht erteilt. Herr Johannes Thumm, Dresden, Arnoldstraße 4 ist als Mitglied aufgenommeu und wird als solches von dem I. Vorsitzenden begrüßt. Eingegangen ist ein Schreiben unseres Herrn K. Ullmann, Brünn, mit der Bitte um Offerte in allerlei zum Frühjahr abgebbaren Fischen und Pflanzen, sowie um Auskunft über verschiedene Sumpf- u. Wasser- pflanzen. Die diesjährige Haupt- Versammlung soll am 19. März stattfinden. Als Kassenprüfer werden gewählt: Herr Dir. Hammer und Herr Hans Kummer. — Bei unserem Herrn Biederer haben vor einigen Tagen schon Makropoden abgelaicht. — Die Vorgänge bei der Be- gattung der von ihm gepflegten Triion torosus schildert unser Herr Weck wie folgt: „Zu meinen zwei Paaren setzte ich ein prächtiges (5, welches mir Herr Gerlach leihweise überlassen hatte. Gleich nach dem Einsetzen machte es Attacke auf eines der $ , indem es sich ritt- lings auf dessen Rücken festklammerte, wobei die Vorder- beine eng um die Brust des 9 geschlungen waren. Nach einigen Minuten drehte sich das (5 ohne die Beine los- zulassen dergestalt um die Längsachse des $ , daß es nun Bauch gegen Bauch mit demselben zusammenhing, wobei gegenseitige Reibung der Genitalien stattfand. Letzteres habe ich, wiewohl es von vei-schiedenen Seiten bestritten wird, genau beobachtet. Nach diesem Akt traten einige Tage der Ruhe ein. Seit Montag, den 1 . Februar findet nun eine fast konstante Umarmung statt, nur hin und wieder auf Minuten unterbrochen. Bisher ist es dem allem Anschein nach noch nicht wieder gelungen, an den Bauch des Weibchens zu gelangen. Das $ sträubt sich heftig und finden zuweilen förmliche Kämpfe statt. Bei den Umarmungen sind die Hinterbeine des c5 selten fest- geklammert, sondern fast immer nur die Vorderbeine, und sucht das c5 stets mit weit geöffnetem Maule nach der Kehle des $ zu gelangen. Interessant erscheint uns auch, daß das Beispiel dieses beigegebenen Männchens die zu den beiden Paaren gehörigen cj veranlaßte, ihrer- seits ihre ehelichen Pflichten zu erfüllen, die sie bis dahin gröblich vernachlässigt hatten. W. Schaeffer, 11. Schriftf. „Lotus‘‘j Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Generalversammlung am 15. Januar 1904. Im Einlauf: Heft 7 „Natur u. Haus“, „Nachrichten der Salvinia“-Hamburg, Neujahrsgratulation des „Triton“ und Einladung des „Triton“. — Obmann Müllauer eröffnet um *1'® Generalversammlung und bringt das Ableben unseres treuen und eifrigen Mitgliedes Leopold Wessely zur Kenntnis. Er widmet demselben einen tief- empfundenen Nachruf und ersucht die Anwesenden sich zum Zeichen der Teilnahme und Trauer um den uns so liebwerten Sportkollegen von den Sitzen zu erheben. — Kassierer Demuth erstattet den Kassenbericht und weist das Vereinsvermögen von 330.30 Kr. aus. Rückstände an Beiträgen 45 Kr. und Waren usw. 42 Kr. Obmann Vereins-Nachrichteu. 77 Müllauer weist außerdem die 3 Stück 4^/o Obligationen der Dr. Wehrenfennigstiftung vor, und detailliert das dem Verein gehörige Inventar zu 609.90 Kronen, somit das Gesamtvermögen des Vereins sich auf 1637.20 Kr. beläuft und der Verein keinen Heller Schulden hat. Herr ßeehnungsrevident Mitglied Beck als Revisor hat die Bücher geprüft und die Cassagebahrung in Ordnung ge- funden. Herr Eckhard dankt im Namen der Mitglieder dem Obmann sowie den übrigen Vorstandsmitgliedern für ihre Mühewaltung im Dienste des „Lotus“ und bittet dem Vorstand das Absolutorium zu erteilen. Zum Punkte Neuwahlen stellt Herr Dr. Kreisler den Antrag, den früheren Vorstand mit Akklamation wieder zu wählen, was auch geschieht. Nach Erledigung der Tagesordnung gelangt ein Brief vom Dresdner Seeaquarium des Herrn Anton Skell an unseren Herrn Dr. Kreisler zur Verlesung, worin genannter Herr seine Beobachtungen an Seepferdchen sowie Liebesspiele und Paarung derselben schildert, sowie einige Anfragen betreffend die Fortpflanzung der See- gurken (Holothurien) und andere Seetiere stellt. — Herr Dr. Kreisler teilt mit, daß im „Wissen für Alle“ ein längerer Artikel über Aquarien- und Terrarienpflege er- schienen sei, indem unter anderen auch auf den Verein „Lotus“ hingewieseu wurde, — Herr Demuth teilt mit, daß ihm von Seite der Tagesblätter „Zeit“ und „Wiener Journal“ bezüglich Aufnahme der Annoncen des Vereins „Lotus“ das größtmöglichste Entgegenkommen zugesichert wurde. W. 5, Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. (E. V.) Vereinslokal; Cafe-Restaurant „Deutscher Hof“. Donnerstag, den 19. November 1903. (Fortsetzung.) No. 3 von „Natur und Haus“ enthält auch eine Subskriptionseinladung zur 2. Auflage von Dr. E. Zerneckc „Leitfaden für Aquarien- und Terraiienfreunde“. Aus der Einladung erhellt, daß die Bearbeitung der neuen Auflage Herr Hesdöi-fi'er, unterstützt von hervor- ragenden Kennern übernommen hat. M'ir sind sehr ge- spannt auf die 2. Auflage des Zerneckeschen Buches, weil wir uns sagen, daß jedes Neuerscheinen eines Buches auf unserem Gebiete, bei den vorgeschrittenen systematischen Kenntnissen der Interessenten, der Summe der bereits vorhandenen biologischen Detailarbeit, der großen Zahl der überhaupt in Betracht kommenden Objekte, dann ferner jeder der Neueinführung solcher bis zum Er- scheinen der Neuauflage des Buches, seinem Verfasser die zwingende Verpflichtung zur sorgfältigsten Schichtung des Stoffes und zur eingehenden Umarbeitung des Buches auferlegt, ohne Rücksicht auf den bisherigen Inhalt des- selben. Wir werden daher den Literaturerscheinungen speziell auf dem Gebiete für Terrarien- und Aquarien- zwecke künftighin mehr Aufmerksamkeit zuwenden. — „Blätter No. 19 bringen eine treffende Abbildung der Platemys spixii D. u. JB. von unserem Herrn Müller, sowie einige Bemerkungen über diese interessante Schild- kröte von Dr. Krefft. In gleicher Nummer berichtet Herr Josef Scherer, München auch über die Echsenfauna Süditaliens. Echsen haben uns schon seit Jahren be- schäftigt, ihnen haben wir bisher reges Interesse entgegen- gebracht und es ist auch was Schönes um die farben- reichen und gewandten Lacertiden. Moralts Abbildung der Lacerta serpa var. elegans Eirn. in obiger No. der „Blätter“ ist nicht gut. Das Tier scheint nach der Ab- bildung eine Rückenkante zu haben und zeigt uns eigentlich nicht so recht die ziemlich spitzköpfige und langschwänzige var. elegans der serpa. Daß das eigentliche Zentrum des Wohngebietes der var. elegans die Lavafelder von Vul- kanen und deren Umgebung in Italien und Sizilien dar- stellen, wie Scherer meint, bedarf jedenfalls noch der weiteren Bestätigung, denn es kann mit einigen Eidechsen- sendungen nicht ohne weiteres das Zentrum des Wohn- gebietes einer Echsenvarietät festgestellt werden. Auch die Folgerung Scherers, daß die var. elegans als solche ihr Entstehen den Vulkanen verdankt, erfährt keine ge- nügende Erklärung und Begründung. Scherer sagt zwar, sie habe sich den dort veränderten Lebensbedingungen angepaßt; was sind das aber für veränderte Lebens- bedingungen? Sind überhaupt solche veränderte Daseins- bedingungen da und in welcher Weise sind sie geeigen- schaftet, auf Farbe und Gestalt der Echsen einzu wirken? Obengenannte No. der „Blätter enthält auch eine prächtige Photographie von Cliromis niloticus. ln No. 20 der „Blätter“ setzt Josef Scherer, München seine Ausführungen über „die Echsenfauna Süditaliens“ fort. Die dort ge- gebenen Abbildungen Moralts und zwar der Lacerta serpa var. elegans Eini. und dei- var. sicula Bonap., namentlich letztere sind besser, wenn auch noch nicht ganz ent- sprechend. Scherers Annahme, daß die Ursache der dunklen blauen Umfärbung einiger Echsen, welche die dem Vesuv vorgelagerten insein bewohnen, vor allem in der Vegetationsarmut der kleinen Inseln oder Felsen zu suchen ist, kann in dieser Ausführung nicht zugestimmt werden und ebensowenig der weiteren Annahme, ..daß die für Lichteinflüsse oft sehr leicht empfindlichen Farben- stoffzellen der Rej)tilienhaut im Ijaufe der Zeit die Meeres- farbe angenommen haben, zu deren Vollendung und Er- haltung auch die einförmige Nahrung und vielleicht die den kahlen Felsen ungemein erhitzende Sonne das ihrige beigetragen haben möge“. Der Einfluß der einzelnen Faktoren auf die blaue oder schwarze Färbung der auf diesen Inseln lebenden prächtigen Echsenformen vermag nicht abgeschätzt werden, jedenfalls aber wissen wir bezüglich der Ursachen der Verfärbung selbst noch nichts Positives. So sind beispielsweise die öden Felsen des Karstes, an welchen sich Lacerta oxy- cephala D. B. tummelt „nicht dem schwarzblauen Farben- retlex des Meeres“ ausgesetzt und daher kann auch der Satz Scherers, daß „die für Lichteinflüsse oft sehr leiclit empfänglichen Farbstoffzellen der Reptilienhaut im Laufe der Zeit die Meeresfarbe angenommen haben“ hier in keiner Weise zutreffen und dennoch ist Lacerta oxycepliala prächtig schwarzblau oder blauschwarz und schwarz. Auch der weitere Hinweis Scherers, daß eine ziemlich gleich- mäßige, abwechslungsarme Nahrung Mitui-sache an der Entstehung des blauen Gewandes der Echsen sei, ej-scheint sofort hinfällig, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß die- selben Höhenzüge Lacerta mosorensis Kolonib., eine hell- bräunliche oder olivengrüne Echse bergen. Und wie ist es mit der Lacerta muralis fusca dieser Orte? Dieses Tier zeigt keinerlei besondere Abweichung in der Färbung gegenüber Exemjilaren des Tieflandes. Scherer hat schließlich auch übersehen, die interessante Tatsache, daß Lacerta oxycepliala der Küste und der Inseln sich durch bedeutend hellere Grundfärbung gegenüber Stücken der Höhen des Karstes auszeichnet, in entsprechende Parallele zu seinen Annahmen über Umfärbung der Insel- Echsen zu setzen. Scherer erwähnt ferner auch, daß es eine auffallende Tatsache sei, daß die meisten dieser insel- bewohnenden Eidechsen immer der neapolitana und weit weniger der eigentlichen jHitrahs-Gruppe angehören. Wo kommt auf einer kleinen Felseninsel überhaupt Lacerta muralis fusca und in blauer oder schwarzer Umfärbung vor? Dann dürfen auch die eigentlich noch namenlosen Malta-Echsen mit der var. filfolensis de Bedr., ferner Lacerta balearica de Bedr. mit var. lilfordi Günther und weiter auch Lacerta litoraUs (eigentlich fiumana) Werner mit var. melissellensis Braun nicht als neapolitana (L. serpa Baf.) angesehen werden. — Zum Versammlungsbericht der „Nymphaea“-Leipzig vom 7. Juli 1903 möchten wir anfügen, daß die von Herrn Müller- Würzburg zum Verkauf angebotenen Echsen sich als Lacerta peloponnesiaca D. B. und Lacerta graeca de Bedr. entpuppten. (Herr Müller- Würzburg nannte die Tiere einfach Lacerta fusca graeca und Lacerta Rigota.) Bereits in obenerwähnter No. der „Blätter“ bringt Herr Scherer die Aufstellung der Lacerta sicula zu einer Art. In No. 21 dieser Zeitschrift, welche eine hübsche Abbildung des Weibchens dieser Echse enthält, versucht Herr Scherer seine Auffassung von der Artselbständigkeit der var. sicula zu begründen. Wir neigen mehr zu der Ansicht, daß die von Herrn Scherer angegebenen Unterscheidungsmerkmale kaum ausreichend sind und sich diese Form als__ Art schwerlich aufrecht erhalten lassen wird. Einige Übergangsformen der var. sicula zur var. maculata Fitz. (var. reticulata Schreiber) haben sich bereits nachweisen lassen. Mit Bestimmtheit auf die Abstammung der var. sicula von der Lacerta jonica zu schließen, wie Herr Scherer das tun will, halten wir für ver- fehlt. Mit Bestimmtheit läßt sich da auf gar nichts schließen. Ebensowenig kann es etwas beweisen, wenn sich Echsen im Terrarium nicht- begatten. Dieser Umstand kann zur Aufstellung einer selbständigen Art nicht ausschlaggebend 78 V ereins-N achriehten . sein. Ub sich in Sizilien nicht Tiere finden, die in Bezug aul' Zeichnung und Artcharaktere eine Mischung der beiden Varietäten darstellen, ist nach einigen bei unserem Herrn Müller vorliegenden Stücken unzweifelhaft. Eine größere Anzahl solcher Stücke, wie überhaupt noch größeres Echsenniaterial wird die Sache vollends klären. ■Mit Scherers entwickelungsgeschichtlichen Auslassungen können wir gar nicht übereinstimmen. Scherer nennt Lacerta taurica Pall, und L. 'pdoponnesiaca D. B. ur- S2)rüuglichste Formen und als Nachkommen der jonischen Echse (Lacerta jonica Lehrs) bezeichnet er in einem Atemzuge Lacerta genei, Lacerta halearica de Bedr., Lacerta dugesi M., Edw. und endlich Lacerta atlantica Peters u. D. Die letzteren 3 Echsenformen, namentlich aber Lacerta atlantica stehen den jonischen Echsen schon recht ferne. Sie als Nachkommen dieser Echse zu be- trachten, erscheint durchaus irrtümlich. Auch die Be- hauptung Scherers, daß das Vorkommen der serpa an den Hafenplätzen Siziliens, Sardiniens und Xorsikas ledig- lich auf Einschleppung durch Schifie zurückzuführen ist, vermag natürlich nicht begründet zu werden und dürfte schon im Hinblick auf die Ausbreitung der bezüglichen Echsen und die große Zahl derselben auf den genannten Inseln als ii-rtümlich angesehen werden. Endlich vei’mag man auch dem nicht beizupflichten, daß die serpa mit der Zeit die sicula aus Sizilien und die genei aus Korsika verdrängen wird, wie dieses Herr Scherer in seinen Schluß- ausführungen meint. Für eine derartige Verdrängung lassen sich keinerlei Gründe anführen. (Schluß folgt.) ^Triton“) Verein für Aquarien- und Terrarien-Kunde zu Berlin. (Eingetragener Verein.) Vereinslokal: Restaurant Örtler, Karlstraße 27. 16. ordentliche Sitzung am 5. Februar 1904. Pünktlich wie immer eröffnete der I. Vorsitzende die Sitzung um 8^/2 Uhr. Unter den zahlreich Erschienenen hatten wir das Vergnügen Herrn Prof. Dr. Tornier vom Königl. Museum für Natui-kunde zu Berlin, sowie die Herren Dr. Schnee-Lichterfelde. Dr. Krefft-Zehlendorf und Dr. Bade-Berlin zu sehen. — Das Protokoll der 14. ordentl. Sitzung wird verlesen und genehmigt. An Drucksachen liegen vor: Arbeitsplan für Februar der .Deutschen Gesellschaft für volkstümliche Naturkunde; Ankündigung der ordentl. Generalversammlung des Vereins „Humboldt“ - Hamburg; vom Verein „Isis“- München Mitteilung über die Vorstandswahl am 14. Januar d. J. und Mitgliederverzeichnis. Der im März 1901 ge- gründete Verein der Aquarien- und Terrarien-Freunde zu Brauschweig teilt uns mit, daß er am 1. und 3. Freitag jeden Monats seine Sitzungen im Lokal der Hagenschänke, Hagenmarkt No. 8 abhält und etwa auf der Durchreise befindliche Tritonen zum Besuche seiner Sitzungen einladet. Auf die Aufforderung hin, die an alle Aquarien- und Terrarien- Vereine sowie an verschiedene größere Institute ergangen ist, an dem von Herrn Hamann-Danzig vor- geschlagenen Jahresbericht mitzuarbeiten, sind bereits 7 zusagende Antworten eingegangen. In Bezug auf das in der letzten Nummer von „Natur u. Haus“ erschienene Referat des Herrn Carow über die H. Auflage des Zernecke’schen Handbuches teilt der I. Vorsitzende mit, daß er bereits vor Erscheinen der betr. Nummer das im Aufträge des „Triton“ übernommene Referat des Herrn Dr. Lemberg über dasselbe Buch in Händen gehabt habe, welches wohl bedeutend sachlicher ausgefallen sein dürfte. Der befreundete Verein „The Aquarium Society- Jersey Oity“ hat unserer Bücherei ein Exemplar das von seinem I. Vorsitzenden Herrn Eugene Smith verfaßten Werkes: „The home Aquarium and how to care for it“ gestiftet, wofür ihm hier der Dank des Vereins ausgedrückt sei. Zu dem im Bericht über die 11. ordentl. Sitzung erwähnten Antrag des Herrn Kuckenburg schreibt Herr Dierig, daß, falls der an allen Schulen benutzte allgemeine Lesestoff einer Durchsicht unterzogen werden solle, es zweifelhaft erscheine, ob die Prüfungskommission jemals damit zum Abschluß gelangen würde. Andererseits sei zu erwarten, daß die Ausbeute nicht die aufgewandte Mühe und Arbeit lohnen dürfte. Möge auch hier und da eine veraltete Anschauung, ein Ammenmärchen ein Plätzchen gefunden haben, gar so arg dürfte der angerichtete Schaden doch wohl nicht sein. Wegen dieses Punktes wird der I. Vor- sitzende mit der Prüfungskommission noch einmal Rück- sprache nehmen. Der von Herrn Lentz erstattete Kassen- bericht schließt mit einem Guthaben von 6 283,48 Mk., wovon 3 500 Mk. dem Glashausfond gehören. Hierauf machte der I. Vorsitzende die in der 20. Vorstandssitzung erfolgte Aufnahme der Herren E. Behnick, R. Fliegei, M. Goudsmit, Fritz Müller, Otto Preuße und Hermann Roth bekannt. — Es folgte nun der mit großer Spannung erwartete Vortrag des Herrn 'Dr. Schnee über: Natur- wissenschaftliches aus Neu-Guinea, der hier leider nur in gedrängter Übersicht wiedergegeben werden kann: „Die Küstenbildung von Neu-Guinea, so führte der Herr Vortragende aus, wird außer durch den Vulkanismus im wesentlichen durch die Tätigkeit der Korallen bedingt, sowie durch die Mangroven und ähnliche Gewächse. Erstere lassen bis zum Meeresspiegel heranwachsend Riffe entstehen, welche durch angeschwemmtes Material, unter Mitwirkung der Sumpfflora, zu mehr oder weniger festem Boden werden und schließlich mit dem ehemaligen Ufer verschmelzen. Er führte die Zuhörer alsdann nach dem Deutschen Teile dieser größten Insel der Welt, wo die mannigfachen Gestalten der Krabben und anderer Seetiere, welche den Strand so zahlreich beleben, beobachtet wurden. Weiterhin schildert er einen Anstand auf Kakadus am Rande des Urwaldes, wir sehen die auf dem Blütenchaos bisher lastende Dunkelheit allmählich verschwinden und beobachten die ankommenden V^ogelschwärme, welche sich von ihren Schlafplätzen auf die Suche nach Futter begeben. Nun folgte die Schilderung einer Webervögel- kolonie mit dem bunten Leben und Treiben ihrer zahl- reichen Bewohner. Nach einer Schilderung des Urwald- innern und im Gegensätze dazu seines sonnengebadeten Randes wandte sich der Herr Vortragende der Tierwelt unserer Kolonie zu. Die Hauptvertreter derselben werden kurz vorgeführt, wobei sich Gelegenheit fand, mancherlei persönliche Beobachtungen einzuflechten. Die Krokodile, Giftschlangen sowie die räuberischen Tigerwarane wurden einer besonderen Besprechung unterzogen und die durch sie bedingte Gefahr für das Leben der dortigen Ansiedler und ihrer Haustiere prüfend abgewogen. Den Schluß de.= Vortrages bildete eine Schilderung des Besuches eine; Korallenriffes an jener Küste, dessen reichhaltige Tierweh nicht nur vor unsern Augen Revue passiert, sondern auch in seinem Leben und Treiben beobachtet wird. Reicher Beifall folgte den durch zahlreiche Photographien be- lebten Schilderungen des Herrn Vortragenden, der es in musterhafter Weise verstanden hat, während seines ca D/astündigen Vortrages das Interesse der Zuhörer bis zur letzten Minute wach zu halten, so daß die allgemeine Stimmung in dem Wunsche gipfelte, bald wieder etwas von ihm zu hören. Wir begrüßen es mit großer Freude, daß Herr Dr. Schnee beabsichtigt, seine reichen Er- fahrungen und Beobachtungen einem größeren Kreise durch Vorträge zu Gute kommen zu lassen, andererseits wissen wir es zu schätzen, daß er gerade die Tritonen als die ersten dazu ausersehen hat. — Auf die Bitte des Voi’standes vom 2. Oktober v. J. ist „schon wieder“ eine Antwort, mithin bereits die dritte eingegangen, indem uns Herr Dr. Arendt-Hanau folgendes mitteilt: „Axolotl haben mehrere Male gelaicht, doch ist nur die erste Brut gut ausgekommen ; die übrigen Eier wurden bald schimmelig, da sie voraussichlich nicht ordentlich befruchtet waren. Auch die erste Brut mußte zu *(4 aus dem Ei geholt werden, da das Wasser in dem ungeheizten Aquarium wohl etwas zu kalt war. Die Eier, in denen sich die Jungen heftig zappelnd bewegten, wurden mit einer Steck- nadel sorgfältig angestochen, und munter schwammen dann die Kleinen im Aquarium herum. Bei starker Fütterung mit Daphnien gediehen sie sehr gut, doch ist der Größen- unterschied der einzelnen Jungen ganz bedeutend. Un- gefähr 30 haben jetzt eine Größe von 6 — 10 cm erreicht und fressen gierig Fleisch und Regenwürmer, die übrigen sind Kümmerlinge geblieben, obwohl sie von den stärkeren bald getrennt und kräftig gefüttert wurden. In letzter Zeit starben sie dahin wie die Fliegen. Wesentlich scheint mir zu sein, daß der Wasserstand im Aquarium nicht höher als 10 cm ist, und daß das Aquarium gut mit Pflanzen besetzt ist, auf die sie sich gern legen. Girardinus hat sich in stark bepflanzten Gläsern so massenhaft vermehrt, daß die Jungen als Futter für andere Fische verwandt werden konnten. Mit Makropoden habe ich dies Jahr kein Glück gehabt. Von 3 Pärchen mit 6 Bruten sind V ereins-N achvi chten . 7!» noch 6 Fischchen vorhanden. Chanchitos besaß ich 2 Paare. Das kleinere Paar hat sich nach harten Kämpfen, bei denen ich öfters für das Leben des Weibchens fürchtete, gepaart und an einer im geheizten Aquarium befindlichen Austernschale abgelaicht. Fine Anzahl dünge sind ausgekommen, von denen noch ungefähr 30, zum Teil recht gut entwickelte, Exemplare vorhanden sind. Das andere Paar, 2 prachtvolle Exemplare von 10-12 cm Länge, hat im geheizten Aquaiäum dreimal gelaicht; die Eier, die viel größer waren als die des andern Paares, lagen zum größten Teil auf dem Boden des Behälters und waren am nächsten Tage gewöhnlich verzehrt. Ver- mutlich waren sie gar nicht befruchtet, da sich das Männchen, das zwar mit dem Weibchen zusammen sich eifrig an der Peinigung der Scheiben und dem Gruben- wühlen beteiligte, sobald Laich im Behälter war, stets apathisch in der andern Ecke aufhielt. Das Laichen selbst habe ich hier nicht beobachten künnen. Geophagus zu züchten ist mir nicht gelungen. Ich hatte im vorigen Winter 5 Exemplare erstanden, die sich aber ganz un- gleich entwickelten. Im Gesellschaftsaquarium vertrugen sie sich sehr gut, sobald sie aber paarweis in ein be- sonderes Aquarium gebracht wurden, hat das kräftigere Tier das schwächere stets so zugerichtet, daß es zu Grunde ging. Das zuletzt übrig gebliebene, stärkste Exemplar ist auch eingegangen; es war ein Weibchen, das bei der Öfihung noch ganz voll Eier war. Die vom „Triton“ be- zogenen Kampffische kamen, da bei zu kaltem Wetter versandt, zum Teil tot an; die noch lebenden 3 sind in den nächsten 8 Tagen gestorben. Um den 10. September herum bezog ich von Harster-Speyer, ein Paar Chroinis mult., die am 22. bereits laichten. Das Männchen wurde, da es das Weibchen nicht in Ruhe ließ, entfernt, und am 3. Oktober kamen ca. 30 Junge aus, die lustig im Glase herumschwammen und dann wieder in das schützende Maul der Mutter zurückkehrten. Als ich jedoch am Morgen des 7. wieder an mein Aquarium trat, war von der ganzen Brut nichts mehr vorhanden: die Alte hatte, obwohl sie gut mit fein geschnittenem Regenwurm ge- füttert wurde, alle gefressen. Am 27. Oktober haben dann die Fische zum zweiten Male gelaicht, und die Jungen sind am 10. November ausgekommen. So bald ich konnte, ich glaube, bereits am folgenden Tage, habe ich die Alte dann ebenfalls entfernt und besitze nun noch einige 20 junge Fischchen, die sich bei Fütterung mit Daphnien, fein gehacktem Regenwurm und Piscidin feinster Körnung sehr gut entwickeln.“ — Zur Vorzeigung gelangten durch Herrn Reichelt 2 frisch importierte mit Warzen versehene Kletterfische — die Warzen waren nach Ansicht des Herrn Dr. Bade parasitärer Natur — ferner aus Ost-Afrika importierte Chamäleons, die leider Berlin nicht mehr lebend erblickt haben. Ein eigen- artiges Aussehen verleihen diesen Tieren 2 gleichsam aus der Nase herauswachsende, ca. 1 cm lange Hörner, ferner ein in der Mitte des Rückens beginnender und ungefähr bis zur Mitte des Schwanzes reichender Kamm. Eines dieser Tiere stiftete Herr Reichelt für unsere Sammlung, welcher auch Herr Dr. Ziegeler ein Präparat: Schlundzähne des Karpfens einverleibte. Den Gebern besten Dank. — Herr Dr. Bade zeigte von ihm angefertigte und wunderbar gelungene photographische Aufnahmen verschiedener Fische u. Echsen vor. — Den Schluß der Sitzung bildete die Versteigerung eines von Herrn Ringel gestifteten Cyperus natalensis. E. Diewitz, II. Schriftf. „Hnmboldt“, V erein für Aquarien- und Terrarienkunde, Hamburg. (R. V.) Vereinslokal: St. Georger Vereinshaus, Große Allee 45. Generalversammlung am 3. Februar 1904. Nach Verlesung des Protokolls der Januar-Sitzung teilt der Vorsitzende, Herr Johs. Peter, die diversen Eingänge mit, darunter befindet sich ein Schreiben un- seres Mitgliedes Herrn Rohde, eine im Januar stattgehabte Exkursion betreffend, dasselbe soll nach Erledigung der geschäftlichen Punkte verlesen werden. Ferner liegt der neue Katalog der Firma F. C. Heinemann in Erfurt vor, dessen fleißige Benutzung den Mitgliedern sehr empfohlen wird, sowie ein Prospekt über „Das Handbuch der Fisch- krankheiten“ von Prof. Dr. Bruno Hofer. — Der V^erein „Triton“ beabsichtigt am Schlüsse des Jahres eine Zu- sammenstellung aller Neuheiten auf unserem Gebiet herauszugeben und ersucht unsern Vorsitzenden, ihm seine Erfahrungen und Beobachtungen in unserer Liebhaberei mitzuteilen. Herr Peter gibt seiner Freude über die Idee Ausdruck. Er wird den Wunsch des Vereins „Triton“ gern erfüllen und bittet die Mitglieder, ihm dabei durch Mitteilung ihrer Beobachtungen und Erfahrungen zu unterstützen. — Verschiedene Aquarien größerer und kleinerer Dimensionen, ein Durchlüftungsapparat und einige Fische werden von Liebhabern preiswürdig an- geboten. AVeiter sind eingegangen die bestellten Exem- plare: Dr. E. Bade, „Zimmeraquarium“. Für die Biblio- thek, von Herrn Schroot gestiftet, liegt das kleine Werk „Der Aquarien-Liebhaber von W, Schmitz“ vor. Es wurde sodann mitgeteilt, daß Herr Pohnke sein Amt als Schriftführer des „Verbandes“ und des Vereins „Natur- freund“ niedergelegt habe und auch aus letzterem aus- getreten sei, und zwar infolge der s. Zt. von uns ge- rügten Vorgänge. Wir bedauern, daß wir diesen Herrn in falschem Verdacht gehabt haben und freuen uns um so mehr, Herrn Pohnke jetzt unsere Hochachtung für sein korrektes, mannhaftes Verhalten aussprechen zu können. — Nun erstattet der erste Vorsitzende, Herr Peter, namens des Vorstandes den Jahresbericht über das veiMossene, elfte Vereinsjahr, aus welchem das Folgende hervorgehoben werden möge: Das verflossene Geschäfts- jahr ist — abgesehen von dem einen Zwischenfall, der durch einen frivolen Vertrauensbruch hervorgerufen wurde — ruhig verlaufen. Zwar ruhig, langsam, aber sicher entwickelte der V^erein sich weiter. Ende 1902 betrug die Mitgliederzahl 65, eingetreten sind im Laufe des Jahres 19, ausgeschieden 3 und gestrichen 1, sodaß Ende 1903 noch 80 Mitglieder (inkl. 9 Vereine) ver- blieben. Wenn trotz des Steigens der Mitgliederzahl die Abrechnung in diesem Jahre mit einem kleinen Verlust abschließt, so ist dieser allein auf die Mehrausgabe für das Vereinsorgan zurückzuführen. Vorstandsseitig ist schon im vorigen Jahresbericht auf die Preiserhöhung des Vereinsorgans hingewiesen und versprochen worden, den A'ersuch zu machen, durch weise Sparsamkeit mög- lichst um eine Erhöhung des Beitrages herumzukommen. Der Vorstand hat sein Versprechen gehalten, wie aber die Einladung zur heutigen Versammlung und die der- selben beigefügte Abrechnung ergibt, hat der Vorstand mit den geringen Mitteln, die nach Abzug der Ausgaben und Spesen für die Zeitschrift von den Beiträgen ver- fügbar blieben, nicht auskommen können und mußte da- her, wenn auch ungern, den Antrag auf Erhöhung des Beitrages für diejenigen Mitglieder, die das Vereinsorgan beziehen, einbringen, damit er in den Besitz der Mittel kommt, die erforderlich sind, wenn der „Humboldt“ in bisheriger Weise weiter wirken soll. Wir hoffen, daß unsere Mitglieder die Notwendigkeit des Antrages ein- sehen werden und dies zum Ausdruck bringen, indem sie ihn, wenn später bei Punkt 5 der Tagesordnung darüber abgestimmt wird, einstimmig annehmen. Wenn nun auch die Abrechnung diesmal mit einem Verlust von Mk. 70,04 schließt, so liegt doch ein Grund zur Besorgnis im übrigen nicht vor, denn die Bilanz ergibt, daß der Verein ein Vermögen von Mk. 616,53, nach Abzug der, wie üblich, vorgenommenen Abschreibungen besitzt. — Der Jugend- abteilung des „Humboldt“ (errichtet auf Anregung unseres 1. A'orsitzenden zur Erinnerung an das 10jährige Be- stehen des Vereins) gehörten bis zum Schlüsse des Jahres 10 Mitglieder an. Die Mitgliederzahl dieser Abteilung wäre wohl weit größer gewesen, wenn wir an Schulen und Institute herangetreten wären. Doch ist hiervon vorläufig abgesehen worden; dies soll aber geschehen, sobald der richtige Zeitpunkt eingetreteu sein wird. — Der Besuch der Versammlungen seitens der Mitglieder kann durchweg als gut bezeichnet werden, auch waren fast in jeder Monatsversammlung Gäste anwesend. Außer den zur Belehrung von Mitgliedern und Gästen gehaltenen Vorträgen wurde versucht, die Versammlungen anregender zu gestalten, durch Vorzeigung, Tausch und Kauf von Objekten der Liebhaberei und speziell durch Auktionen und Verlosungen von Tieren, zu deren Gelingen be- sonders die Herren Schroot und Stüve beigetragen haben. — Außer den ordentlichen Monatsversammlungen fanden auch im verflossenen Jahre wieder je einmal im Monat zwanglose Zusammenkünfte im Vereinslokal, teils mit, teils ohne Damen statt; sie dienten sachlicher und ge- selliger Unterhaltung. — Reger Teilnahme erfreuten sich 80 V ereins-Nachrichten. in diesem .Jahre die gemeinschaftlichen Ausflüge, die in der Zeit vom März bis September mindestens einmal im Monat stattfanden und die ihren Doppelzweck: Sammeln von Tieren und Pflanzen, sowie Beisammensein gleich- gesinnter Naturfreunde in der schönen, freien Gottes- natur woll' und ganz erfüllten. Bleibende Erinnerungen an diese schönen Stunden sind den Teilnehmern durch die photographischen Aufnahmen unseres ersten Vor- sitzenden in dem dafür gestifteten Vereinsalbum gegeben. — Das Verhältnis des „Humboldt“ zu den auswärtigen Vereinen war ein gutes; mit 9 derselbon steht er (ein- gekleidet in die Form der gegenseitigen Mitgliedschaft) in engerem, freundschaftlichen Verhältnis. Aber auch in bezug auf die lokalen Vereins Verhältnisse scheint eine Wendung zum besseren zu verzeichnen und die Annahme berechtigt zu sein, daß in absehbarer Zeit ein gedeih- liches Verhältnis zwischen den Vereinen „Humboldt“ und „Salvinia“ Platz greife, was unter der früheren Leitung der „S.“ trotz wiederholter ehrlicher Versuche einiger Vorstandsmitglieder des „H.“ leider nicht möglich war. Es drohte im verflossenen .fahre infolge einer Intrige zwar noch einmal die Gelahr eines neuen Konfliktes zwischen den beiden Vereinen, doch ist sie erfreulicher Weise gleich im Keime erstickt worden. Wie ein Wink des Schicksals will es fast scheinen, daß etwa zur gleichen Zeit, wo das Verhältnis zwischen beiden Vereinen sich zu bessern anfing, derselbe Herr F., dessen Ausschluß aus dem „H.“ den Anlaß zur Gründung der „S.“ gab, auch aus der „S.“ exmittiert werden mußte. Spinnt mail diesen Faden etwas weiter, so kommt man bei objektiver Beurteilung zu dem Schluß, daß die Kraftzersplitterung, die seit einigen Jahren unter den Hamburger Liebhabern stattgefunden hat, zwecklos war, und daß es noch zweck- loser war bezw. wäre, sich gegenseitig anzufeinden. Ein friedliches Nebeneinanderarbeiten, ja sogar ein freund- schaftliches Zusammenwirken beider Vereine dürfte im Interesse der gemeinsamen Sache liegen und auch mög- lich sein, sofern das Persönliche der Sache untergeordnet .svird. — Zum Schluß sei allen, die den Verein in irgend einer Weise durch Arbeit, Geschenke usw. unterstützt haben, desgl. der Tagespresse, die uns durch Aufnahme von Berichten in der Ausbreitung unserer guten Sache unterstützte, nochmals herzlichst gedankt. Dieser Dank gebührt aber speziell unserm Herrn Sch root. der durch opferwillige Schenkung von Tieren, Pflanzen und Büchern für die Bibliothek u. dgl. m. sich ganz besonders ver- dient gemacht hat. Herr Peter fügt dann noch per- sönlich hinzu: „Ich kann den Kückblick auf das ver- flossene Jahr nicht schließen, ohne noch einmal mit einigen wenigen Worten unseres 10jährigen Stiftungs- testes zu gedenken und allen denen, die mitgewirkt haben, daß das Fest so großartig verlaufen ist und ferner denen, die mit offener Hand dazu beigetragen haben, daß ich bei jener Feier durch Überreichung der Ehrengaben er- freut und geehrt wurde, nochmals meinen herzlichsten Dank auszusprechen, erfuhr ich doch erst später, daß die Ehrung aus privaten Mitteln aufgebracht und benutze ich somit die erste sich bietende Gelegenheit, mich meiner üankespflicht zu entledigen. — Dank sage ich allen Herren, die mich in der Amtsführung unterstüzt haben, besonders meinen Kollegen im Vorstand und an erster Stelle unserm Herrn Sternberg, der außer seiner Schriftführertätigkeit auch noch die Versendung der „Blätter“ ausgeführt hat. Mögen stets Arbeitswilligkeit und Pflichttreue als vor- nehmste Eigenschaften im Vorstande des „Humboldt“ zu finden sein; dann wird er auch ferner wachsen, blühen und gedeihen! Darauf bitte ich in ein dreifaches „Gut Lurch“ einzustimmen.“ — Nach einem, dem ferneren Blühen und Gedeihen des Vereins gewidmeten, kräftigen Zuge erteilte die Versammlung dem gesamten Vorstande Decharge, und wird dann zur Neuwahl geschritten. Aus der Wahl gehen hervor die Herren: Jobs. Peter, 1. Vor- sitzender, Arnold Bergmann, 2. Vorsitzender, Ad. Stern- berg, 1. Schriftführer, Wilh. Schroot, 2. Schriftführer, Ad. Neugebauer, Kassenführer, Herrn. Olaaßen, Bib- liothekar, Dr. med. Lackemann, Sammlungsverwalter und Präparator. Zum Tourenwart wird Herr Herrn. Olaaßen einstimmig erwählt, zu dessen Vertreter Herr Pr. Dietz. Die bisherigen Kassenrevisoren Herren Bahl und Vick werden wiedergewählt und Herr G. Brandes als Ersatz- mann neugewählt. Dann wurden die seitens des Vor- standes vorgeschlagenen Änderungen des § 16 der Satzung sowie einer Bestimmung für die Jugendabteilung ein- stimmig beschlossen; danach beträgt der Jahresbeitrag inkl. Zeitschrift Mk. 10, — , ohne dieselbe Mk. 4, — und der Beitrag für die Jugendabteilung Mk. 2, — pro Jahr. Ferner wurde dem Anträge zugestimmt, den zur Zeit der Juoendabteilung angehörenden zahlenden Mitgliedern den „Kleinen Bade“ zu stiften. — Nun hält Herr Peter den angekündigten Vortrag über „Kleine Aquarien“, in welchem er die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit der kleinen und kleinsten Glasbehälter nachweist und solche den Liebhabern und besonders den Anfängern angelegent- lichst empfiehlt. Auch für die Jugendabteilung sind diese im Handel für wenige Groschen erhältlichen Akku- mulatorengläser kaum zu entbehren, da hiermit den Eltern Gelegenheit geboten wird, ihren Kindern die Einführung in unsere so anregende und schöne Liebhaberei zu er- möglichen, ohne gleich große Opfer bringen zu müssen. Aber auch für Zuchtzwecke sind diese kleinen Behälter dem vorgeschritteneren Liebhaber allmählich unentbehr- lich geworden und hat schon manches Tausend Fische in diesen kleinen Miniatur-Seen und -Flüssen das Licht der Welt erblickt. Der sehr inhaltreiche Vortrag wird durch großen Beifall der Zuhörer gelohnt. — Darauf zeigt Herr Peter eine von ihm bereits früher besprochene und nach seinen Angaben hergestellte Aquarienbürste noch- mals vor und erwähnt als Ergänzung dazu die von un- serm Herrn Goßler verwendete Sepiaschale als sehr empfehlenswert, speziell zur Entfernung sehr fest sitzender Algen. Der oben angeführte Brief unsers Herrn Kohde wird dann von Herrn Sternberg verlesen, in welchem Herr R. eine mit unserm Herrn Tunke im Januar unter- nommene Exkursion nach Waltershof in recht launiger Weise schildert. Als Fangergebnis ist angeführt: Beide Stichlingsarten {Gasterosteus pungitius und G. aculeatus), viele Wasserschnecken, wie auch eine reichhaltige Aus- wahl in Krebstieren. — Darauf wird vom 2. Vorsitzenden ein Artikel aus der „Nerthus“ über „Die Ursachen der Degeneration tropischer Fische in unseren Aquarien“ von W. Köhler verlesen, welcher das Thema in ausführlicher und interessanter Weise bespricht und den Züchtern manchen beherzigenswerten Wink gibt. — Auf 1 Exem- plar der vorliegenden „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“ soll It. Versammlungsbeschlusses abon- niert werden. — Zum Schluß teilt Herr Peter noch mit, daß ihm inzwischen ein hochinteressanter Vorfall bekannt geworden sei. Wie bekannt, sei dem Verein schon früher von einem Fall berichtet, in dem ein hiesiger Herr beob- achtet haben wollte, daß ein Schlammbeißer {Cohitis fossilis) in seinem Aquarium lebendige Junge zur Welt gebracht habe. Es wurde dieser Beobachtung da- mals wenig Glauben geschenkt, da in Fachwerken an- gegeben wird, daß der Schlammbeißer ca. 100 — 150000 Eier lege. Nun sei aber in seiner (Redners) Nachbarschaft ein Herr in den Besitz eines solchen Fisches gelangt und habe nach einigen Tagen beobachtet, daß das sehr starke Tier 14 lebende Junge zur Welt gebracht habe, worauf es eingegangen sei. Der betr. Herr habe dann den Fisch aufgeschnitten und noch weitere 7 Junge gefunden. Leider sei der Herr aber Laie in der Aquarienliebhaberei und so wären auch die Jungen nach einigen Tagen — wahr- scheinlich infolge mangelnder Pflege — eingegangen. Als Redner hiervon erfuhr, sei es leider schon zu spät gewesen und habe er nichts mehr von den Tieren ge- sehen. Jedenfalls wäre es jetzt aber wohl geboten, den Schlammbeißer eingehender zu beobachten, damit Licht in diese Angelegenheit komme; denn es sei doch von großem Interesse, zu erfahren, ob wir auch hier einen lebendig gebärenden Fisch besitzen, was ihm (Redner), nachdem von zwei verschiedenen Personen zu ver- schiedenen Zeiten die gleiche Beobachtung gemacht worden sei und namentlich nach der ihm in dem letzt- erwähnten Fall gewordenen sehr genauen Schilderung, fast zweifellos erscheine. — Vorgezeigt wurden von Herrn Schroot junge Makropoden und junge Kletterfische eigener Zucht, welche zu mäßigen Preisen von mehreren Lieb- habern erworben wurden. A. B. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sohe Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schenVerlagsbuchhandlungin Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M. Jahrgang XV. Heft (j. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. (Nacluli'uck verboten.) Neue Fischimporte für den Aquarien-Liebhaber. Von Dr. E. Bade. (Mit drei Originalaufnahmen. j ®locli immer steht die Aquarienliebhaberei j im „Zeitalter“ der Kärpflinge, jener kleinen, ]-eizenden Fischchen, deren Fortpflan- zungsweise so ungemein interessant ist. Das vorige Jahr brachte nns die Mollienisia latqnnna Le Sueur, von deren Schönheit usw. uns 'Wunder- geschichten berichtet wurden und die, in ihren phantastischen Abbildungen nach dem ’\^"erke von Garman, schon früher die Liebhaber be- geisterte, ehe sie das Fischchen in der 'Wirk- lichkeit gesehen hatten.*) Aber die Reaktion blieb hier nicht aus, denn MolUenisa latipinna legte leider einen so schönen Flossenschmuck im Hochzeitskleide nicht an, wie es die Ab- bildungen von Garman vermu- ten ließen. Es ist aber das Männchen die- ser Kärpflings- art trotzdem so schön in seinem Hochzeitskleide, daß sich ein Aquarien - Lieb- haber für das Tierchen begei- stern muß, so wird diese Be- geisterung doch wesentlich abgekühlt durch die Schwierigkeit der Haltung: denn das Fischchen geht scheinbar ohne alle Ursache plötzlich ein, wenn andere verwandte Aquarienbewohner im gleichen Becken vollständig munter bleiben. *) Eine Photographie nach dem Leben findet sich im Bande XIV, Seite 143 der „Blätter“. Härter als Mollienisia latipinna hat sich eine andere Mollienisia- Axi gezeigt, die jetzt mit anderen noch zu schildernden Neuheiten von der Firma A. 'Wertheim, Berlin W., zum ersten Male den Liebhabern zugänglich gemacht wird, die Mollienisia formosa Girard. Dieses Fischchen, über dessen Hochzeitskleid usw. mir noch nichts näheres bekannt ist, ähnelt auf den ersten Blick sehr der Mollienisia latipinna, ist jedoch durch seine mehr oder weniger deutlich ausgeprägte Querstreifuug des Körpers, die gefleckte Schwanz- und Rückenflosse und durch in der vorderen Körperhälfte stehende türkisblaue Flecke sehr leicht von ersterer Art zu unterscheiden. Ab- gebildet ist bei- stehend ein mittelgroßes 'Weibchen, dem die kleineren Männchen bis anf den Kopu- lationsstachel vollständig glei- chen. (Ob im Hochzeitsklei- de?) Die Grund- farbe des Kör- pers ist oliven- grün. Mollieni- sia formnsa be- sitzt in der Rückenflosse 12 oder 13, in der Afterflosse 10 Strahlen, ist beheimatet in Mexiko und führt auch noch den wissenschaftlichen Namen: Limia formosa Girard, Eine weitere Neuheit, die von derselben Firma in den Handel gebracht wird, ist ein ganz naher Verwandter unseres allbeliebten und bekannten Chanchitos, und zwar möchte ich das Tier mit Originalaufnahme nach dem MoUienisia formosa Girard. Leben für die ..Blätter''‘. 82 Dr. Hennig; Über Schleierschwanzzueht. Übersetzung seines wissenschaftlichen Namens; „Schwarzgebänderter Chanchito“ nennen, es ist Cichlasoma nigrofasciatum Günther, oder früher: Heros nigrofasciatus Günther. Da aber die Be- zeichnung „Heros“ eingezogen ist, mithin auch der Chanchito die Benennung: Cichlasoma fasce- tum Steind. nun führt, dürfte es sich empfehlen, den alten Namen gar nicht zu gebrauchen. Der schwarzgebänderte Chanchito ist bedeutend farbenprächtiger als unser alter Bekannter. Charakteristisch für ersteren ist ein schwarzes Band, welches sich vom Kiemendeckel bis zum Körpermittelfleck zieht und hier leuchtend hell blaugrüne Fleckchen zeigt, die sich auch auf dem Kiemendeckel ausbreiten. Ein Augenfleck steht nahe an der Ansatzstelle der Schwanzflosse. Kücken-, Schwanz- und Afterflosse sind hell ge- fleckt, erstere auch noch zinnoberrot gesäumt. Strahlen sind in der Rückenflosse 18/8, After- flosse 10/7 vorhanden.*) Die Körperfarbe wechselt der schwarzgebänderte Chanchito in derselben AVeise, wie unser alter Chanchito. Die neue Art stammt aus Mittelamerika. Eine dritte Neuheit ist eine Tetragonopterus- Art, die ebenfalls aus Mittelamerika stammt und die wahrscheinlich Tetragonopterus rutilus Jenyns sein dürfte. Das reizende und immer muntere, ziemlich harte Fischchen, in seinem leuchtenden Schuppenkleide mit dem schwarzen Strich auf dem Schwanzstiel und den roten Flossen wird sich sicher ebenso bald die Becken der Liebhaber erobern, als die vorher ge- schilderten Arten. eS* (Nachdruck verboten.) Über Schleierschwanzzucht. Von Dr. Hennig, Karlsruhe. jetzt bald die Zeit herannaht, die Aquarien für die Schleierschwanzzucht vorzubereiten, sei es mir vergönnt, einige von meinen hierin bisher gemachten Erfahrungen dem Liebhaber mitzuteilen. A¥as zunächst die Auswahl der Zuchtexeni- plare anbetrifft, so kann ich nur raten, namentlich auf die AVahl des Männchens ein Hauptaugen- merk zu richten. Nach meinen jahrelangen Er- fahrungen hierin kommt es auf dieses haupt- sächlich an. Man nehme zur Zucht nur tadel- lose Männchen mit gut ausgebildetem Flossen- werk, denn gerade die Eigenschaften des Männ- chens übertragen sich auf die Brut in ganz *) Das heißt 18 harte und 8 weiche Strahlen, desgl. 10 harte und 7 weiche Strahlen. hervorragender AVeise, ich möchte fast behaupten, es übertragen sich nur die Eigenschaften des Männchens. Ein AVeibchen kann noch so lang gestreckt sein, ein noch so schmales, steifes Flossenwerk besitzen, man wird bei der Nach- kommenschaft dieses und eines gut gebauten Männchens sehr gute Jungfische erzielen, um- gekehrt aber niemals. Ich habe vergangenen Sommer Versuche in dieser Richtung angestellt und wurde meine Annahme voll und ganz be- stätigt. Ein seiner Zeit von P. Matte-Lankwitz bezogenes vorzügliches AVeibchen, dessen im Mai und Juli abgelegter Laich beide Male von einem minderwertigen Männchen befruchtet wurde, ergab von ca. 300 Jungfischen nur 10 doppel- schwänzige, alle übrigen waren einfachschwänzig. Dazu waren noch sämtliche 10 Jungfische von minderwertiger Qualität. Umgekehrt erzielte ich von einem tadellosen Männchen und einem minder- wertigen AVeibchen, genau im Körperbau dem bei obigem Paar erwähnten Männchen ent- sprechend, ganz hervorragende Nachzucht. Es waren von 200 Jungfischen nur 20 aus der Art geschlagen, d. h. einfachschwänzig, während alle übrigen doppelschwänzig, zum Teil sogar von recht gutem Körperbau nnd Behang waren. Natürlich wird der berufsmäßige Züchter beide Geschlechter zur Zucht nur von hervor- ragender Qualität wählen; ich will hier nur für den Liebhaber sprechen, der mit verhältnismäßig geringen Mitteln sich der Schleierschwanzzucht aus Passion widmet und ihm den Anhalt geben, in welcher AVeise er das Zuchtpaar wählen muß, um auch bei teilweise minderwertigem Material die Freude zu haben, gute Schleierschwänze zu züchten. Betreffend die Bepflanzung des Aquariums empfehle ich, dasselbe hauptsächlich mit Myrio- phyllum-Kvi&'ü. zu besetzen, denn das AVeibchen setzt den Laich mit Vorliebe gerade an den feinen Spitzen der Blättchen ab. Von anderer Seite ist empfohlen worden, in das Zuchtbecken Bündel von Hornkraut zu legen, die nach dem Ablaichen entfernt werden sollen; doch habe ich in Erfahrung gebracht, daß gerade diese Manipulation wenig Nutzen bringt, denn es wird nur ein verschwindend kleiner Teil Laich an diesen Bündeln abgesetzt, wahrscheinlich deshalb, weil durch die ungestümen Bewegungen beider Geschlechter beim Laichgeschäft diese Bündel zu sehr in Schwankungen geraten oder sich drehen und dadurch eine sichere Ablage des Laichs, noch mehr aber eine Befruchtung ver- hindern. Das nachfolgende Männchen findet, wie ich beobachten konnte, selten den vom Dr. Hennig: Über Schleierscbwanzzucht. 83 roranscli Wimmenden Weibchen abgesetzten Laicli, weshalb auch die meisten — 80®/o — der an den eingelegten Bündeln abgesetzten Eier un- befruchtet blieben, wähi'end der Laich an den festgewurzelten Pflanzen mit nur geringen Aus- nahmen auskam. Übrigens bin ich der Ansicht, daß es entschieden praktischer und bequemer ist, nach erfolgter Laichablage die Zuchttiere aus dem Becken zu entfernen, als daß man mühsam den abgesetzten Laich in Aufzucht- behälter bringt und eine Unmenge von Eiern peinlichste Trennung der im Wachstum vor- geschritteneren Jungflsche von den kleineren, falls man die Brut im kleinen Zimmeraquarium belassen will. Zwar rechnet man den Goldfisch zu den Friedfischen, doch habe ich leider die Erfahrung machen müssen, daß die schneller herangewachsenen Jungfische rücksichtlos über die kleineren und kleinsten herfielen, sie ent- weder völlig verstümmelten, ja sogar verzehrten. Auf diese Weise habe ich einmal von ca. 200 Jungfischen über 150 verloren, ehe ich den Grund des Abnehmens der Zahl der Fischchen erkannt, und dies trotz reichlichster und bester, abwechs- lungsreichster Fütterung! Es ist also unbedingt erforderlich, daß man mindestens allwöchentlich die Jung- fische nach der Größe in verschiedene Becken sortiert. Auch darf man die Jungfische, bevor sie völlig aus- gewachsen sind, nicht mit den Alten zusammen in einen Behälter ein- quartieren, die ersteren werden un- bedingt von den Alten getötet oder Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Tetragonoptenis rutilus Jenyns. Originalaufnahme nach dem Cichlasonia niqrofasciatum Günther. Leben für die „Blätter“. ^ ' den Muttertieren als willkommene Beute überläßt, demi ich halte es für vollständig- unmöglich, sämtlichen Laich aus dem Laichbecken herauszunehmen. Wer sich einmal die Mühe gemacht hat, den un- befruchteten Laich aus dem Becken zu entfernen, der weiß, mit welchem Zeit- verlust und Inanspruchnahme von Geduld diese Arbeit vollführt werden kann. Also nach dem Ablaichen die alten Tiere sofort aus dem Becken entfernen, dagegen den Laich im Laichaquarium belassen! Die Aufzucht der Jungfische gelingt bei nur einiger Sorgfalt fast immer. Ich selbst habe als Futter im Anfang Cydops, Spratts Futter, fein zerriebene getrocknete Daphnien, sowie ge- hackten Regenwurm und fein geschabtes Rind- fleisch abwechselnd gereicht, wobei die Tiere sehr gut gediehen. Man kann also bei der Reichhaltigkeit der Futtermittel nicht in Ver- legenheit kommen. Auf einen anderen wichtigeren Punkt will ich noch aufmerksam machen, der meines Er- achtens noch von keiner Seite berührt worden ist und den ich auch in dem jedem Anfänger in der Schleierschwanzzucht zu empfehlenden dies- bezügl. Werke von Dr. E. Bade^ vermisse: Die *) Dr. E. Bade: Der Schleierschwanz u. Teleskop- schleierschwanz, ihre Zucht und Pflege und die Beurteilung ihres Wertes. Greutz, Magdeburg 1900. gar verzehrt. Doch abgesehen hiervon, werden die größeren Fische den kleineren stets die beste Nahrung fortnehmen, so daß diejenigen Jungfische, die bereits in den ersten Wochen im Wachstum zurückblieben, immer verkümmern, falls dieselben mit den im Wachstum fortgeschrittenen in einem Behälter bleiben sollten. Ich habe beispielsweise in einem Versuchsbecken, in dem ich sämtliche Fische unsortiert beließ, nur wenig große Exem- plare (5 cm Körperlänge) erzielt, die übrigen waren klein geblieben (1 — 3 cm), trotzdem alle von derselben Brut abstammten und dasselbe Alter hatten. Andererseits haben alle in ver- schiedenen Becken untergebrachten und nach Größe sortierten Fischchen an Körpergröße ganz bedeutend zugenommen, sodaß bei gleichem Alter die kleinsten ca. 4 cm maßen; ebenso übertrafen 84 Franz Werner: Die Warane. diese an Körperform und Flossenwerk die un- sortierten ganz bedeutend. Sehr wichtig ferner sind die Größenverhält- nisse der Aufzuchtbecken. Je größer die hierzu bestimmten Behälter sind, desto schneller das Wachstum der Jungfische. Der Unterschied zwischen den in kleinen Gläsern und den in großen Wannen aufgezogenen Fische ist geradezu überraschend. Während die letzteren bei einem Alter von jetzt 8 Monaten eine Körpergröße von 7 cm bei schönem Flossenwerk erreicht haben, sind die in kleinen Becken belassenen Fischchen erst 1 — 3 cm groß bei gleichem Alter und sonst gleichen Lebensbedingungen! Ich bediente mich zu meinen Versuchen einer flachen Blechwanne von 2 qm Fläche. Es dürfte sich für den Lieb- haber-Züchter also empfehlen, die etwa 6 Wochen alten Jungfische, und zwar die beim Sortieren für am besten befundenen, in eine große Wanne zu bringen und hierin aufzuziehen. Was nun endlich den Standort meines Zucht- aquariums anbelangt, so hatte ich dasselbe auf einem Balkon plaziert, wo es bis etwa 9 Uhr Morgensonne erhielt und vollständig veralgt war. Die Brut verblieb jedesmal ca. 4 Wochen in demselben, bekam aber dann einen wärmeren Standort im Zimmer. Ich hoffe, dem Liebhaber mit diesen Zeilen eine kleine Anregung gegeben zu haben, sich der schönen Schleierschwanzzucht mehr zu widmen; wird die Sache richtig angefaßt, so dürfte eine noch so kleine Zucht, die auch mit geringen Mitteln angelegt ist, den Liebhaber für die angewendete Mühe und Zeit anch pekuniär reichlich entschädigen, seine Schleierschwänze finden stets Abnehmer. Im Übrigen verweise ich nochmals auf das oben angeführte Werkchen von Dr. E. Bade, das neben den vorzüglichen Abbildungen dem An- fänger reichen Anhalt bietet sowohl für die Auswahl und Beurteilung seiner Zuchtfische, als auch für die Aufzucht und Pflege der Brut. (NaoMruck verboten.) Die Warane. Von Dr. Franz Werner. (Mit einer Originalaufnahme.) SU den stolzesten, bestproportionierten, mäch- tigsten und intelligentesten Eidechsen ge- hören die eine eigene kleine und wohlcharak- terisierte Familie mit der einzigen Gattung Varanus bildenden Varaniden, welche in etwa 30 Arten über fast ganz Afrika, das südliche Asien mit seinen Inseln sowie Australien und Papuasien verbreitet sind. Äußerlich charakterisieren sich alle Warane durch den meist langen, niedergedrückten und von einem für eine Eidechse auffallend langen Hals getragenen Kopf mit seitlichen, runden, ovalen oder schlitzförmigen Nasenlöchern, die sehr lange, ganz an die der Schlangen er- innernde, tief zweispaltige und in eine Scheide zurückziehbare Zunge, die lebhaften Augen mit deutlichen Lidern und runder Pupille, die stets deutliche Ohröffnung, den kräftigen meist mehr weniger deprimierten Körper, der beim ruhigen Gehen über den Boden erhoben getragen wird, die vier sehr kräftigen Beine mit fünf stark- bekrallten Zehen, sowie den langen, kräftigen, seitlich zusammengedrückten, oben gekielten, nur bei einer Art vollkommen ' drehrunden Schwanz. Der Kopf ist mit zahlreichen kleinen, fiachen, vieleckigen Schildern bedeckt, welche höchstens auf dei‘ Augenbrauengegend quer vergrößert sind ; die einzelnen Eückenschuppen sind von einem Kranze kleiner Körnerschuppen umgeben; die Bauchschuppen rechteckig, in deutlichen Quer- reihen angeordnet; große Schilder fehlen voll- ständig, wodurch sich diese Gruppe sofort von den im Benehmen oft sehr ähnlichen Teju- Eidechsen Süd -Amerikas unterscheiden läßt, bei denen der Kopf fast ausnahmslos (bis auf den peruanischen, äußerst Waran -ähnlichen Callopistes flavipunetatus) mit großen Schildern bedeckt ist. Die Zähne sind meist stark, ziemlich lang, nach rückwärts gekrümmt und an der dem Innenrande der Kiefer auf sitzenden Basis ver- breitert; der Gaumen zahnlos. Hautverknöche- rungen, wie sie bei den Skinken und Blind- schleichen Vorkommen und dem Körper etwas Hartes, Starres verleihen, fehlen bei diesen be- weglichen Raubtieren völlig. Die Warane gehören zu den größten und stärksten Eidechsen. AVenigstens zwei Arten erreichen mehr als zwei Meter Länge (der ost- indische Varanus salvator und der australische V. giganteus), viele von ihnen Meterlänge und darüber und bei nur wenigen (V. acanthurus) dürfte die Maximallänge unter einem halben Meter sein. Mit dieser Stärke verbindet sich eine große Raublust, die bei den größeren Arten häufig zu Konfiikten mit dem Menschen führt, da sie sich gerne an jüngerem Hofgefiügel ver- greifen und ihm zuliebe sogar von ihrer streng tagliebenden Lebensweise abweichen, wohl wissend, daß ihnen bei Tage ein Überfall auf Franz Werner: Die Warane, 85 einen Geflügelhof doch teuer zu stehen kommen könnte, trotz ihrer Stärke und Gewandtheit. Die meisten Arten sind, wenn auch nicht eigentliche Wasserhewohner, so doch vorwiegend an Fluß- und Seeufern zu finden, wo sie auf umgestürzten, halb im Wasser liegenden Baum- stämmen sich sonnen und nach Nahrung aus- spähen. Beunruhigt, stürzen sie sich sofort ins Wasser, in welchem sie sich mit Hilfe ihres Ruderschwanzes trefflich tauchend und schwim- mend zu benehmen wissen. Trotzdem kann man aber nicht sagen, daß sie Fischfresser sind, sie ziehen höhere AVirbeltiere entschieden vor. AVenige Arten (wie der allbekannte AVüsten- waran) sind ausschließlich Landbewohner und dem AVasser direkt abhold; nur ein einziger lebt normalerweise auf Bäumen, es ist dies, wie von G. Schneider und AV. A^olz festgestellt wurde, der von Ameisen und anderen Insekten lebende Varanus rudicollis von Sumatra und Borneo. Der Name AA^aran, der früher mißgedeutet als „AA^arner, AA'arneidechse“ zu dem lateinischen Gattungsnamen Monitor führte und zu mancherlei aus den Fingern gesogenen Fabeln Anlaß gab, ist einfach der arabische Name dieser Eidechsen, welche von den europäischen Ansiedlern in Afrika, Südasien und Australien fälschlich als „Leguane“ bezeichnet werden. Die ägyptischen Araber unterscheiden deutlich den AA'aran-el- ardh, oder Erdwaran (Yaranus griseus) vom AVaran-el-bahr, dem Nilwaran (der Nil wird vielfach mit dem eigentlich das Meer bedeutenden Namen „bahr“ bezeichnet) und vom Nil-Krokodil (Timsach), während der naturwissenschaftlich gebildete Europäer mit großem Stolz in Ober- Ägypten den Nilwaran als „Krokodil“ schießt. Infolge ihrer Größe eignen sich erwachsene AVarane nicht sehr zu Terrarien tieren. Sie brauchen immerhin viel Platz, viel Nahrung und dulden kleinere Echsen nur solange neben sich, als sie nicht hungrig sind. AVenn man junge Exemplare bekommt, was diu'chaus nicht häufig ist, so ist ja dem wichtigsten Übelstand ab- geholfen. Alte dagegen sind ihrer AA^ehrhaftig- keit wegen, die sich gegen jede wirkliche oder vermeintliche Störung in Form kräftiger, schmerz- hafter und tiefe, stark blutende AVunden hervor- rufender Bisse und wuchtiger, meist wohlgezielter Schwanzschläge äußert, oft recht unbequem, und wer, die scharfen Krallen fürchtend, irgend eine Manipulation im Käfig vornimmt, ohne den AA'aran zuvor (in ein Tuch gewickelt) herauszunehmen, kann .sicher sein, vom Regen in die Traufe zu kommen und einen saftigen Peitschenhieb quei- übers Gesicht zu empfangen. Trotz aller dieser Umstände haben sich die AA^arane alle Reptilien-Liebhaber, die ihnen nur etwas Raum zu bieten imstande sind, zu Freunden gemacht. Sie gehen in den weitaus meisten Fällen leicht ans Futter und sind bei der nötigen Käfigwärnie geradezu unbegrenzt haltbar. Ich habe V. griseus über sechs Jahre lebend gehalten und sehrjange auch V. varius von Au- stralien und den vorderindischen V. hengalensis. iAußerdem hatte ich Gelegenheit, den ostindischen V. Salvator, den Sumatranischen V. dumerün, ferner die beiden afrikanischen Arten V. niloticus und exanthematicus seinerzeit im AA^iener Viva- rium lebend zu beobachten und will meine Beob- achtungen darüber zu Nutz und Frommen aller AVaranfreunde mitteilen. Von den oben erwähnten Arten sind V. griseus und hengalensis Bewohner von trockenen Ge- bieten, von AVüsten und Steppen, aber auch exanthematicus scheint das AA^asser nicht zu lieben. V. griseus (vgl. die sehr gelungene Abbildung nach dem Leben) ist von Ost- Algerien durch die ganze nordafrikanische AA^üste, Palästina, Persien, Afghanistan, Transcaspien und die AATisten des nordwestlichen A^orderindien verbreitet, ohne in diesem ungeheuren A^erbreituugsgebiete irgend- welche Varietäten zu bilden; er erreicht eine Länge von etwa 1^3 ni, wenngleich Exemplare von über Meterlänge nicht gar häufig sind, ebenso wie man auch die Jungen, überaus schmucke Tierchen von hellgelbbrauner Grundfarbe mit tiefdunklen Querbinden, selten findet. Bei er- wachsenen Tieren blassen die Querbinden, sowie die vom Auge zum Ohr zeichnende dunkle Binde immer mehr ab, so daß sehr alte fast einfarbig erscheinen. Der drehrunde Schwanz und die schlitzförmigen, dem Auge genäherten Nasen- löcher charakterisieren die Art zur Genüge. Der AVüsten waran lel)t im Freien von allerlei kleinen Nagern, Nestvögeln und Eiern, Eidechsen, Sclilangen, Skorpionen und Heuschrecken, kann aber in Gefangenschaft daran gewöhnt Averden, rohes, in Stücke geschnittenes Fleisch anzunehmen. Seine Fähigkeit, hohe Temperaturgrade aus- zuhalten, ist groß, doch nicht so groß Avie bei Uromastix acanthinurus. Bei 55° R. beginnt er zu keuchen und die Zunge heraushängen zu lassen wie ein Hund, der in der Sonnenhitze lange gelaufen ist, Avährend Uromatix bei dieser Temperatur sehr munter und freßlustig sein kann. In der ostalgerischen Sahara geht er noch vor Sonnenaufgang auf Raub aus, also zu einer 86 Franz Werner: Die Warane. Zeit, WO die Temperatur noch sehr niedrig ist und die von ihm zur Beute erwählten Tiere halb erstarrt an den Sträuchern oder zwischen den Wurzeln derselben sitzen. Er ist aber auf diesen Kniff nicht angewiesen, denn er vermag Eidechsen und Mäuse im Laufe einzuholen. Lebend ge- fangene Tiere schüttelt er heftig, schlägt sie mehrmals mit aller Kraft gegen den Boden und verschluckt sie ungeteilt und ruckweise, wobei er seinen Kopf mit Gewalt nach vorn stößt, was den Bissen nach rückwärts befördert. Wenn er gefressen hat, züngelt er lebhaft, windet sich mehrmals, wobei er nicht selten die Augen schließt und ist dann eventuell zu neuer Nahrungs- aufnahme bereit. Im gereizten Zustand ver- breitert er seinen schief gegen den Angreifer ge- richteten Körper, fancht heftig mit halbgeöffnetem Bachen, wobei seine Kehlhaut sich sackartig er- weitert, und rollt, wie um zu zielen, seinen Schwanz in horizontaler Ebene ein und wieder auf, worauf gewöhnlich ein Schlag erfolgt. Genau so benehmen sich beim Fressen und bei der Verteidigung alle Arten, die ich lebend beob- achtet habe; doch rollen die Warane mit seitlich zusammengedrücktem Schwanz denselben in der Erregung viel stärker ein, -wobei es den Eindruck macht, als wenn diese Einrollung ganz automatisch geschehen würde. Die Warane fressen infolge ihrer bedeutenden Größe verhältnismäßig sehr viel und vermögen ganz ansehnliche Brocken zu verschlingen. Mein etwa '74 m langer F.-yaHits frißt wöchentlich außer etwa 5 — 10 Dekagramm Eindsherz, Dotter und Eiweiß von zwei Hühnereiern, mein ebenso großer V. hengalensis eine halbwüchsige Ratte oder auch zwei. Bei V. griseus tritt das Nahrungsbedürfnis nicht so oft ein, doch werden dann fast unglaub- lich große Stücke verzehrt. Mein 66 cm langes Exemplar verzehrte Schlangen von seiner eigenen Länge ohne Schwierigkeit, wenn sie nicht zu dick waren; an einer erwachsenen Sandschlange jaculus) holte er sich aber eine Indigestion, von der er sich nie wieder erholen konnte und der er, wie schon bemerkt, nach mehr als 6 jähriger Gefangenschaft erlag. Ich hatte das Tier auf dem Markt in Biskra (Ostalgerische Sahara) gekauft, wo die Tiere — für die Fremden — um etwa 3 Franks zu haben sind. Da die Araber den Waran essen, so dürfte er zweifellos für diese billiger sein. Von den indischen Arten kommt V. salvator, der Bindenwaran, die Kabaragoya der Singhalesen am häufigsten in den Handel und zwar habe ich mehrfach 2 m lange Exemplare gesehen. Solche Stücke sind natürlich entsprechend teuer und darf es demjenigen, dem nach derartigen Riesen gelüstet, auf 100 Mk. mehr oder weniger nicht ankommen. Ich zweifle jedoch, daß Privat- personen solche Kolosse, welche einem einzelnen unbewaffneten Menschen gegenüber ganz gefähr- liche Gegner sein könnten, sich anschaffen. — Das Verbreitungsgebiet des Bindenwarans ist ein sehr beträchtliches, es reicht von Ceylon bis Südchina und die meisten Inseln des malayischen Archipels beherbergen ihn in reichlicher Zahl. Volz berichtet, daß er in der Landschaft Palem- bang auf Sumatra ein arger Hofräuber sei und sicherlich ist dies auch sonst überall, wo er vorkommt, der Fall. Sein Fleisch und seine Eier werden in manchen Gebieten und von manchen Völkern gegessen; die bunte Haut wird vielfach zu .Geldbörsen, Brieftaschen und dergl. verwendet und ist sehr zäh und dauerhaft. In Gefangen- schaft mästet er sich leicht und verliert dann seine ganze Behendigkeit. Die Abbildung in Brehms Tierleben VII. Band (3. Aufi. 1892) ist sehr charakteristisch, wenn auch in der Färbung verfehlt. Von den übrigen indischen Waranen ist der dem griseus ähnliche V. hengalensis (der sich aber durch den seitlich plattgedrückten Schwanz, die mehr ovalen Nasenlöcher und die kürzere, oben mit einer Längsfurche versehene Schnauze leicht unterscheiden läßt) nicht eben häufig im Handel. Nur ein einziges Mal sah ich dagegen den reizenden, langschwänzigen sumatrensischen V. dumerilii lebend; die übrigen indischen Arten (V. flavescens von Vorderindien, V. nehulosus von Hinterindien, die beiden Sunda- Arten V. rudicollis und heteropholis und die Philippinen- Arten V. cumingi und nuchalis) sind dagegen sogar in Museen ziemlich oder sehr selten. Von den afrikanischen Arten ist außer dem bereits besprochenen V. griseus der Nilwaran (V. niloticus) der bekannteste. Er bewohnt ganz Afrika mit Ausnahme der an größeren Gewässern armen Berberländer und des ägyptischen Deltas. Nur in Ägypten dringt er den Nil entlang nach Norden, hat aber durch die Schießereien der Fremden schon stark abgenommen und dürfte schon in Mittelägypten selten sein, vom Delta ganz zu geschweigen. E. Lönnberg hat kürzlich nach- gewiesen, daß dieser Waran in Kamerun Land- schnecken'(Achatinen) frißt und daß im Zusammen- hang mit dieser Art der Ernährung, die ganz ein anderes Gebiß und viel größere Kieferkraft er- fordert, als dies bei der gewöhnlichen Nahrung der Fall ist, die noch bei den Jungen normal Franz Werner: Die Warane. 87 kegelförmigen, nach rückwärts gekrümmten Fangzäline im Ober- und Unterkiefer (namentlich die hintersten) halbkugelige Kronen bekommen, daß der Unterkiefer und der ganze Schädel viel dicker und höher ist, als bei gleichgroßen Indi- viduen, welche Wirbeltiere verzehren und daß damit das Gewicht des Schädels auf das drei- fache des normalen steigt. Auch rücken bei dieser Form Flügel- und Gaunienbeiue in der Mittellinie des Mundhöhlendaches dicht an- einander, um das Gehirn vor dem Eindringen scharfer Achatinenschalensplitter zu schützen, während sie bei den anderen Waranen weit aus- einander stehen, wo durch die Mundhöhle ver- größert und zur Aufnahme größerer Tiere tauglich ist. Dasselbe Verhältnis obwaltet auch zwischen der Mollusken- und Fischfressenden Form von Triomjx sinensis in China, von welcher Schild- kröte die erstere Form stumpfe breite, die andere scharfe, schneidende Kieferränder besitzt. Der ostafrikanische V. ocellatus und der überaus ähnliche, wahrscheinlich überhaupt mit ihm identische süd- und südwestafrikanische F. alhigularis haben beide eine kurze Schnauze und sandfarbige Oberseite. Die Kehle ist häufig dunkel und die Schuppen des Nackens wie bei den Philippinen- Waranen und F. dumerilii ver- größert. Ich habe beide Arten nie lebend ge- sehen, doch soll F. alhigularis in diesem Jahre in Hamburg eingeführt worden sein. Der äußerst rauh aussehende F. exanthematicus bewohnt Sene- gambien und wohl auch Togo. Zum mindesten ist F. alhigularis ein echtes Wüsten tier, aber auch die beiden anderen Arten dürften trockene Aufenthaltsorte vorziehen. Von den australischen Waranen ist der Buntwaran (^F.mrmsj bei weitem der bekannteste. Er ist durch schwarze Doppelbinden auf der bläulichgrauen Oberseite sowie durch gelbliche Unterseite mit schwarzen Querbinden ausgezeichnet und im frisch gehäuteten Zu- stande eine der schönsten Arten. Anfangs sehr wild und bösartig, wird er, wenn man ihm Ruhe läßt, zahmer als irgend eine andere Art; wer aber glaubt, ihn bei guter Gesundheit so weit bringen zu können, daß er sich wie eine Lacerte in Händen halten und mit sich spielen läßt, ist stark auf dem Holzweg. Derartige An- biederungen und Zärtlichkeiten weist er mit allem Nachdrucke, deren seine Krallen fähig sind, zurück. Da sein Preis noch immer sehr hoch ist und das vernichtende Urteil, welches Brehm über den Charakter der Warane fällt, manchen Liebhaber vor dem Ankäufe abschrecken mag, so findet man diese schöne Art nur in zoologischen Gärten. Die übrigen australischen Arten, von denen noch F. gouldi und punctatus häufigere Arten sind, dürften mit Ausnahme des seltenen F. acanthurus, welche in der großartigen Kollek- tion des Grafen Dr. Peracca in Turin vertreten ist noch nicht lebend den europäischen Konti- nent erreicht haben. (Über das Terrarienhaus Peraccas brachten die „Blätter“ illustrierte Artikel im VII. Jahrgange von Dr. Weltner Seite 37 und im VIII. Jahrgange von Dr. Schnee Seite 212, auf welche hiermit hingewiesen sei.) Neuguinea besitzt ebenfalls mehrere Arten, von denen F. indicus, der auch den Bismarck- und Salomons-Archipel bewohnt, der häufigste, der prachtvoll grüne V.prasinus aber der schönste ist. (Schluß folgt.) Originalaufnahme nach dem Lehen für die „Blätter“. Varanus griseus Fitz. 88 Paul Krefft: Ein neueingeführter (-iecko (Phelsuma madagaseariensis). (Nachdruck verboten.) Ein neu eingeführter Gecko ( Phels mna niadagascariense ). Von Dr. Paul Kref f t-„Isis“, München. (Mit zwei Originalaufnahmen.) die Geckoiien, diese glotzäugigen, ge- spenstischen Nachtschwärmer, zu den angesehensten Terrarientieren gehören, läßt sich im allgemeinen wohl schwerlich behaupten. So interessant es auch ist, die flinken Kobolde nach Eintritt der Dunkelheit in ihrem geister- haften Treiben zu beobachten, namentlich dort in ihrer Heimat, wo sie, unbeschränkt durch die Wände des Terrariums, ihre tollen Sprünge und Läufe kreuz und quer uach Herzenslust vollführen können: der unbefangene ßeptilien- pfleger wird doch in seinen Käfigen lieber die zierlichen, zutraulichen Lacerten und andere schmuck gefärbte Tagechsen sehen, als jene lichtscheuen, schemenliafte Wildlinge. Um so berechtigteres Aufsehen erregte daher im Sommer dieses Jahres auf dem Tiermarkte das Erscheinen eines Geckos, dem man das Lob, ein in jeder Hinsicht vollendetes Pflegereptil zu sein, ge- rechter Weise nicht absprechen kann. Ich meine nicht, werter Leser, unseren heurigen Modegecko, den von 0. Tofohr in anziehender und wohlwollender Weise hier bereits geschil- derten Ptyodactylus lohatus, denn dieser ist trotz mancher Vorzüge, die er vor den andern, uns näher bekannt gewordenen Vertretern seiner Sippe voraus hat, zum mindesten am hellen Tage doch ein recht ungenießbarer Schlafgeselle. Von einem ganz anderen Haftzeher, den das Geschäftsgenie der um den Terrarienimport so wohlverdienten Firma A. Fockeimann aus den madagassischen Palmenhainen, leider vorläufig nur in geringer Stückzahl, uns zugeführt hat, soll heute die Rede sein. Dieses Tier mit dem wohlklingenden wissen- schaftlichen Namen Phelsuma niadagascariense Gray vereinigt tatsächlich in sich Vorzüge, wie man sie am allerwenigsten bei einem Gecko erwarten sollte. Als ich das erste Exemplar bei J. Eeichelt im Laden erblickte, da war ich von seiner Farbenpracht geradezu verblüfft. Die Oberseite des kräftigen Tieres, dessen etwa 20 cm betragende Gesamtlänge für einen Gecko ausnehmend stattlich erschien, zierte ein herr- liches Lichtgrün, wie es die Natur in gleicher Schönheit wohl keinem bisher lebend in den Handel gekommenen Reptile verliehen haben dürfte, und von diesem Grün hob sich eine scharf umschriebene, prächtig leuchtend rote Fleckenzeichnung in der hinteren Rückengegend aufs brillanteste ab. Diese effektvollendete Kontrastwirkung der beiden Komplementär- farben Grün uud Rot bot für mich so sehr den Anschein des Obwaltens menschlichen Raffi- nements, daß ich mich des leisen Verdachtes nicht erwehren konnte, ein smarter Zwischen- händler habe hier, um den Liebhaberwert seiner Ware zu steigern, ein wenig corriger la nature gespielt. Sind doch mit verlockendem Anstrich versehene Tiere schon mehr als ein Mal in den Handel gekommen! Erst als nach der alsbald erfolgenden Häutung die roten Makel in noch frischerem Glanze erstrahlten und nach gründ- licher Belehrung aus dem „Boulenger“ schwand mir jeder Zweifel an der Waschechtheit dieser höchst merkwürdigen Farbenzeichnung. Der Phantasiepreis, den ich für das Tier, das ich auf der Stelle mitgehen hieß, hatte zahlen müssen, schreckte mich nicht ab, mir direkt vom Importeur A. Fockeimann noch ein zweites Stück zu verschaffen, das mir dann auch um- gehend in vorzüglicher Qualität und Kondition zu erschwingbarem Preise zugeschickt wurde. Mit fast 22 cm Gesamtlänge war es noch größer und vor allem bedeutend dicker als das erst- erworbene Exemplar. Auch die rote Zeichnung war nicht nur auf dem Rücken reichlicher, sondern auch um eine charakteristische förmige Inter ocularbinde vermehrt, an deren Stelle das kleinere Stück nur einen runden kleinen Fleck aufzuweisen hatte. Späterhin hatte ich Gelegen- heit, noch vier weitere von diesem Import stammende Phelsumen zu sehen, die, trotzdem sie nicht so schön wie mein größeres Exemplar waren, doch reißenden Absatz fanden, ehe ich noch eines davon erwerben konnte. Das Phelsuma zeigt in seiner Erscheinung- wenig Ähnlichkeit mit unsern anderen Geckonen, also den Platydaetylus-, Hemidactylus-, Phyllo- dactylus-, Ptyodactylus- usw. Arten. Die vorhin schon betonten stattlichen Körperdimensionen, der verlängerte Vorderkopf mit entsprechend langer Rachenspalte, der dicke, nicht einge- schnürte Hals und nicht zum wenigsten das relativ kleine, dunkelbraune Auge mit runder Pupille würden im Verein mit dem bereits ge- schilderten prächtigen Farbenkleide das Tier überhaupt nicht als einen Gecko erkennen lassen, wenn nicht die an den Spitzen verbreiterten, abgeplatteten und mit Querreihen häutiger Haft- leisten unterwärts versehenen Zehen die Zu- gehörigkeit zur Familie der Ascalahoten (Haft- zeher) dokumentierten. Die häutige Bedeckung Faul Krel’l't; Eiu neueiügel'ührter Gecko (Plielsuma niadagascarionsis). 8i) des Körpers wird auf der Oberseite von ziemlich feinen, anf den Flanken von gröberen Körner- schnppen, wie auf den nebenstehenden Bildern zn erkennen ist, unten dagegen von größeren flachen Schindelschnppen gebildet. Der drehrunde Schwanz ist dick, besonders an der Wurzel und anscheinend sehr brüchig; unter den 6 Stücken, die ich sah, fand ich ebenso viele mit regeneriertem Schwänze ; auch mein nebenstehend abgebildetes Exemplar hat einen von der Wur- zel aus, in allerdings sehr voll- kommener Weise, nachgewachse- nen Sekundärschwanz. Das männ- liche Geschlecht ist durch 17 bis 25 Schenkelporenpaare an der Unterseite der Hinterbeine leicht kenntlich, während 2 querspalten- förmige Postanalporen beiden Ge- schlechtern gemeinsam sind. Viel- leicht ist es auch kein Zufall, daß das einzige 9 , das ich sah, bis auf einige schwache Rücken- sprenkel nnd ein breites, braun- rotes Zügelstreifenpaar zwischen Nase und Augen die rote Flecken- zierde gänzlich vermissen ließ. AVir sind ja bereits gewohnt, das Schönheitsideal nicht im weib- lichen Geschlechte zu suchen — im Tierreiche wenigstens — und somit dürfte ein schlichteres Farbenkleid beim Phelsuniaweib- chen nichts Ungewöhnliches haben. Das auch beim Männchen konstant zn flndende Nasenzügel- streifenpaar ist auch bei diesem wesentlich dunkler als die übrige rote Zeichnung an Kopf und Rücken, deren Verteil nng die nebenstehende Abbildung, die wir der geschickten Photogra- phentechnik des Herrn Dr. Bade verdanken, hinlänglich erkennen lassen. Bemerken möchte ich dazu nur noch, daß das abgebildete Exemplar besonders reich mit Rot geziert ist, und daß die daran sicht- baren Rückenflecke auch, wie Boiilenger in der Beschi'eibung der Art in seinem Catalogue er- wähnt, durch eine rote Netzzeichnnng bei manchen Stücken ersetzt werden. Das pracht- volle Grün der Oberseite, das vor der Häutung bisweilen einen Stich ins Bläuliche erhält, geht an den Flanken in das grünliche AVeiß des Bauches über, während die Kehlgegend und die Schwanzunterseite eine ausgesprochen grüne, wiewohl hellere Färbung zu zeigen pflegen und die Bengeseiten der Extremitäten schließlich eine mehr oder minder kräftige gelbe Tönung erkennen lassen. Wie viele andere Baumbewohner aus der Reptilien- sowie aus der Amphi- bienklasse bietet auch Phelsu- ma madagascariense das uns so sehr fesselnde Phänomen des Farbenwechsels in ausgeprägter AVeise dar, allerdings, meinen Beobachtungen zufolge, nurMin- sichtlich der Grnndfärbung. AV äh- rend diese vom herrlichsten Papageigrün bis znm düsteren Graubraun auf der Oberseite und vom AVeiß bis znm flnsteren Grau- schwarz unten alle Farbenüber- gänge dnrchlanfen kann, bleiben die roten Zeichnungen sowohl in ihrer Anordnung als auch in ilirer Farbe, deren Schmelz kaum Ein- buße erleidet, bestehen. So lange unser Gecko sich wohl befindet, prangt er im herrlichsten Grün; jeder Verdunkelung seiner Far- benpracht scheint eine mehr oder minder erhebliche Unlustanwand- lung zu Grunde zu liegen. Die tiefste koloristische, sowie dem- entsprechend auch allgemein- körperliche nnd seelische Ver- stimmung dürften niedere Tempe- raturen zu bewirken imstande sein. So pflegen die dem Transport- behälter soeben entstiegenen Phelsnmen durch ihr mißfarbenes Granbraun den glücklichen Em- pfänger, der sich zwar noch immer über die roten Flecke freuen kann, anfangs recht zu enttäuschen. Im wohltemperierten Terrarium kehrt zu seinem Trost die vermißte Farbenpracht bald in vollem Glanze wieder, wenn die Tiere nicht krank sind. Kranklieit vermag nämlich, wie bei den meisten Reptilien, den Farbenschmelz nicht un- wesentlich zu beeinträchtigen. Mein kleineres, mehr und mehr kränkelndes Stück wurde von den Farben des größeren kerngesunden Exem- plares bald in den Schatten gestellt; vor seinem Tode wurde es oben olivbrann und unten fast Plielsuma madagascariense Gray. "/■. n. G. Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. 90 V ereins-N achricMen. schwarz; erst uacli dem Aiistobeii der Agonie kehrte, gleichsam versöhnend, das frühere herr- liche Grün wieder zurück. Wassermangel bewirkt Aufhellung des satten Grüns bis zum welk erscheinenden Gelbgrün, Nässe dagegen verdunkelt das Farbenkleid fast momentan. Auch schlechte Luft wirkt verstimmend auf die Farbenpracht. Gänzlich irrelevant scheint jedoch die Einwirkung verschiedener Helligkeitsgrade, Sonnenschein, Schatten, Dunkelheit, auf die Färbung zu sein. Als nicht uninteressant möchte ich schließlich noch erwähnen, daß ich bei meinem größeren Stücke einige Male am Schwänze eine bläuliche Färbung in Gestalt feinster Sprenkel auftreten sah. Es erinnert das an die von P. de Grijs (Zool. Garten Jahrg. 96 p. 105) an der weit kleineren aber ähnlich gefärbten Species Phelsuma laticaudum gemachte Beobachtung, nur daß die Blaufärbung des Schwanzes bei dieser kleinen Verwandten unserer großen Art weit öfter und lebhafter zu beobachten sein dürfte. (Schluß folgt.) A kleine .Mitteilungen* Im Interesse der Tuberkiiloseforsclmn^ bittet Unterzeichneter die Terrarienbesitzer, alle solche Kriech- tiere, welche durch Keuchen, Röcheln usw. einer Lungen- krankheit verdächtig sind, möglichst noch lebend an das kgl. Physiologische Institut, Berlin, Dorotheenstr. 35, ab- zuliefern. Auf Wunsch übernimmt das Institut die Ab- holung und stellt die Leichen nach Entnahme der inneren Organe zurück. Ua lungenkranke Tiere für den Besitzer unbedingt verloren sind, während der Wissenschaft durch die Untersuchung der Ki-ankheit ein Dienst geleistet werden kann, so sollten die vom Schicksal getroffenen Terrarienliebhaber nicht zögern, ihre erkrankten Pfleg- linge, dem Institut zu überweisen. Wolfg. F. Ewald, Berlin. Verschiebungen der Fisch-Fauna im Suez-Kanal. — Bekanntlich bewirkt die Anlage künstlicher Wasser- straßen, die mit irgend einem Meere direkt in Ver- bindimg treten, nicht nur eine einschneidende Um- wälzung der wirtschaftlichen Verhältnisse der an- wohnenden Bevölkerung, sondern auch eine mehr oder weniger große Verschiebung der Wasserfaima, deren Kenntnis des Interessanten in Menge bietet. Wir ver- weisen auf die diesbezüglichen im Nordostsee-Kaual zur Zeit gemachten Beobachtungen. Neuerdings hat der Franzose Tillier die Fisch-Fauna des Suez-Kanals, sowie des Roten und Mittelländischen Meeres zum Gegenstände seines besonderen Studiums gonacht, aus dessen Er- gebnissen im nachstehenden die wesentlichsten Punkte hervorgehoben zu werden verdienen. Unter den im Suez-Kanal auftretenden Fischarten sind nicht alle an die Grenzen des Kanals gebunden; einige von ihnen dehnen ihre Wanderungen weit aus und verbreiten sich von einem Meer ins andere, sodaß Arten, die früher nur dem Indischen Ozean angehörten, nunmehr auch im morgenländischen Teile des Mittel- ländischen Meeres angetroffen werden, und umgekehrt das Rote Meer durch ehemals nur dem Mittelländischen Meere eigene Arten eine Bereicherung erfahren hat. Um so interessanter muß diese Tatsache erscheinen, da die Fisch-Fauna der beiden durch die Landenge von Suez und die großen Kontinente so lange getrennten Meere notwendigerweise sehr sichtliche Verschieden- heiten auf wies. Auch der Salzgehalt des Mittelländischen und Roten Meeres ist wesentlich verschieden. Während das erstere eine mittlere Salzmenge von 35 g pro Liter aufweist, finden wir in letzterem eine solche von 45 g; dazu kommen die Seen, die von den Fischen passiert werden müssen und in denen sich mehrere Arten riesig ver- mehrten, mit 75 g, füglich ungefähr dem Doppelten der Durchsclinittszahl beim Mittelländischen Meere. Auf 114 Arten von Fischen, die man dort teils im Mittel- ländischen, teils im Roten Meere in der Nachbarschaft des Kanals an trifft, kommen: Mittelländisches Meer Rotes Meer Im Kanal stetige Arten 19 20 im Kanal umherziehende Arten Niemals in den Kanal ein- 19 20 tretende Arten 7 29 Gesamtzahl 45 69. Fügen wir zu diesen 114 Arten noch die zwei hin- zu. welche vor dem Durchstich die beiden Meere be- wohnten, so erhalten wir insgesamt 116 Arten, von denen 41, gegen ein Drittel nämlich, sich den Wassern der Landenge vollständig angepaßt haben. Bemerkenswert ist auch die Tatsache der Neigung nördlicher Arten, gegen wärmere Regionen mit leichteren Existenzbedingungen auszuwandern und die dadurch bei jenen hervorgerufenen intensiveren und aktiveren Lebenserscheinungen. Während aus dem Mittelländischen Meere 7 Arten nicht in den Kanal eintreten, sind 29 Arten des Roten Meeres dort nicht anzutreffen, obgleich der Salzgehalt des Roten Meeres ein liöherer ist, als derjenige des Mittelländischen Meeres. Von den 114 obengenannten Fischarten, die in un- mittelbarer Nähe des Kanals in beiden Meeren sich zeigen, gehören 45 dem Mittelländischen und 69 dem Roten Meere an. Die südliche Meeresfauna ist also um ein beträchtliches reicher als die nördlichere; nun aber haben von den 45 ersteren gegen 43®/o sich im Kanal festgesetzt, wogegen von den 69 letzteren nur gegen 29 «/o. Rücksichtlich des Ubergehens der Fischfauna des Mittelländischen Meeres in diejenige des Roten Meeres und umgekehrt außerhalb des Kanals sind die ge- fundenen Resultate eingehender Beobachtungen dennoch weniger zahlreich und weniger vollständig wegen der großen Schwierigkeit derartiger Untersucliungen. Nichts- destoweniger ist mit Genauigkeit festgestellt worden, daß 8 Arten aus dem Mittelländischen ins Rote Meer übergegangen sind. Die drei Mittelmeer-Arten, die man jetzt allgemein in der Reede von Suez fischt, sind: Sciaena aquila, Engraulis encrasicholus und Mugil cephalus. In das Mittelmeer sind eingedrungen 11 Arten. yEREINSn%W»T NACHRICHTEN Für den Inhalt^der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer der einzelnen Vereine die volle Verantwortung. Verb andsuachrichten. Wegen genauer Auskunft über den Stand der hie- sigen Fischimporte wende man sich an den I. Vorsitzenden des Verbandes deutscher Aquarien- u. Terrarienfreunde. Anfragen ist Rückporto beizufügen. C. Brüning, Hamburg 23, Juugmannstr. 8. V er eins-N achrichten. 91 Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. (E. V.) Yereinslokal: Cafe-Restaurant „Deutscher Hof“. Donnerstag, d. 19. November 1903. .Herr Labonte, unser junger Ereund, bricht in seinem anregenden Auf- sätze „einheimische Aquarienfische und ihre Pflege“ eine Lanze für die heimischen, für das Aquarium sich eignenden Fischarten. Trotz der späten Jahreszeit fehlt es nicht an Demonstrations-Objekten. Herr Kunstmaler Müller demonstriert den Messerfuß (Pelobates cultrijies Cav.) aus der Umgegend von Cadix (Südspanien), einen in Terra- rienkreisen noch wenig bekannten, von unserer Knob- lauchskröte hauptsächlich durch den flachen Scheitel, die sehr großen Augen und den schwarzen Fersenhöckerkamm unterschiedenen Froschlurch. Ferner demonstriert Herr Müller einige Lacerta laevis Gray vom Libanongebirge (Syrien), und endlich eine junge prächtige Hufeisen- Natter (Zanienis hippocrepis merr.) aus Algier. Herr Lankes erfreute die anwesenden Herren durch Vorzeigung eines schönen Exemplares des Fächerfiiigers (Ptyoäactylus lobatus Geoffr.) aus Syrien, welchen er der Liebens- würdigkeit des Herrn Tofohr-Hamburg verdankte, ferner durch Demonstration zweier Exemplare der Lacerta at- lantica Pet. Dar. von den kanarischen Inseln und einiger algerischer Acanthodactylus scutellatus And. Herr Hermann Köhler, Kaufmann hier, Kosttor 3/0 ersucht um Aufnahme in den Verein; die Kugelabstimmung erfolgt in der nächsten Vereinsversammlung. Der Genannte hatte eine Anzahl feinblättriger rötlich gefärbter Pflanzen mitgebracht, die zunächst nicht bestimmt zu werden ver- mochten. Herr Kunstmaler Kainradi bringt Liidiuigia mulertti, eine neuere Wasserpflanze unter die Interessenten zur Verteilung. Donnerstag, den 26. November 1903. Entschuldigt die Herren Seifers und Stiegele. Das Protokoll der letzten Vereinsversammlung wird verlesen und nach veranlaßter entsprechender Berichtigung ge- nehmigt. Die Kugelabstimmung über Herrn Kaufmann Köhler ergibt dessen Aufnahme. Herr Mayerhofer rekla- miert mehrere Vereinsblätter jüngeren und älteren Datums. Offerte der Creuz’schen Buchhandlung bezüglich Einband- decken der „Blätter“ . Herr Kämmerer übermittelt in liebens- würdiger Weise dem Verein das Schriftchen „Reptilien und Amphibien , der hohen Tatra“ und endlich seine prächtige Arbeit „Beiträge zur Erkenntnis der Verwandt- schaftsverhältnisse von Salaniandra atra und maculosa^ experimentelle und statistische Studie“. AVir möchten nicht verfehlen, Herrn Kämmerer auch an dieser Stelle bestens zu danken. Ferner liegt auf: Subskriptions- einladung für die neue Auflage des Zernecke’sehen Leit- fadens. An Zeitschriften liegen auf: „Nerthus“ Heft 47, „Natur und Haus“ Heft No. 4 und „Blätter“ No. 22. In No. 4 von „Natur und Haus“ berichtet Hei’r Dr. Fr. Knauer in seinem Aufsatze „Hören die Fische?“ über die neueren Versuche einiger Forscher nach dieser Richtung. Das Ergebnis der Ausführungen gipfelt darin, daß die Fische nicht taub sind. Recht interessante „Beiträge zur Kenntnis der ectoparasitären Fischkrankheiten“ bringt Dr. med. Wilhelm Roth, Zürich, während Dr. Schnee in den kleinen Mitteilungen uns die Gründe des Aussterbens mancher Tierarten recht treffend auseinander setzt. Im Fragekasten des „Triton“ Berlin No. 247 lautet die Frage: „Woran erkennt man die Geschlechter der Eidechsen?“ Die Antwort lautet: „Ohne nähere Angabe der Art nicht genau zu sagen, da es verschiedene Merkmale für die verschiedenen Arten gpbt; für gewöhnlich sind die Männchen intensiver ge- färbt als die Weibchen. So herrscht z. B. bei unserer Lacerta agilis in der Färbung des Männchen oberseits ein mehr oder minder lebhaftes Grün, in der des Weib- chens Grau oder Braun vor.“ Offenbar hat der Frage- steller mit der ziemlich summarisch zu verstehenden Bezeichnung „Eidechsen“ nur die Gattung Lacerta L. im Auge. Es möge vielleicht gestattet sein zu bemerken, daß bei sämtlichen Arten der Gattung Lacerta, also den eigentlichen Eidechsen, Männchen und Weibchen, be- sonders zur Paarungszeit ziemlich leicht unterschieden werden können. Abgesehen von der Färbung, die bei den meisten Eidechsenarten (nicht bei allen) allein schon ein entsprechendes Unterscheidungsmerkmal bildet, sind in der Paarungszeit die Schenkelporen des Männ- chens bedeutend kräftiger und lassen das Männchen als solches sofort erkennen. Außerhalb der Fort- pflanzungszeit vermag der halbwegs erfahrene Reptilien- pfleger bei vielen Bchsenartcn die meist kräftigeren Männchen an dem höheren, breiteren Kopf, an den kräftigeren Hinterbeinen, sowie an der verdickt er- scheinenden Scliwanzwurzel zu erkennen. Bei einigen Formen erfordert die Unterscheidung einen geübteren Blick. Eine Reihe hier nicht weiter berührter Ver- öffentlichungen aus den obengenannten Zeitschriften gelangt zur Bekanntgabe und Besprechung. — Herr Seifers verteilt eine Anzahl Pflänzchen von Limnophylla heterophylla, welche Pflanze von Henkel-Darmstadt vor nicht zu langer Zeit eingeführt wurde. — Ein Mitglied demonstriert Planorbis corneus L. rote Form, die er von Arthur Mühlner-Leipzig bezog. Die Tierchen sind noch sehr klein. Ferner demonstriert Herr Sigl selbst gezogene Limnaea palustris. Herr Rombold war gezwungen, die kaum begonnenen Proben mit dem Heizapparat „Lipsia“ wieder einzustellen, nachdem der Apparat einen kleinen Defekt aufwies. Der Heizapparat geht an die Firma zurück. Donnerstag, den 3. Dezember 1903. Der Vorsitzende eröffnet die Versammlung und be- grüßt insonderheit das neue Mitglied, Herrn Kaufmann Köhler. Das Protokoll der vorausgegangenen Ver- sammlung wird verlesen und genehmigt. Im Einlauf: Einladung des „Triton“-Berlin zur Sitzung. Gestrichen wird aus der Mitgliederliste gemäß § 9 b der Satzung Herr Neururer. Im Einlauf für die Bibliothek liegt ein neues Buch „Der Aquarienliebhaber, kurzer Leitfaden zur Einrichtung und Erhaltung eines schönen und zweck- mäßigen Aquariums“ von Wilheln Schmitz vor. Der Preis des Buches (1 Mark) ist gewiß nicht teuer. Die Ab- bildungen sind durchweg bekannte. Der Stoff ist natür- lich in gedrängtester Kürze gegeben und so läßt sich mit dem Text des Buches nicht viel anfangen. Obwohl zunächst für den Anfänger ziemlich bedeutungslos, so wäre es doch für das Buch keineswegs schädlich gewesen, wenn den wissenschaftlichen Pflanzen- und Tierbezeich- nungen auch der Autorname beigesetzt worden wäre. Auch die „Friedfische“, „Raubfische“ und die „Fremdländischen Fische“ wären besser in Reihenfolge der gegenwärtig gelten- den Systematik aufgeführt worden, statt, wie geschehen, nach AVillkür. Die Arbeit wäre deshalb durchaus keine größere gewesen und der Anfänger hätte sich leichter mit den Verwandtschaftsverhältnissen der Arten vertraut machen können. Es ist kein Grund einzuseheu, warum die Schleihe nach der Ellritze, diese nach dem Bitter- ling usw. zur Aufführung gelangt, statt wie richtig, Karpfen, Karausche, Schleihe usw. Bei den Raubfischen ist es ähnlich. Hier sind Wels und Quappe vor Groppe und den Stichlingen beschrieben. Bei folgenden Fischen: Karausche, Ukelei, Ellritze, Schleihe, Gründling, Quappe, Aal, dann auch Forellenbarsch, Schwarzbarsch entsprechen die lateinischen Namen nicht den neueren, gegenwärtig geltenden Namen, bei den deutschen Arten nicht den seinerzeit durch die „Deutsche Zoologische Gesellschaft“ festgestellten Regeln. Es sind hier ältere wissenschaft- liche Namen angeführt. Wenn die Ukelei (Aspius al- burnus L) zur Aufführung gelangt, ist kein Grund einzusehen, warum Aspius bipunctatiis Bl. nicht genannt ist. Dieser letztere ist ein sehr hübscher, allerdings recht Sauerstoff bedürftiger Fisch. Die sogenannte Sumpf-Ellritze stellt keinen besonderen Verwandten der Gebirgsellritze dar. Der interessante Hecht hat in des Verfassers Augen keine Gnade gefunden, auch keiner der Angehörigen der Familie Salmonidae, die freilich, vielleicht mit Ausnahme der beiden Nordamerikaner Salmo fontinalis Mitch. und Sahio irideus W. Gibb. ziemlich schwer zu halten sind. Die Chanchitos gehören nicht zur Barschfamilie. Auch die Reihe der aus- ländischen Fische läßt eine ordnungsgemäße systematische Zusammenstellung vermissen. Unter der Bezeichnung Amblystoma mavortium beschreibt Schmitz das mexi- kanische Axolotl Amblystoma tigrinuni Laur. Diese letztere Bezeichnung ist aber die richtige. Erschöpfend will diese Besprechung nicht sein. Das Format des Buches dürfte schließlich handlicher sein. Für den An- fänger wird auch dieser Leitfaden sich nützlich er- 92 Vereins-Nachrichten. weisen. Einen Fortschritt jedoch vermögen wir in ihm nach keiner Richtung hin zu erkennen, ebensowenig wie wir der im Vorwort ausgesjirochenen Hoffnung des Verfassers, „damit eine Lücke auszufüllen“, zu- stimmen können. Eine Lücke in diesem Sinne hat nicht bestanden, denn wir haben bessere Bücher und wir haben billigere Bücher. — Herr Arthur Mühlner- Leipzig sandte den ihm nach gemachter Probe retour- nierten Heizapparat „Lipsia“, welcher während des Versandes beschädigt worden sein soll, an uns zurück. Der Apparat gelangt auf Vorschlag des Herrn Kainradi zur amerikanischen Versteigerung und wird ein Erlös von 6,50 Mark erzielt. An Zeitschriften liegt lediglich „Nerthus“ Heft 48 auf. Auf den einschlägigen Inhalt wird verwiesen. Herr Kainradi verteilt eine Partie Wasserpflanzen und Herr Schultz verspricht, sich der Dekoration unseres Lokales energisch anzunehmen Die ordentliche Mitgliederversammlung wird auf Donnerstag, den 14. Januur 1904 festgesetzt. Sammelbüchse 1 Mark Donnerstag, den 10. Dezember 1904. Protokollverlesung und Genehmigung. Offerte Her- mann von Staden-Heidelberg. Herr Kammerer-Wien, welcher auf einer größeren wissenschaftlichen Reise nach dem egyptischen Sudan begriffen ist, sandte unserem Herrn V^orsitzenden noch eine Abschiedskarte aus Triest. Ferner im Einlauf: Nachrichten der „Salvinia“-Hamburg, „Nerthus“ No. 49, „Natur und Haus“ No. 5 und „Blätter“ No. 23. Eine Reihe interessierender Ver- öffentlichungen werden verlesen und soweit veranlaßt besprochen. In den „Blättern“ berichtet Herr Dr. Werner über „Frühlingstage bei Smyrna“, Otto Tofohr- Hamburg über „gabelschwänzige Eidechsen“. Die Photo- graphie „Hecht, Forellen- und Schwarzbarsch als Jung- fische“ ist als prächtig gelungen zu bezeichnen. — Herr Lankes teilt mit, daß es ihm nunmehr gelungen ist, seine erkrankten Krokodile, über welche Krankheit früher näher berichtet wuirde, wieder vollständig zu heilen. In erster Linie handle es sich bei den beobach- teten Tieren wohl um eine Erscheinung, welche Herr Lankes als die Folge einer Erkältung anzusehen geneigt ist, in zweiter Linie vielleicht erst um andere Faktoren. Sicher sei, daß eine gleichmäßige Erwärmung des Wassers auf 22 und 23“ R bald ihren günstigen Einfluß auf die 4’iere ausübte, der sich namentlich darin äußerte, daß die Panzerechsen nach kurzem wieder rege Imäßige Freßlust zeigten und auch die Begleiterscheinungen der Krankheit (Aufbrechen der Schilder usw^) verloren gingen. — Zur Aufnahme in den V^erein ist angemeldet Herr Dr. med. Karl Brunner, prakt Arzt hier, Nymphen- burgerstraße 107/2. Die Kugelabstimmung erfolgt in der nächsten Vereinsversammlung. Arbeiten an derPräparaten- sammlung beanspruchten den Rest des Abends. — ,,Nyniphaea“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Leipzig. (Sitzung jeden Dienstag, Abends 9 Uhr im Vereinslokal „Herzog Ernst“, Georgenstraße 1.) 546. Generalversammlung am 5. Januar 1904. Beglückwünschung der Mitglieder zum Jahresw'echsel durch den 1. Vorsitzenden Herrn Winzer. Eingänge: Mehrere Glückwünsche von befreundeten Vereinen und Personen. — Der 1. Vorsitzende erstattet den üblichen Jahresbericht: Danach war das Leben im verflossenen Vereinsjahre ein ziemlich reges, wenn auch der Mitglieder- bestand trotz lebhafter Bemühung keine große Ver- änderung erfahren hat. Kauf und Tausch der Objekte unserer Liebhaberei, sowie Bekanntgabe der gemachten Erfahrungen füllten die Vereinsabende aus. An die Vor- lesungen aus den Zeitschriften usw. knüpften sich lebhafte Deba,tten. Ausflüge in die Umgebung wirkten durch er- giebige Funde, für welche der Anfang mit einer sog. „Fundkarte“ gemacht wurde, anregend auf unsere Mit- glieder und boten Veranlassung, nicht nur die „Exoten“, sondern auch die heimische Fauna und Flora in ge- bührenderweise nutzbringend zu verwerten. Zuchtcrfolge mit den allseitig gepflegten und bekannten Fischen, wie namentlich auch mit den verschiedenen Gurami- und Zahnkarpfenarten, Chromis mwificofor usw\ wurdenreichlich erzielt und belohnten die sachverständige Behandlung der Tiere. Auch die seither weniger vorhandenen Terrarien fanden neue Pfleger, wie denn überhaupt dieser Zweig unserer schönen Liebhaberei noch mehr Verbreitung ver- dient, da ein gut und richtig eingerichtetes Terrarium durchaus nicht schwer zu behandeln ist und viel des An- regenden und Belehrenden bietet. Vorträge über die verschiedensten Themas, unterstützt durch Benutzung unserer umfangreichen Sammlung, trugen gleichfalls in reichem Maße dazu bei, die Kenntnisse der Mitglieder zu erweitern und zu vertiefen. Besonders hervorzuheben ist, daß es einem unserer Mitglieder, Herrn Köhler, ge- lungen ist, eine Methode zu finden, Fische in ihrer natür- lichen Umgebung zu photographieren und auf diese Weise Bilder derselben in jeder beliebigen Situation, bei der Brutpflege, beim Brunstkampf usw. naturgetreu und künstlerisch vollendet herzustellen. Hoffen wir, daß diese Methode dazu beitragen wird, die Abbildungen in den Zeitschriften und den Werken über Aquarien- u. Terrarien- kunde weiter zu vervollkommnen.“ Nach Schluß seines (hier stark gekürzten) Berichtes wünscht er dem Verein ein weiteres Blühen und Gedeihen. Hierauf Berichte der übrigen Vorstandsmitglieder. Nach Entlastung des Ge- samtvorstandes Neuwahl desselben. Resultat derselben: I. Vorsitzender Herr Ernst Winzer, Leipzig-R., Teubner- straße 5 (an welchen alle unsern Verein betreffenden Sendungen zu richten sind), II. Vorsitzender Herr Klemenz, Kassierer Herr 0. Schmidt, Schriftführer und Sammlungs- verwalter Herr Köhler, Protokollführer Herr Seidel, Bibliothekar Herr Fischer. — Die Satzungen werden un- verändert angenommen. 547. Versammlung am 12. Januar 1904. Gast Herr Hohnstedter. — Eingänge: Der neue Leit- faden von Zernecke, Offerte von Jul. Müller, Spremberg, Glasaquarien betr.. Nachrichten der „Salvinia“, „Triton“- Karte, Zeitungskatalog von Rud. Mosse. Zeitschriften: „Blätter“, „Fischerei-Zeitung“, „Natur und Haus“. Die wissenswertesten Artikel hieraus, sowie einige Zeitungs- notizen werden verlesen. Ein Preisausschreiben „für die beste Vertilgung des Frosches“, welches die zu Weih- nachten hier tagenden Deutschen Teichwirte erlassen, wurde mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Der humoristische Vorschlag, mit einer zu gründenden Frosch- zuchtanstalt dagegen zu operieren, wurde nach kurzer Debatte fallen gelassen ! — Die früher von Herrn Köhler gegebenen Aufklärungen über das Entstehen der echten Perlen in der Perlmuttermusehel finden ihre volle Be- stätigung durch eine von Professor Herdmann in den Gewässern von Ceylon vorgenommene Untersuchung, woraus hervorgeht, daß der Kern der kostbarsten Perlen von Ceylon durch eine Bandwurmlarve gebildet wird. — Der Antrag des I. ersitzend en, dem Verein „Triton“- Berlin die gegenseitige Mitgliedschaft vorzuschlagen, findet allseitige Unterstützung. — Vorschlag des Herrn Jesch, die Naturhistorische Sonderausstellung der dauernden Gewerbeausstellung, die auch für uns manches Interessante biete, am nächsten Sonntag gemeinschaftlich zu besichtigen, wird angenommen. — Der 1. Teil des Artikels: „Dege- neration tropischer Fische in unseren Aquarien“ („Nerthus“ No. 1) von unserm Herrn Köhler wird verlesen. — Heir Winzer teilt mit, daß er nach Rücksprache mit dem Präparator am hiesig, patholog. Institut Herrn Lange dessen Zusage um Angabe von Fundstellen (Amphib. u. Reptil.) zu unserer „Fundkarte“ erhalten habe. — Herr Hohnstedter wird infolge seiner Meldung zur Mitglied- schaft in den Verein aufgenommen. 548. Versammlung am 19. Januar 1904. Eingegangen Karte des Vereins für Aquarien- und Terrarienfreunde in Braunschweig. — Der Inhalt der Zeitschriften wird bekannt gegeben, desgl. einige Zeitungs- notizen über Halten und Füttern der Goldfische nach berühmten Mustern. Unter anderen war außer dem Füttern mit Oblaten, Ameisenpuppen, Fliegen usw. auch Salat genannt. Welche Salatart sich besonders zur Fütterung eigne (vielleicht russischer?) war leider an- zugeben unterlassen worden. — Herr Winzer referiert über den Besuch der Sonderausstellung (s. vor. Bericht). — Herr Fischer zeigt einen von ihm selbst angefertigten Durchlüfter aus Hartgummi vor. Derselbe, ähnlich dem ZwiePschen, ist derartig konstruiert, daß eine auf- geschraubte Scheibe beim Drehen vier, im darunter be- findlichen Schraubkörper befindliche Löcher mehr oder Vercins-Naehrichten. 93 weniger lest verschließt. Die Kosten desselben sind be- deutend niedriger als die des Zwies’schen. Herr Fischer- Leipzig-Plagwitz, Nonnenstraße 8, ist zu weiterer Aus- kunft bereit. Die ersammlu ng am 26. Januar fand zwanglos, ohne Erledigung der Tagesordnung statt. Nach den Mit- teilungen des I. Vorsitzenden feierte der Verein heute ein Jubiläum, indem er sein Vereinslokal 10 Jahre lang un- unterbrochen inne hat. Nach einer kurzen Schilderung unseres vor 10 Jahren erfolgten Umzugs und mit dem Hinweis auf diese in unseren Vereinen „beispiellose“ Feier brachte er ein dreifaches Hoch auf die „Biereltern“ Herrn und Frau Müller (ersterer jetzt eines unserer ältesten Mitglieder) aus. Hieran schloß sich eine feucht- fröhliche Sitzung, wozu ein vom Biervater gespendetes Faß Bier, Instrumentalvorträge und allgemeine Gesänge usw. beitrugen. „Heros‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg. Vereinslokal: „Krokodil“, Weintraubenstr. Ordeutl. Sitzung vom 19. Januar 1904. Dieselbe wird durch den I. Vorsitzenden, Herrn Fischer um 1/2 10 Uhr, bei einer Anwesenheit von 19 Mit- gliedern eröffnet. Im Einlauf befinden sich außer den 3 bekannten Zeitschriften eine neue, betitelt „Wochen- schrift für Aquarien- und Terrarienkunde“, Herausgeber Lehrer K. Stansch in Braunschweig. Die reichlich zur Verfügung gestellten Probenummern werden an sämtliche Mitglieder ausgegeben. — Nachdem Herr Fischer auf die Bedeutung der heutigen A'^ersammlung nochmals hin- gewiesen, gibt er dann den Bericht über die Vereins- tätigkeit im abgelaufenen Jahre. Um nicht zu viel Baum in Anspruch zu nehmen, begnügen wir uns damit, daraus nur folgendes zu erwähnen: „Am 1. Januar 1903 hatte der Verein einen Stand von 56 Mitgliedern, der sich im Laufe des Jahres noch um 9 hob. Am Jahresende traten hingegen wieder 10 Herren aus, und ist demnach gegenwärtig ein Bestand von 55 Mitgliedern und 5 Vereinen zu verzeichnen. Die Bibliothek wuchs auf 90 Bücher heran und die Sammlung wurde durch eine Libellen- sammlung usw. und eine Anzahl Formol-Präparate, sowie interessante Versteinerungen bereichert, so daß jetzt un- gefähr 300 Gegenstände im Bereich derselben sind. Die geschäftlichen Angelegenheiten regelte der Vorstand in 8 Sitzungen, die Zahl der nur der Liebhaberei dienenden Zukamme nkünfte belief sich auf 19 Abende. Die Kasse weist einen Barbestand von 136,35 Mk. auf. Die Vereins- abende verliefen stets sehr interessant; Vorträge wurden im ganzen 9 gehalten, auch verschiedene Exkursionen trugen dazu bei, lehrreiche Mitteilungen und Beob- achtungen bieten zu können. Der IV. Verbandstag, der in Nürnbergs Mauern tagte, gab dem „Heros“ Gelegenheit, seinen werten Gästen einige schöne Tage zu bieten und dürfen wir jedenfalls mit Stolz auf diese Tage zurüek- blicken. — Nachdem nun die A^erwaltung entlastet, wurde zur Neuwahl geschritten, die längere Zeit in Anspruch nahm, da sämtliche Herren, die bisher im Vorstand waren, eine Wiederwahl entschieden ablehnten. Auf eindring- liches Ersuchen gelang es schließlich doch wieder. Herrn Fischer zu bewegen, sein seit Gründung innegehabtes Amt als I. Vorsitzender weiter zu behalten und stellt sich die Verwaltung nunmehr aus folgenden Herren zusammen: I. Vorsitzender Herr Fritz Fischer, Martin Richterstr. 12. II. Vorsitzender Herr Konr. Seitz, Schriftführer Herr Max Etterer, Kassierer Herr Fritz Knauer, Bücherverwalter Herr Hans Etterer, Sammlungsverwalter Herr Julius .Scholz, Inventarverwalter Herr K. Engelhard und als Beisitzer die Herren Karl Eckert und Wilhelm Fahrenholtz. Der bisherige II. Vorsitzende Herr Ob. -Ing. Längenfelder, welcher mit Rücksicht auf seine dienstliche Überlastung eine Wiederwahl ablehnte, wurde in Anbetracht seiner hervorragenden, dem Wohle des Vereins gewidmeten Leistungen, auf Antrag des I. A^orsitzenden einstimmig zum Ehrenmitgliede ernannt. — Zwei eingelaufene An- träge: 1. Die Bibliothekbücher anstatt 14 Tage 1 Monat auszugeben und 2. den Vereinstag auf einen anderen Tag zu verlegen, wurden abgelehnt, bezw. letzterer bis zur nächsten Sitzung, nachdem betreffs des Lokales Erkundi- gung eingezogen, zurückgestellt. — Der Anregung des I. Vorsitzenden, in jedem M(juat eine Gratisverlosung, jedoch unbestimmt an welchem I'age, abzuhalten wird freundlichst zugestimmt. — Als Geschenk übergibt Herr Fischer dem Verein 100 .Stück Taschenkalender, auf welchem die Vereinstage, sowie größere Exkursionen ver- zeichnet sind. Dieselben gelangen an sämtliche Mit- glieder zur Abgabe. Sitzung vom 2. Februar 1904. .Eröffnung derselben durch den I. ersitzenden um 9 Uhr. Anwesend sind 21 Mitglieder. Nach Verlesung und Genehmigung des letzten Protokolls wird unser neues Mitglied Herr N. Poppel seitens des I. Vorsitzenden be- grüßt und den Anwesenden vorgestellt. Im Einlauf be- finden sich außer den Zeitschriften „Blätter“, „Natur u. Haus“ und „Nerthus“ je eine Ansichtskarte unseres Mit- gliedes Herrn 0. v. Krempelhuber-Eichstädt, und des Herrn Ing. Kathmann- Augsburg, welcher uns die Grün- dung eines Vereins „Wasserstern“ dortselbst anzeigt. Wir wünschen dem jungen Verein sowie dem seit kurzem in unserer Nachbarstadt Fürth entstandenen Verein „Iris“ ein recht ersprießliches Blühen und Gedeihen. Von Herrn Zachmann, Vorsitz, der „Hottonia“-Darmstadt, welcher einige Tage hier verweilte, übermittelt der I. \'orsitzende die herzl. Grüße. — Der Charakter der heutigen Sitzung ist, da in der vorhergehenden Mitgliederversammlung nicht alles Material zur A^erwendung kam, ein vorwiegend geschäftlicher. — Herr 0. Schröder erklärte bereits im Juli 1903 seinen Austritt und verweigerte von da ab jede Zahlung. Da dieser Austritt satzungswidrig ist (der Austritt kann nur am Schlüsse des Jahres erfolgen) so wurde gen. Herr, unter Beigabe eines Exemplars der Satzungen, auf seinen Irrtum aufmerksam gemacht. Dies hatte zur Folge, daß wir ein höchst frivoles Schreiben erhielten, nebst Verweigerung der von uns gestellten An- sprüche. Gemäß einstimmigen Beschlusses der Mitglieder wird die Angelegenheit gerichtlich zum Austrag gebracht. — Das Hauptinteresse am heutigen Abend beansprucht die Ausstellung, welche der „Heros“ gelegentlich der „II. Allgemeinen Fischerei-Ausstellung“ im August d. J. hierselbst veranstalten will. Herr Fischer, welcher Mit- glied des geschäftsführenden Ausstellungsausschusses ist, verbreitet sich in sehr instruktiver Weise über diese An- gelegenheit und machte sodann, unter gleichzeitiger Vor- lage eines bereits ausgearbeiteten Planes, seine Ansicht dahin geltend, daß der A’^erein erstens für sich selbst eine Kollektiv-Ausstellung biete, die das Wirken und den Zweck des Vereins veranschaulicht, und zweitens sollen die verehrl. Mitglieder selbst durch Ausstellen schöner Aquarien, Fische und Pflanzen sich recht fleißig an dem Unternehmen beteiligen und recht viele Preise zu er- ringen suchen. Nach gegenseitiger reger Aussprache wurde die Ausführung des Pi’ojektes des Herrn Fischer einstimmig beschlossen und zugleich eine neungliederige Kommission gewählt, welche sich in erster Linie mit dem Ankauf von 50 Glasaquarien befassen soll. — Um Ver- legung des bisherigen Vereinstages ersucht Herr J. Schmidt, da er stets am Dienstag verhindert sei, zu kommen. Eine Nachfrage ergibt jedoch, daß sowohl das Lokal an den anderen Tagen besetzt sei und auch dann wieder andere Herren in Mitleidenschaft gezogen würden. Es bleibt daher beim 1. und 3. Dienstag wie bisher. Eine Anfrage des Herrn Steiner, warum der „Blätter“- Versandt nicht durch Postzuweisung erfolge, welche doch laut „Ver- bands-Anzeigers“ No. 1 in Aussicht genommen sei, beantwortet der I. A'^orsitzende dahin, daß sich der Verlag der „Blätter“ wegen der hierdurch entstehenden Schwierigkeiten mit der Post ablehnend verhalte. Über Verbandsangelegenheiten folgt eine sehr erregte Debatte und wird besonders mißbilligend hervorgehoben, daß von dem letzten Verbandstag hierselbst bis jetzt noch kein Protokoll wie auch kein Bericht erschienen sei, trotzdem sich gewiß der „Heros“ mit seinem „Nürn- berger Verbandstags -Arrangement nicht zu schämen braucht. — Vom Monat März ab finden dahier „A^olks- hochschulkurse statt und regt der I. Vorsitzende an, den 6 Abende umfassenden Vortrag des Herrn Professor Dr. Fleischmann-Erlangen: „Tierleben im Wasser“ zu be- suchen. Nachdem sich eine Anzahl Herren hierzu bereit erklärten, wird sich Herr M. Etterer der Mühe unter- ziehen, Eintrittskarten hierfür zu besorgen. — Zur Gratis- verlosung gelangen 10 Celsiusthermometer. ■ — Als Ge- 94 V ereins-N achrichten. schenke werden dem Verein von Herrn Fahrenholtz das Buch „Topfxjflauzeu im Zimmer“ und von Herrn Fischer 250 Stück neue, zusammenlegbare Mitgliedskarten über- wiesen. Dem Wunsche des Herrn Braumann, sämtlichen Mitgliedern neue Karten auszuliefern wird gern ent- sprochen, wenn die alten dafür eingeliefert werden. Verein der „Aquarien- und Terrarienfreunde“ zu Berlin. Vereinslokal: „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 13. Januar 1904. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9^/2 Uhr. Anwesend waren 47 Mitglieder. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde mit einer kleinen Änderung an- genommen. Im Einlaufe befand sich eine Einladung des Vereins „Triton“ zu seinem Stiftungsfeste. Herr P. Hamann wird als unser offizieller Vertreter dorthin einstimmig entsandt. Herr Herya bat um Ausstellung einer neuen Mitgliedskarte. In einer persönlichen Be- merkung bedauert hierauf der Schriftführer seine Angriffe auf Herrn Palm in der Vereinsversammlung getan zu haben. Aufnahme-Antrag stellten die Herren Bruno Patzschke, Gastwirt, Otto Hampel, Gürtler und Franz Schulz, Schneider; sämtlich zu Berlin. — Ein recht interessanter Vortrag über Aquarienbau und Verkleidung' wurde hierauf von den Herren Timmermann und Thätner zu Gehör gebracht. Den Inhalt desselben hier anzuführen erübrigt sich, da der Vortrag in den Blättern zum Ab- druck gelangt. Nach einer lebhaften Diskussion und hierauf folgender Erledigung des Fragekastens wurde die Sitzung um 12^/4 Uhr geschlossen. G. Baumgardt. Sitzung vom 27. Januar 1904. Herr Dr. E. Bade eröffnete die Sitzung um 9 Uhr mit der Mitteilung, daß der I. Vorsitzende später er- scheinen wird. Anwesend waren 45 Mitglieder. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde verlesen und ge- nehmigt. Im Einlauf befand sich eine Einladung von dem Verein „Humboldt“ in Hamburg zur General- versammlung am 4. Februar 1904, ein Prospekt der „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“ und ein Schreiben von „Nymphaea alba“ Berlin, betreffs der projektierten Ausstellung 1905. Der vom Kassenführer Herrn Lüdecke vorgelegte Kassenbericht für das III. Quartal des verflossenen Jahres zeigt einen Kassenbestand von 21,15 Mk. Als Mitglieder wurden aufgeuommen die Herren Bruno Patzschke, Gastwirt, Otto Hampel, Gürtler und Franz Schulz, Schneider. Auf Vorschlag des inzwischen erschienenen I. Vorsitzenden beschließt die Versammlung, von den Unkosten für .Herstellung und Versand von Fragebogen an die auswärtigen Aquarien- usw. Vereine über ihre Stellungnahme an der im Jahre 1905 geplanten Gesamtausstellung aller deutschen Ver- eine bis zu s,uf sein Konto zu übernehmen. Der kurz bevorstehenden Generalversammlung wegen mußte heut entschieden werden, ob der Verein bei der beab- sichtigten, gerichtlichen Eintragung in das V ereinsregister beharrt oder nicht. Die Schwierigkeiten bei der vor- schriftsmäßigen Durchführung der behördlichen Vor- schriften sind, wie der Vorsitzende schon in der letzten geschäftlichen Sitzung nachgewiesen hat, sehr groß und könnten für die Dauer nur bewältigt werden, wenn der Vorstand in seiner Mitglieder-Zahl bedeutend reduziert würde, demgemäß müßten zur Generalversammlung Statutenabänderungsvorschläge beantragt werden. Nach sehr lebhaftem Meinungsaustausch, der auch die Voi'züge der ev. Eintragung erkennen ließ, stellte der V^ ersitzende den Antrag, den Beschluß vom verflossenen Jahr auf- zuheben und die beabsichtigte Eintragung fallen zu lassen. Mit geringer Majorität wurde der Antrag an- genommen. — 4 Torfproben liegen von Herrn Palm und wünscht letzterer über die Qualität derselben Aufschluß. Herr Dr. E. Bade gab einen kurzen Umriß über den Verwesungsprozeß der Pflanzen und Bildung des Torfes und konstatiert, daß drei der vorgelegten Proben Torf und eine Moorerde sei. Uber die Brauchbarkeit der einzelnen Sorten gab Kedner seine Gutachten ab. Herr Härtel teilt auf eine Frage mit, daß die Sporen von Isoetis malin. in ihrem Aussehen dem blauen Mohn ähnlich seien. Nach Erledigung des Fragekastens schloß der Vorsitzende die Sitzung um 12 Uhr. J. Kropac, II. Schriftführer. „Nymphaea alha‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarien- Kunde Berlin. Vereinslokal: Clubhaus Hintsche, Köpenickerstr. 62. Versammlung jeden Mittwoch nach dem 1. u. 15. im Monat. Sitzung vom 4. November 1903. Die Sitzung wird um 9^/4 Uhr eröffnet. Herr P. See- mann ist als Gast anwesend. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und wie niedergeschrieben an- genommen. Eingegangen sind: „Blätter“ No. 21, „Allg. Fischerei-Zeitung“ No. 20 u. 21, Nachrichten der „Salvinia“ No. 11 sowie die T.-O. des „Triton“ zum 6. November. Herr W. Voigt hat seinen Austritt aus dem Verein erklärt. Der Vorsitzende teilt mit, daß die nächste Sitzung am Bußtag, abends 7 Uhr mit Damen stattfindet. Um allen Ansprüchen gerecht zu werden, hat der V^orstand be- schlossen, am Bußtag eine Partie zu veranstalten. Herr Fürst regt an, dieselbe über Dahlem-Zehlendorf durch den Grunewald zu machen und wird diesem Vorschlag zugestimmt. Treffpunkt: 'jiS Uhr VVannseebahnhof ; für Nachzügler in Dahlem. — Uber den in voriger Sitzung erwähnten Tetragonopterus, welcher von Harster-Speyer bezogen wurde, schreibt derselbe, daß der Fisch aus Nord- Afrika stammt und wie von Zoologen festgestellt ist, ein neuer Fisch Capoeta damascina ist. Harster hat den- selben gezüchtet, seine Vermehrungsweise aber nicht beobachten können. — Sodann gelangt ein Artikel der „Allg. Fischerei-Zeitung“ zur Verlesung, welcher Milz als Futter für Aquarienfische behandelt und soll damit gelegentlich ein Versuch gemacht werden. Herr Bensch erwähnt eine Fütterung mit Kegenwürmern, wobei er ein besonderes Verfahren anwendet. Sodann wird ein Futter besprochen, welches Herr Karfunkel anwendet, und welches seiner Billigkeit wegen große Beachtung verdient. Herr Karfunkel verwendet hierzu geschabtes Kindfleisch, formt dasselbe in Kugeln von ca. 1 cm Durchmesser, legt dieselben in ein Gefäß, dessen Boden mit Salz bedeckt ist und so abwechselnd eine Schicht Fleisch und eine Schicht Salz. Das so konservierte Fleisch hält sich wochenlang und wird nach Absonderung des Wassers hart. Vor dem Gebrauch zerschneidet man die Kugel, löst das Fleisch im Wasser auf und verfüttert es, nachdem man es einigemal im Wasser abgespült. Dieses Putter wird gern gefressen und verursacht keine Wassertrübung. — Nach Erledigung des Fragekastens stellt Herr Weimar zur nächsten Sitzung einen Vortrag in Aussicht: „Roß- mäßler und seine Bedeutung für unsere Liebhaberei.“ — Schluß der Sitzung 12^/2 Uhr. H. B. Sitzung vom 18. November 1903. Der I. V ersitzende, Herr W eimar eröffnet die Sitzung und begrüßt die anwesenden Damen und übrigen Gäste. Das Protokoll der letzten Sitzung wird in Abwesenheit des I. Schriftführers durch den II. Vorsitzenden verlesen und ohne Änderung angenommen. An Eingängen sind zu erwähnen : Antwortschreiben des „Triton“-Berlin, be- züglich der Anregung des diesseitigen Vereins zu einer nationalen Aquarium- und Terrarium-Ausstellung im Jahre 1905 zur Koßmäßler-Feier. — Herr Hoehe teilt durch Brief mit, daß er einen doppelschwänzigen Axolotl in der heutigen Sitzung vorzeigen will. Genannter Herr ist jedoch nicht anwesend. — Herr Klose, Eberswalde, fragt an, welche Erfahrungen unsere Mitglieder mit Neetroplus ge- macht haben? Ob derselbe bereits im Aquarium ge- züchtet sei usw.? Herr Weimar beantwortet letztere Frage dahin, daß seines Wissens Neetroplus bisher im Aquarium noch nicht gezogen worden sei. Gleichzeitig bietet Herr Klose den Mitgliedern ein größeres Exemplar von Emys lutaria zum Tausch an. — Das Institut für Meereskunde hat dem Verein einige Exemplare des Vortragsverzeichnisses für den Winter 1903/04 zugestellt. Der I. Vorsitzende weist auf die Darbietungen des Institutes hin und auf den sehr geringen Preis. — Herr Hipler teilt mit, daß die Besteller von Süßwasserkrabben leider nicht alle befriedigt werden können, da nur 30 Exemplare ein- getroffen seien, wovon zwei für die Verlosung bestimmt waren. Die demnach einzige zum freihändigen Verkauf V ereins-Nachrichten. 95 verbleibende Telplmsa fluviatilis wird nach Antrag des Herrn Andersen unter den sechs Bestellern ausgelost. Der bei einem der letzten Importe entstandene Verlust ist dadurch wieder wett gemacht, daß bei der Lieferung von Gambusia affiids durch denselben Verein 10 Stück gratis geliefert wurden. Für das freundliche Entgegen- kommen besten Dank. — Unser bisheriger Bibliothekar, Herr Voigt hat seinen Austritt erklärt. Von einer Ersatz- wahl \vird bei der kurzen Frist, in welcher die Neuwahl des ganzen Vorstandes stattfindet, abgesehen. — An der seiner Zeit stattgefundenen Partie nach dem Drunewald haben leider nur 8 Mitglieder teilgenommen. Sodann erhält Herr Weimar das AVort zu seinem Vor- trage: „AVer war Eoßmäßler und was haben wir ihm be- züglich unserer Liebhaberei zu verilanken?“ Der Herr A’^ortragende beleuchtet die Lebensgeschichte Hoßmäßlers und sein für uns Liebhaber in Betracht kommendes AVerk über Aquarien- und Terrarienkunde sehr eingehend und hebt hauptsächlich die für den Laien leichtfaßliche Aus- drucksweise und die trefflichen Illustrationen in demselben hervor. Anschließend hieran zeigt Herr Weimar eine Abbildung eines eingerichteten und mit Tieren besetzten Aquariums aus der Gartenlaube 1873 vor. Diese Ab- bildung dürfte dem heutigen aufgeklärten Liebhaber ein mitleidiges Lächeln abnötigen. Desgleichen klingt eine Mitteilung der letzten Nummern der „Nerthus“, nach welcher ein Terrariumliebhaber Kreuzottern, andere Schlangen, Eidechsen und Laubfrösche in einem Behälter gleichzeitig gehalten hat, etwas sehr verwunderlich. Nach der üblichen Pause findet eine Verlosung statt. Es werden verlost: Süßwasserkrabben, Panzerwelse, Nee- troplus, Chanchitos, Gambusia affinis und einige andere Utensilien. Schluß der offiziellen Sitzung 11 Uhr. Hierauf gemütliche Nachsitzung und Tanz. H. B. Sitzung vom 2. Dezember 1903. Der I. Vorsitzende, Herr AVeimar eröffnet die Sitzung um 9 ’/2 UKr. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und wie niedergeschrieben angenommen. Die Mitglieder Fincke und Poleuz sind laut § 5 Absatz a des Statuts zu streichen. Im Eingang befinden sich: Begrüßungskarte unserer Mitglieder Klose, Eberswalde und Schlieper, Beelitz. Einer leider verspäteten Ein- ladung des Vereins der Aquarien- und Terrarienfreunde zu Berlin zum 2. Stiftungsfest konnte leider nicht mehr entsprochen werden. Ferner sind eingegangen: „Natur und Haus“ No. 4, „Nerthus“ No. 47, sowie die T.-O. des „Triton“ zum 4. Dezember. Herr AVeimar erstattet den Bericht über die Besprechung mit dem Vorstande des „Triton“ betreffs der geplanten Ausstellung im Jahre 1905; es ist beschlossen worden, noch einige Zeit zu warten, um zu erfahren, wie sich die anderen hiesigen Vereine dazu äußern. Entgegen einem früheren Beschluß, nach welchem die „Blätter“ nur denjenigen Mitgliedern zugestellt werden sollen, welche dies wünschen, hat der Vorstand beschlossen, die „Blätter“ jedem Mitglied nach dem Erscheinen zuzusenden. Als „Kuriosum“ berichtet der Vorsitzende, daß der hiesige Verein „Phorkys“ im Oktober eine Ausstellung gehabt haben soll, zu welcher derselbe eine Einladung an den „Humboldt“ in Hamburg gesandt hat. Die gleich ihm im V^erband befindliche „Nymphaea alba“ ist demselben augenscheinlich zu nahe gewesen. Es erfolgte dann eine allgemeine Aussprache über die am 19. Dezember im Vereinslokal stattfindende AVeihnachtsfeier, zu deren Besten Herr Bensch einen zusammenlegbaren Käscherbügel stiftete, welcher in amerikanischer Auktion 1,05 Mk. brachte und von dem Ersteher desselben wieder gestiftet wurde. Zur General- versammlung bringt Herr Fürst den Antrag ein, Händler in den Verein aufzunehmen und die Statuten dement- sprechend zu ändern. Nach einer kurzen Besprechung dieser Angelegenheit und Begründung des Herrn Fürst wird die Sitzung um 1 Uhr geschlossen. H. B. Sitzung vom 16. Dezember 1903. Die Sitzung wird gegen 10 Uhr vom I. A^orsitzenden eröffnet und das Protokoll der letzten Sitzung wie ver- lesen angenommen. Herr L. AVolff, Steinamanger, ist wegen Aufgabe der Liebhaberei aus dem Verein aus- getreten. Eingegangen sind: „Natur und Haus“ No. 5, „Nerthus“ No. 48—50, „Blätter“ No. 24, „Allg. Fischerei- Ztg.“- No. 23; Kundschreibenentwurf des Herrn Dr. Ziegler, die Beteiligung an der Koßmäßler-Feier bezw. Ausstellung betreffend; T.-O. des „Triton“ zum 18. De- zember, Nachrichten der „Salvinia“ No. 12, Preislisten Geyer und Haffner, Schreiben des Verbandsvorsitzenden Herrn Brüning mit der Mitteilung, daß die angebotene Ellritze „Schwarznase“ vergriffen ist, aber bald wieder zu haben sein wird. — Die Anschaffung des jetzt er- schienenen Werkes von Prof. Bruno Hofer „Handbuch der Fischkraiikheiten“ wird beschlossen. Der I. Vor- sitzende, Herr Weimar, teilt ein Mittel mit, welches er im „Installateur“ gefunden hat, das sich gut zum Dicht- machen von Behälteim eignen dürfte. Es ist dies: 1 Teil pulv. Harz und 10 Teile Salmiakgeist. Die Mischung ist anfangs dick und zähe, wird aber nach ca. 3 Wochen leichtflüssig und soll durch sofortiges Erhäiden gegen jede Flüssigkeit undurchdringlich sein. Herr Weimar bittet Versuche damit anzustelleu. Zur nächsten General- versammlung werden die Herren Rudolph und Schroeter zu Revisoren gewählt. Nach einem kurzen Schlußwort des Vorsitzenden, welches in ein Hoch auf den Verein ausklingt, Schluß der Sitzung 12 ‘/a Uhr. II. B. Generalversammlung vom 6. Januar 1904. Die Versammlung wird um 9*/4 Uhr eröffnet und wünscht der Vorsitzende den Anwesenden im neuen Jahr alles Gute. Herr P. Lehmann hat seinen Austritt an- gemeldet. Eingegangen sind: „Nerthus“ No. 51, „Natur und Haus“ 6, „Allgem. Fischerei-Ztg.“ 24 und 1, Tages- ordnung des „Triton“ für den 8. Januar, „Nachrichten“ der „Salvinia“ 1, sowie Glückwünsche der verschiedenen befreundeten Vereine. Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung genehmigt ist, erstattet Herr Genz den Bericht über das IV. Quartal und gibt sodann einen Überblick über die Kassenführung des Jahres 1903. Es verbleibt danach ein Bestand von 83.54 Mk., der für das Jahr 1904 vorgetragen wird. Der Mitgliederstand beträgt zurzeit 42. Auf Antrag der Revisoren wird dem Kassierer Entlastung erteilt. Hierauf erstattet der I. Vor- sitzende den Jahresbericht und gibt eine kurze Übersicht über sämtliche im Jahre 1903 stattgefundenen Vorgänge. Er erläutert ganz besonders die Gründe, unter welchen die Mitglieder ausgetreten sind und schließt mit einem Appell an die Mitglieder, auch fernerhin unserer guten Sache sowie dem Vereine treu zu bleiben. Nach einer kui'zen Pause wird zur Neuwahl des Vorstandes ge- schritten und ergibt diese folgendes Resultat: (s. den in No. 2 d. „Bl.“ veröffentlichten Auszug). AVegen vor- gerückter Zeit wird über den Antrag Fürst : „Händler in den Verein aufzunehmen“ nicht beraten, sondern der de.swegen nötigen Statutenänderung wegen beschlossen, am 3. Februar eine außerordentliche Generalversammlung abzuhalten. Herr Genz stellt noch eine kleine Nach- forderung für die bei der Weihnachtsfeier entstandene Mehrausgabe. Diese wird durch freiw. Beiträge gedeckt und betragen diese 1,02 Mk. An gestifteten Püanzen gingen ein 40 Pfg. Schluß der Sitzung 1 Uhr. H. B. Sitzung vom 20. Januar 1904. Herr Weimar eröffnet die Sitzung um 9^/4 Uhr und begrüßt als Gast Herrn L. Nagel. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und wie niedergeschrieben angenommen. An Eingängen sind zu verzeichnen: „Allg. Fischerei-Ztg“ No. 2, T.-O. des „Triton“ zum 22. Januar nebst Einladung zum AVinterfest; sowie Probenummern der „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“, welch letztere an die Mitglieder verteilt werden. Der Vorsitzende macht wiederholt auf die besonders inter- essanten Vorträge im Institut für Meereskunde aufmerk- sam und fordert die Mitglieder auf, recht zahlreich an den dortigen Veranstaltungen teilzunehmen. Die Vor- lesungen zweier Artikel von Prof. Bruno Hofer aus der „Allg. Fischerei-Ztg.“ und zwar: „der Parasit Octobotta- rium sagittatum an der Bachforelle“ — letztere gingen an Blutarmut ein — sowie „Karpfen mit verschlossener Mundspalte“ regten einen recht interessanten Meinungs- austausch an. Letzterer Artikel speziell leitete auf die Futterfrage im besonderen hinüber und gab Herr Kar- funkel einige Ratschläge in Bezug auf das nach seinen Angaben präparierte Schabefleisch. Nach diesen soll man das Fleisch nach einigen Tagen aus dem Salz heraus- nehmen, trocken aufbewahren und beim Füttern dann 96 V ereins-Naclirichten. zerreiben. Diese Konservierungsmethode ist von ver- schiedenen Mitgliedern mit stets gleich gutem Erfolg an- gewendet worden. Hierauf wird auf eine Anregung dem Heizen der Aquarien näher getreten. Aus der anregenden Debatte hierüber sei besonders hervorgehoben, daß nach den Erfahrungen einiger Mitglieder nur Labyrinth- und Kampffische sowie Haplochilus panchax und einige aus- gesprochene Tropenfische der Heizung bedürfen, andere jedoch, besonders die JZeros- Arten bei der Wärme im geheizten Zimmer sehr gut gedeihen. Herr Dümcke teilt mit, daß seine Hap>l. panch. am 19. Januar gelaicht haben. Herr Kühne macht darauf aufmerksam, daß am 17. und 24. April sowie 8. Mai im Museum für Naturkunde ein Vortrag des Herrn Prof. Dahl: „Das Tierleben in der .Jungfernhaide“ stattfindet. Genannter Herr erbietet sich, Teilnehmerkarten zu besorgen und bittet von denselben ausgiebigen Gebrauch zu machen. Herr Genz, als Mit- glied der Vergnügungskommission, regt einen Herrenabend an. Dem Vorschlag wird zugestimmt. Herr Schlieper fragt an, ob seine zwei Fragen, die er vor längerer Zeit gestellt hat, durch den Verband schon beantwortet seien. Dies ist nicht der Fall und will der Vorsitzende das Nähere veranlassen. Schluß der Sitzung 12 Uhr A. H. Im Berichte vom 21. Oktober 3. Zeile von unten steht ein Druckfehler. Es muß der Text lauten „neu- entdeckte“ statt unentdeckte. 5)Salviiiia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden zu Hamburg. Vereinslokal: Siechenbräu, Kreuzweg 6. General-Versammlung am 4. .Januar 1904. Der I. Vorsitzende Herr Dr. P. Franck, eröffnet um 9^4 Uhr die Sitzung und wünscht allen Anwesenden zu- nächst ein glückliches neues .Jahr. Zahlreiche Neujahrs- glückwünsche sind eingelaufen, unter anderen von unseren Slitgliedern den Herren A. Kudolph, Halle; H. Leiske, Rostock; W. Voigt, Rummelsburg -Berlin; H. Kanq)!, Lauenburg;, Clemens Scheuniann, Friedeberg - Freiburg; sowie von folgenden Vereinen: „Heros“-Nürnberg; „Isis“- München; „Nymphaea alba“ - Berlin ; „Triton“ -Berlin; „Triton“ - Cannstatt; „Nymphaea“ - Leipzig (mit sehr hübschen Fischphotographien). Wir danken allen Gratu- lanten an dieser Stelle aufs herzlichste für ihre freund- lichen Wünsche! Unseren Mitgliedern sowie den uns an- geschlossenen Vereinen übermittelten wir unsere Neujahrs- glückwünsche durch Inserat in unseren „Nachrichten“. Auf- genommen werden die Herren: Arthur Schulze, Neustadt a. d. T., Böhmen; Max Bornberg, Hamliurg; Fr, lUedler, Hildesheim; R. Michaelsen, Hamburg; sowie „Nymphaea“ Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Leipzig, I. Vorsitzender Herr Ernst Winzer, Teubnerstr 5. Jis melden sich an die Herren A. Kirschner, Bad Reichenhall in Bayern; J. C. Weigel, Ansbach, Bayern; Carl Hackel, Somorja, Comit. Poesowy, Ungarn. Der I. Vorsitzende erstattet alsdann den Jahresbericht (der an anderer Stelle bereits im Wortlaute zum Abdrucke gelangte), ebenso gibt der I. Kassierer Herr A. Hüttenrauch einen detaillierten Kassenbericht, der von den Revisoren Herrn Kittel und Knöppel bestätigt wurde. Beide Berichte werden von der Versammlung mit Befriedigung zur Kenntnis ge- nommen und alsdann wird dem Gesamtvorstande Ent- lastung erteilt. Die halbschichtige Neuwahl des Vor- standes ergibt folgendes Resultat: I. Vorsitzender Herr Dr. phil. P. Franck; I. Kassenwart HeiT A. Hüttenrauch; I. Schriftführer Herr R. Flurschütz; I. Sammlungs- verwalter Herr H. Lohmann; I. Beisitzer Herr A. von Ahlefeldt. Zu Revisoren werden gewählt die Herren Kittel und Knöppel. Für die umsichtige Leitung der Vereinsgeschäfte im verflossenen Vereinsjahre wird dem I. Vorsitzenden Herrn Dr. Franck aus der Versammlung heraus lebhaft gedankt. — Unser Mitglied Herr H. Maiburg beteiligte sich vor einigen Tagen an einer Ausstellung eines Vogelzuchtvereins in Wandsbeck bei Hamburg und zeigte eine große Kollektion von wohleingerichteten Aquarien, in welchen er nicht weniger als 27 verschiedene Fischspezies zur Schau stellte. Pflanzen und Fische zeigten sich in vorzüglicher Verfassung. Die Leistung muß in Anbetracht, daß unser Herr Maiburg kein Händler, sondern ein Privat - Liebhaber ist, eine mustergültige genannt werden. -- Herr Brunkhorst zeigt eine neue mittelst einer festen Heizmasse (Vaglit) gespeiste Aquarium-Heizlampe vor, die sich durch absolute Geruchlosigkeit sowie Gefahr- losigkeit auszeichnet. Die Heizkraft ist eine intensive. — Fragekasteu. — Schluß 11 Uhr. T. Stiftungsfest am 9. Januar 1904. Das sechste Stiftungsfest wurde in Gossows Gesell- schaftshaus unter zahlreicher Beteiligung abgehalten, und nahm einen würdigen Verlauf. Es waren ca. 80 Personen anwesend. Der 1. Vorsitzende Herr Dr. Franck hielt eine mit Beifall aufgenommene Festrede. Zahlreiche Glück- wünsche waren von auswärtigen Mitgliedern und Vereinen eingelaufen, für die wir auch an dieser Stelle unsern Dank abstatten. Durch humoristische und musikalische Vorträge machten sich die Herren Hüttenrauch und Solbrig sehr verdient. Erst in früher Morgenstunde trennten sich die Festteilnehmer. T. Versammlung am 21. Januar 1904. Anwesend sind 30 Personen. Aufgenommen werden die Herren A. Ivirschner, Bad-Reichenhall in Bayern; J. C. Weigel, Ausbach, Bayern und Cail Hackel, Somorja, Comit. Poesowy, Ungarn. Es melden sich an die Herren Dr. 0. Weder, Gymnasialoberlehrer, Zittau i. S. und Heinrich Binger, Hamburg. — • Herr Kilisjewsky schenkt für die Bibliothek: Dr. Bade, Praxis der Aquarienkunde und Herr Lohmann den III. Jahrgang der „Nerthus“. Den freundlichen Spendern besten Dank! Herr Lohmann demonstriert einen durch ihn verbesserten de la Vigne Gas- Spritbrenner, der tadellos funktioniert, sowie eine Vogel’sche Heizschlange und erläutert diese Heizmethode, die vor anderen Systemen viele V orteile hat. — Mitteilungen aus dem Gebiete der Liebhaberei: Der uns angeschlos- sene Verein „Azolla“, Essen an der Ruhr schreibt uns: .... „Ist es wohl möglich, daß größere Schlammschnecken (Limnaea stagnalis, palustris, aurieularis) die Schwänze der Schleierschwänze benagen? Der Unterzeichnete (Herr Richard Olmes) hat ein großes Exemplar Teleskopschleier- schwanz im Besitz, welcher mit genannten Schneckenarten in demselben Behälter lebt und auf dessen Behang sich (allerdings ganz unbedeutende) Ausbuchtungen am Rande Ijemerkbar gemacht haben, die aussehen, als ob sie heraus- gefressen seien ; der Unterzeichnete hat auch beobachtet, daß auf dem Behang dieses Schleierschwanzes, welcher sich in der Ruhestellung befand, eine Schnecke herum- kroch. Der Fisch schien aber nicht durch diese Tatsache belästigt zu sein ; denn er verweilte ruhig in der nämlichen Stellung. Bei Herausnahme der Schnecke zeigte sich allerdings eine neue „angefressene (?)“ Stelle nicht. — “ Ohne mikroskopische Untersuchung der Schwanzflosse hält es schwer, die Ursache dieser Verletzungen fest- zustellen. Es können Parasiten die Ursache sein, es können auch mechanische Verletzungen stattgefunden haben, endlich halten wir es auch nicht für so ganz aus- geschlossen, daß größere Limnaen die Attentäter sind, da diese bekanntlich ungemein gefräßig sind und außer vegetabilischer Kost auch tierische Nahrung gern zu sich nehmen. Wir raten Ihnen immerhin, große Limnaea stagnalis und palustris aus dem Becken zu entfernen, zumal diese Tiere sich durch ihre systematischen Pflanzen- verwüstungen schon einen schlechten Ruf erworben haben. Die kleinere Limnaea auricularia dürfte ungefährlich sein. — Des weiteren schreibt uns obiger Verein: „Das Myrio- phyllum Nitschei hat sich bei einigen unserer Mitglieder den ganzen Winter hindurch wunderschön grün gehalten, während andere Herren (auch der Unterzeichnete) leider die Erfahrung machen mußten, daß die Pflanzen gänzlich braun geworden sind. — Hat dies seine Ursachen wohl in der Einwirkung des Lichtes?“ — Das Myriophyllum Nitschei (scahratum) gedeiht in zu warmem Wasser nicht allzugut, im übrigen ist es eine sehr anspruchslose Pflanze, die nur wenig Lichtansprüche macht. Die braune beobachtete Farbe wird von Algen herrühren, die die Pflanzen überwuchert haben. — Fragekasten. — Schluß 12 Uhr. T. Für die Redaktion verantwortlich : Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil; Creutz ’s che Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’sohen Verla gsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfer in Burg b. M. (Nachdruck verboten.) Ein neuer Durchlüftungs-Apparat. Von Ingenieur K. v. Steinwehr, Köln a. Rh. (Mit di-ei Originalphoiograpbien und einer Zeichnung.) *m 6. Jahrgang- 97/98 der Zeitschrift „Xatiir und Haus“ veröffentlichte ich in Heft 24 einige Mitteilungen über eine neue Luftpumpe für Dnrchlüftungszwecke. Sonderbarerweise ist diesem Artikel anscheinend, trotzdem er durch- weg Neues enthielt, wenig Beachtung geschenkt worden; wohl entsann man sich in Fachkreisen hier und da meines Aufsatzes, doch wußte zum Schluß niemand mehr etwas genaues darüber', wo derselbe abgedi nckt war. Die Interessenten wandten sicli Aviederholt an die bekannte Firma Julius Eeichelt in Berlin mit der Bitte um nähere Auskunft, und erhielten dann meine Adresse. Gerade in letzter Zeit mehren sich nun die An- fragen derart, daß ich heute unter Beifügung einer Anzahl Illustrationen nochmals Näheres über meinen Artikel in dieser, allen Aqnarien- Liebhabern zugänglichen Zeitschrift bringen möchte. Der Apparat, den ich beschreiben will, besteht aus einer Luftpumpe, die selbsttätig durch den Druck der städtischen Wasserleitung betrieben wird. Er ersetzt die sonst zur Verwendung- kommende Handpumpe und wirkt im übrigen genau wie dieselbe, d. h. die durch die Pumpe angesaugte Luft wird in einem Luftkessel kom- primiert und entströmt dann in das Aqnarium- wasser durch einen der bekannten Ausströmer. Der Unterschied von der Handlnftpnmpe ist eben der, daß diese Pumpe selbsttätig arbeitet, tage- und wochenlang. Sie bedarf keinerlei Wartung, keines Öles und überhaupt keiner Aufsicht. Ein Aufdrehen des Wasserleitungshahnes genügt, um den Apparat in Betrieb zu bringen. Der Druck, der durch diese Luftpumpe erzeugt wird, ist abhängig von dem Druck, welcher in der be- treffenden AVasserleitung-, an welche der Anschluß erfolgt, vorhanden ist. In Köln beträgt z. B. der städtische Wasserleitungsdrnck 2 Atm. und drückt die Pumpe, da Reibungsverluste ja natürlich vorlianden sind, auf 1,5 Atm. Dieser Druck wird ständig konstant gehalten, d. h. sinkt der Luftdruck um ca. Atm., so fängt die Pumpe sofort wieder an zu arbeiten und stellt den früheren Druck her. Ich habe die Pumpe während meines Lh-laubes bis drei Wochen unbeanfsich- tigt arl)eiten lassen. Es ist klar, daß man eine beliebige Anzahl von Lnftkesseln mit einem Ap- parat unter Druck halten kann. W oraus be- steht nun die Pumpe? Sie besteht aus einemMessing- Zylinder von ca. 50 cm Höhe undScmDurch- messer, in wel- chem ein Kol- ben frei be- weglich ist. Das Wasser tritt nun durch ein Ventil in den Messing- Zylinder unter- Originalaufnahme Luftpumpe halb des für die „Blätter“. m Verbindung mit Kolbens ein, der Wasserleitung. 98 K. V. Steinwehr: Ein neuer Durchlüftungs-Apparat. schiebt diesen vor sich her und bewirkt so, daß die im Zylinder vor dem Kolben befindliche Luft durch ein Gummi- Ventil in die Rohrleitung und somit in den Kessel gedrückt wird. Ist der Kolben in seiner Endstellung angelangt, so er- folgt durch das ersterwähnte Ventil eine Um- steuernng, der Kolben geht zurück, dabei durch ein zweites Ventil Luft ansaugend und gleich- zeitig das Wasser, welches ihn vor- her in Höhe brach- te, ausstoßend. Dieses Wasser ist natürlich klar und rein, wie das frisch der Leitung entströmende. So wieder- holt sich fortwährend das Kolbenspiel, bis der Druck, auf dem die Pumpe arbeitet, hergestellt ist. Aus der Abbildung 1 ist ersichtlich, in welcher Weise der Anschluß an die Wasserleitung erfolgt ist. Vor dem Zapfhahn wurde ein verzinktes T-Stück ein- geschaltet, in dessen Abzweig wiederum ein Hahn sitzt, von dem das Rohr in das Ventil führt. Oberhalb der Luftpumpe gehen zwei Rohre ab, das eine, das Sauge- rolir durch den durchbohrten Fensterrahmen ins Freie, das zweite auf der rechten Seite nach dem Luftkessel; die Ent- fernung bis zu diesem beträgt 16 m. Das ebenfalls sichtbare Abfiußrohr mündet io das Spülbecken. Die Verbindung ist durch Bleirohr von 3 mm lichter Weite und 2 mm Wand- stärke hergestellt. Aus Abbildung 3 ist der Luftkessel zu ersehen. Der- selbe wurde früher durch eine Hand-Luftpumpe betrieben. Diese ist auch noch an dem Kessel und von mir als Reserve beibehalten worden. Eigen- artig ist das Lufteintrittventil (Fig. 2) an dem Kessel. Dieses besteht ans einem Gasrohr-T-Stück mit davor geschaltetem Messing-Gewindestück, auf welches genau eingepaßt ein Gummi-Lippen ventil gesetzt ist, das sich rückwärts gegen eine in das Gewinde des T-Stückes eingeschraubte Messingscheibe legt, hierdurch gleichzeitig das Ventil festhaltend und sich selbst abdichtend. Dieses Ventil hat einen Originalaufnahme für die „Blätter“. sehr geringen Luftwiderstand. Gegenüber einem früher verwendeten Messingrohr mit eingebohrten Löchern und daiüber gestülptem Gummischlauch erziele ich heute mit derselben Luftpumpe nahezu 0,5 Atm. mehr im Luftkessel wie früher. Der Luftkessel, der zum Zwecke des Photo- graphierens vorgerückt ist — er steht sonst unter dem großen Aquarium — ist mit Reduzier- ventil und Mano- meter ausgerüs- tet. Die Ver- bindung zwischen dem Reduzierven- ^ j. til und dem Blei- rohr, welches zum Schluß als Durch- lüfter in das Aquarium mündet, be- steht aus einem Gummischlauch, wie er an den Radfahrer-Luftpumpen sonst gebraucht wird und der lange Jahre hält. Endlich führe ich in Figur 4 mein See- wasser-Aquarium vor, das mittelst des Durch- lüfters durchlüftet wird. Es ist dies das einzige Aquarium, welches ich durch- lüfte; alle meine anderen Süßwasser - Aquarien haben einen so reichlichen Pfianzen- wuchs, daß sie eine Durch- lüftung nicht nötig haben. Leider ist das Innere des Aqua- riums selbst nicht zu erkennen, wohl sieht man den aufstei- genden Luftstrom als eine hellere Fläche. Die Anschalfungskosten der Pumpe betragen ca. 80 Mk.; Reparaturkosten sind mir in den ca. 8 Jahren, während welcher ich dieselbe besitze, nicht entstanden, so daß ich einen derartigen Apparat je- dermann zur Anschaffung em- pfehlen kann. Ohne Frage wird durch die vollständig mühelose Bedienung einer der- artigen Pumpe die Liebhabe- rei für das Seewasser-Aqua- rium gefördet; denn es gehört gerade nicht zu den angenehmen täglichen Beschäftigungen, die Handluftpumpe immer regelmäßig bedienen zu müssen. Luftkessel mit Standpumpe usw. Franz Werner: Die Warane. 99 (Nachdruck verboten.) Die Warane. Von Dr. Franz Werner. (Schluß.) Seil habe eingangs die Warane den stolzesten und intelligentesten Eidechsen zngezählt. Sie sind wahrhaftig neben den Leguanen die Könige des ganzen Eidechseugeschlechts und ihre Haltung ist, wenn sie nicht gerade schlafen, eine so würde- volle, der Blick ihres Auges ein so lebhafter, das man wohl vermuten darf, daß auch die Intelligenz verhält- nismäßig entwickelt sei. Und dies ist auch so. Spricht schon ihre Sehen, oder besser gesagt, ihre Vorsicht im Freileben und die Geschicklichkeit, mit der sie ihre Beute, die vielfach selbst ans schnellen, intelli- genten und vorsich- tigen Tieren besteht, zn fangen wissen, da- für, so zeigt sie sich nicht minder im Ge- fangenleben. AVenige andere Reptilien, mit Ausnahme der Kro- kodile und Leguane lernen nicht nur ihren Pfleger persönlich kennen, sondern auch seine Handlungen, soweit dieselben sie angehen, unterschei- den lind beurteilen, wie das bei ihnen der Fall ist. Mein V. varius weiß sehrwohl zn unterscheiden, wenn ich den Käfig öffne, ob ich dies tue, um die angelaufenen Glasscheiben zu reinigen, oder um ihm Futter zn reichen. Im ersteren Falle rührt er sich nicht vom Fleck, im anderen aber kommt er sofort herbei, um sein Deputat in Empfang zu nehmen; und wenn er eben nicht gerade schläft, so betrachtet er schon das Vorrichten des Futters mit großer Aufmerksamkeit. Niemals wird er allerdings so zudringlich, wie der Teju, der niemals abwartet, bis man ihm das Futter reicht, sondern am liebsten demselben schon entgegenkommen möchte. Der Wüstenwaran kann in einer AVohnung, die tagsüber nicht die nötige AVärme vermissen läßt. vollkommen frei gelassen werden und läßt dann seine Orientierimgsgabe, sowie seine Unterschei- dungsfähigkeit für Personen deutlich erkennen. Die Temperatur, welche den Waranen am zusagendsten ist, beträgt ungefähr 25*^ C.; der Wüsten waran liebt aber wenigstens bei Tage eine höhere Temperatur, ohne bei der vor- erwähnten sich übel zu befinden und das Fressen einzustellen. Die Nacht über verträgt er als echtes AVüstentier Temperaturen von wenig über deniGefrierpunkt ohne Schaden, wenn er da- rauf wieder tüchtig erwärmt wird. Es ist nicht anzu- i’ateu, die AA^arane aus- schließlich mit Fleisch zu füttern; es ist so- wohl für ihre Verdau- ung als auch für die Erhaltung ihrer natür- lichen Beweglichkeit und Sinnesschärfe gut, ihnen gelegentlich le- bende Tiere znm Fan- gen zn geben. Dann bekundet sich ihre Raublust, ihr Tempe- rament und ihre große Sehweite (bis 2 Meter) am besten. Mit rasen- der Eile schießen sie mit halbgeöffnetem Rachen hinter dem Opfer drein, welches ihnen umso eher zur Beute wird, je mehr Spielraum sie haben. Im engen Raum, wo sie oft Wendungen ausführen müssen, ist ihre Zielsicherheit viel geringer, namentlich den oft hakenschlagenden Nagern gegenüber. Untereinander sind die Warane ziemlich fried- fertig und auch gleich- oder ähnlich großen Echsen anderer Familien gegenüber verhalten sie sich musterhaft. Aber schon ganz ansehnliche Exemplare können ihren Appetit erregen, und sowohl A. AA^alter als ich selbst fanden im Magen von V. griseus wohl erhaltene und erwachsene Tupfenechsen (Eumeces pavimentatus), die nicht mehr zu den ganz kleinen Arten gehören. Ehi recht traurig aussehender Wüstenwaran, den ich im Frühling vorig. J. von einem Präparator.kaufte 100 Franz Werner: Die Warane. und der an schlecht geheilten Beinbrüchen, Knoten unter der Haut u. dergl. das denkbar möglichste leistete, brachte trotzdem noch die mir geradezu unglaubliche Leistung zustande, eine starke männliche Perleidechse zu verschlingen. Da ich dem Tiere dies nicht zntrante, andererseits keine andere Echse im Verdacht hatte, so sepa- rierte ich es lind siehe — in wenigen Tagen gingen unverkennbare Eeste der Perleidechse mit dem Kote ab. Der Beweis war erbracht. Da lange die Meinung herrschte, der Wüstenwaran könne in Gefangenschaft überhaupt nicht znni frei- willigen Fressen gebracht werden, so möge noch erwähnt werden, daß ich von 6 Exemplaren 5 zur Nahrungsannahme ohne Schwierigkeit ver- anlaßt habe. Also nicht stopfen, nach Methode Kämmerer, sondern warm halten. Einige Eigentümlichkeiten der Warane, ab- gesehen von dem schon erwähnten langen Hals, fallen dem Beschauer besonders auf. Die Augen besitzen meist eine hellgefärbte Iris und erinnern an diejenigen der Hühner. Die Vorderbeine, namentlich bei gewissen Arten (V. varius, salvator, alhiyidaris) sind so kräftig entwickelt, daß sie unwillkürlich die Erinnerung an die Vordertatzen der großen Eaiibtiere hervorrufen, nnd die Fähig- keit, die Kehlhaut sackartig aufzublähen, was besonders — außer in der Erregung — nach der Aufnahme Üüssiger Nahrung bemerkbar ist, wobei sich die Warane hoch anfzurichten pflegen, gibt ihnen eine Ähnlichkeit mit Gänsen. Das Wasserbedürfnis der Warane ist natürlich je nach ihrer Lebensiveise verschieden. V. griseus habe ich niemals trinken sehen und auch T^. hen- galensls kann das Trinken entbehren, wenn er lebende, üüssigkeitsreiche Tiere zur Nahrung erhält; auch T'. varius kann in diesem Falle lange ohne Wasser aushalten; Binden- und Nilwaran dagegen trinken und baden gerne. Die Häutung geschieht in Fetzen nnd dauert oft sehr lange, so daß bei Beginn einer Häutung die vorher- gehende an einzelnen Stellen noch nicht zu Ende sein kann; sie geht bei höherer Temperatur weit besser vonstatten als bei der gewöhnlichen Käfig- temperatur und man kann, falls man nur für ein Exemplar zu sorgen hat, für diese Zeit die Temperatur auf 30® C. erhöhen, wobei weit größere Fetzen abgehen und die alte Haut sich leichter von der darunterliegenden abhebt. Es ist für den Pfleger weder ratsam, noch angenehm, Warane schon von mittlerer Größe (etwa m Totallänge) öfter aus ihrem Käfig zu nehmen, als es die Eeinigung desselben notwendigerweise erheischt. Die großen Tiere wehren sich aus Leibeskräften, kratzen gehörig nnd das not- dürftige gute Einvernehmen mit dem Pfleger ist auf längere Zeit wieder gestört. Die Wasser- warane sind ziemlich unreinlich, d. h. sie haben einen sehr schmierigen Kot, den sie mit einer unheimlichen Geschicklichkeit zur Bemalung der Glasscheiben des Käfigs zu verwenden pflegen; ebenso werden Frösche und Eatten, welche zwischen ihr nur znm Festhalten, nicht aber znm Zerstückeln der Beute geeignetes Gebiß geraten sind, öfters mühselig zermalmt nnd ihr Blut und ihre Eingeweide finden sich dann nicht selten ebenfalls an den "Wänden. Obwohl die Warane, wenn sie verfolgt werden, stets die Flucht ergreifen, so setzen sie sich, wenn ihnen der Weg abgeschnitten wird, heftigst zur Wehre. Schon ein meterlanger Waran ist mit beiden Händen (am Hals und vor den Hinter- beinen) nur mit einigem Kraftaufwand zu halten nnd es wird vielfach erzählt, daß Warane (nnd vor allem der Wüstenwaran), wenn ihnen der Weg zur Flucht versperrt ist, unbedenklich sich auf Pferde und Kameele stürzen, sich an der Schnauze oder der Bauchhaut festbeißeii und so die Tiere zum Durchgehen veranlassen. Der Biß eines Warans schon von mäßiger Größe ist überaus schmerzhaft und da das Tier nicht so leicht losläßt, was es einmal erfaßt hat, so können ganz ernsthafte Quetschungen entstehen. Doch verteidigt sich selten ein Waran im Terrarium mit Hilfe seines Gebisses. Der Preis der verschiedenen Arten ist ein recht verschiedener. Der Vhistenwaran ist bereits um 4 — 5, T^. hengalensis um 25, varius um 30 — 50, niloticus um 15 — 25 Mk. zu haben. Von V. salvator gelangen Exemplare, die für Terrarien geeignet sind, nur höchst selten in den Handel und sind ebenso teuer wie die selteneren Arten. Alles in allem genommen kann ich die Haltung von W^'aranen im Terrarinm trotz aller Schatten- seiten nicht so perhorreszieren wie es Brehni tut. Nicht nur kleine, sondern auch größere sind interessante Gefangene nnd von den meisten unangenehmen Eigenschaften, die Brehm ihnen zuschreibt, konnte ich nichts bemerken. Der ausgezeichnete Beobachter der Säugetiere und Vögel war entschieden kein Frennd derEeptilien und so hat er über manche Arten ein abfälliges Urteil gesprochen, die jedem Eeptilienpfleger sympathisch sind, wie z. B. auch die Leguane, die Stutzechsen usw. Daher möchte ich von dem vorhin zitierten Bande des „Tierlebens“ nur auf die darin niedergelegten Beobachtungen ver- l’aul Krefft; Ein neueingeführter Gecko (Phelsuina madagaseariense). 101 scliiedener Forscher über das Freileben der Warane hinweisen und füge hieran noch folgende neuere leichter zugänglicher Literaturangaben: Varanus griseus, Zander in: „Zoolog. Garten“ 36. Jalirg. 1895, Xo. 10 p. 298; De Grijs in: „Zoolog. Garten“ 40. Jalirg. 1899, p. 245 und 267. Varanus nüoücus, Scherer in: ,, Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde XlTl. 1902, p. 266 und in: „Natur und Haus“ XI., Heft 16 p. 249 — 251 (mit Abbildung); Eismann in: „Zool. Garten“ 40. Jahrg. 1899, p. 145. Varanus inclicus , Schnee in: „Natur und Haus“ 5. Jahi’g., Heft 22 p. 230; Werner, Rejitilien- und Batrachier- fauna des Bismarck-Archipels (Mitt. Zool. Sammlung, Mus. f. Naturk. Berlin, I. Bd 4. Heft 1900) p. 50 --52. Varanus salvator, W. Volz in: „Zoolog. Jahrb.“ Syst. XIX. 1903, p. 427. (Naohdnick verboten.) Ein neu eingeführter Gecko ( Phelsimia madafjascaviense ), Von Dr. Paul Kre ff t-„Isis“, München. (Mit zwei Originalaufnalimen.) (ScliluB.) »'kehuma madagaseariense übertrifft an Un- ' ermüdlichkeit und Energie in allen seinen Lebensäiißeriingen nicht nur alle Geckonen mit vorwiegend nächtlicher Lebensweise, sondern auch die meisten Echsen überhaupt. Man muß dabei allerdings besonders in Betracht ziehen daß er mehr extensiv als intensiv agil ist, d. h. während die sogenannten Nachtgeckonen, zu denen alle sonst in unseren Terrarien gepflegten Ascalaboten gehören, sich in einigen Nacht- stunden lebhaft herumtummeln, um die weit zahlreicheren Stunden der Helligkeit zu ver- schlafen, scheint die Gattung Phelsuma wirk- liche Schlafzeiten nicht zu kennen. Man hat diese Tiere als ,,Taggeckonen“ bezeichnet: er- schöpfend würde aber erst die Bezeichnung „Tag- und Nachtgeckonen“ ihre nimmer rastende Lebensweise kennzeichnen. Ein ge- treues Symbol derselben stellt gewissermaßen das Auge dieser merkwürdigen Geckonengattuug dar. Am Tage ist die Pupille von einer Weite und Kundung, wie wir sie ungefähr bei den meisten Tagechsen finden, des Nachts dagegen ähnelt sie in ihrer maximalen Erweiterung der der Nachtgeckonen. Kein Schlaf naht diesen Augen — eigentlich ein peinlicher Gedanke! Wenn wir beispielsweise einen Pla,tydadyla,s mit fast linearem Pupillenspalt in zusamnien- geduckter Haltung untertags dasitzen sehen, so können wir uns mit Kecht sagen, daß er schlafe, wenn wir eine Lacerte nächtlicherweile im Terrarium unter einem Zierkorkstücke mit ge- schlossenen Augenlidern antreffen, ebenso. Phel- suma dagegen schließt weder Jemals die dazu nicht eingerichteten, festgewachsenen Lider, noch, wenn man so sagen darf, die Pupillen, noch verkriecht er sich; auch seine Haltung verrät nie etwas von Schlaftrunkenheit, so lange wenigstens eine angemessene Temperatur das Tier umgibt. Erst als ich mein großes Phelsuma in ein Terrarium von 14'^ E Innentemperatur gesetzt hatte, fing es an nach einigen Stunden Umherkletterns an, eine sonderbare Euhestellung anzunehmen, als die Temperatur noch mehr fiel. Es umklammerte mit sämtlichen Beinen in langausgestreckter Stellung, und zwar mit dem Kopfe nach unten*) und der Schwanzspitze nach oben gerichtet, den senkrecht empor- strebenden Stiel eines jungen Palmblattes, dem es sich fest anschniiegte. Die Notwendigkeit, das sonst leicht zu tiudende Tier am andern Morgen, avo die Temperatur nur 8“ E betrug, erst lange Zeit suchen zu müssen, bis ich es in dieser Haltung auffand, belehrte mich von der Nützlichkeit dieser Mimicrystellung für das in der Natur vielleicht durch mannigfache Feinde gefährdete Tier. Oder sollte es ein Zufall sein, daß iii einem mit allerlei kleineren Echsen, Lacerten, Anolis, Geckonen besetzten Terrarium eines mir bekannten Amateurs gerade ein Phelsuma mad.ayaseariense neulich den Appetit einer Eyernia Cunninghami — eine andere große Echse, der man den Kannibalismus hätte Zutrauen können, befand sich nicht unter den Insassen — in so umviderstehlicher Weise reizte, daß er den seltenen Bissen sich, zum größten LeidAvesen des Besitzers, meuchlings einverleibte y Auch die mannigfachen ScliAvanz- und anderweitigen Verletzungen, die auch in der Eegeneration noch deutliche Spuren in Gestalt von Veränderungen der Beschuppung erkennen lassen, scheinen darauf hinzudeuten, daß die Phelsumen sich nicht nur gegenseitig, wie P. de Grijs von Ph. laticaudmn berichtet, nach Art mancher anderen Echsen befehden, sondern auch, vielleicht durch ihr ja auch für uns so sehr ansprechendes Äußere, die Be- gierden vieler stärkeren Eäuber vorzugSAveise entflammen. Da mögen sie denn manchmal von ihrer grünen Schutzfarbe im Verein mit der vorhin geschilderten Mimicrystellung guten Gebrauch machen können, Avenn sie kurzer *) Dieses „KopCstehen“ läßt m. E. eine iihysiologiseli wichtige Deutung zu. Vielleicht ist darin das instinktive Bestreben des l’icres zu sehen, Zirkulationsstörungen im Kopfe zu verhüten, die bei derniederen Temperatur drohten. 102 Paul Krefft; Ein neueingeführter Gecko (Phelsuma madagascariense). Ruhe pflegen oder angesichts eines Feindes nicht ihr Heil in der Flucht suchen wollen. Den mir bekannt gewordenen Proben nach zu urteilen, kann das robuste Tier sich aber auch überraschend schnell „aus dem Staube machen“. Phänomenal sind insbesondere seine Haft- und Sprungfähigkeit trotz der recht kurzen Hinter- beine, und es ist keine Übertreibung, zu be- haupten, daß es in ersterer Fertigkeit unsern Laubfrosch übertrifft. Jedenfalls tun es meine übrigen Geckonen und auch meine Anolis dem Phelsuma hierin nicht annähernd gleich. Hinsichtlich der Nahrungsaufnahme ist Phel- suma madag. nicht heikel. Meine beiden Exem- plare nahmen Mehlwürmer vom ersten Tage gern und in ansehnlichen Quantitäten auf. Auch Fliegen und Schaben wurden nach kurzem Be- sinnen genommen, obwohl sich das kleinere Exemplar insofern wählerisch zeigte, als es Brummer und große Schaben (Periplaneta ori- entalis) vor Stubenfliegen und kleinen Schaben (Blatta germanica) weitaus bevorzugte, sich also offenbar mit Kleinigkeiten nur ungern abgab. Kleinen Mitpfleglingen gegenüber, deren Be- wältigung den starken Tieren eine Bagatelle gewesen wäre, erwiesen sie sich erfreulicher- weise als harmlos; nur als ich einmal einen kleinen Rotkehlanoli in der Hand hielt, packte das größere Phelsuma denselben, um ihu jedoch sogleich wieder loszulassen, nachdem ich ihm auf die Schnauze getippt hatte. Da weder vor- her noch nachher eine derartige Vergewaltigung in dem engen, stark besetzten Winterkäfig vor- gekommen war, so nehme ich an, daß das Phelsuma, das gewohnt war, mir Mehlwürmer aus den Fingern oder der Pinzette zu nehmen, irrtümlicherweise den Angriff vollführt hatte. In dem nämlichen Irrtume befangen, nahm es mir eines Tages auch einen zwischen meinen Fingern pendelnden Streifen rohen Fleisches ab und verschlang ihn. Meine Erwartung, das Tier diesermaßen an Fleischnahrung zu ge- wöhnen, hat sich nicht erfüllt, so oft ich auch später noch Versuche anstellte. Phelsuma ist eine ewig durstige Seele. Es setzt sich so oft als möglich an den an den Glaswänden oder vom Dache herniederrieselnden Tropfenfall und weidet mit der langen, gelenkigen Zunge sorg- fältig Tropfen um Tropfen gewissermaßen ab. Dieser Beschäftigung überließen die Tiere sich manchmal halbe Stunden lang. Nie vergaßen sie dabei, sich mit der benetzten Zunge häufig über die Augen zu fahren, was auch außer der Tränkzeit allerdings oft zu beobachten ist. Diese auch an anderen Geckonen auffällige Manier hat meiner Meinung nach keinen anderen Zweck als die Ersetzung des für die Rein- und Feuchterhaltung des Augenepithels notwendigen Lidschlages, der bei den rudimentär entwickelten, unbeweglichen Lidern des Geckonenauges zur Unmöglichkeit geworden ist. Ein dauernd un- belecktes Geckonenauge würde wahrscheinlich ebenso zu Grunde gehen, wie das jedes anderen Wirbeltieres, dem man die Augenlider zerstört hat. Die Geckonenzunge ist also ein noch wichtigeres Organ, als die Echsenzunge schlecht- weg bereits darstellt. Daß Phelsuma jeden- falls dieses edle Organ auch zu weit niedrigeren Funktionen gelegentlich verwendet, bewies mir die wiederholte Beobachtung, daß die Tiere sich damit die klaffende Kloake aus- leckten — eine ja auch bei den höchsten Tieren nicht auffällige Gepflogenheit. Die Häutung findet bei Phelsuma madag. meinen Beobachtungen zufolge ziemlich häufig, ungefähr alle 3 Wochen statt. Die Epidermis lockert sich überall fast gleichzeitig, wodurch das Tier ein verstaubtes Aussehen bekommt. Wie wir auch an andern Geckonen beobachten, hilft Phelsuma mit dem Maule eifrig „den alten Adam“ ausziehen, ja ich sah es das abgelegte Hemd anscheinend mit bestem Appetit verspeisen. Nicht immer vollzieht sich die Häutung glatt. Speziell an der stachligen Schenkelporengegend pflegen Residuen zu haften. Als ich mein größeres Phelsuma von solchem lästigen An- hängsel, an dessen Beseitigung es mit Zähnen und Hinterpfoten verzweifelt gearbeitet hatte, befreien wollte, und zu diesem Zwecke das Tier mit der Hand aus dem Käfig nahm, machte ich eine höchst unliebsame Erfahrung. Nicht nur, daß das starke Tier mich sofort blutig biß, sondern es drehte sich mit rasender Geschwindig- keit und Energie in meiner festhaltenden Hand um seine eigene Achse, wodurch es sich selber eine starke Hautabschürfung am Halse zuzog, die gottlob in Kürze wieder heilte, d. h. die von der Haut entblößte Stelle überzog sich wieder mit einer fein granulierten Epidermis. Nur eine hübsche Beobachtung trug mir dieses unvorherzusehende Bravourstück des Tieres ein: Es stieß nämlich dabei in seiner Aufregung einen wilden, dumpfen Schrei aus, wobei sich die Schallsäcke zu Seiten des Schlundes, der weit offen stand, aufblähten. Mit der an anderen Geckonen wahrgenommenen piependen oder meckernden Stimme hatte diese sonst nie wieder vernommene Stimmäußerung wenig Dr. Zimmermann: Lebensweise eines Teleskopschleierschwanzes. 103 Ähnlichkeit; sie erinnerte eher an das Quaken eines gequälten Frosches.*) Phelsuma zeigt bedeutend mehr Anlage zur Zähmbarkeit als andere Geckonen. Mein kleineres Exemplar ließ sich ruhig anfassen, streicheln und auf der Hand tragen, auch mit Honig regalieren. Leider starb dieses Tiei‘, das sich scheinbar gut eingewöhnt und auch anstandslos Futter genommen hatte, nachdem ich es ca. 2 Monate besessen. Sein Ernährungs- zustand, dessen Mangelhaftigkeit durch starken Rückenfirst von Anfang an gekennzeichnet war, hatte mir zwar gleich sehr zu denken gegeben. Vielleicht war die Zahmheit dieses Todeskandi- daten nicht ganz spontan. Jedenfalls weist mein zweites gesundes Phelsuma Vertraulichkeiten, wie Handberührungen, auch jetzt noch nach 6 monatiger Bekanntschaft in nicht mißzuver- stehender Weise zurück. Mehlwürmer mir aus den Fingern und von der Hand zu nehmen, verschmäht es jedoch durchaus nicht. Es zeigt ferner nicht die Spur von der sinnlosen Furcht und Flüchtigkeit, die z. B. 2 ebenso lange in meinem Besitz befindliche Ptyodactylus lobatus bei Annäherungen meiner Person bekunden, sondern es sieht mü', seinen Platz behauptend, mutig und erwartungsvoll ins Auge. Es klettert mit Vorliebe an den Glaswänden des Behälters herum, stets geneigt, seinen anscheinend perma- menten Appetit auf Speise und Trank zu stillen und wünscht sich vermutlich nichts als eine Lebensgefährtin, die mir Herr Fockeimann für Juni, wo wieder ein madagassischer Import eintrifft, in Aussicht gestellt hat. (Nachdruck verboten.) Lebensgeschichte eines Teleskopschleierschwanzes. Von Dr. Zimmermann. (Mit einer Originalzeichnung.) Seit ungefähr fünf Jahren habe ich einen Teleskopschleierschwanz in Pflege, dessen Lebensgeschichte in mancher Hinsicht interessant ist. Ich kaufte ihn als ganz junges Tier gleich- zeitig mit vier anderen Schleierschwänzen, von denen drei nach kui’zer Zeit zu Grunde gingen, während er und sein überlebender Bruder sich gut entwickelten. Da ich damals nicht Zeit hatte, mich sonderlich um ihn zu kümmern und er im Winter oft sehr niedrige Temperaturen *) Bei den letzten Häutungen hörte ich das Tier oft einen leisen, dumpfen Pfeiflaut, offenbar als Zeichen unwilliger Erregung, ausstoßen. Phelsuma madagascariense. ^2 11. Gr. Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. auslialten mußte, war er mehrere Male dem Tode nahe; namentlich, als ich einmal nach einer vier- wöchentlichen Reise das Tierchen von seiner wenig sorgfältigen Pflegemutter, der ich es anvertraut hatte, zurückerhielt, war sein Körper von Blasen bedeckt und der Fisch kaum fähig, sich zu bewegen, so daß ich annahm, seine letzte Stunde habe geschlagen. Aber Sonne, warmes Wasser, lebendes Futter usw. machten ihn jedes- mal in kurzer Zeit wieder gesund. Länger dauerte die Rekonvaleszenz, als ich aus Raum- mangel meinen Pflegling mit Sonnen- und anderen Raubfischen zusammengesetzt hatte, die sich einige Wochen gut mit ihm vertrugen, bis ein Sonnenfisch in seinem Flossenzeug einen guten Leckerbissen entdeckt hatte und nun im Verein mit seiner Sippe besonders den schönen Schwanz bis auf einen kleinen Stummel abfraß. Ich fand das arme Tier halbtot auf dem Grunde liegend setzte den Schwerverletzten in einen Behälter mit flachem Wasserstand und unter sorgfältigster Pflege gelang es mir, ihn am Leben zu erhalten. Zu meiner Freude begannen allmählich Schwanz und Flossen wieder zu wachsen und nach einiger Zeit fing der Patient wieder an zu schwimmen und sich sein Futter selbst zu suchen, das ich ihm in der ersten Zeit direkt ins Maul dirigieren mußte. Nach 6 Wochen hatten die Flossen wieder ungefähr ihr altes Aussehen und es hatten sich auch — entgegen der im „Zerneckeschen Leitfaden“ vertretenen Ansicht — in der Schwanz- flosse die alten farbigen Stellen wieder gebildet. 104 C. Brüning: Polyacanthus cupanus. Bei dem räuberischen Überfall waren auch die weit vorspringenden Augen des Teleskop- fisches arg mitgenommen und die sich nach den Verletzungen einstellenden Trübungen der Horn- haut lange Zeit so intensiv, daß der Kranke nur schlecht oder gar nicht sehen konnte, beim Füttern aufs Geratewohl zuschnappte und dicht an ihm vorbeifallendes Futter unbeachtet ließ. Am Augenstiel begann sich nun — und das ist das Bemerkenswerteste an meinem Fische — beiderseits auf der Vorderseite ein Buckel vor- zuwölben, der nach einigen Wochen wie eine reife Samenkapsel aufplatzen zu wollen schien und mir den Eindruck machte, als wollten sich auf dem Augenstiel zwei neue nach vorn gerichtete Augen entwickeln. Die Erscheinung wurde immer deutlicher und auch von anderen Aciuarienfreunden als eine Art Ersatzauge angesehen. Während des Sommers habe ich den Fisch in einem Freilandbecken gehalten und fand, als ich ihn im Herbst in sein Winteraquarium brachte, die Hornhaut wieder völlig klar und gesund, die Neubildung aber leider bedeutend zurückgegangen, doch, wie auf beigegebenem Bilde er- sichtlich, noch immer deutlich ge- nug zu sehen. Der Name Polyacanthus ist lange Zeit hindurch das Schmerzenskind in der Liebhaberei gewesen. Die unrichtige Benennung eines erst- klassigen Zuchtpr 0 duktes vom Makr op öden brachte einen unsäglichen Wirrwarr in der Nomenklatur hervor. Natürlich wird es keinem vernünftigen Menschen einfallen, darüber den Stab brechne zu wollen, denn „Irren ist menschlich“ und dieser Irrtum sehr verzeililich, wenn man be- denkt, wie außerordentlich groß die Ähnlichkeit zwischen dem Polyacanthus opercularis und dem Macropoäus virüliauratus ist, und daß dem bestimmenden Liebhaber nur eine recht mangel- hafte Beschreibung des ersteren zur Ver- fügung gestanden haben kann. Teleskop-Schleierschwanz mit eigenartigen Bildungen auf dem Augenstiel. (Nachdruck verboten.) Polyacanthus cupanus. Von C. Brüning. fst das denn nun der echte Polyacanthus, den man jetzt in Hamburg hat? fragt ein auswärtiger Aquarienliebhaber bei mir an. — Der im Februar d. J. durch Köppe & Siggelkow hier in den Handel gebrachte Labyrinthfisch ist nicht „der“ sondern „ein“ echter Polyacanthus. Ich kann für die Richtigkeit des Namens jeder- zeit eintreten, weil ich ihn selbst unter Ver- gleichung des lebenden Fisches mit den Präparaten in der wissenschaftlichen Sammlung des hiesigen Museums festgestellt habe. — Damit wäre dann die Frage beantwortet und die Sache eigentlich erledigt, wenn nicht die Form der Anfrage darauf schließen ließe, daß diese interessante und für den Aquarienfreund so wichtige Gattung der Labyrinthfische noch immer nicht genügend bekannt ist, und so glaube ich, daß einige kurze Worte über dieselbe in Liebhab erkreisen nicht unwillkommen sein werden. Nach einer Skizze des Verfas.sers für die „Blätter“ gezeichnet von E. Schuh. Der Gattung Polyacanthus, die im ganzen Südostasien beheimatet ist, gehören aber ver- schiedene Arten an. So gibt es z. B. einen sehr schönen Polyacanthus im Flusse Mekong in Anam, einen andern auf Sumatra, einen dritten von Ceylon und Java, unsern „echten“ aus China und endlich auf dem indischen Festlande von Malabar und der Coromandelküste den Polyacanthus cupanus, um den es sich hier handelt. Selbstverständlich sind die Wohn- gebiete nicht scharf abgegrenzt, sondern sie gehen ineinander über. So kommt z. B. P. cu- panus nicht nur auf dem Festland von Vorder- indien, sondern auch auf Ceylon vor. Die Angehörigen der Gattung Polyacanthus haben einen länglichen, seitlich zusammengedrück- ten Körper. Der Mund ist klein und nur wenig vorgeschoben. Die Kiemendeckel haben keine Dornen oder Stacheln, wie es z. B. bei den Kletterfischen der Fall ist. Die Rückenflosse K. Ullmann: Elektrische Aquarienbeheizung. 105 besteht aus einem Stück, hat aber einen stach- lichen und einen weichstrahligen Teil, von denen der erstere weitaus der größte ist. Die After- flosse ist ebenso gebaut. Die weichstrahligen Teile dieser beiden Flossen laufen namentlich bei männlichen Tieren in lange Spitzen aus. Die Bauchflossen haben einen Stachel und fünf weiche Strahlen. Die Schwanzflosse hat eben- falls eine Spitze, und zwar ist der mittlere Strahl verlängert, nicht also wie beim Makro- poden, dessen gabelige Schwanzflosse ein Zucht- erfolg ist. Die Schuppen sind ctenoid, d. h. es sind Kammschuppen, wie z. B. bei unserem Flußbarsch. Die Seitenlinie ist unterbrochen und fehlt teilweise oder ganz. — Unser Poly- acanthus cupccnus hat in der Eückenflosse 14 bis 16 stachliche und 5 — 7 weiche Strahlen; die Oberflosse enthält 16 — 19 Stacheln und 10 bis 11 weiche Strahlen; die Schwanzflosse ist in der Mitte stark zugespitzt. Der Fisch ist grünlich gestreift und hat scharlachrote Bauch- flossen. Die Schwanzflosse ist schwarz punktiert und zeigt eine streifenartige Anordnung dieser Punkte, die auch teilweise in der Eückenflosse vorhanden sind. Vor der Schwanzflosse befindet sich ein runder, schwarzer, scharf hervortretender Fleck, auch der Scheitel zeigt eine • Menge kleinerer dunkler Flecke. Eine sehr schöne Varietät ist rosenrot, hat zwei schwarze Quer- streifen, und Kopf und Wangen sind schwarz gesprenkelt. Die Fische haben sehr lebhafte Augen mit roter Iris. Ein schwarzer Strich führt von der Schnauzenspitze über sie hinweg. In seiner Heimat ist der Polyacanthus cupanm sehr häufig. Wie unser Stichling findet man ihn in Straßengräben, in Tümpeln und Lachen und auf überschwemmten Feldern. Er wird von den Eingeborenen seit langen Zeiten schon als Zierfisch im Hause gehalten. Im Freileben lauert er zwischen Wurzelwerk oder unter Steinen. Er erreicht eine Länge von annähernd acht Zentimetern. Als der Fisch nach Hamburg kam, wollte man ihn erst für eine Art Kampffisch halten. Wirklich hat er im Körperbau einige Ähnlich- keit mit Betta pugnax. Die Eückenflosse trugen die Tiere, denen das Wasser wohl etwas zu kalt war, niedergeklappt, daß nur der weich- stralilige Teil derselben aufgerichtet Avar und bei oberflächlicher Betrachtung leicht mit der Eückenflosse des Kampffisches verwechselt werden konnte. Die Wärme lieben die Fische sehr, sie halten sich selbst bei einer Temperatur von 20 E. über der Heizkapsel auf. Die Afterflosse nimmt dann auch eine rotgelbe Färbung an, und man darf wohl annehmen, daß das Hochzeitskleid der Tiere ein prächtiges sein wird. Intei’essant würde es sein, Kreuzungs- versuche mit Makropoden anzustellen, die bei der großen VerAvandtschaft der Tiere geAviß von Erfolg gekrönt werden dürften. Elektrische Aquarienbeheizung. Von Iv. Ullmann-Brünn. fm Laufe der Zeit sind die verschieden- artigsten Heiz-Apparate erfunden worden, so daß es wirklich schwer fällt, sich für ein bestimmtes System zu entschließen. Bei dem einen sind die geringen Unterhaltungskosten, bei dem anderen die angepriesene gleichmäßige Wärme-Abgabe für dies oder Jenes System entscheidend. Hie und da drang in die Öffent- lichkeit eine kurze Notiz über die Zukunft des elektrischen Stromes als Heizungs-Mittel, aber gleich dahinter standen die Schreckensworte: sehr teure Unterhaltungs-Kosten. Schon im Frühjahre dieses Jahres hatte ich mich daran gemacht, auf Grund meiner gesammelten Kennt- nisse über Elektrizität auf irgend eine Art und Weise einen Elektro-Heiz-xApparat zu schaJfen, dessen Anschaffung sowie Inbetriebhaltung nicht große Kosten verursachen Avürde. Das hatte icli schon vorher herausbekommen, daß die Elektrizität an gleichmäßiger Wärmeabgal)e und Verläßlichkeit einzig dasteht und daß mit dem x4ugenblicke, avo das „Wie“ der Konstruk- tion gelöst ist, ein bedeutender Teil der Lieb- haber in den Hauptstädten, avo in den meisten Wohnungen elektrisches Licht VerAvendung findet, sich ausschließlich der Elektrizität zur Belieizung bedienen würde. Sämtliche Heiz- x4pparate, sei es mit Öl, Petroleum oder Spiritus verlangen eine fortdauernde tägliche Beaufsich- tigung und bei der größten Sorgfalt treten Temperatur-Schwankungen ein usw. Selbst die kleinste Veränderung der Doclitlage hat mit- unter schon bemerkensAverte Nachteile zur Folge. Weiter sind derartige Apparate nicht fähig, ihre Wärme- Abgabe bis auf das ZAvanzig- fache zu steigern, Avie die Elektrizität es vermag. Alle diese ErAvägungen haben mich also ver- anlaßt, mich eingehend mit Versuchen dieser Art zu beschäftigen und es ist mir zum Teile gelungen, gute Ideen zu fassen und zu venverten. Obzwar ich die nachstehend angeführten Systeme nicht als Ende meiner Versuche betrachte, halte ich sie als beachtenswert dazu, um anderen 106 K. Ullmann: Elektrische Aquarienbeheizung. Interessenten die Gelegenheit zu bieten, sich mit diesen Ideen zu beschäftigen und selbe zu verbessern, zu welchem Zwecke auch diese meine Mitteilungen in erster Reihe dienen sollen. Es ist ja der gewöhnliche Gang der meisten Er- findungen und Errungenschaften, daß der eine den Gedanken auffaßt und der andere denselben vervollkommnet und ausarbeitet. Die einfachste Art, sich eine elektrische Aquarium-Beheizung einzurichten — vorausge- setzt, daß in der betreffenden Wohnung elek- trische Beleuchtung in Verwendung steht — beruht auf Basis der AVärme- Abgabe der elek- trischen Glühlampen. Zur Beheizung werden Glühlampen von dünner, länglicher Eacon, so- genannte Fassungs-Lichter oder Kerzen-Lampen verwendet, am besten 16 herzige. Diese Glüh- lampen werden in passenden Glasröhren unter- gebracht. Demzufolge müssen die Röhren einen derartigen Durchmesser haben, daß die Lampen bequem durchgezogen werden können. Die Länge dieser Glasröhren muß genau so hoch sein wie das Aquarium vom Sandboden aus gemessen, damit dieselben über das Wasser- Niveau gehen. Nun nimmt man die Glühlampe, an deren beiden Pole (der eine ist in das Fassungs-Gewinde eingeleitet, der andere endigt in der Mitte mit einem Stiftkontakte mit Gyps- Umhüllung) man vorher schwache Lichtschnüre angelötet hatte, umhüllt sowohl das Gewinde, als auch die Lötenden der Schnüre mit Isolier- band (welches in jedem elektrotechnischen Geschäfte erhältlich ist) und läßt die Lampe in die Glasröhre hinein bis zu deren anderem Ende, welches man mit einem tadellosen Stöpsel gut verkorkt, schüttet sodann soviel Schrot auf die Lampe, daß das Gewicht den Druck des Wassers, wenn man die Röhre in das Aquarium hineinbringt, vollkommen aufhebt und die Glas- röhre auf dem Sandboden stehen bleibt. Der Heizapparat ist nun fertig und kann an die Lichtleitung der Wohnung angeschlossen werden. Je nach der Größe des betreffenden Aqua- riums kan)i man ein bis vier solcher Glühlicht- Heizröhren (in jeder Ecke eine) unter bringen. Es wird in solchen Fällen mit gutem Vorteile eine zweifache Schaltungsweise in Anwendung gebracht, und zwar werden die zwei vorderen Lampen, welche an den dem Zuschauer zuge- wendeteu Ecken untergebracht sind, direkt ge- schaltet, wogegen die zwei rückwärtigen Lampen hintereinander verbunden werden. Diese Anlage ist die eigentliche Heiz- Anlage, wo jede Lampe mit halber Spannung brennt, also wenig Licht und mehr Wärme abgibt, resp. weniger Strom verbraucht, wogegen jene Anlage eigentlich eine Licht- Anlage ist, deren Lampen mit voller Spannung brennen, in erster Reihe also Licht geben, dann intensive Wärme, welche gebraucht wird, um eventuell eintretende Temperatui’- Schwankungen, z. B. bei Lüftung oder Nicht- beheizuDg des Zimmers usw. auszugleichen oder die Temperatur zu erhöhen. Was die Licht- Anlage für kurze Zeit mehr an Strom aufbraucht, gleicht die rückwärtige Heizung durch ihr Minus aus und man verbleibt auf dem Mittel- wege. Die Art und Weise, wie eine direkte Schaltung und wie eine Hintereinander-Kuppe- lung der Lampen aussieht, dürfte zumeist jeder der Interessenten wissen, oder auf sehr leichte Weise in Erfahrung bringen. Unbeschreiblich sind die Wirkungen, welche solche zwei ver- hältnismäßig kleine Glühlampen unter Wasser in den kleinsten Behältern hervorrufen. Stunden- lang sitze ich Abends bei meinem großen Gesellschaftsaquarium und gebe mich dem Zauber dieser scheinbar mit Urwaldsagen um- wobenen Wasserwelt hin. Es fesseln mich die herrlichen Lichtwirkungen, die phantastischen Gruppierungen der einzelnen Pflanzen, vor allem des Ceratophyllum demersum, das eigenartige Leben und Treiben der durch das Licht heran- gelockten Wasserbewohner, welche langsam aus ihren nächtlichen Schlupfwinkeln herausge- schwommen kommen und sodann ein lebhaftes Korso-Treiben entwickeln. Sämtliche neuen Aquarienliebhaber am hiesigen Platze habe ich nur durch dieses Zaubermittel gefangen genommen und sie unserem lieben Sporte ausgeliefert, darunter alte Haudegen, welche bei jeder Ge- legenheit gegen Aquarien auf das Heftigste ge- wettert hatten, weil ihnen einmal alles verfault ist, das anderemal wieder die Fische zu Grunde gegangen sind, kurzum weil ihnen das richtige Verständnis gefehlt hat. Betreffs der Lampen- heizung will ich noch zweierlei bemerken. Erstens empfiehlt es sich, die Leitungsschnüre, welche direkt das Aquarium berühren, in dünne Gummischläuche unterzubringen, da das Wasser ein gefährlicher Nachbar der Elektrizität ist und mitunter ein Tropfen in der Leitung einen Kurzschluß herbeiführen kann, welcher natürlich nicht gefährlich, aber unangenehm ist, da man in der Sicherung, über welche ich später noch sprechen will, neue Lamellen einsetzen muß. Weiter ist unbedingt nötig, daß jede Anlage einen Ausschalter hat, damit man nach Belieben diese oder jene Heiz-Anlage in Betrieb setzen V ereins-N achrichten . 107 oder ansschalten kann. Noch eines wichtigen Bestandteiles muß ich gedenken: der sogenannten Lichtmäntel. Nachdem die rückwärtigen Lampen die ganzen Nächte hindurch (manchmal auch die vorderen) brennen, nnd dadurch die Fische des' gewohnten Dnnkels beraubt werden, was ihnen nicht zuträglich ist, habe ich mir ans dünnem Zinkblech kleine Blechrohre machen lassen, die etwas größer als die Glühlampen sind nnd bequem auf das Glasrohr von außen anfgesteckt werden können. Überhaupt soll der Durchmesser dieser Lichtmäntel nm 1 — 2 cm größer sein als der des Glasrohres, damit das Wasser besser in Strömung kommen kann. Bei der rückwärtigen Anlage läßt man sie nuten liegen, nm die Lichtwirknng stabil zu dämmen, vorne aber bindet man sich die Mäntel an ge- wachste Fäden, um sie nach Belieben heben zn können, damit das Aquarium beleuchtet werden kann. Ich habe die vorderen Mäntel überhaupt oben hängen, nnd nur wenn die Notwendigkeit ein tritt, auch die Lichtanlage heizen zn lassen, werden die Mäntel hernntergelassen. Derartige Anlagen habe ich schon einigen Bekannten angeraten nnd leisten solche in den größten Aquarien bis zn 1,50 m Länge (wo die Zahl der Lampen auf 8 Stück erhöht worden ist) gute Dienste. (Schluß folgt.) JCIeine JNÄitfeüun^en. Glücklicher Erfolg mit Wasserstoffsuperoxyd. Ich habe eine vorjährige Brut Makropoden, welche fast alle sehr schön entwickelt sind. Zu meinem größten Schrecken gewahrte ich Mitte Februar d. J., daß fast alle von Saprolegnien befallen waren. Jlie Brustflossen waren durchaus verklebt, si^itzig und blutunterlaufen, was nun tun? Kochsalzlösung versagte, ebenfalls das vielgerühurte übermangansaure Kali. Ich gab alle Fische, noch etwa 60 Stück, verloren. Wie es einem alten Liebhaber dabei ist, kann derjenige begreifen, der selbst schon Fische gezüchtet und diese unrettbar ein- gehen sieht. Von Tag zu Tag wurden immer mehr Fische von diesen heimtückischen Schmarotzern ange- steckt. Da fiel mir wie ein Hoffnungsschimmer der „Triton“-Bericht vom 22. Januar 1904 No. 4 der „Blätter für Aquarien- u. Terrarienfreuude“ in die Hand. Ich las den Erfolg, den Herr Hamann-Danzig mit Wasser- stoffsuperoxyd erzielt hatte und besorgte mir sofort dieses Mittel. Nach Vorschrift 1 — 8 stellte ich die Mischung her, badete meine erkrankten Makropoden darin, stellte dieselben möglichst nahe dem Ofen auf, so daß die Wassertemperatur auf ungefähr 25 — 30“ 0. stieg. Da ich den ganzen Tag über zu Hause bin, beobachtete ich un- ausgesetzt die Fische, einige zurückgebliebene, die auch am meisten befallen waren, gingen schon in der ersten Nacht nach dem Bade ein. Nach ungefähr 5 Tagen unterzog ich meine Makropoden einer genauen Besich- tigung und wer denkt sich meine Freude, sämtliche Tiere trugen ihre Brustflossen, die doch vorher total verklebt waren, vollständig fächerartig auseinander- gebreitet. Die Tiere fraßen wie nie zuvor und sind alle außerordentlich munter. Weitere Erkrankungen sind nicht mehr eingetreten und ich glaube meine Tiere alle gerettet. Da seit dem Bade nun über 14 Tage verflossen sind, mir auch kein weiterer Fisch eingegangen, bin ich der Meinung, daß das Wasserstoffsuperoxyd keine weiteren nachteiligen Folgen an den Tieren hinterläßt. Durch obigen Vorfall wurde mein Interesse nun derart geweckt, daß ich mir erkrankte und verpilzte Fische, hauptsächlich Schwarz- und Steiubarsche sowie amerik. Sonnenfische besorgte, auch bei diesen Fischen hatte das Mittel einen absoluten Erfolg, die Tiere sind von den pilzigen Er- scheinungen befreit und munter. Ich glaube, daß uns Aquarienliebhabern, durch die Veröffentlichung dieses Mittels, ein Faktor in die Hand gegeben ist, mit dem wohl zu rechnen und sichere Erfolge zu erzielen sind. Vor allem will ich nicht unterlassen, an dieser Stelle Herrn Hamann-Danzig und in zweiter Linie dem „Triton“ für die Veröffentlichung bestens zu danken. yEREINS-f#W#r NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführerjder einzelnen ‘Vereine die^volle Verantwortung ,,Wasserrose‘S Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Dresden. Vereinslokal; Restaurant „Viktoriahaus“, Seestraße. Versammlung vom 5. März 1904. Beginn der Sitzung 9'^‘> Uhr, Vorsitzender: Herr Otto Hann. An Eingängen liegen vor: Nachrichten des „Humboldt“-Hamburg, Karte unseres Herrn Haupt, Halle a. S., Offerte Göhmann, Braunschweig, sowie Anfrage des Herrn Emil Bartsch, Suhl, welche Vorteile unser Verein seinen auswärtigen Mitgliedern bietet. Fünf Berliner Vereine regen durch Zirkular an, zu Ehren Roßmäßler’s, des Begründers der Aquarienkunde, im .lahre 1905 in Berlin eine allgemeine deutsche Ausstellung aller Aquarien- und Terrarien- Vereine zu veranstalten. Als Mitglieder werden aufgenommen die Herren: Dir. Otto Camozzi, Ingenieur, Niederlößnitz, Paradiesstr. 7, Oscar Hoffmann, Besitzer des Restaurants „Viktoriahaus“, Dresden, Rudolf Ooldschmidt, Bankbeamter, Dresden, Porticusstr. 10 p. Zur Mitgliedschaft melden sich an die Herren: Konrad Strümpfle, Stadtbauinspektor, Meißen, Alb. Kleeberg, Dresden, Rietschelstr. 6. — Der I. Vorsitzende gibt noch- mals die Tagesordnung für die Hauptversammlung am 19. März bekannt. — Herr Fließbach verliest ein An- gebot verschiedener importierter Fische. — Als besonderen Artikel lassen wir unter allem Vorbehalt unserem Herrn K. Ullmann, Brünn, selbst das Wort zur Erklärung seiner zwei Methoden elektrischer Aquarienheizung. Die Arbeit bringen die „Blätter“. Für diejenigen Liebhaber, welche elektrische Energie zur Verfügung haben, dürfte es sich unserer Meinung nach wohl empfehlen, einmal Versuche mit derartigen Heizanlagen zu machen. W. Schaeffer, II. Schriftf. „Hottouia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Darmstadt. Vereinslokal: „Hessischer Hof“, Wilhelminenstraße 1. Sitzungen am 1. und 3. Samstag jeden Monats. Sitzung vom 6. Februar 1904. Der I. Vorsitzende eröffnet die Sitzung um V2IO Uhr und verliest auszugsweise ein Schreiben vom Verbands- vorsitzenden Herrn Brüning. Eingelaufen ist ferner die Tagesordnungskarte der „Iris“-Frankfuz-t a. M., sowie Offerte einer hiesigen Firma, betr. Lieferung von vier- eckigen Pflanzentöpfen für Aquarien (14 Pfg. d. Stück — s. hierüber letzten Sitz.-Ber. !) — Als neue, wertvolle Bereicherung der Bibliothek liegt Dürigen, Deutschlands Amphibien und Reptilien vor, ein Werk, das wie wohl 108 Vereins-Nachrichten. kein anderes im stände ist, nicht sowohl Interesse an der heimischen Lurch- und Kriechtierwelt zu erwecken, sondern auch Anregung zu geben zu eigenen Beobachtungen, zu ernstem Studium. — Von Neueingängen an Zeitschriften liegen auf: „Blätter“ 2 und 3, „Natur und Haus“ 8 und 9, „Nerthus“ 1 — 2, „D. -Fisch. -Korr.“ (Januar). — Herr Schnellbächer stiftet dankenswerter Weise 2 Flußbarsche in der für Aquarien geeigneten Größe zur Verloosung, die sogleich vorgenommen wird uud Flerrn P. Walter als Gewinner ergibt. — Derselbe teilt im weiteren Ver- lauf der Sitzung sehr bemerkenswerte Beobachtungen mit, die er in den letzten Wochen an Girardinus caudi- maculatus gemacht hat. Die Anfang Januar geborene Jungbrut ging nach 13 Tagen zum großen Teil ein und zwar, wie es scheint, an Fnto-Parasiten. Denn Walter beobachtete, daß in den bei allen Exempl. aufgeschlitzten Bauchhöhlen dünne, winzige Würmchen ihr Wesen trieben (Filarien ? Zg.). Die dem Tod, entronnenen Jungen blieben übrigens auch weiterhin gesund und erfreuen sich nun in dem gut gereinigten Aquarium eines kräftigen Wachstums. .Reichlichen Ersatz für den Verlust bot dann ein zweiter Wurf, 36 Junge stark. Herr Walter füttert die Girardinus-Brut mit zerriebenen, getrockneten Daphnien, die gern genommen werden. — Schluß Uhr. Rickard Zang, II. Schriftf. „Nyinpliaea alba“, Verein für Aquarien- und Terrarien- Kunde Berliu. Vereinslokal: Clubhaus Hintsche, Köj)enickerstr. 62. , Versammlung jeden Mittwoch nach dem 1. u. 15. im Monat. Generalversammlung vom 3. Februar 1904. Herr Weimar eröffnet die Versammlung um 9^/4 Uhr und ermahnt die Mitglieder, j)ünktlicher zu erscheinen, damit die Sitzungen früher eröffnet werden können. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und wie niedergeschrieben angenommen. An Eingängen sind zu verzeichnen; „Allg. Fischerei-Zeitung“ No. 3; „Blätter“ 3; von „Aquarium“ -Görlitz und „Triton“-Berlin Tages- ordnungen; von letzterem Verein eine Rundfrage, be- treffend Mitteilung der Erfahrungen auf dem Gebiete der Jjiebhaberei. In Bezug auf diese Anfrage wird beschlossen, der Sache in einer späteren Sitzung näher zu Heten. — Des weiteren ist ein Antrag des Herrn Dietrich : ..Damen in den Verein aufzunehmen“ rechtzeitig schriftlich ein- gegangen und wird dieser nach dem Antrag des Herrn Fürst: „Händler in den Verein aufzunehmen“ zur Debatte gestellt. Über den Antrag Fürst entspann sich eine lebhafte Debatte und obwohl der Vorsitzende vermittelnd in diese eingriff, konnten die Parteien in dem Für und Wider zu keiner Einigung kommen. Der Antrag wurde schließlich bei Stimmengleichheit abgelehnt. Leichter wurde der Antrag des Herrn Dietrich erledigt. Da nach Maßgabe unseres Statuts Damen nicht ausdrücklich aus- geschlossen sind, wurde sich die Versammlung nach kurzer Debatte einig, im Prinzip anzuerkennen, daß Damen in den Verein aufgenommen werden können und wurde somit der Antrag angenommen. Herr Weimar gab hierauf einen Schriftwechsel zwischen ihm und dem Vorsitzenden des Verbandes, Herrn Brüning bekannt und knüpfte daran verschiedene Bemerkungen. Insbesondere wurde ein Vorschlag des Herrn Brüning, betr. Gründung einer Importkasse des näheren besprochen. Es wird jedoch beschlossen, in Anbetracht unserer Kassenverhält- nisse uns hierin nicht zu engagieren. Ein Vorschlag des Herrn Stehr, die erforderlichen Gelder durch Zeichnung unter den klitgliedern aufzubringen, welch letztere sich dann auf eigene Rechnung und Gefahr an dem Unter- nehmen beteiligen würden, wird der vorgerückten Zeit wegen einer der nächsten Sitzungen zur Beratung über- lassen. — Schluß der Sitzung 12'/a Uhr. A. R. „Heros‘‘j Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg. Veroinslükal: „Krokodil“, Weintraubenstr. Sitzung vom 23. F’ebruar 1904. Eröffnet wurde dieselbe von dem I. Vorsitzenden um 9 Uhr. Anwesend waren 22 Mitglieder, darunter unser Ehrenmitglied Herr Ob. -Ing. dir. Längenfelder, welcher seitens des 1. Vorsitz, aufs herzlichste begrüßt wurde. Im Fliulauf befindet sich außer den 3 Zeitschriften die Februarnummer der „Deutsch. Fischerei-Korrespondenz“ enthaltend eine Einladung zur Beteiligung an der II. Allg. Fischerei-Ausstellung in Nürnberg; Preislisten der Fhma H. Henkel-Darmstadt; 2 Probenummern der „Wochen- schrift für Aquar. und Terrar. -Kunde“ ; ein neues Mit- glieder-Verzeichnis der „Isis“-München; Einladungskarte des „Triton“-Berlin und das Programm für die Aus- stellung, übersandt vom Komitee. Der Verein „Iris“ Fürth i. B. ersucht um Aufnahme in den „Heros“. Dem Anträge wird freudigst entsprochen und zugleich be- schlossen auch den „Heros“ im Verein „Iris“ zur Auf- nahme auzumelden. — Dem Wunsche unseres Mitgliedes Herrn H. Seyschab, den beabsichtigten Verkauf eines großen, heizbaren Terrariums wegen Aufgabe der Lieb- haberei den Mitgliedern bekannt zu geben, wird gern ent- sprochen. — Aus dem Vereinsbericht des „Triton“, Heft 4 der „Blätter“ verliest Herr Seitz einen kurzen Abschnitt, in welchem Herr Hamann-Danzig als bisher bestes Mittel gegen parasitäre Fischkrankheiten die Anwendung von „Wasserstoffsuperoxyd“ in einer Ivösung von 1:8 empfiehlt. Herr Seitz kann sich wohl mit diesem Radikalmittel nicht besonders befreunden, tritt jedoch dafür ein, daß solche Mittel erst genügend durchprobiert worden und stellt deshalb den Mitgliedern dies Oxyd in jedem beliebigen Quantum gratis zur Verfügung. Ferner schreibt Herr Hamann, daß er keine Moorerde oder Torf, sondern nur Sand als Bodenbelag für seine Aquarien nimmt, da erstere viel Sumpfgas entwickeln und dies den Fischen schädlich sei. Hierüber entspinnt sich nun eine lebhafte aber sehr interessante Debatte, und manche Erfahrungen werden zur Sprache gebracht. So wurden schon seit längerer Zeit von einigen Mitgliedern Aquarien nur mit Sand ein- gerichtet, der Erfolg war ein sehr schöner. Allerdings können dann nur geeignete Pflanzen Verwendung finden, in erster Linie Sag. natans, welche sich üppig vermehrt und auch reich blüht. Sumpfgase entwickeln sich bei Moorerde und Torfeinlage, doch sind dieselben den Fischen nur dann schädlich, wenn sie einem entweder sauren oder in Fäulnis übergegangenen Boden entstammen. Der An- sicht, daß Aquarien alle Jahre neu eingerichtet werden müssen, traten die Herren Fischer und Steiner entgegen, die Aquarien besitzen, welche den Bodengrund 3 — 4 Jahre alt aufweisen. — Zur Erzielung kräftig gedeihender Unter- wasser- und Sumpfpflanzen empfiehlt Herr Fischer bei deren Einsetzung ins Aquarium die Beigabe von etwas Schafdünger. Herr Eckert, welcher mit diesem Düngungs- mittel gleichfalls Versuche augestellt hat, äußert sich hierüber sehr lobend und kann es bestens empfehlen. — Daß im Laufe dieser Besprechungen auch die bekannte „Fettschicht“ und die „Wassertrübung“ zur Erörterung gebracht wurden, ist leicht denkbar und wurden auch mehrere Mittel zur Verhinderung derselben angegeben. — Über ein Mittel zur Verhütung der Wassertrübung wird nächster Zeit Herr Fischer in den „Blättern“ be- richten. — Ein in No. 3 der „Nerthus" angeführtes Mittel zur Heilung erkrankter Fische, wurde in geeigneten Fällen anzuwenden beschlossen. — Mit Bezugnahme auf einen Artikel des Herrn Dr. AVerner berichtet der Verein „Isis“ in No. 4 der „Blätter“ daß die Tropidonotus fasciatus schon mehrfach gezüchtet worden sei und lebende Junge zur AA'elt bringe. AVir sind in der Lage dies gleichfalls bestätigen zu können und besitzen sogar noch einige Exemplare aus einer großen Anzahl, die seinerzeit in den Terrarien unseres verstorbenen Mitgliedes Dr. Brunhübner das Licht der AVelt erblickten. Dieser Herr hatte auch ein Dutzend kleiner Tropidonotus fasciatus ausgesetzt, leider ohne uns den Ort anzugeben. Auch unser an- wesendes Mitglied Herr Bonnenberger berichtet über die Geburtsvorgänge der Tropidonotus fasciatus, daß, wie er beobachtet, die Jungen mit einer feinen durchsichtigen Eihaut zur Welt kommen. Diese Hülle platzt jedoch sofort und das befreite Junge kriecht ausgebildet munter umher. - Zur Vorzeigung bringt Herr Eahrenhollz ein kleines Petroleumlämpchen, welches alleu praktischen An- sprüchen gerecht wird. Dieses Lämpchen hat den A’^orteil, daß OS exj)losionssicher ist. keinen Zylinder besitzt, nicht dunstet, gut heizt und billig ist. Da es außerdem beliebig hoch und niedrig geschraubt werden kann, so dürfte in Anbetracht aller dieser Vorzüge dies Lämpchen als ein- fache aber zweckmäßige Terrarienheizung zu empfehlen sein. Das rege Interesse seitens der Mitglieder veranlaßt den Vorsitzenden sofort eine größere Anzahl dieser Lämp- chen zu bestellen und zum Selbstkostenpreise abzugeben. Vereins-Nachrichten. KJ9 — Einen gut entwickelten Teleskopen aus der Zucht zweier rein und normal entwickelter Schleierschwänze zeigt Herr Scholz vor. — Hie in verschiedenen Vereins- berichten aufgeworfene Erage, ob die Cahomha besser am dunklen oder an einem sonnigen Standort gedeiht, wurde eifrig besprochen und als Resultat der dunkle Standort als der beste bezeichnet. Die der Sonne ausgesetzten Cahomha setzen überhaupt zu viel Algen an, bleiben infolgedessen dünn und unscheinbar, während die wohl hell aber doch im Schatten stehenden volle und dicht bewachsene Pflanzen repräsentieren. Von dem neuen Leitfaden für „Aquarien- und Terrarienkunde“ von Dr. Zeruecke (Heßdörfer) wurden 2 Exemplare dem .Bücherverwalter übergeben. — Als weitere Spende für den Verein übergab Herr Seitz 500 Briefbogen, wofür auch an dieser Stelle bestens gedankt sei. „Triton“j Verein für Aquarien- und Terrarien-Eunde zu Berliii. (Eingetragener Verein.) V'^ereinslokal: Restaurant Örtler, Xarlstraße 27. 17. ordentliche Sitzung am 19. Eebruar 1904. Unter den zahlreich Versammelten hatten wir das Vergnügen, unser auswärtiges Mitglied Herrn Joh. Berg- Lüdenscheid und als Gast Herrn Dr. Erefft-Zehlendorf zu begrüßen. Als ordentl. Mitglied wurde Herr P. Häuss- ner-Erkner aufgenommen. Der irrtümlich mit zur Auf- nahme stehende Herr L. LT-ban wurde bereits in der 9. ordentlichen Sitzung aufgenommen. In der 21. \ov- standssitzung gelangten die Herren J. Breuer, Jagod- zinsky und Dr. Swarsensky, sowie die Vereine „Nym- phaea“-Leipzig und „Nymphaea“-Spandau zur Aufnahme. An dieser Stelle sei nachgeholt, daß auch der Verein „Heros“-Nürnberg sich für die ihm zu Neujahr gesandten Glückwünsche bedankt hat ; wir bitten diese durch ein Versehen entstandene Verzögerung zu entschuldigen. — Der 1. Vorsitzende schilderte in kurzen Zügen den Ver- lauf des Winterfestes, welches die zahlreichen Teilnehmer bis zum frühen Morgen zusammenhielt, und welches ein- stimmig als so' gut gelungen bezeichnet wurde, wie man es seit einigen Jahren leider nicht mehr gewohnt war. Wir möchten nicht versäumen, den Damen Frau Flem- ming, Frau Gehre. Fräulein Nitsche und Fräulein I. Zie- gelei- sowie den Hei-ren Diewitz, Jaeck, Metzdorf und Wächter nochmals unsern Dank für die zahlreichen und wohlgelungenen Vorträge abzustatten. Auch denjenigen, die so zahlreich zur Bereicherung der Tombola beigetragen haben, sei im Namen des Vorstandes gedankt. — Ferner bringt der I. Vorsitzende zur Kenntnis, daß der Vertrag mit Herrn Lehmann- Weißensee zum 1. April d. J. gelöst ist. Herr Lehmann hat die bei ihm befindlichen Akku- mulatorengläser käuflich erworben, die drei großen Aquarien und die drei 'J'errarien bleiben Eigentum des V'ereins, jedoch sind dieselben Herrn Lehmann zur Be- nutzung freigegeben, soweit der Verein derselben nicht bedarf. — Die Vorarbeiten für die Roßmäßler - Feier sind soweit gediehen, daß es uns gelungen ist, die 5 Ber- liner Vereine zu gemeinsamer Beteiligung zusammenzu- schließen. Ob es uns gelingen wird, sämtliche deutschen Vereine zum Anschluß zu bewegen, das wird die Zukunft lehren. Hoffen wir jodoch, daß unsere Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden, daß alle Vereine unter Hint- ansetzung persönlicher Interessen ihr Scherflein beitragen werden, damit es uns gelingt, in großem Maßstabe ein treffliches Bild unserer schönen Liebhaberei zu zeigen. Was den von einigen Seiten gehegten Zweifel betrifft, daß der Zeitpunkt für die Ausstellung, nämlich das Pfingsfest, nicht gut gewählt sei, so möchten wir be- merken, daß wir dasselbe mit Rücksicht auf den um diese Zeit hier tagenden Verband vorgeschlagen haben, doch ist darüber ein bestimmter Beschluß noch nicht gefaßt worden und wären uns geeignete Vorschläge sehr an- genehm. ^ Unsern Mitgliedern ist zugleich mit der grünen Karte ein Probeexemplar der neugegründeten „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“ zu- gegangen. Der Vorstand beabsichtigt die Tagesordnung auf der letzten Seite zu veröffentlichen und dann diese Zeitschrift anstatt der grünen Karte zugehen zu lassen. Sollten die Verhandlungen mit dem Verleger zu einem günstigen Resultat führen, so wird im nächsten Bericht noch genaueres erwähnt werden. — Vorgezeigt wurde eine Lesemappe, welche im Vereinslokal mit der neuesten Nummer der Vereinszeitung ausgelegt werden soll, außer- dem soll ein kleines Heftchen beigelegt werden, .welches die Vorteile enthält, die der Verein seinen Jlitgliedern gewährt. — An Eingängen liegen vor: Ir’reisliste von Henkel-Darmstadt ; Festzeitung und Liedei-biich vom Winterfest des befreundeten Vereins zu Dortmund; „Fischerei-Zeitung“ Heft 6 mit einer Mitteilung über den kleinsten Fisch der V'elt in einem Bergsee auf Luzon ; „Allg. .Fischerei-Zeitung“ Heft 4; „Haus, Hof und Garten“ Flo. 4 — 6. Der „Lehrmeister im Garten und Kleintierhof“ enthält in No. 18 einen mehr für Fein- schmecker als für A(juarienliebhaber iuteressaid.en Auf- satz über die verschiedenen Karpfeuarten, und in No. 20 einen Aufsatz des Herrn Welke- Dortmund über: „Mein Terrai-ium“. ln No. 19 derselben Zeitschrift finden wir einen Artikel über den bereits im Verein besprochenen elektrischen Springbrunnen „Universal“. Aul eine Auf- forderung, dem „Triton“ ein .Exemplar zur Probe und Begutachtung zu übersenden, haben die Fabrikanten nicht geantwortet, üb der Apparat so vorzüglich ist, daß er eine Beurteilung durch den „Triton“ nicht nötig hat? In der Februar-Nummer der deutschen „Fischerei-Korre- spondenz“ ist ein sehr lehrreicher Aufsatz über die Färbung der Fische enthalten : die LTrsache der Fäi'bung sind be- sondere Farbstoffzellen : Chromatophoren ; sie liegen in mehreren Schichten über einander in der Haut und be- sitzen die Fähigkeit, sich zusammenzuzieheu und aus- dehnen zu können. Ausgedehnt bilden sie sich weit ausstreckende Verästelungen, die mit ihrem dunklen In- halt den Untergrund übermalen und so verschiedene Färbungen verursachen. Diese Farbstofi'zellen verändern auch ihre Stellung, indem sie in der Haut auf- und ab- wärts steigen. Farbenveränderungen, die hierdurch ver- ursachtwerden, werden viel langsamer wieder ausgeglichen. Es gibt nur 2 Arten von Farbstoffzellen, schwarze und rote, die ersteren sind bedeutend größer und daher wir- kungsvoller. Albinismus bei den Fischen ist sehr selten, aus bisher noch unbekannten Ursachen ist kein Farbstoff in der Haut abgelagert, durch die farblose Haut schimmern die Blutgefäße mit ihrem Inhalt, wodurch die blaßrote Färbung erzeugt wird. Vollkommene Schwarzfärbung oder Melanismus hat der Verfasser nicht beobachtet, im Triton sind aber schwarze Teleskopen und Himmelsaugen nicht unbekannt. Die Ursache hierfür sollen die An- wesenheit eines Parasiten — Diplostomum cuticula — und schlechte Ernährung sein. Die Gelbiärbung, die sich am ausgeprägtesten beim Goldfiscli findet, aber auch sehr vielen andei’en Fischen eigentümlich ist, beruht darauf, daß die schwarzen Farbstoffzellen verschwunden und die roten nicht nur an ihre Stelle getreten, sondern auch noch mit einer orangegelben, ölartigen Flüssigkeit durchdrungen sind. Hier sollen eisenhaltiges Wasser und die Ernährung mit bestimmten Nahrungsmitteln die Ursache sein. Eine sehr selten beobachtete Erscheinung ist die Alampie oder Glanzlosigkeit. Der Glanz der Fische rührt von mikroskopisch kleinen Kristallen her, die hinter den Schuppen liegen und als Guanin chemisch bestimmt worden sind, das Fehlen dieser Kristalle bedingt ein Durchscheinen der unter den glanzlosen Schuj)pen lie- genden Haut. Die Blaufärbung endlich wird durch Über- lagern der schwarzen Farbstoffzellen von einem trüben- den Medium. Oberhaut oder Schleim bedingt. Der Ver- fasser, E. Leonhardt, bewundert mit Recht, mit wie ein- fachen Mitteln die Natur große Wirkungen erzielen kann. Aus „Nerthus“ Heft .4 gelangen die interessierenden Ar- tikel zur Besprechung. — In dem im Bericht über die 15. ordentl. Sitzung angegebenen Maßnahmen des Herrn Hamann-Danzig muß es heißen : ,, badet Plerr Hamann dieselben während des Winters 2 — 3 mal je 30 Minuten in einer 2®/oigen Kochsalzlösung. Der von Mulertt in Wiesbaden in den Handel gebrachte Aquariumkitt besteht nach Angaben des I. Vors, aus gleichen Teilen Mennige und weißem Ton; im Kleinhandel kostet ersteres 40 Pfg. letzterer 20 Pfg. pro Pfund, mithin 450 gr., für welche Herr Mulertt 2 Mk. nimmt, 27 Pfg. 2 Proben Fischfutter, die von dei’selben Firma in Form kleiner Fadennudeln in den Handel gebracht werden, bestehen das eine aus Stärke, das andere aus Hafermehl, letzteres dürfte seines hohen Stickstoffgehaltes wegen nicht ganz ohne Wert sein ; die Preise sind nicht bekannt. — Für die Bücherei stiften Herr Kuckenburg Band XI von „Natur und Haus“, 110 V ereins-N achrichten. Herr Köhler von der „Nymphaea“-Leipzig Heft 3 der „Photographischen Rundschau“, in welchem ein von ihm verfaßter’H? Artikel über: „Blitzlichtaufnahmen lebender Fische“ enthalten ist. Beiden Spendern besten Dank. — Zur Voi’zeigung gelangen durch Herrn Reichelt ein wunderbares Exemplar einer Schildkröte aus Ceylon: Emyda granosa und eine Kajuga tectuni. Die Ver- steigerung eines von- Herrn Reichelt gestifteten Paares von Anabas scandens hildeie den Schluß der Sitzung. E. Diewitz, II. Schriftf. 18. ordentliche Sitzung vom 4. März 1904. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der 17. ordentlichen Sitzung teilt der 1. Vorsitzende mit, daß der Vorstand zu seinem größten Bedauern sich ge- zwungen sah, ein in Bad Oynhausen wohnendes Mitglied wegen Nichtzahlung des Beitrages zu verklagen, weil mit demselben eine V^erständigung nicht möglich war, da es die Annahme von Briefen verweigerte. In der 22. Vor- standssitzuug wurden die Herren E. Heidemann, Dr. med. Schnee, H. Stnve, Dr. med. G. Weimer sowie der Verein „Naturfreund“ als korrespondierende Mitglieder aufge- nommen. — ünsern Mitgliedern wird vorläufig vom 1. April bis 1. Juli die neu gegründete Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkuude als Ersatz für die grüne Karte zugehen; der Vorstand hofft das Einverständnis aller Mitglieder für sich zu haben, da durch die Wochen- schrift den Mitgliedern mehr geboten wird als durch die grüne Karte, ohne daß denselben pekuniäre Opfer auferlegt werden. Sollte diese Neuerung Anklqng finden und der Verleger den Versand ])ünktlich durch- führen, so soll die Bekanntgabe der Tagesordnung durch die Wochenschrift dauernd eingeführt werden. — Der vom Kassenführer vorgelegte monatliche Kassenbericht schließt mit einem Bestand von 6112.29 Mk., einschließ- lich der Gelder für den Glashausbau. - Die Be- arbeitung der von Herrn Hamann-Danzig vor- g e s c h 1 a g e n e n J a h r e s ii b e r s i c h t ü b e r N e u e r u n g e n , Neueinführungen und Erfahr ungen auf dem Ge- biete unserer Liebhaberei hat unser Mitglied Herr P. Weber, Postassistent Prag: Hauptpost freundlichst übernommen. Wir richten noch- mals an unsere Mitglieder sowie überhaupt an alle Liebhaber und Händler die herzl iche Bitte, Herr n Weber in der Dnrchfü hru ng dieser schwie- rigen, aber für alle Liebhaber so wertvollen Jahresübersicht nach besten Kräften zu unter- stützen; nur durch Mitwirkung aller Inter- essenten kann etwas wirklich Vollkommenes geschaffen werden. Mitteilungen wolle man direkt an Herrn Weber oder an Herrn Dr. Ziege- ler-Spandau, Jagowstr. 4 gelangen lassen. Wil- ma dien noch darauf aufmerksam, daß auch die scheinbar geringfügigste Erfahrung oder Ent- deckung zur Mitteilung gelangen sollte, da die- selbe u n t e r U m s t ä n d e n von großem Werte f ü r die Allgemeinheit sein dürfte. Also auf: Alle Aquarien- und Terrarienfreunde, trage jeder sein Scherflein bei! — Im Einlauf befinden sich Danksagung unseres Ehrenmitgliedes des Herrn General- Leutnants Exzellenz von Depp für die Neujahrsgratulation, Grußkarte von Dr. Elsässer-Barmen aus Grasse-Frank- reich, Einladung der „Vallisneria“-Magdeburg zum 9. Stiftungsfest, Arbeitsplan für März der „Deutschen Gesellschaft für volkstümliche Naturkunde“. Aus den vorliegenden Zeitschriften kommen die interessierenden Artikel zur Verlesung und Besprechung. Einige Ver- wunderung erregte die in Heft 4 der „Nerthns“ ent- haltene Rezension der II. Auflage des Zernecke’schen Leitfadens. Wenn auch der Verfasser zum Schluß be- merkt, er habe sich bemüht, das neue Werk sine ira et Studio zu würdigen, so können wir uns doch nicht des Gefühles enthalten, daß die Mühe, die er sich gegeben hat, nicht allzu groß gewesen ist. Zu der Bemerkung über Dreissena polymorpha teilt Herr Dr. Ziegeler mit, daß sich in einem seiner Aquarien eine Dreissena pol. schon seit 10 Monaten sehr wohl befindet. — Das kürzlich von Herrn Reichelt für die Sammlung gestiftete Chamaeleon ist als Chaniaeleon montan, bestimmt worden, jedoch stammt dasselbe nicht aus Ost- Afrika, sondern aus Kamerun. Herr Dr. Schnee zeigt ein von ihm ge- fertigtes Präparat eines Fischkopfes vor, welches in den Kiemen einen Fremdkörper, nämlich den Teil einer Schnecke erkennen ließ. Jedenfalls hat der Fisch bei dem Versuch, eine Schnecke zu verzehren, einen Teil des Gehäuses von innen in die Kiemen hineingedrückt. Leider ließ sich nicht feststellen, wie lange dieser Fremdkörper an seinem Platze gelegen hat, und ferner wäre es inter- essant zu erfahren, ob schon anderweitig ähnliche Beob- achtungen gemacht worden sind. Herr Brandt bemerkt hierzu, daß er einmal, nachdem er seine Haplochilus panchax mit Schabefleisch gefüttert hatte, beobachtet habe, wie dem einen der Fische gleichsam 2 lange Fäden hinter den Kiemeudeckeln hervorragten. Bei näherem Zusehen erwiesen sich diese Fäden als Teile der kurz zuvor gereichten Nahrung, die also auch von innen durch die Kiemen gedrängt worden waren. Herr Brandt zog die Fleischfasern heraus, ohne daß dem Fisch dadurch irgend welcher Schaden verursacht worden wäre. — Für die Bücherei, die durch Herrn Dr. Ziegeler und Nauke revidiert und richtig gestellt worden ist, stiften Herr Prof. Hofer-München sein kürzlich erschienenes Werk über Fisehkrankheiten und Herr Dr. Schnee 6 von ihm ver- faßte Aufsätze: 1. Zoologisches von einer Reise Jaluit- Sidney; 2. Biologische Notizen über Hygosoma cyanurum hess. sowie Lepidodactylus lugubris D. & B.-, 3. Über eine Sammlung südbrasilianischer Reptilien und Amphi- bien nebst Beschreibung einer neuen Schildkröte (Plat- emys Werneri)-, 4. Einige Notizen über Weichschild- kröten; 5. Zoologisches von einer Segelschiffreise im Stillen Ozeane; 6. Einige Bemerkungen über die Tier- welt der Litoralregion von Jaluit. Für die Sammlung hat uns Herr Brüning diverse mikroskopische Präparate geschenkt. Allen Gebern herzlichen Dank. Zur Vor- zeigung gelangen durch Herrn Dr. Ziegeler Samen und Früchte von Glyceria fluitans, welche als Mannagrütze in den Handel kommen; durch Herrn .lurascheck ver- schiedene mit Karpfenläusen behaftete Flitterfische und durch Herrn Reichelt 2 indische Steinbeißer, die sich von den unsrigen nicht sonderlich unterscheiden. Zum Schluß gelangten von Herrn Preuße gestiftete Spelerpes fuscus und eine Damonia revesii zur Versteigerung, die bei den billigen Preisen bald Abnehmer fanden. E. Diewitz, II. Schriftf., N.W. 40 Haidestr. 33. 5, Iris“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Frankfurt a. M. Vereinslokal: Restaurant „Höchster Bräuhans“. Sitzung vom 20. Januar 1904. Der erste Vorsitzende eröffnet um Uhr die Sitzung. Anwesend sind 35 Mitglieder und Gäste. Das Protokoll wird wie niedergeschriebeu genehmigt. Im Einlauf: Karten der Herren Unger aus Köln a. Rh. und Fischer, Hanau, ein Schreiben der „Hottonia“, Darm- stadt, sowie ein Ausstellungskatalog des hiesigen Kanarien- klubs „Canaria“. An Zeitschriften liegen auf: „Natur und Haus“ No. 7. Die „Blätter“ No. 2. Als außer- ordentliches Mitglied wird Herr Bachmann aufgenommen. Als ordentliche Mitglieder haben sich angemeldet die Herren Spody, Maus, Stettner und Klug. Der bereits angemeldete Vortrag mußte leider ausfallen, da Herr Reitz durch Krankheit am Erscheinen verhindert wurde. Der Vorsitzende verliest an dessen Stelle einen Artikel aus dem erschienenen Heft „Natur und Haus“. Um einen regelrechten Austausch der Bibliothek stattfinden zu lassen, ersucht der Vorsitzende die Mitglieder, die entliehenen Bücher, wenn möglich in der statutengemäß festgesetzten Zeit von 14 Tagen zurückzugeben. Zu der üblichen Gratisverloosung hatten die Herren Stettner, Hiokstein, Becker und Reitz in liebenswürdigster Weise, Goldschleihen, Bitterlinge, Haseln, Ellritzen, Zwerg- welse, Goldorfen, Spiegelkarpfen, Sonnenfische, sowie an Pflanzen Cabomba, Heteranthera, Hydrilla, Myriophyllum scarbatum, Fontinalis, Hottonia palustris, Lysimachia num- mularia, Elodea densa, Ranunculus aquatilis, Vallisneria spiralis und Callitriche vernalis zur Verfügung gestellt. Den Spendern sei hierdurch herzlich gedankt. Ein Teil der Fische kamen noch zur Versteigerung und werden dadurch dem Fischfonds Mk. 2.20 zugeführt. Da das jetzige Vereinslokal sich als zu klein erweist, auch durch sonstige Mängel viel zu wünschen übrig läßt, beabsichtigt der Vorstand sobald als möglich Umschau nach einem passenden Lokal zu halten. Schluß der Sitzung Uhr. V ereins-N achrichten. 111 Sitzung vom 3. Februar 1904. Vereinslokal: „Hofbräuhaus Alemannia“, Schillerplatz. Eröffnung der Sitzung Uhr. Herr Stollhoff gibt den Mitgliedern bekannt, daß das altrenommierte Lokal der Alemannia am Schillerplatz als neues Lokal gewonnen wurde und glaubt der Vorstand nicht schlecht gewählt zu haben, was auch der gute Besuch von 44 anwesenden Herren bekundet. Das Protokoll der letzten Sitzung wird mit einer kleinen Abänderung genehmigt. Im Eingang : Heft No. 9 von „Natur und Haus“, eine Karte von Herrn Unger aus Köln, ein Schreiben der „Senckenbergischen Gesellschaft“, worin unsere Mitglieder zu einem Vortrage des Herrn Dr. Winter eingeladen werden. Herrßeitz bedauert schriftlich, an den Sitzungen noch nicht Teil nehmen zu können, hofft aber in aller Kürze sein Versprechen, betrefiend des bereits angemel- deten Vortrages, einzulösen. Ferner teilt Herr Meyer dem Vorstand mit, daß er gewillt ist, dem Verein einen Teil eines von ihm selbst gemieteten Gewächshauses ab- zugeben. Der Vorsitzende ersucht Herrn Meyer, einen Bericht der eventuellen Unkosten für Miete, Feuerung, Reparaturen vorzulegen. — Als ordentliche Mitglieder werden aufgenommen die Herren Klug, Maus, Spody und Stettner ; angemeldet haben sich die Herren Hibon, Luther und Müller. — Zu der üblichen Gratisverloosung waren verschiedene Barsche, Bitterlinge, Goldorfen, Welse, so- wie Blumentöpfe, Futterringe, Fischfutter und 2 Triton cristatus von den Herren Uhl, Pittrich, Kiel und vom Verein selbst gestiftet. Den Gebern sei hierdurch noch- mals herzlich gedankt. Schluß der Sitzung Uhr. „Lotus‘^5 Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Clubabend in Jos. Gruss’ Restauration IX. Währinger- straße 67. Sitzung vom 5. Februar 1904. Im Einlauf Zuschrift des Herrn Hauptmann Funk, daß er wegen Überbürdung mit Berufspflichten leider aus dem Verein austreten müsse. Herr Gloß fragt an, was wohl die Ursache sein könnte, daß seine Seeschild- kröte die Futterannahme verweigert. Wird Herrn Assi- stent Dr. Werner zur gefl. Beantwortung überwiesen. Herr Baron Phull jr. reklamiert einige Nummern der Blätter, was inzwischen durch Herrn Kassierer Demuth erledigt wurde. Von Frau Leopoldine Wessely gelangt ein Dank- schreiben wegen Beteiligung am Begräbnis ihres Gatten zur Verlesung. Einige No. der öst. „Fischerei-Zeitung“; Prospekte des „Tierfreund“ Braunschweig; Einladungs- karte des „Triton“; Heft 8 und 9 „Natur und Haus“. — Schriftführer Wessely verliest das letzte Protokoll, Obmann Müllauer bringt den Brief des Dr. Carow an den „Triton“ bezüglich Glashausfond zur Verlesung und entspinnt sich hierüber eine längere Debatte. Herr Wessely zeigt 5 Nummern des „Wissen für Alle“, in welchen ein längerer und besonders für Anfänger in unserer Liebhaberei lesenswerter Artikel über Aquarien- und Terrarienpflege enthalten ist. — Herr Ringel teilt mit, daß durch eine parasitäre Krankheit seine ganze schöne Sammlung Schleierschwänze eingegangen sei. — Herr Beck hat in einem Gesellschaftsaquarium mit ca. 85 Liter Inhalt, reichlich bepflanzt, mit Kesseldurchlüfter, folgende Fische: 2 Schlammbeißer, 2 Steinbeißer, 2 Zwerg- welse, 6 Ellritzen, 5 Lauben, 4 Brachsen, 4 Bitterlinge, 2 Spiegelkarpfen, 4 Gurami, 1 Ohanchito (17 cm lang), 2 Geophagus, 2 Goldschleihen, 3 Goldorfen. 1 Goldfisch, 1 Neetroplus, 2 ung. Hundsfische, 1 Sonnenfisch, 1 Diamant- barsch, 1 Calicobarsch und 2 Forrellenbarsche, wahrlich eine gemischte Gesellschaft und trotzdem herrscht nach Aussage des Herrn Beck das beste Einvernehmen zwischen denselben. Sitzung vom 4. März 1904. Anwesend sind die Herren Demuth, Eckhard, Riedel, Müllauer, Wessely. — Im Einlauf: Einladung zur Aus- stellung des 1. öst. Geflügelzucht-Vereins. Zuschrift des Heri’n Schmidt wegen eines Durchlüfters. Offerte in Wasserpflanzen von Herrn Aug. Müller in Linz. Zu- schrift des Herrn Philippitsch, welcher beabsichtigt, in Wien ein Aquarium zu errichten. Obmann teilt mit, daß er sich mit einer Forellenzuchtanstalt ins Einver- nehmen zu setzen gedenke, um eine korporative Besichti- gung durch die Mitglieder des „Lotus“ zu ermöglichen. W. „Humboldt“, Verein für Aquarien- und 4'eri’arienkunde, Hamburg. (R. V.) Vereinslokal: St. Georger Vereinshaus, Gri.>ßo Allee 45. Versammlung am 3. März 1003. Eingegangen sind u. A. Zirkular der „Isis“. Fest- zeitung des „Triton“ von dessen Winterfest, 2 Preis- verzeichnisse der Firma H. Henckel, Darmstadt, Schreiben des Vereins „Sagittaria“, Hohenstein-Ernstthal und ein Zirkular der 5 Berliner Vereine, betr. eine im Jahre 1905 zur Erinnerung an den vor 50 Jahren in der Gartenlaube erschienenen ersten Artikel Roßmäßler’s über unsere Liebhaberei zu veranstaltende Ausstellung. Auf Antrag und einstimmigen Beschluß soll die Angelegenheit auf die Tagesordnung der nächsten ordentlichen Versammlung gesetzt werden. Herr Dr. Wolterstorlf -Magdeburg hat unsere Bibliothek wiederum mal dui’ch Übersendung eines Sonderabdrucks seiner Abhandlung „Uber Triton blasii de l’Isle und den experimentellen Nachweis seiner Bastard- natur“ bereichert. Herr W. Köhler-Leipzig hat uns ein Exemplar der „Photographischen Rundschau“, enthaltend einen Aufsatz aus seiner Feder über „Blitzlichtaufnahmen lebender Fische“ übersandt. Beiden Herren sei an dieser Stelle nochmals gedankt. — Darauf hielt Herr Hermann Claassen über das Thema „Der heutige Stand der Lieb- haberei“ einen Vortrag, wofür ihm seitens der Anwesenden lebhafter Beifall gezollt wurde. Der erste Vorsitzende Herr Peter dankte Herrn Claassen für seinen Vortrag, der, möge auch der Einzelne einen Standpunkt einnehmen, welchen er wolle, doch insofern allgemeine Anerkennung verdiene, als er mit beredten Worten wieder einmal eine Lanze für das Gesellschaftsaquarium und die Pflege des „Einheimischen“ breche. — Herr Peter bemerkt sodann, daß in Heft 4 der Nerthus über die 2. Auflage des Leit- fadens von Dr. Zernecke eine Kritik enthalten sei, worin u. A. gesagt sei, „daß überhaupt keine Aquarienliteratur berücksichtigt sei, außer der, welche in „Natur und Haus“ veröffentlicht“, und an anderer Stelle „daß es des Buches unwürdig sei, im Text wie in den Fußnoten soviel Reklame für „Natur und Haus“ zu treiben“. Er erblicke hierin einen schweren Vorwurf gegen den Verfasser und seine Mitarbeiter; denn es sei unmöglich, ein zeitgemäßes, auf der Höhe stehendes, einwandfreies Fachwerk zu schaffen, wenn man nicht die gesamte, einschlägige Fachliteratur kenne und berücksichtige; nicht nur in „N. & H.“, sondern auch in den anderen Fachzeitschriften würden von bedeutenden Liebhabern Aufsätze veröffent- licht, die mehr oder weniger unbedingt Berücksichtigung finden müßten; brauche man aber andere (Quellen, so erheische es einfach der Anstand, diese auch zu nennen. Er halte es für selbstverständlich, daß der bezw. die Verfasser eines solchen Werkes, ohne jede Rücksicht auf die Person, lediglich das Interesse der Sache im Auge haben und rein objektiv urteilen müssen. Er (P.) habe auch an der 2. Auflage mitgearbeitet und sei als Mitarbeiter in dem Vorwort genannt, weshalb er sich veranlaßt fühle, die Sache hier zur Sprache zu bringen und den erhobenen Vorwurf seinerseits ganz energisch zurückzuweisen ; er habe streng nach seinen eben entwickelten Grundsätzen gehandelt, wie dies auch ohne weiteres aus den Hinweisen auf die „Blätter“, die „Nerthus“ usw. in den beiden von ihm bearbeiteten Kapiteln sich ergebe. Er habe objektiv und gerecht Freund wie Gegner behandelt, und die betr. Kapitel, wie es die Sachlage erfordert, dem heutigen Stande der Lieb- haberei entsprechend umgearbeitet und hoffe, die ihm gestellte Aufgabe be’friedigend gelöst zu haben. — Als- dann wurde beschlossen, die erste diesjährige Exkursion am Karfreitag, den 1. April, zu veranstalten und zwar nach der Elbinsel Waltershof, Abfahrt von den St. Pauli- Landungsbrücken morgens 9 Uhr. Es wurde noch in eine Besprechung über die Feier des diesjährigen Stiftungs- festes eingetreten, dieselbe aber auf die nächste Sitzung vertagt. Dann teilt Herr Peter mit, daß er kürzlich Gelegenheit gehabt habe, ein Probeheft der „Bibliothek des allgemeinen und praktischen Wissens“ aus dem be- kannten Verlage von Bong & Co. zu sehen. Darin sei eine Abbildung vom Zwergstichling, darunter stehe Gastrosteus aculeatus. Abgesehen von der unrichtigen Schreibweise: Gastrosteus statt Gasterosteus, heißt der Zwergstichling oder der neunstachlige Stichling aber Gasterosteus pungitius, G. aculeatus ist der Name des 112 V ereins-N achrichten. dreistacliligen Stichlings oder Stechbüttels. Es sei doch bedauerlich, daß in einem solchen Werk ein so unbe- greiflicher Fehler vorkomme. — Darauf wurde aus dem „Hamburger Correspondenten“ ein Aufsatz eines Herrn Prof. Dr. Augustin über „Brutpflege der Fische“ verlesen, ln der darauf folgenden Besprechung hebt der Vor- sitzende hervor, daß es gewiß erfreulich sei, wenn durch derartige Artikel, die an sich interessant, auf unsere Sache hingewiesen werde, noch erfreulicher würde es aber sein, wenn die Verfasser solcher Artikel sich auch praktisch mit der Sache befassen würden — denn dann würden die Aufsätze nicht minder interessaiil , aber wahrer und sachdienlicher werden. So vermissen wir in dem er- wähnten Aufsatz die vollkommenste Art der Brutpflege, die Ptlego. der Brut im Mutterleibe, wie wir sie bei den lebendig gebärenden Kärpflingen kennen. Der pater fainilias darf wohl mit ziemlicher Sicherheit als eine mater fainilias, nämlich als Chroniis multicolor klassiüziert werden. Ebenso vermuten wir unter dem „Regenbogen- fisch“ aus Hindostan einen schon wnssenschaftlich fest- gestellten und eingeführten Labyrinthfisch. Wir ver- missen hier auch einen, wenn auch nur kurzen Hinweis auf die beiden so hoch interessanten Akte: das Liebes- "werben und die Paarung. — Vom Stichling, der nebenbei bemerkt, im Plattdeutschen nicht Stichlegrindje sondern Sticklegrind heißt, gibt es zwei Arten, die jede ein anderes Hochzeitskleid anlegen und ganz verschieden ihr Xest bauen. Daß der Bitterling wegen seines bitter- schmeckenden Fleisches im Wilksmunde ,.Schneider- karjifen“ heißen soll, dürfte wohl auch ein Irrtum sein; im Volksmund bezeichnet man unter ,,Sniderkarpen“ oder ..Schneiderkarpfen“ den Hering und zwar den gesalzenen. A. B. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. (E. Y.) Vereinslokal: Cafe-Restaurant „Deutscher Hof“. Donnerstag, den 17. Dezember 1903. Das Protokoll der letzten Vereins-Versammlung wird verlesen und genehmigt. — Im Einlauf: Verschiedene Offerten, außerdem an Zeitschriften „Nerthus“ Heft No. 50. Zu erwähnen ist ein Aufsatz von C. Brüning-Hamburg über den echten Piratenbarsch {Apliredoderus sayanus). Durch Herrn Feichtinger wurde abermals eine Anzahl Verzeichnisse der in Bayern rechts des Rheines vor- kommenden Kriechtiere und Lurche gedruckt. Wir haben dieses Ahrzeichnis an die Mitglieder bereits verteilt. Herr Buchhold demonstriert das gut erhaltene Präparat eines afrikanischen Chamaeleons {Chamaeleon meliert Gray). Dieses in Britisch- und Deutschostafrika vorkommende Chamaeleon zählt zu den Riesen der Familie. Herr Buchhold gab dann in längerer Ausführung recht inter- essante Erläuterungen über die sogenannten Drehwürmer, in welchen wir weiter nichts als die Larven einiger Stechfliegen zu erblicken hätten. Herr Rembold stiftete einen Fragekasten. Zwei eingelegte Fragen gaben Ver- anlassung zu einem längeren regen Gedankenaustausch. Herr Schultz fragt wegen Dekorationsmaterial für unser V ereinslokal an. — Die nächsttreffende Vereinsversamndung (Weihnachtsabend) und die übernächste (Sylvesterabend) fallen aus. Eine Versammlung findet sonach erst wieder am 7. .lanuar 1904 statt. — Herr Kainradi und Herr TIrl verabschieden sich von den anwesenden Herren, um demnächst nach dem Gardasee zu übersiedeln. Ivisere Glückwünsche begleiten die beiden Herren. — Zum Schluß des offiziellen Teiles der Versammlung wünscht der Vor- sitzende allen Vereinsangehörigen, insbesondere den an- wesenden Herren ein fröhliches Weihnachten und glück- liches Neujahr und fügt an, daß unsere Glückwünsche allen Vereinen, mit welchen wir in gegenseitiger Mit- gliedschaft stehen, zugehen werden. Donnerstag, den 7. Januar 1904. Zur 45. und letzten Vereins-Versammlung im Ge- schäftsjahr 1903 begrüßt der V'^orsitzende die erschienenen Herren. — Im Einlauf: Neujahrsgratulationen und Karten der Vereine „Heros“-Nürnberg, „Humboldt“-Hamburg, „Nymphaea alba“ -Berlin und „Wasserrose“-Dresden, weiter des Herrn Dr. E. Bade - Berlin, Herrn Uri aus Riva und des Herrn Kämmerer aus Chartum an den V^orsitzenden, ferner im Einlauf: Empfehlungsschreiben des Herrn Kohl, Pianisten hier und des Herrn Fritz Baumgärtner vom Verkehrsbureau. Tagesordnungen liegen auf von den Vereinen „Triton“-Berlin und „Humboldt“- Hamburg. Ein Herr Architekt Metzger, hier, ließ uns verschiedene ältere Zeitschriften und kleinere in unseren Rahmen einschlägige Bücher gratis übermitteln. Herr Oberexpeditor Paukner teilt uns seine Versetzung von Nürnberg nach Landshut mit und übermittelt uns gleich- zeitig seine Glüchwünsche. Ihren Austritt aus den Ver- ein erklären die Herren Rist in Ottobeuren und Oelbaum hier. Herr Ingenieur Karl Schmid, hier, teilt uns mit. daß er in der Lage ist, unseren Mitgliedern verschiedene yalmoniden-Arten und auch andere heimische Fische zu niedrigen Preisen zu verschaffen. Herr Schmid erklärt sich ferner bereit, die unserer V^ereins-Sammlung noch fehlenden Arten heimischer Fische bald zu beschaffen. Unser Ehrenmitglied Herr Professor 0. Boettger- Frank- furt a. M. läßt uns durch Herrn Müller seine Glück- wünsche übermitteln. Herr Müller referiert sodann über einen im „Zoologischen Garten“ Heft No. 12 nieder- gelegten Vortrag des Herrn Dr. med. August Knoblauch über „Unsere einheimischen Schwanzlurche in der Ge- fangenschaft und ihre Entwicklung“, und spricht sich über die Ausführungen nach jeder Richtung hin aner- kennend aus. Dieser Vortrag wurde gehalten in der „Vereinigung der Aquarien- und Terrarienfreunde“ zu Frankfurt a. M. und zählt tatsächlich weitaus zum besten, tvas wir seit längerer Zeit auf unserem Gebiete zu lesen bekommen haben. Die Darlegungen des Herrn Dr. Knob- lauch müssen jeden Beobachter, der sich auf das manch- mal recht mühsame Gebiet der Molchpflege und Molch- zucht begeben hat, erfreuen und aufs neue anregen. Die feine Art seiner Beobachtung, die Mitverwertung der ein- schlägigen Literatur und nicht zum niindesten die Wieder- gabe seiner eigenen Beobachtungen sind einfach muster- gültig. An weiter aufliegenden Zeitschriften ist anzu- führen: „Natur und Haus“ Heft No. 6. Diese No. ent- hält einen Aufsatz von Herrn Josef Scherer-München „Im Karstgebirge“. Von der bei.gefügten Tafel will uns die Abbildung von Lacerta mosorensis Colomb und La- certa litoralis Werner ty}). Männchen noch am besten gefallen. Es scheint, daß auch die Reproduktion der Tafel zu wünschen übrig läßt. Der Aufsatz Scherers ist speziell für denjenigen, der beabsichtigt, diese Gebiete des Karstes zu betreten, nicht uninteressant, wenn man auch sonst mit mancher seiner besonders spekulativen Äußerungen, wie z. B. : „Hieraus ergibt sich die inter- essante Tatsache, daß die var. oUvacea vorwiegend die Schöpfung des Küstenklimas und somit auch der Meeresluft ist, wofür ihr ausschließliches Vorkommen auf einigen dalmatinischen Inseln spricht“ oder „Es ist meiner Ansicht nach nicht ausgeschlossen, daß die ge- zeichnete Utoralis-Y orm bei stets zunehmender Verände- rung schließlich weiter nach Osten oder Nordosten hin in eine verwandte Art übergeht und sich dort ent- weder als Stammform oder als Ausläufer einer solchen repi’äsentiert“, nicht einverstanden sein oder diese Aus- führungen nicht recht verstehen kann. Der Tatsache, daß Herr Scherer Lacerta mosorensis zuerst in Montenegro nachweisen konnte, haben wir schon früher gedacht. Aus dem „Triton“-Bericht der 11. Sitzung erhellt, daß nach einer Mitteilung des Herrn Hesdörffer Elodea densa mit Elodea canadensis absolut nichts gemein hat. ,. Blätter“ No. 24. Mit der vorstehenden No. der „Blätter“ schließt der Jahrgang XIV. Wir möchten nicht versäumen, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, daß Redaktion und Verlag nichts versäumt haben, die „Blätter“ nach jeder Richtung hin zu verbessern und auszugestalten und so ist für unsere Sache aus der einst von einer Seite im abfälligen Sinne mit „Blättchen“ be- urteilten Zeitschrift ein recht beachtenswertes Blatt ge- ■worden. Nachrichten der „Salvinia“ -Hamburg. „Nerthus“ Hefte No. 51 und 52. Im laufenden Jahre wird diese Zeitschrift nur mehr jeden zweiten Sonntag erscheinen. In No. 51 berichtet Herr Walther Köhler über Chromis multicolor Schoeller und in No. 52 bringt Herr Köhler den Schluß seines Aufsatzes. — Der Vorsitzende erinnert an die am 14. Januar stattfindende ordentliche Mit- glieder-Versammlung. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’sehenVerlagsbuchhandlungin Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M. (Nachdruck verboten.) Kriechende Terrarienpflanzen und ihre Kultur. Von H. Baum, Rostock. (Mit 3 Original -Aufnahmen.) \m dem Terrarienbesitzer die Auswahl unter den kriechenden Terrarienpflanzen zu erleichtern, sollen im Nachfolgenden die besten der sich zu diesem Zwecke eignenden Pflanzen besprochen werden. Die unter diesen beflndlichen besseren und zerbrechlichen Pflanzen dürfen natürlich nicht in solche Terrarien gepflanzt werden, welche starke und schwere Tiere be- herbergen. Als erste, man möchte sagen, für jeden Terra- rienbesitzer unentbehrliche Pflanze muß Trades- cantia viridis L. genannt werden. Die Pflanze ist wegen ihrer Härte, Ge- nügsamkeit und dankbaren Wachstums so bekannt, daß man von einer Beschrei- bung und Kulturangab e getrost absehen kann. Es sei nur angeführt, daß sich dieselbe durch Stecklinge, welche in mit Sand gemischte Lauberde gesteckt werden, bis ins Un- gemessene vermehren läßt. Sie entwickelt sich am besten imHalb- schatten und kann des- halb im Terrarium da- hin gepflanzt werden, wo andere Pflanzen nicht mehr recht ge- deihen wollen. Im Sommer braucht diese Art viel Wasser, im Winter hält man sie nur mäßig feucht. Für den Anfänger ist diese Art die beste, man erhält sie für wenig Geld in jeder O&rtnerei. Etwas an- Ä*Ä=?' spruchsvollere, aber in der mit Wasserdampf ge- sättigten Luft von feuchten temperierten oder warmen Terrarien vorzüglich fortkommende Pflanze ist die schöne buntblättrige Tradescantia zehrma. Sie wächst recht gut in einer mit Sand vermischten Laub- und Heideerde und kann eben- so wie die grünblättrigeTradescantie leicht durch Stecklinge vermehrt werden. Noch schöner als die Tradescantia zehrina ist eine Varietät, welche den langen Namen Tradescantia zebrina var. multi- coJor Mad. Lequesne führt. Diese Varietät ist zarter und leuchtender in der Färbung der Blätter, aber auch empflndlicher als die Stamm- art und geht besonders im Winter leicht zurück, wenn sie keinen hellen Standort hat und zuviel begossen wird. In den schattigsten Winkeln der Terrarien kann man ferner mit Vorteil Ficus stipulata Thimih. anpflanzen. Diese Pflanze liebt kräftige Erde und ent- wickelt bis meterlange Triebe, welche Grotten, Rinde usw. aufs schönste überziehen, sich aber auch an denHolzpf eilern der Terrarien mittelst ihrer Haftwurzeln an- klammern und in die Höhe klettern. Diese Art sei wie die vorigen var. multicolor Mad. besonders deniAnfanger Lequesne. empfohlen. Unter den 114 H. Baum: Kriechende Terrarienpflanzen und ihre Kultur. kriechenden Pflanzen, welche für Terrarien- zwecke geeignet sind, seien noch die folgenden hervorgehoben. Hoya carnosa R. Br., die Wachsbuine, ent- wickelt ziemlich große, fleischige, feste Blätter und zart rosafarbene, porzellanartige Blumen. Diese Pflanze wächst in trockner Luft ganz aus- gezeichnet, die Blätter sind von langer Dauer und sehr widerstandsfähig, nur liebt die Pflanze im Sommer etwas Halbschatten und nicht zu viel Nässe im Winter. Hoya carnosa wächst ziem- lich leicht durch Stecklinge. Eine andere, sehr zierliche und hübsche Pflanze, welche in sonnigen trockenen, wie in feuchtwarmen Terrarien vorzüglich gedeiht, ist die wohl nur den wenigsten Terra- rienfreunden bekannte Ceropegia Woodii Schltr. Dieselbe wurde 1881 durch Wood in Natal entdeckt und dui'ch den Botaniker Schlechter nach Deutschland ge- bracht. Die Pflanze bildet weiße, ovale Wurzel- knollen, aus welchen sich meterlange, sehr dünne Ranken entwickeln, die gegenüberstehende kleine, 1 7-2 cm im Durch- messer haltende fleischige Blätter tragen. Die grau- grünen Blätter sind weiß marmoriert und die eigen- tümlichenBlumen violett- rosa gefäi'bt. Die Pflanze ist wirklich hübsch und ein dankbarer Wachser. Sie vermehrt sicli leicht dadurch, daß sich an den Knotenpunkten der Blät- ter, soweit diese dei- Erde aufliegen, kleine Knollen bilden, welche sich bald bewurzeln und dann los- getrennt werden können. Auch durch Stecklinge läßt sich Ceropegia Woodii leicht vermehren. Sie wächst am besten in mit Lehm vermischter sandiger Lauberde und muß im Winter ziemlich trocken gehalten werden. C. Woodii sei jedem Terrarienfreund zur Anschaffung empfohlen, ist aber im Handel noch selten und ziemlich teuer. Verfasser hat voraussichtlich im April eine kleine Anzahl junger Pflanzen übrig und gibt solche, wie auch einige andere der hier besprochenen Pflanzen an Vereine im Tausch ab. Für größere trockene oder auch feuchte Terrarien eignet sich Chlorophytum Sternbergi- anum Stend. vortrefflich zur Bepflanzung höherer Steingrotten. Die Pflanze wächst in jeder kräf- tigen mit Sand gemischten Erde, baut sich sehr schön und entwickelt Ausläufer, an deren Spitzen sich wieder junge Pflanzen entwickeln. Sogar die Blütenstengel haben die Fähigkeit, Adventiv- knospen zu erzeugen und junge Pflanzen zu bilden. In der Blattzeichnung recht auffallend ist die mit weißgestreiften Blättern geschmückte Abart Chlorophytum Sternbergianum fol. var. Man findet diese beiden Arten häufig als Ampel- pflanzen bei Privatleuten; auf Konsolen plaziert, die nicht zu weit vom Fenster entfernt sind, stellen sie in der Tat einen hübschen Zimmerschmuck dar. Ganz ähnlich findet man auch den bekannten Juden- bart, Saxifraga carmen- tosa L. als beliebte Zim- mer- und Ampelpflanze verwendet. Dieselbeliebt mit Sand vermischte Laub- un d H eideerde, eine gute Drainage und eine gleichmäßige, aber nicht übertriebene Feuchtig- keit. Der Judenbart ist eine sehr harte Pflanze und ganz vorzüglich zur Steingrottenbepflanzung in kühlen Terrarien zu verwenden. SolchenLieb- habern, welche feucht- temperierte Terrarien besitzen und auch em- pfindlichere Pflanzen zu pflegen verstehen will ich auf eine Saxifraga auf- merksam machen, die durch ihre leuchtend buntgefärbten Blätter, die rot bis rosa und teil- weise weiß gezeichnet sind, ganz außerordentlich schön ist, und jeden Pflanzenfi;eund entzückt. Es ist dies Saxifraga Fortunei var. tricolor superba. Sie liebt dieselbe Erdmischung wie die vorige, muß aber viel vorsichtiger begossen werden. Diese wirklich schöne Pflanze ist bei Ph. Paulig in Lübeck und bei Haage und Schmidt in Erfurt zu haben. Hierbei sei eingeschaltet, daß derjenige die besten Resultate bei der Pflanzenpflege erzielen wird, der seine Pfleglinge weder zu naß, noch zu trocken hält, sondern beim Gießen den goldenen K. U 11 mann: Elektrische Aquarienbeheizuiig'. 115 Mittelweg innehält. Pflanzen vergossen, Pflanzenfrennden, die Pfleglinge bekümmern. Gewöhnlich tverden die besonders von solchen sich sehr viel um ihre Andere, die nachlässiger sind, lassen ihre Pfleglinge meist vertrocknen. Wird das Gießen verständig ansgeführt, so ist nur darauf zu achten, daß bei Trockenheit des Topfballens derselbe grnndlicli durchfeuchtet werden muß. Von Glück in der Pflanzenpflege, wie man dies hänflg hört, kann nicht die Rede sein; diejenigen, welche gute Erfolge in der Pflanzenpflege aufweisen, haben regel- mäßig auch das lächtige Verständnis dafür, welche Ansprüche die vom Pfleger behandelten Pflanzen an denselben stellen. Nach dieser Abschwei- fung sei einer recht an- spruchslosen Pflanze ge- dacht, welche in fast jedem Terrarium gedeiht und darin Steine, Rinde, Erd- reich usw. schnellstens über- zieht. Es ist das bei uns ein- heimische Cymbelkraut, Linaria Cymbalaria L. Man sät die Pflanze gleich an den betreffen- den Platz, gleichviel in welches Erdreich oder pflanzt Teilstücke einer älteren Pflanze an den be- treffenden Platz. Die Pflanze ist ausdauernd und entwickelt zier- liche Ranken mit kleinen hellgrünen Blättern und helllila gefärbten Blumen. Für ganz große kühle und temperierte Terra- rarien eignet sich zur schnellen Bedeckung kahler Flächen ganz besonders der Sommerepheu, MiJcania scandens Willd. Diese Pflanze hat einen sehr schnellen Wuchs und eine schöne, glänzende Belaubung. Die Form der Blätter ist dem Epheu ähnlich, daher auch Sommer- oder Schnellepheu genannt. Die Blumen sind unscheinbar. Mihania scandens wächst leicht aus Stecklingen und beansprucht keine besondere Erdmischung. Zum Ersatz von Rasenflächen kann man in feuchtwarmen, schattig stehenden Terrarien mit Vorteil folgende 3 Selaginellen verwenden. Die kürzeste und gleichmäßigste grüne Fläche ergibt Selaginella apus, etwas höher, aber auch sehr schön wird Selaginella Kraussiana] ungleich- mäßiger wächst Selaginella uncinata, ist aber durch das metallische Blau der Zweige aus- gezeichnet. Alle Selaginellen lieben eine leichte, mit Sand gemischte Buchenlaub- und Heideerde. Werden die Pflanzen alt und unansehnlich, so entfernt man diese und steckt die bereits mit Wurzeln versehenen jungen Zweigspitzen. Aus den vorstehend angeführten kriechenden Terrarienpflanzen wird jeder Liebhaber etwas Brauchbares herausflnden und es sollte besonders der Zweck dieser Zeilen sein, auf manche alte, fast vergessene, aber harte und dankbare Pflanzen hin- zuweisen. Originalaufnalime für die „Blätter“. Tradescantia viridis L. Elektrische Aqua- rienb eheizung. VonK. Üllmann-Brünn. (Schluß.) ie Beheizung der grö- ßeren Behälter hätte ich erledigt, nun kommt noch die Einrichtung für minimale Behälter, Zuchtbecken, in Be- tracht, und da bin ich auf etwas verfallen, welches ich sodann auch in größeren Aquarien, speziell in ganz großen zur Anwendung brachte, sodaß die vorhin beschriebene rückwärtige Heizanlage mit hinterein- ander gekuppelten Lampen ganz in Wegfall gekommen ist. Ich habe mehrere Zuchtbecken, in welchen je ein Paar Bella pugnax, Chroniis nmllicolor, Haplochilus panchax und eine Makropodenbrut (Snionatlich) untergebracht sind. Mit Glühlampen wäre die Beheizung solch kleiner Becken sehr beschwerlich und zu kostspielig, sowohl was die Montierung als auch die Instand- haltung betrifft und außerdem zu plump für die verhältnismäßig kleinen Behälter. Endlich verfiel ich auf den Gedanken, eigene Heizungs- spiralen zu konstruieren, die wegen ihres kleinen Umfanges, ihrer überaus praktischen Verwendung und billiger Betriebskosten bald in Gebrauch kommen dürften. Nickel ist ein Metall, welches als schlechter Leiter den elektrischen Strom — wenn derselbe durchgeleitet wird — in den Spiralen zur Stauung bringt und denselben so- dann in Energie umwandelt, durch welchen 116 K. üllmann; Elektrische Aquarienbeheizung. Prozeß eine bedeutende, nach Belieben steigerungs- fähige Erhitzung stattfindet. Auf diesem Prin- zipe beruhen die sogenannten Widerstände, welche bei Bogenlampen notwendig sind. Dieselben be- stehen aus einem viereckigen Gestell, auf welchem lauter solche Nickelinspiralen anfgespannt sind und durch diese wird der Strom geleitet. Je mehr Spiralen der elektrische Strom passiert, desto weniger Energie wird erzeugt und um- gekehrt, je weniger Spiralen in den Strom ein- geschaltet werden, desto höher steigt die Er- hitzung. Auf diesem Prinzipe beruht die Kon- struktion meiner Heizspiralen. Als Material wird dünner Nickelindraht mit einem Durch- messer von 0,2 mm verwendet. Von diesem Drahte, welcher beim Abwickeln von der Spule nie einknicken darf, da er sonst an der Stelle gewöhnlich bricht, wickelt man, je nach Bedarf, 2 bis 3 Meter auf eine dünne Glasröhre, oder noch besser auf eine Art von Stricknadel der- artig, daß die einzelnen Windungen stramm an- gezogen nebeneinander zu liegen kommen, wes- halb man den Anfang des Drahtes am besten fest anbindet, damit er nicht nachgeben kann. Dann streift man die auf solche Art erhaltene Spirale ab und dehnt sie aus. Die Ausdehnung kann nach Belieben erfolgen, es ist jedoch gut, sie um die Hälfte der eigenen Länge auszu- ziehen, damit sich die Windungen an keiner Stelle berühren, sondern frei laufen, da sonst an solchen Stellen eine übermäßige Erhitzung stattfinden kann und der Draht eventuell durch- brennt. Nun fertigt man sich die Umhüllung für die Spirale an, welche aus einem dünnen Glas- röhrchen besteht, in welches die ausgedehnte Spirale leicht hineingezogen werden kann. Es hängt nun davon ab, wo man die Spirale unter- bringen will. Für kleine Behälter wählt man die Form eines U, für größere Aquarien empfiehlt es sich im Interesse einer gleichmäßigeren Durch- wärmung, die Spirale in der einen Ecke her- unterzuleiten, längs der Scheibe am Sandboden zur zweiten Ecke zu führen und in derselben heraus aus dem Aquarium. Es gewinnt also die Spirale die Form eines Rechteckes, dessen obere Längsseite fehlt. Dementsprechend mißt man sich die Höhe des Aquariums vom Sand- boden aus ab und wählt für die U-Form eine Glasröhre, deren Länge gleich ist der zwei- fachen Aquarien-Höhe plus 3 cm. Von beiden Enden der Röhre aus wird nun die Aquarien- Höhe abgemessen und die beiden inneren End- punkte dieser Messung mit einem Zwirnfaden gekennzeichnet, so daß nun die „erübrigenden 3 cm in die Mitte der Röhre zu liegen kommen. Die Spirale wird in der Röhre durchgezogen, aufgespannt und deren Ende auf Kupferdraht gewickelt, welchen man vorsichtshalber um den Rand der Glasröhre biegt, um ein Zurück- schnellen der überaus elastischen Spirale zu verhindern. Über einer Spiritusflamme biegt man sodann die Glasröhre an den bezeichneten Innenstellen und bringt sie in die Form eines U. Jetzt mißt man sich die Höhe des Wasserstandes im Aquarium und trägt sie auf den beiden Armen des U auf (von unten aus gemessen). Die End- punkte bezeichnet man sich wieder mit einem Zwirnfadeii und hat das Ausmaß für die Spiralen. Die Spiralen dürfen nämlich in der Glasröhre erst unter dem Niveau des Wassers frei laufen und demzufolge muß der Kupf erdraht, auf welchen man vorhin die beiden Enden der Spirale ge- wickelt hatte, an beiden Enden so tief in die Röhre hineingelassen werden, bis er die Stelle berührt, wo der Wasserspiegel anfängt. Die Spiralen bleiben infolge ihrer Elastizität auch weiterhin gespannt, trotzdem man deren Spannung an beiden Enden nachgelassen hatte. Der über- ragende Teil des Kupferdrahtes wird für die Dauer umgebogen und durch Anbindeu befestigt, bleibt jedoch immer in der Länge, daß man ihn mit anderen Drähten nach Belieben verknüpfen kann. Damit wäre die erste Form der Heiz- spirale vollkommen fertig. Auf dieselbe Art und Weise verfertigt man die rechteckige Spirale, nur daß man statt des Plus von 3 cm die ganze Bodeulänge des Aquariums in Rechnung nimmt, sodaß die Spirale genau mit ihren Seitenenden in die Ecken der oder jener Seite zu liegen kommt, somit fast unsichtbar ist, da man den über den Sandboden laufenden Teil etwas in den Sand eindrücken kann und die Arme in den Ecken vollkommen gedeckt werden. Diese Form ist für große Aquarien sehr zu empfehlen und man kann da auch den Durchmesser so- wohl der Spirale als auch der Glasröhre größer wählen. Die Hauptsache ist nun die Schaltungs- art. Für Zuchtbecken haben diese Heizröhren den großen Vorteil, daß sie in U-Form sehr wenig Raum einnehmen, und bis zehn Stück hintereinander geschaltet werden können, für große Wasser-Behälter haben sie wieder den Vorzug, daß ihre Heizkraft bis auf das zwanzig- fache gesteigert werden kann und vermöge ihrer rechteckigen Form den Sandboden resp. die untersten Wasserschichten der ganzen Länge nach durchwärmen. Die Regulierbarkeit der Heizkraft habe ich bereits vorhin erklärt und K. üllmann: Elektrische Aquarionbeheizung. 117 beruht dies auf dem umgekelirteu Verliältiiisse der Energie zu den Spiralen. Demzufolge muß man ein bestimmtes Maximum in den Heiz- spii'alen haben; deshalb habe ich schon gleich anfangs gesagt, daß man sich die Länge des Drahtes, ehe man sich aus demselben die ein- zelnen Spiralen verfertigt, abmessen muß. Maximal können hintereinander Spiralen ge- schaltet werden, deren Ausmaß 15 Meter un- aufgerollt ausmacht. Diese Menge Nickelindraht genügt noch, um durch den Strom bei einer Spannung von 110 Volt in starke Glut gebracht zu werden. Jedes Plus von Spiralen benimmt den übrigen Heizspiralen einen Teil der Heiz- kraft, so daß diese eventuell ganz zum Erkalten kommen, und umgekehrt, wenn weniger Spiralen hintereinander geschaltet sind, gelangen sie iu um so größere Erhitzung, die sogar mit dem Schmelzen oder Springen der Eöhren enden kann. Somit ist das Normal für Afiuarien-Beheizuug mit 15 Meter Nickelindrahtes (0,2 mm Durchmesser) bei einer Stromspannuug von llo Volt fixiert. Ist die Leitung von höherer Spannung, z. B. 220 Volt, so muß mau naturgemäß 30 Meter als Normal nehmen. Der wichtigste Bestand- teil bei dieser Heizanlage ist nun das Regulativ der Heizkraft, welches in einem kleinen regulier- baren Widerstande besteht, welchen mau sich aus einem fünfteiligen Umschalter, wie solche bei den Telephonzentraleu in Verwendung stehen, anfertigen kann. Derselbe wird am Holzgestelle oder Tisch unter dem 1. Becken in der dem Zimmer zugekehrten Seitenecke aufmontiert und ihm gegenüber schraubt mau fünf Porzellan- Isolierrollen auf, und hierbei ist die möglichst größte Entfernung (von einer Ecke resp. Tisch- fuß zum anderen) zu wählen. Für diesen Schalter fertigt man sich nun eigene Spiralen, welche von größerem Durchmesser sein können und zu welchen auschießlich Nickelindraht von 0,5 mm Durchmesser gewählt wird. 3 bis 5 Meter, je nachdem man mehr oder weniger Spiralen zur Beheizung bringen will, wickelt man in bereits geschilderter Weise zur Spirale auf und da ist ein Mehr besser als weniger. Den Anfang der Spirale klemmt man sodann in die erste Schrauben- klemme des Umschalters ein, zieht die Spirale tüchtig aus und führt sie über die gegenüber- liegende Isolierrolle zur zweiten Klemme, von dieser wieder hinüber über die 2. Isolierrolle, bis man mit der Spirale bei der 5. Isolierrolle endigt. Dort wird die Spirale mit dem einen Pol der Stromleitung verbunden und auf der Rolle gut befestigt. Den zweiten Pol verbindet man mit dem äußeren Ende der letzteren Heiz- spirale im letzten Becken oder Aquarium. Die übrigen Spiralen der verschiedenen Becken und Behälter werden untereinander verbunden, in- dem man immer das eine Ende der Spirale mit dem anderen Ende der anstoßenden oder zu- nächst liegenden Spirale verknüpft. Jetzt bleibt noch ohne Anschluß das eine Ende der ersten Spirale, welches man mittelst isolierten Drahtes, den man auch zu den übrigen Verbindungen der einzelnen Spiralen unter einander verwenden kann, mit der Schraube des Kreuzstückes, in welchem der Hebel des Umschalters montiert ist, verbindet. Die Installation ist fertig und bleibt nur noch das Ausprobieren der Anlage, ehe man sie für die Dauer iu Betrieb setzt. Dies erfolgt am besten im Finstern, um die VTrkuug des Regulativs zu prüfen und die Er- hitzung nach der deutlich sichtbaren Glut der Spiralen zu beurteilen. Als normal gilt, daß die Spiralen mittelmäßig erglühen sollen, wenn mau den Hebel auf den fünften Kontakt, auf die letzte Klemme stellt, also wenn man mit anderen AVorten bloß eine Spirale einschaltet. Das soll das Maximum sein und die Glut darf nicht stark hervortreten, da sonst die Temperatur eventuell bis auf 35 R. steigen könnte. Bei dieser Probe wird es ja jeder Einzelne schon selbst herausbekommen, das Regulativ auf das Normale zu bringen, indem die einzelnen Klemmen die Glut verstärken oder abschwächen. Damit wäre die Beschreibung der einzelnen Montierungs- arbeiten dieser Anlage beendet. Was nun die Wahl der Anlagen betrifft, so ist die Spiralen-Heizung der Lampen -Heizung aus mehrfachen schwerwiegenden Gründen vor- zuziehen. Am ausschlaggebendsten für die erstere Heizungsart sind die bedeutend geringeren Betriebskosten speziell bei größeren AVasserbe- hältern, da der Stromauf brauch einer 16 herzigen Glühlampe vollkommen ausreicht zur Beheizung sämtlicher hintereinandei' geschalteter Spiralen (bis 15 m unaufge wickelt) mit dem größten Heizeffekte, welchen man nicht einmal mit zehn Glühlampen bei direkter Schaltung erzielen würde. AA^eiter kommt der gänzliche AVegfall der Lichtmäntel, die Regulierbarkeit der Heiz- kraft und insbesondere das gute, fast unsicht- bare Unterbringen der Spiralen im Aquarium in Betracht. Damit will ich jedoch nicht sagen, daß man auf die Lichtanlage im Aqua- rium verzichten soll. Wenn schon die Elektri- zität als Heizkraft verwendet wird, lasse man sie auch iu einer Glühlampe wenigstens als 118 .Jobs. Peter: Kleine Aquarien. Leuchtkraft zur Geltung kommen und das wird niemand bereuen. Die abendlichen Beobachtungs- stunden eines beleuchteten Aquariums werden die damit verbundenen Kosten in tausendfacher Weise aufwiegen. Ehe ich meine Ausführungen scliließe, will ich noch eines wichtigen Bestandteiles jeder elektrischen Anlage gedenken, welcher insbe- sondere bei diesen Heizanlagen durch die un- mittelbare Nachbarschaft des Wassers doppelt bedingt ist — der sogenannten Sicherung. Wie ich bereits anfangs erwähnt habe, genügt ein bloßer Wassertropfen zwischen den beiden Leitungs-Schnüren, um einen Kurzschluß und damit das Durchbreimen der Hauptsicherung und Verlöschen der ganzen Wohnungs-Licht- anlage herbeizuführen. Um diesem vorzubeugen, schaltet man eben zu jeder Heizanlage eine kleine Sicherung ein, von höchstens 2 Ampere. Dieselbe montiert man unter dem Aquarium auf jener Tischseite, von welcher die Strom- leitung geführt wird. Die Sicherung besteht aus zwei Klemmenpaaren. Jedes Klemmenpaar ist mit einer Scheidewand vom anderen ge- trennt, um einem allfälligen Kontakte vorzu- beugen. In das erste Klemmeiipaar befestigt man von unten aus die beiden Enden der Stromleitung, in dem zweiten Paare werden die von der Anlage kommenden zwei Drahtenden eingeklemmt. Nun werden die einander gegen- überliegenden Klemmen auf jeder Seite mit einer Lamelle oder mit einem dünnen Bleidrahte verbunden. Entsteht nun ein Kurzschluß in der Anlage, so brennt der Bleidraht oder die Lamelle durch, ohne die Hauptsicherung der Wohnungsanlage in Anspruch zu nehmen. Hat man den Fehler, den Urheber des Kurzsclilusses entdeckt und die schadhafte Stelle repariert, verbindet man wieder die beiden Klemmen, wo der Draht durchgebrannt ist, mit einem neuen Bleidrahte und die Verbindung, somit auch die Anlage ist wieder in Ordnung. Der Kurzschluß besteht darin, daß sich die beiden Pole der Stromleitung irgendwo direkt berühren, sei es dadurch, daß die Isolation durchnäßt ist und infolge von V'asser der Kontakt entstanden ist, oder aber daß etwa die Isolation schadhaft, eventuell auch daß die Verbindung der Spiralen nicht richtig ist. Damit ist also zugleich ge- sagt, daß man eine Anlage nie anschließen darf, solange selbe nicht ganz fertig und überall gut isoliert ist, und daß der Strom nie direkt aus der Stromleitung, sondern immer durch die Sicherung entnommen werden soll. (Nachdruck verboten.) Kleine Aquarien.*) Vortrag, gehalten im „Humboldt“, Hamburg, von Jobs. Peter. (Mit 2 Originalaufnahmen und 1 Skizze vom Verfasser.) s liegt mir nichts ferner, als zum Nach- teile der großen Aquarien für die kleinen Propaganda zu machen. Als Gesellschaftsaqua- rium sowie für die Zucht größerer Fische werden immer nur große Aquarien in Betracht kommen. Der Kampf gegen die scheußlichen „Marter- kasten“: „Goldfischhafen u. Schusterkugel“, und der Wunsch, unsre Liebhaberei volkstümlich zu machen, wiesen aber schon vor Jahren gebiete- risch auf kleine, billige Aquarien hin, und wir können sie heute umsoweniger entbehren, als die Einführung immer neuer Arten Fischzwerge und Labyrinthfische den Liebhaber, der auch diese gern einmal halten möchte, zwingen, sofern er nicht über sehr große Räume und reichliche Mittel verfügt, sich einige kleinere Aquarien zuzulegen. Dasselbe gilt auch für die Haltung bezw. Beobachtung der niedern Wassertiere, die, so hochinteressant sie auch ist, doch verhältnis- mäßig noch wenig betrieben wird, und schließ- lich können für die Bestrebung, die Jugend mit unsrer Sache zu beschäftigen, fast nur kleinere Aquarien in Frage kommen. Vor länger als 10 Jahren hielt es schwer, kleine und dabei billige Aquarien zu beschaffen. Gestellaquarien stellten sich verhältnismäßig zu teuer und so half man sich denn anfangs mit Käseglocken, deren Knopf man in einem Holz- fuß u. dergl. unterbrachte, und mit Akkumu- latorengläsern. Gleich nach Gründung des Vereins suchten wir hier am Platze eine Glas- warenfirma für die Sache zu gewinnen, und wir fanden denn auch die Firma F. M. A. Schmidt Söhne bereit, runde und rechteckige Aquarien ganz aus Glas herzustellen, erstere zum Preise von 90 Pf. bis zu 3 Mk., letztere von etwa 2 Mk. an. Diese Firma stellte auf unsern Wunsch auch die kleinen 1 Liter fassenden Transportgläser (Abb. 1 rechts) her, die aber für unsre Zwecke, wie ich noch später dartun werde, noch andere Verwendung finden und wohl als die kleinsten Aquarien bezeichnet werden können; der Preis eines solchen beträgt 20 Pf. Heute liegt die Sache wesentlich anders. Fast jede Aquarienhandlung und viele Glas- warengeschäfte führen jetzt Aquarien aus Glas. *) Vergleiche auch hierzu die Arbeit: „Große und kleine Aquarien“ von Major a. D. Pr es tele. „Plätter“ Jahrg. XIII, 1902, Seite 25 ff. Die Redaktion. Johs. Peter; Kleine Aquarien. 119 Für die Haltung von Tieren verdienen die länglichen entschieden den Vorzug vor den runden Glasaquarien, da letztere eine gute Be- obachtung der Insassen nicht gestatten. Hoch eignen sich die größeren runden Glasaquarien (die nebenbei bemerkt billiger als die eckigen sind) sehr gut für die Haltung von Sumpfpflanzen. Wenn ich auch kleinere Aquarien aus Glas empfehle, so möchte ich doch vor der Verwendung größerer warnen. Wiederholt sind mir Fälle bekannt geworden, daß Glasaquarien urplötzlich gesprungen sind. Springt eine Scheibe in einem Gestellaquarium, so wird meistens nur eine Leckage entstehen, die, wenn sie nur rechtzeitig entdeckt wird, nicht viel Schaden anrichten wird. Anders liegt aber die Sache heim Glasaquarium. Da geht der Sprung meistens mit ungeheurer Schnelligkeit weiter; es springt durch den Wasserdruck ein ganzes Stück heraus, ja es sind Fälle bekannt geworden, wo Glasaquarien mitten durchgehrochen sind. Wenn dann ein solches Aquarium 50 Liter oder mehr Wasser enthält, so kann ein netter Schaden angerichtet werden. Es wird angenommen, daß das Zerspringen auf Fehler beim Guß oder beim Kühlen zurückgeführt werden könne. Jedenfalls kann der Grund abei’ auch in einem Selbstver- schulden des Besitzers liegen. Bei der Eeinigung der Scheiben oder beim Verschieben des Aqua- riums, wenn es z. B. ohne Unterlage auf der Fensterbank steht, kann mittelst eines Sand- körnchens dem Glas ein feiner Riß beigebracht sein, der später das Zerspringen verursacht. Ich habe es selbst festgestellt, und jeder Glaser wird es bestätigen, daß eine dem Glas versetzte grobe Schramme unschädlich ist, während eine feine, kaum wahrnehmbare Ritzung wie der Schnitt des Diamants wirkt. Aus diesem Grunde benutze ich auch nie mehr Scheibenreiniger aus Filz, Plüsch oder Gummi, weil bei diesen imme]- die Gefahr vorliegt, daß mit denselben Sand- körnchen von Bodengrund aus zwischen Reinige)- und Scheibe gelangen und dann bei dem Reiben Risse entstehen. Füi- die Scheibenreinigung sollten deshalb nur gute, harte Bürsten benutzt Aveiden. Fernei- sollte man ein Glasaquarium nie ohne Unterlage aufstellen. Als solche eignet sich am besten Filz. Ich verwende dafür sogen. Maschinenfilz, d. i. Filz, der als Unterlage für Schreibmaschinen dient. Dieser ist weicher und billiger als andrer Filz. Wenn man die Aqua- rien nicht auf einem besonderen Tisch, sondern auf der Fensterbank stehen hat, so empfiehlt es sich, dieselben auf ein Brett mit 2 Leisten zu stellen; dann läßt es sich jederzeit leicht und sicher umstellen. Ich bringe in Abb. 1 (links) eine Darstellung eines so auf gestellten Aquariums Es lassen sich ja weit geschmackvollere Unter- sätze aus Holz oder Metall herstellen. Ich habe deren schon in verschiedenen Ausführungen ge- sehen, speziell auf der Ausstellung des „Vereins der Aquarien- und Terrarienfreunde in Berlin“ im voi-igen Jahre. Doch hier wollte ich nin- etwas vorführen, was einfach und praktisch ist, und was jeder sich leicht selbst herstellen kann. Der obere Rand der eckigen Glasaquarien ist häufig rauh und scharf und kann bei der Reinigung leicht Verwundungen herbeiführen. Es empfiehlt sich deshalb, den Rand mit Schmirgelleinen oder Sandpapier abzuschleifen. Als Bodengrnnd in diesen kleineren Aqua- rien wird meistens nur Sand eingebracht und können folglich auch nur Pflan- zen, die keinen fetten Boden verlangen, verwendet werden, weil die geringe Höhe der Aquai’ien die Einbringung eines Mischbodens mit einer Sand- schicht darüber nicht gestattet. Das abgebildete Aquarium ist bei einer Bodenfläche von 28x18 cm 18 cm hoch; was sollte denn da noch für den Wasserstand übrig bleiben. Ich fmöchte das Augen- merk der Fabrikanten von Glasaquarien darauf hin- lenken, daß eine Höhe von mindestens 24 cm hier richtiger wäre; denn da Originalaufnahme für die „Blätter“. Fi»ur 1. Kleine Af[uarien. 120 Johs. Peter: Kleine Aquarien. etwa 6 cm für den BodengTund abgelien und viele Liebhaber ihre Aquarien nicht bis zum Band füllen, so bliebe immer noch ein Wasserstand, der im richtigen Verhältnis zur Länge und Breite stände. Auch die nächst größere Nummer könnte gern noch um einige Zentimeter höher sein. Dieser Wunsch wird auch von andern Lieb- habern geteilt und so hoffe ich, daß die Fabri- kanten ihn beherzigen, resp. die Händler bei den Fabrikanten auf Erfüllung desselben hinwirken. Wer sich bislang noch nicht mit der so interessanten Zucht von Stichlingen und Bitter- lingen befaßt hat, wer noch keine Gelegenheit genommen hat, das Kleingetier unsrer Gräben und Tümpel zu beobachten, wer gern einmal Girardinus oder ähnliche Zwerge halten und züchten möchte, der möge sich getrost einige solcher kleinen Glasaquarien zulegen und er wird hiei’an nicht minder Gefallen und Befrie- digung finden als an seinem großen Aquarium, wenn dies auch vielleicht durch üppigere Pflanzenkulturen und das regere Leben der ver- schiedenen Insassen an sich mehr herzeigen wird. Das eine soll man tun, das andere nicht lassen. Aber auch dem Liebhaber, der gern einmal wärmebedürftige Exoten halten möchte, sich aber nicht gleich zu einer teuren Heizanlage versteigen will, bieten diese kleineren Glas- aquarien Gelegenheit, sich seinen Wunsch zu erfüllen. Abb. 2 zeigt eine Heizvorrichtung, die jeder sich selbst herstellen kann. Ein Kasten aus Holz erhält oben einen aus einem Blech- streifen verfertigten Band, um einem auf der oberen Kante des Holzkastens ruhenden Kasten aus Blech Halt zu geben. Der etwa 3 cm hohe Blechkasten wü’d mit Sand gefüllt und auf diesen das Aquarium gestellt. Dadurch wird eine allmähliche und überall gleichmäßige Erwärmung des Aquariums erzielt. Als Heiz- quelle dient ein durch Öl gespeistes Nachtlicht. Morgens wird das Licht angezündet und des Abends vor dem Schlafengehen ausgelöscht. Dabei befinden sich meine Fische äußerst wohl und ich habe bei den Pflanzen wesentliche Nachteile nicht bemerkt. Allei'dings eignen sich nicht alle Pflanzen dafür. Ich werde später meine diesbezüglichen Erfahrungen noch bekannt geben. Soll die Erwärmung nur eine geringe sein, so stellt man das Aquarium nicht direkt auf den Sand, sondern legt auf den Sand 2 Leisten und stellt darauf das Aquarium. Mag man auch die Heizung mit Öl und Nachtlichten bei größeren Aquarien als Spielerei bezeichnen, für die kleineren kann ich mir eine bessere Scheilien- halter. Heizung nicht denken, und nebenher ist sie ab- solut gefahrlos und geruchlos. Voraussetzung ist nur, daß sie richtig gehandhabt wird. Er- forderlich ist, daß der Ölbehälter etwa zu 7s bis 7o Wasser gefüllt wird (dieses zieht die unreinen Stoffe des Öls an), darauf wird dann das Öl gegossen; der Behälter muß wöchentlich einmal entleert und gereinigt werden. Die Heizung eines solchen Aquariums hat sich nur auf etwa 4 — 5 Pf. pro Tag gestellt. Ich könnte aber dafür auch ein etwas größeres Aquarium heizen. Nun noch einige Worte über den kleinen Behälter in Abb. 1 rechts. Wie schon gesagt, Lwar er ursprünglich nui’ bestimmt, als Transportgefäß zu dienen. Doch läßt er ^ sich noch für mancherlei Zwecke ver- wenden, so zur Unterbringung von Fisch- brut und kranken Fischen, für Bäder, für die Quarantäne (d. h. zeitweilige Einzel- haltung und Beobachtung neuer Fische, bevor sie zu andern ins Aquarium kommen), für die Aufzucht von Frosch-, Kröten- und Molchlarven, für die Haltung und Unter- bringung von niedern Wassertieren, für die Anzucht von Pflanzen. Abgebrochene Teile von Pflanzen, wie Wasserpest, Cabomha, Hete- ranthera, Tausendblattarten usw. werden nicht fortgeworfen, sondern in eins dieser kleinsten Aquarien, deren Boden mit einer einige Zenti- menter hohen Sandschicht bedeckt sind, gebracht, bis sie gewurzelt haben; dann werden sie ver- pflanzt. Gute Dienste leisten diese Gläser auch bei dei' Bitterlingszucht. In früheren Jahren hörte man häufig von Mißerfolgen und auch ich hatte solche zu verzeichnen. Da kam ich vor mehreren Jahren auf die Idee, mehrere Teich- oder Malermuscheln vorrätig zu halten, davon zunächst aber nur 1 oder 2 in das Zuchtaqua- riuni zu bringen und die Muscheln nach acht Tagen wieder herauszunehmen und durch andre zu ersetzen. Die herausgenommenen werden jede in eins der mit Sandboden versehenen kleinen Gläser gesetzt und verbleiben hier, bis die Jungen ausgeschlüpft sind — längstens aber 14 Tage. Diese Auswechslung der Muscheln wird während der ganzen Laich- periode fortgesetzt. Seitdem habe ich keine Mißerfolge mehr zu verzeichnen gehabt. Die jungen Bitterlinge kamen in diesen Gläsern aus der Muschel und wurden weder von den Eltern noch von andern Fischen gefährdet. Ich konnte die alten Bitterlinge nun sogar im Gesellschafts- aquarium halten, wo sie mit nicht weniger Eifer wie im besonderen Aquarium dem Laichgeschäft Kleine Mitteilungen. 121 oblagen; ja, ich fand es hier noch interessanter, konnte ich doch oft beobachten, wie die kleinen Kerle glühend vor Erregung die großen Fische aus der Nähe der Muschel vertrieben. Ich habe stets mehrere dieser Gläser — teils eingerichtet, teils leer — im Hanse und auch in nnserm Vereinsschrank sind fast immer welche vorrätig, die an den Vereinsabenden an Mitglieder und Gäste für den Transport von Tieren abgegeben werden. Zum Schluß möchte ich noch auf die Schutzvor- richtungen gegen das Her- ansspringen der Fische hin- weisen. Diejenige auf der Abb. 2 ist ans durchlocht ein Zinkblech hergestellt, aber nicht sehr zu empfehlen, weil sie dem Aquarium Oberlicht nimmt. Die Schutzvorrichtung auf der Abb. 1 links kann ich umso- mehr empfehlen. Eine Glasscheibe ruht auf 4resp. 6 der von mir konstruierten Scheibenhalter. Auch diese Scheibeuhalter kann man sich selbst herstellen aus W ei ßblech 0 der b ess er noch aus Zinkblech, da dieses nicht rostet. Ein 1 ^2 — 2 cm breiter Blechstreifen wird, nachdem er an beiden Seiten lungekantet ist, ge- bogen, daß er die nebenstehende Form erhält. Mittels der beiden Schenkel (bei b) wird der Halter am Aquarium festgeklemmt; bei a wird die Scheibe aufgelegt. Nebenstehende Skizze zeigt den Halter etwa in der natürlichen Größe. A kleine J\4iffeilungen- Gedächtnisproben bei Fiscben. — Ob Fische Cte- dächtnis besitzen? . — Diese Frage ist schon oft von ernsten Aquarienliebhabern erörtert worden, ohne jedoch zu einem feststehenden positiven Resultat zu gelangen. Trotzdem hat sich in jüngster Zeit immer mehr und mehr die Ansicht Bahn gebrochen , daß auch diese Wirbeltiere durchaus nicht im entferntesten so unintelligent und stupide sind, als sie bisher gehalten wurden. Um das Gedächtnis bei Fischen wahrzunehmen oder zu prüfen, gehört allerdings etwas Lust und Liebe zur Sache, und nicht nur ein hin und wieder aufloderndes Interesse, erweckt durch ein zufällig zu Gesicht be- kommenes geschmackvoll und schön eingerichtetes Aquarium. Doch vor allen Dingen gilt auch hier der Satz : „Frobieren geht über Studieren“. Nur einige ernste Versuche nach dieser Richtung liin unternommen, werden zweifellos bestätigen, daß das Gedächtnis der Fische durchaus keine Illusion, sondern nackte Tatsache ist. Um nach dieser Richtung hin Ge- wißheit zu erlangen, unterzog ich mich der Aufgabe, diesbezügliche Versuche an verschiedenen Fischen vor- zunehmen, welche ich hier kurz in der Hauptsache be- schreiben will. Erster Versuch an Gründlingen, Schleihen, Schlamm- beißern und Rotfedern. Ich fütterte diese Arten dergestalt, daß ich das für sie bestimmte Futter, bestehend aus Fleisch, Regenwürmern usw. in ein Trink- glas tat und dasselbe alsdann in das Aquarium versenkte. Sobald sich die Tiere daran gewöhnt hatten, ihr Futter dem Glase zu entnehmen, welches in verhält- nismäßig kurzer Zeit der Fall war, setzte ich mit dieser Fiitterungs- weise aus, um zu der gewöhn- lichen überzugehen. Als ich nach einiger Zeit das Glas wieder be- nutzte und zwar im leeren Zu- stande. kletterten alle Fische wieder wie früher in dasselbe hinein, darin eifrig herumsuchend. Ein Beweis für mich, daß die- selben ihre frühere Fütterungs- weise noch im Gedächtnis hatten. Versuch II an Barscharten und Chanchitos unternommen. Diese Vertreter der Fischwelt besitzen wie bekannt ein etwas zänkisches Temj^erament. Ich wartete daher, bis irgend eine Plänkelei unter ihnen im Gange war, um sofort mit einem blanken Messingstäb eben empfindliche Hiebe und Stöße auszuteilen. Nach kurzer Zeit hatten dieselben einen solchen Respekt vor diesem einfachen Instrument erlangt, daß sie beim Anblick desselben augenblicklich allen Zwist vergaßen und sofort die Flucht ergriffen. Ihr Gedächtnis sagte ihnen, daß mit diesem blitzenden Gegenstände durchaus nicht zu spaßen ist. Ein dritter, zwar etwas komplizierter Versuch hatte den Zweck, Gedächtnis und Ortssinn gemeinsam zu prüfen. Als Versuchstiere wählte ich zwei Stichlinge, drei Bitterlinge, ein Moderlieschen, zwei kleinere Chanchitos und drei kleine Goldfische. Diese Tiere gewöhnte ich, sich zu einer bestimmten Stunde an einer gewissen Stelle des Behälters zur Fütterung einzufinden. Sobald die Tiere sich diese Stelle ihrem Gedächtnis eingeprägt hatten, versetzte ich dieselbe mit Scheiben auf folgende aus umstehender Zeichnung ersichtliche Art. Auf diese Weise waren die Tiere gezwungen, um zur Futterstelle C zu gelangen, einen Umweg mit allen Chikanen zu machen, wie er durch die punktierte Linie E angegeben ist. Den Raum A hielt ich von jeglichem Futter sorgfältig frei, während ich den Eingang B durch weiteres Voi-setzen einer Scheibe bis zum Beginn des eigentlichen Experiments nun auch noch absperrte. Nuiv Originalauf'nahme für die ,, Blätter“. Figur 2. Kleines Aquarium mit Heizvorrichtung u. Schutzvorrichtung gegen Heraussi)ringen der Fische. 122 Kleine Mitteilungen. erst streute ich an G das übliche Futter aus, welche Manipulation von den Fischen sofort wahrgenommen wurde. Alle versuchten nun ihrer gewohnten Stelle zu zu streben, wurden jedoch durch die Verschlußscheibe daran gehindert. Jetzt zog ich dieselbe langsam und vorsichtig fort, sofort drangen Chanchito und Stichlinge in die Räume b' und G ein, wo sie jedoch verdutzt im weiteren A’^ordringen inne hielten, ihnen folgte das Moder- lieschen und ein Bitterling. An den Scheiben entlang fühlend, gelang ihnen jedoch endlich sich bis zur Futter- stelle durchzuwinden. Als Erster in diesem interessanten Wettlaufe oder auch Kriechen, fungierte ein Stichling, diesem folgten in kurzen Abständen die beiden Chanchitos. darauf das Moderlieschen, dann der zweite Stichling und nach einer ganzen Weile in kurzen Abständen noch ein Bitterling. Die drei Goldfische und der dritte Bitterling brachten es jedoch nicht fertig, sich durch das Labyrinth hindurch zu winden. Sie verirrten sich zuletzt so, daß sie aus dem Raume H weder aus noch ein wußten und sich schließlich alle vier in der Ecke desselben festrannten, so daß ich sie schließlich mit einem Brettchen nach ihrem Bestimmungsorte bugsieren mußte, was wirklich keine Kleinigkeit war. Nachdem alles Futter verzehrt war, trieb ich die ganze Gesellschaft vorsichtig durch das Labyrinth nach Raum A zurück, um den Eingang D bis zum nächsten Tage zu versperren. Kaum hatte ich am anderen Tage wieder das übliche Futter in C eingebracht und den an D befindlichen Ver- schluß gelöst, als auch sofort und zwar weit schneller als am ersten Tage, die Tiere an ihrer gewohnten Stelle eintrafen. Eine Ausnahme jedoch machten wieder die Goldfische. Leider mußte ich weitere interessante Ver- suche dieser beschriebenen Art unterbrechen. Durch diesen Teilversuch bin ich endgültig zu der Überzeugung gelangt, daß auch die als sonst recht blöde und dumm verschrieenen Fische einen mehr oder weniger scharfen Gedächtnissinn besitzen müssen. Allerdings mit dem Unterschiede, daß derselbe bei den verschiedenen Arten auch verschieden mehr oder weniger entwickelt ist. G. Baumgart. Bas Ausschlüpfen der Hiiiniiierlarveii, beobachtet im Aquarium. — Der Hummer {Homarus vulgaris), ein Vetter der Krebse, der in der Nordsee, im atlantischen Ozean und in allen flacheren Meeren auftritt, dagegen in der Ostsee nicht und im Mittelmeer selten anzu- treffen ist, trägt bekanntlich (Weibchen) seine Eier an den Hinterleibsfortsätzen mit sich herum, so daß man durch Einbringen dieser mit völlig reifen Körnern be- ladenen Muttertiere in ein Aquarium täglich eine be- trächtliche Zahl Larven gewinnen kann, die den Eiern entschlüpfen. Auf diese Welse beobachtete bereits vor einer Reihe von Jahren der Lotse Guillon die Ent- wickelung von jungen, im Becken von Concarneau ge- borenen Hummern bis zu einer Länge von 117 mm. Unglücklicherweise ist uns von seinen interessanten Beobachtungen nichts überkommen, als eine summierende Notiz, die im Jahre 1865 von Moquin Tandon und Soubeirau im „Bulletin de la Societe d’Acclimatation“ veröffentlicht wurde. Begierig denselben Gegenstand wieder aufzunehmen und zu vervollständigen, isolierten die Herren Fahre, Domergue und Bietrix neuerdings , ein mit Eiern be- ladenes Hummerweibchen in einem mit Glaswänden versehenen Aquarium. Das Erscheinen der ersten Larven schon nach einigen Tagen ließ darauf schließen, daß deren- eine große Menge ausschlüpfen würden. Geben wir nun das Wort den drei verdienten Forschern und zitieren zu dem Zwecke die von ihnen jüngst an der Pariser Akademie der Wissenschaften eingereichte diesbezügliche Note: Um mit möglichster Genauigkeit das Alter unserer ausschlüpfenden jungen Hummer- larven festhalten zu können, entschlossen wir uns, dieselben alle 12 Stunden wegzünehmen. Dieser Um- stand führte uns zunächst dazu, festzustellen, daß das Ausschlüpfen der Larven niemals am Tage vor sich geht; während gegen 6 bis 7 Uhr abends nicht eine Larve im Aquarium sichtbar war, schwammen 2 Stunden nachher ihrer mehrere Hundert darin umher. Wurden nun letztere sorgfältig dem Aquarium entnommen, so blieb dasselbe völlig frei von Larven bis zum folgenden Abende; ein erneutes Ausschlüpfen hatte in der Zwischen- zeit also nicht stattgefunden. Welchem Umstande war denn dieses rasche Ausschlüpfqn so vieler Larven in einer so kurzen und gleichzeitig bestimmten Zeit zu- zuschreiben? Diebeständige Beobachtung des Aquariums gab uns bald des Rätsels Lösung. Gegen 7 bis 8 Uhr abends begann das Weibchen sich unruhig hin und her zu bewegen und dabei ein völlig verändertes, ja charakteristisches Verhalten an den Tag zu legen. Mit seinen fast starr ausgebreiteten Scheren und dem völlig horizontal gestreckten Schwänze bildete der übrige Körper annähernd eine gerade Linie. Wie jemand, der auf den Fußspitzen aufiritt. bewegte es sich vorwärts und schien offenbar besorgt, solange wie möglich am Boden des Aquariums zu verweilen. Plötzlich aber sahen wir das Tier den Kopf senken und den Vorderkörper zwischen den beiden Scheren auf den Boden stützen, gleiclizeitig den Schwanz heben und dabei seine Hinterleibsfortsätze mit den anhaftenden Eiern mit einer solchen Schnelligkeit bewegen, daß das Auge zu folgen nicht imstande war. Eine wahie Wolke junger Larven ergoß sich dadurch, weit zuriiek- geschlendert, nach allen Richtungen. Der Vorgang hielt 15 bis 20 Sekunden an, worauf das Weibchen seine gewöhnliche Haltung wieder annahm und auch bis zum folgenden Abende beibehielt. Mehrere Male hatten wir Gelegenheit, die vorgeschilderte Handlungs- weise des Muttertieres zu beobachten, ln einigen Fällen vollzog sich das Absetzen der Larven in zwei Serien von Emissionen, zwischen denen jedesmal ein Zeitraum von einigen Minuten lag. auch ergab die zweite Emission stets weit weniger Larven als die erste. Das Ausschlüpfen der Hummerlarven ist also nicht, wie man bisher allgemein aunahm, völlig unabhängig von einem Eingreifen des Muttertieres; auch fand es nicht fortdauernd zu allen Stunden des Tages und der Nacht statt, sondern stellt sich mit einer gewissen Regelmäßigkeit gegen 7 bis 8 Uhr abends ein. Es ist anzunehmen, daß die Bewegung der dem Ausschlüpfen nahen Larven unter dem Hinterleibe des Weibchens V ereins-N achrichten. 123 bei diesem die Zeichen der Besorgtheit und der Er- regung lier- vorrufen, die in vorstehen- dem gekenn- zeichnet wur- den. Darauf scheint auch hinzudeuten, daß Weib- clien. die in dem Zustande dem Wasser entnommen werden, durch ihre Verteidi- gungsbewe- gungen eine Menge schon entschlüpfter Larven fallen lassen, die vorher mit dem Muttertiere durch Membranen noch ver- Origlnalaufnahme nach dem Leben für die .Blätter“. bundcn wa- ren, welch letztere abei’ durch die Erschüt- terungen zerrissen wurden und dadurch die Brut Preis- gaben. Lei- der haben wir uns nicht (wie Laguesse beim Kreb- se) verge- wissern . können, ob das junge Tier den Überbleib- seln seines Häutchens durch eine besondere Einrichtung attachiert war. Hummer (Honiarus vulgaris L.). VEREINSn%W#V NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachriehten tragen die’ SchriftführerMer einzelnen Vereine die volle Verantwortung. ,jSalvinia‘^, Verein von Aquarien- und Terrarienfreuuden zu Hamburg. Vereinslokal: Siechenbräu, Kreuzweg 6. Versammlung am 1. Februar 1904. Im Einlaufe: Zwei Festzeitungen zur Feier des Stiftungsfestes unseres Bruder- Vereins zu Dortmund, die von uns mit Interesse studiert wurden, und die Zeugnis ablegen von dem urgesuuden Humor unserer Dortmunder! Ferner ist eingelaufen: ..Photographische Rundschau“ mit vorzüglichen Fischphotographien nebst begleitendem 'Texte von Herrn A. Köhler vom Schwester -Verein „Xymphaea“-Leipzig sowie Vorstands- und Mitglieder- verzeichnis der . uns angeschlossenen ,. Isis“ - München. Ihr alle diese Ultersendungen danken wii- bestens! - - Aufgenommen werden die Herren; Dr. Otto Weder, Zittau i. S. und Heinrich Ringer. Hamburg. Es melden sich an die Herren: H. Pohnke, Hamburg; F. Rössiger, Leipzig-Sellerhausen; Herrn. Härtel, Dresden; Reinh. •Jüngling, Dresden; „Verein für Aquar.- u. 'Terr. -Kunde“ Annaberg. I. Vorsitzender Herr Paul Krüger; „Xatur- wissenschaftlicher Verein“ Cuxhaven, 1. Vorsitzender Herr C. Oelbrich. — Herr Lohmann zeigt ein Aquarium-Heiz- system nach Lachmann mit eigenen Verbesserungen vor, und berichtet über die tadellose Funktion dieses Apparates. Er ladet alle Herren, die sich für Heizungen interessieren, ein, dieselben in seiner Wohnung in Funktion in Augen- schein zu nehmen. Ferner zeigt Herr Lohmann rote Posthornschnecken vor, die für billiges (leid an die Mit- glieder abgegeben werden sollen. Herr Maiburg stiftet 1 Paar Girard. decem., Herr W. .lähn schetikt ein voll- ständig eingerichtetes mit Girard. cauditu. besetztes Aqua- rium zur Oratisverlosung. Den hochherzigen Spendern herzlichen Dank! — Unser langjähriger I. Schriftführer, Herr R. Flurschütz sieht sich leider veranlaßt, infolge Domizilwechsels nach Paris sein Amt niederzulegen. Mit dem größten Bedauern nimmt die Versammlung Kenntnis von dieser 'J’atsache. und Herr Dr. Frauck, als Leiter des Vereins, widmet unserem scheidenden Freunde Flurschütz herzliche Worte des Abschiedes und des Dankes für seine aufopfernde jahrelange Vereinstätigkeit. Herr Flurschütz dankt mit liewegten Worten für die lebhafte ihm dar- gebrachte Ovation und versichert, daß er auch in der Ferne ein treues „Salvinia“-Mitglied bleiben werde. — Herr Schröder hält einen interessanten Vortrag über den Kletterfisch, und führte etwa folgendes aus: „Die Heimat des Kletterfisches ist Indien. Das Weibchen ist grau- braun. während beim Männchen die Farbe ganz grau ist. Der Kopf des Kletterfisches ist groß und breit; die Schnauze kurz und stumpf; das Maul weit; das Auge groß und lebhaft; der Rücken und der Bauch abgeflacht, auch fehlt ihm die Fadenflosse, welche seinem Verwandten, dem Guranii, eigen ist. Was der Kletterfisch an Farben- pracht entbehrt, ersetzt er durch sein kluges und lebhaftes Oebaren bei dem Brutgeschäft. Er laichte bei mir schon bei einer 'Temperatur von 25 R. in einem Behälter von 40 — 60 cm, so daß ich Gelegenheit hatte, das eigenartige Laiehgeschätt zu beobachten. Ich hatte die Tiere, nach- dem sie im Gesellschafts-Aquarium zu treiben angefangen, für sich allein in den obigen Behälter befördert und tags darauf abends von 10 — 12^2 Uhr sie beobachtet. Das Laichgeschäft äußert sich durch eigeutümliches, fort- währendes hin- und herwogen der Fische, wobei sie, wenn sie einander nahe kommen, in seitwärts welligen Schwin- gungen verharren, bis sie sich gegenseitig umschlingen und unter heftigem Zittern und um sich kugeln 20 bis 30 Eier seitwärts ausstoßen, welche alsdann sofort nach oben schwimmen und sich als Perlenschnur an den Glas- wänden des Aquariums und in Gruppen auf der Wasser- obeiMäche verteilen. Solcher Vorgang wiederholt sieh wohl 10—20 mal, woraus man beurteilen möge, welche Unzahl Eier hernach vorhanden sind. Nun nahm ich die Alten heraus, sonst verzehren sie zuviel von den Eiern, welchen nach 24 Stunden, wenn sie befruchtet sind, die Fischlein entschlüpfen. Die Aufzucht ist dieselbe wie bei den Makropoden usw.“ Zum Schlüsse verspricht Redner noch am nächsten Vereinsabend ein paar Junge zur An- sicht mitzubringen, es seien sehr niedliche Tierchen. Reicher Beifall lohnt dem Vortragenden. — Mitteilungen aus den) Gebiete der Liebhaberei: Unser Mitglied Herr Otto Camozzi, Niederloßnitz-Dresden schreibt uns: „Als 124 Vereins-Nachrichten auswärtiges Mitglied der „Salvinia“ kann ich nicht umhin, dem geehrten Vorstande meine Befriedigung auszudrücken und von dem Interesse Kenntnis zu geben, mit welchem ich den Jahresbericht 1903 gelesen habe. Es war mir, wie gewiß allen Mitgliedern, ein besonderes Vergnügen, daß der Verein durch seine Tätigkeit manchen Erfolg zu verzeichnen hatte und auch seinen Mitgliedern in Zukunft noch weitere Vorteile bieten will. Ich spreche die Hoff- nung aus, daß der Verein „Salvinia“ auch im laufenden Jahre weiter wachsen, blühen und gedeihen möge! Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir auf einen Punkt hin- zuweisen, welcher dazu angetan ist, unsere schöne Lieb- haberei sehr wenig zu fördern und könnten die ent- sprechenden Vereine vielleicht manches dazu beitragen, daß Änderung geschaffen wird. Es handelt sich nämlich um folgendes: Die in den meisten Städten befindlichen Händler von Aquarien, Zierfischen usw. haben meistens ihre Verkaufsprodukte in ihrem Laden in einem höchst traurigen Zustande ausgestellt. Man sieht da einige Glas- gefäße oder Aquarien welche einige Steine, trübes Wasser, viel Lehmsatz und eine Unmenge Fische (unter- mischt mit einigen toten) enthalten. Schon oftmals ging ich als großer Aquarienfreund an solchen Auslagen mit Entsetzen vorüber. Wie sehr derartige Verkaufsstände zum Nachteile unserer Sache sind, beweise Ihnen folgendes Beispiel. Als ich vor längerer Zeit einen Bekannten für unsere Liebhaberei gewinnen wollte und ihm all das Schöne daran klar machte, wollte der Betreffende es nicht glauben, daß n\an ein schönes und sauberes Aquarium ohne entsetzlieh viel Zeit und Mühe erhalten könne. Nachdem ich dem Herrn sodann meine Aquarien ein- geheiul gezeigt hatte, gab derselbe mir zur Antwort : „Ja wenn alle Aquarien so sauber aussähen 1 Aber sehen Sie z. B. die Aquarien bei unseren Händlern der Stadt an, wie furchtbar schmutzig sind diese Kästen immer! AVenn es möglich wäre, A(piarien ohne viel Mühe sauber und gut be])Hanzt längere Zeit zu erhalten, so würden die Händler es doch unbedingt machen, da jeder Verkäufer doch selbstverständlich bestrebt ist, sein Bestes in das Schaufenster vor die Augen des Publikums zu stellen !'“ Aus fliesen Worten geht deutlich hervor, wie der Laie über die Sache denkt und dies ist auch nur natürlich! Wie mancher Naturfreund würde an unserer Jjiebhaberei Gefallen finden, sähe er in dem Schaufenster z. B. ein gut bepflanztes, hübsch ausgestattetes reinliches Aquarium mit wenigen schönen Exemplai'en Fische besetzt. Es würde dies sogar im eigenen Interesse der Verkäufer liegen. Ich glaube bestimmt, wenn in dieser Richtung eine Änderung einträte, so würde die A(juarienliebhaberei sehr gefördert, genau so wie z. B. das Halten von schönen Pflanzen und Blumen in Töpfen beliebt ist. Sieht man jemals in einem Blumenladen verkommene oder schmutzige, verwelkte Blumen und Pflanzen ausgestellt? Nein, denn der A'erkäufer weiß genau, wenn er eine hübsche und geschmackvolle Sache ausstellt, dann wird sich bald ein Käufer finden! AVarimi ist dasselbe nicht bei den Aqua- rien- und Terrarienhändlern der Fall? Der Grund hierzu liegt wohl nur im Unverstand, da die Leute nicht ge- nügend hierüber aufgeklärt sind. Ich habe die gleiche Bemerkungen in vielen Städten gemacht und glaube daher, daß die Aquarien- und Terrarienvereine hier ein dank- bares Feld für ihre Tätigkeit finden würden. Es würde mich freuen, wenn es gelänge, besagten Ubelständen ab- zuhelfen und bitte ich den verehrten Vorstand wegen meiner langen Ausführungen über diese Sache um Ent- schuldigung, doch geschah dies einzig und allein im Interesse unserer Liebhaberei.“ Aber bitte, bitte! Wir danken vielmehr unserem verehrten Herrn Mitgliede für diese bemerkenswerte Anregung, die wir unter allen Um- ständen im Auge behalten werden, wenn wir uns auch die Schwierigkeiten bei der Bekämpfung dieses Mißstandes nicht verhehlen. AVir gedenken später auf diese Sache zurückzukommen. — Fragekasten. — Schluß 12 Uhr. T. „Triton‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarien-Kunde zu Berlin. (Eingetragener Verein.) Vereinslokal: Restaurant Örtler, Karlstraße 27. 19. ordentliche Sitzung am 18. März 1904. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der 18. ordentl. Sitzung wird zur Aufnahme des Herrn 0. .Täck geschritten, die einstimmig erfolgte. An Ein- gängen liegen vor: Satzungen für den Verein „Aquarium“ zu Görlitz, Satzungen der „Selskab for Stuekulturer“ in Kopenhagen. Ferner sind eingegangen: No. 1 — 4 von „Stuekulturer, Tiedskrift udgivet af Selskabet for Stuekul- turer“. Preisliste von P. Schäme-Dresden, Zoologie für Buchdrucker von Breitkopf und Härtel, Einladung zum VI. internationalen Zoologenkongreß in Bern am 14. bis 19. August d. J. und Einladung zum Besuch der Treptow-Sternwarte. Die Direktion der Treptow-Stern- warte bietet an, 200 Stück Karten ä 15 Pfg. = 30 Mk. oder 100 Stück Karten ä 20 Pfg. = 20 Mk. Die Karten sind gültig für einen laut Verabredung festgesetzten Vortrag mit Lichtbildern, ferner berechtigen sie zur Be- sichtigung des astronomischen Museums und des Riesen- fernrohres mit Erklärungen sowie auch zur Beobachtung verschiedener Objekte mit kleineren Fernrohren. Der Inhaber einer solchen Karte kann außerdem an der Kasse eine oder mehrere Karten zur Beobachtung mit dem Riesenfernrohre zum halben Preise (0,50 Mk.) ent- nehmen und solche während der Dauer eines Jahres auch für Eiuzelbeobachtungen benutzen. Da es nun für einen einzelnen Verein etwas schwierig sein dürfte, Absatz für mindestens 100 Karten zu finden, so würde es vielleicht von A orteil sein, wenn die Berliner Vereine zur Ab- nahme von Karten sieh zusammenschlössen. — Aus der vorliegenden Literatur sei hingewiesen auf Nr. 6 der „Allg. Fischerei-Zeitung“, in welcher sich unter Frage- kasten eine Anweisung zur Züchtung von Flohkrebsen befindet, die für solche A(piarienliebhaber, welche glück- liche Besitzer eines Gartens sind, von Interesse sein dürfte. Es heißt dort: „Die Massenzucht von Flohkrebsen ist sehr wohl möglich und einfach. Zu diesem Zweck werden entweder in kleinen Gerinnen teichartige Er- weiterungen von 3 bis 4 qm Oberfläche gegraben oder auch kleine 20 — 30 cm tiefe Teiche von gleicher Größe, durch die ein ständiger, wenn auch mäßiger AVasserstrom läuft. Die Teiche weiden mit Pflanzen, Kressenarten, Berula, oder andern in Forellenteichen häufigen Pflanzen stark besetzt und einige Haudvoll großer Flohkrebse eingesetzt. Zur Flrnährung derselben können allerhand Fleisehabfälle verwendet werden; Schlachthausabfälle, Fischköpfe usw., welche von den Tieren direkt ange- nommen werden. Sie vermehren sich dann auch bei niederer Temperatur in Menge. Zum Verfüttern an die Brut werden die Pflanzen und der Grund des Teiches abgekätschert und der Inhalt durch Siebe mit verschiedenen Löchern gesiebt. Man kann auf diese AVeise die aller- jüngsten Tierchen, welche nur wenige Millimeter groß sind, erhalten und direkt verfüttern.“ Als besonders geeignet zur Bepflanzung der erwähnten Teiche empfiehlt uuser Mitglied Herr Dr. med. Kuliga Potamogeton pu- sillus, an dessen Blättern die Tierchen sich mit Vorliebe aulhalten. - Die „Deutsche Fischerei-Correspondenz“ enthält eine beachtenswerte Übersetzung aus dem bereits 1872 von dem Franzosen P. Daby de Thiersaut geschrie- benen und unter dem Titel: „La Pisciculture et la Peche en Chine“ erschienenen AVerke, aus welchen die be- deutende Überlegenheit der chinesischen Fischerei gegenüber unsern deutschen Fischzuchtanstalten hervor- geht, und welche im wesentlichen darin gipfelt, daß in China sowohl Wild- wie Friedfische (domestizierte Fische) in Freiheit laichen, Eier und Brut aus den Bächen und Flüssen mit geeigneten Netzen herausgefischt und in ge- schützten Teichen zur Entwicklung gebracht werden, bis sie entweder ihre Freiheit wiedererlangen oder in be- sonderen Teichen hauptsächlich mit Vegetabilien gemästet werden. — Aufsehen erregte die auf dem ümschlage von „Natur und Haus“ von Herrn Dr. Frank als 1. Vors, der „Salvinia“ für das Piscidin gemachte Reklame. Des ferneren fiel es auf, daß der Hamburg-Barmbeeker A’^ogelverein in der Nebenabteilung seiner Ausstellung „Einem“ Aussteller von Aquarien neben 3 ersten und 2 zweiten Preisen noch eine goldene Medaille verleihen konnte. Oder sollte Herr Mayburg der einzige Aussteller gewesen sein? Weniger Aufsehen als Kopfschütteln er- regte im Sitzungsbericht der „Isis“ vom 26. November 1903 ein Passus, in welchem die „Isis“ wieder einmal die Gedanken eines unserer Fragesteller erraten zu haben glaubt. Im übrigen haben doch wohl die dort zur Er- kennung des Männchens bei der Gattung Lacerta ange- gebenen Merkmale nur einen sehr relativen AVert. Ob Vereins-Nachrichten. J25 es wohl ein großes Ivunststiiek ist, sich eine Frage so zurecht zu schneiden, wie luan dieselbe gebrauchen kann? — Herr Dr. Schnee erfreute uns wieder durch Vorzeigung einiger Objekte aus seiner großen Naturalien- sainmlung. So' sahen wir die Gehäuse einiger von ihm vor Jahren am La Plata gesammelten Ampullarien, sowie eine Anodonta sirionos Orb. von derselben Lokalität, welche Tiere einige Zeit in seinen Aquarien ein munteres Dasein geführt hatten. Die Ampullarien, so bemerkt Herr Dr. Schnee, sind unserer vivijMra nahestehende Süß Wasserschnecken, deren Verbreitungsgebiet sich über die Tropen der alten und neuen AVelt erstreckt. Sie besitzen eine glatte, meist gebänderte Schale und zeichnen sich von den unsrigen durch bedeutendere Größe, be- sonders der letzten Windung, aus. Der Deckel ist bei den altweltlichen Arten kalkig, bei den amerikanischen dagegen hornig. Das Tier besitzt 2 Paar Fühler, von denen das vordere kurz, das hintere dagegen lang ist. Die Ampullarien sind Pflanzenfresser und legen ihre Eier, welche eine dünne, korallenrote Schale besitzen, an Blättern ab; wenigstens glaubte der Redner die von ihm an solchen Stellen oft bemerkten Eierwände auf diese Arten zurückführen zu dürfen. Die vorgelegten Schalen gehörten der Aynp. insulariim Orb. sowie der durch ein treppenförmiges Gehäuse ausgezeichneten Anij}. scalaris an. Weiter zeigte Herr Dr. Schnee Früchte einer Mangrove (Carappa) vor, in denen sich Bohrmuscheln angesiedelt hatten; sie waren von ihm auf dem Atolle .Taluit, welches zu den deutschen Marshall-Inseln gehört, gesammelt worden. Da der erwähnte Baum auf jener Inselgruppe nicht vorkommt, so müssen die Früchte, welche übrigens ausgezeichnet schwimmen, weit her ge- trieben sein. Der nächste Punkt, von welchem sie stammen könnten, wären die Karolinen; auf der Haupt- insel derselben, Ponape, kommt diese Pflanze, die ein spezifisches Ufergewächs ist, in der Tat vor. Nimmt man an, daß die aufgefundenen Exemplare von dort stammen, so müssen sie einen Weg von ca. 1000 See- meilen zurückgelegt haben. Daß dieser Transport, der andauernd stattfindet — denn solche Früchte hatte Herr Dr. Schnee öfters gefunden — ziemlich viel Zeit er- fordert, geht wohl daraus hervor, daß aus jener einen ursprünglich eingedrungenen Bohrmuschel allmählich eine ganze Kolonie geworden war. Die ganze Höhlung iler Frucht war durch diese Kolonie angefüllt, so daß nur noch die äußere harte Schale vorhanden war, welche die Muscheln zusammen- und über Wasser hielt. — Den Hauptteil und Schluß der Sitzung bildeten die Be- sprechung der neu einzuführenden Satzungen, sowie die Besprechung über die Vorstandswahl und das Vereins- organ. E. Diewitz, II. Schriftführer. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. (E. V.) Vereinslokal; Cafe-Restaurant „Deutscher Hof“. Ordentliche Mitgliederversammlung am Donnerstag, den 14. Januar 1904. Anwesend 20 Mitglieder. Nachdem der Vorsitzende die Anwesenden begrüßt hatte, wurde sofort in die Tages- ordnung eingetreten. Der Bericht des Vorsitzenden skiz- zierte, abweichend von früheren Jahren, die Vorgänge innerhalb des Vereins im abgelaufenen Jahre in größter Kürze und beschäftigte sich im wesentlichen mit folgen- dem; Der Verein zählt gegenwärtig 2 Ehrenmitglieder, 39 hiesige und 15 auswärtige Mitglieder und steht mit 8 auswärtigen Vereinen im gegenseitigen Mitgliedschafts- verhältnis. Zunahme 2 hiesige und 2 auswärtige Mit- glieder, sowie 5 Vereine. Der Pflanzenversand habe sich bewährt. Zahlreiche schriftliche Arbeiten fanden auch im abgelaufenen Jahre ihre Erledigung. An Versamm- lungen wurden abgehalten; 1 ordentliche Mitglieder- versammlung, 44 Vereinsversammlungen und 1 Vorstands- beratung. Der durchschnittliche Besuch der Versamm- lungen war mit Ausnahme der Herbstmonate recht zu- friedenstellend. Öffentliche Vorträge wurden weniger abgehalten, dagegen fand eine große Reihe von Demon- strationen, besonders europäischer Kriechtiere und Lurche, statt. Bezüglich des näheren hierüber, sowie auch hin- sichtlich der sonstigen Vorgänge im Vereine sei auf die einschlägigen Protokolle verwiesen. Desgleichen hin- sichtlich der Zugänge für die Bibliothek, Inventar usw. Exkursionen wurden eine große Atizahl gcmaclii. Die Er- gebnisse wurden in den nächstfolgenden V'ereins- Sitzungen bekannt gegeben und auch in die Protokolle aufgenommen. Importe, vorwiegend europäischer Rep- tilien und Amphibien, wurden lediglich von unserem Herrn Müller gemacht. Das Ausstellungs-Projekt für 1904 werde zu begraben sein. Zuchtcrfolgc haben die Herren Müller (Lacerta serpa, var. reticulata Schreiber, und var. cettii Cara, ferner v. Alyiroides jUzinyeri Wieym.) und Rembold (Triton alpestris Laur.). dann die Herren Haimerl, Kainradi, Rembold und Seifers (Zahnkärpflinge, Makrojioden), endlich Herr Sigl (diverse Schneckenarten) aufzuweisen. Außer diesen noch einige Herren des Ver- eins, bezüglich deren Zuchterfolge uns Einzelheiten fehlen oder solche, deren Zuchtergebnisse bereits kurz in den Protokollen der Vereinsversammlungen angedeutet wurden. Die zwei von Mitgliedern eingerichteten Seewasser- aquarien bestehen noch und werden hoffentlich dem Ver- ein erhalten bleiben. Das Verhältnis zu den auswärtigen Vereinen ist ein freundschaftliches zu nennen. Zum Schlüsse seines Berichtes gedenkt der Vorsitzende noch des in schönster Harmonie verlaufenen 9. Stiftungsfestes und dankt allen Vorstandskollegen für die getreue Mit- arbeit. — Hierauf erstattet Herr Feichtinger den Kassen- bericht ; Die Einnahmen schließen ab mit; 760,01 Mk. die Ausgaben mit; 613,00 Mk. Aktivrest; 146,51 Mk. Hierzu Sparkasseneinlage vom 26. März 1896 mit Zinsen einschließlich 1900 782,00 Mk. Sparkassaeinlage vom Dezember 1899 194,00 Mk. Summa; 1122,51 Mk. Rückständige Vereinsbeiträge 44,00 Mk. Der Wert der Bibliothek, des Inventars und der Sammlung ist gesondert zu veranschlagen. Vorbehaltlich der Revision durch die Herren Molter und Sigl wird Herrn Feichtinger Entlastung erteilt. — Die Genehmigung der Aufstellung des Jahresaufwandes erfolgte nach den vom I. Vorsitzenden eingebrachten Vorschlägen ohne Debatte und Änderung. Da Anträge nicht eingelaufen wai-en, konnte zur Entlastung des Gesamtvorstandes und der Vorstandschaft geschritten werden. Zu bemerken ist, daß Herr Reiter in Rücksicht auf seine Krankheit gebeten hatte, von seiner Neuwahl zum II. Vorsitzenden abzustehen. Gewählt wurden zum I. Vorsitzenden Herr K. Lankes, wohnhaft Häberlstr. 4/2 (zugleich Adresse für alle wichtigen Angelegenheiten des Vereins), zum II. Vor- sitzenden Herr Eduard Stiegele, Kaufmann, zum Schrift- führer Herr Josef Haimerl, städt. Brandmeister, zum Protokollführer Herr Josef Knan, Bankbeamter, zum Kassierer Herr Ludwig Feichtinger, Buchdruckerei-Fak- tor, wohnhaft Dachauerstr. No. 15/4 (zugleich Adresse für alle Kassen-Geschäfte des Vereins), zum Samudungs- verwalter Herr Lorenz Müller, Kunstmaler und zum In- ventarverwalter Herr Wilhelm Seifers, Bankbeamter. Als Revisoren wurden gewählt die Herren A. Molter und Karl Sigl. Sämtliche Herren nahmen die Wahl an. Nach Schluß der ordentlichen Mitgiieder-Versammlung demon- strierte Herr Müller ein junges hübsches Exemplar von Cyclemys trifasciata Bell aus Süd-China. Donnerstag, den 21. Januar 1904. Im Einlaufe; Karte des Herrn Dr. Wolterstorft' an den Vorsitzenden. Tagesordnung des ,.Triton“-Berlin. Neu jahi-swünsche des „Vereins fiü- Aquarien- uiul Terrarieu- freunde“ in St. Annaberg und des „Triton“-Berlin. Karte des Herrn Kämmerer, der gegenwärtig im ägyptischen Sudan weilt, an den Vorsitzenden, Karte des „Vereins für Aquarien- und Terrarien-Kunde“ Braunschw'eig, Schreiben der „Iris“-Frankfurt a. M. Weiter lag im Einlauf die No. 1 einer neuen „AVochenschrift für Aqua- rien- und Terrarienkunde“, herausgegeben von K. Stansch, Lehrer in Braunschweig. Ob gerade ein Bedürfnis für eine neue Zeitschrift vorhanden ist, ist mindestens recht zweifelhaft. „Blätter“ No. 1 und 2, „Natur und Haus“ No. 7 und „Nerthus“ No. 1. In „Natur und Haus“ No. 7 bringt AV. Schuster „eine naturwissenschaftliche Studie“ mit der Bezeichnung; „Wie war das Leben?“ Schuster sagt von den Seerosen „Sie sind vollkommene Tiere, aber sie sind fest am Gestein angewachsen“. Weiter sagt Schuster von den Seerosen; „AA'ährend sie die 126 V ereins-Nackrichten. Bewegungslosigkeit mit den Fleischfressern unter den Pflanzen so ziemlich gemein haben, unterscheiden sie sieh von diesen dadurch, daß sie sich nur von tierischen Stoffen nähren Wenn Schuster sich ein Seewasser- Aquarium anlegen wollte, so würde er bezüglich der Be- wegungslosigkeit der Seerosen und des fest am Gestein Angewachsenseius derselben bald anders denken. Schuster spricht in seinem Artikel weiter von der Selbstbefruchtung bei manchen Käfern und Schmetterlingen, der Zwitter- eigensohaft der Schnecken und sagt dann wörtlich „Und selbst noch das Weibchen des Feuersalamanders kann aus sich selbst heraus die junge Nachkommenschaft ei-- zeugen“. Diesen letzteren Satz hat der Kedakteur von „N. u. H.“ Herr Hesdörffer, wenn auch nicht ganz richtig, so doch wie folgt berichtigt: „das ist unzutreffend; es kann nur nach einmaliger Aufnahme des Samens jahrelang gebären“. Daß es nach einmaliger Aufnahme des Samens j ahrelang gebären kann, ist ebenfalls unzutreffend. Auch sonstens hat Schuster einige Bemerkungen eingestreut, die nicht ohne Widerspruch hingenommen werden sollten, sie haben aber mit dem Gebiet der Aquarien- und Terrariensache weiter nichts zu tun und somit sei die „naturwissenschaftliche Studie“ verlassen. In „Nerthus“ Heft 1 bringt Herr W. Köhler „Nymphaea“-Leipzig über Ursachen der Degeneration tropischer Fische in unseren Aquarien viel Beachtenswertes. Mehrere einschlägige Aufsätze aus den aufliegenden Zeitschriften gelangen zur Verlesung oder auszugsweiser Bekanntgabe. Eingetroffen ist nunmehr auch die 2. Auflage des Zernecke’schen Leit- fadens, bearbeitet von Herrn Max Hesdörffer. Wir werden nach entsprechendem Studium des Buches unsere Ansicht über dasselbe mitteilen. Herr Professor Morin ladet die „Isis“ zu einem Vortrag über die Kiviera, welchen Vor- trag Herr Morin im Verein für „allgemeine Naturkunde“ zu halten gedenkt, ein. Die Herren Revisoren Molter und Sigl gaben die Erklärung ab, daß die Prüfung der Kassabücher und des Kassabestandes zu keiner Erinnerung Anlaß gegeben habe. Herr Kassierer Feichtinger wurde hierauf definitiv entlastet. Der Vorsitzende dankt den beiden Herren Revisoren. „Nymphaea“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Leipzig. (Sitzung jeden Dienstag, Abends 9 Uhr im Vereinslokal „Herzog Ernst“, Georgenstraße 1.) 549. Versammlung am 2. Februar 1904. Eingänge: Vorläufiges Schreiben des I. Vorsitzenden des Vereins „Triton“-Berlin, unser Angebot gegenseitiger Mitgliedschaft betreffend; Grußkarte eines Mitglieds; eine Offerte (Steinkitt); grüne „Triton“-Karte sowie ein Rundschreiben des „Triton“ mit der Bitte um Zusammen- stellung aller von uns im Verlaufe des Jahres gemachten wichtigen und neuen Beobachtungen. — Herr Köhler bietet im Aufträge der Redaktion der „Nerthus“ Abonne- ments für die Mitglieder zu ermäßigten Preisen an. — Herr Winzer fragt nach Bezugsquellen für gereinigten Terrarienkies; solche sind nicht bekannt; doch ist Kies, den man leicht selbst reinigen kann, durch die Westend- Baugesellscliaft, L. -Plagwitz, erhältlich. — Herr Köhler hält einen Vortrag über „Fische, die importiert werden sollten“, worin er eine ganze Reihe interessanter, klein- bleibender Exoten in ihrer Lebensweise und den Eigen- tümlichkeiten ihrer Fortpflanzung beziehentlich Brutpflege schildert. Besonders hervorgehoben wurden von ihm ein kleiner Zwergfisch aus dem Essequibo (Süd- Amerika), der Schützenfisch, der Zitterwels (Fortpflanzungsweise wie Entwicklung des elektrischen Organs noch immer un- bekannt), Anahleps tetrophthalmus (wegen des eigen- tümlich gebauten Auges), die Schlammspringer (Ferio- 2)hthalmus- Arten) und Mistichthys luconensis (die kleinste g. — je jüngp:r umso augenfälliger uno i astr. her die •»uomentan hei'vorbrechenden sah Vve^ Gefühlsäußerungen — beobachtet liabwf. Es gibt ja bekanntlich eine Menge und die vei’schiedensten Ai'te)) von I.iabhabereien. AVenige sind aber so vei'teilhaft geeigen- schaftet, daß sie zugleich für ein ruhebedürftiges 154 Major a. D. Prestele: Die hygienisch-therapeutische Bedeutung der Aquariumliebhaberei. Nervensystem die nötige Beruhigung gewähren sowie geistige Anregung ohne Mühe und Auf- regung in wohltuender Weise verschaffen, wenn auch unsere sonst so trefflichen Leitfäden und die Tagesliteratur bisher nach dieser doppelten Hinsicht dieser ganz besonderen, spezifischen Eigenart der Aquariumliebhaberei noch weniger Beachtung geschenkt haben. Der hygienische, gesundheitfördernde Wert liegt außerdem in der Art der Beschäftigung, die ein Aquarium zu jeder Zeit, in allen Jahres- zeiten, wenn auch nicht immer in der gleichen Intensität verlangt, ja beansprucht. Wenn nun für das passive Verhalten vor dem Aquarium, dem stillen Beschauen, eine heilsame Förderung in bestimmter Hinsicht zu- gesprochen wurde, so muß der Wahrheit gemäß an der Hand der Erfahrung andererseits hin- sichtlich der Arbeit mit dem Aquarium zuge- standen werden, daß die Instandhaltung eines solchen zur Beruhigung der Nerven nicht immer beiträgt, daß im Gegenteil manchmal viel Ärger, ja Aufregung bei dem eifrigen Be- mühen um die verschiedenen Pfleglinge zum Vorschein kommt und manch unparlamentarische]- kräftiger Ausruf selbst dem eingefleischten Naturfreund mit elementarer Gewalt entschlüpft! Freilich spielt hierbei das Temperament eine ganz entscheidende Rolle, aber selbst der ausgesprochenste Phlegmatiker wird den hier und da plötzlich eintretenden „Zwischenfällen“ gegenüber nicht ruhiges Blut behalten, deren es ja eine Menge gibt und zwar nicht bloß beim Anfänger. Das Platzen eines Gummischlauches, das Undichtwerden oder gar Zerspringen einer Scheibe usw. sind nur einige von den nicht vor- herzusehenden Annehmlichkeiten („Impondera- bilien“), denen auch der Erfahrene machtlos gegenübersteht, während entmutigende Mißerfolge in Zucht von Pflanzen und Tieren doch oft der mangelnden Routine zugeschrieben werden müssen. Sämtliche klassische Sprüche des Altertums, die das „pacata posse omnia mente tueri“, die Gemütsruhe, den Gleichmut in allen Lagen, an- preisen, können bei solchen Gelegenheiten auf ihre Wirkungskraft im konkreten Falle erprobt w '«.erden. Mancher Individualität ist aber eine ordentliche Motion vom hygienischen Standpunkt US auch nieht schädlich, die Aquariiimpfiege bietet hierfür Gelegenheit aller Art in Fülle, der Zerstreuung und abwechselnde Beschaftigun Suchende kommt dabei sehr gut auf seine Recimung, nicht bloß Kopf und Herz, auch Arme und Beine werden gebührend in Anspruch genommen, soll der Aquariums-Hygiene — auch von einer solchen kann man sprechen — Ge- nüge geleistet werden. In keinem Handbuche wird von den „Schweißtropfen“ irgend eine Erwähnung getan, die sogar das kühle Naß des Aquariums auf der Stirne des sorglichen Pfiegers hervorzulocken weiß, denn nil sine magno vita labore dedit mortalibus — (möge Freund Horaz gestattet sein, seine noch heute lebenskräftigen Trostesworte auch dem Aquariumliebhaber zu spenden!). Auch damit muß bekanntlich ge- rechnet werden und so wertvoll das Aquarium nach seiner Vollendung im üppigen Schmuck herz- und sinnerfreuend wirkt, ebensoviele An- sprüche macht die Instandsetzung desselben an die Geduld und Ausdauer. Wer die auch fürs Leben, für weit höhere Zwecke als die Aqua- riumliebhaberei sie in sich schließt, nötigen Eigenschaften, nämlich ruhig ab warten zu können, unverdrossen allen Eventualitäten gegenüber auszuharren, nicht in genügendem Maße besitzt, wer, wandelbar in Neigungen, schon nach Monaten vielleicht die Lust und Freude am Aquarium verliert, wenn dasselbe ihm zu wenig Abwechslung an neuem bietet und sein Interesse bald abgestumpft werden kann, der spare Zeit und Geld und fange lieber nicht an mit einer Beschäftigung, die, nicht oft genug kann es betont werden, edlen Zwecken dient und nie mid nimmer als bloße Spielerei zum Zeit- vertreib angesehen werden darf. Dieser letzte Satz gilt vorzugsweise für die heranwachsende Jugend, deren Neigungen für diesen oder jenen Gegenstand gar oft wie Strohfeuer verflackern, der reife Mann weiß den praktischen Wert und wirklichen Nutzen unserer Liebhaberei — so profan diese Bezeichnung im Grunde genommen eigent- lich klingt — vom Standpunkt seiner jeweiligen Interessensphäre aus schon richtig zu beurteilen. Der rein hygienische Wert liegt im Aquarium selbst, reine Luft, reines Wasser sind die Grundprinzipien, auf denen das Gedeihen von Tier und Pflanze beruht, welche zu erhalten und zu fördern Hauptaufgabe ist. Es kann also, wenn richtig gehandhabt, als Lohn eifriger l'^tigkeit nui’ eine gesundheitsfördernde Atmo- sphäre vom Aquarium selbst ausströmen, die der Umgebung wieder zu statten kommt. Die Sauerstoffausscheidung der Wasserpflanzen, be- sonders infolge der Einwirkung des Sonnen- lich ■ 3s, der Austausch df ffgehalts der atmosphärischen Luft rfiäche des Wassers, der auf die 2. a- ft äußerst günstig wirkende, sattsam bek A Springbrunnen, die % V ereins-N achrichte n 155 verschiedenen Durchlüftiingsmethoden, die alle einen lebhaften Gasaustansch zwischen atmo- sphärischer Lnft und Aquarium- Wasser zu re- gulieren bestimmt sind, seien als wesentliche Faktoren der Aquariumshygiene, bezüglich ihrer Doppelwirkung besonders heiworgehoben. So vereinigt sich tatsächlich bei der Aqua- riumliebhaberei in des Wortes schönster Be- deutung „das Angenehme mit dem Nützlichen“ — eine Eigenschaft von unschätzbarem Werte sowohl ideeller wie materieller Natur, auf welche die didaktischen Worte des römischen Dichters sinngemäß zu beziehen sind, nämlich Emollit mores nec sinit esse feros — „Sie mildert den Charakter und läßt keine Rohheit aufkommen!“ — A JCleinc J\4ittcilun^en- Berliner-Aquarienliebhaber fischen im Teltow- kaual auf Stichlinge. — An Sonntagen, wenn das Wetter gut ist, sieht man überall in der Umgegend Berlins kleinere Gruppen Aquarienliebhaber an Gräben und Teichen eifrig fischen und tümpeln. Die Mehrzahl zieht an die Dorfteiche und benutzt hier fleißig den Käscher, um „Fischfutter“ zu sammeln, weniger zahlreich sind diejenigen Gruppen anzutreffen, die Pflanzen, niedere Wassertiere und Fische einfangen. Unter den letzteren sind es besonders Bitterlinge und Stichlinge, die stets beliebte Beutestücke bilden. Durch den Bau des Teltow- kanales sind alle Gräben in der Mähe desselben heute ohne Wasser; die zahlreichen Stichlinge, die sich sonst hier ihres Lebens freuten, haben sich in den Kanal zurückgezogen und bevölkern diesen jetzt in beträcht- licher Menge, sodaß jetzt die Kanalböschungen von Aquarienliebhabern vielfach aufgesiicht werden. Das Bild auf Seite 145 zeigt Mitglieder des „Vereins der Aquarien- und Terrarienfreunde“ zu Berlin beim Stich- lingsfange. Diplozoon paradoxiim v. Jfordm. (Figur Seite 153) gehört zu den Saugwürmern und lebt auf den Kiemen der verschiedensten Süßwasserfische, besonders der Karpfenarten, ist indessen hier als Schädling bisher noch nicht bekannt geworden. Die merkwürdige und eigen- artige Form des Tieres kommt dadurch hervor, daß zwei ursprünglich getrennt lebende Individuen sich mit ihren mittleren Saugnäpfen aneinander heften und zwar so daß der Bauchsaugnapf des einen Tieres an den Bücken- zapfen des anderen zu liegen kommt und an den .Be- rührungsstellen verschmilzt. Jedes der beiden Tiere be- hält im übrigen seine ursprüngliche Organisation bei und entwickelt Eier, aus denen wieder Einzeltiere hervor- gehen. Individuen, die einzeln leben, also nicht mit einem anderen Exemplare verschmelzen, werden nicht geschlechtsreif. — Die vom Muttertiere ruckweise aus- gestoßenen Eier besitzen einen langen Faden, aus ihnen geht eine etwa 0,26 mm lange Larve mit einem Wimper- kleide hervor, die an ihrem Hinterleibe einen Haftapparat besitzt und auf der Rückenfläche zwei braune Augen trägt. Die Larve bewegt sich lebhaft im Wasser, bis sie auf die Kiemen eines Fisches gelangt, wo sie sich festsetzt. Hier verliert sie die Wimjjern und die Augen, ihr Körper streckt sich und das Tier wird einem einzelnen Individuum von Diplozoon paratloxum immer ähnlicher. Als einzelnes Tier, wie es lange Zeit leben kann, war es früher unter der Bezeichnung Diporpa bekannt. Die Verschmelzung zweier Individuen erfolgt indessen meist schon, bald nachdem das Larvenstadium beendet ist. Diplozoon paradoximi kann unter Umständen eine Länge von etwa 1 cm erreichen, bleibt aber meist kleiner. Zahlreich findet sich das Tier in den Monaten Juni und August auf den Kiemen der Fische. B. yEREIN5'fÄ"#T NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die^ Schriftführer der einzelnen jVereineDlieJvolle Verantwortung. „Nymphaea alba‘‘, Verein für Aquarien- und I'errarien- Kunde Berlin. Vereinslokal: Clubhaus Hintsche, Köpenickerstr. 62. Sitzung vom 2. März 1904. Herr Weimar eröffnet die Sitzung um 9^/4 Uhr und begrüßt als Gast unser früheres Mitglied Herrn Stephan, welcher sich zur Wiederaufnahme meldet. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und wie niedergeschrieben angenommen. An Eingängen sind zu verzeichnen : „Blätter“ Xo. 5; eine dritte Probenummer der „Wochenschrift“; Rundschreiben betr. die Ausstellung zur Roßmäßler-Feier ; „Triton“-Einladung; Fisch- usw. Offerten des „Humboldt“ und von Schwarze-Hamburg; Aquarienangebot Beyer; Prospekt über einen Lichtbilder-Vortrag von Dr. Kurt Boeck sowie Brief und Karte unseres Herrn Klose-Ebers- walde. Um den Mitgliedern die Zahlung zum Garantie- fonds zur Ausstellung zu erleichtern, schlägt Herr Fürst vor, eine Sparkasse zu gründen, in welche die Mitglieder entweder ganze Garantiefondsbeiträge oder Teilbeiträge nicht unter 50 Pfg. jede Sitzung einzuzahlen hätten. Dieser Vorschlag wird einstimmig angenommen und Herr Schroeter zum Kassierer dieser Kasse gewählt. An Partien werden beschlossen: Charfreitag nach Finkenkrug und Himmelfahrt nach Eberswalde. Das beschlossene Eisbein- essen wird fallen gelassen und statt dessen beschlossen, unser Stiftungsfest durch eine Saalfeier würdig zu be- gehen. Xäheres über diese Veranstaltungen wird von der Vergnügungskommission noch bekannt gegeben. Herr Adler hat eine Anzahl Billets zum nächsten Vortrag im Museum für Naturkunde gesandt, dieselben sollen in nächster Sitzung verlost werden. Herrn Adler für seine Bemühungen besten Dank. Herr Reich beantragt, die frei- willigen Beiträge zu einem ständigen Fonds für Aus- stellungszwecke oder zu Preisen für Verbesserungen oder Erfindungen auf dem Gebiete unserer Liebhaberei zu ver- wenden. Der Antrag wird abgelehnt und die Beiträge ihrem jetzigen Zweck überlassen. Herr Andersen bringt zur Ansicht drei Gorettra-Larven mit, welche ihm einen Haplochiliis panchax vom Leben zum Tode befördert haben. Schluß der Sitzung 12 '/I Uhr. A. R. „Heros‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg. Vereinslokal: „Krokodil“, Weintraubenstr. Sitzung vom 29. März 1904. Dieselbe wurde seitens des 1. Vorsitzenden mit herzlicher Begrüßung der Mitglieder und zahlreich er. 156 V ereins-N aohrichten. schienenen Gäste eröffnet. Im Einlauf beünden sich außer den Zeitschriften, die Einladungskarte des „Triton“ und ein Schreiben vom Verein „Iris-Fürth“, die Mitteilung ent- haltend, daß der „Heros“ in die Mitgliedschaft dieses Vereins aufgenommen wurde. Herr Fischer spricht den zum Teil anwesenden Herren aus Fürth den besten Dank aus und wünscht, daß dieser engere Zusammenschluß von recht ersprießlichem Gedeihen sowohl für beide Vereine, wie auch für eine Ausbreitung unserer Liebhaberei werden möge. — Das für unser Ehrenmitglied, Herrn Ober- ingenieur und Direktor der Schuckert- Werke Chr. Längen- felder fertig gestellte, künstlerisch in vorzüglicher Weise ausgeführte Ehrendiplom gelangte zur Vorzeigung. Die allseitige begeisterte Anerkennung über die Ausführung desselben gibt dem 1. Vorsitzenden Veranlassung, dem Verfertiger des Diploms, unserm Mitgliede Herrn Kunst- maler Max Etterer den wärmsten Dank auszusprechen. Auf Anregung des Vorsitzenden wird beschlossen, das Diplom durch, eine Deputation überreichen zu lassen. — Der auf der Tagesordnung stehende Vortrag: „Uber Wert und Zweck der Exkursionen“ gelangt durch Herrn Fischer in längerer, sehr anregender Weise zu Gehör. Redner versteht es, seine aufmerksamen Zuhörer im Geiste mit hinaus zu führen in das Leben der Natur, ihnen bald hier, bald dort einen interessanten Gegenstand oder ein besonderes Wunderwerk der Natur vor Augen führend. Der Vor- tragende geht von der Überzeugung aus, daß der Wert einer Exkursion nur dann von besonderem Vorteil ist, wenn dieselbe von nur 2 — 3 Herren unternommen wird. Diese Herren halten sich mehr an einem Punkte zusammen und sind infolgedessen in der Lage, eingehender sich mit einzelnen Objekten beschäftigen zu können, was einer größeren Gesellschaft nicht möglich ist. Alle Mitglieder einer solchen lassen sich nicht gleichzeitig an einem Orte festhalten, und derjenige, der sich für etwas besonderes interessiert, kann nicht zu lange weilen, will er nicht seine J’reunde aus den Augen verlieren. Sehr wünschens- wert ist es ferner, daß sich die auf einer Exkursion befindlichen Herren auch der kleinen Mühe unterziehen, die gemachten Funde zur Vorzeigung in die nächste Sitzung mitzubringen und dann auch die im Verein zur Einführung gelangten „FMudbogen“ entsprechend auszufüllen. Dadurch wird auch den übrigen Mitgliedern Gelegenheit geboten, von der Exkursion Nutzen zu ziehen und der Verein ist stets informiert, wann, wo und in welcher Anzahl sich die uns interessierenden Tiere und Pflanzen in Nürn- bergs Umgebung befinden. Nachdem Redner noch ein- gehend des neu angelegten Herbariums gedachte, schloß er seinen höchst fesselnden Vortrag mit dem AVunsche, daß seine gegebene Anregungen auf fruchtbringenden Roden gefallen sein möchten. Herr Heuner schließt sich den Ausführungen des Antrageuden voll an, wünscht aber auch noch, als Ergänzung zu den Fundbogen „Fundkarten“ einzuführen, auf welchen immer, nach Angabe der .Fundbogen, die betreffende Fundstelle ein- gezeichnet wird. Für jede Tier- und Pflanzenart müßte selbstverständlich eine besondere Karte angelegt sein. Die Versammlung ist mit diesem Vorschläge einverstanden und beschließt demgemäß die Anschaffung dieser Karten. — Herr Expeditor Saar erstattet hierauf einen höchst inter- essanten Bericht über die neuen Anlagen der best- bekannten Firma H. Henkel in Darmstadt, welche er in den letzten Tagen besucht hat. Eine Anzahl von dort mitgebrachter Pflanzen geben Zeugnis von der großartigen Sumpf- und Unterwasserflora dortselbst. - - Herr Schmidt übergab zur Verteilung 15 Rhizome von dem Wasserliesch (Butonius umbellatus L.) und einige sehr schöne Exemplare der Azolla caroliniana Wühl., welche im Vorjahre in einem Weiher bei Stein ausgesetzt wurde. Dieselben haben also den Winter im Freien gut überstanden und sind bestens gediehen. — Zur Gratisverlosung sind für hiesige Mitglieder eine Anzahl Bitterlings-Zuchtpärchen mit je einer Muschel und für auswärtige Mitglieder mehrere Bücher (Die Süßwassei-fische Deutschlands, Dr. Nitsche) zur Verfügung gestellt, letztere fielen auf die Herren Gärtner- Ansbach, Flessa-Hof und v. Krempelhuber-Eich- statt. Die Mitteilung des 1. Vorsitzenden, daß 2 der anwesenden Gäste, Herr H. Heuner stud. med. und Gg. Fischer, Kaufmann, Gesuche um Aufnahme in den Verein stellten, wurde seitens der Anwesenden mit lebhafter Freude begrüßt. F. Sitzung vom 5. April 1904. Die vorhergegangenen Osterfeiertage dürften wohl mit Veranlassung sein, daß die Sitzung nur einen Besuch von 17 Mitgliedern aufweisen konnte. Im Einlauf kamen eine Anzahl Probenummern der Zeitschrift „Natur u. Haus“, die dem AVunsche des betreffenden Verlages entsprechend, an sämtliche Mitglieder verteilt wurden. Der 1. Vorsitzende übermittelte Gruß und Dank unseres Ehrenmitgliedes Herrn Oberingenieur Längenfelder für das ihm am Char- freitag seitens einer Deputation überreichte Diplom. — Des weiteren berichtet dann der 1. Vorsitzende über den Verlauf der im Vereinsbericht vom 2. Februar erwähnten gerichtlichen Klagestellung gegen ein bisheriges Mitglied, betreffend Verweigerung des letzten Halbjahresbeitrages. Der betreffende Herr mußte sieh nunmehr dazu verstehen, nicht nur den fälligen Betrag, sondern, da er sich zur satzungsgeraäßen Zeit weder schriftlich noch mündlich abmeldete, auch noch den vollen Jahresbeitrag für 1904 zu entrichten. — Die Herren Fischer und Naumann unter- nahmen am 1. April eine Exkursion an die Weiher bei Herrenhütte, Ziegelstein und Ziegelsteiner Felsenkeller. Ersterer Herr schilderte die verschiedenen Erlebnisse und berichtet über die verschiedenen Funde, wie Pelobates fuscus, Triton cristatus, Tr. alpestris, Tr. punctatus, ferner Lysimachia numniullaria (Pfennigkraut), diverse Köcherfliegenlarven u. a. m. Redner bittet die Mitglieder, fleißig solche Exkursionen zur Erforschung unserer nächsten Umgebung zu veranstalten, besonders aber ein Augen- merk darauf zu richten, ob und evtl, in welcher Anzahl sich rotbauchige Unken (Bomhinator igneus) und auch Stichlinge vorflnden. — In seinem Vortrage (Nerthus) hat Herr Barfod die Behauptung aufgestellt, daß die Stichlinge durch den Donau-Main-Kanal in die Donau vorgedrungen sind. Bis jetzt ist es uns aber noch nicht gelungen, im Kanal, der doch durch Nürnberger Gebiet fließt, und in welchem fleißig gefischt wird, je einen Stichling zu entdecken. — Über die Haltung der Stichlinge ent- spinnt sich anschließend ein reger Meinungsaustausch, der zum Schlüsse dahin zusammengefaßt werden kann, daß es nur zu empfehlen ist, dem Stichling nur größere Mit- bewohner beizugesellen, auf keinen Fall aber schwerfällige Schleierschwänze. — Über die Raubgier der Steinbarsche (Ambloplytes rupestris) wird gleichfalls debattiert, nach- dem die Herren Fischer und Naumann die Mitteilung gemacht, daß je einer dieser Barsche einen etwas kleineren FMrellenbarsch verschlang, der jedoch, da etwas zu groß, noch 2 Tage mit dem Schwanzende aus dem Maule des Räubers herausragte. — Daß die Heros fascetus auch Feinschmecker sind, hat Herr Expeditor Schlosser erprobt. Er fütterte mit etwas rohem Schellfisch und machte die Wahrnehmung, daß die Fische gar nicht genug bekommie« konnten, sie sprangen förmlich über das Wasser nach der das Fleisch haltenden Hand. — Nachdem noch ver- schiedene, die schnelle Tötung der Tiere herbeiführende Mittel besprochen waren, läßt Herr Fischer eine photo- graphische Aufnahme zirkulieren, welche die 5 Gründer des Vereins auf einem Bilde vereinigt, zur Anschauung bringt. „Salvinia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden zu Hamburg. Vereinslokal: Siechenbräu, Kreuzweg 6. Versammlung am 18. Februar 1904. Aufgenommen wurden die Herren : H. Pohnke, Hamburg; F. Rössiger, Leipzig-Seilershausen; Hermann Härtel, Dresden; Reinh. Jüngling, Dresden; sowie der „Verein für Aquarien- und Terrarien-Kunde,“ Annaberg im Erzgebirge, I. Vorsitzender: Herr Paul Krüger und der „Naturwissenschaftliche Verein“, Cuxhaven, Grüner AVeg 44, I. Vorsitzender: Herr C. Oellrich. Es melden sich an: die Herren Dr. August Knoblauch, Frankfurt a. M. ; Dr. Franz AVerner, Wien; Dr. med. Adolf Thiele, Kappel- Chemnitz. Ausgeschlossen auf Grund § 9 wird: Herr 0. Jungklaus, Hamburg. — Im Einlaufe Karte des Herrn Dr. Franz Werner, AVien, welcher durch seine trefflichen Veröffentlichungen in Liebhaberkreisen bestens bekannte Herpetologe die Aufnahme in die „Salvinia“ beantragt. Wir rechnen es uns zu einer besonderen Ehre an, Herrn Dr. Werner nunmehr zu unseren Mitgliedern zählen zu dürfen! Gleichzeitig erbietet sich Herr Dr. Werner, Rep- tilien aller Aid jederzeit unentgeltlich bestimmen zu Vereins-Nachrichten. 157 wollen, für welches hochherzige Anerbieten wir uns auch an dieser Stelle herzlich bedanken ! Des weiteren im Ein- laufe: Schreiben des Herrn Dr. med. August Knoblauch, I. Vorsitzender der Senckenbergischen Naturforsehenden Gesellschaft zu Frankfurt a, _M. zwecks Aufnahme in den Verein unter gleichzeitiger Überreichung zweier Sonder- abdrücke von Abhandlungen über Schwanzlurche. Von den ganz vorzüglichen, sehr beachtenswerten Arbeiten soll einstweilen diejenige, die sieh betitelt: „Unsere ein- heimischen Schwanzlurche in der Gefangenschaft und ihre Entwickelung“ in der nächsten Vereinssitzung verlesen werden und danken wir auch an dieser Stelle Herrn Dr. Knoblauch aufs herzlichste für die freundliche Über- lassung seiner Arbeiten. Wir freuen uns, und es gereicht uns zu hoher Befriedigung, daß wir Herrn Dr. Knoblauch ebenfalls zum Mitgliede unseres Vereins erwerben konnten und wollen nur hoffen, daß diese Mitgliedschaft auch unseren neuen Mitgliedern hin und wdeder eine Anregung verschaffen möge! — Des weiteren ist eingelaufen Preis- liste von Henkel, Darmstadt, sowie von Hermann Lach- mann. Zeitschriften. — Herr Herms stiftet für die Biblio- thek : „Das Seew’asser-Aquarium im Zimmer“ von Hoff- mann. Herr Brunkhorst ei-gänzt durch ein w'ertvolles Geschenk unsere Sammlung. Es ist eine prächtige Säge vom Sägefisch, die die respektable Länge von 1,71 m aufweist. Weiter schenkte Herr Brunkhorst einen 3 stach- ligen Seestichling, gefangen bei Madeira, zurVersteigerung. Herr Knöppel stiftet einen Posten Schlamniheber und Herr Tofohr Stichlinge. Allen Spendern unseren Dank! — Zur Verlesung gelangt ein interessanter Aufsatz aus der „Nerthus“ von W. Köhler, Leipzig („Nymphaea“) „Über die Degeneration der Aquariumfische“, der vielen Beifall erntete. Mitteilungen aus dem Gebiete der Lieb- haberei: Unser auswärtiges Mitglied Hen- Jean Rochluß, Köln, ein sehr reger und eifriger Sahdnianer, schreibt uns : „Mein PoecUia mex. 9 wurde zweimal hintereinander zum Aufplatzen dick, und war ich gewohnt, jedesmal ca. 80 Junge zu erhalten, aber trotzdem ich das Tierchen wie immer separierte (ich bewerkstellige dies, indem ich in die Ecke eines Zuchtkastens eine Querscheibe einstelle, welche aber nicht ganz dicht anschließt, sodaß die Jungen sofort entweichen können, und ein gänzliches Auffressen unmöglich wird) habe kein Tierchen zu Gesicht bekommen, ein Auffressen nach obigem ausgeschlossen. Es ist dies nicht der erste Pall, vor einigen Jahren habe ich dies schon an einem $ dreimal studiert. In letzterem Falle platzte das $ nach der 3. oder 4. Scheinschwangerschaft und es fand sich eine bräunliche gallertartige Masse vor und habe ich damals die Sache als eine, ich möchte sagen Totgeburt betrachtet. Es ist mir sehr wichtig zu erfahren, inwieweit diese Fälle bekannt geworden sind, und worauf sie zurückzuführen sind.“ Wir möchten der Ansicht zuneigen, daß diese Scheinschwangerschaften die Folge von durch Inzucht bedingter Degeneration dar- stellen. Wir würden durch Zuführung eines neuen, am besten importierten 9 für Blutauffrischung sorgen. Un- längst hat man bei Gambusia hoUbroolu ganz analoge Scheinschwangerschaften respektive anormale Geburten beobachtet. Ebenso machte man bei Girm'dinus die Be- merkung, daß trächtige 9 plötzlich an Leibesumfang ab- genommen hatten, ein eventuelles Aufgefressenwordensein der Jungen war auch in diesem Falle völlig aus- geschlossen; man fand aber an der Oberfläche ein eigen- tümlich schaumartiges Gebilde vor, das offenbar die normale, ausgeschiedene Leibesfrucht dieses $ darstellte. — Unser Herr Otto Camozzi, Niederlößnitz -Dresden, schreibt uns: „ Zum Schluß möchte ich. durch einen Artikel in den „Blättern“ über die Zutraulichkeit einer Schleihe veranlaßt, die Mitteilung machen, daß sich in meinem Besitz seit 2 Jahren eine Schmerle be- findet, welche außerordentlich zutraulich ist. Betreffendes Tier wurde von mir auf einem Jagdausflug in der Nähe von Hannover gefangen und in mein großes Gesellschafts- aquarium gebracht. Das Tier ist schnell zahm geworden und frißt seit langer Zeit tagtäglich aus der Hand. Der Wasserstand des Aquariums beträgt 45 cm und steigt das Tier beim Klopfen an die Scheibe sofort vom Boden senkrecht in die Höhe, um die Hand des Pflegers zu suchen. Das Tier läßt sich ruhig oben am "Wasserspiegel in die hohle Hand nehmen und sucht jeden einzelnen Finger- nach Nahrung ab unter lautem Schnalzen mit dem Maule. Ich habe schon viele Freude an dieser Schmerle gehabt ; mein Aquarium ist durch dieses Tier bei allen meinen Bekannten berühmt geworden und es ist ein Paradestückchen von meiner Frau, das Tier vor- zuführen.“ Solche schnell zahm wrdenden Aquarium- fische haben wir sehr häufig zu beobachten Gelegenheit gehabt. Sie können in der Tat ihrem Besitzer viele Freude machen! — Fragekasten. Schluß ll'Yi Uhr. T. Verein der „Aquarien- und Terrarieufreiinde“ zu lieiTin. Vereinslokal: „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Generalversammlung vom 9. März 1904. Der Vorsitzende eröffnet um 9'/2 Uhr die Versamm- lung. Anwesend 46 Mitglieder. Das Protokoll wurde genehmigt. Im Einlauf: Offerte des „Humboldt“. Die Ausstellungsdiplome und Besitzzeugnisse gelangen zur Ausgabe. Hierauf werden mehrere interne Dringlichkeits- Anträge des Vorsitzenden verhandelt und angenommen. Der Vorstand hatte folgende Anträge gestellt, die be- schlossen wurden: Den Vereinsbeitrag von 0,25 Mk. auf 0. 35 Mk. zu erhöhen; die Generalversammlung erst in der zweiten Sitzung des März bezw. September stattfinden zu lassen; zu jeder Sitzung auf Vereinskosten Fische, Pflanzen und dergl. zu beschaffen, die unter den Mitgliedern verlost werden sollen. Auf großen Widerstand stieß der Antrag, den Vorstand in halbjährlicher Folge zu wählen, dergestalt, daß die Verwalter der II. Vorstandsämter nach p2 jähr- licher Tätigkeit an Stelle des I. einrücken; die Inhaber der I, Vorstandsämter scheiden aus, die Stellen der II. werden neu besetzt. Der I. Vorsitzende ist nicht wieder wählbar. Der Vorsitzende motiviert den Antrag dahin, daß bei Annahme des vorgeschlagenen Modus die Inhaber der II. Vorstandsämter sich für ihr Amt mehr interessierten und für die aussichtliche Führung der I. Vorstandsämter sich besser vorbereiten können, die Wahl unvorbereiteter Kräfte würde vermieden, ferner soll durch Annahme des Antrages jedem Personenkultus, der nie zum Gedeihen eines Vereins beiträgt, der Boden untergraben werden. Nach mehrfachem Hin und Wider, bei dem sich fast der ganze Vorstand den Ausführungen des Vorsitzenden an- schloß, wurde der Antrag angenommen. Zur Einführung des neuen Wahlmodus sollen im neuen Vereins- Jahr die 1. Vorstandsämter auf 1 Jahr, die II. auf ^2 Jahr gew'ählt werden, dann setzt der neue Modus ein. Zur Entlastung des Kassierers und des Bibliothekars wird der Vorstand auf ein elftes Mitglied, den Broschürenwart, erweitert. Die Verwaltung dieses Amtes ist dem ’/sjährlichen Turnus nicht unterworfen; der Antrag wird angenommen. Nach den Berichten der einzelnen Vorstands-Mitglieder ist das verflossene Vereinsjahr als ein besonders arbeitsreiches zu bezeichnen. Es fanden 24 Sitzungen statt, an denen durchschnittlich je 44 Mitglieder teilnahmen; 14mal trat der Vorstand, 7 mal das Ausstellungs-Komitee zusammen ; es wurden 8 Vorträge gehalten und 10 Exkursionen aus- geführt. Ganz besondere Arbeit absorbierte die Aus- stellung, durch die wir uns die Anerkennung wohl fast aller Vereine errungen haben. Der Verein zählt 87 zahlende Mitglieder, der Kassenbestand ist verhältnismäßig gut; unbedingt nötig ist eine Vergrößerung der Bibliothek. Uber die Sammlung konnte genauer Bericht nicht erfolgen, da der anwesende II. Sammlungswart nicht orientiert war. Nach Angabe des Vorsitzenden hat sich die Sammlung von 3 auf ca. 20 Präparate vermehrt. Um 12 1/2 Uhr ■wurde die Generalversammlung auf den 30. März vertagt. „Isis^Q Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. (E. V.) Vereinslokal: Oafe-Restaurant „Deutscher Hof“. Donnerstag, den 18. Februar 1904. Verlesen und genehmigt werden die Protokolle der 5. Vereinsversammlung und der ordentlichen Mitglieder- versammlung. Im Einlauf: Tagesordnung des „Triton“ - Berlin, ferner die Kneipzeitung des „Triton“ von seinem letzten Stiftungsfeste. Katalog der b'irma Henkel in Darmstadt. An Zeitschriften liegen auf: „Nerthus“ Heft 3, und Heft 2 der „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“. Einige einschlägige Aufsätze gelangen zur Bekanntgabe. — Die 2. bedeutend erweiterte Auflage 158 V er eins-N achrich len. des Dr. E. Zernecke’schen „Leitfadens für Aquarien- und Terrarienfreunde“, bearbeitet von Max Hesdörffer, wurde, wie bereits früher angedeutet, einer entsprechenden Durchsicht und Prüfung unterzogen und sei das Ergebnis dieser Prüfung und unsere Ansicht in Polgendem mit- geteilt. Wir werden uns hierbei nach Möglichkeit be- schränken, Vorausgehend ist zu bemerken, daß bis zum heutigen Tage (18. Pebr.), soviel wir übersehen konnten, nur der „Triton“-Berlin (Bericht vom 8. Januar 1904 Bl. No. 3) eine Besprechung des genannten Buches be- absichtigt, denn aus dem angezogenen Berichte erhellt, „Daß Herr Dr. Lemberg es übernimmt, in einer der nächsten Sitzungen über die der ersten Auflage gegen- über eingetretene Vermehrung und Verbesserung zu referieren“. In „Natur und Haus“ Heft 9 unter der ilubrik „Bücherschau“ finden wir sodann die erste Be- sprechung der II. Auflage des Zernecke’schen Leitfadens durch Herrn Zahnarzt M. Carow, einem „Triton“-Mit- gliede. Die erhebliche Abweichung unserer Besprechung des Zernecke-’schen Buches von derjenigen des Herrn Cavow erfährt in den folgenden Zeilen ihre Begründung. Einverstanden sind wir mit genanntem Herrn in dem Lob, das er der Verlagsbuchhandlung, Hans Schnitze in Dresden, ■spendet. Einljand, Papier und Druck lassen nach keiner Richtung hin etwas zu wünschen übrig; der Preis des Buches, geheftet « Mk., gebunden 7 Mk. ist seinem Umfange nach ein billiger zu nennen. Die Verlagsbuchhandlung hat ihr möglichstes getan. Auch den Abschnitten „Das Süßwasseraquarium“, hier besonders dem teohnisoheii und botanisclien Teil und ferner dem Abschnitte „Das Seewassei'aquarium“ kann im allgemeinen die Anerkennung nicht vorenthalten werden und diese Abschnitte werden auch den /weck der Belehrung nicht verfehlen. Auf Einzelheiten bei einigen Teilen dieser Abschnitte ist zurüokzukommen. Gegen die Einteilung dieses Buches läßt sich nicht viel sagen, doch hätte man vielleicht den Teil von Seite 367 mit 375, vielleicht auch noch einige weitere Absätze, besser vor dem Terrarium- Abschnitt beim Aquarium behandeln können. Interessant ist es, daß die beim Erscheinen der ersten Auflage des Zernecke'schen „Leitfadens“ im Jahre 1897 von Hamburg aus mit Heftigkeit liervorgehobeueu Beanstandungen mit wenigen Ausnahmen in die zweite Auflage übergegangen sind. Diese Beaustaudungen sind im Jahrgang 1898 der „Blätter“ Seite 3i und 82 nachzulesen. Während man einerseits bei den Wasserpflanzen der für den Aquarienfreund jedenfalls recht praktischen Einteilung in „unter- getauchte Pflanzen“, „Pflanzen mit Schwimmblättern“, in „Schwimm- pflanzen“ und „Sumpf-“ und „Uferpflanzen“ ohne weiteres zu- stimmen kann, ist es anderseits bedauerlich, daß bei den Fischen „von jeder zoologisch systematisclien Einteilung“ abgesehen" wurde. Diese unsystematische Behandlung der Fische birgt in diesem Falle nicht nur keine Vorteile für den Anfänger, sondern läßt auch bei richtiger Darstellung spielend zu erlernende Kenntnis der V'er w and ts ch af ts ve rhäl tniss e der heimi- schen Fische verloren gehen. Daß für die wissenschaftliche Be- zeichnung der heimischen Fischarten vielfach nicht die von der „deutschen zoologischen Gesellschaft“ festgesetzten Namen angewendet, sondern ältere lateinische Bezeichnungen gebraucht werden, wollen wir dem Leitfaden nicht weiter anreclmen. Im einzelnen ist dann zu erinnern: Auf Seite 108 heißt es, „Das Rotauge oder die Rotfeder {Scardinns erythrophthalmus) ein schlanker, silberglänzender Fisch mit zarten gelben Augen“. Hier werden also Rotauge und Rotfeder als eine und dieselbe Form angesehen und beschrieben, während doch jedermann weiß, daß die Rotfeder (Unechtes Rotauge) Lenciscus erytkrophthälmus L. und das Rotauge Leuciscns rutüus L. zwei verschiedene Fische sind. Im übrigen ist auch der Augenkreis nicht „gelb“, sondern bei der Rotfeder goldglänzend meist oben mit rotem Fleck, beim Rotauge rot. Auf Seite tos des Zernecke heißt es dann: „Mit ihm (also dem „Rotauge oder der Rotfeder“) sind nahe verwandt die ähnlich gefärbten doch gedrungener aussehenden Plötzen.“ Der Wirrwarr ist fertig. Es sind also nach dem Autor hier zu- nächst 2, in Wirklichkeit verschiedene Fische, dieselbe Form und dann ist wiederum einer von diesen Fischen mit dem anderen (,nach dem Autor nicht bestehenden) verwandt. Plötze heißt doch auch das Rotauge (Leuciscus rutüus L.) und bei der ganzen Be- schreibung kommt eben dieser Fisch und dann die Rotfeder (Leuciscus erythtrophthaimus L.) in Betracht. Unrichtig ist natür- lich auch die Angabe, daß die Plötzen gedrungener aussehen wie Rotauge und Rotfeder. Beim ersteren Fisch ist es nicht möglich, weil es derselbe ist wie die Plötze und bezüglich der Rotfeder ist zu bemerken, daß sie mindestens so stai’k wird, wenn nicht stärker als die Plötze. Der ganze Irrtum kommt von den deutschen Namen. Den Herren aber, die so nach deutschen Namen rufen, empfehlen wir zunächst überhaupt etwas Lesen der ein- schlägigen Literatur. Auf Seite 108 sagt der Verfasser weiter: „Ferner (sind verwandt) der Schneider (Alburnus), die Laube, der schwer einzugewöhnende Ueklei usw.“ In seiner Kritik vom Jahre 1898 („Blätter“ S. 86) hat Herr Claassen-Hamburg u. a. auch hier eingesetzt und gesagt: „Dagegen sind die als 2 Arten auf- geführteu Laube und Ukelei beides Alburnus lucidus.“ Weder diese Kritik, noch weniger aber Dr. Zerneckes Antwort („Blätter“ 1898 S. 108) hierauf haben den Vortrag im Leitfaden richtig und genügend getroffen. Dieser Vortrag, der wie oben gezeigt, auch in die zweite Auflage unverändert übergegangen ist, nimmt 3 Arten Fische an, während es sich in Wirklichkeit doch nur um 2 Formen handelt, nämlich um den Schneider, Schueiderfisch (Aspius (Alburnus) bipunctatus Bl.), sowohl Schußlaube, als auch hie und da Laube genannt und um die Ukelei oder Uokelei (nicht aber wie es falsch im Zernecke heißt Ueklei) Aspius alburnus L.- Alburnus lucidus Heck., welcher Fisch fast überall Laube genannt wird. In der Fortsetzung des Leitfadens wird dann geschrieben (S. 108) usw.: „welche wie Blei oder Güster (RWcco), Brachsen oder Brassen (Abramis) in größeren Exemplaren nicht viel in Aquarien gehalten werden.“ Hier ist die Claassen’sohe Kritik 1898 vollständig zutreffend gewesen, und doch ist auch hier der Text wieder unverändert in die zweite Auflage des Zernecke’schen Leitfadens übergegangen. Blei oder Güster sind nicht dasselbe, sondern zwei verschiedene Formen, und Blei, Brachsen oder Brassen bedeutet alles denselben Fisch. Es heißen also richtig die zwei Fische: Blei, Brachsen, Brassen (Abramis brama L.) und Güster, Blicke (Abramis blieca Bl.). Auf Seite 109 wird dann noch einmal geschrieben: „Usw. wir hatten es mit einem kleinen Blei oder Güster (RHcca) zu tun.“ Wir verweisen auf das vor- her gesagte. Bezüglich der recht willkürlichen durch nichts zu begründenden Einteilung der Fische haben wir gleich Eingangs unserer Besprechung unser Bedauern ausgedrüokt. Was mit dieser Einteilung erreicht werden wollte, ist vollständig unklar. Nach Besprechung der heimischen Cypriniden, bei welchen Rhodens amarus Bl. den Schluß bildet, behandelt der Vei’fasser die Groppe, die Stichlinge, daun kommen die Hundsfische, dann die Zahnkarpfen und an diese werden die Barsche gereiht, hieran die Welse, dazwischen wird die Groppe genannt, es folgt sodann der Aal, einige Forellenarten, das Flußneunauge, daun die Ma- kropoden usw. S. 193 (Fig. 87) und S. 194 der hier als besondere Art erwähnte und abgebildete „marmorierte Axolotl“ stellt keine eigene Form dar, er gehört zu Amblystoma tigrinum Green. Der Name Amblystoma mavortium ist Synonym von Amblystoma tigrinum (Vergl. Cope E. D. The Batrachia of North America.) Bei dem Abschnitt Amphibien vermissen wir die zur Besprechung hierher gehörigen wenigstens heimischen Tritonenarten. (S. 200) Daß der dunkel-olivengrüne, gelbgesäumte Gelbrand der größte Vertreter dieser Familie ist, ist unrichtig. Der bekannteste wohl; sein größter Verwandter ist in Deutschland der Breitrand (Vyticus latissimus L.) Seite 202 wird vom Kolbenwasserkäfer (Hydrophilus piceus L.) gesagt: „Die Käfer fressen auch Pflanzenreste, Algen, vor allem aber Fischlaich und sind deshalb der Fischzucht sehr verderblich. Trotzdem sie als gute Algeuvertilger gelten, dürfen sie mit Fischen in einem Aquarium nicht vereinigt werden. In dem engen Raume fällt es auch ihnen nicht schwer, diese zu überraschen und aiiz ufressen.“ So gefährlich ist die Sache nicht. Dr. C. Rengel verweist in seiner Studie „Zur Biologie des Hydrophilus piceus'^ darauf, daß er bei seinen vielen, meist an sehr günstigen Lokalitäten und ad hoc angestellten Beobachtungen in der freien Natur niemals einen Hydiophilus andere als pflanz- liche Nahrung hat aufnehmen sehen. Rengel hat ca. loo Därme untersucht und es hat sich nicht der geringste Zweifel ergeben, daß die Contenta ausschließlich vegetabilischer Her- kunft sind; und bei keinem einzigen Präparate von frisch ge- fangenen Individuen haben sich im Darrainhalte animalische Be- standteile mit einiger Sicherheit nacliweisen lassen. Wir selbst haben jahrelang den Kolbenwasserkäfer im Aquarium bei Fischen gepflegt, ohne daß er sich jemals einen Übergriff hätte zu Schulden kommen lassen. Wir sind daher auf Grund unserer Beobachtungen und Erfahrungen mit Rengel überzeugt, daß der Hydrophilus piceus als Imago in der Freiheit ein Pflanzenfresser ist und daß ihn nur Mangel an geeigneter Nahrung gelegentlich dazu treibt, Fleisch anzunehmen. Der habituell Fleisch fressende Hydrophilus ist ein Kunstprodukt der Züchtung und Haltung im Aciuarium. Daß der Käfer „auch“ Pflauzenreste frißt, ist nach obigem unzutreffend und daß er im Stande ist, einen gesunden Fisch zu „überraschen und auzufressen“, ist ganz unwahrsoheinlioli. Bei den Wasserwanzen hätte die so eigen- artige Stabwanze Ranatra linearis L. und vielleicht auch Naueoris cimicoides L. kurz Erwähnung linden können. Bezüglich des Ab- schnittes „Allgemeines“, der sich dem Terrariumabschnitt anreiht, sind wir zu keiner besonderen Erinnerung veranlaßt. Es muß anerkannt werden, daß insonderheit die Kapitel 2 (Fütterung der Aquarien- und Terrarienbewohner) und 3 (die Krankheit der Fische) mit ungleich mehr Sachkenntnis und Fleiß behandelt wurden, als der soeben besprochene und der noch weiterhin zu besprechende Teil. Ein Vergleich ergibt, daß hier sogar eine Umarbeitung stattgefunden hat und der Verfasser bemüht war, die beiden keinesfalls leicht zu behandelnden Abschnitte in der für einen Leitfaden genügenden Weise zu erschöpfen. Die Be- rücksichtigung und Angabe der einschlägigen Literatur, so der „Blätter“, der Zeitschrift „Nerthus“, des „Zoologischen Gartens“ u. a. wirkt hier erfreulich und bricht mit einem System, das uns als verwerflich erscheint. Die Pflanzenabbildungen . sind alte Bekannte. Die Abbildungen der Fische und Amphibien usw. bewegen sich nicht viel über Durchschnittsmaß. Schade ist, daß gute Photographien nicht mehr benützt wurden. — Wenden wir uns nun dem Terrarienabschnitt zu. Auch hier sind der technische und der botanische Teil wieder am besten aus- gefallen. Auf diese wollen wir zunächst eingehen. In bezug auf die Einteilung der Terrarien in die Kategorien „warme“ und „feuchte“ stehen wir persönlich nicht auf dem Standpunkt des Leitfadens. Wir vertreten im Gegenteil die Ansicht, daß die großen GesellschaftsteiTarien vom Standpunkt des Tierpflegers aus betrachtet nicht recht brauchbar sind und daß es sachlich richtiger ist, wenn man nur nahe verwandte, in ihrer Lebens- weise ganz übereinstimmende Arten in Behältern hält, deren Einrichtung völlig den individuellen Bedürfnissen dieser Tiere angepaßt ist. Doch ist dies, wie gesagt, eine persönliche An- sicht. Auch kann nicht geleugnet werden, daß für das Gros der Liebhaber ein dekorativ wirkendes Gesellschaftsterrarium stets das Ideal war und vermutlich auch bleiben wird, ein Leitfaden daher richtig handelt, wenn er den Bedürfnissen der Mehrheit Rechnung trägt. Von diesem Gesichtspunkt aus muß auch die Kritik die in dem Leitfaden gegebenen technischen Ratschläge beurteilen und rückhaltlos zugeben, daß sie gut und zweck- dienlich sind. Bei dem botanischen Teil hätten wir nur ein einziges Bedenken zu äußeni. Dies betrifft den Wert der Kakteen, wenigstens der stacheligen Arten, für das Terrarium. Wir möchten niemand raten, ein Terrarium, in welchem kleinere Lacertiden etc. gehalten werden, mit stacheligen Kakteen zu bepflanzen. Bei diesen oft wie toll umherjagenden Tieren kämen geringere oder bedeutendere Verletzungen wohl nicht allzu selten vor. Auch hörten wir erfahrene Kakteenpfleger schon des öfteren versichern, daß diese Succulenten doch nicht so unempfindlich seien, wie es den Anschein habe. Das gleiche günstige Urteil wie über die beiden Vereins-Nachrichten . 159 vorhergegaiigeiieu Absclniitte köuueii wir über das Kapitel 1). „Die Bewobner des Terrariums“ leider nicht fällen. Dieser Abschnitt war schon bei dem alten Zerueoke der weitaus schwächste und ist es auch bei dem neuen geblieben. Ganz abgesehen von mehr systematisclien Unrichtigkeiten finden wir darin einige Angaben über Haltung und Pflege einzelner Tiere, die gänzlich verfehlt sind und dem Liebhaber, der sie im guten Glauben befolgt, schweren Schaden bringen können. Auf die einzelnen Details werden wir weiter unten eingehen. Vorher seien uns einige Woi'te über die Anordnung und Bearbeitung des in diesem Kapitel zu behandelnden Stoffes gestattet. Hier finden wir vor allem die Idee eines Leitfadens nicht allzu konsequent durchgeführt. Ein Leitfaden ist in allererster Linie für Anfänger geschrieben, und man sollte erwarten, daß bei der Aufzählung des Tiermaterials hierauf Rücksicht genommen würde, dem Leser also nur solche Tiere genannt würden, die für den Anfänger leicht, relativ billig und alljährlich zu beschaffen sind und deren Haltung vor allem keinen übermäßigen Aufwand an Hilfsmittein, Sorgsamkeit und Erfahrung erfordert. Anerkennenswert und durchaus richtig ist es zwar, daß der Besprechung unserer einheimischen Terrarieu- tiere ein breiter Raum eingeräumt würde. Hier ist den Bedürf- nissen des Anfängers, dessen erste Pfleglinge ja meist unsere einheimischen Tiere bilden, vollauf Rechnung getragen. Aber bei der Besprechung des ausländischen Materials wurde von dem für einen Leitfaden einzig richtigen Wege, stets die Interessen der Anfänger im Auge zu halten, leider abgewiohen. Tiere, welche für den Anfänger gar nicht in Betracht kommen, welche selbst der vorgeschrittene Liebhaber, der alle Bezugsquellen kennt, nur ab uud zu per Zufall erhält, die bedeutende An- forderungen, sowohl an den Geldbeutel wie auch an die Erfahrung und Sorgsamkeit des Pflegers stellen, werden erwähnt, oft sogar au.sführlicher besprochen und andere regelmäßig und mehr oder weniger billig erhältliche, gut haltbare Tiere übergangen. Wie selten kommen z. B. Uyla faber und Hyla aurea, Bufo melanüstictus und Bufo regularis, Testudo horsfieldi, Testudo campanulata und Testudo pardalis, Zonurus giganteus und Zonurus cordylus, Sphenodon punctatuSj Macroscincus coctaei und Heticops carinicauda auf den Markt, wie wenig eignen sich die entsetzlich empfindlichen Cinixysarten, die hinfällige Agama colonorum für einen ungeübten Pfleger, ganz abgesehen von den starken Anforderungen, die die Anschaltung vieler dieser Tiere an den Geldbeutel des Liebhabers stellt. Der Vollständigkeit wegen diese Tiere aufzuführen, hat für einen Leitfaden keinen Wert, zumal dann nicht, wenn eine Anzahl anderer Tiere, die sich sehr wohl für den Anfänger eignen würden, vergeblich in dem Buche gesucht werden. Haltbare und alljährlich leicht erhältliche Tiere, wie Sceluporus consubrinus, Gerrhonotus coeruleus, Chalcides sepoides unter den Echsen, Ileterodon platyrrhinus, Tropidonotus piacator etc. unter den Schlangen werden gar nicht erwähnt. Auch der grüne Leguan (Iguana tubercUlata) wird nicht aufgeführt, obgleich gerade er aus mehr wie einem Grunde hätte erwähnt werden müssen. Ist er doch eines der imposantesten Terrarieutiere, alljährlich zu nicht allzu hohen Preisen im Handel zu haben und bei gewissenhafter Pflege auch recht haltbar. Freilich verlangt er einen sehr großen Behälter, aber viele der im Leitfaden angegebenen Tiere beamspruchen ihn ebenfalls. Daß die Nomenklatur des Leitfadens teilweise eine veraltete ist, soll ihm nicht zum Vorwurf gemacht werden. An ein derartiges Buch dürfen naturgemäß nicht dieselben Anforderungen gestellt vverden, wie au ein wissenschaftliches Werk. Störend wirkt je- doch, daß die Nomenklatur ab und zu eine rein wiilkürliche ist. So sind z. B. alle von Seite 287 bis 298 aufgeführten Schwanz- lurche Vertreter einer und derselben Gattung. Trotzdem wechselt bei den lateinischen Namen der Gattungsname „Triton'' mit „Molge" ab. Ein Teil ist mit „Triton“, ein anderer mit „Molge“ bezeichnet. Es muß daher der Anfänger den falschen Eindruck gewinnen, als ob die „Triton“ genannten Schwanzlurche zu den mit „Molge'- be- zeichneten in einem gewissen Gegensatz stünden. Die beiden Gattungsnamen „Triton“ und „Molge“ sind Synonyma uud je nach seiner persönlichen Auffassung des Prioritätsgesetzes konnte sich der Autor für den einen oder den anderen der beiden entscheiden. Der endgültig gewählte Name hätte daun aber durchgängig angewandt werden müssen. Die Reihenfolge, in welcher die Tiere auf gezählt werden, ist eine völlig willkürliche. Auch hier kann von einem Leitfaden nicht verlangt werden, daß er gleichzeitig ein Lehrbuch der Systematik sei und genauen Aufschluß über das komplizierte System der Kiüechtiere gebe. Aber gar so wie Kraut und Rüben müßte doch nicht alles durcheinander gehen. Eine gewisse Gruppierung der Tiere nach ihrer natürlichen Verwandt- schaft hätte sicher nichts geschadet, zumal da bei nahe verwandten Formen meist auch eine größere Übereinstimmung in der Lebens- weise vorhanden ist, eine die natürliche Verwandtschaft berück- sichtigende Gruppierung auch der biologischen Besprechung förderlich gewesen wäre. Es ist auch für den Anfänger ganz wertvoll, wenn ihm Gelegenheit gegeben wird, sich systematisch ein wenig zu oiüentieren und bei richtiger Anordnung der Tiere hätten wenige Worte zu ihrer systematischen Charakterisierung völlig genügt. Es sind ja wohl ab und zu einige Worte syste- matischen Inhalts eingeflochten, aber diese wenigen Angaben sind leider meistens unrichtig, und dies ist natürlich noch schlimmer wie gar nichts, da hierdurch der Anfänger anstatt Belehrung zu empfangen, sogar noch irre geführt wird. Den Beweis für die Berechtigung dieser allgemeinen Bemerkungen möge nachfolgende Detail-Besprechung der auffallenderen Unrichtigkeiten liefern. Wir beginnen der Reihenfolge des Leitfadens folgend mit den Schwanzlurchen. Den Hechtkopf- triton {Molge rusconn) im Sommer nach Art unseres Erdsala- manders zu halten, wie Seite 283 geraten wird, ist gänzlich verfehlt. Er stirbt bei einer derartigen Haltung binnen kurzem. (Über die Haltung von M. Busconii vergl. Dr. Wolterstorff, „die Tiütonen der Untergattung Euproetus Gene.)“ Sachlich unrichtig ist auf gleicher Seite die Angabe; „Der Paarungsvorgang verläuft mit unbedeutenden Varianten im Prinzip bei allen Tritonen so, wie wir es für die Axolotl auf Seite I9i angegeben haben. Ab- weichend gestaltet sich das Liebesspiel des rotgetüpfelten Molches.“ Abweichend verhalten sich nämlich eine ganze Anzahl von Tii- tonen von den im Leitfaden angeführten, z, B. Molge toroaa und Molge Busconii, deren Liebesspiel resp. Begattung au Eigenartig- keit dem Liebeswerben von Molge virideseena nichts nachgibt. Unzutreffend ist ferner Seite 291 die Angalio, daß ilas Absetzen des Laiches bei den Tritonen „einige Wochen“ nach der Be- fruchtung stattfinde. Die Eiablage erfolgt wenige Tage nach der Befruchtung und zwar kommt es während der l — o Wochen dauernden Brunstperiode zu wiederholten ßefruclitungen und Eiablagen, da die Tritonen nicht wie die Axolotl ihre Eier auf einmal, sondern über die ganze Dauer der Laichzeit verteilt, ali- setzeu. Die Ansicht, daß Bana mugiens und Bana catesbiana 2 Arten seien (Seite 3llj ist nicht nur nicht das wahrscheinlichere, sondern sogar die Annahme, es seien Varietäten, ist nicht auf- recht zu erhalten. Ganz falsch ist die Angabe, Diseoglossus pictus sei den echten Fröschen nahe verwandt (Seite 313j. Diseoglossus gehört zu den Discoglossiden und diese gehören zu einer ganz anderen Hauptgruppe der anuren Batrachier als die Raniden. Es sind Arciferen (Schiebbrustfröschej, während die Raniden Eirmisternier (Starrbrustfrösche) sind. Ein Nonsens ist auch die Angabe Seite 314, daß die Krötenfrösohe einen .Übergang von den Fröschen zu den Kröten bilden. Das Wort Übergang läßt sich nur in p.hyletischem Sinne verwenden. Sollten die Pelobatideu einen Übergang zwischen Fröschen uud Kröten bilden, so müßten sie systematisch zwischen den Raniden uud Bufonideu stehen uud anatomische Merkmale mit beiden gemeinsam haben. Dies ist aber absolut nicht der Fall und der deutsche Name Kröteufrösche basiert nur auf rein äußerlichen Ähnlichkeiten. Systematisch un- richtig ist es ferner, wenn die Geburtshelferskröte uud die Unken zu den Krötenfröscheu gezählt werden. Die Gattungen Alytes und Bomhinator gehören in dieselbe Familie wie Diseoglossus pictus, also zu den Discoglossiden. Pelodytes punctatus (Seite 317) schließt sich nicht eng an die Unken an, denn er ist in der Tat ein Pelo- batide, kein Disooglosside. Auf Seite 319 ist der Passus unter Fig. 134 sehr flüchtig abgefaßt. Zweimal wird hier die Panther- krote unter verschiedenen lateinischen Namen erwähnt, und in jedem einzelnen Falle anders beschrieben. Einmal soll sie aus Nordafrika stammen und „auf hell- oder graugrüner Oberseite 2 gelbe oder weißliche Streifen aufweisen, welche am Kopfe be- ginnen und sich in mehrere längliche schwarze B' lecke auf lösen (sic)“, das andere Mal stammt sie aus dem tropischen Afrika und ist rot gefärbt. Die Sache ist also sehr verwickelt. Vor allem ist es uns rätselhaft, wie sich „weißliche Streifen in schwarze Flecken auflösen“ können, dann wissen wir nicht, was der Autor mit seinen beiden Pautherkröten gemeint hat. Wir können nur vermuten, daß die erste Beschreibung sich auf Bufo regularis, die echte Pantherkröte beziehen soll. In unsere Muttersprache übersetzt, ließe sich die Beschreibung bei einigem guten Willen ja auf sie beziehen. Nur kommt gerade diese Kröte nicht in Nordafrika, sondern hauptsächlich iin tropischen Afrika, sowie Mittelägypteu vor. Betreff der „rot gefärbten Kröte" vermuten wir, daß hiermit die maurische Kröte {Bufo maurelanicus), die manchmal tatsächlich Pantherkröte genannt wird, gemeint sein soll. Diese ist aber nicht rot gefärbt, sondern auf geibgrauem oder helloliven farbeuem Grunde mit rostroten, dunkel gesäumten Flecken geziert, lebt auch mcht im tropischen Afrika, sondern in der Berberei, aber eine andere Auslegung läßt dieser neu hinzugekommene, in dieser Fassung allerdiugs besser weg gebliebene Passus des neuen Zerueoke nicht zu. Genau so flüchtig ist der ebenfalls neu hinzugekommene Passus über Hyla faber, Hyla aurea uud Hyla caerulea (Seite 324). Was hat denn z. ß. eine Farbenbesohreibung für den Anfänger für einen Wert, wenn sie so falsch ist, wie die von Hyla aurea ge- gebene. Auch ist dieser Frosch von den beiden anderen mit ihm zusammen genannten Hylen insoferne unterschieden, als er nicht wie sie mit Vorliebe im Blattwerk hockt. Er hat nämlich viel zu kleine Haftsoheiben, als daß er lange Zeit au den Blättern sitzen könnte und er hält sich daher, wenn er klettert, stets am Astwerk auf. Hier ist dem Bearbeiter der zweiten Äuflage der Vorwurf nicht zu ersparen, daß er die einschlägige Literatur unberücksichtigt gelassen habe, zumal da er sich sowohl über die Pantherkröte, als auch über Hyla aurea aus in der von ihm selbst redigierten Zeitschrift erschienenen Artikeln Aufschluß hätte erholen können. (Vgl. P. Kämmerer, „Beobachtungen an ausländischen Amphibien der Gefangenschaft“ N. u. H. Band 8. S. 7 und S. 424, ferner L. Müller, „Der australische Goldlaubfrosch“ {Hyla aurea) N. und H. Bd. 9, S. 315/317. Auch hätte bei Berücksichtigung der Literatur der auf S. 322 als Hyla anderaoni beschriebene Laub- frosch bei seinem richtigen Namen genannt werden können, denn es ist schon mehrfach und sogar von autoritativer Seite darauf hingewiesen worden, daß die als Hyla anderaoni importierten und das auf S. 322 beschriebene Aussehen zeigenden Laubfrösche mit Hyla carolinensis identisch sind. (Vgl. ,,Nerthus“ Bd. 2, S. 835, ,, Der Korallenfinger“ und ,,Nerthus“ Bd. 2, S. 420. ,, Etwas über die richtige Benennung einiger im Handel vorkommender Reptilien“ von Dr. Frz. Werner.) Entschieden am wenigsten befriediegt der Abschnitt über die Reptilien. Wir folgen auch hier bei der Besprechung der Reihenfolge des Leitfadens und beginnen mit den Schildkröten, S. 229. Die als ,, getäfelte Wald- sohildkröte {T. tabulata) und {!’. carbonaria)'' aufgeführten 2 Schild- kröten gelten als eine Art. Auf S. 330 finden wir einen Fehler, der nicht nur in systematischer, sondern auch in biologischer Hin- sicht als ein schwerwiegender bezeichnet werden muß. Er betrifft die Vereinigung von Cistudo {Terrapene) carolina und Cyclemys amboinensis unter eine Gattung. Mit dem deutschen Namen ,, Dosen- schildkröten“ kann man allerdings ebensogut die Arten der Gattung Cistudo, als auch die der Gattung Cyclemys bezeichnen, da sie beide bewegliche, an den Rückenpanzer anklappbare Plastrallappen besitzen. Man müsste dann aber noch ein Wort für jede der beiden Gattungen zu dem Namen ,,Dosensohildkröte“ setzen, denn die beiden Gattungen sind systematisch von einander getrennt uud verhalten sich auch biologisch ganz verschieden. Die Arten der Gattung Cistudo sind Landtiere, wenn sie auch feuchte Orte bewohnen und gerne seichtes Wasser aufsuchen. Schwimmen und tauchen können sie nur sehr unvolikommen. Die Arten der Gattung Cyclemys dagegen sind ebenso aquatil wie die Emys-, Ch?-ysemys-, Clemmys- uud Malaccoclemmys- Arten. Sie schwimmen und tauchen voi'treffiich und verlassen das Wasser nur auf kurze Zeit. Schon Johann von Fischer wies in seinem Terrarium auf die aquatile Lebensweise von Cycl. amboinensis hin uud alle neueren Autoren betonen ausdrücklich, daß die Cyclemys-Axten als Sumpfschild- kröten in des Wortes vollster Bedeutung zu betrachten sind. 160 V ereins-N achricliten . (^Vgl. P. Kammerei' „Über gefangene Schildkröten“ N. u. H. Bd. 9, S. 47.) Solnveren Schaden müssen endlich alle diejenigen erleiden, welche sich anf die Eichtigkeit der Angaben über die Überwinterung von Cistudo und Cyclemys verlassen. Schon bei Cistudo Carolina dürfte es bedenklich sein, die Pfleglinge nach Art unserer einheimischen Sumpfscliildkröten zu überwintern, da sie meist ans denjenigen Gegenden Nordamerikas stammen, wo der Winter bereits sehr kurz und mild ist, geradezu mörderisch wäre aber ein solcher Überwinterungsversuoh bei Cyclemys amboinensis. Es ist schwer zu begreifen, wie der Autor für ein Tier, dessen Heimat..Hinterindien und der indo-malaysche Archipel ist, eine solche Überwinterungsart angebeu konnte. Irrtümlich ist S. 33i die Angabe, daß junge Sumpfschildkröten durch den Genuß von rohem Fleisch sich eine in einer Art von Panzererweiohung be- stehende Krankheit zuziehen sollen. Es erweckt diese Angabe den Anschein, als sei rohes Fleisch jungen Sumpfscliildkröten schädlich. Dies ist aber nicht der Fall. Die Krankheit entsteht nämlich nur bei ausschließlicher Fütterung mit rohem Fleisch und nicht deshalb, weil das rohe Fleisch den Organismus des jungen Tieres schädigt, sondern weil es nicht alle zur günstigen Fortentwicklung dieser jungen Tiere nötigen Substanzen enthält. Bei den jungen Schildkröten ist nämlich die Verknöcherung des Panzers noch eine unvollkommene. Die junge Schildkröte bedarf also dringend einer Nahrung, welche größere Mengen derjenigen chemischen Sub- stanzen enthält, welche für den Aufbau der Knochen und des Panzers in Frage kommen. Diese sind aber nur in geringem Maße im rohen Fleisch enthalten. Man kann also sehr wohl einer jungen Schildkröte Fleisch reichen, muß aber zwischendurch auch Fischohen, Kerfe etc. verfüttern. Bei Kachuga tectum wäre zu erwähnen gewesen, daß sie zu denjenigen aquatilen Schild- kröten gehört, welche fast ausschließlich Pflanzenfresser sind. Nun zu den Eidechsen. Hier wäre vor allem zu bemerken, daß Lac. lilfordi (p. 340) keine Serpavarietät, sondern eine Varietät der balearica ist. Die Erwähnung dieser Form wäre zwar nicht unumgänglich nötig gewesen, da sie für den Liebhaber kaum in Betracht kommt, wenn sie schon einmal erwähnt wird, sollte aucji alles Gesagte richtig sein. Bei den Anolis vermissen wir den Hinweis, daß bei diesen banmbewohnenden Iguaniden Kletteräste und besonders größere Blattpflanzen in dem Terrarium sein müssen, falls die Tiere wirklich gut gedeihen sollen. Recht unglücklich ist der Anfang des Absatzes über Eumecesfasciatus. Von 2 Eidechsen kann doch niemals die eine die Jugendform der anderen sein. Er soll wohl heißen Eumeces faseiatus und Eumeces erythrocephalus sind Synonyme ölor jetzt gültige Name des Tieres ist Eumeces quinquelineatus). Bei Eumeces quinqnelineatus wird bei den ganz alten Tieren vielfach die Streifung undeutlich. Auch bekommen sie dann öfters — besonders die alten Männchen — einen ziegel- roten Kopf. Diese hielt man früher für eine besondere Art. Es ist aber durchaus nicht gesagt, daß alle Tiere, welche noch deutlichere Streifung zeigen und keine roten Köpfe haben, jung sind. Junge Tiere erkennt man an der dunklen, fast schwarzen Gruudfärbung und dem prachtvoll blauen Schwanz. Unverständlich ist bei Eumeces faseiatus ferner der Passus; ,,In der Haltung stimmen sie mit den Anolis überein.) Die Anolis sind Baumeohsen, die in subtropischen und tropischen Gegenden im Blättergewirre der Bäume, an Zäunen etc. leben und nur selten sich auf ebenem Boden liewegeu. Sie sind ausschließliche Klettertiere. Eumeces dagegen ist ein Scineide und eine auschließliche Bodenechse, lie in Nordamerika in trockenen Kiefernwaldungen lebt und gerne wühlt. Er hat ein großes, bis weit nach Norden hinaufgehendes Verbreitungsgebiet (nördlich bis Michigan) u. kann in einem Raume, dessen Temperatur nicht unter -j- e“ Celsius sinkt, überwintert und das ganze Jahr über im ungeheizten Terrarium gehalten werden, während den meisten Anolis, die man im ungeheizten Terrarium hält, schon kühle Sommertage schaden können. Also Anolis verlangen temperierte Behälter, Eumeces faseiatus durchaus nicht, Anolis verlangen Kletterpflanzen, Eumeces Sand und Moos, Anolis zartere Kerfe, während die Eumeces, falls sie erwachsen sind, neben Mehlwürmern auch kleinere Echsen fangen und fressen. Wir vermögen daher nicht einzusehen, in wie fern Eumeces faseiatus ,,in der Haltung“ mit den Anolis übereinstimmt. Hier an diesem Fall sehen wir deutlich, daß das willkürliche Aufzählen der Tiere ohne Berücksichtigung ihrer systematischen Stellung seine be- deutenden Schattenseiten hat. Eumeces ist ein Scineide und lebt wie der weitaus größte Teil der Scinoiden, hätte also bei den Skinken abgehandelt werden müssen. Bei den Geckoneu (S. 334—45) hätte eine Erwähnung des Umstandes, daß ein Teil dieser arten- reichen Familie fast ausschließlich klettert, ein anderer aber nach Art der Wüstenechsen auf öden Sand- und Steppenflächen lebt, in der Haltung der einzelnen Arten daher Rücksicht auf diesen Ümstand genommen werden muß, zum mindesten nichts geschadet. Die Anweisung (p. 3.51) ,, Ebenso zu behandeln wiedieSkinke sind die Steppenechsen (Eremias) und die Sandechsen (Psammodromus) ist falsch. Die Gattungen Eremias und Psammodromus gehören zu den echten Lacertiden und ähneln in ihrer Lebensweise teils den Arten der Lacerta «mralis-Gruppe, teils den Acan f hodactylus- Arten. Es wird z. B. wohl Niemand, der die Kielechse (Psammodromus algirus) kennt, behaupten wollen, sie sei zu behandeln wie ein Skink. Ganz falsch ist auch die Angabe, Erzschleiche und Johanniseohse vermittelten den Übergang zu den Schleichen. Erzschleiche und Johannisechse gehören zu den Scinciden und diese stehen zu den Schleichen (Anguiden) in weiter gar keiner Beziehung. Aus dem Umstand, daß die Johannisechse und die Erzschleiche in der Gestalt der Blindschleiche ähneln und relativ kleine Extremitäten haben, kann doch nicht auf einen Übergang zu den Schleichen geschlossen werden. Der Autor konfundiert auch hier wieder den Begriff der Analogie mit dem des Überganges. Er weiß offenbar nicht, daß es einerseits unter den Scinciden eine ganze Anzahl fußloser Formen gibt, andererseits aber unter den Anguiden sich Vertreter finden, bei welchen die Extremitäten sehr wohl entwickelt sind. Chalcides tridactylus kommt außer in Nordafrika auch in Italien, Sicilien und Sardinien vor,, lebt auch nicht in der direkten Wüste, sondern im grasigen Gelände. Am Schlüsse des Abschnittes über die Eidechsen findet sich noch ein schwerwiegender Fehler, Hier wird Abastor erythrogrammus als Schleiche aufgeführt, (p. 362). Abastor erythrogrammus ist aber gar keine Echse, sondern eine zu der Familie der Colubrinen gehörige Schlange. Die Angaben über seine Haltung sind direkt ein Phantasiegebilde und es ist die Leichtfertigkeit, mit der sie gemacht werden, im Interesse der Leser sehr bedauerlich. Abastor erythrogrammus ist eine subterr an lebende, wühlende Schlange. Wir glauben kaum, daß man das Gleiche von unserer Blindschleiche behaupten kann, denn diese führt zwar ein verstecktes, aber durchaus oberirdisches Leben, Es ist daher klar, dab die Haltung des Abastor nicht die Gleiche ist, wie die unserer Blindschleiche. Auch ist sein Schwanz ebenso wenig zerbrechlich wie der anderer Schlangen. Mit Abastor gehen wir nun zur Besprechung des Abschnittes über die Schlangen über. Warum die ,, täuschende“ Ähnlichkeit mit der Kreuzotter den Fang der Vipernatter gefährlich machen soll (p. 356) ist schwer einzu- sehen. Der Fang einer harmlosen Schlange ist, war und bleibt stets ungefährlich. Übrigens ist die Ähnlichkeit mit der Kreuz- otter so wenig ,, täuschend“, daß man nicht recht einsehen kann, wie Dumeril eine Kreuzotter einmal für eine Vipernatter halten konnte. Man kann es sich höchstens durch Kurzsichtigkeit dieses Herpetologen erklären. Der Fang dieser Vipernatter, die gar keine w'ar, soll allerdings mit unangenehmen Folgen verbunden gewesen sein. Daß die Vierstreifenuatter schlanker und dünner sein soll, als die Äskulapnatter (p. 358) kann wohl kein Mensch, der beide Schlangen kennt, bestätigen. Auch dieser Fehler ist bei der Neubearbeitung kritiklos aus dem alten Zerneoke übernommen worden. Hier wäre etwas weniger Pietät gegen den Text des ersten Autors mehr Pietät gewesen. Daß von der Leopardnatter (Cot. leopardinns] mehrere Spielarten Vorkommen, von welchen 2 häufig in den Handel kommen, ist ebenfalls falsch. Col.leopar- dinus existieren überhaupt nur 2 Spielarten und von diesen kommt nur die gefleckte häufig, die gestreifte Form aber äußerst selten in den Handel. Des weiteren ist unrichtig, daß Zamenis gemonensis bald zahm wird und lange aushält (p. 358). Zamenis gemonensis hält im allgemeinen schlecht und nur bei sehr guter Pflege bleibt sie längere Zeit am Leben, ist aber so lange sie bei Kräften ist, stets ein bösartiges Tier. Recht unverständlich ist auch das über die Treppennatter gesagte, die lange Zeit im Terrarium aus- halten soll, trotzdem sie nicht leicht zahm wird. Was das Zahmwerden oder Nichtzahmwerden für einen Einfluß auf die Haltbarkeit haben soll, ist uns in hohem Maße schleierhaft. Auf Seite 360 ist Folgendes zu berichten. Tro. sipedon ist lediglich eine Varietät von Tro. faseiatus, keine eigene Art. Ferner führt Isch- nognathus {Storeria) delcayi absolut nicht dieselbe Lebensweise, wie unsere Ringelnatter, sondern meidet das Wasser. Auch ist sie kein ausdauerndes, sondern ein hinfälliges, sich größtenteils von Insekten — also nicht von Fröschen und Fischen — nährendes Tier. Direkt ein Unsinn ist auf Seite 362 die Behauptung Gontia vernalis sei eine Baumschlange. Gontia ( Cyclopis) vernalis lebt wie alle anderen Contien ausschließlich auf dem Boden. In Bezug auf das über Giftschlangen gesagte können wir. nur insofern mit dem Verfasser übereinstimmen, als auch wir der Überzeugung sind, daß Giftschlangen nicht in die Hände von Anfängern gehören, ein Leitfaden daher von ihrer Haltung abraten muß. In den Händen erfahrener Pfleger, die gewissenhaft genug sind, erst dann diese Tiere sich anzuschaft'en, wenn sie über Behälter verfügen, die eigens für diese gefährlichen Gäste eingerichtet und mit Sicherheits- vorrichtungen versehen sind, sind gerade Giftschlangen in- teressante Objekte für biologische Beobachtungen. Unsere volle Anerkennung findet das Kapitel über die ,, Zucht von Eidechsen und Schlangen“. Wir vermuten wohl mit Recht, daß Herr Otto Tofohr sein Verfasser ist. Nur sind rvir nicht ganz der Ansicht, daß in der Freiheit die EntAvickelnng der Eier unbedingt mehr als 65 Tage betragen muß. In der Freiheit wirken nämlich manche Faktoren an der Beschleunigung der Eientwicklung mit, die wir in der Gefangenschaft nicht ersetzen können. Indes ist diese Ausstellung zu geringfügig, um den hohen Wert dieses neu hinzukommenen Kapitels beeinträchtigen zu können. Auf die vom Verfasser angegebene Methode lassen sich sogar so zarte Eier, wie die von Algiroides fitzingeri zur Entwicklung bringen. Auch das Kapitel über die Krankheiten der Amphibien und Rep- tilien ist für den Anfänger wertvoll. Irrtümlich erscheint uns die Ansicht, daß das Öffnen des Rachens der Eidechsen bei Luugen- krankheiten ein Beweis für die Schmerzhaftigkeit der Krankheit sei. Nach unserer Meinung ist Atemnot die Ursache. Die Ab- bildungen des Terrarienteiles gehen meist nicht über das Durch- schnittsmaß hinaus, einzelne, wie die Photographien von Anolis lineatopus, Pelobates fuscus und Pelodytes punctatus sind dagegen s e h r g u t , letztere sogar m u s t e r h a f t. Gerne hätten wir dagegen die Abbildungen der Zauneidechse, des Mauergeckos und des Scheibenzünglers vermißt. Jeder, der jemals eine Zauneidechso gesehen und nur eine Spur von Formgefühl hat, wird sich von dieser Abbildung mit Grausen wenden. Lac. agilis mag sich ja als Raufbold im Terrarium des öfteren unangenehm machen und anch sonst nicht das ansprnohloseste Terrarientier sein, aber eine solche Darstellung hat sie denn doch nicht verdient. Anch Tarentolo mauretanica und Piscoglossuss pictus können wir ob der Mißhandlung durch den Zeichner unser Mitleid nicht versagen. — Damit schließen wir die Kritik. — Erschöpfend ist auch diese Besprechung nicht. Eine Anzahl untergeordneter Beanstandungen haben wir nicht erwähnt, die ziemlich noch bestehenden Druckfehler dem Setzer zur Last gelegt. Wir möchten zum Schlüsse noch auf die schönen Worte hinweisen, die von dem Vereine „Humboldt“-Hamburg ge- legentlich der Kritik eines Aquarienwerkes in der Sitzung am 7. Januar 1904 („Blätter“ No. 3 S. 45) gesprochen wurden und bemerken, daß Vieles, was dort gesagt ist, auch hier als zutreffend erachtet werden muß. Unser Gesamturteil aber über die 2. Auflage des „Zernecke“ fassen wir dahin zusammen, daß das Buch in der vor- liegenden Ausführung der Öffentlichkeit nicht wieder hätte übergeben werden dürfen. Für die Redaktiou verautwortlicli : Dr. E. Bade , Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25; für den Anzeigenteil : Creutz’.scheVerlagsbuch- handl uug in Magdeburg. Verlag der Creutz 'sehen Verla gs b u chh-an dlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M. (Nachdruck verboten.) Eine Jagd auf Spitzkopf Ottern bei Wien. Von Dr. F. Werner. ir haben in Österreich wenige Gebiete, die an Giftschlangen so reich sind, daß man, wie in gewissen Gebieten des Deutschen Reiches, im Verlaufe eines Sommers im Umkreise einer einzigen Ortschaft hunderte erlegen oder fangen kann. In Kärntheii tritt stellenweise die Sandviper in solcher Häufigkeit auf, wie z. B. bei Friesach, auch in Südtirol Schlesien und Böhmen mag es derartige otterreiche Gebiete geben, aber sonst sind sie im allgemeinen nicht sehr dicht gesät. Die etwa anderthalbhnndert Kreuz- ottern, die in einem Sommer dem Forstamt Kaiserbrunn in Nieder-Österreich (Schneeberg- Gebiet) eingeliefert wurden, gehören schon zu den schwer zu überbietenden Rekords. Umso auffallender war es demnach, daß in der nächsten Umgebung von Wien, auf den die Parkanlagen des Kaiserlichen Lustschlosses Laxenburg bei Mödling umgebenden ausgedehn- ten Wiesen, die Spitzkopfottern bis vor etwa 10 Jahren so massenhaft aufgetreten waren, daß im Laufe eines einzigen Sommermonates gegen 700 Stück der Schloßhauptmannschaft Laxen- burg gegen Prämie eingeliefert werden konnten. Die aus dieser Gegend stammenden Exemplare waren es auch, welche Boulenger, dem ich solche einsandte, zum Vergleich mit Bonapart e’s Marasso alpino vom Gran Sasso d’Italia und zur Neubeschreibung dieser Art (Pelias ursinii) unter dem Namen Vipera ursinii bewogen. Seither ist diese Art ja bekanntlich von Mehely, der sie schon früher als Vipera herus var. rahosien- sis vom Bakos-Feld bei Budapest beschrieben hatte, aus Ungarn, von Boulenger aus Frankreich (Departement Basses-Alpes), von mir aus Istrien (Veglia), Bosnien, Herzego vina und Montenegro nachgewiesen worden, und da eine schöne Ab- bildung von Lorenz Müllers Künstlerhand bereits in den „Blättern“ (Jahrg. XIV 1903 p. 145) vorhanden ist, so kann ich wohl auf diese ver- weisen und eine Beschreibung dieser Art auf die Feststellung beschränken, daß sie sich durch die geringere Größe (nie über 50 cm Total- länge), kleinere Augen, spitzigei’e Sclinauze, durch die geringere Anzahl von Schuppeni'eihen (19), Bauch- und Schwanzschildern, durch die stärker gekielten Schuppen, die verschiedene Zeichnung und das Fehlen des Dimorphismus der Geschlechter in der Färbung (beide Ge- schlechter sind bei dieser Art ganz gleich ge- färbt) deutlich von der Kreuzotter unterscheidet. Durch die reichliche Prämie wurde der Laxenburger Otter bald ein Ende gemacht. Heute kann man auch an den schönsten Sommer- tageu oft viele Stunden die Wiesen, auf denen sie einst so zahlreich waren, durchwandern, ohne auch nur ein einziges Exemplar mehr zu sehen. Es war aber bei der Gleichförmigkeit des ebenen Gebietes zwischen und südlich von der Donau und den östlichen Ausläufe]'ii des Wienemaldes bis zur ungarischen Grenze zu erwarten, daß sie sich in demselben auch noch anderweitig vorfinden werde, und die mir seither zugekommenen Exemplare von Achau, Guntramsdorf, Bruck a. d. Leitha, also aus immer weiter von dem ursprünglichen Fundort entfernten Lokalitäten stammend, bestätigten auch diese Vermutung. Doch schien keiner dieser Fundorte lohnend genug, um zu einem Ausflug dorthin anzuregen. Endlich, vor zwei Jahren, erhielt ich von Herrn Oberleutnant Grafen Georg Veith, einem tüchtigen Kenner und außerordentlich erfahrenen und geschickten Fänger der einheimischen Schlangen, die Mit- teilung, daß in der Umgebung von Grammat- Neusiedl an der Staatsbahn, etwa eine halbe Stunde von Wien (Schnellzug) entfernt, die Spitzkopfotter zahlreich vorkomme und daran 162 F. Werner: Eine Jagd auf Spitzkopfottern bei Wien. anknüpfend die Einladung zu einem gemeinsamen Jagdansfluge. Ich verständigte noch einen Freund und eifrigen Schlangenjäger und am nächsten schönen Sonntag wurde der Ausflug unternommen. Der Graf hatte bereits in Grammat-Neusiedl die notwendigen Hilfstruppen, nämlich eine Schaar von Schuljungen bestellt, welche die äußersten Flügel unserer Treiberkette bilden mußten und ohne welche die Ergiebig- keit der Exkursion bei der enormen Ausdehnung der Wiesen in Frage gestellt gewesen wäre. Die Kette formierte sich, als die letzten Häuser des Ortes hinter uns und die endlosen Wiesenflächen vor uns lagen und nun konnte die Jagd beginnen. Die Luft war ruhig (eine wichtige Bedingung, da bei starkem Wind auch bei schönem Wetter die Schlangen ihre Erdlöcher nicht verlassen) und warm, und schon nach wenigen Minuten fanden wir an verschiedenen Stellen abgestreifte Otternhäute im Grase. Es dauerte aber noch eine halbe Stunde, bis der erste Jubelruf vom linken Flügel erschallte und die ganze Kette „zu scheußlichem Klumpen“ geballt, im Nu die erste Viper umstand, die vom Grafen ohne Um- stände an der Schwanzspitze erfaßt und in seinen Ledersack geborgen wurde. Inzwischen hatte sich wieder die Treiberlinie entwickelt und abermals ging es weiter. Dabei wurde noch manche interessante Entdeckung gemacht. Ich stöberte nacheinander zwei Bergeidechsen (Lacerfa vivipnra) auf, die niemand in dieser Gegend vermutet hatte und die ebenso wie die alpine Mehlprimel (Frimula farinosaj mit ihren violettroten Dolden eine fremdartige Erscheinung in dieser Ebene Avaren; denn bei uns ist die Bergeidechse sonst ausschließlich montan. Ebenso war die Freude groß, als wir einiger Exemplare der gestreiften Eingelnatter ansichtig wurden, die am Ufer eines Tümpels sich sonnten. Diese südliche Varietät (Tropldonotus natrix var. persa Pall. = hilmeatus Ja)i. = murorum Bonap.), welche in Dalmatien die bei weitem vorherr- schende Form der Eingelnatter ist (ebenso auch in Griechenland und Kleinasien) und auch in Italien und der Herzegovina häufig ist, findet sich auch noch in Kärnthen und wurde von mir außerdem in Nordsteiermark (Mürzzuschlag), ferner in Niederösterreich bei Bruck a. d. Leitha und bei Laxenburg aufgefundeu, und schließlich auch noch für Süd-Mähren (Znaim) nachge- wiesen, sodaß ihr Verbreitungsgebiet ein weit größeres ist, als man früher annahni. — Nach- dem mein Freund ein kleines und Graf Veith ein großes Exemplar der Streifenringelnatter erbeutet hatte, wurde die Streifung mit frischem Mute fortgesetzt. Die Sonne stieg immer höher und die mit ihr steigende Temperatur veranlaßte nun auch die Ottern, in größerer Zahl ihre Schlupfwinkel zu verlassen. Bald links, bald rechts erscholl dei“ Euf der kleinen Treiber,' schließlich löste sich die Kette auf und jeder von uns jagte auf eigene Faust; als die Mittags- stunde schlug, hatten wir wohlgezählte 18 Stück beisammen, durchweg erwachsene, schön ge- zeichnete Tiere. Die Spitzkopfotter ist ein flinkes Tier, sie läuft ziemlich schnell und gewandt im Grase, aber doch nicht so schnell, daß man nicht eines jeden Exemplares, das man sieht, habhaft werden könnte, umsomehr, als sie außer ihren Erdlöcheru so gut wie keine Deckung oder Unterschlupf haben. Sie ist im allgemeinen weniger bissig und ihr Biß weniger gefährlich als bei der Kreuzotter, sodaß mir Todes- oder auch nur ernstliche Erkrankungsfälle vom Biß dieser Schlange nicht bekannt geworden sind, trotz ihrer Häufigkeit, während die alpine Kreuzotter alljährlich ihre Opfer fordert — von der Sandviper gar nicht zu reden, die z. B. in den österreichischen Eeichslanden, als eine der häufigsten Schlangen überhaupt, zahlreiche Todesfälle auf dem Kerbholz hat. Wir betrachteten nun in aller Euhe unsere Ausbeute, die in Säcken, Einmachegläsern und Käfersieben untergebracht war und ruhten hockend, oder auf Grenzsteinen und Maulwurfs- hügeln sitzend, von der Jagd aus, wobei wir unseren frugalen Imbiß mit dem zum Schutz gegen die Folgen eines etwaigen Bisses mitge- nommenen, aber jetzt überflüssigen Sliwowitz (PflaumenbranntAvein) befeuchteten und die AVeihen beobachteten, die in der klaren Luft ihre Kreise zogen oder nach Springfröschen (Rana agilis) und Zauneidechsen auf dem Boden niederfuhren. Das Gehen auf dem durch allerlei Furchen und Gräben unebenen Wiesenboden hatte uns alle etwas müde gemacht und so er- folgte der Eückmarsch, nachdem auch die letzten Ottern gegen 4 Uhr Nachmittags beobachtet und gefangen worden waren, in größerer Ge- mächlichkeit, da fortan nur Zauneidechsen, normalgefärbte Eingelnattern, Ölkäfer,"Feldhasen und Eebhühner unseren AVeg kreuzten. Die Hilfstruppen wurden abgelohnt und nach dem langweiligen Marsch durch die langgestreckte Ortschaft Grammat-Neusiedl und einer halb- stündigen Bahnfahrt trennt sich die Eeise- gesellschaft und jeder „eilt heim mit sorgender Seele, auf daß er den Fraß nicht verfehle“. Karl Krisch: Etwas über meine Seetiere. 163 (Kaohdruok verboten.) Etwas über meine Seetiere. Von Karl Frisch, Wien. (Mit einer Originalphotographie.) llitte Mai 1903 erhielt ich von einem Freund ein Seewasseraqnarium, das sich im besten Zustand befand. Es war von zahlreichen Aktinien, einigen Schnecken und Röhren Würm dien bewohnt und stark mit Algen bewachsen. Ich besitze es jetzt ein Jahr lang und kein einziges Mal hatte ich mit ihm irgend eine Unannehmlichkeit. Immer blieb das Wasser vollständig klar und die Aktinien sind bei täglicher Fütterung mit geschabtem Fleisch stets herrlich entfaltet. Fortgepllanzt haben sich bei mir bis jetzt nur die grünen Erdbeerroseu (Äcflnia meseni- bri/anthemum). Die Jungen sind, wenn sie ausge- spuckt werden, hanfkorn- bis erb- sengroß. Einmal hoffte ich, daß auch die Pferde- aktinien (Actinia equina) sich ver- mehrt hätten, doch war es, wie sich bald herausstellte, eine Täuschung. Es er- schienen nämlich in kurzen Zwischenräumen drei in- tensiv rotgefärbte junge Aktinien. Aber schon nach wenigen Tagen begann das Rot zu verblassen und nach 8 bis 14 Tagen waren sie ebenso grün wie die andern Erdbeerrosen. Warum sie in ihren ersten Tagen rot waren, weiß ich nicht. Bevor ich heuer zu Ostern nach Lovrana (bei Abbazia) fuhr, richtete ich mir ein zweites Seewasseraquarium mit künstlichem Seewasser ein und gab dem Wasser dieselbe Dichte, die das alte Aquariumwasser hat. Messungen bei Lovrana ergaben, daß das dortige Meerwasser das spezifische Gewicht 1.026 habe; ich ließ aber auf den Rat eines Freundes das spezifische Gewicht 1.015 im neuen Aquarium ungeändert und die Tiere gediehen darin vortrefflich, ob- wohl sie auch gegen geringe Dichtigkeits- änderungen empfindlich sind. Dies geht daraus hervor, daß eine Aktinie, in das Wasser, dessen spezifisches Gewicht versuchsweise auf 1.017 er- höhtwurde, gesetzt, darin in kürzesterZeit einging. üriginalaufnalimen nach dem Lel)en für die „Blätter“. Ich hatte in Lovrana eifrig nach Aktinien gesucht, jedoch, wahrscheinlich wegen des durchweg felsigen Ufers, nur Actinia equina und Anthea cereus gefunden. Bei den ersteren fiel mir sofort das viel lebhaftere Rot auf, das sie im Vergleich mit denen, die ich im Aqua- rium habe, besitzen. Von diesen Aktinien saßen alle, die ich in Lovrana sah, so auf den Felsen, daß sie bei der Ebbe mehrere Stunden außerhalb des Wassers waren. Es scheint ihnen ein Bedürfnis zu sein, mit der Luft direkt in Berührung zu kommen, denn auch von den 5 Pferdeaktinien, die ich jetzt ein Jahr lang besitze, haben sich 3 so hoch an die Aquarien- wand gesetzt, daß sie teilweise außerhalb des Wassers sind. Die zwei, die auf dem Boden des Aquariums sitzen, sehen kränklich aus und fressen lange nicht soviel wie die andern drei. Fünf solche Pferdeaktinien löste ich mit der stumpfen Seite des Taschenmessers los, was eine ziemlich langwierige und heikle Arbeit war. Anthea cereusWQ'ii sich zwar sein- leicht loslösen, doch setzte sie sich nicht wieder fest und ging rasch ein, während Actinia equina sich, als ich ihr einen Stein unter- legte, sofort an- haftete. Bei einer Fahrt in einer Barke, nahe dem Ufer, fing ich einen ziemlich großen Seestern; ich wollte ihn nach Wien mitnehmen, doch ging er noch vor der Abreise ein. Dieser See- stern verhalf uns aber zu einem interessanten Abenteuer. Als ich ihn nämlich mit dem Netz heraufholte und der Schiffer angehalten hatte, bemerkte dieser auf dem Grund des mehr als mannstiefen Wassers den Fangarm eines großen Polypen. Der Körper selbst steckte unter einem Stein. Nachdem der Schiffer seinen Sohn herbeigerufen hatte, versuchten beide auf ver- schiedene Weise das Tier hervorzulocken. Schließlich gelang es ihnen, indem sie eine schnell gefangene Krabbe an einer Schnur an- banden und vor dem Stein tanzen ließen. Da quoll eine ungeheure Masse unter dem Stein Blennins galerita L. 164 E. Bade: Die gelbe Teichrose (Niiphar luteum Smith). hervor und wollte sich auf die Krabbe stürzen^ im selben Moment aber wurde sie schon von der geschickt geführten Harpune des Schiffers aufgespießt und ins Boot gezogen. Das Tier war von außergewöhnlicher Größe und machte auch, als es schon im Boot lag, mit seinen armdicken Fangarmen und den großen Augen einen impo- santen Eindruck. Die Einheimischen töten die Tiere durch Kochen in heißem Wasser und essen sie. Die Krabbe, die der Fischer als Lockspeise benutzte, gefiel mir sehr und ich beschloß, kleinere solche für mein Aquarium zu sucheu. Bald fand ich, daß sie sich in ziemlicher Anzahl unter Steinen in kleinen Tümpeln aufhielten, die einige Schritte vom Meer entfernt lagen und Meerwasser enthielten. Sahen sich die Krabben entdeckt, so verschwanden sie blitz- schnell — nicht nach vorn, sondern nach der Seite laufend — unter den nächsten Steinen, sodaß sie schwer zu fangen waren. Manchmal sah ich sie auch auf dem Trockeuen sitzen, doch liefen sie, sobald sie jemanden kommen sahen, ins Wasser. Im ganzen erbeutete ich sieben, wovon die kleinste linsengroß war. In einem kleinen Tümpel fand ich ein aller- liebstes, 6 cm langes Fischchen (s. die Ab- bildung); es war dort mit der Flut hineingeraten und konnte nun bei der Ebbe nicht mehr zurück, sodaß es leicht zu fangen war. Es ist durch den tiefliegenden Mund, die hochliegenden Augen und die eigentümliche Gestaltung der Brust- und Bauchfiossen fürs Leben auf dem Grunde des Wassers eingerichtet. Die Färbung ist graugrün mit weißer Zeichnung. Im hiesigen k. k. naturhistorischem Hofmuseum wurde es als Blennius galerita L. bestimmt. Fügt man jetzt noch einige Miesmuschehi und mehrere Schneckenarten, von denen ich nur die Käferschnecke erwähnen will, hinzu, so ist die Aufzählung meiner Beute beendet. Bei der Eeise gab ich alle Tiere, bis auf das Fischchen und die Käferschnecken, die ich in einem Einsiedeglas transportierte, in ein Kist- chen, das ich mit einem zerschnittenen Schwamm gefüllt und mit Meerwasser angefeuchtet hatte. So überstanden alle die Eeise gut und kamen wohlbehalten an. In das neu eingerichtete Aquarium gesetzt, bereiteten sie mir in der nächsten Zeit viele Überraschungen. Schon in den ersten Tagen gingen fast alle Schnecken ein. Die Krabben machten sich im Sand unter Steinen Löcher und verschwanden darin, sobald ich mich näherte; doch wurden sie bald zahm und nahmen „Tubifex“ vom Futterstäbchen. Es gewährt einen überaus drolligen Anblick, wenn sie, durch die Annähe- rung eines andern Tieres erschreckt, ihre Scheren zur Abwehr wie einen Schild über den Kopf halten und sich so, immer nach der Seite laufend, in ihr Versteck zurückziehen. Auch das Fischchen fraß bald „Tubifex“, die ich ihm vor das Maul fallen ließ, nahm sie auch bald vom Stäbchen und ließ sich leicht an geschabtes Fleisch gewöhnen, womit ich es jetzt ausschließ- lich füttere. Oft sah ich es die Krabben ver- folgen und nach ihren Füßen schnappen, doch glaubte ich nicht, daß es ihnen etwas anhaben könnte, bis ich eines Tages eine Krabbe mit 3 Füßen tot auffand. Ich trennte nun Krabben und Fischchen durch eine Glasscheibe. Mit den Krabben schienen aber Wunder zu geschehn. Daß sie immer wieder über die Glasscheibe einen Weg in die andere Abteilung fanden, das konnte man sich schließlich noch erklären; aber daß in den ersten Tagen vier von ihnen ein- gingen und von mir weggeworfen wurden und dann plötzlich alle vier wieder vollzählig da waren, das war doch etwas zu viel. So wunder- bar es aber klingen mag, so einfach ist die Erklärung: Ich hatte vergessen, daß sie sich häuten. Was ich für tote Krabben angesehen hatte, war nichts anderes als ihre Hautpanzer, an denen man auch bei ziemlich genauer Be- trachtung die Stelle, an der sie dieselben ver- lassen hatten, nicht erkennen konnte. Man muß übrigens mit der Haltung von Krabben vorsichtig sein, zwei von den Pferde-Aktinien wurden von ihnen angefressen, sodaß ich Ak- tinien und Krabben trennen mußte. Auch ihre eigenen Artgenossen schonen sie nicht; ich fand eines Tages eine von ihnen tot und halb auf gefressen; sie war frisch gehäutet und wahr- scheinlich darum den andern zum Opfer gefallen. Das Fischchen baute sich unter einem Stein eine große Höhle, indem es den Sand teils durch Bewegungen mit Schwanz und Brustflossen her- austrieb, teils im Maul heraustrug. In dieser Höhle liegt es gewöhnlich, kommt aber sofort, wenn ich ans Aquarium trete, an die Oberfläche und erwartet das Futter. (Nachdruck verboten.) Die gelbe Teichrose (Nuphar Uiteimt Smith). Von Dr. E. Bade. (Mit einer Originalphotographie.) er geheimnisvolle Zauber, welcher die weiße Seerose (Nymphaea alha L.) umgibt, fehlt der gelben Teichrose zum guten Teile ganz. Nur E. Bade: Die gelbe Teichrose (Nuphar liiteuni Smith). J65 in seltenen Fällen hat sie den Dichter zn be- geistern vermocht und noch keiner hat sie so besungen wie ihre weiße Schwester. Im Ver- hältnisse zu den großen Blättern ist die Blume der gelben Seerose nur klein, sie besitzt fünf große, gelbe Kelchblätter und zahlreiche, winzige^ zn Nektarien umgestaltete Blumenblätter. Die Unterseite dieser reduzierten Blumenblätter sondert Honig ab und der Blüte entströmt ein süßer, köstlicher Ueruch. Auf dem dunklen Schlammgrunde des Teiches ist das oft armstarke, fleischige, narbige Bhizom der gelben Seerose vor Anker gelegt. Auf der ältesten Seite geht dieses schwammige Wurzel- gebilde in der Winterzeit etwa um eine Spanne lang ein, auf der Verjüngungsseite erneuert es sich in gleicher Länge. Wenn der Frühling die Eisdecke des Teiches geschmolzen hat und sich das Wasser durch den belebenden Sonnenstrahl allgemach erwärmt, werden Blätter vom Wurzel - stock zur Wasseroberfläche geschickt. Sie sind später so zahlreich vorhanden, daß sie, dicht neben einander liegend, einen saftig grünen Teppich bilden, auf welchem allerlei Wasser- geflügel sich ausrnht und sonnt, ln seichtem Wasser erheben sich die Blätter auf ihren Stielen über die Oberfläche des Wassers, wie es das photographische Vegetationsbild zeigt. Im Juni erscheint zwisclien den Blättern die erste Blüte, der in kurzen Zwischenräumen weitere folgen, die nach der durch Insekten er- folgten Befrnchtnng auf den Grund hinabsiuken und hier den Samen reifen. Zur Zeit dei' völligen Eeife, Ende August, lösen sich die Fruchtkapseln vom Stiele, ihrem bisherigen Träger, los und werden nun von dem Wasser bald hier, bald dorthin verschlagen. In derselben Art erfolgt die Loslösung der Fruchtkapsel bei der weißen Seerose, nur mit dem Unterschiede, daß die Samen dieser mit einem Samenmantel versehen sind, so daß sie nach dem Platzen der Frucht an der Wasserfläche, durch die zwischen ihnen und dem Samenmantel enthaltene Luft gehalten, umher- schwimmen können. Dieser Mantel umgibt die Samen lose als weiße Hülle. Zunächst sind nach dem Auseinanderfallen der Fruchtwände die Samen zu einem schleimigen Haufen vereinigt, der sich aber schließlich auflöst, so daß die Samen sich unabhängig von einander bewegen können. Der Sameumantel vergeht mit der Zeit, die Luftblasen entweichen und der Same fällt vermöge seiner Schwere zu Boden. Es ist also bei der weißen Seerose eine Verbreitung des Samens durch das Wasser möglich. Dieses verhält sich nun bei der gelben Seerose anders. Eine Vorrichtung zur Verbreitung durch das Wasser findet sich bei ihr nicht au dem Samen, sondern sie liegt in einer besonderen Konstruktion Origlnalaufnahme nach der _Xatur für die „Blätter“. Yegetationsbild der gfelben Teichrose (Nuphar lutcxiin Suiifh). 166 B. Bade: Die gelbe Teichrose (Nuphar luteum Smith). der Fruclitwände. Nach dem Ablösen der Frucht- kapsel vom Stiel trennt sich von der äußeren Frucht- wand die äußere grüne Schicht los, während die innere mit den Scheidewänden der Frucht in Verbindung bleibt. Bald spalten sich auch diese Scheidewände von außen beginnend in je zwei Lamellen, wodurch halbmondähnliche Scheiben entstehen, gebildet aus einer festen Außenhaut, welche die zahlreichen schweren Samen in einem Schleim eingebettet umschließt. Diese Scheiben werden durch Luftblasen, die im Schleim ent- halten sind, an der Oberfläche gehalten. Erst Avenn die Scheiben längere Irrfahrten vollführt haben, löst sich die äußere Hülle auf, die Luft- blasen entAveiclien und die Samen Averden auf den Grund des Al'assers ausgesät. Der Samen- mantel der weißen Seerose fehlt der gelben ganz. Indessen ist diese A^erbreitung des Samens, Aveil die Pflanzen (die weiße und die gelbe See- rose) meist nur in stehenden Gewässern wachsen, nur eine beschränkte, da die Früchte von hier Aveder durch den AA'iud, noch durch Strömungen und dergl. nach andern Gewässern überführt Av erden können. Eine Verbreitung von einem GeAvässer in das andere Avird von den AAAsser- hühnern besorgt, die mit GeAvißheit stets an den Stellen zu finden sind, wo Seerosen wachsen. Zur Eeifezeit werden die Früchte Avegen ihres überaus mehl- und eiAveißreichen Samens von diesen Tieren eifrig gesucht. Da die AA'asser- rosen drei volle Monate blühen und ebenso lange ihre Kapseln zeitigen, bilden diese einen großen Bestandteil der Nahrung dieser A^ögel. Bei dem Verzehren der Samen bleiben die klebrigen Samen den Tieren an Federn und Schnäbeln haften und werden, wie Noll es zuerst bekannt machte, von ihnen verschleppt. AA^ eiliger bekannt als die gelbe Teichrose ist die kleine Nixenblunie (Nuphar pumihim Smith). Sie unterscheidet sich von der ersteren durch die geringere Größe aller Teile und die fast ovalen, tief herzförmigen Blätter, deren Lappen meist auseinanderstehend schwimmen. Die Blatt- spreite zeigt an der Oberseite deutlich hervor- tretende weißliche Nerven. Die Blattstiele sind sehr dünn und werden nach oben zu zweischneidig. Die kleine Blume ist dunkelgelb, besitzt fünf Kelchblätter und sieht der des Sumpfhahnenfußes recht ähnlich. Zwischen diesen beiden Teichrosenarten findet sich in den Seen des Schwarzwaldes und der A^ogesen, zerstreut auch im ganzen nördlichen Deutschland, im mittleren und nördlichen Ruß- land und in Schweden ein Bastai’d Nuphar intcr- medium. Diese Pflanze erhält und vermehrt sich dort, wo beide Elternpflanzen nicht mehr Vor- kommen, in unveränderter Gestalt. „Alle drei Nuphar^', schreibt Kerner, „finden in der Rich- tung nach Norden ihre natürliche Grenze dort, wo ihre Früchte nicht mehr zur Reife gelangen. Nuphar luteum blüht unter den genannten Arten am spätesten auf, seine Früchte kommen daher auch am spätesten zur Reife, und er bleibt darum zuerst zurück, d. h. er findet schon früher gegen Norden eine Grenze als die beiden anderen, weil diese in den nördlichen, kälteren Landstrichen noch Frucht reifen, was bei Nuphar luteum nicht mehr der Fall ist. Aber Nuphar pumilum und intermedium verhalten sich in dieser Be- ziehung verschieden. Nuphar intermedium reift in Norbotten und Lappland seine Früchte etwas früher als Nuphar pumilum, und ist infolge- dessen auch befähigt, sich noch um eine Strecke weiter nach Norden zu verbreiten als dieselbe. Je weiter nach Norden, desto mehr ist die den Pflanzen zu ihrer jährlichen Arbeit gegebene Zeit verkürzt, und die früh reifenden sind dort gegenüber den spät reifenden entschieden im Vorteil. In Betreff des Nuphar intermedium wurde auch ermittelt, daß die in der freien Natur entstandenen Stücke derselben fruchtbarer sind als jene, welche durch künstliche, im Garten vorgenominene Kreuzung zustande gekommen waren.“ Für das Aquarium hat die Teichrose größeren AVert als die weiße Seerose, weil erstere ihre Blätter untergetaucht das ganze Jahr hindurch grün behält. Besonders empfehlensAvert sind kleine, einjährige Stücke, oder solche, die aus Samen gezogen sind. Zu letzterem Zwecke sammelt man Fruchtkapseln, die ihre Reife da- durch anzeigen, daß sie eine gelbe Farbe haben. Die Samen werden vom Schleim gereinigt und dann in das Aquarium gestreut, wo sie bei guter Beschaffenheit sofort auf den Boden herabsinken. Empfehlenswerter ist es aber, die Samen in Ein- machegläser, deren Boden mit einer Erdschicht bedeckt ist, wie sie noch zu schildern ist, aus- zusäen und über die Erdschicht mehrere Zenti- meter AVasser zu halten. Die aus dem Samen sich entwickelnden jungen Pflänzchen werden dann in das Aquarium ausgepflanzt. Nuphar luteum verlangt, wie alle Seerosen- arten, eine nahrhafte Bodenschicht, die ziemlich stark mit altem Lehm und Sand durchsetzt sein muß. Hier in diese ist der AVurzelstock, das Rhizom, älterer Pflanzen wagerecht einzubringen. Die sonstige Pflege beschränkt sich auf das Carl Oehlert; Aus dem Tagebache eines Naturfreundes. 167 Reinhalteii der dem Wasserspiegel aufliegendeu Blattspreiten von Staub nsw., der mit einem fencliteu Schwamme zn entfernen ist. (Nachdruck verboten.) Aus dem Tagebuche eines Naturfreundes. Von Carl Oehlert, Lengenfeld (V.) (Fortsetzung statt Schluß.) Ser Appetit meines Alligators besserte sich zusehends. Den AVinter über wöchentlich zwei bis drei, dann täglich zwei und jetzt, ca. vier- zehn Tage nach Ostern, täglich sechs und mehr fingerlange lebende Ellritzen, die ich im nahen Teiche in Massen fange und wovon ich auch den AVinter über Vorrat halte, erfaßt er äußerst ge- schickt mit seinem zahnbewehrten Rachen, knir- schend zerdrückt er ihnen Kopf und AA'irbelsänle und meist der Länge nach, den Kopf voran, schl nckt er sie nickend ohne Federlesen hinimter. Bleibt ihm ja einmal ein Fischlein in den Zähnen hängen, dann bedient er sich des betreffenden Hintei'- beines, nach ivelchem er den Kopf umlegt und kratzt sich damit so lange an der Schnauze, bis es los ist und ihm besser in den Schlund paßt, was sehr drollig anssieht. Aber es soll noch besser kommen, denn auch ein Tier liebt Kost- veränderung. Die muntere Eidechse nahm in den ersten vierzehn Tagen keine Nahrung an, den AATndungen eines großen Regenwurmes konnte sie dann aber nicht länger noch widerstehen. Nachdem sie ihn erspäht, verließ sie schnell ihr sonniges Plätzchen auf dem Felsen, ergriff ihn und schleuderte ihn heftig hin und her, daß ihm hören und sehen vergangen sein mag, dann wurde er verzehrt und geschmeckt hatte er auch, denn lange noch war sie bemüht das Maul mit ihrer langen, breiten, wenig gespaltenen, fleischigen Zunge zu polieren, ähnlich wie man nach ge- nossenem Mahle den Mund mit einer Serviette in Berührung zu bringen pflegt. Der Einzug- schmaus bei ihr war nun vorbei und ein Regen- wurm, den man unter Steinen im Rasen immer findet, ist ihr stets willkommen; aber sie ist auch ein Leckermäulchen. Eine Erdbeere, oder Kirsche, oder Himbeere, — Potztausend! — da fragt sie nicht erst nach Erlaubnis und ich freue mich nur, wenn es ihr schmeckt. Die Schlangen aber verhielten sich noch immer passiv. Da eines Tages, als leise ich genaht den Alligator am sonnigen Uferrande schlafend fand, sah ich den Vorderleib der AVüiTelnatter behutsam in das AVasser gleiten, jetzt hielt sie ein AV eileben inne, plötzlich ein Ruck und aus dem AVasser schnellte ein Fischlein empor, sogleich wieder in dasselbe znrückfallend, sie hatte nnter AVasser das Ziel verfehlt und mit der Schnelligkeit einei' Ellritze nicht gerechnet. Da, noch ein Ruck, und endlich fest saß das Fischlein in Leibesmitte im kleinen Maul gefangen. Schnell wie ein Dieb verließ sie über grüne Fichtenzweige gleitend mit dem zappelnden Fisch das AVasser, um auf einem Felsenvorsprnng gesegnete Mahlzeit zu halten. Die Zähne aller Schlangen sind, Avie bekannt, sämtlich nach hinten gebogen und dienen nicht zum Kauen, sondern nur zum Beißen und Fest- halten. Der Unterkiefer, der durch üljerans dehn- bare Sehnen mit dem Oberkiefer verljiinden ist, arbeitet beim A^erzehren der Beute Avie eine menschliche Hand. Im Nu war die Ellritze ge- dreht, der Kopf vorauf und in knapp einer halben Minute Avar das Maul der Schlange Avieder ge- schlossen. An den BeAvegungen der Hals- und Leibesmuskeln nimmt man deutlich Avahr, Avie die Nahrung dem Magen zugeführt Avird. Leopardennattern dagegen nehmen in der Ge- fangenschaft viel seltner Nahrung zu sich. Die letzte, die ich hatte, hielt sich zwei Jahre im alten Terrarium und verzehrte Avährend dieser Zeit nicht mehr und nicht Aveniger als zAvei lebende Mäuse und ein junges aus dem Neste ge- fallenes ScliAvälbchen, was aber immer nur nachts in der Dunkelheit geschah, so daß ich es nie beobachten konnte. Zu diesem ZAvecke besitze ich ein geräumiges ca. 40 cm hohes, viereckiges Akkumulatorenglas mit einem Deckel von grüner 1 )rahtgaze. In dieses verbrachte ich bei Fütterung zuvor die Leopardennatter und ließ die lebend gefangene Maus hineinfallen, schnell den 1 )eckel schließend, Avas aber der Maus Avegen eigentlich nicht nötig ist. Unermüdlich springt sie am Glase in die Höhe, ohne aber den Rand des- selben erreichen zu können, dann trippelt sie umher, setzt sich auf die Hinterl)eine und putzt das Schnäuzchen, dabei sich leckend und mit den Pfötchen die Ohren von hinten kämmend, um bei der geringsten BeAvegung der Natter, die sie mit stierem Blick verfolgt, erschreckt empor- zufahren und den Tanz von neuem zu beginnen. Zum Beißen ist die Leopardennatter gerne auf- gelegt, auch meine jetzige. Sobald ich nur den Deckel des Terrariums hebe, macht sie sich fertig und komme ich mit der Hand in ihre Nähe oder berühre sie mit einem Stückchen, dann haut sie zu, sie ist aber nicht giftig und große AAhmden schlägt sie auch nicht. Drei Mäuse habe ich 168 Carl Oehlert: Aus dem Tagebuche eines Naturfreundes. ilir auf die vorstehend geschilderte Art schon vorgesetzt, aber noch keine hat- sie angenommen, obwohl sie sich dabei wie ihre Nebenbuhlerin ganz wohl befindet und schon zweimal gehäutet hat. Etwa acht Tage vor der Häutung verlieren die Farbenzeichen viel von ihrer Schönheit, sogar die Augen überziehen sich mit trübem Blau, bis endlich die spröde Haut zu platzen anfängt, die beim Umherziehen an einem Steine oder Ästchen hängen bleibt und nun entschlüpft das Tier in neu erstandener wunderbarer Schönheit, mir jedesmal einen Ausdruck der Bewunderung entlockend. Am Himmelfahrtstage kam ein Mann zu mir mit einer großen, starken Eingelnatter, die zischend und fauchend dem Tuch, in welches sie gewickelt war, entnommen ward. Die Möglichkeit lag nahe, daß sie sich über meine anderen beiden Schlangen, welche bedeutend kleiner und schwächer sind, hermachen und solche ver- zehren könnte, weshalb ich die Annahme der Schlange ablehnte und ihrer Nützlichkeit wegen für ihre Befreiung eintrat. Auf vieles Bitten behielt ich sie endlich doch und versetzte sie ins Terrarium. Aber, o weh ! — Ein Wildfang erster Ordnung. Die Eidechse und die anderen beiden Schlangen flüchteten, und der Alligator schlug, hoch aufgerichtet, dröhnend mit seinem starken Schwänze an die Scheiben, aus dem weit geöffneten Eachen ein grollendes Stöhnen mit nachgezogenem rrr hervorbringend, was sicherlich nichts freundschaftliches bedeuten konnte. In schnellen Windungen bewegte sich die Natter zischend vor Furcht auf und nieder, den Epheu losreißend und einige Moospolster des Felsens zum Herabstürzen bringend, sodaß ich sie schleunigst wieder entfernen mußte. Vierzehn Tage sperrte ich sie nun ins Akkumu- latorenglas, wo sie nur Wasser vorgesetzt er- hielt, dann kam sie wieder ins Terrarium und siehe da, so artig wie ein wohlgezogenes Kind, den Frieden niemals wieder störend. Auch sie hat schon eine zweimalige Häutung durch- gemacht und vielleicht an zwanzig Gras- und Wasserfrösche verzehrt, darunter einige von respektabler Größe. Sie ist ganz ungeniert und man kann darauf warten, der Mahlzeit zuzusehen. Öffne ich die seitliche Tür des Terrariums, einen Frosch in der Hand haltend, dann flüchten die Schlangen schleunigst, nun setze ich ihn hinein und warte; ein Weilchen ist es still, dann hebt der Frosch den Kopf und wendet ihn Umschau haltend, mal rechts, mal links, dann ein paar kurze Sprünge machend, aber nicht zu weit nach vorn, da wartet im Teiche seiner liebevoll der Alligator, der ihn sonst wutschnaubend tot beißt und — liegen läßt. Schon wird die Schnauze dieses Eäubers am Uferrande sichtbar und Fröschlein fürchtet sich, durch einen Sprung den Eückzug ein- schlagend und sitzen bleibend. Da hat die Natter schleichend das braune Kind der blumigen Wiese schon erspäht, auch er kennt seinen Todfeind sehr genau und da auch er ihn er- blickt, klatsch, klatsch, verzweifelt springt er an die Scheiben, wie toll, daß man schon glaubt er müsse sich den Kopf einrennen. Mit einem kühnen Griff hat ihn die Natter am linken Hinterbein erfaßt, an ein Entkommen ist nicht mehr zu denken, soviel er sich auch sträubt. Das Bein versinkt förmlich vor unseren Augen in der Tiefe des Eachens der Schlange, dann streckt sich der Unterkiefer nach dem anderen Hinterbeine aus, nur zu schnell verschwindet auch dieses, dann folgen Leib und Vorderbeine, Frosch und Kopf der Schlange bilden einen einzigen dicken Knoten, noch ein letzter schwacher Laut des bedauernswerten Frosches dringt an unser Ohr und das Drama ist zu Ende. Nur ein unmenschliches und rohes Gemüt kann daran Gefallen finden, aber ich kann sie nicht verhungern lassen und das Eecht des Stärkeren ist auch eines der ewigen Gesetze der Natur. Freudestrahlend kamen eines Mittags meine beiden Jungen im Alter von zehn und sieben Jahren mir entgegengelaufen, in der Hand je eine kleine Sumpfschildkröte haltend, die sie von einem meiner Freunde geschenkt erhalten hatten und baten mich, ihnen nun ein Aquarium zu kaufen. Das geht aber nicht so schnell wie man denkt, und ich machte ihnen den Vorschlag, die kleinen Tierchen, etwa von Talergröße, die des Kleinen zum Unterschied ein wenig kleiner, einstweilen mit in mein Terrarium zu setzen, nicht ahnend, daß so bald ein Unglück geschehen sollte. Sie setzten sie also selbst hinein in das Terrarium und mit hochbeglückten Mienen begleiteten sie deren Herumkriechen auf dem Boden. Da wurden wir gerufen und entfernten uns auf ein halb Stündchen. Komm, Vater, zeig mir meine Schildkröte, bat der Kleine, und so gingen wir drei, sie zu sehen. Schon an der Tür des Zimmers bemerkten wir heftige Bewegung und Aufspritzen des Wassers im Teiche des Terrariums, und nichts Gutes ahnend, sah ich, wie der Alligator versuchte, eine der beiden Schildkröten hinunterzuwürgen. Schnell sprang ich zu, sie zu befreien, wozu ich mich eines Holzstabes bedienen mußte, den ich ihm Die Plötze (Leuciscus ruUlus L.) 1Ö9 unter vieler Mühe in den Rachen zu zwängen suchte. Sie saß ganz hinten am Gaumen und wäre längst verschluckt gewesen, wenn nicht das harte Knochenschild des Rückens daran gehindert hätte. Wie glatt gewalzt, nur noch schwache Lebenszeichen von sich gebend, legte ich sie in die Hände meines Kleinen, der sie tränenden Auges unter Schluchzen davontrug. So geht es aber oft, mein Kind, im Leben, was man so liebt, das geht verloren. — Vergiß es nie! — (Schluß folgt.) (Nachdruck verboten.) Die Plötze (Leuciscus rutilus L.). (Mit einer Originalphotographie.) demjenigen, der sich weniger mit unserer heimischen Fischwelt beschäftigt, der unserer Fischfauna nur eine oberflächliche Beachtung schenkt, wird es immer passieren, daß er die Plötze (Leuciscus rutilus L.) mit der Rot- feder('Le^^c^sc^* kleine J\4iReiIungen. Der Kalmus (Acovtis calmmts L.) ist als Pfiiigst- ptlanze für Berlin ebenso typisch, wie an anderen Orten die Maien, das Laub der Birken. Eigentlich ist der Kalmus ein Fremdling bei uns. Seine Urheimat ist Indien. Von dort wurde er zuerst nach Arabien, dann nach Griechenland und wei- ter an das Rote Meer ge- bracht. Erst im 15. Jahr- hundert kam er als Garten- pflanze nach Deutschland, wo er anfänglich noch sehr gepflegt werden mußte, bis er sich nach und nach an unser Klima so gewöhnte, daß er sich dann von selbst verbreitete. Heute findet man ihn fast an jedem lließenden Gewässer und fast an jedem Graben, wo er dem Ufer eine hübsche Umrahmung gibt. Wenig bekannt dürfte es sein, daß das Herz aus den Blättern heraus, als sogenanntes Storchbrot, von der Jugend an manchen Orten mit Be- hagen verzehrt wird, ob- gleich es durchaus keinen Edle Steckmuschel Geschmack hat. — d Pinna nobilis L. „Pinna nobilis“. — AVer kennt sie nicht, die edle Steckmuschel. — Jene schaufei- oder keulenförmige Brachtmuschel mit dem geschätzten Byssus. — Schon die Alten beschäftigten sich lebhaft mit ihr. — Den gold- braunen Bart verspannen sie mit Seide zu allerhand nützlichen Gebrauchsgegenständen, wie dies auch heute noch hier und da am Mittelmeere der Falle ist. Die geteilte Muschel fand wegen der herrlichen Perlmutterung und der idealen Röte, welche ihr Inneres ziert, damals wie heute gerne Liebhaber. — Sie war die Nobilis, die Edele Pinna. — Ich war recht erfreut, als ich im Vorjahre an der französischen Rivieraküste auf die Spur dieser viel gesuchten Muschel kam. Mit Unterstützung eines tauch- festen Fischers entdeckte ich dann unweit Cannes eine Kolonie von etlichen Dutzenden der Steckmuschel. Es wai-en noch erhebliche Hindernisse zu überwältigen, bis V ereins-N achrichten . 171 ich die Muscheln mein nennen konnte. — Fest gewiirzelt, im Meeresgründe stolz aufrecht stehend trotzt sie dein rasendsten Wellenschläge und so findet manches zarte Seetierchen sichern Schutz in ihrem Innern. Auch den Pinnen - Wächter (Pinnoteres vetcrum) beobachtete ich mehrfach. Fr soll die Fdle durch einen Kniff warnen, sobald Gefahr von außen droht, auf daß sie die Schalen schließe. 20-, 40- bis 60-zentimetrige Exemplare brachten wir au die Wasserkante. — Unser Eild zeigt uns rechts die Innen-, links die Außenseite der Pinna. Letztere ist weniger schön, doch um so interessanter für den Züchter und Lieijiiaber von Meerestieren, denn in diesen rasfiel- artigen Felsgebilden cn miniature herrscht reges Lebeji, in ihnen entwickeln sich Legionen putzigsler Seetierclien und wir bringen unseren Aquarien- Lieblingen ein Opfer, ein Stück wahre Xatur, einen Schlupfwinkel comme il laut für die kleinsten Stadien unserer Lieblinge. Es sollte daher jeder Liebhaber diesen Wink nicht verhallen lassen, um unsere Kunst so viel als möglich mit der Natur zu verflechten. A. Neuschild, Eerlin 48. VEREINS-»#W NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer der einzelnen Vereine die volle Verantwortung. „Ausstellung Berlin 1905“ (Roßiiiäßler-Feier). Protokoll vom 4. Mai 1904 der zweiten Sitzung der vereinigten Berliner Aquarien- vereine über die 1905 zu veranstaltende Ausstellung. Vertreten; „Elodea“ durch Herrn Lewandowski, „Nymphaea“ durch die Herren Genz, Lehmann, Schröder. „Phorkys“ durch Herrn Ewald, „Triton“ durch die Herren Lentz, Dr. Ziegler, „Verein“ durch Herrn Thätner. — Nach Genehmigung des Protokolls der ersten Sitzung teilen die Vertreter des „Triton“ mit, daß auf eine an die Mitglieder gerichtete Anfrage sich außer den Händ- lern nur 3 Mitglieder (darunter nur 1 bestimmt) auszu- stellen bereit erklärt haben, daß von den noch aus- stehenden Antworten eine wesentliche Besserung nicht zu erwarten wäre, und daß es unter diesen Lfmständen dem Verein nicht möglich sei, sich an der Ausstellung zu beteiligen; dagegen sei der Vorstand bereit, sich dui'ch Ausstellung einiger Aquarien, sowie durch Ge- währung von Preisen zu beteiligen oder zur Deckung der Kosten beizutragen, wenn die übrigen 4 Vereine ge- meinschaftlich ausstellen würden. Herr Ewald mußte die offizielle Beteiligung des „Phorkys“ von der Genehmigung des Schuldirektors abhängig machen, sagte jedoch die Beteiligung außerordentlicher (ehemaliger) Mitglieder des Vereins bestimmt zu. Von Herrn Lehmann wurde ein- gewendet, daß von der „Nymphaea“ wahrscheinlich der Ausschluß der Händler würde verlangt werden, von dem Unterzeichneten wurde dagegen geltend gemacht, daß ein solches Verbot auf diejenigen Händler, die gleich- zeitig Mitglied des „Triton“ sind, nicht ausgedehnt werden könne. Anlangend die Lokalfrage, so wurden die Bäume bei Buggenhagen als nicht geeignet, die des Hotels am Alexanderplatz als zu teuer bezeichnet. Das Restaurant an der Weidendammer Brücke kommt nicht mehr in Betracht, da es zum 1. Juli abgerissen wird. Vom Verein „Phorkys“ wird angeregt, den Versuch zu machen, die Ausstellungsräume im Institut für Meeres- kunde zu erhalten, während „Nymphaea“ mitteilte, daß das Exerzierhaus des 2. Garderegiments in der Karl- straße wiederholt zu Ausstellungszwecken hergegeben sei. Der Unterzeichnete versprach, über beide Bäume Erkundigungen einziehen zu wollen. Uber Ersparnis an Kosten ließ sich nichts festsetzen. Die Kosten für Ein- richtung und Ausschmückung eines kostenlos zur Ver- fügung gestellten Baumes würden vielleicht höher sein, als die für den Saal eines Restaurants zu zahlende Miete. Die nächste Sitzung wurde auf Donnerstag, den 26. Mai, abends 8 Uhr, bei Oertier, Karlstraße 27, angesetzt. Im Aufträge: Dr. Ziegelei'. „Iris“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Frankfurt a. M. Vereinslokal: Hofbräuhaus Alemannia, Schillerplatz. Sitzung vom 16. März 1904. Der II. V ersitzende Herr A. Reitz eröffnet um I2IO Uhr in Abwesenheit des Herrn Stollhofi die Sitzung. Anwesend sind 31 Mitglieder und Gäste. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. Im Einlauf: Heft 11 von „Natur u. Haus“. Aiigemeldct als Mitglied hat sich Herr G. Plohloch. Herr Fünck stiftet für die Präparatensammlung eine ausnehmend große Smaragdeidechse. Herr Reitz kommt noch einmal auf das in letzter Sitzung bereits erwähnte Wasserstoff- superoxyd zu sprechen, da er dasselbe ebenfalls an Fischen sowie Daphnien erprobt und damit sehr gute Erfolge er- zielt hat. In einer der nächsten Sitzungen soll davon gratis zur Verteilung kommen. Anstatt der üblichen Verlosung von Fischen sollten diesmal von Henkel in Darmstadt bestellte Pflanzen an die Mitglieder abgegelien werden. Um den von obiger Firma wie üblich bewilligten Prozentsatz der Kasse zugute kommen zu lassen, sollten die Pflanzen zum Katalogpreise verkauft werden. Einige Herren mißverstanden aber dieses Anerbieten, und es entstand eine unliebsame Auseinandersetzung, nach der Herr Reitz sich veranlaßt sah, das Amt des II. Vor- sitzenden niederzulegen. Bei der Gratisverlosung kamen diverse Fische und Pflanzen sowie Futter, Futteringe, Pflanzentöpfchen sowie verschiedene Schnecken zur Ver- teilung, die vom Verein selbst und von den Herren Uhl. Stein und Reitz in liebenswürdiger Weise gestiftet waren. Den Spendern sei hierdurch nochmals gedankt. Schluß der Sitzung Uhr. H. Sitzung vom 30. März 1904. Der I. V^orsitzende eröffnet um '/-ilO Uhr die Sitzung. Anwesend sind 31 Mitglieder und Gäste. Das Protokoll der letzten Sitzung wird wie niedergeschrieben genehmigt. Im Einlauf ; Brief des Herrn Reitz, Tagesordnung der „Hottonia'' Darmstadt, eine Karte des Herrn Unger aus Köln und verschiedene Angebote, darunter Offerte von Müller in Spremberg über Glasaquarien. Heft 12 von „Natur u. Haus“. Herr Stollhoff verliest den Brief des Herrn Reitz und bedauert aufrichtig, daß der Verein den betr. Herrn als II. Vorsitzenden verliert. Herr Stollhofi' kommt sodann auf das von verschiedenen Vereinen bereits mit Erfolg eingeführte Herbarium zu sprechen und stellt den Antrag, daß dasselbe auch bei uns an- geschafft werden soll. Als ordentliches Mitglied wird Herr G. Hohloch aufgenommen und vom V^orsitzenden, da anwesend, auf das herzlichste begrüßt. Zu der Gratis- verlosung hatten die Herren Luther, Stein, Meyei', Kiel und Becker verschiedene Fische und Pflanzen gestiftet. Durch Verlosung eines Pärchens Panzerwelse wurden 7 Mk. vereinnahmt, und stiftete der Gewinner Herr Frankel 1 Mk. für den Fischfonds. Den freundlichen Spen- dern sei bestens gedankt. Schluß der Sitzung nach 12 Uhr. Sitzung vom 13. April 1904. In Abwesenheit des I. und in Ermanglung eines II. Vorsitzenden eröffnet Herr Oscar Heise um Uhr die Sitzung. Anwesend sind 30 Mitglieder und Gäste. Im Einlauf: Heft 13 von „Natur u. Haus“, Schreiben der Creutzschen V^erlagsbuchhandlung in Magdeburg, Geschäftsempfehlung des Herrn H. Müller hier und diverse Angebote. Ferner ist noch eiugegangen „Die Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienfreunde“ aus Braunschweig, dieselbe wird von einem großen Teil der 172 V ereins-N achrichten. Mitglieder vorläufig auf ein Quartal bestellt. Als ordent- liches Mitglied wird Frau Ströhlein auf genommen. Als II. Vorsitzender wird Herr Willy Gravelius gewählt, derselbe übernimmt sofort die Geschäfte des Vereins, da Herr Stollhoff durch Ki'ankheit gezwungen wird, von den Sitzungen fern zu bleiben. Herr Meyer bietet dem Verein ein Mikroskop als Gelegenheitskauf an und wird dasselbe zum Preise von 39 Mk. angenommen. Zu der Gratisverlosung hatten die Herren Uhl und Meyer diverse Fische und Pflanzen gestiftet. Außerdem stiftete Herr Oberlehrer Bellgard 5 Mk. für die Bibliothek, und Herr Unger, welcher aus Köln anwesend war, 3 Mk. für den Mikroskopfonds. Den Spendern herzlichen Dank. Durch Verlosung eines Paares Makropoden werden der Kasse 4 Mk. zugeführt und durch Versteigerung einiger Fische 50 Pf. Schluß der Sitzung '/i nach 12 Uhr. ,jSalvinia‘‘, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden zu Hamburg. Vereinslokal: Siechenbräu, Kreuzweg 6. Versammlung am 7. März 1904. Aufgenommen werden die Herren: Dr. med. August Knoblauch, Frankfurt a. M.; Dr. Franz Werner, Wien; Dr. med. Adolf Thiele, Kappel-Chemnitz. Zur Aufnahme gemeldet die Herren: Ernst Zechmer, Halle a. S. und M. Glaubitz, Brauereibesitzer, Danzig. — Im Einlaufe Brief unseres Mitgliedes Herrn Dr. Aug. Knoblauch, welcher die Bitte enthält, ihm überwinterte Molchlarven ■ im Larvenzustande zu verschaffen, die unser neues Mit- glied als Demonstrationsobjekte für einen demnächst zu haltenden Vortrag benötigt. Wir haben uns lebhaft be- müht, einige solcher ueotenischen Molchlarven zu sammeln (unser Herr Herms namentlich hat sich wiederholt trotz Winterkälte auf die Suche gemacht), leider ohne den gewünschten Erfolg. Nach Mitteilung dieses negativen Resultates schrieb uns Herr Dr. Knoblauch folgende be- merkenswerte Auslassungen über die Fundorte solcher Larven, die uns für das nächste Jahr, wo wir unsere Nachforschungen planmäßig fortsetzen werden, von be- sonderem Nutzen sein werden: „Die Fundorte, an denen diese Tierchen zu treffen sind, sind offenbar bei uns in Deutschland selten, — aber ganz gewiß nicht so selten, wie es zur Zeit den Anschein hat, weil sie nicht beachtet, nur zufällig entdeckt und nicht systematisch und plan- mäßig aufgesucht werden. Ist aber einmal ein solcher Fundort festgestellt, welcher den Molchlaryen die uns nur zum Teil bekannten Bedingungen zum Überwintern im Freien bietet, so wird man an demselben alljährlich wiederum neotische Larven — und zwar nicht vereinzelt, sondern in größerer Zahl — antreffen. So ist es ja be- kanntlich mit den Larven von M. al2)estris (Laur.) in einzelnen kleineren Seen Oberitaliens. Die Erkenntnis dieser notwendigen „Bedingungen“ ist gewiß von hohem wissenschaftlichem Interesse ! Die ganz wenigen nun in Deutschland, in der Schweiz und in Oberitalien bekannten Fundorte, in denen sich regelmäßig überwinterte Larven von M. alpestris, bezw. M. palmata (Schneid ) vorfinden, haben das gemeinsame, daß sie bei niedrigstem Wasser- stand mindestens 2 — 2^/2 m tief sind und daß sie von einem im Hochsommer nicht versiegenden Bächlein durch- flossen werden, weiches offenbar im Winter, wenn die Oberfläche des Teiches zugefroren ist, dem Wasser eine genügende Menge Sauerstoff zuführt. Wo solche Teiche oder Seen vorhanden sind, — aber nach meiner Ansicht auch nur da — rentiert es, nach neotenischen Larven zu suchen und zwar besonders in den Monaten Februar bis April, wo in einer Tiefe von 2 — 3 m unter der Eis- kruste, welche eventuell den Teich noch bedeckt, eine Temperatur von ungefähr -|- 3® ß. herrscht, und wo die Vegetation der Wasserpflanzen noch soweit zurück ist, daß man die kleinen Tierchen im Wasser gut erkennen kann. Sollten Teiche und Seen, welche derartige „Be- dingungen“ bieten, in der Nähe von Hamburg sein, so würde es sich empfehlen, von Neuem auf die Suche nach neotenischen Molchlarven zu gehen.“ — Zur Verlesung gelangt ein Teil des Versammlungsberichtes des „Hum- boldt“ vom 3. Februar 1904, in welchem „von einem in neuerer Zeit zu verzeichnenden besseren Verhältnisse zwischen dem „Humboldt“ und der „Salvinia“ “ berichtet wird. Uns kann es nur recht sein, wenn zwischen dem „Humboldt“ und unserer „Salvinia“ ein gedeihliches Ver- hältnis Platz greift, zumal wir absolut keinen Grund sehen, warum sich zwei ortsansässige Vereine, die die gleichen Ziele verfolgen, gegenseitig befehden sollten. Solange zwei solche in gleicher Stadt ansässige Vereine sich gegenseitig achten, ihre jeweilig auf beiden Seiten in Szene gesetzten Unternehmungen nicht gegenseitig stören, hemmen oder auf irgend welche sonstige Weise schädigen, solange sie überhaupt beiderseits jede Gelegen- heit ängstlich vermeiden, irgend etwas zu veröffentlichen, das als Kränkung oder als Eingriff in die Interessen- sphäre des anderen Vereines oder eines seiner Mitglieder gedeutet werden könnte, werden Trübungen eines freund- lichen Einvernehmens nie zu erwarten sein. — Alsdann gelangt zur Verlesung der Vortrag unseres Herrn Dr. med. August Knoblauch, Frankfurt a. M., I. Vorsitzender der Senckenbei'gischen Naturforschenden Gesellschaft, über: „Unsere einheimischen Schwanzlurche in der Gefangen- schaft und ihre Entwickelung“ Der fesselnden, mit exakter Genauigkeit ausgeführten Abhandlung wird unter lautloser Stille von den Anwesenden gelauscht und lebhafter Beifall ward diesen trefflichen Ausführungen zu- teil. — Mitteilungen aus dem Gebiete der Liebhaberei : Unser früheres Vorstandsmitglied Herr ß. Flurschütz weilt jetzt in Paris und sandte von dort einen inter- essanten Bericht an unseren II. Vorsitzenden 0. Tofohr über die dortigen Verhältnisse bezüglich unserer Lieb- haberei, die allgemeines Interesse haben dürften. Herr Flurschütz schreibt: „. . . . Es wird nun sowohl Dich als auch die übrigen Salvinianer interessieren, wie es hier mit unserer Liebhaberei im allgemeinen steht; die Antwort ist: traurig. An Händlern existieren soweit ich bisher ermitteln konnte, hier nur zwei höchstens drei, deren Hauptartikel Fischereigeräte und Tierfallen bilden, in einer Ecke ihrer Läden stehen ein paar primitive Aquarien und die berühmten Goldfischglocken, einige vollgepfropft mit Goldfischen oder Stichlingen, die Tag und Nacht elendiglich nach Luft schnappen, ein Teil, der ausgelitten hat, liegt auf dem Boden. Nebenbei sieht man auch wohl ein Glas mit Laubfröschen, und sogar Feuersalamander habe ich gesehen, es ist also an- zunehmen, daß es dafür Käufer gibt. Nur eines dieser Geschäfte, in der Nähe des Vogehnarktes (wird jeden Sonntag unter freiem Himmel abgehalten, hauptsächlich Sing- und Ziervögel, aber auch Eulen, ßaben, gescheckte Mäuse, etc.) scheint bezüglich unserer Liebhaberei ernst- lich in Betracht zu kommen, ich sah dort im Innern ganze ßegale mit Aquarien, in denen sich Schleier- schwänze usw. schaukelten und ging also hinein und fragte ob er Gurami habe, „Gewiß,“ hieß es, „mais ce n’est pas la Saison maintenant,“ im Mai/Juni ist alles da, auch ßeptilien wird er haben, er zählte mir eine ganze ßeihe auf, doch kenne ich die französischen Namen noch nicht recht und weiß nicht, was es nun sein wird, ameri- kanische Sachen hat er nicht, wohl aber Chamäleone gegen Ende Mai. Daß die Pariser nicht tierfreundlich seien, kann man kaum behaupten, wenn man sieht, was alles auf der Vogelbörse gekauft wird, und wie die Goldfische und Stichlinge in den betr. Läden umlagert werden. Doch nun zu dem, was die Stadt Paris selbst in dieser Beziehung bietet: An Museen auf allen denk- baren Gebieten ist die Stadt ja überreich, und schon deshalb bin ich gerne hier in Paris; die naturhistorischen Museen des Jardin des plantes hegen fabelhafte Schätze und stellen alles, was ich in Berlin gesehen, weit in den Schatten, ich erwähne hier nur die „Salle de Peleonto- logie“ mit den Skeletten des Iguanoden (6 m hohes ßeptil in Känguruhgestalt) Archäopterix, Meso- und Dinosaurier, ßiesenfaultier von Elefantengröße usw. Im zoologischen Museum suchte ich zunächst die Abteilung ßeptilien auf, leider ist gerade diese Gruppe sehr ungünstig beleuchtet, sodaß zu Vergleichszwecken etc. die Objekte unbedingt aus den Schränken herausgenommen werden müssen. Von Chamäleonen, die mich ja von allen ßeptilien am meisten interessieren, ist ein ganzer Schwarm der ver- schiedensten Arten da, namentlich aus Madagaskar und Indien, darunter Tiere von erstaunlicher Größe (bis zur Größe sehr ausgewachsener Karpfen) aber auch winzig kleine Arten — hierunter eine, welche 3 nebeneinander- stehende nach vorwärts gerichtete Hörner trägt, des- gleichen Embryonen in verschiedenen Stadien; indessen alles grau in grau, die Farben sind ruiniert. Auch die V ereins-Nachrichten . 173 Änolis fülLen einen ganzen Schrank. — Was niii] aber das lebende Material des Jardin des Plantes, der ja gleichzeitig die Museen, Menagerien und den botanischen Garten beherbergt, anbetrifft, so steht es dürftig, arg diü-ftig damit, das wird wohl an der Leitung liegen, die nicht mehr mit der Zeit fortschreiten kann oder will, sondern mit dem alten Buhme zufrieden ist, oder aucli es ist eine Geldfrage, denn das ganze Institut gehört der vollsten Öffentlichkeit, irgend welches Entree wird nirgends erhoben, weder Alltags noch Sonntags. Eine neuere Errungenschaft ist das Kaltblüter-Haus, aber auch hier die alte Leier, die Sonne scheint nur in einige wenige Behälter, alles übrige gehört ins Beich der Schatten. Sonderlich reich ist das lebende Material auch hier nicht, über ein paar Schlangen, große Leguane, Eumeces, Krokodile komrats nicht hinaus, daun die Eischbehälter alles ohne Spur von Unterwasser-Pflanzen, sogar für die Makropoden; immer nach der Schablone romantische Felsen und oben auf der Spitze kümmerliche Farne; irgendwie bemerkenswertes habe ich unter den Fischen nicht finden können, viele Forellen und dann — ach — Goldfische und wiederum Goldfische. Unter den Amphibien schwarze und weiße Axolotl, auch etliche Kröten und Frösche, einheimische und koloniale, Molche und ein Skorpion, dann sind war am Ausgange.“ Die obigen Ausführungen waren uns recht interessant und danken wir unserem Herrn Flurschütz bestens für diesen Bericht. — BYagekasten. Schluß 12 Uhr. T. Versammlung am 17. März 1901. Aufgenommen werden die Herren: Ernst Zeschmer, Halle a. S., M. Glaubitz, Brauereibesitzer. Danzig. Es melden sich au: Herr J. Flebbe, Harburg a. E. sowie „Cyperus“ Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Mainz, I. \"orsitzender: Herr F. von Kittlitz. Aus- geschlossen auf Grund § 9 wird Herr Dr. med. K. Ebner, Köln a. Rh. — Im Einlaufe: Grußkarte unseres Herrn Flurschütz aus Paris. — Der II. Vorsitzende 0. Tofohr spricht über die Haltung der Triton cristatus var. karelini aus Italien. Die erste große diesjährige Gratisverlosung findet heute statt. Zur Verlosung gelangen eine größere Anzahl zuchtfähiger Makropoden, 40 Sonnenfische, ein Posten Rotaugen, Weißfische und Gründlinge. Die Ob- jekte wurden teils aus Vereinsmitteln beschafft, teils ver- danken wir sie Stiftungen von Mitgliedern. Die zweite Gratisverlosung wird für die auswärtigen Mitgliedei' demnächst in Szene gehen. — Mitteilungen aus dem Ge- biete der Liebhaberei. Unser auswärtiges Mitglied Herr Clemens Scheumann, Friedeburg bei Freiburg berichtet uns über seine Chanchitos folgendes: „Ich hatte gar nicht vermutet, daß ich ein Pärchen besitzen könnte, da die Fische stets in Fehde lagen und sich arg zerfetzten, so- daß ich schließlich eine Trennung mittels Glasscheibe, die ich ziemlich tief in den Boden einsenkte, vornahm. Rieht wenig erstaunt war ich daher, als ich eines Mittags beim Rachhausekommen das Wasser sehr stark getrübt und die Fische zusammenfand. Die Tiere hatten sich unter der Glasscheibe hindui-ch zu einander gearbeitet und nun bestand das beste Einvernehmen. Es dauerte auch nicht lange, so fand sich eines schönen Morgens der Laich an Pflanzenstengeln vor. Aber das einträgliche Zusammenleben war nicht von Bestand, denn das Männchen fing an, das AVeibcheu wieder arg zu be- lästigen, sodaß sich dasselbe zwischen Pflanzen Schutz suchte und ich mich wieder entschloß, eiue Trennung vorzunehmen. Infolge des inzwischen angebrachten kupfernen Heizbehälters kann ich aber die Glasscheibe nicht mehr so tief einbringen und daher kommt es öfter vor, trotzdem ich den Sand an der Trennungsscheibe hoch aufschichte, daß sie zu einander geraten und zwar ist es stets das Weibchen, das sich immer in die Ab- teilung des Gebieters wagt, aber stets gibt es dann auch gleich wieder Krach. Eine LTntugend zeigen sie auch darin, daß sie mir sämtliche Pflanzen entwurzeln, ich mag sie mit Drahtnadeln verankern wie ich will, es nützt nichts. Was nicht mit den Wurzeln herauszubringen ist, wird glatt abgebissen und da hilft alles Rachpflanzen nichts, denn sofort machen sie sich wieder an die Arbeit. Die ehemals sehr üppig wuchernden Vallisn., Heter., Cabomb., Elod. sind fast verschwunden. Besonders zeigt sich in dieser Beschäftigung das Weibchen groß, denn in der Abteilung desselben findet sich nur noch etwas entwurzeltes Fonlin., das cs ci-bost aus einer Ecke in tlie andere zerrt und wohl auch zur Wasseroberfläche hinaurschiebt.“ Es dürfte sich jedenfalls cmj)felden, einige rf)buste SumpfpÜanzen ins Aquarium einzupilanzen, da diese den Zerstörungen der Tiere besser widerstehen werden. Im übrigen ist das Treiben und .lagen des AVeibchens seitens des Männchens vor dem Ablaichen nichts ungewöhnliches, kann allerdings, namentlich in kleineren Behältern, bis zur völligen Vernichtung des W^eibchens ausarten. Ein Versuch mit einem neuen Weibchen dürfte sich empfehlen; die Tiere scheinen nicht gut zu einander zu passen. - - Fragekasten. — Schluß 12 Uhr T. Verein für Aquarien- und Terrarienkuude in München. (E. V.) Vereinslokal: Cafe-Restaurant „Deutscher Hof“. Donnerstag, den 25. Februar 1904. Das ziemlich umfangreiche Protokoll der 5. Vereins- versammlung wird verlesen und genehmigt. Auf das Inserat unseres Vereins, „Die Abgabe von Broschüren“ betr., sind mehrere Zuschriften eingelaufeu. Die Er- ledigung der Zusendung dieser Brochüren besorgt in liebenswürdiger Weise Herr Seifers. Im Einlauf: Ferner Zuschrift unseres Mitgliedes Herrn Oberexpeditor Pauknej- in Landshut. An Zeitschriften liegen auf: „Blätter“ Ro. 4, „Ratur und Haus“ Ro. 10 und „Rerthus“ Ro. 4. In den „Blättern“ bringt Herr AVolfgang F. Ewald- Berlin einen Aufsatz überschrieben: „Ein billiges heiz- bares Terrarium und seine Bewohner.“ Von den Lacertiden ist HeiT Ewald etwas enttäuscht. Er sagt: „Trotz guter Wärme- Verhältnisse sind sie recht träge.“ Und Lacerta viridis nennt Herr Ewald „stupid“. Daß die eigentlichen Eidechsen „recht träge“ sind, ist neu. Wir pflegen seit vielen Jahren sehr viele Lacertiden, darunter Formen, die vielen Terrarianern kaum den Ramen nach bekannt sein dürften, und erfreuen uns jedes Jahr an dem Klettern, Springen und Jagen der Tiere, daß diese aber recht träge sind, konnten wir bisher nicht herausfinden. Ebensowenig, daß Lacerta viridis, eine der intelligentesten unter den echten Lacer- tiden „stupid“ wäre. Merkwürdigerweise hat auch über solche Eigenschaften, wie sie Herr Ewald von den Lacertiden erwähnt, bisher noch keiner der gewiß zahl- reichen Beobachter berichtet. Im Sitzungsbericht der „Hottonia“-Darmstadt vom 16. Januar d. Js. ist bez. der II. Auflage des „Zernecke“ lediglich gesagt: „Für die Bibliothek ist der bestellte neue „Leitfaden“ von Zernecke eingegangen, der allgemein befriedigt“. In oben genannter Rümmer der „Rerthus“ bringt Herr Köhler eine Kritik der II. Auflage des „Leitfadens“ von Zernecke. Obgleich sich unsere Kritik des Leitfadens in einer anderen Richtung bewegt, wie diejenige des Herrn Köhler, wir besonders auch seiner Ansicht: „Der Terrarienteil ist in mancher Hinsicht besser ausgefallen als der Aquarienteil“, nicht beipflichten können, so deckt sich unsere Auffassung doch in gar manchen Punkten auch mit der Köhler’schen Kritik, welcher größte Sach- lichkeit von keinem Menschen abgesprochen werden kann. Herr Köhler hat sich bemüht, ohne nach rechts und links zu sehen, rückhaltlos Mängel und Irrtümer aufzudecken, d. h. möglichst der AA^ahrheit zu nahen und zu dienen, und dieser wichtigste Dienst wird stets die Anerkennung und Zustimmung Einsichtiger finden. Eine Anzahl einschlägiger Aufsätze gelangt zur Ver- lesung und Besprechung. ,,Rymp]iaea alba‘‘, Verein für Aquarien- und I'errarieu- Kunde Berlin. Vereinslokal: Clubhaus Hintsche, Köpenickerstr. 62. Sitzung vom 16. März 1904. IleiT Weimar eröffnet die Sitzung um 10 Uhr und macht eingangs derselben die traurige Mitteilung von dem Ableben unseres Mitgliedes 0.skar Barbotz, welches am 5. März verschieden ist. Die Mitglieder ehren den Heim- gegangenen durch Erheben von den Plätzen. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und wie niedergeschrieben angenommen. An Eingängen sind zu verzeichnen : „Allg. Fischerei- Ztg. “ ; „Rerthus“ Ro. 1, 4u. 5; neue Satzungen und Einladung des „Triton“; von der ,,Salvinia“ Rach- richten Ro. 3 und Angebote von Terrarientieren; Tages- 174 V ereins-N achrichten. Orclnnng vom Aquarium“ in Giörlitz; Karte des Herrn Buschkiel; Brief des Herrn Klose; Angebote von Stieler und V. d. Borne; ferner Handbuch der Fischkrankheiten von Dr. Bruno Hofer, welches für die Bibliothek an- geschafft ist. Zur Verteilung gelangen die neuen Mit- gliederverzeiohnisse. Herr Beinh. Adler wird auf Grund des § 3, Abs. 0 des Statuts aus der Mitgliederliste ge- strichen. Der Vorsitzende macht darauf aufmerksam, daß die nächste Sitzung eine Generalversammlung ist und werden die Herren Habermann und Mürr zu Kassen- prüfern gevcahlt. Herr Dietrich hat zur Ansicht einen Seestern niitgebracht, welcher im Magen eines Schellfisches gefuiulen wurde. Die Verlosungskommission brachte eine große Kollektion neu eingeführter Pflanzen zur Verlosung. Da sich an einzelnen Exemplaren derselben Blattläuse befanden, wurden die besten Mittel zur Vertilgung der- selben besprochen. Als solche werden empfohlen: Die Pflanzen mehrere Tage unter Wasser zu halten oder die- selben mit Tabakstaub zu bestreuen oder mit Tabaksaft zu besprengen. Es wird beschlossen, am Charfreitag eine Herreupartie nach Einkenkrug zu unternehmen. Eine Anzahl von Herrn Mürr gestifteter Jcyjonica-Knollen brachte einen Erlös von 1,90 Mk. Dem frdl. Spender besten Dank. Schluß der Sitzung 1 Uhr. A. R. Generalversammlung vom 6. April 1904. Herr W^eimar eröffnet die Generalversammlung um 10 Uhr und begrüßt als Gast Herrn R. Baumgärtel. Ge- nannter Herr hat sich zur Aufnahme gemeldet. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und wie nieder- geschrieben angenommen. Herr G. Stephan ist als neues Mitglied aufgenommen. Eingegangen sind: „Allg. Fiseherei- Ztg.“ No. (■) u. 7; „Nerthus“ No. 2, 3, 6 u. 7; „Natur u. Haus“ No. 7 — 12; ,. Blätter“ No. 6; „Nachrichten der Salvinia“ No. 4; Einladung und Tagesordnung von „Hum- boldt“ und „T'riton“; Brief des Herrn Klose; Schreiben vom Botan. Garten zu Dahlem; eine humoristische Karte der Teilnehmer an der Finkenkrugpartie. Unser Mitglied Habermann teilt jjer Karte mit. daß die Berufung des Staatsanwalts verworfen ist und verbleibt es somit bei 1 Mk. Strafe wegen Betretens der Schonung. Auf Schreiben des Vorsitzenden vom „Phorkys“ sind wir in Bezug auf unser Protokoll vom 2. Dezember 1903 in der Lage zu erklären, daß wir keine Ursache haben uns zurückgesetzt zu fühlen, da auch andere Vereine keine Eiidadungen zu der Ausstellung genannten Vereins erhalten haben. Herr Genz erstattet den Kassenbericht pro I. Quartal, dattach hatte der Verein eine Einnahme von 210,70 Mk. der eine Ausgabe von 58.85 Mk. gogenübersteht, sodaß ein Bestand von 151,85 Mk, verbleibt bei einem Stand von 41 Mit- gliedern. Herr Hoche erklärt seinen Austritt aus dem Verein. Einer Anregung des Herrn Klose folgend wird beschlossen, die Partie nach Eberswalde am 12. Juni zu unternehmen. Herr Weimar teilt mit, daß er gelegentlich einer Partie nach Alt-Glienicke unsere Vermutung be- stätigt gefunden hat, daß das Waaser des dortigen Pfuhls infolge des Kanalbaues versinken bezw. austrocknen würde. Der jetzt trockene Pfuhl wird zugeschüttet. Hieran schloß sich die Beantwortung einer Frage „wo es jetzt Daphnien gibt.“ Es werden die Pfuhle in Karlshorst. Rixdorf, Weidenpfuhl, Mariendorf und Luckow genannt. Eine Debatte über Vertilgung der Hydra kommt zu keinem Endresultat, da die bis jetzt bekannten Mittel nicht radikal helfen und Radikalmittel den Pflanzenwuchs zerstören. Schluß der Sitzung 12 '/2 Uhr, A. R. „Humboldt“, Verein iür Aquarien- und Terrarienkunde, Hamburg'. (R. V.) Vereinslokal: St. Georger Vereinshaus, Große Allee 45. Versammlung am 5. Mai 1904. Die sehr zahlreich besuchte Versammlung wird um 9^/2 Uhr vom ersten Vorsitzenden eröffnet uud bittet derselbe zu Gunsten des Vortrages für dieses Mal von Verlesung des Protokolls abzusehen. Dem wird seitens der Mitglieder entsprochen. Sodann teilt Herr Peter mit, daß Herr Hans 0. Lübbert, Altona, in den Verein aufgenommen ist. während weitere Anmeldungen vor- liegen. Im Eingang befinden sich u. a. Heft 1 — 5 der „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienfreunde“, „Blätter“ Heft 9, Offerte über „Spezial-Thermometer“ ä 35 Pfg., sowie Schreiben eines Herrn Ernst Günther in Berlin, in welchem Stichlingsnester mit befruchteten Eiern angeboten werden. Von letzterer Offerte kann natürlich kein Gebrauch gemacht werden, da in Hamburgs Umgebung beide Stichlingsarten so sehr reich vertreten sind, daß die hiesigen Liebhaber sich die Tiere ohne große Mühe aus der Natur holen und den Nestbau und die Laichablage, die wohl zu den inseressantesten Mo- menten in der Fischzucht gehören, in ihren Aquarien dann selbst beobachten können. Sodann übernimmt der 2. Vorsitzende, Herr Bergmann, den Vorsitz und erteilt Herrn Peter das Wort zu seinem Lehr-V ortrage über „Einrichtung und Instandhaltung des Aquarinms“. Herr P. schildert in sehr ausführlicher Weise die einzelnen für den Anfänger wichtigen Punkte, unter Vorzeigung von Utensilien und photographischen Aufnahmen seiner Aquarien und Paludarien. Recht eingehend spricht sich Herr P. auch über die Fütterung und über die em- pfehlenswertesten Pflanzen aus, sodaß den aufmerksamen Zuhörern kaum noch Fragen übrig bleiben. Reicher Beifall wird dem Vortragenden für seinen 1 '/2 stündigen selbst für den „den Kinderschuhen in unserer Liebhaberei“ entwachsenen Liebhaber interessanten Vortrag. Vom Verein „Sagittaria“ Hoheustein-Ernstthal ist ein Quantum Quellmoos übersandt mit liebenswürdigem Schreiben, in welchem die schwierigen Umstände, unter denen die Pflänzchen gesammelt wurden, geschildert sind, wofür dem Verein auch an dieser Stelle gedankt sei. Fenier sind die in Kollektivbestellung der Firma Heinrich Henkel, Darmstadt, aufgegebenen Pflanzen, darunter Ambulia heterophylla, Potamogeton spec. N. -Kalifornien und spec. Arizona, in tadellosem Zustande eingetroffen, und finden sämtliche Pflanzen schnell ihre Abnehmer. Exkursionen werden festgesetzt für den 15. Mai nach Hellrock und Seehof und für den 5. Juni nach Boberg. — Uber die Art der Feier des diesj. Stiftungsfestes gehen die Meinungen auseinander und es wird ein Ausschuß, bestehend aus den Herren Claaßen, Sternberg und Smith, gewählt, welcher in der nächsten Sitzung ansgearbeitete Vorschläge machen wird. Daun wird ein Artikel aus Heft 7 der „Nerthus“ ver- lesen, in dem .Herr Zahnarzt Hartmann, Münster, in humoristisch-satyrischer Weise schildert, wie eiu Aquarien- Verein einen mit dem Ehrenamt eines Preisrichters be- trauten Herrn bei Ausführung dieses Amtes „ehrte“. — Man weiß nicht recht, soll man diese Schilderung für ein Phantasiegebilde oder für Wahrheit halten? Das letztere sollte man nicht für möglich halten, denn es ist doch kaum glaublich, daß in Europa ein Verein einen Preisrichter, dessen Amt doch gewiß genügende und nicht leichte Arbeit bringt, in derartig ruppiger Weise behandelt. Im andern Falle aber wäre der Ort der Hand- lung wohl besser nach Australien oder dem dunkelsten Afrika verlegt, anstatt nach Mailand, woselbst Herr H. den Fall passieren läßt. — Herr Peter weist dann auf den in Heft 9 der „Blätter“ enthaltenen „Triton“- Jahresbericht hin, in welchem der Berichterstatter u. a. über die von ihm an einige Vereine vertraulich gerichtete Anfrage — ob ein Zusammenschluß aller deutschen Ver- eine anzustreben sei — spricht. Herr P. bemerkt dazu, daß zu den Vereinen, an die diese Anfrage gerichtet gewesen sei, auch der „Humboldt“ gehöre und glaube er sich zu dieser Mitteilung berechtigt, nachdem die ver- trauliche Anfrage vom „Triton“ jetzt veröffentlicht sei. Dieser Punkt sei Gegenstand von Vorstandsberatungen gewesen und habe man die gemachten Vorschläge nicht acce2)tieren können. Nichtsdestoweniger aber sei er, Redner, der Ansicht, daß ein Zusammenschluß der ein- zelnen Vereine über kurz oder lang doch wieder an- gestrebt werden würde, dann aber erscheine ihm nach den gemachten Erfahrungen der vorteilhafteste Weg der, daß die näher beieinander gelegenen Vereine sich zu einem Kreise zusammenschließen und die Kreise dann wieder durch ihre Ausschüsse mit und untereinander Ver- bindung haben würden. Die Zentralleitung müßte — alljährlich wechselnd — von einem der Kreisausschüsse geführt werden. Wollten die einzelnen Kreise unter sich, behufs mündlicher Besprechung wichtiger Angelegenheiten, auch einmal eine Delegiertenversammlung abhalten, so würde das nie so große Mittel erfordern. Im allgemeinen ließe sich aber so ein Zusammenschluß der Vereine (ohne den kostspieligen Apparat Verbandstag) erzielen, der am ehesten noch die erforderlichen Arbeitskräfte und Mittel Vereins-Nachrichten. 175 verfügbar machen und es ermöglichen würde, dah die aufgewendete Arbeitskraft wie die baren Mittel voll und ganz der Liebhaberei zu gute kommen. — Von Herrn öoßler war eine Partie Makropoden, eigener Zucht, und von Herrn Schroot waren junge Neotrophis gestiftet, die für Rechnung des Ermunterungsfonds teils verkauft, teils in amerikanischer Auktion versteigert wurden. Den Stiftern sei auch hier nochmals gedankt. A. R. ^Triton^j Verein für Aquarien- und Terrarien-Kunde zu Berliu. (Eingetragener Verein.) Vereinslokal: Restaurant Ortler, Rarlstraße 27. 1. ordentliche Sitzung am 22. April 1904. Leider mußte der I. Vorsitzende die 1. ordentl. Sitzung mit einer Trauerbotschaft eröffnen, indem er das jdötzliche Ableben, wenn auch nicht eines Mitgliedes, so doch eines guten Freundes des Triton, nämlich des Herrn Prof. Dr. Schumann, Rustos am botanischen Museum zu Berlin, mitteilte. Vom „Fischerei- Verein für die Provinz Brandenburg“ ist ein Programm eingegangen über den nächsten zu Bergen stattfindendeu Kursus der Meeresforschung, für welchen Anmeldungen bis zum 15. Juli d. J. an Herrn Dr. .lohann Hjort, „Norges Fis- keristyrelse, videnskabelige Afdeling“ Bergen, Norwegen, geschickt werden müssen. Näheres über diesen Kursus erfahren Interessenten durch Herrn Dr. Brühl, Berlin W. 62, Lutherstr. 47. — Zum „Nutzen und Frommen“ aller Liebhaber hat uns Herr Friemel-Dittersbach folgenden an ihn ergangenen Bescheid des Reichs- Postamtes gesandt. „Ihr Ersatzanspruch für die von Ihnen am 1. Juli V. J. versendeten beiden Kannen mit exotischen Zierfischen kann nach Prüfung des Sachverhaltes nicht für begründet erachtet werden. Die Sendungen sind während der Beförderung bis Berlin Schlesischer Bahn- hof in geheizten Räumen untergebracht gewesen. Auf der Strecke von Berlin Schlesischer Bahnhof bis Schöne- berg sind sie in einem Kariolpostwagen befördert worden, auch hierbei ist alles geschehen, um die Sendung vor Schaden zu bewahren. Eine Gewähr dafür, daß einzelne Sendungen während der Postbeförderung stets in Räumen mit bestimmter, gleichmäßiger Temperatur untergebracht werden, kann bei der Verschiedenartigkeit der zu be- nutzenden Beförderungsmittel nicht übernommen werden.“ — Unter Bezugnahme auf seine kürzlich veröffentlichte Analyse über den Mulertt’schen Aquarienkitt und desgl. Fischfutter erhielt der I. Vorsitzende folgenden an Bord des Postdampfers Patricia geschriebenen Brief des Herrn Mulertt: „Ihrem Wunsche entsprechend sandte ich Ihnen s, Z. von Wiesbaden, frei per Post, Muster meines Zementes zur Bereitung von elastischem, wasserdichtem Kitt, sowie zwei Sorten meines präparierten, resp. kon- densierten Fischfutters. Sie versprachen mir „dieselben an Mitglieder Ihres Vereins zur praktischen Prüfung zu übergeben und das Resultat zu veröffentlichen“. — Gestern, gelegentlich eines Besuchs bei Herrn Stüve in Hamburg, lenkte derselbe meine Aufmerksamkeit auf Ihre in der neuesten — ausnahmsweise großen — Auflage von „Natur und Haus“ veröffentlichten absprechenden Kritik meiner Artikel. Ich war erstaunt! Zuerst war ich geneigt, dieselbe, als von Voreingenommenheit gegen alles Amerikanische diktiert, unbeachtet zu lassen. Dem Privatmanne Dr. Z. gegenüber wäre das wohl auch das Richtigste gewesen, dem 1. Vorsitzenden des „ein- getragenen Vereins Triton zu Berlin“ gegenüber jedoch nicht. Ich protestiere daher ganz entschieden gegen eine derartige unsachliche Kritik, die nichts weniger als unkollegialisch, unliebenswürdig, ja sogar pekuniär schädigend für mich ist. Sie haben in der Kritik nicht nur nicht gehalten, was Sie in ihrem Briefe versprachen, sondern haben eine ganz oberflächlich gemachte, total falsche Analyse veröffentlicht, die doppelt ungerecht ist, da sie den deutschen Aquaristen zwei wertvolle seit langen Jahren durch die Praxis bewährte Hilfsmittel entzieht, und mich und meine Vertreter, die ich mir bei meinem Besuche im alten Vaterlande erworben habe, direkt schädigen. Ich ersuche Sie, als den 1. Vorsitzenden des Vereins „Triton zu Berlin“, höflichst aber bestimmt, diesen Brief in der Geschäftssitzung des Vereins zur Vorlesung zu bringen und im Vereinsbericht zu ver- öffentlichen, Sie haben sich eben geirrt. Herr Dr., was ja zuweilen auch andern passiert, denn der Wert meiner Artikel ist ebensowenig durch wissenschaftliche Analyse festzustellen, wie eine solche von edlem Rheinweine. Rachenreißer und Johannisberger Kabinett werden beide aus Traubensaft gewonnen, aber welch’ verschiedene Resultate werden erzielt durch die verschiedene Be- handlung lies Most’s. Gerade so icrhält es sich mit meinen Artikeln. Diese sind schon sehr oft analysiert, auch nachgemacht, aber bis jetzt sind, sie noch nicht erreicht worden, es sind eben wichtige Bestandteile darin enthalten, die die Chemie nicht entdecken kann. Nun noch nebenbei ein Wort über die Preise derselben. Ich bin nämlich enthusiastischer Aquarier! aber auch Ge- schäftsmann und als solcher habe ich während der .65 Jahre, denen ich mich au.sschließlich diesem Geschäft gewidmet habe, gelernt, wieviel man verdienen muß, um ehi’lich seinen geschäftlichen Verpflichtungen nach- kommen zu können. Bei der Kostenveranschlagung meines Zementes haben Sie verschiedene Faktoren außer Acht gelassen — Zeit, die Blechdose, gedruckte Ge- brauchsanweisungen, Verpackung und Postporto (An- nonzen u. s. Reklame gar nicht gedacht.). Nehmen wir au, ich verdiene wirklich so viel an einer Dose wie Sie in Ihrem Berichte angeben, so bekäme ich, da eine Dose genügt, um das Glas für ein Becken ca. 20 Jahre dicht zu halten, für diese Periode dieselbe Summe, welche man einem Hausdiener gibt, nachdem er einem den Handkoffer vom Zimmer bis zur Droschke vor die Tür gebracht hat. Na also! — und da soll der Mensch nicht reich werden ? Es bleibt recht bedauerlich, daß ich diesmal meine Deutschlandfahrt so mißgestimmt ab- schließe, aber ich gebe mich der frohen Hofl'nuug hin, daß wir uns bei meinem nächsten Besuche meiner alten Heimat bei einem Glase Wein besser verstehen lernen.“ Hoffen wir, daß das gewünschte ,, Verstehen lernen“ recht feucht-fröhlich endet! — Herr Itr. Schnee erfreute uns wieder mit einem seiner interessanten Vorträge und zwar erzählte er uns dieses Mal: „Einiges über Kroko- dile.“ Unsere Mitglieder weisen wir ganz besonders auf diesen in einer der nächsten Nummern von „N. u. H.“ erscheinenden Vortrag hin, der wiederum mit Reise- erlebnissen des Vortragenden gewürzt ist. Im Anschluß hieran berichtet Herr Dr. Schnee noch übei’ eine in der „Times“ veröffentlichte Mitteilung über das Ein fangen eines gezeichneten Seefisches. In einer Stadt auf der, Höhe von Amsterdam hatte man Schollen ge- züchtet, mit Zeichen versehen und dann ausgesetzt. Bald darauf flng man eine dieser gezeichneten Schollen an der Küste von Sussex. Es ist erstaunlich, daß eine Scholle, die man sich doch wohl eigentlich mehr auf dem Grunde liegend und nicht wandernd vorstellt, diese ziemlich lange Strecke in verhältnismäßig kurzer Zeit durchwandert hat. Es wäre interessant zu erfahren, ob bereits ähnliche Beobachtungen gemacht worden sind. — Herr Brüning-Hamburg sendet uns zu den Ausführungen des Herrn Dr. Schnee über Ampullarien folgende Er- gänzung: „Die Ampullarien sind allerdings auch Pflanzen- fresser. Ein mit Vallisnerien bepflanztes Aquarium wurde in einer Nacht vollständig rasiert, und ich habe es nachher zur Vorsicht mit den billigeren Hottouien bepflanzt. Die Schnecken lieben jedoch wie alle, oder wenigstens die meisten Süßwasserschnecken Fleischnahrung sehr. Streifen rohen Fleisches von der Dicke und Länge eines starken Schwedenstreichholzes verschwinden in ihrem Schlunde, als wenn ein Regenwurm in die Erde kriecht. Sie nehmen das Fleisch vom Futterstock. Ich halte sie — es handelt sich hier um Amp. gigas Sjiix — jetzt allein im Aquarium, nachdem ich gesehen habe, wie ein Kampffischmännchen, das in einer Ecke des Aquariums stiller Beschaulichkeit sich hingab, beinahe von einer Schnecke erfaßt worden wäre. Der Fisch flüchtete mit einer solchen Vehemenz, daß er über die Wasseroberfläche emporschoß. Die Schnecken stammen aus meinem eigenen Import aus dem La Plata. Die Eier werden in Kuchenform abgelegt.“ Der 1. Vorsitzende erinnert dabei an das Verhältnis zwischen Anipullaria und Betta, das von ihm beobachtet wurde, und das in Band X, Seite 231 von „Natur und Haus“ erwähnt ist, freilich handelt es sich hier nicht um A. gigas. Im Anschluß an eine Pischbestellung schreibt Herr Pastor Brunk-Arnshagen: „Die im vergangenen .Jahre bezogenen 176 Vereins-Nachrichten. Fische befinden sich zum größten Teil noch wohl und munter. Iteu Steinbarsch allerdings konnte ich nicht im Aquarium dulden, da er ein Rauhbein ersten Ranges war. Ich setzte ihn zunächst allein in ein Glas und ge- sellte ihm eine Anzahl kräftiger Stichlinge bei, indem ich glaubte, das wäre die für ihn passende Gesellschaft. Aber am folgenden Morgen fand ich, daß er sie sämt- lich tot gebissen hatte. So setzte ich denn den Misse- täter kurzer Hand an die Luft oder vielmehr in das AVasser meines Gartenteiches. Ich lebe hier auf einem schönen Fleckchen Erde unter Verhältnissen, die die Pflege der schönen Aquariumliebhaberei sehr erleichtern. Her nahe Ostseestraud — 6 km weit, 12 Minuten mit der Bahn — gibt Sand und Kies. Die an meinem schönen Garten unmittelbar vorbeifließende Stolpe bietet sauerstoffreiches Wasser und der Gartenteich lebende Nahrung in Hülle und Fülle. Schon Anfang Februar fand sich im Schmelzwasser (-|- 1/2 ® R. warm) Cyclops. Das war etwas besonders für den Kalikobarsch, der anfangs nur lebende Nahrung nehmen wollte, später freilich durch den Hunger auch schon andern Sinnes geworden war. Kürzlich habe ich mir ein Wächtersches Mikroskop angeschafft, um die Kleiutierwelt des Wassers noch besser studieren zu können. — Eines der ersten Objekte, welches ich besah, war ein fossiles Nadelholz und ein ebensolches Laubholz, welche ich schon seit längerer Zeit besaß. Besonders das erste ist wunderbar schön erhalten. In der Stolpe, ganz nahe dem Ufer, ziehen jetzt seit ungefähr 4 Wochen die Stichlinge in ungeheuren Scharen stromaufwärts. Es müssen Tausende sein.“ Wenn es doch allen Tritonen vergönnt sein möchte, in so glücklichen Verhältnissen leben zu können. Einer eingehenderen Besprechung wird die vorliegende Literatur unterzogen. „Natur und Haus“ Heft 13 enthält mehrere auf die Aquarienkunde bezügliche Aufsätze. Wenn „An den Ufern des schwarzen Meeres“ mehr in ei'zählendem als lehrendem Tone geschrieben ist, so er- halten wir in der Mitteilung von Th. Overbeck über die Kultur der Sonnentaugewächse Anweisung, wie wir diese allerliebsten Pflanzen, wenn auch nicht im Terrarium, so doch im Zimmer halten können. B. France beschreibt eine zu einer neuen Gattung der Amphisbaenen gehörige Echse, die sich allerdings nur in jugendlichem Zustande für unsere Terrarien im allgemeinen eignen dürfte. Unter „Kleine Mitteilungen“ finden wir eine eingehende Wür- digung der Eidechsen Bosniens und der Herzegowina. Heft 14 bringt uns eine eingehende Beschreibung eines neuen Fisches (Hivulus elegans), dessen Preis (24 Mk. pro Paar) uns auch im Gegensatz zu sonstigen Neuheiten als ein sehr mäßiger erscheinen will. Herr Brüning teilt uns einiges über die von ihm gehaltenen Molche und deren Fortpflanzung mit. .Heft 7 der „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“ bringt neben anderen interessanten Artikeln den Schluß der von Dr. Krefft verfaßten Beschreibung des Phelsuma madagascariense ; es ist nur bedauerlich, daß die beigegebenen Abbildungen nicht auch nur ein schwaches Bild von der Farbenpracht dieser Echse gestatten. „Nerthus“ Heft 6 und 7 ent- halten von Herrn Barford Beobachtungen über das Vordringen der Ostseeorganismen in den Nord-Ostsee- Kanal unter besondei’er Berücksichtigung der Nutzfische. Der Federkrieg zwischen den Herren Hesdörffer und Köhler über die 2. Auflage des Zernecke’schen Leitfaden, der sich von allen ähnlichen Fehden nicht um eines Haares Breite unterscheidet, macht auf die Außenstehenden keinen angenehmen Eindruck. Herr Hesdörffer hat durch seine Erwiderungen jedenfalls sehr viel zur Verbreitung der Köhler’sclien Ansichten beigetragen, daß aber auch bei Herrn Köhler Entgleisungen Vorkommen, beweist er S. 143 No. 7 der „Nerthus“, wo er von den stillen Waldwassern in unseren Gedanken spricht. „Nerthus“ No. 8 enthält eine Anleitung über Präparation der Diatomeen, die den Anhängern dieses Teiles der Aqua- rienkunde angelegentlich zu empfehlen ist. Unter „Post“ werden wir aufmerksam gemacht, daß die „Isis“ nicht nicht nur den „Tritonen“ eine gemachte Beobachtung bestreitet, sondern sogar auch Münchener Herren. Köhler-Leipzig gibt zu, sich in Betreff Neotroplus geirrt zu haben, während „Nerthus-Braunschweig“ über den Federkrieg Hesdörffer-Köhler einige vielleicht nicht un- passende Bemerkungen macht. In der „Zeitschrift für Zimmerkultur-.Kopenhagen“ entwickelt John Winstedt die auch bei uns weit verbreiteten Ansichten über Aqua- rien und Terrarien als Hilfsmittel für den Schulunterricht. Neu, jedenfalls beachtenswert, ist der Vorschlag, nicht große Gesellschaftsaquarien für diesen Zweck einzurichten, sondern kleine Behälter mit je nur 1 Art sowohl an Tieren wie an Pflanzen, damit nicht bei der Besprechung von Kleintieren z. B. die Aufmerksamkeit der Kinder durch die Fische abgelenkt werde. Beim Terrarium ist die Sache insofern anders, als hier die Tiere aus der Gemeinschaft leicht herausgenommen und in kleinere Behälter überführt werden können, um in den Unter- richtsstunden vorgeführt zu werden. Für die Bücherei stiftet Herr Dr. Grüner seinen in der Deutschen Gesell- schaft für Naturkunde gehaltenen Vortrag „Wanderungen durch Urwald, Heide und Moor“, in welchem er uns in anregender und fesselnder Weise ein Stück deutschen Landes und Lebens schildert. Zur mikroskopischen De- monstration gelangen Gletscherflöhe {Desoria glacialis), welche uns Herr Dr. med. Roth-Zürich mit nachstehenden Erläuterungen gesandt hat. „Es handelt sich um jenes anspruchloseste, unter den für ein Lebewesen denkbar ungünstigsten Bedingungen lebende Tierchen, das in den vierziger Jahren von Desor im Monte Rosagebiet und hernach auf dem Unteraar- und Grindelwald- gletscher entdeckt und von Nicol et mit dem Namen Desoria glacialis oder Gletsoherfloh bezeichnet wurde. Das Tierchen hört bekanntlich zu jener niedersten In- sektengruppe, die man als Thysanuren (Zotten- schwänze) bezeichnet und zwar speziell zu der kleinen Familie der Poduren (Springschwänze). Das dunkel- schwarze, zottig behaarte, mit einer endständigen Spring- gabel ausgerüstete Tierchen zeichnet sich namentlich auch durch die eigentümliche, wagrechte Haltung des Kopfes gegenüber der senkrechten der übrigen Insekten aus. Einen nahen Verwandten der Desoria glacialis — ■ die Podura aquatica haben Sie, beiläufig erwähnt, wohl alle schon auf kleinen Tümpeln bei einander und bei allfälliger Störung wie Pulverkörnchen auseinander- spritzen gesehen. — Das viel kürzer gebaute, dunkelblaue Tierchen zeichnet sich durch schön gelbe Fühler und Beine aus. Von beiden Insekten lassen sich sehr leicht hübsche mikroskopische Präparate anfertigen. AVas die Gletscher fl ohjagd anbetrifft, — ich erwähne dies für den Fall, daß Sie sich einmal bei einer Exkursion auf unsere Gletscher versteigen sollten — so ist dieselbe natürlich weit weniger beschwerlich als „Jemsenjagen“, aber dennoch kann es einem passieren, daß man mit leeren Händen heimkehrt, wenn man den Standort nicht kennt, — zumal dieses „Schwarzwild“ auch beim Wild- prethändler nicht erhältlich ist. Das Tierchen findet sich ausschließlich in jenen kleinen Gletscheraquarien, wie wir sie unter auf dem Gletscher liegenden Moränen- steinen durch die Einwirkung der Sonnenstrahlen ent- standen sehen. Nach Entfernung des betr. Steines sehen wir auf dem kleinen, nur Spuren von Humus enthaltenden Wasserbecken die Desorien in kleinen Gruppen beisammen ihr weltabgeschlossenes Dasein fristen. AVas die Fang- geräte anbetrifft, so genügt hierbei eine schaufelförmig gebogene Visitenkarte, mit der man die Tierchen rasch, d. h. bevor sie auseinanderhüpfen, abschöpft.“ Herr Gehre zeigte vor Sceloporus consobrinus, eine reizende, sehr muntere, aus Californien stammende Echse; die Gattung Sceloporus, eine Unterabteilung der Familie der Iguaniden verbreitet sich über Nord- und Zentral- Amerika und ist in den betreffenden Gegenden sehr häufig anzutreffen. Ferner einen im westlichen Teil von Nord-Amerika heimischen Laubfrosch, Syla regilla, dessen Grundfärbung olive oder grünlich ist, während er an jeder Seite des Kopfes einen dunklen, durch das Auge gehenden und hinter letzterem breiter werdenden schwarzen Strich besitzt. Herr Diewitz zeigte uns seine beiden indischen Frösche, welche er vor 2 Jahren als Kaul- quappen erhalten hatte. Den Schluß der Sitzung bildete die Versteigerung einiger Wasserpflanzen und je eines Paares von Triton palmatus und Triton alpestris, welche Herr Reichelt gestiftet hatte. F'. Gehre, I. Schriftf. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sohe Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verla gsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hop fer in Burg b. M. (Nachdruck verboten.) Aus dem Tagebuche eines Naturfreundes. Von Carl Oehlert, Lengenfeld (V.). (Schluß.) anfang Juni erhielt ich eine lebende Kreuz- otter, welche in den hiesigen Wäldern häufig zu finden ist. Es war ein junges, vorjähriges Ding von etwa 35 cm Länge und äußerst mobil. Ver- mittelst einer eigens für dieses giftige Reptil konstruierten Zange mit Federdruck verbrachte ich sie in ein größeres, sogenanntes Einmache- Glas, dessen Bodenfiäche ich schnell mit etwas angefenchtetem Torf bedeckt hatte und nun durch einen Gazedeckel fest verschloß. Näherte ich mich dem Glase, so ringelte sie sich meist gleich zusammen, den Kopf mit den feurig roten Augen direkt auf mich ge- richtet,oben aufliegend, wie zum Beißen fer- tig. Tat ich nun, als wenn ich sie fassen wollte, schlug sie sofort zu, nicht ohne sich am Glase einen ordent- lichen Nasenstüber zu holen. Drehte ich das Glas, so blieb der Kopf immer auf mich gerichtet; blies ich von oben durch den Gazedeckel hinein ins Glas, so fuhr sie fauchend und blasend von äußerster Wut oder Angst erfaßt in die Höhe. Da man ein solches Tier in einem so engen Glase aber nicht ver- schmachten lassen kann und auch der Versuch, wie sie sich zu den übrigen Bewohnern des Terrariums verhalten würde, zu verlockend war, versetzte ich sie nach acht Tagen in dasselbe und es dauerte gar nicht lange, so labte sie ihre durstige Kehle an der kühlen Flut des Teiches; über eine kleine Fichte hinweg bestieg sie den Felsen, um oben als drohende Schildwache ihr Lager zu beziehen. Wenn ich auch nur einmal Veranlassung gehabt hätte, über ihr Betragen Klage zu führen. Bald begegnete sie einer ihrer ungiftigen Genossinnen, bald lief die Eidechse über sie hinweg, sogar auf dem Alligator in der Sonne liegend habe ich sie beobachtet, ohne auch nur ein Zeichen ihrer Böswilligkeit von sich zu geben und so blieb sie denn darin, nur während der Reini- gung wurde sie auf ein viertel Stündchen daraus ent- fernt, was eben ver- möge der erwähnten Zange, ohne dem Tier zu schaden,niit Sicherheit und Leich- tigkeit ge- schehen kann. Etwa vier Wochen mochte sie so ein ruhiges und friedliches Dasein geführt haben, da war eines Tages etwas Unerwartetes geschehen — sie war verschwunden und blieb es auch, obwohl das Terra- rium fest verschlossen und an irgend eine Lücke nicht zu denken war. Vergebens hatte ich das Zimmer nach ihr abgesucht und so blieb mir nur eine Erklärung. Ich hatte nämlich abends zuvor den Ablaßhahn des Teiches geöffnet, ersterer ist durch ein Stück schwachen Schlauches mit einem eben- Originalaufnahmen nach dem Flußbarsch (Perca fluivatilis L.). Leben für die „Blätter“. iqg \ 178 Johannes Thumm: Haplochilus latipes Blkr. falls schwachen Bleirohr, welches direkt in das rechts neben dem Fenster befindliche, verschließ- bare Ausgußbecken mündet, verbunden. Nur hierdurch konnte sie über Nacht entschlüpft und durch den Abzugkanal ins Freie gelangt sein. Wenn ich aber diese enge Eohrleitung sah, konnte ich mich doch eines gelinden Zweifels nie erwehren. Nach ca. vierzehn Tagen kam ich wiederum in den Besitz einer Kreuzotter. Es war ein großes, lebhaft gezeichnetes, schönes Tier, genau von gleichem Benehmen wie die vorige kleinere, von Beißen ihrer Mitbewohner keine Spur. Ich hatte sie aber leider nur drei Tage. Es war um die sonnige Mittagszeit, der Alligator erhielt seine reichliche Mahlzeit an lebenden Ellritzen und es herrschte allseitig das beste Einvernehmen, so daß ich auch nicht das leiseste Bedenken hegen konnte. Da betrete ich etwa eine Stunde darauf das Zimmer und komme gerade dazu, wie der Alligator die Kreuzotter geschickt an den Halswirbeln gepackt hat, der gifterfüllte Kopf der Schlange seitlich ein wenig aus dem Rachen des Alligators hervorsehend und den Leib vor Schmerzen im Wasser mächtig hin- und her- windend. Jetzt wmßte ich sofort, wo die kleine Kreuzotter hingekommen war. Schnell öffne ich nun den Deckel des Terrariums und versuche dem Alligator die Schlange vermittelst Zange zu entreißen. Aber soviel ich auch zog, es war nicht daran zu denken, er hielt sie fest und drehte sich im Wasser wie eine Spindel, bald auf dem Rücken, bald auf dem Bauche liegend, daß das blutgefärbte Wasser nur so herumspritzte. Nach- dem ich mir das Holzstäbchen, welches von der Schildkröten-Affaire her noch auf der Seite stand, hatte reichen lassen, versuchte ich wiederum, ihm dieses vorsichtig zwischen die Zähne zu drängen, was schließlich auch gelang, nun in der linken Hand die tote Otter haltend, aus deren klaffenden Wunden das kalte Blut in roten Tropfen herab- rieselte. Sicher hatte sie ihren Durst löschen wollen, mußte aber dabei auf tragische Weise ihr Leben lassen. Noch vor wenig Tagen bringe ich einen Feuersalamander von einer Morgenexkursion mit nach Hause, setze ihn ins Terrarium und warte. Langsam strebt er nach vorn, dem Uferrande des Teiches zu, der Alligator mit halb ge- schlossenen Augen unter Wasser. Aber kaum, daß er etwas Bewegliches in seiner Nähe ver- spürt, da hebt er auch schon den Kopf. Der Salamander, die ihm drohende Gefahr nicht kennend, versuchte schwimmend das andere Ufer zu erreichen und da ereilt auch ihn das Miß- geschick, vom Alligator mit sicherem Griff ge- packt zu werden. Doch nur auf einen Augen- blick, dann war er wieder frei und machte sich eiligst aus dem Staube. Der Alligator aber mit urkomischen Gebärden hält stundenlang das weite Maul geöffnet, auch er verläßt das Wasser und wackelt fortwährend mit dem dicken Kopfe und wischt und scheuert seine breite Schnauze an jedem im Wege liegenden Gegenstände. Da bleibe ernst, wer Lust hat, wir mußten in schallendes Gelächter ausbrechen, denn das scharfe und jedenfalls bittere Sekret, welches der warzigen Haut des Salamanders bei starkem Druck entströmt, schien ihm für heute wenigstens den Appetit gründlich verleidet zu haben. So wechseln Ernst und Scherz in bunter Reihenfolge, täglich gibt es neue und inter- . essante Szenen des Tierlebens zu beobachten; ein echtes Stück Natur im Zimmer. Noch ist die blühende, goldene Zeit, noch sind die Tage der Rosen, aber lang wirds nicht mehr daueim, dann fährt der rauhe Wind wieder über die Stoppel und man muß an das Winter- quartier für die Tiere denken, zu welchem Zwecke sie im Herbst nochmals ordentlich voll gefüttert werden. In einer vorhandenen Liste sind die Tiere nach wissenschaftlichen Namen, Klasse und Ordnung eingetragen, andere Rubriken geben Auskunft über Heimat und Lebensdauer der- selben, eine Spalte ist für sonstige Beobach- tungen, wie Häutungen usw. geöffnet, die, ohne daß man es vielleicht ahnt, für einen Wissen- schaftler mal von Nutzen sein kann. Und so wenden wir uns denn hinweg. Das dunkle Grün der Fichten mit den lichtgrünen Schößlingen, die bunten Kiesel des Felsens, dazwischen plüschgrüne Polster von Moos, das dichte Laub des Epheus, der reinliche Kies und die von zartem Grün umgebene Wasserfiäche des Teiches noch einmal auf uns wirken lassend; alles Üppigkeit und Frische atmend und lebensfrohe, farbenprächtige Tiere im hellen Sonnenschein darauf und darunter, das hat seine Reize, die schon manchem, dem ich es zeigte, Ausdrücke der Bewunderung zu ent- locken vermochten. «io (Nachdruck verboten.) Haplochilus latipes Blkr. Von Johannes Thumm, Dresden. ■nschließend an den in Heft 9 Jahrgang XV der „Blätter“ erschienenen Bericht kann ich heute folgendes mitteilen: Johannes Thumm: Haplochilus latipes JBlkr. 179 Die Laichablage meines Pärchens dauerte vom 12. April bis zum 3. Mai. Täglich in den frühesten Morgenstunden entquollen dem Weib- chen Eier in größerer Anzahl, den einen Tag weniger, den andern mehr, in der Anzahl zwischen 2 und ca. 20 schwankend. Ich machte hierbei die Bemerkung, daß wenig Eier abgelegt wurden, wenn des Nachts die Temperatur des Wassers auf der des Tages gehalten wurde, hingegen konnte ich konstatieren, daß bei er- heblichem Eückgang der Wasserwärnie bedeutend mehr abgelegt wurden. Das schon erwähnte Liebesspiel konnte ich nicht wieder beobachten, ebensowenig eine Befruchtung der Eier, außer einem einzigen Falle und zwar abends 11 Uhr. Hierbei trieb das Männchen das Weibchen in eine Ecke des Behälters und führte die schon erwähnte zitternde Bewegung aus. Eier wurden hierbei nicht abgegeben. Vom nächsten Morgen 3 Uhr ab beobachtete ich das Weibchen, welches ich zu diesem Zwecke aus dem großen Becken herausnahm, und sah gegen Uhr die ersten Eier entquellen. Diese wurden, 16 Stück, bis gegen Mittag teils einzeln, teils in Büscheln an Myriophillen angehängt und danach das Weibchen wieder zu dem Männchen verbracht, während die Eier ge- sondert beobachtet wurden. Schon nach 2 Tagen waren in diesen die Augen der in der Entwicklung begriffenen Jungfische zu sehen. Wie die Befruchtung stattgefunden hat, ist mir ein Rätsel. Ob durch im Wasser befind- liche Samentierchen? Auf alle Fälle verdient erwähnt zu werden, daß es mir nicht gelungen ist, auch nur ein unbefruchtetes Ei zu finden, trotzdem ich alle Tage drei- his viermal mit peinlichster Sorgfalt die Aufzucht-Gläser revidierte. Die Entwicklung der Jungen im Ei ist dieselbe wie bei Haplochilus panchax mit dem Unterschiede, daß letztgenannte Jungfische beim Ausschlüpfen gegen diejenigen von Haplochilus latipes wahre Riesen sind. Große Verluste an Eiern habe ich dadurch gehabt, daß ich in der ersten Zeit diese zu kalt stehen hatte. Es sind mir ca. 100 Stück ver- pilzt, bei welchen schon die Jungfische sich so weit entwickelt hatten, daß sie sich in der Hülle des Eies drehten. Bei vollem Sonnen- licht und 20 — 24° R. Wasserwärme habe ich sehr leichtes Ausschlüpfen beobachtet, oftmals entledigten sich die Jungen der Eihülle in einem Zeitraum von 2 — 3 Minuten; es ist aber auch dagewesen, daß dies 2 — 3, sogar 4 Tage dauerte. Hauptsächlich ist dies aber nur in trüben Tagen der Fall. Wärme allein tut es nicht, Sonnenschein erweckt das Leben. Die sehr hinfälligen Jungfische füttere ich mit aufgesetztem Infusorienwasser und es dauert etwa 14 Tage, bis dieselben im stände sind, allerkleinste Cyklops zu fressen. Letztere gebe ich ausgesiebt, und seit einigen Tagen kann ich konstatieren, daß die bestentwickelten Tiere sich ganz hübsche Bäuche zugelegt haben. Ihre Größe beträgt im Alter von ca. 6 Wochen etwa 12 mm. Erwähnung verdient, daß die Eltern dieser Jungtiere Eier sowohl als ihre Sprößlinge zu verschmähen scheinen, wenigstens konnte ich räuberische Überfälle nicht beobachten. Jung- tiere schwimmen munter zwischen den Alten herum, ohne daß denselben ein Leid getan würde. Ein Fehlen von Jungtieren oder Eiern würde ich sofort bemerken, da ich alle 3 Tage sämtliche Eier herausnehme und nur einige bei den Alten beließ, um zu sehen, ob diese ihrer Nachzucht gefährlich werden. Von einer Brutpflege habe ich nichts bemerkt. Die mit einem Faden versehenen Eier werden überall angehängt, wo es nur möglich ist, und scheint dem Weibchen durch das feste Haften im Mutterleibe das Losreißen der Eier viel Schwie- rigkeiten zu bereiten. Das Männchen betätigt sich nur insofern, als es das Weibchen tüchtig jagt und hierbei die Eier losgerissen und an Pflanzen hängen bleiben werden. Bei dieser Gelegenheit will ich auch einer andern Haplochilus- Kvi gedenken, die erst- malig zu importieren der äußerst rührigen und kulanten Hamburger Firma Köppe & Siggelkow gelungen ist. In der Form gleicht dieser fast genau dem Haplochilus latipes^ jedoch erinnert der Bau des Kopfes mehr an Haplochilus panchax. Die Farbe ist ähnlich wie bei Poecilia mexicana. Schräg gegen das Licht betrachtet ist über den ganzen Körper ein leichter karminroter, schmel- zender Schimmer wahrzunehmen. Auf der Oberseite ist vom Maule breit angefangen, nach dem Schwänze zu schmal verlaufend, ein oliv- grüner Streifen sichtbar. Auch diese neue Art ist mir zu züchten gelungen. Betreffs des Laichgeschäftes ist alles wie hei Haplochilus latipes beschrieben zutreffend, bis auf die Eier, welche kristallklare Farbe be- sitzen und leichter abgelegt werden. Ich habe nur ganz wenig einzeln abgesetzte gefunden, fast immer nur in Büscheln, die ganze tägliche 180 W. Thiele: Die Madue-Maräne. Quantität zusammenhängend, auch trägt das Weibchen diese nur einige Stunden mit sich herum. Besonders aufgefallen ist mir bei beiden beschriebenen Arten die Munterkeit und Beweg- lichkeit, welche dieselben tagaus tagein bei reger Freßlust bekunden. Jeder, der sie sieht, ist entzückt von dem Wesen, der eleganten Form und dergl. Bewegungen dieser kleinen Kerle mit den großen klugen Augen. Zutraulich und durchaus nicht scheu, wissen die Tierchen schon nach einigen Tagen genau, wenn der Pfleger mit dem Futter an das Becken heran- tritt, sofort versammeln sie sich, um dasselbe in Empfang zu nehmen. Alles in allem sind diese beiden Haplochilus solch reizende Geschöpfe, daß sie in kurzer Zeit die Becken vieler Liebhaber bevölkern werden. Über weitere hochinteressante Neueinfüh- rungen hoffe ich in Kürze Beschreibungen geben zu können. (Nachdruck verboten.) Die Madue-Maräne. Von W. Thiele in Stargard i. Pom. Motto: Warum in die Ferne schweifen? Sieh’, das Gute liegt so nah’ ! Hine eigentümliche Erscheinung ist es, daß die Menschen — und unter ihnen nicht zum mindesten die Mitglieder des Volkes der Denker! — gar zu gern etwas ihr eigen nennen, was „weit her ist!“ Daher auch viel- leicht die allbekannte, viel gebräuchliche ab- weisende Redensart: „S’ist nicht weit her!“ Wenn ich die vielerlei Arten der allerdings zum Teil ganz hübschen Fischchen betrachte, die uns China, das schnell kultivierte Japan und Südamerika geliefert haben und die nun unter oft recht umständlichen Vorkehrungen gehegt und gepflegt werden: den Großflosser {Macropodus venustus oder M. viridi-auratus), den Gurami ( Osphromenus), den Chanchito {Heros facetus) usw., oder gar die verschrobenen, zum Teil geradezu unschönen Teleskopflsche, so frage ich mich oft, ob denn die ausländischen Fischzüchter und Lieferanten vielleicht auch schon von uns Fische für ihre Aquarien be- zogen haben sollten? oder ob sie bloß lachend die oft recht hohen Preise einstreichen für ihre eigenartigen Produkte aus der Fischwelt? Dabei kann ich mich der Verwunderung darüber nicht verschließen, daß so mancherlei Fische unserer deutschen Gewässer so außerordentlich wenig von denZierflschliebhabern berücksichtigt werden. Über den Gurami lese ich, er werde ein gewaltig großer Fisch, bis zu 1 m Länge und mehr als 10 kg an Gewicht, bei delikatem Fleische! — es schreiten aber schon 12 cm lange Männchen und 7 cm lange Weibchen zur Brut. Sollten wir, so fragte ich mich, nicht auch Fische im Vaterlande haben, die diesem Fremd- linge gleich wären, oder ihm wenigstens die brüderliche Rechte, Verzeihung: Flosse! — als gleichwertig reichen könnten? Nicht gar weit von Stargard, mitten im seenreichen Pom- mernlande, liegt ein Landsee, 2 Meilen lang und ^1^ Meile breit (war bis 1770 größer, wo ein großer Teil abgelassen wurde, reich an Muränen und steht durch die Plöne mit dem Plönersee in Verbindung! so lautet fälschlich der Satz in Meyers Konver- sationslexikon 1869). Fälschlich nämlich, weil der Fisch nicht „Muräne“, sondern Maräne heißt! Nehmen wir nun den alten treuen Brehm vor, so Anden wir folgende Beschreibung: Die Maräne ( Cor eg onus maraena) unterscheidet sich, laut Siebold, in den Umrissen der Schnauze von der Bodenrenke Süddeutschlands, ihr Mund- teil ist um vieles gedrungener und breiter, die beiden Zwischendeckel steigen nicht schräg nach hinten hinab usw., der Rücken sieht bläu- lich, der Bauch silberfarben aus, die Seitenlinie ist mit weißen Tüpfeln gezeichnet. Die Länge beträgt 60 cm und darüber, das Gewicht 7 bis 8 kg. Ihr Fleisch gilt als besonders schmackhaft, man bezahlt jederzeit gern 2 — 3 Mk. für das Kilogramm. Ich kann hiuzufügen: Das Fleisch ist delikat und im übrigen möchte ich hervorheben, daß diese Beschreibung — abgesehen von der Färbung — fast wörtlich auf den Gurami paßt. Wie stehts aber mit der Fortpflanzung, auf die doch alles — nicht bloß bei den Fischen! — ankommt? - — Ja, das müssen wir noch ver- suchen! und dazu wflrd sich vortreffliche Gelegenheit jetzt bieten: Herr Kulturtechniker Gätke in Pyritz hatte für seine Fischzucht- anstalt eigenhändig Weiblein und Männlein der Maräne am Gestade des Madue-Sees abge- strichen und die Maränen-Eier kunstgerecht ausbrüten lassen. Prächtige kleine Kerle sind es, diese jungen Maränen, cm lang, nach- dem sie soeben den Dottersack aufgezehrt, bezw. nachdem sie ihn durch Aufnahme seines Nah- rungsinhaltes überwachsen haben. Herr Gätke hatte mir einige Fischchen überlassen und diese boten mir neben Makropoden, Girardinus, Chanchitos, eine besondere Freude. Etwas unbehilflich noch, aber in der Flucht außer- ordentlich schnell, spielten sie in ihrem kalten Leonh. Schmitt: Der Einsiedlerkrebs. 181 Wasser umlier. Das große goldumränderte Auge, vor dem das stumpfe Schnäuzchen mit dem breiten Munde fast verschwindet, zieht, wie der Kern eines Kometen, vor einem zarten durchsichtigen Leib und Schwänzchen, letzteres aber in ständig schlängelnder Bewegung, dahin. Vom 30. März bis 9. Mai habe ich mehrere erhalten in kleinen Aquarien. Ich hatte einige hölzerne Garnrollen, deren Fadenbelag auf der Nähmaschine verbraucht war, gehörig gebrüht, dann getrocknet und nun mit tüchtig zerriebener Kalbsmilz, der ich später Piszidin beigeben werde, überstrichen und dann wieder trocken lassen. An dieser schwimmenden Nahrungs- quelle erlabten sich die kleinen Wasserbürger und gediehen und bewiesen, daß sie als Zier- fische für Aquarien würdig sind, mit den Aus- ländern in Konkurrenz zu treten. Wie wär’s, wenn sachverständigere Züchter als ich bin, ebenfalls Versuche mit Madue- Maränen anstellten? Vielleicht könnte hierdurch außerdem der so überaus wohlschmeckende Fisch auch in andere heimatliche Gewässer gelangen! Herr Gätke ist ein sehr gefälliger Mann! Er würde vielleicht im nächsten Februar bis März sich der Mühe unterziehen, auch kleinere Partien der sehr widerstandsfähigen Fischchen gegen mäßige Preise zu versenden! Soviel ich erfahre, ist die diesjährige Brut von etwa 80 000 Köpfen bereits ausgesetzt worden. (Nachdruck verboten.) Der Einsiedlerkrebs (Eupagurus) in Verbindung mit der parasitischen Rose ( Sagartia parasitica) und Mantel- Aktinie ( Aäamsla palliata ). Von Leonh. Schmitt, Leiter der „Actinia“, Plauen i. V. (Mit zwei Originalzeichnungen von E. Schuh.) fiachdem die vor Jahren bezüglich der Einrichtung und Instandhaltung von Seewasser-Aquarien noch vorhanden gewesenen Mängel als beseitigt betrachtet werden können und Behälter wie Durchlüftungs-Apparat einer derartigen Verbesserung resp. Vervollkommnung unterzogen wnrden, daß bei richtiger Behandlung Verluste von Tieren ziemlicli ausgeschlossen sind, d. h. mindestens auf gleicher Stufe stehen als bei unseren Süßwasser-Aqnarien, hat sich die Zahl der Seewasser-Liebhaber in den letzten Jahren bedeutend vergrößert. — U. A. schreibt Herr Dr. K. Euß in einem bereits vor Jahren von ihm bearbeiteten und herausgegebenen Werk dien: „So anregend ein Süß wasser- Aquarium auch wirken mag, immer wird doch derjenige, der je ein Seewasser-Aquarium mit seinen tierpfianzlichen Blumengebilden, Fisch-, Weich- tier- und sonstigen Lebensformen, mit den prachtvollen unterseeischen, sammtartigen Originalzeichnung nach dem Leben für die „Blätter“ von E. Schuh. Eupagurus und Sagartia parasitica. ■**-'**V*i. ■i ^ & 182 Leonh. Schmitt: Der Einsiedlerkrebs. Wiesen, welche die Felsen des kleinen Ozeans überziehen und mit den roten, grünen, goldig und silbern schimmernden Seegewächsen be- sessen oder auch nur gesehen hat, wohl niemals im ersten einen Ersatz für das letztere finden können.“ Seitdem man durch Herstellung künstlichen Seewassers dem ziemlich kostspieligen Eilgut- bezug des natürlichen Seewassers enthoben ist, und durch Anwendung eigens hierzu hergestellter bis auf die Neuzeit verbesserter Vorrichtungen dasselbe auf lange Zeit, oft Jahre (je älter desto besser), gut und frisch, erhalten kann, daß die Tiere darin zu leben vermögen, stehen der Anlegung von Seewasser-Aquarien Bedenken nicht mehr entgegen. Durch Anschaffung eines Seewasser-Aqua- riums wird jedem Gelegenheit geboten, die Tierwelt des Meeres aus lebendigster Quelle zu studieren, sein Zimmer auf die schönste Weise zu schmücken und sich einen absonder- lichen Genuß zu verschaffen. Bequem vor uns im Zimmer bietet sich die Gelegenheit, das geheimnisvolle Leben und Weben, Wesen und Gebahren dieser wundervollen „Tierpflanzen“ zu beobachten, ein Genuß, der nur den Bewoh- nern des Meei'esstrandes bisher vergönnt war. Über Einrichtung solcher Behälter, sowie über Aktinien und andere Tiere habe ich bereits öfter, auch an dieser Stelle, geschrieben; heute möchte ich überden „Einsiedlerkrebs“ in Kürze berichten. Der Einsiedlerkrebs, der Gattung der lang- schwänzigen Krebse angehörend, ein sehr inter- essanter possierlicher Bewohner unserer so prächtigen und lehrreichen See wasser- Aquarien, besitzt einen weichen Hinterleib mit flossen- artigen Anhängseln (Klammern) zum Festhalten und Tragen seiner Klause, ein von ihm vor Bezug genau untersuchtes und geräumtes Schneckenhaus, mit dem derselbe umherkriecht. Das leere Schneckengehäuse dient dem Ein- siedler als Behausung, sowie Schutz vor jeder Berührung seines weichen Hinterleibes. Sobald das Gehäuse dem heranwachsenden Körper zu eng wird, tauscht der Krebs dasselbe mit einem größeren aus: die auf dem vorher be- wohnten Gehäuse befindlichen Aktinien löst der Einsiedler vermittelst seiner Scheren vorsichtig ab und bringt dieselben, oft nach stundenlanger Ausdauer, durch Anlegen ah dem nun frei- liegenden Fuße der Aktinien, auf die neu be- zogene Behausung. Die Scherenfüße des Einsiedlers sind kräftig, lang, jedoch ungleich entwickelt. Den „Freundschaftsbund“, den diese Krebse mit Aktinien schließen, hat das allgemeine Interesse auf sich gelenkt; es ist eines der merkwürdigsten Vorkommnisse des Zusammen- lebens zweier ganz verschiedener Tiere. Dieses Zusammenleben resp. Bündnis kann man be- sonders dahin zurückführen, daß die Aktinie ihrer Beute entgegengeführt wird und den Vor- zug hat, nicht dauernd an ein und derselben Stelle einer Klippe vegetieren zu müssen, wie die Aktinien anderer Arten. — Auf dem Ge- häuse, worin der Einsiedler lebt, siedelt sich mit besonderer Vorliebe die sogenannte Para- sitische Eose (Sagartia parasitica) an. ■ — Sehr oft erhalte ich Exemplare, woselbst sich bis zu 6 Stück solcher Aktinien angesiedelt haben, ab und zu dazwischen eine solche mit präch- tigen orangefarbenen Fühlern. Einen herrlichen Anblick gewährte diese zwischen den anderen mit weißen und gefleckten Fühlern versehenen Aktinien. Ebenso bietet es einen schönen An- blick, ein vom Einsiedler getragenes Gehäuse mit einer kleinen Gruppe Röhren würmer (Ser- pula contorduplicata), zwischen denen eine prächtige Sonnenrose (Heliastis hellis) steht. — Eine Benutzung derartig besetzter Schnecken- häuser seitens des Einsiedlers scheint mir aus dem Grunde einer Maskierung, d. h. Unkennt- lichmachen vor dessen Feinden, zu erfolgen; bei der geringsten Berührung oder Erschütterung zieht sich der Krebs blitzschnell in diese Behausung (vollständig unsichtbar) zurück. Einzelne Einsiedlerkrebse halten sich mit Vorliebe in einem mit einem Orangeschwamm (Seeapfel) bewachsenen Schneckenhause, die Behausung hat die genaue Gestalt und Farbe einer Orange (auch Apfelsine genannt). — Der Eupagurus Prideauxii ist speziell mit der Adamsia palliata, eine zu den Polypen gehörige, mit karminroten Flecken prachtvoll gezeichnete Mantel- Aktinie, verbunden; welche, einmal vom Krebse getrennt, in den seltensten Fällen längere Zeit am Leben zu erhalten ist. Diesen Einsiedler flndet man entgegengesetzt der vor- erwähnten in nur größeren Tiefen. Beide Arten sind Bewohner des Mittel meeres. — Will man den Einsiedler lange Zeit am Leben er- halten, ist es Bedingung, daß der Boden des Behälters mit ca. 2 cm hoher feiner Sandschicht, vermischt mit etwas Kies belegt ist, und ein schräg zugehender Felsen eingebracht wird, damit der Einsiedler tiefes und flaches Wasser aufsuchen kann. Nahrung: wöchentlich drei- bis viermalige Fütterung mit rohem Fleisch vom Ernst Winzer; Der Fang von Insekten für Terrarientiere. 183 Rücken eines Süßwasserfisches, rohem Herzfieisch vom Rind, kleinsten Stückchen frischlebendem Regenwurm oder Auster. Hier und da etwas Algen (Ulve, Lattich usw.) einzubringen, ist ebenfalls sehr zweckdienlich. Der Einsiedler ist ein sehr friedliebender Geselle und beschädigt weder Fische noch Aktinie usw., dagegen ist der Einsiedler der Nordsee, der sich niemals mit einer Aktinie verbindet, ein händelsuchender Geselle. (Nachdruck verboten.) Der Fang von Insekten für Terrarientiere. Vortrag, gehalten im Verein „Nymphaea“, von Ernst Winzer, Leipzig. (Mit vier Originalzeichnungen.) l)ie Futterfrage spielt für Jeden, der irgend welche Tiere in Gefangenschaft hält, eine große, wenn nicht die größte Rolle. Wer zu diesem Zwecke ein Tier durch Fang, Tausch oder Kauf erwirbt, oder als Ge- schenk er- hält, fragt gewiß zu- erst: „Was frißt das Tier?“ Die künst- lichen Fut- termittel werden im- mer ein Notbehelf bleiben; die Futter- tiere bil- den be- kanntlich für diejeni- gen Tiere, die bei unserer Liebhaberei in Betracht kommen, die einzig richtige Ernährung. — Der Aquarium- besitzer macht, sobald es seine Zeit erlaubt, den sog. „Ausflug“, bewaffnet mit Fangnetz und Trans- portgefäß, nach den nahen und fernen Tümpeln, Lachen und Dorfteichen, an den letzteren meist von der lieben Dorfjugend mit mehr oder weniger zarten Anspielungen auf die „Wasser- läuse“ begrüßt, wenn anders er es nicht vor- zieht, seinen Bedarf beim Händler zu decken. Originalzeichunng nach dem Lehen für die .Blätter“ von E. Schuh. Etwas bequemer glaubt es vielleicht mancher Terrariumbesitzer (ich will hier keinem zu nahe treten) mit der Beschaffung des lebenden Futters zu haben: Die Ergebnisse seiner Mehl- wurmhecke und seiner Fliegenfalle oder auch einer Schabenfalle, mit der er vielleicht einem Bekannten einen Gefallen tut, schützen ihn — pardon! seine Tiere vor dem Verhungern. Allerdings! Die gefangenen Tiere — ich be- ziehe mich in meinen heutigen Ausführungen hauptsächlich auf die Echsen — begnügen sich mit dieser Kost, aber im Sommer, wenn im Freien der Tisch in Gestalt unzähliger Insekten so mannigfaltig gedeckt ist, da möchten auch sie in ihrer Gefangenschaft davon profitieren, und es ist die Pflicht des Besitzers, ihnen die gegebene Abwechslung in puncto Futter zu beschaffen! Mit der Gewinnung dieses Futters will ich mich hier etwas näher befassen, da noch wenig Winke hierzu gegeben sind; denn bei den von Peter, John, Jesch und Hausmann in den „Bl.“ Jahrg. 1899, S. 133, 151 u. 240 beschriebe- nen Tr ans - portge- fäßen han- delt es sich um mit der Hand ein- zeln gefan- gene Tiere (Fliegen). Von dem Sammeln der Regen- würmer und Nackt- schnecken will ich hier gleichfalls absehen. Die be- quemste und meist er- giebigste Futterquelle bildet allerdings die oben er- wähnte Fliegenfalle, wenn sie gut konstruiert ist. Im vorigen Jahre kaufte ich eine solche, hier abge- bildete, aus grüner Drahtgaze gefertigte, in einem hiesigen Eisenwarengeschäft für 50 Pfg. (Fig. 1) Die Fliegen, angelockt durch den Köder (Käse usw.) a kriechen bei b aufwärts in den kegel- förmigen Raum c, zum Loch d hinaus in die Falle e; die Entleerung geschieht durch Öffnen des Deckels f entweder dkekt ins Terrarium Eupagnrus und Adamsia. 184 Ernst, Winzer: Der Fang von Insekten für Terrarientiere. oder interimistisch in eine Flasche. Unsere „Nymphaea“-Mitglieder, Herren Schmidt und Jesch, erzielten mit dieser Art Fallen in ihren Gärten glänzende Resultate; ich stellte die meinige nun daneben, fing sich darin, dere sich schnell — wunderung! End- gefunden: die Fig.1. keine einzige Fliege während die an- füllte ! Gr oße V er- lich hatte ichs Fliegen wurden der neuen grünen für uns absolut bar war, abge- die Falle kurze mer voll heißer sie mit reinem durch den Geruch Drahtgaze, der nicht wahrnehm- halten; ich stellte Zeit in einen Ei- Sodalösung, spülte Wasser ab und nun funktionierte sie tadellos! Wie und wo fängt man aber die anderen Futtertiere? Der Aquariumhesitzer hat mit- unter Gelegenheit, Uneingeweihte über den oft enormen Daphnien- usw. Inhalt eines Tümpels zu belehren. Ganz ähnlich verhält es sich be- züglich der Insekten auf Feldern, Wiesen und Gebüschen. Man streiche ein Mal mit dem Gaze- netz über solche hin, mancher wird staunen, welche Unmengen von Fliegen, Spinnen, Grashüpfern, Käfern, Raupen usw. dort hausen und sich gefangen haben! Natür- lich hängt das auch, wie beim Daphnienfang, vom Wetter ab! Die Entleerung des Fangergeb- nisses in das Transportgefäß hat aber seine Schwierigkeit: Die Tier- chen verfangen sich mit ihren Bei- nen, Fühleni und Flügeln in der Gaze; ehe man es sich versieht, ist ein großer Teil, der sich freimachen konnte, auf leichten Schwingen und fiinken Beinen entwischt, ein anderer Teil wird durch das mühevolle Absuchen und Abheben von dem Stoff vielleicht noch so verletzt, daß er bald als „totes“ Futter figuriert und der Rest „lebendes“ ist nur klein. — Meine Anfrage nach einem entsprechenden Fangapparat im Briefkasten der „Nerthus“ vor einigen Jahren blieb unbeantwortet, ich habe nirgends von einem solchen gelesen; Herr A. Troschütz in Hannover stellte jedoch am Schluß seines Artikels in Heft 2 des laufenden Jahrgs. der „Blätter“ die Veröffentlichung seiner Fang- methoden in Aussicht. — Ich habe mir nun nach meinen Angaben einen Insektenfänger hersteilen lassen, den ich hier beschreiben und bildlich vorführen will (Fig. 2), zugleich bemerkend, daß derselbe viel- leicht noch verbesserungsfähig ist. Der Apparat besteht aus zwei Teilen: einem Fangnetz und einem Reservoir. An einem runden Drahtbügel von 18 cm Durchmesser, der in bekannter Weise mittelst einer Tülle an einem Stock (oder Schirm) befestigt wird, befindet sich das aus glattem dünnen Wachstuchstoff bestehende, etwas fiacher als sonst üblich und düten- oder trichterförmig gehaltene Netz a, dasselbe hat unten eine Öffnung von 5 cm Durchmesser, die von einem angenähten, ca. 12 mm hohen Blech- reifen b in gleicher Weite umschlossen wird. Dieser Reifen vermittelt durch eine Art sog. Bajonettverschluß, wie aus der Zeichnung er- sichtlich, in sehr schneller und sicherer Weise die Verbindung des Netzes a mit dem aus Blech gefertigten Reservoir g dergestalt, daß 2 sich gegenüber stehende Haken c, welche die Enden des geteilten Ringes d bilden, in die entsprechenden Öffnungen e des Ringes f passen und nach einer kleinen Drehung um den letzteren greifen. Das Reservoir besteht aus einem 4 cm hohen Zylinder g von dem Durch- messer, daß der Reifen b in seiner halben Höhe straff hineinpaßt. Ungefähr 5 mm vom oberen Rande dieses Reservoirs ist innen ein Blechtrichter h angelötet, der unten eine Öffnung i von ziem- lich 1^2 cm hat. Dieser Trichter ist also eigentlich die Fortsetzung des Netzes a. An dem Blech- zylinder g befindet sich unten wiederum ein Trichter k, der wieder in ein 2 cm langes, 1 ^2 cm weites Rohr 1 ausläuft, das in seiner ganzen Länge einfach durch einen Korkpfropfen m von unten geschlossen wird. Die gefangenen Tiere gelangen also aus dem glatten Netz a, welches ihnen keine Anhaltspunkte bietet, in den glatten Trichter h und durch das Loch i in das Reservoir g, aus dem es vorläufig kein Entrinnen gibt, denn es bliebe ihnen nur der Aus- weg i, den sie aber schwer gewinnen können. — Zu- erst war ich im Zweifel, ob ich das Reservoir nicht besser aus Glas (einer Flasche) oder Drahtgaze kon- struieren sollte, um eine Kontrolle über das Fang- ergebniszu haben; ich habe aber doch Blech vor- gezogen, um den Apparat gegen Stöße zu sichern. Will man sich zu Beginn des Fangs über das event. Kleine Mitteilungen. 185 Ergebnis orientieren, so steckt man vorlier in das Loch i einen Pfropfen, der das Weitergleiten der gefangenen Tiere in das Reservoir ver- hütet. — Die Entleerung des Apparats geschieht mm, indem mau den Propfen m heranszieht und die gefangenen Insekten in eine untergehaltene, entsprechend weithalsige Flasche gleiten läßt, die dann für den Transport mit einem durchlöcherten Propfen geschlossen wird. Bei besonders ergiebigen Exkursionen dürfte sich die Mitnahme mehrerer solcher Flaschen empfehlen. Der Ver- schluß resp. das Öffnen des Rohres 1 könnte an Stelle des einfachen Kork- pfropfens Ul noch etwas komplizierter gestaltet werden (Fig. 3), etwa so, daß eine im Innern des ersteren befindliche genau passende Blechscheibe p mittelst einer außen angebrachten kleinen Schraube oder Scheibe q nach Bedarf gedreht werden kann. Diese letztere kann gegen unbe- absichtigte Drehungen gesichert werden, wie ich es in Fig. 3 angegeben habe. Ladet bei einer Exkursion, die naturgemäß an warmen, hellen Tagen am erfolgreichsten ist, unterwegs eine Bierqnelle zur erwünschten East ein, so kann während derselben das Re- servoir g auch noch als selbsttätige Fliegenfalle Verwendung finden, wenn Gelegenheit hierzu vorhanden ist (Fig. 4). Zu diesem Zwecke stellt man dasselbe verkehrt, also mit dem kleinen Rohr 1 nach oben, auf ein paar Stück- chen Holz oder kleine Steine, mitten darunter legt man ein Stückchen Zucker oder Käse als Köder. Das Rohr 1 öffnet man, legt auf den daran angelöteten Ringen eine demselben ent- sprechend durchlochte genau passende, etwa 5 cm im Durchmesser große Bechscheibe o und stellt auf diese eine offene Flasche, mit dem Hals nach unten. Die Fliegen kriechen nun durch das Reservoir nach oben, nach dem Licht, und gelangen in die Flasche, die dann wieder mit einem durchlöcherten Pfropfen verschlossen wird. Zu diesen mehrfach erwähnten Flaschen kann man z. B. sehr gut solche mit aufschraub- barem Blechverschlnß, in denen Emser Salz, allerhand Cremes usw. verkauft werden, ver- wenden; der Verschluß läßt sich leicht durchlochen. Der Apparat ließe sich vielleicht auch zum Fangen von lebendem Fischfutter verwenden. In diesem Falle könnte am untern Ende des Rohres 1 eine kleine Drahtgazescheibe mittelst Verschraubung angebracht werden, durch welche das Wasser abfiießt. Ein schnelles Ziehen des, Wachstuchnetzes durch das Wasser wäre allerdings ausgeschlossen, das erstere ließe sich aber auch schneller trocknen, was für den Heimweg günstig ist. Dieser lusektenfänger hat sich bereits praktisch gut bewährt. Folgende Vorteile dürften noch für ihn sprechen: er ist billig, etwa für 1 — 1^2 M^k. herzustellen; die einzelnen Teile, Netz, Reservoir und Flaschen sind leicht mitzuführen; die Zusammensetzung der Teile läßt sich sehr schnell ansführen; er läßt sich unter allen Boden- usw. Verhältnissen nnd verschiedenartig anwenden. Be- merken will ich noch, daß sein Gewicht etwa 65 g beträgt. Vielleicht ist mit diesem kleinen Apparat eine Lücke in den Fanggeräten ausgefüllt; ich bitte Versuche damit anzustellen und über die Resultate und eveut. Verbesserungen, sowie über andere einschlägige Fangmethoden hier zu be- richten. — 4 kleine .Mitteilungen- Das neue Reptilienliaus der Schönbrunner Menag;erie. — Nach dem definitiven Zusammenbruch des Wiener „Vivariums“ hat eine öffentliche Schau- stellung von Reptilien, wie sie in dem Berliner Aquarium, den Zoologischen Gärten von Hamburg, Frankfurt a. M. und andern größeren Städten Deutschlands eingerichtet ist und das größte Interesse der Besucher erweckt, bisher keine Stätte in Wien gefunden. Nun hat der rührige und tatkräftige Inspektor Kraus (welchem die Kaiserliche Menagerie in Schönbrunn eine weitgehende Umgestaltung und Modernisierung verdankt, so daß sie derzeit mit Recht den größten deutschen Tiergärten an die Seite gestellt werden darf), im Straußenhaus eine lange Reihe von Käfigen installiert, welche sowohl an Geräumigkeit, als an innerer Ausstattung nichts zu wünschen übrig lassen und bereits zum Teile bevölkert sind. Von Eidechsen sind drei große, schöne Tejus (Tnpinambis teguixin), nebst einem jungen Exemplare, zwei Varanns hengalensis, von Schlangen ein großes und zwei junge Exemplare von Boa constrictor, ein halbwüchsiger Python molurus, ein großer, sehr schöner Python reticnlatus, ferner prachtvolle Exemplare von Spilotes piiUatus und Zamenis mucosus, von Batrachiern endlich zahlreiche Hornfrösche {Cerato- phrys cornuta) von prächtiger Färbung, etliche Pfeif- frösche {Lcptodactylns ocellatns) und schließlich auch einige Montezumafrösche {Rana Montezumac), eine seltene, dem Ochsenfrosch verwandte und kaum kleinere zentral- amerikanische Art) vertreten. Der Glanzpunkt der kleinen Kollektion, die sich — dank der sorgfältigen Pflege des Wärters Nowatschek — in trefflichem Gesundheitszustand befindet, ist die große Boa (Boa constrictor), ein Tier von seltenen Dimensionen und prachtvoller Zeichnung. Es wäre sehr zu wünschen, wenn die Inspektion auf dem betretenen Pfade trotz etwaiger Tierverluste (die im An- fänge oft abschreckend wirken, aber bei verständiger 186 V ereins-Nachrichten. Pflege sicli auf dieselben Zahlen herabdrücken lassen, wie bei anderen Wirbeltiergruppen) unentwegt weiterschreiten und namentlich den in Gefangenschaft sehr ausdauernden und ansehnlichen Echsen Metopocerus (Nashornleguan), Ctenosanra (Schwarzer Leguan), Iguana (grüner Leguan), ferner verschiedene Varamts- Arien, sowie den Eiesen- skinken aus den Gattungen Tiligua, Egernia, Irachysaurus, Macroscincus, welche gegenwärtig unschwer zu beschaffen sind, baldigst Obdach in dem neuen Eeptilienheim geben wollte. Herr Inspektor Kraus ist zu seinem Entschluß aber jedenfalls zu beglückwünschen. Dr. Franz Werner. Der Fluß- oder Rohrbarscli (Perca fluviatiiis L.) ist im Eaublisch-Aquarium mit einer der schönsten Fische, der sich hinsichtlich seiner Farbpracht getrost mit allen fremdländischen Barschen, die bisher eingeführt wurden, messen kann. Er verlangt indessen eine auf- merksamere Pflege als seine ausländischen Verwandten und stellt erhöhte Anforderungen an sauerstoffreiches Wasser. Bei richtiger Pflege hält er sich jahrelang gut im Aquarium. B. Österreichische Offiziere als Herpetologeu. — Zwei , ausgezeichnete Offiziere der k. u. k. Armee, Herr Major Otto Ritter v. Tommasini und Herr Oberleutnant Georg Conte Veith gehören zu den besten Kennern unserer Reptilienwelt. v. Tommasini ist durch seine ganz hervor- ragende Arbeit „Skizzen aus dem Reptilienleben Bosniens und der Herzegowina“, welche wichtige Beiträge zur Kenntnis der Verbreitung und Biologie der Reptilien des Landes bringt, wohl jedem Reptilienfreund, der sich mit den südeuropäischen Arten befaßt, wohlbekannt; gegenwärtig in Dalmatien in Garnison, hat er auch hier reiche Erfalirungen über Reptilien gesammelt. Er ist der Entdecker der Lacertä mosorensis in der Herzegowina. Conte Veith ist meines AV'issons nur mit einem kurzen Bericht über einen von ihm bei Friesack in Kärnthen gefundenen interessanten Sohlangenbastard ( Vipera herus X ammodytes) in die Öffentlichkeit getreten, aber ein ausgezeichneter Kenner der Biologie unserer einheimischen Schlangen, in erster Linie der Vipern. Er besitzt eine sehr schöne Sammlung von Spiritus - Präparaten von Schlangen, die er selbst innerhalb der Grenzen der Monarchie gefangen hat, worunter eine 91 cm lange Sand- otter aus Kärnthen und eine ganz schwarze Aeskulapnatter aus Ungarn nach der vorerwähnten Bastardotter die kost- barsten Stücke sein dürften. Dr. F. Werner. güct^erscl^au. Bade, Dr. E., Die mitteleuropäischen Süßwasser- fische. Ihre Naturgeschichte, Lebensweise und ihr Fang. 2 Bände mit 2 Tafeln in Farbendruck, einer zweifarbigen Tafel, 2 Schwarzdrucktafeln und 63 Tafeln in Photographie- druck (fast ausschließlich nach Aufnahmen lebender Fische) sowie über 250 Textabbildungen. Preis beider Bände 15 Mk. Verlag von Hermann Walter, Verlagsbuchhandlung, Ges. m. b. H., Berlin SW. 19. Mit wachsendem Interesse habe ich von dem Inhalt dieses neuen Badeschen Werkes Kenntnis genommen. Denn wenn ich auch anfangs glaubte, es handle sich um ein Buch, was weniger für Aquarienliebhaber geeignet und in der Hauptsache für Fischereiinteressenten bestimmt sei, so bin ich doch jetzt der Ansicht, daß das Buch für jeden, der sich für die einheimische Fischfauna interessiert, eine geeignete Lektüre sein dürfte; daß es aber keinen- falls in der Bibliothek derjenigen Vereine, welche die Pflege der einheimischen Fische in ihrem Programm haben, fehlen darf. In populärwissenschaftlicher Weise unterrichtet uns der Verfasse!’ über den anatomischen Bau, Form der Knochen und Schuppen, äußere Merkmale, Lebensweise, Zucht, Fang und Feinde der Fische. Der Text ist durch zahlreiche Abbildungen und durch viele, teils geradezu musterhafte Tafeln erläutert. Bezüglich der Nomenklatur hat der Verfasser folgendes Verfahren beobachtet: Voran stehen der allgemein gebräuchliche deutsche und wissen- schaftliche Name des Fisches, dann folgen die verschiedenen sonstigen deutschen Benennungen, dann fremde Trivial- nameu und zum Schluß weitere lateinische Namen anderer Autoren. — Einzelne Abhandlungen, wde z. B. die über den Bitterling, seine Zucht und die Wechselbeziehungen zwischen Bitterling und Muschel, habe ich noch nirgends so ausführlich gefunden wie hier. Ich glaube, das Buch wird auch unserer Sache seine Dienste tun und manchen Naturfreund für die Pflege einheimischer Fische inter- essieren. Johs. Peter, Hamburg. yEREINS'«W#r NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer^' der einzelnen V^ereine die volle Verantwortung. Verein der „Aquarien- nnd Terrarieufreiinde“ K1I Berlin. Vereinslokal: „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 13. April 1904. Die Sitzung wurde vom I. Vorsitzenden Herrn Schwieder um 9^/2 Uhr eröffnet; anwesend waren 36 Mit- glieder und 2 Gäste. Die Protokollverlesung der letzten Sitzung mußte wegen Nichtanwesenheit des I. Schrift- führers vertagt werden. Im Einlauf befinden sich die Kataloge der Firmen: Paul Matte, Lankwitz; Paul Schäme, Dresden; Jul. Reichelt, Berlin und C. F. Heinemann, Erfurt, sowie ein Schreiben des Herrn C. Bänder, welcher wegen Aufgabe der Liebhaberei seinen Austritt erklärt. Zur Aufnahme meldete sich Herr Arthur Sammler. Der vom I. Kassierer mitgeteilte Kassenbericht schließt mit einem Bestand von 99,67 Mk. — Darauf erhielt Herr Dr. Bade das Wort zu einem Vortrage über die Larve von Corethra plumicornis und verschiedener anderer niederer Wassertiere. Gleichzeitig gab dies Herrn Dr. Bade Gelegenheit, die im Vortrag erwähnten Tiere unter seinem Mikroskope stark vergrößert vorzuführen und verschaffte uns so einen interessanten Einblick in das Kleintierleben des Wassers. Nach Verteilung der Mitgliederlisten und Proben von Piscidin wurde die Frage erörtert, ob wir die neu erschienene „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“ als Vereinsorgan benutzen wollen und dem Vorschläge des Voi’standes, von der Benutzung als Vereinsorgau abzusehen, zugestimmt, da eine gleichzeitige Benutzung mehrerer Zeitschriften zur Zersplitterung führen würde und speziell die vorliegende nicht annähernd soviel bieten könne wie die bewährten „Blätter“. Doch mögen Mitglieder die „Wochenschrift“ zusagendenfalls privatim V ereins-N achrichten . 187 halten. — Aus dem Kreise der Mitglieder wurde gerügt, daß in den letzterschienenen „Blättern“ sehr wenig oder gar nichts über unsere Sitzungen enthalten sei und soll der abwesende I. Schriftführer angehalten werden, die Veröffentlichung der Protokolle regelmäßig und rechtzeitig zu bewirken. Dem Übelstand, daß die Verteilung der „Blätter“ in den Sitzungen die Mitglieder zu spät in Besitz derselben kommen, soll dadurch abgeholfen werden, daß sich die Leser die „Blätter“ gegen Erlag eines ge- ringen Portoaufschlags ins Haus schicken lassen. — Hier- auf gelangten 4 Paar Girardinus und mehrere Päckchen Samen von Nymphaea spec., Cyperus alternif. und Sagit- taria montevid. zur Verlosung. Herr Hamann stiftete seinen Gewinn von 1 Paar Girardinus zum Besten der Kasse und Herr Hampel stellte den gleichen Gewinn zur nochmaligen Verlosung zur Verfügung. Herr Paetz dedizierte 3 große Käscher zum Besten der Kasse, welche einen Gesamterlös von 6,70 Mk. brachten. Ebenso wurden von Herrn Hamann aus Verkauf diverser Pflanzen- samen 70 Pfg. der Kasse zugeführt. Für die Sammlung schenkte Herr Harnisch ein schönes Schleierschwanz- exemplar. Allen Spendern besten Dank. Zum Sonntag den 17. April wurde eine Exkursion nach Johannistal zwecks Erlangung der für die geplante Beobachtung der diversen Stichlmgsvarietäten und Libellenlarven not- wendigen Versuchsobjekte vereinbart. Schluß der Sitzung 121/2 Uhr. Sch. Sitzung vom 27. April 1904. Der I. Vorsitzende, Herr Schwieder, eröffnete die Sitzung um 91/2 Uhr und gab nach Begrüßung der er- schienenen Gäste dem I. Schriftführer das Wort zur Ver- lesung des Protokolls der Generalversammlung, sowie dem II. Schriftführer zur Verlesung des Protokolls der Sitzung vom 13. April. Nachdem ersteres anstandslos und das zweite mit einigen Abänderungen genehmigt war, berichtete Herr Schwieder über die am Sonntag, den 17. April stattgefundene Exkursion und Herr Hamann über den Verlauf der Verhandlungen betreffs der für 1905 geplanten Ausstellung der Deutschen Aquarien- Ver- eine. Vorweg bemerkte der Redner, daß die Ausstellung in der projektierten Form nicht zu Stande kommt, da die außerberlinischen Vereine eine ganz unerwartete Lauheit an den Tag legen. Von den ca. 50 benach- richtigten Vereinen haben im ganzen bisher nur etwa 14 geantwortet, hiervon über die Hälfte mit „nein“. Die zur Verfügung gestellten Gelder beti-agen 0,0. Einige dieser Vereine tragen Bedenken wegen des Ortes; Berlin sei nicht geeignet, besser erscheine ihnen Dresden. Da wir Berliner doch nun leider keine Ausstellung im schönen Dresden veranstalten können, müssen wir den eventuellen Verfolg dieser Anregung den Dresdenern überlassen. Das Komitee schlägt daher den hiesigen Vereinen eine Gesamtausstellung der Berliner Vereine vor. Der Verein nimmt mit Bedauern von dem geringen Interesse der auswärtigen Vereine Kenntnis und erklärt sich mit den neuen Vorschlag des Komitees im Prinzip einverstanden und die Herren Dr. Bade, Thätner und Hamann werden beauftragt, die weiteren Vorarbeiten in die Hand zu nehmen. Sodann erfolgte die Aufnahme des Herrn Arthur Sammler als Mitglied des Vereins. Nach der Pause kommt Herr Thätner auf die bereits in der letzten Vor- trags-Sitzung gerügte Nachlässigkeit in der Veröffent- lichung der Vereinsprotokolle zurück und bittet für die Folge um etwas Beschleunigung. Der Schriftführer lehnt die Verantwortung ab, da er die Protokolle rechtzeitig eingesandt habe, dem wird von Herrn Dr. Bade wider- sprochen. Die Protokolle seien seit November erst sehr spät und auch nur flüchtig ausgearbeitet eingesandt, so- daß dieselben oft erst dem I. Vorsitzenden zur Durch- sicht zugeschickt werden mußten. Zur Vermeidung des gerügten Übelstandes hat ja doch der Vorstand schon in der Vorstands-Sitzung vom 23. März die Verfügung getroffen, die Protokolle bis spätestens zum dritten Tage nach Verlesung der Redaktion zu übermitteln. Da der Schriftführer der Verfügung nicht nachkommen will, legt er sein Amt nieder. An seiner Stelle wird Herr Schulz gewählt, die Besetzung des dadurch frei werdenden Amtes des II. Schriftführers muß bis zur folgenden geschäft- lichen Sitzung vertagt werden, da sich unter den An- wesenden keiner bereit erklärt, das Amt zu übernehmen. Die bisher noch ausstehende Wahl des II. Vorsitzenden fiel auf Herrn Bertling, der das Amt annahm. Die unter anderen im Eragekasten gestellte Anfrage, welche Er- fahrungen die Mitglieder von der Wendorf’schen Spiritus- heizlampe gemacht hätten, wurde allgemein dahin beant- wortet, daß dieselbe in ihrer gelieferten Form zur Ver- wendung nicht sehr empfohlen werden könne. Zur Verlosung kamen 1 Paar Girard. caudim. und 1 Exem- plar des Werkes Dr. Bades Zimmeraquarium. Schluß der Sitzung 12-’/4 Uhr. Sch. Sitzung vom 11. Mai 1904. Der I. Vorsitzende Herr Schwieder eröffnete die Sitzung zum 9^/4 Uhr. Anwesend waren 26 Mitglieder. Bei Verlesung des Protokolls der Sitzung vom 27. April ergab sich, daß dasselbe in Bezug auf die Amtsnieder- legung des bisherigen I. Schriftführers die erforderliche Objektivität vermissen ließ, und die diesbezügliche Stelle wurde mit Genehmigung der Versammlung gestrichen, um statt ihrer die von Herrn Schwieder vorgeschlagene Fassung anzunehmen. Im Einlauf befanden sich eine Grußkarte des Herrn Kupczyk aus Leipzig, sowie ein Preisverzeichnis der Aquarienfabrik Albert Frank. Die Wahl des H. Schriftführers wurde bis zur nächstfolgenden Sitzung vertagt, da sich von den anwesenden Mitgliedern niemand bereit erklärte, das Amt anzunehmen. Herr Dr. Bade stellte den Antrag, an der Verlosung nur Mitglieder teilnehmen zu lassen, die in der jeweiligen Sitzung zugegen sind. Da nach früherem Beschluß Anträge nur in geschäftlichen Sitzungen zulässig sind, wurde über die Dringlichkeit des Antrages abgestimmt und nach Zustimmungserklärung der Versammlung die Debatte über den Antrag eröffnet. Der Antragsteller begründete ihn mit den Schwierigkeiten und Umständen, die dem Vorstande daraus erwüchsen, die verlosten Gegenstände ihren Gewinnern zuzustellen. Ferner sei ja auch der Hauptzweck der Verlosung, die Teilnahme an den Sitzungen zu heben, und dieser Zweck sei durch das Verfahren illusorisch. Der Antrag wurde mit 23 gegen 2 Stimmen angenommen. Herr Westphal stiftete für die Bibliothek „Das Süßwasseraquarium und das Leben im Süßwasser“ von K. G. Lutz, sowie die in letzter Sitzung gewonnenen Girard. caudim. zur Auktion zum Besten der Kasse upd 1 Paar Paratilapia multicolor zur Verlosung. Die Versteigerung ergab 3,35 Mk. Zur Verlosung gelangten noch 3 Paar zuchtfähige Makropoden. Für das Einbinden der vorjährigen „Blätter“ empfahl Herr Timmermann einen Buchbinder, der sich bereit er- klärt hatte, dasselbe zum Preise von 75 Pfg. zu über- nehmen. Herr Hampel zeigte seine noch in Arbeit be- findliche Spiritusgas-Heizanlage, welche er nach Fertig- stellung und weiteren Verbesserungen, betreffs der Regulierung, offiziell vorzuführen versprach. Der Vor- schlag des Herrn Timmermann zu einem gemeinschaft- lichen Besuch des „Berliner Aquariums“ am 3. Pfingst- feiertag konnte infolge zu geringer Teilnahme leider nicht zur Ausführung gebracht werden. Die unter anderen im Fragekasten aufgeworfene Frage, worauf die große Sterblichkeit der jungen Brut von Makropoden zurückzuführen sei, wurde dahin beantwortet, daß die Hauptursache in dem Temperaturwechsel zu suchen sei, wenn die Aquarien dem starken Sonnenlicht ausgesetzt werden. Es tritt in diesem Falle durch die Steigerung der Temperatur ein vermehrtes Sauerstoffsbedürfnis für die Fischbrut ein, welches von den Pflanzen nicht be- friedigt werden kann. Es ist beobachtet worden, daß beschattete Aquarien eine weit geringere Sterblichkeit der Brut aufwiesen. Schluß der Sitzung 12^/4 Uhr. Pr. Schulz. „Triton“, V erein für Aquarien- und Tei’rarien-Kunde zu Berlin. (EingeHagener Verein.) Vereinslokal: Restaurant Örtler, Karlstraße 27. 2. ordentliche Sitzung am Freitag, den 6. Mai 1904. In der Tagesordnung für die 2. ordentl. Sitzung ist ein Druckfehler zu berichtigen, indem Herr A. Duß-Essen seine Aufnahme als ordentl. Mitglied beantragt hat. In der Vorstandssitzung vom 29. April sind als außerordentl. Mitglieder aufgenommen die Damen: Baroneß von Krauß- Augsburg und Frau Dr. M. Ziegeler-Spandau, sowie die Herren C. Berk-Frankfurt a. M., H. D. K. Boll-Lütjenburg und A. Schaedel-Kiew. — Der I. Vorsitzende gibt einen kurzen Bericht über den Stand der Vorbereitungen für 188 V ereins-Nackrichten. die im Jahre 1905 geplante Ausstellung, aus welcher zu entnehmen ist, daß der „Triton“ infolge der Unlust seiner Mitglieder die Ausstellung zu beschicken, wohl von einer Ausstellung im allgemeinen wird absehen müssen. Trotz- dem wird sich der Verein an der Ausstellung beteiligen, wie auch von den Vertretern in der gemeinschaftlichen Sitzung der Berliner Aquarienvereine zugesagt wurde. Zu erwähnen ist noch, daß in letzter Zeit Zweifel ent- standen, ob der erste in der Gartenlaube erschienene, die Aquarienkunde in Deutschland begründende Aufsatz von Roßmäßler herstamme oder nicht. Die Vereine werden 1905 das 50jährige Jubiläum, aber vielleicht erst 1906 eine Koßmäßler-Feier veranstalten können. — Der vom Kassenführer für den Monat April erstattete Kassen- bericht schließt mit einem Saldo von 5350,94 Mk. zu Gunsten des Vereins. Hierbei ist zu bemerken, daß der Saldo noch etwas herabgehen wird, da die Glashausgelder noch nicht ganz zurückgezahlt sind, soweit sie nicht von den Spendern dem Verein zur Verfügung gestellt wurden. — Am Sonntag, den 3. Mai hat der Jfrühjahrs-Pflanzen- versand stattgefunden, welcher wieder sämtlichen Vor- standsmitgliedern nebst Damen während eines ganzen Nachmittags Beschäftigung gegeben hat; galt es doch gegen 70 Bestellungen zu erledigen. Hoffentlich ist es uns gelungen, allen Wünschen gerecht geworden zu sein. Hierbei möchten wir noch bemerken, daß der Pflanzen- versand in Zukunft sich wesentlich anders gestalten wird, als bisher. Da wir unser gemietetes Glashaus aufgegeben, haben, so werden wir jetzt, um nicht gar zu große Un- kosten zu haben, ganz besonders auf die liebenswürdige Mildtätigkeit unserer Mitglieder angewiesen sein. Es würde sich daher vielleicht empfehlen, um die Kräfte nicht unnütz zu zersplittern, daß jedes Mitglied, sofern es die Freundlichkeit haben will, sich mit der Kultur von möglichst nur 1 oder 2 Pflanzen besonders beschäftigte und dann seinen Vorrat dem Vorstand zum Pflanzen- versand zur Verfügung stellte. — An der kürzlich hier stattgefundenen Gartenbau-Ausstellung hatten sich auch zwei von unseren Mitgliedern, die Herren Hesdörffer und Preuße beteiligt, ersterer mit einem heizbaren, sehr an- sprechend eingerichteten feuchten Terrarium und zwei Aquarien, letzterer mit einem reizenden Terra- Aquarium und einigen im üppigsten Pflanzenwuchse prangenden Sumpfaquarien. Beide Herren sind mit wohlverdienten Preisen bedacht worden. — Im Einlauf befinden sich Grußkarte von unserm auf einer Reise nach Kamerun befindlichen Mitgliede Herrn Dr. Schnee von Bord des Dampfers „Eleonore Wörmann II“, Arbeitsplan für Mai der Deutschen Gesellschaft für volkstümliche Naturkunde, Rezensionsexemplar des neuen Werkes: „Die Fischwaid“ von Skowronneck, Anzeige des „Österreich. Fischerei- Ver- eins“ betr. Fischverkaufstag in Wien. — „Prometheus“ Nr. 756 bringt einen Aufsatz über den Winterschlaf von Reptilien und Fischen von Walter Schoenichen, in welcher besonders der Kreuzotter und des Karpfens Erwähnung getan wird. Kreuzottern findet man gelegentlich in einer Anzahl von 15 — 25 Stück dicht beieinander unter alten, halbvermoderten Erlen- und Birkenstümpfen. Karpfen suchen die tiefsten Stellen ihres Wohngewässers auf, wühlen dort den Boden in Gestalt eines Kessels locker auf und legen sich dicht aneinander wie die Heringe in einer Tonne. Der Verfasser kommt zu der Erwägung, daß die Verkleinerung der Körperoberfläche für die Winterschläfer nicht ohne Bedeutung sei. Lagere eine größere Anzahl von Tieren dicht beieinander, so sei naturgemäß die Ober- fläche des so gebildeten Gesamtkörpers erheblich kleiner, als die Summe der Oberflächen all der Einzeltiere, die jenen Gesamtkörper zusammensetzen. Wenn also auch sicherlich der Mangel an geeigneten Schlupfwinkeln viel- fach der Grund sein möge, daß Tiere gesellschaftlich über- wintern, so sei andererseits nicht zu verkennen, daß viel- fach bei den Winterschläfern ein direkter Hang zu ge- meinschaftlicher Überwinterung bestehe. Eine Erschei- nung, die man gewiß als eine äußerst zweckmäßige An- passung wird bezeichnen müssen. — Zur Vorzeigung ge- langt ein von der Firma Umbreit & Matthes zur Ver- fügung gestellter elektrischer Springbrunnen; die Firma bemerkt hierzu, daß sie den in Nr. 12 von „Natur und Haus“ erwähnten Brief nicht erhalten habe, sonst hätte sie schon früher unserm Wunsche gern entsprochen. Ein definitives Urteil läßt sich natürlich aus der einmaligen Probe nicht bilden, soviel aber läßt sich sagen, daß das Ganze für nicht zu große Aquarien brauchbar erschien; der kleine Elektromotor rief einen ca. ®/4 m hohen Wasser- strahl hervor. Um die Kosten festzustellen, die der Be- trieb verursacht, wird der Verein ein Cupron-Element beschaffen, während unser Mitglied Herr Jäck sich in liebenswürdiger Weise bereit erklärt hat, einen Motor mit Pumpe zur Verfügung zu stellen. — ■ Herr Dr. Schnee hat für die Bücherei eine von ihm verfaßte Abhandlung über: „Darwinistische Studien auf einer Koralleninsel“ gestiftet. - — Zur Vorzeigung und zum Verkauf gelangten vom Verein importierte Psammodromus hispanicus, während zum Schluß der Sitzung die übliche Versteigerung von Wasserpflanzen stattfand. F. Gehre, I. Schriftf. 3. ordentliche Sitzung am Freitag, den 20. Mai 1904. In Abwesenheit des durch Familientrauer am Er- scheinen behinderten Herrn Dr. Ziegeler eröffnete der II. Vorsitzende die Sitzung und begräßte die Mitglieder und die zahlreichen Gäste. Der Leiter des Tierversands gab einen kleinen Überblick über die Erledigung der auf unser Angebot vom 6. Mai eingegangenen Bestellungen auf Fische und Terrarientiere. Das Angebot wurde hauptsächlich von unsern auswärtigen Mitgliedern in so reichem Maße benutzt, daß in bezug auf einige Fische die etwas verspätet eingegangenen Bestellungen leider nicht mehr berücksichtigt werden konnten, trotzdem der Vorrat an den einzelnen Fischsorten ein ziemlich großer war. Auch einige ebenfalls etwas verspätet eingegangene Bestellungen auf Terrarientiere konnten bis jetzt noch nicht erledigt werden, da der erste Import bereits in wenigen Tagen vergriffen war, und der neue noch nicht eingegangen ist. Aus der vorliegenden Literatur gelangten einige Artikel zur Verlesung resp. Besprechung. Heft 16 von „Natur u. Haus“ bringt eine Beschreibung und Mitteilung über die Fortpflanzung von Polyacanthus cupanus] Dr. Roth-Zürich läßt eine Fortsetzung seiner „Beiträge zur Kenntnis der ektoparasitären Fischkrank- heiten“ folgen. Die „Blätter“ bringen in Heft 10 eine kurze Beschreibung einer Schönechse, Calotes crista- tellus, deren Abbildung uns leider keine Vorstellung von der Farbenschönheit dieser reizenden Echse gewährt. Dem vom Verfasser zum Schluß geäußerten Wunsche können wir nur unsere vollste Zustimmung zollen, wie es ja überhaupt wünschenswert wäre, wenn sich unsere Importeure etwas mehr bemühten, neue Echsen, von denen doch noch so viele nicht schwer zu erlangende das Entzücken der Liebhaber erringen könnten, in den Handel zu bringen. Die betr. Herren würden sicherlich von Seiten der Liebhaber großen Dank und reichlichen Lohn für ihre Mühe ernten, vorausgesetzt natürlich, daß sie in ihren Ansprüchen bezüglich der klingenden Münze nicht maßlos, sondern mit einem angemessenen, be-' scheidenen Nutzen zufrieden sind. Wie aber die Lieb- haber von sog. Importeuren, man kann direkt sagen, „übers Ohrs“ gehauen werden, dafür möge folgender Fall dienen, welcher kürzlich einem unserer Mitglieder passiert ist. Der betr. Herr bestellte bei einem Importeur A ein Tier und sollte dafür 10 Mk. zahlen. Einige Tage später sieht er dasselbe Tier bei einem Händler B, welcher es von den Importeur A bezogen hatte, und erhält es dort zu seinem größten Erstaunen für 5 Mk., wobei Händler B. doch auch noch verdient hat; also aus zweiter Hand kauft man demnach um die Hälfte billiger als wie direkt vom Importeur. Wenn auch ein Importeur einem Händler billigere Preise als einem Liebhaber macht und machen muß, so halten wir das wohl für gerechtfertigt, aber wenn er dem Liebhaber wie in dem angeführten Palle, mindestens doch 6 Mk. mehr abnehmen will, so kann man unserer Ansicht nach einen derartigen Betrieb nicht mehr reell nennen. Es steht nur dringend zu hoffen, daß die Liebhaber einem solchen Händler nicht, wie Dr. Krefft sagt, „mit wett- eifernder Kauffreudigkeit danken“, sondern daß „sie sieh schönstens für ihn bedanken“, wie der Berliner sagt. Auf den in No. 7 der „Wochenschrift für Aquar. u. Terrar.-Kunde“ beschriebenen Behälter zur Aufbewahrung lebenden Fischfutters wollen wir noch aufmerksam machen. Derselbe ist billig herzustellen und leistet sehr gute Dienste. Die „Deutsche Zeitung“ brachte unter dem 19. Mai d. J. folgenden Artikel über die Wirkungen Vereins-Nachrichten. 189 der Dunkelheit; „Über die Wirkung der Dunkelheit auf die Tiere hat der französische Forscher Armand Vire kürzlich sehr interessante Versuche in dem biologischen Laboratorium der Katakomben unter dem .lardin des Plantes io Paris angestellt. Dieses Laboratorium besteht aus zwei Teilen. In dem unterirdischen, der in den Katakomben selbst liegt, hält man gewisse Tierarten ständig in der Dunkelheit; in dem anderen Teil dagegen, der im Freien liegt, -wohnen in einem Aquarium die unterirdischen Tiere, damit man an ihnen studieren kann, wie sie sich im Licht verhalten, nachdem sie in der Dunkelheit gelebt haben. Es handelt sich be- sonders um Krustentiere, froschartige Tiere und verschiedene Fischarten. „La Kevue“ berichtet nun über diese Versuche: An einem von Vire beobachteten Fisch zeigte sich eine eigentümliche Erscheinung. Nach einem fünfjährigen Aufenthalt im Dunkeln hatten sich die Augen eines Aales um das Doppelte vergrößert. Eine ähnliche Beobachtung machte Eudes Deslongchamps im Jahre 1831 an einem auf dem Grunde eines Teiches gefangenen Aal. Noch eine andere interessante Beob- achtung wurde im Laboratorium gemacht, daß die an- halt ende Dunkelheit dieLänge desFisches beeinträchtigt. Diese Veränderung wurde am Goldkarpfen wahrgenommen. Sechs brachte man in die Katakomben und sechs andere in ein dem Lichte ausgesetztes Aquarium. Alle wurden auf gleiche Weise ernährt. Nach zwei Jahren ergab es sich nicht nur, daß die sechs im Dunkeln gehaltenen an Stelle der ursprünglichen roten eine helle rosa Farbe an- genommen, sondern auch, daß sie um die Hälfte kleiner geworden waren, während die andern die ursprüngliche Größe und die lebhafte Farbe behalten hatten. Vire hat die Absicht, dieselben Versuche mit Säugetieren anzu- stellen. Das unterirdische Laboratorium müßte zu diesem Zweck allerdings mit guten Ventilationen zur Erlangung der nötigen frischen Luft versehen werden.“ Sollten etwa die um die Hälfte kleiner gewordenen Fische einen ver- späteten Aprilscherz darstellen? Eine von uns an das biologische Laboratorium gerichtete Anfrage wird hoffent- lich die nötige Aufklärung bringen. — Unser Mitglied Herr ßöben-Bremen ist gern erbötig, Aalbrut zu besorgen; Interessenten wollen sich direkt an ihn wenden. — Für die Bücherei wurde angeschafft: Boulenger: Catalogue of the Lizards in the British Museum. — Unser Mitglied Herr Ebert teilte mit, daß er in der von ihm geleiteten Klasse ein Schulaquarium eingerichtet habe, welches von seinen Zöglingen täglich mit stets neuem Interesse be- trachtet werde. Die Kinder wetteifern ordentlich mit- einander in der Versorgung des Aquariums mit Tieren und Pflanzen und bringen dabei oft recht interessante Sachen mit; so überreichte neulich ein Knabe dem Herrn Lehrer u. a. ein merkwürdiges Ding, welches er in einem Pfuhl auf Pankower Gebiet gefunden hatte, und welches sich als die keimende Frucht von Tra^ja natans erwies. — Herr Metzdorff zeigte eine Wasserpflanze vor, welche er vor 2 Jahren im Schwarzwald in einer Höhe von un- gefähr 700 m gefunden hatte. Im ersten Jahre war das Wachstum nur sehr gering, während sie im zweiten Jahre zu wuchern begann. Der äußere Bau dieser Pflanze gleicht dem des Hornkraut, nur ist sie zierlicher und die Abstände zwischen den einzelnen Blattquirlen sind be- deutend größer; der Name war keinem der Anwesenden bekannt. — Herr Diewitz zeigt seinen kräftig entwickelten Leopardfrosch, Herr Gehre zwei ausnahmsweise schöne Exemplare von Zamenis viridiflams (Zornnatter) und Coluher quadrilineatus (Leopardennatter) vor. — Für die nun folgende Versteigerung hatten einige Herren in liebenswürdiger Weise kräftig gesorgt, besonders sei ein von Herrn Preuße gestiftetes Exemplar einer neuen sehr zierlichen Wasserpflanze Isoetes setaceiim erwähnt, welche bis jetzt im Handel nur sehr schwer erhältlich ist. F. Gehre, I. Schriftf., Berlin N. 4, Invalidenstr. 23. ,^eros“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg. Vereinslokal: „Krokodil“, Weintraubenstr. Sitzung vom 12. April 1904. Anwesend 18 Mitglieder. Im Einlauf: Zeitschriften und Briefe der Herren E. Bartsch-Suhl und A. Hopfinger- Nürnberg, welche um Zusendung der Vereinspapiere er- suchen. Unser Herr Pröbster-München teilt mit, daß seine beiden Scheibenbarsche (Mesogonistius chaetod(m) bis Anfang März gut ausgehalten haben und nun plötzlich eingegangen seien, trotzdem ihnen immer 18® R. Wasser- wärme zur Verfügung stand. Herr Pröbster ist der An- sicht, daß diese Fische kein warmes Wasser beanspruchen, dafür aber nur lebendes Futter. Diese Ansicht ist nach unseren Erfahrungen die richtige, denn die Scheiben- barsche vertragen viel leichter niedere Temperatur, wie hohe; von 11 Stück Jungfischen dieser Art, die hier im „Heros“ gepflegt werden, ist nicht ein Stück eingegangen, trotzdem manche hie und da einer Temjjeratur von 8® C. ausgesetzt waren. Im Futter sind sie allerdings etwas sehr wählerisch, da sie lieber hungern, als wie Trocken- futter annehmen. Einigen Herren ist es aber doch ge- lungen, die Scheibenbarsche an fein gehackten Regenwurm zu gewöhnen. — Seitens der gelegentlich der Roßmäßler- Feier zur Abhaltung einer „Allgemeinen Ausstellung der Aquarien- u. Terrarienvereine“ vereinigten Berliner Ver- eine ist ein Schreiben eingelaufen, welches uns auffordert, an der Ausstellung teilzunehmeu, bezw. uns darüber zu äußern. Obwohl wir nun sehr für Abhaltung einer „Roßmäßler-Feier“ eintreten, sind wir leider nicht in der Lage, uns an der projektierten Ausstellung beteiligen zu können, nachdem unsere Mitglieder schon im August 1904 gelegentlich der hiesigen Ausstellung stark in Anspruch genommen werden. Auch die große Entfernung und die damit verbundenen bedeutenden Kosten für Hin- und ßückschaffung von Behältern, Tieren und Apparaten usw. dürften manche Liebhaber abhalten, das Projekt zu unter- stützen. Bezüglich der Roßmäßler-Feier wurde beschlossen, dieselbe im hiesigen Kreise durch Vortrag, Konzert usw. durchzuführen. — Ein von Herrn Brüning eingelaufener Brief gelangt durch den II. Vorsitzenden zur Verlesung und Besprechung. Nach kurzer Debatte wurde zur Tages- ordnung übergegangen. — Die Entfernung der „Hydra“ (Süßwasserpolyp) aus dem Aquarium, die gewiß schon manchem Liebhaber große Sorge bereitete, betreibt Herr Fischer auf folgende einfache und radikale Weise. Das betr. Aquarium wird so weit entleert, daß sieh die Pflanzen noch unter Wasser drücken lassen. Hierauf gießt man eine ganz leichte Formollösung (von 2®/o Lösung je 1 Eß- löffel auf 1 Liter Wasser) in das Aquarium und drückt die Pflanzen behutsam auf und nieder. Nach 3 Minuten wird dieses Wasser abgezogen, mehrmals durch frisches ersetzt und dann das Aquarium wieder vollgefüllt. Die Polypen sind dann verschwunden, die gerbende Wirkung des Formol hat die zarten Tierchen rasch getötet, während die Pflanzen in dieser Zeit nicht den geringsten Schaden nehmen. — Verschiedene Versuche zur Vertreibung der Fettschicht auf dem Wasser werden bekannt gegeben, doch muß vorläufig noch weiter beobachtet werden, um bestimmtes berichten zu können. — Zur Einstellung in die Bibliothek gelangten die Werke: „Das Herbaxäum“ von Hempel; „Das Leben der Tiefsee“ von Marshall; „Der Aquarien-Liebhaber“ von Schmitz. Als Geschenk wurden dem Verein von Herrn Schulz in eleganter Ver- packung 1000 Stück Couverts mit Aufdruck versehen gespendet, wofür bestens gedankt sei. — Ein zum Schlüsse eingebrachter Antrag, die Sitzungen in Zukunft alle 8 Tage abzuhalten, wurde einstimmig angenommen. Sitzung vom 19. April 1904. Eröffnet wurde dieselbe durch den 1. Vorsitzenden um 9 Uhr. Anwesend 22 Mitglieder. Im Einlauf be- finden sich Briefe der Vereine: „Hottonia“-Darmstadt; „Aquarienfreunde“-Stuttgart und „Nymphaea alba“-Berlin. Letzterer Verein bedauert lebhaft, daß es uns nicht möglich ist, die Ausstellung beschicken zu können. — Unser Mit- glied Herr Pharmazeut G. Brunhübner in Neumarkt i. 0. wirft in einem längeren Schreiben die Frage auf. ob es nicht möglich wäre, daß die Erde im Aquarium ganz in Wegfall kommen könnte, wenn, wie es bereits mit Land- pflanzen erprobt ist, entsprechender Kunstdünger in An- wendung käme. Herr Brunhübner stellt seinen Besuch für nächste Zeit in Aussicht und sollen dann diesbezüg- liche Experimente gemacht werden. Ob bei Anwendung solcher Kunstmittel die ins Aquarium gehörenden Fische nicht in Mitleidenschaft gezogen werden, bleibt allerdings noch zu bezweifeln. — Mit einem hochinteressanten Vor- trag über „Liebesieben, Laich- und Brutpflege des Stich- lings“ erfreut uns Herr Fahrenholtz. Redner verstand es, seine mehrfach gemachten Erfahrungen und Beob- 190 V ereins-N achrichten. achtungen in vorzüglicher Fassung zu Gehör zu bringen und erntete auch seitens seiner dankbaren Zuhörer reichsten Beifall. — Auch Herr Bergmann hatte die Liebenswürdigkeit, uns mit einer höchst interessanten Schilderung über: „Zucht und Ausbeute des Salm im Westen Nordamerikas“, sowie über die großartige Vege- tation dortselbst, zu erfreuen. Seitens des I. Vorsitzenden wurde den beiden Vortragenden herzlichster Dank aus- gesprochen. — Der in No. 14 der Zeitschrift „N. u. H.“ Seite 220 enthaltene Aufruf zur Unterstützung des früheren ßeisedieners Alex. Humboldts, Herrn Fr. Liedtke, gelangte seitens des Vorsitzenden zur Verlesung und hatte den Erfolg, daß durch eine vorgenommene Sammlung der Betrag von 10,20 Mk. erzielt wurde, welcher alsbald an Herrn Zahnarzt C. Hartmann-Münster abgesandt wurde. Sitzung vom 26. April 1904. Anwesend 21 Mitglieder. Der I. Vorsitzende begrüßt Herrn Kaufmann G. Tischer als neues Mitglied und weist dann anschließend darauf hin, daß es am 20. ds. 6 Jahre waren, daß im gleichen Lokal der Verein gegründet wurde. In der weiteren erfreulichen Entwicklung des Vereins gewidmetes „Gut Lurch“ wurde seitens der Anwesenden begeistert eingestimmt. — Über die völlige Wertlosigkeit des Streichens mit Schellack im Aquarium äußerte sich Herr Fischer und sprach zugleich seine Verwunderung darüber aus, daß die Anwendung dieses Mittels immer noch in Fachblättern und Büchern empfohlen wird. Wenn die Kittfalze gestrichen werden müssen, dann ist doch ent- schieden Emaillelack vorzuziehen. Aus einer sich hierüber entspinnenden Debatte geht gleichfalls hervor, ' daß Schellack das ungeeignetste Mittel ist, Kittfalze zu be- streichen. Herr Seitz empfiehlt als besonders gut die Anwendung des farblosen Zaponlack, welcher rasch trocknet und äußerst dauerhaft ist. — Herr Lutz berichtet über zwei gemeinsam mit Herrn Siedow unternommene Exkursionen an die Ziegelsteiner, bezw. Dachsendorfer Weiher und legt dann nebst verschiedenen Vorgefundenen Pflanzen auch die betreffenden Fundbogen vor. — Ver- schiedene Weiher, welche Daphnien, sowie Calla palustris, Biccia fluitans, Hottonia palustris, Isoetes lacustris usw. aufweisen, werden von verschiedenen Herren bekannt ge- geben. — Von der Firma Henkel bezogene Pflanzen werden an die Besteller abgegeben, über die Qualität der Pflanzen herrscht einstimmiges Lob. — Herr Job. Laar hatte die Güte, eine Anzahl Knollen von Sagittaria macrophylla, Sag . japonica, Sag. lancifolia usw. zu spenden. Dieselben fanden bei dem billigen Preis von 30 Pfg. pro Stück raschen Absatz, der eingenommene Betrag von 2,40 Mk. wurde der Büchse zugewiesen. Auch Herr Seitz schloß sich den Spendern dadurch an, daß er je ein Aponogeton distachyus und Ap. distach. grandiflora ver- kaufte und den Erlös mit 1,50 Mk. der gleichen Kasse übergab. — Zum Schlüsse gelangten zwei kleine Pakete, welche ein auswärtiges Mitglied aus Anlaß der sechs- jährigen Wiederkehr der Vereinsgründung gestiftet hatte, zur Verlosung. Als Inhalt entpuppten sich zwei Brief- beschwerer, welche in Porzellan je einen Frosch dar- stellten, der, gemütlich rauchend und Zeitung lesend, auf einem kleinen Topf saß. Die Einnahme aus dieser Ver- losung betrug 4,20 Mk. und sei, zusammenfassend für alle zu dieser Sitzung gespendeten Gegenstände, den ver- ehrlichen Herren hiermit nochmals herzlichster Dank aus- gesprochen. F. Sitzung vom 3. Mai 1904. Eröffnung derselben um 9 Uhr. Anwesend 19 Mit- glieder. Im Einlauf befindet sich außer den verschiedenen Zeitschriften die Anmeldung des Herrn Lehrer Hans Zippelius in Sachsen bei Ansbach, sowie ein Brief des Opernsängers Herrn H. Steffens-Frankfurt a. M. Dieser Herr ersucht um Abgabe einiger der im Vereinsbericht vom 23. Februar erwähnten Lämpchen, welchem Wunsche unsererseits gerne entsprochen wird. — Aus den Zeit- schriften werden verschiedene einschlägige Artikel ver- lesen und besprochen. — Uber „Laichabgabe und Ent- wicklung des Triton älpestris“ berichtet Herr Siedow. Kedner hat den Vorgang der Laichabgabe beobachtet und betont, daß man es diesen Tieren gar nicht Zutrauen sollte, mit welcher Inbrunst sie ihrer Fortpflanzung ob- liegen. Eine sonderbare Beobachtung machte auch Herr Siedow darin, daß das alpestris-W eihchen alle Eier, statt wie bisher angenommen, zwischen Blätter, einfach auf ein Brettchen legte, das in einer Ecke im Aquarium, mit dem Wasserspiegel gleich, angebracht war. Das betr. Aquarium ist aber gut bepflanzt und weist Schwimmblätter in großer Zahl auf. Der Vortragende berichtet dann weiter über die Entwicklung der Larven, zu welchem Zweck ein genaues Verzeichnis geführt wurde und zeigt dann einige dieser winzigen Tierchen vor, zugleich deren Nahrungsbedingungen zur Aufzucht besprechend. All- seitiger Dank lohnte den Bedner für seine sehr inter- essanten Mitteilungen. — Zur Vorzeigung und Abgabe gelangten ferner durch Herrn Fahrenholtz eine Anzahl Argyroneta aquatica (Wasserspinne), welche in ihren silber- glänzenden, zwischen grünen Pflanzen sitzenden Luft- schlössern einen reizenden Anblick gewährten. — Mit einer weiteren Vorzeigung erfreute uns Herr Bonnen- berger, der einen nicht minder originellen Burschen, der zwar nicht in das Gebiet unserer Liebhaberei gehört, aber doch für jedermann interessant ist, zur Ansicht brachte. Es ist dies ein Ameisenlöwe, über dessen Leben und Treiben gleichfalls Herr Bonnenberger eine längere Be- schreibung zur Verlesung brachte. — Unsere zum Zwecke des Besuches des V. Verbandstages in Berlin errichtete ßeisekasse erfährt nun, da der ..„Heros“ inzwischen aus dem Verbände geschieden, eine Änderung. Es soll im Anschluß an die im nächsten Jahre dahier stattfindende Roßmäßlerfeier eine ßeise nach Frankfurt a. M. (Zoolo- gischer und Botanischer Garten, Palmenhaus usw.), Darm- stadt (Besuch der „Hottonia“ und Firma Henkel), dann retour über Heidelberg stattfinden. Dieser Antrag findet allgemeine Zustimmung. — Zur Gratisverlosung gelangten eine Anzahl Futterrahmen, Lämpchen und 3 Bufo varia- hilis. F. Sitzung vom 10. Mai 1904. Die Herren Latz und Knauer haben sich Sumpf- Aquarien zugelegt und berichten über die äußerst billige Anfertigung der Kästen hierzu. Eine feste Holzkiste wurde mit starkem Zinkblech ausgeschlagen und verlötet. Diese Behälter zweckentsprechend eingerichtet und vor das Fenster gestellt, mache» auf den Beschauer einen hübschen Eindruck und bereiten dem Besitzer durch üppiges Gedeihen der Pflanzen viele Freude. Dem ge- gebenen Beispiele wollen sich noch mehrere Herren an- schließen und sich ebenfalls solch billigen und doch schönen Genuß verschaffen. Da außerdem die Kästen mit Stichlingen bezw. Bitterlingen besetzt sind, so wirken sie doppelt anziehend. — Herr Lutz hat gleichfalls die Fortpflanzung des Triton alpestris beobachtet und macht hierüber eingehend Mitteilung. Herr Siedow, welcher bereits in letzter Sitzung dieses Thema behandelte, zeigt wieder in ihrer Entwicklung fortgeschrittene Larven vor. Triton alpestris sind, den eingelaufenen Fundbogen zu- folge, hier in sehr großer Anzahl vorhanden und werden an diesbezügliche Liebhaber gerne gratis behufs Aus- setzung geliefert, desgleichen auch Bufo cälamita (Kreuz- kröte) und Bombinator pachypus (gelbbauchige Unke). Dagegen wäre uns Abgabe der Bombinator igneus (rot- bäuchige Unke) sehr erwünscht. — Uber den Verlauf einer von mehreren Mitgliedern unternommenen Exkursion mittelst Rad nach Rupprechtstegen berichtet Herr Lutz. Mehrere sehr schöne^Exemplare Hippuris vulgaris (Tannen- wedel), von dieser Exkursion durch Herrn Siedow mit- gebracht, werden zu Gunsten der „Büchse“ abgegeben. — • Als Geschenk übergibt Herr Intendantur-Registrator Gailhuber eine vorzüglich ausgeführte Karte von Nürn- berg-Fürth-Erlangen. Dieselbe wird auf Leinwand ge- zogen und steht im Vereinslokal zur Verfügung der Mit- glieder. Den Spendern besten Dank. F. Sitzung vom 17. Mai 1904. Unter freundlicher Begrüßung der Anwesenden er- öffnet der 1. Vorsitzende die Sitzung um 9 Uhr. Er- schienen sind 18 Mitglieder; um Aufnahme in den Verein ersucht Herr Apotheker Adolf Kinkelin, Sulzbacherstraße; aufgenommen wurden die Herren stud. med. Karl Heuner in Erlangen und Lehrer Hans Zippelius in Sachsen bei Ansbach. — Im Einlauf befindet sich außer „Natur und Haus“ Heft 16 und „Nerthus“ Heft 10 ein von der „Gesell- schaft der Naturfreunde Kosmos“ in Stuttgart übersandtes Probeheft der von dieser Vereinigung heransgegebenen Zeitschrift, ferner ein Brief des Herrn H. Steffens-Frank- furt a. M., enthaltend Dank und Bitte um weitere Uber- V ereins-Nachrichten 191 lassung einer Anzahl Lämpchen, welche ihren Zweck voll- ständig erfüllten. — Aus der „Wochenschrift“ wird u. a. die Mitteilung über „Schnecken im Aquarium“ verlesen und besprochen. — Herr Siedow berichtet über seine letzte Lxkursion, welche er gemeinschaftlich mit Herrn Lutz nach Dachsendorf gemacht hat. Eine große Anzahl Sumpf- und Wasserpllauzen, von dort mitgebracht, werden teils gratis, seltenere Exemplare dagegen billigst zu Gunsten der Büchse verteilt. — Herr Eischer berichtet über den Stand der Ausstellungsarbeiten und ersucht, bis Bl. Mai die Anmeldungen über Anzahl und Größe der Aquarien einzureichen. -- Zur Gratisverlosung gelangt ein von Herrn Bonnenberger gespendetes größeres Aquarium. Als glücklicher Gewinner geht Herr Max Etterer hervor. — Hie für Mai vorgesehene Exkursion nach „Herosweiher“ wurde auf den 29. Mai festgesetzt, die für Juni jedoch auf den 12. Juni anberaumt. Letztere findet nach den zahlreichen Weihern bei Dachsendorf (Erlangen) statt und wird gleichzeitig, wie in allen vorher- gehenden Jahren, als Stiftungsfest gelten. F. Sitzung vom 31. Mai 1904. In Verhinderung der beiden Vorsitzenden eröffnete Herr Kassierer Knauer die Sitzung. Anwesend sind 15 Mitglieder; angemeldet wurde Herr üafetier E,. Herzog, Weinmarkt 14. — Im Einlauf befinden sich 3 Grußkarten der HeiTen Direktor Chr. Längenfelder, z. Zt. in München, Privatier H. Steiner, z. Zt. in Karlsbad, und Eevisor 0. V. Krempelhuber in Eichstätt; ferner ein Schreiben des Vereins „lsis“-München, in welchem uns Dank für die gesandte photogr. Kreuzottern-Tafel ausgesprochen wird. — Herr Zahnarzt Hartmann-Münster hatte die Güte, uns ein von ihm verfaßtes humoristisches Werkchen „Professor Kalau auf der Düsseldorfer Ausstellung“ als Dank für die „Liedtkespende“ zu übersenden. Einige Mitteilungen daraus riefen große Heiterkeit hervor. — Verschiedene Ausstellungsangelegenheiten kommen seitens des Herrn Lutz zur Besprechung, darunter der Beschluß, daß eine besondere Kommission die einzelnen Mitglieder besuchen und die zur Ausstellung kommenden Objekte besichtigen wird. — Im Lichthofe des Cafe Sebald ge- langte das große Vereinsaquarium zur Aufstellung und wurde dem Schutze, sowie der Pflege der Herren Herzog und Gebrüder Etterer unterstellt. Herr Expeditor Schlosser hatte die Güle, mehrere schöne Pflanzen für dieses Aquarium zu stiften, was die Veranlassung gab, daß sämtliche Anwesende der Anregung des Herrn Kaumanu folgend, die Sitzung früher beendeten, um noch einige Stunden im Cafe Sebald zuzubringen. — Eür die Samm- lung übergab Herr Lutz zwei in verschiedenen Ent- wicklungsstadien befindliche Larven des Triton aipestris. F. ,,Nyuiphaea^‘, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Leipzig. (Sitzung jeden Dienstag, Abends 8^2 ühr im Vereinslokal Hotel „Herzog Ernst“, Georgenstraße 1.) 553. Versammlung, Dienstag, den 1. März 1904. Als Gäste waren anwesend die Herren Wichand und Simon. Eingänge: Probeexemplare der neuen Wochen- schrift für Aquarien- und Terrarienkunde. Dieselben ge- langen zur Verteilung. Herr Köhler hält den in voriger Sitzung angeküudigten Vortrag über „Ereilandbassins, ihre Einrichtung, Pflege und Durchwiuteruog“. Eine rege Debatte im Anschluß an den Vortrag bewies, daß die Haltung von Ereilandbassins in unserem Verein noch immer das Interesse vieler Mitglieder findet. Sind doch auch im vorigen Jahre von einer ganzen Anzahl Mit- glieder größere und kleinere Ereilandbassins, zum Teil in größerer Anzahl, mit gutem Erfolg gehalten worden. K. 554. Versammlung,, Dienstag, den 8. März 1904. Eingänge: Grüne Tritonkarte und Zuschrift des Ver- eins „Triton“ betreffend die ßoßmäßlerfeier 1905. Nach längerer Debatte wird der darin gemachte Vorschlag einer gemeinsamen Ausstellung aller deutschen Vereine in Berlin fast einstimmig abgelehnt und der Unterzeichnete mit der Beantwortung des Schreibens in diesem Sinne betraut. Ferner waren 2 Anfragen betr. auswärtiger Mitgliedschaft eingegangen, auf die wir auch hier öffent- lich bekannt geben, daß wir auswärtige Mitglieder nicht aufnehmen. Herr Dr. Schulze meldet sich zur Mitglied- schaft und wird einstimmig aufgenommen. Der Streitfall Köhler- Hesdörffer wird durch Verlesung der betr. Artikel (Kritik des Zernecke in „Nerthus“ Nr. 4 und Entgegnung in „Natur und Haus“, Nr. 11) zur Kenntnis gebracht und der Ton, in den Herr Hesdörffer in seiner Entgegnung verfällt, allerseits gemißbilligt. Die neue Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“ soll in einem Exemplar vom Verein abonniert werden. Der Antrag Köhler, die offizielle Sitzung künftig nur alle 14 Tage und dann .stets in Gestalt von Vortragsabenden al^zuhalten, wird ab- gelehnt, aber schließlich nach längerer Debatte ein ver- mittelnder Antrag Kiemeuz, wonach jede erste Sitzung im Monat eine zwanglose Zusammenkunft sein soll, an- genommen. Die Neuerung wird den einzelnen Mitgliedern schriftlich bekannt gegeben werden. Wichtiges aus den eingegangenen Zeitschriften wird verlesen. Im Vereins- bericht der „Isis“-München werden die auch uns seiner- zeit von Müller- Würzburg zugesandten Eeptilien bestimmt. Es freut uns, daß unsere Zweifel an der Echtheit der vom Verkäufer gegebenen Bezeichnungen (die wir durch Einfügung eines Fragezeichens kundgaben) dadurch Be- stätigung erhalten haben. K. 555. Versammlung, Dienstag, den 15. März 1904. Als Gast anwesend Herr Lehrer B. Wichand. Der 1. Schriftführer ist plötzlich erkrankt und hat ein Protokoll nicht fertigen können. Protokollverlesung wird deshalb auf die nächste Sitzung versclioben. Herr Wichand meldet sich zur Mitgliedschaft und wird einstimmig auf- genommeu. Gleichzeitig eröffnet Herr Winzer Herrn Dr. Schulze seine Aufnahme in den Verein und begrüßt beide Herren herzlich als neue Mitglieder. Zeitschriften. Zwanglose Aussprache über die in diesem Jahre gemachten Liebhaber- und Züchtererfahrungen. K. 556. Versammlung, Dienstag, den 22. März 1904. Eingänge: Offerte der „Actinia“, Zoologische Hand- lung in Plauen i. V., über Meertiere; ferner grüne Triton- karte und Satzungen des Vereins „Triton“-ßerlin. Herr Präparator Lange hat Herrn Winzer eine umfangreiche Eundortszusammenstellung für Amphibien und Reptilien, welche die ganze Amtshauptmannschaft Leipzig umfaßt, übersandt. Wir danken auch an dieser Stelle genanntem Herrn für seine außerordentliche Bemühung, mit der er unser Vereinsziel, die Aufstellung einer Lokalfauna, wesent- lich gefordert hat. Endlich ist es Herrn Köhler gelungen, ein bis Juli fast lückenloses Vortragsprogramm zusammen- zustellen, wozu viele Mitglieder ihre Mitwirkung zugesagt haben, sodaß wir künftig fast in jeder Sitzung einen Vortrag zu Gehör bekommen werden. Herr Dr. Schulze macht heute den Anfang mit einem Experimentalvortrag über „Abnorme Spannungszustände in rasch und ungleich- mäßig gekühltem Glas, unter besonderer Berücksichtigung des scheinbar ursacheiosen „Springens“ der Element- gläser“. Der außerordentlich interessante Vortrag wurde mit großem Beifall aufgenommen. Die Herren Schmidt und Jesch berichten über kleinere Terrarienunfälle (An- fressen von Lurchen durch Lederlaufkäfer und Mehl- würmer). Von Herrn Klemenz werden Gambusia affi/nis vorgezeigt. Die Herren Köhler und Seidel machen Angaben über Fundstellen von lebendem Fischfutter (Mückenlarven, Branchipus, Daphnien). K. 557. Versammlung, Dienstag, den 29. März 1904. Eingänge : Entschuldigungsschreiben des am Er- scheinen behinderten I. Schriftführers. 2 Offerten von Müller-Spremberg in Glasaquarien. Grüne Tritonkarte. Herr Handi’ock verteilt gratis Triton taeniatns. Bei einer von den Herren Köhler, Wichand und Jesch unter- nommenen Exkursion durch die Linie nach Counewitz- Raschwitz wurden erbeutet: Hydrophihis piceus, Dyticus marginulis, Triton taeniatus, Gasterosteus pungitius und diverse Wasser- und Sumpfpflanzen. Herr Wichand hat übrigens vor 2 Jahren und noch Anfang vorigen Jahres den dreistachligen Stichling (G. acnleatus) in den Gräben um Bienitz gefunden. Wir erwähnen das hier, weil wir seinerzeit auf Grund von Nachforschungen des Herrn Köhler im vorigen Herbst mitteilten, daß der drei- stachlige Stichling hier nicht mehr vorkomme. Herr Kriegei berichtet, daß die Schleierschwänze bei ihm ge- laicht haben. Zeitschriften : „Blätter“ und „Natur und Haus“. Einschlägiger Inhalt dai-aus wird zur Kenntnis gebracht. K. 192 Vereins-Nachrichten. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Clubabend in Jos. Gruss’ Restauration IX. Währinger- straße 67. Sitzung vom o. April 1904. Im Einlauf: Einladungskarte des „Triton“, Nach- richten der Salvinia, Probehefte von Natur und Haus, Buchhandlung Schulze offeriert auf die Liebhaberei bezug- habende Bücher. Der neue Leitfaden von Zernecke sowie der „Aquarienliebhaber“ von Schmitz werden für die Bibliothek angeschafft. Es wird beschlossen, für den Katalog der Geflügel- und Vogelausstellung eine halbe Seite zu mieten, um dort eine auf den Vei’ein „Lotus“ bezughabeude Annonze zu publizieren. Zuschrift eines Herrn Müller, ob er von den Mitgliedern des „Lotus“ seltene Eische und Pflanzen erwerben könnte. Demuth referiert bezüglich seiner Besprechung mit den Inhabern der biologischen Versuchsstation (ehemaliges Vivarium im Prater), welche dem Verein „Lotus“ ihre großen ge- mauerten Aquarien und Terrarien zur Verfügung stellen wollen, damit dieselben sachgemäß eingerichtet und dem Publikum zugänglich gemacht werden sollen. Es werden nun mehrere Herren vom Vorstande delegiert, welche sich nächsten Sonntag ins Vivarium begeben sollen, um mit Herrn Dr. Pribram Rücksprache zu nehmen. Die Besprechung dieser Idee in ihren Details führte zu einem regen Meinungsaustausch, welcher die Mitglieder bis gegen Mitternacht zusammeuhielt. Wg. Sitzung vom 5. Mai 1904. Im Einlauf: Nr. 14 und 15 Natur und Haus, Ein- ladungskarte des „Triton“, Nr. 3, 4, 5 Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde, Nr. 12, 13, 14, 15 öst. Eischerei-Zeitung, Offerte Schwartz, Hamburg, Zuschrift des Herrn Aug. Berger, Nachrichten der Salvinia, Herr A. D. Jenny meldet seinen Beitritt an. Obmann Müllauer berichtet über die mit den Eigentümern der biologischen Versuchsstation gepflogenen Unterhandlungen und bringt den Entwurf des hierauf bezüglichen Vertrages zur Ver- lesung. In der hierauf folgenden Debatte sind alle An- wesenden darüber einig, daß die in dem Entwürfe fest- gesetzten Bedingungen und Verpflichtungen von so schwer- wiegender und weittragender Bedeutung seien und dem Verein Lotus so große materielle Opfer auferlegen würden, ohne daß auch nur die entfernteste Aussicht vorhanden sei, auch nur einen Teil der investierten Summe wieder zu erlangen, sodaß beschlossen wird, von diesem Plane Abstand zu nehmen und den Eigentümern der biolog. Versuchsanstalt eine diesbezügliche Mitteilung zukommen zu lassen. Cassier Demuth erstattet den Kassabericht und weist das Vereinsvermögen einen Saldo von 332 K. 50 h. auf. Herr Auer teilt mit, daß er anläßlich seiner An- wesenheit in Fiume Gelegenheit hatte, ein Aquarium zu besichtigen, welches von einem Fischer errichtet, äußerst mannigfaltig mit Fauna und Flora der Adria besetzt ge- wesen sei. Der Mann habe sich erbötig gemacht, Fische und Seetiere gegen mäßigen Preis den Mitgliedern des „Lotus“ zu liefern. Herr Müllauer teilt mit, daß im heutigen Neuen Wr. Journal eine auf den Lotus bezug- habende Notiz erschienen sei und auch in anderen Wiener Tagesblättern ähnliche Notizen von Zeit zu Zeit er- scheinen sollen. Wg. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. (E. V.) Vereinslokal: Cafe-Restaurant „Deutscher Hof“. Donnerstag, den 3. März 1904. Verlesung und Genehmigung des Protokolls vom 25. Februar 1904. Im Einlauf einige Offerten, Tages- ordnung des „Humboldt“ -Hamburg, Schreiben der „Iris“- Frankfurt, Dankschreiben der Herren Radstorfer in Augsburg und Egger in Linz für Zusendung der zwei ausgeschriebenen Brochüren. Herr Boleslawsky bietet zwei Aquarien zum Kaufe an. Ferner liegen auf: Einige Exemplare der No. 2 der neuen „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“, sowie einer neuen Zeit- schrift „Der Lehrmeister im Garten und Kleintierhof“. Herr Lehrs brachte das Präparat eines jungen Hemiclac- tylus tiircicus L. (Scheibenfinger) zur Vorzeigung. Der Fundort dieses reizenden Geckoniden ist neu, nämlich Triest. Der Vorsitzende gibt bekannt, daß Herr Lehrs über 14 Tage einen Vortrag über „Melanismus bei den Reptilien“ halten werde; ferner hat der Vorsitzende ein Verzeichnis derjenigen deutschen Süßwasserfische angefertigt, welche unserer Präparatensammlung noch fehlen. Dieses Verzeichnis soll unserem Mitgbede, Herrn Ingenieur Karl Schmid, welcher die Beischaffung der Fische versprochen hat, übermittelt werden. Herr Molter macht die Mitteilung, daß ihm von einem Freunde ein junger Alligator mississippiensis Daud. lebend schenkungsweise angeboten worden sei, und daß er gerne bereit sei, das Tier abzutreten. Einige Reflektanten meldeten sich. Der Vorsitzende gibt bekannt, daß bei Herrn Damböck in einem großen Aquarium einige Zwergsteißfüße (Colymbus fluviatilis Tunst.) untergebracht seien. Wenn den Vögeln Fische in das Aquarium ge- worfen werden, könne die staunenswerte Tauchkunst und Gewandheit derselben beobachtet werden. Welch’ enormen Schaden diese Vögel in Nutzgewässern anzu- richten im stände sind, erhellt daraus, daß ein so kleiner Taucher 100 Stück Leuciscus phoxinus L. (Ell- ritze) in der Größe von 7 cm im Tage mit Leichtigkeit verzehrte. Damit war der Vogel keineswegs zufrieden, er hielt fortwährend Umschau nach weiteren Fischchen und schwamm und tauchte mit nur kurzen Ruhepausen bis in den Abend hinein fort. „Iiis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Frankfurt a. M. Vereinslokal: Hofbräuhaus Alemania, Schillerplatz. Sitzung vom 27. April 1904. Eröffnung der Sitzung durch den II. Vorsitzenden Herrn Gravelius um ^(2 10 Uhr. Anwesend sind 28 Mit- glieder und Gäste. Das Protokoll der letzten Sitzung wird genehmigt. Im Einlauf: Die üblichen Zeitschriften, verschiedene Angebote, darunter Offerte von Herrn W. Schäffer-Di-esden über junge Scheibenbarsche. Herr Uhl veranlaßt seine Abmeldung, da er gesonnen ist, in kurzer Zeit ins Ausland zu gehen. Hierauf verliest Herr Gravelius den Vortrag über Tritonen, welcher von Herrn Dr. Knoblauch in der Senckenberg. Naturforschenden Ge- sellschaft gehalten wurde. Zur Gratisverlosung hatten die Herren Steinmetz und Horn sowie der Verein selbst diverse Fische und Pflanzen zur Verfügung gestellt. Durch Verlosung eines Pärchen Girardinus caud. wurden der Kasse 3,50 Mk. zugeführt. Herr Stollhoff stiftete für die Präparatensammlung einen ausnehmend großen Schleier- schwanz. Den Spendern sei hierdurch noch bestens ge- dankt. Schluß der Sitzung nach 12 Uhr. H. Sitzung vom 11. Mai 1904. Der II. Vorsitzende Herr Gravelius eröffnet um ^2 10 Uhr die Sitzung. Anwesend sind 32 Mitglieder und Gäste. Das Protokoll der letzten Sitzung wird wie nieder- geschrieben genehmigt. An Eingängen liegen vor: Die üblichen Zeitschriften, ein Schreiben von der Direktion der „Alemania“ sowie eine Karte des Herrn Feußner. Zur Mitgliederaufnahme haben Antrag gestellt die Herren: G. Dummer, G. Funck und 0. Hermann. Als außer- ordentliches Mitglied wird Herr F. Renkel aufgenommen. Der Vorsitzende erteilt hierauf Herrn Reitz das Wort zu einem Vorfrage: „Die Schädlinge des Süßwassers“, der wie gewöhnlich allgemeine Anerkennung fand. In tadel- losen Präparaten hatte der Vortragende die zur Be- schreibung gebrachten Tiere zur Verfügung gestellt und konnte somit eine genaue Erklärung ad oculos erfolgen. Von einem Ausfluge aus Darmstadt, welchen der Verein unternommen hatte, um die Gartenanlagen und Pflanzen- kulturen des Hoflieferanten Herrn Henkel zu besichtigen, hatte der Vorstand in schönen Exemplaren Alisma ranun- culoides, Elodea densa, Hetheräntera zoster, Myriophyllum tritoni, Potamogeton calif., Cyperus altern, und Vällisneria spir. zur Gratisverlosung mitgebracht. Außerdem kamen noch Lauffrösche, Erdkröten, chinesische Silberkarpfen, Fischfutter und verschiedene Hilfsmittel zur Verlosung, welche die Herren Doering, Müller und der Verein selbst zur Verfügung gestellt hatten. Den Spendern besten Dank. Durch Verlosung eines Zuchtpaares Trichogaster fasciatus werden der Kasse 7 Mk. zugeführt. Schluß der Sitzung 12 Uhr H. Für die Redaktion verantwortlich: Dr.E.Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz'sohe Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verla gshuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg h. M. Lacerta var. lissana, forma melisellensis. Lacerta litoralis var. lissana W. Original-Aquarell von Willy Moralt. Jahrgang XV Heft 13. Creutz’sche Verlagsbuchhandlung (M. Kretschmann), Magdeburg. Dreifarbendr. Förster &~orrle$^Zwickau (Naclidl'uok verboten.) Lacerta %mv. Ussana fovrnxi mellsellensls B, und ihre Stammform Lacerta liforalis var, lissana JV. Von Jos. Scherer. München. (Mit einer Farbtafel nach einem Originalaquarell von Willy • Moralt.) emi die liübsclien, melir oder minder schwarz und blau uingefärbten Eclisen- formen jener, als Scogli = di Faraglioni = di Galli und = di Monacone liinlänglicli bekannten Felseninseln des Golfes von Neapel, infolge ihrer rationellen Ausrottung sieb in Liebliaber- kreisen größter Popularität „erfreuen“, so gilt dies in viel geringerem Maße von der präch- tigen, pecbscliwarzen Lac. var. lissana, forma melisellensis B., einer konstant melanotisclien Farbeuabart der Lac. litor. var. lissana W., die ebenfalls einige kleine, und zwar nächst der großen Insel Lissa in der Adria gelegene Felseneilande ihre Heimat nennt. Während nun die Identität der Frstgenannten mit der fest- ländischen Stammform (serpa) von fachmännischer Seite alsbald erkannt, und diese Farbenvarietäten im gleichen Sinne auch beschrieben wurden, vermissen wir unbegreiflicher Weise bei letzteren bis heute in der gesamten Literatur nicht nur die ihr zukommende richtige Deflnierung als Angehörige der Bodeneidechsen-Gruppe (hier litoralis), sondern finden sie vielmehr, wie bis in allerjüugste Zeit auch ihre als solche leicht erkenntliche, auf der Insel Lissa selbst vor- kommende Stammform {var. lissana), mit der im ganzen Habitus von ihnen augenfällig ver- schiedenen Mauereidechse (Lac. muralis fusca Laur.), welche übrigens bis jetzt noch von keiner dieser adriatischen Inseln bekannt wurde, verwechselt und identifiziert. Die typische var. lissana und ihre schwarze forma melisellensis bilden also ein und dieselbe Spezies, und trennen sich von der Küsteneidechse Dalmatiens be- sonders durch einige morphologische Merkmale varietätlich, wogegen sie unter sich selbst im wesentlichen nur in der erwähnten koloristischen Beziehung variieren. Es ist eine auffällige, offenbar mit der Geologie dieser Insel eng verknüpfte Tatsache, daß gerade Lissa unterschiedlich alle übrigeji naheliegenden Eilande Avie Lesimi, Brazza usw., wo die olivacea forma der Küsteneidechse geradezu dominiert, eine Echse aufweist, die nicht soAvohl der typischen Gebirgsform dei' litoralis von dei“ Herzegowina und Montenegro sehr nahe steht, sondern auch in mancher Hinsicht gewisse Ähnlichkeiten mit der Lac. genei Car. Korsikas zeigt. Der schlanke Körperbau, der schmalere und flachere, daher auch länger erscheinende Kopf, die geringere Kielung der unteren ScliAvanzschuppen, sowie endlich dei’ außerordent- lich lange, spitz verlaufende Schwanz kenn- zeichnen die var. lissana morphologisch vom Typus zur Genüge. Nichtsdestoweniger ist auch ihre Zeichnung verschiedenartiger modifiziert, obwohl sich hierin das allen ihren übrigen Ver- wandten mit Ausnahme der olivaceen und melanotisclien Formen eigene charakteristische System nicht verkennen läßt; Auf grünem, grau- braun-grünen, nicht selten auch rotbraunem Rückengrunde verlaufen von einem mehr oder minder entAvickelten medianen Rückenbande ausgehend, 5 — 7 Längsreihen, teils quer ver- schmolzen (retikuliert), teils zur Linie vereinig- ter, oder auch vereinzelter scliAvarzer Flecken und Schnörkel, die namentlich bei weiblichen Individuen oft zwei helle schnurgerade Rücken- saumlinien und zwei weitere Streifen an den Leibesseiten zwischen sich fassen. Die fast immer vorhandenen 5—6 Achselocellen sind Amn prachtvoll dunkelblauer blaugrüuer Farbe, die 194 Jos. Scherer: Lacerta var. lissana forma melisellensis B. usw. Flanken zieren bisweilen gleichfalls blaue Punkte, während sich die beiden äußersten Längsreihen der Ventralschilder in einem breiten, gewöhnlich ununterbrochenen, glänzend hell- blauen Streifen von der Achselgegend bis zum Drehwinkel der Hinterextremitäten entlang- ziehen. Die Unterseite erscheint meist rein weiß, zeigt aber mitunter schwarze Fleckung und rötlich-braunen Schiller. Was die seltsame Färbung der schwarzen forma melisellensis betrifft, so ist diese sicher als das langjährige Werk veränderter Einflüsse und Lebensbedingungen anzusprecheu, von welchen wohl vor allem die, durch die Be- schaffenheit des Geländes qualitativ und quantita- tiv bedingte Lichtwirkung des hier meist tief- schwarzen Moors mit ersterer ursächlich ver- knüpft ist, wogegen zur Vererbung und Erhaltung dieser Anlage die absolute, jede andere Ver- mischung ausschließende Abgeschlossenheit, sowie die stets gleichmäßige Nahrung wirksam werden dürften. In direkter Abhängigkeit von dem jeweiligen hierzu mehr oder minder geeigneten Verhalten oder günstigen Zusammentreffen der oben erwähnten Umstände mag der Grad ihrer Dunkelfärbung stehen, oder mit anderen Worten, je nachdem eine solche Insel früher oder später vom Mutterlande getrennt, mehr oder weniger weit von diesem entfernt, gebirgiger oder ebener, mehr kahl oder bewachsen, kleiner oder größer ist, desto dunkler oder heller werden die darauf befindlichen Echsen gefärbt sein. Als Beispiel hierfür, das dem Verhältnisse zwischen der italischen forma gallensis Eimer und der forma faraglionensis Eimer vollkommen analog ist, mögen Exemplare dienen, welche ich von der Insel Porno, einem ganz neuen bisher nicht veröffentlichten Eundorte dieser Echse, erhielt, und die sich von den vielfach tief- schwarzen Individuen der Inseln Melisello und St. Andrea durch die auf mehr braunem Grunde gut kenntliche Eückenzeichnung unterscheiden. Offenbar einer Anpassung an das Kletter- leben dürfte auch die relativ mächtige Körper- entwicklung, welche vor allem den an der Wurzel häufig rübenförmig verdickten Schwanz charakterisiert, zugeschrieben worden. Die Volumenzunahme des letzteren geschieht aber auf Kosten seiner Länge, weshalb er im Gegen- sätze zu dem langen, in einer feinen Spitze endigenden Schwänze der var. lissana, ganz allmählich an Dicke abnehmend, bald in ein relativ stumpfes Ende verläuft. Außer diesen wesentlichsten trennen sie keine weiteren posi- tiven, morphologischen Merkmale von ihrer Stammform, nur sei noch erwähnt, daß bei ihr das Occipitalschild sehr häufig fehlt oder nur verkümmert vorhanden ist, obgleich derartig inkonstante Erscheinungsdifferenzen wie auch die darauf fußenden Bestimmungsresultate selten von spezifischem Werte sind. Wie erwähnt erscheinen diejenigen melisellen- sis, welche ich von den Inseln St. Andrea und Melisello erhielt, am ausgesprochensten und wirkungsvollsten umgefärbt (nach letzterem als erstem Eundorte erhielt sie ihren Taufnamen). Besonders erwachsene Männchen zeichnen sich durch die matte, einheitlich tief kohlschwarze Rückenfärbung und die gleich poliertem Eben- holze glänzenden Leibesunterseiten aus. Reizend heben sich die äußersten Längsreihen der Bauchschilder, die Achselflecken, sowie häufig noch einige Punkte an den Seiten gleich Edel- steinen in zartem Türkisblau von dem düsteren Grunde ab. Weniger schön koloriert sind die immer sehr konservativen Weibchen, bei denen des öfteren die typische Linienzeichnung des Rückens deutlich erkennbar und deren Unter- seite manchmal nur grau-schwarz gefärbt ist. Interessant, aber in noch viel geringerem Maße entwickelt als die der eben besprochenen Weibchen, gestaltet sich die Schwarzfärbung bei den schon angeführten, von der Insel Porno stammenden melisellensis. Solche Individuen unterscheiden sich von der typischen var. lissana, ihrer Stammform, in Bezug auf Zeichnung nur noch durch eine schleierartige Verdunkelung, die im Verhältnis zur tief schwarzen Zeichnung auch dann immer noch hellen und dunkelgrün oder bräunlich durchschimmernden Konturen der Grundfarbe, ferner die in der Regel aschgrauen Unterseiten des Bauches und der Extremitäten, sowie die nußbraune Farbe des Kopfes. Hier ist also die Umfärbung noch nicht soweit ge- diehen, daß, wie es bei den unisono gefärbten der Fall ist, die Grundfarbe mit der schwarzen Rückenzeichnung kongruiert. Außerordentlich günstige Objekte für diesen Melanismus scheinen die sogenannten olivaceen, d. h. ganz zeichnungslosen, olivbraunen und meist weiblichen Formen der var. lissana zu bilden, in welchem, bei jungen Individuen leicht zu beobachtenden Falle sich diese, begünstigt durch das Fehlen der Zeichnung, am wirksamsten und gleichmäßigsten vollzieht. Allerdings dürften olivacee Stücke nicht allzuhäufig vertreten sein. Ganz junge Exemplare der forma meli- sellensis erfreuen sich, soviel ich beobachtete, Paul Krefft: Eine Exkm-sion in Südchina. 196 noch keineswegs des aparten Farbenkleides, sondern rekapitulieren gemäß dem biogeneti- schen Grundgesetze die ganze Farbenentwick- lung in ca. 1 Jahre und gleichen hiermit erst im zweiten Lebensjahre ihren Erzeugern. An Größe übertrifft sowohl die typische var. lissana wie ihre melanotische Farbenspiel- art die Lac. litoralis des Küstenfestlandes und koordiniert sich als vorwiegender Bergbewohner am meisten den großen litoralis -Formen des höheren Karstes. Das größte von mir unter- suchte Exemplar (lissana) mißt 23 cm. In der Gefangenschaft dauern beide Formen bei entsprechender Pflege länger und besser als die hinfällige Küsteneidechse aus, lassen sich erfolgreich überwintern und bilden besonders in der prachtvollen forma melisellensis, ein der Faraglionieidechse mindestens ebenbürtiges Seitenstück, das geeignet ist, als besondere Zierde den qualitativen Wert eines Terrariums zu erhöhen. (Nachdruck verhoteu.) Eine Exkursion in Südchina. Von Dr. Paul Krefft, „Isis“-Münclien. (Vit 3 Originalzeichnungen von E. Schuh.) »m sengenden Junisonnenbrande brach ich Nachmittags gegen 3 Uhr vom Viktoria- hötel in Hongkong zu einer dem Kleingetier dieser Insel geltenden Streife auf. Aus den mit ausgiebigen Kühlvorrichtungen ausgestatteten gastlichen Gewölben, nach dem reichlichen, mit Alkohol in solenner Weise gewürzten „Tiffln“ (= Mittagessen) auf die Straße heraustretend, glaubte ich mich in einen Backofen versetzt. Hongkong liegt zwar gerade unter dem Wende- kreise des Krebses, also auf der Grenze der nördlich gemäßigten und der Tropenzone; die Hitze ist aber in den Sommermonaten fast mehr als tropisch und ungefähr der im Roten Meere herrschenden zu vergleichen. In dieser Hitze nun galt es gleich zn Anfang dieser Bravourtour, den 1800 Fuß hohen Mount Austin, der sich im Hintergründe der Hafenstadt Viktoria, die ganze Insel beherrschend, erhebt, auf steilen Pfaden zu erklimmen, denn die in kühnen Windungen hinaufführende Zahnradbahn ist wohl für den Globetrotter, nicht aber für den sammelnden Naturfreund von Nutzen. Am Fuße des Berges schützten noch die prächtigen schattenspendenden Anlagen von herrlichen Palmen-, Pisang, Kroton- und anderen An- pflanzungen in wohltuender Weise vor der Hitze, aber weiter oben, wo dieser Schutz auf- hört und außer einzeln stehenden, verkümmerten Bäumen nur dürrer Gras- und Heidewuchs und bisweilen ein Stück Miniosenteppich, dessen harte Dornspieße sich bei unvorsichtigem Auf- treten durch die Tropenschuhe bohren, das Ve- getationsensemble bilden, wird die Hitze schier unerträglich; man ist trotz schleichenden Marsch- tempos wie aus dem Wasser gezogen, und der Sonnenstich wäre unvermeidlich, wenn nicht der große, aus einer zolldicken Lage leichten Pflanzen markes gefertigte, mit sinnreicher Ven- tilationsvorrichtung ausgestattete Tropenhut den edelsten Körperteil wirksam schützte. Was mich aber mehr noch drückte als der glühende Sonnenbrand, war die hohnlachende Er- folglosigkeit meines unentwegten Suchens. Wer da meint, daß man beim Durchwandern eines solchen Stückes Tropennatur nur tapfer zuzu- langen brauche, um die am Wege sitzenden und laufenden Reptilien einzusammeln oder auch, daß man andrerseits auf steter Hut vor dem verderbenbringenden Hohlzahn der Giftschlangen sein müsse, den würde die sterile Wirklichkeit hier recht enttäuschen. Ich war nun zwar kein solcher Neuling mehr, um nicht auch heute mit geringen Erfolgen mich bescheiden zu wollen, aber auf einen so totalen Beutemangel, der zu der Strapaze des Aufstieges über diesen, in Sonnenglut getauchten Berghang im schnödesten Gegensätze stand, war ich denn doch nicht ge- faßt gewesen. Wenn ich nicht im Hongkonger City-Hall-Museum die Belegstücke für das Vorkommen verschiedener Reptilienarten auf der Insel erst zuvor gesehen hätte, so wäre ich nach meinen heutigen, ebenso wie nach anderweitigen Erfahrungen zu der Annahme geneigt, daß außer den unvermeidlichem Haus- geckonen weder hier noch auf der meinerseits mit dem gleichen Mißerfolge durchstreiften Nachbarinsel Macao und ebenso wenig an der Küste des gegenüberliegenden chinesischen Fest- landes etwas für den Reptilienfreund zu holen sei. Nicht einmal ein Käfer scheint heute Ein- gang in meine Insektengläser Anden zu wollen und die paar braunen, an unsern kleinen Fuchs erinnernden Schmetterlinge, die mich ab und zu umflattern, können meinen Jagdeifer nicht bis zu einem Fangversuche anstacheln. Und das im Juni, wo es doch bei uns zu Lande, im hohen Norden, auf geeignetem Gelände allent- halben von Eidechsen und anderem Getier raschelt ! Nach zweistündigem Zickzackmarsche und ebenso langem, erfolglosen und daher doppelt 196 Paul Krefft; Eine Exkursion in Südchlna. ermüdenden Suchen komme ich endlich fast verschmachtend in dem auf luftigem Plateau gelegenen Mount Austin-Hotel an, auf dessen prächtiger Veranda mit großartigem Ausblick über Land und Meer ich es mir in echt eng- lischer Weise bequem mache, die langgestreckten Beine auf die verläugerbare Armlehne des Korbsessels auflegend. Nach einem Stündchen solchermaßen gepflegter Siesta und nachdem der bedrohliche Fiüssigkeitsverlust der „aus- gesogenen“ Glieder durch einige Bottles Whisky- Soda und Sarsaparill-Ale (alkoholfrei und sehr erfrischend!) einigermaßen wieder gedeckt war, begann ich bei sinkender Sonne einen kleinen E noszieniungsbummel i der bisher noch nicht betretenen Seite des Bergplateaus. Bald wurde das magere Gras zu meinen Füßen üppiger und feucht, die Nähe von Wasser er- raten lassend, das ich dann auch bald in Ge- stalt eines zur Zeit nur unbedeutenden Wieseugrabens mit kas- kadenartigem Gefälle an abschüssiger Stelle an traf. In- dessen ließ die enge, schlucht- artige Vertiefung des Terrains, durch welche der Wasserlauf seinen Weg nahm, vermuten, daß dieses Bächlein zu gewissen Jahreszeiten zum reißenden Gieß- bach anzuschwellen pflegt. Ein kleiner, dunkler, mit einer Blässe im Nacken gezeichneter Frosch, den ich ins Wasser hopsen sah, veranlaßte mich, unverzüglich mit dem schon aus der Tasche genommenen und an den Handstock angeschraub- ten Filetnetz versehen, in die teilweise stakett- artig versperrte, grasige Schlucht zum Wassei- hinabzusteigen, trotzdem ich das Auge des Gesetzes auf mich gerichtet wußte. Man soll nur ja nicht etwa glauben, daß der „verbotene Weg“ eine Spezialität unseres lieben Vater- landes sei. Nur zu oft traf ich auch in den englischen Kolonien auf solche höchst lästige Verkehrsbeschränkung mit und ohne Warnungs- tafel, und zwar nicht nur im Eayon der mili- tärischen Befestigungen, wo man sich der Be- rechtigung eines solchen Verbotes ja nicht ver- schließen kann, sondern oft auch dort, wo von einleuchtenden Gründen höherer Staatsraison ebenso wenig die Eede sein kann, wie von Wahrung berechtigter Privatinteressen. Einen solchen Fall hielt ich auch hier für gegeben und das Holzgatter, das mich von dem inter- essanten Frosche trennte, erschien meinem Forschungsdrange daher als „hinfällig“, trotzdem wie schon angedeutet, ein von ungefähr meinen Spuren folgender Policeman, einer jener hoch, aber mager gewachsenen, turbanbehäupteten und knüppelbewaffneten Indier von dem mit Vor- liebe als Polizeitruppe verwandten Stamme der Sikh’s, meinem staats- gefährlichen Beginnen mit fana- tisch düstei’em Gesichte zusah. Der von mii- erstrebte kleine Frosch wartete meine An- näheruug nun zwar nicht ab, sondern tauchte unter und „wmrd nicht mehr gesehn“. Dafür aber Origiiidlzeiolniung iiacli der Natur für die „Bliitter“ von E. Soliuh. Rana houlengcri Günth. (5 [■regte bald ein ziemlich lauter, explosionsartig aus dem Bache herausschallen- der Naturlaut, der mit dem Knalle eines Flaschenpfrop- fens mir am ehesten ver- gleichbar er- schien, meine Aufmerksamkeit in fesselnder Weise. Nicht lange sollte ich mir den Kopf darüber zer brechen, welcher neckische Kobold diesen eigenartigen Laut hervorgezaubert hatte, denn in der Eichtung des Schalles wurde bald ein großer, plumper Froschkopf von krötenhafter Eauhwarzigkeit über dem Wasser sichtbar, um bei meiner ersten Bewegung blitzschnell wieder zu verschwinden. Da ich aber schon das Netz „klar zum Fange“ parat hielt, so stieß ich es mit schnellem Euck dem unbekannten Amphib nach und hatte eine Sekunde später die Genug- tuung, den verzweifelt zappelnden Fang in Sicherheit bringen zu können. Dem kröten- haften Eindruck, den der Kopf bereits erweckt hatte, entsprach auch das Übrige an dem unge- schlachten, etwa 10 cm langen Gesellen, dessen ganze Körperoberseite eine grobe Granulierung, E. Bade: Neue Eische für den Aquarien-Liebhaber. 197 zeigte, die teils durch ovale, in Längsreilien geordnete Hantprominenzen, teils durch starke, dazwischen verteilte Warzenkegel mit schwarzer verhornter Spitze gebildet wurde. Zum voll- endeten Krötenhabitus, der nicht nui’ durch diese rauh warzige Haut, sondern auch durch den plumpen Körperbau und die kurze, stunipf- gerundete Schnauze charakterisiert war, fehlten eigentlich nur die Parotiden. Das Trommelfell war fast unsichtbar. Die Augen waren groß, aus den Höhlen hervortretend, mit brauner Iris und rautenförmiger Pupille. Die Entwicklung der Schwimmhäute war nur mäßig, sodaß ich daraufhin bezüglich der Wasserfroschnatur meines Beutestückes Zweifel hegte. Die Färbung war oben tief schwarzgrün mit weißlicher Sprenkelung und Marmorierung am Rücken, nach den fein weiß gesprenkelten Flanken zu in graubraun und bauchwärts in grauweiß über- gehend. Die Kehle zeigte dunkle Marmorierung. Die Extremitäten waren oben olivgrün und dunkel guergebändert und an den Gelenkbeugen gelb. Bei der Betrachtung der Bauchseite war ich über das auf der nebenstehenden Abbildung dargestellte Konglomerat von weißen, kegelförmigen Warzen mit schwarzer körniger Spitze, das die ganze Brust bedeckte, nicht wenig verwundert. Ebeusolclie schwarz- spitzigen Warzenkegel fanden sich auch an der Oberseite der beiden ersten Finger und am Metatarsaltuberkel des Daumenballens vor, wo sonst die sogenannten Kopulatiousbürsten der männlichen Froschlurche während der Brunstzeit zur Entwicklung gelangen. Mithin glaubte ich auch in dieser höchst eigenartigen, multiplen Warzenbildung meines Frosches einen sekundären Geschlechtscharakter des brünstigen Männchens sehen zu müssen, zumal mir nun eine Abbildung im Boulengerschen Froschkataloge erinnerlich wurde, auf der die Unterseite der Bana liehigi <3 im Hochzeitskleide in ganz ähnlicher Weise dargestellt Avar. Meine Vermutung, eine solche R. liehigi, deren Vorkommen in Südostasien mir außerdem bekannt war, in den Händen zu halten, erwies sich indessen als irrig. Es stellte sich vielmehr später heraus, daß mir eine hoch- zeitliche Bana houlengeri Günth. 3 in Netz ge- gangen war, eine erst vor wenigen Jahren bei Jehang entdeckte und von dem englischenHerpeto- logen Günther beschriebene und zu Ehren des be- rühmten herpetologischen Systematikers benannte Spezies, deren Vorkommen auf Hongkong zuvor noch nicht festgestellt sein dürfte. Die Zweck- mäßigkeit der beschriebenen AVarzenbildungen beim brünstigen Männchen leuchtet so recht ein; bei der jedenfalls rücklings, wie in der Gattung Bana üblich erfolgenden Umarmung müssen sich die Spitzwarzen der Männchenbrust gleich- sam wie Sperrkegel in die Warzenzwischen- räume des' Weibchenrückens einkeilen, die Ver- einigung so zu einer unverrückbar innigen gestaltend. Bemerkenswert ist, daß dieses sexuelle Sicherheitsmittel außerdem nur noch bei den, auch sonst im Typus dieser Spezies nahestehenden südasiatischen Arten Bana liehigi und Bana Imhli (?) beobachtet wurde. (Fortsetzung folgt.) (Nachdruck verboten.) Neue Fische für den Aquarien- Liebhaber. Von Dr. E. Bade. (Mit drei Originalaufnahmen.) fl||Sonute ich vor einiger Zeit von einem neu eingeführten Kärpfling, der Mollienisia formofia Girard., berichten und von dieser Art sagen, daß sie sich bald die Becken der Lieb- haber erobern dürfte, da sie leicht zu halten ist, so haben sich diese Worte heute schon erfüllt; denn der reizende Fisch, der in seinem Hochzeitskleide besonders schön und in seinem Liebesspiele interessant ist, hat sich schon bei einigen Liebhabern im Becken vermehrt. Doch ich will dem heute hier nicht vorgreifen, viel- mehr von einigen anderen Neuheiten berichten, so gut es bei Neuheiten möglich ist, und soweit mir Erfahrungen über die Fischchen zur Ver- fügung stehen. Viel ist es ja nicht, immerhin aber doch soviel, daß der Liebhaber daraus ersehen kann, ob unter diesen „Neuheiten“ etwas für ihn ist. Da ist zuerst ein kleiner neuer Barhus. Er geht unter dem Namen Barhus vittatus. Wer das Tier bestimmt hat, ist mir nicht be- kannt, und eine Nachprüfung konnte ich mir bei dem Bestand meiner Exemplare noch nicht erlauben. Aus der artenreichen Gattung der Barben, in der über 200 Spezies vereinigt sind, haben wir vor Jahren schon einmal einen Ver- treter im Aquarium gehabt, der als „Japani- scher Bitterling“ in der Liebhaberei eingeführt wurde, obwohl er in Japan nie beheimatet war, sondern ebenso, wie Barhus vittatus, aus Indien stammt.*) Indien, speziell Ostindien, ist über- haupt die Heimat einer ganzen Anzahl kleiner, *) Vergleiche Jahrgang 1897 Seite 118 mit der bez. Abbildung. 198 E. Bade; Neue Fische für den Aquarien-Liebhaber. großschuppiger Barben, die zum Teil ganz an- sprechend gefärbt sind. So besitzt als besonderes Scliönheitszeiclien Barbus vittatus vorn im unteren Teile der Rückenflosse einen ausgedehnten goldgelben Fleck, der nach oben zu von einem schwarzen Bande eingefaßt wird. Unmittelbar vor der Schwanzflosse steht ein schwar- zer Fleck, der von einem gelben Ringe umgeben ist. Sonst sind Körper und Flos- sen des Fisch- chens schwach gelblich silber- glänzend, die Schuppen ziem- lich groß. Das kleine Fischchen, welches wohl kaum mehr als 6 cm lang werden dürfte, ist recht mobil und be- weglich, trotzdem es bei mir zur Zeit im ungeheiztem Aquarium untergebracht ist. Eine weitere Neuheit, die ebenfalls ein un- scheinbares Kleidchen trägt und die ich in einem Exemplare besitze, das ich vor kurzer Zeit durch Zufall erhielt, ist von W. Harter in Speier eingeführt. Schon vor längerer Zeit er- hielt ich von der Firma eine An- zahl junger Tier- chen zugeschickt, die aber leider in halbverwestem Zustande hier an- kamen. Soviel wie möglich such- te ich noch zu bestimmen, um was für eine Art es sich handeln könnte, und glau- be ich es mit einer Capoeta-Axi zu tun zu haben. Ich möchte das eine Exemplar noch nicht op- fern, werde aber s. Z. einmal die Schlund- knochen genau untersuchen. Von Capoeta sind etwa 15 Arten bekannt, die in den Flüssen Westasiens verkommen. Eine Art Capoeta damascina kommt in den Glewässern Syriens und Kleinasiens und auch im Jordan massenhaft vor. Die von Harster eingeführte Art stammt aus Ägypten, sie wurde von der Firma als Tetragonopterus angeboten. Übrigens ist Capoeta nahe verwandt mit der Gattung Barbus und gehört wie diese zur Familie der Karpfen. Die letzte Neu- heit ist Bolya- canthus cupa- wMs,denBrüning schon in Heft 7, Seite 104 be- schrieben und kurz geschildert hat. Heute ist über den Fisch nur noch etwas über seine Fort- pflanzung zu be- richten, denn dasTierist schon von Liebhabern in kleinen Aqua- rien gezogen worden. Die Liebesspiele des Pärchens sind recht innig, inniger als bei Makropoden, der Nestbau gleicht ganz dem unseres alten Bekannten, des Makropoden, doch baut Boly- acanthus cupanus ein kleineres Nest. Die vom Weibchen bei der Paarung ausgestoßenen Eier sinken zu Boden, werden von dem Pärchen auf- gelesen und ins Nest gebracht, bei welcher Arbeit sich das Männchen am eifrigsten beteiligt. Die Paarungen er- folgen, wenn nicht unmittel- bar unter dem Nest, so doch in dessenNähe. Die Aufzucht der Jungen scheint nicht so leicht zu sein, wie bei den Makropoden. Ich halte Po- lyacanthus cu- panus jetzt im ungeheizten Becken, wo sich die Fische scheinbar wohl be- flnden, zum Nestbau ist es noch nicht gekommen. Polyacanthus cupanus ist noch nicht so ab- gehärtet, wie der Makropode, er scheint aber berufen zu sein, in der Haltung und Zucht mit diesem in Wettstreit zu treten und ihm teilweise die Becken der Liebhaber streitig zu machen. Originalaufnahme nach dem Barbus vittatus. Leben für die „Blätter“. Originalaufnahme nachdem Capoeta spec. (?) Leben für die „Blätter“. ^ Kleine Mitteilungen. 199 JCIcine J\4iffeilun^en- Natiirauffassiing und IVatiirverstäiuliiis. In dem Junihefte der „Deutschen Monatsschrift“ (Verlag Alex. Duncker) bringt Kr. Ratzel eine hervorragende Arbeit, die besonders reizvoll ist in den Fragen: Was ist schöner? Was ist erhabener? Nicht erst die Wissenschaft hat gezeigt, daß es in der Natur keinen Unterschied zwischen interessanten und weniger interessanten Dingen gibt. Die Zuckungen des Froschschenkels unter der Wirkung des galvanischen Stromes, die Magnetisierung eines Stückes Eisen, das Leben der Bazillen sind allerdings kleine Ausgangspunkte für große wissenschaftliche Fortschritte. Die genaue Beob- achtung und scharfe Abzeichnung unbedeutender Dinge war aber lange in der Kunst, ehe die Wissenschaft sie anerkannte. Die Landschaftsmalerei, die von den auf- fallenden Felsenklippen zu den Sanddünen herabstieg und statt Palästen stroh- gedeckte Hütten malte, ist einem um- fassenden Verständ- nis der W eit Führerin geworden. Sogar dem Stilleben sind, so be- trachtet, einige Be- ziehungen zur Ent- wicklung einesNatur- allgefühls eigen. Darin liegt ja die Größe der modernen Landschaft, daß sie nach Jahrhunderten der Pose, die man Komposition und Stil nannte, mit der Über- zeugung schafft: Was ist, gefällt uns auch im Bilde. Und wären es braungrüngelb gebänderte Hügel, sie haben ihr Recht. Rousseaus Landschaften zeigen eine Verehrung des Seienden, die ihm alles in der Natur gleich wichtig erscheinen läßt; er betont daher wenig und ist soweit wie möglich entfernt von allem Stilisieren und Vereinfachen. Seinen Lieblingsbaum, die Eiche, gibt er in ihrer ganzen Knorrigkeit und Verworrenheit, so daß sie mit ihrer Krone die ganze Fläche eines Bildes ein- nimmt. Ein Künstler dieses Schlages empfand wohl, daß das Auswählen und Herausheben einzelner Bilder aus der Natur, wie es die Malerei üben muß, im Grunde doch nur ein Zugeständnis ist an die Schwäche unserer eigenen Auffassung. Es ist klar, daß die Kunst es oft so machen muß, aber es ist auch sicher, daß dadurch ein großer Teil des Größten, Erhabensten in der Natur uns verloren geht und daß eben deswegen nicht die ganze Natur in der Kunst von uns genossen werden kann. Was man Natur- genuß nennt, ist also schon darum viel umfassender als der Genuß der Natur in der Kunst, und die Natur mit eigenen Augen zu sehen, ist eine unbedingte Forderung an den wahren Naturfreund und Naturverehrer. Die Natur ist für das landschaftliche Auge eine Bildersammlung, aber, die Bilder sind eins mit den Wänden, an denen sie hängen, und das Ganze ist ein Bild, das nie ein Maler malen wird. Und so ist es mit jedem Teil der Natur; wie immer darin ein Einzelnes auffallen möge, es ist dem Ganzen in der Natur untergeordnet, ihm eingegliedert. Man mag noch fragen: Was ist schöner? Aber wenn die Frage lautete: Was ist erhabener? würden wir sogleich fühlen, daß erhaben keinen Komparativ haben kann und daß es nur eine Antwort auf jene Frage gibt. Alles ist erhaben, nichts ist klein. Die Wissenschaft sieht den großen Zusammenhang der einzelnen Erscheinung, und das, was klein und un- bedeutend erschien, wenn man es für sich ansah, wird in ihrem Auge groß und leuchtet wie in einer Gloriole weitreichender Bedeutung. Was man als Bestandteil eines größeren Ganzen zu erkennen weiß, von dem fällt alles Zufällige seiner gegenwärtigen Existenz als Neben- sächlichkeit ab, es steht rein in seiner Wirkung aufs Ganze vor uns. Wenn ich mich vor plötzlich ein- gebrochenem Regen unter einen überhängenden Granit- block geflüchtet habe, etwa in einem Felsenmeer des Fichtelgebirges, wo es daran nicht fehlt, und sehe nun die ersten Tropfen mit leichter Trübung ab- rinnen, so habe ich eine Grundtatsache der gewaltig wirken- den, allverbreiteten Abtragung vor mir. Diese Tropfen führen den Ertrag der Ver- witterung des Granit- bloekes ab. AVohin? Vielleicht gelangen diese Stäubchen, die das klare Regen- w'asser trüben, in die Nordsee, und sind sie einmal mit dem Meere verbunden, so mögen sie die Erde umkrei- sen. Das istderAVeg, auf dem aus schroffen Variskischen Alpen der Vorzeit das rundliche weiche Mittelgebirge von heute geworden ist, ein Rumjff des alten Hochgebirges, das einst von dem franzö- sischen Zentralmassiv bis zu den Sudeten Mitteleuropa durch- zog. V erwitterung, V ersetzung (Transport) und Niederschlag werden mir in ihrer ganzen Macht als erdumgestaltende Werkzeuge kund. Hier der Tropfen und dort das Meer, hier ein Stäubchen und dort eine neu sich bildende geologische Schicht, hier die Gegenwart und fern, fern eine graue geologische Vergangenheit: in solchem Kon- trast liegt nicht nur etwas, dessen Erkenntnis unserem Stolze schmeichelt, es liegt direkt ein ästhetischer Reiz in diesem Wechsel zwischen einem Flug um die Welt und der Rückkehr aus dem Weiten ins Enge unserer zeitlichen Existenz. Wir legen daher auch an die Natur nicht den kritischen Maßstab, wie an ein Kunstwerk. Wir fragen uns nicht, wie sie sein sollte oder ob sie besser sein könnte, wir nehmen sie wie sie ist. Dem Kunstwerk gegenüber suchen wir uns klar zu machen, was uns daran gefällt und was nicht, und indem wir nach dem Warum? fragen, üben wir Kritik. Gleich der erste Eindruck pflegt durch ein Vorwiegen des Gefallens oder Mißfallens bestimmt zu sein. Daß die Kritik in vielen Fällen den Genuß des Kunstwerkes stört, ist klar. Dieser Genuß liegt in der Empfindung des Schönen, die Kritik ist dagegen Sache des Verstandes. Eben deshalb Origmalaufnahme nach dem Polyacanthus cupanus <3. Lehen für die , .Blätter“. ^ ^ 200 Kleine Mitteilungen. ist der ganz selbstverständliche Verzicht auf alle Kritik beim Naturgenuß ein Verzicht zugleich auf geistige Arbeit, der einmal einen reineren Genuß des Natur- schönen verbürgt, und weiter auch an sich eine Wohltat ist. Wenn wir im Anschauen einer schönen oder erhabenen Natur uns seelisch und körperlich erholen, so ist das Ruhen kritischer Neigungen mit daran schuld. Wir gehen sozusagen widerspruchslos in dem Eindruck dieser Natur auf. So kann es denn auch eine gleich- gültige Landschaft im tieferen Sinne gar nicht geben- Alles ist eins, denn alles ist aus derselben Schöpferhand hervorgegangen. Was Gott gemacht hat, das ist nun einmal da und ist in seiner Weise vollendet. Nur in uns gibt es Ungleichheit des Empfindens, die wir in die Landschaft hineintragen. Aber wir müssen es als die Überhebung' eines Philisters empfinden, wenn uns jemand in der Schilderung der hochnordischen Landschaft die alpine Vegetation zeigt, die violettbraunen Anhöhen, die Binnenseen, die Fjorde, das stahlgraue Meer, das tief- blaue Gebirge in der Ferne, und dann herablassend schließt: „So beschaffen ist die hochnordische Land- schaft. Aber sie hat auch ihre Lichtpunkte!“ Als ob nicht jeder Firnfleck und jede Heidekrautblüte ein Lichtpunkt wäre. Viele sehen in der Jungfrau des Berner Oberlandes den schönsten aller Berge und nennen die Dreigruppe Jungfrau, Mönch und Eiger das alles überstrahlende Dreigestirn. Diese Erhebung des ein- zelnen über alle ist so, wie wenn wir von einem Mädchenkopf sagen: er ist schöner als alle, die wir je gesehen. Es ist immer ein unmerklicher, nicht zu be- stimmender Zug, eine vielleicht mehr fühlbare als sichtbare Nuanze im Ausdruck, was den Ausschlag gibt, d. h. der Vorzug ist sachlich so gering, daß er schwer von subjektivem Gefallen mit besonderer Geschmacks- richtung zu trennen ist. Noch stärker aber muß gegen solche Schätzung ins Gewicht fallen, daß derartige Vor- züge nur ungemein gering sein können im Vergleich mit dem Großen und Schönen, das allen Bergen von ähn- lichem Bau und ähnlicher Höhe zu eigen ist. Wie vertraut uns auch die Natur in allen ihren Einzelheiten geworden sein möge und wieviel von ihr wir geistig umfassen, die Verehrung, mit der wir ihr gegenübertreten, wird sich nicht dadurch verringern. Nur geht sie weder von der gefesselten Vernunft aus, wie in früheren Zeiten, noch besteht sie in der Anbetung der verbildlichten Naturerscheinungen wie in späteren. Es ist eine freie, selbständige Anerkennung der Tatsache der Natur, und diese ist ein wesentliches Moment der modernen Bildung geworden. Zwar kommt es immer vor, daß Gelehrte, in denen das kritische Vermögen die Freude an den Dingen überwiegt, die immer einen schöpferischen Zug haben wird und muß — vor jedem großen Gedanken der Schöpfung wird in der Seele rege, was auch Schöpfungskraft in ihr ist (Goethe vor dem Straßburger Münster) — sich zu einer unerfreulichen Überhebung in ihrer Beurteilung der Natur verführen lassen. Sie ahnen nicht, daß sie damit ihrem eigenen Naturgefühl ein schlechtes Zeugnis geben und ihrem Leser die Unterlage eines eigenen Urteils vorenthalten. Wie entsteht der prächtige Farbenreichtum der Pflanzen? -- Die Natur braucht dazu nur zwei Farb- stoffe, das Blattgrün (Chlorophyll) und das Blattrot oder Blattblau (Anthocyan), aber es ist bewundernswert, welche Wirkung sie mit einem grünen und einem roten Farbstoffe hervorzubringen vermag. Schade, daß das Blattgrün nur in der lebenden Pflanze beständig ist und sich nicht in der Kunst verwerten läßt. Die verschiedenen Schattierungen des jungen Laubes kommen nur dadurch zustande, daß in den jungen Blättern die Farbstoffträger, die Chlorophyll-Körnchen, in ver- schiedenen Mengen und in verschiedenen Tiefen unter der Blattoberfläche angesammelt sind. Ihre Kleinheit — sie sind meist nur wenige Tausendstel Millimeter groß — ermöglicht einen außerordentlichen Wechsel in der Zahl. Dazu kommt, daß sie sich vermehren, so daß jede einzelne Zelle allmählich immer mehr Körner erhält. Von ihrer Menge in einem Blatte macht man sich nur schwer eine Vorstellung. Der verstorbene Münchener Botaniker Naegeli hat einmal von einer kleinen W'asserpflanze (Nitella) eine einzelne Zelle in ver- schiedenen Altersstufen auf die Menge ihrer Chlorophyll- körner hin untersucht. Diese Zelle war in den ver- schiedenen Altersstufen 0.08, 0.5, 1.5 und 6 Linien lang und O.Oß, 0.05, 0.06 und 0.09 Linien dick. In allen vier Fällen zählte er 80 Längsreihen von Chlorophyllkörnern; jede Reihe enthielt aber in dem ersten Alterszustand 40, im zweiten 150, im dritten 500, im vierten 2000 Chloro- phyllkörner; die ganze Zelle also 3200, 12000, 40000 und endlich 160000 Chlorophyllkörnerl Bedenkt man, daß diese 160000 Körnchen in einer Zelle enthalten waren, die etwa 12 Millimeter lang und kaum ein Fünftel Millimeter dick war, und vergleicht man damit die Größe eines Blattes, so bekommt man eine V^orstellung von der Menge der kleinen Körnchen in einem einzigen Blatte. Außer durch den Wechsel in der Zahl der Chlorophyll- körner kommt die verschiedene Schattierung des Laubes aber auch noch dadurch zustande, daß die grünen Körn- chen je nach der Beleuchtung der Zelle wandern. Er- hält die Zelle einer Pflanze eine bestimmte Lichtmenge, die übrigens für die verschiedenen Pflanzenarten ver- schieden ist, so lagern sich die abgeplatteten Körnchen so, daß sie ihre breite Seite dem Lichte zuwenden. Wird das Licht aber stärker, so wandern die Chlorophyll- körner an die Seitenwände der Zelle und kehren dem Lichte ihre Schmalseite zu, wodurch natürlich eine ganz andex’e Färbung des Blattes erzielt wird. Neben dem Blattgrün tritt in vielen jungen Blättern noch ein im Zellsafte gelöster roter Farbstoff auf, das Anthocyan, das auch in Blau Umschlagen kann. Dieser Farbstoff wirkt zusammen mit dem Grün und je nach seiner Menge in der Pflanze außerordentlich wechselnd auf die Blattfarbe. Er kann in solchen Mengen vor- handen sein, daß das Grün vollständig verdeckt wird und daß die jungen Blätter rein rot aussehen — man wird das jetzt noch häufig beobachten können. Br kann aber auch mit Grün die verschiedensten Mischfarben hervorrufen, unter denen die kupferfarbenen wohl mit zu den schönsten gehören. Neben diesen beiden Farbstoffen wirken nun aber noch schattierend verschiedene Überzüge auf den Blättern, namentlich lufthaltige Haare verschiedener Form und stäbchenförmige Wachsüberzüge, diese aller- dings meist erst im späteren Alter der Blätter. Je nach der Länge und der Anzahl der Haare erscheinen die Blätter mehr oder minder weißlich, am schönsten wohl bei dem Mehlbeerbaume (Sorbns Aria), und die Gestalt der Haare verleiht den Blättern ihr verschiedenes Aus- sehen, bald seidig glänzend, bald wollig weich; Später Vereins-Nachrichten. 201 verschwinden diese Überzüge oft so vollständig, daß wir uns darüber wundern können, daß die Blätter ihre Farbe so vollständig verändert haben. Das Verschwinden der Haare kann in verschiedener Weise vor sich gehen; bald werden sie abgestoßen, manchmal aber zergehen sie zu einem klebrigen Überzüge, der die Blätter wie ein Lack überzieht. Tägliche Rundschau. Am 15. Mai machte ich die Entdeckung, daß einer von meinen Ospliromeuus trichopterus von Pilzen be- fallen war. Das Tier schien wie in einen Pelz gehüllt, und von der Brustflosse waren nur Reste in Gestalt der Strahlen übrig geblieben. Die Anwendung von W asserstoffsuperoxyd fand ich deshalb für richtig, in der vorgeschriebenen Lösung 1 : 8 zu probieren. Also : Hydrogenii hyperoxydati 10,0 gr Aquae destillatae 80,0 gr. Diese Auflösung goß ich in eine angewärmte, breite Tasse, die in einer Schale mit warmem Wasser ange- bracht war, bis die Lösung 25® C. betrug. Dorthinein setzte ich den Fisch, aber da er wie ein Rasender kämpfte, um aus der Tasse herauszuspringen, nahm ich ihn bereits nach 7s Min. heraus und setzte ihn in reines Wasser von gleicher Temperatur, doch gab derselbe länger keine Lebenszeichen mehr von sich. Die Wasserstoff- superoxyd-Lösung hatte ihn augenscheinlich getötet, ob- gleich derselbe doch nur die Hälfte der in den „Blätter“ angegebenen Zeit darin gewesen war. Ich bin deshalb geneigt anzunehmen, daß die von Herrn Hamann-Danzig angewandte Lösung 1 : 8 nicht von 1 Teil Wasserstoffsuperoxyd und 8 Teilen Wasser zusammengesetzt war, wie nach den Mitteilungen in „Blätter“ Heft 4 190 t angenommen werden mußte, sondern von 1 Teil von dem im Handverkauf erhält- lichen Wasserstoffsuperoxyd, der doch in Wirklichkeit gewöhnlich nur 3 — 5®/o von demselben enthält (Die ver- dünnte Lösung von Brückener, Lampe & Co, Berlin, enthält 10®/o VoL). Es ist also wahrscheinlich eine von diesen schwachen Lösungen, die Herr Hamann außerdem noch mit 8 Teilen Wasser versetzt hat. Aber welche von den Lösungen war es? Ist diese Vermutung richtig, wäre es von Interesse, sie bestätigt zu erhalten und können diese Zeilen dazu beitragen, so ist mein Fisch nicht umsonst eingegangen. Dr. Vald. Klein, Kopenhagen. yEREINS-#WT»f NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer der einzelnen Vereine die volle Verantwortung. Verein der „Aquarien- und Terrarieufreunde“ zu Berlin. Vereinslokal: „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 25. Mai 1904. Nach Eröffnung der Sitzung um 97^ Uhr durch den I. Vorsitzenden wurde das Protokoll der letzten Sitzung verlesen und darauf zur Wahl des II. Schrift- fühi’ers geschritten, jedoch ohne Ergebnis, da niemand der Anwesenden das Amt zu übernehmen erklärte. Herr Dr. Bade verlas einen in der „Wochenschrift für Aquarien- u. Terrarienkunde“ erschienenen, A.W.F. gezeichneten Artikel: „Zur Roßmäßler- Ausstellung und Feier“, dessen Inhalt an dieser Stelle wiedergegeben zu werden verdient. Der Verfasser legt den Veranstaltern der Ausstellung in erster Linie ans Herz, sich darüber klar zu sein, ob sie den Ausstellern Gelegenheit bieten wollen, Preise zu erhalten oder ob durch die Ausstellung Propaganda für die Liebhaberei zu machen beabsichtigt ist. Die Hauptaufgabe der Vereine ist die Hebung der Liebhaberei und sollte der leider auf den meisten Aus- stellungen übliche Modus, möglichst alle Aussteller mit Auszeichnungen zu bedenken, in Fortfall kommen; denn wenn jeder Beteiligte einen Preis oder Diplom erhält, so ist dies weder eine Auszeichnung noch ein Ansporn, und die Mitglieder der betr. Vereine, die wahres, reines Interesse zur Sache haben, werden sich nicht allein durch die in Aussicht gestellte Belohnung leiten lassen - Dann ist zum Gedeihen der Ausstellung unerläßlich, daß die unter den Vereinen leider üblichen Eifersüchteleien unterbleiben, wo es sich um das Zusammenwirken der Vereine zu gemeinsamer Arbeit handelt. Das Gelingen der Ausstellung ist also gebunden: 1. an selbstlose Arbeit jedes Einzelnen, 2. an ein zuvorkommendes Zusammenwirken Aller. Zur Ausstellung selbst rät der Verfasser eine gruppenweise, von zoologischen Gesichts- punkten geleitete Einteilung und dementsprechende Ab- fassung des Kataloges. Jede Gruppe muß der Aufführung im Kataloge nach znsammenstehen und der Reihe nach, wie man geht, nummeriert werden. Empfehlenswert sind auch kurze Notizen zu jeder Nummer und einleitende Bemerkungen zu jeder Gruppe, aus denen der Beschauer wirkliche Belehrung schöpfen kann. Dann soll auch nicht das Hauptgewicht auf die exotische Zierfischzüch- torei gelegt werden. Dem Besucher soll der belehrende Wert einer Ausstellung durch Vorführung der ein- heimischen Fische und Terrarientiere, Insektarien usw. gezeigt werden, so daß er also einen weiten Überblick über die Kleintier- und Pflanzenwelt des Wassers ge- winnt. Die Aussteller sollen nicht nur mit Wertstücken vor Kennern paradieren, sondern dem großen Publikum Belehrung bieten und die Zweckmäßigkeit der Liebhaberei zur Beförderung der allgemeinen Bildung zeigen. Nur so können neue Liebhaber gewonnen werden, die in vielen Fällen den ausstellenden Vereinen beitreten. Im Anschluß an die Verlesung des Artikels, dessen oben angegebene Hauptpunkte fast allgemeine Zustimmung fanden, empfahl H. Schwieder den Mitgliedern, sich mehr wie bisher der dankbaren Terrarienpflege zu widmen. Herr Kupzyk bedauerte, daß die meisten Menschen, welche auszustellen beabsichtigen, dies leider nicht immer aus reinen Motiven tun, sondern die Preis- und Diplomfrage eine große Rolle bei ihnen spielt. Hierauf erhielt Herr Dr. Bade das Wort zu einer Plauderei, „Wie ich Aquarien-Liebhaber wurde“, welche von den Mitgliedern mit großem Interesse aufgenommen wurde und bei vielen, die durch eigene Versuche ihre schwer erprobten Erfahrungen errungen haben, verwandte Seiten erklingen ließ. Nach der Pause gelangten verschiedene Pflanzen und 1 Zuchtpaar Makropoden zur Verlosung. Die Herren Westphal, Timmermann und Biell stifteten ihre Gewinne in dankenswerter Weise zum Besten der Kasse und ergab die Versteigerung einen Gesamterlös von 7,80 Mk. Herr Stephan regte an, vom Verein aus 202 V ereins-N achrichten . neu eingeführte Fische anzuschaffen und wurde sein Antrag einstimmig angenommen. Von den in Frage kommenden Moüienisia formosa und Cichlasoma nigro- fasciatimi ging der erstere mit 13 gegen 8 Stimmen aus der Wahl als Auserkorener hervor. Als Bedingung, unter der das Zuchtpaar dem zu wählenden Pfleger überliefert wird, wurde festgesetzt, daß dieser von den ersten 3 Bruten 75% dem Verein abzugeben habe, wonach das Paar in seinen Besitz übergeht. Von den 5 vorge- schlagenen besterfahrenen Züchtern wurde Herr Kropac als Pfleger gewählt und versprach derselbe es an guter Pflege der Tiere nicht fehlen zu lassen, und seine Be- obachtungen des eventuellen Geburtsaktes dem Vereine mitzuteilen. Die Besorgung der Fische wurde den Sammelwarten und dem Züchter übertragen. Herr Lehmann stellte den Antrag, von der Firma Umbreit & Matthes-Leipzig, den elektrischen Zimmerspringbrunnen zur Ansicht und Vorführung kommen zu lassen, welchem Anträge nach einstimmigem Beschluß stattgegegen werden soll. Herr Kupzyk erhob darauf gegen den in der vorigen Sitzung gefaßten Beschluß, an der Verlosung nur in der Sitzung gegenwärtige Mitglieder teilnehmeu zu lassen, Protest, da der ursprüngliche Beschluß, alle Mitglieder zur Teilnahme zu berechtigen, in der General- versammlung gefaßt sei, und als Generalversammlungs- beschluß nur in einer solchen umgestoßen werden kann. Dem Protest wurde Folge gegeben und soll über obige Frage eine neu einzuberufende außerordentliche General- versammlung entscheiden. Nach Erledigung des Frage- kastens mit seinem reichen Inhalte an hoch interessanten Fragen aus der Liebhaberei und der sich anschließenden Besprechung derselben, wurde die Sitzung um l'/a Uhr geschlossen. F. Schulz. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkuude in München. (E. V.) Vereinslokal: Cafe-Restaurant „Deutscher Hof“. Donnerstag, den 10. März 1904. Zu Beginn der Sitzung betont der Vorsitzende, daß die Unannehmlichkeiten mit unserem Vereinslokal, welches wegen der Salvator-Saison nicht benutzt werden kann, sich noch länger hinausziehen werden, und daß die Frage eines neuen Vereinslokales im Auge zu behalten sei, weshalb Vorsitzender bittet, fleißig nach solchen Um- schau zu halten. Hierauf erfolgte die Verlesung und Genehmigung des Protokolles vom 3. März 1904. Herr Lankes teilt mit, daß ein Gastwirt in Allach (Nähe Münchens) 5 Stück Alligator mississippiensis Daud. von einem Verwandten in Nordamerika erhielt. Die Herren Lehrs, Rembold und Lankes besuchten den Wirt, um die Tiere anzusehen, die sieh zum Teil in einem mitleid- erregenden Zustand befanden. Der Versuch, die jungen Panzereidechsen dem dermaligen Pfleger abzunehmen und sie in freundlichere Verhältnisse zu bringen, scheiterte an der unsinnigen Bewertung der Tiere durch den Eigen- tümer Im Einlauf: Offerte Grohmanii-Braunschweig bezüglich Kampffische usw. Einige Bestellungen werden vereinbart, desgleichen von Isoetes malinvernianum von der Firma P. Matte, Lankwitz bei Berlin. Herr Ober- expeditor Paukner ersucht um Überlassung von Schnecken und Wasserpflanzen. Diesem Wunsche soll nach Möglichkeit entsprochen werden. Eerner im Einlauf Karte unseres Herrn Egger-Linz und eines Herrn Ernst Illger von Großolbersdorf. Herr Mayerhofer reklamiert einige Nummern der Vereinszeitschrift. Von den fünf Berliner Vereinen ist eine Einladung zur Beteiligung an der Roßmäßler-Feier im Jahre 1905 und zu einer großen Ausstellung sämtlicher Deutschen Vereine ergangen. Im Hinblick auf die ganz beträchtlichen Schwierigkeiten des weiten Transportes, der im Transporte liegenden Gefahr für wertvolle Tiere und endlich den schweren finanziellen Opfern sowohl des Vereins, als der einzelnen Aussteller selbst war ein ablehnender Standpunkt veranlaßt. An Zeitschriften liegen auf: „Zoologischer Garten“ No. 2. Hier interessiert der Artikel „Zoologische Kreuz- und Querfahrten in Südbosnien und der Herzegowina“ von Dr. Werner-Wien. Der von Herrn Dr. Werner erwähnte Münchner Herr, der auf der Baba planina Lacerta moso- rensis sammelte, ist uns nicht unbekannt. „Natur u. Haus“ Nr. 11: C. Brüning-Hamburg berichtet über Rhinichthys atronasus, über welches Fischchen längere Zeit nichts mehr zu hören war. Unter der Rubrik „Bücherschau“ bringt Herr Dr. Lemberg-Charlottenburg sein im Auf- träge des „Triton“-Berlin hergestelltes Referat über die II. Auflage des „Leitfadens für Aquarien- und Terrarien- freunde“ von Dr. E. Zernecke, bearbeitet von M. Hesdörffer. Dr. Lemberg sagt zum Schluß seines kurzen, hauptsächlich die Erweiterungen des Leitfadens auf- zählenden Referates: „Der einzige kleine Tadel, der auszusprechen wäre, mindert den Wert des Buches nicht, er betrifft die Nichtverbesserung von Fehlern, wie die schlechte ältere Konstruktion des Wurmstich’schen Heizapparates ohne Abzugsrohr für die angesammelten Gase, die sogar noch durch die alte fehlerhafte Abbildung erläutert ist, oder die Empfehlung des Simon’schen Druckluftapparates zum Treiben des Springbrunnens, der ohne Reduzierventil für diesen Zweck unbrauchbar ist.“ Wirklich der einzig kleine Tadel? Es ist zu bekennen, daß sich der „Triton“ sein Referat über die II. Auflage des Zernecke außerordentlich leicht und einfach gemacht hat. Im Anschluß an das Referat Dr. Lembergs bringt sodann Herr Hesdörffer eine Erwiderung auf die Kritik des Herrn Köhler. (Erschien seinerzeit in Heft 4 der „Nerthus“.) Diese Form der Erwiderung des Herrn Hesdörffer ist tief bedauerlich, ihr fehlt jede Berechtigung. Mit dem wenigen sachlichen Inhalt der Erwiderung uns zu befassen, besteht für uns keine Veranlassung. Auf einen Punkt jedoch ist hinzuweisen. Herr Hesdörffer bemerkt in seiner Erwiderung gegen Herrn Köhler, daß im neuen Zernecke auch Hinweise auf „Nerthus“ und die „Blätter“ nicht fehlen und sagt dann wörtlich: „Obwohl sich unter den mehr als zwanzig Zeitschriften, deren Abonnent ich bin, diese nie befunden haben.“ Weder der Botaniker, noch der Zoologe Hesdörffer, auch nicht der Redakteur von „Natur und Haus“ braucht Abonnent der Zeitschriften „Nerthus“ und der „Blätter“ zu sein; Abonnent dieser Zeitschriften braucht auch schließlich der Bearbeiter der neuen Auflage von Zernecke nicht zu sein. Von diesem Bearbeiter aber, der ein Buch um Geld an Anfänger und Fortgeschrittene der Aquarien- und Terrariensache gelangen lassen will, muß aber und kann verlangt werden, daß er den Inhalt der beiden ge- nannten Zeitschriften, die für den Aquarien- und Ter- rarienfreund reiche Erfahrungen und Beobachtungen, wertvolle Winke und Beiträge unter Mitwirkung von hervorragenden Gelehrten, tüchtigen Kennern und eifrigen Liebhabern unserer Sache bringen, vollständig beherrscht und entsprechend für sein Buch verwertet. Unsere verehrlichen Mitglieder und Leser verweisen wir zur weiteren Information speziell auf die No. 11 von „Natur und Haus“. In den „Blättern“ No. 5 finden wir in der Fortsetzung des Aufsatzes von Wolfgang F. Ewald: „Ein billiges heizbares Terrarium und seine Be- wohner“ bei Beschreibung der Agama inermis Rs. den Namen unseres Vereines einigemale genannt. Herr Ewald hat gemeint, etwas widerlegen zu müssen und wir sind daher veranlaßt, etwas auf die Angelegenheit zurückzukommen. Dr. Lemberg liat in seinem Aufsatz: „Erfahrungen über Bau und Betrieb eines trockenen heizbaren Terrariums“, „Natur und Haus“ Bd. XI S. 148, bei Beschreibung seiner Heizung die Bemerkung einfließen lassen: „Daß das völlig ausreicht, beweist der Umstand, daß Agama (inermis) bei 16® C. behaglich schmaust, Anolis bei gleicher Temperatur keine Fliege und Schabe ver- schmäht usw.“ In unserem Berichte vom 26. Februar V. Js., „Blätter“ 1903 S. 139, haben wir hierzu bemerkt: „Dr. Lemberg bringt seine Erfahrung über Bau und Betrieb eines trockenen heizbaren Terrariums zur Mit- teilung. Wir können seinen interessanten Ausführungen nicht in allen Teilen beipflichten und möchten glauben, daß ihm bezüglich der Bemerkung, daß Agama inermis bei 16® 0. behaglich schmaust, ein Irrtum unterlaufen ist. Bei -|-26®0. ja. Wer diese zu den empfindlichsten der uns bekannten Echsen zählende Agama kennt, weiß in welch’ trauriger Verfassung diese noch bei -j- 16® 0. im Terrarium herumhocken.“ In diesem unserem Berichte, der die Erfahrung von 4 Herren, die sich mit Agama inermis beschäftigten, birgt, ist also Dr. Lemberg’s Be- hauptung „nicht mit besonderem Nachdruck zurück- gewiesen“, oder wie Herr Ewald noch weiter schreibt, „die Behauptung Dr. Lemberg’s als unglaubhaft hin- V ereins-N achrichten . 203 gestellt“. Der die Sache objektiv abwägende Pfleger und der zu lesen verstellt, wird aus unseren oben wieder- gegebenen Worten weiter nichts als die Annahme heraus- finden können, daß Herrn Dr. Lemberg ein Irrtum (möglicherweise beim Ablesen der Wärmeziffer) unter- laufen sein könnte. Zu dieser Annahme waren wir umsomehr berechtigt, als sich unsere Erfahrungen gerade auch mit Agania inermis auf ziemlich weit, 'etleufalls aber auf viel weiter als auf „ein Terrarien-Semester“ zurück erstrecken. Allein nicht nur die eigenen Er- fahrungen haben unserer Annahme Berechtigung ver- liehen, weit mehr noch die Erfahrungen anderer vorzüg- licher Kenner und langjähriger ausgezeichneter ßeptilien- Pfleger. P. de Grijs sagt in seinen „ßeobaclitungen an Reptilien in der Gefangenschaft“, „Zoologischer Garten“ XL. Jahrgang S. „Diese Art ist. wenn überhaupt, jedenfalls nur sehr schwer auf längere Zeit in unserem Klima in Gefangenschaft am Leben zu erhalten. Von etwa einem Dutzend Exemplaren, die im Laufe der Jahre in meinen Besitz gelangten, hielt nur eines etwa neun Monate im Käfig aus. Eine längere Lebensdauer konnte ich auch bei sorgfältigster Pflege nicht erzielen. Derartig auf Sonnenhitze angewiesene Arten wie inermis dürften sich an die veränderten Existenzbedingungen im Käfig in unserem sonnenarmen Klima kaum je gewölmen.“ Dr. Wei-ner schreibt in seinem Aufsatz: „Dornschwanz oder Hardun“, „Nerthus“ 1900 8. 187 von Agama inermis u. A. auch wie folgt: „Nur die prächtige Agama biboni von Westalgerien kann sich an Haltbarkeit mit dem Hardun messen, während es bei der Agama inermis anscheinend noch niemand gelungen ist, sie dauernd, ja nur mehrere Monate lang in Gefangenschaft zu erhalten. Allerdings wer diese Eidechse je in ihrer Heimat über die unabsehbaren Flächen unter dem ewig- blauen Himmel und in der glühenden Atmosphäre der nordafrikanischen Wüste dahin rennen gesehen hat, der wird ihr Dahinsiechen in der Gefangenschaft begreifen.“ Georg Ludwig schreibt in „Natur und Haus“ Bd. 4 S. 300 von Agama inermis: „Es ist kaum zu glauben, welche große Hitze dieses Reptil vertragen kann. Zeigt das Thermometer im Terrarium nur 20® R., so ist diese Agama wie tot; sie kauert in irgend einer Ecke oder auf dem Felsen, oder sitzt mit geschlossenen Augen auf einer anderen Echs. Erst bei 24® R. bewegt sie den Kopf munter umher und richtet die kleinen lebhaften Äuglein nach allen Richtungen. Also auch auf den Grad der Lebhaftigkeit und durch die Bewegungen äußert sich die höhere oder niedere Temperatur. Am wohlsten fühlen sich die Eidechsen bei einer Wärme von 27 — 35® R.“ Schließlich sei noch auf den Bericht der „Salvinia“-Hamburg, „Blätter“ 1903, No. 83 ver- wiesen, in welchem Herr Tofohr, dem eine bedeutende Anzahl von Agama inermis unter die Hände gekotnmen ist, seine Erfahrungen mit dieser Echse darlegt. Alle diese Beobachter sind entweder ausgezeichnete erste Kenner, oder doch recht erfahrene langjährige Reptilien- pfleger, deren I. oder II. Semester der Kriechtierpflege weiter als ein Dezenium von .Jahren zurückliegen mag. Nach dem Vorstehenden können wir Abstand davon nehmen, unsere eigenen Beobachtungen mit Agama inermis weiter auszuführen. Wenn nun Herr Dr. Lemberg und Herr Ewald bei welch letzterem Agama inermis ebenfalls „bei Ifi® C. eine tüchtige Mehlwurmmahlzeit nahm“ ver- sichern, daß kein Irrtum vorliegt, so werden wir dieses ohne weiteres glauben. Aber darauf bleiben wir stehen, daß ein „behagliches Schmausen“ in diesem Fressen wir nicht zu erblicken vermögen, sondern daß es ein Fressen um nicht zu verhungern zu bedeuten hatte. Ein Sonnen- strahl mag bei dieser Mahlzeit mit Antrieb und Ver- anlassung gewesen sein. Geradezu unnatürlich klingt es. wenn Herr Ewald schreibt: „Meine Agama liegt stets in der kältesten Ecke des Behälters, mit Vorliebe im Napf mit kalten Wasser.“ Hier handelt es sich gewiß um keine Geschmacksverschiedenheit eines einzelnen In- dividiums, wie Herr Ewald meint. Wir möchten hier kurz fragen, wie lange diese Über-M^ama im Napf mit kaltem Wasser gelebt hat? „Nerthus“ Heft 5 enthält einen Artikel von .losef Scherer-München: „Aus der Reptilienfauna Korsikas.“ Leider müssen wir uns mit Scherers Aufsätzen manchmal länger befassen, als an- genehm ist. Manches erscheint in diesen Ausführungen niedergelegt, das im Interesse der Wahrheit nicht un- widersprochen bleiben darf. „Mit Scherers entwicklungs- geschichtlichen Auslassungen können wir nicht immer übereinstimmen.“ So haben wir uns bereits bei Be- sprechung seines Aufsatzes über „die Fchsenfauna Süd- italiens“ ausgesprochen („Blätter“ No. 5 S. 78), und dieser Satz dürfte in mancher Hinsicht auch wieder für den vorwürfigen Artikel Geltung haben. Wie Scherer die Einschleppung der Lacerta serpa Raf. und zwar der festländischen Form durch Schiffe von Livorno nach dem Hafenplatze Bastias (Korsika) als sicher annimmt, so nimmt er auch als „zweifellos“ an, daß die sizilianische Form dieser Eche, var. rd.iculata Schreiber, vur. insuUmica de Bedr. durch Schiffe nach dem sardinischen Hafen Cagliari verschleppt wurde. Sicheres kann nicht behauptet werden; jedenfalls fehlt diesen Behauptungen, wie schon in unserem früheren Berichte angedeutet, eine besondere Begründung und ihr widerspricht zunächst die große Zahl der vorkommenden Echsen und ihre weite Ver- breitung iin angeblichen Einschleppungsgebiet. Unklar oder schwer verständlich ist uns auch, was .Herr Scherer von der Cara’schen var. genei der Lacerta serpa sagt: „Sie ist eine jener Echsenurten, welche ihre Abkunft auf eine Stammform zurückführen, die ihr jetziges Wohngebiet z. Zt. dessen 'rrennung vom F’estlaude überflutete, nach dieser dort entweder clurch Anpassung und Vermischung im Laufe der Zeit, die spezifische Identität mit ihnen verlor oder Daseinskämpfen zum Opfer fiel und heute als ursprünglichste Rasse in ihnen nur noch auf wenigen isolierten Plätzen aber gleichfalls in mehr oder minder veränderter Gestalt existiert.“ Scherer sagt weiter be- züglich der Lacerta bedriagae Cum., daß natürliche FVinde ihr Dasein auf diesen Bergeshöhen (Korsika’s) wohl so gut wie keine belästigen, zumal der Insel jedwede Giftschlange mangelt. Warum gerade Giftschlangen am meisten als Feinde der Lacerta bedriagae in Betracht kommen sollen, ist vollständig unerfindlich. Genannte Echse wird in Raubvögeln, Raben, Krähen usw. ebenso wie jede andere in diesen Höhen hausende Echse ihre Feinde haben. Außerdem gehört Zanienis gemonensis var. atrovirens Shaw in den Höhen vou 800 m keinen- falls zu den Seltenheiten, wie Scherer meint. Unrichtig ist auch, wenn Scherer bemerkt, daß Tropidonotus natrix var. cettii Gene eine Bergbewohnerin ist. Diese schöne Schlange hält sich in Korsika genau so an ähnlichen Stellen und Plätzen auf, wie es sonst die Ringelnatter zu tun pflegt. Unzutreffend ist auch die Zeichnungs- beschreibung vou Tropidonotus natrix var. cettii. Be- denklich erscheint uns ferner, daß Herr Scherer ein Tier beschreibt, von dem ihm sein Gewährsmann höchstens mitteilcn konnte, daß er es flüchten gesehen hat, denn gesammelt wurde kein Stück. Welchen Wert es aber bedeuten will, wenn ein Laie, der ein guter Fänger sein kann, eine Schlange flüchten gesehen hat, ist unzweifelhaft. Die Abbildungen Moralt’s lassen die beiden Echsen Lacerta bedriagae und Lacerta genei ziemlich gut er- kennen. Einige weitere einschlägige Artikel gelangen zur Bekanntgabe und Besprechung. Herr Sigl hat eine Anzahl Wasserschnecken zur Vorzeigung mitgebracht und weist darauf hin, daß in der aufliegenden „Wochen- schrift für Aciuarien- und Terrarienfreunde“ No. 3 die Fühler von Limnaea, stagnalis als zu lang gezeichnet erscheinen. Es handelt sich hier nur um eine schemati- sche Darstellung. Auch sonst bringt Herr Sigl zu den Ausführungen Brüning’s über die große Schlammschnecke einige interessante Bemerkungen. Durch Herrn Remboldt gelangt eine Partie Wassenpflanzen, welche ihm von den Herren Kainradi und Uri vom Gardasee zugesandt worden waren, zur V^erteilung. Herr Schriftführer Haimerl verpflichtet sich gegen Schluß der Sitzung, für den diesjährigen Pflanzenversandt „ganze Kübel voll Wasserpflanzen“ dem Vereine zur Verfügung zu stellen, was auf Veranlassung des Vorsitzenden unverzüglich festgenagelt wurde. ,, Humboldt“, Verein für Aquai-ien- und T’errarienkunde, Hamburg. (R. V.) Vereinslokal: St. Georger Vereinshaus, Große Allee 45. Versammlung am 2. .Juni 1904. Um 9'/2 Uhr wird die gut besuchte Versammlung vom I. Vorsitzenden eröffnet. Nach Verlesung des 204 Vereins-Nachrichten. Protokolls teilt Herr Peter mit, daß Herr Kaufmann H. Lewitz in den Verein aufgenommen sei und heißt diesen Herrn herzlich willkommen. Angemeldet zur Aufnahme sind Herr Kaufmann Otto Volckmann, und für die Jugendabteilung Eduard Lübbert-Altona, Sohn unseres Mitgliedes, und Otto Palmer. Dann übermittelt Herr Peter Grüße von Herrn Dr. Ziegelei-, I. Vorsitzender des „Triton“, der kürzlich in Hamburg weilte. Im Eingang befinden sich Grußkarte vom Verein „Sagittaria“, Hohenstein-Ernstthal, anläßlich dessen Stiftungsfestes. Offerten der Firma J. Müller-Spremberg, A. Dietrich- Berlin und H. Besser-Stützerbach; ferner ein Schreiben des neu gegründeten Vereins „Wasserstern“ in Augsburg, sowie ein solches von dem in Gründung begriffenen „Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde“ in Linza. D , in welchen um Anschluß an den „Humboldt“ gebeten wird. — Herr Peter unterzieht dann das vorliegende neue Werk: „Die mitteleuropäischen Süßwasserfische von Dr. Bade“, einer eingehenden Besprechung. Redner hebt aus dem reichhaltigen und gediegenen Inhalt einige Ab- schnitte hervor und macht besonders auf die zahlreichen, sehr gut gelungenen Abbildungen und Tafeln aufmerksam. Er könne das Werk allen Liebhabern und V^ereioen auf das wärmste empfehlen, umsomehr, als dasselbe sicher ein gut Teil dazu beitragen werde, die Liebhaber zur regeren Beobachtung der oft den „Exoten“ nicht nach- stehenden heimischen Fische zu veranlassen. Das Werk soll für die Bibliothek des Vereins angeschafft werden. Sodann erstattet Herr Claassen Bericht über die kürz- lich stattgehabte Exkursion nach Hellbrook. Daß dieselbe die 33 Teilnehmer befriedigt habe, zeige die vorliegende, von Herrn Peter gemachte Aufnahme, auf welcher man nur fröhliche Gesichter erblicke. In der Tat habe dieselbe denn auch recht gute Resultate gebracht. Pflanzen wurden in schönster und reichhaltigster Auswahl gefunden und mußte von Fischen u. a. eine Anzahl Rohrbarsche es sieh gefallen lassen, auf der „Elektrischen“ nach der Stadt entführt zu werden. Für die nächste Exkursion wird das Borsteler Moor vorgeschlagen und dieser V’^orschlag angenommen. Zeitpunkt der 10. ,Iuli. — Von Herrn Schroot wurde der Bibliothek das Werk „Die Bastarde der deutschen karpfenähnlichen Fische von E. Leonhardt“ gestiftet, wofür dem Spender auch an dieser Stelle gedankt sei. — Herr Peter weist dann auf eine im Fragekasten des „Triton“ in den „Blättern“ No. 8 enthaltene Notiz hin, nach welcher Herr Fischerei- direktor Bartmann dringend vor dauernder Fütterung mit Garneelenschrot warnt. Diese Warnung sei ihm (Redner) nicht verständlich. Er selbst füttere schon jahrelang mit Garneelenschrot und habe nie die von Herrn Bartmann angezogenen Ubelstände bemerkt, sondern im Gegenteil gefunden, daß seine Tiere äußerst mobil gewesen seien, und das Futter stets gern ge- nommen hätten. Er könne dies Futtermittel, besonders als Zusatz zum Mischfutter, nur empfehlen ; selbstver- ständlich müsse man, wie bei allen anderen Futterarten, stets angemessene Portionen geben. Daß in einem Falle bei Verwendung des Garneelenschrots als Futter für Fische in einem Teiche die beregten Krankheitserschei- nungen aufgetreten seien, dürfte wohl nicht genügende Ursache sein, über ein sich im übrigen bewährt habendes Futtermittel ein vernichtendes Urteil zu fällen. Er halte auch heute noch wie früher (s. „Bl.“ 1897 S. 26) das Garneelenschrot für ein gutes Futtermittel bezw. eins der wichtigsten Bestandteile eines guten Mischfutters. Dem eineu von Plerrn Bartmann mitgeteilten, scheinbar nicht einmal genügend aufgeklärten Fall stehen jedenfalls die langjährigen Erfahrungen vieler, teils bekannter Fischpfleger gegenüber. — Der Hydra scheint endlich ein leicht anzuwendendes Vertilgungsmittel erwachsen zu sein. Herr Peter gibt nämlich bekannt, daß er ein solches entdeckt zu haben glaube, da er in seinen Aqua- rien diesen u. U. recht unangenehmen Gast in kurzer Zeit vernichtet habe. Er wolle das Mittel indes heute noch nicht bekannt geben, um erst auch noch von anderer Seite die Wirksamkeit seines „Hydragiftes“ aus- probieren zu lassen und stellte er dann einigen unfrei- willigen Pflegern der Hydra dasselbe zur Verfügung. — Ferner teilt Herr Peter mit. daß er wahrscheinlich in nächster Sitzung über seine Resultate mit einer neuen Aquarienheizung berichten werde. Br habe nach seinen Angaben einen Glasbehälter herstellen lassen, in welchem die Heizung in einer nach seiner Meinung äußerst prak- tischen Weise angebracht sei, und er hoffe, mit dieser Neuerung einen nicht unbedeutenden Schritt in der Aquarienheizung vorwärts gekommen zu sein. — Die Herren Koppe und Siggelkow, welche für heute ihren Besuch und Vorzeigung von Fischen usw. angekündigt hatten, waren leider nicht erschienen. Dafür entschädigt uns unser Herr Stüve, der aus seinem reichhaltigen Vorrat eine kleine Menagerie vorführt. Zur Vorzeigung gelangen in durchweg schönen Exemplaren: Kleine prächtige Teju teguixin von kaum 20 — 25 cm Länge, Tropidarus hispidus, Lacerta mdissdensis, Lacerta oxycephala, kleine schöne Exemplare von Crocodilus cataphractus und Cainian sderops] an Molchen: ein schönes Pärchen von Triton torosns und kleinere und größere Exemplare vom Aalmolch (Amphmma means); an Schlangen: Abastor erythroyraninius, Trojndonotus piscator und Coluber getnluS] an Froschlurchen: Rana Iiexadadyla, Rana limnodiaris, Rana Boyli sowie ein hoch origineller neuer, noch nicht bestimmter Frosch aus Brasilien; an Schildkröten: die schöne Danionica haniiltoni, die Podocnemys expansa, die so selten zu uns gelangende Platemys spixi und die Eydromedusa tectifera, und an Fischen endlich eine neue Eleotris-Art von hübscher Farbenpracht, die wohl bald ihren Weg in die Liebhaberkreise finden wird. Zu jedem Tier gab Herr Stüve mit wenigen Worten einige Erklärungen, die sich auf das Vorkommen, die Lebensweise, das Futter und die Haltung bezogen, und zeigte ferner noch die ganz vorzüglich ausgeführten Zeichnungen eines neuen Brasilianischen Frosches und eines neuen Molches vor. Wahrlich eine Fülle von schönen vielfach seltenen Tieren, wie sie wohl nur unser Herr Stüve auf einmal zu zeigen imstande ist. Herr Peter sprach denn auch Herrn Stüve im Namen der Versammlung, die in dichten Scharen fortwähi-end Herrn Stüve und seine Schätze umlagerte, vollste Anerkennung aus und dankte ihm für die Mühe und Arbeit, die er sich mit der Vor- zeigung der Tiere aufgeladen habe. — Zum Verkauf und Tausch gelangten diverse Fische und Pflanzen und wurde zum Schluß ein kurzer Artikel aus einer hiesigen Tageszeitung verlesen, nach welchem der Pächter der Außenmühle in Harburg a. d. Elbe bei einem toten Aale unter der vorderen ßauchhälfte des Tieres eine sackartige Geschwulst gefunden habe, die nach Öffnung eine zahlreiche Menge fischähnlicher Lebewesen enthielt. Diese 2 cm langen dünuen Tierchen hätten in allem so sehr die Formen des Aals, daß man sie unbedingt für junge Aale halten müsse, dieselben hätten im Wasser weitergelebt. Bei einem anderen Aal will derselbe Herr bemerkt haben, wie aus dem Maule des Mutteraals solche jungen Aale herauskrochen. — Sollte der Aal der Wissenschaft doch ein Schnippchen geschlagen haben? Das dürfte heute doch wohl sehr zweifelhaft sein. Jedenfalls ist obige Notiz einstweilen mit größter Vor- sicht aufzunehmen. A. B. „Tritou‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarien-Kunde zu Berlin. (Eingetragener Verein.) Vereinslokal: Restaurant Örtler, Karlstraße 27. 4. ordentliche Sitzung am Freitag, den 3. Juni 1904. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der 3. ordentl. Sitzung werden die Herren A. Duss-Essen und P. Schmaedicke-Berlin einstimmig als ordentl. Mitglieder aufgenommen. In der 4. Vorstandssitzung hatte die Auf- nahme des Herrn A. Rochiitzer-Pilsen stattgefuuden. — Unser langjähriges Mitglied Herr Fischereidirektor H. v. Debschitz hat zu unserm größten Bedauern seinen Austritt angemeldet, weil er die Verwaltung eines großen Güter- komplexes übernimmt und sich fürs erste mit der Aquarien- kunde nicht mehr befassen wird. Da jedoch Herr v. Deb- schitz allen Aquarienliebhabern mit seinen durch die viel- jährige Tätigkeit als Fischzüchter erworbenen Kenntnissen gern beratend zur Seite stehen wird, so sei hiermit seine neue Adresse gegeben: Katzdangen bei Hasenpoth in Curland (Rußland). Herr v. Debschitz stiftet für die Bücherei sein Werk: „Das Jahr des Teichwirts und ifisch- züchters“, wofür ihm bestens gedankt sei. — In Vertretung des Kassenführers verlas der 1. Vorsitzende den Kassen- Vereins -N acliricliten . 205 bericht für Monat Mai, der mit einem Saldo von 4658,63 Mk. zu Gunsten des Vereins schließt. Nachdem alle Glashaus- gelder zuriickgezahlt sind, stellt diese Summe das reine Vereinsvermögen dar. — Herr Sprenger hielt einen kurzen Vortrag, in welchem er der Ansicht war, den „Triton” in ,,Neue Bahnen“ lenken zu können, dadurch daß er dem Vorstand empfahl, sofort nach Eintreffen eines neuen Importes von Fischen ein Baar zu erwerben und einem 31itgliede zur Zucht zu übergeben, welches dann über seine Erfolge zu berichten habe. Seitens des Vorstandes wurde versprochen, die Angelegenheit in Erwägung zu ziehen und eine endgültige Antwort in der nächsten Sitzung zu geben. — Im Anschluß an seinen Vortrag be- richtet Herr Sprenger über seine Versuche zur Beseitigung der die Blätter der Pflanzen wie mit einem grünen Polster überziehenden Algen. Herr Sprenger badete die Pflanzen in verdünnter schwefliger Säure — ungefähr ein Eßlöffel voll auf 1 Liter Wasser und setzte sie dann in das- selbe Aquarium, aus welchem er sie entnommen hatte, zurück. Es ist dieses zwar kein Radikalmittel, doch ist es Herrn Sprenger gelungen, die derartig behandelten Pflanzen mindestens ^{2 Jahr lang algenfrei zn erhalten. Herr Stieler empfahl, die mit Algen stark besetzten Pflanzen in Behälter mit altem abgestandenem Wasser zu setzen, ein Verfahren, durch welches ebenfalls ganz gute Erfolge zu erzielen sein sollen. Herr Gehre berichtet über ein Aquarium, welches bereits seit P/2 Jahren eingerichtet und mit Sag. natans und Myriophyllnm und 2 Paar Gambusia holbr. besetzt sei und bisher nicht die leiseste Andeutung von Algen weder an Scheiben noch an Pflanzen zeige, trotzdem es genau denselben Licht- verhältnissen ausgesetzt sei wie andere wunderbar ver- algte Aquarien, und trotzdem er demselben Kätscher für alle Aquarien benutze, also eine Übertragung von Algen sehr leicht stattfinden könnte. — Eingegangen sind Arbeitsplan für Juni der Deutschen Gesellschaft für volks- tümliche Naturkunde und ein Brief vom Verein „Wasser- stern “-Augsburg, worin derselbe seine Gründung anzeigte. — Unter der vorliegenden Literatur berührte sehr an- genehm eine von Herrn E. Leonhardt in der „Deutschen Fischerei - Korrespondenz“ veröffentlichte und völlig unparteiisch gehaltene Rezension der II. Auflage des Zernecke’schen Handbuches, welche ausklingt in dem Satze: „Mit vollster Überzeugung kann ich das Werk, dessen Preis ein ganz niedriger zu nennen ist, jedem Aquarien- u. Terrarienfreund auf das wärmste empfehlen“. — Herr Mazatis zeigte sein durch den „Triton“ be- zogenes Pärchen von Trichogaster lalius vor, welches bereits am dritten Tage, nachdem er es erhalten, gelaicht hatte und dessen Brut sich bisher sehr gut entwickelt hat. Herr Gehre demonstrierte Rana gracilis sive lymnocharis, eine im südlichen China und in Ost-Indien sehr häufige Froschart von dunkelbrauner bis olivgrüner Färbung mit dunklen Flecken, die besonders im Jugendzustande in ihrem äußeren Bau lebhaft an unsere Üuken erinnert. — Den Schluß der Sitzung bildete wieder die übliche Versteigerung verschiedener Fische und Wasserpflanzen sowie die Verteilung gelber Paladinen. F. Gehre, I. Schriftf., Berlin N. 4., Invalidenstr. 23. 5. ordentl. Sitzung am Freitag, den 17. Juni 1904. Der I. Vorsitzende eröffnete die Sitzung mit dem Bemerken, daß diese die letzte vor den während der Monate Juli und August stattfindenden Ferien sei, daß jedoch die Vorstandsgeschäfte auch während der Ferien in der üblichen Weise weitergeführt würden. — Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der 4. ordentl. Sitzung wurde bekannt gegeben, daß in der letzten Vorstandssitzung Herr E. Traub-Mannheim sowie der Verein der Aquarien- und Terrai-ienfreunde-Stuttgart als außerordentl. Mitglieder aufgenommen sind. -- Der Vor- stand hat beschlossen, der von Herrn Sprenger in seinem letzten Vortrage gegebenen Anregung nachzukommen und ihm zur Ausführung seiner Pläne vorläufig 100 Mk. zur Verfügung zu stellen; bei einem event. Erfolg stehen natürlich Herrn Sprenger weitere Mittel zur Verfügung. — Mit großer Stimmenmehrheit wird der Beschluß gefaßt, vom 1. Juli ab die grüne Karte nicht mehr zu versenden, sondern die Tagesordnung nur in der „Wochenschrift“ bekannt zu geben. Letztere wird als'o sämtlichen Mitgliedern fernerhin wie „Natur und Haus“ gratis zugehen, da sie besonders für die von Heri'n Sprenger angestrebten „neuen Hahnen“ uns einen großen Vorteil bieten wird. — In der vorliegenden Literatur interessierte ganz besonders ein im Juni-Heft der „Deut- schen Pischerei-Koi’respondenz“ enthaltener Arlikel über den Transport lebender Fische. Herr Kleinschmidt- Paris beschreibt dort seine Erfindung, die im 'Pransport- wasser enthaltenen Ausatmungsgase und Exkremente der Fische unschädlich zu machen, ein Verfahren, welches auf der Zufühi’uug von auf elektrischem Wege erzeugtem Ozon zu dem in Frage kommenden Süß- oder Seewasser beruht. Unsere Terrarienliebhaber machen wir auf den in Heft 12 der „Blätter“ von E. Winzer-Leipzig be- schriebenen Fangapparat für Insekten aufmerksam, der seiner Beschreibung nach einfach n. praktisch zu sein scheint. Ein in derselben Nummer unter Vereinsnach- lüchten des „Heros“ angegebenes Mittel zur Vertilgung der Hydra, von einer 2®/o Formollösung 1 Eßlöffel voll auf 1 Liter Wasser, wäre eines Versuches wohl wert; wir bitten unsere Mitglieder uns ihre diesbezüglichen Er- fahrungen mitzüteileo. — Herr Gehre zeigte wieder einen Teil der Bewohner seiner Reptilienhäuser vor, zumeist in ausgesucht schönen Exemplaren: Lac. ’peloponnesiaca aus Griechenland, Lac. taurica aus der Umgegend von Kon- stautinopel, Lac. clugesii sowie Tarentola ddalandi von den Canarischen Inseln, einige Varietäten der iac. muralis wie Lac. melisselensis, Lac. faraglionensis und Lac. genei, ferner Acanthodactylus jHirdalis und eine ganz neue Echse Lac. perspicillata aus Nord-Afrika. — Zum Schluß fand die Gratis-Verlosung von Aquarien- und Terrarientiereu, Pflanzen usw. im AV'erte von 20ü Mk. unter sämtliche Mitglieder statt. Es haben gewonnen je einen Gewinn von 10 Mk. die Herren: Steiner-Nürnberg, Dr. Lossen- Worms, Dannenberg-Zittan, Sommer-Berlin, Gädke-Salz- wedel, Wnrm-Feldkirch, Lehmann -Weißensee, AVohl- geboren-Deutsch Krone, Dr. Kuliga-Berlin, Fischerei- Verein f. d. Provinz Brandenburg; je einen Gewinn von 5 Mk. die Herren: Kuckenburg-Berlin, Schubotz-Berlin, Allinger-Heilbronn, Sommerlatte-Stralau, Dr. Gurland- Berlin, Schaeme-Dresden, Schreiber-Quedlinburg, Kirste- Posen, Nordmeyer-Dortmund, Mazatis-Berlin, Diewitz- Berlin, Stierle-Pforzheim, Seyser-Trampe. Koszler-Pilsen. Obst -Landsberg, Stepanoff-St. Petersburg, Dominikus- Bonn, Andersen -Berlin, Reinbach- Beuthen und Frau Threlfall-Dresden. F. Gehre, I. Schriftf., Berlin N. 4, Invalidenstr. 23. „Salvinia‘‘, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden zu Haiuburg. Vereinslokal: Siechenbräu, Kreuzweg 6. Versammlung am 11. April 1904. Aufgeuommen wird der Verein „Gyperus“ zu Mainz, I. Vorsitzender Herr F. von Kittlitz. Der I. Vorsitzende Herr Dr. Franck hält einen sehr interessanten Vortrag über Antoni van Leeuvenhoek, dem lierühmten Anfertiger der ersten lupenartigen Mikroskope. Die fesselnden Aus- führungen ernten den ungeteilten Beifall der Versammlung. Zur Gratisverlosung kommen vom II. Vorsitzenden ge- stiftete 12 Mauereidechsen verschiedener Varietäten. Des weiteren geht eine Massenverteilung von Wasserpflanzen vor sich. Der Verein tür „Aquarien- und Terrarien- freunde“ zu Annaberg im Erzgebirge stiftet eine große Zahl von Triton alpestris, taeniatns und cristatus, für die wir auch an dieser Stelle unseren verbindlichen Dank aussprechen. — Mitteilungen aus dem Gebiete der Lieb- haberei: Unser auswärtiges Mitglied Herr M. Glaubitz, Danzig schreibt: „Es ist mir gelungen ca. 1 Dutzend junge Feuersalamander zu züchten. Die Mehrzahl hat bereits die Landform angenommen und sich ins feuchte Moos begeben. Ich bitte Sie nun um gütige Mitteilung, wie ich die weitere Fütterung handhabe. Die noch im Wasser befindlichen Larven fressen jede Art Fleisch und sonstiges totes Futter, die ausgebildeten dagegen verlangen natürlich lebendes; nun sind aber so kleine Regen- oder Mehl- würmer nicht zu beschaffen und ich wüßte keinen passenden Ersatz dafür.“ Wir sind der Ansicht, daß für die Fütte- rung von jungen Feuersalamandern, die die Landform bereits angenommen haben, kleine Regenwürmer, die eventuell noch in kleine etwa Zentimeter lange Stücke geschnitten werden müßten, kaum zu entbehren sind, wenn ihr Besitzer wirkliche Freude an diesen kleinen 206 V ereins-N achrichten. Pfleglingen haben will. Gerade bei solcher Pütterung mit lebenden sich lebhaft bewegenden Würmern gebaren sich diese kleinen Salamander sehr beweglich und inter- essant; außer mit kleinen ßegenwürmeru kann man sie auch mit den kleinen weißen Würmchen füttern, die auf feuchter Blumento2)ferde häufig hausen. Fliegenmaden können ebenfalls verwandt werden. Mit Stückchen aut die Stricknadel gespießten rohen Fleisches diese Jungen aufzupäjipeln, ist eine sehr mühsame Arbeit, auch äußern sie bei solcher Fütterung, die übrigens auch gute Resultate zeitigt, nur wenig Beweglichkeit. — V^erlesung von ein- schlägigen Aufsätzen aus Fachzeitschriften. — Fragekasten. — Schluß 12 Uhr. Tofohr. Versammlung am 21. April 1904. Fs melden sich an die Herren: Friedrich Paukner, Ober-Fxpeditor, Landshut a. d. Isar und M. Gaertner, Oberlehrer, Pfaffendorf (Pheiu). Herr Dr. Franck bespricht die interessante Arbeit Paul Kämmerers über die Ver- wandtschaft zwischen Salamandra maculosa und Sala- mandra atra, die dabei zum Teil zur V^erlesung kommt. Herr Herms verteilt einen Posten Wasserpflanzen. — Fragekasten. — Schluß IH/2 Uhr. Tofohr. Versammlung am 2. Mai 1904. Aufgenommen in den Verein werden die Herren: Friedrich Paukner, Landshut a. d. Isar und M. Gaertner, Pfaffendorf (Rhein). Nachdem Herr i)r. Franck zunächst über die unter starker Beteiligung stattgefundene Exkur- sion berichtet hat, und die reichen Fangresultate, die unter anderen in Laubfröschen, Kammmolchen, Limnaea yraba, Livmaeä stagnalis, Physa, Paludma, Planorbis »larginata, Schneckenegel usw. bestanden, bekannt ge- geben hat, hält Herr L)r. Franck einen sehr beachtens- werten, hochinteressanten Vortrag über Echinodermen, der reichen Beifall erntet. — Herr Fr. Fiedler-Hildesheim sandte einen Posten Kammmolche zur Gratisverteilung, wofür auch an dieser Stelle bestens gedankt sei. — Iler II. Vorsitzende 0. Tofohr zeigt eine große Anzahl von vereinsseitig importierten Rei>tilien vor und gibt einen Überblick über die in diesem Jahre bis jetzt importierten 'lerrarientiere. Hie Nachfrage nach diesen, zum Selbst- kostenjjreise an unsere Mitglieder und angeschlossenen Vereine abgebbaren Tiere war wieder eine ganz be- deutende. Zum Versand gelangte bis zum heutigen Tage das dof)i)elte Quantum als im gleichen Zeitraum des V'or- jahres, ein Beweis, wie lebhaft die Vergünstigung dieses billigen Tierbezuges von unseren Mitgliedern benutzt wird. Es ist denn auch nach wie vor unser Bestreben, diese Tierein immer reichhaltigerer Weise unseren Mitgliedern zugänglich zu machen, zumal unsere I’ierlieferungen ein Propagandamittel für die „Salvinia“ sind, wie kein zweites und zur Erwerbung von neuen Mitgliedern recht wesentlich beitragen. Wir importierten in diesem Jahre aus Italien: Scps chalcides, Gonyyliis ocellatus, Platydactylus mauri- tanicHS, Lac. viridis, Lac. serpa, Lac. serpa var. eleyans, Lac. serpa var. faraylionensis, Lac. muralis var. maculi- ventris, Lac. muralis var. brüyyemanni, Triton cristaf.us, Zamenis viridißavus, Tropidonotus natrix\ von den jonischen Inseln führten wir ein: Lac. viridis var. ^najor, Lac. jonica typica, Lac. jonica var. olivacea, Älyiroides nigropuHctatiis, Anyuis f'ragilis, Teshido yracea, Emys lutaria, Cleinmys caspica var. rivulata, Hyla arborea var. Perezii, Bufo variabilis sowie Telphusa fluviatilis; aus Syrien gelang es uns zu importieren: Stellio vulgaris, Testudo ibera, Plestiodou aldrovandi = Eameces sclmeideri = Eiimeces pavimentatus, Lacerta laevis und Acantho- dactylus syriacus. Neu, bezüglich zum ersten Male in nennenswerter Anzahl eingeführt, ist von diesen syrischen Tieren die herrliche Lac. laevis sowie der sehr ansprechend gefärbte, eine stattliche Größe (bis zu 27 cm) erreichende Acanthodactylns (Fransenfinger). Bisher wurden diese beiden Arten in Deutschland lebend nur in der „Isis“- München gezeigt. Auch Plestiodon, namentlich die pracht- vollen syrischen Stücke, fehlten in den letzten Jahren fast völlig im Handel. Es freut uns daher, diese Tiere nun- mehr unseren Mitgliedern zugänglich gemacht zu haben. Aus der Fauna des zentral-korsischen Monte Renosa waren wir in der angenehmen Lage, durch unseren Fänger die seltene Lac. bedriagae sowie die typische Eidechse der oberen Gebirgszüge Korsikas in größerer Anzahl sammeln zu lassen. Auch diese prächtigen Bchsenformen dürften bisher nur wenigen deutschen Terraristen lebend zu Gesicht gekommen sein. Vom Maurengebirge erhielten wir den ebenfalls recht selten angebotenen zierlichen Psamniodronins liispanicus (spanischer Sandläufer). Aus Shanghai importierten wir Damnwnia reveesi. Durch unsere deutschen und österreichischen Fänger ließen wir sammeln: Bufo variabilis, Bufo vulgaris, Bufo calamita, Rana arvalis, Bombinator pachypus, Triton alpestris, taeniatus, cristatus sowie Salamandra maculosa. Neue Fänger wurden engagiert in West-Marokko, im nördlichen Afrika sowie in Griechenland. Im Anschluß an den Bericht über den Import von Terrarientieren erstattet Herr Lohmann einen kurzen Bericht über die bisherige Lieferung von Fischen und sonstigen Aquarientieren an unsere Mitglieder und angeschlossenen Vereine. Auch diese Fischlieferungen haben sich ganz bedeutend gegen das Vorjahr vermehrt. Der Umsatz betrug bis heute bereits das vierfache wie im gleichen Zeitraum des Vor- jahres. Beschafft wurden an Fischen sehr viele Arten, darunter fast sämtliche neueingeführte Spezies. Des weiteren wurden geliefert viele Arten Schnecken und Wasserpflanzen, alles ohne jeden Nutzen für uns, zu Selbstkostenjjreisen. — Fragekasten. — Schluß 12 Uhr. Tofohr. „Iris“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Frankfurt a. M. Vereinslokal: Hofbräuhaus Alemania, Schillerplatz. Sitzung vom 25. Mai 1904. Der II. Vorsitzende Herr Gravelius eröffnet um ^UIO Uhr die Sitzung und begrüßt als Gast Herrn W. Schäffer von der „ Wasserrose“-Dresden. Anwesend sind diesmal nur 17 Mitglieder, da durch einen Irrtum die Einladungskarten nicht zum Versand kamen. Das Protokoll der letzten Sitzung wird genehmigt. Im Einlauf: Die üblichen Zeitschriften, die Satzungen der „Hottonia“-Darmstadt, Nachrichten der „Salvinia“-Ham- burg, Preisliste der Firma Harster in Speyer, sowie eine Karte von der Redaktion der „Wochenschrift für Aqua- rien- und Terrarienkunde“. Herr Adolf Kiel veranlaßt schriftlich seine Abmeldung. Der Vorsitzende übermittelt Grüße und Dank unseres Ehrenmitgliedes Herrn A, Bellgard für das ihm gesandte Diplom. Der II. Schriftführer, Herr Karl Becker, legt sein Amt, durch besondere Umstände veranlaßt, nieder. Zu der üblichen Gratisverlosiuig hatten gestiftet: Herr Bellgard 2 große runde Glasaquarien, Herr Müller 1 Schleierschwanz, 7 Bitterlinge, Laichkraut und Sagittaria natans, Herr Maus Wasserminze. Der Verein selbst gibt 2 Geophagus brasil., 2 Chanchito, 4 Makropoden, 4 Sonnenfische und 1 chines. Silberkarpfen. Den Spendern sei hierdurch nochmals bestens gedankt. Durch Verlosung und Ver- steigerung diverser Fische und Pflanzen werden der Kasse 8,80 Mk. zugeführt. Schluß der Sitzung ®/4l2 Uhr. H. ,, Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Dresden. Vereinslokal: Restaurant „Viktoriahaus“, Seestraße. 1. Versammlung vom 9. April 1904. In Vertretung des I. Vorsitzenden, Herrn Hann, welcher an Lungenentzündung erkrankt ist, eröffnet der II. Vorsitzende, Herr Direktor Hammer, die Versammlung und begrüßt als Gast Herrn Pfuhl, Mitglied des „Lotus“- Wien. Die Verlagshandlung Hans Schnitze übersandte zur Ansicht: Lampert, „Leben der Binnengewässer“, Keller, „Leben des Meeres“ und Knobelt, „Verbreitung der Tierwelt“. Herr Ullmann-Brünn dankt für gesandte Wasserpflanzen und gibt Fischbestellung auf. Herr Lehrer Zimmermann-Pretzschendorf schreibt uns in Bezug auf die Ullmannsche Aquarienheizung mit Elektrizität. Als Mitglieder werden aufgenommen ; Herr Alb. Kleeberg, Kaufmann, Dresden, und Conrad Stümpfle, Stadtbau- inspektor, Meißen. Herr Prokurist Krumbholz meldet per 30. Juni seinen Austritt an. Zum Ankauf eines Import-Pärchens roter japanischer Zahnkarpfen wird der entsprechende Betrag aus der Kasse bewilligt und Herr Thumm mit der Pflege und Zucht der Fische betraut. Wir hoffen, bei der neuerdings sich geltend machenden Nachfrage nach diesem Fischchen seitens unserer Mit- glieder, ihnen dasselbe bald zugängig machen zu können. Es wird seitens einiger Herren darauf hingewiesen, daß Vereins-Nachrichten. 207 die jetzt käuflichen Paare meist degenerierte und ge- schwächte Fische seien, welche im Vergleich zu impor- tierten Exemplaren stark abfielen, so daß der Ankauf eines frischblütigen Paares sich sicher lohnen würde. Herr Schäme stiftet zwei Pärchen Polyacanthus cupanus mit der Bestimmung, eines derselben versuchsweise ini ungeheizten Becken zu pflegen, das zweite im warmen Becken. Herr Direktor Hammer und Herr Fließbach übernehmen die Paare zu obigen Bedingungen. Für diese hochherzige Spende danken wir Herrn Schäme auch an dieser Stelle bestens. Bezüglich der uns vom „Triton“ zugegangenen Aufforderung zur Beteiligung an der im nächsten .Jahre stattfindenden Boßmäßler-Gedeok- feier wird Vertagung der Angelegenheit bis zum Herbst beschlossen. Der Unterzeichnete Schriftführer zeigt ein Pärchen Chromis tristrami vor und erläutert eingehend deren Lebensweise im Beobachtungen von anderer Seite haben in Übereinstimmung mit den von uns gemachten Beobachtungen ergeben, daß der Fisch auf Pflanzenkost neben tierischer Nahrung angewiesen ist. Erstere ist nach Meinung des Vortragenden unbe- dingt zum Gedeihen dieses schön gezeichneten Chromiden erforderlich. Bevorzugt werden krautartige, weiche Pflanzen im Aquarium, z. B. Elodea, Vallisneria, Sagit- taria natans u. a. m., hingegen bleibt Myriophyllnm beinahe verschont. So unangenehm dem Pfleger dieses Fisches diese Eigenschaft auch sein mag, da unter be- sagten Umständen von einer reichhaltigen und abwechs- lungsreichen Besetzung des Beckens mit Pflanzen abgesehen werden muß, ist seine Pflege doch leicht und interessant, immer wurde den Fischen auch während des Winters reichlich Elodea zum Futter geboten und gern genommen, nur die dicken Stengel der Pflanzen ragten nach einigen Tagen als entblätterte Zeugen der Tätigkeit dieser Fische im Aquarium empor. Herr Schäme ergänzt vor- stehende Ausführungen nach seiner eignen Erfahrung, besonders betreffs der Fortpflanzung, und spricht die Vermutung aus, daß die Tiere auch Polypen vertilgen. Über die Fortpflanzung von Scheibenbarschen berichten die Herren Tonn, Fließbach und Schaeffer, erstgenannter Herr hat auch bereits wieder Diamantbarsche nach- gezüchtet, und zwar sowohl von einem alten Pärchen als auch von vorjähriger Nachzucht. Weitere Zuchterfolge geben bekannt die Herren Liebscher über Cnllichthys punctatus, Panzerwels, und Herr Thumm über Mollienisia latipinna. Bezüglich der Ausdauer dieses Fisches im Aquarium widerspricht Herr Thumm entschieden den Bemerkungen Dr. Bades über diesen Fisch (s. Heft 7, S. 81 lfd. Jahrg. d. „Bl.“).)* Herr Thumm hat die besten Erfahrungen betr. dieses Punktes gemacht. .Jeden- falls ist es noch verfrüht, ein abschließendes Urteil über die Lebensfähigkeit von Mollienisia latipinna abzugeben, da der Fisch zunächst nur einer beschränkten Anzahl Liebhaber zugängig geworden ist und sonach Beobach- tungen über denselben noch zu wenig vorliegen. Herr Thumm berichtet ferner über rasches Wachstum von Chromis nudticolor und Girardinns dec. Letztere be- gannen im Alter von vier Wochen bereits mit der Aus- bildung der Kopulationsorgane. Zur Gratisverteilung gelangt ein großer Posten Wasserpflanzen aus unseren Aquarien im Zoologischen Garten. Herr Thumm stiftet für die Ordnung der Belege einen Registrator, wofür ihm hiermit bestens gedankt sei. 2. Versammlung vom 23. April 1904. Herr Hann ist erstmalig wieder in der Versammlung anwesend und eröffnet dieselbe, indem die Niederschrift der letzten Versammlung verlesen wird. An Eingängen liegen vor; „Deutsche Fischereikorrespondenz“ Heft 4, „Natur und Haus“, „Blätter“, Schreiben unseres Mit- gliedes, Herrn Stümpfle-Meißen, welcher um Beantwortung verschiedener Fragen betreffs seiner Molche ersucht. Zur Mitgliedschaft meldet sich an Herr Dr. med. 0- Dannenberg, Dresden. Herr Liebscher fand Gelegenheit, das Laichgeschäft seiner zwei Paare Panzerwelse genau *) Bez. Mollienisia lati2)inna stützen sich meine Angaben nicht auf ein einzelnes Pärchen. Ich habe Fische dieser Art in fast jeder Größe gepflegt, an den Tieren aber immer gefunden, daß sie recht hinfällig sind. Bade. zu beobachten und berichtet eingehend darüber. Eine längere Aussprache, welche sich an vorstehende Mit- teilung knüpft, stellt das Ablaichen dieser Fische bei einigen weiteren Herren in Aussicht. Herr Thumm hat die von Vereins wegen angekauften roten Zahnkarpfen inzwischen bereits zur Fortpflanzung gebracht und referiert über die erstaunliche Produktionslähigkeit an Eiern dieser winzigen Fischchen. Die Aufzucht einer Anzahl .Jungen stellt Herr Thumm in bestimmte Erwartung. Daß die prächtige Frühjahrswitterung sich in diesem .Jahre be- sonders zeitig von Einfluß auf unsere Aquarienbewohner gezeigt hat, beweisen die zahlreich bekannt gegebenen Zuchterfolge, u. a. Polyacanthus cnpanns Herr Fließbach, Trichogaster laliiis Herr Kummer usw. Seit zwei .Jahren pflegen wir mit bestem Erfolg eine Anzahl Rohr- oder Flußbarsche in unseren Aquarien im Zoologischen Garten, und zwar werden die Fische in Gesellschaft von Bitter- lingen, Hundsfischen und größeren Ellritzen gehalten, ohne Durchfluß oder Durchlüftung. Die Tiere wurden jetzt geschlechtsreif und setzten unbefruchteten Laich in breiten Bändern zwischen den Pflanzen ab. Zwei Weib- chen verendeten jedoch, da sie den Laich nicht absetzen konnten. Es wird ferner einstimmig der Beschluß gefaßt, den Herren, welche sich eingehender mit der Pflege von Molchen befassen, einen größeren Betrag für Neuanschaffungen aus der Kasse zu bewilligen. Junge Scheibenbarsche eigener Zucht zeigt Herr Fließbach vor. Die Herren Weck und Schulze I verteilen Elodea densa und Cyperus aÜernifolius gratis an die Mitglieder. Diesen Herren besten Dank. 3. Versammlung vom 7. Mai 1904. Der I. Vorsitzende eröffnet 9^® Uhr die Versamm- lung. Die Niederschrift der letzten Versammlung wird verlesen und die Eingänge bekannt gegeben. Es liegen vor: Zeitschriften, zwei Karten unseres Herrn ühle aus Meran, sowie Schreiben der Verlagsbuchhandlung Hans Schnitze. Als Mitglied gelangt zur Aufnahme Herr Dr. med. 0. Dannenberg, Dresden. Die Aufstellung unserer Aquarien im Zoologischen Garten ist auf ein weiteres Jahr geregelt. Ferner können wir auf Grund eines günstigen Abschlusses der mit der Verwaltung des In- stituts gepflogenen Verhandlungen unseren hiesigen Mitgliedern gegen Lösung einer .Jahreskarte von 3 Mk., während der ganzen Saison auf bequeme Weise lebendes Futter zugängig machen. Für jede Transportkanne ent- nommener Daphnien sind 25 Pfg. zu entrichten. Das Ergebnis unserer Verhandlungen wird allseitig als ein günstiges begrüßt, zumal wohl selten irgendwo fast inmitten der Großstadt eine ähnlich günstige und bequeme Gelegenheit geboten ist, seinen Bedarf au lebendem Futter für unsere Lieblinge zu decken. Die Dauerkarte berechtigt zum jederzeitigen Eintritt in den Gai’teu ohne weitere Verpflichtungen, so daß eine recht rege Benutzung derselben nur zu empfehlen ist, um so mehr, als der Garten mit seinen wohlgepllegten Parkanlagen nach des Tages Arbeit eine wirkliche Erholungsstätte bietet. Der diesjährige Frühjahrs-Ausflug findet statt am 15. Mai nach Neusörnewitz bei Meißen. Die Mitgliedschaft beim alten Dresdner Tierschutzverein wird beantragt und dem Er- suchen unter eingehender Begründung stattgegeben. Herr Schaeffer berichtet über das Laichgeschäft von Scheibenbarschen. Er hatte die Geschlechter getrennt und das Weibchen nach dessen abermaliger Laichreife wieder dem Männchen zugesellt. Bereits nach fünf Minuten erfolgte die Ablegung der Eier, doch war der größte Teil derselben, wie sich später herausstellte, un- befruchtet. Herr Riedner stiftet zum Besten der Kasse junge Makropoden, sowie eine Anzahl beider Arten Girardinus, welche der Kasse insgesamt 2,35 Mk. einbringen, wofür wir bestens danken. Auch übernimmt genannter Herr von Herrn Fließbach das Pärchen Polyacanthus cupanus zur weiteren Zucht. Hierauf Erledigung interner Angelegenheiten. Nächste Ver- sammlung des Pfingstfestes wegen am 14. Mai. 4. Versammlung vom 14. Mai 1904. Der Vorsitzende eröffnet die Versammlung. Die Niederschrift der letzten Versammlung gelangt zur Ver- lesung. Im Einlauf: Zeitschriften, Schreiben unseres Herrn Zimmermann-Pretzschendorf. Derselbe gibt eine ihm gewordene Offerte über ein Terrarium bekannt. 208 Vereins-Nachrichten. Vom Tierschutzverein liegt ein längeres Schreiben vor, dessen Inhalt uns unsere Aufnahme als korporatives Mitglied in den genannten Verein kundgibt, unter gleichzeitiger Begrüßung unseres Schrittes seitens des Vorstandes dieses Vereins. Herr Stümpfle-Meißen stellt sein Erscheinen zum Sammelausflug in Aussicht und dankt für Übersendung eines Paares Tritonen. Vom Jahresbericht des „Triton“-Berlin wird Kenntnis ge- nommen, darauf gelangen diverse neue Zuchterfolge, worunter von Herrn Eließbach erstmalig Mollienisia formosa, zur Bekanntgabe. Eine noch nicht bestimmte, grünliche Zahnkarpfenart, dem roten japanischen sehr ähnlich, hat Herr Thumm nachgezüchtet. Herr Semmer hat Trichogaster lalins gezüchtet, Herrn Weck glückte die Zucht von Triton 2]yrrhogaster. Herr Schaeffer stellt junge Sclieibenbarsche zum Verkauf aus, Herr Kummer stiftet Eier von Triton alpestris und Herr Stümpfle-Meißen ein Pärchen italienischer Kammmolche, Triton carnifex. Diesen Herren besten Dank. Der übrige Teil des Abends wurde der Besprechung interner Angelegenheiten gewidmet. ,,Nyinpliaea‘‘j Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Leipzig. Vereinslokal: Hotel „Herzog Ernst“, Georgenstraße» 1. Sitzung: Jeden Dienstag. Brief- Adresse: Ernst Winzer, I. Vorsitzender, L. -Reudnitz, Teubnerstr. 5. 558. V^ersammlung, Dienstag, den 11. April 1904. Eingänge: Offerte Günther- Berlin (Stichlingsnester), Nachrichten der „Salvinia“. Die von uns bei dem Bruder- verein „Salvinia“-Hamburg bestellte Eischsendung ist wohlbehalten eingetroffen und hat sehr befriedigt. Für seine Mühewaltung sprechen wir auch hier dem genannten Verein unseren verbindlichsten Dank aus. Außerdem an Zeitschriften eingegangen: „Nerthus“ Heft 7, „Fischerei- Zeitung“, „Wochenschrift f. Aquarien- u. Terrarienkunde“, „Natur u. Haus“. Einige Artikel von besonderem Interesse wurden verlesen und hierauf die Zeitschriften in Umlauf gegeben. Die Herren Köhler und Wichand berichten über eine von ihnen unternommene Exkursion, die namentlich reiche Ausbeute an Süßwassormollusken der verschiedensten Arten lieferte. Mehrere bisher nicht be- kannte Fundorte konnten in unsere Karte registriert werden. Vorgezeigt und zum Kauf angeboten wurden von Herrn Kriege! mehrere Weibchen von Poecilia mexicana. Genannter Herr teilt noch mit, daß die Schleierschwänze bei ihm schon vor längerer Zeit gelaicht haben. K. 559. Versamrnlung, Dienstag, den 19. April 1904. Außer den Zeitschriften keine Eingänge. Herr Köhler hält einen Vortrag über das „Liebesieben unserer Frosch- lurche“, gelegentlich dessen er eine ziemlich vollständige Kollektion der heimischen Frosch- und Krötenlurche in ausgewachsenen Exemplaren, meist beide Geschlechter, und. soweit schon erreichbar, als Laich und Kaulquappen vorführt, alles Ausbeute zweier Exkursionen in letzter Woche. Eine Anzahl bisher nicht bekannter Fundorte konnte auch bei diesen Exkursionen festgestellt werden. Die mitgebrachten Batrachier wurden von den Terrarien- liebhabern im Verein gegen einen Obolus in die Kasse gern erstanden. Im Anschluß an den Vortrag berichtet Herr Dr. Schulze, daß ein Herr Zeichenlehrer Buhrig, hier, des öfteren Laubfrösche gezüchtet habe und daß ihm auch die bekanntlich ziemlich schwierige Auffütterung der eben ausgebildeten kleinen Frösclichen gut gelungen sei. Herrn Köhler ist eben infolge Mangels an geeignetem Futter die Aufzucht ganz junger Laubfrösche vor 2 Jahren nicht geglückt. Er glaubt aber, daß sich die Futterfrage durch Einbringen von Mückenpuppen bezw. Larven in das Terrarienbassin kurz vor Vollendung der Metamor- phose der kleinen Fröschchen leicht lösen lasse. Fund- orte von Kaulquappen werden bekannt gegeben. Die Herren Köhler und AVichand geben außerdem Fundorte von Ringelnattern an. Herr Köhler berichtet, daß er bei einer Exkursion eine Phryganeenlarve gefunden habe, welche unter anderem Material 3 Froschbißknospen zum Bau ihres Gehäuses verwendet habe. Dieselben begannen gerade auszutreiben. Diese gezwungene „Symbiose“ zwischen Pflanze und Tier dürfte für einen der beiden Symbionten verhängnisvoll werden, indem entweder das Tier soviel Kraft entwickelt, daß es die Knospen unter AVasser hält und diese schließlich faulen müssen, oder aber die Pflanzen das Tier mit nach der Oberfläche ziehen und es am genügenden Nahrungserwerbe hindern. Das wichtigste aus den eingegangenen Zeitschriften wird noch zur Kenntnis gebracht. K. 560. Versammlung, Dienstag, den 26. April 1904. Eingegangen eine Anzahl Probenummern der Zeit- schrift „Natur und Haus“ mit einer Einladung zum Abonnement. Dieselben gelangen unter den Anwesenden zur Verteilung. Grüne Tritonkarte. Offerte Neuschild- Hyferes (Südfranki’eich) in Terrarientieren, Schwartze- Hamburg in Terrarien- und Aquarientieren. Herr Köhler zeigt eine Laichkrautspezies ( Poiamogeton plantagineus) mit sehr großen elliptischen Blättern vor, für die er in der ganzen Umgebung Leipzigs nur einen einzigen Fundort kennt. Bei reichlichem Oberlicht wurzelt die Pflanze leicht an und wird prächtig dunkelgrün; wegen der enormen klächenentwicklung der Blätter dürfte sie eine der empfehlenswertesten Pflanzen zur natürlichen Durchlüftung von Laich- und Aufzuchtbecken sein. Unter Schneckenfraß hat sie allerdings sehr zu leiden. Für eine ganze Reihe anderer Wasserpflanzen werden Fundorte bekannt gegeben, ebenso für Branchipus und Kaulquappen. Bei dieser Gelegenheit sei nochmals auf das von uns vor Jahresfrist bekannt gegebene rationellste Mittel zur Vertilgung der Fadenalgen aus Aquarien hingewiesen: Einsetzung von Branchipus stagnalis in genügender Zahl, natürlich nachdem die Fische aus den Aquarien entfernt sind. JJnio tumidus scheint sich schwer im Aquarium zu halten; unsere Exemplare ent- stammten nebst U. pictorum und Anodonta muidbilis einem toten Nebenarm der Pleiße, also nicht direkt aus fließendem Wasser, gingen aber bis auf wenige ganz kleine Exemplare sämtlich ein, während die anderen beiden Arten, namentlich Z7. pictorum, sehr gut aus- dauern. ü. tumidus ist daher zur Bitterlingszucht nicht zu empfehlen. Ebenso hinfällig wie schön ist die kleine Muschel Sphaeriutn rivicolnm, die sich am gleichen Orte in riesiger Menge findet. Wahrscheinlich fehlt es für diese Muscheln in unseren Aquarien an einer, wenn auch noch so schwaclien, nahrungführenden Strömung. Ferner teilt Herr Köhler mit, daß sein Paratilapia niulticolor $ die Eier mit konstanter Bosheit ausspeit, während die erstmalige Zucht mit demselben Weibchen vorzüglich gelang. Herr Köhler führt dies auf eine Störung des Tieres im Vorjahre zurück: es wurde ihm der größte Teil der Eier gewaltsam genommen zwecks embryolo- gischer Studien. Seit dieser Zeit ist die Zucht mit diesem Exemplar nie mehr gelungen, ein Beweis dafür, daß das Tier Gedächtnis besitzt. Herr Klemenz zieht seine Fischbruten mit einer Nährlösung auf, die er durch Einbringen von Fadenalgenmassen, wie man sie in den meisten Teichen und Tümpeln findet, in Glasgefäße mit Wasser und Sonnigstellen derselben gewinnt. Die Herren Köhler und Wichand haben nochmals gemeinsam genaue Untersuchungen in der strittigen Stichlingsfrage am Bienitz vorgenommen. Danach kann endgültig fest- gestellt werden, daß der dreistachlige Stichling (G. aculeatus) am Bienitz nicht mehr vorkommt. Die Gräben, in denen er früher gefunden wurde, sind durch Brauereiabwässer verpestet. Dagegen finden sich in einigen anderen schmalen Wiesenrinnen zehnstachlige Stichlinge (G. pungitius) ziemlich häufig. Auffallender Weise beherbergt der sog. Kuhteich in L. -Thonberg, der jetzt aufgefüllt werden soll, dreistachliche Stichlinge in größerer Zahl; Herrn Pätzig ist es gelungen, acht Stück dieser Fische dort zu erbeuten. Da der Teich ziemlich hoch und abgeschlossen liegt, auch mit keinem fließenden Wasser in Verbindung steht, kann das Vorkommen des dreistachligen Stichlings darin nur auf frühere willkür- liche Einbringung durch Menschenhand zurückgeführt werden. — Herr Köhler wird vom Verein ermächtigt, von der Firma Paul Matte-Lankwitz die Lieferung der bereits seit vier Wochen bestellten Fische energisch zu verlangen, bez. Herrn Matte mitzuteilen, daß wir auf die Effektuierung unserer Bestellung verzichten würden, wenn sie nicht mit nächster warmer Witterung geschähe. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sohe Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’sohen Verla gsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M. (Nachdruck verboten.) Eine Exkursion in Südchina. Von Dr. Paul Krefft, „Tsis“-Müuchen, (Mit 3 Originalzeiclinungen von E. Schuh.) (Fortsetzung.) ^Ijfch hatte kaum die seltene Beute in Siclier- heit gebracht, als ich, einige Meter strom- abwärts, wieder solch einen merkwürdigen Pfropfenknall vernahm, der mich zwar nicht auf die Spur des mutmaßlichen Urhebers selber, wohl aber auf die seiner Schönen brachte; denn an der Stelle, von wo der Knall ansging, gewahrte und fing ich fast im nämlichen Momente einen Frosch derselben Art, der je- doch durch das Fehlen der AYarzenwehr an der Unter- seite als Weibchen kenntlich war, wäh- rend es aus dem Wasser wiederum lustig knallte, als würde einer Sekt- flasche der Hals gebrochen. Noch ganz in diese an- genehme Illusion vertieft,wurdeich jedoch durch eine jäh hinter mir ertönende Urabes- stimme in die rauhe Wirklichkeit schonungs- los zurückgerufen. Das Argusauge des Gesetzes hin- ter mir hatte sich jetzt ermannt, meinem jedenfalls als grober Unfug betrachteten Beginnen gebieterisch Einhalt zu tun mit der Frage, was ich denn da eigentlich mache. Dabei zeigte der braune Ge- setzeshüter in Gesichtsausdruck und Haltung einen so fürchterlichen Ernst, als hätte er mich bei dem Versuche ertappt, den ganzen Mount Austin mit allem,- was darauf lebte und webte, vermittelst einer eben gelegten Dynamitmine in die Luft zu sprengen. Statt einer Antwort hatte ich nur einen allerdings höchst j'espektvollen Gruß nebst einem verlegenen Achselzucken für das pflichteifrige Organ der öffentlichen Ordnung, lim in ihm den Glauben za erwecken, daß ich seine Ansprache nicht im geringsten verstanden hätte. Dann stocherte ich wie wild mit meinem hierzu besonders geeigneten Netze, dessen schwerer Eisen- bügel die Form eines gothischen Spitzbogens hat, in dem klaren Quell Wasser herum, daß es nicht nur mir selber, son- dern auch dem oben stehenden Sicherheitsorgane lustig um die Oliren spritzte. Im übrigen aber war der Effekt der, daß alsbald noch eine große, äußerst wohlge- nährte Ranahou- lengeri 6 ganz verängstigt auf- tau eilte und mir Rana güntheri Gray. imHandlimdreheil zur Beute fiel. Nun klomm ich schleunigst die Böschung herauf, volti- gierte nicht ohne Mühe über das Stakett hinüber auf den Weg und beging die Kühnheit, mich dem ganz verdutzt, bald aber respektvoll drein- blickeuden Staatsgewaltsvertreter als Mitglied einer Expedition vorzustellen, die von England Originalzeiohnung n. d. Natur f. d. „Blätter“ v. E. Solmh. 210 Paul Krefft: Eine Exkursion in Südekina. ausgesandt sei, um für das Museum Ihrer „Most Grracious Majesty“ hier und anderwärts Frösche zu fangen. Eine meinerseits dann offerierte nnd schlank seinerseits akzeptierte .Bauchbindenzigarre machte den Hindu vollends weich; als ich mich von ihm kurzer Hand ver- abschiedete, wurden mir sogar die Ehren eines militärischen Grußes in ungeschmälerter Stramm- heit zu teil. Ich ging zur Hötelterrasse zunächst zurück, um von dort aus das prächtige Farbenspiel des Sonnenuntergangs zu genießen; dann begab ich mich zur nahe gelegenen Bergstation. Auf dem Wege dorthin grüßten mich einige plump, aber in possierlicher Hast sich fortbewegende, braune, rauhwarzige, deutsche Landsleute: gemeine Erdkröten, die sich nur durch einen unschein- baren, schmalen, dunkeln Streifen am Außen- rande der Parotiden, und darüber hinaus noch nach hinten verlängert, etwas von unsern heimischen Stücken unterschieden. Nachdem die Zahnradbahn mich langsam, aber sicher, über gähnende Klüfte hinweg und an schwindelnden Abgründen vorbei, bei Ein- bruch der Dunkelheit wieder zn Tal gebi’acht hatte, wählte ich das kleine, an der Peripherie, von Viktoria gelegene Bellevue-Hotel zum Ausgangspunkt für die fernere nächtliche Ex- kursion in das sumpfige Küstengebiet der Insel Hongkong. Während ich mein ziemlich frugales Supper mir einveileibte, sorgten in großer Zahl an den Wänden und an der Decke sich ein- findende fingerlange, graue Geckonen aufs Beste für meine Unterhaltnng. Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich die Häufigkeit und Dreistig- keit der neckischen kleinen Hauskobolde in einen gewissen ursächlichen Zusammenhang mit dem etwas verrotteten und nicht übermäßig reinlichen und ungezieferfreien Zustande dieses gastlichen Hauses bringe, das gewissermaßen einen vorgeschobenen Posten städtischer Kultur darstellte. Wenigstens hatte ich in den vor- nehmeren Hotels der „City“ von Viktoria ein derartiges „Schattenspiel“ an den Wänden nie bemerkt, während ich in Indien allerdings auch die vornehmsten Hotelrestaurants nicht geckonen- rein gefunden hatte. Hier im Bellevue-Hötel also trieben die kleinen, temperamentvollen Hausgeister ganz ungeniert ihr Wesen, oder, wenn man so will, auch ihr Unwesen. Man braucht schließlich nicht die Geckonenfurcht eines Schomburgk zu besitzen, um nicht dann und wann doch durch die Aussicht, daß man einen eben quer über die russige Veraiidadecke hinweghuschenden Haftzeher im nächsten Mo- mente auf seinem Eßteller oder im Bierkruge zappeln sehen kann, bedenklich gestimmt zu werden. Nach glücklich ohne solchen „Zwischen- fall“ tiberstandenem Essen konnte ich mich nicht enthalten, anf die Tierchen Jagd zu machen. Daß dieses ein undankbares Vergnügen sein würde, vmßte ich zwar von vornherein aus früheren Erfahrungen. Zu wohl erfahren in allen Finten sind die grauen Gespensterchen, die bekanntlich außer geradeaus auch noch in geradezu virtuosenhafter Weise in diagonaler, ja fast in querer Richtung ihres Körpers ent- wischen, wenn man sie mit der Hand schon bedeckt zu haben glaubt. Mein schließlicher Jagderfolg; ein etwas malades Stück mit mangelhaft von der Wurzel aus regeneriertem Schwänze und ein junges, gelblich gefärbtes Stück erschien mir mithin gar nicht so unbe- deutend. Wenigstens gelang an der Hand dieses Materials die Feststellung, daß die hier versammelten Geckonen, wenn nicht alle, so doch ganz vorwiegend der Species Hemidactylus howringi Gray angehörten. Lautäußerungen seitens dieser Geckonengesellschaft habe ich nicht vernommen. Ich mietete mii- nun eine der draußen haltenden Yinrickshas, ein zweiräderiges, von einem chi- nesischen Kuli gezogenes Halbchaisenwägelchen, die überall an den Küsten des ferneren und fernsten Ostens das unsern Droschken vergleich- bare üniversalverkehrsmittel darstellen. Im fiotten Trabe fuhr ich in die nunmehr vollkommene Dunkelheit hinein, in welche die voranbanmeln de papierne Wagenlaterne ein buntes, schwaches Licht von magischer Wirkung warf, eben genügend, um den Weg und die Szenerie dicht zu Seiten desselben zu übersehen; für gründlichere Beleuchtung blieb ich auf meinen Taschenscheinwerfer, eine kleine Öl-Blendlaterne angewiesen. Einstweilen war abgesehen von einzelnen gemeinen Erdkröten, die unsern Weg kreuzten, nichts zu sehen; wohl aber ertönte Froschgesang aus verschiedenen Richtungen, schauerweise wie Kreuzkrötenkonzert, im übrigen aber noch mehr an das Gequak unseres Laubfrosches erinnernd. Ich glaubte auch nichts anderes als die chinesische Varietät unseres Grünrockes zu finden, als ich mit Netz und Blendlaterne an einer Stelle, wo der Schall aus nächster Nähe zu vernehmen war, ausstieg, um seinen Urhebern nachzuspüren und war nicht wenig erstaunt, an Stelle der ver- meintlichen Laubfrösche eine Gesellschaft von Paul Krefft: Eine Exkursion in Siiclchina. 211 Bana limnocharis Bote anzutreffen. Dieses kleine, mit AVarzenläng'sreilien auf dem Eilcken gezierte graugrüne, dunkelgelieckte, bisweilen auch mit hellem Eückenstreif *) versehene Fröschchen war mii’ schon auf einer japanischen Sammeltonr bei dem Hafenplatze Moji ins Netz gegangen und hatte mich auch damals durch seinen laubfrosch- artigen, wenn auch in noch etwas schnellerem Tempo erfolgenden Chorgesang in gleicher Weise zuerst düpiert. Der Größennnterschied zwischen den japanischen Stücken, die sicher laichreif waren und znni Teil auch später bei mir die Paarung vollzogen hatten, und den nun ge- fundenen chinesischen war höchst auffallend, in- dem die letzteren mit etwa 5 cm Länge ihre japanischen, also beträchtlich weiter nördlich hausenden Brüder durchschnittlich um mindestens einen Centimeter an Länge übertrafen. Auch bestand bezüglich der Lebhaftigkeit der Färbung bei den Chinesen und bei den Japanern ungefähr derselbe Unterschied, wie wir ihn zwischen deutschen und italienischen Wechselkröten gemeinhin konstatieren können. Bana Umno- charis kommt übrigens auch in Indien vieler- orts vor, wo ich ihn selber z. B. bei Singapore später in annähernd derselben Größe wie auf Honkong erbeutete; sein Verbreitungsgebiet er- scheint demgemäß ebenso groß wie seine klima- tische Anpassungsfähigkeit, die allerdings nur der Art, nicht aber den einzelnen Individuen eigen zu sein scheint, denn meine, an milde Witterung gewöhnten kleinen Japaner erlagen sämtlich der Tropenhitze auf meiner Heimfahrt, während der einzige lebend von Honkong mit- genommene, größere Chinese die Tropen glücklich passierte. Ich fand hier an diesem Abend kein kopuliertes Paar von Bana limnocharis^ dessen Laichzeit offenbar längst vorüber war. Wenigstens hatten von meinen, in Kopulation gefangenen japanischen Stücken die einen am 24. Juni und die andern am nächsten Tage im Glasbehälter an Bord unseres Schiffes abgelaicht. Das Gelege bestand aus länglichen Klumpen brauner, hirse- korngroßer Eier, dessen Inhalt nach 36 Stunden schon deutliche Differenzierung zeigte und nach 48 Stunden schon munter umherschwamm. Wenn ich die Frösche nach erledigtem Laichgeschäfte auch hier noch an resp. im Wasser antraf, so möchte ich B. limnocharis doch nicht für einen eigentlichen Wasserfrosch halten, da ich einige *) Derselbe fehlt den japanischen Exemplaren viel- fach völlig, ist bei den chinesischen oft rudimentär vor- handen, bei den indischen Stücken aber meist wohl- entwickelt. Tage später ein Stück in Kanton auf dem gras- überwucherten Hofe eines alten Festungsturmes, in jedenfalls beträchtlicher Entfernung vom nassen Elemente antraf. An dieser kleinen, temperamentvollen Froschart, die im Springen und mehr noch im Quaken hervorragendes leistet und sich in der Gefangenschaft ' als kein Kost- verächter erweist, würde gewiß mancher Amphi- bienfreund seine helle Freude haben. Nicht lange hatte ich meine Fahrt wieder fortgesetzt, als zur Seite des Weges ein größerer Tümpel im Scheine der Papierlaterne aufblinkte, aus dem wundersame, glucksende Naturlaute, teils vereinzelt, teils massenhaft hintereinander, aber von verschiedenen Stellen nach Art einer Salve, in halblauter Stärke hervortönten. Beim Ableuchten des Gewässers mittelst meines Schein- werfers aus nächster Nähe stellte ich hier als Lärmmacher die Bana güntheri Gray, eine wohlgebaute, schlanke Art, die in Größe und Färbung an unsere Bana temporaria erinnert fest. Allerdings ist die Färbung der anscheinend in ihrem Vorkommen auf China beschränkten B. güntheri bedeutend konstanter als beim Gras- frosch. Oberkopf und Eücken sind hell sand- farben bis braun und heben sich stets scharf ab von der dunkel kastanienbraunen, durch die Dorsolateralkanten abgegrenzten Flankenfärbung, die nach dem weißlich gefärbten Bauche zu in scharfe dunkle Fleckenzeichnung sich auflöst. Kehle und Brust sind braun marmoriert. Die Extremitäten zeigen, wie bei Eaniden üblich, eine verschwommene Querbandzeichnung; die hintere Oberschenkelhälfte ist charakteristisch schwarz-weiß gefleckt. Das Trommelfell ist groß und wohlentwickelt. Wohl ein halbes Dutzend der glucksenden Gesellschaft machte ich dingfest und fuhr dann Aveiter, um von nun an sozusagen auf Schritt und Tritt von diesem mehr eigen- artigen als anmutigen Konzert der B. güntheri angesungen zu werden, unter das sich hier und da auch kleine B. limnocharis-OAvovo. mischten. Das Gelände von teilweise überschwemmten Eeis- und andern Feldern, das wir in ca. viertel- stündiger Fahrt jetzt passierten, mußte Avohl überreich mit Fröschen gesegnet sein, wie ich mich nicht nur durch das Ohr, sondern ge- legentlich auch durch den Augenschein über- zeugte. Zu Dutzenden sah ich im Laternen- scheine die Köpfe der B. güntheri aus den größeren und kleineren Wasserflächen heraus- Ingen. Bezüglich der hiernach eigentlich ja zu vermutenden Wasserfroschnatur dieser Bana hege ich jedoch mehrfache Bedenken. Am 212 A. Reitz: Eine Welt im Kleinen. wenigsten damit vereinbar erscheint mir der Fund eines großen, ca. 9 cm langen Stückes, den ich einige Tage später in Kanton auf einem übergrasten, nmmanerten Haushofe in beträcht- licher Entferunng vom Wasser machte. Sodann sind die echten asiatischen Was- serraniden fast durchweg grün oder wenigstens olivgrün gefärbt. Auch war sicher anznnehmen, daß der Wasserreich- tum in dieser Ge- gend im wesent- lichen nur passa- Karve von gerer Natur war, Corethra plumicomis Fahr. etwa wie bei uns Original-ffikrophotograplne für die „Blatter“. die Wiesenüber- schwemmungen im Vorfrühling. Wahrscheinlicher erscheint es mir, daß in diesem Wasseraufenthalt die Laichzeit noch nachklang, die den stellen- weise massenhaft vorhandenen, nach meiner Schätzung nur wenige Wochen alten Kaul- quappen nach zu urteilen noch nicht gar so lange vorüber sein konnte. Möglich bleibt es natürlich immerhin, daß diese Quappen von einer anderen Froschart herrührten, vielleicht von B. limnocharis, die in ihrer Lebensweise auch sonst eine gewisse Ähnlichkeit mit B. güniheri er- kennen läßt. Bei der Froschsuche sah ich auch viele prächtig rot und violett gezeichnete Süß- wasserkrabben an und in dem nassen Elemente an seichten Stellen in possierlicher Seitwärts- oder Rückwärtsbewegnng sich tummeln. Auch das Brackwasser scheuen diese hübschen Knrz- schwanzkrebse nicht; ebenso wenig aber vermißt man sie beim Absuchen der Bergbäche der ge- birgigen Küstengegenden. (Schluß folgt.) (Nachdruck verboten.) Eine Welt im Kleinen. Von A. Reitz, Frankfurt a. M. (Mit 6 Mikrophotographien.) Ser niederen Tierwelt wird seitens der Aquarienfreunde noch viel zu wenig Be- achtung geschenkt, und gerade in dieser Rich- tung wären noch die mannigfaltigsten Beob- achtungen zu machen. Großartige Salonaqnarien, besetzt mit den teuersten Exoten, Terrarien mit Tieren aus aller Herren Länder, ausgestattet mit einem kaum zu beschreibenden Luxus und Raffinement, das ist das Ziel des Liebhabers von heute. Hunderte von Mark werden um einer Augenweide halber, und sei es nur auf den Zeitraum einiger Stunden, hinausgeworfen, wieviel gutes wäre mit diesen Summen zu stiften, die meist so rettungslos verloren sind. Um ja nicht hinter anderen Liebhabern und der Sucht nach fremdländischen Tieren zurück- znbleiben, vergißt man unsere heimische Tier- welt gänzlich. Wo ist ein Aquarianer zu finden, . der sich mit dem Halten der einheimischen niederen Tiere befaßt, ich glaube, diese sind zu zählen. Als eine Ehrenpflicht sollte jeder Aqua- rianer es betrachten, ein Becken für niedere Wassertiere sich anzulegen und zu pflegen. Wieviele neue Erfahrungen ja selbst Entdek- knngen könnten in solchen Behältern gemacht werden, der Wissenschaft und der Allgemeinheit wäre sicher damit mehr gedient, als der Be- richt eines Liebhabers, wieviel mal in diesem und jenem Monat seine Schleierschwänze, seine Gambusen oder seine Chanchito gelaicht haben. Bei vielen Tieren der niederen Fauna sind wir noch völlig betreffs ihrer Fortpflanzung und Entwickelung im unklaren, mancher Liebhaber könnte im Interesse der Allgemein- heit und zur Aufklärung sein Scherflein beitragen. Dem Einzelnen ist ja wohl kein Vorwurf zu machen, dieser fällt vielmehr der Masse zur Last, hier sollten die löblichen Vereinsvorstände den Hebel ansetzen und ihren Mitglie- dern das Halten von Wasser- insektarien und Behältern für die niedere Tierwelt des Süß- wassers empfehlen. Wird ein neuer, vielleicht lebendig ge- bärender Aquarienfisch ein- geführt, so wird diesem sein viridis L. Lob- und Preislied in allen Oiiginai-Mikrophoto- graphie f. d. „Blätter.“ Tonarten in alle Welt hin- ausposannt, aber an die heimische Tierwelt denkt kein Mensch. Wie wunderbar und hoch- interessant ist die Entwickelung unserer Wasser- käfer, aber wenige wird es geben, die diesen Werdegang sicher beobachtet haben. Hier haben wir ein Gebiet vor uns, das selbst ein gering Bemittelter bearbeiten kann, ein größeres Einmacheglas wird für diesen Zweck genügen. Eine Glastafel in der Breite des Durchmessers und in der halben Höhe vom Glase wird leicht A. Reitz: Eine Welt im Kleinen. 213 Original-Mikrophotographie für die „Blätter“. ZU beschaffen sein, ebenso etwas Zement oder Kitt, um die erwähnte Grlastafel in der Mitte des Behälters festzukitten; ehe dies geschieht, hat man die Glastafel auf der einen dem Wasser zugekehrten Seite mittels Zement, mit kleinen Fels- stückchen bekleidet. Sowie der Kitt und der Zement erhärtet ist, füllt man die eine Abteilung mit Torf und gibt hier- auf eine Schicht rein gewaschenen Fluß- sandes; einige kleine, feuchtigkeitlieben- de Pflanzen ange- bracht, werden sehr zur Hebung des Ganzen dienen. Herbstwasserstern, oder der interessante insektenfressende Sonnentau, wären für diesen Zweck gut zu empfehlen. Ist die Landseite fertig- gestellt, nimmt man die Wasserseite in Angriff, diese unterscheidet sich in nichts von den be- kannten naturgemäß eingerichteten Aqua- rien. Torf mit gut ge- waschenem Sand belegt, geben den Untergrund für die einzubringenden Gewächse ab. Einige kleine Stengel Elodea canadensis,je einer vom Hornkraut oder rauhem Armleuchter werden das Unterwmsserbild wesentlich gestalten. Jetzt Kanne und Netz ergriffen, hinaus ins Freie an die Tümpel, und zur Beute gemacht, was sich bietet. Hier bedarf es keiner Ängst- lichkeit, Parasiten nach Hause zu bringen, durch welche man seine teuren Schleierschwänze dem .Jenseits überliefern könnte, denn auch diese Tiere sind des Mitnehmens und der späteren Beobachtung wert. W ieder nach Hause gekommen, wird der Inhalt der Kanne in eine breite flache Schüssel gegossen, und zur Auslese ge- schritten. Einige rote, grüne, braune Wasser- milben werden in den Wasserteil eingesetzt und gleich feurigen Meteoren durcheilen sie ihr Element. Als zweiter Bewohner folgt der überaus faule und träge Was- serskorpion nach. Ist der Fang glücklich verlaufen und die Ka- natra linearis dem Freunde der niederen Tierwelt ins Netz ge- raten, so wird diese ihrem Verwandten, dem Wasserskorpione, beigesellt. Die Hydra., der Süßwasserpolyp, sollte nicht vergessen werden, und daß er nicht zu hungern takelkranz von Hydra viridis. braucht, geben wil' einige Daphnien und Cyclops bei. Einer weiteren Beachtung verdienen die Larven der Libellenarten, hiervon bietet uns das Wasser eine große Auswahl. Ein Exemplar von der Spezies Anax, Epifheca und Agrion werden genügen, um uns mit dem Leben und Treiben ^ dieser Tiere bekannt zu machen, auch die Larven der verschiedenen Wasser- käfer und teil weise diese selbst sollten nicht ver- gessen werden. Eine I.iarve des großen Gelb- randes wird uns die tigerartige Mordgier, die ihr innewohnt, vor- führen, ebenso eine Larve des Hydrophilus piceus wird unser Inter- esse auf das höchste er- regen. Die Larve der Corethra plumicornis, der Büschel mücke*), sowie die Larven der sonstigen Stechfliegen, die im .Jugendzustande *) Vergleiche hierüber Seite 132 dieses Jahrganges mit den bez. Abbildungen. 214 Tagebuch-Notizen eines Terrarienfreundes in Ägypten. im Wasser leben, werden uns ihre Entwickelung offenbaren. Besonders die Larve der erwähnten Büschelmücke wird, wenn sie ihre Verwandlung zur Puppe vollzogen hat, unsere Heiterkeit herausfordern, gleich einem kleinen Teufelchen, das sich nicht zu helfen weiß, zieht sie mit ruckweisen Bewegungen durch das Wasser. Die lebhafte Wasserassel wird zur Belebung des Ganzen ebenfalls beitragen, auch einige kleinere Frühlingslliegenlarven sollten einge- bracht werden. Jugendstadien des Eintaghaftes, mit ihren immerwährende Schwingungen aus- führenden Tracheenkiemen werden das Ganze vervollständigen helfen. Aus vorstehendem kann mau ersehen, wie groß die Anzahl der im Wasser lebenden niederen Tierwelt ist, und doch habe ich nur eine kleine Anzahl davon erwähnt. Hat man Glück, daß eine Larve der Schwimmkäfer im Landteile unseres Beckens zur Verpuppung schreitet und hierauf der voll- kommene Käfer erscheint, so ist alle Mühe und Arbeit, die uns die Einrichtung und Instand- haltung des Beckens verursachte, reichlich belohnt. Können wir das Ausschlüpfen der schön gefärbten Libelle aus der häßlichen Hülle beobachten, so haben wir etwas vor anderen Menschen, die sich nie um die Natur bekümmern, voraus. Selten wird dieser Vorgang vom All- tagsnienschen beobachtet werden. So manches könnte ich der Haltung eines Beckens niederer Süßwassertiere noch nachrühmen, aber ich glaube, mit dem Gesagten schon vollständig Ge- nüge getan zu haben. Ein besonderer Vorteil des Haltens niederer Tiere ist noch der, daß der Mensch inniger mit der Natur und ihren Geschöpfen in Berührung kommt, und sicher wird ihm seine „Welt im Kleinen“ mehr Genuß, Freude und Anregung geben, wie vielleicht viele Fische. (Nachdruck verboten.) Tagebuch-Notizen eines Terrarienfreundes in Ägypten. J^^chon als Knabe hatte ich Terrarien be- sessen und wenn dieselben auch mangels richtiger Pflege und unzweckmäßiger Behand- lung bald wieder anfgegeben wurden, so hat doch meine Liebhaberei für Reptilien nicht nach- gelassen und ich beschloß daher während meines Aufenthaltes in Ägypten, mir ein praktisches Terrarinm anzulegen. Dies ist nun nicht so leicht in einem Lande, wo in dieser Richtung so gar keine Vorkennt- nisse bei den Handwerkern bestehen. Trotzdem gelang es mir nach vielen umständlichen Er- klärungen, ein einigermaßen brauchbares hölzernes Gestell zu erhalten, dem ich die Größe von 70 cm Länge und 30 cm Breite und gleiche Höhe gab. Der obere Deckel ist zum Aufklappen und aus Fenstet'scheiben gleichfalls die beiden Breitseiten, während die zwei Schmalseiten aus Gaze sind. Dem Chai akter der wahrscheinlichen Insassen Rechnung tragend, gab ich als Bodenfüllung nur eine ca. 25 cm hohe Schicht Wüstensand hinein, in welcher ich auf die eine Seite einige Trades- cantien und andere Pflanzen in Töpfen neben einem porzellanenen Wasserbecken einließ, während ich an der anderen Schmalseite eine kleine Grotte anbrachte, sowie einen durch das ganze Terrarium wagerecht sich erstreckenden Kletterbaum. Nun konnte es an das Einsetzen der Be- wohner gehen! — Ich beschloß mir dieselben auf meinen Ausflügen selbst zu fangen, denn darin liegt gerade für einen Terrarienfreund der besondere Reiz hierzulande, daß er die Tiere selbst erbeuten und dabei deren Lebensgewohn- heiten beobachten kann, um auf diese Weise sich ein Bild zu machen, wie sie leben und sie dann dem- entsprechend in der Gefangenschaft zu verpflegen. Ich fing auf verschiedenen Ausflügen, aber alle in einem Umkreise von ca. ^2 Stunde von meiner Wohnung, die allerdings am Rande der AVüste in Zeitoun sich befand, binnen einiger Tage: Tarentola mauritanicus L., Wüsten- Agame, Agama inermis Reuss., Acanthodactylus hosläanus Daud. und scutellatus Audouin, Mahuia quinquetaeniata, Oongylus ocellatus ForsTcal, eine reizende und sehr muntere Sein- coide, Dlscoglossus qnctus Otth. und andere, und war besonders darauf bedacht, Pärchen zu er- wischen und nicht mehr als 3 — 4 Stück von jeder Sorte, dem Größenverhältnisse meines Terrariums Rechnung tragend. Alle diese Tiere lebten sich in meinem oben- beschriebenen Terrarium schnell ein und gingen sehr bald ans Futter, an dem es ja Gott sei Dank in diesem an Insekten so reichen Lande sowohl im Winter als im Sommer keinen Mangel gibt. — Terrarium sowie Insassen überstanden den Transport nach Alexandrien, wo ich mich während des Sommers aufhalte, ausgezeichnet. Hier er- fuhr meine Sammlung bald eine Bereicherung. Außer verschiedenen sehr großen Acanthodactylus und Agama stellio fing ich hier folgende Geckonen : Hemidactylus turcicus L., Tarentola maurita- nica L., Ptyodactylus lohatus Geoffroy und i Tagebuch-Notizen eines Terrarienfrouncles in Ägypten. 215 Phyllodactylm euroxmeua Gene, ferner erbeutete ich Mabuia vittata Olivier und Chalcides sepoides Audouin und endlich 2 Chamäleons (Chamaeleo vulgaris), welche sich alle mit ihren Genossen Original-Mikrophotogi-aphie Fuß der Riiderwanze (Corixa). für die „Blätter“. aus Kairo vorzüglich vertragen und ebenso rvie diese sich wohl und munter fühlen. Ein Beweis hierfür ist, daß ein Acanfho- Weibchen sich bereits gepaart hat und zwar mit zwei verschiedenen Männchen in einem Zwischenranm von 2 Tagen. Bei der ersten Paarung wußte ich nicht, worum es sich handele und ich nahm beide Tiere heraus, da ich glaubte sie bissen sich. Das Männchen ließ aber nui- mit dem Maule los, Avährend es mit dem einen Hinter- bein das Weibchen an der Schwanzwurzel weiter fest umklammert hielt und nachdem ich sie in das Terrarium zurückgesetzthatte, bliebensienoch ca. 1 Stunde in dieser Stellung fest vereinigt. — Mit Schlangen scheine ich leider kein Glück zu haben; bei Kairo fing ich eine Gerastes cor- nutus Forsl'al, die nach ca. 8 Tagen und nach- dem sie eine halbverdaute Bachstelze von sich gegeben hatte einging, und hier erbeutete ich eine ca. 1 m lange Eidechsennatter (Coelopeltis monspessulana Rozel), die infolge Unvorsichtig- keit an einem sehr heißen Tage der Sonne aus- gesetzt wurde und infolgedessen ebenfalls starb. Für die Schlangen hatte ich natürlich einen besonderen Behälter konstruiert, wie ich über- haupt der Ansicht bin, daß es für das Gedeihen der Tiere vorteilhafter ist, wenn dieselben nicht alle zusammen — selbst abgesehen von feind- lichen Arten — in sogenannten Gesellschafts- Terrarien untergebracht sind, sondern den Ge- wohnheiten und Lebensbedingungen der einzelnen Spezies entsprechend, soviel wie angängig in besonderen Teri'arien. So will ich mir jetzt für meine Geckonen-Arten einen besonderen Be- hälter konstruieren und fi'age mich nui', wie ich ihn am praktischsten herstelle. Besonders interessant ist immei- die Fütterung! Die Chamaeleons ziehen unter allen Umständen Heuschrecken den Mücken oder Fliegen vor; sie kennen schon von außen das Kistchen mit ihi-em Liebliugsfntter und setzen sich in Bereit- schaftsstellung, um ein wahres Kreuzfeuer nie fehlender Geschosse auf ihre Beute zu eröffnen Die Acanthodacfylus haben jedoch eine Vorliebe für die großen Brummer und es entstehen die heftigsten Kämpfe, wobei die kleineren oft sehr stark gebissen werden und ihr Kopf mitsamt der Fliege vollständig im Bachen der gi’oßen Tiere verschwindet. — SoAVohl Mahuia als alle Acanthodacfylus graben sich während der Nacht vollständig im Sande ein und legen sich in demselben tiefe Höhlen an, welche sie jeden Abend wieder auf- suchen. Die Wüstenagamen dagegen übernachten auf einer Pflanze oder dem Kletterbaum oft nur an einem oder beiden Vorderfüßen hängend. — Dieselben nehmen übrigens auch Pflanzenkost zu sich; ich sah, wie sie Tradescantia -BlMtev fraßen. Oi'iginal-Miki’opliotograpliie für die „Blätter“. Saiio^scheibe vom=Fuße des Dyticns. B- Zum Schlüsse möchte ich nicht verfehlen, auch an dieser Stelle Herrn Karl Dankes, I. Vors, der „Isis“, meinen besten Dank auszusprechen für die freundlichen Katschläge und Winke. Alexandrien im Juni 1904. A. A. 216 Gegensände fürs Aquarium zur Selbstanfertigung. Gegenstände fürs Aquarium zur Selbstanfertigung. Von Ernst Maaz, Zörbig. (Mit 4 Abbildungen.) u unserer Liebhaberei gebrauchen wir immerhin eine Keilie von Gegenständen; und immer wieder empfinden wir die meiste Freude, wenn wir uns einen solchen Artikel selbst gefertigt haben. 1. Der Gummischlauch-Beschwerer. Derselbe verhütet, an das Ende des Saug- hebers gesteckt, das Abgleiten desselben aus dem höher ste- henden Bassin und sorgt da- für, daß der Heber selbst den letzten Tropfen auf- saugt. Auf ein mittelstarkes Stück Pappe zeichne man sich ein Recht- eck, 6 cm lang und 7a cm breit. Die Seiten des- ^ selben verlängere man beliebig und messe von den Ecken aus je cm ab. Durch die so gefundenen Punkte ziehe man zu den Seiten des ersten Recht- ecks parallele Linien. Das auf diese Weise ent- standene zweite Rechteck schneide man aus der Pappe Figur 2. aus. An die 3 7s cm breite Seite sich anlehnend, zeichne man ein Quadrat von 9 mm Seiten- länge, welches man sofort ausschneidet. (Fig. 1.) Sämtliche Linien werden nun mit einem scharfen Messer angerissen, die schraffierten Ecken jedoch ausgeschnitten. Die stehen gebliebenen Seiten- teile biege man nach der Rück- seite um, so daß ein Kästchen entsteht. Damit die Seitenteile sich scharf aneinander lehnen, binde man einen Faden straff um dieselben. (Fig. 2.) Aus 8 oder 9 mm starkem Glasrohr biege man sich einen rechten Winkel; den einen Schenkel 7 cm, den andern 5 cm lang. Den kürzeren Schenkel schiebe man durch die im Kästchen befindliche seitliche Öffnung, so daß er ca. 2 cm daraus hervorragt und sich flach an die Bodenfläche anlehnt. (Fig. 3.) Nachdem man sich einen nicht zu dicken Zement- brei angerührt, füllt man, den langen Schenkel des Glasrohres in der linken Hand haltend, das ganze Kästchen aus. Nach Verlauf von ca. 24 Stunden ist der Zement soweit erhärtet, daß man die ganze Hülle entfernen kann. Daß der Zement noch des Öfteren angefeuchtet werden muß, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. Nach Verlauf einiger Tage kann man das Ganze in einem Gefäß mit Wasser auslaugen. 2. Brücke zur Anbringung des Spring- brunnen-Mundstückes. Die Ausführung bleibt dieselbe wie unter No. 1. Zur Verwendung gelangt 6 mm starkes Glasrohr. Die Grundfläche des Kästchens be- trägt einige Zentimeter mehr als die halbe Breite des Aquariums. — Angenommen, dasselbe sei 40 cm breit, so erhält die Brücke eine Länge von 22 cm, eine Breite von cm, Höhe ebenso. Das Glasrohr wird gebogen: ein rechter Winkel nach oben, Schenkel 37.2 bis 4 cm lang, ein rechter Winkel 20 cm vom andern ent- fernt nach unten. ebenfalls 37a bis 4 cm lang. Das Loch für das Glasrohr be- findet sich^im Boden des Kästchens, ca. 1 cm vom Rand ent- fernt. (Fig. 4.) Nachdem das Kästchen hat beseitigt werden können, das Ganze fest und steinhart ge- worden, rühre man nochmals Zement ein und schräge die Oberfläche dachförmig ab, bleibe aber cä. 2 cm vom Glasrohr entfernt. Hierauf befestige man auf der Unterseite ca. 1 cm vom Glasrohr entfernt (hierfür ist die Stärke der Aquarien- wand maßgebend) einen Stein oder eine größere Muschel von 2 cm Größe. Dadurch wird ein Verschieben der Brücke vermieden. Das Ganze verziere man oben und zu beiden Seiten mit Frgur 3. Figur 4. kleinen Muscheln, wie solche schon in Beuteln für 10 Pfg. käuflich sind. Die Spitze des Spring- Kennzeichen und geographische Verbreitung der europäischen Schlangen. 217 brunnens Avii’d mit Gnm mischlau cli festgemaclit und kann bei Verstopfungen leicht entfernt werden. Die Brücke hat ihre Auflage hinten auf dem Aquarienrand, in der Mitte auf einem schmalen, starken Glasstreifen, Avelcher gleich- zeitig zur Befestigung eines Injektions-Durch- lüfters dienen kann. Der Verfasser dieses Artikels gibt schließlich dem Wunsche Ausdruck, daß die Liebhaber recht fleißig nach diesen Anleitungen bauen mögen, sowie auch er jederzeit für neue Anregungen dankbar gewesen ist. (Nachdruck verboten.) Kennzeichen und geographische Verbreitung der europäischen Schlangen. Von Gustav Kelche, Präparator. (Mit Bestimmungstabellen u 25 Kopfschilderzeichnungen.*) Bjbgleicli die europäischen Schlangen in vielen und guten Werken beschrieben worden sind, glaube ich doch im Sinne vieler Reptilienfreunde zu handeln, wenn ich in nach- stehendem die Kennzeichen und Unterscheidungs- merkmale der Schlangen Europas in kurzer Übersicht angebe. Es soll dieses durchaus keine erschöpfende Arbeit sein, sondern sie soll nur dem Liebhaber dieser Reptilien ein Hilfs- mittel zur richtigen Bestimmung resp. Richtig- stellung des falsch bestimmten Materials, welches er besitzt oder erwirbt, sein. Diesem Zwecke dient dieselbe besonders dadurch, daß, darin abweichend von den streng wissenschaftlichen Arbeiten, besonders äußere Merkmale berück- sichtigt sind, die gerade die Bestimmung des lebenden Materials ermöglichen, was nach den wissenschaftlichen Methoden nicht immer leicht ist. Langatmige Beschreibungen, die oft die Aufmerksamkeit von der Hauptsache ablenken, sind fortgelassen und nur die charakteristischen Merkmale jeder Familie, Gattung oder Art angegeben, welche zur Bestimmung des Tieres unumgänglich notwendig sind. Hierzu rechnen vor allen Dingen die Kopfschilderzeichnungen. Dieselben sind so typisch für die einzelnen Tiere, daß sich schon beim bloßen Vergleichen des Objekts mit den Zeichnungen sehr oft die einzelnen Arten feststellen lassen. Man verabsäume trotzdem nicht, die nähere Beschreibung zu ver- *) Die Kopfschilderzeichnungen stammen zum großen Teil aus.Schreiber’s „Herpetologia Europaea“. gleichen. Die Namen der einzelnen Kopfschilder sind auf besonderen Zeichnungen angegeben. V erbreitungstabelle: Namen. Skantliiiavieii Dänemark Gi’oöbritaniüen u. Irland Deutschland Niederlande u. Belgien Frankreich Pyrenäische Halbinsel Italien Illyrien u. Dalmatien Balkaiihalbinsel i o RuÖland (mit Krim) Griechische Inseln 1 Italienische Inseln II Typhlopidae Typhlops verniicularis, Merr. 1 lioldae Eryx jaculus, L. 1 ColubrUlae Aglypha Tropidonotus natrix, L. 1 1 1 1 1 1 1 1 1 „ tessellatiis, Lanr. 1 1 1 1 1 1 „ Vipermus, Latr. 1 1 1 1 Zamenis genionensis, Laur.\ 1 1 iGi 1 1 1 1 „ dalilii, Fitz. I ; ü 1] 1 1 „ hippocrepis, L. I ü ! 1 Coluber leopardinus, ■ Bp. I ji,i 1 1 1 1 ,. quatuoiiineatus, Lacep. 1 iüi ü 1 „ longissimus, Laur. 1 1 1 i|i „ scalaris, Schinz. 1 1 Goronella austriaca, Laur. 1 1 1 1 1 |i „ girondica, Daud. 1 1 1 |i 1 Opisthoylypha. Tarboph is fallax, Fleischm. 1 1 1 Coelopeltis monspessu- lana, Herrn. 1 1 1 1 1 1 1 Ma crop rotodon cii cuUatus, ■J. Geoffr. 1 Viper iüae Proteroylypiha Vipera ursini, Bp. 1 1 1 1 „ renardi, Christ. 1 1 '1 „ berus, L. |l 1 1 l; 1 i|i m „ aspis, L. 1 1 1 1 Üi 1 1 1 1 „ latastei, Boscä | 1 1 [ 1 „ amniodytes, L. | 1 |M Mi 1 Zur Bestimmung der Schlangen ist die Kenntnis folgender Schilder erforderlich: Fig. 1. Coluher quatuor- lineatus Lacep, a. Eostrale (Rüsselschild). b. Nasale (Nasensohild). c. Frena^e (Ziigelschild). d. Praeoculare (vorderes Augensohild). e. Postoculare (hintere Augensohilder). f. Süboadare (untere Augensohilder). g. Supralabiale (Ober- lippensohilder). h. Temporale (Schläfen- schilder). 218 Keunzeiclien und geographische Verbreitung der europäischen Schlangen. Figur 2. Zamenia hippo- f' ' crepia L. ' a. Frontale (Stimschild). b. Praefrontale (binteres Sohnauzenschild), 0. Internaaale (vorderes Schnauzenschild). d. Supraoculare (Brauen- sohild). e. Parietale (Scheitelsohild). f. Eoairale (Riisselsehild). Best immun gstab eile der Familien. Körper oben und unten mit gleichartigen Schuppen bedeckt. Zähne nur im Oberkiefer. Schnauzenspitze mit einem großen, fingernagel- ähnlichen Schilde bedeckt == Typhlopidae. Körper an der Unterseite mit einer größeren Schuppenreihe bedeckt. Zähne in beiden Kiefern. Kopf oben mit neun größeren Schildern bedeckt = Colubridae. Kopf oben mit mehr als neun kleinen unregelmäßigen Schildern bedeckt. Unterseite des Schwanzes mit einfacher Schilderreihe = Boidae. Unterseite des Schwanzes mit doppelter Schilderreihe = l/iperidae, Typhlopidae. Diese Familie ist in Europa nur durch eine einzige Art vertreten, welche im südöstlichen Europa lebt. Dieselbe kommt vor in Morea, Konstantinopel und Griechenland und heißt: Typhlops vermiciilaris, Merr. Körper etwa federkieldick mit 21 Schuppeii- reihen, mehr oder weniger glänzend; gelbbraun oder lederfarben, oben etwas dunkler, unterseits hell- gelb oder weißlich. Rücken- schuppen vor ihrem Ende mit einem schwärzlichen Figur .3. Typhiopa rermi- Puiikte verselieii. Scliwaiiz cuiaria Merr. stumpf kegelförmig. Boidae. Diese Familie, welcher die größten Schlangen angehören, ist ebenso wie die vorstehende nur durch eine Art vei'treten. Die Heimat dieser Art, die in Europa nur eine sehr beschränkte Verbreitung hat, Et das westliche Asien. Von Europa ist sie nachgewiesen von der Türkei, Griechenland, Corfu und von den jonischen Inseln. Eryx jaculus, L. Körper gleich dick, walzenförmig, Kopf kegelförmig, mit ziemlich abgestutzter, über den Unterkiefer weit vor- ragender Schnauze. In einer Vertiefung zu beiden Seiten des Afters je einen kurzen, nach innen ge- krümmten, oft schwer zu unterscheidenden Sporn. Schwanz kurz, nicht roll- fähig, nach rückwärts nur wenig verdünnt. Ober- seite zeigt in der Regel ein helles, unreines Stroh- gelb, oft unterbrochen von zahlreichen dunklen Flek- ken, die manchmal zu einem unregelmäßigen Netzwerk zusammenfiießen. Vom Hinterrande des Auges zieht schief gegen die Mundwinkel ein dunkler, am Ende nach vorn eingebogener Streifen. Unterseite schmutzig weißlich oder graugelb, fast immer einfarbig, seltener mit zerstreuten, schwärzlichen Pünktchen an den Seiten besetzt. Spitze des Schwanzes mit einer großen, stumpf kegelförmigen Schuppe bedeckt. Schuppen klein und glatt. Längsreihen = 4o — 50. Bauchschilder = 167 — 194. Schwanzschilder = 17 — 28. Colubridae. B e s t i m m u n g s t a b e 1 1 e der G a 1 1 n n g e n und Arten. I. Unterrand des Auges von Oberlippen- schildern berührt: A. Schuppen deutlich gekielt, auf dem Rücken sogar stark gekielt: Schuppen in 19 Längsreihen: .3. und 4. Oberlippenschild berührt das Auge = Tropiflonotus natrix, L. 4. oder 4. und 5. Oberlippenschild berührt das Auge ■= Tropidonotus tessellatus, Laur. Schuppen in 21 Längsreihen: = Tropidonotus viperinus, Latr. B. Schuppen glatt, oder nur auf dem Rücken undeutlich gekielt: a. Ein Suboculare unter dem Praeoculare: Schuppen in 19 Längsreihen: Halsseiten ohne Augenfleckeii = Zamensis gemonenis Laur. i i Figur 4. Eryx jaculua L. a. Bauchsohilder. b. After- schild. c. Schwanzschild. d. Aftersporen. Kleine Mitteilungen, 219 Halsseiten mit Augenlleckeii = Zanienis clalilii, Fitz. Schuppen in 23 — 25 Längsreihen = Coluber quatuorlineatus, Lacep. b. Kein Subocnlare niiter dem Praeocnlare: 1. OberseitedesKopfes flach: *Über 200 Banchschilder: Rostrale nicht tiefer als breit: Schuppen in 25 — 27 Längs- reihen; 68 — 89 Schwanz- schilderpaare = Coluber leopardinus, Bp. Schuppen in 21 — 23 Längs- reihen; 60 — 91 Schwanz- schilderpaare' = Coluber longissimus, Laur. Rostrale tiefer als breit: Schuppen in 25 — 29 Längs- reiheu; 48 — 68 Schwanz- schilderpaare = Coluber scalaris, Schinz. ** Unter 200 Banchschilder: 6. Oberlippenschild nicht in Berührung mit dem Parietale, Nasenschild wenig länger als hoch: Schuppen in 19 Längsreihen; 42 — 64 Schwanzschilder- paare = Coronella austriaca Laur. Schuppen in 21 Längsreihen; 55 — 72 Schwanzschilder- paare = Coronella girondica, Baud. 6. Oberlippenscliild in Be- rührung mit dem Parie- tale, Nasenschild doppelt so lang als hoch: Schuppen in 19 — 25 Längs- reihen; 40 — 54 Schwanz- schilderpaare Macrogrotodon cucidlatus, J. Geoff'r. *** Ein Zügelschild, unter dem Praeocnlare vorbei bis ans Auge reichend. Pupille vertikal elliptisch: = Tarbophis fallax, Fleischm. 2. Oberseite des Kopfes stark vertieft, von den Augen bis zur Schnauzenspitze; die Seiten- ränder dieser Vertiefuug stark wulstig aufgetrieben: Schuppen in 17 oder 19 Längsreihen = Coelopeltis monspessulana, Herrn. II. Unterrand des Auges von den Obe]lipi)en- scliildern durch 3 — 4kleineSchildchen getrennt: Schuppen in 25 — 27 Längsreihen = Zamenis hippoerepis, L. Tropidonotus. Schuppen in 19 Längsreihen: Supralabialia sieben, das 3.-|-4. berührt das Auge. Ein Prae- und drei Post- ocularia. Frontale nach vorn etwas er- weitert = natrix Supralabialia acht, das 4. oder 4.-|-5. berührt das Auge. 2 — 3 Prae- und 3 — 4 Postocularia. Frontale nacli vorn kaum erweitert == tessellatus Schuppen in 21 Längsreihen: Supralabialia sieben, das 4. -|-5. berührt das Auge. 2 Prae- (ausnahmsweise 1) und 2 Postocularia. Frontale kaum erweitert = viperinus. (Fortsetzung folgt.) JCIcine J\4itfeilun^en* Franz Hilgendorff. — In Berlin ist, 65 Jahre alt, vor kurzer Zeit der Kustos am Museum für Naturkunde Professor Dr. Franz Hilgendorf gestorben. Im Jahre 1839 in Neudamm geboren, studierte Hilgendorf in Berlin Naturwissenschaften. Bereits 1860 wurde er als Hilfs- arbeiter im dortigen zoologischen Museum beschäftigt, 1868 wurde er als Leiter des Zoologischen Gartens nach Hamburg berufen, wo er bis 1871 blieb. Nachdem er während der beiden folgenden Jahre als Sekretär des Zoologen Brehm, des Präsidenten der Leopoldinischen Akademie, in Dresden gelebt hatte, folgte er 1873 einem Ruf als Professor der Naturgeschichte an die medizinische Akademie in Tokio. Nach der Heimkehr aus Japan trat er 1876 wieder in den Dienst des Berliner zoologischen Museums, wurde dort im folgenden Jahre Kustos und ging in gleicher Eigenschaft später zum Museum für Naturkunde über. Der Verstorbene hat sich für die Aquarienliebhaber stets mit großer Bereitwilligkeit der oft nicht sehr kleinen Mühe der Bestimmung neu ein- geführter Fischarten unterzogen und ist hierdurch weiteren Kreisen bekannt geworden. Eine Paragnay-Anakondii iu (xefangeuschaft. — Seit L/3 Jahren besitze ich nunmehr ein Exemplar dieser überaus seltenen Art (Eunectes notaeus Cop.). Dasselbe ist etwa 2^/2 Meter lang, von sehr gutmütigem Temperament und ziemlich langsam in ihren Bewegungen. Die Art ist durch ihre gelbbraune Färbung, die größeren Flecken, von denen die seitlichen keine weißen Mittelflecken tragen und durch die Zahl der Schildehenreihen zwischen Auge und Oberlippenschildern leicht von der hell grünlich- grauen gemeinen Wasserriesenschlang’e oder Anakonda {Eunectes murinus), welche den nördlichen Teil von Süd- amerika (Guyana, Brasilien etc.) bewohnt, zu unterscheiden. Mein Exemplar, welches ich von Hagenbeck kaufte, war 220 Bücherschau. vom ersten Tage an freßlustig und nimmt mit Vorliebe Fische (von welchen es sowohl tote als lebende bis zum Gewichte von nahezu einem Kilogramm zu bewältigen im Stande ist), aber auch Ratten, Tauben und größere Reptilien an, von denen es aber nur einen Teju wirklich zu verzehren in die Lage kam, während ich ihm ein junges Crocodilus palustris und einen capverdischen Riesen- skink {Mavroscineus Coctaei) noch rechtzeitig entreißen konnte. Die Körperkraft dieser Schlange ist im Vergleich zu den verwandten Riesenschlangen (Boa, Epicrates, Corallus) nicht bedeutend ; sie genügt völlig, um Fische beim Verschlingen in den Windungen der Schlange wie in einem Schraubstock festzuhalten, aber im Erwürgen einer Ratte ist ihr eine halb so lange Boa constricfor bedeutend über und es gelingt daher immer, ihr eine unrechtmäßige Beute zu entreißen, während dies bei einer ebenso großen Boa oder Pythionschlange entweder gar nicht möglich ist oder nicht ohne den vorherigen Tod des Opfers und etliche heftige .Bisse, die der Ruhestörer dabei erhält. Das Badebedürfnis ist zwar groß, dennoch aber nicht größer als bei den Schlankboas {Epicrates), wenigstens pflegen auch diese oft wochenlang im Wasser zu liegen. Gegen relativ niedrige Temperaturen hat sie sich dauernd als widerstandsfähig erwiesen, wie dies auch für andere tropische Süßwasserschlangen gilt. Im Klettern nicht ungeschickt, versucht sie dies gleichwohl nur selten, hat überhaupt ein so geringes Bewegungsbedürfnis, daß sie, aus ihrem Käfig freigekommeu, sich meist direkt unter oder neben demselben zur Ruhe zusammenrollt. Dennoch ist sie, wenn aus ihrem Käfig herausgenommen, so unruhig, daß mir eine photographische Zeitaufnahme (welche im Käfig nicht tunlich ist), bisher unmöglich war. In relativer Freiheit (in einem über den Sommer unbewohnten Zimmer) schlug sie ihr Lager stets in dem- selben Winkel auf und kehrte, wenn hervorgeholt, fast stets wieder dahin zurück; aber auch als sie nach längerem Alleinsein in diesem größeren Raum wieder in engeren Gewahrsam zurückgebrachf wurde, machte sie keinen Versuch, zu beißen, was verwandte Riesenschlangen in diesem Falle fast stets tun. — Die Art ist in Europa meines Wissens nur in .3 Exemplaren vertreten, von denen eins im British Museum, eins im Hamburger Museum, das dritte in meinem Besitze ist und hoffentlich noch lange lebend bleiben wird. Ihr Appetit ist sehr ungleichmäßig und manchmal hungerte sie 2 Monate ohne erkennbare Ursache. Da sic bisher außer Batrachiern Vertreter aller Wirbeltierklassen annahm, so will ich jetzt auch einen V^ersuch machen, sie mit großen Fröschen zu füttern. Dr. F. Werner. Seeaal und Rji’ier. In Kordenham beobachtete ein Spaziergänger einen Kampf zwischen einem Reiher und einem von diesem gefangenen mächtigen Seeaal. Immer wieder suchte sich der Aal den Schnabelhieben des Reihers zu entziehen, aber dieser erfaßte ihn stets wieder. Schließlich schwang er sich mit der Beute, die gewaltig schlängelte, in die Luft. Zum Erstaunen des Beobachters sank plötzlich der große Vogel kraftlos herab und verschwand in der Flut. Wahrscheinlich hatte sich der Aal um den Hals seines Peinigers ge- schlungen und ihm die Luftröhre eingeschnürt. ea* gÜGl|ei?SGi^au. Miißhoff, H., Das Terrarium uud seine Bewohner. Ein kurzer illustrierter Ratgeber für Terrarienfreunde. Mit zahlreichen Abbildungen nach Photographien lebender Tiere und Textzeichnungen. Preis 1 Mk. Verlag von Fritz Pfenningstorff, Berlin W. Das soeben im Verlage von Fritz Pfenningstorff-Berlin erschienene Werkchen kann man sich als eine Vermehrung unserer bisher weder reichhaltigen noch mustergültigen Terrarienliteratur um einen wohlfeilen und praktischen Leitfaden für Anfänger im Großen und Ganzen wohl ge- fallen lassen. Wenn Verfasser, der wohl nicht den Alt- meistern der Terrarienkunde zugezählt werden will, auch keinen Anspruch auf Originalität erheben kann, so hat er es doch verstanden, unter sorgfältiger Benutzung der einschlägigen Zeitschriftliteratur dem Neuling manchen dankenswerten V'ink zu geben. Auch ist er von dem, seinen Vorgängern zum Teil nicht zu ersparenden Vor- wurfe, die Ambitionen lernbegieriger Leser durch Vor- gaukeln phantastischer Terrarienideale auf utopistische Bahnen gelenkt zu haben, völlig freizusprechen; Mußhoff verweilt durchaus auf dem Gebiete des auch für den Durchschnittsamateur Erreichbaren und vermeidet von der Realität abirrendes Phrasieren. Der allgemeine Teil, speziell die Besprechung der Heizmethoden — dieses heikelsten Themas unserer Lieb- haberei — hätte event. auf Kosten des speziellen Teils etwas umfangreicher angelegt werden können. Verf. wollte hier wohl seinen für später in Aussicht gestellten diesbezüglichen Publikationen nicht vorgreifen, womit allerdings dem Käufer des Werkchens kein Gefallen ge- schieht. Im Vorworte wird der Fachvereinstätigkeit das Lob zuerkannt, mit „all dem alten Wust und allen Rezepten“ der früheren Terrarienbücher als etwas Un- natürlichem und Unbrauchbaren völlig aufgeräumt und dem Anfänger den richtigen Weg gewiesen zu haben, wobei zwar den alten Praktikern zu Gute gehalten wird, daß sie nicht das Beobachtungsmaterial wie wir jetzt zur Verfügung hatten. Klingt das nicht etwas zu optimistisch? Oder sind un.<=ere Fortschritte seit dem Erscheinen des be- deutendsten aller einschlägigen Werke, des v. Fischerschen „Terrarium“, das doch wohl der alten Literatur im Muß- hoffschen Sinne zugezählt werden muß, wirklich so epochale? Zudem verfügte dieser, bei allen seinen Fehlern doch geniale Terrarist, als dessen Epigone auch Herr Lachmann ganz und gar erscheint, über eine der- artige Fülle von Beobachtungsmaterial, daß wir ihn mit verschwindend wenigen Ausnahmen noch heute darum beneiden müssen. Die vom Verf. an Stelle der sonst üblichen Haupt- gruppierung in trockne und feuchte Terrarien beliebte Einteilung in Reptilienterrarien und Amphibienterrarien bedeutet wohl kaum einen Fortschritt in der Terrarien- systematik. Jedenfalls wird die Hoffnung manches An- fängers, mit einem großen Behälter für seine aus Ver- tretern beider Tierklassen bestehende Pfleglingsgesellschaft auszukommen, von vornherein dadurch lahmgelegt, und doch sind vernünftig besetzte Gesellschaftsterrarien nicht nur sehr wohl möglich, sondern für den Neuling, der noch nicht weiß, welche Tiere ihm am meisten Zusagen werden, auch weit anregender als die vom Verfasser ganz besonders empfohlene Besetzung der Terrarien mit Ver- tr-etern nur einer Tiergattung. Verwunderlich erscheint sodann der sogleich hinzugefügte Rat, der Neuling möge sich zunächst nur der Reptilienpflege widmen und sich von den „schon bedeutend größere Schwierigkeiten“ darbietenden, zarteren Amphibien fernhalten. Von einer, gegenüber den Terrarienreptilien besonders großen Hin- Bücherschau. 221 fälligkeit unseres, für Terrarienzwecke bisher in Betracht gekommenen Amphibienkontingentes kann wohl kaum die Rede sein, wenn man von ganz wenigen Ausnahmen absieht, z. B. von Salamandra atra, der nun allerdings merkwürdiger Weise vom Verfasser gerade als „bei richtiger Pflege ausdauernd“ bezeichnet wird. Vielleicht hat Verfasser mit exotischen Amphibien deshalb üble Erfahrungen gemacht, weil er auf dem Standpunkte steht, daß eine künstliche Warmhaltung derselben, also auch der tropischen (!), überflüssig ist. Möge doch niemand, der so glücklich war, Tropenamphibien zu er- werben, in diesen verhängnisvollen, elementaren Irrtum verfallen! Was beispielsweise einer Hyla aurea und einem aus dem südlichsten Argentinien stammenden Bufo niarinus allenfalls noch recht sein kann, das erscheint für manche indische und aus dem tropischen Südamerika usw. stammende Amphibien noch lange nicht billig, wie ich auf Tropenreisen des Öfteren zu meinem Leidwesen habe erfahren müssen. Bei den bezüglich der Reptilien-Terrarien gegebenen Ratschlägen erscheint es mir nicht unbedenklich, daß es genügen soll, wöchentlich 2— 3 mal durch Sprengen mit temperiertem Wasser für Luftfeuchtigkeit zu sorgen. In Echsenterrarien wenigstens wu'd tägliche Anwendung des Zerstäubers oder der Brause schon der Tränkung der Tiere halber nicht zu umgehen sein, wie Verf. ja an anderer Stelle auch selber zugibt. Ebensowenig dürfte sich die Abhaltung der Sommermittagssonne vom Ter- rarium durch vorgestellte Papptafeln empfehlen und zwar wegen des Lichtverlustes. Lurch Ausschalten der Heizung und ausgiebiges Ventilieren läßt sich der Uber- heizungsgefahr in unseren Breiten stets Vorbeugen, sofern es sich um Tiere der wärmeren Zonen handelt. Schattenspendende Schlupfwinkel müssen natürlich im Terrarium vorhanden sein, und wo man trotzdem Grund zu Überheizungsbefürchtungen zu haben glaubt, da helfe man sich lieber durch engmaschige, ev. mehrfache Gazevorsetzer als durch die alles Licht raubenden Pappendeckel. Auch in dem der Tiei’besprechung gewidmeten Teile erscheinen manche Angaben des Verf. befremdlich. So dürften nur ganz wenige, eingewöhnte Schildkröten zur Annahme von gekochtem Fleische, das neben rohem Fleische als Futter empfohlen wird, zu bewegen sein. Sind es doch gerade die durch den Kochprozeß dem Fleische völlig entzogenen Extraktivstoffe, die als mächtig, ja fast unwiderstehlich auf den Geruchsinn der Tiere einwirkendes Lockmittel bei der eigentlich ja durchaus nicht naturgemäßen Fleischfütterung in Betracht kommen ! Ferner kann man die vom Verfasser empfohlene Fütterung der doch gewöhnlich nicht großen Terrarienschildkröten mit Fröschen getrost als eine doppelte Tierquälerei be- zeichnen, insofern der meist auch lür den Zuschauer ireinlich lange dauernde Verschlingungsakt für das Fröschchen zu einem höchst qualvollen Tode, für die Angreiferin aber zur Aufnahme eines mitunter recht be- schwerlichen, weil relativ grobkuschigen Bissens führt. Anstatt der Frösche hätte Verf. Kaulquappen als Futter em- pfehlen sollen. Chelydra serpentina in ganz jungen, noch weichen Exemplaren (zu 3 bis 5 Mk.) dem Anfänger als ausdauernd zu empfehlen, halte ich auf Grund eigener und anderseitiger Erfahrungen für sehr bedenklich. Von den Cinosternon- Arten hätte neben der überaus licht- scheuen Moschusschildkröte auch das viel dankbarere und im Handel leichter erhältliche Cinosternon clausum empfehlende Erwähnung zu finden verdient. Bei den Trionychiden wäre ein Plinweis auf die große Hinfällig- keit der im Preise leider enorm hoch stehenden Weich- schildkröten wohl am Platze gewesen. Exemplare von Testudo graeca, deren Schale 35 — 40 cm mißt, sind trotz der Versicherung des Verf., daß solche billig zu haben sind, weder im Handel noch sonstwie zu beschaffen. Auch muß der Angabe widersprochen werden, daß für alle Lacerten ein Winterschlaf unerläßlich ist. Warum „der fortgeschrittene Lurchfreund“ seine Pfleglinge zum Zweck der Fütterung aus dem Käfige herausnehmen soll, ist nicht recht ersichtlich — doch nicht etwa, um nachher eine frische und fröhliche Froschjagd unter Tischen, Schränken und Sophas abhalten zu können ? Mit der Behauptung, daß Pelobates und Alytes sich in der Gefangenschaft lebhafter als die Bufoniden zeigen, tut Verf. jedenfalls unseren Buntkröten, B. viridis und B. calamita, schweres Unrecht. Ferner ist die ganz un- zutreffende Angabe, daß die Zeitigung der Alytes-Eier, mit denen das Männchen dieses sonderbaren Lurches sich be- lastet, nur einige Tage in Anspruch nehme, dahin zu be- richtigen, daß der extraovariale Nachreifeprozeß Wochen lang währt. Beim Laubfroschkapitel wird wieder einmal mit Erbitterung gegen die „Tierquälerei“, diese Tiere in Einmachegläsern mit Leiter zu halten, Einspruch erhoben. Gern zugegeben, daß es rationeller und netter ist, dem schmucken Grünrock seinen Platz im frischen Grün an- zuweisen, muß doch betont werden, daß er auch in Frosch- gläsern alten Stils prächtig gedeiht und keineswegs darin seine schöne Farbe verliert, wenn das Glas einen hellen Standort und der Frosch das notwendige Futter hat. Schließlich macht sich der Besitzer eines Laubfroschglases nicht mehr und nicht weniger der Tierquälerei schuldig als jeder Stubenvogelbesitzer. In dem von den Krankheiten der Terrarientiere handelnden Sehlußpassus erscheint mir die meines Erachtens noch unbewiesene Behauptung, daß Reptilien, die an heißen Tagen kaltes Trinkwasser erhalten, au Lungen- entzündung eiuzugehen drohen, als ein zu anthropomorphes Theoretisieren, wenn auch zweifelsohne die Reptilienlunge durch ihre Empfänglichkeit für den Tuberkelbazillus eine gewisse V^erwandtschaft zur Säugetierlunge auch auf pathologischem Gebiete an den Tag legt. Mit den Pflanzennamen nimmt Verf. es hier und da weniger genau als im Interesse des Verständnisses wünschenswert wäre. So ist schwer ei-sichtlich, ob Verf. unter der Bezeichnung „Pfennigkraut“ die Lysimachia nunimularia L., gewöhnlich als „Münzkraut“ bezeichnet, und ob er unter Ficus repens — ein meines Wissens gärtnerisch ungebräuchlicher Name — Ficus radicans oder F. stipulata (auch F. stipularis oder F. scandens genannt) verstanden wissen möchte. Noch größer ist die Unklarheit bezüglich des vom Verfasser für Amphibien- behälter empfohlenen „Frauenhaares“. Mit dieser poe- tischen Bezeichnung kann sowohl die „englische Farre“, das Adiantuni capillus Veneris, als auch das für Aquarien- grotten beliebte Ziergras Isolepis yracilis gemeint sein, denn für beide ist der deutsche Name Frauenhaar gleichermaßen üblich. Im übrigen sind beide recht hin- fällig und verdienen demgemäß wohl mit einem großen Fragezeichen hinsichtlich ihrer Empfehlbarkeit für Lurch- käfige versehen zu werden. Dr. P. Krefft, „Isis“-München. 222 Vereins-Nackricliten. VEREINS'WWt' NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer der einzelnen Vereine die volle Verantwortuno-. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Frankfurt a. M. Vereinslokal: Hof bräuhaus Alemania, Schillerplatz. Sitzung vom 22. Juni 1904. Eröffnung um ^/^lO Uhr. Anwesend 25 Mitglieder. Im Einlauf: Hie üblichen Zeitschriften, Einladung der „Hottonia“-Darmstadt und verschiedene Offerten. — - Herr Grravelius berichtet eingehend über den jetzigen Stand der Ausstellungsarbeiten und verspricht dieselbe eine wohl gelungene zu werden. Zur Gratisverlosung kamen verschiedene Fische und Pflanzen, welche vom Verein selbst, sowie von einigen Mitgliedern zur Verfügung ge- stellt waren. Hie Verlosung eines Pärchen Gurarui fase. sowie eines Glasaquariums brachten der Kasse 8.60 Mk. Schluß der Sitzung 12^/4 Uhr. H. Vereiu der „Aquarien- und Terrarieufreuiide“ /II lieiTiii. Vereinslokal: „Wendt’s Gentralclubhaus“ am Königs- graben No. 14a. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 8. Juni 1904. Hie Eröffnung fand um 9'/2 Uhr statt, anwesend waren 35 Mitglieder, sowie Frau Margarethe Müller und die Herren Wittig und Wachtel als Gäste. Has Protokoll der letzten Sitzung wird genehmigt. Herr Kropac machte die mit großer Genugtuung aufgenommene Mit- teilung. daß die vom X'ereiu gekauften Mollienisia formosa bereits Junge abgesetzt hätten. Herr Schwieder führte den von der Firma Umbreit & Matthes zur Ansicht ge- sandten elektrisch betriebenen Zimmerspringbrunnen vor und verteilte die von der Firma mitgesandten Prospekte. Harauf hielt Herr Hr. Pade einen Vortrag über Ein- richtung von Terrarien und empfahl als bestes heizbares das von Weinhold hergestellte und entsprechend um- gebaute Triumph- Aquarium für diesen Zweck. Im An- schluß an seinen Vortrag forderte der Referent die Mitglieder auf, sich der dankbaren Terrarienpflege mehr als bisher widmen zu wollen. Her 1. Vors, machte bekannt, daß die nächste Sitzung am 29. Juni eine Generalversammlung sei, zu welcher bisher folgende Anträge vorliegen: 1. Änderung des Verlosungssystems, 2. Wahl von 4 Peisitzeru und des 2. Schriftführers. Gleichzeitig erklärte Herr Schwieder sein Amt aus beruflichen Gründen niederlegeu zu müssen, so daß auch die Neuwahl des I. Vors, nötig wird. Ferner wurde noch der Antrag gestellt, § 16 der Statuten dahin abzuändern, daß an Stelle von: „Fehlende Mitglieder sind schriftlich einzuladen“ zu setzen ist: „Hie Einladung zur Generalversammlung erfolgt schriftlich.“ Hesgl. war ein Antrag eingegangen, Mitglieder, die länger als 2 Monate mit den Peiträgen im Rückstände sind, als nicht stimmberechtigt anzusehen. Herr Schwieder gibt bekannt, daß das Einbinden der „Plätter“ von einem Puchbinder für 60 Pfg. besorgt wird. Reflektanten mögen sich an Herrn Heilers wenden. Auch wird empfohlen, für rechtzeitige Erneuerung des Abonnements auf die „Plätter“ zu sorgen, damit keine Störung im Pezuge eintritt. Für Zusendung ins Haus beträgt der Aufschlag 15 Pfg. pro Quartal. Herr Hamann gibt bekannt, daß am nächsten Sonntag, den 12. Juni, morgens 7®“ vom Lehrter Pahnhof aus eine Partie nach Finkenkrug, und am 19. Juni eine Tagespartie nach dem Müggelsee unternommen wird. Sollte am erstgenannten Sonntag schlechtes Wetter sein, soll um 9*/2 Uhr ein Pesuch des Aquariums in der Schadowstr. stattfinden. Zur Aufnahme melden sich die Herren Arthur Wittig- Pritz und Wilhelm Wachtel, hier. Zur Versteigerung stifteten Herr Piell ein Paar Panzerwelse und Herr Brettschneider diverse Pflanzen, der Gesamterlös betrug 6,90 Mk. Zur Verlosung gelangten 1 Transportkaune und Pflanzen. Herr Reimann berichtet, daß seine Neetroplus abgelaicht haben. Pei Herrn AVestphal laichten Paratilapia multicolor im Alter von 3 Monaten und 3 Wochen. Schluß der Sitzung 12^2 Uhr. Fr. Schulz. jjlsis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. (E. V.) Vereinslokal: Cafe-Restaurant „Heutscher Hof“. Honnerstag, den 17. März 1904. Zu Peginn der Sitzung teilt der 1. Vorsitzende mit, daß vom nächsten Honnerstag an die Versammlungen wieder iin alten Vereinslokale stattfiuden. Hierauf wird das Protokoll der letzten Versammlung verlesen und genehmigt. Im Einlauf: Tagesordnung des „Triton“- Perlin, die „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarieu- kunde“, Nachrichten der „Salvinia“-Hamburg und Hank- schreiben des Herrn Oberexpeditors Paukner. Herr Müller hat eine ihm von Herrn Molter überlassene kranke Lacerta viridis Laar, der biologischen Ver- suchsstation der tierärztlichen Hochschule dahier behufs Untersuchung überwiesen. Has interessante Ergebnis dieser Untersuchung wird von der Assistentin an der biologischen Station, Fräulein Hr. Marianne Plehn später zur Veröffentlichung gelangen. An unsere verehrlichen Mitglieder aber möchten wir die Pitte richten, erkrankte Fische sowohl, als Amphibien und Reptilien nicht nach auswärts zu versenden, sondern dem 1. Vorsitzenden. Herrn Lankes, zu übermitteln, der die Untersuchung veranlassen und das Resultat dem Einsender seinerzeit mitteilen wird. Her Vereiu „Triton“-Perlin übersandte uns seine neuen Vereinssatzungen. Herr Rembold bringt einen Prief unseres Herrn Kainradi in Riva zur Kennt- nis. Her vielfach recht interessante Inhalt des Priefes läßt den großen Eifer und die Lust, mit welchen Herr Kainradi auch in Riva an unseren Studienzweigen hängt, genügsam hervortreten. Herr Rembold verteilt Regenwürmer. Der Vorsitzende regt für den 19. März (Joselitag) eine Exkursion an den Weßlingersee (ca. 25 klm von München) an. Her Ausflug soll insonderheit den Laichplätzen von Rana agilis Thomas, gelten. Herr Lehrs übergibt dem Verein ein Tagebuch, in welchem seiner Anregung gemäß, die Ergebnisse der jeweils stattifindenden Exkursionen kurz niedergelegt werden sollen. Sodann erteilte der Vorsitzende Herrn Lehrs das Wort zu einem Vortrag „Uber Melanismus bei Rep- tilien“. Her Vortrag, der besonders für den Lacertiden- freund von größerem Interesse war, beschäftigte sich besonders auch mit den abweichenden Ansichten der Herpetologen auf diesem Gebiete. Ha Herr Lehrs seinen Vortrag demnächst in einer Zeitschrift weiter auszuführen gedenkt, so mag es hier zunächst bei diesem Hinweis sein Bewenden haben. Hervorgehoben sei indes, daß Herr Lehrs seine interessanten Harlegungen mit ausgewähltem Material lebender Echsen, so Lacerta serpa Raf. var. elegans und coerulea Eimer, Lacerta fiumana Werner mit var. rnelisellensis Braun, Lacerta balearica de Bedr. mit var. lilfordi Günther, ferner der noch namenlosen Maltaform mit var. filfolensis Günther, endlich mit Lacerta oxycephala D. B. helle Form und var. toniasini Schreiber in wirkungsvoller Weise zu ver- anschaulichen verstand. Einige Präparate, sowie ein vorzügliches Kartenmaterial unterstützten den Vortrag noch weiter. Her Vorsitzende sprach Herrn Lehrs für seine Mühewaltung den Hank des Vereins aus und richtete zugleich an den von München Scheidenden herzliche Worte des Abschiedes, welche Herr Lehrs in ebenso herzlicher Weise erwiderte. Vereins-Nachrichten . 223 Donnerstag, den 24. März 1904 fand keine Sitzung statt, da das Vereinslokal au diesem Abend zur Abhaltung einer ordnungsgemäßen Vereins- Versammlung wegen des fehlenden Abschlusses vollständig ungeeignet war. Es sei jedoch registriert, daß au diesem Abend die bestellten Pflänzchen von Isoetes malinver- nianum Ces. et de Not. zur Verteilung gelangten und Herr Müller einige Stücke von Algiroides nigropunctatus L>. B. zur Vorzeigung brachte. Donnerstag, den 81. März 1904 im Eestaurant „Pestalozzi“. Die Verhältnisse mit dem alten Vereinslokal haben sich als unhaltbar erwiesen, weshalb eine Probesitzung in dem Restaurant Pestalozzi anberaumt wurde. Im Verlauf der Sitzung ergab sich indes auch für dieses Lokal, daß es sehr schlecht ventiliert sei und wegen des großen Lärmes im anstoßenden (lastlokale für uns als nicht geeignet angesehen werden könne. Im Einlauf: Tagesordnung des „Triton“-Berlin, sowie ein Verzeich- nis der Vorteile, welche der genannte Verein seinen Mitgliedern bietet, Offerte Büchner hier, bezüglich Wasserpflanzen, ferner: Offerte auf unser Ausschreiben bezüglich eines Vereinslokales. Von der hiesigen zoologischen Sammlung des Staates erhielten wir das Werk „Die Reptilien und Batracliier von Guatemala und China“, dessen Verfasser Dr. Werner ist. überwiesen. An Zeitschriften liegen auf: „Zoologischer Garten“ No. 3, „Blätter“ No. 6, „Natur u. Haus“ No. 12 und „Nerthus“ No. 6. In den „Blättern berichtet Dr. Bade über neue Fischimporte, Dr. Hennig recht instruktiv über Schleier- schwanzzucht und Dr. Werner über die interessanten und räuberischen Warane. Über einen prachtvollen Gecko, nämlich Phelsuma madagascariense Gray., bringt unser Mitglied, Herr Dr. Krefft, wertvolle Ausführungen. Um seine neue, schöne Errungenschaft ist Herr Krefft zu beneiden. Die enthaltenen Photographien gereichen der No. zur Ehre. In „Natur und Haus“ No. 12 bringt P. Arnold-Hamburg einige anziehende Ausführungen über den Triehogaster lalius Bay.., einen ca, 5 cm großen, für das Zimmer- Aquarium wie geschaffenen ganz reizenden Verwandten des Triehogaster faseiatus. Der Briefkasten der Redaktion bringt eine weitere scharfe Erwiderung des Herrn Hesdörffer gegen Herrn Köhler i. S. des Zernecke’schen Leitfadens. Unter der Rubrik „Post“ in obiger No. der „Nerthus“ finden wir sodann eine Ent- gegnung des Herrn W. Köhler-Leipzig auf die erste Antwort Hesdörffers. Eine Anzahl Veröffentlichungen aus den vorgenannten Zeitschriften gelangt zur Be- kanntgabe und Besprechung. Gegen unser bisheriges Vereinsmitglied, Herrn Karl Thieme, Dentist, wird wegen wiederholt verweigerter Zahlung der längst fälligen Vereinsbeiträge im Wege der Klage vorgegangen und sodann der Ausschluß des Genannten veranlaßt. Herr Lankes teilt mit, daß vom 11. bis 23. April Auskehr des Würmkanales stattfindet. Die Gelegenheit, kleine Fische zu sammeln, sei hier außerordentlich günstig. Weiter teilt der I. Vorsitzende mit, daß am ,losefitag die von den Herren Lehrs, Müller, Rembold und Lankes nach Weßling unternommene Exkursion 5 Männchen der Rana agüis Thomas, sowie einige Laichballen dieses Frosches ergab. Herr Müller teilt mit, daß er in nächster Zeit eine längere herpetologische Exkursion nach Griechenland und den Kykladen unternehmen werde. Durch Herrn Remboldt werden außer einheimischen Wasserschnecken, Wasserpflanzen usw. auch 2 hübsche Sternothneriis nigricans Denn, aus Deutschostafrika vorgezeigt. Der Vorsitzende erinnert daran, fleißig Um- schau nach einem geeigneten Vereinslokal zu halten. Donnerstag, den 7. April 1904 im Restaurant „Schützenlust“, Frauenstraße. Das neue Lokal entspricht im allgemeinen unseren Anforderungen, so daß nunmehr der Herr Schriftführer die unangenehme Aufgabe des Umzuges zur Erledigung bringen kann. Die rückständigen Protokolle werden verlesen und genehmigt. Von der Verlagsanstalt Hans Schultze-Dresden ist uns die No. 12 der Zeitschrift „Natur und Haus“ in 60 Exemplaren zugegangen. Die No. gelangen an unsere Mitglieder zur Verteilung. Außerdem offeriert uns genannte Verlagsanstalt ver- schiedene Werke zu billigen Preisen. Im Einlauf liegt Tagesordnung des „Humboldt“-Hamburg und „Nerthus“ No. 7. Einige einschlägige Aufsätze werden verlesen. Unter der Rubrik „Post, nochmals der Zernecke“ bringt Herr W. Köhler eine weitere Erwiderung gegen Herrn Hesdörffer. Plerr Dr. Franz Werner-Wien sucht in einem für den Verein recht schmeichelhaft gehaltenen Briefe um Aufnahme als Mitglied der „Isis“ nach. Der Vorsitzende spricht seine große Freude über die An- meldung des ihm persönlich ja längst bekannten, aus- gezeichneten Herpetologen aus und betont, daß es von Seite des Vereins als eine Ehrenpflicht erachtet werden müsse, diesem Gelehrten die Ehrenmitgliedschaft des Vereins anzubieten. Die Herren Gugler und Remboldt unterstützten den Vorschlag des V^orsitzenden wärmstens. Nach allseitiger Zustimmung zum Vorschläge des Vor- sitzenden erklärt dieser, die Einberufung einer außer- ordentlichen Mitgliederversammlung demnächst in die Wege zu leiten. Herr Seifers legt eine No. des „Photogr. Centr. Blattes“, übermittelt von Herrn W. Köhler- Leipzig zur Ansicht auf; Herr Major Prestele hat uns eine Schachtel Larven des 31ehlkäfers übermittelt. Die Makropoden des Herrn Knan haben bereits dreimal abgelaicht, was ihr Besitzer zu unserer Kenntnis bringt. Der Vorsitzende bemerkt sodann, daß Herr Müller auf längere Wochen hinaus zum letzten Male in der Ver- sammlung anwesend sei und wünscht dem Scheidenden auf seiner herjjetologischen Exkursion nach Griechenland und den Kykladen allen Erfolg und glückliche Rückkehr. Außerordentliche Mitgliederversammlung am Donnerstag, den 14. April 1904. Auf der Tagesordnung steht die Ernennung eines Ehrenmitgliedes und zwar des Herrn Dr. Franz Werner- Wien. Nachdem der I. Vorsitzende, Herr Lankes, in warmen Worten auf die wissenschaftlichen Leistungen des Herrn Dr. Werner, dann auf seine besonderen Verdienste für einen wichtigen Teil unserer Bestrebungen hingewiesen hatte, wurde gemäß seinem Anträge, ein- stimmig die Ernennung des Herrn Dr. Werner zum Ehrenmitgliede beschlossen. Dem Genannten ist unver- weilt Kenntnis von diesem Beschlüsse zu geben. Nach Erledigung dieses einzigen Punktes der Tagesordnung für die außerordentliche Mitgliederversammlung konnte in die 12. Vereinsversammlung eingetreten werden. »Verlesung und Genehmigung des Protokolles der letzten Vereinsversammlung, hierauf Bekanntgabe des Ein- laufes: Herr Ingenieur Ziegler hier, bietet der „Isis“ sein Aquarium zu einem Vorzugspreise an. Ein Herr E. Weise in Linz ersucht in einem Schreiben um Be- antwortung einiger Fragen betr. die Zucht von Rhodeus amarus Bl. im Aquarium. Herr Dr. Krefft teilt u. A. mit, daß er zur Zeit mit dem Problem einer rationellen Terrarienheizung beschäftigt sei, eine ebenso wichtige als schwierige Sache, die gewiß auch manches Stück Geld kostet. Wir hoffen von dem Ergebnis gelegentlich zu hören. An Zeitschriften liegen auf: „Blätter“ No. 7, „Natur und Haus“, No. 13, Nachrichten der „Salvinia“- Hamburg No. 4, ferner ein Exemplar der „Münchener Allgemeinen Vereinszeitung“. In den „Blättern“ lesen wir den Schluß des instruktiven Aufsatzes „Die Warane“ von Dr. Franz Werner- Wien und der hübschen Schilderung von Phelsuma madagascariense durch Dr. P. Krefft. Eine wohlgelungene Photographie zeigt uns den herrlichen „Tag und Nacht-Gecko“ auf einer Palme sitzend. Die Lebensgeschichte eines Teleskopschleier- schwanzes erzählt uns Dr. Zimmermann, während 0. Brüning über Polyacantlms cupanus berichtet. Im „Triton“-Bericht vom 4. März 1901, „Blätter“ Seite 110 steht geschrieben: „Einige Verwunderung erregte die in Heft No. 4 der „Nerthus“ enthaltene Rezension der II. Auflage des Zerneckeschen Leitfadens. Wenn auch der Verfasser zum Schlüsse bemerkt, er habe sich bemüht, das neue AVerk sine ira et studio zu würdigen, so können wir uns doch nicht des Gefühles enthalten, daß die Mühe, die er sich gegeben hat, nicht allzu groß gewesen ist“. Wir dagegen können uns nicht enthalten, uns unsererseits über diese Verw’underung des „Triton“ zu veiwvundern. Den in gleicher Sache gebrachten Ausführungen des Herrn Peter „Humboldt“, Versammlung vom 3. März 1903 „Blätter“ Seite 111 stimmen wir gerne zu, sind jedoch der Anschauung, daß der dort besprochene Vorwurf doch eine gewisse Berechtigung hat und zwar deshalb, weil er nicht allgemein zurückgewiesen werden kann. In 224 V ereins-Nachrichteü. „Natur und Haus“, Heft No. 18 finden wir von ß. France einige kurze Mitteilungen über eine neue zweibeinige ßingelechse. ln seiner Aufzählung der Eidechsen Bosniens und der Herzegowina bringt uns Xeuophon Kluczenka keineswegs etwas Neues. Es sind dieselben Tiere, mit denen uns von Tommasini in seinen trefflichen Skizzen aus dem ßeptilienleben Bosniens und der Herzegowina genau vor 10 Jahren ausführlich bekannt gemacht hat. Kluczenka bezeichnet die Tiere sogar mit genau denselben Namen wie Tommasini dieses getan hat. — Herr Knau übernimmt die Bestellung einiger Stücke des verbesserten Spiritus- brenners bei Herrn Ingenieur Ile la Vigne iu Dresden. — Durch Herrn Sigl gelangt eine Anzahl von ihm ge- sammelter Wasserschnecken zur Vorzeigung. Unser Herr Kuan fand eine Anzahl Posthornschnecken, meist junge Exemplare, in 2 Tümpeln m den oberen rechten Isarauen. Herr Sigl bemerkt hierzu, daß genannte Schnecke eine Tieflandform ist und ihm aus der Umgebung von München bisher nicht bekannt geworden sei. Es dürfte vielleicht angenommen werden, daß die gefundene Art vor Jahren ausgesetzt wurde. ,, Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Dresden. Vereinslokal; Restaurant „Viktoriahaus“, Seestraße. 5. Versammlung vom 4. Juni 1904. Der Vorsitzende eröffnet die gutbesuchte Vei'sammlung. Die Verlesung der letzten Niedej-schrift wird angenommen und die Eingänge werden erledigt. Zeitschriften. Offerte über Glasaquarien von Otto Kriescher, Düsseldorf, des- gleichen über Glasgeräte und Artikel für biologische Zwecke von Heinrich Besser, Stützerbach i. Th., und Preisliste über Durchlüftungskörper und Reduzierventile von A. Dietrich-Berlin. Die „Wochenschrift für Aqua- rien- und Terrarienkunde“ in Braunschweig übersendet uns als Probehefte die bisher erschienenen Nummern nebst einem längeren Begleitschreiben, in welchem uns der Verlag die Bezugsbedingungen bekannt gibt. Es ist nicht zu leugnen, daß der Verlag den Vereinen große Vorteile bietet, zumal die wöchentliche Ausgabe an und für sich schon ein Vorteil ist. Verschiedene Vorschläge, welche diese Angelegenheit betreffen, werden bis zur nächsten Versammlung zurückgestellt. Seine stattgehabte Gründung teilt uns der \’erein „Wasserstern“ in Augsburg mit, gleichzeitig die Bitte aussprechend, dem jungen Verein mit .Rat und Tat zur Seite zu stehen. Wir be- grüßen die immer weiter greifende Ausbreitung unserer Liebhaberei mit Freude und wünschen dem jungen V'erein auch hiermit ein kräftiges Blühen und Gedeihen. Zur Mitgliedschaft meldet sich an Herr Mechaniker Giist. W'^underlich, Dresden. Wegen einer größeren Auslandsreise, Studien halber, erklärt Herr Tiermaler Matthes seinen Austritt. Heft 10 von „Natur und Haus“ bringt Abbildung und Beschreibung von Polyacauthus cnpanas, von unserem Herrn Pittrich. Wir lernten das Tier bereits näher kennen infolge der Liebenswürdigkeit Herrn Schämes, welcher bekanntlich zwei Paare stiftete, und stimmen im allgemeinen mit den Bekundungen Herrn Pittrichs überein. Im Gegensatz zur Nachschrift der Redaktion jedoch erklären sowohl Herr Fließbach als Herr Riedner die Aufzucht der Jungen als nicht so leicht, wie aus der Notiz geschlossen werden kann. Die Zerstörung des Laiches durch Cyclops, wie Herr Pittrich aunimmt, kann u. A. eine irrige Annahme sein, denn die Cyclops können den im Neste liegenden Eiern nur wenig oder gar nichts anhaben, und dann werden die Eier doch durch das Mäirnchen bewacht und jede Störung von ihnen ferngehalten. Vielleicht ist der Mißerfolg auf die Schwäche des bereits am nächsten Morgen verendet aufgefundenen Weibchens zurück- zuführen. Anregende Aussprache erfolgt nach Auschneiden der Frage der Degeneration der Fische im Aquarium. Wir nehmen dabei Bezug auf neuerdings in den Vereins- berichten wiederholt zu findende 31itteilungen, so in Heft 9, S. 142 lfd. Jh. der „Bl.“, Sitzungsbei’icht des Vereins „Berliner Aquarien- und Terrarienfreunde“ vom 25. Februar. Hier wird von dem als Gast anwesenden Vorsitzenden des „Triton“, Hei'rn Dr. Ziegelei-, vor der Inzucht als Ursache der Degeneration gewarnt, indem Herr Dr. Ziegeler ausführt; „In der Freiheit besitzt der Fisch den natürlichen Trieb, seine Nachkommenschaft vor Gefahren zu schützen. In dem engen Raum eines Aquariums aber geht dieser Trieb, da Gefahren beinahe gar nicht vorhanden sind, allmählich verloren“, usw. Diesen gewiß zutreffenden Äußerungen wurde von anderer Seite „energisch“ widersprochen und die un- natürlichen Verhältnisse in unseren Aquarien als Ursache der Degeneration zu Grunde gelegt. Beide Ansichten decken sich mit unseren Ausführungen über die Ursachen der Degeneration, welche wir bereits in „Natur und Haus“ Heft 21, S. 33ö, Jahrg. XI, 1903 in unserem Vereinsberichte vom 4. Juli niedergelegt haben. Beide Faktoren bewirken ein mehr oder weniger schnelles Degenerieren unserer Aquarienbewohner, wenn auch z. B. die jederzeit großen Zuchterfolge beim Makropoden in großen oder kleinen Behältern scheinbar gegen eine Degeneration sprechen, trotzdem gerade dieser Fisch wohl derjenige ist, welcher zum allergrößten Teile iu gerader Linie vom ersten Importe an seit Jahrzehnten uachgezüchtet worden ist. Meinungsverschiedenheiten in bezug auf die zweckmäßige Haltung der Fische rief auch ein angezogener Artikel von W. Köhler-Leipzig, s. Heft 1, Jahrg. 1904, der „Nerthus“ hervor, in welchem gesagt wird, daß die Temperaturschwankungen in den Tropen des Nachts die Gewässer stark abkühlen, dadurch die Blutzirkulation der Bewohner verlangsamt wird und das Tier eine gewisse Zeit der körperlichen Erholung erhält. Wir lassen vorläufig die Frage offen, ob die Temperaturschwankungen wirklich derartige sind, daß sie einen ausschlaggebenden Faktor auch für unsere Verhältnisse bieten sollen, doch möchten wir darauf hinweiseu, daß eine Abkühlung der Gewässer „von nur 5“ C am Grunde des Tümpels“ bereits eine so bedeutende genannt werden muß, daß uns Zweifel an der Richtigkeit dieser Annahme ankommen, zumal aus dem Sinne dieses Satzes der Schluß folgert, daß 5® C noch zu niedrig gegriffen sind. Schon einfache Beob- achtungen an größeren Behältern lassen erkennen, daß eine Abkühlung des Aquarienwassers nur ganz allmählich stattfindet, trotzdem bei einem Aquarium die Wärme- ausstrahlung nach allen Seiten erfolgt. Kommen dieser Tatsache gegenüber auch andere Umstände in Betracht, so z. B. daß das Aquarium sich im geschützten Raume befindet, so müssen wir davon doch die wesentlich ver- mehrte Ausstrahlung, wie oben erwähnt, in Abrechnung bringen, anderseits stellt ja das Becken mit seiner ver- hältnismäßig geringen Wassermenge nur einen „Ausschnitt“ aus einem Tümpel, wie Herr Köhler selbst sagt, dar, ein Umstand, welcher, wiederum die Abkühlung des Wassers in Betracht gezogen, eher gegen als für die Annahme Herrn Köhlers spricht, da eine- große Wasser- menge die aul'genommene Wärme ohne Zweifel viel länger zurückhält, als eine geringe. Hierzu kommt, daß die Verdunstung des Wassers und die diesem demgemäß entströmende Wärme nur bis zu einem gewissen Grade stattfindet. Auch in unseren Breiten können wir nach heißen Tagen, denen kühle Nächte folgen, oftmals wahruehmen, daß sieh zwischen der umgebenden Luft und dem Wasserspiegel eine Dunstschicht bildet, welche mit zunehmender Dichte eine weitere Wärmeausstrahlung beinahe aufhebt. Temperaturschwankungen von 5® C sind in unseren Breiten nur nach elementaren Ereignissen, starken Gewittern usw. wahrscheinlich, bez. treten solche nur dann ein. — Wir werden später nochmals auf unsere Ausführungen zurückkommen, um weitere Details anzuführen. — Im allgemeinen neigten die Ansichten der iu der Versammlung anwesenden Herren dahin, daß außer der Inzucht eine Hauptursache der Degeneration in der einseitigen Fütterungsmethode der Fische zu suchen sei, wofür verschiedene Beispiele angeführt wurden. Der erste Teil der Nachzucht des dem Verein gehörenden Pärchens roter Zahnkarpfen ist soweit herangewachsen, daß zur nächsten Versammlung je zwei Fischchen an alle Mitglieder gratis verteilt werden können. Weitere Exemplare können zum Preise von je 50 Pfg. pro Stück bezogen werden. Herr Direktor Camozzi stiftet vier Molche zur Gratisverteilung, welche Herr Kummer erwirbt. Herr Tonn gibt bekannt, daß ein vorjähriges Pärchen Panzerwelse 93 befruchtete Eier abgesetzt hat. Schluß der Versammlung 12®® Uhr. P. Engmann, I. Schriftführer, Elisenstraße 70. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25; für den Anzeigenteil: Creutz’sohe Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schenVerlagsbuchhandlungin Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M. Jahrgang XV. Heft 15. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. (Nachdruck verboteu.) Die Zucht der Mollienisia formosa Girard, Von Josef Kropac. enn ich heute von diesem neuesten Zahn- karpfen meine bisherigen Ei-fahrungen den Liebhabern unterbreiten will, so bitte ich zu berücksichtigen, daß die Fische bei Nieder- schreibung dieser Zeilen erst 8 Wochen in meiner Pflege sind. In solcher kurzen Zeit ist es unmöglich, wenn man gewissenhaft sein will, einen großen Bericht über die Tiere zu bringen, sondern man kann nur das anführen, was man tatsächlich gesehen hat. Und da ich vom Glück begünstigt war, so hoffe ich, daß der Leser den Artikel nicht unbefriedigt beiseite legen wird. Das Zuchtpaar, welches sich in meiner Pflege beflndet, wurde von dem „Verein derAquarien- und Terrarien-Freunde zu Berlin“ angekauft und mii’ zur Weiterzucht übergeben. Die Fischchen sind ca. 5 cm groß und zwar beide Geschlechter. Der FarbengTund des Körpers ist olivengrün, mit mehr oder w'eniger dunklen Streifen und die vorderen und hinteren oberen Körperteile wie mit Türkisen besetzt. Die Rücken- und Schwanzflosse ist regelmäßig schwarz getupft, letztere außerdem mit einem 3 mm breiten gelben Rand gesäumt und zwar beim Männchen intensiver als beim Weibchen. Die Unterlippe ist ca. 2 mm länger als die Oberlippe und beweglich. Der Kopulationsstachel des Männchens ist ca. 7 mm lang und stumpf. Außerdem hat das Männchen auf der Ober- lippe etwa 1 Dtz. Härchen — also einen Schnurr- bart, wenn man es so nennen will — auf die wir weiter unten noch zurückkommen werden. In der Farbe unterscheiden sich die Ge- schlechter nicht viel und wenn das Weibchen nicht trächtig ist, so ist es bedeutend schlanker als das Männchen. ' Das Hochzeitskleid der Fischchen ist wunder- schön und wohl bei den bisher eingeführten Zahn- kärpflingen einzig dastehend. Ein Gambusia holhrooTii-Wi\mc\i&i\ kann schon mit seiner abenteuerlichen Färbung entzücken, aber mit einem Mollienisia /brmosa- Männchen im Sonnenlicht besehn, muß es bescheiden zu- rücktreten. Je mehr sich bei dem Weibchen der Geburts- akt nähert, desto dunkler und blitzender werden die Farben des Männchens; dazu kommt noch die respektable Größe und Zähigkeit der Tiere, welches große Vorzüge sind und ihnen einen dauernden Platz in unseren Becken sichern werden. Ich brachte die Fischchen in ein gut ver- algtes Becken, welches dicht mit Myriophyllum und Sagittaria natans bewachsen war und die Größe von 85 x 28 x 30 cm hatte. Die Tem- peratur war ständig 26 ® R. und an lebendem Futter hatten die Fischchen keinen Mangel. Nachdem die Tiere so natürlich wie möglich unter- gebracht waren, konnte das Beobachten beginnen. Das Pärchen war sofort ohne alle Scheu und vertrug sich wie ein vernünftiges Ehepaar, ja, ich muß gestehn, solch inniges Eheleben ’hat mich frappiert. Beide sind unzertrennlich und nie hält sich eines allein in einer Ecke auf. Da die allgemeine Lebensweise der Mollie- nisia formosa sich im großen und ganzen mit der der andern uns bekannten lebendig gebärenden Kärpflinge deckt, so will ich dies Gebiet nicht ausführlich beschreiben und sofort zu dem Ge- schlechtsleben unseres Fischchens übergehn. Der Geschlechtsakt vollzieht sich in derselben Weise wie bei den übrigen Kärpflingen, nur wenn man es so nennen kann, mit mehr Wollust. Wer Girardinus- und Gamhusia- Axi&a ge- züchtet hat, weiß, mit welcher List und Ver- 226 Alfred Troschütz: Praktische Winke für den Insektenfang. schlagenheit die Männchen sich den höchsten Genuß erkämpfen müssen, da die Weibchen immer die „Spröde“ spielen und nie zu haben sein wollen. Nichts von alledem konnte ich bei formosa beobachten. Das Männchen kommt, kitzelt das Weibchen mit seinem „Schnurrbart“ an dem Bauch, legt sich schräg au und führt den Ivopu- lationsstachel ein. Alles dieses geschieht mit der größten Buhe ohne ersichtliche Erregung und das Weibchen rührt sich nicht vom Fleck. Ich hatte die Freude — da das Weibchen schon befruchtet war, als es mir überwiesen wurde — schon am 9. Tage die erste Nachzucht zu erblickeu, aber es war mir leider infolge meiner Berufstätigkeit nicht möglich gewesen^ den Geburtsakt zu beobachten und ich tröstete mich auf das nächste Mal. Ich konnte beim ersten Wurf nur konstatieren, daß das behagliche Eheleben einen Tag vorher vollständig in die Brüche gegangen war. Wir kommen weiter unten darauf zurück. Nachdem die Jungen vollzählig erschienen — es waren 40 Stück — entfernte ich die Eltern- tiere, setzte sie 4 Tage einzeln, damit sie sich erholen sollten und vereinigte sie nach dieser Zeit wieder. Die beste Harmonie zwischen dem Pärchen griff sogleich Platz und nach genau 4 Wochen und 5 Tagen beschenkte mich das Weibchen mit dem 2. Wurf; diesmal war sie aber so liebenswürdig und wählte den Zeitpunkt der Geburt in meiner Mußestunde. Zwei Tage vorher wurde das Weibchen un- verträglich; das Warum ist mir heute noch nicht ganz klar. Zweierlei Gründe nehme ich an; entweder will sie den Geschlechtsakt nicht mehr zulassen oder aber, sie hat Sorge, daß das Männ- chen die Jungen auffrißt. Das erstere ist mir wahrscheinlicher. Die regelrechte „Prügelei“ war nun an der Tagesordnung und kurz bevor das erste Junge kam, bekam das Männchen einen solchen Schlag mit dem Schwanz des Weibchens, daß es sich vorläufig nicht mehr in die Nähe des Weibchens wagte. Ich entfernte nun das Männchen, damit der Geburtsakt ungestört vor sich gehen konnte. Das Weibchen zwängte sich da ein, wo das Myriophyllum am dichtesten war, verlor etliche Junge und wechselte den Stand durch schnelle Bewegungen. Sie rührte während der Geburt kein Junges an, wohl aber als sie fertig war. Sie schnappte nun nach den Kleinen und ich entfernte sie schleunigst. Der ganze Geburts- akt dauerte nur 1 Stunde. Die Jungen purzeln zusammengerollt aus dem Mutterleib und strecken sich während des Falles, um dann sofort Schwimmversuche anzustellen. Sie sind ca. 10 mm lang und sehen den Girardinus caudimaculatus ganz ähnlich, nur der schwarze Punkt in der Mitte des Körpers fehlt. Bei reichlicher Nahrung wachsen sie ziemlich schnell, noch besser wenn das Aquarium gut mit Flockenalgen veralgt ist, da sie die- selbe gern fressen und nach ca. 5 Wochen be- kommen sie bei einer Größe von ca. 2^2 cm schon Farbe. Der Fisch ist, wie Dr. Bade schon in Heft 6 der „Blätter“ angab, äußerst zähe, was ich nur bestätigen kann. Ob er sich auch im ungeheizten Becken vermehrt, wird die Zukunft lehren, aber das ist sicher, daß ihm auf Grund seiner Schön- heit die Zukunft gehört. (Nachdruck verboten.) Praktische Winke für den Insektenfang. Von Alfred Troschütz, („Linne“) Hannover. (Mit 2 Orig. -Aufnahmen des Verfassers.) rfahrene Terrarienfreunde sind sich darüber 7 % einig, daß Mehlwürmer, Fliegen und Schaben als lebendes Futter für gut besetzte Terrarien nicht immer ausreichend und mannig- faltig genug sind. Mehlwürmer allein und zu jeder Zeit ver- tragen wohl nur Erdkröte und Wasserfrosch. Fliegen sind für Laubfrösche, wohl auch für Unken und Grasfrösche ganz gut, Eidechsen suchen ihrer ebenfalls habhaft zu werden, aber dies Futter ist so wenig ausgiebig, daß schon große Mengen zur Sättigung von 10 — 12 Ter- rarienbewohnern nötig sind. Schaben sind für jede Hausfrau ein Greuel. Ich persönlich bringe sie nicht ins Terrarium. Nun bietet ja die Natur eine so riesenhafte Fülle von Insekten aller Art, daß man nur hinauszugehen braucht, um große Mengen zu erbeuten. Das „Wie“ hat freilich einen Haken für den, der sich noch nicht mit dem Fang beschäftigt hat. Ich erinnere mich noch aus der ersten Zeit meiner Terrarienliebhaberei eines glutheißen Nachmittags im Juli, an dem ich stundenlang bemüht war, die bekannten langbeinigen Spinnen als Futter für Mauer- eidechsen . . . mit der Hand zu fangen. Fast j aufgelöst kam ich am Abend mit 2 Dutzend ^.| Spinnen nach Hause. Von da ab war ich bestrebt, den Fang rationeller und weniger anstrengend zu gestalten. Alfred Troscliütz: Praktische Winke für den Insektenfang. 227 Durch mancherlei Versuche bin ich auf die Methode gekommen, die ich hier schildern will. Manches daran ist noch verbesserungsfähig. Für derartige Hinweise wird, gleich mir, jeder Terrarienbesitzer dankbar sein. Das Fangnetz weicht von dem üblichen Schmetterlingsnetz in der Art ab, daß es, ent- Originalaufnahme für die „Blätter“. Insektenfang-Geräte. (Spuren langjälirigen Gebrauches zeigend.) sprechend seiner Bestimmung als Schleppnetz, wesentlich solider konstruiert sein muß. Die Form des kräftigen Drahtbügels ist ein Recht- eck mit oben abgerundeten Ecken. Die Größe darf 24 cm Länge und 12 cm Breite nicht um ATeles überschreiten. An die obere Seite des Bügels kommt eine Blechtülle, die abschraubbar ist, um das Netz, vermöge seiner geringen Breite, bequem in der Tasche unterzubringen. Es erleichtert die Handhabung, erfordert aber etwas mehr Kraftaufwand beim Gebrauch, wenn die Tülle schräg, in der Richtung des Bügels, also nach dem Arme des Fängers zu, ange- bracht ist. Die untere, dem Boden zugekehrte Seite des Drahtbügels wird mit einem dreh- und verstellbaren Blechstreifen versehen, der das Netz bei dem Schleifen über den Boden schützt, gleichzeitig aber ein sehr ergiebiges Abstreifen des Grases ermöglicht. Die Länge des Netzes muß mindestens 30 cm betragen. 35 cm lange erwiesen sich bei mir als recht praktisch. Als Material dazu ist beste seidene Müllergaze, so engmaschig wie möglicli, zu be- nutzen. Diese ist ja nicht billig, aber außer- ordentlich haltbar und sehr rasch trocknend. Nur wähle man, wie schon gesagt, dieselbe möglichst feinmaschig, denn es gehört durchaus nicht zu den „höchsten der Gefülile“, wenn die oft außerordentlich winzigen Insekten durch die Maschen des Netzes entweichen und ihren Weg in den Ärmel des Fangenden finden. Der Behälter zur Aufnahme der Insekteri ist von großer Einfachheit und recht billig. Eine leere große oder mittlere (van Houten’sche) Kakaobüchse läßt man beim Klempner statt des Blechbodens mit einem solchen aus feinster, engmaschigster Messingdrahtgaze versehen. Der Deckel wird mit Scharnieren zum Aufklappen eingerichtet. Die Ränder müssen etwas über- fassen, um ein genaues Schließen zu ermög- lichen. In den Deckel selbst wird noch ein eiförmiges Loch geschnitten und durch einen in Fälzen laufenden Schieber verschlossen. Um das Herausfallen und vollständige Herausziehen des Schiebers zu verhindern, wird an der Unterseite desselben ein Blechwnlst angelötet. Die eiförmige, nach einer Seite sich zuspitzende Öffnung des Deckels ist einem runden Aus- schnitt vorzuziehen. Will man z. B. einzelne mit der Hand gefangene Insekten (Heuschrecken, Grillen, Schmetterlinge) der schon stark ge- füllten Büchse einverleiben, und hat der Deckel eine runde Öffnung, so wird immer eine Anzahl derTierchen ent- weichen. Im anderen Falle entsteht aber bei nicht völligem xAufziehen des Schiebers nur ein kleines Loch, das zur Auf- nahme der ge- fangenen Tiere gerade aus- reicht. Zum be- quemen Tragen läßt man noch an die Seite der Büchse einen umlegbaren Bü- gel anlöten. FürdieTasche Originalaufnahme für die „Blätter“. Der Faug wird in die Büchse gebracht. sind ovale, mehr flache Büchsen sehr bequem, da sie ein völlig unauffälliges Mitführen ermöglichen. Für größere Touren habe ich mir noch einen be- 228 Alfred Troschütz: Praktische Winke für den Insektenfang. sonderen Kasten aus Blech bauen lassen, der äußer- lich einer größeren Zigarrenkiste gleicht. Die Schmalseiten bilden aufklappbare Türen aus feinster Messingdrahtgaze. Eine Blechwand scheidet den lunenraum in 2 Teile, rechts für Frösche usw., links für Insekten. Beide Bäume sind oben mit Schiebern der bei der kleinen 1‘unden Büchse beschriebenen Konstruktion ver- sehen. Eine Handhabe zum Tragen fehlt gleichfalls nicht. Da der grünlackierte Kasten in der Straßenbahn und in den Straßen der Stadt das Interesse der lieben Schuljugend im höchsten Grade erweckt, lasse ich mir jetzt einen Überzug aus lederartigem Wachstuch hersteUen, der mit Druckknöpfen befestigt wird. An den Schmalseiten sind zwei runde Luft- löcher angebracht, die bei oberflächlicher Be- trachtung den Kasten als nicht weiter auf- fallenden photographischen Apparat erscheinen lassen. Eine derartige Maskierung werden manche für unnötig halten. In der Großstadt aber wird sie unnütze Fragen nach dem Inhalt des Kastens nicht auf kommen lassen. Das ist das Handwerkszeug, das ich beim Fange der Insekten benutze. Nun, bitte, begleiten Sie mich einmal auf einem Spaziergang. In 10 Minuten bringt uns die Straßenbahn ans Ende der Stadt. Links geht ein Feldweg ab, der dem Walde zuführt. Die letzten Häuser bleiben bald hinter uns und schon zeigen sich die Wegränder dicht bewachsen mit allerlei Unkraut. Nun wird die kleine Büchse aus der Hülle genommen, die Blechtülle ans Netz ge- schraubt und dieses fest auf den Spazierstock gesteckt. Taub- und Brennesseln stehen links und rechts in reicher Fülle. In der Linken die Blechbüchse, rechts den Stock, so beginne ich mit dem Fangen. Nach einigen Malen leichten, schleifenden Durchziehens und Darüberhin- streifens über den Pflanzenwirrwarr zeigt ein Blick in das Netz, daß die Ausbeute noch un- bedeutend ist. Noch 4, 5 Züge, immer leicht und ohne Anwendung von Gewalt; ohne daß nur ein Pflänzchen beschädigt wird! Jetzt den Stock wagrecht in die Höhe genommen, kräftig an den Bügel geklopft, damit sich alle Insekten am Boden des Netzes sammeln: und nun wird mit Daumen und Zeigeflnger die Mitte des Netzes umfaßt, damit das Entweichen des In- halts verhindert wird. Der Stock bleibt unter dem rechten Arm festgeklemmt. Man hat dann noch einige Finger zum Zurückziehen des Schiebers der Büchse frei. Der Zipfel des Netzes mit seinem lebenden Inhalt wird jetzt mit der offenen Seite in die Öffnung der Büchse gebracht und mit 2 Fingern vorsichtig und behutsam hineingestülpt. Beim Herausziehen des Netzes schiebt man den Deckel gleichzeitig und allmählig wieder zu. Die ganze Manipu- lation ist viel leichter ausgeführt, als hier be- schrieben. Sollte trotzdem etwas nicht ganz klar dargestellt sein, bitte ich die entsprechende Abbildung zu Bäte zu ziehen. In Ermangelung jeglichen Zeichentalents mußte ich den photo- graphischen Apparat zu Hilfe nehmen. Lohnt sich nun einmal ein Zug nicht recht, will man des geringen Besultates halber die Büchse nicht öffnen, die bereits gefangenen Insekten aber auch nicht fliegen lassen, dann nimmt man den Stock hoch oder schultert ihn so, daß der Schleifbügel nach oben kommt. Das Netz hält, besonders wenn am Zipfel ein Stück hartes Holz angenäht ist, seinen im unteren Teile befindlichen Inhalt gefangen und ist trotzdem gebrauchsfertig. (Vgl. die größere Abbildung.) Lassen Sie uns weitergehen! Links sind trockene Wiesen! Sehr wenig ergiebig! Ein feuchter Straßengraben ist mittelst des Stockes bequem und ohne nasse Füße für unseren Zweck auszubeuten und mehrere Mal kann der Deckel der Büchse zurückgezogen werden, um den Inhalt des Netzes aufzunehmen. Jetzt biegen wir in den Wald ein. Die Chausseen meiden wir, abejj die mit dichtem, saftigem Grase bewachsenen Schneißen und Waldwege bieten reichste Aus- beute. Fliegen, Mücken, Schmetterlinge, Baupen, Käfer, Grashüpfer, Spinnen, besonders diese letzteren in großer Zahl, füllen in kurzer Zeit die Büchse. Eine im Schatten liegende Lich- tung mit üppigem Graswuchs bringt noch eine Vermehrung unserer Beute. Wir können an den Heimweg denken! In der Büchse summt und brummt es! AU’ dies Gewimmel strebt dem Lichte, dem mit Drahtgaze versehenen Boden zu. Ohne befürchten zu müssen, daß etwas von dem geflügelten Inhalt entweicht, können wir noch einige am Waldesrande rasch im Netz gefangene Libellen dem Behälter einverleiben. In einer Viertelstunde sind wir wieder daheim am Terrarium. Vorsichtig wird der große Deckel locker gemacht, die Tür geöffnet und der gesamte Inhalt der Büchse auf einer sonnenbeschienenen kahlen felsigen Stelle entleert. Und nun beginnt ein Hüpfen und Springen, ein Sausen und Schmausen, das man sehen muß, aber kaum beschreiben kann. E. Bade: Die Forelle und die künstliche Fischzucht. 2211 Zwei Mal in der Woche, je nach der Witterung, auch mehr oder weniger oft, mache ich derartige Touren und zwar, um das Nütz- liche mit dem Angenehmen zu vereinen, gleich nach dem Mittagessen. Est ist dies zwar nicht jedermanns Sache, aber „mancher Individualität ist eine ordentliche Motion vom hj^gienischen Standpunkt aus auch nicht schädlich“, wie Herr Major Prestele in seinem prächtigen Auf- satz in No. 10 der „Bl.“ sagt. Nichts befördert den Blutumlauf und die Verdanimg besser, als ein Stündchen Bewegung, mit Armen und Beinen in unserem Falle, in der freien Natur. So mancher, der gewöhnt ist, sein Mittags- schläfchen zu halten, wird auf diese Weise ans Spaziergehen gewöhnt. Und trifft es nicht zu, was jener Arzt seinen Patienten sagte: „Es würde besser gehen, wenn mehr gegangen würde?“ An sehr schwülen Tagen empfiehlt sich das Einreiben der Hände mit Nelkenöl, um die in feuchten Wäldern besonders lästigen Stech- mücken fern zu halten. Besonders für die Aufzucht junger Eidechsen, und die Haltung der zierlichen Waldeidechsen ist diese Beschaffung des Futters äußerst wert- voll. Es ist kaum auf andere Weise möglich, diesen reizenden kleinen Tierchen das zusagende lebende Futter in hinreichender Menge zu besorgen. Erwähnen möchte ich noch, daß das Netz ohne weiteres zum Fang lebenden Fischfutters Verwendung finden kann. Die Seidengaze trocknet, beim Gehen einige Male hin- und her- bewegt, in einigen Minuten. Nun hoffe ich, daß die Fingerzeige manchem Terrarienfreunde willkommen sein, und zu ähn- lichen Versuchen anregen werden. Mit diesen Spaziergängen kann man be- ginnen, sobald das Gras zu grünen anfängt. Die Ausbeute ist zu Beginn der Saison nicht gi'oß, das Nahrungsbedürfnis der Terrarien- bewohner aber auch nicht. Allmählich steigert sich beides, um im August, zur Zeit der großen, grünen Heuschrecken, den Höhepunkt zu erreichen. Al)er noch an schönen Oktobertagen habe ich reichliche Mengen lebenden Futters nach Hause gebracht. Originalaufnahme nach dem Leben "für die „Blätter“. (Nachdruck verboten.) Die Forelle und die künstliche Fischzucht. Von Dr. B. Bade. (Mit fünf Originalphotographien und einer Textzeichnung.) ie Wohnplätze der Forelle sind die kalten, schnellströmenden Bäche mit steinigem Untergrund, besonders sagen ihr die klaren, kühlen, rauschenden Ge- birgsbäche zu, in denen sie bis zur Grenze des ewigen Schnees aufsteigt. Solche Gewässer, die zu allen Jahreszeiten ziemlich dieselbe Wassertempera- tur aufweisen und wo das Ufer von Erlen- und V'ei- dengesträuch umsäumt wird, dessen Wurzelwerk für den Fisch beliebte Vei'steckplätze bildet, locken ihn gewaltig zum Bleiben und Verweilen an. V'ährend der Tagesstun- den liegt der Fisch hier zwischen den Wurzeln, oder unter sonstigen Deckungen, oder steht einzeln, am liebsten an solchen Stellen, wo das Wasser mit geringer Schnelligkeit über den Sand fließt. Neben Wirbeln Forelle (Trutta fario L.). 230 E. Bade: Die Forelle und die künstliche Fischzucht. und Strömungen, wo die eilenden Wellen plät- schernd dahin ziehen, oder im tiefen Wasser, in „Dumpen“, unter schwanken, überhängenden Zweigen, von denen der Wind allerlei Getier in das Wasser weht, da hält sich die „Fore“, wie der Gebirgsbewohner die Forelle nennt, gern auf, hier steht sie, den Kopf gegen die Strömung gerichtet, und wartet geduldig, was Wind, Zufall und Woge ihr zutragen. Wer das Tier hier beobachten will, muß sich vorsichtig kriechend an das Ufer begeben, denn die Forelle sieht vortrefflich, und eine unüberlegte Bewegung ver- scheucht sie sofort. Diese Verstecke werden nur dannverlassen, wenn irgend eine Beute in die Nähe des Tieres kommt. Erst mit Einbruch der Dämmerung wird es be- weglicli. An den lauen Abenden, bald im Mai, bald im August, in der Regel zu ganz bestimm- ten Zeiten, erheben sich dann aus dem Wasser ungezählte Scharen der Eintagsfliege (Ephe- mera vulgata L.), als entstiegen Schnee- flocken der Erde; am Ufer arbeiten sich die Tiere in die Höhe, um ihren Hochzeitsreigen in der Luft zu feieni. Das Florkleidchen, das sie zum Tanze an- gelegt haben, reicht kaum für die kurze Zeit der Freude und Lust, dann verläßt die Tiere die Kraft und hilflos fallen sie auf das «Wasser. Ahnungslos gehen sie zum Tanz, und haben sie den Kelch der Freude ausgetrunken, rafft sie ein mildes Ge- schick hinweg. Nahrungssorgen kennen sie nicht, denn ihr Luftlebeii ist nach Stunden berechnet, ihr Mund wurde zum entbehrlichen Werkzeug, sodaß ihn die Natur daher auch gar nicht bei ihnen ausbildete. In durcheinander wirbelnden Wolken genießen die Scharen die kurze Spanne ihres freien Lebens; nach den Tänzern schnellen sich die Fische aus dem Wasser, und im Taumel der Liebe Anden sie ihr Grab in ungezählten Stücken im Magen der beschuppten Wasser- bewohner. Diese Scharen der Eintagsfliege sind das „Manna“ der Forelle, und sie bilden, solange ihr Schwärmen dauert, ihre Hauptnahrung. Zu anderen Zeiten zieht aber die Forelle weit im Umkreise ihres gewöhnlich dauernd festgehaltenen Standortes nach Beute umher, die aus Gewürm, Insekten, Krebstieren und in größeren Gewässern hauptsächlich aus kleinen Fischen besteht. Alte Exemplare der Forelle verschonen selbst die eigene junge Art nicht. Gefräßig ist die Forelle sehr. Sie ergreift mit Vorliebe auch Mäuse und Frösche, sowie animalische Abfälle, die im Wasser treiben. Hofer berichtet, daß er eines Tages in einem Mühlenschütze mittels einer Ellritze eine Forelle erbeutete, die das vollständige Eingeweide eines Huh- nes inklusive Magen und Leber zum größten Teile verschluckt hatte, während noch einige Darmschlingen zum Maule heraushingen. So voll gefressen, steht sie dann bei vorge- schrittenem Verdau- ungsakt faul und träge stundenlang auf dem- selben Flecke. In den kleinen, stei- nigen Gebirgsbächen bleiben die Forellen nur klein, sind aber zahl- reichvorhanden; anders ist es in langsam fließen- den Flüssen, welche mit vielen kiesigen Bächen in Verbindung stehen, hier treten ebenfalls viele, aber große und wohlschmeckende Forellen auf, weil die Tiere an solchen Orten reichere Nahrung an niederen Tieren finden, welche sich in den Pflanzendickichten entwickeln. In ganz ruhig strömenden Flüssen und Seen findet sich unser Fisch nur selten, aber je höher diese Seen ge- legen sind und je kälter ihr Wasser ist, je mehr sagen sie ihm zu und desto eher wird er dort zum Standfisch, vermehrt sich auch hier und erreicht unter Umständen hier eine bedeutende Größe. Im großen und ganzen ist das Wachs- tum der Forelle ein langsames. Im Gegensatz zu ihren Verwandten unter- nimmt die Forelle zur Laichzeit keine Wande- rungen im eigentlichen Sinne des Wortes, sie ist somit als Standfisch zu bezeichnen, wenngleich auch sie vor dem Ablaichen eine kurze Strecke Originalaufnahme Vor dem Bruthause beim Aussucheo für die „Blätter“. E. Bade: Die Forelle und die künstliche Fischzucht. 231 den Fliißlauf liinanfgeht. Die Laichzeit fällt in den kälteren Bächen schon in den Oktober und in den November, in gleichmäßiger warmen erst in den Januar und Februar. Die Eier werden vom Weibchen in selbstgemachte flache Gruben in seichtem, rasch dahinfließendem Wasser abgelegt, \mm Männchen befruchtet und leicht mit Boden- grund zugedeckt. Die Anzahl der Eiei’ schwankt bei dem Weibchen zwischen 500 und 2oo0 Stück. Sie sind etwa 5 mm groß, gelblich, rötlich oder orange gefärbt. Die Jungen sprengen die Eihülle erst nach Ab- lauf vou zwei Monaten, liegen zunächst fast ohne Bewegung auf dem Grunde und zehren vom Inhalte ihres Dottersackes. Ist derselbe verbraucht, so macht sich das Nahrungsbedürfnis geltend, und nun be- ginnen die Tierchen die Jagd auf allerlei winzige Wassertiere. Der junge Fisch ist gestreift, erst später erhält er die Zeich- nung der älteren Fische, die Ausonius in die Worte zu- sammengefaßt: „Sieh’, die munt’re Forelle, den Bücken gesternt mit purpur- nen Tüpfeln.“ Der Bestand an Forellen ist an vielen Orten sehr zurück- gegangen teils durch die übermäßige Aus- dehnung der Fischerei, am meisten aber durch die Verunreinigungen der Gewässer. Man be- müht sich heute, den Bestand an Forellen durch Benutzung der künstlichen Fischzucht zu heben, indem die gewonnene Brut in geeignete freie Gewässer ausgesetzt wird oder man zieht sie ganz in Teichen auf und macht sie hier markt- fähig. — Die künstliche Fischzucht selbst ist recht einfach und ihre Ausübung auch dem Aquarienliebhaber unter gewissen Umständen zu empfehlen. Aus alter Zeit sind Nachrichten über die künstliche Fischzucht äußerst gering. Erst 1765 erscheint in No. 62 des Hannoverschen Magazins Originalaufnahme für die „Blätter“. eine Abhandlung von Jacobi über die künst- liclie Fischvermehrung. Die häufigen Beob- achtungen des Laichgeschäftes der Fische in der Natur brachten ihn auf die Idee, laichreifen Fischen die Geschlechtsprodukte abzustreichen, die Eier mit der männlichen Milch künstlich zu befruchten und nachher in Kästen, durch welche Wasser fließt, zu erbrüten. Diesem Versuche fehlte der Erfolg nicht. Aber erst die neuere Zeit würdigte diese Versuche voll. Bei den Fischen, die in voller Freiheit oder aus den Behältern zum ZAvecke der künst- liclien Befruchtung ihres Laiches gef angen werden, erkennt man die Eeife zum Laichen an verschiedenen Zei- chen. Der Bauch des Mutterflsches er- scheint zu dieser Zeit weich, aufgetrieben, gibt jedem Druck sehr leicht nach und die fülllende Hand nimmt eine deutliche Hin- und Herbewegung wahr, die andeutet, daß die schon von dem Eier- stock gänzlich abge- trennten Eier sich nach jeder Eichtung hin bewegen lassen. Hält man den weib- lichen Fisch senk- recht mit dem Kopfe nach oben, so senken sich die Eier durch ihr eigenes Gewicht gegen die Afteröffnung, deren Eänder gerötet und an- geschwollen erscheinen. Bei den männlichen Fischen ist der Bauch nicht in der Weise auf- getrieben, wie bei dem weiblichen Fisch; wird das Tier dagegen in eine senkrechte Stellung gebracht, so fließt bei einem volllaichfähigen Fisch die Milch ohne irgend einen Druck von selber aus. Bei Untersuchung des Geschlechts bei laich- fähigen Fischen ist es sehr verwerflich, die Tiere so stark zu drücken, daß unreifer Eogen oder Milch ausgepreßt wird. So behandelte Fische werden durch solche vollständig unnütze Operationen leicht krank gemacht und sehr oft fortpflanzungsunfähig. (Schluß folgt.) Inneres einer Brutanstalt mit kalifornischen Bruttrögen. 232 Paul Krefft: Eine Exkursion in Südchina. (Nachdruck verboten.) Eine Exkursion in Südchina. Von Dr. Paul Krefft, „Tsis“-München. (Mit 3 Originalzeichnungen von E. Schuh.) (Schluß.) ■ir bogen nun landeinwärts ab, um auf einem mehr nach dem Innern der Insel zu ge- legenen Wege zur Stadt zuruckzukeliren. Die Feld- mark zu beiden Seiten des Weges verschwand, und statt dessen umfing uns steriles, hier und da mit Baum- und Strauchgruppen bestandenes Sumpf- land, dessen Mosquitoscharen unbarmherzig über uns willkommene Eindringlinge herfielen. Um mir die frechen Geschöpfe, von denen bekanntlich nicht nur höchst lästige Mückenstiche, sondern auch Malariaimpfstiche zu fürchten sind, einiger- maßen vom Leibe zu halten, ziehe ich verzweifelt an meiner langen „Extramuros“ mit Havanna- deckblatt, deren Schnellfeuer und beizende Rauchwolken das geflügelte Gesindel auch tatsäch- lich, wenigstens von meinem edelsten Körperteile fern hält. Während ich so verzweifelt paffe, daß mir fast übel zu Mute wird, klingt ein von Indien her mir wohlbekannter Naturlaut dröhnend durch die nächtliche Stille — ein eigentümlich plär- rendes „Wumm“, bald höher, bald tiefer wie ein närrischer, auf einer Cello- oder Baßsaite ver- übter Spuk, der, wie ein Lauffeuer um sich greifend, in der Umgegend vielfachen Anklang zu finden scheint; Dutzende von anderen Musi- kanten fallen ein und bald ist ein richtiger Kanon von tiefen Geigenstimmen im Gange, der, wenn auch an melodischer und harmonischer Schönheit manches, so doch an eigenartiger, halb närrischer, halb schauriger Charakteristik nichts zu wünschen übrig läßt. Nur der indische „Ochsenfrosch“ Callula pulchra Gray, kann solche Töne hervorbringen — das war mir sofort aus meinen indischen Reminiszenzen heraus klar ins Bewußtsein getreten, und ungesäumt eilte ich, der Mückenabwehr gänzlich vergessend, mit Netz und Laterne dem nächsten Sumpfe zu, um die Bekanntschaft mit einem der merkwürdig- sten Froschlurche zu erneuern, die mir in den Exoten je begegnet sind. Lebhaft stand mir unsere erste Begegnung bei Singapore vor Augen, wo ich an einem Maimorgen das Glück hatte, kaum an Land gestiegen, eine sangeslustige Gesellschaft dieser überaus grotesken Engy- stomatidenart in einem flachen Tümpel mitten auf offener Landstraße beim Laichgeschäfte zu überraschen. Während mir aber damals dank der Liebestollheit der Tiere ihr Fang mit leichte- ster Mühe geglückt war, begann heute in dunkler Nacht und auf schwierigem Terrain die Jagd unter bedeutend ungünstigeren Auspizien. Zu- nächst saß ich, noch mehrere Schritte von dem erstrebten Ziele entfernt, in dem trügerischen Moorelement fest, das wie mit Polypenarmen meine Füße saugend umschlang. Als ich mit Hilfe meines Chinesen wieder festen Boden ge- wonnen, mußte ich erst geraume Zeit nach einem festen, gangbaren Damme suchen, auf dem ich dann endlich an meine Operationsbasis, den Sumpf, auf Netzeslänge herangelangte. Hier war nun einstweilen allerdings, so gut wie gar nichts zu machen außer ruhigem Abwarten; der „Gesang der Geister über den Wassern“ war total verstummt und nur kleine zitternde Kreise, die mein Scheinwerfer auf der Wasserfläche er- kennen ließ, schienen verraten zu wollen, an welchen Stellen die Musikanten zuletzt sichtbar gewesen sein mochten. Die Mückenplage wurde wieder recht fühlbar und ich war froh, daß meine Zigarre mir im Fangeifer nicht abhanden gekommen war, sondern, unter meinen ver- zweifelten Zügen wie ein Fabrikschornstein qualmend, auch hier brav ihre Schuldigkeit tat, indem sie das Gros der blutdürstigen Insekten in respektvoller Entfernung hielt. Wohl fünf Minuten, die mir ewig lang erschienen, verharrte ich fast regungslos, bis ein dicht neben mir er- dröhnendes „Wumm“ meinen, durch die Mücken- plage bis zur Qual gesteigerten Erwartungs- affekt entspannte, indem nun endlich die Zeit zum Handeln gekommen schien. Während ich den Lichtkegel meiner Blendlaterne auf die Originalzeiohnung n. d. Natur Callula pulchra Gray. f. d. „Blätter“ v. E. Schuh. (jg^ Größe. Stelle, von der der Lärm kam, richte, um dort ‘ auch wirklich das kleine, drollige Mopsgesicht r einer Callula aus dem Wasser herauslugen zu sehen, antwortet es wohl von vier bis fünf J Stellen her dem Stimmführer, wie mir scheint d jedoch bedeutend schüchterner als die Rufe zu- H vor ertönt waren; einem Konzertanten bleibt ■ sogar die zweite Hälfte seines angefangenen ■ „Wumm“ in der Kehle stecken, als ihn der volle H Kennzeichen und geographische Verbreitung der europäischen Schlangen. 233 Liclitscliein der suchenden Laterne trifft. Daß er aber wie hypnotisiert regungslos an der Ober- fläche verharrt, wird ihm zum Verderben, denn im nächsten Momente liefert ein Ruck des Netzes ihn in meine Hand. Nicht besser ergeht es dem Vorsänger, der sich etwas zu würdevoll und langsam aus der Affaire zu ziehen sucht; die übrigen aber verschwinden hurtig wieder im trüben Naß und wissen durch vorsichtige Zurück- haltung meine Geduld derartig zu erschöpfen, daß ich mit meiner nur zweiköpfigen Beute den definitiven Rückzug nach weiteren zehn Minuten qualvollen "Wartens antrete. Wäi-en die ver- wünchten Mosquitos nicht mit den Callulas im Bunde gewesen, so hätte ich doch noch weitere „fürchterliche Musterung“ unter diesen gehalten. So aber hieß ich meinen Kuli das Gefährt stadt- wärts lenken. Ohne ein weiteres interessantes Ereignis erreichte ich die Mauern Viktorias nach halbstündiger Fahrt wieder, nachdem ich unter- wegs an einer mir als Fundort für Triton sinensis bekannt gewordenen Stelle vergeblich einen Wassergraben nach dieser seltenen Molchart abgefischt hatte. Mit diesem Tiere, das ich gern Freund Wolterstorff mitgehracht hätte, habe ich überhaupt rechtes Pech gehabt. Trotzdem ich zwölf Tage laug chinesisches Gelände auf dieser Reise durchstöbert habe, konnte ich nicht ein einziges Stück davon finden, während ich den nahe verwandten, inzwischen ja auch bei uns oft eingeführten japanischen Triton pyrrho- gaster bei meinen Wanderungen im Lande der aufgehenden Sonne auf Schritt und Tritt massen- haft angetroffen habe. Von der Ausbeute, die ich auf dieser Tour machte, erreichten nur die beiden CaJIuIa pulchra lebend Deutschland; JRana donlengeri, die nicht zur Nahrungsaufnahme zu bewegen war, starb sehr bald, B. güntheri, die sich in ihrem Ge- bühren wenig von uuserm Taufrosch unterschied, folgte ihr bald nach. Ziemlich lange hielt sieb E. limnocharis und ein Gecko. Großes im Ertragen aller Reisestrapazen leistete indessen nur Callula pulchra. In einem Goldfischglase mit Holzwolle, die zuweilen an- gefeuchtet wurde, bewahrten sie, die Sumpf- bewohner, ihren ganzen Humor und Appetit. Mit possierlicher Gier stüi'zten sie sich auf jede ihnen gereichte Schabe oder Fliege, nicht eher ruhend, als bis sie den kärglichen Bissen sich einverleibt hatten. Immer wieder eilnnerten sie mich dabei an unsere heimische Kreuzkröte, mit der sie auch bezüglich der dickleibigen kurz- beinigen Gestalt eine gewisse Ähnlichkeit auf- weisen, ebenso wie in der Fortbewegung und in der Fähigkeit des Kletterns, das beiden in beschränktem Maße trotz anscheinender Plump- heit möglich ist, sofern es sich um rauhe Flächen, Mauern und dergleichen handelt. In die Hand genommen oder sonstwie gereizt, bläht Callula ihren glatthäutigen Leib ballonartig auf und gewährt dann einen ungeheuer komischen An- blick; späterhin läßt sie die überschüssige Luft aus leicht geöffnetem Maule zischend wieder ent- weichen. Ihre Färbung ist sehr ansprechend: oben dunkel olivgrün oder schön braun mit dnnkelgelben, schwarz gesäumten Zeichnungen vorn, seitwärts und hinten; der Bauch ist grau. Herr Stüve, der die Art schon mal einführte, sollte sich auch fernerhin ihren Import angelegen sein lassen. (Nachdruck verboten.) Kennzeichen und geographische Verbreitung der europäischen Schlangen. Von Gustav iteiche. (Fortsetzung.) (Mit Eestinimungstabellen u. 25 Kopi'schilderzeichnungen.) Tropidonot'us natrix, L. Körper gestreckt, ziemlich dick, von den Seiten merklich zusammengedrückt, mit stark gewölbterUnterseite. Kopf ziemlich groß, von hinten nach vorn allmählich ver- engt. Schnauze gerundet abgestutzt. Augen von oben größtenteils sicht- bar. 3. — 4. oberes Lip- penschild berührt das Auge. Oberseite zeigt ein bald reines, bald mehr ins Scliieferblane oder Olivenfarbene ziehendes Aschgrau. Ober- seite des Kopfes immer dunkler und einfarbig. Hinter den Mundwinkeln nach aufwärts ein meist bogiger, weißlicher oder gelblicher Flecken, nach vorn undeutlich werdend, nach hinten von einem ebenfalls bogigen, schwarzen Flecken scharf begrenzt. Körperschuppen ziemlich klein, rhombisch, nach den Seiten bedeutend vergrößert, scharf gekielt. Schwanzschuppen glatt oder kaum merklich gekielt. Längsreihen = 19. Bauclischilder == 157 — 197. Schwanzschilder = 48 — 88 Trop. natrix, L. var. persa, Pall. (Varietäten nach Werner.) Rücken und vordere Schwanzhälfte mit zwei weißen, gelben oder orangegelben Längsstreifen, 234 Kennzeichen und geographische Verbreitung der europäischen Schlangen. welche auf der 6. und 7. Längsschuppeureihe jederseits verlaufen. Trop. natrix, L. var. scutatus, Fall. Oberseite schwarz, die hellen MondÜecken des Nackens mehr oder weniger verdunkelt. Unter- seite dunkelgrau mit schwarzen WürfelÜecken- Trop. natrix^ XHir. gronoviana, Lrnir. Oberseite meist rotbraun mit großen, runden, schwarzen Flecken. Unterseite ganz schwarz. Trop. natrix, L. var. Cettii, Gene. Hellgrau mit glänzend schwarzen Querbinden. Trop. natrix, L. rar. sparsus, Schreiher. Oberseite mit zahlreichen hellgrauen oder hell- braunen und schwarzen oder graubraunen Flecken oder Sti'icheln dicht hell und dunkelgesprenkelt. Trop. natrix, L. var. ponticas, Fall. Flecken der Oberseite fehlen. Fundorte: Schweden, England, Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Dalmatien, Morea, Österreich-Ungarn. Figur 6. Tropidonotns iessellatus Laur. Tropidonotns tesseJlatus, Laur. Körper mäßig schlank, in der Mitte kaum verdickt, durch starke Zusammendrückung von den Seiten deutlich höher als breit, auf der Unterseite schwach gewölbt. Kopf verlängert ei- oder fast herzförmig, hinten am breitesten, nach voni zu stark und ziemlich gerade zugespitzt verschmälert. Augen von oben ganz sichtbar. 4.-]- 5. oberes Lippenschild berührt das Auge. Oberseite zeigt sich bei »älteren Stücken gewöhnlich lederbraun oder graugelb, geht aber durch Ölbraun und dunkel Olivenfarben sogar bis in Schwarz über. Junge Tiere zeigen eine fast weißliche, oder nur schwach ins Graue oder lichte Gelbbraun ziehende Grundfarbe. Vom Hinterrande der Kopfschilder entspringen zwei, nach den Mundwinkeln sich hinziehende, all- mählich etwas breiter werdende schwärzliche Streifen, welche sicli oft in einen länglichen, nach rückwärts gerichteten Streifen fortsetzen. Hinter dem Kopf beginnen 4 Eeihen rundlicher oder viereckiger schwärzlicher Flecken. Unter- seite hell und dunkel gewürfelt. Körperschuppen mittelgroß, länglich lanzettförmig, nach den Seiten stark vergrößert, scharf gekielt. Schwanzschuppen stark gekielt. Längsreihen = 19. Bauchschilder = 149 — 197. Schwanzschilder = 48 — 86. Fundorte: Deutschland, Frankreich, Italien, Schweiz, Balkanhalbinsel, Österreich-Ungarn, Böhmen, Rußland. Tropidonotns vipermus, Latr. Körper ziemlich plump und gedrungen, mit stark verdünntem, vom Kopfe sehr deutlich ab- gesetzten Halse. Kopf ziemlich groß und flach, viel breiter und kürzer als bei tessellatus. Schnauze kurz, breit zugerundet, wenig über den Unterkiefer vorstehend. Augen von oben ganz sichtbar. 3. -j- 4. oberes Lippenschild berührt das Auge. Oberseite zeigt, nach den Seiten gewöhnlich lichter werdend, ein helleres oder dunkleres Grau oder Gelbgrau, das durch Braun und Oliven- farben bis ins Schwarze wechseln kann. Vom Auge gegen die Mundwinkel zieht ein bandartiger Streifen. Im Figur 7. Tropidonotns XT 1 .^2 1 * u • viperinus Latr. Nacken nnden sich zwei schwärzliche Flecken, die nach vorn zu einen helleren, halsbandartigen Raum einscliließen. Hinter den dunklen Nackenflecken beginnt eine Reihe ähnlich gefärbter, querer, unregelmäßiger Flecken, die abwechselnd nach rechts und links aus der Mitte des Rückens nach den Seiten gerückt sind. Dadurch entsteht ein Zickzack- band, welches dem Tiere eine gewisse Ähnlich- keit mit der Kj-euzotter gibt. Je älter das Tier wird, desto undeutlicher wird diese Zeichnung. Unterseite gelb oder orange, durch meist zu zweien neben oder hintereinander stehende schwarze Flecken gewJirfelt. Schuppen länglich, gerundet sechseckig, scharf gekielt. Längsreihen == 21. Bauchschilder = 148 — 160. Schwanzschilder = 50 — 70. Fundorte: Deutschland, Schweiz, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Sardinien. Zamenis. Unterrand des Auges von Supralabialschildern begrenzt; 19 Längsreihen. Halsseiten ohne Augenflecken = gemonensis. Halsseiten mit Augenflecken = dahlii. Unterrand des Auges von den Supralabial- schildern durch 3— dkleineSchildcheugetrennt; 25 — 27 Längsreihen. = hippocrepis. Zamenis gemonensis, Laur. Körper durch seitliche Zusammendrückung etwas höher als dick, mit ziemlich flach ge- wölbter, am Schwänze fast platter Unterseite, Kennzeichen und geographische Verbreitung der europäischen Schlangen. 235 und wenig' ansgesproclmer Seitenkante. Kopf mäßig gestreckt, höchstens doppelt so lang als breit, Halsseiten ohne Aiigenflecken. Oberseite bei ganz jun- gen Exemplaren grau- braun oder graugrün, mit 3 oder 4 schwarz- braunen Querbändern auf dem Kopfe (das letzte einen Winkel mit der Spitze nach hinten Fig. 8. Zamenis gemonensis Law. bildend). DaS ei'Ste Querband zieht sich durch die zwisclien den Augen liegenden 3 Schilder, das zweite liegt am Hinterrande derselben. Eücken mit vier- eckigen, schwarzen Fleckchen, in 3 — 4 Längs- reihen angeordnet, welche gegen das Ende des Rumpfes immer kleiner werden und schließlich ganz verschwinden. Bei erwachsenen Exempl. verschwindet die Kopfzeichnung vollständig, der Kopf ist dann oben einfarbig graubraun oder graugrün. Die Flecken der Oberseite werden dann ebenfalls undeutlicher in schmale Quer- binden umgewandelt. Unterseite gelblichweiß oder gelbrot, an den Seiten häutig gefleckt. Schuppen glatt. Längsreihen = 19 (selten 17). Bauchschilder = 190 — 227. Schwanzschilder = 87 — 131. Zamenis gemonensis, Laur. var. atrovirens, Shaw. (Varietäten nach Wei'ner.) Oberseite schwarzgrün mit gelben schmalen Querbinden in drei bis vier Queri-eihen; Schwanz mit acht gelben Längslinien geziert. ITnterseite trüb grüngelb, Oberseite des Kopfes mit gelben, symmetrischen Zeichnungen. Zamenis gemonensis, Laar, var. carhonarius, Bonap. Der vorstehenden in der frühen Jugend sehr ähnlich; später wird sie dunkelgrau und die Zeichnung der Oberseite verschwindet voll- ständig. Erwachsene Exemplare oben glänzend schwarz, nur die schwarz gesäumten Ober- lippenschilder und die Prae- und Postocular- schilder gelblich. Unterseite mit Ausnahme eines breiten, trüb grünen Längsstreifens und der Kehle bleigrau. Zamenis gemonensis, Laur. var. caspius, Iwan. Oberseite hellgelbbraun. Jede Schuppe mit einem hellgelben Längsmittelstrich. Kopf oben einfarbig oder mit dunklen Schnörkeln. Unter- seite hellgelb oder orange. Fundorte: Deutschland, Schweiz, Frankreich. Italien,' Malta, Illyrien, Dalmatien, Balkanhalb- insel, Österreich-Ungarn, Krain, Kärnthen, Tirol, Istrien, West-Kroatien, Herzegowina, Bukowina, Griechenland, Siebenbürgen, Rußland, Bosnien. Zamenis dahlii, Fitz. Körper schlank, gestreckt, fast durchaus gleich dick, nach hinten nur sehr allmählich in den äußerst dünnen Schwanz auslaufend, mit deutlicher Sei- tenkante. Kopf sehr gestreckt, weit über doppelt so lang als breit. Oberseite in der vorderen Körperhälfte graugrün, in der hinteren in hellbraun über- gehend. Unterseite gelblich- weiß, ungefleckt. Halsseiten mit 4 oder 5 hintereinanderstehenden dunkel geränderten Augen flecken. Oft zieht sich ein schwarzer Längsstreifen von den Nasen- löchern durch das Auge zu den Mundwinkeln hin. Schuppen glatt. Längsreihen = 19. Bauchschilder = 205 — 230. Schwanzschilder = 98 — 132. Fundoi'te: Dalmatien, Herzegowina, Balkan- halbinsel, Süd-Rußland, Jonische Inseln. Figur 9. Zamenis dahlii Filz. Zamenis hippoerepris, L. Körper gestreckt, ziemlich schlank, mit flacher Unterseite. Kopf groß, verhältnismäßig breit und seitlich mehr gerundet, wie die beiden voi'hergehenden Arten. Augen von den oberen Lippenschildern durch eine Reihe Subocularschilder ge- trennt. Oberseite in der Jugend graugelb oder grau, im Alter gelb, rötlich oder braun. Kopf zeigt in den meisten Fällen eine ziem- lich regelmäßige dunkle Figur 10. ° ° Zamenis hippocrepis L. Zeichnung. Eine bald mehr, bald weniger breite Querbinde zwisclien den Augen, welche oft über die Augen fort bis zum Mundrande verlängert ist. Vor dieser Binde findet sich oft noch eine andere angedeutet. Hinter der ersteren Querbinde findet sich eine zweite, nach vorn ausgebogene Binde, welche über die Mundwinkel jederseits auf die Hals- seiten herabläuft. Zwischen den Schenkeln dieser Binde liegt ein großer eiförmiger oder ellip- tischer Fleck, der nach vorn zu spitz ausgezogen oder dreieckig ist. Der zwischen den beiden letzten Zeichnungen freibleibende Teil der Grundfarbe tritt hufeisenartig hervor. Oft werden die zwei Querbinden durch einen Längs- streifen verbunden. Über die ganze Oberseite 236 Kleine Mitteilungen. zieht sich eine Eeihe großer, rundlicher Flecken. Zu beiden Seiten dieser Eeihe ziehen sich noch zwei Eeihen, deren Flecken in die Zwischen- räume der vorhergehenden Eeihe gestellt sind. Unterseite weiß oder gelblich mit schwarzen Flecken. Längsreihen = 25 — 27. Banchschilder = 214 — 249. Schwauzschilder = 84 — 98. Fundorte: Spanien, Portugal, Griechenland» Sardinien. (Fortsetzung folgt.) kleine .Mitteilungen- Das Euferuen der „Fettscliiclit“ auf der Ober- fläche des Aquariums. — Es sind verschiedene Mittel angegeben, welche die Fettschicht auf der Oberfläche des Aquariums entfernen sollen. Dauernd wirkt dagegen nur die Wasserdurehlüftung oder der Springbrunnen. Die Bildung der Schicht zu verhindern, läßt sich iu Aquarien ohne IVasserbewegung nicht bewerkstelligen. Merkwürdig ist es, daß diese Schicht sich nur auf der Oberfläche einzelner Aquarien vorfindet, es kommt nicht selten vor, daß z. B. von drei nebeneinander stehenden Becken nur eines die häßliche Schicht besitzt, während die beiden übrigen davon verschont bleiben. Zur Ent- fernung der Schicht wird das Abheben mit Fließpapier oder das Einziehen der Schicht in eine schräg in das Wasser getauchte leere Flasche angegeben. Beide Mittel wirken aber nicht vollkommen. Ein neues Ver- fahren, welches gute Resultate gibt, wendete ein Lieb- haber, Herr John, an. Er nimmt einen sauber in W asser ausgedrüekten Badeschwamm und führt diesen über die Wasseroberfläche hin. Der Schwamm saugt die Fettschicht dann vollständig auf. — B. Potemkinsche Krokodile. Ein heiteres Geschicht- chen wird der Berliner „Volksztg.“ von einem Gewährs- mann, der in unmittelbarer Nähe des „Schauplatzes der Handlung“ gelebt haben will, erzählt. Auf einer Ver- gnügungsreise um die Erde, die Zar Nikolaus, damals noch 'J’hronfolger, vor etwa anderthalb .Jahrzehnten machte, kam er auch nach Batavia, dessen nächste F^mgebung an Krokodilen reich ist. Nichts war natür- licher, als daß man dem hohen Reisenden Gelegenheit gab, eine solche Bestie zu erlegen. Aber ein Krokodil zu erbeuten, ist nicht so einfach. Wenn die Tiere in der glühenden Tropensonne ihre Siesta halten und häufig ihren Rachen andauernd weit aufsjjerren, ist der geeignete Augenblick, ein Krokodil zu erbeuten. Nur pflegen sich die Tiere im dichtbewachsenen Schlamm zu sonnen, an Stellen, die nur auf ganz kleinen Ruderbooten zu er- reichen sind. Der Schütze liegt im Boot auf dem Bauch in Anschlag. Das geringste Geräusch verscheucht das Tier. Dem russischen Thronfolger selbstverständlich wollte die höfische Umgebung solche Anstrengungen und Gefahren nicht zumuten. Aber andererseits sollte die „Strecke“ von vornherein gesichert sein. Daher griff man zu folgendem Mittel echt russischer Art: Das Delta des Tangerang-Eüusses, der einige Kilometer westlich von Batavia in die Java-See mündet, wird von außer- gewöhnlich großen Krokodilen bevölkert. Dort wurden mit großen eisernen, an Ketten befestigten Haken, an deren Spitzen tote Hühner, Enten, Hunde und der- gleichen festgebunden w^aren, den Krokodilen gleichsam Fallen gestellt. Und wirklich fing man drei riesige Tiere 'von je 25 bis 30 Fuß Länge, die den Köder mit den Haken verschluckt hatten und nun lebendig an der Kette lagen. Man bugsierte sie an Land, band sie dort an große starke Bambusstangen fest und transportierte sie nach Batavia an den Ausfluß des Tjilewong, der durch die Stadt strömt. Dort, wo die .Jagd der Russen stattfindeu sollte, wurden nun die Krokodile dicht am LTfer, mit den Köpfen nach dem Wasser zu, an tief ein- gerammten Pfählen durch Ketten und Stricken „ver- ankert“. Natürliches und künstliches Gesträuch verdeckte die „Verankerungen“. Mau sah vom Wasser aus nur drei riesige Krokodilsköpfe. Mit großem Gepränge wurde die .Jagd in Szene gesetzt. Der Zaiewitsch fuhr mit seinen Begleitern in einem bequemen, eleganten, tadellos verproviantierten Boot den Fluß hinunter; hinter ihm her eine Anzahl vmn Europäern, Chinesen und Eingeborenen, ebenfalls in Booten. Das Ganze glich einem geräuschvollen Festzug zu Wasser. Selbst das vertrauensseligste Krokodil wäre von dem Länn schon auf fünfhundert Schritte Hals über Kopf ins Wasser gesprungen. Da aber die drei Riesenkrokodile fest verankert waren, so blieben sie in erzwungener Loyalität liegen. Wären sie des Lateinischen mächtig gewesen, so hätten sie mindestens denken können: „Ave, Zarewitsch, morituri te salutant!“ Der Zarewitsch schoß eines der Tiere; seine Begleiter — es waren nach meiner Erinnerung Großfürsten -- die beiden anderen. Verschiedene ad hoc dressierte Javaner stürzten sich auf die Leichname und erlösten sie von ihren Fesseln. JJichtes Gebüsch und Strauchwerk entzog die Hantierungen der Malayen den Augen der glücklichen Schützen, die im Boote der Jagdbeute harrten. „Die Schlang’ ist los !“ Das Tagesgespräch in Madrid bildet eine Tragikomödie, die sich vor kurzer Zeit im Park von Madrid, dem Buen Retiro, zutrug. Dort liegt der Zoologische Garten, dessen Haupt- anziehungskraft zwei Riesenschlangen von etw’a 8 und 7 Meter Länge bildeten. Als der Wärter morgens früh die Tiere fütterte, biß ein Reptil ihn plötzlich in die Hand und wand sich um seinen Leib. Zum Glück hatten andere Wärter den Vorfall bemerkt, und mit Eisenstangen und anderen Waffen brachten sie die Schlange vmn ihrem Opfer ab. Inzwischen hatte aber die andere Schlange die allgemeine Verwirrung benutzt, um schnell unter den Büschen fortzugleiten, und ihre Gefährtin folgte ihr auf ihren Pfaden. Jetzt wurde Alarm geschlagen, und nach wenigen Minuten hallte der Garten wider von dem Geschrei entsetzter Frauen und dem Wehklagen erschreckter Kinder; die Wärter aber liefen auf der Suche nach den fehlenden Reptilien hin und her. Die erste Schlange war auf den großen Reitweg gelangt, auf dem sich zu so früher Stunde nur wenige Reiter befanden. Sie erschien plötzlich vor dem Pferde des rumänischen Konsuls, das vor Schreck den Reiter abwarf; dies beunruhigte aber wieder die Schlange so, daß sie sich schleunigst davonmachte. Der Konsul kam mit dem Schreck und mit einem Riß an der Hand davon. Inzwischen hatte der Zivilgouverneur 200 Mann der Bürger wehr aufgeboten, die bis an die Zähne bewaffnet die Verfolgung aufnahmen. Eine regelrechte Treibjagd wurde organisiert, der Park syste- matisch abgesucht. Die Jagd dauerte den ganzen Tag, Bücherschau. 237 bis die Leute gegen Abend im Grase verborgen einen langen schlangenartigen Körper entdeckten. Vorsichtig umzingelten sie diesen, und wohl eine Viertelstunde er- goß sich ein Hagel von Geschossen darauf. Dann erst wagten sie sich an den Leichnam heran und fanden zu ihrem großen Ärger, daß sie einen — Gartenschlauch durchlöchert hatten. Von neuem begann die Suche, und endlich stießen die kühnen Jäger auf ihre Beute; nicht weit vom Kristallhaus im Garten lag die eine Schlange zusammengerollt schlafend da. Nach wenigen Sekunden war das Reptil erschossen. Die zweite Schlange entkam aus dem Zoologischen Garten und gelangte in eine Milchwirtschaft; dort trug sie eine Ziege davon und zog sich in eine entfernte Ecke des Gartens zurück, um ihre Beute in Ruhe zu verzehren. So wurde sie von einer Abteilung der Bürgerwehr gefunden, und schon sollte das Feuer auf sie beginnen, als der Direktor des Zoologischen Gartens auf der Bildfläche erschien. Er wies darauf hin, daß die Schlange, die sich dick ge- fressen hatte, nicht länger gefährlich wäre, und über- redete die wackeren Schützen, ihm das Reptil zu über- lassen. Mit Hilfe mehrerer starker Männer brachte er den Ausreißer ohne weitere Umstände in den Käfig zurück. (Tägl. Rundschau.) Über ni edrigenWasserstaiid berichtet aus Schlesien die „Schl. Ztg.“ : Durch die vollständige oder teilweise Austrocknung zahlreicher Gewässei-, besonders der kleineren Bäche und der Lachen, ist eine Unmenge von Fischen und Fischbrut vollständig vernichtet worden. Aus verschiedenen Teilen der Provinz sind dem Schlesischen Fischereiverein lebhafte Klagen darüber zugegangen, daß an trockengelegten Stellen der Wasser- läufe und namentlich in den ausgetrockneten Lachen Hunderttausende von toten Fischen liegen, an denen sich nur noch die Krähen und Störche erfreuen. Besonders geschädigt ist der Forellenbestand, da die Forellen mit ihrem ganzen Leben und Gedeihen auf die kleinen Wasserläufe angewiesen sind, die zuerst aus- trocknen. §ücf^ei?scl^au. Meyers Großes Konversatious-Lexikou. 20 Bände in Halbleder gebunden zu je 10 Mk. Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien. Band 7. Die hervorragende Bedeutung, welche Meyers Großes Konversations-Lexikon für die Technik wie für sämtliche Zweige der Naturforschung hat, tritt bei dem soeben erschienenen siebenten Bande wieder klar zu Tage. Schon beim flüchtigen Durchblättern fallen uns die geradezu unübertrefflichen Darstellungen in Farbendruck und Holzschnitt auf, die zur bessern Beleuchtung der gerade in diesen Gebieten so schwierig dem allgemeinen Verständnis zugängigen Materien notwendig und auch in überreichem Maße den betreffenden Artikeln beigefügt sind. Nicht weniger als 10 Ohromos, 38 Holzschnitt- Tafeln, 6 Karten und 2 Pläne neben mehreren hundert Holzschnitten im Texte schmücken das Buch. Eine große Reihe der Tafeln sind gegenüber der fünften Auflage ganz neu aufgenommen, andre dem neuesten Wissensstand entsprechend abgeändert, so daß illustrativ wie textlich tatsächlich das Höchste erreicht worden ist. Interessant sind die botanischen und zoologischen Artikel: „Frösche“, „Frucht“, „Fruchtbarkeit“, „Funktionswechsel“, „Gallen“, „Gallwespen“, „Gänse“,,, Gefäße“, „Generations- wechsel“, „Geier“, „Gemse“, „Geweih“, „Giftpflanzen“, „Giraffe“. Auch die Landwirtschaft nimmt im siebenten Band einen hervorragenden Platz ein durch die Artikel über „Futter“, „Gartenbau“ usw., „Geflügelzucht“, „Gemüse“, „Getreidebau“ u. a. Daß auch in andern Gebieten, in Literatur, Kunst, Medizin, in sozialpolitischen Fragen sowie im Verwaltungs- und Gemeindewesen das Lexikon nirgends versagt, ist selbstverständlich. Aktuell sind die Artikel „Frauenfrage“, „Frauenstudium“ und „Frauenvereine“ sowie die Artikel „Genossenschaften“, „Freihandel“ und „Getreidezölle“ sowie „Genfer Kon- vention“ und „Friedenskonferenzen“. Kurz, der siebente Band ist in jeder Beziehung eine würdige Folge seiner Vorgänger zu nennen. B. Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer der einzelnen Vereine die volle Verantwortung. Verein iür Aquarien- und Terrarienkunde, Hamburg. (R. V.) Vereinslokal: St. Georger Vereinshaus, Große Allee 45. V'ersammlung am 7. Juli 1904. Bei Eröffnung der Sitzung um 9'/4 Uhr teilt der I. Vorsitzende mit, daß Herr Kaufmann Otto Volckmann in den Verein aufgenommen sei und heißt diesen Herrn herzlich willkommen. Angemeldet zur Mitgliedschaft hat sich Herr Paul Arnold-Hamburg. — Ferner teilt Herr Peter mit, daß die hiesige Firma F. M. A. Schmidt Söhne in Veranlassung seines Vortrages („Blätter“ Heft 8) jetzt auch Glasaquarien in einer etwas höheren Form (36x24 und 30 cm hoch, ferner 28x18 und 24 cm boch ohne Preiserhöhung) herstelle, welche es ermög- liche, den Pflanzen höheren Bodengrund und Wasserstand zu geben. — Unser Mitglied, Herr Oberpostpraktikant Bathke, welcher nach Stettin versetzt wurde, bittet um Übersendung von Aquarienpflanzen und -Tieren, die dort leider vorläufig noch nicht zu haben seien. Herr B. berichtet ferner, daß er dort bereits einige Herren für unsere-Sache interessiert habe und hoffe er, bald weitere Erfolge melden zu können. Dann hält Herr Peter den angekündigten Vortrag über „Vertilgung des Süßwasser- polypen“, welcher an anderer Stelle dqr „Blätter“ er- scheint. Reicher Beifall wird dem Vortragenden für seine interessanten und lehrreichen Ausführungen und mancher der Anwesenden kann ein vergnügliches Schmunzeln ob der Freude, nun endlich diesem Schma- rotzer auf die Bude rücken zu können, ohne viel Arbeit anwenden zu müssen und ohne dem Pflanzenbestande des Aquariums zu schaden, nicht verbergen. — Herr Claassen berichtet dann über die kürzlich stattgehabte Exkursion nach den Boberger Dünen und der Bille. Die Tour, die sich wieder recht guter Beteiligung er- freute, brachte leider das nicht, was wir suchten, immer- hin lohnte dieselbe aber doch durch recht guten Pflanzenfund. — Für die August-Exkursion empfiehlt Herr Claassen Finkenwärder und beschließt die Ver- sammlung. die Tour dorthin am 21. August zu unter- nehmen, Abfahrt von den St. Pauli Landungsbrücken. Dann wird die seit langer Zeit geplante Tour nach der so hübsch gelegenen Grander Mühle wieder in V^or- 238 V ereins-Nachrichten. schlag gebracht und beschließt man, diese Tagestour nunmehr am 11. September auszuführen. — Herr ßohde bereichert unsere Sammlung durch ein von ihm angefertigtes Präparat, welches einen jungen Hecht und einen Wasserskorpiou zeigt, welch’ letzterer sichtbare Spuren eines Attentats an dem kleinen Fischchen zurückließ. — Die Herren Koppe & Siggelkow, welche leider verhindert waren, der vorigen Sitzung beizuwohnen, zeigen in heutiger Sitzung hübsche Exemplare von Barbus vittatus, Trichogaster fasciatus var. plaifair und Polyacanthus cupanus vor. — Zur Verlosung resp. Versteigerung wurden gestiftet von den Herren Koppe & Siggelkow ein paar Barbus vittatus, von Herrn Goßler 1 Paar Schlangenkopffische und junge Makropoden und von Herrn Schroot junge Heros facetus, sowie ein Paar zuchtfähiger Trichogaster fasciatus. Ferner ist eine reichhaltige Auswahl von Pflanzen auf den Tisch des Hauses uiedergelegt. Allen Spendern sei hier nochmals gedankt, veranlaßten dieselben doch, daß dem Er- munterungsfond ein recht stattlicher Betrag zugeführt werden konnte. Die Schlangenkopffische mußten es sich übrigens gefallen lassen, zweimal ausgeboten zu werden, da deren erster Gewinner, Herr Koppe, dieselben dem Verein zu Gunsten des Ermunterungsfonds wieder schenkte. Zum Schluß weist Herr Peter auf einen A. W. F. Unterzeichneten Artikel in der No. 11 der „Wochenschrift“ hin, in welchem die Vereinsberichte in den Fachblättern recht abfällig kritisiert werden. Herr Peter äußert dazu: In manchen Punkten habe Herr A. W. F. recht, da in den Berichten manches gern fort- bleiben könnte. Im Interesse des Vereinslebens und seiner Weiterentwicklung dürfe aber nicht alles, was Herr A. W. F. gesagt habe, unwidersprochen bleiben; denn der Herr schieße übers Ziel hinaus. Das Fortlassen alles Überflüssigen sei z. Zt. auch schon vom Verbände angestrebt worden. Er glaube sagen zu können, daß bei den „Humboldt“-Berichten immer das Bestreben vorherrschte, dem Sachlichen einen weit größeren Raum einzuräumen als dem geschäftlichen Teil. Daß unsere Sache in Deutschland so schnelle Fortschritte gemacht, sei in der Hauptsache der grundlegenden Arbeit, der rührigen Tätigkeit einiger Vereine zu Anfang der 90 er .fahre, denen sich dann immer mehr Vereine zugesellten, zu danken. Als fernerer Faktor, nicht minder zu ver- anschlagen. kämen die Fachzeitschriften in Betracht. Aber was hätten auch mit dem besten Willen die Fach- zeitschriften leisten sollen, hätte die erwähnte Tätigkeit der Vereine gefehlt. Es erübrigt sich wohl, dies näher darzulegen. Herr A. W. F. stelle die Sache so dar, als ob es eine Gnade der V^erleger sei, den Vereinen Platz für die Berichte resp. für das geschäftliche in demselben eiuzuräumen. Fehlgeschossen! Zwischen den meisten Vereinen und ihren Vereinsorganen bestehe ein fester Vertrag, in dem Rechte und Pflichten beider Kontrahenten genau abgewogen seien. Zu den den Vereinen einge- räumten Rechten gehöre in erster Linie die Veröffent- lichung der Vereinsberichte. Wollten die Herren Ver- leger Herrn A. W. F. folgen, und geschäftliche Berichte nicht aufnehmen, so würde für viele Vereine die Not- wendigkeit entstehen, diese Berichte ihren Mitgliedern in einem eigenen Organe oder einem Konkurrenzblatt bekannt zu geben. Ob aber eine Veränderung des heutigen guten, auf Gegenseitigkeit beruhenden Verhält- nisses zwischen den Vereinen und ihrem Organ im Interesse der Sache, sowohl der Verleger wie auch der Leser liegen würde, das dürfte doch mindestens zweifel- haft sein. Ferner dürfe aber auch nicht vergessen werden, daß durch die Veröffentlichung mancher geschäftlichen Vorgänge die einzelnen Vereine hin und wieder von einander lernen können; und auch die Polemiken, die Herr A. W. F. so verpönt, hätten manchmal einen größeren Wert, als ihn Herr A. W. F. sich vielleicht träumen lasse. Ebenso dürften doch auch wohl die Mitteilungen über Aufnahme und noch mehr über Ausschluß von Mitgliedern nicht nur für den ver- öffentlichenden Verein, sondern auch für die übrigen Vereine von Wert sein; denn welcher Verein möchte wohl ein Mitglied erwerben, das ein befreundeter Verein exmittierte? Es ließe sich über diesen Punkt noch vieles sagen; aber genau festzulegen, was denn nun in die Berichte gehöre und was nicht, erscheine doch nicht angängig; das dürfte auch Hern A. W. F. nicht möglich sein. Wir werden uns angelegen sein lassen, unsere Berichte nach wie vor sachlich und in möglichster Kürze und unter Beiseitelassung alles u. E. Unnötigen zu bringen und hoffen, damit dem goldenen Mittelwege am nächsten zu sein. Sollte aber trotzdem jemand mal etwas darin finden, das nach seiner Meinung hätte fortbleiben können, so bitten wir zu bedenken, daß ein Uneingeweihter nicht wissen kann, warum ein Vereins- vorstand dieses oder jenes der Veröffentlichung wert hält, sowie ferner, daß die einem Verein nicht ange- hörenden Leser wohl oder übel die Vereinsberichte mit in den Kauf nehmen müssen, und sie sollten es gern tun, denn auch für sie, die es nicht für nötig halten, ihren Obolus der Sache in Gestalt des Vereinsbeitrages darzubringen, arbeiten die Vereine mit. Schließlich soll aber nicht unerwähnt bleiben, daß auch bei anderen Liebhabereien und Sports die Vereins berichte in gleicher Weise in den Fachzeitschriften veröffentlicht werden. A. B. ,,Nyiiipliaea alba‘^, Verein für Aquarien- und Terrarien- Kunde Berlin. Vereinslokal; Clubhaus Hintsche, Köpenickerstr. 62. Sitzung vom 20. April 1904. In Abwesenheit des I. Vorsitzenden eröffnet Herr Fürst die Sitzung um 9”/4 Uhr. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und wie niedergeschrieben angenommen. An Eingängen sind zu verzeichnen: „Allg. Fischerei- Ztg.“ No. 8, „Natur und Haus“ No. 13, „Wochenschrift“ No. 3, Brief der Regierung zu Potsdam, Brief und Karte vom „Triton“, Brief von Herrn Bensch. Die Reihe der Stellen, wo es Daphnien gibt, vervoll- ständigt Herr Heinrich mit der Mitteilung des Ortes Schönefeld, wo es Käscherkarteu ä 1 Mk. beim Restau- rateur Brandt gibt. Herr Hipler teilt mit, daß er ver- mittelst eines | |-förmig gebogenen Kupferdrahtes, an dem sich die Flamme stößt, dessen Enden durch den Docht in das Spiritusbassin reichen, eine gleichmäßige Flamme und erhöhte Heizkraft erzielt hat. Von einer kombinierten Sitzung in Sachen der Ausstellung zur Roßmäßler-Feier zurückgekehrt, erstatten die Herren Dumcke und B. Krefft Bericht. Aus diesen einleitenden Verhandlungen ging hervor, daß dieselbe nur auf den Berliner Vereinen beruht. 2 qm sollen für jeden Aus- steller frei sein und soll auf Grund dessen noch einmal eine Umfrage stattfinden. Es werden die Herren Genz, Lehmann und Stehr gewählt, um den Verein bei den kombinierten Sitzungen zu vertreten. — Für von den Herren Fürst und Mürr gestiftete Pflanzen gingen ein 1,75 Mk. ; den freundlichen Spendern besten Dank. Schluß der Sitzung 12^4 Uhr. A. R. Sitzung vom 4. Mai 1904. Die Sitzung wird um 10 Uhr durch den I. Vor- sitzenden Herrn Weimar eröffnet. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und wie niedergeschrieben angenommen. Als neues Mitglied begrüßt der 1. Vor- sitzende Herrn R. Baumgärtel. Eingegangen sind: „Natur und Haus“ No. 14, „Allg. Fischerei-Ztg.“ No. 9, „Nerthus“ No. 9, „Wochenschrift“ No. 5, „Nachrichten der Salvinia“ No. 5, Einladung des „Triton“. Infolge mangelhafter Beteiligung wird die Herrenpartie am Himmelfährtstage fallen gelassen. Hierauf erstattet die Vertretungskommission bei den kombinierten Sitzungen der an der Veranstaltung der Ausstellung zur Roßmäßler- Feier beteiligten Vereine Bericht über die am selben Abend stattgehabte Sitzung. Es ist u. a. in der kom- binierten Sitzung angeregt worden, alljährlich eine Zusammenkunft sämtlicher Vereine bezw. deren Vorstände abzuhalten, um mehr Fühlung untereinander zu gewinnen. Die Anregung wird diesseits sympathisch aufgenommen. Auf eine Anfrage des Herrn Fürst, ob Ganibusia holbrooki und Gambusia affinis zwei verschiedene Arten sind, kann von Vereinsseite keine befriedigende Antwort erteilt werden, doch soll anderweitig angefragt werden. Schluß der Sitzung 12‘/2 Uhr. A. R, Sitzung vom 19. Mai 1904. Der I. Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 10 Uhr. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und vorbehaltlich zweier Änderungen angenommen. Einge- gangen sind: „Allg. Fischerei-Ztg.“ No. 10, „Wochen- V ereins-N achrichten . 239 Schrift“ jSTo. 7. Karte der „Wochenschrift“, T.-O. des „Aquarium“-Görlitz zum 6. Mai und des „Triton“ zum 20. Mai, Karte vom „Triton“ und Protokoll der kom- binierten Sitzung der Berliner Vereine, Schreiben der „Isis“-München, der „Gartenlaube“, Kai'te des Herrn Brüning, des Herrn Stüler und ein Schreiben des „Aquarien-Vereins“ Stuttgart. Dieser will unseren Stichling und die norddeutschen Wassersclinecken in der dortigen Umgebung akklimatisieren und bittet um Über- sendung mehrerer hundert Stichlinge und Schnecken. Dem Wunsche des Vereins soll entsprochen werden und melden sich mehrere Mitglieder, welche Pang und Trans- port bereitwilligst übernehmen wollen^ Herr Weimar hat ein Präparat vom W'^asserschlauch, Utricularia vul- garis, sowie ein lebendes Bxemplar mitgebracht und gibt dazu die nötigen Erklärungen. Herr Bosemann brachte ein Wasserkalb, Gordeus aquatieus und Herr Kühne Reis, Oryza sativa, mit. Herr Weimar gab eine Schilderung der Exkursion nach der Jungfernhaide, welche unter Führung des Herrn Prof. Dahl stattfand und den Abschluß eines Vortragszyklus im Museum für Naturkunde bildete. Der Vorsitzende bittet in Zukunft die Teilnehmerkarten ausgiebiger zu benutzen und nicht unbenutzt liegen zu lassen und hebt die liebenswürdige Bereitwilligkeit hervor, mit der die Herren Vortragenden auf Anfragen Auskunft geben. — Für gestiftete Pflanzen gingen ein 1,70 Mk., den frdl. Spendern besten Dank. Schluß 12*/2 Uhr. A. B. „Salvinla^^, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden zu Hamburg. Vereinslokal: Siechenbräu, Kreuzweg 6. Versammlung am 19. Mai 1904. Die Herren V. Kilisjewsky und Emil Bardey, Ham- burg, sowie Kurt von Steinwehr, Köln-Ehrenfeld, stellen Antrag zur Aufnahme in den Verein. — Es findet eine lebhafte Aussprache statt, bezüglich der in den Zeit- schriften letzthin des öfteren empfohlenen Herabminderung der Temperatur in den mit tropischen kischen besetzten Aquarien. Wir halten die weitgehendste Vorsicht bei solchen Manipulationen für angebracht und können nur einer sehr allmählich bewirkten geringen Herab- setzung der Temperatur das Wort reden, die empfohlene allabendliche Auslöschung der Aquarien-Heizlampen halten wir aber in vielen Fällen für direkt verderblich. Die hohen, hierdurch hervorgerufenen Temperatur- schwankungen sind keinesw'egs solche, wde sie die meisten tropischen Fische in ihrer Freiheit gewohnt sind, wir müssen daher eine derartige Behandlung unserer tropi- schen Pfleglinge als naturwidrig bezeichnen. — Herr Siggelkow hält einen Vortrag über die Zucht von Haplochipus latipes und zeigt gleichzeitig ein Zuchtpaar dieser schönen, nach langer Zeit wieder neu importierten Zahnkärpflinge, sowie ein Pärchen Haplochijjus spec?, einen gleichfalls von der Firma Köppe & Siggelkow importierten japanischen Zahnkärpfling vor. Der Inhalt des beachtenswerten Vortrags deckt sich mit den in den Zeitschriften bereits veröffentlichten Angaben anderer Liebhaber, und es erübrigt sich daher ein näheres Ein- gehen auf denselben. — Zur Gratisverlosung gelangt I Paar Barhus vittatns, verteilt werden an Pflanzen: Sagittaria, Elodea, Myriophyllum, Batrachum, Hottonia, Potamogeton, Myosotis und Callitriche. — Fragekasten. Schluß ID/2 Uhr. Tofohr. Versammlung am 6. Juni 1904. Die Herren V. Kilisjewsky und Emil Bardey, Ham- burg, sowie Kurt von Steinwehr, Köln-Ehrenfeld, werden als neue Mitglieder aufgenommen. Ein neuer Verein „Wasserstern“ zu Augsburg zeigt uns seine Gründung an und bittet uns um unsere Unterstützung. Der Unterzeichnete hält einen Vortrag über die Eizschleiche (Seps chalcides). Das Wissenswerte aus diesem Vortrag wurde in einer besonderen Arbeit, betitelt: „Die Erz- schleiche im Terrarium“, festgelegt und in Heft 10 und II der „Wochenschrift“ veröffentlicht. — Herr Dr. Franck macht Mitteilung einer interessanten Beobach- tung, die er an einigen im Aquarium gehaltenen Pärchen Moderlieschen zu machen in der Lage war. Die Tierchen hatten abgelaicht und die Eier ringförmig um ■ die Stengel- von Wasserpflanzen geheftet. Sie betätigten eine gewisse Brutpflege, indem das <5 oder das $ die Eier bewachten und denselben mittels der Schwanzflosse ständig frisches Wasser zufächelten. — Die nächste Exkursion soll am 12. Juni nach dem Borstler Moor stattfinden. — Schluß ll*/2Uhr. Tofohr. Außerordentliche General- Versammlung am 10. Juni 1904. Antrag zur Aufnahme in den Verein stellen: Fräulein Isabella Kersten, Münster i. W., Herr C. Lohmann, HanJjurg und Herr Johannes Berg. Lüdenscheid i. W. — Vom Vorstande werden folgende Satzungsänderungen beantragt, des näheren begründet und einstimmig ange- nommen: Es sollen jetzt lauten: § 3. Dies Ziel sucht der Verein zu erreichen: durch 2 Versammlungen im Monat — diese sollen den Freunden der Sache eine Stätte darbieten, wo sie ihre Erfahrungen austauschen und in ungezwungener Weise Anregung und guten Bat finden können — durch Vorträge, durch Vorzeigung von Tieren, Pflanzen und Hilfsmitteln und Besprechung der- selben, durch Kauf und Tausch derselben, durch Import fremder Aquarien- und Terrarien tiere, durch Lieferung der „Wochenschrift“ und Fachzeitschriften, durch An- schaffung einer Fachbibliothek, durch Exkursionen, durch Ausstellungen und Anlage von Sammlungen. § 7. Jedes Mitglied erhält gratis die „Wochenschrift“, kann gratis die Vereinsbibliothek benutzen, bezieht Fachzeit- schriften zu ermäßigten Preisen, kann teilnehmen an Kollektivbestellungen, Gratisverlosungen und Gratis- verteilungen, Vereinsversammlungen, Vereinsfestlichkeiten und Exkursionen. Anteil am Vereinsvermögen haben nur die ordentlichen Mitglieder, welche bei der Auflösung des Vereins noch vorhanden sind. § 18. Der folgende Zusatz zu § 18 wird beschlossen: Der Vorstand hat das Recht, auch in gewöhnlichen Versammlungen nach gehöriger Ankündigung Beschlüsse über geschäftliche Fragen herbeizuführen. § 21 wird gestrichen. — Durch die Erhebung der „Wochenschrift“ zum offiziellen Ver- einsorgan und Gratis-Lieferung derselben an unsere Mitglieder sind wir in der angenehmen Lage, unseren Mitgliedern einen weiteren recht erheblichen Vorteil bieten zu können. Wir hoffen durch diesen Beschluß eine weitere Propaganda für unseren Verein geschaffen zu haben und sind überzeugt, daß er uns zahlreiche neue Mitglieder zuführen wird. Trotz der erheblichen Mehrbelastung der Kasse durch das Abonnement der „Wochenschrift“ ist keinerlei Erhöhung des Beitrages eingetreten. Namentlich unseren auswärtigen Mitgliedei-n bieten sich jetzt ganz gewdchtige Vorteile. Sie erhalten für ihren Jahresbeitrag von 3 Mk. neben den vielen sonstigen Vorteilen, die sie als Mitglied der „Salvinia“ genießen, eine wöchentlich erscheinende Fachzeitschrift gratis, die den sonstigen Abbonnenten 3,50 Mk. p. a. kostet. Unseren angeschlossenen Vereinen können wir die „Wochenschrift“ für den Vorzugspreis von 2 Mk. p. a. frei ins Haus liefern. Die übrigen Fachzeit- schriften: Die „Blätter für Aquar.- u. Terrarienkunde“, sowie „Natur u. Haus“ werden nach wie vor allen Mit- gliedern und angeschlossenen Vereinen auf Wunsch zu Vorzugspreisen geliefert, nämlich erstere für 6,50 Mk. und letztere für 6 Mk. p. a. Schluß 11 Uhr. Tofohr. Versammlung am 4. Juli 1904. Aufgenommen werden Fräulein Isabella Kersten, Münster, Herr C. Lohmann, Hamburg uud Herr Johannes Berg, Lüdenscheid i. W. — Eine Reihe von Zuschriften aus den Kreisen unserer Mitglieder gibt Zeugnis, daß die beschlossene Gratislieferung der „Wochenschrift“ vielseitig mit Befriedigung aufgenommen wurde. — Herr Dr. Franck hat die reiche botanische Ausbeute eines Ausfluges nach dem Ihlsee bei Segeberg in die Sitzung gebracht und zeigt die interessanten Ob- jekte unter gleichzeitiger Besprechung derselben vor. Es handelt sich um folgende Pflanzen: Isoetes lacustris, Litorella lacustris, Myriophyllum alterniflorum, Lobelia Dortmanni, Globularia pilulifera, B,anuncidus Flamnnda var. reptans, Utricularia minor, Drosera rotundifoUa. Des weiteren aus dem Ihlsteich bei Buxtehude: Drosera rotundifoUa, Drosera interniedia, Drosera longifolia (anglica), Narthecium ossifragum. Die Pflanzen kommen zur Gratisverteilung. — Fragekasten. Schluß 11^2 Uhr. Tofohr. 240 Vereins-Nachrichten. Verein der „Aquarien- und Terrarieufreunde“ zu lierliiu Vereinslokal: „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Außerordentliche Generalversammlung vom 29. Juni 1904. Die Versammlung wurde um 9'/2 Uhr vom 1. Vor- sitzenden als gewöhnliche Sitzung eröffnet. Anwesend waren 6U Mitglieder und Herr Wittig als Gast. Nachdem das Protokoll .der letzten Sitzung verlesen und mit einer kleinen Änderung angenommen war, teilte Herr Hamann mit, daß die 1905 geplante Ausstellung infolge Teilnalnnlosigkeit der anderen Vereine nicht stattfindet. Im Einlauf befand sich eine Offerte der Firma Köppe & Siggelkow-Hamburg und eine Karte unseres Mitglieds Herrn Vogel aus Priebus. Neu aufgenommen wurde Herr Arthur Wittig-Eritz. Hierauf eröffnet Herr Schwieder die Generalversammlung, zu welcher eine Anzahl Anträge Vorlagen, deren Beratung sich bis I1/2 Uhr hinzog. Sch. „Nympliaea“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Leipzig. Sitzung: Jeden Dienstag. V^ereinslokal: Hotel „Herzog Ernst“, Georgenstraße 1^ Versammlung am 10. Mai 1904. Als Gast anwesend unser früheres Mitglied Herr Heinecke, der jetzt wieder nach Leipzig übergesiedelt ist und seine Wiederaufnahme beantragt. Eingänge: grüne „Triton“-Karte. Vortrag des Herrn Wichand über: Neue Erfahrungen mit der Zucht der beiden heimischen Stichlingsarten. Eine Keihe von Prä|jaraten, vom Vor- tragenden selbst gefertigt, unterstützte den äußerst interessanten Vortrag. Der Vorsitzende dankt dem Redner namens der Anwesenden. Die Fischsendung von 0. Matte-Lankwitz ist endlich eingegangen. Die Kampf- fische sind hervorragend schön und finden allgemeine Anerkennung; hingegen sind wir nicht damit einver- standen, daß Herr Matte die Sendung, nachdem er 3 Wochen schönsten Wetters hatte vei’streichen lassen, uns au 'einem Tage mit 6 ® R. Lufttemperatur sandte; infolge dieses Umstandes kamen laut amtlicher Be- scheinigung 1 Fisch tot, 6 mit dem Tode ringend, an; trotz aller Bemühungen starben von diesen letzteren noch 2 innerhalb weniger Stunden. Und noch weniger können wir es billigen, daß Herr Matte es verweigert, uns für diesen offenkundig durch sein Verschulden ent- standenen Verlust Ersatz zu leisten. Wir teilen das hier mit, damit andere Vereine bez. Besteller sich künftig vorsehen und für alle Fälle eine Mindesttemperatur für den Tag der Absendung vorschreiben, um sich vor solch unliebsamen Verlusten zu schützen. Auch die l^oecilia- Sendung war nicht unseren Wünschen entsprechend aus- geführt worden; indes haben wir uns hierüber schließlich in Güte mit Herrn Matte geeinigt. Herr Köhler berichtet über einige Zuchterfolge (Schleierschwänze, Kampffische); er teilt ferner mit, daß er beobachtet habe, wie Kaul- quappen der Erd- und Wechselkröte von sämtlichen, auch den größeren Fischen verschmäht wurden, während die jetzt viel größeren Kauhjuappen des Taufrosches gern genommen werden. Das ,.Krötengift“ muß sich also bereits bei der Kaulquappe bemerkbar machen. Auch andere Herren bestätigen diese Beobachtung. Herrn Köhler ist es des weiteren gelungen, Leucaspius delineatns in der Leipziger Fauna nachzuweisen (Wahrensche Lachen). Die Tierchen waren mitten in der Laichzeit; ein Pärchen konnte lebend im A(;uarium eingebracht werden; vielleicht gelingt es, genaue Beobachtungen der Brutpflege dieses kleinen Fischchens erstmalig im Aquarium anzustellen. Schließlich teilt Herr Köhler noch mit, daß Haplochilns panchax in Ermangelung von Riccia bei ihm am liebsten an Fadenalgen ihre Eier anhefteten. Herr Echost bittet, von Vereinswegen um Ausstellung von Waldkarten für das laufende Jahr beim Rat der Stadt Leipzig einzukommen. K. Versammlung am 17 Mai 1904. Die Abfassung des Gesuches an den Rat der Stadt Leipzig um Waldkarten wird Herrn Köhler übertragen. Herr Heinecke wird einstimmig in den Verein wieder aufgenommen. Herr Köhler hat wider Willen zehn- stachlige Stichlinge (Gasterosteus pimgitiiis) gezüchtet, 4 c5 wurden in ein größeres Bassin zur Vertilgung von Tubifex eingesetzt. Diese Aufgabe haben sie auch IJrompt gelöst, außerdem aber hatten 3 von ihnen, ohne daß ein $ anwesend gewesen wäre, Nester gebaut. Daraufhin warf genannter Herr ein hochtragendes ^ ins Becken, worauf am folgenden Tage bereits das Ab- laichen vor sich ging. Die dabei gemachten neuen Beobachtungen bat Herr Köhler unserem Herrn Wichand zur Verfügung gestellt, der sie zugleich mit seiner Arbeit demnächst mit veröffentlichen wird. Ein in Formol konserviertes Nest von G. pungitius wird der Vereinssammlung überwiesen. Herr Echost berichtet über die Beteiligung von Makropodenweibchen bei der Brutpflege. Die individuellen Anlagen gerade dieses durch Inzucht gewonnenen „Kunstfisches“ sind eben verschieden; bald fressen Männchen und Weibchen Laich und Junge um die Wette, bald wetteifern sie in der Fürsorge für ihre Nachkommenschaft miteinander. Bei importierten Guramis oder Polyacanthus dürfte man solche Unarten, wie das Auffressen des Laiches, schwer- lich finden. K. Versammlung am 24. Mai 1904. Als Gast anwesend Herr Lehrer Max Gessinger, Oelsnitz i. W. Eingänge: Schreiben der „Nymphaea alba“-Berlin betr. Roßmäßlerfeier. Grüne „Triton “-Karte und Nachtrag des Mitgliederverzeichnisses vom Verein „Triton “-Berlin. Zuschrift unseres Herrn Giersmann um Besorgung von Schwimm- und Unterwasserpflanzen für ein Freilandbassin. Herr Köhler legt das von ihm interimistisch verwaltete Amt des Sammlungswarts nieder und wird zu seinem Nachfolger Herr Lehrer B. Wichand einstimmig gewählt. Derselbe nimmt die Wahl an. Vortrag des Herrn Köhler: „Der Kampffisch, seine Pflege und Zucht im Aquarium.“ Herr Pätzig berichtet, daß seine Teleskopschleierschwänze die im Bassin massenhaft anwesenden Polypen radikal vertilgt hätten. Außer ihm hat niemand eine solche Beobachtung ge- macht, und gehen infolgedessen bei ..ihm sofort zahl- reiche Bestellungen auf leihweises Überlassen dieser Wunderfische ein. Auf eine Anfrage gibt Herr Fischer die Geschlechtsunterschiede von Trichogaster (Osphro- )iieni(s) trichopteriis an. Herr Köhler berichtet noch kurz über seine Sumpfpflanzeukulturen und weist noch- mals auf die von ihm im V^orjahre bekannt gegebene Fütterungsmethode für Brut hin: Löffelweiser Zusatz von altem, durch ein Mullnetz geseihtem Dorfteichwasser. Bei ihm wie bei Herrn Wichand hat sich diese Fütte- rungsweise auch in diesem Jahre wieder vorzüglich be- währt. K. Versammlung am 31. Mai 1904. Eingänge: Offerte von Dietrich-Berlin (Reduzier- ventile, Durchlül'ter usw.). Schreiben der Geschäftsstelle der „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“ mit Beifügung der bisher erschienenen Nummern, Herr Wichand zeigt eine Lacerta agilis vor, Herr Heinecke diverse Fische, die zu Gunsten der Kasse verkauft werden. Herr Limpert hat ein cJ von Girardinus caiidimaculatus mitgebracht, dessen Kopulationsstachel durch irgend welchen unvorsichtigen Gebrauch desselben zwischen die Kiemendeckel hineiugefahren und in den Kiemen angewachsen ist. Herr Köhler beseitigt durch eine glücklich verlaufende Operation diesen Ubelstand. Vortrag des Herrn Winzer: „Fang von Insekten für Ter- rarientiere“. Instruktive Skizzen erläuterten den vom Vortragenden selbst konstruierten Fangapparat. Herr Köhler dankt dem Redner namens des Vereins. Sonntag den 5. Juni: Ausflug nach den Möckern- Wahreuschen Lachen. Treffpunkt: 8 Uhr Mückenschlößchen. Bei einer Exkursion nach Altenhain hat Herr Köhler einen Molch gefunden, in dem er mit Sicherheit einen Bastard zwischen Triton taeniatus und Triton alpestris vermutet. Herr Winzer kennzeichnet nach den Berichten anderer Vereine kurz deren Stellungnahme zur Roßmäßlerfeier. ln unserem Verein soll erst später darüber Beschluß gefaßt werden, wie bei uns dieses Jubilänm begangen werden soll. Zeitschriften: „Nerthus“, „Blätter“, „Fischerei-Zeitung.“ K. Für die Redaktion vei'antwortlich : Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verla gsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M. Jahrgang XT. Heft 16. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. (Nachdruck verboteu.) Der Stichling und seine Zucht. Von H. Labonte. (Mit einer Originalphotograplüe.) Bin alter Bekannter ans unseren lieimat- liclien Tümpeln und Wiesengräben ist der dreistaclilige Stichling, übei' dessen Zucht ich einiges mitteilen möchte, und wohl jeder, der das Männchen in der Pracht seines Hoch- zeitskleides mit aufgerichteten Stacheln kampf- lustig umherschwimmen sah, wohl jeder, der den überaus reizvollen Nestbau dieses winzigen Fisch- chens beobachten und die rührende Vaterliebe und den aufopfernden Heldenmut des Männchens bei der Brutpflege bewundern konnte, und — was die Hauptsache ist — ein offenes Auge für Mutter Natur und ihre Werke hat, ist unserem Freund gewogen. Mag der Stichling bei den Nutzfischzüchtern durch seine Laichräubereien noch so schlecht ange- schrieben sein — für den Nat ur- freund und speziell Aquarien- liebhaber ist er der schönste und anzie- hendste Bewohner unserer stehenden Gewässer, der den Ehren- platz im Aquarium verdient. Voraus- schicken möchte ich, daß es eine ziemliche Schwierigkeit bietet, eine richtige „Familie“ zusammen zu bringen. Das Männchen soll nicht gar zu groß und bissig, und die Weibchen — am besten vereinigt man ein Männchen mit zwei Weibchen — wenn möglich um ein weniges kleiner als letzteres sein. Ein kräftiges Männchen, das ich vor kurzem besaß, biß mir nach und nach nicht weniger als 10 Weibchen, die ich ihm zugesellt hatte, zu Tode. Die meisten werden wohl daran zugrunde gegangen sein, daß das Männchen die Weibchen an einem der zur Abwehr vorgestreckten Bauch- stacheln packte und die armen Tiere, wie ich mehrfach beobachten mußte, derart schüttelte, daß sie, wahrscheinlich an inneren Verletzungen, schon am folgenden Tage ein- gingen. Gar man- cherStich- ling er- liegt auch einer eigenarti- gen, sehr heimtük- kischen Pilz- krankheit, die sich durch ein intensives Fahlwer- den der Schwanz- wurzel Originalaufnahme nach dem ' Pärchen dreistachlige Stichlinge. Leben für he „Blätter“. Gasterosteus aculeatiis L. Oben; Männchen, unten; Weibchen. U. Labonte: Der Stichling und seine Zucht. Hä äußert, und es dauert nicht lange, so setzen sich Haarpilze an der erkrankten Stelle an, die dem Fisch gewöhnlich den Eest geben. Ich bin geneigt, anzunehmen, daß derartige Verluste an heimischen Fischen und speziell Stichlingen nur das Eesultat einer mangelhaften Eingewöhnung sind, denn hat man einen Stich- ling über einen Monat, so darf man sicher sein, in ihm einen der härtesten, dauerhaftesten und — last not least — auch kurzweiligsten Aquarien- bewohner zu besitzen. — — — Mein Kastenaquarium mit ca. 15 Liter Inhalt war gründlich vernachlässigt. Die Makropoden, die ich im Vorjahre darin gezüchtet hatte, waren schon im V'inter daraus entfernt und in Element- gläser gesetzt worden. Nur ein armseliger Gold- fisch, den ich schon 3 Jahre besaß, fristete darin ein beschauliches Dasein. Das Wasser hatte ich bereits über ein Jahr nicht mehr gewechselt, und der Quarzsand, der den Bodengrund bedeckte, trug Dank der rührigen Minierarbeiten der un- zähligen Tubifex eine ansehnliche Schlammschicht. Die Pflanzen wucherten üppig und trieben ihre langen Saugwurzeln derart aus dem Boden her- aus, daß derselbe ganz verfilzt war. Ich wollte das Becken wieder restaurieren und beschaffte mir zu diesem Zwecke einen geliörigen Busch Wasserpest, einige Zweige von Cahomha und Tausendblatt, sowie zwei Vallis- nerien. Ein prächtiges Stichlingsniännchen, das bereits im vollsten Schmucke seines Hochzeits- röckchens prangte, mit einem Harem von zwei stattlichen Weibchen, die ich beim Händler sah, erwarb ich mir ebenfalls mit dem frommen Wunsch, sie baldigst zum Nestbau und zur Laich- ablage zu bringen. Zu Hause augekommeu, ließ ich das Aquarium, wie es war, und setzte nur die mitgebrachten Wasserpflanzen ein, wobei ich Mühe hatte, mit meinem Steckholze den verfilzten Bodengrund zu durchstechen. Nun sah das Becken erst recht urwüchsig aus. Das AVasser war infolge seines Alters grün- gelb, und die vielen Wasserpflanzen, abgestorbe- nen Stengel und vielfach verschlungenen Saug- wurzeln bildeten einen schier undurchdringlichen Urwald. Nur an der vom Fenster abgewandten Seite rechts hatte ich ein wenig Spielraum ge- lassen in der Hoffnung, daß das Männchen seine Kinderwiege an diesem dem Auge leicht zugäng- lichen AVinkel aufstellen würde. Ich hatte dem Becken mit A^orbedacht eine solch’ unordentliche Einrichtung gelassen, da der Stichling als ausgesprochener Sumpffisch lauschige A" erstecke, sowie auch schönes Bau- material und altes, schlammiges AVasser in der Natur gewöhnt ist. Nun brachte ich die Stichlinge in ihr neues Heim. Pfeilschnell schossen sie auf den Grund, und drei Schlammwolken bezeichneten die Stellen, wo sie vor Anker gegangen waren. Ich wollte sie ein wenig munter machen und berührte sie mit dem Futterstäbchen. Erbost, mit gesträubten Stacheln schossen sie hin und her und gruben sich endlich förmlich in den Schlamm ein. Um die Sauertöpfe nicht noch rabiater zu machen, ließ ich sie in Euhe, hoffend, daß sie sich am andern Tag eines Besseren besinnen würden. Ich täuschte mich nicht — würdevoll schwam- men sie zwischen den Pflanzen umher. Plötzlich hielt der Eine oder der Andere inne, beäugte aufmerksam eine gewisse Stelle am Bodengrund und schoß nach sekundenlanger Betrachtung darauf los, etwas aufschnappend. Mit Kenner- miene prüfte er das Gemisch und spie dann den dabei mit ins Maul bekommenen Schlamm ver- ächtlich aus. Binnen zwei Tagen war kein einziger Tubifex mehr zu seheu. Bald machte ich die betrübende Entdeckung, daß das Männchen sich die rechte, dem Fenster zugewandte Ecke zum ständigen Aufenthaltsort auserkoren hatte. Dies war für mich insofern unangenehm, als, da ich wußte, daß das Männ- chen später auch hier sein Nest baut, dieser interessante Akt sich infolge der üppigen Pflanzen- wucherung dann meiner Beobachtung teilweise entziehen würde. Ich tröstete mich damit, daß ich wenigstens einen Teil dieser Stelle überblicken konnte und bedachte, daß wegen der A^erborgen- heit dieses Ortes der Nestbau um so sicherer stattfinden würde. Mittlerweile war es Ende April geworden, und die Fische wui’den lebhafter und aufgeregter. Besonders wenn die Mittagssonne ins Aquarium schien und aus den Pflanzen ununterbrochene Ströme von Sauerstoff perlten, dann begann oft eine Hetzjagd, als ginge es auf Leben und Tod. Mit gesträubten Eücken- und Bauchstacheln und mit weitgeöffnetem Maule schoß das in glühenden Farben leuchtende Männchen auf die beiden AVeib- chen los. Diese stellten sich zur AA^ ehr, fuhren mit aufgerichteten Stacheln auf ihren Eheherrn los, der sich aber nicht einschüchtern ließ und sie mit Bravour in die Flucht schlug. AVie der Blitz rasten die beiden Weibchen durch das Becken, hinterher das aufgeregte Männchen. Endlich gelang es den beiden Verfolgten, ein schützendes Versteck zu gewinnen und der II, Labonic'“: Der Stichling' und seine Zucht. ‘■J4‘4 Sieger begab sich befriedigt au sein Liebliiigs- plätzchen. Der arnie CTuldflsch getraute sich nicht, aus seiner Ecke herauszukouimeu. Die drei Unholde würden ihm bös zusetzen! Die beiden sanften, zartbesaiteten Damen ent- wickelten einen Appetit, der ans Haarsträubende o-renzte, während das Männchen sich mit Weni- gern begnügte. Es Avar ihm auch gar nicht so leicht, einen Bissen zu erwischen. Die anderen hatten den liineingeAVorfenen Wurm nicht so bald fallen gesehen, als sie schon darauf losstürzten, um ihn zu verschlingen. Ich hatte tatsächlich alle Hände voll zu tun, um nur die zwei weib- lichen Mäuler zu stopfen. Würmer, frische, ent- hülste Ameiseneier, kleine Ellritzen — alles war ihnen recht und zu jeder Tageszeit genehm. An Würmern brauchte ich allein für sie täglich 3 bis 4 fingerlange Würmer, 10 bis 12 große Ameiseneier, die AÜelen Fliegen, Eäupchen, Spinnen, die je nach Vorkommen verfüttert wurden, gar nicht mitgerechnet. Hierbei kam uur zu oft der Futterneid zum Ausbruch; wenn die eine gerade einen Regenwurm bis zur Hälfte hinabgewürgt hatte, war schon die andere da und hatte das Hinter- teil des Wurmes im Maul. So zogen und rissen sie den armen Wui-in hin und her, bis er ent- weder in der Mitte auseinander riß, oder die Stärkere ihn der Schwächeren aus dem Schlunde zog und damit in ein Versteck eilte, um ihn in Ruhe zu verzehren, oder gar das hinzukommende Männchen, durch das Toben aufmerksam gemacht, die raufenden Weibchen durch einige wohlgezielte derbe Püffe auseinander trieb und sich des so heiß umstrittenen Wurmes mitleidig annahm, um ihn höchsteigenmänlig zu verspeisen. Sofort hatten sich die beiden Todfeindinnen versöhnt, di’angen nun mit vereinter Macht auf das im Ge- nüsse seiner wohlverdienten Beute schwelgende Männchen ein und jagten ihm den Regenwurm wieder ab. So ging es Tag für Tag, und die Bäuche der Weibchen nahmen ersichtlich an Umfang zu. AVie zwei Plumpsäcke stand einem jeden zu beiden Seiten des Körpers der von Rogen strotzende Bauch ab. Eines schönen Tages sah ich etwas un- erwartetes. Die beiden Weibchen und der Gold- fisch waren friedlich in der vom Fenster abgewandten linken Ecke. Der gewöhnliche Aufenthalt des Männchens war in eine dichte Schlammwolke eingehüllt, die sich in lebhafter, wallender Bewegung befand. Näher zusehend. gewahrte ich das Männchen in voller Arbeit. Eifrig mit dei’ Schwanzflosse umherfahrend, wühlte es mit dem Maule im Boden henim. Nach einiger Zeit scliAvamm es aus der Wolke heraus, entdeckte die AVeibchen und machte sofort Jagd auf sie. Die Schmutzwolke verzog sich und ich entdeckte nach längerem Suchen eine schüsselförmige Grube, die mit AVurzel- fäserchen und abgestorbenen Pflanzenstengeln ansgekleidet war. Plötzlich fuhren die beiden verfolgten AVeibchen in die vom Männchen so- eben verlassene Niststelle. Älit verdoppelter AATit raste dasselbe hinter ihnen her und tiieb sie in die entgegengesetzte Ecke. Hier kam es zum Treffen. Mit auf gerichteten Rücken - und Bauchstacheln fuhren die drei Kampfes- lustigen auf dem Platze umher — wieder wurde das Männchen Sieger und schlug die AA^eibchen in die Flucht. Es jagte ihnen noch ein wenig nach, hielt dann iune und schien eUvas zu suchen. Emsig grub und wühlte es. Nun kam der Kopf mit einer langen AVurzel im Maule zum A^orschein — ein geAvaltiger Ruck und die AVurzel war losgerissen. Schleunigst trat das Männchen, sein Banmateiial im Manie, den Heim- Aveg an. Beim Nest augekommen, ließ es die Wurzel fallen, packte sie Avieder an einem Ende und stopfte sie mit dem Alanle in die AA'andung des Nestes. Dasselbe nahm das Tier mit dem anderen Ende vor. Als dies beendet Avar, bog es sich zusammen, indem es seinen Kopf dem ScliAvanze näherte und glitt zitternd mit der Außenseite des Körpers über die eingestopfte AA^urzel hin. Hierdurch wurde eine klebrige Substanz, eine Art Schleim ausgeschieden, die die AVurzel an das Flechtwerk des Nestes an- kittete. Nun zog es Avieder aus und brachte ein Mjudophyllum-Blatt, mit dem der Bau eben- falls ausgekleidet wurde. Ich Avollte beisteuern und ließ während einer kurzen Abwesenheit des Männchens mehrere ca. 5 cm lange eingeweichte Bindfadenstückchen in das Nest fallen. Nicht lange danach kam das Männchen zurück mit einem A'allisneria- Blatt im Maule. Als es die Eindringlinge er- blickte, ließ es das Blatt fallen, packte ein Schnurstückchen mit dem Maule in der Mitte Avie ein apportierender Pudel, scliAvamm damit in die gegenüberliegende Ecke, avo die anderen Stichlinge und der Goldfisch entsetzt auseinander- stoben, ließ es fallen, holte ein zAveites Stück- chen und schleppte es fort. Nicht eher ruhte das fleißige Tierchen, als bis das Nest vollständig gesäubert war. Als dies geschehen Avar, hob 244 H. Labonte; l)er Stichling und seine Zucht. der kleine Baumeister das vorhin gebrachte Vallisneria-Blatt und flocht es gleichfalls in das Nest hinein. Dann wieder schleppte er Sand herbei und spie ihn über den Bau, um ihn zu festigen. Nun warf ich einen langen, dünnen, schon welken Grashalm, den ich zuvor eingeweicht hatte, auf das Nest. Sofort fuhr das Männchen hin, packte ihn an einem Ende und wollte da- mit fort, jedenfalls um ihn zu entfernen. Doch der Grashalm verwickelte sich, und trotz allei- Anstrengungen brachte der Fisch den Halm nicht vom Flecke. Da ergab er sich und stopfte den Halm in das Nest, ihn kunstvoll herum- schlingend. Inzwischen war der Bau merklich gediehen und zeigte eine ca. 1^2 cm weite Eingangsöffnung. Ab und zu schlüpfte das Männchen hinein, ar- beitete drinnen angestrengt, kroch wieder her- aus und spie eine Menge Schlamm und kleine Wurzeln, die wohl seiner Ansicht nach nicht gut im Neste angebracht waren, aus. Daun wieder riß es einige größere Wurzeln heraus und ließ sie in einiger Entfernung vom Neste fallen. Nun rückte es an seinem Kunstwerk, um dessen Haltbarkeit zu prüfen, oder stellte sich vor dem Neste mit ihm zugewandtem Kopfe auf und fächelte kräftig mit den BrnstÜossen. Hierdurch entstand eine Strömung, die zu leicht befestigte Hälmchen mit fortriß. Als das Nest fertig war, erfolgte der Akt der Laichablage. Leider war ich zu dieser Zeit gerade abwesend, kann also hiervon aus eigener Beobachtung nichts berichten. Als ich nach etwa 10 Tagen wieder in das Nest blickte, entdeckte ich drunten einen trauben- förmigen Eierklumpen. Dm denselben herum schwammen wohl an die 100 reizende, junge, verhältnismäßig große Fischchen herum. Mit echtem Vaterstolze sah der alte Stichling dem Gewimmel seines Nachwuchses zu. Sobald sich ein Fischchen zu weit von der Brutstätte ent- fernte, war schon der besorgte Vater da, schnappte es auf und spie den kleinen Ausreißer säuberlich mitten in den Schwaj’in hinein. Was mir auffiel, war, daß die Weibchen nicht den geringsten Versuch machten, dem Männchen Eier und junge Fische zu rauben, wie ich schon öfters gehört und gelesen habe. Nein, scheu hielten sie sich in einer Ecke auf und hatten augenscheinlich mit dem Goldfisch Frieden ge- schlossen, denn dieser schwamm zwischen ihnen und neben ihnen ganz ruhig umher, so gut es eben der beschränkte Raum erlaubte, ohne daß ihm diese gelegentlich einen boshaften Biß in die Seite versetzten, wie sie es sonst gewohnt waren. Ich versuchte, die beiden Weibchen mit dem Futterstäbchen gegen das Nest zu jagen. Es war vergebens. Sie fürchteten anscheinend das Männchen, dessen bedrohliche Nähe sie ahnten, mehr als das wohlbekannte, futterspendende Instrument und wußten genau, daß es für sie etwas absetzen könnte, wenn sie sich dem Neste nahten, nur keine Eier und jungen Stichlings- braten. Kurz — sie flohen nicht, wie gewünscht, nach der Richtung zum Neste, sondern nur noch tiefer ins Dickicht. Dieses gute Gedächtnis läßt wohl auf eine gewisse Intelligenz des Stichlings schließen. Jetzt probierte ich das Experiment an dem gutmütigen, einfältigen Goldfisch, und siehe da — es gelang vortrefflich, worüber wohl das Versuchsobjekt am wenigsten erbant war. Der stetige Kriegszustand hatte offenbar die Milch seiner frommen Denkungsart in gährend Drachengift verwandelt, denn ich brauchte ihn nur an der Seite zu berühren — ein gewaltiger Schlag mit der Schwanzflosse und der Goldfisch sauste davon, natürlich in der Richtung znm Neste. Nun war er in der geheiligten Ecke angelangt und wollte ein wenig verschnanfen. Das was sich aber jetzt ereignete, ging über seinen ohnehin nicht weiten Horizont. Der strenge Familienvater war zunächst vor Staunen ob solcher Frechheit ganz starr. Dann aber faßte er sich schnell und fiel mit fürchterlicher AVut über den unberufenen Eindringling in seinen häuslichen Herd her. Mit gewaltigen Bissen und Stößen trieb er ihn noch mehr in die Ecke; hier aber, wo der Arme keinen Ausweg fand, wurde er erst recht gequält. Ohne Erbarmen biß der Stichling auf ihn los und zerfetzte ihm die Flossen, bis es dem Unglücklichen gelang, einen verzweifelten Ausfall zu machen und in sein A^ersteck zu flüchten, wo er wohl den heili- gen Vorsatz faßte, sich lieber die Flossen ab- zubeißen, als diesen Teufel zu reizen. Das Männchen hielt es unter seiner AVürde, dem also Gemaßregelten nachzusetzen. Ihm ge- nügte es, daß er Fersengeld gegeben hatte, und befriedigt schwamm es in seiner Ecke nmher, indem er die durch die AVucht des Kampfes umhergeschleuderten kleinen Fischchen mit dem Maule wieder zusammensuchte und ins Nest spie. Am schlimmsten war wohl der Goldfisch bei diesem Scharmützel weggekommen. DieSchuppen waren an einzelnen Stellen weggerissen und das E. Bilde: Die Forelle und die künstliche Fischzucht. 24 5 Fleisch bloßgelegt. Ich hatte nicht gedaclit, daß der Spaß so weit gehen würde und ließ den Goldfisch von da ab in Ruhe. Wider Er- warten erholte er sicli sehr rasch; die Wunden lieilten zu und die Flossen wuchsen bald wieder nach, bezw. zusammeu. Etwas aber war ge- blieben — die fürchterliche Angst vor dein Stichlingsmännchen. Nach einigen Wochen waren die Jungen schon so weit gewachsen, daß sie das Nest ver- lassen konnten, um auf eigene Faust sich durch die Welt zu schlagen. Als seine Kinder allmählich auszuschwärmen anfingen, ließ auch die Fürsorge des Alten nach. Er fuhr nicht mehr in blinder Wut auf das Futterstöckchen los, wenn ich es dem Neste näherte, und hielt sich überhaupt jetzt die meiste Zeit außerhalb der Lieblingsecke auf. Nun war es aber Zeit, die beiden Weibchen zu entfernen, da diese sich mit löblichem Feuer- eifer auf die A^ertilgung ihrer unbewacliten, schmackhaften Jungen warfen. (Nachdruck verboten.) Die Forelle und die künstliche Fischzucht. Von Dr. E. Bade. (Schluß.) (Mit fünf Originalphotographien und einer Textzeichnung.) ■ie Befruchtung des Laiches kann auf ver- schiedene Weise bewirkt wei-den. Früher wurde der Laich des Mutterfisches in eine mit Wasser gefüllte Schale gestrichen und diesem die Milch des Männchens zugesetzt. Durch sorgsames Umrühren mit der Hand, oder dem feinen Bart eines Pinsels, erreichte man eine ganz gute Vereinigung des Samens mit dem Ei. So aus- geführt ist die Befruchtung eine nasse. Die Eier verschiedener Fische nehmen ohne gleich- zeitige Anwesenheit von Samen kein Wasser auf, sie können also längere Zeit, ohne zu schwellen, im Wasser liegen; wird indessen nachträglich lebender Same unter sie gemischt, so findet auch dann noch eine Befruchtung statt, wenn auch die Eiei' schon stundenlang im Wasser zugebracht haben. Andere Fischeier nehmen "Wasser auch ohne Anwesenheit von Samen auf, und haben sie sich erst einmal voll- gesogen, so können sie nicht mehr befruchtet werden. Zu diesen Eiern gehören die unserer vorzüglichsten Wirtschaftsfische. Die Scliwierig- keit einer guten Befruchtung bei diesen Fischen macht es notwendig, um eine größere Nachzucht erwarten zu können, daß hier nicht die nasse. sondei'u die trockene Befruchtung gewählt wird. Die Eier der Mutterfische werden bei dieser in eine trockene, ßache Scliale abgestriclieii und mit der Milch eines oder melirerer Männ- chen gemischt, indem die Milcli des Männchens mit einer Federfahne (Gänsefeder) unter die Eier gerührt wird, dann erst werden die Eier mit Wasser übergossen, welches die Temjieratur besitzt, welche das Wasser aufweist, das zur Speisung des Brutappaiates benutzt wird. Die Gewinnung des Laiches und des Samens voll- zieht sich in nachstehender Weise. Der laich- reife Fisch wird aus dem A'asser genommen, abgetrockiiet und in ein trockenes Tuch einge- schlagen, damit er ohne starken Druck sicher gehalten werden kann. Ein sanftes Streichen auf den Bauch des Fisclies genügt dann, um die Geschlechtsprodukte austreten zu lassen, die in einem zusammenhängenden Strahl in die Schale fallen. Eier, die durch starken Druck hervorgepreßt werden müssen, sind nicht reif, also unbrauchbar. Zu Beginn des Abstreichens verhindern die Fische oft durch krampfhaftes Zusammenziehen des an der Geschlechtsöffnung befindlichen Schließmuskels, selbst bei stärkerem Druck auf den Bauchdecken, den Austritt der Eier, wenn auch diese, vollständig reif sind. Durch sanftes Streichen des Bauches bringt man jedoch den Fisch bald dahin, diesen Widerstand aufzugeben. Die Haltung des Fisches beim Abstreichen ist Abstreiehen des Mutterfisches. E. Bade: Die Forelle und die künstliche Fischzucht. 24 (i stets so, daß der Bauch abwärts gewandt und dicht über dem zur Aufnahme der Eier be- stimmten Gefäße liegt. Harn, der in einem wasserklaren Strahle abfließt, darf weder mit der Milch, noch mit den Eiern in Berührung kommen. Die befruchteten Eier werden in Brutapparate gelegt, durch welche ein ständiger Wasserstrom fließt. Am bekanntesten sind die sogenannten kalifornischen Brut- tröge und die Selbstausleser, die heute in verschiedener Ausführung gebraucht werden. Bei ersteren liegen die Eier auf einem eng- maschigen Drahtgeflecht, durch welches das zufließende Wasser vom Boden aus eindringt und die Eier etwas hebt. Bei den Selbst- auslesern ist die Wasserzuführung so reguliert, daß die gesunden, schwereren Eier sich mehr am Boden im zu- fließenden Wasser bewegen, die abgestorbenen, leichteren aber durch das abfließende Wasser nach außen geführt werden. Der Aquarien- liebhaber kann sich für seine Zwecke einen brauchbaren Selbstausleser ohne Kosten und Mühen selbst herstellen. Er gebraucht hierzu eine Biertuli)e, einen engmaschigen Durchschlag und eine Satte, wie sie zum Ansetzeu von Milch gebraucht wird. Der Durchschlag wird in die Satte so eingesetzt, daß er mit seinem Rande über der Satte hervorragt, er dient als Fangkasten für die ausge- schlüpften Fische. In den Durchschlag kommt die Biertulpe zu stehen und zwar so, daß das W asser über ihren Rand gleichmäßig ablaufen kann. Ein Gummischlauch, der Wasser zuführt, geht in der Tulpe bis auf ihren Boden. Damit er hier liegen bleibt, wird an seinem Ende ein Stück Bleirohr befestigt. Das eingeführte Wasser hebt und bewegt die Eier, bringt sie zum Ausschlüpfen und spült die Fischchen über den Rand der Tulpe in das Sieb.*) *) t^ergleiche : Dr. E. Bade. Die künstliche Fischzucht. Creutz’sche Verlagshandlung Magdeburg. Preis 1,50 Mk. Die in die Brutapparate überführten Eier sind vorsichtig zu behandeln, da sie gegen Er- schütterungen empfindlich sind. Im Leben des sich im Brutapparate entwickelnden Fischeies sind zwei Perioden besonders wichtig: die erste unmittelbar nach der Befruchtung, die andere, wenn die Augen der Jungen durch die Eischale hindurch sichtbar werden. Der erste Zeitab- schnitt ist der wichtigste. Mag die Befruchtung unter noch so günstigen Umständen erfolgt sein, die Bebrütung mit der größten Sorgfalt ausgeführt werden, mag für stets gleiche Temperatur, luft- haltiges Wasser usw. gesorgt werden, in den ersten Tagen wird immer ein entsprechender Abgang an Eiern zu verzeichnen sein, deren Verderbnis sich manchmal durch weißliche oder milchige Trübung im Innern zu erkennen gibt. Diese ersten Tage sind die Tage der Einleitung zu den organischen Vor- gängen, durch welche der Anfang für das spätere Tier gelegt wird. Nicht nur das Baumaterial bildet sich aus dem Dotter hervor, sondern die Anlage der hauptsächlichsten Or- gane, besonders des Nerven- systems und des Herzens; und bis der erste Blutlauf hergestellt und der Körper des Embryos eine, wenn auch nur geringe Festigkeit erlangt hat, reicht die ge- ringste Störung hin, um den Verlauf der Entwicklung entweder gänzlich zu unter- drücken oder doch unregel- mäßig zu gestalten. Das Aussuchen toter Eier gehört mit zu den täglichen Arbeiten. Das Entfernen dieser Eier ist dringend nötig, weil sich auf ihnen bald eine Wucherung von farblosen, fadenförmigen Schmarotzerpilzen (Achlya, Saprolegnia) einfindet, welche auch den gesunden Eiern gefährlich wird. Byssus nennt der Fisch- züchter für gewöhnlich diese Pilzfäden. Die Entwicklung der Fischchen in den Eiern schreitet allmählich vorwärts, so daß auch das Onginalaufnahme Der Züchter prüft die für die „Blätter“. Entwicklung der Brut. Ad, Andres: Ein lierpe tologisclier Ausllng in Ägypten. 247 Tierchen dem imbewaffneten Auge im Ei sichtbar wird. Besonders sind es die Augenpunkte, die sich als zwei große dunkle Flecke zeigen, und an deren Bewegung man deutlich erkennt, wie das Fischchen sich im Ei hernmwälzt. Dieser schwarze Farbstoft' in den Angen erscheint in der zweiten Hälfte der Entwicklung, und zu dieser Zeit ist das Ei am widerstandsfähigsten. Die Festigkeit und Elastizität hängt von der äußeren Eihaut ab, diese nimmt aber nach der an- gegebenen Periode allmählich ab, um dem herau- wachsenden Fischchen das spätere Sprengen der Hülle zu erleichtern. Will man Eier oder Fischchen genau be- trachten, so bedient man sich hierzu sehr zweck- mäßig einer gebogenen Glasröhre. Das eine Ende der Röhre schließt man mit dem Daumen, hält das andere dicht an die Eier oder Fischchen und entfernt dann plötzlich den Damnen. Das einströmende Wasser führt dann die zu be- trachtenden Gegenstände in die Eöhre hinein. Wird nun das Bohr mit dem Daumen wieder geschlossen und aus dem Wasser gehoben, so sind die Gegenstände in demselben leicht zu beobachten. Sind die Fischchen ausgeschlüpft uud haben sie den Dottersack aufgezehrt, werden sie in das Aquarium überführt und hier wie Brut- fische behandelt oder in das freie Gewässer ausgesetzt. Über Haltung der Forelle im Aquarium fehlen Beobachtungen noch fast ganz, auch meine diesbez. sind noch recht voller Lücken. Brut aus Fischzucht- Anstalten oder aus Teichen hält sich recht gut, wenn einige Vorsicht und Auf- merksamkeit angeweiidet wird. Nötig ist es^ daß das Wasser des Beckens in der ersten Zeit gut durchlüftet wird und sicli im Aquarium eine reiche Flora beündet. Die Durchlüftung wird nach und nach eingestellt. Solche an das Zimmer- aquarium gewöhnten Forellen halten noch eine vorübergehende verhältnismäßig hohe Erwär- mung des Aquarienwassers aus. Sobald indessen die Tiere schaukelnde Bewegungen ausführen, ist unverzüglich die Durchlüftung in Tätigkeit zu setzen und frisches Wasser durch einen Injektion s- durchlüfter einzuführen, oder es ist das alte Aquarienwasser durch wenigstens V.’, frisches zu ersetzen. (Nachdruck verhoteii.) Ein herpetologischer Ausflug in Ägypten. Von Ad. Andres, Alexandrien. (Korresp. Mitglied der „Isis“-München.) «enii die nordafrikanische Eeptilien-Fauna auch keine so interessante und reich- haltige ist. wie z. B. die hinterindische, welche uns gegenwärtig durch den schönen Aufsatz von Dr. P. Krefft im „Zoologischen Garten“*) so interessant geschildert wird, so bietet sie doch Anziehendes genug, um mich zu ver- anlassen, einen kleinen Ausflug in die Umgebung Eamleh’s bei Alexandrien kurz zu schildern. Ausgerüstet mit Sonnenschirm, Kätscher usw. bestieg ich eines schönen Juni -Morgens mein Eeittier in Gestalt eines kräftigen Eseleins, das sich, angestachelt durch Stimme und Stock meines Treibers, schnell in Trab setzte und mich bald außerhalb der Mauern der Stadt brachte. Mein erstes Ziel ivar das zwischen der Stadt und dem Vororte Eamleh sich er- streckende Trümmerfeld, wo ich sicher Schlangen vermutete. Meinen Esel im Schutze seines Treibers zurücklassend, machte ich mich auf die Suche auf dem mit spärlichem Gestrüpp und Fettkraut bedeckten, sehr hügeligen Ge- lände. Fast auf jeder Erliöhung, auf jedem Steinhaufen ' saß ein Hardun (Agama stellio), hier schnell in seiner Höhle verschwindend, dort eine Strecke weit fortlaufend, und mich dann stehenbleibend mit lebhaftem Kopfnicken begrüßend. Einige Stücke, darunter ganz hellbraune, sowie ganz schwarze Exemplare mit weiß- getupfter Kehle fielen mir nach und nach nicht ohne Mühe zur Beute; auch einige Eidechsen (AcantJwdaetglus hoslianus), welclie in blitz- schnellem Laufe vor mir über den W eg huschten, wurden mitgenommen. Da auf einmal durch lautes Eascheln aufmerksam gemacht, gewahre ich eine Schlange, die mit großer Schnelligkeit in einer Höhle verschwindet. Mit dem Stock meines Netzes wird nachgefahren und schon entflieht die Schlange ihrem schützenden Versteck, um diesmal mit sicherem Griff gepackt sich in meiner Gewalt zu befinden. Es ist eine Eidechsen-Natter {Coelo])eltis monspessulana)^ ca. 1.20 m groß, die wütend, aber ohne mich zu verletzen um sich beißt und bald in einem Säckchen sicher imtergebracht ist. 0 Vergl. No. 6, 7 und 8, Jalirg. 1904. 248 W. Jürgens: Der Pfeilschnabel (Mastacembelus). Noch ein gleiches, fast ebensogroßes Exem- plar fällt mir znr Beute und ich besteige wieder meinen Esel, um mich den bekannten Feldern znzuwenden. Die an den Palmen und Mauern sitzenden Hardune lassen mich nun kalt und ich schenke vielmehr den Wassergräben meine Aufmerksam- keit, wo ich auch bald eine größere Anzahl von Discoglossus pictus bemerkte. Ich fange einige Exemplare leicht mit dem Kätscher: diese schönen Fröschchen von hellgrüner, metallisch glänzender, bisweilen ganz dunkel- brauner Färbung, viele mit einem hellen breiten Streifen auf dem Kücken, sind bei mir durch ihre Lebhaftigkeit und Ausdauer äußerst dank- bare Terrarientiere. Hier erbeüte ich auch ziemlich leicht die schöne Mahuia vittata\ mit ihrem kleinen klugen Köpfchen und munteren Äuglein ein reizendes Geschöpf, und ferner unter Steinen einige Exemplare von Chalcides ocellatus. Nach dieser recht ergiebigen Ausbeute mache ich mich wieder auf den Weg. Langsam durch eine kleine Allee von blühenden Ricinus- sträuchern und niedrigen Palmen reitend, be- merke ich ein Chamäleon {Chmnaeleo vulgaris), das zwar durch lebhaftes Fauchen protestiert, doch leicht ergriffen und in einem Säckchen sicher untergebracht wird. Meine Hoffnung, in der Wüste selbst etwas zu finden, erfüllte sich leider nicht. Brennt die Sonne vielleicht zu heiß hernieder?, denn es ist inzwischen 12 Uhr geworden. Außer einigen Acanthodactylus ist kein lebendes Wesen zu erblicken, und ich beschließe, bevor ich mich auf den Heimweg begebe, im Schatten eines einzeln in der Wüste stehenden halbverfallenen Hauses etwas auszuruhen. Zu meiner Über- raschung bemerke ich am Gebälk der noch ziemlich gut erhaltenen Küche einen großen Gecko, der mit Hilfe meines Netzes sich bald in meiner Gewalt befindet, es ist eine Tarentola mauritanica; durch diesen Fang aufmerksam gemacht, durchsuche ich das Haus genauer und fange noch einige Exemplare gleicher Art, sowie zwei Ptyodactylus lohatus und einen kleinen Scheibenfinger (Hemidad.ylus turdcus). Mit dem Fangergebnis des heutigen Tages sehr zufrieden, aber auch ziemlich ermüdet, komme ich zu Hause an, um noch die einzelnen Tiere in ihre Behälter zu verteilen, wo sie bald mit ihren Leidensgefährten Freundschaft schließen und sich wohl und munter befinden. Der (Nachdruck verboten.) Pfeilschnabel ( Mastacembelus), Von W. Jürgens. (Mit einer Originalzeichnung und 4 Skizzen.) ährend noch vor 6 oder 7 Jahren die Kunde von dem gelungenen Import eines neuen Aquarienfisches in den Kreisen aller Lieb- haber einen lebhaften Widerhall fand, hat sich dieser Eifer gegenwärtig durch die vielen Neu- einführungen von Fischen in den letzten Jahren etwas abgekühlt. Man ist verwöhnt worden und hält es für ganz selbstverständlich, daß in jedem Jahre das Fischkontingent unserer Aquarien eine nicht zu geringe Vermehrung durch ausländische Vertreter erfährt, und man begnügt sich damit, von diesen Neueinführungen aus den Berichten, welche darüber in den „Blättern“ oder in „Natur und Haus“ erscheinen, einfach Kenntnis zu nehmen. Drei Eigenschaften sind es besonders, welche die Aquarienliebhaber veranlassen, den im- portierten Fischen ihre besondere Aufmerksam- keit zu schenken, die interessante Brutpflege, die Farbenpracht des Schuppenkleides oder die absonderliche, eigenartige Gestalt. Ein Unikum der letzteren Art ist der von Hans Stüve in Hamburg kürzlich importierte Pfeilschnabel (Mastacembelus). Herr A. Kehn, ein Mitglied unseres Magde- burger Aquarien Vereins „Vallisneria“ erwarb Anfang Juli dieses Jahres von H. Stüve drei unbekannte Fische, welche wir hier mit Leichtig- keit als Angehörige der Familie der Mastaeem- helidae bestimmen konnten. Diese Fische bilden eine Familie der Unterordnung der Blenniiformes. Die Mastacembeliden gehören hauptsächlich der indischen Region an. Eine Art M. alepensis ist in Syrien und Mesopotamien nachgewiesen und drei Arten dieser eigentümlichen Fischgattung hat man in Westafrika gefunden und zwa.r M. crypt- aca^ithus, M. marchei und M. niger. Im ganzen kennt man 13 Arten. Die aalartige Gestalt, das Fehlen der Bauch- flossen, die große Zahl von isolierten Stacheln vor der weichen, langgestreckten Rückenflosse und vor allem der rüsselförmig verlängerte obere Teil des Maules, welchem das Tier seinen Namen Mastacembelus (Pfeilschnabel) verdankt, sind so charakteristische Merkmale, daß man diese Fisch- familie mit keiner andern verwechseln kann. Das Auffallendste an diesen Fischen ist unstreitig der einem Vogelschnabel gleichende, weiche, be- wegliche Anhang des Oberkiefers. Nicht weit W. Jürgens: Der Pfeilschiiabel (Mastacembelns). 249 Originalzeiohnung für die „Blätter“ nach einer Skizze des Verfassers. Pfeilsclinabel (Mastacembelns spec.). von der Spitze dieses eigentümlichen „Schnabels“ befindet sich unterhalb und seitlich je ein zapfen- artiges Gebilde, wodurch das Kopfende von unten gesehen, die Form eines Dreizacks zeigt. Von der Seite gesehen, tritt diese Dreizackform weniger hervor. Ihre anatomische und osteologische Über- mit den Aalen, auch, wie be- das Fehlen der gemein haben, Alb. Günther als acanthop- einstimmung mit denen sie reits erwähnt, Bauchfiossen ist so groß, daß sie geradezu tery gische Aale charak- terisiert. Mau würde sie sicherlich zu den Muräniden rechnen, wenn nicht die Anwesenheit der Rücken- und Bauchstachelu ihre Zugehörigkeit zu den Stachelfiossern bedingte. Die beiden Stacheln vor der After- flosse und, soweit sich bei der Lebhaftig- keit der Fische erkennen ließ, die letzten 5 Stacheln vor der Rückenflosse sind mit einem Ansatz von Flossenhaut versehen. Die 25 oder 26 Rückenstacheln beginnen schon in der Nackengegend und werden nach hinten immer kräftiger. Die Färbung ist ein brauugrüner Grundton wie bei den Aalen und Neunaugen. Die Bauchseite ist weiß. Ein breites, dunkles Band, in dessen Mitte die Seitenlinie verläuft, streckt sich vom Kopf bis zum Körperende. Die ganze Oberfläche des Fisches ist mit vielen größeren und kleineren hellen Flecken sehr an- sprechend gezeichnet. Der Kopf ist mit schwar- zen Zeichnungen, die hauptsächlich in der Längs- richtung verlaufen, marmoriert und die Kiemen- deckel von goldgrünem Glanze. Die gelbliche Rücken- und Afterflosse sind durch feine schwarze Striche und Punkte ungemein zierlich gemustert. Die Schuppen, welche den Körper bedecken, sind so klein, daß sie mit bloßem Auge nicht zu er- kennen sind. Auch in ihrer Lebensweise scheinen die Pfeil- schnäbel viel mit den Aalen gemein zu haben. Sie liegen häufig im Bodengrund versteckt und lassen nur das vordere Körperende hervorragen. Zuweilen suchen sie unter schlängelnden Be- wegungen den Bodengrund ab; die spitze Schnauze streckt und krümmt sich und taucht hier uud dort in den Sand, wobei man uiiAvill- kürlich an einen Nahrung aufpickenden Vogel erinnert wird. Wahrscheinlich leistet der Rüssel mit den beiden Zapfen dem Tiere dieselben Dienste wie die Bartfäden den Welsen. Nach Albert Günther zerfällt die Familie der Masta- cembeliden in die beiden Gattungen Mastacem- helus und Rhynchohdella, die sich dadurch unter- scheiden, daß der rüsselförmige Fortsatz bei der letzteren Art auf der Unterseite mit Quer- streifen versehen ist, die bei Mastacemheliis fehlen. Weiter berichtet der ge- nannte Autor, daß Rhynchohdella aculeaki, sowie M. jmncalus uud M. armaius in Indien außerordentlich gemein sind und armatus eine Länge von zwei Fuß erreicht. Da bei unseren Tieren die Querstreifen an der unteren Seite des Rüssels fehlen, so sind sie sicher als Mastacem- helus anzusprechen. Wir wollen nur wünschen, daß diese merk- 250 Kennzeichen und geographische Verbreitung der europäischen Schlangen. würdigen Tiere sich als haltbare und empfehlens- werte Aquarienfische erweisen mögen, umsomehr, da sie wegen der Kleinheit ihres Maules selbst den winzigsten Fischen nicht gefährlich werden können. Znm Schluß will ich noch hervorheben, daß bei ihrem Einwühlen der Bodengrnnd nicht im geringsten aufgewirbelt wird. Das Einwühlen geht ohne Wassertr Übung eben so glatt von Statten wie bei kleinen Aalen und Neunaugen. Besonders diejenigen Liebhaber, welche gern Fische halten, die durch ihre sonderbare, fremd- artig anmntende Gestalt das Erstaunen des Be- schauers erregen, werden ihre Freude an diesen Tieren haben. Einstweilen wollen wir hoffen, daß die drei mimteren 12 — 18 cm langen Fische unserm rührigen Vereinsmitgliede Herrn Keim recht lange erhalten bleiben, damit sie inter- essante Schaustücke der von nnserm Verein „Vallisneria“ für den Sommer 1905 geplanten Aquarien-Ausstellnng in den Grnson-Gewächs- hänsern bilden. (Nachdruck verboten.) Kennzeichen und geographische Verbreitung der europäischen Schlangen. Von Gustav Keiche. (Fortsetzung.) (Mit Bestiminungstabellen u. 25 Kopfscbilderzeichnungen.) Coluber. I. Kostrale nicht tiefer als breit, der von oben sichtbare Teil nicht halb so lang als die Entfernung von den Frontale. 25 oder 27 Längsreihen: alle Schuppen vollkommen glatt = leoparcllnus 23 oder 25 Längsreihen: Schuppen schwach aber deutlich ge- kielt = q ua tuorlineatm 21 oder 23 Längsreihen: Banchschilder mit einer deutlichen, sehr stumpfen, seitlichen Bauchlinie, schwach aber deutlich gekielt = longissimus II. Kostrale tiefer als breit, der von oben sicht- bare Teil mindestens halb so lang als die Entfernung vom Erontale. 25 — 29 Längsreihen: alle Schuppen vollkommen glatt = scalaris, Coluber leopardinus, Bp. Körper schlank aber kräftig, ziemlich gleich dick. Schwanz kurz, 7e der Körperlänge. Kopf länglich eiförmig, ziemlich gleich hoch; Schnauze schwach vorragend. Oberseite hellgraubraun oder rötlichgrau, mitunter mit vier undeutlichen Längsstreifen. Oberer Eand des Kostrale schwarz; ein breites schwarzes nach vorn gebogenes Querband verbindet die Augen; ein schwarzes Band vom Hinter- rand jedes Augenbranenschil- des über die Schläfe zum Mundwinkel; eine senkrechte Linie unter dem Auge; eine „ , , schwarze Mittellinie über den hinteren Teil des Kopfes mit zwei kurzen seit- lichen Ausläufern. Typische Form: Im Nacken ein großer, hufeisenförmiger Fleck, der vorn an die schwarze Mittellinie des Kopfes anstößt. 4 Reihen rotbrauner, schwarz gerändelter Flecken. Eine Reihe schwarzgraner Flecken jederseits am Bauchrand. Unterseite gelblich- weiß oder fleischfarben, Bauch in der Mitte breit stalilblau oder -grau gefärbt oder mit eben- solchen Würfelfiecken. Schwanz ebener ge- zeichnet oder mit zwei dunklen Längslinien. Längsreihen = 25 — 27. Bauchschilder = 222 — 260. Schwanzschilder = 68 —89. Coluber leoq)ardinus, Bp. (Varietäten nach Werner.) var. quadriVmeatus, Pall. Über den Rücken laufen zwei ziemlich breite, rotbraune, schwarz geränderte gradlinige Längsstreifen, als Fortsetzung der beideji Schenkel des Hufeisennackenfleckes. Zwischen den beiden Längsstreifen ist die Grundfarbe meist heller als an den Seiten. Im übrigen der typischen Form gleich. Fundorte: Italien, Istrien, Illyrien, Dalma- tien, W. -Kroatien, Herzegowina, Balkanhalbinsel, Jonische Inseln, Malta, Sizilien, Krim. Coluber quatuorlineatus, Lacep. Körper ziemlich kräftig, seitlich stark zu- sammengedrückt, viel höher als breit, mit ziem- lich flacher Unterseite und deutlicher Seiten- kante. Kopf groß, breit, elliptisch, deutlich vom Halse abgesetzt. Unter dem Praeoculare ein oder zwei Subocularschildchen. Schwanz mittellang 7s bis der Körperlänge, am Ende in eine nicht sehr Coluber quatuorlineatus Lacep. dÜllUe, läUgS gefui Cllte Kennzeichen and geographische Verbreitung der europäischen Schlangen. 251 Spitze aiislaufeiid. Oberseite liellgran, braugranii, rötlicligraii, mit 4 dunklen Fleckenreilien oder Längsstreifen. Kopf oben dunkler, schwärzlich, mit zwei gelben, in der Regel bogigen Flecken. Ober- und Unterlippenschilder haben dunkle Nähte. Vom Auge zum Mundwinkel zieht ein schwarzer Streifen. Unterseite gelblichweiß, mit zahlreichen viereckigen Flecken dicht be- setzt oder schwefelgelb. Schuppen schwach, aber deutlich gekielt, die äußerste Reihe jeder- seits glatt, Kiele am Rücken mehr hervortretend, in nicht sehr schiefen Qnerreihen. Längsreihen = 23 — 25. Bauchschilder = 195 — 234. Schwanzschilder = 63 — 90. Fundorte: Frankreich, Italien, Istrien, Dal- matien, Kroatien, Herzegowina, Griechenland, LMgarn, S.-Rußland. CoJuber longlsslmus, Laur. Körper bald schlank, bald wieder ziemlicli dick, gegen den Kopf zu merklich verdünnt, höher als breit. Unterseite flach mit deutlicher Seitenkante. Kopf gestreckt elliptisch, nicht ganz zweimal so lang als breit. Schwanz mittellang, 7s Aer Körperlänge. Rostrale von oben wenig sichtbar. Ober- seite strohgelb, grau, braun- gelb, Olivenfarben, grau- grün bis schwarz, nach vorn und nach den Seiten heller, daher Kopf und Hals oft ganz strohgelb. 6 — 7 Reihen dunkler brauner Flecken über die Oberseite. Figur 13. Am Hinterkopf ein großer Cohxher longissimua Laur. hufeisenförmiger, dunkel- brauner Fleck, an den sich die Rückenflecken anreihen. Zwischen den Augen eine dunkle Linie; vom Auge zum Mundwinkel ein breiter, dunkelbrauner Streifen. Hinter dem Mundwinkel ein hellgelber, dem der Ringelnatter ähnlicher Fleck. Unterseite schwefelgelb, seltener weiß- gelb, dunkelgrau, an den Augenseiten weiß ge- fleckt. Schuppen im vorderen Teile des Körpers vollkommen glatt, nach hinten zu sehr fein gekielt, in nicht sehr schiefen Querreihen. Längsreihen = 21 — 23. Bauchschilder = 212 — 248. Schwanzschilder = 60 — 91. Coluher longissimus, Laur. (Varietäten nach Werner.) 1. var. romanm, Luelc. Mit vier dunkelbraunen, deutlicheiiLängsstreif en. 2. var. U'prosus Daud. Die weißen Strichei sind an den Rumpfseiten so entwickelt, daß sie aneinanderstoßen und dadurch weiße Längslinien entstehen. 3. va,r. suhgrisea, Wern. Oben schwarzgrau bis tiefschwarz, unten dunkelgrau, wobei die Bauchkante oft ganz hell bleibt. Fundorte: Dänemark, Deutschland, Frank- reich, Italien, Dalmatien, Balkanhalbinsel, BoS' nien, Österreich-Ungarn, Tirol, Kärnthen, Steier- mark, Galizien, Bukowina, Slavonien, Kroatien, Herzegowina, Ungarn, Siebenbürgen, Mähren, Schlesien. Coluher scaJaris, Scliinz. Kö]'per kräftig, ziemlich plump und ge- drungen, walzenförmig oder schwach gepreßt, mit wenig deutlicher Seitenkante. Kopf hinten sehr breit, oben platt, Schnau- zenspitze weit über den Unter- kiefer vorragend. Schwanz kurz, höchstens 7e Aer Kör- perlänge. Rostrale groß, viel länger als breit, sein oberer Teil reicht bis zwischen die Internasalen. Oberseite grau, hell, oft ins Grüne neigend. „ , , V- , . Auf dem Kopfe eine breite, schwarzbraune Gabelbinde, Spitze zwischen den Augen, Schenkel bis über das Nasenloch und ein senkrechter schwärzlicher Strich, welcher sich durch die Augen zieht. Im Nacken ein breiter, oft undeutlich dreieckiger Querfleck, in in der Mitte einen hellen Zwischenraum von der Grundfarbe. Auf dem Rücken eine Reihe schwärzlicher oder dunkelbrauner Querflecken. An den Seiten außerdem noch eine oder mehrere Reihen ähnlicher Flecken. Unterseite mit schwärzlichen Flecken gezeichnet. Schuppen vollkommen glatt, länglich rhombisch, ziemlich deutlich geschindelt, in sehr schiefe Querreihen gestellt. Größte europäische Schlange. Längsreihen = 25 — 29. Bauchschilder = 201 — 220. Schwanzschilder = 48 — 68. Fundorte: Frankreich, Spanien, Portugal. Coronella. 19 Läugsreihen. Rostrale so lang als breit, von oben gut sichtbar = austriaca 21 Längsreihen. Rostrale breiter als lang, von oben wenig oder gar nicht sichtbar = girondica. 252 Kennzeiciien und geographische Verbreitung der europäischen Schlangen. Coronella austriaca, Laur. Körper nicht sehr schlank, nach vorn und liinten nur wenig verdünnt, ziemlicli walzen- förmig. Kopf ziemlich klein, dreieckig, flach, vom Rumpfe deutlich abgesetzt, mit ziemlich kleinen Augen. Schwanz kurz, der Körper- länge. Rostrale dreieckig, ebenso hoch als breit, zwischen die Internasalia eingekeilt, von oben gut sicht- bar. 3. u. 4. oberes Lippenschild berührt das Auge. Oberseite gewöhnlich braun, ins oliven- farbige, graue, gelbliche, na- mentlich ins rötliche geneigt, Figur 15. Coronella am Rückeu dunklei’ als an den 7^ aushtaca Laut. stcts diiuklere Kopf schwärzlich gesprenkelt, im Nacken ein zweischenkliger oder ausgerandeter Fleck. Längs der Kopfseiten ein zur Mundspalte laufender, dunkler Streifen. Die typische Form hat oben 4 Keihen kleiner, rot- oder horubrauner, schwarz- braun gerändei'ter Flecken, Seitenflecken undeut- licher als die des Kückens. Unterseite ziegel- rot, grau, weißlich gelbgrau; in der Jugend einfarbig; im Alter mit schwärzlichen Sprenkeln besetzt, welche öfters so überhand nehmen, daß der Bauch ganz schwarz erscheint. Längsreihen = 19. Bauchschilder = 159 — 189. Schwanzschilder = 42—64. Coronella austriaca, Laur. (Varietäten nach Werner.) vur. a. Flecken groß, dunkel gerändert, nament - lich die des Rückens und diese beiden Reihen zu Querbinden verschmolzen. var. h. Flecken des Rückens zu zwei breiten, dunkel geränderten Längsstreifen, vom Hinter- hauptsflecken ihren Ursprung nehmend, ver- schmolzen. var. c. Flecken wie bei var. a. und h., sowolü der Länge als der Quere nach, leiterförmig verbunden. var. d. Alle Schuppen mit einem dunklen Längsstrich in der Mittellinie. Seitenzone dunkler als die Rückenzone, scharf davon abgegrenzt. rar. e. mit vier dunkelbraunen, deutlichen, aber nicht dunkel geränderten Längsstreifen. var. f. ohne Fleckenzeichnung des Rumpfes und Schwanzes. var. g. Rostrale groß, trennt die Internasalia vollständig voneinander. In diesem Falle springt die Schnauze auch ganz merklich über den Unterkiefer vor. Fundorte: England, Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien, Österreich-Ungarn, Tirol, Steiermark, Siebenbürgen, Kroatien, Bosnien, Dalmatien. Coronella yirondica, JJaud. Körper sclilank, kaum kleiner, aber meist viel dünner als bei austriaca. Kopf ähnlich wie austriaca, nur Rostrale bedeutend breiter als lang, von oben gerade noch sichtbar. Schwarz dünner und schlanker wie austriaca. der ganzen Körperlänge betragend. 4. und 5. oberes Lippenschild berührt das Auge. Oberseite dunkel gelb oder graubraun, rötlich oder Olivenfarben. Am Hinterkopf ein Fig. le. coroneiia hufeisenförmiger Fleck. Rücken mit mehr oder weniger deutlichen Querbinden. An den Seiten eine Reihe ähnlicher Flecke, mit einem langen, dunklen Streifen jederseits des Halses beginnend. Rumpfseiten oft intensiv rötlich. Unterseite gelblich oder rot, mit einer Reihe länglich viereckiger Flecken an jeder Seite. Ein dunkler Streifen vom Hinterrande des Auges bis zum Mundwinkel; eine dunkle Linie zwischen den Augen und eine solche senk- recht unter dem Auge bilden die Kopfzeichnung. Längsreihen = 21 (selten 19 oder 23). Bauchschilder = 174 — 190. Schwanzschilder = 55 — 72. Fundorte: Frankreich, Portugal, Spanien, Italien, Tirol, Korsika, Sai-dinien. Tarl)02)his fallax, Fiel schm. Körper kräftig, bei erwachsenen Exemplaren sehr verdickt und seitlich zusammengedrückt, mit deutlich verschmälertem Halsteil und kurzem Schwanz. Kopf breit, flach, dreieckig, deutlich vom Rumpf abgesetzt, Augen mit vertikal ellip- tischer Pupille (Nachttier). Zügelschild stößt unter dem Praeoculare vorbei direkt ans Auge. (Einzige Art Europas.) Hintere Ober- kiefei'zähne verlängert und vorn mit einer Längsfurche vei- sehen, stehen mit einer Gift- drüse in Verbindung, deren Ausscheidung für kleinere Tiere wie: Eideclisen, Vögel, Mäuse tötlich, für den iMenscheu völlig unschädlich ist. Ober seife hell- bis dunkelgrau oder auch graubraun mit einer Reihe großer schwarzer Flecken, die nach hinten immer heller werden und dann oft in zwei Reihen stehen. Der erste Flecken ist fünfeckig, stößt mit seiner Spitze an die dunkle Fig. 17. Tarbophis fallax Fleischtn. Kennzeichen und geographische Form der europäischen Schlangen. 253 gefärbte Parietalnaht an. An den Seiten eine Reihe kleinerer Flecken. Unterseite weißlich oder gelblich mit dunkelgraiien Punkten. Vom Auge zum Mundwinkel eine dunkle Linie. Schuppen glatt, ziemlich groß, etwa sechseckig. Längsreihen = 19 (äußerst selten 21). Bauchschilder = 191 — 250. Schwanzschilder = 40 — 75. Fundorte: Illyrien, Dalmatien, Herzegowina, Balkanhalbinsel, Griechenland, Griechische Inseln. Coelopeltis monspessulana, Herrn. Körper gestreckt, walzig, in der Mitte schwach verdickt, seitlich kaum zusammengedrückt. Kopf groß, länglich elliptisch, mehr oder weniger deutlich vom Halse abgesetzt, zwischen den Augen vertieft, mit vorspringenden Augeubrauen- schildern. Augen groß, mit runder Pupille. Hintere Oberkieferzähne verlängert und vorn mit einer Längsfurche versehen, stehen mit einer Giftdrüse in Verbindung. Oberseite graubraun oder rotbraun, dunkelgefleckt oder quer- gebändert oder mit unter- brochenen Längsstieifen. 7 bis 8 Längsreihen der Schuppen mit hellen Längsstrichen an den Rändern. Unterseite gelb oder elfenbeinweiß, grau oder rötlich gefleckt, die Flecken in mehr oder weniger deutlichen Längsreihen. Kopf mit dunkleren Zeichnungen, die oft wieder gelblich gerändert sein können. Rumpfseiten nicht selten graublau. Schuppen in der Jugend glatt, bei erwachsenen Exemplaren in der Mitte vertieft. Längsreihen = 17 oder 19. Bauchschilder = 163 — 210. Schwanzschilder = 68 — 100. Fig. 18. Coelopeltis monspessulana Herrn. Coelopeltis monspessulana^ var. neumeyer, Fitz. (Varietäten nach Werner.) Oberseite einfarbig braun; Unterseite ein- farbig hellgelb. Seiten des Rumpfes mitunter ebenfalls blaugrau. Coelopjeltis monspiessulana, var. fusca. Oberseite dunkelbraun; die Seiten mit gelben Schuppenrändern, wodurch eine zusammen- hängende Längsstreifung derselben hervorge- bracht wird. Coelopeltis ist eine der größten europäischen Schlangen, da sie bis 2 Meter Länge erreicht. Fundorte: Frankreich, Spanien, Italien, Illy- rien, Dalmatien, Herzegowina, Balkanhalbinsel, Jonische Inseln, Sizilien. Figur 19. Macroprotodon mcutlatuSf J. Geoffr. Macroprotodon eucullatus, J. Geoffr. Körper kurz, bald schlank und dünn, bald ziemlich kräftig und gedrungen. Kopf mittel- groß, breit elliptisch, in seiner vorderen Hälfte flach bis zu den Augen, von da nach rückwärts besonders im Alter steil aufsteigend, am Ende der Parietalia am höchsten. Kopfseiten schief nach außen und abwärts ge- stellt, daher die ziemlich kleinen Augen und die ganze Seitenbeschilderung bis zum Kieferrande von oben sichtbar. Nasale doppelt so lang als hoch. Oberseite graubraun, von 4—6 Reihen schwarz gerandeter Schuppen durchzogen, die im Alter undeutlich werden. Vom Nasenloch durch das Auge zum Mund- winkel zieht ein schwärzliche!’ Streifen, der unter dem Auge einen schief abwäi’ts bis zum Lippenrande reichenden Fortsatz abgibt. Von den Mundwinkeln jederseits aufwärts bis zur Kopfmitte ein winklig gebogener Streifen, der manchmal mit dem gegenüberliegenden zu- sammenstößt. Im Nacken ein schwärzlicher Fleck, nach vorn und hinten streifenartig ver- längert und mit Seitenflecken, die sich bis zur Kehle ziehen. Unterseite blaßgelb oder apfel- grün, oft rosa überlaufen, einfarbig oder durch drei- oder viereckige Flecken gewürfelt. Längsreihen == 19 — 25. Bauchschilder = 153 — 192. Schwanzschilder = 40 — 54. Fundorte: Spanien, Balearen. l/ipera. Schnauze am Ende nicht aufgeworfen. Frontal- und Parietalschilder gut aus- gebildet. Eine Reihe von Schuppen zwischen Auge und oberen Lippenschildern. a. Schnauze stumpf zugespitzt; flach oben, oder mit leicht er- hobener Kante. Rostrale in Ver- bindung mit einem Apical- schild (selten mit zwei). 6 — 9 obere Lippenschilder (gewöhn- lich 7 — 8.) 19 Längsreihen (selten 21). Bauchschilder 1 20 bis 142; Schwanzschilder 30—37. = ursinii. b. Schnauze zugespitzt, mit er- hobener Kante. Rostrale in Ver- bindung mit einem Apical- 254 Jileine Mittciiangcii. Schild. 8 — 9 obere Lippen- schilder. 21 Längsreihen (selten 19). Bauchschilder 130 bis 150; Schwanzschilder 24 — 37. ■= renardi. c. Schnauze abgestutzt, mit leicht erhobener Kante, oben flach. Rostrale in Verbindung mit zwei Apicalschildern (selten mit einem). 21 Längs reihen (selten 19 oder 23). Bauch- schilder 132 — 158; Schwanz- schilder 33 — 41. = herus. Schnauze mehr oder weniger aufgeworfen am Ende. Frontal- und Parietalschilder nicht aus- gebildet. Zwei oder drei Reihen von Schuppen zwischen Auge und oberen Lippen- schildern. a. Schnauze wenig aufgeworfen, Erhöhung mit 2 — 3 Apical- schildchen. Rostrale nicht mehr als mal so tief als breit. 21 Längsreihen. Bauch- schilder 139 — 158; Schwanz- schilder 33 — 46. = aspis. b. Schnauze wenig auf geworfen, Erhöhung mit 5 — 6 Apical- schildchen (selten 3). Rostrale 1^2 — 2 mal so tief als breit. 21 Längsreihen. Bauchschilder 125 — 147; Schwanzschilder 32 bis 43. = letastei. c. Schnauze stark aufgeworfen, verlängert in einem Hautlappen, bedeckt mit 10 — 20 Apical- schildchen. Rostrale nicht tiefer als breit. 21 Längs- reihen. Bauchschilder 133 — 162 ; Schwanzschilder 28 — 30. = ammodytes. (Schluß folgt.) TU ;|deine J\4iReiIun^eti> Sardinen in unermeßlichen Schwärmen waren vor einiger Zeit bei der Insel Sylt zu beobachten. Die Tiere färbten auf w'eite Strecken am Strande entlang das Wasser dunkel, und machten zeitweise das Baden fast unmöglich. Sie sind sonst dort, wie uns geschrieben wird, ganz unbekannt; die Fischer bezeugen überein- stimmend, daß sie seit hundert Jahren dort nicht gesehen worden seien. Da zugleich von der bretonischen Küste, wo die Hauptlaichplätze der Sardinen sind, das Verschwinden der Fische gemeldet wird, mögen sie eine Reise an den deutschen Strand gemacht haben. Während es nun in den ersten Tagen bei klarem Wasser genau zu beobachten war, wie die zahllosen Tierchen sich trotz des Wellenganges immer sicher hinter der Linie hielten, die den unterseeischen steilen Abfall der Sylter Küste bezeichnet, fingen sie kürzlich an, höher und höher auf den flachen Strand zu drängen, so daß sie in die sich überschlagenden IVellen gerieten und er- barmungslos aufs Trockene geworfen wurden. Tagelang hatte man das jammervolle Schauspiel von Tausenden und Abertausenden im Tode zappelnder und springender Fische. Der Grund für das veränderte Verhalten der Tiere wurde bei aufmerksamer Beobachtung klar: auf der ganzen Linie hinter den Sardinenschwärmen schossen kräftige grüne Fische, die räuberischen Makrelen, blitzschnell hin und her, die Sardinen vom offenen Meere absperrend und gierig unter ihren Opfern aufräumend, die sich nur dadurch vor ihnen retten konnten, daß sie immer näher an den gefährlichen Strand drängten und so dem Erstickungstode auf dem Sande entgegengingen. Bemerkenswert war weiter noch, daß augenscheinlich beide, die Verfolgten wie die Verfolger, von einem dritten, größeren Feinde bedrängt wurden, der bald hier, bald dort auftauchte. Es war ein Katzenhai, dem Makrelen wie Sardinen gleicherweise zur Beute wurden. Einmal geriet er bei Wenningstedt im Über- eifer der Verfolgung auf den Strand, wo ihm die an- wesenden Badegäste mit Stöcken und Spaten zu Leibe gingen. Doch gelang es dem übel verhauenen Räuber, noch lebend wieder das Wasser zu gewinnen. Er ver- schwand schleunigst auf Nimmerwiedersehen. Die Sylter Fischer wissen den unerwarteten Sardinen- segen nicht recht zu nützen. Nur hin und wieder fischt sich einer einen Korb voll, zu Hühnerfutter. Fast die ganze zahllose Masse von Sardinen, die sich in den Wellen tummelte, liegt jetzt in endloser silbergrauer Reihe am Strande und wird von den Fliegen und der zehrenden Seeluft rasch bis auf Haut und Grat verzehrt. Kreiizotteru. Dieser Tage wurde beim Beerenlesen in einem Bruch bei Wormditt ein Schüler von einer Kreuzotter in den Fuß gebissen. Anstatt sogleich die entsprechenden Mittel zur Entfernung des Schlangen- giftes aus der Wunde anzuwenden, ging der Knabe erst, als sich am Fuß Geschwulst und Schmerzen einstellten, mit seinem Bruder zusammen nach Hause. Unterdessen war der Fuß bereits so stark angeschwollen, daß ärzt- liche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte und der Knabe jetzt schwerkrank darniederliegt. Klüger handelten Kinder zu St. Jacob in Defreggen. Beim Beerenpflücken wurde das Kind eines Wiener Sommer- gastes von einer Kreuzotter gebissen. Die dabei an- wesenden Dorfkinder machten sofort Gebrauch von ihrer in der Schule gelernten Heilkunde, indem sie ihrem Kranken gleich den Finger abhanden. Das Kind wird gerettet werden. Das Umschnüren ist ein sicheres Mittel, wenn es sofort und rechtzeitig ge- schieht. Der Blutumlauf in dem umschnürten Glied braucht höchstens nur eine halbe Stunde gehindert zu werden, dann hat das Gift in dem aufgestauten Blute seine Wirkung verloren, und die Umwicklung kann unbedenklich abgenommen werden. Ist aber doch schon Gift in den allgemeinen Kreislauf gelangt, dann sei daran erinnert, daß zur Bekämpfung der drohenden l3üclierschau. 255 Herzlähmung' — Schlangengift ist vorzugs'W'eise ein Herzgift — sich große Gaben Alkohols (am besten in Form von Kognak oder Schnaps) bis zur Trunkenheit empfehlen. ea# gücl^erscl^au. Buchenberger, Dr. A. Fiscliereireclit und Fisch- pflege im Großherzogtum Baden. II. Auflage. 280 Seiten und ein Anhang Fischbilder der Arten, die im Großherzogtum Baden durch Mindestmaß geschützt sind. Preis gebd. 3,50 Mk. Verlag von J. Lang, Karlsruhe. In dem vorliegenden Werke bringt der Verfasser eine Darstellung des Fischereirechts nach dem heutigen Stande, -^vozu dem Herausgeber bei der Darstellung im einzelnen die Akten des Ministeriums des Innern zur Benutzung übergeben waren. Reichlich hat der Ver- fasser zum besten des Werkes aus den Akten über die Fischerei-Pflege geschöpft. — Die dem Anhang bei- gegebenen Abbildungen sind alte Bekannte aus dem Werke von Borne, „Handbuch der Fischzucht und Fischerei“. Diese älteren Fischbilder gehören aber mit zu den besten, die es s. Z. gab und erfüllen auch heute noch den Zweck, den sie in dem Werke haben sollen. Borne, Max von dem. Taschenbuch der Angel- flscherei. IV. Auflage, neu bearbeitet und ergänzt von Dr. med. Horst Brehm, Präsidenten des deutschen Angler- bundes E. V. 377 Seiten mit 418 Textabbildungen und einer Farbtafel. Preis gebunden 4,50 Mk. Vei'lag von Paul Parey, Berlin S.W. Dieses Werk von Max von dem Borne ist jedem Angler gut bekannt und seine Brauchbarkeit hat sich im Laufe der Zeiten allen denen gezeigt, die Rat in dem Buche suchten. Durch die Überai’beitung von einem Kenner des Angelsports, wie Brehm, hat die neue Auf- lage der letzten gegenüber sehr viel gewonnen und ist noch mehr, wie schon früher, für jeden Angler unent- behrlich geworden. Es ist wohl selbstverständlich, daß überall die neuere Fachliteratur ausgiebig berücksichtigt ist. Bei der nächsten Auflage dürfte es aber wohl an- gebracht sein, daß die Verlagshandlung die alten eng- lischen Fischbilder durch zeitgemäße ersetzt. B. Leonliardt, C. Die Bastarde der deutschen karpfeuähuliclieu Fisclie. 58 Seiten, Preis 1,60 Mk. Verlag von J. Reumann, Neudamm. Derjenige, der es einmal versucht hat, sich durch den Wulst älterer Autoren bei den Karpfenfischen durch- zuarbeiten, kann es erst verstehen, welche unendlich mühsame und emsige Arbeit Leonhardt in der vor- liegenden zusammengetragen hat. Die Mitteilungen über Bastarde sind in der Literatur äußerst zerstreut, viele von ihnen sind überhaupt wertlos, da die Autoren keine genauen Unterscheidungszeichen angeben. Aber auch alle diese hat der Verfasser registriert. Das kleine Werkchen dürfte sich zum Ausgangsxmnkte für neuere Untersuchungen in der Bastardfisch-Frage gut eignen, zu bedauern ist nur, daß es keine Abbildungen gibt. B. VEREINS-ÄW, NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer der einzelnen Vereine die volle Verantwortung. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. (E. V.) Vereinslokal: Cafe-Restaurant „Deutscher Hof“. Donnerstag, den 21. April 1904. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Vereins- Versammlung. Im Einlauf: Einladung der Münchener Auktions- und Verkaufshalle K. Thedy, Finkenstraße Ro. 2 zur Besichtigung der dem Verkaufe unterstellten Sammlung aus dem Platow’schen Museum. Karte unseres Herrn Müller aus Triest. Tagesordnung des „Triton“-Berlin. Karte unseres Mitgliedes Herrn Oberexpeditor Paukner in Landshut bezügl. einiger besonderer Algenformen, die in letzter Zeit in seinen Aquarien auftreten. Schreiben des Frl. Dr. M. Plehn von der K. Bayr. biologischen Versuchsstation für Fischerei an den Vorsitzenden. Frl. Plehu spricht ihren Dank aus für die Übersendung von zwei Lacerta viridis subsp. major, welche einen ganz eigenartigen Er- krankungszustand zeigten. Die Tiere kamen bereits mit dieser Krankheit behaftet aus Dalmatien an. Das Re- sultat der Untersuchung wird uns seinerzeit ausführlich bekannt gegeben werden. Für Überlassung kranker Reptilien und Amphibien aller Ai-t ist Frl. Dr. Plehn stets sehr dankbar. Wir stellen wiederholt an unsere verehrlichen Mitglieder das Ersuchen um Einsendung von erkrankten Reptilien, Amphibien und auch Büschen. Brief eines Herrn A. Andres aus Zeitoun an den Vor- sitzenden. Herr A. berichtet einige recht interessante Details aus dem Freileben ägyptischer Reptilien und Amphibien. Da derselbe seine Beobachtungen in einem besonderen Aufsatze in den „Blättern“ niederzulegen gedenkt, sehen wir von auszugsweiser Wiedergabe des Inhalts seines Briefes ab. Herr Sigl berichtet über die am 18. Aijril gemachte Exkursion der Herren Knau, Lankes, Mayerhofer, Rembold und Sigl in das Moor- gelände zwischen Lohhof und Dachau. Lacerta agilis, Männchen noch nicht im Hochzeitskleide, Lacerta vivipara, Lana exculenta. Bana fusca noch im Wasser. Triton cristatus prächtiges Hochzeitskleid, Triton tae- niatus ebenfalls, Weibchen sehr stark, voll von Laich. Riederes Wassergetier in Menge. Herr Haimerl über- mittelt die Grüße von unserem Mitgliede Herrn Brauerei- besitzer F’leischmann in Laudshut. Durch Herrn Knan wird eine Exkursion nach dem Ammersee angeregt. Mehrere Herren sagen ihi-e Beteiligung zu. „Iris^S Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Frankfurt a. M. Vereinslokal: Hofbräuhaus Alemania, Schillerplatz. Sitzung vom 20. Juli 1904. Eröffnung der Sitzung wegen Abwesenheit des Vor- sitzenden durch den I. Schriftführer. Anwesend sind 27 Mitglieder. Das Protokoll der letzten Sitzung wird genehmigt. Im Einlauf: Die üblichen Zeitschriften; Schreiben vom Kgl. Polizeipräsidium, enthaltend die Genehmigung unserer vom 13. — 21. August stattfindenden Ausstellung. Einladung zum Sommerfest vom hiesigen Kanarienklub, sowie verschiedene Offerten. Herr Reitz erklärt sodann den auf eine Tafel gezeichneten und gut ausgedachten Plan des ganzen Ausstellungslokales und findet derselbe allgemeine Anerkennung. Eine Skizze betreffend die Dekoration der Tische, gleichfalls vom Vortragenden angefertigt, findet denselben Beifall. Über den Transport von Aquarien findet noch ein allgemeiner Austausch von Erfahrungen statt. Rachzucht von Chromis ( Paratilapia) ninlticolor haben die Herren Grüber und Cavalier zu verzeichnen und glaubt Herr Grüber, daß 256 Vereins-N achrichten . das dem Verein gehörige und von ihm gepflegte Pärchen ebenfalls in kuzer Zeit ablaicht. Herr Oberlehrer Bellgard stiftet für den Verein in bekannter und dankenswerter Weise je ein Paar Polyacanthus cupanus und Gambusia Jiolbrooki, und werden dieselben den Herren Meyer und Reitz in Pflege gegeben. Zur Verlosung gelangen Butonws, Ltoetes lacustris, sowie chines. Silberkarpfen und 1 schönes Pärchen Gambusia holbrooki. Letzteres bringt der Rasse 8 Mk. ein. Schluß der Sitzung 3/4I2 Uhr. H. „Elodea“, V erein für Aquarien- und Terrarienkuude in Berlin- Moabit. Vereinslokal: Waldstr. 8 bei Fischer. Sitzung: Jeden Freitag nach dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 18. März 1901. Her Vorsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Sitzung, das Protokoll wird verlesen und angenommen. Im Einlauf liegen vor uns die „Blätter“ und die „AVochen- schrift für Aquarien- und Terrarienkunde“. In Vereins- angelegenheiten gibt der Vorsitzende bekannt, daß er einen Fragebogen über die Roßmäßler-Feier vom Verein „Triton“ erhalten hat, derselbe wird von den Mitgliedern durchberaten. Ha kein Vortrag vorliegt, unterhielten sich die Mitglieder über einen Ausflug am Charfreitag nach Finkenkrug. Es war eine interessante Partie, leider waren aber nur einige Mitglieder erschienen und als Gast Herr Kaluza. Erbeutet wurden Tritonen. Fischfutter war reichlich vorhanden. In Brieselang trafen wir einige Mitglieder vom Verein „Nymphaea alba“. - Schluß 1274 Uhr. K. N. Generalversammlung vom 8. April 1904. Her Vorsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Generalversammlung und begrüßt die Anwesenden. Nach- dem das Protokoll vom II. Schriftführer verlesen ist, erstattet der Rendant den Kassenbericht; es ist daraus ersichtlich, daß sich der Vermögensstand stetig, wenn auch langsam, vermehrt. Auf Antrag wird dem Ren- danten durch Erheben von den Sitzen Hecharge erteilt. Hiverse Eingänge werden erledigt. Bin Posten Süß- wasserkrabben wird bestellt. Nachdem die Besprechung der Roßmäßler-Feier die Mitglieder längere Zeit in An- spruch genommen, fand eine gemütliche Unterhaltung statt, dann blieben die Mitglieder noch bis nach 12 Uhr zusammen. K. N. Sitzung vom 22. April 1904. Her N'orsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Sitzung und heißt die Mitglieder willkommen. Has Pro- tokoll wird verlesen und angenommen. Hiverse Ein- gänge werden erledigt. Hie bestellten Süßwasserkrabben sind angekommen und werden an die Besteller verabfolgt. In Vereinsangelegenheiten ergreift der Vorsitzende das Wort, um die Mitglieder an unsere Ausstellung zu er- innern und bittet zugleich, daß ein jedes Mitglied aus- stellt, damit wir etwas gutes der Öffentlichkeit bieten. Unter Verschiedenes teilt Herr Lewandowsky mit, daß er von Herrn Hr. Ziegler zu einer Kommission über die Roßmäßler-Feier eingeladen sei, woran er leider nicht teilnehmen konnte, da ein Unfall ihn daran hinderte. Hierauf wird die Sitzung geschlossen und die Mitglieder begeben sich nach unserm neuen Vereins-Lokal Birkenstr. No. 57, welches in Augenschein genommen wird und die Mitglieder sehr befriedigt. — Schluß 1 Uhr. Sitzung vom 6. Mai 1904. Her Vorsitzende eröffnet die Sitzung und begrüßt die Anwesenden. Als Gast sind Herr AVelson und Herr Mietet anweseiul. Has Protokoll wird vorgelesen und angenommen. Nachdem verschiedene Eingänge erledigt wurden, gelangt unser dies jähriges Stiftungsfest zur Sprache, welches dahingehend erledigt wurde, es bis nach der Aus- stellung zu verlegen. Darauf erstattet Herr Lewandowsky den Bericht der Ausstellungs-Kommission über die Roß- inäßler-Feier, woraus zu ersehen war, daß sich sehr viele Vereine nicht daran beteiligen werden. Von unsern Mitgliedern wurde gleichfalls iler AVunsch laut, daß der Verein sich nicht daran beteiligen könne, da die Un- kosten zu groß würden. Herr Skubis spendete zum besten der Vereins-Kasse Sagittaria japonica, welche amerikanisch versteigert wird und der Kasse 1,50 Mk. brachte. — Schluß 12 Uhr. Generalversammlung vom 8. Juli 1904. Her Vorsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Versammlung und begiüßt die Anwesenden. Das Proto- koll wird genehmigt. Hierauf erstattet der Kassierer- Herr Sund den Kassenbericht. Her Kassenbestand beträgt 33,21 Mk. Revisoren waren nicht gewählt, doch wurde Herrn Sund in Anerkennung der bisherigen tadellosen Verwaltung auf Antrag des Herrn Lewandowsky Ent- lastung erteilt, w'orauf die Mitglieder sich von ihren Plätzen erheben. In A^ereinsangelegenheiten wmrde be- schlossen, eine Ausstellung nicht stattfinden zu lassen. Unser Stiftungsfest wurde auf den 30. Juli festgesetzt. Verschiedene Einzelheiten wurden erledigt. Her Inhalt der Sammelbüchse beträgt 59 Pf. Zur Aufnahme als Mitglieder melden sich Herr Bekert, Herr Schulz und Herr Lustenberger, worauf die Herren im Namen des Vereins vom Vorsitzenden begrüßt wurden. Schluß 12 Uhr. Schriftf. B. Neubert, Birkenstr. No. 12. Verein der „Aquarien- und Terrarieufreunde“ zu Berlin. Vereinslokal: „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Alle Schriftstücke für den A'erein sind hierher zu richten. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 13. Juli 1904. Her Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 972 Uhr Anwesend waren 44 Mitglieder und die Herrn M. Lüschar und Schmidt als Gäste. Nach Begrüßung derselben er- hielt der Schriftführer das , VVort zur A'erlesung des Protokolls, welches mit einer Änderung genehmigt wurde. Im Einlauf befand sich eine Mitteilung des Herrn Wollitz, sow'ie des Herrn Kothe, welche ihren Austritt ans dem Verein erklärten. Herr AVendorf teilte mit, daß die Herrn M. und 0. Przybelski, Sänicke, Kroll und Gebhardt nach fl Abs. c der Statuten gestrichen sind. Ferner wurde bekannt gegeben, daß die Sitzungen pünktlich 9 Uhr anfangen! Das \A'’erk von Professor Hr. K. Lamport: „Has Leben der Binnengewässer“, wird der Bibliothek eingereiht. Aus der Quartalsab- rechnung des Kassierers ergab sich eine Einnahme von 205,22 Mk, der eine Ausgabe von 73,21 Mk. gegenüber steht, sodaß ein Kassenbestand von 132,11 Mk. zu ver- zeichnen ist. Hie Zahl der Mitglieder am Schlüsse des Vierteljahrs beträgt 82. Her frühere Revisor Herr Brichter bestätigte die Richtigkeit des vorgelegten Kassenberichts. Hierauf wurde die Wahl des Broschüren- warts und Kassenrevisors erledigt, als letzterer wurde Herr Neukam]) und Hei-r Wittig gewählt. Zur Auf- nahme meldeten sich Herr Karl Schmidt und Herr Max Lüschar. Herr Lehmann bat, den neu aufzuueh- inenden Mitgliedern den in der Geueralversammlug ge- faßten Beschluß mitzutoilen, daß uuserere Mitglieder nicht zwei Vereinen zugleich angehören dürfen. Hei- Antrag des Vorstandes, lebendes Fischfutter auf Ver- einskosten anzuschaffen und in den Sitzungen zu ver- kaufen, wurde abgelehnt. Herr Lehmann teilte mit, daß seine Sagittaria variabilis Blätter von 35 cm in einer Erdmischung von Torf, Erde, Lehm und Hornspähne bekommen hat. Herr Hr. Bade bemerkte, daß die Pflanzen in seinem Becken bei einem AVasserstand von etwa 20 cm und gutem Bodengrund großartig gedeihen. Herr Palm stellte die Frage: AVas für ein Unterschied zwischen Torf und Heideerde sei! Hie Beantwortung erfolgte durch Herrn Hr. Bade in eingehender AVeise. Redner empfahl, da für uns nur eine Sorte von Torf in Frage kommt, den zu wählen, in welchem noch die Pflanzenfasern zu erkennen sind. Herr Kropac machte die Mitteilung, daß die Mollienisia formosa bereits zum zweiten Male Junge abgesetzt hätten. Hierauf erfolgt die Verlosung von 15 Paaren der ersten Nachzucht. Zur üblichen A'erlosung gelangte ein Teil roter Posthorn- schnecken, zwei derselben wurden Herrn Westphal in Pflege übergeben. Herr Brettschneider stiftete Kakteen, Herr Wittig einige Vallisneria zur Versteigerung, welche einen Erlös von 2,40 Mk. brachten. Von Herrn Thätner wurde Heteranthera gratis unter den Mitgliedern verteilt. Nach Erledigung des Fragekastens wurde die Sitzung um 1272 Uhr geschlossen. Fr. Schulz. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch_ bandlungin Magdeburg. Verlag der Creutz’sohen Verla gsbucbhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M Jahi'gang X\. Heft 17. niustrierte HaJbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- y. Terrarienliebhaber. (Nachdruck erwünscht.) Mehr Propaganda für unsere Sache! Von R. . Rembold, Münclien. er seit Jahren die Berichte der A(iuarieii- imd Terrarien- Vereine mit Aufmerksam- keit liest — und die meisten der Mitglieder der verschiedenen Vereine werden das tun, bieten doch gerade diese Berichte des Interessanten in Fülle — der wird linden, daß immer und immer wieder — meist in den Protokollen der G-eneral- oder Haupt-Versammlungen — die Klage wieder- kehrt, daß die Stärkung und Zunahme der Ver- eine hinsichtlich der Mitgliedschaft nicht zu- friedenstellend sei. Eine Ausnahme machen hierin eigentlich nur zwei oder drei Vereine, welche Dank ihrer vor- züglich organisierten Reklame nicht nur eine große Mitgliederzahl, sondern auch einen regen Besuch der Vereins-Versammlungen zu ver- zeichnen haben. Damit ist nun eigentlich schon angedeutet, was unbedingt nötig ist, um den Vereinen immer wieder neue Mitglieder zuzuführen und dadurch den schon vorhandenen Mitgliedern neue An- regung zu bieten: Reklame, Propaganda für unsere Sache! Und diese Reklame muß eine intensive, eine gut organisierte sein. Es genügt nicht, Zettel drucken zu lassen, auf denen die Existenz eines Aquarien- und Terrarien- Vereins in der Stadt N. N. konstatiert ist, und diese Zettel an die Mitglieder des betr. Vereins zu verteilen, damit sie dieselben — daheim in eine Schublade legen können, sondern die Reklame muß eine andauernde und viel- seitige sein. Nicht Mangel an Interesse für naturwissen- schaftliche Betätigung bei den Menschen ist die Ursache, daß manche Aquarien- und Terrarien- Vereine auf einen kleinen „Stamm“ an Mit- gliedern angewiesen sind und keinen nennens- werten Zuwachs an solchen zu verzeichnen haben, und ich glaube auch nicht, daß eine Besserung in dieser Richtung nur in der Weise erzielt werden könnte, daß ein chronisch an Mitglieder-Mangel leidender Verein sich ent- schließen müßte, aus der bisher gepflogenen streng sachlichen Lösnug seiner Aufgaben heraus- zutreten und Abende mit Unterhaltungen, Ver- gnügungen lind ähnlichen Arrangements ein- zuschalten, sondern überall, in Stadt und Land, gibt es Leute, welche seit ihrer Jugend sich mit der Pflege von Aquarien- und Terrarien- Tieren befaßt haben und welche nui' um des- willen sich einem Verein nicht anschließen, Aveil sie von dessen Existenz oder doch wenigstens von den Vorteilen, welche die Zugehörigkeit zu einem solchen bietet, keine Ahnung haben. Da nun aber viele Menschen gerne in dem Zustande beharren, an den sie sich geAvöhnt haben, ge- nügt es nicht, dann und Avann ein Lebenszeichen zu geben, sondern immer und immer wieder muß man den Leuten kund und zu Avissen machen, daß sie nur als Mitglieder eines Vereins für Aquarien- und Terrarienkunde und damit als Abonnenten einer Fachzeitschrift sich jene Kennt- nisse anzueignen in der Lage sein Averden, Ayelche unbedingt erforderlich sind, wenn der Pfleger und Züchter von Aquarien- und Terrarien-Tieren Erfolge erzielen und damit Freude erleben will. Namhafte Vorteile bietet ein Verein seinen Mitgliedern in der Lieferung einer solchen Zeit- schrift für einen geringen Beitrag, in der Erteilung der Berechtigung zur Gratisbenutzung der Vereins -Bibliothek und der Präparaten- Sammlung, zur Teilnahme an Sammel-Exknr- sionen nnd an den vom Verein veranstalteten Vorträgen und Versammlungen. Aber ein gut geleiteter Verein wird noch weiter gehen; er wird seinen Mitgliedern nicht 258 Paul Krefft: Eine seltene indische Sumpfschildkröte. nur Gelegenheit zu gegenseitigen Mitteilungen über gemachte Erfahrungen bezüglich der Pflege und Zucht von Aquarien- und Terrarien-Tieren geben, er wird auch den Kauf und Tausch solcher vermitteln und er wird nicht nur den Mitgliedern das liecht einräumen, sich an Aus- stellungen „zu beteiligen“, sondern er wird solche selbst veranstalten. Es ist eine schöne Sache, wenn in einer Vereinssitzung durch die Mitglieder Dutzende der herrlichsten Echsen, farbenprächtige Schlangen, interessante Frösche, Kröten und dergl. vorgezeigt werden, aber noch viel schöner scheint es mir, wenn solche Tiere auch zur Ver- losung oder Versteigerung gelangen, denn nicht nur bewundern will der Mensch, sondern auch besitzen. Aber nicht allein um die Erwerbung neuer Mitglieder handelt es sich für einen Verein, sondern auch darum, die erworbenen zn erhalten. Auch das wird zweckmäßig hauptsächlich dadurch geschehen, daß man durch Zuführung neuer Mitglieder den alten Anregung bietet. Wenn immer nur dieselben Mitglieder in den Vereinsversammlungen sich ein Anden, von denen jedes den Tierbestand des anderen bis ins kleinste Detail seit Jahren schon kennt, darf man sich nicht wundern, wenn schließlich der Besuch der Sitzungen ein schwacher wird. Also es genügt nicht, Mitglieder zu werben, sondern die gewonnenen Mitglieder müssen auch dem Vereine möglichst lange erhalten werden, und das ist nur möglich, wenn der Verein sie beschäftigt. Der I. Vorsitzende des Vereins „Humboldt“ in Hamburg, der rührige Herr Peter, hat es in der General- Versammlung vom 5. März 1903 ausgesprochen; „Liebe zu unserer schönen Sache, Verbrei- tung und Vervollkommnung derselben, Wahrung ihrer Interessen, Schutz des gesunden Handels und Bekämpfung aller schädlichen Auswüchse desselben sollen die Ideale jedes Aquarien- und Terrarien-V ereins sein. “ Ja, Stillstand ist Rückschritt und Schaffen und Streben allein nnr ist Leben und so meine ich, sollte jeder Aquarianer und jeder Terra- rianer bestrebt sein, in seinem Bekanntenkreise Interesse für die Fisch weit, für Reptilien und Amphibien zu wecken, die Vereine aber sollten im gleichen Sinne auf die Massen einzuwirken suchen. Und dann werden sich auch Gelegenheiten ergeben, die ein gemeinsames Vorgehen der deutschen Aquarien- und Terrarien- Vereine not- wendig erscheinen lassen, sei es durch Ver- anstaltung einer Riesen-Propaganda für unsere Sache in der Presse, sei es durch Veranlassung der Herausgabe von einwandfreien gut illu- strierten Spezial- Werken. Was kleinen Vereinen nie gelingen wird, müßte einer gemeinsamen Aktion der sämtlichen A^ereine möglich sein. Möchten doch die auf auf diesem Gebiete maßgebenden Persönlichkeiten besonders den letzten Punkt stets im Auge behalten. (Nachdruck verboten.) Eine seltene indische Sumpf- schildkröte. Von Er. Paul Kr eff t- „Isis“, München. (Mit 2 Originalphotographien.) anter den seltenen Tierimporten, die in letzter Zeit zu uns gelangten, darf die von Stüve eingeführte ostindische Sumpfschild- kröte Hardella thurgi Gray wohl als eine der beachtenswertesten Raritäten bezeichnet werden. Nicht, daß diese Schildkröte in ihrem Wohn- gebiete, als welches hauptsächlich das Fluß- gebiet des Ganges und Indus angesehen wird, eine besondere Seltenheit darstellte; wohl aber ist sie im Handel eine, zwar schon im Jahre 1883 in J. V. Fischers „Terrarium“ (als „Clem- mys Thurgi'‘\ unter mangelhafter Charakteri- sierung) aufgeführte, immerhin jedoch so spora- disch gebliebene Erscheinung, daß sie zur Zeit noch in vielen größeren Museumssammlungen vermißt wird. Die morphologisch wie biologisch in gewisser Hinsicht interessante Hardella thurgi, bisher die einzige Vertreterin ihrer Gattung, gehört der sogenannten Kaclmgagruppe an, der außer den Gattungen Kachuga und Hardella noch zwei weitere südasiatische Wasserschildkröten- genera mit den, ihre indische Provenienz be- kundenden Namen Batagur und Kallagur zu- gezählt werden. Das Kennzeichen dieser Vierergruppe ist neben dem hochgewölbten, dachförmigen Rückenpanzer die besonders breite Knochenbrücke zwischen Rücken- und Brust- schale (Sternocostalsutur), an deren Zusammen- setzung auch mehrere accessorische, also nicht zu den integrierenden Bestandteilen des Schild- krötenskelettes gehörende Schaltknochen mit- beteiligt sind. Das knöcherne Schutzgehäuse muß demgemäß erheblich an Solidität gewinnen. Erscheinen somit die Angehörigen der Kachuga- Paul Krefft: Eine seltene indische Sumpfschildkröte. 259 gruppe mit einer besonders brauchbaren Schutz- waffe ausgerüstet, so kommt für Hardella als besondere und innerhalb der Chelonierordnung wohl einzig dastehende Trutzwaffe noch hinzu eine dräuende Zahnbewehrung der hornigen Kieferränder, deren, an das Gebiß eines „reißenden“ Tieres lebhaft erinnernde Konfigu- ^ ration, die nebenstehende Skizze veranschaulichen ® mag. Sie gibt in roh- A. Ober-, B. Unterkiefer, schematiscliei' Darstellung den Anblick wieder, den ein halbgeöffneter Hardellarachen von vorn gewährt. Gewiß sind diese ausgezackten hornigen Kieferränder im anatomischen Sinne nicht als Zähne zu be- zeichnen; dahingegen braucht man mit Rück- sicht auf das Aussehen und den praktischen Nutzeffekt dieser respektablen Gebilde wohl kein Bedenken zu tragen, sie so zu nennen. Sicherlich ist ihr Vorhandensein nicht als Zu- fall, sondern als eine Anpassung an die Lebens- bedürfnisse dieser Schildkröte zu deuten, und es ist in dieser Hinsicht nicht ohne Interesse, daß Hardella thurgi vegetabilische Nahrung liebt, wenn nicht gar animaler vorzieht. Vielleicht bedarf sie ihres dräuenden Gebisses, um sich an besonders derben Zellulose- oder gar kieselhaltigen Wasserpflanzen in ihren in- dischen Gewässern gütlich tun zu können; andernfalls könnte es ihr auch bei derBewälti- gung von Knistern und Schal- tieren zu- statten kommen. Da die uns bereits recht ver- traut ge- wordene, übrigens nicht mit solchen „Zähnen“ begabte Kachuga tectum auch des öfteren auf vegetarischen Gelüsten ertappt wurde, so ist die Empfänglichkeit für Pflanzennahrung möglicherweise als eine biologische Eigen- tümlichkeit der Kachugagruppe anzusehen, wo- mit nicht gesagt sein soll, daß der Vegeta- Originalaufnahme nack dem Leben für die „Blätter“. rismus unter den Sumpfschildkröten nicht auch sonst hier und da Verehrer findet. Zur Beschreibung des äußeren Körperbaues der Hardella, die im ausgewachsenen Zustande Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Bauchscliild von Hardella thurgi Gray. bis ZU 45 cm Panzeiiänge und darüber erreichen dürfte, sei noch erwähnt, daß die stark gewölbte, dachförmige Rückenschale, im Profil befrachtet, längs der Dachkante nur einige sanfte Bucke- lungen — im Gegen- satz zu den scharf mar- kierten Stachel- höckern der nahe ver- wandten Kachuga — erkennen läßt und im Verlaufe ihres Hin- terrandes deutlich ge- zähnt ist, trotz der gegenteili- gen Angabe im Boulengerschen Schildkröten- kataloge. Bei den noch im Wachstume be- griffenen Exemplaren hebt sich in der Mitte einer jeden Discoidalplatte eine zwar nicht, wie man nach der Abbildung vermuten könnte, dunkler gefärbte, wohl aber durch grobe Hardella thurgi Gray. Besitzer: Dr. P. Krefft, Berlin-Zehlendorf. E. St ehr: Eie Zudit von PocL'ilia niexican:i Jorcl. 2 BO Granulierung von der glatten Eandzone scharf ab- stechende Areole in augenfälligster Weise hervor. Die Extremitäten verraten in ihrer fast flossen- artigen Abplattung die tüchtige Schwimmerin und sind voi'ii mit 5, hinten mit 4 Krallen bewehrt. Die Färbung besteht am Rnckenpanzer ans einem dunkeln, fast schwarzen Ölbraun, ans dem sich als einzige Verzierung ein gelber Streifen am Seitenrande längs der Grenze der äußersten Discoidal- und der mittleren Eand- platten abhebt. Die Platten des Brustpanzers sind auf gelbgrauem Grunde mit einem großen taubengrauen Fleck gezeichnet, ebenso wie die Unteransicht der Marginalplatten. Der dunkel- braune Kopf ist mit einem, znm wesentlichen Teil aus der Abbildung ersichtlichen System von dunkelgelben Zeichnungen geschmückt: ein besonders markantes Streifenpaar zieht von den Nasenlöchern über die Augen nach hinten bis zum Halse, über die Schnauze legt sich ein breiter, kurzer Riegel, und ein weiteres, schwächeres Streifenpaar begleitet die Unter- kieferäste vom Kinn nach hinten. Die übrigen Weichteile sind auf grauem Grunde mehr oder weniger deutlich gelbweiß punktiert. Die dunkle Iris zeigt einen schmalen blaßgelben Ring am Innenrande. Ob es sich verlohnen Avird, diese Schildkröte auch fernerhin zu so hohen Preisen, wie in diesem Jahre geschehen, auf den Markt zu bringen, wage ich nach meinen eigenen, nicht ermutigenden Erfahrungen mit der Indierin nicht zu erörtern. Ein etwa 15 cm schalen- langes Stück, das anfangs Nahrung angenommen, starb nach einigen AVochen aus nicht recht ersichtlichen Gründen; ein zweites, kleineres kam mit einer Halsfistel behaftet in meinen Besitz, verweigerte trotz anscheinender Munter- keit jede Nahrung und hielt sich zu meinem Erstaunen trotzdem gegen 4 Monate noch am Leben. Andererseits möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß ich in Herrn Stüves Besitz befind- liche Hardellen mehi'ere Monate nach dem Import noch in tadelloser A^erfassung gesehen habe. Sie nahmen AVasserpfianzen verschiedenster Art, ebenso wie Fleisch Avillig an. (Nachdruck verboten.) Die Zucht von Poecilia mexicana Jovd. Von E. Stehr. (Mit einer Originalphotographie.) [ den letzten Jahren jagt ein Fischimport den anderen, eine Neuheit verdrängt die andere und wirklich zum Allgemeingut der Lieb- haber Avird nur noch in seltenen Fällen eine neue Einführung. Bei keiner Fischart trifft dieses Avohl mehr so sehr zu, Avie bei Poecilia mexicana Jord., welche in ihrer Eigenschaft als lebendig gebärender Kärpfling bisher viel zu Avenig beobachtet ist. Über ihre Fortpflanzung im Zimmeraquarium sind in der Liteiutur nur vereinzelt Avenige Sätze geschrieben Avorden, und doch verdient gerade dieser Kärpfling in seiner Fortpflanzung ein eingehendes Studium, weil, merkwürdigerweise, bei der Nachzucht fast nur AVeibchen fallen. Poecilia mexicana wird Avohl von allen bisher angeführten Kärpflingen der größte. DieMännchen erreichen eine Länge von etwa cm, die AAmibchen Averden über 7 cm lang. Die Körper- färbung ist zu geAvöhnlichen Zeiten ein helles, wässeriges Oliv, auf den Kiemendeckeln nur zeigen sich blaue Perlmntterflecken. AA'enn aber die Laichzeit beginnt, schmückt sich die Rücken- nnd SchAvanzllosse des Männchens mit einem breiten orangefarbenen Saum und die Strahlen der Rückenflosse färben sich lebhaft blau. Beim AVeibchen Averden Kehle und Brust bis zur Bauchflosse stahlblau und die kleinen Pünktchen in der Rücken- und ScliAvauzflosse färben sich dunkler, als sie sonst sind. Der Fisch, außer der Laichzeit schon recht lebhaft, Avird nun immer quecksilberner, sodaß es eine Lust ist, das Pärchen in seinem Treiben beobachten zu können. Bald jagt das AA^ eibchen das Männchen, dann Avieder das Männchen sein AVeibchen, bis es ersterem gelingt, an die Seite des AA^eibchens zu kommen und den .Kopulationsstachel einführen zu können, indem es ihn nach vorne dirigiert. AAJe lauge es dauert, bis das AA^ eibchen nach der Befruchtung ablaicht, konnte ich noch nicht feststellen. A^or dem Ablaichen wird es sehr unruhig, das Männchen jagt beständig hinter ihm her, bis das AVeibchen den Laich abgibt. Die Laichkörner werden einzeln abgegeben und fallen entAveder auf Pflanzen oder auf den Boden. Nach 10 — 20 Minuten zeigt der Laich Leben. Die mit einem Kamm versehenen Laichkörner, aus dem der Schwanz sich bildet, wirbeln wie trunken im AVasser umher und streben an die Oberfläche zu kommen, wobei manch junges Fischchen wohl das Zeitliche segnet. Nach etwa 1 Vo Stunden findet man an der Oberfläche des AA^assers untei' Pflanzen, Avelche ich als eine Bedingung zur erfolgreichen Zucht ansehe, zirka 6 mm lange ausgebildete Fischchen. Bei genügender Fütterung Avachsen die Jungen schnell heran, nach 5 AA^ochen sind sie schon Cr. P, H II ckf e 1(1 Paratilii|'iiii ((.'liroinisj niulticülor. yi;i 15 — 2U nun lang und interessant ist es, wenn sie Pflanzen und Scheiben von Algen säubern. Nach meinen Beobachtungen unterscheiden sich die Männchen, wenn sie noch keinen Kopulations- stachel besitzen, von den Weibchen durch viel kleinere Schuppen und durch hellblauere Färbung an den Seiten des Körpers nach dem Schwänze zu. Auch soll die orangefarbige Afterflosse ein sicheres Zeiclien sein. Ich kann dieses aber nicht anerkennen, da ich schon längere Zeit bei mehreren Fischen, mit vorher angeführ- ter rot- farbener Flosse, auf den Stachel warte. Dei’selbe will nach % Jahr immer noch nicht kommen, trotzdem die Fische ziemlich groß sind. Bestimmt charakterisierte Weibchen von der- selben Brut haben dagegen schon Junge gebracht. Es wäre doch hochinteressant, wenn sicli mehr Liebhaber mit genannten Fischen beschäftigen würden, schon aus dem Grunde, da nur zirka 5'’/,, der Nachzucht Männchen sind. (Naelidruok verboten,) Parat Uapia ( Chromis) midticolor. t'on (r. P. Hiickfcldt, Hamburg. ^^j.fls einen sehr interessanten Atpiarienfisch, besonders während der Laichzeit, darf man wohl mit Recht den Maulbriiter Itezeiclmen. Im Frühling dieses Jahres erwarb ich durch die „Salvinia" - Hamburg neben zwei Scheiben- barschen (Mesogonistius chaetodon) zwei junge JMratilcqna midticolor. Zu meiner Freude be- merkte ich bald, daß ich im Besitze eines Paares (Männchen und Weibchen) war. Schon im Ge- sellschaftsaquarium, welches mit oben erwähnten Scheibenbarschen, Gamhusia affinis var. hol- hroohl, Haplochilus latipes, Girtmlinus catuli- vuicidcdus und decemmacidatus besetzt war, fing das Männchen an, seiner Angebeteten die Cur zu schneiden, weshalb ich die beiden Fische in ein dicht bepflanztes Aquarium von ca. 12 Inter Wasser Inhalt für sich setzte. Das Treiben wurde hier in großem Maßstabe fortgesetzt; das Männchen, welches während der Laichzeit ein außerordentlich vielfarbiges Hochzeitskleid anlegt, stellte dem Weibchen fa.st ohne Unter- brechung nach, bis dieses jedesmal im Dik- kicht der Pflanzen unter der Wasser- oberfläche sich den scheinbar lästigen Anträgen entzog. Jtieses Jagen dauerte mehrere Wochen und trug dem Weibchen durch sein sprödes Ver- halten manchen derben Biß des liebesdurstigen Gatten ein, so daß das Flossenwerk zuletzt ganz zerzaust aussah. In den letzten 8 Tagen schien sie sich in das Unvermeidliche fügen zu wollen, indem sie sich in die vom männlichen Fisch als Nest her- gestellte Vertiefung des Sandbodens treiben ließ und ihm zusah, wie er zitternd, in allen Farben schillernd, Sandkörnchen ins Maul nahm, als wenn er es ihr zeigen wollte, wie es mit den Eiern zu machen sei. Vor einigen Tagen nun hatte ich das Glück, das Liebesspiel von Anfang an zu beobachten und ich Avill versuchen, im nachstehenden den Laichakt möglichst genau zu beschreiben: Nach dem Mittagessen setzte ich mich, Avie geAvöhnlich an meine A(iuarien, um neue Studien an meinen Lieblingen zu machen und bemerkte, daß sich das 'Weibchen Avieder ins Nest treiben ließ. Dieses befindet sich unmittelbar an den Scheiben in einer Ecke nach der Zimmerseite hin, so daß ich jede Bewegung der Fische ganz genau beobachten konnte. Das Männchen fing Avieder an das Weibchen zu „beschnuppei'U". Oii-iiialaufn,ilirae nadi dem PoecUia mexlcana .Toni. Loben tür die „Bldttor“. Mannclien treibt sein Weibclien. 262 E. Bade; Die Meeresflora. Während die Angebetete sonst stets dieser Art der Liebkosung, wenn ich es so nennen darf, auswich, schien sie sich jetzt ihren Auserkorenen auch etwas näher ansehen zu wollen, indem sie mit dem Maul das Männchen dicht hinter der Afterflosse berührte. Dieses trachtet hierbei danach, dem Weibchen an derselben Stelle am Körper beizukommen, so daß die beiden Fischchen sich in der Vertiefung des Bodens sehr schnell umeinander drehten, abwechselnd einer den andern am After mit dem Maul berührend. Dieser Tanz wurde vielleicht 2 — 3 Minuten ohne Unterbrechung fortgesetzt, bis das Weibchen ca. 8 orangefarbige, knapp 1 Millimeter große, runde Eier in einer Reihe hintereinander legte. Diese wurden vom Männchen sofort befruchtet, indem es sich, sichtlich aufgeregt, heftig zitternd mit gespreizten Flossen über sie stellte und mit den Flossen berührte, so daß sie sich bewegten. In diesem Augenblick kam auch schon das Weibchen und sog die Eier mit dem Maule einzeln auf. Nach kaum einer halben Minute fing das Männ- chen von neuem an, die kreisende Bewegung zu veranstalten. Jetzt gewinnt man den Eindruck, als ob das Weibchen die in der Mundhöhle be- findlichen Eier durch das Berühren des Männ- chens am After, dieselben nochmals mit etwa austretendem Sperma in Verbindung bringen will. Wenn dieses auch nicht deutlich wegen der Farb- losigkeit wahrzunehmen ist, würde man doch damit die Berührung am After erklären können (?). In ungefähr 4 Minuten legte das Weibchen weitere 8 Eier, die Befruchtung ging in der- selben Weise von statten, ebenso wurden sie von dem Weibchen aufgenommen. Ich habe den Akt viermal beobachtet und nehme an, daß im ganzen 30 — 32 Eier gelegt wurden. Das letzte Ei konnte das AVeibchen nicht unterbringen, das Maul und der Kehlkopf waren zum Platzen voll. Ich habe das eine Ei infolgedessen heraus- genonimen und in ein Gefäß mit altem AVasser getan, in welchem sich weder Fische noch Schnecken befinden, um es weiter zu beobachten. Nach dem Auf nehmen der letzten Eier ver- hielten sich die beiden Fische, gleichsam aus- ruhend, fast unbeweglich im Nest. Das Männchen hatte aber noch nicht genug, es begann seine bessere Hälfte von neuem zu veiTolgen. Diese, sehr schwerfällig und kaum im stände, mit ihrer teuren Last im Maul sich zu erheben, zieht sich langsam in das Pflanzendickicht zurück. Hier steht sie, sichtlich bemüht, die Eier in die richtige Lage zu bringen, damit sie das Maul ganz schließen kann, was ihr erst nach längerer Zeit gelungen ist. Um das Weibchen vor weiteren Be- lästigungen des Männchens zu schützen, setzte ich dieses in ein anderes Aquarium, wo es anfangs, ob der plötzlichen Trennung, wie wild umherjagte. Bemerkenswert ist die Opferwilligkeit der jungen Mutter, sie nimmt, obwohl sie durch das Laichen geschwächt sein dürfte, keinerlei Nahrung zu sich, während sie die Eier im Maule trägt. Zu- weilen schießt sie auf Daphnien zu, welche ihren AVeg kreuzen, als ob sie dieselben verzehren will. Der Paratilapia muUicolor ist ein harter Fisch, stellt an seinen Pfleger keine besonderen Ansprüche und kann in jeder Beziehung für das Zimmeraquarium empfohlen werden. (Nachdruck verboten.) Die Meeresflora. Von Dr. E. Bade. (Mit 8 Photographien.) Sie Pflege des Süß wasser - Aquariums ist heute gewissermaßen zum Abschluß ge- bracht, d. h. soweit, als praktische Angaben dafür gegeben werden können, z. T. kann man dasselbe auch vom Terrarium sagen, nicht aber läßt sich dieses vom Seewasser-Aquarium behaupten. Hier bedarf es noch der angestrengtesten Tätigkeit und vielfacher A^ersuche, um diese Liebhaberei soweit zu bringen und so populär zu machen, daß sie ein Gemeingut der Naturfreunde wird. Ich sehe hier von der elementarsten Einrichtung und Besetzung eines Seewasser-Aquariums ab, denn diese ist einfach und recht leicht, aber sobald ein solches Becken nicht nur Tiere, sondern auch Pflanzen beherbergen soll, die in dem Behälter wachsen und sich vermehren, wird die Sache recht heikel. Hier hat also die Lieb- haberei einzusetzen. Ich habe im Laufe der Jahre verschiedene Versuche gemacht, die so eigenartige Flora der See im Zimmeraquarium zu halten, aber alle Versuche sind vollständig negativ ausgefallen. Die bei aller Vorsicht mit Gesteinstücken von der See losgelösten und transportierten Pflanzen hielten sich einige Tage herrlich im Becken, aber nach dieser Zeit sonderten sie soviel ihrer gallertartigen Masse ab, daß die Schleimfäden das ganze Aquariumwasser durch- zogen und das Seewasser filtriert werden mußte und nach einiger Zeit war die ganze Herrlichkeit so unansehnlich geworden, daß AVasser und Pflanzen fortgeschüttet werden mußten. Bessere Resultate ließen sich erzielen, sobald das Aqua- rium Zu- und Abfluß von Seewasser hatte, aber auch in diesem Falle genügte die Sache nicht B. Bade: Die Meeresflora. 263 und sie war auf die Dauer auch nicht durch- führbar. Durch den ständigen Zu- und Abfluß wird der gallertartige Schleim, den die Pflanzen absondern, zwar entfernt und durch den Filter unschädlich gemacht, aber die Gewächse büßen zum wenigsten bald ihre Farbe ein und stehen dann wie Leichen im Becken. Diese nichts weniger als ermutigenden Versuche sollen aber die Liebhaber nicht abschreckeii, nun auch ihrer- seits der Haltung der Meeresflora ihre Auf- merksamkeit zuzuwenden, denn gelingen muß es, auch diese so prächtigen Kinder Floras im Aquarium zu halten. Und trifft dieses ein, so ist hierdurch dem Seewasser -Aquarium eine weite Verbreitung gesichert, da dann mit einem Male die kostspielige Durchlüftungsanlage in Fortfall kommt und den Besitzer eines Seewasser- Aquariums nicht mehr Sti'and zur Ebbe mit ausgeworfenen Laminarien. Originalaufnahmen Laminaria diqitata Aqardh. für die „Blätter“. ^ ^ täglich die „angenehme" Beschäftigung erwartet, im Schweiße seines Angesichts den Luftkessel voll Luft zu pumpen. — Der Binnenländer, der noch nie die wahre Flora des Meeres an Ort und Stelle gesehen hat, vermag sich von der Schönheit derselben keinen rechten Begriff zu machen. An unseren meist liaiidförmig gelappten Blatttliallus und die lange, gekräuselte Lamwaria saecharwa Agardh, welche die Flut auf den Strand wirft. Ihr schmutzig braungrüner Vegetatioiiskörper gliedert sich in einen bald stielartigen und dann meist hohlen, bald flutenden Teil und eine wurzel- artige Basis, die als Haftorgan im Meeresgründe liegende Steine oder F elsvorsprünge umklammert. Die Laminarien in ihrem weitesten Sinne ge- hören zu den größten aller Meerespflanzen, einige von ihnen stehen hinsichtlich ihrer Länge kaum den größten Landpflanzen nach. Als sitzende Gewächse suchen sie die Litoralzone auf und bilden an ihren Standorten oft ausgedehnte sub- marine Wälder. In der Zone zwischen Ebbe und Flut siedelt sich auf deu Riffen der Blasentang '(Fucus vesicularis L.) und Fucus serratus L. an. Ihr sandigen Küsten zeigt sie sich nicht, wer aber einmal an felsigen Gestaden des Mittelmeeres weilte, oder seinen Fuß nach der roten Felsen- insel Helgoland lenkte, der kehrt berauscht von ihrer Schönheit in das Binnenland zurück. Hier ist der Strand nach einem Sturm, soweit die Flut reicht, bedeckt von den ausgeworfenen „Tangmassen“, welche die gepeitschten Wogen von den Riffen losreißen, und jede neue Welle spült neue Massen zu den alten. Der Fuß, der auf diesen Auswurf der See tritt, findet nur mühsam auf den schleimigen Pflanzen seinen Halt, er versinkt in der schlickigen Tangmasse,- die so dicht liegt, daß sie verräterisch Wasser- löcher zudeckt. Vorwiegeud sind es die Lami- narien, Laminaria digitata Agardh mit ihrem 264 E, Bade; Die Meeresflora. Gewebe ist niclit zerbrechlich, sondern biegsam lind elastisch, selbst, wenn sie zur Zeit der Ebbe auf den Klippen liegen, knicken sie nicht ein, auch dann nicht, wenn das Wasser sich rasch zui'ückzieht. Sie legen sich dann mit ihren blattähn- lichen Flä- chen platt auf den vom Wasser ver- lassenen Boden und harren hier, der Sonne niid dem Seewinde aus- gesetzt, der Wie- derkehr der Flut. Werden beide hier- durch auch fast vollkommen trocken, fast brüchig, so ist dieses doch ohne Nachteil für sie, da sie das Wasser der nächsten Flut wieder geschmeidig macht. Facus serrahis besitzt gesägte Blätter“, Fucus vesicularis hat Schwimmorgane in Gestalt von hohlen Blasen, wodurch gewisse Teile der Btlanze schwimmend erhalten werden. Diese bisher beschriebenen Kinder der See Averden für das SeeAvasser - Aipiarium keinen Wert bekommen, Aveil sie für die Becken zu Nitophylliim ocellafmn L. Originalaufnalime für die „Blätter“. groß sind. Aber es bleiben immer noch genug Algenarten übrig und zwar gerade die schönsten. Alle- zusammen lassen sich ihrer Färbung nach in drei Gruppen teilen: die grünen, die braunen und die roten Algen. Die grünen Algen, die Chloro- spermen, führen in ihrer Mehr- zahl ein amphibisches Dasein, sie leben zur Ebbe in der Luft, zur Flutzeit im Seewasser, wie z. B. die seidigen Enteromorphen und die kraut- oder bandartigen Ulven, welche das Ufergestein mit ihrem leuchtenden Grün über- ziehen. Ihr Thallus besteht aus einer ein- schichtigen Zellfläche von großer Aus- dehnung und unregelmäßi- ger Form. Aber auch am Grunde der See Avachsen Vertreter die- ser Gruppe, wie u. A. die schönen Valonien. Sind die Formen zart ver- zweigt, Avie bei denChondreen, so d; • T vereinigt sich zu- Fhycoscris Imza L. ^ ® Oi'igiualaufnahme für die „Blätter“. AAmilCU ihre grÜlie Farbe mit der roten in der Weise, daß der Stamm und die HauptverzAveigungen grün sind, die Spitzen aber purpurrot schimmern. Die braunen Algen, dieMelanospermeii, zeigen ihre Hanptvertreter in den schon genannten Laminarien und Facus-krim. Ihr Chlorophyll ist durch einen braunen Farbstoff, dasPhycophäin, verdeckt. Die Fucus-kii&n siedeln sich immer nahe am Ufer an und in ihrem Vorkommen ziehen die einzelnen Vertreter ziemlich fest be- stimmte Linien am Strande. Unter der dritten Gruppe der Meerespflanzen, den roten Algen, den Florideen oder Blütentangen, sind die wunderbarsten Formen mit den präch- Originalaufnahme Phlebothamnium coccineiim Lyn ab. für die ..Blätter“. ^ ^ E. Baue: Die Meeresilora. 265 tigsten Farben anzu- treffen. Blüten bringen sie, wie auch die anderen Arten nicht hervor, aber man nannte zierliclien „Blättclien“ vieler Aideii l)ald wie das feinste Spitzengewebe, bald wie ein feingekrän- seltes Seidenband und wer diese prächtigen Kindei- Floras in der Saizflut sammeit, wird erst nacli der prachtvoll roten Pülola plawosa Äg., Phlehofham- niiim graniferum oder nach Delesseria stmguinea Lamour greifen. Letztere Art begeisterte den Engländer Dawson Turner zu den W'orten: „ln der Eleganz der äußei'en Erscheiming und in der entzückenden Färbung seiner zaiügeordneten Blätter übertrifft dieses lierrliclie Gewächs alle seine Geschwister so sehr, daß ihm die Krone ge- bührt unter allem, was das Meer hervorbringt.“ Alle Algen sind blütenlose Gewächse, ihr Orga- nismus ist mu’ andeutungsveeise in differente Organe gegliedert; bei allen fehl t noch der G egensatz von Stamm und Blatt, der alle weitere Vervollkommnung in der Ausgestaltung der Gewächse be- dingt. Auf der tiefsten Stufe derEntvvicklung beginnen diese Gewächse mit streng einzelligen Organismen und steigen durch mannigfaltigeZwischenstufen zu umfangreichen, reich geglieder- ten Formen auf. Bei den Algen, wo zahlreiche Zellen Üächen- oder körperförmig vereinigt sind, nimmt der Thallus oft bei an- sehnlicher Größe eine strauch- dei' blattartige Gestalt an und ahmt so die Organe höherer Bilanzen in der Form nach. Ceramvum ruhiim Ag. Originalaufuahme für die .Blätter“. Delesseria sniiguiiica Lamour. Oiiginalaufuahme für die „Blätter“. sie trotzdem Blüten- tange, weil ihre herrlichen Farben an die Blüten des Festlandes erinnern. Sie sind rosenrot bis violett gefärbt, d. h. ihr Chlorophyll wird durch den roten F arbstoff, Phy coery- thrin oder Rhodo- phyll verdeckt. Der vegetative Körper dieser Algen ist außerordentlich ver- schiedenartig. Es kommen Formen vor, die aus verzweigten und locker liegenden Zell- fäden bestehen, andererseits aber auch wieder solche, bei welchen die ursprünglich getrennten Zellfäden zu einem festen und oft lederartigen Thallus miteinander ver- wachsen, welcher meist eine bestimmte und charakteristische Form auf weist. Manche von den Florideen prangen im durchsichtig- sten, glühendsten Purpur, andere schimmern im duftigsten Rosa, andere wieder sind so rein und zart violett, daß kein Maler ihre Farben wiedergeben kann. Getrocknet, auf weißem Papier ausgebreitet erscheinen die Ptilota pluDwsa Ay. Originalaufnahme für die „Blätter“. iü 266 Alois Czepa: Mein Terrarium. Mein Terrarium. Von Alois Gzepa, Gedanken in dem Aufsatze des Herrn Alfred Troschütz über Gesellschafts- terrarien (Heft 1 u. 2), daß nur durch immer- währende Anführung des Schönen, Anregenden und Belehrenden die Terrarienliebhaberei die Ausbreitung erfahren könne, welche ihr eigent- lich zukomme, muß ich voll und ganz billigen, denn eine solche Liebhaberei muß mehr ver- breitet sein. Ich will nicht sagen, daß das Halten und Züchten der Aquarienfische vielleicht nur niedrig anzuschlagen sei; ich bin ja auch Aquarienliebhaber und erkenne den großen Wert dieser Liebhaberei, aber ein Terrarium, richtig eingerichtet und besetzt, ist eine Fundgrube des Belehrenden und Fesselnden. Die Tiere des Terrariums können mit dem Menschen in viel nähere Beziehungen treten als die Fische, die an das feuchte Element gebunden sind. Das Leben in einem Terrarium hat mein A^orgänger trefflich geschildert und mir so dieses Stück Arbeit abgenommen. Ich will nur kurz die Ein- richtung und Besetzung meines Terrariums er- wähnen. Mein Terrarium besitzt eine Länge von 75 cm, eine Breite von 45 cm und eine Höhe von 70 cm mit Dach. Den 10 cm hohen Bodenraum ließ ich mit Zinkblech aussclilagen und in der rechten vordem Ecke brachte ich ein Becken an. Die der Sonne zugekehrte Seitenwand bedeckte ich mit Zierkorkstücken. Dieser einfache, leichte und schnell angefertigte Felsen macht sich sehr schön und sieht in seiner grauen Farbe mit den zahlreichen Vorsprüngen und Einschnitten einer steilen Felswand sehr ähnlich. Diese AVand haben sich die Eidechsen als ihren Lieblingsplatz auserkoren und hier sitzen sie und sonnen sich oder jagen auf der AA^and herum. Zwischen dem Kork und der AVand befindet sich trockenes Moos, das Nachtquartier der Echsen. Den Bodenraum füllte ich mit Erde aus, und versenkte in diese einige Blumentöpfe mit Epheu, den ich teils an dem Felsen, teils an der Vorder- wand emporzog. Auf die Erde kam Moos. Den Teich bepflanzte ich nicht, da es auch keinen Sinn hätte. Nur einen Steg aus Steinen baute ich hinein, damit die Tiere leicht heraus und leicht hinein könnten. Nachdem ich nun alles eingerichtet hatte, schritt ich zur Besetzung. In meiner Heimat fing ich Zauneidechsen und Blindschleichen, die zuerst allein das Terrarium bewohnten. Eine von den Blindschleichen schenkte mir drei aller- liebste Junge, die sich gleich die nächsten Tage über die nackten Schnecken hermachten, obwohl sie selbst dünner und schwächer als jene waren. Auch die Eidechsen paarten sich im Terrarium. Drei AVeibchen legten Eier, von denen aber kein einziges auskroch. Den AVinter über ließ ich die Tiere im Terra- rium, fütterte sie aber nicht, da sie sich ver- krochen hatten und nie zum Vorschein kamen. Als aber der Frühling ins Land zog, da kamen sie alle ohne Ausnahme, wenn auch abgemagert, doch frisch aus Tageslicht und füllten bald ihr leeres Ränzlein wieder voll. Ich gesellte ihnen nun eine große Smaragd- eidechse und drei Mauereidechsen bei, mit denen sie sich sehr gut vertrugen. Bis jetzt hatte ich noch immer nicht den Teich ausgenutzt. Ich setzte deshalb in das Terrarium zwei kleine Sumpfschildkröten, einen Feuersalamander, einen Laubfrosch, eine kleine Knoblauchkröte und einen Grasfrosch. Die Schild- kröten kamen den Eidechsen gar nicht fremd vor, wohl aber die Amphibien. Den Salamander bissen mehrere Echsen in den Schwanz, in der Aleinung einen AVurm vor sich zu haben. Doch nur zu bald ließen sie immer los und wetzten ilir Mäulchen an den Steinen; denn sie hatten sicherlich eine unliebsame Bekanntschaft mit dem Sekrete der Drüsen des Salamanders gemacht. Auch die Knoblauchkröte war schon einmal im Rachen der Smaragdeidechse verschwunden, wurde aber wieder gesund herausgespieen. Die Eidechse hatte das Nachsehen, denn sie rieb sehr lange ihr Manl an den Steinen, um den beißenden Geschmack zu verlieren. Ich füttere meine Eidechsen mit Heuschrecken, Fliegen, Schmetterlingen, Mehlwürmern, die Blindschleichen und die Amphibien mit AVürmern und nackten Schnecken, die Schildkröten mit AVürmern. A"or kurzem brachte ich aus dem Gebirge drei Bergeidechsen, von denen die eine trächtig war. Ich sage „war“, denn sie hat bereits die Jungen zur AVelt gebracht. Bis jetzt habe ich drei Stück herausgefangen, die ich in einem eigenen Behälter auf ziehe. Meine Eidechsen sind sehr zahm, laufen, wenn ich die Hand ins Terrarium halte, auf sie hin- auf in der Hoffnung, einen Mehlwurm zu erhalten. Ich kann jedem das Halten eines Terrariums anraten. Es ist viel billiger als ein Aquarium und viel interessanter. A Kennzeichen und geographische Verbreitung der europäischen Schlangen. 267 Kennzeichen und geographische Verbreitung der europäischen Schlangen. Von Gustav ßeiche, (Schluß.) (Mit Bestimmungstabellen u. 25 Kopfschilderzeichnungen.) Vipera ursini, Bonap. Körper wenig gedrungen, in der Mitte leicht verdickt, mit gerundeter Unterseite. Kopf ver- hältnismäßig klein, weniger abgesetzt. Zwischen Augen- und Lippenschildern eine Reihe von kleinen Schuppen. Schnauze stumpf zugespitzt, flach oben. Rostralein Verbindung mit einem (selten mit zwei) Apicalschilde. Frontal- und Parietalschilder gut ausgebildet. 3 (selten 4) untere Lippenschilder in Verbindung mit den Kinnschildern. Vor dem Fron- tale bis zum Apicalschild auf der Oberseite des Kopfes 5 Schilder welche ein 6. um- schließen und zwar 2 vor dem- selben und 3 hinter demselben. Schuppen stark gekielt. Fär- bung bei beiden Geschlechtern gleich. Oberseite lu’aun oder Figur 20. olivengrün. Vom Auge zum Vipera uraini Bonap. Mundwinkel jederseits ein dunkelbraunes Band. Am Hinterkopfe ein dunkler, mit der Spitze nach vorn gerichteter Winkel- flecken, zwischen dessen Schenkeln das Zickzack- band des Rückens beginnt. Rücken deutlich heller als die Seiten, von diesen durch eine Reibe von Flecken oder Längsstrichen geschieden. Auf jeder Körperseite je zwei Reihen abwechselnd stehender größerer und kleinerer Flecken. Unter- seite schiefergrau oder grauweiß, weiß oder dunkelgrau gefleckt. Längsreihen = 19 (selten 20 oder 21). Bauchschilder = 120 — 142. Schwanzschilder = 30 — 37. Fundorte; Frankreich, Italien, Istrien, Österreich-Ungarn, Bosnien. Vipera renardi, Christ Körper kräftig, gedrungen, mit gerundeter Unterseite. Kopf ziemlich klein, ähnlich wie ursini, mit etwas mehr erhobener Schnauzen- kante. Nasenloch im unteren Teil des Nasale, welches nicht größer ist als das Auge. Zwischen Augen und Lippenschildern eine Reihe von kleinen Schuppen. Schnauze stumpf zugespitzt, flach konkav. Rostrale in Verbindung mit einem Apicalschild. Frontale und Parietalschilder gut augebildet. 4. und 5. oberes Lippenschild steht unter dem Auge. Vor dem Frontale bis zum Apicalschild 3 — 4 Schilder. Schuppen stark gekielt. Oberseite gelblich weiß, an den Seiten graubraun, mit zwei Reihen von dunkel- braunen Flecken. Das Zickzackband des Rückens besteht aus einer Reihe von dunkel- braunen Flecken. Kopf- zeichnung wie bei herus und ursini. Unterseite weißlich oder grau, mit dunklen Flecken. Lippenschilder dunkel gerändert. Längsreihen = 21 (selten 19). Bauchschilder = 130 — 150. Schwanzschilder 24 — 37. Fundorte: Süd-Rußland. Figur 21. Vipera renurdi Christ. Vipera herus, L. Körper gedrungen, in der Mitte oft be- deutend verdickt, mit gerundeter Unterseite. Kopf vei’hältnismäßig klein, gut abgesetzt. Zwischen Augen und Lippenschildern eine (selten zwei) Reihe von kleinen Schuppen. Schnauze breit abgerundet oder abgestuzt. Rostrale in Verbindung mit 2 Apical- schildern (selten mit einem). Frontal- und Parietalschilder gut ausgebildet. 3 — 4 (selten 5) untere Lii)penschildei' in Verbindung mit den Kinnschildern. Schup- pen deutlich, aber weniger stark wie bei ursini gekielt. In der Färbung die veränder- lichste Schlange Euro- pas. Grundfarbe der Oberseite kann sein: hellgrau, olivengrün, gelbbraun, graubraun, rotbraun, graugrün, blaugrün, blau, schwarzbrauu bis schwarz. Unterseite hellgrau, dunkelgrau, mit zahlreichen weißlichen oder dunkelgrauen Flecken, oder mit wenigen, meist auf die Bauchränder verteilten hellen Flecken. Vor den Augen zwei dunkle Querstreifen, zwischen den Augen, nach hinten geöffnet eine winklige A Zeichnung. Eine zweite Winkel- zeichnung anschließend daran mit nach vorn A gerichteter Spitze, deren Schenkel bis auf die Mundwinkel ziehen, wo sie sich oft mit einer vom Hinterrande des Auges kommenden Längs- binde vereinigen. Über den Rücken eine dunkel 268 Kennzeichen und geog-raphischc Yerbreitung- der europäischen Schlangen. Zickzackbinde, an den Seiten je zwei Eeiben dunkler Flecken. Schwanzspitze niiterseits zitronengelb. _ Längsreilien == 21 (selten 19 oder 23). Baiichscliilder = 132 — 158. Scliwanzscliilder = 33—41. Fundorte; Schweden, Norwegen, Dänemark, Seeland, Langeland, Jütland, England, Deutsch- land, Schlesien, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Schweiz, Österreich-Ungarn, Tirol, Salzburg, Kärnthen, Krain, Steiermark, Böhmen. Mähren, Galizien, Bukowina, Kroatien, Bosnien, Herzegowina, Siebenbürgen, Kußland, Finnland. Yipera asins, L. Körper ziemlich walzenförmig, von oben etwas niedei’gedrückt, in der l\Iitte weniger verdickt als bei ammodytes. Kopf von hinten nach vorn ziemlich stark verjüngt, von etwa ei- oder bimförmiger Gestalt. Zwischen Augen- und Lippenschildern 2 Reihen kleiner Schuppen. Schnauze abgestutzt, scharfkantig, mit deutlich aufgeworfner Spitze. Schuppen auf der Vorder- hälfte des Kopfes glatt, am Hinterkopf wie die Körper- schuppen gekielt. Körper- schuppen stark gekielt. Fig. 23. upera aspis L. Obei’seite aschgrau oder gelb- lich, rötlich, braun, oliven- farben bis zum tiefsten Schwarz, durch vier in paralleler Richtung über Körper und Schwanz hinlaufende Reihen dunkler Flecke gezeichnet, welche sich oft zu (^nerbinden vereinigen. Vom Hinterrande des Auges zieht sich schräg nach hinten und unten eine ziemlich breite, dunkle Binde, oft bis auf die Halsseiten verlängert. Hinter dem Scheitel zwei dunkle, nach den Seiten des Hinterhauptes anseinanderlaufende Streifen, die in ihrem Winkel einen mehr oder weniger großen Nackenfleck einschließen. Unter- seite bräunlichgelb, dunkelgrau oder schwarz, entweder einfaiFig, oder mit helleren, odei' dunkleren Punkten. Längsreihen = 21. Banchschilder = 139 — 158. Schwanzschilder = 33 — 46. Fundorte: Deutschland, Schweiz, Frankreich, Pyrenäen, Italien, Illyrien, Tirol, Sizilien. Vlpera lafastei, Boscd. Mittelform zwischen as2)is und ammodytes. Körper ziemlich walzenförmig, flach gedrückt, mit flacher Unterseite. Kopf herzförmig. Zwischen Augen- und Mittelscliildern 2 — 3 Reihen kleiner Schuppen. Schnauze manchmal nur wenig aufgeworfen, manchmal in einen TipeJaiau^ui boscü. kleinen hornartigen Zapfen endigend. Schuppen auf der Vorderhälfte des Kopfes glatt, am Hinterkopfe wie die Körperschuppen gekielt. Körperschuppen stark gekielt. Oberseite grau oder braun, mit einem dunkelbraunen, ge- wöhnlicli sclnvarz umrandeten, unregelmäßigen Zickzackbande vom Hinterhaupt bis auf den Schwanz. An den Seiten je eine Reihe eben- solcher Flecke, welche gegenüber den Zwischen- räumen des Rückenbandes stehen. Auf dem Hinterkopfe gewöhnlich eine mit der Spitze nach vorn gerichtete Winkelzeichnung, vom Auge bis auf die Halsseiten zieht sich ein dunkler Streifen. Unterseite grau, mit dunklen Punkten und Flecken dicht besetzt. Schwanz unten gelb oder gelb- geflekt. An seinem Ende eine spitze Schuppe. Längsreihen = 21. Bauchschilder = 125 — 147. Schwanzschilder = 32 — 43. Fundorte; Portugal, Spanien. Figur 25. Vipera ammodytes L, Vlpera ammodytes, L. Kör})er plump, gedrungen, in der Mitte oft bedeutend verdickt, mit ziemlich flachem Rücken und gerundeter Unterseite. Kopf verhältnis- mäßig groß, hinten sehr breit, fast herzförmig, Zwischen Augen- und Lippenschildern 2 Reihen kleiner Schuppen. Schnauze nach oben in einen hornartigen Zapfen ansgezogen, der mit kleinen Schuppen bekleidet ist. Schuppen auf der Vorder- hälfte des Kopfes glatt, hinter den Angen schwach dachförmig gekielt. Körper- schuppen laiizettlich ei- förmig, geschindelt, nach den Seiten deutlich ver- größert, mit Ausnahme der untersten Reihe scharf ge- kielt. Oberseitegleichförmig aschgrau, auf dem Rücken durch ein dunkles, aus zusammenhängenden Flecken gebildetes Zick- zackband unterbrochen. Eine zweite Reihe viel kleinerer Flecken zieht sich au den Seiten des Körpers hin, unter den Buchten der Rückenbinde stehend. Die Grundfarbe variiert sehr; es findet sich ziegelrote, gelbbraune, silbergrane, blau- graue, schwarzbraune und grünrosenrote Färbung. Unterseite bald rötlich, fein dunkelgrau punktiert, bald wiedei’ ganz dunkelgrau. Längsreihen = 21 (sehr selten 23). Bauchschilder = 133 — 162. Schwanzschilder = 28 — 38. Fundorte: Deutschland, Italien, Dalmatien, Balkanhalbinsel, Türkei, Griechenland, Öster- reich-Ungarn, Morea, Bosnien, Herzegowina, Kroatien, Steiermark, Tirol, Jonische Inseln. Kleine Mitteilungen. 269 jCIeine J^^itteilun^en* Intelligenz eines Wüstenwaranes. V^oi- einigen Jahren hielt ich frei in meinem, mit einer ziemlich hohen Mauer umgebenen Garten einen zirka 1 m langen Wüstenwaran (Varanns griseus). Das Tier hatte sich eine tiefe Höhle gegraben, in der es sich zur Nachtzeit und während der kühleren Tagesstunden auf- hielt. Mittag zur Essenszeit verfehlte es nie unser Speisezimmer aufzusuchen. Den Weg dahin nahm der Waran über den nur einige Stufen hochgelegenen Balkon; hier wartete er -wie ein Hund auf die ihm hin- geworfenen Knochen, Fleischstücke usw., die er mit Gier in ziemlichen Größen vei’schlang. Einmal fraß er sogar einige 4 — 5 Tage alte Hunde, abstammenrl von einem Hunde ungefähr in der Größe eines Foxterriers. Zwischen seinen Pflegern resp. den Angehörigen des Hauses und Fremden wußte der Waran genau zu unterscheiden, erstere ließ er nahe an sich herankommen — anfassen durfte ihn allerdings nicht einmal sein Pfleger — während er letzteren (den Fremden) stets aus dem Wege ging und sich, wenn er sich auf seinem Lieblingsplatz vor der Höhle befand, sofort in dieselbe zurückzog. Leider wurde der Waran von unwissenden Leuten des Nachbargartens erschlagen. Das Tier hatte sich nämlich seine Höhle soweit durchgegraben und sich einen zweiten Ausgang auf der anderen Seite der Mauer hergestellt. Ad. Andres-Alexandrien, „Isis“-München. I NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer der einzelnen Vereine die volle Verantwortung. „Isis“, V erein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. (E. V.) Vereinslokal: Cafe-Restaurant „Deutscher Hof“. Donnerstag, den 28. April 1904. Das Protokoll der letzten Vereinsvei-sammlung ge- langt zur Verlesung und Genehmigung. Im Einlauf: Offerte Sehwartze-Hamburg. Brief des Herrn Labonte hier. Herr Labonte stellt uns zwei kleine Stücke Perca fiuviatilis und Gasterosteus aculeatus zur Verfügung. Karte unseres Herrn Tlüller von Corfu. Schreiben des Herrn Professors Dr. Hofer hier. Brief des Herrn Dr. Werner- Wien. Herr Dr. Werner spricht uns, in aner- kennenden Worten unserer Vereinstätigkeit gedenkend, seinen herzlichen Dank aus für die Aufnahme in die „Isis“ als Ehrenmitglied. Brief des Herrn A. Andres aus Alexandrien. Herr Andres wollte dem Vorsitzenden einige ägyptische Reptilien übersenden, die ägyptische Post verweigerte indes die Annahme der Sendung. „Von mehreren Herren des Vereins liefen Gesuche um Über- lassung von Wasserpflanzen und Pflanzensamen ein. Herr W. Seifers sagt auch für diesmal zu, die Ver- sendung zu bewerkstelligen. Ferner im Einlauf: „Natur und Haus“ No. 14, „Vereinsblätter“ No. 8 und „Nerthus“ No. 8. In „Natur und Haus“ berichtet Herr Hesdörffer über einen neuen Aquarienfisch, Pivulus elegans Steind., aus dem La Platagebiet, im abgelaufenen Jahr durch von dem Borne eingeführt. „Zur Fortpflanzung der Salamander“ biüngt Herr Brüning-Hamburg einige Aus- führungen. In seinem Berichte vom 18. März 1. Js. in „Natur und Haus“ S. 222 beschäftigt sich der „Triton“- Berlin mit uns. Er schreibt: „Weniger Aufsehen als Kopfschütteln erregte im Sitzungsberichte der „Isis“ vom 26. November 1903 ein Passus, in welchem die „Isis“ wieder einmal die Gedanken eines unserer Frage- steller erraten zu haben glaubt. Im übrigen haben doch wohl die dort zur Erkennung des Männchens der Gattung Lacerta angegebenen Merkmale nur einen sehr relativen Wert. Ob es wohl ein großes Kunststück ist, sich eine Frage so zurecht zu schneiden, wie man dieselbe brauchen kann?“ Diese einschlägige Frage No. 247 lautete seiner Zeit: „Woran erkennt man die Geschlechter der Eidechsen?“ Die Antwort des „Triton“ hierauf lautet: „Ohne nähere Angabe der Art nicht zu sagen, da es verschiedene Merkmale für die verschiedenen Arten gibt; für gewöhnlich sind die Männchen intensiver gefärbt als die Weibchen. So herrscht z. B. bei unserer Lacerta agilis in der Färbung des Männchens oberseits ein mehr oder minder lebhaftes Grün, in der des Weibchens Grau oder Braun vor.“ Zu dieser, die gestellte Frage höchst unvollständig treffenden öffentlichen Antwort des „Triton-“ haben wir uns nachstehende Bemerkung ge- stattet: „Offenbar hat der Fragesteller mit der ziemlich summarisch zu verstehenden Bezeichnung „Eidechsen“ nur die Gattung Lacerta L. im Auge. Es möge vielleicht gestattet sein zu bemerken, daß bei sämtlichen Arten der Gattung Lacerta, also den eigentlichen „Eidechsen“, Männchen und Weibchen, besonders zur Paarungszeit ziemlich leicht unterschieden werden können. Abgesehen von der Färbung, die bei den meisten Eidechsenarten (nicht bei allen) allein schon ein entsprechendes Unter- scheidungsmerkmal bildet, sind besonders in der Paarungs- zeit die Schenkelporen des Männchens bedeutend kräftiger und lassen das Männchen als solches sofort erkennen. Außerhalb der Fortpflanzungszeit vermag der halbwegs erfahrene Reptil ienpÜeger bei vielen Echsen- arten die meist kräftigeren Männchen an de)u höheren, breiteren Kopf, an den kräftigeren Hinterbeinen, sowie an der verdickt erscheinenden Schwanzwurzel zu erkennen. Bei einigen Formen erfordert die Unterscheidung einen geübteren Blick.“ Diese gewiß durchaus sachliche Be- merkung und exakte Beantwortung der gegebenen Frage hat beim „Triton“-Berlin „weniger Aufsehen als Kopf- schütteln erregt“. Was das „Aufsehen“ anbelangt, so bezieht sich dieses laut Bericht des „Triton“ auf die auf dem Umschlag von „Natur und Haus“ von Herrn Dr. Fraiick, I. Vorsitzenden der „Salvinia“ -Hamburg, für das Piscidin gemachte Reklame. Wir sind in der Sache nicht weiter interessiert, möchten aber doch bemerken, daß es heißt, die Geschichte des eigenen Vereins voll- ständig vergessen zu haben, wenn sich der „Triton“ derartige Bemerkungen gestattet. Die Zeit liegt noch keineswegs so weit zurück, da ein I. Vorsitzender des „Triton“ ebenfalls Reklame für ein Fischfutter gemacht hat. Bezüglich des „Kopfschütteins“ ist zu bekennen, daß dieses natürlich eine etwa ebenso harmlose, wie allerdings auch zwecklose Beschäftigung darstellt. Aber daran mag erinnert sein, daß weit begründetere Veran- lassung zu dieser Übung beispielsweise die Beantwortung oben angeführter Frage, oder eine Kritik des Zernecke- scheu Buches durch den „Triton„-Berlin bilden dürfte. Was die Beantwortung der Frage No. 247 betrifft, so haben wir, nachdem die Angelegenheit einmal entrollt ist, noch einzuschalteu : Es ist nicht richtig, wenn der „Triton“ sagt, es kann ohne nähere Angabe der Art nicht genau gesagt werden, woran die Geschlechter der Eidechsen zu erkennen sind. Es vermag dieses sehr wohl gesagt werden, wie dieses aus unserer Bemerkung oben erhellt, ünd es ist ferner nicht richtig, wenn der „Triton“ sagt, daß es verschiedene Merkmale der Unterscheidung für die verschiedenen Arten der Eidechsen gibt. Die Unterscheidungsmerkmale für die verschiedenen Eidechsen sind immer dieselben, nämlich intensivere Färbung, kräftigere Gestalt, bedeutend stärker entwickelte Schenkelporen, breiterer gewölbter Kopf, kräftigere 270 V ereins-Nachrichten. Hinterbeine, verdickte Schwanzwurzeln bei den Männchen. In der neuen Wendung gegen uns hat uns dann ferner der Satz, „daß die „Isis“ wieder einmal die Gedanken eines unserer Fragesteller erraten zu haben glaubt“, zu beschäftigen. Die Bemerkung entstand wohl deshalb, weil wir schrieben : „Offenbar hat der Fragesteller mit der Bezeichnung „Eidechsen“ nur die Gattung Lacerta im Auge.“ Nun, sehr viel zu erraten war doch da nicht Unseres Wissens kommt der deutsche Name „Eidechse“ regelrecht nur den Arten der Gattung Lacerta zu, z. B. Smaragdeidechse, Perleidechse, Zauneidechse, Mauer- eidechse, Waldeidechse usw. ; während bei anderen Lacertiden einfach das Wort „Echse" angewendet wird, wie die Bezeichnungen Walzenechse, Brüokenechse, Stummelschwanzechse, ßiesenglattechse, Dornschwanz- echse usw. usw. beweisen. Da der Fragesteller sich des Wortes „Eidechsen“ bediente, kann von Gedanken er- raten hier nicht gesprochen werden. Der „Triton“ faßte übrigens die Frage genau so auf, wie die Wahl der Lacerta agilis als Beispiel beweist. Es fällt hiermit auch die völlig ungerechtfertigte Behauptung, wir hätten eine Frage so zugeschnitten, wie wir dieselbe brauchen können, als vollständig haltlos zusammen. Noch be- fremdender ist die Bemerkung des „Triton“-Berlin, daß unsere zur Erkennung des Männchens angegebenen Merkmale nur einen sehr relativen Wert haben sollen. Wir möchten hier fragen, warum sollen sie nur relativen Wert haben? Würden sich die Fach- herpetologen ausschließlich dieser Merkmale bei der Angabe äußerer Geschlechtscharaktere bedienen, wenn sie nur relativen Wert hätten? Und wäre dieses wirklich der Fall, wie sollte man denn da z. B. ohne interne Untersuchung das Geschlecht bei Eidechsen unter- scheiden, bei welchen Männchen und Weibchen gleich- gefärbt sind, wie dieses bei L. mosorensis, L. oxycephala, L. bedriagae, der olivaceaform von L. fiumana und L. serpa, den melanotischen Formen von L. fiumana, L. serpa und halearica usw. usw. der Fall ist. Der „Triton“- Berlin hat also für seine Behauptungen, die doch nur zum Zwecke der Wertherabsetzung unserer Angaben gemacht sind, den Beweis zu erbringen. Mit allgemeinen Redensarten ist nicht gedient und nichts getan. Also bitte Beweise und die Behauptungen ordentlich begründet, wir werden auf dem Plan sein. — Einige Aufsätze aus genannter No. von „Natur und Haus“ und den „Blättern“ No. 8 werden, wie üblich, verlesen uud besprochen. „Nerthus“ No. 8: Herr Köhler-Leipzig bringt den Schluß seiner bemerkenswerten Ausführungen über „Die verschiedenen Formen der Brutpflege bei Fischen und ihre Erwerbung im Kampfe ums Dasein“. Auf Seite 171 dieser Zeitschrift lesen wir sodann unter „Post“ eine Entgegnung des Herrn ,1. Scherer-München auf einen früheren Bericht. In No. ßl der „Nerthus“ vom .Jahre 1903 erzählt Herr Scherer in seiner Reisebeschreibung „Auf Sansibar“ u. A. auch wie folgt: „Hier und da ein lärmendes Geräusch im Dornbusch ließ mich einen flüchtigen Uromastix oder Gerrhosaurus erkennen.“ In unserem früheren Vereinsberichte („Blätter“ 1903 S. 344) haben wir hierzu bemerkt: „Statt eines Uromastix wird wohl etwas anderes im Dornbusch gelärmt haben, da diese Echse auf Sansibar nicht vorkommt.“ Diese vollständig zutreffende Bemerkung greift nun Herr Scherer in einer kaum gerechtfertigten Schärfe wie folgt an: „Zur Notiz im Monatsberichte der „Isis“ vom 5. August 1903 in den „Blättern für Aquarien- und Terrarienkunde“, in welcher mir genannter Verein das Gesehenhaben (s. „Nerthus“ No. 31, Jahrg. V, „Auf Sansibar“ eines ZJromasffa;) (Dornschwanzechse) auf der Insel Sansibar mit der schlagfertigen Begründung, daß Uromastix dort nicht vorkommt, in Abrede stellt, möchte ich hier kurz bemerken, daß ich nicht nur als lang- jähriger Reptilienpfleger die Gattung Uromastix (es handelt sich hier, wie ich nachträglich bemerke, um 2 Exemplare des indischen Dornschwanzes) (Uromastix hartwickii Gray) nur zu genau zu erkennen glaube, um etwa bei einer Entfernung von ca. 3 m das Opfer einer Halluzination zu werden, sondern vielmehr auch der Ansicht bin, daß weder die „Isis“ noch die von ihr zu Rate gezogene Literatur für das tatsächliche lokale Vor- kommen eines Reptiles maßgebend sein kann, noch weniger aber, daß sie vermöge ihrer Autorität eine Tierspezies von der Einwanderung in ein Land abzuhalten oder dieselbe aus jenem zu verbannen vermögen, das, wie Sansibar einen Welthandelsplatz darstellt, welcher natürlich die Möglichkeit einer Einschleppung von fremd- ländischen Tieren, namentlich für den Küstenstrich sehr begünstigt; eine Tatsache, deren Bedeutung in Bezug auf die Verbreitungsgeschichte der Fauna von der exakten Wissenschaft nie unterschätzt, von der „Isis“ aber anscheinend verkannt wurde.“ Wir waren natürlich etwas erstaunt über diese Entgegnung des Herrn Scherer. Wir hatten dieselbe um so weniger erwartet, als Herr Scherer gelegentlich einer Interpellation betr. des fragl. Uromastix durch unseren I. Vorsitzenden selbst zugegeben hatte, das im Dornbusch beobachtete Tier könne auch etwas anderes als Uromastix gewesen sein. Damit ist die praktische Seite dieses Falles für uns vollständig erledigt. W'^enn trotzdem noch etwas auf die Sache zurückgekommen wird, geschieht es, weil einige theoretische Fragen behandelt werden können. Würde uns aus einem noch ungenügend erforschten Gebiete das Vorkommen eines Uromastix gemeldet worden sein, so wäre es uns nicht eingefallen, die Meldung irgendwie anzuzweifeln. Aber Sansibar ist ja schon seit Jahrzehnten genau durch- sucht, so daß das Vorkommen einer so großen Echsenart, wie es ein Uromastix ist, wohl nicht hätte gut verborgen bleiben können. Im vorliegenden Falle ist also die Verschleppungsfrage angeschnitten und wir benutzen gerne die Gelegenheit, unseren Standpunkt zu präzisieren. Es ist vollkommen irrig, wenn angenommen wird, wir ließen diese wichtige Frage ganz außer Acht. Wir be- rücksichtigen sie sehr wohl, allerdings nicht kritiklos, sondern unter sorgfältiger Erwägung dessen, was in dem einzelnen Fall für und wider die Annahme einer Ein- schleppung spricht, und es hat seine guten Gründe, wenn wir uns auch jetzt durchaus ablehnend der Einschleppungs- Möglichkeit eines Uromastix gegenüber verhalten. Die Einschleppung ließe sich vielleicht so denken: Irgendwo liegt im Freien ein Warenballen und ein in seiner Nähe sich herumtreibendes Tier verbirgt sich in ihm, wird miteingeschifft und gelangt wieder ans Land. Hier allein schon müssen verschiedene Faktoren Zusammen- wirken, um eine Verschleppung zu ermöglichen. Vor allem muß auch da, wo Uromastix hardwickei vorkommt, Ausfuhr vorhanden sein. Dieses möchten wir jedoch anzweifeln, da besagter Uromastix in Nord-Indien und Beludschistan in Halbwüsten lebt. Eine weitere wichtige Frage ist, ob ein Reptil, welches im nördl. Indien Halbwüsten bewohnt, sich ca. 2.5 Breitegrade südlicher im feiichtwarmen Klima Sansibars akklimatisieren kann. Aber nehmen wir nun einmal die Einschleppung und Akklimatisationsmöglichkeit einer Uromastixart für San- sibar an. Müssen wir dann nicht auch zugeben, daß ebensogut eine andere Art als Uromastix hardivickei hätte eingeschleppt werden können? Um nur von Ländern zu reden,., die relativ nahe bei Sansibar liegen, .sp könnten aus Ägypten und Syrien U. ornatus, aus Ägypten und Arabien U. spinifer und aus Südarabien U. beati eingeschleppt worden sein. Da gesagt wird, daß Sansibar ein Welthandelsplatz ist, wird nicht be- stritten werden wollen, daß auch Schiffe aus diesen Ländern die Möglichkeit einer Verschleppung anderer Uromastixarten bieten. Aus der Entgegnung des Herrn Scherer erfahren wir nun, daß er nicht nur langjähriger Reptilienpfleger, sondern auch „Kenner“ der Uromastix- familie ist. Ein solcher aber muß mit seiner Bestimmung des Uromastix, der da im Dornbusch lärmt, etwas vor- sichtiger sein. Ein Kenner weiß, daß die Uromastixarten überhaupt nicht leicht zu bestimmen sind und daß bei der Bestimmung die Beschuppung des Schwanzes — hierbei spielt in manchen Fällen die der Unterseite des Schwanzes eine Rolle — hauptsächlich maßgebend ist. Auf 3 m Distanz die Schwanzbeschuppung eines Tieres, das im Dornbusch lärmt, so genau zu erkennen, daß man es als Uromastix hardwickei ansprechen kann, halten wir für ausgeschlossen. Nach dem Wortlaute des Aufsatzes „Auf Sansibar“ muß jeder Laie, der ihn liest, glauben, Uromastix sei auf Sansibar indigen. Warum aber wurde nicht gleich von vornherein bemerkt, daß es sich um eine eingeschleppte Art handelt und so jedem Irrtum vorgebeugt? Aber nicht allein um Irrtümer zu vermeiden hätte betont werden müssen, daß es sich um V ereins-N achrichten . 271 einen eingeschleppten Uromastix handelt. Ein Kenner dieser Familie muß auch wissen, daß ein sehr interessanter Fall von Einschleppung und Akklimatisation vorliegt. Warum unterblieb also die Klarstellung und warum er- folgte eine solche erst, nachdem unser Bericht sich der Aufmerksamkeit des Herrn Scherer erfreute? Seine gegebene Erklärung, deren Ton in einem merkwürdigen Gegensatz zu ihrer moralischen Berechtigung steht, kann nur ihm schaden; sis kann nur von solchen Leuten für Ernst genommen werden, welchen jedes Wissen mangelt und denen Urteilsfähigkeit im bedenklichen Maße abhanden gekommen ist. — Herr Kainradi aus Riva war vor kurzer Zeit anwesend und wollte einzelnen Herrn der „Isis“ einen Besuch abstatten. Herrn Remboldt übermittelte der Genannte 12 Stück Lacerta niuralis fnsca, gesammelt in Riva. Herr Lankes berichtet kurz über die mit den Herren Knan und Remboldt am Sonntag, den 25. April, nach dem Wecklingersee unter- nommene Exkursion. Etwas windiger Tag, wenig Sonnenschein. Rana esculenta spärlich, ein großes Stück und einige kleine Stücke wurden erbeutet. Von Rana agilis wurden zwei erwachsene Stücke gesammelt. Diese ziemlich dürr. An zwei bekannten Sümpfen wurden 15 Laichballen von R. agilis gezählt, bei Hochstadt in einem großen Sumpfe 60 Ballen. Gallerte bereits grün. Larven im ersten Entwicklungsstadium hängen bereits an den Pflanzen. Triton cristatus 4 Stück Männchen und 2 Weibchen. Ein Männchen in maximaler Größe und prächtigem Hochzeitsschmuck. Triton vulgaris zahlreich. Einige Männchen sehr hübschen Kamm, die meisten Weibchen sehr dick, laichreif. Verein der „Aquarien- und Terrarieufreunde“ zu Ueriin. Vereinslokal: „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Alle Schriftstücke für den Verein sind hierher zu richten. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 27. Juli 1904. Die Sitzung wurde vom Vorsitzenden um 9 Uhr eröffnet. Anwesend waren 4S Mitglieder und die Hru. Schmidt und Hertzer als Gäste. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde verlesen und genehmigt. Der II. Schriftführer wurde auf Antrag seines Amtes enthoben. Ferner wurde beantragt, ein Pärchen Trichogaster lalius von Vereins wegen zur Nachzucht anzuschaffen, und selbige unter derselben Bedingung wie Mollienisia formosa in Pflege zu geben. Neu aufgenommen wurde Herr Karl Schmidt. Zur Aufnahme meldete sich Herr Karl Hertzer. Herr Wittig machte die Mitteilung, dem Verein ein Vereinsspind zu stiften, wofür der Vor- sitzende seinen besten Dank im Namen des Vereins aussprach. Herr Reimann stellt die Frage, wann der Verein gewillt sei, eine Ausstellung zu veranstalten, da seines Wissens doch alle 2 Jahre eine solche stattfinden soll. Nach längerer Debatte wurde Herr Reimann gebeten, den Antrag dem Vorstande schriftlich einzu- reichen. Als II. Schriftführer wurde Herr Schmidt einstimmig gewählt. Aus der Versteigerung einer neuen Potamogeton- Art wmrden der Kasse 20 Pfg. überwiesen. Nach Erledigung des Fragekastens wurde die Sitzung um 11^2 Uhr geschlossen. Fr. Schulz. „Nymphaea alba‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarien- Kunde Berlin. Vereinslokal: Clubhaus Hintsche, Köpenickerstr. 62. Sitzung vom 8. Juni 1904. Herr Weimar eröffnet die Sitzung um 9^/4 Uhr. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und wie niedergeschrieben angenommen. An Eingängen sind zu verzeichnen: „Blätter“ No. 11, ,. Wochenschrift“ No. 9, „Natur und Haus“ No. 17, „Nerthus“ No. 11, „Allg. Fischerei-Ztg.“ No. 11; Einladung des „Triton“ zum 3. Juni; Brief des „Triton“ betr. Ausstellung; T.-O. des „Aquar.-Ver. Görlitz“; Offerte Stieler; Grußkarte des Herrn Baumgärtel; Karte und Brief des „Aquar.-Ver. Stuttgart. — Herr Stehr gibt interessante Aufschlüsse über das Laichgeschäft von Polyacanthus cupamis. Dasselbe ist gleich dem des Makropoden, jedoch be- hauptet Herr Stehr entgegen einer gegenteiligen Ver- öffentlichung, daß sich die Eier nicht verfärben (rot und gelb); dieselben bleiben weiß bis zur Reife, auch die Jungen sind weiß. — Bezüglich des Laichens des Trichogaster lalius gibt Herr Stehr bekannt, daß der Laich äußerst klein ist. Bei einer Temperatur von 25® R. schlüpft die Brut in 25 Stunden aus. 'Die Auf- zucht derselben mit kondensierter Milch und Schabefleisch zeitigt gute Erfolge. Herr Kühne hat zur Ansicht eine Walzenechse, Erzschleiche und Blindschleiche mitgebracht; außerdem zeigt Herr Kühne eine chinesische Sumpf- schildkröte. Herr Weimar verliest einen Artikel über Tetroden cutcutia, eine ganz bizarre Neueinführung. Herr Stehr berichtet über weitere Zuchterfolge. Herr B. Krafft hat eine Anzahl Kakteen gestiftet; der Erlös von 50 Pfg. sowie 60 Pfg., welche Herr Stehr von dem Erlös von kalifornischem Laichkraut dem Verein stiftet, werden der Vereinskasse überwiesen, den frdl. Spendern besten Dank. Schluß der Sitzung I274 Uhr. A. R. Sitzung vom 22. Juni 1904. Infolge Behinderung des I. Vorsitzenden übernimmt Herr Fürst den Vorsitz. Er eröffnet die Sitzung um 9’/4 Uhr und begrüßt als Gäste Herrn Arthur Friedrich nebst Frau. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und wie niedergeschrieben angenommen. Ein- gegangen sind: „Allg. Fischerei-Ztg.“ No. 12, „Nerthus“ No. 12, „Blätter“ No. 12, „Natur und Haus“ No. 18, „AVochenschrift“ No. 12; Nachrichten der „Salvinia“ No. 6; Einladung des „Triton“ zum 17. Juni; T.-O. des „Aquar.-Ver. Görlitz“ ; Karte des Herrn Klose. — Herr Fürst teilt mit, daß die nächste Sitzung eine Generalversammlung ist. Zu Kasseuprüfern werden die Herren Stehr und Schlieper gewählt. Zur Generalver- sammlung stellt Herr Schlieper den Antrag: „Händler in den Verein aufzunehmeu.“ Herr Fürst erbittet in Bezug auf die Verhandlungen betr. die Ausstellung zur Roßmäßler-Feier von unseren Herren Vertretern Bericht von der letzten kombinierten Vereinssitzung. Da stellt sich denn heraus, daß niemand diese Sitzung besucht hat. Herr Stehr war durch Krankheit und die anderen Herren anderweitig verhindert. Eine weitere Besprechung der Ausstellungs-Angelegenheit wird bis zur nächsten Sitzung zurückgestellt. Herr Arthur Friedrich meldet sich zur Aufnahme. Herr Fürst bringt ein längeres Schreiben unseres I. Vorsitzenden Herrn Weimar zur Verlesung, in welchem derselbe mitteilt, daß er infolge Mangels an Zeit gezwungen sei, sein Amt niederzulegeu. — Der II. Vorsitzende gibt hierauf einen kurzen Bericht über die Partie nach Eberswalde. Er zeigt einige interessante Beutestücke: einige Stichlinge, welche mit Schistocephaliis behaftet waren, einem Eingeweidewurm, welcher in den Tieren in stattlicher Anzahl vor- handen war, sowie ein Exemplar der nicht sehr häufigen Waffenfliegenlarve. — Herr Stieler hat dem Verein ein interessantes Präparat gestiftet, und zwar ein Poecilia mexicana-W eihehen mit zum Ausschlüpfen reifen Jungen. Dem fi’dl. Spender der beste Dank. — Herr Andersen hat zur Ansicht 1 Paar Trichogaster fasciatus var. playfair mitgebracht. Zur Verlosung gelangten 5 Paar Panzsrwelse und 1 Jap>onica. — Herr Stehr hat zur Ansicht ein Blatt von einer Sagittaria lancifolia mitge- bracht von 32 cm Blattlänge. Herr Stehr teilt mit, daß an derselben Pflanze auch noch 5 — 6 cm größere Blätter vorhanden sind und schreibt Redner diesen guten Erfolg außer den guten Lichtverhältnissen seiner Bodenmischung zu, welche aus: Torf, Lehm, '/i Sand, etwas Humus und sterilisiertem Kuhdung besteht. Einen Artikel aus „Nerthus“ über Physa acuta verliest hierauf Herr Fürst. — Eine interessante Episode aus dem Tier- leben teilt Herr Schlieper noch mit. In seiner AVohnung hinter der Scheuerleiste befindet sich nämlich ein Nest mit jungen Spatzen, welches die Alte in einem unverschlossenen Gerüstloch angelegt hatte. Schluß der Sitzung IU/4 Uhr. A. R. „Humboldts Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Hamburg. (R. V.) Vereinslokal: St. Georger Vereinshaus, Große Allee 45. Versammlung am 4. August 1904. Um 9®/4 Uhr eröffnet der I. Vorsitzende die Sitzung mit der Mitteilung, daß Herr Kaufmann Paul Arnold, 272 Vcreins-Nachri eilten. Hamburg-, einer der tüchtigsten Liebhaber auf dem Gebiete der Zierfischzucht, in den Verein aufgeiiommen sei. Im Eingang befinden sich u. A. Grußkarte unseres Herrn Ad. Sternberg aus Voßloch, sowie eine solche der Vereine ,,Sagittaria“ Hohenstein-Ernstthal und ,,Hottonia-‘ Meerane i. S.; ferner ein Schreiben des Vereins „Wasserrose“ Dresden, in w-clchem ilerselbe Herrn Peter das Amt eines Preisrichters auf der vom 4. — 11. Sept. von ihm ver- anstalteten Ausstellung antrügt. Herr Claassen erstattet dann Bericht über die kürzlich stattgehabte Exkursion nach dem ßorsteler Moor, und erfreut Herr Peter die Anwesenden mit mehreren hübschen photographischen Aufnahmen von derselben. \'on den Herren Dietz und Keil ist ein Posten Wasserpflanzen und von Herrn A. Knöppel sind einige Sehlammheber gestiftet, wodurch dem Ermunterungsfond wieder eine Aufbesserung zuteil wurde; den Spendern sei auch an dieser Stelle gedankt. Junge FaratUapia multicolor wurden in größerer An- zahl vorgezeigt und zu mäßigem Preise zumVerkauf gestellt. Die Anfrage, was in diesem Jahre von den Mit- gliedern gezüchtet sei, ergibt ein recht erfreuliches Resultat; zur Fortpflanzung wurden gebracht: Beide Stichlingsarten, Bitterling, Girardinus caudimaculatus, G. decenimacxilatus, Paratikqna midticolor, Polyacanthus cupanus, Trichogaster lalius, Betfa piugnux, Heros facetus, Barbus ticto, Scheibenbarsch, Geophagus brasiliensis, Haplochilus pancliax, Ctenops vittatus, sowie die rote Abart tier Planorbis und andere Schnecken. Sodann wird die für die Besitzer exotischer Fische so wichtige Frage, ob die Aquarien des Nachts auch 'geheizt werden müssen resp. sollen, noch einmal ventiliert. Herr Peter äußert dazu, er werde voraussichtlich bald einen eingehenden Vortrag über die Heizfrage halten, heute wolle er nur kurz folgendes bemerken: Eine un- unterbrochene Heizung, I'ag und Nacht, erscheine ihm, wie schon in den ,.Blättern-‘ S. 139 erwähnt, nicht den natürlichen Lebensgewohuheiten der Fische zu entsprechen. Von den Freunden der ununterbrochenen Heizung sei angezweifelt worden, daß eine wesentliche Abkühlung der Gewässer in den Tropen während der Nacht eintrete. Wenn aber nicht alle Reisebeschreibungen über jene Gegenden als Fabeln betrachtet werden sollten, würde sich eine solche Abkühlung gar nicht von der Hand weisen lassen, zumal wenn man bedenke, daß es sich meistens um flache Gewässer, Reissümpfe und dgl. handle, deren Temperatur gewiß sinken werde infolge der plötzlich und ohne Dämmerung eintretenden Nächte, die zeitweilig so kalt sein sollen, daß Reif erzeugt werde. Soweit die theoretische Seite, nun die praktische. Die Freunde tler Nachtheizung h'atten bisher noch weiter nichts vorgebracht, als die Abkühlung als gefahrbringend zu bezeichnen. Das sei aber noch kein Beweis, und wenn infolge unbeabsichtigter Unterbrechung der Heizung Fische eingegangen seien, so sei dies kein Beweis für, sondern gegen die Notwendigkeit der ununter- brochenen Heizung, denn diese Fälle würden zum Gegenbeweis, sobald von den Gegnern der ununter- brochenen Heizung der Beweis geliefert werden könne, daß ihre Fische bei der unterbrochenen Heizung gut gedeihen, und diesen Beweis könnten sie jederzeit führen. Er selbst habe Exoten, wie Makropoden, Betta pugnax, Trichogaster und in neuerer Zeit auch' Polyacanthus cupanus in nur am Tage geheizten Aquarien gehalten und gezüchtet. Im Winter ständen die Aquarien aller- dings im geheizten Wohnzimmer; doch sei die Temperatur in den Behältern am Morgen manchmal bis auf 12® C. abgekühlt. Man müsse bedenken, daß die Temperatur bis zum Winter allmählich sinke und die Fische so auch allmählich an kältere Temperaturen gewöhnt würden. Auch das Steigen der Temperatur am Tage und das Fallen während der Nacht gehe ganz allmählich vor sich, sodaß die Fische niemals plötzlichen Temperaturschwankungen ausgesetzt seien. Er sei in diesem Sommer häufig von morgens früh bis abends spät von Hamburg abwesend und niemand im Hause gewesen. Da sei es denn wieder- holt vorgekommen, daß die Öllichte, die er zur Heizung verwende, nicht ausgehalten hätten. Wären seine Fische nun an ununterbrochene Heizung gewöhnt gewesen, so wäre dabei wohl kaum einer mehr am Leben geblieben. Bei solchen Gelegenheiten lerne man so recht den prak- tischen Wert der unterbrochenen Heizung kennen. Aber die Sache habe noch eine praktische Seite, nämlich die, daß sich die unterbrochene Heizung natürlich wesentlich billiger stelle. Schließlich möchte er jedem, der sich für die Frage interessiere, empfehlen, sich einmal Fische, die noch nicht durch ununterbrochene Heizung ver- wöhnt seien, am Morgen anzusehen. Da wären seine Fische so frisch und munter, wie kaum zu einer anderen Tageszeit, sodaß sich ihm unwillkürlich das Gefühl auf- dränge, daß sich die Tierchen nach der Abkühlung so wohl fühlten, wie der Mensch nach einem erfrischenden Gewitter. Herr Bergmann bemerkt hierzu, auch er habe zu den Angstmeiern gehört und aus Furcht vor Verlusten Tag und Nacht geheizt. Da sei ihm eines Abends während der kühlen Tage unbemerkt die Heizung unter einem Aquarium mit vorzüglich entwickelter Makropodenbrut verlöscht und führe er den Verlust der Brut auf dieses Malheur zurück. Bei der darauf eiugeführten ("allerdings durch allmähliches Kleinerstellen der Flamme) unter- brochenen Heizung sei es ihm gelungen, u. a. auch den Polyacanthus cupanus zur Zucht zu bringen und befinde die jetzt einige Wochen alte Brut sich äußerst wohl. Darauf gelangt zur Besprechung eine im Bericht über die Sitzung der ,,Nymphaea“ Leipzig vom 19. Juli ent- haltene Kritik über einen Aufsatz unseres ersten Vor- sitzenden in „N. und H.“ über „Aquarienpflanzen und Pflauzenaquarien“. Herr Peter äußert dazu : Er habe immer den Standpunkt vertreten, daß jeder, der mit einem Artikel oder einem Buche an die Öffentlichkeit trete, sich auch eine sachliche Kritik gefallen lassen müsse, und könne er daher an sich nichts darin finden, wenn jemand seine Arbeiten glaube kritisieren zu müssen; denn jeder habe das Recht, seine Ansichten zu äußern. Nur glaube er beanspruchen zu können, daß man seine Arbeiten, bevor sie kritisiert würden, etwas sorgfältiger lese. Daß die „N.“ ihm einen solchen Unsinn, „er habe den Misch- boden verworfen“, imputiere, sei doch nahezu beleidigend. Er sei doch nicht erst Liebhaber seit gestern und wisse daher selbst, daß üppige Sumpfpflanzenkulturen einen schw-eren Boden bedingten ; er habe auch noch nie etwas Gegenteiliges behauptet, am wenigsten aber in dem kritisierten Aufsatz. Er habe darin zunächst ein Sumpf- ptlanzenaquarium(Paludarium)mit dem dafür erforder- lichen Mischboden und den darin gehaltenen Pflanzen vorgeführt und dann wörtlich hinzugefügt: „Aber auch in kleineren Behältern und ohne Mischboden sind Pflanzen- aquarien denkbar.“ Dann folgt Abbildung eines solchen und Aufführung der Pflanzen darin. Dann heißt es weiter: Ich habe an diesem kleinen Aquarium wieder den Beweis geliefert erhalten, daß es nicht absolut er- forderlich ist, immer Mischboden zu verwenden, daß vielmehr einer Reihe von AVasserpflanzen reiner Flußsand genügt.“ Wie es möglich war, daraus ein „Verwerfen“ des Mischbodens zu konstruieren, sei ihm völlig unverständlich. Er habe nur die in neuerer Zeit noch in einem „Fragekasten“ verzapfte Weisheit des vorigen Jahrhunderts: alle Wasserpflanzen, abgesehen vielleicht von Quellmoos, müßten einen Mischboden haben, etwas tiefer hängen wollen. In der „Nerthus“ Bd. 3 Nr. 42/3 habe er bereits in einem Artikel über „Aquarienpflanzen“ näher dargelegt, daß es im Interesse unserer Sache liege, darüber, daß nicht für alle Pflanzen unbedingt Mischboden erforderlich sei, Klarheit zu schaffen. Auch seine diesjährigen Erfahrungen und die anderer von ihm als tüchtige Liebhaber geschätzter Herren hätten bei ihm die Überzeugung noch mehr gefestigt, daß eine Reihe von Wasserpflanzen (nicht Sumpfpflanzen) vorzüglich in reinem Sande gedeihen und nicht nur vege- tieren. Daß Herr Jesch bei Vergleichskulturen mit Cyperus alternifolius gefunden, daß sie zu Gunsten des Mischbodens sprächen, glaube er gern, habe doch auch er Cyperus alternifolius unter den im Mischboden gehaltenen Pflanzen aufgeführt. Die von ihm als in reinem Sande kultiviert aufgeführten Pflanzen (mit Ausnahme des Cyperus natalensis, dem, wie er selbst anführte, der Boden wohl nicht genügte), werde aber jeder ebensogut in reinem Sand wie im Mischboden halten können. A. B. Für die Eedaktion verantwortlich: Dr. E.Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26; für den Anzeigenteil : Creutz’sohe Verlagsbuch- handlungin Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verla gsbuohhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg h. M. Ctenops vittatus Cuv. et Val. Von Hans Kumm er -Dresden. SOU Ctenops vittatus, einem reizenden, neu eingeführten Labyrintlifisch, der von Lieb- habern noch wenig- mit Erfolg gezüchtet ist, hat der Verein „V^asserrose“ in Dresden ein Zncht- paar aus der Zierfischznchtanstalt von P. Schäme, Dresden-Striesen, angekanft, welches sich in meiner Pflege befindet. Dieses Pärchen wurde zuerst am 21. Juni dem Vereinsmitgliede Herrn Tonn in Pflege bez. Zucht übergeben, welcher auch den besten Erfolg damit zu verzeichnen hatte und dem Verein am 20. August 44 muntere Fischchen, in einer durchschnittlichen Größe von 15 mm liefern konnte. Da jedoch Herr Tonn wegen Platzmangel das Paar nicht länger behalten konnte, so ward mir dasselbe übergeben. Wenn ich heute von diesem neuen Labyrinthfisch meine bisherigen Erfahrungen den Liebhabern unter- breiten will, so bitte ich zu be- rücksichtigen , daß die Fische beim Schreiben dieser Zeilen sich erst vier Wochen in meiner Pflege be- finden. Da ich jedoch in solch kurzer Zeit noch nicht die maß- gebendsten Erfahrungen gesammelt habe, so habe ich mich mit Herrn Tonn in Verbindung gesetzt, um wenigstens ein kleines Bild von den Fischen den Liebhabern geben zu können. Ctenops vittatus hat fast die ganzen Eigen- schaften wie unser alter vielgezüchteter Makro- pode. - Die Laichzeit beginnt anfangs Mai und (Nachdruck verboteu.) (Mit einer Originalaufnalime.) endet gewöhnlich mit September. Es kommt ganz auf die jeweilige Wassertemperatur an. Am wohlsten befindet er sich bei einer Tempe- ratur von 25 — SO** C. Wir beide jedoch haben den Fisch bei einer Temperatur von 20 — 25® C. zum Laichen ge- bracht. Eine leichte Anschwellung hinter den Brust- flossen kennzeichnet die Fruchtbarkeit des Weibchens. Das charakteristische Benehmen vor der Eiablage ist bei Ctenops vittatus sehr zu bewundern. Das Männchen zwingt durch Püffe, sowie durch ein laut vernehmbares Ge- knurre und Flossenspreizung das Weibchen zum Laichen. Auch das Weibchen läßt einen leisen zischenden Ton von sich hören. Inzwischen be- ginnt das Männ- chen mit dem Bau des Nestes, wel- ches sich aus klei- nen Schaumbläs- chen zusammen- setzt, jedoch nicht wie bei den be- kannten Makro- poden. So schön gleichmäßig halt- bar und auch so hoch wird es von Ctenops vittatus nicht aufgeführt. Mit Vorliebe baut das Männchen das Nest unter einem Blatte, mangels eines solchen ist es ge- zwungen, die freie Wasserfläche dazu zu benutzen. Den eigentlichen Hergang des Laichgeschäfts konnte ich jedoch noch nicht beobachten. Wie mir Herr Tonn berichtet, macht das Männchen einen sichelförmigen Bogen um das Originalaufnahme nach dem Ctenops vittatus Cuv. et Val. Leben für die „Blätter“. Exemplar aus der Zuchtanstalt von P. Matte, Lankwitz-Berlin. 274 Jobs. Peter: Vernichtung der Süßwasscr-Polypen. Weibchen, dabei läßt das ^^'eibellen die Eier fallen, welche das Männchen befruchtet und blitzschnell mit dem Maule auffängt, ohne daß sie erst den Boden berühren. Die Eier werden dann in das schon fertig gestellte Nest abge- setzt. Dieser Vorgang wiederholt sich mehrere Mal; und die Zahl der Eier, nach ungefährer Schätzung, beträgt 30 — 50 Stück. Nun beginnt für das Männchen die Haupt- arbeit und Sorge für seine Kinder; es bewacht das Nest, bessert es aus und trennt die Eier, wo sie zusammenkleben, es arbeitet fort- während und nimmt sogar selten die nötige Nahrung zu sich. Zu empfehlen ist es, man entfernt das Weibchen nach der Eiablage aus dem Zucht- aquarium, das Männchen kann man noch solange bei den Jungen lassen, bis es ihm nicht mehr gelingt, die Brut zu regieren. Die Farbe des flies ist eine weißliche, zwei Tage nach der Geburt beginnt sich der Emhryo zu bewegen, am dritten Tag löst sich der Schwanz ab und gleicht der Länge so einer Kaul- quappe, am 4. — 5. Tag bemerkt man die Augen und Körperformen, nach 8- 9 Tagen ist der Er- nährungsdotter aufgezehrt und das Fischchen hat ungefähr eine Länge von zwei bis drei Millimeter. Die weitere Entwicklung geht von da an sehr langsam vor sich, auch sterben die meisten Jungen ab; man sorge für Infusions- tierchen. später reiche man Cyklopen und Daph- nien, wodurch das Wachstum beschleunigt wird. Sollte durch diese Zeilen das Interesse der Liebhaber für diesen Fisch erweckt werden, so würde ich mich freuen, auch von anderer Seite einige Eesultate hören zu können. (Nachdruck verboten.) Vernichtung der Süßwasser-Polypen. Vortrag, gelialten im „Humboldt“, Verein für Ä.quarien- und Terrarienkunde in Hamburg, von Jobs. Peter. ■er Frühling hat Einzug gehalten. Da warten des x4(iuarienliebhabers neue Freuden nach der Öde und Eintönigkeit des Winters. Die Pflanzen zeigen neues Leben und bald, wenn die Sonne nur erst etwas häuflger und wärmer ihre Strahlen spendet, empfinden es auch unsere beschuppten Pfleglinge: Der Frühling ist da! Das Hochzeitskleid wird an- gelegt, in den schönsten Farben strahlen die kleinen Kerle; sie bauen ein Nest* für die zu erwartende Nachkommenschaft oder machen ihrer Auserwählten den Hof. Lebhafter schlägt das Herz des Liebhabers bei all diesen An- zeichen neuen, erwachenden Lebens, und groß wird nun gar erst seine Freude sein, wenn er die erste Fischbrut, winzige kleine, kaum sicht- bare Wesen, entdeckt hat. Doch nichts ist vollkommen, nichts von ewiger Dauer hier auf Erden. Das muß denn auch der Liebhaber, der mit so großen Hoffnungen den Einzug des Frühlings feierte, erfahren. Weniger und immer weniger wird die Brut. Unerklärlich ist ihm die Sache, läßt er es doch in keiner Weise an Pflege und Aufmerksamkeit fehlen. Schließlich zieht er einen älteren Liebhaber zu Eate, und dieser entdeckt dann an den Scheiben und Pflanzen unzählige Süßwasserpolypen, die gleich Eäubern aus dem Hinterhalt ihre Fangarme auf die ahnungslosen Fischchen schleudern. — Wehe dem Fischlein, das in einen solchen Polypenarm gerät; es ist dem Tode geweiht. (Nach meinen Beobachtungen bin ich geneigt, anzuuehmen, daß auch diejenigen Fischchen, denen es gelingen sollte, sich der Umklammerung zu entreißen, an der erhaltenen Verwundung oder an dem eingespritzten Gift zu Grunde gehen.) Von allen Hoffnungen, aller Freude ist nichts übrig geblieben und wohl oder übel muß der Liebhaber, da ihm ein andres Mittel, die Polypen los zu werden, nicht bekannt ist, darangehen, die Pflanzen herauszureißen, das Aquarium gründlich zu reinigen und neu einzurichten. Da aber Polypen sowohl mit Pflanzen als auch mit lebendem Futter eingeschleppt werden können, so ist es fraglich, ob sich in dem neu- eingerichteten Aquarium nicht derselbe Vorfall noch einmal oder gar mehrere Male wiederholt. So geht unter Umständen der Sommer dahin und anstatt der erwarteten Freude, der erhofften jungen Fische hat der Liebhaber Ärger, Arbeit und Kosten gehabt. Wer das schon durch- gemacht hat, der hat genug davon, dem brauche ich nichts mehr zu erzählen; aber wer’s auch noch nicht durchgemacht hat, wird doch eiu- sehen, daß derartige Kalamitäten, denen man rat- und hilflos gegenübersteht, einen zur Ver- zweiflung bringen, wenn nicht gar die Lust an der Sache verleiden können. Ich hatte bis zum vorigen Jahre zu den Glücklichen gehört, deren Aquarien nur wenig oder gar nicht von Polypen heimgesucht waren. Im Herbst vor. Jahres entdeckte ich in einem Aquarium Hydra grisea und in einem andern Hydra viridis. Da sie den darin befindlichen Fischen nicht mehr gefährlich werden konnten Jobs, i’eter: \'erniclitung- der Siißwasser-L’olyjjeii. 275 SO tat ich einstweilen nichts; ich hoffte, die Polypen, wenn kein lebendes Futter mehr in die Aquarien käme, bis zu Beginn der nächst- jährigen Zuchtperiode auszuhungern. Doch da hatte ich mich getäuscht. Die Polypen waren zwar in Anzahl und Größe zurückgegangen. Die zu Beginn dieses Jahres noch vorhandenen begannen aber sich zu vermehren, sobald sie wieder Nahrung fanden, und die fanden sie reichlich an einer sehr zeitig ausgekommenen Makropodenbrut. Unheimlich vermehrten sich die Polypen und der Bestand der Makropoden schrumpfte immer mehr zusammen. Den kläg- lichen Best fing ich heraus; doch auch diese wenigen Tierchen waren nicht mehr zu retten; sie schwammen meistens in anormaler Lage und machten bei sonst guter Körperentwicklung doch den Eindruck des Siechtums. Von der ganzen Brut habe ich einen einzigen Makro- poden behalten. Nun hieß es ein Mittel finden, den unbe- quemen Eindringling wieder los zu werden. Die gründliche Eeinigung und Neueinrichtung des Aquariums wollte mir nicht Zusagen. Ich erblickte hierin nur ein Palliativmittelchen. Für den Augenblick wäre ich zwar von den Plagegeistern befreit gewesen; damit wäre aber weder mir für die Zukunft noch andern Leidens- gefährten geholfen gewesen. Also an die Arbeit! Ich fing nur divei'se Polypen heraus und setzte sie in kleinere nur mit Wasser gefüllte Gläser, um nach verschiedenen Eichtungen hin Versuche und Studien zu machen und nament- lich, um die Wirkung der angewandten Mittel in den Einzelbehältern und auch unter dem Mikroskop zu beobachten. Nach einiger Zeit kam ich zu der Überzeugung, daß Kochsalz ein vorzügliches Mittel zur Vernichtung sei; es kam jetzt nur noch darauf an, festzustellen, ob es möglich sei, eine Kochsalzlösung zu finden, die stark genug ist, die Polypen zu töten, ohne den Pflanzen zu schaden. Die Wirkung auf die Fische erschien mir zunächst weniger wichtig, da diese event. herausgenommen werden können. In Bade, Praxis der Aquarienkunde, ist eine Kochsalzlösung von 1 Eßlöffel (12 — 15 gr) auf 1 Liter und im Leitfaden von Zernecke eine solche von 1 Kaffeelöffel (etwa 2 gr) Salz zu 1 Liter Wasser aufgeführt, letztere jedoch als zu schwach bezeichnet. Dies habe auch ich bei meinen Versuchen festgestellt. Ich will es mir und Ihnen ersparen, die einzelnen Phasen der Versuche bis zum ab- schließenden Urteil eingehend mitzuteilen. Es möge genügen, wenn ich erkläre, daß ich beide Arten Polypen (und zwar teils, nachdem ich sie vorher erst tüchtig gefüttert liatte) in 6 Aquarien gänzlich ausgerottet habe, ohne daß auch nur eine einzige Pflanze gelitten hat, und ohne daß die darin befindlichen großen Schnecken (junge sind etwas empfindlicher), Daphnien, Cyklops und Cypris eingegangen sind. Das Verfahren ist folgendes: Man entnehme dem Aquarium ein beliebiges Quantum Wasser mit einem Topf, einem Glas oder dergl. und löse hierin soviel Kochsalz auf, daß auf je ein Liter Wasser (d. h. des im Aquarium enthaltenen Wassers) 4 gr (etwa 2 gestrichene Teelöffel voll) Salz kommen. Wenn das Salz völlig gelöst ist, wird die Lösung (Mutterlauge) an verschiedenen Stellen in das Aquarium gegossen und das Wasser durch Um- rühreii oder sonstwie gehörig in Bewegung gebracht. Letzteres zu beachten ist von größter Wichtigkeit. Lösungen von Salz, Zucker u. a. stagnieren, d. h. sie bleiben sozusagen dort, wohin sie beim Eingießen gelangen, stehen. Damit sie sich mit der ganzen Flüssigkeitsmenge vermischen, ist Umrühren erforderlich. (Dies kann jede Hausfrau bestätigen.) Würde also das AVasser des Aquariums nach dem Eingießeii der Salzlösung nicht bewegt werden, so würden an der Stelle bezw. an den Stellen, wo der Einguß erfolgte, die Pflanzen zweifellos leiden und außerdem, da die AVirkung des Salzes sich nicht im ganzen Aquarium bemerkbar machen kann, an verschiedenen Stellen die Polypen ruhig leben bleiben. Meines Erachtens hängt der ganze Erfolg davon ab, daß das AA^asser so bewegt wird, daß die Salzlösung überall hinkommt, sich mit dem gesamten AA^asser im Aquarium vermischt. Durch eine gehörige Bewegung des AA^assers Averden natürlich alle darin enthaltenen, am Boden liegenden und an den Pflanzen hängenden Schmutzteilchen auf- gewühlt und das AVasser getrübt. Dies braucht aber niemand zu fürchten. Der Schmutz sinkt wieder und das AVasser Avird klar wie zuvor. Nachdem also die Salzlösung eingebracht und das AA^asser gehörig beAvegt Avurde, bleibt das Aquarium etwa 12 Stunden lang sich selbst überlassen. Man kann nach Ablauf dieser Zeit zwar noch Polypen an den Scheiben und an Pflanzen, scheinbar eingeschrumpft, sitzen sehen; berührt man einen solchen aber nur leicht mit einem feinen Draht oder dergl., so fällt er wie verkohltes Zeug zusammen. Man entferne nun mittelst Schlammhebers zugleich mit dem zu 276 C. Sigl: Süßwasser-Molluskeii-Fauna dev näclistcn ITmoog-cnd ]\IürK'liens iisw. Boden gesunkenen Sclinmtz etwa die Hälfte des Wassers und ersetze es dnrcli frisches. Ich habe, wie erwähnt, auf diese Weise 6 Aquarien von Pol3q)en (grüne und graue) ge- säubert und die darin befindlichen Pflanzen sind heute noch in vorzüglichem Zustande. Später habe ich Daiihnien und C^ddops in kleineren Portionen vor der Verfütterung in einer Salzlösung von der angegebenen Stärke (4 gr : 1 1) stundenlang belassen. Bei höheren Temperaturen konnte ich ein Absterben der Daphnien wohl in demselben Maße, wie ich es auch ohne Anwendung des Bades beobachtet hatte, konstatieren; wähl end ich bei niedrigeren Temperaturen überhaupt kein Absterben bemerkte. Ob die Salzlösung in der angegebenen Stärke den Fischen schadet, darüber kann ich heute noch nichts Bestimmtes berichten. Stichlinge haben ohne Schaden länger als 12 Stunden darin verweilt; da aber der Stichling auch im Seewasser leben kann, so will dieser Versuch nichts sagen. Man entferne also b. a. W. wenigstens noch, sofern man wertvolle Fische in einem von Polypen behafteten Aquarium hat, die Fische lieber aus dem Aquarium, bevor man die Salzlösung eingießt. Ich werde nach dieser Richtung hin auch noch Versuche anstellen, wollte aber mit der Bekanntgabe nicht bis zum Abschluß auch dieser Versuche warten, glaubte vielmehr mit den heutigen Mitteilungen dem einen oder andern Liebhaber schon dienen zu können. (Nachdruck verboten.) Süßwasser-Mollusken-Fauna der nächsten Umgegend Münchens und ihr Wert für das Aquarium. V’^on C. Sigl, „lsis“-Münclien. (Mit 16 Üriginalphotographien.) lurch die moderne Kultur und Terrain- Spekulation wird es in kurzer Zeit vorbei sein, in nächster Umgegend Münchens Wasser- schnecken und Muscheln finden zu können. Große Flächen Moore sind bereits schon durch Drainagen teilweise trocken gelegt worden, so das Dachauer-, Freisingei’-, Allacher- usw. Moor, und daher glaube ich, daß es zeitgemäß ist, die Fundorte der Mollusken, wo sie noch vor kurzer Zeit zu finden waren und wo sie jetzt noch Vorkommen, festzustellen, soweit meine Funde reichen und gleichzeitig hierbei auf den Wert der einzelnen Arten für das Aquarium hinzuweisen, denn seit einigen Jahren befasse ich mich mit dem Sammeln dieser Tiere, sowie mit ihrer Pflege und Zucht, ihrem Nutzen und Schaden für das Aquarium. Meinen Erfahrungen gemäß sind ausZuchtaquarien sämtliche Schnecken zu verbannen, weil sie durch ihre Freßlust dem Fischlaich gefährlich werden. Für Aquarien, in denen vei’schiedene Arten von Fischen ge- halten werden, ist bestimmte Auswahl an Schnecken zu treffen, indem letztere entweder den Fischen zur willkommenen Nahrung dienen, oder den Pflanzen nicht schaden. Eigentlichen Nutzen bringen Schnecken nach meinen Beob- achtungen für das Aquarium nicht. Sind auch unter ihnen Arten vertreten, welche Algen ver- tilgen, so verunreinigen die Tiere die Behälter durch ihre Exkremente, und durch ihr Absterben verschlechtern sie das Aquariumwasser. Muscheln indessen sind zur Zucht von Bitterlingen als Aquarienbewohner unbedingt nötig, aber nur in diesem Falle. Aus der Familie: Limnaea (Schlamm- schnecken), deren Gehäuse ohne Deckel, rechts Original-lVOki’ophotographie Stück einer Radula für die „Blätter“. Limnaea stagnalis. stark vergrößert. gewunden, meist spitzförmig ist und der Mantel des Tieres nicht auf das Gehäuse über- greifend, ist Limnaea stagnalis L. (Spitzhorn- schnecke) die verbreitetste. Sie ist eine Bewoh- nerin unserer Voralpseen und erreicht dort die ansehnliche Größe von 55 — 60 mm Höhe und 32- — 35 mm Breite resp. Durchmesser. Vorzugs- weise findet man sie in größeren Tümpeln und Weihern, welche weiches, wärmeres Wasser haben, in zahlreichen Exemplaren, wenn ihr Aufenthaltsort mit vielen submersen Pflanzen bewachsen ist. Auch in pflanzenarme Ge- wässer (Altwasser) wird Limnaea stagnalis bei Überschwemmungen dorthin geführt. Wegen’ Mangel an geeigneter Nahrung bilden sich dort C. Sigl; Süßwasser-Molluskcn-Fnmiii der näelisicn Umgegend jAriimdiens. 277 die sogenannten Hnngerfonnen ans, da sie sich nicht, wie verschiedene andere Arten, aus- schließlich von Al- gen nährt, sondern mit Vorliebe die jungen Triebe der Wasserpflanzen verzehrt, welche sie jedoch dort nicht findet. Wer schönen Pflanzenwuchs in seinem Acinarinm liebt, verbanne Limnaea stagnalis ans demselben. Da diese Schnecke nicht für das Aqua- rium paßt, über- gehe ich auch deren Zucht und Pflege. Limnaea mnpla Hartmann, die weitmündige Schlammschuecke, bei der das Gehäuse kugelig ist, ist unter gewissen Bedingungen empfehlens- werter. Sie ist eine Bewohnerin unserer Seen; ich fand sie im Starnberger-, Barm-, Buch-, Weßlinger- u. Ammersee, so- wie in deren Abflüssen, auch ineinigeiiTüm- peln und Wei- hern, doch scheint sie in letzteren ihre Lebensbedin- gungen nicht zu finden, in- dem sie dort die Größe von 31 mm Höhe und 22 mm Breite bei weitem nicht erreicht, wie in den Seen, sondern meist nur eine Höhe von 9 mm und eine Breite von 7 mm mißt, also mehr oder weniger verkümmert hier vorkommt. Limnaea aurleu- lata L., die ohrenförmige Schlammschnecke, ist kleiner als Limnaea anvjda und in allen Gewässern mit schlammigem Grunde der Umgegend zu finden. ln einem Aquarium mit tiefem Wasserstand und laufenden Wasser kann man beide Arten ganz gut halten; ich habe sie bis zu 2 Jahren, welches wohl ihr erreichbares Alter sein wird, in dem- selben gepflegt. Sie pflanzen sich auch in einem solchen Aquarium fort, setzen ihren Laich an Wasserpflanzen, oder an der vom Hauptlichte abge- wandten Glas- scheibe ab. Sie sind beide vollkom- men harmlos für die Bepflanzung des Aquariums, indem sie nur zarte Algen verzehren; sie weiden die Pflanzen ab, ohne sie zu beschädigen. Ihre Vermehrung ist eine zahlreiche, die Entwicklung des Laiches be- darf bei war- mer Temi)era- tiu' etwa 14 Tage, und ist sehr inter- essant zu be- obachten. In stagnie- rendem Was- ser gingen sie mirjedochnach kurzer Zeit ein, sie verließen dann ihr Ge- häuse, welches zu Boden sinkt, und das Tier geht in Fäul- nis über, trübt und verun- reinigt hier- durch das Wasser. Eine andere Art, Limnaea tumida Held, deren Gehäuse spitz und platt gedrückt ist, bekam ich aus dem Starnberger- und Barmsee, jedoch nur in leeren Gehäusen. Größe 18 — 25 mm Höhe und 13 — 25 mm Breite aus dem Spülicht 1. Limnaea stagnalis, typisc'lie Uorm. (Weßlinger See.) 2. Limnaea jjroducfa. (Botanisober Garten München,) 3. Limnaea 2moducta,H\mger- forin. (Isarauen.) Nat. Gr. Originalaufnahme n. d. Natur für die -Blatter“. ]. u. 2. Limnaea palustris, l. Größtes Exemplar Dachauer-Moor, 2. kleines Exempl. Deininger Filz. 3, Limnaea peregra (Deininger Pilz). 4. Limnaea ovata (Aubing), o. Limnaea truncatula iWolfrathshausen). 6. Limnaea tumida (Starnberger-See). 7. Limnaea auriculata (Stamberger- See). 8. Limnaea awyjfa (Starnberger - See). Originalaufnahmen n. d. Natur für die „Blätter“. Nat. Gr. 278 C. Sigl: Süßwasser-Mollusken-Fauna der nächsten Umgegend Münchens. der Seen. Sie scheint mehr die Tiefe der Seen zu bewohnen und dalier ihre plattgedrückte Form durch den Druck des Wassers erhalten zu haben. Limnaea ovata Drap., die eiförmige Schlamm- schnecke, ist 9 — 23 mm hoch und 6 — 20 mm breit, je nach ihrem Aufenthalt, sie nähert sich der Form der Limnaea auriculata sehr und ist schwer, namentlich im Jugendzustand, von letzterer zu unterscheiden. Sie kommt in Wiesengräben und langsam fließenden Bächen der nächsten Umgegend Münchens massenhaft vor und hält sich fast immer im Schlamme des Grundes auf. Man fängt sie am leichtesten, wenn man sie mittelst Netzes mit dem Schlamm heraushebt. Sie ist eine träge Schnecke, die oft stundenlang auf einem und demselben Platze bleibt und äußerst selten an der Oberfläche er- scheint und sich sehr gut in stagnierendem Wasser hält. Sie pflanzt sich, ihren Laich in Klümpchen an Pflanzen absetzend, im Aquarium fort. Limnaea peregra Müller, die wandernde Schlammschnecke, mit spitzem und starkem Gehäuse wurde von mir in verschiedenen Moor- tümpeln der Umgegend Münchens und zvmr im Dachauer- und Deininger-Moor öfters gefunden, doch tritt sie hier nirgends massenhaft, sondern mehr vereinzelt auf. Ihr Name sagt schon, daß sie keinen stabilen Aufenthaltsort liebt, sie will wandern und das führt sie auch aus, denn aus einem nicht gut zugedeckten Behälter ist sie bald verschwunden. So oft man sie bei ihrem Dm'chbrennen auch erwischt und in ihren Behälter zurückbringt, ebenso oft reißt sie Avieder aus, sie ist fast ständig in Bewegung und hält selten eine Ruhepause. Das Gehäuse ist stark, von bräunlicher Farbe, welche wahr- scheinlich von ihrem Aufenthaltsorte, dem Moore herstammt; ihre Größe: 18 — 20 mm hoch und 4 — 5 mm breit. Ihr Leben scheint sehr zähe zu sein, denn tagelang kann sie außer Wasser leben, ohne einzutrocknen; in ihr Element zurückgebracht, erholt sie sich sofort wieder und brennt sobald als möglich wieder durch. Deckt man ihren Behälter mittelst einer Glasscheibe zu, daß sie nicht mehr entkommen kann, so flüchtet sie auf dieselbe und trocknet dort ein. Limnaea trimmtula Müller, auch Limnaea minuta genannt, die kleine Schlammschnecke, ist die kleinste Art der Familie. Ich fand sie bei einer Vereins-Exkursion im Herbste 1903 in der Nähe von Wolfratshausen am rechten Isarufer nächst Pupling massenhaft in einem ziemlich steil abfallenden Quellenbächlein mit lehmigem Grunde. Da ich meine mitgenommenen Gläser und Gefäße schon alle mit Material ge- füllt und mir nur noch ein Glas mit Spiritus zur Verfügung stand, gab ich die Schnecken in dasselbe und besitze daher nur tote Exemplare. Das Gehäuse ist 8 — 10 mm hoch und 5 — 8 mm breit, festschalig und glänzend, jedoch mit einer Lehnischicht überzogen. Mitte Juli 1904 be- suchte ich wieder diesen Ort, um mir lebendes Material zu weiteren Beobachtungen mitzunehmen, aber nicht eine Spur davon war zu entdecken; sollten sie vielleicht nur im Herbst zu Anden sein? Bei meinem diesjährigen Sommeraufenthalt in Iffeldorf fand ich in einem Zuflußbächlein des Ostersees, südlich vom Starnberger See, Lim- naea nmcronata Held. Diese kleine Schnecke, ist ungefähr 15 mm hoch und 10 — 12 mm breit, hat Umgänge, das Gehäuse ist dünn- schalig, verlängert eiförmig, hell- dunkelhorn- farbig und durchscheinend, das Tier selbst hell- grau und bewegt sich ziemlich schnell, kommt sehr oft an die Oberfläche, um wieder frische Atemluft einzunehmen. Die Mündung ist sehr verlängert eiförmig, oben spitz, unten breit. Sie ist der Art Limnaea ovata am ähnlichsten, doch durch Größe und Mündung von dieser zu unter- scheiden. Eine Avieder größere Art ist Limnaea palustris, die Sumpfschlammschnecke, doch in Gewinde und Farbe des Gehäuses sehr verschieden von den vorhergehenden Arten. Die Fühler sind wie bei den übrigen Limnaeen plattgedrückt und dreieckig, doch mehr horizontal gestellt. Die Windungen, 6 — 7 an der Zahl, sind stark ab- gesetzt, halbrund und tief eingekerbt; das Ge- häuse ist fest, schmal gestreckt und von dunkler Hornfarbe; die Innenseite braunrot in der Nähe der Mündung. Das Tier selbst ist dunkel ge- färbt, hält sich viel außer Wasser auf und taucht oft schnell vom Grunde zur Oberfläche des Wassers empor. Die Atmung vollzieht sich wie bei Limnaea stagnalis mit einem hörbaren Klaps. Fundorte sind verschlammte Moorgräben, auch in Pflanzen- reichen Seen ist sie zu finden. In der Umgegend von München habe ich sie oft in großer Anzahl im Dachauer, Freisinger, Deininger und Aubinger Moor erbeutet; in Seen jedoch nur vereinzelt. Diese Schnecke ist vollständig harmlos, besser gesagt nutzbringend für das Aquarium, indem sie sich viel am Grunde auf hält und Futterreste, auch faulende Pflanzen sowie Algen verzehrt. Nach meinen Beobachtungen kann ich Limnaea palustris jedem Aquariumliebhaber empfehlen. 0. Sigl: SüBwasser-jVIolluskeii-Fauna der nächsten Uingcgemi Münchens. 279 Amphvpeplea ghUinosa Müller, derMantel- schuecke, ist der Mantel auf das Gehäuse über- greifend und letzteres rechts gewunden. Diese Art ist mir in hiesiger Gegend noch nicht zu Gesicht gekommen, mir scheint, daß sie unser kalkreiches Wasser nicht liebt und daher melir dem Norden Deutschlands angehört. Bis heute konnte ich für meine Samm- lung trotz aller Mühe, die ich mir gab, noch keine Exemplare erhalten. Fhysa fontinalisL., die Quellenblasen- schnecke, deren Mantel auf das Gehäuse übergreifend und letzteres links gewunden ist, habe ich vor Jahren (1902) nur in einem Quellenbach bei Siebenbrunn nächst Har- laching gefunden. Leider ist die Quelle nebst Bach von dem jetzigen Besitzer ein- gefriedet und dadurch ein weiteres Suchen nach dieser Schnecke dort unmöglich geworden. Eine der häufigsten Schnecken, welche in allen Wassergräben mit moorigem Grunde in Münchens Umgegend vorkommt, ist Aj^lexa hyp- norum, die Moosblase. Ihr Mantel ist nicht auf das Gehäuse übergreifend und das Gehäuse links gewunden. Durch Was- serpflanzen, welche ich aus solchen Gräben holte, habe ich diese Schnecke vor 5 Jahren in mein Aquarium ge- bracht, sie pflanzt sich seit dieser Zeit immer- während fort, sodaß ich zu jeder Jahreszeit Laich, junge und er- wachsene Tiere zur Beobachtung habe. Das Tier resp. dessen Fuß ist gräulich, sehr schmal und in eine Spitze auslaufend, die Fühler dünn, fast länger als der Fuß und von dunkler Farbe. Die Höhe des Gehäuses ist 15 — 18 mm, der Durchmesser 8 — 10 mm. Umgänge 3U — I, wovon der letzte sehr aufgeblasen und gut der ganzen Höhe eimiimmt. Die Farbe der- selben ist hell-dunkelhornfarben und glänzend, auch ziemlich festschalig. Aplexa hypnorum ist eine sehr lebhafte Schnecke, immerwährend in Bewegung, schwebt frei vom Boden auf und läßt sich auch wieder, wenn sie neue Atemluft eingenommen, ebenso schnell zu Boden fallen. . Schon oft habe ich mit angesehen, daß sie mit Pflanzenresten (abgestorbener Lemna), welche sie eben verzehrte, vom Boden zur Oberfläche aufsteigt, entweder frei oder an fast umsicht- baren Algen sich anhaftend. Sie schwimmt an der Oberfläche des Wassers gleich einem Kahn ziemlich rasch darüber hinweg. Sie ist die leichteste und schnellst bewegliche unter allen mir bekannten Wasserschnecken. An abgestorbenen Schnecken, haupt- sächlich an Paludina habe ich sie oft beob- achtet, wenn sie deren Leiche verzehrt und möchte nach meinen Beobachtungen behaupten, daß ihre Nahrung hauptsächlich von in Fäulnis übergegangenen Tieren und Pflanzen besteht; frische Ti-iebe von Pflan- zen jedoch verzehrt sie niemals, daher ist sie im Sumpfaquarium sein- nützlich, in Fischen als Nahrung zum Opfer fallen. Ihre Lebensdauer überschreitet 2 Jahre nicht. Bei den Planorlns- Arten, den Tellerschnecken, ist das Gehäuse scheibenförmig und rechts ge- wunden. Die größte Art der Planorben ist Flanorlns corneus L., welche meines Wissens in Süddeutsch- land nicht einheimisch ist; jedoch an verschie- denen Plätzen gefunden wurde, so in Württem- berg und seit einigen Jahren in einem Alt- Avassertümpel südlich von München, in den Isarauen am rechten Isarufer. Ich möchte behaupten, daß sie vor Jahren dort eingesetzt wmrde, aber bald wieder verschwinden dürfte, da sie zu eifrig von den Händlern und auch Liebhabern gesucht wird. Auch im hiesigen kgl. botanischen Garten wurde sie im Sommer 1903 eingesetzt und ist dort heute noch zu finden, aber wie lange nochV Obwohl sie nicht zur Schneckenfauna der nächsten Umgegend von München gehört, so will ich doch nicht ganz über sie schweigen. Flanorlns corneus ist wegen ihrer gänzlichen Unschädlichkeit im Aquarium sehr beliebt; doch wird jeder Aquarium-Besitzer, wenn er diese Schnecke in sein Aquarium aufnahm, die Beob- achtung gemacht haben, daß er nach einiger Zeit nur noch das leere Gehäuse gefunden hat. Diverse Fische wie Aalraupen, Hundsfische, Grundeln usw. sind die Vertilger dieser Schnecke; Aplexa hyp- norum (Schleißheim.) Nat. Gr. 1. Planorbis corneus (Norddeutsohland). 2. Planorbis corneus (Isarauen). Originalaufnahmen n. d. Natur f. d. ,, Blätter“. Nat. Gr. 280 C. Sigl: Süßwasser-Mollusken-Fauna der nächsten Umgegend Münchens. fällt sie den Fischen als Nahrung nicht zum Opfer, so hält sie jahrelang im Aquarium sehr gut aus, sie ist beständig auf Suche nach Nah- rung, welche ausschließlich nur aus faulenden Pflanzen und Futterresten besteht, immer sicht- bar, vermehrt sich auch rasch durch Abgabe ihi'es fast kreisförmigen Laiches an Wasser- pflanzen im Becken. Acht Jahre habe ich sie in einem Aquarium gehalten, resp. deren Nachzucht; ihre Lebens- dauer war 4 — 5 Jahre. Planorlis corneus soll rotes Blut haben; ver- letzt man diese Schnecke, so gibt sie eine rote Flüssigkeit von sich, tötet man sie in Spiritus oder Forme], gibt sie die gleiche rote Flüssig- keit ab. Soll diese nicht nur in der Epidermis vorhanden sein? Die Flüssigkeit fällt in Spiritus oder Formel zu Boden und nach kurzer Zeit ist von einer roten Farbe nichts mehr zu sehen, nur eine fast farblose, zähe Masse ist noch vorhanden, wel- che sich aber in beiden Flüssig- keiten nicht auf- löst. Eine Varietät dieser Schnecke bezog ich vor mehreren Monaten, die Planorhis corneus var. rosea, welche ich heute noch lebend besitze, es sind sehr junge Tiere, der Fuß sowie die ganze Schnecke ist dunkelorangefarbig, die Fühler weißlich, auch das Gehäuse ist rötlich braun und durchscheinend, im übrigen gleicht sie voll- kommen der Stammform. Der Durchmesser von Planorhis marginatus Drap, der gerundeten Tellerschnecke, der zweit- größten Art der Planorben, beträgt 16 — 17 mm. Das Tier ist dunkel, die Mündung schief oval, die Fühler sind sehr hell, fast farblos, das Ge- häuse von hornbrauner Farbe und besteht aus 5 — 6 Windungen, welche, von unten aus gesehen, gekielt sind. Im Aquarium mit Fischen ist sie nicht zu halten, da sie von denselben alsbald verzehrt wird. In einem mit Pflanzen besetzten Glase ist es ein nettes Bild, diese Schnecke an den Pflanzen oder am Glase, die Algen ab- weidend, auf und ab marschieren zu sehen. Ihre Lebensdauer ist 2 — 2^2 Jahre. Gefunden habe ich sie fast in jedem mit Pflanzen bewachsenen Tümpel der Umgegend, auch noch, aber mehr vereinzelt, in der Hochebene der bayerischen Voralpen. In Bergtümpeln bis jetzt jedoch nicht und in über 800 m Seehöhe scheint sie nicht mehr vorzukommen. Sie liebt kühles Wasser. Bei einer Temperatur des Wassers von -f- 28® E. gingen mir diese Schnecken zu Grunde. Planorhis carinatus Müller, die gekielte Tellerschnecke, ist etwas kleiner als die vorige Art. Der Kiel ist von oben und unten sichtbar, das Gehäuse dünnschalig und fein gestreift, die Mündung durch den Kiel scharfwinklig zugespitzt. In unserer Gegend habe ich sie nur in einem Tümpel bei Gauting und in wenigen Exemplaren bei Allach im Abflüsse des Starnberger Sees ge- funden; sie scheint weiches Wasser zu lieben. Planorhis contortus L., die runde Teller- schnecke, ist leicht erkennbar durch ihr höheres Gehäuse, welches oben flach, unten tief genabelt ist. Gefunden habe ich diese Art im Forellen- bach bei Foehring, in Wiesengräben bei Aubing und in Quellenbächen bei Iffeldorf; sie scheint kaltes fließendes Wasser zu lie- ben. Zu Hause in ein Einmache- glas eingesetzt, ging sie jedes- mal in kurzer Zeit zu gründe, ein Beweis, daß sie stagnieren- des Wasser nicht liebt. Von der Gattung Ancylus Geoffroy, der Napfschnecke, erhielt ich für meine Sammlung nur Ancylus fluviatilis Müller, die Flußnapf- schnecke, deren Gehäuse nicht gewunden, sondern napfförmig ist. Ich fand die Art 1901 in der Isar bei Foehring an der Unterseite an Steinen haftend; Isar-aufwärts soll sie häufig verkommen. Die Schale ist, wie schon bemerkt, nicht ge- wunden, sondeim napf- oder mützenförmig mit nach hinten gerichteter Spitze, strahlenförmig- gestreift, die Innenseite glatt mit perlmutter- ähnlichem Überzug. Ancylus fluviatilis ist 15 — 20 mm breit, liebt stark fließendes Wasser, hat breiten Fuß und kann sich deshalb an Steinen usw. gut fest- halten. Diese Art hält in Aquarien nur ganz kurze Zeit aus und ist niemals sichtbar, da sie sich sofort unter Steinen versteckt. (Fortsetzung folgt.) 1. u. 2. Planorhis niarginälis (Loliof-Dachau). 3. Planorhis carinatus (Granting). 4. Planorhis contortus (Foehring. Forellenbach). Nat. Gr. Originalaufnahme n. d. Natur für die ,, Blätter“. Die Wasserlinsen. Die Wasserlinsen. Sm Sommer breiten sich jetzt auf allen stellenden Grewässern die Wasserlinsen in kaum gdanbliclier Zahl ans. Sie werden von den meisten Menschen als eine lästige grüne Decke der Gewässer angesehen, die höchstens als Futter für verschiedene Schwimmvögel einigen Wert hat und vom Volke als „Enten- grütze“ oder „Entengrün“ bezeichnet. Besonders ist es die kleine Wasserlinse minor L.), die oft in kurzer Zeit die ganze Oberfläche der Tümpel dicht bedeckt und den Süßwasserpolypen, der Naide usw. als beliebte Wohnplätze dient. Der Aqnarienliebhaber schätzt sie nicht be- sonders, weil er mit ihr den Polypen und andere nnangenehme Gäste leicht in seine Becken einschleppt und weil sie sich im Aquarium noch schneller vermehrt als im Freien. Weniger bekannt ist die buckelige Wasserlinse (Lemna gibha L.), deren Stengelglieder an der Unter- seite schwammig gewölbt sind. Die Pflanze besteht in der Kegel ans zwei bis drei ellip- tischen, unten blasigen, nmgewandelten Stamm- gebilden, den Phyllokladien. Jedes Stengelglied trägt eine einzige Wurzelfaser. Bei der viel- wurzeligen Wasserlinse (Lemna polyrrhiza Schleiden) ist das verkehrt-rnndliche-eiförmige Phyllokladium mit vier bis sieben Wurzel - fasern versehen. Dieses Pflänzchen ist selte- ner als die beiden vorher genannten Arten und noch seltener tritt die wurzellose Wasser- linse (Lemna arrhiza Hallier) auf. Ihr Phyllo- kladium ist rundlich-elliptisch, an der Unter- seite kugelig gewölbt. Die Pflanze ist nicht größer als ein Senfkorn. Alle diese Arten haben nur einen beschränkten V'ert für das Aquarium, weil sie nur die Oberfläche des Wassers bewohnen, anders ist dieses bei der dreifurchigen Wasserlinse (Lemna trisulca L.). Sie bleibt den größten Teil des Jahres unter Wasser und nur zur Zeit der Blüte erheben sich die jungen Blüten tragenden Triebe über Wasser, sinken jedoch nach der Blüte wieder unter. In ihrem Netzwerke bildet sie einen reizenden Schmuck der Unterwasser- flora. Die Phyllokladien sind lanzettlich-länglich und kreuzweise gestellt, jedes Stengelglied ist zuletzt gestielt und besitzt unterseits eine ein- zige Wurzelfaser, jedes treibt seitliche Sprosse, die immer kreuzweise vereinigt bleiben. Die Vermehrung ist nicht besonders stark. Dort, wo im Aquarium nesterbauende Fische, z. B. 2S\ Stichlinge, gehalten werden, ist die dreifnrchige Wasserlinse ganz besonders am Platze, da diese die Pflanze gern als Baumaterial benutzen. Frei schwimmend sind alle Wasseilinsen und ihr Stengel, das Phyllokladinm, gleicht einem kleinen Blättchen, welches bei der Mehr- zahl der Arten dem Wasserspiegel aufliegt. In der Regel flndet sich an der gelbrötlichen Unterseite nur ein einziges Wurzelfaserchen; bloß bei der vielwurzeligen AVasserlinse ent- wickeln sich gleiche, büschelartige Organe, die an ihrem Ende mit einem Mätzchen oder einer Art Haube versehen sind. Sie können abei' wegen der Kürze den Boden nicht erreichen lind darum auch nicht ans ihm die nötige Nahrung entnehmen, sind vielmehr einzig und allein auf das VAsser angewiesen, dem sie ihre Nahrung entnehmen. Die Vermehrung erfolgt während der ganzen warmen Jahreszeit. Nur selten erscheinen aus einer Seitenspalte die von einer dünnen Scheide umschlossenen Blütchen, welche ein bis zwei Staubgefäße und einen einfächerigen Frucht- knoten besitzen. Letzterer bringt später schlauchartige, durchsichtige Fi'üchtchen hervor; für gewöhnlich aber entstehen in den Sommer- monaten unaufhörlich durch Sprossung an den Seiten nierenförmige Gebilde, aus denen neue Pflanzen werden. Gegen den Herbst zu bilden die Wasser- linsen an ihrem plattgedrückten Stamm Glieder ans, die sich von der Mutterpflanze ablösen, auf den Grund ihres Standortes herabsinken und dort den Winter über verbleiben. Jedes dieser Glieder hat eine taschenförmige Gestalt und zeigt in einer Aushöhlung bereits den Trieb des nächsten Jahres angelegt, aber nur als ein ganz winzig kleines Gebilde, das mit seinem halbkreisförmigen freien Ende über die anliegenden Ränder der Tasche kaum herüber- ragt. Das Sinken dieser Überwinterungsknospen wird dadurch bewirkt, daß in den Zellen ihres Gewebes, und zwar selbst in jenen der Oberhaut, große Stärkemehlkörner ausgebildet werden, die dicht gedrängt neben einander liegen und die einzelnen Zellräume ganz ansfüllen. Hohlräume, die Luft enthalten, und durch welche das Pflänzchen während des Sommers auf der Ober- fläche schwimmt, fehlen, die Spaltöffnungen sind geschlossen und dadurch bekommt die Knospe ein Gewicht, das sie auf den Grund des Teiches zieht, welcher f rostfrei ist. Hier bleibt sie den Winter über. Im Frühling werden die auf- 282 E. Bade: Die rote Barbe (Barbiis ticto Günther). gesammelten Stärkeköriier zur Bildung des Phyllokladium verwendet, die Zellen werden dadurch leer, die Holilräume füllen sich mit Luft und so steigen die Pflänzchen zur Ober- fläche des Wassers empor. Sie treiben nun leichtere Sommersprosse, um wieder ihrem eigentlichen Zweck nachzukommen, zu dem sie bestimmt sind, und überziehen dann das Wasser wieder mit ihrem frischen, leuchtenden Grün. Die dreifurchige Wasserlinse, die ja immer unter der Oberfläche des Wassers lebt, kann man in einzelnen Exemplaren auch im Winter noch im Freien weiterwachsend finden. Bei gehöriger Euhe bilden die Wasserlinsen ein filziges Lager, das allmählich zu Boden sinkt und im Laufe vieler Jahre in Gemeinschaft mit Moosen, Schachtelhalmen, Eiedgräsern und ähnlichen Gewächsen eine torfartige Schicht ergibt. (Nachdruck verboten.) Die rote Barbe (Barbus ticto Günther). Von Dr. E. Bade. (Mit einer Originalaufnahme.) Sor nicht langer Zeit wurde den Aquarien- liebhabern eine kleine ganz reizende Barbe aus Indien, der Barbus vittatus zugänglich gemaclit, der infolge seiner Munterkeit sich bald eine große Anzahl Liebhaber erworben hat. Zu dieser Art tritt nun eine neue, die rote Barbe (BaHms ticto Günther), wie sie in Liebhaber- kreisen benannt wurde, die hinsichtlich der Farbe ihres Schuppenkleides vieles vor Barhus vittatus voraus hat und sich noch mehr, als die letzt- genannte Art die Becken der Aquarienliebhaber erobern wird. Die Barben (Barhus) sind eine Edelfisch- gattung aus der Familie der Karpfen (Cypri- niclae), deren Körperschuppen je nach den Arten bald von mäßiger, bald von bedeutender Größe sind. In der Eückenflosse ist gewöhnlich der dritte Strahl der längste, er ist verknöchert und oft gesägt. Letzteres ist bei Barhus ticto der Fall. Hinsichtlich der Körperform, der Bart- fäden (der Anzahl und dem Fehlen derselben), der Schuppengröße, des ersten Eückenflossen- strahls oder -Stachels usw. weichen die einzelnen Arten der Gattung oft recht erheblich von ein- ander ab. Es sind über 200 Arten aus den tropischen und gemäßigten Teilen der alten Welt bekannt, in der neuen Welt dagegen ist die Gattung nicht vertreten; kleine großscli üppige Arten beherbergt Ostindien und das tropische Afrika. In Deutschland besitzen wir zwei Arten: die gemeine Barbe (Barhus fiuviatilis Ägass.) und den Semling (Barhus petenyi HecTc), über letztere Art sind bisher nur dürftige Beob- achtungen bekannt geworden. Barhus ticto gleicht in der Körperform auf den ersten Blick sehr unserem Bitterling, weicht aber in der Färbung recht erheblich von dem- selben ab. Der Eücken des Männchens ist oliv, die Körpermitte orange, der Bauch etwas lichter rot als die Seiten. An der Ansatzstelle des Schwanzstiels steht ein schwarzer Fleck, dessen Eänder verloschen sind. Die Eückenflosse ist orange. In ihrem Vorderteil, wie die Photo- graphie zeigt, ist die’Zwischenhaut der Strahlen blauschwarz, die Strahlen selbst sind gelblich- oliv. Die Afterflosse ist rosa, die Schwanzflosse desgleichen, ihre Spitzen gehen in oliv über, die Brustflossen sind rötlich, die Bauchflossen farblos. Das Weibchen ist in der Hauptfarbe oliv, der Bauch silbern, die Seiten schwach rötlich. Die Eückenflosse trägt nur einen kleinen Fleck. Die übrigen Flossen, bis auf die Brustflossen, sind leicht rötlich, etwas dunkler gesäumt, letztere farblos. I Der bekannte Zierfischzüchter Herr Paul Matte, Lankwitz-Berlin, aus dessen Zuchtanstalt das abgebildete Exemplar stammt, schreibt mir über Barhus ticto folgendes: „In seinem Wesen ist das Fischchen höchst anmutig und sehr leb- haft, gesellschaftlich gehalten ist es eine wahre Lust, die Tierchen sich tummeln zu sehen. In der Jugend läßt sich das Geschlecht nicht immer mit Sicherheit feststellen, aber zur Laichzeit, wenn das Männchen in seinem glühenden Hoch- zeitskleide prangt und das Laichgeschäft beginnt, sind beide Geschlechter sofort zu erkennen, da das Weibchen nie eine so intensive Färbung be- kommt, wie das Männchen. Zur Laichzeit, im Frühjahr und Sommer, muß das Aquarium mög- lichst gut bepflanzt sein mit Tausendblattarten, damit die kleinen Eier sich an die Blätter an- heften können. Der Laichabgabe geht ein heftiges Treiben des Männchens voran. In diesem Jahre ist es mir leider, bei der Fülle meiner Arbeiten, nicht möglich gewesen, die Laichabgabe usw. beobachten zu können. Ich habe die Überzeugung, daß die Tiere bei un- gestörter Haltung etwa 200 Stück Nachzucht hervorbringen. Die Eier sind farblos und kommen nach etwa 6 Tagen aus. Die Aufzucht M. Dtuikler: J)ie Farne. 283 der Jiiiig’eu ist die gleiche, wie bei den Gold- fiscliabarten, mit lebender Nabrnng in den ersten Lebenswochen, ebenfalls fressen die Jnngen auch Algen und später erhalten sie Garneelenschrot, wie ich es in vier Körnungen herstelle. Die feinste Nummer derselben, welche etwas über- brüht lind dann mit kaltem Wasser ausgewaschen wird, nehmen sie mit einer wahren Gier zu sich. Meine diesjährigen Jungen sind zirka 3 cm groß und darüber und hoffe ich, daß dieselben 1905 zuchtfähig sind.“ Diese Barbe gewöhnt sich im kleinen Aqua- rium bald an den Pfleger und wird recht zu- traulich. Sie ist nicht sehr wärmebedürftig und fühlt sich amwohlsten in einer Wasser temperatur von etwa C. (Nachdruck verboten.) Die Farne. Von M. Dan kl er. S^ie Farne gehören unstreitig zu den inter- ^ essantesten Pflanzen unserer Flora, und haben besonders auch für den Aquarien- und Terrarienfreund großes Interesse. Schönere und zweckmäßigere Pflanzen füi- das Terrarium und besonders auch für das Aquaterrarium lassen sich kaum denken und ihre Zahl ist so groß und ihre Formen sind so mannigfaltig, daß sie auch die reichste Abwechslung bieten. Ehe wir je- doch auf diese spezielle Verwendung eingehen, wollen wir uns einen Überblick über die ein- heimischen Arten und über ihre besonderen Eigenheiten verschaffen. Die Farne gehören zu den sogenannten Sporen- pflanzen, d. h. sie ver- mehren sich nicht wie die meisten anderen Pflanzen durch Samen, sondern durch Sporen. Ebenso fehlt ihnen jede Blüte. Die einheimischen Farne zerfallen in 4 Hauptarten : in Laub- farne, Schaftfarne oder Schachtelhalme, Achsel- farne oder Bärlappe und Wasserfarne oder Wur- zelfrüchtler. Die Laub- farne besitzen ein in oder auf dem Boden liegendes Ehizom, und diesem ent- springen größere oder , TXT T T Originalaufnabme nach dem kleinere Wedel, welche neben für die „Blatter“. in der J ugend spiralisch eingerollt sind. Diese W edel sind für die Pflanze von größter Bedeutung und haben einen vierfachen Zweck zu erfüllen. Besehen wir einen solchen Wedel, so fallen die kleinen Pünktchen auf, welche auf der Unterseite der- selben in verschiedener Anordnung sitzen. Diese Häufchen enthalten die sog. Sporangien (Sporen- behälter). Jedes Sporangium steht auf einem kleinen Stielchen und ist von einem Einge um- geben, welcher beim Zerreißen die Sporen heraus- läßt. Betrachtet man die Zahl der Sporangien- häufchen und berechnet, daß jedes derselben hunderte von Sporenbehältern und jeder Sporen- behälter wieder hunderte von Sporen enthält, so läßt sich berechnen, daß jeder Wedel tausende und Abertausende von Sporen zur Eeife bringt. Die Sporen werden gewöhnlich als Samen be- zeiclinet; jedoch mit Unrecht, denn aus der Spore entwickelt sich noch keine Farnpflanze. Ge- langen die Sporen auf fruchtbaren passenden Boden, so bildet sich zunächst ein Vorkeim (Prothallium), welcher etwa die Größe einer Linse und eine grünliche Farbe hat. An der Unterseite dieses Vorkeimes entstehen nun zweierlei Gebilde, welche den Staubgefäßen und den Stempeln der Blütenpflanze entsprechen. Diejenigen, welche den Staubgefäßen entsprechen, heißen Antheridien. Diejenigen, welche den Stempeln entsprechen, werden Archegonien ge- nannt. In den Antheridien entwickeln sich spiralförmige elastische Fäden, welche Schwäi’in- fäden heißen und den Pollenkörnern resp. dem Blütenstaube der Samenpflanzen gleich sind. Sie Rote Barb4 (Barbus ticto Günther). Exemplar aus der Zuchtiiustalt von P. Matte, Laifkwitz-Berliii. 284 5L Dankler: Die Farne. machen schlängelnde Bewegungen, so daß man sie früher für lebende Wesen ansah und sie Phanzentiere nannte. Gelangt ein Schwärmfaden in ein Archegoniiim, so entsteht eine junge Farn- pflauze. Sicherlich ein sehr interessanter Vor- gang. Wer denselben im Hanse beobachten will, braucht nur reife Fanisporen auf feuchtem Torfmull auszustreuen. (Ich mache darauf auf- merksam, daß es bei der Zucht seltener Farne am vorteilhaftesten ist, die Sporen auf diese Weise auszusäen, da sich auf Torfmull 10 ent- wickeln, wenn auf anderem Boden nur eine durchkommt. Hat man keinen Torfmull, so ist gut verrottete Lauberde allem anderen vorzu- ziehen.) Die Laubfarne sind in unseren Wäldern sehr zahlreich vertreten und zwar haben wir Arten, die kaum flngerlang werden und die zier- lichsten Formen zeigen, als auch solche, die Mannshöhe erreichen und fingerdicke Stengel treiben. Gewiß wird es von Interesse sein, einige heimische Arten, besonders solche, die sich für unsere Zwecke eignen, anzuführen und sie nach ihren Standorten aufzusuchen. Gehen wir im Herbst oder Vorwinter (die beste Zeit zum Auf- suchen der Farne und zur Ergänzung seines Bestandes) aus dem AVohnorte in den AVald hinaus; suchen wir dabei, wo möglich, solche AVege auf, die an alten Mauern, Brücken, zer- fallenen Brunnen, Steinbrüchen usw. vorbei- führen, so werden wir bald auf Farne der ver- schiedensten Art stoßen. Aus dem Mörtel der alten Mauern wuchert zahlreich und üppig der Kautenfarn, die sog. Mauerraute. Es ist ein kleines, aber sehr hübsches Färnchen. Die Stielchen sind dünn, grün, am Grunde dunkel- kastanienbraun mit großen Drüsen. Das Laub ist im Umriß dreieckig-eiförmig und die jungen Blättchen nierenförmig. Der kleine Farn eignet sich ganz besonders zur Ausschmückung zier- licher Tuffsteingrotten, wo größere Farne die Schönheit beeinträchtigen würden. Die Mauer- raute (Ruta muraria) ist in ganz Deutschland verbreitet. In Gesellschaft der Mauerraute findet sich vielfach der noch zierlichere Streifenfarn. Dieser besteht aus langen dünnen Stielchen, an denen feine, am Bande gekerbte Fiederhlättchen sitzen. Nach der Farbe der Stielchen unterscheidet man den braunstieligen Streifenfarn, den grünstieligen und den deutschen Streifenfarn. Auch dieser Farn ist für Terrarien von unschätzbarem AVerte und sehr hübscher AA'irkung. Ist der Boden nur etwas kalkhaltig, so findet man an Hecken und Gehüschrändern einen etwas größeren Farn, den Tüpfelfarn. Der Tüpfelfarn (Polypodium vidgare) hat wechselständige gestielte, tief fiederspaltige AA^edel, doch bleiben die Fiedern am Grunde verbunden. Die Sporangienhäufchen stehen auf der Unterseite in zwei Beihen. Dieser Farn hat außer anderen guten Eigenschaften noch die, daß er winterhart ist, und so auch in den AA^intermonaten im Terrarium grün bleibt. Am Bande der Gebüsche findet sich auch der haupt- sächlich in AA'äldern wachsende AATirmfarn (Filix mas). Ich mache besonders auf sein Vorkommen am Bande der Gebüsche und an trockenen Hecken aufmerksam, weil die hier gefundenen Exemplare kleiner und zierlicher sind als diejenigen, die aus dem AA^alde stammen. Sie bleiben auch mehrere Jahre kleiner und gedrungener und sind daher für unsere Zwecke passender als die üppigen, 1 — 2 Fuß langen Exemplare des Laubwaldes. Ein sehr schöner Farn ist der zerbrechliche Blasenfarn (Cystopteris fragilis). Derselbe findet sich an steinigen Nordufern kleiner Bäche, unter Brückenbogen und besonders im Innern alter Brunnen, wo er in größter Üppigkeit zwischen den Mauerspalten hervorquillt. Der ganze Wedel ist schlank-dreieckig und fein gekerbt. Da er mehr AVasser ertragen kann als die eben ge- nannten Arten, ja selbst an solchen Stellen gern fortkommt, wo er zeitweise vom AVasser bedeckt wird, so ist dieser Farn für das Aqua- terrariuni sehr brauchbar. Hat man Gelegen- heit, Steinbrüche abzusuchen, besonders Kalk- steinbrüche, so findet man eine Pflanze, die mehr an einen schmalblätterigen AA’egerich als an eine Farnpflanze erinnert, da die über finger- breiten AVedel vollständig ganz und nicht ein- geschnitten oder gefiedert sind. Das ist die Hirschzunge. Die Hirschzunge (Scolopendrium vulgare) hat länglich-lanzettförmige AVedel mit herzförmiger Basis. Sie gehört zu unseren winterharten Farnen und findet sich besonders in den süd- lichen und südwestlichen Teilen Deutschlands. Erreichen wir jetzt den AA’ald, so treten uns neue Formen und Arten der Farne entgegen. Der schon genannte AVurmfarn sowie die ver- schiedenen Schildfarnarten prangen in üppiger Fülle und prächtigem grünen Laub; doch werden sie alle überragt von dem prächtigen Adlerfarn (Pteris aquilina), dessen dreieckige große Wedel unter günstigen Umständen mannshoch werden, und selbst das niedrige Gebüsch weit überragen. ]\1. Dankler: Die Farne, 285 Aber auch zierliche Farne linden sich. Unter den Kronen der mächtigen Eichenbännie linden wir den Eichenlüpfelfarn (Phegopteris dryopteris)- Die scharf dreieckigen Wedel sind ziemlich kahl, schlaff nnd die beiden unteren Fiederchen lang- gestielt. Die Frnchthänfchen sitzen beinahe anf dem Kande. Er ist durchaus nicht selten. Sehr selten dagegen ist der Bnchentüpfel- farn, den ich nur an einer Stelle, im sogenannten Steinchenbusch bei Aachen fand. Der Bnchen- tüpfelfarn (Phegopteris polypodioides) hat eben- falls im Umriß dreieckig-eiförmig gespitzte AAedel von großer Zierlichkeit. Die zwei unteren Fiedern sind rückwärts gekehrt, alle Fiedern weich be- haart. Suchen wir einen kleinen Wasserlauf im Walde auf, so linden wir dort einen sehr brauch- baren Farn, der zwar derb gebaut ist, aber im Sumpfwasseraqnarinm sehr ansdanerud und von guter Wirkung ist. Er trägt den Namen Eippeu- farn. Der gemeine Eippenfarn (Blechnmn spicant) hat länglich -lanzettliche, tief lieder- spaltige ^^^edel, wovon dei’ fruchtbare Wedel fast doppelt so lang ist als der unfruchtbare. Die Fiedern sind ganzrandig, und die ganze kräftige Pflanze zeigt einen flrnißartigen Glanz. Zu den Sumpfpflanzen gehören endlich noch der Weibliche Punktfarn (Athyrium felix femina) und der Königsfarn (Osmunda regalis). Ein sehr hübsches, leider auch sehr seltenes Farnpflänzchen ist der Hufeisenfarn, der auch Storchschnabelfarn genannt wird. Er wächst auf Kalkfelsen nnd im Mörtel alter Mauern. Ich habe denselben auf einer Stelle bei Korneli- münster bei Aachen gefunden. Die zweite Ordnung, die Schaftfarne oder Schachtelhalme umfaßt nur eine Gattung, die in etwa 40 Arten über die ganze Erde ver- breitet ist. Die bekannteste Art ist der Acker- schachtelhalm (Equisetum arvense). Dieser be- steht aus einem unterirdischen und einem ober- irdischen Teil. Das unterirdische Ehizom ist sehr lang, kriechend nnd dicht mit braunem kurzem Wimzelfllz bedeckt. Aus diesem Ehizom sprießen fruchtbare und unfruchtbare Stengel. Die ersteren erscheinen schon im Frühjahr. Der Fruchtstengel bildet einen Schaft mit 2 — 3 cm langer Ähre. Er ist weißlich bis rötlich-braun ohne Chlorophyll, sehr saftig, gegliedert nnd stirbt bald ab. Der unfruchtbare Stengel ist grün, bald vom Grunde aus verästelt, bisweilen auch bis zur Hälfte astlos. Im letzteren Falle sieht er aus wie ein kleines Nadelbäumchen. Die viereckigen Ästchen stehen in Quirlen. Dei- Schachtelhalm vermehrt sich auf zweifache Weise: Die Sporen bilden neue Pflänzchen in derselben Weise wie die Farne; außerdem ver- mehrt er sich durch Verzweigung des Ehizoms. Verwandt mit dem Ackerschachtelhalm sind der V'aldschachtelhalm, der Sumpfschaclitelhalm (E. palustrei), der Schlammschachtelhalm {E.limo- sum), der Wiesenschachtelhalm {E. qmdense) und der bunte Schachtelhalm {E. varieyatum). Von den genannten Schachtelhalmen sind besonders der Snmpfschachtelhalm und der Schlammschachtelhalm für unsere Zwecke zu benutzen. Es genügt, ein kleines Stückchen Ehizom in den Boden des Aquariums zu bringen, um bald die hübschen Wedel erscheinen zu sehen. Die dritte Ordnung der Farne, Achselfarne oder Bärlappe sind für sandige Teri-arien wert- voll, da die über den Boden kriechenden Stengel stets sauber bleiben, wenig Abfallstoffe liefern nnd von den Echsen gern zum Durchschlüpfen und Verstecken benutzt werden. In Wäldern mit sandigem Boden wachsen der Wachholder- und der Zypressenbärlapp {Lycopodium anno- tinum und complanatum), in feuchten Wäldern Tannen- nnd Hexenbärlapp (L. seldgo und cla- vdtum), in Torfmooren wächst der Sumpfbär- lapp {L. inundatum): Der VTu'zelstock der Bärlappe ist unge- gliedert, die Äste sind bei einigen gabelig, immer mit schnppenartigen grünen Blättchen bedeckt. Am Ende der Äste stehen die Frucht- ähren mit zahlreichen Sporen. (Die Bärlappe sind dem Naturfreunde noch sehr interessant, weil sie zu den allerältesten Landpflanzen ge- hören. Sie erreichten in der vorsindflntlichen Zeit eine Höhe von etwa 30 Metern und Anden sich jetzt in den Steinkohlenflötzen noch wohl erhaltene versteinerte Eeste, die als Sigillarien oder Schuppenbäume bekannt sind.) Die vierte Ordnung der Farne, die Wasser- farne oder Wurzelf rüchtler, sind für den Aqnarien- freund sehr interessant. Es sind Wasser- oder Sumpfpflanzen. Sie erzeugen zweierlei Sporen. Aus den kleinen gehen die Antheridien, ans den größeren die Vorkeime hervor. Die größeren heißen Makrosporen und die kleineren Mikro- sporeu. Die Wnrzelfrüchtler schwimmen ent- weder frei an der Oberfläche des Wassers oder sie kriechen auf dem Grunde. Den Namen Wnrzelfrüchtler haben sie erhalten, weil ihre Früchte entweder an der Basis der Blätter oder auch zwischen den Wurzelfasern sitzen. 286 Kleine Mitteilungen. Zu den Wasserfarneii gehören zniiäclist die Marsilien. Die Marsilien sind sehr niedliche Pflänzchen mit vierteiligen, in der Jugend ein- gerollten Blättern. Sie wachsen in Sümpfen und Seen. Marsilia salvatrix wird ans Neuholland eingefnhrt und ich sah sie zum ersten Male im Aquarium eines holländischen Liebhabers. Das Pillenkraut (Pilularia vulgaris) hat einen kriechenden Stengel mit borstenförmigen Blättern. Es findet sich auf dem Grunde von Sümpfen und Wassergräben. Die Salvinicn schwimmen an der Oberfläche des Wassers. Das braune Rhizom treibt nach oben je zwei Luftblätter in etwa zentimeter- weiten Abschnitten, nach unten hängt unter je zwei Luftblättern ein in fadenartige Abschnitte zerteiltes Wasserblatt, an welchem die Sporen- früchte sitzen. Diese haben die Größe einer kleinen Erbse, sind gerippt und hängen zu kleinen Trauben zusammen. Die Luftblätter sind stumpf eiförmig. Das Rhizom und die Wasserblätter sind mit feinen Härchen besetzt. Die Salvinien und Marsilien sind nicht nur als Schmuck und Belaubung der Aquarien verwendbar, sondern sie bieten auch hohes Interesse durch die Art ihrer Fortpflanzung. Die Farne nnd die ihnen verwandten Pflanzen sind so recht geeignet, unsere Aquarien und Terrarien zu schmücken. Sie verbinden ein schönes haltbares Grün mit der höchsten Zierlich- keit der Formen. Die hübschen Wedel bieten besonders den Echsen, Schlangen, sowie auch den Fröschen günstige und gern benutzte Ver- stecke, und ich meine immer, die Tiere selbst wären schöner, machten einen viel hübscheren Eindruck, wenn sie unter dem zierlichen Farn- laub sitzen und gleichssm schelmisch darunter hervorgucken. Es wurde mir nun mehrfach ge- sagt, unsere Freilandfarne eigneten sich wenig zum Bepflanzen, da ihre Wedel gelb würden und sie leicht eingingen. Dieses ist jedoch nicht der Fall, wenn nur für Luft und Licht gesorgt wird. Allerdings ist der Übergang aus der freien Natur ins Terrarium oder Aquaterrarium auch für die Farne schwer und daher kommt es, daß die schon vorhandenen Wedel leicht gelblich werden, die neuen Wedel aber sind und bleiben frisch. Am besten gewöhnen sich die Farne ein, die in Gestein wurzeln, besonders wenn sie mit dem Stein, in dessen Moosüberzug oder in dessen Rissen und Spalten ihre Wurzeln eingedrungen sind, hineingebracht werden. Die beste Zeit, Farne zu holen, ist daher, wie schon gesagt, der Herbst und Vorwinter; denn in dieser Zeit sind die xW’ten noch an den abgestorbenen Wedeln zu erkennen, und die im Frühjahr neu austreibenden Wedel sind haltbar und schön. jCIeine J\diReiIungen> Die wertvollen biologischen Entdeckungen, die bisher an der biologischen Station in Plön ge- macht wurden, sind nach dem „Hamb. Korr.“ um eine neue vermehrt worden. Sie bezieht sich auf die u ächt- lichen Wanderungen winziger Krebstiere Man wußte bereits, daß in den tiefen Alpenseen ein Aufsteigen der Krebstiere stattfindet. Bei Tage halten sich nämlich diese Lebewesen in den tieferen Wasser- schichten auf, die nicht vom Sonnenlicht erreicht werden, zur Nachtzeit dagegen finden sie sich dicht an der Oberfläche ein. Ob eine derartige Wanderung auch in den flacheren norddeutschen Seen vor sich geht, war bisher unbekannt, da die Untersuchungen, die in dieser Richtung angestellt wurden, keinen Erfolg hatten. Jetzt hat aber der Leiter der Station in Plön, Dr. Otto Zacharias, in Gemeinschaft mit Dr. F. Ruttner den Beweis erbracht, daß im Großen Plöner See bei Beginn der Dunkelheit in der Nähe der Oberfläche eine große Ansammlung der Krebstiere stattfindot und gegen Mitternacht ihren Höhepunkt erreicht. Dies dauert bis ungefähr 2 Uhr morgens, worauf sich die Krebstier- bevölkerung wieder in die Tiefe zurückzieht, bis gegen 6 Uhr morgens der gewöhnliche Tageszustand erreicht ist. Infolge dieses eigentümlichen Aufsteigens der kleinen Krebstiere enthält die obere Wasserschicht des Plöner Sees um Mitternacht etwa zwanzigmal so viel von diesen Tieren, als um 12 Uhr mittags. Diese be- merkenswerte biologische Tatsache beruht auf dem sogen, negativen Heliotropismus der Krebstiere, d. h. auf ihrer Scheu vor dem grellen Tageslicht. Diesem gehen die Tiere aus dem Wege, indem sie bei hohem Sonnenstände soweit in die Tiefe des Sees hinabtauchen, bis sie den ihnen am meisten zusagenden Grad der Lichtdämpfung auf ihrer Abwärtswanderung vorfinden. Bricht die Nacht herein, kommen sie aber wieder nach oben, um dort ihre Nahrung, die Schwebealgen zu suchen, die gerade wegen ihres Lichtbedürfnisses an der Oberfläche in reicher Menge zu finden sind. Die Wanderung der Aale. In Finnland hatte man im vergangenen Jahre, wie wir berichteten, ge- zeichnete Aale ausgesetzt, um ihre Wanderung zu beobachten. Bin Teil ist, wie uns jetzt geschrieben wird, bis zur deutschen Ostseeküste gekommen. Die Versuche werden jetzt fortgesetzt, um zu ganz zuverlässigen Feststellungen zu kommen. Da der Aal im August und September in Südfinnland auszuwandern scheint, hat man in vergangener Woche wiederum ge- zeichnete Aale ins Meer gelassen ; bis Ende September werden diese Aussetzungen wiederholt. Es ist für die allgemeine Fischkunde von Wert, daß auch die deutschen Fischer auf den Zug der Aale aufpassen und dem Fischereiver ein in Helsingsfors — eine nähere Adresse ist nicht notwendig — rechtzeitig Mitteilung machen. Es ist ganz selbstverständlich, daß sich alle Ostseeländer bei diesen Untersuchungen unterstützen. Vereins-Nachrichten 287 Die ausgesetzten Aale tragen am hinteren Teile der Rückenflosse eine numerierte Silberplatte mit zwei Buchstaben. Außerdem ist gleich vor der Platte eine rotgelbe Seidenschuur befestigt worden, um die Aufmerksamkeit der Fischer leichter auf das Abzeichen zu lenken. Der Fischereiverein in Helsingfors bittet um Angabe von Ort und Zeit des Einfanges und zahlt für jedes zurückgcschickte Abzeichen zwei Mark. Über die Scharen kleiner Fische, die vor einiger Zeit am Westrande der Insel Sylt, wie wir berichteten, auftauchten, wird der „Deutsch. Fiseherei-Ztg.“ ge- schrieben: Die anfänglich für Sardinen, dann für kleine Heringe gehaltenen Fische sind jetzt durch Dr. v. Braun vom NaturgeschichtUchen Museum zu Hambui’g näher bestimmt worden. Es sind danach weder Heringe, noch Sardinen, sondern Sprotten. Oberfischmeister Decker (Altona) bemerkt dazu, daß die Sprotten sonst alljährlich in ungeheuren Mengen in und vor der Elbmündung ge- fangen wurden, im vorigen Winter indessen ausblieben. Demnach ist anzunehmen, daß es sich um diese Fischzüge handelt, die von der Elbmündung fortgezogen sind und nun an der Küste von Sylt durch Raubfische (Makrelen) festgehalten werden. Aal und Tümmler. Eine seltsame Beobachtung hat ein Fischer gemacht, der am Watt in der Wesermündung dem Buttfang oblag. Er sah plötz- lich in seiner Nähe einen jungen, noch nicht ganz ausgewachsenen Tümmler auftauchen und in sichtbarer Aufregung wild in ein nahes Seegatt hineinrasen, wo er sich gleich darauf auf seichtem Watt festrannte. Der Fischer eilte hinzu und erlegte den Tümmler. Bei näherem Zusehen entdeckte er auch die Ursache des auffallenden Vorganges. Der Tümmler hatte mit seinem schnabel- artigen Maul einen mittelgroßen Aal gefangen. Dieser hatte sich dann aber mit seiner bekannten Gewandtheit gehörig dagegen gesträubt, in den gierigen Schlund des Tümmlers liineinzuwandern. Dabei ist der Aal mit seinem Kopf zufällig von innen in das Atmungs- loch des Tümmlers geraten und hat mit Kraft den größten Teil seines Körpers in dieses hineingezwängt. Weil auf diese Weise dem Tümmler die Atmung gehemmt wurde, ist er in wilde Verzweiflung geraten und blind- lings iti sein Verderben gerannt. Der Fischer brachte die seltene Beute nach Bremerhaven. Der Tümmler war nahezu D/2 Meter lang. Einen „Skandinavischen Fischereivereiu“ haben Fischer aus Schweden, Norwegen und Dänemark ge- gründet, der ähnlich wie der Deutsche Seefischereiverein die Förderung des Fischereiwesens bezweckt. Er stellt sich u. a. die Aufgabe, die internationalen Meeres- forschungen, die seit zwei Jahren in den nord- europäischen Meeresteilen stattfinden, genau zu verfolgen und die Ergebnisse für die Fischerei nutzbar zu machen. Der Zentralvorstand erhielt seinen Sitz in Kopenhagen und hat den Kapitän C. Trolle zum Vorsitzenden und den Professor A. Feddersen zum Sekretär. yEREINS-v%W!feT NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer der einzelnen Vereine die volle Verantwortung. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. (E. V.) Vereinslokal: Cafe-Restaurant „Deutscher Hof“. Donnerstag, den 5. Mai 1904. Der II. Vorsitzende, Herr Stiegele, übernimmt den Vorsitz und gibt nach Begrüßung der anwesenden Herren bekannt, daß Herr Lankes durch den Tod seines Vaters und Herr Sigl durch den Verlust seiner Frau in tiefe Trauer versetzt und für die heutige Sitzung entschuldigt sind. Zum Zeichen der Teilnahme erheben sich die An- wesenden von den Sitzen. Hierauf gelangt das Protokoll der 14. Vereinsversammlung zur Verlesung und Genehmi- gung. Im Einlauf Karten der Herren Mayerhofer hier und Paukner-Landshut. Schreiben des Herrn Bauer in Wien-Neustadt. Das neue prächtige Werk, „Handbuch der Fischkrankheiten“ von Professor Dr. Bruno Hofer wird der Bibliothek einverleibt. Herr Feichtinger verteilt eine Anzahl Probeabzüge für unsere neuen Pflanzenbezugs- Bedingungen. Ein Katalog von W. Harster in Speyer über fremdländische Fische und Wasserpflanzen zirkuliert unter den Mitgliedern. — Allgemeine Besprechung von Terrarien- und Aquarien-Angelegenheiten. — ■ Die Vereins- versammlung am 12. Mai fällt wegen des treffenden Feier- tages aus. Donnerstag, den 19. Mai 1904. Den Vorsitz führt Herr Lankes. Das Protokoll der letzten Vereins Versammlung wird verlesen und genehmigt. — Herr Rembold übermittelt die Grüße unseres Augs- burger Mitgliedes Herrn Radstorfer und des Herrn Kath- mann, I. Vorsitzenden des neugegründeten Vereins „Wasserstern“ in Augsburg. Im Einlauf: Offerte eines Herrn £. Ehl in Köln in Blumentöpfen, dann von von dem Borne-Berneuchen und Schwartze-Hamburg. Herr .1. Heim hier, Orleansplatz 3, offeriert ein Aquarium. Weiter im Einlauf Schreiben unseres Herrn Radstorfer in Augsburg, dann Schreiben der „Nymphaea alba“ in Berlin betr. „Roßmäßler Feier“, zwei recht interessante Briefe unseres Herrn Dr. Krefft in Zehlendorf an den Vorsitzenden, Tagesordnung des Vereins „Wasserstern“ in Augsburg, aus der erhellt, daß genannter Verein in der Zeit vom 26. bis 29. Juni d. J. eine Ausstellung ab- hält. Endlich liegt vor Brief des Herrn A. Andres in Alexandrien, in welchem der Genannte seine Erfahrungen über die Intelligenz eines Wüstenwaranes (Varanus gri- seus) vermittelt. In zwei Karten vom 24. April und 8. Mai aus Argostoli (Kephalonia) berichtet unser Herr Müller kurz über die Ergebnisse seiner bisherigen Sammeltätig- keit in Griechenland und auf den griechischen Inseln. Karte des Herrn Tofohr-Hamburg, unserer Herren Reallehrer R. Gugler in Neuburg a. D. und Lehrer Großkopf in Friesen, endlich des Herrn Professor Morin hier. An Zeitschriften liegen auf: Nachrichten der „Salvinia“-Ham- burg No. 5, „Blätter“ No. 9, „Nerthus“ No. 9 und „Natur und Haus“ No. 15. In den „Blättern“ No. 9 berichtet Herr Josef Scherer in München über Crocodilus porosus. Die beigefügte Zeichnung__Moralts läßt uns das hübsche Krokodil gut erkennen. Vher Haplochilus latipes schreibt Herr Thumm-Dresden, über die Büschelmücke (Corethra plumicornis) Herr Dr. Bade und über den Scheibenfinger (Hemidactylus turcicus) Herr Tofohr-Hamburg. Aus „Nerthus“-Heft No. 9 ist der Aufsatz „Mein kaltes feuchtes Terrarium“ von von Steinwehr für unsere Sache zu er- wähnen. Auf Seite 192 letztgenannter Zeitschrift bringt Herr J. Scherer- München eine Berichtigung einer früher von ihm gegebenen Zeichnungsbeschreibung der Tropi- donotus natrix var. cettii. Diese Berichtigung ist für uns wenigstens ohne weiteren Belang, nachdem wir Herrn Scherer auf die unrichtige Zeichnungsbeschreibung er- 288 V ereins-N achricli teil . wähnter Natter aufmerksam gemacht haben, ln No. 15 von „Natur und Haus“ berichtet Herr Arnold über einen aus Indien neu eingeführten Süßwasserfisch (Tetrodon cutcutia Bihr.). Dieser „Zierfisch“ — ein Wort, das an Unausstehlichkeit einem anderen, nämlich „Flitterfisch“ den Rang ablaiifen könnte; warum dann nicht auch Zier- echse, Zierschlange, Zieraffe usw.? — verspricht der ge- gebenen Reschieibung und Abbildung nach ein recht interessantes Objekt für die Fischbiologen zu werden, ln seiner Hotten \Veise führt unser Herr Dr. Kreffc dem Leser eine seltene und schöne Sumpfschildkröte (Damonia hamütoni Gray) vor. „Noch etwas vom Trichogaster lalius'‘ erzählt uns Steinhausen-Braunschweig und dem längeren Aufsatz über ,.Röscl von Rosenhof“ des Herrn Dr. Ziegler entnehmen wir recht viel wissenswertes über den bemerkenswerten Menschen. Einige weitere Aufsätze werden verlesen. — ln Augsburg hat sich, wie bereits angeführt, ein Verein für Aquarien- und Terrarienkunde mit dem Namen „Wasserstern“ gebildet. Genannter Ver- ein gibt uns seine Gründung bekannt. Wir freuen uns über die Gründung des „Wasserstern“ und wünschen den Augsburger Herren jeglichen Erfolg. Der Verein „Heros“-Nürnberg sandte uns eine prächtige Photographie einer männlichen Kreuzotter, besten Dank. Herr Sigl spricht seinen Dank aus für die seiner verstorbenen Gattin erwiesene letzte Ehre. Vom Verein „Triton“ -Berlin sind uns die Satzungen dieses Vereins zugegangen, sowie der seinerzeit von uns zum Glashausfond gezeichnete und geleistete Beitrag von 25 Mk. — Herr Lankes berichtet kurz über die am 15. Mai nach Neufahrn bei Freising über Grüneck, Goldach nach Erding unternommene Ver- eins-Exkursion. Hieran beteiligten sich die Herren Dr. Brunner, Knan, Lankes, Rembold und die beiden Herren Seifers. Herr Rembold erbeutete bei Goldach in einer Pfütze ein schönes Weibchen der Knoblauchkröte (Pelo- bates fiiscits), das mit 7,4 cm Länge die angegebene Maximalgröße dieses Lurches wesentlich übersteigt. Es ist dies der dritte einzelne Fund der Knoblauchkröte, der durch ein Vereinsmitglied gemacht wurde. Hoffentlich gelingt es unseren Bemühungen, bei dem planmäßigen Durchstreifen der Umgebung endlich auch einmal einige Laichplätze dieses versteckt lebenden Batrachiers fest- stellen zu können. Eine große Anzahl liana esculenta^ Hyla arborea, sowie im prächtigsten Hochzeitsschmucke prangende Trjtonen, darunter insonderheit zahlreiche Triton vulgaris konnte beobachtet werden. Mitgenommen wurde nur, was notwendig war. Herr Lankes demonstriert die ihm von Herrn P. Kämmerer überlassenen, von diesem auf einer längeren Reise nach dem ägyptischen Sudan gesammelten Tiere als 1 Zamenis diadema vom Pyramiden- feld von Gizeh, 2 Eryx jaculus durch Herrn Kämmerer in Kairo erworben, 2 Testudo leithii bei Kantara erbeutet, 2 Tarentola mauritanica vom Pyramidenfeld von Gizeh, 2 Tarantola anmdaris Goffr. erbeutet am Dache des Grandhotels Chartonm, endlich 2 Buthus quinquestriatus erbeutet auf der Insel Elephantine. Für die Herren Knan, Ruppert und Seifers waren die von W. Harster in Speyer bestellten Fische als Betta pugnax und Paratilapia multi- color eingetroffen. Verein der „Aquarien* und Terrarieufreunde“ '/M lieiTiu. Vereinslokal: „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Alle Schriftstücke für den Verein sind hierher zu richten. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 10. August 1904. Der I. Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 9^2 Uhr. Anwesend waren 3fi Mitglieder und die Herren Hertzer und Heusterberg als Gäste. Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen und genehmigt war, wurde Herr Hertzer als Mitglied in uusern Verein aufgenommen. — Herr Lehmann, welcher Transportgläser besorgt hat, teilt mit, daß er 50 Stück in 2 Größen für 3 Mk. 5 Pfg. er- halten habe und überlieferte 24 Stück. Gleichzeitig teilte er mit, daß das in der letzten Sitzung bestimmte Pärchen Trichogaster lalius zum Preise von 8 Mk. gekauft wurde. Von Herrn Lehmann wurde ein Artikel aus „Natur und Haus“ von Dr. Roth über Beseitigung von parasitären Fischkrankheiten empfohlen. Der Vorsitzende wird den Artikel im Verein zur Kenntnis bringen. Die Frage des Herrn Brettschneider, welche Erfahrungen mit dem Wurmstichschen Wärme-Apparat gemacht sind? beant- wortete Herr Reimann dahin, daß derselbe nicht zu empfehlen ist. Von Herrn Wendorf wurde bekannt ge- geben, daß am Sonntag die Partie nach Sperenberg stattfindet und die Abfahrt 6 Uhr vom Militär-Bahnhof Schöneberg festgesetzt ist. Hierauf gelangten, 48 Stück der zweiten Nachzucht von Mollienisia formosa, eine Anzahl rote Posthornschnecken, sowie zwei Triton torosus zur Verlosung. Zwei der roten Schnecken wurden Herrn Paetz in Pflege gegeben. Herr Neukamp, Gewinner eines Triton torosus stiftete denselben zur Versteigerung, Herr Harnisch ein Paar Mollienisia formosa und Herr Lind- städt ein Paar junge Schleierschwänze. Gesamt- Erlös 3 Mk. 60 Pfg. Herr Neukamp bedauerte, daß im Verein so wenig Interesse für Terrarientiere vorhanden ist. Zur Aufnahme meldet sich Herr Franz Heusterberg. Hierauf wurde die Sitzung vom Vorsitzenden um 12 Uhr geschlossen. Fr. Schulz. „Iris“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Frankfurt a. M. Vereinslokal: Hofbräuhaus Alemania, Schillerplatz. Sitzung vom 3. August 1904. Herr Gravelius eröffnet die Sitzung und macht den Mitgliedern die traurige Mitteilung von dem Ableben unseres 1. Vorsitzenden, Herrn Karl Stollhoff. In kurzen Worten schildert er die Vorzüge seines Wirkens für den Verein und verlieren wir in dem Verstorbenen ein ebenso strebsames wie pflichteifriges Mitglied. Zu Ehren des Verstorbenen erheben sich sämtliche Anwesende von den Plätzen. Das Protokoll der letzten Sitzung wird an- genommen. — Im Einlauf: die üblichen Zeitschriften; Dankschreiben der Frau Stollhoff; Schreiben von den Herren von Kittelitz-Mainz, Zachmann-Darmstadt, sowie der „lsis“-München ; Karte von der Vereinigung der Aquarien- und Terrarienfreunde Frankfurt a. M., welche auf unsere Einladung zur Ausstellung bedauern, von letzterer keinen Gebrauch machen zu können; Grußkarte von Herrn Unger-Köln a. Rh. — Herr Reitz gibt hierauf bekannt, daß die Anmeldungen zur Ausstellung bis zur Stunde über Erwarten sehr zahlreich eingelaufen sind, doch stehen verschiedene zur Zeit noch aus. Außerdem berichtet vorgenannter Herr weiter, daß bei ihm 3 Monate alte Makropoden abgelaicht haben. Die Annahme, daß ganz junge Brut Croniis m^dticolor ohne W^eibchen nicht aufkommt, widerlegt Herr Gravelius insofern, daß die Brut eines bei Herrn Dr. Guttenplan eingegangenen Weibchens, nachdem sie durch Aufschneiden des Kehlsackes aus dem- selben entlassen wurde, sich sehr gut weiter entwdckelt. — Zur Gratisverlosung gelangten: Isoetis lacustris, Ca- boniba Vallisneria und Trianea bogotensis. Dui-ch Ver- losung je eines Paares Chromis tristami, sowie Makro- poden und verschiedener Pflanzen werden der Kasse 11 Mk. zugeführt. — Schluß der Sitzung ®/4 12 Uhr. H. Sitzung vom 17. August 1904. Eröffnung der Sitzung 1/2 10 Uhr durch Herrn Gravelius. Antrag zur Mitgliedschaft stellen die Herren: Köhler, König, Gackert und Behrens. — Im Einlauf: Die üb- lichen Zeitschriften; verschiedene Offerten; Offerte über Tiere, sowie die neue Mitgliederliste der „Salvinia“-Ham- burg, sowie je ein Probeheft von „Nerthus“-Braunschweig und Lehrmeister über Garteu- und Kleintierhof-Leipzig. — Auf mehrfaches wiederholtes Verlangen hält Herr Reitz nochmals seinen Vortrag: Der Makropode und seine Zucht, welcher auch diesmal wie gewöhnlich seinen Zweck durchaus nicht verfehlte und dankbare Zuhörer fand. — Zur Gratisverlosung gelangen : 1 Fadensackwels, Bitter- linge, verschiedene Barsche, Bresen, Grasse und Gold- fische, sowie Laichkraut, Myrioph. spicatum, Sagittaria sagittifol., Cyperus alternif, Cabomba, Vallisneria, Hete- ranthera graminifolia, Futterringe usw. Außerdem stiften die Herren Wenzel 1 Cyperus, Herr Meyer 1 Pärchen Girardinus caudim. Den Spendern besten Dank. Durch Verlosung von Schleierschwänzen und Versteigerung von Pflanzen werden der Kasse 9,60 Mk. zugeführt. — Schluß gegen 12 Uhr. H. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25; für den Anzeigenteil : Creutz 'sehe Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz 'sehen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M. Jahrgang: XY. Heft 19. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. (Nachdruck erwünscht,) Ausstellungswesen. aben lese ich in Heft No. 17 unserer Halb- monatsschrift einen x4nfsatz „Mehr Propa- ganda für unsere Sache“, welcher darin gipfelt, daß zur Yerbreitung der Aquarienliebhaberei mehr Eeklame getrieben werden müsse. Nun, im allgemeinen bin ich, was Liebhaberei anbelangt, für Reklametreiberei nicht, da letztere niu’ insoweit unbedingt am Platze sein dürfte, als sie geschäftliche Fragen betrifft. Wenn aber eine Liebhaberei gediegene, beachtenswerte Leistungen aufweist, wenn sie der Öffentlichkeit Errungenschaften darbietet, welche auch das Auge des Fernstehenden entzücken, dann fühle ich mich mit dem Verfasser obenerwähnten Artikels eins, wenn er sagt, man dürfe sein Licht aus Bescheidenheit nicht unter den Scheffel stellen, sondern müsse der Öffentlichkeit auch Zurufen: „Das ist unser Werk! Seht und staunt! Und was Ihr hier seht, was Euch entzückt, das könnt Ihr auch auf billigem Wege in Eure Häus- lichkeit hineintragen! Schließt Euch an!“ — Es sei mir gestattet, hier für kurze Zeit ab- zuspringen. Ich möchte nun in aller Kürze übe]’ die Ausstellung des Aquarien- und Terrarien- Vereins „Heros“ in Nürnberg plaudern. Selten wohl mag einem unserer Vereine die Sonne des glücklichen Gelingens so geschienen haben, wie dem Verein „Heros“ bei seiner dies- jährigen Ausstellung. Daß der Verein „Heros“ mit dem Fischerei- Verein Nürnberg zusammen sich verband, daß die Ausstellung während des Volksfestes und aut einem der frequentiertesten Hauptpunkte des Festplatzes stattfand, wodurch ein enormer Besuch der Ausstellung erzielt wurde, war ein sehr glücklicher Griff der Aus- stellungsleiter. In finanzieller Hinsicht muß das Ausstellungsergebuis ein ganz außergewöhnliches genannt werden können. Es mag einer berufeneren Feder als der meinen Vorbehalten sein, die Einzelheiten der Ausstellung zu schildern. Da ich selbst in keiner Weise an der Ausstellung beteiligt war, so möge man meine obei'flächliche Schilderung nur als jene eines zufälligen Beschauers beurteilen. Wenn sich die Ausstellung selbst „II. All- gemeine Fischerei- Ausstellung“ bezeichnete, so mag dies dem Laien-Publikum als selbst- verständlicli vorgekommen sein. Denn Fische und Pflanzen, Schnecken und Gewürm gehören nach Anscliauung desselben zusammen. Ich aber konnte mir beim Austritt aus der Ausstellung — sage ausdrücklich „Austritt“ — ein Kopf- schütteln über diese Bezeichnung, welche in breiten Lettern am Gebäude, auf dem Kataloge usw. zu lesen stand, nicht versagen. Man möge mir verzeihen, wenn ich hier meine Feder etwas zögernd, nachdenklich über das Papier gleiten lasse .... Ich bin überzeugt, daß die Mitglieder der Fischerei- Verbände im allgemeinen auf einem etwas höheren Pidestal zu stehen vermeinen als die „Aquarianer“. Für viele der Fischer gilt das Halten von Aquarien und Terrarien als bloße Spielerei. Das ist nun sicher nicht mehr der Fall bezüglich jener Fischereiverbands- mitglieder, welche die eben beendete Nürnberger Ausstellung besuchten. Offen sei es hier nieder- geschrieben: Hätte unser Verein „Heros“ die Fischerei-Ausstellung nicht mitbeschickt, der Ruhm und der finanzielle Erfolg der Ausstellung wäre der halbe, der er jetzt ist, gewesen. Warum? — In wenigen Worten sei es hier erklärt. Eine reine Fischerei-Ausstellung, die unsere zahlreichen heimischen Fischarten in allen Variationen zur Schau bringt, bietet ja für die erste halbe Stunde des Interessanten sehr viel. Die mitunter riesigen Huchen, Wallei-, Karpfen, Schleien, Forellen usw. bis herab zu den kleinsten Vertretern unserer Fischarten, die Vorführung der Brutarten, eine geschickte Zusammenstellung 290 Aasstellungswesen. — C. Sigl: Süßwasser-Mollusken-Pauna der nächsten Umgegend Müncliens. der einzelnen Gattungen mit ihren besonderen Abarten — alles das macht eine Zeit lang großen Eindruck auf den Beschauer. Wenn aber ein Verein, ein Fischer nach dem andern fast immer wieder das gleiche Bild, dieselben Erzeugnisse bringt, dieselben Vorgänge veranschaulicht, ist es ein Wunder, daß der Besucher schließlich er- müdet? Ist es zu verargen, wenn das Gros der Besucher sich schließlich vor den Ausstellungs- objekten der „Aquarianer“ anhäuft, um die tausenderlei Wunder der Salz- und Süßwässer der AVelt anzustaunen? — Hier setzt der Hebel unserer Sache ein, hier vermag unsere Lieb- haberei ein Interesse zu entfachen, daß der einzelne sich stundenlang nicht dem Banne der Erscheinungen der AVasserwelt zu entziehen vermag. Und wenn wir dem Erwachsenen, dem Kinde diese Erscheinungen vorführen, wenn wir sie einführen in die Geheimnisse nicht nur unserer europäischen und außereuropäischen Süß- wässer, sondern auch in jene des Meeresgrundes mit allen seinen märchenhaften Gebilden, Lebe- wesen und Pflanzen, dann kann sich niemand des lebhaften Gefühles erwehren, daß die Sache der Aquarien- und Terrarienliebhaber nicht allein eine Liebhaberei ist, — nein, daß sie vielmehr allgemein belehrend, erzieherisch, bildend, an- regend wirkt. Schreiben, über eine Ausstellung schreiben, ist ja leicht, beschämend leicht. Aber wirken, mittun, vorangehen, anregen, bauen, konstruieren, als Bildner wirken. Tag und Nacht auf dem Posten stehen, ist schwer. Daher tausendmal Anerkennung denen, welche die Ausstellung inszenierten. Daß die Ausstellungsleiter des Fischei-ei- Vereins von der sicherlicli ungeahnten AVirkung der Ausstellung des Vereins „Heros“, von seiner feinen Minier-, seiner Filigranarbeit, wie sie in einzelnen kunstvoll ausgestatteten und besetzten Aquarien usw. zum Ausdruck kam, betroffen sein, daß sie eine ernste Hochachtung vor unserer Sache bekommen haben mögen, des ist Schreiber dieser Zeilen sicher. Daß die schönsten Aus- stellungsplätze, just jene inmitten des Gesamt- komplexes, dem Verein „Heros“ zukamen, war im Interesse einer wohltuenden Abwechslung sehr zu begrüßen. Aus 134 Aquarien bestehend, von denen 57 Stück neben einer Sammlung Insekten und AVeichtiere die Kollektiv -Aus- stellung des Vereins darstellten, während in 77 Aquarien die einzelnen A^ereinsmitglieder ihre Spezialitäten — unter welchen eine Anzahl sehr schöner Sumpfaquarien besonders hervorgehoben werden muß — vorführten, legte sich das Aus- stellungsgebiet des A^ereins „Heros“ quer über den länglichen Gesamtraum der Ausstellungshalle. Und das war gut so. Nach den beiden Flügeln hin war dadurch eine verhältnismäßig große Bewegungsfreiheit gegeben. Nichtsdestoweniger blieb die Volksmenge hier fortwährend fest- gestaut. Meine ursprünglich skeptische Anschauung von dem AA'ert, der AVirkung, dem Erfolg der Ausstellung hat gründlich umgeschlagen. Nur eines! AVie in der Stadt, so drangen auch auf dem Festplatze ständig Eufe der Be- wunderung an mein Ohr: „Diese Fischer sind doch großartige Menschen! Prachtvoll! Sehr schön! Diese schönen Sammlungen! Diese herr- lichen See-Aquarien! Diese prächtigen, exotischen Fische! AVirklich großartig! — “ So die Leute. Ich aber stellte mich vor das Ausstellungsgebäude uud las kopfschüttelnd die Lettern über dem Eingang: „II. Allgemeine Fischerei-Ausstellung!“ — Ja, diese Fischer! ■ — Ihre Schwingen konnten sich diesmal prächtig entfalten. AVohl ist im Ausstellungs-Katalog auch von einem Verein „Heros“ zu lesen, wohl wird man sich vielleicht bewußt, daß dieser A^erein mit seinen Aus- stellungsobjekten den Mittelpunkt des Ganzen bildete, daß seine Objekte die Dekoration des ganzen Unternehmens darstellten. Aber, Gott der A^erein „Heros“ bildete in den Augen des Publikums eben nur eine Sektion, eine Unter- abteilung des Fischerei- Verbandes. AVie irgendwo anders eben auch .... Vielleicht — vielmehr hoffentlich — stellen sich die Forderungen der Aquarien- und Terrarien- A^ereine für die Zukunft ihren Leistungen eben- biirtig an die Seite. (Ein Nürnberger Liebhaber.) (Nachdruck verboten.) SüßAvasser-Mollusken-Fauna der nächsten Umgegend Münchens und ihr Wert für das Aquarium. Von C. Sigl, „Isis“-München. (Mit 16 Originalphotographien.) (Fortsetzung.) Sen bisher beschriebenen Schnecken, den Lungenschnecken (Pulmonata) stehen die Kiemenschnecken (Prosohrcmchiata) gegenüber. Zu ihnen gehören die nachstehenden Arten. Die Kammschnecke ( Valvata Müller) besitzt ein Gehäuse mit Deckel, kugelig, Kiemen feder- artig und vorstreckbar, der Kern des Deckels konzentrisch. C, Siffl: Süßwassor-Mollusken-Faima der nächsten UinffOfrciid ]\1 iiiiclion.s. 2!) Valvata ^nsci- nalis. Nat. Gr. Leere Gehäuse oliiie Deckel a’od Valcata habe ich durch Bekannte vor 4 Jahren vom Starnberger- und Barinsee erhalten, welche am Ufer der Seen, wenn das Wasser bei längerer Trockenheit zurück- getreten war, oder im Spülicht ge- funden wurden. Erst im Herbste 1903 habe ich lebende Exemplare von Valvata piscinalis in einem Moorbache, welcher üppigmitPtlan- zen bewachsen war und sehr schlammigen Grund hatte, gefunden und zwar zwischen Aubing und Puchheim (Bahn München-Linden). Die Schnecke ist klein, nur 4 — 5 mm groß; sie hält sich haupt- sächlich im Schlammgrunde auf und ist daher meistens mit einem Schlammüberzug bedeckt; ab und zu steigt sie an Wasserpflanzen empor, ihre Eederkiemen hervor- streckend, was ihr eigentlich ein sehr possierliches Aus- sehen verleiht, wie ich in dem Glase, worin ich sie verbracht, beobachten konnte. Anfang des Winters verkrochen sie sich im Schlamme und die meisten von ihnen verendeten dort, nur ein einziges Exem- plar habe ich durch den Winter gebracht. Auch Junge Exemplare habe ich vor kurzer Zeit (im Juni 1904) in ihrem Behälter entdeckt. Ihre Lebenszeit scheint von kurzer Dauer zu sein und wird wahr- scheinlich 1 Jahr nicht überschreiten. Eine weitere Art der Kiemenschnecken ist Litho glyplms Mühlfeld, welche zwar in hiesiger Gegend noch nicht vorzukommen scheint; doch ist eine Einwanderung von der Donau, wo sie schon Vorkommen soll, Isaraufwärts nicht unmöglich. Die größte Art unserer einheimischen Kiemen- oder Deckelschnecken ist Paludma Lamark, Vivipmra Gray, die Sumpfschnecke. Das Ge- häuse ist groß, kugelig bis turmförmig mit Quer- bändern, dei' Deckel hornig, der Kern exzentilsch. Von dieser Art ist jedoch mir FaliuUna fasciata Müller in der Umgegend von München zu finden. Ein ausgewachsenes Tier von 4.5 mm Höhe und 33 mm Durchmesser fand ich vor 3 .Jahren nebst vielen kleineren, resp. jüngeren dieser Art nächst Dachau, im Schlamme eines fast stehen- den, gestauten Gewässers. Das Gehäuse ist plump und hat 6 — 7 Umgänge, dieselben sind stark gewölbt und tief ein geschnitten, der Nabel Palndina vivipara var. fasciata (Dacliau) Ovi"iiialaufnalime nach der Nat. Gr. Natur für die .Blätter“. ist tief und halbverdeckt, die Querbäiider sind schmal, die Mündung stumpf oval. Die Paludinen sind getrennten Geschlechtes, welches jedoch, wie manchmal noch behauptet wird, in der Form des Gehäuses nicht bestimmt werden kann, sondern nur an den Fühlern erkennbar ist. Das Männchen hat einen langen linken und einen kürzeren aber verdickten recliten Fühler, in welchem sich der sogenannte Liebespfeil befindet; das Weibchen dagegen hat zwei gleichförmig lauge Füliler. Diese Schnecke erreicht das höchste Alter aller Arten, etwa 8 — 10 Jahre, welches an den Wachstunistreifen sehr oft noch ersichtlich ist. Das Gehäuse ist festschalig. Die Jungen, welche schon ausgebildet zur AVelt kommen, haben schon 3 — 4 Umgänge, die Stellen, wo sich später die Querbäiider befinden, sind mit kurzen Borsten versehen. Die Zahl der .Tungen beträgt 30 — 40 Stück, welche sich bis zum Ausstößen im Uterus befinden und zwar in allen Entwick- lungsstadien. Das Verhalten der Palu- dinen im Aquarium ist ein zu nennen; sie kommen sehr Oberfläche des Wassers, das Schwimmen auf dieser konnte ich nie beobachten. Die Art ist eben eine echte Siimpfbewohnerin vollständig ziemlich selten an träges die Original-Mikrophotographie für die .Blätter“. Mittel -Stück der Radula von Paluclina vivipara. Stark vergrößert. und hält sich deshalb die meiste Zeit am Grunde auf mit meist geschlossenem Deckel. Sie hält im Aquarium gut aus und ist eher förderlich 292 C. Sigl: Siißwassei’-Mollusken-Fauna der nächsten Umgegend Münchens. als scliädlicli für dasselbe, indem sie nur faulende Pflanzen und Futterüberreste verzehrt. Jedesmal nach der Geburt der Jungen starb die Schnecke ab, was ja von anderen Beobachtern schon kon- statiert wurde. Die abgestorbenen Tiere, welche rasch in Fäulnis übergehen, sind, um ein Verderben des Wassers zu verhüten, baldigst zu entfernen. Eine rote Varietät erhielt ich vor einigen Jahren und setzte sie zu meinen übrigen Palu- dinen, nach einigen Monaten konnte ich keinen Farbenunterschied mehr bemerken. Der Unter- schied in der Farbe scheint mir nur im Wasser, in welchem sie sich früher aufhielten, zu liegen; in unserem kalkreicheu Wasser verloren sie ihre rote Farbe und glichen vollkommen unseren einheimischen Paludina fasciata-, auch pflanzten sie sich mit denselben fort. Tiere, welche ich aus nord- deutschen Gewässern (Ham- burgei'Gegend) erhielt,hatten ein viel dünneres, leicht zer- brechliches Gehäuse, auch waren sie sämtlich angefres- sen und gingen mir in kurzer Zeit zu Grunde. Im Herbst 1902 erhielt ich durch die Güte eines unserer Mitglieder, Herrn Lorenz Müller-Mainz, aus der Gegend von Mainz die wirk- liche Paludina vivip. vera v. Frauenfeld, welche in der Form des Gehäuses und deren Gestalt von Paludina fasciata sehr verschieden ist. Sie lebt entgegengesetzt von dieser in fließendem Wasser. Das Gehäuse ist schlank und sehr stark, die Windungen weniger gewölbt und nicht so tief eingeschnitten, die Nabel noch mehr verdeckt; die Querstreifeu bedeutend breiter. Die Mündung spitz oval, der Deckel ist wie bei Paludina fasciata ebenfalls hornig, doch die Zeichnung derselben schärfer ausgeprägt. Bythinia tenticulata Gray, die kleine Sumpf- schnecke besitzt ein spitzeiförmiges Gehäuse, der Deckel ist kalkig mit konzentrischem Eern. Diese kleine Schnecke, zirka 10 — 15 mm hoch und 8 — 10 mm breit, hat ein Gehäuse, welches ziemlich fest ist, die Umgänge sind wenig ge- wölbt bis auf den letzten, welcher sehr bauchig ist; die Nähte sind sehr seicht, die Mündung- eiförmig und nach oben zugespitzt. In jedem Moorgraben der Umgegend ist sie zu Anden, wo sie sich mit Vorliebe im Moorschlamme aufhält und ist daher auch meistens mit einer Schlamm- kruste überzogen, sodaß man ihr sonst gelbes bis braunes glänzendes Gehäuse fast niemals sieht. Für das Aquarium glaube ich, ist sie vollständig wertlos. In ein separates Glas ein- eingesetzt, konnte ich ihre Fortpflanzung noch nie beobachten, denn die Tiere gingen mir immer bald zu Grunde und ich fand dann nur ihre leeren Gehäuse, aber ohne Deckel. Vor längerer Zeit soll in einem Schöpf- brunnen der kgl. Anatomie zu München Vitrella Clessin, die Höhlenschnecke, gefunden worden sein; da zur Zeit fast sämtliche Pumpbrunnen hier außer Tätigkeit gesetzt wurden, glaube ich auch keine Aussicht mehr zu haben, diese Schnecke hier zu Anden. Ich habe schon viele Brunnen der Umgegend an- und ausgepumpt, aber nirgends konnte ich ihrer habhaft werden. Im Isargebiet ?,o\\Neritina Lamarh, die Flußschnecke, wie mir schon einige Mollus- ken-Freunde mitteilten, Vor- kommen, doch war ich bis heute noch nicht so glücklich, dieselbe zu Gesicht zu be- kommen. Das Gehäuse dieser Art ist kahnförmig. Die Bernsteinschnecke (Sueeinea Drap.) bildet den eigentlichen Übergang der Land- zu den W asserschnecken. Ihr Leben ist ein durchaus amphibisches zu nennen, sie lebt meist an Wasserpflanzen, auch im Grase der Wiesen, welche öfters vom Flusse überschwemmt werden. Wenn sie unter Wasser geht, behält sie ihre Fühler ausgestreckt wie auf dem Lande, sie ist die einzige Schnecke, die solches vermag; sämtliche Wasserschnecken ziehen ihre Fühler ein, sobald sie die Oberfläche des Wassers berühren. Ihren Laich setzen sie an den unteren Stellen der Wasser- resp. Sumpf- oder Uferpflanzen ab, welche von Zeit zu Zeit vom Wasser bespült werden. Das Gehäuse besteht aus 3 — 4 Um- gängen, der letzte dieser Umgänge nimmt den größten Teil des Gehäuses ein, welches un- genabelt ist. Der Band der Mündung ist scharf, die Farbe des Gehäuses wachs- bis bernsteinfarbig. Bei Sueeinea pfeiferi ist das Gehäuse schlank, länglich eiförmig und dunkelb ernstein farbig, das Tier vom Gehäuse ganz bedeckt. Bei einem am 24. Juni 1902 unternommenen Ausflug in unsere Alpen fand ich am Strande des Schliersees in unmittelbarer Nähe einer Schiff- hütte, an einem nahe am Ufer schwimmenden Stück faulen Holzes 2 Stück dieser Schnecken, welche ich, da ich bisher nur leere Gehäuse Paludina vivipara var. fasciata (Hamburger Gegend). Nat. Gr. Oiiginalaufnabmen n. d. Natur f. d. „Blätter“. A. Troschütz: Ein Opfer seines Appetits. 293 gefunden hatte, in einem Glase lebend mitnaliin. Während des Transportes, welcher, da ich eine größere Tour machte, bis zu meiner Rückkehr gab ein Einmacheglas. 3 Tage dauerte, laichte die Zu Hause angekommen, Schnecken in laichte auch die zweite Schnecke an der Hinterseite des Glases und zwar oberhalb des Wasserstandes ab. Der Laich be- standaus30Eiern, welche glashell waren; die Form des Laiches ist unregelmäßig, ich möchte sagen nierenförmig und 11 mm lang und| 2 — 5 mm breit. Da mir diese Schnecken öfters entwischten, band eine Schnecke ab. ich die beiden Am 28. Juni 1. Paludino. vivipara vor. fasciata (Aubing). 2. Pahidina vivipara var. vera (Mainz). Exemplar aus dem Rhein. Oiiginalaufnahmen nach der Natur für die „Blätter“. Nat. Gr. (Nachdruck verboten.) Ein Opfer seines Appetits. Von A. Troschütz, „Linne“-Hannover. it 11 seiner Sippe war er an einem schönen Frühlingsabend einem Terrarien- freund“ ins Netz gegangen. Umsonst waren Tauchen und Un- terwasserbleiben. Kaum steckte er seine Rammsnase wieder über den Wasserspiegel empor, kam auch das verw Netz und alles Zappeln war vergebens. In einer engen Blechbüchse dachte er darüber nach, wie rasch sich die Zeiten ändern. Und schon da zeigte er, daß ich das Glas mit dichtem er seinen Platz behaupten und sich nicht unterkriegen lassen Bythinia tenta- culata. Nat. Gr. Baumwolltüll zu, aber auch dieses half nichts, wollte. Mit einem Sprung, der Bewunderung abnötigte, verließ er in der folgenden Nacht den engen Käfig und sicherte sich ein Buen- Retiro hoch oben in seinem neuen Heim. Mit dem feinen Spürsinn, den ein liungriger Magen und scharfe Augen verleihen, fand er heraus, wo für ihn der Tisch gedeckt war. Und da er nichts Halbes liebte, so blieb er, — blieb immer so lange, bis nichts mehr übrig war. Eine Leidenschaft, die sein Verhängnis werden sollte! Mit erstaunlichem Orientierungsvermögen hatte er bald Freund und Feind kennen und auch meiden gelernt. Nur zwei Kameraden durften seinen hohen Sitz teilen. Tolerant wie er war, sah er nicht auf das unschein- bare graue Kleid des einen, das einfache grüne Röckchen des anderen. Er wußte ja, wie prächtig die goldenen Streifen und Ringe seiner Uniform Friedfertig bis zum Äußersten konnte sie bissen ganz einfach ein Loch in den Tüll und ich fand sie abermals neben dem Glase auf dem Fensterbrette. Die Radula (Zunge) dieser Schnecke muß sehr scharf sein. Auf ein starkes Fließpapier gesetzt, nagten sie in kurzer Zeit Löcher in das- selbe, ich hörte sogar das Nagen mit den Zähnen. Im Herbste desselben Jahres wurde mir die gleiche Art aus der Nähe von Wolfratshausen (Isartal) gebracht. Succinea putris L., die gemeine Bernstein- schnecke, variiert in der Farbe von grünlich bis rotgelb oder glasfarben. Der letzte Umgang des Gehäuses bildet fast das ganze Gehäuse, das Tier ist sehr schleimig und wird durch das Gehäuse nur halb bedeckt, der Fuß ist dick und plump. Die Farbe des Tieres ist hell bis dunkelgrau. Ge- funden habe ich diese Schnecke massenhaft am Schilfe haftend in den Isaranlagen bei Freising im Monat Juli 1903. (Schluß folgt.) 1. Succinia pf eifert (Solilierse.e, Isartal). 2., 3. u. 4. Succinia putris (Freisiiig). Originalaufnahmen n. d. Natur f. d. ,, Blätter“. Nat. Gr. glänzten. ihn nur eins reizen, wenn seine beiden Mitbewohner des Sommersitzes ihm die besten Bissen vor der Nase wegschnappten. Oft kam das ja nicht vor. Durch andauernde Übung hatte er sich eine I 294 Paul Kämmerer; Meeresalgen im Seewasser-Aquarium. fabelhafte Fixigkeit aiigewöliiit und die beiden anderen macliten meist nnr große Augen. Davon wird man aber nicht satt! Eines Morgens stiegen die beiden hinab in die unteren Jagdgründe und .... kamen nie wieder. Er trauerte ihnen nicht nach, ebenso wenig wie seinen 11 Gefährten aus den heimatlichen Jagdgetilden, die längst das Opfer blutgieriger Verfolgung geworden. Als „letzter Mohikaner“ zierte er mit Würde seinen hohen Sitz und nahm zu an Umfang und Gestalt. So lebte er seine Tage hin, bis an jenem Voll- mondschein-Abend aus weiter Ferne die Melodien seiner Vorfahren in ihm Erinnerungen weckten an ferne Zeiten. Und da vergaß er Zeit und Stunde, und weilte länger als es gut war und als der Morgen graute, da — verschwand mein letzter junger Wasserfi’osch im Rachen einer Ringelnatter*). (Nachdruck verboten.) Meeresalgen im Seewasser- Aquarium. Von Dr. Paul Kämmerer, Wien. B\ewiß wird niemand, der jemals ein See- Wasser- Aquarium sein eigen genannt hat, den anregenden Aufsatz „Die Meeresflora“ von Herrn Dr. Bade (in Heft 17, XV. Jahrg. der „Blätter“) ohne den dringenden Wunsch ge- lesen haben, den zarten, schönen oder eigen- artigen Gewächsen des Meeres durch rastlose Versuche den geheimnisvollen Schleier zu ent- reißen, welcher bis jetzt ihre Lebensbedingungen im Aquarium umhüllt, und der alle Bemühungen vereitelt, sie nicht nur als Zierde, sondern ins- besondere als ebenso zuverlässige, selbsttätige Sauerstofferzeuger für unsere Seewasseraquarien heranzuziehen, wie es die Pflanzen der Binnen- gewässer schon längst für unsere Süßwasser- aquarien geworden sind. Als Zoologe habe ich mit Pflanzen immer nur als Mittel zum Zweck zu tun gehabt, zu dem Zweck nämlich, lebenden Tieren durch Pflanzenknlturen angenehmere und günstigere Existenzbedingungen darzubieten. Trotzdem ich mich also nie mit dem Ziehen von Pflanzen als Selbstzweck befaßte, konnte ich doch nicht umhin, einige Erfahrungen zu sammeln, welche mir die *) In meinem Ten-arinm hatten in diesem Sommer ein Wasserfrosch, ein Grasfrosch und ein Laubfrosch sich ein Plätzchen auf einem großen Philodendron-Blatt aus- erwählt und fast 4 Monate behauptet, bis eine große Ringelnatter den Frieden störte. Pflege von Meeresalgen im Seewasseraquarium nicht als unmöglich ei’scheinen lassen, und die mich zuversichtlich einstimmen lassen in Bades hoffnunggebenden Ausspruch, daß die Haltung jener prächtigen Kinder Floras schließlich doch, wenn auch erst nach vielen entmutigenden Vor- versuchen, gelingen müsse. Zunächst dürfte eine Erfahrung — schon seit Erscheinen von Reinh. Ed. Hoffman ns kleinem Leitfaden — allgemeine Geltung erlangt haben: Algen, die von ihrer Unterlage (Steinen, Pfählen, Konchylienschalen, Krebspanzern usw.) los- geti-ennt sind, sei es durch gewaltsames Ab- reißen, sei es selbst durch vorsichtiges Ablösen, sind eine rettungslose Beute rascher Zersetzung. Nicht die günstigsten Licht Verhältnisse, nicht Durchlüftung und Durchfluß vermögen ihren Zerfall auch nur zu verzögern. Etwas länger halten sich die Algen dann, wenn sie samt ihrer natürlichen Unterlage ins Aquarium gebracht Averden. Geschieht dies freilich in der Weise, daß man Krabben, die einen kleinen Gemüsegarten auf ihrem Rücken angelegt haben, wie dies Arten von Maja, Pisa, Inachus u. a. gerne tun, so hilft es nichts, denn diese Kruster pflegen, einmal in Gefangenschaft geraten, jene ihnen nunmehr nutzlose Anlage bald zu zerstören. Hingegen Avachsen die auf Fels- und Holzstücken, Schnecken- und Muschel- schalen sitzenden Algen, besonders Grünalgen (Chlorophyceen) und unter ihnen Aviederum am besten die Gattungen Ulva (Meersalat) und Enteromorpha eine Zeitlang recht freudig fort, Avenn sie ausreichendes Licht und namentlich ein paar Stunden am Tage direkte Sonnenstrahlen zur Verfügung haben, einfach gesagt, Avenn das Aquarium einen Standplatz erhält, so licht wie wir ihn dem Süßwasseraquarium des Gedeihens der Pflanzen wegen anzuweisen gewohnt sind. Aber auch diese Herrlichkeit ist nicht von Dauer; sie erlischt, nur einige Wochen später, doch ebenso unaufhaltsam Avie diejenige loser Algen- fetzen, und ohne daß man so leicht eine bestimmte Ursache dafür verantwortlich machen könnte. Einen Faktor indessen, gewiß nicht den einzigen, der das rasche Eingehen verursacht, aber doch einen mitschuldigen, glaube ich aus- findig gemacht zu haben, und damit gleichzeitig die Möglichkeit seiner Ausschließung: ich meine Durchlüftung und Durchfluß. So vorteilhaft das eine oder andere von den beiden genannten Hilfsmitteln der Aquarienpflege für die tierische Bewohnerschaft eines Beckens ist, so schädlich scheint es auf die Pflanzen desselben einzuAvirken. Paul Kämmerer: Meeresalgen im Seewasser-Aquarium. 295 Dieser Satz gilt schon für die Süßwasser- flora. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß in Aquarien mit ständigem Durchßuß sich keine dichte Vegetation entwickeln konnte, sondern daß die eingesetzten Pflanzen immer nach einiger Zeit abstarben. Teilweise mag die Kälte des dazu verwendeten Brunnen- und Hochquellen- wassers die Schuld daran tragen, obwohl es sich um einheimische Gewächse handelte, darunter um solche, die aus eisig kalten Quell tümpeln stammten (Callitriche, ein Potarnogeton). Außer- dem sind Ja auch im Freien stehende Gewässer in der Regel viel vegetationsreicher, als fließende; reißend strömende Stellen in den letzteren sind oft ganz vegetationslos. Und was die Durch- lüftung anbelangt, so ist die Unruhe, welche durch kräftiges Ausströmen der Luftblasen in einem Aquarium hervorgerufeu wird, einer üppigen Bepflanzung gleichfalls unzuträglich. Namentlich werden Algenniassen dadurch zer- rissen (die Zellverbände gewaltsam getrennt, mazeriert) und so vernichtet; die Bildung schwimmenden Algenschleimes, Avie wir ihn oft auf der Oberfläche der Tümpel treiben sehen, und der Ja im Aquarium sehr lästig ist, wird durch eine starke Durchlüftung aufs wirksamste verhindert. Ähnliches ist sogar für die Landpflanzen zutreffend; Luftströmungen erweisen sich für die Vegetation einer Gegend als ebenso nachteilig, wie V'asserströmungen für die Flora eines Ge- wässers. V'indgeschützte Täler besitzen die reichste Pflanzenwelt. Zugluft schadet den Zimmerpflanzen. Allerdings kommen Neben- umstände (thermische Einflüsse, V'egreißen des Humus usAV.) bei den Luftströmungen in stär- kerem Maße zur Geltung als bei den Wasser- strömungen und verwischen oft das rein mecha- nische Moment, auf welches es hier allein an- kommt. Tatsache aber ist es, daß die Pflanzen, und ganz besonders so zarte Gebilde wie es die meisten Algen sind, ruhiges Wasser lieben, ohne welches sie nicht freudig gedeihen, sich nicht massenhaft vermehren können. Auf den ersten Blick stimmt das nicht für die Meeres- algen; sorgt doch der Wellenschlag, und zwar zuweilen ausgiebiger als die reißendste Strömung einesFlusses, für BeAAmgung desWassers. Der Widerspruch ist aber nur ein scheinbarer; auch die Meeresalgen lieben ruhiges Wasser, und die meisten von ihnen leben in einer (keines- wegs bedeutenden) Tiefe, wo der trotz aller äußerlichen Heftigkeit nur ganz oberflächliche Wellenschlag bereits Jede Macht verloren hat; in ewiger, eherner Ruhe verharren doi't die Wasser, unerreiclibar dem Toben des Sturmes. Diejenigen Algen nun, welche nahe genug der Oberfläche wachsen, um stets ein Spiel der Wellen zu sein, verhalten sich zu den in größeren Tiefen wachsenden in bezug auf Art- und Indi- viduenzahl geradeso, wie die Pflanzen der fließen- den zn denen der stehenden Süßgewässer. Wer nur die Algen der Litoralzone kennt und nicht die großartigen AlgeiiAvälder des (dem Lichte noch zugänglichen) Meeresgrundes gesehen hat, der hat noch keinen Begriff von der Mannigfaltig- keit, Menge und fabelhaften Größe Jener Pflanzen- klasse. Ganz ist die SchAvierigkeit mit dieser Er- kenntnis noch nicht beseitigt, zumal gerade die in unsere Aquarien gelangenden Algen häufig von dem im Bereiche des Wellenschlages be- flndlichen Strande herstammen. Der Rest des Rätsels wird sich Avahrscheinlich in der Weise lösen lassen, daß der Wellenschlag, AAÜe in bezug auf seine physikalischen, so auch in bezug auf seine physiologischen Bedingungen etAvas ganz anderes ist, als eine Strömung im Wasser oder in der Luft. Immerhin gelang es im Kalthanse der Bio- logischen Versuchsanstalt zu Wien, eine Reihe von Algenfornien mehrere Monate dadurch frisch zu erhalten, daß man sie allein, ohne Tiere — denn auch diese verursachen Unruhe und stören die Pflanzen durch unzarte Be- rührungen, Avenn sie nicht gar manche Teile ab- fressen — in niedrige Glaswannen mit seichtem Wasserstande setzte, die Wannen, um das Ver- stauben der Oberfläche zu vermeiden, mit Glas- platten bedeckte und ohne Durchlüftung und Durchfluß, Ja selbst ohne überflüssige Be- rührungen und Stöße, an einem Ort aufstellte, wo sie nur Oberlicht erhieiten, und zAvar die Grünalgen ziemlich reichliches, die Rotalgen (Florideen) und Braunalgen (Fucaceen) ge- dämpftes. Nicht nur die grünen Ulven und Entermorphen hielten sich unter diesen Um- ständen längere Zeit, sondern ganz leidlich sogar die Blasentange (Fucus) aus Nordsee und Adria, das knollenförmige Codium aus dem Golfe von Triest, die Beerentange (Sargassum) und die schöne Gaulerpa aus dem roten Meere. Durch das Weglassen größerer Tiere war nicht nur das Wachstum der Algen ein un- gestörteres, sondern auch die EntAvicklung der Mikrofauna eine ungehinderte. Kleine Kruster, Würmer, Infusorien nsw. Averden von größeren 296 Paul Kämmerer: Sleeresalg-en im Seewasser- Aquarium. Tieren, besondei's den sonst mit Eeclit so be- liebten Aktinien, bald ausgerottet, während sie im Algenaquarium unbehelligt bleiben. So waren in einer mit Helgoländer Algen (die wir der Biologischen Station auf Helgoland vei’dankten) besetzten Glaswanne kleine Schlangensterne (Ophiuriden), Sternwürmer (Gephyreen) und Seescheiden (Ciona intestinalis) aufgetreten, in einem Becken mit Triest in er Algen (die wir der k. k. Zoologischen Station zu Triest ver- dankten) Kreidetierchen (Foraminiferen), Röhrenwürmer (Sabellen, Serpeln), Meer- skolopender (Nereiden), Hüpferlinge (Cope- poden), ja sogar Rippenquallen (Ctenophoren) zum Vorschein gekommen, und zwar in großen Mengen, die aber den Algen wegen der Kleinheit der Einzelindividuen nicht schadeten. Auch all diese zarten Tierchen bleiben nur in ruhigem, un- durchlüfteten Wasser längere Zeit am Leben; ihnen lieferten die Algen den nötigen Sauerstoff. Die Methode, Algen ohne Durchlüftung und ohne größere Tiere im Aquarium zu halten, ist nun aber keineswegs eine solche, die alle An- sprüche befriedigen kann. Insbesondere ist es für den Aquarien-Liebhaber, dessen berech- tigter Wunsch es doch ist, ein Stück möglichst wahrheitsgetreuer Natur in seinen Wohnraum zu versetzen, mißlich, sich entweder nur für Tiere, oder nur für Pflanzen entscheiden zu sollen, oder die beiden Organismenreiche in nebeneinander stehenden Becken getrennt zu halten, statt sie in ein- und demselben Becken zu vereinigen. — Ich habe bereits betont, daß die Schädlichkeit der Durchlüftung und des durch- fließenden Wassers, sowie der Störungen durch Tiere, überhaupt jede Unruhe unmöglich den einzigen schuldtragenden Faktor darstellen könne; ein zweiter, der aber kaum einer tief- greifenden Wirkung fähig ist, beruht auf der unrichtigen Wahl der Licht Verhältnisse: noch mehr als für die Süßwasserflora ist für die Meeresalgen das Oberlicht das einzig natur- gemäße; es dürfte daher immerhin einiges zu dem Gedeihen der Algen beitragen, wenn man die sie beherbergenden Aquarien nur von oben dem Lichte zugänglich macht. Alles dieses ist aber noch nicht ausreichend, und man muß mit der wirklich und dauernd erfolggekrönten Über- tragung bereits fertig entwickelter Meeres- algen ins Aquarium Geduld haben, bis noch weitere Lebensbedingungen derselben aufgedeckt sein werden. Ich habe im vorigen Satze auf die Worte „bereits fertig entwickelt“ ein besonderes Ge- wicht gelegt. Nicht ohne Grund: denn eine noch unerwähnte Aussiclit, Meeresalgen im Aquarium heimisch zu machen, bietet sich da- durch, daß wir sie in diesem erst sich ent- wickeln lassen. Dieser Weg ist schon wieder- holt mit Erfolg betreten worden: viele Besitzer von Seewasseraquai'ien, welche ihre Becken nahe dem Fenster aufgestellt haben, wissen mit Stolz davon zu berichten, wie Steine, Korallenstücke und andere Einrichtungsgegenstände sich mit einem dichten Algenrasen bedeckt hätten, der zuerst nur in Form eines grünen, blaugrünen, roten, violetten oder gelbbraunen Anfluges er- schienen, später aber zu ansehnlichen Fäden und geflederten Ästen herangewachsen sei. Letzteres trifft in der Regel nur für die Grünalgen zu, Avährend die Rot- und Braunalgen gewöhnlich über jenen ersten Anflug nicht liinauskommen und in einiger Zeit wieder veischwinden. Doch habe ich schon hübsche Florideenstämmchen aus den Vorkeimen entstehen sehen, u. a. auch im Aquarium der tüchtigen Amateurin Frau Dr. Wehrenpf ennig in Wien. Bei Herrn Reit- mayer in Wien entsinne ich mich, schöne Rasen der grünen Entere^norpha, der sich auf dieselbe Weise entwickelt hatte, gesehen zu haben. Oft siedeln sich die Algen auch an den Glaswänden an oder trüben durch Milliarden von Schwärm- sporen das Wasser; sie sind dann gerade so lästig wie im Siißwasseraquarium, weil sie den Einblick erschweren oder, bei massenhaftem Über- handnehmen, unmöglicli machen. Das scheinbar spontane Entstehen einer Algen- vegetation im Aquarium kann zweierlei Ursachen haben; entweder es waren in dem zur Füllung des Aquariums verwendeten Seewasser lebendige Schw ärmsporen enthalten, welche sich in jenem festsetzten und zu fertig'en Algen ent- wickelten; dies kann selbstverständlich nur in natürlichem Seewasser statthaben, welches denn auch, wie alle neueren Erfahrungen lehren, dem künstlichen in dieser wie in jeder anderen Be- ziehung bei weitem vorzuziehen ist. Oder die Sporen wurden erst in schon entwickelten Algen, die ins Aquarium gebracht worden Avaren und daselbst den gewöhnliclien Zersetzungsprozeß durchmachen, frei, indem einige Zellen der dem Untergange geweihten Pflanzen doch noch Lebenski-aft genug besaßen, um ihre Membranen zu verlassen und zu kopulieren, so daß es also doch nicht ganz vergeblich ist, Algen, und selbst abgerissene Stücke davon, ins Aquarium zu bringen, aus welchem man sie nur rechtzeitig entfernen muß, bevor sie das Wasser zu ver- E. Stelir: Tel-ragonojiterus, seine I;’ilege uurl Zucht. 297 derben vermochten. Sogar getrocknete, auf weite Entfernungen liin verschickte Algen sclieinen noch keimfähige Sporen (Dauer Sporen, die in einer Dürreperiode gewachsen sind, gleich den Eiern der Eädertierchen und vieler Crustaceen) entsenden zu können; solche Algen müssen aber auch — im Schatten! — so gründlich getrocknet worden sein, daß ein Verfaulen während des Transportes ausgeschlossen ist. Algen, die erst im Aquarium aus den Sporen zur Eutwickluug gelangten, sind widerstands- fähiger als unmitteltmr übertragene, schon fertig entwickelte Algen; sie vertragen auch eine mäßige Durchlüftung, und im Gegensatz zu den Tieren ist ihnen deshalb die Durchlüftung mit dem gewöhnlichen, veralteten Flaschendurch- lüfter zuträg- licher,alsdie- jenige mit den kräftigen Zwies’schen Brausen, wel- che aus einem Kessel mit komprimier- ter Luft ge- speistwerdeu. Vielleicht genügen die im vorliegen- den Aufsatze gegebenen Andeutun- gen, um auf ihrer Grund- lage mit Erfolg weiter zu exi)erinientieren. Es würde sich freilich immer noch um nichts ge- ringeres handeln, als erstens den in schon ent- wickeltem Zustand ins Aquarium gebrachten Algen ein dauerndes, gesundes Weiterwachsen zu ermöglichen, nicht bloß „mehrere Monate“ und „ganz leidlich“, welche Ausdrücke ich oben gebrauchen mußte, zweitens die erst im Aquarium aus Sporen entstandenen Keime zu größeren Pflanzen heranzuziehen. Möglich, daß Apparate zur Nachahmung von Ebbe und Flut und zur Erzeugung eines künstlichen Wellen- schlages, wie solche schon in unserer Fach- litei’atur beschrieben wurden, zum Ziele führen, wenigstens bei den Algen der Küstenzone. Bis die zu einer gedeihlichen Meeresalgen - Kultur notwendigen Voraussetzungen entdeckt sein werden, möchte ich für die Bepflanzung der Seewasseraquarien die Blüten pflanze des Meeres, die Zostera empfehlen. Ich habe sie in kleinen Exemplaren wiederholt aus Triest be- zogen: mit ihi'en Wurzeln in den sandigen Grund eingesetzt, gedeiht sie recht gut und zeigt in ihrem Habitus so große Ähnlichkeit mit der be- kannten Vallisneria sjnralis, daß man bei flüch- tigem Hinsehen hätte glauben können, es sei mir gelungen, letztere an Seewasser zu gewöhnen. Dadurch ist schließlich noch auf eine Mög- lichkeit, Seewasseraquarien zu bepflanzen, hin- gewiesen wmrden: die Gewöhnung von Süß- wasserpflanzen an Meerwassei'l Daß eine solche durchführbar, ja sogar vielleicht eher durchführbar ist als die Akklimatisation der Meeresalgen, haben die Versuche von Herrn Josef Fischer, Wien, bewiesen.*) Es eröffnet sich da zwar ein Feld äußerst in- teressanter pflanzen- physiologi- scher Expe- rimente, für die Zwecke des Lieb- habers je- doch, der, wie schon betont, ein Stück mög- lichst un- verfälsch- ter Natur in seinem Zim- mer haben will, werden trotzdem immer nur die im Meere heimischen Gewächse in Betracht kommen! (Naolulruok verboten.') Tefrarjoiiopfertfs, seine Pflege und Zucht. Von E. Stehr. (Mit einer üriginalaufnahine.) »Is ein hochinteressanter Fisch ist der Tetrago')wpterus noch vielen A(iuarien- Liebhabern unbekannt geblieben. Das Tier ist von Herrn Dr. Schubert aus Mittelamerika 1901 eingeführt und von ihm seine Lebensweise in seiner Heimat im Jahrgange XIV, 1903, der „Blätter“ auf Seite 120 beschrieben. Meine Aufgabe soll es hier sein, die Gepflogenheiten des Fisches im Aquarium zu schildern. *) „Das B rack Wasser- A(£u ari um “. „Blätter f. Aquarien- u. Terrarienkundc“, XIII, S. 195-196, 207—208. b‘". Oi’iginalaufnahme nach dem Leben für die ,, Blätter“. Zuchtpärelien Tetragonopterns des Herrn E. Stelir. Oben Männchen, unten Weibchen. 298 E. Stehr: Tetragonopterus, seine Pflege und Zucht. Der Tetragonopterus ist wohl der lebhafteste Fisch, den wir besitzen, seine eleganten Be- wegnngen, die er Dank seiner schlanken Körper- form ausführt, haben ihn zu einem meiner liebsten A(iuarieufische gemacht. Das Tier ist so be- weglich, daß ein Liebhaber, will er seine Enlie einmal auf die Probe stellen, Tetragonopterus aus einem größeren Aquarium fangen muß; ich bin überzeugt, eine größere Anforderung an Geduld und Geschicklichkeit wird kaum wieder an ihn herantreten. Meine Fische habe ich von Herrn Henkel, Darnistadt, vor 3 Jahren erworben. Manche fröhliche Stunde haben mir die Tiere durch ihre munteren Spiele während dieser Zeit bereitet und ich möchte die glitzernden Gesellen im Aquarium nicht mehr vermissen. Sie tummeln sich immer- während in dem vorderen, pflanzenfreien Teile deg Wassers, ein direktes Stillstehen kennen sie kaum und selbst im Stillstände werden die Euderflossen noch bewegt, wodurch jedesmal eine kleine Auf- uiid Abwärtsbewegung des ganzen Fisches statt- flndet. Die neckischen Spiele erst, das Jagen, Puffen und Stoßen der übermütigen Kobolde lassen sich nicht beschreiben. Setzt es auch mal einen derben Puff, dann grollt der Gemißhandelte wohl, aber er hat nicht lange Zeit dazu, sondern wird gleich ins Spiel seiner munteren Genossen wieder mit hineingezogen. So geht es Winter wie Sommer, immer dieselbe Fröhlichkeit der Scharen. Bei seiner Nahrungsaufnahme macht der Fisch es ebenso. Es ist eine Lust, mit anznsehen, mit welcher Sicherheit und Schnelligkeit die Daphnien und Mückenlarven gefangen werden. Geschabtes Eindfleisch erbeutet er, Avährend es zu Boden fällt und alles dies geschieht in eleganten Be- wegungen. Auch ist er nicht so raubgierig, wie viele andere Fische, welche mit neidischer Gier auf das Futter losschießen und sich zuletzt noch die Brocken gegenseitig aus dem Maule reißen.*) Unser Tetragonopterus ist, was mit die Haupt- sache ist, ein ziemlicher harter und genügsamer Fisch. Während der Winterzeit hatte ich meine Tiere in einem geheizten, ca. 20 Liter fassenden Aquarium, mit 3 Stück Tilapia zilli (Chromis tristrami) zusammen. Ihre aalglatten und schnellen Bewegungen retteten sie hier jedes- mal vor den Angriffen der Tilapia, es ist keinem etwas zu Leide geschehen. *) Ich habe die Beobachtung gemacht, daß der Tetragonopterus mit großer Vorliebe Algen verzehrt und in dieser Hinsicht wertvollere Dienste leistet als die ver- schiedensten Schneckenarten und Kaulquappen. Bade, Im Frühjahr 1903 versuchte ich die erste Zucht. Ich bot alle meine Erfahrungen auf, um die Tiere zum Laichen zu bringen, alles schlug fehl. Im geheizten, wie ungeheizten, in großen, wie kleinen Aquarien, alle Versuche waren ver- gebens. Bis zu 34® C. habe ich geheizt, aber meine Fische schritten nicht zum Laichen und ich stellte, da es mittlerweile August geworden war, meine Versuche ein. Den Mut verlor ich aber nicht, ich sagte mir, was in diesem Jahr nicht gelungen ist, gelingt womöglich im nächsten Jahre. Meine Hoffnung war keine trügerische und Ende Juni laichten meine Fische, so daß ich glücklicher Besitzer einer Schar junger Tetragonopterus wurde, worauf ich ordentlich stolz bin. Des Abends, wenn ich meine heimat- liche Scholle aufsuche, ist mein erster Gang zu meinen munteren Gesellen und oft genug habe ich des Tages Unannehmlichkeiten bei ihrem munteren Treiben vergessen. Nun zur Sache! Die Unterschiede der Ge- schlechter sind beim Tetragonopterus im Körper- bau zu suchen. Das Weibchen ist breiter, größer lind gedrungener, ca. 9 cm lang, wogegen das Männchen schlanker und kleiner ist, ca. 7 cm groß. Die Farbe ist perlmutterschillernd. Beim Männchen sind Schwanz und Afterflosse rot ge- färbt, an der Schwanzwurzel ist ein schwarzer, einem Komma ähnlicher wagerechter Strich. Das Weibchen hat dagegen dieselben Flossen gelb gefärbt. Zur Laichzeit werden die Farben dunkler. Trotz der größten Mühe, die ich nicht scheute, habe ich das Laichen nicht beobachten können. Wie es mir scheint, gibt das Weibchen dem Männchen den Laichplatz an, wo es laichen will. Schon längere Zeit vorher durften sich die Männchen nicht mehr nach ihrem Willen im Aquarium umhertreiben. Bei jeglichem Ver- such, ihren Platz zu verlassen, wurden sie in gehöriger Weise auf denselben zurückgewiesen, bis die Laichabgabe geschehen war. Nach dem Laichen war das friedliche Zusammensein wieder hergestellt. Den genauen Zeitpunkt vom Laichen bis zum Ausschlüpfen der Jungen kann ich leider auch nicht angeben, da ich, wie vorher erwähnt, das Laichen nicht gesehen habe. Ich vermute, daß die Jungen in 5 Tagen ausschlüpfen. Sie hängen dann, genau wie junge Schleierschwänze, an den Aquariumscheiben und an den Pflanzen, bis sie ihre ersten Schwimmversuche machen. Hat man genügend kleines Futter, so wachsen die Tiere schnell heran. In 6 Wochen haben sie eine Länge bis zu 3^/^ cm erreicht. Natürlich sind, wie bei allen Jungfischen, die Größen Büchei'schau. 299 verschieden. Vom Laichgescliäft selbst hoffe ich später noch näheres und bestimmtes bringen zn können. Jedenfalls kann ich den Tetragono- pterus den Liebhabern nnr empfehlen und es wird niemand ihn aus seinen Aquarien wieder ent- fernen, besonders dann nicht, wenn sich im Becken eine ganze Schar der munteren Gesellen im ewig wechselnden, bunten Durcheinander tummelt. Hk kleine J\4iffeilun^cn- Die Haut der Eidechsen und Schlang'en. - Professor G. Tornier hat nach der „Köln. Ztg.“ die farbige Musterung der Eidechsen und Schlangenhaut auf ihre Entstehung untersucht. Von oben betrachtet erweist sich die Haut eines solchen Reptils als mit Furchen von verschiedener Richtung bedeckt; sie umschließen begrenzte Bezirke, Hautfluren, die das Farbkleidmuster oder den Sitz von Schuppen bilden. Nach Torniers Untersuchung treten diese Farbkleidmuster unter dem Einfluß der Körper- bewegungen des Tieres auf, und zwar Furchenmuster bei minder beweglichen, Faltenmuster bei stark beweglichen Tieren. Jedem solchen Muster kommt eine bestimmte biologische Bedeutung zu, so daß man, wenn erst alle derartigen Muster gedeutet sind, jeder Eidechse oder Schlange einen Teil ihrer Lebensweise unmittelbar vom Körper wird ablesen können. Ein bemerkenswertes Beispiel von Mimikry er- zählt Hr. A. Willey, nach dem „Globus“, in der „Spolia Zeylanica“ für April 1904. Dr. Willey war auf die große Ähnlichkeit eines an der Küste von Ceylon vor- kommenden Fledermausfisches (Platax vespertilio), mit einem vertrockneten Blatt aufmerksam gemacht worden. Er berichtet; „Ich ging in Gesellschaft eines Fischers, der ein Netz trug, an den Riffen entlang, als jener einen kleinen Fisch erspähte, den er für mich zu fangen versuchte. Ich konnte zunächst nicht sehen, was es war, bemerkte aber dann, daß der Mann nach mehreren Versuchen es aufgeben mußte, ihn zu fangen. Der Fisch schwamm nicht weit fort, sondern bewegte sich im Zick- zack, so seinen Verfolger täuschend. Ich ging hinzu und nahm das Netz, als ich ein gelbes Jackbaumblatt ruhig und träge zu Boden sinken sah. Das war kein ungewöhnlicher Anblick, und ich wollte mich gerade wegwenden, als das Blatt sich aufrichtete und davonschnellte. Wir verdoppelten nun unsere Be- mühungen, der Fisch wurde gefangen und abgezeichnet. Wenn ein Fisch einen blattförmigen und wie ein Blatt gefärbten Körper hat, dazu die Gewohnheit, umzufallen und sich tot zu stellen, wenn er verfolgt wird, so ist das jedenfalls ein echtes Beispiel von Schutznachahmung.“ A 0ücf^ei?SGt^au. Engel, Dr. Th. und Schlenker, Karl. Die Pflanze. Ihr Bau und ihre Lebensverhältnisse; gemeinfaßlich dargestellt. Mit zahlreichen Illustrationen. Verlag von Otto Maier in Ravensburg. Lieferung 1 und 2. Seite 1 bis 96 mit 55 Abbildungen. Preis der Lieferung 60 Pf. Vollständig in 12 Lieferungen. Die Herausgabe des oben genannten Werkes ist mit Freuden zu begrüßen, da in demselben dem Nicht-Fach- manne das geboten wird, was die heutige Wissenschaft über Plianzenphysiologie, Pflanzenchemie, Pflanzengeo- graphie weiß, was sonst nur in spezifisch wissenschaft- lichen Werken in emsiger Forscherarbeit zusammen- getragen wurde. Eine Anleitung zum Erkennen und Bestimmen der Gewächse findet sich in dem Werke nicht, wer aber Belehrung über Wesen und Ursprung der Pflanze, über ihr Verhältnis zum Tierreiche, über die Bedeutung der Zelle und deren Leben, über Symbiose und Schmarotzertum, über fleischfressende und Sinn- pflanzen, über den Werdegang des Pfianzen-Individuums von der Keimung bis zur Samenreife, über Blüte und Befruchtung, über die Rolle, welche Wind und Insekten dabei spielen, über die Beziehung der Pflanzenwelt zur anorganischen Natur usw. sucht, dem ist das Werk zu empfehlen und dem bringt es neben der Belehrung zugleich auch eine angenehme Unterhaltung. B. Gemeinverst<än(lliclie Darwinistische Vorträge und Ahliaiidlungeu. Herausgeber Dr, W. Breitenbach, Oden- kirehen. Heft 12. R. H. France, München. Die Weiter- entwicklung des Darwinismus. Eine AVertung der neuen Tatsachen und Anschauungen. 136 Seiten mit 53 Abbildungen. Odenkirchen, Verlag von Dr. AV. Breiten- bach. Preis 2,50 Mk. Von manchen Seiten hört man immer wieder die Ansicht, der Darwinismus sei überwunden und abgetan. Das Kind aber, welches schon so oft tot gesagt wurde, hat sich bisher immer noch als außer- ordentlich lebensfähig erwiesen und seit dem Tode Darwins eine vielseitige Entwicklung durchgemaeht. R. France bespricht in der vorliegenden interessanten Schrift an der Hand der neuesten Tatsachen und Anschauungen diese AVeiterentwicklung des Darwinismus in ein- gehender AVeise und liefert damit ein klares Bild vom jetzigen Stande der Darwinistischen Natur- forschung. Die Schrift ist mit großer Sachkenntnis und verständlich geschrieben und allen denen zu em- pfehlen, die sich über die AVeiterentwicklung der Lehre informieren wollen. Jeder aber, der sich über die ver- schiedenen Strömungen und Richtungen in der modernen Biologie, die immer und überall auf den Namen Darwin zurückführen, unterrichten will, muß die Schrift lesen. B. Matschie, Prof. Paul. Bilder aus dem Tierleben. Lieferung 1 bis 28. Preis der Lief. 50 Pf. Vollständig in 30 Lieferungen. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Berlin, Leipzig. Gerade zur rechten Zeit, zur AVeihnachtszeit, wird dieses so eigenartige, reizvolle AVerk vollständig. Wenn ich so die einzelnen Lieferungen desselben durchblättere, halte ich immer wieder sinnend bei diesem und jenem Bilde inne, verweile hier bei einer Zeichnung Deikers, dort bei einer der so intim durchgeführten Tierzeich- nungen Emil Schmidts, bei einem Tierporträt Mützels, bei einem Bilde aus der heimischen Tierweid von Adolf Müller, bei einem der Kunstblätter Fr. Spechts usw., denn alle, alle sind es mir liebe Bekannte, Vertraute aus meinen Knabenjahren, wo der Junge mit Gier die alten Bände der Gartenlaube nach den Tierschilderungen Brehms, der Gebr. Müller, Leutemanns usw. durchsuchte, wo er schüchtern den Bleistift zur Hand nahm und ver- suchte, selbst Tierbilder zu zeichnen nach berühmten Vorbildern. Es ist ein großes Verdienst, daß die Union die Schätze dieser Tierbilder gesammelt und in vorliegen- dem Werke dem Publikum mit neuem Texte noch einmal zugänglich macht. Tausende von Naturfreunden haben 300 V ereins-N achrichten. schon vor Jahrzehnten die Bilder erfreut und hoffent- lich werden auch noch viele Tausende sich an den ge- sammelten erfrischen. Jedes Haus aber, in dem Liebe zur Natur herrscht, wo die heranwachsende Jugend mit der Natur vertraut gemacht werden soll, das muß die „Bilder aus dem J'ierleben“ besitzen, denn sie sind für alt und jung zu jeder Zeit eine reine (Quelle unge- trübten Genusses. B. Hofer, Prof. Dr. Brniio. Haiidbiich der Fisch- kraiikheiteii. Mit 18 farbigen Tafeln und 222 Ab- bildungen im Texte. 359 Seiten. Preis broschiert 12,50 Mk. Verlag der „Allgemeinen Fischerei-Zeitung“ München. In diesem in der gesamten Literatur aller Völker einzig dastehenden Werke ist zum ersten Male der Versuch gemacht worden, die gesamten Kenntnisse über die Fischkrankheiten unserer Süßwasserüsche zusammen- zufassen.. Der Verfasser, w’elcher als Vorstand der zum Studium der Fischkrankheiten begründeten Kgl. Bayer. Biologischen Versuchsstation für Fischerei in München seit langem in der Lage war, jährlich viele Hundert Fälle von Fischkraukheiten persönlich zu untersuchen, schildert daher die wesentlichsten und wirtschaftlich bedeutungsvollsten Fischkrankheiten aus eigener An- schauung, hat aber auch die Erfahrungen anderer ein- gehend berücksichtigt. Schon seit langen Jahren wird es als ein Bedürfnis empfunden, über die Fischkrank- heiten ein zusammenfassendes Werk zu besitzen. Was bisher hierüber veröffentlicht wurde, liegt in den Fach- zeitschriften zerstreut und ist nur wenigen zugänglich. Auch die Aquarienliebhaber haben im Laufe der letzten Jahre zu den Fischerki'ankungen, besonders zur Heilung der ektopaiasitären Erkrankungen vieles beigetragen und hierbei sind manche wirksamen Mittel bekannt geworden, die leider in dem Werke nicht die Berücksichtigung gefunden haben, wie sie es teilweise verdienten. Es dürfte sich bei einer hoffentlich .baldigen Neuauflage des Werkes wohl empfehlen, diese Veröffentlichungen in das Werk mit aufzunehmen. Was Hofer in dem Werke den Fischfreunden gegeben hat, ist hoch anzuerkennen und bildet das Fundament für weitere Forschungen. Das Werk ist in erster Linie für die praktischen Fischzüchter bestimmt, es setzt weder speziell medizinische noch all- gemeine naturwissenschaftliche Kenntnisse voraus und bei der Beschreibung der einzelnen Krankheitsformen ist das .Schwergewicht auf die äußeren Symptome gelegt. Die Ursachen, die Heil- und Vorbeugnngsmaßregeln der Krankheit sind, soweit z. Z. möglich, angegeben, |)atho- logisch-anatomische Veränderungen, die meist nur sehr unvollkommen bekannt sind, haben nur kurze Berück- sichtigung gefunden. Hoffentlich tut das Werk dem „wilden Kurieren“ mancher Aquarienliebhaber bei Fisch- krankheiten Abbruch und lenkt vor allen Dingen auf eine Beobachtung der Erkrankung und Erforschung ihrer Entstehung hin. ,B. Skowrounek, l)r. Fritz. Die Fischwaid. Hand- buch der Fischerei, Fischzucht und Angelei. Mit l Farbtafel, 15 schwarzen Tafeln und 410 Abbildungen im Texte. II. Teile. 1. Teil Fischerei und Fischzucht. 2. Angelsjiort mit einem Anhänge; Die Fischkochkunst 242 und 114 Seiten. Preis: 11 Lieferungen ä 90 Pf. Verlagshandlung von Carl Schmidt & Co. Leipzig. - Skovvronneks W^erk, von dem schon im vorigen Jahrgange einzelne Lieferungen kurz besprochen wurden, liegt jetzt fertig vor. Der Verfasser gibt uns kein trockenes Lehrbuch, w'elches man bald gelangweilt aus der Hand legt, sondern er schildert uns zum größten Teile eigene Erfahrungen über Fischerei usw., die er, wie wohl selten einer, von Jugend auf in seiner see- reichen masurischen Heimat hat erleben dürfen. Zahl- reiche Abbildungen nach gelungenen photographischen Aufnahmen des Verfassers aus dem Fischer- und Anglerleben schmücken den Text, während andererseits einige alte Textbilder, z. B. die Abbilduugen einiger Fischfeinde, zu der sonstigen Ausstattung des Werkes nicht passen. Hier in diesem Kapitel findet sich noch ein Bild, Figur 68. Junge Forelle von einem Wasser- käfer angegriffen. Der angegriffene Fisch stellt hier aber keine Forelle dar, wie der Angreifer auch kein Wasserkäfer, sondern eine Hemiptere, und zwar eine der größten, die Belostoma yrande des Ohio ist. Im übrigen ist das Skowronuek’sche Werk jedem, der sich für Fischerei, Fischzucht und Angelei interessiert, nur zu empfehlen. B. yEREINS=*«W NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer der einzelnen Vereine die volle Verantwortung. Ein Wort an die Vereine! In letzter Zeit nimmt die Veröffentlichung der Vereinsberichte in den in Frage kommenden Zeitschriften einen Raum ein, der direkt im Interesse der Liebhaberei als eine Raumverschwendung zu bezeichnen ist. Es dürfte sich wohl empfehlen für diejenigen Vereine, die ihre Berichte im gleichen Wortlaute verschiedenen Zeit- schriften zugehen lassen, dieselben nur in einer dieser Zeitschriften ausführlich zu bringen, den übrigen Fach- zeitschriften aber ev. nur im Auszuge zu geben. Es hat doch wirklich keinen Zweck, Berichte, die vielfach vor Monaten an anderer Stelle gebracht wurden, in aufgewärmter P'orm den Liebhabei-n immer wieder aufzutischen. Ich bitte diese Anregung in den betreffenden V'^ereinen im Interesse der Liebhaberei zur Sprache bringen zu wollen. Bade. „Tritou“, Verein für Aquarien- und Terrarien-Kunde zu Berlin. (Eingetragener Verein.) Vereinslokal; Restaurant Ortler, Karlstraße 27. 6. ordentliche Sitzung am Freitag, d. 2. September 1904. In Abwesenheit des noch auf Urlaub befindlichen I. Vorsitzenden eröffnete Herr Diewitz die erste Sitzung nach den Ferien, welche einer großen Anzahl von Mit- gliedern und Gästen Gelegenheit gab, ihre während der Ferien gemachten Erfahrungen auszutauschen. Der Büchereiverwalter Herr Nauke hat, da er durch Berufs- geschäfte zu sehr in Anspruch genommen ist, sein Amt niedergelegt und wird bis zum Schlüsse dieses Vereins- V ereins-N achricbtoii . :-301 Jahres durch Herrn P. Koch, N.O. 18, Landsberger- Allee 30 vertreten werden. Großes Bedauern erregte die Mitteilung von dem Tode des Herrn Prof. Hilgendorf, Kustos am König!. Museum für Naturkunde zu Berlin, der stets gern mit Kat und Tat unserm Verein zur Seite gestanden hat; hoffen wir, daß auch der Nachfolger dem „Triton“ dieselbe Unterstützung zu Teil werden läßt, wie der Verstorbene. Auf den von Herrn Hesdörifer in No. 23 von „Natur und Haus“ für Herrn Ernst Bitter von Dombrowski erlassenen Aufruf hin beschloß die Versammlung, dem in Not geratenen Forscher 50 Mk. aus der Vereinskasse zu spenden. Her vom Kassenführer füi- die Monate J uni-August erstattete Kassenbericht schließt mit einem Saldo von 3657,53 Mk. zu Gunsten des V^ereins. Unter der vorliegenden Literatur sei be- sonders auf 2 kleinere Aufsätze in der Zeitschrift „Prometheus“ hingewiesen. Her eine in No. 771 handelt über der V^erbreitung der Pllanzensaraen durch die Fische. Aus Versuchen, die Hochreutiner in Genf an- gestellt hat, dürfte hervorgehen, daß die Fische bei der Samenverbreitung einiger Sumpf- und Wasserpflanzen eine gewisse Bolle spielen. Her andere in No. 773 behandelt Experimente, die Henry B. Bigelow über das Hörvdrmögen des Goldfisches angestellt hat. Aus den Experimenten soll hervorgehen, daß das Gehörorgan der Fische in der Tat befähigt sei, Schallreize aufzunehmen. Freilich müßte erst festgestellt werden, ob es sich um ein wirkliches Hören handele oder um eine Art vou Erzitterungssinn. Zur Vorzeigung gelangten durch Herrn Hiewitz einige aus Larven aufgezogene Pleiirodeles waltli, welche derselbe der Liebenswürdigkeit des Herrn Gerlach-Hresden verdankt, sowie durch Herrn Gehre selbst gezüchtete Triton alpestris, Tr. pabnatus und Tr. montandoni. Ferner wurden vorgezeigt ein Paar neuer, von Herrn Stüve importierter und von ihm als Psycho- niaster variare Eggelinyi bezeichneter Fische, die Herrn Sprenger in Pflege gegeben wurden, welcher in einer der nächsten Sitzungen darüber berichten wird. Den Schluß der Sitzung bildete die Versteigerung verschiedener Kalt- und Warm wasserfische. F. Gehre, I. Schriftf., Berlin N. 4., Invalidenstr. 23. „Isis«, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. (E. V.) Vereinslokal: Cafe-Bestaurant „Heutscher Hof“. Honnerstag, den 26. Mai 1904. Protokoll-V'erlesung und Genehmigung. Im Einlauf: Offerte W. Krause in Krefeld. Brief unseres Ehren- mitgliedes Herrn Hr. Werner-Wien. An einschlägigen Schriften liegen auf: „Blätter“ No. 10, „N. u. H.“ Nr. 16 und „Nerthus“ No. 10. „Aus dem Tagebuche eines Naturfreundes“ von K. Oehlert („Bl. No. 10) erfahren wir, in welch’ merkwürdiger Weise manche Tiere bei ihren Pflegern ihr Hasein weiter zu fristen gezwungen sind. In einem trockenen Terrarium mit einem Wasser- behälter in der Größe von 14x25x35 cm auf Kies und weichen Moospolstern zwischen Epheu mit schönen Banken und Blättern und Fichten soll ein 4 jähriger Alligator mit einer „Schnauze wohlwissend“ bei 14* G. in Gesellschaft einer großen Halmatiner-Smaragd-Eidechse, einer Leoparden- und einer Würfelnatter sich des jungen Frühlings“ erfreuen. Uber die „hinterindische Schönechse“ berichtet Herr Hr. Krefft in seiner inter- essanten Art und über Callichthys punctatus Herr Liebscher-Hresden. „N. u. H.“ No. 16 entnehmen wir einige interessante Ausführungen über Polyacanthus cupanus. Weiter bemerkenswert ist auch der Aufsatz „Bösel von Bosenhof“ — Fortsetzung — von Hr. Ziegelei' In seinen Beiträgen zur Kenntnis der ektoparasitären Fischkrankheiten macht uns Herr Hr. med. W. Both in Zürich weiterhin mit der Behandlung der Gyrodactyliden- Krankheit vertraut. In der „Nerthus“ No. 10 berichtet H. Hackenberg uns „einiges über unsere Amphibien im Frühjahr“, während W. Köhler-„Nymphaea“-Leipzig uns über die Spitz-t^uellschnecke (Physa acuta) unterrichtet Eine Anzahl einschlägiger Artikel gelangt zur Bekannt- gabe und Besprechung. Herr Hamböck demonstriert sodann 8 Stück Lacerta fimnana var. niellissellensis, Männchen und Weibchen, weiter Lacerta oxycephala, Lacerta . hedriague, eine prächtige Tropidonotus natrix var. scutatus, eine ebenfalls sehr schöne Tropidonotus ordinutus var. sirtalis (Eutaenia sirtalis) aus Nord- Amerika und Goronella yetula (Ophibolus getulus L.) gleichfalls von dort. Hurch Herrn Lankes werden lebend vorgezeigt und besprochen Cinosternum odoratum und pensylvanicum aus Nord- Amerika, ferner SlcrnotJiaera.s sinuatus vou Heutsch-Ostafrika und Pelomediisa galeuta vou Abessinien. Eine dem Fragekasteu entnommene Frage bezüglich der Haltung einiger Angehöriger der Familie der Ohromiden im ungeheizten Aquarium, aber geheizten Zimmer gibt einigen Mitgliedern Gelegenheit, ihre Erfahrungen darzulegen. Hie Veranstaltung einer Tierbörse an den V’ereinsabeuden wird angeregt. Hie Vereins-Versammlung am Honnerstag, den 2. Juni fällt wegen des Feiertages (Fronleichnamsfest) aus. Für Sonntag, den 5. Juni wird eine Exkursion in Aussicht genommen. Her I. Vorsitzende Herr Lankes wohnt ab 1. Juni lfd. Js. Hollmannstr. 19/3. Verein der „Aquarien- und Terrarieufreunde“ zu Berlin. Vereinslokal: „Wendt’s Oentralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Alle Schriftstücke für den Verein sind hierher zu richten. Sitzung: «Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 31. August 1904. Herr Hr. Bade eröffnete die Sitzung um 9 Uhr iu Abwesenheit des 1. und II. Vorsitzenden. Anwesend waren 42 Mitglieder und die Herren Hensterberg, Glasser, Schlamkow und Schwittau als Gäste. Has Protokoll der letzten Sitzung wurde verlesen und ge- nehmigt. Im Einlauf befand sich eine Kurte des Herrn Bauhut und des Herrn Patzschke, ein Schreiben der „Nymphea“ und eine Karte eines Mitgliedes des Wiener Vereins „Lotus“, in der um Bekanntgabe geboten wird, wo Mollienisia formosa käuflich zu beziehen ist, da der Kärpfling in (Österreich noch nicht erhältlich ist. Herrn Bauhut, welcher glaubte, daß auf seine No. ein Paar Mollienisia gezogen sind, wurde erklärt, daß dieses nicht der Fall sei. Herr Patzschke, der seinen Austritt aus dem Verein persönlich gemeldet hat, erhebt gleichfalls Anspruch auf ein Pärchen Mollienisia. Hiesem Gesuch wurde nicht stattgegeben. Hierauf übernahm der inzwischen erschienene II. Vorsitzende Herr Bertling die Leitung und erteilte Herrn Kro^jac das Wort zu seinem Vortrage über Mollienisia formosa. Her V^ortrag ist in den ,. Blätter“ erschienen und sei hiermit auf den- selben verwiesen. Hie anschließende Diskussion ergab, daß dieser Käi'pfling auch im ungeheizten Aquarium gehalten werden kann. Als Mitglied wurde aufgenommen Herr Franz Hensterberg und vom II. Vorsitzenden begrüßt. Herr Hr. Bade sprach über seine Beise nach Helgoland, über das Seewasser-Aquarium und über die Algenflora des Meeres. Er empfahl Herren, welche am Meere wohnen. Versuche anzustellen, unter weichen Verhältnissen sich Seepflanzen dauernd im Aquarium halten. Has dem Verein gehörende Pärchen Trichogaster lalins hat am 17. August gelaicht, wobei das Weibchen gestorben ist. Herr Westphal erhielt den Auftrag, wieder ein Weibchen auf V^ereinskosten zu besorgen. Zur Verlosung gelangten eine Anzahl Thermometer. Franz Schulz. ,,lluiiibol(lt‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Haiiibiirg. (B. V.) Vereinslokal: St. Georger Vereinshaus, Große Allee 45. Sitzung vom 1. September 1904. jSi Her I. Vorsitzende eröffnet die anläßlich der Beise- zeit nur schwach besuchte Versammlung um 9'/^ Uhr, heißt den I. Vorsitzenden des „Triton“-Berlin, Herrn Hr. Ziegelei- und dessen Gemahlin, die die heutige Sitzung mit ihrem Besuch beehren, herzlichst willkommen und übermittelt die Grüße des Herrn Schaeffer-Hresden, welcher ihn kürzlich besucht habe. Im Einlauf befinden sich u. a. Anmeldung zur Mitgliedschaft von unserem früheren Mitgliede Herrn H. Wischer; ferner Grußkarte unseres Herrn Plett aus Leipzig, Offerte der Firma Jul. Beichelt- Berlin, Herbstkatalog der Firma F. C. Heine- mann-Erfurt, sowie ein Terrarienängebot von Herrn Felix Wöbbe-Hamburg. Sodann berichtet Herr Claassen 302 V ereins-Naclinchten . über die kürzlich stattgehabte Exkursion nach Einkcn- wärder, welche als sehr gelungen zu bezeichnen sei. l)ie Tour bot landschaftlich viel des Schönen und brachte den Teilnehmern einen besonderen Reiz durch den für den Laien gar nicht so leichten Fang junger Elbbutt. Nachdem man das Auge aber unter kundiger Leitung einigermaßen an das Auffinden dieser Fischchen gewöhnt hatte, wurde eine ziemliche Anzahl derselben den Trans- portgefäßen einverleibt. — Im Anschluß an diesen Bericht weist Herr Claassen auf die am 11. Sept. statt- findende Herrentour nach der Grander Mühle und der Trittauer Umgegend hin und bittet um recht zahlreiche Beteiligung für diese außerordentlich lohnende und hübsche Tagestour. Herr Peter spricht dann über die Zucht des Polyacanthus cupantis, die von mancher Seite als recht schwierig bezeichnet wurde. Herr P. teilt seine Erfahrungen in kurzen Worten mit und führt aus, daß zur erfolgreichen Aufzucht der Tierchen vor allem ein recht altes, veralgtes Aquarium erforderlich sei, da die Brut anfangs sehr winzig sei, für welche die im Salataufguß meistens enthaltenen Rädertierchen noch zu groß seien. Sobald aber die Fischchen über die ersten Lebenstage durch in den Algen in großen Mengen ent- haltenes Futter gut hinausgebracht seien, falle die weitere Aufzucht mit dem oben genannten Infusorien- wasser nicht mehr schwer, und dieselben wachsen dann auch recht schnell. Bei dieser Gelegenheit macht Herr P. noch darauf aufmerksam, daß der Polyacanthus ciqmnus ein sehr guter „Springer“ sei; es sei ihm, wie auch anderen Herren passiert, daß dieser Fisch noch bei einem Abstand der Heckscheibe von genau 7 mm aus dem Aquarium herausgesprungen sei. Man müsse deshalb unbedingt annehmen, daß sich der Fisch im Sprunge seitwärts drehe, da es sonst ausgeschlossen sei, daß das Tier habe aus dem Behälter entwischen können. Hann teilt Herr Peter mit, daß er das ihm von Verein „Wasserrose“-Hresden angetragene Amt eines Preisrichters angenommen habe und trete er die Reise, an welcher sich Herr Schroot beteiligen werde, am 3. Sept. an. Auf einen in der „Wochenschrift“ enthaltenen Artikel, in welchem Herr Loberg-Braunschweig die in „Natur und Haus“ gebrachte Arbeit unseres Herrn Peter „Über Aquarienpflanzen und Pflanzenaquarien“ in ähnlichem Sinne wie kürzlich der Verein „Nyraphaea“-Leipzig kritisiert, bemerkt Herr Peter, er müsse das, was er bereits in letzter Sitzung geäußert habe, voll und ganz aufrecht erhalten, und könne und wolle er den Beweis für die Richtigkeit des Gesagten jeder- zeit antreten. Im übrigen sei seine Behaujjtung, daß es nicht absolut erforderlich sei, Mischboden im Aquarium zu verwenden, daß vielmehr eine ganze Anzahl Aquarien- pflanzen auch im Sandboden gedeihen, nicht seine persönliche Meinung, sondern er behaupte dieses auf Grund seiner und anderer Liebhaber jahrelangen Erfahrungen und Beobachtungen! Ein in der Vei'sammlung anwesendes Mitglied des „Hamburg-Altonaer Vereins der Vogelfreundc“ teilt mit, daß der Verein im kommenden Januar seine Vogel- ausstellung abhalte, und sei es seht erwünscht, wenn sich der „Humboldt“ mit einer Aquarien-Ausstellung anschließen würde. Vorstandsseitig wird dem betr. Herrn darauf erwidert, daß die gewählte Zeit die ungünstigste des ganzen Jahres für eine Aquarien-Ausstellung sei und müsse deshalb schon von einer solchen, vereinsseitig jedenfalls, abgesehen werden. Man wolle indes den „Humboldt“-Mitgliedern die Sache bekannt geben und werde Herr Peter gern bereit sein, etwaige Anmeldungen zu Einzel-Ausstellungen zur Weitergabe an den „Verein der Vogelfreunde“ entgegenzunehmen. Einen recht hübschen Vorgang aus unserem Gebiete der Liebhaberei schildert Herr Peter. In seiner Nachbai’schaft halte ein Knabe ein kleines mit Stichlingen, Gasterosteus pun- gitius, besetztes Aquarium. Nun habe eines Tages die in der Nähe des Aquariums mit Nähen beschäftigte Mutter des Aquarienbesitzers einen Zwirnfaden in den Behälter fallen lassen. Ein in voller Hochzeitspracht schillerndes Stichlingsmännchen habe den Faden sofort unter Wasser gezogen und sei damit im Pflanzengewirr verschwunden. Hieser Vorfall veranlaßte die Mutter des Knaben, die wohl meinte, der Stichling bedürfe zum Nestbau eines Baumaterials wie die Vögel, zu der Äußerung: „Junge, Herr Peter hat doch gesagt, der Fisch baue auch ein Nest; da mußt du also wohl gleich für Stoff zum Bauen sorgen und Charpie zupfen.“ Her Knabe tat wie ihm geheißen, und kam dieses Baumaterial dem Stichling scheinbar wie gerufen; er holte jedes einzelne Fädchen in die Tiefe und baute in kurzer Zeit ein kunstvolles und äußerst starkes Nest ausschließlich aus diesen weißen Leinenfäden, zu dem er dann sehr energisch seine Holden trieb. Unsere Bibliothek findet eine weitere Verstärkung durch das von Herrn Schroot gestiftete Werk „Hie Schnecken und Muscheln Heutsch- lands“, von Alfred Lehmann, wofür dem Spender auch an dieser Stelle gedankt sei. A. B. „Lotus‘^, Verein für Aquarien- und Terrarienkuude in Wien. Olubabend in Jos. Gruss’ Restauration IX. Währinger- straße 67. Sitzung: Jeden 1. und 3. Freitag im Monat. Sitzung vom 9. September 1904. Her Obmann eröffnet um 9 Uhr die Sitzung. Im Einlauf: „Natur und Haus“, „Tierwelt“, „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“. Einladung zur Ausstellung des Wiener Geflügelzuchtvereins, Mitglied- Verzeichnis der „Salvinia“. Zur Verteilung gelangen Proben von Fattingers Fischfutter und werden die Mit- glieder über die damit angestellten Fütterungsversuche seinerzeit berichten. Herr Herauth bringt zur Kenntnis, daß es ihm gelungen sei, ein Glashaus ausfindig zu machen, welches dem Verein gegen einen mäßigen Mietzins überlassen werden könnte. Referent wird ge- beten, sich noch über verschiedene Hetails zu informieren, dem Vorstande hierüber zu berichten, welcher dann in einer der darauffolgenden Sitzung endgültig hierüber entscheiden wird. Herr Neumann macht sich erbötig, durch seinen Bruder Seetiere auf Kosten des Vereins besorgen zu wollen, welche dann von den Mitgliedern zum Selbstkostenpreise bezogen werden können. Herr Wessely teilt mit, daß er von Trichogaster lalius sowie von Paratilapia multicolor Junge habe, sowie auch, daß seine Schleierschwänze am 27. August abgelaicht haben . und trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit eine Menge I Junge ausgefallen sind. Trichogaster lalius schreitet bereits zur dritten Brut und hat bereits aus Algen ein ; dichtes Nest gebaut, nur dürfte es infolge der vorge- schrittenen Jahreszeit sehr schwierig sein, die Brut ! groß zu ziehen. Wassertemperatur im ungeheizten Aquarium 20 — 23® Celsius. ■ — Fragekasten. Wg. Sitzung vom 23. September 1904. ; Im Einlauf: Zuschrift eines Herrn Holuscha wegen i Zusendung der Vereinsdrucksorten. „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“. Verlesung des letzten Protokolles. Kassierer Hemuth erstattet den Kassa- ■ bericht und weist das Vereinsvermögen einen Saldo ^ von 281,60 Mk. auf. Zur Verlesung gelangt aus den ; „Bl. f. A. u. T.“ das Protokoll der „Isis“-München, ; betreffend die Polemik gegen J. Scherer-München. Obm. Stellvertreter Fischer berichtet, daß ihm mitgeteilt wurde, daß im Gardasee eine Blenniusart verkommen soll und will er den Versuch machen, durch einen in Riva wohnenden Liebhaber nähere Auskunft darüber zu er- halten, eventuell durch Vermittlung desselben die frag- lichen Fische sich schicken zu lassen. Er bespricht bei j dieser Gelegenheit den Übelstand, daß Seewasser-Aqua- rien mit Eisengestell trotz sorgfältigstem Verkitten doch vom Wasser angegriffen werden und rosten, das Wasser gelblich färben und dadurch auf das Wohlbefinden und Gedeihen der Tiere nachteilig wirken. In der nun nachfolgenden Hebatte sind alle Besitzer von Seeaquarien darüber einig, daß sich für diesen Zweck nur Glaswannen eignen. Herr Hemuth stellt den Antrag, auf Kosten des Vereins Neuheiten in Fischen und Pflanzen zu v bestellen, dieselben zur Pflege ev. Zucht beziehungsweise f ' Kultur und Vermehrung an erfahrene Vereinsmitglieder ^ zu geben, damit dann die übrigen Mitglieder von der ^ Nachzucht billig Fische unj Pflanzen erhalten können. A Hr. Kreisler beantragt, da es für heuer zur Zucht » ohnedies zu spät sei, keine Zuchttiere, sondern jüngere jg Fische anzuschaffen, erstens sei der Preis kein so hoher, V ereins-Nachrichten . 303 und zweitens sei man nicht der Gefahr ausgesetzt, alte ausrangierte Zuchttiere zu erhalten. Beide Anträge werden angenommen und wird beschlossen, vorläufig ß Stück Scheibenbarsche anzuschaffen und wird Herr Demuth ersucht, sich diesbezüglich mit Herrn Schäme in Dresden in Verbindung zu setzen. Herr Neumann würd ersucht, auf Kosten des Vereins eine Kollektion Seetiere schicken zu lassen und werden dann die lebend angekommenen Tiere zum Selbstkostenpreise an die Mitglieder abgegeben. Hierauf Gratisverlosung von 2 Paar Girardmus, 2 Cyperus alternif olins und 2 großen Ranken von Ludivigia mullerti, und sind die Herren Bek, Dr. Kreisler, Riedl, Bischer, Mosch und Eckhard die Gewinner. Obmann Müllauer dankt Herrn Wessely für die gespendeten Fische und Pflanzen und bemerkt gleichzeitig, daß ähnliche Gratisverlosungen nun öfter stattfinden werden. Diverse Fische und Aquarien werden zum Ankäufe offeriert. Das Buch: Nitsche, „Fische Deutschlands“ wird für die Bibliothek angeschafft. Um Aufnahme in den Verein ersucht Herr Jos. Schwartz- Wien. Wg. „Salvinia“, Verein von Aquarien- und Terrarienfreunden zu Hamburg. Vereinslokal: Siechenbräu, Kreuzweg 6. Briefadresse : Otto Tofohr, Hamburg 6, Bartelsstr. 74. Versammlung am 21. Juli 1904. Vorsitz: 0. Tofohr. Folgende Herren werden in den Verein neu aufgenommen: Julius Tmig, Wald- Rheinland; Maximilian Schröder, Görlitz; E. Zaeske, Stettin. Der Unterzeichnete zeigt eine Sammlung lebender europäischer Schlangen in tadellosen Exem- plaren vor und bespricht die von den Versammelten mit Interesse besichtigten Tiere. Es sind nachbenannte Arten: gelbgrüne Pfeilnattor aus Sardinien (Zamenis viridiflaviis), Vipernatter aus Sardinien (Tropidonotus viperinus) in einem kräftigen, alten Exemplare, das die prächtige Rückenzeichnung, das charakteristische Zick- zackband, in vorzüglicher Schärfe aufweist, Würfclnatter von riesnehafter Größe {Tropidonotus tesselatus), Ringel- natter (Tropidonotus natrix), Aesculapnatter (Coluber Aescidapii), hoogtivdonxwAXev (Coluber leopardinns) , Schling- natter (Coronella laevis), Katzenuatter (Tarbophis vivax), und endlich die Dahl’sche Natter (Zamenis dnhlii). Die prächtigen Schlangen stammen aus dem Vereins-Import und werden die meisten Stücke sogleich von einigen Mitgliedern erworben, Herr Lohmann hält einen inter- essanten Vortrag über das Thema: „Wie verhindere ich eine übermäßige Algenbildnng in meinen Aquarien?“ Der Wrtrag wird in der „Wochenschrift“ zum Abdruck gelangen. Es wird eine Kommission, bestehend aus den Herren H. Lohmann, Huckfeld, C. Lohmann. Jähn und den beiden Vorsitzenden, gewählt zwecks Wahl eines neuen, mehr im Mittelpunkt der Stadt gelegenen Ver- einslokales. — Unser auswärtiges Mitglied Herr W. Voigt, Rumraelsberg-Berlin, schreibt uns: „Ich möchte Ihnen heute über eine Eidechsenfalle berichten. Ich weiß allerdings nicht, ob schon eine solche von anderer Seite in Anwendung gekommen ist, gelesen habe ich in der Literatur noch nichts davon. Ich will Ihnen zunächst schildern, wie ich auf den Gedanken kam, mir eine Eidechsen-Falle anzufertigen. Eines Sonntags vormittag ging ich nach einem Braehfelde, welches un- gefähr ’/4 Stunde von meinem Hause entfernt liegt, um Futter für meine Tiere zu holen, ich hatte dazu zwei Gläser mit verschließbarem Deckel zum Aufbewahren der Futtertiere mitgenommen; ich hatte in dem einen Glase schon eine ganz stattliche Anzahl Schmetterlinge gefangen und stellte dieses ins Gras, um in das andere Glas Bodentiere, als Heusprenkel, Käfer, Spinnen usw. zu sammeln, welche Tätigkeit vielleicht eine halbe Stunde in Anspruch nahm. Als ich nach dem ersten Glase zurückkam, sah ich zu meinem Erstaunen, wie sich zwei Eidechsen über dasselbe hermachten, um die Schmetterlinge herauszuholen, natürlich wurden alle beide bei der günstigen Bodenbeschaffenheit meine Gefangenen und mit nach Hause genommen ! Da war mein erster Gedanke, mir eine Falle auszudenken, in welcher man Eidechsen fangen kann im Gelände, wo denselben schwieriger beizukommen ist, und der Erfolg blieb auch nicht- aus. Ich hatte schon seit längerer Zeit mehrere Eidechsen unter einem Brombeergeslrlq)p bei Karlsliorst beobachtet, darunter auch einige rotrückige, var. erylhro- notas, konnte selbigen aber nie beikommen und mußte immer wieder vergebens abziehen, was mir viel Arger bereitete, denn auf die enjtlironotus hatte ich es haupt- sächlich abgesehen. Da kam mir nun der oben ge- schilderte Fall zu Gute. Ich ging am Sonntag vormittag wieder nach Karlshorst zu dem bewußten Brombeer- gestrüpp, nahm ein großes Einmachglas mit und eine .Handvoll Mehlwürmer, das war alles, es sollte ja auch nur ein Versuch sein. Als ich nun an jene Stelle kam, sah ich gerade noch, wie die Tiere schnell ins Gebüsch flüchteten. Ich nahm nun mein Glas zur Hand, warf die Mehlwürmer hinein, grub dann ein Loch in die Erde (natürlich soweit wie möglich hinein in den Busch) und stellte das Glas in dasselbe, so daß es mit dem Rande der Erdoberfläche glatt abschnitt und entfernte mich darauf. Nach Verlauf einer Stunde kehrte ich zurück und fand auch wirklich 2 Eidechsen im Glase vor, aber noch keine von den rotrückigen, welche ich mir aber ein anderes Mal holte. Auf diese Weise holte ich mir sämtliche Eidechsen aus dem Brombeergestrüpp, wo sonst selbigen überhaupt nicht beizukommen war. So einfach die Sache ist, glaube ich doch, daß man so am besten in den Besitz der Eidechsen kommt, auch ist es ausgeschlossen, daß man den Tieren den Schwanz lädiert, sodaß mau immer auf diese Art tadellose Tiere erhält. Im nächsten Jahre werde ich diese Sache noch öfter versuchen, werde Ihnen dann ebenfalls berichten, denn in diesem Jahre ist es schon zu spät, noch Tiere einzu- fangen.“ — In der Tat scheint uns die Idee dieser Fangmethode eine recht glückliche zu sein. Im schwierigen, von Echsen stark frequentiertem Gelände dürfte diese Fangmethode die besten Dienste leisten. In Italien bedient man sich dieser Fangweise schon lange. Die in Massen auf den Markt gebrachte Lac. serpa wird viel- fach auf ähnliche Weise erbeutet. — Fragekasten. Schluß 12 Uhr. Tofohr. Versammlung am 1. August 1904. Vorsitz: 0. Tofohr. Der Vorsitzende gibt bekannt, daß laut Vorstandsbeschluß für die Folge unseren Mit- gliedern, sowie den uns angcschlossenen Vereinen die Listen der vom Vereine abzugebenden Tiere als Separat- Drucksache zugehen, und zwar erscheinen diese Listen einmal monatlich am Monatsanfange, Diejenigen Mit- glieder der uns angeschlossenen Vereine, ilie diese Listen zum Zwecke eines Tierbezuges erhalten möchten, können ihre Adressen dem Vorstande bekanntgeben. Die Zusendung erfolgt dann kostenlos. Aufgenommen wurde: Herr Paul Hitzemann, Kaufmann, Gelle in Hannover; Herr Chr. Merkle, Stuttgart. Es meldet sich an: Herr M ax R ö p e r , Hamburg, Hartungstraße 3. Der Unterzeichnete zeigt eine Reihe zum Teile sehr seltener Eidechsen vor. Aus Syrien stammt zunächst die kostbare, im Handel bisher nicht anzutreffende und auch kaum jemals im Handel erscheinende Lacerta laevis. Diese j)rächtige Eidechse ist im Freileben ein ungemein scheues und schuelles Tierchen, das nur mit Mühe und Ausdauer vom Fänger erbeutet werden kann. Wie sich diese hübsche Echse in der Gefangenschaft hält, bleibt zunächst abzuwarten: es scheint uns eine zartere Art zu sein, die an Haltbarkeit wohl kaum die bekanntlich recht diffizile Lacerta tanrica oder Lacerta ionica über- treffen wird. Gemeinsam mit den vorgenannten Echsen hat sie die Eigenschaft, sehr schnell zu verdursten. Ebenfalls aus Syrien stammen eine Reihe prächtiger Tupfenechsen (Flestiodon eddrovandi = Eumeces Schneideri = Eumeces pavimentatus) , die mit ihrer hübschen sandgelben Färbung, welche durch die leuchtend rotgelben Seitenbänder noch verschönt wird, jedem warmen Terrarium zur Zierde gereichen. Weiter kommen an Syrischen Echsen zur Vorzeigung: Stellio vidgaris, Hardun; Acanthodactylus syriacus, syrischer Fransen- finger; Chamaeleon vulgaris, gemeines Chamäleon in kraftstrotzender Gesundheit. Das vorgezeigte Stück sticht sehr vorteilhaft ab von den jämmerlichen Chamäleon- gestalten, die man leider so häufig im Tierhandel antrifft. Es folgen Lacerta bedriagae, Bedriaga’s Eidechse, sowie Lacerta, genei, beide aus dem Hochgebirge von Korsika. Ein Pärchen der prachtvollen, seltenen Lacerta pelopon- 304 Vereiiis-Nachricliten. nesiaca, das Vorzeiger der Liebenswürdigkeit des Herrn K. Lankes-München verdankt, macht den Beschluß dieser Vorführung. — Herr W. .Jähn hält einen Vortrag über das Thema; „Wie ziehe ich meine Jungfische auf?“ Redner spricht zunächst über künstliche Futtermittel. Er hat mit „Piscidin“ No. 000 ganz vorzügliche Resultate gehabt. Gleichfalls hat ihm das Füttern von Jungbrut mit Mehlwürmereingeweiden sehr gefallen. Zur Ent- wicklung der der Jungbrut in den ersten Lebenstagen zur Nahrung notwendigen Infusorien benutzt Redner durch feine Gaze geseites Tümpelwasser, dem er einige gut erhaltene Pflanzen-Rester sowie ein wenig geschabtes Rindfleisch zusetzt, und das er dann einige Tage der Sonne aussetzt. Von dem bekannten Heu-Aufguß hält Redner nicht viel, da dieses bekanntlich schnell in Fäulnis übergeht und, in diesem Zustande verfüttert, den .Jungfischen den sicheren Tod bringt. Die Ausführungen finden regen Beifall. — Herr Schülke stiftet für die Präparaten-Samrnlung ein interessantes Objekt, nämlich eine Larve der Xnoblauchskröte, die die Vorderbeine vollständig entwickelt hat, von Hinterbeinen aber keine Spur zeigt 1 Au diesem abnormen Zustande ist das Tier auch offenbar zu Grunde gegangen. Bekanntlich ent- wickelt diese Erötenlarve ira normalen Zustande zunächst die Hinterbeine und dann erst die Vorderbeine. Unsere Sammlung wird durch dieses Objekt um ein interessantes Kuriosum reicher. Herr Jakob schenkt zur Verteilung Jungbrut von Schollen, Butt und Aalen. — Unser aus- wärtiges Mitglied Herr Franz Rössiger, Leipzig- Seller- hausen, schreibt uns: „Ich erlaube mir die höfliche Anfrage, ob ich noch Futtereidechsen vom Verein „Salvinia“ erhalten kann? In früheren Jahren habe ich in der Umgebung von Leipzig Eidechsen in genügender Anzahl fangen können, nur dieses .Jahr habe ich sehr wenig zu Gesicht bekommen. Ob wohl die anhaltende Trockenheit schuld daran sein kann? — Was die Bissigkeit der Pfeilnatter anbelangt, so kann ich mich über mein von Ihnen bezogenes Exemplar nicht beklagen, nur ein einziges Mal versuchte sie zu beißen, und das war damals, als ich versehentlich die Terrarientür olfen gelassen hatte, welche Gelegenheit sie auch sofort be- nutzte, um zu entw'eichen. Es gelang mir erst nach großer Mühe, sie endlich mit Hilfe von zweien meiner Freunde wieder einzufangen. Im Terrarium kommt sie sehr wenig zum Vorschein, ist überhaupt sehr scheu, so daß sie bei der geringsten Störung den nächsten Schlupf- winkel aufsucht. Das gerade Gegenteil ist meine Leopard- natter, träge, aber sehr bissig. Als ich diese einmal einer Katze gegenüber stellte, um das gegenseitige Verhalten beider zu beobachten, ging die Natter sofort zum Angrifl' vor. Mit aufgesperrtem Rachen fuhr sie auf die Katze zu, mußte ihr aber wohl wenig anhaben können, da sie ihren Angriff ungefähr 12 Mal wieder- holte, ehe die Katze sich bewegen ließ, die Flucht zu ergreifen. Während der letzten Angriffe führte die Natter mit dem Schwänze vibrierende Bewegungen aus, was jedenfalls ein Zeichen ihrer Wut war.“ — Was das diesjährige spärliche Vorkommen der dortigen Eidechsen anbelangt, so sind wir der Ansicht, daß weniger die anhaltende Trockenheit, als vielmehr die große Hitze die Tiere in ihren Verstecken festgehalten hat. Es ist eine bekannte Tatsache, daß unserer heimischen L. agilis wie auch L. vivipara allzugroße Hitze nicht behagt. Sie halten in der heißesten Jahreszeit daher häufig einen kurzen Sommerschlaf. Ganz ähnlich verhält sich z. B. Lac. niuralis in Tirol, sowie Lac. serpa in Italien. Auch diese sind allzugroßer Hitze abhold. Während der heißesten Sommermonate sind dort bei weitem nicht so viele Tiere im Freien anzutreffen, als wie z. B. im Frühling und im Herbste, sowie in den mäßig warmen Sornmertagen. So müssen wir im Juli und August unseren Tiroler und norditalienischen Fängern für die zu liefernden Echsen doppelte Preise zahlen, weil die Echsen um diese Zeit sehr knapp sind. Die Bissigkeit der Leoparden-Natter ist bekannt, aber auch die Pfeil- natter steht ersterer an Bissigkeit kaum nach, sie trägt nicht umsonst auch den Namen „Zornnatter“. Je wohler sie sich fühlt, je ungestörter man sie im Terrarium hausen läßt, um so bissiger wird sie jegliche Belästigungen abwehren, ein schönes Bild urwüchsiger Kraft und mut- vollen Gebarens. — Fragekasten. Schluß 12^4 Uhr. Tofohr. Vorstands-Sitzung am 10. August 1904. Der V^orstand beschließt einstimmig, unser Mitglied Herrn Dr. Franz Werner in Wien in Anbetracht seiner hervorragenden Verdienste um unsere Wissenschaft zum Ehrenmitgliede unseres Vereins zu ernennen, und von diesem Beschlüsse Herrn Dr. Werner unverzüglich Mitteilung zu machen. Tofohr. Versammlung am 18. August 1904. Vorsitz: Herr Dr. Franck. Anwesend sind 34 Personen. Folgende Herren werden neu aufgenommen: Max Röper, Hamburg; H. Lachmund, Moskau; F. Dörffel, Hamburg; 0. Kittier, Hamburg; R. Nitschke, Hamburg; J. Rumpf, Hamburg; 0. Gerber, Hamburg; Zahnarzt Wolpe, Offenbach a. M.; Eberhard Stoffel, Bremen, sowie Gräfin Wedel, Beaulieu s. M. Alpes Maritimes, Frankreich. Herr Dr. Franck berichtet über die Aus- stellung des angeschlossenen Vereins „Iris“ zu Frank- furt a. Main, die er anläßlich seiner Sommerreise zu besichtigen Gelegenheit fand. Die Ausstellung dieses jungen, erst seit einem Jahre bestehenden, ca. 70 Mit- glieder zählenden Vereins ist als eine wohlgelungene zu bezeichnen. Wir können unseren jungen Schw'ester- verein zu dieser schönen Veranstaltung nur beglück- wünschen ! In Frankfurt traf Herr Dr. Franck den bekannten Handelsgärtuerei-Besitzer Herrn Henkel aus Darmstadt, der unseren Vorsitzenden einlud, seine gärtnerischen Anlagen in Darmstadt zu besichtigen, welcher liebenswürdigen Einladung Herr Dr. Franck gern nachkam. Die große ca. 750 m lange gärtnerische Anlage dieser Firma ist eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges, die viel des Interessanten für unsere Liebhaberei bietet! — Die Herren Kraupner und Riechers stiften Karauschen zur Gratisverteilung. Der Unterzeichnete zeigt die interessante Krötenechse aus Mexiko (Phry- nosoma cornutum) vor, und bespricht gleichzeitig die Lebensweise dieses eigenartigen Reptils. Alsdann geht die vierte große diesjährige Gratisverlosung von Fischen und Reptilien vor sich. Es gewinnen: HeiT Rumpf, Hamburg, 1 Lacerta laevis; Herr Müller, Hamburg, 1 Scitius ofßcinalis; Herr Nitschke, Hamburg, 3 Taren- tola mauritanica\ Herr Dose, Hamburg, 7 Unken und 7 Wechselkröten; Herr Osw. Haering, Merlan, Zürich, 1 Stellio vulgaris; Herr Franz Rössiger, Leipzig-Seller- hausen, 2 Acanthodactylus syriacus; Herr Kittel, Hamburg, 5 Stück Chromis multicolor; Herr Kittier, Hamburg, 4 rote Posthornschnecken; Herr Lohmann 2 punkt. Gurami; Herr Voigt, Rummelsburg-Berlin, l Paar Girard. deceni. und endlich Herr Paul Haberkorn, Dresden. 5 Stück Chromis nmlticolor. — Zuchterfolge pro 1904 melden an: Herr Paul Kühne, Rixdorf-Berlin, Chromis nmlticolor, gestr. Gurami, Girardinus caud. und decem., Haplochilus panchax, Triton alpestris und cris- tatus sowie Gongylus ocellatus; Herr Paul Haberkorn Makropoden, Girardinus caud. und decem.; der Unter- zeichnete Lacerta vivipara, agilis, viridis, Triton alpestris, taeniatus, cristatus, sowie cristatns var. carnifex, Sala- niandra maculosa, Gongylus ocellatus; Herr Riechers, Hamburg, Girardinns caud. und decem., Haplochilus latipes und panchax, Makropoden, Polyacanthns cupanus, Kampffische, punkt. Gurami, Ctenops vittatus, Tricho- gaster; Herr Knöppel Chromis multicolor, Gurami, Makropoden, Girardinus caud.; Herr Huckfeld JTapZocMMS latipes, Girard. caud., Par atilapia multicolor ; Herr Hütten- rauch Girardinus caud. und decem., Makropoden, punkt. Gurami, Haplochilus panchax, Kampffische, Gambusia holbr.; Herr v. Rönn Ellritzen; Herr Lohmann Girard. caud. und decem., Poecilia mexicana, Gambusia holbr., Chromis multicolor, Haplochilus latipes, Mollienisia latipinna; Herr Schülke Makropoden, Girard caud. und decem.; Herr Herms Axolotl; Herr Müller Stichlinge; Herr Kittel Girardinus caud. und decem., Herr Schirenbeck Makropoden; Herr M. Röper Girard. caud. und decem.; Herr Binger Makropoden, Girardinus caud.; Herr Albert Rudolph, Halle, Makropoden, Trichogaster fasci- atus, Polyacanthus cupanus. Schluß 11 '/a Uhr. Tofohr. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’ sehen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M. Jahrgang XT. Heft 20. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. (Nachdruck verboten.) Süßwasser-Mollusken-Fauna der nächsten Umgegend Münchens und ihr Wert für das Aquarium. Von C. Sigl, „Isis“-München. (Mit 16 Originalphotograpliien.) (Schluß.) Son den Bivalven, den Muscheln, gehören von den 3 in Deutschland existierenden Arten 2 unserer nächsten Umgegend an; da sie ein großes Anpassungsvermögen besitzen, findet man in jedem Gewässer andere Formen, was zur Bildung von verschiedenen Varietäten geführt haben mag. Die größte Ver- treterin unserer Süß- wasser-Muscheln, wel- che ich in den Voralp- seen (Starnberger-, Ammer-, Oster- und Weßlinger-See) in riesigen Exemplaren gefunden habe ist, Anodonta Cuvier, die Teichmnschel, deren Schloßrand keine Zähne besitzt. Ich be- sitze Exemplare, wel- che eine Höhe von 140 mm und 70,5 mm Breite haben. Die Schale dieser in den Seen lebenden Anodonten ist stärker gebaut, als die, welche in Weihern u. Teichen der Umgegend Vor- kommen, auch erreichen diese nicht annähernd die Größe der ersteren. Im Aquarium halten kleinere Exemplare längere Zeit aus, wenn man ihnen einen ungefähr 10 cm tiefen, feinen und schlammigen Sandboden bietet, in den sie sich bald eingrahen; doch habe man Achtung und entferne etwa abgestorbene Tiere so- fort, um ein Verderben des Wassers zu verhindern. Die Unionen (Flnßmnscheln) sind dickschalig, verlängert eiförmig, mit verkürztem Vorder- und verlängertem Hinterteil. Ihr Schloß besitzt Kar- dinal- und Seitenzähne. Die Farbe ist sehr ver- schieden je nach ihrem Aufenthaltsorte. Wirbel aufgetrieben oft zerfressen. Die Unio pictorum Z/., die Malermuschel, hält sich sowohl in flie- ßendem. Wasser als auch in Seen auf; ich habe sie in großen Exemplaren gefunden im Ostersee Juli 1900, auch vor Jahren im Simsee, doch in der Schale sehr ver- schieden von der erste- ren, nämlich sehr schmal und langgestreckt; auch in der Ilm bei Peters- hauseu ist sie anzu- treffen. Vergangenen Herbst fand ich sie in einem Moorbache bei Aubing in großer An- zahl. Die Form erinnert sehr an Unio hatavus, doch glaube ich nicht, daß sie dieser Art an- gehören; es waren noch junge Muscheln von 30 — ^100 mm Länge; zu Hause in einem Aquarium mit stagnierendem Wasser ein- gesetzt, gingen sie aber in kurzer Zeit zu Grunde. Bivalven im Aquarium zu halten, außer zur Zucht von Bitterlingen, ist wenig zu empfehlen, auch die Ansicht, daß Unio pictorum dazu un- bedingt notwendig ist, halte ich nicht für stich- haltig, denn Bitterlinge haben bei mir auch in Originalaiifnahme nach der Anodonta (Ostersee). Natur für die „Blätter“. 306 C. Sigl: Süßwasser-Mollusken-Fauna usw. — Dr. Hermann Bolau; Krebse im Seewasser-Aquarium. Anodonten ihren Laich abgesetzt; außerdem sind Anodoten viel leichter im Aquarium zu halten. Die Margaritana margaritifera L., die Fluß- perlmuschel, fehlt der Umgegend Münchens gänzlich, sie liebt kalkarmes Wasser und ist im Sande der Urgebirgsbäche Bayerns zu finden, nämlich im Regen und in den Flüssen des Fichtel- gebirges. Ihr Schloßrand besitzt Kardinalzähne, aber keine Seitenzähne. Die Schalen haben eine Höhe von ungefähr 120 — 130 mm und eine Breite von 80 — 90 mm, sind von harter Struktur, die Innenseite mit einer Perlmutterschicht überzogen, die Außenseite resp. Wirbel ist meist stark angefressen. Sphaeri umL., die Kugelmuschel, hält sich mehr in fließendem reinem Wasser auf, jedoch ist sie auch in Seen in der Nähe der Zuflüsse anzutreffen. Man kann die Kugelmuschel, zirka 10 — 15 mm groß in einem Glase, dessen Boden mit Sand ungefähr 3 — 4 cm hoch bedeckt ist, einige Zeit halten, doch muß das Wasser täglich zur Hälfte erneuert werden. Wenn sich Sphaeriiim ein- gewöhnt, steckt sie ihre Syphone aus der Schale hervor, um ihre Nahrung aufzunehmen, welche in den, dem unbewaffneten Auge unsichtbaren Mikroben des Wassers besteht. Bei der leisesten Beunruhigung zieht sie ihre Syphonen zurück. In jedem Gewässer mit schlammigem oder moorigem Grunde sind Pisidien, Erbsenmuscheln, zu finden. Ihre Farbe ist sehr verschieden, je nach ihrem Aufenthaltsorte von dunkelgrau bis dunkelbraun. Sie sind selten größer als 4 — 6 mm, meist viel kleiner. Für das Aquarium haben sie keinen Nutzen, auch sind sie in demselben unsichtbar, da sie sich im Schlamme verkriechen. (Nachdruck verboten.) Krebse im Seewasser-Aquarium. Von Dr. Hermann Bolau. In den Süßwasseraquarien der Liebhaber findet man als Bewohner vorwiegend ver- schiedene Arten von Fischen, einheimische aus der Umgegend und seit längere]’ Zeit auch viele ausländische Arten aus den verschiedensten Ge- bieten der Erde. Zum Schmuck dienen fast immer Pflanzen. Diese gewähren den Fischen einen Unterschlupf, manchen Arten auch Ge- legenheit, die Eier abzusetzen und tragen zur Rein- haltung und Durchlüftung des Wassers bei. Die niedere Tierwelt unserer Gewässer und noch weniger diejenige fremder Länder wird nur aus- nahmsweise in besondej’en Aquarien gehalten. Wohl bilden kleine Krebstiere, Wasserflöhe und Flohkrebse, ferner Insektenlarven und kleine Würmer ein wichtiges Futtermittel für Fische und besonders für manche Jungfische, zur Algen- vertilgung hält der Liebhaber einige Schnecken, das Hauptinteresse nehmen aber doch die Fische der verschiedenen Formen und Arten in Anspruch. Anders verhält sich die Sache bei den See- wasseraquarien. Hier spielt die niedere Tierwelt die vorherrschende Rolle, die Fische und auch die Pflanzenwelt treten mehr zurück. Die Zahl der Fische, welche für unsere Liebhaberei brauchbar sind, ist nicht groß. Zu nennen sind aus der Ost- und Nordsee der dreistachlige Stichling, der ja auch im Süßwasser gemein ist, der wie der vorige durch seinen Nestbau inter- essante Seestichling, die Seenadeln, der Klippen- barsch, der Leiei’fisch, einige Arten der See- teufel, der Bitterfisch, vielleicht auch noch junge Schollen oder Butt und ihre Verwandten. Für Liebhaber, denen ein größerer Geldbeutel zur Verfügung steht, kommen noch einige kleinere Arten aus dem Mittelmeere in Frage. Alle anderen Fische unserer deutschen Meere, so fast alle Nutzfische, wie Dorsch, Schellfisch, Peter- männchen und Steinbutt, sind zu groß, um als Aquarieubewohuer für den Liebhaber Wert zu haben oder zu empfindlich, wie der Hering und der Sprott oder der Schellfisch. Die Fische des Meeres bieten für den Liebhaber in ihrer Lebens- weise auch zu wenig des Intei’essanten, um ihn dauernd fesseln zu können. An Pflanzen finden wir in den Seewasser- aquarien nur kleinere Arten, welche als grüner Belag die Steine überziehen, und sich zumeist von selber ansiedeln. Viele Algen sind zu groß für das Aquarium und die zum Teil prachtvoll ge- färbten kleineren Arten halten sich im Aquarium sehr schlecht. Es ist dem Liebhaber dringend abzuraten, etwa von einem Besuche der Küste Algen mit nach Hause zu nehmen, denn nach meinen Erfahrungen gedeihen sie nicht, ver- schleimen in kurzer Zeit und verderben das Wasser. Auch die Pflanzen, welche zum Ver- packen von Seetieren gedient haben, sind für das Aquarium nicht zu verwerten, der Lieb- haber wird nur schlechte Erfahrungen mit ihnen machen. Wohl sieht man gelegentlich in großen Aquarien an der Küste ganze Behälter mit den verschiedensten Algen bepflanzt, die scheinbar üppig gedeihen. Das ist aber keineswegs der Fall, in den großen Aquarien am Meeresstrande wurden diese Algenbecken in kurzen Zwischen- räumen immer wieder entleert und mit frischen i)r. Hermann Bolau: Krebse im Seewasser-Aqiiarium. 307 Originalaufnahme naoli der Natur für die „Blätter“. Pflanzen aus der See gefüllt, dauernd halten sich dieselben auch hier nicht. Für die Besetzung der Seewasseraquarien verbleiben zur Auswahl fast nur die niederen Tiere. Die niedere Tier- welt ist aber im Meere so reich und mannig- faltig, daß es nicht schwer fällt, geeignete Tiere auszuleseii. In erster Linie sind es See- rosen und Seeuelken, welche in verschiedenen Arten jetzt im Handel zu haben sind. Ein mit solchen Aktiuien be- setztes Aquarium ge- währt dem Beschauer ein sehr hübsches Bild. Es sind nicht Tiere, welche durch ein leb- haftes Wesen auf fallen, sondern uns zieht die Schönheit ihrer Formen und die prachtvolle Fär- bung und Zeichnung an. Aktiuien sind im all- gemeinen haltbare Insassen unserer Behälter, die ohne besondere Inan- spruchnahme des Pflegers lange aus- halten und sich zum Teil auch leicht ver- mehren. Eine zweite für die Liebhaber ge- eignete Gruppe sind die Krebstiere des Meeres. Über einige der wichtigsten und haltbarsten aus der Nordsee möchte ich in den folgenden Zeilen einige Beob- achtungen in Bezug auf ihre Haltung mitteilen. Krebse leben vorwiegend von ab- gestorbenen tieri- schen Resten, daneben wüssen manche noch ge- schickt lebende Beute zu erjagen. Sie stellen im Meere eine sehr wiclitige Gesundheitspolizei dar, indem sie tote Tiere vertilgen. Man füttert sie im Aquarium mit kleinen Stückchen Fisch oder Fleisch oder reiclit ihnen zerschla- gene Schnecken oder Muscheln. Sie machen sich im Aquarium auch dadurcli besonders nütz- lich, daß sie auf ihren Streifzügen durch den Behälter übrig geblie- bene Stückchen Futter oder abgestorbene Tiere verzehren. Sie sorgen so aufs trefflichste dafür, (laß niclit iii den Ecken des A([uariums faulende Stoffe sich ansammelii. Der wichtigste und bekannteste Krebs der N ordsee ist der Hummer. Er lebt vorwiegend auf Unio pictorum ((J.stersee). Originalaufnahme nach der Natur für die „Blätter“. felsigem Untergründe. Auf dem Felssockel von Helgoland Avird er be- kaiiutlicli zu Tausenden erbeutet. Wegen seiner Größe ist der Hum- mer aber nur in kleineren Stücken in besonders großen Aquarien als Ge- fangener zu halten. ErAvachseue Tiere wird der Liebhaber nicht pflegen kön- nen. Geeignete Stücke für das Aciuarium zu er- Averben, ist für den Liebhaber nicht leicht. Am ehesten kommt er Avohl zum Ziel, Avenn er bei einem gelegeut- lichen Besuche Hel- golands sich mit einem Humnier- fischer in Verbin- setzt. In Städten werden in Fisch- Margaritana margaritifera (Regenfluß liei AA'ald). düng großen haudlungen häufig lebende Hummer feilgeboten. Unter diesen findet der Liebhaber gelegentlich 308 ßr. Hermann Bolau: Krebse im Seewasser- Aquarium. wohl ein hinreichend kleines und lebenskräftiges Tier. Bezieht man Hinnmer von der Küste, so werden sie, wie auch die in den Fischhand- Inngen ausgestellten, nicht in Wasser, sondern in feuchtem Seetang verpackt in die Hände des Empfängers gelangen. Der Aqnarienbesitzer wird nun wohl der Meinung sein, er müsse seinen Hummer so schnell wie möglich Avieder in Seewasser bringen. Das ist aber nicht richtig, bedeutet vielmehr für viele Hummer, welche munter und lebens- kräftig erschienen, sichern Tod. Die Hummer atmen bekanntlich durch Kiemen, Avelche am vorderen Körperteile sitzen. Während de]’ Hninmer nun im feuchten Tang verpackt war, legen sich die Kiemen fest aneinander, über- ziehen sich mit Schleim und verkleben. Daß die Hummer nicht ersticken, scheint daran zu liegen, daß die Feuchtigkeit an den Kiemen ans der Luft Sauerstoff aiifnimmt, die zur At- mung dient. Wirft mau den Krebs mm ins Wasser, so lösen sich die verklebten Kiemen nicht sogleich wieder und das Atennvasser kann nicht in so innige Berührung mit ihnen treten, AAÜe es zur Atmung notwendig ist. Im Wasser ist auch nicht so viel Sauerstoff ent- halten, wie in der Luft. Durch den Schleim- überzng der Kiemen tritt aber auch im Wasser bedeutend weniger Sauerstoff au die Atmungs- werkzenge wie in der Luft. Die Folge ist, daß der Hummer an Sanerstoffmangel zu Grunde geht; er erstickt. Um einen Hninmer in das Wasser des Aquariums zu überfüliren, taucht man ihn zunächst nur einige Augenblicke hinein und legt ihn dann wieder aufs Trockene. Nach einiger Zeit AAdederholt mau das Eintauchen und führt es fort. Allmählich lösen sich nun die Kiemen von einander, der Schleimüberzng Avird abgespült, und der Hummer kann endlich vollkommen seinem Elemente zugeführt werden. Ist das Tier sonst nur lebensfähig, so wird es sich bald erholen und ein interessanter und dankbarer Bewohner des Aquariums werden. Der Hummer lebt, Avie schon oben erwähnt, vorzugsweise auf felsigem Untergründe, auf dem er in den Spalten hinreichende Gelegenheit findet, sich zu verkriechen. Im Aquarium baut man ihm daher auch zweckmäßig eine oder mehrere Schlupfwinkel aus flachen Steinen, in die er sich zurückziehen kann. Meistens wird er bald von einer Höhlung Besitz ergreifen und sich Avohnlich einrichten. Dazu reinigt er mit der Brust und den Scheren den Untergrund von Sand und Steinen. Er geht rückwärts in seine Wohnung, preßt den Körper fest auf den Grund und schiebt nun den Sand vor sich her aus der Höhlung heraus. Sind einzelne Steine vor- handen, so hebt er sie mit den Füßen auf und schleppt sie hinaus. Es ist erstaunlich, wie verhältnismäßig große Steine ein Hummer zu bewältigen vermag. Große Hummer tragen mit Leichtigkeit faustgroße und selbst noch schwerere Steine fort. Findet der Hummer in seinem Be- hälter keine oder keine ihm zusagende Wohnung, so gräbt er sich unter einem Steine oder dergl. selbst ein Loch, und kann dabei arge Unord- nung im Aquarium anrichten. Wird der Hummer geängstigt, nähert man ihm z. B. einen Holzstab, so erhebt er zur Ab- wehr drohend die geAvaltigen Scheren, weicht der Feind dann nicht, so treiben ein paar kräftige Enderschläge mit dem Schwänze ihn schnell aus dem Bereiche der Gefahr, er sucht gewöhnlich seine Höhlung zu erreichen und verteidigt diese wütend mit den Scheren. Man reicht dem Hummer wöchentlich zwei Mal, in der kälteren Jahreszeit ein Mal ein Stückchen Fisch oder Fleisch. Er sucht sich nebenbei im Aquarium noch Abfälle, die er mit Hilfe einer feinen Witterung aufspürt. Sinkt die Temperatur des Wassers sehr tief, so stellt der Hummer das Fressen ein, er liegt dann meistens in seiner Höhle. Wenn jemand zum ersten Male mit lebenden Hummern zu tun hat, so fürchtet er besonders die großen Scheren. Und mit Eecht, das Tier vermag mit ihnen sehr empfindlich zu kneifen und läßt den Finger, den es erwischte, erst nach längerer Zeit wieder los. Man muß den Hummer stets von oben über den Körper fest erfassen, dann sind die Finger außer aller Gefahr. Gewöhnlich schlägt der Krebs mit dem Hinterleib anfangs kräftig nach unten, hat man ihn dann nicht fest in der Hand, so fliegt er meistens infolge des heftigen Kuckes zu Boden. Nützen dem Tiere diese Anstrengungen aber nichts, weil man fest anfaßt, so gibt es seine Versuche bald auf und läßt sich ruhig tragen, aus dem Bereiche seiner Scheren bleibt man aber doch am besten mit den Händen fort. Auf einen interessanten Vorgang im Leben des Hummers will ich noch kurz hinweiseu. Den Körper des Tieres umgibt bekanntlich ein Chitinpanzer, in dem große Mengen von Kalk- salzen abgelagert sind. Da dieser starke Panzer nicht wachsen kann, ist es dem Hummer, und auch andern Krebstieren unmöglich, an Größe zuzunehmen, solange ihn der Panzer umgibt. Robert Rem bol dt: Am Wendepunkt! 309 Will der Hummer nun wachsen, so macht er es wie die Schmetterlingsranpen, er häutet sich. Unter dem harten Panzer bildet sich ein neues, weiches Chitinkleid. Dann lösen sich an ver- schiedenen Stellen die Kalkmassen des Panzers auf, so daß auch hier weiche, biegsame Partien anftreten. Ist das neue Chitiiikleid fertig ans- gebildet, so sprengt der Hnmmer am Kücken in einer Längsnaht und einer senkrecht zu ihr stehenden Qnernaht den alten Panzer ausein- ander und schlüpft heraus. So einfach ist das aber nicht, denn z. B. die gewaltigen Scheren müssen durch die recht engen Gelenke hindnrch- gezogen werden. Um die Scheren und andere umfangreichere Glieder dünner zu machen, scheint der Hnmmer vorher alles Blut ans ihnen her- ansznpressen, so daß sie schlaff werden. Nach kürzerer Zeit, oft aber erst nach stundenlangem Bemühen, ist die Häutung vollzogen. Die alte Haut bleibt liegen, der gehäutete Hnmme)’ ist für kurze Zeit weich, die Kalksalze lagern sich in dem neuen Chitinkleid erst allmählich wieder ab. Solange der Hnmmer weich ist, wächst er. Die Häutungen aller Krebse wiederholen sich in kürzeren Zwischenräumen, solange die Tiere jung sind, je älter sie werden, desto seltener folgen die Häutungen aufeinander, alte Tiere scheinen sich erst nach mehreren Jahren wieder zu häuten. Über die Größenznnahnie des Hummers liegen mir keine Zahlen vor, beim Taschenkrebs, auf den ich nachher noch näher eingehe, war ein Tier nach der Häutung 15% länger und 18 7o breiter als vorher, bei einem andern wuchs die Breite von 50 auf 60 mm, also um 20%. "Während der Häutung sind die Krebse im Stande, Gliedmaßen, welche ihnen im Kampfe mit ihresgleichen oder mit anderen Tieren ver- loren gingen, zu ersetzen, zu „regenerieren“. Fehlte z. B. vor der Häutung eine Schere, so findet man nach derselben eine neue, wenn auch kleiuere und schwächere an Stelle der alten Schere. Mit der nächsten Häutung wird sie wieder größer und erreicht dann bald ihre normale Größe. (Schluß folgt.) (Naclidruck verboten.) Am Wendepunkt! er die Gepflogenheit der Menschen, Tiere in Aquarien und Terrarien zu pflegen, bis auf ihren Anfang zurück verfolgt, der wird Anden, daß sie ursprünglich lediglich den Ge- lehrten Mittel zu dem Zwecke war, solche Tiere in der Studierstube zu halten, welche sich der Beobachtung in ihrem Naturleben völlig zu ent- ziehen vermochten, weil sie, im Wasser pfeil- schnell dahin schießend oder in Erdhöhlen sicli verborgen haltend, dem Auge des Menschen nur flüchtig oder gar nicht sich darboten, was bei Fischen, Amphibien und zum Teil auch bei Reptilien hauptsächlich der Fall ist. Dagegen konnten sie, in entsprechend aus- gestattete, dem Wesen der betr. Tiere angepaßte — wenn auch ursprünglich primitiv hergestellte — Behälter gebracht, bei Tag und bei Nacht hin- sichtlich ihrer Lebensweise, der Art ihrer Fort- pflanzung usw. genau beobachtet werden. Dreierlei Gründe dürften es gewesen sein, Avelche dann im Laufe der Zeit auch Laieu ver- anlaßt haben, sich solche Tierhaltungen zu in- stallieren, nämlich der Nachahmungstrieb, der Wunsch etwas „Besonderes“ zu besitzen und, last not least, die Liebe zur Natur. Ja, zu Natur- Anstalten in der Häuslichkeit sind Aqua- rien und Terrarien geworden und da den meisten Menschen der Hang zur Geselligkeit anhaftet, hat man dann bald Vereine von Aquarien- und Terrarien- „Freunden“ oder „Liebhabern“ ins Leben gerufen und hat die Sache betrieben, so gut als man es eben verstand. Lange Zeit haben nur einheimische Fische, Amphibien und Rep- tilien als Pflege- Objekte gedient, schließlich konnte man aber, Dank der Opferwilligkeit einzelner — ich erinnere nur an Herrn Nitsche vom „Triton “-Berlin — auch zur Haltung von Exoten übergehen und haben diese die erstereu ziemlich verdrängt. Aber auch in der Art, wie die Sache gemacht wird, hat sich eine wesentliche Änderung voll- zogen. Während es eine Zeit gab, in welcher der „Liebhaber“ sehr zufrieden war, wenn seine, monatlich einmal mit Oblaten gefütterten Gold- fische nur alle 6 — 8 Wochen durch andere er- setzt werden mußten, wenn sie verhungert oder an Sauerstoffmangel zu Grunde gegangen waren, hat sich allmählich hinsichtlich der Aquarien- und Terrarien-,, Liebhab er ei“ eine Änderung zum besseren insofern gezeigt, als man sich daran gewöhnt hat, in den Vereinen für Aqua- rien- und Terrarien-Kunde, der Sache wenig- stens einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben. Anlaß hierzu gaben in den Vereinen jene Mitglieder, welchen es nicht um eine Spielerei mit lebenden Tieren, sondern um die Beobachtung dieser Tiere in morphologischer und biologischer Hinsicht zu tun war. Gerade in den letzten Jahren kann man aus den Berichten der Vereine und aus den in den 310 F. Westphal: Die Zucht von ßarbus vittatus im Aquarium. einschlägigen Zeitschriften veröffentlicliten Ar- beiten von Mitgliedern dieser Vereine klar und deutlich ersehen, daß die wissenschaftliche Seite der Sache im Kampfe liegt mit der seichten Be- handlung derselben als privaten Spielerei und als Mittel zur Betätigung von Vereinsmeierei. Letztere wird wohl in der Schaffung eines Lieder- buches für Aquarien- und Terrarien- Vereine oder in der Einführung von Fahnen und Standarten für dieselben den Gipfel eri-eicht haben und wir werden dann an einem bedeutsamen 'Wendepunkt stehen. Es kann die Stunde nicht mehr ferne sein, in der bei den Vereinen, deren Angehörige sich mit herpetologischen, ichthyologischen und entomologischen Studien, bei welchen in hervor- ]’agender Weise das biologische Moment vor- zuheiTSchen hat, befassen, die Überzeugung zur Geltung gelangt, daß eine ernste Sache — und als solche ist das Studium der Natur wohl von jeher betrachtet worden — nicht vercjuickt werden kann mit Dingen, welche man gemeinhin als Vergnügungen bezeichnet und welche zu bieten Aufgabe von Kegel- und Schützen-Klubs, Gesang- Vereinen imd Tanz-Instituten ist. Es muß eben jede Sache zur richtigen Zeit und am richtigen Orte betrieben werden und ernst kann nur der genommen werden, der eine ernste Sache nicht spielend behandelt. Lassen Sie uns, wenn wir am W^endepunkt angelangt sein werden, eingedenk sein der Tat- sache, daß unsere Sache als Ausgangspunkt das Studier-Zimmer der Gelehrten gehabt hat und daß naturwissenschaftliche Studien nicht bei Gesang und Tanz betrieben werden können. Darüber aber wollen wir uns freuen, daß was früher als nur in der Sphäre der Gelehrten gelegen erschien, heute Gemeingut vieler ge- bildeter Laien geworden ist und lassen Sie uns dann in ernster Arbeit gemeinsam Vorgehen, wenn es gelten wird, in neue Bahnen einzulenken. Robert Remboldt, „Isis“-Miinchen, den 12. Sept. 1904. »o (Nachdruck verboten.) Die Zucht von Barbus vittatus im Aquarium.*) Von F. Westphal. ■ein Weg führte mich in letzter Zeit zu einem mir bekannten Fischfreund unserer *) Wie mir heute bekannt wird, hat Herr Brüning- Hamburg versucht, den Fisch zu bestimmen, doch war es ihm seiner Zeit bei der Kleinheit der Exemplare nicht möglich, die Art festzustellen. Es dürfte sich daher em- pfehlen, vorläufig nur Barhns spec. zu schreiben, die Art vittatus dürfte es schwerlich sein. Vgl. „Blätter“ S. 197. SO schönen und hochinteressanten Liebhaberei. Dort angelangt besichtigte ich, wie es wohl jeder an meiner Stelle auch nicht anders gemacht hätte, die verschiedenen Aquarien, in denen sich zahlreiche Fischchen munter tummelten. Vor einem Becken, besetzt mit Hcqüochiliis panchax, HaplocMlus latipes und mehreren Barhus vittatus, die aus chronischem Platzmangel in einem schwach geheiztem Aquarium zusammen gehalten wurden, blieb ich beobachtend stehen, denn ein kleinerer Barhus vittatus jagte ein größeres Exemplar der- selben Art durch den Behälter. Ich hielt beide Tiere für ein Pärchen und kaufte dieselben. Zu Hause angekommen setzte ich die Tierchen in eine Wassertemperatur von -|- 11 R., wo sie sich noch leidlich wohl fühlten; denn sie nahmen gereichte Daphnien und Cyklops sofort an. Am nächsten Morgen siedelte ich die Fische in ein 35x^5x30 cm messendes Aquarium über, welches mit verschiedenen Pflanzen ziemlich stark bewuchert war (hauptsächlich Myriophyllum). Das Wasser befand sich erst ungefähr eine Woche im Becken, doch waren die Pflanzen stark mit braunen Algen überzogen, während Faden- algen, in welchen sich die jungen Fischlein sonst sehr leicht aufhängen, nicht vorhanden waren. Ich glaube mit Recht annehmen zu können, daß jeder junge Fisch in den braunen Algen, wenn auch in bescheidenem Maße, Futter flndet. Der Wasserstand im Aquarium betrug 21 cm. Ich heizte das Becken, die Wärme des Wassers schwankte zwischen 19 und 22 ®R. Die Fische fingen wieder an zu treiben und es flel mir auf, daß die Farben der Tiere bedeutend intensiver Avurden, zu beiden Seiten des Körpers zog sich bei beiden ein grünlich-blauer Streifen hin, ähnlich wie bei unserem heimischen Bitterling. Das Pärchen hielt sich stets zusammen, wo sie hin- schwamm, da zog es auch ihn hin und immer puffte das Männchen das 'Weibchen in die Seiten, oder auch einmal zur Abwechslung gegen den After, genau so, wie es der Schleierschwanz und seine Verwandten zur Laichzeit treiben. Alle Stöße des Männchens wurden von oben nach unten ausgeführt. Das Spiel dauerte mehrere Tage, ließ aber auf einmal nach. Hatte früher das Männchen das Weibchen verfolgt, so wurde es jetzt um- gekehrt, das Weibchen verfolgte das .^Männchen Hierbei will ich gleich bemerken, daß der als Capoeta von mir bestimmte Fisch, „Blätter“ S. 197, eine Capoeta-Ärt ist. Die Schlundzähne zeigten bei dem untersuchten Exemplar: 5, 2, 3 -2, 3, 5. Andererseits sollen auch Tiere mit 4, 3, 2 — 2, 3, 4 Vorkommen. Ob es die Art damacina ist, ist fraglich, aber wahrscheinlich. Bade. W. Schroot: I. Ausstellung des Vereins f. Aquarien- u. Terrarienkunde „Wasserrose“ zu Dresden. 311 Nach einer Photographie. Blick auf den hauptsächlichsten Teil der Ausstellung des Herrn Joh. Thumm. und biß nach ihm, wahrscheinlich um es in die Flucht zu jagen. Da ich eine Laichabgabe nicht bemerkt hatte, nntersnchte ich die Pflanzen im Aquarium genau durch die Scheiben, ohne von oben in das Becken zu sehen. Ich bemerke vier kleine „Etwas“ am Myrlophißlum hängen, die ich für Fragmente von Daphnien hielt. Nach zwei Tagen waren diese „Etwas“ verschwunden, ich blickte von oben in das Becken und sah hier ca. 30 junge Barhus vittatus, die an der Ober- fläche des Wassers schwammen und Jagd anf kleine Cyklops machten. Die Tierchen hatten die Größe von 3 — 5 mm. Um der Liebhaberei zn dienen, beließ ich die Elterntiere im Becken, sie schwammen stets unten in der Nähe des Bodenbelages, während die Jungen sich oben am Wasserspiegel aufhielten. Ein Verringern der Brut habe ich nicht wahrgenommen, ob die lieben Eltern sich aber nicht am Laich schon vergangen hatten, wer weiß es? Die Alten Avaren 14 Tage bei den Jungen. Gefüttert habe ich Daphnien und Cyklops, kein Infusorienwasser. Bemerken will ich noch, daß die Fische ohne irgend einen Sonnensti'ahl gezogen worden sind. Ich will hier kurz abschweifen und noch be- merken, daß ein Paratilapia muUicoJorAY eihchen, ebenfalls ohne Sonne gezogen, genau 4 Monate alt, mir 27 Junge brachte, ohne daß es jemals von der Sonne gestreift worden wäre. Meine Barben sind jetzt 3 Wochen alt und haben die Länge von l^/j cm. Der charakteristische schwarze Fleck in der Rückenflosse ist deutlich ausgeprägt, der Fleck am Schwanzstiel beginnt sich auch zu zeigen. Ein metallischer Glanz breitet sich auch schon über den ganzen Körper aus, besonders an den Kiemendeckeln. Da Barhus vittatus ein sehr munterer Geselle ist und die Jungen nicht schwierig aufzuziehen sind, so dürfte seine Zucht mehr Vergnügen bereiten als die von Kampffischen und Makropoden. Die Geschlechter sind ziemlich leicht zu unterscheiden. Das Männchen ist kürzer und gedrungene]’ gebaut als das Weibchen. Von letzterem brachten die „Blätter“ auf Seite 198 eine sehr charakteristische Photographie. (Nachdruck verboten.) I. Ausstellung des Vereins für Aquarien- und Terrarienkunde „Wasserrose“ zu Dresden, vom 4. bis 11, September 1904. Von W. Schroot, „Huniboldt“-Hamburg. (Mit 4 Photographien.) «|ie schönen Tage in Aranjuez sind nun zu p Ende. Mit der kleinen Variation „in Di’esden“ kann auch ich diese Worte nun aus- rnfen. Leider! muß ich hinzufügen; denn nur zu schnell waren die wenigen Tage vorüber. Als ich am Sonnabend vor der Eröffnung der Ansstellung in Gesellschaft des Herrn Joh. Peter, des I. Vorsitzenden unseres „Humboldt“, der als Preisrichter zur Ausstellung berufen war, gen Dresden fuhr, da waren Avir beide voll froher ErAvartung. Ging doch aus den Berichten und den Veröffentlichungen einzelner Mitgliedei’ des verhältnismäßig noch jungen Vereins „Was- serrose“ hervor, daß sich dort in Dresden Lieb- haber zusammengefunden hatten, die in der Pflege und Zucht namentlich fremdländischer Fische und neuerdings auch Molche wirklich Hervorragendes leisten. Und unsere Hoffnung Avurde denn auch nicht getäuscht; im Gegenteil, das, was wir sahen, übertraf unsere Erwartungen bei weitem. V'as da von 24 Ausstellern ge- zeigt Avurde, vereinigte sich zu einem so schönen Bild, Avie es Avohl nur selten eine Ausstellung auf unserm Gebiet gezeigt hat. Allerdings Avar es fast ausschließlich eine Ausstellung von 312 W. Scliroot: I. Ausstellung des Vereins f. Aquarien- u, Terrarienkunde „Wasserrose“ zu Dresden. fremdländischen Fischen und von Molchen und das mag ja, namentlich, wenn man die Ausstellung als das betrachtet, was sie ja sein soll, nämlich ein Propagandamittel sowohl für den betr. Verein wie für die Gesamtliebhaberei, ein sehr fühlbarer Mangel sein, obgleich man allerdings auch hierüber geteilter Meinung sein kann. Einheimische Tiere waren fast gar nicht ausgestellt; ganz fehlten z. B. Bitterlinge und die beiden Stichlingsarten, welch’ letztere nota- bene beide bei Dresden nicht Vorkommen. Auch die Kleintierwelt unserer Gewässer war nicht vertreten; nur eine Sammlung von zehn diversen deutschen Schneckenarteu, die Herr Max Schulze in einzelnen Behältern ausgestellt hatte, bildete eine Ausnahme. Ebenso war auch auf Pflanzenkulturen im allgemeinen recht wenig Gewicht gelegt worden, leider! Viele der Behälter, fast alles Glasaquarien, waren anscheinend nur für die Ausstellung hergerichtet worden, zeigten nur spärlichen Pflanzenwuchs und waren fast sämtlich an eine Durchlüftung angeschlossen, die von dem Mitgliede Herrn Klempnermeister Skell, dem Besitzer des Dresdner Seewasseraquariums, angelegt worden war. Auch das gänzliche Fehlen eines eingerichteten Eep- tilienterrariums, wie überhaupt das Fehlen von Eeptilien, wurde von verschiedenen Seiten leb- haft empfunden; doch kann dies ja dem Verein nicht zum Vorwurf gemacht werden, da er in seiner Mitte eben keine Eeptilienliebhaber be- sitzt, wie das bekanntlich in vielen Vereinen der Fall ist. Das mögen aber Mängel genug sein und an der Leitung des Vereins wird es liegen, durch ein angelegtes „Fehlerbuch“ festzuhalten, worin die Ausstellung nicht ganz auf der Höhe war, um bei einer zweiten Ausstellung in diesen Punkten nicht wieder zu fehlen. Die Ausstellung fand statt im Winterhause des Zoologischen Gartens, einem geräumigen Lokal mit Ober- und Seiteulicht. An den hübsch drapierten und mit Pflanzendekorationen versehenen Ständen, die um die Seitenwände des Hauses liefen, standen in bunter Eeihe die ausgestellten Behälter. Die Mitte des Hauses nahm der Stand des Herrn Gärtnereibesitzers und Zierfischzüchters Paul Schäme ein. 80 Nummern zählte seine Ausstellung und was nur die letzten Jahre an Fischneuheiten ge- bracht haben: hier wurde alles in durchweg schönen Exemplaren zur Schau gestellt. Da waren außer den bereits bekannten, zuerst von H. Stüve-Hamburg eingeführten Barlus ticto und B. vittatus noch ein paar andere unbe- stimmte Barben; ein wunderhübscher neuer Zahnkarpfen Cyprinodon dispar; Nuria daurica, der „fliegende“ Fisch, ein kleines äußerst leb- haftes Fischchen, bei dem die Brustflossen nicht, wie bei andern Fischen, senkrecht, sondern wagerecht stehen, wodurch es dem Fisch er- möglicht wird, nach Art der fliegenden Fische eine größere Strecke außerhalb des Wassers zu „fliegen“. Beim Männchen färbt sich zur Laich- zeit die hintere Körperhälfte blutrot. Das Fischchen soll nach Versicherung des Herrn Schäme unschwer im Aquarium zu züchten sein. Ferner ist noch zu erwähnen: eine neue Poecilia- Art, Poecilia presidionis, Macrones tengara, ein hübscher, schwarzweiß längsgestreifter Wels aus Ostindien, Etheostoma coeruleus, der bunte Soldatenfisch aus Nordamerika, von dem es Herrn Schäme gelungen ist, ebenfalls Nachzucht zu erreichen, eine neue Schlangenkopffischart, Ophiocephalus marulius. Auch diese Neuheiten stammen sämtlich aus Importen des Herrn Hans Stüve. Daß dabei die bereits bekannten Neueinführungen der letzten Jahre, wie Tricho- gaster lalius, Polyacanthus eupanus, Capoeta damascina, Mollienisia latipinna und forniosa, Ctenops vittatus, Rivulus elegans usw. nicht fehlen, mag für den, der die Schäme’sche Zuchtanstalt kennt, als Selbstverständlichkeit gelten. Zwei Tiere hätte ich bald vergessen: die Ampullaria gigas, eine Eiesenschnecke aus dem La Plata, von der Herr Schäme sehr viel Nachzucht erzielt hat, und ein paar Bastarde von einem weiblichen Teleskopschleierschwanz und einem männlichen Barlus ticto. Die Ampullaria, ein Tier von ca. 6 cm Schalen- durchmesser, ist insofern höchst interessant, als sie ihre großen Eierhaufen ziemlich hoch außerhalb des Wassers, also an Sumpfpflanzen oder andern Gegenständen, absetzt. Der Eier- haufen hat einige Ähnlichkeit mit der Hälfte eines der Länge nach durchschnittenen Mais- kolbens, nur etwas kleiner, und sieht zuerst rosenrot aus. Nach einigen Tagen färbt er sich heller und heller, und die jungen, jetzt vollkommen entwickelten Schnecken, die die zur Lebenserhaltung benötigte Feuchtigkeit bis jetzt in dem „Eierpolster“ gefunden haben, fallen ins Wasser und passen sich nun dem Leben darin an. Die jungen Schnecken haben zuerst ungefähr die Größe einer Erbse, wachsen aber bei guter Pflanzenkost rasch heran und 3 — 4 Wochen alte Tiere haben schon einen Schalendurchmesser von einem Zentimeter. W. Schi-oot: I. Ausstellung des Vereins 1'. Aquarien- u. Terrarienkunde „ Wasserrose“ xu IJresden. 3i:j Dnrcli einen Zufall konnte Herr Schäme einen ganzen Eierhaufen, der bei ihm meistens an den Zementwänden der Becken ahgesetzt wird, zur Schau stellen. Auf dem Rand eines seiner Becken hatte nämlich ein kleines Glasaquarium gestanden und hieran hatte eine Schnecke ihren Laich abgesetzt. — Ein nicht minder inter- essantes Ausstellungsobjekt waren die Bastarde von Barbus ticto ö und Teleskopschleier- schwanz g . Die drei ausgestellten Tiere zeigten in ihrem ganzen munteren Wesen die Barbe, mit der sie auch in der Körperform und Farbe übereinstimmen; in der Beüossung erinnern sie jedoch am ehesten an einen Kometschleier- dann, dessen bin ich sicher, mehr mit ihm und seiner Zucht befassen. Aber auch auf andere Gattungen und Arten lassen sich ja solche Kreuzungsversuche ausdehnen. Einer der Aus- steller, Herr Job. Thumm, auf dessen vorzüg- liche Gesamtleistung ich noch weiter unten zurückkommen werde, hatte z. B. zwei Bastardie- rungen mit Zahnkarpfen ausgestellt, nämlich einmal Poecilia mexicana g mit Mollienisia latipinna ö und das andere Mal Poecilia mexicana ö mit Mollienisia formosa g . Ebenso ließe sich wohl unter den Labyrinth- fischarten und Chromiden manche Kreuzung möglich machen und auch in diesen Fällen bin 1 Blick auf 'die rechte Seite der Ausstellung des Herrn P. Schäme. Nach einer Photographie. schwänz. Es handelt sich in diesem Falle selbstverständlich um eine künstliche Befruch- tung; auf natürlichem Wege wäre eine Ver- einigung dieser beiden Arten wohl nicht mög- lich. Man mag über solche ,, Spielereien“ denken wie man will, das eine wird man zugeben müssen: wenn es gelingt, durch solche Kreuzungen dem „langweiligen“ und „plumpen“ Schleier- schwanz elegantere Formen und größere Leb- haftigkeit zu geben, wie das ja in vorliegendem Fall ad oculos demonstriert wurde, und wenn vor allen Dingen diese Bastarde sich als fort- pflanzungsfähig erweisen, dann wäre es ein Unrecht, das als Spielerei zu bezeichnen. Man- cher Liebhaber, der jetzt den Schleierschwanz und seine Varietäten nicht hält, weil er ihm zu plump und langweilig erscheint, würde sich ich der Ansicht, daß man die Berechtigung von dergleichen Versuchen nicht kurz von der Hand weisen, sondern abwarten soll, ob nicht dadurch unserer Liebhaberei neue „Arten“ zugeführt werden, die, vielleicht wegen schönerer Form und Färbung, wegen leichterer Haltbarkeit, wegen größerer Widerstandsfähigkeit gegen niedere Temperaturen oder wegen anderer Eigenschaft, den Stammeltern vorzuziehen sind. Voraussetzung ist dabei selbstredend immer die Fortpflanzungsfähigkeit von derlei Bastarden; andernfalls wäre es allerdings wohlberechtigt, solche Versuche als Spielereien zu bezeichnen. Die goldene Medaille für Gesamt- leistung als Berufszüchter sowie der Eh- renpreis des Vereins „Wasserrose“ war die wohlverdiente Anerkennung, die Herr Schäme 314 W. Schroot: I. Ausstellung des Vereins f. Aquarien- u. Terrarienkunde „Wasserrose“ zu Dresden. für seine Leistung einheimsen konnte. Die goldene Medaille für Gesamtleistung als Liebhaber sowie den Ehrenpreis des Mitgliedes Herrn W. Schaeffer, bestehend in dem Künstler- steindruck „Blühende Wasserrosen“, erhielt Heir Architekt Joh. Thumm. Außerdem wurde ihm noch für Pflege und Zucht von Fischen und Amphibien (Molchen) von den Herren Pi-eisrichtern eine silberne Medaille zner- kannt. Seine Ausstellung umfaßte 43 Nummern, zumeist neuere Einführungen an Fischen, zum größten Teil eigene Zuchtresultate und Molche. Wer da weiß, mit wie vieler Mühe und Arbeit eine solche Ausstellung verbunden ist, der mußte staunen über diese Leistung eines Lieb- habers und zugeben, daß die Anerkennung durch Verleihung von drei Preisen eine durch- aus wohlverdiente war. Eine goldene Medaille für Pflege und Zucht von Zierfischen erhielt auch Herr Kaufmann P. Engmann, dei' in 19 Nummern namentlich die verschiedenen einge- führten Chromidenarten zur Schau stellte, dar- unter n. a. ein Paar der neuen Cichlasoma nigrofasciatum. Seine Behälter zeigten auch gute Bepflanzung; besondei-s ins Auge fiel ein großes heizbares Salonaquarium mit Natur- eichenfassung, welches so dicht mit Cahomba, Ambulia heteropkylla usw. bepflanzt war, daß man von den darin befindlichen jungen Geopha- gus brasihensis und Mesogonistius chaetodon absolut nichts zu Gesicht bekam. Für „gute Pflanzenkulturen“ wurde ihm denn auch außer- dem eine silberne Medaille zuerkannt. Die goldene Medaille für „Pflege und Zucht von Amphibien und Reptilien“ wurde Herrn Kauf- mann G. Gerlach für seine Molch-Ausstellung verliehen, eine Ausstellung, an der auch der- jenige seine helle Freude haben konnte, der sonst weniger für Molche übrig hat. Da merkte man so recht die Lust und Liebe zur Sache. In 47 einzelnen Behältern, wovon allerdings ein Teil wirkliche Miniaturaquarien genannt zu werden verdienten und die als Aufzucht- behälter fungierten, hatte der Genannte seine Schätze ausgestellt. Eine ähnliche reichhaltige Zusammenstellung, wie sie hier gezeigt wurde, dürfte kaum zum zweiten Male existieren. Sie enthielt wohl so ziemlich alles, dessen man irgend habhaft werden konnte. Da waren nicht nur Neuheiten wie Spelerpes werneri, sondern auch andere schwerer zu erreichende oder zu haltende Arten, wie Chioglossa lusi- tanica und Salamandrina perspicillata : da waren Varietäten des Triton alpestris aus den ver- schiedensten Gebieten seines Vorkommens, Zuchterfolge von einer ganzen Anzahl von Arten, Kreuzungsprodukte, kurz: eine Aus- stellung, wie sie noch nie gezeigt wurde. Wer mit solchem Eifer wie Herr Gerlach bei der Sache ist, der erwirbt sich nicht nur für die Liebhaberei, sondern auch für die Wissenschaft manches Verdienst. Silberne Medaillen erhielten außer den bereits Genannten die Herren Dr. med. Dannenberg (für Gesamtleistung; u. a. drei Gesellschaftsaquarien: eines mit Chromidenarten, eines mit Labyrinthfischen und das dritte mit nordamerikanischen Sonnenfischen); Herr Re- dakteur Otto Fließbach (für Pflege und Zucht von Zierfischen; bemerkenswert war ein Exem- plar eines wunderschönen neuen Zahnkarpfens Fvndultts chrysotus aus Nordamerika, von dem auch ich vor Jahren mal eines besaß. Herrn H. Stüve-Hamburg, der die Tiere beide Male importierte, kann der fernere Import dieses reizenden Fisches nicht warm genug ans Herz gelegt werden), Herr Kaufmann Friedrich Tonn (für Pflege und Zucht von Fischen), Herr Kalkulator H. Semmer (desgl.). Silberne Me- daillen für gute Pflanzenkulturen erhielten außer Herrn Engmann noch die Herren Kauf- mann W. Schaeffer und Max Schulze. Eine silberne Medaille für Pflege und Zucht von Fischen und Amphibien und für gute Zusammen- stellung eiiiielt Herr Bankbeamter H. Kummer, dem außerdem für Gesamtleistung noch eine bronzene Medaille zuerkannt wurde. Bronzene Medaillen erhielten ferner Herr Max Schulze (Süßwasserschnecken), Herr Kaufmann A. Klee- berg (Pflege und Zucht von Fischen), Herr Ingenieur de la Vigne (desgl.), Herr Rentier 0. Hann (desgl.), Heri- Kaufmann W. Schaeffer (desgl), Herr J. Riedtier (desgl), Herr Rentier 0. Uhle (Schleierschwänze), Herr Kaufmann H. Hann (einheim. Fische) und Herr Ernst Winzer, „Nymphaea“-Leipzig, für seinen In- sektenfang-Apparat. Lobende Anerkennung: Herr Drogist P. Lehnert (Pflege und Zucht von Fischen), Herr Tiermaler Bruno Pittrich (für vier hübsche Aquarelle), Herr Verlags- buchhändler Hans Schnitze (Fachliteratur) und Herr Arthur Mühlner-Leipzig (Hilfsapparate). Den von Herrn Ed. Stehr überreichten Ehren- preis des Vereins „Nymphaea alba“-Berlin erhielt Herr Obergärtner Richter für Gesamtleistung. Damit wäre ich zum Schluß gekommen. Um sich ein Bild von der Größe der Ausstellung zu machen, mag es genügen, wenn ich sage, daß das Preisrichter-Kollegium, das aus den Kleine Mitteilungen 315 Herren F. Ledien, Inspektor des kgl. botanischen G-artens zu Dresden, Herrn Joli. Peter, 1. Vors, des Vereins „Humboldt“ -Hamburg und Herrn Ed. Stelir, Mitglied des ■ Vereins „Nympliaea alba“ -Berlin, bestand, von morgens 9 Uhr bis abends 6 Uhr mit zwei kurzen Unterbrechungen seines Amtes waltete. Die Herren haben einen anstrengenden Dienst gehabt; aber ich glaube, sie haben es bei dev Qualität des Gebote- nen gern Denn die „Was serrose“ hat durch diese Ausstellung gezeigt, daß man sie zu den ersten deutschen Vereinen zählen muß. Und wenn vielleicht noch nicht alles so war, wie e wünschenswert ge- wesen wäre: bei einer zweiten Ausstellung wird sie zeigen können, daß sie durch diese erste gelernt hat, und wird ein ab- gernndeteres Bild unse- rer Gesamtliebhaberei geben. In diesem Sinne rufe ich ihr aus der Ferne ein herzliches „Vivat, floreat, crescat!“ zn. Den Herren Eng- mann und Thumm aber, die sich nm die Ausstellung besonders verdient gemacht haben durch die Vorarbeiten, Bear- beitung des Katalogs nsw. und die sich unserer in so selbstloser Weise angenommen haben, kann ich nicht umhin, auch an dieser Stelle unsern Dank auszusprechen. jCleine J\4itfeilun^cn. Das wissenschaftliche Laboratorium zu Oeeste- miinde hat eine nach jeder Richtung hin vollständige und durchdachte Ausrüstung erhalten. Für Biologen und Fischereisachverständige ist dort eine vorzügliche Arbeitsstätte geschaffen. Die Anstalt ist zuerst von einem Fräulein Dr. Plehn von der Biologischen Anstalt in München benutzt worden, die Studien an o-etan Nach Photographien. Seelischeti machte. Die Arbeitsstelle wirrl besonders zur Bearbeitung der auf den Fahrten des Forschungs- dainpfers „National“ gewonnenen Funde und der durch den großen Geestenuinder Fischinarkt und die Fisch- damj)Ferflotte gebotenen vielseitigen Gelegenheit zur wissensehaftlichen Arbeit im Interesse der Seefischerei benutzt und versjiricht in dieser Richtung einen großen Nutzen durch wechselseitig enge Beziehungen zwischen \\'isscnschaft und Praxis. In einem Nebengebände sind a. die verschiedenen Gegenstämle zur Fischerei, .Jagd und wissenschaftlicher Arbeit untergebracht, die von ährten des Deutschen Seefischereivereins in s nördliche Eismeer, welche unter Leitung des hiesigen Hafenmeisters Doge ausgefiihrt wurden, herstammen. Springhriiiiuen mit beleuchtetem Wasserstrahl. Aus England kommt eine Erfindung, welche einen von innen erleuchteten Springbrunnen be- trifft. bei dem das Wasser eine Art Glocke über der Lichtquelle bildet. Man kennt bereits derartige Spring- brunnen, die gleichzeitig zu Schau- zwecken, als auch zur Reinigung der Zimmerluf't dienen. JJas Wasser steigt in ei- ner Mittel- rühre hoch und gelangt oben auf einen Ver- teiler, so daß beimNieder- fallen ein W asser- mantel um die Steig- rohre und die Licht- quelle her- um entsteht. Durch die vorliegende Erfindung wird diese ausgestaltet dadurch, daß stehenden Rohrstutzen Blick auf die Ausstellung des Herrn P. Engmann. Blick vom Eingang auf die linke Seite und die Mitte der Ausstellung des Hen-n P. Schäme. Idee besonders vorteilhaft die Steigrohre von senkrecht umgeben ist, durch welche mit Hilfe eines Ventilators Luft unten eingesaugt und unter die Wasserglocke ge- trieben wird. Diese Luft erweitert die Wasserglocke und bewegt sie, was die ßeleuchtungseffekte erhöht; sie tritt dann durch das Wasser ins Zimmer, wird bei diesem Durch- gang gereinigt und gekühlt und schafft so eine höchst angenehme und reine Zimmeratmosphäre. (Bericht vom Patentbureau 0. Krueger & Co., Dresden, Schloßstr. 2.) IVolier uehmeu die Schlangen ihr GiftJ Der italienische Forscher G. di Cristina hat durch eine Reihe von Versuchen die Frage zu lösen versucht, worin der Grund für das Vorhandensein der Drüsen liegt, die das Gift der Schlange absondern. Zwei Vipern, denen er die Giftdrüsen fortnahm, starben nämlich nach kurzer Zeit. Ebenso trat der Tod ein, wenn er. anstatt die Drüsen fortzunehmen, die Absonderung des Giftes 316 Bücherschau. — Vereins -Nachrichten. dadurch verhinderte, daß er den Absonderungskanal durchschnitt. Daraus hat er den Schluß gezogen, daß die Giftdrüsen der Schlange nicht nur nützlich sind zur Herstellung eines Verteidigungsmittels, sondern eine noch wichtigere Aufgabe dadurch erfüllen, daß sie ihr als eigentliche Drüsen dienen, die das Tier von den in ihm selbst hergestellten und angesammelten Gift en befreien; wenn es diese Gifte im Körper be- hielte, so müsse es sterben. Es scheint, daß man den Ursprung dieser Gifte in dem Verdauungskanal suchen muß, der bei allen Tieren mehr oder weniger der Sitz der Erzeugung giftiger Stoffe ist. Die Schlangen ver- dauen sehr langsam, so daß in dem Verdauuugskanal eine starke Gärung eintritt. Wenn die Erzeugung des Giftes und die Verdauungserscheinungen in Beziehung zueinander stehen, so müssen sich nach di Cristina Veränderungen in den Giften ergeben, je nachdem das Tier fastet oder verdaut. Solche Veränderungen gibt es in der Tat. So ist z. B. bei der regelmäßig' ge- nährten Viper das erzeugte Gift unbedingt tötlich für Erösche; müssen die Vipern aber zwischen zwei Mahlzeiten lange fasten, dann erhält die Giftdrüse keine für den Frosch gefährlichen Stoffe mehr. Es besteht also eine Beziehung zwischen dem Grade der Entkräftung und der Giftigkeit der Drüsentlüssigkeit. Bei der fastenden Viper sind also entweder keine Ver- dauungsgifte mehr auszuscheiden, weil nach der voll- endeten Verdauung keine mehr erzeugt werden, oder die Drüse scheidet nicht mehr aus, weil es in ihi’em Blut an einem Stoff fehlt, der die Tätigkeit der das Gift ausscheidenden Zellen erregen könnte. Di Cristina hat beobachtet, daß das Gift weniger gefährlich ist, wenn das Tier mit leicht verdaulichen Stoffen ge- nährt wird; und erschließt daraus, daß die Giftdrüsen den Drüsen von der Art der Nieren entsprechen und wie diese die Aufgabe haben, den Körper von Giftstoffen zu befreien, die im Laufe der Eiweiß-Ver- dauung gebildet worden sind. Das wäre also die ur- sprüngliche Aufgabe der Giftdrüsen; die Aufgabe, als Vergiftungswerkzeug gegen Beutetiere und Feinde zu dienen, wäre demnach erst später hinzugekommen. §ÜGl{epsGl{au. Niemauii, G. Das Mikroskop und seine Benutzung im pflanzenanatomisclien Unterrichte. Erste Ein- führung in die mikroskopische Technik. — 76 Seiten mit 6 Textabbildungen und 6 Tafeln. — Preis 1,75 Mk. Mag- deburg, Creutz’sche V'erlagsbuchhaudlung. Das vorliegende kleine Werkchen führt in die Grund- lehren der Pflanzenanatomie ein und gibt eine Anleitung zu mikroskopischen Arbeiten, von denen besonders die Herstellung von Dauerpräparaten beschrieben wird. Das Werk ist in erster Linie für Lehrer geschrieben, denen in früheren Zeiten auf den Seminarien keine Gelegenheit gegeben wurde, die Grundzüge der mikroskopischen Technik sich aneignen zu können und daher gibt der Verfasser auch vor dem praktischen Teile eine kurze Beschreibung eines modernen Mikroskopes und seiner Behandlung. Das Werk dürfte für viele Aquarienliebhaber von Interesse sein, die sich mit mikroskopischen Arbeiten beschäftigen, mit der Herstellung von Dauerpräparaten aber nicht ge- nügend vertraut sind. Die beigefügten Tafeln sind in jeder Weise mustergiltig. B. Martens, P. Cli. Das deutsche Kousular- und Kolonialrecht. 122 Seiten. Preis 2.75 Mk. Verlag von Dr. jur. Ludwig Huberti, Leipzig. Das Werk stellt einen in sich abgeschlossenen Band von Dr. jur. Ludwig Huberti’s „Modernen kaufmännischen Bibliothek“ dar. Für alle, welche mit überseeischen Ver- bindungen zu tun haben, dürfte das Buch nicht ohne Nutzen sein, da es u. a, über die Bechtsverhältnisse in den Schutzgebieten, über Zölle und Abgaben und über Aus- und Einfuhr aus den deutschen Kolonien nsw. vieles bringt, was wissenswert ist. B. Lehmaun^ Alfred. Die Schnecken und Muscheln Deutschlands. Eine Anleitnng zur Bestimmung und Beobachtung der deutschen Land- und Süßwasser- Mollusken, sowie zur Anlegung einer Schnecken- und Muschel-Sammlung. 82 Seiten mit 3 Textabbildungen und je einer Tafel in Farben- und Schwarzdruck. Preis 2 Mk. Verlag von P’örster & Borries in Zwickau Sa. Das Werk ist auf Anregung des bekannten Botanikers Professor Dr. Wünsche, Zwickau, entstanden und hält sich in Bezug auf die Bestimmungstabelle eng an das von Prof.W^ünsche geschaffene, als praktisch anerkannte System. Das Format ist so gewählt, daß das Werk als Taschen- bnch bei Exkursionen gut benutzt werden kann. Neben den Schwarz-Abbildungen enthält das Werk eine sehr gute Tafel mit Schneckengehäusen in natürlichen Farben nach einem Original von Albin Schmalfuß. Das Lehmannsche Werk wird sich bei den Aquarienliebhabern sicher bald zahlreiche Freunde erwerben, da es bisher an einem kurzen, knappen Werke zur Bestimmung der Weich- tiere fehlte. VEREINS'#W^T NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer der einzelnen Vereine die volle Verantwortung. „Triton“, V erein für Aquarien- und Terrarien-Kunde zu Berlin. (Eingetragener Verein.) Vereinslokal: Restaurant Örtler, Karlstraße 27. 7. ordentl. Sitzung am Freitag, den 16. September 1904. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls über die 6. ordentl. Sitzung fand die Aufnahme der Herren E. Marx - Charlottenburg, Dr. med. Raspe - Schwerin, A. Weinhold-Berlin und G. Wespe-Charlottenburg zu ordentlichen Mitgliedern statt, welche einstimmig erfolgte. — Herr Dr, Ziegeler beklagt sich über die vielen Druck- fehler in seinem Artikel über die Aquarienkunde in Däne- mark (Nat. u. Haus 23) und schreibt dazu: „Ich habe die Korrektur am 30. August in Hamburg bekommen, und V ereins-N achrichten. 317 ■wenn ich sie auch sofort zuriickgeschickt hätte, so konnte sie doch nicht mehr berücksichtigt werden. Zwar war ich auf Reisen, und die Korrektur hat einige Tage ge- braucht, um mich zu erreichen; der Kehler ist aber der, daß sie erst im letzten Augenblick abgeschickt worden ist. Bei einer Zeitschrift, die nur alle 14 Tage erscheint, läßt sich wohl eine etwas bessere Geschäftseinteilung er- möglichen.“ — Kür die Bücherei liegen einige Eingänge vor: „Zeitschrift für Kischerei“ Band XI Hefte 3/4, „Die Süßwasserfische Deutschlands“ von Dr. Nitsche, „Prof. Kalau auf der Düsseldorfer Ausstellung“ von unserm Mitgliede Herrn Zahnarzt Hartmann-Münster verfaßt und gestiftet, „Ausstellungs-Katalog der Wasserrose-Dresden“ und „Spaziergänge eines Naturfreundes“ von Heri’n .Brüning-Hamburg verfaßt und gestiftet. Den freundlichen Spendern herzlichen Dank. Zu letzterem Buche schreibt uns Herr Dr. Ziegelei’: Die Bemühungen Roßmäßlers, die Naturwissenschaften zum Gemeingut des Volkes zu machen, haben bis jetzt nur geringe Krüchte getragen. Die von ihm verstreuten „Körnlein der Naturwissenschaft“ sind bisher auf keinen guten Boden gefallen, sondern von dem Unkraut der Verdummung und geistigen Knechtschaft er- stickt worden. Ich will Sie nicht erinnern an die Un- geheuerlichkeiten, die der Triton im vorigen Jahre in deutschen Lehr- und Lesebüchern entdeckt und aufgedeckt hat, obgleich es nicht ausgeschlossen war, daß denselben böswillige Absichtlichkeiten zu Grunde gelegen haben, aber es fehlt überhaupt an einem Streben nach Erkenntnis der Natur dank der Lehrmethoden in unseren Schulen. Daß aber das Bedürfnis nach naturwissenschaftlicher Er- kenntnis vorhanden und der Mann bestrebt ist, das nach- zuholen, was der Knabe nicht Gelegenheit hatte zu lernen, dafür scheinen mir die vielen Aquarienvereine Deutsch- lands ein Beweis zu sein, wenn auch ihrer viele — viel- leicht wegen der noch mangelnden naturwissenschaftlichen Unterlagen — ihr Hauptaugenmerk nur auf Einführung und Zucht ausländischer Zierfische legen. Erst in neuerer Zeit scheint sich die Erkenntnis immer mehr Bahn zu brechen, daß es notwendig sei, die Augen auf das aller- nächst Liegende zu richten. Wir haben da zwei sehr schöne Lehrbücher für die Jugend: „Junge, der Dorfteich“ und „Schmeil“, beides Bücher von reichem Inhalt, haupt- sächlich aber bestimmt, dem Lehrer als Leitfaden bei seinem naturwissenschaftlichen Unterricht zu dienen. Diesen Büchern treten jetzt ergänzend zur Seite die Brüningschen „Spaziergänge“. Sie sind kein Leitfaden der Naturgeschichte, der des erklärenden Wortes des Lehrers bedarf, sie sind bestimmt, den Naturfreund, namentlich den jungen Naturfreund, bei seinen Spazier- gängen auf die Natur aufmerksam zu machen, die ihn umgibt. Sie wollen ihn lehren, die Natur zu erkennen, auch ohne Lehrer, und ihn zu eigenen Beobachtungen veranlassen, und ich glaube die „Spaziergänge“ erreichen ihren Zweck vollkommen. Ich habe das Buch gern ge- lesen und möchte es allen Naturfreunden empfehlen. Daß Brüning sich eng an Roßmäßlers „Vier Jahreszeiten“ angeschlossen, zeigt schon die Einteilung seiner Spazier- gänge in Sülche im Krühling, Sommer, Herbst und Winter, daß es kürzer gefaßt und weniger umfangreich ist, dürfte dem Buch nur zum Vorteil gereichen, ebenso, daß es in durchaus volkstümlichem Tone geschrieben ist. An einigen Stellen allerdings scheint mir Brüning hierin etwas zu weit gegangen zu sein, so kann es namentlich bei der Jugend zu Mißverständnissen Veranlassung geben, wenn es Seite 26 heißt: der Blütenstaub „gleitet“ statt „wächst“ durch den hohlen Stengel hinab in den Kruchtknoten, wenn Seite 56 von weiblichen und männlichen Staub- gefäßen und Seite 102 von dem Schwanz der Schnecke die Rede ist; ob die Libelle (Seite 116) durch 3 Bänder mit der Nymphenhaut verbunden ist, weiß ich nicht, nach Rösel von Rosenhof sind es ihrer 4. Die Ausstattung des Buches ist eine gute, die Bilder könnten teilweise etwas besser sein, doch muß man Rücksicht auf den billigen Preis des Buches nehmen. — In den „Blättern“ No. 18 finden wir von Peter-Hamburg einen Aufsatz über ein Mittel zur Vertilgung der Süßwasser-Polypen, auf welches wir unsere Mitglieder aufmerksam machen möchten, da es wegen seiner Einfachheit und leichten Ausführbarkeit eines Versuches wohl wert ist. In dem Aufsatz über Süßwasser-Mollusken von Sigl-München zeigt die Abbildung der Aplexa hypnorum unzweifelhaft Ähn- lichkeit mit Physa acuta dar, auch die Beschreibung be- zieht sich auf diese Schnecke, auffallend ist allerdings die Augabe des Kundortes, da Physa acuta bisher bei München nicht gefunden worden ist. Nachdem noch aus einigen anderen Zeitschriften verschiedene auf unsere Liebhaberei bezugnehmende Artikel zur Verlesung und Besprechung gekommen waren, erstattete Herr Dr. Schnee den mit begreiflichem Interesse entgegen genommenen Bericht über seine Kamerunreise und die dort gemachte Ausbeute an Reptilien und Amphibien. Er führte folgendes aus: Bei der Kürze seiner Reise — er war wenig über zwei Monate von Berlin abwesend — und bei dem nur achttägigen Aufenthalte in Duala, sowie einem zweitägigen in Viktoria, war nicht anzunehmen, daß eine größere Anzahl von Tieren gesammelt werden konnte. Er habe indessen mehrere Stücke der prachtvollen Siedleragame aus Togo und Kamerun bekommen, ebenso einen Skink aus ersterer Kolonie, ferner zwei Warane, von denen der eine aus Liberia, der andere aus Accra (Goldküste) stammte. Leider war der „Triton“, als er zurüekkam, bereits in die Kerien eingetreten, so daß keine Gelegenheit war, die Tiere vorzuführen. Die Agamen usw. sind mittlerweile sämtlich eiugegangen. Auch die beiden etwa dreiviertel Arm langen Warane konnte er nicht zeigen, da sie nicht mehr in seinem Besitze waren. In Ermanglung eines passenden Terrariums hielt er die zwei in einer unbenutzten Kammer gefangen. Hier richteten sie indessen solchen Unfug an, daß er sich schließlich genötigt sah, sie zu ver- äußern, da er den angerichteteu Schaden auf die Dauer gar nicht hätte bezahlen können. Er hatte zunächst ge- meint, es wären Exemplare von Xanthematicus, der ja in West-Afrika vorkommt, sie stellten sich indessen bei näherer Betrachtung als niloticus heraus. Auch diese Art gehört heute zu den großen Seltenheiten, da diese Spezies ähnlich, wie das Krokodil in Ägypten ausgerottet ist und somit im Handel kaum noch vorkommt. Von Cheloniern legte der Vortragende alle drei Arten Gelenkschildkröten (Cinixys) vor, welche durch den beweglichen Hinterrand ihres Rücken Schildes so sehr auffallen. Zwei derselben scheinen auf Kamerun beschränkt, während die dritte auch in Abessinien vorkommt und somit wohl quer durch den schwarzen Erdteil sich verbreitet. Eine aus Innerafrika stammende Sternothaerus spec., in einem in den Tschadsee sich ergießenden Flusse gefangen, dürfte die erste ihres Geschlechtes sein, welche aus jenen weit entfernten Re- gionen lebend zu uns gelangt ist, wahrscheinlich sind auch tote Exemplare daher noch nicht bekannt geworden. Das Tier wurde von einem Mitglied der Grenzregulierungs- Kommission von Kamerun, Herrn Leutnant Schulz er- beutet und dem Vortragenden in liebenswürdiger AVeise überlassen. Die Schildkröte ist, wenn wir nicht irren, volle sechs Wochen bis zur Küste unterwegs gewesen und hat somit einen großen Teil Afrikas auf dem Rücken eines Trägers durchquert. Die zweite Hälfte des Vortrages bildete die Vorlegung und Besprechung einer noch nie nach Europa gelangten Amphibienart, nämlich des Sporen- frosches Xenopus calcaratus Biichh. & Ptrs. Dieses sonder- bare, zu den Zungenlosen gehörige Tier zeigt im Äußern eine nicht zu verkennende Ähnlichkeit mit der berühmten amerikanischen Pipa, die ihr einziger Verwandter in der heutigen Tierwelt ist. Herr Dr. Schnee hat das aus Kamerun bisher noch unbekannte Geschöpf in einem Tümpel bei Duala entdeckt, welcher von Kaulquappen dieser Art geradezu wimmelte. Von ca. 150 Stück, die er mit sich nahm, erreichte indessen nur ein Zehntel, die sich mittlerweile umgewandelt hatten, lebend Berlin, wo sie noch heute in guter Gesundheit leben und mittlerweile eine Rumpflänge von ca. 2 cm erreicht haben. Da die Schildkröten und Frösche in „Natur u. Haus“ abgebildet werden sollen, Zeichnungen, welche Aufsätze aus der be- rufenen Feder des Herrn Dr. Schnee begleiten werden, so haben wir davon abgesehen, schon jetzt Näheres über die interessante Ausführung desselben mitzuteilen und ver- weisen den wißbegierigen Leser auf die nächsten Nummern unseres Vereinsorgaus, in denen er ausführlichere Nach- richten finden wird. Einiges Interessante hatte Krau Blümel mitgebracht. Zuerst einen Schleierschwanz, welcher an Stelle der Schwanzflossen nur einen Fleischstummel zeigte. Krau Blümel gab hierzu folgeuden Aufschluß: eines Tages bemerkte sie an dem Fische, daß die Schwanz- flossen gleichsam wegfaulten. Um die übrigen Bewohner 318 Vereins-Naciiricliten. des Aquariums vor einem ähnlichen Geschick zu bewahren, nahm sie den kranken Fisch heraus und warf ihn in einen mit altem Wasser gefüllten Zober. Da sie den Fisch für verloren hielt, so bekümmerte sie sich nicht weiter um ihn. Wie groß aber war ihr Erstaunen, als sie ein Viertel- jahr später den betr. Fisch in seiner jetzigen Gestalt ganz fidel in dem Zober heruraschwimrnen sah. Ferner zeigte Frau Blümel die prachtvolle Blüte einer Seerose (Chroma- tella) vor, welche in einem Aquarium von der Größe 90x55x45 zur Entwicklung gelangt war. Die Pflanze ist 5 Jahr im Besitze der Frau Blümel und befindet sich ß Jahre ununterbrochen an ihrem jetzigen Standort. Es ist somit wieder einmal einem unserer Mitglieder geglückt, eine Seerose in einem Zimmeraquarium zur Blüte zu bringen, ein Ereignis, welches nicht zu den häufigen zu rechnen ist. — Zur Versteigerung gelangten verschiedene Sumpf- und Landschildkröten sowie ein Paar von Herrn Dr. Schnee gestifteter Axolotl. F. Gehre, I. Schriftf., Berlin N. 4, Invalidenstr. 23. Verein der „Aquarien- und Terrarieufreuude“ zu Iterliii. Vereinslokal: „Wendt’s Centralclubhaus“ am Königs- graben No. 14 a. Alle Schriftstücke für den Verein sind hierher zu richten. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 14. September 1904. Der II. Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9 Uhr. Anwesend waren 34 Mitglieder und die Herren Glaser und Schiller als Gäste. Protokoll Verlesung. Es wurde bekannt gegeben, daß Anträge zur Generalversammlung bis zum Schluß der Sitzung schriftlich einzureichen sind. Der IT. Vorsitzende machte bekannt, daß Herr Gustav Baumgart sich gegen unsere Satzungen, § 0 Abs. a u. b, vergangen hat. Nach Verlesung eines Schreibens des Herrn Baumgart und Erörterung der Angelegenheit empfahl der Vorstand den Mitgliedern, die Kon- sequenzen zu ziehen. Herr Gustav Baumgart wurde mit 20 gegen 9 bei 2 Stimmenenthaltungen ausge- schieden. Herr Hampel teilte mit, daß unser ^'ereins- lokal gesperrt sei und bat selbiges zu meiden. Nach kurzer Debatte wurde beschlossen, ein Komite von 3 Herren zu wählen, welche sich nach einem andern Lokal Umsehen sollen. Hierzu wurden die Herren Hampel, Leh- mann und Biell gewählt. Zu unserrn Stiftungsfest wurde mit 13 gegen 2 Stimmen beschlossen, einen Projektions- Vortragsabend stattfinden zu lassen. Der Antrag, iii\ .Jahre 1905 eine Ausstellung zu veranstalten, wurde ab- gelehnt. Nach Erledigung des Fragekastens fand die Verlosung von 3 Transport-Kannen und zwei junger Fische der Nachzucht von Trichogaster liilius statt. Herr Hamann gab die vorliegenden Anträge für die nächste Generalversammlung bekannt. Hierauf wurde die Sitzung um IIF4 Uhr geschlossen. Fr. Schulz. „Heros“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Nüruberg. V^ereinslokal : „Krokodil“, Weintraubenstr. Sitzung vom 7. Juni 1904. Anwesend sind 22 Mitglieder. Aufgenommen wurde Herr Cafetier ß. Herzog, Weinmarkt 14; Antrag zur Aufnahme stellt Herr Apotheker Adolf Kinkelin (Noris- Apotbeke). Aus der eingelaufenen Literatur gelangen unsere Artikel zur Besprechung, ferner auch der Bericht der Berliner Vereine in No. 11 der „Bl.“ über Ab- haltung einer Ausstellung zur Roßmäßler-Feier. Eigen- artig nimmt sich dagegen der Vereinsbericht in No. 12 derselben Zeitschrift, vom „Verein der Aquarienfreunde“ aus, in welchen den „außerberliuischen“ Vereinen der Vorwurf gemacht wird, daß sie dem Unternehmen große Lauheit entgegenbringen. Wir sind der Meinung, daß die Berliner Vereine, wenn die Ausstellung z. B. in einer süddeutschen Stadt jirojektiert wäre, auch kein größeres Interesse entgegenbringen würden, denn die Aussteller sind doch nur Liebhaber, die keine Veran- lassung haben, die ganz bedeutenden Kosten usw. aufzuwenden, bloß um ausstellen zu dürfen. Daß nicht einmal die Berliner Liebhaber solche Opfer zu bringen gesonnen sind, zeigt der oben erwähnte Bericht, laut welchem der bedeutendste Verein Berlins nur 3 Herren für die Ausstellung anmelden kann, davon 1 bestimmt. — Uber eine sonderbare Erscheinung beim Geburtsakt eines Girardinus-W eihchens berichtet Herr Fischer. Das betr. Gir. caud. $ , das einen ganz ungewöhnlichen Leibesumfang aufwies, schwamm schwerfällig und sicht- lich ermattet an der Oberfläche des Wassers. Plötzlich traten aus der Legeröhre 5 junge, verhältnismäßig große Fischchen, jedoch tot. Nun folgten im Zeitraum einer Stunde die weiteren Absetzungen, jedoch mit dem Er- gebnis, daß die Fischchen immer kleiner ankamen, dann noch mit dem Dottersack behaftet waren, schließlich kamen nur Eier, aus denen kleine Schwänzchen heraus- ragten und zuletzt eine Anzahl heller, durchsichtiger Eier. Redner zeigte die sämtlichen Tiere und Eier, in Formol gesetzt, vor und man konnte daran ganz genau die Entwicklung vom Ei bis zum ausgewachsenen Fisch- chen beobachten. Das Weibchen ging nach der Geburt sofort wieder tüchtig ans Futter. — Von der vorzüg- lichen Wirkung des durch Herrn Fischer erprobten Mittels (Vereinsbericht v. 12. April) zur Vertilgung des Süß Wasserpolypen (Hydra) machen mehrere Herren Mit- teilung. Herr stud. med. Carl Heuner nahm hierzu Veranlassung, in klarer und verständlicher Weise den Bau sowie insbesondere die Einrichtung des Fangorga- nismus der Polypen zu erläuteim. — Aus den ver- schiedenen Mitteilungen über Zuchterfolge ist hervor- zuheben, daß Herr Bonnenberger junge Trichogaster luUns und Herr Baierlein eine große Anzahl Heros facetus, welch letzterer Fisch leider immer mehr in Vergessenheit gerät, erhalten hat. Zu der anschließenden Futterfrage macht Herr Lutz die freudige Mitteilung, daß er bei Almoshof einen AVeiher mit sehr viel Daph- nien entdeckt hat. — Nachdem noch die für den 12. Juni anberaumte Exkursion nach Dechsendorf be- sprochen, gelangten 4 Paar sehr schöner Makropoden zur Gratisverlosung, außerdem konnte der I. Vors, die freudige Mitteilung machen, daß Herr Oberingenieur Längenfelder wieder die 2 laufenden Jahi’gänge der „Bl.“ und der „Nerthus“ der Bibliothek und Herr Heuner den Betrag von 2,00 Mk. der Büchse gespendet hat. Außerordentl. Mitgliederversammlung vom 21. Juni 1904. Die zahlreich erschienenen Mitglieder wurden seitens des 1. \'ors. aufs freundlichste begrüßt, insbesondere H err Cafetier Robert Herzog, dessen freundlichem Ent- gegenkommen es zu danken ist, daß das große Vereins- Acjuarium öffentlich aufgestellt w'erden konnte. — Die zur Erledigung kommende Tagesordnung wies folgende Punkte auf: 1. Protokoll. 2. Besprechung über evtl. Anschluß an die hiesige „Naturhislorische Gesellschaft“. 3. Gegenwärtiger Stand der Vorbereitungen zur Aus- stellung und Vorlage des Ausstellungs-Planes. 4. Ver- schiedenes. Zum 2. J'unkt ergriff' der 1. Vorsitzende das Wort und fühi-te aus, daß seit einigen Jahren die N. G. bestrebt sei, den Verein dafür zu gewinnen, daß sich derselbe der Gesellschaft anschließen möge, damit den dort gepflegten verschiedenen Naturfächern auch die Aquarien- und Terrarienkunde zugeführt werden könne. Redner schildert in objektiver Weise den Wert dieser angestrebten Vereinigung, die ja, von der idealen Seite betrachtet, viel des Guten für beide Vereine mit sich bringen würde. Aber auch in anderer Hinsicht müßte der „Heros“ viel opfern, wüe z. B. die Selbst- ständigkeit, Bibliothek, Sammlung usw. Zum Schlüsse seines Referates ersucht der Redner eine 5 gliedrige Kommission zu wählen, welche die Angelegenheit weiter verfolgen soll. Diesem Anträge wurde entsprochen und die Herren Fischer, Längenfelder, Seitz, Naumann und Max Etterer in diese Kommission gewählt. — Des w'eiteren referierte der I. Vorsitzende über die Arbeiten der in Aussicht stehenden Ausstellung. Seitens des Vereins wird unter anderem auch beabsichtigt, eine aus ca. 60 Aquarien bestehende Kollektivausstellung aus- zustatten und außerdem sind auch seitens der Mitglieder bereits 40 Aquarien angemeldet. Der große Plan der Gesamtausstellung, welcher durch das Haupt-Komitee der „II. Allgemeinen Fischerei- Ausstellung“ gütigst zur Ansicht gelangte, wurde durch den Referenten in allen Teilen erschöpfend eingeläutert. — Ein Schreiben der Vereins-Nachrichten. 319 „lris“-Fürth, worin sich dieselbe für die photographische Aufnahme einer Kreuzotter bedankt, gelangte zur Ver- lesung. Gleichzeitig spricht dieser Verein sein Bedauern aus, daß er an der Ausstellung nicht mitwirken könne, da er noch zu jung sei. — Herr Dr. Zimmermann- Brandenburg ersucht um geil. Zusendung einiger Triton alpestris und Bombinator igneus, welcher Wunsch durch unseren Herrn Lutz gerne erfüllt wird. — Grußkarten sind eingelaufen von den Herren Schlesinger-Karlsruhe und Zachmann-Harmstadt, ferner 1 Offerte der Firma Koppe & Siggelkow in Hamburg. Sitzung vom 5. Juli 1904. Mit freundlicher Begrüßung der zahlreich Anwesenden eröffnete der I. Vors die Sitzung um 9^4 Uhr. Auf- genommen wurde Herr Apotheker Adolf Kinkelin; angemeldet hat sich Herr Kaufmann H. Wendler. Im Einlauf befinden sich je 1 Grußkarte unseres Herrn Oberingenieur Längenfelder, z. Zt. in Müggendorf, Herrn Privatier Steiner, z. Zt. in Karlsbad und Herrn 0. v. Krempelhuber aus Eichstätt, ferner 1 Schreiben der „Hottonia“-Darmstadt, die Mitgliedschaft zum „Heros“ aumeldend, was freudigst begrüßt wurde. — Zur Vor- zeigung gelangte das von unserem Ehrenmitgliede, Herrn Oberingenieur Längenfelder in hochherziger Weise der Bibliothek gestiftete Prachtwerk: „Die natürliche Historie der Frösche hiesigen Landes“ v. Rösel v. Rosenhof. Dieses seltene Werk erregte durch seine vorzüglichen Kupferstiche, sowie seine peinlichst ausgeführten hand- kolorierten Tafeln allgemeine Bewunderung. Es wurde beschlossen, dasselbe nicht auszuleihen, sondern nur in den Sitzungen aufzulegen. Da der edle Spender nicht anwesend ist, wird eine Deputation gewählt, welche den Dank des Vereins zu übermitteln hat. ^ Das durch Herrn Fischer zur Einführung gelangte Vereins-Herbarium wurde ebenfalls zur Besichtigung aufgelegt. Dasselbe überraschte allgemein durch seine schönen natürlichen Gruppierungen, sowie durch das frische, wirkungsvolle Grün der Pflanzen. Die auf Veranlassung des Herrn Zachmann von der Firma H. Henkel in Darmstadt er- haltenen schönen Pflanzen hatte Herr Fischer bereits der Sammlung beigefügt und ersucht derselbe nun freundlichst, das angefangene Werk in jeder Weise recht fleißig zu unterstützen. — Seine jüngst gemachten Er- fahrungen über die Bitterlingszucht bringt Herr Poppel zur Kenntnis, dabei hervorhebend, daß es ihm gelungen ist, eine größere Anzahl junger Bitterlinge zu erhalten und aufzuziehen. Nachdem dieser Herr noch eine ge- nauere Beschreibung des ganzen Züchtungsvorganges gegeben, weist Herr Fischer auf das Dankenswerte dieser Züchtungsversuche mit einheimischen Fischen hin, spricht Herrn Poppel für sein Bestreben alle Anerkennung aus, und konstatiert auch gleichzeitig, daß dieser Herr der erste im_V6r®'ti ist, der mit Erfolg Bitterlinge gezüchtet hat. — Über weitere Zuchterfolge berichten dann noch die Herren Bonnenberger, welcher mit seinen Gamhusia holbrooki zwei Bruten, und Herr Haas, welcher 25 junge Makropoden erhalten hat. — Es folgen noch weitere, zum Teil recht interessante Mitteilungen aus verschiedenen Zweigen unserer Liebhaberei, die alle zu anregendem Meinungsaustausch führten. Nachdem noch der I. Vors, zu recht zahlreicher Beteiligung gelegentlich der am 10. Juli nach Gründlach stattfindenden Exkursion ein- geladen, schließt er die Sitzung mit der Mitteilung, daß sich der anwesende Gast, Herr Tapezierermeister Karl Kalb zum Beitritt angemeldet hat. „HumholdüS Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Hamburg. (R. V.) Vereinslokal: St. Georger Vereinshaus, Große Allee 45. Sitzung vom 6. Oktober 1904, Bei Eröffnung der Sitzung teilt der I. Vorsitzende, Herr Peter, mit, daß Herr W. Wischer-Hamburg in den Verein aufgenommen sei und heißt den Herrn herzlich willkommen. Im Eingang befinden sich u. a. Offerte der Firma Heinr. Besser, Stützerbach i. Th. über alle Arten Glas-Hilfsapparate für Aquarienzwecke. Unser Herr Hans Stüve teilt mit, daß er nach Annenstraße 34 ver- zogen- sei. — Zur Mitgliedschaft haben sich die Herren Kaufmann Oskar GÖtz und Werkmeister Herrn. Köppe- Hamburg angemeldet. — Dann teilt Herr Peter mit, daß der Verein „Salvinia“ zu seiner Anfang Dezember stattfindenden Ausstellung ihn und, wie er gehört habe, noch 2 oder 3 Herren aus dem „H.“ zu Preisrichtern erwählt habe. Er habe das Amt unter der Voraussetzung, daß die „Humboldt“-Mitglieder mit seiner Handlungs- weise einverstanden seien, gern angenommen, um so mehr, als das noch im Anfangsstadium stehende Freund- schaftsverhältnis der beiden Vereine durch dieses Arrage- ment wieder sehr gefördert werden w'erde. Ferner übermittelt Herr Peter Grüße von Herrn Dr. Bade, der dieser Tage in Hamburg weilte, leider aber bereits einen Tag vor unserer Sitzung die Rückreise antreten mußte. Dai'auf erhielten die Herren Peter und Schroot das Wort zum Bericht über die Ausstellung des Vereins „Wasserrose“ in Dresden. Herr Peter übermittelt die Grüße der Herren der „W.“ sowie der Herren Stehr von der „Nymphaea alba“-Berlin, Diewitz vom „Triton“- Berlin, Winzer und Richter von der „Nymphaea“ -Leipzig und Baumgärtel von der „Sagittaria‘'-Hohenstein-Erust- thal. — Herr Schroot erstattet darauf, bezügl. der Aus- stellung, selbst einen Bericht, der an anderer Stelle in den „Blättern“ veröffentlicht worden ist. — Herr Peter bemerkt dann, daß die Ausstellung, wie schon aus Herrn Schroot’s Bericht hervorgegangen sei, eigentlich eine Spezial-Ausstellung exotischer Fische und deren Zucht gewesen sei, und sei sie auf diesem Gebiet wohl die reichhaltigste, die er bisher gesehen habe, gewesen, und zwar könne dies sowohl bezgl. der von Liebhabern als auch von der Züehterei Paul Schäme ausgestellten Objekte gesagt werden. Aufgefallen sei ihm, daß Schleierschwanz- und 1'eleskopfische. die z. B. noch bei der auch sehr reichhaltigen vorjährigen Ausstellung des „Vereins der Aquarien- und Terrarienfreunde“-Berlin, sehr in den Vordergrund traten, hier, — abgesehen von Schäme — nur von einem Liebhaber ausgestellt waren. Beide Herren berichten sodann über einen Be- such des „Dresdener Seewasseraquariums“, welches von dem Besitzer, Herrn Klempnermeister Skell (Mitglied der „W.“) in einem kleinen Anbau an seinem Hause nach eigener Idee eingerichtet ist. In einer Anzahl Behälter werden dem Besucher die vei-schiedensten Meeresbewohner vorgeführt. Besonders interessant war es, in dem einen Behälter neben einer Anzahl aus- gewachsener auch mehrere junge, vielleicht 2 cm große .Seepferdchen (Hippocampus antiqiiorivm) beobachten zu können. Die ganze, von einem Liebhaber hergestellte Anlage war überhaupt derartig praktisch und sauber und die Tiere in einem so guten Zustande, wie man es nicht von jedem gleichen Zwecken dienenden Institut sagen kann. Herr Schroot teilt mit, daß in Dresden zwischen den Herren Peter und Köhler eine Aussprache bezügl. der Differenz über die Bodengrundfrage stattgefunden habe, und sei dieselbe, wie er und andere Anwesende sicher glaubten, völlig erledigt worden. Um so un- verständlicher sei es, daß Herr Köhler diese münd- lich geregelte Angelegenheit in dem Bericht der „Nymphaea“ vom 13. Sept. noch einmal wieder anzapfe, und wie denn obendrein noch? Fast nur Wortklaubei’eien, naive Belehrungen, sachlich eigentlich nichts. Denn, wenn Herr Köhler das, was wir ihm in Dresden noch- mals mündlich mitteilten, nicht glauben wolle, dann möge er nach Hamburg kommen und sieh hier Aquarien mit Wasserpflanzenkulturen in Sand ansehen; nach Leipzig könne man sie ihm doch nicht senden. Herr Schroot schildert dann noch ein Intermezzo mit Herrn Köhler. Dieser hatte nändich, nachdem die vorer- wähnte Angelegenheit erledigt war, im Laufe des Ge- sprächs geäußert, es müsse Front gemacht werden gegen die jetzige Gepflogenheit der Liebhaber, selbst Schlüsse aus ihren Beobachtungen zu ziehen; dies müsse vielmehr ausschließlich den Wissenschaftlern überlassen bleiben. Da hatte der Herr Köhler (der ja selbst wissenschaft- licher Lehrer) aber in ein Wespennest gegriffen. Die Herren Peter und Stehr wiesen ganz energisch diese Arroganz, Gott sei Dank nur vereinzelt dastehender Wissenschaftler zurück, indem sie Herrn K. u. a. sagten, sie würden ihrerseits stets Front dagegen machen, wenn Wissenschaftler das Verdienst und den Verdienst ein- heimsen, den Liebhabern dagegen gnädigst die Arbeit 320 V ereins-Nachrichten. überlassen wollten. Mit den Wissenschaftlern für die Wissenschaft arbeiten und wo das Wissen des Laien nicht ausreiche, die Hilfe eines Gelehrten in Anspruch nehmen, das sei der Standpunkt, von dem aus beide, Wissenschaft und Liebhaberei, zu ihrem Recht komme, so allein werde es möglich sein, letztere der ersteren näher zu bringen.*) — Herr Peter bemerkte im Anschluß daran, auch ihn habe es eigentümlich berührt, er möchte fast sagen, empört, daß Herr K. eine Angelegenheit, zu der beide Teile sich geäußert und die darauf mündlich und freundschaftlich in Dresden völlig erledigt sei, in den „Nymphaea“-Bericht wieder hineingebracht habe, ohne derBesprechuug in Dresdenauch nur mit einem Wort Erwähnung zu tun. Bei dem Herrn scheine übrigens die „Fehlersucherei“ und „Be- krittele!“, die Bemängelungen und Belehrungen in ortho- graphischer, grammatischer und stilistischer Richtung, die immer die Grenze des rein Sachlichen überschreiten, zu einem „Sport“ geworden zu sein, wie dies ein ob- jektiver Beurteiler fast in jedem seit einiger Zeit ver- öffentlichten, mit W. R gezeichneten Bericht der „Nymphaea“ konstatieren könne. AVenn Herr R. glauben sollte, daß er eine gewisse Eigenschaft der Päpste be- sitze, so irre er sich, und nur, um an einem Beispiel zu zeigen, daß man, wenn man auf die Suche gehe, auch bei ihm Fehler finden könne, sei Herrn R. bemerkt, daß nach dem Romparativ nicht „wie“ sondern „als“ folgen muß, sowie daß die von ihm bemängelten Pho- tographien von Dr. Bade und anderen, die nach seiner Meinung zu wenig Hintergrund bezw. Staffage hätten, doch weit besser und vor allem sachdienlicher seien, als seine, R.’s, Photographien, die zwar viel Staffage, aber wenig vom Fisch zeigten. — Es zeige sich über- haupt in neuerer Zeit ein Bestreben der Jungen und Jüngsten in der Liebhaberei, sich bemerkbar zu machen, die Alteren zu ignorieren oder gar zu verunglimpfen. Einem älteren Liebhaber, der vielleicht schon jahrelang für die Sache gearbeitet und gekämpft habe, einen ver- meintlichen Irrtum in schonender AVeise vorzuhalten, daran denken diese Herren nicht. Man sehe sich doch nur einmal die letzten „N.“-Berichte, zumal den mit „Bosheiten“ gespickten Bericht der „N.“ vom 27. Sept. an. Ihm (Redner) sei nicht bekannt, daß er seinen Aufsatz über „Vernichtung des Süßwasserpolypen“ irgendwie „geheimnisvoll“ angekündigt habe oder ver- sucht, mit dem Mittel „Aufsehen zu machen“. Er habe habe hier im A^erein einen A^ortrag über genanntes Thema gehalten, und dies sei in der üblichen Weise mitgeteilt worden, und in diesem in den „Blättern“ später veröffentlichten Vortrag sei die Frage, um die es sich handelte, nicht teilweise, wie der Berichtver- fasser meint, sondern ganz gelöst. Denn es sei ausgeführt, wie die Polypen in einem Aquarium zu vernichten seien; nicht mehr, nicht weniger sei behauptet; nirgends sei behauptet, daß er (Peter) die Polypen auch in einem Brutbehälter ver- nichten könne oder auch nur wolle. Er glaube sogar, daß ein Mittel, welches die Polypen und nicht auch gleichzeitig die Brut (die noch so winzig, daß ihr Polypen gefährlich werden können) vernichte, niemals gefunden werde, — es sei denn, daß der Berichterstatter der „N.“ es erfände und somit die Wahrheit des alten Sprichwortes: „Rritisieren ist leichter als Bessermachen“, zu schänden mache. Daß Salz schon vorher von anderen empfohlen worden sei, habe er ausdrücklich betont, denn er habe sich noch nie mit fremden Federn geschmückt, sondern immer gehandelt nach dem Grundsatz: Suum cuique. Er habe sein Augenmerk darauf gerichtet, ein Mittel bezw. ein Verfahren zu finden, Polypen in eingerichteten Aqua- rien — • ohne die Pflanzen herauszunehmen oder zu be- schädigen — zu vernichten und die Aquarien möglichst vor der Einschleppung neuer Polypen zu schützen. Diese *) Die Lektion scheint genützt zu haben ; denn in seinem neuesten Vortrag: „Was wir wollen“ hat Herr W. K. seine Forde- rung bedeutend herabgemindert bezw. sich vorsichtiger aus- gedruckt. Dieser Vortrag hat wieder einmal als Ablagerungsstätte für persönliche, gehässige Anrempelungen dienen müssen, so daß man ausrufen möchte: Richtet euch nach seinen Worten, doch nicht nach seinen Taten! Im übrigen enthält der Vortrag manches Be- herzigenswerte — aber nichts Neues! Aufgabe glaube er auch gelöst zu habeu. Wenn der Herr W., der ganz in die Fußstapfen seines Vorgängers AV. R. treten zu wollen scheine, es noch nicht wisse, so lasse er es sich gesagt sein, daß ein weiser Liebhaber seine Aquarien vor dem Beginn der Zucht genau auf Hydren untersucht, etwa vorhandene vernichtet und dann, wenigstens bis auf weiteres, nur mit künstlichem Futter oder mit in Salzwasser gebadetem lebenden Futter füttern werde. Wie dann aber Polypen in die Brutbehälter kommen sollen, das sei für unseren einfachen Liebhaber- verstand nicht verständlich. — Man sehe also, daß der sachlich sein sollende Teil der Rritik in „Nichts“ zu- sammensinke, was nachbleibe, sei der nahezu gehässige Ton. Bislang habe zwischen den Vereinen „Nymphaea“ und „Humboldt“ ein freundschaftliches Verhältnis bestanden, und hoffe er, daß dieses auch fortbestehen werde trotz dieses bedauerlichen Zwischenfalles, den man hier auf das Ronto eines nicht genügend über das länger als ein Dezennium bestehende Freundschaftsverhältnis ein- geweihten Schriftführers schreibe, zu dessen Ehre man auch annehmen wolle, daß der angeschlagene Ton bei ihm nicht der im Verkehr mitFreunden übliche sei, denn sonst müsse man ausrufen: „Herr, bewahre mich vor solchen Freunden !“ Dem Verfasser des Berichts, Herrn W., könne er die schönen Schlußworte des Herrn Wichand in dessen in der „Nymphaea“ gehaltenen Vortrag über „Liebhaberei und AVissenschaft“ dringend zur Beachtung empfehlen. Danach ist die berechtigte, unentbehr- liche, fruchtbare Rritik ein aus logischem Denken entspringendes Verlangen nach ein- gehender Prüfung, Untersuchung, Richtig- stellung und Ergänzung von veröffentlichten Artikeln, aber nicht jene unangenehme, oft nur aus Dünkel und Unkenntnis geborene Nörgelsucht und Unzufriedenheit. Sehr richtig! Wollte man das nur beherzigen und danach handeln und ferner bedenken, daß die Rritik ein zweischneidiges Schwert ist, das in der Hand eines jeden, der nicht äußerst sorgfältig damit umgeht, leicht Unheil anrichten kann. Deshalb sollten, wenn jemand so unsinnig mit diesem Schwert herumhantiert und andere verletzt, die Näher- stehenden ihn warnen und, wenn er nicht hören will, ihm das Ding fortnehmen. Man solle nicht außer Acht lassen, daß nicht jeder geneigt bezw. imstande sei, seine Feder auch mal als Schwert zu benutzen, um gegen ebenso zweck- lose wie unberechtigte und anmaßende Anrempelungen zu Felde zu ziehen, und daß folglich mancher Liebhaber, um sich ferner nicht öffentlicher Verhöhnung und dergl. auszusetzen, lieber auf Bekanntgabe seiner Ansichten und Beobachtungen verzichten würde. Das möge ja Herrn R. und gleichgesinnten Genossen in ihren Rram passen, aber alle — einerlei ob Wissenschaftler oder Liebhaber — die es ehrlich mit unserer Liebhaberei meinen, dürften nicht dulden, daß willigen Mitarbeitern systematisch die Schaffensfreudigkeit, die Lust an weiterer Arbeit geraubt werde. Er habe nicht pro domo gesprochen, denn er fühle sich noch Manns genug, sich seiner Haut zu er- wehren, und ihn würden die teils bei den Haaren herbei- gezogenen Bekrittelungen nicht am Weiterarbeiten hindern, zumal wenn sie von Leuten ausgingen, die selbst noch nichts Positives geleistet hätten. Er habe lediglich im Interesse der Sache diese Frage angeschnitten, um zu zeigen, wohin man geraten könne, wenn das Rritisieren oder richtiger Nörgeln epidemisch werde — und da- mit sei für. ihn diese Angelegenheit auch er- ledigt. Er hoffe, daß die Versammlungsberichte unseres alten, langjährigen Bundesgenossen künftig nicht mehr epidemischer Fehlersucherei und Nörgelsucht als Tummel- platz dienen mögen. — Nun wurden die durch Herrn Schroot aus Dresden mitgebrachten Fische in reicher Auswahl vorgezeigt und fanden sich infolge der sehr mäßigen Preise zahlreiche Abnehmer für dieselben. Schließlich wurde noch eine Anzahl der Fische zur Ver- losung gebracht und konnte dem Ermunterungsfonds hieraus wie auch für eine Anzahl Bitterlinge, welche Herr Tunke zur Verfügung stellte, ein ansehnliches Sümm- chen einverleibt werden. Nach Erledigung einiger all- gemeiner Anfragen und Wünsche wurde die Sitzung um 12 ‘/z Uhr geschlossen. A. B. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26; für den Anzeigenteil : Creutz’sche.Verlagsbuch- handlungin Magdeburg. Verlag der Creutz’ sehen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M. Der Königslaubfrosch. Von Dr. Paul Krefft, „Isis“-Münclien. (Mit 2 Origiualaufnahmen.) (Nachdruck verboten.) |)er Modelaubfroscli der dies jälirigen Import- saison war eine aus Kalifornien in be- träcbtlicher Menge eingefiihrte Hyla mit dem stolzen Artnamen regilla, das will besagen: die königlich prunkvolle. Diese von Baird & Oir. im Jahre 1852 für den neu entdeckten Frosch gewählte Benennung mag etwas an- maßend erscheinen im Hinblick auf manche weit stattlichere und präch- tiger gefärbte Spezies der so über- aus artenreichen Gattung Hyla. Immerhin muß jedoch zugegeben werden, daß es prächtig oder minde- stens doch sehr ansprechend gefärbte Königslanbfrösche gibt, andererseits aber auch wieder recht unscheinbare, wie denn die individuelle Färbungs- verschiedenlieit geradezu ein Charak- teristikum dieser Art darstellt. Der Königslaubfrosch heimatet in gemäßigten Gegenden des west- lichen Nordamerika, hauptsächlich auf den waldigen Vanconver-Inseln und in einigen Gebieten des kalifor- nischen Festlandes, so in den Snmaß- Prärien und amNassa-Creek. Jeden- falls ist sein geographisches Ver- breitungsgebiet weit eingeengter als das seines Landsmannes Hyla versi- color Daud., der auch in Kalifornien vorkommt, außerdem aber auch öst- lichen Gegenden Nordamerikas nicht fehlt und speziell über eine ansehn- liche Zahl von Breitengraden, näm- lich von Kanada bis nach Mexiko hinein, sich verbreitet findet. Dieses ist wohl auch der Grund für die relativ große Häufigkeit des „wechselfarbigen“ Laubfrosches im Handel, die Hyla regilla Baird & Gir. Mäuncken. Originalaufiiahme nach dem Lehen für die „Blätter“. in diesem Sommer wohl nur ausnahmsweise nicht zu konstatieren war. In ihi'er äußeren Gestalt unterscheidet sich die 3^/2 — 4 cm in der Länge erreichende Hyla regilla vorteilhaft von vielen anderen H5den durch eine gewisse Zierlichkeit des Körperbaus, namentlich des Kopfes, der sich auch meistens nicht in jener geduckten Haltung befindet, die an manchen Laubfroscharten oft so unangenehm auffällt. Bemerkenswert erscheint mir, daß die Weibchen bei dieser Art gewöhnlich weit schlanker als die Männchen gebaut erscheinen, ein Unterschied, den ich bei anderen Laubfröschen bisher nicht oder aber im umgekehrt enSinnevorhanden f an d. Die häutige Bedeckung des Königslaubfrosches ähnelt auf der Bauchseite in der bekannten Granu- lierung den meisten Laub- und über- haupt mit ausgeprägter Haftfähig- keit begabten Fröschen, während die Eückenseite sich von der glatten unserer Hyla arhorea durch warzige Eauhigkeit mäßigen Grades unter- scheidet. Die Färbung ist bei den einzelnen Stücken sehr verschieden. Unter 8 Exemplaren, welche seit Frühjahr von mir erworben wurden, zeigten nur die Weibchen eine gewisse Konstanz in der Färbung, während die fünf Männchen darin gänzlich verschieden waren. Das erste Männchen, welches ich im März erhielt und leider bald wieder verlor, indem es bereits nach ca. 8 Tagen aus unbekannter Ursache verstarb, war bis auf Jahrgang XV. Heft 21. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. 322 i)r. Paul Krefft: Der Königslaubf rösch. einen breiten kupferfarbenen, metallscliillernden Kückenstreifen, der sieb nach den Augen zu vorn in zwei Äste gabelte, oben hübsch laubgrün ge- färbt ohne weitere Zeichnungen auf Rücken und Extremitäten. Dieses Stück befindet sich neben- stehend abgebildet; leider hat aber der pboto- graphische Apparat den charakteristischen Rückenstreifen nicht zum Vorschein gebracht. Bei einem anderen Männchen ist die Oberseite des Körpers spangrün bis auf eineu schmalen braunen Rückenmittelstreifeu, der sich gleichfalls nach den Augen zu gabelt, uud die prächtig kupferschillernden Oberarme. Von der span- grünen Grundfarbe heben sich dann noch dunkle, symmetrisch angeordnete Ton -in -Ton -Zeich- nungen in Gestalt von länglichen Flecken auf den Rückenseiten und Querbiuden auf den Extre- mitäten ab. Bei einem dritten Männchen geht die sehr breite kupferfarbene Mittelbahn der Körperoberseite allmählich in die hellere, iu den Frühlingsmonaten ausgesprochene maigrüne, da- nach aber grau gewordene Flankenfärbung über, deren unregelmäßige Fleckenzeichnung in die kupferige Mittelzoue etwas übergreift. Die Extremitäten sind auf grauem Grunde mit braunen Querbinden geziert. Zwei weitere Männchen ähneln sich hinsichtlich der stets grau gebliebenen Grnndfarbe der Körperoberseite und durch völliges Fehlen einer differenten Färbung auf der Rückeumitte. Die Fleckenzeichnuug des Rückens ist jedoch auch wieder ganz verschieden, indem sich bei dem einen Stücke kleine, dunkle, Ton-in-Ton gehaltene Makeln, bei dem anderen dagegen große, scharf abstechende und teilweise konfiuierende kastanienbraune Flecke vorfindeu. Die bei beiden vorhandenen Querbinden auf den Extremitäten sind den Rückenflecken ent- sprechend gefärbt. Auch die Gniiidfärbung der drei Weibchen pflegt oberseits grau, mit einem Stiche ins rötliche oder grünliche zu sein und die, soweit meine Beobachtungen an eigenem und anderweitigem Material sich erstreckten, im wesentlichen uniform befundene Zeichnung be- steht aus mehr minder scharf hervortretenden olivbraunen oder -grünen Streifen, Flecken und Binden, in der Anordnung, welche die beigegebene Abbildung deutlich zeigt; die breiten Rücken- seitenstreifen sind oft in zwei längliche, hinter- einandergereihte Flecken aufgelöst. Als kon- stante Färbungsmerkmale wären dann noch zu erwähnen: beim männlichen Geschl echte die schmutzig gelbgrüne, längsgefaltete Kehlhaut und bei beiden Geschlechtern ein dunkelolivbraunes bis schwarzes Zügelstreifenpaar, das von den Nasenlöchern zunächst schmal zum vorderen Lid- winkel und dann vom hinteren Lidwinkel, sich schnell verbreiternd, bis zur Schulter zieht, sowie die mehr oder weniger kräftige grüngelbe bis dottergelbe Färbung in der Lendengegend und an den Beugeseiten der unteren Extremitäten. Ein Farbwechselvermögen, wie es unter den Hyliden viele andere Arten und speziell auch unser heimischer Laubfrosch besitzen, steht dem Königslaubfrosch keinesfalls zu Gebote; bei seiner lichtscheuen Lebensweise würde es ihm auch voraussichtlich von keinem Nutzen sein. Wohl ändern sich Grund- und Zeichenfarben mit dem Wärme- und Feuchtigkeitsgrade des um- gebenden Mediums in der bei allen Froschlurchen zu beobachtenden Weise, d. h. die Tiere dunkeln im Naßkalten und hellen sich in trockner Wärme merklich bis zur Fahlheit auf, dagegen bleibt das Färbuugs- und Zeichnungsprinzip stets un- geändert. Eine Ausnahme von dieser Regel scheint nur bei manchen männlichen Stücken vorzukommen, insofern diese um die Zeit der Fortpflanzung ihre sonst grauen Flanken mit einem ansprechenderen hochzeitlichen Grün zu schmücken vermögen, das gegen den Sommer hin — vielleicht gelegentlich einer Häutung — wieder der tristeren Alltagsfarbe weicht. Dieser immerhin sehr interessante temporäre nnd par- tielle Farbwechsel würde sich etwa mit dem Auftreten des hochzeitlichen blauen Reifes bei unserem Moorfrosch, Bana arvalis, jedoch keines- wegs mit den Mimikry-Künsten unserer Hyla arborea in Parallele stellen lassen. Alles in allem genommen läßt sich wohl sagen, daß das Färbungskapitel das interessanteste in der Naturgeschichte des Königslaubfrosches genannt werden kann. Die Rolle, welche Hyla regilla nach meinen und anderen Erfahrungen in größeren, mit Schlupfwinkeln versehenen Terrarien spielt, ist eine derartig unsichtbare, daß sie sich nur mit der der lichtscheuesten Nachtgeckonen ver- gleichen läßt und mithin nicht gerade geeignet ist, das hübsche Frösch dien als besonders em- pfehlenswerten Pflegling für solche Behälter er- scheinen zu lassen. Nachdem ich innerhalb der Zeit von zwei Monaten im großen Gesellschafts- terrarium von meinen Königslaubfröschen unter- tags bis auf den einen, in dessen Schlupfwinkel ich zufällig öfters bineinsehen konnte, nie etwas gewahr geworden war und auch im Dunkeln beim Nachleuchten niemals alle entdecken konnte, hatte ich diese unvollkommenste aller Beobachtungs- weisen gründlich satt. Nicht ohne viel Mühe i)r. Paul Krefft: Der KÖnigslaubfroscli. 323 und Zeitvergeudung trieb ich die kleine Gesell- schaft eines Tags aus ihren Zierkorkasylen heraus und setzte sie iii ein ansrangiertes ganz gläsernes, rundes Aquarium, dessen Boden ich mit Moos bedeckte und in dessen Mitte ich einen derben Farn, Asj)lenium nidus avis, im Topf stellte. Nun hatte ich wenigstens die Genug- tuung, die Tiere vollzählig in der Dämmerung, namentlich nach Besprengung ihres Behälters, hervorkommen zu sehen; sie machten es sich auf den breiten, ungeflederten Farn wedeln bequem, ohne im allgemeinen die Beweglichkeit zu entwickeln, wie unser heimischer Laubfrosch über Nacht. Auch seine von dem Pfleger nicht gerade gern ge- sehene Vorliebe für Ivletter- partien an den Glaswänden teilten sie offenbar nicht, vielleicht wegen schwäche- ren Haftvermögens, das wenigstens in der etwas geringeren Entwicklung der Zehensaugballen morpho- logisch zum Ausdruck zu kommen scheint. Gelegent- lich kann man sich jedoch davon überzeugen, daß auch der Königslaubfrosch an glatten Flächen sich ganz ge- hörig festzuhalten vermag. Seine Sprunggewandtheit ist wie bei den meisten Hy- liden sehr anerkennenswert. Das Gequak der Hyla regilla istfürgewöhnlichvon Unginalaufnahme nach d. ^ ° Leben für die „Blätter“. dem unseres Laubfrosches durch tiefere Tonlage, größere Eauhigkeit und längere Intervalle zwischen den einzelnen auch länger ausgehaltenen Lautäußerungen unter- schieden. Im Frühjahr*) waren die letzteren noch insofern von den gewöhnlichen abweichend, als das sonst übliche „Eaak“ in Absätzen: „Ea — a — ak“, gewissermaßen stotternd, hervorkam oder aber sich in „Eä— kä“ veränderte, wobei es ganz den Anschein hatte, als wäre die zweite Silbe im Gegensatz zu der exspiratorischen ersten eine inspiratorische Lautäußerung; der Frosch schien mit andern Worten die beim ersten Lauttempo „Eä“ in den Kehlsack ausgehauchte Luft beim zweiten Tempo „kä“ wieder in die Lungen ein- *) Auch jetzt im Spätherbst hörte ich öfters wieder diesen Quaktypus. zuschlürfen. Trotz seiner nächtlichen Lebens- weise quakt der Königslaubfrosch auch oft am helllichten Tage und zwar auch jetzt zur herbst- lichen Jahreszeit. Er ist demnach nicht als ein Nachtwächter in vollstem Sinne, der den Tag verschläft, anzusehen, sondern gleicht eigentlich ganz seinen deutschen und wohl auch den meisten anderen Gattungsverwandten in dieser Hinsicht. Auch unser Grünrock verhält sich, von in engstem Gewahrsam gehaltenen, sozusagen domestizierten Stücken abgesehen, Übertags ja ganz vorwiegend passiv mit Ausnahme der Laichzeit. Er hockt in zu- sammengekauerter Haltung auf einem Blatte, durch seine prächtige Anpassungs- färbung vor feindlichen An- griffen gesichert, reagiert kaum auf Futtertiere und macht nur seinen, von Witterungseinflüssen haupt- sächlich hervorgerufenen Quakgelüsten Luft; erst mit anbrechender Dunkelheit beginnt er sein Jagdgebiet abzustreifen und bekundet dabei eine am Tage dem träge dahinbrütenden Ge- sellen nicht zuzu trauende Munterkeit. Ebenso macht es der Königslaubfrosch mit dem einzigen Unterschiede, daß er, dem Laubgrün kolo- ristisch nicht angepaßt, seine Mußestunden an dun- keln oder an solchen Plätzen hinbringt, die ihn leichter übersehen lassen, wie beispielsweise recht rissige Borke. Auch das Weibchen der Hyla regilla ist stimmbegabt, wovon man sich überzeugen kann, wenn man es zwischen zwei Fingern mäßigt drückt; es stößt dann ein klagendes „Wi“ aus, was man ja auch unter diesen Um- ständen von anderen Froschweibchen oft zu hören bekommt; spontan äußert es sich lautlich jeden- falls für gewöhnlich nicht. Noch eine andere Beobachtung kann man übrigens durch Fingerdruck sich leicht bei dem Königslaubfrosch verschaffen: die Absonderung eines Drüsensekretes, dessen süßlich fader Geruch mich immer an den charakteristischen Geruch der Seekrebse erinnerte. Ob dieser Absonderung giftige Eigenschaften anhaften, wie dem ge- fürchteten Sekrete des anderen nordamerika- Hyla regilla ßaird & Gir. Weibolien. 324 Dr. W. Klingelhöt'f er: Die Pflege der Süßwasserschildkröten. lüsclien Laubfrosches, Hyla versicolor, etwa, vermag ich nicht mitzuteilen. In seiner Nahrungsaufnahme erweist sich der Königslaubfrosch nicht heikel. Fliegen, Schaben, auch Mehlwürmer werden dankbar angenommen, letztere allerdings nicht immer gut vertragen, sondern manchmal auch wieder erbrochen. Bei der Haltung ist zu beachten, daß große Hitze dem Bewohner der kühlen kalifornischen Wälder eher schaden kann als anderen Laub- fröschen. So wäre mir in der enormen Julihitze dieses Sommers beinahe der ganze Bestand in dem Aquariumglase an Überhitzung eingegangen. Das oben mit Mull zugebundene, also hinlänglich ventilierte Glas war einige Stunden lang kräf- tiger Vormittagssonne ausgesetzt gewesen, und die Königslaubfrösche unter der feuchten Moos- decke waren auch schon wie gelähmt; sie krochen anstatt zu springen und sahen höchst mißfarbig aus. Schattiger, der kühlen Zugluft ausgesetzter Standort des Glases und reichliches Bespritzen des Innern brachte die Halbverschmachteten dann im Verlaufe von mehreren Stunden all- mählich wieder zum äußerlich sichtbaren Wohl- befinden zurück. Bereits vorher war mir ein Weibchen im Terrarium, wahrscheinlich auch an Überhitzung, eingegangen. Es Aväre höchst bedauerlich, wenn dieser schmucke Laubfrosch, wie andere vor ihm, im Import nicht regelmäßig wieder erschiene, also eine einsömmerige Erscheinung bliebe. An- erkennenswert ist jedenfalls der sehr billige Preis, zu dem die Firmen H. Stüve und W. Krause den Amerikaner auf den deutschen Markt brachten. (Nachdruck verboteu.) Die Pflege der Süßwasser- schildkröten. (Vortrag, gehalten im Verein für Aquarien- u. Terrarien- freunde in Karlsruhe.) Von Dr. W. Kling elhöffer, üffenbach. (Mit Originalaufnahme des Verfassers.) ■in schönes Beispiel, wie der Nahrungserwerb auf das geistige Wesen körperlich nahe verwandter Tiere differenzierend einwirkt, bieten uns die Schildkröten. Wie man früher von einer Geschichte der passiven und aktiven Völker- schaften sprach, so könnte man die Schildkröten einteilen in die passiven pflanzenfressenden des Landes und die aktiven Karnivoren, die im Süß- wasser leben. Man könnte sogar soweit gehen, aus der mehr oder minder großen Eegsamkeit eines dieser Tiere zu schließen, wovon es sich ernährt. Nehmen wir als Typus einer Land- schildkröte die allbekannte griechische. Die Er- langung ihres Unterhaltes erfordert keinerlei geistige Anstrengung. Was sie braucht, wächst in Fülle. Ein Grund, mit einem andern Geschöpf sich darum zu streiten, liegt nicht vor. Langsam stampft sie auf ihren plumpen Füßen daher, lang- sam und gemächlich verzehrt sie ihre Nahrung. Nur zur Paarungszeit gerät ihr sonst so ruhiges Blut etwas in Wallung. Indem sie sich mit ihren Panzern anrempeln und auf den Rücken zu w^erfen suchen, kämpfen die Männchen mit- einander. Auch Bisse in den Hals setzt es ab. Naht sich aber sonst ein Angreifer, so ziehen sie es vor, Kopf und Hals, Beine und Schwanz unter der hochgewölbten Schale zu bergen und das weitere abzuwarten. Sie haben ja Zeit. Wer da warten will, bis sie den Kopf wieder zum Vorschein bringen, mag sich in Geduld üben. Ganz anders ist das Wesen der fleisch- fressenden Süßwasserschildkröten. Schon die krallenbewehrten Füße verraten das Raubtier. Munter blicken die Augen in die Welt und be- merken sie etwas Verdächtiges, so sucht das Tier zuerst sein Heil in oft recht schneller Flucht ins nahe Wasser, ehe es sich auf den Schutz der Schil- der verläßt. Fällt eines dabei auf den Rücken, so macht das weiter nichts. Denn während sich die Landschildkröten infolge ihres hochgewölbten Panzers nur unter günstigen Verhältnissen wieder anf die Beine helfen können, ist es den Sumpf- schildkröten ein leichtes. Der lange Hals schiebt sich vor und wendet sich nach dem Boden zu. Ein schnelles Anstemmen des Kopfes gegen die Erde und das Tier steht wieder. Wer Schild- kröten in der Natur beobachten will, muß, Avie Weinland so schön schildert, nach Nordamerika gehen, wo sie in zahlreichen Arten Teiche und Flüsse, Wald und Tal beleben. In Deutschland ist es uns nur an wenigen Orten vergönnt. Im Gebiete der Oder und Weichsel findet sich be- kanntlich Emys europaea, die Teichschildkröte, die aber auch jährlich in großen Mengen meist aus Italien eiugeführt wird und in ebenso großen Mengen durch allzu sachverständige „Pflege“ ihr Leben aushauchen muß. Ich brauche nur an meine Knabenzeit zurückzudenken. Alljährlich brachte ich nach den Sommerferien aus einer größeren Stadt solch ein unglückliches kleines Geschöpf mit nach Hause. Meist war es schon krank beim Einkauf, denn untertauchen konnte keins von ihnen, so daß ich mir, dies für den normalen Zustand haltend, oft den Kopf zer- Dr. W. Klingelliöff er: Die Pflege der Süßwassersohildjcröten. 325 brach, in welchem Alter die Tiere wohl das Untertauchen lernten, und wie sie sich vorher bei dem ständigen Aufenthalte auf der Wasser- oberfläche den Verfolgungen ihi’er Feinde ent- ziehen könnten. Und doch gehörte ich schon zu den vorgeschritteneren Tierpflegern, wenig- stens versuchte ich nicht, die Wasserschildkröten durch Vorlegen von Brot, Salat usw. zu füttern, sondern wußte bereits, daß sie nur im Wasser fressen können. Sie schlucken dieses unter ruck- weisem Vorstrecken des Halses in kurzen kräf- tigen Zügen ein, so daß es den Bissen mit in den Schlund treibt. Erst hier beginnt der eigent- liche Schlingakt. Außerhalb des Wassers können nur wenige Arten Nahrung zu sich nehmen. Zum Halten von Wasserschildkröten stehen uns verschiedene Methoden zu Gebote. Wer einen Garten hat, kann größere Tiere der här- teren unser Klima vertragenden Arten im Sommer im Freien halten, wie es z. B. Ad. Franke in Stötteritz bei Leipzig als einer der ersten tat. Derselbe hatte einen 40 qm großen Raum mit einer 1 m tiefen Grundmauer umgeben, auf welcher sich eine Vj^ m hohe Einfriedigung erhob. Um das Überklettern der Tiere zu ver- hindern, waren die Ecken und Seitenwände oben mit 2 horizontalen, 24 cm breiten und ebenso weit von einander abstehenden Zinkstreifen versehen. Im Innern erhob sich ein Hügel, an dessen Fuß ein kleiner Teich lag. In diesem Gehege hielt Franke die gesamten deutschen Kriechtiere nnd Lurche. Für Schildkröten allein braucht die Umzäunung nicht so hoch zu sein. Immerhin ist es gut, auch bei ihnen am oberen Rand einen Zinkstreifen anzubringen, denn manche besitzen eine Kletterfähigkeit, die man den schweren Panzerträgern nicht zutraut. Den Boden des abgegrenzten Bezirkes hebt man etwas aus und pflastert ihn, damit die Schildkröten sich nicht durchgraben können. Die ausgehobene Erde wird wieder über das Pflaster geschichtet, um Gras und Pflanzen einsetzen zu können. Als Wasserbehälter dient ein aus Dachpappe oder Zement hergestelltes Becken oder ein bis zum Rande eingegrabener, nicht zu tiefer Bottich, den man mit Vorrichtungen versehen muß, daß die Tiere bequem herauskönnen. Wasserbehälter, sowie eine Felsengrotte zum Unterschlupf sollten nicht in der Mitte, sondern an den Seiten oder Ecken angebracht werden, damit die Tiere sie leicht Anden. Wärmebedürftige Arten kann man in flachen mit Zink ausgeschlagenen Kisten, die nach Art von Terrarien eingerichtet sind, im Zimmer oder Gewächshaus halten. Ich benutze eine derartige, auf einem sonnigen Balkon anfgestellte Kiste mit üppigem Pflanzenwuchs gleichsam als Sommerfrische. An recht warmen sonnigen Tagen lasse ich alle meine Schildkröten, auch die exotischen, hier über Mittag die frische Luft genießen. Die Tiere frei im Zimmer herum laufen zu lassen und zur Fütterung in eine Schüssel mit warmem Wasser zu setzen, ist nur ein Not- behelf. Wenn man sie auch auf diese Weise manche Jahre am Leben erhalten kann, so kann doch von einem wirklichen Beobachten ihrer Lebensweise in so von der Natur gänz- lich verschiedenen Verhältnissen keine Rede sein. Leichter als für ganz große ist für junge Tiere ein passender Aufenthaltsort geschaffen. Man kann sie zugleich mit Wassernattern im sog. feuchten Terrarium halten. Von Holz oder besser aber teurer aus Zinkblechstreifen oder Winkeleisen läßt man sich ein kastenartiges Gestell machen. Die Streifen sollen, soweit es der Solidität nicht schadet, so schmal als mög- lich und zum Schutze gegen die Feuchtigkeit mehrfach mit Ölfarbe gestrichen sein. Die Zwischenräume werden durch Glasscheiben ver- schlossen, welche, durch Falze festgehalten, leicht gegen Drahtgazeeinsätze vertauscht werden können, wenn Durchlüftung nötig wird. Ein oder nach der Größe des Terrariums zwei Türen sind an geeignetem Platze anzubringen, sodaß jede Stelle des Innern bequem mit der Hand zu erreichen ist. An dem abgebildeten Terrarium (Seite 327), welches auf einem Balkon steht, ist die dem Hause zugekehrte Seite durch Drahtgaze verschlossen. Bei kühlem Wetter und nachts kann vor diese ein Stück Blech ge- schoben werden. Der untere Teil des TeiTariums besteht aus einem 15 cm hohen Zinkeinsatz, den eine 12 cm hohe Scheidewand der Quere nach trennt. Die linke Seite (etwa %) ist mit einem Abflußrohr versehen und dient als Wasserbecken. In diesem wird durch einen etwa 10 cm hohen, etwas schräg gestellten, durchlöcherten Blechstreifen an 3 Seiten eine etwa 12 cm breite Randzone abgeschieden. Die nach dem Wasser gekehrte Seite des Streifens wird mit Zement nnd Steinchen be- legt, um das Herausklettern der Tiere zu er- leichtern. Auch der Boden des Beckens, der ohne Sand bleibt, kann mit Zement bedeckt werden. Der Zwischenraum zwischen Streifen und äußeren Terrarienwänden bildet mit Erde gefüllt einen vom Wasser überspülten Land- 326 Dr. W. Klingelhöff er: Die Pflege der Süßwasserschildkröten. raum, in welchem Weiden und Wurzelbewässerung liebende Pflanzen gut gedeihen. Der nach dem Terrarium zu gelegene Abschnitt ist mit feinem Sand gefüllt, in welchem sich manche Schild- kröten gerne eingraben und dient etwa 2 cm vom Wasser überdeckt als Übergang zum rechts gelegenen Lande. Auf den Boden des Land- teiles kommt zuerst eine Lage grober Kies zur Drainage. Kleine Abzugsröhrchen in den Ecken führen das Wasser nach außen. Über den Kies habe ich anfangs Erde getan, um Pflanzen frei einsetzen zu können und die Zwischen- räume mit Grassamen bestellt. Leider starb der anfangs wunderschöne Basen bald ab, die Erde lag bloß, verschmierte die feuchten Tiere und verwandelte das Wasser des Beckens in einen trüben Tümpel. Feiner trockener Sand hat sich mir hier auch nicht bewährt, da auch er an den Tieren anklebt, und was noch schlimmer ist, ihnen in die Augen kommt. Jetzt habe ich, wie auch Mußhoff empfiehlt, als oberste Lage Kies genommen. Man kann auch den Landteil völlig mit Kies füllen, muß aber dann die Pflanzen in Töpfen in den Kies einlassen. Die Töpfe kann man, um die Wurzeln vor Gr ab versuchen zu schützen, mit rundge- schnittener, in der Mitte mit einem Loch für die Pflanze versehener Drahtgaze belegen. Ein Felsen auf dem Landteil von Tuffstein oder Zierkork hat nur Zweck, wenn gleichzeitig Wassernattern gehalten werden. Ihnen muß man auch durch Einsetzen dürrer Äste oder, was schöner ist, kräftiger ästiger Pflanzen Klettergelegenheit bieten. Sehr malerisch sind Weidenknorren, die man im Frühjahr abschlägt. Ins Wasser gestellt, ziehen sie bald Wurzeln und schlagen üppig aus. Durch öfteres Zurück- schneiden kann man immer wieder schöne hell- grüne frische Triebe hervorrufen. Ein dach- förmiges Gerüst aus Blechstreifen und Glas schließt das Terrarium oben ab. Der oberste horizontale Teil ist durch Drahtgaze verschlossen. Darüber liegt noch eine mit einer Glasscheibe versehene Klappe, die zur Lüftung geöffnet werden kann. Derartige Doppelwände kann man auch an den Seiten anbringen. Die rechte Freude an den Schildkröten gewährt aber erst ein sogenanntes Aqua- terrarium, weil dieses auch die Beobachtung im Wasser gestattet. Ein gewöhnliches Aqua- rium läßt sich leicht in ein Aquaterrarium ver- wandeln. Brüning empfiehlt mit größeren Steinen, deren Zwischenräume mit Sand aus- zufüllen sind, einen schräg ansteigenden Land- teil zu bilden. Darüber kommt eine Lage Moorrasen. Das Wasser wird nur so hoch eingefüllt, daß es gerade von unten das Basen- stück berührt. Mußhoff rät einen mit Kies gefüllten Blechkasten von etwa 15 cm Höhe ins Aquarium einzustellen, dessen eine Seite schräg nach dem Wasser abfällt und mit Zement und Steinchen rauh gemacht ist, während seine andern drei senkrechten Seiten sich eng an die umgebenden Glaswände anlegen. Bei einer Beinigung hebt man den Kasten einfach heraus. Ich habe mir aus Tuffstein mit Zement einen treppenartig ansteigenden Felsen an einer Seite gebaut. Die einzelnen Stufen sind nicht massiv, sondern bilden etwa 5 cm tiefe Mulden und sind mit feinem Sand gefüllt, um den Tieren das Eingraben zu gestatten. Lachmann hat eine Verbindung von Aquarien und Terrarien kon- struiert. Von einem Terrarium aus Winkeleisen wird durch eine in einem Falz laufende mit Mennigkitt befestigte Schieferplatte etwa 7s ab- geschieden, das mit dicken Scheiben wasser- dicht verglast wird. Das Dach soll an der Seite aufklappbar sein, damit man bequem zum Aqua- rium gelangen kann. Derartige Behälter sind aber leider nngemein teuer. Sie haben außerdem den Nachteil, daß der Wasserspiegel des Aqua- teiles erheblich höher als das Land liegt, so daß die Tiere erst einen kleinen Berg hinan müssen, um ins Wasser zu gelangen. Um dies zu ver- meiden, läßt man sich den Behälter gleich mit Beinen anfertigen und zwischen diese das Aqua- rium verlegen. Der Wasserspiegel befindet sich bei dieser Einrichtung stets in der Ebene des Landteiles, einerlei wie tief das Aquarium ist. Leider vertragen nur wenige Schildkröten- arten unser Klima. Schon mancher Beobachter hat die traurige Erfahrung machen müssen, daß mit Herannahen der kühlen Jahreszeit seine ausländischen Schildkröten ihre Freßlust ein- büßten, allmählich schwächer wurden und späte- stens bei Beginn des Frühlings eingingen. Will man sich vor schweren Enttäuschungen bewahren^ so ist unbedingt eine künstliche Erwärmung des Behälters erforderlich. Es gibt eine große Anzahl von Heizmethoden. Ich habe im vorigen Winter einen der bekannten Doppelwandkessel mit ge- schlossenen Heizröhren und Petroleumlampe mit gutem Erfolg benutzt. Bei feuchten Terrarien legt man die gewundenen Heizröhren in den Boden oder führt sie von Drahtgittern umhüllt über demselben an den Wänden entlang. Am gebräuchlichsten für Terrarien ist wohl die von V, Fischer und von Lachmann beschriebene Dr. W. Klingelhöf f er : Die Pflege der Siißwassei’sehildkröten, 327 Bodenheizung durch Ölläinpchen, Gas- oder Grudekoks mit Regulator. Dieser, der Über- hitzung und rasche Abkühlung verhindern soll, besteht aus einem Kasten von Zinkblech, der mit Wasser gefüllt ist und ein offenes Einfüll- rohr besitzt. Er steht in der Füllung des Land- teiles oder unter demselbem. Das Becken oder das Aquarium ist durch eine Isolierschicht ge- schützt. Merkwürdig ist mir die verschiedene Beurteilung dieser Heizmethoden. Von Fischer beginnt sein Buch über das Terrarium mit den Worten : „Ein Terrarium ist ein initTieren besetztes Ge- wächshaus im kleinen.“ Er be- schreibt und be- nutzt ausschließ- lich die Boden- heizung und preist die damit erzielte Vegeta- tionspracht (Ne- pentheshaus). Dieselbe Art be- schreibt und be- nutzt Lachmanu und bildet so ge- heizte Behälter mit herrlichem Pflanzenwuclis ab. ln den neue- ren Büchern (Zernecke, Muß- hoff, der die teil- weise Bodenhei- zung empfiehlt) lese ich, daß Pflanzen nicht gedeihen. Sollte das gärtnerische Geschick hier eine Rolle spielen oder die Aus- wahl der Pflanzen? Ich habe mir für meine Schildkröten jetzt ein Aquarium mit Heizung nach Dr. Bade bestellt. Die eine Querseite ist aus Eisenblech gefertigt und mit einer Tür versehen. Sie führt in einen Eisenblechkasten, der auf vier Seiten von Wasser umspült wird und die Lämpchen enthält. Den Kasten be- absichtige ich durch einen Felsen zu verdecken, jedoch so, daß das Wasser frei von dem Heiz- körper zwischen dem Felsen durch zii'kulieren kann. Am einfachsten ist es, wenn der Boden von Eisen ist, unter dem hochgestellten Aquarium Lämpchen anzubringen, zumal man ja auf Wassei’- pflanzen, welche die Wurzelerwärmung schlecht vertragen, keine Rücksicht zu nehmen braucht. Denn leider kann in Bezug auf Vegetation das Schildkrötenaquarium nicht mit dem von Fischen bewohnten konkurrieren. Es müßten schon recht kräftige, üppig wachsende Wasserpflanzen sein, die das Umherstreichen und Schwimmen dei' Schildkröten aushalten könn- ten.— Will man Wasserpflanzen nicht missen, so könnte man eine Seite oder Ecke des Aquariums durch weit- maschiges Drahtgitter vor dem Eindringen der Tiere schüt- zen. Am besten bin ich gefahren mit großen Schwimmpflan- zen, z. B. Tria- naeahogotensis, Plstia stratiotes und vor allem Pontederia cras- sipes, zwischen deren VTirzeln und Blätter die Tiere gerne hängen und sie eifrig nach klei- nen Schnecken, Flohkrebsen usw. durch- suchen. Auf den Übergangsteil kann man Tradescantien, auf den Felsen Cyperus-kview usw. setzen. Einbringen eines Mischbodens in das Aquarium ist wegen des Wühlens der Tiere völlig ausgeschlossen, am ehesten geht als Bodenbelag reiner Sand. Ich habe auch auf diesen verzichtet und den Boden durch Zement nach einer Ecke, in der sich der Schmutz an- sammeln soll, abgeschrägt. Sand habe ich, wie erwähnt, nur in einzelnen Mulden des Felsens, die so tief und breit sind, daß eine etwa 12 cm- Schildkröte sich völlig vergraben kann. Störend wirkt au(di auf eine eventuelle Vegetation der Oiiginalaufnahme Schildkrötenterrarium des Herrn Dr. W. Klingelhöffer. für die ..Blätter“. ® 328 Dl'. Hermann Bolau; Krebse im Seewasser- Aquarium. oft notwendige Wasserweclisel. Ein großes Ab- flußrohr ist unerläßlich. Man sollte es sich zur Pflicht machen, nach jeder Fütterung sofort das W asser zu wechseln, namentlich nach Fütterung mit Fischen, wonach sich gern eine milchige Trü- bung einstellt. Daß das nachzufüllende Wasser die gleiche Temperatur haben muß, wie das ab- gelassene, ist selbstverständlich. Das erwärmte Aquarium muß durch eine Glasplatte oder, was schöner ist, durch ein dachartiges Gestell ab- geschlossen werden, da sonst die Wände des Zimmers beschlagen, (Schluß folgt.) (Nachdruck verboten.) Krebse im Seewasser-Aquarium. VoD Dr. Hermann Bolau. (Schluß.) SAvei nahe Verwandte des Hummers, die echte Languste, Palinurus, und der norwegische- Schlankhummer oder Kaiserliummer, Nephrops norvegicus, kommen häufiger auf den Fischmarkt. Die echte Languste ist nur für ganz große Becken geeignet. Der Schlankhnmmer ist ein sehr zier- licher Bewohner der SeeAvasseraquarien, kommt aber für den Liebhaber wenig in Frage, da er lebend nur selten zu uns kommt. Er lebt auf schlickigem Grunde' der Nordsee. Wenn ein Aquarienbesitzer Beziehungen zu Fischdampfer- kapitänen hat, ist es vielleicht möglich, die Tiere zu bekommen. Sehr reizende Bewohner der Aciuarien sind die als Krabben oder Granat in den Handel kommen- den kleinen Krebse. Sie werden bekanntlich an sandigen nnd schlickigen Küsten in ungeheuren Mengen gefangen, nm frisch gekocht oder in Dosen eingemacht verkauft zu werden oder um getrocknet und geschrotet als Geflügel-, Fisch- und Schweinefutter zu dienen. Man unterscheidet die Ostseekrabbe, Palaemon squüla und die Nordseekrabbe, Crangon vulgaris. Der Lieb- haber bezieht die Tiere am besten, indem er bei einem Besuche der Küste mit einem Garnelen- fischer Beziehungen anknüpft, doch sind die Krabben auch gelegentlich in Aquarienhand- lungen zu haben. Diese kleinen Krebse leben auf sandigem und schlickigem Untergründe und er- fordern daher im Aquarium einen Sandboden, nötig ist dieser freilich zu ihrem Wohlbefinden durchaus nicht; die Krabben halten sich auch in Fels- aquarien, einen Teil des Aquariumbodens sollte man aber doch mit einer Bedeckung feinen Sandes versehen, um die Tiere richtig beobachten zu können. Werden einige Krabben in einen Be- hälter mit feinem, weißem Sande gesetzt, so Avird man beobachten, daß sie sich in den Boden ein- schlagen, sie versinken vor den Augen des Be- schauers im Sande, nur die langen Fühler und die Angen schauen noch heraus. Stört man eine Krabbe, Avelche sich eingeschlagen hat oder kriecht ein anderes Tier über sie weg, so schnellt sie plötzlich aus dem Sande fort. Läßt man in der Nähe einer im Sande ruhenden Garnele ein Stückchen Fleisch fallen, so dauert es meist nicht lange und das Tier beginnt eifrig mit den Fühlern nnd Augen zu arbeiten, es wittert die Beute und steigt bald langsam aus dem Sande hervor, um sich auf das Fleisch zu stürzen. Der Umgebung passen sich die Krabben in gewisser Weise in der Färbung an, auf dunklem Grunde nehmen sie eine mehr oder Aveniger dunkle Färbung an, auf hellem Sandboden werden sie hellgrau und sind in der Färbung kaum von der Umgebung zu unterscheiden. Krabben kann man mit fast allen Tieren zusammensetzen, Avelche nicht zu groß sind, da sie ein gern gefressenes Fntter für viele größere Tiere sind. Mit Aktinien vertragen sie sich gut und Aveichen diesen aus, so daß man nicht zu fürchten braucht, daß sie einer Seerose zum Opfer fallen. Der Einsiedlerkrebs, Pagurus hernhardus, ist einer der allergemeinsten Seekrebse nnd für jedes Seewasseraquarium wohl der interessanteste, be- Aveglichste und possierlichste. Sein Hinterleib ist Avnrmförmig und nicht wie der der anderen Krebse mit einem harten Panzer bedeckt. Um ihn vor Angriffen zu schützen, steckt der Ein- siedler seinen Hinterleib in leere Schnecken- schalen. Im envachsenen Zustande benutzt er mit Vorliebe die leere Schale der Wellhorn- schnecke, die in großen Mengen überall im Meere vorkommt. In der Jugend wählt der Einsiedler sich zur Wohnung allerhand kleinere Schneckenschalen oder auch Bruchstücke von größeren, selbst Wurmröhren müssen gelegentlich seinen Hinterleib schützen. Wird ihm seine Schale zn klein oder paßt sie ihm sonst aus irgend einem Grunde nicht mehr, so sucht er sich eine andere. Bevor er aber in diese hinein- geht, untersucht er sie mit seinen Scheren genau, ob kein Feind in ihr sitzt. Hat er die neue Behausung für passend befunden, so Avird der Umzug schnell vollzogen und er trollt sich mit der neuen Schale von dannen. Bei drohender Gefahr und in der Euhe zieht der Bernliards- krebs sich in die Schale zurück und ist nur gewaltsam aus ihr zu entfernen. Seine Nahrung besteht ebenfalls aus tierischen Überresten und es geAvährt ein anmutiges Bild, wenn mehrere Stücke gleichzeitig eine Beute entdecken oder Dr. Hermann ßolau: Krebse im Seewasscr-Aqnarium. 329 wenn ein Einsiedler beim üppigen Schmause von seinen G-enossen überrasclit wird. Es beginnt dann eine oft lange dauernde spaßige Balgerei, bei der einer den andern Avegzndrängen sucht Der Kampf sieht recht gefährlich aus, da die große Schere fortwährend in Bewegung ist, aber es kostet höchstens einmal ein Bein und den Verlust kann der Einsiedler schon verschmerzen, bei der nächsten Häutung wächst das Verlorene vdeder. In ein SeeAvasseraquarium kann man je nach der Größe mehrere Einsiedler einsetzen, sie beleben dasselbe ausgezeichnet und schaden wohl kaum einem Mitbewohner, haben auch im allgemeinen keine Feinde. Denn große Fische, welche, wie der Dorsch, mit Vorliebe Einsiedler und andere Krebse fressen, fehlen im Aquarium des Liebhabers. Die bislang besprochenen Krebse gehören zu der Gruppe der Langsclnvänze, alle haben einen wohlentwickelten Hinterleib, der außer beim Einsiedler als Han])tscliAAdmmorgan dient. Bei den folgenden, den KnrzscliAvänzen, ist der Hinterleib in den Jugendstadien ebenfalls wohl- entwickelt, er verkümmert aber später, die er- wachsenen Tiere haben nur einen kleinen Hinter- leib, der gegen die Unterseite des Bruststückes eingeschlagen wird. Bei dem Männchen ist er schmal dreieckig, beim Weibchen, Avelches unter ihm die Eier trägt, ist er breit und gerundet. ZAvischen den Lang- und den Kurzschwänzen steht eine Krebsgattung, Galathea, welche in mehreren Arten in unserer Nordsee heimisch ist. Mehi-ere kleinere Arten der Gattung findet man viel auf Schwämmen und Polypenstöcken, doch haben sie für den Liebhaber keinen Wert. Eine Form, Galathea squamifera ist etwas größer und kommt z. B. auf den Klippen bei Helgoland nicht selten vor. Sie läßt sich leicht halten, bietet aber nichts besonderes. Man erbeutet diesen Krebs nicht selten bei niedrigem Wasser an der Westseite der Insel in den dann vom Wasser nicht bedeckten Klippen und zwar an der Unterseite der Steine. Von den eigentlichen Kurzschwänzen sind die laschenkrebse die gemeinsten und bekanntesten. Der große Taschenkrebs, Cancer pagurus, ist ausgewachsen für die Liebhaberei zu groß, kleinere Stücke sind aber recht brauchbar. Sie sind viel lebhafter als große Tiere. Der Taschenkrebs gräbt sich gerne im Sande ein oder zieht sich in enge Felsspalten zurück. Häufig ist sein Panzer über und über mit festsitzenden niederen Tieren oder mit Algen bedeckt. Wenn er dann in einer Felsspalte regungslos sitzt, ist er kaum von seiner Umgebung zu unterscheiden Der große Taschenkrebs ist mehr ein Bewohner tieferen Wassers, sein kleinei' Verwandte]-, der Carcinus maenas, der kleine oder Strandtaschen- krebs bevorzugt die Gezeiteiizone. Bei Ebbe sieht man ihn häufig in großen Scharen sich in den Rinnsalen herumtreiben, welche das zurück- tretende Meer bei Ebbe am Ufer zurückläßt. Mit großer Behendigkeit eilt er dann meist in seitlicher Bewegung dahin, bei Verfolgung sucht er sein Heil zunächst in eiliger Flucht, wird ihm der Weg versperrt, so bemüht er sich, einen Felsspalt oder tieferes Wasser zu erreichen, findet er keinen Schlupfwinkel, so richtet er sich hoch auf und hebt die Scheren drohend empor. Beide Arten Taschenkrebse fressen tierische Nalii'ung, aber nicht nur abgestorbene Reste, sondern auch lebende Tiere, Schnecken, Muscheln, Würmer usav. dienen zur Ernährung. Fällt in der Nähe eines ruhenden Taschenkrebses eine Beute nieder, so beginnen die Fühler bald leb- hafter zu spielen und der Krebs erfaßt mit seinen Scheren die Nahrung. Von Zeit zu Zeit, und diesen Vorgang kann man gelegentlich im Aquarium beobachten, häuten sich die Taschenkrebse. Die Häutung vollzieht sich hier anders, als beim Hummer. Wie bei diesem löst sich der Kalk der Panzers an gewissen Körperstellen vor der Häutung auf. Dann platzt derselbe am hinteren Rande des Rückenschildes auseinander und der Krebs arbeitet sich langsam aus seiner alten Schale heraus. Nach der Häutung ist der Krebs weich, „Butterkrebs“ und nimmt nun sehr an Größe zu. Wie ich schon oben angab, hat man diese Zunahme auf 15'7o der Länge und 18% der Breite bestimmt, und bei einem andern wuchs die Breite um 20%. Während nun der Panzer allmählich durch Kalkablagerung erhärtet, ist der Krebs Aviderstandslos und Angriffen anderer Tiere, auch viel kleinerer, welche ihm sonst ängstlich aus dem Wege gehen, und nicht zum Avenigsten Seinesgleichen schutzlos preisgegeben. Er sucht sich daher während der Zeit des Er- härtens zu verstecken. So kommen manchmal solche Stücke zu Stande, die als Raritäten ver- kauft werden; wenn nämlich ein eben gehäuteter Krebs sich in eine Flasche verkriecht und in ihr wächst und erhärtet, kann er häufig nicht wieder heraus und kommt allmählich in der Flasche um. In den G-ranatiietzen fängt man an etwas tieferen, sandigen Stellen häufig in ziemlichen Mengen einen Verwandten der Taschenkrebse, die Schwimmkrabbe, Portunus, welche unsere Nordsee in mehreren Arten beAvohnt. Das letzte Glied des hintersten Fußpaares ist bei ihr zu einer breiten, ovalen Platte umgeAvandelt. Diese 330 Dr. Hermann Bolau: Krebse im Seewasser- Aquarium. Platten dienen ihr als Schwimmorgan. Sie kann mit Hilfe dieser Scliwimmfüße recht gewandt schwimmen, eine Eigenschaft, welche den Taschen- krebsen vollkommen abgeht. Die Schwimm- krabben haben dann noch eine Fähigkeit, welche sie bei allen Fischern verhaßt macht, sie können mit ihren schmalen, scharfen Scheren ganz em- pflndlich kneifen und wenn sie einen Finger richtig packen, fließt fast immer Blut. Selbst die derbe Haut von Fischerfäusten schneiden sie glatt durch. Für ein mit Sandboden versehenes See- wasseraquarinm eignet sich das zierliche Tier sehr. Sie ist lebhaft und gewandt. Ein sehr ulkiger Krebs ist ein weiterer Be- Avohner sandigen Untergrundes, die Masken- krabbe, Corystes cassiveJaunus. Das Weibchen hat kurze, das Männchen sehr lange Scheren- beine. Sieht man von oben in ein Aquarium, in dem einige Maskenkrabben auf dem Sande nmherwandern, so denkt man unwillkürlich an einen Menschen, der vo]' Schrecken die Arme zusammenschlagen und in Ohnmacht hiutenüber- fallen will. Die Maskenkrabben laufen hoch anfgerichtet und tragen die Scheren weit von sich gestreckt. Geraten zwei der Tiere anein- ander, so sieht es ans, als wollten sie sich um- armen. Steht ihnen ein mehrere Zentimeter tiefer Sandboden zur Verfügung, so kann man beobachten, wie die Krel)se im Untergrund ver- schwinden. Verfolgt man ein Tier mit den Augen und läßt es ungestört, so sinkt es plötzlich sehr schnell in den Boden. Man nimmt kaum Avahr, daß das Tier irgendAvie nachhilft, der Sand gibt scheinbar vollkommen nach, der Krebs ver- sinkt, Avie in einer Versenkung. Nur die mäßig langen Fühler schauen ans dem Sandboden her- vor. Sitzen im Sande des Aquariums mehrere der sonderbaren Gesellen, so findet man sie am besten dort, avo die Fühler heraussehen. Läßt man ein Stückchen Futter, vielleicht eine zer- schlagene Schnecke in die Nähe eines solchen Fühlei’paares niederfallen, so fangen die Fühler an, sich zn bewegen und plötzlich hebt sich der Krebs aus dem Sande wieder hervor und ergreift die Beute. Maskenk)-abbeii gehören zu den drolligsten Bewohnern eines Seewasseraquariums. Zum Schluß will ich noch drei einander nahe verAvandte Krebse besprechen, die von besonderem Interesse sind durch die Fähigkeit, sich durch Fremdkörper vor Feinden und vor Beutetieren zu verbergen. Es sind die zwei Arten Hörner- krebse, Hyas aranea und Hyas coarctatus und der abenteuerlich gebaute Spinnenkrebs, Stenorhyn- clms phalangiunif welche alle drei häufig in der Nordsee verkommen. Bei Helgoland sind sie nicht selten zahlreich zu erbeuten, freilich fast nur mit geeigneten Fischereigeräten, seltener wird man bei niedrigem Wasser einzelne Stücke fangen. Wenn man einige frisch gefangene Tiere in ein Aquarium setzt, wird man sie meistens bewachsen finden mit Algenbüscheln, Polypen- stöckchen oder dergl. Fremdkörpern. Oft sind die Krebse dicht mit einem Algenüberzug ver- sehen. Die Pflanzen machen den Eindruck, als seien sie fest auf den Rücken des Krebses auf- gewachsen. Bei näherer Untersuchung aber wird man bemerken, daß dieselben keineswegs auf den Tieren angewachsen sind und sich z. B. mit einer Pinzette ziemlich leicht entfernen lassen. Pflückt man dann einem Tiere vorsichtig alle Fremdkörper ab und betrachtet die Stellen genau, an denen die Algen gesessen haben, so entdeckt man Reihen kleiner biegsamer Häkchen, die mit der Spitze nach unten umgebogen sind. Sie dienen zum Festhalten der Polypenstöcke, Algen usw. Den gereinigten Krebs überführt man nun in ein Aquarium, in dem kleine Algen und Polypenstöcke oder Schwämme an Felsen, Muscheln usw. angeAvachsen sind. Wenn das Tier sich etAvas erholt und seinen Behälter untersucht hat, beginnt es sehr oft schon bald mit den Scheren kleine Stückchen Algen ab- zupflücken und geschickt unter die biegsamen Häkchen seines Rückens zu schiebeu. In kurzer Zeit ist es wieder vollkommen bedeckt mit den Fremdkörpern. Sind viele Polypenstöcke im Aquarium vorhanden, so nimmt der Krebs vor- zugsweise von ihnen sein Material, herrschen ScliAvämme vor, so wählt er sie zum Bestecken seines Rückens. Setzt man ein Tier, welches mit Algen bepflanzt ist, in ein Aquarium, iu dem viele Polypenstöcke vorhanden sind, so ersetzt es die Algen sehr bald durch kleine Polypenzweige. Diese Verkleidung der Hörner- und Spinnen- krebse hat den Zweck, die Tiere vor ihren Feinden zu verbergen, andererseits aber er- leichtert sie den Krebsen auch die Erlangung lebender Bente. Wenn ein voll besteckter Krebs ruhig im Aquarium dasitzt, so nähern sich ihm kleinere Tiere ohne Ahnung, daß der Algenrasen einen grimmen Feind verdeckt. Ist ein Beute- tier in den Bereich der Scheren gelangt, so fassen diese plötzlich zu und ergreifen mit Sicherheit das sich sträubende Opfer. Ich habe häufig beobachtet, wie kleinere Hörnerkrebse sich, vollkommen mit Algen bedeckt, in ein Algenbüschel regungslos versteckten und nun selbst Stichlinge, die doch jeder Aquarienbesitzer Aquarium-Hilfsapparate. 331 als flinke und gewandte Tierchen kennt, mit Leichtigkeit fingen. In einem großen Seewasser- aquarinm, in dem sich einige Dutzend drei- stachlige Stichlinge munter herumtrieben, fingen ein paar Hörnerkrebse in ganz kurzer Zeit die Stichlinge einen nach dem andern fort und ver- zehrten sie. Dabei war es gleichgültig, ob sie die Fische am Kopf oder am Schwanz faßten, zu entkommen gelang den Stichlingen nur ganz ausnahmsweise, sonst hielten die Krebse sehr fest und verzehrten ihre Beute bei lebendigem Leibe. Die Hörnerkrebse, besonders die spinnen- förmige Art, Hijas aranea, betreibt das Maskieren ihres Körpers nur in der Jugend und im halb- erwachsenen Zustande, später leben die Tiere frei auf dem Meeresgründe und bepflanzen sich nicht mehr. Die Spinnenkrebse, Stenorhynchus phalangium, bestecken nicht nur den Körper, sondern auch die langen Spinnenbeine zeitlebens. Sie erinnern in ihrem ganzen Aussehen ungemein an die Weberknechte, jene langbeinigen Spinnen, die uns im Garten und in Kellern so häufig be- gegnen. Ich habe in meinen obigen Zeilen nur einige wenige der häufigsten und füi' das Seewasser- aquarium brauchbarsten Krebse der Nordsee be- handelt. Es gibt aber noch eine große Anzahl weiterer Krebse in derselben, welche sich ebenso für die Liebhaberei eignen. Die besprochenen sind aber jedenfalls diejenigen, welche der Lieb- haber am ehesten erhält, und halten sich in der Gefangenschaft gut. Leider hat es noch immer Schwierigkeiten, Seetiere zu beziehen, es be- fassen sich aber immerhin einige Handlungen mit der Einfuhr von brauchbarem Material. Wer sich wie ich längere Zeit mit der Haltung von Meerestieren befaßt und Beobachtungen an ihnen gemacht hat, wird zugeben, daß die Seewasser- aquarien wohl verdienen, neben den Süßwasser- aquarien mehr Beachtung zu finden. Wenn die Händler in den letzten Jahren von weither immer neue und interessante Tiere aus dem Süß- wasser, vor allem Fische, einzuführen wußten, so würden sie sicher, falls die Nachfrage nach interessanten und haltbaren Meerestieren zu- nehmen würde, auf größere Zufuhr dieser Tiere bedacht sein. Und da die große See- fischerei auch in Deutschland in so erfreulicher Weise an Umfang zunimmt, so würde es keine Schwierigkeiten haben, mit Hilfe der Seeflscher Material für die Seewasseraquarien der Lieb- haber zu beschaffen. Für den Naturfreund würde sich aber dadurch die Gelegenheit zu interessanten Beobachtungen wesentlich vermehren. Aquarium-Hilfsapparate. (Mit 2 Abbildungen.) iel einfacher, wie Herr Maaz-Zörbig, dessen Injektionsdurchlüfter ich übrigens wärm- stens empfehlen kann, lassen sich die in No. 14 der „Blätter“ beschriebenen Hilfsapparate her- stellen. Es bedarf dazu keiner umständlichen Zemen- tierung. Will man aus hochstehendem Gefäß mittels Saughebers WAsser befördern, so nehme man als im Wassergefäß ruhendes Ende des Hebers einfach ein Glasrohr und dann zunächst Gummi- schlauch. Das liegt von selbst fest. Dasselbe Glas- rohr, welches an dem hoch- ragenden Ende ca. 6 cm rechtwinklig umgebogen ist, benutze ich sowohl als Saugheber für Zuführung von Wasser zum Maazschen Durchlüfter wie auch als Schlammentferner und überhaupt Heber im Aquarium. Zum Befestigen des Durchlüfters und ev. auch des Springbrunnenrohres dient mir eine quadratische Leiste von ca. 3 cm Durchschnitt und einer der Breite des Aquariums entsprechen- den Länge. Die Leiste ruht auf dem Aquariuni- rand. Unten an der Leiste ist ein Brettchen befestigt, welches ca. 5 cm seitwärts der Leiste hervorragt und auf welclies der Durchlüfter ge- schoben wird. Das Glasrohr des Springbrunnens nimmt ein seiner Dicke entsprechender Einschnitt oben in der Leiste auf, welcher leicht mit einer Laubsäge herzustellen ist. Die Leiste ist nur von Tannenholz und doch schwer genug, um sowohl bei Benutzung des Springbrunnens als auch des Durchlüfters gut fest zu liegen. Will ich nur Wasser zu den Aquarien lassen ohne Springbrunnen oder Durchlüfter, so lasse ich das Wasser stets in die Aquarien durch ein Endchen Glasrohr am Ende der Zufüh- rungsleitung fließen. Dies Glasrohr ist durch einen als Schwimmer dienenden Kork ge- führt, der somit bewirkt, daß die unteren W asser- schichten des Aquariums absolut nicht aufgewühlt werden. Im Gegenteil wird dadurch eine dem Auf- treten der bekannten Fettschicht sehr entgegen- wirkende kräftige Oberflächenbewegung erzielt. 332 Kleine Mitteilungen. Bei allen Wasser-Zu- und Ableitungen für Aquarien empfiehlt es sich sehr, nicht nur mit Gummischlauch, sondern gleichzeitig mit Glas- röhren zu arbeiten. Es ist angenehm, wenn man durch die Glasröhren den Inhalt der Leitungen kontrollieren kann und dann sind Glasröhren auch billiger. Weil Gummischlauch und Glas-' röhren abwechseln, ist auch eine Bruchgefahr für die Röhren fast ausgeschlossen. Als Futterringe benutze ich aus Korkplatte mit einem scharfen Federmesser geschnittene längliche Rechtecke. Dieselben haben vor den Glasfutterringen den großen Vorzug, daß sie fast nie zerbrechen und viel billiger sind. Die Reinigung derselben findet von Zeit zu Zeit mittelst einer alten Nagelbürste statt. Die Kork- platte braucht nur 1 — 17.2 cm stark zu sein. Für kleinere Futterringe habe ich mit bestem Erfolg schon gute Wein- und Bierkorke benutzt. Alle diese angeführten Hilfsgegenstände habe ich mir mit leichter Mühe ohne jede fremde An- leitung selbst hergestellt und sollte es mich freuen, wenn es einige Aquarienliebhaber gäbe, die sich gleiche Gegenstände anfertigten. Bemerken möclite ich noch, daß ich als Ab- lanflieber den Maazschen benutze. Denselben kann man aber auch selbst aus einer in gleicher Form gebogenen Glasröhre herstellen. Das ist mir sclion gelungen. Die den Wasserdurchfiuß regnlierende kleine Öffnung auf der Höhe der Schenkelkrümmung des Ablaufhebers hatte ich mit vieler Vorsicht mit einer dreieckigen Feile hergestellt. Jüi. Schwerin. kleine J^itteilun^en. Zur Arbeit: „Die Süßwasser-Mollusken-Fatma der nächsten Uing'ehung Münchens. — In einem Vereius- berichte der „Nymphaea“-Leipzig ist unter Literatur- besprechung gesagt, daß die Abbildung in den „Blättern für Aquarien- u. Terrarienkunde“ nicht Aplexa hypnormu, sondern eine Physa acuta darstellt. Ich gestehe meinen Irrtum offen zu, denn der Verein „Nymphaea“ hat voll- kommen recht. Verschiedene Zufälligkeiten haben mich dazu bestimmt, diese Schnecke für Aplexa zu halten. Auch der „Triton“-Berlin sagt in seinem Vereiusbericht, daß die Abbildung eine Ähnlichkeit mit Physa hat, auch hier stimmt die Bemerkung. Bis heute wird als Fundort von Physa acuta in ver- schiedenen Werken, so im II. Bande „Unsere Land- und Süßwasser-Mollusken“ von D. Geyer und in anderen nur Elsaß und das Mosel-Gebiet als Fundort angegeben, daher glaubte ich, daß Physa in unserer Gegend überhaupt nicht vorkommt. Wohl stimmt sie mit der Abbildung des gleichen Werkes auf Taf. VII, Fig. 6 a überein. Weiter schreibt Prof. Dr. Lamport in seinem Werke „Das Leben der Binnengewässer“ sowie in seiner Tabelle zur Be- stimmung der deutschen Süßwasserschnecken, daß bei Physa der Mantel auf das Gehäuse übergreifend ist, bei Aplexa, welche ebenfalls links gewunden ist, dieses aber nicht zutrifft. Da ich kein "Übergreifen des Mantels beobachten konnte, hielt ich die Schnecke für Aplexa-, da die Schnecken über- haupt großes Anpassungsvermögen besitzen, dachte ich mir, dieselbe hat in unserer Gegend diese Gestalt an- genommen. Infolge der Angaben der beiden Vereine nahm ich die in meinem Besitze befindlichen lebenden Schnecken unter die Lupe (mit freiem Auge konnte ich das Um- schlagen des Mantels nicht sehen) und sah, daß sich der Mantel beiderseitig in 6 Zacken fingerartig auf das Ge- häuse ausbreitet. Für die Aufmerksammachung, wofür ich beiden Ein- sendern danke, habe ich den Lohn, für Physa acuta in der Nähe Münchens einen weiteren Fundort entdeckt zu haben. Am 16. Oktober d. J. fand ich bei Schleißheim auch noch Physa fontinalis nebst Physa acuta. Das Gehäuse der ersteren ist durchsichtig und sehr zerbrechlich, die Spitze abgestumpft; der Mantel noch weiter überschlagbar als bei Physa acuta, auch die Fühler sind bedeutend kürzer. C. SigT, München. Die Leitung der Anstalt für Meereskunde in Berlin beabsichtigt, vom 8. November 1904 bis zum 22. Februar 1905 neben den mit der Universität ver- bundenen wissenschaftlichen Vorlesungen und Übungen eine Reihe öffentlicher Vorträge zu veranstalten. Hervor- ragende Vertreter der Wissenschaft haben sich zur Be- teiligung bereit erklärt. Das Institut will mit diesen Vorträgen Sinn und Verständnis für das Meer und seine Erscheinungen, den Reichtum seines Lebens und dessen wirtschaftlichen Wert, sowie für die volkswirtschaftliche und staatliche Bedeutung von Schiffahrt, Seeverkehr und Seemacht in weiteren Kreisen der Bevölkerung anregen. Die Vorträge sind öffentlich und für Herren und Damen bestimmt. Sie finden in dem großen Hörsal Georgen- straße 34 — 36 in den Abendstunden statt. Ein großer Teil der Vorträge wird durch Lichtbilder oder Demon- strationen erläutert werden. Für den Zutritt sind Ein- laßkarten erforderlich, welche in den Geschäftsräumen, Georgenstr. 34/36, wochentäglich von 12 — 2 Uhr, an den Vortragsabenden selbst von 6 Uhr ab gegen Entrichtung eines Entgeltes von 25 Pfg. bis 1 Mk. für den einzelnen Vortrag entnommen werden können. Dauerkarten, welche für sämtliche Vorträge Geltung haben, kosten 5 Mk. TU §ücfiepsGfiau. Ludwig, Friedrich Prof. Dr. Die Milbenplage der Wohnungen, ihre Entstehung und Bekämpfung. Mit Anhang über neuerliche Massenverbreitung einiger anderer bisher wenig beachteter Wohnungsschädlinge. 20 Seiten mit 7 Textabbildungen. -- Preis 80 Pfg. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig. Auf den ersten Blick scheint diese Schrift wenig mit der Aquarien- und Terrarienliebhaberei zu tun zu haben, in Wirklichkeit jedoch liegt die Sache anders. Den älteren Aquarienliebhabern ist jedenfalls noch bekannt, daß in einem mit großer Reklame vor Jahren eingeführtem Fisch- futter sich Milben in so großer Anzahl zeigten, daß von Biiclierscliau. — Vereins-Nachrichten. 333 diesen Tierchen mehr in den Blechbüchsen enthalten war, als von dem Fischfutter; andererseits wissen auch die Terrarienliebhaber, daß die Mehlwurmsätze, besonders wenn sie etwas feucht stehen, gleichfalls viel unter Milben zu leiden haben, die u. a. den ganzen Nachwuchs an Larven in Frage stellen können. Die Schrift von Ludwig zeigt uns, wie leicht durch Einschleppung von Milben ganze AVohnungen unbewohnbar gemacht werden können durch die große Vermehrung der Tierchen, und wie schwer solche Wohnungen von dem Ungeziefer wieder zu befreien sind. Im ersten Kapitel schildert Ludwig die Milbenplage und ihre Verbreitung, im zweiten die Wohnungsmilben, ihre Entwicklung und ihre gewöhnliche Lebensweise, ini dritten die Entstehung von Milbenseuchen und ihre Be- kämpfung und den Schluß bildet ein Kapitel über andere Woluuingsfeinde mit Massenvermehrung. B. VEREINS'W'ftWf NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer der einzelnen Vereine die volle. Verantwortung. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in München. (E. V.) Vereinslokal: Cafe-ßestauraut „Deutscher Hof“. Donnerstag, den 9. Juni 1904. Die Genehmigung des Brotokolles der letzten Ver- einsversammlung steht noch aus, nachdem der Herr Protokollführer Knan z. Z. im Urlaub weilt. Im Einlauf: Einladekarte des „Triton“-Berlin zur Sitzung. Anmelde- bogen des Vereins „Wasserstern“ in Augsburg für die vom 26. bis 29. Juni 1904 zu Augsburg stattfindende Ausstellung von Aquarien und Terrarien. Ersuchschreiben des A'^ereins „AVasserstern“ in Augsburg an den I. Vors. Herrn Lankes, bei der Beurteilung der vom „Wasser- stern“ in Augsburg ausgestellten Aquarien und Terrarien im Preisrichteramte mitzuwirken. Herr Lankes wird diesem Ersuchen gerne nachkommen. Brief des Herrn Dr. Krefft betr. Schildkröten usw. Prospekt von A. Dietrich-Berlin über ßeduzierventile, Durchlüfter usw. Schreiben der Geschäftsstelle der „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“ in Braunschweig betreffend Abonnementsverhältnisse. Karte unseres Herrn Lehrs an den Vorsitzenden. Karte des Herrn Tofohr-Hamburg, 2 Karten unseres Herrn Müller und zwar eine von Corfu, in welcher er die Erbeutung von Algiroides nigropunctatns, Lacerta jonica und Molge meridionalis mitteilt, und eine Karte von Syra, in der unter anderem auch der Fang der griechischen Lacerta muralis und von Gymnodactylus kotschy erwähnt ist. Briefe des Herrn Andres-Alexan- drien vom 26. Mai und 3. Juni mit einigen recht interessanten Fangnotizen. An Zeitschriften liegen vor : „Blätter“ No. 11. In den Blättern schildert Herr Dr. Franz Werner seine Jagd auf Spitzkopfottern bei Wien. Die im Verhältnis zur Kreuzotter „zierliche“ Vipera ursinii wurde in der „Isis“ -wiederholt durch Herrn Müller in mehreren Stücken lebend vorgezeigt. Herr Karl Frisch-AVien berichtet uns etwas über seine See- tiere. Eine Photographie des anscheinend sehr hübschen Blennius galerita L. erläutert seinen anregend ge- schriebenen Artikel. „Es will uns übrigens fast scheinen, als ob das Seewasser-Aquarium sich nicht die große Zahl von Beobachtern zu erobern vermöchte, als man vor Jahren anzunehmen gesonnen war. Die Mitteilungen aus diesem Zweig unserer biologischen Studien fließen spärlicher als früher. Fortsetzung des Aufsatzes: „Aus dem Tagebuche eines Naturfreundes“ von Gehlert. Das Zusammenhalten von Echsen, Schlangen, Schildkröten mit einem Alligator will uns nicht gefallen, darauf haben wir bereits hingewiesen. Die Annahme Oehlert's, daß eine große starke Ringelnatter sich über seine „beiden Schlangen, welche bedeutend kleiner und schwächer sind, hermachen und solche verzehren könnte, dürfte irrig sein. Ein Fall, daß Tropidonotus natrix andere Nattern frißt, ist uns wenigstens nicht bekannt. Dr. Bade beschreibt Leuciscus rutilus L., die Plötze. Aus dem „Triton“-Bericht vom 22. April (S. 175) interessiert ein von Herrn Mulertt mit Bezugnahme auf eine kürzlich veröffentlichte Analyse über den Mulertt’schen Aquarien- kitt und desgleichen Fischfutter an den I. Vorsitzenden des „Triton“ Herrn Dr. Ziegler gerichteter Brief. Herr Mulertt schreibt u. a. : „Ich protestiere daher ganz ent- schieden gegen eine derartige unsachliche Kritik, die nichts weniger als unkollegialisch, unliebenswürdig, ja sogar pekuniär schädigend für mich ist. Sie haben in der Kritik nicht nur nicht gehalten, was Sie in Ihrem Briefe versprochen, sondern haben eine ganz oberflächlich ge- machte, total falsche Analyse veröffentlicht, die doppelt ungerecht ist, da sie den deutschen Aquaristen zwei wertvolle, seit langen Jahren durch die Praxis be- währte Hilfsmittel entzieht und mich und meine Ver- treter, die ich mir bei meinem Besuche im alten Vater- lande erobert habe, direkt schädigen. Ich ersuche Sie als den I. Vorsitzenden des Vereines „Triton“ zu Berlin höflichst aber bestimmt, diesen Brief in der Geschäfts- sitzung des Vereines zur Verlesung zu bringen und im Vereinsbericht zu veröffentlichen. Sie haben sich eben geirrt Herr Dr., was ja zuweilen auch anderen passiert, denn der AA^ert meiner Artikel ist ebensowenig durch wissenschaftliche Analyse testzustellen wie eine solche vom edlen Rheinweine“ usw. Im demselben Berichte, in dem der „Triton“-Berlin gezwungen wurde, einen nichts weniger als schmeichelhaften Brief zu veröffent- lichen, steht noch folgendes zu lesen : Unter Post („Nerthus“ Heit 8) werden wir aufmerksam gemacht, daß die „Isis“ nicht nur den „Tritonen“ eine gemachte Beobachtung bestreitet, sondern sogar auch Münchener Herren“. Diese Behauptung ist wieder eine jener all- gemeinen Bemerkungen, die durch nichts begründet, lediglich dazu bestimmt sind, unsere Tätigkeit in den Augen der Leser und der anderen Vereine herab- zusetzen. AVir bedauern darauf erwidern zu müssen: Es entspricht nicht der AVahrheit, wenn der „Triton“ schreibt, daß die „Isis“ den „Tritonen“ eine gemachte Beobachtung bestreitet oder bestritten hat. AVir verlangen für diese Behauptung des „Triton“ die ent- sprechende Begründung und verweisen diesen Verein auf unseren Bericht vom 10. März 1. Js., „Blätter“ No. 13 S. 202 und bitten auch unsere Leser die An- gelegenheit nachzulesen. Und es entspricht weiter nicht der AVahrheit, wenn der „Triton“ sagt, wir bestreiten sogar auch Münchener Herren eine gemachte Beob- achtung. Wir verlangen auch für diese Behauptung die Begründung und verweisen den Verein „Triton“- Berlin auf unseren Bericht vom 28. April 1. .Is. „Blätter“ No. 17 S. 270 und 271 und bitten auch hier unsere Leser, die dort gegebene Begründung unserer An- schauungen in der Sache gegen Scherer zu studieren. Daß wir auch die Veröffentlichungen befreundeter Herren (Scherer in München) kritisieren, müßte dem „Triton“ allein schon ein Beweis dafür sein, daß es uns einzig und allein um die Sache zu tun ist und daß wir jeder Parteilichkeit fremd gegenüberstehen. — Herr Ruppert übergibt für die Tierbörse an den Verein zwei Schildkröten (Darnonia reevesi Gray und Eniys orbicularis L.). Im Eragekasten Tausch-Angebot bezüglich Weibchen von Makropoden. Herr Lankes demonstriert einige Exemplare von Algiroides moreoticus Bibr. l^ory von unserem Herrn Müller auf Kephallonia gesammelt. Diese hübsche Echse steht hinsichtlich ihrer Größe zwischen der prächtigen Algiroides 7iigropnnctatus 334 V ereins-N achrichten. und der lediglich auf Korsika und Sardinien beschränkten einfarbigen Algiroides fitzingeri. Algiroides moreoticus wurde bisher nicht in den Handel gebracht und dürfte in anderen Vereinen kaum demonstriert worden sein, ln unseren Versammlungen gelangte die niedliche Echse wiederholt in verschiedenen Stücken lebend zur Vor- zeigung. Weiter demonstrierte Herr Lankes lebend zum ersten Male schöne tadellose Männchen und einige ebensolche Weibchen der Lacerta agilis L. var. exigua Eich'W. aus Odessa. Die Männchen dieser wirklich hübschen Varietät der Zauneidechse sind oberseits dunkel grasgrün. Her Schwanz ist fast so lang als der einer L. viridis, oberseits etwas dunkel gefleckt. Die Unterseite des Kumpfes und Kopfes ist grünlich schwärz- lich punktiert. Die Weibchen ähneln mit Ausnahme des langen Schwanzes ziemlich der typischen Eorm. Die wehrhaften Echsen waren für Herrn Müller bestimmt und vergriffen sich in den Wochen, in welchen sie Herr Jjankes verpflegte, wiederholt an kleineren Echsen, wie Lacerta muralis fiisca. Die Tiere fraßen sämtlich gut und viel, häuteten sich auch und bildeten eine seltene Zierde des Terrariums. Schließlich bringt Herr Lankes einige Stücke der Lacerta muralis fusca aus Marseille zur Vorzeigung. Die südfranzösische fusca zeigt hin- sichtlich der Zeichnung und Färbung von der deutschen und der Eozener Eorm bereits erhebliche Verschieden- heiten und nähert sich schon der spanischen fusca. — Die Versammlung am 16. Juni fällt wegen des Feiertages (Bennotag) aus. Donnerstag, den 23. Juni 1904. Die Genehmigung und Verlesung des Protokolles der letzten Vereinsversammlung steht noch aus. Im Einlaufe: Einladung des „Triton“-Eerlin zur Sitzung. Karte eines Herrn Johann Sauer in Karlsruhe und des Herrn Tofohr-Hamburg. Offerte Krause-Krefeld in Keptilien und Schwartze-Hamburg in Fischen. Karte unseres Herrn Dr. Krefft an den Vorsitzenden und Brief des Herrn Thieme bezüglich der ausstehenden Beiträge. Fräulein Dr. Marianne Biehn an der K. Bayr. biologischen Versuchsstation für Fischerei spricht ihren Dank für die Übersendung einer mit einer interessanten Hautkrankheit behafteten Lacerta viridis subspec. major aus. Fräulein Dr. Biehn schreibt, daß sie nunmehr das Studium dieser Hautkrankheit beschäftige, ihr alles derartige Material sehr willkommen sei und sie den egoistischen Wunsch hege, daß uns noch öfter krankes Material in die Hände fallen möchte, einen Wunsch, den wir in unserem eigensten Interesse übrigens nicht zu teilen vermögen. Bezüglich der Krankheit schreibt Fid. Biehn: „Als die Echse ankam. erschien sie zunächst ganz munter, was aber mit der Aufregung des Transportes Zusammenhängen könnte, fraß auch einige Mehlwürmer, am 2. Tage aber war sie tot. Es erschien mir gleich sehr unwahrschein- lich, daß die Hautkrankheit die Todesursache sein sollte und in der Tat zeigte die Sektion, daß das Tierchen eine allgemeine Infektionskrankheit gehabt hat; das Blut war überschwemmt mit Bakterien und diese haben das Ende herbeigeführt. Eine ganz ähnliche Krankheit konnte ich vor einiger Zeit bei einer Lacerta hedriague aus Korsika feststellen, die mir ein- geschickt wurde. Nachdem sie wochenlang matt gewesen war und sich schließlich nur mit Mühe bewegen konnte“. Der Verein „Wasserstern“ in Augsburg dankt für die Zusage unseres Herrn I. Vorsitzenden zur Mitwirkung im Breisrichter-Kollegium bei der Ausstellung des „Wassersternes“ am 26. d. Mts. Herr K. Notar Braun in Roding (Oberpfalz) stellt Antrag auf Aufnahme in den Verein. Die Kugelabstimmung erfolgt in der nächsten Vereinsversammlung. An Zeitschriften liegen vor: Nachrichten der „Salvinia“-Hamburg No. 6, „Zoo- logischer Garten“ No. 4. Diese No. enthält keine Bei- träge für unsere Sache. „Natur und Haus“ No. 17. Über einen merkwürdigen .Fisch, Tetroden cutcutia, schreibt Herr B. Arnold -Hamburg und über die Fort- pflanzung des schwarzgebänderten Sonnenfisches im Zimmeraquarium Herr W. Schäffer-Dresden („Wasser- rose“). Hinsichtlich der Zucht fremdländischer Fische, die bislang zur Einführung gelangten, hat die „Wasser- rose“-Dresden bisher ganz hervorragendes geleistet und Erfolge zu verzeichnen, um die man sie beneiden könnte. Aus der Patentliste vorgenannter Zeitschrift ist er- wähnenswert G. M. No. 222 972, Vorrichtung zur Maden- zucht, bestehend aus einem zur Aufnahme eines Fleisch- stückes dienenden, oben und unten offenen Behälter und darunter angeordnetem Sammelbehälter für die sich bildenden Maden von Gustav Voß, Köln a. Rhein. Im Schlußsätze seines Berichtes vom 22. April 1. Js. schreibt der „Triton“: „Den Schluß der Sitzung bildete die Versteigerung einiger Wasserpflanzen und je 1 Paares von Triton palmatus und Triton helveticus, welche Herr Reichelt gestiftet hatte“. Beide Bezeichnungen kommen einer und derselben Molchart zu. „Blätter“ No. 12; Oehlert bringt den Schluß seiner Mitteilungen „Aus dem Tagebuche eines Naturfreundes“. J. Thumm-Dresden berichtet über Haplochilus latipes Blkr. L. Schmitt- Blauen bricht wiederum eine Lanze für das Seewasser- Aquarium und schildert uns den Einsiedlerkrebs (Eupa- gurus) in Verbindung mit der parasitischen Rose (Sagartia pgrasitica) und Mantel- Aktinie (Adamsia palliata). Über den Fang von Insekten für Terrarien- tiere hat Herr Winzer-Leipzig in einem Vortrage seine Ansichten niedergelegt. Unter den kleinen Mitteilungen interessiert besonders eine Notiz Dr. Werners über das neue Reptilieuhaus der Schönbrunner Menagerie. „Nerthus“ No. 11 enthält eine reizende Schilderung unseres Herrn Dr. Krefft: „Ein herpetologischer Streifzug auf Ceylon“. Herr Hackenberg jr. schreibt in seinem Artikel „Einiges über unsere Amphibien im Frühjahr“ „Nerthus“ No. 11 S. 218 u. a. : „Das Männchen des Grasfrosches ist meistens etwas größer als das Weibchen“. Gerade umgekehrt ist es, die stattlichsten Stücke findet man meistens unter den Weibchen. Weiter schreibt Hackenberg S. 220: „Oft kommt es sogar vor, daß Larven des Bergmolches und der Knoblauchkröte, welche letztere ja an Größe die Larven aller anderen Amphibien übertrifft, mehrere Jahre hindurch im Larvenzustande verharren und sogar geschlechtsreif werden“. Aber die Larven der Knob- lauchkröte werden doch nicht geschlechtsreif und v'er- harren auchnicht mehrere J ahre im Larvenzustande. Dagegen sind genügend Fälle bekannt, daß die großen Larven der Knoblauchkröte in Gewässern überwintern. „Nerthus“ No. 12: Über Osphromenus und Trichogaster bringt Herr Brüning-Hamburg eine hübsche Abhandlung und bez. ev. Akklimatisationsversuche mit ausländischen Tieren Herr W. Köhler , . Ny mphaea“ -Leipzig beachtens- werte Ausführungen. Fortsetzung von Dr. P. Krefft’s Schilderung: „Bin herpetologischer Streifzug auf Ceylon“. Ein ungenannt sein wollendes Mitglied führt aus, daß es mit Rücksicht auf seinen neuen Wohnungs- Verhält- nisse veranlaßt sei, die sämtlichen Aquarien abzugeben und dieselben gerne in geeigneten Händen wüßte. Der Vorsitzende bedauert die eingetretene Veranlassung und dankt dem Herrn Geber für die liebenswürdige Überlassung seiner Aquarien an den Verein, die Ver- sammlung bittend, sich seinem Danke anzuschließen. Herr Haimerl berichtet, daß er ein ihm von einem Knaben gebrachtes Chanchito-WeiheheD, das schwere Krankheitserscheinungen zeigte, in ein gut bepflanztes und stark mit Algen durchsetztes Aquarium verbrachte, und daß der Fisch in wenigen Wochen keine Spur einer Erkrankung mehr erkennen ließ. Herr Sigl übermittelt die Grüße des Herren Major a. D. Brestele. Durch Herrn Lankes wird demonstriert und besprochen Scele- porus undulatiis consobrinus Baird und Gaird, ein in ca. 25 Arten über Nordamerika verbreitete, hübsche und im Terrarium ziemlich anspruchlose Echsenform. „Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Dresden. Vereinslokal: Restaurant „Viktoriahaus“, Seestraße. Versammlung vom 18. Juni 1904. Der I. Vorsitzende begrüßt die Anwesenden und eröffnet die Versammlung. An Eingängen liegen vor: Zeitschriften, Nachrichten der „Salvinia“. Vom Verein „ Aquarium“-Görlitz liegt ein unsere bisherige Tätigkeit anerkennendes Schreiben vor, worin uns genannter Verein ersucht, das Verhältnis der gegenseitigen Mitglied- schaft mit ihm einzugehen, welchem Ersuchen ein- stimmig stattgegeben wird. Die Herren Dr. phil. W. Hein-Tübingen und R. Wendler-Kattowitz wünschen V ereins-N aclirichten . 335 Zusendung der Satzungen zwecks ev. Beitritts zum Verein. Aufgenommen wird: Herr Mechaniker Gust. Wunderlich, Dresden-A. Für die Hamen unserer Mitglieder ist uns auf unsern Antrag hin von der Direktion des Zoologischen Gartens ein ermäßigter Eintrittspreis zu 6 Mk. pro Jahr bewilligt worden. Die Vorarbeiten zur Ausstellung werden nunmehr ernstlich in Angriff genommen. Durch Herrn Tonn gelangen die von ihm nachgezüchteten Haplochilus latipes zur Verteilung. Jeder Anwesende erhält 2 Stück gratis, die übrigen werden zum Preise von 50 Pf. pro Stück an weitere Interessenten abgegeben. Zu weiteren Zuchtversucben wird ein abermaliger Betrag aus der Kasse bewilligt, um ein Paar Ctenops vittatus für den Verein aus der Schämeschen Zuchtanstalt zu erwerben. Herr Tonn ist wiederum so freundlich, die- selben für uns io Pflege zu nehmen und ihre Lebens- gewohnheiten zu beobachten, gibt aber infolge Platz- mangels das bisher gepflegte Pärchen Haplochilus latipes zur weiteren Zucht an Herrn Schulz I ab. Gleichzeitig bringt Herr Tonn junge, ca. 3 Wochen alte Panzerwelse eigener Zucht zur Ansicht mit, indem er besonders auf die jetzt schon sich geltend machenden Unterschiede in der Größe derselben hinweist. Herr Schaeffer hat Trichogaster lalius ohne künstliche Heizung zur Fort- pflanzung gebracht. Tagsüber betrug die Temperatur im Aquarium bis 28® C., des Nachts ging sie bis 23® C. herunter. Auf die neu erschienene „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde'“ finden verschiedene Abonnementsbestellungen statt. Aus den „Blättern“ No. 12 vom 16. Juni gelangt der Vereinsbericht des „Vereins Berliner Aquarienfreunde“ vom 27. April zur Besprechung, wonach die Bemühungen der Berliner Ver- eine, zur Boßmäßlerfeier im nächsten Jahre eine große nationale Ausstellung zu veranstalten, als gescheitert zu betrachten sind. Wir möchten zu dem Vorschläge, die Ausstellung in Dresden, statt in Berlin abzubalten, zunächst bemerken, daß derselbe nicht von uns ausge- gangen ist. Unsere Stellungnahme haben wir bis nach Abschluß unserer im Herbst stattfindenden Ausstellung verschoben. Zu der weiteren Bemerkung des verehrl. Berliner Vereins, daß die Berliner doch nicht im schönen Dresden ausstellen könnten, sei bemerkt, daß umgekehrt doch genau derselbe Fall vorliegt. Die großen persönlichen und finanziellen Opfer, wadche bei einem derartigen Unternehmen von den einzelnen Beteiligten gebracht werden müssen, werden wohl größtenteils dazu beigetragen haben, daß der Plan in dieser Weise nicht durchgeführt werden kann. Sympathischer wäre uns die Veranstaltung eines allgemeinen Kongresses sämtlicher deutscher Vereine ohne Ausstellung. Es könnte dann doch wohl derselbe Zweck, die würdige Feier des An- denkens an Roßmäßler auch ohne die bedeutenden Opfer erreicht werden. Versammlung vom 2. Juli 1904. Der 1. Vorsitzende eröffnet die Versammlung. Die letzte Niederschrift wird verlesen. Im Einlauf Schreiben der „Salvinia“ Hamburg, betr. Zusendung der „Blätter“. Herr Tonn gibt bekannt, daß die Ctenops vittatus bereits zur Fortpflanzung geschritten sind. Die Nachzucht von Polyacanthus cupanus gelangt zur Verteilung. Herr Riedner stiftet zwei ihm zugefallene Jungtiere wiederum der Kasse. Herr Liebscher erwirbt dieselben zum Preise von 1,50 Mk., während Herr Wunderlich das alte Paar erwirbt. Die Herren Liebscher und Oberlehrer Richter stifteten Pflanzen zur Gratisverteilung unter die An- wesenden, wofür wir bestens danken. Der Kassenbestand p. 1. Juli beträgt 467,59 Mk. Hierauf Besprechung von Ausstellungs-Angelegenheiten. — Herr Joh. Peter bringt in Heft 19 „Natur und Haus“ einige gute Photographien von „Pflanzenaquarien“ und erbringt bei einem der letzteren den Beweis, daß die Sumpfpflanzen sich auch ohne Mischboden nur in reinem Sande kultiviert, recht gut entwickeln können. Dies ist nicht nur im Aquarium der Fall, wie mancher vielleicht anzunehmen geneigt ist, sondern wir haben wiederholt bei Ausflügen unserer Mitglieder in die reinen Sandboden darstellende Dresdner Heide gefunden, daß Mentha, Alisma usw. an wasser- haltenden Stellen mit reinem Sandboden sich ganz kräftig entwickelt hatten. Inseressante Aufschlüsse über die Reptilien- und Amphibienfauna Japans bringt im gleichen Hefte „Natur und Haus“ Herr J. Scherer- Mütichen Endlich liegt der dritte und zugleich Schlußteil der für alle Aquarienliebhaber außerordentlich verdienstvollen Arbeit über „Beiträge zur Kenntnis der ectoparasitären Fischkiankheiten von Dr. Willi. Roth-Zürich vor. Der Verfasser behandelt unter eingehender Sachkenntnis dieses heikle Gebiet mit bestem Erfolg, zugleich mit der verhältnismäßig einfachen Behandlungsmethode die Ge- währ bietend, daß auch der Laie den Feinden seiner Pfleglinge energisch auf den Leib zu rücken imstande ist. Versammlung vom 16. ,luli 1904. Der I. Vorsitzende eröffnet die Versammlung. Die Niederschrift der letzten Versammlung gelangt zur Ver- lesung. Im Einlauf befinden sich: Offerte über einen Trichter zur Aufbewahrung lebenden Fischfutters von A. Buschkiel-Freiburg, Offerte über Glasaquarien von .Jul. Müller-Spremborg. Herr Fließbach stiftet 100 Stück Mitgliederlisten und teilt niit, daß er bis zum 15. August auf Urlaub weilt und seine Vertretung Herrn Kummer übertragen hat. Für die Spende sagen wir unsern besten Dank. Der Ausstellungskommission wird von der Ver- sammlung einstimmig ein Kredit von 400 Mk. eingeräumt. Hierauf Beschlußfassung über intei'ne Angelegenheiten. Die „Wochenschrift“ liegt nunmehr in einigen Nummern vor und enthält einige recht ansprechende Beiträge. Eigentümlich berührt besonders unter Kleine Mit- teilungen eine Notiz über Polyacanthus cupanus, der 2 cm über dem Aquarienboden unter einer eingehängten Büchse sich einen Laichplatz erkor. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Clubabend in Jos. Gruss’ Restauration IX. Währinger- straße 67. Sitzung: Jeden 1. und 3. Freitag im Monat. Sitzung vom 7. Oktober 1904. Im Einlauf: Heft 1 „Natur u. Haus“, „(ist. Fischerei- Zeitung“. No. 25 — 27 der „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“. Zuschrift der Buchhandl. Schnitze wegen Heft 12 „Natur und Haus“, Karte des Ehren- mitgliedes Frau Dr. Wehrenpfennig betreffend Seetiere und Fische. Unser Vereinsniitglied Herr Regierungsrat Professor Ritt, von Frisch spendet dem Verein 50 Kronen, wofür ihm von Seiten der Vereinsleitung der beste Dank ausgesprochen wird. Obmann Müllauer demon- striert einen Heizapparat, bestehend aus einem Glas- zylinder, welcher unten am Boden mit Schrot beschwert ist, darauf aus Glas ein Spirituslümpchen steht, dessen Flamme an einem Metallrost ansteht und selben zum steten Glühen bringt. Nachdem dieser Rost (Drahtgitter) wie ein gepreßter Zylinder mit Boden an der ganzen Glaswandung anliegt, welche letztere so dünn wie Papier ist, und durch das Glühen des Bodens die Wärme kon- tinuierlich durch alle Maschen des Drahtzylinders wieder dem Glase mitgeteilt wird, werden bedeutend höhere Wärmegrade erzielt, als mit allen bis jetzt bei uns im Ge- brauch gewesenen Apparaten. Auf Antrag werden in der nächsten Sitzung mit mehreren anderen Apparaten ver- gleichende Versuche augestellt werden, um zu einem genauen Resultat gelangen zu können, und im Falle den Glasapparat in mehren Exemplaren anfertigen zu lassen. Dr. Kreisler teilt mit, daß er bei einem Händler unter einer soeben eingetroffenen Seetiersendung eine seltene Nacktschnecke, Pleurobranchus aurantiacus, gefunden habe, welche er sofort für seine Marineaquarien erworben habe. Herr Neumann gibt bekannt, daß die bei seinem Verwandten bestellten Seetiere avisiert seien und er- sucht alle Reflektanten, die sich schon vorher hierauf pränumeriert haben, sich in seiner Wohnung zwecks Verteilung einzufinden. Herr Reverend Hechler erzählt einige Episoden von seiner soeben zurüekgelegten Palästinareise, von welcher er unter anderem 4 Chamä- leons und Purpurschnecken mitgebracht habe. Herr Wessely hat das von Peter-Hamburg in den „Blättern“ No. 18 anempfohlene Mittel zur Vernichtung der Hydra in einem mit diesen Schädlingen verseuchten Aquarium versucht und zwar mit Erfolg. Er ist Herrn Peter dankbar, daß er auf dieses, wenn auch vielleicht manchem schon bekannte Mittel aufmerksam gemacht hat, diesen 336 V ereins-N achrichten . unliebsamen Gast in unseren Aquarien zu vernichten und sich somit vor weiterem Schaden zu bewahren. Interesse erregte bei den Seewasser-Aquarien-Liebhabern die Mit- teilung des Herrn Förster, welcher anläßlich seiner Anwesenheit in Dresden die Seewasseraquarien-Anlage des Herrn Shell besichtigte, daß genannter Herr in jedes Becken ein gewisses Quantum Gips gebe, welches sowohl auf die Reinheit des Wassers als auch auf die Haltbarkeit der Tiere großen Einfluß ausübe und wollen mehrere Herren diesbezügliche Versuche anstellen. — Unsere diesbezügliche Meinung ist, daß die Zugabe von Gips bei künstlichem Seewasser hauptsächlich Kalk er- setzen soll, daß aber eine solche Zugabe bei natürlichem Seewasser, wie es wohl die meisten unserer Mitglieder benutzen, überflüssig ist. — W. „Heros“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg’. Vereinslokal: „Krokodil“, Weintraubenstr. Sitzung vom 19. Juli 1901. Anwesend sind 22 Mitglieder, darunter Herr Lehrer Zippelius aus Ansbach, welcher, zum ersten Male im Verein anwesend, seitens des I. Vorsitzenden aufs herz- lichste begrüßt wird. — Die hauptsächliche Unterhaltung drehte sich an diesem Abend um die kommende Aus- stellung, über deren Vorarbeiten Herr Fischer eingehend berichtet. — Auf die Liebhaberei übergehend, bespricht nach kurzer Pause der I. Vorsitzende die am 10. Juli nach Grundlach unternommene Exkursion, welche äußerst ergebnisreich für jeden Beteiligten verlaufen ist. Herrn Fischer bot sich hierbei i-eiche Gelegenheit, schöne Exemplare einheimischer Sumpf- und AVasserpflanzen für das Vereins-Herbai’ium zu sammeln und hatte ge- nannter Herr die Güte, dieselben den Anwesenden vor- zulegen und zu erklären. Das Herbarium erfreut sich eines regen Interesses sämtlicher Mitglieder und wächst infolge recht anerkennenswerter Unterstützungen der Herren zu einer stattlichen Sammlung an. — Nach ver- schiedenen Mitteilungen über Erfahrungen und Beobach- tungen aus der Liebhaberei, an denen sich besonders die Herren H. Lutz. Engelhard und Naumann beteiligten, legte Herr Fischer einen neuen Vereinsprospekt vor, welcher in etwa 600 Exemplaren hergestellt, an Inter- essenten kostenfrei abgegeben, sowie auch während der Ausstellung kostenlos zur Verteilung gelangen soll. Der Prospekt, welcher 24 Seiten stark ist, erntete alle Anerkennung, doch wurde empfohlen, gleich eine größere Auflage desselben herzustellen. Es erfolgt nun eine Bestellung auf 1200 Stück. — Zur Gratisverlosung ge- langten Parätilapia multicolor, Makropoden, ferner Pinzetten, Thermometer u. a. m. Sitzung vom 2. August 1904. Zu derselben sind die Mitglieder des Vereins „Iris“- Fürth sehr zahlreich erschienen. Im Einlauf befinden sich außer den Zeitschriften, je eine Grußkarte unseres Herrn stud. med. K. Heuner z. Zt. Grasleiterhütte, sowie der Herren H. Vogt- Hannover und Stehr-Berlin. Zur Besprechung kamen verschiedene Ausstellungs-An- gelegenheiten, insbesondere Wahl eines Preisrichters. Als solcher wurde einstimmig Herr Oberingenieur Längenfelder in Vorschlag gebracht und erklärte sich dieser Herr auch gern bereit, das keineswegs dankbare Amt anzunehmen. Die Anmeldungen zur Ausstellung sind zwar nicht sehr zahlreich, lassen aber an Reich- haltigkeit nichts zu wünschen übrig, was angesichts des uns zur Verfügung stehenden beschränkten Raumes höchst erfreulich ist. Außer den Ausstellern meldeten sich noch eine Anzahl anderer Herren, welche die aus 58 Aquarien bestehende Kollektiv- Ausstellung teils ein- zurichten und zu bepflanzen, teils die Besetzung und Pflege zu übernehmen gesonnen sind. Herr Fischer legte hierauf einen eigens für unsere Abteilung gefertigten Plan vor und besprach dann eingehend alle in Betracht kommenden wichtigen Punkte. Nachdem diese Aus- stellungsangelegenheiteu genügend durchberaten, durfte auch die Liebhaberei zu ihrem Rechte kommen und zwar leitete Herr Fiscfier die Mitteilungen hierzu mit einer Besprechung der kürzlich von der Firma AV. Harster bezogenen Paratilapia multicolor ein. Herr Herzog schloß sich dem V^orredner an und berichtete eingehend über seine Beobachtungen beim Liebesspiel. Laichgeschäft und der Brutpflege dieser Fische. — Zu der kürzlich behandelten Frage betr. die Verwertung von Nährsalzen als Kunstdünger gibt Herr Fahrenholtz bekannt, , daß er sich einen Kunstdünger probeweise hergestellt habe. Seine Erfahrungen gehen nun dahin, daß die Entwicklung der Pflanzen als eine sehr gute zu verzeichnen ist, die Fische fühlten sich wohl, ein Schaden ist in keiner Weise eingetreten, nur der Ubelstand trat auf, daß der Sand nach einiger Zeit schwarz wurde. Herr Fahrenholtz verspricht seine A^ersuche noch fort- setzen zu wollen. Herr Fischer bringt wiederholt als sehr empfehlenswert die Einbringung von etwas Schaf- dünger, der ja sehr leicht zu beschaffen ist, in Erinnerung. Seine Sumpfpflanzen sind besonders in diesem Jahre, nach der Düngung mit Schafkot, äußerst üppig ge- wachsen. Das gleiche Resultat berichten noch einige anwesende Herren, welche nach Einbringung dieses Düngers schönen Pflanzenwuchs erzielten. Herr Ober- ingenieur Längenfelder macht gleichfalls Mitteilung über das großartige Wachstum und den reichen Blütenschmuck seiner Sagiitaria cJiinensis und verschiedener Nymphaea- Arten. Eine Anzahl Ausläufer der ersteren gelaugten an Interessenten zur Abgabe. — Eine neue, herrliche Bereicherung wurde der Bibliothek dadurch wieder zu teil, daß Herr Oberingenieur Längenfelder das prächtige Werk: „Handbuch der Fischkrankheiten“ von Professor Dr. Hofer-München derselben spendete, wofür nochmals herzlichst gedankt sei; gleichfalls aber auch Herrn Graveuranstaltsbesitzer Gerstner, welcher als Ersatz für die vom öffentlich aufgestellten Vereinsaquarium ver- schwundene Tafel mit V ereinsnamen eine andere ge- schenkt hat. — Für die nächste Exkursion wurde das Schwarzachtal bestimmt, ein Vorschlag, der vielen Beifall fand und auch auf zahlreiche Beteiligung rechnen darf. Sitzung vom 16. August 1904. Anwesend 21 Mitglieder. Angemeldet Herr H. Schedel, aufgenommen und mit herzlichen Worten der Begrüßung in den Verein eingeführt wurde Herr Kauf- mann H. Wendler. — Im Einlauf befinden sich außer den Zeitschriften je eine Offerte der Firmen „Actinia“- Plauen und Reichelt-Berlin, ferner 2 Grußkarten unseres Herrn Lehrers Widerspick und Herrn AMgt-Hannover und ein Brief eines Herrn Ökonomierats Kroker, welcher um Überlassung einiger Aquarien, sowie Sand, Erde usw. zur Ausstellung ersucht. Diesem AV unsche kann, da keine leeren Aquarien zur Verfügung stehen, nicht entsprochen werden. — Durch eine bekannte auswärtige Firma erhalten wir Kenntnis von einer Handlungsweise, die sich ein dem Verein gänzlich unbekannter Herr aus Nürnberg erlaubt hat, und die wieder den Beweis liefert, daß gewisse Persönlichkeiten wohl die Vorteile eines Vereins schätzen, aber den damit in Verbindung stehenden Pflichten, wie z. B. Beitritt zum Verein usw. aus dem Wege zu gehen wissen. Erwähnter Herr bestellte sich schwarze Teleskopfische und führte an, daß er auf sehr schöne Exemplare rechne, denn dieselben sollen seitens der Mitglieder dem Vorsitzenden des Nürnberger Vereins zum Präsent gemacht werden usw. — Wie bemerkt, steht der Herr in keiner Beziehung zum Vei-ein und wird sich dieser Vorbehalten, sich mit demselben noch etwas weiter zu beschäftigen. — Aus der „Wochenschrift“ kommen einige Artikel zur Verlesung und Besprechung, insbesondere über „Algenbildung“. Herr Engelhard gibt hierzu bekannt, daß er in einem Aquarium ganz undurch- sichtiges grünes Wasser hatte. Eine Portion Daphnien hineingebracht, rnachten dasselbe in einigen Tagen voll- ständig klar. — Über weitere Erfolge in der Zucht mit PM'ütilapia multicolor berichten die Herren Kalb und Fischer. Letzterer weist in längerer Ausführung auf das Lehi’reiche bei der Zucht dieser Fische hin und empfiehlt die Haltung derselben, um sich aus eigener Beobachtung überzeugen zu können, allen Aquarianern aufs wärmste. — Mehrere für das Herbarium gestiftete Pflanzen gelangen zur Vorzeigung und Besprechung, um dann der Sammlung beigefügt zu werden. Außerdem gelangt noch ein reichhaltiges Sortiment Unterwasser- Pflanzen an die Anwesenden zur Gratisabgabe. Für die Kedaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26 ; für den Anzeigenteil : Creutz’sche Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg h. M. Jahrgang XV. Heft 22. Illustrierte Halbmonats-Schrift für die Interessen der Aquarien- u. Terrarienliebhaber. Ichthyologisches aus dem Von Prestel' enn auch die Aquarienkimde und was mit ihr in engerem Znsammenliang steht, bekanntlich nur auf eine verhältnismäßig kurze Entstehungsgeschichte zurückblicken kann, so läßt sich wenigstens eine — freilich keineswegs auf rein ästhetischen Rücksichten basierende, sondern aus mehr materiellen Beweggründen hervorgerufene — Vorliebe für die Bevölkerung des Aquariums, in erster Linie für die Fische, bis ins hohe Altertum nachweisen. Schon Herodot berichtet im zweiten Buch seines Geschichtswerkes über das alte Ägypten, welches er um das Jahr 454 v. Chr. bereist und über dessen Sitten und Gebräuche, Bodenprodnkte usw. er als erster Naturforscher die reichsten Beobachtungen gesammelt hatte, daß die Fische von den einen roh an der Sonne getrocknet, von den andern mit Salzwasser eingemacht gegessen würden. II, cap. 77, 92. Eingesalzene Fische finden sich auf ägyptischen Denkmälern vielfach dargestellt, ebenso die Zubereitung derselben als das hauptsächlichste Nahrungsmittel, zu welchem auch die Lotus-Arteu sowie Cyperus papyrus gehörten. Über das Fortpflanzungs- und Laichgeschäft berichtet er cap. 93 1. c., daß, wenn der Trieb der Begattung in sie kommt, die Männchen scharen- weise in das Meer schwimmen und den Samen ausgießen, den die nachkommenden Weibchen aufschnappen und so befruchtet werden, usw. Bei den Ägyptern wie den Syrern, Assyrern und Phöniziern wurden die Fische von den Priestern verehrt und nicht genossen. Der griechische Geograph Strabo erzählt von seinem Aufenthalt in Ägypten (24 v. Chr.), daß ein ge- wisser, spitzschnäbeliger Fisch ( Oxyrhynchus), aus der Gattung der Hechte, einen eigenen Tempel in der nach ihm genannten Stadt gehabt (Nachdruck verlioten.) Altertum und Mittelalter. 1, Major a. D. habe und der Sophist Aelianus fügt in seinen Büchern der Tiergeschichten moralisch-religiöser Tendenz (die Macht der Götter in der Tierwelt nachzuweisen) bei, daß die Fischer alle mögliche Vorsicht gebraucht hätten, um diesen heiligen Fisch nicht zu fangen, außerdem ihn sofort wieder ins Wasser warfen. Göttliche Verehrung wurde auch dem Nil- barsch, den größten Fisch des Nil — er wird weit ül)er 1 m lang und 60 Pfd. schwer — zu Teil. Die Ethik der PjThagoräer ehi'te bei ihrem asketisch-religiösen Charakter, den sie besonders in der Übung des Schweigens dokumentierte, in den Fischen ein Natursymbol des Stillschweigens und ihre Anhänger enthielten sich deshalb von ihrem Genüsse. Als Hieroglyphe ist der Fisch der Ausdruck der Vermehrung, des Reichtums, als altchrist- liches Symbol auf Siegelringen ü und Grabsteinen und nach den Buchstaben des griechischen Wortes ixduqü in Beziehungen zur Bibel ja allgemeiner bekannt. Aristoteles, der hervorragendste Bahnbrecher Griechenlands auf dem Gebiete der Naturwissen- schaften, beschreibt in seiner Historia animalium die Fische zuerst iii anatomischer und physio- logischer Hinsicht. Sonst wird bei griechischen Dichtern ihrer nur im allgemeinen Erwähnung getan. Eine Menge Merkwürdigkeiten berichtet über sie der römische Schriftsteller und einer der ge- lehrtesten Männer seiner Zeit, der ältere Plinius, in dem einzigen auf uns gekommenen Werk, der Historia naturalis. Der Fischerring (annulus piscatorisj Siegel der römischen Päpste. ’lpaoOq XpiöTÖq, GeoO Yiöi;, Zuuxfip. 338 Prestele: Iclitliyologisches aus dem Altertum und Mittelalter. Mehr noch als die Griechen, die bei ihren Hauptgerichten neben verschiedenen Fleiscli- speisen, Wildpret und Geflügel, auch Fische, darunter gesalzene vom schwarzen Meer, Sar- dellen und Aale liebten, waren die Eömer ganz besondere Liebhaber von solchen wie von der Steinbutte, Muräne, dem Stör, Hecht, der See- barbe, dem Barsch, dessen Vorzüge ein römischer Dichter mit den Worten besingt; „Ich will dein gedenken, du tVeund der Tafel, o Barsch, JDen Seefischen du gleich unter den Flußerzeugeten, Einzig bist du des Wettstreits fähig Mit der rötlichen Barbe des Meeres, Denn wie kräftig ist dein Fleisch, wie schließen des derben Körpers Teile so fest sich in Scheiben, von Gräten durch- zogen.“ Als besonderer Leckerbissen galt der See- barsch. der zwischen den zwei Brücken über den Tiber gefangen, infolge der dortselbst in grober Menge angehäuften Abfallstoffe ein vorzugsweise schmackhaftes Fleisch besessen haben soll. Nicht zum mindesten waren die Schalentiere, vor- nehmlich die Schnecken und Austern, insonderheit die im Lukrinischen See gepflegten, besonders beliebt. Mit dem Verfall der althergebrachten, schlich- ten und einfachen Sitten des Römers, hervor- gerufen durch die ausgebreiteten Kroberungen, den Gewinn an Macht • und Reichtum und das Bekanntwerden mit orientalischem Luxus- und Genußleben nahm eine unbeschreibliche Ver- schwendung auf allen Gebieten des öffentlichen wie Privatlebens überhand, was sich am offen- kundigsten in dem unerhörten Aufwand bei den Mahlzeiten zeigte, der den jüngeren Cato zu dem Ausspruch veranlaßte; „Ein Staat kann nicht bestehen, in welchem ein Fisch teurer bezahlt wird als ein Ochs.“ — Und in der Tat war unter allen Arten von Verschwendung keine größer als die mit un- geheuren Summen erbauten und unterhaltenen, kostbaren Fischteiche einiger Römer. Lucullus, der einstige Feldherr, verwendete die in Asien erworbenen Reichtümer als der erste in der Anlage ausgedehnter Teiche. Er ließ bei Neapel und Bajä ganze Berge abtragen, tiefe Seen graben und kolossale Dämme und Schleusen in das Meer bauen, um die Seefische, welche er unterhielt, immer mit frischem Wasser versehen zu können. Diese kostspielige Liebhaberei für die Fische ahmten bald viele andere nach und mehrere vor- nehme Römer verdanken ihren Beinamen be- sondern von ihnen bevorzugten Fischen, die sie täglich besuchten und fütterten, und über deren gute Verpflegung sie viel wichtigere Geschäfte vergaßen, jedenfalls das Wohlbefinden und Wohl- ergehen ihrer Sklaven dem der Fische gegen- über vernachlässigten. Aulus Hirtius^) löste jährlich aus den Ge- bäuden, welche er um seine Fischteiche erbaut hatte, 12 Millionen Sesterzien (1000 Sesterzia = ca. 33,333 Rthlr.), die er wieder auf die Fütte- rung und Pflege seiner Fische verwendete. Aus aller Herrn Länder, allen Wassern und Meeren wurden alle Arten von Fischen zu allen Zeiten gehegt und gezüchtet. Das alles aber nur aus gastronomischen Rücksichten, die bei der un- beschreiblichen Genußsucht der Römer gar keine Grenzen fanden, sie waren die ausgesprochensten gourmands und gouimets im höchsten Maße. Außerdem pflegten sie die Fische lebendig über der Tafel zu betrachten und hielten es für das größte Vergnügen, sie sterben zu sehen. Vedius Pollio, einer von den Freunden des Kaisers Augustus, warf hingericlitete oder un- brauchbare Sklaven seinen am Meeresufer in eingedämmten Teichen gehegten Muränen zum Fräße vor, da sie von solchem Blut und Fleisch einen feineren Geschmack bekommen sollten. Zur Tafel mußten, um köstlich zu speisen, abgesehen von den zahlreichen andern Speisen, der Thunfisch aus Chalcedon am Eingang des Bosporus, Muränen aus Tartessus (dem westl. Hispanien), Hechte aus Pessinus in Galatien (Kl. Asien), Austern von Tarent, Muscheln aus Chios, Seefische aus Rhodus und Cilicien kommen. Ihren Höhepunkt erreichte die römische Prachtliebe in den nach Art der Städte erbauten Landgütern (villae), wo neben großen Tiergärten (vivarium, :ü-apd.bsiö05 der Griechen), speziell die Fischteiche (piscina) eine große Rolle spielten, in denen die lebenden Tiere, wenn auch zum Vergnügen, aber in letzter Linie doch für die Tafel gezüchtet wurden. Der Name Aquarium kommt in seiner heutigen Bedeutung im römischen Altertum nirgends vor und ist offenbar gemäß seiner ursprünglichen etymologischen Bezeichnung als „das Wasser be- treffend“ für seine modernen Zwecke als Wasser- behälter von der Neuzeit aptiert worden. Rom war durch seine großartig angelegten Wasserleitungen (aquaeductus) im Überfluß mit Wasser versehen, die heutigen Tags noch be- wundernswerte Ausdehnung und Einrichtung der damaligen öffentlichen Bäder sind die sprechend- sten Beweise hierfür. ') Bömiseliei- Legat unter Julius Caesar. Dr. Fr au 2 Werner: Leguane in Giefangenscliaft. 339 In der gleichen Weise wie das ^^hlsser zur NiitznielDimg in unbeschränktem Maße zur freien Verfügung- stand, ebenso -w'ar dies der Fall be- züglich seiner Bewohner der lließenden Gewässer, der Fische. Der Fischfang konnte zwanglos von jedem betrieben werden. Die Fische fließen- der Gewässer Avaren eine herrenlose Sache und nur, wenn sie gefangen waren, Eigentum des einzelnen. Verboten war der Fischfang nur in besonders angelegten Teichen und Weihern.^) Über den Fischfang hat der griechische Dichter Oppianns zur Zeit des Kaisers M. Aurelius An- toninus eiu Gedicht verfaßt (Halieutica). So blieb es bis zum Mittelalter. Von da ab kamen auch die fließenden Gewässer unter das Gesetz. Als eines der ältesten diesbezüglichen Doku- mente dieser Zeit ist die berühmte in sozial- politischer, finanz- und landwirtschaftlicher Hin- sicht hochbedeutsame Landgüterordnung Kaiser Karls des Großen — Capitulare de villis vel curtis imperii — vom Jahre 812 anzusehen Avelche neben den zahlreichen verschiedenen anderen Produktionszweigen speziell die Fischerei und Fischzucht berührt, von der es in cap. 21 im Urtext heißt: Vivarios'-) in curtes'") nostras unusquisque, judex ubi antea fuerunt habeat, et si augeri potest, augeat, et ubi antea non fuerunt et modo®) esse possunt. noviter flaut. Im Aveiteren Verlaufe der Zeit maßten sich das Recht zu fischen meist die Ritter an und nur mit besonderer Erlaubnis und in der Regel gegen eine bestimmte Abgalje war es den Unter- tanen gestattet, zu fischen, wobei die Art und Weise und die Zeit des Fisch ens und noch andere hierauf bezügliche Details genau be- stimmt Avaren und unter Strafandrohung jede Außerachtlassung verboten war. So finden wir schon z. B. im bayrischen Land- recht IV. Buch IX. Tit. der Landes- und Polizei- Ordnung V. J. 161(1 eine „Fischordnung“ „da mit den Fischen auf großen und kleinen Wassern und Bächen große Unordnung gebi-aucht Avii’d, dadurch sie am Fisclnverk vast verödigt Averden zur Fürderung dess gemeinen Nutz, Landen und Leuten“ erlassen. *) Die Aquarii der Römer waren Aufseher über die Wasserleitungen. Daraus mag sicli die hier und da vor- kommende Bezeichnung (zur Abkürzung?) Aquarier, Aqua- rianer als Synonym für die Aquarienliebhaberei ableiten, ‘b vivarios, vivarium tVeiher, Fischteich. *) curtis von chors, chortis Hofraiim, fürstlicher Hof. b judex Amtmann, Herrschaftsrichter, b modo jetzt. In derselben Avar namentlich eingehend l)e- stimmt, Avas für Fischzeug den Fischern zu- gelassen oder verboten ist, das Verbot des Angelus, Aver und wie man „fürohin die gemein Wasser fischen mög“ das Verbot des Nacht- fischens, daß Enten nicht mehr bei den Fisch- Avassern zu halten seien usw. Die Vorliebe und daraus hervorgehende Vor- sorge für die Fische entsprang also auch in der Folge in erster Linie ihren begehren SAverten Eigenschaften hinsichtlich gastronomischer Zwecke b- Die Beobachtung ihrer Lebens- weise, ihrer Biologie, war erst einer viel späteren Zeit Vorbehalten, nämlich erst mit der Wieder- herstellung der Wissenschaften tauchten Ichthyo- logen von hervorragender Bedeutung auf, von denen Geßner, der Regenerator der Natur- geschichte, in seinen „Icones animalium aqua- tilium“ (Zürich 1560) zuei'st AAÜeder die Auf- merksamkeit auf die Fische und zAvar vom naturAAfissenschaftlichen Standpunkt aus, gelenkt hatte. Die folgenden Jahrhunderte brachten dann die bahnbrechenden Forschungen eines Cuvier und damit die Verbreitung und Verallgemeinerung ichthyologischer Kenntnisse. (Nachdruck verboten.) Leguane in Gefangenschaft. Von Dr. Franz Werner. (Mit 2 Originalauf nahmen.) ti|s muß ein herrlicher Anblick sein, Leguane im Freien, inmitten der tropischen Vege- tation ihrer Heimat, in ihrer ganzen stolzen Pracht in mächtigen Sätzen oder eilenden Laufes dahineilen zu sehen und Avenn ich Anlage zu Neid hätte, so Avürde ich Kollegen Dr. Krefft beneiden, dessen hochinteressanter Artikel „Eidechsen jagd mit dem FeuergeAvehr“ ’b mir förmlich das Wasser im Munde zusammenlaufen machte. Es muß auch immerhin noch schön sein, ein Riesenterrarium zu besitzen, wie Freund Peracca in Turin, ein Terrarium, in welchem Bananen ihre ungeheuren Blätter ent- falten, Avo sie blühen und — notabene Avohl- 1) Im Sachsenspiegel, dem ältesten der deutschen Rechtsbücher, in welchem das Recht des Mittelalters etwa vom Ende des 9. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts seine vollendetste Darstellung fand, ist in II, 28. § 4, wie auch ursprünglich das Recht des Fischens in öffentlichen Flüssen ein ganz freies war, der Grundsatz aufgestellt; „Swelk water strames vlät, dat it gemene to varonc und to vischeue inne. b „Blätter“ Jahrgang XIV, Seite 73, 87. 340 Dr. Franz Werner: Leguane in Gefangenschaft. schmeckende — Früchte tragen und wo die wie bei den Anolis-Männchen) fächerartig, in Leguane in Rudeln sich herumtreiben. Wem vertikaler Ebene ausgebreitet und zusammen- dies auch versagt ist, der kann sich aber gelegt werden kann, während er bei den andern immerhin auch noch Leguane halten, und wird mehr eine Art Doppelkinn oder Wamme vor- noch immer viel Freude an ihnen erleben, denn stellt. Iguana tuberculata ist oberseits schön es sind, wie ich schon an verschiedenen Stellen ausführte, die liebenswürdig- sten Reptilien, die ich kenne. Freilich, in ganz engem Ge wahrsam verkümmei'n sie kläglich; auch Sonne und wenigstens etwas Kletter- gelegenheit sollen sie uiibedingthaben, ebenso gute und gleichmäßige Heizung; denn bei ge- wöhnlicher Zimmer- temperatur wollen sie . höchstens im Hoch- sommer an heißen Ta- gen den gewöhnlichen Appetit entwickeln. Ich halte nun schou seit geraumer Zeit Leguane und zwar die drei gewöhnlich- sten, im Handel vorkomnieu- den Arten, nämlich den grünen Leguan {Iguana tuberculata), den schwarzen Leguan ( Ctenosaura acan- thura) und den Nashoru- leguaii (Metopocerus cornu- tusj. Die erstere Art ist über einen großen Teil von Zentral- und Südamerika verbreitet, lebt auch auf einigen der kleinen Antillen und auf Trinidad; die zweite ist ausschließlich dem Festland Zentralamerikas eigen- tümlich, während die dritte nur auf Haiti vorkommt. Alle drei sind überaus stattliche Tiere mit großen, lebhaften Augen, einem aus seitlich zusammeugedrückten, großen, dreieckigen bis lanzett- förmigen Schuppen gebildeten Nacken-, Rücken- und Schwanz- kamm (beim Weibchen weit schwächer entwickelt) und be- sitzen einen Kehlsack, der gleich- falls im männlichen Geschlecht weit stärker ausgebildet ist als beim Weibchen und beim grünen Leguan stark seitlich zusammeugedrückt ist und (ähnlich Grüner Leguan (Jynana tuberculata). Besitzer: .T. Reiclielt, Berlin. Originalaufnalime nach d. Leben für die „Blätter“. und lebhaft grün mit dunkleren Querbinden, unterseits grünlichweiß oder grünlichgelb. Der schwarze Leguan vari- iert mehr in der Fär- bung, mein Männchen war einfarbig schwarz, das Weibchen aber auf dem Rumpf gelblich grau mit dunklen Quer- binden und einen ähn- lichen Färbungsunter- schied fand ich auch bei meinen Nashornleguanen. Der Rachen beim Nashorn- leguan ist tief dunkelviolett, fast schwarz gefärbt. Gegenwärtig besitze ich noch zwei grüne Leguane und einen männlichen Nashorn- leguan. Letzterem bekommt die Gefangenschaft zweifel- los gut. Wäre er nicht so ängstlich und schreckhaft, so würde er jedenfalls be- reits unrettbar der Fettsucht verfallen sein. So aber verursacht ihm jede Hantierung im Käfig eine Heiden- angst und, obgleich mit geöffnetem Rachen und zum Zuschlägen erhobenem Schwanz drohend, retiriert er in den äußersten Winkel, wenn mau in seine Nähe kommt. Das überaus kräftige und wehrhafte Tier bei der Reinigung des Käfigs aber herauszufangen, ist kein kleines Stück Arbeit und gelingt nur, wenn man es in ein Tuch einschlägt und hinter dem Kopf und vor den Hinterbeinen festhält. Sein sinnloses Herum- tollen im Käfig, wenn er durch irgend etwas erschreckt wird, erweckt in mir jedesmal lebhafte Besorgnisse um die Glasscheiben, umsomehr, als dadurch auch die anderen Insassen in Aufregung geraten. Seine Ängst- lichkeit geht soweit, daß er immer nur mit einer ge- wissen Vorsicht aus dem Hinterhalt heraus seinen Hunger stillt, wenn ich ihm zusehe, und daher oft ein halbes Dutzend mal vergeblich nach einem Bissen schnappt, der außerhalb des Gebietes liegt, das er, ohne sich zu exponieren, „bestreichen“ kann. Diese Eigenschaft ist aber die einzige, die ich ihm einigermaßen übelnehme. Er ist absolut nicht bissig, wenn man ihn nicht zu fangen versucht^ gegen seine Käfiggenossen höchst verträglich, dabei äußerst an- Dr. Franz Werner; Leguane in Gefangenschaft. 341 spruchslos in der Nahrung, indem er alle Arten Obst ebenso gern anninimt wie in fingerlange Stücke geschnittenes Eindsherz. Bei Sonnen- schein sitzt er in majestätischer Stellung auf dem massiven Kletterbanm, und blickt mit seinen schwarzen Augen stolz in die Eunde. Die drei starken Höcker auf der Schnauze, die der Art den Namen verschafft haben und welche beim Weibchen durch drei große etwas gewölbte Schuppen vertreten sind und die beiden dicken wahrscheinlich aus Fett bestehen- den Wülste auf dem Hinterkopf, welche bei gut genährten Exemplaren sehr auf- fallend hervortreten, verleihen dem Tiere einen eigentümlich selbstbewußten und trotzigen Ausdruck. Das Weibchen, wel- ches ich hatte, erlag nach mehreren Mo- naten einer schweren Verwundung, welche es beim Fang erlitten haben mußte, indem der Schwanz anstatt regulär abge- brochen zu sein (worauf bei gesunden Tieren stets Eegeneration eintritt) augenscheinlich mit einem stumpfen Werk- zeug abgehackt und teilweise zermalmt war. Da vom Schwanz ohnehin nicht mehr viel da war, so konnte ich nicht zu dem Verfahren greifen, das ich mit gutem Erfolge in solchen Fällen stets anwende, nämlich den Schwanz oberhalb der Bruchstelle noch- mals und zwar natürlich glatt ab- zubrechen, wodurch der Eintritt einer regulären Neubildung des Schwanzes angebahnt wird. Es ist ja bekannt, daß die Schwanz- wirbel solcher Eidechsen, bei welchen der Schwanz leicht abbricht (mit Ausnahme der ersten hinter der Afterspalte), vorgebildete Bruchstellen in der Mitte besitzen, so daß beim Abbrechen stets eine Hälfte des Wirbels am Schwanzstummel verbleibt. Wird der Schwanz mit Gewalt zwischen zwei Wirbeln getrennt, (durch Abhacken, Abbeißen, Abschneiden) so tritt keine Eegeneration ein. Dieser Fall, noch dazu mit vollständiger Zersplitterung des letzten VTrbels und starker Eiterung war auch bei obigem Nashornleguan zu verzeichnen, trotzdem fraß das Tier monatelang bis etwa eine Woche vor 'seinem Tode mit großem Appetit Obst und Originalautnahme n. d. Leben f. d. „Blätter“. Fleisch. Dem Sektionsbefunde nach dürfte es an Blutzersetzung infolge der vom Schwanz- stummel aus nach dem Körper vorgedrungenen Eiterung zu Grunde gegangen sein; man wird aber nicht leicht ein Eeptil finden, welches derartigen Gewebszerstörungen, wie sie sich hier vorfanden, so lange Trotz zu bieten im Stande ist, und auf Grund der Beobachtungen, die ich an dieser Art gemacht habe, glaube ich annehmen zu dürfen, daß wir im Nashornleguan eines der härtesten und ausdauerndsten Eep- tilien für größere, geheizte Terrarien kennen, welches infolge seines ab- sonderlichen Aussehens nament- lich für zoologische Gärten nicht warm genug empfohlen werden kann und in Hamburg, Frankfurt a. M. u. a. 0., wo die Zoologischen Gärten auch Eeptilien beherbergen, auch mit gutem Erfolge ge- halten wird. Weit empfindlicher ist der grüne Leguan. Er verlangt feuchtwarmeLuft, da anderen- falls seine schon grüne Fär- bung einer schmutzi- gen gelbbraunen weicht und die Zacken des Eücken- und Schwanzkammes ver- dorren und schließlich abf allen; allerdings wird dabei das Wohl- befinden des Tieres durchaus nicht beein- trächtigt; die grüne Färbung kehrt nach men Bad wieder zurück Fehlen seines Kriegs- scheint ihm ziemlich zu sein. Manche Exem- men an verschiedenen Körpers, in erster Linie Seite der Zehen große die mit einer weißen, Mases erfüllt sind und sich zwar durch einen Längsschnitt in die Haut zwar leicht als eiförmige, glattwandige Körper herausschalen lassen, aber ziemlich rasch sich erneuern und das Tier schließlich sehr schwächen, bis es als jammervolles, müh- sam daherhumpelndes, ausgemergeltes Geschöpf — das aber trotz seines Leidens bis zur letzten Nashornleguan (Metropocerus cornutns). Besiter: J. Beiohelt, Berlin. jedem war- und das schmuckes gleichgültig plare bekom- Stellen des an der Unter- Geschwülste, käsigen 342 Dr. Franz Werner: Leguane in Gefangenschaft. Lebenswoclie noch bei Appetit sein kann — endlich nach Monaten sein Leben endigt. Woher diese Krankheit kommt, weiß ich nicht; eine eigentliche Eiterung tritt dabei nicht ein, höch- stens gegen das Ende zn, so daß meine anfäng- liche Meihung, daß dnr.cli kleine Eitzwnnden unter die Haut Schmutz eindringe und diese Geschwülste durch Eiterung entstünden, nicht die richtige sein kann. Was nun die persönlichen Eigenschaften des grünen Leguans anbelangt, so bezieht sich meine Bemerkung über die „Liebenswürdigkeit“ der Leguane in erster Linie auf ihn. Kein Reptil, das ich kenne, befreundet sich so schnell mit seinem Pfleger, lernt ihn so schnell kennen, ja sogar von anderen Personen unterscheiden, wie Iguana. Ich besitze zwei Exemplare, beide, wie ich glaube, männlichen Geschlechtes, von, denen eines noch etwas scheu ist, während das andere, welches ich schon länger besitze, dui’ch seine Zutraulichkeit das Entzücken aller Be- sucher meiner kleinen Menagerie bildet. Sobald es meiner ansichtig wird, richtet es sich an den Glaswänden des Käfigs empor, kratzt an den Scheiben und zeigt dadurch an, daß es heraus will. Wird der Käfig geöffnet, so kommt unser Leguan sofort als erster heraus und sieht mich nach bekannter Eidechsenart mit schief ge- haltenen Kopf an; Kirschen oder anderes Obst nimmt er säuberlich zwischen den Fingern heraus und er ist so sicher, etwas zu erhalten, daß er auch in den ihm zum Scherz vorge- haltenem Finger beißt, was nicht ohne Blut- vergießen abläuft, da die scharfen, dicht neben- einanderstehenden zackigen Zähne Wunden, wie von einem Messer geschnitten, verursachen. Lasse ich ihn unbeachtet, so springt er mit einem mächtigen Satz mir auf Kopf oder Schulter, von diesem Platz ans neuerdings um Futter bettelnd. Seine kräftigen und scharfen Krallen gebraucht er mit Nachdruck, wenn man ihn fangen will und seine Sprung- und Kletter- fähigkeit ist trotz des relativ engen Gewahr- sams, in dem er sich befindet, unvermindert geblieben. Manche meiner Besucher, die das Tier ruhig auf dem Kletterbaum sitzend oder gar schlafend sehen, sind leicht geneigt, es für stupid, kränklich oder gar dem Tode geweiht zu halten. Schlägt es aber die hellen, lebhaften Augen auf und führt es vielleicht gar einen seiner anderthalb Meter weiten Sprünge aus oder eilt es mit hoch über dem Boden erhobenem Körper mit federnden Bewegungen über den Boden meines Zimmers dahin, so erhalten die Nörgler gar schnell einen anderen Begriff von den Eigenschaften des verkannten Schläfers. — Ich habe den grünen Leguan bisher fast ausschließlich Pflanzenstoffe verzehren gesehen. Mehlwürmer odei’ andere lebende Tiere rührten sie niemals, Fleischstücke im ganzen zweimal an. Es scheint dieses Verschmähen animalischer Nahrung aber ganz individuell zu sein, da von anderen Beobachtern namentlich das Verzehren von Mehlwürmern außer Zweifel gesetzt wurde. Apfelstücke, Orangenschnitte, Kirschen, Wein- trauben wurden sehr gern, ungern dagegen Salat, Aprikosen, Pflaumen und Stachelbeeren angenommen; die Äpfel wurden den ganzen Winter hindurch gerne genommen, auch die Kirschen, die ich ihnen mit den Kernen verab- reichte, Avnrden stets begieiäg aufgelesen und in großen Mengen verzehrt. Trinken und Baden ist dem grünen Leguan ein weit größeres Bedürf- nis, als seinen beiden Kollegen, ebenso klettert er als echtes Banmtier sehr gerne, Avährend den beiden anderen ein etwas höher gelegener Sitz- platz auf einem dicken Baumstrunk genügt. Der grüne Leguan macht trotz des beim Männchen mächtig entwickelten Nacken-, Rücken- nnd Schwanzkammes, der ihm das Aussehen eines Indianerhäuptlings im Kriegsschmuck ver- leiht, infolge seiner grünen Färbung und seiner hellen Angen einen sehr freundlichen Eindruck, während namentlich männliche Ctenosauren und Nashornleguane in ihrem sclnvarzen, in der Sonne wie der Panzer eines mittelalterlichen Ritters schimmernden Schnppenkleid und mit ihren schwarzen Angen mehr einen ernsthaften und stolzen Eindruck machen. Was nun den schwarzen Leguan anbelangt, so ist über ihn nichts besonderes zu sagen; er ähnelt im Be- nehmen dem Nashornleguau, ist aber schwieriger zu halten; Exemplare mit defekten Schwänzen gehen, wie Kämmerer und ich bei vielen anderen Reptilien übereinstimmend gefunden haben, viel leichter ans Futter, als intakte, der Schwanz wächst bei gesunden Exemplaren sehr schnell nach, schneller als bei Iguana, so daß man auf die ersten 3 Monate 1 Dezimeter und darüber rechnen kann. Auch darin stimmt dieser Leguan mit seinem Vetter aus Haiti überein, daß er rohes Fleisch sehr gerne frißt; mit Mehlwürmern gab sich keiner meiner Leguane ab, vermutlich wegen der Geringfügigkeit dieser Nahrung im Vergleich zu ihrer eigenen Körpermasse, während die leguanähnlichen altweltlichen Agamen, z. B. Physignathus sich daran gar nicht satt fressen können. i)r. W. KlingelJiöffer: Die Pflege der Süßwasserschildkröten. 343 Der Preis der Leguane ist noch immer recht hoch, was ich bei der Schwierigkeit des Importes (namentlicl), wenn man bedenkt, wie die Tiere oft verpackt sind und weiter, wenn man den Umstand in Betraclit zieht, daß sie als Pflanzenfresser täglidi ein bedeutendes Nahrnngscinantum zu sich zu nehmen gewöhnt sind und während der Dauer der Seefahrt wahr- scheinlich kaum Futter bekommen) nicht un- begreiflich finde. Man bezahlt noch immer 45 — 75 Mk. für einen männlichen Nashornleguan und gegen 30 Mk. oder mehr für ein tadelloses Exemplar eines der beiden anderen Arten. Rechnet man die Kosten für einen entsprechend großen Käfig, Heizung und mindestens drei- malige wöchentliche Fütterung hinzu, so kommt ein Leguan ziemlich teuer zu stehen. Doch ziehe ich diese Tiere einer ganzen Herde billigerer Reptilien, wie z. B. den meisten Zamenis-, allen C'oufia- Arten und anderen Nattern bei weitem vor. Die Leguane scheinen sich in Gefangenschaft leicht fortzupflanzen. Sowmhl Iguana- als Cte- ^msa^«■a-Männchen sind eine ziemliche Zeit des Jahres hindurch paarungslustig und kann man die der Paarung vorhergehenden „Spiele“ bei Iguana auch dann beobachten, wenn man kein Weibchen der betreffenden Art besitzt; da die Männchen von Iguana soAvohl vor anderen Leguanen, als auch vor Männchen der eigenen Art ihre Künste zeigen, ihren Kehlsack auf- richten, mit dem Kopfe nicken, den Kopf schütteln u. dergl., bis sie endlich zum Angriff übergehen und das wirkliche oder vermeintliche Weibchen in die NackeiiAvamme beißen, um hier den ersten Anhaltspunkt für die Vereinigung zu finden. Das sind meine eigenen Beobachtungen, die ich bisher in nicht übermäßig großen Käfigen (Inhalt kaum 1 Kubikmeter) bei einer durch- schnittlichen Temperatur von 25—27® C. machen konnte. Ausführlicheres kann aus den Mit- teilungen von De Grijs, Graf M. Peracca, J. V. Fischer entnommen werden. Über den stachelschwänzigen Leguan (Cadiryx defensor) berichtet Johannes Berg, von anderen Arten aus der Verwandtschaft ist bisher kaum etwas über das Gefangenleben bekannt geworden. Die Legu- ane, d. h. die meist auf Bäumen lebenden mehr weniger seitlich zusammengedrückten, meistens im männlichen Geschlecht Kehlsäcke und Rücken- kämme besitzenden Baumleguane, denen auch die Anolis zuzuzählen sind, bilden eine nicht sehr' natürliche Untergruppe der Familie der Iguaniden, welche sich von den rein altwelt- lichen Agamiden (deren häufigei'e Gattnngen: Aguma, Uromastix, Calotes, Physignathus, Am- phiholurus, ja genugsam bekannt sind) dadurch untei’scheiden, daß die Kieferzähne an der Innenwand des Kiefers stehen, während sie bei den Agamiden auf der Schneide des Kiefers angeAvachsen sind. Die Iguaniden vertreten die Agamiden in Amerika und nur AAmnige leben in der alten Welt {Hoplurus auf Madagascar, Brachylo'phus auf den Fidschi-Inseln). Die meisten Typen von Agamiden haben Stellver- tretei’ in der neuen Welt, die ihnen oft über- raschend ähnlich sind. So Avh'd die altAvelt- liche Gattung Agama im tropischen Amerika durch Trojndurus, Moloch durch Phrynosoma, Calotes durch Polychrus, Uromastix durch Dory- phorus ( Urocentrum), Oonyocephalus durch Iguana, Loplmra durch BasiKscus und Lyrio- cephedus durch Corythophanes vertreten, obAVohl sie niemals so ähnlich sind, daß man sie — aucli ohne Kenntnis des Gebisses — in dieselbe Gattung stellen Avürde. Die Agamiden-Gattungen Draco und Chlamydosaurus haben ebensowenig ein neuAveltliches Seitenstück, Avie die gecko- zehigen Anolis ein solches in der alten Welt. «io (Nachdruck verboten.) Die Pflege der Süßwasser- schildkröten. (Vortrag, gehalten im Verein für Aquarien- u. Terrarien- freuncle in Karlsruhe.) Von Dr. W. Klingelhöff er, Offenbach. (Schluß.) ler Standort des Behälters sei möglichst sonnig. Meint es einmal die Sonne zu gut, so kann man sie Ja durch Vorhänge abblenden. Eine Hauptbedingung für das Gedeihen von Tieren und Pflanzen ist ein regelmäßiges Lüften, sowohl beim ungeheizten als auch beim geheizten Behälter. Nie darf man verpassen, Avenn die Sonne scheint, zu ventilieren, damit keine Überheizung ein- treten kann. Als ich noch Gymnasiast Avar, habe ich einmal durch Vernachlässigung dieser Regel meinen ganzen Tierbestand während eines Nach- mittags durch Hitzschlag verloren. An heißen Sommertagen kann man mittags die Heizung ganz ausgehen lassen, an trüben Tagen muß man mit dem Lüften vorsichtig sein, damit der Temperatur- unterschied der einströmenden Luft kein zu großer ist. Ein Thermometer, am besten Maximal-Mini- malthermometer ist unerläßlich. Es zeigt, uns AAÜe die Heizung zu regulieren bezAV. Avann sie ganz zu löschen ist, um eine gleichmäßige Wasser- 344 Dr. W. Kliugelhöffer; Die Pflege der Süßwasserschildkröteu. wärme von 25 — 30*^0. zu erlialten.*) Temperatur- stürze sind Gift für Scliildkröten. Wo aber gleichmäßige, feuchte Wärme, Sonnenschein und klares Wasser sich vereinen, da gedeihen sie. Über- und aufeinander liegen sie am Eande des AVassers und lassen sich so recht von der Sonne durchglühen, in wonnigem Genießen die Hinter- beine weit ausgestreckt und den Kopf am langen Halse hin- und herwendend, ob sich nichts ver- dächtiges naht. Eine unvorsichtige Bewegung unserer Hand, ein lautes Geräusch und im Augen- blick ist die ganze Gesellschaft im AVasser ver- schwunden. Nur einige Luftblasen, die sie, um schwerer zu werden, aus dem Maule entweichen lassen, bezeichnen die Stelle, wo sie versunken sind, um sich im Boden einzuwühlen. Nach kurzer Zeit taucht aber wieder hier und dort eine Nase aus dem AVasser, um schnell und mit großen Zügen Luft eiuzuziehen. Der übrige Körper hebt sich nun leichter geworden empor, so daß ein Teil des Kopfes und Rückens über der Oberfläche sichtbar wird. Erst wenn die Umschau befriedigend ausgefallen ist, kommt das ganze Tierchen zum Vorschein und klettert wieder ans Land. Sind unsere Freunde erst mehr eingewöhnt, so bleiben sie nicht nur bei unserer Annäherung ruhig sitzen, sondern einzelne besonders kecke und schlaue kommen sogar mit aufgesperrtem Maule auf uns zu, um aus unserer Hand etwas Freßbares zu erbetteln. Ist ihr AAhinsch erfüllt, marschieren sie eilenden Schrittes ins AA'asser, um das erlangte ganz im Stillen sich zu Gemüt zu führen. Aber schon haben es die andern gemerkt, flugs stürzen alle nach und liinter ihr her in wilder Jagd. Haben sie sie endlich eingeholt, dann beginnt ein Gezerre und Gebalge, daß das AVasser hoch auf wirbelt. AV eitere dazwischen geworfene Futterstücke ändern daran nicht viel, denn jede will immer gerade das haben, was schon eine andere im Maule hat und sucht es ihr zu entreißen. Im Aquaterrarium lassen sich mit Schildkröten nur kleine Panzerechsen halten. AVer mit ihnen Frösche oder Fische zusammen sperren wollte, würde bald recht traurige Erfahrungen machen. Ahnungslos mit weit ausgestreckten Schenkeln sonnt sich ein Frosch auf dem AA^asser. Da zupft es an seinem Beine, und ehe er noch weiß, was er davon denken soll, fühlt er schon die scharfen Krallen in seiner Seite, mit denen eine Schild- *) Ist die bei Bakterienöfeii schon lange angewandte selbstätige Regulierung der Gasheizung noch nicht bei Aquarien und Terrarien versucht worden? kröte ihm bei lebendigen Leibe den Schenkel aus dem Gelenk lösen will. Trotz allen Sträubens wird er unter AVasser gezogen, ertränkt und verzehrt. Auch Fische werden meist von unten angeschlichen und durch einen Biß in den Ba'uch getötet. Auf Teichen treibende Schwimmblasen sind ein sicheres Zeichen, daß hier Schildkröten unter dem Fischbestand aufräumen. Sie haben einen gesegneten Appetit, jedoch nur periodisch. In Ländern mit unserm Klima fressen sie während der Sommermonate tüchtig, weniger im Frühling und Herbst, in den Tropen nur während der Regenzeit. Bei herannahendem AVinter resp. zur Zeit der Dürre graben sie sich tief ein und verbringen die Zeit in todähnlichem Zustand. In Amerika sollen die Ufer von ihnen förmlich unterhöhlt werden, „als ob eine Herde Schweine gehaust hätte“. In der Gefangenschaft genügt nach Angabe der meisten Beobachter während des Sommers eine 2 — 3 malige Fütterung in der AA^oche. Rohes und gekochtes Fleisch, Regen- und Mehlwürmer, AVasserschnecken, Flohkrebse, Fliegen, tote Fische und Frösche und bei einigen ab und zu etwas Salat, ergeben einen abwechs- lungsreichen Küchenzettel. Meine Schidkröten nehmen mir zwar zum Teil Futter auf dem Lande ab, gehen aber stets damit ins AA^asser. Auf dem Lande sah ich noch keine fressen, Avährend andere Beobachter an ausgewachsenen Tieren und bei kleinen Bissen dies beschrieben haben. Macht sich beim Eintritt der sonnenärmeren Tage eine Abnahme der Freßlust bemerkbar, so kann man unsere einheimischen Tiere in einem frostfreien Raume in ihrem Behälter oder in einer besonderen mit Moos gefüllten und mit einem AAAssernapf versehenen Überwinterungs- kiste in Winterschlaf verfallen lassen. Ich habe übrigens größere Teichschildkröten ohne Schaden den ganzen AVinter über mit den ausländischen Arten in erwärmten Aquarien bei 25 — 30® C. behalten. Alle fraßen während diesei Zeit ausgezeichnet, während in den Übergangs- zeiten, Frühling und Herbst, wo mir die Regu- lierung der Temperatur Schwierigkeiten machte, der Appetit nachließ. Wie schon früher gesagt, sollte man tropische und subtropische Formen nicht in AVinterschlaf verfallen lassen, da es dem sicheren Tode gleichkommt. Mußhoff empfiehlt die Temperatnr etwas herabzusetzen und auf dem Landteile durch aufgeschüttetes Moos Verstecke und Gelegenheit zum Unter- schlupf zu bieten. In meinen Behältern be- nutzen manche den feinen Sand, der nur wenig von Wasser bedeckt ist, zum Eingraben. Dl'. W. Klingelhöffer; J)ie Pflege der Süßwasserseliildkröten. 345 '\'on der Lebenszähigkeit der Scliildkröten wird viel berichtet. Sie können lange ohne Nahrung bleiben. Nacli Heransnahme des Gehirns, ja sogar noch Enthauptung hat man sie noch tagelang ninh erkriechen sehen. Mir ist einmal eine große Teichschildkröte vom Balkon des III. Stockes anfs Pflaster gefallen, wobei die ßückenschale qner durchbrach und die Lunge sichtbar wurde. Der im Wasser ans dem Maule tretende blutige Schaum bewies, daß auch diese verletzt war. Ich habe, damals in den ersten klinischen Semestern, mit dem Drillbohrer und Süberdraht eine kunstgerechte Knochennaht mit gutem Erfolg angelegt. Leider fiel das Tier nach einigen Wochen nochmals hinab. Bei dei’ Sektion nach der erfolgten Tötung zeigten sich längs des ganzen Knochenrisses knöcherne Auf- lagerungen, die eine baldige Vereinigung sicher herbeigeführt hätten. Die Verletzung der Lunge war ansgeheilt. Ich hätte sie ganz gut am Leben lassen können. Auffallend ist die ungemeine Empfindlichkeit der Schildkröten gegen Kälte. Eine Abkühlung unter den Gefrierpunkt verträgt keine. Daher ist das Einbringen in eine Kälte- mischnng das sicherste Mittel, sie schnell zu töten. Trotz der Lebenszähigkeit werden Schild- kröten von einer ganzen Reihe schwerer Krank- heiten befallen. Schon beim Einkauf ist darauf zu achten. Sehr häufig ist eine eitrige Angenentzündnng ähnlich dem progressiven eitrigen Hornhant- geschwür (Ulcus serpens, Hypopyonkeratitis) des menschlichen Auges. Unter Schwellung und Verklebung der Lider und starker eitriger Ab- sonderung bildet sich ein eitriges Geschwür auf der Hornhaut, welches diese meist völlig zerstört und auf die tieferen Teile des Auges übergreift (Panophthalmie). Tritt die Erkrankung beider- seits auf, so führt sie meist znm Tode des er- blindeten Tieres. Im Beginn der Augeneiterung, solange die Hornhaut noch frei ist, wäre Ein- tropfen von Höllensteinlösung 1 mal täglich, sowie öfteres Auswaschen mit Sublimatlösnng (1:5000) zu versuchen. Bei einer größeren chine- sischen Schildkröte mit Angenentzündnng hatten die äußeren Mittel keinen dauernden Ei'folg, als aber der Heizapparat in Tätigkeit trat, war schon nach 3 Tagen Heilung eingetreten. Bei einer kleinen Emys europaea mit einseitiger Hornhant- geschwüren trat später eine Gehirnerkrauknng, vielleicht ein Gehirnabszeß auf, wie ans den Zwangsdrehbewegungen u. Krampferscheinnngen geschlossen werden mußte. Ob dieselbe eine neue Krankheit, oder vom Auge fortgeleitet war. wird eine spätere mikroskopische Untersnchnng ergeben. Beim Einkauf hat man weiter darauf zu achten, ob sich die Schalen fest anfühlen. Bei jungen Tieren beobachtet man manchmal eine Art Osteomalacie, eine Erweichung des gesamten Knochensystems. Dieselbe wird von Zernecke auf ausschließliche Fleischfütternng znrück- geführt. Schon lange habe ich die Absicht, durch mikroskopische Untersnchnng der Abgänge die Verdaulichkeit der einzelnen Nahrungsmittel bei den Schildkröten festznstellen, bin aber noch nicht dazu gekommen. Gegen die Knochen- erweichung habe ich als Verhütungsmittel der Nahrung ab und zu phosphorsanren Kalk oder Phosphoreiweiß (Protylin-Eoche) versnchsAveise zngesetzt. Ob die ilbnahme des spezifischen Ge- wichtes bei der Knochenerkranknng wohl die Ursache ist, daß kranke kleine Tiere nicht mehr nntertanchen können? Vielleicht dürfte auch eine Lungenentzündung, die eine völlige Ent- leerung der Luft verhinderte, schuld sein. Dies- bezügliche Untersnchnugen Avären wünschens- Avert. Trüb- und Rissigwerden, sowie Ab- schilfern der Hornschihler ist ein Zeichen allzu feuchten Aufenthaltes. Deshalb sollte der Landteil nicht zu klein angelegt Averden. Um- gekehrt kann auch bei Fehlen der Badegelegen- heit die Schale erkranken. Von Krankheiten habe ich ferner beobachtet an 2 kleinen kaspi- schen Schildkröten, die halbtot ankamen, gelb- liche Herde im Knochen. Der im allgemeinen sehr Aveiche Panzer war an dieser Stelle unter den unversehrten Hornschildern erweicht und käsig zerfallen. Gleichzeitig fanden sich rund- liche, gelbliche, etAvas erhabene Herdchen auf der Haut, namentlich des Schwanzes. An diesen Stellen brach der Schwanz ab. 'Während diese letzteren Erkrankungen sicher parasitären Ur- sprungs sind, scheint mir die ab und zu anf- tauchende Perionychitis (Entzündung des Nagel- bettes) Avenigstens in vielen Fällen tranmatischen Ursprungs. Man sieht häufig, daß anstatt eines Fleischstückes der Fuß eines Genossen ins Maul gerät und tüchtig gezerrt und geklemmt wird. Daß danach eine Entzündung eintritt, ist Avohl zu glauben. Eine schwere zufällige Verletzung durch die Krallen einer Klappschildkröte beob- achtete ich an einer kleinen Weichschildkröte. Dieselbe befand sich gerade über der Wirbel- säule und führte eine Lähmung der Hinterbeine mit gesteigerten Reflexen herbei (spastische Paralyse). Behandlung der Wunde durch Decken mit Airolpaste und leichtes Elektrisieren der Beine hat die Lähmung in etwa 3 Monaten fast 346 F. V. Kittlitz: Aquarium-Heizung. völlig gehoben. Bei den lokalisierten Krank- heiten ist eine energische chirurgische Behand- lung, bestehend in Abtragung absterbenderWnnd- fetzen, Ansschaben und Ausbrennen mit glühen- dem Draht oder konzentriertem Formalin bei un- reinen Wunden sehr zu empfehlen. Selbst- verständlich sind kranke Tiere zu isolieren. Entoparasiten sind viele beschrieben, jedoch steht mir die Literatur nicht zu Gebote. Bei Nahrungsverweigerung sucht man dem Patienten den Mund zu öffnen und einen kleinen Bissen möglichst tief einzuführen. Ins Wasser gesetzt schlucken ihn die meisten hinab und beginnen bald von selbst zu fressen. Die Fortpflanzung habe ich noch nicht beob- achtet, da ich bisher nur junge Tiere gehalten habe. Dieselbe beginnt sofort nach dem Er- wachen aus dem Winterschlafe. Die Tiere ver- lieren ihre sonstige Scheu völlig und sitzen tagelang so fest aufeinander, daß man das Männ- chen nur mit Gewalt vom Eücken des Weibchens lösen kann. Die Befruchtung ist eine innere, vermittelst einer mit einer Kinne verselienen gi’oßen schwellbaren Rute. Manche amerikanische Arten (Zierschildkröten) sollen erst im 10. Jahre fortpflanzungsfähig werden. Die Eier, deren 6 — 30 gelegt werden, sind hartschalig und werden vom Weibchen im Sande vergraben. In der Ge- fangenschaft gelegte tut man nach Lehmann in einen Blumentopf, der unten mit Scherben und Kies, dann bis zu seiner Höhe mit feingesiebtem, wenig angefeuchtetem Sande gefüllt ist. Darüber kommt 5 — 7 cm hoch feuchtes Torfmoos, die Eier, die sich nicht berühren dürfen, und noch- mals 8 — 10 cm feuchtes Torfmoos. Alle 4 — 5 Tage sind die Eier zu untersuchen. Der Topf ist gleichmäßig warm zu halten, am besten in einem Zuchtterrarium. Den ausgekrochenen Tieren gibt man in den ersten 4 — 5 Tagen nichts als lauwarmes reines Wasser und viel Licht. Dann bilden kleine Würmer, Frosch- und Fisch- fleisch und W eichtiere, später Wasserasseln, Floh- krebse und Kaulqnappen die Nahrung. Erst zuletzt und nicht allein kann auch rohes Fleisch gegeben werden. (Nachdruck verboten.) Aquarien-Heizung. Von F. V. Kittlitz, Mainz. (Mit 2 Abbildungen.) achdem die Liebhaberei sich seit Jahren der Pflege und Zucht vieler in den Tropen und Subtropen heimischer Fischarteu zugewandt hat, sind inzwischen, dem Bedürfnisse folgend, eine ganze Reihe mehr oder weniger zweck- mäßige Apparate konstruiert worden, deren Zweck es ist, dem Wasser unserer Aquarien eine den Lebensbedürfnissen jener Südländer entsprechende erhöhte Temperatur zu geben. Diese Vorrichtungen kriMsch zu besprechen ist nicht der Zweck dieser Zeilen; ich beabsichtige vielmehr eine Einrichtung zu schildern, mit der ich die Frage sehr einfach und — für meine Zwecke und Anforderungen wenigstens — ent- schieden praktisch gelöst zu haben glaube. Da ich eine Reihe verschiedener Fischarten besitze, die ich in getrennten Behältern unter- bringen muß, kam es für mich mit in erster Linie darauf an, die Heizung so einzurichten, daß ich im Stande sein würde, gleichzeitig, d. h. mit derselben Wärmequelle mehrere Aquarien von verschiedener Form und Größe zu heizen. Zunächst machte ich mit dem offenen Heizrohr- System eine Reihe ziemlich gelungener Ver- suche. Ich konnte mich für das Verfahren indes im allgemeinen nicht begeistern, da dabei dem Wasser zuviel Luftteile entzogen werden und war schon im Begriffe, meine Aquarien für den Winter im Treibhause eines Gärtners einzuquar- tieren, als ich auf den Einfall kam, mir selbst ein Treibhaus en miniature für das Zimmer zu konstruieren. Ich machte mich dann auch so- gleich an die Arbeit und baute mir einen Kasten von 90 cm Länge, 50 cm Höhe und 40cmTiefe, dessen Boden aus einem 2 cm dicken Brett und dessen Seiten und Deckel aus verglasten Holzrahmen von 3 cm Holzstärke be- standen. In den Boden (Fig. 1) schnitt ich in die Mitte ein Loch von 40x30 cm und schloß dasselbe — ich hatte gerade nichts besseres zur Hand — mit einem von unten aufgeschraubten, alten Emaille-Schild. Die Seiten-Rahmen wurden mit dem Boden und unter sich mittels Holzschrauben verbunden, so zwar, daß die Vorderseite jederzeit leicht abzimehmen ist; der Deckel wurde nur auf- gelegt. Den so hergestellten Glaskasten stellte ich in Ermangelung eines geeigneten Tisches auf zwei gleichhohe Kistchen, derart, daß der mittlere Teil, wo die Eisenplatte angebracht ist, frei blieb. (Fig. 2.) Eine darunter gestellte Petroleum- Lampe, und zwar ein 6" Rundbrenner sollte die erforderliche Wärme liefern. Um einer Explo- sions-Gefahr zu begegnen, wählte ich eine solche Kleine Mitteilungen y,47 mit Metall-Bassin. Der Vorsicht halber, d. h. um eine Erhitzung des Öles im Bassin unmöglich zu machen, stellte ich sie noch in einen Be- hälter mit Wasser. Mein Treibhaus war fertig! In 5 bepflanzten Akkumulatoren-Gläsern verschiedener Größe, von zusammen zirka 80 Liter Inhalt, wurde der wärmebedürftige Teil meiner Pfleglinge sogleich darin untergebracht. Die Gläser mit Poecilia mexieana, HapJ. pmiehax und anderer südlichster Arten etwas erhöht, auf Leisten, in die Mitte direkt über die Eisenplatte, die übrigen seitlich, wo die Erwärmung weniger intensiv ist. Ich war auf das Besiütat sehr gespannt, kann aber heute sagen, daß mich dasselbe voll befriedigt. Das Glashaus steht am Fenster einer un- geheizten Kammer; die Lampe brennt Tag und Nacht. Als dieselbe in einer der letzten, kalten Nächte ausgebrannt war, ging die Temperatur des Wassers in zirka 4 Stunden nur um D/o “ R. zurück. Die Behälter A uud E (Fig. 2) zeigen, wenn die Lampe, wie es in der Regel der Fall ist, ganz klein geschraubt ist, eine konstante Tempe- ratur von -|- 16 R., die direkt über der Eisen- platte stehenden Behälter B C D dagegen eine solche von 2D R. Will ich die Temperatur eines der letzteren Gläser dauernd etwas her- untersetzen, so schiebe ich unter den Boden des betreffenden Glases ein Stück dicke Pappe, wo- durch ich verhindere, daß die von der Eisen- platte aufsteigende erhitzte Luft den Boden bestreichen kann. Durch Höherschrauben der Lampe dagegen kann ich die Temperaturen nach Belieben bis auf 30'^ R. steigern. Meine Lampe verbrennt in 24 Stunden für 6 Pfg. Petroleum. Der Bequemlichkeit halber würde ich eine kleine Gasflamme vorziehen. Ein wesentlicher Vorteil, den meine Heiz- Einrichtung anderen mir bekannten gegenüber bietet, ist der, daß ich wie schon oben erwähnt, eine Anzahl Behälter (Aquarien oder auch Terra- rien) gleichzeitig auf ziemlich hoher Temperatur erhalten kann, ohne daß das Wasser durch Be- rührung mit den Verbrennungs-Gasen oder durch Entziehung der Luftparti kelchen verdorben würde. Die Herstellungskosten sind gering. Mein Kasten stellt sich mit Verglasung auf zirka 10 Mk. Wem es aber auf eine größere Ausgabe nicht ankommt, der lasse sich die ganzen Rahmen aus Eisen anfertigen und eventl. doppelseitig verglasen. Die Dimensionen können ganz be- liebig gewählt werden. Ein größerer Raum er- fordert selbstverständlich auch zur Heizung eine entsprechend stärkere Flamme. Ein 8” Rund- brenner dürfte indes für 1 cbm Luftraum ge- nügen. Bei strenger Kälte enq)flehlt es sich, den Kasten Nachts einzudecken um ihn vor Ab- kühlung zu schützen. Da Tiere wie Pflanzen in nieinem „Treib- hause“ präclitig gedeihen, kann ich allen Lieb- habern einen Versuch damit empfehlen, ich zweifle nicht, daß sie von demselben ebenso befriedigt sein werden wie ich. JCIeine Schlaiigengiftsernin. — In Brasilien sterben jährlich zwei- bis dreitausend Menschen am Biß giftiger Schlangen, Diese erschreckend hohe Sterblichkeitsziffer erklärt sich aus dem Umstande, daß im Innern des Landes die Arbeiter ohne Schuhe und Strümpfe gehen und Gegenmittel gegen Giftbisse meist nicht sofort zur Stelle, oft aber auch ganz unwirksam sind. Der brasilianische Arzt Dr. Vital, der sich eifrig mit der Serumtherapie, beziehungsweise dem Immunisierungsverfahren beschäftigte, wandte ein mehr- jähriges Studium an die Erforschung der brasilianischen Schlangen und ihrer Gifte, um die Grundlagen zu einem sicheren Heilserum verfahren zu gewinnen. Er entdeckte dabei aber, daß es zweierlei Arten von Schlangengift gibt und daß das von der einen Art gewonnene Heilserum bei Bissen der anderen Art unwirksam bleibt. Daher er- zeugte er sich von beiden Arten entsprechende Hcilserum- flüssigkeiten und außerdem als allgemein wirksames Gegen- mittel eine Mischung aus den beiden Sera, Die Tiere, aus deren Blut das Serum unmittelbar gewonnen wird, Pferde und Esel, erhalten an jedem zweiten Tag Ein- spritzungen von Schlangengift und ihnen wird zweimal im Monat 3—600 Gramm Blut abgezapft, aus welchem das Serum hervorgeht. Eine gefährliche Prozedur ist die Gewinnung des Giftes, mit dem die Pferde und Esel geimpft w'erden. Die Schlange wird mit einer Riemen- schlinge am Ende eines Stockes gefangen und durch eine eigenartige Vorrichtung mit dem Kopf am Stock fest- gehalten. Der Arzt öffnet ihr mit einer Zwinge den Mund, schiebt den Giftzahn am Oberkiefer hervor und drückt mit Daumen und Zeigefinger auf die Giftdrüse, so daß sich deren flüssiger giftiger Inhalt in ein Schälchen 348 Vereins-Nachrichten. entleert, Die Wirksamkeit des Serums zeigte sich in folgenden Pallen. Von zwei Kaninchen, denen beiden Schlangengift eingespritzt, während nur dem einen ein gleicher Betrag von Serum zugeführt worden war, starb das eine innerhalb von 45 Sekunden, das mit Serum be- handelte aber blieb am Leben. Eine Taube erhielt eine Quantität Gift, die genügte, sie in einer Stunde zu töten. Eine andere erhielt das gleiche Quantum Gift, bald da- nach aber Serum. Sie blieb leben, während die erstere starb. Angeblich soll Dr, Vital auch viele Personen mit seinem Schlangengiftserum erfolgreich behandelt haben. Er steht an der Spitze des Instituts für Serumtherapie in Rio de Janeiro und leitet nicht nur die Arbeiten zur Gewinnung von Serum gegen Schlangenbisse, sondern auch gegen die Bubonenpest. Die biologische Anstalt auf Helgoland hat zur Erforschung der Wanderung der Fische in der Nordsee eine große Anzahl Seefische mit einer Marke versehen und bei Helgoland und an anderen Stellen der Nordsee wieder ausgesetzt. Das aus Aluminium be- stehende Zeichen ist mit einer laufenden Nummer und der Bezeichnung H,02 versehen. Alle Nordseefischef werden von der biologischen Anstalt gebeten, wenn sie solche mit Marken versehene Fische fangen, sich den Fangort genau zu merken und den Fisch mit der Marke an die Sammelstelle, deren sich in jedem Hafenort eine befindet, abzuliefern. Für jeden derart abgelieferten Fisch zahlt die biologische Anstalt auf Helgoland 2 Mk., für die abgeuommene Marke allein 1 Mk. Für größere und wertvollere Fische wird außerdem der Marktpreis vergütet. Etwas über das Trinken der Clianiäleons. — Alle meine Chamäleons (einige C/i. vnhjaris und basilisci(s) haben sich daran gewöhnt, aus dem Wasserbecken zu trinken. Infolge des sehr feuchten Klimas hier in Alexandrien besprenge ich die Pflanzen in meinem Terrarium mit dem Zerstäuber mir verhältnismäßig wenig, besonders da ich auf immer trockenen Bodengrund, den Wüsten-Charakter der meisten meiner Tiere berücksichtigend, bedacht sein muß. Die Art und Weise nun, wie die Chamäleons trinken, ist sehr sonderbar und ganz von der anderer Echsen ab- weichend: Tief über das Becken geneigt, wird fast der ganze Oberkörper in das W asser getaucht, dann das Maul geöffnet. Nach einigen Sekunden richtet das Tier den ganzen Körper senkrecht in die Höhe und nur auf den Hinterbeinen stehend, läßt es das Wasser langsam die Kehle herunterlaufeu. Die Chamäleons trinken auf diese Weise 5 — 6 Mal hintereinander, bedürfen dann aber auch für 1 — 2 Tage kein Wasser mehr. Ramleh, Okt. 04. Ad. Andres, Mitglied der „Isis“-München. Die Sardinen an der bretagnischen Küste sind in diesem Jahre nicht ausgeblieben. Die un- heilvollen Voraussagungen, daß die kleinen Fischleiu für immer verschwunden seien, sind also Lügen gestraft. Übrigens ist es schon öfters vorgekommen, daß die Sar- dinen einige Jahre nacheinander ausblieben. Die bis jetzt wahrscheinlichste Erklärung ihrer Wanderungen dürfte die folgende sein: Die bei Neufundland arbeiten- den Fischer werfen Eingeweide und Abfälle der ge- fangenen Fische massenhaft ins Wasser. Durch die Meeres- strömungen werden diese Abfälle ostwärts getrieben. Die Sardinen folgen der Strömung, um diese Abfälle aufzuschnappen. Die Strömungen sind veränderlich, folgen nicht immer derselben Richtung. Am häufigsten kommen sie freilich an der bretagnischen Küste vorbei. Voriges Jahr, als sie dort ausbliebeu, wurden vielfach Sardinen in starken Zügen an der spanischen Küste und selbst im Mittelmeer beobachtet. VEREINS'Wi'ftW NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer der einzelnen Vereine die volle Verantwortung. „Yallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Magdeburg. Vereinslokal: Restaurant „Reichskanzler“, Kaiserstraße. Sitzung; Jeden 2. und 4. Dienstag im Monat. Sitzung vom 23. August 1904. Der Vorsitzende berichtet, daß er kürzlich wieder Gelegenheit hatte, bei seinen Panzerwelsen den Laichakt zu beobachten. Hierbei konnte mit Sicherheit festgestellt werden, daß die Befruchtung der Eier durch das Männchen nicht nach dem Ablegen erfolgt. Es ist vielmehr an- zunehmen, daß das Sperma beim Männchen in dem Moment austritt, wo sich das Weibchen an dem quer vor ihm liegenden Männchen festsaugt. Sobald dies geschieht, krümmt sich der Körper des Männchens seitwärts im Bogen, die konkave Seite nach dem Weibchen zugekehrt und gerät in konvulsivische Zuckungen, wobei wahrscheinlich Sperma austritt. Noch während des Ansaugens klapjDt das Weibchen seine Bauchflossen zusammen, und man sieht deutlich die weißen Eier in die so gebildete Flossen- tasche, welche den After umschließt, mit ziemlichem Druck hineinschießen. Das in dieser Flossentasche aufgefangene Wasser ist aber mit Spermatozoen geschwängert, diese dringen sofort in die Eier ein und befruchten sie, noch bevor sie vom Weibchen an den Glaswänden des Aqua- riums oder an den Wasserpflanzen abgesetzt werden. Sitzung vom 9. September 1904. Herr Keim zeigt 2 Exemplare Mastacembelus (Pfeil- schnabel), einer kürzlich zum ersten Male von Hans Stüve in Hamburg importierten, zu den Blenniiformes gehörigen Fischart. Eine Beschreibung und Abbildung dieses sonder- baren Fisches finden wir in No. 16 d. Jahrg. der „Blätter“. Wahrscheinlich handelt es sich hier um Mastacembelus pancalus, der in Indien sehr gemein ist. Das Tier ist be- sonders merkwürdig durch die rüsselförmig verlängerte Schnauze, welche es sowohl in horizontaler als ’ auch in vertikaler Richtung bewegen kann. Ob das Tier mit der eigentümlichen dreizipfeligen Schnauze in derselben Weise wittert wie die Welse und ob die beiden zapfenförmigen Ansätze am Rüssel eine Rolle spielen beim Ergreifen der Beute, wagen wir noch nicht zu entscheiden, da wir uns bis jetzt noch nicht auf Beobachtungen in diesem Sinne stützen können. Der Pfeilschnabel hat die Gewohnheit, sich in dem Bodengrund zu vergraben und nur mit dem Kopf dai’aus hervorzusehen. Da dieses Eingraben nicht durch heftige, seitliche Bewegungen, sondern durch ein ruhiges, glattes Einbohren geschieht, so wird der Boden- grund hierbei nicht im geringsten aufgewirbelt Obgleich es scheint, daß der Pfeilschnabel wie unser Aal eine nächt- liche Lebensweise führt, so wandern die Tiere auch am Tage stundenlang im Aquaiüum herum. Sie gleiten dann in langsamen, kriechenden Bewegungen durch das Gestriqjp V ereins-N achricbten . MV der Wasserpflanzen, oder dicht über dem Bodeng-rnnd, mit der beweglichen Schnauze überall hintastend. Ol't schweben sie auch in S-förmiger Stellung nach Art der Seenadeln im W asser aiÜTecht. 5,Tritoii‘‘j Verein für Aquarien- und Terrarien-Kunde zu Berlin. (Eingetragener Verein.) Vereinslokal; Restaurant Örtler, Karlstraße 27. 8. ordentl. Sitzung am Freitag, den 7. Oktober 1904. Oer I. Vorsitzende gibt bekannt, daß in der 9. Vorstandssitzung Herr A. Michow-Berlin sowie der Aqnarien-Verein „ Ellritze“ - Bothang als außerordentl. Mitglieder aufgenommen sind. Eine Pressekommission, bestehend aus den Herren Sprenger und Schmaedicke wird gewählt, welche die Aufgabe haben soll, kleinere für die Tageszeitungen geeignete Berichte über unsere Sitzungen zu verfassen, um denselben in die Zeitungen Eingang zu verschaffen. Es wird beschlossen, das dies- jährige Winterfest in derselben Weise zu feiern, wie im vorigen Jahre, mit den Vorbereitungen hierzu werden die Herren Oiewitz, . Koch und Kuckenburg beauftragt, Oer vom Kassenführer erstattete Bericht für den Monat September schließt mit einem Saldo von b074,54 Mk. zu Gunsten des Vereins. Oie vorliegende Literatur wurde nur einer kurzen Besprechung unterzogen, da die Vorzeigungen und Erläuterungen verschiedener lösche eine geraume Zeit in Anspruch nahm. Herr Sprenger zeigte folgende vom Verein angekauften und vorläufig in seiner Pflege befindlichen Fische vor: Psychomaster variare Eggelingi, Macrones vittatus und Ophiocephalus und gab in einer längeren Rede eine Beschreibung ihrer Gestalt und ihrer Gewohnheiten. Oa dieser Vortrag in einer der nächsten Nummern unseres Vereinsorganes als Aufsatz erscheinen wird, so enthalten wir uns an dieser Stelle weiterer Ausführungen. Ein prächtiges männliches Exemplar von CicJilasoma nigrofasciatnm hatte Herr Michow mitgebracht. Oas zugehörige Weibchen war leider vor kurzem den stürmischen Angriffen des Männ- chens erlegen, ein Unglücksfall, der uns auch von einigen anderen Mitgliedern berichtet wurde. Ciclilasoma übertrifft an Farbenpracht alle bisher eingeführten Chanehito- Arten. Leider dürfte dieser Fisch infolge des noch sehr hohen Preises nur in den Aquarien der etwas mehr mit irdischen Glücksgütern gesegneten Liebhaber zu finden sein. Wunderbar ausgeführte Mikrophoto- graphien aus der niederen Süßwasserfauna und -Flora ließ uns Herr Or. Bade sehen, während Herr Or. Schnee im Anschluß an seinen Vortrag über Krokodile ver- schiedene in der Zuchtanstalt des Herrn Reichelt gemachte Aufnahmen verschiedener Krokodilarten vor- zeigte.'^) Den Schluß dieser sehr interessanten Sitzung bildete die Versteigerung einer großen Anzahl von Wasserpflanzen, welche uns der Verein „Hydrophilus“- Brandenburg zu unserm Pflanzenversand — aber leider verspätet — gesandt hatte. 9. ordentl. Sitzung am Freitag, den 21. Oktober 1904 Durch ein Mißverständnis hat sich in die Tages- ordnung für die heutige Sitzung ein Fehler eingeschlichen, welcher dahin berichtigt werden muß, daß Herr B. Engler-Berlin nicht aus dem Verein austritt. sondern nur seine Wohnung nach außerhalb veidegt. Herr Engler beabsichtigt ein Gut zu erwerben und sich dort in größerem Maßstabe mit unserer schönen Liebhaberei zu beschäftigen. — In der letzten Vorstandssitzung sind Herr Z. Klemen- siewicz-Krakau sowie die Gartenbaugesellschaft zu Frank- furt a.M. als außerordentl. Mitglieder aufgenommen worden. — Die vorliegenden Zeitschriften weisen wieder einmal kleine Kämpfe auf zwischen Vereinen resp. einzelnen ihrer Mitglieder, wie sie in letzter Zeit leider häufiger zu finden waren und welche gewöhnlich daraus entstehen, daß Vereinsberichte resp. Aufsätze in wenig schöner Weise kritisiert werden. Wenn es auch zu wünschen ist, daß Fehler berichtigt werden, so dürfen doch derartige Be- richtigungen nicht in Nörgeleien ausarten, die schließlich jedem feinfühlenden Menschen die Lust nehmen müssen, seine Beobachtungen zum besten zu geben aus Furcht vor dem Satze: Der liebe Gott weiß alles, aber der Verein X oder Herr Y weiß alles besser. Es wäre wirklich zu *). Diese Photographien und der Vortrag des Herrn Dr. Schnee erscheinen in den „Blättern“. wünschen, daß in dieser Beziehung einimil ein Wendepunkt cintritt, da sonst trotz aller schönen Anschauungen und trotz aller guten Vorschläge etwas Ersjjrießliches für unsere Liebhaberei nicht geleistet werden kann. Häufiger wird jetzt geschrieben, daß man mehr Wissenschaft in die Vereine hereinbringen müßte. Nun, das hört sich sehr schön an, es wäre vielleicht auch nicht zu verachten, rloch scheinen die Verfechter dieser Idee außer Acht zu lassen, (laß wissenschaftlich Denken und wissenschaftlich Beob- achten eine ganz eigene Bache ist, die den meisten Mit- gliedern unserer Liebhabervereine, sofern sie eben niclit aus Wissenschaftlern bestehen, nicht ganz geläufig sein dürfte, vielleicht sogar gänzlich mangelt. Die meisten beschäftigen sich mit Fischen, Echsen nsw. wohl lun- aus Liebe zur Natur, nicht etwa aus Liebe zur Wissenschaft, wollte man diesen Leuten, die tagsüber teils körperlich teils geistig schwer gearbeitet haben, abends noch mit der AVissenschaft kommen, so würden sie sich jedenfalls bestens dafür bedanken und dem Verein den Rücken kehren, oder aber, nichts Ersprießliches leisten. Also Vorsicht mit der Wissenschaft! Nicht recht begreiflich erscheint es uns, weswegen wir in unseren Vereinen nicht auch die Geselligkeit pflegen, sondern dies den Kegel- und Schiitzen- klubs nsw. überlassen wollen, weswegen wir Warmblüter nachdem wir nun wirklich verschiedene Stunden unser armes Köpfchen über die großen Probleme der Morphologie und Biologie der Kaltblüter zermartert haben, nicht auch an einem schönen Liedchen uns erfreuen sollen, weswegen es also ein so großes Verbrechen sein soll, ein Liederbuch für Aquarien- und Terrarien- Vereine zu schaffen. Wo man singt, da laß dich ruhig nieder. Böse Menschen haben keine Lieder, heißt es doch so schön im Volksmunde. Unsere Lieb- haberei ist also nicht nur für Leute mit wissenschaftlicher Bildung, sondern auch für den kleinen Mann, der das Herz auf dem rechten Fleck und Liebe zur freien Natur besitzt, deswegen dürfte es wohl nicht unangebracht sein, wenn der Versuch gemacht würde, für unsere Lieblinge, die von den Herren Wissenschaftlern zuweilen mit etwas „zungenbrecherischen“ Namen verzfert werden, deutsche iShimen zu finden. Wir verkennen allerdings nicht die Schwierigkeiten, auf die ein solcher Versuch stoßen wird, aber mit einiger Mühe dürfte dieses Problem doch zu lösen sein. Die größte Schwierigkeit wird nach unserer Meinung darin liegen, den von einem einzelnen oder gar von einem Verein aufgestellten Namen allgemeinen Eingang zu ver- schaffen, für ganz unmöglich halten wir es aber dank der so viel gerühmten deutschen Einigkeit nicht. — Die Ver- einigung für Aquarien- und Terrarienkunde „Hertha“- Berlin zeigt uns ihre Gründung an. Wir wünschen dem neuen Vereine ein kräftiges Wachsen, Blühen und Ge- deihen und eine recht ersprießliche Tätigkeit nach innen und außen. — In anregendem Meinungsaustausch über verschiedene Fragen, die unsere Liebhaberei betreffen, blieben die Mitglieder und Gäste noch lauge beieinander. F. Gehre, I. Schriftf., Berlin N. 4, Invalidenstr. 29. „Nymphaea all)a‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarien- Kunde Berlin. Vereinslokal: Olubhaus Hintsche, Köpenickerstr. 62. Sitzung vom 5. Juli 1904. Der II. Vorsitzende, Herr Fürst, eröffnet die Ver- sammlung um 9^/4 LThr und macht den Mitgliedern die Mitteilung von dem Ableben der Frau unseres II. Biblio- thekars, Herrn Kähler. Die Mitglieder erheben sich zu Ehren der Verstorbenen von ihren Plätzen. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und nach kleiner Ände- rung angenommen. — Eine Anfrage unseres Vorsitzenden nach dem Vorkommen von Tieren und Pflanzen unserer Liebhaberei in der Umgegend Stuttgarts beantwortet der dortige Verein mit einem längeren Bericht, dessen Ver- lesung die Mitglieder interessiert folgen. Es dürfte nach diesem in der dortigen Gegend nur wenig in der Fauna und Flora geben, was wir hier nicht haben bezwn näher erreichen könnten. Herr Arthur Friedrich wird als neues Mitglied in den Verein aufgenommen. Herr Gräfe zeigt seinen Austritt aus dem Verein an. -- Außer dem I. Vor- sitzenden hat auch der II. Bibliothekar, Herr Kähler, sein Amt niedergelegt. Es wird zur Neuwahl der beiden Vor- standsmitglieder geschritten. Da sämtliche Kandidaten zum Amt des I. Vorsitzenden ablehneu, wird auf Vorschlag 350 Vereins-Nachrichten. des Herrn Stehr Herr Fürst ersucht, das Amt bis zum Schluß des Geschäftsjahres allein zu verwalten, welchem Ersuchen von Herrn Fürst entsprochen wird. Als II. .Bibliothekar wird Herr Schlieper einstimmig gewählt. Hierauf erstattet Herr Genz den Kassenbericht für das II. Quartal. Danach ergibt sieh bei einer Einnahme von 290,14 Mk. und einer Ausgabe von 111,13 Mk. ein Bestand von 182,01 Mk. bei 43 Mitgliedern. Auf Antrag der Bevisoren wird dem Kassierer Entlastung erteilt. — In Bezug auf die geplante Allgemeine Ausstellung wird be- schlossen, da diesem Plan von den anderen Vereinen durch mangelhafte Beteiligung zu wenig Unterstützung gezollt wird, eine Ausstellung selbst zu arrangieren, zumal die „N. a.“ im nächsten .fahr ihr 10 jähriges Bestehen feiert und der Verbandstag in Berlin abgehalten wird. — Der Antrag des Herrn Schlieper, Händler in den Verein auf- zunehineu, wird abgelehnt, doch wird festgelegt, daß ein Mitglied, welches Händler wird, dem Verein fernerhin als Mitglied angehören darf. — Herr Dr. Keyplitz vom zoülog. Institut in der Invalidenstr. 43 sucht zu wissen- schaftlichen Untersuchungen Fischegel, Karpfenläuse, mit Myxosporiden behaftete Stichlinge. Die Mitglieder werden gebeten, dem Herrn vorkommendenfalls solche zu über- weisen. — Angeschafi't ist: Clessin, Deutsche Exkursions- Mollusken-Fauna, welches der Bibliothek übergeben wird. Herr Schroeter hat zum Verkauf Myriophyllum proser- pinacoules mitgebracht und weist Herr Weimar in einem längeren A'ortrag auf die Entstehung dieses Namens im Zusammenhang mit der römischen Mythologie hin. 70Pfg. aus dem Erlös dieser Pflanzen überweist Herr Schroeter der Vereinskasse. Dem freundl. Spender besten Dank. Schluß der Sitzung 12‘/2 Uhr. A. E.. Sitzung vom 20. Juli 1904. Herr Fürst eröffnet die Sitzung um 9^/2 Uhr und begrüßt als Gast Herrn Rud. Püschel. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und wie niedergeschrieben angenommen. — Der Verein „Canaria“ ist an uns heran- getreten mit der Anfrage, ob der Verein gewillt ist, im Dezember eine Ausstellung der „Canaria“ mit Aquarien zu beschicken. Nach kurzer Debatte wird beschlossen, in Anbetracht des Umstandes, daß der Verein im nächsten .Jahr selber eine Ausstellung arrangiert, von einer Be- schickung abzusehen. Für Sonntag, den 7. August wird beschlossen, eine Herrenpartie zu unternehmen und zwar nach Wannsee und von dort über Moorlake. Sacrow, Nedlitz, Römerschanze nach Potsdam, von da jjer Bahn zurück nach Berlin. Abfahrt 7 Uhr früh Wanuseebahnhof. — Herr Lehmann teilt mit, daß seine letzte Nachzucht von Schleiei'schwänzen sehr viel zu wünschen übrig läßt, während die vorjährige Zucht befriedigend ausgefallen ist und fragt nach der Ursache dieses Mißerfolges. Nach den von Herrn Lehmann gemachten Angaben sind die Mitglieder der Ansicht, daß das zu lange Liegen im Laichen der Grund für die minderwertige Nachzucht ist. Herr Lehmann bringt auch zur Sprache, daß viele Liebhaber glauben, daß sie. um große Japonica-Pflanzen zu ziehen, auch große Knollen haben müssen. Das ist nun keines- wegs nötig; denn auf das Wachstum hat weniger die Knolle als die Boden- und Lichtverhältnisso einen fördernden Einfluß. Herr Andersen teilt mit, daß er von vorjährigen Diamantbarsclien Nachzucht hat. Im Anschluß hieran gibt Herr Schroeter einen Bericht über das Laich- geschäft dieses Fisches, der von den Mitgliedern beifällig aufgenomrnen wird. Von mehreren Mitgliedern wird auf die Gefährlichkeit der Oyclops junger Fischbrut gegenüber aufmerksam gemacht. Sie haben beobachtet, daß Cyclops sich an junge Fischchen ansetzen und daß diese dann tot zu Boden sinken, während der Cyclops dieselben dann verläßt. Während Herr Weimar auf den Bau dieser Krebschen hinweist und die Gefährlichkeit der Cyclops in Abrede stellt, verbleiben die betr. Herren bei ihrer Beobachtung und warnen davor, zu junger Fischbrut Cyclops zu setzen und schreiben viele Mißez’folge in der Zucht diesem Futter zu. Für gestiftete Pflanzen gingen 30 Pfg. ein. Den freundl. Spendern besten Dank. Schluß der Sitzung 12^/4 Uhr. A. R. Sitzung vom 3. August 1904. Die Sitzung wird vom II. Vorsitzenden, Herrn Fürst, um O'Vr Uhr eröffnet. Als Gast ist Herr Lüchow an- wesend. Eiugegangen: Zeitschriften; Mitteilungen der „Salvinia“; Schreiben der „Wasserrose“-Dresden. Herr Andersen beantragt, das Verkaufsbuch nach dem geschäft- lichen Teil vorzulesen, welchem Anträge stattgegeben wird. Herr Fürst verliest einen Artikel aus „Natur und Haus“, in welchem Dr. Roth-Zürich Behandlung und Heilung an Parasiten erkrankter Fische beschreibt. — Uber die Preisfestsetzung der Verkaufsgegenstände ent- spinnt sich eine längere Debatte und sollen die Preise von Zeit zu Zeit reguliert werden, damit die Mitglieder stets angemessene Preise bezahlen. Herr Lehmann be- antragt Trausport-Gläser anzuschaffen, welche gegen Zah- lung von 10 Pfg. verliehen werden sollen, wovon 5 Pfg bei Rückgabe zurückgegeben werden. Der Antrag wird angenommen. Schluß der Sitzung 12 Uhr. 0. G. Sitzung vom 17. August 1904. Die Sitzung wird um 9^/4 Uhr vom II. Vorsitzenden eröffnet. Als Gast ist Herr Lüchow anwesend; derselbe meldet sich zur Aufnahme. Die Protokolle der vorletzten und letzten Sitzung wurden verlesen und wie nieder- geschrieben angenommen. Eingänge: Zeitschriften; Karte der „Hottonia“-Darmstadt, Fischangebot: desgleichen von Schwarze-Hamburg und der „Salvinia“ : Herr Reich teilt seinen Austritt mit; Schreiben des „Klub Tannhäuser“. — Einen Bericht über die stattgehabte Partie nach Moorlake-Nedlitz-Potsdam erstattet Herr Fürst. Danach fuhren die Teilnehmer ^28 Uhr ab Wannseebahnhof bis Wannsee, gingen am See, am Kleist-Denkmal vorbei nach Stolpe, wo das Frühstück eingenommen wurde, von dort nach Moorlake, wo ein Regenschauer zwang Mittags- pause zu machen. Nach dieser Überfahrt nach Sacrow. Man ging hierauf nach der Römerschanze und ließ sich von dort nach Nedlitz übersetzen; von da ging es nach Potsdam, und von dort per Bahn befriedigt nach Berlin. — Herr Hipler berichtet von seinen Zuehterfolgen mit Heros facetus, GeopJiagus hrasiliensis und bemerkt, daß seine Fische bei den Vorbereitungen zum Laichen keine Pflanzen ausgerissen und nicht im Sande gewühlt hätten. Herr Stehr gibt bekannt, daß seine Tetragonopterus ge- laicht hätten und bemerkt hierzu, daß man, um Erfolg zu haben, die alten Fische entfernen und ein geränmiges Becken verwenden müsse. — Zur Verlosung gelangen hierauf 1 Paar Geophagns hrasiliensis, 1 Paar Heros facetus, 3 Paar Paratilapia multicolor und verschiedene Pflanzen. Herr Kühne stiftet zum V^erlosungsfonds 6 Stück gestr. Gurami und 1 Kampffischmännchen, Herr Stehr 1 Pärchen Paratilapia multicolor und Herr Genz 2 Pärchen Girardinus caudimacnlatns. Den freundl. Spendern der beste Dank. — Herr Dietrich hatte zwei Schnecken zur Ansicht mitgebracht, deren eine besonders durch ihre Größe auffiel. Herr Fürst stellte fest, daß letztere die in Süddeutschland sehr häufige Weinbergschnecke sei, die andere eine hier heimische Baumschnecke. Nachdem Herr Fürst noch auf die am Sonntag, den 4. September 7 Uhr früh ab Görlitzer Bahnhof stattfindende Partie nach der Duberow hingewiesen hatte, schloß er die Sitzung um 121/2 Uhr. 0. G. ,, Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Dresden. Vcreinslokal: Restaurant „Viktoriahaus“, Seestraße. Versammlung vom 30. Juli 1904. Der bevorstehenden Ausstellung wegen wird am heutigen außergewöhnlichen Tage eine geschäftliche Versammlung abgehalten und durch den I. Vorsitzenden eröffnet. Herr Gerlach übermittelt schriftlich Grüße von der „Nymphaea“ in Leipzig. Die „Salvinia“ benach- richtigt uns, daß sie ab 1. Juli d. J. die „Wochenschrift“ als Vereiusorgan eingeführt und dafür die „Nachrichten der Salvinia“ auflöst. Herr Goldschmidt erklärt wegen Wegzugs nach Hannover seinen Austritt. Die Ver- sammlung nimmt ferner nach eingehendem Bericht des Schriftführers Stellung gegen die anmaßende Einmischung des Herrn W. Kühler, Schriftführer des uns befreundeten Vereins „Nymphaea“-Leipzig in unsere eigensten An- gelegenheiten, gegen welche wir hiermit energisch Ver- wahrung einlegen und gegen deren angebliche Berech- tigung seitens des Herrn W. Köhler wir entschieden protestieren müssen. Haben wir bereits früher unlieb- same Veranlassung zu nehmen Ursache gehabt, eine uns betreffende Angelegenheit, die durch Herrn Köhler angeschnitten worden war, auf schriftlichem Wege mit der „Nymphaea“ zu regeln, so ist dieser Modus heute Vereins-Nachrichten. 351 nicht gangbar. Im Vereinsbericht der „Nymphaea“ vom 19. Juli 1904 s. „Wochenschrift“ No. 17 vom 26. Juli befaßt sich Herr Köhler zunächst mit unseren Aus- führungen zur Hegenerationsfrage, von denen Herr Köhler verschiedenes nach seiner Ansicht nicht zutreffende zu widerlegen versucht und fälirt dann fort: — „Im übrigen scheint ja der Verein „Wasserrose“ mit meinen Ansichten übereinzustimmen, indem er ebenso wie ich in „Nerthus“ No. 2 und 3 außer der Inzucht als eine Hauptursache der Degeneration die einseitige Fütterungs- methode betrachtet. Kigentümlich berührt es mich nur, daß der Dresdner Verein die als eine Hauptursache der Degeneration anerkannte Inzucht selber von Vereins wegen weiter betreibt, so im Vorjahre mit einem Vereinspaare Faratilapia multicolor und in diesem Jahre mit einem Vereinspärchen Haplochilus latipes. Als ich gelegentlich einer Fischbestelluug zugleich namens des Vereins im Vorjahre in einem Schreiben an Herrn Engmanu. I. Schriftführer der „Wasserrose“, diesem Verein zweckt Kreuzung den Austausch von PuraliZajjia-Nachzuclit anbot, antwortete mir genannter Herr postwendend, darauf könne man nicht eingeheu. Natürlich liegt es mir ferne, mit diesen Ausführungen der unserni Verein befreundeten „Wasserrose“ oder irgend einem ihrer Mitglieder zu nahe treten zu wollen; ich hielt es aber für mein Kecht und meine Pflicht, die augezogenen Umstände einmal zu berühren, nicht nur, weil sie mich persönlich angehen, sondern weil sie auch für die ganze Aquarienliebhaberei von Interesse sind.“ Zunächst teilen wir Herrn Köhler zu seiner Periihigung mit. daß wir Inzucht weder mit Faratilapia multicolor noch mit Haplochilus latipes treiben, was bei den erwähnten beiden Paaren doch auch nur die Nachzucht betreffen könnte! Zu diesem Zwecke verweisen wir genannten Herrn auf die Verölfentlichungen unserer Herren Engmann und Fließbach im 11. Jahrgange 1903 von „Natur u. Haus“, Heft 21, Seite 321 — 334. Ist bereits aus diesen zwei Veröffentlichungen der Schluß sehr naheliegend, daß innerhalb des Vereins mehr als ein Pärchen Chromis existieren muß, so ist dasselbe auch in diesem Jahre mit Haplochilus latipes der Fall. Wir hatten außer dem vom Vereine bezogenen Paare Chromis sowohl als auch Haplochilus noch je zwei andere Paare, außer den von Herrn Schäme bezogenen Paaren, innerhalb des Kreises unserer Mitglieder, mit deren Nach- zucht ein lebhaftes Tauschgeschäft unter unsern Mitgliedern stattgefunden hat, bezw. noch stattfindet. Herr Köhler scheut sich aber nicht, trotz vollständiger Un- kenntnis dieser Sachlage dennoch den A^ersuch zu machen, uns in strikten AViderspruch mit unsern eignen Prinzipien und Ausführungen zu setzen und uns in den Augen anderer Verehre zu diskreditieren! Es ist uns unerfindlicli. wo Herr Köhler sein angebliches „Kecht“ und die „Pflicht“ herleitet, die angezogenen Umstände im Interesse der ganzen Aquarienliebhaberei einmal zu berühren! Die Entschuldigung Herrn Köhlers, mit seinen Ausführungen weder dem Verein noch irgend einem Mitgliede zu nahe treten zu wollen, können wir in diesem Falle nicht gelten lassen, denn Stillschweigen zu derartigen Unterstellungen, zu denen selbst der Schein der Kerechtigung fehlt, hieße soviel als uns mit Herrn Köhlers Auslassungen zu identifizieren. — Was die Angelegenheit der Ablehnung der Tauschofferte selbst betrifft, so geschah dieselbe, wie wir hier gleich- zeitig mit feststellen wollen, keineswegs in dem unserm Schriftführer unterstellten brüsken Tone, der betreffende Passus lautete wörtlich wie folgt: „Die Chromis sind Vereinseigentum, ich muß daher zu meinem Bedauern Ihre liebenswürdige Tauschofferte ablehnen.“! — Auf A'ereinsbeschluß hafte unser I. Schriftführer, Herr Engmann, für den A'crein die seitens der Mitglieder nicht beanspruchten jungen Chromis im besten Interesse des A'’ereins zu verwerten, Herr Engmann handelte daher vollständig in unserm Interesse, wenn er dem Unkosten- konto die unnötige Portoausgabe von 75 Pf. sparte. Aber selbst dieser Umstand ist keineswegs geeignet, Herrn Köhler Material zu seinen unberechtigten An- griffen uns gegenüber zu liefern, deren Tragweite Herrn Köhler von vornherein zweifellos bewußt gewesen ist. — AVir bedauern im Interesse des bisherigen Einvernehmens, welches uns mit der „Nymphaea“ verbindet, als auch in Anbetracht der Leser, daß wir uns zu dieser scharfen Abwehr einem Herrn gegenüber genötigt sehen, dessen bisheriger Entwicklungsgang als Liebhaber noch so ziemlich ein unbeschriebenes Blatt darstellt, wir wollen aber Herrn Köhler nicht darüber im Zweifel lassen, daß wir nicht willens sind, uns von dem durch ernste Arbeit in der Ijiebhaberwelt mühsam erkämpften Boden auch nur einen Schritt zurückdriingen zu lassen! Deshalb schien es in unserm eigensten Interesse geboten, diesen Versuch ein für allemal gebührend zurückzuweisen. Herr Tonn hat zwei Nachzuchten von Ctenopis vittatus erzielt und übergibt Herrn Kummer das alte Paar zur weiteren Nachzüchtung. Letztgenannter Herr zeigt Trichogaster laliiis eigener Zucht vor. Hierauf Beschlußfassung über Ausstellungsangelegenheiten. Versammlung vom 6. August 1904. Der I. A^orsitzende eröffnet die ATrsammlung. Die letzte Niederschrift wird verlesen und die Eingänge er- ledigt. — Zeitschriften, zwei Schreiben der Vereinigten Eschebachschen AVerke, Aktiengesellschaft in .Radeberg, die AViederanfertigung der grünen Emaillekannen be- treffend. Unsere Verhandlungen mit diesem bedeutenden AA^erke sind nicht zu einem uns befriedigenden Abschluß gelangt, der für die Kannen gleicher Größe wie früher geforderte Preis ist selbst bei fester Abnahme von je 100 Stück verschiedener Größe ein so hoher, daß wir vorläufig davon absehen müssen, unserer Kasse dieses Risiko zuzumuten, denn die Liebhaber, denen wir diese entschieden praktischen Kannen wieder zugängig zu machen beabsichtigten, werden keinesfalls die geforderten hohen Preise anlegen wollen, nachdem dieselben Kannen früher so wesentlich billiger waren. „Blätter“ No. 13 bis 15 bringen aus der Feder Dr. P. Kreffts ansprechende und interessante Jagdausflüge auf Reptilien und Am- phibien in Südchina. Die Farbentafel des Heftes 13 bringt uns die Abbildungen zweier Lacerten der adria- tischen Felseninseln nebst deren Beschreibung von J. Scherer-München, ln Übereinstimmung mit unsern Aus- führungen vom 5. Juni d. .1. warut auch die „Salvinia“ vor einer zu intensiven Abkühlung der Behälter tropischer Fische, wie aus ihrem ATreinsberichte vom 19. Mai Heft 15 der „Blätter“, S. 239 hervorgeht. Versammlung vom 20. August 1904. Der A^orsitzende eröffnet die A^ersammlung. Das Protokoll der letzten A^ersammlung wird verlesen. Im Einlauf: Zeitschriften. Der A'oi’sitzende weist darauf hin, daß die heutige Versammlung die letzte vor Eröffnung der Ausstellung ist. -- .Herr AA^eck stiftet eine Anzahl Sämlingspflanzen von Oponogeton dislachyiis, wofür wir bestens danken. Durch Herrn Tonn gelangt die erste Nachzucht von Ctenops vittatus zur ATrteilung. Herr Tonn berichtet ferner, daß junge Haplochilus spec. bei ihm im Alter von 13 AVochen bereits wieder zur Fort- pflanzung geschritten sind. — Über einen Fall von Brut- pflege des Moderlieschens im Freilandhecken können wir berichten. Ein Pärchen der kleinen, beweglichen Fische hatte in üemeinschult von Goldfischen und Stichlingen, welche, dem raschen Auftauchen und Verschwinden unter der Grotte nach zu urteilen, ebenfalls brüteten, rings um einen Stengel Mi/riophylhmi proseijj. eine Anzahl ver- hältnismäßig großer Eier abgesetzt, welche vom AVeibchen bewacht wurden. Mutig griff das Tierchen die un- geschlachten Goldfische an, wenn es einer wagte, in die Nähe des Laichplatzes zu kommen. — .Herr Schaeffer telegraphiert aus AA^esterland-Sylt, unverzüglich die Be- schreibung des Laichgeschäftes und der Brutpflege des Ctenops vittatus zu veröffentlichen, mit Bezug auf den Artikel P. Arnolds in No. 22 von „Natur und Haus“. — Die Cichlasoma nigrofasciatiini sind eingetroffen und werden Herrn Engmann in Pflege gegeben. — Die an- dauernde Hitze hat alle Tümj)el in der näheren Um- gebung ausgetrocknet, so daß ein recht fühlbar werdender Mangel lebenden Futters eingetreten ist. AVir sind ohnehin nicht überreichlich mit solchen Tümpeln gesegnet, so daß wir fortwährend auf der Suche nach weiteren begriffen sind. Der mitten in der Stadt in unmittelbarer Nähe des Hoftheaters gelegene Zwingerteich bietet jetzt unsern Mitgliedern reichlich Gelegenheit, ihren Bedarf auf Grund eines mit dem Pächter getroffenen Übereinkommens billig zu decken. 352 Vereins-Nachricliteu. Versammlung vom 17. September 190-t. ln Abwesenheit des I. Vorsitzenden eröffnet der II. Vorsitzende, Herr JJirektor Hammer, die Versammlung. Irn Einlauf: Brief unseres Herrn Haupt-Halle, worin uns derselbe zur Ausstellung vollen Erfolg wünscht und das Honorar für seinen dem Verein gewidmeten Vortrag: „Am Ufer des schwarzen Meeres“ für die Ausstellungs- kasse stiftet. Wir sagen Herrn Haupt für diese hoch- herzige Spende auch an dieser Stelle unsern besten und herzlichsten Dank, Herr B. Härtelt, Zittau, ersucht um Zusendung einer Anleitung zur Makropodenzucht, es wird der Schriftführer beauftragt, Hen-n H. unverzüglich Be- scheid zukommen zu lassen, Herr Weck sendet Gruß- karte vom Großglockner. — Zur Mitgliedschaft hat sich gemeldet: Herr Kaufmann Beinh. Jüngling, hier, Stein- straße 14. Die Aufnahme erfolgt in nächster Versamm- lung. — Das vorläufige finanzielle Ergebnis der Aus- stellung wird vom Schriltführer bekannt gegeben, ,1m Anschluß hieran dankt der Vorsitzende den Herren Aus- stellern, als auch dem Ausstelluugskomitee für die beider- seitige Arbeit im Interesse unserer Sache. — Mitteilungen aus der Liebhaberei macht Herr Hartlich. Bei ihm hat ein Pärchen Makropoden bei 14® B. Wasserwärme ab- gelaicht. Das bereits mehrfach erwähnte Zuchtpaar Panzerwelse Herrn Tonns hat innerhalb fünf Monaten die fünfte Brut abgesetzt. Daß aufofifernde Pflege bei sachgemäßer Haltung auch sonst hinfällige Tiere lange, Zeit bei bestem Wohlsein zu erhalten und ev. zur Fort- pflanzung zu bringen sind, beweist die Mitteilung Herrn Shells, daß es ihm bereits zum dritten Male gelungen ist, junge Seepferdchen im Seewasseraquarium zu züchten. Dieser Fall steht bisher einzig da in der Ge- schichte der Seewasseraquarien, und ist umsomehr hervor- zuheben, als die Tierchen keineswegs erst seit kurzem importiert sind, sondern sich schon monatelang in der Pflege Herrn Shells befinden. Unser Herr W. Engmann- Lückendorf schreibt uns folgendes: „Welchen Schaden die anhaltende Hitze den Forsten zugefügt hat, ist kaum glaublich. Ich meine 'das Eingehen massenhafter junger Pflanzen in Kulturen und in älteren Beständen. Sind doch sogar 80 — 100jährige Fichten, Tannen und Buchen vertrocknet. Auch fanden wir hier viele Singvögel und andere Tiere infolge des großen Wassermangels verdurstet am Boden liegen. Selbst die hier sonst massenhaft auf- tretenden Kreuzottern waren dieses Jahr sehr selten, ich habe nur im zeitigen Frühjahr drei Stück gefangen. Ihnen muß unbedingt die Hitze und damit verbunden das Absterben anderer Tiere, die ihnen zur Nahrung dienen, geschadet haben.“ — Auf Antrag der Aus- stellungskommission wird das im Ausstellungskataloge enthaltene Vorwort, welches beim Publikum sehr viel Anklang fand, in einer weiteren Auflage von 2000 Stück gedruckt und zum Selbstkostenpreise an die hiesigen Händler zur Verteilung an Interessenten abgegeben. P. Engmann, I. Schriftf., Elisenstr. 70. Versammlung vom 1. Oktober 1904. Als Mitglied aufgenommen ist Herr Beinhold Jüngling, Dresden, Steinstraße 14/1. Herr Georg Gerlach, Losch- witz, erklärt seinen Austritt. Die Farbentafel „Bunt- farbige Fische des Fremdlandes“ in „Natur und Haus“ Heft 1 des neuen Jahrganges ist als wohlgelungen zu bezeichnen, wenngleich die Farben hinter denen des Oi’iginals unseres Herrn Pittrich ziemlich weit Zurück- bleiben. Von der Nachzucht unserer Haplochilus latipes gelangen die letzten 38 Stück zur Verteilung, desgl. von unseren Ctenops vittatas 12 Stück Junge. Kassenbestand am 1. Oktober ca. 440 Mk. Der Zwergfadenfisch (Trichogaster lalius) scheint in Bezug auf Wärme weniger anspruchsvoll zu sein als seine bereits bekannteren Vettern. Bei dem Unterzeichneten laichte in einem nicht geheizten Becken (Morgensonne) ein Pärchen am 15. Juni, und die 30 — 40 Jungen wuchsen ganz schön heran ohne jede künst- liche Heizung bis 21. September. Erwachsene Tiere halten vorübergehend sogar recht niedere Temperaturen (ca. 10® Celsius) aus ohne Schaden zu nehmen, W. Schaeffer, II. Schriftf., Uhlandstr. 38/1. Versammlung vom 15. Oktober 1904. Zur Mitgliedschaft hat sich angemeldet Herr Dr. G. J. von Bosenberg, Kaiserl. Bussischer Hofrat, Dresden, Bcichsstraßo 1. Herr Arth. Löbe, Zeitz, bittet um Über- sendung der Satzungen und nähere Mitteilungen über den Verein. Herr Bud. Mandee, Prag, welcher von der Ver- lagsanstalt Haus Schultze-Dresden mit der Herausgabe eines Jahrbuches für Aquarien- und Terrarien- Freunde betraut ist, bittet um allgemeine Angaben über unseren Verein sowie dessen Beobachtungen. Erfolge usw. Herr Fließbach bringt aus der „Fischerei-Korrespondenz“ eine Kritik über unsere Ausstellung zur Verlesung. Ein An- trag, die alte Aufnahmeweise (mittelst Kugelabstimmung) wieder in Kraft zu setzen, wird nach längerer Aussprache zum Beschluß erhoben. - - In No. 28 der „Wochenschrift“ interessiert eine Abhandlung des Herrn ,Iohs. Thumm, Dresden, über Haplochilus species? und H. latipes. Herr Th. berichtet u, a. daß ca. der Nachzucht seiner roten H. latipes teils silberweiß, teils schmutzigsilbergrau aus- gefallen sei und neigt deshalb zu der Annahme, daß der rote Zahnkarpfen (H. lat.) eine Spielart einer grauen, bezw. der grünen Art sei. Für diese Annalune spricht der Umstand, daß wir die Goldfärbuug (Xanthorismus) bei anderen Fischen (Karausche, Karpfen, Orfe, Schleie) auch nur als Spielart, bezw. als Lokalrasse auftreten sehen,- dawider aber, daß bei H. latipes schon die Eier und die ausschlüpfenden Jungen gefärbt sind.*) Sehr inter- essant wäre es, noch andere Meinungen hierüber zu hören. Der Unterzeichnete hatte übrigens Gelegenheit, importierte Zuchttiere zu sehen, deren Bot durch grauschwarze, nicht scharf abgegrenzte Flecke wie beschmutzt erschien und deren Junge auch wieder so ausgefallen waren, während bei ihm selbst von den reichlich 200 Jungen eines rein roten importierten Zuchtpaares, alle ohne Ausnahme wieder rot gefallen waren! — Der Vortrag des Herrn Walter Köhler „Was wir wollen“ (veröffentlicht „Wochenschrift“ No. 28) enthält manches Beherzigenswerte; die Schilde- rung der heutigen Zustände in unserer Liebhaberei ist aber zu sehr grau in grau gehalten! Bedeutet es denn nicht schon eine Popularisierung der Naturwissenschaften, wenn heute vielleicht 50 mal mehr Leute als zu Boß- mäßlers Zeit wissen, daß der Feuersalamander kein ge- fährliches Tier ist und daß Fische auch im Winter ge- füttert werden müssen 7 Ist nicht eine Bildung des Ge- mütes bei den heute schon ziemlich zahlreichen Männern festzustellen, w'elehe sich abends vor ihr Aquarium setzen anstatt in das AVirtshaus zu gehen? „Salon-Aquarien“ und „ornamentierte Zierbecken“ kauft der Aquarieu- Enthusiast, bevor er sich zum Liebhaber durchgemausert hat; Porzellantiere werden wohl hauptsächlich von Kindern begehrt, welche sie auf ihrem Waschbecken schwimmen lassen; die Wanderaquarien sind schon längst — „an den Nagel gehängt!“ Die Behauptung, daß die Mehrzahl unserer Liebhaber das Aquarium als Ausstattungsstück der Wohnung betrachtet, erscheint sehr gewagt. Was die Auswahl der Tiere betrifft, so dürfte auch hier gelten: „Über den Geschmack läßt sich nicht streiten“, denn jedes Geschöpf ist interessant für denjenigen, welcher zu beob- achten versteht. Verkaufen der Nachzucht ist bei vielen Liebhabern ihrer Familie und sich selbst gegenüber die einzige Bechtfei-tigung ihrer Ausgaben für die Liebhaberei. Daß die Literatur so sehr verflacht wäre, leuchtet uns nicht ein; doch selbst angenommen, die Hälfte aller Auf- sätze aus Liebhaberkreisen wäre „seicht“, es befände sich aber in jedem ein vernünftiger Satz, so profitierte die Liebhaberei dadurch doch immer noch mehr, als wenn sie gar nicht veröffentlicht würden! Scharfsinnige und doch allgemein verständliche Artikel aus AVissenschaftler- kreisen sind uns natürlich — - sofern sie aus der Praxis hervorgegangen sind — am liebsten; leider sind solche auf unserem Gebiete recht selten. Daß der Laie ebenso wie der Wissenschaftler äußerst vorsichtig beim Folgern sein soll, ist auch unsere Ansicht. W. Schaeffer, II. Schriftf., Uhlandstr. 38/1. *) Bei der Bestimmung des Haplochilus latipes im Jahre 1898 erinnere ich mich, den Fisch in einem größeren wissenschaftlichen Werke grünlich abgebildet gesehen zu haben, auch die Beschreibung gab eine grüne Körperfarbe an. Erst bei der Vergleichung mit Spiritusexemplaren im Museum für Naturkunde zu Berlin ließ sich feststellen, daß die Art auch gelbrot ist. So gefärbte Exemplare waren eine ganze Anzahl vorhanden. Bade. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25 ; für den Anzeigenteil : Creutz ’ s che V erlagsbuch- handlungin Magdeburg. "Verlag der Creutz’ sehen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M Am Willen zu helfen erkennt man den guten Menschen, An der Art zu helfen den gebildeten Menschen. Dr. Sonderegger, VoiTrosten. Gegen die Gyrodactylus-Seuche! Von Dr. med. Wilhelm Roth, Zürich. (Mit einer Original-Mikrophotographie.) Billionen von Goldfischen^) und Tausende von Schleierschwanz- und Teleskop- fischen gehen alljährlich mit wenigen Ausnahmen an der überallhin verbreiteten Gyrodactylns- Seuche elendiglich zu Grunde und zwar ist es nicht ein rascher, schmerzloser Tod, dem die armen, in iinsern Aquarien und Fisch- gläsern, dem bös- artigen Schmarotzer wehrlos ausgesetzten Fische erliegen, son- dern ein jeder von ihnen hat eine lange, martervolle Leidens- geschichte dnrchzn- leben, bis er ans seinem sowieso nicht beneidenswerten Da- sein erlöst wird. Gewiß wird jeder gute Mensch das tiefste Mitleid für die in stummer Qual da- hinsiechenden Ge- schöpfe empfinden und jeder Fisch- Original-Mikrophotographie freund, an den diese für die „niätter“. Zeilen in erster Linie gerichtet sind, und der seinen Lieblingen so manche stille Freude verdankt, wird freudig 1) Diese Zahl ist schon keineswegs übertrieben, wenn man bedenkt, daß mir ein, wohl allerdings zu den be- deutenderen zählender Goldfischzüchter, seinen jährlichen Umsatz auf über 1 Million angab, von denen, soweit ich sie seit einigen Jahren zu untersuchen Gelegenheit hatte, alle 'ausnahmslos hochgradig durchseucht sind. seine Teilnahme am Kampfe gegen die ver- heerende Fischseuche erkläiAii und sich so an einem humanen Werke im Dienste eines bisher völlig vernachlässigten Zweiges des Tier- schutzes Q betätigen. — Wie in den beiden verflossenen Jahren, so waren auch meine diesjährigen Beob- achtungen über die Gyrodactylusseuche höchst traurige. Sämtliche, meist mehrere hundert Stück betragenden Goldfischsendungen, die ich im Laufe des Sommers untersucht habe, zeigten eine mehr oder minder starke Durch- seuchung mit Gyro- dacty len und von acht Sendungen meist ein- sonimriger Schleier- schwänze von je- weilen 20-50 Exem- plaren konnte ich ohne Ausnahme bei allen untersuchten Fischen den Parasiten mit Leichtigkeit nachweisen. Ich erinnere nur an die scheußlichen Marterkasten von Schaufensteraquarien, in denen oft mehrere hundert Goldfische in ruh- und rastloser Bewegung einander aus- weichen, für gesunde Fische eine aufreibende Frohnarbeit, für kranke, mit ihren zerschrumpften Flossen mühselig herumschwankend, eine Höllenqual, — für das Publikum eine Augenweide! Gyrodactyhis elegans Nordni. 325/1. 354 Willielm Roth; Gegen rlie Gyrodactylus-Beucho. Der von mir neuerdings wieder^) angeregte Kampf gegen diesen für die karpfenartigen Aquarienfische verderblichen Schmarotzer scheint also noch nicht in Szene gesetzt worden zu sein und wenn ich damals den Wunsch aus- gedrückt habe: „es möchten namentlich Züchter und Händler beim Kampfe gegen den gefährlichen Fischfeiud ins Vordertreffen rücken“, so habe ich mir aus naheliegenden Gründen keine Illusionen über die Verwirklichung desselben gemacht. Der Züchter hat eben bis jetzt keine äußere Veranlassung gehabt, etwas in der Sache zu tun, denn mit seinen, meist freilebenden und unter den denkbar günstigsten Bedingungen dem Gyi'odactylus widerstehenden Zuchtfischen gelingt es ihm mit Leichtigkeit, alljährlich Tausende von Schleierschwänzen bis zu einer verkaufs- fähigen Größe zu ziehen, ohne daß sich bei den Jungfischen die Seuche bemerkbar macht, wie. er denn wohl auch meist keine Ahnung davon hat, daß seine Fische den für sie später verhängnis- voll werdenden Schmarotzer beherbergen.^) Auch der Großhändler, der die Fische in größern Posten auf den Markt bringt und ge- wöhnlich noch im gleichen Herbst damit auf- räumt, hat noch keine Verluste zu verzeichnen, denn erst beim Detailhändler oder seinen Kunden beginnen schon nach wenigen Wochen, ge- legentlich auch erst nach Monaten die an- scheinend in bester Gesundheit empfangenen Fische zu kränkeln. Bei seiner völligen Un- kenntnis der längere Zeit ganz schleichend ver- laufenden und unter günstigen Bedingungen erst nach Monaten äußerlich wahrnehmbare Krank- heitserscheinungen zeigenden Gyrodactylus- Seuche, denkt er an alles ehei' als an bereits b „Natur u. Haus“ 1904, No. 16, 18 u. 19: „Hie Behandlung der Gyrodactylidenkranklieit“ von Dr. Wilhelm Roth. b Es ist eine sehr bemerkenswerte Tatsache, daß die Gyrodactylus- Seuche bei freilebenden, karpfenartigen Fischen, auch wenn es sich um den Goldfisch und seine Abarten handelt, nie in so verheerender Weise wie bei den in Aquarien gehaltenen auftritt. Einer briefl. Mit- teilung des Erl. Dr. M. Plehn von der K. b. biolog. Versuchsstation entnehme ich allerdings, daß der Parasit ab und zu für Karpfenbrut und Karpfensetzlinge sehr verderblich ist. b Aus dem Briefe eines Goldfischzüchters, dessen Fische sich stets als infiziert erwiesen, ersehe ich, daß er den Gyrodactylus überhaupt gar nicht kennt, daß ihm aber der Chilodon cyprini, dem nach Prof. Hofer bei einem epidem^chen Auftreten 30000 Goldfische er- legen sind, Sorge macht (für uns, die wir Jahraus Jahrein ungezählte Legionen am Gyrodactylus zu Grunde gehen sehen, eine lächerlich unbedeutende Zahl, aber sie hat wohl eben einen einzigen Züchter betroffen!). schon mit den Fisclien eingesclileppte Parasiten und schiebt die Erkrankung derselben oft einer unzweckmäßigen Ernährung, häufig auch der Verstopfung zu, die, wenn sie wirklich vorhanden, nicht Ursache, sondern Folge der Krank- heit ist. Da dürfte nun unsere Anregung auf frucht- baren Boden fallen und wenn wir auch noch nicht in geschlossener Schlachtlinie sondern mehr im Einzelgefecht gegen den Fischfeind ins Feld ziehen, so wird es uns doch gelingen, in zahl- reichen Fällen dem verderblichen Treiben des Gyrodactylus Einhalt zu tun. Wir müssen den schlimmen Schmarotzer sozusagen bis in die ein- zelne Fischglocke hinein verfolgen und das ist nur möglich, wenn wir durch ausgedehnteste, populär gehaltene Aufklärung alle Fischfreunde und -Händler darüber belehren, daß ihre Fische (wir denken dabei immer in erster Linie an den Proletarier unter den Zierfischen, den allver- breiteten Goldfisch) durchweg mit einem für das bloße Auge unsichtbaren Schmarotzer behaftet sind, dem sie über kurz oder lang nach qual- vollem Siechtum erliegen, der aber mit Leichtig- keit vernichtet werden kann. Bei der Lösung dieser gemeinnützigen, gewiß jedem Gebildeten sympathischen Aufgabe rechnen wir nun vor allem auch auf eine tatkräftige Unterstützung von Seiten der zahlreichen, stets mehr an Popularität und auch an Ansehen in gelehrten Kreisen gewinnenden „Vereine für Aquarienknnde“, sei es nun, daß dies auf dem Wege der Publizistik in Familien- und Wochen- schriften oder im persönlichen Verkehr geschehe. Daß gerade diu’ch den persönlichen Verkehr mit dem Fischfrennde recht Erfreuliches erzielt werden kann, hat der Verfasser dieser Zeilen schon an anderer Stelle erwähnt und auch seither wieder an zahlreichen Beispielen erfahren, von denen hier nur eines angeführt sei. Ein einfacher Geschäftsmann, der eifriger Fischfreund ist und sich die größte Mühe gibt, neben seiner Liebhaberei, die ihm schon große Opfer gekostet hat, einen kleinen Zierfischhandel zu begründen, klagt mir tränenden Auges, daß er mit den Schleierschwänzen, die ihm von allen Fischen die liebsten seien und an denen er am ehesten etwas verdienen könne, unausgesetzt Mißerfolg habe, trotz aller Vorsichtsmaßregeln. Von ca. 50, diesen Sommer bezogenen jungen Schleierschwänzen seien nur noch ein paar Stück Schwerkranke übrig geblieben, einige vor kurzem erworbene, mehrjährige Exemplare befänden sich in einem trostlosen Zustande und ein Prachtstück 855 fjorenz Jlüller: Über eiiiigo neueingelnhrte Arten der (laltmig Ijiiccrtii L. hätte er heute verloren (zu Tode klystiert). Die Freude, die der gute Mann äußerte, als ich ihn über die Ursache seiner Verluste auf klärte, ihm die Rettung seiner Kranken (der Kienien- befund ließ auf eine solche hoffen!) und für künftighin gesunde Schleierschwänze in Aussicht stellte, entschädigte mich mehr als zur Genüge für die kleine Enttäuschung, die ich erlebte, als ich einen der größten Aquarienvereine für die in diesem Aufsatze angeregte Sache zu inter- essieren versuchte und vom Vorsitzenden den bedauernden Bescheid erhielt, daß ich die Mit- glieder seines Vereins noch lange nicht kenne, wenn ich glaube, daß dieselbe zu einer Diskus- sion führen würde! — Eine durchgreifende BekäinxTung der Gyro- dactylus-Seuche wird uns allen Ja noch recht viele Mühe bereiten, wir werden aber auch reichlich dafür entschädigt, indem wir zahlreichen Fischen ihr Dasein erträglich machen, vielen Fischfreunden ihre bereits verlorene Freude an ihren sonst so fröhlichen Flossern Avieder gewinnen helfen und — last not least — manchen vor beträchtlichen finanziellen Schädigungen be- wahren. Anleitung zur Vertilgung des G y r 0 d a c t y 1 u s. Unter Hinweis auf meine früheren dies- bezüglichen Arbeiten gebe ich hier nur eine kurze, aber allen Bedürfnissen genügende Weg- leitung: Der von seinen Schmarotzern zu befreiende Goldfisch (wie auch seine Abarten) soll 5—10 Minuten lang in einer 1 Ammoniaklösung*) gebadet werden, die am besten nach folgendem, in der Apotheke hergestellten Rezept angesetzt wird. Rp. Liquoris ammonii caustici 10,0 Aquae destillatae 90,0 M. D. S. Äußerlich. — 10 Gramm (= Kubik- zentimeter) auf 1 Liter Wasser zum Fischbad. Zeigt der Fisch bereits Zeichen stärkerer Er- krankung (zusammengeklebte und -geschrumpfte Flossen) -), so soll das Bad im Laufe der nächsten Tage mehrmals wiederholt werden. Hat man ferner den Verdacht (und ein solcher ist meist auch begründet) daß der Fisch noch andere (zu den Infusorien und Geißeltieren ge- hörige) Parasiten beherbergt, so badet man den- 0 Die Gründe, weshalb ich diesem Mittel gegenüber andern den Vorzug gebe, habe ich an anderer Stelle dargelegt. Ü Es sollten überhaupt nur Fische mit aul'gerichteten und schön entfalteten Flossen gekauft werden. selben zweckmäßigerweise am nändichen oder folgenden Tage in einer 2% Kochsalzlösung*) (20 Gramm = annähernd genau 2 gehäufte Kaffeelöffel Kochsalz auf 1 Liter Wasser) während 10-15 Minuten mit eventuelleiAVieder- holung. (Nachdruck verboten.) Über einige neueingeführte Arten der Gattung Lacerta L. Von Lorenz Müller-Mainz, ,,Isis“-München. I'iiiter den zahlreichen Neueinführungen des letzten Jahres auf dem Terrariengebiete, finden sich auch einige Angehörige der Gattung Lacerta L., derjenigen Gattung also, worunter diejenigen Saurier vereinigt sind, welchen nach deutschem Sprachgebrauch das Wort ,, Eidechse“ in engerem Sinne zukommt. Naturgemäß konnten in der kurzen Spanne Zeit, welche seit ihrer Einführung verging, seitens der Liebhaber über ihre Lebensweise in der Gefangenschaft, Haltbarkeit usw. noch keine eingehenden Beobachtungen angestellt werden; keine solche wenigstens, welche sich über das Verhalten dieser Nenimporte Aväh)-end unserer vier Jahreszeiten erstrecken. Es dürfte daher manchem Liebhaber nicht uninteressant sein, wenn ich, der ich alle diese neuimportierten Tiere schon längere, manche davon sogar schon sehr lange Zeit pfiege, teilweise auch in ihrer Heimat in der Freiheit beobachten konnte, hier meine Erfahrungen darüber veröffentliche. Es soll dies in Form einer Artikelserie ge- schehen, Avobei ich mich bemühen werde, sowohl denjenigen der Leser der „Blätter“, av eiche sich mehr wissenschaftlich mit den Tieren beschäftigen. als auch denen, Avelche ihnen lediglich ein Lieb- haberinteresse entgegenbringen, nach Kräften gerecht zu Averden. Es soll also in diesen Artikeln alles, was in gemeinverständlicher Form über Morphologie, Systematik und Biologie gesagt werden kann, besprochen, eingehendere Erörterung aller außerhalb dieses Ralmiens ge- legener Punkte vermieden werden. Da, wo betreffs der systematischen BeAvertung der zu besprechenden Formen noch keine Einigung- unter den Wissenschaftern erzielt Averden konnte, j Dickbäuchige Schleierschwänze legen sich im Salz- bad meist auf die Seite, was aber gar nichts beunruhigendes an sich hat und wohl durch das größere spezifische Ge- wicht der Lösung bedingt ist. Bei leichtem Anblasen richten sie sich auf und behaupten bald das Gleichgewicht. 356 Lorenz Müller: Über einige neueingeführte Arten der Gattung Lacerta ü. beschränke ich mich darauf, den derzeitigen Stand der Meinungen kurz zu skizzieren, ohne die Sache weiter auszuspinnen. In Aussicht genommen sind vorerst Lacerta hedriagae Cam., Lacerta laevis Gray, Lacerta dugesi M.-Edw., Lacerta pelo2)onnesiaca Bihr. und Lacerta muralis suhsp. Genei Cara. Bedriaga’s Spitzkopfeideclise (Lacerta bedriagae Camerano). (Mit einer Originalzeicbnung des Verfassers.) Es war in den ersten Tagen des Mai 1899, als Freund Wolterstorff und ich früh morgens nach der Focce de Vizzarona auf brachen. Da der Himmel bedeckt und an Eidechsenjagd mithin nicht zu denken war, durchstreiften wir auf der Suche nach Molchen, Käfern und Cou- chylien den herrlichen Buchenwald, der den Fuß des imposanten Monte d’Oro wie mit einem grünen Mantel umgibt. Eifrigst wurden die zahlreich umherliegenden Steine gewälzt und bald wanderte eine korsische Salamandra ma- culosa oder ein Euproctus montanus in die Säckchen, bald wurde ein wehrhafter Percus dingfest gemacht und dem Käferglase einver- leibt. Kleine Pappschächtelchen nahmen die Conchylien auf, unter welchen sich besonders die seltenen Tachiocamp)ylaeen und die zierlichen Clausilien unserer Gunst erfreuten. So ent- schwanden rasch die Stunden, und als ich East machte, entdeckte ich, daß ich Freund Wolters- torff längst aus dem Gesichtskreis verloren hatte. Da es außerdem Zeit zum Heimmarsch war, lenkte ich meine Schritte langsam dem Tale zu, ohne natürlich das Sammeln gänzlich aufzugeben. Die Sonne hatte mittlerweile das Gewölk durchbrochen und mithin bestand für mich die begründete Hoffnung, noch einige Eidechsen erwischen zu können. Easch richtete ich die Eoßhaarschlinge her und begann eifrig nach Opfern Umschau zu halten. Es war indes nicht recht viel zu sehen, da die korsische Mauereidechse (Lac. muralis suhsp. genei) den eigentlichen Wald nicht sonderlich liebt. Schon überlegte ich mir, ob es nicht besser sei, am Nachmittag ein anderes Gelände aufzusuchen, als ich über die Brüstungsmauer einer Brücke, die ich gerade passierte, eine Eidechse huschen und in einer Eitze verschwinden sah. Nur einen Moment hatte ich das Tier gesehen, aber er hatte genügt, um mich davon zu überzeugen, daß es keine Genei war. War das endlich die ersehnte Lacerta hedriagae, die ich schon bei Bonifatto vergebens gesucht hatte? Nun hieß es geduldig warten, mochten auch Maccaroni und Ziegenfleisch mittlerweile kalt werden. Da lugte auch schon ein spitzes Köpfchen aus dem Spalt, aber zu gleicher Zeit kam auch Freund Wolterstorff des Weges daher und blitzschnell verschwand das vorsichtige Tierchen zum zweiten Male. Ärgerlich schauten wir beide nun in die Mauerritze. Ja, es war kein Zweifel, die Tiere, welche darinnen saßen — außer der von mir beobachteten Echse, befanden sich noch zwei kleinere derselben Art darin — waren wirklich Spitzkopfeidechsen. Der wohlmeinenden Aufforderung Dr. Wolterstorff s, nun mit zum Essen zu gehen und erst Nachmittags die Jagd zu eröffnen, kam ich nicht nach. Eine der Echsen wenigstens mußte ich haben und mich davon überzeugen, wie sie ausschaut, denn der Anblick der schattenhaften Umrisse in der Mauerritze hatte meine Neugierde zwar geweckt, aber nicht befriedigt. So wartete ich abermals, während Wolterstorff zwischen den Buchen- stämmen verschwand. Einige Minuten vergingen, ohne daß sich etwas rührte. Endlich ■ — die kurze Zeit erschien mir wie eine Ewigkeit — kam das Tier zum zweiten Male hervor. Vor- sichtig hielt es erst Umschau, ehe es ganz aus aus der Kitze herauskroch, dann setzte es sich neben seinen Zufluchtsort, plattete sich ab und neigte den Eumpf schräg der Sonne zu. Daß ich mich nun nicht lange mit biologischen Be- obachtungen befaßte, sondern mich auch mög- lichst „abzuplatten“ und auf Schlingenweite heranzuschleichen versuchte, wird mir wohl Niemand verübeln. Das Glück war mir günstig, und bald konnte ich mit meiner ersten Lacerta hedriagae, einem prächtigen Männchen, in der Tasche, den Suppenschüsseln unseres braven Wirtes zuwandern. Lacerta hedriagae Cam. gehört der Gruppe der platycephalen (platycephal = flachköpfig im Gegensatz zu pyramidocephal = pyramiden- köpfig) Eidechsen an, als deren ausgesprochenste Vertreter die eigentlichen oxycephalen (spitz- köpfige) Eidechsen {Lacerta oxycephala DB., Lacerta mosoriensis Kolomh. und Lacerta graeca de Bedr.) zu betrachten sind, zu welcher aber auch unsere Lacerta muralis geliört. Betreffs der Artberechtigung der Lacerta hedriagae ist bis dato noch keine volle Einigung erzielt. Die älteren Autoren, so z. B. Dumeril und Bibron^) und Bonaparte hielten sie für identisch mit der dalmatinischen Lacerta oxycephala, Camerano^) 1) Dumeril und Bibron, Herpetologie generale p. 235 und Bonaparte, Iconographia della fauna italica, Tomo H. *) Camerano, Monographia dei sauri italiani p. 48. Lorenz Müller: Uber einige neueingeführte Arten der Gattung Lacerta L. 357 SäiUÄt f/L Originalzeiclmung iiaoli dem Leben für die „Blätter“ von Lorenz Müller-Mainz. Bedriagas Spitzkopfechse (Lacerta bcdriagae Camerano). erklärte sie für eine Siibspecies derselben, während Boulenger sie zu Lacerta muralis stellt.’) Bedriaga selbst, der anfänglich unsere Echse unter dem Namen Lacerta oxycephala V. reticulata beschrieben hatte, war der erste, welcher ihr Artberechtigung zuerkannte. Ich L Boulenger, Catalogue of the lizards. Vol. lU p. 3d. Bulletin de la societe imper. des naturalistes de Moscou 1881 p. 82. Nach meiner Auffassung des Prio- ritätsgesetzes müßte Lacerta bedriagae Cam. eigentlich Lacerta reticulata de Bedr. heißen, ich vermeide jedoch einen Namen in die Liebhaberliteratur einzuführen, ehe er in der Wissenschaft als der allgemein gütige festgestellt ist. glaube, daß die Zeit nicht mehr ferne ist, in welcher die Ansicht Bedriaga’s allgemein aner- kannt werden wird. Lacerta bedriagae ist denn auch tatsächlich von den beiden Arten, mit welchen sie von den verschiedenen Autoren vereinigt wurde, sehr wohl zu unterscheiden und zwar drücken sich diese Unterschiede sowohl im ganzen Habitus, als auch in der Beschuppung und der Färbung aus. Es sei mir gestattet, hier nur in Kürze auf die allerwichtigsten morphologischen Eigen- tümlichkeiten der Bedriagaeidechse hinzuweisen. 358 Lnrenz Müller: Über einige neueingeführtc Arten der GaUung Lacerta L. Lacerta bedriagae besitzt meist 5 (selten 4) Supraiabialia vor dem Suboculare. das Naso- frenale ist eiufacli, die Schläfenschilder sind klein, ein Massetericiim, wenn überhaupt vor- handen, stets klein. (Bei 18 untersuchten Exem- plaren fand ich nur bei einem das Massetericiim beiderseitig, bei 5 nur auf einer Seite und bei den übrigen 12 fehlte es gänzlich.) Die Parie- talia sind meist sehr lang. Die Körnerschuppen der Eumpfoberseise, sowie der Oberseite der Extremitäten sind glatt, die Schuppen der Schwanzoberseite sehr schwach und stumpf gekielt. Bei Lacerta muralis dagegen sind die Körnerschuppen der Rumpfoberseite, sowie die der Oberseite des Unterschenkels deutlich ge- kielt, ferner sind die Schuppen der Oberseite des Schwanzes mit scharfen und deutlichen Kielen versehen. Lacerta oxgcephala unter- scheidet sich, was Beschnppung anbelangt, vor allem durch das doppelte Nasofrenale von La- certa bedriagae. Auffallender als diese, hauptsächlich den Wissenschaftler interessierenden Merkmale, sind für den Liebhaber diejenigen Unterschiede, welche sich im Gesamthabitus und in der Färbung ausdrücken. Der Habitus der Lacerta bedriagae ist denn auch ein ungemein charakteristischer, von .La- certa muralis sowohl, als auch von Lacerta oxgcephala erheblich abweichender. Sehr charak- teristisch ist der stark abgeplattete, spitz- schuauzige Kopf mit den stark vorspringenden Augenbulbis und der beim Männchen beträcht- lich aufgetriebenen Backengegend. Die Kopf- form ähnelt hiermit weit mehr der der Lacerta oxgcephala als dei' der Lacerta muralis, nur sind alle Verhältnisse ins gröbere, massivere übersetzt. Auffallend ist ferner dei* sehr ab- geplattete und breite Hals, der beim Männchen manchmal sogar die Kopfbreite in der Wangen- region übertrifft und seitlich starke Falten bildet. Auch dieses Charakteristikum teilt Lacerta be- driagae mit Lacerta oxgcephala-, es ist sogar bei ihr noch stärker ausgeprägt, als bei ihrer dalmatinischen Verwandten. Weniger pronon- ciert ist dagegen bei der Bedriagaechse die Abplattung des Rumpfes. Dieselbe ist allerdings Aveit bedeutender als bei Lacerta muralis, er- reicht jedoch nicht den Grad wie bei der eigentlichen Spitzkopfechse. Ein wesentlicher habitueller Unterschied zwischen Lacerta be- driagae und Lacerta oxgcephala besteht in der relativen Länge der hinteren Extremitäten. Wie bei allen Laccrto-Arten. ist derselbe auch hier beim Männchen am auffallendsten. Bei Lacerta oxgcephala sind die Hinterbeine im Verhältnis zum übrigen Körper länger und vor allem be- deutend schlanker als bei Lac. bedriagae, die in diesem Punkte mehr der Lac. muralis gleicht. Auch in Bezug auf die Form des Schwanzes, der kräftiger und bei weitem nicht in eine so feine Spitze ausgezogen ist vde bei Lac. oxg- cephala, ähnelt die Bedriagaeidechse der Lac. muralis. Die Färbung der Lac. bedriagae ist keine sehr bunte. Die Grundfarbe der Oberseite variiert zwischen Spangrün und einem schönen hellen Nußbraun. Intensiv spangrüne Tiere sind indes relativ selten und soweit ich beobachten konnte, nur beim männlichen Geschlecht zu finden. Auch ausgesprochen hell nußbraune Individuen sind nicht allzuhäufig. Die gewöhn- liche Grundfarbe ist ein Oliv, das bald mehr grün, bald mehr bräunlich nüanciert ist. Der Pileus geht immer etwas mehr ins bräunliche als die übrige Grundfarbe. Die Zeichnung besteht aus schwarzbrauuen bis pechschAvarzen Makeln, die bald ein Netz- Averk bilden, bald in breite unregelmäßige Querbinden zusammenfiießen. Mitunter Avird das Netzwerk derart dicht, daß die Grundfarbe nur in Gestalt von Ocellen auftritt. An den Seiten Avird die Zeichnung heller und spärlicher. Der Pileus ist mehr oder weniger stark dunkel gefleckt, desgleichen die Oberseite der Extremi- täten. Der Schwanz ist nur äußerst spärlich gezeichnet. Man sieht meist nur vereinzelte schwarze Punkte und wenige hellere Makeln. Stücke mit intensiverer ScliAvanzzeichnung sind direkt selten. In zwei Fällen — unter weit über hundert Exemplaren — konnte ich bei Lac. bedriagae fast gänzliche Zeichnungslosig- keit konstatieren. In beiden Fällen handelte es sich um Weibchen. Die Unterseite kann ziemlich mannigfaltig gefärbt sein. Wir finden Exemplare mit grünlichgrauer, gelblichgrauer, rostfarbener, rötlichgrauer, rosafarbener und ziegelroter Unterseite. Bei den Exemplaren mit roter oder rötlicher Unterseite sind Knie- schilder und Unterarme und Unterschenkel, sowie die 2 letzten ScliAvanzdrittel nicht so intensiv gefärbt, wie die übrige Unterseite, sondern mehr gelb- oder grünlichgrau. Die Randschildchen des Bauches sind teilweise prachtvoll kobaltblau und ab und zu schwarz gefleckt. Kleine kobaltblaue Fleckchen findet man bei einzelnen Exemplaren auch an den Seiten, sowie seitlich am ersten Schwanzdrittel. Fr. Schulz: Der (Teburtsa.kt bei Jlollienisia foiTiiosa fTirard. Die Oberseite der Bedriagaeclise hat jenen nierkwnidigen Ölglanz, den wir in besonders starkem Maße bei Lac. mosoriensis und auch bei Lacerta graeca finden, während die Unter- seite emailartig schimmert. Das Männchen der Lac. hedriagae unter- scheidet sich von dem W eibchen durch den größeren, in der Backengegend stark verbrei- terten Kopf, den breiten faltigen Hals, den gedrungeneren, kürzeren Eumpf, die verdickte Schwanzwurzel und die starken Schenkelporen. In der Färbung dagegen drückt sich im all- gemeinen kein Unterschied aus. Denn daß die wenigen intensiv spangrünen Exemplare, die ich sah, Männchen, die beiden fast zeichnungslosen Stücke 'Weibchen waren, ist noch kein Beweis, daß dies immer der Fall sein muß. Auch sind die stark grünen und ungezeichneten Stücke gegenüber den übrigen zu sehr in der Minder- zahl. Die Zeichnung kann ebenfalls nicht zui’ Unterscheidung der Geschlechter herangezogen werden, denn Avir treffen soAvohl retikulierte, Avie auch gebänderte Weibchen, sowie auch solche, bei welchen die Gruudfärbung nur in Gestalt von Augenflecken zu Tage tritt. Selbst die Farbe des Bauches, die vielfach bei Lacerta- Arten zur Unterscheidung des Geschlechts her- angezogen werden kann, bietet in dieser Be- ziehung bei der Bedriagaeidechse keine Anhalts- punkte. Wir treffen nämlich ebenso häufig rotbauchige Weibchen wie Männchen. Bedriaga gibt an, daß bei den grünen Stücken die Weib- chen eine leuchtendere intensiver rosarote Färbung des Bauches aufAveisen. Ich fand jedoch auch grüne Männchen mit prächtig lachsroten Bäuchen, ebenso wie ich grüne Weibchen mit schlicht graublauer Unterseite fing. Auch trifft die Angabe desselben Autors, die grüne Form finde sich im VizzavonaAvalde, Avährend die braune die Terrassen des Monte Eenoso belebe, durchaus nicht zu. Ich fing im genannten Walde ausgesprochen braune Stücke in größerei' Anzahl und meine am intensivsten grünen Stücke stammen gerade vom Eenoso. Junge Tiere sind von den alten nicht wesent- lich unterschieden. Sie zeigen selbst in den Kmbryonalstadien keine Spur des hellen Streifens, Avelcher bei der jungen Tmc. muralis in größei'er oder geringerer Deutlichkeit jederseits die Eückenzone von der Flankenregion trennt. Das Fehlen eines ausgesprochenen Jugendkleides (bei Echsen mit Jugendkleid ist dieses dem Kleid des erwachsenen Weibchens gleich oder Avenfgstens sehr ähnlich), sowie die Gleichfärbung :559 beider Geschlechter sind ebenfalls Charakte- ristika, Avelche Lac. hedriagae von L. muralis trennen und welche sie mit den eigentliclien oxycephalen Echsen gemeinsam liat. (Schluß folgt.) (Nachdruck verboten.) Der Geburtsakt bei Molllenlsia fortnosa Girard. Von Fr. Schulz. BAvei etAva 14 Tage alte Tierchen von ' Moüienisia formosa, Jungen der ersten Nachzucht dieses Kärpfliugs, gelangten am 13. Juli d. J. in meinen Besitz, die in einem ungeheizten, gut bepfianzten Behälter unter- gebracht Avurden, wo sie sich bei der seiner Zeit vorhandenen Wassertemperatur des Aiiuariums Amu 18" E. und guter Pflege recht Avohl fühlten. Die kleinen Gesellen stellten mit großer Vorliebe dem Laich der roten Posthoruschnecken, die mit ihnen das Becken teilten, eifrig nach und ent- Avickelten sich vortrefflich. Nachdem sie 14 Tage bei mir Avaren, konnte ich sehen, daß der Zufall mir ein Pärchen hatte zukommen lassen. Den kleinen Fischen Avidmete ich von nun ab mein erhöhtes Interesse. Die Temperatur draußen Avechselte im August selir, so daß ich das Pärchen in ein heizbares Aquarium über- siedelte, wo es ebenfalls eine Wassei’Aväi'ine von 18 " E. fand. Das besonders schön eutAvickelte Männchen machte dem Weibchen eifrig den Hof. Es hielt sich größtenteils au der linken Seite seiner Ehehälfte auf und nahm auch von dieser Seite, mit sichtlicher EiiiAvilliguiig des Weil)chens, die Befruchtung vmr. Nach einiger Zeit änderte sich das eheliche Zusammeuleben, indem das Männchen vom Weibchen verfolgt Avurde, so daß ich es für ratsamer hielt, beide zu trennen. Ich fing das AA'eibchen und brachte es in einem i’eich- lich mit Sagittaria natans und Myriophgllum bepflanzten Aquarium unter, avo es einen Eaum von 28x12x25 cm hatte. Das Absetzen der Jungen erwartete ich täglich. Jedoch erst am 28. Oktober bei einer Wassertenqneratur von -|-1I'’ E., welche nach und nach durch Hilfe der Sonne um noch 4 " gestiegen war, konnte ich das Absetzen der Jungen in der Zeit von IU/4 his 12 Uhr beobachten. Das Weibchen, Avelches sich besonders von oben geschützt hielt, brachte stets 3 — 5 Junge hintereinander zur Welt, worauf es nach größerem Futter schnappte, Avelches ihm in den Weg kam. Geboren Avurden 13 Stück junge Fischchen, von denen alle, mit Ausschluß 360 Dr. Hermann Bolau: Haifiseheier. von zweien, mit dem Kopf zuerst das Weibchen verließen, nicht zn Boden fielen, sondern sofort dem Lichte entgegen schwammen. Die beiden dagegen, welche das Weibchen mit dem Schwanz- ende zuerst verließen, wurden unter heftigen Schwanzschlägen und starken Bewegungen zur Welt gebracht. Sie schwammen nicht sofort wie alle übrigen Jungen, sondern fielen zu Boden- Beide kamen mir auch besonders schwächlich vor, da es nur einem gelang, sich weiter fort zu bewegen, während der zweite ein Opfer der Cyklops wurde. Die Jungen erhalten außer dem lebenden Futter auch Piscidin, welch letzteres sehr gern genommen wird. Das Pärchen blieb noch 10 Tage nach der Geburt zur Kräftigung des Weibchens getrennt? dann erst vereinigte ich die Elterntiere wieder- Das Männchen wurde vom Weibchen sofort ver- folgt, jedoch dauerte dieses nur einige Minuten, worauf die gewohnte Eintracht zwischen beiden wieder hergestellt war. In den übrigen Punkten stimmen meine Beob- achtungen mit denen des Herrn Kropac, wie er sie Seite 225 veröffentlichte, überein. (Nachdruck verboten.) Haifischeier. Von Dr. Hermann Bolau. (Mit 1 Original-Aufnahme.) |ie Zahlen der Eier, welche Fische, Am- phibien oder Reptilien bezw. der Jungen? welche dieselben zur Welt bringen, sind sehr ver- schieden. Verspeist man z. B. einen weiblichen Bückling oder Karpfen, sog. Rogener, so staunt man über die sehr großen Massen von Eiern, welche die Tiere in ihren Eierstöcken enthalten. Züchtet der Naturfreund im Aquarium Stichlinge oder Makropoden oder andere, lebendig ge- bärende Fische, so ist die Zahl der Eier oder der lebend zur Welt gebrachten Nachkommen- schaft unendlich gering gegen die oft ins un- gemeine steigenden Zahlen der erstgenannten Fische. Unser gemeiner Grasfrosch legt Klumpen von Eiern ins freie Wasser ab, welche eine sehr große Anzahl einzelner Eier enthalten. Viel geringer dagegen ist die Eizahl der Geburtshelferkröte, noch geringer wird sie bei manchen Molchen, beim Feuersalamander und am geringsten ist sie wohl beim schwarzen Salamander. Ebenso verhält es sich bei den Reptilien. Unter den Vögeln er- brüten manche, z. B. der gemeine Sperling, im Laufe des Jahres eine ganze Schar von Jungen, andere bringen nur 2 — 3 Junge aus und bei wieder anderen Arten, wie bei manchen See- vögeln, umfaßt das Gelege nur ein einziges Ei. Kaninchen und Mänse sind in ihrer Fruchtbarkeit sprichwörtlich und werfen bedeutend mehr Junge als Hunde und Katzen und bei anderen, z. B. Rindern und Elephanten erzeugt das weibliche Tier gewöhnlich nur ein einziges junges Tier, oft auch nicht einmal in jedem Jahre. Die Natur hat das Bestreben, jede Tierart in ihrem Bestände zu erhalten. Sie muß damit rechnen, daß von den erzeugten Eiern oder Jungen ein gewisser Prozentsatz nicht zur vollen Ent- wicklung gelangt und für den Bestand der Art nicht in Frage kommt. Um diesem Ausfall an Nachwuchs zu begegnen, hat die Natur vor- nehmlich zwei Mittel. Entweder hat ein Tier die Fähigkeit, in jeder Laichperiode eine sehr große Anzahl von Eiern und Jungen zu erzeugen, oder aber das weibliche, manchmal auch das männliche Tier übt eine mehr oder weniger ans- gedehnte Brntpfiege aus. Eine Brutpflege findet statt, wenn das elterliche Tier eine Nachkommen- schaft im ersten Leben füttert und vor Feinden schützt; eine andere Art der Brutpflege wird ausgeübt, wenn das junge V'esen bis zu einem Zeitpunkte höherer Entwicklung im Mutterleibe zurückbleibt oder wenn die Mutter ihre Eier so versteckt ablegt, daß Feinde dieselbe nicht leicht entdecken kann. Betiachten wir nnn einmal die Verhältnisse bei einigen Amphibien. Der gemeine Gras- frosch läßt seine Eierklumpen einfach ins Wasser gleiten und überläßt sie nach der Befruchtung ihrem Schicksal. Von den ungeheuren Mengen von Kaulquappen, welche im Frühjahr in manchen Tümpeln aus den Eiern schlüpfen, werden tausende und abertausende von andern Bewohnern des Gewässers verschlungen. Enten und Gänse, Fische, Insekten und ihre Larven usw. stellen den kleinen Kaulquappen eifrig nach. Bis zur Vollendung der Umwandlung sind sicher die meisten der kleinen Tierchen gefressen, im Ver- gleiche zur Anzahl der abgelegten Eier ist es nur sehr wenigen Kaulquappen vergönnt, als fertige Fröschlein ans feste Land zu steigen. Hier aber lauern neue Feinde: Vögel, Schlangen, erwachsene Frösche und Kröten und anderes Getier. Wieder wird die Zahl der jungen Tiere vermindert und das fortpflanzungsfähige Alter erreichen schließlich nur ganz wenige Stücke. Die Geburtshelferkröte hat dagegen eine nur sehr geringe Anzahl von Eiern in ihren Schnüren ver- einigt, Würde sie diese ebenfalls einfach ins F. Westphal: Barbus (vittatus) spec.? 361 Wasser fallen lassen, so wäre wohl als sicher anzunehmen, daß von den Eiern auch nicht ein einziges zur vollen Entwicklung gelangte und damit würde die Art binnen sehr kurzer Zeit vollkommen ausgerottet sein. Bekanntlich übt die männliche Geburtshelferkröte eine Brutpllege aus, sie trägt die Eierschnüre um die Beine gewickelt mit sich herum. Dadurch werden die Eier einer großen Anzahl von Feinden während eines Teils ihrer Entwicklungszeit entzogen. Ebenfalls gering ist die Zahl der Eier bei unseren Molge- Arten. Hier werden die Eier einzeln oder zu wenigen vereint in den Blattwinkeln von Wasserpflanzen abgelegt. Auch das ist eine Art Brutpflege, da die Eier durch die Form der Ablage vor den Angriffen mancher Feinde gesichert erschei- nen. Bei ihnen wird die Brutpflege im Körper des weiblichen Tieres ausgeübt, die Eier entwickeln sich hier, bis die Jungen nahe vor dem Ausschlüpfen stehen. Sie treten also erst wirklich ins Leben, wenn sie die Anfangsstadieu ihrer Ent- wicklung geschützt im Mutterleibe zurückgelegt haben. Je unvollkommener und wehr- loser junge Tiere zur Welt kommen, desto größer ist im allgemeinen ihre Zahl und je ausgebildeter sie das Licht der Welt erblicken, desto ge- ringer wird diese. Ebenso wird die Zahl der Nachkommenschaft ge- ringer, je ausgedehnter und länger eine Brutpflege stattfindet. Kehren wir jetzt zu den Fischen zurück, so sehen war auch hier, daß Fische, welche ihre Eier einfach in das Wasser austreten lassen, ge- wöhnlich zahlreiche, oft aber ganz gewaltige Mengen von Eiern er- zeugen, wie Heringe, Dorsche, Schellfische u. a., während die Eier abnehmen, wenn eine Brutpflege von den Eltern ausgeübt wird. Ich erinnere an die nesterbauenden Arten und an die Formen, bei denen lebende Junge zur Welt gebracht werden. Eine besondere Form der Brutpflege im weiteren Sinne finden wir in nebenstehender Abbildung dargestellt. Wir er- kennen deutlich einige längliche, derbhäutige Kapseln, welche an gedrehten Schnüren herab- hängen. Es handelt sich um Haifischeiei'. Viele Rochen und Haie bringen vollkommen ent- wickelte Junge zur Welt, andere, wie die vor- liegende Art, legen recht zahlreiche Eier ab, die von einer hornigen Substanz zum Schutze gegen Feinde umgeben werden. An den vier Ecken dieser taschenförmigen Eihüllen entspringen verschieden gestaltete, gedrehte Schnüre, mit denen die Eier meistens zu mehreren an Pflanzen, Felsen und anderen festen Gegenständen aufgehängt werden. Sie hängen so frei im Wasser und werden von ihm stets allseitig umspült. In den großen Seewasseraquarien zu Neapel, Berlin, Hamburg usw. sind zu Zeiten derartige Eier ausgestellt. Katzenhaie, welche im Hamburger Aquarium gehalten wurden, legten wiederholt Eier ab, aus denen in 165 — 178 Tagen, also in 6 Monaten, die Jungen entschlüpf- ten. Die Entwicklung der Eier war von besonderem Interesse, weil man durch die durchscheinende Hülle hindurch die Entwicklung der düngen in ihnen vortrefflich verfolgen konnte. (Nachdruck verboten.) Barbus (vittatus) spec.? Von F. Westphal, „Hertha“-Berlin. ber die Zucht von BarJms {vittatus) teilte ich dem freundlichen Leser auf Seite 310 meine Erfahrungen und Beob- achtungen mit, soweit solche bis zur Zeit von mir gemacht werden konnten, heute kann ich dazu manches Ausführlichere bringen. Ich besitze ein in neun Fächer ge- teiltes heizbares Aquarium und in eines dieser Fächer, welches nur 15 cm breit, 30 cm tief und 25 cm hoch ist, siedelte ich Mitte Oktober mein Pärchen über. Der Wasserstand in dem Aquarium beträgt 16 cm, die Temperatur schwankt zwischen -[-17 und 22 ® E. Pflanzen sind in dem Becken die gleichen, wie auf Seite 310 angegeben. In diesem Raum glaubte ich meinen Tierchen für den Winter ein Haifiscüeier. Originalaufnahme n. d. Leben f. d. ,, Blätter“. 362 Kleine MiUeüungcn. bescliauliches Heini bereitet zu haben, und sie fühlten sich hier wohl, sogar so wohl, daß sie wieder zur Fortpflanzung schritten. Am 26. Oktober begann das Pärchen sein Liebesspiel, bei welchem das Männchen dem Weibchen Stöße mit dem Maule gegen die Brust, den Bauch und die Afteröffnuug versetzte und zwar von unten nach oben (auf Seite 310 ist dieses in der zweiten Spalte irrtümlich falsch angegeben.) Die Laichabgabe konnte ich auch diesmal nicht bemerken. Ich sah auch am 27. vormittags noch keine Laichkörner. Gegen Mittag nahm ich die Lupe zur Hilfe und ent- deckte etwa 50 Laichkörner, von denen mehrere schon verpilzt waren Um 4 Uhr begann das Weibchen nach dem Männchen zu beißen, und nehme ich an, daß ersteres nach dem Ablaichen ungestört sein will. Jetzt sah ich auch an den Pflanzen etwa 150 bis 200 Laichkörner, von denen der vierte Teil leider auch mit Pilzen besetzt war. Die Beobachtung der Laichabgabe halte ich für äußerst schwierig, denn die Eier haben kaum eine Größe von 0,5 mm, sind wasser- klar und durchsichtig und hängen und liegen einzeln an und auf den Pflanzen. Am 28. be- kamen die Eier Leben, indem sie ein winziges Schwänzchen zeigten. Die jungen Fischchen schossen im Zick-Zack von oben nach unten, sowie auch seitwärts im Wasser hin und wurden von den kannibalischen Eltern als willkommenes Futter betrachtet, was mich veranlaßte, letztere aus dem Becken zu nehmen und in ein weniger gemütliches Heim überzusiedeln, nämlich zu ihrer ersten Brut, Temperatur 12 — 15" E. Hier er- hielten sie als Futter Piscidin. Die erste Brut von Mitte September ist jetzt reichlich 2,5 cm lang. Doch nun zurück zu den Jungen der zweiten Brnt. Am 29. hängen und liegen sie noch wasserklar an und auf den Pflanzen, nur das Schwänzchen ist länger ; am 30. Avächst ent- gegengesetzt dem Schwanz ein kleiner Kopf aus dem Laichkorn heraus. Das Körnchen nimmt eine trübere Farbe an. x4m 31. bekommt der kleine Kopf zwei schwarze Augen, das Schwänz- chen ähnelt heute auch schon eher einem Fisch- schwanz, der Körper ist undurchsichtiger ge- Avorden und die Tierchen streichen an den Pflanzen und Scheiben auf uud nieder. Am 1. November sehen sie schon wie Fische aus. Das ursprüngliche Laichkorn bildet nur noch einen Teil des Leibes als Dottersack. Größe etwa 3 mm. Jetzt beginnen die Fischchen Jagd auf kleinste Cyklops zu unternehmen. Bis heute habe ich alle Beobachtungen durch die Lupe gemacht. Am 2. Noa^ fressen die Jungen lustig und Avachsen, am 3., also im Alter von einer Woche, sind einzelne von den etwa 60 Jungen gegen 6 mm lang und über den nunmehr un- durchsichtigen, schon glitzernden Leib 2 mm hoch. Prächtige Kerlchens! A jlCIeine J\4ilteilun^en> Der Lachs iin Ochotskischeu Meere. Während es im Amur, wie uns aus St. Petersburg geschrieben wird nach den Ausführungen eines Kenners, des livländischen Grafen Berg nur zwei Lachsarten gibt, die Keta und die kleinen Gorbuschka, kommen im Ochotskischen Meer zahl- reichere Arten vor. Der Lachs wird dort auch größer und erreicht nicht selten ein Gewicht von beinahe zwei Pud, etwa 33 Kilo. Leider fehlt es an zweckmäßiger Ausbeutung', dort sowohl wie an den sibirischen Flüssen. Fischbrutanstalten würden der Zunahme des Fischreich- tums sehr förderlich sein. Die bisherigen Unternehmungen sind fast sämtlich gescheitert. Die ganze Ausbeutung liegt in den Händen von Russen; ausländisches Geld ist bis jetzt nicht zugelassen worden. Die Russen verstehen sich aber gar nicht auf die Sache; sie können weder eine ver- nünftige und planmäßige Fischzucht treiben, noch einen klugen geschäftlichen Vertrieb anbahnen. Der Japaner zeigt sich dafür viel anstelliger, aber die Regie- rung hat mit großer Strenge darauf geachtet, daß er von der Ausübung der Fischerei ausgeschlossen wird; die Russen durften nicht einmal japanische Arbeiter halten. Das wird, wenn erst friedliche Zeiten wiederkehreu, hoffentlich anders. Am besten wäre es, wenn west- europäische Gesellschaften mit tüchtigen Fachmännern die Fischerei in die Hand nähmen. Rußland hat für seine früheren amerikanischen Besitzungen zwölf Millionen Rubel erhalten, und genau so viel soll nach der „Now. Wremja“ jetzt die jährliche Lachsausfuhr aus Alaska ein- b ringen! Und Alaska liegt nördlicher als Kamt- schatka; an der sibirischen Küste des Weltmeeres gibt es sehr viel mehr Lachs als an der amerikanischen, wo die Ausbeute freilich mit allen Mitteln betrieben wird. Einer der gefährlichsten Feinde des Lachses ist in diesen Gewässern, namentlich im Ochotskischen Meer, der Weiß- wal, ein hübscher, schneeweißer Fisch, der sich wie der Walfisch benimmt, d. h. an der Oberfläche schwimmt, ge- legentlich untertaucht und Atemdunst aus den Naselöchern in die Höhe prustet. Im Ochotskischen Meere soll man mitunter so viel Weißwale beisammen sehen, daß das Meer bis an den Horizont weiß von ihnen bedeckt ist. Die Tiere siud sehr scheu und darum kauui zu erlegen; nur wenn man sie bei Ebbe auf eine Sandbank treiben kann, wo sie dann auf dem Trocknen bleiben, gelingt es. Weiß- wale und Seehunde sind es vornehmlich, die den Jahres- zuwachs der Lachse und anderer Fische im Ochotskischen Meere verzehren. Giftlose Giftschlangeii. Der Artikel: Woher nehmen die Schlangen ihr Gift? war mir hochintei-essant. Die mitgeteilte Tatsache, daß eine Viper nach langem Fasten einen Frosch durch ihren Biß nicht zu töten vermag, stimmt durchaus mit dem Ergebnis eines von mir vor Jahren angestellten Versuches. Ich hatte zwei Vipern, die aus dem Winterschlaf genommen waren, für billiges Geld erstanden. Die eine schnitt ich auf, um ihren ana- tomischen Bau zu betrachten, die andere sollte am Leben bleiben. Ihre Bewegungen waren in der kalten Jahreszeit träge und zeugten von keiner Energie. Ich setzte eine Maus zu der Kreuzotter hinein. Es ist erklärlich, daß die Maus in eine heillose Angst geriet und auch die Schlange lebhafter wurde. Sie biß verschiedene Male ernsthaft die Maus, und ich wollte die Wirkung des Bisses beobachten. Aber die Maus blieb am Leben. Ja nach einigen Stunden hatte die Maus der Schlange den Kopf benagt und diese getötet. Weil die Schlange lange keine Nahrung ge- nommen hatte, waren die Giftdrüsen leer. Vereins -Nachrichten. 3ipiens). Diese halten sich im Seewasser längere Zeit lebend. W^enn sie zu Boden sinken, dann schwimmt das Seepferdchen auf den Grund, ringelt seinen Schwanz um eine Muschel oder ein Korallenstück und sucht nun eifrig nach geeignetem Futter. Dabei ist dasselbe freilich sehr wählerisch und langsam und der Beobachter wird mitunter auf eine recht große Geduldsprobe gestellt. Sehr gefräßig dagegen zeigen sich die Mitbewohner dieses Aquariums, nämlich Silbeibrassen, Zebrafische und Lipp- fische. Diese müssen immer ihren Anteil vorw'eg haben, sonst würde für das Seepferdchen keine Auswahl übrig bleiben. Die Beobachtung, daß trotz reichlicher Nahrungs- aufnahme dieser Fische niemals Exkremente von den- selben wahrzunehmen sind, bestätigte im Anschluß auch Herr Lutz. Dieser Herr berichtet außerdem noch über die Geburt kleiner Nelken Actinia dyanthus, welche mit ihrem kleinen Fühlerkranze einen possierlichen Eindruck machen. — Herr Eahrenholtz besprach die reichhaltige Besetzung der Aquarien unseres Herrn Midas in Fürth und fügt dann an, daß dieser Herr gerne bereit sei, ein großes Zuchtpaar Eleotris spec. dem Verein zu Züchtungs- versuchen zu überlassen. — Die Unkenntnis der Schul- jugend, gegenüber der verhältnismäßig wenig vorhandenen einheimischen Schlangenarten tritt des öfteren stark hervor. So teilt Herr Bonnenberger wieder mit, daß ihm ein Schüler eine Schlange, nach Ansicht des letzteren eine Ringelnatter, angeboten habe, welche sich jedoch, als sie von dem Überbringer vorgezeigt wurde, als Kreuzotter erwies. Es ist erstaunlich, daß das Reptil keinen Schaden anrichtete, nachdem es doch seitens des Schülers mehrere Tage beherbergt und keine sanfte Behandlung genossen haben dürfte. Dieser Fall rief eine eingehende Besprechung hervor und wird Veranlassung geben, daß im kommenden Frühjahr seitens des Vereins noch kräftiger wie bisher für die Verbreitung der Kenntnis über die Amphibien und Rep- tilien unseres Heimatlandes eingetreten wird. — Über ver- schiedene Zuchterfolge mit Gambusia holbr., Paratilapia multicolor, Haplochilus latipes, Heros facetus, Trichogaster lalius, Trick, fasciatus u. a. m. werden seitens der betreffenden Besitzer Mitteilungen gemacht und eine An- zahl der .Jungfische dem Verein teils zu sehr billigem Preise zur Verfügung gestellt, teils kostenlos zu Ver- losungen abgelassen. — Einen kurzen Bericht erstattete Herr Siedow über eine nach Birnbaum und Weißenstadl unternommene Exkursion, welche sehr ergebnisreich aus- gefallen ist. — Eine größere Exkursion nach Dechsendorf wird auf Antrag des Herrn Gailhuber für den 16. Oktober 366 Vercins-Naclirichten. beschlossen. — Die Upferwilligkeit der Mitglieder dein Verein gegenüber, die stets dankbar hervorgehoben werden muß, hat sich auch in heutiger Sitzung wieder glänzend dadurch bewährt, daß eine Anzahl Herren verschiedene in der Vereinsbibliothek noch fehlende Werke spendeten und zwar übergaben die Herren Knauer und Fahrenholtz : Dr. Ct. Schoch: „Die mikroskopischen Tiere des Süßwasser- aquariums“, Eandl: Die Urtiere, Band II: Die Rädertiere : die Herren Bonnenberger und H. Etterer: P. Nitsche, „Der Import von lebenden Fischen“; Herr Naumann: A. & G. Ortleb, „Die Fische“, mit besonderer Berück- sichtigung der einheimischen Arten; Herr Fischer: A. & G. Ortleb, „Die Reptilien und Amphibien“, mit bes. Berücks. d. einh. Arten; Herr Haubold: G. Findeis, „Das Aquarium und seine Bewohner. — Eine freudige Überraschung be- reitete außerdem noch Herr Kaufmann Wendler den an- wesenden Herren dadurch, daß er eine Anzahl Bleistifte mit Spitzschoner und der Goldaufschrift — Verein „Heros“ Nürnberg — hersteilen ließ und dieselben dem I. Vor- sitzenden zur V'erteilung übergab. ,, Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Hamburg. (R. V.) Vereiuslokal: St. Georger Vereinshaus, Große Allee 45. Sitzung vom 3. November 1904. Der I. Vorsitzende, Herr Peter, teilt, nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen und angenommen worden, mit, daß die Herren Herrn. Koppe und Oskar Götz, Hamburg, in den Verein aufgeuommen sind und heißt die Herren herzlich willkommen. Ferner teilt Herr Peter mit, daß er an der letzten „Salvinia“;Sitzung teilgenommen habe, um seinen Dank für die Übertragung des Preis- richteramts persönlich abzustatten und zu versuchen, zwecks gedeihlichen Nebeneinanderwirkens beider Vereine auch die letzten Schatten etwaiger Mißstimmungen zwischen beiden Vereinen bezw. einzelnen Mitgliedern derselben zu zerstreuen. Er hoffe, daß dieser Versuch als ein ge- lungener bezeichnet werden dürfe. Nach Schluß der Sitzung seien dann noch mehrere Herren der „Salvinia“ mit ihm in die gleichzeitig stattfindende „Zwanglose“ des „Humboldt“ gekommen und habe mau den Rest des Abends in recht gemütlicher Stimmung verlebt. — Ein- gegangen sind eine Anzahl Probehefte von „N. u. H.“ welche Interessenten zur Verfügung gestellt wurden. Herr Dr. W'olterstorff verehrte iler Bibliothek seine Abhandlung: „Über das Vorkommen des Triton pahnatus Schneid, bei Harburg“, wofür auch an dieser Stelle gedankt sei. — Herr Rud. Mandee, Prag, teilt mit, daß er von der Verlags- buchhandlung Hans Schnitze, Dresden, beauftragt sei, ein „Jahrbuch für Aquarien- und Terrarienliebhaber“ heraus- zugeben und bittet um Mitteilung aller Daten des Vereins, sowie der von seinen Mitgliedern gemachten Erfahrungen und Beobachtungen von allgemeinem Interesse. Die Er- ledigung dieser Anfrage wird vom Vorstand gern über- nommen. — Wieder ist die für den Natmliebhaber schönste Zeit des Jahres verstrichen, aber nicht unbenutzt haben die Humboldtianer dieselbe an sich vorübergehen lassen, und der Freuden, welche auf den häufig und gern unter- nommenen, doch jetzt für dieses Jahr beendigten Exkur- sionen genossen wurden, sind nicht wenige. Gern widmet man deshalb der Erinnerung an dieselben ein Stündchen, um die frohen Erlebnisse noch einmal im Wort und Bild sich vorführen zu lassen, und das ist Herrn Herrn. Claaßen mit seinem Vortrage: „Die diesjährigen Exkursionen“ voll und ganz gelungen. Aus den sehr interessanten Aus- führungen seien nachstehend in kurzem Auszug einige Worte wiedergegeben: „Unternommen wurden in diesem Jahre 6 größere Vereinstouren sowie zahlreiche kleinere 'louren, zu welchen sich immer einzelne Mitglieder zu- sammenfanden. Die Teilnahme an den offiziellen Exkur- sionen war stets eine gute und schwankte zwischen 15 und 35 Personen. Die Fangergebnisse waren meistens den Wünschen entsprechend und wurden in größerer Zahl Bitterlinge, Karauschen, Schleie, .Rohrbarsche, beide Stichliugsarten, Butt. Ellritzen und Weißfische erbeutet, Auch der Pflanzenfund war sehr zufriedenstellend, wenn auch durch Erdarbeiten, Landregulierungen usw. manche Punkte, die früher außerordentlich ei-giebig für uns waren, aller Schätze für den Aquaristen wie auch Terraristen beraubt wurden. Es ist dies aber ein Zeichen der Groß- stadt und da heißt es, weitere Gebiete ausfindig zu machen. die noch weniger von der „Kultur beleckt“ sind, und diese finden wir sicher in der so schönen Umgebung unserer Stadt. Der zu den Fangstellen führende Marsch wird allerdings mit jedem Jahre ein weiterer werden, aber ein echter Naturliebhaber, und deren besitzt der „Hum- boldt“ eine stattliche Zahl, wird auch diesen gern in den Kauf nehmen, winkt ihm dafür doch bald nach Verlassen des Stadtbildes ein um so besserer Lohn. Die ergiebigste Exkursion des Jahres war die nach der Elbinsel Waltershof, und wird dieser Punkt auch noch lange als Ziel unserer Wanderungen im Programm zu finden sein. Recht inter- essant war der Ausflug nach Finkenwärder mit seinem hübschen Elbstrand, woselbst sich die Teilnehmer während der Ebbezeit dem für den Laien gar nicht so leichten Butt- fang mit großem Eifer widmeten; mancher Zug wurde hierbei vergebens gemacht und veranlaßte das häufig recht lange Gesicht eines „Vorbeifängers“, der sich schon sicher im Besitz des äußerst gewandten Schwimmers glaubte, die größte Heiterkeit. Großen Anklang fand auch die als Abschluß gemachte letzte Tagestour nach den reizend gelegenen Punkten der Grander Mühle, Trittau und der Hahnhaide, wenngleich dieselbe auch recht große An- forderungen an die Teilnehmer stellte, es handelte sich um annähernd 40 km, die zu bewältigen waren. Be- sonderer Dank gebührt unserem I. Vorsitzenden, Herrn Peter, der durch photographische Aufnahmen den jedes- maligen Teilnehmern Gelegenheit bot, sich bleibende Er- innerungen an die Ausflüge zu verschaffen, und wahrlich, die in unserem Vereinsalbum zusammengestellten, von Herrn Peter dem Verein gestifteten Aufnahmen bilden ein sprechendes Zeugnis von der Arbeit des Verfertigers so- wohl als auch von der Naturschwärmerei der Humbold- tianer. Auch die „ J ugendabteilung“ dürfte in diesem Jahre zu ihrem vollen Recht gekommen sein, und es war eine Freude, zu sehen, mit welchem Eifer und welcher Lust die Jüngsten unserer Sache sich dem Suchen nach brauchbaren Objekten hingaben. Dieser Erfolg ist gewiß nicht gering zu veranschlagen, denn gerade aus der Jugend dürfte man die besten Verfechter und Stützen heranbilden können, und deren bedarf man noch in großer Zahl, um unsere schöne Liebhaberei in immer breitere Volksschichten zu verpflanzen. Und ein Volksgut soll die Naturlieb- haberei sein und bleiben. Fahren wir deshalb fort in der Pflege unserer Ausflüge und der „Humboldt“ wird stets befähigt sein, den gesteckten Zielen näher zu kommen. Die geselligen Stunden, die wir im Wald und auf der Heide genießen, werden ein festes Band bilden, das den „Humboldt“ besser zusammenhält und mehr kräftigt, als alle noch so gut ausgearbeiteten Paragraphen, so hoch auch diese zu schätzen sind. Denn nicht auf papierne Bestimmungen kommt es an, sondern der Geist, der im Verein herrscht, ist seine Stärke und auf unseren Touren hat noch stets der echte Liebhabergeist geherrscht.“ — Reicher Beifall wurde Herrn Claaßen für seine von großem Interesse für die Sache zeugenden Worte. — Herr Peter macht aufmerksam auf eine sehr wichtige Beobachtung des Herrn Wichand in dem Bericht der „Nymphaea“ vom 11. Okt., nach welcher es festzustehen scheint, daß in der Lininaea stagnalis und Paludina fasciata große Fisch- bruträuber zu erblicken sind. Herr Bahl bemerkt hierzu, daß er von der roten Posthornschnecke, obgleich diese reichlich Laich abgesetzt hätten, lange keine Nachzucht gefunden habe, bis er dann schließlich nach langen Beob- achtungen bemerkte, wie die alten Tiere mit wahrer Vor- liebe ihre eben dem Ei entschlüpften Nachkommen ver- tilgten. — W'eiter bespricht Herr Peter die im „Nymphaea“- Bericht vom 25. Okt. 1904 enthaltenen Ausführungen des Herrn Winzer über „Inj ektionsdurchlüfter“, wonach der Durchlüfter von Peter die größte Tiefwirkung auch bei nur schwachem Wasserdruck habe, dem sich als Nächst- bester der von Winzer anschließe. Hinsichtlich des Durch- lüfters von Maaz, Zörbig, ist W. der Ansicht, daß die Wirkung eine bessere sein könne, wenn der aus- tretende Strahl ein schräg oder senkrecht stehendes Hindernis streifen würde, während die quergestellte Nadel den Druck des Wasserstrahls zu sehr hemme. Herr Peter bemerkt dazu, daß er sich zu dieser Frage wohl ein Urteil erlauben dürfe, da er sich mit derselben so eingehend beschäftigt und auch das Prinzip, auf dem die Wirkung aller dieser Durchlüfter basiere, gefunden habe. (Näheres s. „Blätter“ 1898, S. 117 ff. und Dr. Bade, V ercins-Naehrifhteu . 367 l’raxis der Aquarienkunde. S. 44.) Er könne den Aus- führungen des Herru Winzer nur voll und ganz zu- stimmen. Auch ihm sei schon vor längerer Zeit ein Durchlüfter von Maaz zur Probe übersandt worden. Er habe denselben geprüft und darauf Herru Maaz auf den nun auch von Herrn Winzer erwähnten h’ehler aufmerksam gemacht und ihm erklärt, daß er (P.) den Durchlüfter so, wie er sei, nicht emjAehlen könne. Er habe dies bisher nicht mitgeteilt, da er gehofft habe, der Herr werde den Durchlüfter verbessern. Das sei aber nicht ge- schehen, deshalb halte er es jetzt für angebracht, dies nun mitzuteilen, tlenn „das Beste sei für die Liebhaberei gerade gut genug!“ Übrigens könne sichja jeder den Winzerschen Durchlüfter leicht selbst herstellen. und auch er (Peter) wolle noch eine Methode in nebenstehender Skizze vorführen. An einem an einer Seite spitz ausgezogeuen Glasrohr wird ein Stückchen platt- geklopften verzinnten Drahtes, ein schmaler Streifen Zinkblech oder dergl. mittels eines Stückes Gummischlauch befestigt, und dann so gerichtet, daß der austretende Wasserstrahl leicht gestreift wird. Wegen des näheren verweise er auf die vorerwähnten Stellen und wegen einer praktischen Befestigung für den Durchlüfter und für Springbrunnen auf „Blätter“ 1898, S. 45 und 1897, S. 179. — In der dann folgenden allgemeinen Besprechung über „Er- fahrungen bezügl, einheimischer u. ausländischer Fische“ usw. entwickelte sich eine sehr rege Unterhaltung, an der sich in der Hauptsache die Herren Peter, Claaßen und Bergmann beteiligten. Die Anregung fand so reichen Beifall, daß man beschloß, diese Be- sprechung in den nächsten Sitzungen fortzusetzen. Bei dieser Gelegenheit zeigt Herr Peter eine verbesserte Klammer zum Halten der Deckscheiben auf Aquarien vor, die sehr praktisch befunden wird. — Zur Verteilung gelangt ein von Herrn Keil gestiftetes (Quantum Wasser- pflanzen. — Nach Erledigung des Fragekastens wird die Sitzung um 12^/i Uhr geschlossen. A. B. „Elodea“, V erein für Aquarien- und Terrarienkunde in Berlin- Moabit. Vereinslokal: Birkenstr. 57 bei Schulz. Sitzung: .Jeden Freitag nach dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 5. August 1904. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und begrüßt die Anwesenden. Der Schriftführer verliest das Protokoll, dasselbe wird angenommen. — Nachdem verschiedene Eingänge erledigt sind, gibt Herr Lewandow-sky den Be- richt über unser diesjähiüges Stiftungsfest, es wurde durch die Mühe unseres Vorsitzenden, den Gästen und Mitgliedern ein angenehmes und harmonisches Fest bereitet, das Pro- gramm war sehr gut gewählt, es wurden den Teilnehmern Spiel, Tanz, Gesang und Vorträge und zum Schluß noch eine Verlosung geboten. — Unter Vereinsangelegenheiten stellt Herr Sund den Antrag, Herrn Pröbrak aus dem Verein auszuschließen, welches angenommen wird. Ein Vortrag des Herrn Lewandowsky konnte wegen der vor- gerückten Stunde keine Erledigung finden. Schluß der Sitzung 11 '/2 Uhr. K. N. Sitzung vom lö. September 1904. Der Vorsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Sitzung, Das Protokoll wird verlesen und angenommen. V'^erschiedene eingegangene Schriftstücke werden erledigt. Eine Anfrage: Wie kommt es, daß beim Händler mitunter Fische so staunend billig angeboten werden, wurde vom Vorsitzenden dahingehend beantwortet, daß er auf das Buch von Nitsche „Der Transport von exotischen Fischen“ aufmerksam macht und zugleich einige Stellen zum besten gibt. Über den Inhalt dieser kam es unter den Mitgliedern noch zu einer kleinen Diskussion. Sammelbüchse brachte 55 Pfg. Schluß 11^/2 Uhr. K, N. Generalversammlung vom 7. Oktober 1904. Der Vorsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Generalversammlung. Nachdem das Protokoll vom Schrift- führer verlesen ist, erstattet der Rendant den Kassen- bericht. Es ist daraus ersichtlich, daß sich der Vermögens- bestand stetig vermehrt. Da die Kasse vom Revisor Herrn Kaluza in Ordnung gefunden wurde, erheben sich die Mitglieder von ihren Plätzen, um dem Rendanten zu danken. Diverse Eingänge werden erledigt. Hierauf stellt lleiT Kaiuza den Antrag, daß ein Mitglied ein Buch aus der Bibliothek iini’ 4 Wochen entleilien darf, di(3 ersten 14 I'age gratis und für die darauffolgenden 10 Pfg. zu entrichten hat. Herr Sund zeigt den Mitgliedern noch ein Giraj-dinus-l’acii-, wo bei dem einen 4'ierchen nicht zu erkennen ist, ob es ein Weibchen oder Männchen ist. Schluß 11 Uhr. K. N. „Isis“, V erein für Aquarien- und 'l’errarienkunde in München. (E. V.) Vereinslokal: Cafe-Restaurant „Deutscher Hof“. Donnerstag, den 30. Juni 1904. Die V^erlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Vereinsversammlung ist noch ausständig. Im Ein- lauf: Karte unseres Herru Möller aus Korinth, in welcher er den Fang von 15 Stück Typhlo}3S vcrmicularis Merr., 1 1 OpJdornorus punetatissimus Bihr. Borg, 14 griechischen Lacerta muralis, 1 Zamenis dah.lii Fitz., 2 Testudo margi- nata Schpf. und 1 Ahlepharus pannonicus sowie vieler Käfer, Skorpione, Spinnen usw. erwähnt. Müllei- be- merkt, daß er den früheren Spuren des Herru Dr. Werner in Gestalt umgewälzter Steine auf Akrokorinth begegnete. Brief des Herrn Andres-Alexandrien betr. ägyptische Reptilien. Karte unseres Herrn Lehr in Freiburg i. Br. Offerten von Krause-Krefeld, Stüve-Hamburg und Neu- schild-Bastelica (Korsika). An Zeitschriften liegen vor: „Zoologischer Garten“ No. 5 und „Natur und Haus“ No. 18. Letztgenannte Zeitschrift enthält einen Aufsatz von Thomas-Dresden über eine vor kurzer Zeit neu- eingeführte hübsche Barbe (Barbus ticto Günth.), dann „Etwas über Beschaffung von tierischem Futter zur Auf- zucht von Jungfischen.“ Dr. ined. W. Roth-Zürich gibt uns in seinem Aufsatze: „Die Behandlung der Gyrodac- tyliden-Krankheit“ wertvolle Winke, wie den gefürchteten Ectoparasiten beizukommeu ist. Einige weitere Ver- öffentlichungen werden kurz bekannt gegeben und be- sprochen. Die Kugelabstimmung über Herrn Johann Braun, kgl. Notar in Roding ergibt Aufnahme. — Die Herren Lankes und Sigl berichten kurz über die Aus- stellung des V^ereins für Ai.piarien- und Terrarienkunde „AVasserstern“ in Augsburg, die außer den beiden ge- nannten Herren auch noch die Herren Dr. Brunner. Knan, Rembold, Ruppert, Seifers, Stiegele und Zenz besuchten. Unser Vorsitzender Herr Lankes fungierte mit als Preis- richter. V^on Mitgliedern der „Isis“ hatten die Herren Damböck und Radstorfer mit ausgestellt. Von den mehr als 60 ausgestellten und eingerichteten Susterressorbecken zeigten weitaus die meisten Becken eine zweckmäßige und schöne Bepflanzung, eine bedeutende Anzahl der Aquarien sogar eine hervorragende Einrichtung. Rückhaltslos muß den Pflanzenkulturen der Herren Rast, Dreher, Kathmann, AVolf, unseres Plerrn Radstorfer, der Herren Möhnle, Schmid, Riedel, Bohl, Schupp, Müllegger, sowie auch anderer Herren Anerkennung gezollt werden. Die Be- setzung dieser Becken war eine solche mit durchweg ge- sunden, tadellosen und zum größten IVile prächtigen Fischen, die sich alle in einem vorzüglichen Ernährungs- zustand befanden. Auch die Zuchtergebnisse an fremd- ländischen Fischen müssen gute genannt werden. Ge- züchtet wurden: japanische Schleierschwänze. hLesogoni- stius cJiaetodon, Hapdochilus p)anchax (I. Vorsitzender des A'ereins Herr Kathmann) ; Trichogaster lalius, Paratilapia multicolor. Schleiei'schwänze. Girardinus caudimacnlaius, Makropoden (Herr Riedel) ; Makropoden, Girardinus cau- dimaculatus (Herr Rast) u. a. Unsere niedere Süßwasser- welt fand durch die Herren Schupp, Pritzel, Kaul Be- achtung. Das Seewasser-Aquarium w'ar mit zwei hübsch eingerichteten, vorwiegend mit Aktinien besetzten Becken vertreten (Kathmaun-Müllegger). Den wenigen eingerich- teten Terrarien vermögen wir dagegen keinerlei An- erkennung zu zollen. In dieser Hinsicht fehlte es den Ausstellern offenbar an der nötigen Erfahrung. Mehrere prächtige und seltenere Terrarientiere gelangten in schönen solid gearbeiteten Behältern durch Herrn Damböck- München zur Ausstellung. Es seien nur erwähnt ein Crocodilus americanus, sowie ein prächtiger Trionyx triunguis. Eine Anzahl leerer Behälter, Durchlüftungs- Apparate, Heizapparate und sonstige Hilfsmittel wurden von den Herren Reichelt-Berlin, Damböck-München, ferner Müllegger, Kaul und Albert u. anderen ausgestellt. Auf diese seine erste Ausstellung, deren finanzielles Ergebnis die Erwartungen übertroffen hat, kann der junge Verein „Wasserstern“ mit Befriedigung zurückblicken. Den 368 V ereins-N achricliteli. Transport der uns von einem ungenannt sein wollenden Spender überwiesenen Aquarien nebst Heizkästen und Hilfsmitteln usw. übernehmen die Herren JFeichtinger und Knan. Die Gegenstände sollen zum Verkaufe gelangen. — Ein junger Alligator mississippiensis geht von Herrn Hembold an Herrn Lankes, 12 hübsche Damonia reevesii von Herrn Ruppert an Hei’rn Dr. Brunner über. Herr Lankes demonstriert die hübsche Varietät erythronotus Fitz, unserer heimischen Lacerta agilis und zwar Männchen, ferner eine vor drei Stunden bei Herrn Lankes aus dem Ei geschlüpfte Ringelnatter. — Der Vorsitzende berichtet, daß Herr J. Scherer in München auch heuer eine größere Sammeltour gemacht habe und zwar nach Oran. Scherer, der trotz seiner Jugend ein unternehmender Reisender, ein ganz ausgezeichneter Eänger sei, habe auch diesmal eine beträchtliche Anzahl von Reptilien und Amphibien teils aus Oran gesandt, teils selbst mitgebracht. Be- dauerlicherweise sei eine Reihe von Tieren tot angekommen, andererseits seien einige Sendungen zu Grunde gegangen. Gegen manche von Scherers Ansichten in unserer Sache haben wir wiederholt Stellung nehmen müssen, der Art, wie Herr Scherer mit wenigen Mitteln zu reisen versteht und die größten Strapazen zu ertragen vermag, seiner eifrigen Sammeltätigkeit kann Anerkennung nicht versagt werden. Durch Herrn Lankes werden demonstriert und kurz besprochen folgende von Herrn Scherer in Oran gesammelte Reptilien: Acanthodactylus boskianus Daiid., eine von Südalgei’ien und Tunis durch Tripolis und Ägypten bis Syrien und Arabien verbreitete Art der Fransenfinger, ferner die hübschere, schön gefleckte Art Acanthodactylus pardalis Lichtenstein, bekannt vonAlgerien bis Ägypten, Somaliland und Syrien. Tropidosaura algiraL. Das Verbreitungsgebiet der Kielechse, welche in Europa, in Spanien und dem Süden Frankreichs keine seltene Erscheinung ist, erstreckt sich in Nordafrika von Marocco bis nach Algerien und Tunis, hier auf den Norden der Sahara. Die nordafrikanische Lacerta muralis Laur., welche Herr Scherer in Oran gesammelt hat, ist ein kleines Tierchen, kommt an Größe der portugiesischen und spanischen muralis gleich und erinnert in der Färbung (mit Äusnahme der Unterseite) sehr an die italienische var. brügyemanni. Eines der interessantesten Tierchen, welche Herr Scherer in Oran sammeln konnte, ist un- streitig Lacerta perspicülata Dam. und ßibr., leider ge- langte diese Echse nur in wenigen Stücken in unsere Hände. Jm Habitus der L. muralis ähnlich, unterscheidet sich L. perspicillata von allen übrigen echten Eidechsen leicht durch die Beschaffenheit des unteren Augenlides, das hell und durchsichtig ist und den Augapfel durch- scheinen läßt. Die niedliche, wohl auf Algerien be- schränkte Eidechse scheint in Zeichnung und Färbung erheblich abzuweichen. Ganz prächtige Tiere sind die- jenigen, deren Rücken wie mit hellen Ocellen besät erscheint. Donnerstag, den 7. Juli 1904. Zu Beginn der Sitzung heißt der Vorsitzende den von seiner 12 wöchentlichen Exkursion nach Griechenland und den Cycladen zuriickgekehrten Herrn Müller herzlich willkommen. Hierauf erfolgt Verlesung und Genehmigung der rückständigen Protokolle. Im Einlauf: 2 Karten unseres Herrn Radstorfer in Augsburg mit Mitteilungen über das günstige finanzielle Ergebnis der dortigen Aus- stellung des Vereins „Wasserstern“. Karte unseres Herrn Rembold aus Prag und letzte Karte des Herrn Müller aus Griechenland (Kalamata). Karten der Herren Tofohr- Hambui-g, unseres Herrn Lehrs-Freiburg i. Breisgau und des Herrn Dr. Krefft. Brief des Herrn Andres-Ramleh. Offerte des Herrn F. Gehre-Berlin (Triton). Der Verein „Iris“ -Frankfurt a. M. ladet zur Beteiligung an seiner dies- jährigen Ausstellung ein. Der Verein „Wasserstern“ sendet uns ein Exemplar seiner hektographierten Mitteilungen. Unser Mitglied Herr Radstorfer in Augsburg übergab Herrn Seifers 1 gesundes Exemplar 'von Eg ernia cunning- hami zum ev. Verkauf. Das in Häutung befindliche Tier, das bei der Augsburger Ausstellung als Gewinn figurierte, übernimmt Herr Lankes gegen Vergütung. An Zeit- schriften liegt vor: „Nerthus“ Heft 13. Schluß der anmutigen Schilderung des Herrn Dr. P. Krefft: „Ein herpetologischer Streifzug auf Ceylon.“ Herr Harres- Dresden berichtet über seine Polyacanthus cupanus. Demonstriert werden nunmehr durch. Herrn Müller folgende Tiere lebend: die Steppen viper Vipera renardi (Krim), Lacerta agilis var. exigua (Krim), Lacerta peloponnesiaea (Kalamata), Lacerta graeca (v. Megali Alayonia im Tay- getos), JRana graeca (v. Megali Anastasova im Taygetos) und Chalcides ocellatus (v. Athen). Von den demonstrierten Tieren dürften Vipera renardi, L. agilis var. exigua, viel- leicht auch Lacerta graeca und sicher Rana graeca bisher lebend noch in keinem Verein demonstriert worden sein. Die aus Griechenland und den griechischen Inseln stammenden Tiere hatte Herr Müller selbst erbeutet. Herr Sigl macht Mitteilungen über seine letzte Exkursion nach Schäftlarn und seiner Ausbeute an Wasserschnecken. jjHertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Berlin. Sitzungslokal: „Wendt’s Gentralclubhaus“, am Königs- graben 14 a. Sitzung vom 17. November 1904. Im Einlauf: Brief der Creutzschen Verlagsbuchhand- lung; an Zeitschriften: „Die Mark“, „Natur und Haus“, „Nerthus“ und „Wochenschrift“. — Herr Schulz und Herr Westphal stiften für die Bibliothek noch je ein Werk, sodaß letztere jetzt 33 Bände umfaßt. — Der aus „Nerthus“ verlesene Artikel des Herrn W. Köhler-Magdeburg über den Hecht wurde mit großem Interesse aufgenommen, jedoch erregte die Angabe, daß die beigefügte Abbildung nach dem Leben photographiert sei, lebhaften Wider- spruch aller, die den Hecht schon beobachtet haben. Letzterer nimmt in Ruhestellung stets eine nach unten gekrümmte Haltung ein, wie solche sehr gut die Dar- stellung in den „Blättern“, Jahrg. XIV, pag. 323 zeigt. Die dem qu. Artikel beigefügte Photographie scheint durch einen Hilfskniff zuwege gebracht zu sein, welcher die Bezeichnung „nach dem Leben“ nicht gestattet; der F'isch ist zwischen vorderer Aquarienscheibe und einer Hilfsscheibe festgeklemmt und wird so zu einer ganz widernatürlichen Stellung gezwungen. Die dem Artikel über Barbus ticto, „Wochenschrift“ No. 27, beigefügte Photographie zeigt im Bodengrunde eine gerade Linie, die Markierungslinie jener Hilfsscheibe. Derartige Auf- nahmen sollten besser nicht als „nach dem Leben“ auf- geuommen bezeichnet werden. — Der mit dem Verlag der „Blätter“ abgeschlossene Vertrag wurde genehmigt. — Herr Biell berichtet über den in den letzten Tagen stattgefundenen Laichakt seiner Callichthys fasciatus bei einer Tagestemperatur von 12 — 13®, die während der Nacht bis auf 8® sank. Er beobachtete, daß das Weib- chen, dem das Männchen quer vorliegt, sich an diesem festsaugt und ihm mit dem Maule das Sperma zu ent- ziehen scheint, um es alsdann an Pflanzen oder Scheiben zu heften und auf ihm die Eier zu befestigen. Dieser gleiche Vorgang geschah innerhalb 16 Tagen zweimal. Herr Biell bemerkte, daß der Panzerwels zum ersten Mal l'/2 Jahre nach der Geburt zur Fortpflanzung schreite, also beispielsweise solche, die im Frühjahr geboren sind, im Herbst des nächsten Jahres, und dann an eine be- stimmte Jahreszeit sich nicht binden; Heizung liebt dieser Fisch nicht, und ist es uns nicht verständlich, wie ein verspätetes Laichgeschäft, wie solches Herr Köhler in der „Wochenschrift“ beschreibt, und wie es das Interesse der „Nymphaea“-Leipzig erregt, hervorgehoben werden kann, da der Fisch doch in jeder Jahreszeit ablaichen kann. Herr Westphal erzielte Nachzucht roter Zahn- karpfen und erwähnte als freudiges Ereignis das Auf- tauchen junger Haplochilus panchax, ohne daß er über- haupt Elterntiere besitzt. Er hatte Pflanzen erworben, die, einem Becken mit Haplochilus panchax entnommen, deren glashellen, schwer sichtbaren Laich an sich trugen. — Herr Dr. Bade hielt uns einen Vortrag über den Bau der Kopulationsstachel unserer Kärpflinge, welcher an anderer Stelle dieser Zeitschrift veröffentlicht wird. Treffliche Mikrophotographien erläuterten ihn. Die in diesem Vor- trage aufgestellte Theorie, daß eine Bastardierung der meisten dieser Arten in Anbetracht der Verschiedenheiten ihrer Copulationsorgane ausgeschlossen sei, führte einen lebhaften Meinungsaustausch herbei, und erklärten sich 5 Herren zu praktischen Versuchen, die auf möglichst wissenschaftlicher Grundlage durchgeführt werdep sollen, bereit. — Verauktioniert wurden Sagit. natans, gratis verteilt Elodea densa. Gr- S. Für die Redaktion verantwortlich ; Dr. baudlungin Magdeburg. Yerlag der :. E. Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 25; für den Anzeigenteil: Creutz’sohe V erlagsbuch- Creutz’schen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopfer m Burg b. M. (Nachdruck verboten.) Die Kopulationsstachel der bisher eingeführten Kärpflinge und die Kreuzungen der Kärpflinge. Von Dr. E. Bade. (Mit 6 Mikrophotographien.) Bine heiß umstrittene Frage in den Lieb- . . haberkreisen, die heute praktisch erst zum geringsten Teile gelöst ist, bildet der Punkt über Kreuzungen der bisher eingeführten lebend- gebärenden Kärpflinge. Immer taucht bald hier, bald dort wieder die Behauptung auf, daß es einem Liebhaber gelungen sei, diese oder jene Kärpflingsart mit einer anderen gekreuzt zu haben und besonders waren es bisher die beiden Girardinus- ÄxiQw, die in dieser Hinsicht zu Versuchszwecken dienen mußten. Sobald aber der Sache auf den Grund gegangen wurde, war es mit diesen Kreuzungsprodukten nichts. Um die Lösung der Kreuzungsfrage wirklich prak- tisch erledigen zu können, gibt es für den Liebhaber nur einen Weg, der zwar langsam, aber sicher zum Ziele führt und dieser besteht darin, daß die eben geborenen Tiere einer Kärpflingsart, sofort jedes Tier für sich, in einem besonderem Aquarium aufgezogen und bis zur Geschlechtsreife hier gesondert gehalten werden. Nur wenn in dieser Weise die Jungen der ver- schiedenen Arten von klein an getrennt einzeln bleiben und nach erfolgter Geschlechtsreife erst mit dem andern Geschlecht einer zweiten Kärpflingsart vereinigt werden, und dann nach dieser Vereinigung das Weibchen Junge zur Welt bringt, ist die Frage der Kreuzungsfähig- keit praktisch gelöst. Der großen Mehrzahl der Liebhaber ist es ja heute schon bekannt, daß die Weibchen der Kärpflinge nach einmaliger Befruchtung durch ein Männchen Junge in wiederholten Geburten, zwischen denen Wochen liegen, zur Welt bringen. Wie oft schon ist der Fall vorge- kommen, daß ein Liebhaber die Geschlechter seiner Kärpflinge nach dem Geburtsakte trennte und nach Monaten findet er plötzlich in dem Aquarium, welches nur Weibclien beherbergte, eine Anzahl von Jungen und einige Wochen später wieder solche. Dieses findet seinen Grund darin, daß bei einer erfolgten Begattung nur die am Eande des unpaarigen Eierstockes des Weibchens liegenden reifen Eier befruchtet werden. Sie lösen sich indessen nicht los, sondern entwickeln sich im Innern des Eier- stockes zu jungen Fischchen, die dann später erst unter Gebnrts wehen abgesetzt werden. Das Ende des Eierleiters ist an die vorderen Afterflossenstrahlen befestigt, die zu Stützen für seine Endigung umgewandelt sind. Eine Samentasche (Reeeptaculmi seminis), eine Aus- sackung, welche dem Eileiter ansitzt und den Zweck hat, den bei der Begattung aufge- nommenen Samen für eine spätere Befruchtung aufzubewahren, besitzen die Kärpflinge nicht, der Samen wird daher im Innern des Eier- stockes selbst festgehalten, wo er dann die nach der Geburt vorrückenden Eier am Eierstock von neuem befruchtet. Erst wenn der im Innern befindliche Samen ganz aufgebraucht ist, muß zur weiteren Befruchtung der Eier ein neuer Geschlechtsakt durch das Männchen statt- flnden. Hierdurch ist es auch erklärlich, daß Weibchen, solange sie noch mit männlichem Samen versehen sind, den Geschlechtsakt des Männchens nicht znlassen wollen. Der Wert, den für wissenschaftliche Zwecke peinlich genau durchgeführte Kreuzungsversuche besitzen, läßt sich nicht so kurz erklären. Was in der Wissenschaft als eine „Art“ angesehen wird, ist an und für sich ein ziemlich dehnbarer Begriff, der mancherlei Deutungen zuläßt. Die beste Bestimmung der „Art“ lautet: „Eine Art 370 Dr. R. Bade: Die Kopulationsstacliel der bisher eiiigeführteu Kärpflinge usw. ist der InbegTiffi aller Lebensformen, welche die wesentlichen Eigenschaften gemein haben, von einander abstammen und deren Nachkommen miteinander fruchtbar sind.“ Was ist nun eine wesentliche Eigenschaft und was nicht? Die weitere Forderung, daß die Individuen zur gleichen Art gehören, wenn sie miteinander fruchtbare Nachkommen erzeugen, gründet sich auf die wichtige Erfahrung, daß Nachkommen aus der Paarung verschiedener Arten in der Kegel unfruchtbar sind. Aber auch hier sind in letzterer Zeit Ausnahmen bekannt geworden und soweit sie uns von Fischen interessieren, ist hier anzufühi’en, daß Bastarde von wild- lebenden Fischen gefunden wurden, deren Eier- stöcke vollkommen entwickelt waren. Eier von Lachs und Forelle zurückbefruchtet von der Forelle, lieferten lebensfähige Jungen. Hier ändert sich die Frage aber insofern, als eine Rückbastardierung vorliegt. Leukart*) gibt an, „daß Fischbastarde wenigstens von Lachs und Forelle nicht bloß fruchtbar sind, sondern auch bei reiner Inzucht eine Nachkommenschaft ei- zeugen“. Treten indessen bei frei lebenden Tieren Bastardbildungen auf, die immer nur bei nahe verwandten Arten möglich sind, und sind diese Bastarde auch fruchtbar, so liegt es in der Natur, daß sie in der Regel durch Zurück- kreuzuug mit einer der Stammarten, die ja in viel zahlreicheren Individuen vorhanden ist, wie die aus Kreuzungen hervorgegangenen Bastarde, eine Fortpflanzung eingeht und jetzt wird immer der Fall eintreten, daß die Nach- zucht mit dem Charakter des einen Bastard- Elterutieres nur noch eine geringe Ähnlichkeit aufweist: sie kehrt so zur einen Stammform zurück. Es muß dieses der Fall sein, weil eine neu erworbene Eigenschaft, die noch nicht gefestigt ist, durch die stärker werdende Ver- aiilagungskraft unveränderter Individuen ge- schwächt und nach einigen Generationen ganz unterdrückt wird. Nur wenn Bastarde, die z. B. aus Poecilia mexicana und Mollienisia laüpinna 9 gewonnen wurden, die ihrerseits wieder mit Bastarden der gleichen Arten, die aber von anderen Elterntieren stammen, also ohne Inzucht, zur Foi’tpflanzung durch ver- schiedene Generationen gebracht werden, können sich solche Bastarde erhalten und so mit der Zeit zu Arten ausbilden. Ob indessen bei einer solchen Bastardzucht schönere Tiere gewonnen werden, ob durch sie weichlichere Arten härter und widerstandsfähiger gemacht werden, ist eine Frage, die hier nichts zur Sache tut. Wohl wert ist indessen die Prüfung dieser Kreuzungen im strengeren Sinne, desgleichen auch die, ob Kreuzungen aus der ersten Zucht durch Zurückkreuzung mit der Stammart wieder zur letzteren zurückkehren, desgleichen solche aus der zweiten, dritten usw. Kreuzung. Hier bietet sich für den Liebhaber ein weites, reiches Feld, welches der rührigen Beackerung wert ist, denn durch solche einwandsfreie Vornahmen, da kann der Liebhaber der Wissenschaft die schönsten Dienste erweisen. Kehren wir jetzt zurück zu den Kärpflingen und schließen wir aus der Bildung des Kopu- lationsstachels, inwieweit Kreuzungen der einzelnen Arten unter sich möglich sind. Der Kopulationsstachel ist die umgewandelte After- flosse, sie bildet sich erst nach und nach zu dem Begattungsorgan um. Ein Strahl dieser umgebildeten Flosse ist zu einer Rinne aus- gehöhlt, in der das röhrige verlängerte Paarungs- organ eingebettet liegt. Nach hinten gerichtete Stacheln, richtige Haken, verleihen dem einmal eingeführten Kopulationsstachel einen gewissen Halt und wirken wohl ähnlich wie Schwell- körper, sodaß der Begattungsakt für das Weib- chen nicht so ganz schmerzlos sein dürfte. Nach dem Bau der Kopulationsstachelspitzen ist höchstwahrscheinlich eine Befruchtung zwischen Girardinus caud,imaculatus und Girardinus deeemmaculatus ausgeschlossen. Die Spitze des Kopulationsstachels bei Girardinus caudimacu- latus besteht aus drei Haken, die von vorne gesehen die Form von Y haben. Die beiden oberen Lappen werden als Sperrorgane, der untere, hakenförmige als Tastorgan angesehen. Ob mit Recht dürfte zweifelhaft sein. Von eigentlichen Haken selbst zeigt der photographisch dargestellte Teil des Stachels keine, sie stehen erst dort, wo im unteren Drittel des Bildes der bogenförmig laufende Gliederstrahl im Bilde endigt. Bei Girardinus deeemmaculatus ist die Kopulationsstachel-Spitze wesentlich anders ge- baut. Hier fehlen die beiden oberen Sperr- organe, wie sie bei Girardinus caudimaculatus sind, vollständig, dagegen ist das sogenannte Tastorgan schlank und spitz ausgebildet. Oben dort, wo Girardinus caudimaculatus Sperrorgane hatte, zeigt sich der oberste Gliederstrahl nach hinten in einen Haken auslaufend. Stacheln stehen auf dem zweiten Gliederstrahl, von denen ich bei meinen Präparaten 5 Stück zähle. Die Kopulationsstachel der beiden Formen von Girardinus affinis und Gambusia affinis var. *) Über ßastardfische. Berlin 1882. Dr. K. Hadc; Die Kopulaiionsstaehel der bisher clngenihrteii Kärpl’linge iisw. 371 holhrookl gi eichen einander voll- ständig', weshalb es genügt, hier nnr den einen abznbilden ■Wenn es vorher noch nicht ganz feststand, daß beide Fische einer Artangehörten, so dürften durch den genau gleichen Bau der Stachel beider Formen wohl alle Bedenken hiergegen geliobeu sein. Ich selbst glaubte immer noch, daß bei einer Untersuchung der Kopulationsstachel sich ein Unterschied beider Formen feststelleii ließe, doch dem ist niclit so. Der Stachel beider Arten läuft in eine Spitze aus und trägt keine Sperr- und Tastorgane, nur kurz vor seinem Ende treten zwei Haken auf, die von dem ersten und zweiten Knochen- gliederstrahl gebildet werden. Der zweite Strahl trägt auch von seinem sechsten G-liede, von der Spitze ge- rechnet, an den vier folgenden Gliedern Haken, die sich auf dem fünften Glied e nur noch wenig bemerkbar machen Einen ähnlichen Bau des Kopula-' tionsstachels wie bei Gambusia aff ms finden wir bei Poecilia mexicana. Hier endigt der obere Gliederstrahl und der untere der Spitze in einem Haken. Die ganze Spitze wird aus fünf Gliederstrahlen gebildet. Die beiden oberen liegen eng an- einander, der dritte Strahl trägt von dem zehnten Gliede (von der Spitze gereclinet) auf den zehn folgen- den Gliedern kräftig ausgebildete Haken und auch der untere letztere Strahl ist stark mit Haken be- wehi-t. Der zweite abgerundete untere Lappen des-Stachels besitzt keine Strahlen, er stellt einen weiclien Fleischteil dar, der ev. dazu dienen kann, nur die Spitze des Stachels zur Einführung bringen zu lassen, sich also gewissermaßen nach Einführung der Spitze außen an der Scheide anlegt. Nahe verwandt mit Poecilia ist MoUienisia und hier kann es nicht wunder nehmen, w^enn die Spitzen der Kopulationsstachel in großen Zügen recht ähnlich gebaut sind denen von Poecilia. Bei MoUienisia latipinna zeigt sieb die Spitze eigentlich nur schlanker, die von dem dritten, vierten und fünften Gliederstrahl gebildet wird. Der oberste Gliederstrahl ist in seinem letzten Gliede zu einem Haken geformt, der unterste endigt schlank in eineSpitze. Stachelförmige Glie- der besitzen der dritte und fünfte Strahl. Ein abge- rundeter Fleisch- lappen steht unter der eigentlichen Kopulationsstachel- Spitze Avie bei Poe- cilia mexicana. Wir kommen nun zu der letzten in Frage stehenden Kärpflingsart: der MoUienisia formosa. Hier hatte ich zu meinen Unter- suchungen nur ein noch nicht ganz ausgewachsenes Exemplar. Es zeigt sich dieses bei der Abbildung sofort an der noch nicht genügend langen Spitze, denn hier ist Fleischlappen und die Spitze von gleicher Länge.*) Der Stachel dieses Kärpfiings nimmt eine vermittelnde Stellung zwischen den yowPoecilia mexicana m\()L MolUenisia latipinna ein. Seine Spitze zeigt nicht die schlanke Form der \o\\ MoUienisia latipimia, ist indessen zierlicher ge- baut, als bei Poecilia mexicana. Die *) Der Stachel eines importierten G, welches ich vor kurzer Zeit erhielt, zeigt von der Mikrophotographie keine weitere Ab- weichung, als daß die Form wie bei Mollie- nisia latvpinna ist, mit den Abänderungen wie sie sonst die Mikrophotographie zeigt, der Fleischteil also bedeutend kleiner ist. Bade. Kopulationsstachel-Spitze von Girardmus camlimaculatus. Oi'igiual-Mikropliotograpliie für die „Bliltter“. Kopulationsstachel-Spitze von Girai'dinus decemniaculatiis. Original-Mikrophotographie für die „Blätter“. Kopulationsstachel-Spitze von Gambusia affinis var. Jiolbrooki. Original-Mikrophotographie für die „Blätter“. 372 Eine staatliche Anstalt für Eischerei- Wissenschaft. Spitze besitzt nur einen Haken, der aus dem letzten Glied des oberen Gliederstralils gebildet wird. Die Glieder des dritten und fünften Strahles zeigen kräftig entwickelte Haken, wie bei Mollienisia latipinna. Das Eesultat dieser vorläufig nur theoretischen Untersuchungen läßt darauf schließen, daß Kreuzungen zwischen Girardinus caudiniaculatus und Girardinus decemmaculatus ausgeschlossen sind, auch eine Kreuzung dieser beiden Kärpf- linge mit Gambusia afßnis ist sicher von der Hand zu weisen, dagegen könnte es möglich sein, daß zwischen PoeciUa, Mollienisia und Gambusia unter günstigen Umständen eine Kreuzungsbefruchtung erfolgen könnte, viel Wahrscheinlichkeit hat sie indessen nicht. Bestimmt indessen lassen sich Kreuzungen zwischen PoeciUa mexicana und den beiden Mollienisia- kvi&ü., sowie von den Mollienisia- Arten unter sich erhalten. Soviel ich aus dem Ausstellungsberichte der „Wasserrose “-Dresden ersehe (Seite 313), sind solche Kreuzungen mit Erfolg von Herrn Thumm ausgeführt mit Mollienisia latipinna (S vn\d. PoeciUa mexicana 9 und mit PoeciUa mexicana d und Mollienisia formosa 9 . (Nachdruck verboten.) Eine staatliche Anstalt für Fischerei- W is s enschaft. §|n Stelle der kleinen biologischen Station I am Müggelsee in Friedrichshagen soll unter Aufwendung beträchtlicher Mittel hier eine staatliche Anstalt für die Fischerei- Wissenschaft errichtet werden. Ob hierzu der Müggelsee, der eigentlich nur eine seeartige Verbreiterung der viel von Schiffen befahrenen Spree darstellt, das richtige Becken ist, wird in den Fachkreisen in lebhafter Weise erörtert. In der „Allgemeinen Fischereizeitung“ schreibt hierüber als erster Dr. Otto Zacharias, der Leiter der Biologischen Station in Plön, etwa folgendes: Die biologische und Fischerei- Versuchsstation zu Friedrichshagen wird in den Kreisen der Fischerei-Interessenten sowohl, wie in denen der Berufsfischer als eine Anstalt bezeichnet, die von vornherein an der falschen Stelle errichtet worden ist. Der verstorbene Prof. Frenzei ver- sprach sich sehr viel von einer Verbindung der am Müggelsee zu errichtenden Beobachtungs- station mit den dortigen Wasserwerken, besonders mit deren Filteranlagen, und war der Ansicht, daß die Filterrückstände bis in die fernste Zu- kunft hinaus ein reiches und sich nie erschöpfendes Beobachtungsmaterial bieten würden. Diese Hoffnung hat sich aber nicht in dem Maße er- füllt, wie man gedacht hat. Wenigstens hat man nie etwas davon gehört, daß die erwähnte Bezugsquelle etwas anderes oder interessanteres geliefert hätte, als die direkten Netzzüge aus dem Müggelsee. Wollte man die neue Anstalt auf dem jetzigen Gebiet der Müggelseestation errichten, so wäre hervorzuheben, daß jenes sandige Gelände im Hinblick auf die etwaige Anlage von größeren Versuchs- und Zuchtteichen schon deshalb als ungünstig zu bezeichnen ist, weil es kein fließendes Oberflächenwasser dar- bietet. Es ist nirgends ein Bach oder eine Quelle zu erblicken, die man zuleiten könnte. Das Gelände ist außerdem sehr durchlässig, und es ist fraglich, ob sich ein größerer Teich, falls sein Becken nicht mit Zement abgedichtet ist, auf die Dauer überhaupt halten läßt. Und es geht doch nicht an, daß man die Teichwirtschaft nur nebenbei behandelt oder gar ganz unberück- sichtigt läßt, da die Zukunft der Fischerei doch zweifellos in der Teichkultur liegt. Ein Staats- instistut für Fischerei muß aber zahlreiche Teich- becken zu seiner Verfügung haben. Potsdam und seine wasserreiche Um- gebung würde schon weit besser für die neu zu erbauende wissenschaftliche Anstalt passen, wenn die dortigen Seen tief genug sind und nicht durch Fabrikabwässer in ihrer natürlichen Be- schaffenheit gefährdet werden. Das letztere ist selbstverständlich eine Hauptbedingung. Für Auswahl des geeignetsten Platzes wäre wohl eine zur Hälfte aus namhaften Praktikern be- stehende Kommission schon beizeiten in Tätigkeit zu setzen. Ein Irrtum in betreff dieses besonders schwerwiegenden Punktes dürfte sonst für alle Zeit verhängnisvoll sein. In ähnlicher Weise äußert sich an gleicher Stelle Prof. Dr. W. Halbfaß-Neuhaldensleben, der seit Jahren seine Studien der Wohnung der Fische, dem See samt dem Wasser, das ihn er- füllt. zuwendet, also nicht wie Zacharias als Zoologe schreibt, andererseits aber auch durch seine Beschäftigung mit den stehenden Ge- wässern der biologischen Seite der Gewässer- kunde nahe getreten ist. Nach den Ansichten von Halbfaß ist der Müggelsee ein Gewässer das sich von der Mehrzahl der deutschen Ge- wässer durch Eigenschaften auszeichnet, die ihn als einen sehr wenig günstig gewählten Typus von Binnenseen erscheinen lassen: er wird von der stark befahrenen Spree durchflossen, ist Eine staatliche Anstalt für Fischerei- Wissenschaft, 373 diircliweg- flacli und seine größte Tiefe beträgt nur 8 m, er gibt den Timinielplatz ab für zahl- reiche ßuder- und Segelboote, sein Wasser ist in beständiger, starker Veränderung begi-iffen und durch die zahlreichen Ansiedlungen an seinen Ufern hat die ursprüngliche Beschaffenheit des Sees sich mehr und mehr geändert, so daß er kaum noch als ein natürliches Gewässer an- gesehen werden kann. Sind solche Seen heute auch nicht selten, so weist doch die große Mehrzahl der Seen ganz andere natürliche Bedingun- gen auf, als sie der Müggelsee besitzt, weil sie, ob tief oder flach, nicht von einem stark befahrenen Strome durch- flossen werden. Andere natürliche Be- dingungen erzeugen natürlich auch andere biologische Ver- hältnisse. Der Fisch findet daher in den meisten Seen ganz andere Verhältnisse vor als sie der Müggelsee bietet näherten, dagegen erscheint der Große Plöner See in Ostholstein in jeder Beziehung sich für solche Anstalt zu eignen, ganz abgesehen von der Tatsache, daß sich in Plön bereits eine biologische Station befindet. Der Große Plöner See ist ein sehr mannigfaltiges Wasserbecken, in welchem flachere mit tieferen Stellen, sandige mit bewachsenen Ufern, mit größeren und kleinen, meist reichbewachsenen W er- dern wechseln, ferner wird er von keinem größeren Strome durchflossen, so daß er die Eigenschaften einer Eeihe von Seen in sich vereinigt. Die Universität Kiel ist von Plön sehr schnell zu erreichen und zahlreiche andere größere und kleinei’e, tiefere und flachere Gewässer liegen in unmittelbarer Nähe. Endlich befindet sich auch die Ostsee mit mehreren Buchten nicht allzuweit entfernt. Der Müggelsee ist gegenüber dem Plöner See ein in jeder Be- Kopulationsstachel-Spitze von Foecilia mexicana. Origiual-Mikrophotograpliie für die „Blätter“. Kopulationstachel-Spitze von Mollienisia latipinna. Original-Mikrophotographie für die „Blätter.“ und daher werden sich die hier ge- wonnenen Ergeb- nisse nicht auf die übrigen Gewässer übertragenlassen, sondern es wird in vielen Fällen das diametrale Gegen- teil eiiitreten. Da aber an irgend einem grö- ßeren Gewässer die Anstalt er- richtet werden muß, so wäre es dort hinzustellen, wo die natürlichen Bedingungen mannigfaltiger sind und mit der Mehrzahl der Ge- wässer besser übereinstimmen. Im Interesse der Sache ist die Nähe einer Universität oder einer anderen wissenschaftlichen Hochschule sehr er- wünscht und so kämen nach Lage der Dinge außer der Umgebung von Berlin nur noch diejenigen von Danzig und Kiel in Frage. Aber weder Berlin, noch Danzig hat in der Nähe solche Gewässer, die nach ihrer natürlichen Beschaffenheit dem Ideal eines typischen Sees in seiner Mannigfaltigkeit sich Kopulationsstachel-Spitze von Mollienisia formosa. (Jüngeres Männchen.) vorteilhafter sie Onginal-Mlkropliotograpliie für die „Blätter“. Ziehung kümmerliches und dürftiges Gewässer, sein Volumen ist neunmal so klein, seine Ufer und sein Boden sind einförmig und meist das Produkt der Spree. Auch zu Teichflschereistudien möchte wohl die Umgebung des Großen Plöner Sees ungleich geeigneter sein als der gänzlich sandige Boden am Ufer des Müggelsees. Wird die Anstalt in Plön errichtet, so können auch hier nicht die Grundlagen der Fischerei- wissenschaft einseitig durch eine Anstalt allein 374 Lorenz Müller: Über einige neueinget’ührte Arten der Gattung Lacerta L, geschaffen werden, welche sozusagen den See, an dem sie liegt, wie ein Laboratorium be- trachtet, in welchem die physiologischen Wir- kungen der Nahrungsbestandteile auf die vor- handenen Fische untersucht werden. Jeder See — bei Flüssen liegt die Sache ja meist anders — ist eine Welt für sich, ein kleiner Mikro- kosmus. Es genügt nicht, festzustellen, welches die günstigste und wirtschaftlich vorteilhafteste Ernährung der Fische, die beste Verhütung von Krankheiten, die beste Methode des Fischens und Schonens in dem betreffenden See ist und sei er auch noch so mannigfaltig beschaffen, sondern in letzter Linie kommt es doch auf die Beantwortung der Frage an, warum es so ist. Können wir nicht in Erfahrung bringen, wie die natürlichen Verhältnisse eines Seebeckens oder eines Flusses auf seine Biologie wirken und damit auf dasjenige Moment, welches im nächsten Zusammenhang mit dem Gedeihen der Fische steht, dann bleibt uuser Wissen Stück- werk, dann werden wir niemals in der Lage sein, voraussehend durch Mittel auf die Ver- besserung eines Fischwassers einzuwirken, worin ja doch der eigentliche Zweck der Fischerei- wissenschaft besteht. In einem physikalischen oder chemischen Laboratorium lassen sich fi’eilich alle günstigen Bedingungen zusammenstellen, damit gewisse Experimente gelingen und damit man in den Stand gesetzt wird, aus gewissen Erscheinungen Gesetze ablesen zu können, aber das organische Leben im See läßt sich nicht durch noch so fein ersonnene Methoden wie in einem Laboratorium so belauschen, daß eine gesetzmäßige Abhängigkeit erkannt werden kann, weil ein und dasselbe Wasser von ganz bestimmter physikalischer und chemischer Be- schaffenheit auf die biologischen Verhältnisse ganz anders einwirkt, ob es sich im Starn- bergersee oder Madüsee, in einem See der Eifel oder des baltischen Landrückens befindet. Die Verschiedenheit der Ufer und des Bodens, die durch die geographische Lage bedingten klima- tologischen Unterschiede, die Tiefe des Beckens werden binnen kurzem völlig verschiedene bio- logische Verhältnisse schaffen. Wollte man bei der Ansicht verharren, daß ein mit allen neueren Erfordernissen und mit wissenschaftlich geschulten Kräften ausgestattetes Institut, welches an einem bestimmten Gewässer errichtet wird, für das Studium der Grundlagen der Fischerei völlig ausreichend sei, so wäre das ein höchst verhängnisvoller Irrtum und im Interesse der Fischerei aufs tiefste zu beklagen. zumal, wenn der Müggelsee dazu ausersehen würde, für ein typisches Fischgewässer gehalten zu werden. (Nachdruck verboten.) Über einige neueingeführte Arten der Gattung Lacerta L. Bedriaga’s Spitzkopfeidechse (l^acerta bedriagae Camerano). Von Lorenz Müller-Mainz, ,,Jsis“-München. (Schluß.) anter den europäischen platycephalen Echsen ist Lacerta hedriagae entschieden die größte. Mein größtes tadelloses Männchen hat ein Ge- samtausniaß von 247 mm bei 81 mm Kopf- Eumpflänge. Indes besitze ich noch ein rege- neriertschwänziges Stück, das eine Kopf-Eumpf- länge von 89 mm auf weist. Lacerta graeca erreicht ebensolche Längenmaße, doch entfällt von der Gesamtlänge viel mehr auf den gerade bei dieser Art außerordentlich langen Schwanz. Auch ist Lacerta graeca lange nicht so robust gebaut. Das AVeibchen der Lac. hedriagae ist etwas kleiner als das Männchen. Mein größtes AVeibchen mißt bei einer Kopf-Eumpflänge von 82 mm im ganzen 220 mm. Lacerta l>edriagae wurde bis jetzt nur an einigen Stellen des korsischen Hochgebirges — so im Gebirgsstock des Monte Cinto, am Monte d’Oro und an den Terrassen des Monte Eenoso — sowie in Sardinien in sehr spärlicher Anzahl in den Monti di GennargentiU) gefunden. Auf Korsika lebt sie ausschließlicli in Höhen über 700 m und hat eng umschriebene Verbreitungs- bezirke. AATrklich häufig scheint sie nur am Monte Eenoso zu sein. Im AJzzavona-AValde ist sie, wenn auch nicht gerade selten, so doch keine allzuhäufige Erscheinung. Betreffs der Häufigkeit ihres Vorkommens am Monte Cinto stehen mir keine Erfahrungen zu Gebote. Sie ist ein echtes Gebirgstier, das in einem Klima lebt, das dem Mitteldeutschlands ähnlich ist. Große Hitze verträgt sie schlecht. Meinem Fänger starben einmal im Sommer sämtliche Exemplare, die er am Monte d’Oro gesammelt hatte, noch ehe er sie in Ajaccio aufs Schiff 1) Die kürzlich von Dr. Graf. M. G. Peracca unter dem Namen Lacerta sardoa beschriebene Form (Bollet. Mus. Torino, XVIII 1903, p. 1) ist, wie ich mich durch Autopsie überzeugen konnte und wie es auch von Prof. Mehely ausgesprochen wird, (Egy Üj Gyihfaj Magyar- orszägon. Budapest 1904, siehe deutsches Referat) iden- tisch mit L. hedriagae. 375 Jjorenz Müller: Über einige neneingeführie Arten der Clattung liiicerta 1j. bringen konnte. Der rasche Übergang von der kühlen Gebirgslnft des Monte d’Oro-Massivs in die drückende Schwüle Ajaccios hatte den Tieren das Leben gekostet. Im Gegensätze zu Lacerta oxycejjhala und Lac. mosoriensis, welche die kahlen, wasserlosen Karstwände bevölkern, verlangt Lac. hedriagae, ähnlich wie Lacerta graeca eine gewisse Feuchtigkeit und findet sich daher meist in der Nähe des Wassers. Auch liebt sie den Wald. Es ist dies natürlich nicht so zu verstehen, als ob sie im tiefen Waldes- schatten anzutreffen sei, aber an Felstrümmern auf Lichtungen und besonders an und in breiten, mit Felsgeröll bedeckten Bachbetteu, wie sie ab und zu den Vizzavonawald durchschneiden, fand ich stets auch die Lacerta hedriagae. Die Brüstungsmauern der Brücken, welche über diese Bäche führen, dienten stets auch einem oder zwei Pärchen zum Tummelplatz. Die Bedriagaeidechse ist eine Felsenechse im voll- sten Sinne des Wortes. Nie sah ich sie auf ebenem Boden ihr Wesen treiben, wie dies Lacerta serpa und in geringerem Maße auch Lacerta genei tut. Stets kletterte sie an Ge- mäuer oder an Felsen herum. Höchstens daß eine einmal eine kurze Strecke weit über den Boden lief, um von einem Felsblock zum anderen zu gelangen. Auch altes Gemäuer belebt unsere Echse. So fand ich sie in mäßiger Anzahl an den Mauern des alten Genueserforts auf der Focce de Vizzavona. Hier ist das Tier schein- bar weit vom Wasser entfernt. Zwar rauscht zwischen dem Kegel, der das Fort trägt, und dem nächsten Felsmassiv ein Bach, doch muß man wohl 300 m abwärts steigen, ehe man seine kühlen Wasser erreicht. Ich war daher einigermaßen erstaunt, als ich das Tier dort oben antraf. Indes schwand mein Erstaunen, als ich während meines 2. Aufenthaltes in Vizzavona mehrere Vormittage hintereinander dort oben aquarellierte. Fast jeden Tag näm- lich zog ein größerer oder kleinerer Wolken- fetzen vom Monte d’Oro herüber und hüllte das Fort für kürzere oder längere Zeit in seinen feuchten Nebel. Obwohl es schon Ende Mai war, fror ich in solchen Momenten. Es war also auch hier fortwährend für Feuchtigkeit gesorgt, und wenn auch die Sonne das Gemäuer bald wieder abtrocknete, so blieb in seinen Ritzen und Spalten immer noch genug zurück, um das Wasserbedürfnis der Echsen zu be- friedigen. Die Bewegungen der Lacerta hedriagae sind nicht so behend, wie die der meisten übrigen Formen der Af^ralis-Gruppe, immerhin aber noch rasch genug. Was den Tieren indes an Schnelligkeit abgeht, ersetzen sie durch ihre Vorsicht doppelt und dreifach. Ist Lacerta hedriagae nicht gerade auf der Nahrungssuche, so hält sie sich mit Vorliebe in der Nähe eines Schlupfwinkels auf, in welchen sie sich bei drohender Gefahr mit einer gewissen Gelassen- heit, aber stets rechtzeitig zurückzieht. Sich sonnende Bedriagaeidechsen ließen mich öfters scheinbar gleichgültig so nahe herankommen, daß ich glaubte, ihrer hier ohne besondere Mühe habhaft werden zu können; hatte ich mich ihnen aber einmal bis auf eine gewisse Entfernung genähert, verschwanden sie blitzschnell in einer Spalte. Diese ihre Gepflogenheit hat mir mehr wie eine kräftige Verwünschung entlockt. Ganz erstaunlich ist die Fertigkeit der Be- driagaeidechse im Schwimmen und Tauchen. Verfolgte retten sich ab und zu direkt ins Wasser und suchen sich tauchend den Blicken des Verfolgers zu entziehen. Als augenfälliger Beweis hierfür diene folgender Vorfall. Ich hatte einem großen Männchen, das am Ufer eines breiten, rapid strömenden Baches auf einem Felsen saß, die Schlinge über den Kopf gezogen. Als ich dieselbe jedoch mit dem üblichen Ruck anzog, riß der „treue Strang“, und die Eidechse flog infolge des mächtigen Schwunges mitten in den Bach, in dessen Fluten sie verschwand. Ich war nun natürlich der Meinung, das Tier würde mit der Strömung schwimmend das Ufer zu gewinnen suchen; wie erstaunte ich aber, als ich es oberhalb der Stelle, wo es ins Wasser gefallen war, auftauchen und schräg gegen die Strömung mit solcher Schnelligkeit dem Ufer zuschwimmen sah, daß ich in allei- Eile über die Felsstücke klettern mußte, um ihm noch bei seiner Landung einen liebevollen Empfang bereiten zu können. Die Bed]'iagaeidechse erscheint ziemlich früh des Morgens. Ihr erstes Bestreben ist stets, sich zu sonnen. Das Plätzchen, auf welchem sie sich dieser Tätigkeit hingibt, wird sorgfältig ausgewählt. Es muß dem vollen Sonnenschein ausgesetzt und nicht zu weit von einem Schlupf- winkel sein, augenscheinlich auch noch ein paar andere Eigenschaften haben, deren Wert man erst dann beurteilen könnte, wenn man eben selbst eine Eidechse wäre. Auf alle Fälle merkt der Beobachter an dem Gebaren des Tieres, daß ihm die Auswahl eines passenden Platzes eine wichtige Angelegenheit ist. Es T 376 Lorenz Müller: Uber einige neueingeführte Arten der Gattung Lacerta L. läuft auf dem Felsblock oder der Mauer mehr- mals hin und her, ehe es sich niederläßt. Hat es sich dann nach einigem unschlüssigen Hin- und Hertrippeln endlich auf einen passenden Fleck gesetzt, plattet es sich möglichst ab — offenbar um seine bestrahlbare Körperoberfläche zu vergrößern — und neigt den Körper schräg der Sonne zu. Ein mehrmaliges Scharren mit den Vorderfüßchen und dann sitzt die Eidechse regungslos. Manchmal hebt sie auch — ein possierlicher Anblick — beide Vorderfüßchen hoch, wohl um eine möglichst ausgiebige üm- flutung des Körpers durch die Sonnenstrahlen ermöglichen zu können. Trotz seiner schein- baren Kegungslosigkeit beobachtet das Tier dabei aber aufs genaueste alles, was um es herum vorgeht, denn man sieht ab und zu, wie es sich wie ein Pfeil auf eine Fliege oder ein unglückliches Heupferdchen stürzt, es tüchtig abbeutelt und mit Appetit verzehrt. Nach einer derartigen Unterbrechung ihres Sonnen- bades läuft Lacerta bedriagae wohl eine Strecke weit gelassen auf dem Felsen herum oder der Mauer entlang, sich emsig dabei die Schnauze leckend, bald aber läßt sie sich unter demselben Zeremoniell, wie vorher zu erneuter Besonnung nieder. Ein derart geschäftiges Hin- und Her- rennen, wie ich es bei anderen Arten der Jfitra^is-Gruppe schon des öfteren beobachten konnte, bemerkte ich bei Lac. bedriagae nie. Ihr ganzes Wesen atmet eine gewisse Würde. Dagegen kann in der Paarungszeit ein Männ- chen durch den Anblick eines anderen in helle Wut versetzt werden. Blitzschnell stürzt es sich auf dasselbe los und der Kampf beginnt. Wie toll jagen sich die beiden Gegner hin und her lind suchen sich am Halse oder Schwanz zu packen. Endlich ergreift der schwächere die Flucht, manchmal unter Verlust seines Schwanzes. Die Gegner bekämpfen sich oft, ohne daß ein Weibchen in der Nähe ist. Ich habe auch heuer in Griechenland an mehreren Eidechsenarten beobachten können, daß die geschlechtliche Erregung bei paarungslustigen Männchen eine derartige ist, daß sie sich wie rasend auf einander losstürzen, auch ohne daß ein bestimmtes Kampf Objekt in Gestalt eines Weibchens vorhanden zu sein braucht. Indes ist Lacerta bedriagae nicht so zornmütigen Naturells, wie manche andere Eidechsen, z. B. Lac. peloponnesiaca oder der Erzraufbold Lac. dugesi. Die Paarung der Bedriagaechse erfolgt genau so, wie bei den anderen Eidechsen arten. Sich sonnen, fressen, ab und zu auch etwas raufen füllen das Tagewerk der Lacerta be- driagae aus. Dieses endet übrigens ziemlich früh. Nach fünf Uhr Nachmittags sah ich selten noch ein Stück, obwohl noch genügender Sonnenschein die Felsen bestrahlte. In der Gefangenschaft hält Lacerta bedriagae bei verständiger Pflege recht gut. Allerdings kann eine, anscheinend ansteckende Krankheit, Verheerungen unter dem Bestand anrichten; bleibt sie aber davon verschont, ist Lacerta bedriagae eine sehr langlebige Eidechse. Eines der Stücke, das ich im Mai 1899 im Vizzavona- walde flng, lebt jetzt noch bei mir in vollster Gesundheit. Das Tier ist also fast 6 Jahre in der Gefangenschaft; gewiß eine nicht unbe- trächtliche Zeit. Ich halte meine Bedriagaeidechsen separat für sich in einem kleineren Behälter. Da ich prinzipiell die Tiere nicht an meinen Anblick zu gewöhnen und gewissermaßen zu zähmen suche, so behalten sie bei mir stets ihre Scheu, die sie in der Gefangenschaft sonst vielleicht ablegen würden, bei. Sie verschwinden, falls man sich nicht leise nähert, sofort unter der Korkrinde genau mit derselben Körperdrehung, wie ich es bei ihrem Verschwinden in den Mauer- und Felsspalten in der Freiheit an ihnen beobachtet hatte. In der Paarungszeit Anden auch im Behälter Kämpfe zwischen den Männ- chen statt. Die Schwänze haben sie sich glück- licherweise dagegen noch nicht abgebissen. Die lange Gefangenschaft, sowie der Umstand, daß stets nahezu gleichviel Männchen wie Weibchen in einem Behälter gehalten werden, nehmen den Paarungskämpfen natürlich auch etwas von ihrer ursprünglichen Wildheit. Die Bedriaga- eidechse pflanzt sich in der Gefangenschaft un- schwer fort. Die Eier wurden bei mir in der ersten Hälfte des Juni abgelegt. Sie sind länglich oval und etwa 15 — 17 mm lang. Wenn man Zuchterfolge haben will, muß man stets dafür sorgen, daß in irgend einer Ecke des Behälters sich genügend feuchtes Moos oder feuchte Erde flndet. Die Eier werden dann an diesen Stellen abgelegt und sind mithin vor dem Vertrocknen geschützt. Das Gelege be- steht in der Regel aus 3—5 Eiern. Die Jungen kriechen etwa nach 8 — 9 AVochen aus. In der 6. AVoche des Embryonalstadiums der Tiere bemerkt man die ersten Spuren der Zeichnung. Die Grundfärbung ist dann noch weißgelb, die der Zeichnung graubraun. Erst etwa AVochen vor dem Ausschlüpfen beginnt die Lorenz Müller: Über einige neueingeführte Aorten der Gattung Lacerta L. 377 Zeichnung dunkler zu werden und die Grund- färhung wird mehr grau. Eben ausgeschlüpfte Tiere sind hlaugrau. Die Zeichnung ist ein mehr oder weniger dunkles Braunschwarz. Ein frisch ausgeschlüpftes Tierchen mißt bei etwa 30 mm Kopf-Rumpflänge 65 — 68 mm Ge- samtlänge. Lacerta bedriagae geht leicht ans Mehlwurm- futter. Will man sie jedoch lange am Leben erhalten, muß man ihr eine abwechslungsreiche Nahrung bieten. Spinnen, Fliegen, Käfer und Heupferde werden sehr gerne gefressen. Auch Regenwürmer verschmäht unsere Eidechse nicht. So lange es frische Ameiseneier gibt, bilden diese eine wertvolle Zukost zu den Mehlwürmern. Die Ameiseneier darf man jedoch nicht in einem Näpfchen den Tieren vorsetzen, sondern muß sie im Terrarium ausstreuen, falls sie ange- nommen werden sollen. Im Herbst bilden dann die Heuschrecken das wesentlichste Ergänznngs- futter. Daß diese Tiere ein sehr gefährliches Futter sein sollen, insofern als man sie durch Würmer geradezu für verseucht erklärt, ist eine Fabel. Gewiß kann ab und zu einmal eine Heuschrecke eine Parasitenträgerin sein, jedoch ist dieser Fall ebenso leicht auch bei einem Mehlwurm oder einem anderen Futtertier möglich. Die Tatsache, daß bei Heuschrecken des öfteren Würmer in der Leibeshöhle ge- funden werden, hat an und für sich nichts bedenkliches, da es sich hier bereits um aus- gebildete Parasiten handelt, die meist einem einzigen Wirte angepaßt sind. Nur wenn nach- gewiesen werden könnte, daß die Heuschrecken die Finnen von Eidechsenparasiten in hervor- ragendem Maße beherbergen, also die Zwischen- wirte für derartige Parasiten abgeben, könnte von einer Gefahr gesprochen werden. Dies konnte aber bis jetzt noch nicht nachgewiesen werden. Tatsache ist es, daß die Eidechsen in der Freiheit überaus eifrig auf Heuschrecken Jagd machen. Warum sollte eine Nahrung, die in der Freiheit keine schlimmen Folgen zeitigt, in der Gefangen- schaft schaden? Ich habe denn auch stets mit Heuschreckenfutter die besten Erfahrungen ge- macht und manche frisch importierte, aufs äußerste ermattete Eidechse, die bereits zu schwach war, um Mehlwürmer zu verdauen, mit Heuschrecken wiederum in die Höhe gebracht. Gegenüber anderen Eidechsen ist Lacerta bedriagae ziemlich verträglich. Selten sieht man — die Paarungszeit ausgenommen — daß sie eine andere Echse verfolgt oder im Käfig hin- und' herjagt, wie dies besonders manche Stücke von Lacerta dugesi mit Vorliebe tun. Dagegen machte ich bei Lacerta bedriagae eine Beob- achtung, die ich auch bei Lacerta serjia sicuta und kürzlich auch bei Lacerta graeca machte. Wird ein Tier krank und schwach, so wird es von den Gesunden totgebissen. Dieselben Tiere, die bisher in vollem Frieden mit dem nun- mehrigen Patienten lebten, stürzen sich auf ihn und beißen und würgen ihn so lange, bis er seinen Geist aufgibt. Und zwar sind es nicht nur die Männchen, welche dem Kranken zur ewigen Ruhe verhelfen, sondern auch die Weibchen be- teiligen sich an diesem seltsamen Werke der Barmherzigkeit. Ich möchte mir an dieser Stelle die Anfrage erlauben, ob etwas ähnliches schon anderweitig beobachtet worden ist. Die schon oben kurz erwähnte Krankheit der Lacerta bedriagae besteht darin, daß sich an einigen Stellen auf der Haut eine Art Schorf bildet. Anfänglich zeigen sich diese Stellen, nach meinen Beobachtungen Avenigstens, zuerst in der Gegend der Schwanzwurzel und am ersten drittel des Schwanzes, breiten sich aber bald rascher, bald langsamer über die ganze Oberseite aus. Der Bauch bleibt verschont. Das Tier, das noch gut frißt, solange die Krankheit noch nicht sehr weit vorgeschritten ist, wird allmählich matter und stirbt schließlich an Entkräftung. Mit dieser Krankheit sind auch frisch importierte Tiere bereits behaftet, es ist also keine Käfig- krankheit. Daß sie ansteckend ist, vermute ich auf Grund der Beobachtung, daß in einem Käfig mit gesunden Tieren, in welchen ich ein der- artiges krankes Tier brachte, mehrere der In- sassen an der gleichen Krankheit erkrankten. Die Krankheit führt nicht immer zum Tode. Manchmal geht der Schorf nach mehreren Häutungen gänzlich weg, in den meisten Fällen breitet sich derselbe jedoch immer mehr aus und der letale Ausgang ist unvermeidlich. Die Dauer der Krankheit kann in manchen Fällen fast ein Jahr betragen. Da ich in den letzten 2 Jahren keinen derartigen Fall mehr beob- achten konnte, war es mir nicht möglich, ein solches krankes Exemplar zur Untersuchung zu geben. Sollte ein derartiges krankes Tier in- des in den Händen eines der Leser dieser Zeilen sein, so wäre es im Interesse der Sache wünschens- wert, wenn derselbe das betreffende Exemplar noch lebend an Frl. Dr. Marianne Plehn, Kgl. bayer. biologische Versuchsstation, München, ein- senden wollte. Über eine weitere Krankheitsform bei Lac. bedriagae finden wir im „Isis“ -Bericht vom 37S P. E.: Ampullaria gigas. 23. Juni 1904 („Blätter f. Aquarien- u. Terrarien- kunde“, Jalirg. XV, pag. 834). Um Lac. heäriagae lange gesund zu erhalten, hat man für ein genügend großes Wasserbecken, reichliches Futter, sowie dafür zu sorgen, daß sie sich an heißen Sommertagen jederzeit gegen die glühendsten Sonnenstrahlen schützen kann. Man sorge also für gute Versteckplätze und dafür, daß die Terrarien gut ventiliert sind, mithin keine Überhitzung der Luft in ihrem Innern stattfinden kann. Den Winter über lasse man Lac. hedriagae ruhig schlafen. Ich halte die meinen bis etwa Mitte November im warmen Zimmer am sonnigen Fenster, daun kommen sie in einen frostfreien Raum zur Überwinterung. Mitte März stelle ich sie dann an ihren alten Platz und ihr Sommerleben beginnt von neuem. Gut gepflegte und reichlich genährte Lacerta hedriagae fiberwintern vor- züglich und er- scheinen im Früh- jahr ohne wesent- lich abgemagert zu sein, wieder auf der Bildfläche. Alles in allem genommen ist Lac. hedriagae eine sehr empfehlenswerte Echse. Mögen auch die prächtige Lac. serpa. reticulata, manche Varietäten der Genei und andere sie an Farbenpracht übertreffen und die Liebhaber, welche ein Terrarium der dekorativen Wirkung wegen halten, mehr begeistern; die Bedriagaechse wird stets an denjenigen, welche Tiere mehr aus wissenschaftlichem Interesse, als zur Augenweide halten, warme Freunde finden. (Nachdruck verboten.) Ampullaria gigas. Von P. E. (Mit 3 Originalzeiclinuugeii.) Im Frühjahr d. J. erhielt die Schämesche Fischzuchtanstalt über Hamburg drei fast faustgroße Deckelschnecken von dunkler Farbe, angeblich aus dem La Plata stammend. Mir fehlen die nötigen Unterlagen, um die Heimatsangabe näher zu prüfen (von anderer Seite wurde nämlich behauptet, sie sei in Neu- Guinea heimisch), ich mußte daher notgedrungen diese unbestimmte Ausdrucksweise anwenden. Es ist wohl das erste Mal, daß außer Fischen und Molchen auch andere Wasserbewohner fremder Erdteile bei uns mit wahrscheinlichem Erfolg der dauernden Einbürgerung eingeführt worden sind, denn die Schnecken 1 U, 2 q haben sich inzwischen bei Schäme ungemein gut und reichlich vermehrt. Besser als Worte es vermögen, veranschaulicht die dem Künstler wohlgelungene Zeichnung zu V2 natürlicher Größe des Tieres äußere Gestalt. Ein vom Beginne des obersten Windungsganges aus breit nach nuten verlaufender Kegel bildet gewissermaßen die Grundgestalt des rechts- gewundenen Gehäuses, dessen gewaltiger Deckel unten den Abschluß bildet. Die Anordnung der sämtlich am Kopfe befindlichen Sinneswerkzeuge von außen nach der Mitte zu läßt zunächst ein jederseits befind- liches fühlerähn- liches Organ er- kennen, welches wir z. B. bei unserer heimischen Deckel- schnecke ver- missen. Es sind die A tmungsschläuch e, vermittelst deren die Schnecke atmo- sphärische Luft zu sich nimmt. Daraus geht hervor, daß das Tier entgegen unserer heimischen Deckelschnecke, welche bekanntlich durch Kiemen atmet, als Lungenatmer zu betrachten ist. Vermöge dieser wei'tvollen Eigenschaft ist es ihr ein leichtes, auch in solchem Wasser ungestört ihr Dasein zu fristen, welches unserer Paludina mangels genügenden Sauerstoffs, wie es in den Aquarien der Liebhaber ja mitunter der Fall sein soll, „des Lebens ungemischte Freude“ nicht mehr recht genießen läßt. Das Sauerstoff- bedürfnis der Ampullaria ist übrigens kein allzu großes, sie hält lange Zeit ohne jeden Luftwechsel unter Wasser aus. Zwischen den Atmungs- schläuchen und den eigentlichen Fühlern liegen auf kurzen Stielen die Augen eingebettet, denen die langen, wurmähnlichen Fühler folgen. Eine fleischige, stumpfkegelförmige Wulst schiebt sich zwischen den beiden Fühlern nach vorn und trägt zu beiden Seiten abermals zwei mehr band- artige, nach dem Ende zu spitz verlaufende Fühler, welche die Mundöffnung umsäumen. Wenn wir nun noch einen Blick auf ihr dunkel- kastanienbraunes Gehäuse werfen, um uns dessen Farbe einzuprägen, so wären wir mit der Be- Originalzeichnung nach dem Leben für die Blätter“ von B. Pittrich. Kopf der Ampnllariu gigas. 1. Augen. 2. Atemsohläuehe, 3. Fühler. 4. Mundöffnung. J*. lü.: A inpullai’ia Ki^'as. :i79 Schreibung der äußeren Erscheinung bereits am Ende und es bleibt nun noch ihre Lebensweise in Betracht zu ziehen. Bis zur Geschlechtsreife hält sie sich fast aus- schließlich in dem ihr von der Natur zngewiesenen Lebenselement, dem Wasser auf und nährt sich schlecht und recht von allem, was sie für verdaulich befindet. Ihre vorwiegende Nahrnng be- steht in zarten, frischgrünen Pflanzenteilen, Salatblättern usw., doch verschmäht sie auch keineswegs Algen jeg- licher Form, der grüne Scheibenbelag oder eine zähe Fadenalge mundet ihr ebenso, wie der zarte Trieb der Cabomha, wenn der Pfleger vielleicht so unacht- sam sein sollte, ihr diese Gabe zu bieten. Auch Futterreste in Gestalt rohen Fleisches sah ich sie verzehren, ein andermal diente ihr das Auge eines eben verendeten Schleierschwanzes zum leckeren Male. Wir sehen also, daß ihr Unterhalt keine besonde- ren Schwierig- keiten bietet, höchstens in- sofern, als ihre ansehnliche Größe einige „Schnecken- imrtionen “ mehr zur Stil- lung ihrer stets regen Freßlust erfordert. Noch einer Eigenschaft des Tieres muß ich gedenken, welche sich in ihrer Betäti- gung für man- chen Liebhaber nicht minder wertvoll ei'weisen dürfte, als ihre Zählebigkeit. Sie soll an der so „beliebten“ Hydra ebenfalls ein besonderes Wohlgefallen verspüren, dergestalt, daß sie binnen kurzer Frist mit ihnen aufräumt, wo immer im Behälter sie solche findet. Stellt sich die Vorliebe für diese vielarmigen Hohltiere als eine löbliche Eigenschaft dei' ganzen Art dar, daß sie nicht bloß bei einzelnen Individuen ge- funden wird, so dürfte unserer ehrwürdigen Limnaea ein in dieser Beziehung niclit zu unter- schätzender Konkurrent ent- standen sein, denn man kann mit dem besten Willen nicht behaupten, daß diese sich die möglichste Vertilgung von Polypen zur Lebens- aufgabe gestellt hätte, viel- mehi' ist ihr diese Polle mehr oder weniger aufge- drungen worden. Recht interessant ge- staltet sich die Fortpflan- zung der lAm^ruUaria. Sie macht hier eine Ausnahme von der Regel insofern, als wir bisher gewöhnt Avaren, daß soAvohl die aus den Eiern schlüpfenden Wasser- schneckchen, als auch die Jungen der Paludinen das Licht dieser Welt im Wasser erblicken. Die Riesin ihres Geschlechts macht es umgekehrt. Nach der im Wasser voll- zogenen Be- fruchtung ver- läßt das nur an der etwas hel- leren Fleiscli- farbe kennt- liche Weib- chen das nasse Element auf kurze Zeit, und kriecht auf einen über dem Wasserspiegel befindlichen er- höhten Punkt, in unserm Falle die senkrech- ten Wände der Zementbecken nm hier die mit einer feinen Kalkschale umgebenen Eier buch- stäblich ins trockene zu bringen. Diese werden in einem langen Streifen, dick aufeinanderge- schichtet, abgesetzt, sind hellrosa gefärbt, rund und halten 2 — 2^/^ mm im Durchmesser. Ihre Anzahl beträgt 400 — 800 Stück. Die Zeichnung . i»'i' 1 1 Bipolster von AnipuUaria giyas. ^js nat. Größe. Origiualzeicluumg für die ,, Blätter“ von B. Pittrich. Originalzeiohnung nach dem Leben für die „Blätter“ von B. Pittrich. AnipuUaria gigas. 'i-i nat. Größe. 380 Bücherschau. veranschaulicht wiederum recht natürlich die ganze Anordnung des Eierhaufens, welcher immer so abgesetzt wird, daß die nach 3 — 4 Wochen ausschlüpfenden Jungen ins Wasser fallen können, um sogleich die Lebensweise ihrer Eltern auf- zunehmen. Mit zunehmender Eeife der Eier verblaßt ihre auffallende Färbung bis zu einem schmutzigen rötlichgrau oder rötlichweiß, zer- drückt man ein Ei, so fließt ein Tröpfchen dunkel- brauner Saft aus. Nach vollzogenem Fort- pflanznngsgeschäft findet die Alte es anscheinend nicht für nötig, den Weg, den sie gekommen, auf dieselbe Weise zurückzulegen, sie läßt sich auf gut Glück einfach ins Wasser zurückplumpsen. Dabei ist es leider der einen passiert, daß sie auf die eiserne Wärmeröhre ihres Behälters auf- schlug, wodurch die feste Schale ihres Gehäuses zersprang, und dem Wasser der Zutritt ins Innere desselben ermöglicht wurde. Das kann selbst eine Ampiillaria für die Dauer nicht vertragen, abschiednehmeud von der Welt schloß sie für immer — den Deckel ihres Gehäuses, mit dem sie geboren ward und das ihr Sarg werden sollte. Das rasche Wachstum der Jungen läßt den Be- sitzer jedoch bald auf Ersatz hoffen. Diese ersteren sind ähnlich unserer Sumpf ohrschn ecke hübsch gesprenkelt, später lassen sich 4 — 10 matte dunkle Längsstreifen auf der Schale unter- scheiden. Wie ich schon hervorhob, existiert ein sichtbarer Unterschied zwischen beiden Ge- sclilechtern nicht, wenn man die hellere Fleisch- farbe der weiblichen Tiere außer Betracht läßt, es kann dies auf Zufall beruhen. Die längere Zeit beanspruchende Kopulation wird ähnlich ausgeführt, wie wir es bei den Lymuaeen beob- achten können, ein verdickter Fühler, der den männlichen Paludinen zugleich als Geschlechts- organ dient, ist bei Ampullaria nicht vorhanden. A güchepschau. Meyers droßes KouTersations-Lexikon. 20 Bände in Halbleder gebunden zu je 10 Mk. Verlag des Biblio- graphischen Instituts in Leipzig und Wien. Band 8. Der achte Band bringt eine Reihe bemerkenswerter Artikel, die speziell über technische Fragen aller Art eine ausgezeichnete Belehrung geben. Von allgemein tech- nischem Interesse dürften die physikalisch-mathematischen Artikel über „Gleichgewicht“, „Gravitation“, „Graphische Statik“, ferner über „Größe“ und „Grenze“ sein, während die mechanische Technologie und das Maschinenwesen durch sehr instruktive Abhandlungen über „Hämmer“ — ■ begleitet von 2 ausgezeichneten Bildertafeln — „Göpel“, „Hahn“, Glockenstühle“, „Glocken“ und „Hartguß“, ferner durch die in unsern kriegerischen Zeiten besonders be- merkenswerten Artikel „Granaten“ und „Handfeuerwaffen“ vertreten sind, denen ebenfalls 3 Tafeln mit den ver- schiedensten Typen zur Belehrung beigegeben sind. Einen wichtigen Platz nimmt das Eisenbahnwesen in dem Bande ein. Für das Berg- und Hüttenwesen sind von Bedeutung die hierfür in Betracht kommenden Teile des Artikels „Gold“ sowie die instruktiven Aufsätze über „Gruben- unfälle“, „Grubenexplosionen“, auch die Artikel „Granit“, „Graphit“, „Glimmer“ usw. Dem Bautechniker werden die Bemerkungen über „Gründung“ (mit Tafel), „Grund- bau“, „Grundwasser“, über „Hausschwamm“ und „Haus- entwässerung“ manchen guten Wink geben können. Neben den chemischen Artikeln sind eine ganze Reihe Aufsätze aus verschiedenen Gebieten der Kunstindustrie, besonders der Glasindustrie hervorzuheben, zumal diesen mehrere trefflich gelungene Farbentafeln beigegeben sind. Sowohl allgemein geographischen wie staatswissenschaftlichen und wirtschaftlichen Charakters sind die großen Sammelartikel „Großbritannien“ und „Griechenland“. Der Landwii't- schaft, dem Fischfang, dem Berg- und Hüttenwesen, der Industrie sind besondere Kapitel gewidmet. Auf die große Bedeutung von den Aufsätzen über „Handel“, Handels- recht“, „Handelspolitik“ und „Handelsverträge“ sowie über „Handwerk“, „Hausindustrie“, Handwerksschulen“, „Handwerkskammern“ genauer hinzuweisen, ist bei der Wichtigkeit dieser Dinge unnötig. Daß natürlich auch alle andern Wissensgebiete, Kunst und Literatur, kurz alles, was das menschliche Leben berührt, dem Rahmen des vorliegenden Bandes entsprechend ihre richtige Würdi- gung gefunden haben, ist bei dem Werke selbstverständlich. Die Illustrierung ist wie bei den frühem Bänden vor- trefflich. Auf eine Reihe von Tafeln wurde schon hin- gewiesen, doch sei noch auf die verschiedenen neuen Karten und auf die hochinteressante Farbentafel der „Hämosporidien“ aufmerksam gemacht, die uns eine große Reihe der wichtigsten Krankheitserreger im Blut, die wir bisher nur dem Namen nach kannten, vor Augen führen. Betten, Robert. Praktische Blumenzucht und Blumenpflege im Zimmer. Vierte vermehrte und ver- besserte Auflage. 290 Seiten mit 270 Abbildungen. Ge- bunden 4 Mk. Braecklein, A. Bie Orchideen und ihre Kultur im Zimmer. 100 Seiten mit 50 Abbildungen. Ge- bunden 3 Mk. Verlag von Trowitzsch & Sohn, Frankfurt a. Oder- Eines der bekanntesten und besten Bücher über die Pflege der Zimmerpflanzen ist Bettens Werk. Es be- handelt alle Fragen, die an den Pflanzenpfleger heran- treten, auf Grund einer langjährigen praktischen Erfahrung, die in jeder Weise stichhaltig ist. Für den Terrarienlieb- haber. der seine Behälter mit Pflanzen ausschmücken will, liefert das Werk dankbares Material in reicher Fülle. Be- sonders sei dem Terrarienliebhaber das Kapitel: „Aus- wahl der Pflanzen“ (Seite 63—251) empfohlen. Der Verfasser teilt die Pflanzen hier ein in solche für das wärmste Zimmer, Wohnzimmerpflanzen; Pflanzen für das mäßig warme Zimmer und Pflanzen für das kalte Zimmer und den frostfreien Überwinterungsraum. Dieses Kapitel ist äußerst reichhaltig nach jeder Richtung, bringt un- gemein viel praktische Angaben und ist daher sehr wert- voll für den Terrarienliebhaber. Dienen nun auch für Terrarien in erster Linie Blatt- gewächse zur Bepflanzung, so können auch in geeigneten Behältern Blütenpflanzen untergebracht werden, wenn erstere eine ruhige Fauna beherbergen. Unter diesen Blütenpflanzen sind als besonders begehrenswert wohl die V ereins-N achrichten. 381 Orchideen zu nennen. Mir sind verschiedene Liebhaber bekannt, die mit Erfolg seit längerer Zeit Orchideen im Terrarium pflegen und ihrem Beispiel mögen weitere Liebhaber nachahmen. Mach Ansicht Braeckleins ge- deihen die meisten Orchideen ebenso gut wie viele andere Pflanzen im Zimmer. Der Verfasser versucht die haupt- sächlichsten Hindernisse für die Einführung dieser Pflanzen, die Unkenntnis und irrigen Anschauungen über sie und ihre Pflege zu beseitigen, er will das keineswegs schwierige Kulturverfahren, mit dem er selbst Erfolge er- zielte, so schildern, daß jeder ohne sonderliche Mühe danach zu kultivieren imstande ist. GlemeiiiYerständliche Darwinistische Vorträge und Abhandlungen. Herausgeber Dr. W. Breitenbach, Brackwede. Heft 13. Die Bedeutung der Farben im Tierreiche. Von Prof. Dr. A. Jacobi in Tha- randt. 56 Seiten mit 2 Abbildungen. Preis 1 Mk. Brackwede, Verlag von Dr. Breitenbach & Hoerster. Seit Jahrtausenden haben die Menschen die Farben- pracht der Tiere bewundert, ohne eine ausreichende Er- klärung für dieselbe zu finden und erst der Darwin’schen Theorie war es Vorbehalten, eine befriedigende Erklärung der Farben der Tiere zu geben. Auf keinem anderen Gebiete der biologischen Forschung hat sich die erklärende Kraft der Zuchtwahllehre glänzender bewährt wie gerade auf diesem. Der VerJ'asser behandelt in der vor- liegenden Schrift die Frage an gut gewählten Beispielen. Er zeigt, daß die Färbung der Tiere im allgemeinen wie die kleinsten Einzelheiten der so oft verwickelten Zeich- nung immer von Bedeutung für das Tier selbst sind und daß sie nur verstanden werden können auf Grund der Darwin’schen Lehre, so daß sie ihrerseits zu einer der festesten Stützen dieser Lehre geworden sind. Die inter- essante Schrift gibt einen Einblick in den ursächlichen Zusammenhang der Erscheinungen in der organischen Natur. VEREINS-ÄW NACHRICHTEN Für den Inhalt der Vereinsnachrichten tragen die Schriftführer der einzelnen Vereine die volle Verantwortung. Verein der „Aquarien- und Terrarienfreunde“ zu Berlin. Vereinslokal: Garske’s Restaurant, Prenzlauerstr. No. 41. Alle Schriftstücke für den Verein sind hierher zu richten. Sitzung: Jeden Mittwoch vor dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 12. Oktober 1904. Herr Müller eröffnete die von 37 Mitgliedern besuchte Versammlung mit der Mitteilung, daß der gesamte Vor- stand — mit Ausnahme der Beisitzer und des Broschüren- warts — auf Grund des Verlaufs der letzten Sitzung seine Ämter niedergelegt hat und ersuchte die Versammelten, die vakanten Vorstandsposten durch Neuwahl zu besetzen. Herr Westphal stellte den Antrag, die Beschlüsse der letzten Generalversammlung auf Grund der nicht ge- schäftsordnungsmäßig zustande gekommenen Beschlüsse zu annullieren. Der Antrag wurde nach lebhafter Debatte angenommen und haben somit die Generalversammlungs- beschlüsse vom 28. Sept. 1904 keine Gültigkeit. Die Vor- standswahlen hatten folgendes Resultat: Herr 0. Hampel, I. Vorsitzender; Herr A. Wendorf, II, Vorsitzender; Herr M. Lüdecke, I. Kassierer; Herr A. Neukamp, II. Kassierer; Herr E. Beckmann, IL Schriftführer; Herr A. Heilers, 1. Bibliothekar; Herr Hertzer, II. Bibliothekar; Herr F. Sprenger, I. Sammlungswart; Herr J. Schubert, II. Sammlungswart. Als Revisoren wurden die Herren Nain und Stumpe gewählt; der I. Schriftführerposten konnte noch nicht besetzt werden. — Im Einlauf befanden sich „Natur u. Haus“, die „Blätter“, eine Offerte fürlnjektions- Durchlüfter und dieA ustrittserklärung von HerrnP. Hamann. — Der vom Kassenführer, Herrn M. Lüdecke, erstattete Kassenbericht schließt mit einer Einnahme von 207,81 Mk. und Ausgabe von 52,79 Mk. ab, womit ein Bestand von 155,02 Mk. verbleibt. Der Kassierer wurde auf Antrag der Revisoren entlastet. — Aufnahme-Antrag stellten die Herren R. Pinschke, R. Kliesche und A. Wendorf. — Trotz der heutigen Beschlußfassung, die Vorkommnisse der letzten Sitzung für erledigt zu betrachten, stellte Herr Scheuch folgende Anträge: 1. Alle diejenigen Herz’en, welche gewillt waren, einen neuen Verein zu gründen, namentlich zu fragen, ob sie dieses aufrecht erhalten. 2. Den Verein aus lokalen Gründen nach einem anderen Lokal zu verlegen. Antz’ag 1 wurde nach einer ver- söhnenden Aussprache zurückgezogen und 2 mit großer Majorität angenommen. Ebenso wurde der Beschluß vom Juni d. J., welcher den Mitgliedern die Angehörigkeit zweier gleichartigen Vereine verbot, auf Antrag des Herrn Brettschneider aufgehoben. I. A. : J. Kropac. Sitzung vom 26. Oktober 1904. Der I. Vors., Herr Hampel, eröffnete die von 29 Mit- gliedern besuchte Versammlung um 9'/4 Uhr. Er gedachte mit ernsten und herzlichen Worten der über unseren Verein hereingebrocheuen Krisis und wünscht, daß die Spaltung, welche früher oder später doch eintreten mußte, auf die dem Verein treugebliebenen Mitglieder nicht degenerierend wirken möge. Jeder einzelne möge nun sein ganzes Wissen und Können dem Verein zum Opfer bringen, auf daß derselbe blühe und gedeihe trotz alledem. — Das Protokoll der letzten Sitzung wurde wegen der unklaren Ausdrucksweise beanstandet und soll um- gearbeitet werden. Gleichzeitig wurde der Bericht in Heft 20 der „Blätter“ beanstandet. Es heißt da: „Herr Hampel teilte mit, daß unser Vereinslokal gesperrt sei und bat selbiges zu meiden.“ Tatsächlich hat Herr Hampel in der betreffenden Sitzung ausgeführt, daß ihm mitgeteilt worden sei, das Lokal sei gesperrt und richtete die Anfrage an die Versammelten, wie sie sich dazu stellen. Also keine Aufforderung das Lokal zu meiden. — Im Einlauf befand sich „Natur u. Haus“ und die „Blätter“. — Da der Posten eines I. Schriftführers infolge des Rücktritts des Herrn Schulz vakant wurde, so mußte zur Neuwahl geschritten werden. Gewählt wurde Herr J. Kropac. — Als Vereinsmitglieder wurden die Herren R. Kliesche und R. Pinschke aufgenommen. — Die Lokal- frage scheint jetzt im Verein akut zu werden, denn trotz des nicht allzu starken Besuches ergab es sich, daß das Vereinszimmer viel zu klein ist und infolgedessen hemmend auf die glatte Abwicklung der Tagesordnung sowie der persönlichen Bequemlichkeit wirkt. Die Versammlung war sich daher einig, ein neues Lokal zu wählen und auf Antrag des Herrn Kupzcyk wurde diese Arbeit dem Vorstand überwiesen. — Infolge des Ausscheidens des Herrn Westphal mußte das Zuchtpaar Trichogaster lalius und das KZeoiris -Weibchen wieder vergeben werden. Herr Lehmann regte an, nur die lalius zur Weiterzucht unter den üblichen Abgaben an den Verein zu vergeben und Eleotris infolge seiner Ungeeignetheit als Aqua- rienbewohner endgültig zur Verlosung zu bringen, Die Versammelten erklärten sich mit dieser Handhabung ein- verstanden und schritten zur Wahl eines Züchters der lalius, aus welcher Herr Kupczyk mit Stimmenmehrheit hervorging. — ■ Unter Verschiedenes wurde von Herrn Palm die Frage gestellt, ob die gewesenen Sammlungs- warte sämtliche Präparate usw., welche Eigentum des Vereins sind, abgeliefert haben und mußte diese Frage 382 Vereius-Nachrichten. zum 'Teil verneint worden. — pjine rege und interessante Debatte entspann sich über die Kultur von Sagittaria- Arteu; wegen vorgerückter Zeit mußte dieselbe ver- tagt werden. Den Anlaß hierzu gab Herr Reimann, welcher berichtete, er besäße Sagittaria nat., wovon die einen runde und die andern lanzettförmige Schwimmblätter hätten, weshalb er auf den Gedanken gekommen sei, es gäbe 2 Sjjezies in dieser Art. Dies wurde mit Recht von allen Seiten bestritten und lediglich den Boden- und Lichtverhältnissen die Gestaltsveränderung zugeschriebeu. Ebenso sei es mit Sag. niont., jaj}. usw., wenn letztere nicht genügend fetten Boden, Platz und Licht haben, so wird nie eine kräftige, schöne Pflanze daraus und wenn die Stammknolle auch noch so groß sei. Interessant war der Vergleich, den Herr Reimann bei Sag. jap. (gefüllt) in diesem Jahre feststellen konnte: Eine Knolle, welche ca. 6 cm groß war, setzte bei 6 maligem Blühen eine ganz kleine Knolle an, und eine Knolle von ungefüllter jap., welche ca. 1 cm groß war, setzte nach 15 maligem Blühen 25 Knollen an. trotzdem bei beiden gleich guter Boden war. Man kann wohl hieraus den Schluß ziehen, daß auch die individuelle Veranlagung eine Rolle spielt. Es ist ebenso wie bei jedem Pflanzen- und Tierwesen; in jedem ist der Keim zur mehr oder weniger kräftigen Entwicklung enthalten und wenn die Natur nicht will, so kann auch die fetteste Nahrung keine Änderung herbeiführen. Herr Kupezyk berichtete, daß bei ihm eine nichtblühende Sag. jap. 2 Knollen ansetzte, welche aber trotz sorgfältigster Behandlung nicht keimten. Da man ja auch jetzt noch die Ansicht vertreten findet, daß Sagittaria- Arten, welche nicht zum Blühen gekommen sind, auch keine Knollen ansetzen, so werden wir auch hier erst die Erfahrungen der Liebhaber abwarten müssen, um eine bestimmte These aufstellen zu können. J. Kropac, I. Schriftf., Berlin N., Gleimstr. 28. „Elodea“, V erein für Aquarien- und Terrarienkunde in Berlin- .Moabit. Yereiuslokal: Birkenstr. 57 bei Schulz. Sitzung: Jeden Ereitag nach dem 1. und 15. im Monat. Sitzung vom 21. Oktober 1904. Der V^orsitzende Herr Lewandowsky eröffnet die Sitzung 9^/2 Uhr und begrüßt die Anwesenden. Als Gast ist Herr Zell anwesend. Der Schriftführer verliest das Protokoll der letzten Sitzung, welches angenommen wird. Verschiedene Eingänge werden erledigt. Der folgende Punkt der Tagesordnung ist Besprechung über unsere Präparate, welche schließlich Herrn Schleese übergeben wurden, um alles Erforderliche zu besorgen. Herr Lewan- dowsky bringt in Vorschlag, auf die „Nerthus“ als Vereins- heft zu abonnieren, was angenommen wird. Als neues Mitglied tritt Herr Zell dem Verein bei. Nachdem noch einige Erörterungen über den Ausflug am Bußtag und das darauf am Abend folgende Vergnügen gehalten, wurde die Sitzung um lD/2 Uhr geschlossen. K. Neubert, Schriftführer, Birkenstr. 12. „Isis“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Münclieu. (E. V.) Vereinslokal: Restaurant „Schützenlust“. Donnerstag, den 14. Juli 1904. Die übliche Protokoll- Verlesung und Genehmigung. Im Einlauf: Karte unseres Herrn Rembold aus Marienbad. Herr Gladbach-Köln reklamiert No. 2 u. 7 der „Blätter“ und ersucht- um Überlassung von Terrarientieren. Karte des Herrn Tofohr-Hamburg; Offerte Buschkiel in Ereiburg. Herr Brüning-Hamburg erwähnt in einem längeren inter- essanten Briefe seine Beobachtungen des Schistocephalns. Uber die Biologie dieses Bandwurmes, der besonders im dreistacheligen Stichling auftrete, sei wenig bekannt und er befasse sich eingehend mit dem Studium dieses Band- wurmes. Der Brief des Herrn Brüning wird verlesen, Brief des Herrn Andres aus Ramleh bei Alexandrien. Der V’^orsitzende verliest einen an Herrn Knan gerichteten Brief des Herrn Labonte über Beobachtungen bei der Brutpflege eines Pärchen von Paratilapia mnlticolor. An Zeitschriften liegen vor: No. 10 u. 11 der „Wochen- schrift für Aquarien- und Terrarienkunde“. Die Photo- graphie der „Wochenschi-ift“ stellt den Forellenbarsch (Micropterus salmoides) dar, nicht den Schwarzbarsch. Eine von Herrn Tofohr-Hamburg mit Bezug auf die „Isis“ gemachte Bemerkung bezügl. Chalcides tridactylus wird in Heft No. 11 sofoi’t wieder richtig gestellt. In No. 12 der „Wochenschrift“ interessiert der Sitzungsbericht des Vereins „Phorkys“-Berlin. Eine Reihe von Aufsätzen aus den obenerwähnten No. der „Wochenschrift“ ge- langen zur Verlesung und Besprechung. Aus dem Auf- satz „Die empfehlenswerten in- u. ausländischen Sumpf- u. Wasserpflanzen“ von A. Reitz, „Iris“-Frankfm-t in Heft No. 14 der „Wochenschrift“ interessiert besonders die Bemerkung, daß die Vallisneria spiralis neuerdings am Rhein festgestellt wurde. Im „Triton“-Bericht vom 17. Juni in letztgenannter No. der „Wochenschrift“ wird berichtet, daß Herr Gehre wieder einen Teil der Be- wohner seiner Reptilienhäuser demonstrierte und unter anderen auch gesagt; Lacerta dugesii sowie Tarentola delalandi von den Kanarischen Inseln. Hierzu ist bei- zufügen, daß Lacerta dugesii auf den Kanarischen Inseln nicht vorkommt. Offenbar handelt es sich um junge Tiere von Lacerta galloti. In der gleichen No. erläßt der „Triton“-Berlin ein Preisausschreiben für ein — Lieder- buch für Aquarien- und Terrarienfreunde. Wir hatten einmal geträumt, daß aus den gegenwärtigen Aquarien- und Terrarien-V^ereinen im Laufe der Jahre sich Gesell- schaften für biologische Studien an Aquarien- u. Terrarien- tieren — der Name tut zunächst nicht viel zur Sache — herausbilden sollten, Gesellschaften, die allmählich gleich- berechtigt neben den ornithologischen und botanischen usw. Gesellschaften oder Vereinen dastehen und in ähn- licher Weise wie diese ihre Arbeit gestalten und gruppieren würden. Wir glaubten, daß in nicht zu fernen Jahren die Hauptarbeit der Vereine Biologie (im engeren Sinne), Zoogeographie (insonderheit für die heimische Tier- welt) und Systematik bilden würde und daß durch die „Volksschule“ der Aquarien- und Terrarien-Liebhaberei unserer Sache stets neue Truppen zugeführt werden könnten. Wir hatten geglaubt, allmählich könnte auch Anerkennung von wissenschaftlicher Seite errungen, unsere Tätigkeit ernst genommen werden und wir uns in biologischer Hinsicht, im engeren Sinn gedacht, zu einem zuverlässigen Gehilfen der Wissenschaft empor- arbeiten. Wir haben eben geträumt und uns in unserem Glauben getäuscht. Deutschlands größter Verein erläßt ein Preisausschreiben für ein — Liederbuch für Aquarien- und Terrarienfreunde. Die Dichter Deutschlands werden um Beiträge gebeten und damit diese Beiträge in großer Zahl eingehen, werden für die Lieder Preise wie 20 Mk., 10 Mk. und 5 Mk. ausgesetzt. — Das deutsche Volk der Dichter und Denker ist lebendig geworden. — Der „Zoo- logische Garten“ No. 6 enthält eine anziehende Schilde- rung von Herrn Dr. P. Krefft: „Herpetologische Reise- erlebnisse in Hinterindien“. „Natur und Haus“ No. 19. Uber Aquarienpflanzen und Pflanzenaquarien berichtet Herr Peter, Herr Dr. Werner über einen zoologischen Sammelausflug in die Umgebung von Konstantinopel und über die Reptilien- u. Amphibienfauna Jajjans bringt Herr J. Scherer - München eine längere Schilderung. Scherer beschreibt die japanischen Colub er -Arten, Coluher quadrivirgatus B. und Col. conspiciUatus B. und behauptet, daß die Lebensbedingungen der letzteren jenen der ersteren Art entsprechen. Dieses sollte wohl besser als Annahme stehen denn als Behauptung. Bezüglich der Clemmyden ist einzuschalten, daß auch im nördlicheren Westasien (Kleinasien und Transkaukasieu Clemmys caspica) diese Tiere verbreitet sind. Auch lebt Clemmys japonica nicht wie unsere Emys orhicularis, sondern ist weit mehr aquatil, eine gewandtere Schwimmerin. Einen Beweis ihrer vor- wiegend aquatilen Lebensweise bildet der Umstand, daß alte Stücke oft mit langen Algen bewachsen sind, die sie beim Schwimmen wie einen Mantel nachschleppen. Bana var. chinensis ist unbekannt, dürfte wohl heißen Rana esculenta var. japonica (richtiges Synonym nigro- maculata. Schluß des instruktiven Aufsatzes von Dr. med. Roth-Zürich „Beiträge zur Kenntnis der ektoparasitären Eischkrankheiten“. „Blätter“ No. 13. Herr J. Scherer- München bringt einen Aufsatz Lacerta var. lissana forma melissellensis B. und ihre Stammform Lacerta litoralis var. lissana W. Bei diesem Aufsatze fällt uns auf, daß Herr Scherer die Sache so hinstellt als sei er der erste, welcher die Zugehörigkeit der var. lissana Werner zu Lacerta fimnana Werner (= litoralis Werner) erkannt und publi- ziert habe. Allerdings betrachtete,, ihr Autor anfänglich diese fiumana -N artetÄt als eine Ubergangsform von L. muralis typ. zü Lacerta fiumana (Beiträge zur Kenntnis V ereins-N achrichten . 383 der Keptilieii und Amphibien von Islrien und Dalmatien, Wien 1891). hat aber seine Ansicht sehr bald schon ge- ändert. Auch wurde diese Eidechse bereits vor mehreren Jahren im Verein vorgezeigt und zwar unter Angabe ihrer wahren Verwandtschaftsverhältnisse. Es stammt also die richtige Ansicht über die fragliche Echse nicht, wie dies nach dem Wortlaut seines Artikels den Anschein hat, von Herrn Scherer, sondern war schon vorher bekannt und auch publiziert worden. Ganz das Gleiche gilt von der Theorie über die Zugehörigkeit der Lac. var. melis- sellensis zur fiumana. Auch hier muß dem Wortlaut des Artikels nach jeder Leser annehmen, daß Herr Scherer hier eine neue, eigene Ansicht publizierte. Die Idee stammt jedoch von unserem Herrn Müller unil es wurde ihrer auch bereits in unseren Vereinsberichten Erwähnung getan. Es kann also nicht davon gesprochen werden, daß diese Ansicht in der Literatur bisher unerwähnt ge- blieben sei. Daß Herr Müller seine Ansicht bisher noch nicht in einem wissenschaftlichen Blatte veröffentlichte, findet darin seinen Grund, daß er sich wohl bewußt ist, daß neben Tatsachen, die für seine Ansicht sprechen, auch solche sich finden, die die Annahme einer Zugehörigkeit der melissellensis zu L. serpa befürworten, und daß er bis jetzt noch zu keinem absolut sicheren Urteil gelangen konnte. So ist z. B. unser mit Herrn Müller befreundetes Ehrenmitglied Herr Dr. Franz Werner der Ansicht, daß Lac. melissellensis zu Lac. serpa zu stellen sei. Wir ver- weisen nochmals darauf, daß die zahlreichen Streitfragen, welche der Formenkreis der Lac. muralis in sich birgt, durchaus nicht so leichter Hand zu lösen sind, und daß sie selbst den tüchtigsten Herpetologen, die sich schon jahrelang mit der muralis-¥rage beschäftigen, ganz be- deutende Schwierigkeiten machen. Über Scherers Theorien betreffs der Ursachen des Melanismus der Eidechsen ver- schiedener Felseneilande haben wir bereits früher geurteilt. Was den Passus Lichtwirkung des hier meist tiefschwarzen Meeres (in dem Artikel steht infolge eines Druckfehlers „Moor“) anbelangt, so ist zu bemerken, daß die Behauptung, das 3Ieer bei Melissello sei tiefschwarz, nicht zutrifft. Das Meer hat hier genau die Farbe wie die übrige Adria, nämlich hellblau. Die beiden Abbildungen Moralts sind besser wie die meisten früheren. Schluß der prächtigen Schilderung „Eine Exkursion in Südchina“ von Dr. Paul Krefft. Der Schriftleiter der „Blätter“, Herr Dr. Bade, bringt für den Aquarienfreund einige neuerliche Einfüh- rungen an fremdländischen Fischen in Wort und Bild. — Im „Triton“-Bericht v. 3. Juli 1904 lesen wir folgenden Passus : „Unter der vorliegenden Literatur berührte sehr angenehm eine von Herrn E. Leonhard in der „Deutschen Fischerei- Korrespondenz“ veröffentlichte und völlig unparteiisch gehaltene Bezension usw.“ Die Form dieser Feststellung ist es, die uns zu nachstehenden Erörterungen veranlaßt. Was bezweckt der „Triton“ mit der Bedewendung völlig unparteiisch gehaltene Bezension? Das aus- drückliche Betonen der Ünparteilichkeit muß doch seinen Grund haben. Will der „Triton“ etwa den Autor dieser Kritik vor dem Vorwurf schützen, als habe er aus persön- lichen Gründen mehr gelobt, als er nach Pflicht und Ge- wissen hätte loben dürfen? Wir glauben kaum. Es bleibt also nur die Deutung, daß durch den ostentativen Zusatz der Worte „völlig unparteiisch“ die Autoren der- jenigen Kritiken, welche der II. Auflage des Zernecke- schen Leitfadens keine allgemeinen Lobeshymnen sangen, als „Parteiisch“ diskreditiert werden sollen. Ünd hierüber sehen wir, die wir auch zu diesen Frevlern ge- hören, uns genötigt, mit dem „Triton“ ein Wörtchen zu reden. Wenn jemand kritisiert, muß er sich natürlich auch eine Entgegnung gefallen lassen und sicher sind wir die letzten, die sich über eine solche aufregen würden. Nach unserer Ansicht kann durch den Widerstreit der Meinungen der Allgemeinheit nur Gewinn erwachsen. Aber sachlich und vor allem ehrlich muß die Kontro- verse gesichert werden, soll sie befruchtend wirken ; mit positiven Beweisen und nicht mit hinterlistigen Be- merkungen muß gekämpft werden! Unseres Wissens kommen nur 2 Kritiken in Betracht, auf welche die An- spielung des „Triton“ gemünzt sein kann. Unsere Beplik beschränkt sich nur auf unsere eigene Sache. Wir haben vieles im ,. neuen Zernecke“ einer scharfen Kritik unter- zogen. Das ist eine unbestreitbare Tatsache. Aber eine ebenso unbestreitbare Tatsache ist es, daß unsere Kritik keine einseitig negative war und daß wii' iibei-all da, wo wir tadelten, Punkt für Punkt unsere Ausstellungen an- führten und begründeten. Wenn also jemand der Ansicht war, unsere Ausstellungen seieti unberechtigte gewesen, war er jederseit in der Lage, unserer Kritik Punkt für Punkt entgegenzutreten. Diese Art der Erwiderung wäre nach unserer Meinung die richtige gewesen, sie allein hätte diejenigen Mitglieder des „Triton“, welche von ihrer Vereinsleitung eine positive Stellungnahme zu unserer Kritik erwarteten, befriedigen, sie allein dem neuen Zwecke nützen können. Und nun lesen wir statt einer sachlichen Entgegnung eine Verdächtigung der Gutgläubigkeit der Autoren der mehr negativen Kritiken. Das ist tief be- dauerlich. Und nun zu der Leonhardschen Kritik selbst. Vor allem ist zu bemerken, daß diese Kritik, die den „Triton“ so sehr angenehm berührte, eigentlich nur den Aquarienteil in Kürze bespricht, über den Terrarienteil aber mit folgenden Bedewendungen weggleitet: „Gleich ausführlich und geschickt wird sodann die Anlage, Be- setzung und Pflege des Terrariums beschrieben, und wenn ich davon absehe, näher auf den Inhalt auch dieses Teiles des wertvollen Buches einzugehen, so geschieht dies nur, um den Int eres sejiten zu eigenem Studium anzuregen.“ Was soll der Interessent denn aus diesen Worten entnehmen? Er will doch aus der Kritik sich über Inhalt und Wert eines Buches orientieren, ehe er es kauft, um nicht erst nach dem Kaufe zu merken, woran er ist. Aber auch die Besprechung des Aquarienteiles ist durchaus keine eingehende zu nennen. Wie hätte sonst dem Schriftleiter einer Fischereizeitung eine Verwechslung von Kotauge und Botfeder entgehen können? Indes machen wir Herrn Leonhard hier durch- aus keinen Vorwurf. Als Bedakteur hat er wöchentlich eine Anzahl von Neuerscheinungen zu besprechen und infolgedessen weder die Zeit zu einem ganz genauen Studium derselben, noch in seinem Blatte den Baum zu eingehenderer Bezension. Anders liegt aber der Fall bei den größeren Aquarien- und Terrarienvereinen. Von ihnen kann mit Kecht verlangt werden, daß sie sich aufs eingehendste mit der Prüfung einer einschlägigen Neuerscheinung befassen. VVer hat nun seine Aufgabe der Allgemeinheit gegenüber besser erfüllt; die „Isis“, die streng mit den Mängeln des Buches zu Gerichte ging, oder der „Triton“, der, statt durch eine sachliche Ent- gegnung für seine Besj>rechung und das Buch einzutreteu, sich darauf beschränkt, unter gleichzeitiger Verdächtigung der Autoren der ihn nicht sehr angenehm berührenden Kritiken, den Schlußsatz einer zwar lobenden, aber durch- aus oberflächlichen Bezension abzudrücken? Dieses zu beurteilen überlassen wir dem gesunden Menschenverstände und dem Bechtlichkeitssinn des Lesers. — Herr Müller wurde vom Verein „Wasserrose“-Dresden eingeladen, das Amt eines Preisrichters anläßlich der Ausstellung der „Wasserrose“ zu Dresden zu übernehmen. Zu unserem lebhaften Bedauern ist es Herrn Müller nicht möglich, der ehrenden Einladung nachzukommen. Demonstriert und ein- gehend besprochen werden durch Herrn Müller, vertreten in schönen und gesunden Stücken: Sternothaeriis niger (Westafrika), St. nigricans (Madagaskar), St. derbianus (Westafrika), St. sinuatus (Ostafrikaj und St. adansonii (Tsadsee), mit Ausnahme also von St. gabonensis sämt- liche bekannte Arten der Gattung SternotJiaerus. Eine weitere Gattung der Familie Pelomedusidae aber nur mit einer Art vertreten, bildet die Gattung Pelomednsa. Den bezüglichen Vertreter Pelomednsa galeata von Madagaskar konnte Herr Dankes in einem prächtigen Stücke demon- strieren. Die Stcrnotliaerus-Arten sind interessante und ausdauernde aquatile Schildkröten, die in einem 3 bis 4 fingerbreit hohen Wasserstande gehalten, bei einer Temperatur von 16 — 20 ®B. trefflich gedeihen. Einzelne Stücke erscheinen ab und zu auf dem Markt; in der obigen Artenzahl dürften sie wohl nur bei sehr wenigen Schildkrötenpflegern zu suchen sein. Weiter demonstrierte Herr Müller 2 Zamenis gemonensis var. caspius von Süd- ungarn, sowie einige Lacerta füfolensis, dieFilfola-Eidechse von der kleinen Felseninsel Filfola südlich von Malta. Mehr noch als der balearischen lilfordi dürfte der Filfola- Eidechse die Eigenschaft zukommen, eine der aller- schönsten unter den sogenannten „schwarzen“ und „blauen“ Mauereidechsen zu sein. Übrigens dürfte die Filfola- Echse mit ihrer Stammform, der Maltaechse, zweifellos zu 384 V ereins -N achrichten. deu serj5a-Foi-mea zu zählen sein. Filfola- und Maltaechsen wurden bisher lebend noch in keinem anderen Vereine vorgezeigt. — Herr Müller regt an, Importversuche mit Heptilien und Amphibien zu machen und fügt bei, er wolle die Sache in die Wege leiten. — Ein halberwachsener Steingreßling (Gobio uranoscopus), der bei der Bachauskehr erbeutet wurde, starb, ehe er in die Hände seines Inter- essenten (Herr Lankes) übergehen konnte. Seit ,J ahren fahnden wir erfolglos nach diesen wenig bekannten hei- mischen Fischen. „Triton“, V erein für Aquarien- und Terrarien-Kunde zu Berlin. (Eingetragener Verein.) Vereinslokal: Restaurant Ortler, Karlstraße 27. 10. ordentl. Sitzung am Freitag, den 4. November 1904. Herr Oberleutnant Hofmann-Olmütz wurde einstimmig als ordentl. Mitglied aufgenommen, während in der letzten Vorstandssitzung Herr Musiklehrer Grünberg-Berliu als außerordentl. Mitglied aufgenommen wurde. Her vom Kassenführer für den Monat Oktober erstattete Kassen- bericht läßt ein Guthaben von 3400,31 Mk erkennen. Hie Herren Brandt, Michow und Sprenger werden ge- wählt, um geeignete Mittel und Wege zu suchen, dem großen Publikum noch mehr als bisher unsere Liebhaberei vor Augen zu führen, besonders durch Aufstellung von Aquarien und Terrarien an geeigneten Orten. Lange Zeit nahm die Besprechung über die Einrichtung einer Zentrale für die Verwertung der von unseren Mitgliedern gezüchteten Fische in Anspruch. Zur weiteren Aus- gestaltung dieser Angelegenheit werden die Herren Brandt, Mazatis und Sprenger sowie Herr Lentz als Kassenführer gewählt. Hie genannten Herren werden außerdem be- auftragt, den Import von Aquarien- und Terrarientieren in die Wege zu leiten, zu welchem Zwecke ihnen Herr Hr. Schnee als Sachverständiger für Terrarientiere bei- gegeben wird. Herr Sprenger zeigte wiederum einige von seiten des Vereins angekaufte Fische vor: Rivulus elegans, Capoeta daviascena,*) Barbus vittatus, B. Udo, Tetragonopterus und gab die nötigen Erklärungen. Großes Interesse erregte ein von Herrn Reichelt vorgezeigter neu importierter Wels aus Südamerika, Doras costatus (ge- rippter Schilderwels).**) Herr Hr. Woltersdorff stiftet für die Bücherei zwei Schriften: 1) Triton Blasii d’Isle, ein Kreuzungsprodukt zwischen Triton marmoratus und IV. cristatus; 2) Über das Vorkommen des Tr. palmatus Sdtneid. bei Harburg, wofür wir ihm herzlich danken. Zur Versteigerung gelangen einige von Herrn Hr. Krefft gestiftete Wechselkröten sowie eine große Anzahl wert- voller Wasserpflanzen, während prachtvolle von Herrn Aulert gestiftete rote Posthornschnecken gratis verteilt werden. F. Gehre, I. Schriftf., Berlin N. 4, Invalidenstr. 23. ,, Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Dresden. Vereinslokal: Restaurant „Viktoriahaus“, Seestraße. Versammlung vom 19. November 1904. Aufgenommen wird Herr Arthur Lobe, Lehrer in Zeitz, Steinsgraben 16. Zur Mitgliedschaft meldet sich an Herr H. Volbrecht, Ingenieur, Hresden - Striesen, Behrischstr. 25/11 und Herr Karl Stansch, Lehrer in Braunschweig, Bültenweg 58 c. Herr Engmann legt sein Schriftführeramt nieder. — Unter der Ausbeute div. Sammelausflüge in die Umgebung Hresdens konnte unser Herr Thumm an der Hand des Büchelchens „Hie Schnecken und Muscheln Heutschlands“ von Alfred Leh- mann die folgenden Schneckenarten feststellen: Limnaea stagnalis Lehm. var. vidgaris Wstl., L. stagnalis Lehm, var. ärenaria Colb., L. auricularia Pf., L. ovata Dr. var. fontinalis Stud., L. palustris CI. Physa fontinalis Dr., Ph. acuta Dr. Planorbis corneus Pf., PI. contortus M., PI. Crista (L.) Wstl., var. cristatus Dr., PI. crista (L.) Wstl. var. spinidosus CI., PI. crista Wstl. var. nautileus Wstl., PI. carinatus M. var. dubius H., PI. carinatus Rossniäßleri Auerswald, PI. septemgyratiis L„ PI. cam- planatus Dr., PI. spirorbis M. Ancylus lacustris Pf. var. Moquinianus Bourgu. Paludina vivipara vera Frauen- feld, Pal. vivipara fasciata Küster, Pal. vivipara var. *) Ich warne vor der Speziesbezeichnuug „damascena“ . Her Fisch ist nicht als solcher bestimmt, sondern nur als Capoeta. Bade. **) Es handelt sich um Callichthys callichthys L. mit rotem Fuß, Bithynia tentaculata Stein. Sphaerium Draparnaldi, Sph. fragile CI. Pisidium obtusale Pf, Pis. ovatum CI. Has genannte Lehmannsche Werk stiftet Herr Thumm der Vereinsbücherei, wofür wir danken. „Natur u. Haus“ No. 4 bringt den ersten Teil unseres Aus- stellungsberichtes; in dem gleichen Heft, sowie in der „ Wochenschrift“ No. 32 ist der lehrreiche Aufsatz des Herrn Hr. W. Roth, Zürich: „Gegen die Gyrodactylus-Seuche“ zu finden. Her interessanten Anmerkung des Herrn Hr. Bade zu unserem Vereinsbericht vom 15. Okt. („Blätter“ No. 22) über Haplochilus latipes und Haplochilus species? wird Herr Thumm, der Verfasser des ursprünglichen Artikels („Wochenschrift“ No. 28) durch direkte Korrespondenz mit dem genannten Herrn näher treten. „Fischerei- Korrespondenz“ No. 11 bringt einen Artikel über giftige Fische und einen über den Zwergwels. — Bei Herrn Thumm haben diesjährige Prachtbarben, Barbus Udo, (August- Junge) Anfang November gelaicht, diesjährige Panzerwelse, Callichthys fasciatus (Mai -Junge) heute; ein neuer Beweis dafür, daß fast .alle Aquarienfische fort- pfianzungsfähig sind, sobald sie einigermaßen ausgebildet, also in der Regel bevor sie das erste Lebensjahr vollendet haben. Hies konnten wir durch eigene Beobachtung auch schon für Hiamantbarsche (Aponiotis obesus gloriosus) und Scheibenbarsche (Mesogonistius chaetodon) feststellen, von welchen man, ebenso wie von den Panzerwelsen, ge- wöhnlich annahm, daß sie erst im Alter von 2 — 4 Jahren laichfähig würden. — Anknüpfend an den Bericht der „Nymphaea alba“-Berlin vom 5. Juli d. J. über die Ge- fährlichkeit von Cyklops für Fischbrut und kleine Molch- arten berichten verschiedene Herren über schlimme Er- fahrungen bei Einbringen von größeren Mengen Cyklops. Bei Herrn Kummer setzten solche sogar einem halb- wüchsigen Scheibenbarsch derart zu, daß derselbe ohne das Einschreiten seines Pflegers wohl von ihnen über- wältigt worden wäre! Hie Prachtbarbe soll von Cyklops nicht angegriffen werden; der Grund hierfür dürfte wohl in ihrem starken Schuppenkleide zu suchen sein. Herr Fließbach glaubt die Beobachtung gemacht zu haben, daß frisch gefangene Cyklops weniger „blutdürstig“ sind, als solche, welche schon einige Zeit in der Gefangenschaft mit rohem Fleisch gefüttert wurden. Biese Erscheinung ließe sich auch dadurch erklären, daß das Warmblüter- fleisch ihnen nicht zusagte, der Hunger also sie ver- wegener machte, als ihre frischgefangenen Artgenossen, welche in der Freiheit die ihnen zusagende Nahrung in reichlicher Menge gefunden hatten. In dem Berichte des Karlsruher Vereins vom 8. November („Wochenschrift“ No. 33) interessiert eine Bemerkung über Befruchtung tierischer Eier durch chemische und mechanische Reize. Her Schriftführer wird beauftragt, sich in dieser An- gelegenheit mit dem Referenten Herrn Spitz jr. in Ver- bindung zu setzen. — Bei der Riesenschnecke (Ampidlaria gigas) soll das Männchen an einer blauschwärzlichen Färbung auf der Mitte des Fußes zu erkennen sein. Einige Herren berichten, daß bei ihnen rote Posthorn- schnecken normal braunschwarz gefärbte Nachzucht er- gaben. Als Gegenstück teilt Herr Liebscher mit, daß dieselbe bei einem seiner Bekannten in Leipzig durchweg wieder rot ausgefallen sei. Herr Thumm bemerkt dazu, daß nach von ihm angestellten Versuchen die Farbe auch von Temperatur, Futter usw. abhängig zu sein scheine, und berichtet des weiteren eingehend über seine Beob- achtungen an Eiern der Posthornschnecke u. a., daß er mit Hife einer Lupe die winzigen Tierchen vor dem Aus- schlüpfen in der Eihülle herumkriechen sah. Seine be- reits in der letzten Saison angestellten Kreuzungsversuche zwischen verschiedenen Zahnkarpfenarten, beabsichtigt Herr Th. im nächsten Jahre intensiv weiter zu betreiben, bezw. auszudehnen; da ihm selbst aber dazu nicht ge- nügend Platz zur Verfügung steht, regt er an, daß andere Vereinsmitglieder ihn bei deu vorzunehmenden Versuchen unterstützen, zu welchen er die Tiere und Schemata für Aufzeichnungen liefert.*) Her Unterfertigte zeigt eine Kolonie Süßwasserschwämme vor, welche sich im Aqua- rium an zur Zeit kümmerlich vegetierender Ambulia heterophylla angesiedelt hat. W. Schaeffer, II. Schriftf., Uhlandstr. 38/1. *) Vielleicht gibt mir Herr Thumm dieses Schema zur Veröffentlichung. Bade. Für die Redaktion verantwortlick : Dr. E.Bade, Berlin 0. 17, Stralauer Allee 26; für den Anzeigenteil : Creutz’sohe Verlagsbuch- handlung in Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. — Druck von A. Hopf er in Burg b. M. W\\in liVi(i»^i wIBp